1823, 1. December. Mit Johann Peter Eckermann und Karl Friedrich Zelter Heute ward ich bei Goethe zu Tische geladen. Ich fand Zelter bei ihm sitzen, als ich hereintrat. Sie kamen mir einige Schritte entgegen und gaben mir die Hände. »Hier,« sagte Goethe, »haben wir meinen Freund Zelter. Sie machen an ihm eine gute Bekanntschaft; ich werde Sie bald einmal nach Berlin schicken, da sollen Sie denn von ihm auf das beste gepflegt werden.« – »In Berlin mag es gut sein,« sagte ich. »Ja,« sagte Zelter lachend, »es läßt sich darin viel lernen und verlernen.« Wir setzten uns und führten allerlei Gespräche. Ich fragte nach Schubarth. »Er besucht mich wenigstens alle acht Tage,« sagte Zelter. »Er hat sich verheirathet, ist aber ohne Anstellung, weil er es in Berlin mit den Philologen verdorben.« Zelter fragte mich darauf, ob ich Immermann kenne. »Seinen Namen,« sagte ich, »habe ich bereits sehr oft nennen hören, doch von seinen Schriften kenne ich bis jetzt nichts.« »Ich habe seine Bekanntschaft zu Münster gemacht,« sagte Zelter; »es ist ein sehr hoffnungsvoller junger Mann, und es wäre ihm zu wünschen, daß seine Anstellung ihm für seine Kunst mehr Zeit ließe.« Goethe lobte gleichfalls sein Talent. »Wir wollen sehen,« sagte er, »wie er sich entwickelt; ob er sich bequemen mag, seinen Geschmack zu reinigen und hinsichtlich der Form die anerkannt besten Muster zur Richtschnur zu nehmen. Sein originelles Streben hat zwar sein Gutes, allein es führt gar zu leicht in die Irre.« Der kleine Walter kam gesprungen und machte sich an Zelter und seinen Großpapa mit vielen Fragen. »Wenn du kommst, unruhiger Geist,« sagte Goethe, »so verdirbst du gleich jedes Gespräch.« Übrigens liebte er den Knaben und war unermüdet, ihm alles zu Willen zu thun.