1831, 14. März. Mit Johann Peter Eckermann Mit Goethe zu Tische, mit dem ich mancherlei berede. Ich muß ihm von der ›Stummen von Portici‹ [Dichtung von Scribe, Musik von Auber] erzählen, die vorgestern gegeben worden, und es kommt zur Sprache, daß darin eigentlich gegründete Motive zu einer Revolution gar nicht zur Anschauung gebracht worden, welches jedoch den Leuten gefalle, indem nun jeder in die leergelassene Stelle das hineintrage, was ihm selber in seiner Stadt und seinem Lande nicht behagen mag. »Die ganze Oper,« sagte Goethe, »ist im Grunde eine Satire auf das Volk; denn wenn es den Liebeshandel eines Fischermädchens zur öffentlichen Angelegenheit macht und den Fürsten einen Tyrannen nennt, weil er eine Fürstin heirathet, so erscheint es doch wohl so absurd und so lächerlich wie möglich.« Zum Nachtische zeigte Goethe mir Zeichnungen nach Berliner Redensarten, worunter die heitersten Dinge vorkommen, und woran die Mäßigkeit des Künstlers gelobt wurde, der an die Carricatur nur heran-, aber nicht wirklich hineingegangen.