Der Freischütz . Abschrift nach Fr. Kind’s Autograph seiner Dichtung Für Carl Maria von Weber angefertigt im J. 1817 und danach versehen mit vielen eigenhänd. Bemerkungen Desselben . Aus dessen Nachlaß durch dessen Wittwe Carolina v. Weber zum Geschenk erhalten. in Dresden 1841. F. W. Jähns Alles roth unter-oder an-Gestrichene ist von C. M. v. Weber’s Hand . Diese Abschrift ist ( excl . Titelseite) gleichlautend mit dem in dieser Sammlung ebenfalls enthaltenen Autographe Fr. Kind’s u. dessen in demselben verzeichneten Änderungen . (S. " Weberiana " Cl .II. g .12.) In derselben finden sich außerdem mannichfach Bemerkungen u. Änderungen von der Hand C. M. v. Weber’s , ( Alles roth unter-oder an-Gestrichene ) auch Mehreres von anderer Hand, z. B. Titelseite u. Personen-Verzeichniß. Von dem durch Weber in die Abschrift hinein Verzeichne ten ist wohl das Interessanteste die Umwandlung der Scene zwischen Caspar u. Samiel p . 20 , welche das Autograph Kind’s nicht enthält u. in der neuen Gestalt Weber selbst angehören dürfte. – Im Allgemeinen ist über die Abschrift zu bemerken: – Das Titelblatt mit dem Titel auf pag . 1 u. dem Personen-Verzeichniß auf pag . 2 und – die darauf folgende eigentliche Abschrift der Opern-Dichtung sind durchaus auseinander zu halten. Die Letztere stammt aus der Zeit gleich nach Kind’s Entschluß: die ursprünglich erste Scene der Oper zwischen Eremit u. Agathe auf Weber’s Wunsch wegzulassen, welches für die Oper sehr wichtige Zugeständniß Kind’s Weber am 21. Mai 1817 seiner bühnenkundigen Braut, von der der Wunsch eigent lich ausgegangen war, mittheilt. Das Titelblatt ist erst der Abschrift später vorgesetzt (– auch rührt dasselbe auf 1. beiden Seiten von einer andern Hand als der der Dich tung selbst her –) nachdem das frühere davon entfernt worden war, auf welchem der alte Name der Oper " Die Jägersbraut " stand, wie auf Kind’s Autograph ebenfalls zu lesen ist. Das nun vorgesetzte neue Titelblatt kann aber erst nach dem 21. Juni 1820 mit der alten Abschrift verei nigt worden sein. Denn: – nachdem Graf Brühl am 18. Febr . 1820 an Weber gemeldet, daß die Oper zur Ersten im neuen berliner Schauspielhause bestimmt sei, theilt Weber am 21. Juni 1820 dem Grafen mit, daß Kind u. er, auf seinen Wunsch eingingen: den bisherigen Namen der Oper " Die Jägersbraut " in " Der Freischütz " umzuändern – und – unsere Titelseite zeigt nicht nur die Bestimmung der Oper als Erste im neuen berliner Hause, sondern auch die Umwandlung von "Die Jägers braut" in "Der Freischütz". Spätestens könnte das Titel blatt bis zum 25. März 1821 vorgesetzt sein, denn an diesem Tage schreibt W . an Brühl , daß er die von Brühl erbe tene Arie Ännchens No . 13 "Einst träumte meiner sel’gen Base" componiren und die Vertauschung des Fürsten Ottokar mit einem Grafen Ottokar vornehmen würde. Das Personen-Verzeichniß des Titelblattes zeigt aber noch den Fürsten , wie in der Abschrift der Dichtung auch noch Ännchens Arie N . 13 fehlt . – Die sonstigen räthselhaften Eigenthümlichkeiten der Abschrift zu ent räthseln, ist mir trotz vielfältiger Erwägung nicht möglich geworden, z. B. die Streichung der 10 Verszeilen in der Parthie des Eremiten im Finale III von "Leicht kann des Frommen Herz auch wanken" bis "Wer griff’ in seinen Busen nicht?" auf dem letz ten und vorletzten Blatte der Abschrift. – Jeden falls ist dieselbe ein sehr interessantes Unicum betreffs der Geschichte der Composition des Freischütz, besonders werthvoll durch Weber’s vielfache darin enthaltene eigenhändige Bemerkungen, zumal es nach den letzteren eine große Wahrscheinlichkeit für sich hat, daß diese Abschrift der Dichtung das Hand Exemplar Weber’s bei Composition seines welt berühmten Meisterwerkes gewesen sei . F. W. Jähns . Berlin 11. Sept . 1878. Der Freyschütze . romantische Oper in drey Aufzügen. Dichtung von Friedrich Kind
. Musik von Karl Maria von Weber.
 Zunächst zu Eröffnung des neuen
 Königl: Schauspielhauses in Berlin
 1821. geschrieben. Personen . Ottokar , böhmischer Fürst. Cuno , Fürstlicher Erbförster. Agathe , seine Tochter. Annchen , eine junge Verwandte Caspar , erster Jägerpursch. Max , zweiter Sammiel , der schwarze Jäger. Ein Eremit . Kilian , ein reicher Bauer. Brautjungfern . Jäger und Gefolge . Landleute und Musikanten Erscheinungen . Die Zeit: Kurz nach Beendigung des dreißigjährigen Krieg e s .
 Erster Aufzug .
 Erster Auftritt .
 Platz vor einer Waldschenke /:sogenanntem Schenk giebel:/   Max sitzt allein im Vorgrunde an einem Tische, vor sich den Krug. Im Hintergrunde eine Vogelstan ge, von Volksgetümmel umgeben. Böhmische Berg Musik. In dem Augenblicke, als der Vorhang aufgeht, fällt ein Schuß und das letzte Stück einer Sternschei be fliegt herunter .
 Introduktion 
 im Handexemplar „Introduktion“ von Weber ergänzt. Ah! ah! – Brav! Herrlich getroffen! Jubel und Geklatsch .
 bis jetzt die geballte Faust vor der Stirn, schlägt damit heftig auf den Tisch .
 Glück zu, Bauer!
 unter rauschender Musik, indem die Stange herab gelassen wird .
 Victorja! Victorja! der Meister soll leben,
 Der wacker dem Sternlein den Rest hat gegeben!
 Ihm gleichet kein Schütz’ von fern und von nah!
 Victorja! Victorja! Victorja!
 Immer frisch! Schreit! schreit! – stampt Kopistenfehler mit der Büchse auf den Boden und legt sie an einen Baum . War ich denn blind? Sind die Sennen dieser Faust erschlafft?
 Es hat sich unterdeßen ein Zug geordnet ? Voran die Mu sikanten , einen Marsch spielend. Dann Bauerknaben , die das letzte Stück der Scheibe auf einem alten Degen , und mancherlei Zinngeräth als Gewinn tragen. Hierauf Kilian , als Schützenkönig, mit gewaltigem Strauß und Ordensbande, worauf die von ihm getroffenen Sterne be festigt sind. Schützen mit Büchsen, mehrere mit Sternen auf Mützen und Hüten, Weiber und Mädchen folgen. Der Zug geht im Kreise herum , und Alle, die bei Max vorbeikommen, deuten höhnisch auf ihn, vernei gen sich, flüstern und lachen. Zuletzt bleibt 
 vor ihm stehen, wirft sich in die Brust und singt :
 Schau’ der Herr mich an als König!
 Dünkt ihm meine Macht zu wenig?
 Gleich zieh’ er den Hut, Mosje!
 Wird er? frag’ ich – He? he? he?
 wiederholt die letzte Zeile . Stern und Straus hab’ ich vor’m Leibe,
 Cantors Sopherl trägt die Scheibe; 
 Hat er Augen nun, Mosje? 
 Was traf er denn? He? he? he?
 wie oben . Darf ich etwa Eure Gnaden
 ’s nächste Mal zum Schießen laden?
 Er gönnt Andern was, Mosje!
 Nun, er kommt doch? He? he? he?
 wie oben .
 springt auf, zieht den Hirschfänger und faßt Kilian bei der Brust .
 Laßt mich zufrieden, oder –! Getümmel auf Max eindringend .
 Zweiter Auftritt .
 Die Vorigen . Cuno , Caspar und mehrere Jäger , mit Büchsen und Jagdspießen .
 Was giebt’s hier? – Pfui, dreyßig über einen! – Wer un tersteht sich, meinen Jägerpurschen anzutasten?
 von Max losgelaßen, aber noch furchtsam .
 Alles in Güte und Liebe, werther Herr Erbförster! nicht so böse gemeint! Es ist Herkommen bei uns, daß, wer stets gefehlt hat, vom Königschuße ausgeschloßen, und dann ein wenig gehänselt wird – alles in Güte und Liebe!
 heftig .
 Stets gefehlt? wer? wer hat das?
 Es ist freilich arg, wenn der Bauer einmal über den Jäger kommt – aber da, fragt ihn nur selbst!
 beschämt und verzweifelnd .
 Ich kann’s nicht läugnen; ich habe nie getroffen.
 v. s. Dank, Sammiel!
 Max! Max! ist’s möglich? Du, sonst der beste Schütz weit und breit! Seit vier Wochen hast du keine Feder nach Hause gebracht, und auch jetzt – pfui der Schande!
 Glaube mir, Camerad! es ist, wie ich dir gesagt habe. Es hat dir jemand einen Waidmann gesetzt, und den mußt du lösen, oder du triffst keine Klaue.
 Possen!
 Das meine ich eben. So etwas ist leicht gemacht. Laß dir rathen, Camerad! Geh’ nächsten Freitag auf einen Kreuzweg, zieh’ mit dem Ladestocke einen Kreis um dich und rufe dreimal den Namen –
 Gott bewahre uns! Das sind böse Künste. – Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst. Du bist ein Tagedieb, ein Schlemmer, ein falscher Würfler – hüte dich, daß ich nicht noch Aergeres von dir denke! Caspar macht eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschuldigen . Kein Wort, oder du hast auf der Stelle den Abschied! – Aber auch du, Max! siehe dich vor! So väterlich gewogen ich dir bin, so sehr es mich freut , daß der Herr Fürst Graf von fremder Hand korrigiert; vgl. KA-tx15 und KA-tx21 dort ebenso "Graf" Sohnesrecht auf den Eidam übertragen will – fehlst du morgen beim Pro beschuße, so ist muß ich Dir dennoch das Mädchen und Dienst für dich verloren versagen .
 Wollt Ihr in der Irre herum laufen? Morgen! morgen schon!
 Was ist das eigentlich mit dem Probeschuße? – Schon oft haben wir davon gehört –
 Ja auch wir, aber noch hat uns Niemand die wahre Be wandniß zu sagen gewußt.
