Vorwort
Die „Bibliothek der Neologie“ verfolgt das Ziel, zehn zentrale, in sich geschlossene Texte oder Textsammlungen der den Kernbestand deutscher Aufklärungstheologie markierenden Neologie in kritischer Hybrid-Edition und damit in einer für die interdisziplinäre Forschung und den akademischen Unterricht gleichermaßen geeigneten Darbietung bereitzustellen. Als Auswahlkriterien dienen dabei insbesondere die repräsentative Bedeutung der Verfasser, die fächerübergreifende Relevanz und gattungsspezifische Streuung der Texte, die in diesen Texten erfolgte exemplarische Bearbeitung einer für die Aufklärungsepoche zentralen Problemstellung sowie die diesen Werken zukommende geistesgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Dignität.
Der vorliegende Band präsentiert die „Anleitung zum Studium der populären Dogmatik“ aus der Feder des in Jena lehrenden Aufklärungstheologen Johann Jakob Griesbach (1745–1812). Mit dieser „Anleitung“ wurde erstmals ein gattungsbegründendes Lehrbuch der Neologie vorgelegt, an dessen kritisch dargestellter Werkgeschichte sich zentrale Umformungen des damaligen protestantischen Lehrbestandes erstmals tiefgreifend nachvollziehen und analysieren lassen. Die „Editorische[n] Hinweise“ halten die notwendigen technischen Informationen bereit. Die sachbezogene „Einleitung“ sowie die „Erläuterungen“ und Register werden ein Übriges tun, um diesem theologiegeschichtlichen Klassiker die wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuzuwenden, die er verdient.
Federführend koordiniert wurde die Erstellung dieser kritischen Werkausgabe von Marco Stallmann, der zugleich auch eine darauf bezogene monographische Bearbeitung vorgelegt hat (Johann Jakob Griesbach [1745–1812]. Protestantische Dogmatik im populartheologischen Diskurs des 18. Jahrhunderts [BHTh 190], 2019).
Die unter der Leitung von Albrecht Beutel stehende „Bibliothek der Neologie“ wird in ihrem editionswissenschaftlichen Teil an der durch Olga Söntgerath geleiteten Arbeitsstelle Münster, in ihrem informationswissenschaftlichen und -technologischen Teil an der zunächst von Heike Neuroth, dann von Mirjam Blümm, danach von Jan Brase geleiteten Arbeitsstelle Göttingen erstellt. Die Namen aller wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auf unserer Homepage in der fortlaufend aktualisierten Projektvorstellung (www.bdn-edition.de) verzeichnet.
Ein Editionsprojekt dieser Größenordnung kann nur als ein Gemeinschaftsunternehmen realisiert werden. Unser herzlicher Dank gilt allen, die daran zielführend mitgewirkt haben. Desgleichen danken wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ihre großzügige Unterstützung sowie dem Tübinger Wissenschaftsverlag Mohr Siebeck für die vorzügliche Herstellung des Bandes.
Münster
, den
4. Januar 2019
Albrecht Beutel / Olga Söntgerath
Inhaltsverzeichnis
Editorische Hinweise und Siglen
Die
Bibliothek der Neologie
als Hybrid-Ausgabe
Die
Bibliothek der Neologie. Kommentierte kritische Auswahledition in zehn Bänden
entsteht im Rahmen eines durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Langzeitprojekts am Seminar für Kirchengeschichte II (Reformation, Neuere und Neueste Kirchengeschichte) der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in Kooperation mit der Abteilung
Forschung und Entwicklung
der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die
Bibliothek der Neologie
(BdN) ist eine hybrid angelegte Ausgabe, die sowohl digital als auch gedruckt verfügbar gemacht wird. Die verschiedenen Ansichten im Internetportal
Das Portal ist abrufbar unter www.bdn-edition.de.
wie auch die Printversion werden aus einem Datengesamtbestand generiert, d.h., alle Informationen, die sowohl für die digitale als auch für die printtechnische Manifestation notwendig sind, sind in einem Datensatz enthalten. Somit gehören sie untrennbar zusammen. Auch in ihrer Benutzung sollten sie sich gegenseitig ergänzen, damit die Leser von den Vorzügen und Möglichkeiten beider gleichermaßen profitieren können. Der Satz für den Print wird von der Göttinger Abteilung erstellt.
Zum edierten Werk
Johann Jakob Griesbach ließ 1779 unter dem Titel
Anleitung zur gelehrten Kenntniß der populären Dogmatik
ein Begleitbuch zu seiner an der Universität Jena gehaltenen Vorlesung unkommerziell drucken. Die Schrift wurde 1786 unter dem Titel
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, besonders für künftige Religionslehrer
neu aufgelegt und erfuhr 1787 und 1789 zwei weitere Neuauflagen. Alle vier Textgestalten werden in diesem Band erstmals in kritischer Form dargeboten. Die zweite und dritte Auflage wurden vom Verfasser jeweils tiefgreifend verändert und erweitert, wohingegen die vierte Auflage nur noch marginale Korrekturen des Textbestands aufweist. Um diese Textgeschichte in der kritischen Edition umstandslos nachzuvollziehen, wird die am stärksten erweiterte dritte Auflage als Leittext gewählt und diplomatisch getreu wiedergegeben. Alle Abweichungen werden im kritischen Apparat ausgewiesen oder – bei längeren Einfügungen oder Paraphrasierungen – im Textkorpus in einer abgesetzten Form dargestellt. Dabei wird auch der formalen Tatsache Rechnung getragen, dass Griesbach seinem Text ab der zweiten Auflage ausführliche Fußnoten mit religionspädagogischen Anmerkungen hinzufügte.
Die Textwiedergabe der ersten Auflage folgt dem Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, Signatur: Theol.oct.6782. Die zweite und dritte Auflage werden nach den Exemplaren der Universitätsbibliothek Tübingen, Signaturen: Gf 2002 und Gf 2003 wiedergegeben. Die Wiedergabe der vierten Auflage folgt der digitalen Ressource der Bayerischen Staatsbibliothek, Signatur: Dogm. 434. Für die freundliche Genehmigung des Abdrucks sei den genannten besitzenden Bibliotheken gedankt.
Darstellung der Textquellen
Die diesem Band zugrunde liegenden Textquellen werden durch folgende Siglen dargestellt:
a
D. Johann Jakob Griesbach's Anleitung zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik. Jena, mit Hellers Schriften, 1779. [VIII], 128 S.
b
D. Johann Jakob Griesbach's, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena, Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, besonders für künftige Religionslehrer. Zweite stark vermehrte Ausgabe. Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien. Jena, im Verlag der Cunoischen Erben. 1786. [XIV], 195 S.
c
D. Johann Jakob Griesbach's, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena, Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, besonders für künftige Religionslehrer. Dritte verbesserte Ausgabe. Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien. Jena, im Verlag der Cunoischen Erben. 1787. [XXII], 252 S.
d
D. Johann Jakob Griesbach's, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena, Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, besonders für künftige Religionslehrer. Vierte neu durchgesehene Ausgabe. Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien. Jena, bei Christ. Heinr. Cuno's Erben. 1789. [XX], 255 S.
Zur Beschaffenheit der Originaltexte
Die dargestellten Textquellen liegen in Druckausgaben vor. Auf die originalgetreue Darstellung des Druckbildes wird jedoch aus textkritischen Gründen und zugunsten der Einheitlichkeit innerhalb der editorischen Reihe verzichtet. Kustoden, Kolumnentitel, Linien, Bilder, Buchschmuck und Zierung der Versalien werden nicht wiedergegeben. Insbesondere wird die im 18. Jahrhundert verbreitete und in allen Auflagen des kritisch dargestellten Werks vorfindliche Unterscheidung zwischen Fraktur- und Antiquaschrift aufgehoben. Dabei ist editorisch sichergestellt, dass keine semantischen Informationen verlorengehen und die Lesbarkeit weiterhin gewährleistet ist.
In der hier gebotenen Textdarstellung wird die im Original weitestgehend durch die Schwabacher Schrift realisierte Hervorhebung durch Kursivierung ersetzt und somit modernen Konventionen angepasst. Auch anderweitig hervorgehobene Textteile (Sperrdruck, Schriftgröße) werden kursiv dargestellt, um die Schriftauszeichnung zu vereinheitlichen. Interpunktionszeichen werden nur dann kursiviert, wenn sie Teil einer durchgehend hervorgehobenen Textpassage sind oder mit dieser inhaltlich verschmelzen.
Sind einzelne Zeichen druckbedingt nur teilweise erkennbar, so wird dies nicht vermerkt, solange keine inhaltliche Unklarheit damit verbunden ist. Fehlt ein Buchstabe gänzlich, wird dieser Fehler in der untenstehenden Satzfehlertabelle aufgeführt. Im Zweifelsfall wird jedoch stets für die Vorlage entschieden. Spieße und andere druckbedingte Phänomene ohne semantische Bedeutung werden nicht ausgewiesen. Auch handschriftliche Eintragungen in den zugrunde liegenden Druckausgaben werden vernachlässigt.
Die Seitenangaben des Originals werden stets wiedergegeben – fehlende Paginierung im Vorspann wird in eckigen Klammern ergänzt. Die drucktechnisch bedingte Bogenzählung wird in dieser Ausgabe nicht berücksichtigt. Das typographische Bild wird grundsätzlich modernisiert: Absatzeinzüge, Abstände zwischen den Kapiteln u.Ä. folgen heutigen Textsatzkonventionen. Der stark variierende Schriftgrad bei Überschriften und Titelblattangaben wird vereinheitlicht.
Der Wiedergabe unterschiedlicher Struktureinheiten, wie Kapitel, Paragraphen, Absätze, Listen und Anmerkungen, liegt die Abfolge des Leittextes zugrunde. Die Paragraphenstruktur hat Griesbach in allen vier Auflagen weitestgehend beibehalten. Lediglich an einer Stelle (§§ 65–67) kommt es ab der zweiten Auflage zu leichten Textverschiebungen, was sich anhand der kritischen Siglen nachvollziehen lässt. Insgesamt beinhalten die sieben Hauptkapitel (I–VII) aber in allen vier Auflagen jeweils die gleichen Paragraphenbereiche. In Entsprechung zu den Originalen werden innerhalb dieser Hauptkapitel keine weiteren Überschriften dargestellt. Hier ist vergleichend die kritische Wiedergabe der Inhaltsverzeichnisse heranzuziehen. Jede der vier Auflagen enthält eine eigene Vorrede, deren Darstellungsreihenfolge sich textkritisch an der Vorrede der Leitauflage orientiert.
Die im Laufe der Textentwicklung stark vermehrten Anmerkungen werden nicht in einem Fußnotenapparat, sondern am Ende des jeweiligen Paragraphen in kleinerem Schriftgrad und eingerückt wiedergegeben. Zu beachten ist jedoch, dass sie sich nicht allein auf einzelne Fließtextpassagen, sondern auch auf ganze Kapitel beziehen können. Die Fußnotenzeichen gehen auf den Autor zurück und ihre Reihenfolge wird beibehalten. Die Seitenumbrüche des Fußnotentextes werden separat angegeben und können daher vor- bzw. nachgestellt sein.
Graphematik und Interpunktion
Die Graphematik folgt den Originalen diplomatisch getreu. Die Verteilung von ‚i‘ und ‚y‘ sowie ‚ß‘ und ‚s‘ folgt der Vorlage, unterschiedliche s-Grapheme (rundes ‚s‘ und Schaft-‚s‘) werden jedoch vereinheitlicht. Weil der Typensatz der Frakturschrift nur ein einziges Graphem für die heutigen Majuskeln ‚I‘ und ‚J‘ aufweist, orientiert sich die Ausgabe an der jeweiligen modernen Verwendung. Die Abkürzung ‚etc.‘, die im Original das sog. runde ‚r‘ oder ‚r rotunda‘ beinhaltet, wird an die moderne Schreibweise angepasst. Vokale ‚a‘, ‚o‘ und ‚u‘ mit überschriebenem ‚e‘ werden als moderne Umlaute transkribiert. Aus zwei Buchstaben zusammengesetzte Majuskel-Umlaute werden unverändert übernommen. Alle Sonderzeichen werden originalgetreu dargestellt, beispielsweise Sterne, welche die Referenzstelle einer Fußnote markieren. Wurden für bestimmte Zeichen unterschiedliche Lettern verwendet, wie etwa für das Paragraphenzeichen, so wird die Darstellung vereinheitlicht. Übernommen werden daneben die Zusammen- bzw. Getrenntschreibung sowie die Groß- bzw. Kleinschreibung. Schließlich wird auch die Graphematik des Altgriechischen, Lateinischen und Englischen inkl. diakritischer Zeichen beibehalten. Alle graphematischen Varianten werden im kritischen Apparat angezeigt.
Die Zeichensetzung der Leitauflage wird trotz aller Uneinheitlichkeit originalgetreu wiedergegeben, auch wenn beispielsweise die Kommasetzung deutlich von modernen Konventionen abweicht. Fehlende Satzzeichen am Ende einer Abkürzung oder einer graphisch abgeschlossenen Einheit wie Kapitel, Paragraph oder Absatz werden in eckigen Klammern hinzugefügt. Auch die Interpunktion der weiteren Auflagen wird berücksichtigt und im kritischen Apparat bzw. im Fließtext (bei längeren Einfügungen und Paraphrasen) angegeben. Die Darstellung der Anführungszeichen sowie der Binde- und Trennstriche folgt der modernen Konvention.
Editorische Zusätze werden in eckigen Klammern dargestellt – vom Autor verwendete eckige Klammern werden in geschweifte Klammern umgewandelt, um Verwechslungen zu vermeiden. Die Wiedergabe von Abkürzungen folgt dem Originaltext. Die unten angegebene Tabelle enthält Vorschläge zur Auflösung dieser Abkürzungen.
Die Auflösung orientiert sich an Johann Christoph Adelung, Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung,
2
1790.
Die in den Korrigenda der zweiten und dritten Auflage der
Anleitung
angezeigten Druckfehler werden in dieser Ausgabe stillschweigend korrigiert. Die darüber hinaus identifizierten Druckfehler sind in der nachfolgenden Tabelle mit Angabe der Originalseite aufgeführt. Weil sich Druckfehler und graphematische Varianten in den Drucken des 18. Jahrhunderts nicht immer klar unterscheiden lassen, werden nur offensichtliche Versehen korrigiert.
Kritische Anlage der Ausgabe
Die kritische Wiedergabe des Textes ist an das in der
Kritischen Spalding-Ausgabe
Johann Joachim Spalding, Kritische Ausgabe, hg. von Albrecht Beutel, 13 Bände, 2001–2013 (SpKA).
erarbeitete, erprobte und bewährte Editionskonzept angelehnt. Danach werden alle Abweichungen von dem Leittext durch wenige textkritische Zeichen erschlossen. Zwei textkritische Apparate (Seiten- und Fußapparat) ermöglichen dabei die Orientierung im Text.
Im
Textkorpus
finden sich folgende kritische Zeichen, welche in allen betroffenen Auflagen entsprechend verwendet werden:
…
a1
Variante in a
/a
…
a\
Auslassung in a
‖
a1
Einfügung in a
a
Beginn oder Ende einer längeren Einfügung oder Paraphrasierung in a
|
Seitenwechsel
Varianten, Auslassungen und kürzere Einfügungen werden jeweils den entsprechenden Auflagen zugeordnet. Dabei erhalten Varianten und Einfügungen eine mit dem Anfang eines neuen Kapitels beginnende Nummerierung, Auslassungen werden nicht nummeriert. Wenn mehrere Auflagen in identischer Weise von der Leitauflage abweichen, wird eine zusammengesetzte Variante ausgewiesen.
Einzelne Wortabweichungen sind als Wortvarianten gekennzeichnet. Textabweichungen von mehr als einem Wort sind als Auslassung und ersetzender Einschub vermerkt.
Längere
Einfügungen oder Textvarianten anderer Auflagen werden nicht im kritischen Fußapparat, sondern im Textteil in einer abgesetzten Form übersichtlich geboten. Zusätzlich werden Einfügungen mit Siglen zur Markierung der entsprechenden Auflage versehen. Längere Einschübe können sowohl im Haupttext als auch in den Anmerkungen des Autors vorkommen. Bei gemeinsamen längeren Einfügungen oder Paraphrasierungen mehrerer Auflagen wird der Text der chronologisch ältesten Auflage fortlaufend abgedruckt. Davon abweichende Varianten späterer Auflagen werden mit Auflagenangabe durchnummeriert und im kritischen Fußapparat aufgelöst.
Der
Seitenapparat
vermerkt folgende Zeichen parallel zur jeweils korrespondierenden Zeile des Textkorpus, welche in allen betroffenen Auflagen entsprechend verwendet werden:
a1
Beginn der Seite 1 in a
/a
Beginn einer Auslassung in a
a\
Ende einer Auslassung in a
/a\
Auslassung in a
a
Beginn oder Ende einer längeren Einfügung in a
E
Hinweis auf eine Erläuterung
Alle reinen Auslassungen, also solche, die im Anschluss nicht paraphrasiert werden, sowie alle längeren Einfügungen werden im Seitenapparat angezeigt. Angaben, die vor dem Zeichen ‚
]
‘ stehen, sind auf die vorige Zeile des Textkorpus zu beziehen.
Im
Fußapparat
werden die im Textkorpus durch kritische Zeichen angezeigten Veränderungen aufgelöst. Dabei werden die Textvarianten auflagenbezogen unterschieden. Weichen mehrere Auflagen in identischer Weise vom Leittext ab, wird diese Abweichung in einer gemeinsamen Fußnote ausgewiesen. Vollzieht sich ein Seitenwechsel in einer im Fußapparat angegebenen Variante, wird dieser gemäß der Form ‚|a1|‘ an der entsprechenden Stelle ausgewiesen. Seitenwechsel des Fußnotentextes sind mit einem Stern (*) gekennzeichnet.
Register und Erläuterungen
Alle im Textkorpus der
Anleitung
explizit angeführten Verweise auf Bibelstellen werden in einem entsprechenden Register gesammelt dargestellt. Die Notation orientiert sich an den
Loccumer Richtlinien für die Abkürzung biblischer Bücher
.
Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, hg. von den katholischen Bischöfen Deutschlands, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bibelgesellschaft – Evangelisches Bibelwerk,
2
1981, 9–11.
Kommt es innerhalb einer Reihe von Bibelstellenangaben, die sich auf dasselbe biblische Buch beziehen, zu einem Seitenumbruch, wird diejenige Seite im Register aufgeführt, auf der das Kapitel genannt ist. Schriftverweise werden nicht systematisch überprüft. Ergeben sich Varianten, werden diese diplomatisch im Apparat verzeichnet und im Bibelstellenregister ausgewiesen. In den Erläuterungen werden neben beiläufigen Beobachtungen einzig solche Verweise erfasst, die keinesfalls zutreffen können, wenn z.B. das betreffende Kapitel und/oder der betreffende Vers nicht existieren.
Ebenso werden sämtliche im Text genannten Personennamen zu einem Register zusammengefasst – auch wenn sie adjektivisch verwendet werden. Schließlich bietet das Register eine Auswahl der für die Epoche, den Themenbereich und den Autor einschlägigen Begriffe. Es folgt dem graphematischen Bestand des Textkorpus und erfordert in Hinblick auf orthographische Varianz des 18. Jahrhunderts eine assoziative Nutzung. Neben den Registern der Printausgabe ermöglicht die digitale Ausgabe eine umfassende und textübergreifende Suchfunktion.
Die editorischen Erläuterungen der Printausgabe gehen auf Personen, historische Ereignisse, Zitate, implizite bzw. im Original fehlerhafte Bibelverweise und Anspielungen ein. Hinweise auf Paragraphen in dem Erläuterungsteil beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf den Textbestand der fortlaufend abgedruckten Leitauflage des Werks. Im Textkorpus verweist die Sigle ‚E‘ im Seitenapparat bzw. ‚[E]‘ im kritischen Fußapparat auf eine vorhandene Erläuterung der Textstelle.
Abkürzungen der Originale
Abkürzung
Auflösung
A. T.
Altes Testament
Anm./Anmerk.
Anmerkung
D.
Doctor
d. h.
das heißt
d. i.
das ist
ebendas.
ebendaselbst
etc.
et cetera
f./folg.
folgend
ff./folgg.
folgende
heil.
heilig
Kap.
Kapitel
nr.
numero
N. T.
Neues Testament
S.
Seite
s.
siehe
sq.
sequens
u. a. m.
und andere mehr
u. d. gl./u. dergl.
und dergleichen
u. s. f.
und so ferner
u. s. w.
und so weiter
V./v.
Vers
vergl.
vergleiche/verglichen
Z.
Zeile
z. B.
zum Beispiel
z. E.
zum Exempel
Editorische Korrekturen
Einleitung
I.
Der Jenaer Theologieprofessor Johann Jakob Griesbach (1745–1812) gilt als „Bahnbrecher der neutestamentlichen Textkritik“.
Karl Aner, Die Theologie der Lessingzeit, 1929, ND 1964, 138.
Über diese Bedeutung hinaus erweist ihn die
Anleitung
zugleich als einen repräsentativen Populartheologen der Neologie. Werkgeschichtlicher Entstehungskontext dieser Schrift ist die Universität Jena, an deren Theologischer Fakultät Griesbach seit 1775 nicht nur als Professor lehrte, sondern an deren Entwicklung zu einem Zentrum der Aufklärung er maßgeblich beteiligt war. Seine wegweisenden Forschungen zur Textkritik des Neuen Testaments und sein wissenschaftspolitisches Wirken rund um die Modernisierung der Universitätsstadt Jena brachten ihm den uneingeschränkten Respekt der zeitgenössischen Gelehrtenrepublik ein, wenngleich sein Leben und Werk – analog zu den meisten Repräsentanten der Aufklärungstheologie – in der Kirchengeschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts vernachlässigt worden ist. Erst im Anschluss an das
Johann Jakob Griesbach Bicentenary Colloquium
Vgl. Bernard Orchard / Thomas R.W. Longstaff (Hg.), J.J. Griesbach. Synoptic and Text-critical Studies 1776–1976 (MSSNTS 34), 1978.
(1976), zum 200-jährigen Jubiläum seiner berühmten Evangeliensynopse, ist der Exeget und Textkritiker Griesbach wiederentdeckt und sein wissenschaftlicher Nachlass zum kirchenhistorischen Forschungsgegenstand erhoben worden. Im Zuge der geschichtswissenschaftlichen Perspektiverweiterung wurde er schließlich auch der einzigartigen Personenkonstellation zugeordnet, die der interdisziplinäre Sonderforschungsbereich 482
Ereignis Weimar-Jena
als ereignishafte Kommunikationsverdichtung in der Überlagerung von Aufklärung, Klassik, Idealismus und Romantik analysiert hat.
Vgl. Olaf Breidbach / Klaus Manger / Georg Schmidt (Hg.), Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800 (Laboratorium Aufklärung 20), 2015.
Dass Griesbach auch den neologischen Diskurs um die Bedeutung von Theologie und Religion nicht nur rezipiert, sondern aktiv und wirkungsvoll mitbestimmt hat, wird erst im Zuge des deutlichen Interessenzuwachses der jüngeren theologiegeschichtlichen Forschung am Zeitalter der Aufklärung erkennbar.
Vgl. Albrecht Beutel, Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Ein Kompendium (UTB 3180), 2009, 140.
Am 4. Januar 1745 kam Griesbach als Sohn eines pietistisch geprägten Pfarrers in Butzbach bei Gießen zur Welt. Nach dem Umzug nach Frankfurt am Main besuchte er ab 1751 das dortige Gymnasium und machte früh Bekanntschaft mit dem vier Jahre jüngeren Johann Wolfgang Goethe. Von 1762 bis 1767 studierte er in Tübingen, Halle und Leipzig Theologie, Philosophie und Philologie. In Halle wurde sein Talent früh von dem bedeutenden Aufklärungstheologen Johann Salomo Semler entdeckt, der ihn in seinen engeren Bekanntenkreis aufnahm und ihm den wissenschaftlichen Karriereweg eröffnete. Er betreute auch Griesbachs 1767 in Halle verteidigte Dissertation über Leben und Werk Leos des Großen. An der Universität Leipzig zählten Johann August Ernesti und Johann Matthias Schroeckh zu Griesbachs wichtigsten theologischen Lehrern. Im Oktober 1768 trat Griesbach eine einjährige Forschungsreise durch die Hauptstädte Europas mit ihren zentralen Bibliotheken an, während der er nicht nur mit Semler in freundschaftlichem und wissenschaftlichem Briefkontakt blieb, sondern auch Handschriftenmaterial für eine jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Text des Neuen Testaments sammelte. Insbesondere der Liberalismus Englands hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck, der sich in den überlieferten Briefen und Schriften wiederfindet.
Mit seiner Abhandlung zu der an Origenes aufgezeigten Bedeutung der Kirchenväter für die neutestamentliche Textkritik erwarb Griesbach 1771 die
venia legendi
für das Fach Theologie. Nachdem er 1773 von der Universität Halle zum außerplanmäßigen Professor ernannt worden war, folgte Griesbach 1775 einem Ruf der Universität Jena, um hier in der Nachfolge Johann Georg Walchs in seine wissenschaftliche Glanzperiode einzutreten und bis an sein Lebensende ein Aushängeschild der „Salana“ zu bleiben. Zusammen mit seiner Frau Friederike Juliane Griesbach, einer Tochter des lutherischen Theologen Johann Jakob Rambach, entwickelte sich Griesbach zu einem Gastgeber der Weimar-Jenaer Gelehrtenprominenz. In der „Stapelstadt des Wissens“ stand er mit den Repräsentanten der Weimarer Klassik, Goethe, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland sowie mit Johann Heinrich Voß und nicht zuletzt Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach auf vertrautem bis freundschaftlichem Fuße. Schiller wohnte mit seiner Familie zwischen 1795 und 1799 in Griesbachs Haus und hielt seine bekannte Antrittsvorlesung
Friedrich Schiller, Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? Die akademische Antrittsrede von 1789, hg. von Volker Wahl, 1996.
in dessen stadtzentral gelegenem Auditorium. Eine lang anhaltende Krankheit sollte zu Beginn des Jahres 1812 schließlich Griesbachs über vierzigjährige Lehr- und Forschungstätigkeit beenden – am 24. März verstarb er in seinem Haus in Jena.
II.
Nachdem Griesbach im Mai 1784 zum Geheimen Kirchenrat ernannt worden war, ließ ihn seine außerordentliche Vernetzung mit den wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Größen seiner Zeit schließlich zu einem führenden Hochschulpolitiker und Finanzspezialisten der Stadt Jena avancieren. Die engen Grenzen, in denen aufgrund dieser weitreichenden Tätigkeiten Griesbachs schriftliche Hinterlassenschaft verblieb, sind allenfalls quantitativ zu verstehen: Die durch zahlreiche kleinere Schriften und Editionen vorbereitete, 1775/77 erstmals in zwei Bänden veröffentlichte kritische Ausgabe des
Novum Testamentum Graece
Johann Jakob Griesbach (Hg.), Novum Testamentum Graece, 2 Bde., 1775/77,
2
1796/1806,
3
1827.
bildet den Höhepunkt seiner in Halle erlernten und in Jena vollendeten neutestamentlichen Textforschung. An die textkritischen Vorarbeiten John Mills, Johann Albrecht Bengels, Johann Jakob Wettsteins und Semlers anknüpfend, entwickelte Griesbach in diesem Zusammenhang sein Rezensionensystem und ein wegweisendes, noch heute angewendetes textkritisches Regularium. Aber auch die Evangelienforschung ist in hohem Maße durch Griesbachs innovative synoptische Darstellung und ihre theoretische Fundierung durch die sog. „Griesbach-Hypothese“ stimuliert worden: Die Benutzungshypothese Augustins modifizierend, entwickelte Griesbach ein Modell der Matthäuspriorität, welches den Grundstein für die Erforschung der literarischen Abhängigkeiten im Neuen Testament legen sollte.
Vgl. Bo Reicke, Griesbach und die synoptische Frage (ThZ 32, 1976, 341–359).
Mit den führenden Exegeten und Textkritikern seiner Zeit, allen voran Semler und Ernesti, stand Griesbach in intensivem wissenschaftlichem Austausch.
Doch seine Lehr- und Forschungstätigkeit umfasste neben der neutestamentlichen Exegese auch die Kirchengeschichte, wovon seine Veröffentlichungen zeugen: So legte er in der Ankündigung seiner Antrittsvorlesung
De historiae ecclesiasticae
Johann Jakob Griesbach, De historiae ecclesiasticae nostri seculi usibus sapienter accommodatae utilitate [1776] (in: Ders., Opuscula Academica, Bd. 1, hg. von Johann Philipp Gabler, 1824, 318–377).
den vielfältigen Nutzen der Kirchengeschichte für die Sensibilisierung gegenwärtiger theologischer Arbeit dar. Im Anschluss an Johann Lorenz von Mosheim entwickelte er ein pragmatisches, auf die kritische Urteilskompetenz abzielendes Verständnis auf der Basis eines zunehmend soziologisch konnotierten Kirchenbegriffs, in dem sich ein „reflektiertes Modernitätsbewusstsein“
Dirk Fleischer, Zwischen Tradition und Fortschritt. Der Strukturwandel der protestantischen Kirchengeschichtsschreibung im deutschsprachigen Diskurs der Aufklärung, Bd. 2 (WiKr 22), 2006, 359.
artikulierte. Zur Anwendung kamen seine Überlegungen einige Jahre später in der umfangreichen Veröffentlichung
Stricturae in locum de theopneustia librorum sacrorum
Johann Jakob Griesbach, Stricturae in locum de theopneustia librorum sacrorum [1784–1788] (in: Ders., Opuscula Academica, Bd. 2, hg. von Johann Philipp Gabler, 1825, 288–357).
, die eine kritische Auseinandersetzung mit der Schriftlehre der altprotestantischen Orthodoxie beinhaltete: Die historiographisch entschärfte Vorstellung einer unmittelbaren göttlichen Eingebung der biblischen Schriften ersetzte Griesbach durch ein graduelles Verständnis der Theopneustie, das ihm die Möglichkeit offenhielt, die göttliche Autorität der Heiligen Schrift auch ohne die Annahme einer Verbalinspiration anzuerkennen. Mit seinem Pfingstprogramm
Commentatio de imaginibus iudaicis
Ders., Commentatio de imaginibus iudaicis, quibus auctor epistolae ad Ebraeos in describenda Messiae provincia usus est [1791f.] (in: Ders., Opuscula II, 426–453).
lieferte Griesbach einen Beitrag zur zeitgenössischen Exegese des Hebräerbriefs, an dessen paulinischer Verfasserschaft er, im Unterschied etwa zu Semler, nicht mehr rigoros festhielt: Der Verfasser wende die alttestamentliche Verheißung eines besonderen jüdischen Hohepriesters auf Jesus Christus an, um die Judenchristen von dem Vorzug des Christentums zu überzeugen. Griesbachs eingehende Historisierung des Hebräerbriefs sollte nicht zuletzt die auf der Hohepriesterchristologie basierende orthodoxe Lehre vom dreifachen Amt Christi zunehmend in Frage stellen.
III.
Griesbachs
Anleitung
partizipierte an einer gattungsgeschichtlichen Entwicklung, in der die Lehrtradition protestantischer Dogmatik im Rahmen des populartheologischen Diskurses der Aufklärung zugleich traditionsbewusst fortgeschrieben und kritisch umgeformt worden ist. In ihr äußerte sich der frühaufklärerische Funktionswandel, der die in der Schuldogmatik unaufgelöste Spannung zwischen akroamatischer und katechetischer Theologie zunächst auf das Kriterium der intersubjektiven Erweislichkeit dogmatischer Lehren verschob, um schließlich mit der begrifflichen Unterscheidung von Theologie und Religion neue Maßstäbe zu setzen, aber auch das Konzept dogmatischer Theologie grundsätzlich zu hinterfragen. Gleichzeitig sahen sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Versuche einer zeitgemäßen Neuformulierung mit der Herausforderung des gesellschaftlichen Strukturwandels konfrontiert, die nicht zuletzt mit der durchgehenden Professionalisierung theologischer Berufspraxis einherging. Eine gattungsgeschichtliche Initialwirkung entfaltete diesbezüglich Johann Joachim Spaldings Abhandlung
Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes
Johann Joachim Spalding, Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes und deren Beförderung [
1
1772–
3
1791], hg. von Tobias Jersak (SpKA I/3), 2002.
, indem sie die sich herausbildende Populardogmatik u.a. veranlasste, die Religion zum fundamentaltheologischen Leitbegriff und die gesellschaftliche Vermittlungstätigkeit des Pfarrers zur literarischen Kernfunktion zu erklären.
Selbstverständlich hat die deutsche protestantische Aufklärungstheologie die Umformung und Elementarisierung dogmatisch-theologischer Lehrgehalte nicht einheitlich, sondern in der ganzen Bandbreite, die sie auszeichnete, realisiert. Als Vorläufer der Gattung kann das von dem Helmstedter Theologen und späteren Berliner Oberkonsistorialrat Wilhelm Abraham Teller in deutscher Sprache verfasste
Lehrbuch des christlichen Glaubens
Wilhelm Abraham Teller, Lehrbuch des christlichen Glaubens, 1764.
gelten, welches bereits die herkömmliche Lokalmethode zugunsten eines an der Adam-Christus-Typologie orientierten Gliederungsschemas aufgab und das theologische Interesse ausschließlich auf das in der Heiligen Schrift vermittelte praktische Christentum verlagerte. War das Lehrbuch kurz nach seiner Veröffentlichung sogar teilweise noch der Zensur zum Opfer gefallen, so sollte sich das Grundkonzept spätestens in den 1770er-Jahren endgültig etablieren. Die in Gotthilf Samuel Steinbarts
System der reinen Philosophie
Gotthilf Samuel Steinbart, System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christenthums für die Bedürfnisse seiner aufgeklärten Landesleute und andrer die nach Weisheit fragen eingerichtet [1778],
4
1794 (= BdN VIII).
 enthaltene
Glückseligkeitslehre des Christenthums
erweiterte nicht nur das Adressatenfeld auf ein allgemeines, philosophisch interessiertes Publikum, sondern positionierte sich auch deutlich traditionskritischer: Seine Verabschiedung der orthodoxen Satisfaktionstheorie und des alttestamentlichen Gottesbegriffes aus dem dogmatischen Lehrbestand verband Steinbart mit der Forderung einer „gänzliche[n] Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems“.
Ders., Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems, 1772.
Dagegen bot die
Christliche Religionstheorie
Gottfried Leß, Christliche Religions-Theorie fürs gemeine Leben, oder Versuch einer praktischen Dogmatik [1779],
3
1789.
des Göttinger Neologen Gottfried Leß eine deutlich moderatere Umformung des protestantischen Lehrgebäudes, wobei die religionstheologische und historisch-apologetische Akzentuierung schon im Titel deutlich wurde.
Vom schultheologischen Systembegriff distanzierten sich die repräsentativen Schriften ebenso wie von der verengten Perspektive einer katechetischen oder biblischen Theologie. Die kritische Vermittlung von theologisch-theoretischem Wissen und religiöser Lebenswelt wurde zur Aufgabe eines zunehmend in seiner gesellschaftlichen Verantwortung begründeten Pfarrerstandes und zur Kernintention aufklärerischer Dogmatik. In diese Entwicklung lässt sich Griesbachs
Anleitung
einordnen.
IV.
Im Wintersemester 1779/80 erweiterte Griesbach sein bisher vorwiegend auf Exegese und Kirchengeschichte ausgerichtetes Vorlesungsangebot um eine Veranstaltung über die „Glaubenslehren“, die er „zum Nutzen besonders für den künftigen Prediger“
Horst Neuper (Hg.), Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von 1749 bis 1854, 2003, 182.
einrichtete und alle drei Semester anbot. Auf eigene Kosten ließ er einen 128 Seiten umfassenden Leitfaden mit dem Titel
Anleitung zur gelehrten Kenntniß der populären Dogmatik
 (1779) drucken, der zunächst nur an die Hörer der Vorlesung adressiert war. Allerdings veranlassten die hohe Nachfrage und der zunehmende Bekanntheitsgrad des populartheologischen Konzepts in der Fachwelt Griesbach bald darauf zu einer Neuauflage. Zudem entzündete sich an der Infragestellung der metaphysischen Gottesbeweise sowie der von der englischen Moralphilosophie beeinflussten Glückseligkeitslehre durch die kritische Philosophie Immanuel Kants ein intensiver Richtungsstreit an der Universität Jena, der die Aufklärungstheologie herausforderte, ihr Verhältnis zur überkommenen Dogmatik neu zu bestimmen. Unter dem Titel
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik
wurde die zweite Auflage (1786) nun auch der breiten, literarischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Untertitel deutet die primäre Adressatengruppe ebenso an wie Griesbachs Entscheidung, die Lehrsätze der populären Dogmatik nun verstärkt mit praktisch-theologischen Anmerkungen zu versehen. Dadurch erklärt sich auch der beachtliche Textzuwachs ab der 195 Seiten starken zweiten Auflage.
Das Werk ist in sieben materiale Hauptkapitel und eine fundamentaltheologische Vorerinnerung gegliedert. Letztere rekurriert auf die neologische Unterscheidung von Theologie und Religion und richtet die Populardogmatik funktional auf die durch die Religion Jesu bewirkte und durch den christlichen Religionslehrer vermittelte moralische Besserung aus. Zugleich reflektiert sie die Notwendigkeit einer praktisch-theologischen Übersetzung des überkommenen Lehrsystems im Rahmen des theologischen Studiums. Im Anschluss daran verhandelt Griesbach die theologischen Erkenntnisbedingungen seines Konzepts mit besonderem Fokus auf den aus seiner offenbarungstheologischen Engführung befreiten Religionsbegriff. Gleichzeitig ist der historisch-apologetische Erweis der Wahrheit christlicher Offenbarungsreligion jederzeit als Kernintention erkennbar (§§ 1–34). Nach der Behandlung der Gotteslehre (§§ 35–64), die besonderes Gewicht auf die weltbezogene Schöpfung und Vorsehung legt (§§ 65–88), handelt der Mittelteil vom Subjekt der Theologie, wobei Griesbach seine Überlegungen zur Bestimmung und moralischen Natur des Menschen (§§ 89–111) von der reinterpretierten Urstandslehre abgrenzt (§§ 112–131). Das Lehrstück von den Heilsprinzipien und -mitteln ist auf Christus als den „Wiederhersteller des Menschengeschlechts“ (§§ 132–151) ausgerichtet und läuft klimaktisch auf die Beantwortung der entscheidenden Frage zu: „Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner grossen Bestimmung geführet?“ (§§ 152–170).
Die
Anleitung
ist sowohl in unterrichtlichen Kontexten als auch im zeitgenössischen fachwissenschaftlichen Diskurs breit rezipiert und weitgehend positiv aufgenommen worden. Der Popularisator der deutschen Aufklärung, Friedrich Nicolai, nahm die erweiterte zweite Auflage in sein Verzeichnis der nützlichsten deutschen Schriften auf.
Vgl. „Theologische Schriften“ in: Friedrich Nicolai, Verzeichniß einer Handbibliothek der nützlichsten deutschen Schriften zum Vergnügen und Unterricht, 1787, 11–25, 14.
Die Rezension der
Anleitung
in der von Nicolai herausgegebenen
Allgemeinen Deutschen Bibliothek
hob die sachgemäße Elementarisierung theologischer Lehrgehalte vor dem Hintergrund deutlich feststellbarer Defizite bei angehenden Berufstheologen hervor: Griesbach, der „über jeden Lehrsatz der Dogmatik bedachtsam nachgedacht“ habe, fülle somit eine neuerdings offengelegte Lücke aus, indem er „das Gewicht eines jeden [Lehrsatzes] für die subjective Religion und Praxis sorgfältig bestimmt“.
Rezension zu J.J. Griesbach, Anleitung zum Studium der populären Dogmatik [
2
1786] (in: Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd. 73, 1787, 63–66), 66.
Auch die Jenaer
Allgemeine Literatur-Zeitung
lobte die in der
Anleitung
vorgefundene „vollständige und deutliche Belehrung, nicht nur von der christlichen Religion, sondern auch von der Dogmatik der lutherischen Kirche“, sofern sie „populär vorgetragen werden kann“.
Rezension zu J.J. Griesbach, Anleitung zum Studium der populären Dogmatik [
3
1787] (in: Allgemeine Literatur-Zeitung, Bd. 3, 1788, 433–440), 440.
Indem die Populardogmatik mit ihrem Vermittlungskonzept nicht nur zum Vorbild religionspädagogischer Entwürfe (August Hermann Niemeyer) wurde, sondern auch den Prozess theologisch-enzyklopädischer Selbstvergewisserung vorantrieb (Johann August Nösselt), lieferte sie schließlich dem theologischen Neuaufbruch des 19. Jahrhunderts (Friedrich Schleiermacher) wesentliche Impulse.
Vgl. Marco Stallmann, Johann Jakob Griesbach (1745–1812). Protestantische Dogmatik im populartheologischen Diskurs des 18. Jahrhunderts (BHTh 190), 2019.
Anhand der vorliegenden kritischen Edition der
Anleitung
wird sich die Textentwicklung, deren universitäts- und mentalitätsgeschichtliche Rahmenbedingungen sich hier nur andeuten ließen, erstmals in ihrer ganzen Tiefe erschließen lassen. Erst auf dieser Basis kann die gattungs- und theologiegeschichtliche Bedeutung der Schrift in gleichem Maße gewürdigt werden wie die wissenschaftliche Biographie Johann Jakob Griesbachs, der nicht nur den Modernisierungsprozess der Universität Jena, sondern auch die protestantische Aufklärung in Deutschland in der ganzen Breite seines theologischen Wirkens vorangetrieben hat.
D.
Griesbach, Johann Jakob
Johann Jakob Griesbach's
, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena,
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik,
besonders für künftige Religionslehrer.
Dritte verbesserte Ausgabe.
Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien.
Jena, im
Verlag der
Cuno, Christian Heinrich
Cunoischen
Erben.
1787.
Verlag der Cunoischen Erben
Die Jenaer Verlagsbuchhandlung ist 1733 von Christian Heinrich Cuno (gest. 1780) gegründet worden. 1796 übernahm der Buchhändler Wolfgang Stahl (Lebensdaten unbekannt) die Institution, die bis 1806 Bestand hatte.
D.
Griesbach, Johann Jakob
Johann Jakob Griesbach's
Anleitung zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik
Jena, mit
Heller, Gottlieb Christian Bernhard
Hellers
Schriften
1779.
Hellers Schriften
Gemeint ist der Jenaer Holzschneider und Buchdrucker Gottlieb Christian Bernhard Heller (1716–1801). Als Ältester der Jenaer Buchdruckergesellschaft übte Heller in seinem Geschäftsbereich beachtlichen Einfluss aus, wenngleich er heute vergleichsweise unbekannt ist. Der von ihm übernommene Familienbetrieb fand im 18. Jh. in der Universitätsstadt Jena sehr günstige Bedingungen vor. In der zweiten Jahrhunderthälfte sollte sich dieses Zentrum der Aufklärung und der Kulturverdichtung neben Leipzig zu einer bevorzugten Verlagsstadt im deutschsprachigen Raum entwickeln – nicht zuletzt aufgrund der Reformpolitik des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, das im Buchhandel eine wirtschaftliche Nische entdeckte.
D.
Griesbach, Johann Jakob
Johann Jakob Griesbach's
, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena,
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik,
besonders für künftige Religionslehrer.
Zweite stark vermehrte Ausgabe.
Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien.
Jena, im Verlag der
Cuno, Christian Heinrich
Cunoischen
Erben
1786.
D.
Griesbach, Johann Jakob
Johann Jakob Griesbach's
, Sachsen Weimar- und Eisenachischen Geheimen Kirchenraths und ersten Lehrers der Theologie zu Jena,
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik,
besonders für künftige Religionslehrer.
Vierte neu durchgesehene Ausgabe.
Mit Churfürstl. Sächßis. gnädigsten Privilegien
Jena, bei
Cuno, Christian Heinrich
Christ. Heinr. Cuno's
Erben.
1789.
Da die wenigen Exemplare, welche ich von dieser Anleitung habe drucken lassen, einzig und allein für meine werthesten Zuhörer bestimmt sind, bey welchen diese Bogen
die Stelle zeitfressender Diktaten vertreten sollen; so ersuche ich das lesende Publikum, falls ein Exemplar gegenwärtiger Schrift zufälliger Weise sich unter dasselbe verirren sollte, sie als nicht existirend anzusehen. Andere Bedürfnisse hat der engere Zirkel studirender Jünglinge, andere, der weite Kreis des theologischen oder untheologischen Publikums. Nur für den ersten, keinesweges zugleich für den andern, gehört ein Gerippe, das erst durch den mündlichen Vortrag den gehörigen Umriß und Leben und Geist bekommen soll.
die Stelle zeitfressender Diktaten vertreten
Das Diktieren von vorwiegend lateinischen Textpassagen galt im akademischen Unterricht noch bis ins 19. Jh. hinein als gängiges Komplement zur Lehrform der Vorlesung nach einem Lehrbuch. Im Zuge des expandierenden Buchmarktes und des kritischen Geistes der Aufklärung fanden Diktate jedoch ab der zweiten Hälfte des 18. Jh.s immer weniger Zuspruch, weil sie nicht nur den Fortschritt der Vorlesungen, sondern auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Inhalten merklich hemmten. Nicht selten wurden sie daher im deutschsprachigen Raum zum Gegenstand universitätspolitischer Kontroversen und zum Anlass staatlicher Zugriffe auf die Universität – so etwa während der maria-theresianischen Reformen in Österreich, teilweise aber auch schon im Rahmen der Wittenberger Universitätsvisitation von 1587.
Vorrede. zur dritten Ausgabe.
Der schnelle Absatz der im vorigen Jahre erschienenen zweiten fast ganz umgearbeiteten Ausgabe dieser kleinen Schrift machte einen neuen Abdruck so bald nöthig, daß in diesem kurzen Zeitraume mein auf bedächtige und lange Ueberlegung sich gründendes Urtheil über das, was
Wahrheit
Wahrheit, und unsern Zeitgenossen nützliche Wahrheit sey, sich nicht merklich ändern konnte. Und da auch der Plan des Buchs und die von mir gewählte Behandlungsart von mehreren mir sehr schätzbaren Gelehrten im Ganzen genommen gutgeheisen worden ist, so blieb mir bey dieser neuen Auflage kaum etwas mehreres zu thun übrig, als einigen Stellen durch kleine Aenderungen oder Einschaltungen einen grössern Grad von Deutlichkeit und Bestimmtheit zu verschaffen, und hie und da im Texte und noch öfter in den Anmerkungen einen Zusatz zu machen. Hierdurch unterscheidet sich diese Ausgabe von der vorigen, ohne daß jene ihren Besitzern durch diese unbrauchbar geworden wäre. Freilich bot sich zu noch mehreren Zusätzen, zumal zu den Anmerkungen, Stoff genug an. Allein die nächste Bestimmung des Buchs, zu einem Leitfaden bey halbjährigen akademischen Vorlesungen zu dienen, erlaubte nicht, ihm einen noch weiteren Umfang zu geben. Nach dem Urtheil verschiedener würdiger Männer hätte zwar zu allerley nützlichen Zusätzen durch Weglassung einiger ihnen entbehrlich scheinender theoretischer
Lehrsätze
Lehrsätze Platz gewonnen werden können. Ich muß aber bekennen, daß ich hierin nicht ganz ihrer Meinung seyn kann. Etwas hierüber habe ich schon in der hier wieder abgedruckten Vorrede zur vorigen Ausgabe gesagt. Es sey mir aber erlaubt, noch einiges in der Absicht jetzt hinzuzufügen, um zu verhüten, daß man mich nicht mißverstehe, oder dergleichen Stellen meines Buchs anders brauche, als ich wünsche.
Ich gebe gern zu, daß ich über einige Lehrsätze Theorien in diese Anleitung zum Stu dium der populären Dogmatik aufgenommen habe, die aus dem
Volksunterricht
Volksunterricht unter gewissen Umständen gar wohl wegbleiben
könnten
, weil man, ohne sie zu kennen, doch ein sehr guter, rechtschaffener und würdiger Christ seyn kann. Ich will auch nicht läugnen, daß dergleichen Theorien, deren praktischer
Nutzen
Nutzen ohnehin gering ist, zuweilen mißverstanden und wohl gar mißbraucht worden sind, und daß es deswegen rathsam scheinen könne, sie in populären Vorträgen ganz mit Stillschweigen zu übergehen. Ich würde es daher auch nicht wagen, einen Lehrer zu tadeln, der bey dem Unterricht solcher Menschen, welche von Lehrsätzen dieser Art noch nichts wissen und auch nie etwas davon erfaren werden, sie gar nicht berührte. Aber sind wohl unsre
Volkslehrer
Volkslehrer in diesem Fall? Haben sie nicht fast durchgängig mit Menschen zu thun, denen dergleichen Sätze als wichtige
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten von Kindheit an eingeschärft worden sind, und die durch ihre Gesangbücher, Gebetbücher, Erbauungsbücher
u. d. gl.
unaufhörlich an sie erinnert werden? Und kann man wohl einem solchen
Religionslehrer
Religionslehrer rathen, ein geflissentliches Stillschweigen über Lehren zu beobachten, die seine Zuhörer für wesentlich zur Religion gehörig halten? Meiner Einsicht nach wird er viel besser thun und weit mehr
Nutzen
Nutzen stiften, wenn er die falschen, krassen und der Beförderung der praktischen Religion oft nachtheiligen Vorstellungen, die sich ein grosser Theil des Volks von dergleichen Lehren macht, mit Klugheit und Vorsicht nach und nach zu verbessern und zu berichtigen sucht, und die Aufmerksamkeit darauf lenkt, was und wie viel die Bibel wirklich und deutlich davon lehre, und was hingegen blosse Erklärungen oder Erläuterungen sind, die man über die Aussprüche der Bibel in guter Meinung zu geben gewagt hat. Diesen Unterschied habe ich nach Möglichkeit überall bemerklich zu machen mich bemühet, und nicht nur in den Anmerkungen häufig darauf hingewiesen, sondern auch in den Paragraphen selbst diese verschiedenen Dinge von einander abzusondern gesucht. Gleichwohl scheint man diese Winke manchmal übersehen zu haben.
Ein Gelehrter zum Beispiel, welcher übrigens mein Buch sehr gütig beurtheilte, warf die Fragen auf: „Lehrt die Bibel in der That wirkliche Strafen um des Falls der ersten Menschen willen, oder wie es §.
121.
vorsichtiger ausgedrückt ist, seit demselben, und eine Fortpflanzung der zerrütteten Natur, auf die Seele zumal? Und wenn dieses auch, ist es rathsam alles was und weil es in der Bibel stehet, auch in den populären Vortrag zu bringen? wenigstens alsdenn, wenn, wie in dem angegebenen Beispiel, die Lehre nicht praktisch gemacht werden kann, der Mißbrauch aber, oder wichtige
Zweifel
Zweifel beinahe unvermeidlich und schwehrlich ohne gelehrte Einschränkungen zu verhüten oder zu widerlegen sind, die nicht in den populären Vortrag kommen dürfen?“ Ich habe diese Zweifel dankbarlich benutzt, um in den Stellen, durch welche sie veranlaßt worden sind, meine Meinung in dieser Ausgabe deutlicher auszudrücken. Ich hätte aber doch geglaubt, daß die Antworten auf diese Fragen schon in der vorigen Ausgabe lägen. Wenn ich dies hier ganz kurz zeige, so geschiehet es nicht aus Rechthaberey, sondern bloß um meine Leser desto dringender bitten zu können, auf die im Buch gegebenen Winke über den biblischen Grund, die Wichtigkeit und die Brauchbarkeit einzelner
Lehrsätze
Lehrsätze, und auf die in dieser Absicht von mir gebrauchten Ausdrücke aufmerksam zu seyn.
Daß die Menschen um des Falles der ersten Menschen willen wirklich gestraft würden, hatte ich nicht behauptet, sondern nur §.
121.
geschrieben, die Schrift lehre, daß
seit
der
Sünde
Sünde der Stammeltern alle natürlich erzeugte Menschen
Sünder
, und
daher
Strafen unterworfen seyn; und dies
reiche
zum Unterricht des Christen
hin
; und §.
125.
hieß es: die verkehrte Disposition, mit welcher izt alle gebohren werden, wo sie auch immer ihren eigentlichen Sitz haben und worinn sie bestehen möge, verursache, daß es keinen Menschen,
welcher zum Gebrauche seiner
Vernunft
Vernunft gelangt ist
, gebe, der vor Gott nicht strafwürdig wäre; doch sey gewiß, daß allein um des angebohrnen Verderbens willen
niemand verdammt
werde. Was aber die Fortpflanzung der zerrütteten Natur anlangt, so hatte ich §.
121.
d. bemerkt: die Bibel gebe
keine ausführliche Belehrung
, wie und auf was Art die moralische Verdorbenheit, welche allgemein bey den Menschen angetroffen wird, mit der Versündigung der Stammeltern zusammenhänge, und in dieser gegründet sey.
Wolle
man inzwischen im Nachdenken über die Folgen der
Sünde
Sünde
Adam
Adams etwas weiter gehen, so
könne
es
etwa
auf folgende Weise mit Rücksicht auf die in der Bibel vorkommenden
Winke
geschehen. Und
dann
hieß es §.
123.
es werde vermittelst der Zeugung eine zerrüttete Natur auf alle Menschen fortgepflanzt, und diese
Zerrüttung
Zerrüttung bestehe in gewissen verkehrten Beschaffenheiten oder Dispositionen unsrer Natur, welche nicht da seyn würden, wenn unsre Voreltern nicht gesündigt hätten. Diese fehlerhafte Disposition
möge wohl
zunächst im Körper zu suchen seyn und
vielleicht
in
etc.
– bestehen; ob aber auch eine verkehrte Dispo sition unmittelbar in die
Seele
Seele der Kinder übergehe, sey
nicht wohl zu entscheiden
, und
falls
man eine solche annehme, so lasse sie sich doch anders nicht, als durch ihre Folgen beschreiben
u. s. f.
– Nimmt man zu dem allen noch den in der Anmerkung zu §.
112.
gegebenen Rath, daß der
Religionslehrer
Religionslehrer dem Beispiel der Bibel folgen möge, welche das angebohrne von dem nachher hinzugekommenen Verderben nicht mit ängstlicher Genauigkeit unterscheide: so scheint es mir, daß dem künftigen Volkslehrer, welchem ich zum
Studium
der populären Dogmatik eine Anleitung geben wollte, deutlich genug angegeben sey, was und wie viel in den allgemeinen populären Unterricht gehöre. Aber bey der unter unsern Christen sehr ausgebreiteten und durch viele häufig gelesene Bücher unterhaltenen Einbildung von einer
solchen
Erbsünde
Erbsünde, von der die Bibel nichts weiß, hielt ich es und halte es noch für nöthig, dem künftigen Lehrer an die Hand zu geben, wie er unerweisliche und schädliche Meinungen berichtigen und am schicklichsten die Sache vorstellen könne, wenn er entweder von seinen Zuhörern darüber gefragt werden, oder nach angestellter Ueberlegung rathsam finden sollte, etwas ausführlicher darüber zu reden, als sonst, in der Regel, nöthig ist. Die Geschwindigkeit, mit welcher diese Ausgabe veranstaltet werden mußte, weil es sonst an Exemplaren zu meinen Vorlesungen wider Vermuthen gefehlt haben würde, gereicht der Verlags-Handlung zur Entschuldigung, daß sie in der Eile das erste beste Papier, das eben vorräthig war, gegen ihre Gewohnheit zu nehmen sich entschliessen mußte.
Jena im September 1787.
Griesbach, Johann Jakob
D. J. J. Griesbach.
Volkslehrer
Als „Lehrer der Religion“ oder „Volkslehrer“ ist der Pfarrer zur zentralen Manifestationsgestalt des populartheologischen Diskurses im letzten Drittel des 18. Jh.s geworden. Die aufklärerische Dynamik zur Erweiterung der Öffentlichkeit realisierten Pfarrer im Rahmen der kirchlichen Verkündigung und des schulischen Unterrichts, zunehmend auch im ländlichen Bereich. In diesem Zusammenhang entwickelte sich spätestens mit Johann Joachim Spaldings (1714–1804) einflussreicher Schrift
Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes und deren Beförderung
(1772;
3
1791, SpKA I/3) ein neues Selbstverständnis aufgeklärter Geistlicher. Seine Hervorhebung der neuzeitlichen Legitimität des Predigtamtes und seine Forderung einer Relevanzprüfung traditioneller Lehrstücke im Hinblick auf ihre Funktion für die moralische Besserung und menschliche Glückseligkeit können als wegweisend für die gesamte Aufklärungstheologie gelten. Allerdings darf das neologische Verständnis des Religions- oder Volkslehrers nicht mit dem des modernen Lehrerberufs gleichgesetzt werden. Vielmehr zielte der Begriff auf das gesamte Tätigkeitsfeld des Pfarrers. Bis ins 19. Jh. hinein war im deutschsprachigen Raum der schulische Religionsunterricht von Berufstheologen dominiert, die sich nach dem Theologiestudium über den Unterricht auf das spätere Pfarramt vorbereiteten. Ein vom kirchlichen Amt losgelöster Gymnasiallehrerstand konnte sich erst im Zuge der Humboldtschen Bildungsreform um 1810 herausbilden.
Ein Gelehrter zum Beispiel, welcher übrigens mein Buch sehr gütig beurtheilte, warf die Fragen auf: „Lehrt die Bibel in der That wirkliche Strafen um des Falls der ersten Menschen willen [...]?“
Griesbach zitiert hier ohne Beleg die Rezension der zweiten Auflage der
Anleitung
in den
Hallischen Neuen Gelehrten Zeitungen
vom 13. November 1786 (91. Stück, 721–726). Zwar fehlt eine Angabe des Autors, jedoch ist die Rezension mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Hallenser Neologen Johann August Nösselt (1734–1807) zuzuschreiben, der die Zeitschrift zwischen 1777 und 1789 herausgab und nach Angaben von August Hermann Niemeyer (1754–1828) während dieser Zeit einen Großteil der Rezensionen selbst übernahm – insbesondere dann, wenn es um nicht-exegetische Schriften ging. Niemeyer zählt zudem Griesbach zu den angeseheneren Theologen, deren Schriften Nösselt auch im Rahmen seiner Rezensionstätigkeit für die
Allgemeine Literatur-Zeitung
in den Jahren 1793–1807 vorrangig bearbeitete (vgl.
Leben, Charakter und Verdienste Johann August Nösselts
I, 1809, 256). Vor allem sprechen aber sprachlich-semantische Analogien zwischen der Rezension und der Buchvorstellung in Nösselts
Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie
(1780;
4
1800, vgl. § 230) für dessen Autorschaft.
Vorrede.
Zur zweiten Ausgabe.
Vor sieben Jahren wurde diese kleine Schrift zum erstenmal auf meine eigene Kosten gedruckt. Weil sie aber bloß zum Leitfaden bey meinen akademischen Vorlesungen bestimmt war, und nur die Stelle zeitverderblicher Diktaten bey meinen Zuhörern vertreten sollte, hielt ich es für unnöthig, sie in den Buchhandel und durch diesen unter das Publikum kommen zu
lassen
laßen
. Inzwischen ward sie doch manchen zufälligerweise bekannt; und dieß veranlaßte dann allerley Anfragen. Um diesen für die Zukunft auszuweichen, und den Schein zu vermeiden, als würde dieses kleine Lehrbuch wohl gar absichtlich geheim gehalten, ließ ich es, als die erste Auflage vergriffen war, geschehen, daß eine zweite auf die sonst gewöhnliche Weise veran staltet wür de. Damit ich aber dem
Werkchen
Werckchen
, ehe es in die Hände des Publikums käme, so viel Vollkommenheit geben könnte, als meine Kräfte und die nächste Absicht, die ich nicht aus den Augen verliehren durfte, erlauben wollten, gieng ich alles noch einmal aufmerksam durch, änderte und verbesserte, was es mir zu bedürfen schien, machte die nöthigen Zusätze, und schickte vor jedem Abschnitte einige Anmerkungen voraus, welche etliche Winke für den
Volkslehrer
Volkslehrer enthalten, worauf es bey dem populären Vortrag der in jedem Abschnitte abgehandelten Lehren vornehmlich ankomme. Alle diese Veränderungen und Zusätze den Lesern hier aufzuzählen, würde ganz ohne allen
Nutzen
Nutzen seyn. Es kann genug seyn, zu sagen, daß nicht leicht ein einziger Paragraph ganz so geblieben ist, wie er war, ob ich gleich im Wesentlichen und in den Sachen selbst fast nichts abzuändern nöthig fand.
Sollte sich jemand darüber wundern, daß eine Anleitung zur
populär
populären Dogmatik nicht in einem populärern Ton abgefaßt ist, oder daß sie so vieles enthält, was doch gewiß weder in
Katechisationen
Katechesationen noch auf der
Kanzel
Kanzel von einem verständigen Lehrer abgehandelt werden wird, und mehr zur Theorie über die
Glaubenslehren
Glaubenslehren als zur simpeln Lehre der Bibel selbst zu gehören scheint; so muß ich bitten, dasjenige, was hierüber in der Vorerinnerung gesagt ist, wohl zu überlegen, und nicht zu
vergessen
vergeßen
, daß mein Augenmerk nicht unmittelbar auf gemeine Christen sondern zunächst auf
Religionslehrer
Religionslehrer gerichtet war, und daß ich nicht eine Anweisung zum populären
Vortrage
Vortrag
der Glaubenslehren, welche die Katechetik und Homiletik ertheilt, sondern eine Anleitung zum
Studium
derjenigen Dogmen geben wollte, die der Lehrer der Religion, mit steter Rücksicht auf die sehr verschiedenen
Bedürfnisse
Bedürfniße
seiner Zuhörer und Schüler, in sehr mannigfalter Form
populär vortragen
muß
, oder wenigstens nach Beschaffenheit der Umstände nicht ohne Nutzen vortragen
kann
. Es ist auch, der Anmerkungen nicht zu gedenken, durch die Stellung und Verbindung der Sätze und durch den geflissentlich gewählten Ausdruck, wie ich hoffe, hinlänglich angedeutet worden, was meiner Einsicht nach zur allgemeinen
Christenthums-Lehre
Christenthums-Lehre gehöre, und was hingegen für
blosse
bloße
Erläuterung, die nach Anleitung der Bibel den Wißbegierigen darüber gegeben werden könne, zu halten sey. Und überhaupt wäre es zu bedauern, wenn das Bestreben nach
Popularität
Popularität die Wirkung hervorbringen sollte, daß der den Nichttheologen ertheilte
Religions-Unterricht
Religions-Unterricht immer oberflächlicher, unbestimmter und unvollständiger würde. Ein geschickter Lehrer weiß vie les nicht nur verständlich sondern auch
nutzbar
nutzbar und interessant zu machen, was in dem Munde eines andern, der es bloß als ein rohes, geradehin aus seinem gelehrten System oder gar Compendium herausgerissenes Stück hersagt, dem Nichttheologen eben so unverständlich als unbrauchbar ist.
Neue Entdeckungen wird kein Verständiger in einem Buche dieser Art suchen. Man wird aber doch finden, daß ich die schäzbaren
Aufklärungen
Aufklärungen mancher
Dogmen
Dogmen, die wir dem Scharfsinne und dem Fleiß neuerer Gelehrten verdanken, so weit ich sie für gegründet hielt,
benutzt
benuzt
habe, und zuweilen wird selbst ein gerade in dieser Absicht beibehaltener von jenen Männern gebrauchter
Ausdruck
Ausdruck den kundigen Leser erinnern, was und wen ich dabey im Sinne hatte. Wären diese Bogen gleich damals, als sie entworfen wurden, in die Hände des Publikums gekommen, so hätte man vielleicht mehreres als izt daran gefunden, wodurch sie sich von den damals gewöhnlichsten Lehrbüchern unterscheiden. Welchen rechtschaffenen
Lehrer
Lehrer wird es aber nicht freuen, wenn er siehet, daß Einsichten, welche er für richtig und
nützlich
nützlich erkennt, sich immer allgemeiner verbreiten? Es kommt auch hier gar nichts darauf an, was alt oder neu, diesem und jenem eigen oder mehrern gemein ist; son dern allein darauf mußte gesehen werden, daß aus dem ganzen Umfange der Dogmen und der darüber ver suchten Erklärungen und Erläuterungen, mit Absonderung bloß gelehrter
Spekulationen
Spekulationen, die so wenig
mittelbar
als unmittelbar dem Christen nützen können, diejenigen ausgehoben würden, welche einer auch Ungelehrten verständlichen und gemeinnützigen Behandlung fähig sind; daß diese so geordnet und von der Seite vornehmlich gezeiget würden, von welcher sie am leichtesten faßlich gemacht und zu praktischen Zwecken angewendet werden können; daß den gewöhnlichsten Zweifeln und Einwürfen so viel möglich gleich so vorgebeugt würde, daß es keiner Widerlegung derselben bedürfe; und daß endlich die Beweise so gewählt und so angelegt und gestellt würden, wie es zur Erleichterung einer gründlichen Ueberzeugung, selbst bey solchen, die mit Vorurtheilen gegen gewisse Lehrsätze oder Beweise schon eingenommen sind, am dienlichsten schien. Was insbesondere die Auswahl der biblischen
Beweisstellen
Beweisstellen betrift, so bin ich dabey mit aller Sorgfalt zu Werk gegangen. Ich weiß zwar sehr wohl, daß manche angeführte Stellen von andern mir schäzbaren Gelehrten anders erklärt werden, und daß dagegen manche Beweissprüche hier fehlen, welche andere für tauglich halten. Allein ich bitte mir zuzu trauen, daß ich jedesmal hinlängliche Gründe, so zu handeln, zu haben glaubte. Und
ausserdem
auserdem
muß ich noch erinnern, daß aus manchen Stellen nicht ein direkter sondern nur ein in direkter Beweis geführet werden soll; daß die
Beweisstellen
Beweisstellen nicht in der Meinung gehäuft sind, als käme etwas auf die Menge derselben an, sondern weil es dem
Volkslehrer
Volkslehrer nützlich seyn kann, mehrere gleichsam in Vorrath zu haben, um bald von der einen, bald von einer andern, Gelegenheit zum Vortrage der wichtigsten
Wahrheiten
Wahrheiten nehmen zu können; und daß ich durchgängig denen Lesarten folge, welche im Text meiner Ausgabe des
N. T.
stehen.
Wer in unsern Zeiten eine
Dogmatik
Dogmatik schreibt, kann mit Gewißheit voraus sehen, daß ein Theil der Leser über die Anhänglichkeit des Verfassers an alte
Orthodoxie
Orthodoxie mitleidig die Achseln zucken wird, während dem ein andrer Theil über vermeinte Heterodoxieen
Neologie
(
Neologie nennt mans izt) bedenklich den Kopf schüttelt. Dem ist nun einmal nicht abzuhelfen; und, die Wahrheit zu sagen, es wäre nicht gut, wenn es für izt anders wäre. Mag ich dann meinen gewissenhaften Ueberzeugungen von dem, was
Wahrheit
Wahrheit und
nützlich
nützliche Wahrheit ist, nicht eben so gut und ungestöhrt folgen, als andere den ihrigen? Oder was berechtigt euch, Ihr, die ihr Freunde der Wahrheit seyn wollet, und, wie ich glaube, seyd, etwas mehreres zu thun, als die Gründe eurer Ueberzeugungen mit möglichster
Deutlichkeit
Deutlichkeit uns übrigen darzulegen? Stre ben wir alle aber wirklich nach Einem Ziele, so kann ich es ja geschehen lassen, daß ihr einen Weg wählet, der mit dem meinigen nicht durchgängig parallel läuft, und ihn vielleicht nur hie und da in einzelnen Punkten
berüht
berührt
. Wo wir aber einander uns nähern, da biete ich euch jedesmal brüderlich die Hand; und wenn ihr dann eure Bahn weiter verfolgt, wie ich die meinige, so begleiten euch meine herzlichen Wünsche, daß wir wenigstens am Ziele wieder zusammentreffen mögen. Nur verrenne keiner dem andern den Weg, oder suche ihn auf den seinigen mit fortzuschleppen. Oder ist etwa der Weg etwas mehr, als nur Weg?
Manchen Lesern wird vielleicht eine gewisse Einförmigkeit und Schwehrfälligkeit des
Periodenbau
Periodenbaues in diesen Blättern misfallen. Allein nach meiner Einsicht und Erfarung, ist ein Lehrbuch, welches durch
Akademische
akademische
Vorlesungen erläutert werden soll, am zweckmäßigsten eingerichtet, wann die zur Sache gehörigen
Begriffe
Begriffe und Sätze in der gedrungensten Kürze vorgelegt und so unter ein ander verkettet sind, daß auf der einen Seite der Zusammenhang unter ihnen und ihre wechselsweisen Verhältnisse gegen einander, auf der andern aber die einzelnen Theile, in welche das Ganze zerlegt werden soll, deutlich auf einen Blick in die Augen fallen. Hiebey aber werden einförmige, gedehnte und etwas zerstückelte Perioden kaum leicht ohne
Affektation
Affektation zu vermeiden seyn. Ein akademisches Lehrbuch ist aber auch nicht dazu bestimmt, flüchtig gelesen, sondern eigentlich studirt zu werden. Und daß ein solches
zweckmäßig
zweckmäßiges Lehrbuch sich zugleich auch angenehm werde lesen lassen, oder daß ein Buch, das sich gut und leicht weglesen läßt, auch ein wirklich ganz zweckmäßiges Lehrbuch abgeben könne, daran zweifle ich immer noch sehr. Doch lasse ich gern jedem seine Weise. Geschrieben auf der Fürstlich Sächsischen Gesammt Akademie zu Jena, im März 1786.
Griesbach, Johann Jakob
J. J. Griesbach.
Neologie nennt mans izt
In der neue Argumentations- und Anwendungsformen erprobenden, zentralen Richtung der protestantischen Aufklärungstheologie (Neologie) schlug sich in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s der neuzeitliche Rationalisierungsprozess nieder: Überkommene dogmatische Lehren hatten sich zunehmend an dem Kriterium rationaler Evidenz und historischer Kritik zu messen, was zu weitreichenden Umformungen der Inspirations-, Urstands-, Erbsünden-, Rechtfertigungs-, Versöhnungs- und Ämterlehre führte. Die
Anleitung
ist ein Beispiel dafür, dass der Neologiebegriff ab den 1770er Jahren allmählich in die theologische Fachsprache eindrang. Als Bezeichnung vermeintlicher Heterodoxien war er in dieser Zeit jedoch meist negativ konnotiert. Griesbachs Erwartung höchst unterschiedlicher Leserreaktionen in der zeitgenössischen theologischen Fachwelt verweist auf deren positionellen Pluralismus zwischen religiöser Traditionstreue und fortschrittsorientierter Authentizität.
populär
Die Bezeichnung „populär“ wurde im Zeitalter der Aufklärung zu einem strategischen Programmbegriff, der sich im Zuge der entstehenden bürgerlichen Öffentlichkeit aus dem französischen „populaire“ entwickelt hat. Im Unterschied zum Popularitätsverständnis der modernen Mediengesellschaft, das auf Bekanntheit und Beliebtheit einer Person oder eines Produktes in einer großen Masse von Menschen abzielt, trug der Begriff in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s die Bedeutung „etwas der Allgemeinheit nahebringen“ bzw. „gemeinverständlich machen“. Im wissenschaftlich-publizistischen Bereich etablierte sich das auch heute gebräuchliche Verb „popularisieren“. Wo die Wissenschaft neue Erkenntnisse zutage förderte, entstand das Bedürfnis, diese in ein neues, öffentliches Bewusstsein und schließlich in alltägliches Handeln umzusetzen. Ethische Nutzbarkeit und (religiöser) Praxisbezug sind daher Merkmale „populärer“ Schriften des 18. Jh.s.
Vorrede.
Ich fühle es lebhaft, daß die gütige Aufnahme, welche diese kleine Schrift bey dem Publikum gefunden hat, meine Verpflichtung, ihr den größten mir möglichen Grad von
Vollkommenheit
Vollkommenheit zu geben, verdoppelt. Aber eben diese gute Aufnahme, welche in so kurzer Zeit mehrere neue Auflagen nöthig machte, kann und wird mich entschuldigen, wenn man bemerkt, daß gleichwohl diese vierte Ausgabe mit der dritten im wesentlichen ganz übereinstimmt. Der kurze Zeitraum von drey Jahren, welcher seit dem die zweyte ganz umgearbeitete Ausgabe erschien, verstrichen ist, hat in der Lage und den Bedürfnißen der
nichttheologisch
nichttheologischen Christen keine solche Veränderung hervorgebracht, die mich glauben machen könnte, diejenige Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, welche ich vor anderthalb und vor drey Jahren aus guten Gründen für die zweckmäsigste hielt, sey ihrer Absicht jezt weniger als damals angemessen. Haben ja seitdem einige merkwürdige auf Religion und
Kirche
Kirche sich beziehende Begebenheiten sich zugetragen, so waren sie von der Art, daß sie mich nur mehr in meiner alten Ueberzeugung bestärkten, es sey für jeden Lehrer der Religion und Theologie Pflicht, mit möglichster Vorsicht zu Werke zu gehen, damit er nicht durch unbedachtsame und dreiste Aeußerungen seiner
Privatmeinungen
Privatmeinungen denenjenigen, welche von weiteren
Aufklärungen
Aufklärungen in der
Religionslehre
Religionslehre keine Freunde zu seyn scheinen, einen erwünschten Vorwand verschaffe, die Lehr- und Druckfreiheit in engere Grenzen einzuschliessen, und wohl gar, wo möglich, diejenigen, die sich zu kirchlichen Lehrämtern bestimmen, von eigner unbefangener Untersuchung und immer tieferem Eindringen in die Wahrheit abzuschrecken. Billig sollte jeder Schriftsteller, der sein Buch durch den Druck unter das weite Publikum bringen will, und jeder akademische Lehrer, der Jünglinge aus nahen und entfernten Provinzen zum Lehramt vorbereiten soll, nicht vornehmlich darauf Rücksicht nehmen, was er, in seiner Lage, allenfalls zu schreiben oder zu lehren wagen dürfe? sondern, wenn es ihm mehr darum zu thun ist, wahren und bleibenden
Nutzen
Nutzen zu stiften, als durch Neuheit zu glänzen, oder durch Dreistigkeit Aufsehen zu erregen, oder den Beifall irgend einer Partey zu erhaschen; wenn er der ihm gestatteten Lehr- und Preßfreiheit sich werth beweisen will; und wenn er diese unschätzbaren Wohlthaten seinen nahen und fernen Zeitgenossen und selbst den Nachkommen, so viel an ihm ist, unverkürzt erhalten und nach Möglichkeit sichern will: so muß die Hauptfrage diese seyn: was ist
Wahrheit
Wahrheit, und meinen Zeitgenoßen
nützlich
nützliche Wahrheit? Ist dies entschieden, so schreibe er zwar mit Vorsicht und Schonung der Schwachen oder Andersdenkenden, aber doch ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit.
Da nun über die letzte Frage mein auf bedächtige und lange Ueberlegung sich gründendes Urtheil in so kurzer Zeit nicht so sich geändert hat, daß ich wesentliche Veränderungen in diesem Buch nöthig gefunden hätte; und da überdies auch der Plan deßelben und die von mir gewählte Behandlungsart der Materien von mehreren mir sehr schätzbaren Gelehrten im Ganzen genommen gutgeheisen worden ist: so blieb mir bey der neuen Durchsicht kaum etwas mehreres zu thun übrig, als etliche wenige Sätze, die mir izt dem populären Dogmatiker entbehrlich zu seyn schienen, wegzustreichen, ein paar andern einen bequemern Platz anzuwei sen, einigen Stellen durch kleine Aenderungen oder Einschaltungen mehr
Deutlichkeit
Deutlichkeit und Bestimmtheit zu verschaffen, und hie und da im Texte oder in den Anmerkungen einen Zusatz zu machen. Hierdurch unterscheidet sich diese Ausgabe von der vorigen, ohne daß jene ihren Besitzern durch diese unbrauchbar geworden wäre. Hält es jemand der Mühe werth, eine Vergleichung zwischen beiden anzustellen, so wird er die Aenderungen und Zusätze, die etwa von den meisten Belange seyn möchten, in den §§.
10.
18.
20.
50.
51.
83.
91.
101.
103.
b.
108.
112.
143.
144.
146.
150.
164.
antreffen. Freilich bot sich zu noch mehreren Zusätzen, zumal zu den Anmerkungen, Stoff genug an. Allein die nächste Bestimmung des Buchs, zu einem Leitfaden bey halbjährigen akademischen Vorlesungen zu dienen, erlaubte nicht, ihm einen weitern Umfang zu geben. Nach dem Urtheil verschiedener würdiger Männer hätte zwar zu allerley
nützlich
nützlichen Zusätzen durch Weglassung einiger ihnen unnöthig scheinender theoretischer Lehrsätze Platz gewonnen werden können. Ich muß aber bekennen, daß ich hierin nicht ganz ihrer Meinung seyn kann, und um Erlaubniß bitten, hierüber noch einiges in der Absicht zu sagen, um zu verhüten, daß man mich nicht mißverstehe, oder dergleichen Stellen meines Buchs anders, als ich wünsche, brauche.
Ich weiß sehr wohl, daß diese Anleitung zur populären Dogmatik nicht in einem
populär
populären Ton abgefaßt ist, und daß sie ziemlich vieles enthält, was ein verständiger Lehrer weder in
Katechisationen
Katechesationen noch auf der
Kanzel
Kanzel abhandeln wird, und was mehr zur Theorie über die Glaubenslehren, als zur simpeln Lehre der Bibel selbst gehöret. Ehe man mich aber deswegen verurtheilt, wäre doch billig dasjenige, was hierüber in der Vorerinnerung gesagt ist, wohl zu überlegen, und nicht zu vergessen, daß mein Augenmerk nicht unmittelbar auf gemeine Christen, sondern zunächst und eigentlich auf künftige oder angehende
Religionslehrer
Religionslehrer gerichtet war, und daß ich diesen nicht eine Anweisung zum populären
Vortrage
der Glaubenslehren, welche die Katechetik und Homiletik ertheilt, sondern eine Anleitung zum
Studium
Studium
derjenigen Dogmen geben wollte, die der Lehrer der Religion, mit steter Rücksicht auf die sehr verschiedenen Bedürfnisse seiner Zuhörer und Schüler, in sehr mannichfaltiger Form populär vortragen
muß
, oder wenigstens nach Beschaffenheit der Umstände nicht ohne Nutzen vortragen
kann
. Und überhaupt wäre es zu bedauern, wenn das Bestreben nach
Popularität
Popularität die Wirkung hervorbringen sollte, daß der den Nichttheologen von ihren Lehrern ertheilte Religions-Unterricht immer oberflächlicher, unbestimmter und unvollständiger würde. Ein geschickter Lehrer weiß vieles nicht nur verständlich sondern auch nutzbar und interessant zu machen, was in dem Munde eines andern, der es bloß als ein rohes, geradehin aus seinem gelehrten System oder gar Compendium herausgerissenes Stück hersagt, dem Nichttheologen eben so unverständlich als unbrauchbar ist.
Ich gebe ferner gern zu, daß ich über einige Lehrsätze Theorieen in diese Anleitung zum Studium der populären Dogmatik aufgenommen habe, die aus dem
Volksunterricht
Volksunterricht unter gewissen Umständen gar wohl wegbleiben
könnten
, weil man, ohne sie zu kennen, doch ein sehr guter, rechtschaffener und würdiger Christ seyn kann. Ich will auch nicht läugnen, daß dergleichen Theorieen, deren praktischer Nutzen ohnehin gering ist, zuweilen mißverstanden und wohl gar mißbraucht worden sind, und daß es deswegen rathsam scheinen könne, sie in populären Vorträgen ganz mit Stillschweigen zu übergehen. Ich würde es daher auch nicht wagen, einen Lehrer zu tadeln, der bey dem Unterricht solcher Menschen, welche von
Lehrsätze
Lehrsätzen dieser Art noch nichts wissen und auch nie etwas davon erfaren werden, sie gar nicht berührte. Aber sind wohl unsre Volkslehrer in diesem Fall? Haben sie nicht fast durchgängig mit Menschen zu thun, denen dergleichen Sätze als wichtige
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten von Kindheit an eingeschärft worden sind, und die durch ihre Gesangbücher, Gebetbücher, Erbauungsbücher
u. d. gl.
unaufhörlich an sie erinnert werden? Und kann man wohl einem solchen Religionslehrer rathen, ein geflissentliches Stillschweigen über Lehren zu beobachten, die seine Zuhörer für wesentlich zur Religion gehörig halten? Meiner Einsicht nach wird er viel besser thun und weit mehr Nutzen stiften, wenn er die falschen, krassen und der Beförderung der praktischen Religion oft nachtheiligen Vorstellungen, die sich ein grosser Theil des
Volk
Volks von dergleichen Lehren macht, mit Klugheit und Vorsicht nach und nach zu verbessern und zu berichtigen sucht, und die Aufmerksamkeit darauf lenkt, was und wie viel die Bibel wirklich und deutlich davon lehre, und was hingegen blosse Erklärungen oder Erläuterungen sind, die man über die Aussprüche der Bibel in guter Meinung zu geben gewagt hat. Diesen Unterschied habe ich nach Möglichkeit überall bemerklich zu machen mich bemühet, und nicht nur in den Anmerkungen häufig darauf hingewiesen, sondern auch in den Paragraphen selbst durch die Stellung und Verbindung der Sätze und durch den geflissentlich gewählten Ausdruck anzudeuten gesucht, was meiner Einsicht nach zur allgemeinen
Christenthums-Lehre
Christenthums-Lehre gehöre, und was hingegen für bloße Erläuterung, die nach Anleitung der Bibel
den Wißbegierigen
darüber gegeben werden
könne
, zu halten sey. Da man aber gleichwohl diese Fingerzeige übersehen zu haben scheint, so bitte ich meine Leser angelegentlich, auf dergleichen gegebene Winke über den biblischen Grund, die Wichtigkeit und die Brauchbarkeit einzelner Lehrsätze, und auf die in dieser Absicht von mir gebrauchten Ausdrücke, aufmerksam zu seyn.
Neue Entdeckungen wird kein Verständiger in einem Buche dieser Art suchen. Man wird aber doch finden, daß ich die schäzbaren
Aufklärungen
Aufklärungen mancher
Dogmen
Dogmen, die wir dem Scharfsinne und dem Fleiß neuerer Gelehrten verdanken, so weit ich sie für gegründet hielt, benutzt habe, und zuweilen wird selbst ein gerade in dieser Absicht beibehaltener von jenen Männern gebrauchter Ausdruck den kundigen Leser erinnern, was und wen ich dabey im Sinne hatte. Es kommt inzwischen hier gar nichts darauf an, was alt oder neu, diesem und jenem eigen oder mehrern gemein ist; sondern allein darauf mußte gesehen werden, daß aus dem ganzen Umfange der
Dogmen
Dogmen und der darüber versuchten Erklärungen und Er läuterungen, mit Absonderung bloß gelehrter
Spekulationen
Spekulationen, die so wenig
mittelbar
als unmittelbar dem Christen nützen können, diejenigen ausgehoben würden, welche einer auch Ungelehrten verständlichen und gemeinnützigen Behandlung fähig sind; daß diese so geordnet und von der Seite vornehmlich gezeiget würden, von welcher sie am leichtesten faßlich gemacht und zu praktischen Zwecken angewendet werden können; daß den gewöhnlichsten Zweifeln und Einwürfen so viel möglich gleich so vorgebeugt würde, daß es keiner Widerlegung derselben bedürfe; und daß endlich die
Beweise
Beweise so gewählt und so angelegt und gestellt würden, wie es zur Erleichterung einer gründlichen
Ueberzeugung
Ueberzeugung, selbst bey solchen, die mit Vorurtheilen gegen gewisse Lehrsätze oder Beweise schon eingenommen sind, am dienlichsten schien. Was insbesondere die Auswahl der biblischen
Beweisstellen
Beweisstellen betrift, so bin ich dabey mit aller Sorgfalt zu Werk gegangen. Ich weiß zwar sehr wohl, daß manche angeführte Stellen von andern mir schäzbaren Gelehrten anders erklärt werden, und daß dagegen manche Beweissprüche hier fehlen, welche andere für tauglich halten. Allein ich bitte mir zuzutrauen, daß ich jedesmal hinlängliche Gründe, so zu handeln, zu haben glaubte. Und ausserdem muß ich noch erinnern, daß aus manchen Stellen nicht ein direkter sondern nur ein indirekter Beweis geführet, oder nur eine Erläuterung hergenommen werden soll; daß die biblischen Stellen nicht in der Meinung gehäuft sind, als käme etwas auf die Menge der Beweise an, sondern weil es dem
Volkslehrer
Volkslehrer nützlich seyn kann, mehrere gleichsam in Vorrath zu haben, um bald von der einen, bald von einer andern, Gelegenheit zum Vortrage der wichtigsten Wahrheiten nehmen zu können; und daß ich durchgängig denen Lesarten folge, welche im Text meiner Ausgabe des
N. T.
stehen.
