Vorwort Die „Bibliothek der Neologie“ verfolgt das Ziel, zehn zentrale, in sich geschlossene Texte oder Textsammlungen der den Kernbestand deutscher Aufklärungstheologie markierenden Neologie in kritischer Hybrid-Edition und damit in einer für die interdisziplinäre Forschung und den akademischen Unterricht gleichermaßen geeigneten Darbietung bereitzustellen. Als Auswahlkriterien dienen dabei insbesondere die repräsentative Bedeutung der Verfasser, die fächerübergreifende Relevanz und gattungsspezifische Streuung der Texte, die in diesen Texten erfolgte exemplarische Bearbeitung einer für die Aufklärungsepoche zentralen Problemstellung sowie die diesen Werken zukommende geistesgeschichtliche und kulturwissenschaftliche Dignität. Der vorliegende Band präsentiert die „Anweisung zur Bildung angehender Theologen“ aus der Feder des in Halle lehrenden Theologen Johann August Nösselt (1734–1807). Mit dieser „Anweisung“ wurde erstmals eine bedeutende, auf die Evangelische Theologie bezogene fachwissenschaftliche Enzyklopädie vorgelegt, die das gesamte Stoffgebiet systematisch ordnet und unter dem Leitgesichtspunkt seiner berufspraktischen Anwendung darstellt. Das Werk ist in der zweiten und dritten Auflage jeweils mit signifikanten Änderungen, Ergänzungen und Umordnungen versehen, die sich in unserer kritischen Textdarstellung mühelos nachvollziehen lassen. Die „Editorische[n] Hinweise“ halten die notwendigen technischen Informationen bereit. Die sachbezogene „Einleitung“ sowie die „Erläuterungen“ und Register werden ein Übriges tun, um diesem gattungsspezifischen Klassiker die wissenschaftliche Aufmerksamkeit zu vermitteln, die er verdient. Die unter der Federführung von Albrecht Beutel stehende „Bibliothek der Neologie“ wird in ihrem editionswissenschaftlichen Teil an der durch Olga Söntgerath geleiteten Arbeitsstelle Münster, in ihrem informationswissenschaftlichen und -technologischen Teil an der zunächst von Heike Neuroth, dann von Mirjam Blümm, danach von Jan Brase geleiteten Arbeitsstelle Göttingen erstellt. Die Namen aller wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auf unserer Homepage in der fortlaufend aktualisierten Projektvorstellung (www.bdn-edition.de) verzeichnet. Ein Editionsprojekt dieser Größenordnung kann nur als ein Gemeinschaftsunternehmen realisiert werden. Unser herzlicher Dank gilt allen, die daran zielführend mitgewirkt haben. Desgleichen danken wir der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ihre großzügige Unterstützung sowie dem Tübinger Wissenschaftsverlag Mohr Siebeck für die vorzügliche Herstellung des Bandes. Möge er sich, weit über den Bereich „angehender Theologen“ hinaus, als eine kulturwissenschaftliche „Anweisung zur Bildung“ bewähren! Münster , den 2. Mai 2019 Albrecht Beutel / Olga Söntgerath Inhaltsverzeichnis Editorische Hinweise und Siglen Die Bibliothek der Neologie als Hybrid-Ausgabe Die Bibliothek der Neologie. Kommentierte kritische Auswahledition in zehn Bänden entsteht im Rahmen eines durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Langzeitprojekts am Seminar für Kirchengeschichte II (Reformation, Neuere und Neueste Kirchengeschichte) der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in Kooperation mit der Abteilung Forschung und Entwicklung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Die Bibliothek der Neologie (BdN) ist eine hybrid angelegte Ausgabe, die sowohl digital als auch gedruckt verfügbar gemacht wird. Die verschiedenen Ansichten im Internetportal www.bdn-edition.de. wie auch die Printversion werden aus einem Datengesamtbestand generiert, d.h., alle Informationen, die sowohl für die digitale als auch für die printtechnische Manifestation notwendig sind, sind in einem Datensatz enthalten. Somit gehören sie untrennbar zusammen. Auch in ihrer Benutzung sollten sie sich gegenseitig ergänzen, damit die Leser von den Vorzügen und Möglichkeiten beider gleichermaßen profitieren können. Der Satz für den Print wird von der Göttinger Abteilung erstellt. Zum edierten Werk Das Werk Anweisung zur Bildung angehender Theologen von Johann August Nösselt liegt in insgesamt drei Auflagen vor, wobei die ersten beiden Auflagen von 1786/89 und 1791 noch zu Lebzeiten Nösselts (1734–1807) in Halle erschienen sind. Die dritte Auflage ist elf Jahre nach dem Tod des Autors und 27 Jahre nach der Veröffentlichung der zweiten Auflage von seinem Schüler August Hermann Niemeyer (1754–1828) auf Bitten des Verlags überarbeitet, um neuere Literaturangaben erweitert und auf den damals aktuellen wissenschaftlichen Stand gebracht worden. 1818/19 gelangte sie dann zum Druck. Der vorliegende Band macht alle drei Auflagen in kritischer Darbietung zugänglich. Auch wenn die letzte Ausgabe manche Ergänzungen, Modifikationen und Präzisierungen zweiter Hand erfuhr, so erscheint es wegen ihrer großen Verbreitung und zuverlässigen Erarbeitung doch unverzichtbar, sie als eine wichtige Textquelle in die vorliegende Ausgabe einzubeziehen. Niemeyer war stets bemüht, seine herausgeberische Arbeit als solche kenntlich zu machen. In allen drei Vorreden zu den einzelnen Bänden der dritten Auflage legte Niemeyer Rechenschaft darüber ab, in welcher Weise er sich in den Textbestand einbrachte. Erst die kritische Wiedergabe aller Auflagen inklusive der von Niemeyer besorgten dritten Auflage macht eine Überprüfung der Textgenese möglich. Als Leittext dieser kritischen Ausgabe dient die zweite Auflage, die vom Verfasser selbst durchgesehen und erheblich vermehrt wurde. Alle Abweichungen der anderen beiden Auflagen werden entweder im kritischen Fußapparat oder – bei längeren Einfügungen oder Paraphrasierungen – gleich im Textkorpus in einer abgesetzten Form übersichtlich ausgewiesen. Die Textwiedergabe der ersten Auflage folgt dem Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Signatur: Ia 1630 (Hefte 1–3), Standort: Ha 179 (IZEA). Die zweite Auflage, die als Leittext fortlaufend abgedruckt ist, gehört zum Bestand der Evangelisch-Theologischen Seminare der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Signatur: 8: 2007/4. Die kritische Wiedergabe der dritten Auflage orientiert sich an dem Exemplar der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Bc 1266 1–3. Für die freundliche Genehmigung des Abdrucks dieses Werks sei den genannten besitzenden Bibliotheken gedankt. Darstellung der Textquellen Die diesem Band zugrunde liegenden Textquellen werden durch folgende Siglen dargestellt: a Anweisung zur Bildung angehender Theologen. von D. Johann August Nösselt. Erster Theil. Halle, bey Joh. Jac. Curts Wittwe. 1786. [XVI], 1–288 S. Zweyter Theil. 1786. [IV], 289–580 S. Dritter und letzter Theil. 1789. [XII], 581–824 S. b Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Johann August Nösselt. Erster Band. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Halle, bey Joh. Jac. Curts Wittwe. 1791. [XXVIII], 340 S. Zweyter Band. 1791. 320 S. Dritter und letzter Band. 1791. 256 S. c Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von Johann August Nösselt, weil. Königl. Preußischem Geheimderath, Doctor und Professor der Theologie zu Halle. Herausgegeben und mit Anmerkungen, literarischen Zusätzen und Ergänzungen begleitet von D. August Hermann Niemeyer, Königl. Preuß. Oberkonsistorialrath, Kanzler und Professor der Theologie auf der vereinigten Friedrichsuniversität Halle und Wittenberg, Director der Frankischen Stiftungen, auch Ritter des rothen Adlerordens dritter Klasse. Erster Band. Dritte Auflage. Halle, im Verlage der Curtschen Buchhandlung. 1818. XXX, 303 S. Zweiter Band. 1818. VIII, 275 S. Dritter Band. 1819. X, 228 S. Zur Beschaffenheit der Originaltexte Alle dargestellten Textquellen liegen in Druckausgaben vor und liefern anschauliche Beispiele für Typographie und Druckgestaltung der damaligen Zeit. Auf die originalgetreue Darstellung des Druckbildes wird jedoch aus textkritischen Gründen und zugunsten der Einheitlichkeit innerhalb der editorischen Reihe verzichtet. Kustoden, Kolumnentitel, Linien, Bilder, Buchschmuck und Zierung der Versalien werden nicht wiedergegeben. Insbesondere bleibt die im 18. Jahrhundert verbreitete und in allen Auflagen des kritisch dargestellten Werks vorfindliche Unterscheidung zwischen Fraktur- und Antiquaschrift unberücksichtigt. Dabei ist editorisch sichergestellt, dass keine semantischen Informationen verlorengehen und die Lesbarkeit weiterhin gewährleistet ist. Das Originalinhaltsverzeichnis ist grundsätzlich wie folgt abgestuft: römische Zählung, arabische Zählung, auf die eine lateinische, griechische, hebräische und schließlich deutsche Buchstabenuntergliederung folgt. Die Differenzierung der unterschiedlichen hierarchischen Ebenen, zu deren Abbildung u.a. auf Antiqua zurückgegriffen wurde, lässt sich auch ohne Antiqua- und Fraktur-Darstellung ausmachen, da auf lateinische Buchstaben (im Original in Antiqua) ein Punkt, auf deutsche Buchstaben (im Original in Fraktur) hingegen eine schließende Klammer folgt. Auch die gelegentliche Verwendung von Antiqua für Aufzählungen wird nicht gesondert ausgewiesen. In der hier gebotenen Textdarstellung wird die im Original weitestgehend durch die Schwabacher Schrift realisierte Hervorhebung durch Kursivierung ersetzt und somit modernen Konventionen angepasst. Auch anderweitig hervorgehobene Textteile (Sperrdruck, Schriftgröße) werden kursiv dargestellt, um die Schriftauszeichnung zu vereinheitlichen. Interpunktionszeichen werden nur dann kursiviert, wenn sie Teil einer durchgehend hervorgehobenen Textpassage sind oder mit dieser inhaltlich verschmelzen. Die Hervorhebung von Paragraphenzahlen im Inhaltsverzeichnis, wenn diese an eine ausgezeichnete Stelle anschließen, wird nicht übernommen. Im Sperrdruck kann über die Hervorhebung von Abkürzungen, die aus Initialbuchstaben bestehen, nur von Fall zu Fall entschieden werden. Mehrfach hervorgehobene Stellen der Originale werden einfach kursiv ausgezeichnet. Sind einzelne Zeichen druckbedingt nur teilweise erkennbar, so wird dies nicht vermerkt, solange keine inhaltliche Unklarheit damit verbunden ist. Fehlt ein Buchstabe gänzlich, wird dieser Fehler in der untenstehenden Satzfehlertabelle aufgeführt. Im Zweifelsfall wird jedoch stets für die Vorlage entschieden. Spieße und andere druckbedingte Phänomene ohne semantische Bedeutung werden nicht ausgewiesen. Auch handschriftliche Eintragungen in den zugrunde liegenden Druckausgaben werden nicht berücksichtigt. Die Seitenangaben des Originals werden stets wiedergegeben, fehlende Paginierung im Vorspann wird in eckigen Klammern ergänzt. Die drucktechnisch bedingte Bogenzählung wird in dieser Ausgabe nicht berücksichtigt. Folgende Unstimmigkeiten in der Paginierung sind in der ersten Auflage festzustellen: ‚73‘ statt ‚75‘, ‚291‘ statt ‚191‘, ‚293‘ statt ‚193‘, ‚703‘ statt ‚370‘, ‚04‘ statt ‚604‘. Besonders auffällig ist die doppelte Vergabe der Seitenzahlen ‚401–416‘, die vermutlich auf eine fehlerhafte Seitenzählung auf einem Bogen (16 Druckseiten) zurückzuführen ist. Die dritte Auflage vergibt im zweiten Band die Seitenzahl ‚419‘ anstelle von ‚149‘ und im dritten Band die Seitenzahl ‚IV‘ anstelle von ‚VI‘. In solche Paginierungsfehler wird nicht verbessernd eingegriffen, damit die Zitierbarkeit nach den Originalseitenzahlen gewährleistet bleibt. Auf Inkonsistenz der Originalpaginierung oder -paragraphenzählung wird stets mit ‚[!]‘ hingewiesen. An drei Stellen im Original finden sich bewusst gesetzte Platzhalter: 1. Aufl., Band I, S. 111; 2. Aufl., Band III, S. 135 sowie S. 173. Den Originalausgaben folgend werden die Auslassungspunkte beibehalten, die Leerstellen dagegen getilgt. Zum Verständnis des Kontextes wird empfohlen, an den betroffenen Textstellen den kritischen Apparat zu konsultieren. Alle Auflagen der Anweisung bestehen aus vier Teilen in drei Bänden. In der ersten Auflage ist sowohl die Paginierung als auch die Paragraphenzählung bandübergreifend, ab der zweiten Auflage stellte man auf die in jedem Band eigenständige Seiten- und Paragraphenzählung um. Jeder Band der ersten Auflage und nur der erste Band der zweiten Auflage werden von einer Vorrede bzw. Vorerinnerung des Verfassers begleitet. Während Nösselt das Inhaltsverzeichnis der ersten Auflage im letzten Band unterbrachte, wurde es in den beiden Folgeauflagen vorangestellt. Niemeyer gab die beiden Vorreden Nösselts am Anfang der dritten Auflage gemeinsam wieder und fügte jedem der drei Bände eine eigene Vorrede und jeweils ein Inhaltsverzeichnis hinzu. Die nachfolgende Tabelle bietet einen Überblick über die Struktur aller Einzelauflagen: 1. Auflage 2. Auflage (Leittext) 3. Auflage Erster Theil, Titelblatt Erster Band, Titelblatt Erster Band, Titelblatt – – Vorrede des Herausgebers Vorrede Vorrede der ersten Ausgabe Vorreden des Verfassers bei der ersten und zweiten Ausgabe – Vorrede zur zweyten Ausgabe – – Innhalt des ganzen Buchs Inhalt des ersten Theils Druckfehler Druckfehler – – – Titelseite Einleitung Einleitung Einleitung Erster Theil Erster Theil Erster Theil Erster Abschnitt Erster Abschnitt Erster Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweiter Abschnitt Dritter Abschnitt Dritter Abschnitt Dritter Abschnitt – Vierter Abschnitt Vierter Abschnitt Zweyter Theil, Titelblatt Zweyter Band, Titelblatt Zweiter Band, Titelblatt Vorerinnerung – Vorrede des Herausgebers – – Inhalt des zweiten Theils – – Titelseite Zweyter Theil Zweyter Theil Zweiter Theil Erster Abschnitt Erster Abschnitt Erster Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweiter Abschnitt Dritter Abschnitt Dritter Abschnitt Dritter Abschnitt Vierter Abschnitt Vierter Abschnitt Vierter Abschnitt Dritter und letzter Theil, Titelblatt Dritter und letzter Band, Titelblatt Dritter Band, Titelblatt Vorrede – Vorrede des Herausgebers Inhalt des ganzen Buchs – Inhalt des dritten Theils – – Titelseite Dritter Theil Dritter Theil Dritter Theil Erster Abschnitt Erster Abschnitt Erster Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweiter Abschnitt Vierter Theil Vierter Theil Vierter Theil Erster Abschnitt Erster Abschnitt Erster Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweyter Abschnitt Zweiter Abschnitt Druckfehler – – Der Wiedergabe unterschiedlicher Struktureinheiten, wie Kapitel, Paragraphen, Absätze, Listen und Anmerkungen, liegt die Abfolge des Leittextes zugrunde. Weicht eine der anderen Auflagen in ihrer Struktur vom Leittext ab, wird dieses durch entsprechende Siglen mit Auflagenangabe mitgeteilt (vgl. die unten angeführte Kritische Anlage der Ausgabe ). Die bedeutendsten Abweichungen sind zwischen der ersten („vorkantischen“) und der zweiten (durch die Kant-Rezeption beeinflussten) Auflage im Abschnitt Philosophie festzustellen. Aber auch andernorts sind strukturelle Varianzen zu beobachten. So werden etwa die Paragraphen 213–215 sowie 236 und 237 im ersten Band der dritten Auflage im Vergleich zu der zweiten umgestellt. Hingewiesen sei an dieser Stelle auch auf die fehlerhafte Paragraphenzählung im ersten Band der dritten Auflage. Hier folgt auf den Paragraphen 270 der Paragraph 272. Die kritische Edition macht den Textbestand aller Auflagen in ihrer Textentwicklung und im Bezug zueinander verfügbar. Die digitale Ausgabe der Bibliothek der Neologie bietet darüber hinaus die Möglichkeit, den Textbestand sowie die formale Struktur der jeweiligen Einzelauflage zu rekonstruieren. Bei der kritischen Wiedergabe der Originaltexte im Print wird das typographische Bild modernisiert: Absatzeinzüge und -abstände werden nach den heutigen Maßgaben gesetzt. Eine Differenz vertikaler Abstände wird grundsätzlich nicht erfasst. Auch die große Varianz im Schriftgrad von Überschriften und Titelblattangaben wird nicht wiedergegeben. Anmerkungen sowie Anmerkungszeichen gehen auf den Autor zurück. Die Abfolge und die Platzierung der Annotationen werden beibehalten. Alle Anmerkungen scheinen im Original in kleinerer Schrift auf, sie werden in der vorliegenden Ausgabe ebenfalls in Petit gesetzt. Kleingedruckte Auflistungen von Literaturangaben der Originale werden der Schriftgröße der Umgebung, in die sie eingebettet sind, angepasst. Querverweise zwischen dem Fließtext und den Anmerkungen sowie Bezüge zu anderen Paragraphen und Kapiteln sind anhand der vom Autor gesetzten graphischen Zeichen nachvollziehbar, auf dem digitalen Weg sind sie besonders bequem nachzuverfolgen. Graphematik und Interpunktion Die Graphematik folgt den Originalen diplomatisch getreu. Die Verteilung von ‚ß‘ und ‚s‘, ‚u‘ und ‚v‘ sowie ‚i‘ und ‚y‘ folgt der Vorlage. Das runde ‚s‘ und das Schaft-‚s‘ werden dagegen vereinheitlicht. Da die deutsche Frakturschrift zwischen ‚I‘ und ‚J‘ nicht unterscheidet, wird die Buchstabenverwendung der modernen Sprache angeglichen. Alle Ligaturen mit Ausnahme von ‚ß‘ werden aufgelöst. Bei Minuskel-Umlauten wird das überschriebene ‚e‘ nicht dargestellt, sondern mit zwei Punkten modernisiert wiedergegeben; aus zwei Buchstaben zusammengesetzte Majuskel-Umlaute werden übernommen. Zusammen- und Getrenntschreibung sowie Groß- und Kleinschreibung werden grundsätzlich beibehalten. Alle Sonderzeichen wie Sterne oder Kreuze, welche die Referenzstelle einer Fußnote markieren, werden dargestellt. Die Graphematik des Griechischen, Hebräischen, Lateinischen sowie Französischen und Englischen wird beibehalten. Die diakritische Zeichensetzung folgt den Originalen. Eine Ausnahme bilden fehlerhafte spiritus im Griechischen. Diese werden als Satzfehler behandelt. Im Falle von Ligaturen werden die Diakritika nach heutiger Konvention gesetzt. Die zuweilen mit einem einfachen Theta verwechselte Sigma-Theta-Ligatur wird stillschweigend korrigiert. In die Eigentümlichkeit der jeweiligen Sprache sowohl auf der lexikalischen als auch auf der morphologischen sowie syntaktischen Ebene wird ebenfalls nicht eingegriffen, auch wenn sie von den heutigen Normen abweicht oder Inkonsequenzen aufweist. Alle graphematischen Varianten anderer Auflagen werden originalgetreu verzeichnet und im kritischen Apparat angezeigt. Die Zeichensetzung der Leitauflage wird in aller Uneinheitlichkeit und ungeachtet aller Abweichungen von moderner Verwendung wiedergegeben. Auch die Interpunktion der anderen Auflagen wird stets übernommen und im Variantenapparat verzeichnet. Fehlende Interpunktion am Ende einer Abkürzung oder einer graphisch abgeschlossenen Einheit wie z.B. Kapitel, Paragraph oder Absatz sowie fehlende Gegenstücke der paarweise auftretenden Anführungszeichen oder Klammern werden in eckigen Klammern ergänzt. Anführungszeichen werden in modernisierter Form dargestellt. Doppelte Binde- oder Trennstriche werden einfach wiedergegeben. Eckige Klammern sind stets editorischen Zusätzen vorbehalten. Die im Original in eckigen Klammern stehenden Herausgeberanmerkungen Niemeyers werden, um eine Verwechslung zu vermeiden, in geschweiften Klammern geboten. Das kaufmännische &-Zeichen in der Abkürzung ‚&c.‘ sowie das runde ‚ꝛ‘ (Rotunda) in Kombination mit ‚c.‘ werden als ‚etc.‘ wiedergegeben. Alle weiteren Abkürzungen werden originalgetreu übernommen. Da das Werk eine umfangreiche Sammlung von Literaturangaben bietet, trifft man besonders oft auf eine zeittypisch abgekürzte Angabe des Buchformats (z.B. ‚kl. 8‘, ‚gr. 8‘). Vorschläge zur Auflösung dieser sowie weiterer damals üblicher wiederkehrender Abkürzungen der Originaltexte werden, sofern sie nicht durch Varianten anderer Auflagen aufgelöst werden, in der unten angeführten Tabelle geboten. Die Auflösung orientiert sich an Johann Christoph Adelung, Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung, 2 1790. Initialbuchstaben der Autornamen, Buchtitelabkürzungen sowie Abkürzungen der Verlagsorte werden durch einen Nachweis in einschlägigen wissenschaftlichen Bibliotheken im Projektportal vervollständigt. Autorspezifische Abkürzungen werden in den Erläuterungen aufgelöst. Druckfehler, die in den Druckfehleranzeigen der ersten und zweiten Auflage zusammengetragen sind, werden stillschweigend korrigiert. Dabei ist anzumerken, dass in den Corrigenda der zweiten Auflage auf den häufigen Fehler ‚empyrisch‘ statt ‚empirisch‘ erst ab der Seite 219 verallgemeinernd hingewiesen ist, sich der Fehler jedoch bereits ab Seite 209 findet. Die von den Editoren identifizierten Druckfehler sind in der unten angeführten Tabelle der Editorischen Korrekturen mit der Angabe der Originalseite der entsprechenden Auflage verzeichnet. Da in gedruckten Texten des 18. Jahrhunderts die Grenze zwischen Druckfehlern und graphematischen Varianten nicht präzise auszumachen ist, werden nur offensichtliche Versehen korrigiert. Im Zuge umfangreicher Digitalisierungprojekte werden fortlaufend weitere Exemplare der Anweisung verfügbar gemacht. Es sei darauf verwiesen, dass die dritte Auflage des Werks nun auch digital einsehbar ist (Exemplar der Library of the Union Theological Seminary, New York). Anscheinend wurden im Vergleich zu der für diese Edition benutzten Vorlage der Staatsbibliothek zu Berlin jeweils der erste Bogen des ersten und dritten Bandes neu gedruckt, da im New Yorker Exemplar die Satzfehler in den vorangestellten Vorreden des Herausgebers Niemeyer bereinigt wurden. Der weitere Text der Anweisung blieb davon unberührt. Kritische Anlage der Ausgabe Die kritische Umsetzung wird in dieser Ausgabe in Anlehnung an das bereits in der Kritischen Spalding-Ausgabe Johann Joachim Spalding, Kritische Ausgabe, hg. von Albrecht Beutel, 13 Bände, 2001–2013 (SpKA). erarbeitete, erprobte und bewährte Editionskonzept durchgeführt. Danach werden alle Abweichungen von dem Leittext durch wenige textkritische Zeichen erschlossen. Zwei textkritische Apparate (Seiten- und Fußapparat) ermöglichen dabei die Orientierung im Text. Im Textkorpus finden sich folgende kritische Zeichen, welche in allen betroffenen Auflagen entsprechend verwendet werden: … a1 Variante in a /a … a\ Auslassung in a ‖ a1 Einfügung in a a Beginn oder Ende einer längeren Einfügung oder Paraphrasierung in a | Seitenwechsel ∫ a Zeilenumbruch in a ∬ a Absatzumbruch in a ∫ a Fehlender Zeilenumbruch in a ∬ a Fehlender Absatzumbruch in a Varianten, Auslassungen und kürzere Einfügungen werden jeweils den entsprechenden Auflagen zugeordnet. Dabei erhalten Varianten und Einfügungen eine mit dem Anfang eines neuen Paragraphen beginnende Nummerierung, Auslassungen werden nicht nummeriert. Wenn zwei Auflagen in identischer Weise von der Leitauflage abweichen, wird eine zusammengesetzte Variante ausgewiesen. Einzelne Wortabweichungen sind als Wortvarianten gekennzeichnet. Textabweichungen von mehr als einem Wort sind als Auslassung und ersetzender Einschub vermerkt. Längere Einfügungen oder Textvarianten anderer Auflagen werden nicht im kritischen Fußapparat, sondern im Textteil in einer abgesetzten Form übersichtlich geboten. Zusätzlich werden Einfügungen mit Siglen zur Markierung der entsprechenden Auflage versehen. Längere Einschübe können sowohl im Haupttext als auch in den Anmerkungen des Autors vorkommen. Bei gemeinsamen längeren Einfügungen oder Paraphrasierungen mehrerer Auflagen wird der Text der älteren Auflage fortlaufend abgedruckt. Davon abweichende Varianten späterer Auflagen werden mit Auflagenangabe durchnummeriert und im kritischen Fußapparat aufgelöst. Der Seitenapparat vermerkt folgende Zeichen parallel zur jeweils korrespondierenden Zeile des Textkorpus, welche in allen betroffenen Auflagen entsprechend verwendet werden: a1 Beginn der Seite 1 in a /a Beginn einer Auslassung in a a\ Ende einer Auslassung in a /a\ Auslassung in a a Beginn oder Ende einer längeren Einfügung in a E Hinweis auf eine Erläuterung Alle reinen Auslassungen, also solche, die im Anschluss nicht paraphrasiert werden, sowie alle längeren Einfügungen werden im Seitenapparat angezeigt. Angaben, die vor dem Zeichen ‚ ] ‘ stehen, sind auf die vorige Zeile des Textkorpus zu beziehen. Im Fußapparat werden die im Textkorpus durch kritische Zeichen angezeigten Veränderungen aufgelöst. Dabei werden die Textvarianten auflagenbezogen unterschieden. Weichen mehrere Auflagen in identischer Weise vom Leittext ab, wird diese Abweichung in einer gemeinsamen Fußnote ausgewiesen. Vollzieht sich ein Seitenwechsel in einer im Fußapparat angegebenen Variante, wird dieser gemäß der Form ‚|a1|‘ an der entsprechenden Stelle ausgewiesen. Die vorangestellte Sigle ‚[E]‘ weist auf eine vorhandene Erläuterung zu der Variante hin. Register und Erläuterungen Alle im Textkorpus explizit angeführten Bibelstellen werden in einem Bibelstellenregister zusammengefasst. Kapitel- und Verszählung werden aus dem Original übernommen. Ihre Notation orientiert sich an den Loccumer Richtlinien für die Abkürzung biblischer Bücher . Ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien, hg. von den katholischen Bischöfen Deutschlands, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bibelgesellschaft – Evangelisches Bibelwerk, 1981, 9–11. Kommt es innerhalb einer Reihe von Bibelstellenangaben, die sich auf dasselbe biblische Buch beziehen, zu einem Seitenumbruch, wird diejenige Seite im Register angeführt, auf der das Kapitel genannt ist. Schriftverweise werden nicht systematisch überprüft. Ergeben sich Varianten, werden diese diplomatisch im Apparat verzeichnet und im Bibelstellenregister ausgewiesen. In den Erläuterungen werden neben beiläufigen Beobachtungen einzig solche Verweise erfasst, die keinesfalls zutreffen können, wenn z.B. das betreffende Kapitel und/oder der betreffende Vers nicht existieren. Alle im Text angesprochenen Personennamen, auch in ihrer adjektivischen Verwendung, werden zu einem Personenregister zusammengefasst. Die Namensschreibung im Personenregister richtet sich weitgehend nach der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek. Das Register der antiken Autoren verzeichnet jede Nennung eines Namens, d.h. auch innerhalb von Literaturangaben, sowie alle konkreten Belegstellen. Verweise auf ganze Werke oder zusammenfassende Bezeichnungen werden nicht eigens aufgeführt. Die hier verzeichneten Werke werden einheitlich und gängigen Standards folgend abgekürzt, Die Abkürzungen antiker Autoren und ihrer Werke orientieren sich an Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hg. von Hubert Cancik und Helmuth Schneider, Bd. 3, 1997, XXXVI–XLIV. Namen der antiken christlichen und nichtchristlichen Autoren (inkl. der byzantinischen Literatur) geben den heutigen deutschen Sprachgebrauch wieder und orientieren sich im Wesentlichen an der lateinischen Schreibweise. Für weitere Informationen sei auf die Erläuterungen verwiesen. Das Sachregister bietet eine Auswahl der für die Epoche, den Themenbereich oder den Autor einschlägigen Begriffe. Es folgt dem graphematischen Bestand des Textkorpus und erfordert in Hinblick auf die zeittypische orthographische Varianz eine assoziative Nutzung. Bei mehrfacher Nennung gleicher Begriffe innerhalb eines Paragraphen wird nur ein Registereintrag erstellt. Außer den der Printausgabe beigefügten Registern steht in der digitalen Ausgabe eine alle Bereiche des edierten Textes umfassende Suchfunktion zur Verfügung. Die Erläuterungen gehen insbesondere auf Daten, Personen, historische Ereignisse, Zitate und Bibelparaphrasen und -anspielungen sowie autorenspezifische Abkürzungen ein. Der Nachweis der bibliographischen Angaben, die in diesem Werk in großer Zahl vorliegen, bleibt allein der digitalen Ausgabe vorbehalten. Literaturangaben sowie Angaben zu Personen werden in Anbindung an anerkannte Datenbanken digital verifiziert. Bibliographische Referenzen werden allerdings dann in den Erläuterungen klärend angesprochen, wenn sie fehlerhafte bzw. missverständliche Angaben im Original enthalten. Personen, die lediglich im Zusammenhang mit der mitgeteilten Literatur stehen, werden erläutert, wenn es dem Verständnis des Textes dient. Gelegentliche Abweichungen zwischen den Erläuterungen und den Normdatenbanken bei Personendaten entstehen dadurch, dass für die Kommentierung auf einschlägige Referenzwerke zurückgegriffen wird. Vor allem Datierungsfragen sind von verschiedenen fachwissenschaftlichen Debatten abhängig. Wird im Text auf dieselbe Person mehrfach Bezug genommen, finden sich eingehende Erläuterungen zumeist unter der Erstnennung. Hilfreich sind hierzu das Personenregister sowie das Register der antiken Autoren . Hinweise auf Paragraphen in dem Erläuterungsteil beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf den Textbestand der fortlaufend abgedruckten zweiten Auflage des Werks (vgl. die Bemerkungen vor den Erläuterungen). Im Textkorpus kündigt die Sigle ‚E‘ (Seitenapparat) bzw. ‚[E]‘ (Fußapparat) eine vorhandene Erläuterung an. Abkürzungen der Originale Abkürzung Auflösung Abhandl. Abhandlung Abschn. Abschnitt Abth. Abtheilung Abus. Abusus a. d. Engl. aus dem Englischen A. d. H. Anmerkung des Herausgebers Anm./Anmerk. Anmerkung Art. Artikel A. T./A. Test. Altes Testament Aufl. Auflage Aufs. Aufsatz Ausg. Ausgabe B./Bd./Bde. Band/Bände Br. Brief c./cap./Cap. caput/capitulum christl. christlich d. der/die/das D./Dr. Doctor das. daselbst desgl. desgleichen d. H. der Herausgeber d. i. das ist ebend./ebendas. ebendaselbst Ed./Edit. (auct./nov.) Editio (auctoris/nova) Engl. Englisch ep. epistula etc. et cetera f/f./fg./flg./folg. folgend ff./fgg./flgg./folgg. folgende fol./Fol. folio/Folio geh. geheim gr. groß h./heil. heilig herausg. herausgegeben i. a. B. im angegebenen Band K. König K./Kap. Kapitel kl. klein Königl. Königlich lat./Lat. lateinisch/Lateinisch lib. liber Met. Metaphysik min. minor m. s. man siehe N./No. Numerus/Numero N. T./N. Test. Neues Testament Opp. Opera p./pag. pagina P./Partt. Pars/Partes poster. posterior Preuß. Preußisch s. sein s. siehe S. Seite sel. selig seq./sq./sqq. sequens/sequentes st. statt St. Stück T./Tom./Tomm. Tomus/Tomi Test./Testam. Testament Th. Theil u. und u. a. (m.)/u. A. und andere (mehr)/und Andere u. d. g./u. d. gl./u. dgl./u. dergl. und dergleichen übers. übersetzt u. s. f. und so ferner u. s. w. und so weiter v./V. Vers vergl. vergleiche/verglichen verschied. verschieden Vol./Voll. Volumen/Volumina weil. weiland Wiss. Wissenschaft Z. Zeile z. B. zum Beispiel z. E. zum Exempel Editorische Korrekturen Einleitung von Albrecht Beutel I. Der Aufklärungstheologe Johann August Nösselt (1734–1807) zählt zu den interessantesten und vielseitigsten Vertretern der Neologie. Zum Profil dieser zentralen aufklärungstheologischen Richtung vgl. Albrecht Beutel, Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Ein Kompendium, 2 2009, 112–115. Im späten 18. Jahrhundert avancierte er an der Universität Halle zur Leitfigur der aufklärerisch gesinnten Theologischen Fakultät, mit führenden Wissenschaftlern, Schriftstellern und Politikern seiner Zeit pflegte er regen Kontakt. Das Schicksal, dass die breite Wertschätzung, die sein Wirken in der damaligen Gelehrtenrepublik fand, schon bald dem Vergessen anheim fiel, teilte er mit etlichen Repräsentanten der Neologie. Erst in jüngster Zeit begann sich im Zuge des neu vitalisierten Interesses an der Aufklärungstheologie eine gediegene wissenschaftliche Nösselt-Forschung zu etablieren. Vgl. grundlegend Malte van Spankeren, Johann August Nösselt. Ein Theologe der Aufklärung (1734–1807) (Hallesche Forschungen 31), 2012. Als Sohn eines in Halle ansässigen Handwerksmeisters kam Nösselt am 2. Mai 1734 zur Welt. Nach dem Besuch einer privaten Elementarschule wechselte er neunjährig auf die Latina der Franckeschen Stiftungen. Sein enzyklopädisches Bildungsinteresse griff weit über den pietistischen Geist des Elternhauses und den positionell reglementierten Lehrplan der Latina hinaus. Von 1751 bis 1755 widmete sich Nösselt in Halle dem Studium der Theologie, Geschichte, Philologie und Philosophie. Als ein Meisterschüler des Aufklärungstheologen Siegmund Jacob Baumgarten (1706–1757) ließ er sich in der Prägung, die er durch diesen bedeutenden Lehrer empfangen hatte, zu umfassenden wissenschaftlichen Erkundungen anregen. Im Oktober 1755 begab sich Nösselt auf eine einjährige akademische Kavalierstour, die ihn neben verschiedenen deutschen Hochschulstandorten insbesondere mit der Schweiz und Frankreich, dort namentlich mit Paris, vertraut machte. Zum Wintersemester 1757/58 nahm er in Halle die akademische Lehrtätigkeit auf. Bereits nach vier Jahren verbesserte er sich vom Magister artium zum außerordentlichen, 1764 zum ordentlichen Professor der Theologie. Weder die 1734/37 eröffnete Reformuniversität Göttingen noch die Theologische Fakultät Helmstedt, die ihm 1767 die Nachfolge des nach Berlin abgegangenen Neologen Wilhelm Abraham Teller (1734–1804) Zu W.A. Teller vgl. Beutel, Kirchengeschichte (s. Anm. 1), 125–127 sowie BdN IX. antrug, konnten ihn aus Halle abwerben. Hier unterhielt Nösselt zusammen mit seiner Ehefrau Dorothea Conradine, geb. Conerus (1744–1793), und sieben Kindern, von denen aber nur vier das Erwachsenenalter erreichten, ein gastfreundliches, von zahlreichen Studenten verschiedener Disziplinen frequentiertes Hauswesen. Größten Respekt erwarb sich Nösselt als Haupt des Widerstands, der sich 1794 gegen die von Johann Christoph von Woellner (1732–1800) angeordnete, restaurative Maßregelung der Theologischen Fakultät Halle organisiert hatte. Vgl. Uta Wiggermann, Woellner und das Religionsedikt. Kirchenpolitik und kirchliche Wirklichkeit im Preußen des späten 18. Jahrhunderts (Beiträge zur Historischen Theologie 150), 2010, 323–347 u. passim; ferner van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 262–281. Als erfolgreicher Verfechter der in Halle herrschenden Wissenschaftsfreiheit und in Würdigung seines jahrzehntelangen fruchtbaren Wirkens wurde er 1805 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770/97–1840) persönlich zum Geheimen Rat ernannt. Inmitten der Vorbereitungen auf das neue Semester – es bestand Hoffnung, die 1806 unter Napoleon geschlossene Universität Halle könnte im Sommer 1807 wieder eröffnet werden – verstarb Nösselt am 11. März 1807 aufgrund allgemeiner Entkräftung. II. Die nachweisbare schriftliche Hinterlassenschaft Nösselts beläuft sich auf 41 Titel Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 321–323. und ist damit, numerisch betrachtet, vergleichsweise schmal. Gleichwohl konnte er ein inhaltlich höchst ponderables Lebenswerk vorlegen. Die 1757 eingereichte theologische Dissertation widmete sich dem Kirchenvater Tertullian. Johann August Nösselt, De vera aetate scriptorum quae supersunt Q. Septimii Florentis Tertulliani Dissertatio, 1757. Zur biblischen Exegese, die einen Schwerpunkt seiner Lehrtätigkeit darstellte, Vgl. die bei van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 324 gebotene Übersicht. hat er lediglich kleinere Spezialstudien publiziert. Vgl. etwa Johann August Nösselt, Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus, 2 Bde., 1771/1787; Ders., Interpretatio loci obscurioris in posteriori ad Corinthios Epistola, Cap. III,17, 1774; Ders., Exercitationes ad Sacrarum Scripturarum interpretationem, 1803; Ders., Interpretatio grammatica loci 1 Jo. 3,19–22, 1804. Größeren Raum nimmt die populartheologische, auf allgemeine Verständlichkeit zielende Verbreitung neologischer Basisimpulse ein. So erteilte Nösselt 1773 eine Kurze Anweisung für unstudierte Christen zur Erlangung einer zuverlässigen Gewißheit von ihrer Religion . Desgleichen äußerte er sich beispielsweise Ueber die Erziehung zur Religion (1775) und Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung (1777). Als theologisches Standardwerk ist die mehrfach aufgelegte, von enormer Belesenheit und verlässlichem Urteil zeugende Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie (1779; 4 1800) bedeutsam geworden. Zwei Hauptwerke, mit denen Nösselt seine neologische Exzellenz auswies, verdankten sich einer Anregung des Berliner Propsts und preußischen Oberkonsistorialrats Johann Joachim Spalding (1714–1804). Dieser hatte die preußische Kirchenleitung, der auch die Aufsicht über die Theologische Fakultät Halle oblag, im Jahre 1765 dazu bewogen, die Einrichtung stehender Vorlesungen „über die theologische Encyklopädie und über die Wahrheit der Religion, und zwar […] in der Art, daß sie auch den weltlich Studirenden zuträglich seyn könnte“, Johann Joachim Spalding, Lebensbeschreibung von ihm selbst aufgesetzt (in: Ders., Kleinere Schriften 2: Briefe an Gleim – Lebensbeschreibung, hg. von Albrecht Beutel / Tobias Jersak [SpKA I/6-2], 2002, 162f.). verbindlich zu machen. Bereits im Sommersemester 1765 offerierte Nösselt deshalb eine apologetische Standardvorlesung, die er danach noch mindestens sechs Mal wiederholte. Nämlich in den Winter- bzw. Sommersemestern 1765/66, 1767, 1768/69, 1770, 1770/71 und 1771/72. Als mehrfach aufgelegtes Lehrbuch erschien dieses Kolleg unter dem Titel Vertheidigung der Wahrheit und Göttlichkeit der Christlichen Religion (1766, 5 1783). Ebenso wie die Durchführung präsentiert sich auch der Aufbau dieser Apologie äußerst luzide: Der erste Abschnitt sucht die „Wichtigkeit der Untersuchung: ob die Christliche Religion wahr, und von GOtt, oder falsch, und nicht von GOtt sey“ (§§ 1–44), zu erweisen, der zweite Abschnitt sodann das Wahrheitsprofil christlicher Religion zu bestimmen (§§ 45–64). Daraufhin wendet sich der dritte Abschnitt der eigentlichen apologetischen Aufgabe zu, die es jederzeit an vier Fronten wahrzunehmen gelte, nämlich gegenüber den „gröbern und feinern Atheisten“ (§§ 65–171), den schwachgläubigen oder mutwilligen Zweiflern (§§ 172–192), den „Deisten oder Naturalisten“ (§§ 193–292) sowie, am wenigsten bedeutend, gegenüber den „Indifferentisten“ (§§ 293–300). Mit diesem Werk machte sich Nösselt erstmals literarisch als Neologe bekannt; es prägte nicht nur Generationen von Theologen, sondern beeindruckte auch Literaten wie Christian Fürchtegott Gellert oder Jean Paul. Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 80–82. III. Die von Nösselt vorgelegte theologische Enzyklopädie geht ebenfalls auf die Anregung Spaldings zurück. Allerdings finden sich die ersten theologisch-enzyklopädischen Entwürfe bereits zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Vgl. etwa Andreas Hyperius, De recte formando theologiae studio, 1556. Doch erst im Zeitalter der Aufklärung, das die Wissensbestände einer sich fast sprunghaft dynamisierenden Ausweitung zuführte, wurde die enzyklopädische Herausforderung in der Theologie wirklich akut: Nun hatte es sich unabweisbar als notwendig erzeigt, die Einheit und Aufgabe der eigenen Wissenschaft in der Mehrzahl ihrer Haupt-, Neben- und Hilfsdisziplinen darzustellen und zu begründen. Einschlägig wurde zumal der Entwurf des in Jena lehrenden Übergangstheologen Johann Franz Buddeus (1667–1729). Dessen Isagoge historico-theologica ad theologiam universam singulasque eius partes (1727) ordnete die theologischen Fächer in zwei Sektionen: zunächst Dogmatik, Symbolik, Patristik und Moraltheologie, sodann Kirchenrecht, Kirchengeschichte, Polemik und biblische Exegese. Die Sachlogik dieser Zweiteilung ist leicht zu erkennen: Die erste Sektion versammelt die normativen, die kirchliche Lehre konstituierenden Disziplinen, die zweite hingegen die pragmatischen, auf die Erfordernisse der Kirchenleitung zurüstenden Fächer. Zu dieser zweiten Gruppe zählte Buddeus auch die durch ihre Endstellung rahmend hervorgehobene Exegese insofern, als ihm angesichts der generellen Klarheit der Bibel deren Dienst nur bei aktuellen Verstehensschwierigkeiten erforderlich schien. An der Universität Halle übernahm zunächst Johann Salomo Semler (1725–1791) in kaum verhohlener Reserviertheit – „ut mandato regio satisfiat“, gab die Vorlesungsankündigung missmutig kund Vgl. Beutel, Kirchengeschichte (s. Anm. 1), 210. – die obrigkeitlich insinuierte Verpflichtung. Ab dem Sommersemester 1769 trat dann Nösselt in diese Aufgabe ein. Aus seinem vielfach wiederholten Kolleg Wiederholungen sind nachweisbar für die Winter- bzw. Sommersemester 1769/70, 1771, 1773, 1779 und 1783. erwuchs die dreibändige theologisch-enzyklopädische Anweisung zur Bildung angehender Theologen . Die erste eingehende Analyse und Interpretation dieses neologischen Hauptwerks bietet van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 155–238. Das umfangreiche Werk erschien zwischen 1786 und 1789, eine zweite, in Teilen umgearbeitete Auflage folgte 1791, zehn Jahre nach dem Tod Nösselts brachte dessen Schüler August Hermann Niemeyer (1754–1828) eine von ihm wiederum überarbeitete dritte Auflage dieser klassischen theologischen Enzyklopädie auf den Markt (1818/19). Der vorliegende Band stellt das neologische Hauptwerk Nösselts erstmals in kritischer, kommentierter Edition zur Verfügung. Das Buch ist klar gegliedert. Ein erster Teil präsentiert die theologischen „Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften“, denen Nösselt Philologie, Philosophie, Geschichte (einschließlich Literaturgeschichte) sowie die Schönen Wissenschaften zurechnet und die er als unentbehrliche Bestandteile eines theologischen Studiums ausweist. Bei den im zweiten Teil verhandelten „eigentlich theologischen Wissenschaften“ unterscheidet er die exegetische, historische, systematische und – nur noch randständig bedachte – symbolische Theologie. Der dritte Teil gibt „Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion“; als „theologische Anwendungswissenschaften“ firmieren dabei Homiletik, Katechetik, Pastoraltheologie und Kirchenrecht. Im letzten Teil handelt Nösselt „Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und von den allgemeinen Uebungen, wodurch er zu einen [!] solchen gebildet werden kan“. Eine kurzschlüssige Analyse von Nösselts neologischem Hauptwerk konstatierte unlängst, es fehle „diesem enzyklopädischen Versuch […] ein Kerngedanke“. Kurt Nowak, Enzyklopädie. Zur Entstehung der Theologie als Wissenschaft im Zeitalter der Aufklärung (in: Ders., Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär. Beiträge 1984–2001, hg. von Jochen-Christoph Kaiser, 2002, 61–79), 69. Dieses nicht nachvollziehbare, irrige Urteil hätte sich durch aufmerksame Lektüre unschwer vermeiden lassen. Denn bereits der Aufbau, erst recht aber die Durchführung des Gesamtwerks lassen deutlich erkennen, dass Nösselt das organisierende Zentrum seiner Enzyklopädie in der Aufgabe sieht, zu einer professionellen Wahrnehmung des kirchlichen Amtes anzuleiten und instandzusetzen. Demgemäß wird die als „der zusammenhängende Inbegriff gelehrter Kenntnisse von der Religion“ definierte Theologie Nösselt, Anweisung (s.o. III.), II, 3 1818, 4 (§ 1). dadurch konstituiert, dass sie den entscheidenden Teil des Nachweises erbringt, „was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion gehört“. AaO I, 3 1818, I 41 (§ 44). Die von Nösselt konzipierte materiale Enzyklopädie reflektiert den Kosmos der theologischen Wissenschaften mitsamt den damit verbundenen studientechnischen und bildungspraktischen Fragen durchweg unter dem Leitgesichtspunkt einer auf die pastorale Berufspraxis bezogenen Professionalisierung. IV. Nösselts Anweisung fand sogleich breite, zustimmende Resonanz und wurde allenthalben beifällig rezensiert. Die Allgemeine deutsche Bibliothek , das von Friedrich Nicolai (1733–1811) organisierte führende Rezensionsorgan, begrüßte schon den ersten, 1786 erschienenen Band als einen durch Nösselt vollzogenen Quantensprung der theologischen Enzyklopädie: „Von seiner ausgebreiteten Kenntniß und seinem eben so richtig als ordentlich denkenden Kopf ließ sich gerade so ein Werk, das der einreißenden Seichtigkeit im Studiren ein Bollwerk entgegensetzte, mit Grund erwarten“. [Akronymus], Rez. Johann August Nösselt, Anweisung zur Bildung angehender Theologen, Bd. 1, 1786 (Allgemeine deutsche Bibliothek 74/1, 1787, 82–86), 83. – Der Verfasser dieser Rezension dürfte als der Greifswalder Theologe Theophilus Coelestinus Piper (1745–1814) zu identifizieren sein (vgl. Gustav Parthey, Die Mitarbeiter an Friedrich Nicolai's Allgemeiner Deutscher Bibliothek nach ihren Namen und Zeichen, 1842, 56. 20f.). Auch Fachkollegen, die ihrerseits einschlägig publizierten, rühmten den Wurf als „vortrefflich“. Johann Gottlieb Planck, Einleitung in die Theologischen Wissenschaften. Erster Theil, 1794, 25. Spalding quittierte die Zusendung des Buches mit höchstem Lob: „Ein solcher Reichthum von Belehrung, und diese mit solcher Klarheit und Bestimmtheit gesagt; daneben die so seltene und deßwegen desto ruhmwürdigere Verbindung der freyen unpartheyischen Wahrheitforschung, mit der weisesten Sorgfalt und Mäßigung […]; das hat bereits so viel genützt, und wird, bey Gemüthern, die irgend des Eindrucks von einer so würdigen und heilsamen Denkungsart empfänglich sind, noch immer mehr nützen“. Johann Joachim Spalding an Johann August Nösselt, 4.11.1791 (in: Johann Joachim Spalding, Briefe, hg. von Albrecht Beutel / Olga Söntgerath, 2018, 343–345), 343f. Der pastoraltheologische Leitgedanke, der das gesamte Werk strukturiert, trat den Rezipienten in aller Klarheit entgegen. So konstatierte etwa die Allgemeine deutsche Bibliothek sachgemäß: „Alles, was Hr. Nösselt […] sagt, kann dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen den Stand, dem sie sich widmen, einzuflößen, und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren“. Akronymus, Rez. (s. Anm. 19), 83. Die von Friedrich Schleiermacher (1768–1834) publizierte, aus Vorlesungen erwachsene theologische Enzyklopädie Friedrich Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen (1811, 2 1830; in: Ders., Kritische Gesamtausgabe, Bd. I.6, hg. von Dirk Schmid, 1998, 243–446). folgte mit ihrer Entscheidung, die Wissenschaftlichkeit der Theologie durch ihren organisierenden Bezug auf das kirchliche Amt zu konstituieren, Vgl. insbesondere aaO §§ 5f. unverkennbar der von Nösselt gebahnten Spur. Schleiermacher hatte in Halle auch bei Nösselt studiert und seine eigenen Enzyklopädie-Vorlesungen, die er später dort hielt, im Rückgriff auf Nösselts Anweisung präpariert. Vgl. Wilhelm Gaß (Hg.), Schleiermachers Briefwechsel mit Joachim Christian Gaß. Mit einer biographischen Vorrede, 1852, 2. Während der Verhandlungen, die Schleiermachers Berufung an die Theologische Fakultät Halle vorausgingen, hatte insbesondere der einstige Lehrer die im Kollegenkreis geleisteten Widerstände zu brechen vermocht. Vgl. van Spankeren, Nösselt (s. Anm. 2), 283–300. Umso erstaunlicher mutet es darum an, dass Schleiermacher sich später über Nösselt mehrfach höchst abschätzig äußerte. Vgl. aaO 306–310 u. passim. Das mag zum einen mit der Konkurrenzsituation, in die er sich dem Kollegen gegenüber versetzt glaubte, erklärt werden können, zum anderen aber, viel grundsätzlicher, damit, dass er die mannigfachen Prägungen, die ihm die Aufklärungstheologie hatte zukommen lassen, Vgl. etwa Albrecht Beutel, Frömmigkeit als „die Empfindung unserer gänzlichen Abhängigkeit von Gott“. Die Fixierung einer religionstheologischen Leitformel in Spaldings Gedächtnispredigt auf Friedrich II. von Preußen (in: Ders., Spurensicherung. Studien zur Identitätsgeschichte des Protestantismus, 2013, 165–187). insgesamt zu verhehlen bestrebt war Entsprechend urteilte schon der unübertroffene Kenner der neuzeitlichen Theologiegeschichte: „Schleiermacher hat über die ihn wirklich bestimmenden zeitgenössischen Einflüsse allenthalben so wenig gesprochen, daß das Fehlen urkundlicher Belege hier [sc. in Bezug auf die Aufklärungstheologie] ebenso wenig beweist wie bei der später zu erwähnenden Einwirkung Fichtes“ (Emanuel Hirsch, Geschichte der neuern evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, Bd. 4, 1954 [neu hg. und eingeleitet von Albrecht Beutel (Emanuel Hirsch, Gesammelte Werke 8), 2000], 219 Anm. 1). und insofern das in der systematisch-theologischen Schleiermacherdeutung vielfach bis heute kultivierte Trugbild unableitbarer Originalität wirkmächtig zu präfigurieren vermochte. Die vorliegende kritische Edition der Anweisung wird es erstmals erlauben, durch integrativen Zugriff nicht nur die Erstausgabe mit der überarbeiteten zweiten Auflage, sondern auch mit der von Nösselts Schüler Niemeyer besorgten erweiterten Aktualisierung zu vergleichen und damit die eminente wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung dieser theologischen Enzyklopädie, ihre gattungsgeschichtliche Initialfunktion sowie die durch sie ausgelöste Stimulierung des aufklärungstheologischen Diskurses insgesamt eingehend zu erkunden. Dergestalt mag diesem neologischen Hauptwerk dann auch die ihm gebührende historische Gerechtigkeit widerfahren, die ihm von den auf Nösselt folgenden Generationen nicht selten verwehrt oder missgönnt worden ist. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Erster Band. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe . 1791. Joh. Jac. Curts Wittwe Nach dem Tod des halleschen Verlegers und Druckers Johann Jakob Curt (Curtius) im Jahre 1781 übernahm seine Witwe die Verlagsgeschäfte, ab 1793/1794 die Erben. Anweisung zur Bildung angehender Theologen. von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Erster Theil. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1786. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von Nösselt, Johann August Johann August Nösselt , weil. Königl. Preußischem Gemeinderath, Doctor und Professor der Theologie zu Halle. Herausgegeben und mit Anmerkungen, literarischen Zusätzen und Ergänzungen begleitet von D. Niemeyer, August Hermann August Hermann Niemeyer , Königl. Preuß. Oberkonsistorialrath, Kanzler und Professor der Theo- logie auf der vereinigten Friedrichsuniversität Halle und Wittenberg, Director der Frankischen Stiftungen, auch Ritter des rothen Adlerordens dritter Klasse. Erster Band. Dritte Auflage. Halle, im Verlage der Curt, Johann Jacob Curtschen Buchhandlung. 1818. Vorrede des Herausgebers. Es darf in einer Zeit, wo die unendliche Menge neuer Schriften so leicht die älteren in Vergessenheit bringt, zu den erfreulichen Erscheinungen gerechnet werden, daß, nachdem sieben und zwanzig Jahre seit der letzten Ausgabe der vorliegenden Schrift verflossen sind, der Verfasser selbst aber bereits elf Jahre durch den Tod in einen höhern Kreis des Wirkens versetzt ist, die Verlagshandlung sich, wegen fortdauernder Nachfrage, aufs neue veranlaßt gefunden hat, einen nochmaligen Abdruck zu veranstalten. Indem sie mir dieß mittheilte, forderte sie mich zugleich auf, die Durchsicht der Druckbogen zu übernehmen, und wo es rathsam scheinen möchte, zugleich das Nöthige abzuändern und nachzutragen, was sich nach dem jetzigen Stande der theologischen Haupt- und Hülfswissenschaften, und ihrer Literatur dazu eignete. Wie hätte ich eine solche Gelegenheit unbenutzt lassen können, um noch einmal meine Verehrung und Dankbarkeit gegen meinen unvergeßlichen Lehrer und väterlichen Freund auszusprechen, und sie durch die sorgsame Pflege des schönen Erzeugnisses seines Geistes thätig werden zu lassen? Was ich zu diesem Zweck übernommen und auf welche Art ich es zu leisten mich bemüht, davon bin ich bei der neuen Erscheinung dieser Schrift den Lesern Rechenschaft schuldig. Es war keinesweges von einer Umarbeitung die Rede. Die Verlagshandlung war mit mir einig, daß das Nösselt, Johann August Nösselt sche Werk in der Hauptsache, eben so, wie es von dem Verfasser selbst herkam und bei der zweiten Ausgabe sorgfältig durchgesehen und bedeutend vermehrt ward, auch zum drittenmal erscheinen sollte. Die Zeit hatte manche Nachträge und Zusätze nöthig machen, aber in dem wesentlichen Inhalt und seiner Tendenz nichts verändern können. Sind auch die Ansichten eines späteren Herausgebers hie und da von denen des Verfassers verschieden, so soll doch, was fortwährend den Na men des Urhebers trägt, auch seinen Geist und seine Ideen , nicht die eines Anderen liefern. Durch den Auftrag, es herauszugeben , wird es kein Eigenthum dessen, der es herausgiebt, und die Achtung gegen den Todten legt ihm die heilige Pflicht auf, nicht Altes und Neues, Eignes und Fremdes so zu mischen, daß zuletzt schwer zu entscheiden ist, wem ein jedes angehört. Die kritischen Blätter und Journale, welche des Werkes in seinen früheren Ausgaben erwähnt haben, und sämmtlich von mir verglichen sind, haben nur wenige Beiträge zu Berichtigungen oder Verbesserungen geliefert. Sie stimmen in dem Ausdruck der Achtung gegen das Verdienst des Verfassers, um die Bildung nicht nur angehender, sondern auch schon gereifter Theologen überein. „Man würde – so urtheilt der Recensent in der Allgemeinen Literaturzeitung (1790. No. 359.) – den Werth dieser trefflichen Anleitung viel zu gering anschlagen, wenn man sie nach der bescheidenen Anzeige des Titels, daß sie angehenden Theologen gewidmet seyn soll, beurtheilen wollte. Sie verdient auch von denen, welche bereits in Aemtern stehen, studiert zu werden. Denn wer das in der Kürze und doch vollständig überhaupt zu kennen wünscht, was ein Lehrer der Religion wissen und eisten muß, wenn er seinen hohen Beruf ganz zu erfüllen im Stande seyn soll; wer Lust hat sich zu prüfen, ob er alles das besitzt und versteht, was zur fruchtbaren Erfüllung des Lehramts erforderlich st ; wer das Ziel, wonach er bei dem Einsammeln und Mittheilen theologischer Kenntnisse streben muß, gern im Auge behalten, den so sehr verschiedenen Werth der einzelnen theologischen Wissenschaften vernünftig schätzen und sein Benehmen darnach einrichten will; wer endlich den Wunsch fühlt, eine Menge heilsamer Rathschläge zusammen zu finden, die ihn bei seinen Bemühungen leiten können: der bediene sich dieses Buches. Etwas Vollständigeres, Reiferes und Gründlicheres wüßten wir in diesem Fach nicht vorzuschlagen.“ – Eben so drücken sich andere Beurtheiler aus. Das Einzige, was man hie und da fürchtete, war, daß die Ansprüche an den, welcher sich dem Studium der Theologie widmet, so hoch gespannt wären, daß das Werk vielmehr das Ideal eines vollendeten Theologen aufstellte, als eine Anleitung für angehende Theologen genannt werden könnte. Es mag dieses Urtheil zum Theil aus der eine Zeitlang ganz unverkennba ren Ueberschätzung des Praktischen auf Unkosten des Gelehrten und Wissenschaftlichen hervorgegangen seyn. Denn gerade die Wahrnehmung dieses Uebels, welches sehr nachtheilige Einflüsse auf die Universitäten und manche Theile des Studiums ganz bei Seite gedrängt hatte, bestimmte den gelehrten und selbst so wissenschaftlichen Mann, desto ernster darauf zu dringen, der theologischen Gelehrsamkeit wieder einen höheren Werth zuzugestehen. Daß er nicht forderte, daß jeder Religionslehrer alle Kenntnisse eines akademischen Theologen in sich vereinigen sollte, das hat er selbst in dieser Schrift bei mehreren Gelegenheiten ausdrücklich geäußert; und sein Programm de diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris ecclesiae doctoribus praestare, erörtert dieß noch ausführlicher. Dennoch ist vielleicht der Vorwurf, daß man stellenweise mehr eine gelehrte Einleitung oder Encyklopädie einzelner Fächer des vielumfassenden Studiums, als eine Methodologie für angehende Theologen zu lesen glaubt, wohl nicht ganz ungegründet. Es begegnet Männern, die ganz in ihrer Wissenschaft zu Hause sind, und für die gerade die höhern und feinern Untersuchungen den meisten Reiz haben, so leicht, daß sie selbst den Anfängern schon einen Vorgeschmack davon geben, oder, wenn sie einmal auf gewisse Materien kommen, nicht zu kurz seyn möchten, um nicht ungründlich zu erscheinen. Am häufigsten scheint mir dieß dem sel. Nösselt, Johann August Nösselt hinsichts der Literatur begegnet zu seyn. Sie ist zwar nicht in dem Grade überhäuft, den wir in der Planck, Gottlieb Jakob Plankschen Einleitung finden, welche etwas später als die Nösselt, Johann August Nösseltsche erschien; doch will es mich bedünken, daß hie und da so große, sogar seltne Werke genannt sind, welche man eher in einer Anleitung zur theologischen Bücherkenntniß als in einer akademischen Methodologie zu erwarten haben würde. Literatoren – zu denen der Verfasser so sehr gehört – wird es aber immer schwer, etwas zu unterdrücken, was auf der Stufe, wo sie stehen, allerdings einen großen Werth hat. Doch selbst von dieser Seite habe ich mir nicht erlauben wollen, mehr zu thun, als der verdiente Urheber dieses Werkes gutgeheißen haben würde. Was ich verantworten zu können, und was ich selbst für Pflicht halten zu müssen geglaubt habe, besteht in Folgendem. Zuvörderst ist überall die Literatur theils durch die Anzeige neuer, seit 1791 erschienener Ausgaben oder Fortsetzungen der angeführten Schriften, berichtigt worden. Weggeblieben sind solche, die ganz entschieden durch bessere ersetzt, oder die dem Verfasser entgangen und offenbar den genannten vorzuziehen waren. Es hat mich selbst überrascht, wie viel in den letzten drei Decennien gearbeitet, wie manche Lücke ausgefüllt ist, auf welche der Verfasser zu seiner Zeit aufmerksam gemacht hatte; aber es hat mich auch dabei häufig die Sehnsucht ergriffen, den theuren Todten noch unter uns zu sehen, damit er sich dessen, was der Fleiß vaterländischer Gelehrten in allen Fächern geleistet und zu Tage gefördert hat, und selbst die Erfüllung manches seiner Wünsche für den Anbau dieser und jener vernachlässigten Felder, mit uns freuen könnte! in manchen Abschnitten war die Sparsamkeit der Literatur fast eben so befremdend, als die Fülle in andern. Ich habe gesucht, mehr Gleichheit in das Ganze zu bringen, und so haben besonders einzelne Abschnitte in den Kapiteln von den philologischen und historischen Hülfswissenschaften sehr bedeutende literarische Zusätze erhalten müssen. Die Schriften selbst waren in den frühern Ausgaben bald in den Paragraphen , bald unter den Paragraphen angeführt. Es war natürlicher, auch darin eine gewisse Gleichheit zu beobachten, und die Anmerkungen schienen der bequemste Ort, um in ihnen alles Literarische zur Uebersicht zu bringen. Ich gestehe übrigens, daß ich in einem eignen Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie , viele der angeführten Schriften nicht würde aufgenommen, sondern für den ausführlichen Vortrag der Wissenschaften oder selbst einzelner Materien derselben verspart haben. Aber als Herausgeber konnte ich nur im Sinn des Verfassers fortarbeiten. Außerdem sind hie und da kurze Anmerkungen hinzugekommen, welche der gegenwärtige Stand der Wissenschaften nöthig machte; meist nur Winke und Andeutungen, seltner abweichende Ansichten. Zu dem allen wird jedoch der zweite und dritte Theil noch ungleich mehr Gelegenheit geben. In Stil und Vortrag ist nichts Wesentliches geändert, auch durchaus die – vielleicht nicht immer bequemste – Folge und Abtheilung der Paragraphen beibehalten. Nur wo die dem Verfasser nicht ungewöhnliche Länge und Verschränktheit der Perioden – veilleicht eine Folge seiner häufigen Lesung des Cicero Cicero – den Sinn für den Ungeübten dunkel machte, habe ich mir, gewiß eher zu selten als zu oft, Abkürzungen und Einschaltungen erlaubt. Alles was übrigens in diesen neuen Zusätzen und Anmerkungen von einiger Bedeutung ist, findet man durch die Buchstaben A. d. H. oder durch das Zeichen [ ] von dem Text des Verfassers unterschieden. Je öfter mich übrigens diese Arbeit an die großen Verdienste, welche mein vollendeter Lehrer sich auch um mich und meine eigne Bildung erworben hat, erinnerte, desto lebhafter ist mein Wunsch, daß es meinen geringen Bemühungen gelingen möge, dem Werke aufs neue recht viele Leser zu verschaffen. Die beiden folgenden Theile, welche noch im Laufe dieses Jahres erscheinen, und die eigentliche Theologie enthalten, werden mir Anlaß geben, jene zu verdoppeln. Die künftigen Vorreden sollen davon Rechenschaft geben. Eine Darstellung des Lebens und Verdienstes des unvergeßlichen Mannes würde, wenn sie nicht zu dürftig ausfallen sollte, mehr Raum als mir vergönnt ist, erfordern. Ich darf also wohl die besondere, diesem Gegenstande gewidmete Schrift hier ins Andenken bringen, welche bereits ein Jahr nach seinem Tode (1809 ) unter dem Titel: Leben, Charakter und Verdienste Nösselt, Johann August J. A. Nösselt's , nebst einer Sammlung seiner zum Theil ungedruckten Aufsätze, Briefe und Fragmente , erschienen ist. Halle den 15ten März 1818. Der Herausgeber. Es war keinesweges von einer Umarbeitung […] wem ein jedes angehört. Vgl. I § 188 c; II Vorrede Hg. c IIIf.; III Vorrede Hg. c IV. Zu den kleineren Anmerkungen des Herausgebers Niemeyer vgl. I Vorrede Hg. c Xf. kritischen Blätter und Journale, welche des Werkes in seinen früheren Ausgaben erwähnt haben Vgl. Allgemeine Bibliothek der neuesten deutschen theologischen Litteratur 7 (1786), 57–70 und aaO 8 (1787), 140–154; Journal für Prediger 19 (1787) (1. St.), 83–88; Würzburger gelehrte Anzeigen 1 (1786) (St. LXVIII), 663–667. Zur zweiten Auflage vgl. Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 359 (1790), 577–580; Allgemeine deutsche Bibliothek 74 (1787) (1. St.), 82–86 und aaO (Anhang zu Bd. 53–86) (1791), 235f. und aaO 103 (1791) (2. St.), 366–375; Eichhorns Allgemeine Bibliothek der biblischen Litteratur 8 (1799) (5. St.), 887f.; Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 183 (1804), 209–216 und aaO 184 (1804), 217f. Recensent in der Allgemeinen Literaturzeitung (1790. No. 359.) Das umgebende Zitat findet sich in der Allgemeine[n] Literatur-Zeitung 359 (1790), 577–580, 577f. und wird auch in Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 243f. wiedergegeben. sein Programm de diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris ecclesiae doctoribus praestare Dieses Programm (vgl. I § 3) ist laut Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 248 anläßlich der Promotion Johann Peter Millers (1725–1789) 1767 in Halle erschienen. Plankschen Einleitung Gemeint ist Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833) zweiteilige Einleitung in die Theologische Wissenschaften (1794/1795). durch das Zeichen [ ] In dieser Ausgabe durch ‚{ }‘ ersetzt (s. Editorische Hinweise und Siglen ). Leben, Charakter und Verdienste J. A. Nösselt's Dieses zweibändige Werk stammt von August Hermann Niemeyer selbst. Vorrede Vorreden des Verfassers bei der ersten und zweiten Ausgabe . Eine der vornehmsten Ursachen, warum Universitäten Universitäten, die ganz eigentlich zur Bildung heranwachsender Gelehrten bestimmt sind, das nicht leisten können , was sie sollten , ist die: – die, daß diese so selten richtige Begriffe von dem Umfang Umfange , dem Werth Werthe der Wissenschaften, und von der zweckmäßigsten Art, mitbringen, wie man sie studieren müßte; daß sie sich gemeiniglich so sehr durch ihren eignen Geschmack, durch die Mode, und durch die Vorurtheile Andrer andrer Anderer leiten laßen lassen , gegen die sie eine gewisse Vorliebe haben; kurz, weil sie selten selbst wissen wissen, was was , und wie sie die Wissenschaften Wissenschaften, treiben sollen? sollen. Ueberzeugt, daß deswegen oft die besten Köpfe wo nicht verdorben werden, doch die Reife nicht erlangen, und das für die Welt nicht werden, was sie könnten, ja, was noch trauriger ist, selbst Andere gegen nützliche Wissenschaften einnehmen, und ihnen den Geschmack daran ver leiden; – gerührt durch so manche Bekenntnisse fleißiger und hoffnungsvoller hofnungsvoller Studierenden, die es am Ende ihrer Laufbahn bedaureten bedauerten , nun erst einigermaßen einigermassen einzusehen, was sie hätten lernen sollen, und was sie wieder einzubringen entweder keine Gelegenheit mehr vor sich sähen, oder nur mit vielem mühsamen Fleiß hoffen könnten: – hielt ich es für meine Pflicht, seit mehrern Jahren, von Zeit zu Zeit, Zeit denen, die sich mir anvertrauten, eine Anleitung zu geben, was? worüber? warum? was, worüber, warum, und wie man studieren sollte? sollte, um sich zu einem würdigen Lehrer der Religion zu bilden. Vergebens suchte ich ein Buch, das mir dabey dabei zum Leitfaden diente dienen könnte , und den wirklichen Bedürfnissen unsrer Zeit, den großen grossen Fortschritten in den Wissenschaften, selbst in der Theologie, angemessen wäre. Ich mußte eigne kurze Sätze entwerfen, die ich zum Grunde legte; eben die immer erneuerten Zeitbedürfnisse machten eine mehrma lige Umänderung nothwendig; ich glaubte endlich, dieser Entwurf könnte auch andern Andern nützlich werden, die mich nicht hörten; ich arbeitete sie ihn also vor kurzem ganz von neuem neuen aus. – So entstand das kleine Buch, das ich meinen Lesern vorlege. Was in einem solchen Buch Buche geleistet werden sollte, und was ich auch selbst zu leisten suchte – darüber habe ich mich schon näher in der Einleitung erklärt. Wie weit ich diesen Absichten, wie weit ich besonders den Bedürfnissen unsrer Zeit in diesem Stück Genüge gethan habe, mögen die beurtheilen, welche diese Bedürfnisse eben so gut als die Wissenschaften selbst, und wie weit man darin bereits vorwärts oder noch zurück ist, kennen. Ich habe hier meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das Studium Studium der Theologie, die ich bey bei vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelleten darstellten , und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt bey bei wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften, zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen: widmen, so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestellet gestellt scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn dürfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil Vieles hier bloß beyläufig beiläufig , oft kaum mit einem oder zwey zwei Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu werden, werden: eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denen welche die Mühe nicht dauret dauert , auch bisweilen bey bei einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen. Ich bin weder der einzige Einzige noch der erste Erste , der die Bemerkung macht, daß die Achtung gegen Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit sichtbar zu sinken anfange, oder vielmehr schon gesunken sey sei ; daß, je weiter sich die Aufklärung ausbreite, sie um so mehr an ihrer Stärke verliere; daß wenigstens der Fleiß, ich meine die Genauigkeit, Genauigkeit mit der man lernt und über Wissenschaften arbeitet, mit dem Vielerley Vielerlei , was man treibt, gar nicht gleichen Schritt halte. Die schnöde Verachtung alles dessen, was man Speculation und Gelehrsamkeit nennt, der Unfug, welcher seit einiger Zeit mit dem Namen des Gemeinnützigen getrieben wird, und die im mer mehr einreissende einreißende Gewohnheit, sich durch vorgegebene Entfernung von Pedanterey Pedanterei und Wegwerfung des unnützen gelehrten Krams gegen den Vorwurf zu schützen, daß man in den Studien versäumet sey sei , und den Gelehrten zu spielen, ohne sich sehr anstrengen zu wollen – wollen; versprechen doch wahrlich der Gelehrsamkeit keine glückliche Aussichten. Ich werde immer mehr überzeugt, daß die täglich zunehmende Menge von Schwärmern auf einer, und von seichten Schwätzern auf der andern Seite, eine Folge der immer mehr sinkenden wahren Gelehrsamkeit, und ohne diese letztere nie zu hoffen sey sei , den Verwüstungen zu steuern, die beyde, beide in der Religion, in den Wissenschaften, und selbst in den guten Sitten, Sitten anrichten. Es gehört also zu den Bedürfnissen unsrer Zeit, die Gelehrsamkeit in Schutz zu nehmen, und den großen grossen Einfluß derselben, nebst dem Werth einzelner einzler Wissenschaften, immer einleuchtender zu machen; die herrschenden Vorurtheile wider sie zu entwaffnen; entwaffnen, und vornemlich vornehmlich junge Studierende zeitig zu deutlichen Begriffen von dem, worüber, und zu deutli chen Gründen, wonach sie urtheilen müssen, zu gewöhnen. Diese Absicht habe ich durch bei Abfassung dieses ganze Buch ganzen Buchs vor Augen gehabt , und mich daher bemüht, theils Manches hervor zu ziehen hervorzuziehen , was zu sehr bey bei dem Studieren der Theologie übersehen wird, theils den wahren nur zu oft verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutliche Beyspiele Beispiele , einleuchtender zu machen . Und damit mußte freylich freilich das Buch weitläufiger weitläuftiger werden, als ich anfänglich nach dem ersten Entwurf dachte, so sehr ich auch zusammenzudrängen und selbst der Worte zu schonen suchte. Aber dieser Fehler, wenn es einer ist, bleibt immer verzeihlicher, als wenn ich der beliebten Kürze die Deutlichkeit, die lichtvollere Darstellung der Gründe für die Sachen, und, woran mir so sehr lag, die Bestimmtheit der Begriffe und die Ablehnung alles Mißverstandes aufgeopfert hätte. Daß ich, wie man sieht, ein Drittel die Hälfte des Buchs auf solche Wissenschaften verwendet habe, die nur auf die eigentliche Theologie vorbe reiten sollen, dies dieß bedarf keiner Entschuldigung. Denn, Denn wenn man von den eigentlich eigentlichen sogenannten theologischen Wissenschaften das abzieht, was sich die Sprachkunde, die Philosophie, die Geschichte und die schönen Wissenschaften mit Recht zueignen können: wie groß ist dann der Vorrath, der der eigentlichen Theologie noch übrig bleibt? Schwerer werde ich die überzeugen können, welche meinen, daß man einen künftigen Lehrer der Religion zu viel auflege, wenn er das alles wissen und lernen solle, was ich hier fordere. Das will ich auch gar nicht einmal versuchen, denn ihre und meine Begriffe über diese Sache sind zu weit aus einander, als daß wir könnten zusammenkommen könnten . So gar ernstlich meinen sie es nun auch wohl bey bei die sem Mitleiden mit dem Volkslehrer nicht immer. Denn statt dessen, daß sie ihn mit der eigentlichsten Gelehrsamkeit verschont wissen wollen, soll er auch die Stelle des Landarzt Landarztes vertreten, den ganzen weiten Umfang der Wirthschaft verstehen, warum nicht auch die nothwendigsten Handwerke? Handwerke, die ihn weit mehr als einen zu Allem brauchbaren Mann seinem Patron und seinen Untergebnen Untergebenen empfehlen werden, als alle alte Sprachen, Philosophie, Geschichte und Ge lehrsamkeit überhaupt. überhaupt? Ich dächte doch, es wäre nicht bloß das Volk , für das der Lehrer der Religion bestimmt ist; ist, und dennoch doch bedarf auch das Volk, jetzt zumal, da es immer aufgeklärter auf geklärter zu werden anfängt, oder es wenigstens glaubt, mehr als der eines bloßen blossen Prediger Prediger Predigers . Doch darüber darüber, und über die nöthige Einschränkung meiner Forderungen hoffe ich das Nöthigste nöthigste in dem Buch Buche selbst, und vornemlich vornehmlich in der Einleitung, gesagt zu haben. Möcht' es nur nicht auch hier gar zu wahr seyn, daß viele Viele berufen , und nur wenige Wenige auserwählt sind! Wie fern ich hier einige der besten Bücher habe erwehnen erwähnen wollen, wird man in der dritten Anmerkung zum 43. §. angezeigt, und bey bei jeder Wissenschaft, wo ich mich auf die Empfehlung weniger Bücher einschränkte, diejenigen angeführt finden, die dergleichen literarische Kenntnisse geben. Sollte man gerade einige der neuesten vermissen, die Empfehlung verdient hätten: so muß ich bemerken, daß ohngefehr die ersten zwölf Bogen dieses Buchs schon fast vor zwey Jahren ab gedruckt waren. Daß ich bey bei der Abtheilung der philosophischen Wissenschaften die Wolff, Christian von Wolfische beybehielt beibehielt , ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigen scharfsinniger Männer zu folgen, geschahe geschah mit Bedacht. Von einigen dieser Vorschläge bin ich noch nicht überzeugt, daß sie besser wären, wären als die alten; alten: und wäre wär' ichs auch, so mußte der Eintheilung gefolgt werden, nach welcher junge Studierende auf Universitäten und in Büchern die Philosophie wirklich vorgetragen finden können, und nicht solchen, nach welchen diese Wissenschaften noch nicht, so wenig stens, wie es der Anfänger braucht, ausgeführt sind, auch wohl so leicht noch nicht ausgeführt werden möchten. Den zweyten Theil dieses Buchs, der die eigentlichen theologischen Wissenschaften, nebst der übrigen Anweisung zur Bildung angehender Theologen, enthalten, und ohngefehr eben so stark als der erste werden soll, hoffe ich mit göttlicher Hülfe in einem halben Jahre zu liefern. Noch kan kann ich mich – indem ich diese Vorrede schließe schliesse – kaum des Kummers erwehren, was wie wenig eine solche Anweisung fruchten werde, wenn wenn, bey bei der Erschlaffung unsers Zeitalters, Zeitalters vielleicht die meisten Meisten , die sich äusserlich äußerlich den Studien widmen, keinen Sinn, oder keine Lust, oder keine Aufmunterung haben, dies dieß Gesagte für ausführbar zu halten; wenn unsre unsere meisten gelehrten Schulen, um den bloßen blossen Volksschulen Platz zu machen, immer mehr das zu seyn aufhören, was sie seyn sollten, sollten: Pflanzschulen, wo fester Grund zu den Wissenschaften gelegt, und allgemeine Lust zur wahren Gelehrsamkeit erweckt würde; wenn die Zeit, wo man die akademische Laufbahn durchläuft, immer mehr verengt, und der Um fang der einzelnen einzeln Wissenschaften ins Kurze gezogen wird; wenn die, welche die Wissenschaften durch Vorstellungen, Beyspiele Beispiele und Ermunterungen befördern sollten, und es wegen ihres Ansehens Ansehns vielleicht am meisten könnten, durch größtentheils übertriebne übertriebene Vorstellungen von großer grosser Aufklärung Aufklärung unser unsrer Zeit, von der bloßen blossen Nothwendigkeit des Gemeinnützigen, und von Entbehrlichkeit der gelehrten Kenntnisse, selbst den aufschießenden aufschiessenden Keim fähiger Köpfe verderben, und ihren Fleiß auf Nebendinge lenken. Was bleibt da da übrig, als an seinem seinem Theil Gutes zu thun, und nicht müde zu werden, und auf den den zu trauen, der doch auch das feine gute Erdreich zur Aussaat bereitet, und die Aerndte Aernte gewiß nicht wird ausbleiben laßen lassen ? Geschrieben Halle, den 30sten des Märzes 1786. daß viele berufen, und nur wenige auserwählt sind Vgl. Mt 22,14. Wolfische beybehielt, ohne den neuesten Vorschlägen einiger scharfsinnigen Männer zu folgen Der später geadelte Universalgelehrte Christian Wolff (1679–1754) darf als bedeutendster deutscher Philosoph zwischen Leibniz und Kant gelten und hat in großem Stile schulbildend gewirkt (Wolffianismus). Nach dem Studium in Jena und der Habilitation im Jahre 1702 wirkte Wolff zunächst in Leipzig, ehe er 1706 als Professor für Philosophie und Mathematik nach Halle berufen wurde. 1723 der Stadt verwiesen, wechselte Wolff nach Marburg, wurde jedoch 1740 von Friedrich II. (1712–1786) nach Halle zurückberufen. Als rationalistischer Philosoph vertrat Wolff das Zusammenwirken von Vernunft und Offenbarung und war zudem einer der bedeutendsten Vertreter des Naturrechts (vgl. I § 207 c). Sein Werk zeichnet sich durch eine streng systematisierende und mathematische Lehrart aus. Mit den „neuesten Vorschlägen“ ist die philosophische Wende in Gestalt Immanuel Kants gemeint (vgl. Vorrede b XIVf.). Was bleibt da übrig […] Aerndte gewiß nicht wird ausbleiben laßen? Vgl. Gal 6,6–10 (vgl. III § 15). Vorrede zur zweyten Ausgabe. In dieser neuen der zweiten Auflage habe ich überall zu verbessern gesucht, wo mir eine Verbesserung nöthig schien, wär' es auch nur im Ausdruck gewesen, der dem Schriftsteller erst dann dunkel oder als eine Gelegenheit zum Mißverstande vorkommt, wenn er nach geraumer Zeit sein Werk von neuem übersieht. Zusätze schien vornemlich vornehmlich der erste Theil am meisten hier und da zu erfordern. Einige Wissenschaften haben seit der kurzen Zeit, wo die erste Ausgabe vom Jahr 1786–89. 1786–1789 erschien, wirklich gewonnen, besonders durch einige Handbücher, welche ich mit Vergnügen zuerst erwähnt, oder an andrer Anderer Stelle gesetzt habe, die ich ehedem in Ermanglung Ermangelung besserer aufführen mußte. – Im philologischen Fache hat sich der Streit über den Werth der Lectüre Lektüre alter griechischer und römischer Schriftsteller, und des Sprachstudiums überhaupt, erneuert; einige unsrer berühmtesten Pädagogiker philanthropischen Pädagogen haben alles Alles aufgeboten, was, wär's möglich, selbst die überzeugtesten Verehrer dieses Studiums hätte in Verlegenheit setzen können, und, und wie ich weiß, viele, die an der Schwelle standen, zweifelhaft gemacht hat. Bey Bei aller Achtung, die ich gegen jene um die Pädagogik Pädagogik sehr verdiente verdienten Männer hege, glaubte ich daher, so viel ichs vermochte, Wankende stärken, den zum Grunde liegenden Mißverstand durch einige Erinnerungen heben, und übersehene wichtige Gesichtspuncte Gesichtspunkte etwas mehr ins Licht stellen zu müssen. – Was die Kant, Immanuel Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat, ist allgemein bekannt. Ueber einzelne Grundsätze derselben oder deren Anwendnung Anwendung auch mit zu re den, wäre für mich, der ich von ihren Vertheidigern und Gegnern lieber lernen als mitsprechen mag, wenigstens noch zu voreilig und unbescheiden, gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne fern gewesen. Aber einige Rücksicht darauf zu nehmen, und Einiges daraus zu benutzen, was wenigstens bessere Scheidung der Theile der Philosophie und bessere Lehrart in derselben betrift betrifft , schien mir nicht bloßes Bedürfniß unsrer Zeit zu seyn. Man hat wirklich schon Versuche auf Akademien Akademieen gemacht, fremdartige Theile in der Philosophie Philosophie mehr von einander zu scheiden, und die Lehrart der Vollkommenheit näher zu bringen; ich bringen. Ich wünsche und hoffe auch, man werde, wenn die erste Gährung vorüber ist, in dem Vortrage der Philosophie noch mehrere Rücksicht auf die Verschiedenheit der Köpfe, die auf Akademien Akademieen sollen gebildet werden, auf die Verschiedenheit ihrer Bedürfnisse, und auf das mehr und minder Nöthige für andre andere Wissenschaften neh men, als bisher geschehen, oder vielleicht gar möglich gewesen ist. – Da ich diesem Buche nicht wohl ein brauchbares Register beyfügen beifügen konnte, wie ich überhaupt wünsche, daß man es mehr bedächtig studieren möge, als bloß etwas darin nachschlagen wollen wolle : so habe ich mich begnügt, ein vollständigeres Verzeichniß des Innhalts Inhalts zu geben, um die bessere Uebersicht des Ganzen und seiner Theile zu befördern. Halle, den 27sten des Herbstmonats im Jahr 1791. Kantische Philosophie für große Erschütterungen hervorgebracht hat Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) ist einer der einflussreichsten Denker der abendländischen Tradition und die maßgebliche Gestalt der deutschen philosophischen Aufklärung. Die angesprochenen Erschütterungen, die die Kantische Philosophie zwischen der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hervorgebracht hat, hängen mit dem Erscheinen der drei Kritiken zusammen: der gegenüber der Erstauflage (1781) in Teilen stark überarbeitete Zweitauflage der Kritik der reinen Vernunft (1787), die Kritik der praktischen Vernunft (1788) und die Kritik der Urteilskraft (1790). Zu Nösselts Sicht auf Kant bemerkt Wilhelm Dilthey, dass Nösselt Kant zwar respektiert, jedoch keine Sympathie für ihn gehegt habe (vgl. Leben Schleiermachers I, in 3. Aufl. hrsg. v. M. Radecker, Teilbd. 2, Berlin 1970 [= Ges. Schr. XIII/2], 108). Ueber einzelne Grundsätze derselben […] gewiß aber ganz von dem Zweck dieses Buchs ferne gewesen Vgl. I § 186. Herbstmonats D.i. September. Innhalt des ganzen Buchs. Einleitung. I. Würdiger Begriff von einem Theologen. 1. Großer Werth der Religion §. 1. 2. Unterschied einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben §. 2. 3. Was Gelehrsamkeit, und wie sie von andern Künsten und Beschäftigungen verschieden sey? §. 3. 4. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit, in Rücksicht auf Religion §. 4 – 14. 5. Nothwendigkeit eines besondern gelehrten Standes zur bestmöglichsten Beförderung der Religion §. 15 bis 19. II. Wie viel dazu gehöre den Zweck eines solchen Standes zu erfüllen §. 20. f. 1. Großer Umfang der dazu erforderlichen Kenntnisse §. 21 – 27. 2. Rechtes Verhalten dagegen §. 28. a. Ausschweifung in dem, was hiebey zu viel §. 29. b. oder zu wenig ist; mit einigen Anmerkungen über den Wahn, daß man nur nach gemeinnützigen Kenntnissen zu trachten brauche, und Untersuchung des so schwankenden Begriffs von dem, was man Gemeinnützig nennt. §. 30 – 40. c. Richtige Mittelstraße §. 4. III. Hieraus fließende Nothwendigkeit einer allgemeinern Anleitung zum Studium der Theologie §. 42 – 50. IV. Bücher, die dergleichen enthalten §. 51. V. Entwurf der folgenden Abhandlung §. 52. Erster Theil. Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie. Einleitung. Wissenschaften und allgemeinere Bücher, die dahin gehören §. 53. 54. Erster Abschnitt: Philologie. I. Was Philologie sey §. 55. II. Unumgängliche Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen §. 56 f. 1. Vorurtheile dagegen, und deren Prüfung §. 56 bis 58. 2. Großer Einfluß der Sprachenkenntniß 59 , auf einen jeden selbst in Absicht auf Verstand 60 – 64 , und Herz 65 , auf die Mittheilung unsrer Gedanken an Andere 66 , und auf das, was wir durch sie von Andern lernen 67. III. Worauf es bey dem Sprachenstudium ankomme §. 68. 1. Nothwendigkeit und beste Art, sich Sprachregeln bekannt zu machen 69. 70. 2. Gute Schriften in einer Sprache zu lesen. a. Vortheile dieser Lectüre 71. b. Wie sie anzustellen sey zur Erlangung der Sprachkenntniß, überhaupt? 72. c. Nothwendigkeit der Kritik . Ihre verschiedene Arten. Wie weit sie anfänglich auszusetzen sey 73 – 75. d. Rücksicht bey dem Lesen, α . um die gebrauchte Sprache verstehen zu lernen 76 – 81. β . zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens 82 – 85. Nutzen des cursorischen Lesens 86. 2. Uebungen im Uebersetzen 87 , Schreiben und Sprechen 88. Regeln bey diesen Uebungen 89. 4. Nachfolgende Beschäftigung mit Kritik und dazu dienliche Bücher 90. 5. Welche Sprachen ein künftiger Theologe zu treiben habe und wie? 91. a. Die Muttersprache, namentlich die Deutsche 92 – 103. b. Die nützlichsten unter den neuern Sprachen 104. c. Die sogenannten alten 105. f. α . was man unter Humanität oder humaniora verstehe 105. β . Großer Werth der lateinischen und griechischen Sprache. א . Angebliche Gründe für die die Entbehrlichkeit ihres Studiums 106 – 110. ב . Empfehlung beyder Sprachen überhaupt 111. 112. und in Absicht auf Theologie insbesondere, sowohl zur Einsicht des Verstandes der h. Schrift 113 – 120 , als zum Behuf der übrigen Theile der Theologie 121. 122. γ . Ueber die beste Art, diese Sprachen zu erlernen 123 f. א . Vorzügliche Nothwendigkeit des Studiums der lateinischen Sprache 124 – 128. ב . Vornehmste Hülfsmittel bey ihr und der griechischen Sprache 129 – 134. ג . Vorschläge bey Lesung der alten griechischen und römischen Schriftsteller 135 – 147. δ . Uebungen im guten Ausdruck in der lateinischen Sprache 148. 149. d. Studium der morgenländischen Sprachen, und Hülfsmittel dabey 150 – 165. Zweyter Abschnitt: Philosophie. I. Begriff von Philosophie 166 – 170. II. Ihre Nothwendigkeit. 171. III. Abtheilung derselben. 172. 1. Nach den verschiednen Quellen, woraus sie geschöpft werden kan. Unterschied der Erkenntniß a priori und posteriori oder der Rational- und Empirischen, so wie, bey erstrer, der reinen (Metaphysik im weitern Verstande) und vermischten Kenntniß §. 173 – 176. 2. Nach den verschiedenen Gegenständen, womit sich die Philosophie beschäftigt 177. a. Mit der Form des Verstandes, Logik , 178 bis 181. b. Mit der Materie desselben. Metaphysik im engern Verstande 182. Eintheilung derselben 183. α . in theoretische Philosophie. Metaphysik im engsten Verstande , oder Met. der Natur und deren Theile 184. 185. א . Ontologie 185. 186. ב . Uebrigen Theile 187. 188. Kosmologie 189. Wissenschaftliche und Empirische Psychologie 190 – 196. Naturlehre von Gott , transcendentale und natürliche Theologie 197 – 201. β . in praktische Philosophie. 202. 203 , die א . entweder bloß auf reine Vernunft gebaut ist, und alle vernünftige Wesen angeht, Metaphysik der Sitten 204. ב . oder auf Erfahrung und Kenntniß des Menschen , Praktische Philosophie im engern Verstande , praktische Anthropologie 205. und a) sowohl das Naturrecht 206. 207 , als b) die eigentliche philosophische Moral begreift 208. IV. Philosophie der sogenannten gesunden Vernunft 209 , und des Lebens 210. V. Vorübungen in der Philosophie 211. und Haupterfordernisse bey dem Studium derselben 212. VI. Kenntniß philosophischer Schriften 213. VII. Geschichte der Philosophie 214. Dritter Abschnitt: Geschichte. I. Begriff davon 216. 217. II. Ihr großer Nutzen 218 – 221. III. Die dazu nöthigen Eigenschaften, besonders das Pragmatische derselben 222 – 225. IV. Abtheilung der Geschichte 226. 227. V. Nothwendigkeit ihres Studiums für den künftigen Theologen, und beste Art sie zu studieren, Geographie, Universalgeschichte, Special- und besonders vaterländische Geschichte, Staatskunde; Handbücher zu allem diesen 228 – 244. VI. Literargeschichte, ihre verschiedne Theile, Vortheile von dem Studium derselben, beste Art sie zu studieren, Hülfsmittel dabey. 245 – 261 Vierter Abschnitt: Schöne Wissenschaften. I. Begriff und Zweck derselben 262. 263. II. Unterschied der Dicht- und Redekunst 264. 265. III. Nutzen des Studiums der schönen Wiss. überhaupt 266 – 271. und für den Gelehrten und Lehrer der Religion besonders 272 – 274. IV. Wie weit es zu empfehlen sey 275 – 277. und V. wie die schönen Wiss. sollten getrieben werden 278 – 285. Zweyter Theil, (im zweyten Bande.) Von den eigentlich theologischen Wissenschaften. Einleitung. Begriff von Theologie . Was für Wiss. dazu gehören §. 1 – 4. Erster Abschnitt: Exegetische Theologie. I. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eignem Fleisse, zu studieren. Besondere Apologie ihrer historischen Theile §. 5 – 19. II. Schwierigkeiten bey diesem Studium, und vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören 20 – 23. 1. Biblische Kritik , ihre Nothwendigkeit, große Schwierigkeiten, und Hülfsmittel 23 – 35. 2. Biblische Exegetik 36. Nothwendigkeit a. der Sprachkenntnisse dabey 37. b. der Kenntniß historischer Umstände 38 – 52. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit biblischer Bücher 42 bis 46 , historische Einleitungen in das alte und neue Testament 51 , und sogenannte Kirchengeschichte des alten Test. 52. 3. Biblische Hermenevtik und Nothwendigkeit der Auslegungsregeln 53 – 56. 4. Uebungen in Erklärung der h. Schrift. 57 – 60. a. Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentare 61 – 64. b. Eigene Uebungen 65 α . um den Verstand der h. Schrift zu finden 66 – 73. β . um sie zur Erbauung anzuwenden 74 bis 77. Zweyter Abschnitt: Historische Theologie. I. Begriff von derselben überhaupt 78. II. Insbesondre, 1. von der Geschichte der Religion , und von ihrem Nutzen 79 – 81. 2. von der Geschichte der christlichen Kirche . a. Begriff davon 82. 83. b. Darstellung ihres ausgebreiteten Nutzens 84. α . in Rücksicht auf alle Theile der Theologie 85 – 94. und β . auf den Einfluß in die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 95 – 98. c. Wie sie zu studieren sey? α . Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 99. β . Schwierigkeiten bey diesem Studium, und Vorschläge sie zu vermindern 100 – 102. γ . Regeln für den, der sie vor sich studieren wollte 103 – 109 δ . Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 110. א . der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 111. ב . der Geschichte der christlichen Lehre 112 bis 115. ג . der sogenannten Patristik 116 – 120. ד . der theologischen Wissenschaften 121. ה . der Religionsparteyen 122 – 124. ו . der christl. Kirchenverfassung, oder der sogenannten christl. Alterthümer. 125 – 131. Dritter Abschnitt: Systematische Theologie. I. Entwicklung ihres Ursprungs und Begriffs 132 bis 137. II. Ihre großen Vortheile 138 – 141. III. Vorwürfe über die daraus entstandnen Uebel 142. 1. Allgemeinere Beurtheilung derselben. 143. 144. 2. Regeln, wie man diesen abhelfen, und ihnen vorbauen kan durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, a. um aus der heil. Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christl. Lehre mit Vorsichtigkeit aufzufinden 145 – 155. b. um darauf einen zusammenhängenden Lehrbegriff zu bauen 156. α . durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 157. und β . durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach den verschiedenen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines Jeden. 158 – 161 , welche letztre auch durch die Zeitumstände müssen bestimmt werden. Weise Benutzung des Neuen 162 – 164. 3. Nothwendige Verbindung dessen, was uns hierin vorgearbeitet ist 165. 166 mit eignen Untersuchungen 167. 168 , besonders in Rücksicht auf das Praktische , Bestimmung dieses oft mißverstandnen Begriffs 169. 4. Richtige Beurtheilung der sogenannten Schulsprache in der Theologie 170 – 173. IV. Eintheilung der systematischen Theologie, 1. nach der Verschiedenheit des Vortrags. a. Unterschied der gelehrten und populären oder sogenannten katechetischen Theologie 174. Ihr beyderseitiger Nutzen 175 – 177. Besondere Vertheidigung der gelehrten Theologie 178. 179. b. Unterschied der gelehrten oder scholastischen und der sogenannten biblischen Theologie 180 – 185. 2. nach den verschied. Arten der Lehren, 186. 187. a. Dogmatische oder thetische Theologie, ihr Umfang, Nutzen, und rechtes Studium 188 – 190 b. Polemische oder Elenchtische, nach eben diesen Rücksichten 191 – 198. c. Christliche Moral , auf eben diese Art 199 bis 204 , und bey dieser von der Casuistik 205 , Ascetik 206 und Mystik 207. V. Von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehn der h. Schrift, und der darin enthaltenen Lehre und Geschichte 208. 209. Vierter Abschnitt: Symbolische Theologie. Ihr Begriff 210. 211. Innhalt u. Zweck 212. Erfordernisse u. Hülfsmittel dazu 213. 214. Nothwendigkeit 215. Dritter Theil, (im dritten Bande.) Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion. Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Anderer Besten §. 1 – 5. Dahin gehörige Wissenschaften überhaupt 6 – 12. Erster Abschnitt: Homiletik und Katechetik . I. Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen und katechetischen) Vortrags 13 – 20 , so fern sie 1. in der Natur eines solchen Vortrags und den daraus entstehenden Erfordernissen auf Seiten des Lehrers selbst liegen 21 – 25. 2. in dem Mangel derselben bey dem Lehrer, oder in der Beschaffenheit der Zuhörer 26 – 28. 3. in unsrer ganzen Erziehungsart und Verfassung 29. 30. II. Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn, 1. überhaupt 31. 2. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag wirklich a. belehren 32 – 34. b. überzeugen 35. oder die Lehren gegründet 36, interessant 37 – 40 , und ausführbar darstellen soll 41. c. wenn er rühren 42. 43. d. i. sowohl bessern 44 – 47. als beruhigen soll 48 – 53. mit Vorschlägen, alles dieses zu bewirken. d. Wie man die gemachten guten Eindrücke könne dauerhaft machen 54 – 56. III. Hülfsmittel zu einem solchen Vortrag. 1. Wie fern der Unterricht in der Homiletik und Katechetik nöthig sey 57. 2. und der Gebrauch guter Muster. Regeln bey diesem Gebrauch 58. 59. 3. Was bey der eigenen Uebung darin zu thun sey 60 – 67. Zweyter Abschnitt: Pastoraltheologie u. Kirchenrecht. I. Pastoraltheologie. 1. Nothwendigkeit der Seelsorge, und des selbst daher nothwendigen gewissenhaften und klugen Betragens eines Lehrers. 68 – 73. 2. Wie man die dazu nöthigen Kenntnisse erlange. Gebrauch der Kirchenordnungen; eigene Erfahrung; Belehrung von andern erfahrnen und verständigen Geistlichen. Was diese letztre müßten für Eigenschaften besitzen. Hieher gehörige Schriften 74 – 79. II. Kirchenrecht. 1. Begriff davon 80. 81 2. Verschiedene Arten desselben 82. 83. 3. Wie fern das Studium desselben einem Lehrer der Religion nöthig sey 84 – 87. 4. Quellen und Hülfsmittel desselben 88 – 90. Vierter Theil. Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und allgemeinen Anstalten und Uebungen, um sich dazu zu bilden. Einleitung. Nothwendigkeit dieser Untersuchung 91 – 93. Erster Abschnitt: Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion. I. Begriff und Arten derselben überhaupt 94. 95. II. insbesondere 1. Natürliche Fähigkeiten. a. Kräfte der Seele, ihr Einfluß, nebst einer Anweisung, wie man sich prüfen könne, ob und in wie fern man eine jede derselben besitze 96 bis 105. Verschiedenes Maaß derselben, welches nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers erfordert wird, 106. 107. b. des Körpers 108. c. Gabe, sich wohl auszudrucken 109 2. Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen 110 – 116. Zweyter Abschnitt: Allgemeinere Anstalten und Uebungen zur Bildung eines Lehrers der Religion. I. Universitäten 1. und deren Zweck 117. 118. 2. Ihre großen Vortheile, deren Abgang weder der gute Kopf, noch der gelehrte Umgang, noch Schulen noch Lectüre, hinlänglich ersetzen können 119 bis 127. 3. Ihre rechte Benutzung. a. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen sollte 128. b. Kluge Wahl der Vorlesungen 129 – 131. c. und der Lehrer. α ) Eigenschaften, worauf man bey ihnen zu sehen hat 132 – 37. β ) Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen sie, 138. 139. γ ) Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts. Regeln zur nützlichen Anhörung ihrer Vorlesungen 140 – 149. δ ) Benutzung ihres Umgangs 150. 151. II. Privatfleiß 152. und dazu nöthige Vertheilung der Zeit 153. 1. Eignes Nachdenken, Nachforschen und Ausarbeitungen 154 2. Gelehrte Uebungen in Gesellschaft unsers gleichen 155. 3. Lesen gelehrter Schriften. Regeln dabey und zum nützlichen Excerpiren 156 – 158. Inhalt des ersten Theils. Einleitung. I. Würdiger Begriff von einem Theologen. 1. Großer Werth der Religion 1. 2. Unterschied einer gemeinen und einer philosophischen Kenntniß derselben 2. 3. Was Gelehrsamkeit, und wie sie von andern Künsten und Beschäftigungen verschieden sei? 3. 4. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit, in Rücksicht auf Religion 4 – 14. 5. Nothwendigkeit eines besondern gelehrten Standes zur bestmöglichsten Beförderung der Religion 15 – 19. II. Wie viel dazu gehöre, den Zweck eines solchen Standes zu erfüllen 20 f. 1. Großer Umfang der dazu erforderlichen Kenntnisse 21 – 27. 2. Rechtes Verhalten dagegen 28. a. Ausschweifung in dem, was hiebei zu viel 29. b. oder zu wenig ist; mit einigen Anmerkungen über den Wahn, daß man nur nach gemeinnützigen Kenntnissen zu trachten brauche, und Untersuchung des so schwankenden Begriffs von dem, was man Gemeinnützig nennt 30 – 40. c. Richtige Mittelstraße 41. III. Hieraus fließende Nothwendigkeit einer allgemeinern Anleitung zum Studium der Theologie 42 – 50. IV. Bücher, die dergleichen enthalten 51. V. Entwurf der folgenden Abhandlung 52. Erster Theil. Von den Vorbereitungs- und Hülfwissenschaften der Theologie. Einleitung. Wissenschaften und allgemeinere Bücher, die dahin gehören 53. 54. Erster Abschnitt. Philologie. I. Was Philologie sei 55. II. Unumgängliche Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen 56 f. 1. Vorurtheile dagegen, und deren Prüfung §. 56 – 58. 2. Großer Einfluß der Sprachenkenntniß 59 , auf einen jeden, selbst in Absicht auf Verstand 60 – 64 , und Herz 65 , auf die Mittheilung unserer Gedanken an Andere 66 , und auf das, was wir durch sie von Andern lernen 67. III. Worauf es bei dem Sprachenstudium ankomme 68. 1. Nothwendigkeit und beste Art, sich Sprachregeln bekannt zu machen 69. 70. 2. Gute Schriften in einer Sprache zu lesen. a. Vortheile dieser Lectüre 71. b. Wie sie anzustellen sei zur Erlangung der Sprachkenntniß, überhaupt? 72. c. Nothwendigkeit der Kritik . Ihre verschiedene Arten. Wie weit sie anfänglich auszusetzen sei 73 – 75. d. Rücksicht bei dem Lesen, α . um die gebrauchte Sprache verstehen zu lernen 76 – 81. β . zur Bildung des Verstandes, des Geschmacks und des Herzens 82 – 85. Nutzen des cursorischen Lesens 86. 3. Uebungen im Uebersetzen 87 , Schreiben und Sprechen 88. Regeln bei diesen Uebungen 89. 4. Nachfolgende Beschäftigung mit Kritik und dazu dienliche Bücher 90. 5. Welche Sprachen ein künftiger Theologe zu treiben habe und wie? 91. a. Die Muttersprache, namentlich die deutsche 92 – 103. b. Die nützlichsten unter den neuern Sprachen 104. c. Die sogenannten alten 105 f. α . was man unter Humanität oder Humaniora verstehe 105. β . Großer Werth der lateinischen und griechischen Sprache. א . Angebliche Gründe für die Entbehrlichkeit ihres Studiums 106 – 110. ב . Empfehlung beider Sprachen überhaupt 111. 112. und in Absicht auf Theologie insbesondere, sowohl zur Einsicht des Verstandes der h. Schrift 113 – 120 , als zum Behuf der übrigen Theile der Theologie 121. 122. γ . Ueber die beste Art, diese Sprachen zu erlernen 123 f. א . Vorzügliche Nothwendigkeit des Studiums der lateinischen Sprache 124 – 128. ב . Vornehmste Hülfsmittel bei ihr und der griechischen Sprache 129 – 134. ג . Vorschläge bei Lesung der alten griechischen und römischen Schriftsteller 135 – 147. δ . Uebungen im guten Ausdruck in der lateinischen Sprache 148. 149. d. Studium der morgenländischen Sprachen, und Hülfsmittel dabei 150 – 165. Zweiter Abschnitt. Philosophie. I. Begriff von Philosophie 166 – 170. II. Ihre Nothwendigkeit 171. III. Abtheilung derselben 172. 1. Nach den verschiedenen Quellen, woraus sie geschöpft werden kann. Unterschied der Erkenntniß a priori und posteriori oder der rationalen und empirischen, so wie, bei ersterer, der reinen (Metaphysik im weitern Verstande) und vermischten Kenntniß 173 – 176. 2. Nach den verschiedenen Gegenständen, womit sich die Philosophie beschäftigt 177. a. Mit der Form des Verstandes, Logik , 178 – 181. b. Mit der Materie desselben. Metaphysik im engern Verstande 182. Eintheilung derselben 183. α . in theoretische Philosophie. Metaphysik im engsten Verstande , oder Metaphysik der Natur und deren Theile 184. 185. א . Ontologie 185. 186. ב . Uebrige Theile 187. 188. Kosmologie 189. Wissenschaftliche und empirische Psychologie 190 – 196. Naturlehre von Gott , transcendentale und natürliche Theologie 197 – 201. β . in praktische Philosophie 202. 203 , die א . entweder bloß auf reine Vernunft gebaut ist, und alle vernünftige Wesen angeht, Metaphysik der Sitten 204. ב . oder auf Erfahrung und Kenntniß des Menschen, praktische Philosophie im engern Verstande, praktische Anthropologie 205. und a) sowohl das Naturrecht 206. 207 , als b) die eigentliche philosophische Moral begreift 208. IV. Philosophie der sogenannten gesunden Vernunft 209 , und des Lebens 210. V. Vorübungen in der Philosophie 211. und Haupterfordernisse bei dem Studium derselben 212. VI. Kenntniß philosophischer Schriften 213. VII. Geschichte der Philosophie 214. 215. Dritter Abschnitt. Geschichte. I. Begriff davon 216. 217. II. Ihr großer Nutzen 218 – 221. III. Die dazu nöthigen Eigenschaften, besonders das Pragmatische derselben 222 – 225. IV. Abtheilung der Geschichte 226. 227. V. Nothwendigkeit ihres Studiums für den künftigen Theologen, und beste Art sie zu studieren: Geographie, Universalgeschichte, Special- und besonders vaterländische Geschichte, Staatskunde; Handbücher zu allem diesen 228 – 244. VI. Literargeschichte, ihre verschiedene Theile; Vortheile von dem Studium derselben; beste Art sie zu studieren; Hülfsmittel dabei 245 – 261. Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften. I. Begriff und Zweck derselben 262. 263. II. Unterschied der Dicht- und Redekunst 264. 265. III. Nutzen des Studiums der schönen Wissenschaften überhaupt 266 –271. und für den gelehrten und Lehrer der Religion besonders 272 – 274. IV. Wie weit es zu empfehlen sei 275 – 277. und V. wie die schönen Wissenschaften sollten getrieben werden 278 – 285. 266–271 In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271 (vgl. c I § 272) (s. Editorische Hinweise und Siglen ). Druckfehler. Band 1. §. 177. Z. 1. ließ 173. statt 273. S. 219 f. ist einigemal empirisch statt empyrisch zu lesen. Band 2. S. 181 und 313 Abschnitt statt Theil . empirisch statt empyrisch Mit dieser Korrektur wird klargestellt, dass dieser Begriff auf das griechische εμπειρία ( Erfahrung ) und nicht etwa auf ἔμπυρος ( brennend ) zurückgeht (vgl. I § 190 c). Erheblichere Druckfehler. Seite 3. Z. 21 lies der statt er . S. 6. Z. 13 für die st. für der . S. 10. Z. 3 setze nach Müßiggang , oder nicht genugsame Beschäftigung . S. 39. Z. 14 demnach für dennoch . S. 53. Z. 17. fruchtbare st. sichtbare . S. 54. Z. 6 von unten: Urtheilen. Denn etc. S. 126. Z. 8 von unten: Jonicum . S. 223. Z. 3 von unten: historische Kunst . S. 227. Z. 1 von unten: Geschichtsforscher . Anweisung zur Bildung angehender Theologen. Erster Theil. Einleitung. 1. Wenn die Bestimmung Bestimmung des Menschen und das höchste Ziel seiner Wünsche, wahre und dauerhafte Glückseligkeit, nicht auf dieses Erdenleben eingeschränkt ist; – wenn er, als ein vernünftiges Wesen, dieses Ziel anders nicht erreichen kan kann , als durch Weisheit und Tugend; – wenn die Religion Religion beide beyde lehrt, unterhält, unterhält und dazu die kräftigste Ermunterung giebt, ja ohne sie, sie Weisheit, nicht wahre Weisheit, Tugend, nicht beständige Tugend Tugend seyn kan: – kann: so giebt es für den edlen edeln Geist des Menschen keine würdigere Beschäftigung, als das Bestreben, die Religion aufs überzeugendste kennen zu lernen kennen zu lernen und aufs willigste auszuüben auszuüben . 2. Man kan bey der Sofern die Religion ein Gegenstand der Erkenntniß ist, kann man bei ihr , wie bey bei allen andern Gegenständen, einen Unterschied zwischen einer gemeinen und einer philosophischen Kennt niß derselben machen. Letztere findet nur alsdann alsdenn da statt, wenn ich wo eine Sache im vollständigen Zusammenhange mit einer andern, d. i. so erkenne, wie sie der Grund oder, oder die Folge von der andern derselben ist, oder, mit andern Worten, wenn ich sie mit meiner Vernunft erkenne; und sie wissenschaftlich erkannt wird. Sie ist in dem Grade vollkommner vollkommener , je mit meh rern Dingen ich man sie so verbunden denke denkt, und je mehrere solche solcher Verbindungen ich zwischen denselben einsehe eingesehen werden . Zusammenhang Zusammenhang wird hier nicht von jeder Verbindung genommen, als welche eben so wie die Vorstellung dieser Verbindung, zufällig und willkürlich willkührlich seyn kan kann . Nur dann denn ist eine Erkenntniß philosophisch , wenn ich einsehe, einsehe man einsieht, wie wie etwas von dem Andern Grund oder Folge ist, oder wenn ich man das Eine eine aus dem Andern andern erklären kan kann . 3. Eine solche eigentlich zusammenhängende oder philosophische Kenntniß irgend einer Art von Gegenständen, macht eben den Kunstverständiger Kunstverständigen in weiterer Bedeutung aus, so fern sofern er von dem bloß gemeinen Kenner, dem Studierten im weitesten Sinne (homme de lettres,) lettres), dem bloß mechanisch Handelnden oder Arbeitenden unterschieden wird, und sodann jener Name eben sowohl den Gelehrten Gelehrten als den wahrhaftigen Künstler Künstler bezeichnet. Denn eigentliche Kunst ( Τεχνην oder Artem) legt man doch nur dem bey bei , der seine Kenntnisse in irgend einer Art von Dingen nicht bloß Andern abgelernt oder nur aus Beobachtung geschöpft, sondern auch darüber selbst gedacht, ihren Gründen und Folgen oder möglichen Anwendung nachgeforscht, sich eben sowohl feste und sichere Regeln Regeln, und überhaupt allgemeine Kenntnisse, als deutliche Begriffe von der Art seiner Beschäftigungen, Beschäftigungen erworben hat. Freylich Freilich muß er historische und philosophische Kenntnisse davon zugleich besitzen. Historische , oder einen ansehnlichen Vorrath und Stoff, den er hernach verarbeiten kan kann , oder dessen er zur Verarbeitung seiner Kenntnisse bedarf, das heißt: er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum). Aber eben so nothwendig ist, daß er, was er weiß, gut wisse, und besonders im Zusammenhang Zusammenhange oder philosophisch einsehe, weil davon selbst die immer mehrere Vollständigkeit der Kenntniß einer Sache, und noch mehr die Sicherheit und rechte Anwendung derselben, abhängt. – Nicht minder unterscheidet man selbst unter den Kunstverständige Kunstverständigen den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten ; und dieser Unterschied scheint sich auf den verschiednen verschiedenen nächsten Zweck zu gründen, wonach man bey bei Erwerbung einer gewissen Art von Kenntnissen trachtet. Dieser Zweck besteht immer in der Befriedigung gewisser Bedürfnisse oder des Gefühls von dem Werth gewisser Kenntnisse, Kenntnisse; und diese Bedürfnisse können entweder sinnliche oder geistige seyn, d. i. d. i., entweder den Körper und äusserliche äußerliche Verhältnisse betreffen, in welchen wir gegen irgend Etwas stehen, was ausser außer uns ist, und auf unsre Glückseligkeit Glückseligkeit ein Einfluß haben kann, als Gesundheit, Nahrung, Sicherheit, Hülfe von Andern, Vergnügung der Sinne u. d. g. u. dergl. , oder die Vollkommenheit des Geistes, Kenntniß des Wahren, Nützlichen, Guten und Schönen, nebst der Bildung des ganzen Charakters, unsrer unserer Denk- und Handlungsart, befördern. Dienen nun zusammenhängende Kenntnisse einer gewissen Art von Gegenständen, Gegenständen zunächst zur Befriedigung geistiger Bedürfnisse: Bedürfnisse, so macht der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Wissenschaft aus. Zielen aus; zielen sie aber zunächst auf Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse ab: ab, so würde der Inbegriff solcher Kenntnisse eine Kunst heissen heißen müssen. Will man also den eigentlichen Gelehrten von dem Nichtgelehrten unterscheiden: unterscheiden, so würde derjenige verdienen ein Gelehrter genannt zu werden, der vorzügliche zusammenhängende Kenntnisse in irgend einer Wissenschaft besitzt, d. i. dergleichen Kenntnisse von solchen Gegenständen, die zunächst geistige Bedürfnisse befriedigen sollen; und Gelehrsamkeit wäre dann vorzügliche gründliche Bekanntschaft mit Gegenständen der so eben beschriebenen Art; da hingegen alle diejenigen müßten zu den Nichtgelehrten gerechnet werden müßten , denen es an Kenntnissen gewisser Arten von Sachen Art ganz fehlt, oder die davon keine vorzügliche, oder keine zusammenhängende Kenntnisse (in dem vorhin angegebenen Sinne des Wortes) haben, oder deren Kenntnisse Gegenstände betreffen, welche zunächst nur sinnliche Bedürfnisse betreffen und befriedigen. Um dieses zu können, muß man theils eine Kenntniß von vielen Dingen haben, theils von dem, was man erkennt, vieles wissen (multa et multum), oder eine ausgebreitete und ausführliche, mit einem Wort, eine weitläuftige Kenntniß, besitzen. In diese setzt man gemeiniglich den Begriff von Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit ; und freylich kan diese ohne jene nicht statt finden. Aber liegt denn weniger daran, daß man etwas gut weiß? und dazu gehört auch die gegründete und fruchtbare Erkenntniß, die aber desto gegründeter und fruchtbarer ist, je mehr man einsieht, wie etwas aus einem andern folgt oder etwas andres verursacht. Nur denn verdient also eine Erkenntniß gelehrt zu heissen, wenn sie sowohl weitläuftig als philosophisch ist. Anmerk. Anmerk. 1. Bey Bei dem so sehr verschiednen verschiedenen Sinn, in welchem Gelehrsamkeit genommen wird, wird und bey bei den so schwankenden Begriffen davon, war es wenigstens nöthig, einen bestimmten Begriff anzugeben, an den man sich in der Folge halten könnte; und der hier angegebene scheint mit dem Sprachgebrauch am meisten überein zu kommen übereinzukommen , weil dadurch wirklich der Gelehrte nicht nur von dem ganz Unwissenden, von dem gemeinen Mann und dem Handwerker, sondern auch von dem viel gebildetern Künstler, dem Geschäftsmann und blossen bloßen Homme de lettres unterschieden wird. Wer bloß mechanisch, oder nur durch Aufmerksamkeit und Uebung, gewisse, selbst vorzügliche Kenntnisse erlangt hat, oder so seine Geschäfte treibt, oder, mit andern Worten, der bloß routinirte Mann, heißt, nach dem Sprachgebrauche, so wenig ein Gelehrter, als bloße, bloße selbst bildende, bildende Künste, ökonomische, Finanz- und Handelskenntnisse oder Fertigkeiten, zu gelehrten gelehrten Beschäftigungen gerechnet werden. Was unterscheidet aber den bloß Routinirten von dem eigentlichen Kunstverständigen, wohin auch der Gelehrte gehört, als daß jener, bey bei Erwerbung oder Anwendung seiner Kenntnisse mechanisch, dieser aber philosophisch verfährt? und was anders, zieht die Gränzlinie zwischen gelehrten und andern Beschäftigungen, als der Unterschied zwischen innerer, innerer geistiger, und zwischen äusserlicher Cultur äußerlicher Kultur ? Nur muß man bey bei diesem letztern Unterschied letzteren Unterschiede nicht übersehen, ob eine Beschäftigung jene oder diese zunächst zur Absicht habe. Denn habe; denn sonst können ja gelehrte Beschäftigungen, als Sprachstudium, Mathematik, Geschichte u. s. w. getrieben werden, um unsere oder Anderer äusserliche äußerliche Nothdurft, Bequemlichkeit und Vergnügen, so wie mechanische und bildende Künste, um Bildung des Geistes zu befördern. S. Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben , von Heinzelmann, Johann Christian Friedrich Heinzelmann und Voss, Christian Daniel Voss , Band. Voß , Band 1. S. 10 f. könnte. Er hat den Sprachgebrauch Sprachgebrauch so gut für sich als jede andere Erklärung davon, für deren Vorzug sich nichts Mehreres sagen läßt als für die hier gegebene, die dem Grundsatz folgt, den man in einer Anweisung zur Bildung eines Gelehrten immer folgen sollte: Par est omnes omnia experiri, qui res magnas et magno opere expetendas concupiuerunt; - - prima enim sequentem, honestum est in secundis tertiisque consistere. Cicero orat. I. Cicero Orator. cap. 1. Anmerk. Anm. Anmerk. 2. Auf den Unterschied Unterschiede der gemeinen und der gelehrten Kenntniß der Religion Religion, beruht der bekannte Unterschied, den man zwischen Religion Religion und Theologie Theologie macht. Letztere, als Eigenschaft betrachtet, ist eine gelehrte Kenntniß der Religion, und ein Theologe ist daher, der er eine solche solche Kenntniß von der Religion , d. i. von den Begriffen und Lehren besitzt, welche Gott und das gegenseitige Verhältniß zwischen Gott und den Menschen betreffen; so wie sie Theologie , als Wissenschaft genommen, der Inbegriff der Religionswahrheiten ist, so fern sofern diese auf eine gelehrte Art erkennt erkannt werden. { Subtilior religionis expositio , comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus, Samuel Friedrich Nathanael Morus . Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard, Franz Volkmar Reinhard .} S. mein Programm de diuersitate diversitate studiorum, quibus Theologum decet ceteris Ecclesiae doctoribus praestare, praestare. Halae 1767. in 4. – Einen Theil der Theologie macht Philosophie über Religion aus, nehmlich nämlich im Unterschied Unterschiede von gelehrten historischen Kenntnissen, welche auch die Religion aufklären können. S. Töllner, Johann Gottlieb J. G. Töllners theologische Untersuchungen , B. Bd. 1. Stück 1. die 9te Abhandlung. Herder, Johann Gottfried von Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787. { De Wette, Wilhelm Martin Leberecht De Wette über Religion und Theologie. Berlin 1815. } er muß Vieles und davon Viel wissen (multa et multum) Vgl. I § 48. Philosophische Blicke auf Wissenschaften und Menschenleben, von Heinzelmann und Voss, Band. 1. S. 10 f. In den von Johann Christian Friedrich Heinzelmann (1762–1830) und Christian Daniel Voss (1761–1821) herausgegebenen Philosophische[n] Blicke[n] auf Wissenschaften und Menschenleben für reifende Jünglinge I (1789), 1–22 findet sich der von Nösselt verfasste Beitrag Ueber den wahren Begriff der Gelehrsamkeit. Als eine Vorbereitung zur Untersuchung des Wahns dass sie nicht gemeinnützig sey . Par est omnes omnia […] Cicero Orator. cap. 1 In der als Brief an Brutus verfassten Abhandlung Orator entwirft Cicero das Bild des idealen Redners. In Cic. orat. I 1 [4] heißt es: „Doch ist es billig, daß alle diejenigen alle Versuche unternehmen, welche große und erstrebenswerte Ziele anstreben. […] Wer den ersten Rang anstrebt, der darf in Ehren auch beim zweiten oder dritten innehalten ( sed par est omnes omnia experiri, qui res magnas et magno opere expetendas concupiverunt. […] prima enim sequentem honestum est in secundis tertiisque consistere )“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Kytzler], Düsseldorf/Zürich 4 1998, 6.7.8.9). Subtilior religionis expositio, comprehenso simul omni eruditionis apparatu, quem subtilitas illa postulat, nach Morus Dieses Zitat stammt aus Samuel Friedrich Nathanael Morus' Epitome theologiae christianae (z.B. 2 1791, 11). Corpus placitorum religionis christianae, erudite et subtiliter expositum, et in artis formam redactum, nach Reinhard Dieses Zitat stammt aus Franz Volkmar Reinhards Vorlesungen über die Dogmatik (z.B. 4 1818, 20). J. G. Töllners theologische Untersuchungen, B. 1. Stück 1. die 9te Abhandlung Das erste Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zweibändigen Theologische[n] Untersuchungen ist 1772 erschienen. Herder von Religion, Lehrmeinungen und Gebräuchen. 1787 Diese Schrift ist 1798 erschienen. 4. Daß die gelehrte gelehrte Erkenntniß der Religion an sich einen großen grossen Vorzug vor der gemeinen gemeinen oder blos populären habe, wird niemand leugnen läugnen , wer nicht glaubt, Unwissenheit sey sei besser als Kenntniß Kenntniß, mangelhafte Kenntniß besser als vollkommnere. Aber die, welche die gelehrtere Erkenntniß in der Religion für unnöthig oder gar für gefährlich halten – halten, wenn sie dies nicht aus Trägheit oder Eigendünkel behaupten behaupteten – behaupten, haben entweder nie den Nutzen und gewissermassen gewissermaßen die Unentbehrlichkeit einer solchen Kenntniß recht überdacht, oder stehen in dem Wahn, daß bey bei solchem Streben nach weiterer Aufklärung Aufklärung, die Religion Religion selbst, sowohl die Kenntniß und der Glaube an sie, als die gottselige Gesinnung, leiden möchte leide . Gegen jene müßte also der Nutzen Nutzen Nutzen , gegen diese, diese die Unschuld Unschuld der Gelehrsamkeit, Gelehrsamkeit gezeigt werden. Anmerk. Wiewohl es Anmerk. Es wird immer schwer halten wird , eigentliche Verächter der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit selbst, selbst von ihrem Werthe zu überzeugen. Denn davon überzeugt zu werden, bedarf es schon selbst einiger einider Gelehrsamkeit. Wem es daran fehlt, oder wer nur nach der einen einem Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen, nicht nach der andern, der philosophischen Erkenntniß (§. 3 3. ) getrachtet, getrachtet oder nicht immer nach dem Cui bono? gefragt, d. i. nicht immer unpartheyisch unparteiisch nachgesucht hat, welchen Werth, welchen Einfluß hat jedes jedes hat , was wir erkannt haben? haben; oder wer wenigstens nicht um eine anschauende Erkenntniß dieses Werthes und Nutzens bekümmert gewesen ist: der ist auch schwerlich einer Ueberzeugung bey bei dieser Frage über den Werth der Gelehrsamkeit in der Religion, und gewiß so weit noch wenigstens nicht in dem Grade , fähig, fähig daß diese Ueberzeugung den scheinbaren Vorurtheilen dawider das Gleichgewicht halten könnte. Man kan hienach kann hiernach beurtheilen, ob er ein befugter Richter in dieser Sache sey sei ? Komm und Siehe! ist hier der sicherste Weg zur Ueberzeugung. Den umgekehrten Weg können nur die geführt werden, die noch nicht gegen Gelehrsamkeit eingenommen sind. einen Art gelehrter Erkenntniß, dem Vielwissen D.i. das barocke Gelehrsamkeitsideal der Polymathie bzw. Polyhistorie (vgl. I § 7.11). Cui bono? Diese Formulierung findet sich erstmals in den Reden des Cicero (vgl. Cic. S. Rosc. 30 [84]. 31 [86]; Mil. 12 [32]; Phil. II 35; dazu Sen. Med. 500f.). Komm und Siehe! Vgl. Joh 1,46; 11,34 (Sg.); 1,39; 4,29 (Pl.); dazu 2Kön 6,13; 10,16. – Zu bemerken ist, dass der textus receptus bis in das 18. Jh. hinein in Offb 6,1.3.5.7 ἔρχου καὶ βλέπε liest, Griesbachs NT-Edition (z. B. 2 1796/1806) bietet (mit Ausnahme von Offb 6,3 ἔρχου ) wie in Joh 1,46; 11,34 die Lesart ἔρχου καὶ ἴδε . 5. Wie nützlich und selbst wie unentbehrlich unter gewissen Umständen gelehrte Erkenntniß der Religion sey sei , läßt sich am besten bey bei den einzelnen einzlen zur Bildung eines angehenden Theologen dienlichen Wissenschaften zeigen. Dies Dieß ist die Ursach, warum es in dieser Anleitung bis dahin verschoben wird. Hier sey sei es genug genug, im Allgemeinen zu bemerken: bemerken, daß es bey bei jeder rechten Kenntniß einer Wahrheit, also auch jeder Lehre in der Religion, auf drey drei Stücke ankomme: daß man sie – recht verstehe – recht beurtheile und – recht anwende . Das dritte setzt das zweyte zweite , so wie das zweyte zweite das erste voraus. Wo es an einem dieser drey drei Stücke fehlt, kann kan die Erkenntniß Erkenntniß dieser Lehre nie das seyn, was sie seyn soll, Mittel soll: Mittel, zur Wahrheit Wahrheit W ahrheit , und, und durch diese, diese zur Glückseligkeit Glückseligkeit zu gelangen. Bey Bei Angabe des Nutzens einzelner einzler Theile der Gelehrsamkeit in der Religion, müßte also stets ihr Einfluß auf diese drey drei Stücke in Anschlag genommen werden. 6. Wenn denn aber nun Doch wie – wenn Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit für die Religion gefährlich wäre? wäre? – Das ist sie gewiß nicht; und wer dies gleichwohl meint, macht sich entweder von Gelehrsamkeit, oder Religion, oder von dem, was gefährlich ist, falsche Begriffe. Ohne Wegräumung dieses dreyfachen dreifachen Mißverstandes wird man nicht. Aber allem Mißverstand vorzubeugen und die richtige Beurtheilung der einzlen Vorwürfe zu befördern, möchte es nicht unnöthig seyn, sich immer folgende Fragen vorzulegen, ohne deren genaue Bestimmung, wider und für die Unschuld der Gelehrsamkeit mit gleichem Glück streiten gestritten streiten, und die Sache wird unverglichen bleiben wird . 7. Echte Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit – reicht sowohl theils den nöthigen Stoff Stoff zur Erkenntniß und Beurtheilung einer Sache, Sache dar, als theils lehrt sie die Regeln Regeln , wonach dieser beurtheilt, gewürdigt und richtig angewendet werden muß muß. (§. 3. ). 3. ) Sie kan kann also, ihre ihrer Natur nach, dem Wahren und Guten nicht nachtheilig seyn; und wenn sie es wird: wird, so liegt der Grund davon entweder in unvollständigen oder unrichtigen Kenntnissen und Regeln Grundsätzen , wonach man verfährt, oder in dem Gelehrten selbst, so fern sofern er von richtigen Kenntnissen und Regeln Regeln keinen genugsamen und rechten Gebrauch macht. In beyden beiden Fällen kan kann der entstehende Schade nicht der Gelehrsamkeit beygemessen beigemessen werden, sondern im erstern, ersteren dem Mangel der Gelehrsamkeit, im letztern letzteren aber entweder dem Vorurtheil, nach welchem der Gelehrte von der Gelehrsamkeit Alles erwartet, da sie doch nur den Verstand aufklären und leiten kan kann , um dadurch den Weg zur Besserung Besserung des Herzens zu bahnen, oder der Gleichgültigkeit gegen das Gute, die zum Theil selbst aus jenem Vorurtheile, zum Theil aus der Macht sinnlicher Neigungen und Leidenschaften entspringt. *) Was ist Gelehrsamkeit ? wahre meine ich. Gewiß, weder bloß historische Kenntniß von vielerley Sachen und Meinungen, noch Gewohnheit nach willkührlichen oder unausgemachten Voraussetzungen zu entscheiden, sondern ausgebreitete Kenntniß aller uns zu erkennen möglichen Sachen, die bey der Untersuchung einer andern zum Grunde liegen müssen, eine auf sorgfältigere Prüfung gegründete Ueberzeugung von ihrer Wahrheit oder Falschheit sowohl als von ihrem Werth, und Geschicklichkeit sie mit Behutsamkeit bestmöglichst zu benutzen. Eine solche kan ihrer Natur nach nicht schädlich seyn; wird sie es gleichwohl, so ists Zufall, für der keine menschliche Weisheit, die weder allwissend noch untrüglich ist, bürgen kan. *) Vertraute Briefe Briefe , die Religion betreffend betreffend , (von Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding ), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe. Vertraute Briefe die Religion betreffend (von J. J. Spalding), vornehmlich im 4ten und 7ten Briefe Johann Joachim Spaldings Vertraute Briefe, die Religion betreffend liegen in drei Auflagen vor ( 1 1784; 2 1785; 3 1788; vgl. Spalding Kritische Ausgabe [SpKA] I/4). Da die Erstauflage nur sechs Briefe enthält, kann es sich an dieser Stelle nur um einen Verweis auf eine der beiden folgenden Auflagen handeln. 8. Was ist Religion Religion ? – Sind es wahre, gegründete, die strengste Prüfung aushaltende, Gott und das Verhältniß zwischen ihm ihn und den Menschen betreffende Sätze? – Oder sind es bloße blosse Meinungen und menschliche Einfälle, Zusätze zur Religion, an welchen wir mit mir Zuversicht und Ergebenheit hängen; hängen, weil sie uns entweder von Jugend auf geläufig worden, wir aber das Gegentheil als wahr zu denken ungewohnt ungewöhnt sind, oder es es, nur als wahr zu vermuthen und zu prüfen, uns nicht einmahl in den Sinn kommt; oder weil das Ansehen frommer oder in der Welt vielgeltender Lehrer uns für ihre Richtigkeit Gewähr zu leisten scheint; oder weil wir sie behaglich finden, es sey sei , daß sie uns eigne eigene Untersuchung und Mühe ersparen, oder wir dabey dabei keine nachtheilige, oft auch wohl gar gute, gute Folgen für unsre unsere Frömmigkeit und Gemüthsruhe bemerken? – Oder betreffen sie sie, ihrer Natur nach, Gott und das Verhältniß zwischen ihm und uns eigentlich, weder mittel- noch unmittelbar, gar nicht; scheinen sie uns vielmehr nur dahin zu gehören, weil wir sie in ehrwürdigen Büchern neben und mit Religionswahrheiten Religionswahrheiten gefunden haben, oder unsre Einbildungskraft sie mit diesen Sätzen der Religion einmal einmahl so verknüpft hat, daß wir befürchten, eins Eins müsse mit dem andern Andern stehen oder fallen? – Im ersten Fall kan kann Gelehrsamkeit der Religion nicht nachtheilig seyn; sie bewährt sie eben, eben und hilft jene wahren Lehren von den erdichteten und falschen absondern. Hilft sie im zweyten zweiten Fall unächte unechte Zusätze zerstören, so ist sie für die wahre Religion wohlthätig und vertilgt das Unkraut, unter dem wahre Religion ersticken würde. Im dritten dritten , raubt sie dem Menschen we nigstens nichts von Religion; aber sie macht auch den Gebrauch solcher fremden Lehren, wenn sie ja noch Wahrheit enthalten, für die Religion unschädlich, und zieht den Fleiß der Menschen von entbehrlichern entbehrlicheren Beschäftigungen ab, ab und lenkt ihn auf solche, die wichtig und heilsam sind sind, hin . 9. Was ist gefährlich gefährlich für Religion? Sicherlich nicht, was jene eben erwähnte unächte unechten oder fremde fremden Zusätze zerstört oder absondert, hingegen, hingegen wahre Religionslehren als wahre solche darstellt, bestätigt, ausser außer Zweifel setzt, und nützlicher anwenden lehrt. Zwar kan kann Gelehrsamkeit, wie zugestanden wurde (§. 7 7. ), durch Zufall und Mißbrauch gefährlich und eine Quelle neuer Uebel werden. Aber – was giebts giebt es irgend etwas , das nicht dergleichen werden kan gemißbraucht, nicht gefährlich werden, nicht ausarten kann ? Empfindlichkeit, selbst Vernunft, der edlere Theil des das Edelste im Menschen, selbst Gottseligkeit, machen uns eben so fähig und aufgelegt zu erzeugen eben sowohl unter gewissen Umständen Mißvergnügen, Sorgen und Kummer, Kummer; wovon die Thiere und Thiere, wovon leichtsinnige Menschen nichts oder wenig empfinden, empfinden; als sie auf der andern Seite Quelle Quellen des höhern und reinern Vergnügen Vergnügens, nothwendiges nothwendige Mittel zur Vollkommenheit Vollkommenheit zu Vollkommenheiten sind, die das Thier und der Leichtsinnige oder Gleichgültige weder begreift noch erreicht; und erreicht. Und wer mag mit diesen tauschen? wer lieber hungern als essen, aus Furcht Furcht, seine Gesundheit zu verderben? – Unwissenheit, eingeschränkte Einsichten, Mangel des reifern Ueberlegens sind ihrer Natur nach schädlich, schädlich; wahre Gelehrsamkeit nie. Nur durch zufällige Umstände können jene unschädlich, diese nachtheilig werden. Aber nicht der Zufall, nur die Natur Natur ist der rechte Maaßstab, den Werth der Dinge zu bestimmen. – Endlich läßt sich doch der Mißbrauch, laßen lassen und es lassen sich neue jene Uebel , so viel an uns ist, verhüten, wenn wir uns uns, so viel an uns ist, feste und sichere sichre Regeln Regeln machen, wonach wir untersuchen; wenn wir in Bestimmung dessen, was wahr und falsch, nützlich oder schädlich ist, nicht weiter gehn, gehen als der Stoff (die data) , den wir zu verarbeiten, oder wonach wir zu urtheilen haben, haben und unsre unsere Kräfte reichen; wenn wir unsere Urtheile von dem Maaß Maaße unserer Kräfte und von dem Werth Werthe der Dinge in eben dem Verhältnisse berichtigen und verbessern, in welchem sich unsere Einsichten erweitern. *) Aber um alles dieses zu können, müssen wir Vieles vieles wissen und viel geprüft haben; haben, wir werden also in dem Grade gegen Mißbrauch gesichert seyn, in welchem wir gesucht haben haben, immer gelehrter zu werden. Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott, der auch unsre unsere Fehltritte zum Besten zu lenken weiß! *) Siehe S. Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmanns Salzmann's Vorrede zu der Schrift: über Ueber die wirksamsten Mittel Mittel, Kindern Religion beyzubringen , beizubringen . Leipzig 1780. gr. 8. Thue das Deine und überlaß das Uebrige Gott Derartige Formulierungen (vgl. Vorrede a [XVI]) finden sich in der Aufklärungszeit häufig. In seinen Sontags-Evangelia (vgl. BdN IV) legt etwa Gottfried Leß (1736–1797) Lk 21,18.34–36 exakt in diesem Sinne aus (vgl. aaO 1 1776, 374). Bereits die klassische Antike kannte ähnliche Vorstellungen (vgl. Hor. carm. I, 9,9 permitte divis cetera ), und auch Sir 11,20–23 fordert zu einem solchen Gottvertrauen auf. Im 16. Jh. formuliert Martin Luther in seiner Genesisvorlesung (1535–1545) Fac tuum officium, et eventum Deo permitte (WA 44 [1915], 78) (vgl. Erasmus v. Rotterdam, Supputationes errorum in censuris Bedae [1527], 111 [fehlerhafte Paginierung]). 