1307. An Nanda Keßler 1307. An Nanda Keßler Mechtshausen 23. Aug. 1901. Meine liebe Nanda! Ich dank dir für den freundlichen Brief mit den Photographien dabei, woran ich mit Vergnügen erkenne, daß die Nelly hübsch wohl und munter ist, trotz dem "lamentabelen" Brief wegen der Buchgeschichte. Dergleichen kleine Ungewitterchen pflegen schnell vorüber zu ziehn. Ja! Nicht mal sein eigenes Haus soll man anstecken dürfen, sintemalen das Andern bedenklich scheint. Also der Aufenthalt im Schweizerland ist dir und dem Hudi sehr gut bekommen. Das freut mich zu hören. Wir allhier begnügten uns schlechtweg mit dem Sommer der engern Heimath. Leider, wenn ich morgens um sieben mein Fenster öffne, seh ich bereits den Berg von dichtem Nebel umhüllt, ein Vorzeichen des nahenden Herbstes. Und bald hinter ihm her kommt der Winter und verpackt uns in Schnee. Bislang hatten wir Besuche in ununterbrochener Folge. Erst die Verdener. Dann Bruder Hermann und Tochter nebst deren juristischem Bräutigam. Drauf die Schweriner. Jetzt die beiden Mädercher aus Westfalen, von denen die jüngste, die Grete, sich mit einem Philologen verloben thät. Nachdem ich selbst auf acht Tage in Münster gewesen, denk ich demnächst auf ebensolange nach Verden zu gehn. Was mir dann später einfällt, das weiß ich noch nicht. Du fragst nach Maeterlink. Abgesehn von der Belästigung, die du durch sein Büchlein in Frankfurt damals gehabt hast, kommt mir das doppelsinnige Gered und die Stimmung nicht übel vor, so daß ich wohl noch mehr von ihm lesen werde. Leb wohl, liebe Nanda! Bleib heiter und gesund. Sei sammt deinen Kindern recht herzlich gegrüßt, und, bitte, grüß auch Hugo und Harry und, falls du einen Brief auf den Rigi schickst, die Mama und die Letty, von deinem alten Onkel Wilhelm.