Wer in unsern Zeiten eine
Dogmatik
Dogmatik schreibt, kann mit Gewißheit voraus sehen, daß ein Theil der Leser über die Anhänglichkeit des Verfassers an alte
Orthodoxie
Orthodoxie mitleidig die Achseln zucken wird, während dem ein andrer Theil über vermeinte Heterodoxien
Neologie
(Neologie nennt mans izt) bedenklich den Kopf schüttelt. Dem ist nun einmal nicht abzuhelfen, und, die Wahrheit zu sagen, es wäre nicht gut, wenn es für izt anders wäre. Mag ich dann meinen gewissenhaften Ueberzeugungen von dem, was
Wahrheit
Wahrheit und
nützlich
nützliche Wahrheit ist, nicht eben so gut und ungestöhrt folgen, als andere den ihrigen? Oder was berechtigt euch, Ihr, die ihr Freunde der Wahrheit seyn wollet, und, wie ich glau be, seyd, etwas mehreres zu thun, als die Gründe eurer Ueberzeugungen mit möglichster
Deutlichkeit
Deutlichkeit uns übrigen darzulegen? Streben wir alle aber wirklich nach Einem Ziele, so kann ich es ja geschehen lassen, daß ihr einen Weg wählet, der mit dem meinigen nicht durchgängig parallel läuft, und ihn vielleicht nur hie und da in einzelnen Punkten berührt. Wo wir aber einander uns nähern, da biete ich euch jedesmal brüderlich die Hand; und wenn ihr dann eure Bahn weiter verfolgt, wie ich die meinige, so begleiten euch meine herzlichen Wünsche, daß wir wenigstens am Ziele wieder zusammentreffen mögen. Nur verrenne keiner dem andern den Weg, oder suche ihn auf den seinigen mit fortzuschleppen. Oder ist etwa der Weg etwas mehr, als nur Weg?
Manchen Lesern wird vielleicht eine gewisse Einförmigkeit und Schwehrfälligkeit des
Periodenbau
Periodenbaues in diesen Blättern mißfallen. Allein nach meiner Einsicht und Erfarung, ist ein Lehrbuch, welches durch akademische Vorlesungen erläutert werden soll, am zweckmässigsten eingerichtet, wann die zur Sache gehörigen
Begriffe
Begriffe und Sätze in der gedrungensten Kürze vorgelegt und so unter einander verkettet sind, daß auf der einen Seite der Zusammenhang unter ihnen und ihre wech selsweisen Verhältnisse gegen einander, auf der andern aber die einzelnen Theile, in welche das Ganze bey dem mündlichen Vortrage zerlegt werden soll, deutlich auf einen Blick in die Augen fallen. Hiebey aber werden einförmige, gedehnte und etwas zerstückelte Perioden kaum leicht ohne
Affektation
Affektation zu vermeiden seyn. Ein akademisches Lehrbuch ist aber auch nicht dazu bestimmt, flüchtig gelesen, sondern eigentlich studirt zu werden. Und daß ein solches
zweckmäßig
zweckmäßiges Lehrbuch sich zugleich auch angenehm werde lesen lassen, oder daß ein Buch, das sich gut und leicht weglesen läßt, auch ein wirklich ganz zweckmäßiges Lehrbuch abgeben könne, daran zweifle ich immer noch sehr. Doch lasse ich gern jedem seine Weise. Geschrieben auf der Fürstlich Sächsischen Gesammt Akademie zu Jena, im März 1789.
Inhalt.
Inhalt
Vorerinnerung
über populäre Dogmatik überhaupt, über
das
die
dem Lehrer des Volks nöthige
Studium
gelehrte Kenntnis
Kenntnis
derselben, und über ihren Unterschied von der ihm gleichfalls unentbehrlichen
Katheder-
Katheder
oder Schuldogmatik.
S.
1–5.
3–5.
I.
I
Religion, Offenbarung
und
und
Bibel.
Religion, Offenbarung und Bibel.
§.
1
bis
34.
1
–
34.
A.
Religion
überhaupt; Wichtigkeit derselben zur höhern Glückseligkeit des
Menschen.
Menschen;
§.
1
–
3.
natürliche Religion. §.
4.
B.
Natürliche
und
geoffenbarte
Geoffenbarte
Religion
;
der leztern
ihre
Möglichkeit, Wünschenswürdigkeit, Wahrscheinlichkeit und Eigenschaften
, und taugliche Beweisarten für sie
. §.
4
–
9.
b.
5
–
9.
C.
Die Bibel
enthält eine wahre göttliche Offenbarung. §.
10
–
34.
10.
1) Die Bücher des
Neuen Testaments
§.
10
–
23.
a) sind ächt, und die darin erzählte Geschichte wahr.
10.
b) Jesus ist der vollkommenste Lehrer der Weisheit und
Tugend.
Tugend,
11.
Seine Lehre kommt von Gott,
12.
und beruht auf einer unmittelbaren göttlichen Offenbarung.
13.
14.
c) Die Apostel trugen die Lehre Jesu unter göttlicher
Auktorität
Autorität
untrüglich vor, und die Menschen sind verbunden ihre Religionslehre als göttlich anzunehmen.
15.
16.
Ihre Schriften sind der alleinige Erkenntnisgrund der christlichen Religion, und was daraus erwiesen werden
kann
kan
, ist wahr;
17.
und das um so mehr,
da
wenn
ihre Verfasser einer göttlichen Eingebung genossen.
18.
d)
)
Die Bücher des N. T. enthalten zwar viel Lokales und Temporelles,
19.
bleiben aber doch immer die verbindliche Richtschnur des Glaubens und Lebens für alle Christen.
20.
e) Ihr Inhalt ist verschieden;
21.
aber die in ihnen
enthaltenen
enthaltene
Religionslehren sind durchaus praktisch,
22.
wenn gleich nicht alle in gleichem Grade wichtig.
23.
2) Die Bücher des
Alten Testaments
;
§.
24
–
28.
dessen Glaubwürdigkeit, Beschaffenheit, Nutzen und Gebrauch.
24
–
26.
Die darin enthaltene Religion ist wahr und göttlich;
27.
doch sollen sich Christen vornehmlich an den Neutestamentlichen Unterricht
halten:
halten;
mit demselben aber das A. T. vergleichen.
28.
3) Zweck und Hinlänglichkeit der
Bibel
.
Bibel
29.
30.
Vernunft und Glaube.
31.
32.
Rechte des Christen in Absicht auf die Bibel.
33.
Kirchliche Lehrvorschriften.
34.
II.
II
Gott.
Gott.
§.
35
–
64.
A. Von
Gott
überhaupt. §.
35
–
53.
1) Biblischer Grundbegriff von Gott.
35.
2)
Es ist ein
Gott.
Gott
35.
Vernunftwahrheiten von dessen Dasein, Eigenschaften, und Wesen.
35
–
38.
3) Quellen und Beschaffenheit unsrer Kenntniß von Gott, und von dessen Eigenschaften und Wesen.
36
–
38.
4)
3)
Biblischer Unterricht von Gottes Eigenschaften.
39
–
53.
Er besitzt alle wahre Vollkommenheiten,
39.
ist ein Geist,
40.
ewig,
unveränderlich,
unabhängig, sich selbst genug,
41.
hat die vollkommenste Erkenntnis von allem,
42.
und den vollkommensten Willen, und
Freiheit
Freiheit,
43
–
45.
ist allweise,
46.
heilig,
47.
allgütig,
48.
wahrhaft,
49.
gerecht,
50.
allmächtig,
51.
allgegenwärtig,
52.
und
einzig.
einig.
einzig
53.
B. Der mit dem Menschen Jesu innigst verbundene
Logos
ist in gleichem Verstande Gott als der Vater Jesu Christi, und doch von diesem unterschieden.
§.
54
–
58.
C. Der
heilige Geist
ist eine göttliche, vom Vater und Sohne unterschiedene,
Person,
Person.
§.
Person.
59
–
61.
D.
In diesen
Dreien
, eben so innig unter einander Vereinigten als reell von einander Unterschiedenen, verehret der Christ, ohne von dem
grossen Grundsatz
großen Grundsaz
der
Einheit
des göttlichen Wesens abzuweichen, den
wahren Gott
.
Diesen Dreien kommt die wahre wesentliche Gottheit zu. Und da sie wirklich von einander unterschieden sind, und doch nur ein einziger Gott ist, so muß das
göttliche Wesen
, zwar nur ein
einzigmal
, aber doch
in diesen Dreyen
uugetheilt
vorhanden seyn.
62.
63.
Anmerkungen hierüber.
64.
III.
III
Werke Gottes.
Werke Gottes.
§.
65
–
88.
A.
Werke und
Rathschlüsse
Rathschlüße
Gottes
überhaupt.
überhaupt
,
65
–
67.
b.
B.
Schöpfung
.
§.
68.
69.
Absichten Gottes dabey.
70.
Mosaische Beschreibung der Schöpfung.
71.
C.
Vorsehung
.
§.
72–74.
72–84.
72–74.
1) Gott
erhält
alle geschaffene Dinge.
72.
73.
und ihre Kräfte,
74.
und
2)
regiert
alle Veränderungen in der Welt.
75.
Seine Regierung
erstreckt
erstrekt
sich auf alle leblose, empfindende, und vernünftige Geschöpfe, und sowohl auf einzelne Menschen, als auf das ganze Menschengeschlecht und
grössere
grösere
größere
Theile
desselben.
desselben
76
–
78.
Beschaffenheit der göttlichen Regierung.
79.
Unter ihr stehet auch das
Uebel
Böse
Uebel
in der
Welt;
Welt,
sowohl das moralische als das physische,
80
–
82.
ingleichem alles, was durch ein
Wunder
Wunder
geschieht.
83.
84.
D.
D,
Unter den Geschöpfen verdienen, nächst dem Menschen, die
Engel
eine nähere Betrachtung, sowohl die guten
Engel
85.
als die bösen
Geister
.
86
–
88.
IV.
IV
Bestimmung und moralische Natur des Menschen.
Bestimmung und moralische Natur des Menschen.
§.
89
–
111.
A.
Bestimmung
des Menschen, in diesem Leben und in der
Ewigkeit
.
Ewigkeit.
89.
90.
Leben nach dem
Tode.
Tode.
91.
92.
Wiedererweckung
Wiedererwekung
der Leiber.
93.
Allgemeines
Weltgericht
.
94.
B.
Moralische Natur
des Menschen §.
95
–
111.
95.
1) Worin sie besteht?
Von der
Freiheit
.
95.
96.
2) Durch
Gesetze
Gottes, des unumschränkten Oberherrn der Menschen, wird ihr Wille moralisch
zum Guten gelenkt
gelenckt
.
97.
Diese sind theils natürliche theils positive.
98.
3)
Motive
Motive
zum Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze;
99.
insbesondere.
insbesondere
insbesondere Belohnungen und Strafen.
99.
a)
Belohnungen
.
Belohnungen
100
–
103.
Zwecke
derselben;
derselben
Zweck derselben
100.
Natürliche und positive, in diesem und jenem Leben
101
–
103.
101
.
102.
101.
–
103.
b)
Strafen
.
Strafen
103. b.
–
113.
111.
113.
Strafrecht Gottes
Unterschied zwischen den göttlichen und menschlichen.
103.
b.
Strafen
104
–
111.
Zwecke
der göttlichen
Strafen
.
104.
derselben.
104.
105.
Natürliche,
Natürliche
106.
Positive
Strafen
, in diesem und jenem
Leben.
Leben
107
–
110.
Dauer
derselben
derselben.
111.
V
Zustand des Menschen vor und nach seinem Verfalle.
V. Zustand des Menschen vor und nach seinem Verfalle.
§.
112
–
131.
112.
–
131.
A. Der
Mensch
§.
112
–
126.
a) in seinem
ursprünglichen
anfänglichen
112.
113.
und
b)
jetzigen
Zustande. Gute Anlagen.
114.
Moralische Verdorbenheit.
115
–
117.
Sünden.
Sünden
118.
c)
Ursachen des Verderbens
, überhaupt,
119.
120.
und der ersten Verschlimmerung des Menschengeschlechts ins besondere.
121.
Betrachtungen über den Zusammenhang der jetzigen Verdorbenheit der Menschen mit der Versündigung Adams, und über die
Folgen der
letztern für Adam
Sünde Adams, für ihn
selbst
122.
und für seine Nachkommen
123.
124.
d)
Die jetzige
Gott ist die jezige
Beschaffenheit der Menschen
macht, daß alle
strafwürdig
werden
misfällig
;
125.
doch
hatte Gott
hat er
die Sünde Adams
zuzulassen
beschlossen
beschloßen
zuzulassen beschloßen
.
126.
B.
Anstalten Gottes
zur Wiederherstellung des Menschengeschlechts.
§.
127
–
131.
127.
–
131.
a) Was geschehen mußte, wenn dem Menschen geholfen werden sollte.
127.
b) Der
Mittelpunkt
aller, aus Liebe, von Gott nach seinem freien
Rathschlusse
Rathschluße
angeordneten An stalten, ist die durch Christum geschehene Erlösung,
128.
welche alle Menschen angehet, wenn sie gleich nicht allen bekannt gemacht worden ist.
129.
Von denen, welchen die nähere Offenbarung mangelt.
130.
c) Die
Schicksale aller einzelnen Menschen
unmittelbar nach ihrem Tode, sind mit in dem ewigen
unveränderlichen
Rathschlusse
Rathschluße
Rathschluße
Gottes über die Welt begriffen.
131.
VI
Christus, der Wiederhersteller des Menschengeschlechts
VI. Christus, der Wiederhersteller des Menschengeschlechts
, §.
132
–
151.
132.
–
151.
A. Jesus
1) ist der
Meßias
;
132.
133.
2) wahrer
Mensch
Mensch
,
und wahrer
Gott
Gott
.
134.
3) Bey seinem Leben auf Erden
135
–
146.
a)
zeigte er sich nicht in seiner ganzen Hoheit und wählte sogar ein selbst unter Menschen für
niedrig
geachtetes
enthielt er sich des Gebrauchs seiner unendlichen Kraft, wählte ein
niedriges
Leben,
135.
und war seinem Vater in allem
gehorsam
.
135.
136.
b) Er führte ein öffentliches
Lehramt
, unterrichtete sowohl das Volk als seine vertrauteren Freunde, und bewies seine göttliche Sendung durch
Wunder.
Wunder
127–140.
137
–
140.
137.
–
140.
127–140.
c) Er
litte
lidte
und starb
für die Menschen, zu Erreichung vieler und
grosser
groser
großer
Zwecke, besonders aber, um den strafwürdigen Sündern
Begnadigung zu erwerben
.
141
–
143.
141. 141–143.
141.
–
143.
Wie der Tod Jesu die Begnadigung der Menschen bewirkt habe?
144.
145.
Die reine biblische Vorstellung dieser Lehre
145.
enthält nichts Gott unwürdiges.
146.
4) In seinem
himmlischen
himlischen
Leben
nach dem Tode, besorgt er das ganze Geschäft der wirklichen Seligmachung seiner Erlöseten bis ans Ende der Welt.
147.
Zu dem Ende hat er seine Kirche gestiftet, und erhält und regieret sie.
143.
148.
143.
a,
a.
b.
B.
Von
Vou
der
Kirche
und dem
Lehramte
.
§.
149.
150.
250.
C. Von der
Taufe
.
§.
151.
VII
Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner
grossen
grosen
großen
Bestimmung geführet?
VII. Wie wird der Christ durch seine Religion zu seiner grossen Bestimmung geführet?
§.
152
–
170.
152.
–
170.
A. Es geschiehet
dies
dieß
durch eine vollständige
Sinnesänderung
.
§.
152
–
162.
Denn
denn
1) den mehresten Getauften fehlt die zur Erlangung der Seligkeit erforderliche moralische
Beschaffenheit.
Beschaffenheit
152.
2) Daher ist eine Sinnesänderung bey ihnen nöthig.
153.
3) Was durch diese bewirkt werden
solle
soll
,
154.
und wie sie geschehe? sowohl überhaupt,
155.
als in Absicht der einzelnen
dazu gehörigen Stücke
dazu gehörigen Stücke
.
156.
157.
4) Durch sie wird der Mensch
geheiliget
,
158.
und zu christlichen
guten Werken
guten Werken
geschickt;
159
158.
159.
159.
muß aber im Guten, durch den Gebrauch der in der Bibel empfohlnen Mittel,
zu
beharren
und
zuzunehmen
zuzunehmen
suchen,
160.
160
und sich für dem Rückfall hüten.
161.
5) Ihr
Urheber
Urheber
ist Gott.
162.
B. Auf dem Wege der Sinnesänderung gelangt der Mensch zur
Vergebung der Sünden
und zum
Antheil an allen durch Christum erworbenen Gütern
,
163.
vermittelst des
Glaubens
Glaubens
.
164.
C. Vom heiligen
Abendmahl
.
165
–
170.
165.
–
170.
Vorerinnerung.
Die
populäre
Dogmatik
ist
Dogmatik
,
d. h.
der Inbegriff derjenigen theoretischen
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten oder
Glaubenslehren
Glaubenslehren,
von welchen auch solche Christen, die keine Theologen werden wollen, unterrichtet werden sollen und können. Dahin gehören aber alle
Dogmen
Dogmen,
welche auf die durch die Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu zu bewirkende moralische
Besserung
Besserung und
Beglückung
Beglückung der Menschen einen nähern Einfluß haben, und
dabey einer auch den Nichttheologen verständlichen Behandlung fähig sind. Von
daher
in den populären Unterricht vom theoretischen Theil der Religion allein gehören, unterscheidet sich von
weil sie allein gemeinnützig und gemeinverständlich sind, auch allein in den populären Unterricht vom theoretischen Theil der Religion gehören. Sie
unterscheidet sich
von
der
Schuldogmatik
Schuldogmatik
unterscheidet sich
demnach die populäre
durch
ihren
den
Zweck,
ihren
den
Inhalt
oder die Auswahl der abzuhandelnden Lehrsätze
, und
ihre
die
Behandlungsart.
Der
Zweck
der populären Dogmatik ist, die
Bildung
Bildung einsichtsvoller Christen zu befördern; dahingegen
Denn
durch den Vortrag der Schuldogmatik
soll
der
Schulgerechte
Theologen zubereitet werden sollen. In Absicht des
Inhalts
muß zwar auch die populäre Dogmatik in ihrer Art und zu ihrem Zweck vollständig seyn, und darf nicht auf die ersten Anfangsgründe der Christenlehre eingeschränkt werden, weil sie sonst für fähigere und im Nachdenken geübte Christen nicht zureichend wäre, und selbst die gründliche Einsicht in die vorgetragenen Lehrsätze
Theolog,
durch die
gelassenen Lücken erschwehret werden würde.
Gleichwohl aber bleibt
Es kann sogar wegen des Bedürfnisses vieler Zeitgenossen, denen durch
Jugendunterricht
Jugendunterricht, Lektüre und Gewohnheit gewisse Theorien nun einmal wichtig sind, rathsam oder nöthig seyn, manches, was sonst entbehrlich wäre, aufzunehmen, um nicht Viele der Stützen ihrer Tugend und Gemüthsruhe unbedachtsam zu berauben, und um an die Stelle krasser und vielleicht schädlicher Vorstellungsarten vernünftigere, schriftmäsigere und unschädliche an die Hand geben zu können. Aber in der Regel, und wenn nicht Rücksichten auf die nur bemerkten Umstände eine Ausnahme zu machen rathen, bleibt gleichwohl
aus
Erlernung
der populären
Dogmatik billig alles ausgeschlossen
aber der einsichtsvolle Christ gebildet werden. Alles
Inhalt, Behandlungsart, und Zweck. Alles
, was seine Stelle in der Schuldogmatik
bloß
gewißen, zumal ältern und nur die theologischen Systeme betreffenden
gewissen
blos gewissen
Streitigkeiten, oder den nicht geradehin zu verachtenden Bemühungen der
Scholastiker
Scholastiker zu verdanken
hat, oder
hat; alles,
was nicht ohne unmittelbare Anwendung gelehrter
Hülfsmittel
Hülfsmittel verständlich gemacht werden kann, oder in keinem
hat; alles was nicht in einem
nahen Zusammenhang mit der moralischen
Beglückung
Beglückung der Menschen stehet, sondern
bloße
blose
, obgleich nicht
immer
unnütze, gelehrte Spekulation über Religionswahrheiten ist,
zumal wenn sie
oder
mit Recht
nicht ohne Grund
von uns für problematisch gehalten
wird. Bey dem
Vortrage
der zur populären Dogmatik gehörigen Lehren enthält man sich alles dessen, wodurch er den nichttheologischen Zuhörern unverständlich werden würde. Man braucht daher
werden kan, gehört zur populären Dogmatik eben so wenig, als
die
wird, bleibt von dem
Inhalt
der populären Dogmatik ausgeschlossen. Bey ihrem
Vortrag
enthält man sich der
in den Schulen der Theologen mit gutem
Grunde
Grund
eingeführte technische
Grund eingeführten technischen
Terminologie
Terminologie nicht, und redet eben so wenig in bloß
Terminologie, ohne deßwegen nur in
biblischen, oft eben so schwehr zu verstehenden,
Formeln
Formeln
zu reden
; man vermeidet eigentlich gelehrte
,
d. i.
solche
Beweißarten,
deren Gründlichkeit und Stärke ohne wissenschaftliche Kenntnisse nicht eingesehen werden kann; man
wählt die zum
leichtern Verstand und zur praktischen Behandlung
Zweck
bequemste Ordnung, und stellet die
Dogmen
Dogmen geflissentlich von der Seite vor, von welcher sie Menschen zu bessern oder zu beruhigen am wirksamsten seyn können.
Terminologie. Durch den Vortrag der
Schuldogmatik
Schuldogmatik wird der Schulgerechte Theolog, gebildet durch die Erlernung der populären aber der einsichtsvolle Christ.
in den populären Unterricht
Die zunehmende Verstaatlichung des Schulwesens und die Herausbildung der Pädagogik zu einer eigenständigen Wissenschaft sind historische Wegmarken im Übergang von der Katechetik zur aufklärerischen Religionspädagogik. Zu deren epochenspezifischen Charakteristika gehört die Unterrichtsmethode der Sokratik, die das herkömmliche Memorieren katechetischer Texte durch ein praxisorientiertes Dialogverfahren ersetzte und vor allem von der philanthropischen Bewegung um Johann Bernhard Basedow (1724–1790) und Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) realisiert wurde. Allerdings gehörte der schulische Religionsunterricht im 18. Jh. als Teil der kirchlichen Verkündigung zum Arbeitsfeld des professionalisierten Pfarrers. Analog zum Lehrerbegriff bezieht sich die Rede vom Religions- oder Volksunterricht im populartheologischen Diskurs der Aufklärung auf die Gesamtheit der Pfarrertätigkeiten: Auch Predigt, Sakramentsverwaltung, Konfirmation etc. gelten als „populärer Unterricht“.
II.
Billig sollte jeder, zumal nach
Aufklärung
Aufklärung strebender, Laie eine so richtige, vollständige und gründliche Kenntniß der populären Dogmen der Christen sich zu verschaffen suchen, als es ihm nach seinen Fähigkeiten und Umständen möglich ist. Allein dem Prediger, der
Der Prediger soll
nicht
bloß
blos für sich als
für sich als
Christ
die
Glaubenslehren
Glaubenslehren der Christen kennen
, sondern
auch
als
als
Lehrer
Lehrer
von Christen ist, und andere in diesen Dogmen unterrichten soll, ist doch
des Volcks zu einem nach verschiedenen Absichten verschiedenen Vortrag derselben geschickt seyn. Mithin muß er
eine
des Volks zu einem nach verschiedenen Absichten verschiedenen Vortrag derselben geschickt seyn.
vorzügliche Kenntniß derselben, und folglich
Ihm ist also
ein eigenes
Studium
Studium der popu
lären Dogmatik
nöthig. Die hierdurch erlangte
Einsicht in die
Glaubenslehren
Glaubenslehren
Kenntniß der Dogmen
ist nicht geradehin mit
gelehrte Kenntnis
der populären Dogmatik sich erwerben. Diese unterscheidet sich von
derjenigen
einerley, wodurch der Schulgerechte Dogmatiker
Kenntnis der Glaubenslehren, die billig jeder aufgeklärte Laie
sich
auszeichnet; sie unterscheidet sich aber auch von der Kenntniß
eines, obgleich wohlunterrichteten, Laien
der Glaubenslehren, welche billig jeder aufgeklärte Laie sich zu verschaffen suchen sollte,
zu verschaffen suchen sollte,
durch mehrere Vollständigkeit, strengere Ordnung,
größere
grösere
Deutlichkeit
Deutlichkeit und Bestimmtheit, und vornehmlich durch die Geschicklichkeit, die Lehrsätze
nicht nur
bündig aus der Bibel
und
Vernunft
Vernunft
zu beweisen, und
sie
gegen Einwürfe, die auser der Schule ersonnen sind, zu vertheidigen
, sondern auch nach verschiedenen Absichten verschiedentlich, jedoch immer deutlich, praktisch und so sie vorzutragen, wie es den Fähigkeiten und Bedürfnissen der jedesmaligen Zuhörer angemessen ist. Hierzu aber gehöret gewiß eine tiefe Einsicht in den ganzen Umfang der populären Dogmen, in ihren Zusammenhang untereinander, in ihre Gründe, und in die
mannigfaltigen
mannichfaltigen
Arten ihrer möglichen praktischen
Anwendung
Anwendung; welches alles ein sehr ernstliches Studium derselben voraussetzt
.
III.
Die hier zu ertheilende
Anleitung zum Studium der populären Dogmatik soll
Die gelehrtbehandelte populäre Dogmatik
ist
weder
mit einer in
den
dem
gewöhnlichen
Homilienton
Homilienton eingekleideten
Schuldogmatik
Schuldogmatik, an welcher nichts als vielleicht die Form populär ist,
noch
mit einem auf
Erbauung
Erbauung
d. i.
Ver mehrung
moralischer
praktischer
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten der Christen unmittelbar abzielenden
Vortrage
Vortrag
der
Dogmatik
Dogmen
,
noch
mit der Anweisung,
was überhaupt bey dem
Vortrage
Vortrag
wie der Vortrag
der Religionslehren für das Volk, in
Katechesationen
Katechisationen
oder zusammenhängenden Reden,
um ihn faßlich und eindringlich zu machen, zu beobachten
faßlich einzurichten
sey,
noch
mit der
katechetisch
katechetischen Theologie, welche
nur bey den Anfangsgründen stehen bleibt, und auser den Dogmen auch die
Moral
Moral begreifen sollte
engere, zum Theil auch weitere, Grenzen hat
engere, zum Theil auch weitere Grenzen hat
,
noch
auch mit der biblischen Theologie, welche in einer schicklichen Ordnung die mit biblischen Wörtern ausgedrückten Begriffe und Sätze entwickelt, und bey der populären Dogmatik zum Grunde liegen muß,
einerley
seyn
. Am nächsten mit
der populären Dogmatik
ihr
verwandt, und auf sie gebauet, ist die
praktische Dogmatik
, welche sich mit Darlegung des Einflußes der theoretischen
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten auf
Tugend
Tugend und
Glückseligkeit
Glückseligkeit beschäftigt.
Beide
Beyde
können füglich mit einander verbunden werden, – wenn es die
zum
Vortrage
Vortrag
bestimmte
Zeit erlaubt.
Doch kann es auch hinreichen, wenn an einzelnen Beispielen die
wirkliche
praktische Anwendung der populär behandelten Dogmen gezeigt wird.
*)
*) Bey mehrern Dogmen sollen mündlich Beispiele gegeben werden.
IV. Die wichtigsten
Hülfsmittel
Hülfsmittel
sind, Studium der Bibel, eine von den
bloß
blos
in der Schu le brauchbaren Subtilitäten entladene
Philosophie
Philosophie, und
Kenntniß
Kenntnis
des Menschen. An
Büchern
, welche zu unserm Zweck mehr oder
minder genutzt
weniger genuzt
werden können, fehlt es seit einiger Zeit
weniger als ehedem
nicht ganz
.
V. Jeder Prediger soll zugleich, wenigstens in gewissem Grade, Theolog seyn. Daher
muß
er
er
auch die
Schuldogmatik
Schuldogmatik kennen
. Diese
dient ihm zu einer auf seine Bestimmung näheren Bezug habenden Uebung im schärfern zusammenhängenden Nachdenken, und
wird ihm selbst zur geschickten Führung seines
Amt
Amts wichtige Dienste lei sten; zwar
nicht
nichr
unmittelbar auf der Kanzel, oder bey dem kate chetischen Unterricht
, oder vor dem Krankenbette, oder im Beichtstuhl
; denn an
alle
diese Orte gehört sie nicht hin: wohl aber zur Erlangung einer desto tiefern und zusammenhängendern Einsicht in die
Theorie der Religion, zur Befestigung seiner eignen Ueberzeugung, zur Hebung beträchtlicher
Zweifel
Zweifel bey sich und andern, zur Beurtheilung mancher von Schuldogmatikern seiner eignen oder andrer Religionspartheyen gemachten Einwürfe, zur
unpartheyischen Prüfung der verschiedenen Systeme der Theologen, zur
Widerlegung gefährlicher Irrthümer, (im Fall ihn Pflicht hierzu
auffordern
auffodern
sollte,) zum Verstand theologischer Bücher, zumal der ältern,
und
selbst
der symbolischen,
u. s. w.
Theorie der Religion
Die zeitgenössische theologische Fachwelt verband mit dem Begriff weder eine rein soziologisch verfahrende Religionstheorie noch eine religionswissenschaftliche Verhältnisbestimmung exklusivistischer, inklusivistischer oder pluralistischer Ausprägung. Vielmehr verweist hier die „Theorie der Religion“ auf die theologische Beschäftigung mit der
christlichen
Religion, die sodann auch zum zentralen Anliegen aufklärerischer Dogmatik geworden ist. So hat die protestantische Aufklärungstheologie in ihrer Religionstheorie vor allem dem Gedanken einer natürlichen Religion dadurch Rechnung getragen, dass sie zwischen der „Religion Jesu“ und der kirchlichen Lehrtradition unterschieden und die subjektive Aneignung christlich-religiöser Gehalte betont hat. Insofern musste die Religion als „eine Angelegenheit des Menschen“ (J.J. Spalding, vgl. SpKA I/5) von der Theologie als Fachwissenschaft, deren reflektiertes Hauptthema sie freilich wurde, konsequent unterschieden werden. Griesbach verwendet den Begriff mehrfach als Gattungsbezeichnung seiner eigenen Schrift.
VI. Da es, wie die
Erfarung
Erfarung auch bezeugt,
bedenklich
bedencklich
ist, dem künftigen Prediger allein es zu überlassen, aus der Schuldogmatik
(ob ihr gleich in neuerer Zeit viele unnütze Auswüchse abgeschnitten worden, und sie daher der populären näher ge bracht ist,)
sich selbst eine populäre zu abstrahiren, so ist eine
besondere
Anweisung
zur
letztern
leztern
nicht überflüßig
.
Doch überlassen wir es billig dem
Volkslehrer
Volkslehrer,
theils
aus den Sätzen, welche einer populären Behandlung fähig sind, diejenigen, welche gerade für seine Zuhörer und zu jeder Art der Vorträge schicklich sind, jedesmal auszuwählen, und die, welche nur bey Privatun terredungen mit
aufgeklärter
aufgeklärteren
aufgeklärten
Personen zu benutzen sind, von solchen, die in öffentliche Belehrungen des Volks gehören, zu
unterscheiden. Denn es wäre gewiß eben so unnütz als weitläuftig, und zeugte von sehr
wenigem
wenigen
Zutrauen zu den Fähigkeiten derer, die
Volkslehrer
Volkslehrer sind oder werden wollen, wenn man über jeden besondern Fall besondere Vorschriften geben wollte. Die allgemeine populäre Dogmatik, welche allen Arten von
Religionslehrer
Religionslehrern zu nützen bestimmt ist, fasset daher
unterscheiden, theils die eigentlich populäre Form ihnen zu geben. Denn die populäre Dogmatik fasset
alles in sich, was Lehrer der Religion (im Gegensatz gegen Lehrer der Theologie) unter allerley Umständen, auf mannichfaltige Weise, bald der Jugend, bald dem Volk, bald
kultivirteren
cultivirteren
Personen, nach ihren verschiedenen Bedürfnissen, öffentlich oder privatim, von theoretischen
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten
populär
populär vorzutragen haben, und enthält also freilich manches, was weder in
Katechesationen
Katechisationen
noch in Predigten gehöret.
Eben so bleibt es auch dem Volkslehrer überlassen, den Materialien, welche ihm die populäre Dogmatik darbietet, die eigentliche populäre Form zu geben. Wenigstens wäre es ganz unzweckmäßig,
Auch wäre es nicht zweckmäsig,
eine akademische Anleitung
zum Studium der populären Dogmatik selbst populär einzukleiden, und sie in so fern zum Muster eines populären Vortrags aufzustellen. Auch gehörte es nicht zur Absicht dieses Buchs, (§.
III.
) eine nähere An weisung zu geben, wie die Lehren der populären Dogmatik in Absicht auf den Vortrag auf eine wahrhaft populäre Art vor dem
Volk
Volk zu behandeln seyen. Doch soll in einigen Anmerkungen auf manche der wichtigsten Rücksichten, welche der Volkslehrer zu nehmen hat, hingedeutet werden
zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik in populärer Form vorzutragen
.
Religion, Offenbarung
und
nnd
Bibel
*)
.
*)
a.
Mit diesem Abschnitte, auf welchen sich die Ueberzeugung von der Richtigkeit aller im Folgenden aus der Bibel zu führenden
Beweise
Beweise gründet, machen wir den
Anfang
.
Anfang
.
b.
Bey dem
Unterricht der Jugend
hingegen muß man diese Materie so lange versparen, bis die Lehrlinge schon die christliche Religion, ihrem Inhalt und ihrer vortrefflichen Beschaffenheit nach, kennen gelernt haben.
In Absicht der Ausführlichkeit und Einrichtung des Beweises für die
Wahrheit
Wahrheit der christlichen Religion richtet sich zwar der
Jugendlehrer
Jugendlehrer nach den verschiedenen Fähigkeiten der Schüler und der wahrscheinlich vorauszusehenden größern oder kleinern Gefahr der Verführung; aber allemal muß er doch den Beweis in seiner Art vollständig und so führen, daß das Herz für die Religion interessirt, den leicht entstehenden Zweifeln möglichst vorgebeugt, und auf die dem Lehrling künftig vielleicht bekannt werdenden Einwürfe die Antwort unvermerkt zum voraus an die Hand gegeben werde.
c.
Bey
öffentlichen Vorträgen an das Volk
können gelegentlich, jedoch nur sparsam und soviel es
Bedürfniß
Bedürfnis
für die Gemeinde ist, einzelne Theile dieses Beweises
wiederhohlt
wiederholt
und ohne ekelhafte Declamation oder unnütze, wo nicht
gar schädliche,
Polemik
Polemik dem Verstand und Herzen der Zuhörer
angedränget werden.
Nie setze sich der
Volkslehrer
Volkslehrer, wenn er dergleichen Materien vor der versammleten Gemeinde abhandelt, den durch öffentliche Reden kaum jemals zu erreichenden Zweck vor, Ungläubige und
Religionsspötter
Religionsspötter zu bekehren, sondern seine Absicht sey vielmehr, die Christen in ihren Ueberzeugungen zu befestigen, ihnen für das, was sie bisher vielleicht bloß aus Vorurtheil annahmen, sichere Gründe zu zeigen, sie für den Eindrücken, welche leichtsinniger Spott, oder Reizungen zum Laster unter der Larve der Irreligion, auf sie machen könnten zu verwahren, vornehmlich aber, ihnen eine vernünftige Ehrerbietung und Liebe gegen die so vortrefliche und so wohl gegründete Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu beyzubringen, und sie hierdurch zur willigen Befolgung ihrer Vorschriften geneigt zu machen.
Damit nun der Lehrer zu diesem allem geschickt sey, und besonders
d.
in
Privatunterredungen
auch
aufgeklärter
aufgeklärteren Zweiflern
Genüge
Gnüge
leisten
und allenfalls zudringlichen Spöttern begegnen
könne,
e.
muß er den ganzen Beweis nach allen seinen Theilen und den verschiedenen Wendungen, die man ihm geben kann, oft und wohl und mit Rücksicht auf die gewöhnlichsten
Zweifel
Zweifel
durchdacht
haben. Auch muß
f.
der vollständige Vortrag des Beweises so
geordnet
seyn, daß nicht nur jeder Satz hinlänglich vorbereitet sey, sondern daß auch, im Fall sich jemand seine Zweifel gegen
einige zu beweisende Sätze oder Beweisarten
z. E.
§.
14.
e. f.
d. e.
§.
15.
f. §.
18.
nicht benehmen ließe, doch die Ueberzeugung von der Richtigkeit der übrigen so wenig als möglich dadurch gehindert oder gestört werde. Man stelle also
diejenigen
dieienigen
Sätze und Beweise, gegen welche man den hartnäckigsten Widerspruch vermuthet, so viel möglich, zuletzt, und mache die übrigen, zumal die wichtigsten, von ihnen unabhängig.
z. B.
§.
12
12.
vergl.
§.
14.
und §.
10
–
17.
vergl.
§.
24
–
28.
g.
Nicht alle Beweise sind gleich brauchbar für alle. Man verschreie daher nicht aus Vorliebe zu Einem die übrigen, und
wähle
jedesmal den, von welchem man sich die beste Wirkung verspricht.
In Absicht [...] des Beweises für die Wahrheit der christlichen Religion
Einige Neologen sahen die Herausforderung der Theologie weniger wie noch im konfessionellen Zeitalter in der inneren Differenziertheit des Christentums, sondern eher in der Konfrontation mit der offenbarungskritischen westeuropäischen Religionsphilosophie bzw. deren Rezeptionen im deutschsprachigen Raum. Vor diesem Hintergrund wurden verstärkt apologetische Argumentationsmuster in die dogmatische Lehrbildung aufgenommen, über die der Wahrheitsanspruch der christlichen Religion gegenüber den kritischen Einwänden verteidigt werden sollte. Dieses Anliegen ist keineswegs im Zeitalter der Aufklärung erstmalig formuliert worden, sondern wurzelt bereits im 2. Jh. bei Justin, Tertullian etc. Wenngleich es durch das Mittelalter hindurch von den meisten theologischen Entwürfen verfolgt worden ist, hat sich der Begriff der Apologetik erst durchgesetzt, als die im Mittelalter erreichte universale Stellung des Christentums in der Frühen Neuzeit an Selbstverständlichkeit verlor. Nach den erstmals auf die natürliche Religiosität des Menschen zielenden apologetischen Bemühungen der Frühaufklärung ist die Apologetik schließlich im späten 18. Jh. in den theologischen Disziplinenkanon aufgenommen (G.J. Planck) und anthropologisch ausgeweitet (J.J. Spalding) worden.
1. Die
Vernunft
Vernunft sagt uns, daß ein Gott, ein ewiger, allmächtiger,
allwissender, all weiser, allgütiger, gerechter, wahrhafter,
allgütiger, allwissender, wahrhafter, allweiser
Gott ist; daß er die von ihm geschaffene Welt, auch die moralische,
regiert, auf das gütigste, weiseste, gerechteste, zur Beförderung der
Wahrheit
Wahrheit,
Tugend
Tugend und
Glückseligkeit
Glückseligkeit unter seinen vernünftigen Geschöpfen, regiert; daß wir Menschen ihn
, obschon unvollkommen,
erkennen können; daß wir verpflichtet sind, dieser
Erkenntniß
Erkenntnis
zu Folge ihn zu verehren,
d. h.
unsre Gesinnungen und Handlungen unserm
Verhältniß
Verhältnis
gegen Gott und seinen erkennbaren Absichten gemäs einzurichten,
oder
oder,
welches einerley ist, aus schuldiger
Ehrfurcht Liebe
Ehrfurcht, Liebe,
Dankbarkeit und Gehorsam gegen Gott zu Vermehrung der
Vollkommenheit
Vollkommenheit und wahren
Glückseligkeit
Glückseligkeit unsrer selbst und andrer stets gern thätig zu seyn; und endlich, daß wir ohne diese
regiert; und daß seine vernünftigen Geschöpfe ohne
pflichtmäsige
pflichtmäßige
Verehung
Verehrung
ihres
Gottes,
welche allemal Erkenntnis desselben voraussetzt,
d. h.
ohne
subjektiv
subjective
subjektive
Religion
, nicht möglichst
glücklich
glücklich seyn können.
2. Da
endliche Wesen so wenig der höchsten
Glückseligkeit
Glückseligkeit als der höchsten Vollkommenheit fähig sind, so ist man glücklich, wenn man, bey den unserm
Zustande
Zustand
etwa anklebenden Unvollkommenheiten, empfindet, daß die Vollkommenheiten desselben überwiegend sind und noch immer zunehmen. Je wichtiger die Vollkommenheiten sind, je vollständiger die
Kenntniß
Kenntnis
und inniger die
Empfindung
Empfindung
derselben,
derselben
und je zuverläßiger ihr vorausgesehener Zuwachs ist, desto größer ist die
Glückseligkeit
Glückseligkeit. Da nun
die
moralisch
moralische Natur des Menschen
(§.
95.
)
seinen
größten
grösten
Vorzug vor den übrigen Bewohnern dieser Erde ausmacht, so besteht die
höhere Glückseligkeit
desselben nicht
im
in
größten Maaße
grösten Maas
angenehmer sinnlicher Empfindungen, ja nicht einmal allein im
Genuße
Genuß
intellektueller
Vergnügungen
Vergnügungen, sondern vornehmlich
gehöret dazu frohes
in dem
Bewustseyn des zunehmenden Uebergewichts
derjenigen Vollkommenheiten, deren der Mensch durch seine
moralische Natur
fähig ist. Moralische
Güte
Güte unsrer Gesinnungen und Handlungen ist
der Vollkom menheiten des
moralischen
Zustandes über dessen Unvollkommenheiten. Die
Güte
Güte unsrer moralischen Gesinnungen macht nicht nur alle andre Vergnügungen erst recht schmackhaft, erhöht und sichert sie, sondern ist auch selbst
die reinste Quelle der edelsten Freuden und des dauerhaftesten
Glück
Glücks
, ja sie macht uns auch alle andre Vergnügungen erst recht schmackhaft, und erhöht und sichert sie
.
3.
Die
Unsre
moralisch
moralische
Güte
Güte
der Menschen
aber
wird
aber
Unsere moralische
Güte
Güte aber wird
immer höchst
mangelhaft
und unbeständig
seyn,
seyn
seyn
ohne Religion
, welche unsre
große
grose
Bestimmung uns entdeckt,
(§.
89.
ff.
) uns über
unsre
Pflichten
Pflichteu
aufklärt und uns mit
mehrern
merhern
bekannt macht, die edelsten
allezeit wirksamen
Motive zur
Ausübung der Tugend, sollte sie auch jedem menschlichen Auge un bemerkt bleiben, giebt, uns zur Erfüllung unsrer Pflicht geneigt macht, diejenige Ruhe und Heiterkeit des Gemüths, welche der Uebung der Tugend so vortheilhaft ist, mehr als alles befördert,
Tugend giebt,
wenn die Beobachtung unsrer Pflichten uns nachtheilig zu werden scheint unsrer Tugend zu Hülfe
kommt, und uns Muth und Stärke zum Kampfe, ohne welchen die Tugend nicht die nöthige Festigkeit erlangt, verleihet
etc.
Ueberdieß
Ueberdies
kommt etc. Ueberdieß
beschäftigt die Religion unsern
Verstand
Verstand mit den erhabensten
und gemeinnützigsten
Wahrheiten, schärft unsern Blick auf das viele Gute das wir
immer
in jedem Augenblicke
genießen
geniesen
, lehrt uns in dem Allmächtigen den allgütigen Vater
der
die
Menschen kennen, und
unsre
unsere
Schicksale als Fügungen des Allweisen betrachten, tröstet uns in Widerwärtigkeiten,
knüpft die Bande der Gesellschaft fester,
öfnet die frölichsten
Aussichten
Aussichten in
die Zukunft, knüpft die Bande der
Gesellschaft
Gesellschaft fester
der Zukunft
etc.
Ohne Religion ist der Mensch
unendlich weniger
glücklich
glücklich, als er seyn kann, und der große minder
aufgeklärt
aufgeklärte Haufe genießt ohne sie kaum
ein anderes, als das mit dem Viehe ihm gemeinschaftliche sinnliche Vergnügen
viel mehr Glück, als das Vieh
wenig glücklicher als das Vieh
.
4. Die reine Stimme der
Vernunft
Vernunft, ist Gottes Stimme durch die
Natur
Natur. Es entdeckt uns also Gott sein Daseyn, seine Eigenschaften,
seine Werke, vieles von seinen Absichten und seinem Willen, unsre
Abhängigkeit
Abhängigkeit von ihm,
und zum Theil seinen Willen
und die
Pflicht und rechte
Art
ihn
ihm
zu verehren, durch die Natur. Daher die
natürliche
Religion
.
Religion
,
Der Inbegriff der Religionswahrheiten heißt die
objektiv
objektive Religion. Objektive natürliche Religion, wissenschaftlich behandelt, giebt die, von Predigern
oft zu sehr
leider oft
vernachläßigte, natürliche Theologie
Religion
, die selbst dem christlichen Religionslehrer wichtig seyn muß
.
natürliche Religion
Das in Erscheinung tretende Konzept einer
religio naturalis
als Basis aller Religion muss vor dem Hintergrund des seit dem konfessionellen Zeitalter zunehmend präsenten Gedankens einer natürlichen Gotteserkenntnis bzw. im Kontext der Auseinandersetzung mit dem deistischen Konzept der natürlichen Religion verstanden werden. Die frühaufklärerische Theologie hat erstmals das natürliche Gottesbewusstsein als Voraussetzung dafür gesehen, die von Gott geoffenbarte christliche Religion als die wahre Religion verstandesmäßig erkennen zu können. Im 18. Jh. zielte der Gedanke zunehmend auf das religiöse Subjekt, das seine Glaubenssätze aus dem Vernunftgebrauch hervorbringt. Daher findet sich in der
Anleitung
auch der Begriff „Vernunftreligion“ (§ 6). Das Religionsthema und die Rolle der menschlichen Vernunft zum Angelpunkt ihrer systematischen Glaubensreflexion gemacht zu haben, gehört insgesamt zu den wesentlichen Leistungen der aufklärerischen Dogmatik.
5. Die
Vernunft
Vernunft hat nichts gegen die
Möglichkeit
einer auf einem andern
Weg
Wege
, als durch die Natur, ertheilten
nähern
Offenbarung
Offenbarung
Gottes.
Unmittelbar von Gott
dem
einem
Menschen gegebene Belehrungen sind weder an sich unmöglich, noch auch läßt sich behaupten, daß sie
durchaus überflüßig oder wohl gar nachtheilig, und also
der Weisheit Gottes entgegen seyn, oder Fehler in der anfänglichen Einrichtung der
Natur
Natur voraussetzen.
Gottes, welche nicht nur diejenige
Wahrheiten
Wahrheiten die durch natürliches Nachdenken sich erkennen lassen,
wiederhohlen
, sondern auch andre, die uns sonst unbekannt bleiben würden,
ent
decken
kan. Muthmaslich würde eine solche Offenbarung nur wenigen Menschen
unmittelbar
wiederfahren, weil sie durch diese auf die übrigen
mittelbar
gebracht werden kan. In diesem Fall würden authentische Nachrichten und Urkunden, von jener unmittelbaren Mittheilung und dem Inhalt der Offenbarung, die
Erkenntnisquelle
Erkenntnisquelle der geoffenbarten Religion für später lebende Menschen seyn.
Unmittelbar von Gott dem Menschen gegebene Belehrungen
Die Unterscheidung von unmittelbarer und mittelbarer göttlicher Belehrung hängt mit dem graduellen Eingebungsverständnis zusammen, das Griesbach in seiner vierteiligen Schrift
Stricturae in locum de theopneustia librorum sacrorum
(1784–1788) entfaltet. In ihr setzt sich Griesbach kritisch mit der Schriftlehre der altprotestantischen Orthodoxie auseinander, nach der der Wortlaut des Neuen Testaments auf unmittelbare Weise von Gott eingegeben ist: Diese v.a. in 2Tim 3,16 belegte, auf dem Ausdruck
γραφὴ θεόπνευστος
basierende Charakterisierung führte über die lateinische Übersetzung
scriptura divinitus inspirata
zum Begriff der „Inspiration“. Im Zuge der westeuropäischen Aufklärung erkannte man in dieser Annahme und ihrem Absolutheitsanspruch zunehmend eine Fehlinterpretation: Griesbach zufolge lässt sich durch exegetische Tiefenbohrungen in jeder biblischen Schrift das Wesentliche vom Unwesentlichen und das Eingegebene von seiner historischen Einkleidung unterscheiden. Die für eine göttliche Einflussnahme noch in Frage kommenden Textstellen würden dann nicht mehr als Ergebnis direkter Geisteseinwirkungen und wortgenauer Inspiration, sondern als Endprodukt einer providentiellen Leitung menschlicher Kommunikationen interpretiert. Auf diese Weise ließ sich die göttliche Autorität der Heiligen Schrift sichern, ohne noch in vollem Maße die Verbalinspiration anzuerkennen.
6. Eine solche Offenbarung wäre
vielmehr
sehr
wünschenswerth
. Denn wenn gleich Gott
auch durch die
Vernunftreligion
Vernunftreligion, welche allerdings ein Beförderungsmittel der Tugend ist, Menschen zur
Glückseligkeit
Glückseligkeit in diesem und jenem Leben führet, und
von niemand etwas fordert, das ihm schlechterdings unmöglich ist, mithin die
natürliche Religion
natürliche Religion
nach Gottes
Urtheil
Urtheile
für denjenigen
hinreichend
seyn muß, der keine anderweite Offenbarung empfangen hat; auch es gewiß ist, daß Gottes
Vorsehung
Vorsehung und Regierung auch über das Reich der Wahrheit, zumal der Religionswahrheiten, waltet, und die
Erkenntniß
Erkenntnis
derselben
der natürlichen Religion
befördert
: so lehret doch die
Erfarung
Erfarung
Erfahrung
,
daß
daß,
so lang
bey den Menschen, wie sie wirklich sind,
die Vernunft sich selbst überlassen bleibt, es den
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten an Vollständigkeit, Richtigkeit, Gewißheit,
und besonders an
Wirksamkeit und allgemeiner Brauchbarkeit
für alle
Classen
Klassen
von Menschen
zu
mangeln
pflege
pflegt
. Und überhaupt,
je mehr
je mehr
wahre
Religion
Religion
, desto
mehr
Glückseligkeit
Glückseligkeit
.
alle Classen von Menschen
Das populartheologische Schrifttum der Spätaufklärung war durchgehend von dem Versuch gekennzeichnet, einen differenzierten Begriff von dem „Volk“ oder den Adressaten ihrer literarischen Produktivität zu gewinnen. Durch die noch weitestgehend hierarchische Gliederung des sozialen Gefüges in Deutschland kamen Bildungsgrad, Beruf und Stand sowie ggf. politischer Einfluss als Unterscheidungskriterien in den Blick. Obwohl Griesbach eine solche Einteilung selbst nicht vornimmt, lässt er sie in seine dogmatischen Überlegungen einfließen. Anstelle von „Volk“ verwendet Griesbach in der
Anleitung
auch den Begriff „Nichttheologen“. In der zweiten Hälfte des 18. Jh.s sollte sich die aufklärerische Wissenspopularisierung nicht mehr nur auf das gebildete Bürgertum beschränken, sondern vielmehr auf die in sich vielfältig differenzierte bäuerliche Bevölkerung ausweiten. Die Bedeutung dieser vorwiegend von Pfarrern getragenen Bildungsinitiative ist für die historische Einordnung der
Anleitung
kaum zu unterschätzen.
7.
Wahrscheinlich
kam Gott, der nach seiner unermeßlichen Güte will, daß die Menschen möglichst glücklich, und also durch Religion glücklich, (§.
2.
3.
) seyn sollen, mit einer nähern Offenbarung gleich Anfangs
den
dem
ersten Menschen
, zu
welchen
welchem
wir doch endlich hinauf steigen müssen, zu Hülfe. Und daß
dies
dieß
auch in der Folge zu
wiederhohlten
wiederholten
malen
geschehen
seyn
seyu
möge, läßt sich
vermuthen
, wenn man A) bedenkt, daß die erste Offenbarung den
geringen
Fähigkeiten der ersten Menschen angemessen seyn muste, und wahrscheinlich nicht lange rein und wirksam bleiben
konnte:
konnte;
B) überlegt, 1) worin die höhere
Glückseligkeit
Glückseligkeit des edelsten Geschöpfs auf des allgütigen Gottes Erdboden bestehet; (§.
2.
) 2) daß der Mensch mit Anlagen zum wirklichen
Genuß
Genuße
Genuß
dieser höhern
Glückseligkeit
Glückseligkeit
(§.
95.
114.
)
von dem
Schöpfer
Schöpfer begabt ist; 3) daß diese Anlagen ohne Religion vergeblich seyn
würden;
würden
(§.
3.
3
) 4) daß die natürliche Religion zwar an sich betrachtet allen Menschen möglich ist,
daß
aber
nicht nur viele Zeit verstreichen würde, ehe eine Nation
bloß
blos
durch den Gebrauch ihrer
Vernunft
Vernunft sie einigermasen vollständig, richtig und zuverläßig kennen lernte, sondern daß auch
Vernunftreligion
Vernunftreligion
, selbst unter kultivirten Völkern, von Hunderttausenden kaum bey Einem in einem solchen Grade von Klarheit, Richtigkeit und
Wirksamkeit
Wircksamkeit
wirklich gefunden wird,
(§.
6.
)
der auf die
Beglückung
Beglückung einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaften einen Einfluß haben
kann; dahingegen ein unmittelbarer göttlicher Unterricht weit brauchbarer für
jedermann
Jedermann
ist; seiner übrigen Vorzüge nicht zu gedenken; ferner
kan;
5) daß gewisse, dem sich selbst überlassenen Menschen
schwer
schwehr
vermeidliche,
Religionsirrthümer
Religionsirrthümer leicht schreckliche Wirkungen hervorbringen können;
endlich
6) daß das unter einer einzigen Na tion durch eine unmittelbare
Offenbarung
Offenbarung aufgesteckte Licht, durch eine bis ins unendliche fortgehende Reperkussion seiner Stralen, auf alle Nationen
, die mit jener in irgend einer noch so entfernten und mittelbaren Verbindung stehen,
eine wohlthätige Wirkung in gewissem Grade haben konnte; wodurch der Einwurf von der allerdings fast unmöglichen Allgemeinheit einer unmittelbaren Offenbarung, und daß doch der
größte
gröste
Theil der Welt ohne alle Offenbarung geblieben sey, mithin Gottes Absicht mit den Menschen auch ohne sie müsse erreicht werden können,
großentheils
grossentheils
wegfällt.
wegfällt; 7) daß eine unmittelbare Offenbarung weder dem Allmächtigen schwehrer zu bewirken ist, als natürliche Veränderungen, noch auch beweißt, daß die anfängliche Einrichtung Gottes fehlerhaft gewesen sey.
8.
Eine wahre
Keine
angebliche
göttliche Offenbarung
muß
a) keiner
kann als
wahr
angenommen werden, wenn sie a) einer
evidenten
Wahrheit
Wahrheit der natürlichen Religion und der Vernunft
widersprechen
widerspricht
, b) der Würde Gottes
und c) der Natur des Menschen
nicht
angemessen
seyn
ist
; d) die Veredlung der
seyn, c) ganz auf wahre
Beseligung
Beseligung des
Menschen
und ihre
wahre
Glückseligkeit
Glückseligkeit
der Menschen
, einzeln und in der Gesellschaft betrachtet,
nicht
zum Zweck
haben
hat
, und e) da wo sie in ihrer Reinheit erkannt und ausgeübt wird, diese
nicht
auch in der That
bewirken
bewirkt
; f)
wenn
gegen diejenigen
dieienigen
abzwecken, d) in den ganzen Plan der göttlichen Regierung der Welt, wie die Geschichte ihn uns darlegt, einpassen; e) dieienigen
, welche sie zuerst bekannt gemacht haben,
muß kein
ein
gegründeter Verdacht
müssen auf keine Weise
der
Schwärmerey
Schwärmerey, des Betrugs
u. d. gl.
vorhanden
verdächtig
seyn
ist
.
8. b. Taugliche
Beweise
Beweise
für die
Wahrheit
Wahrheit einer
solchen
an sich
Gott anständigen, durch ihre Wir kungen sich empfehlenden, und sonst unverdächtigen
göttlichen
Offenbarung
Offenbarung würden seyn, a) wenn der redliche und tugendhafte Mann, der sie erhal ten zu haben standhaft versichert, in einer solchen Lage sich befunden hat, daß sich nicht begreifen läßt, wie er natürlich zu solchen Kenntnissen gekommen seyn
sollte
solte
; b) wenn die
Offenbarung
Offenbarung in den ganzen Plan der göttlichen Regierung der Welt, wie die Geschichte der vorhergegangenen und folgenden Zeiten ihn darlegt, genau einpasset, als ein Glied in der langen Kette göttlicher Veranstaltungen zur successiven moralischen
Veredlung
Veredlung des Menschengeschlechts erscheint, zum voraus vorbereitet war, und bey ihrer ersten Bekanntmachung und Fortpflanzung merklich den Schutz der
Vorsehung
Vorsehung
genossen
genoßen
hat; und vornehmlich c) wenn Gott etwas
außerordentliches
auserordentliches
, das menschliche Kräfte zu bewirken nicht vermochten, zur Bestätigung derselben hat geschehen lassen.
9.
Den
Inhalt
einer göttlichen Offenbarung zum voraus bestimmen wollen, wäre Kühnheit. Doch läßt sich
im allgemeinen
behaupten, daß sie in einem gewissen
Verhältniß
Verhältnis
Verhältniße
zu dem Grade der
Kultur
Kultur
Cultur
der Zeitgenossen, denen sie zunächst nutzen soll, stehen, vielleicht aber doch Keime, die erst in der Folge sich entwickeln sollen, in sich schliessen werde; daß theoretische Sätze sowohl als praktische in ihr vorkommen können; und daß sie theils Wahr heiten, die durch natürliches
Nachdenken
Nachdenken sich erkennen lassen, noch ehe sie erfunden sind, bekannt machen, theils die von der
Vernunft
Vernunft bereits erkannten wiederhohlen
, theils andere, die sonst unbekannt bleiben würden, entdecken
könne. Und ist es gleich
nicht nothwendig
, daß sie
Hingegen sind, Ergänzung der
Lücken der natürlichen
Religion ergänze, oder
Geheimnisse
Geheimnisse
Sätze, welche ohne sie den Menschen immer unbekannt geblieben seyn würden,
vortrage, so
Religion, Geheimnisse, (§.
5.
) Allgemeinheit etc.
keine nothwendige Eigenschaften
derselben. Doch
läßt sich
ist
doch jenes
nicht unwahrscheinlich
wahrscheinlich
vermuthen
, und dieses
ist
wenigstens
möglich
nicht unmöglich
. Sie kann
nämlich
nemlich
die erste Eigenschaft an einer
geoffenbart
geoffenbarten Religion wahrscheinlich vermuthen. Auch ists
möglich
, daß sie
Sätze
enthalten
enthalte
, die entweder
unsre
die
Vernunft
Vernunft nicht für sich zu erfinden, oder deren Gründe sie nicht vollständig zu entwickeln vermag;
ingleichen
ingleichem
positive Gesetze
Gottes,
Gottes
(§.
98.
)
deren
Grund
Gruud
wir
Blödsichtige
Blödsichtigen aus der Natur der Dinge nicht herzuleiten im
Stande
Stand
sind. Doch muß sich
bey diesen
zeigen lassen, daß sie den göttlichen Eigenschaften nicht widersprechen; und über kurz oder lang wird sich auch die Schicklichkeit und Wohlthätigkeit derselben, und ihr Zusammenhang mit dem Ganzen, an den Tag legen.
9. b. Muthmaslich würde eine solche
Offenbarung
Offenbarung nur
wenig
wenigen
Menschen
unmittelbar
wiederfahren, weil sie durch diese auf die übrigen
mittelbar
gebracht werden kann. In diesem
Falle
Fall
würden authentische Nachrichten und Urkunden von jener unmittelbaren Mittheilung und dem Inhalt der Offenbarung die
Erkennt niß quelle
Erkenntnisquelle
der geoffenbarten Religion für später lebende Menschen seyn.
10. Bey dem
Beweis, daß die
christliche Religion,
deren Ursprung und Inhalt wir aus der Sammlung von Nachrichten und Urkunden, welche man das neue Testament nennet,
authentisch
kennen lernen,
auf einer wahren göttlichen Offenbarung beruhe
Bibel eine wahre göttliche Offenbarung enthalte
, setzen wir folgende
Punkte
Puncte
voraus
voraus
: a)
Die Bücher des
A. T.
(worunter wir allezeit hier nur die kanonischen,
d. h.
diejenigen verstehen, welche die
Juden
Juden zur Zeit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi für Schriften der Propheten erkannten) haben in ihrer
jetzigeu
Form geraume Zeit vor
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Geburt existirt. b)
Die
Bücher des
N. T.
Bücher des N. T.
,
wenigstens
diejenigen
dieienigen
darunter, an welchen nie gezweifelt worden ist,
d. i.
20.
20
unter
27,
27.
sind gewiß
ächt
ächt
, und in Absicht ihres
wesentlichen
Inhalts, unverfälscht.
b)
c)
Die im
N. T.
enthaltene
Geschichte
Geschichte ist wahr
Geschichte ist wahr
. Die Verfasser konnten, wollten, und musten
Wahrheit
Wahrheit schreiben.
Die Bücher haben alle Merkmale der Glaubwürdigkeit, und keine Spuren des Gegentheils an sich.
Die Geschichte der ersten Jahrhunderte im Ganzen genommen, so weit wir sie nur kennen, bestätigt die Richtigkeit der hauptsächlichsten
historisch
historischen Angaben im
N. T.
Die Bücher haben alle Merkmale der Glaubwürdigkeit, und keine Spuren des Gegentheils an sich.
Selbst die ältesten Gegner der Christen haben die Wahrheit der Thatsachen nicht geleugnet.
Die Bücher haben alle innere Merkmale der Glaubwürdigkeit, und keine Spuren des Gegentheils an sich.
Das
außerordentliche
auserordentliche
und
übernatürliche
übernatürliche
mancher
Begebenheiten
Begebenheiten
hindert nichts. Denn
Wunder
Wunder sind an sich möglich;
die im
N. T.
erzählten Begebenheiten dieser Art sind ihrer Beschaffenheit und al len Umständen nach von den Mirakeln der Legende unendlich verschieden; und Wunder überhaupt,
d. h.
Wirkungen, welche die natürlichen Kräfte desjenigen, der sie hervorbringt oder untrüglich ankündigt, übersteigen, sind an sich nicht unmöglich. Ja
bey der ersten Bekanntmachung einer göttlichen
Offenbarung
Offenbarung, zumal wenn sie nicht eine
bloße
blose
Wiederholung der natürlichen
Religion
Religiou
ist,
oder wenn sie zuerst den Bekennern einer vornehmlich auf den
Wunderbeweis
Wunderbeweis sich stützenden Religion
geprediget
gepredigt
wird, sind Wunder ganz
schicklich;
zur Empfehlung einer so vortreflichen Lehre, Gottes nicht unwürdig;
und bey der
unter manchen ungünstigen Umständen
bis zum Erstaunen schnellen Ausbreitung einer Religion, wie die christliche war,
höchst glaublich.
um so glaublicher, weil man, wenn man sie durchaus leugnen wollte, unglaublichere Dinge, als sie selbst sind, annehmen müßte.
Vergl.
§.
14.
f.
e.
§.
83.
84.
11.
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
war der weiseste und tugendhafteste Mann der je gelebt hat, unendlich entfernt von Betrug und
Schwärmerey
Schwärmerey. Ohne
Gelehrsamkeit
Gelehrsamkeit, und unbekannt mit der Weisheit der erleuchtetsten Völker, lehrte er
– man überdenke den Geist seiner Religion –
wahre
Weisheit
Lebensweisheit
und ächte
Tugend
Tu gend vollkommner, als alle
große
grose
Männer vor ihm zusammengenommen.
Sein wohlthätiger Plan, durch diese Weisheit und Tugend Menschen aller Nationen und aller Zeiten und von allen Ständen zur höchsten
Glückseligkeit
Glückseligkeit zu führen, hat einen solchen Umfang, daß die edelsten Entwürfe der
grösten
größten
Wohlthäter des menschlichen Geschlechts vor ihm damit nicht verglichen werden können.
– Man überdenke den Geist des Christenthums –
12.
Die Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu ist wahr,
und kommt
von Gott.
(Ob mittelbar oder
unmittelbar,
unmittelbar
bestimmen wir
mit Bedacht hier noch nicht, ob es schon nichts weniger als gleichgültig ist, welches von beyden man annehme).
noch nicht.)
Denn a)
die
Lehre
Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
sie
enthält
, richtig verstanden,
nichts,
weder in ihrem theoretischen noch praktischen Theil, weswegen
weßwegen
sie nicht göttlich seyn
könnte; (§.
8.
) vielmehr b) trägt sie die
Vernunftreligion
Vernunftreligion in einer bis dahin unbekannten Reinigkeit vor,
könnte. b) Sie
kömmt den Mängeln unsrer
Erkenntniß
Erkenntnis
zu Hülfe, wo die natürliche Religion uns in
Unwissenheit oder
Ungewißheit läßt, (§.
9.
) lehrt die erhabenste vollständigste
Tugend
Tugend, bauet sie auf die vernünftigsten edelsten
Gründe
Gründe, und zielt ganz darauf ab, den Gott anständigsten und der Natur und den Bedürfnissen des Menschen angemessensten Weg zur höchsten
Glückseligkeit
Glückseligkeit in Zeit und Ewigkeit zu zeigen. Sie leistet alles, was Religion leisten soll; (
§. 3.
) und
kann
leistet es
, mit andern Religionen verglichen,
ihrer Natur nach es
vollkommner als jede andre
leisten
. c) Jeder, dem es um
Wahrheit
Wahrheit und
Tugend
Tugend mehr als um alles
andere
andre
zu thun ist, erfärt bey redlicher Ausü bung dieser Religion, daß sie mit einer ihr eignen Macht sein Herz, das oft ein Sitz ungeheurer
Laster
Laster war, zur edelsten Tugend bildet, und mit den seligsten Freuden erfüllet.
Dies
kann
kan
Dieß kan
nicht nur jeder an sich selbst
erfaren
erfaren,
(
Vergl.
Joh. 7, 17.
)
sondern
auch an andern bemerken,
(
Vergl.
1 Petr. 3, 1. 2.
)
und
die
glaubwürdige
Geschichte sagt
auch
, daß tausende eben das erfaren, und
daß viele der Schwärmerey nicht verdäch tige gute Menschen
diese Erfarung noch auf dem Todbette, ja auf dem
Scheiterhaufen
Scheiderhaufen
und unter
den
dem
ausgesuchtesten Martern,
freudig
bezeugt haben. d)
Auch für die Menschheit im Großen war diese Religion, da wo sie angenommen ward, ungemein wohlthätig, und würde es, ihrer Natur und ganzen Tendenz nach, noch unendlich mehr gewesen seyn, wenn sie stets rein geblieben und von ihren Bekennern wirklich ausgeübt worden wäre, und wenn nicht menschliche Thorheit und Bosheit, Fanatismus und Hierarchengeist, politische und litterarische Barbarey
etc.
ihre Wirkungen bald geschwächt, bald gehindert, bald gar die Arzney in Gift verwandelt hätten, oder wenn es möglich wäre, daß Religion allein, sey sie noch so vortreflich, den Mangel so vieler anderer zum Wohlstand und
Glück
Glück der Völker
gleichfalls
gleichfals
nothwendigen Hülfsmittel ersetzen könnte. e)
Die Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und ihre
Einführung
Einfürung
in die Welt schliest sich genau an den
Plan
Plan an, nach welchem, laut der biblischen und profan Geschichte, Gott die Schicksale des Jüdischen
Volks
Volcks
und andrer Nationen bis auf
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Geburt, regiert
hat
hat, und war lange vorbereitet
.
f)
e)
Die schnelle Ausbreitung dieser Religion geschah unter solchen Umständen, daß man eine Mitwirkung Gottes, wenn man den
Inhalt und die Forderungen
Geist
des Christenthums überdenkt, kaum verkennen
kann
kan
.
13.
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus selbst
behauptete
behauptet
von sich,
er sey von Gott gesandt,
Joh. 5, 43.
7, 28.
29.
8, 42.
13, 3.
17, 3. 23.
als ein Lehrer der Welt,
Joh. 8, 12.
12, 46.
17, 4. 6.
18, 37.
als der
große
verheißene
verheisene
grose verheisene
längst erwartete göttliche Gesandte, der den vollkommensten
Religionsunterricht
Religionsunterricht geben solle,
Joh. 4, 25. 26.
und allein ihn geben könne,
Matth. 11, 27.
Joh. 3,
11.–13.
11–13.
und
größer
gröser
sey als die
Propheten;
Propheten
Matth. 12, 41.
42.
42
13, 16. 17.
seine
Seine
Seine
Lehre sey nicht seine
eigene
eigne
Erfindung, sondern er habe sie von dem Gott, der ihn gesandt habe; Joh.
7,
7.
15.
16.
17.
8,
26.
28. 38.
12, 49. 50.
er sey vom Himmel
kommen
gekommen
, und von dorther sey seine
Lehre;
Lehre,
Joh. 3,
11.
13.
6,
33. 41. 42.
46.
8,
32. 33. 35.
40.
17, 8.
46.
Gott bestätige seine
Lehre;
Lehre
Joh. 6, 27.
8, 18.
wer
Wer
ihn und seine Lehre annehme oder verwerfe, der verwerfe oder nehme den
Unterricht
Unterricht Gottes
an;
an,
an.
Matth. 10, 40.
Luc. 10, 16.
Joh. 14, 9.
die
Die
Annahme und Befolgung seiner Lehre, sey der Weg zur ewigen
Glückseligkeit
Glückseligkeit.
Glückseligkeit,
Joh. 3, 16.
6, 40.
17, 3.
Hiezu nehme man noch die
andern
Versicherungen
Versichernngen
,
welche
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus von seiner erhabenen Würde und großen
Bestimmung
Bestimmung gegeben hat,
z. B.
er sey der geliebte, der eingebohrne Sohn
Gottes;
Gottes,
Joh. 3, 16.
Gott sey sein
Vater
Vater; dieser sey in ihm, und er im
Vater,
d. i.
der Vater rede und wirke durch ihn, und er handle nie anders, als unter der Auktorität und nach dem Willen des Vaters;
Vater;
Joh. 10, 30. 36. 38.
14, 10. 11.
17, 21. 23.
man
Man
solle ihn ehren wie den
Vater;
Vater
Joh. 5, 23.
er
Er
werde einst alle Toden
auferwecken
erwecken
,
Joh. 5, 28. 29.
und der allgemeine Richter aller Menschen seyn.
Matth. 25, 31.
folgg.
Dies
Dieß
alles zusammengenommen
kann
kan
niemand von sich sagen, der nicht
will
will
, daß man ihn für den
außerordentlichsten
auserordentlichsten
unmittelbarsten Gesandten Gottes
, und seine Aussprüche für eine
un
mittelbare göttliche
Offenbarung
Offenbarung
halten soll.
14.
Alle diese Behauptungen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu sind wahr,
und die von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu gestiftete Religion
(welche ohnehin auf alle Fälle wahr, göttlich und mit den Absichten Gottes übereinstimmend bleibt, §.
12
12.
)
beruht also auf einer
unmittelbaren göttlichen
Offenbarung
Offenbarung
.
Offenbarung
,
Denn a)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus verdient
bey diesen, sogar mit einem feierlichen Eide
bekräftigten
bekräftigten,
Matth. 26, 63. 64.
und mit seinem Tode
versiegelten
versiegelten,
Versicherungen
nicht nur an sich schon allen
Glaube
Glau ben, (§.
11.
12.
) wie er ihn auch fordert,
Joh. 3, 11. 13.
8, 14.
folgg.
sondern
seine Aussagen werden auch durch die Zusammenstimmung einer Menge von Umständen und Ereignißen auf das vollkommenste bestätiget. Nämlich
auch
b) kein Mensch in
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Umständen
, wie die glaubwürdige Geschichte sie beschreibt,
hätte eine solche Lehre erfinden können; c) seit bald
zweytausend
zweitausend
Jahren konnten die Bemühun gen aller
Philosophen
Philosophen in allen Theilen der Welt
in Absicht auf Religion und Moral
nichts vortreflichers und
in jeder Rücksicht
vollkommeners ersinnen, des
Fortschritt
Fortschritts
Fortschrits
in den übrigen Wissenschaften
ungeachtet
ohnerachtet
; d) die durch die Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu in der Welt bewirkte Veränderung war lange
vorbereitet, und
sogar e)
in den heiligen Büchern der
Juden
Juden, welche in ihrer jetzigen Form schon lange vor
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Geburt existirten,
vorbereitet und
vorhergesagt,
Ps. 110.
Jes. 53.
60.
(§.
132.
)
worauf sich auch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
berief.
berief;
Luc. 24,
44–47.
44.–47.
Joh. 5, 39.
Und mit Recht konnte er sich auf den Geist, welchen die Propheten in ihren Aussprüchen von der Zukunft athmen, berufen, wenn es gleich schwehr ist, auf eine für unsre Zeitgenoßen überzeugende Art zu bestimmen, welche und wie viele prophetische Stellen hieher gehören, und wie viel in einer jeden liege. Der
der
Weissagungen
Weissagungen von besondern Lebensumständen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
Jesn
wollen wir nicht einmal gedenken, ob es schon vernünftiger ist, die so häufige und auffallende
Aenlichkeit
Aehnlichkeit
dieser Umstände mit Stellen der Propheten, zumal mit solchen, die damals schon von den Juden auf den Messias gedeutet zu werden pflegten, einer Veranstaltung der göttlichen
Providenz
Providenz, als dem bloßen Ungefähr, oder gar einer schwehr zu entschuldigenden
Affektation
Affektation
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu zuzuschreiben.
f)
e)
nicht zu gedenken.
Ps. 22.
e)
nicht zu gedenken. e)
Gott bestätigte die Lehre und alle Versicherungen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
theils
theils
durch seine
Auferweckung
Auferwekung
;
Matth. 12, 38. 40.
Joh.
Joh-
8, 28.
14, 19. 20.
Act. 17, 31.
theils
theils
theils
durch eine Menge Gottanständiger wohlthätiger
Wunder
Wunder,
Joh. 15, 24.
(§.
10.
b
b.
)
welche
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus mit der ausdrücklichen Erklärung verrichtete, daß sie wahrhaftig göttliche Wunder seyen,
Joh. 15, 24.
Matth. 12, 28.
Luc. 11,
20.
20
Joh. 5, 19.
folgg.
14
14.
, 10.
und daß sie zur Bestätigung der Wahrheit seiner göttlichen Sendung geschähen;
Matth. 11, 3–5.
Joh. 5, 36. 37.
10, 25. 37. 38.
11, 41–45.
14, 11.
vergl.
Act. 2, 22.
und solche Werke von einem solchen Manne unter solchen Erklärungen verrichtet, um dem Stifter einer solchen Religion göttliches Ansehen zu verschaffen, und durch solche Zeugnisse und solche Erfolge beglaubigt, sind sehr beweisend;
§.
84.
vergl.
Joh. 3, 2.
15, 24.
theils
theils
theils
durch Erfüllung mehrerer von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo ausgesprochnen
Weissagungen
Weissagungen
Joh. 13, 19.
14, 29.
16, 4.
–
Joh. 6, 70.
Matth. 26, 21. 23.
25.
26.
–
Matth. 26, 45.
Marc. 9, 31.
Luc.
– Luc.
18, 32. 33.
Joh. 12, 32. 33.
Matth. 26, 45.
Marc. 9, 31.
–
Matth. 24, 14.
34.
–
Marc. 13, 9. 10.
Matth. 23, 34.
–
Joh. 21, 18. 19.
–
und vornehmlich
Matth.
24;
24.
anderer Bestätigungen nicht zu gedenken, als der Stimmen vom Himmel,
Matth. 3, 17.
17, 5.
Joh. 12, 28.
der
außerordentlichen
auserordentlichen
Umstände vor und bey seiner Geburt,
Luc. 1.
2.
der sonderbaren Phänomene bey seinem Tode,
Matth. 27, 51–54.
Luc. 23, 44–48.
u. s. w.
24.
15.
Die
Apostel
Apostel
a) waren Männer von geprüfter
Tugend
Tugend,
Rechtschaffenheit
Rechtschaffenheit und
Wahrheitsliebe
Wahrheitsliebe; daher sie sich auch
freimüthig
freymüthig
auf das
Zeugniß
Zeugnis
ihrer Schüler berufen konnten.
Joh. 21, 24.
Act. 20, 33–35.
2 Cor. 1, 12. 13.
4, 2.
2 Thess.
3, 7–10.
2 Joh. 12.
2, 3–10.
b)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
selbst, der
gröste
größte
göttliche Gesandte,
(§.
13.
14
14.
)
hatte sie zu
Lehrern
Lehren
seiner Religion verordnet,
Matth. 10.
28, 19. 20.
Luc. 24, 48.
Joh. 17, 18.
Act. 26, 16.
folg.
mit
unumschränkter
unumschränckter
Vollmacht.
Matth. 16, 18. 19.
18, 18.
Luc. 10, 16.
Joh. 20, 21–23.
c) Sie kannten die
Lehre
Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
, deren Göttlichkeit wir nach dem Vorhergehenden nun schon voraussetzen können,
genau,
Matth. 13, 11.
Marc. 4, 34.
Joh. 15, 27.
Act. 1, 21. 22.
4, 20.
1 Joh. 1, 1–3.
und pflanzten sie fort ohne Veränderung eines wesentlichen Stücks derselben, je doch mit einigen
Erweiterungen und genauerer Entwickelung mancher von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu nur kurz berührten Sätze.
§.
(§.
139.
c.
c)
Erweiterungen.
Joh. 16, 12–15.
Erweiterungen.
d) Diese
weitere
Aufklärungen
Aufklärungen der Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
sind nicht die Erfindung der galiläischen
Fischer,
Fischer.
Act. 4, 13.
noch des im Pharisaismus erzogenen und demselben eifrigst ergeben gewesenen
Paulus
Paulus.
Act. 22, 3–5.
26, 5.
Gal. 1, 14–16.
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus hatte
vielmehr
es
vorher gesagt
vorhergesagt
, daß
sie
seine Apostel
nach seinem Abschied noch tiefere
Einsichten
Einsichten in die von ihm schon vorgetragene
Wahrheiten
Wahrheiten der Religion von Gott sollten
mitgetheilt
mitge, theilt
bekommen,
Joh. 16, 12. 13. 14. 15.
und
daß sie eine durch Gottes
Geist
Geist zu bewirkende
große
grose
Veränderung an sich
erfaren,
erfaren
erfaren würden
Luc. 24, 49.
Act. 1, 8.
und
welche ihnen
bey ihrer
Amtsfürung
Amtsfürung unter einer besondern Leitung
Amtsführung,
und
steten
Aufsicht dieses Geistes stehen
besonders in bedenklichen Fällen, die sie in Verlegenheit setzen könnten, treflich zu statten kommen werde
,
Matth. 10,
19.
19,
20.
Luc. 21, 15.
Joh. 14, 16. 17. 26.
und
daß sie
eines besondern Beistandes Gottes sich zu erfreuen haben
würden.
würden
Joh.
16, 23.
14, 13.
e)
Dies
Dieß
ist eingetroffen,
Act. 2.
wie sie selbst glaubwürdig versichern,
Act. 2, 33.
Röm. 15, 18. 19.
und noch hinzusetzen, daß sie zuweilen unmittelbarer göttlicher Offenbarungen gewürdiget worden seyen.
1 Cor. 2, 6–10.
2 Cor. 12, 1–4.
Eph. 3, 3. 5.
Gal. 1, 11. 12.
2, 2.
Act. 10, 10–20.
f) Hierdurch, und durch die von ihnen verrichteten
Wunder
Wunder,
Wunder
Joh. 14, 12.
sind sie als Männer dargestellt worden,
Hebr. 2, 4.
Marc. 16, 20.
welche
mit göttlicher
Auktorität
Auktorität
Autorität
versehen die göttliche
Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
vortrugen
vortrügen
.
Vergl.
Eph. 2, 20.
16. Wegen dieses ihres Charakters, und
wegen der Mitwirkung Gottes zur
weil sie sowohl ihre
Einsicht
und
in die christliche Lehre als ihre Geschicklichkeit
zum
Vortrag
Vortrage
Vortrag
der christlichen Lehre, waren
derselben, göttlichen Wirkungen, zum Theil wenigstens, zu danken hatten, erkennen wir
die
Apostel
Apostel in ihren Belehrungen von allen
zum Wesentlichen der
zur
christlichen Religion gehörigen Wahrheiten
für
untrüglich
, und
die Menschen sind
halten uns mit Recht
verbunden
,
das was in ihren Vorträgen eigentliche, es sey nun theoretische oder praktische,
ihre gesammte
Religionslehre
Religionslehre
ist,
als wahr und göttlich anzunehmen, auch wann
sie
wir
die innern
Gründe
Gründe
dieses oder jenes Satzes
derselben
nicht einzusehen vermögen
sollten
.
17. Die ächten
Schriften der Apostel
, so wohl die, worin sie von dem Leben und der Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
historisch
historische Nachricht geben, als auch diejenigen,
in welchen
worin
worinn
sie selbst Religionslehren vortragen, sind
die einzigen authentischen Urkunden der christlichen Religion
die einzigen authentischen Urkunden der christlichen Religion
. Und da diese, so fern sie sich von der natürlichen unterscheidet, auf gewissen
Thatsachen
Thatsachen
Faktis
beruhet, deren Wahrheit nicht anders als durch Zeugnisse erkannt werden
kann
kan
, so sind jene Schriften der
alleinige
Erkenntnißgrund
Erkenntnißgrund
Erkenntnisgrund
dieser Religion
, sofern sie positiv ist
. Jeder Religionssatz,
(und nur von solchen ist hier
eigentlich
die Rede,)
der
aus den Reden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi, wie
Matthäus
Matthäus
und
Johannes
Johannes
sie aufgezeichnet haben, oder
aus solchen Stellen
in welchen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus oder seine
der Schriften der
Apostel
Apostel,
als solche, und nach der Mittheilung des
h.
Geistes, reden
in welchen diese Belehrungen über
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten mit apostolischem Ansehen geben wollen
,
kritisch
kritisch
kritisch,
hermeneutisch
hermeneu tisch und
logisch
logisch richtig erwiesen werden
kann
kan
, ist, ohne daß ein andrer
Beweiß
Beweis
nöthig wäre, als wahr anzunehmen. – Dieß läßt sich zwar nicht mit eben dem Grade von
Gewißheit
Gewißheit, doch aber mit
großer
der grösten
Wahrscheinlichkeit auch von
Markus
Marci
und
Lukas
Lucä
Schriften
behaupten. Wenigstens
kann
kan
gegen die
Glaubwürdigkeit
Glaubwürdigkeit ihrer Nachrichten
, worauf es auch eigentlich hier nur ankommt,
keine gegründete Einwendung gemacht werden.
18.
Unsre
Dies sind die Gründe, auf welche sich unsre
Ueberzeugung von der Untrüglichkeit der apostolischen Schriften in Religionssachen (§.
16
)
16.
) eigentlich stützt. Doch
kann
bekommt
diese Ueberzeugung
einen neuen Zuwachs
bekommen
, wenn man dazu
nimmt
nimt
, daß
ihre
ohnehin mit den Gaben des
Geist
Geistes Gottes ausgerüstete Verfasser
Verfaßer
bey dem Schreiben einer
göttlichen
Eingebung
Eingebung
genossen,
2 Tim. 3, 16.
d. h.
die Verfasser dieser Schriften, so oft es nöthig war, und weder die ordentlichen Mittel, deren sich sonst die göttliche Vorsehung zu Beförderung richtiger Einsichten in wichtige Wahrheiten bedient, noch auch das Maaß der Gaben des göttlichen Geistes, womit die Apostel ohnehin (§.
