46/254. An Friedrich Siegmund Voigt Ew. Wohlgeboren übersende hiebey eine Anzahl fremder Sämereyen mit dem Wunsch daß sich darunter etwas Neues und Bedeutendes finden möge; die wissenschaftlichen Namen werden freylich erst künftig aufzuklären seyn. Mich hat besonders die Kernschaale mit einem Dorn in Verwundrung gesetzt. Seltsam genug, daß in der Pflanzenwelt alle Formen unter allen Bedingungen zum Vorschein kommen; darin besteht ja aber auch die Qual der wörtlichen Beschreibung und näheren Bestimmung. Ich habe diese Sämereyen von Frau v. Pogwisch nur unter der Bedingung erhalten, daß sie sich die Hälfte der davon gewonnenen Pflanzen vorbehielt; wie dieses zu leisten sey, wird die Folge zeigen. Sie werden die Güte haben, auch in diesem Sinne auf die Pflege beykommender Samen Ihre Aufmerksamkeit zu richten. Die autorisirte Quittung erhalten Dieselben gleich bey'm Eintritt des nächsten Vierteljahres. Nach dem Tode des Rentamtmanns möchte ich nicht gern die alte Kasse noch verschreiben. Wie mir denn durchaus angenehm und belehrend bleiben wird Sie diesen Sommer öfters bey mir zu sehen. Mit den besten Wünschen und Empfehlungen Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener Weimar den 21. März 1830. J. W. v. Goethe.