Der Freischütz . Von Friedrich Kind. Zweite Auflage . Leipzig, bei Georg Joachim Göschen, 1822 . Der Freyschütz. Oper in drei Aufzügen. In Musik gesetzt
 von Carl Maria von Weber.
 Personen. Ottokar, böhmischer Fürst. Cuno, fürstlicher Erbförster. Agathe, seine Tochter. Annchen, eine junge Verwandte. Caspar, erster Jägerpursch. Max, zweiter Samiel, der schwarze Jäger. Ein Eremit. Kilian, ein reicher Bauer. Brautjungfern. Jäger und Gefolge. Landleute und Musikanten. Erscheinungen. (Die Zeit: Kurz nach Beendigung des dreißig jährigen Krieges.)
 Erster Aufzug .
 Erster Auftritt .
 Waldgegend mit einer Eremiten-Wohnung. Neben dieser ein Altar von Rasen. Hinter ihm ein Krenz oder Heiligenbild, ganz von weißen Rosen umblüht.
 vor dem Altar knieend.
 Allerbarmer! Herr dort oben!
 Dir, den Sonn’ und Sterne loben,
 Sey auch in der Einsamkeit
 Deines Knechtes Herz geweiht!
 Er faltet die Hände und stützt betend sein Gesicht auf den Altar. Pause, von Musik ausgefüllt. Dann richtet er sich, wie aus einer Entzückung, erschrocken in die Höhe.
 Welch ein Gesicht! –
 O Herr der Welt, gestatt’ es nicht! –
 Ich sah – noch jetzt ergreift mich Schauern –
 Ich sah den Feind im Dunkeln lauern,
 Mit tückisch-freud’gem Angesicht.
 Er streckte – ha! wie mir das Herz noch graust! –
 Er streckte seine Riesenfaust
 Nach einem unbefleckten Lamm.
 Agathe war’s! – Nach ihrem Bräutigam
 Lauscht’ er mit gier’gen, wilden Blicken,
 Als woll’ er seinen Fuß umstricken;
 Im düstern Antlitz Spott und Hohn,
 Erfaßt’ er seine Rechte schon – –
 Mit brünstiger Andacht.
 Herr! vernimm des Greises Flehen!
 Laß den Frevel nicht geschehen!
 Schirm’, o Herr, der ewig wacht,
 Vor des Bösen Trug und Macht!
 Er steht auf und geht einige Schritte vorwärts.
 Was war das? Ist mir doch, als wär ich begraben gewesen und nun zurückgegeben dem Lichte! Ich lebe einfach und mein Lager ist hart; kalt schleicht das Blut in den Adern des Greises – dann kommen Gesichte von Gott! – All’ ihr Heiligen! seit drei Tagen sah ich Agathen nicht, und schon zeichnet das Glöckchen der Clause sich auf jenen Büschen ab und verkündet das Herannahen des Abends. – Dort – täuschen mich nicht die Augen – ja, sie ists!
 Zweiter Auftritt 
. Der Eremit . Agathe mit einem Milchkruge, Annchen trägt ihr ein Körbchen nach und giebt es ihr beim Auftreten.
 zu Annchen . Hab’ Dank! Annchen ab.
 Sey mir gesegnet, meine Tochter! Du bliebst lange aus – 
 Ihr seyd doch wohl, ehrwürdiger Vater? Ich wär schon gestern oder vorgestern gekommen; aber dieses Obst, das ich für euch aufbewahrt hatte, wollte nicht früher reifen. Da nehmt es, und dieß Brot und dieß Krüglein Milch. Andere Labung darf ich Euch ja nicht bringen.
 Die Früchte sind auserlesen. Du sorgst für mich, wie eine Tochter.
 Ich liebe Euch auch nach meinem Vater am meisten.
 Wär’ das wahr, was würde dein Max dazu sagen?
 Ei – das ist etwas Andres – ich sprach von kindlicher Liebe. Ihr scherzt mit mir; Ihr seyd ungewöhnlich heiter .
 vor sich. Wie sehr irrt sie! – Laut. Dein Max ist doch wohl? 
 Vollkommen – nur daß ihm vor dem Pro beschusse bange ist, den er morgen ablegen soll.
 Ich habe davon gehört. Hast du keine trübe Ahnung?
 Zu Zeiten wohl – wenn mich Max so schwermüthig ansieht!
 Es thut meinem Herzen weh, deine Heiter keit auch nur auf Augenblicke zu verscheuchen . Dennoch kann ich dir nicht verhehlen –
 O sprecht, ehrwürdiger Vater! Was von Euch kommt, wird stets zu meinem Heil dienen.
 Ich kenne die eigentliche Gefahr nicht, die dir und deinem Verlobten droht; doch hat mich ein Gesicht besorgt gemacht.
 ängstlich. Was erschien Euch?
 Gesichte deuten gewöhnlich die Zukunft nur in ungewissem Halbdunkel an; auch das meinige war dieser Art. Doch fühle ich mein Herz, wenn ich dich ansehe, beklommen.
 So laßt mein und Maxens Glück doppelt Eurem frommen Gebete empfohlen seyn. Nicht wahr, Ihr erfüllt diesen Wunsch? 
 Ich bin nur ein schwacher Mensch, aber meiner Vorbitte könnt Ihr gewiß seyn.
 So bin ich voll Hoffnung –
 Bewahre treu die Reinheit deines Herzens, so wird der Allmächtige dich bewahren!
 Lebt denn wohl, ehrwürdiger Vater! und vergeßt unserer nicht in Eurer Andacht.
 Gott mit dir, meine Tochter! Agathe geht. Er ruft ihr nach. Agathe!
 Habt Ihr mir noch etwas zu sagen?
 Eine innre Stimme ruft mir zu, dich heute nicht ohne Gegengabe zu entlassen. Die ser Rosenstock, dessen erstes Reißlein meinem Vorgänger ein Pilger aus Palästina mitbrachte, ist wunderlieblich empor gewachsen. Jeden Frühling blüht er aufs reichste; ich sammle und presse die Blätter, und die Landleute schreiben dem Rosenwasser wunderbare Schutz- und Heilkräfte zu. Nimm denn einige dieser Rosen als Brautgeschenk meiner väterlichen Liebe!
 Er bricht Rosen ab, fügt sie in einen Strauß zusammen, und übergiebt sie ihr am Schlusse des folgenden Zwei Gesangs.
 Nimm hin des Freundes Gabe,
 Geweihet, keusch und rein!
 Vor aller meiner Habe
 Soll sie mir theuer seyn!
 Wird sich die Blüthe senken,
 Sollst du dabei gedenken:
 Was irdisch ist, vergeht!
 Ich will der Blätter wahren,
 Daß noch in späten Jahren
 Erinn’rung mich umweht!
 Auch sollst du nicht vergessen:
 Man muß die Rose pressen,
 Eh Heilung sie gewährt –
 So wird zu reinern Freuden
 Das Menschenherz durch Leiden
 Geläutert und geklärt!
 Nimm hin, des Freundes Gabe,
 Geweihet, keusch und rein!
 Vor aller meiner Habe
 Soll sie mir theuer seyn!
 Der Eremit in die Einsiedlerwohnung, Agathe durchs Gebüsch ab.
 *) *) Diese zwei Einleitungsscenen sind hier für die Leser aus der ersten Handschrift hergestellt und nicht mit componirt. Die Aufführung beginnt mit der folgen den Scene. Dritter Auftritt . Platz vor einer Waldschenke, die geräumig, doch blos mit Schoben gedeckt ist .  Max sitzt allein im Vorgrunde an einem Tische, vor sich den Krug. Im Hintergrunde eine Vogelstange, von Volksgetümmel umgeben. Böhmische Bergmusik. In dem Augenblicke, als die Gardine aufgeht, fällt ein Schuß, und das letzte Stück einer Sternscheibe fliegt in Splittern herunter.
 Ah! ah! – brav! Herrlich getroffen! Jubel und Geklatsch.
 bis jetzt die geballte Faust vor der Stirn, schlägt heftig auf den Tisch.
 Glück zu, Bauer!
 unter rauschender Musik, indem die Stange herabgelassen wird.
 Victoria! Victoria! der Meister soll leben,
 Der wacker dem Sternlein den Rest hat gegeben!
 Ihm gleichet kein Schütz’ von fern und von nah!
 Victoria! Victoria! Victoria!
 Immer frisch! Schreit! schreit! – stampft mit der Büchse auf den Boden und legt sie an einen Baum. War ich denn blind? Sind die Sennen dieser Faust erschlafft?
 Es hat sich ein Zug geordnet. Voran die Musikanten, einen Marsch spielend. Dann Bauerknaben , die das letzte Stück der Scheibe auf einem Degen , und mancherlei neues Zinngeräth als Gewinn tragen. Hierauf Kilian , als Schützen-König, mit Blumenstrauß und Ordensbande, worauf die von ihm getroffenen Sterne befestigt sind. Schützen mit Büchsen, mehre mit Sternen auf Mützen und Hüten, Weiber und Mädchen folgen. Der Zug geht herum und alle, die bei Max vorbeikommen, deuten höhnisch auf ihn, verneigen sich, flüstern und lachen. Zuletzt bleibt 
 Kilian vor ihm stehen, wirft sich in die Brust und singt:
 Schau’ der Herr mich an als König!
 Dünkt Ihm meine Macht zu wenig?
 Gleich zieh’ Er den Hut, Mosje!
 Wird er? frag’ ich – He? He? He?
 wiederholt die letzte Zeile. Stern und Strauß trag’ ich vorm Leibe,
 Cantors Sepherl trägt die Scheibe; 
 Hat Er Augen nun, Mosje? 
 Was traf er denn? – He? He? He?
 wie oben. Darf ich etwa Eure Gnaden
 ’s nächste Mal zum Schießen laden?
 Er gönnt andern was, Mosje!
 Nun, Er kommt doch? He? He? He?
 wie oben.
 springt auf, zieht den Hirschfänger und faßt Kilian bei der Brust.
 Laßt mich zufrieden oder –! Getümmel, auf Max eindringend.
 Vierter Auftritt .
 Die Vorigen . Cuno , Caspar und mehre Jäger mit Büchsen und Jagdspießen.
 Was giebt’s hier? Pfui, dreißig über einen! Wer untersteht sich, meinen Purschen anzutasten?
 von Max losgelassen, aber noch furchtsam.
 Alles in Güte und Liebe, werther Herr Erbförster! Gar nicht böse gemeint! Es ist Herkommen bei uns, daß, wer stets gefehlt hat, vom Königsschusse ausgeschlossen und dann ein wenig gehänselt wird – alles in Güte und Liebe.
 heftig.
 Stets gefehlt? Wer? wer hat das?
 Es ist freilich arg, wenn der Bauer ein mal über den Jäger kommt – aber fragt ihn nur selbst.
 beschämt und verzweifelnd.
 Ich kann’s nicht läugnen; ich habe nie getroffen.
 vor sich
. Dank, Samiel!
 Max! Max! ist’s möglich? Du, sonst der beste Schütze weit und breit! Seit vier Wochen hast du keine Feder nach Hause ge bracht, und auch jetzt – pfui der Schande!