15.
d) ausgerüstet waren, zur Absicht hinreichten, bey dem Schreiben unter einem näheren Einfluße der Gottheit stunden, dessen eigentliche Beschaffenheit wir aber nicht anzugeben vermögen. Man pflegt ihn aus Veranlassung der Stelle
2 Tim. 3, 16.
göttliche Eingebung
zu nennen, und möchte ihn wohl am richtigsten darein setzen,
daß Gott auf eine uns nicht ganz klare Art
ihre
die
Gedanken
der Ver fasser
dergestalt
lenkte
gelenkt habe
, daß sie in keiner die Religion betreffenden Behauptung von der
Wahrheit
Wahrheit sich entfernten, sondern so schrieben, wie es sich für
Religionslehrer
Religionslehrer, die
mit göttlichen
Kreditive
Kreditiven versehen waren
unter göttlicher Autorität die Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu vortragen sollten
, schickte.
19.
Inzwischen sind fast
Fast
alle Bücher des
N. T.
sind
aus besondern Veranlassungen geschrieben,
zur
zu
Erreichung eines damaligen,
jetzt
jezt
bey sehr veränderten Umständen nicht mehr eben so statt findenden, Zwecks.
Sie sind von ihren Verfassern für damals lebende Menschen zunächst bestimmt, deren Sprache sie reden, und nach deren
Bedürfnissen, Fähigkeiten und
Denkungsart
Denkungsart sie sich, der Wahrheit
der Lehrsätze selbst
unbeschadet,
in ihrem Vortrage und in der ganzen Behandlungsart
bequemen. Sie handeln daher
diejenige
diejenigen
Materien
Wahrheiten
am
öftersten,
öftersten und
ausführlichsten
und deutlichsten
ab, welche für jene Menschen unter damaligen Umständen die wichtigsten waren, und tragen meh rentheils die Religionslehren nicht
abstrakt
abstrakt, sondern auf jene Umstände angewendet, vor: welches gewiß eine weise Einrichtung ist. Daher rührt so manches
lokale
locale
Lokale
und
temporelle
Temporelle
in dem
N. T.
Sie sind [...] für damals lebende Menschen zunächst bestimmt, deren Sprache sie reden, und nach deren Denkungsart sie sich, der Wahrheit der Lehrsätze selbst unbeschadet, bequemen.
Die Wendung „nach etw. bequemen“ (lat.
accommodare
) verweist auf die neologische Akkommodationstheorie: Im Rahmen seiner aufklärungstheologischen Bibelhermeneutik versteht Griesbach unter „Akkommodationen“ die freizulegenden historischen Einkleidungen, mit denen die Botschaft Jesu an den jüdisch-apokalyptischen Vorstellungshintergrund angepasst worden sei. Weil im Sinne der grammatisch-historischen Auslegung jeder Schriftstelle ein objektiver, vom Autor intendierter Sinn innewohne, müsse dieser philologisch im Hinblick auf den jeweiligen Sprachgebrauch hin untersucht werden, um dann den geschichtlichen Hintergrund zu beschreiben, der sich in bestimmten Textpassagen äußere.
20. Weil aber doch a) die von den
heil.
Verfassern auf besondere Umstände
angewandten
angewendeten
Grundsätze, ihrer Natur nach, allgemeine
Wahrheiten
Wahrheiten sind, welche bey veränderten Situatio nen der Menschen jedesmal
analogisch
analogisch sich anwenden lassen, wenn man nur den Geist des Christenthums und die Bedürfnisse
jeder
jener sowohl als der jetzigen
Zeitperiode kennet, und sich ge wöhnet hat, die mancherley Veränderungen
unterworfenen
unterworfene
Vorstellungsarten, Beweisarten, Arten sich auszudrücken
etc.
von der Sache selbst zu unterscheiden; auch b) die
Verpflichtung, daß alle, die des
Unterricht
Unterrichts der
Apostel
Apostel theilhaftig werden würden, denselben annehmen und befolgen sollen,
Marc. 16, 15. 16.
(
vergl.
(vergl
.
§.
15.
b.
b
) nie auf gewisse Zeiten und Menschen eingeschränkt, oder wieder aufgehoben worden ist; und c) die
christliche Religion, deren einzige authentische
Erkenntnißquelle
Erkenntnißquelle
Erkenntnisquelle
das
N. T.
N
.
T.
ist,
(§.
17.
)
die Merkmale ihrer Wahrheit und Göttlichkeit immerfort an sich trägt, und
ihre für alle Menschen wohlthätige Natur nicht verändert
hat:
hat, und die
Merckmale
Merkmale
ihrer Wahrheit und Göttlichkeit immerfort an sich trägt, und c) die Verpflichtung, daß alle, die des Unterrichts der Apostel theilhaftig werden würden, denselben annehmen und befolgen sollen,
Marc. 16,
15,
15.
16.
(vergl. §.
15.
b.) nie auf gewisse Zeiten und Menschen
eingeschränckt
eingeschränkt
, oder wieder aufgehoben worden ist:
so bleibt das
N. T.
N. T., nach Absonderung des bloß Lokalen und Temporellen,
noch
immer
die
verbindliche
Richtschnur
Richtschnur
des Glaubens und Lebens
für alle Christen
, und hat für sie seinen Werth durch die Länge der Zeit eben so wenig verlohren, als
der
Werth
Werth der darin enthaltenen Religion für jetzige Menschen
der Werth der darin enthaltenen Religion für jetzige Menschen
abgenommen hat, welche vielmehr für Völker, die auf einer viel höhern Stufe der
Kultur
Cultur
, als wir so bald erreichen werden, stünden, immer noch ein sehr wichtiges Geschenk des Himmels bleiben würde, selbst bey jedem Fortschritt in der
Aufklärung
Aufklärung
(wie die Geschichte der vergangenen Zeiten beweiset)
gewinnt, und
bey Veränderungen unsrer anderweitigen Einsichten
noch
immer
neue Entwickelungen
neue Entwickelungen
und Anwendungen
zuläßt, ja sie sogar, was Einsichtsvolle und ihren Zeitgenossen zu
nützen
nützen sich bestrebende Lehrer und an eignes
Nachdenken
Nachdenken gewöhnte Christen
betrifft
betrift
, erfordert, wenn anders ihre Religionskenntnisse nicht zu geistloser und dem Sinne
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und seiner Apostel gewiß entgegen laufender Wiederhohlung angewöhnter Formeln herabsinken, sondern ihnen selbst eigen seyn, und stets in dem nöthigen Verhältniße und Zusammenhang mit unsern übrigen Kenntnissen bleiben sollen. Doch sind dergleichen Entwickelungen und Anwendungen
nur
lokal
lokal und
temporel
temporel
nur lokal und temporel
, (wie es manche Vorstellungsarten der Apostel auch waren, §.
19.
) und wohl gar nur individuel, (wie einige Ideen, durch die sich
Paulus
Paulus
von
Johannes
Johanne
,
Johannes
Johannes
von
Petrus
Petro
,
u. s. w.
unterschied), und dürfen nicht allen Menschen aller Zeiten und Orte als
eine ewig unveränderliche
Richtschnur
des Denkens über religiöse Gegenstände, oder als wesentlich zur christlichen Religion gehörige Stücke
aufgedrungen
werden. Denn
werden; obgleich eine Gottesdienstliche Gesellschaft in allerley äussern Umständen triftige Gründe finden kann, ihre Lehrer anzuweisen, daß sie bey ihren
öffentlich
öffentlichen
Vorträgen für izt diejenige Vorstellungsart von gewissen Lehrsätzen zum Grunde legen sollen, wel che die Gesellschaft nach dem dermaligen Maaße ihrer Einsichten für die vorzüglichste, mit der Bibel am besten übereinstimmende, und ihrer dermaligen Lage angemessenste hält. (§.
34.
) Aber
nur den Aussprüchen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und der übereinstimmenden Lehre seiner Apostel gebühret der Vorzug, die alleinige Grundlage zu seyn, auf welche jeder Christ nach seinem besten Wissen seine
Privatreligion
Privatreligion
Privatreligion
gewissenhaft bauet.
Vergl.
1 Kor. 3, 10–15.
und §.
33.
34.
zuläßt.
für alle Christen.
Richtschnur
Der Begriff „Richtschnur“ geht in diesem Kontext auf das griechische Wort
κανών
zurück, welches zunächst „Rohr“ oder „gerader Stab“ bedeutete, dann aber aufgrund der Verwendung als Maß-Stab auch „Messrute“, „Richtschnur“ bzw. in ethischem Sinne „Regel“, „Standard“ oder „Vorbild“ meinen konnte (vgl. Gal 6,16; Phil 3,14). Im kirchlichen Sprachgebrauch des 2. und 3. Jh.s bezeichnete der Begriff zunächst die „Glaubensgrundlage“ oder „Lebensordnung“ der Christen (
κανών τῆς πίστεως
–
regula fidei
und
κανών τῆς ἀληθείας
–
regula veritatis
). Ab dem 4. Jh. ging
κανών
bzw. lateinisch
canon
in den Bereich der kirchenrechtlichen Bestimmungen und synodalen Grundsatzentscheidungen über, bis in der zweiten Hälfte des 4. Jh.s schließlich die als verbindlich anerkannte, unveränderliche Sammlung der Heiligen Schriften gemeint war, die die Grundlage und Norm des christlichen Glaubens darstellten.
21.
Den Inhalt des
N. T.
kann
kan
man abtheilen a) in die
Geschichte
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und der Stiftung seiner Religion. Diese dient theils dem
Beweiße
Beweis
Beweise
von dem göttlichen Ansehen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und seiner Gesandten und von der Wahrheit seiner Religion, theils solchen
Dogmen
Dogmen, durch welche sich die christliche Religion von der natürlichen unter scheidet, (
§. 17.
) zur Grundlage. b) In
Weisagungen
Weisagungen,
die unsre Ueberzeugung von der Göttlichkeit der Religion
vermehren können. (§.
14.
f.
f
)
vermehren.
c) In
Dogmen
, wohin auch die Verheisungen gehören
. Sie sind theils die Grundpfeiler unsrer Beruhigung und Hoffnung, theils dienen sie der
Moral
Moral zur Stütze. d) In
Moral
.
Alle diese Theile hängen also zusammen und haben auf einander Beziehung. Daher kann keiner derselben,
z. B.
Dogmen oder Geschichte, von den übrigen,
z. E.
Moral, ohne Nachtheil getrennet werden.
22. Die
christliche Religion
oder der christliche
Glaube
Glaube (objektiv genommen)
d. h.
der Inbegriff der im
N. T.
enthaltenen
enthaltene
Dogmen und moralischen Wahrheiten, ist durchaus
praktisch
praktisch
, theils unmittelbar, theils mittelbar. Dem steht nicht im Wege, daß einige
bloß
blos
mittelbar praktische (theoretische)
Religionslehren
Religionslehren
(Glaubensartickel
(Glaubensartikel
) von der Be schaffenheit sind, daß der menschliche
Verstand
Verstand den innern Grund derselben und das Wie?
nicht vollständig begreifen
kann
kan
, (§.
9.
)
kan,
mithin
bloß
blos
auf
Auktorität
Autorität
sie annehmen muß. Denn auch solche Sätze können, wenn man nur wirklich etwas bey ihnen
denkt
denckt
, (und
denkbar
denckbar
müssen doch alle Religionslehren
seyn),
seyn,)
in Verbindung mit andern praktischen
Wahrheiten
Wahrheiten, die durch jene mehr Licht oder
Festigkeit
Vestigkeit
bekommen,
seyn,)
zu unsrer
Besserung
Besserung oder
Beruhigung
Beruhigung sich wirksam erweisen.
23.
28.
Alle
Arten der
Wahrheiten der christlichen Religion, auch die theoretischen
und
historisch
historischen
, sind also
wichtig
, wenn gleich nicht in gleichem Grade. Die
objektiv
objektive Wichtigkeit
jeder Religionswahrheit
ist nach dem Grade
des
ihres
Zusammenhangs
jeder
Glaubenslehre
Glaubenslehre
mit der durch die christliche Religion abgezielten
Besserung
Besserung und
Glückseligkeit
Glückseeligkeit
Glückseligkeit
der Menschen abzumessen. Man
kann
kan
sie in vier Klassen abtheilen: in solche
α
) ohne welche überhaupt keine Religion statt hat;
β
) solche, bey deren Leugnung man aufhört ein Christ zu seyn;
γ
) solche, die man ohne unmittelbaren Nachtheil der christlichen
Tugend
Tugend oder der Beruhigung weder leugnen noch ignoriren
kann
kan
;
δ
)
solche
solche,
wo dieser Nachtheil
blos
bloß
mittelbarerweise entstehet. Bey
den
dem
lezten ist die
subjektiv
subjektive
Wichtigkeit
Wichtigkeit
so verschieden bey verschiedenen Menschen, daß es keinen allgemeinen Maasstab dafür giebt.
Jedem ist billig nur das eigentlich wichtig, was er als
Mittel
Mittel,
zur Beförderung des großen
Zweck
Zwecks der Religion auch an
sich
sich,
wirklich brauchen kann.
Nur hüte man sich, dasjenige übereilt als unbrauchbar überhaupt zu verachten und wohl gar zu verschreien, was man bisher nur aus Nachlässigkeit oder Vorurtheil zu benutzen noch nicht versucht hat. Auch muß man bey der Beurtheilung der Wichtigkeit und
Brauchbarkeit
Brauchbarkeit aller Lehrsätze
das
daß
Bey allen Lehrsätzen aber muß man daß
Bey allen aber muß man das
ὁτι
von dem
διοτι
,
und
die
biblische
biblischen
Glaubenslehren selbst, von
bloßen
blosen
theologischen Spekulationen darüber,
und die Lehre von der
Lehrart
Lehrart
Lehrart, so wie auch die Wichtigkeit und Schädlichkeit eines Irrthums von der Strafbarkeit desselben,
unterscheiden.
das
ὁτι
von dem
διοτι
, die biblische Glaubenslehren selbst, von bloßen theologischen Spekulationen darüber, und die Lehre von der Lehrart unterscheiden
In Griesbachs Anspielung auf die aristotelische Wissenschaftslehre deutet sich die lange Vorgeschichte der neologischen Unterscheidung von Theologie und Religion an: Bereits Aristoteles (384–322 v. Chr.) hatte die Entstehung von Wissen und Wissenschaft als gestuften Prozess beschrieben, bei dem aus Wahrnehmung und Erinnerung die Erfahrung und aus der Erfahrung die Faktenkenntnis entspringe. Dieses dass-Wissen (
ὁτι
) werde erst zum warum-Wissen (
διοτι
), wenn die Allgemeinheit und die erklärende Ursache angegeben wird (vgl.
Analytica posteriora
). Auch die Formel „die Lehre von der Lehrart unterscheiden“ ist vor dem Hintergrund der geschichtlichen Ausdifferenzierung des Wissenschaftsbegriffs zu verstehen, die nicht zuletzt in Semlers
Versuch einer freiern theologischen Lehrart
(1777) einen aufklärungstheologischen Höhepunkt erreichte.
24. Für das graue Alterthum der
Bücher des Alten Testaments
,
(worunter wir allezeit nur die kanonischen,
d. h.
diejenigen verstehen, welche die Juden zur Zeit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi für Schriften der Propheten
erkannten),
erkannten,)
und für die
Glaubwürdigkeit
Glaub würdigkeit der
darin
darinn
enthaltenen Geschichte, die aber freilich nach dem Geist jener Zeiten vorgetragen ist, und daher eine eigene Behandlung erfordert, spricht alles, und nichts ist entgegen. Auch sind sie in so weit unverfälscht, daß ihr wesentlicher Inhalt noch unverändert ist.
25.
Das
A. T.
ist
eine Urkundensammlung über die Geschichte des Anfangs und
Fortschritts
Fortschrits
der
nähern Belehrungen, welche Gott
göttlichen Offenbarungen unter
den Stammvätern des menschlichen Geschlechts und dem Israelitischen
Volk ertheilt hat,
Volck,
Volk,
über den Inhalt
derselben
der Offenbarungen
dieser Offenbarun gen
, und über die
zu ihrer Erhaltung und Fortpflanzung getroffenen
Anstalten
Anstalten
Anstalten zur Erhaltung derselben
; von welchem allem es keine andre authentische
Erkenntnißquelle
Erkenntnißquelle
Erkenntnisquelle
giebt. Hieraus ist der
eigentliche
Nutzen
Nutzen
, die Unentbehrlichkeit
zum Studium der ältesten Geschichte der Religion
, und der rechte
Gebrauch
des
A. T.
zu bestimmen.
Das A. T. ist eine Urkundensammlung
Die historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Alten Testament stand in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s noch am Anfang: Jean Astruc (1684–1766) stellte in seinen
Conjectures
(1753) die These auf, dass Mose ihm vorliegende geschriebene Urkunden zur Komposition der Genesis verwendet habe, welche die Geschichte seiner Vorfahren von den ersten Tagen der Schöpfung an enthielten. Diese sog. Urkundenhypothese markiert den Beginn der wissenschaftlichen Pentateuchforschung und ist u.a. von Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) aufgenommen und weiterentwickelt worden. Er schied die Quellen auf der Basis der Verwendung der Gottesnamen „Elohim“ und „JHWH“ in einen vormosaischen Elohisten und einen nachmosaischen Jehowisten, wobei er noch der aus philologischer Sicht irrtümlichen, aber bis ins 19. Jh. üblichen Ausdrucksweise „Jehowa“ folgte. Im ausgehenden 19. Jh. ist die Quellenscheidung weiter ausdifferenziert worden und als Neuere Urkundenhypothese (J. Wellhausen) in die Exegesegeschichte eingegangen.
26.
Hiernächst
sind
die
diese
Bücher a) für alle Arten der Geschichte (der Völker, der Polizirung, der
Kultur
Kultur des menschlichen Verstandes, der Wissenschaften und Künste
etc.
) höchst wichtig. Besonders aber b) erzählen sie die, mit der Geschichte der ältern göttlichen
Belehrungen
Offenbarungen
genau verwebten Schicksale und die Verfassung desjenigen
Volks
Volcks
, welches
überhaupt
überhanpt
in der ältern
Religionsgeschichte
Religionsgeschichte das merkwürdigste ist. c) Sie
geben über die gesammte Geschichte der Religion unter den Menschen so erhebliche
Aufschlüsse
Aufschlüße
, und d)
tragen die
Grundwahrheiten
Grundwahrheiten der Religion
für je ne Zeiten
so rein und zum Theil so erhaben vor, daß man nichts gleichzeitiges findet, das damit in Vergleichung
gesetzt
gesezt
werden könnte.
e)
d)
Sie halten uns eine Menge
der lehrreichsten
Exempel
Exempel
theils zur Nachahmung theils zur Warnung vor, welche, mit gehöriger Vorsicht gebraucht
*)
, auch
izt noch für viele
uns noch
lehrreich
seyn
gemacht werden
können,
Röm. 4, 12.
1 Cor. 10, 6– 11.
Hebr. 2, 2. 3.
11, 4.
folgg.
Jac. 5, 10. 11. 17.
und geben
vor, und
f)
e)
hie und da
einzelne
trefliche
Beispiele
Beispiele einer vernünftigen
Andachtsübung
Andachtsübung.
Sie sind
g)
f)
zum genauern
Verstand
Verstande
des
N. T.
höchst
nützlich,
nützlich
und dem gelehrten
Ausleger
Ausleger desselben unentbehrlich
, und h) eine reiche Schatzgrube für den
Philologe
Philologen
Für den Philologen sind sie eine reiche Schatzgrube, und h) dem Ausleger des
N. T.
unentbehrlich
. – Gründe genug, weswegen die se Bücher
nicht nur von jedem Theologen studirt werden müssen, sondern auch die Aufmerksamkeit und Achtung jedes nachdenkenden Mannes
verdienen
verdienen, und von allen Christen, in einem zweckmäsigen Auszuge wenigstens, gelesen werden sollten
von jedem Denker studiert zu werden verdienen
.
*) Große Vorsicht ist hier höchstnöthig. Der Lehrer, welcher die im
A. T.
geschilderten und zum Theil gerühmten Männer ohne Einschränkung uns als Muster der
Tugend
Tugend aufstellen wollte, würde bey einigen,
Mißverstand und
kleinliche, wo nicht gar irrige, Begriffe von der Tugend, nach der wir streben sollen, bey andern, Zweifel und Spott veranlassen. Aber unweise wäre es auch, vor dem gemischten Haufen des
Volk
Volks die nicht abzuleugnenden Schwächen jener für ehrwürdig gehaltenen Personen unbedachtsam ans Licht zu ziehen. Man wähle also bey Vorträgen vor dem Volk nur solche Beyspiele aus der alttestamentlichen Geschichte, bey welchen nichts Bedenkliches ist, erinnere in Absicht der übrigen, daß nicht alle im
A. T.
aufgezeichnete Handlungen nachahmenswerth seyen, sondern viele zur Warnung dienen, und zeige bey Gelegenheit, daß und warum die
Sittenlehre
Sittenlehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi mehr umfassender und strenger sey, als die Forderungen der patriarchalischen und
Mose
Mosaischen Religion.
Dieß
Dies
möchte am schicklichsten so geschehen, daß man bey Schilderungen der großen Vortreflichkeit des Christenthums auch
dieß
dies
mit anführe, daß selbst gute, edle und um ihr Volk oder um die Erhaltung der
Religion sehr verdiente Männer unter jenen ältern Verehrern des wahren Gottes, sich zu der Stufe von sittlicher
Vollkommenheit
Vollkommenheit nicht hätten
hinaufschwingen können, zu welcher die Christen durch ihre Religion erhoben werden könnten und sollten. Den Eindrücken aber, welche
die immer häufiger und dreister vorgebrachten gehäßigen Urtheile über beynahe alle im
A. T.
vorkommende Personen auf manche Gemüther machen könnten, wird am besten vorgebeuget, wenn man diejenigen, welche durch solche Schmähungen irre geleitet werden möchten, mit dem Geist und den Sitten der alten Welt
etwas bekannter
und mit der rechten Behandlungsart
historisch
historischer Denkmäler aus jenem Zeitalter, so viel möglich bekannt
zu machen sucht, und hiernächst zeigt, wie trüglich der Schluß von den tadelhaften Handlungen einzelner Bekenner oder auch Lehrer einer Religion auf die Falschheit dieser Religion selbst sey, (
vergl.
jedoch §.
8.
f.) und wie mannichfaltige und wichtige gute Wirkungen jene
Elementarreligion
Elementarreligion doch wirklich in der Welt hervorgebracht habe. Freilich aber werden von Seiten des Lehrers, wenn er seines Zwecks
hiebey
hiebei
nicht
uicht
verfehlen will, vielerley Kenntnisse und große Diskretion erfordert. Je weniger man diese allen zutrauen kann, desto rathsamer ist es, den
Beweiß
Beweiß für die Wahrheit der christlichen Religion von dem
A. T.
unabhängig zu machen.
die immer häufiger und dreister vorgebrachten gehäßigen Urtheile über beynahe alle im A. T. vorkommende Personen
Wenngleich im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Strukturwandel des Aufklärungszeitalters Gelehrte und Publizisten die Gleichberechtigung von Juden in der Gesellschaft forderten (vgl. Ch.K.W. v. Dohm,
Über die bürgerliche Verbesserung der Juden
, 1781), ist die Geistesgeschichte des 18. und 19. Jh.s keineswegs frei von antisemitischen Denkmustern. Die Äußerungen gingen oftmals mit einem deutschen Nationalismus einher, der etwa bei Ernst Moritz Arndt (1769–1860) in der irritierenden Forderung deutlich wurde, „den germanischen Stamm so sehr als möglich von fremdartigen Bestandteilen rein zu erhalten“ (
Blick aus der Zeit auf die Zeit
, 1814, 188). Johann Gottfried Herder (1744–1803), der als Kenner des Alten Testaments eigentlich einen affinen Zugang zum antiken Judentum pflegte, bezeichnete das jüdische Volk als „parasitische Pflanze auf den Stämmen anderer Nationen“ (
Ideen zur Geschichte der Menschheit
III, 1787, 88). Theologisch konnten enggeführte Perfektibilitätsbegriffe die jüdische Religion als unabgeschlossene Vorstufe zur eigentlichen Religion Jesu deuten. Wenngleich Griesbach sich von den abschätzigen Urteilen über das Judentum in der
Anleitung
abgrenzt, sind auch seine eigenen Überlegungen nicht frei von Ambivalenzen.
27. Von denjenigen Männern, welche in den Büchern des
A. T.
als Lehrer aufgestellt werden, wird
a)
versichert, daß sie ihre
Religionsbegriffe
Religionsbegriffe und
Sätze
Sätze, zum Theil wenigstens,
aus einer nähern göttlichen
Belehrung
theils unmittelbar, theils mittelbar durch andere,
Offenbarung
hergehabt haben.
Dies a)
Eben das b)
bestätigt nicht nur
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus und seine Apostel,
Röm. 1, 2.
Hebr. 1, 1.
sondern
b)
c)
das
N. T.
setzt auch die im Alten enthaltenen allgemeinen Begriffe von Gott und dessen Eigenschaften und Werken voraus, bauet darauf, rechnet es
2 Tim. 3, 16. 17.
zu den Erfordernissen eines christlichen Lehrers, das
A. T.
(obgleich freilich bey Juden vornehmlich) zur Belehrung sowohl als zur Widerlegung der Irrthümer anwenden zu können, und giebt selbst von dieser
Anwendung
Anwendung häufige Beispiele. Es redet sogar
c)
d)
von einer göttlichen Eingebung des
A. T.
2 Tim. 3,
16.
16,
vergl.
2 Petr. 1, 21.
16
,
und
d)
e)
versichert, (alle
Akkommodationen
Akkommodationen abgerechnet) daß
Weissagungen
Weissagungen von der
großen
grosen
durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesum bewerkstelligten
Religionsveränderung
Religionsveränderung
darin
darinn
enthalten seyen.
Joh. 5, 39.
Luc. 24, 27. 44.
Act. 3, 18. 24.
Röm. 1, 2.
1 Petr. 1, 10. 11. 12.
2 Petr. 1, 20. 21.
Daher
e)
f)
kann
f) kan
um so weniger zweifelhaft seyn, was das
A. T.
A. T
.
selbst von
göttlich begeisterten
göttlichbegeisterten
Propheten und
Weisagungen
Weissagungen
, und
f)
g)
von so
mancherley
mancheriey
auf Gottes unmittelbaren Befehl zur Erhaltung dieser Religion getroffenen Anstalten, wie auch
g)
h)
von
Wunderwerke
Wunderwerken zur Bestätigung
derselben
derselben,
meldet. – Aus diesem
allem
allein
ergiebt sich, daß
die im
A. T.
enthaltene Religion wahr und göttlich
sey.
Luc. 16, 28. 29.
28.
Jedoch,
da die alttestamentliche Religion a) für Menschen bestimmt war, die noch auf einer sehr niedrigen Stufe der
Kultur
Kultur stunden, fast ganz sinnlich waren, und kaum von dem unsinnigsten
Götzendienst
Götzendienste und von groben Ausbrüchen der
Lasterhaftigkeit
Lasterhaftigkeit zurückgehalten, wenigstens noch nicht zu der
erhabnen
erhabenen
Tugend
Tugend, welche
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
lehrete
lehrte
und übte, gebildet
Götzendienst zurückgehalten
werden
konnten
konten
, mithin b)
die Bücher des
A. T.
zumal die früheren,
nur die ersten Anfangsgründe des theoretischen sowohl als praktischen Theils der Religionslehre enthalten
konnten
konte
konnte
, und diese c) nur sinnlich vortragen, oder vielmehr in Bildern und Gebräuchen vormalen
musten
muste
, und daher d)
diese Religion
mit einer
großen
grosen
Menge von
Ceremonien
Ceremonien
Cerimonien
weislich belastet, auch e)
bloß
blos
für ein einzelnes
Volk
Volck
eingerichtet, und mit dessen ganz besonderer politischen Verfassung unzertrennlich verwebt war;
Eph. 2, 14.
wonach die durchgängig sichtbare
Nationalbestimmung
Nationalbestim mung
der Bücher des
A. T.
zu beurtheilen ist;
da ferner
und da
und da
f) dieser Geist der
Mose
Mosaischen
mosaischen
Religion, im Ganzen genommen, derselbe blieb, als seit
David
Davids
Zeiten die Propheten einen etwas vollkommenern Unterricht von Gott und dessen
geistiger
Verehrung ertheilten;
da
endlich g)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
und seine Apo stel mit ausdrücklichen Worten und mit der That bezeugen, die ganze
Mose
mosaische
Religionsverfassung
Religionsverfassung sey
aufgehoben
aufgehoben
,
Joh. 4, 20–24.
und daher h) die Menschen zu einer neuen und allgemeinen Religion
verpflichten
verpflichtet
Matth. 28,
19.
19,
welche i) in allen Rücksichten vollkommner
ist,
ist:
Matth. 11, 9. 11.
Joh. 1, 17.
4, 22. 23.
Röm. 8, 3.
4.
2 Cor. 3,
6–18.
6–18
Gal.
3, 23–26.
4, 3. 4. 5.
Hebr. 2, 2. 3.
7, 18. 19. 22.
8,
6.
6
folgg.
9, 9. 10.
12,
25.
25
folgg.
und k) ihre eigenthümliche
Erkenntnisquelle
Erkenntnisquelle
Erkenntnißquelle
hat: (§.
17.
)
so
so
so
sollen Christen sich vornehmlich an den neutestamentlichen
Religionsunterricht
Religionsunterricht halten
und daraus ihre Kenntnisse herleiten
. Weil aber doch das
A. T.
die unveränderlichen Grundsätze der natürlichen Religion
so
rein
als jene Menschen sie nur fassen konnten,
(§.
26.
d.
d
) und unter göttlicher
Auktorität
Autorität
(§.
27.
) vorträgt, und das
N. T.
diese
voraussetzt
vorausgesetzt
: (§.
27.
b.
c.
) so
verdient
muß
das
A. T.
selbst bey dem Religionsunterricht der Christen
,
vornehm lich solcher, welche von den
Wahrheiten
Wahrheiten der natürlichen Religion nicht durch eignes
Nachdenken
Nachdenken sich überzeugen können, und überall einer
Auktorität
Auktorität
Autorität
zur Stütze ihres Beyfalls bedürfen,
verglichen
zu
werden
.
S.
Röm. 15, 4.
2 Tim. 3, 15.
*)
2 Petr. 1, 19.
*) In dieser Rücksicht, und weil manche
Sätze der natürlichen Religion
Sätze, welche die christliche Religion mit der natürlichen gemein hat,
öfter und deutlicher im
A.
als im
N. T.
stehen, sind im folgenden unter den Beweiß- und Erläuterungsstellen auch Sprüche des
A. T.
mit angeführt worden. Und da die Bücher des
A. T.
einmal in den Händen des
Volk
Volks sind, und von diesem der Historien wegen gerne gelesen zu werden pflegen, so kann es nützlich seyn, wenn der Lehrer die Aufmerksamkeit lieber auf solche Stellen dieser Bücher, welche wichtige
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten enthalten, geschickt hinlenkt; wenn gleich der eigentliche Beweiß christlicher Lehrsätze billig aus dem
N. T.
zu nehmen ist, und von Ungelehrten das
A. T.
A. A.
viel häufiger mißverstanden wird als das Neue, weswegen freilich mit zweckmäsigen und wohlüberlegten Auszügen dem Volk am besten gerathen wäre.
29. Der
Zweck der
Bibel
in Absicht auf uns
Bibel
,
(welcher mit dem unmittelbaren oder
nächsten
nächstens und lokalen
Zweck der einzelnen Bücher
(§.
19.
)
nicht ganz einerley
ist,) a)
ist,
)
(§.
19.
)
ist, durch einen mit göttlicher
Auktorität
Autorität
versehenen Unterricht in der geoffenbarten Religion die Menschen wahrhaftig weise,
tugendhaft
tngendhaft
tugendhaft
und
glücklich
glücklich zu machen.
b)
Zwar ist nicht die ganze Bibel geradehin Religionsunterricht,
(Wort Gottes, Offenbarung,)
sondern sie faßt ihn nur neben andern Dingen in sich, und flicht ihn
großentheils
grosentheils
(sehr weislich!) in die Geschichte der geoffenbarten Religion ein.
c)
Jedoch hat alles in der Bibel eine nähere oder entferntere Beziehung auf die Religion und ihre Geschichte, oder
doch auf
die Geschichte ihrer vornehmsten Lehrer und Verehrer.
30.
30
Die Bibel ist eine zu ihrer Absicht
hinlängliche
Erkenntnißquelle
Erkenntnißquelle
Erkenntnisquelle
der Religion für die Christen, und darf ihr keine menschliche
Auktorität
Autorität
an die Seite gesetzt werden. Ueberlieferungen älterer Lehrer, wenn sie auch einstimmig wären, Aussprüche der Kirche
u. d. gl.
können
nicht als zur christlichen Religion gehörig den Christen aufgedrungen, sondern
nur in so fern
für richtig anerkannt
zugelassen
werden, als ihre Uebereinstimmung mit der Bibel erweislich ist
, oder ihre
Wahrheit
Wahrheit aus innern Gründen dargethan werden kann
.
31.
Seiner
Die
Vernunft
Vernunft
a) soll und darf der Christ keinesweges entsagen, vielmehr fordert die Bibel selbst die Menschen zum Gebrauch derselben auf,
1 Cor. 10, 15.
Matth.
Matth,
6, 26–30.
und befördert ihn auf
mannigfaltige
mannichfaltige
Wei se
*)
. b)
Vernunft
Vernunft
muß
zwar
bey der Prüfung der Wahrheit einer
Offenbarung
Offenbarung, bey der Auslegung der Bibel,
bey der Bildung, Entwickelung und Bestimmung der biblischen Begriffe,
und
bey der Gegeneinanderhaltung und systematischen Anordnung der biblischen Sätze
, bey Führung und Prüfung der
Beweise
Beweise, Herleitung der Folgerungen,
Vergleichungen
Vergleichung
der Lehren des Christenthums mit den Wahrheiten der natürlichen Religion, Beurtheilung ihrer
Zweckmäsigkeit
Zweckmäsigkeit
u. s. w.
nothwendig gebraucht werden, damit der Glaube der Christen nicht Leichtgläubigkeit sey, noch auf Vorurtheil beruhe,
noch von der List und dem Betruge herrschsüchtiger und
eigennütziger
eigennütziger,
oder den Einfällen schwärmeri scher Menschen abhänge, noch in
Aberglaube
Aberglauben ausarte,
und damit nichts sich selbst oder andern unleugbaren Wahrheiten widersprechendes
behauptet, vielmehr durch geschickte Verknüpfung mehrerer christlicher Begriffe und Sätze untereinander jeder derselben
lichtvoller,
wirksamer und brauchbarer gemacht, kurz, das Christenthum bey seiner ursprünglichen Reinigkeit und Vortrefflichkeit erhalten werde. Allein c) bis dahin
behauptet werde; wie dann auch die Bibel selbst die Menschen zum Gebrauch der Vernunft auffodert und denselben befördert. Aber weiter
dürfen die Rechte der Vernunft nicht
dehnet die Vernunft selbst ihre Rechte nicht aus
ausgedehnt werden
, daß man
Lehren, deren biblischen Grund man nicht ohne gewaltsame Verdrehung des Sinnes der heiligen Schrift leugnen kann,
und die keinen evidenten Widerspruch enthalten,
bloß
deutliche Lehren der Bibel blos
deswegen, weil man sie nicht begreift, (§.
9.
)
verwerfen
leugnen
wollte.
ausgedehnet, noch etwas blos, deßwegen, weil wir es nicht begreifen, geleugnet werden. §.
9.
Denn bey den Schranken des menschlichen
Verstand
Verstandes, und der Unerforschlichkeit des Wesens und der Rathschlüße Gottes, ist nichts vernünftiger, als den göttlichen Belehrungen ohne
Vernünfteley
Vernünfteley
glauben
glauben
,
sobald
so bald
die prüfende Vernunft zugeben muß, daß hinlänglicher Grund da ist, das, was uns als eine göttliche Belehrung vorgelegt wird, wahrhaftig für eine solche zu halten.
*) So wird auch der
Volkslehrer
Volkslehrer mehr, als durch
gelehrte Abhandlungen über die Vernunft und ihren hohen Werth oder durch
deklamatorische Lobpreißungen
derselben
der Vernunft
, bey dem großen Haufen ausrichten, und der Schwärmerey, dem Aberglauben, und der blinden Anhänglichkeit an menschliche
Auktorität
Autorität
den festesten Damm entgegen setzen, wenn er alle seine Religionsvorträge vor der Jugend und vor Erwachsenen so einrichtet, daß dadurch die Vernunft geweckt, ihr Gebrauch befördert, und ihre Anwendung durch häufige Uebung zur Fertigkeit wird. Besonders ist auch dem
Mißbrauch
Misbrauch
, der von einigen falschverstandenen Stellen der deutschen
Bibelübersetzung
Bibelübersetzung
z. E.
2 Cor. 10, 5.
oft gemacht wird, durch richtigere Erklärung derselben abzuhelfen.
32. Die
Vernunftwahrheiten
Vernunftwahrheiten
Vernunft objektiv genommen
,
d. h.
diejenigen
der Inbegriff der Wahrheiten
, welche wir durch richtige Anwendung
der
unsrer
Vernunft erkennen,
a) dienen dem Christen zur
Beförderung der Vollständigkeit, Reinigkeit und Genauigkeit seiner Religionskenntnisse, und zur
Bestätigung der geoffenbarten Wahrheiten
und zur Beförderung der Vollständigkeit, Reinigkeit und Genauigkeit seiner
Religionskenntnisse
Reli gionskenntnisse
. Sie b)
harmoniren
harmonieren
harmonirt
auf das schönste mit der Bi bel, obgleich
letztere
leztere
mehrere Religionssätze enthält als die
ersten
erste
, und nicht alle biblische Sätze aus
jenen
der Vernunft
hergeleitet werden können. Wo zwischen beiden ein Streit zu seyn scheint, da wird entweder die Bibel unrichtig verstanden
und angewendet
, oder ein Irrthum für eine Vernunftwahrheit ausgegeben, oder es ist kein wahrer Streit.
33.
Jeder Christ
a)
hat das
höchstschäzbare
höchstschätzbare
Recht
Jedem Christen
ertheilt das N. T.
das Recht,
die Bibel selbst zu lesen
und sie
, so weit das gewissenhafte Bewustseyn der darzu nöthigen Geschicklichkeit es ihm erlaubt, für sich selbst, ohne auf menschliche
Auktoritäten
Autoritäten
zu sehen,
auslegen
auszulegen
. Dem stehet b) die
ohne mancherley gelehrte
Hülfsmittel
Hülfsmittel nicht zu hebende
und zu prüfen, ja es verpflichtet jeden hiezu. Dem steht die
Dunkelheit vieler Stellen
für heutige
Leser,
Leser
nicht im
Wege. Denn c) billig wählt sich ein jeder vorzüglich solche Bücher und Stücke der Bibel, wel che er verstehen und nutzen kann, zu seinem Gebrauch, und
Weg; weil doch
das, was zum nothwendigen Unterricht in den wesentlichen Stücken der Religion gehört,
ist doch
an einem oder dem andern Ort dem gemeinen
Menschenverstand
Menschenverstande
Menschenverstand
faßlich genug in ihr vorgetragen
ist
, so daß jeder, so viel ihm zu wissen unentbehrlich ist, bey gehörigem
Nachdenken
Nachdenken und fleißigem
Gebrauch
Gebrauche
der Bibel, verstehen
kann
kan
; zumal da die
Lehrer und
Prediger verbunden sind, dem gemeinen Christen das
Bibellesen
Bi bellesen zu
erleichtern,
erleichtern;
welches auf
mannigfaltige
mannichfaltige
man ichfaltige
Art geschehen
kann
kan
.
34.
Das Recht, die Bibel
auf eine für andre verbindliche Art
auslegen
auszulegen
, kan niemanden zugestanden werden, sondern jeder hat die Befugnis, dieß für sich selbst zu thun, so weit das gewissenhafte Bewustseyn der dazu nöthigen Geschicklichkeit es ihm erlaubt.
Um
aber
manchen bey dem
Gebrauch
Gebrauche
dieses Rechts
, den
Religionsbegriff
Religionsbegriff nach eignen Einsichten unmittelbar aus der Bibel selbst herzuleiten,
möglichen Verwirrungen und Inkonvenienzen vorzubeugen, haben
diejenigen
diejenige
, denen die Aufsicht über die
äusere
äusere
Religionsübung zukommt, gewisse
Lehrvorschriften
Lehrvorschriften
ertheilt
*)
, welche die Grundlinien vorzeichnen, nach welchen in der Gottesdienstlichen Gesellschaft, zu welcher wir uns zählen, die aus der Bibel allein geschöpfte
Religionstheorie
Religionstheorie, zumal in Absicht gewisser
Dogmen
Dogmen, über deren Vorstellungsart Streit entstanden war, dem
Sinne
Sinn
dieser Gesellschaft gemäs,
öffentlich
vorgetragen werden soll; – alles
, wie sich von selbst verstehet,
den
unveräußerlichen
unveräusserlichen
Privatrechten des
Gewissen
Gewissens
und der
Auktorität
Autorität
der
Bibel,
Bibel
als des alleinigen
Glaubens grundes,
Glaubensgrundes
unbeschadet.
(
Vergl.
§.
20.
)
Und daß die Meinung
protestantisch
protestantischer kirchlicher Gesellschaften nicht sey, solche Vorschriften, der
großen
grossen
Fortschritte in der
Bibelauslegung
Bibelauslegung ungeachtet, als ewige durchaus unveränderliche
Geseze
Gesetze
aufzustellen,
und dadurch jede Berichtigung des
öffentlichen
Lehrbegriff
Lehrbegriffs auf immer
aufzuschließen
auszuschließen
, oder gar das
eigene
frei
freie Nachdenken und
weitere Forschen zu verbieten,
erhellet schon daraus, daß die Gesellschaft stillschweigend aber deutlich genug, ohne bedeutenden Widerspruch, es genehmiget hat, wenn die angesehensten und gelehrtesten, und allmälich selbst die meisten oder alle Lehrer öffentlich in Vorträgen und Schriften den spätern bessern Einsichten folgten.
Nur
Aber
leichtsinnigen Veränderungen des öffentlichen Lehrbegriffs durch einzelne
, voreilige und
Neuerungssüchtige
Lehrer, und
unvorbereiteten,
gewaltsamen, Zerrüttung anrichtenden,
Neuerungen und
kirchlichen Revolutionen
, die oft den Staat selbst erschüttert haben, soll und
kann
und soll
durch jene
Vorschriften
Vorschriften,
so lang es nöthig ist,
vorgebeuget werden.
*) Da so viel über die symbolischen Bücher und deren Werth oder Unwerth geredet und geschrieben worden ist, so schien es nicht unzweckmäßig zu seyn, dem Volkslehrer einen Wink zu geben, wie er nachfragenden Laien es begreiflich machen könne, daß
protestantisch
protestantische Gemeinden, welche keine menschliche und folglich auch keine kirchliche
Auktorität
Auktorität
Autorität
gelten zu lassen versichern, dennoch dergleichen Lehrvorschriften einführen und bis jetzt beibehalten konnten. Ist der Lehrer Kenner der Geschichte, so wird er auch diese hiebey zu benutzen wissen.
Neuerungssüchtige Lehrer
Der im letzten Drittel des 18. Jh.s in die theologische Fachsprache eingedrungene Neologiebegriff ist oft als Fremdbezeichnung verwendet und damit negativ besetzt worden: „Neuerungssucht“ und „Irrgläubigkeit“ verweisen auf eine Normabweichung im Hinblick auf (religiöse) Lehre, aber auch in Bezug auf sprachliche Erscheinungen (Neologismus). Allerdings wird der Neologiebegriff in der
Anleitung
schon nicht mehr mit diesen Ausdrücken identifiziert. Vielmehr deutet sich in dem enthaltenen Hinweis auf die „schäzbaren Aufklärungen mancher Dogmen, die wir dem Scharfsinne und dem Fleiß neuerer Gelehrten verdanken“ (s. Vorrede zur zweiten Auflage), schon die spätere, wertneutrale Verwendung für die zentrale Richtung der protestantischen Aufklärungstheologie an, die sich sowohl in akademischer als auch in kirchlich-religiöser Hinsicht bemerkbar machte. Üblich geworden ist diese positive Begriffsverwendung erst in der Kirchengeschichtsschreibung des 20. Jh.s.
Gott
*)
.
*) Bey dem Vortrage der Lehre von den göttlichen
Eigenschaften muß der
Volkslehrer
Volkslehrer
a)
der Bibel nachahmen
; also allemal in Beziehung auf uns Menschen von ihnen reden, vornehmlich von den sogenannten
moralisch
moralischen und wirksamen handeln, ihre Betrachtung mit der Betrachtung derjenigen göttlichen Werke, aus welchen sie am deutlichsten erkannt werden können, verbinden, und tiefsinnige
Spekulationen
Speculationen
, wozu die natürliche Theologie so vielen Stoff anbietet, die aber hier ohne
Nutzen
Nutzen seyn würden, weglassen.
b)
Und weil der größte,
und daher
gewiß sehr wichtige und respektable, Theil der Menschen nicht fähig ist, sich zu den transscendentalen Begriffen, die der Philosoph und Theolog von Gottes
Eigenschaften
höchster Vollkommenheit
sich machen, zu erheben, so ist es
Pflicht für
den
dem
Volkslehrer
sich
herablassen
herabzulassen
. Wollte er
aus übertriebenem Bestreben alles
anthropopathisch
anthropopathische
zu vermeiden, unterlassen, von Gottes Gerechtigkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Langmuth, von dem Wohlgefallen Gottes an den Tugendhaften
u. s. f.
zu reden, weil doch allen diesen Begriffen etwas menschliches anklebt; und wollte er statt dieser populären
Vorstellungsarten
Vorstellungsarten immer nur die mehr geläuterten, welche in den Schulen der Philosophen vorgetragen werden, brauchen: so würden die meisten Zuhörer ganz ohne wirkliche Begriffe bleiben, und auch bey den wenigen, die den Lehrer
vielleicht
vielleich
fassen möchten, dürfte gröstentheils mehr Erstaunen über die Größe des Unendlichen, als sol
che
Empfindungen, Gesinnungen,
Entschließungen
Entschliesungen
etc.
erregt werden, deren Hervorbringung die Absicht des Unterrichts von Gott ist.
c)
Gleichwohl muß der Volkslehrer auch mit jenen
philosophischeren Begriffen bekannt seyn
, theils um die Grenzlinie genau abzustecken, über welche bey dem Herablassen
zu
zn
der Schwäche der
Unfähigern
Unfähigeren
nicht hinausgegangen werden kann, ohne Gefahr, schädliche Vorurtheile und Irrthümer zu
erzeugen,
erzeugen
oder zu nähren; theils um doch auch Fähigere befriedigen und zeigen zu können, wie die populären biblischen Vorstellungsarten sich auf die philosophischeren zurückführen lassen, und im Grunde eben das sagen.
d) Da sehr würdige und scharfsinnige Philosophen über einige Sätze der natürlichen Theologie und manche Beweißarten nicht einig sind, so muß der Lehrer der Religion nicht so unvorsichtig seyn, mit dem, was gerade das
Neueste
ist, in seinen öffentlichen Vorträgen glänzen zu wollen. Denn überhaupt sollte man nichts in den gemeinen
Religionsunterricht
Religionsunterricht des
Volk
Volks aufnehmen, was nicht durch mehrjährige
kaltblütig
kaltblütige Prüfung bewährt gefunden worden
ist. Dieser langsame aber bedächtige und feste
ist, damit es nicht zu bald abermaliger Abänderungen bedürfe. Denn das Volk hat die Gewandheit des
Geist
Geistes nicht, mit welcher der geübte Denker sich leicht in ganz verschiedene Systeme findet. Ein langsamer aber bedächtiger und fester
Schritt bringt sicherlich am weitesten. e) Doch wird sich der gewissenhafte
Volkslehrer auch in Acht nehmen, daß er nicht, aus
Anhänglichkeit am Alten
, der Verbreitung wahrer Berichtigungen unsrer Kenntniße von Gott Hinderniße in den Weg lege, sondern
wird vielmehr suchen, seine
Lehrlinge
Lehrlinge mit Klugheit zu Annehmung gründlicherer Einsichten vorzubereiten.
Pflicht für den Volkslehrer sich herabzulassen
Mit dem Begriff der Herablassung kommt ein zentraler Gedanke der aufklärerischen „Theorie der Popularität“ (J.Ch. Greiling) in den Blick, der weniger negativ zu verstehen ist, als es sprachlich anklingt: Deutlichkeit und Sensibilität für die Fassungskraft des gemeinen Mannes galten als Haupteigenschaften guter Predigten und als wesentliche Anliegen populartheologischer Schriften überhaupt. Über das Entäußerungsmotiv des Philipperhymnus (Phil 2,7) und die neologische Akkommodationstheorie, die von einer Herablassung zur jüdischen Vorstellungswelt ausging, führte ein motivgeschichtlicher Weg zur biblischen Begründung des aufklärerischen Herablassungsgedankens. Eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der christlichen Glaubenstradition wurde auch als Folge einer fehlgeschlagenen Herablassung und diese daher als Aufgabe einer zeitgemäßen Identitätsfortschreibung gedeutet.
aus übertriebenem Bestreben alles anthropopathische zu vermeiden
Die Übertragung menschlicher Empfindungen und Eigenschaften auf höhere Wesen trug im zeitgenössischen Sprachgebrauch die Bezeichnung „anthropopathisch“. Bei der Übertragung speziell auf Gott sprach man von einem dogmatischen Anthropopathismus. Sofern die Rede von Gott immer nur analogisch oder symbolisch vonstattengehen kann, hielt ein Großteil der Aufklärungstheologen die gesamte Gotteslehre für einen einzigen Anthropopathismus, der ein Bewusstsein für den Sachverhalt erforderlich macht, dass Gottes Eigenschaften von den menschlichen qualitativ unterschieden seien.
§.
35. Urheber und Beherrscher der Welt, ist der biblische
Grundbegriff
Grundbegriff
von Gott. Jes.
40.
40,
22–26.
40, 22. 26.
42, 5.
8.
45, 18.
Jer. 10, 10–16.
Ps. 96, 4. 5.
Act. 14,
15–17.
15.
17, 24.
Daß ein Gott sey
, kann
Sein
Daseyn
kan
jeder Mensch, der
nur
auf einer
gewissen
mittelmäsigen
mäßigen
Stufe der
Kultur
Kul tur
Cultur
des
Verstand
Verstandes steht,
aus solchen Beweisen erkennen, die wir, wie auch die Bibel thut,
Ps. 14, 1.
Hebr. 11, 6.
aus der natürlichen Theologie hier voraussetzen; bey deren Auswahl aber der
Volkslehrer
Volkslehrer
Pre diger
zweckmäsig verfah ren muß.
Vergl.
Act. 14, 15. 16. 17.
17, 22–28.
Röm. 1, 19. 20.
Ps. 19, 2–7.
aus solchen Beweisen erkennen, die wir [...] aus der natürlichen Theologie hier voraussetzen
Die Frage nach der Möglichkeit rein rationaler Beweise der Existenz Gottes ohne Rückgriff auf religiöse Autoritäten als Erkenntnisquellen hat im abendländischen Denken eine lange Tradition. Neben frühen Nachweisen u.a. bei Aristoteles fand sie in der mittelalterlichen Scholastik in den
quinquae viae
des Thomas von Aquin (ca. 1225–1274) einen ersten Höhepunkt. Zentrale Bedeutung erhielten Gottesbeweise jedoch im Zusammenhang mit den religiösen Transformationsprozessen der Neuzeit und dem angestrebten Aufbau rationaler Wissensordnungen im Zeitalter der Aufklärung. Bis zur Mitte des 19. Jh.s waren mit dem ontologischen, kosmologischen, physikotheologischen sowie dem von Immanuel Kant (1724–1804) geprägten moralischen Gottesbeweis die vier Haupttypen ausgebildet. Im Rahmen seiner Metaphysikkritik sind die früheren Beweisarten von Kant nicht nur wegweisend systematisiert, sondern auch in ihrer Möglichkeit bzw. Stringenz grundsätzlich in Frage gestellt worden. Seine erkenntnistheoretische Grundannahme, dass die theoretische Vernunft nur für Gegenstände möglicher Erfahrung ein Beweispotenzial besitze, ließ ihn eine objektive Beweisbarkeit Gottes im Erkenntnisbereich der theoretischen Vernunft gänzlich ausschließen. Überdies ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass sich der neuzeitliche Bedeutungszuwachs der metaphysischen Gottesbeweise in erster Linie auf die wissenschaftliche Theologie und Philosophie beschränkte, während in religiösen Praxiskontexten ohnehin die Heilige Schrift als Weg zur Gotteserkenntnis bevorzugt worden ist.
36.
56.
Was Gott sey
, lehrt eben sowohl die Natur durch die
Vernunft
Vernunft
, zu deren Gebrauch das Volk anzuleiten ist,
(§.
31.
)
als die Bibel. Nämlich a) an uns selbst und an allen Dingen, deren unermeßlichen Inbegriff wir die Welt nennen, bemerken wir allenthalben solche Einrichtungen,
so harmonische Verbindungen und so
regelmäßige
regelmäsige
Veränderungen, daß uns bey fortgesetzter aufmerksamer und ruhiger Ueberlegung immer deutlicher wird, dieß alles ziele auf einen großen Zweck, und zwar auf Vollkommenheit des Ganzen. Da nun eine
solche
so
absichtsvolle Einrichtung und Ordnung weder vom Ungefähr herrühren, noch aus einer blinden Nothwendigkeit hergeleitet werden kann,
sondern ihren Grund in Gott, dem
Urheber
Urheber der Welt, haben muß,
so sind wir berechtiget zu schließen,
nicht nur, daß sie einen verständigen Urheber habe, sondern auch,
daß dieser ein Geist von
unbegränztem Verstande
unbegrenztem Verstand
, höchster Güte des Willens und unumschränkter Macht sey. Und da ferner b) wir selbst und alle Theile der Welt, die sich nur von uns bemerken
lassen
laßen
, Glieder einer Reihe von Ursachen und Wirkungen und so beschaffen sind, daß man ihnen weder einzeln noch zusammengenommen ein unabhängiges,
unbedingtes,
unbedingtes
nothwendiges Daseyn zugestehen kann, so leitet uns
dieß auf den Begriff eines unabhängigen, nothwendigen, ewigen, unendlichen, vollkommensten Wesens
dies darauf, daß dasjenige Wesen
, welches der letzte Grund der Dinge
außer
auser
ausser
ihm
ist
ist, unabhängig, nothwendig, ewig und unendlich seyn müße
. Und dieser
verständige
verständige,
allgütig
allgütige und allmächtige
Urheber der Welt, dieses nothwendige unendliche Wesen ist eben der Gott, den auch die
Bibel
Bibel
als den
Schöpfer
Schöpfer der Welt prediget.
Ist Gott der
Schöpfer
Schöpfer der Welt, des Inbegrifs aller der Dinge, deren keins die lezte Ursache seiner selbst oder der übrigen in sich enthält, deren Zahl unermeßlich ist, und deren Verbindungen unter einander und Veränderungen auf
Vollkommenheit
Vollkommenheit des Ganzen abzwecken; so hat Gott den Grund seines Daseyns in sich selbst, ist unabhängig, nothwendig, ewig, unveränderlich, unendlich, das allervollkommenste Wesen, von der Welt verschieden, ein Geist von unbegrenztem Verstand, höchster Güte des Willens, und uneingeschränckter Macht.
so harmonische Verbindungen und so regelmäßige Veränderungen
In der
Anleitung
klingen physikotheologische Denkmuster an, nach denen von der Betrachtung der Wohlgeformtheit und Schönheit der natürlichen Welt auf das Dasein und die weltbezogenen Eigenschaften Gottes geschlossen wird. Die bereits im 17. Jh. einsetzende, sich auf den spätantiken Gedanken eines
liber naturae
wie auf biblische Schöpfungsmotive berufende theologisch-literarische Strömung der Physikotheologie kann als Spielart der Frühaufklärung verstanden werden. Den Schock der kopernikanischen Wende hinter sich lassend, diente ihre teleologische Weltdeutung der Situierung des Menschen im von Gott geschaffenen Kosmos. Ein Zentrum der Strömung bildete der sog.
Hamburger Kreis
um den Philologen und Theologen Johann Albert Fabricius (1668–1736), dessen Übersetzung von William Derhams
Physico-Theology
(1713) maßgeblich zur Popularisierung im deutschen Sprachraum beigetragen hatte. Erst mit den naturwissenschaftlichen Fortschritten der zweiten Jahrhunderthälfte erlitt die physikotheologische Bewegung einen Relevanzverlust, der schließlich auch die Neologie veranlasste, die physikalischen und biologischen Fragen der Weltentstehung den jeweiligen Fachwissenschaften zu überlassen.
37. Wenn wir
diese Begriffe weiter entwickeln
*)
, und bey der Betrachtung der
Geschöpfe
Geschö pfe von den an den Wirkungen bemerkten Realitäten auf die Kräfte ihrer letzten wirkenden Ursache so schließen, und demnach
auf diesem Weg fortgehen, und
Gott alle
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten, auf die uns die
auf merksame
aufmercksame
Betrachtung des Ursprungs und der Einrichtung der Welt leitet, so
beylegen,
beilegen, und bey Betrachtung der Geschöpfe von den an den Wirkungen bemerckten
Realitäten
Realitäten auf die Kräfte ihrer letzten wirkenden Ursache so schliesen,
daß wir jede Vollkommenheit in Gott uns als unendlich
und nothwendig
denken, mit Absonderung aller aus der Natur endlicher
abhängiger
Dinge entspringenden
Einschränkungen:
Einschränckungen; und wenn wir hiernächst den Begrif des nothwendigen Wesens weiter entwickeln;
so lernen wir die
Eigenschaften
Gottes kennen,
d. i.
diejenigen Vollkommenheiten, welche dem unendlichen Wesen nothwendig zukommen,
und die wir uns, um deutliche Begriffe uns zu erleichtern oder sie praktischer zu machen, einzeln denken und von einander in Gedanken unterscheiden, ob es gleich nur
Eine
eine
höchste Vollkommenheit des Unendlichen ist.
Den Inbegriff dieser Vollkommenheiten nennet man das
Wesen
Gottes.
deren Inbegrif das
Wesen
Gottes ausmacht.
*) Deutet gleich die Bibel nur selten und kurz die Begriffe von einem nothwendigen
etc.
Wesen an, so würde doch bey dem Grade der
Kultur
Kultur
Cultur
, den unter Christen selbst
ein großer
der größte
Theil
des Volks
der Nichttheologen
jetzt hat, die Kenntniß von Gott allzumangelhaft seyn, und
leichtvermeidlichen
leicht vermeidlichen
irrigen Vorstellungen zu wenig vorgebeuget werden, wenn jene Begriffe bey dem
Volksunterricht
Volksunterricht
Unterricht
ganz übergangen würden. Doch ist dies der nächstvorhergegangenen
Anmerkung
Anmerkungen
unbeschadet zu verstehen.
38.
Bey den
Doch würden auf diesem Wege
mancherley Schwierigkeiten und
Zweifeln, welche bey diesen Untersuchungen selbst dem geübten
Denker
Denker aufstoßen, und nothwendig noch mehr den an tiefsinnige
Untersuchung
Untersuchungen
minder gewöhnten Freund der
Wahrheit
Wahrheit beunruhigen müssen, kommt
Zweifel selbst den schärfsten Dencker beunruhigen, wenn
uns
nicht
die Bibel
mit ihrem
Unterricht zu Hülfe, und bestätigt und erweitert
Unterricht, durch welchen
zu Hülfe käme, und
unsre
Erkenntniß
Erkenntnis
von
Gott
bestätigt und erweitert wird, sehr erwünscht
. Doch b)
Gott bestätigte und erweiterte. Ja
auch selbst die
Bibel
kann mit Menschen nicht anders als menschlich von Gott reden, und von ihm und seinen
Bibel kan uns von Gott und dessen
Eigenschaften nicht anders
uns
belehren, als durch nothwendig sehr
unvoll
kommene
Vergleichungen
Vergleichungen
unvollkommene Vergleichungen
des Unendlichen mit uns bekannten endlichen Dingen, deren Vollkommenheiten nicht etwa nur dem Grade sondern
selbst
der Art nach von den göttlichen verschieden sind.
Eines anschauenden Begrifs von Gottes Wesen
nnd
Eigenschaften sind wir schlechterdings unfähig.
Es können sogar manche
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten in Gott seyn, von welchen wir vielleicht durchaus keinen Begriff noch irgend einige Ahndung haben können, weil es seyn
kann
kan
, daß unter allen uns bekannten endlichen Dingen keines ist, das einige Aenlichkeit mit jenen Vollkommenheiten an sich trüge.
Zudem darf nicht vergessen werden, für was für Zeiten und Menschen der Unterricht, den das
A. T.
giebt, zunächst bestimmt war, daß in ihm oft
der begeisterte
Dichter
Dichter, dem es um Darstellung und Versinnlichung der
Begriffe
Begriffe zu thun war, redet, daß die Bibel bey ihren Lesern Begriffe von Gott mehr voraussetzt als erst erwecken will, und daß ihre Hauptabsicht dahin gehet, diese Begriffe rein zu erhalten und sie theils gewisser theils faßlicher theils praktischer zu machen.
Indessen
c)
ist das, was uns
Vernunft
Vernunft und Schrift von Gott sagen,
hinlänglich und gewiß genug
hinlänglich und gewis genug
, um der Religion zur Grundlage zu dienen.
Bey den mancherley Schwierigkeiten und Zweifeln [...] kommt uns die Bibel mit ihrem Unterricht zu Hülfe
Ergänze: a).
der begeisterte Dichter
Im 18. Jh. sind die biblischen Schriften und v.a. das Alte Testament als ein Werk der schönen Literatur entdeckt und entschlüsselt worden. Mit der Unterscheidung von Wort Gottes und Heiliger Schrift sowie der Infragestellung der Verbalinspiration trat die biblische „Poesie“ aus dem sakralen Bereich, zu welchem allein sie bisher gehört hatte, heraus, um zunehmend weltlicher Literatur gleichgeordnet zu werden. So konnte sich der exegetische Interessenschwerpunkt vom theologischen Wahrheitsgehalt auf die bisher sekundäre ästhetische Seite ausweiten oder verlagern, wodurch der „begeisterte Dichter“ der Schriften in den Vordergrund rückte. Für den deutschsprachigen Raum gilt in erster Linie Herder als Vorreiter einer literarisch-ästhetischen Bibelinterpretation (vgl.
Älteste Urkunde des Menschengeschlechts
, 1774/76). Auf ihn bezieht sich Griesbach mit dem Hinweis, dass die Bibel in ihrem „poetischhistorischen“ Stil mit Menschen „nicht anders als menschlich reden“ könne.
39. Die
Bibel legt Gott
Bibel, welche von Gottes Eigenschaften allemal in Beziehung auf uns redet, legt ihm
alle wahre Vollkommenheiten
, die sich
in dem Unendlichen
nur
denken
dencken
lassen, im höchsten Grade bey, und beschreibt ihn als das majestätischte, anbetungswürdigste (oder in der Sprache der Bibel, das
heiligste
Jes. 6, 3.
vergl.
29, 23.
Ezech. 38, 23.
Ps. 99, 5.
) Wesen, dem die höchste
Herrlichkeit
Herrlichkeit zukomme, das alle unsere Begriffe übersteige, und
in Absicht der Menge und Größe seiner Vollkommenheiten
mit nichts verglichen werden könne.
2 Mos. 15, 11.
Ps. 86, 8–10.
99, 1–5.
104,
1.
1
folgg.
113, 1–5.
145, 3.
folgg.
147, 5.
148, 13.
Jes. 40,
12.–28.
12–28.
Röm. 11, 33–36.
1 Tim. 6, 15. 16.
40. Gott ist ein
Geist
Geist
,
Joh. 4, 24.
an dem sich nichts körperliches befindet, und
kann
kan
er daher weder mit den Sinnen empfunden,
Röm. 1, 20.
1 Tim. 1, 17.
6, 16.
noch unter irgend einer Gestalt oder
einem Bilde
Bild
vorgestellet werden,
2 Mos. 20, 4.
Jes. 40, 18–25.
wenn gleich die Bibel oft bildliche
Redensarten
Redensarten von menschlichen Gliedern entlehnt, um Gottes Eigenschaften zu
beschreiben
schreiben
.
Daraus folgt, daß Gott anders nicht, als auf geistige Weise verehrt werden könne.
41. Sein Daseyn
a)
hat weder einen Anfang noch ein Ende;
Jes. 41, 4.
1 Tim. 6, 16.
er ist
ewig
ewig
, im strengsten Verstande,
Ps. 90, 1–4.
und bleibt
b)
ohne alle innere Veränderung
Ps. 102, 25–28.
Jac. 1, 17.
Mal. 3, 6.
Röm. 1, 23.
So unmöglich es ist
Es ist eben so un möglich
, daß Gott
nicht sey, eben so unmöglich ist es, daß er
anders sey, als er
ist
ist, als es unmöglich ist, daß er nicht sey
.
Ebendas.
Und dies ist eine wichtige Stütze unsers Vertrauens auf ihn, und ein starker Antrieb seinen unabänderlichen Willen zu vollbringen!
c)
Er hängt von nichts auser ihm ab,
Jes.
46.
46,
10. 11.
und ist sich selbst genug
, ohne zu seiner höchsten
Seligkeit
Seligkeit unsrer oder unsers Dienstes zu bedürfen
.
Act. 17, 24. 25.
42. Als der unendliche Geist, besitzt Gott
das vollkommenste, unendliche, Vorstellungsvermögen
den vollkommensten, unendlichen, Verstand
. Er ist
allwissend
allwissend
, und
kann nicht nur alles erkennen, sondern
kennet
wirklich a)
alles, das
mögliche und
wirkliche
würckliche
, das nothwendige und zufällige,
das
vergangene, gegenwärtige und zukünftige,
Jes. 41, 26. 27.
42, 9.
Ps. 139, 2. 16.
Act. 15, 18.
das nothwendige und zufällige,
auch
z. E.
die
frei
freien
Entschließungen
Entschliesungen
der Menschen und die davon
abhängenden
abhängende
Dinge,
1 Sam. 23, 11. 12.
Jer. 11, 18. 19.
(ohne daß durch Gottes Vorherwissen freie Handlungen nothwendig würden,)
das vergangene, gegenwärtige und zukünftige,
Jes. 41, 26. 27.
42, 9.
Ps. 139, 2. 16.
Act. 15, 18.
auch das, was unter gewissen,
jetzt
jezt
nicht
statt habenden
statthabenden
, Voraussetzungen geschehen seyn würde,
z. E.
1 Sam. 23, 10–13.
Jer. 38, 17–20.
Math.
Mvtth.
Matth.
11, 21.
das
größte
gröste
und das kleinste,
Ps. 147, 4.
Math.
Matth.
10, 29. 30.
alle Dinge und alle ihre Veränderungen und Schicksale,
Hebr. 4, 13.
Ps. 56, 9.
Math.
Matth.
6, 32.
nebst allen ihren möglichen und wirklichen Verbindungen,
und dem Maase der Kräfte eines jeden Dings,
insbesondere
insbesondre
auch alle, selbst die geheimsten, ja dem Menschen selbst zuweilen unbemerkte, Gedanken, Begierden und Handlungen, nebst ihren
Triebfedern
Triebfedern.
Ps.
10, 14. 17.
38, 10.
139, 1–16.
Jes. 29, 15.
Jer. 11, 18. 19. 20.
17, 9. 10.
Luc. 16, 15.
Act.
Act
.
1, 24.
Röm. 8, 27.
Hebr. 4, 12. 13.
1 Joh. 3, 20.
Das alles
b)
erkennet Gott auf das untrüglichst gewisseste, deutlichste, anschauendste und ohne Bilder oder Zeichen benöthigt zu seyn, alles auf einmal, ohne Abstraktion, Schlüsse
u. dergl.
und ohne daß in seiner
Erkenntniß
Erkenntnis
irgend
einige
eine
Veränderung, ein Vergessen, Erinnern
u. d. gl.
statt hätte, und in ewig gleichem Grade der höchsten Deutlichkeit, Gewißheit
u. s. f.
43. Als der vollkommenste Geist hat Gott den vollkommensten
Wille
Willen
, von dessen Daseyn in Gott auch seine Werke zeugen.
Ps. 33, 6.
115, 3.
135, 6.
Eph. 1, 11.
und den wir uns nicht als ein
bloßes
bloses
Vermögen, sondern als einen ewigen ununterbrochnen Aktus denken müssen. Da seine
Erkenntniß
Erkenntnis
die vollkommenste ist, und sein Wille aufs vollständigste in dieser gegründet ist,
weswegen
weßwegen
in ihm
auch
keine Affekten statt haben, so geht seine Neigung nur auf das wah re
Gutes
Gute, und seine Abneigung
(von welchem Begriff aber alle Nebenideen von Verdruß
u. d. gl.
abzusondern sind)
nur auf das wahre
Böses
Böse
und beide sind dem Grade der Vollkommenheit oder Unvollkommenheit des Gegenstandes aufs genaueste proportionirt
. Das
Gute,
das
was
Gute was
er will, will er stets, und auf einmal, und unveränderlich.
1 Sam. 15, 29.
Röm
.
Röm.
11, 29.
44.
Gott a) kann nichts anders wollen, als nur das Beste.
Dieß
Dies
ist aber dasjenige, was in dem besten Zusammenhange das Vollkommenste, also für das Wohl des Ganzen das
zuträglichste
Zuträglichste
, ist. Nur dieses also beschließt Gott.
Dieser beschließende Wille, welcher nie ohne
objektiv
objektive
objective
Gründe ist, giebt jederzeit seinem Gegenstande die
Wirklichkeit
Wirklichkeit.
(§.
66.
)
b) Was aber nur in einem andern als dem besten
d. i.
wirklichwerdenden Zusammenhange wahrhaftig gut seyn würde, oder was nur unter gewissen Bedingungen möglich ist,
Marc. 16, 16.
Ezech. 18, 21.
deren Erfüllung Gott nicht beschließen kann, weil sonst der beste Zusammenhang, das wahre Wohl des Ganzen,
gestöhret
gestöret
(
z. B.
die
Freiheit
Freiheit der vernünftigen Geschöpfe ganz aufgehoben) werden würde; was also nicht wirklich wird, weil es in der That das Beste nicht ist: das will auch Gott, eigentlich zu reden, nicht
*)
. Scheint die Bibel zuweilen das Gegentheil zu sagen, so sind es entweder
anthropopathisch
anthropopathische Redensarten, wie
Jes. 38, 1. 5.
Jon. 3, 10.
welche nur zu erkennen geben, daß gegen alles Erwarten etwas nicht geschehen sey, welches geschehen seyn würde, wenn nicht Gott weise Ursachen gehabt hätte, es nicht zur Wirklichkeit kommen zu lassen; oder es wird dabey voraus gesetzt, daß die Leser die anderwärts her bekannten Bedingungen hinzudenken, unter welchen Gott etwas wolle und beschlossen habe,
1 Tim. 2, 4
; oder es wird dadurch nur angedeutet, daß der Grund, warum etwas nicht geschehen sey, nicht in einem unbedingten
Rathschluß
Rathschluße Gottes, sondern in dem Ver halten der Menschen zu suchen sey.
Math.
Matth.
23, 37.
c) Dünkt es aber uns, die wir den Zusammenhang nicht übersehen, daß Gott etwas geschehen lasse, und also wolle, das an sich betrachtet nichts Gutes ist, so drücken wir unser Urtheil darüber dadurch aus, daß wir sagen, Gott
lasse es zu
lasse es zu
.
{Es ist aber dieses Gute entweder nur unter gewissen Bedingungen möglich,
Marc. 16, 16.
Ezech. 18, 21.
oder auch ohne sie;
*)
da dann, wenn die Bedingungen unerfüllt bleiben, Gottes Wille zwar ernstlich, aber doch nicht thätig ist.
Matth. 23, 37.
Jon. 3, 10.
Jes. 38, 1. 5.
Das
Gutes
Gute das nur unter gewissen Bedingungen wirklich werden kan, will Gott entweder blos überhaupt und in so fern es an sich und auser allem
Zusammenhang
Zusammenhang, oder in einem andern als dem wirklich werdenden Zusammenhang betrachtet, doch ein mögliches Gute ist;
1 Tim. 2, 4.
oder er will es, in so fern es in einem bestimmten, und zwar dem besten, und also wirklich werdenden, Zusammenhang möglich und das Beste ist.
Matth. 9, 2.
Der leztere ist der beschliesende Wille,
**)
welcher also nie ohne objektive Gründe ist, und allein und jederzeit seinem Gegenstand die
Wirklichkeit
Wirklichkeit, unmittelbar
1 Mos. 1, 3.
oder mittelbar durch Zwischenursachen,
***)
giebt, wenigstens zugiebt daß er durch die von ihm abhängige Kräfte freihandelnder Geschöpfe zur Wirklichkeit gebracht werde.
****)
}
*) Voluntas absoluta et conditionata.
**) Vol. antecedens et consequens s. decernens.
***) Vol. absoluta et ordinata.
****) Vol. approbans et permittens.
*) Die gewöhnlichen Eintheilungen des göttlichen Willens sind dem Christen, wenn sie auch ganz richtig und genau wären, entbehrlich. Aber Erläuterungen über einige in der Bibel vorkommende, und daher in den gemeinen
Sprachgebrauch
Sprachgebrauch der Christen übergegangene Redensarten scheinen nöthig zu seyn, um Mißverständige und der Gottheit unwürdige Vorstellungen zu verhüten.
45.
Kann gleich Gott
Ist gleich a) der Wille Gottes, so fern er Gott und dessen Eigenschaften und innere Werke oder sonst etwas schlechterdings nothwendiges zum Gegenstand hat, schlechterdings nothwendig;
*)
b) ist es ihm gleich unmöglich, etwas anders als das Beste zu wollen, und kan er gleich
das
Böses
Böse oder das minder
Gutes
Gute so wenig wollen als der
unendliche
göttliche
Verstand
Verstand etwas widersprechendes
denken
dencken,
oder die
Allmacht
Allmacht das unmögliche
wirklich
wircklich
machen
kann; (§.
44.
)
kan;
und
c)
bestimmt
er
sich gleich
Gottes Wille
allemal nothwendig nach den von dem unendlichen
Verstande
Verstand
vollkommenst erkannten Bewegungsgründen, nicht aber nach einer
bloßen
blosen
Willkühr:
(§.
43.
)
so
kann man den göttlichen Willen
ist der göttliche Wille
dennoch
frey
frey
nennen,
nicht nur
frey
,
in sofern
α
)
Gott
in der höchsten Bedeutung selbstthätig
ist, sondern auch
ist;
β
)
weil er
a)
frey ist
vom äusern
von äuserem
Zwange, innerem
blinden
blindem
Instikt
In stinkt
Instinkte
, und Affekten, und nichts ihn hindern
kann
kan
, immer das, was sein unendlicher Verstand für das Beste erkennet, zu wollen und zu
beschließen, Röm.
beschliesen, Rom.
9, 16. 19. 20. 21.
oder auch das Beschlossene auszuführen;
Eph. 1, 11.
Jes. 43, 12. 13.
Ps. 33, 9.
115, 3.
Luc. 1,
57.
37.
vergl.
vergl
.
§.
51.
daß also Gott seinen
Wille
Willen nicht einrichten, oder gar ändern, muß nach den Umständen, sondern alle Umstände einrichtet nach seinem Willen, und die
frei
freien
freyen
Handlungen sei ner
Geschöpfe
Geschöpfe nur so weit
zulässet
zuläßet
, als sie mit seiner Endabsicht bestehen
können,
können;
Röm.
können; Rom.
9, 19.
Ps. 2, 2. 3. 4.
33, 10. 11. 15.
Prov. 21, 1.
19, 21.
denn nichts geschiehet ohne seinen Willen;
Math.
Matth.
10, 29.
b)
γ
)
weil
Gott unter seine Geschöpfe Wohlthaten unverdient und ohne sie ihnen schuldig zu seyn nach seinem Wohlgefallen austheilt.
Röm. 9, 11–21.
Ezech. 1, 5. 6. 9. 11.
vergl.
§.
67.
und
128.
129.
er unter mehrern Dingen, die an sich betrachtet gut, und in Rücksicht auf die göttliche
Allmacht
Allmacht möglich sind, nur dasjenige wählt, was in dem besten
Zusammenhung
das Beste ist; und
δ
) weil es kein Widerspruch ist, daß Gott dieselbe Endabsicht auch durch eine andre, als die in dieser Welt wirkliche, Reihe von Mittel-Absichten eben so gut habe erreichen können, ob es gleich gewiß ist, daß sie durch keine andre besser habe erreicht werden können.
Röm. 9, 11. 12. 13.
– Freilich ist Gottes
Freiheit
Freiheit der Freiheit der Menschen sehr unänlich, und noch unerklärbarer als diese.
*) Vol. necessaria s. naturalis et libera.
46. Gott ist
allweise
allweise
.
Röm.
Rom.
16, 27.
a)
Er will nicht nur nichts ohne
Zweck
Zweck, und hat jederzeit die besten Zwecke, (§.
43
43.
) sondern kennet auch alle mögliche
Mittel
Mittel, wodurch sie erreicht werden können, (§.
42.
) übersieht
von Ewigkeit her
alle Verhältnisse der Dinge gegen einander und alle mögliche Reihen untergeordneter Zwecke,
wendet
wählt
zu seinen Absichten untrüglich die hinreichendsten und kürzesten Mittel
an
, verknüpft sie auf das vollkommenste unter einander, und verfehlet seinen Zweck nie
*)
.
b)
Seine Weis heit zeigt sich theils in der
Schöpfung
Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt,
Ps. 104, 24.
Sprüchw. 3, 19. 20.
Jer. 51, 15.
theils in dem
Werke
Werk
der
Erlösung
Erlösung.
1 Cor. 2, 6–12.
Eph. 3, 10.
Col. 2, 3.
c)
Sie ist allen
Creaturen
Kreaturen
unergründlich,
Jes. 40, 28.
Röm. 11, 33–36.
und läßt sich daher von Menschen nicht bestimmen, wie Gott nach
seiner
setner
Weisheit handeln werde
und
nnd
müsse.
*) Man stelle sich nur kein Berathschlagen, kein Aufsuchen und Abwägen der Mittel, keine eigentliche Wahl vor, sondern erinnere sich, daß Gott Zweck und Mittel gleich ewig und auf einmal kennt und unabänderlich will, so werden diese Beschreibungen der höchsten Weisheit nicht verwerflich seyn, sondern mit unläugbarem Nutzen gebraucht werden können.
47. Gott ist der
allerheiligste
*)
. (
vergl.
§.
39.
)
1 Joh. 3, 3.
1 Petr. 1, 15. 16.
Jac. 1, 13.
1 Joh. 1, 5.
Das
moralisch
moralisch
moralische
Gute will und befördert er, das moralisch
böse
Böse
hingegen
kann er nie wollen, sondern
verabscheuet er und
hindert es ernstlich.
5
5.
Mos. 32, 4.
Jac. 1, 13.
Eben so will er daß die
Neigungen
Neigungen aller seiner freihandelnden Geschöpfe seyn sollen. An den Tugendhaften hat er sein Wohlgefallen, und an den Lasterhaften
sein
seine
Mißfallen. Ps.
1, 6.
5, 5–7.
Mal. 3, 18.
1 Petr. 3, 12.
Hebr. 12, 14.
*) Heiligkeit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, sind freilich nichts anders oder mehreres, als die höchste Vollkommenheit des göttlichen Willens. Aber diese in der Anwendung auf verschiedene Arten der Objekte zu betrachten, und zu diesem Behufe verschiedene Namen ihr zu geben, ist so wenig irrig als unnütz.
48. Gott ist
allgütig
.
Ps. 103, 1–18.
118, 1–4.
136, 1.
folg.
a)
Er
hat
hat,
wie an allem Guten, (§.
43
43.
) so auch an den
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten
und dem
Glück
Glück
seiner Geschöpfe, sein Wohlgefallen,
Luc
.
Luc.
15, 7.
liebet sie,
1 Joh.
4.
4,
8. 16.
Joh. 3, 16.
und will allen den höchsten Grad von
Glückseligkeit
Glückseligkeit
Glükseligkeit
, der nach eines jeden Empfänglichkeit und nach seiner Weisheit möglich ist, gewähren.
Jac. 1, 17.
b)
Seine
Güte
Güte ist höchst vollkommen in Absicht der Erweisung,
z. E.
Ps. 103, 13.
Jes.
49,
49.
15.
Ebr.
12,
9
9.
12. 9.
–
Math.
Matth.
5, 45. 48.
Röm.
Rom.
2,
11.
11
–
Jac.
Jac,
1, 5.
und unermeßlich,
Ps. 103, 11.
theils in Absicht ihrer Gegenstände,
Ps. 33, 5.
57, 11.
Ps. 145, 9.
147, 9.
Röm.
Rom.
10, 12.
zu welchen besonders auch die Menschen
gehören,
gehören
Tit. 3, 4.
5 Mos. 33, 3.
Ps. 36, 7–10.
8,
5.
5
folgg.
folg.
vorzüglich
Vorzüg lich
die Frommen,
welche mehr als andre der Erweisungen der göttlichen Güte fähig sind,
Ps. 31, 20.
folgg.
22.
folg.
34,
1.
1,
folgg.
folg.
86, 5.
Luc. 15, 7.
Röm.
Rom.
8, 31–39.
theils in Absicht der vielen und mancherley Güter und
Wohlthaten.
Wohlthaten
Jac. 1, 17.
Math.
6.
6,
Matth. 6,
32. 33.
Act. 14, 17.
17,
17.
25.
c)
Mann
Man
Man
erkennet sie aus der
Schöpfung
Schöpfung und ursprünglichen Einrichtung der Welt, aus der täglichen
Erfahrung
Erfarung
Erfarung
, und besonders aus der durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
geschehenen
Erlösung
Erlösung.
Joh. 3, 16.
Röm.
Rom.
5, 8–11.
d)
Gottes Güte,
sofern
so fern
sie sich an uns erweiset, ohne, ja gegen unser Verdienst, also höchst
frey
frey,
(§.
45.
)
und ohne daß wir ein Recht dazu gehabt hätten, heist
Gnade
Gnade
:
Gnade
;
Röm. 11, 6.
Eph. 2, 7–9.
sofern
so fern
sie von Uebeln uns befreiet, und besonders verdiente Strafen uns erläßt,
Barmherzigkeit
Barmherzigkeit
;
Ps. 103, 8–14.
51, 3.
Hos. 11, 8. 9.
Joel 2, 12. 13.
so fern sie
mit
die
Vollstreckung der Strafen
nicht eilet, sondern dem Sünder Zeit zur Besserung läßt
aufschiebt
,
Langmuth
und
Gedult
Geduld
Röm. 2, 4.
und so fern sie die
gedroheten
Strafen mildert,
Gelindigkeit
.
Gelindigkeit
Ps. 89, 31–34.
S.
die
Anm.
b.
zu §.
35.
49. Gott ist
wahrhaft
wahrhaft
,
Joh. 3, 33.
1 Thess. 5, 24.
kann
kan
sich nicht verstellen, noch
trügen
lügen
,
4 Mos. 23, 19.
Tit. 1, 2.
noch seine
gegebene
gegebne
Zusagen und Versicherungen brechen;
Röm. 3, 3. 4.
2 Tim. 2, 13.
daher man sich vollkommen auf
ihn
seine Verheisungen
verlassen und ihm vertrauen
kann
kan
.
Röm. 4, 20–22.
Hebr.
6,
6.
17. 18.
10, 23.
50. Ist Gott der allerheiligste und allweise, so
a) kann
kan
er seinen vernünftigen
Geschöpfe
Geschöpfen nicht mehr Gutes erweisen, als jene Eigenschaften ge statten; aber auch weniger nicht. Um bey ihnen das
moralisch
moralische Gute zu befördern, und das moralische Böse zu hindern, (
§.
§,
47.
) und sie dadurch zu den Erweisungen seiner
Güte
Güte fähiger zu machen, (§.
48.
