Liebes Kind, wenn ich bei mir bedenke Auf den Tod des kleinen Friedrich Ludwig Zarlang, Sohn des Berliner Bürgermeisters Z. (1660) 1. Liebes Kind, wenn ich bei mir Deines schönen Leibes Zier Und der Seelen Schmuck bedenke, Weiß es Gott, wie ich mich kränke. 2. Kein Smaragd mag je so schön In dem feinen Golde stehn, Keine Rose mag im Lenzen Dir gleich, schöne Blume, glänzen. 3. Dein Gebärde, dein Gesicht Und der beiden Augen Licht War in Tugend ganz verhüllet Und mit guter Zucht erfüllet. 4. Deine Liebe, deine Gunst Ging und hing nach lauter Kunst; Viel zu lernen, viel zu wissen, War dein edler Geist geflissen. 5. Auch war hier ein guter Grund, Da das ganze Werk auf stund, Nämlich Gott und sein Wort hören Und die heilge Bibel ehren. 6. Wollte, wollte Gott, daß nur Deines Lebens schwache Schnur Etwas noch hier auf der Erden Hätten müssen länger werden. 7. O wie manche große Freud, O wie manch Ergötzlichkeit Würden wir von deinen Gaben Noch zuletzt genossen haben. 8. Nun, mich jammerts; aber du, Liebes Kind, schweigst still dazu, Wohnst in Gottes Stadt und Mauern Kehrst dich nicht an unser Trauern. 9. Deines Wesens hoher Stand Ist auch nun also bewandt, Daß, wers gut will mit dir meinen, Dich nicht dürfe mehr beweinen. 10. Du bist ungleich besser dran, Als die Welt hier sinnen kann; Du hast mehr als wir dir gönnen, Mehr auch, als wir wünschen können. 11. Es ist an dir ganz und gar, Was hier unvollkommen war; Was du hier hast angefangen, Hast du dort vollauf empfangen. 12. Deine Seel hat Gottes Reich, Und du bist den Engeln gleich: Alle Himmel hörst du singen Und du gehst in vollen Springen. 13. Nun so lebe, wie du lebest! Schweb in Freuden, wie du schwebest! Balde, balde wirds geschehen, Daß du uns, wir dich dort sehen.