10. „Aber das Wissen Wissen blähet auf. Wissen blähet auf ! “ – Freylich Freilich , wenn Wissen ( γνωσις ) , wie es der Apostel nimmt ( 1 Kor. 8, 1), 1) so viel ist, als die Meinung, daß man woran recht thue, verbunden mit der Meinung, daß man es alsdann alsdenn auch thun dürfe, ohne Rüksicht Rücksicht auf unsern unaufgeklärter unaufgeklärtern schwächern Nächsten, den wir durch unser unvorsichtiges unfürsichtiges Beyspiel Beispiel verleiten, etwas uns nachzuthun, was er nicht für recht Recht erkennt; und überhaupt als unreife oder übel angewendete Wissenschaft. Nicht so, wahre Gelehrsamkeit (§. 7 ) , die, weil sie uns unsre Schwächen, Lücken der Schwächen und Lücken unsrer Erkenntniß, die Verschiedenheit der Ueberzeugung bey bei verschiedenen Menschen, und Schwierigkeiten bey bei Untersuchungen fühlbar macht, eben sowohl Bescheidenheit als Schonung des Nächsten befördert. „Aber das Wissen blähet auf.“ Vgl. 1Kor 8,1. – Die Herkunft der den folgenden Paragraphen in Anführungszeichen vorangestellten Leitsätze (I § 11–14; vgl. I § 125.126) ist nicht eindeutig nachzuweisen. Vielmehr werden Sprichwörter und Allgemeinplätze aufgegriffen, die in dieser oder ähnlicher Form weit verbreitet waren. Bemerkt sei, dass die in den betreffenden Paragraphen angestellten Überlegungen ohne explizite Nennung Nösselts nahezu wortwörtlich in der einflussreichen fünfbändigen Pastoral-Anweisung nach den Bedürfnissen unsers Zeitalters (1805–1808) des österreichischen katholischen Pastoraltheologen und Kirchenmannes Andreas (Andre) Reichenberger (1770–1854) wiedergegeben werden (vgl. aaO I/1, 71–73). 11. „Viel Wissen, oder Trachten danach, zer streut; wir vergessen die Anwendung aufs Herz; was bloß Mittel seyn sollte, wird zum Zweck gemacht. gemacht! “ – Müßiggang, oder nicht genugsame oder unnütze Beschäftigung Beschäftigung, Müßiggang zerstreut auch und läßt Verstand und Herz leer leer. ( Matth. 12, 44. 45). 45.) Eingeschränkte Kenntniß, wonach man doch immer urtheilen und handeln muß, macht verlegen und verursacht entweder Zeitverlust und unnöthige Zerstreuung über dem Suchen desjenigen, was man nicht zu finden weiß, oder gebiert Leichtsinn und Gewissenlosigkeit. Wo nicht Vieles viel im Kopf Kopfe ist, läßt sich auch nicht Vieles viel , wenigstens nicht recht, anwenden. Bloß Vieles viel wissen Bloße Vielwisserei ist nicht Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit. (§. 3 ). Bildet 3. ) Bilde man nur das Wissen Wissen zu dem aus, was wahre Gelehrsamkeit ist (§. 2 3 2. und 7 7. ), und der Vorwurf fällt von selbst weg. Je mehr man in wahrer Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit fortrückt, desto mehr lernt man sich sammlen, verhütet Zerstreuung, und lernt Alles besser anwenden. 12. „Aber man glaubt glaubt um so weniger, je mehr man weiß weiß ; und Gelehrsamkeit ist eine reiche Quelle von Zweifeln. Zweifeln! “ – Aber wer viel glaubt, wird auch viel betrogen; dagegen sichert demnach nichts besser, als daß man Vieles viel und daß man es gut wisse weiß ; also setzt uns wieder Gelehrsamkeit in den Stand Stand, zu wissen, wo man glauben dürfe oder nicht? – Der Gelehrte zweifelt allerdings mehr wie der Ungelehrte. Aber Zweifel Zweifel sind nicht immer schädlich; sie sind ein kräftiger Antrieb zur Untersuchung, wobey wobei man immer gewinnt; sie sind sogar das einzige natürliche Mittel, von Vorurtheilen und Irrthümern zurückzukommen. – Und in dem Maaß Maaße , wie man in der Gelehrsamkeit wächst, nehmen auch die Kenntnisse zu, um den Ungrund schädlicher Zweifel einzusehen, und es wächst die Fertigkeit, sie aufzu lösen; denn Zweifel entstehen aus Unwissenheit, Unwissenheit und werden nur schädlich, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß. 13. „Gleichwohl lehrt Erfahrung Erfahrung und Geschichte Geschichte, daß es eben Gelehrte waren, die Irrthümer aufbrachten, die die Religion von ihrer Einfalt zurückführten, die sie ihrer Geheimnisse zu berauben suchten. suchten! “ – Wenn dies Gelehrte gethan haben sollten: sollten, so müßte erst, ehe man sie verdammen wollte, das ausgemacht werden, was oben §. 8 8. erinnert ist. Aber gewiß sind jene vorgeworfene Verderbnisse der Religion mehr weit häufigere Folgen der Un wissenheit, des Mißverstandes, der Schwärmerey Schwärmerei oder des aftergelehrten Dünkels, welchen welchem Fehler eben die Gelehrsamkeit entgegen arbeitet entgegenarbeitet . aftergelehrten Dünkels After ist eine veraltete deutsche Präposition, die bereits zu Nösselts Zeiten nur noch in Komposita Verwendung fand und in etwa dem Präfix pseudo- entspricht. Unter aftergelehrt ist demnach eine falsche oder Scheingelehrsamkeit zu verstehen. 14. „Indessen erschweret erschwert doch die Gelehrsamkeit, Gelehrsamkeit und die davon abhängende eingeführte Schulsprache Schulsprache, Schulsprache die Kenntniß der Religion. Religion! “ – Wenn sie sonst nöthig oder nützlich ist: ist, so müssen uns die Schwierigkeiten nicht abschrecken, sie in unsere unsre Gewalt zu bekommen. Kann sie aber jemand ohne Nachtheil der Wahrheit und Gründlichkeit, oder muß er sie, nach seinen Umständen, entbehren: entbehren, so überlaße überlasse er, ohne Verachtung oder Verun glimpfung, das, was er er entbehren kann, dem dem , der dessen fähig und bedürftig ist. 15. Denn so sehr es allgemeine Pflicht eines jeden Menschen ist, sich um Religion zu bekümmern, und nach Gottseligkeit zu trachten; so nöthig es ist, nicht nur zu lernen, sondern auch das, was man von der Religion weiß, zu er halten, fester zu gründen begründen , zu vermehren, zu berichtigen, lebhafter und eindrücklicher zu machen, und von Zeit zu Zeit zu erwecken und anzufrischen: so fehlts fehlt's doch dem größten Theil der Menschen an Fähigkeit, Hülfsmitteln, Muße Musse , und daher auch mit an Uebung in der Erkenntniß Erkenntniß und Gottseligkeit Gottseligkeit. Um so geläufiger und wirksamer sind bey bei den meisten Unwissenheit oder seichte Kenntnisse in der Religion Religion, Vorurtheile und grobe oder nach jedes Leidenschaften gebildete Vorstellungen von Gott und unsichtbaren Dingen überhaupt, wodurch ihnen alles Ungewohnte befremdlich, jeder aufsteigende oder gehörte Zweifel aber eine neue Nahrung des Leichtsinns oder der Aengstlichkeit wird. Wie sehr darunter erleuchtete Gewissenhaftigkeit und davon abhängende gute Gesinnung und Betragen eines Menschen sowohl als seine wahre Gemüthsruhe leiden müsse, ist leicht zu begreifen. 16. Es wäre also großes grosses und seliges sich selbst belohnendes Verdienst, wenn, wie in allen andern menschlichen Angelegenheiten, die, so mehr vermögen, den Schwächern oder Zerstreutern, auch hierin zu Hülfe kämen. Und wenn sie durch ihre Umstände in den Stand gesetzt würden, sich ganz diesem Geschäfte zu widmen; wenn sie durch ihre vorzüglichern Kenntnisse, durch die sorgfältigste Anschmiegung an Anderer Bedürfnisse, durch die zärtlichste Sorge für deren Gewissen und Gemüthsruhe, durch Klugheit, durch tugendhaftes und gottseliges Beyspiel Beispiel und durch das auf dieses dies alles gegründete innerliche Ansehen, Weisheit, Tugend und Religion, Religion nicht nur lehrten, sondern auch empfählen empföhlen ; wenn sie dadurch Lehrer, Leiter und Muster für das Gewissen Gewissen der übrigen Menschen würden: was und wie wirksam könnten sie dann für menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit seyn? werden! 17. Wenn nun in der menschlichen Gesellschaft die, welche es einsehen, daß sie selbst den Fleiß nicht auf Religion und Bildung ihres Verstandes und Herzens danach wenden können, den sie sollten solten und wünschten (§. 15 15. ), diese Angelegenheit und die ganze Sorge für ihre geistliche Wohlfahrt oder ein einen Theil dieser Sorge, andern Sorge Andern übertrügen, welchen sie am meisten die vorerwähnte vorerwähnten Eigenschaften (§. 16 16. ) zutrauten: so entstünden dadurch in der Gesellschaft die, welche man in Beziehung auf den Unterricht in der Religion, Religion Prediger Prediger , in Rücksicht auf die Anwendung derselben nach jedes besondern Gemüthsbedürfnissen, Gemüthsbedürfnissen Seelsorger Seelsorger , und überhaupt Lehrer Lehrer der Religion zu nennen pflegt. Ein höchst nützlicher und respectabler achtungswerther Stand, der nur dem verächtlich oder gleichgültig scheinen kann kan , wer der ihn entweder nicht aus diesem Gesichtspunkt Gesichtspunct betrachtet, oder wem der für Tugend, Gewissen und Religion, so weit es nicht in seine eigennützige eigennützigen Absichten schlägt, nichts ist keinen Werth hat . 18. Selbst dem Staat Staat Staate , wenn er seine Pflichten, Vortheile und Rechte kennt, kan kann dieser Stand , man mag ihn den geistlichen geistlichen , oder wie man will will, nennen, so wenig gleichgültig seyn, als die Sorge , wie er besetzt wird. – Die Rechte der Menschheit, und unter diesen sind die Rechte des Gewissens die höchsten, können durch keine Art von Verbindungen und Gesetzen aufgehoben werden: werden; und wer die Regierung eines Staats übernimmt, der übernimmt auch, ausdrücklich oder stillschweigend, die Pflicht, die Tugend und Religion seiner Unterthanen nicht nur nicht zu kränken, sondern sie auch, so viel er kan kann , zu befördern *) . befördern. *) – Je mehr und je allgemeiner wahre Religion erkannt, je mehr sie für wohlthätiger wohlthätig und unentbehrlicher sie unentbehrlich zur Glückseligkeit Glückseligkeit gehalten, je angelegentlicher und genauer sie befolgt wird: desto weniger geschieht den Gesetzen und guten Anstalten, ohne welche keine Gesellschaft bestehen kan kann , öffentlicher oder heimlicher Abbruch; desto williger thut jeder, auch ungesehen und unerinnert, Gutes, Gutes und wirkt desto eifriger zum gemeinen Besten; desto mehr ersetzt sich das, was der Tugend Tugend an bürgerlicher Ermunterung abgeht, durch Zufriedenheit des Gewissens, und noch weit mehr durch die Vorstellung des Wohlgefallens Gottes und seiner, selbst über die Gränzen dieses Lebens reichenden, Belohnung. ( Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding ) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung , zweyte Auflage, Berlin 1773. 8. im ersten Abschnitt, sonderlich S. 33. 33 folgg. *) Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's neue Apologie des Sokrates Sokrates , Band 2, Berlin 1778. in 8. S. 117 folgg. ( Spalding, Johann Joachim J. J. Spalding ) über die Nutzbarkeit des Predigtamts und deren Beförderung , zweite Auflage, Berlin 1773. 8. im ersten Abschnitt, sonderlich S. 33 folgg. Lüdke, Friedrich Germanus F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789. Vergl. mit Gerard, Alexander A. Gerard Rechtfertigung des Predigerstandes gegen Hume, David Hume . Aus dem Englischen. Berlin 1787. F. G. Lüdke über die Abschaffung des geistlichen Standes, nebst Untersuchung, ob derselbe dem Staate entbehrlich und sogar schädlich sei. Berlin 1789 Friedrich Germanus Lüdkes (1730–1792) Gespräche über die Abschaffung des geistlichen Standes stammen aus dem Jahr 1784. 19. Unmöglich kan kann die Religion Religion ihrer Natur nach schädlich schädlich seyn. Sie wird es bloß durch Mißverstand, Schwärmerey Schwärmerei und ausschweifende Leidenschaften. Dieses zu verhüten und den unent behrlichen seligen beseligenden Einfluß der Religion auf die ge meine und besondere Wohlfahrt zu befördern, sind in dem Staat Staate Anstalten nöthig, wodurch immer richtigere Begriffe von Sittlichkeit und Religion sowohl sowohl, als wirksamster Antrieb Antrieb, sie auszuüben, oder tugendhafte und gottselige Gesinnung Gesinnungen , allgemeiner gemacht werden. Weil aber die, welche fähig seyn möchten, Tugend Tugend und Religion richtigst auf das richtigste und nachdrücklichst nachdrücklichste zu lehren und zu empfehlen, schwerlich dieses Geschäfte Geschäft angelegentlich genug treiben werden, wenn sie sich ihm nicht ganz und unzerstreut widmen können; andere Andere hingegen, die genug Eifer haben möchten, nicht immer die dazu erforderlichen Fähigkeiten oder Kenntnisse besitzen, und in diesem Fall der Religion und dem Staat Staate mehr schädlich als nützlich werden: so macht dies nicht nur, wie zu andern öffentlichen Angelegenheiten, einen besondern Stand nöthig, dergleichen man auch bey bei allen nur einigermassen einigermaßen gesitteten Völkern findet, findet; sondern der Staat Staat hat auch die Pflicht und das Recht, für dessen würdigste Besetzung und für Einrichtungen zu sorgen, wodurch das innerliche Ansehen der dazu bestimmten Personen (§. 16. 16 ) durch äusserliches äußerliches verstärkt, verstärkt und jeder jede derselben in den Stand gesetzt werde, mit gehöriger Angelegenheit gehörigem Eifer und aufs wirksamste die ihm obliegende ihr obliegenden Pflichten zu erfüllen. Alles bisher gesagte Gesagte §. 15 – 19 kan kann 15 – 19. kann dazu dienen, angehenden Theologen Liebe und Achtung gegen den Stand, dem sie sich widmen, einzuflössen einzuflößen , und sie von ihrer wahren Bestimmung zu belehren. {Dieß ist um so mehr gleich bei dem Anfang des theologischen Studiums zu wünschen, da so viele, fast die meisten, durch bloßen Zufall, die Bestimmung ihrer Aeltern, die Beschränktheit ihrer Lage, die sie von kostbareren Studien zurückschreckt, bewogen werden, sich einem Berufe zu widmen, über den sie nie nachgedacht, und dessen hohe Be deutung sie nie erkannt haben. Noch viel weniger haben sie sich geprüft, ob sie auch geistig und selbst physisch diesem Stande gewachsen seyn werden.} A. d. H. 20. Diese einmal einmahl würdig zu leisten Pflichten und die wichtigen Absichten zu erfüllen hohen Zwecke , wozu der geistliche Stand da ist, einst würdig zu erfüllen, dazu gehört die gewissenhafteste Prüfung Prüfung, ob man überhaupt dazu fähig und fest entschlossen sey, und sei, so wie ein ununterbrochenes Bestreben, immer dazu fähiger und geneigter geschickter zu werden. Eine solche Vorbereitung erfordert, daß man wisse: – wisse: 1) welche Arten von Kenntnissen Kenntnissen nützlich oder unentbehrlich sind, um sich zu einem einen künftigen Lehrer der Religion zu bilden – bilden; 2) welche Fähigkeiten Fähigkeiten nöthig sind, um diese zu erlangen und auf das nützlichste zu Anderer Besten anzuwenden – und anzuwenden; 3) welche Hülfsmittel und Uebungen dazu dienen. 21. Alles, was ein künftiger Lehrer der Religion in Absicht auf Kenntnisse Kenntnisse zu thun hätte, vereiniget hat, vereinigt sich in drey Hauptbeschäftigungen Hauptbeschäftigungen, – daß und wie er drei Hauptbeschäftigungen. Er muß sie zu sammlen – auf die rechte Art zu sammlen , sie anzuordnen , anzuordnen oder zusammen zu stellen – und für andre Andere anzuwenden habe. – wissen. Um sich den nöthigen Vorrath zu einer eignen eigenen wohlgegründeten Kenntniß und Ueberzeugung von der Religion zu verschaffen, würde wird er sich vor allen Dingen um nach Kenntniß der Natur überhaupt zu streben , und besonders besonders, nach besonders, bei seiner Bestimmung zum Lehrer der Religion, um die Kenntniß der Natur Gottes sich zu bemühen haben, über Gott , so weit es der endliche Verstand vermag, und der geistigen über die geistige Natur des Menschen richtig denken zu bekümmern haben lernen , weil ohne diese Kenntniß, welche die Philosophie darreicht, weder eine recht überzeugende Erkenntniß von dem Verhältniß Verhältniß zwischen Gott und den Men schen, womit sich die Religion beschäftigt, erhalten, noch ein richtiger Gebrauch der Vernunft bey bei solchen Untersuchungen gemacht werden könnte kann . 22. Und weil Da sich aber das Christenthum Christenthum sich auf die nähere Offenbarung Offenbarung Gottes in der heiligen Schrift gründet; diese aber in der hebräischen oder chaldäischen und griechischen Sprache zu uns gekommen ist; und erstre erstere wenigstens ohne Bekanntschaft mit den verwandten Dialekten nicht gründlich verstanden werden kan; ausserdem kann; außerdem auch die heilige Schrift theils sich sich theils auf viele historische Umstände bezieht, theils manche historische Kenntnisse zur zu Beurtheilung der Glaubwürdigkeit der heiligen Bücher überhaupt oder in einzelnen Stellen erfordert werden: so würd' wird er nach ausgebreiteter und genauer Kenntniß der hebräischen und griechischen , auch und der mit jener verwandten Sprachen Sprachen , nach einiger Kenntniß desgleichen der alten Geschichte und anderer andrer historischen Hülfswissenschaften Hülfswissenschaften trachten, auch sich durch sichere sichre , auf Vernunft und Beobachtung der Natur gedachter Sprachen, wie sie in der heil. heiligen Schrift gebraucht sind, gegründete Regeln und fleißige Uebung in Erklärung alter Schriften zu einem gründlichen Ausleger bilden müssen. 23. So würde auch eine pragmatische Kenntniß der Geschichte Geschichte überhaupt, und besonders der Veränderungen, die mit der Religion und der darauf gegründeten Kirche vorgegangen sind, ausser außer dem schon erwähnten Nutzen, einen mächtigen Eindruck von dem so weisen Gang Gange der göttlichen Fürsehung geben, der zur Erweckung der Aufmerksamkeit auf die Religion und ihren unaussprechlichen Werth sowohl, sowohl als auf die ganze gute Gesinnung gegen Gott so unentbehrlich ist. Sie würde den großen grossen Einfluß der gebrauchten oder vernachläßigten vernachlässigten Vorerkenntnisse bey bei der Religion und dem Christenthum, die seligen Folgen einer durch bescheidnen bescheidenen und regelmäßigen Gebrauch der Vernunft Vernunft und der heiligen Schrift aufgeklärten Religion und ihrer gewissenhaften Befolgung, so wie die traurigen Folgen des Gegentheils lehren , einleuchtend machen, machen und da durch eindrücklich kräftig zu jenem ermuntern ermuntern, und für vor diesem warnen. Sie würde auch zeigen, wie weit man in der gründlichen und heilsamen Erkenntniß der Religion vor- oder rückwärts gekommen sey vorwärts oder zurückgekommen sei , und dadurch zu erkennen geben, was man von Vorarbeiten in der früheren, auf Religion benutzen oder wegräumen und Beziehung habenden Vorarbeiten, benutzen, verbessern oder wegräumen müsse. 24. Um die dazu nöthigen Hülfsmittel sicherer gebrauchen zu können, würde wird nicht nur zum Theil theil die Kenntniß der vorhinerwähnten Sprachen , vorhin erwähnten Sprachen vorhin erwähnten biblischen Grundsprachen , sondern auch die Kenntniß der lateinischen sehr nöthig, vielleicht nothwendig, auch die selbst einiger andern neueren Sprachen nützlich seyn; wenigstens in so fern fern, als jene, jene die unter Gelehrten am meisten zum Vortrag gelehrter Sachen ge brauchte ist , in diesen aber vieles geschrieben ist, was erhebliche Aufklärungen Aufklärungen über manche Theile der Theologie mitgetheilt sind enthält . Daß eine genaue Bekanntschaft und besondre besondere Fertigkeit in der Muttersprache Muttersprache aus eben diesem Grunde und noch weit mehr zur nutzbarsten fruchtbarsten Mittheilung der Religionskenntnisse Religionskenntnisse an Andre andre Andere , unentbehrlich sey sei , scheint so wenig einer Erinnerung zu bedürfen, als daß zur Erlangung aller bisher erwähnten Kenntnisse, Kenntnisse und überhaupt zur Benutzung dessen, was uns von andern Andern vorgearbeitet worden, Kenntniß der besten Bücher , sonderlich der in allen Theilen der Theologie geschriebenen, nöthig sey sei . 25. Bey Bei dem Studium der Sprachen, Lesung und Auslegung alter Schriften, Beurtheilung der Quellen, woraus man Religions- und andre andere Kenntnisse schöpfen soll, und überhaupt zu der, der auch bey bei der Religion, Religion so nöthigen Unterscheidung des Aechten Echten und Unächten, würde Unechten, ist ferner die Kenntniß und Fertigkeit in der Kritik Kritik , nichts weniger als entbehrlich seyn Kritik unentbehrlich . Eben dieses gilt von den schönen Wissenschaften , die sich mit Bildung des guten Geschmacks beschäftigen, der auf die Unterscheidung des Schicklichen und Unschicklichen, auf das nützliche geistvolle Studium alter Schriften und der Sprachen, auf die gleich weite Entfernung von Schwärmerey Schwärmerei und Spitzfindigkeit, und auf das Empfehlende des Vortrags, ja selbst des Betragens, einen sehr wichtigen so wesentlichen Einfluß hat. 26. Mit alle dem wäre dies Dieß alles ist jedoch eigentlich nur Vorbereitung Vorbereitung auf das Studium der Theologie, Theologie und durch Hülfe jener Kenntnisse und Uebungen müßte müste muß sich erst eine wohl zusammenhängende gründliche Kenntniß der theoretischen und praktisch praktischen Religionslehren Religionslehren bilden. Sollte Solte Soll diese auf eigner eigener gewissenhaftesten Ueberzeugung beruhen: beruhen, so würde wird man selbst die einzeln erlangten Kenntnisse mit einander verglichen, durch einander geläutert, bestimmt und bestätigt haben müssen. Immer würden aber auch Anderer abgehende die dann abgehenden Vorstellungen davon Einzelnen sowohl, sowohl als die Erklärung der Gesellschaft kirchlichen Gesellschaft , zu der man sich, nach vorhergegangener Ueberzeugung, vorhergegangner Ueberzeugung daß sie unter allen andern der Vernunft und heiligen Schrift am nächsten komme, bekennt, mit in Anschlag zu nehmen bringen seyn. Auf diese Art entstünde entsteht die Nothwendigkeit der Kenntniß von thetischer Theologie, theologischen theologischer Moral, Polemik und Symbolik . 27. Und nun die fruchtbarste Nun erst kann von der fruchtbarsten Mittheilung Mittheilung und Empfehlung der erlangten Religionskenntnisse an Andre Andere durch Unterricht Unterricht und Beyspiel Beyspiel; das gesammte Beispiel, und von dem gesammten Betragen eines Religionslehrers gegen die, die so welche sich seiner Leitung anvertrauen. Hiezu bedürfte anvertrauen, die Rede seyn. Hierzu bedarf es der Kenntniß, wie der Vortrag aufs lehrreichste und eindrücklichste einzurichten wäre ist , sowohl der an einander hängende in Predigten, als der mehr zerstückte in Gesprächen über die Religion, kurz, kurz Kenntniß der Homiletik und Katechetik . Ferner, der Kenntniß des ganzen vorsichtigen fürsichtigen , weisen Katechetik ; desgleichen die Einsicht in das ganze vorsichtige, weise und erbaulichen Verhaltens erbauliche Verhalten eines Lehrers und Seelsorgers, oder der sogenannten Pastoral-Theologie . Und endlich in die sogenannte Pastoraltheologie , verbunden mit der Kenntniß geistlicher Rechte und Kirchengesetze, oder der geistlichen Rechtsgelahrtheit . 28. Schon die Menge und der grosse große Umfang gedachter Wissenschaften eröffnen eröfnen dem angehende Theologen ein unermeßliches sehr großes Feld, Feld und erfordern keine gemeine Fähigkeiten, Uebungen und Hülfsmittel, wenn man es darin zu einiger Vollkommenheit bringen will. Ueberdies Ueber dies wird jede dieser Wissenschaften von Zeit zu Zeit reicher und weitläufiger. Und noch ist nicht einmal einmahl in Anschlag gebracht worden, daß man auch aus diesem Stande gemeiniglich die Lehrer Lehrer in Schulen nimmt, nimmt und die Forderungen an sie bis zum Ungebührlichen Ungebürlichen häuft; daß auch noch andre andere Wissenschaften sehr nützlich und nothwendig sind, die entweder nicht, wie die vorhin berührten, einen unmittelbaren Einfluß in das Studium der Theologie haben, oder von dem Lehrer der Religion, nicht als von einem solchen, verstanden zu werden brauchen; und daß es eben so schwer, wo nicht noch schwerer ist, das Falsche und Ueberflüßige Ueberflüssige in diesen Wissenschaften zu entdecken und zu vergessen, als das Wahre und Nützliches Nützliche zu lernen. 29. Aeusserst schädlich und vergeblich Gerade wegen dieses großen Umfangs würde es theils schädlich, theils vergeblich seyn, wenn man es darauf anlegen wollte, alle diese Wissenschaften, die den angehende angehenden Theologen bilden können, wenigstens mit gleichem gleicher Anstrengung des eigenen Fleisse Fleißes , zu studieren; studiren; studieren: ein Unternehmen, wozu man bey bei dem Gefühl vorzüglicher Kräfte und bey bei herrschender Liebe zu den Wissenschaften, oft auch aus Eitelkeit, leicht versucht werden kan kann . Denn – nur wenige Menschen besitzen ausserordentliche außerordentliche Fähigkeiten, und auch diese haben sie nur vorzüglich zu gewissen Arten von Kenntnissen und Wissenschaften. – Nur wenige werden durch günstige Umstände der Muße Musse und hinlänglicher Hülfsmittel unterstützt, um jenen Vorsatz, wenns wenn's ihnen auch nicht an Kräften und rastlosen rastlosem Fleiß fehlte, einigermassen einigermaßen durchsetzen zu können. – Niemals Niemahls kan kann auch eine solche ins Unbestimmte gehende Wißbegierde Wißbe gierde und einiger glückliche glücklicher Fortgang derselben anders, anders als auf Unkosten der Gründlichkeit und Reife der Einsichten – Einsichten, anderer oft noch theurer Pflichten – und Pflichten, ja selbst der Leibes- und Gemüthskräfte geschehen; überhaupt höheren Gemüthskräfte, geschehen. Ueberhaupt aber niemand kann es sich eine solche Absicht beygehen kaum jemand im Ernst beigehen lassen, es in vielerley vielerlei Wis senschaften zur Vollkommenheit Vollkommenheit zu bringen, wer wenn er den Umfang der Wissenschaften Wissenschaft , die Größe Grösse und Schwierigkeiten der dabey dabei nöthigen Beschäftigungen, und das eingeschränkte oder sehr erschöpfliche Maaß der menschlichen Kräfte kennt. 30. Doch unendlich seltner ist dieser Fehler des zu vielen Vielen , als der entgegenstehende Hang und das Vorurtheil, daß man, die Pflichten eines würdigen Lehrers der Religion zu erfüllen, nur wenig brauche; brauche: ein Vorurtheil, das, ausser außer unrichtigen Begriffen von dem Umfang und Zusammenhang der Gelehrsamkeit und ihrem Einfluß auf gründliche und lebendige Religionskenntnisse, *) durch flüchtiges und seichtes Studieren Studiren auf Schulen, durch Liebe zur Gemächlichkeit Gemächlichkeit, durch das Studieren Studiren um guter Tage willen, manchmahl auch durch natürliche Muthlosigkeit, und noch mehr durch üble üble, aber mit Ansehen und Reichthümern belohnte Beyspiele Andrer Beispiele Anderer , sehr unterstützt wird. *) Vergleiche S. dergleichen in Jacobi, Johann Friedrich Joh. Friedrich Jacobi vermischte vermischten Abhandlungen , zweyte zweyter zweite Sammlung, Hannover 1764, in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, S. 93 – bis 213. 93–213. verglichen 93–213. mit den Briefen über die Jacobi, Johann Friedrich Jacobischen Gedanken Gedanken , die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768. 8. und: Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel zur Beförderung der Industrie etc. Erstes Fragment Fragment, von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , Wolfenbüttel 1786. in 8. im 2ten Aufsatze, mit den in der allgemeinen deutschen Bibliothek , Band 84. S. 592. 592 f. beschriebenen angezeigten Schriften und der in dem Journal für Prediger Prediger, Band 19. S. 129. 129 f. befindlichen Beurtheilung. Joh. Friedrich Jacobi vermischte Abhandlungen, zweyte Sammlung, Hannover 1764, in 8., im fünften, sechsten und siebenten Aufsatz, S. 93 – bis 213 Der fünfte Aufsatz titelt Gedanken über die gewöhnliche Erziehung junger Geistlichen (aaO 93–153), der sechste Wahre Geschichte meiner Bemühungen ein Polyhistor, ein Vielwisser zu werden (aaO 153–188) und der siebente Bescheidene Beantwortung einiger Zweifel wider die vorhergehende Geschichte und wider meine Gedanken von der Erziehung junger Geistlichen (aaO 189–213). Briefen über die Jacobischen Gedanken die Erziehung der Geistlichkeit und die Gelehrsamkeit betreffend, Lübeck und Leipzig 1768 Die anonym erschienenen Briefe über die Jacobischen Gedanken stammen von dem v.a. als Büchersammler hervorgetretenen Philologen und Schulmann Johann Nicolaus Niclas (1733–1808). Ueber einige verkannte, wenigstens ungenutzte Mittel […] und der in dem Journal für Prediger Band 19. S. 129. f. befindlichen Beurtheilung Der Titel des zweiten Aufsatzes lautet Eine zweckmäßigere Vorbereitung derer, welche bestimmt sind, Landprediger zu werden (aaO 26–84). Im Rahmen der umfangreichen Besprechung in der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 84 (1789), 581–602 werden aaO 592–594 insgesamt zehn Schriften aufgelistet, die, wie auch der im Journal für Prediger 19 (1787), 129–196 abgedruckte Beitrag Ueber die Bildung und Bestimmung des Landpredigers , unmittelbar auf Campes Fragmente reagieren. 31. Allein, so So verschieden die Absichten sind, wozu der Wirkungskreis ist, dem ein angehender Geistlicher bestimmt werden kan; kan, kann; so verschieden daher auch der Grad der Vollkommenheit ist, der, nach jener besondern Bestimmung, von ihm gefordert werden mag; mag, und so billig ein Unterschied zwischen einem Prediger Prediger und einem eigentlichen Theologe Theologen gemacht wird, von welchen jener jener, Ungelehrte belehren und leiten, dieser, dieser selbst Lehrer selbst bilden soll: so ist es – zuvörderst doch, zunächst wenigstens, wenigstens nicht immer gewiß, wozu man einmahl ein Jeder dereinst bestimmt werden wird; und es möchte. Nächstdem ist es nicht nur für die Gelehrsamkeit, Gelehrsamkeit sondern auch für die Religion selbst sehr nachtheilig, wenn die, so sich ein sehr kleines Ziel setzten, und deswegen wenig lernten, hernach dennoch zu ansehnlichern ansehnlicheren Stellen befördert werden gelangen , wo sie künftige Lehrer bilden auf geraden oder krummen Wegen bilden, prüfen oder befördern sollen. Die Folge davon ist alsdann, daß sie, als Schul- oder akademische Lehrer, Lehrer Andern sollen, und entweder andern nicht mittheilen können, was sie selbst nicht haben; daß sie das als entbehrlich haben, oder verächtlich vorstellen, was sie eigentlich und vornehmlich lehren sollten sollen ; daß sie durch beydes Beides gelehrte Anstalten, Anstalten in blosse bloße Volksschulen oder Anstalten für den künftigen Handwerker oder Geschäftsmann verwandeln, und sie, wie die Gelehrsamkeit selbst, immer mehr vernichten helfen. Sind sie aber als Obere anderer Lehrer Lehrer angestellt, so sehen sie sich, als selbst Versäumte, ungern sich von denen andern , die in der bürgerlichen oder kirchlichen Gesellschaft unter ihnen stehen, übertroffen; fordern niedriger gestellt sind, übertroffen sehen, daher auch mehr, als sie selbst besitzen, von ihnen das nicht, was sie selbst nicht besitzen; können nicht mit Weisheit nicht fordern , oder wollen nicht zu ungeschickt sind, mit Gerechtigkeit, Gerechtigkeit jedem seine Bestimmung, nach dem Maaß seiner mehrern oder mindern Vollkommenheit Vollkommenheit anweisen; werden oft verleitet verleitet, ihre Gewalt zu mißbrauchen, um die, welche ihnen an Kenntnissen überlegen sind, zu unterdrücken oder nieder zu halten; halten: und so sind sie, selbst ihres höhern Postens unwürdig, oft Werkzeuge, fähigere Männer an Ausführung guter Absichten zu hindern, und gute Anstalten, über deren Erhaltung und immer steigenden Flor sie wachen sollten, zu Grunde zu richten Vollkommenheit, anzuweisen . 32. Hiernächst ist der Vollkommenheit Vollkommenheit, wonach jeder, wonach besonders der ringen sollte solte , wer andre Andere leiten, leiten und für sie Muster seyn will, nichts so nachtheilig, als wenn man sich das Ziel so kurz steckt, nach welchem man laufen will. Es verräth schon wenig Trieb, wenig Gefühl seiner Kräfte, Kräfte und wenig Entschlossenheit, folglich auch wenig Beruf Beruf, Beruf sich vor andern Andern auszuzeichnen, wenn man sehr eingeschränkte Absichten hat. Je kürzeres kürzer und je leichter zu erreichendes erreichen das Ziel, desto weniger Anstrengung. Anstrengung! Natürliche Trägheit und aufstoßende eintretende Hindernisse ziehen ohnehin viel Viele vom Fleiß ab. – Und warum bestimmen wir, was und wie viel jemand lernen soll, nur nach Beschaffenheit des Amt Amts , nicht auch eben so sehr nach jedes Fähigkeit Fähigkeit und Fähigkeit , die darauf gegründete Neigung Neigung und die angebotene Gelegenheit ? Dieses giebt doch eigentlich den wahren göttlichen Beruf zu einer Beschäftigung, worin wir es am weitesten bringen, bringen und womit wir gerade am nützlichsten werden können. Wenn denn auch äusserliche äußerliche Umstände uns auf einen andern Posten stellen: stellen, so hört doch die Verbindlichkeit nicht auf, jene mit und neben unsern äusserlichen unserm äußerlichen Beruf zu treiben, es sey sei , uns auf einen andern Stand, der unsern Fähigkeiten und Neigungen angemeßner angemessner ist, vorzubereiten, oder, weil doch die eigentliche Theologie von mehrern mehreren Wissenschaften Licht und Unterstützung erhalten kan, die kann, die Wissenschaften dazu zu benutzen, wodurch wir ihr die meiste Aufklärung Aufklärung und den meisten Eingang verschaffen können. 33. Unausprechlichen Schaden thun hiebey hiebei besonders übelverstandne übelverstande übelverstandene Begriffe von Gemeinnützigkeit Gemeinnützigkeit , die wenigstens so oft zur Decke der Unwissen heit, der Trägheit, der Verachtung unerreichbarer Kenntnisse, Kenntnisse und des eingeschränkten Eigendünkels dienen müssen. – Gemeinnützig soll doch wohl das heißen, heissen was für Jedermann, was also selbst für den großen grossen Haufen, Haufen nutzbar ist, ist oder doch nutzbar gemacht werden kan kann ; und und, wenn man darauf dringt, der Lehrer der Religion solle nur das Gemeinnützige lehren, lehren und darauf studieren studiren : so will man ohne Zweifel, er solle theils weiter nichts nicht von der Religion vortragen, als was Jeder fassen, fassen und wovon Jeder Nutzen Nutzen haben könne, theils darauf bedacht seyn, seyn es so zu lehren, daß es auch Leuten von den gemeinsten Fähigkeiten einleuchte und nutzbar werde; brauche denn auch weiter nichts zu lernen, lernen als jene Jedem faßliche und nützliche Wahrheiten, Wahrheiten und die Kunst, Kunst sie für Jedem nutzbar zu machen; wonach man seinen Fleiß ohngefähr ohngefehr auf die nothdürftigsten Kenntnisse der Glaubens- und Sittenlehre und auf Homiletik und Katechetik einzuschränken pflegt. Anmerk. Die folgende ausführliche Bestreitung der Beschränkung alles, besonders theologischen Studiums auf das Gemeinnützige , wurde, als sie der Verfasser zu erst niederschrieb, recht vorzüglich durch den damals sich nachtheilig äußernden und verbreitenden Geist der Oberflächlichkeit und Ungründlichkeit veranlaßt, woran die durch Basedow, Johann Bernhard Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte Erziehungsreform vorzüglichen Antheil hatte, und namentlich in viele gelehrte Schulen die Realien einführte und die Sprachen verdrängte, deren gründliche Erlernung Trapp, Ernst Christian Trapp in dem Campe, Joachim Heinrich Campischen Revisionswerk sogar für den größten Theil der Studierenden für höchst überflüssig erklärte. Indeß hat sich glücklicherweise dieser Geist nicht lange behauptet. Man hat bald genug eingesehen, wohin er führe, und welche allgemeine Seichtigkeit des Willens entstehen müsse, wenn man bei jedem Gegenstande des Lernens erst ökonomisch berechnen wollte, wozu man ihn im folgenden Leben gebrauchen könne. Gewiß würde der Verfasser jetzt freudig bemerken, wie in unsern gelehrten Schulen, wie in den Vorschriften auch unsers Staates über die Prüfung anzustellender Lehrer, die Strenge wieder hervortrat, und die Forderungen, fast bis zur Uebertreibung, gesteigert sind. A. d. H. Basedow und die philanthropische Schule beabsichtigte Erziehungsreform Der von orthodoxen Kreisen angefeindete Theologe und Reformpädagoge Johann Bernhard Basedow (1724–1790) wurde nach seiner Entlassung aus dänischen Diensten 1771 nach Dessau berufen und gründete dort im Jahre 1774 das Philanthropinum , eine Lehranstalt, in der seine konsequent aufgeklärte, auf Nützlichkeit und Lebenspraxis zielende Pädagogik über Stände und Konfessionen hinweg verwirklicht werden sollte. Zwar wurde das Philanthropinum aufgrund innerer Probleme bereits 1793 wieder geschlossen, doch wirkten Basedows Ideen durch Weggefährten wie Joachim Heinrich Campe (1746–1818), Ernst Christian Trapp (1745–1818) und Christian Gotthilf Salzmann (1744–1811) sowie durch die Gründung weiterer Philanthropine nach. Trapp in dem Campischen Revisionswerk Gemeint ist die in insgesamt 16 Teilen von Joachim Heinrich Campe (1746–1818) herausgegebene Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer Erzieher (1785–1792). Der von Ernst Christian Trapp (1745–1818) verantwortete elfte Band aus dem Jahr 1788 trägt den Untertitel Ueber den Unterricht in Sprachen und wird in der Anweisung immer wieder angeführt. 34. Daß man dieses schlechterdings treiben vor allen Dingen mit dem Material alles Religionsunterricht Religionsunterrichts, welches die Glaubens- und Sittenlehre enthält, bekannt seyn, und die Geschicklichkeit besitzen müsse, es zu verarbeiten und mitzutheilen; daß auch der geringste Lehrer Lehrer der Religion diese Kenntnisse und Geschicklichkeit nicht entbehren könne, wenn er auch nun einigermaßen ein würdiger Lehrer seyn wolle, nur einigermaaßen seinen Beruf erfüllen will: wer mag das leugnen? und wer läugnen? Wer nicht zugeben, daß das übrige Uebrige nicht in den Vortrag vor dem großen grossen Haufen gehöre? Daß der Lehrer aber weiter nichts weiter nichts brauche; daß er seinen wichtigen Pflichten ein Genüge thue, wenn er nur nur in dem angegebenen Ver stande gemeinnützig zu werden suche; daß er selbst für den gemeinen Mann damit hinlänglich hinlänglich sorge; daß, um dieses gewissenhaft leisten zu können, wenige wenige Kenntnisse erfordert werden, werden und eigentliche Gelehrsamkeit entbehrlich sey sei – wer dies behaupten kan kann , möchte wohl über seine Pflichten, Pflichten und über die Mittel sie zu erfüllen, wenig nachgedacht haben, haben oder wenig wenig, davon zu urtheilen, urtheilen im Stande seyn. 35. Denn 1) erstlich ist es doch unleugbar unläugbar , daß die Religion unsäglichen Schaden leide, leidet und wenigstens bey weiten bei weitem den heilsamen Eindruck nicht mache macht , den sie machen könnte – könnte, wenn der geistliche Stand, Stand Stand überhaupt, oder wenn Lehrer der Religion verachtet sind, viele Glieder desselben verachtet sind; und der wird mit aller Arbeit wenig oder nichts fruch ten, der nicht seinem Stand Stande Ehre zu machen, machen und diesen selbst in Achtung zu erhalten weiß. So lange die, welche von ihm Belehrung Belehrungen oder Erinnerungen annehmen sollen, denken, es sey sei nichts leichter leichter, als ein Prediger zu werden – ein Vorurtheil, das sehr leicht entsteht, entsteht und sich bestärkt, wenn sie sehen, wie viel viele Unwürdige, die nichts gelernet gelernt haben, gelernt haben und sich selbst nicht einmahl einmal zu regieren vermögen, die es auch wohl selbst nicht verheelen verhehlen , wie bald sie mit ihrer sogenannten Vorbereitung und ihren Amtsverrichtungen Amtsverrichtungen fertig werden können, ins Amt kommen; kommen – so lange sie sich einbilden, das alles Alles , was sie von ihm lernen sollten solten , wüßten sie schon – und das werden sie destomehr desto mehr glauben, wenn der Lehrer weiter nichts als das Gemeine weiß; – Gemeine weiß –; so lange sie ihm vorwerfen verwerfen können, er spreche bloß bloß, wie er von andern Andern gelernt habe, und es mit Unwillen glauben äußern , daß er bey Andrer sauren Arbeiten er, indeß Andere im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod mühsam erwerben , für wenige Stunden Unterricht und einige Krankenbesuche leichte, fast mechanisch werdende Amtsgeschäfte , in Gemächlichkeit das Fett Fett des Landes genieße geniesse : so lange bleibt er, und mit ihm sein Stand und seine Beschäftigung, verachtet. Es ist nicht abzusehen, was ihn, ausser außer dem Bestreben, Bestreben sich andern Anderen nützlich zu machen, gegen dieses Vorurtheil schützen, schützen oder dieses von ihm ablehnen könne, als vorzügliche Einsichten, wodurch andre Andere von seiner Ueberlegenheit gewiß werden. In so fern ist ihm Gelehrsamkeit nöthig, verächtlichen Vorurtheilen zu entgehen, sich das so nöthige Vertrauen zu verschaffen, verschaffen und selbst im Stande zu seyn, seyn sein Ansehen wirklich geltend zu machen. Fett des Landes Vgl. Gen 45,18 (vgl. Ps 81,17; 147,14). 36. Und schränkt sich denn 2) seine ganze Pflicht Pflicht bloß auf den allgemeinen Unterricht allgemeinen Unterricht ein? Ist nicht die Sorge für das geistliche Beste einzelner einzler Menschen, die ihm anvertraut sind, eine eben so wichtige, wo nicht wichtigere, wenigstens noch mühsamere Pflicht? Wenn er nun gelehrtere, gelehrtere gelehrte, oder, wie sehr zu wünschen ist, nachdenkende Zuhörer Zuhörer hat; wenn diese auf dunkle Stellen oder Zweifel in der Religion stossen stoßen – ein Fall, Fall der sich bey bei einigem Nachdenken Nachdenken, bey bei Anwendung des Gelernten auf unsern unseren Gemüthszustand, bey bei der immer gemeiner werdenden Aufklärung Aufklärung und Lectüre, Leserei, bei den Religionsstreitigkeiten Religionsstreitigkeiten Streitigkeiten , in die sich selbst der gemeine Mann mehr, mehr wie sonst, sonst mischt, und der überhand nehmenden Irreligion Irreligion, gar nicht selten ereignet –; wenn sie man ihm dergleichen Zweifel oder Gewissensfälle Gewissensfälle vorlegen vorlegt , es sey sei , ihn auf die Probe zu stellen, stellen oder wirklich Belehrung und Gewissensruhe zu erhalten: – wird er, ich sage nicht bloß, sein Ansehen erhalten, sondern auch für ihre Seele wirklich sorgen können, wenn ihm nicht Gelehrsamkeit, selbst in Sprachen, in Philosophie, in Geschichte, zu Hülfe kommt, und er durch seine Unwissenheit genöthigt ist, ist sie mit allgemeiner Versicherung seines Mißfallens, mit Warnungen für vor der leidigen Vernunft und oder den Nachstellungen des bösen Feindes, Feindes und mit Forderung eines blinden Glaubens mehr abzuweisen, abzuweisen und dadurch sich verächtlich, die Religion Religion selbst aber verdächtig verdächtig, zu machen, machen als ihnen die Zweifel zu benehmen, und ihr Gewissen zu leiten, leiten oder zu beruhigen? Oder gehört nicht schon Gelehrsamkeit dazu, um ihnen nur begreiflich zu machen, warum sich keine nähere Belehrung geben lasse, oder daß die wahre und praktisch praktische Religion dabey dabei nichts einbüße einbüsse , wenn die Zweifel gar nicht, oder doch den Fragenden nicht, nicht benommen werden können? Vielleicht war in früheren Zeiten mit dem gemeinen Wissen allenfalls für den Prediger auszukommen. Seit aber wahre oder falsche Aufklärung Aufklärung und Bildung, sich durch die so sehr vermehrte Leserei unter alle Stände verbreitet hat, ist die Lage anders. Es ist sehr betrübt, wenn oft der Gutsbesitzer, Oekonom, Gerichtshalter mehr von Literatur und dem was in der gelehrten Republik vorgeht, weiß, als der Prediger. Und doch – wie oft ist dieß nicht der Fall? A. d. H. 37. Warum soll denn auch 3) das Gemeinnütziges Gemeinnützige den Maaßstab hergeben, wornach wonach man den Werth eines Mannes oder einer Kenntniß schätzen, und worauf man am meisten sehen müsse, wenn man sich einer besonderen Beschäftigung widmen wolle? Gott hat die Gaben Gaben und Neigungen sehr mannigfaltig ausgetheilt, ohne Zweifel in der weisen Ab sicht, daß, weil nicht jeder alles kan, Alles kann einer mit seinen besondern Gaben, besonderen Gaben dem, der dergleichen wozu nicht weniger empfangen hat, in die Hände arbeiten solle. Und es zeigt sich die Weisheit dieser Einrichtung dadurch, daß, wenn alle Einerley Alle Einerlei darum trieben, weil es das Gemeinnützigste wäre, nicht nur unendlich viel Nützliches entbehrt, sondern auch viel Gemeinnütziges gar nicht, nicht oder nur sehr unvollkommen erhalten werden würde, wenn nicht das minder Nützliche zu dem Wichtigern mitwürkte mitwirkte , ja sogar das Gemeinnützige, der Ackerbau z. B. , ungemein viel von seinem Werth bey andern Werthe bei Andern verlieren müßte müste , wenn sich alle Alle darauf verstünden, verstünden oder alle Alle damit beschäftigten. Man muß daher den Werth Werth einer Beschäftigung nicht nach ihren ihrem ausgebreitetern oder auffallendern unmittelbaren Nutzen, sondern nach den größern grössern Fähigkeiten und der Mühe, die sie kostet, und man muß eben daher auch den Werth eines Mannes nicht nach dem beurtheilen, womit womit er sich beschäftigt, sondern nach dem Fleiß Fleiß , Fleiß den er darauf verwendet hat, um es darin zur möglichsten Vollkommenheit zu bringen. Es ist eine unverantwortliche Empörung gegen Gottes weise Ordnung Ordnung – Ordnung, die wir doch überall zum Muster nehmen sollten – sollten, mit Verachtung auf das herabzusehen, was nicht so gemeinnützig als etwas Andres scheint – zumahl Anderes scheint, zumal wenn das Gemeinnützige anders nichts ist, ist als was zur unmittelbaren Befriedigung körperlicher oder zeitlicher Bedürfnisse dient; – dadurch den mannigfaltigen Fleiß zu ersticken, und gerade gegen das am ungerechtesten zu werden, was die seltensten Talente voraussetzt, die größeste größte Anstrengung und Ge nauigkeit erfordert, und meistens die wenigste Ermunterung oder Belohnung findet. 38. Sorgt man aber auch 4) in der That selbst für den gemeinen Mann hinlänglich, wenn man sich bloß auf das vermeinte Gemeinnütziges Gemeinnützige in der Religion einschränkt? – Nicht zu gedenken, daß es einen großen Unterschied unter dem sogenannten gemeinen Mann gemeinen Manne , und noch mehr unter denen giebt, die keine Gelehrte von Profession sind, und daß mancher darunter mehr Fähigkeit und natürlichen Wahrheitssinn Wahrheitssinn (sensus communis) hat, als sich der Lehrer einbildet: sollen wir nur immer seine gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen? uns nur immer an seine jetzige jetzigen Fähigkeiten anschmiegen? ihn nie weiter empor heben? nie schlafende Fähigkeiten erwecken? und, wecken? Und wenn wir vorhersehen können, daß er, durch unsre Belehrung erweckt geweckt , bald mehr bedürfen werde, sollen wir nicht schon zum im voraus dafür sorgen, daß Bedenklichkeiten, die gegen das Vorgetragene entstehen könnten, mehr schon durch den Unterricht abgeschnitten, als veranlaßt, veranlaßt und dann denn erst mit Mühe gehoben werden; und daß, wenn er einmahl einmal weiter gerückt seyn werde, und unsre Belehrung Belehrung nicht mehr haben könne, ihm doch gleichwohl schon fürs Künftige geholfen sey sei ? 39. Wenn man nun vollends 5) gar nicht einmahl einmal im Stande wäre, das Gemeinnützige Andern gemeinnützig mitzutheilen gemeinnützig mitzutheilen , ohne vorher recht Vieles vieles , selbst was man gar nicht vorzutragen hat, und ohne es recht gut gelernt zu haben? – Zuerst muß der Lehrer doch für sich, und er muß gewissenhaft lernen lernen, so daß er von dem, dem was er Andre lehren, lehren Andere lehren und ihnen empfehlen will, selbst wahrhaftig überzeugt, überzeugt und dafür eingenommen sey sei , wie wird er sonst zu Andrer Anderer Ueberzeugung und mit Wärme reden können? Aber dazu gehören viele Kenntnisse, aus welchen, zusammengenommen, welchen zusammengenommen Ueberzeugung Ueberzeugung entsteht, viele eigne eigene Erfahrungen Erfahrungen und viele mannigfaltiger Uebung Uebung, Uebung alles Alles , auch das Entferntere, auf das Herz und zur Bildung seiner eignen eigenen guten Gesinnung Gesinnung anzuwenden. Und ein Lehrer muß Vieles vieles sich bekannt machen, was gar nicht für seine Zuhörer gehört, gehört oder, nach der gewöhnlichen Sprache, nicht gemeinnützig ist, um vor in sich selbst gewiß zu seyn, daß, was er auch ihnen, wegen ihrer Unfähigkeit, nicht beweisen kann oder darf, darf z. B. gewisse Erklärungen von Stellen der heiligen Schrift, er ihnen gleichwohl sicher und auf sein bloßes Ansehen vortragen könne. Es ist auch ganz etwas anders, mit eignen eigenen Augen sehen, als bloß auf Andrer Credit Anderer Glauben annehmen; und, wenn gleich der gemeine Christ das letztre Letztere thun darf und muß (§. 15 ): 15 ), (§ 15. ): so ists doch dem Lehrer, der Andern Anderen vordenken soll, wenn er sich durch sich selbst wovon von etwas überzeugen kan kann , nicht zu verzeihen verzeyhen , daß er sich nur mit dem begnügt, begnügt was Andre Andere ihm vorgedacht haben. Ja, selbst wenn er auch Anderer Vorarbeit benutzen will: will, so muß er's doch gewissenhaft thun, also, bey bei der so grossen großen Verschiedenheit der Meinungen, beurtheilen können, was das Richtigste sey; und sei. Aber wie kan kann er das das, ohne sich zuvor viele dazu gehörige, gehörige z. B. philologische und historische Kenntnisse erworben zu haben ? 40. Soll er ferner nur das Gemeinnützige lehren: lehren, so muß er die gehörige Wahl Wahl zwischen dem zu treffen wissen, was er zu sagen hat oder nicht. Diese Wahl Wahl erfordert, daß er mehr wisse wisse, als er zu sagen braucht, sonst läst läßt sich nicht wählen, wählen; und daß er den Werth Werth desjenigen, was er vortragen könnte, zu würdigen verstehe, sonst kann kan er nicht das Gemeinnützige ausheben. Er wird vielmehr entweder aus Armuth an Sachen, was er weiß, ohne Unterschied vortragen, vortragen und dadurch die Gemeinnützigkeit Gemeinnützig keit aufgeben, oder das Alltägliche vortragen müssen, müssen und dadurch die Zuhörer ermüden, ermüden oder dem Vortrag Vortrage nicht das Unterhaltende geben können. – Endlich ist das Schwerste, gemeinnützige Sachen auch gemeinnützig, gemeinnützig d. i. d. i., so zu sagen, daß es auch Unverständigern Unverständigeren , Trägen, Eingenommenen und Gleichgültigen einleuchtend, wichtig und rührend werde. Dazu gehört wieder nicht nur viele, selbst feine, Kenntniß des menschlichen Herz Herzens, um zu wissen, wo und wie man jeder Art Zuhörer von Zuhörern am besten beykomme beikomme , sondern auch die Geschicklichkeit Geschicklichkeit, Geschicklichkeit alles auf mehrern Alles von mehreren Seiten anzusehn, an zu sehn, anzusehen: eine Sache, die sich wieder ohne Mannigfaltigkeit und Reichthum der Erkenntniß nicht erreichen läßt. Anmerk. Anmerk. 1. Schon das ist sehr übereilt, und, wenn man es besser weiß oder besser wissen könnte, ungerecht, daß man immer das Gemeinnützige Gemeinnützige sogenannten Speculationen Speculationen und gelehrten Kenntnissen gelehrten Kenntnissen oder Untersuchungen entgegen setzt entgegensetzt , und beydes Beides für einander hinderlich und unvertragbar ausgiebt. Dieser Wahn setzt schon das voraus, was eben erst untersucht werden müßte, daß gelehrte und speculative Kenntnisse nicht gemeinnützig seyn oder werden könnten; er verwechselt zum Theil das Gemeinbekannte oder Jedermann erkennbarere Erkennbarere mit dem Gemeinnützigen ; er schlägt den Werth des äusserlichen Wohl's äußerlichen Wohls , mit Vernachlässigung der eigentlichen Geistes-Cultur Geistes-Cultur Geisteskultur , zu hoch an, oder bringt es allein in An schlag; er hält sich nur, oder zu sehr, an das, was unmittelbar nützlich nützlich ist, und übersieht was mittelbar , was auf eine entfern tere und weniger in die Augen fallende fallenlende Art wirkt, aber oft sehr weit reichende Wirkungen hervorbringt. Haben nicht sehr oft Bemerkungen und Versuche, die anfangs Spielerey Spielerei oder Spitzfündigkeiten Spitzfindigkeiten zu seyn schienen, z. B. in der Naturwissenschaft und Mathematik, auf sehr wichtige und äusserst äußerst gemeinnützig gewordene Entdeckungen geführt? Und was anders, als Haben nicht oft gelehrte und spitzfündig spitzfindig scheinende Untersuchungen Untersuchungen, willkührlich angenommne angenommene Sätze, die sich bloß durch ihren Nutzen empfahlen, berichtigt, genauer bestimmt, bestätigt, und aus unzuverlässigen in sichre sichere und feste verwandelt? Anmerk. Anmerk. 2. Eben den unsäglichen Schaden, den die falschen Begriffe von Gemeinnützigkeit thun, stiftet auch der mißverstandene Name Nahme eines Prediger Predigers , oder vielmehr das leidige Vorurtheil, daß ein Lehrer der Religion nur ein guter Prediger zu seyn brauche, brauche und daß dazu sehr wenig gehöre. Wäre dies, und reichten mäßige praktische Kenntnisse der Religion nebst den sogenannten Kanzelgaben Kanzelgaben dazu hin, so ist nicht abzusehen, warum ein besonderer Stand der Prediger nöthig sey sei ; ein frommer Laie von gutem gesunden gutem, gesundem Verstande könnte eben dies und könnt' könnte es in mancher Absicht noch besser thun. *) Das Schlimmste ist nur, daß man den großen grossen Haufen der Studierenden , der keinen andern innerlichen Beruf zu diesem Stand Stande als die Hoffnung Hofnung des bequemern bequemeren Fortkommens hat, nie davon überreden wird, weil es ihm an Sinn dazu fehlt, und daß von dem Nutzen solcher Sachen, die nur mittelbar nützlich sind, oder sich erst nach eignen eigenen Versuchen und Erfahrungen bewähren, wie z. B. von Sprachen, erst nach langer Uebung eine anschauende und wirksame Ueberzeugung entstehen kan kann . Anfänger haben also um so mehr Ursache, Ursach Ursach, dem Rath und Urtheil derer, die bey bei solchen Sachen hergekommen sind, mehr zu trauen, trauen als den Vorspiegelungen der Unwissenden, die, unbekümmert um den Schaden, Schaden den sie, auch ohne ihr Denken, der Religion selbst thun, das, was sie nicht verstehen, gern für entbehrlich ausgeben. *) Ob gerade ein jeder praktischer Religionslehrer um einer kleinen, oft von aller Literatur weit entfernten Landgemeine Landgemeine recht nützlich zu werden, den Weg durch das ganze Gebiet der theologischen Gelehrsamkeit machen müsse, ob sich nicht für eine gewisse Klasse eine zweckmäßigere Bildung und Vorbereitung denken ließe als die unser akademisches Triennium giebt und geben kann, wäre allerdings noch der Untersuchung werth. A. d. H. 41. Zwischen beyden beiden bisher erwähnten Abwegen des zu vielen oder zu wenigen Lernens (§. 29 – 40 ) gehet 29. – 40. ) geht die rechte Straße Strasse mitten durch; und die würde man halten können – können, wenn man sich den Zweck, Inhalt, Umfang Umfang, und Einfluß einer jeden Wissenschaft oder Art von Kenntnissen auf andre andere , vorläufig recht bekannt machte; – wenn man danach danach, und nach unparteyisch unparteyischer unpartheyischer unparteiischer Prüfung seiner Fähigkeiten und Umstände, genau untersuchte, worauf man sich hauptsächlich zu legen hätte; – wenn man alsdann alsdenn von den übrigen Wissenschaften so viel lernte, lernte als zur gründlichen Kenntniß dessen, was man vorzüglich treiben will, unentbehrlich ist; – wenn man sich um die besten Hülfsmittel in jeder Wissenschaft bekümmerte, um diejenigen Wissenschaften, welche man bey hat bei Seite laßen lassen müssen, nachholen, und die, welche man bereits getrieben, noch vollständiger lernen zu können; – wenn man endlich, um sich Zeit zu sparen, sparen und alles Alles aufs vortheilhafteste zu treiben, die beste Art kennen zu lernen suchte, wie man, mit Beyseitsetzung Beiseitsetzung des Unnöthigen oder Mindernöthigen, alles Alles aufs kürzeste und sicherste lernte. 42. Hiezu würde Hierzu kann eine allgemeinere Anleitung, wie sich ein angehender Theologe oder künftige künftiger Lehrer der Religion zu bilden hätte hat, oder eine Methodenlehre des theologischen Studiums , sehr dienlich seyn, und diese müßte dann denn seyn. Diese muß von den Kenntnissen handeln, die er erlangen, von den Fähigkeiten, Fähigkeiten die er haben, und von den Hülfsmitteln Hülfsmitteln, die er gebrauchen, und den Uebungen, Uebungen die er brauchen müßte (§. 20. ). 20. ) anstellen muß. Eine solche Anleitung ist weder mit einer theologischen Encyclopädie Encyclopädie Enkyklopädie noch Methodologie zu verwechseln. Erstre giebt mehr einen kurzen Auszug aus allen Theilen der Theologie, Theologie und dient zur allgemeinern Uebersicht des Inhalts einer jeden Wissenschaft. S. Quintilian (Quinctilian) inst. I, 10 Quinctiliani Institut. orator. lib. I. c. 10. und Wowern, Johann von Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665. in 8. Cap. cap. 2. Letztre zeigt mehr die Art, Art wie sie und ihre einzle Theile am besten getrieben werden können, und ist in so ferne fern ein Theil der hier gemeinten Anleitung. Quinctiliani Institut. orator. lib. I. c. 10 Bei der Institutio oratoria des in der zweiten Hälfte des 1. Jh.s wirkenden römischen Rhetorikers Quintil[l]ianus (seltener Quinctil[l]ianus) handelt es sich um eines der maßgeblichen Lehrbücher der antiken Redekunst. Die Grundlegung der Rhetorik bei den Griechen (Demosthenes, Isokrates u.a.) wird in vollem Umfang gewürdigt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei den Römern, überragende Bedeutung wird v.a. Cicero beigemessen. Neben der Rhetorik wird in der Institutio zudem eine allgemeine erzieherische Absicht deutlich. Von den Humanisten geschätzt, gehörte Quintilians Lehrbuch auch zum Bildungsgut der darauffolgenden Jahrhunderte. In inst. I 10 geht Quintilian von den grammatischen u.ä. (vgl. I § 55) zu den weiteren Grundlagen des Rhetorikunterrichts (d.i. Musik, Geometrie und Astronomie) über, „um den Kreis derjenigen Fächer zu vollenden, den die Griechen Enzyklopädie nennen“ (Quint. inst. I 10,1 ut efficiatur orbis ille doctrinae, quem Graeci ἐγκύκλικος παιδεία vocant ). Bei dieser Stelle handelt es sich um eine der prominentesten Überführungen des griechischen Enzyklopädiebegriffs in den lateinischen Sprach- und Bildungszusammenhang. Jo. Wowerii tractation. de Polymathia, 1665 Hier handelt es sich um die posthum in Leipzig erschienene zweite Auflage von Johann von Wowerns (1574–1612) De polymathia tractatio . Die Erstauflage erschien bereits 1603 in Basel. 43. Eine solche Anleitung müßte – hat, in Absicht auf Kenntnisse oder Wissenschaften, gleichsam wie eine Landcharte, gleich einer Generalcharte, zu zeigen, welche Wissenschaften zur Theologie in an sich oder als nothwendige Hülfswissenschaften Hülfswissenschaften gehören; welchen Umfang, welchen Nutzen oder Einfluß eine jede auf die andere hat; wie weit eine jede bisher bebaut ist; wo und welche Lücken in ihr sind; wie sie könnten ergänzt, ergänzt diese zu ergänzen sind und wie überhaupt jede, oder wodurch, wodurch sie noch vollkommner vollkommener werden könnte . – Bey den nöthigen Bei der Betrachtung der zu dem Studium erforderlichen Fähigkeiten Fähigkeiten müßten sind ihre Nothwendigkeit, ihre Kennzeichen, Kennzeichen und die beste Art, Art sie möglichst zu ersetzen und zu verbessern, angegeben, und anzugeben. – bey Bei den Hülfsmittel Hülfsmitteln und Uebungen Uebungen , Uebungen sind die besten Bücher, die sichersten Regeln, Regeln jede Wissenschaft zu studieren studiren , und die vortheilhafteste Art der Uebung vorgestellt werden anzuführen und ins Licht zu setzen . Anmerk. Anm. Anmerk. 1. Zu den Hülfswissenschaften Hülfswissenschaften werden hier nur diejenigen gerechnet, welche Materialien und Grundsätze zu der Theologie hergeben liefern , oder deren man bey der Theologie zur zu ihrer gründlichen Kenntniß gar nicht entbehren kan kann . Anmerk. Anm. Anmerk. 2. Die Kenntnisse selbst bedürfen ihres Umfangs wegen der weitläufigsten Vorstellung Behandlung , die weitläufigste Vorstellung und meistens können die dabey dabei nöthigen Hülfsmittel und Uebungen gleich mit angegeben werden. Jene müssen auch erst bekannt seyn, ehe man die dazu erforderlichen Fähigkeiten bestimmen kan kann . Hiernach kan ist die im Folgenden folgenden beobachtete Ordnung und die verhältnißmäßige Ausführlichkeit beurtheilt werden zu beurtheilen . Anmerk. Anm. Anmerk. 3. Theologische Bücher Theologische Bücher werden hier eigentlich nicht erwähnt, weil ich sie in einem andern Buch, Anweisung Werke: „Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern allgemeineren Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte zwote vierte vermehrte Auflage, Leipzig 1790 1780 8. 1806. 8.“ angegeben habe. habe, {womit Niemeyer, David Gottlieb D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812, und Fuhrmann, Wilhelm David Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801 , zu verbinden ist}. Doch sollen auch hier die besten Handbücher und Handbücher für den angehenden Theologen, sowohl für eigentliche Theologie als die besten aus andern Wissenschaften für die Hülfswissenschaften brauchbarsten, nicht übergangen werden. Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte vermehrte Auflage, Leipzig 1790 Nösselts sog. Bücherkenntniß (vgl. Vorrede a [X]) war, wie auch Niemeyer in seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) I, 164.242f. herausstellt, bei Zeitgenossen ein hochgeschätztes Werk. Aus dem Rauchschen Auktionskatalog und dem Hauptbuch Reimer (vgl. Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe [KGA] I/15, 781 [Nr. 1384]) sowie aus einem Brief an Joachim Christian Gaß vom 06.09.1805 (vgl. Fr. Schleiermacher's Briefwechsel mit J. Chr. Gaß [1852], 29) geht hervor, dass auch Friedrich Schleiermacher (1768–1834) diese Ausgabe besessen hat. Über die Auflagen der Anweisung hinweg wird jeweils auf die aktuellste Ausgabe der Bücherkenntniß verwiesen. Die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene vierte Auflage der Bücherkenntniß stammt aus dem Jahr 1800. Unter dem Titel Literatur der Theologie hauptsächlich des neunzehnten Jahrhunderts ist 1813 eine von Christian Friedrich Liebegott Simon (geb. 1774) besorgte Fortsetzung der Bücherkenntniß erschienen. Zum Verhältnis von „gelehrte[r] oder Literargeschichte“ und Bücherkenntnis vgl. I § 245ff. D. G. Niemeyer's Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur, 1ster–4ter Theil, Halle 1797–1812 Die auf Grundlage von Nösselts Bücherkenntniß entstandene Predigerbibliothek. Oder beschreibendes Verzeichnis der brauchbarsten Schriften für Prediger und künftige Geistliche I–III (1782–1784) David Gottlieb Niemeyers (1745–1788) ist wenig später von seinem jüngeren Bruder August Hermann Niemeyer und Heinrich Balthasar Wagnitz (1755–1838) unter dem Titel Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur (1796–1812) neu bearbeitet und um einen vierten Teil ergänzt herausgegeben worden. Fuhrmann's Anleitung zur Kenntniß der für Kandidaten und Prediger nützlichsten Bücher, Leipzig 1801 Als Anhang zu Wilhelm David Fuhrmanns (1764–1838) Anleitung zur Kenntniß der den Theologie studirenden, den Candidaten des Predigtamts und den Religionslehrern in den Städten und auf dem Lande wesentlich nothwendigen und geprüft nützlichsten Bücher (1801) erschien 1802 die Handbibliothek für junge Theologen und Religionslehrer . Beide Bände sind später zum Handbuch der theologischen Literatur (1818/1819.1821) (vgl. III § 79 c) bzw. dem Handbuch der neuesten theologischen Literatur (1836) umgearbeitet worden. Nösselt und Niemeyer zählen zu Fuhrmanns Lehrern. 44. Sonach würde dergleichen Anleitung einen großen grossen Nutzen Nutzen haben, der zugleich zu erkennen gäbe giebt , nach welchem Gesichtspunct Gesichtspunct man die Theologie oder einzelne einzle Theile derselben studieren studiren müsse. In so fern Der große Nutzen, welchen eine solche Anleitung gewähren kann, läßt sich leicht von mehreren Seiten darthun. Insofern sie zeigte zeigt , was und wie viel zu einem würdigen Lehrer der Religion gehörte, würde gehört, wird sie uns jeden in den Stand setzen, uns sich gewissenhaft zu prüfen, prüfen ob wir er dazu fähig seyn möchten möchte oder nicht. Diese Prüfung Prüfung kan kann nie sorgfältig genug seyn. Wie kan man Wer kann immer mit wahrer Zufriedenheit auf seine getroffne getroffene Wahl zurück sehen, – wenn man zurücksehen, der nicht überzeugt ist, daß uns ihn Gott zu den dem gewählten Stand Stande berufen berufen hat, daß wir uns er sich seines Wohlgefallens und Segens dabey dabei getrösten können könne , daß wir uns er sich nicht dem Stand Stand dem Stande entzogen haben habe , den er uns ihm durch das Maaß der geschenkten Kräfte und der darauf gegründeten Neigungen angewiesen hatte? – hatte? Womit soll man sich beruhigen, wenn man sieht, wie unnütz man ist, wenigstens wie bey weiten bei weitem nicht so nützlich nützlich man in dem gewählten Stande für die Welt seyn kan in dem gewählten Stande, Stande kann, als in einem andern, andern; und wie lästig man denen fallen muß, die durch uns gezüchtigt werden, werden und uns äusserlicher äußerlicher Umstände wegen behalten müssen, müssen; ja wie hinderlich zugleich für Andre Andere , mit welchen ihnen weit besser gerathen wäre? – wäre? oder wenn man hinterher gewahr wird, daß man nicht nur oft selbst seinem zeitlichen Glück Glücke Glück im Lichte gestan den, sondern – welches was noch schlimmer ist – daß uns die Beschäftigungen dieses Beruf Berufs schwer und verdrießlich werden, lästig werden; daß man, statt Zutrauen zu haben, verachtet wird, wird; daß man auch wohl oft, wegen gebrauchter schlechten schlechter Mittel, Mittel sich äusserlich äußerlich fortzubringen, fort zu bringen oder wegen bloß zeitlicher Absichten bey bei der Wahl seines Berufs, mit Abscheu an sich selbst denken muß? 45. Wie nun eine solche Anleitung hiedurch hierdurch den, der keinen Beruf zu einem Lehrer der Religion hätte, noch zu rechter Zeit erinnern könnte, sich einer andern Beschäftigung zu widmen, der er mehr gewachsen wäre, wäre und wodurch er, nach Gottes Absichten, Andern nützlicher werden würde: so könnte sie hingegen den, der sich wirklich aufgelegt dazu fühlte, fühlte und seiner ganzen Pflicht Pflicht, als ein solcher Lehrer, Genüge thun wollte, den Umfang dieser Pflichten und die beste Art sie zu erfüllen, lehren. Die Vorstellung dieses großen grossen Umfangs würde wird ihn nicht niederschlagen. Denn, wo ihm Schwie rigkeiten aufstießen aufstiessen , kämen kommen sie ihm nicht unerwartet; er kennte kennt denn auch schon durch diese Anleitung die Mittel, Mittel sie zu überwinden; überwinden: und dies würde wird ihn, nebst dem erkannten Nutzen und Einfluß einer Wissenschaft und Beschäftigung auf die andre andere , sogar so gar zu desto mehrern größerem Fleiß Fleiß ermuntern. 46. Da indessen Niemand alles Alles mit gleichem Fleiß Fleiß und gleich glücklichem Erfolg treiben kann: so würde sie kann und soll (§. 29. ), so hat eine zweckmäßig gegebene Anleitung jedem die Beschäftigungen anweisen anzuweisen , welche nach seinen Fähigkeiten und Neigungen eigentlich für ihn ihm gehörten, um sich nicht zu sehr zu zerstreuen, und, indem er seinen Fleiß theilte theilt , in keinem Theil der Theologie etwas einigermaßen eingermassen Vollkommnes Vollkommenes zu leisten. Sie würde ihn demnach dennoch , da er Da er indeß keinen Theil der Theologie zu seiner Hauptbeschäftigung ganz entbehren kan, kann, wird sie ihn auch zu lehren haben , wie viel er daraus zu seinem Hauptzweck Hauptzweck bedürfte bedürfe ; wie und wodurch er sich am besten darin forthelfen, und, wenn er etwas hätte bey bei Seite laßen lassen müssen, das er hinterher noch brauchte, wie er es erst , nach seinen Bedürfnissen, nachholen könnte könne . 47. Endlich würde wird sie ihm Zeit, Mühe und Kosten ersparen helfen. Denn man hat schon viel gewonnen, wenn man weiß, weiß: was für uns nothwendig und nothwendig, entbehrlich oder minder wichtig ist ; was uns schon gut vorgearbeitet, vorgearbeitet oder was was er zu ergänzen und zu verbessern ist; in welcher Ordnung Ordnung man jedes aufs Beste vornehmen kan kann ; welche Hülfsmittel Hülfsmittel zu jeder Zeit, beym beim Anfang oder Fortgang, die dienlichsten sind. Und über dieses alles soll uns eine solche Anleitung unterrichten. 48. Noch einleuchtender wird ihre Nothwendigkeit, wenn man einen Blick auf die jetzige Verfassung oder vielmehr den Verfall unsrer unserer Schulen Schulen und Universitäten Universitäten wirft. – Unstreitig eilt man jetzt viel früher als sonst, und im Gan zen genommen, genommen viel unbereiteter, von jenen auf diese. Mag's seyn, daß man durch die neuerliche Einrichtung unsrer Schulen mehr auch für den Ungelehrten, für die Bildung des guten Bürger Bürgers, für Abschneidung vieler Umwege bey bei dem Studieren Studiren , gesorgt hat; hat: für die, welche sich den eigentlichen Wissenschaften widmen sollen, hat man gewiß, im gleichen Maaß in gleichem Maaße , nicht gesorgt. Wer dieses Urtheil einer Unbilligkeit zeihen will, den kan kann man auffordern – auffordern, wenn er unsre meisten Schulen kennt, kennt und weiß, was zur gründlichen Kenntniß der Wissenschaften gehört – unparteyisch unparteyisch unpartheyisch gehört, unparteiisch die Fragen zu beantworten: – Treibt man nicht jetzt zu Vielerley Vielerlei auf Schulen? – zu Zu viele sinnliche Beschäftigungen, Beschäftigungen und zu wenig solche, die zur eigentlichen Bildung Bildung des Geist Geistes dienen? – unter Unter den Wissenschaften Wissenschaften, diejenigen zu wenig, welche zur Vorbereitung Vorbereitung auf die übrigen nöthig sind, Sprachen Sprachen z. B. , und die hingegen, welche schon mehr andre andere Kenntnisse voraussetzen, und den höhern höheren Schulen vorbehalten werden sollten, zu früh oder zu viel? – Sieht man eben so sehr darauf, daß etwas recht gut und gründlich , als daß Vieles viel gelernt werde, werde; und ists ist's besser, weniger und gut, oder Vieles viel vieles und obenhin, zu lernen? – Wird die Jugend auch genug geübt , und zu eignem eigenem Nachdenken Nachdenken und eigenen Arbeiten, auch wenn sie beschwerlich sind, angehalten? – Wird sie genug gegen Zerstreuung, Flüchtigkeit und Dünkel Dünkel, verwahrt? Treibt man nicht jetzt zu Vielerley auf Schulen? […] und ists besser, weniger und gut, oder Vieles und obenhin, zu lernen? In den von Niemeyer im Rahmen seiner Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) II, 3–46 herausgegebenen Fragmenten einer Selbstbiographie beschreibt Nösselt den Unterricht in der Bauerschen Privatschule in Halle. Nach dem Grundsatz Non multa, sed multum! habe er hier nicht viel, den Stoff jedoch umso genauer gelernt (vgl. aaO II, 21). Zu dem für den Gelehrten geltenden Grundsatz multa et multum vgl. I § 3. 49. Wenn in Schulen Schulen nicht genug auf für Universitäten Universitäten vorbereitet wird: wird, so kan kann vieles auf diesen gar nicht von den Lernenden verstanden, ja es kan kann ihnen nicht einmahl einmal die Nothwendigkeit mancher Kenntnisse, Kenntnisse und wie viel zur Gründlichkeit Gründlichkeit des Wissens gehört, recht einleuchtend gemacht werden. Selten verstattet dies, nebst dem Mangel des Geschmack Geschmacks an Wissenschaften und ihrer gründlichen Kenntniß, dem Mangel der Zeit, und der Menge dessen, dessen was sie erst, oder was sie besser, besser lernen sollen, das Versäumte nachzuholen; zumal zumahl wenn sie nicht gewöhnt worden sind, sich selbst zu treiben. Eilen sie dann denn , wie gewöhnlich, zu schnell wieder von Universitäten weg; finden, bey bei einer übelverstandnen Freyheit übelverstandenen Freiheit , mehr Geschmack an Vergnügungen als an am Studieren Studiren ; und kommt die Einbildung Einbildung dazu, daß sie vieles nicht erst zu lernen bedürften bedürfen , oder gar der Kitzel, sich bald hören zu laßen, lassen lassen, und sich dann denn für reif genug zum Amt Amte zu halten: – was wäre da da auszurichten? Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will, will ) obiurgatione digni sunt, qui nolunt liberos suos seuera severa lege proficere. Primum enim, sicut omnia, spes quoque suas ambitioni donant; deinde cum ad vota properant, cruda adhuc studia in publicum propellunt, et eloquentiam (sacram), qua nihil esse maius confitentur, pueris induunt adhuc nascentibus. Quod si paterentur laborum gradus fieri, vt ut studiosi iuuenes iuvenes lectione seuera severa mitigarentur, vt ut sapientiae praeceptis animos componerent, vt ut verba atroci stilo effoderent, vt ut , quod vellent imitari, diu audirent, sibi nihil esset magnificum quod pueris placeret: iam illa grandis oratio haberet maiestatis majestatis suae pondus. Nunc pueri in scholis ludunt, iuvenes ridentur in foro (templis), et quod vtroque utroque turpius est, quod quisquis perperam discit, in senectute confiteri non vult. Petron Petronius im Anfange s. Satyr. Parentes (Praeceptores, oder was man statt dessen setzen will,) […] in senectute confiteri non vult. Petronius im Anfange s. Satyr. Zitiert wird aus dem Satyricon des römischen Senators und Romanautors Titus Petronius Arbiter (1. Jh.). Unter Kenntlichmachung der Unterschiede zur modernen Textgestalt heißt es in Petron. 4,1–4: „Die Eltern sind es, die Vorwürfe verdienen, weil sie nicht wollen, daß ihre Kinder in strenger Zucht weiterkommen. Denn erstens legen sie, wie überhaupt alles, auch ihre persönlichen Aussichten dem Ehrgeiz zu Füßen. Wenn sie sodann in Eilmärschen auf das gewünschte Ziel zustreben, hetzen sie die noch unfertigen Talente auf das Forum ( in forum impellunt anstelle von in publicum propellunt ) und ziehen den Talar der Eloquenz, den sie für das Allerhöchste ausgeben, Buben an, die noch in der Entwicklung stehen. Wenn sie sich aber damit abfänden, daß man stufenweise arbeitet, damit den jungen Leuten im Studium mit strenger Lektüre der Boden gedüngt wird ( irrigarentur anstelle von mitigarentur ), damit sie nach den Vorschriften der Philosophie ihr Wesen bilden, damit sie mit attisch ( Attico anstelle von atroci ) geschultem Griffel Worte aufkritzeln, damit sie lange hören, was sie nachahmen wollen, wenn jene sich also klarmachten, nichts habe wahre Größe, was Buben gefalle ( si persuaderent sibi nihil esse magnificum quod pueris placeret anstelle von sibi nihil esset magnificum quod pueris placeret ) – dann brächte jene ‚bedeutende‘ Rede ihre Hoheit zu voller Wirkung. Jetzt treiben die Buben in den Hörsälen nur Possen, die jungen Leute machen sich auf dem Forum lächerlich, und was schlimmer ist als beides: wer etwas falsch gelernt hat ( didicit anstelle von discit ), will es, so alt er wird, nicht zugestehen“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Müller/Ehlers], Darmstadt 1995, 12.13). Durch dem Petronius-Text in Klammern beigefügte Zusätze wendet Nösselt dieses Zitat auf die theologische Ausbildung an. 50. Die einzige Hülfe – wo sie noch möglich ist, ist – könnte für die, welche Theologie studieren studiren wollen, von einem Unterrichte Unterricht über den Umfang der Wissenschaften, die Erfordernisse und Hülfsmittel bey bei der Theologie, erwartet werden. Er kan kann doch die so nöthige Selbstkenntniß Selbstkenntniß bey bei denen, die noch nicht, oder nicht ganz, verdorben sind, und die Kenntniß befördern, wie viel dazu gehöre, um mit Würde Würde den Beruf Beruf eines Lehrers der Religion zu führen. Und, – wenn Universitäten die eigentlichen Pflanzschulen Pflanzschulen künftiger Lehrer sind; – wenn man da am sichersten und vollständigsten vollständig erfahren kan kann , wie weit bis jetzt das Feld der Theologie bebaut ist; – wenn so viel davon abhängt, daß man gleich im Anfang seine akademischen Akademischen Studien gut einrichte; einrichte, daß man sich nicht durch Mode oder durch selbst noch Rathsbedürfige oder aus Leidenschaften Rathende, sondern durch Verständigere und der Sachen Kundige leiten lasse; daß man frühzeitig lerne, was? warum? was, warum, und wie? wie man auf Universitäten hören müsse: müsse; – so wird eine solche Anweisung immer nicht nur eine gute Vor bereitung Vorbereitnng auf das übrige Studieren Studiren , sondern auch eine große Beyhülfe Beihülfe auf das künftige weitere Fortschreiten nach vollendeten Universitätsjahren Universitäts-Jahren seyn. 51. Unter den Büchern, die einen solchen Unterricht, Unterricht oder vielmehr einige Beyträge Beiträge dazu, dazu enthalten, und wovon die allermeisten sind zwar viele ältere entweder unsern unseren Zeitbedürfnissen, Zeitbedürfnissen oder der Aufklärung Aufklärung, den Grundsätzen und der Verfassung evangelischer Evangelischer Kirchen Kirchen, gar nicht angemessen sind, verdienen, wiewohl in sehr verschiedner Absicht, verglichen zu werden: Kirchen nicht mehr angemessen, jedoch enthalten sie zum Theil noch treffliche Winke. Noch weniger fehlt es an neueren, welche jene benutzt und das Bedürfniß der Gegenwart zugleich berücksichtigt haben. Unter den älteren sind vorzüglich schätzbar: Erasmus, Desiderius Desid. Erasmi Roterod. Ratio s. methodus (Compendium) verae Theologiae, bey bei seiner zweyten zweiten Ausgabe des griechischen neuen Testaments, von 1519, und nachher oft aufgelegt; in der neuesten Ausgabe recensuit et illustrauit Semler, Johann Salomo Jo. illustravit Io. Sal. Semler , Halae 1782. in gr. 8. De recte formando Theologiae theologiae studio (oder unter dem Titel: de Theologo s. de ratione studii theologici) libri quatuor, Hyperius, Andreas Andr. Hyperio auctore, am neuesten aufgelegt Basileae (1582. (1582 ) in 8. Jo. Gerhardi Methodus Studii theologici, Jenae 1654. in 8. und schon vorher mehrmals gedruckt. Traité des études monastiques – – par Mabillon, Jean Jean Mabillon , etwas verändert wieder gedruckt à Paris 1692 in zwey Bänden in gr. 12. und hernach mehrmals mehrmahls . Methode pour étudier la Theologie (von Du Pin, Louis Ellies L. E. du Pin ,) a à Paris 1716. 1716 in gr. 12. Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Isagoge historico-theologica ad Theologiam vniuersam universam singulasque eius partes, Lipsiae 1727. 1727 in 4. mit den Supplementen oder der Historia Theologiae litteraria continuata (1730. (1730 ) in 4. Koecher, Johann Christoph Jo. Christ. Koecheri Conspectus Theologiae vniuersae, Guelpherb. 1749. 1749 in 8. Walch, Johann Georg Joh. Georg Walchs Einleitung in die theologische Wissenschaften, zweyte und vermehrte Ausgabe, Jena 1753. 1753 in 8. Unter den Neueren: Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheims Mosheim kurze Anweisung, die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756. in gr. 8. Semler, Johann Salomo Joh. Sal. Semlers Semler's Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem Fleiße Fleisse in der ganzen Gottesgelehrsamkeit Gelehrsamkeit , Halle 1757. 1757 in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Joh. Lorenz von Mosheim kurze Anweisung die Gottesgelahrtheit vernünftig zu erlernen – – zum Druck befördert von Windheim, Christian Ernst von Christian Ernst von Windheim , Helmstädt 1756 in gr. 8., und Briefe, das Studium der Theologie betreffend, betreffend (von Herder, Johann Gottfried von J. G. Herder , Herder ) Weimar 1780 und 81. 81 bisher in 4 Theilen in 8. (auch in dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil.) Planck, Gottlieb Jakob G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806. Schmidt, Johann Ernst Christian Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810. Die meisten andern Schriften, die hieher zu gehören scheinen möchten, sind entweder gar zu dürftig, und zeugen zu sehr von zu weniger Bekanntschaft mit diesen Wissenschaften selbst, oder mit unsern Zeitbe dürfnissen; oder betreffen, wie die Summe von Erfahrungen und Beobachtungen zur Beförderung der Studien etc. von Schlegel, Gottlieb Gottlieb Schlegel , Riga 1786. in 8. mehr die Zubereitung auf Schulen und Universitäten; oder enthalten, wie der Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten , Leipzig 1790. in 8. mehr Erklärungen über einige neulich in Anspruch genommne Kirchenlehren und das rechte Benehmen dabey, als daß sie sich auf Darstellung des Zwecks theologischer Wissenschaften und die beste Art sie zu treiben, einlassen sollten. Versuch über das Studium der Theologie in Rücksicht unsrer Zeiten, Leipzig 1790 Dieses dem Untertitel nach in Briefen an einen angehenden Theologen verfasste Werk wird entweder Erdmann Kolb (1762–1827), ab 1802 Pastor in Suhl, oder dem Königsberger Theologen und Orientalisten Johann Gottfried Hasse (1759–1806) zugeschrieben (vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen Jg. 5, 1827 [1829], 251 bzw. Doering, Heinrich, Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert I [1831], 639). dessen Werken zur Religion und Theologie. 9ter und 10ter Theil Johann Gottfried Herders (1744–1803) Sämmtliche Werke I/9 (Tübingen 1808) besteht aus den ersten drei Teilen der Briefe, das Studium der Theologie betreffend (nach der zweiten Ausgabe 1785), der Band I/10 (ebd.) trägt den Titel Vom Studium der Theologie und dem Christlichen Predigtamt und enthält den vierten Teil der Briefe . G. F. Plank Einleitung in die theologischen Wissenschaften, 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1794. 95. und der Auszug zu Vorlesungen 1806 Bei dem Auszug handelt es sich um Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833) Grundriß der theologischen Encyklopädie zum Gebrauche bey seinen Vorlesungen (1813), der heute nicht mehr nur als bloßes Exzerpt der Einleitung – neben Nösselts Anweisung die zweite große neologische Enzyklopädie – betrachtet wird. Schmidt Lehrbuch der theologischen Encyklopädie und Methodologie. Gießen 1810 Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831) Lehrbuch ist zwar angekündigt worden (vgl. Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung Nr. 31 [1810], 243), doch ist sein Erscheinen nicht nachweisbar. Ein Jahr später ist in demselben Gießener Verlag, der das Lehrbuch angekündigt hatte, jedoch Schmidts Theologische Encyclopädie. Für seine Vorlesungen (1811) herausgekommen. 52. Alles, was man in einer solchen Anleitung mit Recht erwarten kan, betrift kann, betrifft, wie schon bemerkt ( 42. ) entweder die Kenntnisse Kenntnisse, die ein angehender Lehrer der Religion zu erlangen suchen, oder die Fähigkeiten Fähigkeiten, die er besitzen, oder die Uebungen, die er anstellen muß (§. 42 ) . Und weil alle zu seiner Bildung, als eines Religionslehrers Religions-Lehrers , nöthige Kenntnisse oder Wissenschaften entweder Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften sind, oder die eigentliche Theologie, Theologie d. i. die Lehren der Religion und die richtigen Vorstellungen davon selbst, nebst den dazu nöthigen Beylagen Quellen , enthalten, oder die Mittheilung derselben an Andre, Andre Andere, und die ganze weise und nutzbare Führung des Lehramts betreffen: so wird die folgende Anleitung vier Theile begreifen: 1. 1) Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften. 2. 2) Von den Theilen der sogenannten systematischen Systematischen Theologie, Theologie und ihren Beylagen Quellen , der exegetischen Exegetischen und historischen Historischen Theologie. 3. 3) Von der Anweisung zur würdigen und zwecksmäßigen Führung des Lehramts, und 4. von 4) Von den Fähigkeiten und allgemeinern allgemeineren Anstalten und Uebungen, wodurch ein angehender Lehrer gebildet werden kan kann . Besondre Von den besondern Uebungen, die zu einzelnen einzeln Theilen der Theologie gehören, werden bey wird bei der Abhandlung dieser einzelnen einzlen Wissenschaften gleich mitgenommen mit gehandelt werden . Erster Theil. Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie. 53. Alle Wissenschaften hängen nicht nur gewissermassen zusammen, gewissermaßen zusammen und so ferne fern wäre gewissermaßen zusammen. In sofern könnte es für den, der Theologie studiert, nützlich seyn , in keiner derselben ganz Fremdling zu seyn bleiben , zumahl wenn er manche von ihnen unter seinen besondern besonderen Umständen, bey bei Schulstellen z. B. , auch abgesehen von der Theologie, nöthiger hätte brauchte als andre; sondern manche haben andre. Indeß haben doch manche auch einen nähern unmittelbaren Einfluß in auf das gründliche Studium der Theologie, Theologie und einige unter diesen sind dazu schlechterdings unentbehrlich. – Wie die Nach der Absicht dieses Buchs muß es sich nur auf die einschränken muß , welche in einer solchen nähern Verbindung mit der Theologie stehen: so kan man diese stehen. Diese eigentlichen Vorbereitungswissenschaften Vorbereitungswissenschaften eintheilen kann man bequem eintheilen: 1) in solche, welche entweder die Quellen Quellen der Theologie enthalten, oder ohne die sich wenigstens nie sicher aus diesen Quellen schöpfen läßt, die daher auch zur gründlichen Einsicht der Theologie die allerunentbehrlichsten sind; sind, Philologie , meine ich, nebst der mit ihr verbundnen Kritik , und Philosophie ; 2) in solche, die zur allge meineren allge Uebersicht der Theologie und der vortheilhaftesten Art gehören, wie man sie studieren müsse muß , wohin eine solche Anleitung , wie wir hier versuchen, allenfalls auch eine eigentliche Encyklopädie (§. 42. Anmerk. ), Encyclopädie , Encyklopädie , selbst zu rechnen wäre ist ; und 3) in solche, solche die mehr Hülfswissenschaften Hülfswissenschaften, Hülfswissenschaften Hülfswissenschaften , d. i. zur rechten Kenntniß der ganzen Theologie zwar nicht zum voraus , aber doch dabey , dabey daneben , und entweder zur Vergründlichung zum Gründlichen derselben überhaupt, überhaupt oder bey bei einem Theil derselben, derselben nothwendig sind. Von dieser letzten Art wäre ist die Geschichte Geschichte überhaupt, überhaupt und besonders die Geschichte der theologischen Wissenschaften Wissenschaften , verbunden mit der Kenntniß der besten theologischen Bücher , nebst den so genannten sogenannten schönen Wissenschaften . Anm. Anm. 1. Man nimmt zwar oft das Nöthigste aus diesen Wissenschaften in die Abhandlung der Theologie selbst auf, und daher möchte ihre vorläufige Kenntniß entbehrlich scheinen. Aber dadurch wird diese jene Abhandlung unnöthig weitläufig gemacht, darüber wird das Aufgenommene mehr berührt als ausgeführt, und meistens setzt man doch Kenntniß dieser Wissenschaften schon voraus. voraus; Kenntniß und Uebung in diesen ist wenigstens eine treffliche trefliche Vorbereitung auf das Studium der Theologie. Anm. Anm. 2. Der thörichte Gedanke: weil die Theologie die würdigste Wissenschaft sey sei , müsse man sie allein und zuerst treiben, verdient kaum berührt zu werden. Eben weil sie die würdigste Beschäftigung ist, und weil sie unmöglich ohne viele andre andere Hülfsmittel gründlich getrieben werden kan kann , sollte man sich ihr sehr wohl zubereitet nähern. Anm. Anm. 3. Es würde unnöthig seyn, von der zweyten zweiten Art dieser Wissenschaften, die zur Vorbereitung auf das theologische Studium dienen, ausführlicher zu reden. Denn der Inhalt, Zweck und Nutzen einer Anleitung zu diesem Studium und einer theologischen Encyklopädie, ist schon oben §. 41 41. f. angegeben. Die folgende Abhandlung schränkt sich daher auf Philologie, Philosophie, Geschichte und schöne Wissenschaften ein, die in vier besondern Abschnitten, dem hiesigen Zweck Zwecke gemäß, dargestellt sind. Weil Philologie und Philosophie die unentbehrlichsten Vorbereitungswissenschaften sind und von beyden am weitläuftigsten gehandelt werden muß: so sind ihnen hier zween besondre Abschnitte gewidmet und die übrigen in einem dritten zusammen genommen worden. weil die Theologie die würdigste Wissenschaft sey, müsse man sie allein und zuerst treiben Die Vorstellung des Primats der Theologie geht auf Aristoteles' Metaphysik zurück (vgl. Aristot. metaph. E 1026a) und findet sich besonders prägnant in der Petrus Damiani (um 1006–1072) zugeschriebenen Formel philosophia ancilla theologiae . 54. Einige allgemeinere nützliche Kenntnisse von den meisten dieser Wissenschaften, nebst heilsamen Räthen und Vorschlägen und Winken über die beste Art, Art diese Wissenschaften dieselben zu treiben, enthalten vorzüglich Vives, Juan Luis Jo. Io. Ludov. Vivis de disciplinis libri XII., unter andern gedruckt Lugduni Bat. 1636 in 1636. 12. Bacon, Francis Franc. Baconis de dignitate et augmentis scientiarum libri IX. IX , unter seinen lateinisch übersetzten Werken, Werken Hafniae 1694 1694. fol. De la maniere manière d'enseigner et d'étudier les belles-lettres belles lettres, par Mons. Rollin, Charles Rollin , wieder gedruckt à Halle 1752 in vier Bänden in Bänden, 8. Kurzer Begriff aller Wissenschaften und anderer andern Theile der Gelehrsamkeit etc. (von Sulzer, Johann Georg Joh. Georg Sulzer , Sulzer ) zweyte Sulzer ), zweite ganz veränderte Auflage, Leipzig 1759 in 8. 8., und Gesner, Johann Matthias Jo. Io. Matth. Gesneri primae lineae Isagoges in eruditionem vniuersalem universalem etc. accedunt praelectiones ipsae per Niclas, Johann Nicolaus Jo. Io. Nic. Niclas , in 2 Tomis Tomi , Lipsiae 1774 und 75 75, in groß 8. und Encyklopädie der historischen, philosophischen und mathematischen Wissenschaften - - Wissenschaften, von Büsch, Johann Georg J. G. Büsch , Hamburg 1775 in 1775, gr. 8. Krug, Wilhelm Traugott Krug Versuch einer systematischen Encyklopädie der Wissenschaften. 2 Theile. Wittenberg und Leipzig 1796. Schmid, Carl Christian Erhard C. C. F. Schmidt allgemeine Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften, Jena 1811. De la maniere d'enseigner et d'étudier les belles-lettres par Mons. Rollin, wieder gedruckt à Halle 1752 in vier Bänden Der Autor ist Charles Rollin (1661–1741), die vier Bände sind 1751/1752 erschienen. Krug Versuch einer systematischen Encyklopädie der Wissenschaften. 2 Theile. Wittenberg und Leipzig 1796 Die ersten beiden dieses aus insgesamt drei Teilen (1796–1819) bestehenden Werkes sind 1796/1797 erschienen, der dritte Band zerfällt in zehn Hefte (1812–1819). Der vollständige Name des Autors lautet Wilhelm Traugott Krug (1770–1842). C. C. F. Schmidt allgemeine Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften, Jena 1811 Carl Christian Erhard Schmids (1761–1812) Allgemeine Encyklopädie ist bereits 1810 in Jena erschienen. Erster Abschnitt. Philologie Philologie. 55. Philologie Philologie begreift – begreift, in dem Sinn, wie Sinne, worin man das Wort jetzt nimmt – nimmt, alle Kenntniß der Sprachen und der dabey dabei erforderlichen Hülfsmittel. Sie lehrt also den Ausdruck in einer Sprache verstehen und anwenden ; anwenden , lehrt den Gebrauch des Ausdruck Ausdrucks, sowohl in Absicht sowohl auf die damit verbundenen Begriffe, oder den sogenannten Sprachgebrauch Sprachgebrauch , als auch in Absicht auf die Veränderungen der Wörter und ihre Verbindung, oder die Sprachregeln . In so fern sofern sie das letztere Letztere thut, nennt man sie auch Grammatik Grammatik im engsten Verstande. Man weiß, daß Philologie und Grammatik bey bei den Alten für Litteratur Literatur galt , d. i. d. i., alle Sprach- und historische, selbst philosophische Kenntnisse in sich faßte, die man zur Erklärung alter Schriftsteller bauchte ; daß man sie nachher auf Kenntniß und Gebrauch der Sprachen einschränkte; daß endlich Philosophie und Rhetorik, Rhetorik oder, wenn man will, auch die Aesthetik der Neuern, mit von ihr theilte getrennt ward . S. unter Andern andern Quintilian (Quinctilian) inst. I. II. Quinctilianus de instit. oratoria im ersten und zweyten zweiten Buch. Nach der neuern Absonderung dieser Wissenenschaften Theilung Wissenschaften, hat man der Philosophie, Philosophie die Untersuchung der allgemeinen Natur der Sprache, Sprache und des, wenigstens deutlichen, wenigstens des deutlichen Vortrags; der Rhetorik Rhetorik, Rhetorik und noch mehr der Aesthetik Aesthetik, den Unterricht über den sinnlichen Vortrag, und, sofern es dabey dabei auf Sprache ankommt, über den edlern oder auserlesenern auserlesnern Ausdruck, vorbehalten; der Philologie aber besondre die besonderen Sprachen, und mehr das Mechani sche derselben, überlaßen überlassen . So weit also jene Wissenschaften mit Sprache zu thun haben, theilt ihnen die Philologie ihre Produkte Producte mit, und erhält hinwiederum wiederum nicht nur an den Sachen, die in jenen Wissenschaften erfunden werden, neuen Stoff zum Ausdruck, sondern auch die Kunst, Kunst ihre eigne eigenen Produkte Producte zu veredlen, veredlen veredeln, und von dem Mechanischen der Sprachen Rechenschaft zu geben, oder es in vernünftige und allgemeine Principien aufzulösen. Aesthetik der Neuern Gemeint ist v.a. Alexander Gottlieb Baumgarten (vgl. I § 177). Quinctilianus de instit. oratoria im ersten und zweyten Buch Im ersten und zweiten Buch seiner Institutio oratoria behandelt Quintilian die Grundlagen des Rhetorikunterrichts, d.h. das Verhältnis der Rhetorik zu angrenzenden Disziplinen (v.a. zur Grammatik), und inwieweit diese als Voraussetzung für den Rhetorikunterricht anzusehen sind. 56. Es würde kaum nöthig seyn, seyn zu sagen erinnern , wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit Sprachen wie unumgänglich nothwendig die gründliche Bekanntschaft mit Sprachen sey sei , wenn der Ueberzeugung davon nicht weit mehr, als vielleicht irgend einer andern Wissenschaft, sehr gangbare und herrschende Vorurtheile entgegen stünden entgegenstünden . *) entgegenstünden. – Weil der Anfang des Unterrichts bey bei der Erziehung gemeiniglich mit Sprachen gemacht wird, so mag dies die Ursach seyn, warum vielen Vielen dieses Studium bloß für Anfänger zu gehören scheint; so gar anders verschieden auch die Art ist, mit der der Verständigere und der Anfänger die nemliche nehmliche nämliche Sache behandeln kan kann , und so sehr auch in jener gewöhnlichen Ordnung bey bei dem Unterricht, das sehr richtige Geständniß liegt, daß Kenntniß der Sprachen Sprachen die Grundage von allen andern Kenntnissen sey sei . *) Man weiß, wie sehr über die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen, namentlich der alten, und der ganzen alten Literatur, wenigstens der frühzeitigen und allgemeinen Beschäftigung damit auf Schulen, noch neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringen hervorzubringen , gestritten worden ist. Das, theils Scheinbarste, theils Wichtigste, wider diese Nothwendigkeit ist in den beyden beiden Trapp, Ernst Christian Trappischen Aufsätzen: über „Ueber das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen, Sprachen,“ und: über „über den Unterricht in Sprachen, Sprachen,“ zusammengefaßt, wovon jene in der Allgemeinen Revi sion des gesammten Schul- und Erziehungswesens, von einer Gesellschaft praktischer Erzieher, herausgegeben von Campe, Joachim Heinrich J. H. Campe , im 7ten Theil S. 309 f. steht, und diese den 11ten Theil des gedachten Werks einnimmt. So sehr der Streit hiedurch hierdurch und durch die der erstern Abhandlung beygefügten beigefügten Anmerkungen einiger gelehrten Männer sowohl, als durch die treflichen trefflichen Rehberg, August Wilhelm Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift , im Februar 1788 1788. S. 105 f. , im März S. 253 f. und im Januar 1789 1789. S. 20 f. f., desgl. Heyne, Christian Gottlob Heynens Vorrede zu Hermann, Martin Gottfried Hermans Mythologie, der unpartheyischen unparteiischen Entscheidung näher gebracht ist; so sehr ich auch von dem Nutzen Nutzen und der Nothwendigkeit einer Läuterung oder wenigstens Darlegung beyderseitiger beiderseitiger Urtheile und ihrer Gründe überzeugt bin: so erlauben doch die Grän zen dieses Buchs schlechterdings diese nicht. Ich hoffe, daß durch die folgenden kurzen Bemerkungen, und durch die, welche weiter unten §. 106 106. f. vorkommen, vielen Mißverständnissen und Einwürfen schon ehedem vorgebaut vorgebaut, und mancher Gesichtspunct Gesichtspunkt angewiesen sey sei , der bey bei Beurtheilung dieses Streits nicht sollte übersehen werden; auch scheinen sie mir mit den erst in dieser Ausgabe hinzugefügten hinreichend, nachtheilige Eindrücke zu verhüten oder zu schwächen, die durch jene Bestreitung könnten veranlaßt werden, wenn anders ein Leser unbefangen urtheilen kan kann , und sich Mühe geben will, den oft bloß gegebnen gegebenen Winken weiter nachzudenken. Ganz habe ich mich indessen auf jene Abhandlungen weder einlassen können noch dürfen, da sie in pädagogischer Hinsicht geschrieben sind, dieses Buch hingegen nur die Bildung angehender Theologen betrift betrifft . Nur über die Streitfrage , so fern sofern sie hieher gehört, sey folgendes, vornemlich sei Folgendes, vornehmlich in Rücksicht auf jene Aufsätze, hinzugefügt. Wer die Nothwendigkeit des Studiums der Sprachen behauptet, redet ja 1) nicht bloß oder hauptsächlich von Sprachregeln Sprachregeln oder überhaupt vom Bau der Sprachen; noch weniger giebt er das Studium dieses Sprachenbaues für wichti ger aus als den Sprachgebrauch Sprachgebrauch ihren Gebrauch selbst . 2) Eben so wenig sondert er bey bei dem Sprachgebrauch Worte und ihren Sinn , d. i. die mit den Worten verknüpften Begriffe, oder, wie es Andre ausdrucken, den Körper und den Geist der Sprache, so, daß als ob er die bloße Beschäftigung mit Worten empfehlen wollte , und die Kenntniß der bloßen Worte für wichtiger ausge ben, als die Kenntniß der damit verbundenen Ideen Ideen . 3) Er schließt nicht einmal die Kenntniß der Sachen aus, so ferne sofern ohne sie kein Begrif statt findet Begriff stattfindet , und so ferne sofern eine Schrift, durch deren Lesung er hauptsächlich die Sprache gelernt wissen will, ohne sie gar nicht verstanden werden kan kann . Er billigt 4) indem er das Sprachenstudium vertheidigt, keinesweges verkehrte Methoden, Methoden sie zu studieren, deren üble Folgen ohne Ungerechtigkeit nicht dem Sprachenstudium Sprachenstudium selbst können zur Last gelegt werden können . Wer ihm also irgend etwas von dem bisher erwähnten Erwähnten Schuld giebt, läßt ihm nicht Gerechtigkeit wiederfahren widerfahren , und ficht entweder mit einem bloßen Schatten, oder glaubt fälschlich fäschlich den Werth des Studiums der Sprachen vernichtet zu haben, indem er bloß Mißbräuche bey bei diesem Studium gerügt hat. Endlich 5) wer dieses Studium empfiehlt, will damit nicht gleich das Studieren der Sprachen Sprachen , oder gar das Studieren der Alten , Alten allgemein, in alle , selbst die niedrigsten, Schulen eingeführt, oder in Schulen vollendet , oder eigentliche Kinder mit den feinern Theilen und Veränderungen der Sprachen beschäftigt wissen. Sondern 6) wissen (man sehe Gesner, Johann Matthias J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S. 356 f. ); sondern darin stimmen wohl nur 6) alle wahre Kenner des wahren Werthes der Sprachen überein: überein, daß 1) die fleißige und frühzeitige Beschäftigung mit Sprachen, in dem Umfang, wie sie §. 55 55. erklärt wurde, 2) allen Allen , die nach einer feinern feineren Geistesbildung streben, oder dazu bereitet werden sollen, sehr nützlich, und besonders denen, die sich den Wissenschaften , namentlich der Theologie , widmen wollen, unentbehrlich sey. – sei. Wenn damit anzu fangen sey sei ? wie weit? und wie sie zu diesem Zweck zu treiben sey? sei, läßt sich nicht im Allgemeinen beantworten. Das Nöthige, in Absicht auf die, welchen dieses Buch bestimmt ist, wird unten in diesem Abschnitt angegeben werden. {Man vergl. Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808. } neuerlich, seit den lebhaften Versuchen, eine gänzliche pädagogische Revolution hervor zu bringen Vgl. I § 106. beyden Trappischen Aufsätzen: über das Studium […] den 11ten Theil des gedachten Werks Der in der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens 7 (1787), 309–553 abgedruckte Aufsatz von Ernst Christian Trapp (1745–1818) trägt den Titel Ueber das Studium der alten classischen Schriftsteller und ihre Sprachen, in pädagogischer Hinsicht ; zum elften Band der Allgemeine[n] Revision vgl. I § 33 c. Rehbergschen Aufsätze in der Berlinischen Monatsschrift, im Februar 1788 S. 105 f., im März S. 253 f. und im Januar 1789 S. 20 f. Gemeint sind August Wilhelm Rehbergs (1757–1836) in zwei Teilen abgedruckter Aufsatz Sollen die alten Sprachen dem allgemeinen Unterricht der Jugend in den höhern Ständen zum Grunde gelegt, oder den eigentlichen Gelehrten allein überlassen werden? , in: Berlinische Monatsschrift 11 (1788), 105–131 bzw. 253–275 sowie dessen Verfolg der Untersuchung über die Allgemeinheit des Unterrichts in den alten Sprachen , in: aaO 13 (1789), 20–56 (vgl. I § 64). Heynens Vorrede zu Hermans Mythologie Gemeint ist Christian Gottlob Heynes Vorrede zu dem dreibändigen Handbuch der Mythologie (1787–1795) seines sonst nicht weiter hervorgetretenen Schülers Martin Gottfried Herrmann (1754–1822) (vgl. I § 141). J. M. Geßner verm. kleine Schulschriften, S. 356 f. Hier handelt es sich um Johann Matthias Gesners Kleine Deutsche Schriften (1756). In den Bedenken wie ein Gymnasium in einer Fürstlichen Residenzstatt einzurichten (aaO 352–372) wird die Jugend in drei Gruppen eingeteilt, die zunächst gleich unterrichtet werden sollen. Während dieser Zeit spielt die lateinische Sprache nur eine untergeordnete Rolle (vgl. aaO 356–359). Niethammers Streit des Humanismus und Philanthropismus. Jena, 1808 Der genaue Titel von Friedrich Immanuel Niethammers (1766–1848) Schrift lautet Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit . 57. Wer es der Beschäftigung mit Sprachen Sprachen zum Vorwurf macht, daß sie so sehr bey Kleinigkeiten verweile; bei Kleinigkeiten verweile, der überlegt nicht, daß man anders nie zur Vollkommenheit aufsteige, als durch den Fortschritt vom Kleinern zum Größern, Grössern, Größern; und daß die Vollkommenheit jeder Erkenntniß, wie jeder Kunst, von dem Fleiß abhänge, mit der man selbst die kleinsten Theile bearbeitet. – Wer sie für unfruchtbare , von allem Vergnügen entblößte entblössete Beschäftigung hält, beurtheilt die Sache zu sehr nach seinem besondern Geschmack, und verräth eine gewisse Kurzsicht Kurzsichtigkeit , die es ihm unmöglich macht, mehr zu sehen, als was gleich vor seinen Augen liegt. Jede Beschäftigung, wäre sie auch nur Uebung unserer unsrer Kräfte, führt ihr eigenes eignes Vergnügen Vergnügen mit sich; wer würde sie denn sonst verfolgen, wenn sie nicht ihren besondern Reitz Reiz hätte? Der große grosse Nutzen Nutzen der einer gründlichen Sprachkenntniß zeigt sich freylich freilich erst späterhin; aber eben der dieser später erkannte Nutzen und die Erinnerung an die Mühe, die es uns, uns bis dahin zu kommen, kommen gekostet, gewährt ein um so größeres grösseres Vergnügen, je unerwarteter der Nutzen Gewinn ist , und je mühsamer er errungen worden ist ward . 58. Und gerade deswegen, weil diese Beschäftigung viele, selbst ins Kleine gehende, Mühe und Fleiß erfordert, an der sich dieser, wie an einem Wetzstein Wetzstein, schärfen kan kann ; ge rade darum, weil man da, auf Hoffnung erst mit der Zeit zu erreichender Vortheile, arbeiten lernen muß; und Anfänger nicht genug zum unverdroßnen unverdrossenen Fleiß in Ueberwindung vieler Schwierigkeiten , zur ausharrenden Geduld Geduld, Geduld und zur Hinsicht auf das gewöhnt werden können, was nicht gleich vor Augen ist: sollte man bey bei diesen Lust zu dieser Beschäftigung zu erwecken suchen, eben um sie an Schwierigkeiten, Zweifel und Verlegenheit, die sich ihnen künftig in ihrem Leben überall darstellen werden, zu gewöhnen, und ihnen dadurch eben sowohl guten Muth zu machen, um sich von dergleichen nie schrecken zu laßen lassen , als sie durch Uebungen zum voraus schon in den Stand zu setzen, alles solche anfangs Abschreckende glücklicher zu überwinden. Und sie Sie und sie selbst aber sollten mehr dem Rath Rathe derer folgen, die der Sache kundig sind, als ihrer eigenen Scheu für alles vor Allem , was mühsam ist, oder nicht unmittelbaren Nutzen oder Vergnügungen Vergnügen verspricht, und den Vorspiegelungen dererjenigen solcher , die weder Geschmack daran, noch Kenntniß davon haben; zumal weil nichts mehr hinreißt, als herrschende Vorurtheile, und diese Beschäftigung um so schwerer und abschreckender wird, je länger man sie aufgeschoben hat. 59. Wie groß der Einfluß der Sprache Sprache auf die Bildung Bildung der menschlichen Seele Seele, sowohl auf Verstand Verstand, Verstand als Herz Herz, sowohl für sich, sich als durch gegenseitige Mittheilung der Gedanken und Gesinnungen, Gesinnungen sey sei , muß einem jeden einleuchten, der selbst zu denken gewohnt ist, und der es darauf anlegt, sich Andern andern auf eine wirksame Art mitzutheilen. Und mitzutheilen; und noch einleuchtender macht es der auffallende Unterschied Unterscheid zwischen sprachfähigen Menschen und sprachlosen Thieren, zwischen taub- oder stummgebornen stummgebohrnen stummgeborenen und hörenden oder redenden Menschen, zwischen der Cultur solcher Nationen, die eine reiche, und solcher solche , die eine arme Sprache haben, nebst dem gleichmäßigen Fortschritt der Geistesbildung bey bei Kindern, mit dem schnellern oder langsamern Fortgang in der Sprache. Wer also eine Sprache genau und gründlich kennt, kennt und sie in seiner Gewalt hat, kan kann in dem nemlichen nehmlichen nämlichen Grade ein vernünftigerer vernünftiger und besserer Mensch wirksamer seyn, andre Andre mehr aufklären aufklären und bessern, und mehr Nutzen Nutzen von Andrer andrer Unterricht ziehen, als wem wenn es ihm daran fehlt; und fehlte; ja die verabsäumte verabsäumete genaue Kenntniß und Fertigkeit einer Sprache Sprache, ist eine Hauptursache Hauptursach , warum man theils selbst zurückbleibt, und auf unrichtige Begriffe und Irrthümer fällt, theils andern Andern nicht fort- forthelfen, oder ihren falschen Vorstellungen und üblen Gesinnungen nicht abhelfen kan kann . 60. Schon erstlich Zuerst schon in Rücksicht auf unsern eignen eigenen Vortheil – können wir durch Durch Hülfe der Sprache können wir die Begriffe Begriffe festhalten, welche wir durch den Eindruck der Dinge empfangen haben, und uns dadurch nicht nur ihrer wieder erinnern, sondern auch allgemeine Begriffe bilden, verworrene aus einander setzen verworrne auseinandersetzen , und eine stete Verbindung unsrer Vorstellungen bewirken. – Die Sprachen leiten sogar auf neue Begriffe und Entdeckungen, legen wenigstens den Grund zu allgemeinen Begriffen und Sätzen, die zu weitern weiteren Betrachtungen ermuntern, und eine fruchtbare sichtbare Quelle neuer Entdeckungen werden können. – Sie befördern den leichtern Uebergang von einem Begriff Begrif zum andern, und stellen ihren Zusammenhang besser dar *) . – Und wer dar. *) – Wer ferner der Sprache mächtig ist, mehrere Begriffe in Ein Wort, oder mehrere Gedanken in wenige Worte zusammen zu drängen zusammenzudrängen versteht, kan kann nicht nur schneller im Denken fortrücken, und mehr in der Geschwindigkeit übersehen, sondern auch selbst seine Begriffe anschauender, und ihre Wahrheit einleuchtender machen **) . machen. **) machen. *) Anm. Anm. 1. Zur Ueberzeugung von der Wahrheit des Meisten, was hier und im Folgenden gesagt ist, auch von andern Vortheilen der Sprache, dienen vorzüglich: De l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les opinions, par Mr. Mr. Michaelis, Johann David Michaelis , à Breme 1762 in 1762. 8. Neues Organon durch Lambert, Johann Heinrich J. H. Lambert , Leipzig 1764 1764, in 2 Bänden in Bänden, gr. 8. 8., Band 2. S. 8 fgg. Sulzer, Johann Georg Joh. George Sulzers vermischte philosophische Schriften, Leipzig 1773 in 1773, gr. 8. Theil 1. S. 166 fgg. Gedanken von dem Nutzen richtig getriebner betriebener Philologie, von Funk, Gottfried Benedikt G. B. Funk , wieder abgedruckt in dem Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste, Berlin 1784 in 1784, gr. 8. Band 2. Stück St. 1. S. 113 f. Jerusalem, Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum, von Mendelssohn, Moses Moses Mendelssohn , Berlin 1783. 8. Abschnitt 2. S. 64 f. Anm. 2 *). Anm. 2. *) Ein Beyspiel Beispiel zur Erläuterung der dritten Bemerkung in diesem §. kan kann die Herleitung der sämtlichen sämmtlichen moralischen Eigenschaften Gottes aus dem Begriff Begrif seiner Güte Güte , vermittelst der Begriffe des boni physici und moralis abgeben; so wie von der letzten Bemerkung **), **) die auch in der Theologie eingeführte Schulsprache, z. B. in der Lehre von dem Willen Gottes und der Mitwirkung Gottes bey bei der Sünde. Die Schriften des Thukydides Thukydides Thucydides , Cicero Cicero , Tacitus Tacitus , des Apostels Paulus Paulus , – der mehrere vielkörnige (prägnante) Wörter und Redensarten hat, z. B. Phil. 1, 7. χάρις (für Leiden , die eine Wohlthat sind, verglichen 7 in χαρις vergl. mit V. 29. 29 und Kap. 4, 14 14. ); ἄδικοι 1 Kor. 6, 1 1. (Richter, die keine Christen , und daher gegen diese gewöhnlich ungerecht sind); ἑτεροζυγεῖν ἀπίστοις 2 Kor. 6, 14 14. (sich Unchristen gleichstellen, aber mit Anspielung auf 3 Mos. 19, 19. und Einschluß des darin liegenden Grundes der ganz verschiedenen Denkart oder Gesinnung eines Christen und eines Profanen); wie dergleichen Redensarten K. 4, 14. Phil. 1, 21: „wenn ich leben bleibe, so fällt der Gewinn für Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Lehre . Lehre ; sterbe ich, so fällt er für mich aus,“ verglichen mit V. 22 bis 24 ; auch 21. 2 Kor. 3, 6 fgg. Kap. 4, 12. 12 u. a. – bieten mehr dergleichen erläuternde Exempel dar. De l'influence des opinions sur le langage et du langage sur les opinions, par Mr. Michaelis, à Breme 1762 Hier handelt es sich um eine Übersetzung von Johann David Michaelis' Preisschrift Beantwortung der Frage von dem Einfluß der Meinungen in die Sprache und der Sprache in die Meinungen; welche den, von der Königlichen Academie der Wissenschaften für das Jahr 1759, gesetzten Preis erhalten hat (1760). Joh. George Sulzers vermischte philosophische Schriften, Leipzig 1773 in gr. 8. Theil 1. S. 166 fgg. Johann Georg Sulzers (1720–1779) Vermischte philosophische Schriften bestehen aus zwei Bänden (1773/1781). Verwiesen wird auf die im ersten Band befindlichen Anmerkungen über den gegenseitigen Einfluß der Vernunft in die Sprache, und der Sprache in die Vernunft (aaO 166–198). Gedanken von dem Nutzen richtig getriebner Philologie […] Berlin 1784 in gr. 8. Band 2. Stück 1. S. 113 f. Der hier angeführte Wiederabdruck von Gottfried Benedikt Funks (1734–1814) in fünf Programmen vorgetragenen Gedanken von dem Nutzen richtig getriebener Philologie in den Schulen (1774–1777) findet sich in Berlinsches Magazin der Wissenschaften und Künste 2 (1784), 113–145. Funk und seine Gedanken wurden von Autoritäten wie Friedrich August Wolf hoch geschätzt. Thukydides Der aus Athen stammende Historiker Thukydides (geb. ca. 460 v. Chr.) ist der Verfasser einer acht Bücher umfassenden, im Jahr 411 v. Chr. abbrechenden Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.), an dem er selbst bis zu seiner Verbannung als Stratege teilgenommen hat. Auch wenn Thukydides in der Antike nicht so breit rezipiert wurde wie Herodot, blieb er durch die Jahrhunderte immer präsent und erlebte seit der Renaissance einen beachtenswerten Aufschwung (Thukydidismus). Cicero Der Politiker, Redner und Schriftsteller Marcus Tullius Cicero (106–43 v. Chr.) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der römischen Antike, von keinem nicht-christlichen lateinischen Autor ist mehr überliefert. Eine besondere Bedeutung besteht darin, dass seine Sprache bereits in der Antike (besonders einflussreich von Quintilian) als stilbildend betrachtet (Ciceronianismus) und in dieser Eigenschaft auch von Nösselt hoch geschätzt wurde (vgl. Vorrede Hg. c X). Ciceros Werk wird gemeinhin in Reden, philosophische Schriften, rhetorische Schriften (vgl. I § 284) und Briefe untergliedert (vgl. die Einteilung in I § 146). Tacitus Das ab etwa 98 entstandene und v.a. auf Moralität abhebende Werk ( Agricola, Germania, Dialogus de oratoribus, Historiae, Annales ) des römischen Senators und Geschichtsschreibers (Publius) Cornelius Tacitus (ca. 55–120) wurde bereits in der Antike und nach seiner Wiederentdeckung in der Renaissance auch im 16. und 17. Jh. stark rezipiert (Tacitismus). Apostels Paulus Paulus von Tarsus (gest. um 64) zählt zu den mit Abstand bedeutendsten Gestalten des Christentums. Nach seiner Bekehrung (vgl. Apg 9,1–18) war er missionarisch tätig (Missionsreisen). Heute wird er vielfach als der eigentliche Gründer des Christentums betrachtet. 61. Auf der andern Seite sind aber auch die Sprachen Sprachen, durch die wir unsere Begriffe bekommen, bekommen und sie uns geläufig machen, eine ergiebige Quelle von mangelhasten mangelhaften , verworrenen, irrigen Begriffe Begriffen und Urtheile Urtheilen. Denn Urtheilen: denn wir müssen eine jede Sprache nehmen, nehmen wie sie ist, und, weil diese sich nach den Begriffen dererjenigen derer gebildet hat, welche sie nach und nach erfanden, ihre mangelhaften, ungeläuterten, unentwickelten, und oft ganz falschen Begriffe in Wörter einkleideten, wenig von der Kunst Kunst verstanden, die Sachen durch angemessene Ausdrücke zu bezeichnen, und, um nicht die Wörter zu sehr zu vervielfältigen, sehr oft Einen Ausdruck zur Bezeichnung mehrerer Begriffe brauchten, oft auch, um gewisse Sachen mehr verständlich und anschauend, als bestimmt darzustellen, neuerfundne neuerfundene Ausdrücke den rohern Begriffen des großen grossen Haufens anschmiegen mußten: so theilten sich alle dabey dabei zum Grunde liegende Fehler oder Unbequemlichkeiten der Sprache mit, und wurden durch sie so gangbar, daß es eben so viel Mühe kostet, diese Fehler Fehler zu entdecken, als sie durch allerley allerlei Gegenanstalten zu heben. Daher unter andern 1) die Ausdrücke, welche die Sachen, nicht nach Untersuchung ihrer wahren Natur und Ursachen, sondern nach den Vorstellungen der Sinne und der Einbildungskraft Einbildungskraft bezeichnen, wie die, welche natürliche Dinge, Eigenschaften und Handlungen Gottes, Geister und der gleichen betreffen. 2) Die, welche so gar sogar leicht falsche Nebenbegriffe Nebenbegriffe erregen, wohin sonderlich bildliche Ausdrücke gehören, vornemlich vornehmlich solche, die Gott und göttliche Dinge durch ähnliche bezeichnen sollen, als der Mißverstand in den Ausdrücken: Beleidigung und Versöhnung Gottes; Gott hat alles Alles zu seiner Ehre erschaffen, Gottesdienst, Furcht Gottes u. a. 3) Die vieldeutigen Ausdrücke, als νόμος , πνεῦμα , ὑιοὶ Θεοῦ , ἄγγελοι u. dgl. u. dergl. Beleidigung und Versöhnung Gottes Angespielt ist auf die oft als zu juridisch kritisierte Satisfaktionslehre (vgl. II § 83) Anselms von Canterbury (ca. 1033–1109). In Cur Deus homo entfaltet Anselm die Vorstellung, der Mensch habe durch die Beleidigung der Ehre Gottes eine unendliche Sündenlast auf sich geladen, die er selbst nicht tilgen könne, da die Genugtuung entsprechend der Sündenlast ebenfalls unendlich sein müsse. Daher müsse Gott selbst im Gekreuzigten für Genugtuung sorgen. Dieses Verständnis hat sich unter dem Begriff stellvertretende Genugtuung sowohl in der katholischen als auch in der protestantischen Theologie weitgehend durchgesetzt. Die altprotestantische Orthodoxie entwickelte im Anschluss an Luther eine am Strafleiden Christi orientierte Satisfaktionslehre. Christus erbringt am Kreuz nicht alleine eine Ausgleichsleistung, sondern trägt stellvertretend die den Menschen zugedachte Strafe. 62. Die Diese Schwierigkeiten vermehren sich zuvörderst zuvörderst durch die Menge sehr verschiedner verschiedener Sprachen; Sprachen, und weil bey bei den Ausdrücke Ausdrücken der einen Sprache nicht gerade die Vorstellungen Vorstellungen zum Grunde liegen, welche zu den Ausdrücken in der andern Gelegenheit gaben: so ist es oft unmöglich, oft wenigstens schwer, den Ausdrücken in der einen, einen vollkommen angemessene Ausdrücke in der andern unterzulegen, oder zu verhüten, daß sich der Mißverstand aus einer nicht in die andere fortpflanze. Beyspiele Beispiele , wie viel Mißverstand Mißverstand hieraus entstehe, können 1) schon die unrichtigen, meist nach der Etymologie eingerichteten, eingerichteten Uebersetzungen der Wörter ἐκλέξασθαι und ἐκλεκτοὶ Röm. 9 9. und an derwärts, ἀναξίως 1 Kor. 11, 27 27. (welches mit μὴ διακρίνων τὸ σῶμα τ. Κυρίου V. 29 29. und mit Matth. 3, 8 8. hätte verglichen, verglichen und nicht unwürdig, sondern unanständig oder ungebürlich ungebührlich sollen ungebührlich hätte gegeben werden sollen ), σκανδαλίζειν σκανδυλίξειν 1 Kor. 8. Röm. 14 14. (nicht: ( nicht: jemand ärgern , welches ein Mißfallen, sondern: ihm Gelegenheit zur Versündigung geben , welches ein Wohlgefallen des andern Andern an unserm Betragen und eine Nachahmung desselben, desselben anzeigt), und der Redensarten der heil. Schrift seyn, seyn die Gott zum Urheber des Bösen Urheber des Bösen zu machen scheinen, welche durch die ähnlichen Ausdrücke Apostelgesch. 13, 29 29. und K. 1, 18 18. mehr Licht erhalten. Noch mehr 2) die unbestimmten, unbestimmten d. i. solche Ausdrücke, deren Umfang nicht einleuchtend oder nicht angegeben ist, und welche daher in einer Sprache oft weiter oder eingeschränkter genommen werden, werden als sie in der andern gebraucht sind. Zum Beyspiel Beispiel dienen dienten die Wörter θεοδίδακτοι Joh. 6, 45 45. und θεόπνευστος 2 Tim. 3, 16 , die nur zu oft auf unmittelbare Offenbarung und Einfluß eingeschränkt werden; werden, und ἀπιστία , welches, ἀπιστια , welches ganz wider den Sprachgebrauch der heil. heiligen Schrift, Schrift auch auf die ausgedehnt wird, welche die keine Kenntniß von den geoffenbarten Lehren erlangt haben. τ. D.i. τοῦ . 63. Ausser dem Ausserdem giebts Außerdem giebt's in mehrern mehreren Sprachen wieder besondere Gattungen, die entweder durch besondere besondre Gegenstände der Erkenntniß, welche in der gemeinen Sprache nicht bezeichnet waren, oder dadurch nothwendig worden geworden sind, daß man das Mangel- die Mängel und das Fehlerhafte der gemeinen Sprache verbessern wollte. Solche Gattungen Gattungen sind die Kirchen- und Gelehrten-Sprache Gelehrten-Sprache; ja gewissermaßen gewissermassen hat jeder in seiner Art originelle Schriftsteller seine eigene Sprache. Hiedurch Hierdurch wird eine Sprache noch weitläuftiger, folglich noch schwerer, und selbst der Mißverstand Mißverstand kan kann dadurch zunehmen. Denn, weil dadurch die Bedeutungen Eines Ausdrucks vervielfältigt, und die Begriffe in der besondern Sprache von denen in der gemeinen Sprache verschieden werden: werden, so wird auch die Verwechselung leichter. Ja selbst die Bestimmung, welche man in der besondern Sprache einem Ausdruck gegeben hat, ist oft dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch in der gemeinen, oder in einer andern besondern Sprache nicht gemäß, und bringt dadurch Mißverstand aus jener in diese. So drückt Person Person , als Suppositum intelligens erklärt, in der kirchlichen Lehre von der Trinität, und Natur , dem Erlöser der Menschen beygelegt beigelegt , einen ganz andern Begriff Begrif aus, als Person im gemeinen Leben und Natur in der Metaphysik. – So schließt Zurechnung , wie es Paulus Paulus Röm. 5 5. braucht, weder den Begriff Begrif vom Urheber einer freyen freien Handlung, Handlung noch einmal selbst den Begriff Begrif von Strafe in sich, welches beydes Beides sonst an dem Worte hängt; und φυσις φύσις Ephes. 2, 3 3. hat einen ganz andern Sinn, als wenn man in der Theologie Natur und Gnade einander entgegengesetzt entgegensetzt . – Selbst diese zwey Beyspiele zwei Beispiele und die bekannten Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen Streitigkeiten über die Wörter ὁμοoύσιος , Θεοτόκος und φῦσις φύσις können eine Erläuterung der zweyten zweiten Hälfte des §. abgeben. So drückt Person, als Suppositum intelligens erklärt, in der Lehre von der Trinität, und Natur, dem Erlöser der Menschen beygelegt […] in der Metaphysik Zum trinitätstheologischen bzw. christologischen Hintergrund vgl. II § 83. Die schon in der Scholastik gebräuchliche Definition der trinitarischen Person als suppositum intellegens findet sich etwa bei Hollaz, Buddeus und Siegmund Jacob Baumgarten. Arianischen, Nestorianischen und Monophysitischen Streitigkeiten über die Wörter ὁμοούσιος , Θεοτόκος und φῦσις Aufgezählt sind die großen christologischen Auseinandersetzungen der Alten Kirche (vgl. auch II § 83). Der auf Arius von Alexandrien (gest. ca. 336) zurückgehende Arianismus lehrte, dass Vater und Sohn nicht wesens gleich ( ὁμοούσιος ), sondern nur wesens ähnlich ( ὁμοιούσιος ) seien, und kann als radikaler Subordinatianismus verstanden werden. Diese Auffassung wurde auf dem Konzil von Nicäa 325 zugunsten der Zwei-Naturen-Lehre verworfen, zudem wurde hier die von Arius abgelehnte Lehre von der Präexistenz Christi bestätigt, nach der der Sohn vom Vater gezeugt und nicht geschaffen ist. Beigelegt wurde der arianische Streit jedoch erst auf dem Konzil von Konstantinopel 381. Der nach Nestorius von Konstantinopel (gest. ca. 451) benannte Nestorianismus vertrat zwar eine Zwei-Naturen-Lehre, lehrte jedoch, dass die göttliche und die menschliche Natur in Jesus Christus geteilt und unvermischt seien. Daher könne Maria zwar als Christus gebärerin, nicht aber als Gottes gebärerin ( Θεοτόκος ) bezeichnet werden (vgl. II § 114). Diese Position wurde auf dem Konzil von Ephesus (431) verworfen. Der Monophysitismus vertrat schließlich eine Christologie, nach der der inkarnierte Christus nur eine einzige, nämlich göttliche Natur ( φύσις ) besitzt (vgl. II § 113), und stand damit der bereits in Nicäa bestätigten Zwei-Naturen-Lehre entgegen. Auf dem Konzil von Chalcedon (451) wurden die Positionen der Monophysiten, aber auch die der Arianer und Nestorianer verworfen und eine Zwei-Naturen-Lehre, nach der göttliche und menschliche Natur Christi ( wahrer Mensch und wahrer Gott ) unvermischt und ungetrennt nebeneinander stehen, angenommen. 64. Wenn nun die Bildung Bildung unseres eigenen Verstand Verstandes, und wenn aber auch die Lücken, Vorurtheile und falschen Wendungen unserer unsrer Erkenntniß so sehr von unserer unsrer Sprache abhängen: abhängen, so muß ungemein viel daran liegen, – daß man die Sprache, worin man zu denken gewohnt ist, sorgfältig studiert habe, um dem Mißverstand Mißverstande , der daraus entstehen kan kann , auf die Spur zu kommen, und alle Vortheile zu geniessen genießen , die eine Sprache giebt; – daß man selbst, wenn man es kan kann , mehrere Sprachen so studiere, nicht nur um das brauchen zu können, was in solchen gesagt oder geschrieben wird, sondern auch um durch die eine die andre andere mehr aufklären aufzuklären, und durch Hülfe der einen das Fehlerhafte oder Unvollständige der andern zu entdecken, entdecken und daraus möglichst zu verbessern *) ; verbessern; *) – verbessern; daß man endlich den Fehlern sei ner eigenthümlichen Sprache so viel abhelfe, als es ihre Natur und Verständlichkeit Verständlichkeit für die, welche sie ebenfalls brauchen, erlaubt. Daß ein solches Sprachstudium nichts weniger als blosses Geschäfte des Gedächtnisses, daß es sehr schwer sey, und daß es keine gemeine Fähigkeiten erfordre, erhellet eben daraus. Anmerk. Anmerk. 1. Es ergiebt sich zugleich aus allem bisher gesagten Gesagten : 1) daß das Studium der Sprachen schon an sich , als Sprachenstudium, auch abgesehen (nicht von den damit verknüpften Begriffen, sondern) von den Sachen , die man durch Hülfe der Sprachen, als Zeichen von Vorstellungen, lernt, einen unglaublichen Nutzen habe. 2) Daß – vorausgesetzt: man treibt es mit jungen Leuten zu den vorhin angegebnen angegebenen Absichten, und lenkt immer darauf ihre Aufmerksamkeit – es die beste Vorbereitung zur Bildung des Geistes für künftige Gelehrte, und überhaupt für solche sey sei , die sich einmal vorzüglich mit Geistesarbeiten beschäftigen sollen. ( Vergl. Rehberg, August Wilhelm Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S. 125 f. und 1789, Januar, S. 53 f. Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts, 6te Ausgabe , 2ter Theil, S. 35 f. 84. 85 f. ) Dadurch wird das Gedächtniß Gedächtniß geübt, gerade zu der Zeit, wo es die meiste Empfänglichkeit für aufgefaßte Eindrücke hat, und wo diese Gedächtnißübungen noch nicht durch die reitzendern Uebungen des bloßen Verstandes verdrängt oder verleidet sind. Es wird zugleich frühzeitig auf unsinnliche Dinge und solche Zeichen gerichtet, welche die Dinge nicht sinnlich darstellen, wodurch verhindert wird, daß man sich in frühern früheren Jahren nicht zu sehr an das gewöhne, was bloß vor die Sinne gebracht werden kan kann . Durch die Bereicherung des Gedächtnisses bekommt man früh einen ansehnlichen Reichthum von Ideen, ohne welchem welchen Stoff zum Denken, Genie und Verstand nichts vermag, vermag; und eben der Reichthum von Wörtern befestigt die Ideen und setzt den jungen Geist in den Stand, die dadurch ausgedruckten Begriffe zu behalten, sie sich geläufig zu machen, und Andern wieder mitzutheilen. Seiner natürlichen Flüchtigkeit wird dadurch gesteuret gesteuert , daß bey bei dem Sprachstudium die Aufmerksamkeit auch mit auf Kleinig keiten gelenkt, und die Seele gewöhnet gewöhnt wird, diese überall mit in Anschlag nehmen zu lernen, und sich nicht bloß mit dem Auffallenden oder sich leicht Darstellenden zu begnügen. Ich wiederhole hier die übrigen Vortheile nicht, die das Sprachenstudium Sprachenstudium gewähren kan kann , welche sich bey bei einer noch unverstimmten und feinerer Eindrücke empfänglichern empfängchern jugendlichen Seele wohl eher, eher als bey bei andern möchten erreichen laßen lassen . Anmerk. Anmerk. 2. *) Wer jene Vortheile von dem Studium der Sprachen recht beziehen will, muß wenigstens zwey zwei oder drey drei Sprachen eigentlich studieren , studieren und mit einander vergleichen lernen, solche Sprachen, die, wegen ihres gemeinschaftlichen Ursprungs oder Abstammung von einander, kurz, wegen ihrer Verwandtschaft, viel Eigenes gemein haben, wie die griechische und lateinische, und wieder andre andere , die ganz in ihrer Bildungsart verschieden sind, wie jene und die morgenländischen Sprachen. Mag es seyn, daß Dinge, die sich überall auf einerley einerlei Art den Sinnen zeigen, oder daß reine Verstandesbegriffe Verstandesbegriffe, von allen Menschen und Nationen überhaupt auf einerley einerlei Art empfunden oder gedacht, also auch durch Wörter Wörter, die dem Ton oder der Schrift nach ganz verschieden sind, doch so ausgedruckt werden, daß alle, die das Wort verstehen, sich eben dieselbe Sache dabey dabei vorstellen: so gerathen doch manche Nationen oder einzelne aufmerksame, schnell oder fein empfindende oder und denkende Köpfe unter ihnen, ihnen auf Vieles, woran andere Andere gar nicht denken. Seltenere Seltnere , oder unter verschiedenen Gestalten an verschiednen verschiedenen Orten oder in verschiednen verschiedenen Köpfen erschienene oder gedachte Gegenstände, Gegenstände erwecken bey bei Verschiedenen auch sehr verschiedene Begriffe. Und selbst gemeine oder all tägliche Gegenstände bekommen in veschiednen verschiedenen Köpfen durch die verschiednen verschiedenen Umstände, unter welchen sie sich ihnen darstellen, und durch die verschiedene besondere Vorstellungskraft oder Art, Dinge zu bezeichnen, gleichsam eine ganz eigenthümliche Farbe Farbe, werden mit mehrern mehreren oder wenigern wenigeren Nebenbegriffen, mit feinern feineren Bestimmungen, sinnlicher oder unsinnlicher gedacht, zumal je nachdem sich die Einbildungskraft mehr oder weniger einmischt, und der Reichthum von Begriffen größer oder geringer ist. Hieraus ist offenbar, daß durch das Studium mehrerer Sprachen, und selbst origineller Schriftsteller Schriftsteller, ganz neue Ideen erzeugt werden, oder doch schon bekannte Begriffe unter ganz neue neuen Gestalten erscheinen können, worauf wir erst durch die fremde Sprache sind aufmerksam gemacht worden; und je mehr dies dieß , was Einer Sprache eigen ist, in die andere übergetragen wird, und durch unsere Art zu denken und uns auszudrucken auszudrücken, wieder eine etwas veränderte Gestalt bekommt: je desto mehr muß der Reichthum, und zum Theil die Bestimmtheit und Fruchtbarkeit, unsrer Fruchtbarkeit unserer Begriffe und Gedanken zunehmen. Es kan kann also dieses Studium eine vortrefliche vortreffliche Uebung dem Verstande gewähren, der dadurch geschmeidiger, und für Vieles empfänglicher wird; wird: ein Gewinn Gewinn, der schwerlich durch etwas Anderes erlangt werden kan kann , und augenscheinlich beweiset, wie vortheilhaft das Sprachenstudium Sprachenstudium schon an sich sey sei . – Was in der oben bey bei §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc. Theil 7. S. 420 f. und Theil 11. S. 224 f. dagegen gesagt ist, beruhet theils darauf, daß immer Stu dium der Sprache als ganz abgesondert von der Erlernung der dadurch mitgetheilten Begriffe Begriffe von Sachen angenommen wird, theils auf dem Wahn, als wenn sich Sprachkenntnisse nicht ließen unterhaltend machen ließen , theils auf einer anderen Einbildung, als wenn Kinder alles Alles unerträglich fänden, und nicht leicht fassen könnten, was ihnen Zeichen darstellt, ohne zugleich die Sache selbst darzustellen, wovon doch Musik und Mathematik und die tägliche Erfahrung selbst in Schulen, wo nur der Sprachunterricht recht lebendig getrieben wird, das Gegentheil beweiset. Anmerk. Anmerk. 