 O erzählt’s uns, Herr Cuno!
 Meinetwegen! zum Hoflager kommen wir noch Zeit ge nug. – Mein Urältervater, der noch im Forsthause ab gebildet steht, hieß Cuno, wie ich, und war fürstlicher Leibschütz. Einst bei einer Jagd trieben die Hunde einen Hirsch heran, auf welchen ein Mensch angeschmiedet war. So grausam bestrafte man in jenen Zeiten die Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des damaligen Fürsten s . Er versprach demjenigen, welcher den Hirsch erlege, ohne den Mißethäter zu verwun den, eine Erbförsterei und das nahe gelegene Wald schlößchen. Der wackere Leibschütz, mehr aus eignem Erbarmen, als wegen der großen Verheißung, besann sich nicht lange. Er legte an; der Hirsch stürzte, und der Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb zerkratzt, doch im übrigen unversehrt.
 Gott sey Dank! – der arme Wildschütze!
 Brav! brav! – das war ein Meisterschuß!
 Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar –
 Ich möchte der Cuno gewesen seyn! starrt zu Boden und versinkt in sich selbst . 
 Auch mein Urvater freute sich baß über die Rettung des Unglücklichen, und der Fürst erfüllte in Allem seine Zusage.
 So? Also davon schreibt sich der Probeschuß her, Nach barn und Freunde! Nun weiß man’s doch auch!
 Hört noch das Ende! Es ging damals, wie jetzt, mit ei nem Blick auf Caspar daß der böse Feind immer Unkraut unter den Weizen sät. Cuno’s Neider wußten es an den Fürsten zu bringen, der Schuß sey mit Zau berei geschehen, Cuno habe, ohne zu zielen, einen soge nannten Freischuß gethan .
 Dacht’ ich’s doch! − vor sich . Hilf zu, Sammiel!
 Der Dresdner Kopist 2 vergaß die Worte Caspars von fol. 4v unten zu streichen, als er sie auf dem folgenden Einlageblatt (fol. 4ar), allerdings nicht komplett identisch, wiederholte. Dacht’ ich’s doch! − Hilf, zu Sammiel!
 Ein Freischuß! Eine Freikugel! Das sind Schlingen des bösen Feinds. Meine Grosmutter hat mir’s erklärt. Sechse treffen, aber die siebente gehört dem Bösen. Der kann sie hinführen, wohin ihms beliebt. Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte! Aus diesem Grunde machte der Fürst den Zusatz, daß jeder von Cunos Nachfolgern zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder leicht, wie es der regierende Fürst oder sein Abgeordneter anzubefehlen geruht. Auch will es das Herkommen, daß der junge Förster an demselben Tage mit seiner Erwahlten getraut wird, die aber völlig unbescholten seyn, und im jungfräulichen Kränzlein er scheinen muß. /: schaudernd :/ Hu! Freykugeln soll der Böse gießen helfen, die treffen allemal. Dafür lenkt er aber Eine auch nach seinem Willen!
 Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung den Zusatz, daß jeder von Cuno’s Nachkommen, wolle er Erbförster werden, zuvor einen Probeschuß ablege. Ich meiner Seits habe einen Kaiserthaler von einem Reißlein geschoßen; was Maxen unser gnädiger Fürst morgen aufgeben wird, wer kann’s wissen? – Doch nun genug ! zu den Jägern die mit ihm gekommen . Wir wollen uns wieder auf den Weg machen! Du aber, Max! magst noch einmal zu Hause nachsehen, ob sämmtliche Treibleute angelangt sind.  – halblaut und treuherzig . Du solltest mich dauern, guter Pursch! Nimm dich zusammen – Der Waidmann der dir gesetzt ist, ist die Liebe . – Noch vor Sonnenaufgang erwarte ich dich beim Hoflager.
 Nro . 2. Ensemble Terzett mit doppeltem Chor .
 der erst bei Cunos Anrede aus seiner Zerstreuung zurück gekommen ist . O! diese Sonne!
 Furchtbar steigt sie mir empor!
 Leid oder Wonne,
 Beides ruht in deinem Rohr!
 Ach, ich muß verzagen,
 Daß der Schuß gelingt!
 Den mußt du entsagen!
 zu Max mit bedeutungsvoller Heimlichkeit .
 Nur ein keckes Wagen
 Ist’s, was Glück erringt!
 Agathen entsagen?
 Wie könnt’ ich’s ertragen?
 Doch verfolgt mich Mißgeschick –
 Seht, wie düster ist sein Blick!
 Ahnung scheint ihn zu durchbeben –
 zu Max .
 O laß Hoffnung dich beleben,
 Und vertraue dem Geschick!
 Weh’ mir! mich verließ das Glück,
 Unsichtbare Mächte grollen,
 Bange Ahnung füllt die Brust!
 Mag Fortuna’s Kugel rollen,
 Wer sich höhrer Kraft bewußt,
 Trotzt dem Wechsel und Verlust!
 So’s des Himmels Mächte wollen,
 Dann – trag’ männlich den Verlust!
 Nimmer trüg’ ich den Verlust!
 Nein! er trüg nicht den Verlust!
 /. faßt Max bei der Hand ./ Mein Sohn! nur Muth!
 Wer Gott vertraut, baut gut!
 zu den Jägern .
 Jetzt auf! In Bergen und Klüften
 Tobt morgen der freudige Krieg!
 Das Wild in Fluren und Triften,
 Der Aar in Wolken und Lüften
 Ist unser, und unser der Sieg!
 Laßt lustig die Hörner erschallen –
 Wir lassen die Hörner erschallen –
 außer Max . Wenn wiederum Abend ergraut,
 Soll Echo und Felsenwand hallen:
 Sa! Hussah, dem Bräut’gam! der Braut!
 Cuno mit Caspar und den Jä gern ab .
 Dritter Auftritt .
 Die Vorigen ohne Cuno und seinem Gefolg .
 Ein recht braver Mann, der Herr Förster! – Aber nun kommt auch in den Schenkgiebel; es wird hier schon recht dämmrig und schaurig. zu Max . Wir wollen gute Freun de bleiben, wackrer Pursch! auch ich gönne ihm morgen das beste Glück! Jetzt schlag’ er sich die Grillen aus dem Kopfe, nehm’ er sich ein Mädchen und tanz’ er mit hinein.
 Ja, es wär’ mir, wie Tanzen!
 Nun, wie’s beliebt! er nimmt eine der Frauen; die andern folgen. Die mehresten drehen sich tanzend in den Schenk giebel; die übrigen zerstreuen sich außerhalb deßelben . Es ist ganz düster ge worden . 
 Vierter Auftritt .
 No . 3. Max allein. Späterhin Sammiel , von fast übermensch licher Größe, dunkelgrün und feuerfarb mit Golde gekleidet. Der große, mit einer Hahnfeder verzierte Hut bedeckt fast das ganze schwarze Gesicht .
 singt : 
 Nein, länger trag’ ich nicht die Qualen,
 Die Angst, die jede Hoffnung raubt!
 Für welche Schuld muß ich bezahlen?
 Was weiht dem falschen Glück mein Haupt?
 Durch die Wälder, durch die Auen,
 Zog ich leichten Sinns dahin;
 Alles, was ich konnt’ erschauen,
 War des sichern Rohrs Gewinn.
 Abends bracht’ ich reiche Beute,
 Und, wie über eignes Glück,
 Drohend wohl dem Mörder, freute
 Sich Agathe’s Liebesblick.
 Hat denn der Himmel mich verlaßen?
 Sammiel , fast ganz bewegungslos , tritt im Hintergrunde einen Schritt aus dem Gebüsche .
 Die Vorsicht ganz ihr Aug’ gewandt?
 Soll das Verderben mich erfaßen?
 Verfiel ich in des Zufalls Hand?
 Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,
 Und sie horcht auf meinen Schritt ,
 Läßt nicht ab vom treuen Hoffen:
 Max bringt gute Zeichen mit!
 Wenn sich rauschend Blätter regen,
 Wähnt sie wohl, es sey mein Fuß;
 Hüpft vor Freuden, winkt entgegen –
 Nur dem Laub – den Liebesgruß .
 Doch mich umgarnen finstre Mächte; Sammiel schreitet mit grossen Schritten im Hintergrunde über die Bühne .
 Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!
 O dringt kein Strahl durch diese Nächte?
 Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott?
 Sammiel , schon ganz an der entge gengesetzten Seite, macht bei dem letzten Worte eine zuckende Bewe gung und ist verschwunden .
 Fünfter Auftritt .
 Max . Caspar , herbeischleichend. Sammiel , größtentheils unsichtbar . sobald Max ihn gewahr wird .
 Ei da bist du ja noch, Camerad! Gut, daß ich dich finde.
 Schleichst du schon wieder herum, wie ein Horcher ?
 Ist das mein Dank? Es fiel mir unter Wegs ein guter Rath für dich ein; aus treumeinendem Herzen stehle ich mich fort, laufe mich fast außer Athem! – Ich kann’s noch nicht verschmerzen, daß du hier zum Spott der Bauern worden bist. Teufel! die mögen gelacht haben! Aber was hilft’s? S ch lag’ Kopistenfehler dir’s aus den Gedanken, Brüderchen ! greift nach dem Kruge . Wie? was? Bier hast du? Das taugt nicht zum Sorgenbrecher! in den Schenkgiebel rufend . Wein! Wein! Zwei Paßgläser! – Sieh , Camerad! und kostete es mich den lezten Heller, ich kann dich nicht so traurig sehen. Du mußt mit mir trinken! Das Gefoderte ist indeß von einem Schenkmädchen gebracht worden . 
 Damit verschone mich! Mein Kopf ist ohnedieß wüst genug. legt den Kopf auf die Hände . 
 tropft geschwind aus einem Fläschchen etwas in das für Max bestimmte Glas. Vor sich :
 So Freundchen! Da brauchst du wenig! gießt schnell Wein ein . Hilf, Sammiel! Sammiel schaut mit dem Kopfe aus dem Gebüsch, an welchem sie sitzen. Caspar erschrok ken: Du da? Sammiel verschwindet . 
 auffahrend .
 Mit wem sprachst du?
 Ich? mit Niemand! Ich sagte: „So, Freundchen!“ weil ich dir einschenkte.
 Ich mag aber nichts!
 Der Herr Förster soll leben! Die Gesundheit deines Lehrherrn wirst du doch mit trinken?
 So sey’s! sie stoßen an und trinken . 
 No . 4.
 Nun laß uns eins singen!
 Hier im irrd’schen Kopistenfehler Jammerthal
 Wär’ doch nichts, als Plack und Qual,
 Trüg der Stock nicht Reben; Trauben; 
 Darum bis zum letzten Hauch
 Setz’ ich auf Gott Bachus Bauch
 Meinen festen Glauben.
