10/3047.
An Karl Theodor von Dalberg
Hochwürdigster, Gnädigster Herr!
Inliegendes sollte schon einen Posttag früher abgehen. Es langt nun zugleich mit der Abschrift meines
Versuchs
und Ihrer fürtrefflichen
Anmerkungen
ein. Ich habe beym abermaligen Durchlesen, indem ich die Copie corrigirte, neue Freude und neuen Nutzen gehabt.
Den Inhalt dieser
Anmerkungen
sondere ich in
drey
verschiedene Klassen. Die
erste
enthält Berichtigungen, Erläuterungen, Erweiterungen meines Versuchs, und diese werde, mit Erlaubniß, bey künftiger Bearbeitung in meinen Text aufnehmen. Die
zweyte
enthält Vorstellungs- und Erklärungsarten, welche zwar nicht die meinigen sind, jedoch neben den meinigen gar gut bestehen können. Diese auszuziehen und in Zusammenhang aufzustellen, wird mir ein angenehmes Geschäft seyn. Die
dritte
Klasse enthält gleichfalls Vorstellungs- und Erklärungs-Arten, welche aber neben den meinigen nicht bestehen können oder welchen die meinigen
weichen müssen
, wenn ich bey näherer Untersuchung jene für richtig erkennen sollte.
Sie erlauben mir, gnädiger Herr, daß ich dagegen meine Exceptionen gelegentlich vortrage.
Mich und das meinige zur Gnade empfehlend
Ew. Erzbischöfl. Gnaden
unterthäniger
Goethe.
Weimar, d. 19. März 1794.