 Glaube mir, Camerad! es ist, wie ich gesagt habe. Es hat dir Jemand einen Waid mann gesetzt, und den mußt du lösen, oder du triffst keine Klaue.
 Possen!
 Das meine ich eben. So etwas ist leicht gemacht. Laß dir rathen, Camerad! Geh nächsten Freitag auf einen Kreuzweg, zieh’ mit dem Ladestocke oder einem blutigen Degen einen Kreis um dich und rufe dreimal den großen Jäger – –
 Gott bewahr’ uns! Einen von des Teuf els Heerschaaren! zu Caspar . Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst. Du bist ein Tagedieb, ein Schlem mer, ein falscher Würfler – hüte dich, daß ich nicht noch Aergeres von dir denke. Caspar macht eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschul digen. Kein Wort, oder du hast auf der Stelle den Abschied! – Aber auch du, Max! siehe dich vor! Ich bin dir wie ein Vater gewogen; es freut mich , daß der Herr Fürst Sohnes- Recht auf den Eidam übertragen will – aber – wenn du morgen beim Probeschusse fehltest, müßt’ ich dir doch das Mädchen versagen. Wollt Ihr in der Irre herumlaufen? 
 Morgen! morgen schon!
 Was ist das eigentlich mit dem Probe schusse? Schon oft haben wir davon gehört. –
 Ja, auch wir, aber noch hat uns Nie mand die rechte Bewandniß zu sagen gewußt.
 O erzählt’s uns, Herr Cuno!
 Meinetwegen! Zum Hoflager kommen wir noch Zeit genug. Setzt sich. Mein Urältervater, der noch im Forsthause abgebildet steht, hieß Cuno, wie ich, und war fürstlicher Leibschütz. Einst trieben die Hunde einen Hirsch heran, auf den ein Mensch angeschmiedet war; so bestrafte man in alten Zeiten die Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des damali gen Fürsten. Er versprach demjenigen, wel cher den Hirsch erlege, ohne den Missethäter zu verwunden, eine Erbförsterei, und zur Wohnung das nah gelegene Waldschlößchen. Der wackere Leibschütz, mehr aus eigenem Erbarmen, als wegen der großen Verheißung, besann sich nicht lange. Er legte an und befahl die Kugel den heiligen Engeln. Der Hirsch stürzte, und der Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb zerkratzt, doch im übrigen unversehrt.
 Gott sey Dank! der arme Wildschütze!
 Brav! brav! – das war ein Meisterschuß.
 Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar –
 Ich möchte der Cuno gewesen seyn!
 Starrt zu Boden und versinkt in sich selbst. Auch mein Urvater freute sich sehr über die Rettung des Unglücklichen und der Fürst erfüllte in Allem seine Zusage.
 So? Also davon schreibt sich der Probe schuß her, Nachbarn und Freunde! Nun weiß man’s doch auch!
 Hört noch das Ende! Es ging damals wie jetzt, mit einem Blick auf Caspar , daß der böse Feind immer Unkraut unter den Waizen säet. Cuno’s Neider wußten es an den Fürsten zu bringen, der Schuß sey mit Zauberei geschehen, Cuno habe nicht gezielt, sondern eine Frei kugel geladen .
 Dacht’ ich’s doch! − Vor sich. Hilf zu, Samiel!
 zu einigen Bauern. Eine Freikugel! – das sind Schlingen des bösen Feinds; meine Großmutter hat mir’s einmal erklärt. Sechse treffen, aber die siebente gehört dem Bösen; der kann sie hinführen, wohin ihm’s beliebt.
 Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte! Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung den Zusatz, daß jeder von Cuno’s Nachfolgern zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder leicht, wie es der regierende Fürst oder sein Abgeordneter anzubefehlen geruht. Auch will es das Herkommen, daß der junge Förster an demselben Tage mit seiner Erwähl ten getraut wird, die aber völlig unbescholten seyn und im jungfräulichen Ehrenkränzlein erscheinen muß. Doch genug nun! Zu den Jä gern , die mit ihm gekommen. Wir wollen uns wie der auf den Weg machen! du aber, Max! magst noch einmal zu Hause nachsehen, ob sämmtliche Treibleute angelangt sind. – Nimm dich zusammen! – der Waidmann, der dir gesetzt ist, mag die Liebe seyn . – Noch vor Sonnenaufgang erwarte ich dich beim Hoflager.
 der erst bei Cunos Anrede aus seiner Zerstreuung zurückge kommen ist. O! diese Sonne,
 Furchtbar steigt sie mir empor!
 Leid oder Wonne,
 Beides ruht in deinem Rohr!
 Ach, ich muß verzagen,
 Daß der Schuß gelingt!
 Dann mußt du entsagen!
 – zu Max , mit bedeutungsvoller Heimlichkeit.
 Nur ein keckes Wagen
 Ists, was Glück erringt!
 Agathen entsagen,
 Wie könnt’ ich’s ertragen?
 Doch verfolgt mich Mißgeschick –
 Seht, wie düster ist sein Blick!
 Ahnung scheint ihn zu durchbeben –
 Zu Max .
 O laß Hoffnung dich beleben,
 Und vertraue dem Geschick!
 Weh mir! mich verließ das Glück!
 Unsichtbare Mächte grollen,
 Bange Ahnung füllt die Brust!
 Mag Fortuna’s Kugel rollen; Wer sich höh’rer Kraft bewußt,
 Trotzt dem Wechsel und Verlust!
 So’s des Himmels Mächte wollen,
 Dann – trag’ männlich den Verlust!
 Nein! er trüg nicht den Verlust!
 faßt Max bei der Hand.
 Mein Sohn, nur Muth!
 Wer Gott vertraut, baut gut.
 Zu den Jägern .
 Jetzt auf! In Bergen und Klüften
 Tobt morgen der freudige Krieg.
 Das Wild in Fluren und Triften,
 Der Aar in Wolken und Lüften
 Ist unser, und unser der Sieg!
 Laßt lustig die Hörner erschallen –
 Wir lassen die Hörner erschallen –
 außer Max . Wenn wiederum Abend ergraut,
 Soll Echo und Felsenwand hallen:
 Sa! Hussah, dem Bräut’gam! der Braut!
 Cuno mit Caspar und den Jägern ab.
 Fünfter Auftritt .
 Die Vorigen ohne Cuno und sein Gefolge.
 Ein braver Mann, der Herr Förster! Aber nun kommt auch in den Schenkgiebel; es wird schon recht dämmrig und schaurig. Zu Max . Wir wollen gute Freunde bleiben, wackerer Pursch! Ich gönne Ihm morgen das beste Glück! Jetzt schlag’ er sich die Grillen aus dem Kopfe, nehm’ Er ein Mädchen und tanze Er mit hinein!
 Ja, es wär mir, wie tanzen!
 Nun, wie’s beliebt! Er nimmt eine der Frauen; die Andern eben so. Böh mischer Walzer. Die mehresten drehen sich tanzend in den Schenkgiebel; die übrigen zerstreuen sich. Es ist düster worden . Sechster Auftritt .
 Max allein. Späterhin Samiel , von beinah über menschlicher Größe, dunkelgrün und feuerfarb mit Golde gekleidet. Der große, mit einer Hahnfeder verzierte Hut bedeckt fast das ganze schwarzgelbe Gesicht.
 Nein, länger trag’ ich nicht die Qualen,
 Die Angst, die jede Hoffnung raubt!
 Für welche Schuld muß ich bezahlen?
 Was weiht dem falschen Glück mein Haupt?
 – Durch die Wälder, durch die Auen
 Zog ich leichten Muths dahin;
 Alles, was ich konnt’ erschauen,
 War des sichern Rohrs Gewinn.
 Abends bracht’ ich reiche Beute,
 Und als über eignes Glück,
 Drohend wohl dem Mörder, freute
 Sich Agathe’s Liebesblick.
 – Hat denn der Himmel mich verlassen?
 Samiel (fast ganz unbeweglich ) tritt im Hinter grunde einen Schritt aus dem Gebüsche.
 Die Vorsicht ganz ihr Aug’ gewandt?
 Soll das Verderben mich erfassen?
 Verfiel ich in des Zufalls Hand? –
 Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,
 Und sie horcht auf meinen Schritt ,
 Läßt nicht ab vom treuen Hoffen:
 Max bringt gute Zeichen mit!
 Wenn sich rauschend Blätter regen,
 Wähnt sie wohl, es sey mein Fuß;
 Hüpft vor Freuden, winkt entgegen –
 Nur dem Laub’ – den Liebesgruß . –
 Doch mich umgarnen finstre Mächte; Samiel schreitet mit großen Schritten im Hinter grunde über die Bühne.
 Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!
 O dringt kein Strahl durch diese Nächte?
 Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott?
 Samiel schon ganz an der entgegengesetzten Seite, macht bei dem letzten Worte eine zuckende Bewegung und ist ver schwunden.
 Siebenter Auftritt .
 Max . Caspar , herbeischleichend. Samiel , größtentheils unsichtbar. Ein Schenkmädchen . sobald Max ihn gewahr wird.
 Da bist du ja noch, Camerad. Gut, daß ich dich finde.
 Horchst du schon wieder herum ?
 Ist das mein Dank? Es fiel mir unter wegs ein guter Rath für dich ein; aus treu meinendem Herzen stehle ich mich fort, laufe mich fast außer Athem! – Ich kann’s, kann’s nicht verschmerzen, daß du hier zum Spott der Bauern worden bist. Teufel! die mögen gelacht haben! ha ha ha ! Aber, was hilfts? Schlag’ dirs aus den Gedanken, Bruderherz ! Greift nach dem Kruge . Wie? was? Bier hast du? das taugt nicht zum Sorgenbrecher! in den Schenkgiebel rufend. Wein! Wein! Zwei Paßgläser! – Camerad! und kostete es mich den letzten Heller, ich kann dich nicht so traurig sehen! du mußt mit mir trinken! Das Geforderte ist indeß von einem Schenkmädchen gebracht worden. 
 Laß du ankreiden! – Damit verschone mich! Mein Kopf ist ohnedieß wüst genug. Legt den Kopf auf die Hände. 
 tropft geschwind aus einem Fläschchen etwas in das für Max bestimmte Glas. Vor sich:
 So Freundchen! da brauchst du wenig! Gießt schnell Wein ein. Hilf, Samiel! Samiel schaut mit dem Kopfe aus dem Gebüsch, an welchem sie sitzen. Caspar erschrocken: Du da? Samiel verschwindet. 
 auffahrend.
 Mit wem sprachst du?
 Ich? mit Niemand. Ich sagte: „So, Freundchen!“ weil ich dir einschenkte.
 Ich mag aber nichts!
 Der Herr Förster soll leben! die Gesund heit deines Lehrherrn wirst du doch mit trinken?
 So sey’s. Sie stoßen an und trinken. 
 Nun laß uns eins singen!
 – " Semper fröhlich, nur halb selig, immerhin!" – Max bezeigt seinen Unwillen. Das gefällt dir nicht? Nun denn, ein andres! Hier im ird’schen Jammerthal
 Wär’ doch nichts, als Plack und Qual,
 Trüg der Stock nicht Trauben;
 Darum bis zum letzten Hauch
 Setz’ ich auf Gott Bachus Bauch
 Meinen festen Glauben!
