27/7490. An Wilhelm Grimm [29. August 1816.] Ew. Wohlgeboren gehaltreiches Schreiben ward mir nach Tennstedt gesendet, einem Thüringischen Badeort, wo ich mich, nach aufgegebner Hoffnung einer weiteren Reise, seit vier Wochen aufhalte. Die Bücher sind in Weimar zurückgeblieben. Meine Absicht war: nach meiner Rückkehr die Wercke sogleich, durch Ihren Brief geleitet, näher zu betrachten, und mit Ihnen überein zu kommen was vielleicht zu Förderung Ihrer löblichen Zwecke auch von meiner Seite geschehen könnte. Nun aber findet sich eine Veranlassung früher zu schreiben und mich mit Ihnen, ohne Aufenthalt, in Bezug zu setzen. Beykommendes Heft giebt hierüber näheren Aufschluß. Soweit aussehend und beynahe unausführbar der Vorschlag auch scheinen möchte; so kann und darf er doch nicht ohne Wirkung bleiben. Möchten Sie mir daher, über das Ganze sowohl, als besonders über den vierzehnten Punckt Ihre Gedanken eröffnen. Dieser scheint mir weitere Ausdehnung und nähere Bestimmung zu fordern, welches Sie am besten übersehen und beurtheilen werden, da Sie hier ganz zu Hause sind. Zugleich werden Sie gefällig überlegen unter welchen Hoffnungen und Aussichten Sie geneigt seyn könnten mit einzuwircken. Mir scheint es räthlich guten Willen zu zeigen: denn Ihre eigensten Absichten können durch eine solche Anregung nur gefördert werden. Mögen Sie mir einen mittheilbaren Aufsatz hierüber senden; so kann ich ihn alsbald an die Hauptbehörde bringen. Das Manuscript erbitte wir baldigst, unter meiner Addresse, nach Weimar zurück, da ich nur noch kurze Zeit hier bleibe. Leben Sie recht wohl und bleiben mit den Ihrigen meiner Theilnahme gewiß. Tennstedt d. 23. Aug. 1816. Goethe. Noch füge hinzu daß Sie nach Belieben eine Abschrift nehmen könnten, nur bliebe Sie vorerst in Ihrem engsten Kreise. Auch würden Sie mich sehr verbinden wenn Sie mir diejenigen Männer nennten auf die man in dieser Angelegenheit am sichersten zählen dürfte. Anderes fernerer Mittheilung vorbehaltend. G.