O Herrscher in dem Himmelszelt »Buß- und Betgesang bei unzeitiger Nässe und betrübtem Gewitter« 1. O Herrscher in dem Himmelszelt, Was ist es doch, das unser Feld Und was es uns hervorgebracht, So ungestalt und traurig macht? 2. Nichts anders, traun, als daß die Schar Der Menschen sich so ganz und gar Bis in den tiefsten Grund verkehrt Und täglich ihre Schuld vermehrt. 3. Die, so, als Gottes Eigentum, Stets preisen sollten Gottes Ruhm Und lieben seines Wortes Kraft, Sind gleich der blinden Heidenschaft. 4. Drum wird uns auch der Himmel blind, Des Firmamentes Glanz verschwind't, Wir warten, wann der Tag anbricht, Aufs Tageslicht und kommt doch nicht. 5. Man zankt noch immer fort und fort, Es bleibet Krieg an allem Ort, In allen Winkeln Haß und Neid, In allen Ständen Streitigkeit. 6. Drum strecken auch all Element Hier wider uns aus ihre Händ, Angst kommt uns aus der Tief und See Angst kommt uns aus der Luft und Höh. 7. Es ist ein hochbetrübte Zeit; Man plagt und jagt die armen Leut, Eh als es Zeit, zur Grube zu Und gönnet ihnen keine Ruh. 8. Drum trauert auch der Freudenquell, Die Sonn, und scheint uns nicht so hell; Die Wolken gießen allzumal Die Tränen ohne Maß und Zahl. 9. Ach, wein auch du, o Menschenkind, Und traure über deine Sünd; Halt doch von deinen Lastern ein Und mache dich durch Buße rein. 10. Fall auf die Knie, fall in die Arm Des Herrn, daß sich sein Herz erbarm Und der so wohl verdienten Rach In Gnaden bald ein Ende mach! 11. Er ist ja fromm und bleibet fromm, Begehrt nichts mehr, als daß man komm Und mit geneigter Furcht und Scheu Ihn bitt um Gnad und Vatertreu. 12. Ach Vater, Vater, höre doch Und lös uns aus dem Sündenjoch Und zeuch uns aus der Welt herfür Und kehr uns selbsten du zu dir! 13. Erweiche unsern harten Mut Und mach uns Böse fromm und gut; Wen du bekehrst, der wird bekehrt, Und wer dich hört, der wird erhört. 14. Laß deine Augen freundlich sein Und nimm mit gnädgen Ohren ein Das Angstgeschrei, das von der Erd Aus unserm Herzen zu dir fährt. 15. Reiß weg das schwarze Zorngewand, Erquicke uns und unser Land Und der so schönen Früchte Kranz Mit süßem, warmem Sonnenglanz. 16. Verleih uns bis in unsern Tod Alltäglich unser liebes Brot Und dermaleinst nach dieser Zeit Das süße Brot der Ewigkeit!