19/5306 a . An Johann Isaak Gerning Weimar den 6. Januar 1807. Sie haben, mein Werthester, zu rechter Zeit an unsre Speisekammer gedacht, welche freylich in diesen Tagen manches gelitten haben. Ihre selbstgewachsenen und selbstgedörrten Früchte geben unsrem häuslichen Tisch ganz unerwarteten Reiz und contrastiren durch ihre Süßigkeit mit manchem andern das wir nur durch die Säure aufzubewahren wissen. Sehr schön wär es, wenn wir in der guten Jahrszeit einmal den Bäumen und dem Besitzer persönlich danken könnten. Von den manchen Übeln erhohlen wir uns durch die bekannten Liebhabereyen. Könnten wir denn nicht auch einmal deshalb einen Tauschhandel anlegen? Die besten Dinge, die man zu lange hat, verlieren endlich für unser Gefühl ihren Werth und man sehnt sich zu etwas Neuem. Schicken Sie mir doch einmal so ein Verzeichniß von dem, was Sie allenfalls weggeben. Ich sende Ihnen ein ähnliches dagegen. Die neuen Politica sind noch so sehr im Werden, daß man sie gar noch nicht einmal politisch nennen kann. Indessen ist es wohl billig, daß wir unsre Augen nunmehr nach Frankfurt wenden, wobey denn gelegentlich wohl eines Freundes zu denken ist. Leben Sie recht wohl und geben Sie manchmal ein Lebenszeichen. Goethe.