 Darum bis zum – Ei, du mußt auch mit singen!
 singt es allein aus und trinkt . Laß mich!
 Jungfer Agathe soll leben! Wer die Gesundheit seiner Braut ausschlüg, wär’ doch warlich ein Schuft!
 Du wirst unverschämt! sie stoßen an und trinken . 
 Eins ist Eins und Drei sind Drei!
 Drum addirt noch zweierlei
 Zu dem Saft der Reben;
 Kartenspiel 3 und 2 Würfellust 1 Und ein Kind mit runder Brust das uns gefiel, Hilft zum ewgen Leben!
 Und ein Kind mit – Mit dir ist aber auch gar nichts anzufangen! trinkt . Wie kannst du mir zumuthen in so etwas mit einzustimmen?
 Unser Herr Fürst soll leben! Wer nicht dabei ist, ist ein Judas!
 Nun denn, aber dann auch keinen Tropfen mehr! sie stoßen an und trinken. Max weht sich mit dem Hute Luft zu, und giebt sonst zu erkennen, daß ihm heiß ist . 
 Ohne dies Trifolium
 Giebt’s kein wahres Gaudium
 Seit dem ersten Uebel!
 Fläschchen! sey mein A. B. C.
 Mein Gebetbuch, Catherle, Karte, meine Bibel! oder Würfel, Karte, Katherle, Meine Bilder-Fibel! aufspringend .
 Elender ! Agathe hat Recht, wenn sie mich immer vor dir warnt! will fort. Man merkt ihm von jetzt eine ge wiße Heftigkeit an, einem leichten, aber bösen Rausche gleich . 
 Wie kannst du auch gleich so in Harnisch gerathen, Bruder herz? Ich diente noch als Bube unter dem Altringer und Tilly ; ich war mit beim Magdeburger Tanze; unterm Kriegs volke lernt man solche Schelmliedlein. Die Dorfuhr schlägt. Max steht auf. Willst du schon nach Hause.
 Ja, es wird Zeit. Das schlug Sieben!
 Zu Agathen? – Da weiß ich doch nicht – Du könntest sie erschrecken. Weißt du nicht, daß sie auf einen Gewinn, als gute Vorbedeutung für morgen, hofft?
 Ach, die Arme! und ich selbst! Morgen!
 Deshalb bleib’ noch und laß dir rathen. Das war es eigent lich, weshalb ich dich aufsuchte. Dir könnte gar wohl noch geholfen werden!
 Mir geholfen?
 geheimnißvoll .
 Um dir ganz meine Freundschaft zu beweisen, könnte ich dir unter vier Augen – – nicht umsonst habe ich gegen dich zuweilen ein Wort fallen laßen – – es giebt aller dings gewiße geheime Kräfte der Natur, gewiße un schuldige Jagdkünste, – diese Nacht, wo sich die Mondscheibe verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt – Ein alter Berg jäger hat mir vor Zeiten einmal – vertraut – 
 Man sieht Sammiel von Zeit zu Zeit lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden bemerken .
 Du zählst mir das Gift tropfenweis zu –
 Wie wär’s, Camerad! wenn ich dir noch heute zu einem recht glücklichen Schuße verhülf , der Agathen beruhigte, und Euch zugleich euer morgendes Glück verbürgte?
 Du fragst wunderbar; wie ist das möglich?
 Nur Muth! Muth! Was die Augen sehen glaubt das Herz. Da, nimm meine Büchse!
 Was soll ich damit?
 Geduld! er sieht nach dem Himmel . Zeigt sich denn nichts? schnell, indem er ihm das Gewehr giebt . Da! da! Siehst du den Stößer dort? Schieß!
 Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich bin’s . Es ist schon ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer Punkt in der Luft, wolkenhoch über der Schußweite!
 Schieß in’s T – Schellobers Namen! Haha!
 berührt wie im Zweifel den Stecher; das Gewehr geht los. In demselben Augenblicke hört man ein gällendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach Caspar umsieht .
 Was lachst du? – Wie Fittige der Unterwelt kreißt’s dort oben – Ein mächtiger Steinadler schwebt einen Augenblick wirbelnd in der Luft und stürzt dann todt zu Maxens Füßen . Was ist das?
 der ihn aufhebt .
 Sieh! der größte Steinadler, den es giebt! Was für Klau en Fänge ! Und dazu , wie herrlich getroffen! Gleich unterm Flügel, sonst nichts verletzt! – Kannst ihn ausstopfen laßen, Bruder, für ein Naturalienkabinet!
 Aber ich begreife nicht – – diese Büchse ist doch wie jede andre –
 Victoria! Das wird dich bei den Bauern in Respect set zen! Das wird Agathen erfreuen! rauft einige der größern Federn aus und steckt sie auf Maxens Hut : So, Camerad! dieß als Siegszeichen !
 Was machst du? – Wird mir doch ganz schauerlich! – Was hast du geladen? Was war das für eine Kugel?
 Gar keine Kugel, Närrchen! Eine trächtige Blindschleiche! Die trifft allemal!
 Träum’ ich denn, oder bin ich berauscht? So etwas ist mir noch nie begegnet! – Caspar! ich bitte dich, ich beschwöre dich – faßt ihn . Caspar! ich bringe dich um – Sag’ – was war das für eine Kugel?
 Bis t Kopistenfehler du verwirrt, Freundchen , vor Freuden? Ich theile sie mit dir! umarmt ihn . Nicht, das war ein Schuß? – Laß mich los.
 läßt ihn los .
 Wo hast du die Kugel her? –
 Nun, wenn du Vernunft annimmst – so sag’ mir – du, der wackerste Jäger, bist du , oder stellst du dich nur so ganz unerfahren? Wüßtest du wirklich nicht, was eine Freikugel sagen will?
 Albernes Geschwätz!
 Da lernt man’s doch beßer unter dem Kriegsvolk. Haha! wie kämen die Scharfschützen zurecht, die oft ih ren Mann aus dem dicksten Pulverdampfe heraus schießen? Oder hast du nie nachgedacht, wie der Schwe denkönig, trotz seines K G ollers von Elendshaut bei Lützen gefallen sey? Zu so etwas zwei silberne Kugeln, hieß es. Ja, der Gescheite kennt das. Doch dazu, bedarf’s anderer Künste, als blos zu zielen und loszudrücken.
 den Adler betrachtend .
 Der Schuß ist unglaublich – in trüber Dämmerung – aus den Wolken herabgeholt! So wäre es doch wahr –?
 Zudem ist’s wohl Zweierlei, einem armen Erdensohn aus dem Hinterhalte das Lebenslicht ausblasen, und sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen erschießen!
 vor sich selbst brütend .
 Hast du noch mehr’ solche Kugeln?
 Es war die letzte – sie haben gerade ausgereicht. Pause . Bist du doch auf einmal so wortkarg! – Ausgereicht! wie verstehst du das?
 Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind! –
 In dieser Nacht –?
 Ja doch! Drei Tage hinter einander steht jetzt die Sonne im Schützen, und heut ist der mittelste; heut; wenn sich die Tage scheiden, giebt’s eine totale Mondenfinsterniß . – Max! Kamerad! Dein Schicksal steht unter dem Einflus se günstiger Gestirne; du bist zu hohen Dingen ersehen! Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß thun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hülfe unsichtbarer Kräfte so sehr bedarfst, beut die Natur sich selbst zu deinem Dienst an !
 Wohl! Mein Geschick will’s! – Schaff’ mir so eine Kugel –!
 Mehrere , als du brauchst! Aber bedarf der Mann eines Vor munds?
 Wie verlangt man sie?
 Das will ich dir lernen . – Sey Punkt eilf Uhr in der Wolfsschlucht!
 Um Mitternacht in der Wolfsschlucht? – Nein! Die Schlucht ist verrufen, und um Mitternacht öffnen sich die Pforten der Hölle.
 Pah! – Wie du denkst! – Und doch kann ich dich deinem Un stern nicht überlaßen – ich bin dein Freund! ich will dir gießen helfen –
 Auch das nicht!
 So mach’ dich morgen zum Landesgespött! Verlier die Förste rei und Agathen! – – Ich bin dein Freund, ich will selbst für dich gießen; aber Kopistenfehler "eber" anstelle "aber" dabei mußt du seyn!
 Deine Zunge ist glatt – Nein, an solche Dinge muß ein from mer Jäger nicht denken!
 Feigling! Also nur durch fremde Gefahr, gäb’s anders der gleichen, möchtest du dein Glück erkaufen? Und glaubst du, dann wär’ deine Schuld, gäb’ es dergleichen, geringer? glaubst du, diese Schuld, gäb’ es dergleichen, laste nicht schon auf dir? den Adler an den Fittichen ausspreizend . Glaubst du, dieser Adler sey dir geschenkt .
 Furchtbar, wenn du recht hättest!
 Sonderbar, wie du fragst! – Hm! Undank ist der Welt Lohn. Ich will mir doch hier einen Flederwisch abhauen, daß ich wenigstens etwas davon trage! thut es . – Drollig! um Agathen zu erfreuen , wagtest du den Schuß; sie zu er werben fehlt’s dir an Herzhaftigkeit! Das würde sich das Wachspüppchen schwerlich einbilden. das mich um deinet willen verwarf, schwerlich einbilden. für sich . Es soll gerochen werden!!
 Elender! Muth hab’ ich –
 So bewähr’ Die falsche Apostrophierung "bewäh’r" wurde korrigiert ihn! Brauchtest du schon eine Freikugel, so ist’s ja ein Kinderspiel, welche zu gießen. Was dir bevor steht ohne diese Hülfe, kannst du aus deinen bisherigen steten Fehlschüßen leicht abnehmen. Das Mädchen ist auf dich erseßen , kann nicht ohne dich leben; sie wird verzwei feln! Du wirst allen Menschen ein Spott herumschleichen, vielleicht aus eigner Verzweiflung – drückt sich die Faust in die Augen, als trät das Waßer hinein . Schäme dich, rauher Waidmann, daß du ihn mehr liebst, als er sich selbst! vor sich . Hilf zu, Sammiel!
 Agathe sterben! Ich in einen Abgrund springen! Ja, das wär’ das Ende! – – giebt Caspar die Hand. Bei Agathe’s Leben! ich komme!
 Sammiel , der bei den letzten Worten hervorgelauscht hat, nickt und ver schwindet .
 Schweig gegen Jedermann! Es könnte dir und mir Ge fahr bringen. Ich erwarte dich!
 Ich dich verrathen? Glock eilf ! – Ich komme! schnell ab . 
 Sechster Auftritt .
 allein . Höhnisch ihm nachsehend. Es ist indeßen fast ganz dunkel worden . No . 5. Schweig’, schweig’ – damit dich Niemand warnt!
