35/85. An Joseph Sebastian Grüner Gegenwärtiges begleitet, mein Werthester, das unter'm 26. angekündigte Kästchen, mineralogische Schriften mit einigen, wie ich hoffe, nicht unwillkommenen Zugaben. Da die Briefe hin und her, wie ich zu bemerken gehabt, manchmal in ungleicher Zeit, aber doch sicher gehen, so lassen Sie uns in unsern Communicationen fortfahren. Deshalb vermelde sogleich, daß die mitgetheilten Zusätze zu jenem Egerischen Sittengemälde ganz vorzüglich bedeutend und schätzenswerth sind. Ich habe über diese Angelegenheit nachgedacht, und glaube ihr schon das Vorzügliche abgewonnen zu haben. Versäumen Sie auch das Geringste nicht, denn bey Character-Darstellungen sind gerade die kleinsten Züge oft die bedeutensten. Bleiben Sie ja an der Arbeit, haben immer unsern edlen Baldin im Sinne und tractiren das zu Liefernde als wohlgereihte und wohl rubricirte Collectaneen. Erhalten Sie mir ein freundliches Andenken und empfehlen mich, so oft es Gelegenheit giebt, des Herrn Grafen Auersperg Excellenz. Mein Schreiben an denselben unter'm 26. dieses drückt meine aufrichtigsten Gesinnungen aus. Möge dieser treffliche Herr, dessen nähere Bekanntschaft, ja Freundschaft ich Ihnen auch so gern verdanke, zu Hause oder wo ihn das Schicksal hinruft, immer ein seinem Character gemäßes Glück finden. treulichst Jena den 30. September 1821. Goethe.