3. Daß übrigens ein solches Sprachenstudium nichts weniger als bloßes Geschäfte Geschäft des Gedächtnisses, daß es sehr schwer sey sei , und keine gemeine Fähigkeiten und Uebungen, besonders eine sorgfältige Aufmerksamkeit selbst auf Kleinigkeiten, ein feines Gefühl, Geduld und anhaltenden Fleiß, Fleiß erfordere, also auch sein großer Nutzen Nutzen, Leuten, die bloß auf sinnliche und unmittelbare Vortheile ausgehen, und den Werth der Geistesnahrung Geistesnahrung wenig oder gar nicht zu schätzen wissen, nicht einleuchtend könne gemacht werden könne , bedarf wohl kaum einer Erinnerung. Rehberg in der Berlinischen Monatsschrift 1788, Februar, S. 125 f. und 1789, Januar, S. 53 f. Vgl. I § 56. Was in der oben bey §. 56. angeführten allgemeinen Revision etc. Theil 7. S. 420 f. und Theil 11. S. 224 f. dagegen gesagt ist Vgl. I § 56. 65. Und weil unsre unsere Neigungen Neigungen ganz durch unsre unsere Vorstellungen Vorstellungen gestimmt werden, diese Vorstellun gen aber inniglich innig mit der Sprache verbunden sind: so muß die Sprache selbst über das Herz Herz große grosse Gewalt haben. Je edler ein Ausdruck Ausdruck ist, je anschauender er die Sachen darstellt, je fruchtbarer er ist, das heißt, je mehr Begriffe er erregt, die Licht, Anmuth und Interesse in die Vorstellung bringen, je passender, bestimmter und schöner er ist: desto mehr wirkt er es aufs Herz; so wie hingegen unedle, verworrene, kraftlose, unschikliche unschickliche Ausdrücke das Herz entweder kalt laßen lassen , oder gar gegen die beste Sache einnehmen. Kann doch die Fülle der Empfindungen, der Reichthum der Ideen selbst schaffend und bildend auf die Sprache wirken und das Herz auch ohne Antheil der Kunst beredt machen. Aber daß gleichwohl oft Menschen von einem reichen Gemüth, was in ihnen ist gar nicht, oder nur höchst unbeholfen und verworren von sich geben können, hat doch eben seinen Grund in der Dürftigkeit ihrer Sprachkenntniß. A. d. H. 66. Alle Vortheile und Unbequemlichkeiten der Sprache ergießen ergiessen sich auch 2) (§. 60 ) in den Vortrag Vortrag und die Mittheilung Mit theilung der Gedanken an Andere Mittheilung der Gedanken an Andere . – Wie viele Irrthümer, unnöthige und verworrene verworrne Untersuchungen, selbst wie viele Erbitterung und Argwohn, entstehen aus bloßem Mißverstand, der in den Wörtern liegt? liegt! blossen Mißverstand? der eben sowohl durch unbequeme Ausdrücke erregt, erregt als von Andern aus ihnen geschöpft, und hinwiederum doch wiederum durch schicklichere Wörter oder bestimmtere Erklärungen verhütet oder gehoben werden kan kann . – Wie viel helfen deutliche und unzweydeutige unzweideutige oder von falschen Nebenbegriffen freye freie Wörter, bestimmte Erklärungen und Classification Classification Claßification Klassifikationen der Dinge, die nur durch Wörter geschehen kan kann , den Begriff Begrif deutlich, und Sachen kenntlich zu machen, oder zu vergegenwärtigen? – Wie viel besser drucken drücken sich die Sachen durch bestimmte Wörter, durch bildliche Ausdrücke, durch körnigte körnichte Sentenzen, dem Gedächtniß und der Einbildungskraft ein? ein! – Wenn der dunkle, ver wirrte, matte und weitschweifige Vortrag, der immer mit von Armuth und Ohnmacht der Sprache herrührt, den Leser oder Zuhörer ermüdet, ihnen das Denken erschwert, und selbst die vorgetragene vorgetragenen Sachen verleidet: so unterhält die Deutlichkeit Deutlichkeit, die Fülle der Wörter und die gedrängte Kürze, die Aufmerksamkeit, und giebt den Sachen einen gewissen Reitz Reiz , der die Theilnehmung befördert. – Und wie sehr erweckt der klare, bestimmte und bestimmte, einleuchtende und gleichsam theilnehmende Ausdruck des Redenden, Redenden auch das Vertrauen, daß er seine Sache verstehe, von ihrer Wahrheit überzeugt, und von ihrem Werthe durchdrungen sey sei , ein Vertrauen, das daß für die Wahrheit und Treflichkeit Treflichkeit Trefflichkeit des Gesagten den Zuhörer sehr einnehmen muß. – Wenn auch kein Andrer andrer Anderer so viel Ursache hätte, darnach zu trachten, daß er seiner Sprache mächtig würde: so sollte es der, der Lehrer Lehrer der Religion seyn will. Wäre auch der Schade so groß nicht, den der Lehrer sonst gegen seinen Willen stiften kan: kann, so thut er zur Empfehlung der Religion bey weiten bei weitem nicht so viel, als er könnte, wenn er mehr Kraft der Sprache in seiner Gewalt hätte. 67. Sofern endlich 3) (§. 66. ) Sprachen der Canal Canal Kanal sind, durch den uns alle Kenntnisse zugeführet zugeführt werden, die wir von Andern Anderen empfangen, sofern theilt sich uns, je nachdem wir solche Sprachen genau oder obenhin verstehen, alles Gute und Nachtheilige mit, was diese Sprachen bey bei sich führen. Denn, da dasjenige, was in der mittheilenden Sprache liegt, in unsre unsere eigene übergetragen wird, oder die Begriffe Begriffe, welche der Andere mit seinen Wörter Wörtern verknüpft, in unsre eignen unsere eigenen , immer an Sprache gebundne, gebundenen Begriffe verwandelt werden müssen: so entgehet entgeht uns nicht nur, falls wir jener Sprache nicht recht kundig sind, das, was uns durch sie mitgetheilet werden könnte, und das Fehlerhafte jener Sprache schleicht sich mit in unsre unsere Sprache, und so mit in unsre unsere Erkenntniß, selbst oft in unser Herz; sondern wir selbst vermischen auch dieses Mitgetheilte, wenn es nicht schon vor für sich trübe ist, mit so viel vielen fremden Theilen aus unsern unseren Vorstellungen, daß es unmöglich rein zu uns kommen kan. kann. kann. *) – Soll nun insbesondere ein Lehrer der Religion und des Christenthums seine Kenntnisse vornemlich vornehmlich aus der heiligen Schrift schöpfen; soll er die kirchliche Theologie und die verschiedenen Meinungen über gewisse Lehren verstehen, und selbst das, was von seinen Vorstellungen abweicht, richtig beurtheilen; soll er in der Geschichte und sonst die Quel len der Wahrheit Wahrheit gehörig benutzen: so muß er nothwendig theils die Sprache Andrer Anderer so studiert haben, daß er ihr Gutes und Fehlerhaftes genau kenne, theils seiner eignen eigenen Sprache so kundig seyn, daß er wisse, ob und wie weit sie mit jener übereinkomme, oder davon abgehe. Sonst ist Mißverstand durchaus unvermeidlich. Man bauet auf Ausdrücke der heiligen Schrift Meinungen Meinungen und Theorien, an welche die heiligen Schriftsteller nie gedacht haben, und giebt menschliche Irrthümer für göttliche Wahrheit aus, sieht alles Alles aus einem falschen Gesichtspunct Gesichtspunkt an, verwickelt sich in Wortstreit Wortstreit, und bestreitet oft , was man dulden, oder fährt zurück vor dem, was man dulden, oder mit Dank annehmen sollte. Man erdichtet Begebenheiten und Meinungen, die nie gewesen sind. Anmerk. *) Wenn die patriotischen Römer darüber klagen, daß Alles gräcisire, daß eine gewisse Gräcomanie selbst in der Sprache, das Nationale verdränge, so dachten sie dabei gewiß auch auf den Einfluß der Sprache, auf die Begriffe und auf die Sitten. Und wer mag läugnen, daß wir uns lange Zeit in den demselben Fall mit der französischen Sprache befunden haben? Indem das moralisch Schlechte mit schönklingenden Namen in jener Sprache bezeichnet ward ( z. B. Falschheit savoir faire, Unzucht galanterie genannt wurde), verlor es zugleich bei Vielen seine Verächtlichkeit. Dieß haben mehrere kräftige Schriftsteller unserer Zeit ausführlich erörtert und klar gemacht. Wenn sie nur nicht in das Extrem gefallen wären, die Sprache selbst zu verachten und zu hassen, die ja an sich ihren Mißbrauch nicht verschuldet hat. A. d. H. 68. Bey Bei Erlernung der Sprachen Erlernung der Sprachen überhaupt kommt alles an – Alles an: auf genaue Sprachregeln Sprachregeln Sprachregeln , – auf vernünf tige Lesung guter Schriften Lesung guter Schriften in einer solchen Sprache – Sprache, und auf eigne eigene Uebung Uebung eigne Uebung im genauern genaueren Uebersetzen Uebersetzen, Schreiben Uebersetzen, Schreiben oder Reden Reden . – Daß die eigne eigene Uebung dem Lesen nachstehen müsse, versteht sich von selbst. – 69. 1) In Absicht auf die Die Sprachregeln aber betreffend, so scheint es weder rathsam, sich damit allein oder weitläuftig weitläufig aufzuhalten, ehe man irgend einen Anfang mit Lesen guter Schriften selbst macht: macht; macht, noch sie ganz auszusetzen, auszusetzen bis man erst eine einige Fertigkeit erlangt hat, Bücher in einer Sprache zu lesen, oder sich, wenigstens nothdürftig, darin auszudrücken, noch auch sie erst mit dem Lesen zu verbinden. 69. Das erste würde nicht nur, wegen Trockenheit dieser Beschäftigung, die Erlernung der Sprache sehr verleiden; es würden auch die Vortheile verlohren gehn verloren gehen , die aus Verbindung der Regeln mit dem Lesen entspringen, wobey wobei man gleich die Regeln Regeln in der Anwendung, folglich auch ihren Nutzen Nutzen, Nutzen und die Art, wie sie anzuwenden sind, besser absieht. – Das zweyte zweite ist noch schlimmer. Denn schlimmer; denn es ist unmöglich, recht sicher zu erklären, erklären oder sich recht auszudrucken auszudrücken , wo man keine Regeln vor sich hat, nach welchen man es thut, und wonach man wieder in ähnlichen Fällen verfahren kan kann . Auch laßen lassen kan; auch lassen sich angenommene Fehler viel schwerer hinterher ablegen, als gleich anfangs verhüten, und je länger man eine für die meisten Meisten wenig unterhaltende Beschäftigung aufgeschoben hat, je lästiger wird sie hinterdrein, zumahl zumal wenn die Seele, durch fast stete Beschäftigung mit dem, was den Sinnen und der Einbildungskraft Einbildungskraft schmeichelt, verstimmt worden ist. Es ist auch nicht abzusehen, wie man bey bei dem Lesen um einer Sprache willen fortkommen könne, ohne das Allgemeine oder die Natur einer solchen Sprache vorläufig zu kennen, vornemlich vornehmlich wenn man eine Sprache Sprache vor durch sich selbst lernen muß. Wenigstens ists viel schwerer und unangenehmer, einzelne einzle Beobachtungen in der Sprache zu fassen, und sie zu ordnen, wenn man noch nicht weiß weiß, wohin man sie beziehen, oder an welche allgemeine Begriffe man sie anreihen soll. Viel leichter ists auch, auch und man bekommt eher etwas Ganzes in der Sprache, wenn man Regeln Regeln, die in einer gewissen Beziehung und Zusammenhang unter einander stehen, in diesem Zusammenhang übersieht. Endlich wird selbst das Lesen weit angenehmer, wenn man aus den Sprachregeln gleich Grund anzugeben weiß, warum man die Wörter so oder so verstehen und verbinden müsse, müsse und man gewöhnt sich mehr an eine philosophische Behandlung der Sprache, die dem denkenden Kopf Kopfe eine gewisse Unterhaltung giebt, welche man bey bei der bloß mechanischen Behandlung derselben verliert. – Selbst die dritte Art, erst bey bei dem Lesen die Regeln sich beyläufig beiläufig bekannt zu machen, ob sie gleich weit besser ist als jene beyden beiden , hat den Nachtheil mit der zweyten zweiten gemein, daß das Lesen aus Mangel der nöthigen grammatischen Vorerkenntnisse sehr erschwert wird, und man den Vortheil der zusammenhängenden Einsicht der Regeln entbehrt. Es zerstreut aber auch zu sehr, wenn man bey bei dem Lesen bald auf einzelne einzle Wörter und ihre Bedeutung in und ausser außer der Verbindung, bald auf ihre grammatische Bildung und Verknüpfung Acht geben acht haben muß. Man wird hoffentlich nicht vergessen, daß hier eigentlich von der besten Art Art, Sprachen zu lernen lernen, nicht für Kinder, son dern für Erwachsene, nicht zur Bildung künftiger Schwätzer, sondern künftiger Gelehrten, die Rede sey sei , sonderlich auf den Fall, wenn letztere vor sich die letzteren Sprachen durch eigenen Fleiß lernen wollen. Bey Bei solchen kann man ohnehin schon theils die Kenntniß der nothwendigsten Begriffe von Sprachen und Bekanntschaft mit Behandlung einer Sprache, theils eigenen Trieb und Lust zum Sprachstudium, Sprachstudium voraussetzen; und dadurch fallen die Schwierigkeiten noch mehr weg, die man dem hier gesagten entgegen stellen Gesagten entgegenstellen möchte. 70. Die Mittelstraße Mittelstraße Mittelstrasse würde also auch hier wohl die beste seyn: seyn; wenn man erst die nothwendigsten Regeln Regeln einer besondern besonderu Sprache sich bekannt machte, sich alsdann alsdenn gleich zur Lesung leichter Schriften wendete, und bey bei dieser theils auf die Anwendung jener Regeln sähe, theils das Uebrige von den zurückgelaßenen zurückgelassenen Regeln gelegentlich nachholte. Zu diesem nothwendigsten Nothwendigsten könnte man das eigentliche Lesen und die gewöhnlichsten Beugungen und Verbindungen der Wörter, sonderlich die gewöhnlichen Abänderungen der Nenn- und Zeitwörter und die allerersten Regeln des Syntax Syntax der Syntaxe rechnen. Nur müßte man die Regeln sich mit mehrerern mehreren Beyspielen Beispielen , wodurch jene anschaulich würden, eindrücken, oder vielmehr sie aus solchen Beyspiele Beyspielen Beispielen abziehen, und, wenn man in einer solchen Sprache Anderer Unterricht genießen geniessen könnte, sich in ähnlichen Formen nach solchen Regeln üben. Ueber die Frage, ob der Sprachunterricht Sprachunterricht von der Sprachlehre ausgehen müsse, vergleiche man, was darüber in Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Th. S. 86 gesagt ist, nebst den daselbst angeführten Schriften und Urtheilen älterer und neuerer Philologen. Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Th. S. 86 Niemeyers Grundsätze sind bereits zuvor nach der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c). Hier ist jedoch § 86 im siebenten Kapitel des dritten, die Didaktik beinhaltenden Hauptabschnitts des zweiten Teils gemeint. Das siebente Kapitel (vgl. aaO 496–547) behandelt den fremdsprachlichen Unterricht, der betreffende Paragraph trägt den Titel Erlernen der Sprachen entweder durch Gebrauch oder nach Regeln (vgl. aaO 499–502). 71. Hätte Hat man die nothwendigsten Sprachgesetze Sprachgesetze in seiner Gewalt: Gewalt, so wäre ist es Zeit, 2) (§. 68 68. ) gleich zur Lesung der Schriften in einer solchen Sprache fortzuschreiten (§. 68 ) , wodurch man das Meiste, auch in Absicht auf die Sprache, und es dies aufs beste, lernen kan kann . Das Meiste ; Meiste : weil man, ausser außer den Sachen, Wörtern Wörter die Wörter mit ihren verschiednen verschiedenen Bedeutungen, Einschränkungen und jedesmaligen schicklichsten jedesmaligem schicklichstem Gebrauch, *) weise Mannigfaltigkeit des Ausdrucks, Regeln einer Sprache, ihre Anwendung und ihre Ausnahmen, das Eigenthümliche einer Sprache mit ihrem Unterschied von andern, und die verschiedentlichen verschiedenen Falten und Entwickelungen des menschlichen Geistes und Herzens, welche auf den Ausdruck wirken, wirken und durch ihn veranlaßet veranlasset veranlaßt werden, zugleich kennen lernt. Aufs beste ; beste : weil Beyspiele Beyspiele Beispiele immer deutlicher, unterhaltender und eindrücklicher sind, und der Umgang mit verständigen, rechtschaffenen und gesitteten Menschen , folglich auch die Beschäftigung mit den Werken ihres Geistes, mehr zur Bildung beyträgt beiträgt , als allgemeine Regeln und Kenntnisse; weil erst durch das fleißige Lesen Sprachkenntniß Sprachkenntniß etwas Ganzes wird; und weil selbst Regeln, so wie einzelne einzle Wörter und Redensarten, erst durch die Verbindung in Schriften recht deutlich werden, werden und die nöthige Bestimmung und Abänderung bekommen. *) S. die Gedanken vom Vocabellernen - - Vocabellernen , von Ehlers, Martin Martin Ehlers , Altona 1770 in 1770. 8. 72. Die Frage: Wie soll man Schriften aufs nutzbarste lesen? kommt hier hier nur so weit in Anschlag, als durch die ses Lesen unsre unsere Sprachkenntniß Sprachkenntniß gebildet, das heißt, die Geschicklichkeit Geschicklichkeit erlangt werden soll, eine Sprache wohl zu verstehen, verstehen und sich darin auszudrucken auszudrücken . In dieser Absicht muß man zuerst auf gutgeschriebene , d. i. solche Schriften sehen, worin eben so viel Fleiß auf den Ausdruck als auf die Sachen gewendet worden ist, die daher in ihrer Art musterhaft oder classisch classisch heissen klassisch heißen können; hernach von den leichtern leichteren zu den schwerern schwereren , d. i. zu solchen, solchen fortgehen, die schon mehrere und reifere Kenntniß der Sprache erfordern, in der sie geschrieben sind. Anm. Anmerk. 1. Ob man gleich gute Schriften auch, und meistens mehr, wegen der Sachen lieset: lieset, so gehören doch Vorschläge, wie man sie in Rücksicht auf die Sachen zu lesen habe, entweder entweder mehr in eine Anweisung zur nützlichen Lectüre Lektüre überhaupt, überhaupt oder in den Unterricht, Unterricht wie Bücher zu benutzen sind, die besondre besondere Wissenschaften betreffen. Anm. Anmerk. 2. Gutgeschriebene Bücher sind hier, hier im weitern weiteren Verstande genommen, nicht bloß schöngeschriebene, sondern eben sowohl solche, die mit Klarheit und Bestimmtheit in der Sache Sprache abgefaßt sind. In dieser Rücksicht kan kann selbst das trockenste Buch classisch klassisch seyn. 73. Wenn sich unsre Sprache nach musterhaften Schriftstellern und Schriften bilden soll: soll, so muß man nicht nur wissen, welche, welche Schriftsteller, welche und wie ferne fern sie, in Absicht auf Sprache Sprache, diesen Namen verdienen? verdienen, sondern man muß auch, falls sie dafür bekannt sind, bey bei dem Gebrauch solcher ihrer Schriften zu dieser Absicht, voraussetzen können, daß diese und daß die darin gebrauchten Ausdrücke durchaus von dergleichen Schriftsteller Schriftstellern ihnen herrühren. Hier liegt die Nothwendigkeit der Kritik Kritik (im engsten Verstande), die einen Theil der Philologie ausmacht. Kritik ist überhaupt die Geschicklichkeit zu urtheilen, oder namentlich das Aechte Echte vom Unächten Unechten , dasjenige, was wirklich das ist, ist wofür es gehalten oder ausgegeben wird, und was nur so scheint, zu unterscheiden; oder, als Wissenschaft betrachtet, der Inbegriff Inbegrif der Grundsätze Grundsätze und Regeln Regeln, wonach sich unser Urtheil richten muß. In diesem allgemeinen Verstande allgemeineren Sinne erstreckt sie sich auf alles Wahre, Gute, Schöne, Schickliche u. d. gl. u. d. g. u. dergl. , und bekommt besondre besondere Namen, oder einen eingeschränktern eingeschränkten Verstand eingeschränkteren Sinn , nach den verschiednen verschiedenen Gegenständen, womit sie sich beschäftigt. Daher ensteht eine logische, morali sche, ästhetische, historische, philologische Kritik ; wiewohl diese verschiedne verschiedenen Gattungen Gattungen oft in einander fließen fliessen , so fern sofern die Gründe der Beurtheilung aus verschiednen verschiedenen Wissenschaften entlehnt werden müssen; und alsdann bekommt alsdenn bekömmt sie gemeiniglich den Namen Nahmen von der Wissenschaft, die das meiste dabey Meiste dabei thut. Anm. Anmerk. 1. Philologische Kritik Kritik müßte sich eigentlich nur auf Sprache Sprache erstrecken, also nur beurtheilen, ob der Ausdruck in der Sprache, in dem Schriftsteller Schriftsteller, in der Schrift und in der Stelle derselben, wovon die Frage ist, ächt sey? echt sei; müßte dann auch die Regeln begreifen, wonach dieses alles zu bestimmen wäre. Und wer Wer daher den Namen eines philosophischen Kritikers verdienen sollte, müßte nicht nur diese Regeln kennen, sondern auch die Kenntniß der Sprache, wovon die Frage wäre, die Geschichte ihrer von Zeit zu Zeit erfolgten Veränderungen, und des Schriftstellers, nebst der gehörigen Fertigkeit besitzen, diese sämtlichen sämmtlichen Kenntnisse auf einen vorliegenden Fall richtig anzuwenden, folglich auch zu entdecken, ob der Ausdruck in einer Stelle von Abschreibern oder angeblichen Verbesserern verdorben, und wie er wieder herzustellen sey sei ? Hingegen, ob eine Schrift selbst ächt sey echt sei , die dem ver meinten Verfasser Verfasser, oder der Zeit, worein man sie setzt, in der That zukomme? dies dieß zu entscheiden, gehörte würde mehr vor dem den Richterstuhl der historischen , oder, wenn man will, literarischen Kritik Kritik gehören . Allein, weil man diese letztere Frage, wenn eigentliche entscheidende Zeugnisse abgehen, oder zweifelhaft sind, nach innern Umständen einer inneren , aus der Schrift selbst geschöpften Gründen beurtheilen muß, und zu diesen Umständen wozu allerdings auch die Sprache gehört, die oft den Verfasser oder die Zeit verräth: so rechnet man diese Kritik über eine Schrift ebenfalls mit zum Gebiete der philologischen Kritik. Anm. Anmerk. 2. Man sieht hieraus: hieraus, daß, weil sich dieser letztre letztere Theil der philologischen Kritik auf den erstern ersteren gründet, Niemand niemand recht über die Aechtheit jener Echtheit einer Schrift urtheilen könne, wer der Kritik des Ausdrucks , oder der eigentlichen Sprachkritik Sprachkritik, nicht mächtig ist. Anm. Anmerk. 3. Manche nennen die Kritik der Schriften , Schriften den allgemeinen , und die Kritik Kritik ihres Textes , Textes den besondern besonderen Theil der philologischen Kritik , jene auch die höhere , diese die niedere , oder gar die Wort-Kritik . – Bey Wortkritik . – Bei jener Abtheilung und ihrer Erklärung aber vergisset vergißt man die Kritik der Sprache überhaupt , die ich im Anfang der ersten Anmerkung erwähnte, ohne welche man weder von Aechtheit Echtheit der Schriften noch ihres Textes urtheilen kan kann . – Die Kritik des Textes ist auch keine bloße Kritik der Worte ; denn es können ja eben sowohl unrichtige Sachen , Sachen als Worte, Worte verrathen, daß der Text verfälscht sey sei . – Und den Unterschied der niedern niederen und höhern höheren Kritik scheinen wieder Andere für einerley einerlei mit dem bloß relativen Unterschiede der gemeinen nnd und feinern der feineren Kritik zu nehmen, sie mag Aechtheit Echtheit der Schriften, oder ihres Textes, oder der Sprache überhaupt, überhaupt betreffen. Wenn man die Aechtheit Echtheit nach vorliegenden , zumahl sehr bekannten oder leicht erkennbaren, erkennbaren Umstände Umständen , z. B. bey bei einer Schrift nur nach Zeugnissen gleichzeitiger Schriftsteller, auffallenden historischen oder Sprach-Fehler Sprach-Fehlern Sprachfehlern , Spuren des Fehlers oder Mißverstandes in den Zügen oder Abtheilungen der Wörter, Parallellstellen Parallellstellen u. d. gl. Parallelstellen u. dergl. zu entdecken vermöchte: vermöchte, so würde dies dieß gemeinere Kritik seyn; feinere aber, wo Spuren des Unächten Unechten verborgen liegen, und das Aechte Echte oder Unächte Unechte nur durch sehr feine Beobachtung und eine Zusammenstellung mannigfaltiger kleinen kleiner Umstände entdeckt werden könnte. So möchte diese feinere Kritik mit sogenannter Conjecturalkritik , wenn sie nicht bloß räth und willkürlich verfährt willkührlich einem Errathen gleicht , ziemlich einerley einerlei seyn. So muß die Frage: ob eine angebliche Stelle oder Ausdruck einer Schrift von dem Verfasser der Schrift herrühre, zwar oft, wenigstens mit, nach philosophischen Gründen, verglichen mit dem, was uns sonst von des Verfassers Denkungsart Denkungsart, Gesinnung Gesinnung und Geschmack Geschmack bekannt ist, entschieden werden, aber hauptsächlich nach seiner uns bekannten Sprache. Und eben so muß die Frage: ob eine Schrift die seinige ist, zwar auch nach Nachrichten, also nach historischer Kritik, bestimmt werden; aber, da ihn selbst die Sprache verräth, so kömmt im so fern die Entscheidung auch der Philologie zu. Dies ist die Ursach, warum man die in Anfang des §. erwehnte Kritik zur Philologie rechnet, und sie Kritik Kritik im engsten Verstande nennt. 74. Kritik Kritik im allgemeinern allgemeineren Verstande ist bey unsern bei unseren eigenen eignen Vorstellungen und Neigungen sowohl, als bey bei denenjenigen, die Andre Andere uns mittheilen, folglich auch bey bei dem Gebrauch ihrer Schriften, schlechterdings nothwendig, wenn wir nicht betrogen werden, Schatten für Wahrheit ergreifen, und zu Irrthümern, Fehlern und Ausschweifungen verleitet seyn wollen. Hänget Hängt etwas vom Ansehen Ansehen des Schriftsteller Schriftstellers ab, – und dies ist der Fall, wenn wir uns müssen auf seine Einsicht und Recht schaffenheit verlaßen verlassen , verlassen müssen, um ihn für als Kenner, Gesetzgeber und Muster annehmen können: – können –: anzuerkennen: – so müssen wir vor allen Dingen gewiß seyn, daß eine Schrift, und daß namentlich der Theil derselben, an den wir uns halten sollen, wirklich von ihm komme. – Alsdann Alsdenn ist auch philologische Kritik Kritik im engsten Verstande schlechthin unentbehrlich, weil die in seiner angeblichen Schrift gebrauchten Ausdrücke eben dasjenige sind, wodurch wir von ihm lernen ; und es ungereimt seyn würde, eine Schrift erklären erklären , oder gar etwas daraus beweisen beweisen zu wollen, ehe man nicht wüßte, daß etwas wirklich ein Theil einer solchen Schrift, und nicht untergeschoben sey sei . Anmerk. Anmerk. Wie nöthig die Kritik bey bei dem Gebrauch der heil. heiligen Schrift sey sei , wird sich unten bey bei der exegetischen Theologie besser zeigen laßen lassen . 75. Aber deswegen ist es nicht nöthig nöthig, gleich anfangs, bey Anfangs, bei dem Lesen einer Schrift um der Sprache willen, uns mit dieser Untersuchung zu beschäftigen. – Ausser dem Außer dem, Ausserdem daß dieses die wirkliche Benutzung einer Schrift ungemein aufhalten und verzögern würde; – würde, ist es doch keine unwahrscheinliche Voraussetzung wahrscheinlich , daß eine Schrift , die das Zeugniß ihrer Zeitgenossen oder andrer anderer Kenner vor für sich hat, und daß deren einzelne einzle Stellen und Ausdrücke Ausdrücke ächt seyn sind echt seyen , weil der Fälle weit mehr sind, sind wo ein so angegebner angegebener der angegebne Verfasser es auch wirklich ist, als wo er es nicht ist, und weil eine Schrift selten so sehr unter Andrer andrer Anderer Händen leidet, als daß nicht das Meiste übrig bleiben sollte. – Sehr oft beruht auch ihr Werth Werth in Absicht auf Sprache nicht auf dem Ansehen ihres Verfassers, sondern auf ihrem Gehalt Gehalt und ihrer Uebereinstimmung Uebereinstimmung mit andern anderen der besten Schriften in einer solchen Sprache. – Ueber dies Ueberdies Ueberdies erfordert diese Beurtheilung schon große grosse Kenntniß einer Sprache, und wird daher besser bis auf die Uebungen in derselben aufgeschoben, die erst alsdann alsdenn glücklich unternommen werden können, wenn man sich schon durch das fleißige Lesen der Schriften gebildet hat. Man setze also diese kritischen Untersuchungen lieber aus, begnüge sich mit andrer anderer Kenner Kenner Nachrichten, Nachrichten und mit den reinesten reinsten Ausgaben von einer Schrift, und wende sich gleich zum Lesen derselben . Anmerk. Möchten dieß auch so viele junge und selbst ältere Lehrer in Gelehrtenschulen Gelehrtenschulen beherzigen, die, statt die Elemente der Sprachen oder der Schriftsteller vor allen Din gen grammatisch verstehen und übersetzen zu lehren, ihre kritische, oft sehr unkritische Weisheit, oft ein bloßes Nachsagen dessen, was sie eben in den akademischen Vorlesungen gehört haben, nicht früh genug auskramen können, und dadurch die Ungeübten mehr verwirren und aufhalten, als in der Sprachkenntniß weiter fördern. A. d. H. 76. Das nächste Nächste , worauf man bey bei diesem Lesen Lesen hiebey zu sehen hätte, wäre: den Ausdruck verstehen verstehen zu lernen. Denn ohne dieses könnte man weder zur Kenntniß der in einer Schrift enthaltenen Sachen gelangen, die uns nur durch den Ausdruck mitgetheilt werden können , noch würde man durch das Lesen einer Schrift in den Stand gesetzt werden, eine andre andere in eben derselben Sprache verstehen zu lernen, oder jemals eine solche einer solchen Sprache in seine Gewalt mächtig zu bekommen werden . Aber der gute Schriftsteller bedient sich nicht bloß einer Sprache, Sprache; er will auch das, was er darin sagt, gut , d. i. so ausdrucken ausdrücken , daß es sich dem Leser als wahr wahr , als gut, als gefällig darstelle, wenigstens daß es sich ihm auf von einer dieser Seiten empfehle; und, wie die Sprache Sprache Ausdruck der Seele ist, so ergießt sich seine gebildete Empfindung, Verstand und Gesinnung in den Vortrag, der davon seine ganze Farbe bekommt. Man muß daher gutgeschriebenen Schriften, selbst wenn man sie wegen der Sprache lieset, einleuchtende Vorstellung der Wahrheit, Empfehlung guter Gesinnungen, Annehmlichkeit des Vortrags, abzulernen, kurz, dadurch seinen Verstand Verstand, sein Herz Herz und seinen Geschmack Geschmack zu bilden bilden bilden suchen. Dies nennt man das kritische , so wie jenes, das auf den Verstand des Gelesenen abzielt, das philologische oder grammatische Lesen einer Schrift. Eine solche Anweisung enthalten, ob sie sich gleich nur auf ältere griechische und römische Schriftsteller einschränken: einschränken, außer Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des Cicero Cicero . Cicero , Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's Gedanken über die beste Art, Art die claßischen classischen Schriften der Alten zu lesen , Berlin 1765 in 1765. 8. und in dessen vermischten Schriften Vermischten Schriften , Theil 2. S. 215 f. wieder abgedruckt. Scheller, Immanuel Johann Gerhard Imm. Joh. Gerh. Schellers Scheller's Anleitung, Anleitung die alten Schriftsteller philologisch und kritisch zu erklären , zweyte zweite Auflage, Halle 1783. gr. 8. Auch kann in mancher Hinsicht verglichen werden: Bergk, Johann Adam Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803. und Schelle, Karl Gottlob Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803. Joh. Aug. Ernesti Zuschrift vor der Ausgabe der Werke des Cicero Gemeint ist die methodisch aufschlussreiche Zuschrift ( Dedicatio ) an den Leipziger Bürgermeister Christian Ludwig Stieglitz (1677–1758), die Johann August Ernestis Cicero-Ausgabe (Leipzig 1737–1739; 2 1756/1757; 3 1774–1777) vorangestellt ist. Auf Empfehlung Johann Matthias Gesners wurde Ernesti Hauslehrer bei Stieglitz, der ihm als Vorstand der Thomasschule zum Konrektorat und nach Gesners Abgang nach Göttingen 1734 auch zum Rektorat verhalf. J. G. Sulzers Gedanken über die beste Art, die claßischen Schriften der Alten zu lesen, Berlin 1765 in 8. in dessen vermischten Schriften Theil 2. S. 215 f. wieder abgedruckt Der Titel lautet Gedanken über die beste Art die claßische Schriften der Alten mit der Jugend zu lesen (vgl. auch die Vermischte[n] Schriften II (1781), 215–237). Bergk's Kunst zu lesen, Leipzig 1803 Die erste Auflage von Johann Adam Bergks (1769–1834) Die Kunst, Bücher zu lesen. Nebst Bemerkungen über Schriften und Schriftsteller ist 1799 in Jena erschienen (vgl. III § 159 c), 1802 folgte in Leipzig Die Kunst zu denken. Ein Seitenstück zur Kunst, Bücher zu lesen . Schelle über die Lesung der klassischen Autoren, 2 Theile, Leipzig 1803 Gemeint ist Karl Gottlob Schelles (geb. 1777) zweibändiges Werk Welche alte klassische Autoren, wie, in welcher Folge und Verbindung mit andern Studien soll man sie auf Schulen lesen? aus dem Jahr 1804. 77. Bey Bei der Absicht, eine Schrift verstehen verstehen zu lernen, möchte alles Alles auf folgende Regeln ankommen. ankommen: 1) Man bemühe sich zuerst, die bestimmte Bedeutung Bedeutung einzelner einzler Wörter und Redensarten recht einzusehen, nach ihrem Umfang, auch Nebenbegriffen, Einschränkung und Unterschied von andern anderen , die eben dasselbe zu bedeuten scheinen. Giebt der Schriftsteller die Bedeutung nicht selbst durch Erklärung, Gegensatz, gleichbedeutende Wörter, Beyspiele Beispiele oder Verbindung an, und kennen wir keine andre andere ähnliche Stellen desselben, die ein Licht auf das, was wir suchen, werfen könnten: könnten; *) so müßte man entweder, zumal wenn die Sprache noch lebendig ist, sich bey bei denen erkundigen, die feine Kenner einer solchen Sprache sind, oder man müßte gute Wörterbücher Wörterbücher, Claves, Wörterregister und Ausleger Ausleger zu Hülfe nehmen, bey bei ihrer Wahl aber, aber und um sie mit Sicherheit brauchen zu können, wohl darauf acht Acht geben, ob sie die Bedeutung be stimmt angeben, und die Richtigkeit derselben, wo sie zweifelhaft seyn kan kann , mit angemessenen deutlichen Stellen oder Beweisen belegen. *) Beyspiele Beispiele sind im N. T. von erläuternden Erklärungen , πιστις Ebr. 11, 1 1. , μετανοια 2 Kor. 7, 10 10. vergl. mit V. 11. Von dergleichen Gegensatz 2 Kor. 10, 4 . Röm. 9, 18 . Von gleichbedeutenden Wörtern und Redensarten , 1 Kor. 10, 24. 23 οἰκοδομεῖν und συμφέρειν , so wie 1 Petr. 5, 8 8. durch παθήματα V. 9. 9 vergl. mit 1 Thess. 2, 14 14. , erklärt wird, und Röm. 9, 1. 1 die Betheurungs-Formel Betheurungsformel : ἀλήθειαν λέγω ἐν Χριστῶ Χριστῷ beweiset, beweiset daß ἐν Πνεύματι ἁγίω zu οὐ ψεύδομαι gezogen, und auch für eine solche Betheurung genommen werden müsse. Erklärungen durch Beyspiele Beispiele sind Luc. 18, 1. 1 vergl. mit V. 2 2. f. Kap. 15, 10. 10 μετανοεῖν mit V. 11 f. ; durch die Verbindung oder den Context Ephes. 2, wo νεκροὶ V. 1. V. 3. 3 ὑιοὶ ἐργῆς ὀργῆς heissen heißen , ἐκλεκτοί Röm. 8, 33. 33 eben daselbst V. 28. ἀγαπῶντες τ. Θεὸν , ὑπακοὴ πεπληρομένη 2 Kor. 10, 6 6. gleich nachher V. 15 15. πίστις αὐξανομένη . Beyspiele Beispiele von Erklärungen aus ähnlichen Stellen sind bekannt genug. τ. Röm 8,33 liest τὸν . 78. Man müßte 2) wohl auf die Verbindung und Ordnung der Wörter Acht acht geben, als worauf vornemlich vernehmlich das Eigenthümliche einer Sprache beruht, und sowohl die wahre Bedeutung Bedeutung einzelner einzler Formeln bemerken, als in wieferne wiefern eine gewisse Verbindung oder Stellung der Wörter und Redensarten, des Sinnes wegen, oder nur den Ausdruck deutlicher oder angenehmer zu machen, gebraucht sey ist sei . Gute Sprachlehren Sprachlehren Sprachehren und andre andere Bücher, wel che die Idiotismen einer Sprache erklären, oder die Gründe der Sprachregeln Sprachregeln untersuchen, können dabey dabei große grosse Dienste thun. 79. Es würde wird ferner 3) nöthig seyn, stets dahin zu sehen, daß man nicht bloß den Wörtern und Redensarten Redensarten, die man verstehen lernen wollte, andre will, andere Wörter unterlegte unterlegt , sondern sich auch wirklich Begriffe Begriffe von dem machte macht , was jene ausdrucken ausdrücken . Leicht wäre ist dieses, wenn wir einen solchen Ausdruck in einen uns geläufigern geläufigeren , der ihm völlig entspräche entspricht , verwandeln, und so den uns schon gewohnten Begriff, der damit verbunden ist, erneuern könnten könten können . Wäre dies dieß aber nicht, und bekäme ein Ausdruck eine der Sprache oder dem Schriftsteller eigene eigne Bedeutung daher daher , weil er sich auf besondre besondere Meinungen, Meinungen Gewohnheiten, Begebenheiten u. d. gl. u. dergl. bezöge: so müßte man sich vorher diese bekannt machen, oder diejenigen zu Rathe ziehen, welche dergleichen Umstände und darnach gebildete Ausdrücke aufgeklärt hätten haben . Von dieser Art sind die Namen der öffenlichen Bedienungen Bedienungen: Consul, Dictator etc. etc., die calumnia religionis bey bei Cicero fam. (ad div.) I, 1 Cicero epist. ad diuers. divers. I, 1. Die Ausdrücke in seinen philosophischen Schriften, Schriften welche aus der akademischen, stoischen etc. Philosophie entlehnt sind, sind u. dgl. u. dergl. Im N. Test. die Wörter πραιτώριον πραιτὼριον (anders Matth. 27, 27 27. , anders Phil. 1, 13,) 13.), στρατοπεδάρχης , Ἀσιάρχαι , νεωκόρος von einer Stadt gebraucht, Γραμματεῖς (anders in Asien, Apostelgesch. 19 19. , anders zu Jerusalem,) Jerusalem), σπένδομαι , ἅδης , δαιμονιακοὶ , ἡ οἰκουμένη οἱκουμένη ἡ μέλλουσα Ebr. 2, 5. 5, τὰ ἔθνη , ὀ ὁ κόσμος , στοιχεῖα του κόσμου u. a. calumnia religionis bey Cicero epist. ad diuers. I, 1 In dem ersten, an Prokonsul P. Lentulus gerichteten Brief der Epistulae ad familiares (= Epistulae ad diversos ) heißt es Cic. fam. I 1: „Der Senat verschanzt sich hinter dem Kniff mit den religiösen Bedenken, nicht aus religiösen Bedenken, sondern aus Übelwollen und Empörung über die königliche Freigebigkeit ( senatus religionis calumniam non religione, sed malevolentia et illius regiae largitionis invidia comprobat )“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Kasten], München/Zürich 4 1989, 6.7). Bei der calumnia religionis handelt es sich um eine vermutlich erfundene sibyllinische Weissagung, die vor dem Senat gegen Lentulus vorgebracht wurde. 80. Weil man aber sehr wohl einzelne einzle Wörter verstehen kan kann , ohne deswegen den ganzen Satz zu verstehen, der aus ihnen zusammengesetzt ist *) ; ist; *) auch viele Wörter **) , Wörter, **) ja ganze Sätze ***) , ***) Sätze, ***) neue bestimmte Bedeutungen in einer Stelle durch die Verbindung mit andern zu einem ganzen Satz bekommen; bekommen, und sehr oft Ein Wort nicht geradezu mit Einem Wort aus einer andern anderen Sprache vertauscht werden kan kann , sondern nur der Sinn im Ganzen ausgedruckt ausgedrückt werden muß †) ; muß, †) so wie bisweilen – und das ist der Fall der Allegorie Allegorie – anstatt einer Sache, die eigentlich ausgedruckt ausgedrückt werden sollte, eine ihr ähnliche gesetzt wird ††) , wird, ††) folglich die gemeinte Aehnlichkeit aufgesucht werden muß; so muß man sich auch 4) bemühen, den Sinn Sinn des ganzen Satzes, oder mehrere in Eins verbundne verbundene Sätze im Ganzen , und das in der Allegorie liegende Eigentliche , zu denken. Gute, freye freie , aber genaue genaue, Uebersetzungen und eben dergleichen Umschreibungen sind hier für den, der es noch selbst nicht vermag, die besten Hülfsmittel. S. die zwey zwei unschätzbaren Programmen von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Sam. Frid. Nath. Morus Programma de discrimine sensus et significationis in interpretando, Lips. 1777. 4. und Progr. quibus caussis allegoriarum interpretatio nitatur, Lips. 1781. 4. Jenes ist das zweyte zweite , und dieses das zwölfte in s. Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787. in 8. *) Z. B. Luc. 21, 19. 19 κτήσασθε τ. ψυχὰς ὑμῶν ἐν τῇ ὐπομονῇ (seyd (seid standhaft, so werdet ihr euer Leben retten); ὐπομονῇ , K. 12, 21. 21 εἰς Θεὸν πλουτεῖν (seinen Reichthum nach Gottes Willen anwenden) . **) Als ἀποθανεῖν (aufhören zu sündigen) Röm. 6, 7 .; ὡς ζῶντες ἐν Κόσμῳ , δογματιζεσθε δογματίζεσθε (ihr hängt noch an willkürlichen willkührlichen Gesetzen, als lebtet ihr noch im Judenthum,) Judenthum), δογματίζεσθε . Kol. 2, 20 . Dieses gilt besonders von den Emphasen, als 1. 1 Kor. 9, 16. ἐυαγγελίζεσθαι , ἐυαγγελίζεσθαι (das Christenthum lehren, und sich dafür bezahlen lassen) lassen), vergl. mit v. 17 17. V. 17. u. 18 . 18. ***) Als Luc. 6, 34 34. (von Ausleihen aus Gewinnsucht) . †) Z. B. 1 Kor. 10, 29. ἵνα τί ἡ ἐλευθερία μου κρίνεται κρινεται u. s. w. (Warum soll ich mich nicht meiner Freyheit Freiheit bedienen, ohne erst zu fragen, ob ein Anderer Etwas für erlaubt hält?) vergl. mit v. 30. V. 30., zumahl wenn gewisse uneigentliche Ausdrücke in der Sprache, wohin wir sie aus einer andern übertragen müßten, ungewöhnlich sind, als Luc. 1, 69 . ἤγειρε κερας κέρας σωτηρίας ἡμῖν ἠμῖν (Er (er hat uns einen Erretter geschenkt) ; Röm. 13, 14. ἐνδύσασθε ἐνδυσασθε u. s. w. ††) Als Matth. 6, 22. 23. Joh. 4, 35 f. zwey unschätzbaren Programmen von S. F. N. Morus […] Jenes ist das zweyte, und dieses das zwölfte in s. Diss. theolog. et philologicis, Lips. 1787 Die betreffenden Programme finden sich im ersten Band der Dissertationes theologicae et philologicae (1787), 61–98 (II.) bzw. 370–393 (XII.). τ. Lk 21,19 liest τὰς . 81. Beynahe Beinahe das Schwerste würde bleibt 5) die Vergleichung Vergleichung der Sprache seyn, seyn; Sprache, woraus, und der, worein derjenigen, in welche wir übersetzen. Denn übersetzen; denn bey bei den vorigen Beschäftigungen, eine Schrift verstehen zu lernen, wär' ist es allenfalls genug, den richtigen Sinn Sinn unterzulegen, unterzulegen; oft müßte muß man damit auch zufrieden seyn; hier aber müßte soll man eine Sprache der andern aufs möglichste Genaueste anschmiegen, welches bey bei Idiotismen selten möglich, vornemlich vernehmlich aber bey bei Schriftstellern, die recht eigentlich in ihrer Sprache und sie rein schreiben diese rein , oder gar eine eigenthümliche Art des Ausdrucks haben, sehr schwer auszudrucken auszudrücken ist. Ohnehin auszudrücken ist; ohnehin muß man der Sprache, in die man übertragen will, und aller ihrer Feinheit und Beugsamkeit, der deren sie fähig ist, sehr kundig und mächtig seyn. Der vornehmste Nutzen einer so genauen Uebertragung Uebertragung bestünde besteht denn wohl in der Ueberzeugung, daß man das, was jene Sprache ausdruckt ausdrückt , genau aufgefaßt hätte habe , und in der Bereicherung oder Vervollkommnung Vervollkommnung unserer Vervollkommung unsrer Sprache durch jene. Weil es uns indessen bey bei dem Verstehenlernen Verstehenlernen zunächst nur um den Sinn zu thun ist: ist, so könnte mag dieser schwerere Versuch wohl besser lieber über das Lesen guter Schriften selbst hinaus verschoben werden. 82. Hätte Hat man nun einen guten Schriftsteller verstanden (§. 76. ) 76. ), verstanden : so müßte muß man ihm auch den guten Ausdruck und Vortrag ablernen abzulernen suchen; suchen (§. 76 ), und dies suchen. Dies muß vorzüglich da die Absicht seyn, wenn wo man wohl geschriebene wohlgeschriebene Schriften zur Bildung des Verstand Verstandes , des Geschmacks und des Herzens lieset. Zur Bildung des Verstandes geschieht dieses, – wenn man die Wahrheit dessen, was er sagt, es sey bey sei bei allgemeinen Sätzen oder bey bei Erzählungen, prüft, und bemerkt, worin die Stärke oder die Fehler dessen, was er zur Unterstützung einer Sache sagt, bestehn bestehen ; – wenn man Acht acht giebt auf alles Alles , was zur Kenntniß der Menschen und der Welt, und zur Kenntniß des Ganges dient , den die göttliche Vorsehung Vorsehung Fürsehung und den die Menschen bey bei ihren Handlungen nehmen, um gewisse Absichten zu erreichen: erreichen, dient; erreichen; – wenn man, um jene Ueberzeugung von Wahrheit zu erlangen, auf Ursachen und Mittel, Folgen und Absichten der vorgefallenen Sachen studiert; – wenn man alles dieses, durch Anwendung und Folgerungen, zur Aufklärung Aufklärung der Wahrheit, zur vernünftigen Beruhigung und zur Beförderung eines klugen Betragens gebraucht. Ohne diese Rücksichten und Uebungen kan kann das Lesen auch der besten Bücher wenig helfen; helfen: es unterhält allenfalls auf eine kurze Zeit, bereichert das Gedächtniß, verleitet zur blinden Nachahmung, Nachahmung; den Verstand aber bildet es nicht. Auch das, was in der mehmahls mehrmals angeführten Allgemeinen Revision , Theil 11. S. 84 f. wider die Geistesbildung durch das Sprachstudium überhaupt, und S. 196 f. wider die Geistesbildung zu einem Gelehrten insbesondere, gesagt wird, kan kann dem hier Gesagten nicht entgegengesetzt werden. Ausser Außer dem schon oft gerügten Irrthum, als wenn Vergleichung Einer einer Sprache mit der Andern andern weiter nichts sey sei , als Umtauschung verschiedener Töne oder Schriftzeichen gegen andere, die gerade eben dasselbe ausdrückten, ist hier nicht die Rede vom Studium des bloßen Sprachbaues und Sprachgebrauch Sprachgebrauchs , sondern von dem Nutzen, den die Lectüre guter Schriftsteller gewährt, in so ferne sofern diese Sachen gut vortragen . Allgemeinen Revision, Theil 11 Vgl. I § 33 c. 83. So fern Sofern indessen das Lesen zur Bildung des Ausdruck Ausdrucks nach guten Schriftstellern unternommen werden sollte, müßte soll, ist vornehmlich darauf die Aufmerksamkeit gerichtet werden zu richten , wie ein solcher Schriftsteller das, was er gesagt, dargestellt und eingekleidet , d. i. d. i., in welches Licht er es gesetzt hätte hat , um den Leser zu überzeugen , überzeugen ; wie er es angelegt, um ihn dafür einzunehmen ; in jener jener Absicht also, wie er z. B. seine Sätze bestimmt, durch Beweisgründe unterstützt, durch angegebene und hervorgezogene Umstände glaublich gemacht, in dieser aber, wie er, was er empfehlen will, eindrücklich zu machen, wovon er aber abziehen will, abschrecklich abschreckend vorzustellen, oder zu verbergen, oder zu mildern gesucht habe. Alles dies kan kann der Schriftsteller durch deutliche oder sinnliche Vorstellung zu erreichen suchen. Das erste erstre Erstere gehört zum Gebiete des Verstandes , daß das letztre das Letztere mehr zum Gebiete des Geschmacks . Beyder Beider Gränzen laufen aber oft so in einander, daß sich die Regeln, wie man Schriften lesen soll, den Verstand und Geschmack zu bilden, nicht wohl trennen laßen lassen . Vieles also, was noch zu jener Absicht zu bemerken wäre in jenem Betracht hierüber könnte bemerkt werden , ist erst in folgender Anweisung enthalten, wo man der nächstfolgenden Anweisung, welche Rücksicht auf Bildung des Geschmacks genommen hat nimmt, enthalten . 84. Wer durch Lesung guter Schriftsteller seinen Geschmack Geschmack bilden wollte, müßte 1), 1) will, muß 1) um keine Schönheit in der Darstellung zu übersehn übersehen , und sich durch das, was leichter zu übersehen ist, an das zu gewöhnen, was schon feinere Empfindung und mehrere Fassungskraft Fassungskraft erfordert, mit dem Einfachern anfangen, und zum Zusammengesetztern fortgehen, erst einzelne einzle Stellen in dieser Rücksicht studieren, und alsdann alsdenn immer weiter schreiten, bis er das Ganze, sowohl nach der schönen Anlage der Theile, woraus es zusammengesetzt ist, als nach der Schönheit Schönheit, die ein Theil dem andern mittheilt, übersehen könnte könte . Er müßte Wenn er 2) ein jedes, kleinere oder größere, grössre Ganze, größere Ganze zuerst von aller Form entkleiden will , um den Hauptgedanken zu finden, und zu so wird er entdecken, durch welche Einschränkungen, Erläuterungen, Beyspiele Beispiele , Bilder, Gegensätze u. d. gl. u. dergl. , und wie er dadurch einleuchtend erleuchtend , interessant und gefällig dargestellet dargestellt worden sey. sei. Dann hat er 3) Nächstdem stets darauf Acht acht zu geben, wie der Schriftsteller auf die Gedanken gekommen, und woher wo er das geleitet hergeleitet habe, was er zur Ausbildung der Hauptsache Hauptsache gethan; wie er die gefundenen Sachen ausgedruckt ausgedrückt ; und wie er alles Alles so gestellt habe, daß jene Absichten aufs beste erreicht werden konnten konten . Man müßte Er muß 4) den Gründen nachspüren, warum gerade die Ausführung, der Ausdruck und die Stellung beobachtet wäre ist , und was dieses alles für Wirkung Wirkung auf das Ganze thäte. Man müßte thut. Auch endlich 5), 5) um den großen grossen Unterschied des Schönern und Schlechtern zu begreifen, und die Mannigfaltigkeit oder die vielerley vielerlei Arten, wie man die Darstellung einer Sache abändern kan kann , kennen zu lernen, ähnliche Stellen oder Schriften eines sol chen Verfassers oder Andrer Anderer zusammenhalten, und bemerken, was jede nach ihrer besondern Absicht Vorzügliches in der Darstellung vor der andern gleiches Hauptinhalts habe, und worin der Grund dieses Vorzüglichen liege. 85. Zur Verbesserung des Herz Herzens und unserer ganzen Gesinnung Gesinnung Gesinnung, wird das Lesen guter Schriftsteller vieles beytragen beitragen , wenn man 1) nicht nur dasjenige bemerkt, was sie unmittelbar zu dieser Absicht alsdann sagen, wenn sie von Sachen reden, die Gott Gott, Religion Religion und Tugend Tugend betreffen, betreffen; wenn sie den Werth und die guten Folgen der letztern, nebst Ehrfurcht und Liebe gegen Gott, es sey sei durch Gründe oder Erfahrungen oder Beyspiele Beispiele , empfehlen, sondern auch 2) das, was in ihrem Vortrag Vortrage liegt, und daraus gezogen werden kan kann , zur Kenntniß Kenntniß und Ueberzeugung Ueberzeugung von Gottes Vorsehung Fürsehung , zur Kenntniß des menschlichen Herzens und menschlicher Leidenschaften, der Mittel, diese zu lenken und jenes zu verbessern, zur Ermunterung zu allem Guten, braucht, und 3) –, welches 3) – was hier bey bei der Sprache besonders in Anschlag kommt – wenn man auf den Ausdruck acht Acht giebt, und den ihnen abzulernen sucht, wodurch edle und gute Empfindungen können bezeichnet, und so in uns befestigt oder erweckt oder eindrücklich gemacht, und gute Nebenbegriffe erregt werden, die das Gute, vermittelst der Einbildungskraft, auch unserm Herzen empfehlen empfehlen. (§. 60 60. und 65. ). 65. ) 86. Freylich Freilich erfordert ein so sorgfältiges und genaues ausführliches Lesen guter Schriften viele Zeit Zeit, die Zeit. Die so sehr ins Kleine gehende Aufmerksamkeit wird von dem Ganzen abgezogen, und dem, der noch nicht weit in einer Sprache gekommen ist, muß es schwer, oft un möglich werden, so tief in das Schöne des Ausdrucks einzudringen. Aber, – ausser außer dem ausserdem , daß der Schriftsteller nur wenige wenig sind, die in Absicht auf Ausdruck und Sprache musterhaft musterhaft heissen heißen können, und daß anhaltende Uebung Uebung uns mit der Zeit in den Stand setzt, den guten Ausdruck schneller zu bemerken, auch Unterricht und Leitung von einem in solcher Lectüre Geübtern, Lektüre Geübtern die Aufmerksamkeit und das Fortschreiten hierin unendlich erleichtern kan kann : – so hilft wiederholtes sowohl als cursorisches Lesen eines guten Schriftstellers diesen Unbequemlichkeiten sehr ab, und befördert nicht nur die Uebersicht des Ganzen, sondern gewöhnt uns auch mehr an den ganzen Ton des Schriftstellers, und macht uns mit dem, was ihm eigen ist, macht uns mit Stellen desselben bekannt, die über Sachen und Wörter Licht ausbreiten können. *) *) S. Gesner, Johann Matthias Joh. Matth. Gesners Gesner's Vorrede zum Livius Livius nach Clericus, s. Le Clerc, Jean Le Clerc, Jean Clerici Ausgabe, Leipz. Leipzig 1735. 1735 in 8. und Ernesti, Johann August J. A. Ernesti Ernesti's zur Fischer, Johann Friedrich Fischerschen Ausgabe der Werke des Ovid Ovidius , Leipz. Leipzig 1758. 8. Joh. Matth. Gesners Vorrede zum Livius nach Clerici Ausgabe, Leipz. 1735 Johann Matthias Gesners zwanzigseitige Praefatio ist dem ersten von insgesamt drei Bänden (1735) unpaginiert vorangestellt. J. A. Ernesti zur Fischerschen Ausgabe der Werke des Ovidius, Leipz. 1758 Johann August Ernestis Vorrede ( Lectori bonarum litterarum studioso ) findet sich im ersten Band der von Johann Friedrich Fischer besorgten Opera Omnia (1758), III–XXVIII. 87. Auf das Lesen guter Schriftsteller in einer Sprache müssen 3) (§. 68 68. und 71. ) die Uebungen Uebun gen Uebungen in der Sprache folgen, wobey wobei man immer wieder vom Leichtern zum Schwerern fortgehen müßte. Diese Uebungen bestehen im Uebersetzen, Schreiben Uebersetzen, Schreiben und allenfalls Reden Reden , womit noch die Beschäftigung mit den feinern feineren Sprachregeln Beschäftigung mit den feinern Sprachregeln und mit der Kritik Kritik im engsten Verstande Kritik im engsten Verstande (§. 74. ) könnte 74 ) verbunden werden könte kann . Das Uebersetzen Uebersetzen ist unstreitig das Leichteste, weil man durch das Lesen guter Schriften schon zubereitet, und seiner Sprache, in die man übersetzt, mächtiger ist als einer fremden, also leichter fremden Wörtern seine, als seinen die Wörter einer fremden Sprache unterlegen kan kann , die uns mit der man weniger als die unsere unsere geläufig mit der seinen bekannt ist. Bey Bei einer solchen Uebersetzung müßte ist , noch mehr als bey bei dem Lesen, darauf gesehen werden zu sehen , das, was in der fremden Sprache geschrieben ist, nicht nur aufs genaueste auszudrucken auszudrücken , sondern auch, so weit es die Natur unsrer unserer Sprache erlaubt, erlaubt und nicht jedoch nie auf Unkosten ihrer Deutlichkeit Deutlichkeit oder ihrer Vorzüge vor einer fremden, unsre die unsrige der fremden anzuschmiegen. Anm. Unstreitig ist dieß die wahre Theorie des Uebersetzens, in welche schon Luther, Martin Luther in seinem Büchlein „Vom Dollmetschen“ die richtigste Einsicht hatte. Sie stimmt freilich nicht mit dem überein, was in unseren Zeiten manche berühmte Uebersetzer der Alten versucht haben, die Uebersetzung dem Originale – wie einst ein Kunstkenner von einem Portrait sagte – zum Erschrecken ähnlich zu machen, und die Eigenthümlichkeit unserer Sprache dabei gänzlich aufzuopfern. Aber wirklich erschrickt man auch vor mancher Dollmetschung dieser Art, und sucht das Original zu bekommen, um die Uebersetzung verstehen zu können. A. d. H. Luther in seinem Büchlein „Vom Dollmetschen“ D.i. Martin Luthers (1483–1546) Sendbrief vom Dolmetschen aus dem Jahr 1530 (vgl. WA XXX,2 [1909], [627] 632–646). Uebersetzung dem Originale – wie einst ein Kunstkenner von einem Portrait sagte – zum Erschrecken ähnlich zu machen Dieser Vergleich ist nach dem Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung durchaus verbreitet, die genaue Herkunft dieser Wendung lässt sich jedoch nicht ermitteln. Im Hintergrund dürfte die zeitgenössische kunsttheoretische Debatte um das Portrait stehen, wie sie in der Kritik Johann Joachim Winckelmanns (1717–1768) oder Johann Heinrich Füßlis (1741–1825) an Balthasar Denner (1685–1749) zum Ausdruck kommt, dessen mikroskopisch-naturalistische Portraits alter Menschen als Porendenner bezeichnet wurden. 88. Viel sichrer sicherer ist es auch, sich eher im Schreiben Schreiben als Reden zu üben, weil man mehr Zeit hat bey hat, bei dem Schreiben bedächtig auszufeilen, und, wenn man zumal vorher über setzt, übersetzt und das Uebersetzte eine Zeitlang Zeit lang weggelegt hat, die Wörter und Wendungen der fremden Sprache uns leichter beyfallen beifallen . – Zwar ist die Uebung im Schreiben nicht bey bei jeder fremden Sprache nöthig, wenn wir sie nur verstehen verstehen lernen wollen. Aber nützlich kan kann sie doch immer seyn, theils , theils theils um bey bei der Kritik besser beurtheilen zu können, ob ein Schriftsteller wohl so oder so könne geschrieben haben, wie man es in seinem Text findet, theils , theils theils um das Eigenthümliche einer jeden Sprache und den Unterschied von der unsrigen besser einzusehen. *) – Findet man nöthig, auch eine Sprache sprechen zu lernen, so unter nehme man es nur nicht eher, als bis man eine Fertigkeit hat, hat sie gut zu schreiben, weil man sich sonst zu leicht Nachläßigkeit Nachlässigkeit im Ausdruck angewöhnt, und das, was unsrer Sprache eigen ist, in die fremde überträgt; wenigstens müßte man nur mit solchen sprechen, die eine genugsame genugsam feine Kenntniß der fremden Sprache besitzen, um unsre Fehler verbessern zu können. Je früher man zu sprechen anfängt, ohne durch das Lesen guter Schriftsteller genug gebildet zu seyn, je mehr werden uns die Fehler im Sprechen Sprechen anhängen, anhängen und je schwerer werden sie sich ausrotten laßen lassen . *) Caput rei est, quod minime facimus, quum plurimum scribere. Cicero Cic. Caput rei est, quod minime facimus, quum plurimum scribere. Cic. Dieses Zitat stammt aus Ciceros De oratore , einem bedeutenden, in Dialogform verfassten Referenzwerk der antiken Rhetorik. Gemäß moderner Textgestalt heißt es in Cic. de orat. I 150 (33): „Die Hauptsache aber ist, was wir, um die Wahrheit zu sagen, am wenigsten tun – es macht nämlich große Mühe und diese scheuen wir größtenteils – so viel wie möglich zu schreiben ( Caput autem est, quod, ut vere dicam, minime facimus – est enim magni laboris, quem plerique fugimus – quam plurimum scribere )“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Nüßlein], Düsseldorf 2007, 68.69). 89. Bey Bei allen diesen Uebungen Uebungen versteht sichs sich's , daß man immer vom Leichtern Leichteren zum Schwerern Schwereren fortgehen, sonach auch im Lesen, Uebersetzen, Schreiben und Reden Reden, anfänglich nur auf das Gewöhnlichere und auf die Reinigkeit der Sprache, nach und nach erst auf ihre Feinheit und Zierlichkeit, auf die verborgnere verborgenere Güte des Ausdrucks, und auf die Schönheit, Schönheit die sich durch das Ganze ergießt, Acht geben müsse. Sind in einer Sprache Schriften vorhan den, welche die besondere Feinheit einer Sprache entwickeln, oder feine Kritiken über das Schöne musterhafter Schriftsteller enthalten: so kan kann das fleißige Studieren Studiren solcher Schriften, noch mehr aber der musterhaften Schriften in einer Sprache selbst, und die sorgfältige Vergleichung solcher Stellen, wo diese oder andre andere die nemlichen nehmlichen nämlichen Gedanken verschiedentlich ausdrucken ausdrücken , nebst dem Nachdenken Nachdenken, warum und worin eine Art des Ausdrucks die andre andere übertreffe, uns in Entdeckung Entdeckung des Feinern Feineren in einer Sprache sehr weit bringen. 90. Und nun erst könnte mag man sich an die Kritik Kritik Kritik im engsten Verstande wagen, wenn man den Beruf dazu hat. Diesen giebt nur – ein feines Gefühl Gefühl – Gefühl, eine weitumfassende genaue und geläufige Kenntniß der Sprache – Sprache, und ein reicher Vorrath von historischen Kenntnissen, welche den Verfasser, oder seine Schrift, oder die darin vorkommenden Hindeutungen auf Geschichte, Verfassung und Umstände seiner Zeit und Nation, Nation und der erwähnten Personen und Sachen, betreffen. Hierzu muß aber nothwendig noch kommen: – Bekanntschaft mit alten Handschriften Handschriften, mit ihrer Schrift, Schrift und den mannichfaltigen mannigfaltigen Ursachen der Verdorbenheit eines Textes, die darin sowohl, als in den Umständen und Absichten der Abscheiber oder Correctoren liegen; – lange und fleissige fleißige Uebung, theils im Umgang Umgange mit guten Kritikern und Beobachtung ihrer Verfahrungsart, theils durch eigene Versu che bey bei einem solchen Schriftsteller oder Texte, wo Fehler und die Art sie zu verbessern verbessern, leicht aufzufinden sind, theils in Auffassung sichrer sicherer Regeln der Kritik, aus beyderley beiderlei eben erwähnter Uebung; – endlich vertraute Bekanntschaft mit der Schrift, bey bei der man die Kritik Kritik üben will, und anhaltendes ins Feine gehende gehendes Studium einer solchen Schrift und andrer anderer eben desselben Verfassers, mit dem was ihnen eigenthümlich ist. wozu, wenn sie nicht mißrathen soll, innige Bekanntschaft mit der Sprache und besonders mit einem Schriftsteller und dem was ihm eigen ist, so nothwendig erfordert wird als Kenntniß der Handschriften Handschriften, ihrer Züge, der leichtern Verwechslungen die mit Buchstaben und Zügen vorgegangen sind, und überhaupt der Umstände, die Veränderungen bey Abschriften der Bücher verursacht haben. Für den Anfänger Anfang sind solche Bücher, Bücher wie Clericus, s. Le Clerc, Jean Le Clerc, Jean Jo. Io. Clerici Ars critica, Edit. 4. Amst. 1712 1712. in 3 Oktavbänden, im dritten Theil. Heumann, Christoph August Christoph. Aug. Heumanni Parerga critica, Jenae 1712 1712. 8. Elémens de Critique – – Critique, par l'Abbé Morel, Joseph Benoît Morel , à Paris 1766 in 1766. gr. 12 12. , und vorzüglich 12. Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, Caspar Schoppe, Caspar Gasp. Scioppi Scioppius de arte critica, Amst. 1662 in 8, 1662. 8. noch immer gut genug sehr brauchbar . Wer weiter gehn gehen will, muß solche Kritiker, die in ihren vorgeschlagnen vorgeschlagenen Verbesserungen vorsichtig sind, fürsichtig sind und die in dem §. bemerkten bemerkte Erfordernisse besitzen, als Heinsius, Nicolaas Nic. Heinsius , Gronovius, Johann Friedrich Joh. Friedr. Gronov , vorzüglich Bentley, Richard Bentley , Hemsterhuis, Tiberius Hemsterhuys , Valckenaer, Lodewijk Caspar Valkenaar , Markland, Jeremiah Markland , Ruhnken, David Ruhnken , Reiz, Friedrich Wolfgang F. W. Reitz , Wolf, Friedrich August F. A. Wolf u. d. gl. u. dergl. , nebst manchen Sammlungen kritischer Bemerkungen, als Gruter, Jan Gruters Gruter's Thesaur. crit. criticus zum Theil, Toup, Jonathan Toup Opuscula crit., die amsterdamische amsterdamsche Biblioth. crit. u. s. f. u. s. f., mit den Gründen, die sie für versuchte Gründen zu versuchten Aenderungen angegeben haben , und, wenn er es haben kan kann , alte Handschriften, neben diesen aber, oder wenn er dazu keine Gelegenheit hat, solche Werke studieren studiren , die eine Sammlung verschiedner verschiedener Schriftarten und Züge enthalten, als die Palaeographia graeca – – graeca, opera et studio Montfaucon, Bernard de Bern. de Montfaucon , Paris. Paris 1708. Fol. fol. De re diplomatica libri VI. – – op. VI., opera et st. Mabillon, Jean Joh. studio Io. Mabillon , Edit. 2. Lut. Paris. 1709. Fol. fol. , und noch mehr den Nouveau traité de Diplomatique – – Diplomatique, par deux Religieux Benedictins , Benedictins ( Toustain, Charles François Charl. Franc. Toustain et Tassin, René Prosper René Prosp. Tassin ,) Tassin . ) Tassin ), à Paris 1750–1765. in 6 Bänden in gr. 4. (übersetzt: Neues Lehrgebäude der Diplomatik , Frankfurt 1759–69. 9 Bände in Bände. gr. 4.) Gatterer, Johann Christoph Joh. Christoph Christoph. Io. Christoph. Gattereri Elementa artis diplomaticae, Vol. prius, Goetting. Gotting. 1765. in 4. und andere ähnliche. Clavis diplomatica – – st. et op. Baring, Daniel Eberhard Dan. Eberh. Baringii , Hanover. 1737. 4. und Lexicon diplomaticum – – stud. Walther, Johann Ludolph Io. Ludolfi Waltheri , Goetting. 1745–47 in 3 Partt. Nic. Heinsius Nach dem häuslichen Unterricht bei seinem Vater Daniel Heinsius – ebenfalls ein berühmter niederländischer Philologe und Gelehrter – unternahm Nicolaas Heinsius (1620–1681) zunächst ausgedehnte Bibliotheksreisen, eine ihm in Italien angetragene Professur in Bologna lehnte er ab. 1650 trat er in die Dienste der schwedischen Königin Christina (1626–1689). Diese Stellung brachte ihn letztlich in große finanzielle Schwierigkeiten und holte ihn in Gestalt einer Vaterschafts- und Eheklage auch auf der nach seiner Rückkehr in die Heimat angetretenen Stelle als Stadtschreiber in Amsterdam ein. 1661 kam er als niederländischer Gesandter erneut nach Schweden, wo er mit Unterbrechungen bis 1671 blieb. Seinen Lebensabend verbrachte er zurückgezogen, von Prozessen und körperlichen Leiden geplagt, in den Niederlanden. Ein unehelicher Sohn gleichen Namens wurde Arzt und Schriftsteller. Trotz seines unruhigen Lebens ist Heinsius als hervorragender Latinist und Textkritiker sowie als neulateinischer Dichter ( sospitator poetarum latinorum ) hervorgetreten. Joh. Friedr. Gronov Nach dem Studium, einer Hauslehrerstelle und einer umfangreichen Reisetätigkeit erwarb Johann Friedrich Gronovius (1611–1671) 1640 den juristischen Doktorgrad, 1643 wurde er zunächst Professor für Geschichte und Eloquenz am Gymnasium Illustre in Deventer und 1658 schließlich Professor für Griechisch an der Universität Leiden. Hier bekleidete er mehrfach das Amt des Rektors und wurde 1665 zudem Bibliothekar. Rufe nach Heidelberg (1661) und Amsterdam (1669) lehnte er ab. Gronov zählt zu den namhaftesten Latinisten des 17. Jh.s, besonders bedeutend sind seine zahlreichen kommentierten Textausgaben (v.a. Livius). Bentley Richard Bentley (1662–1742) gehört zu den bedeutendsten klassischen Philologen überhaupt, sein Einfluss auf Zeitgenossen und nachfolgende Generationen ist immens. Nach dem Studium am St John's College (Cambridge) und einer Anstellung als Schulrektor kam Bentley 1689 als Hauslehrer nach Oxford. Hier entstand seine berühmte Epistola ad Millium , die Bentleys Ruf als außerordentlicher Textkritiker begründete. 1690 zum Diakon geweiht wurde Bentley kurz darauf Boyle-Lecturer, Prebendary von Worcester, königlicher Bibliothekar und Kaplan, Mitglied der Royal Society und erhielt 1696 den Grad eines Doctor of Divinity (D.D.). In diese Zeit fällt auch die berühmte Auseinandersetzung mit Charles Boyle über die Echtheit der Briefe des Phalaris . 1700 wurde Bentley schließlich Master of Trinity College (Cambridge), ein Amt, das er trotz andauernder massiver Streitigkeiten mit den Fellows (1718–1724 wurde Bentley gar abgesetzt) über vier Jahrzehnte innehatte, 1717 wurde Bentley zudem Regius Professor of Divinity . Neben zahlreichen maßgeblichen Arbeiten zu klassischen Autoren nahm er mit Unterstützung Johann Jakob Wettsteins auch eine Edition des Neuen Testaments in Angriff (vgl. II § 35). Hemsterhuys Der niederländische Philologe Tiberius Hemsterhuis (1685–1766) wurde nach Studien in seiner Heimatstadt Groningen und Leiden im Dezember 1704 zunächst Professor für Philosophie und Mathematik am Amsterdamer Athenaeum Illustre (den Magistergrad erwarb er einen Monat später an der Universität Harderwijk), 1717 wurde er auf eine Griechischprofessur in Franeker berufen, trat diese jedoch erst 1720 an. Nachdem er hier auch Professor für niederländische Geschichte und mehrfach Rektor geworden war, wechselte er 1740 auf die Griechischprofessur in Leiden. Hier wirkte er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1765. Hemsterhuis gilt als hervorragendster Gräzist seit Scaliger und Casaubon und ist der Begründer einer bedeutenden Philologenschule, aus der als wichtigste Schüler Valckenaer und Ruhnken hervorgegangen sind. Valkenaar Lodewijk Caspar Valckenaer (1715–1785) studierte ab 1731 Theologie im friesischen Franeker und wandte sich unter dem zu dieser Zeit noch dort lehrenden Tiberius Hemsterhuis v.a. den klassischen Sprachen zu. Ab 1737 setzte er seine Studien in Leiden (v.a. bei Schultens) fort, kehrte dann nach Friesland zurück und wurde 1740 Konrektor der Lateinschule in Kampen. Bereits ein Jahr später folgte Valckenaer dem nach Leiden abgewanderten Hemsterhuis auf der Griechischprofessur in Franeker nach und übernahm 1765 auch dessen Lehrstuhl in Leiden. Gemeinsam mit dem ebenfalls in Leiden lehrenden Ruhnken ist Valckenaer der bedeutendste Schüler Hemsterhuis' und zählt zu den hervorragendsten Gräzisten nicht nur des 18. Jh.s. Markland Nach dem 1717 abgeschlossenen Studium am Peterhouse (Cambridge) wurde Jeremiah Markland (1693–1776) ebenda Fellow , eine geistliche Laufbahn traute er sich ebenso wie die ihm gleich zweimal angetragene Griechischprofessur aus gesundheitlichen Gründen nicht zu. 1728 verließ er Cambridge als Privatlehrer, bereiste in dieser Eigenschaft Frankreich und die Niederlande und unterrichtete ab 1744 auch den Sohn seines ehemaligen Schülers. Schließlich zog er sich nach Milton Court (Surrey) zurück, wo er, zunehmend gesundheitlich angegriffen, bis zu seinem Tod lebte. Neben einer Reihe vielbeachteter eigener Veröffentlichungen hat Markland auch zu den Arbeiten anderer Gelehrter beigetragen. Im Urteil Friedrich August Wolfs kommen seine philologischen Fähigkeiten an die Bentleys heran. Ruhnken David Ruhnken (1723–1798) stammte ursprünglich aus Hinterpommern und besuchte zunächst das Collegium Fridericianum in Königsberg. Da sich die deutsche Gräzistik in dieser Zeit auf vergleichsweise niedrigem Niveau befand und zumeist nur in theologischer Absicht betrieben wurde, wechselte Ruhnken nach zwei Studienjahren von Wittenberg nach Leiden, um seine Griechischkenntnisse unter Tiberius Hemsterhuis (s.o.) weiter zu vertiefen. Als Assistent des alternden Hemsterhuis hielt Ruhnken ab 1757 Griechischvorlesungen und wurde 1761 als Nachfolger Frans van Oudendorps (1696–1761) ordentlicher Professor für Latein, später auch Universitätsbibliothekar und -rektor. Neben Valckenaer ist der von Friedrich August Wolf als princeps criticorum bezeichnete Ruhnken der wichtigste Vertreter der von Hemsterhuis' begründeten Philologenschule und auch über das 18. Jh. hinaus einer der bedeutendsten klassischen Philologen. F. W. Reitz Der im fränkischen Windsheim geborene Pfarrerssohn Friedrich Wolfgang Reiz (1733–1790) studierte ab 1753 in Leipzig (u.a. bei Ernesti) v.a. klassische Philologie. Nach dem Magisterexamen war Reiz zunächst als Hauslehrer sowie als Korrektor für den Breitkopf-Verlag tätig, bevor er nach der 1766 erfolgten Habilitation 1772 außerordentlicher Professor in Leipzig wurde. 1782 übernahm Reiz als Nachfolger Morus' das Ordinariat für Latein und Griechisch und wenige Jahre später als Nachfolger Clodius' die Professur für Dichtkunst und Beredsamkeit. Daneben war er lange Jahre als Universitätsbibliothekar tätig. Auch wenn Reiz nur vergleichsweise wenige Arbeiten veröffentlicht hat (v.a. zu Grammatik, Metrik und Textkritik), gehört er im Urteil von Zeitgenossen wie Wolf doch zu den gelehrtesten Philologen seiner Zeit. F. A. Wolf Friedrich August Wolf (1759–1824) trat nach dem Studium in Göttingen (Immatrikulation als studiosus philologiae , ohne dass ein solcher Studiengang vorhanden gewesen wäre) auf Empfehlung Heynes zunächst in den Schuldienst ein, wurde 1783 Professor der Philosophie und Pädagogik, ab 1784 auch der Eloquenz in Halle und gründete 1787 das dortige philologische Seminar, wodurch die Trennung von Altphilologie und Theologie an der Fridericiana offiziell vollzogen war. Nach der Schließung der Universität durch Napoleon siedelte Wolf nach Berlin über, wurde 1807 Mitglied (1812 Ehrenmitglied) der Akademie der Wissenschaften und 1810 Professor für klassische Philologie. Wolf, dessen Hauptinteresse Homer galt, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen (vgl. I § 136) und den Altertumswissenschaften insgesamt zu neuer Blüte verholfen. Oft wird er aufgrund seiner systematischen Darlegung des griechisch-römischen Altertums (vgl. I § 105 c) als eigentlicher Neubegründer besagter Wissenschaften angesprochen. Es fällt auf, dass Nösselt seinen Universitätskollegen Wolf in der zweiten Auflage der Anweisung bereits früh in eine Reihe mit Größen wie Bentley u.a. stellt. Gruters Thesaur. crit. Gemeint ist Jan Gruters (1560–1627) Lampas, sive fax artium liberalium (7 Bde. Frankfurt/M. 1602–1623 bzw. 4 Bde. Florenz 1737–1751 [Bd. 1+2]; Lucca 1747 [Bd. 3]; Neapel 1751 [Bd. 4]). Dieses Werk wird im Untertitel auch als Thesaurus criticus bezeichnet. Toup Opuscula crit. Gemeint sind die von Friedrich Heinrich Starcke (1760–1833) herausgegebenen Opuscula critica I ( 2 1780) + II ( 1 1781) des englischen Geistlichen und Philologen Jonathan Toup (1713–1785). Diese umfassen die zuvor einzeln erschienenen Emendationes in Suidam I–III (1760–1766), die Curae novissimae sive Appendicula notarum et emendationum in Suidam (1775) sowie die an William Warburton (1698–1779) gerichtete Epistola critica (1767) und wurden später erneut und vermehrt herausgegeben (1790). amsterdamische Biblioth. crit. Gemeint ist die u.a. von Daniel Albert Wyttenbach (1746–1820) in zwölf Teilen herausgegebene und in Amsterdam erschienene Bibliotheca critica (1777–1808), als Fortsetzung ist die von Wyttenbach allein in drei Teilen herausgegebene Φιλομαθία sive miscellanea doctrina (1809–1817) anzusehen. Später erschien eine von den Leidener Philologen John Bake (1787–1864), Petrus Hofman Peerlkamp (1786–1865) u.a. besorgte fünfteilige Bibliotheca critica nova (1825–1831). Neues Lehrgebäude der Diplomatik, Frankfurt 1759–69. 9 Bände Die ersten drei Bände wurden von Johann Christoph Adelung (1734–1806) übersetzt, als Übersetzer der restlichen Bände lässt sich Anton Rudolph (1712–1791) ermitteln. 91. Sprachen Sprachen zu lernen ist nöthig, entweder weil wir sie bey bei unserm eignen eigenen Denken Denken und den Fortschritten darin nicht entbehren können, oder Andern Anderen unsre Gedanken und Gesinnungen mitzutheilen, oder vermittelst der Sprachen uns Anderer die Kenntnisse und Leitungen Anleitungen Anderer zu Nutz zu machen (§. 59 f. ). f.) Dieser dreyfache dreifache Nutzen Nutzen der Sprachen und der mehrere größere oder mindere geringere Einfluß einer Sprache auf die Beförderung unsrer unserer Haupt- oder Nebenabsichten bey bei dem Beruf, dem wir uns widmen, muß uns stets leiten, leiten wenn die Frage ist: welche Sprachen wir lernen, und auf welche wir uns vorzüglich legen müßen müssen ? – müssen? Hiernach, und vorausgesetzt, theils , theils daß hier eigentlich auf die Bildung zu einem künftigen Lehrer der Religion und zu einem Gelehrten zu sehen sey, theils , theils sei, theils daß die christliche Religionskenntniß Religionskenntniß aus der richtig verstandnen verstandenen heiligen Schrift geschöpft werden müsse, theils , theils daß eine Sprache um so vorzüglicher zu treiben sey sei , je zu mehreren der drey drei erwähnten Absichten sie nöthig ist: ist, würden – die Deutsche, – deutsche, die Lateinische, – die Griechische, – griechische, die Hebräische, – hebräische, und, und um der letztern letzteren willen, willen die mit ihr verwandten Mundarten Mundarten – sonst aber die Französische, Französische – Englische – französische, englische, und allenfalls die Italiänische Italienische , bey – italiänische, bei dem, der sich der Theologie widmet, in Anschlag kommen müssen. Die vier ersten – und zwar in der Ordnung, Ordnung wie sie hier angegeben worden, worden – sind ihm unentbehrlich; die andern anderen können, nach verschiednen weitern verschiedenen weiteren oder eingeschränktern eingeschränkteren Umständen und Absichten, nöthig, sonst wenigstens doch unter den übrigen Sprachen die nützlichsten seyn. 92. Der deutschen , so wie der Muttersprache Muttersprache überhaupt, sollte der vorzüglichste Fleiß gewidmet werden. – Es ist schon unnatürlich, unnatürlich mit seiner Muttersprache, oder mit der, die, die unsern Umständen nach, nach ihre Stelle vertritt, d. i. in der wir gemeiniglich gemeiniglich denken, weniger bekannt zu seyn, seyn; und es ist Undank gegen die göttliche Vorsehung Vorsehung Fürsehung , die uns gerade mit der Nation, wozu wir gehören, in die nächste Verbindung gesetzt, uns, vornemlich vornehmlich und uns vornehmlich zu ihrem Besten zu arbeiten, arbeiten bestimmt hat. – Hängt die Bildung unsrer Seele Seele von der Sprache ab: ab, so erfordert unstreitig die Sprache unsre meiste Aufmerksamkeit, in der wir gewöhnlich und am meisten denken – denken, und die wir auch bey bei denen, mit welchen wir am häufigsten umgehn, umgehn umgehen, oder welchen wir in der Religion weiter forthelfen müssen, am meisten brauchen. – Sind wir in dieser Sprache Sprache, die für uns die unentbehrlichste ist, zurück; zurück: wer kan kann sich da des Verdachts erwehren erwähren , daß wir es in minder nothwendigen Kenntnissen noch mehr seyn werden? wenigstens, daß wir die Wahl zwischen dem Nöthigern Nöthigeren und Entbehrlichern Entbehrlicheren nicht zu treffen wissen? Man kan kann sich von dieser vorzüglichen Nothwendigkeit auch noch mehr überzeugen, wenn man die deutsche Sprache gegen fremde überhaupt, überhaupt und besonders gegen alte und und ausgestorbene Sprachen Sprache hält. 1. 1) Durch die Muttersprache erhalten wir unsre unsere ersten Begriffe, welche dadurch, dadurch und durch den häufigen Gebrauch, Gebrauch sich nicht nur am geschwindesten in der Seele darstellen, darstellen und die Schnelligkeit im Denken befördern, sondern auch anschaulicher und lebendiger werden, als durch Wörter Worte in einer fremden Spra che, die erst, vermittelst der Wörter in der Muttersprache, Begriffe erregen können. Und immer können wir Aufklärung Aufklärung, Aufklärung und was davon abhängt, allgemeiner machen, wenn wir uns der Muttersprache bedienen, die allgemeiner verständlich ist. ( Eberhard, Johann August Eberhards ( Eberhard's Vorlesung über die Zeichen der Aufklärung einer Nation, Halle 1783. 8. S. 24. 24 f. ) 2. 2) In ausgestorbenen ausgestorbnen Sprachen (die lateinische ausgenommen, welche, als gelehrte Sprache betrachtet, noch lebt, lebt ) denkt und spricht man fast gar nicht; es gehen ihnen also zwey zwei große Vortheile ab, um derer Willen willen die Erlernung einer Sprache nöthig ist. Ueberdies ists überhaupt, überhaupt oder doch ohne Weitschweifigkeit, Weitschweifigkeit oder ohne Gefahr eine alte Sprache zu verstellen, unmöglich, die so häufigen neuen Begriffe darin auszudrucken auszudrücken . Und lebendige Sprachen, vorzüglich die deutsche, können vieles, sonderlich die Begriffe selbst, viel deutlicher darstellen, darstellen als es die alten, bey bei mehr dunkeln Begriffen, konnten. ( Adelung, Johann Christoph Adelungs ( Adelung ( Adelung's Magazin für die deutsche Sprache, erster Jahrgang, zweytes zweites Stück, Stück S. 3 f. ) Auch in sofern gewinnt unsre eigne und Andrer Cultur Kultur durch den auf unsre Muttersprache gewendeten Fleiß. Adelungs Magazin für die deutsche Sprache, erster Jahrgang, zweytes Stück, S. 3 f. In Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Magazin für die Deutsche Sprache 1,2 (1782), 3–28 findet sich der Beweis der fortschreitenden Cultur des menschlichen Geistes aus der Vergleichung der ältern Sprachen mit den neuern . 93. Es ist auch nicht genug, daß wir unsre Muttersprache Muttersprache durch Uebung nothdürftig lernen, lernen: sie verdient selbst studiert studirt zu werden. Schon deswegen, weil sie, wie oben gezeigt worden ist, einen so großen grossen Einfluß, selbst durch Kleinigkeiten, auf unsre Erkenntniß und Gesinnung, auf unsern Vortrag und auf die Benutzung Andrer Anderer hat. Und was man bloß durch Uebung lernt, das lernt man auch mit seinen Fehlern, und gewöhnt sich eine Nachlässigkeit Nachläßigkeit an, die um so schwerer abgelegt, selbst um so weniger nur bemerkt werden kan kann , je mehr sie durch den steten Gebrauch Gebrauch zur andern Natur worden geworden ist. Die Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision S. 30. 30 f. gründen sich auf die Absonderung des Sprachbaues von dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch , oder, wie es da heißt, der Wörter und der Worte . Auch ist hier nicht die Rede von dem, was man zu Begriffe Begriffen nothdürftig braucht, sondern was zur höhern Bildung des Geistes dient. Einwendungen gegen dieses Studium der Muttersprache in der Allgemeinen Revision S. 30. f. […] der Wörter und der Worte Gemeint ist erneut der elfte Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c). Der Bandverantwortliche Ernst Christian Trapp (1745–1818) formuliert hier: „Aber ist zur Bildung des Geistes das Studium der Muttersprache so nöthig, als ihre Erlernung ? Ist das Studium ihrer Wörter so unentbehrlich, als das Studium ihrer Worte , der in ihr und durch sie dargestellten Gedanken und Empfindungen? Ich zweifle. Den Sinn für das Gute, Wahre und Schöne bekommt man wol nicht durch die Grammatik“ (aaO 30). 94. Dieses Studieren Studiren der deutschen Sprache müßte hat sich vornemlich vornehmlich auf die Mundart Mundart zu erstrecken, die gewöhnlich in Schriften, im gesittetern Umgang Umgange und im Vortrag Vortrage gebraucht wird, d. i. auf das Hochdeutsch Hochdeutsche. Man müßte Hochdeutsche . Dabei muß man sich 1) befleißigen, befleißigen gut aussprechen zu lernen, d. i. d. i., nicht nur verständlich und richtig, sondern auch genau den Sachen und ihrem Ausdruck gemäß; gemäß, Gedike, Friedrich Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften , Berlin 1789 in 8. 2) einer richtigen Rechtschreibung Rechtschreibung zu folgen, wovon man die besten Grundsätze in folgen. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommene deutsche Schriftsprache ist, so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man Hochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. Pütter, Johann Stephan Pütters Pütter's Bermerkungen Bemerkungen über die Richtigkeit und Rechtschreibung der deutschen Sprache, Göttingen 1780 in 1780. 8. und Adelung, Johann Christoph J. C. Adelungs Adelung's Magazin für die d. Spr. Jahrg. deutsche Sprache. Jahrgang 1. St. 1. S. 59 f. St. 3 3. S. 3 f. f., noch mehr aber auch in dessen vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie, nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache etc. Leipz. 1788 in Leipzig 1788. 8., zweyte zweite verbesserte Aufl. Auflage, ebendaselbst 1790 in 1790. 8. desselben Grundsätzen der deutschen Orthographie, Leipz. 1782. gr. 8. findet. Da das Hochdeutsche die jetzige allgemein angenommne deutsche Schriftsprache ist; ist: so giebt der feinere Sprachgebrauch in den Gegenden, wo man Hochdeutsch Hochdeutsch spricht, billig die Regel im richtigen Sprechen und Schreiben. Hieher Hierher gehört auch die richtige Abtheilung der Rede, die sich stets nach dem Verstande des Gesagten oder Geschriebnen Geschriebenen richten muß. S. die Lehre von der Interpunction – – Interpunction, von Heynatz, Johann Friedrich Joh. Friedr. Heynatz , verbesserte Ausgabe, Berlin 1782 in 1782. 8. Friedr. Gedike Gedanken über die Uebung im Lesen, wieder gedruckt in dessen gesammleten Schulschriften, Berlin 1789 Friedrich Gedikes (1754–1803) Einige Gedanken über die Uebung im Lesen finden sich in dessen Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 368–380. Ursprünglich ist diese Schrift 1785 als Einladung zur öffentlichen Prüfung am Friedrichswerderschen und Friedrichsstädtischen Gymnasium am 19. April desselben Jahres in Berlin erschienen. J. C. Adelungs Magazin für die d. Spr. Jahrg. 1. St. 1. S. 59 f. St. 3 S. 3 f. Gemeint sind die Beiträge Grundgesetz der Deutschen Orthographie bzw. Von der Orthographie fremder Nahmen und Wörter in dem von Johann Christoph Adelung (1734–1806) verantworteten Magazin für die Deutsche Sprache 1,1 (1782), 59–83 bzw. aaO 1,3 (1782), 3–17. 95. Man müßte muß sich 3) rein ausdrucken ausdrücken lernen rein ausdrücken , d. i. so deutsch und frey frei von ausländischen oder nur einer besondern Mundart Mundart eignen eigenen Wörtern, Redensarten oder ihren Verbindungen, als es immer die Deutlichkeit Deutlichkeit und die Nothwendigkeit leidet, das, was man sagen will, vollständig und genau darzu stellen lernen ; auch in Wörtern und Redensarten, ihren Bedeutungen, Beugungen und Verbindungen, dem gemäß reden , was der Sprachgebrauch Sprachgebrauch der obern Classen kultivirten Stände in den, auch in Absicht auf deutsche Sprache, ausgebildetsten Provinzen Provinzien mit sich bringt. Adelung, Johann Christoph Adelungs Adelung's Magazin für die d. Spr. Jahrg. 1 1. deutsche Sprache. Jahrgang 1. St. 1. Aufsatz 1 1. und 2 2. , vergl. mit Stück 2. Aufsatz 7. und Stück 4. Aufsatz 4. 5. 5 und 7 7. , betreffend die Gegenden, deren Sprachgebrauch billig die Regel für die Reinigkeit des Ausdrucks angiebt; und von dem Vorzug des Sprachgebrauchs vor bloßer Analogie und Regeln, ebendaselbst Stück 2. Aufs. Aufsatz 6. Adelungs Magazin für die d. Spr. Jahrg. 1 St. 1. Aufsatz 1 und 2, vergl. mit Stück 2. Aufsatz 7. und Stück 4. Aufsatz 4. 5. und 7 […] ebendaselbst Stück 2. Aufs. 6 In Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Magazin für die Deutsche Sprache sind folgende Beiträge gemeint: Was ist Hochdeutsch? , in: aaO 1,1 (1782), 1–31 (Aufs. 1); Von der Nieder-Hochdeutschen Mundart, und von Obersächsischen Sprachfehlern , in: aaO 1,1 (1782), 32–40 (Aufs. 2); Zusatz zur ersten und fünften Abhandlung des vorigen Stückes , in: aaO 1,2 (1782), 104–108 (Aufs. 7); Über die Frage: Was ist Hochdeutsch? Gegen den Deutschen Merkur , in: aaO 1,4 (1783), 79–111 (Aufs. 4); Über die schöne Litteratur der Deutschen; auch gegen den Deutschen Merkur , in: aaO 1,4 (1783), 112–126 (Aufs. 5); Noch etwas über Deutsche Sprache und Litteratur, auf Veranlassung der Berlinischen Monathsschrift , in: aaO 1,4 (1783), 134–159 (Aufs. 7); Der Sprachgebrauch gilt mehr, als Analogie und Regeln , in: aaO 1,2 (1782), 83–103 (Aufs. 6). 96. Hierzu sind gute Sprachlehren Sprachlehren, Wörterbücher Wörterbücher und feinere Beobachtungen über deutsche Sprache von großem grossem Nu tzen; – schon deswegen, weil es nirgends nöthiger ist erinnert, erinnert ist, erinnert und auf unerkannte Fehler aufmerksam gemacht zu werden, als in einer bloß durch Uebung erlernten Sprache, wo man so unvermerkt Fehler annimmt und beybehält beibehält , zumal wenn sie Ansehen für sich haben, und durch Provinzial-Eigensinn Provinzial-Eigensinn verstärkt werden. Noch mehr aber, weil dazu dazu, sonderlich wenn man mehr als rein, wenn man auch gut, im ganzen Umfang des Wortes, sich ausdrücken will, nicht nur viel feine Empfindung desjenigen, was schicklich Schicklich und gut Gut überhaupt ist, sondern auch Bekanntschaft mit dem erfordert wird, was dergleichen nach den conventionellen Begriffen der Nation und derjenigen Provinz ist, deren Ausdruck in die Schriftsprache Schriftsprache übergegangen ist. Selbst dazu ist genaue Bekanntschaft mit classischen claßischen klassischen Schriftstellern der Nation, Nation oder vielmehr kritisches Studium ihrer Schriften, Kenntniß der Abkunft der Wörter und Redensarten, und der Geschichte des Sprachgebrauchs, vornemlich vornehmlich des veredelten, und Philosophie über Sprache überhaupt, wie überhaupt und besonders über das Eigne Eigene der deutschen Sprache, nöthig. Wäre Oder wäre das nicht mit Dank anzunehmen, was hierin von Männern, die dieses in ihrer Gewalt hatten, wenigstens theilweise, theilweise geleistet worden ist? 97. Wie fern man sich jemandes Leitung hierin anvertrauen könne, dies dieß muß die Prüfung Prüfung lehren, ob und in welchem Maaß er die erwähnten Eigenschaften besitze. Denn, weil es vielen Vielen , die sich dieses Verdienst zu erwerben gesucht haben, mehr oder weniger, weniger an dieser oder jener Eigenschaft fehlt, ihre Grundsätze oft sehr verschieden sind, manche Manche zu früh und zu allgemein entschieden, andre Andere zu viel bloß vorge schlagen, und zu wenig nach Gründen festgesetzt haben, auch bey vielen bei Vielen der Hang zum Sonderbaren viel Gutes verdorben, verderbet verdorben oder unverständlich gemacht hat: hat; so ist vorsichtige fürsichtige Auswahl sehr nöthig. 98. Unter den bisherigen Versuchen einer deutschen Sprachlehre Sprachlehre Sprachlehre , behaupten die dahin gehörigen Adelung, Johann Christoph Adelungischen Bücher, Adelungschen Schriften, in Hinsicht auf alle §. 96. erwähnte Eigenschaften den vornehmsten Rang, und sind daher auch von sehr vielen Schriftstellern und Sprachforschern als Auctoritäten angenommen. Deutsche Sprachlehre, zum Gebrauch der Schulen in den Königl. Preußischen Landen, Berlin 1781 in 8. Adelung, Johann Christoph Adelung's deutsche Sprachlehre. 5te Auflage. 1806. 8. Auszug aus der deutschen Sprachlehre deutsch. Spr. L. für Schüler, eben das. 1782 1782. in ebendas. 3te Auflage. 1800. 8. und Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache etc. Leipzig 1781 1781. und 1782 1782. , in 2 Bänden in gr. 8. 8., so wie dessen noch weiter reichendes Werk über den deutschen Styl, Berlin 1785 1785. und 1786 1786., in drey Theilen in 8., drei Theilen, 8. und bey bei einer dritten vermehrten Auflage Auflage, Berlin 1789 1789., in 2 Oktavbänden, Oktavbänden. in Hinsicht auf alle §. 96 erwähnte Eigenschaften, den vornehmsten Rang. {Daß gleichwohl Adelung, Johann Christoph Adelung bei seinem großen Verdienst um die Sprache, so wie früherhin der von dieser Seite nicht zu vergessende Gottsched, Johann Christoph Gottsched , auch oft vorsätzlich nur einem gewissen Dialect den Vorzug gab, und namentlich gegen den oberdeutschen, so wie gegen die Bereicherung der Sprache durch so viele klassische Prosaisten und Dichter, ungerecht war, ist itzt wohl eben so allgemein anerkannt. Daher sind mit Adelung, Johann Christoph Adelung noch zu verbinden: Heinsius, Theodor Th. Heinsius deutsches, oder vollständiges Lehrbuch des gesammten deutschen Sprachunterrichts, 1ster bis 4ter Theil. Berlin 1807. Nicht minder die verdienstvollen grammatischen Arbeiten von Heynatz, Johann Friedrich Heynatz , Stutz, Johann Ernst Stutz , Pölitz, Karl Heinrich Ludwig Pölitz u. a. } Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache etc. Leipzig 1781 und 1782, in 2 Bänden Beide Bände sind 1782 erschienen. über den deutschen Styl, Berlin 1785 und 1786 in drey Theilen in 8., und bey einer dritten vermehrten Auflage Berlin 1789 in 2 Oktavbänden Alle drei Teile der ersten Auflage sind 1785 in zwei Bänden erschienen, die beiden Bände der dritten Auflage 1789 und 1790. Th. Heinsius deutsches, oder vollständiges Lehrbuch des gesammten deutschen Sprachunterrichts, 1ster bis 4ter Theil. Berlin 1807 Hier handelt es sich um Theodor Heinsius' (1770–1849) fünfteiliges Teut oder theoretisch-praktisches Lehrbuch des gesammten Deutschen Sprachunterrichts (1807–1812), dessen erste vier Teile 1807–1811 erschienen sind. Als sechster Teil dieses mehrfach aufgelegten Werkes fungiert das vorab erschienene Lehrbuch des deutschen Geschäftstyls (1806). grammatischen Arbeiten von Heynatz Johann Friedrich Heynatz (1744–1809) wurde 1775 Rektor des Lyzeums zu Frankfurt/Oder und 1791 gleichzeitig auch außerordentlicher Professor der Beredsamkeit und der schönen Wissenschaften an der dortigen Universität. Aus seinem umfangreichen Werk zur deutschen Sprache sei an dieser Stelle auf die Deutsche Sprachlehre zum Gebrauche der Schulen (1770; 5 1803), die Anweisung zur Deutschen Sprache. Zum Gebrauch beim Unterricht der ersten Anfänger (1785), die in sechs Heften erschienenen Briefe, die deutsche Sprache betreffend (1771–1775) mit einer dazugehörigen Beilage (1775–1776) sowie den Versuch eines Deutschen Antibarbarus (1796–97) in zwei Bänden verwiesen. Stutz Der vergleichsweise unbekannte Johann Ernst Stutz (1733–1795) war Pastor in Bone bei Zerbst und hat sich gegen Ende seines Lebens v.a. um die deutsche Sprache verdient gemacht. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang sein Kleiner Beitrag zur Beförderung Deutscher Sprachrichtigkeit (1789), die Deutsche Sprachlehre (1790) sowie die Kleinere deutsche Sprachlehre zum Schulgebrauche (1793). Nach dem Tod von Karl Philipp Moritz (1756–1793) hat Stutz zudem den zweiten Band des Grammatische[n] Wörterbuch[es] der deutschen Sprache (1794) vollendet. Pölitz Karl Heinrich Ludwig Pölitz (1772–1838), 1794 Privatdozent in Leipzig, 1795 Professor für Moral und Geschichte an der Dresdner Ritterakademie und 1803 außerordentlicher Professor für Philosophie in Leipzig, übernahm ein Jahr später eine Professur für Natur- und Völkerrecht in Wittenberg, bevor er 1815 als Professor für sächsische Geschichte und Statistik nach Leipzig zurückkehrte und 1820 auf den Lehrstuhl für Staatswissenschaften wechselte. Aus seinem vielseitigen Werk ist im Hinblick auf die deutsche Sprache v.a. der vierteilige Versuch eines Systems des teutschen Styls (1800/1801) sowie die Allgemeine teutsche Sprachkunde (1804) zu nennen. 99. Brauchbare Wörterbücher Wörterbücher in Absicht auf die jetzige schon gebildete deutsche Sprache haben wir nur zwey: Auch Wörterbücher sind dem, der die Muttersprache Muttersprache gründlich lernen will, unentbehrlich. Er wird sehr oft bei der Lektüre und beim Schreiben ihren Rath und ihre Bemerkungen über Etymologie und Sprachgebrauch suchen müssen. Auch hieran ist unsere Literatur nicht arm. Frisch, Johann Leonhard Johann Leonhard Frisch deutsch-lateinisches teutsch-lateinisches Wörterbuch, Berlin 1741 1741. in 1741. gr. 4., als ein 4. Ein allgemeineres, allgemeineres doch mehr zur Geschichte der Sprache dienliches, und den weit vollkommnern dienliches Werk. Versuch eines grammatisch-kritischen grammatischkritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart, Mundart (von von Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung ,) Adelung ) Adelung , Leipzig 1773–1786, in 5 1773–1780, bis jetzt in 4 Theilen in 1793–1805. , in 4 Theilen, neue Auflage. gr. 4. Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802. Campe, Joachim Heinrich E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810. Voigtel, Traugott Gotthold Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95. Versuch eines grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart, (von Joh. Christoph Adelung,) Leipzig 1773–1786, in 5 Theilen Bei dem Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart handelt es sich um die erste Auflage von Johann Christoph Adelungs (1734–1806) bedeutendem vierbändigen Grammatisch-kritische[n] Wörterbuch der hochdeutschen Mundart ( 2 1793–1801), 1818 erschien der erste Teil eines Supplementbandes. Der fünfteilige Versuch erschien zwischen 1774 und 1786. Auszug daraus, 4 Theile, Leipzig 1793–1802 Parallel zum Grammatisch-kritische[n] Wörterbuch der hochdeutschen Mundart ( 2 1793–1801) erschien Johann Christoph Adelungs (1734–1806) Auszug aus dem grammatisch-kritischen Wörterbuche der Hochdeutschen Mundart (1793–1802). E. H. Campe Wörterbuch der deutschen Sprache, 5 Theile, Braunschweig 1807–1810 Joachim Heinrich Campes (1746–1818) fünfbändiges Wörterbuch der deutschen Sprache erschien zwischen 1807 und 1811. Voigtel Handwörterbuch, 3 Theile, Halle 1793–95 Gemeint ist der dreibändige Versuch eines hochdeutschen Handwörterbuches für die Aussprache, Orthographie, Biegung, Ableitung, Bedeutung und Verbindung (1793–1795) von Traugott Gotthold Voigtel (1766–1843). 100. Unter der ziemlichen Menge solcher Bücher, die Beobachtungen Beobachtungen über die deutsche Sprache und über einzelne einzle Theile derselben, derselben enthalten, sind, in verschiedner Absicht, wenige mit und besonders die Gleichsinnigkeit der Wörter erörtern, zeichnen sich ebenfalls einige durch innern Werth aus, und geben dem philosophischen Forscher eben so vielen Stoff, als dem, welcher die Sprache richtig sprechen zu lernen strebt. Stosch, Samuel Johann Ernst S. J. E. Stosch Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, erster Theil, neue Auflage, Aufl. 4 Theile, Frankfurt an der Oder 1777, zweyter, zweyter das. 1772 und dritter 1773 1773. in gr. 8. 1779–1785. Ebendesselben kleinen Kleinen Beyträgen kleine Beiträge zur nähern Kenntniß der deutschen Sprache, Berlin 1778–1782 1778. 1778–1782. in 3 Stücken in Stücken. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800., und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806. dem Magazin für die deutsche Sprache Sprache, von Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung , in zwey zwei Bänden, jedem jeder von bis jetzt erster Jahrgang in 4 Stücken, Leipzig Leipz. 1782 bis 1785 in 8. und 83 in 8 , und der 1782–1785. 8. deutschen Deutschen Sprachlehre für Damen, in Briefen, von Moritz, Karl Philipp Carl Philipp Moritz , Berlin 1782 1782. in 8. zu vergleichen. Mehrere, auch in Absicht auf die Abkunft der Wörter und die Geschichte dieser Sprache, hier anzuführen, ist der hiesigen Absicht nicht gemäß, gemäß und um so weniger nöthig, da sie in den angeführten Werken meistens benutzt worden sind. Das erwähnte Adelung, Johann Christoph Adelungische Adelungsche Magazin und Rüdiger, Johann Christian Christoph J. C. C. Rüdigers Rüdiger's neuester Neuester Zuwachs der deutschen deutschen- und allgemeinen Sprachkunde, Leipzig 1782–1785 1782 und 83 1782–1785. , bis jetzt in 4 2 Stücken in 8., 8, geben, zumal zumahl von den neuesten, nähere Nachricht. S. J. E. Stosch Versuch in richtiger Bestimmung einiger gleichbedeutenden Wörter der deutschen Sprache, 4 Theile, Frankfurt an der Oder 1779–1785 Samuel Johann Ernst Stoschs (1714–1796) Versuch in richtiger Bestimmung erschien zuerst in drei Teilen (1770–1773) in Frankfurt/Oder, der erste Teil wurde 1777 ebenda erneut aufgelegt. Als vierter Teil wurden Stoschs Kritische Anmerkungen über die Gleichbedeutenden Wörter der Deutschen Sprache (1775) gezählt. 1780 erschien in Berlin eine neue vierbändige Auflage, wenige Jahre später in Wien eine dreibändige Ausgabe (1785–1786). Eine Edition mit den in der dritten Auflage der Anweisung angeführten Erscheinungsjahren ist nicht zu ermitteln. J. A. Eberhard's Versuch einer allgemeinen Synonymik, 6 Theile, Halle 1795–1800., und der Auszug: Synonymisches Handwörterbuch, Halle 1806 Der sechste Teil von Johann August Eberhards Versuch einer allgemeinen deutschen Synonymik stammt aus dem Jahr 1802, sein Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache ist 1806 in zweiter Auflage erschienen. Magazin für die deutsche Sprache von J. C. Adelung, in zwey Bänden, jedem von 4 Stücken, Leipzig 1782 bis 1785 Das vierte und letzte Stück des zweiten Bandes erschien 1784. 101. Ausser Außer dem reinen Ausdruck Ausdruck müßte man sich auch 4) gut ausdrucken ausdrücken lernen, d. i. – d. i., mit unter haltender Klarheit Klarheit, die sich von unverständlicher Kürze und ermüdender oder doch entbehrlicher Weitläufigkeit gleich weit entfernt hielte – hielte; in einer natürlichen natürlichen, und dem Eindruck, den man machen will, angemessensten Ordnung – Ordnung; mit möglichster Bestimmtheit, die eben so sehr der ganzen Fülle der Gedanken entspräche, entspreche als die Gelegenheit zum Mißverstande abschnitte abschneide – abschnitte; in steter Hinsicht auf das, das was schicklich, schicklich und sowohl der Sache, über die man sich ausdrückt, als dem Zweck Zweck, worauf man arbeitet, angemessen ist – ist; und, so weit soweit es diese Sache und dieser Zweck erlaubt, so einleuchtend für den Verstand, so gefällig für den Geschmack Geschmack, und so eindrücklich für das Herz Herz, Herz als es unserer gebildeten Denkungsart Denkungsart natürlich ist. 102. Sehr viel und das meiste Meiste trägt hiezu der Umgang Umgang Umgang, mit solchen Personen, Personen und das Lesen, Lesen oder vielmehr das, auch in Absicht auf Ausdruck, sorgfältige Studieren Studiren solcher deutschen Schriftsteller bey bei , welche die vorhin (§. 94 – 101. 94 – 101 ) erwähnte erwähnten Tugenden in Absicht auf guten deutschen Ausdruck Ausdruck vorzüglich in ihrer Gewalt haben. Denn eben durch sie lernt man die ausgebildetste Mundart; sie läutern die Sprache, heben das Bewährteste aus, aus und bringen es am meisten in Umlauf; sie theilen auch der Sprache etwas von ihrem Genie Genie, wär' wär wäre es auch nur durch neue Wendungen, mit, das, wenn es auch nicht üblich wäre, doch werth seyn kan, kan kann, üblich zu werden, werden und es durch ihr Ansehen auch wird; sie bilden also in so fern insofern die Sprache allerdings aus *) . Nur haben sie kein Recht, es willkührlich zu thun, und, um ihnen nicht blindlings oder übereilt zu folgen, ist wohl zu untersuchen, ob die, welche Neuerungen wagen, genugsame Sprachkenntniß und geläuterten Geschmack haben? haben; ob ihre Versuche den Regeln und der Analogie der guten deutschen Sprache gemäß sind? sind; ob sie nicht, besonders aus Nachahmung der Ausländer Ausländer, den Geist der deutschen Sprache umschaffen, und ihr Kraft, Deutlichkeit und Bestimmtheit entziehen? entziehen; ob sie gute Neuerungen am rechten Ort angebracht, angebracht und z. B. nicht Prose Prosa und Poesie, komische und ernsthafte Schreibart Schreibart, verwechselt haben? haben. Eben diesen Unterschied müßte man bey bei der Nachahmung Nachahmung wohl vor Augen behalten. *) Hiernach möchte das zu beurtheilen seyn, was in dem Adelung, Johann Christoph Adelungischen Adelungschen Magazin Jahrgang 1, 1. Stück 3, 3. Aufsatz 4, 4 behauptet wird. Adelungischen Magazin Jahrgang 1, Stück 3, Aufsatz 4 Gemeint ist die Abhandlung Sind es Schriftsteller, welche die Sprachen bilden und ausbilden? in dem von Johann Christoph Adelung (1734–1806) verantworteten Magazin für die Deutsche Sprache 1,3 (1782), 45–57. 103. Daß man sich auch, um des guten Ausdruck Ausdrucks in seiner Muttersprache mächtig zu werden, in schriftlichen Aufsätzen üben, dabey dabei auf alles bisher Gesagte gesagte mit sorgfältigem Fleiß, selbst in Kleinigkeiten, sehen, ja nicht eher an das Schönschreiben denken müsse, ehe man nicht Reinigkeit und die übrigen wesentlichen Tugenden einer guten Schreibart Schreibart in seiner Gewalt hat; – daß man eben so sorgfältig sich im Sprechen den guten Ausdruck angewöhnen; – sich von Kennern und strengen Beobachtern des guten deutschen Ausdrucks beurtheilen, zurecht weisen laßen, zurechtweisen lassen zurechtweisen lassen, und ihnen mehr als dem Kitzel eines aufwallenden Genie Genies, regellosen Beyspielen, Beyspielen Beispielen, oder der bloßen Mode, folgen müsse; müsse: – dieses dies sollte kaum einer Erinnerung bedürfen. { Heynatz, Johann Friedrich Heynatz Handbuch zur richtigen Verfertigung und Beurtheilung aller Arten von schriftlichen Aufsätzen. 6te Auflage, Berlin 1800. } 104. Unter den übrigen lebendigen lebenden Sprachen ist die französische, englische , englische und allenfalls die italiänische italienische italiänische , dem, der sich der Theologie widmet, am nützlichsten. Denn – diese Nationen sind unstreitig, neben der deutschen Deutschen , auch in Absicht auf Sprache, am meisten gebildet; – ihre Sprache ist die Sprache der feinern feineren Welt Welt geworden, geworden und bekommt dadurch selbst den meisten, guten und nachtheiligen, nachtheiligen Einfluß auf feinere deutsche Sprache und Sitten; die Französisch Französische insbesondre französische insbesondere hat sich auch in Deutschland unter allen, allen die gebildet heissen heißen wollen, so sehr ausgebreitet, daß es fast Schande ist, es wenigstens nicht zu verstehen; – auch sind diese Sprachen, vor andern ausländischen, die, in welchen die besten Schriften, zur Theologie selbst, vorhanden sind. – Daß nur weder der deutsche Geist, noch das Gute der deutschen Sprache, darunter leide! Die vornehmsten Hülfsmittel, namentlich Sprachlehren und Wörterbücher, sehe man in Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts, 2ter Theil, S. 516, nach der 6ten Ausgabe . 105. Man kan kann gewissermaßen zu den lebenden Sprachen Sprachen, noch die lateinische rechnen, weil doch noch lateinisch lateinisch gesprochen und geschrieben wird, und so fern ist es um vieles nothwendiger, sie, als andre andere alte und ausgestorbne ausgestorbene Sprachen, zu verstehen. Unter diesen behaupten die griechisch griechische , und die nach ihr gebildete lateinische , große Vorzüge, welche verursacht haben, daß man beyden, beyden beiden, und allen, allen aus Lesung der alten Schriften Schriftsteller in beyden beiden Sprachen geschöpften, Kenntnissen geschöpften Kenntnissen, vorzüglich den Namen Nahmen der (alten (alter ) Literatur und Humanität Humanität gegeben hat. Humanität hat zwar bey bei den alten römischen Schriftstellern einen viel weitern weiteren Umfang, Umfang und begreift alle Arten von Wissenschaften, die zur Bildung des Menschen dienen. S. die Stelle in Gellius noct. att. XIII, 15 Gellii noct. Att. XIII, 15. 15 und Ernesti, Johann August J. I. A. Ernesti prolus. de finibus humaniorum studiorum regendis, Lips. 1738 in 1738. 4. Weil aber ihre Kenntniß bey bei den Römern aus und durch die Lesung guter griechischen griechischer und römischen römischer Schriftsteller eigentlich erlangt, auch in neuern Zeiten eben dadurch die gesammte Gelehrsamkeit wieder hergestellt wiederhergestellt und in Gang gebracht wurde: wurde; so ist dadurch der enge Begriff engre Bergif entstanden, in welchem man jetzt Humanität und Humaniora (studia) nimmt. Man sehe Wolf, Friedrich August Wolf's Alterthumswissenschaft in dessen Musäum, 1ster Theil. Gellii noct. Att. XIII, 15 In Noctes Atticae XIII 17 (16) bemerkt Aulus Gellius (2. Jh.), dass der Begriff humanitas nicht, wie allgemein angenommen, das griechische φιλανθρωπία (Menschenfreundlichkeit) wiedergebe. Vielmehr meine humanitas in seiner ursprünglichen Bedeutung „ohngefähr das, was die Griechen durch παιδεία (Erziehung) ausdrücken, wir also Unterrichtung (Anweisung) und Einführung in Kunst und Wissenschaft nennen“ (Übers. nach Aulus Gellius, Die Attischen Nächte [Ed. Weiss], Bd. II (IX.−XX. Buch) Darmstadt 1992 [= Leipzig 1876], 193). J. A. Ernesti prolus. de finibus humaniorum studiorum regendis, Lips. 1738 Statt regendis heißt es im Titel regundis , grammatisch sind beide Formen korrekt. Wolf's Alterthumswissenschaft in dessen Musäum, 1ster Theil Im ersten Band (1807) (vgl. I § 112) der von Friedrich August Wolf und Philipp Karl Buttmann (1764–1829) herausgegebenen Zeitschrift Museum der Alterthums-Wissenschaft findet sich eine Darstellung der Alterthums-Wissenschaft nach Begriff, Umfang, Zweck und Werth (aaO [1–9] 10–145), in der die Altertumswissenschaft in 24 Teilbereiche zergliedert wird (vgl. aaO 143–145). Am Beginn dieser berühmten Konzeption geht Wolf in einer längeren Anmerkung u.a. auf die Begriffe Humanität und Humaniora ein (vgl. aaO 11–13). 106. Freylich Freilich wird derjenige schwerlich diesen Namen Nahmen gerecht finden, der in der Einbildung Einbildung steht, – daß sie höchstens eine Beschäftigung künftiger Schullehrer seyn müsse, und, und seit der neuesten versuchten Reformation Reformation der Schulen, selbst diesen diesem ziemlich entbehrlich sey – sei; daß ihre Kenntniß allenfalls dem Gelehrten zur Zierde gereiche – gereiche; daß man, weil grie chische und römische Werke einmüthig für die besten Quellen des guten Geschmack Geschmacks gehalten werden, Schande halber mit ihnen nicht ganz unbekannt seyn dürfe – dürfe; daß wir alles Alles jetzt weit besser wüßten, als es die Alten konnten vermochten . Wer so denkt, den wird man so wenig von den Vorzügen dieser alten Literatur überzeugen können, als, als von dem Werth der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit und der Bildung des Geistes, Geistes den, dessen erste Frage immer ist: ob eine Sache etwas, und ob sie vieles einbringe ? Wer sie aber auf die Art studiert studirt , die oben (§. 76 – 85 76 – 85. ) angegeben wurde: wurde, der wird bald gewahr werden, daß sie die hohe Achtung, wonach man sie besonders in Schulen zur Bildung Bildung künftiger Gelehrten braucht gebraucht , mit großem grossem Recht verdiene. neuesten versuchten Reformation der Schulen Hier dürfte die durch Johann Bernhard Basedow und die Gründung des Dessauer Philanthropinums angestoßene Reformbewegung (vgl. I § 33 c) gemeint sein (vgl. auch I § 56). 107. Denn – nicht zu gedenken, daß der künftige Gelehrte, sie, zumal die lateinische Sprache, nach der jetzigen Verfassung der Gelehrsamkeit, nicht entbehren kan kann ; und daß durch Unkunde dieser Sprachen ein großer grosser Schatz von Begriffen, der in unsre Wissenschaften durch die aus beyden beiden ausbeyden Sprachen entlehnten Kunstwörter Kunstwörter übergegangen ist, verlohren verloren geht, geht oder doch unbrauchbarer wird – wird; so ist schon die Kenntniß dieser Sprachen, als Sprachen betrachtet, ein ungemein großer grosser Gewinn (§. 64. Anm. 1. und 2 2. ) , wenn man das voraussetzt, was oben (§. 59 f. ) von dem großen grossen Einfluß der Sprachen auf die Bildung der Seele Seele gesagt worden ist, und dazu nimmt, daß beyde beide hier in Unter suchung kommende Sprachen unter die vorzüglich ausgebildeten gehören. Daher ist der Wahn, als wenn man griechische und lateinische lateinsche Schriftsteller vornemlich, vornehmlich vornehmlich, oder nur, nur um der Sachen willen lesen müsse, und dazu eine nothdürftige Kenntniß dieser Sprachen zureichend sey sei , ein sicherer sichrer Beweis, daß man entweder jenen Einfluß oder die Natur beyder beider Sprachen nicht genugsam kenne. 108. Dieser große grosse Vortheil wird bey weiten bei weitem nicht durch Uebersetzungen Uebersetzungen Uebersetzungen der alten klassischen classischen Schriftsteller erhalten. Mögen sie immerhin gut genug für die seyn, die der alten Sprachen selbst unkundig, doch den Inhalt Inhalt alter Schriften oder die in ihnen vorgetragnen vorgetragenen Sachen lernen und benutzen wollen; immerhin dazu helfen, einen alten Schriftsteller etwas verstehen zu lernen, und, wenn sie sehr gut sind, uns auf manche unerkannte Schönheit des Originals aufmerksamer zu machen; mögen sie selbst unsere Sprache aus den alten bereichern helfen: so machen sie uns doch das alte Original Original selbst durchaus nicht entbehrlich. Denn – ausserdem außer dem, daß es überaus wenige Uebersetzungen giebt, die recht eigentlich genau und mit solchem Fleiß ausgefeilt wären, daß sie das Original wirklich nachgezeichnet dar stellten, und, in Absicht auf den Ausdruck wenigstens, vielleicht gar keine, keine die man für das Original Orginal nehmen könnte – könnte; so kan kann man nicht einmal den Inhalt selbst ganz ohne eigene feinere Kenntniß der Sprache des Originals verstehen. Denn selbst der Inhalt ist so voll Anspielungen auf Meinungen, Sitten und Verfassungen, setzt wenigstens so viele Kenntnisse dieser Dinge voraus, ohne die man sich in die Denkart Denkart und Lage des Schriftstellers nicht hinein denken kan hineindenken kann , daß es unmöglich ist, ihn recht zu verstehen, ohne unsre eigne unsere eigene Vorstellungen ihm unter zu schieben unterzuschieben . Und wenn auch einigen dieser Schwierigkeiten durch Anmerkungen kan kann abgeholfen werden: werden, so haben sich doch die Ausdrücke eines alten Schriftstellers so sehr nach der besondern Beschaffenheit seiner Nation und Zeit, und selbst nach seinen individuellen Geistes- und äusserlichen äußerlichen Umständen gebildet, gebildet: und dieses alles ist so in seine Sprache übergegangen, daß sie schlechterdings nur in dieser Sprache können ausgedruckt und empfunden werden. – Ueberhaupt bleibt das Eigenthümliche dieser Schriftsteller, zumal im Ausdruck, immer unübersetzbar; bey bei alten Schriftstellern, die auf den Ausdruck Fleiß gewendet haben, z. B. bey bei den Briefen des Cicero Cicero , kan kann man sich leicht durch Proben überzeugen. Ist die Uebersetzung eines solchen Schriftstellers auch im Ausdruck, auch in den Wendungen, Wendungen recht genau: genau, so ist sie gewiß jedem, der einigen Geschmack Geschmack hat, wegen des Undeutschen und der so ganz fremden Gestalt, unerträglich. Läßt sie sich aber wie ein deutsch deutsches Original lesen, oder folgt man der ungereimten Regel, die Alten so reden zu laßen lassen , wie sie geschrieben haben würden, wenn sie Deutsche gewesen wären: wären; so müssen nothwendig gerade die eigenthümlichen Züge des Originals verwischt vermischt seyn. *) An Beybehaltung Beibehaltung des Reitzes, der sich durch das Ganze ergießt, der vielsagenden Kürze, des harmonischen Baues der Rede, des Numerus, der besondern Uebergänge von Einem aufs Andere, die oft nur in der Sprache liegen, u. dgl. liegen u. dergl. , welches alles Numerus u. dgl. das so sehr gefällt, gefällt und unsre unsere Seele zum Gefühl einer gewissen Schönheit stimmt, die sich in unsrer unserer Sprache nicht gerade eben so ausdrucken ausdrücken läßt, aber doch die Seele zu ähnlichen Ergießungen Ergiessungen gewöhnt, ist bey wenigstens bei den meisten Uebersetzungen gar nicht zu gedenken. *) S. ( Hottinger, Johann Jakob J. H. Hottingers J. H. Hottinger's ) Etwas über die neuesten Uebersetzerfabriken der Griechen und Römer in Deutschland , 1782 1782. in 8, vornemlich 8., vornehmlich S. 81 f. 109. „Es ist aber doch schon vieles aus diesen alten Sprachen in manche neuere übergetragen, übergetragen; es haben auch diese neuere neueren viel eigenthümliche Vollkommenheit, darin sie die Alten übertreffen, alten übertreffen; und dadurch scheint das Studium der Alten entbehrlich gemacht zu werden.“ – Entbehrlich nun wohl nicht, wenn auch an dem Gesagten mehr wäre, wäre als nicht wirklich ist. – Man ist schon weniger aufmerksam auf das, das was uns bekannter, unsrer unserer Denkungsart Denkungsart, Sitten und Ausdruck gleichförmiger, als was fremd oder ungewohnter ist; schwerlich sind wir geneigt, jenes so, bis auf die feinsten Züge der Schönheit Schönheit, zu studieren studiren , als dieses. – Neuere Sprachen haben, eben deswegen, deswegen weil sie im Gange sind, sind und immer an ihrer Bildung gearbeitet wird, weniger bestimmte Schönheit, als die nun keiner schönen Veränderung mehr unterworfnen alten unterworfenen Sprachen des Alterthums . – Je mehr die Schriftsteller, wie dieses der Fall bey bei den alten ist, in ganz andern Umständen waren, empfanden, dachten, handelten und redeten, als die Unsrigen; je unsrigen, desto mehr lernen wir, durch den Umgang mit ihnen, die so schwere Kunst Kunst, uns in fremde Umstände versetzen, welches unentbehrlich ist, ist um sie recht zu verstehen, zu beurtheilen, beurtheilen und williger von ihnen zu lernen; lernen – eine Geschmeidigkeit Geschmeidigkeit, die, die zumal für einen Lehrer des Christenthums, sehr vortheilhaft ist, der seine Weisheit aus den alten Büchern der heiligen Schrift schöpfen, unverwandt nach Wahrheit und Liebe trachten, und allen Allen Alles werden soll. Aus diesem letzten Umstand letzteren Umstande läßt sich zum Theil die Wirkung des Didicisse fideliter artes auf die Sitten und der die schwerlich abzuläugnende Umstand Erscheinung erklären, daß Lehrer der Religion, welche die Alten fleißiger studieret studiret studiert haben, weniger unbillig und streitsüchtig zu seyn pflegen, als die, so sich dadurch nicht gebildet haben. allen Alles werden Vgl. 1Kor 9,22. Didicisse fideliter artes Diese an der Wende zum 19. Jh. vielzitierte Wendung stammt aus Ovids (43 v.–17 n. Chr.) während seiner Verbannung am Schwarzen Meer verfassten Epistulae ex Ponto . In Ov. Pont. II 9,47f. heißt es: „mit redlichem Sinne die edleren Künste erlernen sänftigt die Sitten und nimmt ihnen das Grausame weg ( ingenuas didicisse fideliter artes emollit mores nec sinit esse feros )“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Willige/Luck], Stuttgart/Zürich 1963, 404.405). 110. Ist denn aber auch schon so viel aus den alten griechischen und lateinischen Schriftstellern auf die Neuern neuern übergetragen worden? Lassen sie sich, bey bei so vielerley vielerlei Rücksichten, in welchen man sie studieren studiren kan kann , wirklich ausstudieren ausstudiren ? Und und sinds nur einzelne einzle Schönheiten, ists nicht eben ihr ganzer Geist , den wir uns aufs möglichste zu eigen machen sollten, und der eben noch so wenig auf uns ruht, ruht und so wenig ins Allgemeine wirkt? 111. Wenn wir auch bloß auf die Sachen Sachen sehen, Sachen sehen: wie viel ist die alte Geschichte werth, die wir beynahe beinahe bloß aus ihnen schöpfen können? so viele feine Philosophie? wenigstens die Kenntniß des Fortgangs und von der Entwickelung der Seelenkräfte unter den gebildetsten Völkern des Alterthums? so viel Menschen- Menschen und Weltkenntniß? so viel trefliche treffliche Sittenlehre und Klugheit? Mögen wir es in manchen Künsten, in Kenntniß der körperlichen Natur und ihrer Kräfte, in dem, dem was zum äusserlichen äußerlichen Fortkommen und Nahrung gehört, und in guten bürgerlichen Verfassungen, Verfassungen weiter gebracht haben als sie; sie: in dem Uebrigen, in dem, was den Geist Geist bildet – abgezogen was wir von ihnen Ihnen mittel- oder unmittelbar gelernt haben – wie weit übertreffen wir sie denn? und wie viel haben wir ihnen noch lange nicht abgelernt? 112. Am meisten Ueberdieß kommt es hiebey hiebey, hierbei nicht so sehr auf die Sache Sachen selbst, als auf die Art an, wie sie sie dieselbe dachten und ausdruckten ausdrückten . In Absicht auf den Geschmack Geschmack , Geschmack sind sie von allen Kennern allgemein als Muster anerkannt; und sie sind es wirklich, in der weitesten Bedeutung, Bedeutung die man dem Wort Worte Geschmack geben kan kann . – Sie schöpften ihre Kenntnisse aus der ersten Quelle, aus der zwar noch nicht so entwickelten, entwickelten aber auch noch nicht so verstellten Natur Natur , und bildeten sich durch Beobachtung Beobachtung . Bey Bei uns gießt man den Geist von Kindheit an in Formen, Formen; überall regiert die Mode Mode , Mode ; wir bilden uns durch Bücher , und verderben uns frühzeitig durch die Schwelgerey Schwelgerei der Lectüre. – Lektüre. Sie, als gleich theilnehmende Glieder Einer zu einerley einerlei Absicht arbeitenden Gesellschaft, lernten durch Handeln , Handeln und durch Umgang mit allerley allerlei Arten von Menschen. Dies Menschen; dies schärfte den Wahrheitssinn, leitete aufs Gemeinnützige, machte ihre Erkenntniß praktisch praktisch; dies dieß erhielt und schärfte das Gefühl der menschlichen Würde und der natürlichen Rechte des Menschen; ihre Philosophie war Philosophie des Lebens, ihre Geschichte eigentlich pragmatisch, d. i. auf Bildung zu Geschäften und zu der dazu nöthigen Klugheit angelegt. Bey Bei uns ist diese enge Verbindung der bürgerlichen Gesellschaft beynahe verschwunden; beinahe verschwunden: wir haben Staaten, aber wir haben, im bürgerlichen Verstande, kaum ein Vaterland. Wir Vaterland; wir handeln nach eingeflößten Grundsätzen; gewöhnen uns an hergebrachte Gewohnheiten und Formen, an druckende drückende Einrichtungen, die oft mehr Gewalt und List, als Weisheit, welche für jeden sorgte, eingeführt, und die bloße Länge der Zeit in angebliche Rechte verwandelt hat; wir vergessen darüber unsere Kräfte, unsern Menschenwerth Menschenwerth, unsere angebohrnen ange borenen Rechte. Unsre unsre Erziehung Erziehung ist meist in den Händen solcher Leute, Leute die durch nichts weniger als durch gereifte Erfahrung gebildet sind; unsre Gelehrte Gelehrten , die fast einzigen, einzigen die noch an der wahren Bildung des Geistes arbeiten, sind sind, zu sehr ausgeschlossen von der Welt und dem Umgang mit Geschäftleuten Geschäftsleuten , auch zu wenig für die Welt, wenigstens mehr auf Speculation als auf das praktische Leben bedacht; unter ihren Händen gewinnt Philosophie und Geschichte an Wahrheit und Gewißheit, selten wird sie Schule der Weisheit, Weisheit; gemeiniglich zieht sie, weil es ihr an Geschmack und Weltkenntniß fehlt, nicht einmal die Ungelehrten zum Lesen an. – In unsrer Welt ist Bildung des Geistes oft kaum etwas anders, anders als ausgeartete Cultur Cultur Kultur , die nach Ueberfluß und Vergnügungen hascht; Höfe und glänzende Gesellschaften geben den Ton an, theilen die Begierde zu glänzen, den nach Convention geformten Geschmack Geschmack, Weichlichkeit und Frivolität, allen denen mit, die den Schimpf nicht haben wollen, wollen daß sie nicht zu leben wüßten; Schriftsteller, die nichts mehr wünschen, wünschen als von der feinen Welt gelesen zu werden, stimmen ihre Schriften nach diesem Ton, Ton und machen die Seuche allgemeiner. Diese Abgeneigtheit von ernsthaftern, ernsthaftern ernsthaften, nützlichen Beschäftigungen, der Eckel Ekel an nüchternen Untersuchungen, Untersuchungen und die leidige Geniesucht Geniesucht vertilgt vollends die wahre Bildung des Geistes zur Weisheit und Tugend. So entsteht eine Philosophie, die von einiger Weltkenntniß oben abgeschöpft, obenabgeschöpft aber durch genaue Untersuchung nicht geläutert ist, bey bei welcher Witz für Beweis gilt, die sich entweder dadurch empfiehlt, empfiehlt daß sie den Leidenschaften der Menschen schmeichelt, oder dadurch, dadurch daß sie natürlich scheint, weil sie alles, alles Alles, was moralisch ist, nicht nach der Natur, sondern nach ihren Ausartungen in der wirklichen Welt, vorstellt; und die Geschichte Geschichte hört in sofern auf, die Stelle der Erfahrung Erfahrung zu vertreten, vertreten und wahre Weisheit zu lehren, als darin nicht Wahrheit, sondern nur Unterhaltung und Belustigung gesucht wird. Wären nicht selbst deswegen die classischen klassischen Schriften der Griechen und Römer, Römer – die sich so sehr durch männlichen Geschmack und bewährte Weltkenntniß auszeichnen, deren Geschichtschreiber insbesondre insbesondere nicht bloß für den Gelehrten, den Staatsmann, den bloß neugierigen Neugierigen und Zeitvertreib suchenden Leser, sondern Weise und Rechtschaffne Rechtschaffene zu bilden, geschrieben haben – wären die nicht werth, werth fleißig studiert zu werden, um unserm unsrem Geschmack Geschmack wieder Festigkeit, unsrer Menschen- und Weltkenntniß gesunde Nahrung, und der Weisheit und Tugend wieder Kraft und Ermunterung zu geben? Anm. 1. S. ausser außer den §. 76 76. erwähnten Schriften: Casaubon, Isaak Is. Casauboni Causoboni Zuschrift seines Polybius Polybius an K. Henri IV. Heinrich 4. (im (in dritten Theil der von Ernesti, Johann August Ernesti Ernesti besorgten Wiener Ausgabe Ausgabe, 1763 in 8.) 8.) – Ernesti, Johann August Ernesti Opuscula Oratoria oratoria, pag. 3. 20. 184. 197 seq. seq. – Vermischte Beyträge zu zur Beiträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften Wissenschaften, Band 2, Stück 2, Aufs. 1. über die Wissenschaft der Literatur Literatur, und das Wolf, Friedrich August Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft, Berlin 1810 . Anm. 2. Das aufgestellte Gemählde scheint doch zu dunkel gefallen. Es war, als die Classiker Classiker schrieben, nicht besser. Sie führen über ihr Zeitalter dieselben Klagen. A. d. H. Is. Casauboni Zuschrift seines Polybius an K. Heinrich 4. (im dritten Theil der von Ernesti besorgten Wiener Ausgabe 1763 in 8.) Gemeint ist Isaak Casaubons Dedicatio an den französischen König Heinrich IV. (1553–1610) in der von Johann August Ernesti veranstalteten dreibändigen Ausgabe Polybii Historiarum quae supersunt III,2 (1763), 603–665. Diese Ausgabe (vgl. I § 225) hat sich nachweislich in Nösselts Besitz befunden (vgl. Bibl. Nöss. 398 Nr. 203–205). Ernesti Opuscula Oratoria pag. 3. 20. 184. 197 seq. Bis zur ersten Auflage der Anweisung sind Johann August Ernestis Opuscula oratoria in zwei Auflagen erschienen (1762 bzw. 2 1767). Gemeint sind die folgenden Beiträge in der zweiten Auflage: Oratio professionis humaniorum literarum extraordinariae adeundae causa recitata (aaO 3–19); Oratio professionis rhetoricae adeundae causa dicta (aaO 20–37); Prolusio III. Formula indicendae petitionis honorum philosophicorum Vice Cancellarii (aaO 184–188); Prolusio V. De philosophia vitae (aaO 197–207). Vermischte Beyträge zu Philosophie und den schönen Wissenschaften Band 2, Stück 2, Aufs. 1. über die Wissenschaft der Literatur Gemeint ist der Versuch über die Wissenschaft der Litteratur in den Vermischte[n] Beyträge[n] zur Philosophie und den schönen Wissenschaften 2,2 (1764), 194–275. Es handelt sich um eine Übersetzung einer ursprünglich französischsprachigen, jedoch von einem englischen Autor verfassten und 1762 in London erschienenen Abhandlung, hinter der sich Edward Gibbons (1737–1794) Essai sur l'étude de la littérature verbirgt. Der Übersetzer ist Samuel Benjamin Klose (1730–1798). Wolfsche Museum der Alterthumswissenschaft, Berlin 1810 Die von Friedrich August Wolf und Philipp Karl Buttmann (1764–1829) in Berlin herausgegebene Zeitschrift Museum der Alterthums-Wissenschaft ist in zwei Bänden (1807 bzw. 1808/1810) erschienen (vgl. I § 105 c). Aufgrund des Inhalts ist jedoch zu fragen, ob an dieser Stelle tatsächlich nur auf den zweiten Band oder auf die Zeitschrift als Ganzes verwiesen sein soll. 113. Dem, der sich der Theologie Theologie Theologie widmet, wird, ausser außer den bisher erwähnten großen Vortheilen, grossen Vortheilen welche ihm die fleißige Lesung der alten griechischen und lateinischen lateinschen Schriftsteller gewährt, die Kennt niß beyder beider Sprachen auch dadurch unentbehrlich, daß ohne sie weder der Verstand der heiligen Schrift , auf der doch unsre Religion Religion beruht, noch andre andere Theile der Theologie überzeugend erkannt werden können. – Es ist eitler und schädlicher Wahn, daß man, um die heilige Schrift zu verstehen, beyde beide Sprachen deswegen nicht genau zu verstehen brauche, weil durch eine große grosse Menge guter Ausleger uns schon genug vorgearbeitet habe sei . – Die guten Ausleger Ausleger laßen lassen sich wohl zählen; und wie mag der, welcher sich durch jene Sprachen selbst nicht zum Ausleger gebildet hat, es wagen, über den Werth des einen vor dem andern zu entscheiden, oder sich der Empfehlung von andern Andern blindlings anzuvertrauen? – wie alsdann alsdenn zu entscheiden, wenn auch gute Ausleger in ihren Erklärungen uneins sind? – wie, wie ohne große grosse Gefahr zu irren, alsdann entscheiden zu wollen, wenn sie gerade den Sinn für den richtigen ausgeben, der unsern Wünschen und Erwartungen gemäß ist? – Und und ist schon alles Alles erschöpft, der wahre Sinn nirgends mehr verborgen, nichts mehr zu läutern, nichts Neues mehr zur Bestätigung des wahren Verstandes zu sagen? Soll soll man überall, nur bey bei der heiligen Schrift nicht, mit eignen eigenen Augen sehen? 114. Wie soll denn sonst eine gewissenhafte Ueberzeugung entstehen, daß die heilige Schrift wirklich etwas gesagt habe, und wie verhütet werden, daß man nicht auf schwärmerische Einbildungen von dem Verstande einzelner einzler Aussprüche der heil. Schrift ver falle, oder ihr seine eigne eigenen Gedanken unterschiebe, oder auf bloßes blosses Gerathewohl einen Sinn annehme, als dadurch, daß wir gewiß wissen, der Sprachgebrauch Sprachgebrauch bringe diesen und keinen andern Sinn mit sich? welches ohne genaue Kenntniß solcher Sprachen schlechterdings unmöglich ist. 115. Diese erlangt man so wenig durch flüchtiges Lesen der in solchen Sprachen geschriebnen Bücher geschriebenen Bücher, als durch Wörterbücher allein. – Jenes mag uns zur nothdürftigen Kenntniß einer Sprache verhelfen; zur genauern, zumal bey bei schweren schwerern Stellen, hilft es gewiß nicht, wie man leicht begreifen wird, wenn man das oben (§. 