Der Becher Einen wohlgeschnitzten vollen Becher Hielt ich drückend in den beiden Händen, Sog begierig süßen Wein vom Rande, Gram und Sorg auf einmal zu vertrinken. Amor trat herein und fand mich sitzen, Und er lächelte bescheiden-weise, Als den Unverständigen bedauernd. »Freund, ich kenn ein schöneres Gefäße, Wert, die ganze Seele drein zu senken; Was gelobst du, wenn ich dir es gönne, Es mit anderm Nektar dir erfülle?« O wie freundlich hat er Wort gehalten! Da er, Lida, dich mit sanfter Neigung Mir, dem lange Sehnenden, geeignet. Wenn ich deinen lieben Leib umfasse Und von deinen einzig treuen Lippen Langbewahrter Liebe Balsam koste, Selig sprech ich dann zu meinem Geiste: Nein, ein solch Gefäß hat außer Amorn Nie ein Gott gebildet noch besessen! Solche Formen treibet nie Vulcanus Mit den sinnbegabten, feinen Hämmern! Auf belaubten Hügeln mag Lyäus Durch die ältsten, klügsten seiner Faunen Ausgesuchte Trauben keltern lassen, Selbst geheimnisvoller Gärung vorstehn: Solchen Trank verschafft ihm keine Sorgfalt!