 Ei, du mußt auch mit singen!
 Trinkt. Laß mich!
 Jungfer Agathe soll leben! Wer die Ge sundheit seiner Braut ausschlüg, wär’ doch warlich ein Schuft.
 Du wirst unverschämt. Sie stoßen an und trinken. 
 Eins ist Eins und Drei sind Drei!
 Drum addirt noch Zweierlei
 Zu dem Saft der Reben;
 Kartenspiel und Würfellust
 Und ein Kind mit runder Brust
 Hilft zum ew’gen Leben!
 Mit dir ist aber auch gar nichts anzufan gen! Trinkt. Wie kannst du mir zumuthen, in so etwas einzustimmen?
 Unser Herr Fürst soll leben! Wer nicht dabei ist, ist ein Judas!
 Nun denn, aber dann auch keinen Tropfen mehr! Sie stoßen an und trinken. Max weht sich mit dem Hute Luft zu, und giebt sonst zu erkennen, daß ihm heiß sey . 
 Ohne dieß Trifolium
 Giebt’s kein wahres Gaudium
 Seit dem ersten Uebel. Fläschchen, sey mein A. B. C. 
 Mein Gebetbuch, Catherle,
 Karte, meine Bibel!
 aufspringend.
 Bube ! Agathe hat recht, wenn sie mich immer vor dir warnt. Will fort. Man merkt ihm von jetzt eine gewisse Heftigkeit an, einem leichten, aber bösen Rausche gleich. 
 Wie kannst du auch gleich so in Harnisch gerathen, Bruderherz? Ich diente noch als Milchbart unter dem Altringer und Tilly, und war mit beim Magdeburger Tanze; unterm Kriegsvolke lernt man solche Schelmliedlein. Die Dorfuhr schlägt; Max steht auf . Willst du schon nach Hause?
 Ja, es wird Zeit. Das schlug Sieben!
 Zu Agathen? – Da weiß ich doch nicht – du könntest sie erschrecken. Weißt du nicht, daß sie auf einen Gewinn als gute Vorbedeu tung für morgen hofft?
 Ach, die Arme! Und ich selbst! Morgen!
 Bleib’ noch und laß dir rathen! Deshalb hab’ ich dich eigentlich aufgesucht. Dir könnte gar wohl geholfen werden!
 Mir geholfen?
 geheimnißvoll.
 Um dir ganz meine Freundschaft zu bewei sen, könnte ich dir unter vier Augen – – Nicht umsonst habe ich gegen dich zuweilen ein Wort fallen lassen – – Es giebt allerdings gewisse geheime Kräfte der Natur, gewisse unschuldige Jagd-Künste – Diese Nacht, wo sich die Mondscheibe verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt! – Ein alter Bergjäger hat mir einmal vertraut – 
 Man sieht Samiel von Zeit zu Zeit lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden bemerken.
 Du missest mir das Gift tropfenweiß zu –
 Wie wär’s, Camerad, wenn ich dir noch heute zu einem recht glücklichen Schusse ver hülfe , der Agathen beruhigte und zugleich Euer morgendes Glück verbürgte?
 Du fragst wunderbar. Ist das möglich?
 Muth! Muth! Was die Augen sehen, glaubt das Herz. Da, nimm meine Büchse!
 Was soll ich damit?
 Geduld! Er sieht nach dem Himmel. Zeigt sich denn nichts? Schnell, indem er ihm das Gewehr giebt. Da! da! Siehst du den Stößer dort? Schieß!
 Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich bins ? Es ist ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer Punkt in der Luft, wol kenhoch über der Schußweite!
 Schieß ins T – Schellobers Namen! ha ha!
 berührt wie im Zweifel den Stecher; das Gewehr geht los. In demselben Augenblicke hört man ein gellendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach Caspar umsieht.
 Was lachst du? – Wie Fittige der Unterwelt kreißt’s dort oben – Ein mächtiger Steinadler schwebt einen Augenblick wirbelnd in der Luft und stürzt dann todt zu Maxens Füßen. Was ist das?
 der ihn aufhebt.
 Der größte Steinadler, den es giebt! Was für Fänge ! Und wie herrlich getroffen! Gleich unterm Flügel, sonst nichts verletzt! Kannst ihn ausstopfen lassen, Bruder, für ein Na turalien-Kabinet!
 Aber ich begreife nicht – – diese Büchse ist doch, wie jede andere –
 – Victoria! das wird dich bei den Bauern in Respect setzen! das wird Agathen erfreuen! Rauft einige der größten Federn aus und steckt sie auf Maxens Hut. So, Camerad! dieß als Siegs zeichen !
 Was machst du? – Wird mir doch ganz schauerlich! – Was hast du geladen? Was war das für eine Kugel?
 Gar keine Kugel, Närrchen! Eine träch tige Blindschleiche! die trifft allemal.
 Träum’ ich denn, oder bin ich berauscht? So etwas ist mir noch nie begegnet! – Cas par! ich bitte dich, ich beschwöre dich – Faßt ihn. Caspar! ich bringe dich um – Sag’, was war das für eine Kugel?
 Bist du verwirrt vor Freuden? Ich theile sie mit dir! Umarmt ihn. Nicht, Freund chen! das war ein Schuß? – Laß mich los!
 läßt ihn los.
 Wo hast du die Kugel her? –
 Nun, wenn du Vernunft annimmst – – so sag’ mir – du, der wackerste Jäger, bist du , oder stellst du dich nur so uner fahren ? Wüßtest du wirklich nicht, was eine Freikugel sagen will?
 Albernes Geschwätz!
 Da lernt man’s doch besser unter dem Kriegsvolke. Ha, ha! wie kämen die Scharf schützen zurecht, die ihren Mann aus dem dicksten Pulverdampfe herausschießen? Oder hast du nie nachgedacht, wie der Schweden könig, trotz seines Gollers von Elendshaut , bei Lützen gefallen ist? Zwei silberne Kugeln hieß es. Ja, ja, der Gescheidte kennt das! Doch zu so etwas bedarfs anderer Künste, als blos zu zielen und loszudrücken.
 den Adler betrachtend.
 Der Schuß ist unglaublich – in trüber Dämmerung – aus den Wolken herabgeholt! So wäre es doch wahr?
 Zudem ist’s wohl zweierlei, einem armen Erdensohne aus dem Hinterhalte das Lebens licht ausblasen, und sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen erschießen!
 vor sich selbst brütend.
 Hast du noch mehr solche Kugeln?
 Es war die letzte – sie haben gerade ausgereicht. Pause. 
 Bist du doch auf einmal so wortkarg! – Ausgereicht! Wie verstehst du das?
 Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind.
 In dieser Nacht?
 Ja doch! Drei Tage hintereinander steht jetzt die Sonne im Schützen, und heut ist der mittelste; heut’, wenn sich die Tage scheiden, giebt’s eine totale Mondfinsterniß . – Max! Camerad! Dein Schicksal steht unter dem Einflusse günstiger Gestirne! Du bist zu hohen Dingen ersehen! Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß thun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hülfe unsichtbarer Mächte so sehr bedarfst, beut die Natur selbst sich zu deinem Dienste !
 Wohl! Mein Geschick will’s! – Schaff’ mir so eine Kugel! –
 Mehr , als du brauchst! Aber bedarf der Mann eines Vormunds?
 Wie erlangt man sie?
 Das will ich dich lehren . – Sey Punct zwölf Uhr in der Wolfsschlucht!
 Um Mitternacht – in der Wolfsschlucht? – Nein! die Schlucht ist verrufen, und um Mitternacht öffnen sich die Pforten der Hölle.
 Pah! – Wie du denkst! – Und doch kann ich dich deinem Unstern nicht überlassen – ich bin dein Freund! ich will dir gießen helfen.
 Auch das nicht!
 So mach’ dich morgen zum Landesgespött! Verlier’ die Försterei und Agathen! – – Ich bin dein Freund, ich will selbst für dich gießen; aber dabei mußt du seyn!
 Deine Zunge ist glatt – Nein, an solche Dinge muß ein frommer Jäger nicht denken!
 Feigling! Also nur durch fremde Gefahr, gäb’s anders dergleichen, möchtest du dein Glück erkaufen; Glaubst du, dann wär deine Schuld, gäb’ es dergleichen, geringer? Glaubst du, diese Schuld, gäb’ es dergleichen, laste nicht schon auf dir? Den Adler an den Fittigen ausspreizend. Glaubst du, dieser Adler sey dir geschenkt?
 Furchtbar, wenn du recht hättest!
 Sonderbar, wie du fragst! – Doch Un dank ist der Welt Lohn. Ich will mir hier einen Flederwisch abhauen, daß ich wenigstens etwas davon trage. Haut einen Flügel ab. Drol lig! um Agathen zu trösten , wagtest du den Schuß; sie zu erwerben, fehlt es dir an Herzhaftigkeit! Das würde sich das Wachs püppchen, das mich um deinetwillen verwarf , schwerlich einbilden! Vor sich. Es soll gerochen werden!
 Elender! Muth hab’ ich –
 – So bewähr’ ihn! Brauchtest du schon eine Freikugel, so ist’s ja ein Kinderspiel, welche zu gießen. Was dir bevorsteht ohne diese Hülfe, kannst du aus deinen bisherigen Fehlschüssen leicht abnehmen. Das Mädchen ist auf dich versessen , kann nicht ohne dich leben; sie wird verzweifeln! Du wirst, allen Menschen ein Spott, herumschleichen, viel leicht aus Verzweiflung – Drückt sich die Faust in die Augen, als träte das Wasser hinein . Schäme dich, rauher Waidmann, daß du ihn mehr liebst, als er sich selbst! Vor sich. Hilf zu, Samiel!
 Agathe sterben! Ich in einen Abgrund springen! Ja, das wär’ das Ende! – Giebt Caspar die Hand. Bei Agathe’s Leben! ich komme!
 Samiel , der bei den letzten Worten hervorgelauscht hat, nickt und verschwindet.
 Schweig gegen Jedermann! Es könnte dir und mir Gefahr bringen. Ich erwarte dich!
 Glock zwölf ! Ich dich verrathen? – Glock zwölf ! Ich komme! Schnell ab. Achter Auftritt .
 allein, höhnisch ihm nachsehend. Es ist indessen ganz dunkel worden. Schweig, schweig – damit dich Niemand warnt!
 Der Hölle Netz hat dich umgarnt,
 Nichts kann vom tiefen Fall dich retten!
 Umgebt ihn, ihr Geister mit Dunkel be schwingt !
 Schon trägt er knirschend eure Ketten!
 Triumph! die Rache, die Rache gelingt!
 Auf der entgegengesetzten Seite ab.
 Zweiter Aufzug .
 Erster Auftritt .
 Vorsaal mit zwei Seiteneingängen im Forsthause . Hirsch geweihe und düstre Tapeten mit Jagdstücken geben ihm ein alterthümliches Ansehen und bezeichnen ein ehemaliges fürst liches Waldschloß . In der Mitte ein mit Vorhängen be deckter Ausgang, der zu einem Altan führt. Auf einer Seite Annchens Spinnrad; auf der andern ein großer Tisch, worauf ein Lämpchen brennt und ein weißes Kleid mit grü nem Band liegt.
 steht auf einer Leiter , hat das Bild des ersten Cuno’s wie der aufgehängt und hämmert den Nagel fest.
 im Nachtkleid, bindet einen Verband von der Stirn.