77. f. ) gesagte, versteht, versteht Gesagte versteht und in genauere Erwegung Erwägung ziehen will. – Unter den Wörterbücher Wörterbüchern sind die meisten ohne genugsame Kenntniß der Sprachen und ohne bestimmte Genauigkeit zusammengetragen; zusammen getragen; – auch die bessern bedürfen noch so mancher Berichtigung, so häufiger Ergänzung von Wörtern oder Redensarten und deren Bedeutungen, sonderlich in einem bestimmten Zusammenhang, so vieler Erklärung der Begriffe selbst, selbst die an einem Worte hängen, daß man sich geradezu nicht auf sie verlassen kan kann . Haben sie auch, – wie dieses zur Ueberzeugung, Ueberzeugung daß sie alles Alles richtig angäben, nöthig wäre, – ihre Angabe mit Beweisen belegt: wie will man die prüfen, wenn es uns noch an genauer Kenntniß einer Sprache fehlt, fehlt und man sich durch sorg fältiges Studieren Studiren guter Schriftsteller noch nicht die Fertigkeit erworben hat, selbst den Sinn in einer fremden Sprache zu finden? Wenn dieses auch nicht das allgemeine Geständniß aller eigentlichen Kenner alter Sprachen wäre: wäre, so läßt es sich schon an einem kleinen Beyspiel Beispiel , an den Wörterbüchern über das N. Testament, zeigen. Wie manche Wörter fehlen da, weil sie nicht in unsern unserm gedruckten griechischen Text Texte stehen, deren Kenntniß doch zur Beurtheilung und Erklärung verschiedner verschiedener Lesearten nöthig ist? ausser Ausser Außer vielen sprachwidrig sprachwidrigen Erklärungen in den meisten Wörterbüchern dieser Art; Art: wie viele fehlen , sonderlich hebräische Bedeutungen der Wörter Wörter, fehlen da da, z. B. von ἀγαλλιαν , εὐχαριστια , καυχασθαι , κενουν , λογιζεσθαι το κακον , τρεμειν τινα u. a. u. a.; und wie wenig sind die Begriffe von οἰκοδομη οικοδομη , παντοκρατωρ , πνευμα , σημειον ἀντιλεγομενον , ἑαυτω ἀρεσκειν u. dgl. vornemlich, vornehmlich u. dergl. , vornehmlich, wie wenig sind diejenigen bestimmt, bestimmt die man Religionsbegriffe Religionsbegriffe nennen könnte, obgleich die Wörter, durch die sie ausgedruckt werden, in den Wörterbüchern übersetzt sind? Dies sey sei bloß hingeworfen, um die aus ihrer gleichgültigen Ruhe zu wecken, die, mit dem Wörterbuch in der Hand, der Auslegung des N. T. gewachsen zu seyn glauben. {Unstreitig ist durch mehrere neue exegetische Schriften und vollständiger gewordenen Lexica manchen Mängeln, die hier gerügt sind, abgeholfen.} 116. Ueberhaupt wird der sehr gewinnen, der sich nicht eher an Erklärung der heiligen Schriften wagt, bis er vorher durch Lesung alter griechischer und lateinischer Schriftsteller wohl geübt ist. – Denn 1) wie es der Anfang aller exegetischen Weisheit ist, nur erst zu fühlen, fühlen ob man etwas verstehe oder nicht? nicht: so ist schon dies dieses sehr schwer für den, der nicht aus jener Schule zur heiligen Schrift kommt, weil uns die Stellen heiliger Schrift, die wir in der Jugend Jugend gemeiniglich ohne Verstand gelesen haben, den Wörtern nach geläufig, ihre Lehren, oder was man dafür zu halten gelernt hat, bekannt sind, und man gemeiniglich mit einem Sinn Sinne zufrieden ist, ist der keinen offenbaren Unverstand enthält, zumal zumahl wenn er sich durch Erbaulichkeit empfiehlt. Alles dieses hindert, hindert daß es uns oft nicht einmal einmahl in den Sinn kommt, kommt nur zu zweifeln, ob wir auf dem rechten Wege sind. Hingegen bey bei andern Schriftstellern sind wir weder schon so mit ihren Begriffen bekannt, noch dafür schon so eingenommen, fürchten auch weniger eigne Zweifel oder Vorwürfe von uns oder andern An dern , wenn wir von hergebrachten Erklärungen Erklärungen abgehen, abgehen oder gestehen, gestehen daß wir etwas nicht verstünden. 117. Ist man 2) nur mit den Umständen, Sitten und dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch neuerer Zeiten und Sprachen bekannt: bekannt, so findet man in alten Schriften Schwierigkeiten, Schwierigkeiten wo keine sind, sind; man sucht sie zu heben, verwickelt sich eben durch diese Bemühung in noch mehrere Schwierigkeiten, fällt auf harte und gekünstelte Erklärungen, wodurch man auf einer Seite den Gegnern der heiligen Schrift Blößen giebt, auf der andern sich gegen natürlichere Erklärungen Erklärungen abhärtet, abhärtet: theils , theils weil man das für das Natürlichste natürlichste hält, was unsrer Art zu denken, zu reden und zu handeln am gemäßesten ist, ist; theils , theils weil man das ungern aufopfert, aufopfert was uns Mühe gekostet hat, zumal zumahl wenn man durch einen vermeintlich gefundnen gefundenen Sinn der heiligen Schrift neue Bestätigung seines Lehrbegriff Lehrbegriffs gefunden, Lehrbegrifs gefunden oder mehr Zusammenhang in seine Vorstellungen gebracht zu haben glaubt. Wer hingegen schon mit andern alten Schriften ausser außer der Bibel Bibel vertraute Bekanntschaft, Bekanntschaft und gelernt hat, hat sich in die Lage alter Schriftsteller zu versetzen, fällt entweder auf solche eingebildete Schwierigkeiten gar nicht, nicht oder er weiß sie leichter aus den Meinungen und Redensarten Redearten der Alten zu erklären, schiebt der heiligen Schrift weniger neuere Begriffe unter, und ist demnach fähiger fähiger, von ihr zu lernen. 118. 3) Den Sprachgebrauch Sprachgebrauch Des Sprachgebrauchs in todten Sprachen kan kann man anders nicht zuverläßig lernen, lernen gewiß werden, als aus den Schriften, die in einer solchen Sprache abgefaßt sind, und, wo es der gleichen nicht giebt, giebt giebt; oder wo sie nicht zureichen, aus der Analogie Analogie andrer anderer mit ihr verwandten Sprachen, Sprachen; oder aus den Erklärungen Erklärungen, Erklärungen die der Schriftsteller selbst in einer Stelle oder in ähnlichen Stellen giebt. – Selten ist dieses letzte Letztere möglich, weil es seyn kan kann , daß er nur Einmal einmahl von einer Sache redet, redet oder nur Einmal einmahl ein Wort und eine Redensart braucht gebraucht . So ein trefliches treffliches Hülfsmittel also zur Einsicht des Verstan des ähnliche Stellen sind, so helfen sie doch nicht überall; sicherlich wird auch der derjenige die in der heiligen Schrift den meisten Meisten unmerkbare feinere Aehnlichkeit leichter empfinden, der dergleichen zu bemerken durch achtsames Lesen alter Schriftsteller sich gewöhnt hat; und überall folgt ein Schriftsteller, wo er nicht sehr dringende Ursachen hat, demjenigen Sprachgebrauche Sprachgebrauch , dem Sprach gebrauch der in der Sprache, worin er schreibt, herrscht, herrscht; wenigstens bildet er, auch da, wo er eigne eigene Ausdrücke wählt, seinen besondern Sprachgebrauch aufs möglichste nach dem allgemeinen. Und dieser, woraus ist der er anders zu erkennen, erkennen als aus den andern Schriften in eben der Sprache? bey Bei dem neuen Testament also, woher anders, als aus andern alten griechischen Schriftstellern, Schriftstellern und zum Theil aus den griechischen Uebersetzern des alten Testaments? Anm. Anm. 1. Je ähnlicher ein Schriftsteller in seiner besondern Art des Ausdruck Ausdrucks, in der Kürze, in den Wendungen, in der Zusammenziehung mehrerer Begriffe in Ein Wort oder Redensart u. dgl. u. d. gl. u. dergl. einem andern ist, wie z. B. schon von andern in Absicht auf den Apostel Paulus Paulus und den Thukydides Thucydides bemerkt worden ( S. Bauer, Karl Ludwig Car. Lud. Baueri exercitat. de lectione Thukydides Thucydidis , optima interpretandi disciplina, Lips. 1753 1753. und desselben Philologia Thucydideo-Paulina, Halae 1773 , 8. 1773 8 ): je 1773. 8.), desto nützlicher ist es, es den Letztern letztern zu studieren, studiren um den Erstern erstern besser zu verstehen. Anm. Anm. 2. Bey Bei der Analogie Analogie andrer Sprachen ( s. ( S. Ge. Godofr. Zemisch disp. de analogia linguarum interpretationis subsidio, Lips. 1758 ), 1758.), 1758.) kommt es hier, wo vom Griechischen die Rede ist, zunächst auf das Lateinische an, das bey bei dem N. T. noch viele viel unerkannte Erläuterungen darreicht, darreicht z. B. 1 Kor. 7, 29. 29 καιρος συνεσταλμενος , συνεσταλμενος traurige Zeit, vergl. mit dem diffundi und contrahi bey bei Cicero Lael. XIII Cicero Lael. c. 13 13. ; Luc. 11, 13; 13 πονηροι für Karge , Karge vergl. mit maligni in eben dem Sinn beym beim Plautus Bacch. III, 2.17 Plautus Bacch. III, 2. 17; 17. Luc. 8, 18. 18 18., vergl. mit ex astris decidere bey bei Cicero Att. II, 21 Cicero ad Att. II. ep. ep, 21 21. ; Matth. 24, 29. 29 mit dem Lat. lat. cadere oder occidere, occidere von Gestirnen gebraucht; 1 Kor. 4, 9. 9 θεατρον ἐγενηθ. τω τῳ κοσμῳ κ. ἀγγελοις κ. ἀνθρωποις , überhaupt für: der allgemeinen Verachtung bloß gestellt worden seyn, vergl. mit Cicero fam. (ad div.) I, 9 Cicero's Stellen, Stellen die Manutius, Paulus Manutius bey bei den Epist. ad divers. lib. I. ep. 9. gesammlet hat; Χρισμα . Χρισμα 1 Joh. 2, 20. 20 vergl. mit dem lat. imbui statt doceri u. dgl. u. dergl. ἐγενηθ. 1Kor 4,9 liest ἐγενήθημεν . κ. 1Kor 4,9 liest καὶ . κ. 1Kor 4,9 liest καὶ . Cicero's Stellen, die Manutius […] gesammlet hat Gemeint ist der Drucker und Verleger Paolo Manuzio (Paulus Manutius) (1512–1574), der als Nachfolger seines Vaters Aldo Pio Manuzio (Aldus Manutius) (ca. 1450–1515) in der familieneigenen venezianischen Offizin, Leiter der Druckerei der neu gegründeten Academia Veneta und später auch der päpstlichen Buchdruckerei im Vatikan zu den führenden Typographen und Gelehrten seiner Zeit gehörte und sich v.a. durch seine kommentierten Cicero-Ausgaben bleibenden Ruhm erworben hat. 119. Und wie 4) falsche und nach Schulformen Schulformen gekünstelte Zergliederungen der Bücher der heil. h. Schrift sehr oft den wahren Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt verrücken, woraus man die Absichten eines Schriftstellers ansehen sollte, und selbst zu erdichteten Erklärungen seiner Ausdrücke Gelegenheit geben: so ist kein besseres Mittel Mittel, sich gegen diese willkührliche willkürliche willkührlichen Spielwerke zu verwahren, als wenn man aus Lesung alter Schriftsteller die gar nicht schulgerechte, schulgerechte sondern natürliche Stellung ihrer Gedanken, ihre oft unscheinbare unscheinbaren Verbindungen durch Partikeln, Participial-Con structionen u. dgl. u. d. gl. Participial-Construktionen u. dergl. und die ganze Einkleidung bemerkt , die von unserer der unsrigen oft so sehr abgeht abgeht, bemerkt abweicht . 120. Auch ist 5) diese sorgfältige Beschäftigung mit alten Schriftstellern ein gutes Verwahrungsmittel gegen die Verbesserungssucht Ver besserungssucht des Textes der heiligen Schrift, sowohl Schrift sowohl, als gegen die unzeitige Aengstlichkeit bey verschiednen bei verschiedenen Lesearten Lesearten. Wer jene auch kritisch studiert studirt hat, wird sich durch noch so viele Lesearten, mit welchen gleichwohl die unverfälschte Aechtheit Echtheit des Textes bestehen kan kann , nicht nur nicht irre machen laßen, lassen, lassen: er wird auch allein im Stande seyn seyn, den Werth derselben abzuwägen. Hat man sich bey bei jenen Alten alten an die Beobachtung des feinern feineren Parallelismus gewöhnt; gewöhnt, Versuche gesehen, gesehen und selbst gemacht, gemacht dunkle Stellen zu erklären, erklären und solche, die einander oder andern Schriftstellern zu widersprechen scheinen, mit einander zu vereinigen; und hat nach und nach das Ungegründete und Gezwungne Gezwungene mancher gewagten Veränderungen des Textes, wie die Quellen dieses Fehlers und die verschiedne verschiedenen Arten eingesehen, eingesehen wie verschiedne verschiedene Lesearten Lesearten entstehen können: so wird gewiß dadurch Bescheidenheit Bescheidenheit so sehr als geschickte Beurtheilung befördert werden. Wenigstens ist es immer sicherer, sicherer sich erst in jener Kritik Kritik zu üben, wo der Schade bey bei Fehltritten so beträchtlich nicht ist, als bey bei der heiligen Schrift, bey bei der wo ohnehin die Vorstellung von ihrer Göttlichkeit leichter verleitet, verleitet vor genauerer nach genauer Untersuchung Partey Parthey schon Partei für oder wider eine Leseart zu nehmen. Ernesti, Johann August J. Anm. S. I. A. Ernesti Opusc. Orator. p. 41 sqq. Aus dem, was bisher §. 115 f. bemerkt worden ist, ergiebt sich augenscheinlich, wie verkehrt verkehrt, und selbst für die Einsicht des rechten Verstandes der heiligen Schrift nachtheilig nachtheilig, es sey sei , die Erlernnng Erlernung des Griechischen mit dem Lesen des neuen Testaments anzufangen. Die Schwierigkeiten, welche bey bei dem Griechischen des N. T. weit größer grösser sind sind, als bey bei den meisten sogenannten Profan-Schriftstellern, Profan-Schriftstellern ( s. die 14te bis 17te Abhandl. Abhandlung in Ernesti, Johann August Ernesti's Opuscul. philol. crit. Lugd. Bat. 1764 in gr. 1764. 8.) Profan-Schriftstellern. ( S. Ernesti's Abhandlungen in den Opuscul. philol. crit. pag. ) setzen es noch mehr ausser außer Zweifel, wie nothwendig es sey, sey sei, sich nicht daran zu wagen, ehe man sich nicht schon vorher durch fleissiges fleißiges Studieren fleißiges Studiren alter Schriftsteller dazu vorbereitet hat. J. A. Ernesti Opusc. Orator. p. 41 sqq. Im Blick ist die in beiden in Frage kommenden Auflagen der Opuscula oratoria (vgl. I § 112) seitenkonkordante Oratio de institutis criticorum in studiis Theologiae imitandis dicta professionis Theologicae adeundae causa (aaO 38–56). 14te bis 17te Abhandl. in Ernesti's Opuscul. philol. crit. Lugd. Bat. 1764 Die in Johann August Ernestis Opuscula philologica critica. Multis locis emendata et aucta (Leiden 1764) abgedruckten Abhandlungen tragen die Titel De difficultatibus Novi Testamenti recte interpretandi (aaO 198–218 [XIV.]), Pro grammatica interpretatione librorum inprimis sacrorum (aaO 219–232 [XV.]), De vanitate philosophantium in interpretatione librorum SS. (aaO 233–251 [XVI.]) und De difficultate interpretationis grammaticae Novi Testamenti (aaO 252–287 [XVII.]). In der ersten Auflage der Anweisung sind für den späteren Nachtrag der Seitenzahl(en) Spatien eingefügt worden (vgl. III § 77; III § 105). 121. Zur gründlichen Einsicht in andre Theile der Theologie (§. 113 113. ) ist die genaue Kenntniß der griechischen griechischen und lateinischen Sprache lateinischen Sprache eben so nothwendig. – Die allermeisten Quellen der Kirchengeschichte Kirchengeschichte Kirchengeschichte sind in einer von beyden beiden Sprachen abgefaßt, abgefaßt und, abgefaßt; und da selbst der Sprachgebrauch Sprachgebrauch zu verschiednen verschiedenen Zeiten und in verschiednen verschiedenen Gegenden so vieler Verschiedenheit und Veränderung unterworfen war: war, so ist es um so begreiflicher, wie unzuverläßig unzuverlässig die Kirchengeschichte seyn müsse, wenn sich ihre Kenntniß nicht auf die Kenntniß dieser Sprachen gründet. – Alles, was in der Theologie auf Geschichte Geschichte beruht; beruht: die Kenntniß der Kirchentheologie Kirchentheologie oder der verschiednen verschiedenen Vorstellun gen von den Lehren der Religion, Religion und der Ursachen dieser Verschiedenheit; der Kunstwörter Kunstwörter, die aus beyden beiden Sprachen genommen, genommen oder doch darnach danach gebildet worden sind , und selbst ein symbolisches Ansehen erlangt haben; haben: des Ursprungs der Irrthümer aus unbequemen Ausdrücken, Ausdrücken oder des Mißverstandes derselben, wodurch man ihrer Unrichtigkeit auf die Spur kommen kan kann ; der Folgen, Folgen die daraus für die Theologie entstanden sind – vornemlich vornehmlich wenn man die Richtigkeit dieser Kirchentheologie gehörig beurtheilen will, – kan kann dieser Sprachkenntniß nicht entbehren. 122. Würde nicht auch unsre Katechetik Katechetik und Homiletik Homiletik eine bessre bessere Gestalt bekommen, und würde man sich nicht besser zum Unterricht Unterricht in der Religion bilden, wenn man den Alten, sonderlich der Sokratisch Sokratischen Schule und ihren guten Nachfolgern, ihre Methode Methode in Gesprächen, und den griechischen und römischen Rednern die Kunst Kunst, Eindruck zu machen machen, und, was man vorstellen oder empfehlen will, von der wirksamsten Seite zu zeigen, so weit ablernte, als es die Natur der Sachen, die Absicht, Absicht bleibende Eindrücke hervorzubringen, und unsere Umstände erlaubten. erlauben? Anm. Unstreitig läßt sich von der Sokratischen Methode Manches für den Katecheten lernen. Doch hat man in neuern Zeiten das Sokratisiren sehr übertrieben, und dadurch der rechten Methode des Unterrichts der Anfänger geschadet. D. H. Sokratischen Methode Vgl. II § 174. 123. Was oben (§. 68 68 f. ) von der besten Erlernung der Sprachen überhaupt gesagt worden ist, gilt bey bei der lateinischen und griechischen Spra che insbesondre insbesondere , und von ihnen vorzüglich, weil sie unter allen alten Sprachen am meisten gebildet sind. Nur scheinen hier noch einige besondre besondere Anmerkungen darüber nicht unnöthig zu seyn. – Die lateinisch lateinische Sprache hat das eigne eigene Glück gehabt, die allgemeine Sprache der Gelehrten (in Europa Europa) zu werden; werden: *) daher sind die meisten gelehrten Schriften in ihr geschrieben, geschrieben; ihre Kenntniß ist für den Gelehrten, nächst der Kenntniß der Muttersprache, die unentbehrlichste, und sie verdient, als allgemeine Gelehrten-Sprache Gelehrten-Sprache Gelehrten-Sprache, erhalten zu werden. *) Sie hatte es, weil Rom zweimal die Welt beherrschte – politisch und kirchlich. So wurde durch die römische die vollkommnere griechische Sprache verdrängt. D. H. 124. Zuerst eben deswegen, weil die meisten gelehrten Schriften lateinisch lateinisch lateinisch abgefaßt sind. Je mehr also der Eifer Eifer, diese Sprache zu erlernen und ihrer mächtig zu werden, erkaltet, und je mehr sie daher ausser außer Gang kommt: je desto mehr verlieren wir die oben erwähnte erwähnten Vortheile, die aus dem fleissigen fleißigen Gebrauch der alten klassischen klaßischen lateinischen Schriftsteller entstehen, verlieren den Zugang zu den meisten Quellen Quellen der Geschichte Geschichte, und, weil uns nichts anzieht anzieht, was wir nicht verstehen, sogar die Lust daraus zu schöpfen, verlieren einen unschätzbaren Vorrath von Kenntnissen und Vorarbeiten in Untersuchungen aller Art . Anm. 1. Was hier und in dem Nächstfolgenden vorkommt, ist zugleich hinreichend zur Beurtheilung der Einwendungen gegen die Nothwendigkeit der Kenntniß dieser Sprache in der allgemeinen Revision etc. des Erziehungswesens etc. Theil II. p. 2. S. 234–257, die ohnehin sehr ärmliche Begriffe vom Verstehen des Lateinischen zum Grunde haben. Anm. Anm. 1. Aber man hat ja Aber, sagt man, ist denn nicht schon das Gegründetere Beste und Nutzbarere Nutzbarste aus lateinischen Schriften in deutsche und andere die neuern Sprachen übergetragen? – – Gewiß kaum mehr als das Nothdürftigste und was man für das Gemeinnützigste hielt, welches gegen die Menge des Uebrigen übrigen für Nichts zu rechnen ist. – Am meisten ists noch in der Geschichte Geschichte geschehen; wie weiß man aber, daß es vollständig, richtig und aufrichtig genug geschehen sey sei , wenn man nicht zu den Quellen zurückgehen kan kann , ohne welche noch weniger Sicherheit ist, als bey bei allen scharfsinnigen Untersuchungen, die nicht auf die ersten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß zurückgeführt werden. werden? Eben die gelehrtern und genauern Untersuchungen, wodurch man neuerlich, selbst in deutschen Schriften, die Geschichte ungemein berichtigt, vervollständigt, vervollständigt und ihr eine ganz andere Gestalt gegeben hat, beweisen, wie viel noch Gelegenheit in den Quellen zu sehr schätzbaren schätzren Entdeckungen übrig sey sei . – Je mehr das Ansehen der lateinischen Sprache sinkt sinkt, und je für für je entbehrlicher man ihre Kenntniß hält: hält; je hält, desto weniger wird sie, höchstens nur als Nebensache, getrieben werden. Aber eine seichte Kenntniß der selben ist gewiß dem Gebrauch der Quellen Quellen und der daraus zu schöpfenden Wahrheit noch nachtheiliger, als wenn man gar nicht daraus schöpft, weil man doch in dem letztern Fall weiß, daß man nur mit fremden Augen, in jenem Fall aber glaubt, daß man mit eignen eigenen Augen gesehen habe. Anm. Anm. 2. Wenn also von verständigen Männern auf die Beybehaltung Beibehaltung der lateinischen Sprachr Sprache gedrungen gedrungen, und vorhergesagt wird, daß mit ihrem Fall gewiß Barbarey einreissen Barbarei einreißen werde: so geschieht dieses dieß nicht aus pedantischer Hochachtung gegen diese Sprache, oder aus der falschen Einbildung, daß sie kräftiger und vollkommner vollkommener wie andre andere Sprachen sey. Sondern sei; sondern weil man vorhersieht, wie viele Kenntnisse mit dieser Sprache verloren verlohren gehen, oder wenigstens aus dem Gang Gange kommen werden; wie sehr seichte Kenntniß statt der gründlichen und zuverläßigen zuverlässigen überhand nehmen, wie allgemeiner der unwissende Dünkel, der bey bei verschlossenen verschloßnen Quellen nicht einmal mehr einer bessern Belehrung fähig ist, anstatt wahrer Ueberzeugung um sich greifen werde. Ohne in ältre ältere ähnliche Zeiten zurückzugehn zurückzugehen , mag die Erfahrung unsrer Zeit entscheiden, ob durch die Verächter dieser Sprache des Nachsprechens und Ausschreibens, oder der neuern und genauern Untersuchung mehr worden sey, geworden sei, und die Masse der gelehrten Erkenntniß und die Achtung der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit mehr ab- oder zugenommen habe? allgemeinen Revision etc. Theil II. p. 234–257 Hier ist nicht, wie auch in der dritten Auflage der Anweisung angenommen, auf den zweiten, sondern erneut auf den elften Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c) verwiesen. Der zweite Abschnitt dieses Bandes handelt von dem Zweck, dem Nutzen und Schaden des Lernens fremder Sprachen überhaupt (aaO 215–257), auf den in der Anweisung angeführten Seiten 234–257 (vgl. [525f.]) wird speziell das Lateinische abgehandelt. 125. Zweytens Zweitens : Die Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit verliert viel, und die Entdeckungen und Verbesserungen in derselben gehen oft gänzlich verloren; verloren, breiten sich wenigstens viel langsamer und nicht allgemein genug aus, wenn man unter den Gelehrten nicht eine allgemeine Sprache hat, wodurch man sich das Neue und Bessere mittheilen kan. – kann. Wenn man sagt: „so dürften die Gelehrten nur mehrere Sprachen lernen, und allenfalls ersetzte auch dieses die Dienstfertigkeit der Uebersetzer:“ so hat man wohl nicht genug bedacht: bedacht, daß beydes Beides ein mühsamer Umweg ist, der völlig ersparet erspart werden könte könnte , wenn eine allgemeine Gelehrten-Sprache Gelehrten-Sprache gebraucht würde; würde: ein Umstand, den die, welche die Nothwendigkeit einer solchen, namentlich der lateinisch lateinischen, Sprache bestreiten, vornehmlich beherzigen sollten, da sie eben Zeit und Mühe gespart, gespart und auf nützlichere Dinge verwendet wissen wollen. Man hat nicht bedacht: bedacht, daß Uebersetzungen Uebersetzungen großentheils grossentheils unzuverläßig unzuverlässig sind, und daß sie ungemein viel weniger die Vorstellungen eines Schriftstellers anschaulich darstellen, als er selbst, auch sogar in einer fremden Sprache, wenn er sie nur in seiner Gewalt hat, und in der fremden Sprache nicht bloß schreibt, sondern auch denkt. Man nimmt gegen alle Erfahrung Erfahrung an, daß Ausländer Ausländer, um unsre Entdeckungen zu benutzen, unsre Werke, in ihre Sprache übersetzt, begierig lesen oder gar deutsch lernen würden. *) *) Aeusserst Anm. Aeußerst selten sind die Beyspiele Beispiele von Ausländern, die, unsre Schriften zu verstehen, Deutsch, und vollends vollends, die es gut gelernt haden haben . Sehr selten sind auch Uebersetzer aus dem Deutschen bey bei solchen Nationen, unter welchen selbst viele denken und schreiben; und daraus, daß unter ihnen Bücher aus dem Deutschen übersetzt vorhanden sind, folgt noch lange nicht, daß sie auch Geschmack daran finden. Lesen ja noch auswärtige Gelehrte Schrif ten der Deutschen, so sind es lateinisch geschriebene, und selbst diese haben itzt darum weniger Vertrieb, weil bey bei Ausländern, fast alles Alles in ihrer Muttersprache zu schreiben, eben so gewöhnlich wird wird, als bey bei uns, die Kenntniß des Lateinischen immer mehr abnimmt, und sie daher auch unsre lateinische lateinischen Schriften gar nicht nicht, oder doch viel seltner als sonst sonst, lesen. Weit häufiger unterhielten sich sonst Gelehrte verschiedner verschiedener Nationen unter einander, als die lateinische Sprache noch geläufiger war als jetzt, und wo jenes jetzt. Wo es noch jetzt geschieht, da geschiehts meistens auch gewöhnlich in lateinischer Sprache. 126. Ist nun aber eine allgemeine Sprache allgemeine Sprache für die Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit, deren Erhaltung und weitre oder allgemeinere Ausbreitung, immer weitere Ausbreitung sehr nöthig: so müßte muß man doch entweder die, welche es bisher gewesen, nehmlich nämlich die lateinisch lateinische , beybehalten beibehalten , oder eine der neuern Sprachen dazu wählen, oder eine ganz neue zu diesem Zweck erfinden. – Dieses letzte Letztere würde, wie so viele verunglückte Versuche beweisen, große grosse Schwierigkeiten haben; schwerlich würde man ihr, zumahl allgemeinen zumal allgemeinen, Eingang verschaffen können; und wozu eine neue erfinden, da wir schon eine unter den Gelehrten überall angenommne angenommene haben? – Diese lateinische ist nicht nur einmahl einmal im Besitz, und, wenn es eben sowohl Pflicht ist, gute Gelehrte als gute Bürger zu ziehen, ziehen; wenn es uns wahrer Ernst ist, Aufklärung Aufklärung, mithin auch Gelehrsamkeit, möglichst weit auszu breiten: weit möglichst auszubreiten, so müssen wir diese Sprache zu erhalten, erhalten und ihre Kenntniß bey bei allen, die Gelehrte seyn wollen, zu befördern suchen, weil sie gerade die bekannteste bey bei allen Nationen ist, wo eigentliche Gelehrsamkeit blüht. Sie ist auch, eben durch den langen Gebrauch, den bereits erfolgten Erweiterungen und Aufklärungen in den Wissenschaften, mehr als eine andre andere , wenigstens ältere Sprache, und, und umgekehrt, es sind diese aufgeklärtern Begriffe dieser Sprache so angeschmieget worden, angeschmiegt worden; sie hat auch so sehr alle eigentliche Wissenschaften, namentlich die gelehrten Vorstellungen in der Religion, so durchdrungen, durchdrungen und in allen Wissenschaften ist der Sprachgebrauch Sprachgebrauch so an sie gebunden, daß wir ihre Kenntniß, ohne eine gänzliche Umschmelzung der Wissenschaften, nicht einbüßen einbüssen können. – Sollte sie auch, wie nicht zu leugnen läugnen ist, von manchen neuern Sprachen übertroffen werden: so würde es nicht nur schwer, ja, nach der jetzigen Verfassung der Welt, Welt unmöglich seyn, einer neuern Sprache eben die ausgebreitete Herrschaft zu verschaffen; verschaffen: es würde sogar eben darum nicht rathsam seyn, weil und so lange sie eine lebende Sprache ist. Denn eine solche ist beständigen Veränderungen unterworfen, und nach einiger Zeit, wo nicht nicht wo den meisten unverständlich, doch wenigstens nicht mehr so reitzend; es gehen zu viele Mängel, Mängel einer auch vom gemeinen Volk Volke gebrauchten Sprache, Nebenbegriffe Nebenbegriffe, die den Wörtern anhängen u. d. gl. u. dergl. , in die Wissenschaften über, daß diese darüber ihre Bestimmtheit verlieren; oder man muß diesem Schaden immer so durch neue Bestimmungen entgegenarbeiten, daß die gelehrte Sprache bald wieder eine von der Volkssprache Volkssprache ganz verschiedne verschiedene wird. Eine todte Sprache hingegen, die noch dazu schon für unsre Wissenschaften bearbeitet ist, hat ihre völlig festgesetzte Gestalt, und es bedarf, bey neuentstandnen bei neuentstandenen Begriffen, weiter nichts, als diese, auf eine der Natur dieser Sprache gemäße gemässe Art, zu bezeichnen, wie man das Beyspiel Beispiel davon an der Naturlehre, der Botanick Botanik u. s. f. hat. Anm. Man wird einwenden: „es liesse ließe sich vieles nicht lateinisch, wenigstens nicht mit Einem Wort, ausdrucken ausdrücken , da der neuen Entdeckungen, Bestimmungen und Einrichtungen immer mehr würden, für welche die lateinische Sprache noch keine Ausdrücke habe.“ habe. Diesen Diesem Mangel kan kann man dadurch abhelfen, daß man entweder Wörter, die man nicht entbehren kan kann , in die zu unserm Gebrauch bestimmte lateinische Sprache aufnimmt, oder den schon vorhandenen lateinischen Ausdruck jenem neuen Begriff an schmiegt. – – anschmiegt. – –“ „Aber so wird das Latein barbarisch werden, wie man an dem Beyspiel Beispiel der Scholastiker Scholastiker und ihres gleichen sieht sieht. “ – Gleichen sieht!“ Diese Besorgniß wird sehr übertrieben. Denn übertrieben; denn die Scholastiker druckten drückten sich auch da schlecht lateinisch aus, wo man sich weit besser ausdrucken ausdrücken konnte ; konnte : sie verderbten also das Latein, weil es ihnen theils an Geschmack, theils an Kenntniß des Reichthums und der Schönheit dieser Sprache fehlte, und sie des guten Lateins nicht mächtig waren. Wie viel sich hier, ohne besorgliche Barbarey Barbarei , thun ließe, zeigen liesse, zeigt die Beispiele Cicero Cicero's und einiger andern treflichen trefflichen lateinischen Schriftsteller Beyspiele . – Auch ist noch erst die Frage: Frage, was den Namen des Barbarischen, als eines Fehlers in einer Sprache, verdiene? Gewiß das nicht, wofür sonst gar kein Ausdruck in einer beniemten Sprache vorhanden ist, und was durch den öftern Gebrauch ohnehin seine fremde Gestalt verliert. – Endlich sollte man nicht vergessen, daß hier von einer gemeinsamen Sprache der Gelehrten die Rede sey; sei, die man also immerhin da nicht brauchen möchte gebrauchen mag , wo man sich nicht über gelehrte Sachen Sachen, oder nicht bloß für Gelehrte erklären wollte reden oder schreiben will . eine ganz neue zu diesem Zweck erfinden Zu denken ist hier etwa an George Dalgarnos (1626–1687) Ars signorum (1661) oder John Wilkins' (1614–1672) Essay towards a Real Character, and a Philosophical Language (1668), an die Polygraphia nova et universalis (1663) des Jesuiten und Universalgelehrten Athanasius Kircher (1602–1680) sowie Gottfried Wilhelm Leibniz' seit der Dissertatio de arte combinatoria (1666) immer wieder angestellten Überlegungen zu einer lingua universalis . „es liesse sich vieles […] noch keine Ausdrücke habe.“ […] „Aber so wird das Latein barbarisch werden, wie man an dem Beyspiel der Scholastiker und ihres gleichen sieht“ Als direktes Zitat sind beide Sätze nicht nachzuweisen, vielmehr werden auch hier (vgl. I § 11–14.125) weit verbreitete Allgemeinplätze aufgegriffen. beniemten Sprache D.i. in einer benannten, d.h. bestimmten, Sprache (vgl. III § 67). 127. Drittens (§. 125 125. ) wäre es allerdings für die Wissenschaften und für die Menschen selbst sehr heilsam, wenn für eigentlich gelehrte Sachen eine den Gelehrten eigenthümliche Sprache, dergleichen die bisher in dieser Absicht aufgenommne aufgenommene lateinisch lateinische ist, gebraucht würde. – Für die Wissenschaften ; Wissenschaften : zuerst schon deswegen, weil in einer der Gelehrsamkeit besonders gewidmeten Sprache die Wörter bestimmter, folglich zur genauern Kenntniß brauchbarer sind, sind als in einer solchen, die eben sowohl vom Volk Volke gebraucht wird, wo daher Mißverstand und Uebergang schwankender Begriffe in die Sprache viel leichter ist. Noch mehr aber, weil für die eigentlichen Wissenschaften nichts nachtheiliger ist, als die Verwirrung, die durch Halbkenner Halbkenner angerichtet wird, welche auch mitsprechen wollen, ohne die dazu unentbehrlichen Vorerkenntnisse Vorkenntnisse , die nöthige Einsicht in die Beschaffenheit und den Werth scharfsinniger Bestimmungen oder Einschränkungen, und die erforderliche Uebung in gelehrten und ihnen nicht geläufigen Untersuchungen zu haben; wozu sie um so eher versucht werden, je mehr sie sich einbilden einbilden, die Sache zu verstehen, weil ihnen die Sprache Sprache bekannt ist, in der diese ausgedruckt ausgedrückt sind. 128. Eben so nützlich wäre es für solche Menschen selbst, welche gelehrte Untersuchungen nichts angehen, wenn ihnen der Zugang dazu durch den Gebrauch einer gelehrten Sprache erschwert würde. So erführen sie vieles nicht einmal, was ihre Neugier reitzt, sie zu unnöthigen Speculationen Speculationen Spekulationen verleitet, von nützlichern Untersuchungen oder Beschäftigungen abzieht, und sie in schädliche Zweifel oder Irrthürmer stürzt, welchen sie aus den vorhin genannten Ursachen nicht gewachsen sind. Wie viel Zeitverderb Zeitvertreib und Verwirrung des Volks würde verhütet werden, wenn Gelehrte Gelehrte gleichsam hinter dem Vorhang Vorhang Vorhange einer nur ihnen verständlichen Sprache, ohne vom Volk Volk Volke gehört oder gelesen zu werden, erst unter sich, nach reifer Untersuchung ausmachen könnten, was wahr und was gemein zu machen heilsam wäre, und alsdenn alsdann nur das Ausgesuchte, Sichere und Gemeinnützige zur Kenntniß der Ungelehrten brächten. brächten! Anm. Anm. 1. Der große Schade grosse Schaden Unverkennbar ist der Schade , den nicht nur höhere Wissenschaften, wozu viele gar nicht gemeine Kennt niß gar viele Kenntniß, und, um das dahin gehörige Gehörige genau zu beurtheilen, etwas mehr als schlich ter Menschenverstand erfordert wird, sondern auch gemeinverständlichere und gemeinnützigere gemeinnützlichere Wissenschaften , selbst Religion und Moral, selbst Gewissen und Gemüthsruhe, öffentliche und Privatglückseligkeit Privatglückseligkeit, dadurch leiden, daß alles Alles , worüber sich nur reden und schreiben läßt, dem verständigen und unverständigen Publicum in der Muttersprache Muttersprache oder in einer sehr gemeinbekannten vorgelegt wird wird. – dieser Schade ist Dieß muß jedem unbefangenen Beobach ter so unverkennbar einleuchten , daß der Vorwurf von Mißgunst, der bisweilen dem Gebrauch Gebrauche einer nur den Gelehrten bekannten Sprache, bey bei gelehrten Sachen oder einer scharfsinnigern Behandlung auch sonst gemeinnütziger Sachen, gemacht worden, eben so ungereimt ist, als wenn man den Pädagogen Mißgunst vorwerfen wollte, wenn sie Kinder verhindern, verhindern nicht alles Alles durch einander zu lesen, und es bedauren bedauern , daß Kinder Gelegenheit haben, haben allerley allerlei zu hören und zu lesen, wodurch sie Zweifel, Leichtsinn und Laster frühzeitiger kennen lernen, als sie dagegen bewafnet bewaffnet sind, sind und überkluge Schwätzer werden, an welchen man seine Schande zieht. Aufklärung Aufklärung ist unschätzbar, unschätzbar und kan kann nicht genug befördert werden, werden; aber doch nur dann denn und bey bei dem, wo sie nicht ein Scheermesser in der Hand eines Kindes ist. Anm. Anm. 2. Wo sie dieses sey sei ? dieses erfordert allerdings eine weit bedächtigere und reifere Ueberlegung, als der große grosse Haufe der Eiferer für oder wider Aufklärung anzustellen oder nur zu begreifen fähig ist. Es bloß im Allgemeinen zu bestimmen, kan kann wenig Nutzen haben; die Umstände Umstände derer, die aufklären wollen, müssen dabey dabei eben so sehr in Anschlag genommen werden, als die Umstände dererjenigen derer , die durch sie aufgeklärt werden sollen. Und eben um so nöthiger wäre bey bei einzelnen einzelen wichtigen oder für wichtiggehaltenen wichtig gehaltenen Gegenständen, daß die, so die am meisten aufzuklären fähig sind, vorher, ungehört von denen, die der Aufklärung Aufklärung zu bedürfen scheinen, unter sich ausmachen möchten, ob und wie weit, den Umständen nach, eine gewisse Aufklärung nöthig und nützlich sey sei . – Hier liegt die weitere Entwickelung dieser Sache zu sehr ausser außer dem Wege. {Gegen das, was in dem vorstehenden Abschnitt über die Wünschenswürdigkeit einer allgemeinen Beibehaltung der lateinischen Sprache gesagt ist, dürften sich allerdings manche erhebliche Einwürfe machen lassen. Der Hauptvortheil des Lateinschreiben Lateinschreibens bleibt unstreitig die dadurch beförderte Verbreitung gewisser Ideen und Kenntnisse in fremden Ländern. Wir Deutschen werden immer davon den geringsten Vortheil ziehen, da wir fleißig und gutmüthig genug sind, fast alle Sprachen zu lernen, so daß uns schwerlich irgend etwas Bedeutendes, was im Auslande geschrieben wird, fremd bleibt, indem theils Uebersetzungen , theils literarische Journale dafür sorgen, es uns mitzutheilen. So machen wir in allen Ländern Europens wissenschaftliche Eroberungen, und erfahren oft gleichzeitig, was in ihnen Neues entdeckt oder geschrieben ist. Daß aber die Kultur und allgemeine Aufklärung Aufklärung einer Nation in eben dem Grade gewinnt, in welchem ihre eigne Sprache ausgebildet, und eben sowohl auf wissenschaftliche als auf andere Gegenstände angewendet wird, ist durch die Geschichte Geschichte aller Nationen bewiesen. Darum ehren wir ja auch Männer, die, so fähig sie waren, Latein zu schreiben, und es auch wirklich häufig thaten, dennoch, wie Thomasius, Christian Thomasius und Wolff, Christian von Wolf , auch über wissenschafliche Gegenstände deutsch schrieben, und dadurch der Sprache einen so großen Dienst leisteten. Der Nachtheil, der aus dem Popularisiren Popularisiren gewisser Untersuchungen, welche mit den heiligsten Angelegenheiten der heil. Schrift zusammenhängen, entstehen kann, ist wohl schwerlich darauf zu schieben, daß man weniger lateinisch schrieb, sondern mehr auf den Ton, worin man es schreibt. Noch weit mehr aber, weil so vielen die Gewandtheit Gewandtheit oder die Schonung fehlt, zu überlegen, ob die freiern Untersuchungen, die sie – gleichviel ob in deutschen, oder lateinischen, oder französischen Büchern gelesen haben, jedermann, auch den Laien und Ungelehrten, ohne alle Vorbereitung mitgetheilt werden sollten. Endlich dürfte auch nicht zu übersehen seyn, daß bei dem großen Fortschritt in den Wissenschaften, die lateinische, als eine todte Sprache, nicht mehr genügt, um Alles in ihr zu sagen, wenn man recht verstanden seyn will; daß dagegen unsre Sprache auf einer Höhe steht, die mit dem, was sie war, als die Gelehrten fast noch alle Latein schrieben, nicht zu vergleichen ist; daß endlich manche vortreffliche Schriftsteller, selbst große Humanisten – wie Vossius, Gerardus Joannes Voß u. A. – gerade dieser Fertigkeit entbehren. Hiermit soll jedoch keineswegs gesagt werden, daß man nachlassen solle, wo möglich alle Studierende zu üben und anzutreiben, sich auch durch Fertigkeit nicht bloß im Lateinlesen, sondern auch im lateinischen Styl zu empfehlen, da diese Uebungen an sich schon mit der Sprache selbst vertrauter machen, wenn auch in späteren Jahren von ihnen selbst gar kein Gebrauch gemacht werden sollte. A. d. H. } Thomasius Der zunächst in Leipzig und nach einem Vorlesungs- und Veröffentlichungsverbot ab 1690 im preußischen Halle wirkende Christian Thomasius (1655–1728) gehört als Philosoph und Doktor beider Rechte zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Frühaufklärung, bleibenden Verdienst hat er sich v.a. durch sein Eintreten für die Abschaffung von Hexenprozessen und der Folter erworben. Unter den mehr als 300 hinterlassenen Werken fällt die große Zahl deutschsprachiger Veröffentlichungen auf. Hervorgehoben seien an dieser Stelle etwa das Lehrbuch des Naturrechtes (1687), die Einleitung zur Hoff-Philosophie (1688), die Außübung der Vernunfft-Lehre (1691), der Versuch von Wesen des Geistes (1699) sowie die Monats-Gespräche (1688–1690). Daneben hat Thomasius als einer der ersten akademischen Lehrer auch deutschsprachige Vorlesungen angeboten. Durch die Abkehr von der lateinischen und die Hinwendung zur deutschen Sprache – in Leipzig neben anderen Begebenheiten noch als massive Provokation empfunden – gehört Thomasius zu den Wegbereitern der National- als Wissenschaftssprachen. Wolf Auch Christian Wolffs Werk zeichnet sich durch die vergleichsweise große Zahl der deutschsprachigen Veröffentlichungen aus. Hervorgehoben seien neben den Anfangs-Gründe[n] Aller Mathematischen Wissenschafften (1710) v.a. die unterschiedlichen Vernünfftige[n] Gedancken . Die Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset (vgl. I § 201 c) wie auch die Grundsätze des Natur- und Völckerrechts (1754) stammen in ihrer deutschen Fassung dagegen nicht von Wolff. Voß Gemeint ist der bedeutende niederländische Humanist und Theologe Gerardus Joannes Vossius (1577–1649), der nach dem Studium in Leiden zunächst Rektor an der Dordrechter Lateinschule wurde. Ab 1615 leitete er auf Empfehlung seines Freundes Hugo Grotius das sog. Staatencollegium , eine Bildungsanstalt für zukünftige Theologen, musste, als Remonstrant verdächtigt, im Zuge der Synode von Dordrecht jedoch zurücktreten. Den kurz darauf erfolgten Abendmahlsausschluss konnte er 1624 durch ein offizielles Bekenntnis zu den Dordrechter Beschlüssen rückgängig machen, theologische Ämter blieben ihm weiterhin versagt. Bereits 1622 hatte Vossius jedoch eine Professur für Eloquenz und Geschichte in Leiden erhalten und später auch den Griechisch-Lehrstuhl übernommen, 1632 wurde er schließlich Professor für Geschichte am Amsterdamer Athenaeum . Zu Vossius' zahlreichen Veröffentlichungen zählen auch Werke zur griechischen und lateinischen Grammatik, die nicht nur in den Niederlanden als Schulbücher Verwendung fanden. 129. Wer eine gründliche Kenntniß der lateinischen lateinischen und griechischen griechischen Sprache erlangen wollte, zumahl will, zumal wenn er sie vor sich und vorzüglich durch eignen eigenen Fleiß lernen müßte, müßte: würde muß, wird nun ebenfalls alles das stets , mit allen Einschränkungen und Bestimmungen, vor Augen behalten müssen, was oben (§. 68 – 90 68. – 90. ) von Erlernung der Sprachen überhaupt gesagt worden ist. – In Absicht auf die Sprachlehre Sprachlehre würde man wird er wohl thun, wenn man er sich an eine , die beste welche man finden könnte, gewöhnte; – im Lateinischen z. B. vorzüglich an Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. G. Schellers kann, zu gewöhnen sucht. Anm. Unter den lateinischen Sprachlehren zeichnen sich aus: J. J. Scheller's ausführliche lateinische Sprachlehre, dritte zweyte vermehrte Auflage, Leipz. 1790 1782 in gr. 8. oder, für den noch mehr vor dem Anfang, an Desselben desselben Leipzig 1790. gr. 8., oder für den Anfang: Desselben kurzgefaßte lateinische Sprachlehre, dritte vermehrte Auflage, Leipz. 1785 in 1780 Leipzig 1785. gr. 8. und besonders um Um der sorgfältig gesammleten Beyspiele gesammelten Beispiele willen, aus welchen man lernen kan, selbst sich kann, sich selbst die Regeln abzuziehn, an Meierotto, Johann Heinrich Ludwig J. H. L. abzuziehen: J. H. L. Meierotto lateinische Grammatik in Beyspielen Beispielen , Berlin 1785 in 2 Theilen in 8; oder an die practische 1785. 2 Theile, 8. Seyfert, Ernst Joseph Alexander E. J. A. Seyfert's auf Geschichte und Kritik gegründete lateinische Sprachlehre, 1798–1802. , auch abgekürzt 1810. Ganz vorzüglich Wenck, Helfrich Bernhard Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotefend, Georg Friedrich Grotenfend . 1816. Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von Bröder, Christian Gottlob C. G. Bröder , Leipz. 1787 in 7te Ausg. Leipzig 1808 , gr. 8, verbunden mit dem kurzgefaßten practischen Syntax von Lehmus, Christian Balthasar C. B. Lehmus , Leipz. 1789 in gr. 8. 8., so wie die größere , 1812. – im Griechischen etwa an die bekannte Weller, Jacob Wellerische oder Märkische Grammatik, oder, unter den neuesten, vorzüglich an Unter den griechischen zeichneten sich außer der bekannten Wellerischen oder Märkischen Grammatik, nach Bernhardi, August Ferdinand Bernhardi's Bearbeitung, neuerlich aus: Trendelenburg, Johann Georg J. G. Trendelenburg's Anfangsgründe der griechischen Sprache, dritte verbesserte Aufl. 1790 in Auflage, 1790. 8. griechische Sprachlehre - - aufgesetzt von Jehne, Lebrecht Heinrich Samuel Lebr. Heinr. Sam. Jehne , Hamburg 1782 in 8. Buttmann, Philipp Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik, und Matthiae, August A. Matthiä griechische Grammatik, 1808. , nebst dem Auszug, 1809. Auch vergl. mit Hermann, Gottfried E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801. Wenk's lateinische Sprachlehre, besonders nach der neuen Bearbeitung von Grotenfend. 1816 Gemeint ist die ursprünglich von Helfrich Bernhard Wenck (1739–1803) verfasste zweibändige Lateinische Sprachlehre oder Grammatik für Schulen (1791), die in der siebenten Auflage (1814/1816) von Georg Friedrich Grotefend (1775–1853), dem Entzifferer der Keilschrift, umgearbeitet wurde. Praktische Grammatik der lateinischen Sprache von C. G. Bröder, 7te Ausg. Leipzig 1808, gr. 8., so wie die größere, 1812 Christian Gottlob Bröder (1745–1819) ist der Verfasser zweier häufig aufgelegter lateinischer Schulgrammatiken, die in der ersten Hälfte des 19. Jh.s weit verbreitet waren. Welches Werk hier gemeint sein könnte, ist nicht eindeutig zu klären. Da Bröder keine Große oder Größere Grammatik verfasst hat, kommen entweder die neunte Auflage (1813) der zuvor genannten Practische[n] Grammatik , die sich im Umfang jedoch nur unwesentlich von der siebenten Auflage unterscheidet, oder aber, mit dem Erscheinungsjahr, aber gegen den Titel, die zehnte Auflage der Kleine[n] lateinische[n] Grammatik mit leichten Lectionen für Anfänger (1812) in Frage. Dass ein größeres Format gemeint sein könnte, ist unwahrscheinlich. Wellerische oder Märkische Grammatik Die sog. Wellerische Grammatik geht auf den Wittenberger Professor für orientalische Sprachen und späteren sächsischen Oberhofprediger Jakob Weller von Molsdorf (1602–1664) zurück und ist seit ihrem ersten Erscheinen als Grammatica graeca nova (1635) immer wieder bearbeitet worden. Die von Johann Friedrich Fischer besorgte Ausgabe (1756; 2 1781) wurde durch den Libellus animadversionum (1750–1752) vorbereitet (vgl. I § 131). Im Hinblick auf die als Gemeinschaftswerk Berliner Schulmänner herausgegebene, ebenfalls mehrfach aufgelegte Vollständigere Griechische Grammatik. Nach der Lehr-Ordnung der Lateinischen Märkischen Grammatik eingerichtet (1730), kurz Märkische Grammatik genannt und auch in der zweiten Auflage 1737 von Johann Leonhard Frisch (1666–1743) besorgt, wird in der dritten Auflage der Anweisung gesondert auf die von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820) veranstaltete Bearbeitung Neue Märkische Griechische Grammatik (1797) verwiesen. Diese hat Heinrich Christoph Friedrich Hülsemann (1771–1835) mit seiner Vollständige[n] griechische[n] Sprachlehre (1802) kurz darauf berichtigt und vermehrt. Buttmann's oft gedruckte größere und kleinere griechische Grammatik Für Philipp Karl Buttmanns (1764–1829) im deutschen (und durch Übersetzung auch im englischen) Sprachraum weit verbreitetes grammatisches Standardwerk lassen sich folgende Entwicklungsstufen festhalten: Die zunächst auf Wunsch der Myliusschen Buchhandlung als Begleitung zu Gedikes Griechische[m] Lesebuch erarbeitete, jedoch unabhängig edierte Kurzgefaßte griechische Grammatik (1792) ist ab der zweiten Auflage vermehrt und umgearbeitet unter dem Titel Griechische Grammatik (1799) erschienen. Aus dieser entwickelte sich dann Buttmanns später als mittlere Grammatik bezeichnete griechische Stammgrammatik, die insgesamt 22 Auflagen erlebte. Auf Grundlage der sechsten Auflage der Stammgrammatik (1811) erschien als Auszug die Griechische Schul-Grammatik (1812), die ihrerseits insgesamt 17 Auflagen erlebte. Buttmanns grammatische Arbeit gipfelte schließlich in der zweibändigen Ausführliche[n] griechische[n] Sprachlehre (1819/1825.1827; 2 1830/1839), die die Stamm- zur mittleren Grammatik werden lässt. In der dritten Auflage der Anweisung dürfte die Stammgrammatik jedoch noch als größere und ihr Vorläufer als kleinere Grammatik betrachtet worden sein, allerdings lag als Auszug der Stammgrammatik auch die Schul-Grammatik bis zum Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung bereits in vier Auflagen vor. A. Matthiä griechische Grammatik, 1808., nebst dem Auszug, 1809 Hier dürfte es sich um fehlerhafte Jahreszahlen handeln. In der Vorrede seiner Griechische[n] Grammatik zum Schulgebrauch (1808) bezeichnet August Matthiae (1769–1835) diese als Auszug aus seiner ein Jahr zuvor erschienenen Ausführliche[n] griechische[n] Grammatik (1807). In der Vorrede hatte Matthiae hier einen Auszug für den Schulgebrauch angekündigt. E. Hermann de emendanda ratione graecae grammaticae, 1801 Der Name des Autors lautet Gottfried Hermann (1772–1848). 130. Die feinere Kenntniß der lateinisch lateinischen Sprache, ihres innern Baues und der Gründe, worauf er beruht, könnte hat man sich hernach sodann durch die sorgfältige Beobachtung bey bei Lesung der lateinischen Schriftsteller, und durch solche Bücher bekannt zu machen, welche das Eigne Eigene dieser Sprache, oft auch dessen Gründe, erklären, erklären; oder auf gewöhnliche Fehler unsre unsere Aufmerksamkeit lenken aufmerksam machen . Hieher Anm. Dahin gehören Cellarius, Christoph Christoph. Christoph Cellarii Orthographia latina - - latina – obss. Longolius, Paul Daniel Longolii , Heumann, Christoph August Heumanni , Heusinger, Johann Michael Heusingeri , Schurzfleisch, Konrad Samuel Schurtzfleischii suisque auxit et Corte, Gottlieb Cortii disputationes de usu orthographiae cum orthographia Norisiana typis repetendas repetendas, curavit Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph Christoph. Harles , Tom . Tom. I. et II. Altenburgi 1768 1768. 8. – Valla, Laurentius Laurentii Vallensis libri elegantiarum sex, öfters aufgelegt z. B. Colon. 1522 1522. 4. und in seinen Operibus. Linacre, Thomas Thom. Linacri de emendata structura latini sermonis libri VI. oft aufgelegt aufgelegt, z. B. Lips. 1556 in 1556. 8. und einige andre andere Schriften, die in Ketel, Richard Rich. Ketelii de elegantiori latinitate comparanda Scriptoribus scriptoribus selectis, Amst. 1713 in 1713. 4. gesammlet sind. Ferner: Tursellini, Horatio Horat. Tursellini de particulis lat. orationis libellus libellus, post curas Thomasius, Jacob Jac. Iac. Thomasii et Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii denuo recognitus et auctus, Lips. 1769. 8. und Schütz, Christian Gottfried Christ. Gottf. Godofr. Schütz (noch nicht fortgesetzte) Doctrina particularum lat. linguae, Dessav. 1784 in 1784. gr. 8. ; auch die Abhandlung über die lateinischen Ellipsen Ellipsen, von Lindner, Johann Gottlieb Joh. Gottlieb Lindnern Lindner , Frankfurt 1780 in 1780. 8. – Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, Caspar Schoppe, Caspar Gasp. Scioppii Grammatica philosophica, nach Herzog, Johann Christian J. C. Herzogs Ausgabe Herzog's Ausgabe, August. Vindel. 1712 in 8, und 1712. 8. Sanctius, Franciscus Franc. Sanctii Minerua Minerva s. de caussis lat. linguae liber, cui inserta sunt – quae addidit Scioppius, Gasparus, s. Schoppe, Caspar Schoppe, Caspar Gasp. Scioppius et subjectae subiectae notae Perizonius, Jacobus Jac. Jac . Iac. Perizonii , Edit. 4. Amstel. 1714 in 1714. gr. 8. – und Nolte, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Noltenii Lexicon latinae linguae antibarbarum, der vermehrten Ausgabe Ausgabe, Helmst. 1744 in 1744. gr. 8., Tomus poster. Lips. 1768 , (zusammen 1768., zusammen wieder unter der Jahrzahl 1780 ); 1780. 1768; wiewohl Doch kann man die meisten zuerst angegebnen angegebenen entbehren kan kann , wenn man entweder ein so vollständiges Buch hat besitzt , wie die vorhin erwähnte Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellerische Schellersche ausführliche lateinische Sprachlehre ist, oder wenn man sich nicht vorzüglich auf das Lateinische legen will Sprachlehre , und dessen Praecepta stili bene latini, 2 Tom. 1797. , oder wenn tieferes Studium des Lateinischen nicht Hauptzweck ist . 131. Eben so werden wird bey Bei der griechisch griechischen Sprache der Sprache, wenn man ihren eigenthümlichen Geist und ihre Feinheiten auffassen will, bedarf es ebenfalls, neben der eignen Beobachtung, des Gebrauchs der schon vorhandenen Hülfsmittel. Anm. Zu diesen gehören: Libellus animaduersionum animadversionum quibus Weller, Jacob Jac. Iac. Velleri Grammatica graeca emendatur, suppletur, illu stratur, auctore Fischer, Johann Friedrich Joh. Ioh. Frider. Fischero , Lips. 1750–52 1750–52. in 3 Abtheilungen in 8.; Abtheilungen, 8. Viger, François Franc. Vigeri de praecipuis graecae dictionis idiotismis liber, cum animaduerss. animadverss. Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveeni , qui bus et suas adiunxit adiunxit et suas Zeune, Johann Karl Jo. Io. Carol. Zeunius , neueste verbesserte Ausgabe Leipz. 1789 in gr. 8. – Ausgabe, Leipzig 1789. gr. 8. Lips. 1777. in 8. – Hoogeveen, Hendrik Henr. Hoogeveen doctrina particularum graecarum recens. breuiauit breviavit et auxit Schütz, Christian Gottfried Christ. Godofr. Schütz , Dessav. 1782 in 1782. gr. 8. – Devarius, Matthaeus M. Devarii liber de graecae linguae particulis, ed. Reusman 1793. 8. Bos, Lambert Lamb. Bos Ellipses graecae, öfters aufgelegt, sonderlich mit mehrerer Gelehrten Anmerkungen in Schwebel, Nicolaus Jo. Nic. Nic . Schwebelii Ausgabe Norib. 1763 gr. 8. – Schäfer, Gottfried Heinrich G. H. Schäfer Ausgabe, Lips. 1808. 8. Weiske, Benjamin Benj. Weiske Pleonasmi graeci. 1807. 8. Graecae linguae dialecti - - dialecti – recognitae opera Maittaire, Michael Mich. Maittaire , nach Reitz, Johan Frederik Jo. post Io. Frider. Reitzii Ausgabe Hag. Com. 1738 in Reitzium , ed. Sturz, Friedrich Wilhelm W. Sturz , 1807. gr. 8. oder in dessen Ermanglung Ermangelung, das Compendium dialectorum graecarum, concinnauit Facius, Johann Friedrich J. J. concinnavit I. I. Facius , Norib. 1782. 8. von großem grossen Nutzen seyn. Compendium dialectorum graecarum, concinnauit J. J. Facius Der Name des Autors lautet Johann Friedrich Facius (1751–1825). 132. Zur Kenntniß des lateinisch lateinischen Sprachgebrauch Sprachgebrauchs übertrift unter den größern grössern Wörterbücher Wörterbüchern der Nonus Nouus Die vollständigste Kenntniß der lateinischen Sprache und des Sprachgebrauches läßt sich von den großen lexicographischen Arbeiten erwarten, welche dem eigentlichen Philologen ganz unentbehrlich sind, indeß dem Anfänger, und für den gewöhnlichen Gebrauch, allerdings auch die kleineren genügen, und welche bei dem fortgehenden Fleiß der Humanisten Humanisten noch immer an Gehalt und Zuverlässigkeit gewinnen. Anm. Zu den größeren Wörterbüchern gehören: Novus linguae et eruditionis Romanae thesaurus thesaurus, post Stephanus, s. Estienne, Robertus Estienne, Robertus Ro. Rob. Stephani et aliorum curas - - curas – locupletatus a Gesner, Johann Matthias Jo. Io. Matthia Gesnero , Gesnero . Lips. 1749 in 1749. 4 Tomis in fol. und unter den kleinern Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellers Ausführliches ausführliches Tomi, fol. Forcellini, Egidio Forcellini Lexicon totius latinitatis. T. I–IV. Patav. 1771. Scheller's ausführliches lateinisches Lexicon, lateinisch-teutscher Theil, zweyte Aufl. Leipz. 1788 1783 in gr. 8., die übrigen bey weiten; 7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804. 8., womit Popma, Ausonius van Ausonii Popmae de differentiis verborum itemque de vsu usu antiquae lectionis libri retractati ab Messerschmid, Johann Christian Jo. Io. Christ. Messerschmid , Dresdae 1769 in 1769. 8. und Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Frid. Reitzius de ambiguis, mediis et contrariis, Traj. ad Rhen. 1736 in 1736. 8. nützlich verbunden werden könnten könten . Ueber die Latinität Latinität der mitlern mittlern Zeiten ist für den dem , der lieferte Du Cange, Charles du Fresne Dufresne und Carpentier, Pierre Carpentier große grosse Glossarien nicht brauchen kan oder mag, ( Adelung, Johann Christoph Jo. Glossarien. Ein Auszug davon ist: ( Joh. Christoph Adelungs Adelung's ) Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Halae 1771–84 1772–84 in 6 Tomis in gr. 8. hinlänglich. 1771–84. 6 Tomi, 8. Zu den kleineren Wörterbüchern gehören: Matthiae, Georg G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775. 8. Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von Lünemann, Georg Heinrich G. H. Lünemann , 3 Bände, 1807. gr. 8. Bauer, Karl Ludwig L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806. 8. Hiermit sind auch die Schriftsteller zu vergleichen, welche die lateinische Synonymik bearbeitet haben, namentlich: Gardin du Mesnil, Jean-Baptiste Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von Ernesti, Johann Christian Gottlieb J. C. H. Ernesti , 3 Theile, Leipzig 1799–1800. 8. Scheller's ausführliches lateinisches Lexicon, 7 Bände, 3te Aufl., Leipzig 1804 Immanuel Johann Gerhard Schellers (1735–1803) Ausführliches und möglichst vollständiges lateinisch-deutsches Lexicon umfasst in der dritten Auflage (1804) nur fünf Bände. Dufresne und Carpentier große Glossarien Gemeint ist Charles du Fresne du Canges (1610–1688) dreibändiges Glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis (1678) (später nur noch Glossarium mediae et infimae latinitatis ), das in ständiger Erweiterung als Standardnachschlagewerk noch heute unentbehrlich ist. Von diesem Werk besorgte der später säkularisierte Benediktiner Pierre Carpentier (1697–1767) gemeinsam mit anderen Gelehrten seines Ordens eine sechsbändige Neuausgabe (1733–1736), der er mit dem Glossarium novum (1766) vier Supplementbände folgen ließ. Erwähnt sei, dass du Cange zudem auch das zweibändige Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis (1688) verfasst hat (vgl. I § 134). (Jo. Christoph Adelungs) Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Halae 1771–84 Wie in der ersten Auflage der Anweisung richtig bibliographiert, ist der erste Band 1772 erschienen. G. Matthiae nov. locupl. Lexicon lat.-germ. e. g. lat., Halae 1775 Gemeint ist die vierte Auflage des von dem Mediziner und Bibliothekar Georg Matthiae (1708–1773) besorgten Novum locupletissimum manuale Lexicon Latino-Germanicum et Germanico-Latinum (1775). J. C. Scheller's Handlexicon, nach dem Auszuge von G. H. Lünemann, 3 Bände, 1807 Gemeint ist Immanuel Johann Gerhard Schellers (1735–1803) zweiteiliges Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handlexicon vornehmlich für Schulen , das in der hier bibliographierten vierten und nach neuer Zählung ersten Auflage (1807) von Georg Heinrich Lünemann (1780–1830) bearbeitet wurde. Da der erste Teil in zwei Bände zerfällt, wird hier von insgesamt drei Bänden gesprochen. L. C. Bauer's deutsch-lateinisches Lexicon, 3te Auflage, 1806 Bei dem Autor dieses Werks handelt es sich um den Ernesti-Schüler Karl (Carl) Ludwig Bauer (1730–1799). Die nach Bauers Tod erschienene dritte Auflage dieses lange Zeit unübertroffenen Lexikons ist ein unveränderter Abdruck der zweiten Auflage (1798). Gardin Dumesnils Versuch einer allgemeinen lateinischen Synonymik, aus dem Französischen; bearbeitet von J. C. H. Ernesti, 3 Theile, Leipzig 1799–1800 Der Bearbeiter und Übersetzer von Jean-Baptiste Gardin du Mesnils (1720–1802) mehrfach aufgelegtem Standardwerk Synonymes latins (1777) ist Johann Christian Gottlieb Ernesti (1756–1802). 133. Unter den größern grössern Wörterbücher Wörterbüchern über die griechisch griechische Sprache ist der Was von den lateinischen Wörterbüchern ( 130. ) gesagt ist, gilt ebenfalls von den griechischen . Auch hier fehlt es eben so wenig an vortrefflichen Vorarbeiten. Anm. Unter ihnen bleibt bei weitem das wichtigste: Thesaurus graecae linguae ab Stephanus, s. Estienne, Henricus Estienne, Henricus Henr. Stephano constructus, 1572 in 4 Tomis 1572. 4 Tomi, fol. nebst einem besondern Band, der den Appendix enthält, noch immer das Hauptwerk, so wie unter und von dem itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird. Unter den kleinern kleineren das Graecum Lexicon manuale - - manuale – a Hederich, Benjamin Beni. Benj. Hederico institutum - - institutum – locupletatum et - et – emendatum cura Ernesti, Johann August Jo. Io. Aug. Ernesti , neue verbesserte Aufl. Auflage, von Wendler, Carl Christian C. Chr. Wendler Leipz. 1788 in Wendler , Leipzig 1788. Lips. 1767 in gr. 8. bis jetzt das einzige recht brauchbare ist. Schneider, Johann Gottlob J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805. 4. Riemer, Friedrich Wilhelm F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815. 16. gr. 8. Reichenbach, Johann Friedrich Jacob J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801. 2. itzt in England eine neue Ausgabe veranstaltet wird Gemeint ist die gegenüber dem vierbändigen Original erweiterte editio nova auctior et emendatior (London 1816–1828). Aufgrund von elementaren Mängeln wurde der Thesaurus graecae linguae kurz darauf jedoch in Frankreich erneut aufgelegt (Paris 1831–1865). J. G. Schneider's kritisch griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Jena und Leipzig 1805 Die erste Auflage von Johann Gottlob Schneiders (1750–1822) bedeutendem zweibändigen Wörterbuch trägt den Titel Kritisches griechisch-deutsches Handwörterbuch (1797/1798), die zweite Auflage ist unter dem Titel Kritisches griechisch-deutsches Wörterbuch (1805/1806) erschienen. F. M. Riemer's griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, ebendaselbst 1815. 16 Es handelt sich hier um die zweite, neu bearbeitete und sehr vermehrte Auflage des zweibändigen Kleine[n] Griechisch-Deutsche[n] Hand-Wörterbuch[es]. Zum Besten der Anfänger ausgearbeitet (1815/1816) von Friedrich Wilhelm Riemer (1774–1845), das als Auszug aus dem zuvor genannten Kritische[n] Wörterbuch Johann Gottlob Schneiders abgefasst ist. J. F. J. Reichenbach's allgemeines griechisch-deutsches Handwörterbuch zum Schulgebrauch, 2 Bände, Leipzig 1801 Dem in zwei Bände (1801/1802) zerfallenden griechisch-deutschen Teil seines Allgemeine[n] Griechisch-Deutsche[n] und Deutsch-Griechische[n] Handwörterbuch[es] zum Schulgebrauche ließ Johann Friedrich Jacob Reichenbach (1760–1839) erst 1818 einen deutsch-griechischen Teil folgen. C. Chr. Wendler Hier handelt es sich um den ansonsten nicht weiter hervorgetretenen Carl Christian Wendler (1741–1804), der sich als Ernesti-Schüler insbesondere auf die klassische Philologie verlegte. Nach dem Studium war er als Mitarbeiter des beliebten Leipziger Geistlichen Johann Adolph Scharf (1724–1791) und als Hauslehrer tätig. Obwohl Wendler nie ein öffentliches Amt bekleidete, genoss er unter Gelehrten hohes Ansehen und war als Bearbeiter des Graecum Lexicon Manuale durchaus bekannt. 134. Was diesen abgeht, kan kann man ergänzen, ergänzen und überhaupt die Kenntniß des griechisch griechischen und lateinisch lateinischen Sprachgebrauch Sprachgebrauchs sehr erweitern – erweitern: entweder aus denen, die das besondern Dialekte Dialekten Eigne eigne Eigene erläutert haben, dergleichen das schätzbare Dictionarium Doricum und das Dictionarium Jonicum Donicum , beyde von Portus, Aemilius Aemil. Porto , Francf. 1603 in gr. 8. gedruckt, und Ebendesselben Lexicon Pindaricum, Hanoviae 1606 in 8. ist – oder aus den sogenannten Auctoribus linguae latinae und den verschiedenen lateinischen und griechischen Scholiasten, Glossariis und Lexicis, – oder aus den Anmerkungen gelehrter Männer zu gedachten äl tern Wörterbüchern, den Hesychius Hesychius , Pollux (Polydeukes) Pollux , Ammonius Ammonius , Harpokration Harpokration , Timaeus Timäus , Thomas Magister Thomas Magister , Moeris Moeris dem Hesychius , Pollux , Ammonius , Harpokration , Timäus , Thomas Magister , Moeris und andern, oder ihren Anmerkungen und erklärenden Indicibus, die den besten Hand- und andern Ausgaben angehängt sind, sind – oder aus den gelehrten Erläuterungen einzelner einzler Stellen alter Schriftsteller, wovon unter andern der Catalogus Bibliothecae bibliothecae Bunavianae Tom. I. p. 1873 sq. ein zahlreiches Schriftsteller. Anm. Ein zahlreiches, obgleich noch vieler Ergänzungen bedürftiges Verzeichniß enthält enthält. – Verzeichniß, enthält der Catalogus Bibliothecae Bunavianae, Tom. I. p. 1873. sq. Du Cange, Charles du Fresne Carol. du Fresne Glossarium ad Scriptores med. et infimae Graecitatis, Lugd. 1688 1688. in 2 Folianten, ist zur Kenntniß des spätern Griechischen spätern Griechischen unentbehrlich. Auctoribus linguae latinae Gemeint ist die von dem französischen Juristen Denis Godefroy (Dionysius Gothofredus) (1549–1622) besorgte, mehrfach aufgelegte Sammlung Auctores Latinae Linguae in unum redacti corpus (1585), in der mit Varro, Marcus Verrius Flaccus, seinem Bearbeiter Sextus Pompeius Festus u.a. für die lateinische Sprache bedeutende Grammatiker zusammengestellt sind. Von vergleichbarer Anlage, aber um einiges reicher sind die Grammaticae Latinae auctores antiqui (1605) des früh verstorbenen Scaliger-Schülers Helias Putschen (1580–1606). Hesychius Hinter diesem Namen verbirgt sich das (noch vor der Suda ) umfangreichste erhaltene Lexikon der byzantinischen Zeit. Sein spätantiker Verfasser Hesychius von Alexandrien betont, er habe auf bereits vorliegendes Material (v.a. die Περιεργοπένητες des Diogenianos) zurückgegriffen und dieses um eigene Beiträge ergänzt. Das Lexikon besteht überwiegend aus knappen Glossen, die gelegentlich mit Zitaten aus antiken Autoren, der Bibel und den Kirchenvätern angereichert sind, auffällig ist der vergleichsweise hohe Grad an alphabetischer Ordnung. Pollux Der auch unter seinem lateinischen Namen Julius Pollux bekannte, aus dem ägyptischen Naukratis stammende Julios Polydeukes (2./3. Jh.) ist der Verfasser des sog. Onomastikons . Dieses nach Sachgruppen gegliederte Werk wird, da es neben der Philologie im engeren Sinne auch weitreichende kulturgeschichtliche Informationen bereithält, als Mischlexikon sui generis bezeichnet. Ammonius Unter diesem erst im 15. Jh. auftretenden Namen ist das bekannteste Synonymenlexikon der byzantinischen Zeit, Περὶ ὁμοίων καὶ διαφόρων λέξεων ( De adfinium vocabulorum differentia ), überliefert. Enthalten sind über 500, nach den ersten beiden Buchstaben alphabetisierte Bedeutungsunterscheidungen gleich oder ähnlich klingender Wörter, die in großer Zahl auch literarisch, aber nicht rein attisch belegt werden (v.a. Homer). Die vormals angenommene Identifizierung seines Autors mit dem als Lehrer des Kirchenhistorikers Sokrates bekannten Grammatiker Ammonius (4. Jh.) wird heute abgelehnt, der Ursprung des Werkes auf den ebenfalls als Verfasser eines Synonymenlexikons hervorgetretenen Grammatiker Herennios Philon (1./2. Jh.) zurückgeführt. Harpokration Mit dem Namen des alexandrinischen Grammatikers Valerius Harpokration (wohl 2. Jh.) verbindet sich (neben der nicht erhaltenen Sammlung „blühender“ Ausdrücke [ Ἀνθηρῶν συναγωγή ]) das in zwei Bearbeitungen überlieferte Lexikon zu den zehn Rednern ( Λέξεις τῶν δέκα ῥητόρων ), das in vergleichsweise strenger alphabetischer Ordnung die Glossen der zehn attischen Redner nebst ausführlichen Erklärungen und Belegen aus anderen Autoren bietet. Erwähnt sei, dass die Antike zudem einen platonischen Philosophen mit Namen Harpokration kennt, der als Platon-Kommentator und Verfasser eines Platon-Lexikons hervorgetreten ist. Ein weiterer, mit Astrologie, Magie u.Ä. befasster Autor desselben Namens ist an dieser Stelle auszuschließen. Timäus Der den Beinamen der Sophist tragende Timaeus ist der biographisch kaum greifbare Verfasser eines in nur einer Handschrift überlieferten, stark interpolierten Speziallexikons zu Platon (Datierung zwischen dem 1. und 4. Jh.), das von späteren Scholiasten benutzt und in verschiedenen byzantinischen Lexika verarbeitet wurde. Die erste vollständige Ausgabe (Leiden 1754; 2 1789) dieses lange verschollen geglaubten Lexikons stammt von dem berühmten Leidener Philologen David Ruhnken. Thomas Magister Der aus Thessalonike stammende, auch unter seinem Mönchsnamen Theodulos bekannte Thomas Magister (ca. 1275–1350) gehört zu den bedeutendsten Philologen der Palaiologenzeit. Hier ist an sein Hauptwerk, die Ἐκλογὴ ὀνομάτων καὶ ῥημάτων ἀττικῶν , gedacht. In der Ausarbeitung dieses von nachfolgenden byzantinischen Gelehrtengenerationen vielbenutzten, nach dem ersten Buchstaben alphabetisierten attizistischen Lexikons greift Thomas häufig auf philologisch-lexikographische Vorarbeiten zurück, hinzu kommen jedoch auch zahlreiche Glossen aus eigener Klassikerlektüre. Moeris Das über 900 Glossen umfassende, alphabetisch geordnete Lexikon des griechischen Grammatikers und Lexikographen Moeris (Moiris) (2./3. Jh.) diente vornehmlich als Hilfsmittel für den korrekten Gebrauch des Attischen. Auch wenn dieses Schema nicht völlig durchgehalten wird, sind hier attische Begriffe (v.a. aus Platon, Thukydides, Xenophon, Aristophanes und den zehn Rednern) nichtattischen Begriffen (v.a. aus Phrynichos, Pausanias und Ailios Dionysios) gegenübergestellt. Catalogus Bibliothecae Bunavianae Tom. I. p. 1873 sq. Der dreiteilige bzw. siebenbändige, infolge des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) unvollendet gebliebene Catalogus Bibliothecae Bunavianae (1750–1756) ist die Hauptleistung Johann Michael Franckes (1717–1775), der ab 1740 die Privatbibliothek Heinrich Graf von Bünaus (1697–1762) leitete und erfasste. Dabei wurden die Fakultätswissenschaften kleinstteilig untergliedert und auch in Zeitschriften und Sammelwerken veröffentlichte Aufsätze aufgenommen, anonyme und pseudonyme Verfasser ermittelt, auf Übersetzungen und Kommentare verwiesen und anzuschaffende Titel vermerkt. Aufgrund der Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der Angaben galt Franckes Katalog, wie auch die Bünau'sche Bibliothek selbst, als musterhaft. Nachdem die 42.000 Bände umfassende Sammlung 1764 für die kurfürstliche Bibliothek in Dresden angekauft worden war, legte Francke sie hier mit anderen Bibliotheksbeständen zusammen und machte Dresden zu einem der bedeutendsten Bibliotheksstandorte Europas. Die hier angegebenen Seiten befinden sich im dritten Band des ersten Teils (1752). 135. Wie die alten Schriftsteller Schriftsteller, und mit welcher Rücksicht, sie gelesen werden müssen? müssen: dies kan kann schon aus den obigen allgemeinen Erinnerungen (§. 72 – 86 72. – 86. ) abgenommen werden. Hier noch einige allgemeine Vorschläge, die welche diese griechische griechischen und lateinische lateinischen Schriftsteller insbesondre insbesondere angehen. – – Zuerst müßte man sich eine vorläufige Kenntniß von ihnen und ihren Schriften, von den brauchbarsten Ausgaben Ausgaben, und von den Sachen erwerben, auf die sie sich beziehen, ohne welche man wenigstens bey bei ihrer Lesung gar nicht fortkommen kan. – kann. Anm. Ueber diese Schriftsteller selbst, ihre Umstände und Schriften hat man bis jetzt noch kein ausführlicheres Werk Werk, als Fabricius, Johann Albert Jo. Io. Alb. Fabricii Bibliothecam bibliothecam latinam, Edit. 5. 5., Hamburgi 1721 1721. und 22 22. in drey drei Octavbänden, Octavbänden und, zwar etwas verkürzt, aber besser geordnet und vermehrt von Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti , Leipz. 1773 Leipzig 1773. und 74 74. in drey drei Tomm. gr. 8., nebst Fabricius, Johann Albert Fabricii Bibliotheca bibliotheca graeca, Hamb. 1705–28 1705–28. in 14 Quartbänden, wovon seit 1790 1790–1809 eine 4te ungemein vermehrte Ausgabe durch Harless, Adolf Gottlieb Christoph Gottlieb Christoph Harles Veranstaltung in gr. 4 erscheint. Doch sind 4. erschienen ist. Zu den besten Handbüchern gehören: Quartbänden. Doch ist Harless, Adolf Gottlieb Christoph Theoph. Christoph. Christoph Harles (noch nicht vollendete) Introductio introductio in notitiam litteraturae Romanae inprimis Scriptorum scriptorum latinorum, Nori berg. 1781 1781. in zwey Theilen in zwei Theilen, gr. 8., dessen Breuior Brevior notitia litteraturae Romanae etc. etc., Lips. 1789 in 8., so wie 1789. 8. Ebendesselben Introductio 8. und Desselben introductio in historiam linguae graecae, Ed. 4. Altenburg. 1778. 8., besser angelegt, mit besserer Wahl gemacht, zweckmäßig vollständiger, vollständiger und überhaupt die besten Handbücher Handbücher, die das beste doppelte Handbuch, das wir bis jetzt darüber haben. 1792–95. 2 Vol. 8. Fuhrmann, Wilhelm David W. v. Fuhrmann's Handbuch der classischen Literatur, oder Anleitung zur Kenntniß der griechischen und römischen Schriftsteller der besten Ausgaben, 4 Bände, Rudolstadt 1804–10. Ebendesselben Introductio in historiam linguae graecae, Altenburg. 1778 Bei der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen Ausgabe (1792–1795) handelt es sich um die zweite Auflage ( editio altera emendatior et auctior ). 136. Aus diesen Büchern kan literarischen Schriften kann man auch einigermaßen einigermassen die besten Ausgaben Ausgaben solcher alten Schriften der klassischen Schriftsteller kennen lernen. Der wahre Werth dieser Ausgaben hängt, derselben hängt entweder von der Lauterkeit und Richtigkeit des Textes, oder von der Zweckmäßigkeit Zweckmäßigkeit der Anmerkungen, d. i. davon ab, ob sie gerade so viel enthalten, als nöthig ist, den Autor durchaus zu verstehen. Denn, Denn wer die Absicht hat hat, einen alten Schriftsteller zu lesen: lesen, der muß ihn , und er muß ihn verstehen verstehen verstehen lernen wollen; er muß also wünschen wünschen, durch den, der ihn dabey dabei leiten will, zur Erreichung seiner Absicht, unterhalten, unterhalten und nicht zerstreuet zu werden; er wird selbst deswegen wünschen, so viel selbst zu thun, als er ohne Anderer Hülfe thun kan kann . Folglich sind, zu seiner Absicht , alle Erläuterungen Erläuterungen von Wörtern und Sachen unnütz, unzulänglich, unzulänglich oder gar hinderlich, die seinen Schriftsteller Schriftsteller, oder die Stellen, die er lieset, nicht angehen; die bloß der Zweck Zwecke der Herausgeber sind, so wie dagegen der alte Schriftsteller selbst nur das Mittel , Mittel jene gelegentlich und mit mehrern mehrerm Anstand unter die Leute zu bringen; die wenigstens die Aufmerksamkeit zu lange auf andere Sachen, als auf den Sinn des Schriftstellers, ziehen; die gemeinbekannte Sachen enthalten, welche der, wer jeder, der einen gewissen Autor lieset, schon weiß, weiß oder billig wissen muß; die nur einige Schwierigkeiten auflösen ergründen , welche welchen gerade der Commentator Commentator wegzuräumen vermochte; und die, anstatt bloß Winke zu geben, um dem Leser auf die Spur zu helfen, durch Anmerkungen zu Bildung des Verstandes, des Geschmacks und Herzens, den Autor selbst dem Leser aus dem Gesicht rücken. Mögen alle solche Commentare in andrer anderer Absicht noch so nützlich seyn: seyn, so scheinen zu der hier gemeinten dieser diejenigen Handausgaben die besten, welche einen genau geläuterten Text und so viele, auch nur so weit ausgeführte, Anmerkungen enthalten, als die Aufklärung Aufklärung des Sinnes, in Absicht auf Wörter und Sachen, nothwendig erfordert, ohngefähr ungefähr so, so wie wir sie, mehr oder minder, namentlich von einigen neuern Deutschen mehreren ausgezeichneten deutschen Philologen , einem Gesner, Johann Matthias Gesner , Ernesti, Johann August Ernesti , Fischer, Johann Friedrich Fischer , Heyne, Christian Gottlob Heyne , Morus, Samuel Friedrich Nathanael Morus , Wolf, Friedrich August Wolf und einigen wenigen Andern erhalten haben. Gesner Der Philologe, Pädagoge und Bibliothekar Johann Matthias Gesner (1691–1761) übernahm nach dem Studium in Jena (v.a. bei Buddeus) und Anstellungen im Schuldienst in Weimar, Ansbach und schließlich als Rektor der Thomasschule in Leipzig im Rahmen der Universitätsgründung 1734 eine Professur für Poesie und Rhetorik in Göttingen und wurde zugleich Direktor der dortigen Universitätsbibliothek. Ein besonderes Anliegen Gesners bestand in der Verbesserung des altsprachlichen Unterrichts, das etwa in der Gründung des philologischen Seminars, nicht zuletzt aber auch in den von ihm besorgten Textausgaben zum Ausdruck kam. Im Hinblick auf die an dieser Stelle anvisierten Handausgaben sind v.a. die Scriptores rei rusticae (1735), Quintilian (1738), Plinius d. J. (1739) und Claudian (1759) zu nennen, bei der bereits zuvor angeführten Ausgabe des Livius (1735) (vgl. I § 86) handelt es sich um einen Abdruck der Ausgabe Le Clercs. Ernesti Der in Leipzig wie Gesner zunächst als Rektor der Thomasschule wirkende Johann August Ernesti (1707–1781) gehört zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Aufklärungstheologie und hat ein umfangreiches theologisches (vgl. v.a. II § 51) und philologisches (v.a. Klassikereditionen) Gesamtwerk hinterlassen. Unter den Lateinern sind v.a. Cicero (1737–1739) mit dem dazugehörigen Clavis Ciceroniana (1739) sowie Sueton (1748) und Tacitus (1752) und unter den Griechen Xenophon (1737), Aristophanes (1753), Homer (1759–1764), Kallimachus (1761) und Polybius (1764) (vgl. I § 145) zu nennen. Zudem hat Johann August Ernesti auch Vorreden zu Textausgaben (vgl. etwa I § 86) verfasst. Nicht auszuschließen sind an dieser Stelle jedoch zwei weitere Personen: 1.) Johann Christian Gottlieb Ernesti (1756–1802), seit 1782 außerordentlicher Professor in Leipzig und wenige Monate vor seinem Tod ebenda auf eine ordentliche Professur für Eloquenz berufen, ist nach dem Studium bei seinem berühmten Onkel Johann August Ernesti vor allem als Philologe hervorgetreten und hat u.a. Aesop (1781) sowie nach dem Erscheinen der Erstauflage der Anweisung auch Silius Italicus (1791/1792) herausgegeben. Es folgte eine Übersetzung ausgewählter Briefe Ciceros mit Anmerkungen, sein eigentliches Interesse galt jedoch der griechischen Lexikographie und v.a. der antiken Rhetorik. Daneben ist 2.) August Wilhelm Ernesti (1733–1801), ebenfalls ein Neffe Johann August Ernestis und dessen Nachfolger sowie Vorgänger Johann Christian Gottlieb Ernestis als Professor der Eloquenz in Leipzig, zu nennen. Dieser hat neben den Historikern Livius (1769) und Ammianus Marcellinus (1773) auch einen nach Johann Matthias Gesners Handexemplar verbesserten Plinius d. J. (1770) herausgegeben. Fischer Johann Friedrich Fischer (1726–1799) wurde nach dem Studium in Leipzig ebenda Universitätsdozent, 1751 Konrektor der Thomasschule und ab 1762 außerordentlicher Universitätsprofessor für alte Literatur. Zuvor bei der Besetzung dieser Stelle übergangen, wurde Fischer 1767 schließlich Rektor der Thomasschule. Neben seinem Wirken als Lehrer ist Fischer v.a. als Philologe hervorgetreten, auch wenn das Urteil über seine hinterlassenen Arbeiten nicht ungeteilt positiv ausfällt. Unter den Griechen sind neben unterschiedlichen Platon-Texten (1759 u.a.m.) Aeschines von Sphettos (1753), Anakreon (1754), Moeris (1756), Palaephatus (1761) sowie Theophrast (1763) und unter den Lateinern v.a. Ovid (1758) (vgl. I § 86) zu nennen, weitere Ausgaben wie etwa Cornelius Nepos (1759) sind von geringem philologischen Wert. Heyne Christian Gottlob Heyne (1729–1812) war nach dem Studium in Leipzig zunächst als Hauslehrer in Wittenberg und als Kopist in Dresden tätig, bevor er 1763 auf Empfehlung David Ruhnkens und als Nachfolger Johann Matthias Gesners eine Rhetorik-Professur an der Universität Göttingen antrat, die er bis zu seinem Tod innehatte. Gleichzeitig wirkte er u.a. als äußerst effizienter Universitätsbibliothekar und produktiver Rezensent für die von ihm als Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften herausgegebenen Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen . Nach und nach etablierte sich Heyne als Gelehrter von europäischem Rang, dem etwa 1789 die Reform des gesamten dänischen Bildungswesens angetragen wurde, und muss neben Winckelmann und Wolf als herausragender Wegbereiter der neueren Altertumswissenschaft gelten. Noch aus Dresdner Zeit stammen Tibull (1755) und Epiktet (1756), später folgten Vergil (1767–1775), Pindar (1773) und Apollodor (1782/1787) sowie die gegenüber der Ausgabe Wolfs abfallende mehrbändige Ausgabe der Ilias (1802), die 1804 als zweibändige Handausgabe erschienen ist. Morus Samuel Friedrich Nathanael Morus (1736–1792) war zunächst Extraordinarius für Philosophie, dann Ordinarius für Latein und Griechisch in Leipzig, bevor er 1782 ebenda als Nachfolger seines Lehrers Ernesti auf einen theologischen Lehrstuhl berufen wurde. Morus vertrat einen biblischen Supranaturalismus und galt als so orthodox, dass seine immerhin wesentliche Teile der Christologie in den Anhang verweisende Dogmatik dennoch von Johann Christoph von Woellner (1732–1800) empfohlen werden konnte. Unter seinen theologischen Werken sind die Hermeneutik (vgl. II § 56 c) und die Epitome Theologiae Christianae (vgl. II § 190) zu nennen, hervorgetreten ist Morus jedoch v.a. als Philologe. Zu den von Morus besorgten Ausgaben zählen Isokrates' Panegyricus (1766), (Pseudo-)Longinus' De sublimitate (1769) mit einem zusätzlichen Anmerkungsband (1773), Mark Aurel (1775), Xenophons Kyropädie (1774), Anabasis (1775) und Hellenika (1778) sowie Julius Caesar (1780). Begonnen hat Morus zudem eine Ausgabe des Euripides (1778), für den Schulgebrauch hat er einzelne Texte von Lukian (1764), Sophokles (1781) und Philo von Alexandrien (1781) abdrucken lassen. Wolf Gemeint ist der in der ersten Auflage der Anweisung noch nicht genannte Friedrich August Wolf. Bis zum Erscheinen der zweiten Auflage der Anweisung lagen Platons Symposion (1782), Hesiods Theogonie (1783), Homers Odyssee (1784) und Ilias (1785) sowie die Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes umfassende Tetralogia dramatum Graecorum (1787) vor, später folgten Ausgaben von Ciceros Reden (1801 bzw. 1802) und den Opera Suetons (1802). 137. Die Sachen Sachen, auf welche sich die alten griechischen und römischen Schriftsteller beziehen, beziehen und von welchen man wenigstens einige vorläufige Kenntniß haben muß, wenn man nicht alle Augenblicke anstoßen, an stossen oder jene Schriftsteller nur halb verstehen, verstehen oder sich zur Unzeit bey bei ihrer Lesung selbst zerstreuen will, sind in der Geschichte, der alten Erdbeschreibung, der Mythologie, den griechischen und römischen Alterthümern zu suchen. Anm. Zur ersten Grundlage für einen Theil dieser Kenntnisse ist das – Handbuch der klassischen klaßischen Literatur, enthaltend Archäologie, Notiz der Klaßiker Klassiker , Mythologie, griechische Alterthümer, römische Alterthümer, von Eschenburg, Johann Joachim Joh. Joach. Eschenburg , Berlin 1783 in 1783. gr. 8. – überaus brauchbar. 138. Die eigentlich hieher hierher gehörige Geschichte Geschichte betrift betrifft entweder die bürgerlichen Veränderungen in den alten griechischen und römischen Staaten, oder den Zustand und die Schicksale ihrer Literatur und Künste, besonders der Philosophie Philosophie unter Griechen und Römern. So sehr es uns noch an Büchern fehlt, welche, mit Absonderung aller in andrer anderer Absicht sehr nützlichen Kenntnisse und Untersuchungen, recht eigentlich dazu eingerichtet wären, die, welche diese alten Schriftsteller in ihren Be ziehungen und Anspielungen auf gedachte Gegenstände verstehen wollen, dazu, mit Zusammenfassung der erwähnten Kenntnisse, vorzubereiten: so kann man sich doch schon vor der Hand, – in Absicht auf alte griechische Geschichte, Hand – mit die vorhandenen mit Nutzen gebrauchen. Anm. 1. In Absicht auf die alte griechische Geschichte: Stanyan, Temple Stanyans , unter dem Titel: Histoire Titel Historie de Grece, Grece Grèce, traduite de l'Anglois de Mr. Stanyan, Temple Temple Stanyan , Amst. 1744 in 1744. 8. in 3 Tomes nachgedruckten, nachgedruckten Tomes, nachgedruckte, und aus den Quellen selbst geschöpften, geschöpfte Geschichte Griechenlandes Griechenlands bis auf den Tod K. Philipp II. Philipps Philipp in von Macedonien; oder mit dem das Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, auf Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte, zum Gebrauch für die Jugend beym beim Lesen der Alten , behelfen, Leipzig 1789 in 1789. 8. genügen. Wichtiger ist freylich jedoch Gillies, John John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung Uebersetznng aus dem Englischen bereits zwey vier Theile, Leipzig 1787 in 1787. gr. 8. erschienen sind; desgl. Mitford, William Mitford's Geschichte Altgriechenlands, aus dem Englischen, 1ster–6ter Theil, Leipzig 1802 f. und die vortrefliche vortreffliche Voyage du jeune Anacharsis en Grèce (vom Abbé Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy Barthèlémy ) mit einem Recueil des Cartes, à Paris 1788 in 1788. 4 Tomes in Tomes, gr. 4, und 4. welche mehrmals nachgedruckt, ob es gleich bey auch ins Deutsche übersetzt ist, und bei weitem noch mehr als bloße Geschichte enthält. mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Griechen von den frühesten Zeiten bis auf den Tod Alexander d. Gr. Alexanders des Grossen , aus dem Engl. übersetzt, Leipzig 1777 in zwey Octavbänden; Robertson, William Wilh. Robertsons Geschichte von Altgriechenland (die noch weiter, bis auf die Verwandlung Griechenlandes in eine römische Provinz geht, und selbst die ältere Geschichte von Großgriechenland, auch etwas von der Erdbeschreibung, der bürgerlichen Verfassung und der Geschichte der Wissenschaften mitnimmt,) aus dem Engl. übersetzt Leipzig 1779 in gr. 8. – und mit Goldsmith, Oliver Goldsmith's Geschichte der Römer - - bis auf den Untergang des abendländischen Kaiserthums, aus dem Engl. Leipz. 1774 in zwey Octavbänden – behelfen, oder Denina, Carlo Karl Denina Staats- und Gelehrtengeschichte Griechenlands zu Hülfe nehmen, wovon der erste Theil aus dem Ital. übersetzt, Flensburg 1783 in gr. 8. herausgekommen ist. Anm. 2. Beziehen sich die Werke eines alten Schriftstellers, z. B. Cicero Cicero's Briefe, sehr auf die Geschichte ihrer Zeit: Zeit, so sollte man eher solche Schriften nicht eher lesen, als bis man sich diese besondere Geschichte, z. B. die in Cicero Cicero's Schriften zum Grunde liegende, aus Corradi, Sebastiano Seb. Corradi Quaestura, wieder aufgelegt Lips. 1752 in 1752. 8. 8 ; The history of the life of Cicero M. T. Cicero , by Middleton, Conyers Conyer Middleton , öfters aufge legt, als London 1767 1767. in 3 Voll. gr. 8. (auch ins Französische Französ. und ins Deutsche übersetzt,) übersetzt) übersetzt), oder aus Cicero Ciceronis vita (quam) ex ipsius scriptis excerpsit et ad Consulum seriem digessit Meierotto, Johann Heinrich Ludwig J. I. C. L. Meierotto , Berol. 1783. 8. bekannt gemacht hätte. Stanyans, unter dem Titel: Histoire de Grece […] Geschichte Griechenlandes bis auf den Tod K. Philipps in Macedonien Temple Stanyans (1675–1752) The Grecian History (1707/1739) besteht aus zwei Bänden: Der erste Band endet mit dem Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.), der zweite reicht bis zum Tod Philipps II. von Makedonien (ca. 382–336), des Vaters Alexanders des Großen (356–323). Handbuch der griechischen Alterthümer in Rücksicht auf, Genealogie, Geographie, Mythologie, Kunst und Geschichte […] Leipzig 1789 Der Autor ist Christian Gottlieb Traphage (1769–1793). John Gillies Geschichte von Altgriechenland, von dessen Uebersetzung aus dem Englischen bereits zwey Theile, Leipzig 1787 in gr. 8. erschienen sind Die ersten beiden Bände der Geschichte von Altgriechenland sind 1787 erschienen, die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen letzten beiden Bände stammen aus dem Jahr 1797. Die Übersetzung stammt von Christian Friedrich von Blankenburg (1744–1796) und wurde nach nach dessen Tod von Ludwig Gotthard Kosegarten (1758-1818) vollendet. Seb. Corradi Quaestura, wieder aufgelegt Lips. 1752 Nachzuweisen ist lediglich die von Johann August Ernesti besorgte Leipziger Ausgabe aus dem Jahr 1754, in der Sekundärliteratur wird gelegentlich auch auf eine Ausgabe Ernestis aus dem Jahr 1753 verwiesen, doch geht dies vermutlich auf die Datierung der Praefatio zurück. The history of the life of M. T. Cicero, by Conyer Middleton, öfters aufgelegt, als London 1767 in 3 Voll. Der Name des Autors lautet Conyers Middleton (1683–1750), die Namensvariante Conyer findet sich jedoch auf dem Titelblatt der dreibändigen deutschen Übersetzung (1757–1759). Aus dem Jahr 1767 stammt die achte Auflage. 139. Woran es uns noch unter den zur griechischen und römischen Geschichte Geschichte gehörigen Schriften fehlt, eben dieses dies vermißt man auch bey bei Schriften, welche den Zustand der Künste und Wissenschaften, namentlich der Philosophie Philosophie, bey beyden bei beiden Völkern betreffen. Anm. Doch verdienen empfohlen zu werden: Cicero M. Tullii Ciceronis historia philosophiae antiquae, collecta, illustrata et amplificata a Gedike, Friedrich F. Gedike , Berol. 1781 in 1781. gr. 8. ist die einzige, die hier empfohlen werden könnte. Die mit großem Fleiß ausgearbeitete fast unübertreffbare Geschichte des Ursprungs, Fortgangs und Verfalls der Wissenschaften in Griechenland und Rom, von Meiners, Christoph C. Meiners , wovon zu Lemgo 1781 1781. und 1782 82 erst zwey Bände in 1782. 2 Bände, gr. 8. erschienen sind, gehört schon für Leser einer höhern Classe. M. Tullii Ciceronis historia philosophiae antiquae, collecta, illustrata et amplificata a F. Gedike, Berol. 1781 Obgleich sich in der Sekundärliteratur auch das Erscheinungsjahr 1781 (vgl. das Datum der praefatio ) findet, lässt sich dieses Werk erst für 1782 nachweisen. 140. Auch bey Bei der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung wird man vermuthlich noch lange auf ein Buch warten müssen hat es lange an einem Werke gefehlt , das, bey bei der möglichsten Vollständigkeit, nach eigner eigener sorgfältigen Untersuchung und mit Benutzung der wirklich sichern und brauchbaren Entdeckungen einiger wenigen eigentlichen Kenner, auch mit möglichster Vergleichung Vergleichung der ältern und neuern Topographie Topographie, zwischen der weitläufigern Sprache die Mitte hielte. Doch ist besonders durch Mannert, Conrad Mannert und einiger Andere diesem Bedürfniß abgeholfen. Anm. Zu den weitläufigern Werken gehören: fast einzig brauchbaren Notitia orbis antiqui von Cellarius, Christoph Christoph. Cellario mit Schwartz, Johann Conrad Jo. Io. Conr. Schwartzii Anmerkungen, Leipzig Leipz. 1731 1731. und 1732 32 in zwey Quartbänden, und zwischen der zu magern 1732. 4. Geographie ancienne abregée par Mr. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , 3 Tomes, à Paris 1768 in drey Bänden 1768. gr. 12. 12 , oder dem den beyden kleinern: Orbis antiqui monumentis suis illustrati primae lineae, duxit Oberlin, Jeremias Jacob Jer. Jac. Oberlinus , Argent. 1776. 8. und dem noch nicht vollendeten Handbuch der alten Erdbeschreibung Erdbeschreibung , zum Gebrauch der eilf größern Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillischen Landcharten Landcharten , (von Hummel, Bernhard Friedrich Hummel , Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Hieron. Paulus , Stroth, Friedrich Andreas Stroth , Bruns, Paul Jakob Bruns und Ditmar, Theodor Jakob Dittmar ,) Nürnb. 1785 und 1786 in zwey Bänden in Bruns , Dittmar .) Nürnberg 1800 , 2 Bände, gr. Handbuch der alten Erdbeschreibung nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten, Nürnberg 1781 in 8. (auch lat. Compendium Geographiae antiquae etc. ) das Mittel hielte. Dergleichen ist ohngefehr die sehr schätzbare Geographie der Griechen und Römer - - von Mannert, Conrad Konrad Mannert , wovon aber bis jetzt nur Ein Theil, Nürnberg 1788 und des Zweyten Theils erstes Heft 1789 in gr. 8. erschienen ist. – Geographie der Griechen und Römer, von Mannert, Conrad Konrad Mannert , 1ster–6ter Band, Nürnberg 1788–1812. Zu den kürzern Handbüchern: Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue herausg. von Mannert, Conrad L. Mannert , 6te Aufl. 1810. Schlichthorst, Hermann H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794. Schmieder, Benjamin Friedrich Schmieder, Friedrich Gotthelf Benjamin B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802. Die einzig guten Charten Charten zur alten Geographie Geographie von Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville , welche unter dem Titel: Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus zu Nürnberg 1784 1784. nachgestochen worden seit letztgedachtem Jahre zu Nürnberg nachgestochen werden , sind wenigstens unentbehrlich; unentbehrlich, sonst muß man sich bloß mit den noch sehr unvollkommenen Charten in Cellarius, Christoph Cellarii Werk oder Köhler, Johann David Jo. Io. Dav. Koeleri Descriptione orbis antiqui in XLIV. XLIV tabulis tabulis, von Weigel, Christoph Weigel in Nürnberg gestochen, begnügen. lat. Compendium Geographiae antiquae Gemeint ist die lateinische Übersetzung Compendium geographiae antiquae mappis Danvillianis XI. maioribus accomodatum ex optimis fontibus elaboratum (1785). J. F. A. Nitsch kurzer Entwurf der alten Geographie, auf's neue herausg. von L. Mannert, 6te Aufl. 1810 Der Name des Autors lautet Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794), der Herausgeber ist Konrad (bzw. Conrad) Mannert (1756–1834). H. Schlichtegroll's Handbuch der alten Erdbeschreibung, Bremen 1794 Das Handbuch der alten Erdbeschreibung stammt von Hermann Schlichthorst (1766–1820), der in der dritten Auflage der Anweisung vermutlich mit dem v.a. für seine umfangreichen Sammlungen von Nekrologen bekannten Friedrich Schlichtegroll (1765–1822) verwechselt wurde. B. F. J. F. Schmieder's Handbuch der alten Erdbeschreibung zum Atlas von 12 Karten, Berlin 1802 Dieses Werk hat zwei Herausgeber: Benjamin Friedrich Schmieder (1736–1813) und dessen Sohn Friedrich Gotthelf Benjamin Schmieder (1770–1838). Jo. Dav. Koeleri Descriptione orbis antiqui in XLIV. tabulis von Weigel in Nürnberg gestochen Dieses Werk ist ohne Jahresangabe erschienen, dürfte jedoch um 1720 zu datieren sein. Neben Christoph Weigel d. Ä. (1654–1725) wirkte auch dessen Bruder Johann Christoph Weigel d. J. (1661–1726) als Kupferstecher und Verleger in Nürnberg. 141. Zu der bey bei Lesung der Alten so nothwendigen Kenntniß der Mythologie Mythologie , – welche sowohl die Begriffe alter Völker ker in ihrem noch rohen Zustande enthält, die sie sich von übermenschlichen Wesen und Naturbegebenheiten machten, als auch die Sagen Sagen von den unter ihnen vorgefallenen Ereignissen, – könnte man die sind für den Anfänger die kürzeren Darstellungen der Götter- und Fabelgeschichte am brauchbarsten. Weiterhin mögen auch die mannigfaltigen Versuche, die Mythologie philosophisch zu behandeln, prüfend vergleichen verglichen werden. Anm. Zu den ersten gehören: Einleitung in die Götter- und Fabelgeschichte Fabel-Geschichte der ältesten griechischen und römischen Welt, durch Damm, Christian Tobias Christ. Tob. Damm , 4te 6te Auflage, Aufl. Berlin 1775 in 8., oder 1807. 8. Seybold, David Christoph Dav. Christoph Seybolds Seybold's Einleitung in die griechische und römische Mythologie der alten Schriftsteller, 2te Auflage, Leipzig 1784. 8. zum Grunde legen; noch besser in Rücksicht auf Dichter Dichter und Kunstwerke Kunstwerke Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramlers kurzgefaßte Mythologie, Berlin 1790 in 2 Theilen in 8. Wollte 2te Aufl. Leipz. 1784. 8. zum Grunde legen, und, wenn 3te Auflage, Leipzig 1797. 8. Ramler, Karl Wilhelm Karl Wilh. Ramler's kurzgefaßte Mythologie, 2 Theile, Berlin 1790. 8. Hermann, Martin Gottfried M. G. Herrmann's Mythologie der Griechen, 2 Bände, Berlin 1811. 8. Zu der zweiten Klasse: man, doch nur im Allgemeinen, mehr davon wissen: so könnte wissen wollte, Banier, Antoine Anton Banier's Erläuterung der Götterlehre und Fabeln aus der Geschichte, mit Schlegel, Johann Adolf Joh. Adolf und Schlegel, Johann August Joh. August Aug. Schlegels Schlegel's , auch Schroeckh, Johann Matthias Joh. Matthias Schröckh's Anmerkungen, Leipzig 1754–1766 Leipz. 1754–66 in fünf groß Octavbänden, auch, als einen Nothhelfer, und Hederich, Benjamin Benj. Hede richs mythologisches Lexicon, verbessert von Schwabe, Johann Joachim Joh. Joach. Schwaben , Leipzig Leipz. 1770 in gr. 8. zu Hülfe genommen werden nehmen . 5 Bände, Leipzig 1754–1766. gr. 8. Kanne, Johann Arnold J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808. Creuzer, Friedrich Georg C. E. Creuzer Symbolik und Mythologie der alten Völker, 2 Bände, Darmstadt 1811. Ein weit genaueres und sehr nutzbares Handbuch zur allgemeinern Uebersicht sind sind: Saxius, Christophorus Christoph. Saxi Tabulae genealogicae, s. Stemmata deorum, regum, principum - - regum, – principum – qui per tempus - - tempus – mythicum vixisse - - vixisse – creduntur, Ultraject. 1783 1783. in Folio, ob es gleich einen weitern Umfang hat als bloße Mythologie Mythologie. Hernach würde man, wenn man zumal zumahl Wollte man besonders die alten Dichter Dichter recht anschaulich verstehen lernen wollte, lernen, so müßte man die Dactyliothek Daktyliothek von Lippert, Philipp Daniel Phil. Dan. Lippert , Erstes und Zweytes Zweites Tausend, Leipzig Leipz. 1767 in zwey Bänden in 4. in 2 Bänden, Leipzig 1767. 4., und das Supplement dazu 1776 in 1776. 4. nebst den dazu gehörigen Abdrücken geschnittener Steine, mit ungemeinen Nutzen zu Rathe ziehen, oder, weil dieser Schatz wegen seiner Kostbarkeit nicht überall zu haben ist, an dessen Stelle den Versuch einer mythologischen Dactyliothek für Schulen - - Schulen – von Klausing, Anton Ernst Anton Ernst Klausing , Leipzig Leipz. 1781 in gr. 8. (wovon noch ein zweyter Theil erwartet wird) 1781. gr. 8., ebenfalls mit den Abdrücken, brauchen können benutzen . Ueber den Geist dieser Mythologie, oder ihren Sinn, nebst ihrer verschiednen verschiedenen Gestalt und Veränderungen zu verschiednen verschiedenen Zeiten und bey verschiednen Schriftstellern bei verschiedenen Schriftstellern, geben die Heyne, Christian Gottlob Heynischen und Hermann, Martin Gottfried Hermannischen Schriften, welche man §. 313 313. der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet, die besten Aufschlüsse. Einleitung in die Götter- und Fabelgeschichte der ältesten griechischen und römischen Welt, durch Christ. Tob. Damm, 4te Auflage, Berlin 1775 Die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene sechste Auflage von Christian Tobias Damms (1699–1778) Einleitung in die Götter-Lehre und Fabel-Geschichte ist posthum im Jahre 1783 erschienen. Bei den folgenden Auflagen handelt es sich um Umarbeitungen von Friedrich Schulz (1762–1798) bzw. Konrad Levezow (1770–1835). Dav. Christoph Seybolds Einleitung in die griechische und römische Mythologie der alten Schriftsteller, 2te Auflage, Leipzig 1784 Die Einleitung ist in der zweiten Auflage bereits 1783 erschienen. J. A. Kanne Mythologie der Griechen, Leipzig 1808 Von diesem Werk ist nur der erste Teil (Leipzig 1805) erschienen. Aus dem hier genannten Jahr stammt Johann Arnold Kannes (1773–1824) zweibändiges Werk Erste Urkunden der Geschichte oder allgemeine Mythologie (Bayreuth 1808). Heynischen und Hermannischen Schriften, welche man §. 313 der dritten Auflage meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie angezeigt findet Gemeint sind Christian Gottlob Heynes (1729–1812) in § 312 der Bücherkenntniß ( 3 1790) genannte Abhandlungen De caussis fabularum seu mythorum veterum physicis (1764), in: Opuscula academica I (1785), 184–206 (VII.); De origine et caussis fabularum Homericarum , in: Novi commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis VIII (1778), 34–58 ( Commentationes historicae et philologicae classis ); De theogonia ab Hesiodo condita. Ad Herodoti Lib. II. c. 52. commentatio , in: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis II (1780), 125–154 ( Commentationes historicae et philologicae ); Ad Apollodori Atheniensis bibliothecam notae I–III (1783), v.a. der dem dritten Teil vorangestellte Beitrag De Apollodori Bibliotheca novaque eius recensione simulque universe de litteratura mythica (aaO III 903–972); Temporum mythicorum memoria a corruptelis nonnullis vindicata , in: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis recentiores VIII (1787), 3–19 ( Commentationes antiquiores ) sowie das mit einer Vorrede Heynes versehene Handbuch der Mythologie aus Homer und Hesiod, als Grundlage zu einer richtigern Fabellehre des Alterthums mit erläuternden Anmerkungen begleitet von Martin Gottfried Hermann (1787) (Bd. 2 [1790] enthaltend die Mythen aus den Lyrischen Dichtern der Griechen ; Bd. 3 [1795] enthaltend die astronomischen Mythen der Griechen ) (vgl. I § 56 c). 142. Diese bisher §. 137 f. erwähnten Schriften und Werke enthalten selbst einiges Einiges , das zur bessern Kenntniß der, wenigstens gottesdienstlich gottesdienstlichen, griechischen und römischen Alterthümer Alterthümer dient. Die Kenntniß derselben ist selbst zur Erklärung vieler Stellen des alten und neuen Testaments nothwendig, und kann bei der Lesung der Classiker Classiker gar nicht entbehrt werden. Anm. In Absicht der griechischen , wo es uns noch so sehr an einem guten und hinlänglichen Handbuch fehlt, ist griechischen macht, griechischen Alterthümer , bemerke man unter den mehr systematischen Büchern, Potter, John Johann Potters vorzüglich: Johann Potter's griechische Archäologie oder Alterthümer Griechenlandes mit Anmerkungen und Zusätzen von Rambach, Johann Jakob Joh. Jac. Rambach , Halle 1775–1778 in drey Theilen in gr. 8. die übrigen sehr entbehrlich, und kan in seiner Art das einzige. – einzig heissen. 3 Bände, Halle 1775–1778. gr. 8. Desgleichen Nitsch, Paul Friedrich Achat J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner, Johann Georg Christian Höpfner und Köpke, Georg Gustav Samuel Köpke , 4 Bände, Erfurt 1791–1806. 8. Wenn man sich bey bei den römischen Alterthümer Alterthümern erst ein kürzeres Lehrbuch bekannt gemacht hat, unter welchen Cellarius, Christoph Christoph Christoph. Cellarii Compendium antiquitatum ro mana rum c. adnott. Walch, Johann Ernst Immanuel J. E. J. Walchii I. E. I. Walchii , Edit. 3. Halae 1774. 8. Nieupoort, Wilhelm Hendrik Ge. Henr. Hen. Nieupoort Nieupoort , rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, succincta explicatio, Edit. 13. Berol. 1767 in 1767. gr. 8. 8., auch Edit. 6. (Ultrajectina (Vltrajectina (Ultraiectina ) curant. Reitz, Wilhelm Otto Guil. Ottone et Reitz, Johan Frederik Jo. Io. Freder. Reitzio 1774 gr. 8. Reitzio , gr. 8. 1774. , und Gruner, Johann Friedrich Jo. Io. Frid. Gruneri introductio in antiquitates Romanas, Jenae 1748. 8. die besten sind: so kan kann man hernach Matern de Cilano, Georg Christian Georg Christian Maternus von Cilano ausführliche Abhandlung der römischen Alterthümer, in Ordnung gebracht von Adler, Georg Christian Georg Christ. Adler , Altona 1775 1775. und 1776 76 1776., in vier Theilen in Theilen, 8. (die ein Commentar über den Nieupoort, Wilhelm Hendrik Nieupoort , aber von viel weiterm Umfange ist) dazu nehmen, zu Hülfe nehmen und damit Adler, Georg Christian G. C. Adlers Adler Adler's ausführliche Beschreibung der Stadt Rom, Altona 1781 in 1781. 4. ; die Schrift: Ueber Sitten und Lebensart der Römer in verschiedenen Zeiten der Republik, von Meierotto, Johann Heinrich Ludwig J. H. L. Meierotto , Berlin 1776 1776. in zwey Theilen in 8.; 8. zwei Theilen, 8., und Meiners, Christoph C. Meiners E. Meiner's Geschichte des Verfalls der Sitten und der Staatsverfassung der Römer, Leipzig Leipz. 1782. 8. verbinden. Brauchbare Handbücher sind auch: Nitsch, Paul Friedrich Achat P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790. 8. Adam, Alexander Adam's Handbuch der römischen Alterthümer. Aus dem Engl. von Meyer, Johann Leonhardt Meyer , 2 Bände, Erlangen 1806. Meyer, Johann Leonhardt J. L. Meyer's Lehrbuch der römischen Alterthümer, Erlangen 1806. Wegen Hinsichts des großen grossen Einflusses der Kenntniß des römischen Kriegswesen Kriegswesens auf die rechte Einsicht des Verstandes vieler Stellen bey bei römischen Schriftstellern sind die Römischen römischen Kriegsalterthümer (von Kriegsalterthümer , von Rösch, Jakob Friedrich von Rösch und Nast, Johann Jakob Heinrich Nast ) Nast , Halle 1782 in 1782. gr. 8. sehr zu empfehlen. J. F. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen, gottesdienstlichen etc. Zustandes der Griechen; fortgesetzt von Höpfner und Köpke, 4 Bände, Erfurt 1791–1806 Der Autor ist Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794), die Fortsetzung wurde von Johann Georg Christian Höpfner (1765–1827) und Georg Gustav Samuel Köpke (1773–1837) besorgt. Ge. Henr. Nieupoort rituum, qui olim apud Romanos obtinuerunt, succincta explicatio, Edit. 13. Berol. 1767 Als ursprünglicher Autor dieses Werkes wird Willem Hendrik (lat. Guilelmus Henricus) Nieupoort (1674–1730) geführt. Jo. Frid. Gruneri introductio in antiquitates Romanas, Jenae 1748 Für Johann Friedrich Gruners (1723–1778) Introductio in antiquitates Romanas ist einzig das Erscheinungsjahr 1746 nachzuweisen. E. Meiner's Geschichte des Verfalls der Sitten und der Staatsverfassung der Römer, Leipzig 1782 Der Name des Autors lautet Christoph Meiners (1747–1810). P. E. A. Nitsch Beschreibung des häuslichen etc. Zustandes der Römer, 2 Bände, Erfurt 1790 Der Autor ist erneut Paul Friedrich Achat Nitsch (1754–1794). Der erste Band ist bereits 1788 erschienen. 143. Hätte Hat man sich durch die bisher (§. 135 f. ) erwähnte erwähnten Kenntnisse zum Lesen griechischer und lateinischer Schriftstel ler vorbereitet: vorbereitet, so möchten werden ferner folgende Vorschläge bey bei dem Lesen nicht undienlich seyn. 1) Weil der, welcher diese Schriftsteller vor für sich lesen will, gemeiniglich schon vorher einen Unterricht in alten Sprachen und, nach unsern Einrichtungen, weit mehr in der lateinischen als in der griechischen, in letzterer oft so viel als gar nicht, bekommen hat; und weil man bey bei Lesung der römischen Schriftsteller gemeiniglich auch mit die Absicht hat, sich eine Fertigkeit im lateinischen Ausdruck zu erwerben; ja, weil selbst die Hülfsmittel zur Erlernung des Griechischen und die erklärende erklärenden Anmerkungen in den Ausgaben griechischer Schriftsteller fast durchgehends in lateinischer Sprache abgefaßt sind: so ist es rathsam, lateinische lateinische Schriftsteller eher als griechische griechische zu lesen. Wäre man nicht in diesen Fällen: dieß alles nicht der Fall, so wäre es viel nützlicher und vernünftiger, mit den griechischen anzufangen. Denn die römischen Schriftsteller haben die griechischen nachgeahmt und copirt, können also weit besser verstanden werden, wenn man diese schon voraus kennt; und man würde auf diese Art die fortschreitende Cultur Cultur Kultur des menschlichen Verstandes und Herzens, auch der davon abhängenden Begriffe, Grundsätze und Sitten, weit besser wahrnehmen. Anm. Es gehört zu den neueren Erscheinungen, daß man in Schulen angefangen hat, dem Griechischen mit dem Lateinischen gleichen Rang anzuweisen; ja, es fast noch eifriger zu treiben, und selbst darin schreiben zu lassen. Dieß ist an sich, wegen des hohen Werthes der griechischen Literatur, erfreulich. Nun traten auch hie und da Uebertreibungen ein: das, wenn man mit den allgemeinern und vielfachern Gebrauch sieht, doch unentbehrlichere Latein wurde fast vernachlässigt, und man hat sogar schon von Seiten der obern Behörden Behörden für nöthig gefunden, vor diesem letzteren Fehler zu warnen. M. s. §. 123. A. d. H. 144. So nützlich 2) Chrestomathien Chrestomathien oder Excerpte aus mehrern alten Schriftstellern, Schriftstellern für den seyn mögen, der keine ganze die ganzen Schrifsteller Schriftsteller nicht haben kan kann , oder für den Anfänger, der vorerst den nothdürftigsten Sprachgebrauch Sprachgebrauch lernen, lernen oder einen allgemeinen Vorschmack Vorschmack von mehrern mehreren Schriftstellern und ihrem ihren Unterschied Unterschiede erlangen will: so viel besser ist es doch bleibt es doch viel besser , ganze Schriftsteller in eins fort zu lesen, ehe man zu andern fortschreitet. Denn – ausserdem außer dem, daß es unnatürlich ist und zur Unbeständigkeit gewöhnt, etwas aufzugeben aufzugeben, was man angefangen, angefangen und was uns gefallen hat – hat, wird man durch das anhaltende Lesen eines guten Schriftstellers besser mit seinen Sachen seinem Inhalt , so wie mit seiner eigenthümlichen Denkart Denk- und Schreibart Schreibart, bekannt, lernt ihn daher, daher und wenn man einmal im Gange ist, besser verstehen, und gewöhnt sich leichter, wenn man gar die Absicht hat hat, seinen Ausdruck nach einem einen solchen Schriftsteller zu bilden, an eine gewisse Gleichheit und Reinigkeit des Ausdrucks. 145. Wollte man – wie hier immer vorausgesetzt wird – alle alte Schriftsteller vor für sich lesen, lesen und wäre im Griechischen oder Lateinischen noch sehr zurück: zurück, so wäre 3) zu rathen, daß man – da ein Anfänger zunächst erst des Sprachgebrauch Sprachgebrauchs mächtig werden muß – ganz leichte Schriftsteller läse, läse und sich dabey dabei solcher Ausgaben bediente, wo in Anmerkungen oder Registern die Bedeutungen der Wörter und Redensarten Redensarten, auch wohl schwerere Formen, erklärt werden, z. B. die Aesop Fabulas Aeso picas nach Heusinger, Johann Michael Joh. Mich. Heusingers Ausgabe, vermehrt Eisenach 1771. 8.; Paeonius (Paeanius) Paeanii Metaphras. in Eutropius Eutropium , nach Kaltwasser, Johann Friedrich Salomon F. S. Kaltwassers , Gotha 1780. 8.; Palaephatus Palaephatum de incredibilibus, nach Fischer, Johann Friedrich Joh. Fridr. Frid. Fischers Ausgabe, Leipzig 1761. 8. werden. Ist man etwas weiter: weiter, so sind solche Glossarien, wo nur das schwere Schwere und dem Schriftsteller eigenthümliche Eigenthümliche mit we nig Worten erkläret erklärt wird, wie die Ernesti, Johann August Ernestischen bey Xenophon Xenophons memorabil. Sokrates Socratis und bey dem Polybius Polybius oft sogar recht vollständige Indices , zu dieser Absicht, Absicht vollkommen zureichend. Ernestischen bey Xenophons memorabil. Socratis und bey dem Polybius Gemeint sind Johann August Ernestis mehrfach aufgelegte Xenophontis memorabilium Socratis dictorum libri IV (1737; 5 1772) sowie dessen dreibändiger, mit Anmerkungen versehener Polybius (1763/64). 146. Und weil es vernünftig ist, vom Leichtern zum Schwerern fort zu gehen: fortzugehen, so ist es 4) auch rathsamer, eher prosaische Schriftsteller, wenigstens leichtere, als Dichter Dichter Dichter, den Homer Homer etwa ausgenommen, mit dem ja auch die Römer anfingen, zu lesen; selbst deswegen, weil der Geschmack Geschmack leichter durch die Lesung der letztern verwöhnt, verwöhnt und zu sehr an das Hervorstechende gewöhnt wird; zumahl wird, zumal wenn man durch Lesung der Alten selbst seine Denkart Denk- und Schreibart Schreibart bilden will. – Aus eben diesem Hauptgrunde würde man auf Schriften, welche gemeinbekannte Sachen enthalten, erst Geschichtschreiber, und auf diese erst philosophische Werke folgen laßen lassen müssen; lassen müssen, wenn nicht der schwerere Vortrag Vortrag eines Schriftstellers in jenen erfordert, sie bis nach diesen zu verschieben; im verschieben. Im Griechischen würde man auch wohl thun, Schriftsteller von einerley einerlei Dialekt Dialekt zusammen zu nehmen, wenn hier jene angegebene angegebenen Ursachen nicht wieder eine Ausnahme erforderten. Anm. Anm. 1. Besondere Vorschläge von der bequemsten Ordnung, in der man alle alte Schriftsteller nach ein ander lesen möchte, laßen lassen sich nicht allgemein geben, da die Absichten, warum man diese Schriftsteller ihre Werke lieset, sehr verschieden sind, und die gemeldeten Regeln oft einander in den Weg kommen. – Im Lateinischen würde man sehr wohl den Phaedrus Phäder , Nepos Nepos Phädrus , Nepos und Terenz Terenz – Terenz , den Julius Caesar, s. Caesar Caesar Cäsar Cäsar und Sallust Sallust – Cicero Cicero's Sallust , Cicero's Lälius und Cato, seine Briefe, seine philosophischen, seine rhetorischen Werke und seine Reden, mit Quintilian (Quinctilian) Quinctilians Quinctilian's Instit. orat. – orat., den Livius Livius , Sueton Suetonius Livius , Suetonius und Tacitus Tacitus – Tacitus den Plautus Plautus , Plautus Plautus , und so die übrigen nach Befinden, Befinden auf einander folgen lassen können. Nach den leichtesten unter diesen Prosaikern könnten schon Ovid Ovid Ovid und Vergil (Virgil) Virgil Virgil , sodann sodenn , nach den etwas schwerern, Horaz Horaz Horaz und andere gelesen werden. Anm. Anm. 2. Im Griechischen könnte man, nach der §. 145 145. angegebenen Vorbereitung, mit Aelian Aelians Aelian's vermischten Geschichten und mit Epiktet Epiktets Epiktet's Enchiridion sowohl als Arrian Arrians sowohl, als mit Arrians Commentarien den Anfang machen – machen; hernach vorzüglich vorzöglich den Xenophon Xenophon Xenophon , und überhaupt die besten Attischen attischen Prosaisten, sowohl Philosophen, vornemlich vornehmlich Platon Platon's vornehmlich Platon's und Aeschines Aeschines Aeschines Dialogen, und Theophrast Theophrasts Theophrast's Charaktere, sodann sodenn , nach Aristoteles Aristoteles Aristoteles Rhetorik, den Isokrates Isokrates Isokrates , nebst den in der Reiske, Johann Jacob Reiskischen Sammlung enthaltnen enthaltenen Rednern, Rednern lesen. Nun könnten, und, wenn man gerade nicht Attische attische Schriftsteller gleich zusammen nehmen wollte, auch schon gleich nach dem Xenophon Xenophon Xenophon , die Geschichtschreiber, hauptsächlich Herodot Herodot , Thukydides Thuky dides , Polybius Polybius , Plutarch Plutarch Herodot , Thukydides , Polybius , Plutarch , auch Flavius Josephus, s. Josephus Josephus Josephus Josephus , und von spätern Arrian Arrian , Appian Appian Arrian , Appian und Herodian Herodian , Herodian eintreten. Die Dichter Dichter könnten können sehr wohl mit den andern abwechsetn abwechseln . Homer Homer müßte Homer muß billig allen vorgehen, und Hesiod Hesiod könnte Hesiod kann ihm folgen. Vom Anakreon Anakreon , Theokrit Theokrit , Moschus Moschus Anakreon , Theokrit , Moschus und Bion Bion könnte Bion mag man zu den Attischen Tragikern attischen Tragikern und Komikern Komikern fortschreiten, und alsdenn alsdann den Pindar Pindar Pindar und Callimachus Kallimachus Kallimachus hinzufügen. Gut wäre es doch, Aristoteles Aristoteles Aristoteles Poetik mit diesen Dichtern zu verbinden. Andere, sonderlich spätere oder unbeträchtlichere Schriftsteller zu erwähnen, erlaubt die hier nöthige Kürze und eingeschränkte eingeschränckte Absicht nicht, die eigentlich auf die Muster Muster des griechischen und lateinischen Vortrag Vortrages geht. Man vergl. Schelle, Karl Gottlob K. G. Schelle , welche alte classische Auctoren, wie, in welcher Folge und Verbindung soll man sie auf Schulen lesen? 2 Bände, Leipzig 1804. 8. Phäder Der in augusteischer Zeit freigelassene Sklave Phaedrus (gest. Mitte 1. Jh. n. Chr.) zählt trotz einer komplizierten Überlieferungslage bis heute zu den wichtigsten Fabeldichtern (v.a. Tierfabeln). Nepos Der mit Cicero befreundete Cornelius Nepos (1. Jh. v. Chr.) ist v.a. durch sein Hauptwerk De viris illustribus bekannt. Terenz Publius Terentius Afer (2. Jh. v. Chr.) ist einer der berühmtesten Komödiendichter der lateinischen Antike. Für Herder war Terenz aufgrund des engeren Anschlusses an die griechischen Vorbilder sogar wichtiger als Plautus. Cäsar Literarisch ist Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Antike und 39/38 v. Chr. offiziell unter die Staatsgötter erhoben, v.a. mit seinen commentarii zum gallischen Krieg ( De bello Gallico ) und zum Bürgerkrieg ( De bello civili ) verbunden. Sallust Aus dem Werk des römischen Politikers und Geschichtsschreibers Gaius Sallustius Crispus (1. Jh. v. Chr.) sind v.a. die Darstellung der catilinarischen Verschwörung ( De coniuratione Catilinae oder auch Bellum Catilinae ) und die Beschreibung des Krieges gegen Jugurtha ( Bellum Iugurthinum ) von Bedeutung. Cicero's Lälius und Cato, seine Briefe, seine philosophischen, seine rhetorischen Werke und seine Reden Aus dem umfangreichen und vielschichtigen Werk Ciceros (vgl. I § 60) hebt Nösselt Laelius de amicitia , ein in Dialogform verfasstes Werk über die Freundschaft, und Cato maior de senectute hervor, in dem Cicero den greisen Cato d. Ä. über das Alter nachdenken lässt. mit Quinctilians Instit. orat. In seiner Institutio oratoria betrachtet Quintilian Cicero als den bedeutendsten lateinischen Redner überhaupt. Hier liegt einer der Hauptgründe für Ciceros herausragende Stellung innerhalb der lateinischen Rhetorik. Livius Titus Livius (59 v.–17 n. Chr.) ist der Verfasser eines bis in das erste vorchristliche Jahrzehnt reichenden Geschichtswerkes ( Ab urbe condita ) in 142 Büchern, von denen jedoch nur 35 erhalten sind. Allerdings lässt sich der Inhalt der verlorenen Bücher über Auszüge, v.a. die sog. Periochae , erschließen. Suetonius Der sprachlich Quintilian verpflichtete römische Biograph und Antiquar Gaius Suetonius Tranquillus (geb. um 70 n. Chr.) ist v.a. durch seine zwölf (Caesar bis Domitian) Kaiserviten ( De vita Caesarum ) bekannt. Plautus Besonders aufgrund seiner sprachschöpferischen Fähigkeiten und seines Wortwitzes gilt Titus Maccius Plautus (geb. um 250 v. Chr.) als der bedeutendste römische Komödiendichter. Zusammen mit Terenz hat er auch die neuzeitliche Komödie maßgeblich beeinflusst. Ovid Aus dem umfangreichen und bis weit in die Neuzeit hinein von höchstem Einfluss gebliebenen literarischen Werk des von Augustus exilierten Dichters Publius Ovidius Naso (43 v.–17 n. Chr.) können neben Liebeselegien und dem Lehrgedicht Ars amatoria die Metamorphosen und der Festkalender ( Fasti ) als Hauptwerke gelten. Zudem hat Ovid mit den Tristia und den Epistulae ex Ponto auch seine Exilierung literarisch verarbeitet. Virgil Mit seiner laut Statius „göttlichen“ Aeneis , aber auch den Eclogae ( Bucolica ) und Georgica war Publius Vergilius Maro (70–19 v. Chr.) – für Quintilian der größte Dichter nach Homer, im 16. Jh. etwa von Scaliger über Homer gestellt – bis weit in die Neuzeit hinein einer der einflussreichsten antiken Autoren überhaupt. Die Namensvariante Virgilius ist erst seit dem 5. Jh. belegt. Horaz Der wie Vergil zum Maecenas-Kreis gehörende Dichter Quintus Horatius Flaccus (63–8 v. Chr.) ist als Autor von Satiren, Oden, Epoden und Episteln (v.a. der auch als Ars Poetica bekannten Ep. II 3) und des als Auftragsarbeit verfassten Carmen Saeculare bereits in der Antike zum Schulautor avanciert. Aelians vermischten Geschichten Gemeint ist die 14 Bücher umfassende, auch als Bunte Geschichten bekannte Ποικίλη ἱστορία ( Varia historia ) des Claudius Aelianus (2./3. Jh. n. Chr.), die bis in das dritte Buch vollständig und danach in Exzerpten erhalten ist. Daneben hat Aelian die sog. Tiergeschichten ( De natura animalium ) verfasst, die Autorschaft der Bauernbriefe ist heute umstritten. Epiktets Enchiridion sowohl als Arrians Commentarien Der einflussreiche stoische Philosoph Epiktet (50–125 n. Chr.) hat selbst keine Schriften hinterlassen, doch ist seine Lehre durch die als Lehrgespräche ( Διατριβαί ) veröffentlichte Mitschrift des Historikers Flavius Arrianus (geb. zwischen 85–90 n. Chr.) erhalten. Das Enchiridion ( Ἐγχειρίδιον ), von Nösselt Epiktet zugeschrieben, ist ein Exzerpt dieser Lehrgespräche. Zudem hat Arrian historische Werke verfasst (s.u.). Xenophon Der bedeutende Geschichtsschreiber Xenophon (ca. 430–354 v. Chr.) wurde auch als einer der wichtigsten Vertreter des attischen Griechisch durch die Jahrhunderte hindurch als Schulautor geschätzt. Neben den Geschichtswerken Anabasis und Hellenika wird Nösselt hier jedoch auch politisch-didaktische (etwa die Kyropädie ) sowie philosophische Schriften (v.a. die Memorabilia Socratis ) im Blick gehabt haben. Platon's […] Dialogen In der bis in das 19. Jh. hinein maßgeblichen Stephanus-Ausgabe (Genf 1578), nach deren Paginierung bis heute zitiert wird, werden für den athenischen Philosophen Platon (428/27–348/47 v. Chr.) neben der Apologie des Sokrates und einer Sammlung von 13 Briefen über 30 Dialoge (am bekanntesten wohl der Staat [ Πολιτεία ]) überliefert. Heute besteht im Wesentlichen Konsens darüber, dass die meisten Briefe und manche Dialoge nicht auf Platon zurückgehen. Aeschines Dialogen Insgesamt hat der Sokrates-Schüler Aeschines von Sphettos (gest. nach 376/75 v. Chr.) sieben Dialoge verfasst, die alle verloren sind, jedoch teilweise rekonstruiert werden können. Das 18. Jh. kennt Aeschines-Ausgaben, in denen zumindest drei Dialoge geboten werden. Theophrasts Charaktere Neben zwei bedeutenden botanischen Abhandlungen zählen die Charaktere ( Ἠθικοὶ χαρακτῆρες ) zu den wichtigsten Werken des Peripatetikers und Aristoteles-Schülers Theophrast (371/70–287/86 v. Chr.). Im 17. Jh. wurden die Charaktere Vorbild für die literarische Gattung der Charakterstudie. Aristoteles Rhetorik Der griechische Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) gehört, wie sein Lehrer Platon, zu den einflussreichsten Denkern der abendländischen Tradition (Aristotelismus) und hat, auch wenn nur ein Teil seiner Schriften erhalten ist, ein umfangreiches Werk hinterlassen. Die drei Bücher umfassende Rhetorica beschreibt zunächst die unterschiedlichen Redearten, ihre Gegenstände sowie die damit zusammenhängenden Emotionen, das dritte Buch befasst sich mit Stilfragen. Isokrates Isokrates (436–338 v. Chr.) gilt neben dem in der Reiskischen Sammlung (s.u.) enthaltenen Demosthenes als größter Redner der griechischen Antike. Waren im ersten vorchristlichen Jahrhundert 60 Reden unter dem Namen des Isokrates bekannt, von denen jedoch bereits damals nur etwa die Hälfte für echt gehalten wurde, umfasst sein Werk nach heutigem Stand und an nur wenigen Stellen unter Zweifeln 21 Reden und neun Briefe. Reiskischen Sammlung Gemeint sind Johann Jacob Reiskes zwölfbändige Oratores Graeci (1770–1775). Herodot Der von Cicero als pater historiae bezeichnete, mit Blick auf die antike Historiographie höchst einflussreiche Herodot von Halikarnass (5. Jh. v. Chr.) hat ein neun Bücher umfassendes, vollständig erhaltenes Geschichtswerk ( Historien ) hinterlassen, in dem eine Vielzahl von unterschiedlichen (z.B. geographischen und ethnographischen) Materialien verarbeitet ist. Dieser große inhaltliche Reichtum spiegelt sich auch in seiner bereits in der Antike wegen ihrer großen Buntheit gerühmten Sprache wider. Polybius Die Historien , das Hauptwerk des griechischen Geschichtsschreibers Polybius (gest. um 120 v. Chr.), sind eine bis in die Mitte des 2. Jh.s v. Chr. reichende Geschichte der Expansion Roms in 40 Büchern (erhalten ist etwa ein Drittel), deren besondere Bedeutung nicht zuletzt in ihrem methodischen Konzept, der sog. pragmatischen Geschichtsschreibung (vgl. I § 225), liegt. Obwohl das antike Urteil über Polybius' Stil eher negativ ausfällt, wurde er früh ausgiebig rezipiert und stieg nach seiner Wiederentdeckung im 15. Jh. bis zum Ende des 18. Jh.s v.a. in politischer Perspektive (Verfassungsfragen) zu einem der einflussreichsten antiken Historiker auf. Plutarch Das umfangreiche Werk (die Antike kannte rund 260 Schriften) des römischen Schriftstellers Plutarch von Chaironeia (gest. vor 125 n. Chr.) zerfällt grob in philosophische und historisch-biographische Schriften. Obwohl auch die philosophischen Moralia (vgl. I § 208 c) mit Gewinn zu lesen wären, geht es Nösselt an dieser Stelle v.a. um die Cäsarenviten und die Parallelbiographien (paarweise Gegenüberstellungen großer Griechen und Römer, die bis auf wenige Ausnahmen mit einem vergleichenden Epilog enden). Als wichtigster Vertreter des Mittelplatonismus (mit eigener Akademie in Chaironeia) und des Attizismus war Plutarch von beträchtlichem Einfluss und wurde auch in christlichem Kontext sehr geschätzt. Josephus Der jüdisch-hellenistische Historiker Flavius Josephus (1. Jh. n. Chr.) hat neben einer Autobiographie ( Vita Iosephi ) und der apologetischen Schrift Contra Apionem zwei Geschichtswerke verfasst: den bis zur Belagerung Massadas (73/74 n. Chr.) reichenden Jüdischen Krieg ( Bellum Iudaicum ) und die von der Weltschöpfung bis zum jüdischen Krieg reichenden Jüdischen Altertümer ( Antiquitates Iudaicae ). Im Judentum ist Josephus kaum rezipiert worden, für Eusebius von Caesarea (260–339 n. Chr.) ist er der wichtigste Gewährsmann für die Zeit Jesu. Arrian Zu den historischen Schriften Arrians (zur Epiktet-Überlieferung s.o.) zählen der Alexanderzug ( Ἀλεξάνδρου Ἀνάβασις ) und eine Schrift über Indien ( Ἰνδική ), fragmentarisch erhalten sind eine Diadochen- und eine Parthergeschichte (zu den philosophischen Schriften s.o.). Weitere Schriften sind ein vollständig überlieferter Periplus des Schwarzen Meeres und eine Abhandlung über die Jagd ( Κυνηγετικός ) sowie mehrere kleinere, ebenfalls nur fragmentarisch erhaltene Werke. Appian Der ursprünglich aus Alexandrien stammende, später jedoch nach Rom übergesiedelte Historiker Appian (gest. 160 n. Chr.) ist der Verfasser einer teils verlorenen, teils nur fragmentarisch erhaltenen Römischen Geschichte ( Ῥωμαϊκά ) mit ethnographischem Gliederungsschema. Von besonderer Bedeutung ist die insgesamt fünf Bücher umfassende Beschreibung der Bürgerkriege ( Ἐμφύλια ). Herodian Der Historiker Herodian (geb. 178/180 n. Chr.) ist der Autor eines in griechischer Sprache und in acht Bänden verfassten, bis zum Herrschaftsbeginn Gordians III. im Jahr 238 n. Chr. reichenden Geschichtswerkes ( Ab excessu divi Marci ) und nicht mit dem zeitgleich lebenden griechischen Grammatiker Aelius Herodianus zu verwechseln. Homer Mit dem Namen Homers verbinden sich die beiden großen Epen Ilias und Odyssee , die wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. stammen und mit ihren insgesamt rund 28.000 Versen den Beginn der europäischen Dichtung markieren. Bereits in der Antike wurden Homer weitere Werke (etwa die Homerischen Hymnen ) zugeschrieben, doch gelten nur die Ilias und die Odyssee als echt. Seit jeher wird diskutiert, ob Homer überhaupt existiert hat oder sein Name eine Kollektivbezeichnung für mehrere Autoren darstellt (Homerische Frage). Hesiod Neben Homer stellen die Werke seines Zeitgenossen Hesiod die frühesten Zeugen der griechischen Literatur dar und sind wichtiger Orientierungspunkt für die gesamte antike Dichtung. Zu nennen sind v.a. die für das Wissen um die griechische Mythologie bedeutende Theogonie sowie das in weiten Teilen auch das Alltagsleben (v.a. die Landarbeit) thematisierende Lehrgedicht Werke und Tage ( Ἔργα καὶ ἡμέραι ). Anakreon Hauptthemen der wenigen, nur fragmentarisch erhaltenen Gedichte des griechischen Lyrikers Anakreon d. Ä. (geb. ca. 575 v. Chr.) sind der Wein, die (erotische) Liebe und der Tod, die in teils deutlichen Bildern bearbeitet werden. Im Gegensatz dazu schlägt die unter dem Titel Anacreontea bekannte Sammlung von 60 anonymen, Anakreon nachahmenden Gedichten aus verschiedenen Epochen der Antike einen weit milderen Ton an. Diese erstmals 1554 von Stephanus herausgegebene und in der Folge in mehrere Sprachen übersetzte Sammlung war gerade im ausgehenden 18. Jh. von erheblichem Einfluss (Anakreontik). Theokrit, Moschus und Bion Bei Theokrit (3. Jh. v. Chr.), Moschus (wohl 2. Jh. v. Chr.) und Bion (Lebensdaten unbek.) handelt es sich um die bedeutendsten Vertreter der griechischen Bukolik („Hirtendichtung“), die dann die lateinische (v.a. Vergil) und ab dem 4. Jh. auch die christliche Bukolik geprägt hat. Seit byzantinischer Zeit ( Suda ) scheinen diese drei Autoren als feste Trias zusammenzugehören. Pindar Aus dem Werk des Chorlyrikers Pindar (geb. vermutl. 