 Der Hölle Netz hat dich umgarnt;
 Nichts kann vom tiefen Fall dich retten!
 Umgebt ihn, ihr Geister, mit Dunkel beschwingt !
 Schon trägt er knirschend eure Ketten!
 Triumph! die Rache, die Rache gelingt!
 auf der entgegengesetzten Seite ab .
 Zweiter Aufzug .
 Erster Auftritt .
 Schmaler Vorsaal mit zwei Seiteneingängen, nur eine Coulisse tief . Hirschgeweihe und düstere Tapeten mit Jagd stücken geben ihm ein alterthümliches Ansehen, und bezeichnen, daß das Forsthaus ehedem ein fürstliches Waldschloß war . In der Mitte eine mit Vorhängen bedeckte Thür, die zu ei nem Altan führt. Auf einer Seite Annchens Spinnrad; auf der andern ein großer Tisch, worauf ein Lämpchen brennt und ein weises Kleid mit grünem Band liegt .
 steht auf einem Fußtritt , hat das Bild des ersten Cuno’s wieder aufgehängt und hämmert den Nagel fest .
 Duetto No . 6.
 im Nachtkleid, bindet einen Verband von der Stirn .
 Schelm! halt fest!
 Ich will dir’s lehren!
 Spukereien kann man entbehren
 In solch altem Eulennest.
 Laß das Ahnenbild in Ehren!
 Ei, dem alten Herrn
 Zoll’ ich Achtung gern;
 Doch dem Knechte Sitte lehren
 Kann Respect nicht wehren –
 Sprich, wen meinst du? welchem Knecht?
 Nun, den Nagel! Kannst du fragen?
 Sollt er seinen Herrn nicht tragen,
 Ließ ihn fall’n! war das nicht schlecht?
 Ja, gewiß, das war nicht recht! Das war warlich mehr, als schlecht.
 }  zugleich . steigt herab . 
 u: setzt die Leiter weg Alles wird dir zum Feste,
 Alles beut dir Lachen und Scherz –
 O wie anders fühlt mein Herz!
 Grillen sind mir böse Gäste!
 Immer mit leichtem Sinn
 Tanzen durchs Leben hin,
 Das nur ist Hochgewinn –
 Sorg’ und Gram muß man verjagen!
 Wer bezwingt des Busens Schlagen?
 Wer der Liebe süßen Schmerz?
 Stets um dich Geliebter zagen
 Muß dieß ahnungsvolle Herz.
 Das bezwingen Lust und Scherz! Immer bebt ein liebend Herz! }  zugleich . steigt herunter und b B esieht sich das Bild .
 So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundert chen fest hängen. Da oben mag ich ihn recht gern leiden. zu Agathen gekehrt . Aber du hast das Tuch schon abgebun den? Das Blut ist doch völlig gestillt?
 Sey ohne Sorgen, liebes Annchen! Der Schreck war das Schlimm ste! – Wo nur Max bleibt?
 Nun kommt er gewiß bald. Herr Cuno sagte ja bestimmt, daß er ihn noch einmal heimsenden werde.
 Es ist recht still und einsam hier –
 Unangenehm ist’s freilich, in einem solchen verwünschten Schlosse am Polterabende fast mutterseelen allein zu seyn, zumal – wenn sich so ehrwürdige längst vermoderte Herr schaften mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen. Da lob’ ich mir die lebendigen und jungen! singt mit lebhafter Pantomime . 
 Arietta No . 7. Kommt ein schlanker Pursch gegangen,
 Blond von Locken oder braun,
 Hell von Aug’ und roth von Wangen,
 Ei, nach dem kann man wohl schaun:,:
 Zwar schlägt man das Aug’ auf’s Mieder,
 Nach verschämter Nonnen Art;
 Doch verstohlen hebt man’s wieder,
 Wenn’s das Pürschchen nicht gewahrt:,:
 Sollten ja sich Blicke finden,
 Nun was hat auch das für Noth?
 Man wird drum nicht gleich erblinden,
 Wird man gleich ein wenig roth.:,: 
 Blickchen hin, und Blick herüber;
 Bis der Mund sich auch was traut!
 Er seufzt: Schönste! Sie spricht: Lieber!
 Bald heißt’s Bräutigam und Braut.:,:
 Immer näher, lieben Leutchen!
 Wollt ihr mich im Kranze seh’n?
 Nicht , das ist ein nettes Bräutchen,
 Und der Pursch nicht minder schön?:,:
 die hat sich während des Liedchens sich erheitert. hat angefangen hat, das Kleid mit Bande zu besetzen, fällt mit ein:
 Und der Pursch nicht minder schön!.,: So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch, wie ich seyn werde – wichtig wenn ich einmal Braut bin!
 Wer weiß! Doch ich gönne dirs von Herzen, ist auch mein eigner Brautstand nicht so ganz kummerlos. Besonders, seit ich heute von dem ehrwürdigen Eremiten zurück kam, hat mir’s wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt fühle ich mich um vieles leichter.
 Wie so? Erzähle doch! Noch weiß ich gar nicht, wie dein Be such abgelaufen ist, außer daß dir der fromme Greis von seinen Rosen geschenkt hat.
 Ja! Diese sind aus einem Reißlein entsproßt, das ein Pilger aus Palästina mitbrachte, und umblühen das Cruzifix seines Betaltars, und die Landleute , die er mit legen ihnen und dem daraus gepreßten Waßer beschenkt, rühmen dies allgemein als ein wunderthätiges Heilmittel wunderbare Schutz- und Heilkräfte bei . Als ich ihn um seine Vorbitte für mich und Ma xen bat, warnte er mich vor einer unbekannten, aber schweren Gefahr, welche ihm ein Gesicht offenbart habe. Dann schenkte er mir die Rosen. Nun ist seine Warnung ja in Erfüllung gegangen. Das herabstürzende Bild konn te mich tödten.
 Gut erklärt! So muß man böse Vorbedeutungen hinter drein nehmen!
 Mein Vater war einst ein tapferer Degen und sehr unzufrieden, daß ichs nicht auch werden konnte. Er meinte, man müße die Furcht nur verspotten, dann fliehe sie, und das wahre Sprichlein, sich fest zu machen, sey: Hundsfott , wehre dich! Die Rosen sind mir nun doppelt theuer, und ich will ihrer auf das treueste pflegen!
 Wie wär’s, wenn ich sie in die Nachtfrische vor’s Fenster setzte? Es wird ohnedieß Zeit, mich auch auszukleiden.
 Thue das, liebes Annchen!
 Aber dann laß uns auch zu Bette gehen!
 Nicht eher, bis Max da ist! Es ist ja ohnedieß ein recht ein samer Vor abend – 
 Hat man nicht seine Noth mit euch Liebesleutchen! ab . 
 Zweiter Auftritt .
 No . 9 8 . Scena et Aria allein :
 Wie nahte mir der Schlummer,
 Bevor ich ihn geseh’n?
 Ja, Liebe pflegt mit Kummer
 Stets Hand in Hand zu gehn! –
 Ob Mond au ch f seinen Pfad wohl läuft lacht –? 
 sie öffnet die Althanthüre, daß man in eine sternenhelle Nacht sieht .
 Welch schöne Nacht! –
 sie tritt in den Altan und erhebt mit frommer Rührung ihre Hände .
 Leise, leise,
 Fromme Weise!
 Schwing’ dich auf zum Sternenkreise!
 Lied, erschalle!
 Feiernd walle
 Mein Gebet zur Himmelshalle! – hinaussehend . 
 O wie hell die goldnen Sterne, Mit wie reinem Glanz sie glüh’n!
 Nur dort in der Berge Ferne
 Scheint ein Wetter aufzuzieh’n.
 Dort am Wald auch schwebt ein Heer
 Düstrer Wolken dumpf und schwehr. –
 Zu dir wende Ich die Hände,
 Herr ohn’ Anfang und ohn’ Ende!
 Vor Gefahren
 Uns zu wahren, 
 Sende deiner Engel Schaaren! – wieder hinaussehend . 
 Alles pflegt schon längst der Ruh’
 Trauter Freund! was weilest du?
 Ob mein Ohr auch eifrig lauscht,
 Nur der Tannen Wipfel rauscht,
 Nur das Birkenlaub im Hain,
 Flüstert durch die hehre Stille;
 Nur die Nachtigall und Grille
 Scheint der Nachtluft sich zu freu’n. –
 Doch wie? trügt mich mein Ohr?
 Dort klingts, wie Schritte –
 Dort, aus der Tannen Mitte
 Kommt was hervor –
 Er ist’s! er ist’s! –
 Die Flagge der Liebe mag wehen ! sie winkt ihm mit ei nem weißen Tuche . Dein Mädchen wacht
 Noch in der Nacht –
 Er scheint mich noch nicht zu sehen –
 Gott! täuscht das Licht
 Des Monds mich nicht,
 So schmückt ein Blumenstrauß den Hut –
 Gewiß, er hat den besten Schuß gethan!
 Das kündet Glück für morgen an!
 O süße Hoffnung! neu belebter Muth!
 Alle meine Pulse schlagen,
 Und das Herz wallt ungestüm,
 Süß entzückt entgegen ihm!
 Konnt’ ich das zu hoffen wagen? –
 Ja! es wandte sich das Glück
 Zu dem theuern Freund zurück,
 Will sich morgen treu bewähren!
 Ist’s nicht Täuschung, ist’s nicht Wahn? –
 Himmel! nimm des Dankes Zähren
 Für dieß Pfand der Hoffnung an!
 Dritter Auftritt .
 Agathe . Max , verstört und heftig eintretend. Bald darauf Annchen .
 Bist du endlich da, lieber Max!
 O meine Agathe! sie umarmen sich. Agathe tritt still zurück, als sie statt des gehofften Straußes den Federbusch erblickt .
 Verzeiht, wenn ihr meinetwegen aufgeblieben seyd. Lei der komm’ ich nur auf wenig Augenblicke –
 Du willst doch nicht wieder fort? Es scheinen Gewitter im An zuge.
 Ich muß! – Ja! – wirft den Hut auf den Tisch, daß das Lämpchen von dem Federbusche ausgelöscht wird. 
 Kopistenfehler: die für diese Kopie übliche Unterstreichung der Szenenanweisung wurde vom Kopisten vergessen. Gut, daß der Mond scheint; sonst säßen wir im Finstern. schlägt Feuer und brennt das Lämpchen wieder an . Wir sind ja recht lebhaft! Vermuthlich getanzt?
 Ja! ja! vermuthlich!
 furchtsam, mit allen Zeichen getäuschter Hoffnung .
 Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglücklich gewesen?
 Nein! nein! Im Gegentheil –!
 Nicht? gewiß nicht?
 zu Max .