 Schelm! halt fest!
 Ich will dir’s lehren!
 Spukerein kann man entbehren
 In solch altem Eulen-Nest.
 Laß das Ahnenbild in Ehren!
 Ei, dem alten Herrn
 Zoll’ ich Achtung gern;
 Doch dem Knechte Sitte lehren
, Kann Respect nicht wehren –
 Sprich, wen meinst du? welchem Knecht?
 Nun, dem Nagel! Kannst du fragen?
 Sollt’ er seinen Herrn nicht tragen,
 Ließ ihn fall’n! war das nicht schlecht?
 Ja, gewiß, das war nicht recht.
 Das war warlich mehr, als schlecht! 
 } zugleich. Steigt herunter und setzt die Leiter weg. 
 Alles wird dir zum Feste,
 Alles beut dir Lachen und Scherz –
 O wie anders fühlt mein Herz!
 Grillen sind mir böse Gäste.
 Immer mit leichtem Sinn
 Tanzen durchs Leben hin,
 Das nur ist Hochgewinn –
 Sorg’ und Gram muß man verjagen!
 Wer bezwingt des Busens Schlagen?
 Wer der Liebe süßen Schmerz?
 Der folgende Text von Annchen wurde von Weber gestrichen und hat keine musikalische Entsprechung. Er ist hier vermutlich irrtümlich stehen geblieben, denn die textliche Ergänzung von Agathe übernahm Friedrich Kind korrekt. Die bezwingen Lust und Scherz! Stets um den Geliebten zagen
 Muß dieß ahnungsvolle Herz!
 besieht sich das Bild.
 So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundertchen festhängen. Da oben mag ich ihn recht gern leiden! Zu Agathen gekehrt. Aber du hast das Tuch schon abgebunden? Das Blut ist doch völlig gestillt?
 Sey ohne Sorgen, liebes Annchen! Der Schreck war das Schlimmste! – Wo nur Max bleibt?
 Nun kommt er gewiß bald. Herr Cuno sagte ja bestimmt, daß er ihn noch einmal heimsenden werde.
 Es ist recht still und einsam hier –
 – Unangenehm ist’s freilich, in einem sol chen verwünschten Schlosse am Polterabende fast mutterseelen allein zu seyn, zumal – wenn sich so ehrwürdige längst vermoderte Herrschaften, mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen. Da lob’ ich mir die lebendigen und jungen! singt mit lebhafter Pan tomime. 
 Kommt ein schlanker Pursch gegangen,
 Blond von Locken oder braun,
 Hell von Aug’ und roth von Wangen,
 Ei, nach dem kann man wohl schaun. Zwar schlägt man das Aug’ aufs Mieder,
 Tief verschämt, nach Mädchen-Art;
 Doch verstohlen hebt man’s wieder,
 Wenn’s das Pürschchen nicht gewahrt.
 Sollten ja sich Blicke finden,
 Nun, was hat auch das für Noth?
 Man wird drum nicht gleich erblinden,
 Wird man auch ein wenig roth.
 Blickchen hin und Blick herüber,
 Bis der Mund sich auch was traut!
 Er seufzt: Schönste! Sie spricht: Lieber!
 Bald heißt’s Bräutigam und Braut.
 Immer näher, liebe Leutchen!
 Wollt ihr mich im Kranze seh’n?
 Nicht , das ist ein nettes Bräutchen,
 Und der Pursch nicht minder schön? die während des Liedchens angefangen hat, das Kleid mit Bande zu besetzen , fällt mit ein.
 Und der Pursch nicht minder schön! So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch, wie ich seyn werde, – wichtig . wenn ich einmal Braut bin.
 Wer weiß! Doch ich gönne dir’s von Herzen, ist auch mein Brautstand nicht ganz kummerlos. Besonders seit ich heute von dem Eremiten zurückkam, hat mir’s wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt fühle ich mich um vieles leichter.
 Wie so? Erzähle doch! Noch weiß ich gar nicht, wie dein Besuch abgelaufen ist, außer daß dir der fromme Greis geweihete Rosen geschenkt hat.
 Er warnte mich vor einer unbekannten, großen Gefahr, welche ihm ein Gesicht offen bart habe. Nun ist seine Warnung ja in Erfüllung gegangen. Das herabstürzende Bild konnte mich tödten!
 Gut erklärt! So muß man böse Vorbe deutungen nehmen!
 Mein Vater war einst ein tapferer Degen und sehr unzufrieden, daß ichs nicht auch werden konnte. Er meinte, man müsse die Furcht nur verspotten, dann fliehe sie, und das wahre Sprüchlein, sich fest zu machen, bestehe in den Worten: Ho lunke, wehre dich! Die Rosen sind mir nun doppelt theuer, und ich will ihrer auf das treueste pflegen.
 Wie wärs, wenn ich sie in die Nacht frische vor’s Fenster setzte? Es wird ohnedieß Zeit, mich auszukleiden.
 Thue das, liebes Annchen!
 Aber, dann laß uns auch zu Bette gehn!
 Nicht eher, bis Max da ist! Hat man nicht seine Noth mit Euch Lie besleutchen! Ab. 
 Zweiter Auftritt .
 allein.
 Wie nahte mir der Schlummer,
 Bevor ich ihn geseh’n?
 – Ja, Liebe pflegt mit Kummer
 Stets Hand in Hand zu gehn!
 Ob Mond’ auf seinen Pfad wohl lacht!
 Sie öffnet den Ausgang zum Altan und man sieht in eine sternenhelle Landschaft hinaus .
 Welch schöne Nacht! –
 Sie tritt in den Altan und erhebt mit frommer Rührung die Hände.
 Leise, leise,
 Fromme Weise!
 Schwing’ dich auf zum Sternenkreise.
 Lied, erschalle!
 Feiernd walle
 Mein Gebet zur Himmelshalle! – Hinaussschauend . O wie hell die goldnen Sterne, Mit wie reinem Glanz’ sie glüh’n!
 Nur dort in der Berge Ferne
, Scheint ein Wetter aufzuzieh’n.
 Dort am Wald’ auch schwebt ein Heer
 Düstrer Wolken dumpf und schwer. –
 Zu dir wende Ich die Hände,
 Herr ohn’ Anfang und ohn’ Ende!
 Vor Gefahren
 Uns zu wahren, 
 Sende deine Engel-Schaaren! –
 Wieder hinausschauend . Alles pflegt schon längst der Ruh;
 Trauter Freund! was weilest du?
 Ob mein Ohr auch ängstlich lauscht,
 Nur der Tannen Wipfel rauscht,
 Nur das Birkenlaub im Hain
 Flüstert durch die bange Stille;
 Nur die Nachtigall und Grille
 Scheint der Nachtluft sich zu freu’n. –
 Doch wie? Trügt mich mein Ohr?
 Dort klingt’s wie Schritte –
 Dort aus der Tannen Mitte
 Kommt was hervor –
 – Er ist’s! er ist’s!
 Die Flagge der Liebe mag wehen ! Sie winkt ihm mit einem weißen Tuche. 
 Dein Mädchen wacht
 Noch in der Nacht –
 Er scheint mich noch nicht zu sehen –
 Gott! täuscht das Licht
 Des Mondes nicht,
 So schmückt ein Blumenstrauß den Hut. –
 Gewiß, er hat den besten Schuß gethan!
 Das kündet Glück für morgen an!
 O süße Hoffnung! Neu belebter Muth!
 – Alle meine Pulse schlagen,
 Und das Herz wallt ungestüm,
 Süß entzückt entgegen ihm!
 Konnt’ ich das zu hoffen wagen? –
 Ja, es wandte sich das Glück
 Zu dem theuern Freund zurück,
 Will sich morgen treu bewähren!
 Ist’s nicht Täuschung, ist’s nicht Wahn? –
 Himmel, nimm des Dankes Zähren
 Für dieß Pfand der Hoffnung an!
 Dritter Auftritt .
 Agathe . Max , verstört und heftig eintretend. Gleich nach ihm Annchen in Nachtkleidern .
 Bist du endlich da, lieber Max!
 Meine Agathe! Sie umarmen sich. Agathe tritt still zurück, als sie statt des gehofften Straußes den Feder busch erblickt.
 Verzeiht, wenn Ihr meinetwegen aufge blieben seyd. Leider komm’ ich nur auf wenig Augenblicke –
 Du willst doch nicht wieder fort? Es sind Gewitter im Anzuge.
 Ich muß! – Wirft den Hut auf den Tisch, daß das Lämpchen von dem Federbusche ausgelöscht wird. Die Gegend, in die man aus dem Altan hinaussieht, zeigt sich schon in dunkler Beleuchtung. 
 Gut, daß der Mond scheint; sonst säßen wir im Finstern. Schlägt Feuer und brennt das Lämp chen wieder an. Zu Max . Wir sind ja recht lebhaft! Vermuthlich getanzt?
 Ja! ja! Vermuthlich!
 furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung.
 Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglück lich gewesen?
 Nein! nein! Im Gegentheil!
 Nicht? gewiß nicht?
 zu Max .
 Was hast du gewonnen? Wenn’s ein Band ist, Vetter! mußt du mir’s schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bänderkram genug von dir!
 Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir’s von Wichtigkeit.
 mit ängstlicher Verlegenheit.
 Ich habe – ich war gar nicht beim Stern schießen!
 Und sagst doch, du seyst glücklich gewesen?
 Ja doch! wunderbar, unglaublich glücklich. Sieh! Zeigt ihr mit solcher Heftigkeit den Federbusch auf dem Hute, daß sie zurückfährt. Den größten Raub vogel hab’ ich aus den Wolken geholt!
 Sey doch nicht so hastig! du fährst mir in die Augen –
 – Vergieb! Bemerkt Blut an ihrer Stirn. Aber was ist das? du bist verwundet, deine Locken sind blutig – Um aller Heiligen willen, was ist dir begegnet?
 Nichts! so viel als nichts! Es heilt noch vorm Brautgang. Sich sanft an ihn schmiegend. Du sollst dich drum deines Bräutchens nicht schämen!
 Aber so sagt doch nur –
 – Das Bild dort fiel herunter –
 – Dort, der Urvater Cuno?
 Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier.
 Der wackere, gottesfürchtige Cuno?
 Halb und halb war Agathe selbst Schuld. Wer hieß ihr auch, schon nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da ließ sich doch kaum erwarten, daß du schon heim kämst.
 Um sieben Uhr?
 Du hörst’s ja! die Thurmuhr drüben im Dorfe hatte kaum ausgeschlagen.
 Seltsam! Vor sich.
 Um diese Zeit schoß ich den Bergadler.
 Du sprichst mit dir selbst. Was hast du?
 Nichts! nichts auf der Welt!
 Bist du unzufrieden mit mir?
 mit steigender Verlegenheit.
 Nein! wie könnt ich? – Ja denn! ich bringe dir eine Bürgschaft meines wiederkeh renden Glücks – sie hat mich viel gekostet, und du – du freust dich nicht einmal darüber . Ist das auch Liebe?