522 oder 518 v. Chr.) sind nur die Epinikia oder Siegeslieder (Oden auf Sieger der olympischen, pythischen, nemëischen und isthmischen Spiele) erhalten. Als dichterisches Vorbild war Pindar bereits in der Antike (Horaz) und später auch in der deutschen Romantik hoch geschätzt. Kallimachus Das Werk des von Quintilian als elegiae princeps bezeichneten, äußerst produktiven Dichters und Grammatikers Kallimachus von Kyrene (geb. zwischen 320 und 303 v. Chr.) ist größtenteils verloren. Nösselt hat hier die komplett erhaltenen Hymnen sowie die etwas mehr als 60 Epigramme im Blick. Fragmentarisch erhalten (durch neuere Funde jedoch vergleichsweise gut rekonstruierbar) sind die Ursprünge ( Αἴτια ), die Jamben und das Gedicht Hekale . Aristoteles Poetik Das erste der ursprünglich zwei Bücher umfassenden Poetik des Aristoteles behandelt v.a. die Tragödie (das nicht erhaltene zweite Buch die Komödie) und hat diese (Regeldrama, doctrine classique ) sowie die Theorie der Dichtkunst (Scaliger, Opitz, Gottsched) seit seiner Wiederentdeckung in der Renaissance nachhaltig geprägt. 147. Bey Bei einer solche solchen Menge von griechischen und römischen Schriftstellern versteht sichs von selbst, 5) daß viele, zumahl zumal wenn man sich nicht ganz eigen diesem Studium widmet, nur cursorisch gelesen werden müssen. Je leichter ein Schriftsteller, Schriftsteller und vornehmlich je weniger er classisch classisch claßisch klassisch ist (§. 72 ), je 72. ), desto weniger braucht man sich bey bei ihm aufzuhalten. – Endlich müßte hat man sich 6) zu hüten, daß der Aufhalt man nicht durch Vergleichung Vergleichung gelehrter weitläuftiger Commentatoren noch verlängert würde länger aufgehalten werde . Billig sollte man sie nur da befragen, wo man nicht selbst fortkommen könnte kann . Verlieren sie sich zumahl zumal in weitläufige und gelehrte Erläuterungen, die nicht bloß den zu erläuternden Autor angehen: angehen, so ist es weit besser, eine andre andere Zeit auszusetzen, um diese zu studieren studiren , als sich zu sehr von dem Autor selbst ablenken zu lassen. 148. Uebungen im guten Ausdruck brauchen Ausdruck, brauchten sich bey bei den bisher erwähnten zwey zwei Sprachen eigentlich nur auf die lateinische einzuschränken. – Wenn das Studium der alten Griechen und Römer einen großen grossen Werth hat (§. 107 f. ), f.) und wenn der sie weit besser versteht, wer der sogar seinen Ausdruck in ihrer Sprache mit Fleiß nach ihnen gebildet hat; wenn, wenn nach den oben (§. 123 f. ) angeführten Gründen, Gründen die lateinische Sprache, als allgemeine gelehrte Sprache, unter den Gelehrten erhalten zu werden verdient *) ; verdient; *) wenn dieses vornehmlich durch Beyspiele Beispiele dererjenigen geschehen muß, die junge Gelehrte bilden oder sie prüfen sollen, und die durch ihr Beyspiel Beispiel und Ansehen hauptsächlich dem Strom einreissender einreißender, der Gelehrsamkeit nachtheiligen nachtheiliger Gewohnheiten entgegen arbeiten müssen: so sollten wenigstens alle, die gelehrte Schriftsteller seyn, d. i. über Sachen, die zur eigentlichen Gelehrsamkeit gehören, schreiben wollten, und es sollten vorzüglich na mentlich alle Lehrer auf Schulen und Universitäten, Universitäten nebst solchen, solchen die auch Schullehrer Schullehrer zu prüfen und zu leiten haben, eine Fertigkeit besitzen, sich, wo nicht eigentlich schön, doch wenigstens rein und verständlich in der lateinischen Sprache, es sey sei im Reden oder Schreiben, ausdrücken zu können, und diese Fertigkeit nicht immer mehr aussterben laßen zu lassen lassen . Anm. *) S. Vertheidigung des Lateinschreibens - - Lateinschreibens, von Gedike, Friedrich Friedr. Fr. Gedike , Berlin 1783 1783. , gr. 8. 8.; auch in dessen gesammleten Schulschriften gesammel- Schulschriften, S. 289 f. im Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste 1783 , 41tes Stück , verglichen mit den Einwendungen dagegen in der Berlinischen Monatsschrift von Gedike, Friedrich Gedike und Biester, Johann Erich Biester , 1783 , October 1783., S. 346 f. , und in der Allgemeinen Revision des Schul- und Erziehungswesens Erziehungswesens, Theil 11. S. 258 f. f., auf welche Scheingründe schon oben (§. 124 f. ) Rücksicht genommen worden ist. Vertheidigung des Lateinschreibens […] Theil 11. S. 258 f. Friedrich Gedikes (1754–1803) Vertheidigung des Lateinschreibens und der Schulübungen darin findet sich in dessen zweibändigen Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 289–321. Bei den in der von Gedike und Johann Erich Biester (1749–1816) herausgegebenen Berlinische[n] Monatsschrift 2 (1783) abgedruckten Einwendungen handelt es sich um Johann Stuves (1752–1793) Wider das Lateinschreiben. An den Herrn Direktor Gedike (aaO 338–357). Im elften Band der Allgemeine[n] Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens (vgl. I § 33 c) findet sich die Abwägung der Gründe für und wider das Lateinschreiben, als eine allgemeine Uebung für alle und jede Studirende (aaO 258–337). Berlinischen Magazin der Wissenschaften und Künste 1783, 41tes Stück Gedikes Vertheidigung des Lateinschreibens findet sich im Berlinsche[n] Magazin der Wissenschaften und Künste 1 (1783), 4. St., 30–55. 149. Wer nach Wem daran liegt, zu einer solchen Fertigkeit Fertigkeit, sich lateinisch auszudrucken auszudrücken trachtete, würde ausser auszudrücken, zu gelangen, wird außer den §. 76 76. und 129 129. angeführten Scheller, Immanuel Johann Gerhard Schellerischen Büchern, Scheller, Immanuel Johann Gerhard J. J. Schriften, I. I. G. Schelleri praecepta stili bene latini, nach der zweyten zweiten vermehrten Ausgabe, Lips. 1784 in 2 Tomis in 1779 , in 2 Theilen in 1784. 2 Tomi, gr. 8. mit großem grossem Nutzen brauchen können, um feste Regeln zu haben, haben woran er sich zu halten hätte hat , und seine Aufmerksamkeit bey bei wirklicher Lesung der Alten auch in dieser Absicht zu leiten. Denn dieses Lesen und die genaue Aufmerksamkeit auf ihren Ausdruck und das Eigenthümliche ihrer Sprache in seinem ganzen Umfange, Umfange ist freylich bleibt freilich die beste und sicherste Uebung. *) *) Ausserdem würde Außerdem wird es sehr vortheilhaft seyn, solche neuere Schriftsteller fleißig zu lesen, die den guten lateinischen Ausdruck in ihrer Gewalt haben, und zum Theil Muster Muster seyn können, als, unter theologischen Schriftstellern, Erasmus, Desiderius Erasmus , Melanchthon, Philipp Phil. Melanchthon , Camerarius, Joachim Joach. Camerarius , Calvin, Jean Joh. Calvin , Sturm, Johannes Joh. Sturm , Cano, Melchior Melch. Canus , Osorius, Hieronymus Hier. Osorius , Sadoletus, Jacobus Jak. Sadoletus , Hyperius, Andreas Andr. Hyperius , Ernesti, Johann August Joh. Aug. Ernesti , Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus, Morus Erasmus , Melanchthon , Came rarius , Calvin , Sturm , Canus , Osorius , Sadoletus , Hyperius , Ruhnken, David Ruhnkenius , Wyttenbach, Daniel Albert Wyttenbach , Ernesti , Morus und einige wenige Andre Andere ; weil man sich dadurch mehr gewöhnt gewöhnt, den guten lateinischen Ausdruck unserer Art zu denken, unsern Kenntnissen und Bedürfnissen anschmiegen anzuschmiegen. *) Ja es Anm. *) Viel lesen ist auch der einzige Weg, wie man eigentliches, eigentliches altes, römisches Latein, und überhaupt wirklich in einer fremden Sprache, kan kann schreiben lernen. Denn dazu gehört, daß man in derselben Sprache denken könne; und in jeder Sprache denkt man anders. Wer dies dieß nicht kan kann , mag wohl aus einer Sprache in die andere übersetzen, und in der fremden Sprache sich so ausdrucken können, daß man sieht, was er sagen wolle, wolle; aber mit der Sprache, z. B. rein, ächt echt Lateinisch, wird er nicht zu schreiben vermögen. Andere Vorschläge und Regeln sind schon oben §. 87 – 89. 87 – 89 87. – 89. berührt worden. Erasmus Desiderius Erasmus von Rotterdam (1466/1469–1536), der wohl bedeutendste Humanist seiner Zeit („Humanistenfürst“), hat eine umfangreiche literarische Tätigkeit (inkl. Korrespondenz) entfaltet. In theologischer Perspektive ist v.a. seine Edition des Neuen Testaments (Anfänge des textus receptus ) sowie seine Auseinandersetzung mit Martin Luther und sein Einfluss auf die Reformation zu nennen. Sein Werk umfasst in der Ausgabe Jean Le Clercs (Leiden 1703–1706) zehn Foliobände. Phil. Melanchthon Philipp Melanchthon (eigentl. Schwartzerdt) (1497–1560) gehört als Weggefährte Martin Luthers zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Reformation und wurde aufgrund seiner pädagogischen Verdienste auch als praeceptor Germaniae bezeichnet. Als Humanist war Melanchthon vielseitig interessiert und hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Hervorgehoben seien die Loci communes (1521) und die unter maßgeblichem Einfluss Melanchthons entstandene Confessio Augustana invariata (1530) bzw. variata (1540). Joach. Camerarius Der Humanist Joachim Camerarius (Kammermeister) d. Ä. (1500–1574) studierte in Leipzig, Erfurt und Wittenberg und war zuletzt Professor in Leipzig. Neben einer umfangreichen philologischen und editorischen Tätigkeit ist der eng mit Melanchthon befreundete Camerarius auch kirchenpolitisch (u.a. Teilnahme an verschiedenen Religionsgesprächen) hervorgetreten. Joh. Calvin Der in Genf wirkende Theologe Johannes (Jean) Calvin (1509–1564) ist die wichtigste Gründungspersönlichkeit des reformierten Christentums und mit seinem Hauptwerk, der 1559 (im selben Jahr gründete Calvin die von Theodor Beza geleitete Genfer Akademie) in endgültiger lateinischer Fassung vorliegenden Institutio Christianae religionis , einer der bedeutendsten Reformatoren überhaupt (Calvinismus). Sein Werk umfasst weit über 100 Schriften, die erhaltene Korrespondenz mehrere tausend Briefe. Joh. Sturm Der humanistisch gebildete Johannes Sturm (1507–1589) lehrte ab 1537 in Straßburg und wirkte hier v.a. als Gründer und ständiger Rektor des Gymnasiums, das 1566 in den Rang einer Akademie erhoben wurde. Neben seinem Melanchthon verpflichteten pädagogischen Wirken trat der tendenziell reformierter Theologie (Calvin, Bucer) zuneigende Sturm als Vermittler zwischen den Konfessionen hervor, wurde jedoch selbst in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen mit der Straßburger Kirchenführung und der Akademie um die eigene theologische Position aufgerieben. Melch. Canus Der antireformatorische Dominikaner Melchior Cano (1509–1560) war als bedeutender Vertreter der Schule von Salamanca Berater Karls V. sowie dessen Sohnes Philipp II. und ein Verfechter der Inquisition. Zugleich gilt er aufgrund seines posthum veröffentlichten Hauptwerkes De locis theologicis (1563), das bis 1890 mehr als 30 Auflagen erlebte und zum Standardwerk der katholischen Erkenntnis- und Methodenlehre avancierte, als Begründer der Fundamentaltheologie. Hier. Osorius Der portugiesische Humanist und Bischof Hieronymus Osorius (Jerónimo Osório) (1506–1580) galt aufgrund seiner theologischen und historiographischen Schriften als Gelehrter von europäischem Rang und wurde wegen seines stilvollendeten Lateins als Cicero Lusitanus bezeichnet (zeitweise wurde Osorius sogar verdächtigt, für seine Abhandlung De gloria Ciceros verlorenes Werk gleichen Namens verwendet und unterschlagen zu haben). Jak. Sadoletus Der als Reformer aufgetretene italienische Kardinal und Humanist Jacobus Sadoletus (Jacopo Sadoleto) (1477–1547) gehört zu den Vorbereitern des Trienter Konzils (1545–1563) und hat in mehreren Schriften (an Melanchthon, die Genfer und gegen Johannes Sturm) versucht, für die Einheit der römisch-katholischen Kirche zu wirken. Als Hauptwerk gilt sein bisweilen auch von altgläubiger Seite als semipelagianisch kritisierter Römerbrief-Kommentar (1535). Wegen seines ciceronianischen Stils galt er als einer der besten Latinisten seiner Zeit. Andr. Hyperius Der durch Johannes Sturm zum Humanismus und zur reformatorischen Theologie (v.a. Calvin und Bucer) gekommene Andreas Gerhard gen. Hyperius (von Ypern) (1511–1564) bekleidete ab 1542 eine theologische Professur in Marburg und hat sich, mit großem Einfluss auf die lutherische Orthodoxie, v.a. um die Predigtlehre verdient gemacht. Ruhnkenius, Wyttenbach In der dritten Auflage der Anweisung ist die Aufzählung um den bedeutenden Leidener Philologen und princeps criticorum David Ruhnken und dessen Schüler, Nachfolger und Biographen Daniel Albert Wyttenbach (1746–1820) erweitert. Die Zusammenstellung mit Ruhnken lässt es unwahrscheinlich erscheinen, dass an dieser Stelle Wyttenbachs Vater, der Marburger Theologieprofessor David Samuel Daniel Wyttenbach (1706–1779), gemeint ist. Joh. Aug. Ernesti Wegen seines hervorragenden lateinischen Stils wurde Johann August Ernesti auch als Germanorum Cicero bzw. in den Worten David Ruhnkens als Ciceronis sospitator bezeichnet. 150. Ausser Außer den bisher erwähnten Sprachen ist für den, der sich der Theologie widmet, die Kenntniß der hebräischen Sprache unstreitig am nothwendigsten, nothwendigsten: nicht nur wegen der Bücher des alten Testaments, die meistens in dieser Sprache abgefaßt sind, sondern weil auch in den Büchern des neuen Testaments der Vortrag Vortrag fast durchaus nach der hebräischen Denkart Denk- und Sprachart Sprachart gebildet ist, und sie nicht richtig verstanden werden können, wenn man jene nicht aus dem alten Testament Testamente kennen gelernt hat. die meistens in dieser Sprache abgefaßt sind Neben hebräischen enthält das Alte Testament auch aramäische Passagen (v.a. Dan 2,4–7,28 und Esr 4,8–6,18; 7,12–26). hebräischen Denk- und Sprachart Vgl. I § 162. 151. So leicht die hebräische Sprache zu seyn scheint, weil nur Ein Werk in ihr geschrieben ist, und so viele Erleichterungs mittel es auch giebt, wodurch man sie dem bald beybringen kan beibringen kann , der sich unter den morgenländisch morgenländischen Sprachen nur auf sie einschränken beschränken will, will und mit der nothwendigsten nothdürftigsten Kenntniß derselben zufrieden ist: so große grosse Schwierigkeiten hat sie, wenn man sie wirklich verstehen, und eine sichere und gründliche Kenntniß derselben erlangen will, man mag auf die Sprachregeln Sprachregeln Sprachregeln, oder auf den noch weit schwerer zu bestimmenden Sprachgebrauch Sprachgebrauch sehen. Ein Beweis davon sind schon die ehemaligen ungereimten Methoden, die Richtigkeit von jenen und diesem zu entdecken, entdecken; und es bleibt bey bei dieser ausgestorbnen ausgestorbenen Sprache, die noch dazu nur in Einem Werke übrig ist, kein andres sichres anderes sicheres Mittel übrig, sie gründlich und mit eigner Ueberzeugung zu lernen, als die Kenntniß der mit ihr zunächst verwandten Sprachen, besonders der chaldäischen, syrischen und arabischen . Anm. S. Origines hebraeae, hebraeae s. hebr. linguae antiquissima natura et indoles ex Arabiae penetralibus reuocata revocata ab Schultens, Albert Alb. Schultens . Ed. altera, cui adiectum opusculum de defectibus hodiernis ling. hebr. Lugd. Bat. 1761 1761. gr. 4. Michaelis, Johann David Joh. Dav. Michaelis Beurtheilung der Mittel, welche man anwendet, die ausgestorbene hebr. hebräische Sprache zu verstehen, Göttingen 1757 1757. in 1757. 8. 152. Es wäre daher Insofern würde es allerdings rathsam, eher rathsam seyn, das in Absicht auf Grammatik und Sprachgebrauch leichtere Syrische Syrische früher als das Hebräisch Hebräische Hebräische zu lernen, alsdann alsdenn sich das Chaldäisch Chaldäische Chaldäische bekannt zu machen, welches mit dem Syrischen fast einerley einerlei Sprache, und in wenigeren, auch nicht einmal orginellen, Schriften vorhanden ist, hierauf das Hebräische folgen zu laßen lassen , und zuletzt das wegen seiner Weitläufigkeit und seines Reichthums schwerere Arabisch Arabische zu treiben. treiben . So würde die Beschäftigung mit der einen die mit der andern erleichtern und unterstützen. Lernte man hiebey hierbei auf den Unterschied und die Uebereinstimmung dieser Sprachen unter einander, in Sprachregeln und Bedeutungen der Wörter, merken: so würde der Mißbrauch der Erläuterung einer aus der andern auch leicht verhütet werden können. Anm. S. Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Abhandlung von der syrischen Sprache und ihrem Gebrauch, zweyte Aufl. zweite Aufl., Göttingen 1786. 1772. 8. Schelling, Joseph Friedrich Jos. Friedr. Schellings Schelling's Abhandlung von dem Gebrauch der arabischen Sprache zu einer gründlichern Einsicht in die hebräische, hebräische. Stuttgard 1771. 8. Schultens, Albert Alb. Schultens Clavis dialectorum bey bei Erpenius, Thomas Erpenii Rudimentis linguae Arabicae, Edit. altera, Lugd. Batav. Bat. 1770. 4. Alb. Schultens Clavis dialectorum bey Erpenii Rudimentis linguae Arabicae, Edit. altera, Lugd. Batav. 1770 Albert Schultens' Clavis dialectorum findet sich aaO 185–374. 153. Hätte Hat man indeß keine Gelegenheit gehabt gehabt, diesen Weg in Erlernung des Hebräisch Hebräischen Ebräischen zu betreten, und dieses letztere in diesem letzteren schon nothdürftig gelernt: einigen Anfang gemacht, so wäre ist doch, wenn man anders im Hebräischen Ebräischen selbst sehen lernen wollte mit eigenen Auge sehen will , rathsam, jene Sprachen, in der angegebenen Ordnung, nachzuholen, oder sie mit jenem zu verbinden. Wem es aber dazu an Neigung, Fähigkeit, Muße oder Hülfsmitteln fehlen sollte: fehlt, dem bleibt weiter nichts übrig, als bloß Andern zu folgen, folgen und sich mit dem zu behelfen, was Andre Andere entweder in den auf gedachte verwandte Sprachen gebaueten Sprachlehren, oder in Erläuterungen des Alten Testaments mit Hülfe dieser morgenländisch morgenländischen Sprachen, vorgearbeitet haben. 154. Wer jenen sichern Weg aber dem oben angedeuteten sicherern Wege zur Erlernung des Hebräisch Hebräischen Ebräischen folgen könnte kann und wollte, würde am besten bey dem Syrisch Syrischen sich erst die mag, findet zuvörderst für das Syrische sehr schätzbare Vorarbeiten und Hülfsmittel, die bei großem und beharrlichem Fleiß allenfalls einen besondern Unterricht entbehrlich machen können. Anm. Die ersten nothwendigsten Kenntnisse kann man sich aus der Brevis linguae Syriacae syriacae institutio, auctore Adler, Jacob Georg Christian J. I. G. C. Adler , Alton. 1784 in Altonae 1784. 8. verschaffen; alsdann damit den Syriasmus i. e. Grammatica ling. Syriacae, auct. linguae syriacae, auctore Michaelis, Christian Benedikt Christ. Bened. Michaelis , Halae 1741 in 4. , oder vielmehr die Umarbeitung dieser Sprachlehre in Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785 in 1785. 4. und Vater, Johann Severin S. Vater's syrische Grammatik verbinden. Wenn zum Grunde legen; wenn er Wer sich das Nothwendigste daraus bekannt gemacht hätte, könnte er gleich hat, kann sodann zur Lesung der syrischen Chrestomathie fortgehen, die der Michaelis, Johann David Michaelischen J. D. Michaelis Abhandlung (§. 152. Anmerk. ) angehängt ist, wofern er der Anweisung von einem Andern dabey geniessen könnte. Müßte könnte; müßte er aber vor dabei genießen kann. Muß er für sich diese Sprache lernen, so wäre ist ihm die Chrestomathia Syriaca syriaca von Kirsch, Georg Wilhelm Georg. Guil. Kirsch , Hofae 1789 in 8 1789. 8. , besonders auch wegen des beygefügten beigefügten Lexicons, und das Psalterium syriacum nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe (latine vertit Erpenius, Thomas Thomas Erpenius , notas - - notas – addidit Dathe, Johann August Jo. Io. Aug. Dathe , Halae 1768. 8.) zu empfehlen. Alsdann könnten kann der Pentateuchus Syriace, edidit Kirsch, Georg Wilhelm Ge. G. Kirsch , Lips. 1787 in 4 1787. 4. , gebrauchen, alsdenn die Syrischen Stücke in Assemani, Giuseppe Simone Jos. Sim. Assemani Bibliotheca Orientali, Orientali nebst der doppelten Syrischen Uebersetzung des N. Test. N. T. sowohl der älteren, welche zuletzt Schaaf, Karl Carl Schaaf Schaaf , Lugd. Bat. 1709 in 1709. gr. 4. mit einem Syrischen Wörterbuch syrischen Wörterbuche , als der neueren Philoxenianischen, die White, Joseph Joseph White Oxonii 1778 in 1778. 2 Tom. Tomm. in 4. über die Evangelien herausgegeben hat, und, wenn er weiter gekommen wäre ist , Barhebraeus Barhebraei Chronicon Syriacum syriacum von Bruns, Paul Jakob P. J. I. Bruns und Kirsch, Georg Wilhelm G. G. Kirsch herausgegeben, Lips. 1789 in 1789. 4., die Acta sanctorum martyrum Orientalium orientalium et Occidentalium - - occidentalium – Assemani, Stefano Evodio Steph. Evod. Assemanus recensuit etc. Romae 1748 in 1748. 2 Tom. Tomm. Fol. fol. und die drey Syrischen drei syrischen Theile von Ephraem der Syrer Ephraemi Syri Werken Werken, Romae 1737–43 Fol. 1737.–43. fol. folgen lesen . Das beste Syrische syrische Wörterbuch ist das von Castell, Edmund Edmundo Castello in seinem Lexico hebtaglotto, Londini 1669 1669. , so zur Londonschen Polyglotte gehört , und welches Michaelis, Johann David J. D. Michaelis mit seinen eigenen Anmerkungen, Göttingen 1788 in 1788. 4. besonders herausgegeben hat . J. D. Michaelis Grammatica Syriaca, Hal. 1785 Johann David Michaelis' Grammatica Syriaca ist bereits 1784 in Halle erschienen. S. Vater's syrische Grammatik Da für den hervorragenden und in seinem Werk äußerst vielseitigen Sprachforscher Johann Severin Vater (1771–1826), der ab 1799 eine ordentliche Professur der Theologie und orientalischen Sprachen in Halle innehatte, 1809 aufgrund der unsicheren politischen Verhältnisse jedoch nach Königsberg wechselte, keine eigenständige Grammatik des Syrischen ermittelt werden kann, wird hier der betreffende Abschnitt im Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 2 1817) gemeint sein (vgl. I § 155 c; I § 156 c). syrischen Chrestomathie fortgehen, die der Michaelischen Abhandlung (§. 152. Anmerk.) angehängt ist Bei der der zweiten Auflage der Abhandlung beigebundenen Syrische[n] Chrestomathie. Erster Theil handelt es sich um die zweite Auflage aus dem Jahr 1783, der ersten Auflage der Abhandlung ist die Erstauflage der Chrestomathie aus dem Jahr 1768 angehängt. doppelten Syrischen Uebersetzung des N. Test. sowohl der älteren, welche zuletzt Carl Schaaf Lugd. Bat. 1709 […] herausgegeben hat Laut Titelblatt wurde das Novum Domini Nostri Jesu Christi Testamentum Syriacum (1709) von Karl Schaaf (1646–1729) und dem berühmten Utrechter Theologen und Hebraisten Johannes Leusden (1624–1699) besorgt. 155. Auf diese Art müßte wird hernach die Erlernung des Chaldäisch Chaldäischen sehr leicht werden, wenn man sich zuvörderst aus Alting, Jacob Jac. Altingii Synopsi Institutionum Chaldaearum et Aramaearum ( Tom. V. s. Opp. Amst. 1687 ) und noch mehr aus Michaelis, Johann David J. D. Michaelis Grammatica chaldaica, Götting. 1771. 8. die Uebereinstimmung und den Unterschied des Chaldäischen und Syrischen bekannt machte macht , und darauf mit Hülfe mancher hebräischen ebräischen Wörterbücher, die auch auf das Chaldäische gehen, gehen oder Buxtorf, Johann, d. Ä. Joh. Buxtorfii Lexici Chaldaici etc. Basil. 1640 fol. die chaldäischen Chaldäischen Paraphrasen läse liest , die in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern allgemeinen Bücher in der Theologie §. 49. 49 genennt worden genannt sind. Anm. Hülfsmittel dazu sind: Alting, Jacob Iac. Altingii Synopsis Institutionum chaldaearum et aramaearum ( Tom. V. s. Opp. Amst. 1687.) und noch mehr Michaelis, Johann David I. D. Michaelis Grammatica chaldaica, Götting. 1771. 8. Buxtorf, Johann, d. Ä. Ioh. Buxtorfii Lexici chaldaici etc. Basil. 1640. fol. Hezel, Wilhelm Friedrich W. E. Hetzel's Anweisung zum Chaldäischen bei Ermangelung alles mündlichen Unterrichts, Lemgo 1787. Jahn, Johann J. Jahn's chaldäische Chrestomathie, Wien 1800. gr. 8. Bauer, Georg Lorenz G. E. Bauer Chrestomathia e paraphrasi chald. et Talmude delecta, Norimb. 1792. 8. desgl. das §. 159. genannte Vater, Johann Severin Vatersche Handbuch. 8. Jac. Altingii Synopsi Institutionum Chaldaearum et Aramaearum (Tom. V. s. Opp. Amst. 1687) Der fünfte und letzte Band der von Balthasar Bekker (1634–1698) verantworteten Opera omnia Jakob Altings (1618–1679) beinhaltet unterschiedliche theologische und philologische Arbeiten, die jeweils eigene Seitenzählungen aufweisen. Die 32 Seiten umfassende Synopsis institutionum Chaldaearum et Aramaearum ist als letztes Stück des Bandes eingebunden. Joh. Buxtorfii Lexici Chaldaici etc. Basil. 1640 Das Lexicon Chaldaicum, Talmudicum et Rabbinicum kann als Hauptwerk des berühmten Basler Theologen Johann Buxtorf d. Ä. (1564–1629) bezeichnet werden. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Johann Buxtorf d. J. (1599–1664) die Fertigstellung (1639 bzw. der hier angeführte Nachdruck 1640). W. E. Hetzel's Anweisung zum Chaldäischen bei Ermangelung alles mündlichen Unterrichts, Lemgo 1787 Der Name des Autors lautet Wilhelm Friedrich Hezel (1754–1824). §. 159. genannte Vatersche Handbuch Entsprechend zum Syrischen und Arabischen (vgl. I § 154 c bzw. I § 156 c) dürfte in diesem Paragraphen der Abschnitt zum Chaldäischen in Johann Severin Vaters (1771–1826) Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 2 1817) gemeint sein. Allerdings ist in § 159 der dritten Auflage der Anweisung nicht auf dieses Handbuch, sondern auf Vaters hebräische Sprachlehren verwiesen. 156. Bey Erlernung des Arabisch Arabischen hat man weit mehrere Hülfsmittel. Die arabische Sprache ist unter den semitischen bei weitem die reichste, und verdient nicht nur wegen ihrer ge nauen Verwandtschaft mit der hebräischen, die von Manchen bis zur Uebertreibung zur Erklärung hebräischer Wortbedeutungen angewendet ist, sondern auch wegen so vieler andern Werke, welche in ihr benutzt und unbenutzt zu den Schätzen großer Bibliotheken gehören, von denen, welche die orientalischen Studien überhaupt zu cultiviren Neigung, Muße und Gelegenheit haben, ganz vorzüglich studiert zu werden. Zunächst führt dazu der Gebrauch der Sprachlehren Sprachlehren . Anm. Dahin gehören: Erpenius, Thomas Thomae Erpenii Grammatica Arabica arabica , die schon Golius, Jacobus Jac. Golius , unter dem Titel: Arabicae linguae tyrocinium tyrocinium, mit einigen angehängten arabischen Stücken Stücken, Lugd. Bat. 1656 in 1656, 4. wieder herausgegeben hatte, Schultens, Albert Alb. Schultens aber, ausser außer den schon vorhin dabey dabei befindlichen Lôkman (Luqmān) Lokmannischen Fabeln, mit Weglassung der andern Stücke, vermehrt durch Auszüge aus der Hamasa des Abū-Tammām Ḥabīb Ibn-Aus aṭ-Ṭāʾī Abi Temmam , ebendaselbst eben daselbst 1748. 4. 4 , vermehrt habe. Diese ist ein Muster in ihrer Art, die Quelle aller folgenden guten arabischen Grammatiken, und selbst durch diese noch nicht entbehrlich gemacht. Nebst den Nächst denen §. 152. 152 Anm. erwähnten Rudimentis Erpenius, Thomas Erpenii sind unter denjenigen, die aus ihr geflossen sind, die besten: Hirt, Johann Friedrich Jo. Frid. erwähnten: Ioann. Frider. Hirtii Institutiones Arabicae arabicae linguae, Jenae Ienae 1770. 8.; 8; 8. Erpenius, Thomas Erpenii arabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht von Michaelis, Johann David Joh. Dav. Michaelis , Göttingen 1771 in 8, 8. 1771. 8., verändert 1783. 8. und Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hetzels Hetzel's erleichterte arabische Grammatik, Jena 1776. 8. 8 , wovon jede ihre Vorzüge hat. Jahn, Johann Jahn's arabische Sprachlehre, Wien 1796. gr. 8., und Vater, Johann Severin J. S. Vaters Handbuch etc. Alb. Schultens aber, ausser den schon vorhin dabey befindlichen Lokmannischen Fabeln […] vermehrt durch Auszüge aus der Hamasa des Abi Temmam, ebendaselbst 1748 Gemeint ist Albert Schultens' Ausgabe der zuvor in der Bearbeitung des Jacobus Golius (1596–1667) genannten Grammatica Arabica des Thomas Erpenius. In dieser finden sich die Fabeln des sagenumwobenen arabischen Weisen Luqmān (Lôkman), die ebenfalls Bestandteil der von Golius besorgten Ausgabe waren. Bei der Hamasa (arab. Tapferkeit ) handelt es sich um eine von Abū-Tammām Ḥabīb Ibn-Aus aṭ-Ṭāʾī (ca. 806–846) zusammengestellte Anthologie arabischer Gedichte in zehn Büchern. Erpenii arabische Grammatik, abgekürzt, vollständiger und leichter gemacht von Joh. Dav. Michaelis, Göttingen 1771 in 8, verändert 1783 Johann David Michaelis hat seiner Bearbeitung der Arabische[n] Grammatik des Thomas Erpenius nebst einem aus Albert Schultens' Bearbeitung (s.o.) entnommenen Anfang einer arabischen Chrestomathie (1771) eine zweite Auflage folgen lassen (1781), die laut Vorrede derart umgearbeitet ist, dass Michaelis nun von „seiner“ Grammatik spricht. Eine Ausgabe aus dem Jahr 1783 lässt sich nicht nachweisen. J. S. Vaters Handbuch etc. Da für Johann Severin Vater (1771–1826) ebenfalls keine eigenständige Grammatik des Arabischen ermittelt werden kann, wird auch hier der betreffende Abschnitt im Handbuch der Hebräischen, Syrischen, Chaldäischen und Arabischen Grammatik (1802; 2 1817) gemeint sein (vgl. I § 154 c; I § 155 c). 157. Bey allen diesen Bei den vielen Sprachlehren finden sich theils prosaische, theils poetische arabische Anthologien Anthologien Anthologieen , die , und vornehmlich Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Anthologia arabica, Jenae 1774. 8. so lange zur Uebung im Lesen arabischer Schriften dienen können, bis man Gelegenheit und Fertigkeit genug bekommt, den Koran Koran, die arabischen Uebersetzungen des alten A. und neuen N. Test. Testaments, und andre andere , ganz oder stückweise von Erpenius, Thomas Erpenius , Pococke, Edward Edw. Pocock , Gagnier, Jean Joh. Gagnier , Schultens, Albert Albert und Schultens, Henrik Albert Heinr. Alb. Schultens , Reiske, Johann Jacob Joh. Jac. Reiske , Michaelis, Johann David J. D. Michaelis , Scheid, Everard Eberh. Scheid , Koehler, Johann Bernhard Joh. Bernh. Köhler , Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. C. G. Paulus H. C. G. Paulus , Wilken, Friedrich F. Wilken und andern herausgegebne Andern herausgegebene arabische Schriftsteller zu lesen. Anm. Zum ersten Anfang dienen: Hirt, Johann Friedrich I. F. Hirt Anthologia arabica. Jena 1771. Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl B. J. L. Rosenmüller's arabisches Elementar- und Lesebuch. Leipzig 1799. Jahn, Johann J. Jahn's arabische Chrestomathie , nebst Lexicon darüber, Wien 1802. Erpenius Der bedeutende Arabist Thomas Erpenius (1584–1624) studierte zunächst Philosophie, erlangte 1608 den Doktorgrad und verlegte sich dann durch den Einfluss Scaligers sowie aus religionspolitischen Gründen nicht wie geplant auf die Theologie, sondern wandte sich den orientalischen Sprachen zu. Nach einer Bibliotheksreise wurde er Professor für orientalische Sprachen (später auch für Hebräisch) in Leiden, richtete hier eine auf orientalische Sprachen spezialisierte Druckerei ein und fungierte überdies auch als Dolmetscher für die Vereinigten Niederlande. In der Anweisung bereits erwähnt sind Golius', Schultens' und Michaelis' Bearbeitungen (vgl. I § 156) seiner mehrfach nachgedruckten Grammatica Arabica (1613) sowie die ebenfalls mehrfach aufgelegten Rudimenta Linguae Arabicae (1620) (vgl. I § 152), neben zahlreichen anderen philologischen Werken sind außerdem die von Scaliger angefangenen Proverbia Arabica (1614), die Locmani Sapientis Fabulae (1615), das Novum D. N. Jesu Christi Testamentum Arabice (1616), der Pentateuchus Mosis Arabice (1622) und die Historia Saracenica (1625) hervorzuheben. Edw. Pocock Der Theologe und Orientalist Edward Pococke (1604–1691), nach dem Studium in Oxford zunächst Kaplan in Aleppo, wurde 1636 auf die erste Professur für Arabisch ( Laudian Professor of Arabic ) an seiner alten Alma Mater berufen. Kurz darauf reiste er für einige Jahre nach Konstantinopel, übernahm nach seiner Rückkehr eine Pfarrstelle und gegen Ende des Bürgerkrieges 1648 eine Professur für Hebräisch. Pococke übersetzte 1660 Grotius' De veritate religionis Christianae sowie 1674 das Book of Common Prayer zu Missionszwecken ins Arabische und war zudem Mitarbeiter an der sog. Londoner Polyglotte. Aus seinem arabistischen Werk, dessen Bedeutung nicht zuletzt auf die zahlreichen im Orient gesammelten Handschriften zurückzuführen ist, sind v.a. das aufgrund seiner umfangreichen Anmerkungen bedeutende Specimen historiae Arabum (1650) zu nennen, hinzu kommen die zweibändige Contextio Gemmarum, sive Eutychii Patriarchae Alexandrini Annales (1654/1656) und die dreibändige Historia compendiosa dynastiarum (1663), seine Maimonides-Übersetzung Porta Mosis (1655) bietet arabischen Text in hebräischen Buchstaben. Ob hier nicht auch sein ebenfalls als Orientalist hervorgetretener Sohn Edward Pococke (1648–1727) gemeint sein könnte, muss offen bleiben. Dieser hatte unter dem Titel Philosophus Autodidactus sive Epistola Abi Jaafar, Ebn Tophail de Hai Ebn Yokdhan (1671) eine arabisch-lateinische Ausgabe des Inselromans Ḥayy ibn Yaqẓān (Der Lebendige, Sohn des Wachenden) des im 12. Jh. lebenden islamischen Gelehrten Ibn Tufail besorgt, zu der der ältere Pococke ein Vorwort verfasst hat. Dieser Roman erlangte v.a. durch die von Pococke besorgte Ausgabe einige Bekanntheit und soll später Defoes Robinson Crusoe beeinflusst haben. Joh. Gagnier Jean Gagnier (ca. 1670–1740) war nach dem v.a. den orientalischen Sprachen gewidmeten Studium am Pariser Collège de Navarre zunächst Kanoniker der Abtei St Geneviève du Mont , siedelte dann jedoch nach England über und wurde Geistlicher der anglikanischen Kirche (vgl. das wütende Werk L'Eglise Romaine Convaincue de Dépravation, d'Idolatrie et d'Antichristianisme aus dem Jahr 1706). Nachdem ihm auf königliche Anordnung 1703 der Magistergrad in Cambridge verliehen wurde, kam er durch die Vermittlung von Bischof William Lloyd (1627–1717), der ihn außerdem zu seinem persönlichen Kaplan bestellte, nach Oxford. Hier unterrichtete Gagnier ab 1709 Hebräisch, ab 1715 als Vertreter von Regius Professor Robert Clavering, später in Vertretung für Laudian Professor John Wallis auch Arabisch. 1724 übertrug ihm die Universität Oxford schließlich die Lord Almoner's Professorship für Arabisch. Aus Gagniers arabistischem Werk ist v.a. De vita et rebus gestis Mohamedis (1723), eine arabisch-lateinische Ausgabe der Mohammed-Biographie Abu-'l-Fidās (1273–1331), hervorzuheben, die zur Grundlage seiner eigenen zwei- (1732) bzw. dreibändigen (1748) französischsprachigen Mohammed-Biographie La Vie de Mahomet wurde. Diese zeichnet sich v.a. durch ihre neutrale Darstellung aus und wurde später auch ins Deutsche übersetzt (1802–1804). Bereits zuvor war Gagniers aus dem Griechischen ins Arabische übersetztes Liber dictus Petra Scandali (1721) publiziert worden, eine unvollendet gebliebene Übersetzung von Abu Al-Fidas Arabischer Geographie , von der 1727 ein Specimen veröffentlicht wurde, erschien in Gagniers Todesjahr unter dem Titel Descriptio peninsulae Arabum . Albert und Heinr. Alb. Schultens Gemeint sind Albert Schultens (1686–1750) und sein Enkel Henrik Albert Schultens (1749–1793), die beide – wie auch Albert Schultens' Sohn und Henrik Albert Schultens' Vater Jan Jacob Schultens (1716–1778) – als Orientalisten an der Universität Leiden hervorgetreten sind. Albert Schultens wurde nach dem u.a. in Leiden absolvierten Studium 1709 in Groningen zum Doktor der Theologie promoviert, begab sich dann wieder nach Leiden und folgte 1713 einem Ruf als Hebräischprofessor nach Franecker. 1729 wechselte er an das Leidener Staatenkolleg und wurde hier 1732 zudem Professor für orientalische Sprachen sowie 1740 für hebräische Altertümer. Schultens gehört zu den bedeutendsten niederländischen Orientalisten des 18. Jh.s, wirkte schuldbildend und hat sich, wie die Abhandlung De utilitate linguae Arabicae in interpretantia Sacra Scriptura (1706) zeigt, bereits früh auch dem Arabischen zugewandt. V.a. in seinen zweibändigen Origines Hebraeae (vgl. I § 151) hat er die Verwandtschaft mit der hebräischen Sprache hervorgehoben, die nach orthodoxer Überzeugung als göttliche Ursprache mit keiner anderen Sprache verwandt sein könne. Arabistisch bedeutsam ist Schultens' Bearbeitung von Erpenius' Grammatica Arabica (1748) (vgl. I § 156) sowie von dessen Rudimenta Linguae Arabicae (1733) (s. o.), zudem hat Schultens die arabisch-lateinische Vita et res gestae Sultani Saladini (1733), die Monumenta vetustiora Arabiae (1740) und die ersten sechs Consessus des Hariri (1731 bzw. zusammen mit den Monumenta 1740) besorgt. Henrik Albert Schultens unternahm nach dem Studium in Leiden und Haderwijk 1772 eine Bibliotheksreise nach England, bearbeitete in Oxford den Nachlass Edward Pocockes und erhielt ein Jahr später ebenda ehrenhalber einen philosophischen Magistertitel. Noch im selben Jahr wurde er Professor für orientalische Sprachen und jüdische Altertümer am Amsterdamer Athenaeum Illustre , 1778 übernahm er den Lehrstuhl seines Vaters in Leiden. Zu nennen sind an dieser Stelle Henrik Albert Schultens' Anthologia Sententiarum Arabicarum (1772), das Specimen proverbiorum Meidani e versione Pocockiana (1773) und Pars versionis Arabicae libri Colailah wa Dimnah, sive fabularum Bidpai, Philosophi Indi (1786). Joh. Jac. Reiske Nach dem Besuch des Gymnasiums der Franckeschen Stiftungen in Halle immatrikulierte sich Johann Jacob Reiske (1716–1774) 1733 für ein Theologiestudium in Leipzig und beschäftigte sich daneben als Autodidakt mit dem Arabischen. 1738 kam er durch die Vermittlung Albert Schultens' nach Leiden. Hier hörte er u.a. Tiberius Hemsterhuis, der Reiskes Interesse für die griechische Literatur weckte. 1746 wurde er aufgrund von Differenzen mit den Leidener Philologen zum Doktor der Medizin promoviert und kehrte im selben Jahr nach Leipzig zurück. Hier übernahm Reiske v.a. philologische Gelegenheitsarbeiten und wurde 1748 zum außerordentlichen Professor für Arabisch ernannt. Auf Universitätsebene verhinderten einflussreiche Gegenspieler wie Ernesti und Michaelis ein weiteres Vorankommen, doch wurde Reiske 1758 Rektor der Leipziger Nikolaischule. 1771 besuchte er auf Wunsch Lessings Wolfenbüttel und ordnete hier die orientalischen Handschriften. Heute gilt Reiske als Begründer der arabischen Philologie (inkl. Numismatik und Epigraphik), von besonderer Bedeutung ist seine posthum von Jacob Georg Christian Adler (1756–1834) herausgegebene Textausgabe und Übersetzung des Geschichtswerks Abu-'l-Fidās (1789–1795). Daneben ist die auf Grundlage des arabischen Philologen Maidānī entstandene Sammlung einiger arabischen Sprüchwörter die von den Stecken oder Stäben hergenommen sind (1758) zu nennen, außerdem hat Reiske im Rahmen seiner Edition des Zeremonienbuches des byzantinischen Kaisers Konstantinos VII. Porphyrogennetos, De ceremoniis aulae Byzantinae (1751–1754), zur Kommentierung auch arabische Quellen herangezogen. J. D. Michaelis Als Theologe und Orientalist gehört Johann David Michaelis (1717–1791) zu den einflussreichsten Gelehrten des 18. Jh.s. Nach dem Schulbesuch in den Franckeschen Stiftungen und dem u.a. bei seinem Vater Christian Benedikt Michaelis (1680–1764) und Siegmund Jacob Baumgarten absolvierten Studium der Theologie und orientalischen Sprachen in Halle wurde Michaelis 1739 mit einer hebraistischen Arbeit promoviert. Nach seiner Rückkehr von einer Studienreise wurde er 1745 nach Göttingen berufen und ein Jahr später außerordentlicher Professor. 1750 auf eine ordentliche Professur befördert, wirkte er bei der Gründung der Göttingischen Akademie der Wissenschaften mit und wurde später auch deren Direktor. Zu Michaelis' arabistischen Arbeiten zählt neben der Bearbeitung von Erpenius' arabischer Grammatik (vgl. I § 156) auch die Vorarbeit Vom arabischen Geschmack (1771; 2 1781), die im Vorwort der Grammatik referiert wird. Einen besonderen Aspekt der orientalistischen Bemühungen Michaelis' stellt die von ihm initiierte Arabienreise dar, die als erste wissenschaftliche Expedition in den nahöstlichen Raum Antworten auf einen zuvor interdisziplinär ausgearbeiteten Fragebogen liefern sollte. Von dieser 1761 von Kopenhagen aus gestarteten Expedition kehrte sechs Jahre später einzig der Mathematiker und Kartograph Carsten Niebuhr (1733–1815) zurück, der unter dem Titel Beschreibung von Arabien. Aus eigenen Beobachtungen und im Lande selbst gesammleten Nachrichten abgefasset (1772) einen ersten Bericht veröffentlichte und wenig später die dreibändige Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern (1774/1778 bzw. posthum 1837) folgen ließ. Eberh. Scheid Everard Scheid (1742–1794) wurde nach dem Theologiestudium in Groningen und Leiden 1765 promoviert und ein Jahr später als außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen an die Universität Harderwijk berufen. Ein weiteres Jahr später auf eine ordentliche Professur aufgerückt, übernahm Scheid 1769 das Universitätsrektorat und zugleich den Lehrstuhl für Altes Testament. Später kam die Professur für Neues Testament und als Interim auch die für Griechisch hinzu. Nach dem Tod Henrik Albert Schultens' (s.o.) wechselte Scheid 1793 schließlich als dessen Nachfolger an die Universität Leiden. Aus seinem bedeutenden arabistischen Werk seien Abu Nasri Ismaëlis Ebn Hammad Al-Gieuharii Farabiensis purioris sermonis Arabici Thesaurus sive Lexicon Arabicum (1774–1776), Selecta quaedam ex sententiis proverbiisque Arabicis a viro summo Thoma Erpenio olim editis (1775), Primae lineae institutionum ad fundamenta dialecti Arabicae (1779) sowie Abu Becri Muhammedis Ebn Hoseini Ebn Doreidi Azdiensis Katsijda 'L Mektsoura sive Idyllium Arabicum (1786), dessen arabischen Text Scheid bereits 1768 besorgt hatte, genannt. Joh. Bernh. Köhler Johann Bernhard Koehler (1742–1802), Doktor der Philosophie und der Rechte, war ab 1766 außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Kiel und ab 1770 ordentlicher Professor in Göttingen. 1773 legte er die Professur jedoch nieder und kehrte als Privatgelehrter in seine Heimatstadt Lübeck zurück. 1781 übernahm er eine Professur für Griechisch und morgenländische Sprachen in Königsberg, von der er sich 1786 abermals nach Lübeck zurückzog und schließlich in Basel als Korrektor für orientalische Sprachen beim Verlagshaus Thurneysen starb. An dieser Stelle ist v.a. die mit Unterstützung von seinem Lehrer Reiske veranstaltete arabisch-lateinische Ausgabe Abulfedae Tabula Syriae (1766; 2 1786) zu nennen, von der auf Koehlers Wunsch eine vollständigere und verbesserte Auflage in Oxford erscheinen sollte. Allerdings ist dieses Vorhaben nicht über ein Handexemplar hinausgekommen. H. C. G. Paulus Der stark an Kant orientierte Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761–1851) zählt zu den führenden theologischen Rationalisten und entwickelte bereits während des Studiums im Tübinger Stift (nicht zuletzt in Absetzung von seinem pietistischen, Geisterseherei betreibenden Vater) Grundzüge einer „vernünftigen“ Exegese. 1789 wurde Paulus als Nachfolger Johann Gottfried Eichhorns (1752–1827) zunächst ordentlicher Professor für orientalische Sprachen in Jena, 1793 wechselte er als Nachfolger Johann Christoph Doederleins auf den Lehrstuhl für Dogmatik und Exegese. Versuche, ihn aufgrund seiner kritischen Bibelauslegung, v.a. seiner Wundererklärung, zu entfernen, scheiterten. 1803 folgte Paulus einem Ruf nach Würzburg (von hier aus weiteres Wirken als Schulreformer in Franken), 1811 wechselte er schließlich nach Heidelberg. Paulus hat ein äußerst umfangreiches und vielfältiges theologisches Werk hinterlassen, sich jedoch auch zu aktuellen politischen Themen geäußert. Für seine Beschäftigung mit dem Arabischen ist v.a. das Compendium grammaticae Arabicae (1790) zu nennen, darüber hinaus findet sich ein arabistischer Einschlag auch in den alttestamentlich-exegetischen Arbeiten sowie dem von Paulus herausgegebenen Neue[n] Repertorium für Biblische und Morgenländische Litteratur I–III (1790–1791). F. Wilken Während des Studiums in Göttingen von Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) in die orientalischen Sprachen eingeführt, hatte Friedrich Wilken (1777–1840) von 1805 bis 1817 zunächst eine außerordentliche, dann eine ordentliche Professur für Geschichte in Heidelberg (auch erwarb er sich hier durch die Wiederbeschaffung bedeutender Teile des nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly abhandengekommenen Bibliotheksbestandes bleibende Verdienste), danach für Geschichte und Orientalistik in Berlin inne. Sein mit Abstand wichtigstes Werk ist die sieben Teile in acht Büchern umfassende Geschichte der Kreuzzüge nach morgenländischen und abendländischen Berichten (1807–1832), für die er als erster deutscher Historiker auch orientalische Quellen in Originalsprache heranzog. Hier finden sich einzelne arabische Stücke (vgl. aaO II Beilage I), zudem hat Wilken auch andernorts arabische bzw. persische Texte abgedruckt (vgl. Institutiones ad fundamenta linguae persicae cum Chrestomathia [1805]). I. F. Hirt Anthologia arabica. Jena 1771 Die Anthologia arabica ist, wie von der ersten und zweiten Auflage korrekt bibliographiert, erst 1774 erschienen. B. J. L. Rosenmüller's […] Leipzig 1799 Gemeint ist der Orientalist Ernst Friedrich Karl (Carl) Rosenmüller (1768–1835), dem ein Jahr vor dem Erscheinen der dritten Auflage der Anweisung die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Halle verliehen worden war. Lexicon darüber, Wien 1802 Gemeint ist Johann Jahns Lexicon arabico-latinum chrestomathiae arabicae (1802). 158. Von gedruckten Wörterbücher Wörterbüchern hat man zwar Die vorhandenen großen Wörterbücher der arabischen Sprache sind theils selten, theils kostbar. Doch fehlt es auch an solchen nicht, die wenigstens für den ersten Anfang und zum Verstehen der (§. 157. ) angeführten Anthologieen hinreichen können. Anm. 1. Zu der ersten Klasse gehören: Giggeo, Antonio Antonii Giggei thesaurum thesaurus linguae arabicae, Mediolani 1632 , in 4 Folianten, Golius, Jacobus Jac. 1632., 4 Tom. fol. Wahl, Samuel Friedrich Günther S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790. Iac. Golii Lexicon lexicon arabico-latinum, Lugd. Bat. 1653 Fol. und seit 1653. fol. Seit 1780 hat man auch in Wien angefangen Meniński, Franciszek a Mesgnien Francisci a Mesgnien Meninsky Lexicon arabico-persico-turcicum sehr verbessert und vermehrt wieder herauszugeben. Aber alle diese Werke, das mittelste doch am wenigsten, sind sehr selten und kostbar, so wie das von Castell, Edmund Castello in dem Lexico-heptaglotto (§. 154. 154 ) zu eingeschränkt ist. Für den ersten Anfang und zum Verstande der vorhin erwähnten Anthologien ist doch Scheidius, Jacobus Jac. Anm. 2. Zu der zweiten Klasse gehören: Iac. Scheidii Glossarium arabico-latinum manuale, Edit. altera, Lugd. Bat. 1787 1769 in 1787. gr. 4. schon eine gute Hülfe; eine noch weit reichendere das noch vorzüglicher aber: Lexicon linguae Arabicae arabicae in Coranum, Haririum et vitam Tīmūr Timuri , auct. Willmet, Johannes Jo. Io. Willmet , Roterd. 1784 in 1784. gr. 4. eine gute Hülfe. Da hier nur die Frage von dem Nutzen Nutzen oder vielmehr von der Nothwendigkeit ist, die mit dem Hebräisch Hebräischen Ebräischen Hebräischen zunächst verwandte verwandten Sprachen oder Dialecte Dialekte zu brauchen gebrauchen , um das Hebräische Ebräische sicher aufzuklären; und andre andere morgenländisch morgenländische Sprachen ausser außer den genannten, entweder nur in einer sehr entfernten Verwandtschaft mit der hebräischen stehen, oder der Hülfsmittel noch gar zu wenig vorhanden sind, die uns, sie zuverläßig zuverlässig zu lernen, in den Stand setzten, oder der Schluß von dem, dem was in ihnen üblich ist, ist auf das, was man im Hebräischen Ebräischen annehmen könne, sehr unsicher ist: so sind sie hier nicht mit berührt worden, ohne daß deswegen ihr anderweitiger Nutzen verkennt verkannt oder geleugnet geläugnet wird. S. J. G. Wahl's neue arabische Anthologie, Leipzig 1790 Samuel Friedrich Günther Wahls (1760–1834) Neue arabische Anthologie ist 1791 erschienen. 1780 hat man auch in Wien angefangen Francisci a Mesgnien Meninsky Lexicon arabico-persico-turcicum sehr verbessert und vermehrt wieder herauszugeben Bei dem Lexicon Arabico-Persico-Turcicum (1780) handelt es sich um die Überarbeitung des bedeutenden vierbändigen Thesaurus linguarum orientalium Turcicae, Arabicae, Persicae (1680), zu dem sein Autor Franciszek a Mesgnien Meniński (1628–1698) mit dem Complementum Thesauri linguarum orientalium, seu Onomasticum Latino-Turcico-Arabico-Persicum (1687) einige Jahre später einen weiteren Band folgen ließ. 159. Bey Bei Erlernung des Hebräisch Hebräischen Ebräischen selbst, selbst – man mag unmittelbar dazu kommen oder sich auf jene mühsamere mühsamere, aber viel sicherere sichrere Art, durch den auf das Syrische Syrische und Chaldäische Chaldäische gewendeten Fleiß dazu vorbereitet haben, haben – ist zuerst, wie bey bei allen Sprachen, nöthig, sich einen allgemeinen Begriff von der Natur und dem Eignen Eigenen der hebräischen Sprache, ebräische Sprache in Absicht auf Bestandtheile und Veränderung der Wörter, Wörter zu erwerben, und deswegen eine Grammatik Grammatik zum Grunde zu legen, die, frey frei , nicht nur von willkührlichen Beweisen der Regeln, sondern auch von angeblichen Ausnahmen und unregelmäßigen Formen der Wörter, bloß das wirklich Gegründete in der größten Kürze enthält, und auf die Uebereinstimmung mit den verwandten Dialekte Dialek ten gebaut ist ; dergleichen z. B. die hebräische ebräische Grammatik von Pfeiffer, August Friedrich Aug. Friedr. Pfeiffer nach der zweyten Aufl. Erlangen 1790 in 8., und Diederichs, Johann Christian Wilhelm J. C. W. Diederichs , Lemgo 1778. 8. und noch mehr die Anfangsgründe der hebräischen Sprache von Güte, Heinrich Ernst H. E. Güte , zweyte umgearbeitete und vermehrte Ausgabe, Halle 1791 in 1782 gr. 8. sind . Wenn man hernach weiter im Lesen und Verstehen leichterer Bücher der Bibel Bibel gekommen ist, so kan kann man das übrige Seltnere und Ungewöhnlichere, das besonders zur nähern Kenntniß des Syntaxes Gehörige, und die auf dem wahren noch in den verwandten Sprachen vorhandnen vorhandenen Sprachgebrauch beruhende beruhenden Gründe der Regeln, noch immer nachholen, wozu, ausser Vogel, Georg Johann Ludwig Georg Joh. Lud. Vogels Anfangsgründen der hebräischen Sprache, Halle 1769. gr. 8., vornemlich 8, vornehmlich die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schroeder, Nikolaus Wilhelm Nic. Guil. Schröder Schroeder , Groening. 1766 in gr. 8. nachgedruckt Frft. Frf. et Lips. 1778 gr. 8; 8. die Institutiones ad fundamenta linguae hebraeae von Schultens, Albert A. Schultens , Schultens Lugd. Bat. 1756. 4; 4. und in ihrer Art ( s. Hallische gel. Zeitungen 1778. S. 282 f. ) Hezel, Wilhelm Friedrich W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778 in gr. 8. ; und die hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Hasse, Johann Gottfried Joh. Gottfr. Hasse , Jena 1786 in 8. empfohlen zu werden verdienen. Zu dieser Absicht und selbst zur bessern Kenntniß des hebräischen Ebräischen Sprachgebrauchs sind auch Simonis, Johann Joh. Simonis Arcanum formarum nominum hebraeae linguae, Halae 1735 in 4. und vorzüglich nachholen. Anm. Unter den hebräischen Sprachlehren aus früherer Zeit, zeichnen sich die gelehrten Arbeiten von Schroeder, Nikolaus Wilhelm N. G. Schröder (Gröningen 1766.), (neue Aufl. 1778.) von Schultens, Albert Schultens (Lugd. Bat. 1756.) aus. Auch haben die Sprachlehren von Michaelis, Johann David J. D. Michaelis , Hezel, Wilhelm Friedrich F. W. Hezel (1777.) Pfeiffer, August Friedrich A. F. Pfeiffer (1790.) u. A. ihr Verdienst gehabt. Zu den neuesten schätzbarsten, und zum Theil auch durch viele neue Ansichten und verbesserte Methoden empfehlungswerthesten, gehören: Vater, Johann Severin J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre, desgleichen Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817. , und Desselben ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, mit durchgängiger Vergleichung der verwandten Dialekte, 2 Bände, gr. 8. 1817. Hiermit sind auch zu vergleichen: Storr, Gottlob Christian Gottlob Christ. Storr Obseruationes Observationes ad analogiam et syntaxin hebraicam pertinentes, Tubingae 1779 in 1779. gr. 8. sehr brauchbar. Schon bey der bessern Einrichtung erwähnter Sprachlehren Sprachlehren, und hauptsächlich bey der Kenntniß der verwandten Dialekte Dialekte, fallen die meisten Schwierigkeiten weg, die sich in einigen Formen der Wörter finden; und dieses, nebst fleißiger Uebung in Analyse der Wörter, macht solche Bücher, wie Hirt, Johann Friedrich J. F. Hirtii Biblia hebraea analytica, die vermehrter Jena 1769. 8. gedruckt sind, und wovon desselben Bibliorum analyt. pars Chaldaica, Jenae 1757 1757. 8. eine Fortsetzung ist, entbehrlich, die übrigens dem Anfänger nützlich seyn können, wenn er sie nur da, wo er sich gar nicht selbst zu helfen weiß, nachschlägt, und zumal an die Danz, Johann Andreas Danzischen Grundsätze gewöhnt ist. ist . H. E. Güte Heinrich Ernst Güte (1754–1805) kann zu Nösselts Schülern gerechnet werden und war später bei diesem Hauslehrer. Nach einer Stellung als Lehrer an der Domschule zu Halberstadt kehrte Güte als Diakon (1778) und Archidiakon (1779) nach Halle zurück. Hier erwarb er 1780 die Magisterwürde und unterrichtete ab 1791 als außerplanmäßiger Professor v.a. alttestamentliche Exegese und Hebräisch. (s. Hallische gel. Zeitungen 1778. S. 282 f.) W. F. Hezels ausführliche hebräische Sprachlehre, Halle 1778 In Hallische Gelehrte Zeitungen 13 (1778), 282–285 findet sich eine Rezension zu Wilhelm Friedrich Hezels in Halle erschienener Ausführliche[r] Hebräische[r] Sprachlehre , jedoch ohne dass ein Erscheinungsjahr genannt ist. Dieses Werk stammt, wie in der dritten Auflage der Anweisung richtiggestellt, aus dem Jahr 1777. hebräische Sprachlehre nach den leichtesten Grundsätzen von Joh. Gottfr. Hasse, Jena 1786 Hier handelt es sich um den ersten Band der von Johann Gottfried Hasse (1759–1806) besorgten Reihe Praktischer Unterricht über die gesammten orientalischen Sprachen I–IV (1786–1793). Die ersten beiden Bände behandeln das Hebräische, der dritte das Aramäische oder Syrisch-Chaldäisch-Samaritanische und der vierte das Arabische und Äthiopische. Sprachlehren von J. D. Michaelis Gemeint ist Johann David Michaelis' Hebräische Grammatik nebst einem Anhange von gründlicher Erkentniß derselben (1745; 2 1768; 3 1778). J. S. Vater's größere (1797.), kleinere (1807.) und kleinste (1807.) hebräische Sprachlehre Bei der größeren Sprachlehre Johann Severin Vaters (1771–1826) handelt es sich um die Hebräische Sprachlehre. Nebst einer Kritik der Danzischen und Meinerischen Methode in der Vorrede (1797; 2 1814), bei der kleineren um die Kleinere Hebräische Sprachlehre. Ein Auszug aus dem größeren Werke (1798). Als kleinste Sprachlehre dürfte die zweite Auflage der Grammatik der Hebräischen Sprache für den ersten Anfang ihrer Erlernung (1801; 2 1807; 3 1816) angesprochen sein. W. Gesenius hebräische Grammatik, 3te Auflage, Halle 1817 Die Erstauflage von Wilhelm Gesenius' (1786–1842) Grammatik stammt aus dem Jahr 1813 und avancierte schnell zu einem häufig aufgelegten Standardwerk, das in Neubearbeitung noch heute verwendet wird. Die hier bibliographierte dritte Auflage datiert aus dem Jahr 1818. Danzischen Grundsätze Gemeint ist Johann Andreas Danz (1654–1727), der als ausgezeichneter Kenner und Professor der orientalischen Sprachen in Jena v.a. durch seine Arbeiten zur Grammatik des Hebräischen hervorgetreten ist. Genannt sei das in zweiter Auflage unter dem Titel מדקדק sive Literator Ebraeo-Chaldaeus (1696) erschienene Nucifrangibulum (1686). Seinem Versuch, das Hebräische schulgerecht zu systematisieren, eignet ein teilweise übertriebener Schematismus, doch war Danz besonders in Deutschland von großem Einfluss. 160. So bald Sobald man fertig Hebräisch Hebräisch Ebräisch lesen kan lesen kann , die Bestandtheile der Wörter kennt, und die Paradig mata in seiner Gewalt hat, thut man wohl, wenn man sich gleich zum Lesen der Bücher, von leichtern historischen zu den übrigen, übrigen wendet, oder sich dazu der Chrestomathieen bedient, ohne sich im Anfang, wo es nur bloß um Sprache zu thun seyn muß, bey bei solchen Stellen aufzuhalten, die mehr wegen der Sachen, als wegen der Wörter dunkel sind. Für den Anfänger ist ein Buch, Man kann sich dabei theils solcher Hülfsschriften Hülfsschriften, welche den Text Schritt vor Schritt begleiten und die Worte einzeln erklären, bedienen, oder sich auch, was bei einiger Uebung vorzüglich seyn dürfte, bald an den Gebrauch guter Wörterbücher gewöhnen. Anm. 1. Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe, Johann Joachim Schwabe und Weckherlin, Carl Christian Ferdinand Weckherlin geliefert: Vater, Johann Severin J. S. Vater im hebräischen Lesebuch, mit einem Wortregister, Leipzig 1809. , und Gesenius, Wilhelm W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817. Anm. 2. Zu der ersten Klasse der Hülfsmittel gehören Werke, wie Reineccius, Christian Christ. Reineccii Janua hebr. linguae - - emendauit – emendavit , auxit Rehkopf, Johann Friedrich Jo . Io. Friedr. Jo. Frid. Rehkopf , Lips. 1769. 8. selbst um das Nachschlagen zu ersparen 1788. 8. , und noch weit mehr Leun, Johann Georg Friedrich Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischen kursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen in 8. immer gut genug. Am besten wäre ein solches, wie 1788–90. 4 Theile, 8. Meisner, Johann Heinrich I. I. Meiners nova V. T. clavis, P. 1. 2., Lips. 1800. 8. und der Philologische Clavis über das Alte Testament die Psalmen von Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob H. E. G. Paulus , Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die Psalmen Psalmen geht, wofür er aber auch noch Mehreres zum Verstande dieser Psalmen enthält als nur Spracherklärung Spracherklärung, und selbst von Sprachforschern und Auslegern studiert zu werden verdient. Sonst 1791. 8. immer gut genug; sonst aber sind bis jetzt die besten Hand-Wörterbucher: Hand-Wörterbucher Simonis, Johann Joh. Simonis Unter den Wörterbüchern aber zeichnen sich aus: Io. Simonis Lexicon manuale hebraicum et chaldaicum, chaldaicum. Halae 1756 in 1756. gr. 8. 8., und Lexicon et commertarius sermonis hebraici et chaldaici, post Coccejus, Johannes Joh. Io. Cocceium et Majus, Johann Heinrich Joh. Ioh. Henr. Maium - - Maium – correctius et emendatius edidit Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Io. Christ. Frid. Schulz , Lips. 1777 in 2 Bänden in gr. 8; 8. so wie unter den größern grössern , wenn man dieses eben zuletzt genannte nicht haben kan, das ältere von Coccejus, Johannes Cocceius , Cocceius und Castell, Edmund Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris ex das von Castellus in dem Lexico heptaglotto. 2 Bände, Lips. 1777. gr. 8. Michaelis, Johann David J. I. D. Michaelis Supplementis Supplementa ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 in 4., welche Michaelis, Johann David Michaelischen Supplementa ad L. H. seit 1784 bis jetzt in 5 Partt. in 4. herausgekommen sind. 1784–1792., 6 Partt. 4. und ganz vorzüglich zum Handgebrauch Gesenius, Wilhelm W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811. gr. 8., und Desselben neues hebräisch-deutsches Handwörterbuch. Ein Auszug für Schulen, Leipzig 1815. Hebräische Chrestomathieen haben noch außer Schwabe und Weckherlin Gemeint sein dürften Friedrich Wilhelm Schwabes (1743–1825) Kleine Hebräische Bibel. Mit einer neuen deutschen Uebersetzung und grammatischen Erläuterung für Anfänger (1787) sowie Carl Christian Ferdinand Weckherlins (1764–1836) Hebräisches Lesebuch für Anfänger (1797; 2 1806; 3 1818). W. Gesenius im hebräischen Lesebuch, Halle 1817 Bei dem Hebräische[n] Lesebuch ( 2 1817) handelt es sich um den zweiten Teil des Hebräische[n] Elementarbuch[es] , der erste Teil besteht aus Gesenius' berühmter Hebräische[r] Grammatik ( 2 1816). Joh. Georg Friedr. Leun's Handbuch zur cursorischen Lektüre der Bibel A. B., Lemgo 1788–90 in 4 Theilen Der vierte Band des Handbuch[s] zur kursorischen Lektüre der Bibel A. B. [d.i. Alten Bundes] für Anfänger auf Schulen und Universitäten zerfällt in zwei Teilbände. Der zweite Teilband ist 1791 erschienen. I. I. Meiners nova V. T. clavis, P. 1. 2., Lips. 1800 Dieses Werk stammt von Johann Heinrich Meisner (1755–1813), der hier wohl mit Christoph Meiners (1747–1810) verwechselt wurde. Philologische Clavis über das Alte Testament von H. E. G. Paulus, Jena 1791 in 8., ob er gleich vorjetzt nur über die Psalmen geht Heinrich Eberhard Gottlob Paulus' Philologischer Clavis über das Alte Testament für Schulen und Akademien ist in zwei Bänden erschienen. Der erste, hier bibliographierte Band behandelt die Psalmen (1791; 2 1815), der zweite den Propheten Jesaja (1793). ältere von Cocceius Gemeint ist das Lexicon et Commentarius sermonis Hebraici et Chaldaici Veteris Testamenti (1669) des in den Niederlanden wirkenden Föderaltheologen Johannes Coccejus (1603–1669), das später von Johann Heinrich May d. Ä. (1653–1719) bzw. in der in der Anweisung zuvor genannten Bearbeitung von Johann Christoph Friedrich Schulz (1747–1806) neu aufgelegt wurde. Edmundi Castelli Lexic. hebraicum - - annotatis in margine vocum numeris ex J. D. Michaelis Supplementis ad lexica hebraica, (bisher erst) Pars prima Goetting. 1790 Hier handelt es sich um eine Neuausgabe des noch in der ersten Auflage der Anweisung angeführten hebräischen Parts von Edmund Castells (1606–1685) Lexicon Heptaglotton Hebraicum, Chaldaicum, Syriacum, Samaritanum, Aethiopicum, Arabicum, et Persicum (1669), die von dem sonst unbekannten Johann Friedrich Ludolf Trier herausgegeben wurde. Der zweite Teil ist 1792 in Helmstedt erschienen. W. Gesenius hebräisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bände, Leipzig 1810. 1811 Der zweite Band stammt aus dem Jahr 1812. 161. Da es indessen bey bei der Kenntniß des hebräischen Ebräischen Sprachgebrauchs nicht bloß auf die Bedeutungen einzelner einzler Wörter, sondern eben so sehr auf den Verstand ganzer Redearten Redearten und Formeln ankommt, und es noch an einem Wörterbuch fehlt, welches diese zuverläßig zuverlässig genug, d. i. aus den verwandten Dialekte Dialekten und den alten Uebersetzungen, erklärte: erklärte; so kan wird man zur Noth Flacius, Matthias Matthiae Flacii Clavem scripturae sacrae, Hafniae 1695 Fol. noch mehr Vatablus, Franciscus Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament, die am Ende des §. 159 berührten Bücher, nebst Glaß, Salomon Glassii Philologia sacra nach der Dathe, Johann August Dathischen Ausgabe, Lips. 1776 in gr. 8. und einige von den in der Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95 erwähnten über die Hebraismen Hebraismen Ebraismen , am meisten aber diejenigen neuern Ausleger des alten Testaments zu Rathe ziehn, welche aus den eben genannten zwey Quellen dieses Eigne der hebräischen Sprache erklärt haben, und aus welchen z. B. Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendete neulich angefangne Scholia in V. Test. Norimb. 1783 1783. gr. 8. manches auszugsweise enthalten. mit Nutzen die Vorarbeiten vergleichen, welche aus den besten Quellen das Eigenthümliche des hebräischen Sprachgebrauchs erläutert haben. Anm. Vorzüglich empfehlenswerth sind hierzu: Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., Tom . I.–VI. 1792–1810. Franc. Vatabli Anmerkungen über das alte Testament Die Adnotationes oder Scholia des französischen Hebraisten Franciscus Vatablus (1493–1547), der selbst keine eigenständigen Arbeiten veröffentlicht hat, haben über Vorlesungsnachschriften Eingang in die lateinische Bibelausgabe des Robert Stephanus (Paris 1545) gefunden. Unklar ist, inwieweit Stephanus fremdes Material hinzugefügt hat (in späteren Ausgaben und dann auch in den Critici Sacri sind diese Anmerkungen in jedem Fall massiv interpoliert). Aufgrund angeblich lutherischer Tendenzen kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Stephanus und Theologen der Sorbonne, in der Letztere eine Unterdrückung der Anmerkungen forderten. Glassii Philologia sacra nach der Dathischen Ausgabe, Lips. 1776 Salomon Glaß' (1593–1656) bedeutende fünfbändige Philologia sacra (I+II [1623] Philologia ; III+IV [1634] Grammatica ; V [1636] Rhetorica ) ist, von Johann Gottfried Olearius (1635–1711) um eine aus Glaß' Handschriften erarbeitete Logica sacra ergänzt, mehrfach aufgelegt worden. Die letzte Ausgabe ist die hier angeführte Philologia sacra his temporibus accomodata (1776–1797) von Johann August Dathe und Georg Lorenz Bauer. Bauer hatte nach Dathes Tod die weitere Edition übernommen und zu eigenständigen Werken umgearbeitet (vgl. II § 35 c; II § 56 c). Anweisung zur Kenntniß theologischer Bücher §. 95 Vgl. I § 43. Jo. Christ. Frid. Schulzii noch nicht vollendete Scholia in V. Test. Norimb. 1783 Johann Christoph Friedrich Schulz' (1747–1806) Scholia in Vetus Testamentum sind in insgesamt zehn Bänden (1783–1797) erschienen und ab dem vierten Band von Georg Lorenz Bauer fortgesetzt worden. L. F. C. Rosenmülleri Scholia in N. T., Tom . I.–VI. 1792–1810 Hier dürften Ernst Friedrich Karl (Carl) Rosenmüllers (1768–1835) berühmte Scholia in Vetus Testamentum (1788–1835) gemeint sein, die später auch in gekürzter Fassung erschienen sind. Ernst Friedrich Karl Rosenmüller hat ab dem zweiten Band auch die sechste Auflage (1815–1831) der Scholia in Novum Testamentum (1777–1782) seines Vaters Johann Georg Rosenmüller (1736–1815) (vgl. II § 62) herausgegeben, die in einer früheren Auflage an dieser Stelle ebenfalls nicht auszuschließen sind. 162. Freylich Freilich hängt man hierbey hierbei nur von den Kenntnissen und Sagen Sagen Andrer ab, Anderer ab; und wer recht gewiß seyn will, ob und in wie fern sie den Sprachgebrauch Sprachgebrauch richtig angegeben haben, haben; angeben, noch mehr, wer selbst die Gränzen dieser Kenntnisse erweitern helfen will, der muß nothwendig aus jenen Quellen selbst, muß aus den verwandten Sprachen und den alten Uebersetzungen des alten Testaments schöpfen, schöpfen und sie daher genau kennen gelernt haben. Diese letztern, sonderlich die griechischen in den Hexaplen des Origenes Origenes , und namentlich die Alexandrinische, nebst den darnach gemachten gebildeten , sind nicht nur für die Kritik des Textes, sondern auch für die Entdeckung des wahren hebräischen Ebräischen Sprachgebrauchs, folglich nicht bloß zum Verstande des alten Testaments, sondern auch selbst des neuen, dessen Griechisches durchaus hebräischartig ebräischartig ist, ungemein wichtig *) , wichtig, *) und dieser Nutzen wird durch die Concordanzen Concordanzen oder Wörterbücher Wörterbücher über diese griechische griechischen Uebersetzungen keinesweges entbehrlich gemacht, weil sie alle voll voller Fehler sind, so sehr sonst dergleichen Werke auch den Gebrauch derselben, und ihre Anwendung auf den Verstand des A. alten und N. neuen Testaments erleichtern. *) S. die in der Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 46 46. angeführten Schriften. Hexaplen des Origenes Die Hexapla („Sechsfache“) ist eine um 240 von Origenes besorgte sechsspaltige Synopse des Alten Testaments, in der der hebräische Konsonantentext, eine griechische Umschrift, die griechische Übersetzungen Aquilas und Symmachus', Origenes' eigene LXX-Rezension (auch Origenische oder Hexaplarische Rezension) und schließlich die griechische Übersetzung des Theodotion nebeneinandergestellt sind. neuen, dessen Griechisches durchaus hebräischartig ist Diese Auffassung wird in der Anweisung mehrfach vertreten. Im Hintergrund steht die Auseinandersetzung um den Stil des neutestamentlichen Griechisch zwischen den sog. Puristen und den Hebraisten . V.a. Sebastian Pfochen (1608–1635) hatte in seiner Diatribe de linguae graecae Novi Testamenti puritate (1629) die Meinung vertreten, die Sprache des Neuen Testaments sei nicht nach dem Hebräischen gebildet, sondern klassisches Griechisch, und damit eine Vielzahl von Gegenschriften, v.a. Thomas Gatakers (1574–1654) Dissertatio de stylo Novi Testamenti (1648), provoziert und eine Jahrzehnte andauernde philologische Debatte ausgelöst. Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 46 Vgl. I § 43. 163. Wegen des zuletzt berührten Nutzens wäre sogar so gar aus den §. 116 f. angegebnen angegebenen ähnlichen Ursachen, Ursachen zu rathen, daß man erst die alten griechischen Uebersetzungen Uebersetzungen griechischen Uebersetzungen des A. Test. alten Testaments , wenigstens die Alexandrinische Alexandrinische , selbst die sogenannten apokryphischen apokryphischen Bücher des A. Test. T. alten Testaments studierte, ehe man das neue Testament verstehen lernen wollte. – Aber diese Uebersetzungen wirklich zu den gemeldeten Absichten sicher zu benutzen, muß man sie gehörig zu studieren und anzuwenden wissen. Man muß die Geschichte und Beschaffenheit ihres sehr verdorbnen verdorbenen Textes, – den verschiednen verschiedenen Werth einzelner einzler Uebersetzungen, – selbst von einzelnen einzlen Büchern, – und die besondre besondere Uebersetzungsart, der sie folgen, genau kennen; – man muß sie nicht hie und da bloß nachschlagen, sondern sie im Zusammenhang Zusammenhange lesen, auf die Art, wie sie einzelne einzle Wörter und Redensarten geben, merken, und sich diese aus oder bey bei den Concordanzen Concordanzen und Wörterbücher Wörterbüchern über diese Uebersetzungen zum künftigen Gebrauch beyzeichnen; – bezeichnen; man muß sie nicht aus den oft schlechten neuern Uebersetzungen verstehen lernen wollen, sondern vorher schon der griechisch griechischen Sprache Sprache, und der verwandten morgenländisch morgenländischen kundig seyn, um zu wissen, wissen wie sie zu mancher sonderbar scheinenden Uebersetzung gekommen sind, und ob man sich auf die Richtigkeit des griechischen Textes verlaßen verlassen könne. Dieses lernt man, wenigstens wird man auf das, was hiebey hiebei in Betrachtung kommt, aufmerksam gemacht gemacht, durch die in der Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß zur theologischen Bücherkenntniß §. 46 f. und §. 31 31. erwähnten Bücher , womit man Michaelis, Johann David J. D. Michaelis critisches Collegium über die drey wichtigsten Psalmen von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo , Frankfurt 1759 in gr. 8. verbinden kan . Alexandrinische D.i. die Septuaginta (LXX). Diese ist der im sog. Aristeasbrief überlieferten Legende nach eine von sechs Gelehrten aus jedem der zwölf Stämme Israels innerhalb von 72 Tagen in Alexandrien angefertigte Übersetzung der Tora ins Griechische. Später wurde der Begriff auf alle griechischen Versionen des Alten Testaments angewendet und umfasst die Schriften der hebräischen Bibel sowie apokryphe bzw. deuterokanonische Texte. apokryphischen Bücher des A. Test. Apokryphen sind Schriften, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden, wobei jedoch konfessionelle Unterschiede festzustellen sind. Im Hinblick auf das Alte Testament gelten nach reformatorischer Tradition solche Schriften als apokryph, die zwar in der Septuaginta, nicht aber in der hebräischen Bibel, enthalten und mit Martin Luther dennoch gut und nützlich zu lesen sind (Jud, Weish, Tob, Sir, Bar, 1Makk, 2 Makk, ZusEst, ZusDan, GebMan). Mit Ausnahme von GebMan gelten diese Schriften nach katholischer Tradition dagegen als kanonisch bzw. deuterokanonisch, andere, zwar in der Septuaginta, nicht aber in der Vulgata (vgl. II § 83) enthaltene Bücher werden auch hier als apokryph eingestuft (GebMan, 3Makk, 4Makk u.a.). 164. Zwar beweisen diese Erfordernisse, daß ein solch nützliches Studium dieser Uebersetzungen Uebersetzungen nicht die Sache des Anfängers sey; aber sie beweisen doch auch nur, daß man für den Anfang, seinen Absichten dabey, dabei nicht diesen ganzen Umfang geben, sondern sie auf das Leichtere einschränken müsse. Vorausgesetzt also, daß jemand die Alexandrinische Uebersetzung vor für sich lesen wollte oder müßte: müßte, so müßte er es 1) nicht eher thun, als bis er sich aus den so eben angezeigten Büchern die Beschaffenheit und Uebersetzungsart dieser alten Uebersetzungen im Allgemeinen bekannt gemacht, und 2) wenigstens leichtere, leichtere griechisch griechische Schriftsteller, im Hebräisch Hebräischen Ebräischen aber diejenigen Bücher schon fleißig gelesen und gut verstehen gelernt hätte, die er nun in der Uebersetzung lesen will. 3) Er müßte mit solchen Büchern anfangen, die als vorzüglich treu und gut übersetzt bekannt sind, vornehmlich mit dem Pentatevchus Pentateuchus . 4) Wo ihm irgend etwas, das ihm nicht ganz leicht wäre, in Wörtern aufstieße aufstiesse , müßte er gleich im hebräischen ebräischen Text nachsehen, worauf es sich bezöge, ob und was es für eine hebräische ebräische Bedeutung hätte; und 5) wüßte er es damit nicht zu reimen, so könnten könten ihm vielleicht Biel, Johann Christian Jo. Io. Christ. Biel novus thesaurus philologicus, Hag. Com. 1779 1779. und 1780 1780. in drey drei gr. Octavbänden, oder die Kircher, Conrad Kircherschen Kircherschen und Tromm, Abraham Trommischen Concordanzen Trommischen Concordanzen Auskunft geben, für welches hebräische ebräische Wort oder Redensart sonst dieses nehmliche nämliche griechische, griechische gebraucht oder welches hebräische ebräische anstatt des nehm lichen nämlichen griechischen gebraucht würde, und er würde. – Er könnte könte daraus entweder auf eine falsche Leseart Lesart oder darauf schließen schliessen , daß das Griechische hier nur am unrechten Ort gebraucht wäre. Zeigte sich dieses nicht bald: bald, so müßte dieses Schwierige überschlagen, überschlagen und auf zukünftige weitere Untersuchung ausgesetzt werden. – Eben so könnte man hernach die Hexapla durchgehen; durchgehen, wenn man vorher, so bald sobald man an das Hebräisch-griechische ebräisch-griechische gewöhnt wäre, die apokryphischen Bücher des A. T. alten Testaments gelesen hätte. – Wäre man indessen mit dem N. Test. neuen Testament näher bekannt worden: geworden, so würde man sich bald an manche bey bei Lesung jener Bücher und Uebersetzungen gelernte Hebraismen Hebraismen Ebraismen erinnern, und bey dann bei einer zweyten zweiten fleißigern Durchsicht würde man Gelegenheit genug finden, finden sich noch mehrere auszuheben. Jo. Christ. Biel novus thesaurus philologicus, Hag. Com. 1779 und 1780 in drey gr. Octavbänden Johann Christian Biels (1687–1745) Novus Thesaurus Philologicus sive Lexicon in LXX et Alios Interpretes et Scriptores Apocryphos Veteris Testamenti wurde nach seinem Tod von Esdras Heinrich Mutzenbecher (1744–1801) herausgegeben. Kircherschen und Trommischen Concordanzen Gemeint ist der biographisch schwer zu fassende Conrad Kircher (geb. Ende d. 16. Jh.s) und sein zweibändiges Hauptwerk Concordantiae Veteris Testamenti Graecae, Ebraeis vocibus respondentes (1607) sowie Abraham Tromms (1633–1719) ebenfalls zweibändiger Nachfolger Concordantiae Graecae versionis vulgo dictae LXX interpretum (1718). Anders als Kircher, der sein Material nach dem Hebräischen angeordnet hatte, hat Tromm das Griechische zugrunde gelegt und Kircher an vielen Stellen korrigiert. Obgleich Tromm v.a. von Jean Gagnier (vgl. I § 157) in seinen Vindiciae Kircherianae (1718) heftig kritisiert wurde und sich zur Epistola apologetica ad Gagnerium (1718) herausgefordert sah, wirkte er etwa auf den zuvor genannten Johann Christian Biel durchaus befruchtend. Hexapla Vgl. I § 162. 165. Mit der Accentuation Accentuation Accentuation der hebräischen ebräischen Bibel Bibel braucht man sich nicht lange aufzuhalten, da es ein erweislich späteres Kunststück ist, das bey bei dem Verstande der Bibel nur wenige Vortheile gewährt, und sogar oft der richtigen Auslegung hinderlich fällt. Michaelis, Johann David Joh. Dav. J. D. Michaelis Anfangsgründe der hebräischen Accentuation, Halle 1741. 8. Anleitung dazu *) und eine kleine Uebung, können in sehr kurzer Zeit alles Brauchbare lehren, was man davon zu wissen nöthig hat. *) Anfangsgründe der hebräischen Accentuation, Halle 1741. 8. Accentuation […] ein erweislich späteres Kunststück ist Für den ursprünglich unvokalisierten hebräischen Text des Alten Testaments hatte sich etwa um das Jahr 70 ein autoritativer Konsonantentext etabliert, der erst in den folgenden Jahrhunderten mit diakritischen Zeichen (Vokal- und Betonungszeichen) versehen wurde. Abgeschlossen war diese von den sog. Masoreten (v.a. Ben Ascher) durchgeführte „Accentuation“ (tiberische Vokalisation) erst im 10. Jh. Der älteste, vollständig erhaltene masoretische Text ( Codex Leningradensis ) datiert aus dem Jahr 1008. Noch im 17. Jh. – etwa zwischen Louis Cappel (1585–1658) und Johann Buxtorf d. J. (1599–1664) – hatte die Frage nach dem Alter der Vokalisation zu Auseinandersetzungen geführt (vgl. II § 33). Zweyter Zweiter Abschnitt. Philosophie Philosophie. 166. Man kan kann über alles Alles philosophiren , wovon sich erkennen läßt, wie es mit etwas anderm Anderm zusammenhängt (§. 2. ), es mag die Frage das woher? woher Woher? oder wozu? Wozu? mag Ursachen oder Mittel, Wirkungen oder Absichten, betreffen; und in so fern betreffen. Insofern eine Disciplin innerlich zusammenhängt, findet Philosophie bey bei derselben statt; es kan kann statt. Es kann eine Philosophie der Sprachen, der Geschichte, der Theologie und anderer Wissenschaften geben. Wenn aber Philosophie eine besondere Wissenschaft seyn soll: soll, so muß sie einen gewissen bestimmten Gegenstand Gegenstand haben, wodurch sie sich von andern Wissenschaften unterscheidet; und eben darüber, oder vielmehr über die Gränzen, die man ihr stecken soll, sind waren die Meinungen so sehr von jeher getheilt. Anm. Man vergl. Sextus Empiricus Sextus Empiricus im 7ten Buch wider die Logiker, Logiker oder im ersten Buch περι φιλοσοφιας , gleich im Anfang. Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Philosophia generalis, Halae 1770. 8. Eberhard, Johann August J. A. Eberhard von dem Begriffe der Philosophie und ihren Theilen, Berlin 1778. gr. 8. Parow, Johann Ernst J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795. Sextus Empiricus im 7ten Buch wider die Logiker, oder im ersten Buch περι ϕιλοσοϕιας , gleich im Anfang Mit Wider die Logiker ist das Werk Adversus Mathematicos bzw. Πρὸς μαθηματικούς des skeptischen (pyrrhonischen) Philosophen und Arztes Sextus Empiricus (2. Jh.) gemeint, dessen letzte Bücher (7–11) unter dem Titel Gegen die Dogmatiker ( Πρὸς δογματικούς ) auch als eigenständiges Werk behandelt werden. In den nachweislich (vgl. Bibl. Nöss. 389 [Nr. 34]) von Nösselt besessenen, von Johann Albert Fabricius (1668–1736) besorgten zweisprachigen Opera (1718) des Sextus Empiricus tragen die Bücher 7 und 8 den Titel Περι φιλοσοφιας ( De philosophia ) (vgl. aaO 370 bzw. 458; dazu 213), so dass es sich an dieser Stelle in beiden Fällen um denselben Verweis handelt. Dargestellt und kritisiert werden unterschiedliche philosophische Schulen. J. F. Parrol Untersuchung über den Begriff der Philosophie. Greifswalde 1795 Der Name des Autors lautet Johann Ernst Parow (1771–1836). 167. Natürlich. Denn man Dieß darf nicht befremden. Man hatte längst und viel philosophirt, philosophirt ehe man an eine besondere Wissenschaft dieses Namens dachte. Man hatte allmählich allmählig durch Beobachtung Beobachtung und Nachdenken Nachdenken über das menschliche menschliches Leben und Handlungen *) , bey menschliche Handlungen, 1 ) bei den sich stets aufdringenden Fragen: woher und wozu? das Allgemeine und Beständige , was sich bey bei mehreren einzelnen einzlen Dingen und ihren steten Veränderungen wahrnehmen läßt, bemerkt, bemerkt und von andern Kenntnissen abgesondert, und war, nach dieser Absonderung, auf die Natur Natur der Dinge gekommen, aus der sich allein Rechenschaft geben ließ, wie eines mit dem andern zusammenhänge. So entstand nach und nach eine besondere Wissenschaft, die nur allgemeine und nothwendige Wahrheiten zum Gegenstand hatte, welche man hauptsächlich in Rücksicht auf den Mensch Menschen und auf alles Alles betrachtete, was in seine Beschaffenheit und Veränderungen einen Einfluß hatte, so wie diese ganze Wissenschaft aus der Betrachtung des Menschen und der gedachten Dinge geschöpft worden war. Wie sich indessen die Menge der gemachten Entdeckungen über die Natur der Dinge vervielfältigte, und man also für nöthig fand, selbst allgemeine und nothwendige Wahrheiten verschiedener Art von einander abzusondern, abzusondern und sie in besondere Wissenschaften zu vertheilen; wie man bemerkte, daß es unter diesen allgemeinen und nothwendigen Wahrheiten Wahrheiten einige gäbe, welche die Beschaffenheit, andere, welche das Maaß Maaß oder die Quantität der Dinge beträfen: beträfen, so sonderte man, nach diesem Unterschied, diese allgemeine allgemeinen Wahrheiten von einander ab, überließ das, was die Quantität anging, der Mathematik , und behielt dagegen der Philosophie bloß die allgemeine Beschaffenheit der Dinge vor. **) 2 ) *) Anm. 1. S. die schöne Stelle vom Ursprung des Namens der Philosophie bey bei Cicero Tusc. V, 3 Cicero Tuscul. Quaest. V, 3. **) Freylich Anm. 2. Freilich ist der Kant, Immanuel Kantische Begriff (in der Kritik der reinen Vernunft S. 724 f. nach der zweyten zweiten Aufl. ) noch genauer, wonach, wegen der ganz verschiedenen Art , wie beyde beide Wissenschaften ihre Gegenstände behandeln, die Philosophie eine Vernunftwissenschaft Vernunftwissenschaft aus Begriffe Begriffen , und die Mathematik eine Vernunftwissenschaft aus Construction der Begriffe ist, oder die den Begriff entsprechende Anschauung a priori, d. i. so darstellt, daß diese allgemeingültig für alle mögliche Anschauungen ist, die unter denselben Begriff gehören. Aber, weil sich doch nur der Begriff von Größen construiren, oder a priori in der Anschauung darstellen läßt; läßt, so kan kann auch nur die Quantität ein Gegenstand der Mathematik seyn; und so fern kan kann gar wohl Philosophie und Mathematik Mathematik, auch nach Verschiedenheit der Gegenstände , die sie behalten behandeln , unterschieden werden. Ursprung des Namens der Philosophie bey Cicero Tuscul. Quaest. V, 3 Hier handelt es sich um die berühmte und bereits in der Antike weit verbreitete Anekdote in Ciceros Tusculanae disputationes . In Cic. Tusc. V 8–9 wird Herakleides von Pontos referiert, nach dessen Bericht sich Pythagoras gegenüber dem Tyrannen Leon von Phleius als erster Denker überhaupt als Philosoph bezeichnet habe. Auf die Rückfrage, was unter einem Philosophen zu verstehen sei, habe Pythagoras dem Tyrannen geantwortet, es gebe Menschen, die nicht an Ruhm oder Reichtum interessiert seien, sondern „die Natur der Dinge aufmerksam betrachteten. Diese nennten sich Liebhaber der Weisheit, eben Philosophen“ ( rerum naturam studiose intuerentur; hos se appellare sapientiae studiosos [id est enim philosophos] ) (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Gigon], München/Zürich 6 1992, 322.323). Die Angabe Tusculanae disputationes V, 3 lässt sich anhand der Zählung der von Jakob Gronov (1645–1716) besorgten und nachweislich in Nösselts Besitz (vgl. Bibl. Nöss. 392 [Nr. 92]) befindlichen Opera omnia (1692) ebenfalls verifizieren (vgl. aaO VIII, 3570f.). 168. Und auch so schien noch immer der Umfang der Philosophie zu groß; groß, so wie man auf einer andern Seite fand, daß er sich noch mehr erwei terte, je nachdem man den Menschen, der doch eigentlich zu aller Philosophie Gelegenheit gegeben hatte, in verschiedenem Zusammenhange und in allgemeinern Beziehungen betrachtete. Man bemerkte, daß er seinem einem Theil seines Wesens nach, in die Classe Classe Klasse der Körper, dem andern nach aber, in die Classe Klasse der vorstellungsfähigen und verständigen Wesen gehörte gehörte, die verständig, d. i. fähig sind, Vorstellungen zu bilden ; daß beyde beide Arten der Dinge, Körper und vorstellungsfähig vorstellungsfähige Wesen oder Geister, zu eingeschränkten in die Klasse endlicher oder eingeschränkter Wesen gehörten, die man zusammen Welt Welt nennte nannte ; daß es auch ein uneingeschränktes uneingeschränktes Wesen, eine Gottheit Gottheit , geben könnte, könte und sich ohne dieses diese das Daseyn der eingeschränkten endlichen und zufälligen Wesen nicht begreifen ließe; daß man bey bei der Seele Seele des Menschen Vorstellungen und Neigungen unterscheiden könnte könte , wovon jene das Wahre oder Falsche , diese das Gute oder Böse zum Gegenstand hätten; daß man eben sowohl die Natur Natur von beyden beiden untersuchen, als darnach Regeln Regeln zu be stimmen könnte könte vermöchte , das Wahre und Gute theils zu finden und auszuüben; daß man den Menschen vor sich und sich endlich der Mensch theils für sich, theils in natürlicher Verbindung mit verschiednen verschiedenen Arten von Gesellschaften betrachten könnte. könte. lasse. – Je nachdem man dieses alles von einander unterschied, und jeder Art solcher allgemeinen Wahrheiten eine besondre Wissenschaft besondere Wissenschaft widmete: je nachdem mußten verschiedne Theile der Philosophie, und es mußte, weil verschiedene Theile der Philosophie entstehen. Und da man schon einmal gewisse Arten von allgemeinen Wahrheiten von eigentlicher Philosophie ausgeschlossen hatte, die Frage entstehen konnte ferner gefragt werden , ob sich nicht noch mehrere dergleichen Wahrheiten ganz von der Philosophie könnten abgesondert, könten abgesondert und absondern ließen, der Name der Philosophie Philosophie aber nur auf einige Arten einige Arten , und auf welche? eingeschränkt welche, beschränkt werden müsse ? 169. Diese Verschiedenheit der Meinungen Meinungen über den Begriff der Philosophie Begriff der Philosophie , wird dadurch noch mehr befördert, daß einige nichts darin aufgenommen wissen wollen, als sogenannte reine Vernunfterkenntniß Vernunfterkenntniß, oder nur diejenigen allgemeinen Begriffe, die welche die menschliche Seele Seele aus sich selbst, aus der Betrachtung ihrer Eigenschaften und Veränderungen schöpfen kan kann , und was sich nach diesen Begriffen streng beweisen läßt. Hiedurch Hierdurch würde das Gebiet der Philosophie sehr beschränkt werden, und man müßte alsdann, – weil man doch Ursach hat, überall, wo sich nur Zusammenhang Zusammenhang denken läßt, zu philosophiren, und weil die meisten so nützlichen nützliche Kenntnisse der Natur keine solche Evidenz Evidenz und strenge Herleitung allgemeiner Wahrheiten zulaßen zulassen – wieder neue besondere Wissenschaften einführen, die dann denn doch größtentheils nur in der Methode Methode von der eigentlichen Philosophie unterschieden wären wären; so wie noch immer die Frage ist, ob nicht zuletzt, wo nicht fast alles, doch das meiste, was man zur reinen Vernunftskenntniß rechnet, sich in bloß moralische Gewißheit auflöse . 170. Da nun der Sprachgebrauch über den Begriff der Philosophie nicht entscheidend ist, und in dem gegenwärtigen Buche hier aber am zweckmäßigsten ist, die meiste Rücksicht auf die Gestalt der Wissenschaften genommen werden muß zu nehmen , wie sie unter uns und bey bei den dem akademischen Studien genommen werden: werden; so scheint es das sicherste Sicherste , die Philosophie nach dem Umfang und den Gränzen zu nehmen, die betrachten, welche man ihr seit dem Ursprung der Wolff, Christian von wolfischen Wolfischen Philosophie angewiesen hat; und sonach möchte die Erklärung, Erklärung oder, wenn man will, Beschreibung der Philosophie durch – die als der Wissenschaft der Natur Natur oder der allgemeinen Eigenschaften der Dinge Dinge überhaupt, und der geistigen, hauptsächlich der menschlichen, insbesondere, insbesondere – alle dazu gerechneten gehörigen Theile und ihre allgemeine Absicht am bestimmtesten in sich fassen. Hiedurch Anm. Hierdurch würde zugleich die sogenannte Naturwissenschaft Naturwissenschaft oder Physik im engern Verstande, welche sich bloß mit Körpern beschäftigt, von der Philosophie, wie jetzt noch gemeiniglich geschieht, ausgeschlossen; obgleich die allgemeinsten Eigenschaften der Körper, oder was an ihnen unveränderlich ist, immer noch zur Philosophie gehören, und die Naturwissenschaft im weitern Verstande ausmachen. {Daß sich die Ansicht hiervon in den neuern Zeiten sehr geändert hat, ist bekannt. Aber etwas Festes ist selbst für die Schulsprache noch nicht daraus hervorgegangen. A. d. H. } 171. Der Nutzen Nutzen des Studiums der Philosophie ist augenscheinlich. Denn da sie uns über die Natur aller Dinge belehrt; belehrt, da sie den rechten Gebrauch aller unsrer unserer Kräfte zeigt; zeigt, da sich endlich alle Fragen, über die sich etwas Entscheidendes entscheidendes sagen läßt, in die allgemeinen Begriffe und Grundsätze Grundsätze auflösen, die sie enthält: so ist sie der Grund aller andern Wissenschaften, in welchen ohne sie keine deutliche Gewißheit Gewißheit , so wie in Gesinnungen und Handlungen, die ja von Erkenntniß abhängen, keine rechte Vollkommenheit Vollkommenheit, statt findet. Mit Recht heißt sie daher die Königin Königin aller Wissenschaften; und sie verachten, heißt, alle Vernunft und Sicherheit im Denken und Handeln verachten. Ihr vielfältiger Nutzen wird sich noch mehr bey bei ihren einzelnen einzlen Theilen angeben laßen lassen . 172. Schon der ungemein große Umfang Umfang der Philosophie macht es nothwendig, die verschiedenen Hauptarten Hauptarten der Gegenstände, die sie untersuchen soll, von einander abzusondern, und nach Verschiedenheit solcher Hauptarten ihr verschiedene Theile zu geben, d. i. sie in besondre besondere Wissenschaften einzutheilen. Fast noch mehr sollte die verschiedene Art , wie wir zur Kenntniß dieser Gegenstände gelangen können, mit zu einer solchen Absonderung bewegen. Denn je nachdem diese Kenntniß entweder aus der Vernunft Vernunft (im engsten Verstande) oder aus der Erfahrung Erfahrung geschöpft werden kann: je nachdem kan unsre kann unsere Erkenntniß von der Natur Natur der Dinge allgemeiner und zuverläßiger zuverlässiger werden oder nicht. Soll nun vollends die Philosophie der Grund zu allen andern Arten von Kenntnissen und Wissenschaften werden (§. 171 ): 171. ), so ist es noch nothwendiger, das Allgemeines Allgemeine von dem, was dergleichen nicht ist, und das Gewisse oder Nothwendige von dem minder Zuverläßigen Zuverlässigen zu trennen, damit nicht das Letztere, darum, weil man es willkührlich mit dem Erstern verbunden hat, für eben so gewiß und allgemein gehalten werde, als jenes, oder das Ansehn Ansehen jener vollkommnern Erkenntniß darunter leide, wenn man einsieht, daß die angebliche Allgemeinheit und Gewißheit andrer anderer damit in Verbindung gesetzten gesetzter Behauptungen ungegründet sey sei . 173. Es läßt sich also alle Erkenntniß, und folglich auch alle, welche die Philosophie ausmacht, 1) nach den verschiednen verschiedenen Quellen Quellen abtheilen, aus welchen sie geschöpft werden kan kann ; und hiedurch hierdurch ensteht der Unterschied zwischen Erkenntniß a priori a priori a priori , oder Vernunfterkenntniß Vernunfterkenntniß, Rationalkenntniß Rationalkenntniß Rationalerkenntniß , und zwischen der a posteriori a posteriori a posteriori , aus der Erfahrung Erfahrung , oder empirisch empirischen Erkenntniß ; empirische Erkenntniß : ein Unterschied, bey bei dem so viel Mißverstand herrscht, mit dem so schwankende Begriffe verknüpft werden, der selbst eine Quelle so mancher Irrthümer und falschen falscher Voraussetzungen worden geworden ist, daß er wohl, wohl auch hier hier, wegen des Folgenden, genauer angegeben zu werden verdient. 174. Wenn wir auf die Geschichte unsrer unserer Vorstellungen und Erkenntnisse, d. i. darauf Acht geben, wie wir sie erlangt haben: so ists immer die Erfahrung Erfahrung, unsre eigne unsere eigene oder fremde, aber uns mitgetheilte, Erfahrung, Erfahrung (Wahrnehmung), die uns den Stoff, oder das, was wir erkennen, gegeben hat; und selbst alsdann, wenn man an nimmt, daß gewisse Vorstellungen Vorstellungen schon in unsrer unserer Seele liegen, die uns nicht erst brauchen durch die Erfahrung zugeführt zu werden: so können doch diese nie Erkenntnisse Erkenntnisse werden, nie zu unserm Bewußtseyn kommen, nie können sie klar seyn, d. i. nie können wir das, was wir uns vorstellen (die bestimmten Gegenstände unsrer unserer Vorstellung) von der Vorstellung selbst unterscheiden, die wir uns davon machen, wenn nichts vorhanden ist, das auf unsre unsere Seele einen Eindruck gemacht (sie afficirt, Veränderungen in ihr hervorgebracht) hat. Alle unsre unsere Erkenntniß Erkenntniß fängt also mit der Erfahrung an, und in so fern könnte man sagen: sagen, daß alle unsre unsere Erkenntniß empirisch empirisch (oder a posteriori erlangt) wäre. Aber dieses berechtigt uns so wenig wenig, sie so zu nennen, als wenn man alle Erkenntniß darum Erfahrungserkenntniß nennen wollte, weil wir sie als Handlung oder Veränderung in unsrer unserer Seele wahrnehmen. Allgemein wird doch ein Unterschied zwischen Erfahrungs- und Vernunftkenntniß, zwischen der a posteriori und a priori, anerkannt; es ist nur genau zu bestimmen, worin er bestehe. 175. Der Deutlichkeit wegen setzen wir hier voraus: voraus, daß alle unsre unsere Vorstellungen entweder aus und durch einen Gegenstand Gegenstand unmittelbar erzeugt werden, der sich unsrer unserer Seele Seele (unserm innern Sinn oder den äussern äußeren Sinnen) darstellt, oder nicht unmittelbar oder daß es nicht unmittelbar geschieht . Jene , die sich unmittelbar auf den Gegenstand beziehen, der bey bei uns die Vorstellung hervorbringt, nennen wir Eindrücke Eindrücke (Impressionen), oder, wie Andere lieber wollen, Anschauungen Anschauungen , welche innere oder äussere äußere sind, je nachdem sie vermittelst des innern Sinnes oder der äussern äußern Sinne entstehen, entstehen; und das Vermögen, dergleichen Anschauungen zu empfangen, heißt die Sinnlichkeit Sinnlichkeit . Die andern, welche nicht unmittelbar durch unsre unsere Sinne hervorgebracht werden, heissen heißen mittelbare Erkenntisse oder Begriffe , die anders nichts sind, als Vorstellungen Vorstellungen von Merkmalen der durch die Sinne erkannten Gegenstände: Gegenstände, sie mögen nun bloße Wiederholungen oder Nachbildungen der gehabten Anschauungen, also Werke Erzeug nisse der Einbildungskraft Einbildungskraft , oder und der Vorstellungen von solchen Merkmalen seyn, die wir bey mehrern bei mehreren Gegenständen erkannt, von ihnen abgezogen, und in Einen Begriff vereinigt haben, also allgemeine Begriffe , die ein Werk des Verstand Verstandes sind; von dem auch alle Urtheile, d. i. die Einsicht des Verhältnisses mehrerer Begriffe gegen einander, abhängen. – Ob nun gleich alle diese Erkenntnisse – sie mögen einzelne, d. i. Anschauungen, Anschauungen oder Begriffe Begriffe, oder verbundne verbundene , d. i. Urtheile Urtheile, seyn – Wahrnehmungen oder Erfahrungen voraussetzen, wobey vorhandne wobei vorhandene Gegenstände uns zu den Vorstellungen geleitet haben: so sind doch diese Erkenntnisse Erkenntnisse keinesweges alle aus solchen Gegenständen, sondern aus dem ursprünglichen Vermögen der Seele selbst entstanden, so daß diese Erkenntnisse dieselben nicht sowohl durch vorhandne vorhandene Gegenstände in die Seele hineingekommen, sondern von der Seele mit ihrem eignen durch ihr eigenes Vermögen entwickelt sind. Es giebt 1) Erkenntnisse, zu deren Erzeugung in uns schlechterdings erfordert wird, daß wir uns ein wirklich vorhandnes vorhandenes Object Object vorstellen, z. B. einen Baum, ein Thier, ein Metall, Schmerz oder Lust, ja selbst ganze Sätze, als: daß die Bäume vom Frühling an grün sind, das Gold gelb und glänzend ist, daß alle Menschen sterben u. d. gl. u. dergl. , und, weil alsdann die Erkenntniß später ist als der Gegenstand: Gegenstand, so nennt man dieses, dieses Erkenntniß a posteriori a posteriori , empirisch empirische oder Erfahrungserkenntniß Erfahrungserkenntniß . Es giebt aber auch 2) Erkenntnisse, wozu eine Vorstellung von einem wirklich vorhandnen vorhandenen Object, auf das sich unsre unsere Vorstellung bezieht, nicht erfordert wird, die also von aller Erfahrung schlechterdings unabhängig ist, z. B. der Begriff von Ursache, Nothwendigkeit Nothwendigkeit, Nothwendigkeit und allen nicht sinnlichen Gegenständen, als Gott, Geist u. d. gl. u. dergl. , oder das Urtheil: Urtheil, daß jede Wir kung oder jede Verändrung Veränderung eine Ursach Ursache hat. Weil nun hier die Erkenntniß da seyn kan kann , ohne daß man sich ein wirklich vorhandnes vorhandenes Object gedenkt denkt , und ehe man noch weiß, ob ein solches Object auch wirklich ist: so nennt man diese, Erkenntnisse a priori a priori , oder auch Vernunfterkenntnisse Vernunfterkenntnisse , weil Vernunft das Vermögen ist, etwas aus Principien, d. i. das ist, das Besondere aus dem Allgemeinen Allgemeinen, zu erkennen, und eben diese Erkenntnisse a priori Gesetze oder Bedingungen sind, die aus der Natur unsers unsres Erkenntnißvermögens fliessen fließen , ohne welche keine Erkenntniß der Objecte möglich ist. Anm. Da uns Erfahrung nur lehrt, daß Etwas so und so beschaffen sey sei , aber nicht, daß es nicht anders seyn könnte, und sie uns nur einzelne Fälle vorstellt: so sieht man, daß sie weder zu allgemeinen noch zu nothwendigen Sätzen (beyden (beiden im strengsten Verstande) führe. Nothwendigkeit und Allgemeinheit eines Begriffs oder Urtheils ist also ein sichres sicheres Kennzeichen einer Kenntniß a priori. 176. Diese Erkenntniß a priori enthält entweder ganz und gar nichts Wahrgenommnes Wahrgenommenes ; es ist darin ganz von allen sinnlichen Merkmalen abgesehn abgesehen , z. B. bey bei dem Begriff von Zahlen Zahlen an sich (nicht den Tönen oder Zeichen, wodurch sie ausgedruckt ausgedrückt werden), von Möglichkeit, von Gott etc. oder bey bei dem Satz: jeder Körper ist ausgedehnt; oder es ist in ihr doch etwas Wahrgenommnes (empirisches) Wahrgenommenes (Empirisches) enthalten, wovon wir ohne Empfindung Empfindung keinen Begriff haben. In jenem Fall nennt man sie reine Vernunfterkenntniß Vernunfterkenntniß (Erk. (Erkenntniß, die schlechterdings a priori ist) ist ) ; in diesem Fall aber vergleichungsweise oder vermischte Erkenntniß a priori. – Ist die Philosophie, oder ein Theil derselben, durchaus aus reinen Anschauungen oder Begriffen geschöpft, enthält sie lauter reine Vernunftsätze: so verdient sie den Namen einer eigentlichen Wissenschaft im strengsten Verstande . Stützt sie sich aber zugleich auf empirische Begriffe, wenn sie gleich nach reinen Vernunftgesetze Vernunftgesetzen verknüpft sind: so ist sie eine empirische oder Erfahrungsphilosophie Erfahrungsphilosophie . Bey Anm. 1. Bei allen bisher erwähnten Erklärungen sind die Kant, Immanuel Kantischen Bestimmungen in der Kritik der reinen Vernunft , zweyte zweite Aufl. Riga 1787 in 1787. gr. 8. zum Grunde gelegt, woraus man weitere Aufklärung derselben schöpfen kan kann . Die reine Philosophie, oder die philosophische Wissenschaft Wissenschaft, beschäftigt sich also bloß mit dem, was gar kein Gegenstand der Sinne ist, es mögen nicht sinnliche Objecte oder dergleichen Eigenschaften sinnlicher Objecte seyn. Es sollte daher bey bei allen Theilen der Philosophie das, was wirklich reine Erkenntniß ist, ganz von allem Empirischen geschieden werden, wenn man auch dieses Letztere, wegen der oben §. 169 angegebnen 169. angegebenen Ursach, mit in eine philosophische Wissenschaft aufnehmen wollte. Indessen giebt es Theile der Philosophie, die ganz reine Erkenntnisse enthalten, oder wenigstens ganz rein seyn können. Welche Theile dies dieß sind oder nicht, wird im Folgenden bemerkt werden. Anm. 2. Folgende Eintheilung des ganzen Gebiets der Philosophie dürfte zur verständigen Uebersicht ihrer einzelnen Theile nicht undienlich seyn. In der Hauptsache trifft sie mit den Ansichten des Verfassers des Werks zusammen. Philosophie. I. Reine Philosophie. A. Formale: 1. reine allgemeine Logik . 2. reine allgemeine Aesthetik . B. Materielle: A. Vorbereitende. – Kritik , a. des Erkenntnißvermögens, b. des Gefühlsvermögens, c. des Anschauungsvermögens. B. Abhandelnde. a. Gegenstände des Erkennens: α . allgemeine, trascendentale Philosophie, β . besondere, Metaphysik. aa. Metaphysik der Natur als rationale Körperlehre, rationale Seelenlehre. bb. Metaphysik der Sitten , allgemeine, besondere, Tugendlehre, Naturrecht, b. Gegenstände des Vernunftglaubens, Religionslehre . II. Angewandte Philosophie. A. Formale: 1. angewandte allgemeine Logik . 2. angewandte allgemeine Aesthetik . B. Materiale: 1. Angewandte Metaphysik der Natur . a. Körperlehre. Physik. b. Seelenlehre. Empirische Psychologie. 2. Angewandte Metaphysik der Sitten . a. Angewandtes Naturrecht, α . Privatrecht, β . Staatsrecht, γ . Völkerrecht. b. Angewandte Tugendlehre. α . entwickelnd die Kräfte des heranwachsenden Menschen zum Ziele der Sittlichkeit. Pädagogik. β . fördernd die fortschreitende Bildung des Erwachsenen. Ethik. Uebrigens stellt fast jede Schule eine andere Classification auf. Der akademische Unterricht bleibt jedoch in der Regel bei den, besonders seit Wolff, Christian von Wolf's Zeiten, beliebten Abtheilungen, und bringt das Ganze unter die Haupttitel: Logik, empirische Psychologie, Metaphysik, Naturrecht, Ethik oder Moral, Aesthetik. A. d. H. 172. Man kann die Philosophie entweder nach den verschiedenen Gegenständen betrachten, mit welchen sie sich beschäftigt, oder nach der Art, wie darinn die Untersuchung derselben geschieht. – In jener (objectiven) Rücksicht theilt man sie in die theoretisch theoretische oder, wie andere sagen, speculativ speculative , und in die praktisch praktische Philosophie. Denn, weil unsre Absicht bey aller Untersuchung und bey allem Gebrauche der Vernunft, Beförderung der menschlichen Glückseligkeit Glückseligkeit seyn muß, und die Philosophie eigentlich nur auf geistige Glückseligkeit abzielt, wozu die Kenntniß der Natur und besonders des Menschen gebraucht werden soll: so muß sie sowohl die Entdeckungen über die allgemeine natürliche Beschaffenheit der Dinge enthalten, als auch die Anwendung zur geistigen Glückseligkeit der Menschen zeigen; sie muß uns die Natur der Dinge kennen lehren und uns anweisen, wie wir der Natur Natur folgen müssen. Anm. 1. Die Zweydeutigkeit, die in den Worten geistige Glückseligkeit und Befolgung der Natur liegt, läßt es unentschieden, ob man diejenigen philosophischen Wissenschaften, die den Gebrauch unsrer Erkenntnißkräfte betreffen, zur theoretischen oder praktischen Philosophie rechnen solle. Eigentlich gehören sie zu der letztern, weil sie die rechte Anwendung der Erkenntnißkräfte zeigen, so wie die moralischen Wissenschaften die rechte Leitung unsers Willens. Weil man aber gewöhnlich nur die moralischen Wissenschaften zur praktischen Philosophie rechnet: so müßte man, wenn man sich an diesen Sprachgebrauch halten wollte, die Dialektik Dialektik mehr mit den Alten für das Organon der Philosophie annehmen, und sie noch von beyden Arten der Philosophie unterscheiden. Anm. 2. Nimmt man das was gut oder recht ist, als den Gegenstand des Willens an: so könnte man die moralischen Wissenschaften , wenn man auf sie die praktische Philosophie einschränken wollte, diejenigen nennen, welche sich mit dem, was nach der Natur gut oder recht ist, so wie die theoretischen die, welche sich mit dem, was nach der Natur wahr ist, beschäftigen. 173. Beyderley Philosophie muß unzertrennlich verbunden werden. Die praktische Philosophie ist ohne die theoretische unsicher und ungründlich; die theoretische ohne jene, kein Mittel zur menschlichen Glückseligkeit, und befriedigt bloß die Wißbegierde, die nicht einmal genugsamen Reitz hat, wenn sie nicht durch den zu hoffenden Einfluß des Gefundenen auf unsre Glückseligkeit Glückseligkeit immer zur Untersuchung ermuntert wird. 177. Wenn man aber 2) (§. 273 273. ) die Philosophie nach der Verschiedenheit der Gegenstände Gegenstände , oder vielmehr der Begriffe von diesen Gegenständen, abtheilen will, welche sie untersucht: so beschäftigt sie sich entweder mit der Materie Materie Maderie oder mit der Form Form des Verstandes, d. i. d. i., sie betrachtet entweder die Objecte des Denkens, oder sie sieht von allen diesen ab, und untersucht bloß die Art und Weise , wie sich Objecte denken laßen lassen , die nothwendigen und allgemeinen Regeln des Denkens überhaupt. Jenen Theil der Philosophie kan kann man daher den materiellen , diesen den formellen nennen, oder von jenem den Namen der Metaphysik Metaphysik (mit Kant, Immanuel Kant , im engern Sinn) brauchen gebrauchen , so wie dieser Theil die Logik Logik oder Vernunftlehre Vernunftlehre ist, die auch bey bei den Alten Dialektik Dialektik genennt Dialekt genannt wurde. Anm. Anm. 1. Metaphysik nennt Kant, Immanuel Kant ( Kritik ( Kritik der reinen Vernunft S. 869 869. ) im weitesten Verstande die ganze reine Philosophie, selbst die Propädevtik Propädeutik dazu, oder die Kritik der reinen Vernunft, mit einbegriffen; einbegriffen im engern Sinn aber, und noch unterschieden von der Kritik der reinen Vernunft, das System der reinen Vernunft, oder die ganze, wahre sowohl als scheinbare, philosophische Erkenntniß aus R. V. im systematischen reiner Vernunft in systematischem Zusammenhange. Bekanntlich wird Metaphysik auch, sofern sie von Logik unterschieden ist, von der theoretischen Philosophie im Unterschiede von der praktischen genommen, wie man unten (§. 182 182. ) sehen wird; dies wird. Dieß wäre denn die dritte und engste Bedeutung des Worts. Anm. Anm. 2. Die Logik heißt auch die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie (Organon) ; aber dieser letztre Name begreift mehr in sich. Denn wir haben eben sowohl ein Vermögen, gewisse Eindrücke von Gegenständen zu empfangen, als ein Vermögen, das Mannichfaltige Mannigfaltige , also gewisse Merkmale eines Gegenstandes, in Eine Vorstellung, mehrere Eindrücke in Einen Begriff, mehrere Begriffe zu Einem höhern oder allgemeinern Begriff, oder in Ein Urtheil, und mehrere Urtheile in Einem Einen Schluß, zu verbinden, mit einen Einem Wort, zu denken . Jenes Vermögen ist die Sinnlichkeit Sinnlichkeit ( untern ( untere Kräfte der menschlichen Seele), dieses der Verstand Verstand ( obern ( obere Kräfte), und wir bedürfen eben sowohl einer Wissenschaft der Regeln für jene, als für diesen diese . Aber die Logik Logik ist nur eine Wissenschaft der letztern letzteren ; hingegen die erstere müßte die Aesthetik Aesthetik enthalten, in so fern insofern sie sich nicht, wie man sie seit Baumgarten, Alexander Gottlieb Alex. Gottl. Baumgarten Alex. Gottl. Baumgarten nimmt, sich auf Schönheit die Theorie des Schönen einschränkt, oder Philosophie für die der schönen Wissenschaften ist, die doch nur empirische Regeln begreifen würde, sondern eine transcendentale zu einer transcendentalen Aesthetik genennt erhöht werden könnte. – Selbst die allgemeine allgemeine Grammatik gehört mit Recht zur Instrumentalphilosophie, da wir ohne Zeichen und Wörter nicht denken können, und Mängel oder Fehler der Sprache Sprache, selbst dergleichen Fehler im Denken nach sich ziehen. Allein noch erwartet diese eine möglichst systematische Bearbeitung, wozu wir, seitdem Harris, James Harris (1751 (1751. ) mit seinem vortreflichen Hermes vortrefflichen Hermes vorgegangen ist ( Hermes , oder oder philosophische Un tersuchung über die allgemeine Grammatik, von Harris, James Jakob Jacob Harris , übersetzt von Ewerbeck, Christian Gottfried C. G. Ewerbeck , Halle 1788 in 1788. gr. 8.) nur noch manche Beyträge Beiträge erhalten haben. Diese Beiträge sind nicht unwichtig, namentlich: Meiner, Johann Werner J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophischen allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781. Bernhardi, August Ferdinand A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803. , und desselben Anfangsgründe der Sprachwissenschaft. Ebend. 1805. Vater, Johann Severin J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801. , nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806. Sacy, Antoine Isaac Silvestre de A. J. Sylvester de Sacy Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre, bearbeitet von Vater, Johann Severin Vater . Halle 1804. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). Aesthetik […] wie man sie seit Alex. Gottl. Baumgarten nimmt Als Zögling des Franckeschen Waisenhauses zu Halle studierte Alexander Gottlieb Baumgarten (1714–1762) ebenda Theologie, Philosophie und Schöne Wissenschaften und war nach dem Magisterexamen zunächst als Dozent am Waisenhaus tätig. Ab 1737 lehrte er in Halle Philosophie und wurde 1740 Professor der Weltweisheit und Schönen Wissenschaften in Frankfurt/Oder. Die von Baumgarten hier gehaltenen Vorlesungen zur Ästhetik sind die ersten ihrer Art. Bereits mit seiner Magisterarbeit Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus (1735), v.a. aber durch die aus seinen Vorlesungen hervorgegangene, jedoch unvollendet gebliebene zweibändige Aesthetica (1750/1758) ist Baumgarten zum Begründer der Ästhetik als eigenständiger philosophischer Disziplin geworden (vgl. I § 263) und wirkte, indem er das untere Erkenntnisvermögen der Sinne gegenüber Wolff aufwertete und Dichtung als wahre und sinnlich vollkommene Rede verstand, etwa auf Herder oder Schiller. J. M. Meiner's Versuch einer an die Sprache angebildeten Vernunftlehre, oder philosophische allgemeine Sprachlehre, Leipzig 1781 Der Autor des Versuch[s] einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre (1781) ist Johann Werner Meiner (1723–1789). A. Ed. Bernhard allgemeine Sprachlehre, 2 Theile. Berlin 1800–1803 Gemeint ist die zweibändige Sprachlehre (1801/1803) von August Ferdinand Bernhardi (1769–1820). J. S. Vater's Versuch einer allgemeinen Sprachlehre, Halle 1801., nebst dem Auszug: Lehrbuch der allgemeinen Grammatik für Schulen Halle 1806 Gemeint ist Johann Severin Vaters (1771–1826) Lehrbuch der allgemeinen Grammatik besonders für höhere Schul-Classen, mit Vergleichung älterer und neuerer Sprachen (1805), das laut Vorrede gerade kein Auszug aus dem Versuch einer allgemeinen Sprachlehre (1801) sein will, sondern eine Neubearbeitung eines bestimmten Teils desselben als Lehrbuch für Gymnasien. 174. Gemeiniglich pflegt man jetzt zu der theoretischen Philosophie die Logik Logik , ( Vernunftlehre , Philosophiam rationalem) und die unter dem unbequemen Namen der Metaphysik Metaphysik zusammengefaßten Wissenschaften zu rechnen, auch beyderley Wissenschaften mit dem Namen der Philosophiae primae zu belegen, weil sie bey den praktischen Wissenschaften zum Grunde liegen. Die erstre heißt auch, aus dem §. 172. Anm. 1. angegebnen Grunde, die Instrumentalphilosophie Instrumentalphilosophie . Zwar sollte diese Instrumentalphilosophie nicht bloß auf die Logik eingeschränkt werden. Denn, weil diese sich eigentlich nur mit Leitung des Verstandes oder der obern Kräfte der Seele beschäftigt, die untern Kräfte aber eben sowohl einer richtigen Leitung bedürfen, und der rechte Gebrauch von beyderley Seelenkräften nebst der Mittheilung unsrer Gedanken sehr vom richtigen Gebrauch der Sprache abhängt: so gehörte die Aesthetik Aesthetik und die allgemeine Grammatik mit eben so vielem Recht zur Instrumental philosophie. Aber die letzte ist noch nicht so bekannt, wie sie es verdiente, sie ist daher auch noch nicht zu den Rang einer besondern Wissenschaft erhoben worden. Und was man unter dem Namen der Aesthetik hat, schränkt sich auf Schönheit Schönheit ein, ist Philosophie für die schönen Wissenschaften; nach dem Sprachgebrauch aber zählt man die strengern Wissenschaften zur eigentlichen Philosophie, und was die Leitung der untern Seelenkräfte zur Beförderung der Wahrheit Wahrheit angeht, wird, wie das wenige Allgemeine von Sprache, so weit beydes wissenschaftlich behandelt ist, in der Logik erwehnt, weil es bey rechten Gebrauch des Verstandes zur Grundlage dient. 178. Da die Logik Logik 1) Logik die allgemeinen allgemeinen Regeln, und zwar 2) des Denkens überhaupt Denkens überhaupt , enthalten soll (§. 177 ): 177. ), so muß man darin 1) von allen besondern Arten der Gegenstände absehen, auf die das Denken gerichtet ist, und bloß die Form des Denkens in Anschlag nehmen; sie muß eine allgemeine oder Elementar-Logik seyn, die den allgemeinen Gebrauch des Verstandes lehre lehrt ; 2) müßte muß sie, ohne Rücksicht auf diesen und jenen Verstand Verstand, nur die schlechthin nothwendigen Gesetze des Denkens in sich fassen, ohne die gar kein Gebrauch des Verstandes möglich ist, ist; sie müßte darf also gar nicht auf Gründen unsrer unserer Erfahrung, sondern auf lauter Grundsätzen a priori beruhen, d. i. d. i., eine reine Logik seyn. Indessen soll sie doch eigentlich den menschlichen Verstand in Erkenntniß der Wahrheit leiten, und daher unsern unseren Bedürfnisse Bedürfnissen angemessen seyn. Zu diesem Zweck muß sie also Vieles aufnehmen, was wir von unsern Kräften und den Regeln, wodurch diese geleitet werden, von deren Einschränkungen, von den in uns und unsern unseren Umständen liegenden Hindernissen der Erkenntniß der Wahrheit, von den uns möglichen Mitteln, Wahrheit zu finden und Irrthum zu vermeiden, nur aus der Erfahrung Erfahrung wissen, und daher Manches aus der Psychologie Psychologie, und überhaupt aus der Anthropologie Anthropologie, entlehnen. Weil nun alsdann die allgemeinen reinen Verstandesgesetze auf den menschlichen Verstand, nach dessen Einschränkungen und Hindernissen, angewendet werden, dergestalt, daß gezeigt werden soll, wie unser Verstand auch bey bei diesen Einschränkungen richtig denken solle: so nennen Manche, nach Kant, Immanuel Kant ( Kritik der reinen Vernunft S. 77) diese Anweisung, die sich auch mit auf empirische Grundsätze gründet, im zum Unterschiede von der reinen Logik , die allein nur eine Wissenschaft im strengsten Verstande ist, die die angewandte Logik , welche alsdann noch immer eine allgemeine Logik ist, so fern sofern sie den rechten Gebrauch des Verstandes, ohne Rücksicht auf besondre besondere Gegenstände , lehrt, ob sie gleich, ausser außer den allgemeinen Gesetzen des Denkens, auch die besondern für den menschlichen Verstand in sich faßt. – Der reinen und angewandten Logik zusammen genommen (beyde zusammengenommen (beide mögen übrigens besonders vorgetragen oder vermischt werden), könnte man den Namen der Logik im weitern weiteren Verstande geben. Anm. Anm. 1. Billig sollte indeß bey bei dem Vortrag Vortrage der Logik die reine von dieser angewandten geschieden, und erst jene besonders, alsdann diese vorgetragen, d. i. d. i., es sollten erst hinterdrein nachher die allgemeinen Gesetze des Denkens auf den Gebrauch des menschlichen Verstandes angewendet werden. Einen Versuch findet man davon gemacht in dem Grundriß der allgemeinen Logik und kritischen Anfangsgründe der allgemeinen Metaphysik, von Jakob, Ludwig Heinrich von Ludw. Heinr. Ludwig Heinrich Jakob , zweyte zweite umgearbeitete Auflage, Halle 1791 in 1791. 8. Anm. Anm. 2. Mit dem Namen der angewandten Logik belegen auch Manche das, was sie, im Unterschiede von der allgemeinen Logik, die besondere Logik nennen, oder die Methodenlehre Methodenlehre (nehmlich (nämlich die besondre besondere , nicht transcendentelle transcendentelle , welche letztre letztere einen Haupttheil der Kritik der reinen Vernunft ausmacht), worin Regeln zum rechten Gebrauch des Verstandes, in Rücksicht auf besondre besondere Arten von Gegenständen , vorgetragen werden. Diese bleibt eben hierdurch von der allgemeinen angewandten Logik, die in dem §. beschrieben ist, verschieden. Das meiste Meiste , was zu dieser letztern letzteren allgemeinen gehört, macht den Inhalt desjenigen aus, was man gemeiniglich praktische Logik nennt, und darunter gewisse Uebungen nach den Regeln der Logik, z. B. im Bücherlesen, Disputiren, Vortrag Vortrage überhaupt u. s. f. begreift. Anm. Anm. 3. Die Logik soll also eben sowohl den rechten Gebrauch Gebrauch des Verstandes lehren, als den unrechten verhindern, folglich auch in dieser letztern Absicht verhüten, daß man nicht das für wahr halte, was nur wahr scheint , scheint (das heißt nicht: was wahrscheinlich ist, ist; denn dies letztre ist wahr, und nur eine mangelhafte Erkenntniß Letztere kann wahr seyn , sondern: was trüglich ist). Da nun die Dialektik Dialektik der Alten auch lehrte, scheinbar etwas darzustellen, oder Blendwerken den Anstrich der Wahrheit zu geben, dies dieß aber unanständig ist; da es sich hingegen sehr der Mühe verlohnt, zu zeigen, wie man Schein von Wahrheit unterscheiden solle: so nennt Kant, Immanuel Kant ( K. d. R. V. Krit. d. reinen Vern., S. 85 f. 249 f. ) den Theil der Logik, der eine Kritik des Scheins der Wahrheit enthält, die Dialektik (im engern Verstande also; vergl. §. 177 177. ) oder die Logik des Scheins , und den Theil derselben, welcher den rechten Gebrauch der Vernunft zeigt, die Analytik Analytik (Logik der Wahrheit) , weil sie das formale Geschäfte Geschäft des Verstandes in seine Elemente auflöst. – auflößt. Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). K. d. R. V. D.i. Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 183; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). 179. Wenn uns die Logik Logik die allgemeinen und nothwendigen Regeln Regeln des Denkens überhaupt überhaupt, und ihre Anwendung auf den menschlichen Verstand lehren soll (§. 178 ): 178. ), so muß sie erstlich jene Regeln selbst selbst vortragen. Sie muß daher 1) zeigen, wie und nach welchen Gesetzen der Verstand Verstand verfährt ( Logische Elementarlehre ), und zu dem Ende theils den Unterschied des Verstandes von der Sinnlichkeit (§. 177 177. Anm. 2.), die verschiednen verschiedenen Arten der Vorstellungen, und der Erkenntnisse insbesondre, insbersondere mit ihren verschiednen verschiedenen Vollkommenheiten darstellen, theils die besondern Wirkungen des Verstandes Verstandes, und dessen Wirkungen in Bildung und Beurtheilung der Begriffe, Urtheile und Schlüsse, mit den Regeln, wonach er dabey dabei richtig verfährt, darstellen; und 2) lehren, wie diese einzelnen Wirkungen, Begriffe u. s. w. aufs deutlichste gemacht, und in eine solche Vereinigung gebracht werden, daß daraus ein möglichst vollkommnes vollkommenes Ganze oder System der Erkenntniß entstehe ( Logische Methodenlehre Methodenlehre). – Hernach muß sie diese Regeln in Hinsicht auf die mannigfaltigen Einschränkungen des menschlichen Verstandes vorlegen, so was in der angewandten Logik oder in dem Theile derselben geschieht, worin sie, neben jenen allgemeinen Regeln, Erfahrungssätze Erfahrungssätze zu Hülfe nehmen muß. Sie muß diese Einschränkungen selbst erklären, sie mögen von der Sinnlichkeit, welche die Gegenstände dem Verstande zuführt, oder von den Mängeln und Fehlern unsrer unserer Einbildungskraft und unsers Gedächtnisses, oder von der Unvollkommenheit unsrer unserer Aufmerksamkeit, oder den Mängeln und Fehlern der Sprache, und überhaupt der Zeichen, ohne die wir nicht denken können, oder von äusserlichen äußerlichen Umständen herrühren. Sie muß die verschiednen verschiedenen Arten und Quellen des bloßen Scheins der Wahrheit Wahrheit, der Irrthümer und des Mangels der Ueberzeugung, aufdecken, und zeigen, wie diese Fehler zu entdecken, oder wie ihnen abzuhelfen sey sei . Sie muß zugleich die Mittel angeben, wie man die Erkenntniß der Wahrheit erweitere; erweitern, was für Eigenschaften man selbst dazu mitbringen, und wie man einen richtigen Gebrauch von den Quellen Quellen der Wahrheit, sowohl der eignen eigenen und fremden Erfahrung, als auch der Vernunft, machen müsse. Endlich muß sie auch lehren, wie man bey bei Mittheilung der erkannten Wahrheit an Andere, zu verfahren habe. 175. Die Logik Logik ist eine Wissenschaft von dem rechten Gebrauch der Vernunft. Weil dieser aber richtige Empfindungen und deren rechten Gebrauch voraussetzt, und er sich, eben sowohl in Ueberzeugung Andrer von erkannter Wahrheit, als in Auffindung der Wahrheit selbst, äussert: so bekommt sie dadurch einen weitern Umfang, als es nach jenem Begriff scheinen möchte. Sie sollte demnach zeigen: wie wir zu verschiednen Arten von Begriffen gelangen, daraus Urtheile bilden, und daraus Schlüsse herleiten; wie wir Wahrheit finden, und sie von dem, was falsch ist, oder nur wahr scheint, unterscheiden; wie wir überhaupt das Erkannte richtig ausdrücken, und auch Andern die erkannte Wahrheit so mittheilen sollten, daß sie davon überzeugt, und von falschen oder blendenden Vorstellungen Vorstellungen zurückgebracht würden. Sie sollte also auch die verschiednen Arten der menschlichen Erkenntniß, ihre guten Eigenschaften und Fehler vorstellen, die Ursachen von beyden entdecken und die Mittel angeben, wie jene erhalten und befördert, diese verhütet, gehoben, oder doch vermindert werden können. 180 176 . Der Ihr Nutzen Nutzen dieser Wissenschaft ist gar nicht zu verkennen, so bald sobald man nur weiß, was sie ist ist, und leisten kan kann , und den Werth dessen, was sie leistet, zu schätzen weiß versteht sonach augenscheinlich, und man kan sie zu keiner Art gründlicher Kenntnisse in den Wissenschaften entbehren . – Was ist der Mensch, der keinen Verstand hat, oder, welches ohngefähr einerley einerlei ist, der ihn nicht recht zu brauchen weiß? gebrauchen weiß! Wie unendlich vielen Verirrungen im Denken, und, da hievon auch die Verderbnisse des Herzens oder Willens nebst allen Ausschweifungen abhängen, die aus Fehlern in Begriffen, Urtheilen und Schlüssen entstehen, entstehen: wie sehr der Macht böser Neigungen und Eindrücke ist er ausgesetzt? ausgesetzt, oft und alsdann unvermeidlich ausgesetzt, wenn er den Schein falscher Vorstellungen nicht von Wahrheit Wahrheit zu unterscheiden weiß. weiß! Die Ursachen Ursachen dieser Mängel, Verirrungen und Blendwerke kennen, und wissen, wie man sie entdecken und vermeiden soll, ist denn doch schon selbst der halbe Weg zur wahren Glückseligkeit Glückseligkeit, auf den dem man wenigstens nie sicher fortschreiten kan kann , ohne von richtigen Regeln des Verstandes geleitet zu werden. – Und sind diese Regeln der Probierstein Probierstein aller Wahrheit; giebts keine Wissenschaft, wo sie nicht müßten zum Grunde liegen, um alles Alles danach zu prüfen, prüfen und richtig zu verbinden; so bleibt die Logik zu jeder Wissenschaft, wozu sie die Vorbereitung enthält, wie zu aller Untersuchung Untersuchung, unentbehrlich. – Man hat es auch mit Recht als merkwürdig anerkannt, daß sie – wenn man allenfalls die Wegräumung einiger entbehrlichen entbehrlicher Subtilitäten, oder die Verbannung dessen, was andern anderen Wissenschaften angehört, oder einige genauere Bestimmungen und mehrere Regelmäßigkeit im Vortrag, Vortrag abrechnet – seit Aristoteles Aristoteles Aristoteles Zeit keinen Schritt weder habe vor- noch rückwärts habe thun dürfen, und sie also eine fast vollendete Wissenschaft zu seyn schiene scheine . – Nur muß man nicht mehr von ihr fordern, oder ihr mehr zuschreiben, als sie ihrer Natur nach liefern kan leisten kann . Denn sie betrift betrifft doch nur die Form Form der Erkenntniß (§. 177 177. ), und in ihr kommt die Materie Materie oder der Stoff zur Erkenntniß gar nicht in Anschlag (§. 178 178. ); dieser muß ihr also erst anderwärtsher gegeben werden, und sie prüft und verbindet ihn nur; auch gehört zur richtigen Erkenntniß eben sowohl Untersuchung ihres Inhalts, als ihrer Form. Ohne Kenntniß und Beobachtung der Regeln Regeln des Verstandes kan Verstandes, kann also zwar keine sichre sichere Erkenntniß je erhalten werden; aber allein führt diese Kenntniß zur Wahrheit nicht; und wer es darauf anlegen wollte, ohne anderweitige Erkundigung nach den Gegenständen selbst, bloß mit der Logik die Gegenstände zu beurtheilen, oder gar neue Wahrheit zu erfinden, der würde sich und Andre Andere sehr betrügen, und höchstens die armselige Kunst zur Ausbeute bekommen, was er wollte, mit einigen Schein zu behaupten oder zu bestreiten. 181. Legt Wirft man hingegen dieser Wissenschaft nicht mehr bey bei , als bisher gesagt worden ist: ist, so wird man ihr auch nicht mit Recht die Vorwürfe machen können: – können, ihr dagegen vor: – daß sie, wenigstens so wie wir sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern haben, das nicht leiste, leiste was sie sollte; – daß sie hingegen mit vielen Spitzfündigkeiten Spitzfindigkeiten und unnützen Dingen angefüllt sey; – sei; daß sie nur Gelegenheit gebe, Armuth an Kenntnissen durch den Schein Schein tieferer Einsichten zu bedecken; und – daß eine natürliche Logik uns weit mehr werth sey sey, seyn müsse, als eine kunstmäßige. – Der dritte Vorwurf trift trifft doch diese Wissenschaft selbst so wenig, als diejenigen, welche ihren vorhin bestimmten eingeschränkten Zweck und Werth erkennen; er trift trifft nur die, welche sich von ihr überspannte Begriffe machen, oder, anstatt die Regeln Regeln dieser Wissenschaften zu nutzen, um Wahrheit Wahrheit von Schein sorgfältig zu unterscheiden, geflissentlich darauf ausgehn ausgehen , Blendwerke Blendwerke statt gegründeter Wahrheit unterzuschieben. – Aus den Lehrbüchern, die welche diese Wissenschaften vortragen, ist doch schon vieles Entbehrliche und Fremde verbannt, in sie mehr Bestimmtheit und Ordnung gebracht, selbst reine und empyrische empirische Logik mehr von einander gesondert worden; und man hätte wohl Ursach, erst genau zu untersuchen, ob das, was noch von leerer Spitzfündigkeit soll Spitzfindigkeit zurück geblieben seyn soll , diesen Namen auch wirklich verdiene, ehe man etwas für unnütz oder für leeres Spielwerk erklärt. – Endlich, eine natürliche Logik, die von einer künstlichen unterschieden seyn soll, kan kann doch anders nichts seyn seyn, als eine Sammlung von richtigen Gesetzen des Denkens, die man sich nur nicht deutlich, oder nicht als Theile eines wohl zusammenhängenden Ganzen, denkt; so wie die kunstmäßige, wenn man sie nicht, aus Unwissenheit, oder um sie nur verächtlich zu machen, anders sich oder Andern vorstellt, als wie sie wirklich ist, nichts anders seyn kan kann , als ein wirkliches System System der Regeln des Verstandes. Und alsdann übertrift übertrifft letztere die erstre erstere eben so sehr, als deutliche und zusammenhängende Erkenntniß die undeutliche und fragmentarische. Eine solche Logik macht uns nicht nur auf Vieles aufmerksam, was wir sonst wohl übersehen hätten, sondern sie sichert uns auch für vor der Gefahr, Schein für Wirklichkeit zu nehmen; sie führt zu allgemeinen Sätzen, die bey bei jeder Art von Erkenntniß Erkenntniß, und in allen Fällen, wo wir denken und untersuchen, unentbehrlich sind; sie erspart uns also auch Umwege, und macht unsre unsere Tritte sicherer. die kunstmäßige: so sollte man 1) so gerecht seyn und ihr das nicht zum Vorwurf machen, was man gegen alle menschliche Kenntniß und Wissenschaften sagen kan, daß sie eines steten Wachsthum Wachsthum fähig sind, und nach und nach erst sich der Vollkommenheit Vollkommenheit nähern; sich eben diese Mängel dazu ermuntern lassen, ihre Gränzen und deren Cultur Cultur, wenn man es vermöchte, nach den weitaussehenden Begriffen zu erweitern, die man sich mit Recht von dem macht, was sie leisten sollte; und, könnte man dieses nicht selbst, wenigstens das dankbar brauchen, worin sie unsern Bedürfnissen zu Hülfe kommt. Anm. Unter einer Menge Lehrbüchern der Logik , welche wir in neueren Zeiten erhalten haben, zeichnen sich aus: Kant, Immanuel I. Kant's Logik. Königsberg 1806. Kiesewetter, Johann Gottfried Carl Christian J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802. Fries, Jakob Friedrich J. F. Frieß System der Logik. Heidelberg 1811. Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich F. E. Maaß Logik. Halle 1800. I. Kant's Logik. Königsberg 1806 Hier dürfte es sich um Immanuel Kants Logik. Ein Handbuch zu Vorlesungen (1800) handeln, das Gottlob Benjamin Jäsche (1762–1842) im Auftrage Kants zum Druck befördert und herausgegeben hat und das daher nicht selten auch als „Jäsche-Logik“ bezeichnet wird. J. G. E. F. Kiesewetter's Grundriß einer allgemeinen Logik, 2 Bände. Berlin 1802 Der erste Band von Johann Gottfried Carl Christian Kiesewetters (1766–1819) Grundriß einer allgemeinen Logik nach Kantischen Grundsätzen ist 1802 in dritter, der zweite Band 1806 in zweiter Auflage erschienen. F. E. Maaß Logik. Halle 1800 Gemeint ist Johann Gebhard Ehrenreich Maaß' (1766–1823) Grundriß der Logik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen (1793; 2 1802; 3 1806). August Hermann Niemeyer hielt die Leichenpredigt auf Maaß. 182. Indessen ist bleibt die Logik Logik Logik doch nur eigentlich der Vorhof Vorhof zur Philosophie, oder sie rüstet den Verstand, der die Natur der der die der Dinge untersuchen will, nur mit den Regeln aus, ohne welche er nicht richtig und sicher verfahren kan kann . Die eigentliche Philosophie hingegen enthält die Kenntniß der Natur selbst, oder beschäftigt sich mit Begriffen, die nicht auf die Form des Verstandes, sondern auf die Dinge oder Objecte Objecte selbst gehn gehen . Diese materielle Philosophie (§. 177. ) nennen einige: Einige Metaphysik Metaphysik im engern Verstande , weil sie ebendenselben Namen im weitern Verstande, aller reinen Philosophie, die Logik also mit einbegriffen, geben; und sie würde dann eben sowohl das in sich fassen, was man zur praktischen, als was man zur theoretischen Philosophie, Philosophie zu rechnen pflegt. Gemeiniglich aber nimmt man Metaphysik so, daß man sie noch eben sowohl von der praktischen Philosophie, als von der Logik, Logik unterscheidet. Dies Dieß wäre also der engste Sinn des Worts (§. 177 177. Anm. 1.), der noch eine weitere Erläuterung verdient. 183. Alle vernünftige Wesen haben, als solche, das Vermögen, sich in ihren Handlungen unmittelbar nach der Vernunft zu bestimmen, bestimmen; und darin besteht eben, was man praktische Freyheit Freyheit Freiheit oder Freyheit Freiheit des Willens nennt, so wie sittlich, moralisch, praktisch , alles Alles was sich auf diese Freyheit Freiheit bezieht. So fern Sofern sich die Philosophie mit diesem Sittliches Sittlichen beschäftigt, oder mit dem, was nach der Vernunft seyn und geschehen soll , heißt sie die praktische Philosophie , so fern Philosophie ; sofern sie aber davon absieht, und das untersucht, was ist oder seyn kan kann , heißt sie die theoretische oder speculative . Soll beyderley beiderlei Philosophie eine eigentliche Wissenschaft im strengsten Sinn seyn: Sinne seyn, so muß sie sich nur auf Begriffe des reinen Verstandes stützen, und nur reine Vernunftsätze Vernunftsätze enthalten (§. 176 176. ). Dergleichen theoretische Philosophie heißt, bey Kant, Immanuel Kant *) , bei Kant , *) Metaphysik der Natur , und dergleichen praktische, Metaphysik der Sitten . *) Anm. S. Kritik der R. V. d. rein. Vern. S. 868 f. f., und in der Vorrede zur Grundlegung der Metaphysik der Sitten , Riga 1785. in gr. 8. 8. – Anm. 1. Die gedachte Metaphysik der Natur ist eben das, was sonst gewöhnlich Metaphysik oder Metaph. Metaphysik im engsten Verstande heißt (§. 182 ); nur daß Kant, Immanuel Kant Kant der Metaphysik, wie sie in den gewöhnlichen Lehrbüchern erscheint, diese die Eigenschaft abspricht, daß sie durchaus reine Vernunft enthalte. Ein Versuch, die reinen Begriffe darin von den empyrischen empirischen ganz abzusondern, ist schon §. 178 178. Anm. 1. angeführt worden. Uebrigens können manche Theile der Philosophie, der Erfahrungsgrundsätze gar nicht entbehren, und nie Wissenschaften im strengsten Verstande werden. Was dieses für Theile der Philosophie seyn seyen , wird sich in der Folge zeigen. Anm. 2. Diejenigen, welche theoretische und praktische Philosophie von einander scheiden, und die Logik zu jener rechnen, begreifen unter dem Namen der theoretischen , Logik und Metaphysik zugleich; sie nennen auch beyde beide Wissenschaften zusammen, zusammen die Philosophiam primam, weil beyde beide vor der praktischen Philosophie vorhergehen, und bey bei ihr zum Grunde liegen. Kritik der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 199), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Grundlegung der Metaphysik der Sitten, Riga 1785 Der Titel lautet Grundlegung zur Metaphysik der Sitten . 177. Man sollte 2), zumal wenn man noch kaum selbst zu denken angefangen hat, sich sehr hüten, nichts als unnütz oder als leere Spitzfindigkeit Spitzfindigkeit zu verachten, ehe man nicht, durch lange Uebung und Aufmerksamkeit in genauer Untersuchung, den rechten Werth aller Bestimmungen und Regeln, die diese Wissenschaft giebt, schätzen gelernt hätte. Man würde ohnehin, bey mehrerer Bekanntschaft mit verschiedenen Schriftstellern, welche diese Wissenschaft bearbeitet haben, bald finden, daß manches nur durch die Bedürfnisse gewisser Zeiten nothwendig gemacht würde, und daß Vorwürfe überflüßiger Spitzfindigkeiten jene Schriftsteller nicht so treffen, wie andre sonst grosse Köpfe, die in der ersten Dämmerung dieser Wissenschaft eben bey zu angestrengten Blicken manchen Dunst für etwas Wirkliches ansahen, den ihre Nachfolger hätten für das ausgeben sollen, was es war, und es zum Theil auch wirklich gethan haben. 178. Zur Decke armseliger Kenntnisse wird 3) niemand diese Wissenschaft brauchen, wer sie nur für das nimmt, wofür sie jeder Vernünftiger ausgiebt, für Werkzeug Werkzeug oder vielmehr für eine Wegweiserin auf dem dornichten Wege gründlicher Untersuchungen. Je mehr man seine Kenntnisse zu erweitern sucht, und je mehr man dadurch überzeugt wird, daß sich kein Werkzeug brauchen läßt, wo es an genugsamen Stoff fehlt, den man be arbeiten kan, und daß selbst eine lange achtsame Uebung Uebung dazu gehöre, um zu lernen, wo man gewisse Werkzeuge anwenden kan oder nicht: je weniger wird man in Versuchung seyn, diese schätzbare Wissenschaft am unrechten Orte oder gar als Spiel der Eitelkeit Eitelkeit zu gebrauchen. 179. Und wenn es gleich wahr ist, daß Kunst Kunst ohne Natur Natur nichts vermag: so ist es doch 4) eben so wahr, daß Natur durch Kunst unterstützt, weiter kommen und sichrer gehen kan, als wenn sie dieser Unterstützung entbehren muß. Die Vernunftlehre als Kunst betrachtet, folgt keinen andern Regeln als die natürliche Logik. Aber diese verhält sich zu jener fast wie blosse Empfindung zu bedächtigem Nachdenken. Das letztere macht uns erst auf vieles aufmerksam, was wir sonst übersehen hätten; es berichtigt die Empfindung Empfindung, die zu leicht in Gefahr ist Schein für Wirklichkeit zu nehmen; es führt mehr zu allgemeinen Sätzen, die untentbehrlich sind, wo man in ähnlichen Fällen ähnlich verfahren soll; es erspart uns also auch Umwege, und macht unsre Tritte sicherer. 184 180 . Unter dem sehr zufälligen Namen der eigentlich sogenannten Metaphysik Metaphysik (§. 183 183. Anmerk. 1 1. ) Metaphysik begreift man, man nach dem jetzigen Zustand dieser Wissenschaft seitdem sie Wolff, Christian von Wolf sie bearbeitet hat, die Ontologie, Kosmologie, Psychologie und die natürliche Theologie Theologie ; und wie diese Wissenschaften zusammenkommen, desgleichen wie sie von einander verschieden sind, läßt sich auf folgende Art fassen. Die Metaphysik beschäftigt sich entweder mit Begriffen von Dingen überhaupt , oder mit Begriffen von besondern Dingen. Jenem Theil Theile oder Wissenschaft hat man deswegen den Namen der Ontologie Ontologie , auch der Transscendentalphilosophie , zugeeignet; hingegen diesen Theil, der die drey drei letztgenannten Wissenschaften unter einem gemeinschaftlichen Namen zusammenfassen könnte, nennt Kant, Immanuel Kant rationale Physiologie . Theologie . Warum man diese so verschiedne Wissenschaften in Eine gezogen habe, läßt sich aus dem abnehmen, was oben §. 172 gesagt worden ist. Wird die Logik von der theoretischen Philosophie getrennt (§. 172 Anm. 1): so ist die Metaphysik eben das, was vorhin theoretische Philosophie hieß. Schwerlich wird man eine bestimmtere Erklärung von dieser Wissenschaft geben können; es sey denn, daß man die Philosophie in so enge Gränzen einschldsse , als §. 169 erwähnt worden ist, oder nur das angeben wollte, worin sich alle Theile der Metaphysik vereinigen, nicht aber, wodurch sie sich zusammen von allen andern Wissenschaften unterscheiden. Um so nöthiger ist es, von jedem ihrer Theile besonders zu reden. sehr zufälligen Namen der Metaphysik Obgleich die Metaphysik passenderweise nach den hinter den Dingen liegenden, allgemeinsten Seinsprinzipien fragt, geht der Begriff sehr wahrscheinlich auf den Umstand zurück, dass der Aristoteles-Herausgeber Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) die 14 heute als Metaphysik bekannten Bücher hinter ( μετά ) die acht Bücher der Physik eingliederte. Aristoteles selbst kennt den Begriff nicht. 185 181 . Alles was ist, oder alle Dinge, haben Manches manches, haben gewisse Eigenschaften, mit einander gemein. Wenn man dieses nun das, was allen Dingen Gemeine absonderte gemein ist, absondert , und die allgemeinsten Begriffe und Gesetze in Eine Wissenschaft vereinigte vereinigt : so würde entsteht daraus die Ontologie Ontologie entstehen, und sie würde Ontologie . Sie wird mit Recht die Grundwissenschaft Grundwissenschaft und Mutter aller Wissenschaften heissen genannt , weil dieses Allgemeine bey bei allem Besondern zum Grunde liegen muß, ohne sie also eine eigentliche Wissenschaft nicht einmal nöthig möglich ist. diese von dem absondert, wordurch sich verschiedne Dinge von einander unterscheiden, und diese allgemeinen Eigenschaften sowohl, als die daraus fliessende allgemeine Sätze, in Eine Wissenschaft verbindet: so entsteht die Ontologie , (Philosophia prima) die daher, durch die Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge und der daraus abzunehmenden allgemeinen Sätze, erklärt werden könnte. So bald man Dinge vergleicht, um zu sehen was sie gemein haben, so setzt man voraus, daß sie verschieden sind, und aus ihrer Verschiedenheit entstehen Verhältnisse Verhältnisse gegen einander. Da her gehört der Begriff der Verschiedenheit und des Verhältnisses , in so fern beydes allen Dingen zukommt, mit unter die allgemeinen Eigenschaften der Dinge, und die Ontologie muß daher von der allgemeinen Verschiedenheit der Dinge und den allgemeinen Verhältnissen derselben, die keinen andern Begriff als den von einem Dinge voraussetzen, eben sowohl als von dem handeln, was ganz eigentlich allen Dingen gemein ist. 182. Weil also die Ontologie die allgemeinen Begriffe und Grundsätze enthält, die bey aller menschlichen Kenntniß zum Grunde liegen, daher sie auch die Grundwissenschaft heißt: so verdient sie mit Recht die Mutter aller Wissenschaften genannt zu werden. – Bey Bei jeder recht sichern sicheren Erkenntniß müssen die Begriffe und Sätze so weit wieder in andre andere aufgelöset werden, bis man auf solche stößt, die keiner weitern Auflösung fähig oder bedürftig sind; sonst ist man in Gefahr durch Schein hintergangen zu werden; und es ist daher leicht zu begreifen, wie die Ontologie, welche wenn sie dergleichen unauflösbare Begriffe und Sätze enthalten müßte sollte enthält , die Sicherheit der Erkenntniß begründen würde. – Eben so: je begründe. – Je weiter Zweifel getrieben werden: werden, je werden, desto nöthiger wird es, um ihren Grund oder Ungrund zu entdecken, bis auf die einfachsten Begriffe Begriffe und solche Sätze zurück zu gehen, die keines weitern Beweises bedürfen, und die eben den Inhalt der Ontologie ausmachen sollten . – Und kommt es auf die Frage von Allgemeinheit Allgemeinheit eines Satzes an: an, so läßt sich die sie sich weder aus der Induction Induction Induction, noch aus der Analogie Analogie, sondern bloß aus allgemeinen Begriffen darthun, dergleichen die Ontologie entweder enthält oder unterstützt. – Gewiß ists auch kein geringer Vortheil, den man von dem Studium dieser Wissenschaft hat, daß man, man – man ohne ihre Kenntniß nicht nur Vieles vieles nicht verstehen noch beurtheilen kan kann , was aus ihr in andre Wissenschaften, namentlich in die Theologie Theologie, übergetragen worden ist – ist; sondern daß man auch eine Menge sehr be stimmter Begriffe, Sätze und Ausdrücke kennen lernt, die, eben wegen der ihrer Allgemeinheit, einen großen grossen Einfluß auf alle wissenschaftliche Kenntniß haben. 186 183 . Zu verwundern ists indessen nicht, daß diese Wissenschaft so viele ungerechte Verachtung erfahren hat. Denn hat; da hat; denn keine Wissenschaft liegt von den gemeinnützigen Kenntnissen so weit entfernt liegt , und zieht sich so weit auf die einfachsten Begriffe und Sätze zurück zieht , als diese. Die wenigsten Menschen besitzen Fähigkeit oder Geduld genug, diese; da die Wenigsten sich bis zu diesen feinsten und ganz unsinnlichen Vorstellungen zu erheben. Und manche Manche Verehrer der Ontologie Ontologie aber haben erheben, Fähigkeit oder Geduld haben; und da manche ihrer Verehrer sich so sehr von anschauenden Vorstellungen entwöhnt; entwöhnt, haben sich entwöhnt, und, ohne sich um die Zwischenursachen zwischen diesen abgezogensten Sätzen und den sinnlichsten Erscheinungen, oder um andre andere Gegenstände der menschlichen Erkenntniß so wenig bekümmert; zu bekümmern, die grosse Lücke zwischen beyderley Gegenständen übersprungen, oder gar sich im Stande zu seyn eingebildet haben , über Alles alles zu entscheiden, weil sie sich im Besitz einer Erkenntniß Erkenntniß der allgemeinen Beschaffenheit aller Dinge zu seyn glaubten; oder sie haben in dieser Wissenschaft so Vieles vieles zu leisten übernommen, was sie weder wirklich leisteten, noch zu leisten vermochten, daß hinterher diese die Wissenschaft selbst das entgelten mußte, was nur ihre Verehrer verschuldet hatten *) . hatten. *) So wahr es indessen ist, daß man sich nirgends leichter, als bey dieser Wissenschaft auf diesem Gebiet , glaubten. Die Verachtung dieser Thoren berechtigt uns zu keiner Ungerechtigkeit gegen die Wissenschaft selbst. 184. Wahr ists, man kan sich leicht in unfruchtbare Untersuchungen verlieren kan kann , wenn man entweder zu wenig Sachen kennt, kennt und zu wenig Stoff hat, aus welchen sich das Allgemeine Geistige abziehen läßt, oder nicht die Gränzen wahrnimmt, wo der menschliche Verstand stille still stehen muß: muß; so hängt doch muß. Aber, wenn von der fortgesetzten Zergliederung Zergliederung gewisser Begriffe oder Sätze unsre Gemüthsruhe Gemüthsruhe, oder die weitre weitere Entdeckung der Wahrheit so sehr ab, und der rastlose Trieb Trieb denkender Menschen Menschen, über die Gräntzen Gränzen des Sinnlichen hinaus zu gehn gehen , ist ihnen so wenig umsonst gegeben, daß selbst die Befriedigung dieses Triebes ihnen die Pflicht Pflicht auferlegt, wenigstens zu versuchen, wie weit der menschliche Geist in das Gebiet übersinnlicher Dinge eindringen könne, ohne die ihm von der Natur gesetzten Gränzen zu überschreiten. abhängt; und wenn wir sowohl Fähigkeit als Data genug zur Untersuchung haben; wenn man zugleich immer die Regeln befolgt, die weiter unten über das vorsichtige und bescheidene Studium der Philosophie gegeben werden sollen: warum soll es unnütz und nicht sogar Pflicht seyn, auch die Begriffe und Sätze bey unsern Untersuchungen bis zu den ersten Grundstoffe, wohin wir dringen können, zu verfolgen? Anm. *) Ob die Vorwürfe, welche Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft den bisherigen Versuchen der Ontologen und Metaphysiker gemacht hat, gegründet sind, und ob ihm sein Versuch in einer so höchst nöthigen Wissenschaft, wie diese Kritik, als Propädevtik Propädeutik der Philosophie, seyn soll, besser gelungen sey sei , darüber hier urtheilen zu wollen, würde ganz und gar dem Zweck Zwecke des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn, wo alles dieses nur braucht historisch angegeben zu werden. werden kann. {Daß der unstreitig viel zu sichere Glaube der Vorzeit an die Lehrsätze der Ontologie, und überhaupt die Metaphysik, durch die Kant, Immanuel Kantsche Kritik sehr gemäßigt ist, ist unläugbar, und die Zweifel daran gehen wenigstens nicht bei Allen von Verachtung oder Unbekanntschaft mit ihrem Inhalt aus. A. d. H. } Ob die Vorwürfe, welche Kants Kritik der reinen Vernunft […] würde ganz und gar dem Zweck des gegenwärtigen Buchs nicht angemessen seyn Vgl. Vorrede b [XIVf.]. 187. Die übrigen drey drei Wissenschaften, welche §. 184 184. zur theoretischen Philosophie gerechnet wurden, und darin mit einander übereinkommen, daß sie sich nicht mit Begriffen von Dingen überhaupt, sondern mit Begriffen von besondern Dingen beschäftigen, bekommen eine ganz andere Gestalt, je nachdem man diese Theile der Philosophie entweder zu strengen Wissenschaften erheben, d. i. nur reine Anschauungen Anschauungen, Begriffe Begriffe und Sätze darin aufnehmen, oder oder auch mit auf Erfahrungen Erfahrungen und Erfahrungssätze bauen will (§. 176 176. ). – In jenem jenem Fall laßen sich vier hier verschiedene Wissenschaften denken. Denn entweder sind die Gegenstände dieser Wissenschaften Dinge, welche können wahrgenommen oder erfahren werden, werden können (sie sind uns, um mit Kant, Immanuel Kant Kant zu reden, immanent, und gleichsam einheimisch), oder sie können dies gar nicht, sondern gehen über alle uns mögliche Erfahrung hinaus, hinaus (sie sind transscendent). – Im erstern Fall bauet man nicht etwa auf Erfahrung, Erfahrung (denn so wären es ja nicht reine Begriffe), man nimmt nur aus dieser Erfahrung einen Gegenstand des äussern äußeren oder innern inneren Sinnes, mit dessen Untersuchung sich die Wissenschaft beschäftigt, ohne noch etwas Mehreres ausser außer den bloßen Begriff , aus der Erfahrung zu entlehnen. Und da alles Alles , was wir durch Erfahrung kennen, entweder Materie , etwas Ausgedehntes, oder Geist , etwas Denkendes, ist, und jenes, d. i. die körperliche Natur , durch die äussern äußeren Sinne erkannt wird, dieses aber, nemlich nämlich die denkende Natur , durch innern Sinn: so entsteht eine Wissenschaft der körperlichen Natur, d. i. die Physik Physik , oder vielmehr rationale Physik , oder metaphysische Naturwissenschaft , und eine andere Wissenschaft der denkenden Natur, d. i. rationale Pnevmatologie Pneumatologie , worunter die Wissenschaft unsrer unserer denkenden Natur, oder unsrer unserer Seele Seele, unter dem Namen der rationalen rationale Psychologie Psychologie , mit begriffen ist. – Wenn hingegen, in dem vorhinerwähnten zweyten zweiten Fall, der besondre besondere Gegenstand, der in der Metaphysik untersucht werden soll, ausser außer den Gränzen aller Erfahrung liegt: liegt, so begreift dieser zum Grunde liegende Begriff entweder Alles, was sich als existirend denken läßt, als ein Ganzes betrachtet, das man daher das Universum oder die Welt nennt, oder das Wesen, welches man sich als den absoluten Grund der Welt denkt. Jene Wissenschaft würde die Kosmologie Kosmologie oder transscendentale transcendentale Welterkenntniß ; diese, die rationale Theologie , oder transscendental transscendentale Gotteserkenntniß Gotteserkenntniß seyn. Anm. So findet man überhaupt die Begriffe von dieser Wissenschaft in Kant, Immanuel Kants Kant's Kritik der reinen Vernunft geordnet S. 873 f. , womit noch seine Vorrede zu den metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft , Riga 1786. gr. 8. zu vergleichen ist; in welchem Buche selbst er einen Versuch gemacht hat, eine metaphysische Naturwissenschaft zu liefern, die keinesweges mit dem zu verwechseln ist, was man gewöhnlich Physik nennt, als welche Erfahrungsbegriffe und dergleichen Gesetze aufnimmt. – Uebrigens zeigt §. 170 170. , warum wir in dem Folgenden auch die metaphysische Naturwissenschaft übergehen. {Auch sehe man Bendavid, Lazarus L. Bendavids Vorlesungenüber die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797. Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaft. Göttingen 1803. } Kants Kritik der reinen Vernunft Gemeint ist die zweite Auflage aus dem Jahr 1787 (vgl. I § 167; I § 176). L. Bendavids Vorlesungen über die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Wien 1789 Die Vorlesungen des jüdischen Philosophen und Mathematikers Lazarus Bendavid (1762–1832) sind 1798 erschienen. F. M. J. Schelling's Ideen zu einer Philosophie der Natur, 2 Theile. Leipzig 1797 Dieses Werk stammt von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775–1854). 188. So wahr es indessen ist, daß nur reine Philosophie eine eigentliche strenge Wissenschaft giebt, und so nützlich es daher bleibt, wenn man Wissenschaften in einem weitern Verstande so abhandelt, daß der bloß reine Theil derselben von dem Theile abgesondert werde, der empyrische empirische Kenntnisse zu Hülfe nehmen muß: so würde doch der Inhalt der Philosophie alsdann, wenn man ihn nur auf reine Kenntnisse einschränken wollte, gar zu dürftig seyn, und für das menschliche Leben Leben zu wenig brauchbar werden (§. 169 169. ); und wohin anders sollte man den reichen Schatz von Kenntnissen, den uns die Erfahrung Erfahrung über die Natur darbietet, schlagen, als zur Philosophie? Wir werden also im Folgenden auch immer dieses Empirisches Empyrische Empirische mit zu den einzelnen Theilen der Philosophie rechnen. Anm. Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183 – 188. über den Inhalt der Philosophie und der Beziehung ihrer Theile enthalten ist, dem Ideengange des Verfassers nicht überall habe folgen können. Um so weniger aber möchte ich mir erlauben, hierin etwas abzuändern. A. d. H. Ich gestehe, daß ich in dem, was §. 183–188. […] hierin etwas abzuändern. A. d. H. Vgl. I Vorrede c Hg. [IVf.]. 185. Auch muß man wenig mit dieser Wissenschaft und den Werth bestimmter Begriffe und Ausdrücke bekannt seyn, wenn man sie für nicht viel mehr als ein Wörterbuch Wörterbuch hält und deswegen geringschätzt. Dies ist sie nicht, denn sie enthält auch die allgemeinsten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß Erkenntniß. Und, da sie eben die Begriffe aufklären aufklären muß, worin sich endlich alle andre auflösen lassen, hierauf aber die Deutlichkeit und Sicherheit der menschlichen Erkenntniß beruht: so ist ihr Verdienst um diese, eben durch diese sorgfältige Erklärung der Begriffe, unstreitig, und sie deswegen so wenig verächtlich, als diese Haupttugenden der Erkenntniß selbst; behagt aber denenjenigen nicht, die weder diese wichtigern Eigenschaften schätzen, noch sich über das Sinnliche erheben können. Wie wohl würde es um die menschliche Erkenntniß stehen, wenn sie sich immer auf so bestimmte Begriffe Begriffe gründete, und man der Ontologie die Genauigkeit auch in dem Gebrauch der Wörter ablernte! 189 186 . Weil in der Philosophie über unsre unsere Seele Seele und über Gott Gott Vieles Psychologie und natürlichen Theologie vieles nicht recht deutlich erklärt werden kan kann , wenn nicht der Begriff von der Welt Welt , d. i. von dem Inbegriff Inbegrif aller zu einem Ganzen vereinigten endlichen Dinge, die wirklich sind oder seyn könten könnten , vorher entwickelt ist, und ihre Eigenschaften und Gesetze bestimmt sind: so fand Wolff, Christian von Wolf für gut, dieses in eine besondere Wissenschaft zu ziehen, die daher den Namen Nahmen der allgemeinen Kosmologie Kosmologie bekam, weil sie das, was allen Welten gemein seyn muß, und nicht nicht, wie die besondere Kosmologie, nur das, was wir aus Beobachtung der wirklichen Welt erkennen, enthalten sollte. Ihr Nutzen ergiebt sich aus ihrem Verhältniß gegen die eben genannten beyden beiden Theile der Metaphysik von Gott Metaphysik von Gott und der Seele des Menschen Seele des Menschen . 190 187 . Einen viel weit reichendern weiter reichenden Nutzen würde die Seelenlehre Psychologie (Psychologie) selbst haben, da sich kein Theil der theoretischen Philosophie mit unsern Bedürfnissen näher andringt als sie zusammenhängt . Zu ihrer Kenntniß kan kann man auf zwey zwei Wegen gelangen. Man kan kann zuerst die verschiedenen Veränderungen in der Seele Seele beobachten, diese Beobachtungen sammlen sammeln , mit einander vergleichen, dadurch deutliche Begriffe davon gewinnen, ihre Kräfte, oder vielmehr die verschiednen verschiedenen Arten, wie wie sich die einzige Kraft der Seele äussert äußert , und die allgemeinen Gesetze zu entdecken suchen, nach welchen unsre unsere Seele bey bei jeder Art ihrer Wirkungen verfährt. So entstünde eine Naturgeschichte der Seele, welche man die empyrische empyrische empirische Seelenlehre nennt, weil sie aus der Erfahrung Erfahrung ( ἐμπειρία ) geschöpft worden ist. Hätte man jene Kräfte und Gesetze entdeckt, und gefunden, daß sich alle wahrgenommene verschiedene Kräfte derselben auf die einzige Vorstellungskraft Vorstellungskraft zurückbringen laßen lassen : so könnte man hernach wieder aus diesem Begriff und den entdeckten Gesetzen, nach welchen sie verfährt, neue Entdeckungen über die Seele herleiten, herleiten und daraus eine Wissenschaft bilden, welche den Namen Nahmen der wissenschaftlichen oder erklärenden Seelenlehre (Psychologiae (Psychologia rationalis) bekommt. Unsre Anm. Unsere Seele, die Vollkommenheit ihrer Kräfte, Kräfte und ihre Veränderungen hängen, nach allen unsern Wahrnehmungen, so sehr von unserm Körper ab, daß ohne Kenntniß dieses Letztern keine rechte und zuverläßige zuverlässige Erklärung dessen, was in unsrer unserer Seele vorgeht, möglich ist. Verbände man daher diese Kenntniß des Körpers, so weit sie zur Aufklärung der Erscheinungen in unsrer unserer Seele dient, mit der Psychologie, so würde daraus eine Wissenschaft entstehen können, die den Namen einer philosophischen (theoretischen) Anthropologie eher verdiente, als die empyrische empirische Psychologie , welche einige Einige mit diesem Namen belegen. Ein treflicher trefflicher Versuch davon ist Platner, Ernst Ernst Platners Platner's Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, wovon leider nur der erste Band Band, Leipzig 1790 in 1790. gr. 8. erschienen ist. {Außerdem verdienen verglichen zu werden: Ith, Johannes Samuel J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794. Kant, Immanuel I. Kant's Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1800. Bernoulli, Christoph Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804. Wezel, Johann Carl J. K. Wetzel Versuch über die Kenntniß des Menschen, 2 Theile. Leipzig 1784–1785. Cabanis, Pierre Jean Georges J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, Ludwig Heinrich von Jakob , 2 Theile. Halle 1804. } J. Ith's Versuch einer Anthropologie oder Philosophie des Menschen nach seinen körperlichen Anlagen, 2 Theile. Bern 1794 Der zweite Teil stammt aus dem Jahr 1795, der erste Teil ist 1803 in Winterthur in zweiter Auflage erschienen. Bernoulli Grundriß der Naturlehre des erwachsenen Menschen, nach den neuern Ansichten, 2 Theile. Halle 1804 Gemeint ist Christoph Bernoullis (1782–1863) zweiteiliges Werk Versuch einer physischen Anthropologie oder Darstellung des physischen Menschen nach den neuern Ansichten (1804). Der erste Teil trägt den Untertitel Physiologie oder Naturlehre des erwachsenen Menschen , der zweite Entwickelungsgeschichte und Naturgeschichte des Menschen . J. G. Cabanis über die Verbindung des Physischen und Moralischen im Menschen. Aus dem Französischen von Jakob, 2 Theile. Halle 1804 Dieses Werk stammt von Pierre Jean Georges Cabanis (1757–1808) und wurde von Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827) übersetzt. 191 188 . Die Glückseligkeit Glückseligkeit des Menschen beruht auf der Kenntniß seiner selbst, seiner Kräfte, des Verhält nisses andrer anderer Dinge gegen ihn, und der nützlichen oder schädlichen Wirkungen, welche aus dem verschiednen verschiedenen Gebrauch seiner Kräfte und dem Einfluß andrer anderer Dinge auf ihn in ihm entstehen. Diese Kenntniß belehrt ihn über das, was er zu seinem Besten vermag oder nicht; über seine Mängel und Fehler; über seine Fähigkeiten und Vorzüge; und über die Mittel jenen vorzubauen, sie zu heben, zu vermindern oder ihnen doch die unschädlichste und vortheilhafteste Richtung zu geben, seine Fähigkeiten hingegen zu verstärken, wirksamer zu machen, und sie zur Erreichung seiner höchst möglichsten Vollkommenheit Vollkommenheit zu lenken; über den Werth Werth Werrh aller Dinge für ihn, der anders nicht als nach ihrem mehrern oder mindern Einfluß auf seine Glückseligkeit bestimmt werden kan kann ; endlich über die Mittel, alles ausser Alles außer sich zu seinem Besten zu verwenden. – Alle unsre unsere Kenntniß der Wahrheit und der wirklichen Beschaffenheit der Dinge sowohl, als die Verschiedenheit des Grades von Deutlichkeit, Gewißheit und Wirksamkeit gewisser Begriffe und Sätze, gründet sich auf die besondre besondere Beschaffenheit unsrer unserer Seele, auf die Gesetze Gesetze unsers unsres Denkens und Wollens, und auf die größere grössere oder geringere Fähigkeit, nach demselben denselben unsre unsere Seelenkräfte Seelenkräfte zu gebrauchen. In so fern Insofern hängen alle theoretische und praktische Wissenschaften von nichts so sehr ab, als von der rechten Bekanntschaft mit unsrer unser unserer Seele; diejenigen am meisten, die sich mit dem Menschen und dessen Regierung, mit Beförderung seiner Gemüthsruhe und seiner Besserung beschäftigen. – Für den Lehrer der Religion insbesondre , der eben durch die Religion Andre andre Andere , ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen nach, aufs weiseste leiten soll, ist sie ganz vorzüglich nöthig, wenn er diese wohlthätige Absicht, wozu er arbeiten muß, erreichen will. 192 189 . Um so mehr muß man stets darnach trachten, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich bey bei Erforschung der menschlichen Seele Seele in den Weg legen, und eben deswegen sie auch kennen zu lernen suchen; zumal zumahl – da der Mensch gemeiniglich in dem Wahn steht, nichts besser als sich selbst zu kennen, – kennen; da die Einbildung, ein Menschenkenner zu seyn, immer weiter, weiter und am meisten bey bei denen um sich greift, die sichs bewußt sind, sind daß sie wenig Kenntniß der Dinge ausser außer den Menschen besitzen, – besitzen; und da endlich die, welche am ersten Gelegenheit und Aufforderung hätten, Menschen kennen zu lernen, d. i. die, welche sich mit dem praktischen Leben und mit gleich anwendbaren Untersuchungen beschäftigen, mehrentheils nicht die Geduld Geduld haben, erst die Erfahrungen Erfahrungen zu zergliedern oder zu läutern, und zu sehr gewohnt sind, Alles sind alles , was sie beobachtet haben, gleich anzuwenden, als daß sie sich nicht mit oben abgeschöpften, einseitigen und halbwahren Beobachtungen begnügen sollten. 193 190 . Diese Schwierigkeiten zeigen sich entweder bey bei der Beobachtung Beobachtung selbst, oder bey bei ihrer Ent wickelung und Anwendung Anwendung. Zu jener Art gehört unter andern: – andern: 1) daß entweder gewisse Veränderungen unsrer unserer Seele Seele zu selten und zu unerwartet sind, als daß man sie anhaltend und wiederholt beobachten könnte, zumal da sie eben wegen des Ausserordentlichen Außerordentlichen mehr betäuben, als ein stilles und bedächtiges Anschauen erlauben, oder zu gewöhnlich, als daß sie unsre unsere Aufmerksamkeit genug reitzten; – reitzten; 2) daß viele Veränderungen und Zustände unsrer unserer Seele sich kaum beobachten laßen lassen , weil es uns entweder zu der Zeit, wo sie vorgehen und da sind, am Bewußtseyn, wenigstens am deutlichen Bewußtseyn, fehlt, fehlt; oder weil sie so schnell auf einander folgen, vorübergehn vorübergehen , und unter einander abwechseln, daß man sie nicht genug festfassen kan kann , oder weil selbst durch die angestrengte Aufmerksamkeit ihr Zusammenhang oder doch die Bemerkung desselben unterbrochen wird; – wird; 3) daß insbesondre insbesondere die dunkeln Vorstellungen der Seele, und alle dadurch bestimmte Neigungen und Abweichungen, sowohl als ihr Zusammenhang mit dem Körper Körper, so ganz oder zum Theil im Dunkeln liegen, und eine so unsichtbare Gewalt über andere Vorstellungen ausüben, daß sich weder sie selbst, noch ihr Zusammenfluß, noch ihre wechselseitig mitgetheilte Stärke, noch die Gesetze, wonach die Seele dabey dabei wirkt, entdecken laßen lassen ; – lassen; daß endlich bey 4) bei den Veränderungen der Seele so viele und oft ganz kleine und unmerkbare Ursachen zusammen kommen und in einander fließen fliessen , die sich unserm Blick entziehen, und die keine Scheidungskunst völlig sondern kan kann . 194 191 . Ließe Liesse sich aber auch dieses aufs Reine bringen, und man hätte allen Stoff von Wahrnehmungen Wahrnehmungen beysammen beisammen , der nur noch verarbeitet, und denn dann gebraucht werden dürfte: so würden wieder bey bei dieser Behandlung des Gesammleten Gesammelten neue Schwierigkeiten entstehen. – Sind uns 1) alle bey bei einer Veränderung der Seele Seele zusammenstoßende Umstände, wenn wir sie auch kennen gelernt hätten, bey bei der einzelnen einzeln Betrachtung und bey bei der nachmaligen Wiederzusammensetzung gleich gegenwärtig? Wiederzusammensetzung, selbst nach ihrem Unterschied, nach ih rem wechselseitigen Einfluß, nach ihrem eingeschränkten Beytrag Beitrag zur Hervorbringung einer bestimmten Wirkung? und laßen lassen Wirkung gleich gegenwärtig? Lassen sich die einzelnen einzlen verschlungenen Fäden so aus einander wickeln, daß nicht dadurch das Ganze zerrissen, oder die Einsicht in die Totalwirkung Totalwirkung vertilgt wird? – Läßt sich 2) da, wo alles Alles nach mechanischen Gesetzen zu erfolgen scheint, und nichts von der eignen eigenen Mitwirkung der Seele bemerkt wird, auch die Thätigkeit der Seele dabey leugnen? – dabei läugnen? Läßt sich 3) auch bey bei einer Menge von gleichscheinenden Fällen abnehmen, was bey bei den Ursachen und Wirkungen einer Veränderung wesentlich, und was bloß zufällig sey? – sei, und wie weit man allgemeine allgemeine Schlüsse daraus ziehen könne? 195 192 . Mit alle dem müssen uns Doch alle diese Schwierigkeiten dürfen uns nicht muthlos machen; es ist doch ein großer grosser Gewinnst Gewinn , wonach wir ringen, und schon der bisherige, selbst die Erwartung bey bei so großen grossen Schwierigkeiten übersteigende, übersteigende glückliche Fortgang solcher Untersuchungen Untersuchungen, muß uns ermuntern. Je mehr man der die Natur Natur auflauren gleichsam beschleichen , und ihr bey verschiednen bei verschiedenen Menschen, in sehr verschiednen verschiedenen Lagen, besonders in noch ungebildeten Kinderseelen Kinderseelen, nachspüren wird; je mehr der Reichthum, die Bestimmtheit und die wirklich philosophische Behandlung der Wissenschaften überhaupt, besonders der Physiologie Physiologie Physiologie , der Vernunftlehre Vernunftlehre Vernunftlehre , und, was hier am meisten übersehen wird, der Sprachen Sprachen und ihrer allmähligen Bildung, zunehmen wird; je mehr die, welche sich mit Menschenkenntniß Menschenkenntniß abgeben wollen, sich zur anhaltenden Aufmerksamkeit, zur langsamen, bedächtigen und geduldigen Untersuchung sowohl, als zur Vorsichtigkeit Fürsichtigkeit und Bescheidenheit gewöhnen; und je mehrere Mehrere auf diese Art an der Erweiterung der Seelenlehre arbeiten: je ein ein desto weiteres Feld wird sie gewinnen, und je desto sicherer ihr Eigenthum werden. 196 193 . Ein guter Theil der Mängel und Schwierigkeiten in der Seelenlehre kan kann durch die Art der Behandlung gehoben werden, die in der erklärenden Psychologie Psychologie (§. 190 187. 190. ) herrscht, und diese dadurch von der empyrischen empyrischen empirischen unterscheidet. Denn da sie die Veränderungen der Seele aus dem mit Hülfe ontologischer Grundsätze entdeckten Begriff Begrif der Seele Seele und den Gesetzen der Vorstellungskraft erklärt: erklärt, so ersetzt sie nicht nur die Kenntnisse, die sich nicht aus der Erfahrung Erfahrung ableiten laßen, lassen lassen, z. B. die, welche ihr künftiges Schicksal betreffen: sondern sie setzt auch das, was die Beobachtung entdeckt, mehr ausser außer Zweifel, bestimmt die Allgemeinheit desselben, und bringt verwandelt dadurch die Seelenlehre einer eigentlichen in eine eigentliche Wissenschaft näher . Freylich Freilich ist selbst der Begriff Begrif der Seele erst aus Beobachtungen abgeleitet, und es läßt sich nichts bearbeiten, wo kein Stoff dazu vorhanden ist, den die Beobachtung giebt; es läßt sich auch nicht leugnen läugnen , daß man diese letztre letztere , zumal ehedem, zu wenig brauchte, und daß man leicht in Versuchung kommen kan kann , das, was an bewährten Grundsätze Grundsätzen abgeht, durch Hypothesen Hypothesen zu ersetzen, oder die große grosse Kluft zwischen den höhern Grundsätzen und einzelnen einzeln Veränderungen der Seele zu überspringen. Aber diese Fehler sind doch vermeidlich, die wohlthätige Einschränkung und Leitung der Phantasie Phantasie durch jene höhere Grundsätze doch unleugbar unläugbar , und die Verbindung der Beobachtung mit deren Läuterung durch allgemeine Grundsätze kan kann nicht anders als beyden beiden sehr vortheilhaft seyn. Anm. Einer besondern Wissenschaft unter dem den Namen der Geisterlehre Geisterlehre ( Pnevmatica, Pnevmatologia, Pneumatica, Pneumatologia ) bedarf es nicht; es wäre auch sehr unzeitig, daran zu denken. Nur von Gott und unsrer Seele können wir einiges zuverläßig Einiges zuverlässig wissen; von andern läßt sich weder aus dem Begriff Begrif eines Geistes, noch aus ihren Wirkungen, noch anderwärts her anderwärtsher etwas Bestimmtes oder Zuverläßiges Zuverlässiges erkennen, und wir haben bey bei den Lücken und Dunkelheiten der Seelenlehre hohe Ursach, sie nicht durch Schwärmerey Schwärmerei noch mehr verdunkeln zu laßen lassen . {Das eigene Studium des Menschen Menschen , wobei man mit der Beobachtung unstreitig immer am sichersten von sich selbst ausgeht, ist zwar mehr werth, als was man aus bloßen Lehrbüchern der Psychologie schöpft. Ja, diese selbst sind oft nicht so reich als andere Schriften, in welchen der Mensch und das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen geschildert wird. Selbst die Dichter, besonders die dramatischen, enthalten einen Schatz von Beobachtungen. Fielding, Henry Fielding , Richardson, Samuel Richardson und Shakespeare, William Shakespeare , Goethe, Johann Wolfgang von Göthe , Schiller, Friedrich Schiller , Jean Paul, s. Richter, Johann Paul Friedrich Richter, Johann Paul Friedrich J. P. Richter u. A. haben unfehlbar tiefer in den Menschen geblickt, als viele Psychologen , die ihn bloß aus Büchern kannten, oder die Seelenvermögen registrirten und classificirten. Aber selbst um seine Beobachtungen besser auffassen, gebrauchen und ordnen zu können, und um zu wissen, worauf vorzüglich zu ach ten, auch worüber man hinsichts der Gesetze geistiger Veränderungen schon im Reinen sei, ist es doch sehr zu empfehlen, die empirische Psychologie bald im Anfange seines akademischen Cursus zu hören, und die besten Lehrbücher zu studieren. Zu diesen gehören, außer den Werken von Wolff, Christian von Wolf und andern ältern metaphysischen Schriftstellern, desgleichen den oben angeführten Anthropologieen: Schmid, Carl Christian Erhard K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796. Jakob, Ludwig Heinrich von C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810. Hoffbauer, Johann Christoph J. C. Hoffbauer's Naturlehre der Seele, in Briefen. Halle 1796. Carus, Friedrich August F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808. Nicht minder und fast noch lehrreicher, sind die Abhandlungen über einzelne Materien der Psychologie, welche zum Theil in Journalen und Magazinen für die Seelenkunde zerstreut liegen. Man findet davon vollständige Nachweisungen in Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch der deutschen Literatur , Bd. 1. Abth. 1. S. 207–219. A. d. H. } Fielding Der studierte Jurist Henry Fielding (1707–1754) zählt zu den berühmtesten englischsprachigen Autoren seiner Zeit. Als langjähriger Theaterdirektor hat er zahlreiche Bühnenstücke verfasst, ehe er sich dem Roman zuwandte und die Entwicklung dieses Genres entscheidend mitprägte. Zudem war Fielding zeitweise auch journalistisch tätig. Sein mit Abstand bekanntestes Werk ist The History of Tom Jones, a Foundling aus dem Jahre 1749, das noch heute zu den bedeutendsten britischen Romanen gezählt wird und gleich mehrfach verfilmt wurde, daneben hat Fielding etwa mit Shamela (1741) auch Parodien auf Werke seines in der Anweisung nächstgenannten Antipoden Samuel Richardson verfasst. Richardson Mit seinen drei Briefromanen, dem immer wieder überarbeiteten Werk Pamela or, Virtue Rewarded (1740), dem später von Johann David Michaelis ins Deutsche übersetzten Werk Clarissa or, The History of a Young Lady (1748) und The History of Sir Charles Grandison (1753/1754), gilt der englische Schriftsteller und gelernte Drucker Samuel Richardson (1689–1761) als Erfinder des empfindsamen Romans und war in dieser Eigenschaft literaturgeschichtlich von enormem Einfluss (Goethes Werther , Lessings Miss Sara Sampson , Rousseaus Julie ou la Nouvelle Héloïse u.a.) und europaweit hoch geschätzt (Diderot u.a.). Die seinen Romanen eigene Art der Empfindsamkeit und Moralität zog jedoch immer wieder auch Hohn und Spott – v.a. durch den zuvor genannten Henry Fielding – auf sich. Shakespeare William Shakespeare (1564–1616) darf zu den hervorragendsten Gestalten der Literaturgeschichte gerechnet werden und ist v.a. für seine dramatischen Werke bekannt, die sich in Historiendramen, Komödien und Tragödien unterscheiden. Göthe Mit seinem umfangreichen und überaus vielfältigen Werk zählt Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) bis heute zu den mit Abstand bedeutendsten deutschsprachigen Autoren. Er ist der Verfasser von mehr als zwanzig Dramen. Daneben lässt bekanntermaßen auch der Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (vgl. I § 283) tief in, wie es an dieser Stelle in der Anweisung heißt, „das menschliche Herz in allen seinen Gestaltungen“ blicken. Schiller Der wenige Jahre vor seinem Tod geadelte Dichter, Philosoph und Historiker (vgl. I § 229) Friedrich Schiller (1759–1805) gehört mit seinem umfangreichen, breit angelegten Werk und nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung mit der Philosophie Kants zu den einflussreichsten Denkern der deutschen Aufklärung. Literaturhistorisch zunächst ein bedeutender Vertreter des Sturm und Drang verkörperte er später gemeinsam mit Goethe, Herder und Wieland die sog. Weimarer Klassik . J. P. Richter Hier handelt es sich um den besser unter dem Namen Jean Paul bekannten Schriftsteller Johann Paul Friedrich Richter (1763–1825). Die literarische Qualität seines zwischen der Klassik und der Romantik stehenden Werkes war zu Lebzeiten nicht unumstritten, doch war der in vielerlei Hinsicht als Sonderling geltende Jean Paul mit Hesperus oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie aus dem Jahr 1795 ähnlich erfolgreich wie Goethe und sein Werther . Die nach 1800 erschienenen Romane Titan und Flegeljahre können als bekannteste Werke gelten. Seine zerfasert und bisweilen skurril wirkenden Texte offenbaren eine ganz eigene, nicht selten biographisch begründete Weltsicht, die nicht ohne Humor und Witz bleibt. K. C. F. Schmidt's empirische Psychologie. Jena 1796 Der Name des Autors lautet Carl (Karl) Christian Erhard Schmid (1761–1812), verwiesen wird hier auf die zweite Auflage. C. H. Jacob's Grundriß der Erfahrungsseelenlehre. Halle 1810 Der Grundriß der Erfahrungs-Seelenlehre stammt von Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827), angeführt wird hier die vierte Auflage. F. A. Carus Psychologie in den nachgelassenen Werken, 1ster, 2ter und 3ter Band. Leipzig 1808 Die Nachgelassene[n] Werke des Leipziger Philosophen und Psychologen Friedrich August Carus (1770–1807) wurden zwischen 1808 und 1810 von Ferdinand Gotthelf Hand (1786–1851), einem klassischen Philologen und Schüler Carus', in sieben Teilen herausgegeben. Die ersten beiden Teile (1808) umfassen laut Nebentitel die Psychologie , der dritte Teil beinhaltet die Geschichte der Psychologie (1808). Ersch Handbuch der deutschen Literatur, Bd. 1. Abth. 1. S. 207–219 Das Handbuch der deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit , durch das Johann Samuel Ersch (1766–1828) u.a. zum Begründer der neueren deutschen Bibliographie geworden ist, ist in erster Auflage in acht Bänden (1,1–2,4) erschienen (1812–1814). Innerhalb der ersten Abteilung des ersten Bandes umfasst der zweite Abschnitt die Philosophie (aaO 179–262), auf den hier angegebenen Seiten findet sich Literatur zur empirischen Psychologie und Anthropologie (aaO 207–219). 197. Unter allen Geister Geistern oder denkenden Wesen ist doch keines, ausser keines {außer uns selbst selbst} , dessen Erkenntniß so viel Anziehendes hätte, und zu dessen Untersuchung, ob und was es sey? sei, vornehmlich ob und in welcher Verbindung es mit uns stehe? unsre stehe, unsere Vernunft von jeher ein so dringendes Bedürfniß fühlte Bedürfniß, ein so hohes Interesse gefühlt hätte , als der allervollkommenste Geist allervollkommenste Geist , den wir uns unter mit dem Namen Gott Gottes vorstellen bezeichnen . Es ist ei nem jeden Menschen, der über sich, sein Schicksal und sein Verhalten nachdenkt, und, vermöge des Dranges, den er als ein vernünftiges Wesen fühlt, nie eher zu ruhen, als bis er dahin gekommen ist, wo ihm keine Frage nach dem Grunde den Grund der Dinge mehr dringend scheint, einem solchen, sag' ich, ists zu erforschen, natürlich, mit seinen Untersuchungen bis auf irgend ein Wesen fort zu gehen, bey fortzugehen, bei dem seine Vernunft mit Fragen still stehen stillstehen muß, bey bei dem er voraussetzen kan kann , daß es nicht wieder von einem andern Wesen abhänge, sondern schlechthin der Grund von allen andern wirklichen Wesen sey sei , und daß es solche Eigenschaften habe, ohne deren Voraussetzung sich die Eigenschaften und Veränderungen, die er an sich und in der Welt wahrnimmt, nicht befriedigend erklären laßen lassen . Diese Vorstellung von Gott, die allein ihn in Absicht auf seine vernünftige Erkenntniß Erkenntniß befriedigt, hat eben so natürlich ein großes Interesse für ihn, und wirkt auf seinen Wille Willen . Er sieht bald ein, daß zum Theil seine Glückseligkeit Glückseligkeit in seiner Gewalt stehe; in so fern insofern ihm seine Vernunft Vernunft gewisse Gesetze zu erkennen giebt, nach welchen er handeln soll , und denen er auch gemäß zu handeln zuhandeln für nothwendig (für seine Pflicht Pflicht ) erkennt; in so fern insofern er eben sowohl ihnen folgen, als das Gegentheil thun kan kann ( d. i. frey frei ist); und in so fern insofern er, wenn er ihnen folgt, gewiß wohl, und, wenn ers nicht thut, übel fährt. Er findet aber eben sowohl nicht minder , daß er nicht ganz Herr über seine Glückseligkeit sey sei , da diese so oft von den Umständen abhängt, die er nicht ändern kan kann , sondern sie nehmen muß, wie sie sind. In dieser letztern Hinsicht ist es dem Menschen gar nicht gleichgültig, ob das, was in der Welt vorgeht, und besonders sein Schicksal, vom bloßen Zufall, oder von Nothwendigkeit, gegen welches beydes Beides Vernunft und Gefühl eines freyen freien Willens so laut spricht, oder von einem eben so höchst weisen und gütigen als allmächtigen Wesen abhängt. Eben so wenig ist es ihm gleichgültig, in Rücksicht auf das erstre Erstere , ob, bey bei der Einsicht seiner Pflicht und dem Drang Drange dazu, Pflicht und Glückseligkeit in stetem richtigen Verhält niß stehe, oder nicht; ob, bey ob bei dem, oft wenigstens scheinbaren, Widerspruch der Pflicht und Glückseligkeit, jene durchaus zu befolgen, und bey bei aller alsdann nothwendigen Aufopferung gewisser Ersatz zu hoffen sey sei ; ob bey bei den unzählichen unzähligen Hindernissen der Befolgung unsrer Pflicht und den mannichfaltigen mannigfaltigen Reitzen, ihr untreu zu werden, durchaus hinlängliche Bewegungsgründe zur Tugend vorhanden sind, wenn wir fürchten müssen, daß unsre unsere ganze Existenz nur auf dieses Leben eingeschränkt sey sei , und nicht versichert seyn können, daß es ein über alle Veränderungen der Welt Welt waltendes Wesen gebe, welches auch da, wo es nicht scheint, ganz gewiß für die stete Verknüpfung unsres Wohls mit der Ausübung unsrer Pflicht sorgen werde. 198. Dieses Gefühl der Bedürfnisse Bedürfnisse unsrer unserer Seele, wenn es auch mehr geahndet als erkannt wurde, mehr auf dunkeln oder verwirrten als auf entwickelten Vorstellungen beruhete, hat den nachdenkenden Menschen immer zu allen Zeiten gedrungen, an eine Gottheit Gottheit zu glauben, und, bey bei reifer gewordnen gewordener Vernunft, Gründe aufzusuchen, sich zu überzeugen, daß ein solches Wesen vorhanden sey sei , und die Eigenschaften haben müsse, ohne welche sich weder die Erscheinungen und Veränderungen in der Welt erklären ließen, noch eine wahre Beruhigung wegen unsers unseres Schicksals, und eine durchgängige Rechtschaffenheit Rechtschaffenheit in Gesinnungen und Handlungen Statt fände. Dadurch ist nach und nach die Wissenschaft entstanden, die man mit dem Namen der natürlichen oder Vernunft-Theologie Vernunft-Theologie belegt, so fern sofern sie bloß aus der Natur, und nicht aus einer sogenannten nähern Offenbarung Offenbarung der Gottheit selbst geschöpft wird. Soll die letztere eine sichere Quelle der Erkenntniß des höchsten Wesens für uns seyn: seyn, so müssen wir doch erst zuverläßig zuverlässig wissen, daß dasjenige, was wir für offenbart halten, wirklich von Gott geoffenbart sey, sei; daß es nicht nur dem, was wir aus der Natur von Gott wissen, nicht widerspreche, sondern dem auch gemäß sey sei . Wer also die natürliche Erkenntniß Gottes heruntersetzt und verdächtig macht, oder dagegen gleichgültig ist, der untergräbt ohne sein Denken selbst die Zuverläßigkeit Zuverlässigkeit der Offenbarung, oder beraubt sich oder Andre Andere , wenigstens da, wo es zweifelhaft wird, ob etwas eine göttliche Offenbarung sey sei , oder ob sie eine gewisse Entscheidung enthalte, der so nöthigen Gewißheit Gewißheit von der Erkenntniß Gottes. Dies Dieß und was §. 197 197. gesagt worden ist, setzt die Nothwendigkeit der natürlichen Theologie und ihres sorgfältigen Studiums ausser außer allem Zweifel. Anm. Je einleuchtender das ist, was über die Unentbehrlichkeit der Anwendung der Vernunft, zur Prüfung der Offenbarung gesagt ist, wenn nicht jede Schwärmerei uns als Offenbarung Gottes aufgedrungen werden soll, desto unbegreiflicher ist es, wie noch immer Bestreitungen und fast Bestürmungen der Vernunft versucht werden können, wobei man sich mit sich selbst in unaufhörliche Widersprüche verwickelt. Es ist ja ganz etwas anders, die Gränzen der Vernunft anerkennen, und die Aussprüche der Vernunft innerhalb ihrer Gränzen achten, und überhaupt jemandem zumuthen, das für gewiß zu halten, was er nicht entweder mit seiner Vernunft fassen, oder in seiner Vernunft überzeugende Gründe finden kann, es für glaubwürdig zu halten. Die bloße Ahndung , von welchen bei manchen neueren philosophischen ( z. B. Fries, Jakob Friedrich Frieß ) und theologischen Schriftstellern ( z. B. De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette ) die Rede ist, kann, meinem Bedünken nach, nie in die Reihe der Erkenntnißquellen Erkenntniß quellen gestellt werden, wenn sie gleich auf Vermuthungen Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten Wahrscheinlichkeiten führen kann. A. d. H. Frieß Der Herrnhuter und nachmalige Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries (1773–1843) wurde 1805 Professor für Philosophie und elementare Mathematik (später auch für Physik) in Heidelberg. 1816 nach Jena berufen und drei Jahre später zwangsemeritiert, hielt er ab 1824 wieder mathematische und physikalische und ab 1838 auch wieder philosophische Vorlesungen. Das Interesse an Fries' philosophischem Werk hat sich bis in die Gegenwart hinein gehalten, besonders hervorzuheben ist der zum philosophischen Prinzip erhobene, an Friedrich Schleiermacher (1768–1834) erinnernde Begriff der Ahndung (des Ewigen im Endlichen). Der an dieser Stelle im Hintergrund stehende Titel ist das in der zugehörigen Vorrede als „der exoterische Theil“ seiner Philosophie bezeichnete Werk Wissen, Glaube, Ahndung (1805). de Wette Wilhelm Martin Leberecht De Wette (1780–1849) zählt zu den literarisch produktivsten Theologen des 19. Jh.s und gilt als einer der letzten theologischen Universalgelehrten. Daneben ist er auch als Prediger und religiöser Schriftsteller hervorgetreten. Nach dem Schulbesuch in Weimar absolvierte De Wette Studium und Promotion in Jena und wurde 1807 zunächst Professor für Altes und Neues Testament in Heidelberg. Ab 1810 bekleidete er als Kollege Friedrich Schleiermachers (1768–1834) einen Lehrstuhl in Berlin, kehrte nach seiner Entlassung im Jahre 1819 – De Wette hatte einen Trostbrief an die Mutter des hingerichteten Mörders August von Kotzebues (1761–1819) verfasst – als Privatgelehrter nach Weimar zurück und nahm 1822 schließlich einen Ruf als Professor für Ethik und Praktische Theologie in Basel an. Bereits in Jena, dann aber auch in Heidelberg empfing De Wette wichtige Impulse von dem zuvor genannten Jakob Friedrich Fries, dessen Trias Wissen, Glaube und Ahndung entscheidenden Einfluss auf sein dogmatisches System hatte. 199. Wenn diese Erkenntniß Gottes den gedachten Nutzen erreichen, und unsern Bedürfnissen ein Genüge thun soll: soll, so muß sie nicht nur die Ueberzeugung Ueberzeugung gewähren, daß Gott Gott die Ursache der Welt und das seiner Natur nach nothwendige und ganz unabhängige Wesen, sondern daß er auch der höchste Geist sey sei , und den allervollkommensten Verstand und Willen besitze. Jene Theologie, die Gott nur als Weltursache Weltursache betrachtet, nennt Kant, Immanuel Kant ( Crit. (Krit. der R. V. rein. Vern. S. 660) transscendentale Theologie , weil darin nur reine Vernunft zum Grund gelegt wird, es sey sei , daß die Ueberzeugung auf den bloßen Begriff Begriff des möglichen allerrealsten Wesens (auf Ontologie Ontologie), oder auch auf Erfahrung Erfahrung überhaupt von irgend etwas Existirenden (meiner Existirendem (unserer selbst oder der Welt) gebaut werde (auf Kosmologie Kosmologie). Diese hingegen, die einen Welturheber Welturheber und Regierer aufsucht, heißt bey bei ihm natürliche Theologie (also in einem engern Verstande), und würde sich von jener darin unterscheiden, daß dabey dabei schon der Begriff von einem Geiste oder denkenden Wesen vorausgesetzt werde wird , den wir nur aus der Erfahrung von uns selbst näher angeben, und also erst aus eigner Erfahrung schließen können, wie die Gott beygelegten beigelegten Vollkommenheiten Vollkommenheiten, nach der Analogie mit uns, mit Absonderung aller Einschränkung, näher bestimmt werden müssen. Sie bauet also unsre unsere Ueberzeugung und Kenntniß von Gott auf die Kenntniß unsrer eignen unserer eigenen Natur Natur, und, da wir bey bei uns dasjenige, was da ist , von dem, was da seyn soll (§. 183 183. ), oder eigentliche Natur und Freyheit Freyheit Freiheit , unterscheiden können, so schließt sie aus beyden beiden , also aus Psychologie und Moral, sowohl auf die Existenz als auf die Beschaffenheit Gottes. So fern Sofern sie Gott als den vorstellt, auf welchem alle natürliche Vollkommenheit unsrer selbst und der Welt beruht, nennt sie Kant, Immanuel Kant Physicotheologie Physicotheologie , so fern Kant die Physicotheologie ; sofern sie ihn aber als den Grund aller sittlichen Vollkommenheit darstellt, Moraltheologie Moraltheologie , die mit theologischer Moral nicht zu verwechseln ist, ist (welche Gott als Weltregierer voraussetzt ), sondern sein Daseyn und die Kenntniß seiner Eigenschaften auf sittliche Gesetze gründet . – Anm. Die Physicotheologie , welche aus dem Daseyn und der Vollkommenheit der Welt auf das Daseyn und die Vollkommenheiten, und die Teleologie , welche von der Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtung besonders auf die höchste Vernunft und Weisheit ihres Urhebers schließt, ist unter der ersten Benennung besonders vom Engländer Derham, William Derham , deutsch, Hamburg 1764. , dann von dem Holländer Nieuwentijt, Bernard B. Nieuwentyt , deutsch von Segner, Johann Andreas von J. A. Segner , Jena 1747. 4., ferner französisch von Bonnet, Charles C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers. von Tietz, Johann Daniel Titins , 5te Ausg. , Leipzig 1783. , bearbeitet worden. In Deutschland gehören dahin die Schriften von Sander, Heinrich H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th. , Leipz. 1791. Dieterich, Karl Friedrich K. F. Dieterich Schöpfung und Schöpfer, Erfurt 1788. Helmuth, Johann Heinrich J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798. Manche dieser Schriftsteller haben nur den Fehler, daß sie sich in teleologischen Beobachtungen und Vermuthungen verlieren, und der Gottheit ihre oft sehr kleinlichen Ansichten unterlegen. A. d. H. Crit. der R. V. D.i. die Kritik der reinen Vernunft (vgl. I § 178; I § 183), gemeint ist die zweite Auflage (vgl. I § 167; I § 176). Derham, deutsch, Hamburg 1764 Gemeint ist Johann Jakob Schwabes (1714–1784) Überarbeitung von William Derhams (1657–1735) Physico-Theologie oder Naturleitung zu Gott (1764), die ursprünglich von Christian Ludwig Wiener (geb. 1692) übersetzt und von Johann Albert Fabricius (1668–1736) zum Druck befördert wurde. Das häufig aufgelegte Original Physico-Theology, or, A Demonstration of the Being and Attributes of God from his Works of Creation (1713; 13 1768) galt als Standardwerk der theologia naturalis und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. B. Nieuwentyt, deutsch von J. A. Segner, Jena 1747 Gemeint ist die einflussreiche, von Johann Andreas Segner (1704–1777) übersetzte Schrift Rechter Gebrauch Der Welt-Betrachtung. Zur Erkentnis Der Macht, Weisheit und Güte Gottes, Auch Ueberzeugung Der Atheisten und Ungläubigen (1747) des niederländischen Philosophen und Mathematikers Bernard Nieuwentijt (1654–1718). Das Original Het regt gebruik der werelt beschouwingen, ter overtuiginge van ongodisten en ongelovigen aangetoont (1715) wurde auch ins Englische und Französische übersetzt und jeweils mehrfach aufgelegt. C. Bonnet in den Betrachtungen über die Natur, übers. von Titius, 5te Ausg., Leipzig 1783 Charles Bonnets (1720–1793) zweibändiges Werk Contemplation de la nature (1764) ist in mehreren Sprachen erschienen und wurde von Johann Daniel Tietz (Titius) (1729–1796) ins Deutsche übersetzt. Die Betrachtung über die Natur ist 1783 nicht in fünfter, sondern in vierter Auflage erschienen. H. Sander über die Güte und Weisheit Gottes in der Natur, Zürich 1790. Ueber das Große und Schöne der Gottheit in der Natur, 2 Th., Leipz. 1791 Heinrich Sanders (1754–1782) Von der Güte und Weisheit Gottes in der Natur ist in unterschiedlichen Auflagen in Karlsruhe bzw. Frankfurt/Leipzig erschienen. Zürich ist als Verlagsort nicht nachzuweisen. Wahrscheinlich ist hier die in Karlsruhe erschienene Zweitauflage aus dem Jahr 1780 gemeint, bisweilen wird in der Sekundärliteratur jedoch auch auf eine Ausgabe aus dem Jahr 1790 verwiesen. Außerdem dürfte Ueber das Grosse und Schöne in der Natur in zwei Bänden (Leipzig 1781/1782) gemeint sein. Dieses Werk ist 1784 in zweiter Auflage erschienen. J. G. Hellmuth Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues. Braunschweig 1798 Die Erstauflage der Anleitung zur Kenntniß des großen Weltbaues für Frauenzimmer in freundschaftlichen Briefen des Theologen und Physikers Johann Heinrich Helmuth (1732–1813) stammt aus dem Jahr 1791, die Zweitauflage aus dem Jahr 1794. 200. In der natürlichen Theologie natürlichen Theologie im gewöhnlichsten Verstande (§. 198 198. ) werden alle diese verschiednen verschiedenen Arten, auf die Erkenntniß des Daseyns und der Eigenschaften Gottes zu kommen, mit einander verbunden. Dies ist auch nothwendig. Denn 1) die transscendentale Theologie, transscendentale Theologie (um uns, der Kürze wegen, dieses Ausdrucks zu bedienen) – gesetzt auch, daß diese eine wirklich apodiktisch apodiktische Gewißheit mit sich führe führte , welches doch wenigstens bezweifelt, hier aber wiewohl hier nicht untersucht werden kan kann – leitet doch nur auf die Wirklichkeit Gott Gottes und die ihm beyzulegenden beizulegenden Eigenschaften überhaupt; es bedarf aber noch der Kenntniß unsrer selbst, um zu wissen, wie wir uns Gottes geistige Eigenschaften, in Vergleichung mit den unsrigen, vorstellen, und zur Erklärung der Beschaffenheit und Veränderungen in der Welt anwenden sollen (§. 199 199. ). Auch wird durch Hülfe der Beobachtung Beobachtung über uns selbst und die Dinge in der Welt, ihre Einrichtung und ihre Veränderungen, alle Erkenntniß und Ueberzeugung von Gott anschaulich, sonach wenigstens ihr Eindruck sehr verstärkt; und unsre Ueberzeugung praktisch, welches bey bei einer solchen Kenntniß, wie die von Gott ist, die auch zu unserm rechten Betragen gegen Gott kräftig und wirksam seyn muß, höchst nöthig ist. Nicht zu gedenken, daß, weil nur Wenige im Stande sind, bloß speculative Vorstellungen zu fassen, und sich zu reinen Begriffen zu erheben, für diese und ihre Bedürfnisse durch reine Philosophie wenig oder gar nicht würde gesorgt werden. 2) Hinwiederum können strengere ontologische ontologische und kosmologische kosmologische Untersuchungen, neben denen, welche die Erfahrung Erfahrung zu Hülfe nehmen, große Dienste thun. Denn, Denn wenn auch die Untersuchungen dieser Art wirklich nicht zu strengen Beweisen strengen Beweisen der Wirklichkeit und der Eigenschaften Gottes führen sollten: sollten, so zeigt doch eben dieselbe Kritik, welche diese Beweise als unbündig darstellt, damit auch, daß die vermeinten Gegenbeweise eben so unbündig und ungegründet sind, benimmt dadurch allen speculativen Gründen der Atheisten, Skeptiker etc. alle Kraft, und gründet zugleich die Sicherheit unsers Glaubens an Gott, dem die Gegner nicht nur nichts Vernünftigeres an die Seite stellen können, sondern auch, mit Verleugnung Verläugnung aller Vernunft, selbst alle Begriffe von Sittlichkeit Sittlichkeit aufgeben müssen. Ueber dies Ueberdieß sind alle sogenannte natürliche Eigenschaften Gottes (im Unterschiede von den geistigen, und besonders von den moralischen), als Nothwendigkeit, Ewigkeit, Allmacht u. s. f. u. s. f., solche Eigenschaften, welche selbst die reine Vernunft erkennen, und die Begriffe davon reinigen kan kann , um alle Beymischung Beimischung der Unvollkommenheit eingeschränkter Wesen zu verhüten. Ja überhaupt kan kann sie dieses in Absicht auf alle göttliche Eigenschaften, wenn erst deren Kenntniß anderswoher geleitet ist, wo sie alsdann nicht nur unsre Begriffe davon mehr verdeutlicht und berichtigt, sondern sie auch in einen größern Zusammenhang bringt, und dadurch die Ueberzeugung davon befestigt. 194. Unausprechlich wichtig ist der letzte Theil der Metaphysik, der unter dem Namen der natürlichen Theologie bekannt ist, und, im weitern Verstande genommen, alles in sich faßt, was von Gott Gott oder dem allervollkommensten Wesen aus der Natur erkannt werden kan. – Giebt es einen solchen Gott, so hängt alles, so hängt auch alle unsre Glückseligkeit Glückseligkeit von ihm ab, sie mag auch mit zum Theil von unsern freyen Entschliessungen und Handlungen oder von seinem Wille Willen, ohne Dazwischenkunft unsers Willens, abhängen. Im letztern Fall gründet sich unsre Gewißheit von unserm höchst möglichen Glück und die daraus fliessende wahre Gemüthsruhe lediglich darauf, daß ein solches Wesen vorhanden sey, welches alle unsre Bedürfnisse, alle Arten des Glücks und Elendes, alle Mittel, jenes zu bewirken und dieses abzuwenden, kenne, alles zu bewirken vermöge, und nur das Beste und für uns Heilsamste bewirken wolle. Im erstern Fall aber, darauf, daß die Entschliessung und das Betragen, welches in unsrer Gewalt steht, Gottes Willen allezeit entspreche, daß wir also auch dieses göttlichen Willens kundig seyn, nicht nur in sofern, als er an uns befolgt werden soll, sondern auch, sofern wir die seligsten Folgen davon, oder das uns vortheilhafteste Verhalten Gottes gegen uns ohnfehlbar erwarten können; wer Gott dienen will, der muß glauben, daß er sey , und daß er denen, die sich nach ihm richten , ein Vergelter seyn werde, Ebr. 11, 11 . – Wenn denn auch das, was wir von Gott wissen können, nicht bloß aus der Natur erkennbar wäre, sondern auf einer nähern Offenbarung Offenbarung beruhen sollte: so müßte doch erst zuverläßig bekannt seyn, daß, was wir für die letztere halten, wirklich von Gott geoffenbart, nicht nur dem, was wir aus der Natur von Gott wissen, nicht widerspreche, sondern dem auch gemäß sey. Wer also die natürliche Erkenntniß Gottes heruntersetzt und verdächtig macht, oder dagegen gleichgültig ist: der untergräbt ohne sein Denken selbst die Zuverläßigkeit der Offenbarung, oder beraubt sich oder Andre, wenigstens da, wo es zweifelhaft wird, ob etwas eine göttliche Offenbarung sey, oder ob sie eine gewisse Entscheidung enthalte, der so nöthigen Gewißheit Gewißheit von der Erkenntniß Gottes. wer Gott dienen will […] Ebr. 11, 11 Gemeint ist wohl Hebr 11,6. 195. Diese Gewißheit Gewißheit ist von zweyerley Art, und danach kan man auch eine zwiefache Art der natürlichen Theologie annehmen. Die eine beruht bloß auf übersinnlichen Begriffen, auf nothwendig wahren Sätzen. Diese ist die natürliche Theologie im engsten Verstande , und gehört ganz eigentlich, als ein Theil, zur Metaphysik. Sie entwickelt den Begriff von Gott aus dem Begriff eines Wesens (Dinges) und Geistes, und setzt ihn aus allen Realitäten, die ihn in beyderley Absicht zukommen, zusammen: schließt alsdenn aus diesem Begriff der höchsten Vollkommenheit Vollkommenheit, oder aus der Zufälligkeit jedes andern Dinges, wenigstens aus unsrer eignen Wirklichkeit, daß ein allervollkommenstes Wesen nothwendig wirklich seyn müsse; und leitet daraus die einzlen Eigenschaften Gottes, und alles andre von Gott, her, was aus denselben nothwendig gefolgert werden kan. 196. Zwar ist diese Wissenschaft so wenig für jeden zur Ueberzeugung von Gott nothwendig, so wenig jeder fähig ist, sich zu so reinen Begriffen zu erheben; sie wird auch nur Wenigen eine praktische Ueberzeugung gewähren, die doch zu einer solchen Erkenntniß, wie die von Gott ist, welche auch zu unserm rechten Betragen gegen Gott kräftig und wirksam seyn muß, erfordert wird. Aber sie ist allein einer eigentlichen Evidenz Evidenz fähig, und daher für den nöthig, der seine Ueberzeugung von Gott aufs unerschütterlichste sichern will, oder der mit feinen und verwickelten Zweifeln zu kämpfen hat; und so schätzbar, ja in ihrer Art vorzüglich, andere nicht so demonstrative Beweisarten für Gottes Wirklichkeit und Eigenschaften sind: so unentbehrlich ist doch diese, wo Wirklichkeit eines allervollkommensten Wesens und die unumschränktesten Eigenschaften desselben ausser Zweifel gesetzt werden sollen. Abhandlung über die Evidenz in metaphysichen Wissenschaften, von Mendelssohn, Moses Moses Mendelsohn , Berlin 1764. in 4. dritter Abschnitt. Vorbereitung zur natürlichen Theologie, von Eberhard, Johann August J. A. Eberhard , Halle 1781. 8. Abhandlung über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften, von Moses Mendelsohn, Berlin 1764. in 4. dritter Abschnitt Dieser Abschnitt trägt den Titel Von der Evidenz in den Anfangsgründen der natürlichen Gottesgelahrtheit (aaO 32–51). 201 197 . Was hier von der Nothwendigkeit gesagt ist, reine und Erfahrungserkenntniß Erfahrungserkenntniß in dieser besondern Wissenschaft zu verbinden: dies verbinden, das gilt, auch ausser außer derselben, von dem ganzen Bestreben nach der Kenntniß Gottes aus der Natur. Indessen muß man ja die andre Art, durch die Natur zur Erkenntniß Gottes zu gelangen (§. 185. ), welche nicht aus vorausgesetzten nothwendigen Begriffen, oder durch keine nothwendige Schlüsse folgert, und nur eine moralische Gewißheit gewährt, besonders die Beweisarten aus der unleugbaren Ordnung und Absichten in der Natur, nicht nur nicht gering achten, sondern sie auch immer mehr aufzuklären und zu benutzen suchen. – Alle Erkenntniß Erkenntniß ist doch nur in sofern recht nützlich, als sie uns mehr Kräfte und Ermunterung Ermunterungen , Gutes zu thun und zufrieden zu seyn, giebt, und dadurch unsre und Andrer Glückseligkeit Glückseligkeit erweitert und befestigt; die Erkenntniß Gottes ist daher auch nur in dem Grade etwas werth, in welchem sie uns tiefe Ehrfurcht, herzliche Liebe, Vertrauen, Folgsamkeit gegen ihn, Eifer, ihn nachzuahmen, nachzuahmen ihm nachzuahmen und seine allezeit besten Absichten zu befördern, mittheilt. Hiezu Hierzu ist anschauende, lebhafte Erkenntniß nöthig; und jede Vorstellung, wenn sie gleich nur eine beredende Kraft hätte, und eine unvollendete Gewißheit Gewißheit erzeugte, vermehrt vermehrte doch die Stärke des Eindrucks, und muß uns schon deswegen nie gleichgültig seyn. – Diese Wirksamkeit der Erkenntniß kan kann auch der Deutlichkeit und strengen Gewißheit mehrentheils entbehren, ja diese letztere beschäftiget beschäftigt gemeiniglich die Aufmerksamkeit so sehr, und gewöhnt so sehr an Speculation oder dürre und nur auf eine entferntere Art nutzbare Untersuchungen, daß sie leicht Kälte gegen die Anwendung und gegen prak tische Untersuchungen hervorbringt, und daher um so mehr nöthig hat, durch lebhafte Eindrücke erfrischt, erfrischt und in Verbindung mit der Thätigkeit erhalten zu werden. – Die Lebhaftigkeit der Erkenntniß giebt selbst, indem sie uns den Gedanken von Gott werther macht, mehr Reitz, tiefer einzudringen, und unsere unsre Ueberzeugung durch strengere Beweise zu befestigen, befestigen; und die Gewohnheit Gewohnheit, Gott überall, auch in seinen kleinsten Anstalten, gleich groß, gütig und weise zu finden, erhebt unsern Verstand und unser Herz zu einer ungewöhnlichen Stärke und Aehnlichkeit mit ihm. – Wollen wir vollends Allen Alles werden, und die seligen Eindrücke von Gott überall befördern: auch bei Andern befördern, so ist nicht nur dieser Weg, zur Erkenntniß Gottes zu führen, jedem, auch selbst von den gemeinsten Fähigkeiten, offen, sondern auf diesem kan kann auch jeder am leichtesten, eindrücklichsten, und überall zur Ueberzeugung kommen, weil alles Alles , was ihn umgiebt, Gott und seine Ei genschaften verkündigt, und den Gedanken an Gott unmittelbar an das eigne eigene Interesse eines Jeden anknüpft, so wie ihm, wenn er sich nur erst einmal gewöhnt, alles Alles auf Gott zu beziehen, diese überall zu findenden Spuren Spuren Gottes sich mehr aufdringen, als erst mit Mühe aufgesucht zu werden brauchen. – brauchen. 198. Also studiere man mit allem Fleiß auch die sichtbare, jedem vor Augen liegende, liegende Natur Natur. Man studiere, recht eigentlich in dieser Absicht, die Natur; man spüre der Geschichte Geschichte nach , in der sich, sich wenn man bey bei den Veränderungen der Welt auf den Zusam menhang, die Ursachen und Folgen der Dinge Dinge, aufmerksam ist, so unverkennbare Spuren der göttlichen Vorsehung darbieten. Man Fürsehung darbieten; man nehme so viele trefliche treffliche Bücher zu Hülfe, worin dergleichen Beobachtungen aus dem Reiche der Natur und der Geschichte gesammlet gesammelt , und die Gesichtspuncte Gesichtspunkte angegeben worden werden , woraus diese Spuren am leichtesten zu bemerken sind, und der Uebergang von diesen Veränderungen zu den dem , der Alles regiert, erleichtert wird. – Lehrer der Religion Religion sollten eben deswegen, weil diese Art Art, Gott zu erkennen erkennen, die gemeinfaßlichste, gemeinnützigste, und zur Beförderung der praktischen Ueberzeugung nothwendigste ist, sie vorzüglich kennen lernen, lernen und brauchen. Sie brauchen; sie sollten aber auch, weil sie andre Andere selbst in der Gewißheit der Erkenntniß übertreffen, und sie eigentlich, was nur wenige Andre Andere können, auch scharfsinnigere und spitzfindige Zweifel aufzulösen im Stande seyn müßten müssen , die demonstrativere Erkenntniß von Gott, so viel sie es vermöchten vermögen , in ihre Gewalt zu bekommen suchen. Anm. Hülfsmittel sind alle Schriften über natürliche Theologie überhaupt , und einzelne Materien derselben (Daseyn Gottes, Vorsehung, Unsterblichkeit), insonderheit . Mit Uebergehung der letztern, welche man in den vollständigen literarischen Werken, z. B. Ersch, Johann Samuel Ersch Handbuch, Th. 1. S. 255 f. , desgleichen der Bibliothek für Prediger, Th. 1. S. 325 und Th. 4. S. 184 nachgewiesen findet, bemerken wir unter den allgemeinen , außer Wolff, Christian von C. W. Wolf Theologia naturali methodo scientifica pertractata, P. I. II. Francf. et Lips. 1736–1737. 4. Deutsch: Wolff, Christian von Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, über- Hagen, Gottlieb Friedrich H. E. H. , 5 Bände. Berlin 1742–45. Reimarus, Hermann Samuel H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg. Hamburg 1791. Foster, James J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751. Villaume, Peter Villaume , Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788. Heydenreich, Karl Heinrich K. H. Heydenreich Betrachtungen über die Philosophie der natürlichen Religion, 2 Bände. Leipzig 1790. 91. Auch von Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie. Allen Alles werden Vgl. 1Kor 9,22. Ersch Handbuch, Th. 1. S. 255 f. Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Innerhalb des Abschnitts Philosophie (aaO 179–262) finden sich im ersten Band unter dem Unterpunkt Praktische Philosophie u.a. Schriften zur Religionsphilosophie und Moraltheologie (aaO 253–262). AaO 255 beginnen die Allgemeine[n] und vermischte[n] Schriften ohne diejenigen Wolffs und anderer älterer Autoren, es folgen Titel zu den Themen Daseyn und Wesen Gottes (aaO 258–260) sowie Unsterblichkeit der Seele (aaO 260–262). Bibliothek für Prediger, Th. 1. S. 325 und Th. 4. S. 184 Zur Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur vgl. I § 43 c. Im ersten Teil (1796) finden sich an der betreffenden Stelle Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Lehren der natürlichen Theologie (aaO 325–354), im vierten Teil (1812) Specielle Schriften und Abhandlungen über einzelne Theile der natürlichen Religion (aaO 184–193). Deutsch: Wolf's natürliche Gottesgelahrtheit, übersetzt H. E. H., 5 Bände. Berlin 1742–45 Bei Christian Wolffs fünfbändigem Werk Natürliche Gottesgelahrheit nach beweisender Lehrart abgefasset handelt es sich um die von Gottlieb Friedrich Hagen (1710–1769) besorgte Übersetzung der Theologia naturalis, methodo scientifica pertractata . H. S. Reimarus Abhandlung von den vornehmsten Wahrheiten der Religion, 6te Ausg. Hamburg 1791 Der genaue Titel lautet Abhandlungen von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion . Die sechste Auflage wurde wie schon die fünfte (1781) von Reimarus' Sohn Johann Albert Heinrich Reimarus (1729–1814) besorgt. J. Forster's Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion. Aus dem Englischen. 3 Bände. Leipzig 1751 Gemeint ist die von Johann Joachim Spalding vorgenommene Übersetzung von James Fosters (1697–1753) zweibändigem Werk Discourses on all the principal branches of natural religion and social virtue (1749/1752). Diese ist unter dem Titel Betrachtungen über die vornehmsten Stücke der natürlichen Religion und der gesellschaftlichen Tugend in zwei Bänden (1751/1753) erschienen. Villaume, Philothee oder die ersten Lehren der Religion, 5 Theile. Berlin 1788 Der Name des Autors lautet Peter Villaume (1746–1825). Jerusalem's Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, enthält der 1ste Theil bloß die Grundlehren der natürlichen Theologie Bei den Betrachtungen (1768–1779) handelt es sich um Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems unvollendetes Hauptwerk, das mehrfach neu aufgelegt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. 202. Ein jedes vernünftiges Wesen hat nicht nur Vernunft Vernunft, in so fern insofern es aus dem erkannten Allgemeinen (oder aus Principien) das Besondre zu erkennen erkennen vermag, vermag (theoretische Vernunft Vernunft, §. 175 175. ), sondern auch so fern sofern es nach Principien, d. i. nach Vorstellung der Gesetze, handeln handeln kan kann . Dieses Vermögen ist die praktische Vernunft, die mit dem Wille Willen einerley einerlei ist, welcher in so fern frey sofern frei heißt, als er sich in seinen Handlungen unmittelbar, d. i. unabhängig von allem Sinnlichen, nach Vorstellung der Gesetze (allgemeiner Sätze) allgemeiner Sätze oder Gesetze bestimmen kan kann (§. 183 183. ). Derjenige Theil der Philosophie, der sich mit Bestimmung freyer freier Handlungen, oder des praktischen, sittlichen, sittlichen Verhaltens beschäftigt, heißt die praktische Philosophie (ebendaselbst) , Moral Moral, Ethik Ethik (beyde letztern Wörter Ethik , beide letzteren Benennungen im weiterm weitern Verstande genommen). genommen. 199. Wie die bisher erwehnte theoretische Philosophie uns die Natur kennen lehrt: so zeigt uns die praktische , wie wir der Natur Natur folgen, oder davon den besten Gebrauch zur höchstmöglichsten Glückseligkeit Glückseligkeit des Menschen machen müssen (§. 172. ); und weil sich die eigentliche Philosophie nur auf die geistigen Eigenschaften der Dinge einschränket (§. 170. ): so kan die praktische Philosophie auch nur eine Anweisung zur höchstmöglichsten Verbesserung und Ge brauch unsrer Geisteskräfte enthalten. Diese sind entweder Vorstellungen oder Neigungen. Man hat aber diejenigen Theile der Philosophie, welche die beste Bildung und Anwendung unsrer Vorstellungen betreffen, bereits zur theoretischen Philosophie geschlagen (§. 172. Anm. 1. und §. 174. ); also muß sich auch die praktische Philosophie nur auf Bildung und Lenkung unserer Neigungen oder unsers Willens, nur auf die moralischen Wissenschaften , einschränken. moralisch Moralisch nennt man bey dem Menschen alles, was von der Freyheit seines Willens abhängt, diese Freyheit aber das Vermögen des menschlichen Willens sich nach der Einsicht des Besten, d. i. desjenigen, zu bestimmen, was die meiste und größte Glückseligkeit befördert; und da das Beste nicht anders sicher bestimmt werden kan, als nach Vergleichung des verschiednen Werthes der Dinge, wozu deutliche Einsicht nöthig ist: so setzt man die Freyheit des menschlichen Willens in das Vermögen, etwas nach deutlicher Einsicht des Besten zu wollen. Es läuft also auf eines hinaus, man mag die moralischen Wissenschaften erklären, durch solche, die eine Anweisung zur besten Einrichtung unsers freyen Verhaltens geben, oder durch eine Anweisung zur Beförderung der höchst möglichsten menschlichen Glückseligkeit, so fern sie von unserm Willen abhängt. Es versteht sich übrigens von selbst, daß, da die moralischen Wissenschaften hier als ein Theil der Philosophie angesehen werden, alles dieses nur so weit genommen werde, als es aus der Natur erkennbar ist. 203 200 . An der Wichtigkeit dieser Wissenschaft Wissenschaften zweifeln, wäre eben so viel hiesse nichts anders , als zweifeln, entweder ob der Mensch und ein jedes vernünftiges Wesen, immer vernünftig handeln müsse. – Keine Fähigkeiten und keine Umstände haben eigentlichen Werth und machen glücklich, als so fern sofern sie recht gebraucht werden; nur der gute Wille Wille ist ohne Einschränkung gut, und kan kann mit Recht das höchste Gut genannt werden *) . werden. *) – Es ist auch so offenbar, daß wahre, ungetrübte, dauerhafte Glückseligkeit Glückseligkeit nur davon, nur von stetem vernünftigen Handeln Handeln und der Neigung Neigung dazu abhängt, daß man entweder gegen seine höchst möglichste Glückseligkeit gleichgültig seyn, oder glauben müßte, sie ohne vernünftigen Gebrauch seiner Kräfte oder Umstände erreichen zu können, wenn es uns gleich viel gleichviel wäre, ob unser Wille gut sey sei oder nicht, oder wenn wir um alle Kenntniß der Beschaffenheit eines wahrhaftig guten Willens, und der Mittel ihn zu erlangen, unbekümmert blieben. nach der höchst möglichsten Glückseligkeit Glückseligkeit trachten müßte, oder ob er sie ohne Ueberlegung des Besten und dem Gebrauch seiner Kräfte dazu, erreichen könne. Alle Bedenklichkeiten gegen den grossen Werth der moralischen Wissenschaften müssen demnach auf blossen Mißverstand beruhen. *) – Da aber die moralischen Handlungen von der Gesinnung abhängen, und diese erst jenen ihren Werth giebt, auch der Begriff der Glückseligkeit nicht nach äusserlichen sehr zufälligen und veränderlichen Umständen, sondern nach dem Wachsthum der innern Vollkommenheit des Menschen, gewürdigt werden kan: **) so müssen diese Wissenschaften nicht nur auf Beförderung guter Handlungen Handlungen, sondern auch und vornehmlich guter Gesinnungen Gesinnungen, nicht nur auf die beste Lenkung, sondern auch auf die Verbesserung des menschlichen Willens, arbeiten; überhaupt aber – den grossen Umfang der Pflichten Pflichten richtig und bestimmt darstellen – sie durch die dringensten Gründe empfehlen – und die Mittel angeben, wodurch gute Gesinnungen und Handlungen am wirksamsten hervorgebracht, erhalten und vermehrt werden können. *) S. Kant, Immanuel Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 1 flg. fg. *) Ueber den Werth der Moral etc. von Nösselt, Johann August J. A. Nösselt , zweyte Auflage, Halle 1783. 8. **) Philosophische Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero Cicero's Büchern von den Pflichten, von Garve, Christian Christian Garve , zum ersten Buche S. 28. folgg. Kant's Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 1 flg. Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183). Philosophische Anmerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Büchern von den Pflichten, von Christian Garve, zum ersten Buche S. 28. folgg. Dieses insgesamt dreibändige Werk ist zuerst 1783 in Breslau erschienen (vgl. II § 203) und erlebte in schneller Folge mehrere Auflagen ( 2 1784; 3 1787/1788; 4 1792). Im ersten, die Anmerkungen zu dem Ersten Buche enthaltenden Band wird aaO 28ff. auseinandergesetzt, dass das Wesen der Tugend mehr im Charakter des Menschen als in seinen veränderlichen Handlungen zu suchen sei. 204. Wenn man die hieher gehörigen Kenntnisse, welche uns die Natur darbietet, in eine Wissenschaft bringen will: will, so kan kann sie entweder bloß auf Begriffe und Sätze der reinen Vernunft oder auch auf Erfahrungssätze Erfahrungssätze gebaut werden. Nur in jenem Fall entsteht eine eigentliche Wissenschaft, die Kant, Immanuel Kant in im eigentlichen und engern Verstande (§. 202 202. ) Moral oder praktische Philosophie , und mit einem besondern Namen Metaphysik Metaphysik der Sitten nennt (§. 183 183. ); in diesem Fall aber, d. i. wenn sie empyrisch empirisch ist, praktische Anthropologie Anthropologie (§. 190 190. Anmerk. ). Jene würde lediglich müssen aus dem allgemeinen Begriff eines vernünftigen Wesens hergeleitet werden müssen , und Gesetze enthalten, die nicht bloß für den Menschen, sondern für alle vernünftige Wesen gälten, auch allen andern Gesetzen für den Wille Willen zum Grunde lägen. Daß wir einer solchen reinen Moral Moral bedürfen, ist leicht einzusehen. – Denn woraus kan kann man sonst beweisen, daß etwas gut oder böse, Pflicht Pflicht sey sei oder nicht? Beruft man sich deswegen auf Gefühle, oder auf menschliche oder göttliche Gesetze, oder Beyspiele Beispiele , oder erkannte nützliche Folgen, oder was man sonst als verpflichtend anführen mag: mag; so sind ja dies dieß immer subjectiv subjective Gründe, wobey wobei stets die Frage entstehen kan kann : ob es nicht Täuschung sey sei , ob nicht das Urtheil durch Gründe des Angenehmen oder Nützlichen, statt des Rechtmäßigen, ob es nicht durch Eigennutz, durch Gewohnheit, durch Temperament gestimmt werde? ob die guten Folgen nothwendig aus der Handlung oder aus zufälligen Umständen entspringen? ob die Handlungen also wirklich Lob oder Tadel verdienen? ob jemand das Recht hatte, gewisse Gesetze zu geben, oder sich auf solche, als Gesetze, einzulaßen einzulassen ? selbst bey bei vorgegebenen göttlichen Gesetze Gesetzen, ob es wirklich göttliche sind? welche Frage anders nicht kan nicht anders kann bejahet werden, als so fern sofern dergleichen angeblich göttliche Gesetze mit dem, was ursprünglich recht ist, übereinstimmen; so wie nicht einmal eine Verbindlichkeit, sie zu beobachten, überzeugend erkannt werden kan kann , wenn man nicht voraussetzt, daß Gottes Wille höchst heilig sey sei , welche Heiligkeit wieder in der durchgängigen Uebereinstimmung seines Willens und der daher fließenden Gesetze, mit jenen Urbegriffen vom Recht- und Unrechtmäßigen besteht. – Wie anders, als durch solche aus dem Begriff eines vernünftigen Wesens geschöpfte Begriffe und Gesetze Gesetze, läßt sich auch der nothwendige Unterschied zwischen Recht Recht und Unrecht Unrecht, und der wahre Werth sowohl als die Möglichkeit der Tugend Tugend darthun, darthun; oder wie kan kann man sonst hinlänglich dem Eigendünkel und der Zweifelsucht dererjenigen derer begegnen, die überall an keine Tugend noch an einen solchen sittlichen Unterschied glauben, zumal wenn sie durch die Uneinigkeit der Menschen über diese Gegenstände, durch viele schlimme Erfahrungen, und durch scharfsichtige Beobachtung der menschlichen Schwäche und Scheintugenden, gegen alle Tugend eingenommen sind? – Und wie sehr ist der Mensch geneigt, wenn er seine Pflichten Pflichten mit seinen Bedürfnisse Bedürfnissen und Neigungen Neigungen vergleicht, und in ihrer Befriedigung seine Glückseligkeit Glückseligkeit zu finden glaubt, entweder Pflicht nicht für Pflicht zu halten, weil sie seiner Glückseligkeit im Wege zu stehen scheint, scheint; oder sich Ausnahmen zu erlauben, und diese damit zu rechtfertigen, daß sie nicht allgemein verbindlich sey, sei; oder sie mit seinen Neigungen und Wünschen zu vereinigen, und dadurch Pflicht und Gesetze zu entkräften! und Und was kan kann ihn dagegen sichern, oder seinem hin hin- und her schwankenden herschwankenden Gewissen Gewissen mehr Festigkeit geben, als die Ueberzeugung von ihrer Allgemeinheit, die nur durch reine Vernunft erwiesen werden kan kann ? – Ueberhaupt aber erfordert wahre Tugend, daß man nicht nur das Gute thue, sondern auch eben darum, weil es gut ist, und nicht bloß den Gesetzen gemäß, sondern auch aus Achtung Achtung gegen die Gesetze handle. Hiezu dient denn eben die Ueberzeugung von der Verbindlichkeit dieser Gesetze an sich, ohne Rücksicht auf andre andere (subjective) Gründe, die aber freylich freilich nicht anders, als, als unabhängig von diesen, aus reiner Vernunft bewiesen werden kan kann . Anm. Es wäre also höchst nöthig, diese bloß auf reine Vernunft gegründete Moral Moral von aller empyrischen empirischen getrennt, als einen besondren besondern Theil oder Wissenschaft vorzutragen. Die sehr nützliche Wissenschaft, welche Wolff, Christian von Wolf , und nach ihm Andere, unter dem Namen einer allgemeinen praktischen Philosophie aufgestellt haben, untersucht zwar den Willen überhaupt mit den daraus fließenden allgemeinen Grundsätzen; sie schränkt sich aber nicht auf bloß reine Vernunftbegriffe Vernunftbegriffe ein, sondern nimmt vielmehr Erfahrungsgrundsätze Erfahrungsgrundsätze zu Hülfe. Ganz eigentlich aber hat Kant, Immanuel Kant , sowohl vorläufig in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten , als noch vielmehr in der Kritik der praktischen Vernunft , Riga 1788 in 1788. gr. 8. 8., dieses beabsichtigt. beabsichtigt, worauf mehrere Schriften dieser Art, zum Theil übereinstimmend, zum Theil abweichend von Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreich , Bendavid, Lazarus Bendavid u. A. gefolgt sind, womit auch Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803. , zu vergleichen ist. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten Gemeint ist die Erstauflage aus dem Jahr 1785 (vgl. I § 183). Heydenreich, Bendavid Zu nennen sind die dreiteilige Propaedevtick der Moralphilosophie nach Grundsätzen der reinen Vernunft (1794) des Leipziger Philosophen Karl Heinrich Heydenreich (1764–1801) sowie die Vorlesungen über die Critik der practischen Vernunft (1796) des jüdischen Aufklärers und Kantianers Lazarus Bendavid (1762–1832). F. Schleyermacher's Kritik der bisherigen Sittenlehre, Berlin 1803 Friedrich Schleiermachers (1768–1834) Schrift trägt den Titel Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre (1803). 205. Betrachtet man die moralischen Gesetze in Rücksicht auf den menschlichen Wille Willen insbesondre insbesondere , mit alle allem dem, was in der Natur des Menschen die Ausübung jener Gesetze begünstigt, oder erschwert und hindert: so entsteht daraus die praktische Philosophie in dem gewöhnlichern Sinn, die (nach §. 204 204. ) auch praktische Anthropologie heissen heißen könnte. Diese gründet sich sowohl auf Grundsätze der reinen Moral, daher sie auch Einige angewandte Moralphilosophie Moralphilosophie nennen, als auf die Seelenlehre Seelenlehre. Es mag nun diese Wissenschaft die allgemeinen Grundsätze der Sitten mit aufnehmen, oder, wenn sie diese einer allgemeinen praktischen Philosophie oder der Metaphysik der Sitten überläßt, sich auf die menschlichen Sitten einschränken: so muß sie – die wahre Natur der den Menschen möglichen Tugend und den großen Umfang der Pflichten darstellen, die aus der Natur und den Verhältnissen der Menschen entstehen – entstehen; sie mit überzeugenden Beweisen und dringenden Empfehlungsgründen unterstützen – und ihre Ausführbarkeit klar machen, d. i. sowohl die Hindernisse angeben, die ihrer Ausübung im Wege stehen, und die rechte Art, sie zu überwinden, lehren, als auch zugleich die Mittel vorlegen, wodurch gute Gesinnungen und Handlungen am wirksamsten hervorgebracht, erhalten und vermehrt werden können. – Diese auf Menschenkenntniß Menschenkenntniß gegründete praktische Philosophie kan Philosophie, kann weit Mehreren faßlich und einleuchtend dargestellt werden, als die sogenannte reine, reine; und selbst diese letztere wird durch jene erst anschaulich. Durch diese Behandlungsart wird allen praktischen Grundsätzen und Lehren weit mehr Nachdruck gegeben und mehr Eingang verschafft. Hier kan kann man recht eigentlich praktischen Vorurtheilen entgegen arbeiten entgegenarbeiten , die selbst der überzeugendsten Einsicht unsrer unserer Pflichten bey bei der Ausübung so sehr im Wege stehen. Hier hat man besonders die beste Gelegenheit, die Trägheit und Muthlosigkeit aufzumuntern, indem man zeigt, wie gar wohl möglich und wie vortreflich vortrefflich die Tugend Tugend, und wie ausführbar unsre unsere Pflichten Pflichten seyn seyen . Hier läßt sich die Anwendung der Pflichten aufs Leben und auf besondre besondere Fälle näher zeigen, und dadurch das Studium und die Ausübung der Pflichten sehr erleichtern. – Alles dies sind sehr große Vortheile, die dieser Art der Moral selbst einen gewissen Vorzug vor der reinen geben; wenn nur nicht, über das Bestreben dem Bestreben, faßlich zu werden, die Bestimmtheit, und über die Bemühungen den Bemühungen, Eindruck zu machen, die Gründlichkeit im Vortrage vernachläßigt vernachlässigt wird. 201. Unter diesen moralisch moralischen Wissenschaften läßt sich zuförderst eine denken, welche bey den übrigen eben so zum Grunde läge, wie die Ontologie bey den Theilen der theoretischen Philosophie. Man könnte sie die allgemeine praktische Philosophie nennen. Sie müßte die Natur der Sittlichkeit deutlich bestimmen, den in der Natur gegründeten Unterschied von Recht oder Unrecht, Guten oder Bösen, klar machen, die allgemeinsten moralischen Begriffe und Grundsätze entwickeln und ausser Zweifel setzen, die gute Gesinnung und den moralischen Charakter bilden, die allgemeinsten Mittel angeben und empfehlen, wodurch der Mensch zum Guten gelenkt werden kan. 202. Ohne sie giebts keine recht deutliche Gewißheit Gewißheit von Pflichten und Tugenden, die um so unentbehrlicher ist, je mehr die Anzahl leichtsinniger oder halbkluger Sophisten und Schwärmer überhand nimmt, welche mit der natürlichen Sittlichkeit die Glückseligkeit Glückseligkeit der Menschen untergraben, oder sie auf so schwankende Begriffe gründen, daß wichtige Pflichten verkannt und verdrängt, oder ein Spiel des Gutdünkens und höchstens des äusserlichen Wohlstandes werden. – Ueberdies sind alle gut heissende Handlungen, ohne gute Gesinnung, daraus sie fliessen, bloß mechanisch, und ein wahres Puppenspiel; der Selbstbetrug aber ist um so gefährlicher, je mehr er Thaten und Verdienste vor sich zu haben scheint. Wo also nicht durch diese allgemeinere Wissenschaft das Herz Herz und der Charakter Charakter gebildet, und der Grund zu einer wahren und beständigen Tugend gelegt wird, da kan höchstens nichts als eine bloß äusserliche und sehr unzuverläßige Glückseligkeit begründet werden. 206 203 . Diese Anmerkung scheint desto nöthiger, da selbst der eingeführte Unterschied zwischen dem Recht der Natur und der Sittenlehre nicht selten eine Gleichgültigkeit gegen die innere Güte des Menschen, ja selbst gegen die Pflichten erweckt hat, die nicht gerade Pflichten gegen Andre sind. Wenn man sich den Menschen im Stande der Natur Natur denkt, das heißt, Natur, d. i. als bloßen blossen Menschen , vor für sich oder im Verhältniß gegen Andre, als bloße andere, in eben diesem Naturstande gedachte Menschen , und in einem Zustande, wo er noch keine andre andere Verbindungen mit ihnen, ausser außer denen, die die Natur selbst gemacht hat, eingegangen ist: so darf er, nach dem Zweck seines Daseyns, und vor aller freywilligen Uebereinkunft mit Andern, denkt: so darf er nach den Gesetzen der Vollkommenheit – seine Kräfte bestmöglichst brauchen gebrauchen , und alles Alles , was er dadurch hervorbringt oder erlangt, ist als das Seinige anzusehen; nur mit der Einschränkung, daß, weil ein jeder andrer Mensch eben dieses darf, kein andrer an dem ebenmäßigen Gebrauch seiner Kräfte und dem Genuß desjenigen, was er dadurch bewirkt oder erworben hat, gehindert werden muß. Jeder Mensch hat also zu dem gedachten Gebrauch und Genuß brauchen – um sich glücklich zu machen, d. i. er hat ein Recht Recht dazu , und in dieser Rücksicht entsteht für jeden Andern entsteht die Pflicht Pflicht , ihn in dem, was sein seine ist, das heißt, heißt: in dem Gebrauch seiner Kräfte, des dadurch Erworbenen, Erworbenen und der Güter, ohne welche er jene nicht brauchen, dieses nicht genießen könnte geniessen konnte , nicht zu beeinträchtigen. Dergleichen natürliche Rechte und Pflichten nennt man heissen vollkommene Rechte und Pflichten , weil und sofern sie die Natur mit sich bringt, ohne daß es erst der Einwilligung eines Andern bedarf bedarf, und dadurch die nehmlichen Rechte des Andern nicht gekränkt werden ; auch heissen heißen sie erzwingliche Rechte und Zwangspflichten Zwangs pflichten , weil der, so diese Rechte das Recht hat, sie es dadurch behaupten erhalten darf, daß er den Andern zwinget zwingt , sie es unbeeinträchtigt zu laßen lassen . Alle andre andere Rechte und Pflichten heissen unvollkommne heißen unvollkommene oder unerzwingliche , auch bloße blosse Gewissenspflichten Gewissenspflichten . Jene Zwangsrechte und Pflichten machen das Naturrecht Naturrecht , diese Gewissenspflichten die Moral oder Sittenlehre Sittenlehre im engern Verstande aus. Beyde gehören zu der oben (§. 204 und 5 ) erwähnten praktischen Anthropologie. Wenn man sich statt einzelner Menschen ganze Völker , und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht Völkerrecht . Anm. Siehe Sulzer, Johann Georg J. G. Sulzers Sulzer's vermischte philosophische Schriften Schriften, S. 389 flgg. fgg. und Mendelssohn, Moses M. Mendelssohns Jerusalem Mendelssohn's Jerusalem, I. S. 29 f. Sonst nennte nannte man auch Naturrecht den Inbegriff aller aus der Natur fließenden fliessenden Pflichten und Rechte, und verwies in die Moral (im engsten Verstande) oder in die Ethik (im engern Sinn §. 202 202. ) bloß die Mittel zur moralischen Bildung und Ausübung der Pflichten. Eine sehr unbequeme bequeme Trennung, die auch hier nicht in Anschlag kommt. Das Völkerrecht gehört nicht in unsern Plan. J. G. Sulzers vermischte philosophische Schriften S. 389 flgg. Gemeint ist der erste Band (vgl. I § 60) mit dem Versuch einen festen Grundsatz zu finden, um die Pflichten der Sittenlehre und des Naturrechts zu unterscheiden (aaO 389–398). M. Mendelssohns Jerusalem I. S. 29 f. Im ersten Abschnitt von Moses Mendelssohns (1729–1786) Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum (1783) finden sich Gedanken über das als sittliches Vermögen verstandene Recht und die als sittliche Notwendigkeit verstandene Pflicht (vgl. aaO 29ff.). 207 204 . Es hat allerdings seinen großen grossen Vortheil für die weise Bestimmung und Handhabung der bürgerlichen Gerechtigkeit Gerechtigkeit, wenn die gedachten vollkommnen vollkommenen und unvollkommnen unvollkommenen Pflichten Pflichten von einander unterschieden werden; und da alle positive Rechte um so gegründeter besser sind, je mehr sie mit dem Naturrecht Naturrecht übereinstimmen, sie auch eigentlich durch dieses letztere ihre Festigkeit bekommen: so bleibt das Recht der Natur Recht der Natur immer eine sehr wichtige Wissenschaft, auch für den, der sich der Theologie widmet; zumal wenn damit, wie von Manchen manchen , zugleich im Vortrag die allgemeine praktische Philosophie verbunden wird. Allein da es sich das Naturrecht nur auf Pflichten gegen Andre Andere , und noch dazu nur auf Zwangspflichten Zwangspflichten Zwangspflichten, einschränkt, folglich nur Beleidigungen abwehren abwähren , und äusserliche äußerliche Sicherheit, also einen zwar sehr schätzbaren, aber doch nur sehr kleinen Theil der mensch lichen, und nur der äusserlichen äußerlichen , Glückseligkeit Glückseligkeit, befördern soll; auch in der eigentlichen Moral eben dieselben Pflichten, nur nicht mit so besondrer besonderer Anwendung auf die in der menschlichen Gesellschaft sich ereignenden Umstände, vorgetragen werden; werden, und in der eigentlichen Moral noch dazu mehr auf Liebe und Achtung gegen Andre Andere gearbeitet wird, ohne welche die wahre Gerechtigkeit sehr oft nicht erkannt oder nicht ausgeübt werden möchte: so scheint es für den künftigen Lehrer der Religion räthlicher, beyde beide Wissenschaften (§. 206 206. ) in der Erlernung im Studium nicht zu trennen. Anm. Anm. Wenn man sich statt einzelner einzler Menschen ganze Völker, und diese als moralische Personen gegen einander, denkt: so entsteht aus dem Begriff eines solchen Volks, auf welches der Inhalt des Naturgesetzes angewendet wird, das sogenannte Völkerrecht Völkerrecht ; das aber hier zu unsrer Absicht nicht gehört. Anm. Leidet es irgend die Zeit, so dürfte es doch rathsam seyn, auch das Naturrecht als Vorbereitung auf die philosophische Moral , oder neben derselben zu hören, oder sich wenigstens mit einigen Hauptschriften, wären es auch anfangs nur kurze Lehrbücher, bekannt zu machen. Die ältern wichtigen Werke von Grotius, Hugo Grotins und Pufendorf, Samuel von Puffendorf , auch Wolff, Christian von Wolf , behaupten noch immer einen hohen Werth. Unter den neuern verdienen vorzügliche Beachtung: Höpfner, Ludwig Julius Friedrich L. F. E. Höpfner's Naturrecht, 7te Ausg. Gießen 1806. Hufeland, Gottlieb G. Hufeland's Lehrsätze des Naturrechts. Jena 1795. Hoffbauer, Johann Christoph J. C. Hoffbauer's Naturrecht. Halle 1804. , desgleichen die Lehrbücher von Kant, Immanuel Kant , Abicht, Johann Heinrich Abicht , Jakob, Ludwig Heinrich von Jakob , Fichte, Johann Gottlieb Fichte , Weise, Ferdinand Christoph Weise , Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich Maaß , Krug, Wilhelm Traugott Krug , Fries, Jakob Friedrich Fries und Meister, Johann Christian Friedrich Meister . Grotius Der v.a. als bedeutender Vertreter der Naturrechtslehre hervorgetretene Hugo Grotius (1583–1645) nahm bereits als Elfjähriger das Studium an der Universität Leiden (u.a. bei Scaliger) und nur fünf Jahre später, inzwischen im Besitz eines juristischen Doktorgrades der Universität Orléans, die Anwaltstätigkeit auf. 1601 wurde er Historiograph der niederländischen Generalstaaten, wirkte jedoch v.a. als Jurist und Politiker sowie als Botschafter und Diplomat in schwedischen Diensten. Zudem ist Grotius auch in theologischer und philologischer Perspektive hervorgetreten. 1609 erschien Grotius' berühmte Schrift Mare liberum , in der der Gedanke eines allen zugänglichen Meeres vertreten und naturrechtlich begründet wurde. Im Zuge der niederländischen Religionsstreitigkeiten als Anhänger des Leidener Theologen Jakob Arminius (1560–1609) 1618 zu lebenslanger Haft verurteilt, gelang ihm 1621 die Flucht, kurz darauf – Grotius hatte sich in Paris niedergelassen – erschien sein weit über 100 Auflagen erlebendes theologisches Hauptwerk De veritate religionis christianae (1622). Sein juristisches Hauptwerk De jure belli ac pacis libri tres erschien 1625. Mit seinen Annotationes in Novum Testamentum (1641) und in Vetus Testamentum (1644) avancierte Grotius zum Begründer der konfessionsübergreifenden historisch-philologischen Methode, doch ist es insbesondere sein Enfluss auf die moderne Rechts- und Staatstheorie, die seinen bleibenden Ruhm begründet. Puffendorf Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma studierte der in seinem Todesjahr zum Freiherrn erhobene Samuel von Pufendorf (1632–1694) zunächst Theologie, wechselte dann jedoch zu einem breit angelegten Studium der Rechtswissenschaften. Nach einer Anstellung als Hauslehrer bei dem schwedischen Diplomaten Peter Julius Coyet (1618–1667) wurde Pufendorf 1661 auf die erste deutsche Professur für Natur- und Völkerrecht nach Heidelberg berufen. 1668 wechselte er an die Universität Lund, 1677 als Hofhistoriograph und Staatssekretär nach Stockholm und 1688 als Hofhistoriograph und Geheimrat nach Berlin. In Aufnahme der Ideen Hugo Grotius' und Thomas Hobbes' (1588–1679) gehört Pufendorf zu den einflussreichsten Vordenkern der Naturrechtslehre, unter seinen diesbezüglichen Arbeiten ist v.a. das 1711 in deutscher Übersetzung erschienene Hauptwerk De iure natura et gentium libri octo (1672) sowie die bis in die zweite Hälfte des 18. Jh.s in über sechzig Auflagen vorliegende, mehrfach übersetzte Zusammenfassung De officio hominis et civis iuxta legem naturalem libri duo (1673) hervorzuheben. L. F. E. Höpfner's Naturrecht, 7te Ausg. Gießen 1806 Gemeint ist Ludwig Julius Friedrich Höpfners (1743–1797) Standardwerk Naturrecht des einzelnen Menschen, der Gesellschaften und der Völker , das 1806 als neue Auflage ohne Verlagsort erschienen ist. Da die sechste Auflage (Gießen 1795) 1801 ebenfalls ohne Ortsangabe als Nachdruck erschienen ist, dürfte es sich bei der hier bibliographierten siebenten Ausgabe wiederum um einen Nachdruck handeln. Lehrbücher von Kant, Abicht, Jakob, Fichte, Weise, Maaß, Krug, Fries und Meister Gemeint sind Immanuel Kant und seine als erster Teil der Metaphysik der Sitten erschienenen Metaphysische[n] Anfangsgründe der Rechtslehre (1797) (vgl. I § 208 c); Johann Heinrich Abicht (1762–1816) und sein Neues System eines aus der Menschheit entwikelten Naturrechts (1792) sowie die Kurze Darstellung des Natur- und Völkerrechts zum Gebrauch bey Vorlesungen (1795); Ludwig Heinrich von Jakob (1759–1827) und seine Philosophische Rechtslehre (1795) nebst dem für den Vorlesungsgebrauch verfertigten Auszug aus dem Naturrechte (1796); Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) und seine Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre (1796/1797) (die 1812 gehaltene Vorlesung Das System der Rechtslehre wurde erst später gedruckt); der vergleichsweise unbekannte Ferdinand Christoph Weise (1765–1839) und seine Grundwissenschaft des Rechts. Nebst einer Darstellung und Prüfung aller durch die kritische Philosophie veranlaßten Philosopheme über den Ursprung und das Wesen des Rechts (1797); Johann Gebhard Ehrenreich Maaß (1766–1823) und sein Grundriß des Naturrechts (1808); Wilhelm Traugott Krug (1770–1842), Kants Nachfolger in Königsberg, mit seinen Aphorismen zur Philosophie des Rechts (1800), den Naturrechtliche[n] Abhandlungen oder Beiträge[n] zur natürlichen Rechtswissenschaft (1811) und der als erster Teil des System[s] der praktischen Philosophie erschienenen Dikäologie oder philosophische[n] Rechtslehre (1817); der Fichte-Schüler Jakob Friedrich Fries und seine Philosophische Rechtslehre und Kritik aller positiven Gesetzgebung mit Beleuchtung der gewöhnlichen Fehler in der Bearbeitung des Naturrechts (1803); und schließlich Johann Christian Friedrich Meister (1758–1828) und sein Lehrbuch des Natur-Rechtes (1809). 208 205 . Die philosophische Moral Moral also, wenn sie noch von der allgemeinen praktischen und von der reinen praktischen Philosophie (§. 204 204. Anm. ), aber nicht von dem Naturrecht Naturrecht (§. 206 206. 201. ) unterschieden wird, faßt den ganzen Umfang aller besondern Pflichten des Menschen in sich, sofern sie aus der Natur erkennbar sind, und schränkt sich bey bei Vorstellung der Gründe, womit sie sie empfiehlt, so wie der Mittel, die sie zur Beförderung guter Gesinnungen und Handlungen vorschlägt, auf keine besondre besondere Arten derselben, wie das Naturrecht, ein, wenn nur jene Gründe und diese Mittel aus der Natur Natur erkannt werden können. Sie dehnt sich auch über die Pflichten der Gerechtigkeit aus, aus – dies hat sie mit dem Recht der Natur gemein –; aber sie begnügt sich nicht mit äusserlicher äußerlicher Gerechtigkeit, sie dringt auch auf innerliche; sie fügt noch die Pflichten Pflichten des Wohlthuns hinzu, und alle Pflichten, die wir Gott und uns selbst schuldig sind, oder die nur irgend aus allen diesen Verhältnissen entstehen. Sie bearbeitet alle diese Pflichten zugleich und eigentlich als Gewissenspflichten Gewissenspflichten , und begnügt sich nicht mit guten Handlun gen , sondern arbeitet auch und vornemlich vornehmlich auf gute Gesinnungen Gesinnungen . Kurz, sie bildet den Menschen nicht bloß zum unschädlichen und ehrlichen Mann, sondern sucht ihn auch nützlich oder wohlthätig, redlich und religiös religiöser zu machen. – Da sie so den Menschen eigentlich veredelt, veredelt und zu seiner wahren Bestimmung Bestimmung führt: führt, so muß jedem die Nothwendigkeit einleuchten, sie ganz vorzüglich zu treiben. Am meisten müßte der künftige Lehrer der Religion sie sich zu eigen zu machen suchen, da er ganz eigentlich dazu bestimmt ist, Andrer Anderer Gewissen zu leiten. Anm. Durch den Eintritt in die häusliche und bürgerliche Gesellschaft Gesellschaft Gesellschaft, geht zwar der Stand der Natur in einen conventionellen, d. i. in einen solchen über, der auf freywilligen freiwilligen Vertrag und Uebereinkunft beruht; aber es entstehen doch theils schon aus der Natur und der Absicht eines solchen Standes gewisse neue Pflichten, theils bleiben darin alle natürliche Rechte, und eben so alle natürliche Pflichten, so fern sofern man jenen nicht durch den Vertrag freywillig freiwillig entsagt hat. Man hat daher auch die natürlichen Rechte und Pflichten der häuslichen und bürgerlichen Ge sellschaft in zwey besondre zwei besondere Wissenschaften gebracht, die als Theile der praktischen Philosophie behandelt werden. Jene, die erstere, welche sich mit der häuslichen Gesellschaft beschäftigt, nennet nennt man die Oekonomik Oekonomik ; die andre andere , so auf die bürgerliche Gesellschaft geht, die Politik Politik . Nach Verschiedenheit der Gesellschaften ließen liessen sich dergleichen Wissenschaften noch mehr vervielfältigen, und nach ihren mannichfaltigen mannigfaltigen Gegenständen und besondren besondern Theilen dieser Wissenschaften derselben wieder besondre besondere neue Wissenschaften bilden. {Die philosophische Moral ist eine vortreffliche Vorbereitung auf die christliche. Diese ist nun, besonders seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward, selbst fast ganz philosophisch geworden. Dieß beweiset wenigstens, daß die vorzüglichsten Lehrer der Moral fühlten, wie die tiefe Ergründung der Vorschriften des Christenthum Christenthums, Philosophie voraussetze und fordere. Zu dem ersten Studium sind vorzüglich empfehlungswerth: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's Sittenlehre der Vernunft. Berlin 1781. (nach dem Grundsatze der Wolff, Christian von Wolfschen Schule); nach dem System der kritischen Philosophie: Kant, Immanuel I. Kant's Metaphysik der Sitten. Königsberg 1801. Schmid, Carl Christian Erhard K. C. E. Schmidt's Versuch einer Moralphilosophie. Jena 1802. Jakob, Ludwig Heinrich von L. H. Jakob's philosophische Sittenlehre. Halle 1794. ; nach den Principien der Wissenschaftslehre: Fichte, Johann Gottlieb J. G. Fichte's System der Sittenlehre. Jena 1798. Hiermit werden auch die moralischen Schriften der Alten, namentlich die von Platon Plato , Plutarch Plutarch , Epiktet Epictet , Arrian Arian , Simplicius Simplicius , Mark Aurel Marc Aurel , Cicero Cicero , Seneca Seneca , desgleichen die trefflichen Engländer Hutcheson, Francis Hutcheson , Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper of Shaftesbury , Smith, Adam Smith , Ferguson, Adam Ferguson , Paley, William Paley u. s. w. zu vergleichen seyn. A. d. H. } seit sie durch Calixtus zu einer von der Dogmatik getrennten Wissenschaft erhoben ward Dem Helmstedter Theologen Georg Calixt (1586–1656), einem der Protagonisten des synkretistischen Streites (vgl. II § 122), kommt das Verdienst zu, die Moral unter dem Begriff theologia moralis erstmals als eigenständige Disziplin neben der Dogmatik bearbeitet zu haben (vgl. Epitome theologiae moralis [1634]) (vgl. II § 186). I. Kant's Metaphysik der Sitten. Königsberg 1801 Die beiden Teile (vgl. I § 207 c) von Immanuel Kants Metaphysik der Sitten (1797) sind nacheinander in zweiter Auflage erschienen: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre ( 2 1798) und Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre ( 2 1803). Hier dürfte der zweite Teil gemeint sein. Jedoch lässt sich auch eine Königsberger Ausgabe der Metaphysik der Sitten aus dem Jahr 1803 nachweisen, in der die Rechtslehre und die Tugendlehre zusammengefasst sind. Plato Gemeint sind hier v.a. die Dialoge (vgl. I § 146), in denen Platon seine moralphilosophischen Grundannahmen entfaltet: Grundlage aller Tugend ist für Platon das Wissen um und die Einsicht in die Idee des Guten, das zum Handlungsprinzip erhoben wird. Als die vier Kardinaltugenden gelten Besonnenheit ( σωφροσύνη ), Tapferkeit ( ἀνδρεία ) und Weisheit ( σοφία ) (ursprünglich Frömmigkeit [ εὐσέβεια ]), die alle in der Gerechtigkeit ( δικαιοσύνη ) zusammenkommen. Plutarch Innerhalb des umfangreichen Werkes Plutarchs stellen die philosophischen Schriften die zweite große Gruppe dar (vgl. I § 146). An dieser Stelle ist auf die sog. Moralia abgehoben, eine Sammlung von insgesamt 78 (darunter einige unechte) Schriften überwiegend ethischen Inhalts. Zusammenfassend läuft Plutarchs Ethik auf die Beherrschung der Affekte durch die Vernunft hinaus. Hierin liegt die eigentliche Tugend ( ἀρετή ), die nach innen zur Glückseligkeit ( εὐδαιμονία ) und nach außen zur Menschenfreundlichkeit ( ϕιλανθρωπία ) führt. Simplicius Über das Leben des aus Kilikien stammenden neuplatonischen Philosophen Simplicius (ca. 490–560) ist wenig bekannt. Als Schüler des Ammonios von Alexandrien und des in Athen lehrenden Damaskios, beide Neuplatoniker und Anhänger der alten griechischen Religion, ist Simplicius vor allem als Verfasser von neuplatonisch interpretierenden Kommentaren, u.a. zu Epiktets' Enchiridion , hervorgetreten. Aus diesem Grund wird Simplicius an dieser Stelle in einer Reihe mit Epiktet und Arrian (vgl. I § 146) genannt. Marc Aurel Der römische Kaiser und Philosoph Marcus Aurelius (121–180) folgte im Jahre 161 dem von Hadrian adoptierten Antoninus Pius als letzter Adoptivkaiser nach. Als v.a. von Epiktet beeinflusster Philosophenkaiser sticht Mark Aurel aus der Reihe römischer Herrscher heraus, seine in griechischer Sprache verfassten und bis in die Gegenwart hinein bekannten Selbstbetrachtungen ( Τὰ εἰς ἑαυτόν ) gelten als das letzte große Werk der jüngeren Stoa. Berichtet wird, dass der junge Mark Aurel bereits mit zwölf Jahren den bescheidenen und entbehrungsreichen Lebensstil eines Philosophen annahm. Cicero Die meisten Schriften aus dem umfangreichen Werk Ciceros (vgl. I § 60) sind mehr oder weniger von moralphilosophischen Inhalten durchsetzt, eigens hervorzuheben sind jedoch v.a. De officiis (vgl. I § 200 a; II § 205), die Tusculanae disputationes sowie De finibus bonorum et malorum . Neben den beiden in der Anweisung explizit genannten Schriften Laelius und Cato maior (vgl. I § 146) sei auch der nur fragmentarisch erhaltene Dialog Hortensius sive de philosophia erwähnt, dessen Lektüre in der Entwicklung Augustins (vgl. II § 19) eine besondere Rolle gespielt hat (vgl. Aug. conf. III 4). Seneca Der der Stoa nahestehende Philosoph und Nero-Erzieher Lucius Annaeus Seneca d. J. (1. Jh.) hat ein weitgespanntes Werk hinterlassen, aus dem die philosophischen Schriften und aus diesen die 124 Briefe umfassenden Epistulae morales ad Lucilium hervorragen. Darüber hinaus sind auch die Dialoge moralphilosophisch zu lesen. Als Ethiker wurde Seneca auch in christlichen Kreisen (Tertullian, Laktanz, Augustin) geschätzt. Hutcheson Der in Irland geborene Philosoph Francis Hutcheson (1694–1747), nach dem Studium in Glasgow zunächst Prediger und Leiter einer Privatakademie in Dublin, dann Professor für Moralphilosophie in Glasgow, ist ein Vertreter der schottischen Aufklärung, sein Hauptinteresse galt der Ökonomie und der Ethik. Hutcheson zählt in vielerlei Hinsicht zu den Wegbereitern des englischen Utilitarismus und wurde u.a. von Kant kritisch rezipiert. Zu seinen moralischen Schriften zählen Inquiry into the Origin of Our Ideas of Beauty and Virtue (1725) mit dem berühmten handlungsleitenden Prinzip the greatest Happiness for the greatest Numbers , und An Essay on the Nature and Conduct of the Passions and Affections, with Illustrations upon the Moral Sense (1728). Sein Hauptwerk ist das posthum erschienene und von Lessing ins Deutsche übersetzte System of Moral Philosophy (1755). Hutcheson zufolge kommt dem sittlichen Gefühl ( moral sense ) besondere Bedeutung zu, da nur durch dieses Gefühl Tugend und eine Bewertung derselben ermöglicht wird. Shaftesbury Der in seiner Jugend von John Locke (1632–1704) nach den Grundsätzen der englischen Aufklärung erzogene Anthony Ashley Cooper (1671–1713), ab 1699 dritter Earl of Shaftesbury, ist als englischer Politiker und europaweit äußerst einflussreicher Moralphilosoph hervorgetreten. Wie nach ihm Hutcheson rechnet auch Shaftesbury mit einem ethisch belastbaren moral sense und wendet sich mit seiner auf die Harmonie zwischen dem Menschen als Individuum und sozialem Wesen zielenden Lehre gegen den psychologischen Egoismus eines Thomas Hobbes (1588–1679). Als moralphilosophisches Frühwerk ist das ohne seine Einwilligung von John Toland (1670–1722) veröffentlichte An Inquiry concerning Virtue and Merit (1699) zu nennen, aufschlussreich sind daneben auch Sensus Communis (1709) und The Moralists (1709) sowie Soliloquy (1710). Smith Der während des Studiums in Glasgow von Hutcheson beeinflusste Adam Smith (1723–1790) übernahm bereits in jungen Jahren ebenda eine Professur für Logik und kurz darauf in Nachfolge Hutchesons auch für Moralphilosophie. 1763 legte er seine Professur zugunsten einer lukrativeren Stelle als Privatlehrer nieder und begleitete seinen adligen Schützling auf einer mehrjährigen Bildungsreise durch Europa. Nach seiner Rückkehr verbrachte er etwas über zehn Jahre in seiner Heimatstadt Kirkcaldy, bevor er 1778 zum Zollkommissar von Schottland ernannt wurde. Bekannt ist Smith v.a. für An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776), bis heute ein wirtschaftswissenschaftliches Grundlagenwerk, in moralphilosophischer Hinsicht ist v.a. The Theory of Moral Sentiments (1759) zu nennen, in der der Sympathie oder dem Mitgefühl eine konstitutive Rolle innerhalb der Moraltheorie zugewiesen wird. Ferguson Nach dem Studium in Saint Andrews war der Historiker und Philosoph Adam Ferguson (1723–1816) zunächst als Militärpfarrer tätig und wurde nach kürzeren Anstellungen als Bibliothekar und Privatlehrer im Jahre 1759 Professor für Naturphilosophie in Edinburgh, fünf Jahre später erfolgte der Wechsel auf die Professur für pneumatics and moral philosophy . Diese legte er 1785 nieder und widmete sich v.a. der Überarbeitung seiner Vorlesungen. Neben der dreibändigen History of the Progress and Termination of the Roman Republic (1783) fand v.a. Fergusons Essay on the History of Civil Society (1767) große Beachtung. Mit Blick auf die Moralphilosophie sind die auch an deutschen Universitäten als Lehrbuch verwendeten Institutes of Moral Philosophy (1769) sowie das aus seinen Vorlesungen hervorgegangene Werk Principles of Moral and Political Science (1792) zu nennen, das schnell auch in deutscher Übersetzung (1796) vorlag. Paley Akademisch ist der Philosoph, Theologe und anglikanische Geistliche William Paley (1743–1805), Student und später auch Dozent am Christ College (Cambridge), als dem teleologischen Gottesbeweis (Uhrmacher-Analogie) verpflichteter Vertreter der theologia naturalis und Apologet hervorgetreten. Mit den aus seinen Vorlesungen zu John Locke (1632–1704) u.a. hervorgegangenen Principles of Moral and Political Philosophy (1785), einem der einflussreichsten philosophischen Werke der englischen Aufklärung, zählt Paley auch zu den bedeutendsten Moralphilosophen seiner Zeit. Dieses Werk erlebte zu Paleys Lebzeiten 15 Auflagen und wurde 1787 von Christian Garve ins Deutsche übersetzt. 206. So wie man die Philosophie nach den verschiedenen Sachen abgetheilet hat, die man darin untersucht: so auch nach der verschiednen Art der Untersuchung (§. 172 ). Es läßt sich eine Wissenschaft der allgemeinen Eigenschaften der Dinge denken, die lauter nothwendig wahre Sätze enthält, wo also die Beweise nur aus Begriffen geführt, und diese so lange entwickelt werden müssen, bis man auf Sätze kommt, deren Gegentheil undenkbar ist. Dies ist, was man wissenschaftliche oder scientifische , systematische oder auch speculative Philosophie nennt, die den Namen einer Wissenschaft im strengsten Verstande verdient, und deren eigentlicher Zweck völlige Gewißheit Gewißheit ist. Eine jede andre Philosphie würde mehr oder weniger gemeine oder populäre Philosophie seyn, je nachdem sie sich mehr oder weniger mit sinnlichen Dingen beschäftigte, mehr oder weniger sich der Induction Induction oder der Analogie Analogie bediente, mehr oder weniger die Begriffe entwickelte. Zu dieser letztern Art gehört das, was einige die Philosophie der gesunden Vernunft , oder des schlichten Menschenverstand Menschenverstandes nennen, welche denn keine andere Sätze oder Urtheile enthalten könnte, als solche, deren Wahrheit oder Richtigkeit unmittelbar, d. i. ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, klar ist; denn was ist der gemeine Menschenverstand (sensus communis, richtiger: der gemeine Wahrheitssinn Wahrheitssinn ) anderes, als das Vermögen oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Satzes unmittelbar zu erkennen? 207. Man sollte gegen keine dieser Arten der Philosophie und gegen den unstreitigen Nutzen ungerecht seyn, welchen die eine wie die andere leisten kan. Man hat 1) Ursach, das Studium der Philosophie immer allgemeiner zu machen, und den Gebrauch des Nachdenkens bey jedermann zu befördern. Nachdenken kan jeder lernen, aber zur eigentlichen Speculation Speculation sind nur wenige fähig und aufgelegt. 2) Auch giebt es nur wenig Sätze, die streng demonstrirt werden können; der allergrösseste Theil unserer Kenntnisse beruhet auf Vermuthung, Wahrscheinlichkeit, höchstens auf morali scher Gewißheit Gewißheit, und wir bedürfen dieser weit häufiger als der ganz eigentlich allgemeinen Wahrheiten; wenigstens vertritt bey den nothwendigsten allgemeinen Sätzen der Wahrheitssinn hinlänglich die Stelle der reinen Vernunft. 3) Je abgezogner ein Satz ist: je weniger lassen sich aus ihm besondre Erfindungen erklären, und je mehr man sich an Speculation und Vereinfachung der Begriffe gewöhnt: je schwerer hält es, aus dieser höhern Gegend sich wieder zu den gemeinen menschlichen Angelegenheiten herabzulassen, sich an die Entdeckung der Mit- und Zwischenursachen zu gewöhnen, und überhaupt seine Kenntnisse anwendbar zu machen: je leichter verfällt man auch auf die Einbildung Einbildung, Dinge erklären zu können, die man nicht erklären kan, und bekümmert sich zu wenig um das Besondere oder Eigenthümliche einer Sache, ohne dessen Kenntniß keine wirkliche Erklärung derselben möglich ist. Auf dieses letzte gründet sich der gar nicht ungerechte Vorwurf, welchen man denjenigen gemacht hat, die sich ganz der speculativen Philosophie widmeten, daß sie oft auf ganz unbeträchtliche und unfruchtbare Fragen verfielen, und sich oder Andre mit leeren Wörtern abspeiseten; daß sie sich zu sehr zur Zweifelsucht oder im Gegentheil zur Demonstrirsucht neigten; und überhaupt mit ihren Kenntnissen zu unfruchtbar für das gemeine Leben, und zu unfähig zu eigentlichen Geschäften würden. 208. Wenn sich denn nun auch 4) viele Sätze nicht bis zur vollkommnen Evidenz oder zur reinen Vernunftkenntniß erheben liessen: so verdienen sie deswegen nicht aus dem Gebiete der Philosophie verbannt zu werden. Man hat Beyspiele genug, daß manche unevidente Sätze mit der Zeit bis zur Evidenz Evidenz gebracht worden sind. Man gönne ihnen also einen kleinen Platz in der Philosophie, bemerke es nur, daß sie mit evidenten Sätzen nicht gleichen Rang haben, und hebe sie für künftige Untersuchung auf, wodurch sie vielleicht in der Zukunft klärer werden können. 5) Bedarf es denn auch überall der demonstrativen Gewißheit? In den meisten Fällen kommen wir mit Wahrscheinlichkeit aus, in den wichtigsten Angelegenheiten fehlt es an moralischer Gewißheit dem nicht, wer sie mit Fleiß sucht, und bey dieser und jener ist für unsre Glückseligkeit so gut, wie durch den gemeinen Wahrheitssinn, gesorgt, der, wo uns reine Vernunft abgeht, ihre Stelle vertritt, und uns selten irre führt. Bey Dingen, wo es auf moralisches Verhalten ankommt, ist moralische Gewißheit und Gefühl der Wahrheit immer zureichend. Moralische Uebungen erfordern sogar unevidente Kenntnisse. *) Laßt uns endlich nicht vergessen, daß wir hier im Stande der Kindheit leben, und als gute Kinder des besten Vaters, mit unsern Umständen zufrieden seyn, nicht klagen, wenn er uns unsre unzeitige Fragen nicht beantwortet, so weit gehen, als wir kommen können, und, wo wir nicht weiter können, uns an das halten, was wir wissen, mit aller Treue auch seinen blossen Winken folgen, versichert, daß, wenn er unsern Fleiß jetzt nicht durch Erfüllung unsre Wünsche belohnte, unser Wünschen thöricht waren , und es unser Unglück gewesen seyn würde, wenn er sie uns jetzt gewährt hätte. *) S. Töllner, Johann Gottlieb J. G. Töllner wahre Gründe, warum Gott die Offenbarung nicht mit augenscheinlichen Beweisen versehen hat, S. 154 f. J. G. Töllner wahre Gründe, warum Gott die Offenbarung nicht mit augenscheinlichen Beweisen versehen hat, S. 154 f. Diese Untersuchung Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zerfällt in zwei Teile (1764/1766). Der zweite Teil trägt den Titel Beweis, daß Gott die Menschen bereits durch seine Offenbarung in der Natur zur Seligkeit führt . 