 Was hast du gewonnen? Wenn’s ein Band ist, Vetter! mußt du mir’s schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bänderkram genug von dir!
 Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir’s von Wichtigkeit.
 mit ängstlicher Verlegenheit .
 Ich habe – ich war gar nicht beim Sternschießen!
 Und sagst doch, du seyst glücklich gewesen?
 Ja doch! wunderbar, unglaublich glücklich! Sieh! zeigt ihr mit solcher Heftigkeit den Federbusch auf dem Hute, daß sie zurückfährt . Den größten Raubvogel habe ich aus den Wolken geholt!
 Sey doch nicht so hastig! Du fährst mir in die Augen –
 Vergieb! bemerkt Blut an ihrer Stirn . Aber was ist das? Du bist verwundet, deine Locken sind blutig – Um aller Heiligen Willen, was ist dir begegnet?
 Nichts! so viel als nichts! Es heilt noch vorm Brautgang. sich sanft an ihn schmiegend . Du sollst dich drum deines Bräutchens nicht schämen.
 Aber so sagt doch nur –
 Das Bild dort fiel herunter –
 Dort, der Urvater Cuno?
 Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier.
 Der wak e re, gottesfürchtige Cuno?
 Halb und halb war Agathe selbst schuld. Wer hieß ihr auch, schon nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da ließ sich doch kaum erwarten, daß du schon heim kämst!
 Seltsam! wunderbar seltsam! Um sieben Uhr?
 Du hörst ja! Die Durmuhr drüben im Dorfe hatte nur kurze Zeit ausgeschlagen.
 v. s . Seltsam! schrecklich! Um diese Zeit schoß ich den Bergadler.
 Du sprichst mit dir selbst. Was hast du?
 Nichts! nichts auf der Welt!
 Bist du unzufrieden mit mir?
 mit steigender Verlegenheit .
 Nein wie könnt’ ich? – Ja, denn! ich bringe dir eine Bürg schaft meines wiederkehrenden Glücks – sie hat mich viel gekostet, und du – du freust dich nicht einmal drüber ! Ist das auch Liebe?
 Sey nicht ungerecht, Max! Noch konnt’ ich nicht recht zur Freude kommen, noch weiß ich ja nicht – so große Raub vögel, wie ich diesen mir denken muß, haben immer was Furchtbares. Das dächt’ ich nicht! mir seh’n sie recht stattlich aus.
 zu Max .
 O steh nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig. Solltest du morgen nicht glücklich seyn, solltest du mir, ich dir entrissen werden, o! gewiß, der Gram würde mich tödten .
 Drum – eben darum muß ich wieder fort!
 Aber was treibt dich?
 Ich habe – ich bin noch ein Mal glücklich gewesen –
 Noch ein Mal?
 Ja doch! ja! ohne Agathen ansehen zu können. Ich hab’ in der Dämmerung einen Sechzehnender geschoßen! Der muß noch hereingeschafft werden; sonst stehlen ihn des Nachts die Bauern.
 Wo liegt der Hirsch?
 Ziemlich weit – im tiefen Walde – bei der Wolfschlucht !
 No : 10 9 Terzett . bei Webers Ergänzung der musikalischen Nummer ursprünglich Nr. 10, von Weber korrigiert zu 9 Wie? was? – Entsetzen!
 Dort, in der Schreckensschlucht?
 Der wilde Jäger soll dort hetzen,
 Und wer ihn hört, ergreift die Flucht.
 Darf Furcht im Herz des Waidmanns hausen?
 Doch sündigt der, der Gott versucht!
 Ich bin vertraut mit jenem Grausen,
 Das Mitternacht im Walde webt,
 Wenn sturmbewegt die Eichen sausen,
 Der Häher krächzt, die Eule schwebt –
 nimmt Hut, Jagdtasche und Büchse .
 Mir ist so bang! O bleibe!
 O eile, eile nicht so schnell!
 nach dem Altan schauend, düster vor sich .
 Noch trübt sich nicht die Mondenscheibe,
 Noch strahlt ihr Schimmer klar und hell ;
 Doch bald wird sie den Schein verlieren –
 Willst du den Himmel observiren?
 Das wär’ nun meine Sache nicht!
 O kann dich meine Angst nicht rühren –
 Mich ruft von hinnen Wort und Pflicht.
 Leb wohl!
 Lebt wohl!
 }  zugleich . er geht hastig fort und kehrt in der Thür noch einmal zurück. Mit Wehmuth :
 Doch – hast du auch vergeben
 Den Vorwurf? den Verdacht?
 Nichts fühlt mein Herz, als Beben!
 Nimm meiner Warnung Acht!
 So ist das Jägerleben!
 Nicht Ruh bei Tag und Nacht!
 Weh’ mir! ich muß dich laßen!
 Such, Beste, dich zu faßen!
 düster .
 Bald wird der Mond erblaßen –!
 Denk’ an Agathe’s Wort!
 den Hut tief in die Augen drückend .
 Mein Schicksal reißt mich fort!
 zu verschiedenen Thüren ab .
 Vierter Auftritt .
 No. 1 1 0 . Finale . bei Webers Ergänzung der musikalischen Nummer ursprünglich Nr. 11, von Weber korrigiert zu 10 Furchtbare Waldschlucht , größtentheils mit Schwarzholz bewachsen, von hohen Gebirgen rings umgeben. Von einem derselben stürzt ein Waßerfall. Der Vollmond scheint bleich. Zwei Gewitter von entgegengesetzter Richtung sind im Anzuge. Weiter vorwärts ein vom Blitz zerschmetterter, ganz verdorrter Baum, inwen dig faul, so daß er zu glimmen scheint. Auf der andern Seite auf einem knorrigen Aste eine große Eule mit feurig rädernden Augen. Auf andern Bäumen Raben und anderes Waldgevögel. Fledermäuse schwirren umher .
 ohne Hut und Oberkleid, doch mit Jagdtasche und Hirsch fänger, ist beschäfftigt, mit schwarzen Feldsteinen ei nen Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Todtenkopf liegt. Einige Schritte davon der abgehauene Adlers flügel, Gießkelle und Kugelform .
 Milch des Mondes fiel auf’s Kraut.
 Uhui! Spinnweb’ ist mit Blut bethaut.
 wie oben . Eh’ noch wieder Abend graut –
 wie oben . Ist sie todt, die zarte Braut!
 wie oben.
 Uhui. 
 Eh’ noch wieder sinkt die Nacht,
 Ist das Opfer dargebracht.
 Uhui! Uhui! Uhui!
 Fünfter Auftritt .
 Die Uhr schlägt ganz in der Ferne dumpf zwölf. Der Kreis von Steinen ist vollendet. Als der zwölfte Schlag fällt, reißt Caspar den Hirschfänger heftig heraus und stößt ihn mitten in den Todtenschädel. – Bald darauf Sammiel .
 erhebt den Hirschfänger mit dem aufgespießten Tod tenkopfe, dreht sich dreimal herum , und ruft :
 Sammiel! Sammiel! erschein’!
 Bei des Zaubrers Hirngebein!
 Sammiel! Sammiel erschein’!
 Er stellt beides wieder in die Mitte des Kreises. Unterird’sches Getös. Sam miel tritt aus oder erscheint in einem Felsen. Caspar wirft sich vor ihm nieder .
 Was rufst du?
 Meine Frist ist schier abgelaufen. Dreimal hast du mir sie verlängert. kriechend . Du wirsts auch zum vier ten Male – Nein! Wenn ich auch fernerhin dein Reich mehre auf Erden –? Sag’ an! Meine Seele entgeht dir nimmer. Längere Nachsicht erkauf ich! Womit?
 Mein Camerad kann nicht mehr fern seyn!
 Was begehrt er ?
 Freikugeln! 
 Sechse treffen, sieben äffen!
 Die siebente ist dein, Herr! Lenke sie nach seiner Braut.
 Die Übertragung des obenstehenden Textabschnittes bis zur Überklebung findet sich auf der vorhergehenden Seite (vgl. fol. 20r). /: kriechend :/
 Du weißt daß meine Frist
 Schier abgelaufen ist –
 Morgen!
 Verlängre sie noch einmal mir –
 Nein!
 Ich bringe neue Opfer dir –
 Welche?
 Mein Jagdgesell – er naht – 
 Er, der noch nie dein dunkles Reich betrat –
 Was sein Begehr?
 Freykugeln sinds – auf die er Hoffnung baut. 
 Sechse treffen, sieben äffen!
 Die siebente sey dein! 
 Aus seinem Rohr lenk sie nach seiner Braut, 
 Dieß wird ihn der Verzweiflung weihn,
 Ihn – und den Vater –
 Noch hab ich keinen Theil an ihr!
 /: zitternd :/ 
 Genügt er dir allein?
 Das findet sich!
 Doch schenkst du Frist? und wieder auf drey Jahr
 Bring ich ihn dir zur Beute dar? –
 Was fruchtet’s? 
 Unheil! Umsonst suchte ich sie zu einer Sünde zu verleiten; sie verwarf mich; aber –
 Ich habe keinen Theil an ihr .
 Aber ihren Bräutigam wird ihr Tod zum Selbstmörder ma chen! Ihr Vater ist alt, sie sein Abgott und – wer weiß, ob nicht auch er der Vater der Verzweiflung unterliegt! Mein Camerad –
 Warum ruft er nicht selbst?
 Er würde ohne Beistand die Schrecken nicht tragen, womit deine Weisheit die den Zauber umg iebt eben ; er würde fliehen, ehe die Arbeit vollendet wär , oder, fiel er in deine Hand, allein fallen! Aber auch das Mädchen, das mich verschmäh te, muß sterben! Nicht umsonst liefr’ ich das neue Opfer.
 Elender! morgen endet deine Frist.
 zitternd . Du gewährst mir eine neue!
 Wenn dein Camerad mir zu Theil wird!
 Wieder auf drei Jahre?
 Es sey! Bei den Pforten der Hölle! Morgen – Er oder Du!
 Dumpfer Donner vom Echo wiederholt. Sammiel verschwindet. Auch der Todten kopf mit dem Hirschfänger ist versunken , und an dessen Stelle sieht man einen kleinen Heerd mit glimmenden Kohlen. Dabei einige Reisbunde .
 Sechster Auftritt .
 Caspar steht auf und trocknet sich den Schweiß von der Stirn. Bald darauf wird Max auf einem der Felsen, dem Waßerfall gegenüber, sichtbar. Späterhin Erschei nungen . Zuletzt Sammiel .
 als er sich umsieht und die Kohlen erblickt .