)
wendet
wählt
er nach seiner Weisheit die
wirksamsten
würksamsten
Mittel
an
. (§.
46.
)
Er schreibt ihnen
daher b)
Gesetze
Gesetze vor
Dahin gehören b) seine Gesetze
, Mich. 6,
8.
3.
Jac.
4.
4,
12.
Röm. 2, 14. 15.
Vergl.
§.
97.
98.
und verknüpft sie
97
–
99.
die er
mit den kräftigsten Bewegungsgründen zu ihrer
Beobachtung.
2.
2
Beobach tung verknüpft, 2
Mos.
20, 5. 6.
Vergl.
§.
99.
Seine Gesetze sind die untrüglichste
Erkenntnißquelle
Erkenntnißquelle
Erkentnisquelle
von dem was gut ist, (§.
43.
)
Ps. 19, 8–12.
zielen auf nichts als das Beste der Geschöpfe,
Röm. 12, 2.
Ps. 119, 144.
Jes. 48, 17. 18.
und können schon deswegen nicht ohne unausbleiblichen Nachtheil übertreten werden.
c)
In
und c) in
Absicht des Verhaltens seiner freihandelnden Kreaturen gegen die Gesetze,
beweist
sich
Gott
seinen sämmtlichen Eigenschaften gemäs,
d. i.
oder
als den
Allgerechten
,
Allgerechten
.
beweist.
Ps. 7, 9. 12.
2 Thess. 1, 5–9.
Jer. 17, 10.
2 Cor. 5, 10.
Act. 17, 31.
Gal. 6, 7.
Denn
α
)
er belohnt die Beobachtung seiner Gesetze,
Röm. 2, 6. 7. 10.
Hebr.
6, 10.
11, 6.
und bestraft ihre Uebertretung;
Röm. 2, 2.
5.
6. 8. 9.
Ps. 7, 12–14.
Hebr.
6, 10.
10, 30. 31.
12, 29.
beides,
β
)
um das Ansehen der Gesetze auf recht zu erhalten,
Ps. 50, 21.
und hierdurch sowohl moralische Güte als
Glückseligkeit
Glückseligkeit möglichst unter seinen Geschöpfen zu verbreiten; also aus weiser heiliger Güte, und seiner Wahrhaftigkeit gemäs.
γ
)
Die göttlichen Belohnungen und Bestrafungen aber erstrecken sich über alle freie Handlungen ohne Ausnahme,
Röm.
2. 3
,
2, 3.
2, 2. 3. 6.
16.
1 Cor. 4, 5.
Hebr. 4, 12. 13.
Matth. 12, 36.
25, 31–46.
sind denselben vollkommen proportionirt,
1 Mos. 18, 25.
Röm. 2, 12.
2 Cor. 9, 6.
und
unpartheiisch
unpartheiisch.
Röm. 2, 11.
Col. 3, 25.
Vergl.
§.
99
–
111
90
–
111
.
Röm. 2. 3, 16.
Auch in der Leitauflage ist Röm 2,3.16 gemeint.
51. Gott ist
allmächtig
allmächtig
Eph. 1,
11.
7.
19.
a)
Er hat nicht nur alles was wirklich ist, diese ganze uns undenkbar
große
grose
Welt
Welt,
mit allen ihren Theilen,
zur
Wirklichkeit
Wirklichkeit
gebracht,
gebracht.
1 Mos. 1, 1.
folgg.
folg.
Jes.
40, 26.
44, 24.
Jer.
Jerem.
27, 5.
32, 17.
Röm. 4, 17.
sondern könnte auch
auserdem
allem
andern,
was nur möglich ist, wenn er wollte,
Ps. 115, 3.
135, 6.
d. i.
wenn es seiner Weisheit und Güte gemäs wäre,
die Wirklichkeit geben.
Luc. 1, 37.
1 Mos. 18, 14.
Jer. 32, 27.
b)
Ob er aber gleich
und auf das weiseste nach seinen liebevollen Absichten eingerichtet, (§.
68
–
70.
) sondern er erhält und regiert sie auch durch seine alles vermögende Kraft. (§.
72
–
79.
) Daß er aber nicht noch mehreres geschaffen, oder dem Geschaffenen eine andere Einrichtung gegeben hat, rühret nicht von einem Mangel seiner Macht her; denn was er will, geschieht,
Ps. 115, 3.
135, 6.
und ihm ist nichts zu schwehr, noch eins schwehrer als das andere;
Luc. 1, 37.
Jer. 32, 27.
Zachar. 8, 6.
sondern der Grund liegt darin, daß es seiner Weisheit und Güte so am gemäsesten,
d. h.
am besten war, und daß er daher es so und nicht anders wollte. b) Nicht nur das ist ein Werk seiner Allmacht, was er
durch
bloßes
bloses
Wollen
Ps. 33, 9.
und ohne
Anwendung
Anwendung einer hievon verschiedenen Kraft,
unmittelbar alles was er will
unmittelbar,
unwiderstehlich und in einem Augenblick
wirklich machen könnte, und zum Theil auch
wirklich
macht,
macht.
1 Mos. 1, 3.
Hebr.
Hebr..
11, 3.
Ps. 33, 6.
ohne daß ihm etwas zu schwehr, oder eins schwehrer als das andre wäre;
Zach. 8, 6.
2 Chron. 14, 11.
so läßt er doch vieles, nach seiner Weisheit,
sondern auch alles das ist es, was er
durch
Mittelursachen
Mittelursachen
, welche ihr Daseyn und ihre Kräfte von seiner Allmacht haben,
und nach dem
von ihm eingerichteten
ordentlichen
Laufe
Lauf
der Natur wirklich
werden.
werden, hervorbringt. (§.
83.
84.
)
52. Gott ist
allgegenwärtig
allgegenwärtig
.
Ps. 139, 7–10.
1 Kön. 8, 27.
Jes. 66, 1.
Act. 17, 24.
Er
weiß
weiß,
was überall geschieht,
Jer. 23, 23. 24.
Matth. 6, 4. 6.
18, 20.
und
kann
kan
, was er will, überall zugleich unmittelbar
wirken
wirken.
Ps. 115, 2. 3.
135, 6.
Matth. 28, 20.
53. Es ist nur
ein einiger
Gott
.
5 Mos.
4,
4
35.
6, 4. 5.
Marc. 12, 29.
Jes. 45, 5. 21. 22.
Ps. 86, 8. 10.
1 Cor. 8, 4–6.
Eph. 4, 6.
Alle bisher beschriebene Eigenschaften kommen nur diesem Einzigen, und auser ihm Nieman den, zu; es giebt also keinen der ihm gleich sey; so wie auch Niemand die Welt geschaffen hat, als er allein. §.
35.
54.
*)
Wenn die heiligen Schriftsteller von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Christo
reden, den sie durchweg als ei nen wahren Menschen, dergleichen wir sind, beschreiben,
Hebr. 2, 14. 16. 17.
4, 15.
so bedienen sie sich a) zuweilen solcher Redensarten, die deutlich anzeigen, daß er auch noch in einer andern Rücksicht betrachtet werden könne, als in der, da er Mensch, von
Maria
Maria
gebohren, und ein
Nachkömmling
Nachkömmiing
David
Davids
ist;
Röm. 1, 3. 4.
9, 5.
Matth. 22, 45.
ein
Umstand
Umstand,
der sonst
bey
bei
keiner andern Person in der Bibel vorkommt, durch welchen wir darauf geführt werden, daß der Mensch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus Christus
nicht ein
bloßer
bloser
Mensch
, wie wir, seyn,
sondern
sonderu
daß mit diesem von
David
David
abstammenden Menschen
ein Wesen andrer
Natur
,
daß
das
nicht von
David
David
abstammete, auf eine ganz
besondre
besondere
Weise,
verbunden
gewesen seyn
müsse
müße
.
Dieß
Dies
bestätigt sich sehr dadurch, daß das
N. T.
b) häufig versichert, er
sey
eher,
eher
als er von
Maria
Maria
gebohren
worden,
worden
schon
da gewesen
dagewesen
, und zwar im Himmel, bey Gott; welches die Bibel von keinem andern Menschen so saget.
Joh. 1, 30.
3, 13. 31. 32.
6, 38. 42. 46.
8, 58.
Ja er wird, als der erste, über die
Schöpfung
Schöpfung der Welt und den Anfang aller Kreaturen
hinausgesezt
hinausgesetzt
.
Joh.
1,
1.
1. 2. 3.
17,
5.
5
Col. 1, 15. 17.
Dieses präexistirende übermenschliche Wesen c) benennet die Bibel mit dem erhabnen Namen des
Sohnes Gottes
, (welcher Name
zwar meistens, aber doch
nicht immer mit der Be nennung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
oder Messias
(§.
132.
)
gleichbedeutend ist)
Röm. 1, 4.
und zwar nennet sie ihn den eingebohrnen oder einzigen Sohn,
Joh. 1, 14. 18.
3, 16. 18.
1 Joh. 4, 9.
ingleichem
ingleichen
den Logos
Joh. 1, 1. 14.
worunter man
damals
nach erweislichem damaligen
Sprachgebrauch
Sprachgebrauch,
den erhabensten
Geist
Geist nächst Gott verstand.
*) Von dem, was die theologischen Lehrbücher von der Gottheit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
und des
heil.
Geistes und von der
Dreyeinigkeit
Dreyeinigkeit enthalten,
a)
gehört in den
populären
Religionsunterricht
Religionsunterricht
sehr wenig, nämlich
nur so viel, als nöthig ist, damit nicht ein großer Theil unsrer übrigen
Religionstheorie
Religionstheorie ganz unverständlich sey, und damit man viele wichtige Stellen der Bibel
verstehen
verstehen,
und an der gemeinschaftlichen Gottesverehrung in den Versammlungen unsrer Brüder aufrichtigen und herzlichen Antheil nehmen könne. Zu diesen Zwecken kann die Lehre von der göttlichen Würde unsers
Erlöser
Erlösers nicht gemisset
werden. Will man aber das
Volk
Volk hievon so unterrichten, daß es nicht gedankenlos an den Worten hängen bleibt, sondern wirklich etwas, nicht ganz und gar unbestimmtes, dabey denkt, so wird es unvermeidlich seyn, ihm auch darüber etwas zu sagen, wie man den Satz: es ist nur ein einziger Gott, mit den Sätzen: der Vater unsers Herrn
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Christi
ist Gott, und:
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
ist Gott, vereinigen könne. Und in so fern scheint
werden; diese aber macht
einige Kenntnis der Dreyeinigkeitslehre
unentbehrlich zu seyn. b)
unentbehrlich.
Eine zusammenhängende Beleh
rung
von diesen Materien
davon
ist in dem
Unterricht der erwachsenen Katechumenen zu ertheilen, und auf diesen wird in den Vorträgen vor dem Volk gelegentlich gebauet.
c)
Dabey nimmt der
Volkslehrer
Volkslehrer immer Rücksicht auf die durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
geschehene Erlösung, auf die ihm beigelegte Oberherrschaft über alles, und auf die ihm gebührende Verehrung, und
d)
vermeidet unbi
blische
Kunstwörter
Kunstwörter, auffallende Antithesen, vermeinte Erläuterungen und Vergleichungen, untaugliche und
kritisch
kritisch oder exegetisch unsichere Beweise, zu
mal aus dem
A. T.
, Polemik gegen die anders Denkenden und unbedachtsame Klagen oder Declamationen gegen sie, und unverständige Uebertreibung der
in den vorhin bemerkten Rücksichten
an sich
freilich nicht zu leugnenden Wichtigkeit dieser Lehren.
d)
e)
Zur leichtern Ueberzeugung von der Gottheit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
, trägt eine
zweckmäßig
zweckmäßige Stellung des Beweises nicht wenig bey.
Unterricht der erwachsenen Katechumenen
Das Erwachsenenkatechumenat erhielt im Zeitalter der Aufklärung einen Bedeutungsgewinn im Hinblick auf die Verleihung kirchlicher Rechte und die Konstatierung bürgerlicher Mündigkeit. Die definitive Aufnahme erfolgte nicht mehr allein durch die Taufe, sondern durch einen Willensakt des mündig gewordenen Menschen. Insgesamt trat das theologische Verständnis der Kirche als göttlicher Institution gegenüber einem kollegialistischen Verständnis zurück. Diese Transformationsprozesse zeigten ihre Wirkung auch oder besonders im dogmatisch-theologischen Bereich.
55. Unleugbar
geschiehet
geschieht
es in Rücksicht auf diesen erhabnen, vor dem Entstehen des Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
schon
da gewesenen
dagewesenen
, in
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
befindlichen
Logos
Logos
erhabenen Geist
, daß das
N. T.
a)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
eine
Würde und Majestät
beilegt, die
über
alle menschliche weit
erhaben ist
übersteigt
,
Phil. 2, 6.
und daß es ihn hoch über alle
Engel
Engel hinaussetzt,
Hebr. 1, 4–14.
Eph. 1, 21.
Col. 2, 10.
und Beschreibungen von ihm macht, die für jeden noch so vollkommenen Menschen und Engel viel zu
groß
gros
sind;
gros sind.
Hebr. 1, 3.
Col. 1, 15.
b) daß es befiehlt, ihm eine
Verehrung
Verehrung
zu erweisen,
1 Cor. 1, 2.
dergleichen nur dem einzigen wahren Gott zu kommt; auf ihn sich eben
so,
so
wie auf
Gott,
Gott
taufen zu
lassen
lassen,
Matth. 28, 19.
ihn anzubeten,
Hebr. 1, 6.
und an ihn sein
Gebet
Gebet zu richten;
Act. 7, 59.
vergl.
(von der Erhörung)
Joh. 14, 13. 14.
welches zusammengenommen mehr ist, als Ehrfurcht und Dank
bloß
blos
für die unaussprechlichen
Verdienste
Verdienste, die er um das menschliche Geschlecht hat;
Phil. 2, 7–11.
und ist dieß um so mehr zu verwundern, da die
heil.
Schrift sonst über die dem einzigen wahren Gott allein gebührende Verehrung und Anbetung mit unbeschreiblicher Eifersucht hält.
Jes. 45, 22. 23.
Röm. 14, 11.
vergl.
Phil. 2, 10.
Jes. 42, 8.
Wir sind daher verpflichtet, sorgfältigst nach weiterm
Unterricht
Unterricht
Uuterricht
über
uber
die wahre Beschaffenheit dieser so auserordentlichen Person uns umzusehen.
56. Diesen giebt uns das
N. T.
indem es a)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesum
Jesum
als den
Oberherrn und Regenten
der Menschen
Röm. 14, 9.
Phil. 2, 11.
und der übrigen
Geschöpfe
Geschöpfe,
Matth. 28, 18.
20.
1 Cor. 15, 27.
Eph. 1,
21.
21,
22.
Hebr.
Hebr
.
1, 2.
als den Mitregenten auf dem Throne der Gottheit, vorstellt.
Hebr. 1, 3.
Eph. 1, 20.
Matth. 22, 44. 45.
Ps. 110, 1.
Oberherrschaft
Oberherrschaft aber über die
Welt und Regierung derselben
Welt,
ist ein Prädikat, welches die Bibel
ausschließungsweise
ausschliesungsweise
dem einzigen wahren Gott allein giebt, und es aus der
Schöpfung
Schöpfung herleitet, (
vergl.
Hebr.
Heb.
1, 3.
) und welches All wissenheit, Allmacht und Allgegenwart voraus setzt; b)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
Werke
beilegt, die nur Gott zukommen, und ohne göttliche Eigenschaften, welche an ein endliches Wesen nicht mitgetheilt werden können, ganz undenkbar sind,
z. B.
das künftige allgemeine
Weltgericht
Weltgericht,
Joh. 5, 25–29.
vergl.
Hebr. 12, 23.
welches ohne Allwissenheit unmöglich ist;
1 Cor. 4, 5.
vornehmlich aber c) die
Schöpfung der Welt
,
Joh. 1, 3. 10.
Col. 1, 16.
Hebr. 1, 2. 3. 10.
und die Col.
Erhaltung derselben
Erhaltung,
1, 17.
Hebr.
Hebr
.
1, 3.
wie auch die Regierung derselben
Matth. 28, 18. 20.
ihm zuschreibt;
ungeachtet
ohnerachtet
Weltschöpfer, und der einzige wahre Gott, in der Bibel einerley Begriffe sind; endlich auch d)
Eigenschaften
ihm ausdrücklich beilegt, deren kein endliches, sondern nur das unendliche Wesen fähig ist, als Ewigkeit und Unveränderlichkeit,
Hebr. 1, 11. 12.
vergl.
Joh. 1, 1.
und
17, 5.
Allmacht
Phil. 3, 21.
Hebr. 1, 3.
vergl.
11, 3.
57.
Folglich müssen wir es ganz eigentlich
Dem allem, zusammengenommen, zu Folge, halten wir uns für verpflichtet ganz eigentlich es zu
verstehen, wenn das
N. T.
diesen erhabnen, mit dem Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
verbundenen
Geist
Geist, oder den
Logos
Logos,
Gott nennt
Gott nennt
, wie
sie
es
wirklich thut
Joh. 1, 1.
(
Röm. 9, 5.
Tit. 2, 13.
Hebr. 1, 8.
1 Joh. 5, 20.
)
Haben
Und haben
wir also nicht Grund genug in der Bibel, zu lehren, er sey
Er
ist
in gleichem Verstande Gott, als der
Vater
Vater unsers Herrn
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
Christi
?
Christi
.
48.
58.
Denjenigen, welchen der eingebohrne Sohn seinen
Vater
nennt,
unterscheidet
die Bibel deutlich
von diesem Eingebohrnen
oder Logos, der auch eigentlicher wahrer Gott ist.
Joh. 1, 1. 2. 14. 18.
17,
5.
3.
Col. 1, 15.
Hebr. 1, 2. 3.
59. Das
N. T.
nennt neben dem Vater und dem Sohne einigemal den
heiligen Geist
, und stellt ihn jenen dergestalt an die Seite,
Matth. 28, 19.
2
Cor.
Cor
.
13, 13.
1 Cor. 12, 4. 5. 6.
(
1 Petr. 1, 2.
) daß
sich daraus schließen läßt
wir berechtigt sind zu glauben
, er stehe gegen beide in einem
Verhältnisse,
ähnlich
das
Verhältniße, änlich
demjenigen, in welchem jene beide gegen einander
stehen
stehen, nicht ganz unänlich sey
. – Es ist auch
gewiß
gewis
, daß das vieldeutige Wort
Geist
Geist in dem damaligen
Sprachgebrauch
Sprachgebrauche unter andern zur Bezeichnung wirklicher
Personen
Personen
, also nicht
blos
bloß
abstrakter Dinge oder Kräfte und Wirkungen, sondern auch ihre eigene Subsistenz habender und freihandelnder
Subjekte
Subjekte, gebraucht worden sey,
z. E.
Apocal. 4, 5.
5, 6.
Und in eben dieser Bedeutung wird es
, nach unsrer Einsicht,
in einigen Stellen des
N. T.
offenbar
genommen, welche von dem heiligen Geist so reden, daß man weder an Wirkungen oder Gaben Gottes, noch an eine
bloße
blose
Prosopopöie
Prosopopöie denken
kann
kan
;
1 Cor. 12, 11.
vergl.
Vergl.
V.
4. 6. 8. 9.
1 Cor. 2, 10. 11.
vergl.
Joh. 1,
18.
18,
Joh. 14, 16. 17. 26.
15, 26.
16, 7. 8. 13. 14. 15.
vergl.
12, 50.
wozu man noch
Matth. 28, 19.
(
Eph. 4,
50
.
) fügen
kann
kan
.
Prosopopöie
Der Begriff (von gr.
πρόσωπον
= Person und
ποιέω
= machen) beschreibt das rhetorische Mittel der Personifikation oder Vermenschlichung von Tieren, Pflanzen, Gegenständen oder abstrakten Wesen im Bereich der Literatur, hier speziell der biblischen Schriften. Dem Personifizierten wird Sprachfähigkeit oder menschliches Verhalten zugeschrieben. In der Rhetorik findet sich auch die lateinische Bezeichnung
fictio personae
.
60. Daß der heilige Geist
, wenn er überhaupt eine Person ist,
eine
göttliche
Person
sey, ist schon aus der Zusammensetzung mit dem Vater und
Sohn
Sohne
sehr
im höchsten Grade
wahrscheinlich, nachdem die
Gottheit
Gottheit des Sohnes nun schon erwiesen ist; zumal da wir auf ihn eben so wie auf Vater und Sohn getauft werden sollen. Es wird aber
gewiß
gewis
, wenn man dazu
nimmt
nimt
, daß ihm Allwissenheit beigelegt
wird,
wird
1 Cor. 2, 10. 11.
und Allmacht, indem die Schrift ihn als den Urheber der Wunder und Wundergaben häufig beschreibt,
z. E.
1 Cor. 12, 11.
wozu man
allenfalls
noch setzen
kann
kan
, daß seine Wohnung ein
Tempel
Tempel genannt wird.
1
Cor.
Cor
.
3, 16.
6, 19.
vergl.
2 Cor. 6, 16.
Ob das
N. T.
ihn
ausdrücklich
audsrücklich
Gott
nenne,
nenne
(
Act. 5, 3. 4.
1 Cor. 3, 16.
) läßt sich zwar kaum mit völliger
Gewißheit
Gewisheit
entscheiden, ist aber auch kein unentbehrliches Stück des Beweises für die
wahre wesentliche Gottheit des
heil.
Geistes
.
61. Der
heil.
Geist
ist
isi
vom Vater
sowol
sowohl
als vom Sohne unterschieden.
Matth. 28, 19.
Joh. 14, 16. 26.
15, 26.
62. Der ganze
Inbegriff
Inbegrif
aller unendlichen
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten, welcher nur allein in dem einzigen nothwendigen Wesen, dem Schöpfer der Welt, möglich ist, oder die wahre wesentliche Gottheit, kommt
unwidersprechlich
also
dem
Vater
Vater unsers Herrn
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Christi
zu; aber nicht minder kommt sie auch dem ewigen Sohne des Vaters, dem mit dem Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
vereinigten
Logos
Logos, zu
(§.
57.
)
; und eben so dem
heil.
Geist
Geiste (§.
60
).
60.
)
Geist.
Diese
drey
aber sind wirklich, und nicht blos den Nahmen nach oder in unsrer Vorstellung,
von einander unterschieden
,
(§.
(§
58.
61.
)
als
drey
besonders handelnde, und also für sich bestehende –
Personen
Personen nennt mans, weil man doch irgend ein Wort haben muß, wenn man von der Sache reden, und die in der Bibel vorkommende Sätze untereinander vergleichen und in Eins zusammenfassen soll, und weil von diesen Dreyen
im
N. T.
so geredet wird, wie man sonst unter Menschen von Personen im eigentlichsten Verstand redet; welcher Ausdruck aber eben so
bloß
blos
analogisch
analogisch gebraucht wird, wie man
bloß
blos
analogisch es versteht, wenn man von Gottes Freiheit, Rathschlüssen, Gegenwart
u. s. w.
redet. Uns ist es genug, ohne hier in Untersuchungen über die innern Verhältnisse dieser Drey gegen einander uns zu wagen, durch die verschiedene
äusere
Verhältnisse
Verhältniße
sie zu unterscheiden, in welchen jeder anders als der andre sich uns geoffenbaret hat, indem dem Vater die
Fassung
Faßung
des
Rathschlusses
Rathschlußes
über unsre
Beseligung
Beseeligung
Beseligung
, dem Sohne die Ausführung desselben in dem
Werk
Werke
der
Erlösung
Erlösung, und dem
heil.
Geiste die Zubereitung unsrer Gemüther zur wirklichen Theilnehmung an der uns zugedachten und
erworbnen
erworbenen
Glückseligkeit
Glückseligkeit, zugeschrieben wird; so wie die Schrift auch lehret, der Vater sey es, der den Sohn sende, der Sohn aber sende den
heil.
Geist vom Vater.
Doch auch diese Belehrun gen sind ohne Zweifel nach der Schwachheit unsers
Fassungsvermögen
Fassungsvermögens eingerichtet.
63. Da es ein unumstöslicher Grundsatz der
natürlichen und geoffenbarten
Religion ist, daß nur
ein einziger Gott
sey,
oder, daß die nothwendige allervollkommenste Substanz nur einmal existire,
und daß
also
alle göttliche
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten einzig und allein nur
diesem Einzigen
dieser einzigen Substanz
, und keinem Dinge auser
ihm
derselben
, zukommen
(§.
53.
)
; so müssen
Vater
Vater,
Sohn und Geist zusammen dieser einzige
Gott
Gott, die einzige nothwendige Substanz,
seyn, und das göttliche Wesen muß
demnach
, zwar nur ein einzigmal, aber doch
in diesen Dreyen
, eben so unbegreiflich mit einander
vereinigten,
vereinigten
als unbegreiflich von einander verschiedenen, ungetheilt vorhanden seyn.
64. Die
Unbegreiflichkeit
Unbegreiflichkeit
dieser Lehre steht ihrer Wahrheit eben so wenig im Wege, als die Unbegreiflichkeit vieler Sätze der natürlichen Theologie für einen Beweis ihrer Falschheit gehalten wird. Genug, daß kein wahrer Widerspruch in ihr erwiesen werden
kann
kan
, wie man denenjenigen zeigen
kann
kan
, welche sich in tiefere
Spekulationen
Spekulationen
, dergleichen man in den Schulen der Theologen nach verschiedenen Hypothesen angestellet hat,
einlassen wollen.
Denn in den Schulen trägt man diese Lehre mit einigen nähern Bestimmungen unsrer Vorstellung von ihr vor, theils um nöthigen Falls darthun zu können, daß sie nichts widersprechendes in sich fasse, theils um sich von gewissen ehedem aufgekommenen irrigen Vorstellungen derselben desto sichrer zu entfernen.
Auser der Schule aber
begnügt
sich ein von der
Wahrheit
Wahrheit der in der Bibel enthaltnen Offenbarung überzeugter Christ damit, daß, nach dem deutlichen Inhalt des
N. T.
nur ein einziger Gott sey, und daß zu dem einigen Gott gehören der Vater, der Sohn, und der
heil.
heil
.
Geist. Hiervon aber hat uns die Bibel unterrichtet, damit wir den Rathschluß Gottes über unsere
Seeligkeit
Seeligkeit
Seligkeit
richtiger
und deutlicher
uns vorstellen, die darin sich zeigende Liebe
Gottes
Gotttes
demüthiger verehren,
und
von der göttlichen Würde unsers Erlösers und Herrn,
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Christi
, belehrt
werden
werden, und einen desto festeren Grund unsers Vertrauens auf ihn haben
möchten.
Werke Gottes
*)
.
*) Um
a)
eine deutlichere Vorstellung von einigen
im folgenden vorkommenden Lehren zu erleichtern, kann es
nützlich
nützlich seyn, einige allgemeine Sätze von dem
Rathschluß
Rathschlusse
Rathschluße
Gottes der Abhandlung von der
Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt vorauszuschicken, und
dasjenige
dasjenige,
was §.
44.
45.
von dem Willen Gottes vorgekommen ist, noch etwas mehr zu entwickeln. –
b)
Je richtiger, genauer und ausgebreiteter die
Kenntnis
Kenntnis der Menschen von den Werken Gottes ist, desto würdiger werden ihre
Begriffe
Begriffe von Gott und dessen Eigenschaften seyn, und desto leichter können in ihnen religiöse
Gesinnungen
Gesinnungen erweckt und unterhalten werden. Es ist also Pflicht für den christlichen
Volkslehrer
Volkslehrer, auf die Werke Gottes aufmerksam zu machen und die Kenntnis derselben zu befördern.
c)
Doch muß er, wenn er vor dem Volk von dergleichen Gegenständen redet, nicht nur gelehrte
Spekulationen
Spekulationen und Hypothesen weglassen und sich auf das einschränken, was seinen Zuhörern nicht ganz
fremd ist und dem gemeinen
Verstand
Verstande
faßlich gemacht werden kann, sondern auch stets eingedenk seyn, daß er in dieser Art von Kenntnissen nicht sowohl um ihrer selbst und ihres anderweiten
Nutzen
Nutzens
Nutzen
willen, Unterricht geben, als vielmehr zur Beförderung einer
vernünftig
vernünftigen
Gottesverehrung
Gottesverehrung sie brauchen soll, als Mittel, Gottes Macht, Weisheit und Güte in einem helleren
Licht
Lichte
Licht
zu zeigen, die Menschen
anzuleiten
anzuleiten,
Gott überall und stets in der Natur zu sehen, nicht aber
bloß
blos
in
den Stunden gewisser Andachtsübungen an ihn zu
denken
decken
, sie von ihrer
Abhängigkeit
Abhängigkeit
von
vnn
Gott stärker zu überzeugen, sie zufriedner mit der Welt und mit ihren Schicksalen zu machen, ihnen ein festeres Vertrauen auf Gott einzuflößen
u. s. f.
d)
So kann und soll auch
Geschichte
Geschichte, zumal Geschichte der Religion, zu
ähnlichen
änlichen
Zwecken benutzt werden.
e)
Muster beiderley Art kommen selbst in der Bibel, in manchen Psalmen und
sonst,
sonst
vor.
65.
Da Gott, als ein Geist,
Verstand
Verstand und
Wille
Willen hat, welche in einer ewigen Thätigkeit sich befinden, so sind in Gott von Ewigkeit her, Vorstellungen, Urtheile, Neigungen und Rathschlüße, welche in jener Thätigkeit ihren Grund haben, und
innerliche Wirkungen
oder
Werke Gottes
genennt werden. – Die Betrachtung andrer Arten innerlicher,
d. i.
in Gott verbleibender, Werke oder Handlungen, wird den Schulen der
Theologen
Theologen vorbehalten.
66.
Alles was auser Gott wirklich ist,
ist ein
Werk Gottes
, weil es
hat
den Grund sei nes Daseyns in Gott
(§.
36.
)
und in einer
äuserlichen
Wirkung
seines allmächtigen Willens hat
oder Handlung desselben, und ist ein
äuserliches Werk
Gottes
. Wie nun bey der Welt das Entstehen von der Fortdauer unterschieden werden
kann
kan
, so unterscheidet man auch zwey äusere
,
d. i.
auf Dinge auser Gott sich beziehende
Handlungen
oder Wirkungen
Gottes, die
Schöpfung
Schö pfung
Schöpfung,
und die
Vorsehung
Vorsehung, unter welcher letztern man in weitläuftigerem Sinne die
Erhaltung und
die
Regierung der
Welt begreift.
Welt. Und diese Werke sind allen dreyen Personen der Gottheit gemein; dahingegen von demjenigen Werk, welches die Verschaffung der ewigen Seligkeit der Menschen betrifft, die Bibel jeder Person einen eignen Theil beilegt.
66. Soll etwas
wirklich
wirklich werden, so muß es von Gott für das Beste in dem besten Zusammenhange erkannt
werden (§.
44.
).
werden. (
§. 44.
)
Diese Vorstellung des unendlichen Verstandes ist
67.
Kein Ding gelangt zur Wirklichkeit ohne Gottes Willen. Es ist aber zum
Wirklichwerden
Wirklichwerden eines zufälligen Dinges noch nicht genug, daß Gott dasselbe als etwas, das an sich betrachtet, gut ist, mit Wohlgefallen anschaue, und es in so fern des Daseyns würdig achte; sondern Gott muß es auch in dem besten Zusammenhang für das Beste erkennen; welches Urtheil denn
unzertrennlich mit einer Handlung des
beschliessenden
beschliesenden
beschließenden
Wille
Willens verbunden
ist
, welche die unausbleibliche Folge hat, daß in der bestimmten Stelle des Zusammenhangs das Ding wirklich
wird
(§.
44.
)
.
wird. (§.
44.
)
Eine solche Handlung des
beschließenden
beschliesenden
Willens, wodurch die Wirklichkeit eines
Dinges festgesetzt
Dings festgesezt
wird,
heißt
ist
ein
Rathschluß
Rathschluß
Gottes.
67.
b.
Der Rathschluß Gottes
a)
ist ewig,
1 Cor. 2, 7.
Eph. 1, 4.
3, 9. 11.
2 Tim. 1, 9.
unveränderlich,
Ps. 33, 11.
frey
frey, (§.
45.
) heilig, gütig,
Röm. 11, 11. 12.
30–32.
weise und
unerforschlich.
unerforschlich,
Röm. 11, 33.
b)
Sein Gegenstand sind alle
äußere
äusere
Werke Gottes; also das Entstehen, die Fortdauer und
alle Veränderungen der
moralisch
moralischen sowohl als
physisch
physischen
Welt
Welt. So wie nun die Welt Ein Ganzes ist,
und Gott alles, was er erkennet und will, auf einmal
erkennet
erkennnet
und will,
so ist auch eigentlich der Rathschluß Gottes nur ein
einziger
einiger
, der alles was jemals wirklich ist umfasset, obgleich wir
Menschen
Menscheu
, aus Mangel eines eben so umfassenden
Blicks
Bliks
, so viele
Rathschlüsse
Rathschlüße
uns denken, als Dinge wirklich werden.
c)
So fern sie die Schicksale einzelner Menschen bestimmen, beziehen sie sich entweder auf die zeitliche und irdische
Glückseligkeit
Glückseligkeit derselben, oder auf die moralische und ewige. Jene richten sich nicht immer nach dem freien Verhalten der Menschen
Röm. 9, 11–21.
1 Cor. 15, 19.
2 Tim. 3, 12.
ob sie gleich die natürlichen Folgen guter und böser
Handlungen
Handlungen nicht aufheben oder ändern, allemal weise Ursachen haben, und auf Erhaltung der möglichsten
Vollkommenheit
Vollkommenheit des Ganzen abzwecken. Diese sind jederzeit
bedingt, und
dem von
Ewigkeit
Ewigkeit vorhergesehenen
frei
freien Verhalten der Menschen genau
angemessen,
angemessen.
Röm. 9,
30.
30
–
10, 4.
10–21.
11, 20.
und können, so fern sie dieses von Ewigkeit untrüglich vorhergesehene Verhalten voraussetzen, in einem richtigen Sinne bedingt genennt werden.
– Von den
Rathschlüsse
Rathschlüssen
Rathschlüßen
Gottes über
die
die die
Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechts, unten
§.
128
–
131
.
alle Veränderungen der moralischen sowohl als physischen Welt
Die Unterscheidung des Natursystems in eine moralische und eine physische Welt steht historisch im Zusammenhang mit dem rasanten Beschleunigungsprozess naturwissenschaftlicher Erkenntnis und der damit verbundenen Umformung des Weltbildes. Der französische Materialismus in der Gestalt Paul Henri Thiry d'Holbachs (1723–1789) ging davon aus, dass sich sowohl der Gegenstand der Naturwissenschaften als auch die aus menschlichen Handlungen konstituierte moralische Welt nach den Gesetzen der Mechanik beschreiben lassen (
Système de la nature ou des lois du monde physique et du monde moral
, 1770). Die damit verbundene radikal-atheistische Religionskritik wurde zu einem der Hauptanknüpfungspunkte der moderat-aufklärerischen Apologetik. Dies wird bei Griesbach nicht zuletzt am engeren Kontext der Wendung („Werke Gottes“) sichtbar.
68. Gott (§.
35.
66.
56.
c.
c
) ist der
Schöpfer
Schöpfer
Himmels und der Erde,
1 Mos. 1, 1.
2, 1.
Ps. 121, 2.
146.
146,
6.
Act. 14, 15.
oder
oder,
welches einerley ist, der
Schöpfer
, oder
Urheber, die
verständige
wirkende Ursache,
der Welt in ihrem ganzen
Umfange
.
Umfange
,
Jes. 40, 26.
Jer. 10,
12–16.
Ps.
136.
136,
5–9.
16.
Joh. 1, 3. 10.
Act. 17, 24.
Röm. 11, 36.
1 Cor. 8, 6.
Col. 1, 16.
Hebr. 1, 2.
vergl.
10.
11, 3.
oder welches einerley ist, Himmels und der Erde.
1 Mos. 1, 1.
2, 1.
Jes. 42, 5.
45, 12.
Jer. 10, 12.
Ps. 121, 2.
136, 3–9.
146, 6.
Act. 14, 15.
Von allem, was ist, hat er nicht nur die
Materie
Materie her vorgebracht, die
nach der Lehre der Bibel
ihr Daseyn von ihm hat
vorher nicht da war
,
Hebr. 11, 3.
(
vergl.
Röm. 4, 17.
und
2 Macc. 7, 28.
) sondern auch jedem Dinge seine
Form
Form gegeben, seine Kräfte ihm verliehen,
Ps. 104.
94, 9.
Act. 17, 28.
die Gesetze seiner Veränderung ihm vorgeschrieben,
1 Mos. 1, 14–16.
Ps. 74, 16. 17.
104, 13. 14. 19.
Matth. 19, 4–6.
und jedes in Verbindung mit allen übrigen
gesetzt
gesezt
. Er schuf die ganze
Körperwelt
Körperwelt; nicht nur unsre Erde
1 Mos. 1, 2.
folgg.
Jer.
27,
27.
5.
mit allen ihren mannichfaltigen, zum
Theil
theil
uns unsichtbar kleinen, Theilen, sondern auch das ganze
Weltall
Weltall,
Nehem. 9, 6.
Ps. 8, 4.
33, 6.
vor dessen, allen menschlichen Begrif übersteigen dem, Umfange unserm Blicke
schwindlicht
schwindlich
wird. Er schuf aber auch das weite Reich der an Kräften so verschiedenen
Geister
Geister,
Hebr. 12, 9.
Col. 1, 16.
und er ists auch, der den Menschen schuf.
1 Mos. 1, 26–30.
2, 7.
Hiob 10, 8–12.
Ps. 119, 73.
139, 13–16.
Jes. 45, 12.
69. Dieß alles schuf Gott im Anfang,
(denn diese Welt ist, nach den Vorstellungen der Bibel, nicht gleich ewig mit
Gott),
Gott,)
da auser Gott noch
ntchts
war,
1 Mos. 1, 1.
Ps. 90, 2.
Joh. 1, 1–3.
17, 5.
er
allein,
allein
Jes. 44, 24.
nach seinem freien Wohlgefallen,
Ps. 115,
3.
3-
(§.
45.
β
.
γ
.
δ
.
) durch
bloßen
blosen
Wille
Willen,
(§.
66.
)
Hebr. 11, 3.
vergl.
Apocal. 4, 11.
Ps. 33, 6.
Jes. 48, 13.
also
unmittelbar, ohne
Mittelursachen
Mittelursachen,
(§.
51.
)
§.
51.
Ps. 33, 9.
Röm. 4, 17.
durch seine Allmacht.
Jer. 32, 17.
70.
a)
Alle
Geschöpfe
Geschöpfe, und ihre Beschaffenheit, und ihre Handlungen, und ihre Verbindung mit andern, und die Folgen alles dessen, sahe Gott, als er sie schuf, auf das vollständigste,
deutlichste
deutlichste,
und untrüglichste voraus.
Zugleich stellte er sich auch alle andre mögliche
Welten
Welten, in ganz unzählbarer Menge, vor. §.
42.
Und gleichwohl
beschloß er,
wählte er
diese
unsre
Welt
Welt
zu schaffen, und sie so zu schaffen, wie sie ist; er, den nichts nöthigen konnte eine Welt zu schaffen, wenn sie seinen Absichten nicht gemäs war, (§.
45.
) und
vor allen andern; er,
der keine andere als die
besten
beste
Absichten haben, und zu deren Erreichung keine
andern
andere
als die vollkommensten Mittel
anwenden kann, (§.
46.
) und den nichts hindern konnte, der Welt eine andere Ein richtung zu geben,
d. i.
eine andere Welt zu schaffen,
wenn eine andere seinen Absichten
besser
beßer
entsprochen
hätte
hätte.
(§.
51.
).
51.
)
Es muß also
keine
Welt
oder
Einrichtung der
Welt
Welt
möglich gewesen seyn, welche zu
wählen kan. §.
46.
Es muß
also
diese Welt
, so wie sie wirklich ist, nach allen ihren Theilen zusam mengenommen,
unter allen
den andern unzähligen
möglichen, zu
Erreichung des göttlichen
Endzweck
Endzwecks tauglicher
gewesen wäre,
als
diese
die der
Welt, nach allen ihren Theilen zusammen
genommen
genommen, von Gott wirklich gegebene
Endzweks am tauglichsten gewesen seyn
.
1 Mos. 1, 31.
Ps. 104, 24.
b)
Zu diesem Zweck gehörte unleugbar die höchste mögliche
Glückseligkeit
Glückseligkeit
der empfindenden, zumal der
vernünftig
vernünftigen, Geschöpfe. Hierzu aber wird in den
letztern
leztern
moralisch
moralische
Güte
Güte erfordert, (§.
2.
2
) welche desto
größer
gröser
seyn wird, je vollkommener die lebendige
Erkenntnis
Erkenntnis
Erkentnis
Gottes und seiner sämtlichen Eigenschaften bey solchen Geschöpfen ist. (§.
3.
und
1
).
1.
)
Diese Erkenntnis aber
kann
kan
und soll durch die Betrachtung der
Kreaturen
Kreaturen erhalten werden.
Röm. 1, 20.
Es muß also Gottes unendlicher Verstand
erkannt
gesehen
haben, daß durch keine
Einrichtung der
Welt im Ganzen genommen diese
Erkenntnis Gottes und seiner gesammten Eigenschaften
so sehr befördert werden könne, als durch diese wirkliche.
Ps. 19, 1–7.
Röm. 1, 20.
71. Die im
poetischhistorisch
poetischhistorischen Stil des frühesten Weltalters vorgetragene
Mose
Mosaische
Beschreibung der
Schöpfung
Schöpfung
der Welt und
der
Einrichtung unsrer
Erde
Erde,
bey
Mose
Mose
,
1 Mos.
1, 2.
folgg.
1.
a)
hat zum Zweck, den Satz: es ist nichts, durchaus nichts,
großes
groses
oder kleines, nahes oder fernes, das nicht sein Daseyn durch den allmächtigen
Wille
Willen des Gottes, den die Israeliten verehren, bekommen
habe
hat
; dem Menschen, selbst dem noch so sinnlichen Menschen, aufs tiefste einzuprägen. Diesen wichtigen Satz lehret jene Beschreibung
deutlich und unwidersprechlich
.
b)
Aber nicht eben so deutlich und entscheidend beantwortet sie alle
Fragen
Fragen
, die hiebey einem Forscher einfallen können, als: ob unser Erdball erst vor ungefähr 6000 Jahren
(und viel länger
scheint
kann
er von Menschen nicht bewohnt
zu
seyn)
aus
Nichts
nichts
geschaffen, oder ob er damals nur erst ausgebildet, oder auch aufs neue umgebildet worden sey? ob damals der ganze Erdboden zugleich, oder
etwan
etwa
nur die höchsten Gegenden
Asien
Asiens ihre völlige Ausbildung und jetzige Einrichtung bekommen haben? ob zu eben der Zeit, und also erst vor sechs Jahrtausenden, die übrigen
großen
grosen
Weltkörper
Welt körper hervorgebracht worden, oder ob sie älter seyen? ob die Welt, oder auch die Erde, mit allem was
darauf
drauf
und
darinnen
drinnen
ist, in einem Augenblick von Gott hervorgebracht und dargestellet worden, oder ob sie nach und nach, in der von
Mose
Mose
erzählten Ordnung, in sechs Tagen, oder auch in so viel Zeitperioden von unbestimmter Länge, geschaffen sey? Fragen, welche, nebst andern änlichen, jeder nach seiner besten Einsicht gewissenhaft beantworten darf, ohne daß er dadurch dem biblischen
Religionsunterricht
Religionsunterricht zu nahe träte.
72. Eben der Gott, der der Welt ihr Daseyn gab, (§.
68.
65.
) kann
66.
) kan
auch ihr und allen ihren Theilen ohne Ausnahme die
Fortdauer
Fortdauer gewähren; und da die Welt
nicht ohne Gott und
für sich selbst fortdauern und sich erhalten
kann
kan
, so muß er es thun, wenn sie dauren soll. Und er thuts, und durch seinen
beschließenden
beschliesenden
Wille
Willen (§.
44.
66.
67.
)
Hebr. 1,
3.
3,
Col. 1, 17.
Joh. 5, 17.
Ps. 148, 5. 6.
erhält
er
er
*)
nicht nur
die einfachen Wesen,
z. B.
die Geister,
und
diejenigen Körper, die seit ihrer Erschaffung, ohne sich fortzupflanzen, da zu seyn nie aufgehört haben,
z. E.
z. E
.
ganze
Weltkörper
Weltkörper,
Ps. 104, 5. 19.
148, 3–6.
ingleichem
alle auf eine bestimmte Zeitlang zur Wirklichkeit kommende
einzelne
einzelnen
Dinge,
z. B.
Pflanzen und Thiere,
welche, vermöge der von Gott in sie gelegten
Fruchtbarkeit
Fruchtbarkeit,
1 Mos. 1, 12. 22. 28.
8, 17.
9, 1.
ihres Gleichen hervorbringen können,
Ps. 104, 30.
und dann aufhören, indem sie in ihre Bestandtheile aufgelöset werden, aus welchen neue Körper sich bilden,
Matth. 6, 27.
10, 29–31.
Ps. 36, 7.
90, 3. 5.
104, 29. 30.
Hiob,
Hiob
10, 8–12.
sondern auch
die
Gattungen
Gattungen
dauren
dauern
so fort, daß die vor Jahrtausenden von ihnen angegebenen Merkmale noch
jetzt
jezt
an ihnen kenntlich sind,
Ps. 104, 30.
139, 13–16.
Act. 17, 26.
und daß die Individuen jeder Art in Absicht ihrer Menge stets
im Ganzen genommen
eine zweckmäsige Proportion halten.
*) Die hier folgende Klassifikation soll dem Lehrer Anlaß geben, eindringlicher zu zeigen, daß Gott es sey, der
alles
erhält.
73.
Gott
ist es, der nicht nur
erhält sowohl
diejenigen
Geschöpfe
Geschöpfe,
Die
Art der
Erhaltung
Erhaltung
ist aber anders bey Geistern und einfachen Wesen; anders bey Körpern,
die keiner andern als Mittel ihrer Erhaltung
bedürfen,
sondern
als
auch die, welche
bedürfen; und anders bey solchen, die
ohne dergleichen Mittel
Gott ist es, der denjenigen Geschöpfen, welche ohne gewisse
Mittel der Erhaltung
nicht
nichr
fortdauern
fordauern
können
, erhält
. Den letzteren
können. In Absicht der lezten
, zu welchen
die Pflanzen und
wir, auser den Pflanzen,
die Thiere, und also
die Menschen gehören,
verschaffet
Gott die
diese
ihnen
auch den Menschen, zählen, gehört die Verschaffung der
nöthigen
Mittel
der Erhaltung
z. B.
die
Nahrungsmittel. Dieß
Nahrungsmittel,
verschafft
. Dies
geschiehet
Mittel,
z. E.
Nahrungsmittel, mit zu ihrer Erhaltung. Diese werden
zwar nach dem Laufe der
Natur
Natur; aber Gott ist doch der
Natur verschafft, dessen
Urheber
auch von diesem
aber doch Gott ist
.
1 Mos. 1, 29. 30.
8, 22.
Ps. 104,
4.
10–18.
27. 28.
145, 15. 16.
147, 8. 9. 14.
Matth. 6, 25–31.
5, 45.
Act. 14, 17.
74.
Die
Weil die
in der Welt in Geistern und an Körpern
geschehenden
geschehende
Veränderungen
werden
durch Anwendung solcher
Kräfte
Kräfte gewirkt
werden
, welche ihren letzten Grund nicht in den Geschöpfen
selbst,
selbst
sondern in Gott
haben. Auch diese
Kräfte eines jeden Geschöpfs
haben, so
wirkt Gott
zu allen und jeden Veränderungen in der Welt in so fern
mit
, daß er die Kräfte eines jeden Geschöpfs
jeder Art, durch welche solche Veränderungen bewirkt werden, erhält
Gott durch seinen allmächtigen Willen
, und
läßt
die von ihm festgesetzten
Naturgesetze
Naturgesetze, nach welchen sie wirken,
fortdauern.
fortdauern läßt;
fortdauern,
Act. 17, 28.
Matth. 5, 45.
1 Mos. 8, 22.
Ps. 135, 6. 7.
139, 13. 14.
147, 15–18.
148, 6. 8.
Hiob 10,
8.
8
ff.
wodurch jedoch die Anwendung der
Kräfte
Kräfte selbst noch unbestimmt bleibt; daher auch ohne Gottes Zulassung zwar nichts geschehen und keine Handlung vorgenommen werden kan, gleichwohl aber er im Reiche der Natur weder die wirkende noch mitwirkende Ursache freier Handlungen ist, so fern sie gut oder bös sind.
75.
Dadurch, daß Kräfte da sind, welche angewendet werden können, und
physisch
physische Gesetze, an welche die Art und Weise der Anwendung gebunden ist, ist noch nicht bestimmt, weder wozu sie, noch daß sie wirklich in einzelnen Fällen angewendet werden. Allein a)
Jedoch
, da der Allweise durch
die Anwendung der Kräfte seiner
seine
Geschöpfe
Geschöpfe und
deren Einrichtung, und
durch die
daraus entstehenden
aus dieser entstehende
Veränderungen
Veränderungen
in der Welt
derselben,
gewisse Absichten erreichen
will,
will
(§.
46.
70.
) die unmöglich unerfüllt bleiben können, (§.
46.
46
) so stehet
auch selbst
die
die
Anwendung aller Kräfte
Anwendung aller Kräfte
aller Geschöpfe, nebst allen daraus entstehenden Veränderungen in der Welt, dergestalt unter Gottes
Regierung
,
oder
Vorsehung
Vorsehung in engerem Verstande,
daß
beide
sie insgesamt
nicht
ntcht
anders erfolgen, als es zu Erreichung der Absichten, wozu sie von Gott bestimmt sind,
also zur Vermehrung der
Vollkommenheit
Vollkommenheit und
Glückseligkeit
Glückseligkeit des Ganzen,
erforderlich ist. Eben hierdurch übt Gott die ihm als Schöpfer zustehende Oberherrschaft über die Welt aus,
Act. 17, 24.
1 Cor. 10, 26.
Ps.
24, 1.
50, 10–12.
104, 24.
und eben daher kann
Daher kan
er auch Begebenheiten untrüglich voraussagen, die erst
lange
lang
nachher aus
bloß
blos
natürlichen
zufälligen
Ursachen sich
entwickeln;
entwickeln.
z. E.
Matth. 24.
Act. 11, 28.
es wäre auch sonst das
Gebet
Gebet um göttliche Hülfe und
Beystand
Beistand
Röm. 15, 30–32.
Eph. 6, 18. 19.
Phil. 4, 6.
sinnlos, und das Vertrauen auf Gott, wozu die Bibel so oft ermuntert, vergeblich. b) Gleichwie aber alle durch die angewandten Kräfte der Geschöpfe
hervorzubringenden
hervorzubringende
Und gleichwie alle
Veränderungen in der Welt Gegenstände der göttlichen Vorhersehung sind,
welche auch selbst die Entschließungen frei handelnder Kreaturen
umfasset
umfaßet
,
(§.
42.
42
) so gehören sie auch sämmtlich mit zu dem freien
Rathschluß
Rathschlusse
Rathschluß
Gottes über die Welt, (§.
67.
67
) und haben ihren Grund in
der jedesmaligen Verbindung der Dinge und in
den vorhergehenden Umständen, welche zuletzt von der ursprünglichen göttlichen Einrichtung der Dinge abhängen; wie
denn
sie
auch
alle
Veränderungen
Veränderungen in der Welt, wenn sie zur Wirklichkeit kommen sollen,
die gött liche
Erhaltung
Erhaltung der Geschöpfe und ihrer Kräfte voraussetzen.
Hieraus ergiebt sich, theils, daß die Regierung der Welt nichts anders ist, als die Ausführung des ewigen
Rathschluß
Rathschlusses
Rathschlußes
Gottes über die Veränderungen, welche in der Welt zur
Wirklichkeit
Wirklichkeit kommen sollen, daß sie durch bloßes Wollen geschiehet, und daß es ein kindischer Gedanke
ist,
wäre, wenn man sich
sie als eine Art einer Bemühung oder als ein stetes Eingreifen in die
Maschine
Maschiene
und
urplözlich
urplözlich,
nach Beschaffenheit der
Umstände
Umstände,
beschlossenes
beschloßenes
Nachhelfen derselben
sich vorzustellen
vorstellen wollte
, theils, daß nichts geschehen kann ohne Gottes Willen.
76.
Nichts
Richts
ist so klein, das nicht unter Gottes
Regierung
Regierung
(oder Vorsehung in engerm Verstand)
stünde, und zu einem
der,
der
in einer unübersehbaren Reihe
zusammengeketteten,
zusammengeketteten
Zweck
Zwecke Gottes gehörte
*)
. Er sorgt nicht nur für die Gattungen, sondern auch für die Individuen, und ordnet auch selbst ihre kleinsten Umstände.
Matth. 10, 29. 30.
Auch sind alle Veränderungen der
leblosen
Dinge, des Erdbodens, der Himmelskörper, der Luft, des Wassers, der Pflanzen,
u. s. f.
der
Vorsehung
Vorsehung Gottes unterworfen,
Hiob 38, 22–38.
z. B.
der Lauf der
Gestirne,
Gestirne
Ps. 104, 19. 20.
die
Witterung,
Witterung.
1 Mos. 8, 22.
Ps. 147, 8.
16–18.
148, 8.
Jer.
5,
5.
24.
Amos 4, 7.
Act. 14, 17.
Ueberfluß und Mangel an
Lebensmitteln
Lebensmittel
,
Ps. 104,
13.
13
ff.
27,
27.
28.
5 Mos. 28, 11. 23. 24.
11, 17.
Amos 4, 6.
Donnerwetter,
Ps. 29.
Erdbeben,
Ps. 104, 32.
welches alles die Bibel als von Gott kommend vorstellet,
und zwar nicht bloß in der Kindersprache der ältesten Welt, sondern
weil
wirklich
die natürlichen Ursachen dieser Dinge von seiner Regierung abhängen. Die leblosen Geschöpfe aber und ihre Veränderungen zielen alle mittelbar oder unmittelbar zum
Nutzen
Nutzen der Lebenden
ab:
ab;
und unter den Lebenden sind die Unvernünftigen bestimmt den Vernünftigen Vortheile zu schaffen. Jedem
empfindend
empfindenden
Geschöpfe soll es möglichst wohl gehen,
Ps. 36, 6–9.
145, 9.
und jedes muß zum Besten des Ganzen das Seinige beitragen. Und damit
dieß
dies
statt haben möge, wird jedes Geschöpf in eine solche Verbindung mit andern
gesetzt
gesezt
, durch welche dieser doppelte
Zweck
Zweck erreicht werden
kann
kan
.
Ps. 104, 10–18.
*) Siehe die
Anmerk.
zu §.
72.
77.
Nicht weniger
Insbesondere
stehen die Veränderungen, so wie der
vernünftig
vernünftigen Kreaturen
vernünftigen Kreaturen
überhaupt, also auch der
Menschen
Menschen
Menschen
,
Matth.
Matth
.
6, 26. 30.
10, 31.
Ps. 33, 13.
und
ganz besonders
der Frommen
Ps. 1, 6.
33, 18.
Jes. 40, 31.
Röm. 8, 28.
unter Gottes
Regierung, welches zumal für die
Frommen
höchst tröstlich ist.
Ps. 1, 6.
33, 18.
Jes. 40, 31.
Röm. 8, 28.
Regierung.
Bey
einzelnen Menschen
zeigt sie sich a) bey der
Geburt
Geburt, in Absicht auf Zeit,
Ps. 113, 9.
Hiob 38, 21.
Ort, Geschlecht, Beschaffenheit und Umstände der Eltern; b) in dem
Maas
Maaße
der
Leibes-
Leibes
und Seelenkräfte, und dem Temperamente; c) in der Beschaffenheit der Erziehung, und den Gelegenheiten seine Kräfte zu entwickeln, und seinen Charakter zu bilden; d)
in
bey
der Wahl der
Lebensart
Lebensart,
in
der Bestimmung des
Kreises
Kreises,
in welchem man wirken soll, und
in
der Anweisung des Zirkels von
Menschen
Menschen,
mit denen man in nähern Zusammenhang
kommt
treten soll
, es sey nun in Absicht der häuslichen, bürgerlichen und kirchlichen
Gesellschaft
Gesellschaft, oder der freundschaftlichen und andern Verbindungen; e) in der Anordnung unserer
gesammten
gesamten
Schicksale
Schicksale,
Sprüchw. 20, 24.
5 Mos.
28.
28,
der frölichen sowohl,
Ps. 113, 7. 8.
127, 1. 2.
1 Sam. 2, 5.
7.
7,
8.
als der
traurigen
Traurigen
,
Jes. 45, 7.
z. E.
des Mangels oder
Ueberflusses
Ueberflußes
an den Nothwendigkeiten oder Bequemlichkeiten des Lebens,
Ps. 33, 19.
Sprüchw. 10, 22.
der
Krankheiten
Kranckheiten
und Wiedergenesung,
5 Mos. 28, 22.
Amos 4, 10.
Joh. 9, 3.
11, 4.
Phil.
2,
2.
27.
der Rettung aus
Gefahren,
Gefahren;
Ps. 34, 8.
Ps. 91.
Jac. 5, 11.
f) in Absicht der freien Handlungen,
Jac. 4, 13–16.
1 Cor. 16, 7.
Röm. 1, 10.
indem theils die Umstände, in welche die
Vorsehung
Vorsehung uns
sezt
setzt
, Bestimmungsgründe zur
Fassung
Faßung
oder Abänderung unsrer
Entschliesungen
Entschließungen
, uns an die Hand geben;
Sprüchw. 21, 1.
theils die Ausführung unsrer
Entschlüsse
Enschlüße
Entschlüße
bald erleichtert,
Sprüchw. 5,
51.,
21,
21.,
51.
bald erschwehrt, bald verhindert wird;
Ps. 37, 12. 13.
Jes. 8, 10.
theils andre als die
abgezweckten
abgezweckte
Folgen daraus
entstehen.
entstehen;
1
5
Mos. 50, 20.
Jerem. 10, 23.
Ps. 33, 10. 11.
37, 14. 15.
g) in der Bestimmung der Zeit, Art und übrigen Umstände des Todes,
Matth. 6, 27.
10, 28–31.
Ps.
31, 16.
90, 3.
5–10.
91, 3–7.
139, 16.
welche Dinge
jedoch,
jedoch
von keinem unbedingten
Rathschluß
Rathschlusse
Rathschluß
abhängen, daher der Mensch dasjenige natürliche Lebensziel, welches er sonst wohl erreichen könnte, auch abkürzen
Ps. 55, 24.
Sprüchw. 3, 1. 2.
4, 10.
10, 27.
ingleichem die Verkürzungen desselben, welche äusere Umstände oder andere Menschen befürchten lassen, oft verhüten
kann.
kan. – Als ein Beispiel des verlängerten natürlichen Lebenszieles führt man an
Jes. 38, 5.
Sprüchw. 5, 51.
Auch in der dritten und vierten Auflage ist Spr 5,21 gemeint.
5 Mos. 50, 20.
Auch in der ersten Auflage ist Gen 50,20 gemeint.
78. In Rücksicht auf das
ganze menschliche Geschlecht
oder
größere
grösere
Theile desselben, zeigt Gottes
Regierung
Regierung sich a) in Bestimmung der Zahl der Gebohrnen und Sterbenden, und in Erhaltung der Proportion zwischen beiden
Geschlechtern;
Geschlechtern:
Ps. 104, 30.
b) in Beförderung
nützlicher
nüzlicher
Kenntnisse, indem die Zeit und die Um stände der Erfindung nützlicher Künste, die Revolutionen in den Wissenschaften, die Wanderungen derselben von einem Volk zum andern
etc.
unter Gottes Regierung stehen; c) in Beförderung der sittlichen Güte,
z. E.
durch
Verknüpfung natürlicher Belohnungen oder Strafen mit guten oder bösen Handlungen, durch Erweckung weiser Männer und treflicher Gesetzgeber, durch
Erleichterung der
Religionskenntnisse
Religionskenntnisse
Religionskentniße
, durch
Gesetze, durch
Verheisungen
Verheisungen und
Drohungen
Drohungen, durch
mancherley Anstalten, von welchen die Bibel Nachricht
giebt
etc.
giebt, durch eine solche Anordnung der Schicksale und Umstände einzelner Menschen, die sie auf ihren
moralisch
moralischen Zustand aufmerksam machen, Rührungen und gute Vorsätze in ihnen hervorbringen, ihrer Tugend zur Uebung dienen
u. s. w.
d) in Festsetzung des Ursprungs, der Grenzen, der Revolutionen, und der Dauer der Staaten und Völkerschaften;
Act
.
Act.
17, 26.
Jes. 45, 7.
5.
5
Amos 3, 6.
e) in Absicht des Entstehens, der Ausbreitung, der Schicksale, und der Dauer Gottesdienstlicher Gesellschaften.
79. Daß die göttliche Regierung,
welche man sich nicht als eine Art einer Bemühung vorstellen muß, in dem sie durch bloses Wollen geschieht,
theils höchst weise, aber eben daher
auch
oft uns unbegreiflich,
Jes.
Jes
.
55, 8. 9.
theils höchst gütig,
Ps. 145, 17.
Act. 14, 17.
Röm. 8, 28.
theils so eingerichtet sey, daß das moralische
Gutes
Gute dadurch befördert werde,
Act. 17, 27.
Joh. 11, 4.
Amos 4, 6–11.
lehrt nicht nur die Bibel, sondern auch die
Erfarung
Erfarung, zumal wenn man sich gewöhnt, auf die kleinscheinenden Umstände und auf die
großen
grosen
oft unerwar teten Folgen ihres zufälligen Zusammentreffens
Acht
acht
zu geben. Aus dieser ganzen Lehre aber ergiebt sich, daß es in der Welt weder einen blinden
Zufall
Zufall,
Sprüchw. 16, 33.
noch ein unwidertreibliches
Schicksal
Schicksal gebe.
80. Durch die mannichfaltigen
Uebel
Uebel
,
Uebel
die in der Welt sind
*)
, darf weder unsere Ue berzeugung von der
Gewißheit
Gewisheit
einer göttlichen
Vorsehung
Vorsehung und von deren Weisheit und Güte, noch unsere Zufriedenheit mit den Werken Gottes und den Anordnungen seiner Vorsehung, gestört
, noch unser Vertrauen und unsre Liebe und Dankbarkeit gegen Gott geschwächt
werden. Denn was das
moralische
Böses
Böse
betrift, so ist
gewiß
gewis
, a) daß Gott, der es allerdings vorhergesehen und zuzulassen
(§.
44.
)
beschlossen
beschloßen
beschloßen
hat,
Ps. 81,
12.
13.
Act. 14, 16.
Röm. 1, 24.
dennoch,
dennoch
so fern es böse ist, weder Urheber noch Beförderer desselben seyn könne,
(§.
47.
)
sondern daß es aus andern, unten
(§.
119
–
126.
)
näher aufzusuchenden Quellen, entsprungen seyn
müsse
müße
;
Jac. 1, 13–17.
b) daß eine solche Einrichtung
vernünftig
vernünftiger Geschöpfe, vermöge welcher ihnen das moralische Böse unmöglich gemacht
würde
worden wäre, oder eine Verhinderung desselben durch die Allmacht
, der Weisheit Gottes nicht angemessen gewesen wäre;
indem selbst die nützlichsten Kräfte, womit
unsre
nnsre
Natur
Natur begabt ist, wenn sie nicht alle zugleich in der richtigsten Proportion gehörig geübt und ausgebildet, oder wenn sie auf unrechte Gegenstände oder
übermäßig
übermäsig
angewendet werden, das Böse erzeugen, und doch gewiß, ohne weit
grössere
größere
Unvollkommenheit unsrer Natur, weder ganz mangeln, noch merklich schwächer und unwirksamer seyn könnten; so wie auch die physischen Gesetze, an welche ihre Wirksamkeit gebunden ist, manche (moralisch betrachtet) verkehrte, einseitige, zu heftige Wirkung mit sich bringen, und dennoch höchst nothwendig waren, wenn unsre Natur erhalten, unser
Geist
Geist veredelt und vervollkommet, und wir glücklich seyn und es immer mehr werden sollten; c) daß eben so wenig jede unrechte Anwendung unsrer an sich guten Kräfte durch die
Allmacht
Allmacht oder durch eine von der jetzigen ganz verschiedene Anordnung des Zusammenhangs der Dinge gehindert werden durfte, wenn der Mensch sich zur
Tugend
Tugend bilden und diese einen Werth haben sollte; welches beides nicht statt fände, wenn der Mensch, vom Anfang seines Daseyns
an,
an
ohne eigne Anstrengung jede ihm
nützlich
nützliche
Wahrheit
Wahrheit erkennete, jedesmal zur rechten Zeit an dieselbe in dem nöthigen Grade der Deutlichkeit und Lebhaftigkeit erinnert würde, ihm nie etwas anders als nur das wahre Beste zu wollen verstattet wäre, jeder Reitz, der stark genug seyn möchte um seiner Unschuld gefährlich zu werden, von ihm entfernt bliebe, Einwirkungen von ausen ihn stets unwiderstehlich zum Guten hintrieben
u. d. gl.
d)
c)
daß Gott die
ernstlichsten
ernstlichen
Anstal ten zur Verminderung
des moralischen
Böses
Bösen
desselben
gemacht habe;
e)
d)
daß dieses Böse die Absichten Gottes so wenig vereiteln könne,
Ps. 33, 10. 11.
daß es vielmehr zu Erreichung derselben mitwirken, und das Gute, nämlich wahre
Vollkommenheit
Vollkommenheit und
Glückseligkeit
Glückseligkeit, im Ganzen genommen, mit befördern
müsse,
müße.
müße,
1 Mos. 50, 20.
Act. 4, 27. 28.
Röm. 11, 32.
und also von dem Heiligsten zugelassen werden konnte.
*) Gründliche Belehrungen, wie vermeinte oder wahre Uebel zu schätzen seyen, aus welchen Quellen
sie herfließen, und wie viel überwiegendes Gute sie theils
voraussetzen
voraussetzen,
theils zu Folgen haben, sind für die praktische Religion von grosser Wichtigkeit. Der Lehrer wird seinen Zweck am leichtesten erreichen, wenn er jede schickliche Gelegenheit ergreift, die
Wahrheit
Wahrheit der Grundsätze und allgemeinen Bemerkungen, auf welche wir uns hier einschränken müssen, an auffallenden
Beispiele
Beispielen zu zeigen.
Hierdurch werden die Christen nicht nur von der Wahrheit und Brauchbarkeit dieser Grundsätze lebhaft überzeugt, sondern auch angewöhnt werden, sie selbst bey jeder Gelegenheit richtig anzuwenden.
81. Das
physisch
physische
Uebel
Uebel
aber ist zum Theil eine natürliche und nothwendige Folge des
moralisch
moralischen, und dient in dieser Verbindung, als ein Mittel
größerem
gröserem
Uebel vorzubeugen, zu Erreichung der wohlthätigsten Zwecke; zum Theil war
ein gewisser Grad von Eingeschränktheit und Unvollkommenheiten, die uns empfindlich fallen und wenigstens zu mancherley physischen Uebeln die Gelegenheit sind,
es
nothwendig, wenn jedes
Geschöpf
Geschöpf das seyn sollte, was es ist, und, nach dem gewiß allgütigen und allweisen
Plan
Plane Gottes, in der
Stufenleiter
Stufenleiter der (ohnehin eingeschränkten) Geschöpfe seyn mußte; zum Theil war
das Uebel
es
unvermeidlich, wenn jedes Geschöpf in demjenigen
Verhältnisse
Verhältniße
gegen die übrigen stehen sollte, welches der unendliche Verstand
Gottes
Gott es
für das dem Ganzen vortheilhafteste untrüglich erkannt hat
; zum Theil entspringt auch das physische Uebel, so wie das moralische, aus der höchst wohlthätigen Wirksamkeit der in die Natur jedes Dinges von dem Allgütigen gelegten Kräfte, wenn diese zufolge eines, gleichwohl zum besten Zusammenhang der Dinge gehörigen, Zusammenflusses von Umständen auf einen unrechten Gegenstand oder mit Uebermaaß angewendet werden
. Es entdecken auch die Menschen bey dem
Fortschritt
Fortschritte ihrer
Kenntnisse
Kenntnisse
Kenntniße
immer mehr, daß Dinge, die für schädlich, wenigstens für unnütz und
zwecklos
zweklos
, gehalten wurden, nicht schlechtweg
unnütz, noch
und
allen schädlich sind, sondern wirklich einen
Nutzen
Nutzen stiften, und mit überwiegenden Vortheilen
verknüpft
verknüpfr
sind, welche zugleich mit jenen Uebeln wegfallen würden. Und eben das gilt von vielen Begebenheiten, die anfangs dem Wohl einzelner Menschen oder ganzer Gesellschaf ten nachtheilig zu seyn schienen; wie
jeder
ieder
Nachdenkende aus der
Erfarung
Erfarung und der
Geschichte
Geschichte wissen
kann
kan
. Insbesondere dienet ein
großer
groser
Theil der phy sischen Uebel nicht nur zur schnellern und
grössern
grösern
größern
Entwickelung unsrer Kräfte, sondern auch zur Beförderung der
Tugend
Tugend und der religiösen
Gesinnungen
Gesinnungen unter den Menschen.
Hebr. 12, 4–11.
82. Auserdem muß noch wohl erwogen werden, 1) daß kein Mensch ein Recht hat, eine reine ungetrübte
Glückseligkeit
Glückseligkeit, oder einen bestimmten Grad derselben,
z. B.
eben denselben, welchen ein andrer genießt,
als eine Schuldigkeit von Gott zu
fodern;
fodern,
Röm. 9, 20. 21.
2) daß wir und andere empfindende Geschöpfe doch unläugbar unsäglich viel Gutes stets
genießen
geniessen
; 3) daß die Menschen viele
Uebel
Uebel leicht vermeiden
oder doch vermindern
könnten; 4) daß sie bey jedem noch so kleinen Uebel sehr empfindlich, hingegen bey unzähligen Gütern fühllos zu seyn, und diese eher als jene zu vergessen, auch das Uebel
bloß
blos
von der bösen Seite zu betrachten,
die damit verbundenen Vortheile aber zu übersehen
pfle gen; 5) daß die Welt nicht um der Menschen willen allein, wenn gleich die Erde vorzüglich für sie, da ist; 6) daß wir nur den kleinsten Theil der Welt, und auch den nur sehr unvollkommen kennen, und die Verbindungen, Absichten und
ins unendliche fortlaufenden
Folgen der Dinge höchst unvollständig einsehen, und daher das wahre
Verhältnis
Verhältniß
des
Nutzens
Nuzens
zum Schaden, und der Summe des Guten zur Summe des Bösen zu
überschauen
übersehen
nicht im Stande sind; 7) daß wir jetzt noch in der ersten
Epoche
Epoche unsers Daseyns uns befinden
, und
8) daß die
Ewigkeit
Ewigkeit vieles, was uns hier dunkel bleibt,
aufklären
aufklären wird. 9) Was insbesondere die
Leiden
Leiden der
Fromme
Frommen
Leiden der Frommen
betrifft, so ist zu
merken,
merken
a) daß
die Frommen
sie
von dem gemeinen
Loose
Loos
der Menschen keine Ausnahme verlangen können; b) daß dasjenige Glück, welches der Tugendhafte ausschließungsweise genießt, am wenigsten in die Augen fällt
, und daher leicht übersehen, oder doch nicht genug in Anschlag gebracht wird
; c) daß es
größtentheils
gröstentheils
Vorurtheil ist, wenn man glaubt, der Tugendhafte habe mehr zu leiden, als der Lasterhafte
(Matth.
(Matth
.
16, 24.
Act. 14,
22.
22,
2 Tim. 3, 12.
) d) daß Fromme
(der
Frömmler nicht einmal zu gedenken,)
an manchen
Widerwärtigkeiten
Widerwärtigkeiten,
die sie treffen,
doch
selbst Schuld sind;
1 Petr. 2, 18–20.
4, 15.
17.
e) daß alle Dinge ihnen doch zum Besten gereichen;
Röm. 8, 28.
5, 3.
Jac. 1, 2.
Matth.
Matrh.
5, 10.
Hebr.
12
13
, 11.
f) daß sie unter dem
Leiden
Leiden durch mehrere und
grössere
grösere
Trostgründe
Trostgründe unterstüzt werden
2 Cor. 1, 5.
Ps. 34, 20.
Röm. 8,
26.
26
ff.
g) daß desto
größere
grösere
Belohnungen in einer andern Welt ihnen bevorstehen.
Röm. 8, 17.
ff.
1 Petr. 4, 12–14.
2 Cor. 4, 17.
18.
Frömmler
Als Frömmler galt eine Person, die sich äußerlich fromm, d.h. gottesfürchtig und andächtig darstellte, ohne es innerlich zu sein. Die Frömmelei wurde dementsprechend als übertriebene oder verstellte Frömmigkeit verstanden. Darüber hinaus konnten mit dem Begriff (meist in abschätziger Weise) auch Anhänger der in der zweiten Hälfte des 17. Jh. hervortretenden Reformbewegung des Pietismus gemeint sein. Die ausschließlich religiöse Konnotation ist nicht ursprünglich, sondern das Ergebnis eines in der Reformation einsetzenden Prozesses der semantischen Sakralisierung, der durch Pietismus und Romantik nachhaltig verstärkt worden ist. Mit dem Wort „fromm“ übersetzte Luther in seiner
Biblia Deudsch
(1534) nicht selten das griechische Adjektiv
δίκαιος
(lat.
iustus
), welches im Neuen Testament das menschliche Gottesverhältnis näher bestimmt. Das Anliegen der Neologie, eine durch subjektive religiöse Erfahrung genährte Frömmigkeit zu kultivieren, fand auch in der Abgrenzung von den religiösen Spielarten einer schwärmerischen Empfindsamkeit ihren Ausdruck. Die Skepsis gegenüber Extremformen der Frömmigkeit lässt sich aus dem Bemühen erklären, die Religion als anthropologische Konstante zu bestimmen, die sich nicht einseitig auf die gefühlvolle Erbauung beschränkt, sondern zugleich die Erleuchtung des Verstandes als Grundlage religiöser Erkenntnis berücksichtigt.
Hebr. 13, 11.
In der vierten Auflage ist wohl Hebr 12,11 gemeint.
83. Die
Veränderungen
Veränderungen in der Welt geschehen unter Gottes Regierung
a)
ordentlich
ordentlicher Weise nach dem
Laufe
Lauf
der Natur, indem sie
durch die
den
von Gott
in die Geschöpfe gelegten Kräfte bewirkt werden, und den jedem Dinge
den Dingen
vorgeschriebenen Veränderungsgesetzen
gemäs
gemäs.
und durch die in dieselben gelegte Kräfte
erfolgen.
b)
Was in der Körper oder der Geister Welt nicht so geschiehet, es sey nun daß die Wirkung an sich, oder nur den besondern Umständen nach,
entweder
die Kräfte der Natur
überhaupt,
(welche wir freilich zu bestimmen nicht wagen dürfen),
oder doch die Kräfte desjenigen, der eine von ihm nicht vorherzusehende Veränderung ankündigt oder bewirkt,
übersteige,
übersteige;
oder von den einmal
festgesezten
festgesetzten
Veränderungsgesetzen abweiche
übersteige
; das
ge schieht durch
nennt man
ein
Wunder
Wunder
.
Weil wir aber c) die Kräfte der gesammten
Natur
Natur nicht zu bestimmen wagen dürfen, mithin nicht entscheiden können, ob jemals ein Wunder der ersten Art geschehen sey, so schränken wir uns darauf ein, ein Wunder da anzunehmen, wenn ein auserordentlicher, und dabey verständiger und unbezweifelt redlicher Mann, bey dem man
vernünftig
vernünftiger Weise nicht vermuthen kann, daß er an Kenntnis der vielleicht verborgenen Kräfte der Natur seinen Zeitgenossen, und wohl gar allen Zeitaltern überlegen sey, zu einem wichtigen Zweck unter der Versicherung, daß Gott ein wirkliches
Wunder
Wunder durch ihn verrichte, auserordentlich Wirkungen, die in keinem Verhältniß gegen die natürlichen Kräfte des Wunderthäters stehen, und deren Ab weichung von dem Laufe und den Gesetzen der Natur gezeigt werden kann,
hervorbingt
oder untrüglich ankündigt.
Da
aber
c)
nun d)
die natürlichen Kräfte der Dinge nur vom
Schöpfer
Schöpfer vermehret, und die natürlichen Veränderungsgesetze von keinem
Geschöpf
Geschöpf willkührlich aufgehoben werden können;
weder von demjenigen, welches selbst an diese Gesetze gebunden ist, noch auch, ohne Gottes Willen, von einem andern höherer Natur, so groß auch immer seine Kraft seyn mag:
so
kann
kan
nur
durch Gottes beschließenden Willen ein Wunder wirklich werden
Gott der Urheber der Wunder seyn
,
Ps. 72, 18.
86, 10.
obgleich
d)
e)
Gott
ob er gleich
dabey
oft
zuweilen
gewisser
Mittelspersonen
Mittelursachen
sich bedienet, die aber die Wirkung hervorzubringen
, oder auch nur un trüglich und bestimmt vorauszusagen,
in sich selbst keine hinreichende Kräfte haben.
e)
f)
Die Möglichkeit
der
solcher
Wunder
kann
kan
aus vernünftigen Gründen nicht
bezweifelt
widerlegt
werden; (§.
10.
10
) und daß dergleichen
f)
g)
wirklich geschehen sind, bezeugen die biblischen Skribenten glaubwürdig.
(§.
14.
c.
e.
15.
f.
27.
h.) Sie beweisen
g)
h)
keine Unvollkommenheit des ersten Plans Gottes, sondern waren vielmehr von Anfang an als Theile mit in demselben enthalten, und gehörten mit zu dem ewigen
Rathschlusse
Rathschluß
Rathschluße
Gottes über die Welt und ihre Veränderungen,
(§.
67.
)
in welchem er
festgesezt
festgesetzt
hat, daß in der Reihe der übrigen Begebenheiten
an
bestimmten Orten und Zeiten Wunder geschehen sollen, weil er vorhersahe, daß ei ne oder die andre seiner Absichten
in dem abgezweckten Grade oder auf die für die beste erkannte Weise
nicht könne nach dem
ordentlich
ordentlichen
Laufe
Lauf
der
Natur
Natur erreicht werden, ohne diesem eine solche Einrichtung zu geben, welche andern Absichten Gottes entgegen seyn würde.
§. 14. c.
In dem Verweis der zweiten und dritten Auflage liegt vermutlich ein Übertragungsfehler vor, der in der letzten Auflage korrigiert wird.
84. So oft daher die Absichten Gottes in ihrem ganzen Umfange durch die nach den
Naturgesetze
Naturgesetzen wirkende
und unter Gottes Regierung stehende
natürlichen Kräfte erhalten werden können, geschehen
keine
keiue
Wunder, sondern Gott bedient sich der zu Erreichung jener Zwecke von ihm hervorgebrachten und weis lich eingerichteten natürlichen Kräfte.
Wäre es daher gleich kindisch, sich vorzustellen, es sey Gott mühsamer oder
Ist es daher Gott gleich nicht
schwehrer ein Wunder zu thun, als die natürlichen Veränderungen in der Welt zu bewirken; indem beides nichts weiter als ein Wollen Gottes
erfordert;
erfordert:
so erkennen wir doch aus vorstehenden Sätzen sowohl als aus der
Erfarung
Erfarung,
a)
daß Wunder nur sehr
sparsam
geschehen, und daß darum
b)
sehr glaubwürdige
Zeugnisse
Zeugniße
dazu gehören, uns von der Wirklichkeit eines Wunders zu versichern.
Wo aber diese vorhanden sind,
das Faktum, oder die bestimmte Vorausverkündigung desselben, auf keine Weise natürlich erklärt werden kann,
eine
große und der Güte und Weisheit
Gottes würdige Absicht des
Wunder
Wunders sich erkennen läßt,
das Faktum auf keine Weise natürlich erklärt werden kann,
und derjenige, welcher Wun der zu verrichten versichert, ein
verständiger, gesezter und
rechtschaffener
frommer
Mann ist, auf den kein billiger Verdacht der
Schwärmerey
Schwärmerey und des Selbstbetrugs oder irgend einer Art der Betrügerey fallen kann, da verdienen sie allen
Glaube
Glauben.
An eben diesen Merkmalen erkennet man auch die vielen erdichteten oder fälschlich geglaubten Wunder alter und neuer Zeit.
Zwar
c)
in den frühern Zeiten der Welt,
und
uud
bei Einführung neuer
Religionseinrichtungen
Religionseinrichtungen durch auserordentliche Bevollmächtigte Gottes, waren sie, aus leicht einzusehenden Gründen, häufiger. Aber
d) jetzt
jezt
noch Wunder zu erwarten, berechtigt uns weder Schrift noch
Erfarung
Erfarung, und ist eine höchstgefährliche, auf Abwege nur allzuleicht verleitende Sache;
Erfarung:
ob
es
sie
gleich jederzeit der göttlichen
Allmacht
Allmacht möglich
bleibt, Wunder zu wirken
bleiben
.
85. Je genauer der Mensch die sämmtlichen Geschöpfe kennen lernt, desto vortheilhafter ist es für seine Religion; (§.
70.
) aber innerhalb der Grenzen der Dogmatik liegt doch nur die Betrachtung der
Engel
Engel
*)
und der Menschen. Von
dem, was in der Bibel von
den
erstern
ersten
vorkommt,
ist es zu unserm Zwecke genug, zu
bemerken,
bemerken
a) daß sie endliche Geister sind,
Matth. 24, 36.
die mit höhern Geisteskräften als die Menschen begabet, aber mit kei nem dem unsrigen
ähnlichen
änlichen
Körper verbunden sind;
Col. 1, 16
,
und daß es dergleichen wirklich
, in nicht geringer Anzahl,
Matth. 26, 53.
Hebr. 12, 22.
gebe;
Act. 23, 8.
Hebr.
1,
1.
14.
4–14.
Matth. 22, 30.
24, 36.
Luc. 20, 36.
Matth. 24, 36.
Luc.
1, 11. 19.
Eph. 3, 10.
1 Petr. 1, 12.
Hebr. 2, 7.
2 Petr. 2, 11.
obgleich im biblischen, zumal poetischen,
Sprachgebrauch
Sprachgebrauche alle Mittel und Werkzeuge, deren sich Gott zu Vollziehung seines Willens bedient, häufig Engel uneigentlich genannt werden,
2 Sam. 24,
15.
15
ff.
1 Chron. 22, 14.
ff.
Ps. 78, 49.
vergl.
2 Mos. 12, 12. 13.
Ps.
104, 4.
Act.
12,
12.
23.
und durch Erwähnung der
Engel
Engel oft nur bildliche Beschreibungen von göttlicher Hülfe, zumal wenn sie unerwartet und von
ungewönlicher
ungewöhnlicher
Art gewesen, oder von andern durch Gottes Regierung bewirkten Vorfällen, deren Ursachen man nicht genau kannte,
u. d. gl.
gegeben werden;
2 Kön. 19, 35.
Ps. 34, 8.
91, 11. 12.
Luc. 16, 22.
wobey
wobei
jedoch immer die uralte Idee, daß es solche geistige Werkzeuge der
Vorsehung
Vorsehung
Vorsehung, die zum Besten der Menschen gebraucht würden,
Hebr. 1, 14.
gebe, ingleichen die sinnliche Vorstellung, daß Gott auf seinem Throne, gleich dem mächtigsten Monarchen, mit Schaaren von Engeln, als seinen vornehmsten Dienern, umringt sey,
1 Kön. 22, 19.
Jes. 6, 2.
Dan. 7, 10.
Matth. 18, 10.
Luc. 1, 19.
zum Grunde liegt. b) Daß die guten Engel einen
hohen
höhern
Grad
moralisch
moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit
besitzen
besitzeu
müssen
,
z. E.
Luc.
2, 13.
15, 10.
2 Cor. 11, 14.
und einer
großen
grosen
größern
Glückseligkeit
Glückseligkeit
genießen.
genießen
genießen, als wir Menschen,
Luc. 20, 36.
c) Daß sie, die ohnehin
gewiß
gewis
nicht unthätig seyn können, auf eine von uns nicht zu bestimmende Weise, von Gott bey der Regierung der Welt als Diener gebraucht
werden,
werden
Hebr. 1, 14.