209. So schätzbar übrigens auch Gewißheit Gewißheit ist, eben so unentbehrlich ist zu unserer Glückseligkeit Glückseligkeit 6) der Eindruck , den unsre Erkenntniß macht, oder die Wirksamkeit der Erkenntniß. Dazu ist keine vollkommene Evidenz Evidenz nöthig, bey der ohnehin das Herz sehr kalt bleiben kan, sondern anschauende, also sinnliche Erkenntniß. Weil nun populäre Philosophie sich weit weniger vom Sinnlichen entfernt, und mehr auf Empfindung und Einbildungskraft wirkt, als speculative, die sich mit Bearbeitung des Verstandes und übersinnlicher Erkenntniß beschäftigt: so befördert jene weit mehr, oder sie eigentlich allein, das Leben und die Thätigkeit der Erkenntniß. – Dieses gilt besonders 7) bey Geschäften des menschlichen Lebens, wo Weisheit und Klugheit mehr werth ist, als eigentliche Wissenschaft . Jene erfordern praktischen Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist , d. i. Fähigkeit oder Fertigkeit, die Umstände, unter welchen man zu handeln, und die Menschen, die man zu lenken hat, durchzuschauen, und praktische Beurtheilungskraft Beurtheilungskraft d. i. Fähigkeit oder Fertigkeit, in den einzlen Vorfällen das Rathsamste gleich zu erkennen und anzuwenden. Diesen ist speculative Philosophie nicht günstig. Denn sie beschäftigt sich mehr mit dem Möglichen als Wirklichen, und zieht den Blick zu sehr vom Gegenwärtigen und der wirklichen Lage der Sachen, und von der so mannichfaltigen individuellen Menschenkenntniß ab; sie sucht Einen Gegenstand, oft nur Eine Seite desselben, zu ergründen , anstatt mehrere Sachen auf einmal, und sie zugleich von mehrern Seiten anzuschauen ; gewöhnt zu sehr an Beschäftigung mit dem gegenwärtigen Gegenstand der Betrachtung, als daß sie lebhafte Vorstellung des Künftigen, welches die Weisheit und Klugheit immer mit in Anschlag nehmen muß, befördern sollte; gewöhnt zu langsamen Entwickeln und Zergliedern, und hindert also den schnellen Blick und die augenblickliche Entschliessung, macht verlegen und unentschlüßig. Man hat oft darauf gedrungen, die Philosophie zur Philosophie des Lebens oder der Welt zu machen. Wenn das so viel heißt, sie, unbeschadet ihrer Gründlichkeit, immer brauchbarer für das menschliche Leben und für die geschickteste Art des Betragens, auch in einzeln Fällen, zu machen: so ist dagegen nichts einzuwenden. Auch ist es die Pflicht eines jeden, sich Weisheit und Klugheit zu erwerben, d. i. die Fertigkeit, das Beste, was in einzeln Fällen zu thun, und wie es aufs beste auszuführen sey, zu finden. Aber dieses kan in keine Wissenschaft gebracht wer den, weil sich ganz allgemeine Sätze nicht aus blosser Beobachtung herleiten lassen, und weil die einzle Umstände die Lage, in der man zu handeln hat, zu mannichfaltig, und ein sehr verschiedenes Verhalten nothwendig machen. Ohnehin kommt das Meiste bey Weisheit oder Klugheit auf Uebung unsrer Fähigkeiten und auf das Hinlenken unsrer Aufmerksamkeit und unsers Verstandes auf menschliche Angelegenheiten an. Eine Sammlung von praktischen Maximen Maximen würde nicht nur keine zusammenhängende Wissenschaft seyn, sondern auch zu viel Halbwahres enthalten, das im Handeln selbst oft genug keine Anwendung litte. 210. Die bisher erwehnten grossen Vorzüge der populären Philosophie, nebst der Anwendung der wissenschaftlichen Philosophie da, wohin sie nicht gehörte, ihrem Mißbrauch zur Bestreitung mancher dem Menschen theuern Grundsätze, und die Allgenügsamkeit metaphysischer Pedanten, haben der populären Philosophie, vornemlich zu unsrer Zeit, grosse Achtung erworben, und der wissenschaftlichen eine zu schnöde Verachtung zugezogen. Unsere Zeitumstände Zeitumstände tragen das Ihrige dazu bey. Man wird sich darüber nicht wundern, wenn man weiß, wie sehr sich zu unsrer Zeit der Fleiß in Untersuchung der sichtbaren Natur und die Vorliebe zu diesem Studium ausgebreitet habe; wie allgemeiner, auch unter Unstudierten, Begierde nach Aufklärung Aufklärung und Leserey worden sey, und wie sehr, bey dieser Menge derer, die auch mitreden wollen, bey der Seltenheit spe culativer Köpfe, und bey dem Gefühl der mehrern Leichtigkeit und des grössern Bedürfniß des Raisonnements über vorkommende Dinge, als tiefsinniger Untersuchung, der Geschmack an dem habe zunehmen müssen, was gemeinnützig scheint, und unmittelbaren Nutzen zeigt; wie sehr endlich der französische Geschmack und Literatur auf unsre Nation gewirkt habe. – Alles dieses muß die Besorgniß erregen, ob nicht diese an sich sehr gerechte Liebe zur populären Philosophie in Gleichgültigkeit gegen Wahrheit Wahrheit und Gewißheit Gewißheit menschlicher Erkenntniß, gegen das Unsichtbare überhaupt, und somit gegen das, was nicht unmittelbar Nutzen zeigt, ausarten möchte. 211. Und doch verdient die wissenschaftliche Philosophie eine solche Gleichgültigkeit, oder gar Verachtug, gewiß nicht. 1) Schon das, was den Menschen über die Thiere erhebt, was ihn allein für den Mangel mancher feinen Empfindung entschädigt, darin ihn viele Thiere übertreffen, und ihn gegen die Gefahr sichert, der ihn seine sinnliche Vorstellungen und Begierden aussetzen, nemlich das Vermögen, seine Vorstellungen zu verdeutlichen, und in ihre feinere Bestandtheile ausfzulösen, auch seine Wahl bis nach deutlicher Untersuchung aufzuschieben, zeigt, daß seine Erkenntniß der Natur um so vollkommner sey, je deutlich entwickelter sie ist, und empiehlt eine Wissenschaft, die ganz eigentlich ihn dahin führen soll. 2) So fern man in der Philosophie allgemeine Grundsätze Grundsätze aufsucht, die wir hernach in einzlen Fällen mit Sicherheit anwenden können, giebt die populäre Philosophie keine durchgängige Sicherheit. Völlige Allgemeinheit kan nur aus Begriffe Begriffen erkannt werden, Induction und Analogie zeigt nicht das ganz Allgemeine; gleichwohl nimmt die populäre Philosophie diesen letztren Weg, so wie die wissenschaftliche sich stets an Begriffe hält, und darauf die Allgemeinheit ihrer Sätze gründet. Ueberdies, da jeder, der auf jene Art philosophiret, seine Beobachtungen aus dem Kreise herausnimmt, der ihn am meisten anzieht, und mit dem er am meisten bekannt ist, und da die Absicht bey dieser Art von Philosophie Gemeinnützigkeit ist: so gewöhnt man sich, die Dinge zu einseitig oder nur nach besondern Verhältnissen, insbesondre den Menschen nur, oder doch am meisten nach der Lage, in der wir ihn sehen, oder die uns eigentlich intereßirt, zu betrachten, und daher vieles zu übersehen oder gar zu verachten, was doch zur allgemein richtigen Beurtheilung erfordert wird. Um sich von der Richtigkeit dieser letztern Bemerkung zu überzeugen, darf man nur, besonders bey der sogenannten Philosophie des Lebens und des gemeinen Menschenverstand Menschenverstandes, auf die sehr verschiedenen Begriffe des Staatsmannes, des Gelehrten und des gemeinen Mannes von dem, was zur Glückseligkeit Glückseligkeit des Menschen gehört, und von dem Werth der Dinge, Acht geben. Daher die Zufriedenheit mit unbestimmten Sätzen, das Halbwahre in so vielen moralischen Maximen, die allgemeinen Machtsprüche, vor nemlich derer, die sich vorzüglicher Menschenkenntniß rühmen, die allgemeine Abfertigung gewisser Behauptungen oder Handlungen mit Urtheilen, die nur gemeiniglich wahr sind. 209 212 . Man spricht auch öfters von einer Philosophie der gesunden Vernunft , oder, etwas bestimmter ausgedruckt ausgedrückt , des bloßen Menschenverstand Menschenverstandes , und von einer Philosophie des Lebens , oder der Welt , und empfiehlt sie so, als wenn sie das Studium der eigentlichen bisher beschriebenen Philosophie entbehrlich machte, oder wenigstens ihren Abgang gar wohl ersetzen könnte. – Wenn man sich die Begriffe davon deutlich zu machen sucht, um nur erst zu wissen, was diese Empfehlung eigentlich sagen solle: solle; so kan kann doch der gemeine Menschenverstand (sensus communis), oder richtiger: der gemeine Wahrheitssinn Wahrheitssinn , anders nichts seyn, als das Vermögen, oder vielmehr die Fertigkeit der Seele, die Richtigkeit eines Urtheils unmittelbar, d. i. ohne weitere Entwickelung der Begriffe eines Satzes und ihres Verhältnisses, zu erkennen; und alsdann könnte eine solche Philosophie keine andre andere , als so so erkannte Sätze, Sätze enthalten. Würde dann dieses Vermögen in Absicht auf praktische Sätze und bey bei Bestimmung dessen, was rechtmäßig ist, betrachtet: betrachtet, so würde es das seyn, was man moralisches Gefühl Gefühl oder Gewissen Gewissen , als bloße Empfindung genommen, zu nennen pflegt. Allein Augenscheinlich zeigt sich 3) der grosse Werth der wissenschaftlichen Philosophie, wenn man auf Gewißheit Gewißheit der Erkenntniß ausgeht, ohne welche die Philosophie eine sehr unzuverläßige Führerin bey Untersuchungen und Handlungen ist. Gewiß ist das, wovon das Gegentheil (schlechthin oder unter gewissen Voraussetzungen) undenkbar ist; aber eben die Denkbarkeit Denkbarkeit oder Möglichkeit ist der Gegenstand der wissenschaftlichen Philosophie. Ob etwas denkbar sey, kan anders nicht als durch Entwickelung der Begriffe gefunden, und der Zweifel nicht völlig gehoben werden, ehe nicht der streitige Satz bis auf solche Sätze und Begriffe zurückgeführt ist, die keine weitere Entwickelung leiden. Wenn denn auch die Untersuchung sich, wie in den meisten Fällen, nicht bis zu nothwendig wahren Sätzen treiben läßt: so kan doch die verschiedene Abstufung der Wahrheit, oder die mehrere und wenigere Annäherung eines Satzes an das Undenkbare, mit einem Wort, das Wahrscheinlichere, anders nicht beurtheilt werden, als nach der möglichsten Verdeutlichung der Begriffe von den streitigen Sachen. Anm. 1. Wer dieses leugnen wollte, der müßte auch leugnen, daß man mit bewafneten Augen mehreres in einer Sache und ihre wahre Gestalt besser sehen könne, als mit blossen Augen; daß man nach einem deutlich abgetheilten Maaßstab sicherer messen könne, als nach dem blossen Augenschein; daß ein Scheidekünstler Scheidekünstler mehr von den Bestandtheilen und der wahren Natur der Mineralien entdecken könne, als ein Andrer durch das blosse Beschauen. Anm. 2. So sicher uns in vielen Fällen der Gemeinsinn , (§. 206 Anmerk. ) und bey Bestimmung dessen, was Recht ist, das moralische Gefühl , leitet, so sehr wir Ursach haben haben, gegen die Speculation Speculation mißtrauisch zu werden, wenn sie einem von bon beyden beiden widerspricht; widerspricht, so große grosse Dienste uns der Wahrheitssinn und das moralische Gefühl leistet beyde thun , wenn wir nicht lange untersuchen können, oder, oder wenn es uns unmöglich ist, auf deutliche Begriffe zu kommen: so haben sie doch 1) nur einen sehr eingeschränkten Nutzen, nemlich nämlich nur in den Fällen, wo das Verhältniß des einen Begriffs in einem Satz gegen den andern Begriff sehr nahe ist, oder auf unsern beständig einerleyen sich gleichbleibenden Erfahrungen Erfahrungen be ruht, oder wo zwischen einander gerade entgegengesetzten oder sehr einfachen Sätzen, nicht aber, wo zwischen vielerley vielerlei oder zwischen sehr zusammengesetzten Sätzen entschieden werden soll. soll; 2) Und und dennoch 2) können sie beyde beide trügen, theils , theils weil sie zwar auf beständigen, aber oft nur einartigen einseitigen Erfahrungen beruhen, beruhen (wie z. B. bey bei Einwohnern der heissesten heißesten Erdstriche, die nie die Verdichtung des Wassers durch Kälte wahrgenommen haben,) haben), theils , weil sich unvermerkt Vorurtheile des Temperaments, der Erziehung u. d. gl. u. dergl. einmischen. Natürlich kan kann dieser Fehler nur durch Verdeutlichung der Begriffe entdeckt, und ihm abgeholfen werden, wodurch sich dann denn auch zeigt, wie das Wahrheits- oder moralische Gefühl auf Abwege gerathen sey; jener sei. Jener Fehler aber ergiebt sich nur aus neuen Erfahrungen, die zwar von dem Irrthum zurück bringen, aber doch noch auf keine vollständige Induction schließen laßen lassen . 3) Ueberhaupt aber führt dieser Sinn und dieses Gefühl Gefühl auf keine allgemeinen Sätze, die wir in der Philosophie nöthig haben, es sey sei denn daß es analytische Sätze, d. i. solche wären, wo das Prädicat schon in dem Subject eingewickelt liegt. schliessen lassen. bewafneten Augen Gemeint sind optische Hilfsmittel (Mikroskope, Ferngläser u.Ä.), die im Zuge ihrer Entwicklung im 17. und 18. Jh. zu einer massiven Erweiterung des Spektrums sinnlicher Erfahrungen und so zu einer veränderten Wahrnehmung der Welt führten. Scheidekünstler D.i. ein Chemiker. 210. Eine ähnliche Bewandniß Bewandtniß hat es mit der Philosophie des Lebens oder der Welt . Heißt diese so viel als Erfahrungsphilosophie Erfahrungsphilosophie, im Unterschiede von der Philosophie der reinen Vernunft, oder heißt sie meint man gar nur der den Inbegriff von solchen allgemeinen Sätzen, die unmittelbar im Handeln können angewendet werden können : so muß bey bei Beurtheilung ihres Werthes und ihrer Unzulänglichkeit dasjenige in Anschlag kommen, was oben hin und wieder über den Werth und die Nothwendigkeit der reinen sowohl als aller theore tischen Philosophie gesagt worden ist; nicht zu gedenken, daß diese Lebensphilosophie Lebensphilosophie im letztern Sinne gar keine Wissenschaft seyn kan kann , sondern eine bloße Sammlung ohngefehr ohngefähr zusammengeschichteter Sätze, die weder Haltung haben, noch allgemeine Sicherheit in der Ueberzeugung geben. – Soll aber Philosophie des Lebens eine Anweisung zur Weisheit Weisheit und Klugheit Klugheit seyn: seyn, so ist es zwar die Pflicht Pflicht eines jeden Jeden , sich beyde beide zu erwerben, d. i. die Fertigkeit, das Beste zu finden, was in einzelnen Fällen zu thun, und wie es aufs beste Beste auszuführen sey sei . Aber dieses kan kann in keine Wissenschaft gebracht werden, weil sich allgemeine Sätze nicht aus bloßer Beobachtung abziehen laßen lassen , und weil die einzelnen Umstände, die Lage, in der man zu handeln hat, zu mannichfaltig sind , und ein sehr verschiednes verschiedenes Verhalten nothwendig machen. Eine Sammlung von praktischen Maximen Maximen würde nicht nur keine zusammenhängende Wissenschaft seyn, sondern auch zu vieles Halbwahre enthalten, das im Handeln selbst oft keine Anwendung litte. Weisheit und Klugheit erfordern vielmehr praktischen Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist , d. i. Fähigkeit oder Fertigkeit, die Umstände, unter welchen man zu handeln, und die Menschen, die man zu seinen Absichten zu lenken hat, durchzuschauen zu durchschauen , und praktische Beurtheilungskraft Beurtheilungskraft , d. i. Fähigkeit oder Fertigkeit, in den einzelnen Vorfällen die besten Mittel gleich zu erkennen und anzuwenden. Dazu wird Anlage, Fleiß und Uebung erfordert, ohne die selbst alle Wissenschaft uns nichts zu unsrer unserer wirklichen Glückseligkeit hilft; lehren läßt sie sich, als eine eigentliche Wissenschaft, nicht Wissenschaft zu lehren, minder unmöglich seyn . Anm. Da indeß viele, selbst unter den Studierenden, zur Speculation Speculation und tiefern Ergründung selbst moralischer Materien nicht geeignet sind, auch außerdem gerade die moralischen Wahrheiten ein sehr allgemeines Interesse haben, so sind auch populäre Bearbeitungen der Moral, wenn sie nur von richtigen Principien ausgehen und eine reine Sittenlehre predigen, nicht zu verachten, und mehrere derselben enthalten, namentlich für den praktischen Religions- und Sittenlehrer, reiche Materialien. Dieß gilt z. B. von Werken, wie Basedow, Johann Bernhard J. B. Basedow's praktische Philosophie für alle Stände. Leipzig 1777. Gellert, Christian Fürchtegott C. F. Gellert's moralische Vorlesungen. Leipzig 1770. Bahrdt, Carl Friedrich K. F. Bahrdt's Moral für alle Stände. Berlin 1797. , desgleichen viele der besten Wochenschriften, namentlich der Zuschauer , a. d. Engl. , und solche Schriften, welche auf einzelne Stände, auf Geschlecht und Alter Rücksicht nehmen. A. d. H. Zuschauer, a. d. Engl. Der von Joseph Addison (1672–1719) und Richard Steele (1672–1729) herausgegebene Spectator war eine zwischen 1711 und 1712 täglich erscheinende Zeitschrift (insgesamt 555 Nummern zusammengefasst in sieben Bänden), die sich an das moralphilosophisch interessierte Bildungsbürgertum richtete. 1714 wurde der Spectator von Addison wiederbelebt und erschien nun über einen Zeitraum von sechs Monaten dreimal pro Woche (zusammengefasst in acht Bänden). Unter den hunderten, meist kurzlebigen moralischen Wochenschriften des 18. Jh.s nimmt The Spectator – zusammen mit dem Vorläufer The Tatler (1709–1711) und dem Nachfolger The Guardian (1713) – als Prototyp eine herausgehobene Stellung ein. Zwischen 1739 und 1744 erschien die von Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713–1762) besorgte deutsche Übersetzung Der Zuschauer . 213. Wenn denn nun gleich diese wissenschaftliche Philosophie nicht alles ins Reine bringen und beantworten kan, was man von ihr völlig aufgeklärt wünschen möchte: so hat sie doch auch, wenn man sie gehörig treibt, 4) einen grossen Einfluß auf die Bildung unsrer Denkungsart Denkungsart und Character Characters. Sie gewöhnt zur bedächtigen und reifen Ueberlegung, auch der Kleinigkeiten, die ins Ganze sehr wichtig werden können, und ist in so fern ein Zaum der so gern ins Wilde gehenden Imagination und der Flüchtigkeit im Denken, sie kan selbst den Geschäftmann ( τον πραγματικον ἀνδρα ) zur Genauigkeit im Denken (justesse d'Esprit), und zu nüchterner Untersuchung bilden. Sie gewöhnt an Beschäftigung mit unsichtbaren Dingen, mit Religion, Tugend, innerer Kenntniß des Menschen, und hemmt den Hang zur Sinnlichkeit Sinnlichkeit. Sie befördert, indem sie an bedächtige Untersuchung und Verdeutlichung der Begriffe gewöhnet, eine gewisse Ruhe des Geistes. Und, wenn man ihr vorwirft, sie führe auf unnütze, unentscheidbare Fragen, und zuletzt auf leere Wörter, so vergißt man dabey, daß dieses Urtheil nur denn erst wahr gemacht werden kan, wenn man sich an Verdeutlichung der Begriffe gewöhnt hat, und daß eben sie durch Auflösung der Fragen in ihre einfachsten Theile zeige, ob ob eine Frage unstatthaft und unbeantwortlich sey. *) *) S. Mendelssohn, Moses Moses Mendelssohns Morgenstunden S. 115 folgg. und in den Zusätzen S. XX folgg. Es läßt sich aus dem bisherigen erklären, warum, bey Verachtung dieser Philosophie, Genügsamkeit an seichter Erkenntniß und oben abgeschöpfter Menschen- und Weltkenntniß, der Hang wegzulachen, was man nicht wegbeweisen kan, Schwärmerey Schwärmerey allerley Art, zum Theil auch Eckel an ernsthaften Untersuchungen, und besonders an der Religion, überhand nehme, und wie allen diesen Ausschweifungen durch fleißiges Studium der wissenschaftlichen Philosophie vorgebeugt werden könne. Moses Mendelssohns Morgenstunden S. 115 folgg. und in den Zusätzen S. XX folgg. Die Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes (1785) sind mitsamt den Anmerkungen und Zusätzen in nur einem Band erschienen. In Fortsetzung der vorangegangenen Vorlesung finden sich in Vorlesung VII. (aaO 114–132) der Streit des Idealisten mit dem Dualisten sowie Überlegungen zum Zusammenhang von Wahrheitstrieb und Billigungstrieb . In den Anmerkungen und Zusätzen , XX–XXXVI finden sich umfangreiche Erörterungen zu der auf S. 118 als unzulässig klassifizierten Frage nach dem Urbild aller sinnlichen Eigenschaften. §. 211 214 . Es Was übrigens die Methode des philosophischen Studiums betrifft, so läßt sich auch überall nicht philosophiren, wenn man nicht den nöthigen Stoff Stoff hat, den man läutern und verarbeiten will. Daher wäre es sehr gut, wenn sollten Wägt man die Vortheile unpartheyisch unpartheyisch gegen einander ab, welche die wissenschaftliche und populäre Philosphie gewährt: so findet man gewiß, daß beyderley Philosphie mit einander verbunden zu werden verdiene; jene , vornemlich wenn es um Wahrheit und um bündige Ueberzeugung davon zu thun ist, diese , wenn die Ueberzeugung Ueberzeugung anschaulich und wirksam auf Herz und Leben, und das Erkannte recht anwendbar werden soll. Man kan den Stoff nicht läutern und verarbeiten, wenn man ihn nicht zuvor gesammlet hat, und man kan ihn nicht gehörig anwenden, wenn man ohne Regeln Regeln verfährt. Es wäre daher rathsam, daß junge Studierende frühzeitig, besonders auf Schulen, erst auf Beobachtung der physischen und moralischen Natur, auf den Menschen, Menschen und die Vorfälle in der Welt, auf Ursachen und Folgen der Dinge Dinge, beim Sprachstudium aber auf die Formen des Denkens und die Verhältnisse und Begriffe aufmerksam gemacht, zur Reflexion gewöhnt würden , und dazu besonders bey bei dem das Lesen classischer claßischer classischen Schriftsteller und dem das Studium der Geschichte geleitet würden werden besonders angewendet werden möchte . Hätten Haben sie so sich geübt vorgeübt , und einen guten Vorrath von Kenntnissen gesammlet, alsdenn müßten gesammelt, so müssen sie zu den Regeln des Denkens angeführt, und durch bedächtiges Fortschreiten von dem Einfachern zum Zusammengesetztern, zu deutlicher Untersuchung gewöhnt werden. Hätte Hat man ihnen nachher Wenn sie so zugleich eine gute zusammenhängende allgemeine Uebersicht der wissenschaftlichen Philosophie beygebracht bekommen hätten beigebracht , so wüßten wissen sie nicht nur nur, was die gründlichsten Forscher ausgekörnt, ausgekörnt und bewährt befunden hätten, haben, gehörig anzureihen, sondern sie würden werden auch, was sie selbst nachgehends durch Nachdenken oder bey bei den besten Schriftstellern untersucht gefunden, gehörig anreihen, mit mehrerer Sicherheit prüfen, und bestimmter ausdrucken ausdrücken lernen. Anm. Wenn man nach diesem Vorschlage 1) nicht eher wissenschaftliche Philosophie wissenschaftliche , vornehmlich speculative Philosophie treibt, als bis man einen guten Vorrath von Begriffen gesammlet gesammelt , und schon Vorübungen angestellet angestellt hat: so wird man bey bei jener weniger auf unfruchtbare Untersuchungen verfallen, aber auch, auch trockne Begriffe und Untersuchungen, Untersuchungen aus Unwissenheit weniger für unnütz halten, und selbst durch diese weniger ermüdet werden. 2) Macht man sich alsdann ein wohl zusammenhängendes und methodisches System bekannt: bekannt, so erspart man sich nicht nur manche unnöthige eigne eigene Untersuchungen, und lernt, was bereits vorgearbeitet, und was noch zurück ist, sondern man verfällt auch weniger auf die Thorheit derer, die, unter dem Vorwande des Selbstdenken Selbstdenkens und einer freyen freien Philosophie, Philosophie nur Streifereyen Streifereien in dieses ihnen noch zu wenig bekannte Land thun, und es nie zu einem rechten Ganzen bringen, worin worinn alle Theile einander Licht und Befestigung geben, und Eines durch das Andere bestimmt und berichtigt wird. Vollends schön philosophiren wollen, ehe man gründlich philosophiren gelernt hat, und an die Verzierung des Gebäudes zu denken, ehe man an einen festen Grund gedacht gelegt hat, ist der sicherste Weg, Weg ein seichter Schwätzer zu werden. Es versteht sich aber von selbst, daß ein System, welches jene Dienste leisten soll, methodisch seyn, und nicht eher weiter fortrücken müsse, als bis der Weg zum Folgenden erst durch deutliche Begriffe gebahnt worden ist. Wer dazu keine Geduld Geduld, und, worin gemeiniglich dieser Fehler liegt, keinen Kopf zu deutlichen und bestimmten Begriffen, oder keinen Geschmak Geschmak Geschmack an Gründlichkeit der Untersuchungen hat, thut freylich freilich besser, besser daß er sich mit gemeiner Philosophie begnügt, wenn er nur so viel Bescheidenheit hat, sich nicht in Sa chen mischen zu wollen, die durch bloß gemeine Philosophie nicht entschieden werden können entschieden werden . an die Verzierung des Gebäudes denken, ehe man an einen festen Grund gedacht hat Vgl. I § 275. 212 215 . Uebrigens möchten Demnach sind die Haupterfordernisse zu einem wahrhaftig nützlichen In dem, was bisher über wissenschaftliche und populäre Philosophie gesagt worden ist, liegt auch das, worauf man hauptsächlich bey dem Studium der Philosophie wohl folgende seyn. zu sehen hat. – folgende: Hinlänglicher Vorrath von Kenntnissen der Sache, die man untersuchen will. – Stetes Trachten allein nach Wahrheit Wahrheit, ohne Rücksicht auf Neues, Berühmtes, Gangbares, oder was unsern Leidenschaften schmeichelt. – Beständiges Streben nach deutlichen und bestimmten Begriffen. – Nicht schnell zum Ziele einer Untersuchung eilen, und bald nach Resultaten haschen. haschen; – Vielmehr vielmehr nicht eher weiter gehen, als bis man von dem deut lich überzeugt ist, was bey bei der weitern Untersuchung zum Grunde liegen muß. – Im Untersuchen stete Stete Verbindung der wirkenden und Endursachen. – Stete Rücksicht auf Anwendung zum Handeln Handeln und zu Aufklärung Aufklärung anderer der Wissenschaften, vornemlich vornehmlich derer, denen wir uns vorzüglich widmen. – Bescheidenheit Bescheidenheit, da stehen zu bleiben, wo wir wegen der Natur der Sache, Sache oder wegen unsrer eingeschränkten Erkenntniß , und wegen Mangel von an Vorerkenntnissen, nicht weiter können; ohne weder das zu verwerfen, was wir, jetzt wenigstens, nicht durchzuschauen zu durchschauen vermögen, noch schlechthin an deren Aufklärung zu verzweifeln. – Zufriedenheit mit moralischer Gewißheit Gewißheit, wo es uns an höherer Evidenz Evidenz fehlt, und, wo uns auch nicht einmal jene zu erhalten nicht möglich ist, in praktischen Sachen, mit Wahrscheinlichkeit, und überhaupt mit möglichster Annäherung an Gewißheit. – Treue Benutzung aller Winke von Andern, zu weiterer Untersuchung. Anm. Methodologische Winke und Anleitungen findet man in Heydenreich, Karl Heinrich K. H. Heydenreich's encyklopädischer Einleitung in das Studium der Philosophie, nach dem Bedürfniß unsers Zeitalters. Leipzig 1793. u. Heusinger, Johann Heinrich Gottlieb J. H. G. Heusinger's Versuch einer Encyklopädie der Philosophie, nebst einer praktischen Anleitung zum Studium der kritischen Philosophie, 2 Theile. Weimar 1796. A. d. H. 213 216 215[!] . Die philosophische Literatur , oder Kenntniß der vornehmsten Schriftsteller, welche sich um die Aufklärung Aufklärung der Philosophie verdient gemacht haben, und ihre Schriften, kan lernt man schon einigermaßen einigermassen , wenigstens ihrer Existenz nach, kennen lernen aus aus vorbenannten geschichtlichen Werken kennen; zum Theil ist sie aber auch in mehrern neuern Werken bearbeitet worden. Selbst die philosophischen Wörterbücher sind voll von Notizen dieser Art. Anm. Früherhin bediente man sich dazu der Bibliotheca philosophica Struve, Burkhard Gotthelf Struviana - - Struviana – aucta a Kahle, Ludwig Martin Lud. Mart. Kahlio , Goetting. 1740. in 2 Tomm. in gr. 8. noch mehr Vollständiger aber ist , zumal in Absicht auf neuere Litteratur Literatur und bessere Wahl der Bücher, noch besser aus der die Anleitung zur Kenntniß der auserlesenen Litteratur Literatur in allen Theilen der Philosophie, von Hissmann, Michael Michael Hißmann , Göttingen 1778. 8. welche fortgesetzt zu werden verdient; die merkwürdigsten aber in Absicht auf einzelne einzle Lehrsätze und Streitigkeiten darüber aus: Philosophia rationalis, auctore Hollmann, Samuel Christian Sam. Christ. Hollmanno , Edit. auct. Goetting. 1767. 8. Desselben desselben Prima Philosophia multum aucta, ebendaselbst, 1747. 8. Institutiones Pnevmatologiae et Theologiae naturalis, das. 1741. 8. Jurisprudentiae naturalis primae lineae, das. 1751. 8. und Philosophiae moralis, moralis s. Ethices primae lineae, das. 1768. 8; aus den anthropologischen Anthropologische und pnevmatologischen pnevmatologische Aphorismen, (von Hennings, Justus Christian Just. Christ. Hennings ) Halle 1777. 8. und Desselben Sittenlehre der Vernunft, Altenburg 1782. gr. 8., nebst den Feder, Johann Georg Heinrich Federschen Lehrbüchern und den Platner, Ernst Platnerischen Aphorismen, auch den philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Christian Ernst von Windheim , Hennings, Justus Christian Hennings , Lossius, Johann Christian Lossius , Loßius dann Ernesti, Johann Heinrich Martin J. H. M. Ernesti's encyklopädisches Handbuch einer allgemeinen Geschichte der Philosophie und ihrer Literatur . Lemgo 1807. desgl. die oben S. 231 angeführte Heydenreich, Karl Heinrich Heydenreichsche Schrift. Die neueste Literatur liefern zum Theil nur die philosophischen Bibliotheken und Magazine , dergleichen Caesar, Karl Adolf Cäsar , Eberhard, Johann August Eberhard , Feder, Johann Georg Heinrich Feder , Meiners, Christoph Meiners und andern. Meiners , Abicht, Johann Heinrich Abicht , Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von Grollmann , Niethammer, Friedrich Immanuel Niethammer , Buhle, Johann Gottlieb Buhle und Bouterwek, Friedrich Bouterweck herausgegeben haben. Unter den philosophischen Wörterbüchern bemerken wir: Lossius, Johann Christian J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807. Mellin, Georg Samuel Albert G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807. , und Dessen Wörterbuch der kritischen Philosophie, 1. bis 6. Bd. Züllichau 1797 fg. A. d. H. Federschen Lehrbüchern Als mehrfach aufgelegte und weit verbreitete Lehrbücher des nicht zuletzt durch seine Auseinandersetzung mit Kant bekannten Philosophen Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) sind der Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Geschichte (1767), die Logik und Metaphysik (1769), das später unter dem Titel Institutiones Logicae et Metaphysicae (1777) ins Lateinische übersetzt wurde, sowie das Lehrbuch der praktischen Philosophie (1770) zu nennen. Platnerischen Aphorismen Gemeint sind die zweiteiligen Philosophische[n] Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte (1776/1782; 3 1793/1800) des Mediziners und Philosophen Ernst Platner (1744–1818), der als Leibnizianer durch seine Kritik an Kant, aber auch als Mitbegründer der modernen Anthropologie (vgl. I § 190) hervorgetreten ist. Mit dem Lehrbuch der Logik und Metaphysik (1795) lieferte Platner auch einen nachgearbeiteten Auszug der betreffenden Teile der Aphorismen . philosophischen Bibliotheken und Magazinen von Windheim, Hennings, Lossius, Cäsar, Eberhard, Feder, Meiners und andern Gemeint sind die in drei Bänden erschienene Göttingische Philosophische Bibliothek (Hannover 1749–1750), die ihr Herausgeber Christian Ernst von Windheim (1722–1766) unter dem Titel Philosophische Bibliothek (Nürnberg bzw. Hannover 1751–1757) in sechs weiteren Bänden fortführte; die von Johann Ernst Faber (1745–1774) und nach dessen frühem Tod von Justus Christian Hennings (1731–1815) fortgeführte zweibändige Neue Philosophische Bibliothek (Leipzig 1774–1776); Johann Christian Lossius' (1743–1813) Neueste Philosophische Litteratur (Halle 1778–1782) in sieben Bänden sowie als Fortsetzung dessen dreibändige Übersicht der neuesten Philosophischen Litteratur (Gera 1784–1785); Karl Adolf Caesars (1744–1810) sechsbändige Denkwürdigkeiten aus der philosophischen Welt (Leipzig 1785–1788) und dessen in nur zwei zweiteiligen Bänden erschienenen Philosophische[n] Annalen (Nürnberg 1787–1793); das von Johann August Eberhard herausgegebene vierbändige Philosophische Magazin (Halle 1788–1792) zusammen mit dessen zweibändigem Philosophische[n] Archiv (Halle 1792–1795); die vierbändige Philosophische Bibliothek (Göttingen 1788–1791) des kurz zuvor genannten (s.o.) Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) und Christoph Meiners (1747–1810). Nicht wenige dieser gegenüber der ersten Auflage der Anweisung erweiterten Liste von philosophischen Periodika stehen der Philosophie Kants kritisch gegenüber. Als weitere philosophische Bibliotheken und Magazine können Johann Jakob Hottingers Bibliothek der neuesten theologischen, philosophischen und schönen Litteratur (Zürich 1784–1786), Joachim Georg Darjes' Jenaische philosophische Bibliothek (Jena 1759–1760), die Philosophische Bibliothek von Friedrich Just Riedel (Halle 1768–1769) bzw. Johann Tobias Sattler (Leipzig 1771–1772) oder Rudolf Wilhelm Zobels Bibliothek der Philosophie und Litteratur (Frankfurt/Oder 1774–1775) genannt werden. Abicht, Grollmann, Niethammer, Buhle und Bouterweck Gemeint sind das von Johann Heinrich Abicht (1762–1816) gemeinsam mit Friedrich Gottlob Born (1743–1807) besorgte Neue philosophische Magazin. Erläuterungen und Anwendungen des Kantischen Systems bestimmt (Leipzig 1789/1790–1790/1791) in zwei Bänden und das dem Untertitel nach in Gesellschaft mit mehreren Gelehrten herausgegebene dreibändige Philosophische Journal (Erlangen 1794–1795); Karl Ludwig Wilhelm von Grolmans (1775–1829) in nur zwei Heften erschienenes Magazin für die Philosophie des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen 1798–1799), das dann in zwei Bänden unter dem Titel Magazin für die Philosophie und Geschichte des Rechts und der Gesetzgebung (Gießen/Darmstadt 1800–1807) bzw. gemeinsam mit Egid Valentin von Löhr (1784–1851) als ( Neues ) Magazin für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung (Gießen 1820–1844) fortgesetzt wurde, sowie die beiden gemeinsam mit Johann Ernst Christian Schmidt (1772–1813) und Friedrich Wilhelm Daniel Snell (1761–1827) herausgegebenen, aber Rudiment gebliebenen Zeitschriften Allgemeine Bibliothek der neuesten philosophischen Literatur (Gießen 1799) und Journal zur Aufklärung über die Rechte und Pflichten des Menschen und Bürgers (Herborn/Hadamar 1799/1800); das 1795 von Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) gegründete und ab 1797 zusammen mit Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) herausgegebene Philosophische Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrten (Neustrelitz bzw. Jena/Leipzig 1795–1800) in zehn Bänden; das von Johann Gottlieb Buhle (1763–1821) und Friedrich Bouterwek (1766–1828) herausgegebene zweibändige Göttingische philosophische Museum (Göttingen 1798–1799) und als dessen Nachfolger das von Bouterwek allein besorgte Neue Museum der Philosophie und Litteratur (Leipzig 1803–1805). J. C. Lossius neues philosophisches Reallexicon, 4 Bände. Erfurt 1803–1807 Im Gegensatz zu den ersten drei Bänden dieses Lexikons ist der vierte Band ohne Jahresangabe erschienen. Er datiert vermutlich bereits aus dem Jahr 1806. G. S. A. Mellin's allgemeines Wörterbuch der Philosophie, 2 Bände, 1805–1807 Der erste Band ist 1806 erschienen. 214 217 213[!] . Billig müßte aber aber müßte niemand, wer keiner, der die Philosophie studieren studiren will, unterlaßen unterlassen , sich auch mit der Geschichte Geschichte der Philosophie bekannt zu machen. Sie ist eigentlich die Geschichte des menschlichen Verstandes und seiner fortgeschrittnen fortgeschrittenen Bildung, und die Kenntniß derselben hat sonach den größe sten grössesten größten Einfluß in die Kenntniß der Geschichte und der Veränderungen aller andern Wissenschaften, namentlich der Theologie Theologie und der verschiednen verschiedenen Vorstellungen über die Lehrsätze der Religion, die stets von der jedesmaligen Gestalt und den Veränderungen der Philosophie mit abgehangen haben. Sie kan kann uns belehren könnte lehren , wie weit man in der Philosophie, auch in Aufklärung Aufklärung einzelner einzler Lehrsätze, fortge rückt, und was noch zu leisten übrig sey sei , und die Ursachen der Verwirrungen Verirrungen nebst den Mitteln und Hindernissen des weitern Fortschritts begreiflich machen. Sie würde wenigstens auf einer Seite den alles Alles anstaunenden Dünkel, oder den Sectengeist verhindern und niederdrücken helfen, und auf der andern die Billigkeit Billigkeit in der Beurtheilung verschiedner verschiedener Meinungen befördern. 215 218 214[!] . Wenn sie diesen Nutzen Nutzen recht leisten sollte: soll, so müßte muß sie freylich freilich auf richtige Kritik Kritik der Quellen, auf genaue Kenntniß und Studium des philosophischen Sprachgebrauchs, nicht nur überhaupt, sondern auch bey einer jeden Partey Partey Parthey , Zeit jeder einzelnen Partei, Zeitperiode und einzelner einzlen einzelnen Philosophen, folglich auf sehr feine Sprachkenntniß Sprachkenntniß und Bekanntschaft mit der Geschichte anderer Wissenschaften Wissenschaften, gebauet seyn, und die Ursachen, Fortgänge und Folgen aufgeklärt aufgeklärter Begriffe und Lehrsätze deutlich darlegen, also auch gewissermassen gewissermaßen mehr Geschichte der innerlichen Bildung der philosophischen Wissenschaften und einzelner einzler Lehrsätze, als der Personen und Schriften seyn. An diesen Eigenschaften scheint fehlt es den meisten allen bisherigen frühern Versuchen, die das Ganze dieser Geschichte umfassen sollen, mehr oder weniger zu fehlen, und nur wenige Versuche über einzelne einzle Stücke dieser Geschichte, z. B. das §. 139 angeführte Meiners, Christoph Meinerssche Werk, nähern sich dieser Vollkommenheit. – Bis jetzt sind noch immer weniger; aber auch hierin hat die neuere Literatur sehr bedeutende Fortschritte gemacht. Anm. Früherhin waren Brucker, Johann Jakob Jacob Bruckers Brucker's kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731– 1735 in 7 Theilen in 12 7 Theile, 12. Ulm 1731–1735. , nebst einem Bande Neuer Zusätze, ebendas. 1737. 12. und Ebendesselben ein Hauptwerk. Noch immer ist's Ebendesselben Historia critica Philosophiae, Lipsiae 1742–44. in 1742–1744. 4 Tomis Tomi oder 5 Bänden in 4 Bände 4. , mit einem Appendix, als dem 6sten 6ten Bande, Bande 1767. (jedes Werk in seiner Art vorzüglich); vorzüglich,) und für Anfänger aber Desselben Desselben Institutiones historiae philosophicae, Edit. 3, 3. auctior et emendatior, curavit Born, Friedrich Gottlob Frid. Gottl. Born , 2. Lipsiae 1790 in 1756. gr. 1790. 8. und ( Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung ) Geschichte der Philosophie für Liebhaber , Leipz. 1786 und 87 in 3 Bänden in 8, die besten. oder Büsching, Anton Friedrich Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen in 8. die besten. In neuern Zeiten empfehlen sich als größere allgemeine Werke : Buhle, Johann Gottlieb J. G. Buhle Lehrbuch der Geschichte der Philosophie, 8 Theile. Göttingen 1796–1804., und Desselben Geschichte der neuern Philosophie, 6 Bände. 1800–1805. nicht minder: Tennemann, Wilhelm Gottlieb W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810., Tiedemann, Dieterich M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde. Marburg 1791–1797, und Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph Adelung's Geschichte der Philosophie für Liebhaber, 3 Bde. 8. Leipzig 1786 und 1787. als kürzere Lehrbücher: Eberhard, Johann August J. A. Eberhard's allgemeine Geschichte der Philosophie. Halle 1796., wozu des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile, eine Art von Commentar ist. Gurlitt, Johannes J. G. Gurlitt's Abriß der Geschichte der Philosophie. Leipzig 1786. , und ganz vorzüglich: Tennemann, Wilhelm Gottlieb Tennemann's Grundriß der Geschichte d. Philos. Leipz. 1812. Jacob Bruckers kurze Fragen aus der philosophischen Historie, Ulm 1731–1735 in 7 Theilen Der siebente Teil ist 1736 erschienen. Zudem folgten 1737 die Neue[n] Zusätze Verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen Zu den Kurtzen Fragen Aus der Philosophischen Historie . Anton Friedr. Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, Berlin 1771–74. in 2 Theilen Der erste Teil ist 1772 erschienen. W. G. Tennemann Geschichte der Philosophie, 1ster bis 8ter Band, 1798–1810 Dieses Werk ist bis zu Wilhelm Gottlieb Tennemanns (1761–1819) Tod in insgesamt elf Bänden erschienen (Leipzig 1798–1819). Der achte Band zerfällt in zwei Teile (1810/1811). M. Tiedemann's Geist der speculativen Philosophie, 6 Bde. Marburg 1791–1797 Der Name des Autors lautet Dieterich Tiedemann (1748–1803). des Verfassers Geist des Urchristenthums, 3 Theile Gemeint ist Johann August Eberhards in Halle erschienenes Werk Der Geist des Urchristenthums. Ein Handbuch der Geschichte der philosophischen Cultur für gebildete Leser aus allen Ständen in Abendgesprächen (1807–1808). Dritter Abschnitt. Geschichte Geschichte und schöne Wissenschaften . 216 219 . Philosophie gründet sich , so wie alle menschliche Kenntnisse, gründet sich auf Wahrnehmung Wahrnehmung dessen, was wirklich ist, und, bey bei den steten Abwechslungen der Dinge, auf die Beobachtung der verschiednen verschiedenen Ereignisse. Wenn diese Kenntniß uns nutzbar, nutzbar und daraus das Allgemeine abgezogen werden soll, um uns weiser und dadurch glücklicher zu machen: machen, so müssen wir einzelne einzle Ereignisse mit andern vergleichen, die zugleich zugleich, oder vor- oder nachher erfolgten, kurz, sie im Zusammenhang Zusammenhang übersehen, um zu entdecken: was war die Ursach Ursach Ursach, und was die Folge Folge eines Ereignisses? und, wenn es Veränderungen Verändrungen waren, die von vernünftigen Wesen bewirkt wurden, wurden: was war die Absicht? Jedes Geschehene, wenn es mit den begleitenden und auf einander folgenden Ereignissen erkannt wird, ist eine Geschichte Geschichte ; und eben diesen Namen legt man einer Wissenschaft bey bei , die uns von den Veränderungen in der Welt im Zusammenhange benachrichtigt. 217 220 . Aber nicht alles Alles , was geschiehet geschieht , ist wissenswürdig, und der ungeheure Umfang der Verän derungen in der Welt macht ohnehin eine Auswahl Auswahl des Merkwürdigern nothwendig, welches entweder nach dem bestimmt werden muß, was größere grössere und weitgreifendere Veränderungen hervorgebracht hat, oder nach dem, was denjenigen, der sich mit Aufsuchung dieser Ereignisse beschäftigt, nach seinen besondern Absichten, wozu er diese Kenntniß brauchen will, am meisten interessirt intereßirt . Daher hat man angefangen, die verschiednen verschiedenen Arten der Ereignisse in der Welt von einander abzusondern, abzusondern: und daraus daher entstehen so viele verschiedne verschiedene Theile der Geschichte. Schränkt sich diese auf solche Thaten und Veränderungen der Menschen ein, die in das Glück und Unglück der menschlichen Gesellschaft einen Einfluß haben, so heißt sie im eigentlichen Verstande Geschichte Geschichte oder Historie Historie . Hiedurch Anm. Hierdurch unterscheidet sie sich von der Naturgeschichte überhaupt, und von der Naturgeschichte des Menschen insbesondere. 218 221 . Jedermann, wer die Geschichte Geschichte kennt, muß zugestehen, daß sie eine sehr unterhaltende und höchst nützliche Wissenschaft seyn könne, und sie wird es in dem Grade wirklich seyn, in welchem sie, nebst der deutlichen und treuesten Darstellung der Begebenheiten, dem vorhin angegebnen angegebnem angegebenen Zweck entspricht, das heißt, zusammenhängend, zusammenhängend und auf die Vorstellung des Einflusses derselben auf die menschliche Wohlfahrt Wohlfahrt und deren Gegentheil ge richtet ist. Sie vertritt 1) die Stelle der eignen eigenen Erfahrung Erfahrung, und erweitert die Kennt niß der Welt und der Menschen ungemein. So fern Sofern giebt sie die brauchbarsten Materialien Materialien , welche die Philosophie verarbeiten kan kann ; sie macht aufmerksam auf Umstände, die dem spekulativen speculativen Kopf, der immer nach dem Allgemeinen hinsieht, gar zu leicht entwischen entgehen , und somit die Vollständigkeit der Induction Induction, wie die Sicherheit der Analogie Analogie, verhindern; sie beugt dadurch der Unfruchtbarkeit allgemeiner Untersuchungen Untersuchung über die Welt und den Menschen, nebst den zu einseitigen Vorstellungen vor; sie ist eine herrliche Uebung im Untersuchen und Vergleichen; ein reiches Magazin Magazin für Philosophie der Welt und des Lebens. 219 222 . Doch nicht bloßes blosses Magazin Magazin – Magazin , sondern 2) auch Schule Schule – der Weisheit und Klugheit Schule der Weisheit und Klugheit , die nur bey bei Tugenden, zufällig zufälligen oder veränderlichen Dingen statt finden stattfinden , und immer auf die Verbindung geschickter Mittel zu mit guten Absichten sehen berechnen . Die Geschichte Geschichte lehrt uns, was gewisse Absichten, die sich Menschen vorsetzten, wenn sie sie auch erreichten, für gute und üble Folgen, also was für Einfluß sie auf wahre menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit hatten; sie zeigt, wodurch gewisse Absichten bewirkt worden sind, und wie viel Grund zu diesem glücklichen Ausschlag oder zu dem Gegentheile, entweder in den Umständen oder in dem Benehmen der Menschen dabey dabei , lag. Sie macht uns mit Menschen von sehr verschiedner verschiedener Art und unter sehr verschiednen verschiedenen Lagen bekannt, zeigt uns die Triebfedern Triebfedern ihrer Handlungen, und die Mittel, Mittel Andre Andere am besten zu gewissen Absichten zu lenken. Kurz, sie versieht uns nicht nur mit einem großen grossen großem Reichthum nützlicher Kenntnisse, und macht uns die Umstände in der Welt und ihren Einfluß auf einander anschaulich, anschaulich; sie schärft auch den praktischen Verstand Verstand, ohne welche drey drei Stücke keine Weisheit und Klugheit möglich ist. Durch den Fleiß, den man auf die Geschichte wendet, gewöhnet gewöhnt man sich zur Aufmerksamkeit auch auf die kleinste kleinsten Umstände Umstände, und selbst ihren unmerklichern Einfluß, zu einer schnellen Uebersicht derselben, derselben und einen festen und sichern Blick auf das, was man jedesmal zu thun habe; man wird mit so vielen sonderbaren Ereignissen bekannt, daß uns weit weniger unerwartete unerwartetete Umstände weit weniger befremden, und bey bei vorkommenden Fällen weniger ausser außer Fassung setzen; und eben hiedurch hierdurch gewöhnen wir uns, vermittelst der Geschichte, uns wirklich klug zu betragen. Es mag seyn, daß man auch ohne sie, in gewissen Arten von Geschäften, zu welchen man vorzüglich aufgelegt ist, und mit welchen man am meisten, oder beynahe beinahe allein, umgeht, Klugheit genug erlangen könne; aber zur Klugheit Klugheit für jede Art zu handlen handeln , zumal für die Geschäfte, wobey wobei uns schon viel und lange vorgearbeitet ist, kan kann man schwerlich, ohne Bekanntschaft mit der Ge schichte, gelangen, wenigstens wird die Weisheit und Klugheit, die man sich durch das Studium der Geschichte erwirbt, weiter reichen, sichrer seyn, und mit weit weniger eignen eigenem Schaden erworben werden, als ohne Kenntniß der Geschichte dessen, was vor uns geschehen ist . 220 223 . Wie sich aber die Geschichte Geschichte hauptsächlich mit den Handlungen der Menschen, mit den zu ihrer Ausführung genommnen genommenen Maaßregeln, Maaßregeln und mit deren Erfolge sowohl, sowohl als mit den Folgen des Betragens der Menschen beschäftigt: so kann ist sie auch 3) sehr viel beytragen, Tugend Tugend zu befördern, ein Beförderungsmittel der Tugend, und kann vor Verirrungen und von Ausschweifungen zurückzuziehen bewaren . Denn sie zeigt die unausbleiblichen Folgen von beyden beiden , sie macht unsre unsere Pflichten Pflichten durch so viele Beyspiele Beispiele einleuchtender und eindrücklicher, als es alle Regeln und Beweise vermögen, und erhebet erhebt dadurch den Menschen zu edlen edeln Empfindungen Empfindungen. Indem sie aber zugleich 4) den Gang der göttlichen Regierung der Welt göttlichen Weltregierung vor Augen legt, und gleichsam die Jahrbücher derselben eröffnet, eröfnet, eröffnet; indem sie die Eitelkeit der menschlichen Anschläge, den steten Wechsel der Dinge und die wundersame Art zeigt, wie Gott Gott überall seine weisesten Absichten durchgeführt hat, giebt sie nicht nur den Menschen Muth, Gutes zu thun, und selbst bey bei den größesten grössesten größten Hindernissen und anscheinendem anscheinenden mißlichen Ausgang, mißlichem Ausgang nie müde zu werden, werden; sondern sie macht auch bey bei dem, der diesem Gang Gange diesen Hang der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung nachspüren will, einen tiefen Eindruck und Ueber zeugung überzeugt von Gottes höchster Macht, Weisheit und Güte, worin der Grund zur wahren Beruhigung des Gemüths und Zufriedenheit mit allem Allem liegt, was uns begegnet. Sofern daher alle wahre Glückseligkeit Glückseligkeit des Menschen theils auf stetem Bestreben nach Tugend, theils auf gegründeter Zufriedenheit des Gemüths beruht, und diese eigentlich von wahrer Weisheit abhängt: abhängt, ist ihr ganzer Einfluß auf unsre wahre Glückseligkeit unverkennbar. 221 224 . Ueberhaupt aber ist sie 5) Kenntniß der Geschichte Geschichte bey jeder Wissenschaft unentbehrlich, so fern unentbehrliches Hülfsmittel jeder Wissenschaft , sofern man entweder das benutzen muß, muß was schon vor uns in einer Wissenschaft entdeckt worden ist, oder so fern sofern eine Wissenschaft den zu verarbeitenden Stoff, wenigstens Erläuterungen, aus der Geschichte entlehnen muß. Jenes muß man aus der Geschichte der Wissenschaften schöpfen, und wenn gleich das Studium dieser Geschichte entbehrlich scheinen möchte, weil die Entdeckungen Ent deckungen, wovon uns die Geschichte benachrichtigt, nach und nach schon in den die Wissenschaften selbst aufgenommen worden sind, und man das Entdeckte benutzen kan kann , ohne gerade zu wissen, wie alt es sey sei , oder woher es komme: so kan kann doch auch die Geschichte der Entdeckungen vieles Licht auf die Entdeckungen sie selbst werfen, so fern sofern sie uns zeigt, wie man auf die so manche Entdeckungen gekommen sey sei , unter welchen Einschränkungen man sie gemacht, wie mit andern Lehrsätzen verbunden habe u. d. gl. u. dergl. In einigen Wissenschaften, als der Philologie, zumal bey bei Lesung alter Schriftsteller, der Theologie, der Rechtsgelahrtheit, Staatswissenschaft u. s. f. u. s. f., kurz, wo sich der Inhalt, zum Theil wenigstens, auf nicht nothwendige Dinge, sondern auf menschliche Vorstellungen und willkührliche Anstalten gründet, leuchtet der Nutzen Nutzen, ja bisweilen die Unentbehrlichkeit von selbst ein; und je mehr überall die Geschichte zu Hülfe genommen wird, je anschaulicher können auch die Lehrsätze Lehrsätze gemacht , und je näher kan kann ihre Verbindung mit dem gemeinen Leben gemacht werden. 222 225 . Soll die Geschichte Geschichte wirklich die angezeigten Vortheile verschaffen: verschaffen, so muß sie 1) der strengsten sei ihre erste Eigenschaft die strengste Wahrheit Wahrheit , so weit sich diese entdecken läßt, nachgehen, läßt; sie muß mithin auf geprüfter Aechtheit Echtheit und Lauterkeit der Quellen Quellen, woraus man schöpft, und auf geprüfter Glaubwürdigkeit der Schriften oder Denkmahle Denkmale über gewisse Ereignisse, d. i. darauf beruhen, ob ihre Verfasser hinlängliche Fähigkeiten und guten Willen, die gemeldeten Sachen kennen zu lernen, und sie Andern wieder so mitzutheilen, besessen haben; mit einem Einem Wort, sie muß kritisch kritisch seyn. Fehlt es an solchen Quellen, oder sind sie bey bei einzelnen einzlen Begebenheiten mangel haft, oder läßt sich ihre Aechtheit Echtheit , Unverdorbenheit und Glaubwürdigkeit nicht darthun: darthun, so hat der Geschichtforscher Geschichtsforscher das Recht, durch Vergleichung der Natur der Sachen Sachen, oder durch Zusam menhaltung glaubwürdiger historischen historischer Anzeigen, Vermuthungen zu wagen, die, bey bei gebrauchter Vorsicht, und wenn er nicht weiter geht, als die se zwey zwei Hülfsmittel ihn leiten, den Zeugnissen an am Werth nichts nachgeben, ja öfters auf die Entdeckung des Unrichtigen oder doch Unsicheren Unsichern Unglaublichen in ausdrücklichen Nachrichten führen. Anm. Je mehr der Geschichtschreiber Geschichtschreiber verräth, daß er zu gefallen und zu unterhalten suche, je weniger er sich Mühe giebt, seine Erzählung zu bewähren, und je rascher er bey bei Muthmaßungen Muthmassungen verfährt: je mehr hat er den Verdacht gegen sich, daß er nicht nach Erkenntniß genauer Wahrheit gestrebt, oder sie nicht treu mitgetheilt habe. 223 226 . Eine zweyte 2te Eigenschaft zweite Eigenschaft der guten historischen Erzählung würde ist die Deutlichkeit Deutlichkeit seyn . Sie wäre ist aber alsdann alsdenn deutlich, wenn die Begebenheiten mit ihren besonden besondern Umstände Umständen vorgestellet würden vorgestellt werden, – wenn nichts erwähnet erwehnet würde erwähnt wird, wovon der Leser nicht einen klaren Begriff hätte hat , oder ihn aus der Erzählung selbst bekommen könnte kann – und wenn selbst durch die Darstellung die Wahrheit Wahrheit des Erzählten begreiflich würde wird . Anm. Das erste Stück, die Umständlichkeit, muß nicht mit Weitschweifigkeit oder mit Mikrologie verwechselt werden, und wäre ist nur so weit nöthig, als die erwähnten erwehnten Umstände ein Licht auf das Ganze werfen. – Das zweyte zweite hängt von der Bekannt schaft mit der Zeit, mit dem Ort, wo etwas geschehen, mit dem Charakter der aufgestellten Personen, und mit der Verfassung, den Sit ten und Gebräuchen derer ab, unter welchen etwas vorgegangen ist. Wäre dieses nicht bey bei dem Leser als bekannt vorauszusetzen, so müßte es ausdrücklich erläutert, oder das Erzählte so eingerichtet werden, daß man es daraus selbst abnehmen könnte. – Wenn alle Umstände so gut zusammenhängen, daß einer den andern ins Licht setzt, und sich, so zu reden, der eine aus dem andern ergiebt: so wird die Wahrheit der Erzählung einleuchtend, und der Geschichtschreiber erspart dem Leser die Ermüdung durch die sonst nöthige Belege, oder gar durch eine umständliche Auseinandersetzung der Gründe, warum er eine Vorstellungsart der Sache für wahrscheinlicher als die andere halte. Nur sind die Umstände selten so genau bekannt, oder so nothwendig in einander gegründet, daß man so erzählen kan, kann; und der Geschichtschreiber muß die Gabe der Darstellung sehr in seiner Gewalt haben, wenn er so erzählen will. 224 227 . Sehr viel kömmt kommt auch 3) bey drittens bei der Geschichte Geschichte darauf an, daß alle Ereignisse und deren Umstände im Zusammenhang Zusammenhange , d. i. so vorgestellt werden, daß man die Ursachen und Folgen derselben einsehen kan kann . Dieses setzt nicht nur den Leser in den Stand, die Sachen besser zu behalten – eine Schwierigkeit, über die so oft bey bei der Geschichte geklagt wird –; wird –: es befördert selbst die Deutlichkeit Deutlichkeit; Deutlichkeit, so wie die Prüfung des Wahren, Falschen und Verdächtigen; es Verdächtigen. Es macht die Geschichte unterhaltend, und zur unterhaltend. Sie wird dadurch Nahrung und Uebung des Geistes. 225 228 . Hiedurch wird zugleich die vierte 4te Tugend vierte Tugend der Geschichte befördert, die in dem Pragmatischen besteht. pragmatisch Pragmatisch ist sie, in so fern insofern sie zur Weisheit und Klugheit bilden kan. Dies kan kann. Dieß kann sie aber, wenn der Geschichtschreiber Geschichtschreiber immer das Interesse der Gesellschaft, deren Geschichte er liefert, d. i. dasjenige, wozu sie sich vereinigt hat, theils vor Augen behält, theils alles Alles in Beziehung auf dasselbe vorträgt, und die Mittel bemerken läßt, wodurch sie der Vollkommenheit Vollkommenheit, wonach sie streben soll, immer näher, oder davon weiter abgebracht worden ist . Da sich indessen indeß der Gebrauch dieser Mittel nach der verschiedenen Lage der Gesellschaft und nach den nicht von ihr abhängenden Veränderungen richten, und eben danach der Werth dieser Mittel beurtheilt werden muß: so müßte muß sie diese Veränderungen vorzüglich nach allen ihren Umständen darlegen; zeigen, wie man dieselben abzuwenden oder zu befördern, und wie zum Besten oder Schaden der Gesellschaft zu lenken gesucht? gesucht; wie sich dabey dabei die Gesellschaft Gesellschaft durch Gesetze oder andre andere Anstalten, durch deren strenge oder fehlerhafte Beobachtung, Beobachtung oder auch Abänderung genommen? genommen; und was sie dabey dabei für Absicht gehabt? gehabt; wie, wie weit und wodurch sich der Geist und Charakter der Gesellschaft gezeigt? gezeigt; was einzelne einzle Personen dabey dabei für nachahmungs- nachahmungswürdige oder vermeidungswürdige Beyspiele gegeben? warnende Beispiele gegeben; und was alles dieses dieses, und wie weit es auf die Wohlfahrt oder die Verschlimmerung der Gesellschaft überhaupt oder einzelner einzler Theile derselben, derselben gewirkt habe? habe. Anm. Anm. 1. Ich bin in Bestimmung des Pragmatischen dem Begriffe der Alten Alten, besonders des Polybius Polybius , gefolgt, und habe ihn nur etwas erweitert, um ihn nicht bloß der bürgerlichen Gesellschaft anzupassen, sondern auch auf andre andere Gesellschaften, auf die Menschheit, auf die Kirche u. s. f. auszudehnen. S. Casaubon, Isaak Isaaci Casauboni Commentar. in Polybius Polybium Polybium, Tom. I. p. 742 seq. und 721 sqq. seq. Was hier von der Geschichte der Gesellschaft gesagt ist, gilt auch in seiner Art von der Geschichte der Religion und der Wissenschaften. Uebrigens versteht sichs, daß der Geschichtschreiber nicht über Weisheit und Klugheit und die damit verbundne übrige Tugend müsse vorerklären wollen verbundenen übrigen Tugenden weitläuftig raisonnirt , sondern die Begebenheiten so zu stellen weiß , daß vielmehr der Leser sie selbst daraus schöpfen lerne. Höchstens darf er durch schickliche schick lich angebrachte Sentenzen – die Sentenzen , welche der Würde der Geschichte um so angemessener sind, je weniger sie ins Gemeine fallen – fallen, oder durch Winke Winke , welche oft, wie bey besonders bei dem Tacitus Tacitus zum Beyspiel Tacitus , in einzelnen einzlen Worten liegen können, oder, – oder wenn die bloße blosse Erzählung der Begebenheiten nicht deutlich genug die Uebersicht des Ganzen befördern, oder zu sehr durch allgemeinere Anwendungen Anwendungen unterbrochen werden würde, – durch besondre besondere ausführliche Abschweifungen (Digressionen (Digreßionen (Digressionen, Excurse ), des Lesers Aufmerksamkeit auf das lenken, was zu dieser Absicht dienet dient . Anm. 2. Was einige Neuere Philosophie der Geschichte nennen, scheint im Grunde nichts Anderes als dieses Pragmatische zu seyn; und und, was man historische Kunst Kenntniß nennt, ist eben die Geschicklichkeit, die bisher angeführten Tugenden oder Haupteigenschaften, wenigstens die drey drei letztern, einer Geschichte zu geben. Die erste Tugend, Wahrheit, ist mehr der Gegenstand der Geschichtsforschung Geschichtsforschung . Isaaci Casauboni Commentar. in Polybium Tom. I. p. 742 seq. und 721 sqq. Der Grund, aus dem an dieser Stelle auf Isaak Casaubons Polybius-Kommentar verwiesen wird, liegt darin, dass der griechische Historiker Polybius als Vater der sog. pragmatischen Geschichtsschreibung ( πραγματική ἱστορία ) gilt. Diese zielt v.a. auf den Erkenntnisgewinn des politisch Handelnden, indem sie (anders als eine an Genealogie oder Koloniegründung orientierte Geschichtsschreibung) Taten und Schicksale in den Mittelpunkt stellt und Ursachen offenlegt, aus denen für die Zukunft gelernt werden soll (vgl. II § 14; II § 92). Die Seitenzahlen p. 742 seq. bzw. 721 sqq. beziehen sich auf Bd. I,2 (1764) der von Johann August Ernesti veranstalteten Polybius-Ausgabe (vgl. I § 112). In seinem dort abgedruckten Kommentar (vgl. aaO 719–854) äußert sich Casaubon an den angegebenen Stellen zur pragmatischen Geschichtsschreibung. 226 229 . Die Geschichte Geschichte hat einen ungeheuren fast unermeßlichen Umfang. Wollte man nicht auf ihre einzelne einzle einzelnen Theile einen ganz besondern Fleiß wenden: wenden, so würde immer ein sehr dürftiges Ganze herauskommen; man könnte vieles nicht deutlich machen, noch das Merkwürdigste ausheben, wo man nicht das Auslesen hätte, und also vieles und vielerley vielerlei von der Geschichte wüßte; und wenn wüßte. Wenn vollends die Geschichte zusammenhängend und pragmatisch pragmatisch vorgestellt werden soll: soll, so gehört dazu nothwendig eine ausführliche ausführliche, und selbst ins Kleine gehende Erkenntniß dazu Kenntniß derselben . Aber aus den Theilen muß man doch auch ein wohl concentrirtes Ganze bilden können, um sich eine allgemeine Uebersicht der Weltveränderungen zu verschaffen, um die Geschichte der menschlichen Gesellschaft überhaupt zu verstehen, um einen allgemeinen Faden zu ha ben, daran man die besondere Geschichte knüpft. Dieses alles hat Gelegenheit zu gewissen Abtheilungen der Geschichte Abtheilungen der Geschichte des großen Feldes gegeben. 227 230 . Man kan kann diese theils nach den besondern Arten der Veränderungen machen, deren Geschichte Geschichte man sucht, theils theils nach dem weitern oder engern Umfang Umfange der Geschichte. In jener Rücksicht ist die Abtheilung in bürgerliche, Religions- und und Kirchengeschichte Kirchengeschichte , und in Literärgeschichte Literärgeschichte entstanden, je nachdem man dabey dabei auf die Veränderungen der bürgerlichen Gesellschaft, oder der Religion, Religion und der zur Aufklärung Aufklärung und Uebung derselben zusammengetretenen Gesellschaften, oder der Wissenschaften, Wissenschaften seine Absicht gerichtet hat. Alle drey laßen lassen drei lassen sich wieder nach gewissen Hauptperioden Hauptperioden, z. B. die uns bekannte Geschichte in die ältere , ältere (bis auf den Anfang des 9ten Jahrhunderts nach Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Geburt, oder besser, vielleicht besser bis auf die große Völkerwanderung grosse Volkswanderung im 4ten und 5ten Jahrhundert), in die mittlere mitlere (bis auf den Anfang des 16ten Jahrhunderts) Jahrhunderts), und in die neuere , neuere theilen. Nach dem weitern oder engern Umfang aber aber, pflegt man, wenigstens bey bei der bürgerlichen Geschichte, die allgemeine Weltgeschichte Weltgeschichte (Universalhistorie) und die besondre besondere zu unterscheiden, welche letztre freylich letztere freilich , nach den dem verschiedenen Umfang Umfange der Zeit oder der Gesellschaft und Wissenschaft, wieder sehr viele Abtheilungen leidet. 228 231 . Wenn es dem, der Theologie studieren will, andre andere Beschäftigungen, die seinen Fleiß fordern, nicht erlaubten erlauben , sich in das so gar weite Feld der Geschichte Geschichte zu wagen: wagen, so sollte er doch, als cultivirter Mensch, als Christ und Reli gionslehrer, als Gelehrter und Bürger, in der allgemeinen Weltgeschichte allgemeinen Weltgeschichte , der Religions- Menschen- Religions-, Menschen- und Li terärhistorie Literärhistorie und in der Geschichte Geschichte seines Vaterlandes Vaterlandes , kein Fremdling seyn; zumal wenn, wie billig scheint, jeder, der Anspruch auf Cultur Cultur Kultur macht, wenigstens überhaupt und in dem Theil der Geschichte, die ihn am nächsten angeht, nicht ganz unwissend seyn darf, und gemeiniglich der Unterricht darin denen anvertrauet wird, die sich dem Studium der Theologie gewidmet haben. Anm. Alle Menschen wollen gern wissen wissen, was geschehen, woher das gekommen, was daraus geworden sey sei ? Dieser natürliche Trieb zur Geschichte und zur Philosophie darüber darüber, zeigt sich schon bey Kindern und bey bei Kindern, selbst bei dem gemeinen Mann. Hierin liegt der Grund zu aller Cultur; Cultur, und so wie diese zunimmt: zunimmt, so wächst auch die Begierde, diese Kenntniß zu erweitern; nur daß freylich freilich jeder nach dem wißbegierig ist, was ihn am meisten interessirt intereßirt . Ganz gleichgültig also gegen Geschichte, und auch nicht einmal begierig nach Kenntniß Einer Art der wahren Geschichte seyn, verräth einen Menschen, der entweder sich um nichts bekümmert, als um sich und seine Bedürfnisse, nicht um Andre Andere , um ihr Schicksal und ihre Unternehmungen, die doch selbst auf sein eignes eigenes Glück und Unglück einen Einfluß haben können, bekümmert, kurz, der keinen rechten Sinn für das menschliche Leben und die Gesellschaft hat, oder der wirklich überall keiner wahren Cultur fähig ist. 229 232 . Wie Bei der Frage, wie man die Geschichte Geschichte und deren angegebne angegebene Theile am vortheilhaftesten studieren solle? – das heißt entweder , solle, sieht man entweder auf welche die Eigenschaften der Geschichte man sehen und den Zweck , zu welchem Zweck man sie studieren müsse? muß; oder wodurch man sich dieses Studium erleichtern könne? – In jenem sieht auf die Hülfs- und Erleichterungsmittel des Studiums. – Auf keinen Fall muß darf die Absicht nicht bloß auf die bloße Befriedigung der Neugier, der Eitelkeit und des Triebes nach Vielwissen Vielwisserey Vielwisserei , oder auf angenehme Zeitkürzung Zeitverkürzung und Unterhaltung der Einbildungskraft gehen, wenn von einem wirklichen Studium die Rede ist, sondern auf Erreichung des höhern Nutzen Nutzens, der §. 218 221 f. angegeben ist; und alsdenn ist. Alsdann wird man aus dem, was gesagt worden ist, leicht abnehmen können, aus welchem Gesichtspunct Gesichtspunct man sie studieren welches der eigentliche und würdige Gesichtspunkt eines solchen Studiums seyn müsse. Mit diesen Regeln muß man das Studium Anm. Mehr als alle Regeln lehrt die Lesung guter Geschichtschreiber Geschichtschreiber verbinden selbst . Als Geschichtsforscher Geschichtsforscher Geschichtsforscher (§. 225 228 225. Anm. 2. ), in Absicht auf Wahrheit, Wahrheit und selbst Deutlichkeit, möchten deutsche Geschichtschreiber schwerlich übertroffen werden; in haben deutsche Historiker stets einen hohen Rang behauptet. In Absicht auf historische Kunst sind die Alten, Thukydides Thukydides , Polybius Polybius , Livius Livius , Plutarch Plutarch , Tacitus Tacitus , und unter den Neuern Neuern, wiewohl nicht von verschiedenen Seiten, Sleidanus, Johannes Sleidan , Thou, Jacques Auguste de de Thou , Thou ( Thuanus ), Voltaire Voltaire , Hume, David Hume , Robertson, William Robertson , Gibbon, Edward Gibbon , Raynal, Guillaume Thomas François Raynal , Barthélemy, Jean Jacques Barthelemy , Müller, Johannes von Johann Joh. von Müller , Spittler, Ludwig Timotheus von Spittler , Schiller, Friedrich Schiller und wenige Andre, freylich Andere, freilich bessere Muster, wenn nur einige unter ihnen eben so sorgfältig nach Wahrheit, der eigentlichen Seele der Geschichte, gestrebt, wie namentlich Voltaire Voltaire , und sie nicht nicht, der angenehmern Unterhaltung so oft aufgeopfert hätten. Sleidan Gemeint ist der Diplomat und Historiker Johannes Sleidanus (1506–1556), dessen Hauptwerk De statu religionis et rei publicae Carolo V. Caesare commentarii (1555) aufgrund der intensiven Quellenarbeit und seiner neutralen Darstellung bis in die Gegenwart hinein ein Standardwerk der Reformationsgeschichte darstellt. Die seit ihrem Erscheinen immer wieder neu aufgelegten Commentarii waren in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s in der dreibändigen Ausgabe (1785–1786) Christian Karl am Endes (1730–1799) und in der von Johann Salomo Semler besorgten deutschen Übersetzung in vier Bänden (1771–1773) greifbar. Als Gegenstück zu den Commentarii erschienen kurz darauf Sleidans De quatuor summis imperiis libri tres (1556), eine an der biblischen Vier-Reiche-Lehre orientierte Weltgeschichte. Beide Darstellungen können als Grundlagenwerke der modernen Geschichtsschreibung gelten. de Thou, (Thuanus) Jacques Auguste de Thou (Thuanus) (1553–1617) zählt zu den bedeutendsten Historikern der französischen Renaissance. Sein in hervorragendem Latein verfasstes und nach unparteiischer Darstellung strebendes Hauptwerk, die in Paris erschienenen Historiae sui temporis I–IV (1604–1608), eine annalistische Geschichtserzählung der Jahre 1546–1584. Sie umfasst alle europäischen Staaten und das Osmanische Reich, ist jedoch v.a. eine Geschichte Frankreichs. Das auf 138 Bücher angelegte Werk zeichnet sich durch eine komplizierte Editionsgeschichte (bis 1630 erschienen unterschiedliche Ausgaben) aus, blieb zu de Thous Lebzeiten unvollendet, wurde jedoch in London unter Berücksichtigung seiner Manuskripte ein Jahrhundert später in sieben Bänden (1733) vollständig herausgegeben. Diese Ausgabe diente als Grundlage einer französischen Übersetzung (1734). Voltaire Der französische Philosoph Voltaire (François-Marie Arouet) (1694–1778) hat mehrere Hundert Werke ganz unterschiedlicher Genres hinterlassen und gehört zu den einflussreichsten Autoren der europäischen Aufklärung. Unter den historischen Schriften können das epochale Werk Le siècle de Louis XIV (1751) und der siebenbändige Essai sur l'histoire générale et sur les mœurs et l'esprit des nations depuis Charle-magne jusqu' à nos jours (1756) hervorgehoben werden, in denen Voltaire einen neuen, soziale und kulturelle Momente berücksichtigenden und von übernatürlichen Erklärungsmustern abweichenden Typus von Geschichtsschreibung entfaltet. Zudem prägte Voltaire mit La philosophie de l'histoire (1765) den Begriff der Geschichtsphilosophie und verfasste den Artikel Histoire in der Encyclopédie . Hume Der Philosoph David Hume (1711–1776) gehört mit A Treatise of Human Nature (1739–1740), Enquiry Concerning Human Understanding (Erstveröffentlichung 1748 noch unter abweichendem Titel), Enquiry Concerning the Principles of Morals (1751) sowie den posthum veröffentlichen Dialogues Concerning Natural Religion (1779) zu den wichtigsten Gestalten der schottischen Aufklärung. Zudem ist Hume auch als Ökonom und Historiker hervorgetreten. Als historische Werke sind die sechsbändige History of England bzw. Great Britain (1754–1762) sowie die zweibändige History of Great Britain, under the house of Stuart (1759) zu nennen. Hinzu kommt die die deistische Annahme einer ursprünglichen monotheistischen Vernunftreligion entkräftende Abhandlung The Natural History of Religion (1757). Robertson Der Geistliche und Historiker William Robertson (1721–1793), 1762 Rektor der Universität Edinburgh und 1763 nach einer Vakanz von über fünfzig Jahren der erste Historiographer Royal Schottlands, zählt zu den führenden Figuren der schottischen Aufklärung. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die zweibändige History of Scotland (1759), die von Zeitgenossen wie Voltaire und Edward Gibbon hochgelobte dreibändige History of the Reign of the Emperor Charles V (1769), in der Robertson die betreffenden Jahrzehnte als Ausgangspunkt für die politische Neuformierung Europas beschreibt, und die zweibändige History of America (1777). In der ersten Auflage der Anweisung ist auf die Übersetzung von Robertsons History of Ancient Greece ( 2 1778) verwiesen (vgl. I § 138 a). Gibbon Der zeitweise auch als Politiker tätige Historiker Edward Gibbon (1737–1794) zählt aufgrund seines Hauptwerkes The History of the Decline and Fall of the Roman Empire (1776–1788) neben David Hume und William Robertson zu den bedeutendsten Geschichtsschreibern der englischsprachigen Aufklärung. Um Objektivität bemüht und unter großflächiger Heranziehung von Primärquellen beschreibt Gibbon den Niedergang Roms vom 2. Jh. bis zum Fall Konstantinopels im Jahr 1453 und macht dabei auch das Christentum mitverantwortlich. Bisweilen gilt Gibbon als erster moderner Historiker des antiken Rom, von besonderer Bedeutung ist seine Erschließung der Spätantike. Raynal Bekannt wurde der als Jesuit erzogene Guillaume Thomas François Raynal (Abbé Raynal) (1713–1796) vor allem durch die vielgelesene vierbändige Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes (1770), zu der auch Denis Diderot (1713–1784) beigetragen hat. Nachdem dieses u.a. sklavereikritische Werk über die beiden Indien verboten wurde, veröffentlichte Raynal es nach Amsterdam ein zweites Mal in Den Haag (1774), doch wurde auch diese Ausgabe indiziert. Nach der erneuten Veröffentlichung in Genf (1780) musste Raynal Frankreich verlassen und fand schließlich bei Friedrich dem Großen (1712–1786) eine Freistatt. 1784 kehrte er nach Frankreich und 1791 vorübergehend auch nach Paris zurück. Hier folgte seiner Kritik an den absolutistischen Strukturen im vorrevolutionären Frankreich die Kritik an der revolutionären Praxis, die jedoch kein Gehör fand. Barthelemy Einer breiten Leserschaft ist der Numismatiker, Sprach- und Altertumswissenschaftler Jean Jacques Barthélemy (1716–1795) vor allem durch sein vierbändiges Werk Voyage du jeune Anarcharsis en Grèce (1788) (vgl. I § 138) bekannt geworden, dessen Ausarbeitung drei Jahrzehnte in Anspruch genommen hat. Im Stil einer Reisebeschreibung – Hauptfigur ist ein junger Skythe auf Bildungsreise, der im Alter seine Eindrücke niederschreibt – entwirft Barthélemy hier ein Bild vom gesellschaftlichen und kulturellen Leben Griechenlands vor Alexander und vereinigt so unterhaltsame Lektüre und Historizität. Johann Müller Der in Schaffhausen geborene Diplomat, Bibliothekar und Historiker Johannes von Müller (1752–1809) war einer der wichtigsten Schweizer Intellektuellen seiner Zeit und stand – davon zeugt der umfangreiche briefliche Nachlass – mit führenden Gelehrten in Kontakt. Aus seinen historischen Werken sind das von seinem Lehrer August Ludwig von Schlözer (1735–1809) als epochemachend rezensierte Werk Bellum Cimbricum (1772), Die Geschichte der Schweizer (1780), die nach Müllers Tod fortgesetzte Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft I–V/1 (1780–1808) und die unvollendeten, zuerst von seinem Bruder Johann Georg Müller (1759–1819) im Rahmen der Sämmtlichen Werke I–XXVII (1810–1819; 2 1831–1835) herausgegebenen Vierundzwanzig Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Menschheit (vgl. I § 235 c) hervorzuheben. Spittler Zunächst als Stiftsrepentent in Tübingen tätig, wurde Ludwig Timotheus von Spittler (1752–1810) 1778 auf Vermittlung Christian Gottlob Heynes Professor an der Göttinger Philosophischen Fakultät und verzichtete später zugunsten Gottlieb Jakob Plancks (1751–1833), der Spittler nach dessen Tod eine eigene Schrift widmen sollte (1811), auf einen Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät. Bereits zu Tübinger Zeiten hatte Spittler seine Geschichte des Kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Isidorus (1778) veröffentlicht (vgl. III § 89), als theologisch bedeutsamstes Werk darf der mehrfach aufgelegte Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (1782) gelten. Nach dem Verzicht auf die theologische Professur verlegte sich Spittler v.a. auf die politische bzw. Landesgeschichte. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Geschichte Wirtembergs unter der Regierung der Grafen und Herzoge (1783), die zweibändige Geschichte des Fürstenthums Hannover seit den Zeiten der Reformation bis zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts (1786) und der zweibändige Entwurf der Geschichte der Europäischen Staaten (1793/1794) zu nennen. Schiller Als im engeren Sinne historische Arbeiten Friedrich Schillers, auf Initiative Goethes ab 1789 Professor in Jena, sind v.a. die Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung (1788), von der nur der erste von sechs angedachten Bänden erschienen ist, sowie die im Historische[n] Calender für Damen (1791–1793) abgedruckte Geschichte des Dreyßigjährigen Kriegs zu nennen. Hinzugenommen werden kann etwa noch der kurze Aufsatz über die Jesuitenregierung in Paraguai , in: Der Teutsche Merkur 1788 (Okt.), 3–8. In seiner begeistert aufgenommenen Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? vom 26. Mai 1789 macht Schiller seine Vorstellung von Geschichtsschreibung deutlich. 230 233 . Hat aber die Frage den andern Sinn: so betrift sie mehr die Methode und die Hülfsmittel, und dabey möchten folgende Vorschläge nicht undienlich seyn. Die Methode Methode und die Hülfsmittel Hülfsmittel des historischen Studiums betreffend, so wird man hier keine vollständige Anweisung für Geschichtsforscher, oder für solche erwarten, die sich mit vorzüglichem Fleiß diesem Studium widmen, und überall aus den Quellen Quellen schöpfen wollen. Nur einige Winke sollen denen gegeben werden, welche entweder versäumt, noch den ersten Grund hierin legen müssen, oder sich mit der Geschichte nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Jedoch kann die Religions- und Kirchengeschichte Kirchengeschichte hier noch weniger berücksichtigt werden, da unter den eigentlichen theologischen Wissenschaften von ihr die Rede seyn wird. Anm. Anm. 1. Man sieht aber wohl, daß dieses nicht eine Anweisung für Geschichtsforscher Geschichtschreiber , oder für solche seyn solle, die sich mit vorzüglichem Fleiß dem Studium der Geschichte widmen, und, wie alsdann alsdenn nöthig ist, aus den Quellen schöpfen wollen; sondern für die, welche entweder den ersten Grund hierin legen müssen, oder sich mit der Geschichte mehr als einem Nebenwerke, oder nur so weit beschäftigen, als zur bessern Kenntniß der übrigen, namentlich der theologischen Wissenschaften, nöthig ist. Anm. Anm. 2. Die Religions- und Kirchengeschichte wird hier ganz übergangen; weil ihr unten in einem andern Abschnitt ein besondrer besonderer Platz bestimmt ist. Anm. Anm. 3. Ueberhaupt muß derjenige, der sich mehr auf die Geschichte einlaßen einlassen kan und will, zuerst diejenigen Schriftsteller zu Rathe ziehen, welche ein Verzeichniß der dahin gehörigen allgemeinen und besondern Werke und Schriften geliefert haben. Hat er dadurch die besten Geschichtschreiber in den verschiedenen Arten der Geschichte kennen gelernet, so muß er sich, wenn er weiter gehen will, an diejenigen halten, die von diesen als gebrauchte Quellen Quellen oder Hülfsmittel Hülfsmittel sind angegeben worden. Für Geschichte überhaupt, oder eigentlich für bürgerliche Geschichte, ist das vollständigste Werk die Bibliotheca historica, instructa a Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotthelf Struvio , aucta a Buder, Christian Gottlieb Christ. Gottlieb Budero , nunc vero a Meusel, Johann Georg Jo. Georg. Meuselio - - amplificata, wovon bis jetzt 5 Volumina, jedes von 2 Theilen, Lipsiae 1782 bis 1791 Vol. I. Pars I. Lipsiae 1782. P. II. 1784. u. Vol. II. P. I. 1785. in gr. 8. erschienen sind ist . Die Buder, Christian Gottlieb Budersche Ausgabe des ganzen Werks war Jenae 1740 1740. in 2 Bänden in groß Oktav gr. 8. herausgekommen. { Anm. Als Einleitung in das Studium zeichnet sich aus: Rühs, Friedrich E. B. Ruehs Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. Berlin 1811. } E. B. Ruehs Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. Berlin 1811 Der Autor des geschichtsmethodisch innovativen Entwurfs ist der später v.a. durch nationalistische und antisemitische Überzeugungen aufgefallene Historiker (Christian) Friedrich Rühs (1781–1820). 231 234 . Vor allen Dingen müßte man sich zu orientiren suchen, d. i. sich bekannt machen wo? und wenn die Veränderungen, welche die Geschichte lehren soll, vorgegangen wären, also zuvörderst den Schauplatz kennen lernen. Ohne Zuvörderst sollte ohne vorläufige Kenntniß der Geographie Geographie sollte man nie wollen Geographie , welche uns den Schauplatz bekannt macht, auf welchem das, was sie erzählt, sich zutrug, niemand Geschichte Geschichte studieren. Diese studieren wollen. Dieses vorläufige Arbeit brauchte nur Studium mag sich auf das Allgemeinere zu gehen; Allgemeine beschränken, weil sonst die Menge der Sachen zerstreuen, oder unnöthig aufhalten, vieles Vieles auch nicht einmal verständlich, oder dessen Nutzbarkeit Nutzbarkeit begreiflich seyn würde, was erst durch die Geschichte aufklären aufgeklärt werden muß. Vorzüglich müßten unter den wichtigsten Oertern müssen die natürlichen natürlichen Abtheilungen der Erde durch Meere, Flüsse und Gebürge Gebirge bemerkt werden, als welche die beständigsten sind, woran sich auch größtentheils die Abtheilungen der Völker und die wichtigsten Städte geschlossen haben, von wo aus selbst die Verbindungen und die Ausbreitung der Völker gegangen sind. 1 ) Weil die neuere Beschaffenheit der Länder uns näher angeht, und man von ihr mehr wissen kan kann, als von der vorhergehenden: so würde fängt man gewöhnlich von der neuern neuern Geographie anfangen an , und geht so zur mitlern mittlern und ältern fortgehen. ältern fort. 2 ) Es versteht sich, daß man stets die dabei der Gebrauch der besten Landcharten Landcharten, die man bekommen kan, vor sich haben müsse kann, unentbehrlich ist . Bey der neuern Geographie könnte man der vollständigern Kürze wegen Fabri, Johann Ernst J. E. Fabri Handbuch der neuesten Geographie, dritte umgearbeitete Aufl. Halle 1790 1784. gr. 8. und zur Erweiterung in Absicht auf Europa und einen Theil von Asien, Büsching, Anton Friedrich A. F. Büschings Auszug aus seiner Erdbeschreibung, 5te vermehrte Auflage, Hamburg 1780 in 2 Theilen in 8. und 6ste Aufl. des ersten Theils, 1785 , 1785. zum Grunde legen ; noch mehr aber, wenn die Geographie vorzüglich zum Behuf der Völkergeschichte studiert werden soll, Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers kurzen Begriff der Geographie, Göttingen 1789 in 2 Oktavbänden, weil er sich neben der Land- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt . – In der mittlern mitlern Geographie haben wir eigentlich noch gar nichts Allgemeines, das einigermaßen, nebst Richtigkeit, vollständig heißen könnte. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville zugleich richtigeres und vollständigeres als d'Anville Handbuch der mittlern mitlern Erdbeschreibung - - nebst einer Landcharte von der mittlern mitlern Geographie, Nürnberg 1782 1782. in gr. 8. ist bis jetzt das einzige zuverläßige, um sich in den für die Geschichte wichtigsten europäischen Staaten, seit der großen Völkerwanderung, überhaupt orientiren zu lernen, ob es gleich kaum über das achte Jahrhundert hinausgeht die doch nur einige europäische Staaten betrifft . – In der ältern Geographie kan können für den Anfang das §. 140 erwähnte Handbuch zum Gebrauch der 140. erwehnte Handbuch nach Anleitung der Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anvillischen Landcharten Landcharten, dienen, womit man stets den vortreflichen wovon der erste Band, über Europa, Nürnberg 1785. in gr. 8. vollendet ist, von dem zweyten aber bis jetzt einige Theile von Asien und Aegypten, erschienen sind. Der vortrefliche Atlas antiquus Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' Danvillianus verbinden muß Danvillanus , welcher, mit Inbegriff der Tabulae medii aevi, 12 Charten in sich faßt faßt, ist daselbst 1784. nachgestochen . – Von dieser vorläufigen geographischen Kenntniß muß freylich vieles erst hinterher durch die Geschichte vollständiger und deutlicher, und der Abgang solcher Landcharten Landcharten, welche die Länder nach gewissen besondern Zeiten vorstellen, durch die ersetzt werden, die sich bey manchen genauern Abhandlungen über die Geschichte einzelner einzler Reiche zu gewissen Zeiten befinden, befinden und hier nicht können besonders angegeben werden können . Anm. 1. Ein durchgreifender Versuch, natürliche Eintheilungsgründe zu wählen, und auf Gebirge, Thäler, besonders aber auf Meere und Flüsse Rücksicht zu nehmen, ist Zeune, August A. Zeune Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung. Berlin 1808. Etwas noch weit vollständigeres aber läßt Ritter, Carl C. Ritter's Erdkunde, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften, wovon bereits der erste Theil, Berlin 1817. , erschienen ist, erwarten. Anm. 2. Als Hülfsmittel für das erste Studium, mit Vorbeigehung der größern Werke von Cellarius, Christoph Cellarius , Büsching, Anton Friedrich Büsching , Norrmann, Gerhard Philipp Heinrich Norrmann , erinnern wir für alte Geographie an die §. 140. Anm. angeführten Werke; für mittlere und neuere Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterer's kurzer Begriff der Geographie, Göttingen 1789. , 2 Oktavbände, die sich neben der Länder- auch auf Völkerkenntniß erstreckt, und sie mit großer Sorgfalt classificirt. Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' D'Anville Handbuch der mittlern Erbeschreibung, nebst einer Landcharte von der mittlern Geographie. Nürnberg 1782. gr. 8. Fabri, Johann Ernst J. E. Fabri's Handbuch der neuesten Geographie, 3te Aufl. Halle 1790. , nebst Desselben kurzem Abriß, 15te Aufl. 1817. Stein, Christian Gottfried Daniel C. G. D. Stein Handbuch der Geographie und Statistik, nach den neuesten Ansichten, 2 Theile, nebst einer Weltcharte. Leipzig 1817. , nebst Desselben kleine Geographie. Neue Auflage. 1817. Anm. 3. Die Versäumniß der Geographie Geographie überhanpt und ihre Trennung von der Geschichte ist eine Hauptursach, warum die geschichtlichen Kenntnisse bei Vielen theils so unklar sind, theils so bald verloren gehen, weil sie sich nicht sinnlich an die Orte und Länder anschließen, worin sie vorgegangen sind. Man sehe, was ich darüber, so wie überhaupt über das Studium beider Wissenschaften, in meinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts in der Unterrichtslehre Kap. 7. bemerkt habe. A. d. H. größern Werke von Cellarius, Büsching, Norrmann Gemeint ist die zwei Einzelwerke zusammenfassende, später auch ins Deutsche (1709) übersetzte Geographia antiqua iuxta et nova (1687) (die Geographia medii aevi blieb unvollendet) und die häufig aufgelegte Notitia orbis antiqui (1701–1706) (vgl. I § 140) des halleschen Philologen, Historikers und Geographen Christoph Cellarius (1638–1707); mit Anton Friedrich Büsching (1724–1793) verbindet sich die berühmte, insgesamt dreizehnteilige Neue Erdbeschreibung (1754–1803), die er selbst bis in den elften Teil (1754–1792) hinein (Europa und den Anfang von Asien) bearbeitete und für die er zudem einen mehrfach aufgelegten Auszug besorgte (vgl. I § 231), sowie die bis 1802 in sechs Auflagen, zahlreichen Nachdrucken und Übersetzungen erschienene Vorbereitung zur gründlichen und nützlichen Kenntnis der geographischen Beschaffenheit und Staatsverfassung der europäischen Reiche und Republiken (1758); der Rostocker Statistiker und Geograph Gerhard Philipp Heinrich Norrmann (1753–1837) ist der Verfasser des Geographische[n] und Historische[n] Handbuch[s] der Länder-, Völker- und Staatenkunde (1785–1798) und zudem als Bearbeiter von Büschings Vorbereitung ( 6 1802) hervorgetreten. C. G. D. Stein Handbuch der Geographie und Statistik, nach den neuesten Ansichten, 2 Theile, nebst einer Weltcharte. Leipzig 1817 Die hier angeführte dritte Auflage ist 1817 in drei Bänden erschienen. Desselben kleine Geographie. Neue Auflage. 1817 Gemeint ist die achte Auflage. meinen Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts in der Unterrichtslehre Kap. 7 Niemeyers Grundsätze sind bereits zuvor nach der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c). Gemeint ist wohl das fünfte Kapitel im dritten, die Didaktik beinhaltenden Hauptabschnitt des zweiten Teils, in dem der Unterricht in Geographie und Geschichte behandelt wird (vgl. aaO 437–472), doch wird im siebenten Kapitel (vgl. I § 70 c) explizit auf das fünfte Kapitel verwiesen (vgl. aaO 543). 232 235 . Nach dieser vorläufig erlangten Kenntniß müßte muß der Anfang von Erlernung der Geschichte Geschichte selbst mit einer allgemeinen Uebersicht derselben, also mit der allgemeinen Weltgeschichte Weltgeschichte allgemeinen Weltgeschichte (§. 227 230 227. ) gemacht werden , wenn man einen Unterricht finden kan, der dieses Namens würdig ist . Liegt bey bei dem Studium der Geschichte keine solche allgemeine Geschichte zum Grunde: Grunde, so kan kann man sich in Absicht auf Zeit (§. 231 234 ), wohin die Zeit, der jedes ge hört, nicht wohl finden, ja selbst oft nicht einmal in Absicht auf die Länder, wo etwas vorgefallen ist, weil diese, nach verschiedenen Veränderungen in der Geschichte, auch andre andere Namen, einen andern Umfang, andre andere Cultur Cultur u. s. f. bekommen haben. Ueberdies Ueberdieß greift jede besondre jeder besondere Theil der Geschichte in andre andere Theile ein , ohne deren Kenntniß auch jene nicht deutlich ist, zumal wenn man die Ursachen von besondern Veränderungen in Einem Staat Staat Staate wissen will, die Ursachen mögen vorhergehende oder mitwirkende seyn. Denn dazu ist Kenntniß vorhergehender oder gleichzeitiger Staaten nöthig, und, da man die Geschichte dieser einzelnen einzeln Staaten doch nicht auf einmal Einmal lernen kan kann : so ist keine andre andere Hülfe als von der allgemeinen Weltgeschichte allgemeinen Weltgeschichte zu erwarten. Auch muß man sich gleich Anfangs anfangs an Bemerkung des Zusammenhangs in der Geschichte gewöhnen (§. 224 227 ), und lernen 224. ), das Wichtigere von dem Unwichtigern zu unterscheiden unterscheiden lernen , um über dieses nicht jenes zu vernachläßigen; aber eben vernachlässigen. Auch diesen Zusammenhang lehrt jene allgemeine Geschichte, und sie Geschichte. Sie macht uns auf das Gewicht und den Einfluß eines Staats und dessen Veränderungen Verhältnisse auf gleichzeitige und spätere Veränderungen aufmerksam. Selbst der Blick erweitert sich durch dieses eröffnete eröfnete weite Feld, und Feld. Es macht einen größern grössern Eindruck von dem Umfang und der Wichtigkeit der Geschichte des Studiums überhaupt, welches die Lust, sie es zu studieren, sehr betreiben, nicht wenig befördert. Anm. Man kan kann einen solchen allgemeinen Entwurf entweder vorher zur Einleitung in die noch ganz unbekannte Geschichte, oder nachher, wenn man schon mehrere einzelne einzle Theile derselben sich bekannt gemacht hat, zur deutlichern und zusammenhängendern Uebersicht brauchen gebrauchen . Hier ist er nur in der erstern Absicht angenommen. Freylich Freilich muß der, wer einen solchen guten Unterricht über die allgemeine Weltgeschichte geben soll, vorher die Spezialgeschichte Spezialgeschichte kennen gelernet gelernt haben; aber das braucht der nicht, der sie, sie noch vor der Hand, Hand nicht untersuchen, sondern lernen will, um gleichsam eine allgemeine Geschichtcharte Geschichtcharte Geschichtscharte zu besserem besserer Verständniß der Spezialcharten zu haben. 233 236 . Es müßte aber eine Eine Geschichte Geschichte, die welche diese Absichten erfüllen sollte, a) bey soll, muß 1) bei allem Reichthum der Sachen, a) zweckmäßig kurz seyn, d. i. nichts enthalten, was nicht entweder zur Kenntniß eines ganzen Theils, Volks oder Staates und dessen merkwürdigerer merkwürdigeren merkwürdigsten Veränderungen, oder zur Kenntniß des Einflusses desselben auf andre andere ganze Theile, Völker oder Staaten, diente dient , und b) 2) doch hinlänglich zur allgemeinen Kenntniß dieser zwey beiden Stücke. Sie müßte muß sich c) 3) leicht im Zusammenhange übersehen, und d) 4) zum zukünftigen beständigen Gebrauch bey bei der Spezialgeschichte Spezialgeschichte, sowohl Spezialgeschichte sowohl, als zur Festhaltung des Totaleindrucks, leicht behalten laßen lassen . 234 237 . Unmöglich ist es, das Ganze deutlich zu übersehen, ehe man nicht vorher dessen einzelne einzle Haupt theile kennen gelernt gelernet hat. Also sind gewisse Gränzen oder Abschnitte nöthig, und diese werden bey bei der Geschichte Geschichte entweder durch die Zeit oder durch die Gegenstände, z. B. durch die verschiednen verschiedenen Völker, bestimmt, mit welchen sich die Geschichte beschäftigt. Jenes würde die chronologisch chronologische , dieses die synthetisch synthetische Anordnung seyn. Bey Bei der erstern kan kann man die Weltveränderungen in die Länge oder Breite, d. i. entweder so stellen, wie sie nach einander, einander oder wie sie neben einander erfolgten; im erstern Fall würden werden sie eigentlich chronologisch , im zweyten zweiten synchronistisch geordnet. Bey Bei der andern aber käme kommt es auf das darauf an, was man zum Hauptgegenstand Hauptgegenstande machen will, ob das Schicksal der Cultur Cultur, Cultur und was dazu gehört meisten Länder oder Völker , oder der Länder, oder der Völker Cultur mit Allem, was diese in sich begreift . Alle diese Methoden laßen lassen sich verbinden. In einer allgemeinen Weltgeschichte Weltgeschichte, wo es am meisten auf leichte Uebersicht und Zusamhang ankommt, ists ohne Zweifel am besten, gewisse Hauptveränderungen Hauptveränderungen in der Welt (universalhistorische Begebenheiten) als Epochen Epochen oder Ruhepuncte Ruhepunkte anzunehmen, und darnach verschiedene Perioden Perioden Perioden zu machen, machen (die man nachher, wenn sie zu lang, und zu voll von merkwürdigen Revolutionen Revolutionen sind, wieder, nach eben dem Fuß, wieder in gleicher Art abtheilen kan kann ), in jeder aber die wichtigsten Völker (im politischen Verstande, Verstande oder in Einem Staatskörper Staatskörper vereint) und ihre Geschichte, Geschichte besonders, und daneben den Fortgang der Cultur überhaupt, überhaupt oder bey bei jedem insbesondre, insbesondre insbesondere aufzustellen. Weltgeschichte von Schlözer, August Ludwig von A. L. Schlözer , Erster Theil, Göttingen 1785. 8, in der Einleitung, sonderlich S. 79–119. Anm. Anm. Um das Vielerley bey Vielerlei bei diesem ersten anfänglichen Unterricht zu vermindern, sollte wohl die Geschichte der ei gentlichen Cultur, wenigstens die Geschichte der Religion Religion, so fern sofern sie nicht zur äusserlichen äußerlichen Verfassung gehört, desgleichen der Wissenschaften und der Künste, von der Geschichte der Völker und ihrer Verfassung geschieden, und eine Universalgeschichte der Religion u. s. w. besonders entworfen werden. werden, wie dieß z. B. in Niemeyer, August Hermann A. H. Niemeyer's Lehrbuch für die obern Religionsklassen, 9te Ausgabe, Halle 1818. , geschehen ist. Indessen Indeß hängen freylich freilich auch die Völkerverändrungen Völkerveränderungen von den Verändrungen Veränderungen ihrer Cultur ab, und die Polizirung der Völker läßt sich schwerlich ohne die innere Cultur vorstellen; auch benimmt die Geschichte der Cultur der bloßen blossen Völkergeschichte das Trockne, und macht sie lehrreicher. Ohnehin schränken sich die Entwürfe zur allgemeinen Weltgeschichte gemeiniglich nur auf die äussere Cultur ein. Weltgeschichte von A. L. Schlözer, Erster Theil, in der Einleitung, sonderlich S. 79–119 In August Ludwig von Schlözers (1735–1809) zweibändiger WeltGeschichte nach ihren HauptTheilen im Auszug und Zusammenhange (1785/1789) finden sich auf den angegebenen Seiten der Einleitung Überlegungen zum Begriff der Weltgeschichte und ihren unterschiedlichen (chronologisch, synchronistisch, geographisch, technographisch, ethnographisch) Darstellungsmöglichkeiten (aaO 79–91 [Abschnitt V]) sowie die Entscheidung für eine doppelte, d.h. eine synchronistische und synthetische, Abteilung der Weltgeschichte (aaO 92–119 [Abschnitt IV]). Polizirung D.h. die äußere Ordnung. 235 238 . Eine solche bisher erwähnte erwehnte allgemeine Uebersicht der Geschichte Geschichte zu erlangen scheint vor dem ersten Anfang nichts dienlicher, als die dienlicher als: Die schon genannte Schlözer, August Ludwig von Schlözerische Wo gelehrte Schulen und Gymnasien Gymnasien zweckmäßig eingerichtet sind, darf man erwarten, daß wer zur Universität übergeht, in Besitz einer Grundansicht und Grundkenntniß der Geschichte gekommen seyn werde. Wäre dieß nicht der Fall, und selbst wo er es ist, wird sich, um die Grundlage weiter auszubauen, das Vergessene sogleich wieder zu finden, und überhaupt immer in vertrauter Bekanntschaft mit der Wissenschaft zu bleiben, ein jeder wenigstens mit einigen der besten Hülfsmittel Hülfsmittel zu versehen haben, an welchen unser Zeitalter keinen Mangel hat. Anm. Für den ersten Anfang eignet sich hierzu ganz vorzüglich: Schlözer, August Ludwig von Schlözer's Weltgeschichte, Erster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1789 in 8. oder 1ster und 2ter Theil, 1785. und 1789. 8. und , da diese noch sie nicht vollendet ist, Schlözer, August Ludwig von Schlözers Desselben Vorstellung der Universalhistorie, zwote Aufl. 2te Auflage. Göttingen 1775 in 1775. 8. Aber sie enthält Indeß enthält sie doch 8, oder, da beyde Bücher mehr Plan zur allgemeinen Weltgeschichte, W. G. als eine eigentliche Darstellung derselben. Diese letztere findet man ganz vorzüglich in Vorstellung derselben enthalten, in Verbindung mit derselben, Gatterer, Johann Christoph Joh. Christoph Gatterers Gatterer's kurzer Begriff der Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster Theil, Göttingen 1785. gr. 8. oder Desselben (größre) Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange, Erster 1ster Theil, Göttingen 1785, Zweyter 1787 in 1785., 2ter Theil, 1787. gr. 8 8. , die sich, durch ihren großen zusammengedrängten Reichthum von Sachen und selbst vielen neuen Aussichten, durch den überall sichtbaren Forschungsgeist, durch eine ungemein lehrreiche Darstellung und stete Verbindung Verbindung, nicht nur der verschiednen verschiedenen Völker mit einander, sondern auch ihrer Cultur Cultur und Verfassung Verfassung mit ihrer Geschichte, vor so vielen andern auszeichnet. Sie geht aber, so weit sie heraus ist, jedoch auch nur bis zur Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander d. Gr. Alexander , mit einem Entwurf des Ursprungs und der Verfassung der griechischen Staaten. Man müßte muß also das Uebrige aus dessen Dessen Umfange. Erster Theil , ebendaselbst 1785. gr. 8, oder, da beyde nur bis auf Kyros II. Kyrus reichen, Desselben Abriß der Universalhistorie in ihrem ganzen Umfange, zwote Ausgabe, 2 Bände, 2te Ausgabe. Göttingen 1773 in 2 Octavbänden 1773. ergänzen 1773, in 2 Bänden in 8 . Da sich aber auch dieser Abriß sich schon mit der Entdeckung von Amerika endigt: so endigt, könnte man, in Absicht der neuesten Geschichte Geschichte, den Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel neuerer Zeit - - von Büsch, Johann Georg Joh. Georg Büsch , zweyte zweyte und umgearbeitete Ausgabe, Hamburg 1783 in 8, oder den Krause, Johann Christoph Krausischen Grundriß (§. 240 ) 1783. 8. zu Hülfe nehmen. Hierzu ist die aus dem Französischen übersetzte Universalhistorie des Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , bis auf die neuere Zeit, fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst M. F. Christiani , 1ster und 2ter Theil, Leipzig 1771–1791. nicht unbrauchbar. Das reichhaltigste und wohlgeordnetste wohlgeordnetste, bis zur Entdeckung von Amerika gehende Handbuch über die ganze ganze Universalgeschichte Universalgeschichte scheint mir doch ist aber die Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Beck, Christian Daniel Christian Daniel Beck , Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 in 1ster bis 4ter Theil. Leipzig 1787–1813. gr. 8, bis jetzt zwar nur bis auf die Theilung der Carolingischen Mo narchie fortgeführt, eben so wie 8.; – kürzer: Desselben kurzgefaßte Anleitung zur K. d. a. W. u. V. Geschichte Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte , ein Auszug aus dem grössern größern Werke, Erster 1ster Theil, 1789 in 1789. gr. 8, der, bey aller Vollständigkeit, zu einer kürzern Uebersicht noch brauchbarer ist. Aber das Zurückgebliebene kan man vor der Hand durch 8. Desselben Entwurf der allgemeinen W. u. V. Geschichte Welt- und Völkergeschichte der drey drei letzten Perioden (bis auf die neueste Zeit), Leipzig 1790 in 8. ersetzen. Zeit). Leipzig 1790. Diese Beck, Christian Daniel Beckische Anleitung, Auszug und Entwurf erstreckt Beckischen Werke erstrecken sich nicht nur auf dem den politischen, sondern auch auf dem den moralischen und literarischen literärischen Zustand der Welt in verschiednen verschiedenen Zeiten und unter verschiednen verschiedenen Völkern; sie ist sind recht eigentlich für Stu dierende auf Akademien, freylich Akademieen, freilich nicht für gemeine Anfänger , geschrieben, ausnehmend reich an Begebenheiten, an den neuesten und besten Entdeckungen in der Geschichte, und an literarischen literärischen Notizen, und, wenn man sich erst einmal in die darin beobachtete Ordnung gefunden hat, sehr bequem, sich in dieses Buch oder nach demselben das einzutragen, was man nachher, bey bei dem weitern weiteren Studium der Geschichte, von Entdeckungen und dahin einschlagenden Schriften findet. {Außerdem sind sehr empfehlungswerth: Remer, Julius August J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783. Eichhorn, Johann Gottfried J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804. Müller, Johannes von J. v. Müller 24 Bücher allgemeiner Geschichte, besonders der europäischen Geschichte, 3 Bde. Tübingen 1811. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806. } Zertrümmerung des persischen Reichs durch Alexander Gemeint ist der makedonische König Alexander III., der Große (356–323 v. Chr.), der das persische Großreich der Achämeniden nach der Ermordung Dareios' III. im Jahre 330 v. Chr. endgültig eroberte. Kyrus Gemeint ist der persische König Kyros II., der Große (gest. 530 v. Chr.). Anleitung zur Kenntniß der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte, von Christian Daniel Beck, Erster Theil, Leipz. 1778, Zweyter 1788 Der erste Teil ist, wie in der dritten Auflage der Anweisung korrigiert, 1787 erschienen, der vierte Teil stammt aus dem Jahr 1807. J. A. Remer's Handbuch der allgemeinen Geschichte, 3 Theile. Braunschweig 1783 Der dritte Teil ist 1784 erschienen. J. G. F. Eichhorn's Weltgeschichte, 2 Theile, Göttingen 1804 Bei dem Autor handelt es sich um den v.a. im Zusammenhang der biblischen Einleitungswissenschaften (vgl. II § 34) bedeutenden Historiker, Orientalisten und Philologen Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827), ein dritter Vorname ist nicht bekannt. Die zwei Teile der hier angeführten zweiten Auflage seiner Weltgeschichte sind bis 1814 in insgesamt fünf Bänden erschienen. Der erste Teil umfasst in einem Band die Geschichte der alten, der zweite Teil in vier Bänden die Geschichte der neuen Welt. K. H. L. Pölitz Handbuch der Weltgeschichte, 3 Theile. Leipzig 1805–1806 Hier handelt es sich um Karl Heinrich Ludwig Pölitz' dreiteiliges Werk Die Weltgeschichte. Ein Lehr- und Lesebuch für gebildete Stände, Gymnasien und Schulen (1805–1806), das unter leicht verändertem Titel mehrfach aufgelegt und auch als Handbuch der Weltgeschichte bezeichnet wurde. 236 239 237[!] . Diese allgemeine Uebersicht kan Die allgemeine Uebersicht der Geschichte kann ungemein erleichtert, anschaulicher gemacht, und der Eindruck so verschiedner verschiedener Perioden und Völker, nebst ihrem Verhältniß gegen einander, lebhafter und dauerhafter , zugleich aber die gar zu leichte Verwir rung in einer Wissenschaft von so ungeheurem und mannichfaltigem Inhalt verhindert werden, wenn man theils bey bei jener kurzen allgemeinen Weltgeschichte Weltgeschichte, theils noch mehr nach Vollendung derselben, sowohl gute chronologische Weltcharten Weltcharten , als auch synchronistisch synchronistische Tabellen Tabellen zu Hülfe nimmt. Beyderley Anm. Beide Arten enthält die Gatterer, Johann Christoph Gattererische Gatterersche Synopsis historiae vniuersalis universalis sex tabulis - - tabulis – comprehensa, der verbesserten Ausgabe, Ausgabe. Göttingen 1769 1769. gr. fol. In 1769. gr. Fol. ; in der letztern Art ist Berger, Theodor Theodor Bergers Berger's synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ. europäischen Reiche etc. nach der 6sten 6ten von Jaeger, Wolfgang Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe, verbess. Ausgabe. Coburg 1781 fol. 1781. Fol. vorzüglich nutzbar; noch weitreichender weiter reichend aber sind für die ganze Universalhistorie die Blair, John Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756 , und wieder 1768 unter dem Titel Titel: The Chronology and History of the World - - World, in LVI Tables, by Blair, John John Blair , in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen, und nun endlich auch deutsch übersetzt: ( Blair, John J. Blairs J. Blair's synchronistische Tabellen für die allgemeine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt - - Welt, fortgesetzt bis auf Leopold II. Leopold II. von Watteroth, Heinrich Josef Heinr. Joseph Watteroth ,) Watteroth . Wien 1790 in zwey Theilen in 1790. 2 Theile. Querfolio erschienen sind. – Ganz vorzüglich aber empfehlen sich für den Handgebrauch: Hübler, Daniel Gotthold Joseph D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer, Johann Christoph Gatterer . 3 Lieferungen. 1796–1799. Bredow, Gabriel G. G. H. Bredow's Weltgeschichte in Tabellen, 3te Auflage. Altona 1810. womit Hinsichts der Abstammung der Völker und des Entstehens der Reiche auch verglichen zu werden verdient: Strass, Friedrich F. Straß Strom der Zeiten, oder bildliche Darstellung der Weltgeschichte, nebst des Verfassers Ueberblick zur Erläuterung. Berlin 1803. Unter den nicht minder nothwendigen genealogischen Tabellen sind Gatterer, Johann Christoph J. C. Gatterers E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte, wie auch zur europäischen Staaten- und Reichshistorie, mit dem größesten größten Fleiße entworfen. Die erste Sammlung derselben, von 32 Tafeln, ist zu Göttingen 1790 1790. herausgekommen. nutzbar. Auf die europäische Staatengeschichte beschränken sich Voigtel, Traugott Gotthold T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811. Theodor Bergers synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europ. Reiche etc. nach der 6sten von Wolfg. Jäger verbesserten Ausgabe, Coburg 1781 Aus dem Jahr 1781 stammt die fünfte Auflage, eine sechste Auflage ist nicht zu ermitteln. Blairschen Tafeln, die schon zu London 1756, und wieder 1768 […] in Kupfer gestochen, mit 14 Landcharten herauskamen John Blairs (gest. 1782) The Chronology and History of the World, from the Creation to the Year of Christ, 1753, illustrated in LVI tables ist zuerst 1754 in London erschienen und 1756 nachgedruckt worden. Weitere Ausgaben folgten. Leopold II. Gemeint ist Leopold II. (1747–1792), ab 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. D. G. F. Hübler's synchronistische Tabellen der Völkergeschichte, nach Gatterer. 3 Lieferungen. 1796–1799 Der Name des Autors lautet Daniel Gotthold Joseph Hübler (1734–1805), zugrunde liegt Johann Christoph Gatterers Versuch einer allgemeinen Weltgeschichte bis zur Entdeckung Amerikens (1792). J. E. Gatterer's Stammtafeln zur Weltgeschichte […] Göttingen 1790 Der Name des Autors lautet Johann Christoph Gatterer. T. G. Voigtel's genealogische Tafeln. Halle 1811 Gemeint ist der erste Teil von Traugott Gotthold Voigtels (1766–1843) Genealogische[n] Tabellen zur Erläuterung der Europäischen Staatengeschichte , der zweite Teil erschien erst 1829. 237 240 236[!] . Ehe man zur Spezialgeschichte Spezialgeschichte fortschritte fortschreitet , oder ehe man , wenn man wollte, sich um eine ausführliche allgemeine Weltgeschichte Weltgeschichte bewürbe bewirbt , oder wenn man sich auch bey bei der Spezialgeschichte nicht auf die Geschichte mehrerer Staaten einlaßen einlassen könnte: würde einlassen kann, wird man nicht ohne Vortheil ein Werk Werke zu Rathe ziehen können, das ziehen, die mehr als bloß allgemeine Uebersicht gäbe geben , und doch nicht zu weitläufig wäre sind , zumal wenn es sie zugleich die Geschichte pragmatisch darstellte. Dieses darstellen. Diese würde jenen allgemeinen Entwurf noch unterhaltender, und die gelernten Sachen durch etwas mehrere Umständlichkeit noch behältlicher machen, zugleich aber Vorbereitung auf die Spezialgeschichte und auf das pragmatisch pragmatische Studium der Geschichte seyn. Bis jetzt hat man schwerlich ein besseres und zu diesem Zweck dienlicheres Werk dieser Art als die Elemens de l'histoire d'histoire generale par l'Abbé Millot, Claude François Xavier Millot , welche seit 1772 mehrmals, z. B. zu Bern 1775 in 9 Bänden gr. 12. aufgelegt, und in der deutschen Uebersetzung: Millot, Claude François Xavier Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten, mit Zusätzen und Berichtigungen bis auf gegenwärtige Zeit fortgesetzt von Christiani, Wilhelm Ernst Wilh. Ernst Christiani , wovon bis jetzt Leipzig 1777–91 in 12 Theilen 1777–85. 8 Theile in gr. 8., noch vollständiger, und selbst mit einer kurzen Kirchengeschichte vermehrt 8. erschienen, noch nützlicher worden sind. Der Gebrauch eines solchen Werks wäre auch um so mehr anzurathen, da die §. 235 238 gedachten vortreflichen Entwürfe theils meistens zu Vorlesungen bestimmt, und für den ersten Anfänger nicht ganz verständlich sind, theils einzelne einzle feine Bemerkungen schon in die Spezialgeschichte schlagen, und nicht für ihn sind, der ihren großen grossen Werth noch nicht zu schätzen weiß. Elemens de l'histoire generale par l'Abbé Millot, welche seit 1772 mehrmals, z. B. zu Bern 1775 in 9 Bänden gr. 12. aufgelegt Claude François Xavier Millots (1726–1785) Werk Eléméns D'Histoire Générale ist in zwei Partien in Paris erschienen. Die vier Bände der première partie stammen aus dem Jahr 1772 und umfassen die histoire ancienne , die fünf Bände der seconde partie umfassen die histoire moderne und stammen aus dem Jahr 1773. 1775 sind beide Partien in Lausanne und auch in Neuchâtel ( édition augmentée ) erschienen, eine Berner Ausgabe ist nicht nachzuweisen. Millot Universalhistorie alter, mitler und neuer Zeiten […] fortgesetzt von Wilh. Ernst Christiani, Leipzig 1777–91 in 12 Theilen Die von Wilhelm Ernst Christiani (1731–1793) verfassten Teile 10 bis 12 sind auch unter dem Titel Geschichte der neuesten Weltbegebenheiten 1–3 erschienen, der zwölfte Teil datiert aus Christianis Todesjahr. 238 241 . Nunmehro wäre es Zeit, Von der Universalgeschichte gehe man nun zur Spezialgeschichte Spezialgeschichte fortzugehen fort , und dieses um so mehr, da die meisten besten besseren Entwürfe der allgemeinen Weltgeschichte Weltgeschichte auf die gerade die für uns wichtigste neuere Geschichte nicht gekommen sind in den besten Entwürfen der allgemeinen Weltgeschichte ganz übergangen , oder sie mit zu wenig Vollständigkeit Vollständigkeit, guter Auswahl und Genauigkeit vorgetragen haben ist . Wer die Geschichte, wie hier vorausgesetzt wird, nur nach Nothdurft studieren muß, wird schwerlich in der allgemeinen Weltgeschichte weiter gehen können, und sich mit einer weitern Kenntniß weniger Theile der Spezialgeschichte begnügen müssen, und wer auch darin weiter gehen will, wie kan der jetzt anders dazu gelangen, gelangen als durch das Studium der Geschichte einzelner einzler Staaten? 239 242 . Unter den Theilen dieser Spezialgeschichte Spezialgeschichte ist ohne Zweifel – wenn nicht besondre besondere Umstände eine Ausnahme erfordern, z. B. die alten Schriftsteller vorerst das Studium der griechischen und römischen Geschichte zunächst nothwendig machen, machen – die neuere neuere , bey bei dieser die europäisch europäische europäische , und besonders die vaterländisch vaterländische Geschichte, Geschichte die nöthigste. – Sie geht uns am nächsten an, und so fern wir größ tentheils die ältere und Geschichte unsers deutschen Vaterlandes die wichtigste. 239. Sowohl die ältere als die ausländische Geschichte lernen wollen doch die Meisten hauptsächlich in der Absicht , um den heutigen Zustand der Welt gründlich aus dem vormaligen zu erkennen, verhält sie sich zu jener erkennen. Sie verhält sich also wie Zweck zu Mitteln; man kan kann selbst vieler, vielleicht der meisten Begebenheiten des Alterthum Alterthums und des Ausland Auslandes unkundig seyn, ohne daß uns deswegen die neuere und vaterländische Geschichte undeutlich ist. – Und wenn unverständlich würde. Wenn überdieß die Geschichte hauptsächlich Klugheit und unsre besonders die Sitten Sitten bilden soll, dabey dabei aber Denkart, Charakter, Bedürfnisse, Anstalten und Umstände erfordert werden, die denen am nächsten kommen, welche die Geschichte darstellt: darstellt; so muß die erwähnte erwehnte Art der Geschichte eine uns näher liegende neuere Geschichte, nothwendig im Ganzen mehr Einfluß auf unsre unsere Bildung als jene haben. – Selbst, wegen der meist mehrern größern Gewißheit der Zeitrechnung Zeitrechnung und der einzelnen einzeln Begebenheiten, so wie wegen des Reichthums der Nachrichten, hat sie weniger Schwierigkeiten, und giebt mehrere Zuverläßigkeit Zuverlässigkeit , nöthigt auch weniger, weniger uns bey sich bei unbeträchtlichern Sachen und oft doch vergebenen Grübeleien aufzuhalten, erlaubt mehrere Wahl der Ereignisse, entdeckt mehr die Ursachen und Folgen derselben, und gewährt gewährt, da sie weniger Lücken hat, einen deutlichern Zusammenhang Zusammenhang. 240. Man fange also auch hier wieder mit der einer vorläufigen allgemeinern Uebersicht an, ohne welche die vaterländisch vaterländische Geschichte Geschichte eben so wenig recht verständlich ist, und lehrreich genug kan gemacht werden kann , als die Geschichte besondrer besonderer europäischen Staaten, ohne die Kenntniß derer, aus de ren Trümmern sie entstanden sind. Bloße allgemeine Weltgeschichte Weltgeschichte, die schon im Vorhergehenden, als voraus bekannt, angegeben ist, reicht hier nicht ganz zu, weil sie, nach ihrem Zweck Zweck, eine allgemeinere Uebersicht der Geschichte zu geben, sich in keine nähere Darstellung (Detail) einlaßen kan einlassen kann , und doch die Kenntniß solcher nähern Umstände, selbst oft kleiner Ursachen großer Weltveränderungen Weltveränderungen, erfordert wird, wenn man die Geschichte besondrer besonderer Reiche und Völ ker verstehn verstehen , und, wie sichs gehört, in einem lehrreichen Zusammenhang Zusammenhange übersehen will. Anm. Eine solche vorläufige genauere Einleitung und selbst Uebersicht der neuern europäischen Staatengeschichte Staatengeschichte, die man von der sogenannten großen Völkerwanderung an rechnen kan kann , ist vorzüglich der Grundriß der Geschichte der jetzigen, besonders der europäischen Staaten, von Krause, Johann Christoph J. C. Krause , Krause . Halle 1788. in gr. 8; 8. und, da doch so viel auf eine genügliche und wohlgeordnete Darstellung der merkwürdigern Veränderungen und ihrer Ursachen, so wie der Verfassung der aus oder neben einander entstandnen entstandenen Völker und Staaten, Staaten ankommt, zu deren näheren Kenntniß vielen Liebhabern der Geschichte Zeit und Hülfsmittel fehlen, Desselben bündige und lehrreiche Geschichte der wichtigsten Begebenheiten des heutigen Europa, wovon bis jetzt drey Bände in gr. 8. Halle 1789–91. herausgekommen sind. 1ster bis 5ter Bd. , fortgesetzt von Remer, Julius August Remer , 6ter u. 7ter Bd. Halle 1789–1803. 8. desgleichen Koch, Christoph Wilhelm C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, Johann Daniel Sander , 3 Theile. Berlin 1807. 8. Remer Gemeint ist Julius August Remer (1738–1803). C. M. Koch's Gemählde der Revolutionen in Europa, seit dem Umsturz des römischen Kaiserthums. Aus dem Französischen von Sander, 3 Theile. Berlin 1807 Der Name des Autors lautet Christoph Wilhelm Koch (1737–1813), bei dem Übersetzer handelt es sich um Johann Daniel Sander (1759–1825). Die ersten beiden Teile sind 1807 erschienen, der dritte Teil folgte 1809. 241 243 . Hiedurch vorbereitet vorbereitet, schreite man zu Man fange also mit der Geschichte Geschichte des gemeinsamen Vaterland Vaterlandes, zu mit der Ge schichte Deutschland Deutschlandes Geschichte Deutschlands , fort an . Diese Geschichte ist etwas An deres als Geschichte der deutschen Regenten und Häuser, oder deutsche Reichsgeschichte Reichsgeschichte, so sehr auch beyderley beiderlei Geschichte oft in einander fließt. Wie sind die Deutschen das worden, was sie sind? die cultivirte Nation geworden, die sie itzt sind ? Dies zu wissen wissen, ist doch noch allgemein nützlicher, als jenes, so unentbehrlich auch jene Geschichte ist, ist die Geschichte der Nation kennen zu lernen. Anm. 1. {In Zeiten, wo Deutschland aus seiner tiefen Erniedrigung zu einem kräftigen Leben erwacht ist, – wel cher Theil des Studiums der Geschichte verdiente wohl mehr Empfehlung als gerade dieser? Wenn dadurch auf der einen Seite die Kraft des deutschen Volks erkannt werden kann, so wird man sich auch vor Einseitigkeit in seiner Schätzung und Bewunderung, und in dem Urtheil der Vorzüge der vergangenen Zeit vor der jetzigen, am besten bewahren können. A. d. H. } Anm. 2. Unter den Hauptwerken über die deutsche Geschichte bleibt, trotz vieler Mängel und der Unbeholfenheit des Stils, noch immer vorzüglich zu nennen: Noch ist Schmidt, Michael Ignaz Michael Ignaz Schmidts Schmidt's Geschichte der Deutschen, fortgesetzt von Milbiller, Joseph Millbiller , 1ster bis 17ter Band, desgl. die erste Uebersicht, Ulm 1778–91 , 1778–85 1778–1791., bisher in 10 6 Theilen in gr. 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785 , eigentlich 1785 das einzige Werk Buch dieser Art. – Theilen, gr. 8. – Ein kleines Handbuch, recht deutsch gedacht und geschrieben, ist Kohlrausch, Heinrich Friedrich Theodor Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817. Zur Kenntniß der deutschen Reichs- oder vielmehr Kaisergeschichte Kaisergeschichte, haben wir nichts, was, eben sowohl in richtiger und lehrreicher Darstellung als in bündiger Kürze, Heinrich, Christoph Gottlob Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte überträfe, (die eigentlich den 9ten Band der Allgemeinen Weltgeschichte nach Guthrie, William Guthrie , Gray, John Gray und Andrer Plan ausmacht), wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr. 8. (bis auf Kaiser Karl IV. Karl IV. ) erschienen sind. Ausführlicher ist schon, obgleich mehr eine kritische Zusammenstellung als pragmatische Zusammenordnung: könnte man, zu dem hier nöthigen Zweck, dem Anfänger Die Geschichte des teutschen Reichs von Heinrich, Christoph Gottlob C. G. H. ( Heinrich, Christoph Gottlob Heinrich ), Riga 1778 und 1779 in drey Theilen in gr. 8. empfehlen, und hernach Die allgemeine Welthistorie Welthistorie - - in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Häberlin, Franz Dominicus Franz Dominicus Häberlin . Neue Historie, Historie. Halle 1767–73 , in 12 Bänden in gr. 8. Doch wird sie ob diese gleich erst vom 11ten Jahrhundert an beträchtlich wird , und geht nur bis 1546, wo Desselben neueste 1546 geht, da die folgende Neueste teutsche Reichsgeschichte anfängt , die bisher (die Fortsetzung Senkenberg, Renatus Karl von R. K. Freyherrns von Senkenberg mit eingeschlossen) in 21 18 Bänden besteht, Halle, 774–90 und bis zum Schluß des 16ten Jahrhunderts führt, aber in gr. 8, Halle 1774–85 erschienen, sie nur bis 1594 fortgesetzt, und dem hiesigen Zweck nicht angemessen ist. Zu einer guten Ergänzung der in jener Allgem. Welthist. äusserst kurz berührten ältern Geschichte des teutschen Reichs, Reichs könnten der Versuch einer Geschichte Kaiser Karl I. Karls des Großen Grossen , Leipz. 1777. 8, 8. Geschichte der fränkischen Monarchie von dem Tode Karl I. Karls des Gr. bis zu dem Abgange der Karolinger, Hamburg 1779 1779. gr. 8, 8. und Geschichte der Teutschen von Konrad I. Konrad I. 1. bis zu dem Tode Heinrich II. Heinrichs II. 2 , von Hegewisch, Dietrich Hermann D. H. Hegewisch , ebendas. 1781 1781, gr. 8. gebraucht werden, die alle von Einem Verfasser sind. Aber wer giebt uns eine zu dem hiesigen Zweck dienende Geschichte des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts? Kaisergeschichte dient ganz vorzüglich: Heinrich, Christoph Gottlob C. G. Heinrichs deutsche Reichsgeschichte, 5 Bände, Leipzig 1787–1789. , und Desselben Handbuch der deutschen Reichsgeschichte. Leipzig 1800. Michael Ignaz Schmidts Geschichte der Deutschen, Ulm 1778–91, bisher in 10 Theilen in gr. 8. und der erste Theil verbessert aufgelegt 1785 Ab dem sechsten Teil (1785) erschien die Geschichte der Deutschen bei neuer Zählung auch unter dem Titel Neuere Geschichte der Deutschen . Nach dem Tod Michael Ignaz Schmidts (1736–1794) wurde das Werk ab dem zwölften Teil (1797) von Joseph Milbiller (1753–1816), ab dem 23. Teil (1824) unter dem Titel Geschichte Deutschlands seit der Stiftung des Rheinbundes von Leonhard von Dresch (1786–1836) fortgesetzt. Aufgrund seiner patriotischen Betrachtungsweise und seines weitgehend überkonfessionellen Standpunktes entfaltete dieses Hauptwerk der aufgeklärten katholischen Geschichtsschreibung eine große Breitenwirkung und ist bis 1830 in insgesamt 27 Teilen erschienen. Der Hinweis auf die verbesserte Auflage des ersten Teils muss sich nicht unbedingt nur auf den ersten Band der in Ulm erschienenen zweiten Auflage beziehen (1785), sondern könnte auch die ersten fünf Bände (1785–1788) meinen. Kohlrausch deutsche Geschichte für Schulen, 2 Theile. Elberfeld 1816–1817 Zwischen 1816 und 1817 sind drei Teile erschienen. Christoph Gottlob Heinrich's teutsche Reichsgeschichte […] wovon bisher drey Theile, Leipz. 1787–89 in gr. 8. (bis auf Kaiser Karl IV.) erschienen sind Innerhalb der ursprünglich von William Guthrie (1708–1770) und John Gray (Geburts- und Sterbejahr unbekannt) besorgten und u.a. von Christian Gottlob Heyne ins Deutsche übersetzten Allgemeine[n] Weltgeschichte von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit (1765–1808) (vgl. I § 244) fungiert Christoph Gottlob Heinrichs (1748–1810) Teutsche Reichsgeschichte I–IX (1787–1805) als neunter Band. Der dritte Band der Reichsgeschichte reicht bis zum Tod Karls IV. (1316–1378). Da der fünfte Band aus dem Jahr 1793 datiert, dürften entweder die Band- oder die Jahreszahl fehlerhaft aus der zweiten in die dritte Auflage der Anweisung übernommen worden sein. Die allgemeine Welthistorie in einem vollständigen und pragmatischen Auszuge - - verfertigt von Franz Dominicus Häberlin. Neue Historie, Halle 1767–73, in 12 Bänden Dieses Werk ist bis 1790 in insgesamt 27 Bänden erschienen, von Franz Dominicus Häberlin (1720–1787) stammen nur die ersten zwölf Bände. jener Allgem. Welthist. D.i. die Allgemeine Welthistorie . 242 244 . Diese deutsche Geschichte deutsche Geschichte recht zu verstehn verstehen und zu beurtheilen, müßte muß man wenigstens einen allgemeinen Begriff Begrif von der deutschen Staatsverfassung Staatsverfassung haben, oder die deutsche Staatskunde Staatskunde (Statistik) kennen; wozu die Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann , deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist, vorzüglich dienen könnte, zumal wenn man damit die schätzbare Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reichs vom geh. Justitzrath Pütter, Johann Stephan Pütter verbände, von der in drey Theilen eine zweyte Ausgabe, Göttingen 1788 in gr. 8. erschienen ist. kennen. Für die hier angenommenen Leser möchten Schmauß, Johann Jacob Joh. Jac. Schmaussens akademische Reden und Vorlesungen über das teutsche Staatsrecht, herausgegeben von Heldmann, Johann Albrecht Hermann Joh. Alb. Herm. Heldmann , Lemgo 1766 in 4. den deutlichsten Unterricht enthalten. kennen, ohne welche theils vieles in dem Laufe der Begebenheiten nicht richtig verstanden, theils die Zeiten und ihre Wechsel in den Verfassungen Verfassungen, nicht genug unterschieden werden können. Anm. Hierzu geben die beste Anleitung Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil, und mehr noch Pütter, Johann Stephan J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798. Staatskunde von Deutschland im Grundrisse, von H. W. G. Grellmann, deren erster Theil zu Göttingen 1790 in 8. ans Licht getreten ist Der Name des Autors lautet Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann (1756–1804). Der erste Teil trägt den Untertitel Allgemeine Beschreibung des Teutschen Reichs , weitere Teile sind nicht erschienen. Joh. Alb. Herm. Heldmann Für Johann Albrecht Hermann Heldmann (1734–1810) ist auch die Namensvariante Johann Albert Hermann Heldmann belegt. H. W. G. Grellmann's historisch-statistisches Handbuch von Deutschland, 1ster und 2ter Theil Der Name des Autors lautet Heinrich Moritz Gottlieb Grellmann (1756–1804). Die beiden Bände des unvollendet gebliebenen Historisch-statistische[n] Handbuch[s] von Teutschland sind 1801 bzw. 1804 in Göttingen erschienen. J. S. Pütter's historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des deutschen Reichs, 2 Theile. 1798 Gemeint ist die in Göttingen erschienene dritte Auflage (1798–1799), die wie die früheren drei Bände umfasst. Der den Zeitraum von 1740 bis 1786 abhandelnde dritte Band aus dem Jahr 1799 ist hier nicht berücksichtigt. 243 245 . Hierauf würde hat man sich mit der übrigen europäischen Staatengeschichte Staatengeschichte europäischen Staatengeschichte , die den nächsten Ein fluß in die deutsche Geschichte hat, und mit derselben selbiger auch sich die Staatsverfassung Staatsverfassung derselben bekannt machen, wozu, wenigstens die Verfassung der meisten kennen zu lernen, die zu machen, welche ohnehin nicht minder denkwürdige Ereignisse aufstellt, und besonders in einzelnen Zeitperioden an Interesse für den philosophischen und pragmatisch pragmatischen Geschichtsforscher die vaterländische Geschichte vollkommen an die Seite gesetzt, wo nicht vorgezogen werden kann. Anm. Als Hülfsmittel empfehlen sich: Achenwall, Gottfried G. Achewall's Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker im Grundrisse, von Achenwall, Gottfried Gottfr. Achenwall , 7te 6ste Ausgabe, Erster Theil, 2 Theile, 4te Auflage, Göttingen 1790 1771 , Zweyter Theil, 1785. 8. und die 1790. Toze, Eobald M. E. Tozen's Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, entworfen von Toze, Eobald M. E. Tozen , 3te Aufl. Bützow 1785 1785. in gr. 8. (4te Aufl. Auflage, mit Zusätzen von Heinze, Valentin August V. A. Heinze Heinze , 1ster Band, Band. Schwerin 1790 in 1790. gr. 8.) die brauchbarsten sind. Zur allgemeinen Uebersicht dient vorzüglich kan die Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie - - Staatenhistorie – von Meusel, Johann Georg Joh. Georg Meusel , dritte zwote Ausgabe, Leipz. 1788 1782. in gr. 8 8. dienen Leipzig 1800. 8. , die zugleich die nöthigsten genealogischen Tabellen enthält, und die besten allgemeinen Schriften und Werke anzeigt, welche über die Geschichte eines jeden Staates insbesondre vorhanden sind, und hier, nach unsrer Absicht, nicht berühret werden können. anzeigt. Spittler, Ludwig Timotheus von L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, Georg Sartorius , 2 Theile. Berlin 1807. Staatsverfassung der heutigen vornehmsten europäischen Reiche und Völker […] von Gottfr. Achenwall, 7te Ausgabe, Erster Theil, Göttingen 1790, Zweyter Theil, 1785 Hier wird auf den ersten Teil der siebenten (1790) und den zweiten Teil der sechsten Auflage (1785) verwiesen. Der in der ersten Auflage der Anweisung angeführte erste Teil der sechsten Auflage ist 1781 erschienen, bei dem in der dritten Auflage der Anweisung gebotenen Verweis auf eine vierte Auflage aus dem Jahr 1790 handelt es sich um einen Fehler. Nach Gottfried Achenwalls (1719–1772) Tod hatte zunächst August Ludwig von Schlözer (1735–1809), danach dessen Schüler Matthias Christian Sprengel (1746–1803) die Betreuung dieses Werkes übernommen. Der zweite Teil der von Sprengel besorgten siebenten Auflage ist unvollendet geblieben, es erschien lediglich eine Rußland, Dänemark und Schweden umfassende erste Abteilung (1798). Einleitung zur allgemeinen und besondern europäischen Staatskunde, entworfen von M. E. Tozen […] V. A. Heinze 1ster Band, Schwerin 1790 Der Name des Autors ist Eobald (Ewald) Toze (1715–1789), der auf dem Titelblatt befindliche Buchstabe M. ist als Initiale nicht aufzulösen, sondern dürfte für Tozes in Göttingen erworbenen Magistertitel zu nehmen sein. Der zweite Band der von Valentin August Heinze (1758–1801) bearbeiteten vierten Auflage erschien erst Jahre später (1799). Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatenhistorie - - von Joh. Georg Meusel, dritte Ausgabe, Leipz. 1788 Bei der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen Ausgabe aus dem Jahr 1800 handelt es sich um die vierte Auflage. Diese trägt, anders als die früheren Auflagen, den Titel Anleitung zur Kenntniß der Europäischen Staatengeschichte . L. L. Spittler's Entwurf der Geschichte der europäischen Staaten, fortgesetzt von Sartorius, 2 Theile. Berlin 1807 Der Name des Autors lautet Ludwig Timotheus von Spittler, die Fortsetzung besorgte sein Schüler Georg Sartorius (1765–1828). 