46/196. An den Großherzog Carl Friedrich Unterthänigster Vortrag. Ew. Königlichen Hoheit gnädigste Veranlassung hat mich abermals über eine Charaktermaske zum Nachdenken aufgefordert. Wie es aber zu geschehen pflegt daß man von einer vorgefaßten Idee, insofern man sie anwendbar gefunden, nicht leicht abgehen wird, so konnte ich auch von dem schon vorgeschlagenen König von Ungarn nicht loskommen. Deshalb besprach ich mich mit Ober-Baudirector Coudray, welcher, insofern Ew. Königliche Hoheit dem Gedanken Beyfall geben, eine sehr stattliche und nach Belieben kostbare Kleidung vorlegen könnte. Und sollten auch Höchstdieselben ein anderes Kostüm wünschen, so würde dieser, mit Geschmack und Kenntniß begabte Diener abwechselnde Vorschläge darzulegen im Stande seyn. Was mich betrifft, so sehe, im gegenwärtigen Falle: wie ich, leider, von dem heitern Felde personificirter Fictionen abgekommen bin, worin ich, wie bey jeder andern gefälligen Aufforderung, gar zu gerne bewiesen hätte daß es mir zur hohen und innigen Freude gereicht mich lebenswierig unterzeichnen zu dürfen Ew. Königlichen Hoheit unterthänigst treu gehorsamster Weimar den 11. Januar 1830. J. W. v. Goethe.