 Trefflich bedient! thut einen Zug aus der Jagdflasche . Geseegn’ es Sammiel! Er hat mir warm gemacht! – Aber wo bleibt Max? Sollte er wortbrüchig werden? – Sammiel, hilf! – er geht nicht ohne Beängstigung im Kreise hin und her. Die Kohlen drohen zu verlöschen. Er kniet zu ihnen nieder, legt Reiß auf und bläßt an. Die Eule und andere Vögel heben dabei die Flügel, als wollten sie anfachen; das Feuer raucht und knistert . 
 beugt sich von einer Felsenspitze in die Schlucht herab .
 Ja ! – furchtbar gähnt
 Der düstre Abgrund! – welches Graun!
 Das Auge wähnt
 In einen Höllenpfuhl zu schau’n! –
 Wie dort sich Wetterwolken ballen!
 Der Mond verliert von seinem Schein! –
 Gespenst’ge Nebelbilder wallen!
 Belebt ist das Gestein!
 Und hier – husch! husch!
 Fliegt Nachtgevögel auf im Busch! –
 Rothraue , narb’ge Zweige strecken
 Nach mir die Riesenfaust! – –
 Nein, ob das Herz auch graust,
 Ich muß!! Ich trotze allen Schrecken!
 er klettert auf dem Felsenpfade einige Schritte herab .
 richtet sich auf und erblickt ihn .
 Dank, Sammiel! Die Frist ist gewonnen! – zu Max . Kommst du endlich, Camerad? Ist das auch recht, mich allein zu lassen? Siehst du nicht, wie mir’s sauer wird! hat das Feuer mit dem Adlersflügel angefacht, und erhebt diesen im Gespräch gegen Max .
 nach dem Adlerflügel starrend, die Hand vor der Stirn .
 Ich schoß den Adler aus hoher Luft;
 Ich kann nicht rückwärts! mein Schicksal ruft! –
 bleibt wieder stehen und blickt starr nach dem gegenüberstehenden Felsen .
 Weh mir!
 So komm doch! Die Zeit eilt –
 Ich kann nicht hinab!
 Hasenherz! Du klimmst ja sonst, wie eine Gemse!
 Sieh dorthin! Sieh!
 er deutet nach dem Felsen, welcher noch vom Mondlicht beleuchtet ist. Man erblickt eine weiß verschleierte Gestalt, die die Hand erhebt .
 Was dort sich weist,
 Ist meiner Mutter Geist!
 So lag sie im Sarg, so ruht sie im Grab!
 Sie fleht mit warnendem Blick,
 Sie winkt mir zurück!
 v. s .
 Hilf, Sammiel! – laut . Alberne Fratzen! Hahaho! Sieh noch ein m M al hin, damit du die Folgen deiner feigen Thorheit erkennst! Die verschleierte Gestalt ist ver schwunden. Man erblickt Agathe’s Gestalt, mit aufge lösten Locken und wunderlich mit Laub und Stroh aufge putzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen, und scheint im Begriff, sich in den Waßerfall herab zustürzen . 
 Agathe! – Sie springt in den Fluß!
 Hinab! ich muß!
 Die Gestalt ist verschwunden. Max klimmt vollends herab. Der Mond fängt sich an zu verfinstern . 
 höhnisch vor sich .
 Ich denke wohl auch!
 heftig zu Casparn .
 Hier bin ich! Was hab’ ich zu thun? 
 wirft reicht ihm die Jagdflasche zu , die Max weglegt verweigert . Zuerst trink einmal ! Die Nachtluft ist kühl und feucht. – Willst du selbst gießen?
 Nein! das ist wider die Abrede.
 Nicht? So bleib außer dem Kreise. Sonst kostet’s dein Leben!
 Was hab’ ich zu thun, Hexenmeister?
 Faße Muth! Was du auch hören und sehen magst, ver halte dich ruhig. mit eignem heimlichen Grauen . Käm vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, und wär’ er auch nackend, was kümmert es dich? Kömmt was An dres , was thuts! So etwas sieht ein Gescheidter gar nicht!
 O! wie wird das enden!
 Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Widerstand schenken verborge ne Naturen den Sterblichen ihre Schätze. Nur wenn du mich selbst zittern siehst, dann komm mir zu Hülfe, und rufe, was ich rufen werde. Sonst sind wir beide verloren. Max macht eine Bewegung des Einwurfs . Still! Die Au genblicke sind kostbar! – Der Mond ist bis auf einen schmalen Streif verfinstert. Caspar nimmt die Gießkelle . Merk’ auf, was ich hineinwerfen werde , damit du die Kunst lernst! er nimmt die Ingredienzien aus der Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein . Hier erst das Blei. – Etwas gestoßenes Glas von zerbrochenen Kirch fenstern; das findet sich. – halb heimlich . Trift man etwa auch auf eine Hostienschachtel zu stehlen, oder des was, desto beßer! Etwas Quecksilber! – Drei Kugeln, die schon einmal getroffen! – Das rechte Auge eines Wiedehopfs – das linke eines Luchses! – Probatum est ! – Und nun den Kugelseegen! in drei Pausen sich mit dem Kopfe gegen die Erde neigend : 
 Schütze, der im Dunkeln wacht,
 Sammiel, Sammiel, hab’ Acht!
 Steh’ mir bei in dieser Nacht,
 Bis der Zauber ist vollbracht!
 Salbe mir so Kraut, als Blei,
 segn’ Hier ist fraglich, ob Weber ein vorher vorhandenes, jetzt nicht mehr rekonstruierbares Wort überschrieb oder eine Freilassung des Kopisten nachträglich ausfüllte. es sieben, neun und drei,
 Daß die Kugel tüchtig sey!
 Sammiel! Sammiel! herbei!
 Die Masse in der Gießkelle fängt an zu gähren und zi schen, und giebt einen grünlich weißen Schein. Eine Wolke läuft über den Mondstreif, daß die ganze Gegend nur noch von dem Heerdfeuer, den Augen der Eule, und dem faulen Holze des Baumes beleuchtet ist. Caspar gießt, läßt die Kugel aus der Form fallen und ruft : Eins! Das Echo wiederholt : Eins! Waldvögel kommen herunter, setzen sich um das Feuer , hüpfen und flattern. Schlangen umkriechen ihn. Caspar zählt : Zwei! Echo wiederholt. Ein schwarzer Eber raschelt durchs Gebüsch und jagt raschelnd vorüber. Caspar scheint zu stutzen und zählt : Drei! Echo wie oben . Ein Sturm erhebt sich, beugt und bricht Wipfel der Bäume, jagt Funken vom Feuer. Caspar zählt ängstlich : Vier! Echo wie oben. Man hört Rasseln, Peitschengeknall und Pferdegetrappel . Vier feurige, Funken werfende Räder rollen über die Bühne, ohne daß man wegen der Schnelligkeit die eigentliche Gestalt oder den Wagen gewahr werden kann. Caspar , immer ängstlicher, zählt : Fünf! Echo wiederholt. Hundegebell und Wiehern in der Luft. Nebelgestalten von Jägern zu Fuß und zu Roß, Hirschen und Hunden, ziehen in der Höhe vorüber. Furchtbarer Gesang : Durch Berg und Thal, durch Schlund und Schacht,
 Durch Thau und Wolken, Sturm und Nacht!
 Durch Höhle, Sumpf und Erdenkluft!
 Durch Feuer, Erde, See und Luft!
 Joho! Joho! Wau! Wau!
 Plötzliche Stille. Caspar : Wehe! Das wilde Heer! – Sechs! Wehe! Echo : Sechs! Wehe! Der ganze Himmel wird schwarze Nacht. Die vorher mit einander kämpfen den Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit furchtbaren Blitzen und Donnern. Platzregen fällt; dunkelblaue Flammen schlagen aus der Erde. Irrlichter zeigen sich auf den Bergen. Bäume werden prasselnd aus den Wurzeln gerissen; der Waßerfall schäumt und tobt. Felsenstücke stürzen herab. Man hört von allen Seiten Wettergeläut. Die Erde scheint zu wanken. Caspar zuckend und schreiend : Sammiel! Sammiel! Sammiel! hilf! – Sieben! – Sammiel! Er wird zu Boden geworfen . gleichfalls vom Sturm hin und her geschleudert, faßt einen Ast des verdorrten Baums und schreit : Sammiel! In demselben Augenblicke scheint das Un ge wetter beruhigt, ist der verdorrte Baum ist verschwunden, und an dessen Stelle steht der schwarze Jäger, Maxens Hand faßend . mit furchtbarer Stimme .
 Hier bin ich!
 stürzt zu Boden. Es schlägt Eins! Sammiel und der Heerd ist verschwunden, aber der Todtenschädel mit dem Hirsch fänger wieder sichtbar. Caspar liegt noch mit dem Gesicht zu Boden. Max richtet sich convulsivisch auf. Der Vorhang fällt .
 Dritter Aufzug.
 No . 1 2 1 . Entre Act . Erster Auftritt .
 Tag. Kurze Waldscene. Man hört hinter der Gardine von Zeit zu Zeit Jagdmusik. Zwey fürstliche Jäger . Späterhin Max und Caspar . Zuletzt noch ein fürstlicher Jäger .
 Es ist herrliches Jagdwetter!
 Nimmermehr hätt ich das geglaubt. Bis gegen Morgen war do rt ch ein Mordlärm!
 Besonders in der Wolfschlucht mag nun ganz und gar der Teufel los gewesen seyn .
 Dort giebt’s Windbrüche Das ist ein für allemal seiner Gros mutter Lustwäldchen.
 Dort giebt’s Windbrüche! Mannsdicke Stämme sind zersplit tert, wie Rohrstäbe, und strecken die Wurzeln gen Himmel.
 Wer weiß, wer dort wieder einmal sein Wesen getrieben hat !
 Mit deinen Fratzen! Laß uns gehen!
 Max , etwas erhitzt, kommt mit Caspar .
 zu ihnen im Vorübergehn .
 Guten Tag!
 zieht vor Max den Hut .
 Glück zu, Herr Expectant!
 Gute Jagd!
 den ersten noch zurückhaltend und auf Max deutend .
 Hör’, seyd höflich gegen den! Das ist ein Mordkerl! Der hat drei Schüsse gethan – unser einer kann nicht so weit sehen, geschweigen denn treffen. Die Durchlaucht ist ganz versessen auf ihn. Das Glücksrädchen dreht sich wunderlich. Läuft’s so fort, kann der noch Landjägermeister werden.
 Meinethalben! Komm! sie gehen .
 zu Caspar .
 Gut, daß wir allein sind! Hast du noch – so glückliche Ku geln? Gieb!
 Bist du des Geiers, Camerad? Bedenk’! drei nahm ich, vier für dich! Kann ein Bruder redlicher theilen?
 Aber ich habe nur noch eine ! Der Fürst hatte mich in’s Auge gefaßt. Drei Schüße habe ich schon gethan zum Erstaunen. Was hast du denn mit den Kugeln angefangen?
 nimmt zwei Elstern aus der Jagdtasche und wirft sie hinter einen Busch .