 Sey nicht ungerecht, Max! Noch weiß ich ja nicht – so große Raubvögel, wie ich diesen mir denken muß, haben immer was Furchtbares. 
 Das dächt’ ich nicht! Mir seh’n sie recht stattlich aus.
 zu Max .
 O steh’ nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig. Solltest du morgen nicht glücklich seyn, würdest du mir, ich dir ent rissen, o gewiß, der Gram tödtete mich !
 Drum – eben darum – muß ich wieder fort!
 Aber was treibt dich?
 Ich habe – ich bin noch ein Mal glück lich gewesen –
 Noch ein Mal?
 Ja doch! ja! ohne Agathen ansehen zu können. Ich hab’ in der Dämmrung einen Sechzehnend ner geschossen! der muß noch hereingeschafft werden, sonst stehlen ihn des Nachts die Bauern.
 Wo liegt der Hirsch?
 Ziemlich weit – im tiefen Walde – bei der Wolfsschlucht !
 Wie? was? Entsetzen?
 Dort in der Schreckensschlucht?
 Der wilde Jäger soll dort hetzen,
 Und wer ihn hört, ergreift die Flucht.
 Darf Furcht im Hirn des Waidmanns hausen?
 Doch sündigt der, wer Gott versucht!
 Ich bin vertraut mit jenem Grausen,
 Das Mitternacht im Walde webt,
 Wenn sturmbewegt die Eichen sausen,
 Der Häher krächzt, die Eule schwebt –
 Nimmt Hut, Jagdtasche und Büchse.
 Mir ist so bang! o bleibe!
 O eile, eile nicht so schnell.
 Ihr ist so bang! o bleibe!
 O eile, eile nicht so schnell!
 nach dem Altan schauend, düster vor sich.
 Noch birgt sich nicht die Mondenscheibe,
 Noch strahlt ihr Schimmer dämmerhell ;
 Doch bald wird sie den Schein verlieren –
 Willst du den Himmel observiren?
 Das wär’ nun meine Sache nicht!
 O , kann dich meine Angst nicht rühren? –
 Mich ruft von hinnen – Wort und Pflicht!
 Leb wohl!
 Leb wohl!
 } zugleich. er geht hastig fort und kehrt in der Thür noch einmal zurück. Mit Wehmuth.
 Doch hast du auch vergeben
, Den Vorwurf? den Verdacht?
 Nichts fühlt mein Herz, als Beben!
 Nimm meiner Warnung Acht!
 So ist das Jägerleben!
 Nicht Ruh’ bei Tag und Nacht!
 Weh’ mir! Ich muß dich lassen!
 Such’, Beste, dich zu fassen!
 düster.
 Bald wird der Mond erblassen! –
 Denk’ an Agathe’s Wort!
 den Hut tief in die Augen drückend.
 Mein Schicksal reißt mich fort!
 Zu verschiedenen Thüren ab.
 Vierter Auftritt .
 Furchtbare Schlucht , größtentheils mit Schwarzholz be wachsen, von hohen Gebirgen rings umgeben. Von einem derselben stürzt ein Wasserfall. Der Vollmond scheint bleich. Zwei Gewitter von entgegen gesetzter Richtung sind im Anzuge. Weiter vorwärts ein vom Blitz zerschmetterter, ganz verdorrter Baum, inwendig faul, so daß er zu glim men scheint. Auf der andern Seite, auf einem knorrigen Aste eine große Eule mit feurig rädernden Augen. Auf andern Bäumen Raben und anderes Waldgevögel.
 ohne Hut und Oberkleid, doch mit Jagdtasche und Hirsch fänger, ist beschäftigt, mit schwarzen Feldsteinen einen Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Todtenkopf liegt. Einige Schritte davon der abgehauene Adlersflügel, Gießkelle und Kugelform.
 unsichtbarer Geister von verschiedenen Seiten. Milch des Mondes fiel aufs Kraut –
 Uhui!
 Spinnweb’ ist mit Blut bethaut –
 Uhui!
 Eh’ noch wieder Abend graut –
 Uhui!
 Ist sie todt, die zarte Braut!
 Uhui.
 Eh’ noch wieder sinkt die Nacht,
 Ist das Opfer dargebracht.
 Uhui! Uhui! Uhui!
 Fünfter Auftritt .
 Die Uhr schlägt ganz in der Ferne dumpf Zwölf. Der Kreis von Steinen ist vollendet. Als der zwölfte Schlag fällt, reißt Caspar den Hirschfänger heftig heraus und stößt ihn in den Todtenschädel – Bald darauf Samiel .
 erhebt den Hirschfänger mit dem Todtenkopfe und ruft:
 Samiel! Samiel! erschein’!
 Bei des Zaub’rers Hirngebein!
 Samiel! Samiel erschein’!
 er stellt beides wieder in die Mitte des Kreises. Unterirdi sches Getös. Ein Felsen spaltet sich. Samiel wird in dem Spalt sichtbar. Caspar wirft sich vor ihm nieder.
 Was rufst du mich ?
 kriechend.
 Du weißt, daß meine Frist
 Schier abgelaufen ist –
 Morgen!
 Verlängre sie noch einmal mir –
 Nein!
 Ich bringe neue Opfer dir –
 Welche?
 Mein Jagdgesell, er naht – 
 Er, der noch nie dein dunkles Reich betrat!
 Was sein Begehr ?
 – Freikugeln sind’s, auf die er Hoffnung baut –
 Sechse treffen, sieben äffen.
 Die siebente sey dein! 
 Aus seinem Rohr lenk’ sie nach seiner Braut; 
 Dieß wird ihn der Verzweiflung weih’n,
 Ihn und den Vater –
 Noch habe ich keinen Theil an ihr !
 bange .
 Gnügt er dir allein?
 Das findet sich!
 Doch schenkst du Frist? und wieder auf drei Jahr
, Bring’ ich ihn dir zur Beute dar?
 Es sey. – Bei den Pforten der Hölle! Morgen – Er oder du!
 Dumpfer Donner vom Echo wiederholt. Samiel ver schwindet. Auch der Todtenkopf mit dem Hirschfänger ist verschwunden und an dessen Stelle sieht man einen kleinen Heerd mit glimmenden Kohlen, dabei einige Reißbunde.
 Sechster Auftritt .
 Caspar steht auf und trocknet sich den Schweiß von der Stirn. Bald darauf wird Max auf einem der Fel sen, dem Wasserfall gegenüber, sichtbar. Späterhin Er scheinungen , die jedoch sämmtlich den Zauberkreis nicht berühren . Zuletzt Samiel .
 als er sich umsieht und die Kohlen erblickt.
 Trefflich bedient! Thut einen Zug aus der Jagd flasche. Gesegn’ es Samiel! Er hat mir warm gemacht! – Aber wo bleibt Max? Sollt’ er wortbrüchig werden? – Samiel, hilf! – Er geht, nicht ohne Beängstigung, im Kreise hin und her. Die Kohlen drohen zu verlöschen. Er knieet zu ihnen nieder, legt Reiß auf und bläset an. Die Eule und andere Vögel heben dabei die Flügel, als wollten sie anfachen. Das Feuer raucht und knistert. beugt sich von einer Felsenspitze nach der Schlucht herunter .
 Ha ! – Furchtbar gähnt
 Der düstre Abgrund! – welches Graun!
 Das Auge wähnt
 In einen Höllenpfuhl zu schau’n!
 Wie dort sich Wetterwolken ballen!
 Der Mond verliert von seinem Schein!
 Gespenst’ge Nebelbilder wallen!
 Belebt ist das Gestein,
 Und hier – husch! husch!
 Fliegt Nachtgevögel auf im Busch! Rothgraue , narb’ge Zweige strecken
 Nach mir die Riesenfaust! – 
 Nein, ob das Herz auch graust,
 Ich muß ! Ich trotze allen Schrecken!
 Er klettert auf dem Felsenpfade einige Schritte herab.
 richtet sich auf und erblickt ihn.
 Dank, Samiel! die Frist ist gewonnen! Zu Max . Kommst du endlich, Camerad? Ist das auch recht, mich allein zu lassen? Siehst du nicht, wie mir’s sauer wird! Hat das Feuer mit dem Adlerflügel angefacht, und erhebt diesen im Ge spräch gegen Max .
 nach dem Adlerflügel starrend, die Hand vor der Stirn.
 Ich schoß den Adler aus hoher Luft;
 Ich kann nicht rückwärts – mein Schick sal ruft! – –
 Bleibt wieder stehen und blickt starr nach dem gegen über stehenden Felsen.
 Weh mir!
 So komm doch! die Zeit eilt –
 – Ich kann nicht hinab!
 Hasenherz! Klimmst ja sonst wie eine Gemse!
 Sieh dorthin! Sieh!
 Er deutet nach dem Felsen, welcher noch vom Mondlicht beleuchtet ist. Man erblickt eine weißverschleierte Gestalt, welche die Hände erhebt.
 Was dort sich weißt,
 Ist meiner Mutter Geist!
 So lag sie im Sarg, so ruht sie im Grab!
 – Sie fleht mit warnendem Blick,
 Sie winkt mir zurück.
 vor sich. Hilf, Samiel! Laut. Alberne Fratzen! Ho haho! Sieh noch einmal hin, damit du die Folgen deiner feigen Thorheit erkennest! Die verschleierte Gestalt ist verschwunden. Man erblickt Agathe’s Gestalt, mit aufgelösten Locken und wunderlich mit Laub und Stroh aufgeputzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen, und scheint im Begriff, sich in den Was serfall herunter zu stürzen. Agathe! – Sie springt in den Fluß!
 Hinab! ich muß!
 Die Gestalt ist verschwunden. Max klimmt vollends herab. Der Mond fängt an sich zu verfinstern.
 hönisch vor sich.
 Ich denke wohl auch!
 heftig zu Caspar .
 Hier bin ich! Was hab ich zu thun? 
 wirft ihm die Jagdflasche zu , die Max weglegt . Zuerst trink’! die Nachtluft ist kühl und feucht. – Willst du selbst gießen?
 Nein! das ist wider die Abrede.
 Fasse Muth! Tritt in den Kreis! Er ist eine eherne Mauer gegen Geistergewalt vom Firmamente bis zum untersten Abgrund. – Was du auch hören und sehen magst, verhalte dich ruhig. Mit eigenem heimlichen Grauen. Käm’ vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, wär’ es auch ein schwarzer Reuter auf schwarzem funkensprühenden Roß , was kümmert’s dich? Kömmt Andres , was thut’s! So etwas sieht ein Gescheidter gar nicht!
 tritt ein . O! wie wird das enden!
 Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Wider stand schenken verborgene Naturen den Sterb lichen ihre Schätze. Nur wann du mich selbst zittern siehst, dann komm mir zu Hülfe und rufe, was ich rufen werde. Sonst sind wir verloren. Max macht eine Bewegung des Einwurfs. Still! Die Augenblicke sind kostbar! – Der Mond ist bis auf einen schmalen Strich verfinstert, Caspar nimmt die Gießkelle. Merk’ auf, damit du die Kunst lernst. Er nimmt die Ingredienzien aus der Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein. Hier erst d as Blei. – Etwas gestoßenes Glas von zerbrochenen Kirchfenstern; das findet sich! – Etwas Quecksilber! – Drei Kugeln, die schon einmal getroffen! – Das rechte Auge eines Wiedehopfs! Das linke eines Luchses! – Probatum est ! – Und nun den Kugelsegen! In drei Pausen sich mit dem Kopfe gegen die Erde neigend. 
