1823, 31. December. Mit Friedrich Soret Bei Goethe zu Tische, in mancherlei Gesprächen. Er zeigte mir ein Portefeuille mit Handzeichnungen, unter denen besonders die Anfänge von Heinrich Füeßli merkwürdig. Wir sprachen sodann über religiöse Dinge und den Mißbrauch des göttlichen Namens. »Die Leute traktiren ihn,« sagte Goethe, »als wäre das unbegreifliche, gar nicht auszudenkende höchste Wesen nicht viel mehr als ihresgleichen. Sie würden sonst nicht sagen: der Herr Gott, der liebe Gott, der gute Gott. Er wird ihnen, besonders den Geistlichen, die ihn täglich im Munde führen, zu einer Phrase, zu einem bloßen Namen, wobei sie sich auch gar nichts denken. Wären sie aber durchdrungen von seiner Größe, sie würden verstummen und ihn vor Verehrung nicht nennen mögen.«