1162. Die klugen Bürger von Soltau. (S. Firmenich a.a.O. S. 208.) Vor mehr als 300 Jahren (1519) lebte einer der vormaligen Herzöge, Heinrich von Lüneburg genannt, in Unfriede mit dem Herzoge Erich von Braunschweig. Dieser Erich fiel mit seinen Leuten ins Lüneburgische ein und brannte und sengte alles weg, wo er hinkam. Zuletzt kam er auch nach Uelzen und wollte von da über Soltau ins Stift Verden hinein, da der Bischof daselbst ein Freund von ihm war und Heinrich von Lüneburg höllisch mit seinen Leuten hinter ihm hergebraust kam. Die Leute in Soltau waren aber in großer Angst, als sie den grausamen Herzog Erich herankommen und nach Uelzen zu den Rauch von brennenden Dörfern sahen, sie dachten nämlich, es werde ihrer Stadt ebenso ergehen, wenn der Herzog mit seinem Heere käme, und sie könnten ihn doch nicht abhalten. Nun waren aber einige wackere Soltauer Bürger da, welche nicht so traurige Gedanken hegten und blos durch List den ganzen Haufen der Braunschweiger abhalten wollten. Sie nahmen also einen großen Laken, banden ihn an eine lange Stange, dazu drei Musketen, die einzigen im ganzen Orte, und einen großen Kessel und machten sich damit frühmorgens auf den Weg nach Uelzen, wo der Harbersche Sandberg sich durch die Heide hinzieht. Auf diesen Berg stellten sie sich und warteten auf die Braunschweiger, deren erste Leute sie auch bald gewahr wurden. Dann ließen sie ihren großen Laken im Winde wehen und schossen mit den Musketen in einem fort auf sie und machten dabei mit ihrem Kessel einen schrecklichen Lärm. Die Braunschweiger aber erschracken und meinten, als sie die große Fahne sahen und den Lärm hörten, daß das ganze Lüneburger Heer hinter dem Berge wäre und gegen sie heranziehe. Sie kehrten also eilig um und das ganze Heer nahm einen Umweg ums Moor über Hötzingen nach dem Verdenschen zu. Auf diese Weise gewann aber Herzog Heinrich Zeit mit seinen Lüneburgern heranzukommen und die Braunschweiger beim Wieh, zwei Stunden von Soltau, ganz nahe an der Stiftsgrenze zu überfallen und zusammenzuhauen, so daß ihr ganzes Heer zu Grunde ging und sich zerstreute, dabei aber ward Herzog Erich gefangen genommen und nach Soltau gebracht. So waren die klugen und tapfern Soltauer nicht allein Ursache, daß ihre Stadt gerettet ward, sondern auch daß Herzog Heinrich die Braunschweiger erwischte und schlug, ehe sie ins Verdensche kamen, wo sie sicher gewesen wären, weil Heinrich das fremde Gebiet nicht betreten durfte.