Luc. 1, 19.
welches jedoch eben nicht für ihr einziges oder beständiges Geschäft gehalten
werden
werdeu
muß; daß sie bey diesen Verrichtungen
zuweilen,
zuweilen
Col. 1, 16.
jedoch nur in den ältesten Zeiten vor
Samuel
Samuel
,
(wo aber auf die Beschaffenheit der damaligen Sprache mit Rücksicht zu nehmen ist),
und zu
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
und der Apostel Zeiten,
sichtbar geworden
gesehen worden
sind;
Hebr. 13, 2.
Luc. 1, 11. 26.
2, 9.
ff.
Matth.
28
24
, 2.
ff.
Act. 1, 10.
12, 7.
ff.
wenn man nicht etwa manche dieser Erscheinungen lieber für bloße
Visionen
Visionen halten will;
und daß sie auch
in den Stellen vom künftigen
künftig bey dem
allgemeinen
Gericht
Gericht, als Begleiter des
majestätischen
Richters
, vielleicht um dessen Erhabenheit und Majestät lebhafter den damaligen Menschen zu schildern,
genennet
Gericht mit erscheinen, und gewisse Geschäfte auszurichten haben
werden.
Matth. 25, 31.
13, 39. 41.
2 Thess. 1, 7.
d)
Gegenwärtig aber Erscheinungen der Engel oder ungewöhnliche Wirkungen von denselben zu erwarten, ist weder in der Bibel, noch in den
Vernunftwahrheiten
Vernunftwahrheiten, noch in der
Erfarung
Erfarung einiger Grund vorhanden. Sich nach dergleichen sehnen, ist Schwachheit und
Schwärmerey
Schwärmerey. Solche Dinge aber vor geben, ist entweder Einfalt
oder
und
Leichtgläubigkeit, oder absichtliche Täuschung und Betrügerey; wie sich noch immer bey angestellter genauer Untersuchung gefunden hat.
*) Die Lehre von den Engeln ist für die
praktisch
praktische Religion von geringer Wichtigkeit, und könnte in der populären Dogmatik ganz übergangen werden, wenn nicht eines Theils die Bibel dieser Geister
oft gelegentlich erwähnte und so häufig in dergleichen Stellen
misverstanden
mißverstanden
würde, andern Theils so viele abergläubische und schädliche
Volksmeinungen
Volksmeinungen, zumal von bösen Geistern, weit verbreitet wären, welche durch bessern Unterricht nach Möglichkeit berichtiget werden müssen. Dieß sind denn auch die Rücksichten, welche der Religionslehrer, wenn er von Engeln reden will, nie aus den Augen verliehren darf.
2 Mos. 12, 12. 13. 104, 4.
Aufgrund des übereinstimmenden Verweises der zweiten bis vierten Auflage auf Ps 104 ist in der ersten Auflage ein Textverlust anzunehmen.
Matth. 24, 2.
In der ersten Auflage ist wohl Mt 28,2 gemeint.
86. Zufolge dem Inhalt der Bibel giebt es auch
böse
Engel
Engel
Engel
oder
Geister
Geister
Geister
. a)
Geister.
Sie sind ohne allen Zweifel von Gott gut erschaffen, und müssen also durch eigne Verschuldung in ihren jetzigen Zustand gerathen seyn.
Joh. 8, 44.
1 Joh. 3, 8.
vergl.
(vergl.
2 Petr. 2, 4.
Jud.
6.
6.)
Insbesondere redet die Bibel von einem
Teufel
Teufel,
Joh. 8, 44.
Matth. 25, 41.
vergl.
(vergl.
Apoc. 12,
9.
dem sie
eine in Vergleichung mit der menschlichen große
keine geringe
Macht
9.
) den sie, in Vergleichung mit den Menschen, als einen mächtigen
Eph. 6, 12.
und
viel
Arglist
arglistigen Geist,
2 Cor. 11, 14.
Eph. 6, 11.
beilegt, und ihn durchgehends
als
das Ideal der höchsten Bosheit und Schadenfreude
höchst boshaft und schadenfroh
schildert
schildern
. Jedoch müssen die bösen
Geister
Engel
die höchste
Oberherrschaft
Oberherrschaft Gottes
anerkennen,
anerkennen
Jac. 2, 19.
und
wir
können
versichert seyn, daß sie
unmöglich ohne Gottes
Zulassung
Zulaßung
etwas thun
oder jemand schaden
dürfen
. Auch sind sie schon einer schwehren Strafe unterworfen, welche dereinst,
wie
wte
es scheint, noch
wird
vermehrt werden
soll
.
Matth. 25, 41.
2
(2
Petr. 2,
4.
4.)
b)
Es ist aber bey biblischen Stellen, die des Teufels oder Satans erwähnen, der
morgenländisch
morgenländische
Sprachgebrauch
Sprachgebrauch
morgenländische Sprachgebrauch
nicht aus der Acht zu
lassen
laßen
, vermöge welches der Teufel oft ein Symbol von göttlichen
Strafen
Strafen (von welchen man in der alten Zeit glaubte, daß Gott sie nicht unmittelbar, sondern durch Mittelspersonen vollziehe) und von allem dem ist, was Menschen in Schaden und Unglück
bringt;
bringt,
z. E.
1 Chron.
22,
22.
1.
vergl.
2 Sam. 24, 1.
so wie er auch in
einigen
etlichen
Stellen
nur
zur poetischen Fiktion gehöret.
Hiob.
Hiob
1, 6.
ff.
1 Kön. 22,
19.
19
ff.
Zachar. 3, 1. 2.
c)
Man muß sich auch vorsehen, daß man aus gewissen Namen und Beschreibungen, die aus dem gemeinen Sprachgebrauche in der Bibel beibehalten werden,
z. E.
Eph. 2, 2.
nicht übereilt auf die eigentliche Beschaffenheit der bösen Geister
Schlüsse
Schlüße
mache.
87. Der Hauptbegriff von bösen Geistern, welcher in der Bibel herrscht, ist der, daß sie
die
Urheber
und Beförderer
des
Böses
Bösen
unter den Menschen seyen; welche Idee in der ältesten Welt mit der damals gemeinen Vorstellung zusammenhieng, daß man alle etwas ungewöhnli chere, böse sowohl als gute,
Ereignisse
Ereigniße
der unmittelbaren Wirkung unsichtbarer Wesen, zu allererst Gottes selbst, hernach auch andrer
Geister
Geister
Geister,
zuschrieb; in den spätern biblischen Büchern aber (
Weish. 2, 24.
) näher dahin bestimmt wurde, daß der
Teufel
Teufel
in so fern
als Urheber des
Böses
Bösen beschrieben wird, als er das erste Beispiel von Versün digung gegeben,
Joh. 8,
38–41.
38–41,
1 Joh. 3, 8. 9. 10. 12.
an
Sünden
Sünden sein Gefallen
hat,
hat
Joh. 8, 44.
Eph. 2, 2.
2 Tim. 2, 26.
und
den Fall der ersten Menschen
,
nach
(nach
einer damals schon gewöhnlichen Erklärungsart der
Mose
mosaischen
Beschreibung,
Weish. 2, 24.
von welcher auch im
N. T.
Spuren vorzukommen scheinen,
Joh. 8, 44.
Apoc. 12,
9.
9.)
den Fall der ersten Menschen
befördert hat. Da nun in der Bibel die
Versündigung
Versündigung
Adam
Adams
als die erste
entfernte
Quelle aller übrigen Sünden,
Röm. 5, 12. 19.
unter welchen Abgötterey und Götzendienst oben an stehen, angesehen wird, ingleichem als die erste Ursache der Krankheiten (
Joh. 5, 14.
9,
9.
2.
) und besonders des Todes:
Röm. 5, 12. 15. 17. 21.
6, 23.
1 Cor. 15, 56.
so
begreift man
ergiebt sich
hieraus, warum
und in wie fern
nach
Neutestamentlichem
Neutestamentlichen
Sprachgebrauch
Sprachgebrauch
alle diese Folgen des Falles als Wirkungen des Teufels
vorgestellt zu
vorgestellet
werden
pflegen
, und
in welchem
Sinn
Sinne
in welchem Sinn
es
mithin
zu verstehen sey, wenn die Verführung der Menschen zu allerley Sünden,
Eph. 2, 2.
Joh. 13, 2.
27.
Act. 5, 3.
Luc. 22, 31.
1 Joh. 3, 8.
die Verhinderung alles
Guten
Gute
,
Luc. 8, 12.
2 Cor. 4, 4.
Eph. 6, 11. 12.
und die Verfolgung desselben
Röm. 16, 20.
1 Petr.
5
8
, 8. 9.
dem Teufel beigelegt, ihm eine Herrschaft über die
heidnisch
heidnische
abgöttische Welt zugeschrieben,
Act. 26, 18.
Col. 1, 13.
Eph. 2, 2.
vergl.
3.
und er als Urheber der Krankheiten
Luc. 13, 16.
Act. 10, 38.
2 Cor. 12, 7.
und als der Gewalthaber des Todes (den doch über jeden Menschen
gewiß
gewis
Gott selbst
verhängt),
verhängt,) geschildert wird.
verhängt,)
Hebr. 2,
14.
16.
Joh. 8, 44.
geschildert, und auch das ihm beigelegt wird, was offenbar nicht unmittelbar von ihm, sondern von ruchlosen ihm änlichen Menschen geschieht.
Z. B.
Röm. 16, 20.
1 Thess. 2, 18.
1 Petr. 5, 8. 9.
Wir werden also nicht irren, wenn wir, wo nicht alle, doch die meisten Stellen dieser Art von bloß
mittelbaren
mittelbaren
Wirkungen des Satans verstehen.
1 Petr. 8, 8. 9.
In der ersten Auflage ist wohl 1Petr 5,8.9 gemeint.
Hebr. 2, 16.
In der ersten Auflage ist wohl Hebr 2,14 gemeint.
88. Ob der
Teufel
Teufel
a)
ehemals
ehemals
auf menschliche Seelen,
z. E.
bey den Orakeln, falschen Propheten
u. s. w.
und auf die
Körperwelt,
Körperwelt
z. E.
bey einigen
Dämonischen,
Dämonischen
Matth. 8, 28.
ff.
unmittelbar gewirkt habe, ist eine historische und exegetische Frage, deren Verneinung auf
Religionssätze
Religionssätze keinen Einfluß hat.
b)
Wenigstens
jezt
jezt
noch dergleichen unmittelbare Wirkungen anzunehmen, befiehlt weder die Bibel, noch die
Erfarung
Erfarung, noch die durch die
Offenbarung
Offenbarung erleuchtete
Vernunft
Vernunft; welche uns vielmehr einstimmig
auffordern, den wahren natürlichen Ursachen derjeningen Erscheinungen und Begebenheiten, deren Urheber der
Teufel
Teufel oder andre Geister seyn sollen, nachzuspühren, und uns
verpflichten, wenig stens das allermeiste, was man ehemals theils aus
Leichtgläubigkeit und Unwissenheit,
Unwissenheit
theils aus Bosheit für noch fortdaurende unmittelbare satanische Wirkungen hielt,
z. E.
Zauberey, Hexerey
u. d. gl.
für ganz unchristlichen
Aberglaube
Aberglauben zu erklären,
und
die in uns aufsteigende böse Gedanken und Begierden
aber
aus der unreinen Quelle unsers eignen Herzens
Matth.
15,
15.
19.
Gal. 5,
16–21.
16.–21.
Röm. 7, 5. 8. 11.
17–20.
23.
Jac. 1, 14. 15.
herzuleiten.
Und dies ist desto sicherer, da wir ohnehin gegen die Versuchungen des Satans keine andere Waffen brauchen könnten, als eben dieselben, mit welchen wir die in unserm Herzen selbst aufsteigenden unordentlichen Begierden bestreiten müssen.
Bestimmung und moralische Natur des Menschen.
89. Unter allen Geschöpfen auf dem
Erdboden
Erdboden,
ist
der
Mensch
Mensch
das edelste und Gott
änlichste,
änlichste.
Act. 17, 28.
und hat unter allen die erhabenste
Bestimmung
Bestimmung
*)
. Schon
in
diesem Leben
auf Erden kann man a)
a) Man kan
ihm mit Grunde eine
Herrschaft
Herrschaft über die übrigen Kreaturen beilegen,
1 Mos. 1, 26.
so fern
allein er
er allein
ein Recht, und die zu Ausübung desselben nöthige Geschicklichkeit hat, alle und jede ihm vorkommende Geschöpfe (
vergl.
§.
76.
76
) zu seinem wahren
Nutzen
Nutzen zu gebrauchen. b) Er allein
kann
kan
und soll Ordnung und Glück rings um sich her unter seinen
Mitgeschöpfe
Mitgeschöpfen
und besonders unter seinen Brüdern, den Menschen,
mit Bewustseyn verbreiten, und dadurch die Absichten Gottes befördern; c) insbesondere derjenigen Gesellschaft, deren Glied er ist, nach seinem von der
Vorsehung
Vorsehung bestimmten
Verhältnisse
Verhältniße
gegen dieselbe,
(§.
77.
d.)
sich
nüzlich
nützlich
machen; d) die ihm
mitgetheilten
mitgetheilte
Kräfte durch immer fortdauernde Entwickelung und stete Uebung erhöhen und vermehren; e)
unzähliges
unzähliches
Gute, dessen kein andres Geschöpf
auf Erden
in gleichem Um fange fähig ist,
vornemlich
vornehmlich
aber f) jene höhere
Glückseligkeit
Glückseligkeit, die auf Erkenntnis der Wahrheit und sittliche Güte, und vorzüglich auf Religion sich gründet, (§.
1.
2.
3.
) genießen, und daher g)
unablässig
unabläßig
nach mehrerer Erkenntnis und moralischer
Aenlichkeit
Aenlichkeit mit Gott streben.
*) Bey
den
dem
Belehrungen über die
Bestimmung und
Würde
Würde des Menschen
, muß dahin gesehen wer
den, daß dem Menschen
Achtung
Achtung gegen sich selbst, gegen jeden, auch den geringsten, seiner Mitmenschen, und gegen die Menschheit überhaupt eingeprägt, daß manchen gangbaren aber schädlichen Vorurtheilen über unsre Bestimmung entgegen gearbeitet, daß der Ungrund des Vorwurfs, als bilde die christliche Religion nur Menschen für den Himmel und nicht für die Erde, einleuchtend gemacht, und daß das Verhältniß dieses Lebens zum künftigen ins Licht gesetzt werde.
90. Doch ist die
große
grose
Bestimmung
Bestimmung des Menschen
nicht bloß auf dieses
irrdische
irdische
Leben eingeschränkt
nicht blos auf dieses irdische Leben eingeschränkt
, sondern
reicht
reichet
bis in die
Ewigkeit
Ewigkeit hinaus.
2 Cor. 4, 18.
1 Joh. 3, 2.
Zwar
a)
ist der Mensch nicht
bloß
blos
um der Zukunft willen da
, und er lebt seiner Bestimmung entgegen, wenn er über dem
Himmel
Himmel der Erde vergißt, oder sich zu jenem auf eine solche Art geschickt machen will, daß er darüber auf dieser unbrauchbar wird
. Das gegenwärtige Leben ist nicht
blos
bloß
Mittel
Mittel, sondern auch
Zweck
Zweck
Zwek
; und daher soll der Mensch nicht alle seine Gedanken lediglich nur darauf richten, um dereinst
glücklich
glücklich erst zu
werden
werden
, eben als wenn nicht
itzt
jezt
schon seine
Bestimmung
Bestimmung wäre, es zu
seyn
seyn
; sondern er soll vielmehr jeden gegenwärtigen Augenblick schon genießen, und in jeder Periode seines Daseyns möglichst glücklich seyn; wie denn auch das jetzige Leben, wenn nur die Menschen ihre jetzige Bestimmung zu erreichen sich mehr angelegen seyn ließen, schon für sich, und ohne Rücksicht auf das, was jenseits des Grabes unser wartet, des Daseyns immer werth wäre. Allein
b)
noch
uoch
unendlich höhere, und alle
Ewigkeiten
Ewigkeiten
hindurch steigende
Seligkeiten
Seligkeiten sind von Gott uns nach dem Tode zugedacht, wenn wir das gegenwärtige Leben unsrer jetzigen Bestimmung gemäs
anwenden;
anwenden.
Phil. 3, 20.
Col. 3, 1–4.
und es ist die weiseste und wohlthätigste Einrichtung Gottes, daß rechter
Genuß
Genuß dieses Lebens zugleich die beste Vorbereitung zur
Glückseligkeit
Glückseligkeit des künftigen ist, und daß umgekehrt das rechte Bestreben dereinst glücklich zu werden, ein wirksames Mittel ist, es itzt schon zu seyn.
91.
a) Im
Tod
Tode
*)
stirbt
nur
uur
unser Leib,
Röm. 8, 10.
dessen aufgelösete Theile jedoch nicht umkommen, sondern nur in andere Körper
übergehen
übergehen.
(§.
72.
).
72.
)
b) Unsre
Denn unsre
Seele
Seele
aber
ist, wie wir nach Gründen
der
drr
Vernunft
Vernunft schon hoffen dürfen, und aus der Bibel
gewiß
gewis
wissen,
unsterblich
unsterblich
.
Matth. 10, 28.
Joh. 11, 24–26.
1 Thess. 4, 13.
ff.
2 Tim. 1, 10.
1 Thess. 4, 13.
ff.
Luc. 20, 27. 37.
Mein
Im
Tode
stirbt nur unser Leib,
Röm. 8, 10.
dessen aufgelösete Theile jedoch nicht umkommen, sondern nur in andere Körper übergehen. (§.
72.
) Unser
Unser
Ich
Ich
aber
dauert ununterbrochen fort,
Luc. 20, 37. 38.
2 Cor. 5, 1.
Hebr. 9, 27.
und behält das
Bewustseyn
Bewust seyn seiner selbst, und die deutliche Erinnerung an die vorhergegangenen Zustände, und an
das
das,
was
ich
wir
hier empfunden, gedacht und gethan
habe
haben
.
Luc. 16,
23.
23
ff.
Ja unsre
Seele
Seele wird, von diesem groben
Körper
Körper getrennt, ihre Thätigkeit desto freier äusern, und ihren Wirkungskreis desto mehr erweitern können;
1 Cor. 13, 9–12.
1 Joh. 3, 2.
so wie wir auch, durch die Schei dung von diesem Leibe, von
unzähligen
unzählichen
dringenden
Bedürfnissen
Bedürfnißen
, körperlichen Schmerzen, und
manchen
Reizungen
Reitzungen
zur
znr
Sünde
Sünde befreiet werden.
Röm. 8, 23.
7, 5. 18. 23. 24.
c)
Es
hat
ist
daher der
Tod
Tod, an sich betrachtet, nichts
schreckliches an sich, sondern ist vielmehr als eine
Wohlthat
, als
schreckliches, vielmehr wäre ein immerwährendes, wenn gleich noch so glückliches, Leben auf Erden doch immer für uns Verlust einer höhern
Glückseligkeit
Glückseligkeit, zu der wir Fähigkeit haben. Der
Tod
Tod hingegen ist der stärkste Schritt, den der Mensch thun kann, sich der Erreichung seiner großen
Bestimmung
Bestimmung zu nähern,
ein
Uebergang
Uebergang zu einem vollkommnern Leben,
anzusehen
und also wahrer Gewinn
;
2 Cor. 5, 6–8.
Phil. 1, 21. 23.
gleichwie auch der Verlust des
Genuß
Genusses irrdischer
Genußes irdischer
Güter durch die Fähigkeit zu weit edlerem
Genusse
Genuße
reichlich ersetzt wird. Doch
ist eine längere Fristung unsers irrdischen Lebens, so fern wir dadurch Gelegenheit bekommen, schon hier eine höhere
Stufe
Stufe moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit zu erreichen und mehr Gutes zu wirken, gleichfalls eine schätzbare Wohlthat von Gott.
Phil. 1, 22. 24.
Der Christ wünschet sich den Tod zwar nicht, um nur zeitlichen Leiden, die er als Mittel zu seiner
Vervollkommung
Vervollkommung betrachtet, zu entgehen; aber heiter und getrost sieht er ihm entgegen. Allein nur dem
kann
kan
der Tod
eigentlich nur dem
wahrhaftig erfreulich seyn, der hier auf dieser Welt schon seiner
hohen
jetzigen
Bestimmung gemäs gelebt hat, und mit Gesinnungen, welche den göttlichen änlich sind, stirbt.
Joh. 5, 29.
11, 25, 26.
1 Cor. 9, 24. 25.
2 Cor.
5,
5.
9.
10.
Hebr. 11, 35.
1 Petr. 1, 4. 5.
1 Joh. 3, 2.
3.
Luc. 16, 22
ff.
*) Hier, wo wir eben von der Bestimmung des Menschen in diesem und jenem Leben geredet haben, und nun im Begriff stehen, zur
Betrachtung der
moralisch
moralischen
Natur
Natur des Menschen überzugehen und dabey die Lehre von Belohnungen und Stafen vor und nach dem
Tod
Tode abzuhandeln, scheint der bequemste Ort zu seyn, das, was von dem Leben nach dem Tode zu wissen nöthig ist, einzuschalten. Hiebey ist aber das, was die Bibel deutlich lehret, sorgfältig von bloßen Vermuthungen und Hypothesen abzusondern. Die letztern überläßt man gern ihren Liebhabern, aber dem Volk müs
sen sie nicht als
Religionslehren
Religionslehren vorgetragen werden. Und selbst
bey den Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist bildlichen Unterrichts der Bibel muß man sich an richtige und feste
Erklärungsregeln
Erklärungsregeln binden, damit das Volk bey den Bildern, die freilich nicht wohl ganz vermieden werden und sogar bey dem sinnlichen Haufen eine gute Wirkung thun können, Etwas, und etwas Wahres, denken lerne, und von kindischen und schwärmerischen Erwartungen zurückgehalten werde.
Vergl.
die
Anmerk.
c.
zu §.
95.
89.
Betrachtung der moralischen Natur des Menschen
Die englische, von den Cambridge Platonists beeinflusste Moralphilosophie hat das neologische Menschenbild entscheidend geprägt: Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of Shaftesbury (1671–1713) hat in Abgrenzung zu Thomas Hobbes' (1588–1679) These vom menschlichen Naturzustand als „Krieg aller gegen alle“ dem Menschen eine positive Sozialnatur zugesprochen, aus der unter der Voraussetzung angemessener Bildung ein mit dem ästhetischen Sinn verbundenes sittliches Gefühl hervorgehe (
An inquiry concerning virtue or Merit
, 1699; von Spalding 1747 ins Deutsche übersetzt). Dieser Gedanke des
moral sense
inspirierte nicht zuletzt die Neologie dahingehend, dass sie in der vervollkommnungsfähigen Moralität des Menschen die natürliche Bestimmung des Menschen erkannte.
bey den Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist bildlichen Unterrichts der Bibel muß man sich an richtige und feste Erklärungsregeln binden
Die neutestamentliche Hermeneutik bildete einen Schwerpunkt der Lehrtätigkeit Griesbachs. Ab 1778 hielt er an der Universität Jena Vorlesungen zur „Auslegungskunst der heiligen Schrift“, die 1815 unter dem Titel
Vorlesungen über die Hermeneutik des N. T. mit Anwendung auf die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Christi
neu herausgegeben worden sind. Griesbach entwickelt in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Interpretationen des reformatorischen Schriftverständnisses seine Hermeneutik, die weitestgehend dem Ansatz der grammatisch-historischen Auslegung folgt, allerdings die menschliche Vernunft als Vermögen zu sachgemäßer Interpretation sowie den geschichtlichen Zugang stärker hervorhebt und schließlich den Schwerpunkt auf den „Lehrer der Religion“, welcher „Selbstdenker bilden will“ (aaO 165), verlagert. Insbesondere in der Hermeneutikvorlesung lässt sich der Einfluss der neologischen Unterscheidung von Theologie und Religion auf die aufklärerische Schriftauslegung nachweisen.
92. Denn
a)
das
Leben nach dem Tode
ist nichts anders als eine unmittelbare und eigentliche
Fortsetzung
Fortsetzung des jetzigen
; wir nehmen
unsere
nnsere
Denkungsart
Denkungsart,
Denkungsart
Gesinnungen und Fertigkeiten in jene Welt mit, und dort dauern alle Folgen unsrer jetzigen Gesinnungen und Handlungen fort.
Röm.
Röm
.
2,
5–12.
5–10.
12.
16.
1 Cor. 15, 58.
2 Cor. 4, 17.
5, 10.
Gal. 6, 7–10.
Eph. 6, 8.
1 Tim. 6, 18. 19.
b)
Hebr. 9, 27.
Es wird daher sogleich nach dem Tode
Luc. 20, 37. 38.
23, 43.
16, 22.
27.
Phil. 1, 23.
der Tugendhafte
höchst
glücklich, und der Lasterhafte
höchst
unglücklich, jeder genau nach der
Proportion
Proportion seines Verhaltens, seyn.
Luc. 16, 23–25.
Und
c)
in diesem Zustande werden beide bleiben, bis es dereinst, zu einer
Zeit,
Zeit
welche kein Mensch vorher wissen
kann
kan
,
1
Thess.
Tess.
5, 1. 2.
2
(2
Petr. 3,
10.
10.)
Gott gefallen wird, die jetzige Einrichtung desjenigen Theils der
Welt
Welt,
den wir bewohnen, aufzuheben und zu zerstören, und dessen
letzten
lezten
oder
jüngsten Tag
kommen zu lassen.
2
(2
Petr. 3,
7–13.
7–13.)
93. An diesem
letzten
lezten
Tage unsrer Welt
a)
werden alle Menschen, welche seit der Schöpfung verstorben sind, mit ihren aus dem
Grab
Gra be
wieder
erweckt
erweckten Leibern
,
1 Cor. 15,
12.
12
ff.
35.
ff.
52.
2 Cor. 4, 14.
1 Thess.
4,
4.
16.
die alsdann Lebenden aber mit verwandelten oder umgebildeten
Körper
Körpern
Leibern
,
1 Cor. 15, 51. 52.
53.
1 Thess. 4, 17.
wieder dargestellt werden.
Joh. 5, 25. 28. 29.
Act. 24, 15.
b)
Diese neuen
Diese neuen
Körper
werden aus dem Grundstoffe unsrer jetzigen entwickelt werden, und zu diesen sich verhalten, wie die Aehre zu dem ehemaligen, nun in Fäulnis übergegangenen, Saatkorn.
1 Cor. 15, 36–42.
50. 53.
werden
54.
Daß sie
der
Vergänglichkeit
Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen seyn,
1 Cor. 15, 26. 54.
Luc. 20, 36.
mithin
die jetzigen an
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten
sehr
weit
übertreffen,
Luc. 20, 36.
1 Cor. 15, 42–50.
2 Cor. 5, 1.
ff.
Phil. 3, 21.
und
mithin
ohne Zweifel
zu höherer
Vervollkommung
Vervollkommung der
Seelen
Seelen, zum
Genuß
Genusse
Genuße
reinerer Freuden, und zu einer ausgebreitetern
Wirksamkeit
Wirksamkeit, wie es unsre
Bestimmung
Bestimmung alsdann erfordern wird,
geschickt eingerichtet
seyn
, und der Vergänglichkeit und Zerstörung nicht unterworfen
seyn.
seyn werden,
1 Cor. 15, 26. 54.
Luc. 20, 36.
Auch giebt die Schrift
lehrt die Schrift; welche auch
zu erkennen
giebt
, daß
alsdann
in jenem Leben
manche körperliche Handlungen, wel che
jetzt
jezt
zu unsrer
irrdischen
Bestimmung und zur Erhaltung und
Fortpflanzung
Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts mitgehören, aufhören sollen.
Luc. 20, 35. 36.
1 Cor. 6, 13.
Mehr aber können wir hiervon nicht wissen
, und brauchen es auch nicht
.
94.
a)
An eben diesem
letzten
lezten
Tage unsrer Welt wird
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus Christus
das
allgemeine
Gericht
über die Menschen halten,
Matth. 25, 31.
ff.
Joh. 5, 22. 27.
Act. 17, 31.
2 Cor. 5, 10.
da dann alle ihre Handlungen, auch die geheimsten oder unrecht beurtheilten, die verkann te Tugend und das glänzende Laster, in ihrem wahren
Licht
Lichte
aufgestellt
erscheinen
,
Röm. 2, 12. 16.
1 Cor. 4, 5.
Matth. 25, 35. 40. 42. 45.
7, 21–23.
Marc. 9, 41. 42.
und nebst dem
Schicksal
Schicksale, das jeder durch seine Handlungen sich zugezogen hat,
offenbar
allgemein bekannt gemacht
werden sollen.
Matth. 25, 34. 41.
Und
b)
dann erst wird, wie es scheint, (denn die Bibel unterscheidet nicht immer genau, was gleich nach dem Tode, und was erst am Ende der Welt geschehen
wird),
wird,)
ein jeder das ganze volle Maas der
(positiven §.
102.
C.
c.
109.
b
b.
)
Belohnungen
Belohnungen
und
Strafen
Strafen
, (
vergl.
§.
99.
99
ff.
)
ff.),
seinem Verhalten in dem gegenwärtigen Leben gemäs, zugetheilt bekommen.
Matth. 25, 46.
Die Frommen werden zum Ziele der erhabnen
Bestimmung
Bestimmung des Menschen, zum gemeinschaftlichen und ewig daurenden
Genuß
Genusse
Genuße
unaussprechlicher
Seligkeiten
Seligkeiten
gelangen;
gelangen,
2 Cor. 4, 17.
1 Thess. 4, 17.
2 Tim. 4, 8.
Hebr. 12, 22. 23.
die
Die
Lasterhaf ten aber alle Ewigkeiten hindurch
(§.
111.
)
es empfinden müssen, daß man sich
äusserst
äuserst
elend
mache
macht
, wenn man die wohlthätigen Gesetze Gottes
übertritt
übertrit
, und seiner erkannten Bestimmung entgegen handelt.
Matth. 25, 46.
Marc. 9, 47. 48.
95.
*)
Gott hat den Menschen mit den
Mitteln seine hohe
Bestimmung
Bestimmung zu er
reichen
, hinlänglich versehen.
a)
Selbst das Vorstellungs- und
Begehrungs-Vermögen
Begehrungs-Vermö gen ist an solche
physisch
physische Gesetze
physische Gesetze
gebunden, welche den Menschen allmälich zu ver vollkommen geschickt sind, und die er nicht überschreiten
kann
kan
. Weil aber eine durch
bloße unwillkührliche
blose
Befolgung der physischen Gesetze allein erlangte
Vollkommenheit
Vollkommenheit, dem Menschen noch keinen
moralisch
moralischen Werth geben könnte, welcher ohne
b)
Freiheit
Freiheit
Freiheit
sich nicht denken läßt; so ist das
Begehrungsvermögen
Begehrungsvermögen durch diese Gesetze nicht dergestalt bestimmt, daß alle vernünftige Willkühr dabey wegfiele. Denn
α
) die
Begierden
Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey den Thieren
dieß
dies
der Fall ist) auf gewisse Gegenstände und auf ein bestimmtes Maas eingeschränkten Trieben abhängig, sondern gehen auf alles, was gut und zur Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Und diesen in seiner Natur liegenden, an sich unbestimmten,
wenn gleich die
Erfarung
Erfarung lehrt, daß die Instinkte von Zeit zu Zeit auch ohne Willkühr des Menschen sich thätig erweisen; so hängt doch die grösere oder kleinere Gewalt derselben nicht nur grosentheils von dem vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ab, sondern es ist auch gewis, daß er durch vernünftige Vorstellungen sich selbst bestimmen und den ihm anerschaffenen
stets regen
Trieb
Trieb nach
Glückseligkeit
Glückseligkeit
kann er
durch die
Vernunft
Vernunft
regieren.
β
) Ist auch zuweilen ein blinder Trieb ohne Willkühr des Menschen wirksam, so geschieht
dies
dieß
doch bey solchen, die die Kultur ihres Geistes nicht
vernachlässigt
vernachläßigt
haben, selten, und auch dann hat die größere oder kleinere Gewalt solcher Triebe großen theils in dem vorhergegangenen willkührlichen Verhalten des Menschen ihren Grund. Ferner
γ
) hängen zwar die Begierden zum Theil, wie bey den Thieren, von sinnlichen
Empfindungen
Empfindungen ab; aber der Mensch kann theils solchen Empfindungen, die ihn zu unrechtmäßigem Verhalten reizen möchten, häufig ausweichen, theils kann er, wenn er will, den
Eindruck
Eindrnck
äusserer Dinge schwächen oder verstärken, theils sind die Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern
δ
) der Mensch kann sich, weil er
Vernunft
Vernunft hat, auch nach
Vorstellungen
Vorstellungen,
die nicht zunächst vom Körper abhängen, ja durch Vorstellungen künftiger niemals empfundener Dinge, durch den Gedanken an Gott, an das Gesetz, an die Schicklichkeit oder Unschick lichkeit, Gemeinnützigkeit oder
Gemeinschädlichkeit
Schädlichkeit
einer Handlung, an noch so entfernte Folgen derselben
u. s. w.
bestimmen. c) Der auf sich selbst aufmerksame Mensch ist sich daher sehr oft innigst bewußt, nicht nur, daß er anders handeln sollte, sondern auch, daß er anders handeln könnte, als er handelt, und daß, wenn er
dießmal
diesmal
nicht anders konn te, es seine eigne
Schuld
Schuld war. d) Und deshalb kann es ihm zur Pflicht gemacht werden, so zu handeln, wie er selbst gesteht nicht nur handeln zu sollen, sondern auch, wenn er es nur darnach anfängt, zu können. Und wenn er es nicht thut, kann es ihm zugerechnet und er dafür bestraft werden, so wie im entgegengesetzten Fall ihm ein moralischer Werth und Belohnung zuerkannt werden kann. e)
regieren kan.
Und hierin besteht
seine
die
moralisch
moralische
Natur
Natur
, durch
Natur des Menschen
, ohne
welche er
zu Erreichung seiner erhabenen
Bestimmung
Bestimmung geschickt und moralischer
keiner moralischen
Glückseligkeit
Glückseligkeit fähig
ist
wäre
.
*)
Bey den Belehrungen a) über die
Bestimmung und
Würde
Würde des Menschen
, muß dahin gesehen werden, daß dem Menschen
Achtung
Achtung gegen sich selbst, gegen jeden, auch den geringsten, seiner Mitmenschen, und gegen die Menschheit überhaupt eingeprägt, daß manchen gangbaren aber schädlichen Vorurtheilen über unsre Bestimmung entgegen gearbeitet, daß der Ungrund des Vorwurfs, als bilde die christliche Religion nur Menschen für den
Himmel
Himmel und nicht für die Erde, einleuchtend gemacht, und daß das Verhältniß dieses Lebens zum künftigen ins Licht gesetzt werde. Es scheint auch hier b) der bequemste Ort zu seyn, von dem
Leben nach dem Tode
zu handeln, wobey aber das, was die Bibel deutlich lehret, sorgfältig von bloßen Vermuthungen und Hypothesen abzusondern ist. Die letztern überläßt man gern ihren Liebhabern, aber dem Volk müssen sie nicht als
Religionslehren
Religionslehren vorgetragen werden. Und selbst bey den Erläuterungen des bedächtlich kurzen und meist bildlichen Unterrichts der Bibel muß man sich an richtige und feste Erklärungsregeln binden. c)
Den Menschen
a)
mit seiner
moralisch
moralischen
Natur
Natur
näher bekannt zu machen, ist allerdings Pflicht des Religions
lehrers, weil gänzliche Unwissenheit hierin leicht Irrthümer, die der
Religiosität
Religiosität und
Moralität
Moralität nachtheilig sind, und Unterlassung wichtiger Pflichten erzeuget. Wie weit er aber hierin zu gehen habe, muß die Fähigkeit und das Bedürfniß der
Lehrlinge
Lehrlinge entscheiden. Schon erwachsenen Jünglingen, zumal aus den kultivirteren Ständen, wird inzwischen der Inhalt dieses ganzen Abschnittes
von einem geschickten Lehrer
verständlich gemacht werden können; und es scheint
dieß
dies
um so nöthiger, da
man
von diesen Materien
in
durch
mancherley
Büchern
Bücher
Sätze
ausbreitet
in Umlauf kommen
, die in ihrer Anwendung
nur allzuleicht
leicht
schädlich werden.
b)
Und da selbst achtungswerthe
Philosophen
Philosophen über einige Punkte,
z. B.
über die Lehre von der
Freiheit
Freiheit
, in einem Streit befangen sind, welcher
sobald
so bald
wohl nicht entschieden werden möchte,
und wenigstens beweiset, daß es hier noch Dunkelheiten gebe und keine völlige Evidenz da sey,
so wird man die Billigkeit haben, es dem
Religionslehrer
Religionslehrer nicht für Schwäche oder blinde Anhänglichkeit an irgend ein System anzurechnen, wenn er bey der Wahl unter den streitigen
Vorstellungsarten
Vorstellungsarten mit darauf Rücksicht nimmt, welche sich, seiner Einsicht nach, am besten mit den ihm deutlichen Lehren der Bibel, die er als einen von Gott kommenden Unterricht verehret, vereinigen
lasse
las
sen
, und zugleich mit den wenigsten Bedenk
lichkeiten dem Volk vorgetragen werden könne. Uebrigens ist die Sache des Religionslehrers nicht sowohl, die menschliche Freiheit zu erklären, als vielmehr so davon zu handeln, daß die Menschen einsehen, was sie thun und lassen müssen, um immer freier zu werden, und daß sie sich überzeugen, daß
dieß
dies
möglich sey.
c)
d)
Genaue Untersuchungen über
göttliche Gesetze, Belohnungen
und
uud
Bestrafungen
Bestrafuugen
sind nicht nur an sich
nützlich
nützlich, da krasse Vorstellungen
z. B.
von Himmel und Hölle einen höchst schädlichen Einfluß auf Re
ligion und Moralität haben, sondern in unsern Zeiten haben sie auch dadurch noch mehr Wichtigkeit bekommen, daß in Schriften, welche von Jedermann gelesen werden, viel darüber gesagt und zum Theil eine Theorie davon
aufgestellt
aufgestellet
worden ist, welche mit dem Unterricht den die Bibel davon giebt und mit der erweislichen
Schriftlehre
Schriftlehre von der
Erlösung
Erlösung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
u. s. w.
schwerlich
schwehrlich
zu vereinigen seyn möchte. Es ist daher nöthig, diese Materien, besonders die von
positiven Strafen
, so abzuhandeln, daß den sehr häufigen Misverständnissen und den
eben hieraus vornehmlich
daraus
entstehenden Einwürfen vorgebeugt werde, und hingegen in die Augen falle, daß unsre Lehre
, wenn sie richtig gefaßt wird,
nichts Vernunftwidriges
oder Gott unanständiges enthalte. Diesen Zweck leichter zu erreichen, machen wir den Anfang von den Untersuchungen über die
Belohnungen
Belohnungen, bey welchen man gemeiniglich weniger Schwierigkeiten zu finden glaubt, auch nicht so ängstliche Blicke auf das übrige
Sistem
System
wirft, als bey der Lehre von positiven
Strafen
Strafen.
Hat man, was von den Belohnungen gesagt wird, richtig gefaßt, so wird es leicht seyn, eben das auch auf die Strafen anzuwenden, und sich hierdurch von
deu
letztern richtigere Begriffe zu bilden.
Was aber die
natürlichen guten und schlimmen Folgen
der Handlungen anlangt, so hat der
Religionslehrer
Religionslehrer gute Ursachen, sie aus dem Gesichtspunkt der Be
lohnungen und Strafen zu betrachten. Der
Philosoph
Philosoph mag sie, wenn er will, aus einem andern ansehen; ein wahrer Widerspruch scheint doch nicht statt zu haben. Es gilt gewissermaaßen auch hier, was in der
Anmerk.
zu §.
35.
gesagt worden ist.
d)
e)
Den bildlichen Ausdruck:
Ebenbild
Ebenbild Gottes
, zu einem ganzen
Artickel
Artikel
auszuspinnen, scheint nicht rathsam. Was man dahin zu rechnen pflegte und Grund hat, kann füglich in diesem und dem folgenden Abschnitte gelegentlich mitgenommen werden.
Genaue Untersuchungen über göttliche Gesetze, Belohnungen und Bestrafungen
Nach frühneuzeitlicher Auffassung verhängt nicht nur die weltliche Obrigkeit, sondern v.a. auch Gott als Herrscher und Richter Strafen in Form von Krieg und Naturkatastrophen. Das in der Apokalyptik prophezeite Weltende wurde als letztes großes Strafgericht über die Menschheit verbildlicht. Vor allem Luthers Suche nach dem gnädigen Gott vollzog sich im Horizont mittelalterlicher Gerichtsvorstellungen von einem gerechten, d.h. belohnenden und strafenden Gott. Im Unterschied zur Satisfaktionstheorie Anselms von Canterbury (ca. 1033–1109) verstand er das Strafleiden Christi als Versöhnungshandeln Gottes. Die teilweise miteinander korrespondierenden theologischen und juristischen Debatten der neuzeitlichen Geistesgeschichte sind durch das relative Nebeneinander von Vergeltungs- und Präventionstheorien geprägt. Die Präsenz des Strafrechts in der
Anleitung
erklärt sich historisch daraus, dass bis weit ins Zeitalter der Aufklärung Sturmfluten und Erdbeben (bspw. Lissabon 1755) die theologische Frage nach Sinn und Ursache göttlicher Strafen provozierten. Noch 1796 deuteten die Kirchen die Invasion der Truppen der französischen Republik in Süddeutschland als Strafe Gottes.
96.
Freilich a) ist der Mensch nicht so
frey
frey, daß er auch etwas anders wollen könnte, als
was er sich in dem Augenblick, da er
wählen
wählen soll, als gut vorstellt
. Und b) diese gegenwärtige Vorstellung, von welcher sein Wollen oder Nichtwollen abhängt, wird theils entweder unmittelbar durch eine Empfindung erweckt, oder ist ein Glied einer vielleicht weit rückwärts reichenden
Ideenkette
Ideenkette, welche sich itzt nicht mehr abändern läßt und zuletzt in einer Empfindung sich verliehrt;
wie denn überhaupt die Empfindungen es sind, welche dem Menschen den Stoff zu seinen Vorstellungen zuführen;
theils hat jene Vorstellung, nach welcher der
Wille
Willen
sich bestimmt, ihren Grund in der individuellen
Fähigkeit
Fähigkeit, Richtung und Uebung des Verstandes, der Einbildungskraft, des Gedächtnisses
etc.
des Menschen, in der Beschaffenheit seiner gesammten Kenntnisse, in den äusern Umständen, unter welchen er sich entschließen und wählen soll, in seiner jetzigen Gemüthsstimmung, in der Erziehung, (die darum so
äusserst
äuserst
wichtig
ist),
ist,)
in der Gewohnheit
u. s. w.
Allein
e)
c)
{
Nämlich
die
Begierden
Begierden des Menschen sind nicht von blinden, oder (wie bey den Thieren dieß der Fall ist) auf gewisse Gegenstände und auf ein bestimmtes Maas eingeschränckten Trieben abhängig, sondern gehen auf alles, was gut und zur Erweiterung seiner Kräfte fördersam ist. Zwar hängen sie zum Theil, wie bey den Thieren, von sinnlichen
Empfindungen
Empfindungen ab, welche dem Menschen überhaupt den Stoff aller seiner Vorstellungen zuführen; aber er kan theils den Eindruck äuserer Dinge schwächen oder verstärken, theils die durch Empfindung erlangte Vorstellungen verschiedentlich bearbeiten, theils sind die Empfindungen nicht die einzige Triebfeder der Begierden, sondern der Mensch hat
Vernunft
Vernunft und kan sich auch nach Vorstellungen, die nicht zunächst vom Körper abhängen, ja durch Vorstellungen künftiger, niemals empfundener, Dinge bestimmen. Vermöge der Einrichtung seiner Natur, kan er zwar nichts anders wollen, als was er sich in dem Augenblicke, da er wählen soll, als gut vorstellt; und seine jetzige Vorstellung, welche den Grund seines Wollens enthält, hängt an einer Ideenkette, welche sich zulezt in etwas auserhalb des Menschen verliehrt. Aber
der Mensch hat doch eine
gewisse Gewalt über seine eigene Ideen
gewisse Gewalt über seine eigne Ideen
gewisse Gewalt über seine eigene Ideen
; er
kann,
α
)
kan,
vermöge der eigenthümlichen Thätigkeit seiner
Seele
Seele,
die durch die Empfindung erlangten Vorstellungen verschiedentlich bearbeiten,
den vorräthigen Stoff zu
Ideen
Ideen auf mannichfaltige Weise verbinden, trennen, und abändern; neue Beziehungen derselben auf einander entdecken, und solchergestalt der Form nach neue Ideen in sich hervorbringen, und die Reihe seiner Vorstellungen selbst anordnen. Auch
kann er sich die Fertigkeit erwerben
hat er das Vermögen
, den ersten
Eindrücke
Eindrücken von
dem
dem,
was ihm als gut oder böse erscheint, zu widerstehen, und seine
Entschließungen
Entschließungen
Entschliesungen
Entschliessungen
zurückzuhalten, bis er die Gründe derselben
vernünftig
vernünftig abgewogen hat. Hierzu kommt noch die Fähigkeit zu wissen, warum er einen Gegenstand
so sich
sich so
vorstelle, daß gewisse
Entschliessungen
Entschliesungen
Entschließungen
daraus erfolgen, und
das Vermögen,
durch eigne Thätigkeit in eine
andere
andre
Lage des Körpers und des Gemüths sich zu setzen, in welcher seine
Denkkraft
Denkkraft eine andere Richtung
bekommt. Und was
β
) die übrigen Punkte betrift, welche auf die jedesmalige Entschließung einen Einfluß haben, so ist es nur allzuoft eigne Schuld des Menschen, daß seine
Seelenkräfte
Seelenkräfte, besonders sein Verstand, so wenig kultivirt, seine
Einbildungskraft
Einbildungskraft verwildert und mit Bildern, die seiner Tugend nachmals gefährlich werden, angefüllt ist
etc.
daß seine
Kenntnisse
Kenntniße
so klein oder schlecht oder tod sind, daß er in Umständen, welche es ihm erschwehren das wahre
Gutes
Gute zu wählen, sich itzt befindet, daß sein
Gemüth
Gemüth für das Gute verstimmt ist, von allzuheftigen Leidenschaften bestürmt wird
etc.
daß böse
Gewohnheiten
Gewohnheiten überhand genommen haben, daß ferner das
Gewissen
Gewissen übertäubt ist, das Andenken an Gott und Pflicht so selten und unvollkommen erwacht, solche Ideen, die bey der Wahl ihn richtig leiten könnten, ihm nicht geläufig sind
u. s. w.
Seine Lage würde itzt im kritischen Augenblick anders seyn, wenn er vormals in Zeitpunkten, da die Umstände nicht so dringend waren, böse Gewohnheiten noch nicht so tiefe Wurzel geschlagen hatten, die Leidenschaften nicht brauseten, und die Stimme des Gewissens sich lauter hören ließ, auf diese geachtet, den sich ihm anbietenden Unterricht mit weniger Leichtsinn angenommen und benutzt, über seine Pflicht und den wahren
Werth
Werth der Dinge nachgedacht, alles von mehrern Seiten anzusehen sich gewöhnt, gute Vorsätze oft erneuert, in richtigen Grundsätzen sich befestigt, schlimme Gewohnheiten geschwächt, in Mäßigung seiner Begierden und Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung sich geübt, auf künftige Gefahren sich bereitet hätte
u. d. gl.
Denn durch diese und änliche Mittel kann der Mensch seine
moralisch
moralische
Freiheit
Freiheit nicht nur erhalten, sondern auch immer weiter ausdehnen. Sind also gleich d) Menschen in dem Augenblick der
Wahl
Wahl oft wirklich unvermögend,
dasjenige
dasjenige,
was sie selbst in ruhigen Stunden deutlich und mit Ueberzeugung für das Beste erkennen, zu wählen, und ist also ihre Freiheit oft sehr eigeschränkt, so ist
dieß
dies
doch meistens mehr Fehler der Menschen, als der Einrichtung der menschlichen Natur.
Vergl.
jedoch §.
115
–
117
.
bekommt.}
97. Es hat auch Gott an mannichfaltigen
Mitteln
es nicht fehlen
lassen
laßen
, die Menschen von
dem,
dem
was ihnen gut
ist,
ist
zu unterrichten, und ihren Willen zu Be folgung desselben
moralisch zu lenken
. Als der Schöpfer, Erhalter und
größte
gröste
Wohlthäter der Menschen, der alle ihre
Schicksale
Schicksale
in
iu
seiner Gewalt hat,
und
vermöge seines Wesens nichts anders als ihr untrüglich eingesehenes Beste
wollen
wollen,
und daher nie als Tirann, sondern nur als
Vater
Vater sie behandeln kann
kan
, ist er ihr höchster unumschränkter
Oberherr
Oberherr
,
dessen Rechte nicht durch die Rechte eines andern eingeschränkt werden können, und
dem sie unbedingten Gehorsam,
nicht nur
sowohl
ihrer
Abhängigkeit
Abhängigkeit
sondern auch
als
ihrer eignen
Glückseligkeit
Glückseligkeit wegen, zu leisten verbunden sind
, weil sein Wille mit der ewigen höchsten Regel des Besten nothwendig einerley ist
. Daher
hat
er ihr freies Verhalten durch
Gesetze
Gesetze
be stimmt,
(§.
50.
)
welche
die untrüglichste Erkenntnisquelle von dem, was wahrhaft gut ist, sind,
Ps. 19, 8–12.
wegen der Allgenugsamkeit Gottes (§.
41.
41
) auf nichts anders als das Beste der Menschen selbst
und der Welt
abzwecken
können. (§.
50.
).
50.
)
können,
Röm. 12, 2.
Jes. 48, 17. 18.
und schon deswegen nicht ohne unausbleiblichen Nachtheil übertreten werden können.
98. Sie sind entweder natürliche oder positive.
Natürliche
heißen diejenige, welche in der
Natur
Natur des Menschen, in seiner wesentlichen
Abhängigkeit
Abhängigkeit von Gott, und in der allgemeinen Verbindung, in welche jeder Mensch mit andern Geschöpfen
gesetzt
gesezt
ist, ihren Grund haben: die daher durch Aufmerksamkeit auf diese Stücke, ohne nähere
Bekanntmachung
Bekanntmachung,
(obgleich auch diese dazu kommen kann)
Bekanntmachung,
erkannt werden können, und allgemein und unveränderlich sind.
Positive
hingegen (§.
9.
) sind diejenige, welche
der Gesetzgeber um besondre Zwecke, welche nicht aus der
in gewissen, nicht in der allgemeinen
Natur der Dinge
selbst bekannt sind, zu erreichen, oder auch um die Art und Weise, wie einem natürlichen Gesetz Genüge geleistet werden soll, nach seinem freien aber weisen
Wille
Willen, näher zu bestimmen, gegeben hat, und welche
gegründeten, sondern zufälligen, Verknüpfungen ihren Grund haben,
eben darum weder nothwendig allgemein, noch unveränderlich sind, und von Menschen nicht sicher ohne vorgängige Bekanntmachung erkannt werden können, mithin aber auch niemanden ver pflichten, dem sie ohne seine Schuld unbekannt bleiben. Sofern sie
einen objectiven
in gewissen daseyenden Dingen ihren
Grund haben,
und
uud
nicht anders als nach der Regel der höchsten Weisheit und Güte
abgefasset
abgefaßet
seyn können, (§.
45.
) sind sie nicht ganz willkührlich, noch so beschaffen, daß sie eben so gut anders seyn könnten; ob es gleich kurzsichtigen Menschen bisweilen so scheinet, und sie von Gottes freiem Willen allerdings abhängen. Daß Gott dergleichen
Gesetze
Ge setze geben könne,
kann
kan
nicht geleugnet werden; und daß er wirklich solche gegeben habe, lehrt die Bibel
A.
und
N. T.
Allemal aber haben sie, eben so wie die natürlichen, den Vortheil
dessen
dessen,
der sie
befolgt
befolgt,
zur Absicht, Act. 17,
25.
sollte es auch nur seyn, den Menschen Gelegenheit zu geben, ihre
Religiosität
Religiosität auf eine nicht gefährliche Art zu
beweisen,
beweisen
und durch Uebung ihre frommen Gesinnungen und ihre Fertigkeit in frommen Handlungen zu stärken. Gewöhnlich aber entdeckt sich dem
forschend
for schenden Blick, wenigstens durch die Folgen, auch ihre
anderweitige
anderweite
Zweckmäßigkeit und Wohlthätigkeit (§.
9.
).
24.
ohne daß sie ihn jemals nöthigen, wie menschliche Gesetze oft thun, sein wahres Wohl dem Vortheil andrer, oder des Ganzen, aufzuopfern.
99. Zum
Gehorsam
Gehorsam gegen die göttlichen Gesetze könnten uns
schon die
schon, auser der
Schönheit
, Schicklichkeit und Gemeinnützigkeit
der von dem Heiligsten
, Allgütigen
und Allweisen vorgeschriebenen Handlungen, die Hoffnung einer durch sie zu erlangenden
größern
Aehnlichkeit
Aenlichkeit
grösern Aenlichkeit
mit
dem Allervollkommensten
Gott
, die Ehrfurcht vor dem Un endlichen
und Allervollkommensten
,
und
uud
die
Liebe
Liebe gegen unsern
größten
grösten
Wohlthäter,
auch ohne Rücksicht auf unsern eignen
Nutzen
Nutzen,
bewegen. Um aber diese
Motive
Motive
, welche auf den
sinnlich
sinnlichen Menschen nicht stark genug wirken,
noch mehr zu verstärken, und solchergestalt desto kräftiger uns anzutreiben an unsrer eignen
Vervollkommung
Vervollkommung
und an dem Wohl des Ganzen
zu arbeiten, hat Gott mit den durch die Gesetze bestimmten Handlungen
Belohnungen
Belohnungen und
Strafen
Strafen
*)
verknüpft,
(§.
50.
)
wel che auf die den
sämmtlichen
sämtlichen
moralisch
moralischen Eigenschaften Gottes gemäseste Art eingerichtet
sind (§.
50.
)
50.
).
sind. (
Ebendas.
) Und da das
Strafrecht
Strafrecht Gottes nicht auf einerley Gründen mit dem Strafrechte menschlicher Regenten beruhet, und alle Unvollkommenheiten, welche den menschlichen Belohnungen und Strafen unzertrennlich ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen müssen, so kan die Beschaffenheit menschlicher Belohnungen und Strafen bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist.
*) Genaue Untersuchungen über
göttliche Gesetze, Belohnungen
und
Bestrafungen
sind nicht nur an sich nützlich, da krasse Vorstellungen
z. B.
von Himmel und Hölle, einen höchst schädlichen Einfluß auf Religion und
Moralität
Moralität haben, sondern
in unsern Zeiten haben sie auch dadurch noch mehr Wichtigkeit bekommen, daß in Schriften, welche von Jedermann gelesen werden, viel darüber gesagt und zum Theil eine Theorie davon aufgestellt worden ist, welche mit dem Unterricht, den die Bibel davon giebt, und mit der erweislichen
Schriftlehre
Schriftlehre von der
Erlösung
Erlösung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
u. s. w.
schwerlich zu vereinigen seyn möchte. Es ist daher nöthig, diese Materien, besonders die von
positiven
Strafen
Strafen
, so abzuhandeln, daß den sehr häufigen Misverständnissen und den eben hieraus vornehmlich entstehenden Einwürfen vorgebeugt werde, und hingegen in die Augen falle, daß unsre Lehre, wenn sie richtig gefaßt wird, nichts Vernunftwidriges oder Gott unanständiges enthalte. Diesen
Zweck leichter zu erreichen, machen wir den Anfang von den Untersuchungen über die
Belohnungen
Belohnungen, bey welchen man gemeiniglich weniger Schwierigkeiten zu finden glaubt, auch nicht so ängstliche Blicke auf das übrige System wirft, als bey der Lehre von positiven Strafen. Hat man, was von den Belohnungen gesagt wird, richtig gefaßt, so wird es leicht seyn, eben das auch auf die Strafen anzuwenden, und sich hierdurch von den letztern richtigere
Begriffe
Begriffe zu bilden. Was aber die
natürlichen guten und schlimmen
Folgen
Folgen
der Handlungen anlangt, so hat der Religionslehrer gute Ursachen, sie aus dem Gesichtspunkt der Belohnungen und Strafen zu betrachten
.
Der
Philosoph
Philosoph mag sie, wenn er will, aus einem andern ansehen; ein wahrer Widerspruch scheint doch nicht statt zu haben. Es gilt gewissermaaßen auch hier, was in der Anmerk. zu §. 35. gesagt worden ist.
in unsern Zeiten [...] Schriften, welche [...] mit der erweislichen Schriftlehre von der Erlösung Christi u. s. w. schwerlich zu vereinigen seyn möchte
Angesichts des Lehrstreits um die Satisfaktionstheorie ist offensichtlich, auf welche zeitgenössischen Schriften Griesbach hier anspielt: Nachdem Johann Gottlieb Töllner (1724–1774) in seiner biblisch-theologischen Untersuchung nur noch den passiven Leidens- und Sterbensgehorsam Jesu als Genugtuungsleistung anerkannt hatte (
Der thätige Gehorsam Jesu Christi
, 1768), ging Johann August Eberhard (1739–1809) noch einen Schritt weiter. Die bereits bei Töllner angelegte Aufhebung des Zusammenhangs von Schuld und Strafe führte er derart fort, dass er den Zweck der Strafe konsequent an die moralische Besserung des betreffenden Subjekts knüpfte. Damit reduzierte sich der Opfertod Christi auf eine erzieherische Maßnahme, und die stellvertretende Wirksamkeit des Kreuzestodes wich der subjektorientierten Selbsterlösung durch sittliche Besserung (
Neue Apologie des Sokrates
, 1772/78). In dem zunehmenden Bestreben, das moralische Individuum als Subjekt der Versöhnung zu erkennen, äußert sich eine entscheidende theologiegeschichtliche Entwicklung des späten 18. Jh.s, an der auch Griesbachs
Anleitung
partizipiert.
100. Der
Zweck
Zweck der
Belohnungen
Belohnungen
ist,
theils
theils
des physischen Guten und der
Glückseligkeit
Glückseligkeit unter den
vernünftig
vernünftigen Geschöpfen mehr zu machen, und also Gottes Güte desto preiswürdiger darzustellen;
theils
theils
hierdurch unsre
Liebe
Liebe und
Dankbarkeit
Dankbarkeit gegen Gott, und mithin auch unser Bestreben ihm zu gefallen, anzufeuern;
theils
theils
von der Hei ligkeit Gottes, dem alles
Gutes
Gute, aber auch nur das Gute gefällt, und von der untadelhaften Beschaffenheit seiner Regierung uns zu
überzeugen:
theils
überzeugen; theils
das physische und das moralische Gute so genau mit einander zu verknüpfen, daß dieses ein Mittel zu jenem seyn, und daß folglich, vermittelst des in unsre Natur gelegten Verlangens nach dem ersten, unsere
Selbstliebe
Selbstliebe für das
letztere
interessirt
intereßirt
leztere intereßirt
werden möchte, und uns also die Ausübung unsrer Pflichten erleichtert würde. Denn es
kann
kan
und soll jede verheisene Belohnung uns zum Streben nach moralischer Güte
anreizen
anreitzen
; jede wirklich erhaltene aber, nicht nur bey dem, welcher sie
empfängt,
empfängt
dieß
dieses
Bestreben erhalten und verstärken, sondern auch andere zur Nacheiferung antreiben.
101. Auf gute Handlungen folgen theils natürliche, theils positive
Belohnungen
Belohnungen
Belohnungen
. Die
natürlichen
sind, nach der einmal von Gott gemachten Einrichtung der
Natur
Natur, unausbleiblich mit jeder guten Handlung verbunden, und
sind solche gute und erfreuliche Folgen moralisch guter Handlungen, welche aus der Natur der letztern, verglichen mit der Natur des Menschen und derjenigen Dinge, welche eine natürliche Beziehung auf ihn haben, von selbst und unausbleiblich entspringen. Und wenn gleich keine besondere Veranstaltung des Gesetzgebers und Richters nöthig ist, um sie in jedem einzelnen Falle hervorzubringen, so können wir sie doch, da Gott es ist, der der Natur diese Einrichtung, nach welcher solche Handlungen solche Folgen erzeugen, gegeben hat, mit Recht als von ihm kommende Belohnungen unsers pflichtmäsigen Verhaltens ansehen. Sie
fangen schon
in diesem Leben
an (§.
2.
).
an. (§.
2.
)
Sie
an, (§.
2.
) und
erstrecken sich
theils
theils
auf unsere Lage in dem gesellschaftlichen Leben, auf die äuseren
Glücksumstände
Glücksumstände, auf die Konstitution des Körpers, und auf den
ungestörteren
Genuß
Genuß
unschädlicher
sinnlicher Vergnügungen;
theils
theils
und
vornemlich
vornehmlich
auf
unser
Gemüth
Gemüth
unsern Geist
, indem nicht nur die Fähigkeiten
und Kräfte
desselben
durch gute Handlungen
erhöhet,
das Vermögen moralisch
frey
frey zu handeln gestärkt, (§.
98.
c.)
und gute Fertigkeiten
vergrößert
vergrösert
werden, sondern auch Gemüthsruhe und Zufriedenheit, nebst andern sehr mannichfaltigen höchst angenehmen Empfindungen, durch das Bewußtseyn, recht, unsrer
Bestimmung
Bestimmung gemäs, und Gott wohlgefällig gehandelt zu haben, erzeuget, erhalten, und vermehret werden. Die natürlichen Belohnungen der zweiten Art dauern
in dem künftigen Leben
und in alle
Ewigkeit
Ewigkeit fort, und
breiten sich immer weiter und weiter aus
ziehen selbst wieder neue glückliche Folgen nach sich
.
102.
Positive
Belohnungen
Belohnungen
a)
nennen wir diejenige, welche nicht von selbst aus der
Natur
Natur der guten
Handlung
Handlungen
, verglichen mit der Natur des Menschen und andrer Dinge in der Welt, fließen, sondern nach dem freien Willen des
Gesezgebers
Gesetzgebers
erfolgen.
Röm. 4, 4.
Ob dergleichen von Gott
b)
schon
in diesem Leben
in diesem Leben
ertheilt werden, läßt sich so leicht nicht entscheiden. Denn die
Vernunft
Vernunft und die
Erfarung
Erfarung
lehren
lehrten
hierüber nichts sicheres, und die
Schriftstellen
Schrifstellen
, welche diese Frage zu bejahen scheinen, können entweder ganz füglich auf die natürlichen guten Folgen der Tugend und Frömmigkeit gedeutet werden,
1 Tim. 4, 8.
(
Kap.
6, 6.
)
Marc
.
Marc.
10, 29. 30.
Sprüchw.
Spüchw.
3, 2.
ff.
oder beziehen sich auf die in ihrer Art einzige Anordnung der Schicksale des jü dischen
Volks
Volcks
.
5 Mos. 28.
5, 29.
(im Hebr. 26.)
Jes. 1, 19.
5 Mos. 28, 5. 29. Jes. 1, 19.
2 Mos.
10, 22.
20, 12.
Eph. 6, 2.
Daß aber
c)
in jener Welt
zu den natürlichen Belohnungen noch positive
hinzukommen
hinzu
kommeu
kommen
werden, geben die in der Bibel von dem künftigen Leben
vorkommenden
vorkommende
Beschreibungen deutlich zu erkennen. Ihre eigentliche Beschaffenheit aber näher anzugeben, sind wir auser Stande. Nur so viel
kann
kan
man mit einiger
Zuverlässigkeit
Zuverläßigkeit
behaupten:
α
)
a)
durch die Umbildung unsers jetzigen groben
Körper
Körpers in einen
weit
vollkommenern
,
(§.
93.
b.)
welche man für keine natürliche Folge unsrer Gesinnungen und Handlungen halten kann,
fällt die Ursache
unzähligen
unzählichen
physischen
Uebel
Uebels
Ubels
weg,
(§.
93.
)
und entsteht eine Empfänglichkeit zu mehrerem physischen Guten, und
zum reineren
zu reinerem
Genuß
Genusse
Genuße
der natürlichen guten Folgen guter Handlungen. Ein Vortheil, von dem zwar auch der Lasterhafte nicht ganz
ausgeschlossen
ausgeschloßen
seyn wird, der aber ihn, aus an dern Ursachen, wenig oder nichts glücklicher machen
kann.
β
) Da wir doch in jenem Leben in irgend eine Verbindung mit andern Dingen unstreitig wieder ver setzt werden, die sich zur Beschaffenheit unsrer Gesinnungen und Handlungen nicht wie eine Wirkung zu ihrer Ursache verhält, sondern von dem freien Willen des
Allgerechten
Gottes
abhängt,
der schon hier unsre Schicksale anordnete, und auch dort sie mit weiser Güte bestimmen wird:
so wird der
Fromme
Fromme, wann die Zeit der Vergeltung (§.
94.
b.) gekommen seyn wird,
von Gott ohne Zweifel
kan. b) Der Fromme wird
in eine solche, uns übrigens unbekannte, Ver bindung der Dinge gesetzt werden, in welcher theils die auser seinem Wesen befindlichen
Hindernisse
Hinderniße
, seine
sämmtlichen
sämtlichen
Kräfte zu erweitern, an Erkenntnis und moralischer Güte zuzunehmen, und die
natürlich
daraus entspringende neue
Glückseligkeit
Glückseligkeit möglichst rein zu
genießen
geniesen
, wegfallen, theils nie versiegende
Quellen
Qüellen
ihm zuströmen werden,
durch deren ununter brochenen Gebrauch er
aus denen er ununterbrochen schöpfen, und dadurch
alle seine Kräfte ohne Ende erhöhen, Gott an
Kenntnissen
Kenntnißen
und Gesinnungen immer änlicher werden, und daher in einem immer fortdauernden
Gefühl
Gefühle des unaufhörlichen Zuwachses der möglichst reinen
Seeligkeit
Seligkeit
stehen wird.
d)
Dieß
Dies
, mit den natürlichen
Belohnungen
Belohnungen in jener Welt zusammengenommen, ist es, was die Bibel ewiges
Leben,
Leben
Joh. 3, 16. 36.
Matth. 25, 46.
Röm. 6,
Rom. 7,
23.
1 Tim. 6, 19.
Seligkeit,
Seligkeit
1 Petr. 1, 9.
Hebr.
2,
2.
10.
Herrlichkeit,
Herrlichkeit
2 Cor. 4, 17.
2 Tim. 2, 10.
1 Petr. 5, 4.
Himmelreich,
Himmelreich
2 Tim. 4, 1. 18.
u. s. w.
nennet, und unter mancherley
reizenden
reitzenden
Bildern beschreibt, die aber nothwendig der
Fassungskraft
Fassungskraft
Faßungskraft
der damaligen Menschen gemäs gewählt werden musten, und an denen man also auch nicht hangen bleiben
darf.
darf,
z. E.
Matth. 8, 11.
Luc. 16, 22.
23, 43.
2 Tim. 4, 8.
1 Petr. 1, 4.
u. s. w.
5 Mos. 28. 5, 29. (im Hebr. 26.)
Griesbach verweist an dieser Stelle, etwas missverständlich, auf Dtn 28 und dann Dtn 5,29. Die Klammer bezieht sich auf eine Versverschiebung der Biblia Hebraica: Dtn 5,29 entspricht dort Vers 26.
Rom. 7, 23.
In der ersten Auflage ist wohl Röm 6,23 gemeint.
1
03.
103.
Daß die Belohnungen in jenem Leben dem Grade unsrer moralischen Güte ge nau
proportioniren
propor tionirt
proportionirt
seyn werden, ist
gewiß
gewis
. (§.
50.
) Ob aber das Mehrere
oder
und
Wenigere durch ein verschiedenes Maas der positiven Belohnungen, oder allein durch den verschiedenen Grad der natürlichen, werde
bewirkt
bewürkt
werden, wissen wir
nicht gewiß, obgleich bey der §.
102.
gegebenen Vorstellung von dem Positiven in den Belohnungen, das letztere glaublicher scheinen könnte. Aber das ist wohl sicher
nicht; wohl aber dieß
, daß auch bey den Seligen, da doch kein Mensch ganz gut ist,
ein Theil (§.
106.
) der
die
natürlichen
Folgen
Folgen ihrer nicht gesetzmäsigen Handlungen (indem die durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
geschehene Erlösung auf die natürlichen Folgen sich nicht geradehin beziehet
§.
143.
) fortdauern, und ihre
Glückseligkeit
Glückseligkeit, nach der gerechtesten Proportion,
vermindert
vermindern
werden
werde
.
103. b. Da
das
Strafrecht
Strafrecht
Gottes nicht auf einerley Gründen mit dem Strafrechte menschlicher Regenten beruhet, und alle Unvollkommenheiten, welche menschlichen Strafen ankleben, bey den göttlichen nothwendig wegfallen müssen,
menschliche Regenten ihr Strafrecht aus Gründen herleiten, die auf Gott nicht angewendet werden können, und da menschlichen Strafen mannichfaltige Mängel ankleben, die theils von der Unvollkommenheit aller menschlichen Dinge und Verfassungen, theils von Lokalumständen, theils von den persönlichen Eigenschaften des Regenten und Richters herrühren:
so kann die
Beschaffenheit menschlicher Strafen
Beschaffenheit menschlicher Strafen
bey der Beurtheilung der göttlichen um so weniger zum Maasstabe sicher angenommen werden, je nachtheiliger eine verkehrte Vorstellung davon den religiösen Gesinnungen ist.
104. Daß Gott bey seinen
Strafen
Strafen
A)
(§.
99.
)
so viele
Zwecke
Zwecke
sich wirklich vorsetze, als nur dadurch zugleich erhalten werden können, dafür ist uns seine Weisheit Bürge; so wie die höchste Güte seines Willens, dafür, daß er Strafen nicht um ihrer selbst willen, noch um seinen entbrannten Zorn gleichsam abzukühlen,
noch nach blinder Willkühr, (§.
44.
)
beschließe, sondern sie allemal als Mittel zu Abwendung eines
größern
grössern
Uebel
Uebels
grösern Ubels
und zu Erlangung eines
größern
grösern
Guts verhänge; also zur Vermehrung der
Glückseligkeit
Glückseligkeit in dem Reiche der
vernünftig
vernünftigen Geister, durch Beförderung ihrer moralischen Güte und des Gehorsams gegen die göttlichen Gesetze, durch Aufrechthaltung des Ansehens dieser
bloß wohlthätigen
Gesetze,
Ps. 50, 21.
und durch Offenbarung der
sämmtlichen
sämtlichen
moralisch
moralischen
Eigen schaften
Eigen chaften
Gottes
Gottes, seiner weisen heiligen Güte, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, welche jederzeit aus seinen Strafen hervorleuchten
.
B)
Bey
den übrigen
den
Bürger
Bürgern des Staats Gottes
1 Cor. 10, 11.
sollen die an einem ihrer Mitbürger, der gesündigt hat, vollzogene
Strafen
Strafen,
bewi ken
bewircken
bewirken
a) eine lebhafte Vorstellung von dem höchsten Misfallen Gottes an allem moralischen
Böses
Bösen;
Röm. 1, 18.
mithin
tiefe
tiefste
Verehrung des Heiligsten, und
Liebe
Liebe gegen das allervollkommenste Wesen; wodurch dann weiter der Eifer, ihm
sich
wohlgefällig
sich
zu machen, vermehrt wird. b)
Eine
eine
lebendige
Ueberzeugung
Uberzeugung
von der untadelhaften Regierung Gottes, der, ohne eignen Nachtheil des Thä ters, seine auf das Wohl des Ganzen abzielende
Gesetze
Gesetze,
nie übertreten, noch irgend einer seiner Kreaturen einen Schaden zufügen läßt; (und jede
Sünde
Sünde ist, wenigstens
mittelbar
mittelbar,
mit Schaden für unsre Mitgeschöpfe
verbunden). Dies
verbunden.) Dieß
aber soll uns zum
Dank
Danck
für die väterliche
Fürsorge
Fürsorge Gottes für unser ungestörtes Wohl ermuntern. c)
Eine
eine
auf
Induktion
Induktion sich gründende
Ueberzeugung
Uberzeugung
, daß das moralische Böse jederzeit physisches
Uebel
Uebel
Ubel
zur Folge
habe
habe, und daß Sünde immer den Sünder unglücklich mache
; durch welche
Ueberzeugung
Uberzeugung
die so mächtige
Selbstliebe
Selbstliebe erregt werden soll, dem moralischen
Bösen,
Bösen
als ein starker
Damm,
Damm
sich entgegen
zu setzen
zusetzen
.
Strafexempel
Strafexempel sollen den der
Sünde
Sünde noch ergebenen schrecken, den auf der Rückkehr zum Guten begriffenen in seinem Vorsatze
stärken
stärcken
, den wirklich gebesserten standhaft machen, und ganz schuldlose Geister warnen. – Bey allem dem aber muß vorausgesetzt werden, daß die Strafe als eine solche, und als von Gott verhänget, erkannt werde.
C)
Der Gestrafte selbst
soll von dem höchsten Misfallen Gottes an der Sünde nachdrücklich überführet, von fernern Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert werden.
105.
Der Gestrafte selbst
a)
soll von dem höchsten Misfallen Gottes an der Sünde nachdrücklich überfüh ret, von fernern Versündigungen zurückgehalten, und wo möglich gebessert werden.
b)
Ob
{Ob
aber durch Strafen die
zuletzt
zulezt
erwähnte
Absicht allemal
Absicht allemal
und ohne Ausnahme wirklich
erreicht
erreicht
werde,
(wel ches
ohnehin
ohne
eine den Christen entbehrliche
*)
Spekulation
Spekulation ist),
Speculation ist,)
entscheidet die Bibel nicht deutlich; und
wenn man auch eine endlose
aus einer endlosen
Dauer der
Strafen
Strafen
(§.
111.
) annimmt, so kann doch auch daraus auf die verfehlte Absicht derselben und
auf
unterbliebene
Besserung
Besserung des Gestraften nicht ganz
zuverlässig geschlossen
zuverläßig geschloßen
kan auch nichts ganz zuverläßiges geschloßen
werden.
Es
scheinet
scheint
daher der Vermuthung, daß die Gestraften sich wirklich bessern werden, nichts sonderlich im Wege zu stehen.
Gesetzt
aber
die Strafe bessere nicht
Sollte aber auch die Strafe nicht
Gesetzt aber die Strafe besserte nicht
allemal
bessern
, so würde es doch übereilt seyn, davon
α
)
einen Einwurf gegen die göttliche Weisheit
in An ordnung der
Strafen
Strafe
herzunehmen. Denn so oft wegen des freien Verhaltens der Geschöpfe die nächste Absicht Gottes nicht erfüllt
zu werden scheint
wird
, sind wir berechtiget zu
schließen
schliessen
, daß Gott, der
dieß
dies
vorhergesehen und
zugelassen
zugelaßen
hat, selbst hierdurch
andere
andre
höhere
Zwecke
Zwecke zu erreichen
beschlossen
beschloßen
habe. Und
überdieß
überdies
ist die Besserung des Gestraften wenigstens nicht der einzige nächste Zweck der Strafe
, und können also, im Falle unterbleibender
Besserung
Besserung,
noch auser jenen höheren Zwecken mehrere andere nähere und nächste
Zwecke
durch die Strafe erreicht werden
. Eben so würde es für schwache Sterbliche zu kühn seyn, aus dem angenommenen Falle
β
)
einen Einwurf gegen die göttliche Gü te zu machen, als wenn diese nicht damit bestehen
könne
könnte
, daß Gott ein
vernünftig
vernünftiges
Geschöpf
Geschöpf zu einer Strafe verdammet, die nicht für dieses Geschöpf selbst, sondern nur für andere einen
Nutzen
Nutzen hat.
Nur dann wäre dieser Einwurf gegründet, wenn die Strafe (welches aber unmöglich ist) unverdient und unproportionirt wäre; oder wenn Gott den Sünder zu bessern keine andre Mittel anwendete, als nur Strafen, welche ihres Zwecks verfehlen; oder wenn die von Gott verhängten Strafen, statt die Besserung zu befördern, sie
hinderten
verhinderten
und unmöglich machten, welches aber bey göttlichen
Strafen
Strafen nicht angenommen, sondern gewiß behauptet werden kann, daß die Schuld der unterbliebenen
Besserung
Besserung auf den Gestraften selbst zurückfalle.
Ueberdieß
Ueberdies
kann doch der Schuldige deswegen, weil er sich durch Strafe nicht bessern lassen will, von dieser nicht freigesprochen werden; und endlich wäre es, unter den vorausgesetzten Umständen, wenn sie ja statt finden, der göttlichen Güte gemäß, das durch die Fortdauer der Strafe zu erhaltende Wohl des Ganzen, dem Wohl des einzelnen
durch seine eigene Schuld unverbesserlichen
Geschöpfs vorzuziehen. Wollte man aber sagen, daß Gott einem solchen Elenden, der sich nie bessert und also ewig gestraft werden muß, das Daseyn nicht hätte geben sollen, so
nimt
nimmt
man ohne allen Beweis an, daß neben der
Empfindung
Empfindung ewigdauernder Strafen (deren eigentliche Beschaffenheit man ohnehin nicht weiß) nicht zugleich auch der
Genuß
Genuß so vieles andern Guten statt haben könne, daß die
Existenz
Existenz für einen solchen Unglücklichen doch noch eine Wohlthat sey.
Denn theils giebt Gott dem Menschen, noch auser der Strafe, viele andere
Motive
Motive zur Besserung; theils kan man nicht sagen, daß von Gott verhängte Strafen die Besserung hindern oder
uumöglich
machen sollten, sondern die
Schuld
Schuld daß der Mensch nicht gebessert wird, fällt gewis allemal auf ihn selbst zurück; theils straft Gott gewis nie unproportionirt; theils kan der Sünder doch nicht ganz ungestraft bleiben; theils muß, unter diesen Umständen, das Wohl des einzelnen Geschöpfs dem Wohl des Ganzen nachstehen.}
*) Sie wird hier nur deswegen erwähnt, weil solche, die ewigdauernde Strafen, nach den Ausdrücken der Bibel, behaupten zu müssen glauben, leicht durch die Frage: ob denn die Gestraften sich bessern werden, oder nicht? entweder in ihrem Glauben an die Bibel,
welche nach ihrer Einsicht ewige Strafen lehret,
oder an den göttlichen Eigenschaften
, denen es zu widersprechen scheint, daß Gott ewig, ohne doch seinen Zweck zu erreichen, strafe,
irre gemacht werden können.
Bekommt der
Religionslehrer
Religionslehrer mit solchen Personen zu thun, so kann er die im Paragraph
enthaltene
enthaltenen
Bemerkungen nützen. Der ganzen Schwierigkeit aber entgehen diejenigen, welche entweder keine ewig
dauernde positive Strafen annehmen, oder sich dieselben so, wie §.
109.
und
111.
gelehret werden wird, vorstellen.
106.
Natürliche Strafen
a) nennt man
sind
(
vergl.
§.
101
)
solche physische
Uebel
Uebel, welche ohne weitere Veranstaltung des Gesetzgebers, aus der
Natur
Natur jeder bösen Handlung, verglichen mit der Natur des Menschen und derer
Dinge
Dinge,
die na türlich eine Beziehung auf ihn haben,
von
vou
selbst und unausbleiblich für den Thäter entspringen.
b)
Schon
in diesem Leben
äu sern sie sich,
theils
theils
in Absicht unsrer Lage in dem gesellschaftlichen Leben, der äusern
Glücksumstände
Glücksumstände, des Körpers, und des
Genusses
Genußes
sinnlicher Vergnügungen;
theils
theils
und
vornemlich
vornehmlich
in Absicht auf
unser
Gemüth
Gemüth
unsern Geist
. Denn, nicht zu gedenken, daß sündliche Handlungen nicht selten die
physisch
physische Verstärkung unsrer Geisteskräfte hindern, so vermehren sie die Gewalt unordentlicher sinnlicher
Triebe
Triebe und
Neigungen;
Neigungen,
Neigungen, vermindern unsre moralische Freiheit (§.
96.
c.
β
.)
verstärken böse Fertigkeiten, berauben uns der Gemüthsruhe und Zufriedenheit, stören
selbst
unsre
intellektuell
intellektuelle
Vergnügungen
Vergnügungen
Vergnüguugen
, und verursachen, erhalten und
vermehren
vermehren,
durch das
Bewußtseyn
Bewustseyn
unrecht,
unserer
unsrer
Bestimmung
Bestimmung entgegen, und Gott unserm
Schöpfer, Wohlthäter und
Oberherrn misfällig gehandelt zu haben, sehr mannichfaltige höchst unangenehme Empfindungen,
z. B.
der Schaam, der Furcht
u. s. w.
c)
Die natürlichen Strafen der zweiten Art
dauren
dauern
in dem künftigen Leben
und
in alle
Ewigkeit
Ewigkeit
, sogar in
gewissem Maase
gewissen Maaße
auch nach erfolgter
Besserung
Besse rung, fort, und
breiten sich
haben selbst wieder
, wenn nichts dazwischen kommt,
immer weiter aus
neue traurige Folgen für den Menschen
.
107.
Positive
Strafen
Strafen
a)
sind
(
vergl.
§.
102.
)
solche physische
Uebel
Uebel, welche nicht anders als durch eine
besondere Veranstaltung
besondere, von der freien Entschließung
des Gesetzgebers und
Richters,
Richters
Richters abhängende Veranstaltung
zu den natürlichen bösen Folgen einer
unrechtmäßigen
unrechtmäsigen
Handlung
hinzukom men.
hinzukommen, und daher, weil sie nicht in der
Natur
Natur der Dinge selbst gegründet sind, nach Befinden erlaßen werden können.
b)
Wenn dergleichen von Gott
verhänget
verhängt
werden, so sind sie
gewiß
gewis
allemal nach den Regeln der höchsten Weisheit und Güte, nicht nach einer blinden Willkühr bestimmt, und haben alle
Eigenschaften
Vollkommenheiten
göttlicher Strafen überhaupt (§.
99.
104.
) an sich;
c)
können aber entweder nach dem unter Gottes Regierung stehenden natürlichen Laufe der Dinge bewirkt werden: in welchem Falle jedoch eine vorgängige oder mit der Vollziehung verbundene
Erklärung
Erklärung geschehen muß, daß es wirk liche Strafen
seyen
seyn
; oder sie erfolgen durch irgend eine unmittelbare Wirkung Gottes.
108. Daß es
a)
überhaupt
positive Strafen gebe
, wird theils durch mancherley Betrachtungen über die Natur
und
geringe
Wirksamkeit
der andern Art von
Strafen wahrscheinlich,
Strafen, und durch den Umstand, daß der
Sünder
Sünder die natürlichen Strafen desto weniger, als solche, empfindet, je ruchloser, abgehärteter und Gottesvergessener er ist, wahrscheinlich;
theils durch manche in der Bibel erzählte
Beispiele
Beispiele
bestätiget,
bestätigt,
bestätiget;
1 Mos. 6, 13.
1 Mos. 5, 13.
2 Sam. 12, 10. 11. 14.
Act. 5, 5. 9.
1 Cor. 5, 3. 4. 5.
1 Cor. 6, 3. 4. 5.
theils durch
die Lehre der Schrift, daß das Leben nach dem Tode ein Stand der
Vergeltung
Vergeltung seyn solle, noch glaublicher gemacht, indem der natürlichen Strafen dort sogar weniger seyn werden, als hier; theils durch
die so oft wiederhohlte und deutliche Versicherung der Bibel
gewiß
gewis
, daß Gott
Sünden
Sünden vergebe,
welches
welche
nicht
bloß
blos
von Verwandlung der natürlichen
Strafen
Strafen in heilsame Züchtigungen, oder von Aufhebung einiger natürlichen, aber zugleich moralisch bösen Folgen der Sünde, (der
sogenannten
geistlichen Strafen)
z. B.
der Furcht vor Gott
etc.
sondern hauptsächlich von Erlassung positiver
Strafen
Strafen, als welche eigentlich allein erlassen werden können,
verstanden werden muß; wozu man noch die biblischen Stellen setzen
kann
kan
, in welchen es heißt,
die Leiden, welche
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
, der Unschuldigste,
habe für uns Strafe erlitten
erduldet habe, seyen als eine Strafe, die er für unsre Sünde erlidten, anzusehen
. Daß aber
b)
schon
in diesem Leben
auf Sünden positive Strafen folgen,
α
) kann
kan
man mit nicht mehrerer Gewißheit, und nur unter änlichen
Einschränkungen
bejahen
behaupten
Einschränckungen behaupten
, als bey den Belohnungen, (§.
102.
102
) und das aus eben denselben Gründen.