 Da sieh! Zwei Nach den Elstern habe ich damit ge 2 davon ver schoßen .
 Bist du toll?
 ’s macht mir Spaß, so einen Galgenvogel herunter zu langen! Was kümmert mich die ganze fürstliche Jagd?
 So gieb mir die deine dritte !
 Daß ich kein Narr wär’! Ich noch eine – du noch eine! Die heb’ dir fein auf zu dem Probeschuß.
 Gieb mir die dritte von den deinigen !
 Ich mag nicht –
 Caspar!
 tritt ein, zu Max .
 Der Fürst verlangt euch, aber augenblicklich! Es ist ein Streit entstanden, wie weit euer Gewehr trifft. ab . 
 Sogleich! zu Caspar , dringend . Gieb mir die dritte!
 Nein! und wenn du mir zu Fuße fielst –
 Schuft! ab . 
 Immerhin! – Jetzt geschwind die sechste Kugel ver schos sen braucht ! Die siebente hebt er mir nun schon zum Probe schuße auf. Das Exempel ist richtig. Hahaha! Wohl bekomms der schönen Braut! – Dort läuft ein Füchslein, dem die sechste in den Pelz! legt an und geht so ab. Man hört außerhalb der Scene den Schuß fallen . 
 Zweiter Auftritt .
 Agathens Stübchen, alterthümlich, doch niedlich verziert. An einer Seite ein kleiner Hausaltar, worauf in ei nem Blumentopfe ein Straus weiser Roßen . Gegen über ein Spiegel . No : 1 3 2 . Cavatina . allein. bräutlich und blendentweiß, mit grünem Bande geklei det, steht vor dem Altar und wendet sich dann vor wärts. Mit wehmüthiger Andacht :
 N Und ob die Wolke sich verhülle,
 Die Sonne bleibt am Himmelszelt!
 Es waltet dort ein heil’ger Wille;
 Nicht blindem Zufall dient die Welt!
 Das Auge, ewig rein und klar,
 Nimmt aller Wesen liebend wahr!
 Für mich auch wird der Höchste sorgen, Dem kindlich Herz und Sinn vertraut!
 Und wär’ dieß auch mein letzter Morgen,
 Rief mich sein Vaterwort als Braut;
 Sein Auge, ewig rein und klar,
 Nimmt aller seiner Kinder meiner auch mit Liebe wahr! 
 sich gegen den Spiegel wendend Nicht eitles Prangen soll mich schmücken, Nicht goldne Ketten und Geschmeid. Zu ihm will ich in Demuth blicken, Und wär’ dieß auch – mein Leichenkleid! Sein Auge, ewig rein und klar, Nimmt meiner auch mit Liebe wahr! Dritter Auftritt .
 Agathe , Annchen , gleichfalls ländlich geschmückt .
 Ei, du hast dich dazu gehalten! – Aber du bist ja so weh müthig, ich glaube gar du hast geweint? Brautthränen und Frühregen währen nicht lange, sagt das Sprichwort . Nun, das weiß der Himmel, Regen genug hat’s gegeben! Oft dacht’ ich, der Sturm würde das alte Jagdschlößchen ganz über den Haufen blasen.
 Und Max war in diesem schrecklichen Wetter im Walde! – Zudem habe ich so quälende Träume gehabt –
 Träume? Ich habe immer gehört, was einem vor dem Hochzeittage träumt, muß man sich merken. Solche Träu me sollen wie Laubfrösche, das ganze liebe Ehestandswet ter verkündigen. Was träumtest du denn?
 Es klingt wunderbar. Mich träumte, ich sey in eine weis se Taube verwandelt, und fliege von Ast zu Aste. Max zielte nach mir; ich stürzte, aber nun war die weise Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein großer schwarzer Raubvogel wälzte sich in seinem Blute.
 klatzscht in die Hände .
 Allerliebst! allerliebst!
 Wie kannst du dich nur über so etwas freuen?
 Nun, der schwarze Raubvogel – da hast du ja die ganze Bescheerung! – Du arbeitetest noch spät an deinem weißen Braut-Kleide und dachtest gewiß vorm Einschla fen an deinen heutigen Staat; da hast du die weiße Taube! Du erschrakst vor den Adlerfedern auf Maxens Hute, du schauerst dich überhaupt vor Raubvögeln; da hast du den schwarzen Vogel! Bin ich nicht eine ge schickte Traumdeuterin?
 Deine Liebe für mich macht dich dazu, liebes, fröhliches Kind ! Zeichen für Einschub: Romanze und Arie Nr. 13 sowie Anschlusstext fehlen hier Nun muß ich aber auch geschwind den Kranz holen Zeichen für Streichung . Die Botenfrau hat ihn eben gebracht, und ich vergeßliches Ding ließ ihn unten stehen . Horch, da kommen die Brautjungfern schon!
 Vierter Auftritt .
 Die Vorigen. Vier Brautjungfern .
 No : 1 4 3 4 Chor Volkslied . im Abgehen .
 Guten Tag, liebe Mädchen! Da, singt immer die Braut an! Ich komme gleich wieder. ab . 
 Wir winden dir den Jungfernkranz
 Mit veilchenblauer Seide.
 Wir führen dich zu Spiel und Tanz,
 Zu Glück und Liebesfreude!
 Schöner, grüner Jungfernkranz!
 Veilchenblaue Seide!
 Lavendel, Mirt’ und Thymian,
 Das wächst in meinem Garten;
 Wie lang bleibt doch der Freiersmann?
 Ich kann es kaum erwarten.
 Schöner, grüner Jungfernkranz! u.s.w.
 Sie hat gesponnen sieben Jahr’
 Den gold’nen Flachs am Rocken;
 Das Hemd Röck lein ist wie Spinnweb’ klar,
 Und grün der Kranz der Locken.
 Schöner grüner Jungfernkranz
 u.s.w. Und als der schmucke Freier kam,
 War’n sieben Jahr verronnen.
 Und weil sie der Herzliebste nahm,
 Hat sie den Kranz gewonnen.
 Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w. Fünfter Auftritt .
 Die Vorigen . Annchen , mit einer zugebun denen runden Schachtel eintretend .
 fällt noch mit ein, indem sie die Schachtel in die Höhe hält :
 Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w. Nun, da bin ich wieder! Aber fast wär’ ich auf die Nase gefallen. Kannst du dir’s denken, Agathe? der alte Herr Cuno haben schon wieder gespuckt .
 beklommen .
 Was sagst du?
 Daß ich über das alte Bild fast die Beine gebrochen hätte! Es ist in dieser Nacht zum zweiten Male von der Wand gefallen, und hat ein tüchtiges Stück Kalk mit herunter gebracht. Der ganze Rahmen ist zer trümmert.
 Fast könnt’ es mich ängsten! Er war der Urvater unsers Stammes –
 Du zitterst auch vor einer Spinne! In einer so tollen Nacht, wo alle Pfosten zittern und krachen, ist’s da zu verwundern? Auch führ’ ich wohl keinen sonderlichen Hammer, und der alte Nagel war ganz verrostet. Nun frisch! Noch einmal das Ende des Liedchens! sie schnei det den Bindfaden entzwei, kniet tändelnd vor Aga then nieder, und überreicht ihr die Schachtel .
 außer Agathen .
 Schöner grüner Jungfernkranz u.s.w.
 öffnet und fährt zurück .
 Ach! Alle, außer Annchen , die noch kniet, fahren gleichfalls erblaßend zurück . 
 Nun, was ist denn?
 nimmt den Kranz heraus; es ist ein silberner Todtenkranz .
 selbst sehr erschrocken .
 Ein e Todten kranz? krone! Nein , das ist – aufspringend und ihre Verlegenheit verbergend . Das Himmel, das ist – Nein, das ist nicht zum Aushalten! Da hat die alte, halbblinde Botenfrau oder die Verkäuferin gewiß die Schachteln vertauscht! Die Brautjungfern sehen einander bedenklich an. Agathe blickt still vor sich nieder und faltet die Hände . Aber was fangen wir nun an? sie macht die Schachtel zu und verbirgt sie schnell . Weg damit! – Einen Kranz müssen wir haben!
 Vielleicht ist dies ein Wink von oben. Der fromme Eremit gab mir die weißen Rosen so ernst und bedeu tend; windet mir daraus die Brautkrone! Vor dem Altar und im Sarge mag die Jungfrau weise Rosen tragen. 
 nimmt die Rosen schnell aus dem Blumentopfe, schüt telt das Waßer ab, verschlingt sie zu einem Kranze und setzt ihn Agathen auf .
 Sie verschlingen sich von selbst! 2 Ein herrlicher Einfall! 1. Sie und stehen dir allerliebst! – Doch nun laßt uns ge hen! Unsre Begleiter werden sonst ungeduldig. – Singt! singt!
 Die Brautjungfern und Annchen mit gedämpf ter Stimme. im Abgehen. 
 Schöner, grüner Jungfernkranz u.s.w. Sechster Auftritt .
 Ganzes Theater. Eine romantisch schöne Gegend. An einer Seite und in der Hälfte des Hintergrund e s die fürstlichen Jagdgezelte, worin vornehme Gäste und Hofleute, alle Brüche auf den Hüten, bankettiren. Auf der andern Seite sind Jäger und Arbeits Treib leute gelagert, welche gleichfalls schmausen, und Hirsche, Eber und anderes erlegtes Wildbret in Haufen aufgethürmt. Ottokar , im Hauptgezelt an der Tafel; am untersten Platz Cuno . Max , in Cuno’s Nähe, doch außerhalb des Zelts, auf seine Büchse gestützt. Auf der entgegengesetz ten Seite Caspar , hinter einem Baum lauschend. – Zuletzt Agathe , Annchen , der Eremit , die Brautjungfern und ein Zug von Landleuten .
 No : 14 15 Was glich wohl auf Erden dem Jägervergnügen?
 Wem sprudelt der Becher des Lebens so reich?
 Beim Klange der Hörner im Grünen zu liegen,
 Den Hirsch zu verfolgen durch Dickicht und Teich,
 Ist fürstliche Freude, ist männlich Verlangen,
 Erstarket die Glieder und würzet das Mahl;
 Wenn Wälder und Felsen uns hallend umfangen,
 Tönt freier und freud’ger der volle Pokal!
 Jo hoho! Drallara!
 Anstoßen der Gläser und lautes Gejubel .