 Schütze, der im Dunkeln wacht!
 Samiel, Samiel! hab’ Acht!
 Steh’ mir bei in dieser Nacht,
 Bis der Zauber ist vollbracht!
 Salbe mir so Kraut, als Blei,
 Segn’ es sieben, neun und drei,
 Daß die Kugel tüchtig sey!
 Samiel! Samiel! herbei!
 Die Masse in der Gießkelle fängt an zu gähren und zu zischen und giebt einen grünlich weißen Schein. Eine Wolke läuft über den Mondstreif, daß die ganze Gegend nur noch von dem Heerdfeuer, den Augen der Eule und dem faulen Holze des Baums beleuchtet ist. Caspar gießt, läßt die Kugel aus der Form fallen und ruft: Eins! Das Echo wiederholt; Eins! Waldvögel kommen herunter, setzen sich um den Kreis , hüpfen und flattern. Caspar zählt Zwei! Echo wiederholt. Ein schwarzer Eber raschelt durchs Gebüsch und jagt schnaubend vorüber. Caspar stutzt und zählt; Drei! Echo wie oben . Ein Sturm erhebt sich, braust, bricht Wipfel der Bäume, jagt Funken vom Feuer – Caspar zählt ängstlich: Vier! Echo wie oben. Man hört Rasseln, Peitschengeknall und Pferdegetrappel . Vier feurige funkenwerfende Räder rollen über die Bühne, ohne daß man wegen der Schnelligkeit ihre eigentliche Gestalt oder den Wagen gewahr werden kann. Caspar , immer ängstlicher, zählt: Fünf! Echo wiederholt. Hundegebell und Wiehern in der Luft. Nebelgestalten von Jägern zu Fuß und zu Roß, Hirschen und Hunden, ziehen in der Höhe vorüber. Wehe! Das wilde Heer! Furchtbarer Gesang: Durch Berg und Thal, durch Schlund und Schacht,
 Durch Thau und Wolken, Sturm und Nacht!
 Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft!
 Durch Feuer, Erde, See und Luft!
 Jaho! Jaho! Wau! Wau!
 Caspar : Sechs! Wehe! – Echo. Sechs! Wehe! Der ganze Himmel wird schwarze Nacht, die vorher mit einander kämpfenden Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit furchtbaren Blitzen und Donnern. Platzregen fällt; dunkelblaue Flammen schlagen aus der Erde; Irrlichter zeigen sich auf den Bergen. Bäume wer den prasselnd aus den Wurzeln gerissen; der Wasserfall schäumt und tobt; Felsenstücke stürzen herab. Man hört von allen Seiten Wettergeläut. Die Erde scheint zu wanken. Caspar , zuckend und schreiend: Samiel! Samiel! Samiel, hilf! – Sieben! – Samiel! Echo: Sieben! – Samiel! Caspar wird zu Boden ge worfen. 
 gleichfalls vom Sturm hin- und hergeschleudert, springt aus dem Kreise , faßt einen Ast des verdorrten Baums und schreit: Samiel! In demselben Augenblicke fängt das Ungewitter an, sich zu beruhigen, an der Stelle des verdorrten Baums steht der schwarze Jäger, nach Maxens Hand fassend. mit furchtbarer Stimme.
 Hier bin ich!
 schlägt ein Kreuz und stürzt zu Boden. Es schlägt Eins. Plötzliche Stille. – Samiel ist verschwunden. Caspar liegt noch mit dem Gesicht zu Boden. Max richtet sich konvulsivisch auf. ( Der Vorhang fällt .)
 Dritter Aufzug .
 Erster Auftritt .
 Tag. Kurze Waldscene. Man hört hinter der Gardine von Zeit zu Zeit Jagdmusik. Zwei fürstliche Jäger . Späterhin Max und Caspar . Zuletzt noch ein fürstlicher Jäger .
 Es ist herrliches Jagdwetter!
 Nimmermehr hätt’ ich das geglaubt; bis gegen Morgen war ein Mordlärm!
 Besonders in der Waldschlucht soll ganz und gar der böse Feind gehaust haben.
 Das ist ein für allemal seiner Großmut ter Lustwäldchen.
 Dort giebts Windbrüche! Mannsdicke Stämme sind zersplittert wie Rohrstäbe, Rie sentannen strecken die Wurzeln gen Himmel.
 Ja, ja, man weiß schon , wer dort sein Wesen treibt .
 Mit deinen Fratzen! laß uns gehen!
 Max , etwas erhitzt, kommt mit Caspar .
 zu ihnen im Vorübergehn.
 Guten Tag!
 zieht vor Max den Hut.
 Glück zu, Herr Expectant!
 Gute Jagd!
 den ersten noch zurückhaltend und auf Maxen deutend.
 Hör’, sey höflich gegen den! Das ist ein Mordkerl! Er hat drei Schüsse gethan – unser einer kann nicht so weit sehen, ge schweige denn treffen! Die Durchlaucht ist ganz versessen auf ihn. Das Glücksrädchen dreht sich wunderlich. Läuft’s so fort, kann er noch Landjägermeister werden.
 Meinethalben! Komm! Sie gehen.
 zu Caspar .
 Gut, daß wir allein sind! – Hast du noch von den Glücks- Kugeln? Gieb!
 Das wär’ mir! Bedenk! Drei nahm ich, vier für dich! Kann ein Bruder redlicher theilen?
 Aber ich habe nur noch eine ! Der Fürst hatte mich ins Auge gefaßt. Drei Schüsse hab ich gethan zum Erstaunen. Was hast du denn mit den Kugeln angefangen?
 nimmt zwei Elstern aus der Jagdtasche und wirft sie hinter einen Busch.
 Da sieh, nach den Elstern hab’ ich Zweie verschossen .
 Bist du toll?
 Es macht mir Spaß, so einen Galgen vogel herunterzulangen! Was kümmert mich die ganze fürstliche Jagd?
 So hast du noch Eine; gieb mir sie !
 Daß ich kein Narr wär’ ! Ich noch eine – du noch eine! Die heb’ dir fein auf zu dem Probeschusse.
 Gieb mir deine Dritte!
 Ich mag nicht – –
 Caspar!
 tritt ein; zu Max .
 Der Fürst verlangt Euch, aber augen blicklich! Es ist ein Streit entstanden, wie weit Euer Gewehr trifft. Ab. 
 Sogleich! Zu Caspar , dringend. Gieb mir die Dritte!
 Nein, und wenn du mir zu Fuße fielst –
! Schuft! Ab. Immerhin! – Jetzt geschwind die sechste Kugel verbraucht. Er ladt . Die siebente, die Teufelskugel , hebt er mir schon zum Probe schusse auf! Hahaha! Das Exempel ist richtig. Wohl bekomm’s der schönen Braut! – dort läuft ein Füchslein; dem die sechste in den Pelz! Legt im Abgehen an; man hört alsbald außerhalb den Schuß fallen. 
 Zweiter Auftritt .
 Agathens Stübchen, alterthümlich, doch niedlich verziert. An einer Seite ein kleiner Hausaltar, worauf in einem Blumentopfe ein Strauß weißer Rosen .
 allein, bräutlich und blendend weiß, mit grünem Bande, gekleidet, kniet an dem Altar, steht auf und wendet sich dann vor wärts. Mit wehmüthiger Andacht:
 Und ob die Wolke sie verhülle,
 Die Sonne bleibt am Himmelszelt!
 Es waltet dort ein heil’ger Wille;
 Nicht blindem Zufall dient die Welt!
 Das Auge, rein und ewig klar,
 Nimmt aller Wesen liebend wahr!
 Für mich auch wird der Höchste sorgen, Dem kindlich Herz und Sinn vertraut!
 Und wär’ dieß auch mein letzter Morgen,
 Rief mich sein Vaterwort als Braut;
 Sein Auge, rein und ewig klar,
 Nimmt aller seiner Kinder wahr! Dritter Auftritt .
 Agathe. Annchen, geschmückt , doch nicht mit Blumen oder Zweigen .
 Ei, du hast dich dazu gehalten! – Aber du bist ja so wehmüthig; ich glaube gar, du hast geweint? Brautthränen und Frühregen, sagt das Sprüchwort, währen nicht lange . Nun, das weiß der Himmel, Regen genug hat’s gegeben! Oft dacht’ ich, der Sturm würde das alte Jagdschlößchen ganz über den Haufen blasen!
 Und Max war in diesem schrecklichen Wet ter im Walde! – Zudem habe ich so quälende Träume gehabt.
 Träume? Ich habe immer gehört, was einen vor dem Hochzeittage träumt, muß man sich merken. Solche Träume sollen, wie Laub frösche, das ganze liebe Ehestandswetter ver kündigen. Was träumtest du denn?
 Es klingt wunderbar. Mich träumte, ich sey in eine weiße Taube verwandelt und fliege von Ast zu Aste. Max zielte nach mir, ich stürzte; aber nun war die weiße Taube ver schwunden, ich war wieder Agathe, und ein großer schwarzer Raubvogel wälzte sich im Blute.
 klatscht in die Hände.
 Allerliebst! allerliebst!
 Wie kannst du dich nur über so etwas freuen?
 Nun, der schwarze Raubvogel – da hast du ja die ganze Bescheerung! du arbeitetest noch spät an dem weißen Brautkleide und dachtest gewiß vor dem Einschlafen an deinen heutigen Staat; da hast du die weiße Taube! du er schrakst vor den Adlerfedern auf Maxens Hute, es schauert dir überhaupt vor Raubvögeln; da hast du den schwarzen Vogel! Bin ich nicht eine geschickte Traumdeuterin?
 Deine Liebe zu mir macht dich dazu, liebes, fröhliches Kind! Gleichwohl – hast du nie gehört, daß Träume in Erfüllung gingen?
 vor sich.
 Fällt mir denn nichts ein , sie zu zerstreuen? Laut, mit scheinbarer Ernsthaftigkeit und Furcht. Freilich, Alles kann man nicht verwerfen! Ich selbst weiß da ein Grausen erregendes Beispiel.
 Einst träumte meiner sel’gen Base,
 Die Kammerthür’ eröffne sich,
 Und – kreideweiß ward ihre Nase,
 Denn näher, furchtbar näher schlich
 Ein Ungeheuer
, Mit Augen, wie Feuer,
 Mit klirrender Kette – –
 Es nahte dem Bette,
 In welchem sie schlief – 
 Ich meine die Base
 Mit kreidiger Nase –
 Und stöhnte, ach! so hohl! und
 ächzte, ach! so tief! Sie kreuzte sich, rief,
 Nach manchem Angst- und Stoßgebet:
 Susanne! Margreth!
 Und sie kamen mit Licht –
 Und – denke nur? – und –
 Erschrick mir nur nicht!