β
)
Sehr übereilt aber ist es, wofern keine besondere göttliche Erklärung darüber da ist, gewisse
Unglücksfälle
Unglücksfälle
(
sogenannte Strafgerichte
)
sogenannte Strafgerichte
,
welche aus natürlichen Ursachen einzelne Personen oder ganze
Gegenden und
Länder treffen, für solche Strafen auszugeben; ob sie gleich unter Gottes Regierung allerdings zu Vermehrung des
moralisch
moralisch Guten und Verminderung des moralisch Bösen mitwirken können und sollen.
γ
) Besonders
Eben so
muß man sich
hiebey, wenn man nicht den Begriff von Strafen ganz verwirren und die ungegründete Meinung von
Strafgerichte
Strafgerichten unterhalten will,
hüten, die übeln Folgen des Physischen
(Materiellen)
einer unrechtmäsigen Handlung, welche bald natürlich, bald auch
bloß
blos
zufällig sind,
und daher wohl
oft
für positiv gehalten werden,
mit den Folgen des Moralischen
(Formellen)
derselben zu verwechseln. Nur die
letzten können
lezten sind
als Strafen
betrachtet werden
zu betrachten
; die ersten nicht
, wenn sie gleich noch so auffallend und ungewöhnlich seyn, und daher von vielen für göttliche Strafen angesehen werden sollten
. Denn nur moralische Handlungen, und zwar so ferne sie moralisch sind, können bestraft oder belohnt werden.
109. Von der eigentlichen Beschaffenheit der positiven
Strafen
Strafen
in jenem Leben
,
hat uns Gott, nach seiner Weisheit,
wissen wir
nur einiges wenige
Allgemeine wissen lassen
Allgemeine.
(
vergl.
§.
102.
).
102.
c)
Wir haben nämlich
A)
guten Grund zu glauben, a) daß durch den
Tod
Tod und die mit dem Körper
durch Gottes Veranstaltung
vorgehende
große
grose
Veränderung, dem Lasterhaften die Quelle entzogen wird, aus welcher er in diesem Leben fast alle seine
angenehme
angenehmen
Empfindungen
Empfindungen
schöpfte
schöpfen
, wodurch er sich gegen die
Gewissensbisse
Gewissensbisse, und gegen andre aus der
Sünde
Sünde entspringende böse
Folgen
Folgen, fühllos machte. b) Die Verdammten
, welche
gewis
gewiß
in jenem Leben eben so wie in diesem mit tausenderley Dingen umgeben seyn werden, die auf sie wirken,
werden in eine solche, uns übrigens unbekannte, Verbindung der Dinge
dnrch
durch
Gottes Veranstaltung
von Gott
gesetzt
gesezt
werden,
(§.
103.
102.
c.
β
.
)
welche verursachet, daß sie sowohl die Grausen erregende Abscheulichkeit ihrer den wohlthätigsten Gesetzen Gottes, ihres höchsten Oberherrn und
größten
grösten
Wohlthäters, zuwiderlaufenden Handlungen, auf das
lebhaf teste
allerlebhafteste
sich vorstellen und empfinden, als auch die höchst unangenehmen natürlichen Folgen, die sie sich
dadurch
dadurch,
theils negativ theils
positiv
positiv,
zugezogen haben, in ihrem ganzen Umfange fühlen müssen. c) Das Bewustseyn alle diese leicht vermeidlichen
und durch jene positiven Veranstaltungen
(a
a)
und b)
erst recht fühlbar gewordenen
Uebel
Uebel sich selbst zugezogen zu haben, aller dagegen in Händen gehabten Mittel
ungeachtet
ohnerachtet
, wird sie höchst unglücklich machen;
gewiß
gewis
unendlich unglücklicher, als in diesem Leben der heftigste
bloß
körperliche
Schmerz
Schmerz jemand machen
kann
*)
kan
. Ob aber
B)
zu allem diesem noch etwas mehreres,
z. B.
der Natur ihrer Leiber angemessene körperliche Schmerzen
etc.
hinzukommen werden, darüber läßt sich
nichts
wenig
sagen
fagen
. Doch hat man
auf alle Fälle
keine unendliche Intension der peinigenden Empfindungen anzunehmen, welche vielmehr in ihrem Grade nach dem Grade der
Moralität
Moralität der begangenen Sünden sich genau richten wird.
Luc. 12, 47. 48.
Vergl.
§.
103.
Auch ist kein Grund da zu leugnen, daß die natürlichen guten Folgen guter Handlungen, (weil doch kein Mensch ganz böse ist) auch selbst bey den Verdammten fortdauern werden.
vergl.
§.
103.
*) Sollten nicht bey dieser
Vorstellungsart
Vorstellungsart von positiven Strafen, welcher die Bibel keinesweges entgegen ist, die Schwierigkeiten, die man sonst bey der Sache findet, so ziemlich von selbst wegfallen?
110. Den
gesammten
gesamten
unglückseligen Zustand der Bestraften in jenem Leben,
fasset
faßet
die Bibel zusammen, wenn sie von der
Hölle
Hölle
(
γεεννα
nicht
ᾁδης
)
Matth. 10, 28.
18, 9.
23, 33.
Marc. 9, 47. 48.
der ewigen Strafe,
Matth. 25, 46.
dem ewigen Verderben,
2 Thess. 1, 9.
und der Quaal oder Pein,
Luc. 16, 23. 24. 25.
redet, und unter dem Bilde eines ewigen Feuers,
Matth. 18, 8.
Marc. 9, 48.
Luc. 16, 24.
Matth. 13, 42.
und andern änlichen, Entsetzen erregenden, Bildern
(die also auch für nichts anders als
Bilder
Bilder zu nehmen sind)
ihn beschreibet.
Marc. 9, 48.
Apocal. 21, 8.
111. Die
Strafen
Strafen der
Verdammte
Verdammten werden endlos seyn, oder
ewig dauern
.
Matth. 25, 41. 46.
2 Thess. 1, 9.
Marc. 9, 48.
Denn so viel ist doch
a)
ganz unleugbar,
und muß dem Volke fleißig eingeschärfet werden,
daß ein
großer
groser
Theil der
natürlichen
Strafen so beschaffen ist, daß weder der Tod, noch Besserung, noch irgend etwas anders, auser der
Vernichtung
Vernichtung des
Sünder
Sünders, oder einer unmittelbaren Wirkung der Allmacht, ihnen ein Ende machen kann. Eben so
kann
kan
man auch nicht füglich anders denken, als daß, selbst
in dem nicht unwahrscheinlichen
(§.
(§
105.
)
im
Falle der Besserung, der Zustand des Gebesserten, vergleichungsweise, zu dem Zustande des sogleich zur Seligkeit gelangten immer fort
ungefähr
ohngefehr
eben so sich verhalten werde, wie sich Anfangs bey ihrem Eintritte in die
Ewigkeit
Ewigkeit jener gegen diesen verhielt.
b)
Ob aber, und in
wie fern
wiefern
, auch das
Positive
der göttlichen Strafen von unendlicher Dauer seyn werde,
kann
kan
man wohl unentschieden lassen, ohne den angeführten Schriftstellen, oder irgend ei ner
Glaubenswahrheit
Glaubenswahrheit
Religionswahrheit
zu nahe zu treten. Doch würde es zu kühn seyn, wenn man behaupten wollte
*)
, daß endlose positive Strafen durchaus den göttlichen Eigenschaften
widersprächen
widersprächen.
(§.
105.
).
105.
)
Denn
α
)
a)
wir kennen die
Natur
Natur und eigentliche Beschaffenheit der künftigen
positiven
Strafen viel zu wenig, um hierüber sicher urtheilen zu
können, und nach der §.
109.
gegebenen Vorstellung von denselben, ist ihre ewige Fortdauer gar nichts widersprechendes oder unwahrscheinliches;
β
) gesetzt, daß im Falle der Besserung die positiven Strafen aufhören sollten, so folgt doch noch nicht, daß die in jener Welt erst Gebesserten an
denjenigen
denienigen
positiven
Belohnungen
Belohnungen Antheil bekommen werden, die denen verheisen sind, welche noch in diesem Leben sich
bessern
besseru
; die Ausschließung aber von positiven Belohnungen kann als eine fortdauernde positive Strafe angesehen werden;
γ
) vorausgesetzt, daß der Gestrafte sich bessere, so führt seine
Besserung
Besserung unausbleiblich ihre natürliche Belohnung mit sich, und schon hierdurch wird eine gerechte Proportion erhalten;
δ
) sollte er aber sich nicht bessern, so widerspricht die Fortdauer der Strafe den Eigenschaf ten Gottes
dennoch
nicht; (§.
105.
) und überhaupt
ε
)
können; b) der
Nutzen
Nutzen, der für andere
vernünftig
vernünftige Geschöpfe daraus entstehen mag, kan von uns nicht übersehen werden; c)
wenn Gott wirklich ewige
Strafen
Strafen verhängt, so dürfen wir
es ihm zutrauen, daß seine Weisheit Mittel
wisse
wissen werde
, sie mit seiner Güte zu vereinigen
versichert seyn, daß sie auf eine seiner höchsten Güte und Weisheit gemäse Art eingerichtet seyn werden
.
*) Inzwischen thun es doch viele; vermuthlich, weil sie sich von diesen Strafen andere Begriffe machen, als wir. Weil nun vielen gutgesinnten Christen dergleichen Behauptungen bedenklich und anstössig scheinen, so muß der
Volkslehrer
Volkslehrer im Stande seyn, solchen Personen
allenfalls
Belehrung darüber zu ertheilen. Auserdem aber gehören dergleichen Untersuchungen für die Schule, und nicht in die Kirche.
Zustand des Menschen
vor und nach seinem Verfalle
vor und nach seinem Verfalle
*)
vor und nach seinem Verfalle
.
*) Der
Religionslehrer
Religionslehrer hat
a)
sich zu hüten
sich zu hüten
, daß er nicht seine Hypothesen über die
Ausleger
Auslegung der
mosaischen Nachrichten von der ursprünglichen Beschaffenheit der Menschen und von dem
Fall
Falle, für wesentliche Theile der Religion ausgebe und jemand aufdringe, daß er weder die anfängliche
Vollkommenheit
Vollkommenheit, noch jetzige Verdorbenheit der Menschen übertreibe, und daß er die fürtreflichen Anlagen zum Guten, welche sich noch itzt in der menschlichen Natur finden, nicht übersehe oder bey seinem Unterricht mit Stillschweigen übergehe, ohne jedoch auf eine der Selbsterkenntniß nachtheilige und den Stolz und falsches Selbstvertrauen
nährende Weise das
wirkliche
Verderben zu verkleinern. Er folge dem Beispiel der Bibel, welche bey ihren Schilderungen von der
Verderbtheit
Verderbtheit der Menschen, Erwachsene vor Augen zu haben pflegt, und das angebohrne von dem nachher hinzugekommenen nicht mit ängstlicher Genauigkeit unterscheidet; welches auch
wenig
keinen
praktischen
Nutzen
Nutzen haben kann.
b)
Findet er sich inzwischen veranlasset, über die
angebohrne Verdorbenheit
an
gebohrne Verdorbenheit
insbesondere sich näher zu erklären,
wozu er zuweilen durch mancherley Umstände genöthiget seyn kann, so gehe er mit möglichster Vorsicht und Bescheidenheit zu Werk; er
so
folge
er
nicht blindlings alten willkührlichen Auslegungen einzelner
biblischer
biblischen
Stellen, oder hergebrachten Meinungen dieser und jener theologischen Schule; er trage keine
Bestimmung
Bestimmung, die nicht deutlich in der Schrift
enthalten
enthalten,
sondern bloß Hypothese
ist, entschei
dend
vor; er vergesse nicht, daß die biblischen, zumal die alttestamentlichen Bücher
zunächst
znnächst
für damalige Menschen bestimmt waren, und zu deren
Vorstellungsart
Vorstellungsart und Sprache sich bequemen mußten; er ziehe endlich
vor, und ziehe
das, was
gründliche Psychologie an die Hand giebt, fleißig zu Rath.
c)
Sein
Hauptaugenmerk
Hauptaugenmerk
aber muß immer seyn, die wahre Beschaffenheit und die mannichfaltigen Ursachen des Verderbens so zu zeigen, daß der Mensch und der Erzieher (und das soll jeder Vater, jede Mutter seyn,) daraus lernen könne,
woran der Fehler eigentlich liege, und welche Mittel angewendet werden müssen, um theils zu verhüten, daß er nicht tiefere Wurzel schlage und weiter um sich greife, theils ihn zu verbessern.
d)
Und
nur
aus diesem Gesichtspunkte kann man
den sonst dem Christen freilich
entbehrlichen Betrachtungen
selbst den Betrachtungen
über die ursprüngliche Beschaffenheit
der Menschen vor dem Falle,
(§.
113.
)
und über die nächsten und entfernteren Folgen der ersten
Versündigung
Versündigung,
(§.
122
–
124.
)
einen
gewissen Grad von Nützlichkeit
zugestehen
zu gestehen
,
so fern
gewissen Grad von Gemeinnützkeit zuerkennen, so fern
sie nämlich angewendet werden, die jetzige Beschaffenheit des Menschen und ihre Ursachen zu dem angezeigten Zweck in ein
etwas
helleres Licht zu setzen. Geht doch auch der Philosoph bey gewissen Untersuchungen von seinem
Naturmensch
Naturmenschen, und seinem Stande der
Natur,
Natur
und wohl gar der
Wildheit
Wildheit,
aus. Und wenn anders der Mensch einst
unmittelbar aus den Händen des Allgütigen kam, das edelste Geschöpf auf dieser Erde seyn sollte, und eine so erhabene Bestimmung hatte, als gezeigt worden ist; und wenn die älteste Geschichte, oder falls man lieber will, die Sagen der Urwelt einige Aufmerksamkeit verdienen: so, sollt' ich meinen, ists doch wohl so wenig unphilosophisch als unhistorisch, wenn der Theolog von einem Stande der Unschuld
ausgehet; vorausgesetzt,
daß er die so eben vorgezeichneten Grenzen nicht überschreitet, und die empfohlnen Kautelen beobachtet.
e)
ausgehet.
Von dem göttlichen
Ebenbild
Ebenbilde
Ebenbilde
s.
die
Anmerk.
c.
zu §.
95.
gründliche Psychologie
Eine Festigung im System der Wissenschaften erfuhr die Psychologie vor allem durch Christian Wolff (1679–1754), der sie im Sinne
Vernünftige[r] Gedanken von […] der Seele des Menschen
(1720–1724) kanonisierte. Wolff unterschied die erfahrungsgeleitete Seelengeschichte (
psychologia empirica
) von der vernunftbasierten Seelenwissenschaft (
psychologia rationalis
) und machte die Erklärung der Herkunft von Gedanken und Begierden zum Ziel des Fachs. Um die Jahrhundertmitte ließ sich, zumindest im Hinblick auf den rationalen Teil, eine zunehmende Emanzipation von der Metaphysik beobachten (Ch.A. Crusius). Dennoch blieb die im Folgenden vom französischen Sensualismus beeinflusste Psychologie bis ins 19. Jh. hinein Teil der philosophischen Grundwissenschaften.
daß er [...] die empfohlnen Kautelen beobachtet
Das Wort „Kautelen“ geht zurück auf lat.
cautela
(Vorsicht, Behutsamkeit) und ist in der deutschen Sprache seit dem 16. Jh. bezeugt. Im juristischen Kontext verweist die wohl im römischen Recht entwickelte sog. Kautelarpraxis auf die vorsorgliche Erkennung und Verhütung rechtlicher Probleme, die auch rechtsanwaltliche Beratung einschließt. Griesbach spricht in seiner Anmerkung von Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich des religionspädagogischen Umgangs mit der lutherischen Urstandslehre inklusive der Vorstellung der Erbsünde.
112. Als
die ersten
Menschen
Menschen
von Gott erschaffen waren, befanden sie sich
anfäng
lich in einem Zustande,
der bey keinem einzigen ihrer
natürlichen
Nachkommen jemals wie der ange troffen
werden kann
worden ist
. Sie traten
a) als Erwachsene, mit ausgebildetem Körper und
mit dem
vollen
Gebrauche aller ihrer Kräfte, und doch
mit der vollkommensten
Unschuld
Unschuld
b) vollkommen unschuldig
, in die Welt, und
so wie sie aus der Hand des
Schöpfer
Schöpfers kamen und noch ganz unverderbt waren, stunden
c)
ihre
sämmtlichen
sämtlichen
Kräfte
Kräfte
stunden
in demjenigen
Verhältnisse
Verhältniße
gegen einander, welches
damals
d)
zur Erreichung ihrer
damaligen nächsten
Bestimmung
Bestimmung
Bestimmung, in ihrer äuserst einfachen Lage,
erforderlich war.
Bey ihren Nachkommen hingegen, die als Kinder auf die Welt kommen,
α
) fängt der Gebrauch der edelsten Geisteskräfte erst nach mehreren Jahren an, zu einer Zeit, da
β
) schwehrlich ein einziger derselben mehr ganz unverdorben an Leib und Seele ist; und selbst die allmäliche langsame Entwickelung einer Kraft nach der andern, bringt
γ
) eine Disproportion zwischen den Kräften hervor, so wie auch
δ
) die mannichfaltigen und verwickelten Verhältnisse im gesellschaftlichen Leben, es sehr schwehr machen, unsrer Bestimmung und Pflicht in ihrem ganzen Umfange volles Genüge zu thun.
die ersten Menschen
Im 18. Jh. war das Verständnis der Urgeschichte als historische Erzählung über die Entstehung des Lebens der „ersten Menschen“ Adam und Eva sowie deren Nachkommen durchaus noch geläufig. Die Historizität von Gen 1–3 wird bagatellisiert, wenn vorausgesetzt wird, die hier gegebene Beschreibung der Umstände der „ersten Menschen“ würde „der unpartheiische Forscher wohl nicht unwahrscheinlich finden“ (§ 113). Im Anschluss an die lutherisch-orthodoxe Urstandslehre, mit der sich die Neologie kritisch auseinandergesetzt hat, konnte den „ersten Menschen“ durchaus noch eine besondere, innere Verbundenheit mit Gott zugeschrieben werden.
113. Zwar waren
a)
ihre
Verstandeskräfte
Verstandeskräfte
in dem ersten
Moment
Momente
ihres Daseyns noch nicht
geübt
geübt, und daher unstreitig klein
; aber die Kräfte selbst waren doch in
dem
ihnen vorerst nöthigen
erforderlichen
hohem
Maase
Maaße
da, nebst der Fähigkeit
und dem Streben
sie sogleich anzuwenden; und Gott
ließ
lies
es auch an
Veranlassungen
Veranlaßungen
hierzu nicht fehlen.
b)
Gleich
vom Anfang
in der ersten Viertelstunde
ihres Daseyns
an
strömten von allen Seiten her
Kenntnisse
Kenntnisse
Kenntniße
in ihre
offnen
offne
Seelen
, die noch nicht durch die Gewohnheit des Eindrucks, den die um sie her befindlichen Dinge auf sie machten, abgestumpft waren
. So
sehr
eingeschränkt und unvollkommen diese
Kenntnisse
Kenntniße
eingeschränckt anfangs ihre Kenntniße
gewesen seyn mögen, in Vergleichung mit den
Kenntnissen
Kenntnißen
späterer
der folgenden
Zeiten, so waren sie doch
vollkommen
hinreichend für sie, und würden sich
in kurzer Zeit,
bey Abwesenheit
so vieler
Hindernisse,
Hinderniße, zum Bewundern
schnell
bald
vermehrt
aller Hinderniße, bis zum Erstaunen vermehret
haben; zumal da Gott selbst sie anfänglich einer ihren
Bedürfnissen
Bedürfnißen
angemessenen Unterweisung
würdigte, und dasjenige, was sonst
Erziehung
Erziehung bey dem Menschen thun muß, auf andre Weise
*)
ersetzte. c)
würdigte.
Ihre
Begriffe
Begriffe
waren
anfangs
frei lich noch sehr sinnlich; aber anderer bedurften sie in ihrer
anfänglichen
Lage nicht; und die Fähigkeit zu
den
wenigen
ihnen etwa
brauchbaren
nöthigen
allgemeinen Begriffen lag doch
gleich Anfangs
in ihnen, und wartete nur auf
Veranlassungen
Veranlaßungen
zur Entwickelung.
d)
Auch
von Gott
, der
sein
von seinem
Daseyn,
seine
seiner
Güte und Macht,
seine
seiner
Fürsorge
Fürsorge für sie,
ihre
ihrer
Abhängigkeit
Abhängigkeit von ihm, und
ihre
ihrer
Bestimmung,
ihnen
sie
auf eine solche Art, wie es ihrem Zustande gemäs war,
entdeckt
geoffenbaret
belehrt
hatte,
(
§. 7.
)
machten sie sich
noch
sinnliche Vorstellungen; aber diese waren hinlänglich, sie in dem
Gefühl
Gefühl
Gefühle
ihrer Abhängigkeit von ihm zu erhalten, und ihr Herz mit
religiösen
den religiösesten
Empfindungen
Empfindungen der Ehrfurcht, der Dankbarkeit, des Vertrauens, der Liebe und des Gehorsams zu erfüllen.
e)
Ihre
Begierden
Begierden
waren ihren
Bedürfnissen
Bedürfnißen
, und diese der Natur angemessen, und daher
regelmäßig
regelmäsig
, ohne zu unerlaubten Gegenständen
hingerißen
hingerissen
, oder von wilden Leidenschaften erhitzt zu werden, und schuldlos.
f)
Ihr
Körper
Körper
war
unverdorben,
kraftvoll, gesund, und
daher
von solcher Dauer, daß er, ob er gleich an sich zerstörbar war,
dennoch
dennoch,
immer fort würde haben dauern können,
bey
dem Gebrauche gewisser Stärkungsmittel und bey
Abwendung äuserer Gefahren,
würde haben fortdauern können,
ohne
einem solchen Tode, wie der unsrige jetzt
ist
,
nicht
nothwendig unterworfen
zu seyn
gewesen wäre
; wie sich aus
Paulus
Pauli
Argumentationen
zu seyn.
Röm. 5,
12
12.
ff.
schließen läßt
*)
.
g)
Auch ihre
äussern
äusern
Umstände
waren höchst
glücklich
angenehm
, indem sie unter dem mildesten Klima lebten, und bey leichter mäßiger Arbeit einen Ueberfluß an
dem
allem
, was ihnen
Bedürfniß
Bedürfnis
war, hatten. –
Dieß
Dies
ist die Beschreibung
**)
, welche
wir aus dem, was wir von ihnen bey
Mose
Mose
lesen, zusammensetzen können,
uns
Mose
Moses
von ihnen macht.
1 Mos. 1, 26.
ff.
2, 2.
ff.
3, 1.
ff.
und welche der
unpartheiisch
unpartheiische Forscher wohl nicht unwahrscheinlich finden wird
. Und hätten sie
die se
ihre
ursprüngliche
Unschuld
Un
schuld
nicht verscherzt, so würden sie mit jedem Tage
ihres Lebens
an
ihnen brauchbarer
Lebens-Weisheit
und an
moralisch
moralisch guten Gesinnungen und Fertigkeiten
Heiligkeit
(
Heiligkeit
)
Weisheit
und
Heiligkeit
, (Tugend) welche mit der ersten Stunde ihres Daseyns angefangen hatte, aufs neue
moralischen, wie an intellektuellen,
Vollkommenheiten
Vollkommenheiten schneller, als nun geschehen ist,
zugenommen
und es bald zu einer großen Fertigkeit darin gebracht
haben.
*) Daß diese Belehrungen nicht durch Sprache und Worte gegeben worden seyen, begreift man leicht; wie sie aber den Menschen zu Theil geworden seyn mögen, ob durch unmittelbare Einwirkungen auf die
Seele
Seele, oder durch besonders von Gott veranstaltete lehrreiche Begebenheiten und Vorfälle, oder wie sonst, bekennen wir gern, bey dem Mangel genauer Nachrichten, nicht zu wissen. Daß aber irgend etwas auserordentliches hier geschehen
seyn müsse
sey
, wird man schwehrlich
unwahrscheinlich
unwahrscheinlich,
finden, wenn man die hohe Bestimmung
des
der
für die
Ewigkeit
Ewigkeit geschaffenen Menschen erwegt, und
zugleich bedenkt, was unvermeidlich aus
ihm
ihnen
hätte werden müssen, und was
er
sie
aller Vermuthung nach Jahrtausende durch, bey allen
seinen
ihren
treflichen Anlagen,
würde
würden
geblieben seyn, wenn
er
sie
im
Anfang
Anfang,
ohne alle
Erfarung
Erfarung und
Unterweisung
Unterweisung,
sich selbst ganz überlassen worden
wäre
wären
. Läßt
es sich wohl von der Weisheit und Güte Gottes, der nach der Lehre der Bibel so vieles für den Menschen hernach gethan hat, glauben, daß er ihn bey seinem Eintritt in die Welt, da er noch ganz unerzogen war und der Hülfe am allermeisten bedurfte, ohne alle Hülfe gelassen habe?
*) Da inzwischen die Stammeltern eben sowohl als ihre Nachkommen für ein besseres als dieses irrdische Leben bestimmt waren, so würde auch bey ihnen nothwendig ein Uebergang aus diesem in jenes statt gefunden haben, nur, wie es scheint, nicht unter so schreckhaften
Umstände
Umständen, als jetzt.
**) Sie stehet vornehmlich zu dem Zweck hier, um allerley noch immer gangbare sehr überspannte Vorstellungen von der Vollkommenheit der Stammeltern herabzustimmen.
114.
a)
Sehr verschieden
von diesem anfänglichen Zustande der ersten
Menschen
Menschen, ist der Zustand aller
Menschen, die jetzt leben
, oder die uns die Geschichte aller Zeiten kennen lehrt.
Indessen
Indeßen
ist es doch auch
nützlich
einem Lehrer nüzlich
und nöthig,
b)
die mannichfaltigen
guten
Anlagen
Anlagen
zu kennen
, welche noch
jezt
jetzt
in der Na tur des Menschen angetroffen werden
, zu kennen, um nicht undankbar gegen den Schöpfer zu seyn, und um die Aufmerksamkeit darauf, wie diese Anlagen kultiviret werden können, zu lenken
. Dahin gehöret die unsrer
Natur
Natur unauslöschlich eingedruckte
Selbstliebe
Selbstliebe, nebst den Trieben zur Selbsterhaltung und zur Vervollkommung unsrer selbst; die Sympathie, mit der Geselligkeit; das natürliche Wohlgefallen an Wahrheit, an
Zweckmäßigkeit
Zweckmäsigkeit
Zweckmäsigkeit
Zweckmäßgkeit
, und an Gesinnungen und Handlungen, die recht, gemeinnützig, und edel sind, nebst dem Misfallen an den entgegen gesetzten, auch ohne nähere Rücksicht auf die daraus für uns entspringende
Nachtheile
oder zu hoffende Vortheile
oder Nachtheile
; die
Schaam
Schaam, wenn wir unrecht, niederträchtig, treulos,
undankbar
undanckbar
etc.
gehandelt
haben,
u. s. w.
Selbst
haben;
der
Trieb
Trieb zur Thätigkeit,
u. s. w.
Selbst
der Ehrtrieb, der Nachahmungstrieb
etc.
sind gute Anlagen, wenn sie in
gehöriger
Verbindung mit
den
ben
übrigen Trieben genommen
und zweckmäsig gelenkt
werden.
c) Es kann daher auch der Mensch immer noch viele Ausbrüche der Sünden hindern, und mancherley
gute und
nützlich
nützliche Handlungen
nach vernünftigen Gründen vornehmen,
Röm. 2, 14. 26. 27.
und es ist kein Mensch, welcher den wirklichen Gebrauch seiner
Vernunft
Vernunft hat, der nicht dergleichen, und zum Theil in
ziemlicher
nicht geringer
Anzahl, verrichte. Auch kann der verderbte Mensch die Nothwendigkeit einer Besserung einsehen,
Röm. 1, 32.
2.
2,
15.
und die von Gott dazu veranstalteten und ihm dargebotenen Mittel gebrauchen.
Röm. 1, 19. 20.
Der Trieb zur Dankbarkeit und das natürliche Wohlgefallen an
Vollkommenheit
Vollkommenheit
machen den Haß gegen Gott unnatürlich, und
können sogar als entfernte Anlagen zur Liebe gegen
Gott
ihn
angesehen werden, wenn ein zweckmäsiger
Unterricht
Unterricht von
ihm
Gott
, als dem vollkommensten Wesen und dem gütigsten Wohlthäter, hinzukommt. Ja es kann durch solchen Unterricht ein Mensch, in welchem
übrigens
lasterhafte Gesinnungen herrschend sind, dahin gebracht werden, daß er zu manchen einzelnen guten Handlungen die Bewegungsgründe von Gott hernehme.
115. Dem
allem
allen
ungeachtet a)
ohnerachtet
bestätigt selbst die
Erfarung
Erfarung
Erfahrung
dasjenige, was die Bibel von der unter den Menschen herrschenden
moralischen
Verdorbenheit
Verdorbenheit
sagt, sowohl in Absicht der Allgemeinheit,
1 Joh. 1, 8. 10.
Röm.
Rom.
3,
9.
9
ff.
23.
5, 12. 14. 19.
11, 32.
Sprüchw. 20, 9.
Pred. 7, 21.
und des
Anfangs
Anfanges
derselben mit der frühesten
Jugend,
Jugend
Ps. 51, 7.
1 Mos. 8, 21.
als auch in Absicht der
Größe
Gröse
derselben, Ps. 19,
13.
Röm.
3.
Rom.
7, 8. 11. 13.
8, 7.
und der daher entstehenden
großen
grosen
Schwierigkeit der Besserung,
Röm.
Rom.
7, 11. 13. 14. 15. 18. 21. 23. 24.
ja der
Unmög lichkeit,
Unmöglichkeit
in diesem Leben eine vollkommene
Tugend
Tugend zu erreichen.
b)
Nämlich
Nämlich
die Menschen wenden die besten von Gott gemachten Einrichtungen ihrer Natur unrecht an, und befriedigen einzelne
Naturtriebe
Naturtriebe
Naturtriebe,
ohne gebührende Rücksicht auf die übrigen. Ihre Kräfte stehen
in einer solchen Disproportion
nicht in der gehörigen Proportion
gegen einander
, daß die
moralisch
moralische
Freiheit
Freiheit dadurch ungemein eingeschränkt wird
. Diese Zerrüttung und Unordnung in ihren Kräften
c)
zeigt sich
zeigt sich
insbesondere
darin, daß
darin, daß
alles was den Sinnen angenehm ist, einen so mächtigen und schnellen Eindruck auf die Menschen macht, daß sie unzählich oft Scheingüter, oder kleinere und vergängliche, zumal wenn sie gegenwärtig sind, den
wahren, größern
wahren grösern
und bleibenden Gütern, vornehmlich den unsichtbaren und zukünftigen, vorziehen, und also den Reizungen der sinnlichen
Lust
Lust unterliegen;
Jac. 1, 14. 15.
daß
daß
ganz zügellose Begierden und unbändige Leidenschaften
entstehen
zuweilen erwachen
;
Röm.
Rom.
1, 26.
daß
daß
die
Sinnlichkeit
Sinn lichkeit die
Vernunft
Vernunft entweder gar nicht zur Rede kommen läßt, oder doch auf ihren Widerspruch nicht achtet,
Röm.
Rom.
7, 8.
ff.
und
daß
daß
der Wille ein Sklave sinnlicher Begierden
wird; Röm.
wird. Rom.
7, 19–23.
Gal. 5, 17.
Joh. 8, 34.
daß
Ja
die Vernunft selbst
ist
schwehr zu einer lebendigen Erkenntnis solcher
Wahrheiten
Wahrheiten zu bringen
ist
, welche die Sinnlichkeit,
(die
die
noch
überdieß
überdies
durch gewisse habituelle Bewegungen und Beschaffenheiten des Körpers
unterstützt
unterstüzt
wird,
Röm
.
Röm.
6, 11. 12.
7, 23.
8,
13. 23.
)
23.
im Zaume zu halten im Stande wären;
Röm. 1, 18.
daß
da
sich ihr im
Gegentheile
Gegentheil
Irrthümer und Zweifel und Vorurtheile, die der Sinnlichkeit schmeicheln, eher und tiefer
einprägen;
einprägen.
Eph. 4, 18.
und
daß
daher böse
Böse
Fertigkeiten
werden daher
viel geschwinder und leichter erlangt, hingegen auch weit schwehrer abgelegt
werden
, als
gute
Gute
.
116.
Insbesondere
Es kan zwar der
Mensch
Mensch immer noch viele Ausbrüche der Sünden hindern, und mancherley
gute und nüzliche Handlungen
nach vernünftigen Gründen vornehmen,
Röm. 2, 14. 26. 27.
und es ist kein Mensch, welcher den wirklichen Gebrauch seiner Vernunft hat, der nicht dergleichen, und zum theil in ziemlicher Anzahl, verrichte. Auch kan der Mensch die Nothwendigkeit einer Besserung einsehen,
Rom. 1, 32.
2, 15.
nnd
die von Gott dazu veranstalteten Mittel gebrauchen.
Rom. 1, 19. 20.
Der Trieb zur Danckbarkeit und das natürliche Wohlgefallen an Vollkommenheit können sogar als entfernte Anlagen zur Liebe gegen Gott angesehen werden, wenn ein zweckmäsiger
Unterricht
Unter richt von Gott, als dem vollkommensten Wesen und dem gütigsten Wohlthäter, hinzukommt. Ja es kan durch solchen Unterricht ein Mensch, in welchem lasterhafte
Gesinnungen
Gesinnungen herrschend sind, dahin gebracht werden, zu manchen einzelnen guten Handlungen die Bewegungsgründe von Gott herzunehmen. Gleichwohl
ist der
Mensch
Mensch zu nichts schwehrer zu bringen, als zu einer habituellen
Liebe
Liebe
und einem
Vertrauen
Vertrauen gegen Gott,
welche rechter Art wären, und zu Erfüllung seiner
gesammten
gesamten
Pflichten aus
freudigem kindlichem
Gehorsam
Gehorsam
gegen Gott und aus Verlangen ihm wohlzugefallen. Und
dieß
dies
gilt selbst von denen, welchen Gott in den Wahrheiten der geoffenbarten Religion die kräftigsten Mittel zu ihrer
Besserung
Besserung anbietet. (Denn in Untersuchungen über die Beschaffenheit solcher Menschen, welchen der Gebrauch dieser Mittel versagt ist, nämlich der Nichtchristen, haben wir nicht nöthig uns
hier
einzulassen:
einzulassen;
obgleich in so fern auf sie Rücksicht zu nehmen ist, daß man dem Menschen überhaupt nicht schlechterdings etwas abspreche, was man doch bey
vernünftig
vernünftigen
Heiden
Heiden, auch ohne die höhere Hülfe einer geoffenbarten Religion, antrift.
Röm.
Rom.
2,
14.
)
14.)
117. Die moralische
Verderbtheit
Verderbtheit findet sich zwar bey allen Menschen; jedoch mit
einigem
einem
Unterschiede. Betrachtet man
den Menschen überhaupt
, so ist jenes moralische Uebel noch nicht näher bestimmt, sondern bestehet nur überhaupt in der unordentlichen Gewalt der
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit, und in dem Unvermögen der
Vernunft
Vernunft, die Herrschaft über sie zu behaupten. Der Mensch liebt sich selbst auf eine so verkehrte Art, daß er
das,
das
was den Sinnen angenehm ist, für sein höchstes Gut
hält
zu halten
, und daher die
uneingeschränkte
uneingeschränckte
Befriedigung seiner sinnlichen Begierden zum Hauptzwecke seines Thuns und Lassens
macht
zu machen geneigt ist
,
Eph. 2, 3.
woraus ein Hang entstehet zum Sündigen überhaupt,
d. i.
zu Handlungen, welche dem göttlichen Willen und der
Bestimmung
Bestim mung des Menschen zuwider laufen. Bey
einzelnen Menschen
aber erhält dieses moralische
Uebel
Uebel seine besondere Bestimmung
und Richtung
,
theils
thetls
durch die individuelle Beschaffenheit ihrer Seelen und ihrer Körper, theils durch äusere Umstände; daher jeder Mensch zu gewissen Arten des Bösen geneigter ist, als zu den übrigen;
Jac. 2, 11.
so wie auch diese Neigung bey einem
heftiger
stärcker
ist, als bey dem andern.
Vergl.
§.
152
.
118. Aus der beschriebenen verderbten Beschaffenheit des Menschen, (welche in der Bibel Fleisch,
Röm.
Rom.
8, 4.
ff.
Gal. 5, 16.
ff.
die in uns wohnende
Sünde
Sünde,
Röm.
Rom.
7, 8. 17. 20.
6, 12.
der
alte
Alte
Mensch,
Eph. 4, 22.
Col. 3, 9.
und die böse Lust
Jac. 1, 14.
genennet wird,) und aus den in einzelnen Menschen herrschenden lasterhaften
Gesinnungen
Gesinnungen, (die unter der Benennung des alten Menschen, und der bösen Lust
1 Petr. 1, 14.
mit begriffen werden,) entspringen die einzelnen den göttlichen Gesetzen zuwider laufende Handlungen,
1 Joh. 3, 4.
welche
welche,
wenn sie von solchen, die das Gesetz kennen oder kennen könnten, mit
Freiheit
Freiheit begangen werden,
wirkliche
oder
wirckliche
Sünden
Sünden
sind
. Diese theilen sich
*)
in Begehungs und Unterlassungs Sün den,
Matth. 25,
42.
42
ff.
Luc. 12, 47.
Jac.
4,
4.
17.
in innere und äusere,
Matth. 5, 22. 28.
2 Cor. 7, 1.
in solche, bey welchen
bloß
blos
das formelle, und solche, bey denen auch das materielle der Hand lung
sündlich
sündlich ist,
Matth. 6, 1. 2. 5.
16.
1 Cor.
4, 5.
13, 3.
in
wissentliche,
vorsätzliche,
vielleicht gar
Bosheitssünden
Bosheitssünden,
welche gegen besser Wissen und Gewissen begangen werden, und in solche, die aus
nicht unverschuldeter
Unwissenheit, 1 Tim. 1,
13.
13
(welche jedoch entweder verschuldet oder unverschuldet ist)
oder aus
Ueberei lung
Gal. 6, 1.
oder aus Schwachheit
Ubereilung
geschehen;
Matth. 26, 41.
in anerkannte und unerkannte,
Ps. 19, 13.
90, 8.
ingleichen
ingleichem
Gal. 6, 1.
ingleichem
in selbstbegangene und in fremde,
1 Tim. 5, 22.
da man zwar die strafbare That nicht selbst verübt, aber doch
an welchen man
durch
Veranlassung derselben, durch
Veranlassung,
verschafte Gelegenheit, dargebotene Bewegungsgründe, unterlassene Verhinderung
etc.
oder auch durch gegebenen Beifall
Röm. 1, 32.
selbst
sündiget und
gleichsam
an jener That strafbaren
Antheil
nimt
nimmt
. Auch in Absicht des Grades der
Strafbarkeit
Strafbarkeit sind die Sünden
verschieden,
verschieden.
Joh. 19, 11.
Luc. 12, 47. 48.
und richtet sich dieser nach dem Grade der
Moralität
Moralität und Freiheit, womit man handelt.
Die
Sünde
Sünde aber wider den heiligen Geist,
Matth. 12, 31. 32.
findet gegenwärtig nicht mehr statt
, wenn man darunter boshafte Lästerung
selbsterfahrner
selbsterfarner
göttlicher
Wunder
Wunder verstehet; in einem andern Sinne aber könnte diese Sünde nicht im eigentlichen Verstande unverzeihlich genennt werden
.
*) Diese Eintheilungen haben die Absicht, Menschen auf
solche Versündigungen aufmerksam zu machen, welche sie sonst ganz zu übersehen geneigt sind
z. B.
Unterlassungs Sünden.
119. Die
Ursachen dieses moralischen Verderbens
sind mannichfaltig, und braucht man nicht bey dem entferntesten Grunde stehen zu bleiben, daß jedes
eingeschränktes
eingeschräncktes
Geschöpf fehlen könne. Es ist vielmehr dem Lehrer nützlich und nöthig, alle mitwirkende Ursachen kennen zu lernen. Die
Vernunft
Ver nunft und das Nachdenken über unsre tägliche
Erfarung
Erfarung geben uns folgende Dinge als Quellen derjenigen Zerrüttung an, welche wir bey allen Menschen
im
in
natürlichen Zustande antreffen: a) Unsere
Empfindungen
Empfindungen haben eine viel
größere
grösere
Stärke, als unsre übrige Vorstellungen, zumal als die Vorhersehungen der Folgen einer Sache oder
Handlung.
Handlung
.
b) Der Hang zu allem, was uns angenehme
Empfindungen
Empfindungen gewähret, wird um so viel stärker, da wir im Anfange unsers Lebens, ehe noch die
Vernunft
Vernunft erwacht, keine andere Regel, was wir begehren oder verabscheuen sollen, haben, als die Empfindungen. Daher gewöhnen wir uns, immer das zu begehren, was uns angenehme Empfindungen gewähret, die uns schon bekannt sind, und die uns die
Einbildungskraft
Einbildungskraft lebhaft vormahlet; dagegen fassen wir einen allgemeinen Widerwillen gegen alles, was diese
stöhret
störet
oder
einschränkt.
einschränckt
.
c) Am frühesten aber wird der Mensch mit
derjenigen Art angenehmer
denjenigen angenehmen
Empfindungen bekannt, welche aus Befriedigung sinnlicher
Begierden
Begierden, und aus dem
Genuß
Genusse der kleineren und vergänglichen Güter dieses Lebens entspringen. Von diesen erlangt er natürlich und ungesucht eine anschauende Erkenntnis. Erst später lernt er diejenigen angenehmen Empfindungen kennen, deren Quelle die
Tugend
Tugend ist. Und
daß
das
die Tugend allemal und ohne Ausnahme wahrhaftig glücklich mache, davon würden, ohne fremde Beihülfe, die mehresten Menschen nie, und die übrigen erst spät überzeugt werden; dahingegen jeder bald und ganz von selbst gewahr wird, daß die Gesetze der Tugend ihm nicht selten den Genuß mancher gewohnten angenehmen Empfindungen untersagen, oder ihn wenigstens,
zusamt
zusammt
dem natürlichen
Freiheitstriebe
Freiheitstriebe,
einschränken
einschräncken
. d)
Die unregelmäsigen Ausbrüche allerley Begierden und
Neigungen
Neigungen,
die man schon an Kindern bemerkt, sind meistens im Grunde nichts, als Folgen wirklich guter Anlagen unserer Natur und Aeusserungen an sich unschuldiger Triebe und Kräfte, denen es
aber
nur
, wegen
Unerfahrenheit
Unerfarenheit
des Kindes oder Nachläßigkeit seiner Erzieher, an der gehörigen Richtung und Mäßigung fehlt. e) Daß aber der Mensch, wenn nun auch seine Vernunft erwacht ist, dennoch einen Hang hat,
Der Hang
nach
blos
bloß
sinnlich
sinnlicher Erkenntnis zu handeln, ohne die Vernunft zu fragen oder zu hören, wird begreiflich, wenn man bedenkt, theils, daß wir im
Anfang
Anfange
unsers Lebens weder eine andre als
bloß
blos
sinnliche Erkenntnis haben, noch die Folgen unsrer Handlungen zu übersehen vermögen, und uns daher frühzeitig gewöhnen, geradehin jener Erkenntnis und den ersten Eindrücken, welche die Dinge auf uns machen, zu folgen; theils, daß noch nach
erlangtem
erlangten
Gebrauche der Vernunft, stete Auf merksamkeit auf uns selbst und sehr viele
Uebung
Ubung
nöthig ist, um die Fertigkeit in uns hervorzubringen, jedesmal, ehe wir uns nach den schneller und von selbst entstehenden sinnlichen
Begierden
Begierden entschließen, vorher vernünftig zu überlegen, ob es auch gut und recht gethan seyn würde.
f)
e)
Daß der
Unterricht
Unterricht von Gott, und die Bewegungsgründe ihn
(den Unsichtbaren
1 Joh. 4, 20
)
zu lieben, und aus Liebe gegen ihn gut zu handeln, so wenig über den Menschen vermögen, könnte man daraus erklären, theils, daß
es dem Menschen schwehr wird, seine Gedanken und Neigungen mehr auf unsichtbare, als auf sichtbare Gegenstände zu richten,
1 Joh. 4, 20.
theils
theils,
daß er mit jenen
der Mensch hiermit
erst zu einer Zeit bekannt gemacht werden
kann
kan
, da er schon zu einer Fertigkeit gelangt ist, nach
bloß
blos
sinnlichen Trieben sich zu bestimmen; theils, daß die
Reitze
Reize
der
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit und böse
Gewohnheiten
Gewohnheiten nicht ohne Anstrengung und Mühe, welche der Mensch, so wie überhaupt die Anstrengung der höhern
Seelenkräfte
Seelenkräfte, scheuet, besieget werden können; theils, daß dem Unterrichte, man müsse gleichwohl nach
diesem
dem
Siege ringen, allerley praktische Vorurtheile entgegen gesetzt werden.
120.
Hierzu kommt noch
g)
f)
daß
nach Gottes Absicht der Mensch erst durch
Unterricht
Unterricht und
Erziehung
Erziehung zum Guten gebildet werden soll, daß aber
der Unterricht von Gott bey den mehresten Menschen, zumal in ihrer Jugend, so be schaffen ist, daß
Liebe
Liebe zu Gott nicht leicht dadurch erweckt werden
kann
kan
. Er ist den Fähigkeiten nicht genug angemessen,
beschäftigt meist
blos
bloß
das Gedächtnis
ist meist Gedächtniswerk
, wird oft zwangsweise mitgetheilet, zeigt zu wenig die Liebenswürdigkeit Gottes und der
Tugend
Tugend auf eine faßliche und eindringliche Art, nimmt
Tugend, nimt
die den Kindern
begreiflichen natürlichen
begreifliche natürliche
guten Folgen der Frömmigkeit zu wenig zu Hülfe, giebt der Gottesfurcht wohl gar ein mürrisches Ansehen, kommt aus einem kalten Herzen,
wird zu früh abgebrochen,
u. s. w.
h)
g)
Daß die
Die
sittliche Erziehung
ist
fast durch gehends
so
sehr mangelhaft
ist
. Ist sie nicht ganz verkehrt,
wie sie es bey vielen, zumal solchen, die zur feinern Welt gerechnet werden
wollen
sollen
, nur allzuoft ist,
so wird doch wenigstens nicht Sorgfalt genug auf sie gewendet; man glaubt es sey genug,
Tugend
Tugend und
Frömmigkeit
Frömmigkeit zu predigen, und vergißt die so nöthige Gewöhnung zur wirklichen Ausübung derselben; ja es scheinet unmöglich, die Sorgfalt so weit zu erstrecken, daß dem ersten Anfange des Verderbens hinlänglich vorgebeugt werde.
i)
h)
Daß böse
Böse
Exempel
Exempel
vermehren
das
Uebel
Uebel
Ubel
unaussprechlich
vermehren
. Die meisten Menschen werden früher mit dem Laster als mit der Tugend bekannt, und saugen, durch den Umgang mit andern, schon in der frühesten Jugend verderbliche Grundsätze ein.
k)
i)
Daß durch
Durch
das gesellschaftliche Leben
wird
die Zahl der Bedürfniße unendlich vermehrt
wird
, und diese
sind
grossentheils
grosentheils
der Natur nicht mehr angemessen
sind
. Hierdurch werden die
Reize
Reitze und Nahrungen
der sinnlichen
Begierden
Begierden vervielfältiget, die Begierden
bekommen mehr
Nahrung
Nahrungen
und werden
immer mehr von unsichtbaren und künftigen Gegenständen abgezogen, und die Leidenschaften
werden
heftiger erhitzt. Und dieses
Uebel
Ubel
nimt
nimmt
zu, und wird gefährlicher mit der steigenden
Kultur
Kultur und Verfeinerung der Lebensart und der Künste, wofern ihm nicht die kräftigsten Mittel entgegen
gesetzt werden, welche aber zum Theil die zunehmende Kultur selbst dem Menschen anbietet
gesezt werden
.
121.
a)
Diese Ursachen ‒ die zu unsrer Natur gehörige Stärke der
Empfindungen
Empfindungen, die
Art
Art,
wie sich die Seelenkräfte natürlich jetzt entwickeln, und die
Umstände
Umstände,
unter welchen dieses geschiehet ‒
könnten
würden
zur Erklärung des traurigen Phänomens, daß gegenwärtig das moralische
Böses
Böse in allen Menschen von Kindheit an angetroffen wird, hinlänglich
scheinen. Aber b) über die
historisch
historische
Frage:
wann und wie dieses Verderben
, welches sich bey
Adam
Adam
ursprünglich nicht fand,
zuerst angefangen habe?
blieben wir in Unwissenheit
scheinen können
, wenn uns nicht die Bibel über diese
Thatsache einigen
Thatsache, wie das Menschen Geschlecht zuerst so sehr verschlimmert
worden sey
, einen weitern
Unterricht gäbe.
Sie
Die Bibel
leitet nämlich den Anfang und ersten Ursprung
jener Verdorbenheit schon von den ersten
Stammeltern
des menschlichen Geschlechts und von dem freien
der moralischen Verderbtheit der Menschen von dem
freien
Verhalten
derselben
der Stammeltern
des ganzen Geschlechts
her.
Sie waren zwar unschuldig erschaf fen. (
112.
113.
) Aber da sie an moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit wachsen sollten, gab ihnen Gott, um dieses Wachsthum durch Uebung so schnell als möglich zu befördern, ein positives Gesetz, (welches vermuthlich sie zugleich für einer ihnen schädlichen Sache warnte.) Allein
Röm. 5, 12. 19.
Schon diese verscherzten ihre ursprüngliche Unschuld, und übertraten,
verführt durch Reize von ausen,
(
vergl.
§.
87.
)
welche der sinnlichen
Lust
Lust das Uebergewicht gaben,
übertraten sie das
ein von Gott ihnen gegebenes
Gesetz
Gesetz; sie sündigten also,
verscherzten ihre ursprüngliche
Unschuld
Unschuld, machten sich unglücklich
und wurden
straffällig
dadurch strafwürdig
.
Dieß
Dies
lehret die
1 Mos. 3.
vorkommende Erzälung deutlich, man mag sie
übrigens
auch
erklären wie man will
: denn auch
selbst
bey der
(kaum wahrscheinlichen)
allegorisch
allegorischen
Erklärungsart bleibt fast
Erklärungsart, ja selbst, wenn man einen
Mythus
Mythus hier annimmt, bleibt in der Hauptsache
alles eben so, nur das positive Gesetz ausgenommen
. Und eben
das
dieß
bestätigen
auch andre Schriftstellen,
andere Schriftstellen.
Röm. 5, 12.
ff.
1 Tim. 2, 14.
welche uns
überdieß
überdies
belehren, daß seit jener Sünde der Stammeltern alle natürlich erzeugte
Menschen
Menschen,
welche ein Alter, worin man
sündigen
sündigen kann, erreichen, wirklich
sündigen
sündigen
Sünder
, und daher
nicht nur dem Tod, sondern auch andern Strafen
strafwürdig werden.
Eph. 2, 3.
unter worfen seyen.
(Siehe §.
125.
)
c) Dieses zusammengenommen mit den in der Bibel so häufig vorkommenden nachdrücklichen Beschreibungen von der Beschaffenheit, Größe und Allgemeinheit der menschlichen
Verderbtheit
Verderbtheit, (
§.
115
‒
117.
) und mit den mannichfaltigen uns begreiflichen Ursachen dieses Uebels bey Kindern sowohl als
solchen,
solchen
die zum Gebrauch ihrer
Vernunft
Vernunft gekommen sind, (§.
119.
120.
)
reicht zum
Unterricht
Unterricht des Christen hin
. Denn er wird dadurch hinlänglich belehrt, theils, daß Gott nicht Urheber der Sünde
sey,
sey;
(
vergl.
§.
95
‒
107.
und §.
114.
und
126.
) theils,
wie nöthig eine gründliche
Besserung
Besserung und ein unausgesetztes ernstliches Ringen nach moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit sey, um bey so vielen Hindernissen die hohe Bestimmung eines Menschen und Christen dennoch zu erreichen; theils, was zu dieser Absicht der Christ zu thun, und was er zu vermeiden habe,
was zu seiner Besserung erfordert werde, und welche Quellen des Verderbens er bey sich und andern ihm Anvertrauten zu verstopfen bemühet seyn müsse. Daher auch d) die Bibel
, welcher der
Volkslehrer
Volkslehrer hierin nachahmen sollte,
keine ausführliche Belehrung gegeben hat,
wie und auf was Art die moralische Verdorbenheit
, welche allgemein bey den Menschen angetroffen wird,
mit der Versündigung der Stammeltern zusammenhänge
und in dieser gegründet sey. Will man inzwischen im Nachdenken über die Folgen der Sünde
Adam
Adams noch etwas weiter gehen, so kann es etwa auf folgende Weise, (§.
122
‒
124.
vergl.
Anmerk.
d. zu §.
112.
) mit Rücksicht auf die in der Bibel vorkommenden Winke,
zumal bey der Voraussetzung, daß
Mose
Moses
ein wirkliches Faktum erzähle,
geschehen.
bey der [...] allegorischen Erklärungsart
Spätestens seit Origenes (ca. 185–254) galt die allegorische Auslegung als wesentlicher Bestandteil der frühkirchlichen Hermeneutik. Die Bezeichnung „Allegorie“ (griech.
ἄλλος
und
ἀγορεύω
= „etwas anders ausdrücken“) bezog sich dabei auf diejenigen Textaussagen, die als
sensus plenior
(„tieferer Sinn“) über den Literalsinn des Textes hinausweisen. Insofern zielte die allegorische Interpretation auf Aussagen über die Glaubenswirklichkeit, die dem Literalsinn sogar widersprechen konnten. Der
sensus allegoricus
wurde Teil der mittelalterlichen Lehre vom vierfachen Schriftsinn, die spätestens mit der Reformation in die Kritik geriet und von der sich auch die grammatisch-historische Hermeneutik der Aufklärung deutlich abgrenzte. Eichhorn gebrauchte in diesem Zusammenhang den Begriff des antiken Mythos, den er nicht allegorisch, sondern als typische Ausdrucksform der Kindheitsphase des Menschengeschlechts verstanden wissen wollte, und auf den Griesbach in der vierten Auflage anspielt.
122.
Die
Folgen
der ersten
Versündigung
Versündigung trafen zunächst
unsere Stammeltern selbst
. Regellose
Hierdurch geschah es, daß die Stammeltern zuförderst
sich selbst die schlimmsten Folgen
zuzogen. Unregelmäsige
Begierden
Begierden waren nun
einmal erweckt
erregt,
und hatten den Weg zu ihrer Befriedigung gefunden. Die sinnlichen Triebe wurden unordentlich heftig, und
erregten,
von unregelmäsigen Bewegungen im Körper verstärkt, (welche vielleicht zum Theil aus den Wirkungen der Frucht, die nicht für sie zum
Genusse
Genuße
bestimmt war,
herrührten),
herrührten,)
erregten sie
und vor welcher sie waren gewarnt worden, herrührten,)
herrührten,)
einen Tumult der
Leidenschaften
Leidenschaften.
1 Mos. 3, 7.
Das ihrer Lage angemessene Gleichgewicht war aufgehoben.
Heiterkeit
Heiterkeit des
Gemüth
Gemüths und Ruhe des
Gewissen
Gewissens waren verlohren, und dafür
Bewußtseyn
Bewustseyn
der Schuld gekommen. In die Stelle der kindlichen Liebe gegen Gott trat knechtische
Furcht
Furcht, mit ihrer Wirkung, der
Furcht.
V.
10.
Daraus entstund Abneigung von Gott und
Verstellung.
V.
8–13.
8.–13.
Und von diesem
allen
allem
mußten sich unausbleiblich die übeln Folgen durch den ganzen Rest des Lebens der Stammeltern
zeigen.
zeigen
.
Auch der Körper
fühlte
muste
die Folgen der
Versündigung
und der nun rege gewordenen unordentlichen Begierden und stürmenden Leidenschaften; er
fühlen,
Versündigung,
ward zerrüttet und geschwächt, und ganz unvermeidlich dem
Tod
Tode, so wie
itzt
jezt
jeder Mensch ihn
erfahren
erfaren
muß, unterworfen.
V.
19. 22.
Und aus weiser Güte Gottes gieng auch in den
äussern
äusern
glücklichen Umständen der Menschen eine Veränderung vor, die ihnen nicht anders als höchstempfindlich seyn
konnte, so wohlthätig sie auch war.
V.
konte.
v.
16. 17. 23. 24.
So folgte
schon bey den Stammeltern unsers Geschlechts
physisches
Uebel
Uebel dem moralischen auf dem
Fuße
Fuse
nach.
123.
Von ihnen
verbreiteten sich
nun die schlimmen Folgen jener Sünde weiter
Hiernächst aber verbreiteten sich auch der Versündigung der Stammeltern
üble Folgen
über ihre ganze
Nachkommenschaft
. Denn es wird nunmehr a)
Nachkommenschaft
, auf welche nunmehr,
vermittelst der natürlichen
Zeugung eine nicht nur nothwendig dem
Tod
unterworfene, Röm.
Zeugung, eine dem Tode nothwendig unterworfene Rom.
5, 12. 15. 17.
1 Cor. 15, 22.
Röm.
6,
6.
23.
sondern auch
und
zerrüttete
Natur auf alle Menschen fortgepflanzt. Diese
Zerrüttung
Zerrüttung
(welche von derjenigen Verderbtheit, die aus un srer oder andrer Menschen Nachläßigkeit und Schuld entstehet, eben so wohl als von den wesentlichen Schranken unsrer Natur und von der nothwendig zu derselben gehörigen
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit und deren
unvermeidlichen
Folgen unterschieden
ist),
ist,)
bestehet
nun zwar b)
nicht
, wie einige gewähnt haben,
in einem angebohrnen Haß gegen alles Gute und Gott selbst; oder in angebohrnen
Natur, die zwar nicht mit
sündlich
sündlichen Fertigkeiten,
oder darin, daß der Mensch unwissend und ohne Fertigkeit im Guten auf die Welt kommt. Es läßt sich
auch nicht
behaupten, daß, falls unsre
Eltern
Stamm- und übrige Voreltern sämtlich
ihre Unschuld bewahret hätten, die Empfindungen schwächer als andre Vorstellungen auf uns gewirkt, oder die
Seelenkräfte
Seelen kräfte auf eine völlig andre Art, als itzt geschieht, sich entwickelt haben würden:
obgleich
c) gewiß ist,
wohl aber mit sündhaften Beschaffenheiten behaftet ist, fortgepflanzt wird. Hätte Adam nicht gesündigt, so würden die von ihm entsprossene Menschen nicht mit eben diesen Beschaffenheiten und Dispositionen zur Welt gekommen seyn; und sie würden, so lange sie gleichfalls schuldlos geblieben wären, zwar immer fehlbar gewesen seyn, aber doch in einem ganz andern Zustande, als jetzt, sich befunden haben, den wir aber genauer zu beschreiben unvermögend sind. Wir wissen freilich nicht anzugeben, wie sich die
Seelenkräfte
Seelenkräfte auf eine völlig andere Art, als jetzt geschiehet, hätten entwickeln sollen; und eben so wenig können wir behaupten, daß unsre Empfindungen minder starke Eindrücke auf uns gemacht haben würden. Aber es ist doch gewis,
theils, daß
im angenommenen Fall
die Entwickelung unsrer Kräfte unter ganz andern Umständen vorgegangen seyn,
mithin
und also auch
einen
ganz
andern Gang genommen haben
, und vermuthlich geschwinder erfolgt seyn
würde; theils, daß statt aller §.
120.
angezeigten Beförderungsmittel der
Verdorbenheit
Verdorbenheit
moralischen Verderbtheit
, eben so viele Beförderungsmittel der
sittlichen
Vollkommenheit
Vollkommenheit
Frömmigkeit
würden statt gefunden
haben; daher dann
haben. Daher
, so natürlich es
itzt
jezt
ist, daß die
Vernunft
Vernunft in die Sklaverey der Sinnlichkeit geräth,
es
eben so natürlich
würde es alsdann
gewesen seyn
würde
, daß
erstere
sie
die
über letztere
ihr gebührende Herrschaft
über diese
behauptet hätte.
Sondern
d) jene Zerrüttung bestehet in gewissen angebohrnen und von unsern Voreltern ererbten verkehrten Beschaffenheiten oder
Dispositionen
Dispositionen
Dispositionen
unsrer Natur. Diese würden die Menschen, wenn ihre Voreltern nicht gesündigt hätten, nicht mit auf die Welt gebracht haben, und sie würden, so lange sie gleich falls schuldlos geblieben wären, zwar immer
fehlbar
fehlbar gewesen seyn, aber doch in einem andern Zustand als itzt, den wir aber genauer zu beschreiben unvermögend sind, sich befunden haben.
124.
Diese
fehlerhafte angeerbte
Disposition
Disposition
mag wohl a)
zunächst
zunächst
im
Körper
zu suchen seyn, und
vielleicht
vielleicht
in einer Schwäche und
allzugrossen
allzugroßen
Reizbarkeit der Nerven und in der Leichtigkeit, mit welcher das Blut
bey sinnlichen Reizen allerley Art
in allzuheftige Wallung geräth, bestehen, wodurch dann auch die
sinnlich
sinnlichen Triebe mehr Schnelligkeit und Heftigkeit bekommen, als
daß die Vernunft sie leicht im Zaume halten könnte, und als
sie vermuthlich in einem fortdauernden Stande der
Unschuld
Unschuld gehabt haben würden. Es läßt sich wenigstens begreifen,
Daß aber, über dieses alles, eine
angebohrne
und von unsern Voreltern
ererbte Zerrüttung der Natur
zum Grunde liege bey der jetzigen Disposition unsrer Seele, nach welcher die sinnlichen Begierden von dem Augenblicke an, da die Vernunft wirksam zu werden beginnet, über diese ein unregelmäsiges Ubergewicht hat; und daß mithin nicht alles einzig und allein aus den §.
119.
bemerkten Ursachen herzuleiten sey: wird um so weniger unglaublich scheinen, wenn man bedenckt,
daß
Zerrüttung
Zerrüttung der Seele
bey den Stammeltern
nicht habe seyn können, ohne
Zerrüttung
Zerrütung
ihrer
Körper
Körper; (der muthmaslichen Wirkung der genossenen Frucht nicht zu
gedenken);
gedenken;)
des Körpers;
daß zerrüttete Körper natürlich keine andere als gleichfalls zerrüttete
Körper
erzeugen können;
und
daß die Zerrüttung des Körpers
der Kinder sich
unausbleiblich
ihrer
sich der
Seele
Seele
mittheile. Ob aber auch eine verkehrte
Disposition
Disposition b)
unmittelbar
unmittelbar
in
die Seele
der Kinder von den Voreltern übergehe, ist
weder nöthig noch auch
nicht
wohl
möglich
zu entscheiden
, indem die Bibel hierüber keine deutliche und bestimmte Belehrungen giebt
. Inzwischen, obgleich lasterhafte Neigungen der Eltern nicht immer auf die Kinder forterben, so scheint es doch
nicht unmöglich
nicht unmöglich
mittheile; und daß man nicht sehe, warum es unmöglich seyn sollte, sondern vielmehr es an sich schon für glaublich halten müße
, daß
eine
verkehrte
Disposition
Dispositionen des Gemüths und unordentliche Neigungen
, welche in der ganzen
langen
Reihe der Voreltern ohne Ausnahme
, wenn schon mit tausernderley
Modifikationen
Modificationen
,
angetroffen
wird
werden
, auf die Disposition der Seele
und die Neigungen
der Kinder einen Einfluß
habe. Die eigentliche Beschaffenheit aber dieser angeerbten Disposition der Seele, falls man eine solche annimmt, läßt sich anders nicht, als durch ihre Folgen beschreiben, welche darin gesetzt werden müßten, daß die
Vernunft
Vernunft so sehr leicht von der Sinnlichkeit überwältiget wird; daß wir, ohne
ausserordentliche
auserordentliche
Reize und Verführungen und bey einer nicht sorglosen
Erziehung
Erziehung doch viel leichter bös werden, als bey aller möglichen angewandten Mühe gut
u. s. f.
haben.
125. Diese
verkehrte
der hohen Bestimmung des Menschen entgegen laufende
Disposition, mit welcher
itzt
jezt
alle
natürlich erzeugte Menschen
geboren
gebohren
werden,
wo sie auch immer ihren eigentlichen Sitz haben und worin sie bestehen mag, verursachet, daß es keinen
solchen
Menschen, welcher zum Gebrauch
kan
Gott
nicht anders als
misfällig
seyn. Es ist auch kein Mensch, der zum Gebrauche
seiner
Vernunft
Vernunft gelangt ist,
giebt,
welcher
nicht Gottes Gesetz mannichfaltig überträte, und daher
vor Gott
nicht
strafwürdig
strafwürdig
wäre.
Eph. 2, 3.
Doch ist
gewiß
gewis
, a) daß
allein
allein
um des angebohrnen Verderbens willen
niemand verdammt
niemand verdammt
werde;
vergl.
Röm. 5, 15. 18.
daher wir wegen des künftigen Schicksals der Kinder, welche vor erlangtem Gebrauche der Vernunft
versterben,
versterben
(auch der
ungetauft
ungetauften) unbekümmert seyn dürfen; b) daß die
Zerrüttung
Zerrüttung der Natur des Menschen die
Moralität
Moralität seiner freien Handlungen
keineswegs
keineswegs
aufhebe, noch deren Strafbarkeit, wenn sie böse sind, wegnehme, oder dem Menschen zur
Entschuldigung
Entschuldigung
diene.
Röm. 1, 20.
Denn hat gleich der Mensch natürlich einen Hang
zum
sündigen
sündigen
zur Sünde
,
und reizt ihn gleich seine eigene Lust zur Sünde,
Jak. 1, 14.
so muß er doch nicht
sündigen
sündigen,
und am wenig sten ist er gezwungen gerade diese oder jene Sünde zu begehen,
sondern er
kann durch seine Vernunft
kan, vermöge seiner natürlichen Kräfte
Gott erkennen,
Röm. 1, 20.
hat ein Gesetz von Gott ins Herz geschrieben,
Röm. 2, 15.
ist mit sehr mannichfaltigen natürlichen Anlagen, das was dieses Gesetz fordert, zu thun, versehen, (§.
114.
)
kann
kan
daher Gutes thun und Böses meiden, (
Ebendas.
§.
116.
) und Gott verschafft jedem Menschen so viele Hülfen, als nöthig sind, die unordentliche
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit zu bändigen, und urtheilt über jeden nach dem Gebrauche, den er von den ihm dargebotenen Mitteln gemacht hat.
Röm. 2, 12.
126. Man muß sich
nicht
nicht
einbilden, daß durch
Adam
Adams
Sünde
der von Gott gemachte
Plan
Plan zernichtet
der von Gott gemachte Plan zernichtet
worden sey. Vielmehr hat der Allwissende jene Sünde mit allen ihren Folgen vorhergesehen, (§.
12
.) und der Allweise und Allgütige
Vater
Vater der Menschen hat
von Ewigkeit her
von Ewigkeit her
beschlossen
dies
dieß
alles zuzulassen
von Ewigkeit her
beschloßen dieß alles zuzulaßen
. (§.
66.
44.
c
c.
67.
75.
) Es muß also der unendliche
Verstand
Verstand des Allerheiligsten erkannt haben, daß durch diese wirklich gewordene Reihe von Veränderungen, am Ende und im Ganzen genommen, die
größte
gröste
mögliche Summe des Guten für das menschliche Geschlecht und das Geisterreich erhalten werden würde, daß hingegen
dieß
dies
nicht zu erreichen gewesen wäre, wenn Gott
den
die
ersten
Mensch
Menschen noch vollkommener erschaf fen, oder alle Gelegenheit zu fehlen von
ihm
ihnen
entfernt, oder ein anderes menschliches Individuum an
Adam
Adams Stelle gesetzt, oder diesen in jenem kritischen Zeitpunkte durch
über natürliche
übernatürliche
Einwirkungen vor dem
Sündigen
sündigen
sündigen
gesichert, oder die Folgen seines
Fall
Falles auf seine Nachkommen
übernatürlicher
übeenatürlicher
Weise gehindert hätte. Ja, es ist so schwehr nicht einzusehen, wie es zugehe, daß selbst
die Sünde zur Vermehrung des
Gutes
Guten
die Sünde zur Vermehrung des Guten
und zur
Veredlung
Veredlung des Menschen
mitwirken
mitwirken
müsse, und daß der Mensch ohne Fehlbarkeit unfähig seyn würde, alle ihm mögliche Stufen der Vollkommenheit durchzulaufen, und eben hierdurch von einer Stufe der
Glückseligkeit
Glückseligkeit zur andern, auf eine
moralisch
moralische Art, sich hinaufzuschwingen. Und so ist bey dem Menschen, so wie in der ganzen Welt, alles in steter successiver Entwickelung, und stetem Emporstreben nach höherer
Vollkommenheit
Vollkommenheit. Und Gott weiß das Böse (das ihm immer misfällig, und das an sich immer strafbar
bleibt),
bleibt,)
zu
grösserem
gröserem
größerem
Guten anzuwenden. – So kannte dann auch Gott schon von Ewigkeit her die Mittel, wodurch die
Wiederherstellung
Wiederherstellung des Menschengeschlechts bewirkt werden würde, übersahe den
ganzen
ganzeu
Erfolg derselben, und beschloß, mit der Zulassung des Falles, zugleich auch ihre wirkliche Anwendung.
127. Sollte dem so sehr in Verfall gerathenen Menschengeschlecht
geholfen werden
, so
mußten
musten
Mittel
geschaft
geschafft
werden,
die hinreichten
a) den Verstand der Menschen über ihre Bestimmung und Pflichten
aufklären
aufzuklären; b) sie von der Liebe Gottes, und
von
dessen Fürsorge für sie und ihre ewige Wohlfarth, zu
versichern; c)
versichern, und
einen festen Grund zu legen, auf welchen sich ihre Zuversicht stützen könnte, daß die verdienten Strafen ihnen erlassen werden, und sie des göttlichen Wohlgefallens wieder fähig
seyn
seyen
;
d)
c)
zur Liebe und Vertrauen zu Gott sie kräftig zu reizen;
e)
d)
die
unregelmäßige
unregelmäsige
Gewalt der
unordentlich
unordentlichen Begierden so zu vermindern, daß die
Vernunft
Vernunft wieder die Herrschaft über sie führen könnte;
f)
e)
sie dahin zu bringen, daß eine Fertigkeit in einem aus Liebe und Gehor sam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit in ihnen entstünde.
128.
a)
Die hiezu dienlichen
Mittel
hat der allweise Gott nach einem ganz
freien
Rathschluß
Rathschlusse
(§.
67.
)
festgesetzt,
1 Cor. 1, 21. 23.
Col. 1, 19. 20.
Luc. 22, 22.
Act. 4, 27. 28.
und
aus
unendlicher
Liebe
und Erbarmung gegen das gefallene Menschengeschlecht
veranstaltet
.
Joh. 3, 16.
Röm. 5, 8.
Eph.
1,
1.
7.
2, 4.
Tit. 3, 4–7.
1 Joh. 4, 9. 10. 19.
b)
Der Mittelpunkt aber
der
von allen
auf die
Wiederherstellung
Wiederherstellung der Menschen abzielenden Anstalten, ist
die durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
geschehene Erlösung
derselben.
derselben
1 Cor. 1, 17. 18. 23. 24.
2, 2.
3, 11.
1 Tim. 1, 15.
Hebr. 5, 9.
Röm. 5, 21.
Durch sie wird alles vollständig bewirkt, was nur (nach §.
127.
) dazu gehört, die in Verfall
gerathenen
gerathene
Menschen zu Erreichung ihrer
grossen
grosen
großen
Bestimmung
Bestimmung wieder geschickt zu machen,
1 Cor. 1, 23. 24. 30.
indem durch sie die Menschen
theils
von
den
Strafübel
Strafübeln
und der Furcht dafür
befreiet,
theils
und
der höchsten Beweise der Gnade Gottes empfänglich gemacht werden.
Joh. 3, 16.
Eph. 1, 7.
2 Cor. 5
25
,
14. 15. 19
–
6, 1.
Röm. 8, 3. 4.
Col. 1, 14.
Tit. 2, 14.
c)
Röm. 8, 3. 4.
Und auf diese
Erlösung
Erlösung hatten schon die
frühern Anstalten
Gottes ihre Beziehung;
vornemlich
vornehmlich
die in der Familie und unter den Nachkommen
Abraham
Abrahams
gemachten, jedoch zum Theil auch die unter andern Völkern getroffenen. Sie waren Vorbereitungen, welche die Weisheit Gottes für nöthig fand,
Gal. 3, 19.
23
23.
–
4, 5.
auf die
d)
von Gott
bestimmte Zeit
,
Gal. 4, 4.
Eph. 1, 10.
in wel cher der ewige Rathschluß Gottes
Eph. 1, 4.
1 Petr. 1, 20.
ausgeführt werden
sollen
sollte
.
sollte.
Gal. 4, 4.
Eph. 1, 10.
25, 14.
Die Zahl „25“ im Verweis der vierten Auflage ist im Druck vermutlich aus „2. Cor. 5“ (vgl. vorherige Auflagen) zusammengeschmolzen. Gemeint ist daher wohl 2Kor 5,14.
129.
a)
Gleichwie die
Liebe
Liebe Gottes über alle Menschen
sich erstreckt,
Joh. 3, 16.
Röm. 2, 11.
10, 12.
11, 32.
1 Tim. 2, 4.
5.
Tit. 3, 4.
so verordnete er auch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
zum
Erlöser aller
Menschen.
Joh. 3, 16.
Röm. 5, 15. 18.
2 Cor. 5, 14. 15.
1 Tim. 2, 6.
Tit.
Tit
.
2, 11.
b)
Weil aber die Natur der Sache mit sich bringet, daß zur wirklichen Theilnehmung an den Früchten der Erlösung die freie
Einwilligung
Einwilligung der Menschen und die Befolgung einer ihnen vorgeschriebenen Ordnung erfordert werde;
Marc. 16, 16.
Joh. 3, 15–18.
Röm. 1, 16.
1 Cor. 1, 18.
welches ohne Kenntnis von derselben nicht möglich war;
Joh. 17, 3.
so war nöthig, daß Gott die geschehene Erlösung, und die Bedingungen, unter welchen man an ihr Antheil bekommt,
bekannt machte
bekannt machte
.
Röm. 10, 13–17.
c)
Allein Geschichte und
Erfahrung
Erfarung
Erfarung
bezeugen, daß diese Bekanntmachung nicht unter allen Völkern aller Zeiten und bey allen Menschen geschehen sey; (§.
7.
nr.
6.) und die Bibel lehret, daß dieser Unterschied auf einem
freien
Rathschluß
Rathschlusse
Gottes
, welcher sich auf das untrüglich eingesehene Beste des Ganzen gründet, Röm.
11
1
,
12–32.
11–32.
eben so beruhe in Absicht der Personen und der Zeit,
Röm. 8, 30.
9,
6–31.
11–21.
11, 5. 6.
Eph. 1, 4–6.
9. 11.
2, 8. 9.
Col. 1, 26. 27.
2 Tim. 1, 9.
1 Cor. 1, 30.
2, 7.
Röm. 16, 25. 26.
1 Cor. 2, 7.
Eph. 3, 10. 11.
wie ehemals die den Nachkommen
Abraham
Abrahams
vor andern Völkern verliehenen Vorzüge
Röm. 3, 1. 2.
9, 4.
5.
11, 1. 2. 28.
Eph. 2, 11. 12.
gleichfalls
einen freien Rathschluß Gottes, nicht aber ein vorhergegangenes vorzügliches Verdienst, zum Grunde hatten.
Röm. 9, 11. 12.
Röm. 1, 12–32.
In der vierten Auflage ist wohl Röm 11,12–32 gemeint.
130.
a)
Durch was für Mittel nun Gott
diejenigen
diejenige
Menschen zu ihrer
grossen
grosen
großen
Bestimmung
Bestimmung führe,
welchen die Kenntnis
der geschehenen
Erlösung
Erlösung, und der
Ordnung
Ordnung
Ordnung,
in welcher man an ihr theilnimmt,
mangelt
, darüber können wir unbekümmert
seyn, ob wir uns gleich bey einigem Nachdenken von der Wahrheit überzeugen können, daß Gott auch an ihnen sich nicht unbezeugt gelassen habe.
Act. 14, 16. 17.
b)
seyn.
Genug, daß es der unendlichen Weisheit nicht an Mitteln hiezu fehlen
kann
kan
; daß auch sie vernünftige, und mit Fähigkeiten und Anlagen zu höherer
Glückseligkeit
Glückseligkeit
begabte
begnadigte
Geschöpfe
Geschöpfe Gottes sind; daß er der allgütige Vater aller Menschen ohne Unterschied ist,
(§.
129.
a.)
Röm. 10, 12.
1 Tim. 2, 5.
Tit. 3, 4.
der aller Menschen wahres Wohl ernstlich
will,
will;
Röm. 11, 32.
1 Tim. 2, 4.
2 Petr. 3, 9.
Ezech. 33, 11.
Matth. 23, 37.
und von niemand mehr fordert, als ihm zu leisten möglich ist;
und daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
zum Besten aller Menschen
(§.
129.
a.)
gestorben
ist
.
ist.
c)
ist. (§.
129.
)
Uns kommt nur zu, die jenige
Anweisung
Anweisung zur Seligkeit zu wissen und zu befolgen, welche
uns Christen
in der Bibel gegeben ist; nicht aber andere zu richten und zu verdammen.
131.
*)
a)
Von Ewigkeit her ist es der
unveränderliche
Wille
Wille Gottes, daß alle Menschen so vieler Glückseligkeit theilhaftig werden sollen, als nur ihre Empfänglichkeit verstattet; (§.
48.
43.
) folglich ist es auch sein
Wille
Wille, daß
alle
Menschen zur
Seeligkeit
Seeligkeit
Seligkeit
des künftigen Lebens
gelangen sollen
, die nicht durch unterlassenen Gebrauch der ihnen möglichen Mittel, und durch Widerspenstigkeit gegen die von Gott festgesetzte und ihnen bekannt gemachte
Ordnung
Ordnung, sich selbst von derselben
ausschliessen
ausschließen
.
Marc. 16, 16.
b
b.
)
Da nun Gott das freie Verhalten eines jeden einzelnen Menschen in Absicht
auf
anf
die Ordnung, welche
er
man
befolgen muß um selig werden zu können, von Ewigkeit
vorhergesehen
hat; so weiß er auch von jedem einzelnen Menschen untrüglich voraus, ob auch er werde selig werden, oder nicht.
c)
Und da der
Rathschluß
Rathschluß Gottes über die Welt, alle Dinge und alle
Veränderunden
Veränderungen
derselben, die jemals wirklich werden, umfasset; (§.
67.
b.
) so sind auch
die
Schicksale
Schicksale jedes Menschen
unmittelbar nach seinem Tode, in diesem ewigen
Rathschlusse
Rathschluße
Gottes
mit begriffen.
d)
Es wird daher auch dieser Theil des
göttlichen Rathschlusses
göttl. Rathschlußes
eben so
gewiß
gewis
vollzogen, und ist eben so unveränderlich, als alle andere Theile desselben, weil er auf einer untrüglichen
Vorhersehung
Vorhersehung beruhet, und die einem jeden Menschen vorgeschriebene Ordnung eben so unveränderlich ist, als es der Wille Gottes ist,
jeden
jedem
der sie befolgt, aber auch nur diesen, selig zu machen.
*) Was dem Christen von der so genannten
Prädestination
Prädestination
allenfalls zu wissen nützlich seyn könnte,
läßt sich sehr kurz, wie hier geschehen ist, zusammenfassen.
Ohnehin fällt der Anlaß zu manchen Mißverständnissen von selbst weg, wenn der Lehrer die §.
129.
c. angeführte und andre diesen
ähnliche
änliche
Stellen der Bibel bey Gelegenheit richtig erklärt.
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
der Wiederhersteller des
Menschen-Geschlechts
*)
Menschen Geschlechts
.
*) So weitläuftig in der
Dogmatik
Dogmatik a) die Abschnitte von den Naturen Christi und deren Vereinigung zu Einer Person durch die von jeher darüber geführten
Streitigkeiten geworden sind, so kann und soll doch der
Volkslehrer
Volkslehrer, der zum Inhalt seiner Belehrungen nur das gemeinnützige und gemeinver
ständliche auszuwählen hat, sich kurz darüber fassen; und auch das
wenige,
was er darüber sagt, muß immer genutzt werden, um Ehrfurcht für unsern Herrn und Erlöser einzuprägen und das Vertrauen auf ihn zu stärken. b) Auch ist es für die jetzigen Christen nicht eben nöthig, die Wahrheit, daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
der
Meßias
Meßias
Messias
sey, sehr umständlich durch gehäufte Stellen des
A. T.
zu erweisen, ob sie gleich nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden
kann.
kann
.
c) Desto ausführlicher müssen die Christen von den eben so mannichfaltigen als
grossen
großen
Verdiensten
Christus, s. Jesus Christus
Jesus
Christus
Jesu um das menschliche Geschlecht unterrichtet werden, und zwar nicht nur von denen, die er um uns durch sein Leiden und Sterben hat, sondern auch von denen, welche er durch sein ganzes Leben und durch die Führung seines
Lehramt
Lehramts sich um uns erwarb. Durchgehends
ist er als unser
grosser
großer
Wohlthäter, als der Gegenstand unsrer innigsten
Liebe,
Liebe
Dankbarkeit und Verehrung, und, mit gehörigen Einschränkungen, als Muster der
Nachahmung
Nachahmung vorzustellen
; in welcher letzten Rücksicht auch der Satz, daß er ein wahrer Mensch wie wir gewesen, in seiner wahren Wichtigkeit erscheint
. d) Die Absicht und die Früchte seines Todes sind weder einzig und allein auf die Vergebung der Sünden einzuschränken, aber noch weniger ist dieser wichtige
Nutzen
Nutzen desselben den Christen aus den Augen zu rücken. Nur
muß bey der Betrachtung dieses
Zweck
Zwecks der
Leiden und des Todes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
theils unterschieden werden, nicht nur die simple Lehre der Bibel von dem, was spekulirende Theologen wohlmeinend hinzugesetzt haben, sondern auch, was die Bibel ganz deutlich und oft lehrt von dem, was nicht alle Wahrheitsuchende Verehrer derselben mit gleicher Klarheit in ihr sehen: durch welche Unterscheidung die Ueberzeugung, indem man
stufenweis
stufenweis vom deutlichen zum schwehrern fortschreitet,
z. B.
§.
142.
143.
144.
erleichtert,
erleichtert
und zugleich verhütet wird, daß kein Schriftbeweis weiter als seine Beweiskraft reicht, ausgedehnet werde; theils muß diese ganze Lehre so behandelt werden, daß der Christ nicht weniger Antriebe zur christlichen
Tugend
Tugend und
Frömmigkeit
Frömmigkeit, als Gründe zur
Beruhigung
Beruhigung in ihr finde. e) Es muß der Unterricht von dem, was
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
zu unserm Besten gethan hat, nicht mit seinem Tode oder seiner Auferstehung abgebrochen, sondern es muß auch gezeigt werden, wie viele Wohlthaten
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
, auch nach seiner Erhöhung, den Menschen erwiesen hat und noch erweiset.
Wiederhersteller des Menschen-Geschlechts
Die Anspielung auf Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) religionsphilosophisches Hauptwerk
Die Erziehung des Menschengeschlechts
(1777/80) erklärt sich aus der geschichtsphilosophischen Ausweitung des Perfektibilitätsgedankens im Zeitalter der Aufklärung. Zur ursprünglichen Bedeutung der menschlichen „Vervollkommnungsfähigkeit“ tritt immer häufiger die Annahme einer faktisch sich vollziehenden sittlich-rationalen Entwicklung zum Besseren hinzu. Sie korrespondiert mit der zunehmenden Selbstwahrnehmung des aufgeklärten Menschen als entwicklungsfähiges, geschichtliches Wesen. Es ist daher das Menschengeschlecht oder die Menschheit, von der geschichtliche Perfektibilität ausgesagt wird. Als aufklärerischer Religionsstifter habe der Mensch Jesus Christus durch Lehre, Vorbild und todesmutige Treue den moralischen Fortschritt der Menschheit befördert. Die Absicht, dessen Einzigartigkeit nicht als Widerspruch gegenüber der menschlichen Geschichte, sondern als ihren Faktor und Wendepunkt zu erklären, sollte die deistische Alternative zwischen Vernunft oder Offenbarung allmählich als Hauptthema des theologischen Diskurses verdrängen.