 2. Diana ist kundig die Nacht zu erhellen
 Wie labend am Tage ihr Dunkel uns kühlt
 Den blutigen Wolf und den Eber zu fällen
 Der gierig die grünenden Saaten durchwühlt,
 Ist fürstliche Freude pp
 Genug nun der Freuden des Mahls, werthe Freun de und Jagdgenossen! und nun noch zu etwas Ernstem. Ich genehmige sehr gern die Wahl, welche ihr, mein alter, wackerer Cuno getroffen habt; der von euch er wählte Eidam gefällt mir.
 Ich kann ihm in Allem das beste Zeugniß geben; ge wiß wird er sich stets beeifern, Eurer Gnade würdig zu werden .
 Das hoff’ ich. Sagt ihm, daß er sich bereit halte! Cuno geht aus dem Zelte, spricht mit Max und geht dann wieder hinein . 
 vor sich .
 Wo bleibt nur das Döckchen? – Hilf, Sammiel! klettert auf den Baum und sieht sich um . 
 Wo ist die Braut? Ich habe mich nach ihr erkundigt und so viel zu ihrem Lobe gehört, daß ich auf ihre Bekanntschaft recht neugierig bin.
 Nach dem Beispiel Eures hohen Vorfahren ward Ihr im mer sehr huldreich gegen mich und mein Haus.
 hält die Kugel in der holen Hand und blickt starr auf sie hin .
 Dich sparte ich auf – Unfehlbare! – Glückskugel! aber du lastest jetzt centnerschwer in meiner Hand.
 Der Zeit nach muß meine Tochter bald hier seyn. Doch wollt Ihr mir gnädig Gehör schenken, Herr Fürst! so laßt den Probeschuß vor ihrer Ankunft ablegen. Der gute Pursch hat seit einiger Zeit, wo freilich die Entscheidung seines Glücks immer mehr heran nahte, ganz besondern Unstern gehabt, und ich fürchte, die Gegenwart der geliebten Braut könnte ihn in Ver wirrung setzen.
 lächelnd .
 Er scheint mir allerdings für einen Waidmann noch nicht kaltes Blut genug zu besitzen. So lang’ ich ihn nur aus der Ferne beobachtete, that er drei Meisterschüße. A ber seit dem Augenblicke, da ich ihn rufen ließ, hat er stets gefehlt. 
 Es steht nicht zu läugnen, und doch war er früher stets der Geschickteste. – Auch bewährt sich die Wißenschaft des Jägers wohl am sichersten im Forste – 
 Wer weiß, ob wir beyde am Hochzeittage einen recht schaffnen Schuß gethan hätten! Alter! obs uns beiden am Hochzeittage beßer gegangen wär? Indeß – altes Herkom men muß man ehren. Zudem – lächelnd und laut, daß es Max vernehmen soll . – habt ihr ja noch einen ältern Jägerpurschen, Cuno! dem, wenigstens den Jahren nach, der Vorzug gebührte.
 Dieser – Gnädigster Herr! erlaubt mir – 
 vor sich .
 Caspar hat vielleicht noch seine letzte Freikugel. Er könnte wohl gar – lädt hastig und stößt die Kugel in den Lauf . Noch ein Mal, und nimmer wieder!
 Nun, es ist blos um das Herkommen zu beobachten und meine Gunst zu rechtfertigen. tritt aus dem Ge zelt; Gäste und Hofleute folgen. Die Jäger erheben sich, treten auf die andre Seite u.s.w . Wohlauf, junger Schütz! einen Schuß wie heut’ früh deine drei ersten und du bist geborgen. nachdem er sich umge schaut . Siehst du dort auf dem Zweige die weiße Taube? Die Aufgabe ist leicht. Schieß!
 legt an. In dem Augenblicke, da er losdrücken will, tritt Agathe mit den Uebrigen zwischen den Bäu men heraus, wo die weise Taube sitzt, und schreit : Schieß nicht! Ich bin die Taube! Die Taube flattert auf und nach dem Baume, von welchem Caspar eilig herabklettert. Max folgt mit dem Gewehr, der Schuß fällt. Die Taube fliegt fort. Sowohl Agathe als Caspar schreien und sinken. Hinter der Erstern tritt der Eremit (ein neunzigjähriger Greis, doch mit feurigem Blick und dem ganzen Aeußern ei nes Propheten 3 und 2 Patriarchen 1 ) ein wenig hervor, faßt sie auf, und verliert sich dann wieder unter dem Volke. Dieß alles ist das Werk eines Augenblicks. 
 No . 1 5 6 . Finale . Schaut! o schaut!
 Er traf die eigne Braut!
 Der Jäger stürzte vom Baum!
 Wir wagen’s kaum,
 Nur hinzuschau’n!
 O furchtbar Schicksal! o Graun!
 Unsre Herzen beben , zagen!
 Wär’ die Schreckensthat gescheh’n?
 Kaum will es das Auge wagen,
 Wer das Opfer sey, zu sehn!
 Ottokar und seine nähern Umgebungen sind zu Aga then geeilt; geringere Jäger zu Caspar . Agathe wird von Annchen , den Brautjungfern und eini gen Landleuten im Vorgrunde auf eine Rasen erhöhung gelegt. Alle sind um sie beschäfftigt. Max liegt vor ihr auf den Knieen . aus schwehrer Ohnmacht erwachend .
 Wo bin ich?
 War’s Traum nur, daß ich sank?
 O faße dich!
 Sie lebt!
 Den Heil’gen Preis und Dank! –
 Sie hat die Augen offen –
 die Caspar umstehen .
 Hier, dieser ist getroffen,
 Der roth von Blute liegt –
 sich krampfhaft krümmend .
 Ich sah den Clausner bei ihr stehn;
 Der Himmel siegt!
 Es ist um mich gescheh’n!
 sich nach und nach erholend, und aufstehend .
 Ich lebe noch; der Schreck nur warf mich nieder.
 Ich athme noch die liebliche Luft –
 Sie athmet frei!
 Sie lächelt wieder!
 O Max!
 Die süße Stimme ruft!
 erblickt Sammiel , der von den Uebrigen ungesehn, hinter ihm steht .
 Du, Sammiel! schon hier?
 So hieltst du dein Versprechen mir?
 Nimm deinen Raub! ich trotze dem Verderben!
 er erhebt die geballte Faust drohend gen Himmel .
 Dem Himmel Fluch! – Fluch dir!
 stürzt unter heftigen Zuckungen zusammen. Sammiel ist verschwunden .
 von Grausen ergriffen .
 Ha! das war sein Gebet im Sterben? 
 Er war von je ein Bösewicht!
 Ihn traf des Himmels Strafgericht!
 Er hat dem Himmel selbst geflucht!
 Vernahmt ihr’s nicht? Er rief den Bösen –
 Fort! stürzt das Scheusal in die Wolfschlucht!
 einige Jäger tragen den Leich nam fort. Zu Max .
 Nur du kannst dieses Räthsel lösen!
 Wohl schwehre Unthat ist gescheh’n!
 Weh’ dir, wirst du nicht alles treu gesteh’n!
 Herr! unwerth bin ich Eurer Gnade;
 Des Todten Trug verlockte mich,
 Daß – aus Verzweiflung! – ich vom Pfade
 Der Frömmigkeit und Tugend wich;
 Vier Kugeln, die ich heut’ verschoß –
 Freikugeln sinds, die ich mit jenem goß. 
 zornig .
 So eile, mein Gebiet zu meiden
 Und kehre nimmer in dieß Land!
 Vom Himmel muß die Hölle scheiden –
 Nie, nie empfängst du diese reine Hand. 
 Ich darf nicht wagen,
 Mich zu beklagen;
 Denn schwach war ich, obwohl kein Bösewicht.
 Er war sonst stets getreu der Pflicht –
 Reißt ihn nicht aus meinen Armen –
 Er ist so brav, voll Kraft und Muth –
 O! er war immer treu und gut!
 Gnäd’ger Herr! O habt Erbarmen!
 Nein! Agathe ist für ihn zu rein. zu Max .
 Hinweg, hinweg aus meinem Blick!
 Dein harrt der Kerker, kehrst du je zurück!
 tritt auf. Alle weichen ehrerbietig vor ihm zurück und begrüßen ihn demuthsvoll. Selbst der Fürst entblößt sein Haupt .
 Wer legt auf ihn so strengen Bann?
 Ein Fehltritt, ist er solcher Büßung werth?
 Bist du es, heil’ger Mann!
 Den weit und breit die Gegend ehrt?
 Sey’ mir gegrüßt, Gesegneter des Herrn!
 Dir bin auch ich gehorsam gern;
 Sprich du sein Urtheil; deinen Willen
 Will freudig ich erfüllen.
 Leicht kann des Frommen Herz auch wanken
 Und überschreiten Recht und Pflicht,
 Wenn Lieb’ und Furcht der Tugend Schranken,
 Verzweiflung alle Dämme bricht!
 Ists recht, auf einer Kugel Lauf
 Zwei edler Herzen Glück zu setzen,
 Und unterliegen sie den Netzen,
 Womit sie Leidenschaft umflicht,
 Wer höb den ersten Stein wohl auf?
 Wer griff in seinen Busen nicht?
 Drum So finde nie der Probeschuß mehr statt!
 Ihm, Herr! mit einem finstern Blick auf Max .
 der schwehr gesündigt hat,
 Doch sonst stets rein und bieder war,
 Vergönnt dafür ein Probejahr,
 Und bleibt er dann, wie ich ihn stets erfand,
 Dann werde sein Agathe’s Hand!
 Dein Wort genüget mir!
 Ein Höh’rer spricht aus dir!
 Heil unserm Fürst ! Er wider stehet strebet nicht
 Dem, was der fromme Clausner spricht!
 Bewährst du dich, wie dich der Greis erfand,
 Dann knüpf’ ich selber euer Ehe band .
 Die Zukunft soll mein Herz bewähren!
 Stets heilig sey’ mir Recht und Pflicht!
 zu Ottokar .
 O lest den Dank in diesen Zähren;
 Das schwache Wort genügt ihm nicht!
 zu Ottokar .
 Der über Sternen ist voll Gnade;
 Drum ehrt es Fürsten, zu verzeih’n!
 zu Max und Agathen .
 Weicht nimmer von der Tugend Pfade,
 Um eures Glückes werth zu seyn!
 zu Max und Agathe n .
 O dann, geliebte Freundin, schmücke
 Ich dich aufs neu’ zum Traualtar ! 
 Doch jetzt erhebt noch eure Blicke
 Zu dem, der Schutz der Unschuld war!
 er kniet nieder und erhebt die Hände. Agathe , Cuno , Max , Annchen und Mehrere des Volks folgen seinem Beispiel .
 Ja! laßt uns zum Himmel die Blicke erheben
 Und fest auf die Lenkung des Ewigen tr b au’n!
 Der rein ist von Herzen, und schuldlos von Leben;
 Darf kindlich der Milde des Vaters vertrau’n!
 Ende .