 – Und – graus’t mir doch! – und –
 Der Geist war – Nero – der Kettenhund!
 Agathe wendet sich unwillig ab. Zärtlich.
 Du zürnest mir? –
 Doch kannst du wähnen,
 Ich fühle nicht mit dir? –
 Nur ziemen einer Braut nicht Thränen!
 Trübe Augen, Liebchen, taugen
 Einem holden Bräutchen nicht.
 Daß durch Blicke
 Sie bestricke 
 Und 
erquicke, Alles um sich her entzücke,
 Das ist ihre schönste Pflicht. –
 Laß in öden Mauern
 Büßerinnen trauern.
 Dir winkt ros’ger Hoffnung Licht!
 Schon entzündet sind die Kerzen
 Zum Verein getreuer Herzen –
 Holde Freundin, zage nicht! Nun muß ich aber auch geschwind den Kranz holen. Die alte Elsbeth hat ihn eben aus der Stadt mitgebracht und ich ver geßliches Ding ließ ihn unten. Horch, da kommen die Brautjungfern schon!
 Vierter Auftritt .
 Die Vorigen . Brautjungfern , in ländlicher Feiertracht, doch gleichfalls ohne Kränze und Blumen .
 im Abgehen.
 Guten Tag, liebe Mädchen! Da, singt immer die Braut an! Ich komme gleich wieder. Ab. 
 Wir winden dir den Jungfern-Kranz
 Mit veilchenblauer Seide.
 Wir führen dich zu Spiel und Tanz,
 Zu Glück und Liebesfreude!
 einen Ringelreihn um Agathen tanzend. Schöner, grüner Jungfernkranz!
 Veilchenblaue Seide!
 Lavendel, Mirt’ und Thymian,
 Das wächst in meinem Garten;
 Wie lang bleibt doch der Freiersmann?
 Ich kann es kaum erwarten.
 wie oben. Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w.
 Sie hat gesponnen sieben Jahr
 Den goldnen Flachs am Rocken,
 Die Schleier sind wie Spinnweb’ klar,
 Und grün der Kranz der Locken.
 wie oben. Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w.
 Und als der schmucke Freier kam,
 War’n sieben Jahr verronnen;
 Und weil sie der Herzliebste nahm,
 Hat sie den Kranz gewonnen.
 wie oben. Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w.
 Fünfter Auftritt .
 Die Vorigen . Annchen , mit einer zugebun denen runden Schachtel eintretend.
 fällt mit ein, indem sie die Schachtel in der Höhe hält.
 Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w.
 Nun, da bin ich wieder! Aber fast wär’ ich auf die Nase gefallen. Kannst du dirs denken, Agathe? der alte Herr Cuno hat schon wieder gespukt.
 beklommen.
 Was sagst du?
 Daß ich über das alte Bild fast die Beine gebrochen hätte. Es ist diese Nacht zum zweitenmale von der Wand gefallen und hat ein tüchtiges Stück Kalk mit herunter gebracht. Der ganze Rahmen ist zertrümmert.
 Fast könnt’ es mich ängsten! Er war der Urvater unsers Stammes –
 Du zitterst auch vor einer Spinne! In einer so tollen Nacht, wo alle Pfosten krachen, ist’s da zu verwundern? Auch führ’ ich wohl keinen sonderlichen Hammer, und der alte Nagel war ganz verrostet. Nun frisch! Noch einmal das Ende des Liedchens! Sie schneidet den Bindfa den entzwei, knieet tändelnd vor Agathen nieder und über reicht ihr die Schachtel.
 außer Agathen .
 Schöner, grüner Jungfernkranz
 u. s. w. öffnet und fährt zurück.
 Ach! Alle, außer Annchen , die noch knieet, fahren gleichfalls erblassend zurück. 
 Nun, was ist denn?
 nimmt den Kranz heraus; es ist ein silberner Todtenkranz.
 sehr erschrocken.
 Eine Todtenkrone! – Himmel , das ist – aufspringend und ihre Verlegenheit verbergend. Nein, das ist nicht zum Aushalten! da hat die alte halbblinde Frau , oder die Verkäuferin, gewiß die Schachteln vertauscht! Die Brautjungfern sehen einander bedenklich an. Agathe blickt still vor sich nieder und faltet die Hände. Aber was fangen wir nun an? Sie macht die Schachtel zu und verbirgt sie schnell. Weg damit! Einen Kranz müssen wir haben!
 Vielleicht ist dieß ein Wink von oben. Der fromme Eremit gab mir die weißen Rosen so ernst und bedeutend; windet daraus die Braut krone! Vor dem Altar und im Sarge mag die Jungfrau weiße Rosen tragen. 
 nimmt die Rosen schnell aus dem Blumentopfe, schüttelt das Wasser ab, verschlingt sie zu einem Kranze und setzt ihn Agathen auf.
 Ein herrlicher Einfall! Sie verschlingen sich von selbst und stehen dir allerliebst! doch nun laßt uns auch gehen! Unsere Begleiter werden sonst ungeduldig – Singt! singt!
 Die Brautjungfern und Annchen mit gedämpfter Stimme im Abgehen.
 Schöner, grüner Jungfernkranz u. s. w.
 Sechster Auftritt .
 Ganzes Theater. Eine romantisch schöne Gegend. An einer Seite und in der Hälfte des Hintergrunds die fürstlichen Jagdgezelte, worin vornehme Gäste und Hofleute, alle Brüche auf den Hüten, bankettiren. Auf der andern Seite sind Jäger und Treibleute gelagert, welche gleichfalls schmausen; hinter ihnen Hirsche, Eber und an deres erlegtes Wildpret in Haufen aufgethürmt. Otto kar im Hauptzelt an der Tafel; am untersten Platz Cuno . Max , in Cuno’s Nähe, doch außerhalb des Zelts, auf seine Büchse gestützt. Auf der entgegen gesetzten Seite Caspar , hinter einem Baume lauschend. Zuletzt Agathe , Annchen , der Eremit , die Brautjungfern und ein Zug von Land leuten .
 Was gleicht wohl auf Erden dem Jäger vergnügen?
 Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?
 Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,
 Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich,
 Ist fürstliche Freude, ist männlich Ver langen,
 Erstarket die Glieder und würzet das Mahl;
 Wenn Wälder und Felsen uns hallend um fangen,
 Tönt freier und freud’ger der volle Pokal!
 Jo hoho! Drallara!
 Diana ist kundig, die Nacht zu erhellen
, Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt;
 Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen
, Der gierig die grünenden Saaten durch wühlt,
 Ist fürstliche Freude, ist männlich Ver langen u. s. w.
 Anstoßen der Gläser und lautes Gejubel.
 Genug der Freuden des Mahls, werthe Freunde und Jagdgenossen! und nun noch zu etwas Ernstem. Ich genehmige sehr gern die Wahl, welche Ihr, mein alter wackerer Cuno! getroffen habt. Der von Euch er wählte Eidam gefällt mir.
 Ich kann ihm in Allem das beste Zeug niß geben, gewiß wird er sich stets beeifern, Eurer Gnade würdig zu seyn .
 Das hoff’ ich. Sagt ihm, daß er sich bereit halte! Cuno geht aus dem Zelte, spricht mit Max und geht dann wieder hinein. 
 vor sich.
 Wo bleibt nur das Döckchen? – Hilf, Samiel! Klettert auf den Baum und sieht sich um. 
 Wo ist die Braut? Ich habe soviel zu ihrem Lobe gehört, daß ich auf ihre Bekannt schaft recht neugierig bin.
 Nach dem Beispiel Eurer erlauchten Ah nen wart Ihr immer sehr huldreich gegen mich und mein Haus.
 hält die Kugel in der hohlen Hand und blickt starr auf sie hin.
 Dich sparte ich auf – Unfehlbare! Glücks kugel! Aber du lastest jetzt zentnerschwer in meiner Hand. 
 Der Zeit nach muß meine Tochter bald hier seyn. Doch wollt Ihr mir gnädig Ge hör schenken, Herr Fürst! so laßt den Pro beschuß vor ihrer Ankunft ablegen. Der gute Pursch hat seit einiger Zeit, wo freilich die Entscheidung seines Glücks immer mehr her annahete, ganz besondern Unstern gehabt. Ich fürchte, die Gegenwart der Braut könne ihn in Verwirrung setzen.
 lächelnd.
 Er scheint allerdings für einen Waidmann noch nicht kaltes Blut genug zu besitzen. So lang’ ich ihn nur aus der Ferne beobachtete, that er drei Meisterschüsse. Aber seit dem Augenblicke, da ich ihn rufen ließ, hat er stets gefehlt. 
 Es steht nicht zu läugnen, und doch war er früher stets der Geschickteste – 
 Wer weiß, Alter! obs uns Beiden am Hochzeittage besser gegangen wäre ! – Indeß, alte Gebräuche muß man ehren! Zudem – lächelnd und laut, daß es Max vernehmen soll. habt Ihr ja noch einen ältern Jägerpurschen, Cuno! dem, wenigstens den Jahren nach, der Vor zug gebührte.
 Dieser – gnädigster Herr! – erlaubt mir – 
 vor sich.
 Caspar hat vielleicht noch seine letzte Frei kugel. Er könnte wohl gar – lädt hastig und stößt die Kugel in den Lauf. Noch einmal und nimmer wieder! Nun, es ist blos, um das Herkommen zu be obachten, und meine Gunst zu rechtfertigen. Tritt aus dem Gezelt. Gäste und Hofleute folgen. Die Jäger erheben sich, treten auf die andere Seite u.s.w. Wohlauf, junger Schütz! einen Schuß, wie heut’ früh deine drei ersten, und du bist geborgen! Nachdem er sich umgeschaut. Siehst du dort auf dem Zweige die weiße Taube? Die Aufgabe ist leicht. Schieß! 
 legt an. In dem Augenblicke, da er losdrücken will, tritt Agathe mit den Uebrigen zwischen den Bäumen heraus, wo die weiße Taube sitzt, und schreit: Schieß nicht! Ich bin die Taube! Die Taube flattert auf und nach dem Baume, von welchem Caspar eilig herabklettert. Max folgt mit dem Gewehr. Der Schuß fällt; die Taube fliegt fort. Sowohl Agathe als Caspar schreien und sinken. Hin ter der erstern tritt der Eremit hervor, faßt sie auf und verliert sich dann wieder unter dem Volke. Dieß alles ist das Werk eines Augenblicks. 
 Schaut! o schaut!
 Er traf die Braut!
 Der Jäger stürzte vom Baum!
 Wir wagen’s kaum,
 Nur hinzuschau’n!
 O furchtbar Schicksal, o Grau’n!
 Unsre Herzen beben, zagen!
 Wär’ die Schreckensthat gescheh’n?
 Kaum will es das Auge wagen,
 Wer das Opfer sey, zu sehn.
 Ottokar und seine nähern Umgebungen sind zu Agathen geeilt; geringere Jäger zu Caspar . Agathe wird von Ann chen , den Brautjungfern und einigen Landleuten im Vor grunde auf eine Rasenerhöhung gelegt. Alle sind um sie beschäftigt. Max liegt vor ihr auf den Knieen. aus schwerer Ohnmacht erwachend.
