9/2709. An das Geheime Consilium Gehorsamstes Promemoria. Herr Friedrich Schiller, welchem Serenissimus vor einigen Jahren den Titel als Rath ertheilt, der sich seit einiger Zeit theils in der Nachbarschaft aufgehalten, hat sich durch seine Schriften einen Nahmen erworben, besonders neuerdings durch eine Geschichte des Abfalls der Niederlande von der Spanische Regierung Hoffnung gegeben, daß er das historische Fach mit Glück bearbeiten werde. Da er ganz und gar ohne Amt und Bestimmung ist; so gerieth man auf den Gedancken: ob man selbigen nicht in Jena fixiren könne, um durch ihn der Akademie neue Vortheile zu verschaffen. Er wird von Personen die ihn kennen auch von Seiten des Charackters und der Lebensart vortheilhaft geschildert, sein Betragen ist ernsthaft und gefällig und man kann glauben daß er auf junge Leute guten Einfluß haben werde. In diesen Rücksichten hat man ihn sondirt und er hat seine Erklärung dahin gegeben: daß er eine auserordentliche Professur auf der Jenaischen Akademie anzunehmen sich wohl entschließen könne, wenn auch selbige vorerst ihm ohne Gehalt konferirt werden sollte. Er würde suchen sich in der Geschichte fest zu setzen und in diesem Fache der Akademie Sachen nützlich zu seyn. Endesunterzeichneter hat hierauf, da es in Gotha Gelegenheit gab von Akademischen Sachen zu besprechen, sowohl Serenissimo nostro et Gothano als auch Herrn Geh. Rath v. Franckenberg die Eröffnung gethan und der Gedancke ist durchgängig gebilligt worden, besonders da diese Acquisition ohne Aufwand zu machen ist. Serenissimus noster haben darauf an Endesunterzeichneten befohlen die Sache an dero geheimes Consilium zu bringen, welches er hiermit befolget und zugleich diese Angelegenheit zu gefälliger Beurtheilung und Beschleunigung empfiehlt, damit mehrgedachter Rath Schiller noch vor Ostern seine Anstalten und Einrichtung machen und sich als Magister qualificiren könne. W. d. 9. Dec. 88. J. W. v. Goethe.