Streitigkeiten
Griesbach spielt auf die weitreichenden Kontroversen um Person und Wirken Jesu Christi an, in denen sich seit der Mitte des 18. Jh.s ein Bruch mit der traditionellen Christologie vollzog. Wo die Lehren von den zwei Naturen Christi bzw. von seinem stellvertretend-satisfaktorischen Heilswerk nicht mit aller Härte auf den Prüfstand gestellt worden sind, fehlten sie nicht selten gänzlich – insbesondere in Predigt und Unterricht. Neben den traditionskritischen Versuchen des Sozinianismus, die überkommenen Lehren als bibel- und vernunftwidrig zu bestreiten, konnte der sich von geschichtlicher Überlieferung unabhängig machende und rein „rational“ argumentierende Deismus bezüglich Jesus Christus sogar weitgehend schweigen. Und auch im Angesicht des Pantheismus etwa eines Baruch de Spinoza (1632–1677) wurde die traditionelle Christologie funktionslos. Für die deutsche protestantische Aufklärung wurde die von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) formulierte Christologie wegweisend, nach der Christus durch seine Vollendung der Gesetzgebung des Mose als Stifter der aufgeklärten Religion und schließlich als zureichender Grund Gottes für die Erschaffung und Regierung der Welt in den Blick kam (
Essais de théodicée
, 1710). Denn die beste aller möglichen Welten musste nach dieser Denkweise auch ein vollkommenes Geschöpf enthalten.
muß [...] unterschieden werden [...] die simple Lehre der Bibel von dem, was spekulirende Theologen wohlmeinend hinzugesetzt haben
Griesbachs Unterscheidung zwischen „biblischem Unterricht“ und dogmatisch-spekulativer Theologie ist von seinem Schüler Johann Philipp Gabler (1753–1826) zum fundamentaltheologischen Programm ausgearbeitet worden: Während sich die biblische Theologie historisch-kritisch mit den Schriften und ihren Entstehungssituationen auseinandersetze, besitze die dem geschichtlichen Wandel selbst ausgesetzte dogmatische Theologie eher didaktischen Charakter. Sie ziele darauf ab, die von der biblischen Theologie herausgearbeiteten normativen Grundwahrheiten religionspraktisch anschlussfähig zu machen, indem sie sie im Horizont der durch göttliche Erziehung gewirkten Perfektibilität des Christentums reinterpretiert (
De iusto discrimine theologiae biblicae et dogmaticae
, 1787). Gabler trat 1804 das exegetisch-theologische Erbe seines Lehrers in Jena an und überführte von hier aus die neologische Bibelwissenschaft ins 19. Jh.
132.
*)
Die Israelitischen Propheten hatten
eine
Person
Person angekündigt
,
(§.
14.
d.) welche
welcher
nicht nur, um die Menschen von
Sünden
Sünden und den unglücklichen Folgen derselben zu befreien, unschuldig die
größten
grösten
Leiden und selbst den Tod
erdulden
erdulten
,
Jes. 53.
vergl.
Luc. 24, 44–46.
1 Cor. 15, 3.
1 Petr. 1, 10. 11.
2, 22–25.
Act. 8, 32–35.
Luc. 22, 37.
Jes. 53.
sondern auch
und
und
eine allgemeine geistige Religion stiften,
Ps. 40, 7. 8. 9.
vergl.
Hebr. 8, 6–13.
10, 1–9.
Ps. 40, 7–9.
und
sondern auch
sondern auch
in dieser den vollkommen sten
Unterricht
Unterricht ertheilen,
Ps. 40, 10. 11.
und wahre Erkenntnis
vergl.
Joh. 1, 17. 18.
und
wahre
Verehrung Gottes unter allen Völkerschaften
verbreiten
verbreitet
werde.
werde
Röm. 15, 9–12.
Jes. 11, 10.
Ps. 22, 28–32.
Jes. 11, 10.
Und weil sie diese Person, welche aus den Nachkommen
Abraham
Abrahams
und aus der Familie
David
Davids
abstammen sollte,
Matth. 22, 42.
Jes. 11, 1. 10.
Matth. 22, 42.
vergl.
1 Mos. 22,
18
18.
2 Sam. 7, 13. 16.
am häufigsten unter dem
Bild
Bilde eines
grossen
grosen
großen
Königs vorstelleten,
Ps. 110.
Jes. 11, 1–5.
10.
Marc. 11,
10
10.
Luc. 19, 38.
1, 32. 33.
Matth. 22, 43–46.
Ps. 110.
Jes. 11, 1–5.
10.
der sein
(moralisches
Joh. 18, 36.
37.)
37)
moralisches
Reich,
Joh. 18, 36. 37.
Jes. 9, 7.
das Reich Gottes,
Matth. 3, 2.
Marc. 1, 15.
über die ganze Welt ausbreiten werde;
Röm. 10, 20.
Jes.
53, 10.
11
11.
12.
65, 1.
66, 18–21.
53, 10–12.
so
nennte
nennete
man diesen erwarteten Sohn
David
Davids
den
Gesalbten
des Herrn, oder
Meßias
Meßias
Messias
,
Joh. 4, 25.
vergl.
1 Sam. 24, 7.
und den
Sohn Gottes
.
Matth.
16,
16.
16.
vergl.
§.
54.
c.
*) Für die jetzigen Christen ist nicht eben nöthig, die Wahrheit, daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
der
Meßias
sey, sehr umständlich durch gehäufte Stellen des
A. T.
zu erweisen, ob sie gleich nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden kann.
133. Als man zur Zeit der Kaiser
Augustus
Augustus
und
Tiberius
Tiberius
diese
Person
Person begierigst erwartete,
Luc. 2, 25.
3, 15.
Joh. 1, 19.
ff.
45.
4, 25.
Matth. 11, 3.
und alles zu ihrem Empfang in der Welt hinlänglich vorbereitet war, auch
Johannes der Täufer
Johannes der Täufer
auf göttlichen Befehl
Luc. 3, 2.
Joh. 1, 6.
Matth. 21, 25.
die Aufmerksamkeit des jüdischen
Volks
Volcks
aufs neue rege gemacht hatte; trat endlich
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
auf, und erklärte auf die glaubwürdigste Art, (§.
14.
) er sey der versprochene
Meßias
Messias
oder
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
:
Christus
;
Matth. 16, 16. 17. 20.
26, 63. 64.
Joh. 4, 25. 26.
vergl.
Luc. 2, 11.
welche Versicherung auch seine Apostel wiederhohlten.
Joh. 20, 31.
1 Joh. 2, 22. 23.
Act. 2, 36.
Und an ihm findet man nicht nur jene Hauptkennzeichen des
Meßias
Messias
, sondern Gott hat auch die Vorfälle seines Lebens so eingerichtet, daß eine
grosse
grose
Menge anderer Umstände bey ihm eintraf, welche die Propheten von ihm vorausgesagt hatten, oder welche wenigstens, nach damals gewöhnlicher
Auslegungsart
Auslegungsart, an dem
Meßias
Meßias
Messias
erwartet wurden.
Ps. 22
,
u. s. w.
Vergl.
§.
14.
c.
134.
*)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
war
a)
ein
wahrer
Mensch
Mensch
,
1 Tim. 2, 5.
Hebr. 2, 6. 7. 9. 11. 17.
Phil. 2,
7.
17.
von
Maria
Maria
, einer Jungfrau, ohne Zuthun eines Mannes, durch eine wunderthätige Wirkung Gottes,
Matth. 1, 18. 20.
Luc. 1, 31. 34. 35.
empfangen, und gebohren;
Gal. 4, 4.
Röm. 1, 3.
Röm. 9, 5.
Luc. 2, 5. 6. 7.
jedoch ohne diejenige
sündhafte Beschaffenheit
verkehrte Disposition
, mit welcher alle übrige Menschen (§.
123.
124.
) auf die Welt
kommen,
kommen.
1 Joh. 3, 5.
Hebr. 4,
15.
25.
7, 26.
2 Cor. 5, 21.
wie auch ohne der Nothwendigkeit zu sterben unterworfen zu seyn.
Joh.
Joh,
10, 18.
vergl.
Röm. 6, 23.
Uebrigens aber
Er
hatte
er
eben so wohl eine wahre menschliche
Seele
Seele,
Luc. 2, 40. 52.
Marc. 13, 32.
Joh. 11, 33–35.
Luc.
19,
19.
41.
12, 50.
Matth. 26, 37. 38. 39.
als einen wahrhaftig menschlichen
Leib
Leib.
Hebr. 2, 14.
Aber
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
war nicht ein gemeiner oder
blosser
bloßer
Mensch, sondern b)
Mit diesem Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
aber vereinigte sich von seinem ersten Entstehen an
der
Logos
Logos
jener erhabenste Geist
, welcher
wahrer wesentlicher
Gott
Gott
, obgleich vom Vater verschieden
(§.
54
–
58
54
–
58.
) ist, c) vereinigte sich mit dem Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu von dessen erstem Entstehen an
ist, (§.
54
–
58.
)
auf die innigste, unzertrennlichste und in ihrer Art einzige Weise,
Joh. 1, 14.
Hebr. 2, 14.
dergestalt, daß
dergestalt daß, obgleich der wesentliche Unterschied der göttlichen Natur von der menschlichen nicht aufgehoben worden ist, dennoch
der Logos
dieser erhabenste Geist
mit
den
dem
Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
nur
Einen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
Christus
,
Eine Person
ausmacht, (
1 Cor. 8, 6.
1 Tim. 2, 5.
)
Hebr. 1, 3.
1 Tim. 3, 16.
in welchem die Gottheit mit der
Menschheit
Menschheit, ohne daß der wesentliche Unterschied zwischen beiden aufgehoben wäre,
auf das genaueste vereiniget ist
welcher zugleich Gott ist und Mensch
; daher sowohl die Handlungen, wozu
diese
beide
Naturen
das Ihrige beitragen,
Gal. 3, 13.
1 Joh. 3, 8.
Hebr. 1, 3.
als auch das, was
entweder der
Gottheit
Gottheit oder der
Menschheit
Menschheit
jeder Natur
eigen ist, dem ganzen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
mit Recht beigelegt wird. (
Röm. 9, 5.
)
1 Petr. 3, 18.
1
Joh.
Joh
.
1, 7.
d) Zufolge dieser innigsten
Vereinigung
Vereinigung
, welche jedoch den wesentlichen Unterschied der
Menschheit
Menschheit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
von seiner
Gottheit
Gottheit nicht aufhebt,
wirket
der
Logos
Logos
die Gottheit
in und durch den Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
stets, wann und wie es die Bestimmung des Erlösers und Oberherrn der Menschen erfordert; und eben dieser
welche zugleich Gott ist und Mensch. Dieser innigsten
Vereinigung
Vereinigung ist es zuzuschreiben,
theils, daß der Logos an allem Theil nimt und alles sich zueignet, was der Mensch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
, als der Mittler und Erlöser der Menschen, thut oder leidet;
1 Joh. 1, 7.
theils,
daß
dem Menschen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
theils
göttliche
der Mensch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus theils an der göttlichen
Würde,
Eigenschaften, göttliche Würde
Majestät und Verehrung,
theils
die
an der
Regierung der
Welt
Welt,
Theil nehmen
und
andere
wahrhaft
göttliche
Werke
Werke,
mit Grunde
beigelegt werden können;
beigeleget werden,
verrichten kann;
(§.
55.
56.
)
Hebr. 1, 2. 3.
Phil. 2, 9. 10. 11.
Eph. 1, 20–22.
Matth. 28, 18.
Joh. 5, 19.
21–23.
25 bis 28.
25–28.
dessen allen er nicht fähig wäre, wenn er ein
blosser
bloßer
, obgleich noch so vollkommner
Mensch
Mensch wäre, oder wenn die Gottheit in ihm und durch ihn anders nicht wirkte, als sie in und durch andere Menschen, welche sie zu ihren Werkzeugen gebrauchet,
z. B.
die Apostel, wirket.
25–28.
*) So weitläuftig in der
Dogmatik
Dogmatik die Abschnitte von den
Naturen
Christi und deren Vereinigung zu Einer
Person
Person
durch die von jeher darüber geführten Streitigkeiten geworden sind, so kann und soll doch der
Volkslehrer
Volkslehrer, der zum Inhalt seiner Belehrungen nur das
gemeinnütziges
gemeinnützige und gemeinverständliche auszuwählen hat, sich kurz darüber fassen; und auch das wenige, was er davon sagt, muß immer genutzt werden, um Ehrfurcht für unsern Herrn und Erlöser einzuprägen, das Vertrauen auf ihn zu stärken, und uns zur
Nachahmung
Nachahmung des vollkommensten unter den Menschen anzutreiben; in welcher letzten Rücksicht auch der Satz, daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
ein wahrer Mensch, wie wir, gewesen ist, in seiner wahren Wichtigkeit erscheint.
Phil. 2, 17.
In der ersten Auflage ist wohl Phil 2,7 gemeint. Der Philipperhymnus gehört zu den zentralen biblischen Belegen der Christologie.
Hebr. 4, 25.
In der ersten Auflage ist wohl Hebr 4,15 gemeint.
135.
Die Wirkungen dieser Vereinigung sah man jedoch während
des
irdisch
irdischen Lebens
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
noch nicht (§.
147.
i.) ununterbrochen und in ihrer ganzen
Grösse
Größe
, sondern nur da und in so fern, als es zu
Um zur
Ausführung
des
desjenigen
Geschäfts, welches der Vater ihm
auf Erden auszurichten
aufgetragen hatte,
geschickt zu seyn, enthielt sich
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus bey seinem Leben auf Erden des
Gebrauchs der unendlichen göttlichen Kraft
, (
Phil. 2, 6. 7.
) auser in so fern ihre Anwendung zu Ausrichtung seines grosen Geschäfts
nothwendig war.
Der Logos selbst blieb
Joh. 1, 14.
Jener erhabenste Geist stieg
zwar
nicht, wie man sich zuweilen unschicklich ausgedrückt hat, von dem Throne der Gottheit herab, sondern blieb,
auch
damals
während des Erdenlebens
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu,
Zwar blieb der Logos
unverändert bey dem Gebrauche aller
ihm eigenthümlichen
göttlichen Eigenschaften,
und der göttlichen Macht, kraft welcher er mit dem Vater die Welt erhält und regiert,
und in dem vollen
Besitze
Besitz
und
Genusse
Genuß
Genuße
der unendlichen
Herrlichkeit
Herrlichkeit und
Seligkeit
Seligkeit; wie er auch nicht einen Augenblick aufhörte, mit dem Vater das
Weltall
Weltall zu erhalten, zu regieren
etc.
Seligkeit.
Aber der mit ihm vereinigte Mensch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus, erschien auf Erden nicht, wie er zufolge dieser
Vereinigung
Vereinigung wohl hätte thun können,
mit göttlicher Macht und
im Glanze göttlicher Herrlichkeit,
wie er dereinst bey seiner
Wiederkunft
Wiederkunft erscheinen wird,
Matth
.
Matth.
25, 31.
sondern
so, wie es der Zweck seines
irrdischen
irdischen
Lebens mit sich brachte,
als ein schwacher
Mensch,
Mensch.
Phil.
Phil
.
2, 6. 7.
ob er es gleich von Zeit zu Zeit an Merkmalen seiner hohen Majestät nicht fehlen ließ.
Joh. 1, 14.
Er bewies sich nicht als den Herrn über alles, sondern als einen Diener der
Gottheit
Gottheit,
Phil. 2, 7.
und wollte in allen
Stücken
Stückeu
, die Sünde ausgenommen, seinen Brüdern gleich seyn.
Phil. 2, 7.
Hebr. 2, 17.
Ja er wählte sogar ein Leben unter solchen Umständen, welche selbst unter Menschen für
niedrig
und armselig gehalten werden,
Matth. 8,
20.
20,
2 Cor. 8,
9.
9
und endigte es durch die
schmähligste
schmählichste
Todesart.
Phil. 2, 8.
Hebr. 12, 2.
136.
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus a) leistete den von Gott den Menschen vorgeschriebenen
Gesetze
Gesetzen den allervollkommensten
Gehorsam
,
z. B.
Matth. 4, 4. 7. 10.
Luc. 2, 51.
so daß er sich nie ei ner Uebertretung derselben schuldig machte,
1 Joh. 3, 5.
sondern ganz unsträflich war, und die
Tugend
Tugend eben so vollkommen ausübte, als er sie lehrte. Nicht weniger b)
erfüllete
erfüllte
er in dem ihm aufgetragenen Geschäfte
*)
In dem ihm aufgetragenen Geschäfte
erfüllete er
den Willen seines Vaters
, der ihn gesandt hatte,
Joh. 4, 34.
8, 28. 29.
17, 4.
Phil. 2, 8.
erkannte diesen für die
Richtschnur
Richtschnur seines Verhaltens,
Joh. 5, 30.
6, 38.
ergab sich in denselben willig,
Luc. 22, 42.
Hebr. 5, 7. 8.
und bewies
dies
dieß
besonders durch einen
freudigen
freudigen
, alle
Tugenden
Tugenden in sich schliessenden,
Gehorsam in Uebernehmung
Gehorsam in Uebernehmung
theils der
grossen
grosen
großen
Leiden, die er für die Menschen zu
erdulden
erdulten
hatte,
Phil. 2, 8.
1 Petr. 2, 21. 22. 23.
theils aller übrigen,
meist
schmerzlich
schmerzlichen
mühevollen
und unangenehmen, Umstände während seines ganzen Lebens, ohne welche die Absicht seiner Sendung nicht würde haben erreicht wer den können; wozu auch die Unterwerfung unter die positiven mosaischen
Gesetze
Gesetze gehörte,
Gal. 4, 4.
Luc. 2, 21.
weil jene Absicht es mit sich brachte, daß er als ein
Jude
Jude gebohren ward und lebte.
c)
Ueberdieß leistete er auch den von Gott allen Menschen vorgeschriebenen
Gesetzen den allervollkommensten Gehorsam
,
z. E.
Matth. 4, 4. 7. 10.
Luc. 2, 51.
so daß er sich nie einer Uebertretung derselben schuldig machte,
1 Joh. 3, 5.
sondern ganz unsträflich war, und die
Tugend
Tugend eben so vollkommen ausübte als er sie lehrte.
Hierdurch
gab er nicht nur das erhabenste
Beispiel
Beispiel der vollständigsten menschlichen Tugend,
Röm. 13, 14.
Phil. 2, 5.
welches
diejenige,
diejenige
welche an den Früchten seiner Erlösung Antheil haben wollen, zur Nachahmung verpflichtet,
2 Cor. 5,
15.
15,
1 Petr. 2, 24.
vergl.
21,
21.
22.
1 Joh. 2, 6.
sondern diese vollkommene
Heiligkeit
Heiligkeit war auch nöthig, wenn durch seine
Erduldung
Erdultung
der Leiden die Erlösung der Menschen bewirkt werden sollte.
Hebr. 7, 26. 27.
Und in sofern ist der
Gehorsam
Gehorsam
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi uns sehr tröstlich.
Denn
Und
da
der Sohn Gottes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
überhaupt aus keiner andern Absicht Mensch geworden ist, als uns von den Strafen unsrer Sünden zu befreien und der
Seligkeit
Seligkeit uns wieder empfänglich zu machen; so gehört zu Erreichung
eben
dieser
wohlthätigen
Absicht auch seine willige Leistung sowohl
alles
alle
dessen, was Gott von den Menschen überhaupt fordert, als dessen, was von dem Erlöser der Menschen insbesondere gefordert
wurde
ward
.
Röm. 5, 18.
19.
19
.
*) Von den eben so mannichfaltigen als großen
Verdienste
Verdiensten
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu um das menschliche Geschlecht müssen die Christen ausführlich und genau unterrichtet werden, und zwar nicht nur von denen, die er um uns durch sein Leiden und Sterben hat, sondern auch von denen, welche er durch sein ganzes Leben und durch die Führung seines Lehramts sich um uns erwarb. Durchgehends ist er als unser großer Wohlthäter, als der Gegenstand unsrer innigsten Liebe, Dankbarkeit und Verehrung, und, mit gehörigen Einschränkungen, als Muster der
Nachahmung
Nachahmung vorzustellen.
Gehorsam
Die altprotestantische Orthodoxie des 17. Jh.s unterschied die von Anselm von Canterbury her gedachte
satisfactio
in den aktiven und passiven Gehorsam Christi, wobei die aktive Gesetzeserfüllung Christi zur Voraussetzung für die Verdienstlichkeit seines passiven Leidens erklärt wurde. Erst Johann Gottlieb Töllner beschränkte den Satisfaktionsgedanken, an dem er durchaus festhielt, auf den passiven Gehorsam, indem er die Genugtuung durch den Kreuzestod als Mittel zur Erneuerung menschlicher Tugend deutete (
Die Leiden des Erlösers in neun Abhandlungen
, 1757). Zum aktiven Gehorsam sei dagegen jeder Mensch selbst verpflichtet. Die Zielbestimmung des göttlichen Heilswerkes in der selbstständigen Tugendübung war für die Versöhnungslehre der Aufklärungstheologie außerordentlich prägend und zeigte ihre Auswirkungen nicht zuletzt in der
Anleitung
.
137. Als
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus
a)
unter entfernteren
Vorbereitungen
Vorbereitungen
das Alter erreicht hatte, in welchem er schicklich einen Lehrer vorstellen konnte,
Luc. 3, 23.
und nachdem noch einige nähere Zubereitungen theils unter dem Volke,
Joh. 1, 6. 7.
19–34.
Matth. 3, 1–12.
theils mit
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu selbst,
Matth. 3, 13–17.
4, 1–11.
vorhergegangen waren, und
er
er, weil er sich des ordentlichen Gebrauchs
selner
göttlichen Allwissenheit und Allmacht enthielt,
Marc. 13, 32.
mit
Lehr
Lehr-
und Wunder-Gaben, mehr als irgend ein göttlicher
Gesander
Gesandter
vor ihm, ja ohne Maas, ausgerüstet, und dadurch zu seinem
Amt
Amte
gleichsam
eingeweihet worden war;
Act.
Act
.
10, 38.
Joh. 3, 34. 35.
Luc. 3, 22.
4, 1. 14.
Matth. 12,
28.
38.
trat er
b)
sein
öffentliches
Lehramt
Lehramt
an.
Matth. 4, 17.
Marc. 1, 14. 15.
Er behauptete von sich selbst, daß er ein
ausserordentlicher
auserordentlicher
göttlicher
Lehrer
Lehrer,
(Prophet
(Prophet,
) und unter diesen der
größte
gröste
, sey. (§.
13.
) Seine Zeitgenossen erkannten auch seine Vorzüge vor andern Lehrern,
Matth. 7,
28.
28
29.
Luc. 4, 22.
7, 16.
Joh. 6, 14.
7, 31. 46.
3, 2.
Matth. 9, 8.
Marc. 1, 27.
Joh. 9, 32. 33.
11.
11,
47. 48.
und seine Apostel
setzten
sezten
sie nachher noch mehr
auseinander
anseinander
.
Joh. 1, 9. 17. 18.
vergl.
3,
31.
31
ff.
Hebr. 1, 1.
2, 1–4.
Die Wahrheit seiner Aussage von seiner göttli chen
Sendung
Sendung bestätigte er
c)
durch eine Reihe von
Wunder
Wundern
Wundern,
Wundern
,
(§.
14.
f.
e.
) welche die Aufmerksamkeit des Volks wecken, und seinen Versicherungen Glauben verschaffen konnten. Nie verrichtete er sie
bloß
blos
zur Schau, noch brauchte er seine
Wunderkraft
Wunderkraft um sich selbst Vortheile, Bequemlichkeit und Sicherheit zu verschaffen.
Matth. 4, 3. 6.
12, 38. 39.
16, 1–5.
Joh. 6, 30–32.
8, 59.
Und
ob sie gleich
obgleich seine Wunder
fast alle von der Art waren, daß sie zur Verminderung des menschlichen Elendes unter seinen Zeitgenossen gereichten, so war doch ihre eigentliche Absicht, die Bestätigung seiner göttlichen Sendung.
Matth. 12, 38.
In der ersten Auflage ist wohl eher Mt 12,28 gemeint. Auf Mt 12,38f. ist später verwiesen.
138. Sein
Unterricht
Unterricht
Unterricht
, der sich
bloß
blos
auf
Religionslehren
Religionslehren einschränkte, war theils ein öffent licher, theils ein vertrauter.
Oeffentlich
Joh. 18, 20.
trug er dem Volk seine Lehre so vor, wie es dessen
geringer
Fassungskraft
Fassungskraft
geringen Faßungskraft
, und damaligen nächsten Bedürfnissen am angemessensten war; also nicht nur in hohem Grade
populär
populär, durchaus praktisch, mit
größter
Autorität
Auktorität
gröster Auktorität
, ohne Menschenfurcht oder Menschengefälligkeit, mit einer die Herzen einnehmenden natürlichen Beredsamkeit, mit Benutzung der schicklichsten Gelegenheiten; sondern auch sinnlich und meist in Bildern, mit weiser Herablassung zu
der
ihrer
schwachen
Denkungsart
Denkungsart
seiner Palästinischen Zuhörer
, und zu den ihnen geläufigen Beweisarten
etc.
in der den Juden gewöhnlichen
Religionssprache
Religionssprache, und mit liebreicher Schonung solcher Vorurtheile, die entweder nicht mit einemmale weggeräumet werden konnten, oder nicht nothwendig schädliche praktische Folgen hatten.
139. Er unterwies aber seine Zuhörer vornehmlich
in den Lehren
a)
von Gott und dessen allgemeinen Menschenliebe, von der Vorsehung, von dem Zustande der Vergeltung nach dem Tode, und
b)
noch ausführlicher von den
Pflichten
Pflichten ächter
Gottesverehrer
Gottesverehrer, besonders der Menschenliebe, von den Bewegungsgründen zur Ausübung dieser
Pflichten
Pflichten, von seiner
Meßianischen
Messianischen
Würde, von der durch ihn zu veranstaltenden Religionsverfassung, (dem Reiche
Gottes),
Gottes,)
von der Absicht seiner Sendung, und von der Nothwendigkeit ihm zu glauben, ihn für den von Gott verheissenen Erretter zu erkennen, und ein festes Vertrauen in ihn zu
setzen; womit
setzen. Hiermit verband
er die Widerlegung der unter dem Volk herrschenden praktischen
Vorurtheile verband.
Ausserdem
Auser dem
c)
e)
gab er auch
Vorurtheile, und
, so weit es die Fähigkeit der Zuhörer erlaubte, einen vorläufigen
Unterricht
Unterricht von der himmlischen Würde seiner Person, von den
grossen
grosen
großen
Absichten und Wirkungen seines bevorstehenden gewaltsamen Todes, und von der Abschaffung des
Mose
mosaischen Gesetzes,
der
und der
zu erwartenden Einführung einer allgemeinen geistigen Religion; von welchen Dingen jedoch eine ganz richtige und vollständige Vorstellung nicht wohl vor seinem Tode und seiner Auferstehung möglich war, daher es seinen Aposteln vorbehalten blieb, hierüber, ja überhaupt über die gesammte
Religionslehre
Religionslehre, genauere und ausführlichere Belehrungen zu ertheilen. Inzwischen arbeitete
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus, während seines
Lehramt
Lehramtes, ihnen vor.
140. Seinen
vertrauteren Freunden
, die er in seiner Schule zu künftigen allgemeinen Religionslehrern für die Welt bildete, gab er über die erwähnten Wahrheiten noch näheren Unterricht, erklärte ihnen was sie bey dem öffentlichen Vortrage nicht recht gefaßt hatten,
Mare.
Marc.
4, 10.
11,
11.
34.
entdeckte ihnen ihre künftige
Bestimmung
Bestimmung, versicherte sie, daß er ihnen noch nicht alles, was sie zu wissen hätten,
jetzt
jezt
vortragen könne, versprach ihnen aber dabey den heiligen Geist zum
Beistande,
Beistande
(§.
15.
d. e.)
der sie nicht nur an alles Gehörte erinnern, sondern auch in dem ganzen Umfange der
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten
sie
weiter unterrichten solle.
Joh. 14, 26.
16, 12. 13. 14.
141.
a)
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus selbst und seine Apostel versichern, und lernbegierige Aufmerksamkeit auf die weisen Absichten Gottes bey der An ordnung des ganzen Lebens und der Schicksale
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu leitet uns gleichfalls darauf, daß der
Zweck
Zweck seiner
Sendung
Sendung in die Welt nicht einzig und allein gewesen sey, seine fürtrefliche Lehre vorzutragen, zu empfehlen und zu bestätigen.
Die
letzte
lezte und merkwürdigste
Periode
seines
des
niedrigen Lebens
auf Erden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
, welche sein
Leiden und Sterben
begreift
*)
,
ist noch in andern Rücksichten höchst merkwürdig und eröfnet uns neue Aussichten. b) Sie
fieng sich mit einer
ausserordentlich
auserordentlich
heftigen
Angst
Angst an, welche, wenn alle Umstände zusammen genommen werden, und wenn man die sonstige
Seelengrösse
Seelengröße
und Edelmuth
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
bedenkt, kaum
bedenckt, nicht
aus solchen Ursachen befriedigend hergeleitet werden
kann
kan
, die auch bey jedem andern frommen Leidenden unter
ähnlichen
aenlichen
änlichen
Umständen statt haben
könnten. Matth.
könnten; Matth
.
26, 37–44.
Luc. 22, 41–44.
vergl.
Hebr. 5, 7.
wodurch wenigstens unsere Wißbegierde, ob die Bibel über die eigentliche Beschaffenheit und die Absicht der Leiden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu keine weitere Aufschlüße gebe, vorläufig gereizt und unsere Aufmerksamkeit gespannt werden muß.
Nach vielen ausgestandenen Leiden endigte er
zuletzt
zulezt
sein Leben durch einen gewaltsamen und schmälichen Tod am
Kreuze:
Kreuze;
worauf er bis zum dritten Tage tod im Grabe blieb. Diese seine Leiden und seinen Tod übernahm er unschuldig,
(§.
136.
)
Luc. 23, 14. 15.
Matth. 27, 24.
4.
2 Cor. 5, 21.
1 Petr. 2, 21. 22.
3, 18.
ganz freiwillig, Matth. 16,
21. bis 24.
21–24.
20, 13.
21–24.
Joh. 13, 1.
21–33.
14, 31.
18,
1. bis 8.
1–8.
nach dem ewigen
Rathschluß
Rathschlusse Gottes, (§.
128.
) aus
grosmüthiger
großmüthiger
Liebe zu uns.
Joh. 15, 12.
31.
13.
Denn
c)
sie
zweckten ab
zu unserm Besten, und wurden für uns
erduldet
erdultet
,
Luc. 22, 19. 20.
Joh. 10, 15.
Röm.
Rom.
5, 6–8.
2 Cor. 5, 14. 15.
Tit. 2, 14.
Hebr. 2, 9.
und waren gleichsam das
Lösegeld für uns, das ist dasjenige, wodurch
Lösegeld, durch welches
wir
aus
ans
von
dem
größten
grösten
Un glücke befreiet, und erlöset
wurden;
wurden,
Matth. 20, 28.
1 Tim. 2, 6.
Hebr. 9, 12.
daher die Bibel unsre Erlösung ganz bestimmt dem gewaltsamen Tode
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu zuschreibt.
Röm.
Rom.
5, 8. 9. 10.
Ebr. 9, 12.
1 Petr. 1, 18. 19.
*) Die Absicht und die
Früchte der Leiden und des Todes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
sind weder einzig und allein auf die Vergebung der Sünden einzuschränken, aber noch weniger ist dieser wichtige
Nutzen
Nutzen derselben den Christen aus den Augen zu rücken. Nur muß bey der Betrachtung dieses Zwecks des Leidens und Sterbens
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu theils unterschieden werden, nicht nur die simple Lehre der Bibel von dem, was spekulirende Theologen wohlmeinend hinzugesetzt haben, sondern auch, was die Bibel ganz deutlich und oft lehrt von dem, was nicht alle Wahrheitsuchende Verehrer derselben mit gleicher Klarheit in ihr sehen: durch welche Unterschei
dung die Ueberzeugung, indem man
stufenweis
stufenweis vom deutlichen zum schwehrern fortschreitet,
z. B.
§.
142.
143.
144.
erleichtert, und zugleich verhütet wird, daß kein Schriftbeweis weiter als seine Beweiskraft reicht, ausgedehnet werde; theils muß
di se
ganze Lehre so behandelt werden, daß der Christ nicht weniger Antriebe zur christlichen
Tugend
Tugend und
Frömmigkeit
Frömmigkeit, als Gründe zur
Beruhigung
Beruhigung in ihr finde.
Joh. 15, 12. 31.
Mit der ersten Auflage ist hier Joh 15,12.13 gemeint.
142. Es war aber der
Zweck
Zweck seines
Tod
Todes A)
nicht nur
nicht nur,
daß er a) das erhabenste Beispiel der Standhaftigkeit und
Geduld
Gedult
uns gäbe, (§.
136.
) b) daß er, aus eigner Empfindung des
größten
grösten
Kummers und der
äussersten
äusersten
Leiden,
lernte
lerne
, wie es seinen leidenden Brüdern zu Muthe sey, und daß er also zu Führung seines himmlischen Geschäfts, der Besorgung der
Seligkeit
Seligkeit der Menschen,
(§.
148.
)
vorbereitet,
Hebr. 2, 17. 18.
4, 15.
und
c)
zu demselben gleichsam eingeweihet würde.
Hebr. 2, 10.
5, 9.
c)
d)
Daß er seine ganze Lehre mit seinem Blute versiegelte,
1 Tim. 6, 13.
und besonders
d)
e)
die göttliche Zusage, daß
alle
alle,
welche in die von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu vorgeschriebene
Ordnung
Ordnung sich begeben, Vergebung der Sünden und die ewige Seligkeit erhalten sollen, bestätigte, und gleichsam durch Darbringung eines Bundesopfers
(
vergl.
1 Mos. 15, 8–18.
2 Mos. 24, 3–8.
)
unwiderruflich machte,
Hebr. 9, 15–20.
23.
und uns solchergestalt ein
Recht zur
Recht,
Vergebung der Sünde und
zur
die
Seligkeit
ganz zuversichtlich von Gott zu erwarten,
erwürbe;
zugleich aber auch uns zur Erfüllung unsrer
Pflicht
Pflicht aufs kräftigste verbände; e)
f)
daß er allen fernern Opferdienst (und mithin auch die ganze jüdische Religionsverfassung
Hebr. 7, 11.
10, 8.
) für unnütz und abgeschaft erklärte,
Hebr. 8, 6–13.
9, 12.
10,
1–18.
9–18.
7, 15–19.
und
die Menschen, die damals allgemein an Opfer gewöhnt waren und
durch
duech
diese die Gottheit zu versöhnen hoffeten, von denselben abzöge, und statt des Opferdienstes
an dessen statt
eine geistige Religion gründete,
vergl.
Röm. 12, 1. 2.
Hebr. 13, 13. 16.
Joh. 4,
22–24.
22.
23.
24.
folglich auch
f)
g)
den bisherigen Unterschied zwischen Juden und Heiden
aufhübe
aufhöbe
;
Eph. 2, 13–19.
Col. 1, 20.
g)
h)
daß wir den allerstärksten Beweis dadurch bekämen, sowohl von der unendlichen
Liebe
Liebe Gottes gegen uns, der seines eingebohrnen Sohnes nicht verschonet, sondern ihn zu unserm Besten, zu Erreichung der erwähnten Zwecke, solche Leiden und den Tod
erdulden
erdulten
lassen,
Joh. 3, 16.
Röm. 5, 8.
1 Joh. 4, 10.
als auch von der unaussprechlichen Liebe
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi,
Röm. 5, 6. 7.
Joh. 15, 12. 13.
der um unsertwillen
dies
dieß
dieses
alles freiwillig übernommen; welches uns theils zur dankbarsten
Gegenliebe
Gegenliebe, zum willigen Gehorsam, und zum unabläßigen Eifer in der Nachahmung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi antrei ben,
Joh. 15, 12–14.
1 Cor. 6, 20.
7, 23.
Eph. 4, 32.
5, 1. 2.
Col. 1, 21. 22.
Tit. 2, 14.
Hebr. 9, 14.
1 Petr. 1, 15–19.
2, 24.
theils das festeste Vertrauen auf Gott, und eine unerschütterliche
Hofnung
Hoffnung
der höchsten
für
uns möglichen
Glückseligkeit
Glückseligkeit gründen soll.
Röm. 5, 9. 10.
8, 31–39.
– –
Sondern
Sondern
B) wir können uns
auch
auch
über
dieß
dies
alles noch aus der Bibel gewissenhaft überzeugen, daß
das Leiden und der Tod
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
selbst der Erwerbungsgrund,
nicht
bloß
blos
der Versicherungsgrund,
sondern auch selbst der
Erwerbungsgrund der
Begnadigung
Begnadigung
der Begnadigung
des strafwürdigen Sünders sey.
der strafwürdige, aber sich bessernde,
Sünder
Sünder nicht nur die Gewißheit der Begnadigung, sondern auch die
Begnadigung
selbst dem Leiden und Tode
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi zu verdanken habe.
143.
Nämlich
,
a) aus weiser Güte (§.
50.
104.
) wollte Gott, daß auf Sünden unausbleiblich Strafen, und zwar nicht nur natürliche, (§.
106.
) sondern auch in jener Welt positive, (§.
108.
109.
) folgen sollten, durch welche der Sünder zugleich von den positiven Belohnungen jenes Lebens, (§.
102.
) die er etwa für die von ihm doch auch zuweilen verrichteten guten Handlungen hätte hoffen mögen, ausgeschlossen seyn, und selbst im
Genuß
Genusse
Genuße
der natür lichen guten Folgen seiner etwa vollbrachten guten Handlungen gestört werden mußte. b) Wäre nun
wäre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus nicht für uns
gestorben
ge storben
, so würde der Sünder, hätte er auch gleich seine Vergehungen bereuet, sich gebessert, den gestifteten Schaden möglichst gut gemacht, und die
Vorschriften
Vorschriften der Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu nach seinem besten Vermögen
künftig
zu befolgen sich bestrebt, dennoch nicht von allen den Strafen
vorherbegangener Sünden
, von welchen wir nun durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum befreiet worden sind, haben
frey
frei
ausgehen,
mithin auch nicht
noch
diejenige
ganze
Glückseligkeit
Glückseligkeit, die wir nunmehr
um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen
hoffen dürfen, haben erlangen können.
c)
Durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Tod aber sind diejenige, welche in der vorgeschriebenen
Ordnung
Ordnung an seiner Erlösung theilnehmen, theils von den positiven
Strafen
Strafen des künftigen Lebens
gänzlich
gäntzlich
befreiet; theils
wird
sind
Zwar
ist
α
) wahr, daß ein Theil der natürlichen Strafen, der Natur der Sache nach, unabänderlich ist, und also auch selbst durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Erlösung nicht hat aufgehoben werden können, (§.
103.
106.
111.
)
z. B.
das kränkende Bewußtseyn einmal unrecht und seiner Pflicht und
Bestimmung
Bestimmung entgegen gehandelt zu haben, die durch Sündigen verursachte Versäumniß in dem Geschäfte unsrer
Vervollkommung
Vervollkommung, das Bewußtseyn, daß man auf einer höheren Stufe der Vollkommenheit jetzt stehen würde, wenn man nicht gesündiget hätte,
u. s. w.
Auch
β
) muß man gestehen, daß die Aufhebung oder Milderung eines andern Theils der natürlichen Strafen, als eine natürliche Folge der Besserung, und der durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum erlangten höchsten Gewißheit der unermeßlichen Liebe und Gnade Gottes gegen die sich bessernden Sünder, betrachtet werden könne. Dahin rechnen wir nicht nur, daß
z. B.
die ängstigende Furcht vor Strafen und vor dem Richter aufhört, sondern auch, daß
die
schmerzhafte
Empfindung
Empfindung derjenigen (keinesweges aufgehobenen)
natürlichen Strafen, welche sich auf den
äussern
äusern
Zustand des Menschen
in diesem Leben
beziehen,
(§.
106.
) ungemein dadurch gemildert
wird
, daß der Gebesserte, der
in Gott seinen
durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
versöhnten
Gott als seinen liebevollen
Vater
Vater
erkennet
kennengelernt hat
, innigst überzeugt ist, sie seyn nicht Beweise des fortdauernden
Mißfallens
Misfallens
eines erzürnten furchtbaren
Richter
Richters an ihm und seinen
vormaligen
Gesinnungen und Handlungen, sondern vielmehr für ihn und andere wohlthätige (§.
104.
105.
)
Einrichtungen;
Einrichtungen.
in Hinsicht auf den Gestraften in liebreiche Züchtigungen verwandelt;
theils ist auch ein Theil derjenigen natürlichen übeln Folgen, welche das
Gemüth
Gemüth des Sünders treffen, aufgehoben,
z. B.
Furcht
Furcht vor Strafe und vor dem Richter
u. d. gl.
obgleich ein
andrer
Theil dieser Art der schlimmen Folgen der Sünde durch aus, der Natur der Sache nach, unab änderlich ist, (§.
103.
106.
111.
)
z. B.
das
kränkende
Bewußtseyn
Bewustseyn
kränckende Bewustseyn
einmal unrecht gehandelt zu haben, die durch Sündigen verursachte
Versäumniß
Versäumnis
in dem Geschäfte unsrer
Vervollkommung
Vervollkommung, das
Bewußtseyn
Bewustseyn
, daß man auf einer höhern Stufe der Vollkommenheit
und Glückseligkeit
jetzt stehen würde, wenn man nicht gesündiget hätte,
u. s. w.
d) Hat nun
Uberhaupt aber hat es
der sich bessernde
Sünder
Sünder dem Versöhnungstode
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
es zuzuschreiben
zu dancken
, daß er von Gott nicht ferner für einen strafwürdigen geachtet,
mithin (§.
48.
a.) nun
sondern
als ein solcher angesehen wird, der an allen Erweisungen der göttlichen
Gnade
Gnade, deren er nur empfänglich ist,
Theil nehmen
theilnehmen
darf, so hat er auch eben diesem Tode des Erlösers seinen Antheil
und
an den durch positive Veranstaltung Gottes zu bewirkenden Freuden jenes Lebens, (§.
102.
) zu verdanken.
vergl.
§.
163.
–
102) theilnehmen darf.
Alles dieß
Allein
d) die nur gedachte Befreiung von aller Furcht und die an deren Stelle tretende
Beruhigung
Beruhigung, selbst unter schmerzhaften Empfindungen gewisser Folgen der Sünde, wird doch vollständiger, wenn der Mensch sich überzeuget hat, daß Gott insonderheit um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen denenjenigen, welche in der vorgeschriebenen
Ordnung
Ordnung an der Erlösung theilnehmen, alle Strafen, die nur, ihrer Natur nach, erlaßen werden können, und
vornehmlich
e) die angedroheten positiven Strafen jenes Lebens erläßt, und
folglich
, (§.
48.
a.) vermöge seiner höchsten Güte, sie auch f) an den durch positive Veranstaltung zu bewirkenden Freuden jenes Lebens, (§.
102.
) wovon sie durch die Nothwen digkeit positive Strafen zu erdulden sonst ausgeschloßen geblieben wären, (oben a.) Antheil nehmen läßt,
wodurch
g) selbst der
Genuß
Genuß der natürlichen guten Folgen der guten Handlungen des Gebesserten erhöhet wird. – – Daß wir dieses alles
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo und seinem bis zum Tode am Kreuze dem Vater geleisteten Gehorsam zu verdanken haben,
lehren die Stellen der Bibel, in welchen es heißt,
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus sey um unsrer
Sünden
Sünde
willen gestorben,
Röm.
Rom.
4, 25.
1 Cor. 15, 3.
1 Petr. 3, 18.
Jes. 53, 5.
er habe sein Blut vergossen zur Vergebung der
Sünden
Sünden,
Matth. 26, 28.
Eph. 1, 7.
vergl.
Mare.
Marc.
3, 29.
oder, um uns von Sünden zu reinigen,
Hebr. 1, 3.
vergl.
Ps. 51, 4.
2 Petr. 1, 9.
er habe die Sünden der Menschen versöhnt und dafür
gebüsset
gebüßet
, Röm.
gebüßet, Rom.
3, 25.
Hebr. 2, 17.
1 Joh. 2, 2. 4. 10.
vergl.
Kap.
1, 7.
durch ihn
seyn
seyen
die Menschen
ge rechtfertiget
d. i.
begnadiget,
Röm. 3, 24.
5, 9.
2
Cor
.
Cor.
5, 21.
(§.
163.
) und
mit Gott versöhnt, welcher ihre Sünden ihnen nicht zurechne,
d. i.
vergl.
Röm. 4, 7. 8.
sie um derselben willen nicht strafe,
2 Cor. 5, 18. 19.
Röm. 5, 10. 11.
er sey für uns gestorben, damit wir
nicht verlohren
gehen,
gehen
sondern
ewig glücklich werden möchten.
Joh. 3, 15. 16.
Hierdurch erhält nun auch der Sinn der oben §.
141.
angezogenen Stellen seine nähere Bestimmung.
144.
Die
Die
Art und Weise, wie
der Tod
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu die
Begnadigung
Begnadigung der Sünder bewirkt habe,
zu wissen, ist zwar dem Christen nicht schlechterdings unentbehrlich. Da aber jeder noch nähere
Unterricht
Unterricht, welchen die Bibel über einen so wichtigen Gegenstand ertheilet, dem lernbegierigen und nach bestimmten Begriffen sich sehnenden Christen nicht anders als höchst angenehm seyn, und ihm sowohl zu einem festeren Grund seiner
Beruhigung
Beruhigung
Beruhigung,
als auch zum neuen Antrieb, Gott aus Dankbarkeit nach den Vorschriften
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi wohlgefällig zu leben, dienen kann, so kann man das bisher Gesagte
läßt sich
nach Anleitung
verschiedener biblischen Stellen
der Bibel
noch näher dahin bestimmen, daß die verdienten Strafen uns
deswegen
deßwegen
erlassen werden, weil
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
an unsrer statt Strafe erlitten hat
.
die von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo unschuldig und großmüthigst, aus Gehorsam gegen den Willen des Vaters und aus Liebe zu den Menschen erduldete Leiden die Stelle der Strafen, die wir hätten übernehmen müssen, vertraten, und von eben der Wirkung sind, als hätten wir die verschuldeten Strafen selbst erlidten.
Darum heißt
es:
es,
er sey um unsertwillen als ein Sünder von Gott behandelt worden,
2 Cor. 5, 21.
Gal. 3, 13.
er habe unsre Sünden auf sich genommen, und die Strafen für dieselben
erduldet
erdultet
,
Jes. 53, 4–6.
Joh. 1, 29.
(
vergl.
vergl.
3 Mos. 16, 21. 22.
und
Ezech. 18, 20.
)
Hebr. 9, 28.
1 Petr. 2, 24.
sein Tod sey so anzusehen, als hätten wir alle den Tod, die verdienten
Strafen
Strafen,
erlitten
erlidten
.
2 Cor. 5, 14.
vergl.
Vers 18. 19.
Hierzu
kann
kan
man noch viele andre Redensarten nehmen, in welchen der Tod
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi mit den Opfern und den Priesterverrichtungen des
A. T.
verglichen wird, und die
Stellen
Sellen
, welche sagen, durch jenen sey alles das
noch weit vollkommener
auf das vollkommenste
ein für allemal bewirkt worden, was fromme Israeliten durch diese zu erhalten
hoften
hofften
.
Eph. 5, 2.
Röm. 3, 25.
Hebr. 9, 7.
11–14.
25–28.
10, 1–14.
18.
13, 11. 12.
u. a. m.
Mit dieser Vorstellung der Art und Weise, wie
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus uns die
Begnadigung
Begnadigung
verschaft
verschafft
habe, streitet nicht, daß es in einigen Stellen
heisset
heiset
, es sey
dies
dieß
geschehen durch seinen Gehorsam,
Röm.
Röm
.
5, 19.
(
vergl.
§.
136.
c.) oder durch seine Auferstehung,
Röm. 4, 25.
(
vergl.
§.
147.
a.) oder durch seine Fürbitte im Himmel;
Röm. 8, 34.
(
vergl.
§.
148.
) denn auch dieses alles stehet in der genauesten Beziehung auf seinen für uns erduldeten Tod.
145. Die
simple Vorstellung der Bibel
von dieser bewundernswürdigen Anstalt zur Wiederherstellung des menschlichen Geschlechts,
kann
kan
und muß von den in guter Absicht erfundenen
Hypothesen
Hypothesen
über diese Lehre abgesondert werden;
z. B.
z
.
B.
daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus unendliche Strafen, ja selbst die Höllenstrafen, für uns
erduldet
erdultet
, und genau eben so viel
und gerade eben das
gelitten
gelidten
habe,
was
als
alle einzelne Sünder zusammengenommen würden haben leiden müssen; daß durch jedes einzelne Stück der Leiden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu besondere Arten von Sünden
gebüsset
gebüset
gebüßet
worden
seyn
seyen
; daß das Blut
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
mittelst
mitielst
einer physischen Kraft wirke; daß Gott eher nicht zum Erbarmen habe bewogen werden können, als bis er Blut
fliessen
fließen
sehen; daß
um der göttlichen Strafgerechtigkeit willen
eine vollständige Genugthuung für alle Sünden schlechterdings nothwendig, und die
stellvertretenden
stellvertretende
Leiden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi das einzige mögliche Mittel zu unsrer
Rettung
Rettung gewesen
seyn; ob der Grund dieser Nothwendigkeit einer Genugthuung allein in Gott und dessen
Strafgerechtigkeit
Strafgerechtigkeit, oder vielmehr in dem für uns daraus entstehenden
grössern
größern
und
sicherern
sicheren
Vortheil gesucht werden müsse?
u. d. gl.
seyen
etc.
146. Daß die rein biblische
Vorstellung
Vorstellung (§.
144.
) unserer
Kirche
Kirche von dieser Lehre keinesweges Gott unwürdig, noch seinen Eigenschaften zuwider sey, läßt sich unter andern durch folgende Betrachtungen begreiflicher machen: 1) wenn
man behauptet
wir behaupten
, daß
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus
an unsrer statt die Strafen unsrer Sünden erlitten
durch seinen Tod auf die §.
144.
angezeigte Weise Vergebung und Begnadigung uns verschafft
habe, so
schliessen
schließen
wir damit die übrigen Zwecke des Leidens und Sterbens
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu (§.
142.
A.) nicht aus, und finden da her desto weniger Schwierigkeit darin, daß
der
den
göttlichen Weisheit gerade dieses Mittel, unsre
Begnadigung
Begnadigung zu
begründen
erwerben
, gefallen hat, da durch dasselbe so viele andere wichtige Zwecke zugleich erreicht wurden. 2) Unsre Lehre müßte ganz unrichtig vorgetragen oder völlig verkehrt verstanden werden, wenn durch sie irgend je mand entweder den Satz, daß jeder nach seinen eignen
Gesinnungen
Gesinnungen und
Handlungen
Handlungen belohnt und bestraft werde, zu bezweifeln verleitet, oder auf den irrigen
und höchstschädlichen
Wahn gebracht würde, man könne durch fremdes Verdienst ohne eigene
Rechtschaffenheit
Rechtschaffenheit selig werden. 3)
Strafen, die an einem andern als dem Sünder, an einem
Leiden eines
Unschuldigen,
vollzogen werden
welche die Stelle der von den Schuldigen verwirkten Strafen vertreten
, sind weder nothwendig ungerecht, noch auch immer zur
Besserung
Besserung der
sündigenden Menschen
Schuldigen oder zur Warnung Anderer
unwirksam
, sondern können
als
Strafexempel
Strafexempel
, wenn nur die nöthigen Erklärungen von Seiten des Richters hinzukommen,
eben die Wirkungen, welche sonst
Strafexempel
Strafexempel haben, hervorbringen, und in dieser Rücksicht sowohl als in mehrern andern
von
grossem
großem
und ausgebreitetem
Nutzen
Nutzen seyn
. Unrecht widerfuhr dem zwar unschuldig aber
freiwillig, (§.
freiwillig (§
141.
)
aus edler Liebe zu den Menschen, und mit der gewissesten Ueberzeu gung von dem dadurch zu bewirkenden unaussprechlich
grossen
großen
und ewig bleibenden Nutzen,
leidenden
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
gewiß
gewis
auf keine Weise. (
vergl.
§.
147.
147
) Und
das in seiner Person aufgestellte
ausserordentliche
auserordentliche
Strafexempel
Strafexempel
sein Tod, den er, um uns von Strafen, die sonst an uns wären vollzogen worden, zu befreien erduldete,
giebt uns die kräftigsten und edelsten Bewegungsgründe zum eifrigsten Streben nach allgemeiner moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit. Denn a) bewirkt
ein solches rührendes
eine solche rührende
, selbst die Einbildungskraft
beschäftigendes Beispiel,
beschäftigende Begebenheit, wenn wir sie, als die Stelle der von uns verwirkten Strafen vertretend, betrachten, (§.
144.
)
eine eben so starke als vernünftige Ueberzeugung von der Abscheulichkeit und Schädlichkeit der
Sünde
Sünde, und von dem
äussersten
äusersten
Misfallen Gottes an derselben, der
sie nie unbestraft läßt, und
Sünden nicht
keine Sünde
vergiebt,
ohne
an der er nicht wircklich
tätige Beweise
dieses
Misfallen
daran
thätig bewiesen
Misfallens gegeben
zu haben
hätte
. b)
Dem hartnäckigen Sünder wird alle Hoffnung abgeschnitten, daß Gott anders als nach der strengsten
Gerechtigkeit
Gerechtigkeit mit ihm verfahren werde, wenn er sich durch jenes
grosse
grose
große
Strafexempel
Strafexempel nicht zur Besserung bringen lasse. c)
Die
Grösse
Gröse
Größe
der
Liebe
Liebe Gottes gegen die Menschen ward durch diese Anstalt auf das deutlichste bewiesen. Denn da einestheils der Sünder nicht ungestraft bleiben
konnte
durfte
, (§.
50.
143.
a.
50
) und Gott doch anderntheils zu gnädig gegen uns war, alle Sünder,
d. i.
alle Menschen zu strafen, zumal da sie ohne ihr Verschulden mit
sündhaften
verkehrten von den Voreltern ererbten
Dispositionen
Dispositionen auf die Welt kommen: (§.
123.
) so bewog ihn seine Liebe zu den Menschen, ein Mittel anzuwenden, durch welches beide Zwecke zugleich erreicht würden.
c) Dem hartnäckigen Sünder wird die täuschende Hoffnung ganz abgeschnitten, daß Gott anders als nach der strengsten Gerechtigkeit mit ihm verfahren werde, wenn er durch den mit der höchsten Güte verbundenen Ernst Gottes, welcher aus dieser ganzen Veranstaltung hervorleuchtet, sich nicht zur
Besserung
Besserung bringen lasse.
d) Es ward auf diese Weise ein unerschütterlicher Grund gelegt zu einem festen Zutrauen zu Gott, zu dem jeder
busfertige
sich bessernde
Sünder sich nun um so viel gewisser alles Guten versehen
und alle knechtische
Furcht
Furcht, welche sich mit einem kindlichen Gehorsam nicht verträgt, fahren lassen und wegen seines künftigen Schicksals gänzlich be ruhigt seyn kann
kan
. Und unser
Vertrauen
Vertrauen muß um so viel mehr wachsen, da die Besorgung des
ganzen
ganzeu
Geschäfts unsrer
Seligmachung
Seligmachung demjenigen übergeben ist, der um unsertwillen schon so viel gethan und
gelitten
gelidten
hat. –
In
Die aus
diesen Betrachtungen
liegen
Bewegungsgründe
Bewegungsgründe, welche gewiß
hergenommene Bewegungsgründe wirken gewis
nicht nur sicherer, sondern auch eine weit edlere Besserung
wirken
, als von der eignen Empfindung der Strafen erwartet werden
kann. Sie erfüllen das
Herz
Herz mit dem aufrichtigsten Abscheu für der Sünde, mit
Ehrfurcht
Ehrfurcht,
Liebe und Dank gegen Gott und gegen Jesum, unsern großmüthigen Retter, und mit Eifer, diese Gesinnungen dadurch thätig zu beweisen, daß wir alle unsre
Handlungen
Handlungen dem Willen Gottes und den Vorschriften
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu gemäs einrichten.
Joh. 14, 21.
2 Cor. 5, 14. 15.
1 Joh. 2, 5. 15. 16.
3, 16.
4, 10. 11. 16. 20. 21.
kan.
147. a) Am dritten Tage nach
seinem
Begräbnisse
Begräbniße
seiner Begräbnis
gieng
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus,
wie er es oft vorhergesagt hatte,
zum Beweise, daß der Vater alles was er gelehrt und für die Menschen gethan hatte, vollkommen genehmige, wieder lebendig aus dem Grabe hervor,
Act. 2, 24–32.
17, 31.
Röm. 1, 4.
4, 25.
1 Cor. 15, 3–23.
Röm. 4, 25.
und b) nachdem er noch 40 Tage unter seinen Jüngern zugebracht hatte, um sie
von der Wahrheit seiner
Auferstehung
Auferstehung völliger zu überzeugen und sie
zu ihrem bevorstehenden
Lehramt
Lehramte tüchtiger zu machen, c) ward seine
Menschheit
Menschheit sichtbar dieser Erde entrückt, und in die Wohnungen der Seligen versetzt
Act. 1, 9–11.
3, 21.
Hebr. 4, 14.
8, 1.
9, 24.
1 Petr. 3, 22.
d) wo er als ein wahrer Mensch,
Act. 1, 11.
17, 31.
obgleich e) mit einem verklärten Körper,
Phil. 3, 21.
vergl.
1 Cor.
5
15
, 42–53.
f)
bey fortdaurender innigster Vereinigung mit dem
Logos
Logos, g)
für
das
das,
was er auf Erden für die Menschen gethan und gelitten hat, durch ewigdaurende unaussprechliche
Seligkeit
Seligkeit und überschwengliche
Herrlichkeit
Herrlichkeit, belohnt wird.
Phil. 2, 9–11.
Luc. 24, 26.
Hebr. 2, 9.
10.
01.
12, 2.
Joh. 17, 5.
Denn in diesem seinem erhöheten Zustande
h)
g)
hat alle Niedrigkeit, welche er während seines Lebens auf
Erden
Erdeu
übernommen hatte, gänzlich aufgehört;
Röm. 6, 9. 10.
Hebr.
7, 16. 25.
10, 12–14.
i)
h)
er stehet als Mensch in dem vollen
und ununterbrochenen
Gebrauche der ihm, wegen der
innigsten und fortdauernden
Vereinigung mit dem Logos, zukommenden göttlichen
Macht und in dem vollständigsten
Genuß
Genusse aller eben daher rührenden Vorzüge,
Eigenschaften
(§.
134.
135.
134
)
k)
i)
genießt von allen
vernünftig
vernünftigen seligen Geschöpfen göttliche Verehrung,
Phil. 2, 10. 11.
1 Cor. 15,
25–27.
25–27,
l)
k)
nimmt Theil an der Regierung der Welt,
Hebr. 1, 3.
12, 2.
Eph. 1, 20. 22.
Col. 3, 1.
1 Petr. 3, 22.
vergl.
1 Cor. 15, 25.
m)
l)
und ist besonders der allgemeine Oberherr und Regent der Menschen;
Eph. 1, 10.
Phil. 2, 11.
Röm. 14, 9.
n)
m.)
daher er das ganze Geschäft ihrer wirklichen
Seligmachung
Seligmachung
(§.
(§
sq.
)
bis ans Ende der Welt besorget,
Joh. 17, 2.
Hebr. 7, 24. 25.
9, 24.
und
o)
n)
dereinst auch alle Toden erwecken,
Joh. 5, 25–29.
1 Cor. 15, 21–23.
2 Cor. 4, 14.
1 Thess. 4, 16.
Phil. 3, 20. 21.
und
p)
o)
als der allgemeine Richter das ewige
Schicksal
Schicksal eines jeden Menschen bestimmen, und
jedem
jeden in
dasselbe wirklich
anweisen
versetzen
wird;
Matth. 25, 31.
ff.
Joh. 5, 22.
27.
Act. 10, 42.
17, 31.
2 Cor. 5, 10.
2 Thess. 1, 7.
q)
p)
womit sich seine auf die
Beseligung
Beseligung der Menschen abzielende Geschäfte endigen werden.
1 Cor. 15,
24.
24
ff.
1 Cor. 5, 42–53.
Mit den ersten beiden Auflagen ist hier 1Kor 15,42–53 gemeint.
148. Die
himmlischen Geschäfte
unsers erhöheten Erlösers
*)
,
welche sich auf die
Beseligung der Menschen beziehen
(§.
147.
n.
m.
) die noch in dieser Welt leben, bestehen in seinen Wirkungen zur Stiftung, Ausbreitung, Erhaltung und Regierung seiner
Kirche
Kirche, deren Oberhaupt er
ist,
ist;
Eph. 1, 22. 23.
4, 15. 16.
5, 23. 24.
Col. 1, 18.
und zur Beförderung der
Seligkeit
Seligkeit einzelner Menschen. Diese seine Verrichtungen werden
daher er
im
N. T.
un ter
un eer
verschiedenen
Bilder
Bildern beschrieben. So
z. B.
wird er geschildert a)
bald
als
unser
König
König
, (
vergl.
§.
132.
)
König heißt,
Matth. 27, 11.
Joh. 18, 36. 37.
Luc. 1, 32. 33.
19, 38.
1 Cor. 15, 24. 25.
Hebr. 1, 8. 9.
welcher, nachdem er
vergl.
§.
132.
(der
während seines Lehramts auf Erden den Grund zu seinem moralischen Reiche gelegt, Joh. 18,
36.
37.
(
vergl.
Kap.
6, 15.
Röm. 14, 17. 18.
)
Luc. 17, 20. 21.
Matth. 11, 12.
und durch seinen Tod theils das Eigenthumsrecht über seine Unterthanen sich erworben,
Act. 20, 28.
Tit. 2, 14.
Eph. 5, 25–27.
2 Petr. 2, 1.
theils von der tirannischen Herrschaft seiner Feinde sie befreiet hatte,
Col. 1, 13.
vergl.
Joh. 8, 32–36.
Röm. 6, 18.
Gal. 5, 1.
1 Petr. 1, 18.
nunmehr
und nun
im Himmel für ihr Bestes Sorge trägt,
Eph. 1, 23.
5, 29.
Joh. 17, 2.
ihre Bitten erfüllet,
Joh. 14, 13. 14.
und
nnd
ihnen unter mancherley Gefahren Schutz und Beistand angedeihen läßt,
Joh. 16, 33.
1 Joh. 4, 4.
1 Cor. 15,
25. 26.
57.
bis er sie in sein himmlisches Reich versetzen wird; 2 Tim. 4,
18.
Bald
Balb
b) wird er,
mit Rück sicht auf die Lieblingsideen gebohrner Juden, unter dem Bilde unsers himmlischen
Hohenpriester
Hohenpriesters
18.
) – bald als unser himmlischer Hoherpriester
Hebr. 4, 14.
ff.
5, 5.
ff.
7, 24.
25.
ff.
8, 1.
ff.
und
Vertreters
Vertreter
bey Gott
Röm. 8, 34.
1 Joh. 2, 1.
vorgestellt
beschrieben wird
, welcher
dadurch
dadurch,
daß er für uns
starb
gestorben ist
(daß er sich zum
Opfer
Opfer für uns brachte, und vor Gott mit seinem Blute im Himmel, gleichsam im Allerheiligsten, erschien) die stetsbleibende Ursache gewor den ist, daß bis ans Ende der Welt alle sich bessernde Sünder Vergebung erlangen, und
welcher
welcher,
nachdem er für seine freiwillig um der Mensch willen übernommene Leiden die Oberherrschaft und die Fürsorge für die Menschen von Gott aufgetragen bekommen, (durch die Darbringung seines Opfers zu einem ewigen Hohenpriester selbst eingeweihet worden) nunmehr die ihnen
erworbenen moralischen
erworbene moralische
Güter allen
denen
denen,
die seinen Wirkungen zu ihrer
Besserung
Besserung Raum lassen, mittheilt, (den freien Zutritt zu Gott ihnen verschaft, und sie selbst zu
geweihten
geweiheten
Priester
Priestern macht) und der immerwährende Grund aller geistlicher Güter ist, die sie in Zeit und Ewigkeit
geniessen
genießen
. (bey Gott sie vertritt, für sie bittet, sie segnet
u. s. w.
)
u. s. w.
)
*) Der Unterricht von dem, was
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus zu unserm Besten gethan hat, muß nicht mit seinem Tode oder seiner
Auferstehung
Auferstehung abgebrochen, sondern es muß auch gezeigt werden, wie viele Wohlthaten
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesus, auch nach seiner Erhöhung, den Menschen erwiesen hat und noch erweiset.
mit Rücksicht auf die Lieblingsideen gebohrner Juden
Gegenüber der Vorstellung des Hohepriesteramtes ist Griesbach zurückhaltend, weil sie im Zeitalter der Aufklärung zunehmend als Akkommodation an die jüdische Sprach- und Vorstellungswelt gedeutet wird. Eine Historisierung der Hohepriesterchristologie des Hebräerbriefs entfaltet Griesbach in seinen exegetischen
Commentationis de imaginibus iudaicis
(1791).
148. b. Zur
1)
Stiftung seiner
Kirche
Kirche
gehörte a) die Bevollmächtigung seiner Apostel, allen Menschen seine Lehre zu verkündigen, und allenthalben ihm Gemeinden zu sammlen.
Matth. 28, 18–20.
Luc. 24, 47.
Joh. 20, 21–23.
Act. 1, 8.
26, 16–18.
b) Die Ertheilung des
heil.
Geist
Geistes an die Apostel,
Joh. 16, 7.
Luc. 24, 49.
Act. 2,
1–4.
1–4
33.
zur Gründung der
Kirche,
Kirche
c) die Verordnung und Ausrüstung anderer
ausserordentlichen
ausserordenlichen
Lehrer,
1 Cor. 12, 5.
Eph. 4, 7. 11.
d)
die
Die
Sammlung der neuen got tesdienstlichen Gesellschaft aus Juden und Heiden, welche durch
die
die,
zu der mit der Lehre selbst verbundenen Kraft
hinzukommenden
hinzukommenden,
ausserordentlichen
auserordentlichen
Wirkungen
hinzukommende auserordentliche Wirckungen
zu Stande gebracht,
1 Cor. 1, 17. 18.
2, 1–5.
Gal. 2, 8.
Marc. 16, 20.
und durch weise Regierung der darauf eine Beziehung habenden Umstände der Welt überhaupt,
Matth. 28, 20.
und der Apostel insbesondere
z. E.
Act. 16, 6–10.
18, 9. 10.
23, 11.
befördert ward. e) Die durch die Apostel geschehene Anordnung eines beständigen
Lehramt
Lehramtes
Eph. 4, 12–16.
2 Tim. 2, 2.
eines gemeinschaftlichen
Gottesdienst
Gottesdienstes, und solcher Anstalten,
welche
welcher
der christlichen Gesellschaft Festigkeit und Dauer geben konnten
z. B.
1 Cor. 10, 16. 17.
f) Die veranstaltete
Abfassung
Abfaßung
der heiligen Bücher der Christen, unter dem Beistande des den Verfassern ertheilten
heil.
Geistes. (§.
15
–
18.
). g) Die völlige Aufhebung der
jüdisch
jüdischen
Religionsverfassung
Religionsverfassung.
2)
Die
Ausbreitung
,
Ausbreitung
Erhaltung und Regierung der
gesammten
gesamten
Kirche
bewirket
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus vermittelst der ihm übergebenen Regierung der Welt und aller ihrer Veränderungen.
Matth. 28, 20.
Röm. 15, 18.
Eph. 1, 22. 23.
2,
20,
20.
21.
5,
29.
29,
Col. 2, 19.
Was aber
3)
die
Besorgung der
Seligkeit
Seligkeit einzelner Glieder der
Kirche
Kirche
betrift, so geschiehet sie vermittelst der christlichen Lehre, welche die Menschen bessert und zur Seligkeit zubereitet, wie auch durch die andern von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo dazu verordneten Mit tel, (
S.
unten) durch die Regierung der Schicksale einzelner Menschen, und durch die §.
147.
o.
p.
n.
schon erwähnte Verrichtungen.
vergl.
Eph. 5, 25–27.
149.
*)
Die
christliche
Kirche
Kirche
a)
ist der Inbegriff derjenigen Menschen, welche darin übereinkommen, daß sie Gott nach der Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu Christi verehren.
b)
Sofern diese Menschen in ihrem
Gemüth
Gemüthe übereinstim men, Gott auf diese Art zu verehren,
sind
machen
sie, bey allem übrigen Unterschiede,
Brüder und machen
eine einige allgemeine,
Röm. 12, 5.
1 Cor. 10,
17.
27.
12, 13.
Eph. 4, 4–6.
aber
nur durch unsichtbare Bande verbundene
gleichsam unsichtbare,
Kirche
, die
Christenheit
Christenheit,
aus.
Eph. 1, 22. 23.
Sofern sie aber zu Ausübung dieser Art der
Gottesverehrung
Gottesverehrung auch in eine
äussere
äusere
äusere in die Sinne fallende
Verbindung getreten sind und diese unterhalten,
theilen sie
gehören sie zur sichtbaren Kirche, welche
sich, nicht nur nach Ort und Zeit, sondern auch nach mancherley Unterschieden in einzelnen Lehrsätzen und Gebräuchen, in mehrere
gottesdienstlich
gottesdienstliche
Gottesdienstliche
Gesellschaften oder
Partikularkirchen
Partikularkirchen
Partikularkirchen
, welche
Partikularkirchen theilet, die
aber
c)
in Rücksicht theils
auf
auf die Schriftmäßigkeit und Vernunftmäßigkeit der
Lehre
Lehre, theils auf
die
Zweckmäßigkeit
Zweckmäsigkeit
der
äussern
äusern
Einrichtung und der gottesdiestlichen
Gebräuche
Gebräuche,
von ungleichem Werthe
von ungleichem Werthe
sind;
daher es nicht ganz gleichgültig seyn kann, zu welcher derselben man sich halte, obgleich keine im
ausschliessenden
ausschließenden
Besitze der
Wahrheit
Wahrheit
und untrüglich
ist,
noch sich für die alleinseligmachende ausgeben darf,
so wie es auch keine christliche Kirche giebt, die nicht sehr viele wichtige und nützliche Wahrheiten, wenn schon mit mehr oder weniger Irrthum vermischt, bekennete. Im Ganzen genommen (denn eine beurtheilende Vergleichung aller einzelnen
Lehrsätze
Lehrsätze ist nicht jedermanns
Sache),
Sache,)
muß man einer
Kirche
Kirche einen so viel
grössern
größern
Werth
Werth zugestehen, je mehr es Grundsatz in ihr ist,
mit
Beyseitsetzung
Beiseitsetzung
menschlichen Ansehens,
bloß der Bibel und der
Vernunft
Vernunft zu folgen, und eigne Untersuchung der
Wahrheit
Wahrheit, und dadurch wahre Ueberzeugung von derselben, und immer grössere Fortschritte in Erkenntnissen zu befördern;
je entfernter sie von allen Arten des
Gewissenszwang
Gewissenszwanges, und von Anmaaßungen einer Autorität in
Glaubenssachen
Glaubenssachen ist; je weniger es sich mit ihren Grundsätzen verträgt, durch andere Mittel, als durch aufrichtige Belehrung, sich zu erhalten oder auszubreiten;
je geschickter das ganze
System
System ihrer Lehren ist, ihre Bekenner zu thätigen Christen, und damit zugleich zu guten Menschen und guten
Bürger
Bürgern, zu bilden; je weniger es Aberglauben, Schwärmerey,
gehäßige Gesinnungen gegen Andersdenkende und
Intoleranz
u. d. gl.
begünstiget; je angemessener die kirchlichen Gebräuche und Einrichtungen dem Geiste der Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu sind
; je weniger es sich mit den Grundsätzen der Kirche verträgt, durch andre Mittel, als durch aufrichtige
Belehrung
Belehrung, sich zu erhalten oder auszubreiten
u. s. f.
d) Alle verschiede ne Kirchen mit einander
vereinigen
vereinigen
vereinigen zu
wollen, wäre nicht nur ein vergebliches und unnützes, sondern selbst ein schädliches Unternehmen. Es kann auch mit der
Verschiedenheit
Verschiedenheit in Meinungen, Gebräuchen und Einrichtungen gar wohl gegenseitige Liebe und Verträglichkeit bestehen.
Aber eben deswegen, und weil selbst zur
gemeinschaftlich
gemeinschaftlichen Uebung in der Gottesverehrung gänzliche Uebereinstimmung in allen und jeden Meinungen nicht unentbehrlich ist, e) wäre es auch unrecht und dem Sinne der Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu entgegen, wenn man leichtsinnig, aus
Rechthaberey, Stolz,
Rechthaberey und Stolz, oder aus
Neuerungssucht
u. d. gl.
zu
Spaltungen
Spaltungen
und gewaltsamen, Zerrüttung verursachenden, Revolutionen in der Kirche Gelegenheit geben wollte. Nur dann kann es rechtmäßig seyn, von einer Kirche, deren Glied man ist, sich förmlich abzusondern, wenn diese so ausgeartet
wäre
ist
, daß sie auf Grundsätzen
beharrete
beharret
, welche dem Geist des
Christenthum
Christenthums widersprechen, ächte
Religiosität
Religiosität und
Moralität
Moralität ihrer Natur nach hindern, und die Rechte des
Gewissen
Gewissens oder der
Menschheit
Menschheit
oder des Staats
kränken
f).
*)
. f)
e)
Die
so wie auch die einzelnen Glieder der sichtbaren Kirche an moralischer Güte sehr verschieden sind, und alle
Partikularkirchen
Partikularkirchen jederzeit gemischte Haufen waren,
Matth. 13, 3. ff.
47. ff.
wenn gleich die
Aufnahme in die christliche
Kirche
Kirche
verpflichtet zwar
jedes Glied zur
Heiligkeit
Heiligkeit und Unsträflichkeit
verpflichtet
,
Gal. 5, 13.
Ephes.
Eph.
4, 1.
1 Thess. 2, 12.
4, 7.
2 Thess. 2, 13. 14.
1 Petr. 1, 15.
2, 21.
3, 9.
und von Seiten Gottes
ist
alles geschehen
ist
, wodurch der Zweck, die Glieder der Kirche zu heiligen und
zu
unsträflichen Menschen zu machen, befördert werden konnte.
Eph. 5, 23–27.
Tit. 2, 14.
Dem ungeachtet aber waren alle
Partikularkirchen
Partikularkirchen jederzeit
gemischte Haufen
gemischte Haufen
,
Matth
.
Matth.
13, 3.
ff.
47.
ff.
und die einzelnen Glieder derselben an moralischer Güte sehr ungleich.
f)
f)
g)
Wollte aber jemand hierdurch oder durch andere Gründe sich bewegen lassen, aller Gemeinschaft mit solchen Kirchen zu entsagen,
und
von allen getrennt
allein für sich Gott zu verehren,
so würde er sich
mannichfaltiger
mannigfaltiger
Beförderungsmittel
Beförderungsmittel zur christlichen
d. i.
edelsten Tugend selbst berauben; des Schadens nicht zu gedenken, den Personen von Ansehen durch ein solches Beispiel bey andern stiften würden. Denn unter dem
grossen
großen
Haufen der Menschen wenigstens würde die so wohlthätige christliche Religion ohne gemeinschaftliche Uebung derselben und ohne darauf abzweckende Anstalten sich nicht erhalten können, wenigstens bald gänzlich ausarten.
Hingegen stehen diejenigen Glieder aller von einander getrennten Partikularkirchen, welche die Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu von Herzen befolgen, (als Glieder der unsichtbaren Kirche) in einer allgemeinen Verbindung der Gemüther.
*) Die Lehre von der Kirche
a)
scheint hier am schicklichsten eingeschaltet werden zu können. Sie muß aber
b)
so behandelt werden, daß daraus die Ueberzeugung entstehe, es sey ein Glück, ein Glied einer christlichen Kirche zu seyn; daß eine
unpartheiisch
unpartheiische Schätzung des Werths derjenigen Kirche, zu welcher wir uns bekennen, befördert und der Grund zu pflichtmäßigen Gesinnungen gegen die Glieder andrer
Religionspartheien
Religionspartheien gelegt
werde;
werde:
daß die Absicht und der Werth kirchlicher Cerimonien und die Wohlthätigkeit des von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo gestifteten ordentlichen Lehramts erhelle; und daß, so weit es für diejenige welche belehret werden sollen
nützlich
nützlich seyn kann, richtige Begriffe von den wahren und vermeinten Rechten der Lehrer und von dem Verhältnisse der Kirche zum
Staat
Staat festgesetzt werden. –
c)
Mit der Lehre von der Kirche verbinden wir gleich die von der
Taufe
Taufe.
*) Hierin liegen die Hauptgründe zur
Apologie
Apologie der Reformation.
1 Cor. 10, 27.
In der ersten Auflage ist wohl 1Kor 10,17 gemeint.
150.
a)
Der
Zweck der
Kirche
Kirche, (die
Kirche
Zweck der Kirche
ist die
Erhaltung und Fortpflanzung der Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu und die Beförderung ihrer Ausübung durch
gemeinschaftlich
gemeinschaftliche Anstalten und
Uebungen),
Uebungen,)
Uebungen. Dieser Zweck
erfordert,
b)
daß ein
ordentlich
ordentliches
Lehramt
Lehramt
in der Kirche sey, welches daher schon die Apostel angeordnet haben, (§.
148.
b.)
1 Tim. 3, 1.
2 Tim. 2, 2.
Tit. 1, 5.
Act. 14, 23.
20, 28.
und zu welchem man durch feierliche Bestellung von der Kirche, oder von
denen,
denen
welchen die Kirche die Verwaltung dieses Rechts aufgetragen hat, gelanget;
daher sich zu Vermeidung schädlicher Unordnungen niemand eigenmächtig zu einem öffentlichen
Lehrer
Lehrer aufwerfen soll;
obgleich auch
ein
jeder Christ das Recht und die Pflicht hat, zur Erhaltung und Vermehrung religiöser
Kenntnisse
Kenntnisse
Kenntniße
und
Gesinnungen
Gesinnungen bey andern, zumal bey denen, die seiner nähern Fürsorge anvertrauet sind, nach Vermögen das seinige beizutragen.
Röm. 15, 14.
Gal. 6, 1.
Eph. 5, 19.
Col. 3, 16.
1 Thess. 5, 14.
Eph. 6, 4.
c)
Der
Lehrer
,
Lehrer
darf keiner Herrschaft über die
Gewissen
Gewissen sich an maassen, und,
als
Lehrer
Lehrer
bloß
blos
betrachtet,
kann
er
kan
kein anderes
Recht
über den seiner Sorgfalt
anvertrauten
anvertraueten
Theil der
Kirche
Kirche (seine Gemeinde) haben, als sie zu unterrichten und zu ermahnen,
Act. 20, 28.
1 Petr. 5, 2.
die
öffentlichen
gottesdienstlich
gottesdienstlichen
Gottesdienstliche
Handlungen zu verrichten, und dafür seinen Unterhalt von ihr zu erwarten.
1 Cor. 9, 6–14.
vergl.
1 Petr. 5, 3.
Doch
kann
kan
sowohl die Kirche als auch die Obrigkeit einem Lehrer noch anderweite
Rechte, Befugnisse und Verrichtungen auftragen
Rechte und Befugniße
, ingleichem
mehrere Freiheiten ihm zugestehen
Freiheiten, mittheilen
. d)
Aeussere
Aeusere
Gottesdienstliche
Freiheiten, mittheilen.
Äusere gottesdienstliche
Handlungen
hat
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus,
ausser
auser
dem ohnehin zum Zwecke der Kirche wesentlich gehörenden
öffentlichen
Lehren und Ermahnen, dem gemeinschaftlichen
Gebet
Gebet
etc.
keine andere vorgeschrieben,
die
als die
Taufe
Taufe und das
Abendmahl
Abendmahl. (§.
151.
165.
)
Abendmal.
Alle
andere
andre
hat er dem Gutbefinden der Kirche selbst überlassen. Doch
können
sind
zur Erhaltung der
Gottesdienstlichen
gottesdienstlichen
Gesellschaft und zu Erreichung ihres Zwecks noch einige andere
nützlich
nützlich seyn
unent behrlich
, welche jede Kirche nach Befinden der Umstände anordnen und abändern
kann. e)
kan.
Die
Verbindung
Verbindungen
der Menschen zu einer kirchlichen Gesellschaft ändert nichts in ihren
bürgerlichen
oder
häuslichen
Verhältnissen
,
Verhältnißen
.
1 Cor. 7, 20. 24.
und dispensiret kein Glied einer solchen
Gesellschaft
Gesellschaft von der Erfüllung der ihm sonst obliegenden Pflichten.
Auch ist die Kirche keinesweges eine dem
Staat
Staat
entgegenge setzte
entgegengesezte
, oder dessen Rechte schmälernde Gesellschaft, sondern befördert vielmehr alle
rechtmäßige
rechtmäsige
Absichten der bürgerlichen Gesellschaft, und sind insbesondere die Glieder der Kirche zum genauesten Gehorsam gegen die
Obrigkeiten
Obrigkeiten angewiesen.
Röm. 13, 1.
ff.
1 Petr. 2, 13–17.
Luc. 20, 25.
Aber auch der Staat
kann
kan
über die Kirche keine andere Rechte haben, als in sofern die Religion äusserlich aus geübt wird,
oder
und
zum Nachtheil des Staats ausarten
könnte; dahingegen die innere Ausübung der Religion von jeder Obrigkeit gänzlich
freygelassen
freigelassen
werden muß.
können. Wenn daher das letztere zu besorgen kein Grund da ist, so hat der Staat eben so wenig Befugniß neue Meinungen und deren bescheidene Bekanntmachung, bloß deswegen weil er sie für irrig hält, zu verbieten und die Kirche zu pünktlicher Beibehaltung ihres alten
System
Systems wider ihren Willen zu zwingen, als wenig es ihm zukommt, neue Lehren der Kirche aufzudringen. Hingegen ist es Pflicht des Staats, dafür zu sorgen, daß es seinen Bürgern, und zumal denen, die zu einem kirchlichen
Lehramt
Lehramt bestimmt sind, nicht an Gelegenheit ihre Begriffe von
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten immer mehr zu berichtigen, fehle, übrigens aber jede Kirche bey ihren erweislichen Rechten und gegen alle Zudringlichkeiten andrer Kirchen sowohl als auch solcher Lehrer, welche ihre
Privatüberzeugungen
Privatüberzeugungen den Gemeinden wider ihren Willen aufdringen wollen, zu schützen. Die innere Ausübung der Religion aber muß von Rechtswegen jede, zumal christliche, Obrigkeit gänzlich freylassen. Jede Art von
Gewissenszwang
Gewissenszwang ist Verletzung der Rechte der Menschheit und dem Geist der Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu völlig entgegen.
Lehramt
Gegen das römisch-katholische Verständnis eines zentralen Lehramtes im Sinne der apostolischen Sukzession sowie der damit verbundenen Lehr- und Leitungsgewalt des Papstes basiert das reformatorische Verständnis auf Luthers Lehre vom Priestertum aller Gläubigen. Allen getauften Christen kommt demnach die Priesterwürde bzw. die geistige Vollmacht zur Verkündigung des Evangeliums zu. Wenngleich in den lutherischen Kirchen dementsprechend das Lehramt der Kirche als ganzer zugeordnet wurde, sollte die Aufgabe öffentlicher Verkündigung des Evangeliums nur von ausgebildeten und ordentlich berufenen Theologen übernommen werden. Die Aufsicht über die evangeliumsgemäße Lehre hingegen wurde den kirchenleitenden Gremien zugesprochen. Die sich im Luthertum allmählich verstärkende Pluralisierung der Gestaltungsformen führte im Zeitalter der Aufklärung zur Frage nach ihrer konsistenten Begründung. Denn mit der rationalistischen und historischen Kritik an der Autorität der Heiligen Schrift als Offenbarungszeugnis geriet das entscheidende Kriterium für die kirchliche Beurteilung der Lehre ins Wanken. An diese Entwicklung schließt sich letztlich auch die aufklärungstheologische Verhältnisbestimmung zwischen privater und öffentlicher Religion an, die eine Neubestimmung des kirchlichen Lehramts erforderte.