 Wo bin ich?
 War’s Traum nur, daß ich sank?
 O fasse dich!
 Sie lebt!
 Den Heil’gen Preis und Dank! –
 Sie hat die Augen offen! –
 die Caspar umstehen.
 Hier, dieser ist getroffen,
 Der roth vom Blute liegt –
 sich krampfhaft krümmend.
 Ich sah den Klausner bei ihr steh’n;
 Der Himmel siegt!
 Es ist um mich gescheh’n!
 sich nach und nach erholend und aufstehend.
 Ich lebe noch; der Schreck nur warf mich nieder.
 Sie athmet frei!
 Sie lächelt wieder!
 Mein Max. Die süße Stimme ruft! erblickt Samiel , der, von den Uebrigen ungesehn, hinter ihm steht.
 Du, Samiel! schon hier?
 So hieltst du dein Versprechen mir?
 Nimm deinen Raub! Ich trotze dem Ver derben!
 Er erhebt die geballte Faust drohend gen Himmel. Dem Himmel Fluch! – Fluch dir!
 Stürzt unter heftigen Zuckungen zusammen. Samiel ist verschwunden.
 von Grausen ergriffen.
 Ha! Das war sein Gebet im Sterben? 
 Er war von je ein Bösewicht!
 Ihn traf des Himmels Strafgericht!
 Er hat dem Himmel selbst geflucht!
 Vernahmt Ihr’s nicht? Er rief den Bösen –
 Fort! stürzt das Scheusal in die Wolfes schlucht !
 Einige Jäger tragen den Leichnam fort; Zu Max . Nur du kannst dieses Räthsel lösen.
 Wohl schwere Unthat ist gescheh’n!
 Weh’ dir, wirst du nicht alles treu gesteh’n.
 Herr! unwerth bin ich Eurer Gnade;
 Des Todten Trug verlockte mich,
 Daß – voll Verzweiflung, ich vom Pfade
 Der Frömmigkeit und Tugend wich;
 Vier Kugeln, die ich heut’ verschoß –
 Freikugeln sind’s, die ich mit Jenem goß.
 zornig.
 So eile, mein Gebiet zu meiden
, Und kehre nimmer in dieß Land!
 Vom Himmel muß die Hölle scheiden –
 Nie, nie empfängst du diese reine Hand!
 Ich darf nicht wagen,
 Mich zu beklagen;
 Denn schwach war ich, obwohl kein Böse wicht.
 Er war sonst stets getreu der Pflicht –
 Reißt ihn nicht aus meinen Armen!
 Er ist so brav, voll Kraft und Muth –
 O! er war immer brav und gut!
 Gnäd’ger Herr! o habt Erbarmen!
 Nein! – Agathe ist so fromm, so rein – zu Max .
 Hinweg, hinweg aus meinem Blick!
 Dein harr’t der Kerker, kehrst du je zurück.
 tritt auf. Alle weichen ehrerbietig vor ihm zurück und be grüßen ihn demuthsvoll. Selbst der Fürst entblößt sein Haupt. Wer legt auf ihn so strengen Bann?
 Ein Fehltritt, ist er solcher Büßung werth?
 Bist du es, heil’ger Mann!
 Den weit und breit die Gegend ehrt?
 Sey mir gegrüßt, Gesegneter des Herrn!
 Dir bin auch ich gehorsam gern;
 Sprich du sein Urtheil; deinen Willen
 Will freudig ich erfüllen.
 [ War’s recht, auf einer Kugel Lauf
 Zwei edler Herzen Glück zu setzen?
 Und, unterliegen sie den Netzen,
 Womit Verzweiflung sie umflicht,
 Wer höb den ersten Stein wohl auf?
 Wer griff in seinen Busen nicht?] *) *) Das Eingeschlossene bleibt bei der Aufführung weg. Es finde nie der Probeschuß mehr statt!
 Ihm, Herr! Mit finsterm Blick auf Max .
 der schwer gesündigt hat,
 Doch früher reines Herzens war,
 Vergönnt dafür ein Probe-Jahr,
 Und bleibt er dann, wie ich ihn stets erfand,
 Dann werde sein Agathe’s Hand!
 Dein Wort genüget mir!
 Ein Höh’rer spricht aus dir.
 Heil unserm Herrn ! Er widerstehet nicht Dem, was der fromme Klausner spricht.
 Bewährst du dich, wie dich der Greis erfand,
 Dann knüpf’ ich selber Euer Eheband !
 Die Zukunft soll mein Herz bewähren!
 Stets heilig sey mir Recht und Pflicht!
 zu Ottokar .
 O les’t den Dank in diesen Zähren;
 Das schwache Wort genügt ihm nicht!
 zu Ottokar .
 Der über Sternen ist voll Gnade;
 Drum ehrt es Fürsten, zu verzeih’n!
 zu Max und Agathen .
 Weicht nimmer von der Tugend Pfade,
 Um Eures Glückes werth zu seyn!
 zu Agathen .
 O dann, geliebte Freundin, schmücke
 Ich dich aufs neu zum Traualtar !
 Doch jetzt erhebt noch Eure Blicke
 Zu dem, der Schutz der Unschuld war!
 Er knieet nieder und erhebt die Hände. Agathe , Cuno , Max , Annchen und mehre des Volks folgen seinem Beispiel.
 Ja laßt uns zum Himmel die Blicke erheben
 Und fest auf die Lenkung des Ewigen bau’n;
 Wer rein ist von Herzen, und schuldlos von Leben,
 Darf kindlich der Milde des Vaters ver trau’n!
 Nachwort des Verfassers . Diese für meinen Freund, Carl Maria von Weber , gedichtete Oper ward von mir im Früh jahre 1817. vollendet. Sie erschien auf der Bühne zu allererst in Berlin am 18. Junius 1821. (als erste Oper in dem neuerbauten Königl. Schauspielhause und unter eigener Leitung des genialen Komponisten), sodann in Wien am 3. Nov. 1821. (am Vorabende vor dem Namensfeste der Kaiserin.) *) Der Stoff ist bekanntlich aus einer Alt Böhmischen Volkssage entlehnt, und früher *) Ueber die erste Aufführung in Dresden (26. Jan. 1822.) habe ich in No. 46. und flg. der Abendzeitung Einiges gesagt, was vielleicht Bühnenvorstehern und Darstellern nützlich werden kann. von meinem verstorbenen Jugend-Freunde Apel (in dem von ihm und Fr. Laun herausgegebenen Gespensterbuche I. Bdch. Leipzig, bei Göschen 1810.), späterhin aber von Gerle (unter der Aufschrift: Der braune Jäger , im Freimüthigen für Deutschland von Müchler und Sy manski , 1819. N. 68.) als Erzählung bearbeitet worden. Beide haben die Bege benheit in die jetzige, wenigstens in eine uns näher stehende Zeit verlegt und den tragischen Ausgang, nach welchem die Braut erschossen und der Bräutigam wahnsinnig wird, beibe halten, welchen die Sage berichtet. Daß ich sie in ein früheres Zeitalter zurückversetzt, Personen hinweggelassen und hinzugefügt, Mancherlei und vorzüglich den Ausgang für die Oper verändert habe, darüber wird hoffentlich Niemand, der mit gehöriger Ur theilskraft im Allgemeinen, auch einige Er fahrung in Dingen dieser Art besitzt, mit mir rechten. Eben so wenig erwarte ich einen Vor wurf darüber, daß ich das Böse bös geschil dert, daß ich dem Ruchlosen ruchlose Worte in den Mund gelegt habe. Schiller hat dieß in der Vorrede zur ersten Auflage seiner Räuber (S. Schillers Werke b. Cotta, 1818. 3. Bdch.) sattsam gerechtfertigt, und es liegt schon an sich klar am Tage, daß kein Dichter wegen einzelner Charaktere, son dern nur wegen der Tendenz des Ganzen verantwortlich gemacht werden kann. Sonach wäre hierüber kein Wort zu verlieren gewesen, gäb’ es nicht anjetzt einige sogenannte Kriti ker, die sich des verächtlichen Kunstgriffs nicht schämen, einzelne Stellen aus dem Zusam menhange herauszureißen und das, was der Dichter eine oder die andre Person, ihrem wahren oder angenommenen Charakter gemäß, sagen läßt, als vom Dichter selbst gesagt, oder auch als Maßstab seines Dichterver mögens darzustellen. – Daß, für die öffentliche Darstellung , schein bar anstößige Stellen – wo es geschehen kann, mit Zuziehung des Dichters – gestrichen oder geändert werden, ist wegen der ganz eigenen Wahlverwandtschaft Einiger, die unter einer großen Menge nicht fehlen können, –  Schiller a. a. O. spricht von "Käfern, die auch aus Perlen Unrath stören" – allerdings anzurathen. Zum Behuf der Aufführung in Wien sind, sicherm Vernehmen nach, mancherlei Abänderungen für unerläßlich gehalten wor den. Diese von fremder Hand geschehene Be arbeitung, deren Werth oder Unwerth ich in der Entfernung nicht beurtheilen kann, war es hauptsächlich, was mich bestimmte, diese Dichtung schon jetzt dem Drucke zu übergeben. Ich habe bei diesem aus der ersten Handschrift einiges, späterhin zu Abkürzung des Ganzen Hinweggelassene, namentlich die beiden ersten Scenen, (ohne welche freilich der Eremit am Schlusse ziemlich als ein deus ex machina erscheint) für die Leser hergestellt, Ande res im Dialog gestrichen, verändert und hin zugefügt. Dieß schien mir um so zulässiger, da ich aus Gründen des Rechts und der Kunst ü berzeugt bin, daß im Allgemeinen keine Bühne berechtigt ist, irgend ein dramatisches Werk deshalb, weil es gedruckt ist, und so, wie es gedruckt ist, ohne Erlaub niß des Dichters oder dessen, auf den er sein Recht übertragen, aufzuführen – eine Be hauptung, die ich vorlängst in gesellschaftlichen Kreisen, wiewohl nicht ohne bedeutenden Widerspruch Mancher, die das, was geschieht, deshalb auch als mit Recht geschehend zu be trachten pflegen, verfochten habe. Erst seit dem bei Gelegenheit des Komischen Thea ters von Adolph Bäuerle (vergl. Wegweiser der Abendzeit. 1820. N. 28. vom 13. Julius) und des Marino Faliero vom Lord Byron (vergl. Abendzeit. 1821. N. 125. und 126.) diese Rechtsfrage nicht blos öffentlich, sondern sogar in England (!) zur Sprache gekommen, hat man sich geneigt gefunden, gegen die Kraft eines (hiebei gar nicht anwendbaren) Gewohnheitsrechts ein wenig mißtrauisch zu werden. – Möge schlüßlich diese anspruchlose, doch mit Neigung ausgeführte Dichtung Andere zu ähnlichen Bestrebungen ermuntern, der Oper, wie sie der Deutsche verlangt, höhere Würde zu verleihen, – was freilich nur dann zu hof fen steht, wenn man anfangen wird, eine Oper, in der sich nicht Poesie und Musik als zwei gleich geachtete und begünstigte Schwe stern die Hand bieten, für ein – wenn auch noch so glänzendes – Ungeheuer anzusehen.