151.
a)
Die Aufnahme der Menschen in die
Kirche
Kirche
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi geschiehet,
nach
uach
der Einsetzung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu, durch die
Taufe
Taufe
,
(
vergl.
§.
§
170.
)
Matth. 28, 19.
Marc. 16, 15. 16.
Joh. 3, 5.
welche durch Eintauchung in
das
Wasser
Act. 8, 38.
10, 47.
Eph. 5, 26.
oder durch Besprengung mit demselben, dergestalt verrichtet wird, daß der Mensch dabey zu derjenigen Religion, welche uns den Vater, den Sohn, und den
heiligen
heil.
Geist verehren lehrt,
Matth. 28, 19.
oder welches einerley ist, die
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus gestiftet und gelehret hat,
Act
.
Act.
2, 38.
8, 16.
10, 48.
Röm. 6, 3.
verpflichtet wird.
vergl.
1 Cor. 1, 13. 15.
10, 2.
Die Verrichtung dieser Handlung ist durch Verordnung der Kirche den Lehrern aufgetragen, welches auch
ganz schicklich
der Natur der Sache am angemessensten
der Natur der Sache angemessen
ist, wenn
gleich in
gleichin
besondern Fällen auch jeder andere Christ taufen
kann
kan
. Es soll aber jeder
Mensch,
Mensch
der ein Christ seyn
will,
will
ohne Ausnahme getauft werden, ohnerachtet man nicht behauptet, daß die Taufe allen Menschen zur
Seligkeit
Seligkeit
schlechterdigs
nothwendig sey.
b)
Bey dem allerersten Anfang der Stiftung der Kirche wurden hauptsächlich
Erwachsene
getauft, nachdem ihnen vorher so viel Unterricht ertheilet worden war, als zur Ueberzeugung von der Göttlichkeit der christlichen Religion nöthig war.
Act. 2, 41.
8, 36. 38.
9, 17. 18.
Ein solcher Mensch verpflichtete sich dadurch feierlichst zur Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu, und zur Befolgung aller ihrer Vorschriften,
1 Petr. 3, 21.
ward
war
ein Glied der Kirche,
Act. 2, 41.
übernahm die
Verbindlichkeit
Verbindlichkeit,
Verbindlichkeit
als ein solches sich zu betragen,
Eph. 4, 3‒5.
ward aller Rechte eines solchen theilhaftig, und
(vorausgesetzt
(vorausgesezt
, daß er die Taufe mit aufrichtigem Herzen begehre
1 Petr. 3, 21.
) erhielt
er
die göttliche Versicherung, daß seine Sünden ihm vergeben
seyn
seyen
,
Act. 2, 38.
daß Gott um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen ihm gnädig sey,
Gal. 3, 27.
und daß er bey redlichem
Bestreben,
Bestreben
der übernommenen Verpflichtung nachzukommen, die ewige Seligkeit hoffen dürfe.
Marc. 16, 16.
Hiernächst ist auch die
Taufhandlung
Taufhandlung ungemein geschickt, die innere Besserung eines solchen Menschen nicht nur abzubilden,
Röm. 6, 2‒4.
Col. 2, 12.
sondern auch
auf eine moralische Art, in sofern sie ein sinnlicher symbolischer Unterricht in sehr wichtigen
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten ist,
zu bewirken.
Eph. 5, 26.
c)
Für die
Kindertaufe
Kindertaufe
haben wir,
ausser
auser
andern Gründen,
die vom Nutzen derselben hergenommen sind,
das Exempel des
größten
grösten
Theils der ältesten Kirche vor uns, welches sich höchstwahrscheinlich auf
das
apostolische
Beispiele
Beispiel
selbst gründet. Durch sie wird das Kind theils zur künftigen
Prüfung,
Annahme und Befolgung der Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu
vorläufig
verpflichtet, theils zum Glied der
Kirche
Kirche wirklich aufgenommen, theils aller Rechte eines Christen und aller Verheisungen, die Gott den Verehrern
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu gegeben hat, theilhaftig.
vergl.
Marc. 10, 14.
Die Eltern aber, die
ihr
thr
Kind zur Taufe bringen, werden nicht nur von dem allem feierlich versichert, sondern auch zur christlichen
Erziehung
Erziehung des Kindes verpflichtet, damit die ihm zu Theil
gewordenen
gewordene
Rechte ihm erhalten, und es dermaleinst zum wirklichen
Genusse
Genuß
Genuße
und zur Ausübung derselben gelangen möge.
Wie wird der Christ
durch seine Religion
durch seine Religion
zu seiner
grossen
grosen
großen
Bestimmung
geführt?
*)
geführet?
geführt
*)
?
*) Bey diesem Abschnitte ist
a) nicht zu vergessen
wohl zu merken
, daß hier nur von
Christen
Christen
Christen
, nicht aber davon die Rede sey,
welche Mittel Gott den
Nichtchristen
Nichtchristen
zur Erlangung der Seligkeit darreiche.
b) Durch blosse noch so oft wie
derhohlte Ermahnungen, sich zu bessern, wird der
Religionslehrer
Religionslehrer bey dem Sünder nichts ausrichten. Er muß vielmehr deutlich und ausführlich zeigen,
wie
wie
der Mensch es anzufangen habe, um besser zu werden, was zur vollständigen christlichen
Besserung
Besserung gehöre, und aus was für Gründen dasjenige, was die Bibel dazu erfordert, nöthig sey. Nur ein Unterricht dieser Art kann bewirken, daß der Mensch das Geschäft seiner Besserung mit Einsicht und Ueberlegung be
treibe; daß er erkenne, er müsse
Busse
Buße
thun nicht um Gottes willen oder um die begangenen Sünden gleichsam abzubüssen, sondern um sein selbst und seines eignen wahren Vortheils willen; daß er sich überzeuge, Gott habe nicht nach despotischer Willkühr, sondern nach seiner höchsten Weisheit und Güte den in der Bibel vorgezeichneten Weg zur Besserung vorgeschrieben, weil es wirklich der kürzeste und sicherste ist, gut und glücklich zu werden; und daß der Mensch das Vorurtheil ablege, die
Bekehrung
Bekehrung sey eine höchst lästige Sache, die man also natürlich so lange als möglich aufschiebe. Um nun einen zu diesen Zwecken eingerichteten vollständigen
Unterricht über die wahre Beschaffenheit der christlichen Besserung zu geben, c) kann der Lehrer entweder
von dem Ziele
von dem Ziel
, zu welchem der Mensch durch die Besserung geführet werden soll, ausgehen, und immer weiter rückwärts bis zum Anfange des Weges, der eingeschlagen werden muß um dorthin zu gelangen,
zurückgehen:
zurückgehen;
(§.
154.
) oder er kann seinen Standpunkt
bey dem Anfange des Weges
bey dem Anfange des Weges
nehmen und zeigen, wie dieser Weg sicher zum Ziele führe. (§.
156.
bis
158.
156
–
158.
) Beide Methoden haben ihren Nutzen, und können daher beide zu verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Absichten gebraucht werden. d) Ob aber gleich sowohl der Zweck der Besserung bey allen Christen eben derselbe ist, als auch die Mittel dazu einerley sind, und, wenn sie ange
wendet werden, nach einerley psychologischen Gesetzen wirken: so macht es doch die
grosse
große
Verschiedenheit der physischen und moralischen individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen und der Umstände, unter welchen ihre Besserung angefangen und fortgesetzt wird, unmöglich, alle an
einerley
Methode
Methode
einerley Methode
und Form und an eben dieselbe Folge der zur
Sinnesänderung
Sinnes
änderung zusammengehörigen Theile genau zu binden, wodurch nur zu liebloser Beurtheilung anderer, zu Heucheley, zu Aengstlichkeit, zum Aufenthalt im Fortschritt in der Besserung
etc.
Gelegenheit gegeben werden würde. Allein dem ungeachtet e) soll der Lehrer die natürliche und
gewöhnlichste
gewöhnlichste
Ordnung
Ordnung, in welcher die zur vollständigen Besserung gehörigen Veränderungen in den Menschen zu erfolgen pflegen, nicht nur für sich fleißig durchdenken, sondern auch dem
Volk
Volke
Volk
vortragen, um es vor Selbstbetrug zu verwahren und es zu richtigen, deutlichen und bestimmten Begriffen, was christliche Sinnesänderung eigentlich sey und wie sie bewirkt werde, anzuleiten. Dem möglichen Schaden aber, der aus einer solchen
methodisch
methodischen Anweisung sonst entstehen könnte, wird der Lehrer theils durch ausdrückliche Erklärungen, theils dadurch leicht vorbeugen, wenn er die zusammengehörigen Theile nicht immer in einer und ebenderselben Folge und Verbindung vorstellt. f) Besonders ist auch gründli
che Belehrung über den
Werth
Werth lebhafter
Gefühle
Gefühle
Werth lebhafter Gefühle
bey dem
Geschäfte der
Besserung
Besserung nöthig. g) Uebrigens bedient man sich billig, wenn man von der
Sinnesänderung
Sinnesänderung reden will,
eigentlicher
Redensarten
Redensarten
,
eigentlicher Redensarten
erklärt aber doch auch die in der Bibel vorkommenden bildlichen, und zeigt, wie sie alle im Grunde einerley bedeuten. h) Mit den Spitzfindigkeiten des
System
Systems und den darauf sich beziehenden Streitigkeiten in der Lehre von der
Gnade
Gnade
und den
Gnadenwirkungen
Gnadenwirkungen
Gnadenwirkungen
, werden Nichttheologen billig verschont. Was davon wirklich praktisch und gemeinnützig ist, läßt sich kurz zusammenfassen. i) Eben das gilt auch von der Lehre von der
Rechtfertigung
Rechtfertigung
Rechtfertigung
, welche, wenn man nur polemische Rücksichten bey Seite gesetzt seyn läßt, ganz simpel und leicht ist. k) Den Beschluß dieses Abschnitts macht, wie ich glaube, nicht unschicklich die Lehre vom
heil.
Abendmal
heil. Abendmal
. Gottlob, daß die ehemalige
Streitsucht
Streitsucht darüber sich allmählich verlohren hat, und daß man daher desto weniger Bedenken zu haben braucht, die Christen allein auf das hinzuweisen, was ihnen wahrhaft
nützlich
nützlich und tröstlich seyn kann.
Vergl. §.
130.
welche Mittel Gott den Nichtchristen zur Erlangung der Seligkeit darreiche
Erst vor dem historischen Hintergrund des zunehmenden Vertrauens in das natürlich-sittliche Urteil des Menschen wird Griesbachs Andeutung verständlich. Der Gedanke einer „außerordentlichen Gnade“ für die Heiden war in der Theologie der Aufklärung keine Seltenheit mehr (vgl. etwa Ch.M. Pfaff,
Institutiones theologiae dogmaticae et moralis
, 1720). Auch wenn diese Idee an keiner Stelle zu einer legitimen Rechtsforderung des Menschen an Gott verdichtet worden ist, erschien sie doch vielen als eine sittliche Notwendigkeit. Für Johann August Eberhard schloss die heidnische Religion keineswegs die Ausbildung einer moralischen Anlage des Menschen aus. Der Gedanke, dass Nichtchristen daher aufgrund ihres Moraldefizits ewige Höllenstrafen erleiden müssten, war ihm dagegen fremd. Vielmehr ließ ihn der Glaube an die vollkommene Wiederherstellung der Schöpfung die ewige Seligkeit aller Menschen erwarten (
Neue Apologie des Sokrates
, 1772/78).
Werth lebhafter Gefühle
Griesbach spielt hier auf Johann Joachim Spaldings
Gedanken über den Werth der Gefühle in dem Christenthum
(1761;
5
1784, SpKA I/2) an. Die Schrift entwickelt in der Auseinandersetzung mit dem pietistischen Verständnis einen biblisch begründeten und zugleich zeitgemäßen Begriff des religiösen Gefühls. Die von Spalding entwickelten Kriterien haben die religionstheologische Debatte nachhaltig beeinflusst und sich auch in der Populardogmatik niedergeschlagen.
152. Die
Erfarung
Erfarung
Erfahrung
lehrt, daß die mehresten Glieder der Kirche, oder
getaufte Christen
, welche zum Gebrauch ihrer
Vernunft
Vernunft gelanget sind,
nicht diejeni
ge
moralisch
moralische Beschaf
fenheit
an sich haben, welche nach der Vorschrift der göttlichen Gesetze und zu Erreichung ihrer erhabenen
Bestimmung
Bestimmung (§.
90.
94.
) erfor derlich ist, und ohne welche sie der durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum erworbenen Begnadigung (§.
142.
B.
b.
143.
) nicht theilhaftig werden können. (§.
129.
)
Einige
leben in offenbaren Sünden und Lastern;
Röm. 6, 12. 16. 17.
1.
1,
29–32.
1 Cor. 6, 9. 10.
Gal. 5,
19 bis 21.
19–21.
1
Tim
.
Tim.
1, 9. 10.
andere unterdrücken die
äusseren
äuseren
Ausbrüche des
Lasters
Lasters,
und nehmen wohl gar einen heuchlerischen
Schein
Schein der Tugend an,
Matth. 6,
2,
2.
5. 16.
23, 13.
folgg.
folg.
27. 28.
da doch die Lie be zum Laster in ihnen herrschend ist; andere thun zwar manches Gute und haben einen Abscheu für dem Laster und einige Liebe zur Tugend, aber nicht
im
in ihrem
ganzen Umfange
derselben
, oder doch nicht aus den gehörigen
Bewegungsgründen
Bewegungsgrüuden
, nicht aus freudigem
Gehorsam
Gehorsam gegen
unsern
unserm
durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum versöhnten Vater. (§.
127.
f.
116.
)
Einige
betrügen sich selbst und halten sich für besser als sie sind;
Matth. 19, 20.
Luc. 18, 11. 12.
andere ängstiget von Zeit zu Zeit das
Bewußtseyn
Bewustseyn
ihres schlechten moralischen Zustandes, ohne daß sie es zu einer gründlichen und dauerhaften
Besserung
Besserung
Besseruug
kommen lassen;
Röm. 7, 15.
ff.
noch andre leben ganz sorgenlos, ohne auf den Zustand ihres Gemüths aufmerksam zu seyn, oder die Gefahr desselben ernstlich zu erwägen;
Ps. 50, 21.
ja einige scheinen durch lange
Gewohnheit
Gewohnheit im Sündigen und durch stete Leichtsinnigkeit bey dem
Gebrauche
Gebrauch
der
Besserungsmittel
Besserungsmittel so fühllos geworden zu seyn, daß kaum noch irgend etwas einen Eindruck auf ihr Gemüth machen
kann
kan
.
Matth. 13, 15.
153. Alle diese Christen
a)
bedürfen einer Besserung
,
Luc. 5, 31. 32.
ohne welche sie, nach den klaren Aussprüchen der Bibel, einer ewigen
Seligkeit
Seligkeit nicht empfänglich sind.
Matth. 7, 21.
Marc. 16, 16.
Joh. 3, 5. 6. 18.
Röm. 2, 13.
1 Cor. 6, 9. 10.
Gal. 5, 19. 21.
Eph. 5, 3–6.
Jac. 1, 22. 25.
indem es nicht auf das
äussere Bekenntniß
äusere Bekenntnis
der Religion,
Hebr. 4, 2.
sondern auf einen durch Liebe thätigen
Glaube
Glauben,
Gal. 5, 6. 6, 15.
und auf Uebereinstimmung der Gesinnungen und Handlungen mit den göttlichen Vorschriften
Joh. 15, 14.
ankommt. Diese Besserung
b)
nennt die
heilige
heil.
Schrift eine
Sinnesänderung
Sinnesänderung
(Busse
(Buße
)
Matth. 3, 2.
Act. 2, 38.
3, 19.
26.
8, 22.
und verbindet mit ihr den Glauben,
Marc. 1, 15.
Act. 20, 21.
begreifet zuweilen aber auch
alles,
alles
was dazu
gehöret,
gehöret
unter dem
Glauben an
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum
:
Christum
;
Marc. 16, 16.
Joh. 3, 15. 16. 18.
Röm. 1,
15.
16.
17.
3, 22. 24. 28. 30.
4, 5.
5, 1.
Eph. 2, 8.
welcher
allerdings, wenn er rechter Art ist, alles dieß theils voraussezt, theils in sich schließt, theils zur unausbleiblichen Folge hat, und welcher,
im weitläuftigern
Verstande
Verstande,
(
vergl.
§.
157.
) in der Annahme
1 Thess. 2, 13.
der ganzen Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi nach allen ihren
Theilen
nicht von einander zu trennenden Theilen,
(Lehren,
1 Cor. 15, 3.
Verheisungen,
Verheisungen
Hebr. 4,
1. 2.
1–2.
vergl.
Röm.
4, 16.
5, 1.
4, 16 – 5, 1
und Geboten,
1 Joh. 3, 3. 23.
14.
24.
Gebote
) bestehet.
Hebr.
Hebr
.
11, 1.
ff.
Und da dieser Glaube, wenn er rechter Art ist, nicht ein todes Wissen oder ein kalter Beifall, sondern eine lebendige
Ueberzeugung
Ueberzeugung
Ueberzeugund
und herzliche Annahme der gesammten Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi ist, so setzt er allerdings alles, was zur vollständigen Besserung des Menschen gehöret, theils voraus, theils schließt er es in sich, theils hat er es zur unausbleiblichen Folge.
Eben diese
Sinnesänderung
Sinnesänderung
c)
beschreibt die Bibel auch häufig mit
uneigentlichen Ausdrücken
, als eine
Bekehrung
Bekehrung des Menschen zu Gott,
(Jer.
Jer.
31, 18.
19.)
19.
Joel 2, 12. 13.
Matth. 13, 15.
26, 20.
Act. 3, 19.
26, 20.
eine neue Geburt oder Geburt aus Gott,
Joh. 3, 3.
1 Joh. 3, 9.
5, 1.
1 Petr. 1, 22.
Schaffung eines neuen Herzens,
Ps. 51, 12.
Ez.
Ezech.
36, 26.
neue Schöpfung nach dem Bilde Gottes, Eph. 4,
22.
24.
Col. 3,
9.
10.
Ablegung des alten und Anlegung des neuen Menschen,
Eph. 4, 22. 24.
Col.
5
3
, 9. 10.
Anziehen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi,
Röm. 13, 14.
u. s. w.
Den dadurch hervorgebrachten Zustand aber nennt sie den Geist, oder die göttliche, christliche, heilige Gesinnung,
Röm. 8, 1.
ff.
Gal. 5, 17. 22.
1 Joh. 4, 13.
vergl.
3, 9.
den neuen Menschen,
Eph. 4, 24.
eine neue Kreatur,
Gal. 6, 15.
u. s. f.
Doch werden einige dieser
Redensarten
Redensarten zuweilen
auch
vom
blossen
bloßen
Uebergang zum
Christenthum
Christenthume gebraucht.
Sinnesänderung
Die neutestamentlich-urchristliche Vorstellung der Buße (
μετάνοια
bzw.
μετανοέω
) bedeutet im Unterschied etwa zur Bekehrung (
ἐπιστροφή
bzw.
ἐπιστρέφω
) die Abkehr von einem verkehrten Lebenswandel in der Hinwendung zu Gott (vgl. etwa Mk 1,15). Hatte bereits Luther gegen die sakramentale Interpretation der römisch-katholischen Kirche auf die Grundbedeutung der
μετάνοια
zurückgegriffen und die Buße als Existenzform der Christen schlechthin verstanden, bahnte sich in der Auseinandersetzung von Orthodoxie und Pietismus eine Partikularisierung des Bußverständnisses im Sinne einer Konzentration auf den Sachverhalt der Reue an. Diese gipfelte in dem aufklärungstheologischen Anliegen, mit der „Sinnesänderung“ Religion und Moralität als Funktionen individueller Selbstdeutung plausibel zu machen.
1 Joh. 3, 3. 23. 14.
In der dritten Auflage ist wohl 1Joh 3,3.23.24 gemeint.
Col. 5, 9.
In der dritten und vierten Auflage ist wohl Kol 3,9 gemeint.
154.
Was zur
Sinnesänderung
Sinnesänderung erfordert werde
*)
, erkennet man leicht, wenn man überlegt, wie ein gebesserter Christ beschaffen seyn
solle
müße
, und dann
(§.
155.
156.
)
untersucht, was in einem
Sünder
Sünder vorgehen
müsse
müße
, wenn er diese Beschaffenheit erlangen
will
soll
. Der
Christ
Christ soll nämlich a) nach allgemeiner moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit, so wie
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus und seine Apostel sie gelehrt haben,
oder
oder,
welches einerley ist, nach der möglichsten Aenlichkeit mit
Gott
Gottes Urtheilen, Gesinnungen und Handlungen
, unabläßig streben.
(§.
127.
) b)
b.
Dieses Bestreben, wenn es stete seyn, zur Fertigkeit werden, und bis zur Würde einer christlichen
Tugend
Tugend sich erheben soll, muß aus einem willigen und kindlichen Gehorsam
fliessen
fließen
, c) der seinen Grund in
Liebe
Liebe und
Vertrauen
Vertrauen zu Gott hat. d) Soll aber Liebe und Vertrauen zu Gott in einem Sünder erweckt werden, der nicht durch Selbstbetrug geblendet ist, so muß er gewiß seyn, daß Gott ihm seine
Sünden
Sünde
vergebe. e) Da nun Gott uns nur um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen vergiebt,
(§.
143.
)
so muß der Mensch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum als denjenigen wirklich anerkennen und mit voller Zuversicht annehmen, der durch seinen unschuldig für die
Schuldigen
Schuldige
erlittenen
erlidtenen
Tod
(
vergl.
§.
144.
)
uns Vergebung
der Sünden
und
folglich auch
(§.
143.
d.
f
)
die
Seligkeit
Seligkeit zu
Wege
wege
gebracht habe. f) Und damit er geneigt gemacht werde, auch für seine eigene Person
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum als den Grund seiner
Hofnungen
Hoffnungen
anzunehmen,
so muß
und
ein ernstliches Verlangen nach der Theilnehmung an den durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum erworbenen Gütern in ihm erweckt
werden;
werden möge, muß
g)
welches durch
eine lebendige Ueberzeugung von
ein lebhaftes Gefühl
seiner Strafwürdigkeit
bewirkt wird
in ihm hervorgebracht werden
. h) Demnach muß der Mensch nicht nur Gottes Gebote kennen und darnach
sich
sie
prüfen, sondern es ist auch eine lebendige
Erkenntniß
Erkenntniß
Erkenntnis
und feste Ueberzeugung von der
Wahrheit
Wahrheit dessen nöthig, was die Bibel von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo als unserm Erlöser lehret. i) Da auch ein
Christ
Christ wohl wissen
kann
kan
und soll, daß der Heiligste und Allgerechte unmöglich Sünden vergeben
kann
kan
, so lange der Mensch zu sündigen fortfährt und an der Sünde ein Wohlgefallen hat, so muß er theils den ernsten Vorsatz fassen, von allen
Sünden
Sünden ohne Ausnahme abzulassen, den durch sie angerichteten Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen, und in allen Stücken einer ächten christlichen Tugend sich zu befleißigen; theils
k)
seine
begangenen
begangene
Sünden aufrichtig verabscheuen und bereuen;
k)
l)
welches eine richtige Kenntnis und
Beurtheilung
Beortheilung
der Sünde voraussetzt; die also zum Anfang der Besserung
erfordert
erfodert
wird.
*) a) Durch blosse noch so oft wiederhohlte Ermah
nungen, sich zu bessern, wird der
Religionslehrer
Religionslehrer bey dem Sünder nichts ausrichten. Er muß vielmehr deutlich und ausführlich zeigen,
wie
der Mensch es anzufangen habe, um besser zu werden, was zur vollständigen christlichen
Besserung
Besserung gehöre, und aus was für Gründen dasjenige, was die Bibel dazu erfordert, nöthig sey. Nur ein Unterricht dieser Art kann bewirken, daß der Mensch das Geschäft seiner Besserung mit Einsicht und Ueberlegung betreibe; daß er erkenne, er müsse
Busse
Busse thun nicht um Gottes willen oder um die begangenen Sünden gleichsam abzubüssen, sondern um sein selbst und seines eignen wahren Vortheils willen; daß er sich überzeuge, Gott habe nicht nach despotischer Willkühr, sondern nach seiner höchsten Weisheit und Güte den in der Bibel vorgezeichneten Weg zur Besserung vorgeschrieben, weil es wirklich der kürzeste und sicherste ist, gut und glücklich zu werden; und daß der Mensch das Vorurtheil ablege, die Bekehrung sey eine höchst lästige Sache, die man also natürlich so lange als möglich aufschiebe. Um nun einen zu diesen Zwecken eingerichteten vollständigen Unterricht über die wahre Beschaffenheit der christlichen Besserung zu geben, b) kann der Lehrer entweder
von dem Ziele
, zu welchem der Mensch durch die Besserung geführet werden soll, ausgehen, und immer weiter rückwärts bis zum Anfange des Weges, der eingeschlagen werden muß, um dorthin zu gelan
gen, zurückgehen: (§.
154.
) oder er kann seinen Standpunkt
bey dem Anfang des Weges
nehmen und zeigen, wie dieser Weg sicher zum Ziele führe, (§.
156
–
158.
) Beide
Methoden
Methoden haben ihren Nutzen, und können daher beide zu verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Absichten gebraucht werden. c) Ob aber gleich sowohl der Zweck der Besserung bey allen Christen eben derselbe ist, als auch die Mittel dazu einerley sind, und, wenn sie angewendet werden, nach einerley psychologischen Gesetzen wirken: so macht es doch die grosse Verschiedenheit der physischen und moralischen individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen und der Umstände, unter welchen ihre Besserung angefangen und fortgesetzt wird, unmöglich, alle an
einerley Methode
und Form und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden, wodurch nur zu liebloser Beurtheilung anderer, zu Heucheley, zu Aengstlichkeit, zum Aufenthalt im Fortschritt in der Besserung
etc.
Gelegenheit gegeben werden würde. Allein dem ungeachtet d) soll der Lehrer die natürliche und
gewöhnlichste
Ordnung
Ordnung, in welcher die zur vollständigen
Besserung
Besserung gehörigen Veränderungen in den Menschen zu erfolgen pflegen, nicht nur für sich fleißig durchdenken, sondern auch dem
Volk
Volke vortragen, um es vor Selbstbetrug zu verwahren und es zu richtigen, deutlichen und bestimmten Begriffen, was
christliche Sinnesänderung eigentlich sey und wie sie bewirkt werde, anzuleiten. Dem möglichen Schaden aber, der aus einer solchen methodischen Anweisung sonst entstehen könnte, wird
d r
Lehrer theils durch ausdrückliche Erklärungen, theils dadurch leicht vorbeugen, wenn er die zusammengehörigen Theile nicht immer in einer und ebenderselben Folge und Verbindung vorstellt. e) Besonders ist auch gründliche Belehrung über den
Werth
Werth lebhafter
Gefühle
Gefühle
bey dem Geschäfte der Besserung nöthig. f) Uebrigens bedient man sich billig, wenn man von der Sinnesänderung reden will,
eigentlicher
Redensarten
Redensarten
, erklärt aber doch auch die in der Bibel vorkommenden bildlichen, und zeigt, wie sie alle im Grunde einerley bedeuten.
155. Vergleicht man
dieß
dies
mit dem oben §.
115
–
117
.
115.
116.
115.
116.
117.
beschriebenen verderbten Zustande eines noch ungebesserten Menschen, so erhellet
α
) daß sowohl im
Verstand
Verstande
als im
Wille
Willen
eine
Besserung
Besserung vorgehen
müsse
müße
; obgleich die Wirkungen auf den einen nicht von den Wirkungen auf den andern getrennt werden können, und die Besserung des Willens eben dadurch erhalten wird, wenn dem Verstande die
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten nahe gebracht, und der Erkenntnis derselben hinlängliches Leben oder Wirksamkeit verschafft wird. Hier aus ergiebt sich auch schon,
β
) daß die
Sinnesänderung
Sinnesänderung nicht auf eine physische oder magische, sondern auf eine
moralisch
moralische
, der
vernünftig
vernünftigen freien Natur des Menschen angemessene Art, vorgehe. Und
dieß
dies
bezeuget auch die Bibel, indem sie lehret, a) daß die Besserung des Menschen vermittelst der erkannten Religionswahrheiten geschehe:
Luc. 8,
11 bis 15.
11–15.
Joh. 17, 3. 17.
Röm. 10, 14.
1 Thess. 2, 13.
Jac. 1, 18.
1 Petr. 1, 23.
vergl.
§.
162.
g.
Denn es
kann
kan
weder überhaupt eine religiöse
Gesinnung
Gesinnung angerichtet werden, ohne Kenntnis von Gott, von seinen Eigenschaften und
Werken
Wercken
, von der moralischen Natur und Bestimmung und dem Zustande des Menschen nach dem Tode;
Hebr. 11, 6.
noch
kann
kan
das Gott
Misfällige
Mißfällige
in unsrer Gesinnung und unsern Handlungen eingesehen und verabscheuet, oder ein Gott wohlgefälliger Gehorsam beschlossen werden, ohne Kenntnis dessen, was die göttlichen Vorschriften von dem Menschen fordern, (des Gesetzes) und was die Bibel von dem gegenwärtigen
verderbten
moralisch
moralischen Zustande des Menschen lehret; und eben so wenig
kann
kan
Liebe
Liebe und
Vertrauen
Vertrauen zu Gott erweckt und das aufwachende
Gewissen
Gewissen beruhigt werden, ohne Ueberzeugung von dem, was die Schrift von den göttlichen
Rathschlüsse
Rathschlüssen
Rathschlüßen
über die
Beseligung
Beseligung der sündigenden Menschen, von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo, von den Absichten seiner Sendung in die Welt und den
Früchten
Wirkungen
sei nes Todes, und von den Verheisungen und Zusicherungen, welche er den sich bessernden Sündern gegeben hat, uns saget. (des
Evangelii.
Evangelii
) Weiter lehrt die Bibel, b) daß das
bloße
blose
historisch
historische Wissen dieser
Wahrheiten
Wahrheiten nicht hinreiche, sondern daß eine lebendige Erkenntnis und eine stete Anwendung derselben auf sich selbst bey dem Menschen, wenn er gebessert werden soll, erfordert werde;
Act. 16, 14.
17, 11.
Jac. 1, 21.
23–25.
c) daß der Mensch, auch noch nach angefangener
Besserung
Besserung, um immer tiefere Einsichten in die
Religionslehren
Religionslehren Gott bitten,
Jac. 1, 5.
Eph. 1, 16–20.
1 Petr. 2, 1. 2.
und die Wahrheiten selbst fleißig wiederhohlen und andächtig betrachten müsse;
Jac. 1, 25.
d) daß er den Eindruck der Lehren auf sein
Herz
Herz hindern, und der erkannten Wahrheit widerstreben könne;
Matth. 7, 26.
Luc. 8, 13. 14.
Act. 18, 5. 6.
24, 25.
28, 24–27.
e) daß er die Gelegenheiten, zur Sünde hingerissen zu werden, sorgfältig vermeiden, hingegen alle Gelegenheiten, die zum Fortgange seiner Besserung beförderlich seyn können, suchen und benutzen, und f) überhaupt bey dem Geschäfte seiner Besserung
grossen
grosen
großen
Ernst und Eifer beweisen müsse.
Matth. 7, 13. 14.
1 Cor. 9, 24–27.
2 Cor. 7, 1.
Phil. 2, 12.
156.
Im Allgemeinen können (
vergl.
§.
152.
154.
Anm.
d. e.
c. d.
) die zusammengehörigen
Die grose Verschiedenheit der individuellen Beschaffenheit der Besserungsbedürftigen Menschen macht es zwar unmöglich, alle an einerley
Methode
Methode und Form, und an eben dieselbe Folge der zur Sinnesänderung zusammengehörigen Theile genau zu binden. Jedoch können mit Nutzen im Allgemeinen
die
einzelnen Stücke der
Sinnesänderung
Sinnesänderung
in
folgender natürlichen
folgende natürliche
Ordnung
Ordnung
beschrieben
gebracht
werden. Der Christ, a) bey welchem eine historische Kenntnis derjenigen Religionslehren, durch welche die Besserung bewirkt wird, (§.
155.
) vorausgesetzt werden
kann
kan
, oder der doch sie kennen zu lernen Gelegenheit hat,
Röm. 10, 14. 17.
muß b) vor allen Dingen zur Aufmerksamkeit und zum Nachdenken über diese Wahrheiten und über seinen
eignen
moralischen Zustand
gebracht
bebracht
werden;
Luc. 15, 17.
Act. 16, 30.
welches die göttliche Regierung auf sehr
mannigfaltige
mannichfalige
Art
veranstaltet
veranstalten kan
. c) Verweilet nun der Mensch bey der Betrachtung der
Wahrheiten
Wahrheiten, ohne durch Leichtsinn oder
vorsetzliche
vorsezliche
Ablenkung des Gemüths ihren Eindruck zu hindern,
Luc. 8, 12.
Act. 13, 46.
24, 25.
und denkt er an diese Wahrheiten in Beziehung auf sich selbst;
Act. 2, 37.
so wird d) die Erkenntnis derselben in ihm lebendig werden. e) Sein
Gewissen
Gewissen sagt ihm, er sey ein Sünder.
Ps. 32, 5.
51, 5.
Luc. 18, 13.
1 Joh. 1, 8–10.
Ps.
Ps
.
19, 13.
Die Vorstellung der Schändlichkeit, Strafbarkeit, und Schädlichkeit seiner bisherigen Gesinnungen und Handlungen, f) bringt in ihm ein Misfallen an sich selbst, nebst den
Empfindungen
Empfindungen der Schaam, Furcht und Reue hervor,
Jer. 31, 18. 19.
Joel 2, 12.
13.
13
Luc. 15, 17–19.
vergl.
2 Cor. 7, 9–11.
von welchen eine oder die andere stärker ist, je nachdem der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Wohlthäter,
Tit. 2, 11. 12.
1 Petr. 4, 1–3.
Röm. 2, 4.
oder als seinen Richter
Matth
.
Matth.
3, 7–10.
Hebr. 10, 29–31.
lebhafter sich denkt, oder die Vorstellung von dem sich selbst und andern zugefügten Schaden
Luc. 15, 17.
die Oberhand hat. Diese Empfindungen werden um so viel stärker oder schwächer, länger oder kürzer anhaltend seyn, je nachdem theils die
Empfindsamkeit
Empfindsamkeit des Menschen
grösser
gröser
größer
oder geringer ist, theils sein Gemüth zu der Zeit gestimmt ist, theils heterogene Vorstellungen und Empfindungen die
Wirkung
Wirckung
jener mehr oder weniger unterbrechen, theils die Betrachtung der zu diesem Zwecke dienlichen
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten fleißig
fortgesetzt
fortgesezt
oder unterbrochen
wird, theils die Wahrheiten auf eine die Leidenschaften mehr oder weniger erregende Art vorgestellt werden.
Es sind auch diese Empfindungen nicht sowohl um ihrer selbst willen nöthig, sondern es beruhet vielmehr ihr ganzer Werth auf den
Wirkungen
Wirkungen, die sie hervorbringen. Diese sollen seyn, g)
Folgen dieser Empfindungen sind,
daß der Mensch nicht nur die Sünde nie begangen zu haben wünscht, und sie aufrichtig zu verabscheuen anfängt,
Ez. 36, 31.
vergl.
2 Cor. 7, 11.
sondern daß auch h) die Ueberzeugung, er bedürfe einer
Besserung
Besserung, und der Wunsch, ein frommer und Gott wohlgefälliger Mensch zu werden, in den festen Vorsatz übergeht, nicht mehr zu sündigen, sondern sich zu bessern. Daß dieser Vorsatz ernstlich sey, beweiset er durch den treuen Gebrauch der zur Ausführung desselben dienlichen Mittel. Dahin gehöret die
fortgesetzte
fortgesezte
Betrachtung der Religionswahrheiten, das
Gebet
Gebet um göttlichen Beistand,
Ps. 51, 12. 13.
die Vermeidung der Gelegenheiten zum Sündigen, die Aufmerksamkeit auf seine Gedanken, Begierden, Reden und Handlungen, der Widerstand gegen die Reize zur Sünde vermittelst der erneuerten Erinnerung an die zur Unterlassung
derselben
der Sünde
antreibenden
der Sünde antreibende
Bewegungsgründe
Bewegungsgründe, Bereuung der gethanen neuen Fehltritte
u. s. w.
Weil aber eingewurzelte Neigungen und Gewohnheiten nicht so leicht besieget und in die
entgegensteheden
entgegenstehenden
verwandelt werden, auch die unordentliche Stärke der
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit den besten Vorsätzen im Wege stehet, und es dem Menschen noch an Kräften fehlet, das
Gute,
Gute
das er
will,
will
zu voll bringen, und den göttlichen Gesetzen einen uneingeschränkten und willigen Gehorsam zu leisten;
Röm.
Rom.
7, 15. 18. 19. 21. 23.
so bleiben die mehresten eine Zeitlang in diesem Zustande, da sie zwischen Tugend und Laster hin und her wanken. Ja
viele führen
bey vielen werden
die guten Vorsätze entweder gar nicht, oder nur zum Theil
aus
ausgeführt
, weil sie ihr aufge wachtes
Gewissen
Gewissen wieder einschläfern, es geschehe
dieß
dies
nun durch Vorurtheile,
Luc. 3, 8.
(
z. B.
es sey mit der Besserung zu spät, es habe damit noch Zeit, wir seyen so schlimm nicht als andere, man fordere allzuschwehre ja unmögliche Dinge, Gott werde nach seiner Barmherzigkeit und um des Verdienstes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen es nicht so genau mit uns nehmen, sondern den Willen für die That gel ten lassen
u. d. gl.
) oder durch Zerstreuungen und Leichtsinn,
Matth. 13, 19.
oder durch genährte Vorstellungen von den mit der
Sünde
Sünde verbundenen Vergnügungen und Vortheilen, denen man ungerne entsaget.
Matth. 13, 20‒22.
i) Fährt hingegen der Mensch in dem treuen
Gebrauche
Gebrauch
der schon erwähnten Mittel fort, so entstehet, neben der festen
Entschliessung
Entschließung
, durch eine vollständige
Sinnesänderung
Sinnesänderung wahrhaftig gut und christlich fromm zu werden, ein sehnliches Verlangen nach einer gründlichen Beruhigung des
Herz
Herzens,
Ps. 25, 6. 7. 11. 17. 18.
51, 3. 4. 9. 10. 11. 14.
welches durch die Lehren von der Allgemeinheit und
Grösse
Gröse
Größe
der Liebe Gottes, von
der
den
durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinem
Christum erduldeten Strafen unsrer Sünden und der durch seinen
Tod gestifteten
Versöhnung
Versöhnung, von der Bereitwilligkeit
Gottes,
Gottes
allen sich bessernden Sündern ohne Ausnahme um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen zu verzeihen, ihnen die Strafen zu erlassen und die
Seligkeit
Seligkeit
ihuen
zu schenken, (§.
128.
129.
144.
)
Joh. 3, 16.
Matth. 18, 11.
ff.
Luc. 19, 10.
immer mehr belebet und
vergrössert
vergrösert
vergrößert
wird.
Vergl.
Ps. 25, 6‒18.
k) Erkennet nun der Mensch die christlichen
Religionslehren
Religionslehren, und darunter insbesondere die nur erwähnten, für wahr und gewiß, findet er an sich bey sorgfältiger Prüfung seiner selbst die Merkmale eines sich
bessernden
Bessernden
, und wendet er demnach jene Sätze auf sich selbst an
, und eignet
er
sich den Inhalt derselben zu
;
1 Tim. 1, 15.
so entstehet in ihm die Hoffnung, und (oft nach und unter manchen Zweifeln) das feste
Vertrauen
Vertranen
auf Gottes
Zusage,
Zusage
und die gewisse Zuversicht, (der
Glaube
Glaube
an
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum, in engerer Bedeutung) daß Gott auch ihm
, und zwar
um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
willen,
willen
seine Sünden vergebe und sein gnädiger Gott sey, zu dem er sich, wofern er seine
Gnade
Gnade nicht wieder muthwillig verscherze, statt der verdienten Strafen, alles Guten in Zeit und Ewigkeit gänzlich versehen könne und dürfe.
Röm. 4, 5.
17‒21.
24. 25.
5, 1.
3, 22. 25. 28. 30.
Gal. 2, 16.
3, 11. 12. 13.
Ebr. 10, 19‒22.
157. So bald dieses Vertrauen zu Gott in dem Menschen erweckt und also das Gewissen desselben beruhigt
ist;
ist,
bringt die Betrachtung der
grossen
so grosen
grosen
Liebe Gottes und
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi und der er haltenen unverdienten Wohlthat,
von deren
Grösse
Größe
der Begnadigte innigst gerühret ist, a)
eine aufrichtige
Gegenliebe
Gegenliebe
und
Dankbarkeit
Dankbarkeit
hervor.
1 Joh. 4, 19.
2 Cor. 5, 14.
Und da diese stets unterhalten und vermehret wird, (wenn gleich die
Empfindung
Empfindung
Empfindungen
der Regungen derselben eben so wenig an
Stärke
Starke
sich immer gleich bleibet, als die
lebhaftere
Empfindung der Freude über die erlangte Vergebung)
so
ist
sind
sie die Quelle eines willigen und kindlichen
Gehorsam
Gehorsams
,
2 Cor. 5, 15.
1 Cor. 6, 19. 20.
Röm. 6, 11. 18.
welcher ein neues
Principium
Principium der moralischen Handlungen des Menschen wird, und in alles sein Thun und Lassen einen Einfluß hat.
Eph. 4, 32.
Tit. 2, 11‒14.
Nunmehr hat der Mensch
b)
Lust, Gottes Gebote zu hal
ten
. Denn er
ist von der Vortreflichkeit und Wohlthätigkeit der göttlichen Gesetze innigst und aus eigner Erfarung überzeugt, und
weiß, daß er seine dankbare
Liebe
Liebe zu Gott anders nicht als durch Haltung seiner Gebote,
(von deren Vortreflichkeit und Wohlthätigkeit er innigst überzeugt
ist),
ist,)
und insbesondere durch Liebe und thätiges Wohlwollen gegen
seine
seinen
Nebenmenschen
Nebenmenschen, erweisen
könne
kan
kann
,
1 Joh. 2, 3‒6.
4, 20.
5, 3.
und daß eben dieselbe Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi, der er seine
Beruhigung
Beruhigung und die
Gewißheit der wiederhergestellten
wiederhergestellte
Gnade Gottes verdankt, auch ausdrücklich und oft
bezeuge
bezeuget
, daß niemand ohne stetes Streben nach moralischer
Unsträflichkeit
Unsträflichkeit und ohne fortdauernden Eifer in der Tugend, der Gnade Gottes oder irgend ei nes durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum uns verschaften Guten theilhaftig seyn könne;
Matth. 7, 21.
1 Joh. 1,
6.
6
7.
3, 6‒10.
Röm. 6, 1‒6.
11‒14.
18. 19.
1 Cor. 6, 9. 10.
2 Tim. 2, 19.
Eph. 2, 10.
Tit. 2, 11‒14.
Hebr. 12, 14.
2 Petr. 1, 3‒11.
welcher Theil der Lehre
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu zugleich mit jenem, der der Grund unserer
Beruhigung
Beruhigung ist, geglaubt und mit vollem Beifall angenommen werden muß, keinesweges aber von jenem abgesondert werden
kann
kan
oder darf.
Gal. 5, 6.
Eph. 4, 19.
20.
ff.
1 Thess. 4, 7.
Jac. 2,
14‒16.
14‒26.
Der Mensch hat aber auch nunmehr
c)
Kräfte zur
Erfüllung
Erfüllung der göttlichen
Vorschriften
Vorschriften
. Denn sein Verstand ist
aufgeklärt
aufgeklärt und zur lebendigen
Erkenntnis
erkenntnis
der
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten gebracht;
Eph. 1, 17‒19.
5, 8. 9.
2 Tim. 2, 25.
er beschäftigt sich gern mit den Lehren der Religion, welche sowohl die Vorschriften selbst als die Bewegungsgründe zu Befolgung derselben ihm vorhält;
beide sind ihm, da er sich in Betrachtung derselben immerfort übt, stets gegenwärtig;
die Macht der
Sinnlichkeit
Sinnlichkeit, die den Menschen ehedem beherrschte, (§.
115
bis
117.
)
115
‒
117
)
115
‒
117.
)
ist durch die in ihm hervorgebrachte
Liebe
Liebe zu Gott, und durch die
erweckte
erwekte
überwiegende
Begierde
Begierde nach höhern moralischen und unsichtbaren, zum
Theil
theil
schon gekosteten zum
Theil
theil
aber mit der
größten
grösten
Zuversicht erwarteten
Röm. 5, 8. 9. 10.
8, 14‒16.
31.
ff.
Gütern dergestalt geschwächt, daß die Vorstellungen von der Bestimmung und den Pflichten des
Menschen
Christen
, die
unregelmäßigen
nnregelmäßigen
Begierden und
Leidenschaftem
Leidenschaften
im Zaum zu halten vermögend sind, und daß dem Menschen der wirkliche Gebrauch seiner
Freiheit
Freiheit wieder hergestellt ist, und der Wille der erkannten Wahrheit mit Leichtigkeit folgen
kann
kan
. So gelangt der Mensch
d)
zur wirklichen
Fertigkeit
Fertigkeit
in einem aus Liebe und Gehorsam gegen Gott entspringenden Bestreben nach allgemeiner
moralisch
moralischer
Vollkommenheit
Vollkommenheit.
158. Und so wäre denn alles bewirkt, was geschehen muste, wann dem so sehr in Verfall gerathenen Menschen geholfen werden sollte, (§. 127.) und
der
Mensch
Mensch
er
wäre in einen
gänzlich neuen
, von dem vorigen völlig verschiedenen, glücklichen und seiner erhabnen Bestimmung
gemäsen
gemäsen,
Zustand
versetzt
versezt
.
Röm. 12, 2.
Gal. 2, 20.
6, 15.
vergl.
5, 6.
(§.
153.
c.)
c.).
Nun ist er
geheiliget
Eph. 4, 24.
1 Thess. 5, 23.
Hebr. 12, 14.
1 Petr. 1, 16.
und zeigt in seinem ganzen Verhalten würdige Früchte seiner
Besserung
Besserung.
Matth. 3, 8.
7, 20.
Act. 26, 20.
Jede Gelegenheit zu Gottgefälligen Handlungen ergreift er gern,
Gal. 5, 25.
Phil. 4, 8.
und übt
sich
sich,
um Gottes
willen
willen,
in dem Kampfe gegen die zuweilen noch
aufsteigenden
aufsteigende
bösen
aufsteigende böse
Begierden
Begierden,
2 Cor. 7, 1.
Gal. 5, 16. 17.
Col. 3, 5‒9.
Hebr. 12, 1.
und in der ununter brochenen Erfüllung aller seiner
Pflichten
Pflichten.
Röm. 12, 1. 2.
Col. 1, 10.
Hebr. 12, 12. 13.
1 Petr. 1, 14. 15.
2 Petr. 1, 5‒10.
159.
a)
Aus jener Fertigkeit in einem aus kindlichem
Gehorsam
Gehorsam herrührenden Bestreben nach allgemeiner christlicher moralischer Vollkommenheit, (§.
157.
d.
) entspringen
die einzelnen frommen
innern und
äussern
äusern
Handlungen
eines bis zur
Heiligung
Heiligung gebesserten
Christ
Christen, oder die christlichen guten
Werke
Werke;
Matth. 5, 16.
Röm. 2, 7. 10.
Eph. 2, 10.
Col. 1, 10.
Tit. 2, 14.
welche
b)
nur dann die im
N. T.
erforderte Eigenschaften haben, wenn sie nach der Vorschrift des göttlichen Gesetzes
Matth. 15, 9.
und aus kindlichem Gehorsam
Röm. 12, 2.
2 Cor. 5, 15.
Phil. 1, 11.
verrichtet werden: obgleich dieser weder die einzige
Triebfeder
Triebfeder solcher Handlungen nothwendig seyn muß, noch auch es möglich ist, sich dieses Bewegungsgrundes jedesmal deutlich bewußt zu seyn. Jedoch kommt es vornehmlich, und eben so sehr als auf das Materielle der Handlung, auf den
Gemüthszustand
Gemüthszustand des Menschen und auf die
Gesinnung
Gesinnung, mit welcher er die That verrichtet, an;
Gal. 5, 22.
ob nämlich Liebe zu Gott in dem Menschen herrschend sey, und ob es sein unerschütterlicher Grundsatz sey, um Gottes willen
und um dessen heilige und liebevolle Absichten, so viel an ihm ist, zu befördern,
alles erkannte Gute zu thun, und alles erkannte Böse zu meiden.
Denn
Deun
wo
dieß
dies
nicht ist, da ist die
pflichtmäßigste
pflichtmäsigste
und nützlichste That keine christlich fromme Handlung oder gutes Werk, ob sie gleich übrigens
sehr
löblich und auch
Gott wohlgefällig seyn
kann
, und nicht unbelohnt bleiben wird
kan
.
Röm. 2, 14. 26. 27.
Act. 10, 4. 34. 35.
Vergl.
§.
152.
Anmerk.
a.
‒ Gute
Werke
Werke aber
c)
werden von jedem gebesserten Christen, so fern sie ihm zu thun möglich sind, nothwendig erfordert; (§.
157.
)
Gal. 5, 25.
1 Joh. 2, 6.
3, 7.
und ohnerachtet der Mensch
d)
dadurch unmöglich etwas bey Gott verdienen
kann
kan
,
Röm. 11, 35.
Luc. 17,
9.
10.
so hat sie doch
e)
Gott aus Gnaden zu belohnen
verheissen,
verheisen.
verheisen,
Röm. 2, 6. 7. 10.
1 Tim. 4, 8.
Hebr. 6, 10.
Matth. 25, 34.
ff.
wie sich dann der Grad der Belohnung nach dem Grade des
Eifer
Eifers den wir beweisen, keine
Gelegenheit,
Gelegenheit
in guten
Werke
Werken uns zu
üben,
üben
vorbeizulassen, richten wird. (§.
50.
c.
γ
.
103.
)
Matth. 25, 20‒29.
Gal. 6, 7.
2 Cor. 9, 6.
160. Die
moralisch
moralische Güte, zu welcher der Mensch nunmehr gebracht ist, bleibt indessen in diesem Leben immer
α
)
unvollkommen
unvollkommen
,
1 Joh. 1, 8.
2,
1.
1
Phil. 3, 12‒14.
und findet sich bey den Gebesserten in sehr verschiedenen Graden. Daher ist nöthig, daß der Christ nicht nur
β
) im Guten
beharre
(
vergl.
§.
sq.
)
1 Cor. 10, 12.
15, 58.
Hebr. 10, 35. 36.
2 Petr. 1, 10.
und
die
neuen
Fehltritte, welche er begehet, ernstlich bereue,
1 Joh. 1, 9.
Vergebung derselben bey Gott täglich suche,
Ps. 19, 13.
und seine guten Vorsätze oft wieder erneure; sondern daß er auch
γ
)
im Guten immer zu
wachsen
und
zuzunehmen
,
Phil.
Phil
.
3, 12‒15.
Col. 1, 10. 11.
2 Petr. 3, 18.
und zu einer Stärke und Festigkeit in der christlichen Tugend zu gelangen suche. Die
Mittel
Mittel
,
welche die Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu uns hiezu empfiehlt, Eph. 6,
13. 14.
1 Thess. 5, 6‒8.
3. 4.
sind a) Wachsamkeit über sich selbst,
1 Cor. 16, 13.
1 Petr. 4, 7.
b)
Gebet
Gebet,
Matth. 26, 41.
Luc. 21, 36.
Eph. 6, 18.
c) fleißige Betrachtung der
Religionswahrheiten
Religionswahrheiten,
Eph. 1, 16‒20.
6, 17.
Col. 1, 9.
1 Petr. 2, 2.
2 Petr. 3, 18.
und d) Besuchung des öffentlichen
Gottesdienst
Gottesdienstes,
Hebr. 10, 25.
e) nebst dem
Genusse
Genuße
des
heil.
Abendmahl
Abendmahls; (Siehe §.
165.
)
1 Cor. 11, 26.
f) stete Uebung des
Glaube
Glaubens,
Eph. 6, 16.
Phil. 3, 8‒10.
Col. 1, 23.
Hebr. 6, 11. 12.
1 Joh. 2, 1.
g) öftere Erneuerung der Empfindungen der
Liebe
Liebe gegen Gott und
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesum, vermittelst oft wiederhohlter Vorstellung der
ausserordentlichen
auserordentlichen
Anstalten zu unsrer Errettung, der
grossen
grosen
großen
uns wiederfahrnen moralischen Wohlthaten, und der unaussprechlichen
Seligkeit
Seligkeit
Seligkeit,
die unser wartet;
Hebr. 10, 19‒24.
12, 28.
1 Petr. 1, 17‒19.
h) Uebung in der Ver leugnung unsrer
selbst
selbst,
u. s. f.
Auch i) kommt Gott selbst durch die Regierung der Schicksale der Menschen ihnen öfters zu Hülfe, bald durch erwiesene Wohlthaten, bald durch zugeschickte Leiden und Trübsale;
Hebr. 12, 11.
Jac. 1, 2. 3.
daher der Christ auf diese
Führungen
Führungen Gottes aufmerksam seyn, und sie der Absicht gemäs zu benutzen trachten muß.
161. Diese Uebungen in der
Gottseligkeit
Gottseligkeit sind um so viel nothwendiger, da der gebesserte Mensch in seinen ehemaligen verderbten Zustand wieder
zurückfallen
kann
kan
; welches geschiehet, wenn er vorsätzlich sündiget, und also
den göttlichen Gesetzen
Gott
den Gehorsam aufkündiget.
Ezech. 3, 20.
1 Tim. 1, 19.
Doch stehet auch einem solchen, so lange er lebt, der Weg zu einer
abermaligen Besserung
abermaligen Besserung
offen.
Jes. 65, 2.
Luc. 22, 32.
Denn die Bibel lehrt nichts von einem Zeitpunkt in dem menschlichen Leben, hinter welchem es unmöglich sey, sich zu bessern und
Vergebung
Vergebung seiner Sünden zu erlangen.
Hebr. 3, 7. 13.
Ez. 18, 21‒23.
Matth. 18, 21. 22.
vergl.
6, 12.
Allein das ist
gewiß
gewis
, daß die
Besserung
Besserung
immer schwehrer
immer schwehrer
wird, je länger man sie aufschiebt, und je öfter der auf dem Wege der Besserung schon Begriffene zu seinem vorigen sündlichen Leben wieder
zurückkehrt,
zurückkehrt.
2 Petr. 2, 20‒22.
(
Hebr. 6, 4‒9.
) so wie es auch sehr unvernünftig ist, eine so wich tige Sache der höchst ungewissen Zukunft zu überlassen.
Hebr. 6, 4–9.
162. Nach der Lehre der Bibel ist der
Urheber der
bisher beschriebenen
Sinnesänderung
Sinnesänderung
*)
, Gott,
Ps. 51, 12.
(Jer.
Jer.
31,
31.
18.)
18.
Ezech. 11, 19.
36, 26. 27.
Act. 16, 14.
Eph. 2, 10.
3, 16. 20.
Phil.
(1, 6.)
1, 6.
2, 13.
1 Thess. 5, 23.
2 Thess. 2, 17.
Hebr. 13, 20. 21.
Jac. 1,
17.
18.
1 Petr. 1,
3‒5.
5, 10.
3.
und insbesondere der
heil.
Geist,
Tit. 3, 5.
1 Cor. 6, 11.
Eph. 3,
15.
16.
Denn der Mensch hat in seinem ungebesserten Zustande für sich weder Lust noch Kräfte, eine solche vollständige christliche Sinnesänderung in sich hervorzubringen, als oben beschrieben worden ist. Gott muste nicht nur diejenige
Religionswahrheiten
Religions wahrheiten bekannt machen,
Eph. 1, 9. 17. 18.
1 Joh. 2, 20.
welche, wegen ihres Inhalts sowohl als wegen ihrer auf göttlicher Autorität beruhen den
Zuverläßigkeit
Zuverlässigkeit
, kräftig und wirksam genug waren,
Röm. 1, 16.
1 Cor. 1, 18.
Jac. 1, 21.
daß durch sie, der
Grösse
Größe
des menschlichen Verderbens ungeachtet,
durch welche
eine solche
moralische Veränderung in den
Gesinnungen
Gesinnungen und Neigungen und in der
Handlungsart
Handlungsart des Menschen bewirkt, fortgesetzt und erhalten werden konnte;
Sinnesänderung bewirkt werden konnte,
sondern
Gott
er
muß auch
Gelegenheiten
Gelegenheiten
verschaffen
verschaffer
, theils daß der Mensch diese Wahrheiten erlernen
kann, (§.
129.
)
kan,
theils daß sie Eindruck auf sein Gemüth machen können.
Ueberdieß war bey der Größe des menschlichen Verderbens nöthig, daß Gott diesen Wahrheiten eine solche Kraft ertheilte, welche den Widerstand zu heben vermögte.
Röm. 1, 16.
1 Cor. 1, 18.
Die
Art und Weise
aber,
wie
Gott durch die Lehren der Religion auf die
Seelen
Seelen der Menschen wirke,
kann
kan
der
untheologisch
untheologische Christ ununtersucht lassen. Ihm ist es genug zu wissen, a) daß er die geschehene Besserung nicht sich selbst und seinen eignen Kräften beimessen dürfe, b) daß er Gott um seinen
Beistand
Beistand anrufen müsse, c) daß Gott seinen Beistand
niemanden
niemand
versage, d) daß die Besserung auf eine unsrer moralischen Natur völlig angemessene Art geschehe,
Luc. 8, 10‒15.
(§.
155.
) folglich e) weder unwiderstehlich,
Matth. 23, 37.
Joh. 7, 17.
2 Cor. 3, 4.
noch in einem Augenblicke; f) daß der Mensch dabey nicht müßig seyn, sondern die von Gott
verschaften
verschafte
verschafften
Gelegenheiten und
angeboteten
angebotene
Mittel fleißig brauchen müsse; g) daß die
Besserung
Besserung eines Christen anders nicht als durch die christliche Religionswahrheiten geschehe.
Matth. 13, 22.
23.
Eph. 1, 13.
1 Thess. 2, 13.
2 Tim. 3, 16.
2 Petr. 1, 3. 4.
(§.
155.
a.)
*) Mit den Spitzfindigkeiten des
System
Systems und den darauf sich beziehenden Streitigkeiten in der Lehre von der
Gnade
und den
Gnadenwirkungen
, werden Nichttheologen billig verschont. Was davon wirklich
praktisch
praktisch und gemeinnützig ist, läßt sich kurz zusammenfassen.
163. Auf eben dem Wege der
Sinnesänderung
Sinnesänderung, auf welchem der Mensch geheiliget wird, (§.
158.
) gelangt er auch zur
Begnadigung
und wird
beglückt
, welches man mit einer biblischen Redensart die
Rechtfertigung
Rechtfer
tigung
des Menschen
*)
zu nennen pflegt.
Röm.
Rom.
3, 20. 21.
(
vergl.
1, 17. 18.
)
22. 24. 26. 28. 30.
4, 2. 3.
5. 6. 7.
22–25.
5, 1.
2 Cor. 3, 9.
5, 18.
vergl.
Eph.
2,
2.
8.
(
vergl.
Vers 5. 6.
und Col. 2,
1.
17.
1, 14.
)
Das
Glück
Glück,
welches dem Menschen hierdurch zu Theil wird,
bestehet
α
)
bestehet
darin,
α
)
daß ihm alle bisher begangene Sünden um
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi willen (§.
143.
144.
) vergeben werden,
2 Cor. 5, 21.
19,
19.
14.
Röm. 4, 5–8.
3, 24. 25.
Act. 13, 38. 39.
so daß er von allen denjenigen Stra fen, von welchen
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus uns erlöset hat, (§.
143.
) wirklich befreiet ist.
Daher
Daher
β
)
darf der Mensch
von Gott, als dem Allgütigen,
alles Gute, wozu er nur eine
Empfänglichkeit
Empfänglichkeit hat, eben so zuversichtlich von Gott erwarten,
(
vergl.
§.
48.
a. §.
143.
d. e. f.)
als wenn er bisher nie gesündigt, Gottes Misfallen nie sich zugezogen, noch Strafen verdient hätte;
Röm.
8,
8.
32–34.
ob es gleich
gewiß
gewis
bleibt, daß der Mensch, wenn er ohne zu sündigen von Kindheit an
fromm
fromm gewesen wäre, oder weniger und minder schwehr gesündigt hätte, eine noch
grössere
grösere
größere
Empfänglichkeit zu
einem noch reineren
Genuß
Genusse
Genuß
noch
mehreres
mehreren
noch mehrerem
Guten haben würde.
β
)
Sonach hat er
Er hat
also auch
also auch
γ
)
eine sichere Anwartschaft auf die ewige
Seligkeit
Seligkeit, und die positiven Belohnungen des künftigen Lebens. (§.
102.
143.
)
Tit. 3, 7.
Daraus
folgt
δ
)
folgt
dann weiter,
Röm. 5, 1.
daß der
Begnadigte
Begnadigete
a) von aller ängstigenden
Furcht
Furcht befreiet
ist
,
Röm. 8, 15.
1 Joh. 3,
19–21.
10–21.
und
in seinem
sein
b) daß sein
Gewissen
Gewissen völlig beruhigt ist,
Röm. 8, 33.
b)
c) daß er eine fromme Freude über seinen glücklichen Zustand empfindet,
2 Cor. 13, 11.
Phil. 3, 1.
4, 4.
d)
daß er Gott als seinen liebevollen
Vater
Vater, und sich als dessen geliebtes Kind betrachten darf,
Röm. 8, 14–17.
Gal. 4, 5–7.
und des Wohlgefallens Gottes, so wie dessen
steter
ganz besondrer
Fürsorge (§.
77.
) sich getrösten
kann; und weiß, alles was ihm begegnet,
seyn
seyen
liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters;
Röm.
Rom.
8, 28.
35–39.
5, 3.
Hebr. 12, 4–11.
c)
kan; e)
daß er mit kindlichem Zutrauen alle seine Anliegen Gott im
Gebet
Gebet vortragen
darf;
darf,
Röm. 5, 2.
8, 15. 26. 27.
Hebr. 4, 16.
Jac. 1, 5. 6.
Matth.
Matth
.
7, 11.
d)
f)
daß er
eine
fromm
fromme Freude über seinen jetzigen glücklichen Zustand empfindet;
2 Cor. 13, 11.
Phil. 3, 1.
4, 4.
e)
weiß, alles was ihm begegnet, seyen liebreiche Schickungen seines gnädigen Vaters
Röm. 8, 28.
35–39.
5, 3.
Hebr. 12, 4–11.
g)
daß er mit getroster Freudigkeit die ewige
Seligkeit
Seligkeit hoffen,
Röm. 5, 2.
Tit. 2, 13.
Hebr. 9, 28.
und daher
f)
h)
dem Tode muthig entgegen sehen
kann
kan
.
Phil. 1, 21. 23.
2 Cor. 4, 2. 4.
*) Wenn man bey dieser Lehre nur polemische Rücksichten bey Seite setzt, die unter den biblischen Ausdrücken liegenden Begriffe richtig entwickelt, und das, worin die sogenannte Rechtfertigung eigentlich bestehet, von dem, was unmittelbar oder mittelbar aus ihr folgt, unterscheidet, so ist die ganze Lehre simpel und leicht.
164. Zu dieser Begnadigung
a)
gelangt der
Christ
Christ
(§.
130.
)
anders nicht als
durch den
Glaube
Glauben
;
Röm.
Rom.
3,
20,
20.
21. 22. 25. 27. 28. 30.
4, 3. 5. 10. 11. 12. 20. 21. 22. 24.
5, 1.
Act. 26, 18.
nämlich denjenigen Glauben an
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum, der §.
156.
nr.
k. beschrieben ward, mehrere Theile der vollständigen christlichen
Sinnesänderung
Sinnesänderung voraussetzt,
(§.
156.
b–h.)
und
die übrigen, nämlich
wahre Liebe zu Gott, willigen Gehorsam, Lust und Kraft die göttliche Vorschriften zu erfüllen, und ein unabläßiges
Streben,
Streben
Gott in allen Gesinnungen und Handlungen immer
ähnlicher
änlicher
zu werden,
unausbleiblich
hervorbringt,
(§.
157.
)
und sich in guten Werken
äussert
äusert
.
(§.
158.
159.
)
Denn
blosser
bloser
bloßer
historischer Glaube, oder leichtsinniges Berufen auf
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Verdienst oder Gottes Barmherzigkeit und Verheisungen, bey einem noch ungebesserten
Herz
Herzen,
kann
kan
niemand berechtigen, sich unter die Begnadigten, denen ihre Sünden vergeben sind, zu zählen.
b)
Hingegen
kann
kan
man auch die
Begnadigung
Begnadigung nicht verdienen,
Röm. 4, 4. 5.
weder durch Bereuung der Sünden, noch durch fromme Handlungen, oder auch christlich gute Werke.
(§.
143.
)
Denn wenn gleich jene vorausgesetzt wird, und diese unausbleiblich erfolgen müssen
Eph. 2, 9. 10.
und nothwendig sind, (§.
159.
)
so daß der Begnadigte der erlangten
Gnade
Gnade sich selbst wieder verlustig machen würde, wenn er es am
Eifer
Eifer in der Ausübung guter
Werke
Werke fehlen lassen wollte; wie dann auch eben dieser fromme Eifer das einzige sichere Merkmal ist, daß unser
Glaube
Glaube rechter Art, und wir also wahrhaftig Begnadigte seyn:
Joh. 15, 10.
Röm. 8, 9. 14. 16.
1 Joh. 2, 4. 5.
3, 10. 21.
so spricht doch
Paulus
Paulus ausdrücklich den Einfluß in
die Erlangung der
unsre
Begnadigung den Werken ab,
Röm.
Rom.
3, 20. 28.
4, 2. 4. 5.
Eph. 2, 9.
unter welchen er
(nach meiner
*)
Einsicht)
nicht
bloß
blos
die nach den Vorschriften des
Mose
Mosaischen Gesetzes, sondern auch die nach dem Natur und
Moralgesetz
Mo ralgesetz verrichteten Werke verstanden haben muß, indem er theils im ganzen Zusammenhange von
Uebertretungen
Ubertretungen
dieses
letztern
leztern
Gesetzes, deren sich Heiden
eben
sowohl als Juden schuldig machten, redet,
Röm. 1, 21.
24.
24
28–32.
2, 6. 7. 10. 14. 15. 21. 22. 23. 26. 27.
3, 10–21.
theils auch solche Werke, dergleichen
Abraham
Abraham
Abraham
, den das
Mose
Mosaische Gesetz nichts angieng,
Gal. 3, 17. 18.
thun konnte,
ausschliesset
ausschließet
.
Röm.
Rom.
4,
2–5.
2–5
,
13. 20. 21. 22.
Dagegen behauptet er, wir würden umsonst und ohne unser
Verdienst
Verdienst begnadigt,
Röm.
Rom
3, 24.
4, 4. 5.
um der durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum geschehenen
Erlösung
Erlösung willen,
Röm. 3, 24.
4, 25.
5, 9.
welche der Mensch durch den
Glaube
Glauben annimmt und auf sich anwendet.
c)
Daß aber gerade der Glaube dasjenige ist, wo durch der Mensch der
Begnadigung
Begnadigung wirklich theilhaftig wird, ist nicht nur der Natur der Sache höchst angemessen, und zur Beförderung der christlichen Tugend, die vom ächten Glauben unzertrennlich ist, sehr geschickt, sondern scheint auch vornehmlich um
deswillen
deßwillen
von Gott so angeordnet zu seyn, weil
unerschütterliches
Vertrauen auf Gottes
Zusage und
Verheisung
Verheisung unstreitig die ihm wohlgefälligste Verehrung ist.
Röm.
Rom.
4, 20. 21. 22.
*) Es kommt alles auf den Zusammenhang des ganzen
Raisonnements
Raisonnements
Paulus
Pauli
Röm. 1–4.
an
.
Zwar hat der Apostel freilich zur nächsten Absicht, die thörichte Einbildung der Juden und ihr höchstschäd
liches Vertrauen auf ihre Abstammung, ihre Beschneidung, ihre Beobachtung der im
Mose
Mosaischen Gesetz vorgeschriebenen äusserlichen Handlungen, und auf ihre vermeinte
National-Heiligkeit
National-Heiligkeit zu bestreiten. Aber um dies nachdrücklicher thun zu können, faßt er wohlbedächtig die Sache mehr im Allgemeinen, und leugnet überhaupt, daß irgend ein Mensch, selbst
Abraham
Abraham
nicht ausgenommen, um seiner Werke willen die Begnadigung erlangt habe, oder erlangen könne; ungefähr so, wie es auch
Luther, Martin
Luther
machte, als er der Verdienstlichkeit dessen, was zu seiner Zeit für gute Werke galt, und dem Vertrauen auf dergleichen eigne oder fremde Werke widersprechen mußte. Man hat auch nicht Ursach, durch den möglichen Mißbrauch dieser Lehre sich von dem Vortrage derselben abschrecken zu lassen. Denn nicht zu gedenken, daß auch andere sehr wichtige Lehren,
z
.
B.
von der unendlichen Güte Gottes, von der Vorsehung
u. a. m.
wenn sie mißverstanden werden, gröblich mißbraucht werden können; so wird allem Schaden leicht vorgebeugt werden, wenn der
Lehrer
Lehrer der Religion nur die wahre Beschaffenheit des Glaubens, den
Paulus
Paulus empfiehlt, sorgfältig und deutlich auseinander setzt, und immer dabey zugleich auf die Stellen des
N. T.
hinweiset, in welchen die unnachläßliche Nothwendigkeit der christlichen
Rechtschaffenheit
Rechtschaffenheit und eines ununterbrochenen redlichen Eifers in Vollbringung Gott wohlgefälliger Werke eingeschärft wird.
165. Zu den Beförderungsmitteln der christlichen
Tugend
Tugend (§.
160.
c.
e.
) gehöret auch der Genuß des
heiligen
Abendmahl
Abendmahls
, welche
religiöse
gottesdienstliche
Handlung
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus kurz vor seinem Leiden und Sterben eingesetzet,
Matth. 26, 26–28.
Marc.
14,
14.
22–24.
Luc. 22, 19. 20.
und als eine solche, welche die Christen aller folgenden Zeiten, zu oft wiederhohlten malen, begehen sollten, verordnet hat.
1 Cor.
10,
10;
16. 17. 21.
11, 20–29.
Sie bestehet aber
darin
darinn
, daß wir nicht nur Brod sondern auch Wein, welche (durch eine
gottesdienstlich
gottesdienstliche Person) feierlich dazu bestimmt worden,
1 Cor. 10, 16.
zur Erneuerung des Andenkens an
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum, seinen Tod, und dessen Folgen,
1 Cor. 11, 24. 26.
Luc. 22, 19.
(gemeinschaftlich
1 Cor. 10, 17.
11, 20. 21. 22. 33.
34.
)
34.
gemeinschaftlich
essen und trinken.
166. Daß wir, indem wir Brod und Wein bey dem Abendmahle essen und trinken, zugleich
den
des
für uns
getödteten
getödeten
Leib
Leibes
, und
das
des
zur Vergebung unsrer Sünden
vergossene
Blut
vergossenen
Blutes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
empfangen
theilhaftig werden
, lehret
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus in den Worten der Einsetzung:
dieß
dies
ist mein Leib,
dieß
dies
ist mein
Blut;
Blut,
vergl.
2 Mos. 24, 8.
Blut, deutlich,
deutlich,
und
Paulus
Paulus
bestätigt es
, wenn er sagt, daß wir im Abendmahle an dem Leibe und Blute
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi theilnehmen,
1 Cor. 10, 16.
und daß man durch unwürdiges Verhalten bey dem
Genusse
Genuße
des
Abendmahl
Abendmahls sich an dem Leibe und Blute des Herrn versündige.
1 Cor. 11, 27. 29.
Die Frage aber,
wie
*)
wir den Leib und das Blut
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi empfangen, welche zu beklagenswürdigen Spaltungen Anlaß gegeben hat, wird
von den
Theologen
der verschiedenen
Kirchenpartheien
Kirchenpartheien
Kirchenparteien
nach verschiedenen Hypothesen, die freilich nicht von gleicher Güte sind, beantwortet.
aus triftigen Gründen nach dem Lehrbegriffe unsrer
Kirche
Kirche so beantwortet: der Leib und das Blut
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi seyen denen, welche das Brod und den Wein genießen, selbst ihrer Substanz nach, auf eine unerklärbare und in ihrer Art einzige Weise, gegenwärtig, und werden von ihnen zugleich mit jenen sichtbaren Zeichen wahrhaftig empfangen.
Für den
Christ
Christen
aber ist die Hauptsache, die Zwecke und den
Nutzen
Nutzen dieser heiligen Handlung zu wissen, aus deren Betrachtung sich auch ergiebt, mit welcher Gemüthsfassung man dieselbe vornehmen müsse.
(§.
152.
Anmerk.
k.)
*) Gottlob, daß die ehemalige
Streitsucht
Streitsucht über diese Frage sich allmählich verlohren hat, und daß man daher desto weniger Bedenken zu haben braucht, bey den deutlichen Worten des
N. T.
stehen zu bleiben, und die Christen allein auf das hinzuweisen, was ihnen wahrhaft nützlich und tröstlich seyn kann. Als Theolog aber muß der
Religionslehrer
Religionslehrer doch auch die Meinung seiner Kirche mit ihren Gründen kennen.
von den Theologen der verschiedenen Kirchenpartheien nach verschiedenen Hypothesen
Wenngleich die Reformatoren die katholische Lehre von der Transsubstantiation einvernehmlich ablehnten, entzündeten sich an den Deutungen Martin Luthers und Ulrich Zwinglis (1484–1531) auch zunehmend innerreformatorische Auseinandersetzungen. Im sog. ersten reformatorischen Abendmahlsstreit hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während Zwingli von einem geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahl ausging. In dem sog. zweiten reformatorischen Abendmahlsstreit der 1550er Jahre bildete die Lehre von der Ubiquität Christi den Deutungsrahmen für die Begründung der Realpräsenz Christi. Die Konkordienformel hielt Realpräsenz und Ubiquität Christi gegen das katholische und das auf Zwingli bzw. Johannes Calvin (1509–1564) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis fest.
167.
Nämlich
das
Abendmahl
Abendmahl ist a) eine sinnliche und rührende Vorstellung der
eigenthümlichen
Hauptlehre
Hauptlehre der christlichen Religion, von der durch den Tod
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi geschehenen
Erlösung
Erlösung der Menschen, und b) ein feierliches Bekenntnis dieser
grossen
grosen
großen
Wahrheit. c) Wer nun dieselbe von Herzen glaubt, (§. 156.) dem werden alle durch
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi Tod uns erworbene Güter (Vergebung der Sünden, das Recht auf die künftige Seligkeit
etc.
) wirklich zugeeignet, und d) er hat davon jedesmal die feierlichste Versicherung im Abendmahle, e) durch welche sein
Glaube
Glaube gestärkt, und also auch seine
Liebe
Liebe zu Gott und sein williger Gehorsam unterhalten und befördert werden. f) Weil aber
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus mit seinem Blute den neuen Bund (die göttliche Zusage, daß alle, welche sich in die vorgeschriebene Ordnung begeben, §.
156
bis
159.
156
–
159
156
–
159.
begnadiget werden, §.
163.
) versie gelt hat, so
übernimmt
übernimt
derjenige, der im Abendmahle
des Leibes und Blutes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi
Leib und Blut empfängt,
theilhaftig wird, (§.
166.
)
die stärkste
und feierlichste
Verpflichtung, in allen Stücken dieser
Ordnung
Ordnung sich gemäs zu verhalten.
(§.
142.
d.)
Hiernächst g)
kann
soll
auch durch
gemeinschaftlich
gemeinschaftlichen Genuß dieses Mahles
dieses gemeinschaftliche Mahl
der gemeinschaftliche Antheil an allen Gütern, welche die Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu gewähret, vorgestellet, und das Band der brüderlichen Liebe unter den Christen enger geknüpft
werden.
werden
1 Cor. 10, 17.
168.
Folglich
a)
ist es am schicklichsten,
sollte billig
(§.
167.
b. g.)
diese
religiöse
Gottesdienstliche
Handlung, wo möglich, in der öffentlichen
Versammlung
Versammlung der Christen
vorzunehmen
vorgenommen werden
. b) Wer sich nicht zur Religion
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu bekennet, oder wer zur Betrachtung der im
Abendmahl
Abendmahle sinnlich vorgestellten Wahrheiten ganz unfähig ist,
kann
kan
an dieser Handlung nicht theilnehmen.
c)
e)
Niemand hat den vollen
Nutzen
Nutzen von derselben (welcher ganz
moralich
moralisch
moralisch
ist, und mithin sich nicht auf den Körper bezieht), der sich nicht in der vorhin erwähnten
Ordnung
Ordnung befindet, oder sich in sie begiebt. d) Der Kommunikant soll sich lebhaft an die
grossen
grosen
großen
Wahrheiten erinnern, welche das Abendmahl so rührend vorstellt; nämlich an die Lehren von der
Liebe
Liebe Gottes, welche er in Sendung seines Sohnes bewie sen, von der Liebe
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi gegen uns, welche ihn bewog für uns zu leiden und zu sterben, und von den
grossen
grosen
großen
Folgen des für uns übernommenen Todes Jesu. Andächtige Betrachtung die ser Wahrheiten, und die Erwägung der bey
würdigem Genusse
dem Genuße
des Abendmahls
geschehenden
geschehenen
Zueignung aller Früchte des Todes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi, soll der Kommunikant seine Hauptbeschäftigung seyn lassen, und e) dadurch die
Empfindungen
Empfindungen des lebhaftesten Danks in sich nähren, zum Lobe Gottes und zum
Preise
Preiße
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christi sich ermuntern, und in den
Gesinnungen
Gesinnungen,
Gesinnungen
welche das
Christenthum
Christenthum fordert, besonders
auch
aber
in den
Gesinnungen
Gesinnungnn
eines allgemeinen Wohlwollens gegen seine
Mitchristen
Mitchristen, sich befestigen. f) Dem allem zu
Folge
Folgen
wird er zwar ohne Leichtsinn, der
höchst strafbar
höchststrafbar
seyn würde, aber auch ohne abergläubische
Furcht
Furcht, mit Ehrfurcht und inniger religiöser Freude, diese Gedächtnisfeier des für ihn so wohlthätigen Todes
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesu begehen, und eine so erfreuliche und ihm so vortheilhafte Handlung gern und oft wiederhohlen.
169. Zur Beförderung des würdigen Genusses des Abendmahls hat die Kirche vor demselben
die
Beichte
Beichte
verordnet, in welcher denen, die ernstlich bezeugen, daß sie sich in die vorgeschriebene
Ordnung
Ordnung begeben, die Vergebung ihrer Sünden und die Gnade Gottes von einem Prediger angekündigt wird. Diese
Handlung, ob sie gleich von
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christo nicht vorgeschrieben und mancherley Mißbrauch unterworfen ist, kann doch da, wo sie einmal eingeführt ist,
Handlung kan
dazu
genutzt werden
dienen
, die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihren
Gemüthszustand
Gemüthszustand zu befördern; ihnen eine Veranlassung zu geben, daß sie manche Anliegen ihres
Herz
Herzens ihrem Lehrer freier entdecken, und von diesem einen nähern, ihren Umständen angemessenen, Unterricht bekommen können; ihnen die Anwendung der göttlichen Zusagen auf sich selbst zu erleichtern etc.
170. Die
Taufe
Taufe und das
Abendmahl
Abendmahl
Abendmal
belegen die Theologen mit dem gemeinschaftlichen Namen der
Sakramente
Sakramente
*)
, weil diese
äussere
äusere
religiöse Handlungen
dieß
dies
mit einander gemein haben, daß sie nicht nur feierliche
Bekenntnisse
Bekenntnisse der christlichen Religion, und sinnliche
Vorstellungs-
Vorstellungs
und Erinnerungsmittel der wichtigsten Wahrheiten derselben sind, sondern auch von Gott mit der angehängten
Verheisung
Verheisung verordnet sind, daß denenjenigen, welche der Einsetzung gemäs diese Handlungen begehen, gewisse unsichtbare geistliche Güter
(§.
(§
151.
b. c. und §.
167.
d. e.)
mitgetheilt werden. – Beide, (und mehrere hat
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christus, dessen Religion nicht in
äussern
äusern
Gebräuchen bestehen sollte, nicht befohlen,) empfehlen sich durch die Leichtigkeit, mit der sie allenthalben vorgenommen werden können, durch ihre
Simplicität
Simplicität, und durch ihre Bedeutsamkeit und Schicklichkeit zu ihrem Zwecke, nicht nur in Hinsicht auf die zur Zeit der Anordnung lebende Menschen, sondern auch in Ansehung der Christen aller folgenden Zeiten. Aus ihnen leuchtet die unermeßliche Güte und Weisheit ihres Stifters eben so
sehr
hervor, als aus allen
Lehrsätze
Lehrsätzen seiner Religion, die niemand, der nicht ganz verwildert ist, richtig kennen
kann
kan
, ohne sie zu lieben, von ihrer Vortreflichkeit gerührt zu seyn, ihre Göttlichkeit einzugestehen, sie für die
größte
gröste
Wohlthat, die ihm Gott erwiesen hat, anzuerkennen, und täglich Gott für das
Glück
Glück, ein
Christ
Christ zu seyn, zu
danken
dancken
. Möchten doch alle, welche
den edlen
Beruf
Beruf haben,
das
Volk
Volk
Volck
in dieser göttlichen Religion
zu
unterrichten
sollen
, sie in ihrer
wahren,
wahren
simpeln, ehrwürdigen, einnehmenden Gestalt darstellen, und nicht durch unweises Aufdringen entbehrlicher
Spekulationen
Spekulationen die Herzen vieler, zum Theil gutmeinender, Menschen von ihr entfernen.
*) Dieser Begrif, den man in den Schulen der Theologen von dem was Taufe und Abendmahl mit einander gemein haben, abstrahiret hat, könnte in der populären Dogmatik ganz entbehret werden. Da aber schon die
Katechismen
Katechismen das Wort und die Sache haben, so muß wohl der
Religionslehrer
Religionslehrer einigen Unterricht darüber ertheilen. Nur verspare er denselben, bis er von der Taufe und dem Abendmahle einzeln gehandelt hat. Denn von dem Begrif Sakrament ausgehen, und dann ihn auf Taufe und Abendmahl anwenden, ist gegen die Regeln einer guten Methode und bedenklich.
Ende
.
Druckfehler.
Seite 32.
Zeile 20. hinter Marc. 16, 15. 16.
setze hinzu: Joh. 17, 20.
S.
70.
Z.
19.
statt
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Jesum lies:
Christus, s. Jesus Christus
Jesus Christus
Christum.
S.
73.
Z.
4.
statt 50 lies 30.
S.
119.
Z.
9. von unten
lies: System.
S.
123.
Z.
8.
statt e) lies c)
S.
172.
Z.
20.
statt 12 lies 42.
S.
197.
Z.
2. von unten
lies: 1 Joh. 2, 2. 4, 10.
S.
210.
Z.
17. hinter
theils
rücke ein: auf die Reinigkeit der Lehre, theils.
Seite 57.
Zeile 8. von unten
lies: denken.
S.
85.
Z.
23.
lies: b) Diese neuen.
S.
92.
Z.
10. statt e) lies: c).
S.
98.
Z.
14.
lies: 5 Mos. 28. 5, 29. (im Hebr. 26.) Jes. 1, 19.
S.
105.
Z.
25.
lies: 1 Mos. 6, 13.
Z.
26.
lies: 1 Cor. 5, 3. 4. 5.
Jena
gedruckt mit Stranckmannischen Schriften.
Erläuterungen
Register
Das
Bibelstellenregister
enthält die im Original nachgewiesenen Bibelstellen. Das
Personenregister
gibt die Namen in Anlehnung an die Gemeinsame Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek wieder, auch wenn sie im Original abweichend notiert wurden. Das
Sachregister
folgt dem graphematischen Bestand des Textkorpus und erfordert eine assoziative Nutzung unter Berücksichtigung orthographischer Varianz. Die Begriffe „Religion“, „Gott“ und „Bibel“ werden aufgrund ihrer Häufigkeit im gesamten Werk nicht verzeichnet. Ergänzend zum Sachregister ist die kritische Wiedergabe des Inhaltsverzeichnisses zu konsultieren.
Bibelstellen
Personen
Sachen