244 246 . Nun würde wird es darauf ankommen, welche Theile der übrigen, sonderlich ältern Geschichte Geschichte, der, welcher sich nicht mit besondern Fleiß auf die aus der Geschichte legen kan sein Hauptstudium machen kann , zu seinem Zweck und eigentlichen eigentlichem Studium für sein Fach am nothwendigsten fände. Die ältere Geschichte, wenigstens einzelne einzle Theile dersel ben, können für manchen Manchen weit nützlicher und unentbehrlicher, als die meisten Theile der neuern seyn; und sie haben selbst das Glück gehabt, weit pragmatischer bearbeitet zu werden, als manche der neuern letzteren , welche, bey bei allem Nutzen für den bloß Wißbegierigen, den Staatsmann und Rechtsgelehrten, für andre andere Leser oft sehr wenig Wissenswürdiges oder Lehrreiches enthalten. Für den, welcher das Studium der Theologie Theologie und ihrer einzelnen einzlen Theile zu seiner Hauptbeschäftigung macht, kan wird daher die jüdisch jüdische jüdische und die damit in Verbindung stehende Geschichte andrer anderer Völker, nebst der griechischen griechischen und römischen römischen , vorzüglichen Fleiß erfordern. In dieser Rücksicht, selbst wegen des guten Vortrags, verdienen die Elementa historiae antiquae, auctore Baumgarten-Crusius, Gottlob August Gottlob Aug. Baumgarten Crusio , Lips. 1775 1775. 8. wovon nur noch die Fortsetzung fehlt, sehr empfohlen zu werden. Einige die griechische und römische Geschichte betreffende Schriften sind schon oben (§. 138 ) erwähnt erwehnt worden, und wer diese Geschichte, zum bessern Verständniß Verhältniß alter Schriftsteller, noch ausführlicher zu lernen wünschte, könnte sich dazu der Histoire ancienne - - par Rollin, Charles Rollin , die Halle 1756. 57 57. in 4 Voll. und Ebendesselben noch beßre Histoire Romaine, die ebendaselbst 1753–55 1753–55. in 5 Voll. in gr. 8. nachgedruckt worden ist, und der Histoire des Empereurs, nebst deren Fortsetzung in der Histoire des Empereurs Romains - - jusqu'a jusqu' à Konstantin d. Gr. Constantin , par Crevier, Jean Baptiste Louis J. B. L. Crevier , nachgedruckt Amst. 1750 f. in 12 Bänden gr. 12. bedienen. Will man übrigens aus Einem Werk die Spezialgeschichte aller bekannten und merkwürdigern, äl tern und neuern, Völker und Staaten genauer kennen lernen, ohne sich in eine sehr ausführliche Untersuchung derselben einzulaßen: einzulassen, so möchte, im Ganzen genommen, kein Werk dazu dienlicher seyn als die Allgemeine Weltgeschichte, von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit, von Guthrie, William Wilh. Guthrie , Gray, John Joh. Gray und andern - - übersetzt - - übersetzt - berichtigt, und mit Anmerkungen versehen, (in einzelnen einzeln Theilen auch durchaus um- oder ganz neu ausgearbeitet, Leipz. 1765 flgg. ), 1765. flgg.) das sich seiner Vollendung nähert, und bis jetzt aus 41 33 Bänden in gr. 8. besteht, Th. 1–4. Th. 5, 5 Band 1–4. 1–4, Th. 6, 6 B. 1 u. 2. Th. 7, 7 B. 1 u. 2, 2. Th. 8. Th. 9, B. 1. 2 3. (noch unvollendet) 8 u. 9 . Th. 10, 10 B. 1 u. 2. Th. 11 u. 12. Th. 13, 13 B. 1 u. 2. Th. 14, 1–3te Abth. Th. 15, 1–4te Abth. Th. 16, 1–9te 1–6ste Abth. Th. 17, 1–3te Abth. (auch noch nicht beendigt); wovon einige Theile selbst dem Geschichtsforscher wichtig seyn werden. Anm. Die dazu dienlichen Schriften sind theils schon oben §. 138. genannt worden, theils werden sie bei der exegetisch-historischen Theologie , namentlich Hinsichts der jüdischen Geschichte , genannt werden. Histoire ancienne - - par Rollin, die Halle 1756. 57 in 4 Voll. Charles Rollins (1661–1741) Histoire ancienne des Egyptiens, des Carthaginois, des Assyriens, des Babyloniens, des Mèdes et des Perses, des Macédoniens, des Grecs ist in insgesamt fünf Bänden (1756–1758) in Halle erschienen. Dass der fünfte Band aus dem Jahr 1758 hier nicht genannt ist, könnte damit zusammenhängen, dass er der Geschichte der Philosophie und der Mathematik gewidmet ist. Ursprünglich war dieses Werk in 13 Teilen in Paris erschienen (1730–1738) und lag vor der in der Anweisung bibliographierten französischen Ausgabe als Historie alter Zeiten und Völcker (1738–1749) in deutscher Übersetzung vor. Ebendesselben noch beßre Histoire Romaine, die ebendaselbst 1753–55 in 5 Voll. Diese Ausgabe besteht aus sechs Bänden (Halle 1753–1755). Histoire des Empereurs, nebst deren Fortsetzung in der Histoire des Empereurs Romains - - jusqu'a Constantin, par J. B. L. Crevier, nachgedruckt Amst. 1750 f. in 12 Bänden Bei der Histoire des Empereurs ist zuerst an Louis Sébastien Le Nain de Tillemonts (1637–1698) Standardwerk Histoire des empereurs et des autres princes qui ont regné durant les six premiers siècles de l'eglise (1690–1738; 2 1707–1739) zu denken, doch ist Jean Baptiste Louis Creviers (1693–1765) Histoire des Empereurs Romains laut Vorwort als Fortsetzung der zuvor genannten Histoire Romaine seines Lehrers Charles Rollins (1661–1741), die laut Untertitel bis zum Ende der Republik reicht und von Crevier vollendet wurde, konzipiert. Zudem umfasst Le Nain de Tillemonts Kaisergeschichte die ersten sechs Jahrhunderte und bedarf kaum einer Fortsetzung. Entweder hat Nösselt den Zusammenhang der Werke Rollins und Creviers durcheinandergebracht oder der Einschub „und der Histoire des Empereurs“ ist im Text schlicht zu tilgen. Allgemeine Weltgeschichte, von der Schöpfung an bis auf gegenwärtige Zeit, von Wilh. Guthrie, Joh. Gray und andern […] Leipz. 1765 flgg. Vgl. I § 241. 245 247 . Ein für den Gelehrten besonders unentbehrlicher Theil der Geschichte ist die gelehrte oder Literargeschichte Literargeschichte , welche die Schicksale der Wissenschaften und der dazu dienlichen Hülfsmittel vorstellen soll. Fortschritte Fortschritte in einzelnen einzeln Wissenschaften, erforderten Fortschritte in der Cultur Cultur Kultur überhaupt, und in der Art der Cultur insbesondre Kultur insbesondere , welche unter dem Namen der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit (§. 3 3. ) begriffen wird. Diese Fortschritte laßen lassen sich aber nicht deutlich angeben, wenn man nicht diejenigen kennt, welche die meisten oder wichtigsten Fortschritte darin gethan, und sie dadurch sie bey andern bei Andern befördert haben. In so fern Insofern daher die Literargeschichte das Schick sal der Wissenschaften darstellen sollte, müßte muß sie – die Geschichte der Cultur, wenigstens der der Wissenschaften überhaupt , – die Geschichte der einzelnen einzeln Wissenschaften , – und die Geschichte der merkwürdigern Gelehrten enthalten. Anm. Anm. 1. Anm. Cultur Cultur (Ausbildung (Ausbildung, Aufklärung Aufklärung) im weitern Verstande, heißt jede Vervollkommnung Vervollkommnung der Seelenkräfte, sie mag in Erweiterung der Kenntnisse und Neigungen, Neigungen oder in Verbesserung der Seelenkräfte Seelenkräfte, Seelenkräfte durch Berichtigung und Verdeutlichung der Begriffe sowohl, sowohl als durch Bestimmung der Neigungen nach deutlicher Erkenntniß, bestehen. Wird diese erlangte Vollkommenheit der Seelenkräfte zur Beförderung der der, innerlichen oder äusserlichen äusserlichen, äußerlichen Glückseligkeit Glückseligkeit angewendet: angewendet, so entsteht Cultur im engern Verstande, die also nichts anders ist, als Fertigkeit, unsre Seelenkräfte zur menschlichen (innern oder äussern äußern , wahren oder vermeinten, vermeinten ) Glückseligkeit anzuwenden. Anm. Anm. 2. Eine Wissenschaft Wissenschaft (objective (obiective genommen) ist ein zusammenhängender Inbegriff Inbegrif deutlicher Kenntnisse von Gegenständen einer gewissen Art – und, will man sie noch von einer Kunst Kunst unterscheiden, so möchte es, bey bei aller Unbestimmtheit dieses Worts, doch wohl dem gewöhnlichen gewöhnlichsten Sprachgebrauch am gemässesten gemäßesten seyn, diesen Unterschied der Wissenschaften und Künste darnach zu bestimmen, daß diese sich zunächst mit Befriedigung sämmtlicher Bedürfnisse Gegenständen beschäftigen, jener die den Sinnen dargestellt werden können, jene jene aber zunächst mit Befriedigung der mit geistigen (§. 3 3. ) , wenigstens solchen Dingen durch solche Dinge , deren Kenntniß nicht auf bloßer blosser Empfindung beruht. – Wissenschaft liche Cultur ist also eine Art der Cultur in weiterm Verstande, und von Cultur der Sitten sowohl als von Volks- oder gewöhnlicher Cultur noch sehr verschieden, ob sie gleich in beyde auf beide einen ungemeinen Einfluß haben kan kann . 246 248 . Zu den Hülfsmittel Hülfsmitteln, welche zur Kenntniß der Wissenschaften, Künste, und überhaupt nützlicher Sachen, sowohl sowohl, als zur mehrern Ausbreitung derselben dienlich sind, gehören theils alle schriftliche Denkmahle Denkmahle Denkmale , vorzüglich Bücher Bücher, theils alle Anstalten, welche die bessere Entdeckung und Ausbildung nützlicher Kenntnisse Kenntnisse, oder die Erhaltung desjenigen befördern, was bereits entdeckt und ausgebildet worden ist. Der Theil der Literargeschichte Literargeschichte, welcher jene Denkmahle Denkmale bekannt macht, heißt die Bücherkenntniß Bücherkenntniß Bücherkenntniß , zuweilen auch in einer besondern Bedeutung Literatur . Zu den erwähnten erwehnten Anstalten aber gehören gehören, Schulen, Universitäten, Akademien Akademieen , Bibliotheken, gelehrte Jour nale und dergleichen; man u. dergl. Man könnte diesen Theil Geschichte der literarischen Anstalten nennen. 247 249 . Die Alle die Vortheile, welche 1) der Geschichte Geschichte überhaupt können zugeschrieben werden können (§. 218 bis 221 221 – 24 ), kan 218. bis 221. ), kann die Literargeschichte Literargeschichte insbesondre insbesondere in ihrer mehr als Einer Art ebenfalls stiften. Sie ist selbst dem Gelehrten, als Gelehrten, weit nützlicher wenigstens eben so nützlich , als die meisten übrigen Theile der Historie, namentlich als die bürgerliche Geschichte; weil sie die Art seiner ei genthümlichen Beschäftigungen angeht, ihn mit den ihm nöthigsten Kenntnissen und Hülfsmitteln bekannt macht, ihm die nützlichsten Beyspiele nöthigsten Beispiele darstellt, nach welchen er sich bilden, durch die er ermuntert oder gewarnet gewarnt werden kan kann . 2) Es wäre ungereimt für den, der nach immer mehrerer Vollkommenheit Vollkommenheit strebt, ungerecht gegen Andrer Anderer Verdienste, und undankbar gegen die göttliche Vorsehung Vorsehung Fürsehung , wenn man das nicht benutzen wollte, was schon Andre Andere uns vorgearbeitet haben, haben; am ungereimtesten da, wo bloße blosse Beobachtung, Nachdenken oder Genie uns nicht helfen können, d. i. in allem Allem was historisch ist. Dieses Vorgearbeitete ist doch in Büchern enthalten, welche uns die Literargeschichte kennen lehrt, lehrt; und ohne diese Kenntniß weiß man schlechterdings nicht, woran man sich halten soll, wenn man über eine Wissenschaft oder gewisse Gegenstände derselben unterrichtet seyn will. Mündlichen Unterricht in den Wissenschaften kan kann man wenigstens nicht immer haben, man kan kann ihn wenigstens, wenigstens und ja man kan kann selbst erlangte Kenntnisse immer mehr aus Büchern vermehren. Literargeschichte, und besonders Bücherkenntniß Bücherkenntniß, ist das Repertorium Repertorium für die ganze Gelehrsamkeit; ohne sie bleibt man in Kenntnissen unglaublich zurück. 248 250 . Die Bekanntschaft mit ihr lehrt uns auch 3), 3) den ganzen Umfang der Wissenschaften, wovon immer eine der andern die Hand bietet; sie bringt uns also einen allgemeinen Geschmack und wenigstens Achtung gegen alle Wissenschaften bey bei , verhindert dadurch nicht nur die so schädliche Pedanterey und Kleinkreisigkeit Kleinkreisigkeit, Kleinkreisigkeit; sie vermindert auch, indem sie uns mit dem Gehalt und Einfluß der Wissenschaften in einander bekannt macht, die für die Wissenschaften so schädliche Trägheit, welche aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit gegen alles Alles entsteht, was uns nicht unmittelbar nützlich ist, nebst der unedlen schändlichen unedeln Einschränkung bloß auf die die Studien, wovon man seinen Lebensunterhalt zu ziehen hofft. Und wenn dann denn auch nur 4) die Kenntniß der Literargeschichte Literargeschichte das Studieren erleichterte: erleichterte, so wäre dies dieß schon Gewinnst genug. Es ist doch immer schon lehrreich, auf Andrer Anderer Fehltritte und Abwege in den Wissenschaften aufmerksam gemacht zu werden, und sich neue oder vergebliche Arbeit zu ersparen, Andern gute Methoden, gebrauchte Hülfsmittel, und Zeit und Mühe verkürzende Handgriffe abzulernen, abzulernen; zu sehen, was in einer Wissenschaft bereits geleistet worden, oder noch zurück ist, ist; Zeit zu gewinnen, die man über das Lesen schlechter oder doch nicht der besten Bücher einer Art und über unnöthige Arbeit verliert, und seine Kräfte auf das zu verwenden, worin von Andern noch Nichts nichts oder doch das Geschehene nicht gut genug geleistet worden ist. 249 251 . Wenn über dies überdies überdieß 5) einem jeden Gelehrten daran liegen muß, sich nicht selbst verächtlich zu machen, sondern vielmehr Andrer Anderer Vertrauen zu gewinnen und zu erhalten, um mit seinen Kenntnissen desto mehr Nutzen zu stiften: so begreift man leicht, wie sehr es unsrer unserer Achtung bey bei Andern schade, wenn man oft nicht einmal die bekanntesten Hülfsmittel Hülfsmittel der Gelehrsamkeit, oder die besten Schriften einer Art, Art kennt, längst von Andern gemachte Entdeckungen als etwas Neues anstaunt, oder sich ihrer als neuer Erfindungen rühmt, rühmt: Fehler, die man ohne Kenntniß der Literargeschichte Literargeschichte nicht vermeiden kan kann ; wie sehr es hingegen Andrer Anderer Vertrauen erwerbe und vermehre, wenn man sich gleich zu helfen, und das, woran es uns noch fehlt, gleich durch Hülfe dessen, was Andre Andere in einer Wissenschaft vorgearbeitet haben, zu ersetzen, oder Rechenschaft zu geben wisse, woran es liegt, und warum es nicht möglich ist, gewisse Lücken in der Erkenntniß auszufüllen. 6) Selbst auf den moralisch moralischen Charakter und das Betragen eines Gelehrten ist diese literarische Kenntniß nicht ohne Einfluß. Der allgenugsame Dünkel eingebildeter Selbstdenker Selbstdenker und Erfinder, welcher we nigstens mit darauf beruht, daß man den Umfang menschlicher Kenntnisse, die mannichfaltigen Schwierigkeiten und verunglückten Versuche in gewissen Untersuchungen, und die Verdienste Andrer Anderer zu wenig kennt; die Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen alles Alles , was man nicht selbst versteht; der Parteygeist Parteygeist Partheygeist Parteigeist , der Haß oder Verdacht gegen alle Alle , die von uns verschieden denken, zumal das schädliche Vorurtheil gegen alles Alles , was man für Neuerung hält: alles dieses kan kann schwerlich bey bei dem aufkommen, aufkommen oder sich lange erhalten, der genugsame Kenntnisse der Literargeschichte hat; hat, die hingegen Bescheidenheit Bescheidenheit und Billigkeit, vernünftige Freiheit Freiheit Freyheit im Denken, gesetzten Muth und Zufriedenheit bey bei unsern verkannten Verdiensten oder guten Absichten Absichten, und Aufmunterung durch gute Beyspiele Beispiele und durch die wohlthätigen Leitungen der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung , befördern können. 250 252 . Aber Geschichte Geschichte der Gelehrsamkeit ist nicht Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit selbst! – Freylich Freilich nicht, und wer weiter nichts als jene kennt, der versteht von dieser nicht mehr, als jemand von einem Buch aus dem bloßen blossen Register Register oder der allgemeinen Anzeige des Inhalts; er kan kann selbst Vieles vieles in jener nicht recht verstehen oder schätzen, wenn er nicht auch diese kennt. Aber durch diese Anzeige lernt er doch, was er in dem Buch Buche suchen darf, und wenn sie lehrreich genug abgefaßt ist, kan kann selbst die Uebersicht des Plans und Zusammenhangs für den dem , der ihn gehörig zu brauchen gebrauchen weiß, sehr unterhal tend und nutzbar werden, zumal wenn er der in dem Buch Buche vorgetragenen Sachen Sache schon kundig ist. – Zu dem Zudem ist die Literargeschichte Literargeschichte kein bloßes blosses Register; sie kan kann so gut, wie jede andere andre Art der Geschichte, philosophisch und pragma tisch behandelt, und zum Rang einer Wissenschaft erhoben werden; auch ist nicht abzusehen, warum es mehr Tadel verdienen sollte, wenn jemand ihr vorzüglich seinen Fleiß widmete, als wenn er sich irgend auf eine andere Wissenschaft, auf Sprachen, auf Geschichte, auf Metaphysik u. s. f. vornemlich vornehmlich legt, falls er dazu vorzügliche Fähigkeit, Neigung und Hülfsmittel hat. Anm. Man läßt wirklich der Literargeschichte zu wenig Gerechtigkeit wiederfahren widerfahren , und die Ursachen davon lassen sich wohl entdecken. Warum sezt setzt man fast immer den Fall, daß jemand sich bloß auf diese Art von Kenntnissen lege? ein Fall, der bey bei jeder andren andern Wissenschaft eben sowohl so wohl angenommen werden, und in jeder Pedanten hervorbringen kan kann . Warum stellt man sich den Literator bloß als Bücher- oder gelehrten Anekdotenkenner, noch dazu als den vor, der nur eine trockne trockene , wenigbedeutende Kenntniß von dem Aeussern Aeußern der Bücher habe? Sicherlich liegt doch die Schuld bey bei den meisten Meisten , die sie verachten, in der Unbekanntschaft mit der Literargeschichte, oder der Gewohnheit, das zu verachten, was sie nicht, oder zu wenig, verstehen, oder was sie nicht als gemeinnützig erkennen. Dieser immer aus zu eingeschränkter Einsicht und Geschmak Geschmack herrührende Hang, alles Alles gering zu schätzen, wovon man keinen unmittelbaren Nutzen Nutzen sieht; die Liebe zu literarischen Mikrologien Mikrologieen , welche am Ende des vorigen, und in der ersten Hälfte des jetzigen Jahrhunderts sehr gewöhnlich, gewöhnlich gewöhnlich war, und allerdings verächtlich war das Kennen von unzähligen Büchertiteln mit der Bekanntschaft mit ihrem Inhalt fast gleichstellte ; und die noch viel zu wenige rechte Bearbeitung der Literargeschichte, die noch selten das Glück gehabt hat, unter so gute Hände, wie manche andere Wissenschaft, zu gerathen, wovon so daß wir selbst bis jetzt mehr Fragmente als etwas nur einigermaßen einigermassen Ganzes haben, hat wohl auch Verständigere zu unbilligen Urtheilen verleitet, die aber eben mit verursachen, daß dieser Zweig der Literatur noch nicht zu der Vollkommenheit gedie hen ist, der deren sich andre andere Theile der Gelehrsamkeit rühmen können. 251 253 . Ueberhaupt wird dieser Vorwurf immer mehr von seiner Scheinbarkeit verlieren, je mehr man dahin arbeiten wird, auch diesem Theil der Geschichte Geschichte diejenigen Eigenschaften zu geben, die oben (§. 222 – 225 225 – 228 222. – 225. ) von einer wahrhaftig wahrhaft nutzbaren Geschichte erfordert wurden. Die Natur der Literargeschichte Literargeschichte erlaubt es eben sowohl; einzelne einzle gemachte Versuche über besondre besondere Stücke derselben beweisen, wie ausführbar es sey sei ; und, wenn es bey bei manchen besondern Theilen derselben nicht möglich scheint: scheint, so liegt die Ursach gewiß in den dem Mangel hinlänglicher Nachrichten; eine Nachrichten, einer Schwierigkeit, welche die andern Arten der Geschichte nicht minder drückt, ohne daß man deswegen an der philosophischen und pragmatisch pragmatischen Behandlung derselben verzweifelt hätte. 252 254 . Auch die Literargeschichte Literargeschichte läßt sich in die allgemeine und besondre eintheilen; beyde besondere eintheilen: beide können entweder synthetisch oder analytisch und chronologisch abgehandelt, beyde beide Methoden Methoden auch gewissermassen gewissermaßen vereinigt werden (§. 227. 234 234. 230. 237 ). Die Haupttheile der besondern gelehrten Geschichte sind vorhin (§. 245. 246 246. ) erwähnt 247. 248 ) erwehnt worden. Die Geschichte der Gelehrten läßt sich, wenn sie im Allgemeinen vorgestellt werden soll, am besten mit der Geschichte der besondern Wissenschaften, so wie die Geschichte der gelehrten Anstalten Anstalten mit der Geschichte der Wissenschaften überhaupt, verbinden. Die Bücherkenntniß Bücherkenntniß könnte zwar auch mit der Geschichte einzelner einzler Wissenschaften, wohinein in welche die Bücher schlagen, verbunden werden, so fern sofern es darauf ankommt, die fortschreitende Ausbildung einer Wissenschaft durch gewisse Bücher anzugeben. Da aber bey bei der nützlichen Bücherkenntniß weniger auf diesen Gesichtspunct Gesichtspunkt als darauf zu sehen ist, welche Schriften, und wie weit sie, und uns noch jetzt, zur Erlernung einer Wissenschaft vorzüglich vvrzüglich brauchbar sind: so ist es besser, sie besonders, getrennt von der Geschichte der Wissenschaften, zu betrachten und zu erwerben. 253 255 . Weil die Die Erlernung der Wissenschaften Wissenschaften selbst doch noch wichtiger ist bleibt allerdings wichtiger, als die Erlernung ihrer Geschichte ihrer Geschichte und die Kenntniß der zu jener dienlichen Hülfsmittel; weil man über dies überdies Hülfsmittel. Man bedarf überdies dieser letztren letzteren Kenntniß mehr bedarf , um sich selbst in einer Wissenschaft weiter fortzuhelfen, fort zu helfen, fortzuhelfen; sie ist also weniger unentbehrlich ist , wenn man in der Wissenschaft selbst fremden Unterricht Unterricht genießen geniessen kan; und weil kann. Auch kann die Geschichte einer Wissenschaft nicht recht verstanden, der Werth eines Buchs auch nicht gehörig, wenigstens nach unserm unsrer Bedürfniß, geschätzt werden kan , ehe man nicht der Wissenschaft selbst kundig ist: so ist. Daher ist es rathsamer, die Literargeschichte Literargeschichte erst alsdann alsdenn zu studieren, wenn man sich schon mit den Wissenschaften bekannt gemacht hat. Sehr gut wär' es zwar, wenn man schon einigen Begriff von den Wissenschaften, den merkwürdigsten Männern, die sich in jeder hervorgethan haben, und den besten allgemeinern Büchern mitbrächte; man wird sonst manches Historische nicht verstehen, was in den Vortrag der Wissenschaft muß eingeflochten werden, und den Nutzen Nutzen mancher Lehrsätze, oder ihrer Bestimmungen und Erläuterungen, nicht recht einsehen. Aber dieser Unterricht brauchte nur ganz allgemein zu seyn, und mehr das eben genannte Genannte als die Geschichte der Gelehrsamkeit und einzelner einzler Wissenschaften zu betreffen, ohngefähr so, wie er in der betreffen. Auch pflegen in den Einleitungen in einzelne Wissenschaften dergleichen Notizen gegeben zu werden. Anm. schätzbaren Synopsis eruditionis vniuersae universae concinnata a Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Jo. Henr. Frid. Meinecke , Meineke , Meinecke . Quedlinb. 1783. 8. oder von den philosophischen Wissenschaften in weiterm Verstande in der Gesner, Johann Matthias Gesnerischen Auch gehört dahin die (§. 54. ) angeführte Gesnersche Isagoge (§. 54 ) gegeben worden ist . Synopsis eruditionis vniuersae concinnata a Jo. Henr. Frid. Meinecke, Quedlinb. 1783 1785 erschien ein zweiter Teil, 1788 eine verbesserte und erweiterte zweite Ausgabe ( denuo recognita ). 254 256 . Es ist sehr zu bedauren bedauern , daß wir bey bei einem so wichtigen Theile der Historie, wie die Literargeschichte Literargeschichte ist, noch kein einziges allgemeines Werk haben, das man dem, der den ersten Grund zu ihrer Kenntniß legen will, empfehlen könnte; da alles Alles , was man hieher gehöriges Gehöriges hat, entweder fast bloßes blosses Skelet ist, oder diese Geschichte nicht in ihrem ganzen Umfang Umfange begreift, oder gar nicht zur guten Absicht Uebersicht geordnet, oder voll Fehler und unzuverläßig unzuverlässig , wenigstens nicht auf genugsame Untersuchung gegründet ist. Bey Bei diesen Um ständen scheint Folgendes folgendes scheinen folgende Rathschläge noch das Räthlichste räthlichste die nützlichsten zu seyn. Hier, in diesem Buch, wo Anm. In einem Buche, worin dieses nur angegeben werden darf, wie die Wissenschaften, die in den hiesigen seinen Plan gehören, und wie weit die Hülfsmittel, mit ihnen bekannt zu werden, unter uns vorhanden sind, ist der Ort nicht, Vorschläge über die beste Einrichtung der Handbücher für solche Wissenschaften zu thun. Eher können wir auch keine solche guten Handbücher über die Literargeschichte bekommen, ehe nicht alle einzelne Theile dieser Geschichte vor für sich gut bearbeitet sind, weil sich unmöglich eine genaue allgemeine Uebersicht des Ganzen geben läßt, wo einzelne Theile noch so sehr im Dunkeln liegen, oder nicht durch die Hände wahrer Kenner der Literatur dieser Theile gegangen sind. Man laße sichs daher nicht befremden, daß die folgenden Vorschläge bloße Nothhelfer Nothhelfer für solche sind, die sich zuerst mit Literargeschichte bekannt machen wollen. 255 257 . Man lege 1) ein gutes Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte Weltgeschichte zum Grunde, wenn dasselbe zugleich mit die Geschichte der Cultur und der Wissenschaften begreift, in welcher Absicht die oben (§. 235 238 235. ) angeführten Gatterer, Johann Christoph Gattererschen und Beck, Christian Daniel Beckischen Schriften unstreitig die besten, oder vielmehr einzig brauchbaren ihrer Art sind. Man kan kann sich dadurch wenigstens orientiren lernen, und die Sachen besser behalten, wenn man sie an die Weltgeschichte anschließt. Zu eben diesem Zweck – denn ein Mehreres kan kann man bey bei einer Art von Kenntnissen, die einen so ungeheuern Umfang haben, wie die literarischen, nicht von den folgenden Büchern erwarten – halte man sich vorerst an ein allgemeineres Lehrbuch, woraus man ohngefähr die Rubriken ersehen kan kann , unter die sich Alles, Alles was hieher, wenigstens im Allgemeinen, Allgemeinen gehört, schichten ließe, etwa Heumann, Christoph August Christoph. Aug. ordnen ließe. Anm. Dahin gehören: Christ. A. Heumanni Conspectum Conspectus reipublicae literariae, Eben so halte man sich 2) vorerst an ein allgemeineres Buch nach der synthetisch synthetischen Methode Methode, unter welchen der Conspectus reipublicae literariae von Heumann, Christoph August Christoph Aug. Heumann , Edit. 6. Hanover. 1753 in 1753. 8. 8. Hannover. 1791–92. , und an den noch reichern Versuch wegen seiner fruchtbaren Kürze, leichten Uebersicht und Genauigkeit; und der Versuch einer Bouginé, Carl Joseph K. J. Bouginé's Handbuch der allgemeinen Literargeschichte, nach Heumann, Christoph August Heumann's Grundriß, 6 Bände. Zürich 1789–1802. Desgleichen die Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von Wald, Samuel Gottlieb Sam. Gottlieb S. G. Wald , Halle 1784 1784. gr. 8. 8., wegen der mehrern Vollständigkeit und gebrauchten neuern Hülfsmittel, den Vorzug behauptet. Das beste Buch dieser Art wäre und das Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Dahler, Johann Georg Joh. Georg Dahler , J. G. Dahler . Jena 1788 in 1788. gr. 8., wegen des schönen Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt, wenn es nur nicht durch so viele Druck- oder Schreibfehler verstellt wäre, die gerade hier sollten mit der äussersten Sorgfalt vermieden werden. 8. nach dem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornischen Plan, nur durch zu viel Druck- und Schreibfehler entstellt. Eben diesem Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornschen Plan folgt: Wachler, Ludwig L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801. Eichhorn, Johann Gottfried Eichhorn selbst aber hat sich durch die Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807. auch um dieses Fach sehr verdient gemacht. Christoph. Aug. Heumanni Conspectum reipublicae literariae, Edit. 6. Hanover. 1753 Nach dem Tod Christoph August Heumanns (1681–1764) hat Jeremias Nicolaus Eyring (1739–1803) die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene achte Auflage besorgt. Deren Material war derart angewachsen, dass sie in zwei jeweils knapp 500 Seiten starken Teilen erscheinen musste. Der erste Teil stammt aus dem Jahr 1791, der zweite aus dem Jahr 1797. Versuch einer Einleitung in die Geschichte der Kenntnisse, Wissenschaften und schönen Künste, von Sam. Gottlieb Wald, Halle 1784 Zwei Jahre später hat Samuel Gottlieb Wald (1762–1828), ein Schüler Nösselts, Zusätze und Verbesserungen (1786) zu seinem Werk folgen lassen. Handbuch über die Geschichte der Literatur und der Kunst, von Joh. Georg Dahler, Jena 1788 in gr. 8., wegen des schönen Eichhornischen Plans, der zum Grunde liegt Dem Handbuch zum Gebrauch bey Vorlesungen über die Geschichte der Literatur und der Kunst liegen Johann Gottfried Eichhorns (1752–1827) in Jena gehaltene Vorlesungen über die Literaturgeschichte zugrunde, die Johann Georg Dahler (1760–1832) mitgeschrieben und mit Eichhorns Erlaubnis herausgegeben hat. In der dritten Auflage der Anweisung ist dann Eichhorns berühmte eigene Geschichte der Litteratur nachgetragen. L. Wachler's Versuch einer allgemeinen Geschichte der Literatur und der Cultur, 1ster bis 3ter Band. Lemgo 1793–1801 Der genaue Titel lautet Versuch einer allgemeinen Geschichte der Litteratur für studirende Jünglinge und Freunde der Gelehrsamkeit und dürfte mit Wachlers Handbuch der allgemeinen Geschichte der literärischen Cultur (vgl. I § 256) vermengt worden sein. Eichhorn […] Geschichte der Literatur von ihrem Ursprung bis auf die neuesten Zeiten, 1ster bis 5ter Band. Göttingen 1801–1807 Die Geschichte der Litteratur von ihrem Anfang bis auf die neuesten Zeiten des vielseitig interessierten Historikers, Orientalisten und Philologen Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) ist in insgesamt sechs Bänden erschienen. Der erste Band stammt aus dem Jahr 1805, der fünfte aus dem Jahr 1807. Die dazwischenliegenden Bände sind jedoch zwischen 1805 und 1812 erschienen. Von Eichhorn stammen nur die ersten fünf Bände, die beiden Abteilungen des sechsten Bandes (1810/1811) beinhalten Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) Geschichte der theologischen Wissenschaften seit der Verbreitung der alten Litteratur . 256 258 . Nach diesem einem so gelegten Grunde scheint es 3) rathsamer, die besondern Theile der Literargeschichte Literargeschichte etwas ausführlicher und genauer zu studieren, ehe man etwas größre größere allgemeinere Werke zu Rathe zieht. Denn diese letztern, wie wir sie jetzt haben heben , sind zu sehr compilirt, zu wenig genau, sich in einzelnen Theilen sich so ungleich, und enthalten so zu viel Unnützes oder Unausgeführtes, als daß nicht zu besorgen wäre, sie würden auch einen geduldigen und wißbegierigen Leser oft zu sehr ermüden, und ihn hinterher nöthigen, das zu berichtigen, oder mit Mühe wieder zu verlernen, was er daraus geschöpft hat. Man könnte sich also 4) zuvörderst aus dem Versuch einer Geschichte der Cultur Cultur des menschlichen Geschlechts, von dem Verfasser des Begriffs Begrifs menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse, ( Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph. Adelung ,) Leipzig Kenntnisse ( Joh. Christoph Adelung ), Leipz. 1783. 8. eine allgemeine Uebersicht des Fortgangs der Cultur, besonders der Wissenschaften, erwerben, und sich zugleich etwas an die pragmatisch pragmatische Behandlung dieses Theils der Geschichte gewöhnen. Hernach gewöhnen; hernach sich 5) eine ähnliche Uebersicht der Geschichte einzelner einzler Wissenschaften zu verschaffen suchen , je nachdem jeder, zu seinem besondern Behuf, sich mit dieser oder jener Wissenschaft mehr bekannt machen will . Nur ist hier wieder zu bedauren, daß wir – ausser einigen guten Schriften, welche die Geschichte dieser und jener besondern Wissenschaft Wissenschaft enthalten, und die nach der hiesigen Absicht nicht angeführt werden können – nichts einigermaßen einigermassen Allgemeines haben, als Stolle, Gottlieb Gottlieb Stolle's (sehr unvollständige und seichte) Anleitung zur Historie der Gelahrheit - - zum drittenmal verbessert und - - vermehrt, Jena 1727 in Quart, 1727. 4. nebst den ganz neuen Zusätzen, ebendas. 1736 in Quart 1736. 4. , von dem auch eine Anleitung zur Historie der medicinischen, juristischen und theologischen Gelahrheit, letzte Jena 1739 in Quart 1739. 4. , herausgegeben ist, die mehr compilirte Bücherkenntniß als Geschichte der Wissenschaft liefert. Anm. Die allgemeine Culturgeschichte giebt in einer kurzen Uebersicht: Adelung, Johann Christoph G. C. Adelung's Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts. Leipzig 1783. so wie eine allgemeine Uebersicht der Geschichte der Wissenschaften: Meusel, Johann Georg J. G. Meusel's Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit. Leipzig 1799. , desgleichen Wachler, Ludwig L. D. Wachler's Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur, 2 Bände. Marburg 1804. Versuch einer Geschichte der Cultur […] von dem Verfasser des Begriffs menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse, (Joh. Christoph. Adelung,) Leipzig 1783 Dieses Werk stammt aus dem Jahr 1782 und ist ohne Angabe des Autors erschienen. Über den im Untertitel befindlichen Hinweis, es stamme von dem Verfasser des vierteiligen Kurze[n] Begriff[s] menschlicher Fertigkeiten und Kenntnisse (1778–1781), kann jedoch Johann Christoph Adelung (1734–1806) als Verfasser ermittelt werden. Gottlieb Stolle's (sehr unvollständige und seichte) Anleitung zur Historie der Gelahrheit […] nebst den ganz neuen Zusätzen, ebendas. 1736 Gottlieb Stolles (1673–1744) Gantz neue Zusätze und Ausbesserungen Der Historie Der Philosophischen Gelahrheit sind 1736 als eigenständige Publikation in Jena erschienen, bei selbständiger Seitenzählung jedoch auch der vierten Auflage der Anleitung Zur Historie der Gelahrheit (1736) beigegeben. von dem auch eine Anleitung zur Historie der medicinischen, juristischen und theologischen Gelahrheit, letzte Jena 1739 Gemeint sind Gottlieb Stolles (1673–1744) Anleitung Zur Historie Der Medicinischen Gelahrheit (1731), Anleitung zur Historie der Theologischen Gelahrheit (1739) sowie die von Christian Gottlieb Buder (1693–1763) mit einer Vorrede versehene und von Stolles Söhnen besorgte Anleitung zur Historie der Juristischen Gelahrheit. Nebst einer Ausführlichen Nachricht, von des seel. Verfassers Leben und Schrifften (1745). G. C. Adelung's Versuch einer Geschichte der Cultur des menschlichen Geschlechts. Leipzig 1783 Der Name des Autors lautet Johann Christoph Adelung (1734–1806). J. G. Meusel's Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit. Leipzig 1799 Dieses Werk ist in drei Bänden (1799–1800) erschienen. L. D. Wachler's Handbuch der allgemeinen Geschichte der literarischen Cultur, 2 Bände. Marburg 1804 Der Name des Autors lautet Johann Friedrich Ludwig Wachler (1767–1838). Dieser wird auf den Titelblättern beider Bände zwar als D. Ludwig Wachler bezeichnet, doch handelt es sich hier nicht, wie in der dritten Auflage der Anweisung fehlerhaft bibliographiert, um eine Initiale, sondern um die Abkürzung für den 1788 erworbenen Doktorgrad. Der zweite Band ist 1805 erschienen. 257 259 . Bey Bei den folgenden Theilen der Literargeschichte Literargeschichte ist es 6) ziemlich gleichgültig, welchen man eher als den andern sich bekannt machen soll, obgleich die Bücherkenntniß Bücherkenntniß , selbst in Absicht auf die Erlernung der Wissenschaften, der wichtigste ist. Anm. Zur Kenntniß des Bücherwesen Bücherwesens im Allgemeinen, Allgemeinen und dessen Geschichte, haben wir kein anderes Buch, welches in gedrängterer Kürze und mit mehrerer Genauigkeit und Vollständigkeit das dahin gehörige Gehörige enthielte, als als: Denis, Michael M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, erster Theil Erster Theil , Bibliographie, 2 Theile, Bibliographie. Wien 1777 1777. gr. 4. 4 ; ausser dem 1795. 1796. und Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792. Außerdem aber, und zur Kenntniß der gelehrten Anstalten überhaupt, dient: Struve, Burkhard Gotthelf Burc. Gotth. Struvii Introductio in notitiam rei literariae, die unter diesem Titel mit den Zusätzen gelehrter Männer zum sechstenmal cura Fischer, Johann Christian Jo. Christ. J. C. Fischeri , Frft. et Lips. 1754 1754. in zwey 2 Bänden zwei Bänden, gr. 8., 8. und unter dem Titel Titel: Bibliotheca historiae literariae, literariae ganz umgearbeitet von Jugler, Johann Friedrich Jo. Frid. J. Fr. Jugler , Jenae 1754–1763 in 1754–1763. 3 Tomm. gr. 8. herausgekommen ist. Diese letztre letztere Ausgabe ist weit vollständiger, und meistens noch genauer, erstre genauer; erstere aber enthält doch Verschiednes Verschiedenes noch verschiednes , was man in dieser vermißt. M. Denis Einleitung in die Bücherkunde, erster Theil, Bibliographie, Wien 1777 Die erste Auflage von Michael Denis' (1729–1800) Einleitung besteht, wie auch die in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene zweite Auflage, aus zwei Teilen (1777/1778) (vgl. I § 258). Die Bibliographie enthält nur der erste Teil, der zweite bietet dagegen laut Untertitel die Literargeschicht . Ebendesselben literarisch-bibliothekarische Vorlesungen, 4 Theile. 1792 Der Jesuit Michael Denis (1729–1800) wirkte nach der Aufhebung seines Ordens durch Papst Clemens XIV. (1769–1774) im Jahr 1773 bis zu seinem Tod als Bibliothekar und hat in dieser Eigenschaft auch öffentliche Vorlesungen gehalten. Eine wie hier angeführte Ausgabe seiner Vorlesungen ist jedoch nicht nachzuweisen. Bibliotheca historiae literariae, ganz umgearbeitet von Jo. Frid. Jugler, Jenae 1754–1763 in 3 Tomm. Später folgte mit den Supplementa et emendationes ad Bibliothecam Litterariam Struvio-Iuglerianam (1785) ein weiterer, von Hermann Friedrich Koecher (1747–1787) herausgegebener Band. 258 260 . In diesem Struve, Burkhard Gotthelf Struvischen Werk findet man auch die Werke genannt, aus welchen die Bücherkenntniß Bücherkenntniß geschöpft werden kan. Der zweyte Theil von Denis, Michael Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778 1778. gr. 4. soll zwar aus allen Wissenschaften die besten Bücher angeben, nennt aber fast bloß die Titel, und es fehlt sowohl an Wahl als zweckmäßiger Vollständigkeit; welches bey dem großentheils grossentheils daraus genommnen Versuch einer Mappe-Monde litteraire von Roth, Christian Friedrich Wilhelm Christian Friedr. Wilh. Roth , Erfurt 1785 in groß Folio gr. fol. eben der Fall ist. Ueberhaupt ist wegen des ungemein großen ungeheuren Umfangs der Bücherkenntniß, Bücherkenntniß und der Unmöglichkeit, gar zu viele Bücher genau zu kennen, bey Das Schwierigste ist, bei der unermeßlichen Menge der Bücher, in solchen Werken die Auswahl. Selbst bei den (§. 257. Anm. ) angeführten Werken, wird theils diese , theils die Vollständigkeit vermißt. Ein Schriftsteller, der alle Fächer umfassen will, kann bei Bücherverzeichnissen Bücherverzeichnisse von mehrern oder allen Theilen der Gelehrsamkeit nicht möglich, daß Ein Schriftsteller reife Gelehrsamkeit, schwerlich die strengste Wahl beobachten, beobachten und zuverläßige zuverlässige Beschreibung geben könne, und geben. Aber ohne dieses beydes beides können solche Verzeichnisse wenig helfen. Man thut daher besser, sich an Bücher eine zu halten, welche sich nur auf einzelne einzle einzelne Wissenschaften eingeschränkt, und dabey dabei zum wenigsten, nebst zuverläßiger zuverlässiger Genauigkeit, eine sorgfältige Wahl des Besten beobachtet haben. – Anm. In Absicht auf die theologischen Wissenschaften ist dieses in der meiner Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in allen Theilen der Theologie, dritte Auflage, 4te Aufl. Leipzig 1790. 1800. 8., zwote Aufl. Leipz . 1780. 8. wenigstens meine Absicht gewesen, wo auch in der Einleitung Regeln zur Beurtheilung der Bücher und die Hülfsmittel zur Erweiterung der, zumal theologischen, Bücherkenntniß angegeben sind. Man kan kann damit die Predigerbibliothek - - von Niemeyer, David Gottlieb Dav. Gottlieb D. G. Niemeyer , neue Auflage, bearbeitet von Niemeyer, August Hermann A. H. Niemeyer und Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitz , 4 Theile, Halle 1782–1784 1782–84 in 3 Theilen, 1796–1812. gr. 8. sehr nützlich verbinden. Den gesammten Zuwachs in Deutschland, liefert seit den Jahren 1750–1810 mit einer musterhaften Ordnung und Genauigkeit, Ersch, Johann Samuel J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816. zweyte Theil von Denis Einleitung in die Bücherkunde, Wien 1778 Vgl. I § 257. J. S. Ersch Handbuch der deutschen Literatur, 2ter Band, 8te Abtheilung. Leipzig 1811–1816 Zu Johann Samuel Erschs (1766–1828) Handbuch vgl. I § 196 c. Die vierte Abteilung des zweiten Bandes (1814) ist zugleich die achte Abteilung des ganzen Werkes. 259 261 . Nicht minder interessant und lehrreich ist aber auch die Geschichte der Männer, welche in allen Zeiträumen als Erfinder oder vorzügliche Beförderer der Wissenschaften sich ausgezeichnet haben, zumal wenn man in das Innere ihres Lebens und Wirkens eindringt, und sich nicht bloß mit allgemeinen biographischen Notizen oder den Titeln ihrer Schriften begnügt. An Werken, die dazu Anleitung geben, fehlt es nicht. Die lexicalischen sind freilich meist trocken und für jenen Zweck unbefriedigend. Anm. Zur Geschichte der Gelehrte Gelehrten hat ein Anfänger, Anfänger und selbst zum Theil der Gelehrtere, Gelehrtere zwey oder drey brauchbare Werke an Hamberger, Georg Christoph Georg Christoph Hambergers zuverläßigen G. Chr. Hamberger's zuverlässigen Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500, Lemgo 1756–64 in 1756–64. 4 Theilen in Theile. gr. 8 8. , woraus dessen kurze Nachrichten Dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendas. 1767 in ebendaselbst 1767., 2 Octavbänden Octavbände , ein verbesserter und vermehrter Auszug sind, und sind. Ferner an Saxius, Christophorus Christoph. Saxii Onomasticon litterarium literarium , Traj. ad Rhen. 1775–1791 1775–1782 in 1775–1791, 7 4 Partt. gr. 8. welches theils von engern engerm , theils von weitern weiterm Umfang als das Hamberger, Georg Christoph Hambergersche Hambergersche ist, da es sich zwar mehr, sonderlich auf humanistische Schriftsteller, einschränkt, aber auch mehr in kleinere Bücher-Notitz Büchernotiz , und selbst schon bis auf unsre unsere Zeit in die Mitte des vorigen Jahrhunderts geht. Eine trefliche treffliche synchronistische Uebersicht giebt in diesem Fache (obgleich jetzt nur bis an das 16te Jahr hundert) die Synopsis historiae litterariae literariae , auctore Eyring, Jeremias Nicolaus Jerem. Nic. Eyring , Goetting. 1738 1783 1738. und 84 in 84. 3 Tomm. kl. 4. 4 min. Die Kenntniß andrer anderer in diesen Werken nicht berührten Schriftsteller Schriftsteller, kan Schriftsteller, kann man aus dem Allgemeinen Gelehrten-Lexicon, herausgegeben von Jöcher, Christian Gottlieb Christian Gottlieb Ch. G. Jöcher , Leipz. 1750 und 51 , 51 in 4 Theilen, Theilen Theile, gr. 4. schöpfen, wovon weit bessere (doch noch nicht zur Hälfte vollendete) Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von Adelung, Johann Christoph Joh. Christoph J. Ch. Adelung , Erster Erster Band, Leipz. 1774, Zweyter Zweiter Band, 1787 1787. 1784 gr. 4 4. , erschienen sind. Eben so verdienstlich ist die von Rotermund, Heinrich Wilhelm Rotermund unternommene und bereits angefangene Fortsetzung. Anm. 2. Geistvoller und eben daher lehrreicher als jene Werke, ist freilich das berühmte kritisch-historische Wörterbuch von Bayle, Pierre P. Bayle , aber Vollständigkeit war nicht sein Plan. Sein Fortsetzer Chauffepié, Jacques Georges de Chaufepied und Marchand, Prosper Marchand haben sich historische Verdienste erworben, seinen Geist aber nicht erreicht. Anm. 3. Eine gleichsam wiederholende Uebersicht giebt, als synthetisches Werk über die Literargeschichte, Morhof, Daniel Georg D. G. Morhofii Polyhistor, Edit. 4. 2 Vol. 4. Lubec. 1747. Fabricius, Johann Andreas J. A. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 3 Bände. Leipzig 1751–1754. und die schon oben (§. 256. ) angeführten Handbücher von Bouginé, Carl Joseph Bouginé , Meusel, Johann Georg Meusel und Wachler, Ludwig Wachler . dessen kurze Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vor dem 16ten Jahrhundert, ebendas. 1767 in 2 Octavbänden Der erste Band stammt aus dem Jahr 1766. Christoph. Saxii Onomasticon litterarium, Traj. ad Rhen. 1775–1791 in 7 Partt. Der siebente Band stammt aus dem Jahr 1790, 1803 ist zudem ein achter Band erschienen. Synopsis historiae litterariae, auctore Jerem. Nic. Eyring, Goetting. 1738 und 84 in 3 Tomm. Wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt angegeben, stammt der erste Band aus dem Jahr 1783. Die beiden übrigen Bände sind fortlaufend nummeriert und ohne Jahresangabe erschienen. Fortsetzungen und Ergänzungen zu diesem Lexicon von Joh. Christoph Adelung, Erster Band, Leipz. 1774, Zweyter Band, 1787 Der erste der beiden von Johann Christoph Adelung (1734–1806) besorgten Ergänzungsbände zu Christian Gottlieb Jöchers (1694–1758) ursprünglich vierbändigem Allgemeine[n] Gelehrten-Lexikon (1750–1751) ist, wie in der ersten Auflage der Anweisung richtig bibliographiert, im Jahre 1784 erschienen. Rotermund Nach Johann Christoph Adelung (1734–1806) übernahm ab dem dritten Band (1810) Heinrich Wilhelm Rotermund (1761–1848), der daneben auch durch eigene Gelehrtenlexika zu Bremen (1818) sowie zu Hannover (1823) hervorgetreten ist, die Fortsetzungen und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers (1694–1758) Gelehrten-Lexikon . kritisch-historische Wörterbuch von P. Bayle Gemeint ist Pierre Bayles (1647–1706) häufig aufgelegtes zweibändiges Dictionnaire historique et critique (1697), das nach der Auflage von 1740 von Johann Christoph Gottsched (1700–1766) unter dem Titel Herrn Peter Baylens [...] Historisches und Critisches Wörterbuch I–IV (1741–1744) mit Anmerkungen unterschiedlicher Gelehrter versehen und ins Deutsche übersetzt worden ist. Sein Fortsetzer Chaufepied und Marchand Gemeint sind Jacques Georges de Chauffepiés (1702–1786) vierbändiges Nouveau dictionnaire historique et critique, pour servir de supplément ou de continuation au Dictionnaire historique et critique de MR. Pierre Bayle (1750–1756) und das posthum herausgegebene zweibändige Dictionaire historique, ou Mémoires critiques et littéraires concernant la vie et les ouvrages de divers personnages distingués, particulièrement dans la République des Lettres (1758/1759) des französischen Buchhändlers Prosper Marchand (1678–1756). J. A. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 3 Bände. Leipzig 1751–1754 Die ersten beiden Bände sind 1752 erschienen, der dritte Band 1754. oben (§. 256.) angeführten Handbücher von Bouginé, Meusel und Wachler Carl Joseph Bouginés (1735–1797) Handbuch der allgemeinen Litterargeschichte wird in § 255 genannt. 260 262 . Nunmehr könnte man 7) zur Wiederholung, Ergänzung, Ergänzung und einigermaßen einigermassen zu mehrerer Zusammenordnung des bisherigen, bisherigen ein etwas größeres grösseres synthetisches Werk über die Literargeschichte Literargeschichte benutzen, dergleichen zwar noch gar nicht, so wie man es wünschen möchte, vorhanden ist; ist, aber bey allen großen grossen Mängeln und Fehlern kan doch hier Morhof, Daniel Georg Dan. Georg Georg. Morhofii Polyhistor, Edit. 4. Lubec. 1747 in 2 Quartbänden, und Fabricius, Johann Andreas Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 751–54 in drey Bänden gr. 8. und Bouginé, Carl Joseph Carl Joseph Bouginé Handbuch der allgemeinen Literargeschichte nach Heumann, Christoph August Heumanns Grundriß, Zürich 1789–91 bis jetzt in 4 Bänden in gr. 8, vor der Hand nothdürftig dienen. Für die älteste Literatur- und Kunstgeschichte Kunstgeschichte bis auf Kyros II. Kyrus , und als ein Muster einer wünschenswürdigen allgemeinen Cultur- und Literaturgeschichte verdienen die Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Goguet, Antoine-Yyes Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 in 4. studiert zu werden. Joh. Andr. Fabricii Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, Leipz. 1751–54 in drey Bänden Vgl. I § 259. Untersuchungen von dem Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften - - aus dem Französischen des Anton Yves Goguet übersetzet, Lemgo 1760–62 Der Originaltitel dieses dreibändigen Werkes lautet De l'origine des loix, des arts, et des sciences; et de leurs progrès chez les anciens peuples (1758), die Übersetzung stammt von Georg Christoph Hamberger (1726–1773). 261 263 260 . Die übrigen hieher gehörigen Kenntnisse, besonders den steten Zuwachs, welchen die Literargeschichte, Literargeschichte und was dahin einschlägt, von Zeit zu Zeit erhalten, muß 8) ein jeder selbst aus einzelnen einzeln gelehrten Zeit- und andern Schriften, durch fleißigen Besuch und Durchforschung der Büchersäle Büchersäle und Buchläden Buchläden, und durch den Umgang mit gelehrten Männern zu ergänzen, zu berichtigen und zu vervollständigen suchen. Diese Mühe würde sehr erleichtert, und die vollständigere Uebersicht befördert werden, wenn man von allen Wissenschaften und über die Schriften aus mehrern Zeiten solche Sammlungen hätte, wie die literarischen Annalen der Gottesgelehrsamkeit - - von Eyring, Jeremias Nicolaus J. N. Eyring sind, wovon aber nur erst der Erste Zeitraum von 1778–80, Nürnberg 1782 1782. in 8. herausgekommen ist so vollständige Repertoria hätte, als die Allgemeine Literaturzeitung einige unübertroffende und unübertreffliche Proben geliefert hat . Vierter Abschnitt. Schöne Wissenschaften. 262 264 261 . Wir kommen zu den sogenannten schönen Wissenschaften , wohin man in der gewöhnlichen Bedeutung Redekunst Redekunst und Dichtkunst Dichtkunst zu rechnen pflegt. – Was haben Frägt man zuerst, was diese vor von andern Wissenschaften und Künsten eignes? – Darin als eigenthümlich unterscheidet, so ist man wohl darin eins, daß der Redner Redner und Dichter Dichter nicht bloß etwas vorstellen, bloß lehren oder erzählen, sondern es dergestalt vorstellen wolle, daß er für oder wider die Sache einnehme, Gefallen an der dargestellten Sache, Sache oder Mißfallen Mißfallen, oder Interesse errege. Dieses läßt sich entweder durch die Sachen selbst bewirken, (die schon in so fern gefallen, als sie unsre unsere Thätigkeit beschäftigen, beschäftigen und unsre unsere Wißbegierde Wißbegierde befriedigen,) befriedigen), oder durch die Art, Art wie man sie vorstellt. Dieses letztre kan Letztere kann wieder entweder durch Verdeutlichung oder durch Versinnlichung geschehen. Jenes ist der Zweck der strengern , *) dieses der schönen Wissenschaften und Künste . Die schönen Wissenschaften gehen darauf hinaus, vermittelst der Rede Rede, also vermittelst willkührlicher, und nur durch den Gebrauch gebilligter Zeichen, die gedachte Absicht auszuführen; die schönen Künste aber, durch natürliche Zeichen, wodurch eine Vorstellung der Sachen bewirket Gegenstände bewirkt werden kan kann . Anm. Anm. 1. Jene werden daher auch die redenden , wie diese die bildenden Künste genannt. Aber genannt, und diese Benennung scheint Künste und Wissenschaften zu vermengen. Dies Dieß kommt daher, weil Griechen und Römer die Wörter τέχνη und ars von jeder regelmäßigen Fertigkeit und von jedem Ingebriff Inbegrif der Regeln zu gewissen Verrichtungen brauchten, dergleichen Regeln bey bei den Wissenschaften sowohl als bey bei den Künsten statt finden; wiewohl sie noch freye freie man hernach die freyen Künste Künste (artes liberales, ἀβάναυσοι τέχναι ) von solchen unterschieden, die mehr Hand- als Geistes-Uebungen erforderten, und daher unter jenem Namen meistens eigentliche Wissenschaften begriffen. In neuern Zeiten hat man Wissenschaften und Künste , und unter den letztern schöne und mechanische Künste Künste mehr unterschieden. Der Unterschied der Wissenschaften und Künste scheint darauf zu beruhen, daß jene zunächst zur Befriedigung geistiger , diese zunächst zu Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse dienen (§. 3 3. ). Diese sinnlichen Bedürfnisse sind entweder nur körperliche , und die zu ihrer Befriedigung abzielenden Künste sind bloß zur Befriedigung der äusserlichen äußerlichen Sinne bestimmt, oder die Bedürfnisse nähern sich mehr den geistigen, und durch gewisse Künste soll mehr der innre innere Sinn und die Einbildungskraft Einbildungskraft befriedigt werden. Die von der erstern Art scheint man durch den Namen der mechanischen , die von der letztern aber durch den Namen der schönen Künste zu bezeichnen. Man vergleiche nur Philosophie, Tonkunst Tonkunst oder Malerey Malerey Malerei , und eigentliche Handwerker Handwerker mit einander, um sich von der Richtigkeit dieses Unterschiedes der Wissenschaften, der schönen und der mechanischen Künste Künste, zu überzeugen den mechanischen unterschieden hat, deren Zweck Befriedigung bloß körperlicher, wie jener, zugleich oder allein Befriedigung geistiger Bedürfnisse ist . Anm. 2. Hienach läßt sich vielleicht der Unterschied zwischen Wissenschaften und Künsten etwas bestimmter angeben, und erklären, woher die so schwankenden Begriffe von dem Unterschied derselben kommen. Alle Kenntnisse dienen zur Befriedigung der Bedürfnisse Bedürfnisse, entweder der Seele, die sie belehren, überzeugen oder bewegen sollen, oder des Körpers, oder beyder zugleich. Nimmt man nun Wissenschaften und Künste (objectiue) für den zusammenhängenden Inbegrif gewisser einen gemeinsamen Gegenstand betreffenden Kenntnisse: so entstehen im angegebnen ersten Fall Wissenschaften , im zweyten mechanische , im dritten schöne Künste . Diese letzten sind mit den freyen Künsten der Alten einerley, sofern man bey diesen, welches die Alten nicht thaten, Künste noch von eigentlichen Wissenschaften unterscheidet; sie bringen, z. B. Mahlerey Mahlerey und Tonkunst Tonkunst, zunächst angenehme Bewegungen im Körper oder den äusserlichen Sinnen, zugleich aber auch angenehme Empfindungen des innern Sinnes hervor. Weil nun die schönen Wissenschaften und Künste die Hervorbringung dieser letztern angenehmen Empfindungen mit einander gemein haben; so läßt sich leicht einsehen, wie man habe in Versuchung gerathen können, sie beyderseits unter die freyen Künste zu rechnen. Anm. Anm. 2. Anm. 3. *) Strengere Wissenschaften sind hier in diesem §. nicht mit den Wissenschaften im strengsten Verstande zu verwechseln, als welche letztere nur solche Wissenschaften sind, deren Inhalt Innhalt aus der Natur der Sachen Sache selbst bewiesen werden kan kann , und die hier hier, als eine Art (species) mit unter den strengern Wissenschaften, Wissenschaften im Gegensatz gegen schöne Wissenschaften, begriffen sind. Auch ist Verdeutlichung Verdeutlichung hier, im Gegensatz gegen Versinnlichung Versinnlichung , im weitern Verstande genommen, so daß sie nicht nur die Entwickelung desjenigen, was in einem Begriff Begrif liegt, liegt (intensive Verdeutlichung) Verdeutlichung), sondern auch die ausführlichere Vorstellung der Sachen (extensive Verdeutlichung) in sich faßt. Vergl. §. 223 226 . Tonkunst D.i. die Kunst des Komponisten, nicht die des Töpfers. 263 265 262 . Sonach sind die schönen Wissenschaften solche, welche lehren, wie man den Vortrag Vortrag versinnlichen, und dadurch an den die Sachen selbst Gefallen oder Mißfallen erregen soll. Sie beschäftigen sich also 1) nur mit Bildung des Vortrags oder des Ausdrucks der Sachen durch Worte. 2) Ihr Zweck ist, Vergnügen Vergnügen , oder das Gegentheil, an den vorgetragenen Sachen zu erwecken, welches übrigens die Belehrung nicht ausschließt, nur daß diese nicht der nächste Zweck ist. Diesen Zweck suchen sie 3) durch die Form der Vorstellung oder die Art des Vortrags und die Einkleidung der Sachen zu befördern, indem sie dadurch 4) die Sachen sinnlich sinnlich darstellen, welcher Vortrag eben durch dieses Sinnliche gefallen, und daher auch Gefallen an den Sachen erwecken soll. Durch das erste Stück unterscheiden sie sich von den schönen Künsten; durch die drey drei letztern von den strengern strengen Wissenschaften. – Da sie aber, abgesehen von der Rede, die sie als Mittel zu jener Absicht bilden sollen, einerley einerlei allgemeine Regeln mit den schönen Künsten enthalten: so läßt sich eine allgemeinere Wissenschaft entwerfen, welche die Regeln für schöne Wissenschaften und Künste zugleich, oder die Regeln Regeln der Vollkommenheit sinnlicher Erkenntniß und ihres Ausdrucks in sich faßt. Baumgarten, Alexander Gottlieb A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik Aesthetik gegeben. Anm. Anm. 1. Man nennt schön im weitern Verstande alles Alles , was vollkommen ist, so fern sofern diese Vollkommenheit Vollkommenheit sinnlich erkannt wird, und wird; in einem engern Verstande , was, seiner sinnlich erkannten Form Form nach, vollkommen ist. Schöne Wissenschaften und und Künste lehren nicht nur, Sachen, als vollkommen, sinnlich darstellen, sondern auch dieses durch die Art des Ausdrucks, also durch die Form, bewirken; daher bewirken. Daher haben sie ihren Namen bekommen. Anm. Anm. 2. Da schöne Wissenschaften und Künste zeigen sollen, wie Sachen, die nicht selbst dargestellt werden können, vermittelst vermittest des Ausdrucks, es sey sei durch Wörter oder natürliche Zeichen, vergegenwärtiget vergegenwärtigt werden müssen: so lehren sie, sie für die Einbildungskraft Einbildungskraft arbeiten, die nichts anders ist, als das Vermögen der Seele, sich Dinge, die nicht selbst da sind, durch Vorstellungen zu vergegenwärtigen. Anm. Anm. 3. Wenn bey bei uns durch Darstellung gewisser Sachen Sachen, vermittelst gewisser Zeichen Zeichen Wohlgefallen erweckt wird: wird, so empfinden wir dieses entweder über die Art der Darstellung, oder über die so dargestellten Sachen selbst. Jenes kan kann zwar wieder ein Mittel werden werden, dieses zu befördern, es kan kann aber auch allein da seyn ohne dieses. Nur gar zu oft schränkt man den Zweck der schönen Wissenschaften und Künste bloß auf die Hervorbringung jenes Wohlgefallens ein, und erniedrigt dadurch, daß man sie zum bloßen blossen Werkzeug der Belustigung macht, ihren Werth und große grosse Nutzbarkeit Nutzbarkeit unglaublich. Freylich Freilich ist ihre Absicht, durch die Art der Darstellung geradezu Vergnügen zu erwecken, erwecken; aber was ist dieser Kitzel der Einbildungskraft werth, wenn das Vergnügen darüber nicht wieder eine Quelle des eines höhern Wohlgefallens an den Sachen selbst wird? A. G. Baumgarten hat ihr den Namen der Aesthetik gegeben Vgl. I § 177. 264 266 263 . So schwer es ist, die Gränzen bestimmt anzugeben, wo sich Werke der Redekunst Rede- oder Dichtkunst Dichtkunst scheiden: scheiden, so läßt sich doch der Hauptcharakter von beyderley beiderlei Werken bey bei einiger Aufmerksamkeit nicht verkennen. Offenbar nähern sich jene mehr den Werken der strengern Wissenschaften, Wissenschaften ( §. 262 ) 264 ) 262. ), diese, den Werken der schönen Künste. Der Charakter dichterisch dichterischer Werke ist: ist, alles Alles so gegenwärtig als möglich darzustellen, die Vorstellungen davon so lebhaft zu machen, als es immer die Natur der Sache und der Rede erlaubt, d. i. viele klare oder solche Merkmale der Sachen, die eine Menge von Nebenvorstellungen Nebenvorstellungen erwecken, wodurch die Sachen selbst klärer klarer oder anzüglicher anziehender werden, auf einmal zum Uebersehen darzustellen. Sie ziehen also oft selbst dunkle Vorstellungen mit ins Spiel; Werke der Redekunst Redekunst hingegen suchen die nemliche nehmliche nämliche Wirkung mehr nach und und nach hervor zubringen, legen das, was zur klaren Vorstellung der Sachen gehört, mehr aus einander, nehmen deutliche Vorstellungen so weit zu Hülfe, als es ohne Schwächung der sinnlichen Darstellung geschehen kan kann . Gleichwohl haben beyderley beiderlei Werke den Zweck, durch sinnliche Darstellung sinnliche Darstellung der Sachen Gegenstände Gefallen an den Sachen ihnen selbst zu erregen, und, da dieses anders nicht als durch Vorstellungen Vorstellungen geschehen kan kann , auch zu belehren. Demnach kan kann wohl der wesentliche Unterschied zwischen den Werken der Rede- und der Dichtkunst Dichtkunst am sichersten nach dem Zweck bestimmt werden, der in beyderley beiderlei Werken am meisten hervorsticht; hervorsticht: und dieser ist, bey bei Werken der Redekunst, Belehrung Belehrung, Belehrung oder extensive Deutlichkeit Deutlichkeit ( §. 262. 264. 262. Anm. 2.), 3.) wozu Lebhaftigkeit der Darstellung nur als Mittel gebraucht wird, bey wird; bei dichterischen Werken aber, Lebhaftigkeit, und Belehrung nur so weit, als sie Lebhaftigkeit befördern kan kann . Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm. Anm. 1. Die Schwierigkeiten in genauer Absonderung beyder beider schönen Wissenschaften, und die Gewohnheit, bald Sylbenmaaß, bald Erdichtung, bald das Ungewöhnlichere des Ausdrucks, als den unterscheidenden Charakter der Poesie Poesie anzunehmen, rühren wohl daher: daher, daß, weil dichterische Werke meistens metrisch sind, man Verse und Poesie, ungebundne ungebundene Rede und Prose, als ganz einerley einerlei angenommen hat; daß Poesie nicht zu allen Zeiten und überall gleich vollkommen war, oft Nebenzwecke, z. B. Verse zum Gesang, manchmal nur zum bessern Behalten der Gedanken zu brauchen, den Hauptzweck verdrängt haben; hauptsächlich aber, daß, nach gewissen besondern Arten rednerischer und dichterischer Werke, Redekunst an Poesie Poesie, z. B. in rührenden Reden, und, wie im Lehrgedichte oder poetischen Erzählungen, Poesie an Redekunst streift. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von Engel, Johann Jakob J. J. Engel ), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück. Anm. Anm. 2. Aus dem hervorstechenden Zweck bey bei poetischen Werken läßt sich erklären, warum einförmiges Sylben- Sylben-, Zeilen- und Strophenmaaß, Erdichtung, und bilderreicher, bilderreicher oder überhaupt von dem gewöhnlichen sich entfernender Ausdruck, in dergleichen Werken gebraucht wird; weil nemlich nämlich alles dieses die Lebhaftigkeit befördert; befördert: daher es auch wegfallen muß, wenn die zweckmäßige Lebhaftigkeit schon ohne dieses erhalten werden kan kann , oder gar durch diese Dinge gestört werden würde. Es ist hieraus zugleich begreiflich, warum Gedichte mehr Reitz haben als Werke der Prose. Anm. Anm. 3. Man könnte die beschriebene Art der sinnlichen Darstellung, die in dichterischen Werken hervorsticht, die sinnlich sinnlich lebhafte , und die, welche in rednerischen Werken herrscht, die sinnlich deutliche nennen. §. 262 Gemeint ist I § 261 c. §. 262. Anm. 2 Gemeint ist I § 261 c Anm. 2. Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (von J. J. Engel), Erster Theil, Berlin 1783. 8. im ersten Hauptstück Das erste Hauptstück trägt den Titel Von dem Gedicht überhaupt . Der Autor Johann Jakob Engel wird auf dem Titelblatt nicht genannt (vgl. I § 256). In der dritten Auflage der Anweisung werden die Anfangsgründe unter dem Titel Poetik erneut angeführt (vgl. I § 279 c). 265 267 264 . Hienach würde Hiernach wird der den Namen eines Redner Redners (Orator) verdienen, der die Geschicklichkeit besäße besässe besitzt , durch einen sinnlich deutlichen, und der aber den Namen eines eines Dichter Dichters , welcher die Geschicklichkeit hätte hat , durch einen sinnlich lebhaften Vortrag Sachen annehmlich Gegenstände anziehend darzustellen. Die Anweisung zu diesem Vortrag würde ist die Poetik Poetik oder Dichtkunst Dichtkunst Dichtkunst (als Wissenschaft oder Innbegriff Innbegrif Inbegriff von Vorschriften genommen); die Anweisung aber zu jenem jenen Vortrag, die Redekunst Redekunst Rhetorik (Rhetorik) im weitern Verstande , Verstande oder Theorie der Beredsamkeit Beredsamkeit seyn Beredtsamkeit . Anm. Anm. Redekunst im weitern Verstande; welche Verstande, erstreckt sich also über den ganzen prosaischen Vortrag und Schreibart erstreckte, so fern Vortrag, sofern er mehr als deutlich seyn soll, er möchte mag nun in Lehr- oder Geschichtsbüchern, in Briefen oder Gesprächen Gesprächen, oder eigent lichsten Reden gebraucht werden. Gemeiniglich, und zumal bey bei Griechen und Römern, wird Redekunst im engern Verstande genommen für die Anweisung Anweisung, eine eigentliche Rede, oder Ausführung eines Hauptsatzes auf die erwähnte erwehnte Art, abzufassen und zu halten, und darauf die Beredsamkeit Beredtsamkeit eingeschränkt. (Die Anweisung zum Halten einer Rede, Rede oder zum mündlichen Vortrag (Declamatio), gehört doch mehr den schönen Künsten als Wissenschaften zu.) Indessen, da der gute Prosaist sich der Sprache bedienet bedient , und dadurch Vorstellungen erwecken will, welche aufs wirksamste belehren und bewegen sollen: so bedarf er eben sowohl der Grammatik Grammatik und Logik Logik als der Rhetorik Rhetorik. Der Dichter braucht die Grammatik auch, bedarf aber mehr des Unterrichts in schönen Künsten, als in den strengen Regeln der Logik. 266 268 265 . Schönheit Schönheit wirkt auf jeden Menschen mit unwiderstehlicher Gewalt, und die schöne Gestalt, unter der eine Sache erscheint, nimmt uns für die Sache selbst ein. Man verweilt gern mit seiner Betrachtung bey bei solchen Gegenständen, und man kan kann sicher auf Eindruck bey bei Andern rechnen, wenn man das, womit man Eindruck machen will, bekleidet mit diesen Reitzen darzustellen weiß. Schon dies dieß könnte könte jeden überzeugen, wie nöthig es sey sei , das zu studieren, was wirklich schön ist, und wie man einer Sache diese Gestalt geben könne; wäre es auch nur 1) um unsre eigne unsere eigene Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit zu fesseln, unsre unsere Seele zu einer angenehmen Unterhaltung mit gewissen Sachen zu stimmen, unsern unsren Fleiß Fleiß zu ihrer Untersuchung zu erregen und zu erhalten; noch mehr, mehr um nur vorerst Andre Andere dahin zu bringen, daß sie uns hören, und, wenn sie dahin gebracht sind, eben den Antheil an der Sache nehmen, den wir ihnen einflößen einflössen wollen. 267 269 266 . Und ist denn 2) unsre unsere sinnliche Erkenntniß Erkenntniß weniger wirksam als die deutliche? Bedarf sie der Erweiterung, der Berichtigung, der Leitung, weniger als diese? Wir urtheilen und handeln doch häufiger nach Empfindung Empfindung als nach Ueberlegung Ueberlegung, Ueberlegung; müssen selbst oft, wenn es uns an Zeit oder hinlänglichen Gründen der Entscheidung fehlt, den dem Ausspruch der Empfindung überlaßen überlassen . Empfindung spricht gemeiniglich stärker als Vernunft Vernunft, letztre Vernunft; letztere wenigstens weit stärker für oder wider eine Sache, wenn sie durch das Urtheil der Empfindung unterstützt wird. Sinnliche Vorstellungen sind auch die Grundlage der vernünftigen; wo jene ganz mangeln, fehlt es auch an diesen; wo jene irren, theilt sich der Irrthum auch diesen mit. Jene können oft mißleiten; nur die Vernunft sichert den Menschen dagegen, nur sie kan kann die Gesetze entwerfen, wonach die Sinnlichkeit Sinnlichkeit eingeschränkt und gelenkt werden muß; diese bedarf also sowohl als der Verstand einer regelmäßigen Bearbeitung, Pflege und Richtung. Und wenn der Mensch zwischen den Thieren und den Engeln höheren Geistern in der Mitte steht, nicht bloß gröbern Empfindungen, wie jene, folgen darf, und nicht bloß vernünftigen Vorstellungen folgen kan kan, kann, wie diese: was ist zu seiner Bildung Bildung nöthiger, als die Bildung feinerer Empfindungen, in welchen sinnliche und deutliche Vorstellungen gleichsam in einander schmelzen? 268 270 267 . Mag es 3) seyn, daß Genie Genie und Geschmack Geschmack mehr als alle Regeln der Kunst Kunst vermag, daß ohne beydes Beides weder ein schönes Werk hervorgebracht, noch auch einmal geschätzt werden kan kann : so kan kann doch jenes ausschweifen, und dieser verdorben werden, oder schon verdorben seyn. Beydes Beides be darf wenigstens Uebung und Nahrung. Wenn nun Genie nichts anders ist als vorzügliche Stärke der Seelenkräfte Seelenkräfte, und wenn dazu eine vorzügliche Aufgelegtheit zu sehr lebhaften oder sehr deutlichen Vorstellungen, sowohl als eine vorzügliche Reitzbarkeit des Geistes zu dergleichen Vorstellungen gehört: so wird ein Mann von Genie weit mehr Bedürfnisse fühlen als ein Andrer, andrer, Anderer; er wird nicht mit dem Gemeinen zufrieden seyn, sondern nach den dem Vollkommneres Vollkommnern dürsten, und, ist er zu sehr lebhaften Vorstellungen aufgelegt, so wird er gerade sinnlicher Vorstellungen der Vollkommenheit bedürfen; daher bedürfen. Daher werden eben Werke der schönen Künste das seyn, was dem Genie die meiste Nahrung giebt, weil sie ganz eigentlich dergleichen Vorstellungen gewähren. Weil aber ein lebhafter und reitzbarer Geist auch leichter hingerissen wird: wird, so wird eben darum das fleißige Studium fester Regeln zur Beurtheilung des Schönen, d. i. der sinnlichen Vollkommenheit Vollkommenheit, ihn gegen Ausschweifungen verwahren, und seinen Geschmack , d. i. seine sinnliche Beurtheilungskraft, bilden. Anm. Anm. Wenn man durch die Gründe, die hernach unten sollen angegeben werden ( §. 270 – 74. 270 – 274. vergl. mit Theil 3. §. 105. 96 96. f. ) werden, von dem großen grossen Einfluß des Geschmacks und der Bildung desselben, auf die Denkungsart, den Charakter und die Handlungen der Menschen, Menschen überzeugt seyn wird: so wird sich auch ergeben, daß der Einfluß der schönen Wissenschaften und Künste viel weiter reiche, und beträchtlicher sey sei , als sich die meisten Meisten vorstellen. §. 270–274 Gemeint ist I § 269–274 c. I § 271 fehlt in der dritten Auflage der Anweisung (s.u.). 269 271 268 . Von den schönen Wissenschaften und Künste Künsten können auch 4) viele andre andere Wissenschaften große grosse Vortheile ziehen. Sie führen uns, wenn man sie fleißig studieret studiert , auf viele feine Beobachtungen über die Kräfte, Triebfedern und Ver änderungen der menschlichen Seele, und erweitern dadurch nicht nur die Kenntniß der Psychologie Psychologie, sondern leiten uns auch auf Grundsätze, viele, zum Theil widersprechend scheinende, Erscheinungen zu erklären. Hiedurch Hierdurch gewinnt die Aesthetik, die Logik, das feinere Sprachstudium, die Geschichte, sofern sie pragmatisch behandelt wird, die Moral, in Absicht auf neue oder neubestimmte Pflichten, auf neue Bewegungsgründe, auf bessre bessere Art die Ausübung unsrer unserer Pflichten zu befördern, und eben dadurch selbst die Religion Religion. Wie weit anziehender sind selbst alle diese Wissenschaften worden geworden , und haben die Lernbegierde Lernbegierde selbst der Ungelehrten erregt, seitdem man ihnen durch Hülfe der schönen Wissenschaften den Einfluß des veredelten Geschmacks ein gefälligeres Gewand gegeben hat? 270. 272. 269 . Was hilft auch 5) alle Erkenntniß, wenn sie nicht wirksam wirksam ist? Dies Dieß wird sie aber, je lebhafter, und überhaupt je sinnlicher sie uns die Sachen Gegenstände , die wir begehren oder verabscheuen sollen, darstellt; darstellt: und diese Klarheit und Lebhaftigkeit den Vorstellungen zu geben, ist ganz eigent lich der Zweck, worauf die schönen Wissenschaften arbeiten. Ihr Studium benimmt der Denkungsart Denkungsart das Trockne und Einförmige, das so wenig reitzt und unterhält, unterhält; benimmt dem Charakter das Rauhe, Rauhe und macht ihn geschmeidiger, stimmt die Seele zu sanftern Empfindungen, macht sie theilnehmender an allem Allem , was den Menschen interessiren intereßiren kan kann , veredelt unsre ganze Natur. Wie sehr es daher – 6) auf die Leidenschaften Leidenschaften wirke, es sey sei , sie zu mildern und einzuschränken, oder sie in Bewegung zu setzen, wie sehr – 7) auf die Beförderung aller Tugenden Tugenden, bedarf keiner Ausführung. Wer fühlt die Macht der wahren Beredsamkeit Beredsamkeit Beredtsamkeit und Dichtkunst Dicht kunst nicht? und was Was hat von jeher jeden noch so rohen Menschen oder jede Nation biegsamer und menschlicher gemacht, als Werke der Kunst und des Geschmacks, in welchen die Schönheit idealisirt ist ? – Selbst von den höhern Wirkungen abgesehen, die alle dergleichen Werke hervorbringen können, abgesehen also davon, daß sie die Fähigkeiten des Menschen veredeln, sei nen thätigen Fleiß in Bewegung setzen und unterhalten, ihn lehren und antreiben, durch Thätigkeit Thätigkeit Thätigtigkeit nach der Vollkommenheit Vollkommenheit zu ringen, – selbst die Glückseligkeit Glückseligkeit der des Menschen auf Genuß Genuß und bloßes blosses Vergnügen Vergnügen eingeschränkt: veredlen eingeschränkt, veredeln sie doch schon dieses Vergnügen, Vergnügen; sie machen es unschädlicher, unschädlicher; sie verhindern die zu frühe Sättigung und Uebermaaß, Uebermaaß; sie befördern mehr den Geschmack Geschmack an geistigen Vergnügungen, der nie den Menschen so tief sinken läßt läßt, als der Geschmack am gröbern Vergnügen an den gröberen , der doch auch den Geist immer mit beschäftigt, der ihm eher die Rückkehr zum Besin nen und den Verstand zu Gegenvorstellungen für die Reflexion offen erhält. 271 273 270 . Wenn die Werke der schönen Wissenschaften und Künste Künste, oder diese selbst, diese angegebnen angegebenen Vortheile nicht wirklich gewähren, oder wenn sie gar den Geist, das Herz und die Sitten verderben helfen: so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern an dem Mißbrauch, den man mit ihnen treibt. Eigentlich sollte Schönheit Schönheit der Kunst, wie Schönheit in der Natur, nur dazu dienen, durch erregtes Vergnügen Vergnügen die Seele zu erheitern, zu stärken, und die Fähigkeiten des Menschen zur Thätigkeit, zum Streben nach größrer größerer Vollkommenheit, zu spannen; seine Aufmerksamkeit und seine Neigungen auf das, was wahr, was nützlich, was sittlich gut ist, zu lenken. Es sollte alle sinnliche Erkennt niß und Neigung des mit höhern Fähigkeiten gezierten, zu höhern Absichten bestimmten Menschen, unter der Regierung seiner Vernunft Vernunft stehen, diese, nicht nur die Wahl, das Maaß, das Ziel aller sinnlichen Vergnügungen bestimmen, sondern auch, auch als Begleiterin der Empfindung Empfindung, allgemeinere Gesetze zur Beurtheilung des Schönen entdecken und festsetzen, das Genie Genie und den Geschmack Geschmack regelmäßig machen, und den, der schöne Werke studierte, wenn ihm dazu die Talente nicht versagt sind, zur Verfertigung ähnlicher schönen Werke bilden. Fehlt es an diesen zwey zwei Stücken; – begnügt man sich mit dem Vergnügen, das die Werke der schönen Kunst erwecken; – überläßt man sich bloß den sinnlichen Eindrücken, Eindrücken; studiert man diese Werke nicht nach Regeln, zieht daraus nie das Allgemeinere, was uns in ähnlichen Fällen leiten könnte: so wundere man sich nicht, – wenn man bey bei steter Beschäftigung mit schönen Werken, doch nie durch diese an Verstand, an Geschmack, an Herzen, an Sitten und im in guten Vortrag gebildet wird; – wenn man, von dem Geist dieser Werke entwöhnt, bloß an äusserlichen äußerlichen Verzierungen hängen bleibt, in Tändeleyen Tändeleien seine Nahrung sucht, wichtigere Pflichen darüber vergißt, nach und nach den Geschmack an allem Ernsthaften, an aller deutlichen Kenntniß, an allem Allem , was nicht geschmückt ist, oder keinen Schmuck verträgt, verliert; und – wenn man, indem es uns an Genie oder Geschmack zu wahrhaftig wahrhaft schönen Werken fehlt, den Empfindler oder Gecken spielt, oder, hat man jene Talente, selbst den Reitz der Schönheit zu Verstellung der Wahrheit Wahrheit und Empfehlung der Laster, wenigstens feinerer Ausschweifungen, mißbraucht. 272 274 272[!] . Schöne Wissenschaften Schöne Wissenschaften und das Bestreben, sich zum anzüglichen anziehenden und gefälligen Vortrag Vortrag zu bilden, sollten keinem Gelehrten, am wenigsten dem gleichgültig seyn, der künftig ein Lehrer Lehrer der Religion Religion werden will. – Mag es seyn, daß Wahrheit, daß deutliche Einsicht und Ueberzeugung, der Haupt- Haupt-, oder vielmehr der nächste Zweck Zweck der Wissenschaften sey sei , daß die überzeugende und eindringliche Kraft der Wahrheit Wahrheit selbst ihr Beyfall Beifall verschaffe, daß es oft genug sey sei , diesen durch deutliche Darlegung der Gründe zu befördern: so liegen doch in denen, die man überzeugen will, Hindernisse genug, welche dieser Ueberzeugung und dem Eindruck Eindrucke den Zugang versperrren , versperren versperren, oder die Ueberzeugung nicht zur Entschließung Entschließung Entschliessung , die Entschließung Entschliessung nicht zur That kommen laßen, lassen, lassen; und der Eindruck, den die Wahrheit macht, kan kann doch immer durch den Vortrag verstärkt werden. Wenn daher ein Lehrer der Religion Religion alles Mögliche mögliche thun muß, um ihr und allem Guten Eingang zu verschaffen: verschaffen, so muß er nichts vernachläßigen, vernachläßigen vernachlässigen, was seinen Vortrag eindringlich und annehmlich machen kan kann . Ein trockner oder geschmackloser Vortrag erweckt Widrigkeit gegen Sachen selbst, oder verhindert doch den Antheil, den man daran nehmen sollte. Ein Vortrag, der sich durch seine Annehmlichkeit empfiehlt, erregt die Aufmerksamkeit, und unterhält sie, macht den Zuhörer geneigt geneigt, das Vorgetragne Vorgetragene zu untersuchen, und das Empfohlne Empfohlene zu versuchen, bricht dadurch die Macht der Gleichgültigkeit, der Vorurtheile und bösen Gewohnheiten, theilt den Antheil, den der Lehrer an den Sachen verräth, auch dem Zuhörer mit, verstärkt wenigstens durch seine Reitze den Eindruck Eindruck noch mehr, den die Wahrheit und das Gute an sich, und die Gründe dafür in der Seele erregen können. Wenn ein Lehrer keine Fähigkeit, Hülfsmittel oder Muße Musse hätte, sich ausgebreitete und ganz deutliche Erkenntniß zugleich mit der Geschicklichkeit im Vortrag zu erwerben: erwerben; so wäre es verzeihlicher, sich mit einer guten aber mäßigen Erkenntniß zu begnügen, und desto mehr Fleiß auf den Vortrag zu wenden, als als, bey bei dem eifrigen Bestre ben nach Weitläufigkeit und Deutlichkeit der Erkenntniß, diesen zu vernachläßigen vernachlässigen . Anm. Je ausgebreiteter ausgebreiter das Gefühl für das Schönes Schöne und der gute Geschmack Geschmack unter denenjenigen ist, auf die man wirken will, je mehr Leichtsinn oder Gleichgültigkeit unter ihnen herrscht, und je mehr bey bei ihnen das Ansehen der Vernunft und Religion gesunken, und das Interesse dagegen gering ist: je nöthiger ist es, es auf den guten und anziehenden Vortrag bedacht zu seyn. 272 In der dritten Auflage der Anweisung fehlt I § 271. Auf I § 270 folgt I § 272. 273 275 . Und gewiß hat doch auch der Lehrer, der selbst eines gewissen Ansehens Ansehns und guten Vorurtheils bedarf, um die Religion Religion wirksamer empfehlen zu können, Ursach genug, sich dieses durch feinere Sitten zu erwerben und zu erhalten. Aber der vernünftigere vernünftige Theil der gesitteten Welt schätzt und erwartet diese nach derjenigen Art von Ausbildung, die der Charakter und Beruf eines Gelehrten oder Lehrers mit sich zu bringen scheint, das ist, nicht nur nach ausgebreitetern und gründlichern Kenntnissen, die ihn über Andre Andere erheben, sondern auch nach der Geschicklichkeit Geschicklichkeit, diese aufs wirksamste mitzutheilen. Bemerkt man diese Geschicklichkeit an einem Lehrer, und sieht man, daß er sie geflissentlich zu erwerben und zu benutzen suche: so giebt dieses den Zuhörern die Ueberzeugung, daß es ihm nicht gleichgültig sey sei , ihnen zu gefallen, sich zu ihnen herabzulaßen herabzulassen , ihnen auf dem Wege beyzukommen beizukommen , wo sie am liebsten mit ihm wandeln; welches nothwendig mehr Zutrauen und Liebe erwecken muß, als wenn man wahrnimmt, daß ihm das Wohlgefallen der Zuhörer Zuhörer an seinem Vortrag Vortrage gleich gültig, und ihm alles Alles für diese Zuhörer gut genug scheine. 274 276 . Sogar um sein selbst willen sollte ein Lehrer der Religion Religion in Bildung seines Vortrag Vortrags nicht nachläßig nachlässig seyn. Denn wenn das wahr ist, was oben (§. 59 f. ) über den Einfluß der Sprache auf die Bildung des Verstandes und Herzens gesagt wurde: wurde, so wird seine Erkenntniß weit klärer klarer , lebhafter und lebendiger werden, wenn er sie aufs möglichste Möglichste zu versinnlichen versinnlichen sucht, so weit es immer ohne Nachtheil der deutlichen Erkenntniß Deutlichkeit derselben geschehen kan kann . Dazu dient aber das Studium der schönen Wissenschaften ( §. 262. 262. 263 263. 264. 265. ); und bey bei praktischen Wissenschaften, wie die Religion ist, die er eigentlich praktisch praktisch vortragen muß, sind die angegebnen angegebenen Eigenschaften der Erkenntniß Erkenntniß, wo nicht noch wichtiger, doch wenigstens eben so wichtig, als deutliche Deutlichkeit und bestimmte Erkenntniß höchste Bestimmtheit . – Und wenn die immer mehrere Ausbreitung des guten Geschmack Geschmacks, wie unten erhellen wird, sehr viel zur Aufklärung Aufklärung in der Religion und zur Läuterung der Frömmigkeit Frömmigkeit beytragen kan beitragen kann : sollte nicht der Lehrer der Religion auch mit dahin arbeiten, daß selbst durch sein Beyspiel Beispiel , in dem Kreise wenigstens, wo Er wirken kan kann , auf einer Seite der gute Geschmack allgemeiner, allgemeiner und somit der Anhänglichkeit an unfruchtbaren unfruchtbare Untersuchungen, der Schwärmerey Schwär merei und dem Geiste der Kleinigkeit oder Sonderlichkeit, den verächtlichen Begriffen von Religion und Frömmigkeit gesteuret gesteuert , auf der andern aber der Geschmack mehr veredelt würde, mehr Festigkeit und eine bessere Richtung auf dasjenige bekäme, was wahrhaftig gut und des vernünftigen Menschen würdig ist, wenn er angefangen hat hat, sich zu nichtswürdigen Dingen auf nichtswürdige Dinge und zur Weichlichkeit oder gar zur Empfehlung der von Ausschweifungen zu neigen? §. 262. 263 Gemeint ist I § 261.262 c. 275 277 . Wenn aber die schönen Wissenschaften so leicht dem Mißbrauch unterworfen sind, sind; wenn die Beschäftigung mit ihnen so manchen guten Kopf, so manches gute Herz verdorben, für die Welt unbrauchbar, wenigstens minder brauchbar gemacht hat: wie weit wäre das Studium derselben, wenigstens dem künftigen Lehrer der Religion, wenigstens dem zu empfehlen, der nicht ausserordentliche außerordentliche Anlagen zum Redner Redner oder Dichter Dichter hat, der nicht ganz eigentlich dazu geboren zu seyn scheint? – Vorausgesetzt, daß es jemandem nicht ganz an Fähigkeit, Fähigkeit sich ordentlich auszudrucken auszudrücken , und von dem, was er vortragen will, mit Antheil zu sprechen, fehlte – denn ohne dieses hat er zu einem künftigen Lehrer der Religion Religion gar keinen Beruf: Beruf – so sollte man 1) nie eher an die Verschönerung Verschönerung des Vortrags denken, ehe man nicht ordentlich ordentlich denken, und 2) rein rein sich auszudrucken auszudrücken gelernt hätte. Wahrheit Wahrheit und Richtigkeit der Gedanken soll doch nur durch Schönheit empfohlen werden; Schönheit Schönheit ohne Wahrheit ist ein bloß betrügliches Blendwerk; Blendwerk: Ordnung Ordnung ist unentbehrlicher als Zierlichkeit; und es ist gar zu ungereimt, zuerst auf Verzierung des Hauses, hernach dann erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festig keit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen. Wer also noch nicht deutlich und ordentlich zu denken kan vermag , wer sich noch nicht selbst versteht, wer noch nicht einmal rein und den Sachen gemäß lesen, sprechen und schreiben kan kann , der müßte noch gar nicht schon etwas schön ausarbeiten schreiben , er müßte nicht einmal schöne Werke, als solche, studieren wollen. Er würde sich sonst zum schönen Unsinn gewöhnen, seinen Geschmack Geschmack und Verstand Verstand verderben, wenigstens sich gewöhnen dahin kommen , nach bloßem blossen Vergnügen zu haschen, und der Schönheit die weit wesentlichern Vollkommenheiten Vollkommenheiten des Wahren und Guten, der Verständlichkeit und Ordnung, aufzuopfern. auf Verzierung des Hauses, hernach erst, oder vielleicht gar nicht, auf Festigkeit und Nutzbarkeit Bedacht zu nehmen Hier ist auf die Begriffe firmitas (Festigkeit), utilitas (Nützlichkeit) und venustas (Schönheit) angespielt (vgl. I § 211), die seit Vitruvs (1. Jh. v. Chr.) De architectura libri decem als Grundprinzipien der Architektur gelten (vgl. Vitr. I 3,2). 276 278 . Ueberhaupt ist das bloße blosse Vergnügen Vergnügen bloße Vergnügen kein genug hinreichend edler Zweck für die Würde des Menschen, der immer nach größerer grösserer Vollkommenheit Vollkommenheit streben soll. Das Vermögen zu angenehmen Empfindungen ist uns nur gegeben, gegeben unsre unsere Seele zu erheitern, unsre unsere erschlafften Kräfte zur Vollkommenheit wieder zu spannen, spannen und in Thätigkeit zu setzen. Selbst das edlere, geistige Vergnügen, das den Menschen den Vorzug vor den Thieren giebt, läßt sich ohne Wahrnehmen und Gefallen an Wahrheit, Ordnung, Deutlichkeit und aller Vollkommenheit unseres Geistes, die daraus entsteht, nicht denken. Daher kan kann auch 3) alle Beschäftigung mit schönen Wissenschaften und Werken, die nicht mit auf jene höhere Vollkommenheit geht, oder den Fleiß vermindert, den wir auf das Wachsthum in dieser wenden sollen, nicht anders als verderb lich seyn. Sie ist eine Schwelgerey Schwelgerei , die uns um die gesunde Nahrung des Geistes bringt, die Auszehrung der vernünftigen Seele. 277 279 . Auch kan kann man nicht oft genug sagen, wie nöthig es sey sei , mit Unterschied und Ueberlegung (Discretion) Schönheiten Schönheiten in schönen Werken aufzusuchen, und in seinen eignen eigenen Arbeiten anzubringen. Es ist nicht jedem leicht, das Schickliches Schickliche wahrzunehmen und auszudrucken auszudrücken . Nicht zu gedenken, daß es auch einen besondern Geschmack giebt, welchen nachzuahmen vielleicht, nur unter ähnlichen Umständen mit einem Meister eines schönen Werks, erlaubt seyn möchte: so hört Schönheit auf, Schönheit zu seyn, wenn sie am unrechten Orte angebracht wird, d. i. bey bei Sachen, die ihrer Natur nach eigentlich keiner Verschönerung, wenigstens nicht ohne Nachtheil der Deutlichkeit, fähig sind, oder die der Verschönerung Verschönerung nicht bedürfen, oder durch Verschönerung mehr zerstreuen, und von der Hauptsache, die empfohlen werden soll, die Aufmerksamkeit zu sehr abziehen, mit einem Einem Wort, wo sie unnatürlich, zwecklos, oder gar zweckwidrig seyn würde. Auch sollte man nicht alles Alles , was man selbst schön findet, und wirklich schön seyn mag, in seinen eignen eigenen Arbeiten Andern wieder mittheilen wollen; man sollte vielmehr durch das Studieren schöner Werke seinen eignen eigenen Geschmack Geschmack so zu bilden suchen, daß man das Gefühl des Schicklichen immer mehr zur Reife brächte, und daß man lernte, nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen derer, vor wel chen wir zu reden oder zu schreiben haben, die Wahl und den Gebrauch des Schönen zu bestimmen. In so fern kan Anm. Insofern kann gerade das Lesen der schönsten und bewundertsten Schriftsteller, vornemlich vornehmlich Dichter, für den dem Prediger, dem es am Verstande an richtigem Verstande und Gefühle Gefühl des Schicklichen fehlt, am verderblichsten werden. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel Kanzel werden; was werden. Was dem erlaubt ist, der lauter oder meistens größtentheils Zuhörer von sehr gebildeten gebildetem Geschmack hat, ist dem nicht erlaubt, der meistens vor Zuhörern Zuhörer ganz andrer anderer Art redet; redet, und selbst jene, wenn sie wirklich gebildeten Geschmack haben, werden es abgeschmackt finden, da, wo Belehrung und Würde des Ausdrucks erfordert wird, Glanz und Schimmer oder gesuchte Schönheit anzutreffen. Der Ton der sogenannten guten Gesellschaft und der Schauspiele darf nicht der Ton der Kanzel werden Vgl. III § 66. 278 280 . Eben deswegen kommt viel darauf an, wie man die schönen Wissenschaften treibt? – Wie bey bei dem Studium der Sprachen (§. 68 68 ), so würde auch hier, hier Theorie, Lesung guter Schriftsteller und eigne eigene Uebung Uebung zu verbinden seyn. – Ich setze 1) immer voraus, daß man nicht eher nach Schönheit Schönheit des Ausdrucks trach ten sollte, ehe man nicht richtig denken, und sich gut ausdrucken ausdrücken gelernt hätte. Die Theorie des vernünftigen Denkens, Uebung in Bemerkung der Wahrheit, der Ordnung und der Deutlichkeit bey bei einem Schriftsteller, Uebung in der Ausarbeitung wohl durchdachter, zusammenhängender, gut geordneter, verständlich und bestimmt geschriebner geschriebener Aufsätze, müßte muß immer vorangehn vorangehen ; und Sprachrichtigkeit Sprachrichtigkeit in der Sprache, worin man Schrif ten lesen, oder Aufsätze verfertigen will, müßte muß man vor allen Dingen in seiner Gewalt haben. 279 281 . Hätte Hat man alsdann alsdenn das Glück, unter Anleitung eines Mannes von reifem reifen Geschmack Geschmack, gute Schriftsteller lesen zu können: können, so würde wird 2) dieses Lesen unstreitig vor aller eigent lichen Theorie Theorie vorhergehen müssen. Denn es ist anziehender und unterhaltender als trockne Theorie, die, wenn sie deutlich und praktisch werden soll, ohnehin alles Alles durch Beyspiele Beispiele erläutern muß, welche man immer besser im Zusammenhange beurtheilen und schätzen lernt, lernt als in abgerissenen abgerißnen Stücken. Vornemlich Vornehmlich befördert dieses Lesen die Aufmerksamkeit und das eigne Gefühl Gefühl des Schönen, und lehrt uns, ob wir dieses haben, ohne welches man sonst auf schöne Wissenschaften Verzicht thun müßte. – Sollte man aber eine solche Aufsicht und Anleitung eines guten Führers nicht genießen geniessen können: können, so wäre wohl eher zu rathen, daß man sich die Grundsätze der schönen Wissenschaften und des guten Geschmacks aus guten Schriften bekannt machte, welche in der Absicht geschrieben sind, um durch Beyspiele Beispiele der Schönheit und darüber gemachte Bemerkungen den Anfänger zu bilden. Für die Dichtkunst würden vorzüglich Engel, Johann Jakob Engels Anfangsgründe einer Th. der Dichtungsarten (§. 264 266 ), für die Redekunst ein Buch wie die Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 1754. in drey Bänden in gr. 12, und noch weit mehr Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden gr. 8, 12. zu empfehlen seyn. Anm. Für die Redekunst gehören dahin: Priestley, Joseph J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth, August Joseph Ludwig von Wackerbarth . Berlin 1797. Ganz vorzüglich Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, Carl Gottfried Schreiter , 4 Theile. Leipzig 1785 ff. Dann auch: Maaß, Johann Gebhard Ehrenreich J. G. Maaß Grundriß der allgemeinen, und besonders reinen Rhetorik. Halle 1798. Adelung, Johann Christoph J. C. Adelung über den deutschen Styl, 2 Theile. Berlin 1800. Für die Dichtkunst Engel, Johann Jakob J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806. Clodius, Christian August Heinrich C. A. H. Clodius Entwurf einer systematischen Poetik, 2 Theile. Leipzig 1804. Als Beispielsammlung würde aber Eschenburg, Johann Joachim J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beispielsammlung aus den besten Schriftstellern in alten und neuen Sprachen, Berlin 1788–1791. 6 Bände, gr. 8., zu empfehlen seyn. Th. D.i. Theorie. Principes pour la lecture des Orateurs, à Paris 1754 Bei dem Autor handelt es sich um den Enzyklopädisten Edmé-François Mallet (Abbé Mallet) (1713–1755), alle drei Bände dieses Werkes stammen aus dem Jahr 1753. Hier könnte ein Nachdruck genannt sein. J. J. Eschenburg's Anhang zu dessen Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften, enthaltend eine Beyspielsammlung […] Berlin, 1788–1791 in 6 Bänden Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820) Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften ist in insgesamt acht Bänden (1788–1795) erschienen. J. Priestley's Vorlesungen über Redekunst und Kritik. Aus dem Englischen von Wackerbarth. Berlin 1797 Den Titel Vorlesungen über Redekunst und Kritik trägt Joseph Priestleys (1733–1804) A course of lectures on oratory and criticism (1777) in der 1779 in Leipzig erschienenen Übersetzung Johann Joachim Eschenburgs (1743–1820). August Joseph Ludwig von Wackerbarths (1770–1850) Übersetzung ist dagegen als Vorlesungen über schriftlichen und mündlichen Vortrag (1793) erschienen und 1797 erneut aufgelegt worden. Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Aus dem Englischen von Schreiter, 4 Theile. Leipzig 1785 ff. Bei dem Übersetzer handelt es sich um den Leipziger Philosophieprofessor Carl Gottfried Schreiter (1756–1809), die vier Teile sind zwischen 1785 und 1789 in Leipzig und Liegnitz erschienen (vgl. III § 57). J. F. Engel's Poetik. Berlin 1806 Hier handelt es sich im Wesentlichen um Johann Jakob Engels bereits zuvor (vgl. § 264) angeführte, unvollendet gebliebene Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783), die unter dem Titel Poetik als elfter Band (1806) seiner Schriften erneut herausgegeben wurden. 280 282 . Aber nach einer solchen Anweisung müßte man 3) sogleich zum Lesen der besten Schriftsteller fortschreiten, weil auf die anschauliche Erkenntniß des Schönes Schönen so viel ankömmt ankommt , und Theorie mehr den Geschmack Geschmack bessert, bessert und den guten befestigt, als hervorbringt und ernährt. Wie diese, in Rücksicht auf Schönheit, in ihrem ganzen Umfange zu lesen wären, ist schon oben (§. 84 84. ) gesagt. Hier möchten noch folgende Räthe Rathschläge nicht am unrechten Orte stehen. 281 283 . Hat man zuvörderst musterhaft musterhafte Schriftsteller in seiner eignen Sprache: eigenen Sprache, so verdienten 4) diese – diese 1) in der der Art von Schriften, wo sie musterhaft, musterhaft und fremden ausländischen gleich sind – vornemlich sind, vornehmlich studiert zu werden. Denn in unsrer unserer Muttersprache Muttersprache denken und schreiben wir doch meistens, und sollten uns in ihr gut und schön zu denken und vorzutragen vorzüglich bilden bemühen . (§. 92 f. ) Selbst verstehen können wir die feinern eigenthümlichen Schönheiten und Anspielungen der Fremden fremder Werke weniger als die unsrigen; und jede Nation hat ihren eignen eigenen Geschmack, der, so fern er auch in seiner Art gut ist, doch nur mit Ueberlegung und Vorsicht in den unsrigen überzutragen wäre, und um nicht die gute Originalität des unsrigen durch auswärtige auswärtig erborgte Schönheiten, wenn sie uns zumahl zumal nicht eben so natürlich sind, zu verdrängen. ( S. §. 104. ) 282 284 . Ob man 5) 2) eher und mehr häufiger Dichter Dichter oder Prosaisten Prosaisten studieren sollte solle ? ist eine Frage, worüber die Stimmen sehr getheilt seyn möchten. Wahr ists, Dichter gefallen meistens mehr, weil sie näher mehr auf Vergnügen als Belehrung arbeiten hinarbeiten , und weit mehrere Arten der Schönheit in sich vereinigen können als der Prosaist; überdies überdieß sind ihre Schönheiten hervorstechender, und also für den Anfänger bemerkbarer. Allein – Belehrung Belehrung ist doch noch wichti ger als Vergnügen, und führt ihr eignes eigenes Vergnügen mit sich, ohne es erst von der Einkleidung erborgen zu müssen. – Eben das hervorstechende Schöne in den Werken der Dichtkunst verwöhnt auch den Geschmack eher, und verursacht, daß hernach das wirklich aber weniger auffallende Schöne der prosaischen Werke nicht genug Reitz für uns hat, und überhaupt der Geschmack Geschmack an natürlicher Schönheit Schönheit, über der Liebe zur Schönheit der Kunst und des Ausserordentlichen Außerordentlichen , geschwächt wird, wo nicht verlohren verloren geht. – Endlich bedürfen wir der Prose häufiger als der Dichtkunst Poesie , da wir mehr in jener, seltner aber als Dichter denken, empfinden und reden, reden: und wenn die meisten guten Köpfe gute Prosaisten werden können, so sind doch nur wenige, die Fähigkeiten haben, gute Dichter zu werden. 283 285 . Vorzüglich sollte man 6) 3) die, auch in Absicht auf den Vortrag Vortrag Vortrag , besten Schriftsteller studieren, die in dem dem Fach gearbeitet haben, welchem dem wir uns eigentlich widmen. Denn widmen: denn es verräth doch entweder großen grossen Unverstand, oder beweiset, daß man schöne Schriften nur zum Vergnügen und nicht zu höhern Absichten lese, wenn einer, der der, welcher sich zum künftigen Lehrer der Religion Religion bilden soll, sich mit Lesung der von Romanen, der Schauspiele, Schauspielen und überhaupt der ähnlichen Schriften , die ihre größeste größte Schönheit von der Erdichtung haben, weit mehr beschäftigt, beschäftigt als mit solchen, welche eigentlich die Religion, Kenntniß, Kenntniß Religion , Kenntniß der Menschen, zumal derer, mit denen wir zu thun haben, ihre wirkliche Beschaffenheit ihrer wirklichen, nicht bloß idealisirten Natur , Denk- und Handlungsart Handlungsweise , und was am meisten auf sie wirkt, betreffen. Mögen diese gleich weniger Weniger Reitz und Unterhaltung für die würde sie nur denen gewähren, welche entweder für Alles alles , was ernsthaft und vernünftig ist, oder die Angelegenheiten der Seele betrift betrifft , keinen Sinn, oder ihren Geschmack durch stetes Haschen nach sinnlichen Vergnügen verwöhnt haben: so haben. Für ernsthaft Studierende sind sie doch nicht nur wichtiger zur wahren Vollkommenheit Vollkommenheit des Menschen als jene lehrreicher und bildender , sondern sie sind auch eben sowohl der sinnlichen ästhetischen Behandlung und Darstellung fähig , die das Wesen der Schönheit Schönheit im Vortrag ausmacht . Aber es giebt verschiedne verschiedene Arten und Grade der Schönheit, und man kan kann nicht eben dieselben von dem Prosaisten wie von dem Dichter, von dem geistigen wie von dem sinnlichen Gegenstande, fordern. Ein Vortrag, der sich durch natürliche Schönheit Natürlichkeit , durch edle Einfalt, durch klare Bestimmtheit, durch lichtvolle Ordnung, durch anständige Würde empfiehlt, der die Sachen dem schlichten Menschenverstande von annehmlichen Seiten vorstellt, der sanfte Empfindungen erregt, der mehr belehrt als hinreißt, mehr das Herz erwärmt als erhitzt, ist gewiß auch schön. Solche Wirkungen sind, wenn gleich minder lebhaft, doch heilsamer und dauerhafter, dauerhafter; und es zeigt von einem weit feinern Gefühl Gefühl des wahrhaftig Schönen, wenn man diese verborgnern verborgenern , als wenn man nur die hervorstechenden Schönheiten empfinden kan kann . – Und haben wir nicht auch unsre Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims , Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm Jerusalems , Spalding, Johann Joachim Spaldinge Spaldings , Teller, Wilhelm Abraham Tellers , Eberhard, Johann August Eberharde , Doederlein, Johann Christoph Döderleins , Niemeyer, August Hermann Niemeyers und andre unsere Mosheim , Zollikofer, Georg Joachim Zollikofer , Jerusalem , Spalding , Tel ler , Eberhard , Lavater, Johann Caspar Lavater , Reinhard, Franz Volkmar Reinhardt , und so viele andere noch lebende , denen man selbst feinere Schönheiten des Vortrags , mit Discretion, ablernen kan kann ? – der treflichen Schriftsteller, unserer Gellert, Christian Fürchtegott Gellerte unsrer Gellerts , Lessing, Gotthold Ephraim Leßings , Mendelssohn, Moses Mendelsohns , Garve, Christian Garvens , Engel, Johann Jakob Engels und andrer kann, ohne sie und ihre Eigenthümlichkeit sclavisch nachzuahmen, – der trefflichen älteren und neueren Prosaisten, wie Gellert, Christian Fürchtegott Gellert , Lessing, Gotthold Ephraim Leßing , Mendelssohn, Moses Mendelsohn , Garve, Christian Garve , Engel, Johann Jakob Engel und anderer nicht zu gedenken, die, wenn gleich nicht alle in Schriften über die Religion, doch in andern eigentlich dogmatischen, den Ruhm der classischen claßischen behaupten. Anm. Ein brauchbares Hülfsmittel zu ihrer Kenntniß ist unter andern: Schaller, Karl August L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Lessing, Gotthold Ephraim Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816. Mosheims Johann Lorenz von Mosheim (1693–1755) wurde nach dem Studium in Kiel 1723 Professor in Helmstedt, zunächst für Kontroverstheologie, später für Kirchengeschichte, 1747 wechselte er an die noch junge Universität Göttingen. Wissenschaftlich ist Mosheim v.a. als Kirchenhistoriker, aber auch im Bereich der Homiletik hervorgetreten (vgl. auch II § 204 c) und wird aufgrund seines pragmatisch-anthropozentrischen Kirchengeschichtsverständnisses nicht selten als Vater der neueren Kirchengeschichtsschreibung angesprochen. Daneben bekleidete er zahlreiche kirchen- und hochschulorganisatorische Ämter und war ein bedeutender Prediger. Insgesamt zählt Mosheim zu den prägenden Theologen in der ersten Hälfte des 18. Jh.s. Jerusalems Nach dem Theologiestudium in Leipzig und Wittenberg sowie einem zweijährigen Bildungsaufenthalt in Holland übernahm Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709–1789) 1734 die Stelle eines Hofmeisters in Göttingen. Hier als Professor vorgesehen, unternahm er zunächst eine auf fast drei Jahre ausgedehnte Englandreise. Zurückgekehrt entschied er sich jedoch gegen eine Professur und für eine Stelle als Hofprediger und Erzieher des jungen Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) am Braunschweiger Hof, den er entscheidend mitprägte (z.B. Gründung des Collegium Carolinum ). 1749 wurde er Abt von Marienthal und 1752 von Riddagshausen. Jerusalem, 1748 in Helmstedt zum Dr. theol. und 1787 in Göttingen honoris causa promoviert, war ein führender Aufklärungstheologe, als Hauptwerk sind die unvollendeten, mehrfach aufgelegten und übersetzten Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion (1768) zu nennen. Erwähnt sei, dass der Selbstmord seines Sohnes Karl Wilhelm (1747–1772) als Vorlage für Goethes Werther (1774) diente. Spaldinge Johann Joachim Spalding (1714–1804) gehört zu den bedeutendsten Gestalten der deutschen Aufklärungstheologie, sein Werk Die Bestimmung des Menschen (1748) markiert den Beginn der Neologie, er selbst ist ihre große Kulminationsgestalt. Aus dem kirchlichen Dienst heraus – Spalding hat (trotz zweifachen Rufes nach Greifswald) nie eine Professur bekleidet, sondern war nach der Erlangung des philosophischen Doktorgrades im Jahre 1736 zunächst Hilfsprediger in seiner Heimatstadt Tribsees, später Pastor in Lassan und Barth und schließlich Oberkonsistorialrat und Propst an der Berliner Nikolai-Kirche – konnte er neben seinen Schriften v.a. als Prediger eine große Breitenwirkung entfalten und so maßgeblich zur Überführung des protestantischen Christentums in die Moderne beitragen. Seine Schriften und Predigten liegen mittlerweile in kritischer Edition vor (SpKA). Nicht zufällig spielt die Anweisung gleich im ersten Satz auf Spaldings epochemachende Bestimmung aus dem Jahr 1748 an (vgl. I § 1). Tellers Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Wilhelm Abraham Teller (1734–1804) 1761 zunächst Professor in Helmstedt. Seine v.a. im Lehrbuch des christlichen Glaubens (1764) vertretenen neologischen Positionen führten hier jedoch zu heftigen Reaktionen seitens der Orthodoxie, so dass Teller 1767 als Propst und Oberkonsistorialrat nach Berlin übersiedelte. Dass auch das Woellnersche Religionsedikt (1788) nichts an Tellers aufklärerischen Standpunkten änderte, zeigt sein positives Votum über den als „Zopfschulz“ bekannt gewordenen Johann Heinrich Schulz (1739–1823), auf das hin Teller im Erscheinungsjahr seines Spätwerks Die Religion der Vollkommnern (1792) ohne Gehalt für drei Monate suspendiert wurde. Neben zahlreichen gedruckten Predigten (vgl. III § 65 c) ist sein bis 1805 mehrfach aufgelegtes Wörterbuch des Neuen Testaments (1772) hervorzuheben (vgl. II § 147), das im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN IX). Eberharde Johann August Eberhard (1739–1809) wurde nach dem Studium in Halle zunächst Lehrer und Prediger in Halberstadt, wechselte 1774 als Prediger nach Charlottenburg und kam hier mit der Berliner Aufklärung in Kontakt. 1778 kehrte er als Professor für Philosophie nach Halle zurück, erhielt den philosophischen Doktorgrad und hat als wichtiger Vertreter der halleschen Schulphilosophie Leibniz-Wolff'scher Prägung und Kritiker Kants u.a. auf den Studenten Friedrich Schleiermacher (1768–1834) gewirkt. Sein umfangreiches, in der Anweisung breit rezipiertes Werk ließ ihn 1786 zum auswärtigen Mitglied in die Berliner Akademie der Wissenschaften, 1805 zum Geheimrat und 1808 auch zum Doktor der Theologie werden. Hervorzuheben sind die Neue Apologie des Sokrates (1772), der später ein zweiter Band folgte (vgl. I § 18), die Allgemeine Geschichte der Philosophie (1788) und Der Geist des Urchristenthums (1807–1808) (vgl. I § 214 c), zudem war Eberhard auch Herausgeber kantkritischer philosophischer Magazine (vgl. I § 213). Zu seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten vgl. I § 100 c. Döderleins Der als „Melanchthon seiner Zeit“ bezeichnete Johann Christoph Doederlein (1746–1792), nach dem Studium zunächst Hauslehrer und Diakon, ab 1772 Professor in Altdorf, ab 1783 in Jena, ist v.a. durch alttestamentlich-exegetische, aber auch durch dogmatische und moralphilosophische Arbeiten hervorgetreten. Mit den Fragemente[n] und Antifragmente[n] (1778/1779) hat er sich in den sog. Fragmentenstreit eingeschaltet, bedeutend ist seine mehrfach aufgelegte Institutio Theologi Christiani (1780/1781), der nach der dritten Auflage der Christliche Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit folgte (vgl. II § 174). Zudem gab Doederlein die Auserlesene Theologische Bibliothek (Leipzig 1780–1792) heraus. Die in nur einem Stück erschienenen Materialien zum Kanzelvortrag (1774) setzen sich äußerst kritisch mit Spaldings Ueber die Nutzbarkeit des Predigtamtes (1772) und der auch von Johann Gottfried Herder (1744–1803) kritisierten Forderung nach einer dogmenfreien Predigt auseinander, empfehlen aber doch Spaldings Predigtstil. Nicht gemeint ist der Pietist Christian Albrecht Döderlein (1714–1789). Niemeyers Als Urenkel August Hermann Franckes (1663–1727) besuchte August Hermann Niemeyer (1754–1828) das Pädagogium in Halle, studierte anschließend ebenda Theologie und wurde nach der 1777 erfolgten Promotion zunächst Privatdozent und 1784 schließlich ordentlicher Professor. Zusätzlich übernahm Niemeyer, in Verbindung mit weiteren Ämtern, die Leitung der Franckeschen Stiftungen und des theologischen Seminars und richtete außerdem ein pädagogisches Seminar ein. Im Zuge der Eroberung Halles durch Napoleon (1806) nach Frankreich verschleppt, wurde er nach seiner Rückkehr Kanzler und rector perpetuus der Universität. Hervorgetreten ist Niemeyer v.a. als bedeutender Pädagoge, sein Ansatz wird im Handbuch für christliche Religionslehrer (1795/96; 7 1829) und besonders in den über mehrere Auflagen teils massiv umgearbeiteten Grundsätze[n] der Erziehung und des Unterrichts (1796) ansichtig, die ihren Autor zum Mitbegründer der akademischen Erziehungswissenschaft werden ließen (vgl. BdN V). Als ergebener Schüler Nösselts hat Niemeyer zudem nicht nur die dritte Auflage der Anweisung besorgt, sondern auch eine umfassende Biographie seines Lehrers und väterlichen Freundes verfasst (vgl. Vorrede Hg. c XIf.). Aufgrund seiner Predigerbibliothek (Halle 1782–1784), die später u.a. von August Hermann Niemeyer bearbeitet wurde (vgl. I § 43 c), könnte an dieser Stelle auch an dessen älteren Bruder David Gottlieb Niemeyer (1745–1788) gedacht sein. Zollikofer Der im schweizerischen St. Gallen geborene Georg Joachim Zollikofer (1730–1788) übernahm nach dem zuletzt in Utrecht absolvierten Studium ab 1754 kirchliche Anstellungen in Murten, Monheim und Neu-Isenburg, bevor er 1758 eine Stelle als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Leipzig antrat, die er bis zu seinem Tod versah. Hier anvancierte Zollikofer, der mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in Briefkontakt stand, zu einem über Stadt und Gemeinde hinaus gefeierten Prediger (die nach seinem Tod herausgegebenen Sämmtliche[n] Predigten [1789–1804] umfassen 15 Bände) und trug v.a auf diesem Wege zur Verbreitung einer aufgeklärten Theologie bei. Daneben ist Zollikofer auch als Kirchenlieddichter und Gesangbuchherausgeber (Leipzig 1766; 8 1786) sowie als Übersetzer englischer und französischer Schriften hervorgetreten. Lavater Gemeinsam mit dem Theologen Felix Hess (1742–1768) und dem Maler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) unternahm Johann Caspar Lavater (1741–1801) 1763 nach dem Studium am Zürcher Collegium Carolinum und der Ordination eine Bildungsreise nach Norddeutschland, auf der er bedeutende Zeitgenossen, allen voran Johann Joachim Spalding, kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Zürich war Lavater zunächst literarisch tätig und versah ab 1769 unterschiedliche kirchliche Ämter. Dem neuen aufklärerischen Gedankengut gegenüber durchaus kritisch eingestellt, vollzog er bereits 1768 eine tiefgreifende theologische Umorientierung, durch die Christus als Vermittler eines völlig transzendenten Gottes in den Mittelpunkt seines Denkens rückte und die Lavater v.a. aufgrund seiner Wundergläubigkeit zunehmend den Vorwurf der Irrationalität einbrachte. Lavater hat ein umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen, besondere, europaweite Bekanntheit erlangte er durch das vierteilige Werk Aussichten in die Ewigkeit (1768–1778), das ohne sein Wissen veröffentlichte Geheime Tagebuch (1771/1773) und die ebenfalls vierteiligen Physiognomische[n] Fragmente (1775–1778). Reinhardt Nach dem Studium in Wittenberg stieg Franz Volkmar Reinhard (1753–1812) nach der 1777 ebenda erfolgten Habilitation für Philosophie und Philologie zum Professor der Theologie und 1790/1791 auch zum Universitätsrektor auf. 1792 wurde er zum Oberhofprediger in Dresden berufen und als Vizepräsident des Oberkonsistoriums 1810 mit der Visitation und Revision der sächsischen Universitäten und Fürstenschulen beauftragt. Mit sonntäglich bis zu viertausend Zuhörern gilt Reinhard als einer der erfolgreichsten Prediger der späten Aufklärung und blieb im deutschsprachigen Raum über seinen Tod hinaus stilbildend. Seine Predigten (einige auch ins Französische, Niederländische, Dänische, Schwedische und Englische übersetzt) sind in insgesamt 42 Bänden (1815–1821) veröffentlicht, aus seinen übrigen Werken sei v.a. das mehrfach aufgelegte und weitverbreitete System der christlichen Moral (vgl. II § 204 c) hervorgehoben. Eigens erwähnt sei Reinhards Aufmerksamkeit erregende Reformationspredigt des Jahres 1800, in der er den Abfall der Kirche von Luther und seiner Rechtfertigungslehre beklagte und damit wesentliche Fragen nach dem Kern des protestantischen Christentums aufwarf. Gellerte Der Pfarrerssohn Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) studierte Theologie und Philosophie in Leipzig und war, nachdem er sich vergeblich als Prediger versucht hatte, zunächst als Privatlehrer tätig. Nach Erlangung des Magistergrads im Jahr 1743 und einer mit der Habilitation 1744 verbundenen Vorlesungstätigkeit an der Leipziger Universität wurde Gellert 1751 ebenda Extraordinarius für Dichtkunst und Beredsamkeit. Eine freigewordene ordentliche Professur für Philosophie wie auch Rufe nach Hamburg und Halle lehnte er ab. Aus dem umfangreichen Werk des bereits zu Lebzeiten hochverehrten Dichters sind v.a. seine Fabeln, aber auch seine Kirchenlieder hervorzuheben. Zudem ist Gellert auch als Moralphilosoph hervorgetreten. Insgesamt gehört Gellert zu den meistgelesenen und bildungsgeschichtlich bedeutsamsten Autoren seiner Zeit. Leßings Nach dem Studium in Leipzig und Wittenberg ließ sich Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zunächst in Berlin nieder, war später als Sekretär in Breslau und als Dramaturg am Nationaltheater in Hamburg tätig und wurde im Jahre 1770 schließlich Bibliothekar an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In diese Zeit fallen so berühmte Werke wie Emilia Galotti (1772) oder Nathan der Weise (1779). In der Anweisung wird auf die gemeinsam mit den Berliner Freunden Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn herausgegebenen Briefe, die Neueste Litteratur betreffend verwiesen (vgl. I § 285), zudem ist auf Lessings berühmte Erziehung des Menschengeschlechts angespielt (vgl. II § 44). Mendelsohns Der Philosoph Moses Mendelssohn (1729–1786) gilt als der bedeutendste Vertreter der jüdischen Aufklärung (Haskala). Nach erster sorgfältiger Ausbildung in seiner Heimatstadt Dessau folgte der hochbegabte Mendelssohn seinem Lehrer David Fränkel (1707–1762), der als Oberrabbiner nach Berlin berufen worden war, im Jahre 1742 nach. Hier wurde er nach dem Studium zunächst Privatlehrer im Haushalt eines Seidenhändlers, in dessen Fabrik er sich bis zum Teilhaber emporarbeitete. Daneben führte seine Freundschaft mit Lessing (auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim [1719–1803] gehörte zu seinen engen Freunden) zur Mitarbeit an Friedrich Nicolais Briefe, die Neueste Litteratur betreffend (vgl. I § 285), so dass Mendelssohn überdies zu einem einflussreichen Literaturkritiker avancierte. Bekannt ist die Auseinandersetzung mit Johann Caspar Lavater, der ihn aufforderte, entweder das Christentum zu widerlegen oder zu konvertieren. Mendelssohn war Ehrenmitglied der Mittwochsgesellschaft und soll auch dem Montagsclub angehört haben, die Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften scheiterte. Garvens Der von Zeit- und Fachgenossen hochgeschätze (teilweise aber auch als zu seicht empfundene) Aufklärungsphilosoph Christian Garve (1742–1798) kehrte nach dem Studium in Frankfurt/Oder und Halle (v.a. bei Semler und Nösselt) 1767 zunächst in seine Heimatstadt Breslau zu seiner ihm äußerst eng verbundenen Mutter zurück. Kurz darauf übernahm er eine außerordentliche Professur für Philosophie in Leipzig, doch zog es ihn bereits 1772 erneut nach Breslau, wo der seit seiner Jugend kränkelnde Garve, mittlerweile Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, über zwei Jahrzehnte später starb. Hinterlassen hat Garve ein v.a. moralphilosophisches, essayistisch angelegtes (vgl. III § 95) Werk, zudem ist er als Kommentator und Übersetzer etwa von Cicero (vgl. I § 200 a; II § 204) und Alexander Gerard (1728–1795) (vgl. III § 105) hervorgetreten. Bekannt ist Garves Auseinandersetzung mit Kant, die mit seiner von Johann Georg Heinrich Feder (1740–1821) (vgl. I § 213) abgeänderten Rezension der Kritik der reinen Vernunft (1781) begann. Engels Gemeint ist der Philosoph und Schriftsteller Johann Jakob Engel (1741–1802), der nach der Verleihung des philosophischen Doktorgrades in Bützow in Leipzig ein Theologiestudium aufnahm, sich jedoch schnell philologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien zuwandte und erste Bühnenstücke veröffentlichte. 1776 übernahm er eine Professur für Philosophie und die Schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und war gleichzeitig als Privatlehrer – als prominenteste Schüler dürfen der spätere Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) und Wilhelm von Humboldt (1767–1835) gelten – tätig. Daneben verfasste er weiter erfolgreich Bühnenstücke und wurde unter Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) schließlich Direktor des Berliner Nationaltheaters. Engel gilt als repräsentativer Vertreter der Berliner Aufklärung und Verfechter einer moralisierenden, popularphilosophisch durchsetzten Schriftstellerei, aus den theoretischen Arbeiten sind die zweibändigen Ideen zu einer Mimik (1785/86) und seine unvollendet gebliebenen Anfangsgründe einer Theorie der Dichtungsarten (1783) (vgl. I § 264; I § 279 c) hervorzuheben. L. A. Schaller's Handbuch der klassischen Literatur und Dichtkunst von Leßing bis auf gegenwärtige Zeit, 2 Theile. Halle 1816 Der Name des Autors lautet Karl August Schaller (gest. 1819), der Titel des ersten, die poetische Literatur enthaltenden Bandes lautet Handbuch der neuern deutschen klassischen Literatur von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1811), der des zweiten, die philosophische Literatur umfassenden Bandes Handbuch der klassischen Literatur der Deutschen von Lessing bis auf gegenwärtige Zeit (1816). Von dem zweiten Band ist nur die erste, die spekulativ-philosophische Literatur enthaltende Abteilung erschienen. 284 286 . 7) Die 4) Tiefere Ergründung der Aesthetik Aesthetik ( §. 263 265 263. ), oder der Theil des Theils derselben, der sich mit der Schönheit der sinnlichen Erkenntniß beschäftigt, welcher (§. 177 Anm. 2) 174 Anm.) d. i. 177. Anm. 2.) die Theorie der schönen Wissenschaften und Künste , ist freylich nicht Künste betrifft, ist ihrem ganzen Umfang Umfange nach, und in Absicht auf die Beobachtungen und Regeln feiner Schönheiten Schönheiten, jedem zu wissen nöthig, der der der sich nicht vorzüglich diesen Wissenschaften widmen will. Sie will; sie gerade nicht von jedem zu fordern. Sie ist auch, weil sie sich mit dem dunklern dunkleren Theil der Seele, mit den Empfindungen Empfindungen, beschäftigt, und ein sehr feines Studium der Seele Psychologie erfordert – wenn sie anders den Charakter wahrer Philosophie behaupten und deutlich erklären soll, soll – nicht jedem zugänglich. Die meisten Meisten könnten sich daher wohl mit den allgemeinen Grundsätzen der Schönheit, sonderlich der Schönheit der Rede, ohngefähr ohngefehr ungefähr so wie sie in den alten Werken der Griechen und Römern, vornemlich Römer, vornehmlich in den hieher hierher gehörigen Schriften des Aristoteles Ari stoteles , Cicero Cicero und Quintilian (Quinctilian) Quintilian , Quintilian vorgetragen sind, und mit dem fleißigen Studieren schöner Schriften begnügen. Aber Grundsätze Grundsätze und Regeln Regeln überhaupt machen doch auf manches unerkannte und unmerkliche Schöne des Vortrags aufmerksam, aufmerksam; und so gewiß es ist, daß der fleißige Beobachter des Schönen in schönen Werken sich selbst die Regeln des Schönen desselben abziehen kan, kann; kann, so erleichtern doch bewährte Regeln Grundsätze feiner Beobachter diese Beschäftigung gar sehr. Vornemlich Vornehmlich aber verbessern dergleichen Regeln den Geschmack Geschmack, leiten ihn sichrer sicherer , und geben ihm mehr Festigkeit. Vorzügliche Schriften, die dergleichen Theorien über den ganzen Umfang oder über einzelne einzle Theile der schönen Wissenschaften enthalten, können, nach dem Zweck dieses Buchs, nicht angeführet werden. Anm. Als schätzbare Handbücher sind zu betrachten: Die Theorie der schönen Künste und Wissenschaften, Wissenschaften von Eberhard, Johann August Joh. Aug. J. A. Eberhard , dritte zweyte Aufl. Halle 1790. 1786. in 8. Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809. und der Entwurf einer Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften von Eschenburg, Johann Joachim Joh. J. Joachim Eschenburg , Neue Aufl. Eschenburg . Berlin 1789. 1783. in gr. 8. sind zwar nur zu Vorlesungen bestimmt, also dem Anfänger ohne diese nicht ganz verständlich und brauchbar. Sie verdienen aber vor allen andern hier angeführt zu werden, weil sie sich nicht nur durch den zusammengedrängten Reichthum der Sachen, die Gründung der Regeln auf die feinsten Beobachtungen der besten Köpfe und die Natur des Schönen selbst, und durch sorgfältige Bestimmtheit empfehlen, sondern auch die auserlesenste Literatur und Anzeige der besten zu den schönen Wissenschaften gehörigen Schriften enthalten. desgleichen Bouterwek, Friedrich F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816. Pölitz, Karl Heinrich Ludwig K. H. L. Pölitz Aesthetik für gebildete Leser, 2 Theile. Leipzig. 1807. Schreiber, Alois Wilhelm Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809. §. 263 Gemeint ist I § 262 c. hieher gehörigen Schriften des Aristoteles, Cicero und Quintilian Zu den rhetorischen Werken des Aristoteles und des hier in der gängigen Schreibweise genannten Quintilian vgl. I § 146 bzw. I § 42. Die rhetorischen Schriften Ciceros stellen einen gewichtigen Teil seines Gesamtwerkes dar (vgl. I § 60). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang v.a. das Frühwerk De inventione , De oratore , der Orator , die Partitiones oratoriae , die kurze Schrift De optimo genere oratorum sowie der Brutus . Ein besonderer Fall ist die bereits in der Antike Cicero zugeschriebene Rhetorica ad Herennium . Während man die Autorschaft Ciceros heute nahezu ausschließt, wird die Rhetorica im 18. Jh. noch immer Cicero zugerechnet (vgl. Bibl. Nöss. 400 Nr. 272). Desselben Handbuch der Aesthetik für gebildete Leser aus allen Ständen, 4 Theile. Halle 1809 Ob die erste (1803–1805) oder die zweite Auflage (1807–1820) gemeint ist, ist nicht zu entscheiden. Der zweite Band der zweiten Auflage stammt aus dem Jahr 1809. F. Bouterweck Aesthetik, 2 Theile. Leipzig 1816 Die beiden Bände der Erstauflage sind 1806 erschienen, zudem findet sich eine in Göttingen erschienene, berichtigte und völlig umgearbeitete zweite Ausgabe aus dem Jahr 1815. Al. W. Schreiber's Lehrbuch der Aesthetik. Lübeck 1809 Aloys Wilhelm Schreibers (1763–1841) Lehrbuch ist in Heidelberg erschienen. 285 287 . Wenn man sich 8) 5) in Abfassung solcher Aufsätze üben will, die sich auch von der Seite des schönen Vortrag Vortrags empfehlen sollen: sollen, so muß man nie vergessen, die strengste Kritik Andrer Anderer , die davon wirklich zu urtheilen im Stande sind, zu Rathe zu ziehn, ziehen und zu benutzen. Kan Kann man dergleichen Richter nicht finden: finden, so wird uns selbst das unbefangne unbefangene Urtheil gemeiner Leser oder Zuhörer, für deren Bedürfnisse man einen solchen Aufsatz bestimmt hat, und denen es, auch bey bei geringem Grade der Ausbildung, nicht an gesunden gesundem Menschenverstande und Gefühl des Verständlichen, Schönen, Schicklichen und Eindrücklichen Kräftigen fehlt, von großem grossen Vortheil seyn. Je mehr man Schriften studiert, die eine genaue und scharfe Kritik Kritik schöner Werke enthalten, – worin die Briefe, Briefe die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen in 8, die Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste , Leipz. 1757–65 in 12 Bänden, nebst 2 Anlagen und einem Hauptregister, 1757 flgg. und die Neue neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden in gr. 8. Wissenschaften, die noch fortdauert, vorzügliche Muster sind: – sind; je desto mehr wird man selbst zu einer solchen Kritik gebildet werden. Uebrigens bedarf es kaum der Erinnerung, daß bey diesen eignen Uebungen die obigen Anmerkungen §. 278 280 und 283. 285 nie sollten vergessen werden sollten . Anm. Hierzu kann die Lesung solcher kritischer Schriften und so gründlicher Recensionen Recensionen, wie früherhin die Briefe die neueste Literatur betreffend , dann die Bibliothek der schönen Wissenschaften , späterhin mehrere der bekannten Allgemeinen Literaturzeitungen , neben vielen oberflächlichen enthielten, allerdings sehr nützlich seyn, wenn man Zeit hat, langsam und prüfend zu lesen. Nicht minder aber sind eigene praktische Uebungen, zumal unter dem Auge eines kritischen Lehrers, oder wenigstens kritischen und talentvollen Freundes, schon auf der Universität sehr zu empfehlen. Ueberhaupt aber sollte auch der Theologe und Prediger den Werken des Geschmacks nie fremd werden. Sie sind vorzüglich geschickt, den Geist vor der Erstarrung oder dem Herabsinken in das Niedrige und Gemeine zu bewahren, was leider an so vielen Mitgliedern dieses Standes wahrgenommen und beklagt werden muß. Man vergl. meine Briefe an christliche Religionslehrer , 3te Sammlung, Br. 23. 24. A. d. H. Briefe, die neueste Literatur betreffend, Berlin 1761–65 in 24 Theilen Die Briefe, die Neueste Litteratur betreffend 1 (1759)–23/24 (1765/1766) stammen von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai (1733–1811). Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, Leipz. 1757–65 […] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften etc. Leipz. 1766–91 bisher in 43 Bänden Die zwölfbändige Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Leipzig 1757–1765) wurde von Friedrich Nicolai (1733–1811) und Moses Mendelssohn, ab dem fünften Band von Christian Felix Weiße (1726–1804) herausgegeben. Wohl bis zu Bd. 35 (1788) verantwortete Weiße als Nachfolgeorgan auch die Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 1 (1765/66) – 72 (1806), die der Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck (1750–1815) danach allein fortführte. Allgemeinen Literaturzeitungen Gemeint sind etwa die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena/Leipzig bzw. Halle 1785–1849), von der sich die im Vergleich zu ihrem halleschen Pendant bald bedeutendere Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (Jena 1804–1841) abspaltete, die 1739 als Göttingische Zeitungen von Gelehrten Sachen gegründeten und bis heute erscheinenden Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen oder die zum Zeitpunkt des Erscheinens der dritten Auflage der Anweisung bereits eingestellte Allgemeine deutsche Bibliothek (Berlin/Stettin 1765–1806) (ab 1793 unter dem Titel Neue allgemeine deutsche Bibliothek ). meine Briefe an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung, Br. 23. 24 August Hermann Niemeyers Briefe an christliche Religionslehrer sind in zwei Auflagen erschienen. Die drei Bände der ersten Auflage (1796–1799) sind als Sammlungen erschienen, die zwei Bände der zweiten Auflage (1803) als Theile , wobei der zweite Teil die dritte Sammlung enthält. Hier kann nur die zweite Auflage gemeint sein, da die Erstauflage der dritten Sammlung mit dem 22. Brief endet. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Zweyter Band. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe . 1791. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Zweyter Theil. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1786. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von Nösselt, Johann August Johann August Nösselt , weil. Königl. Preußischem Geheimderath, Doctor und Professor der Theologie zu Halle. Herausgegeben und mit Anmerkungen, literarischen Zusätzen und Ergänzungen begleitet von D. Niemeyer, August Hermann August Hermann Niemeyer , Königl. Preuß. Oberkonsistorialrath, Kanzler und Professor der Theo- logie auf der vereinigten Friedrichsuniversität Halle und Wittenberg, Director der Frankischen Stiftungen, auch Ritter des rothen Adlerordens dritter Klasse. Zweiter Band. Dritte Auflage. Halle, im Verlage der Curt, Johann Jacob Curtschen Buchhandlung. 1818. Vorerinnerung. Bey der Ausgabe des ersten Theils dieses Buchs hoffte ich, alles, was ich darin über die beste Art, Theologie zu studieren, sagen wollte, in diesen zweyten Theil zusammen zu drängen. Aber bey der Ausführung selbst sahe ich bald die Unmöglichkeit ein, wenn anders dieses Buch alles in sich fassen sollte, wovon ich glaube, daß es jeder wissen und beherzigen müsse, wer sich zu einen würdigen Lehrer der Religion, nach unsern Zeitbedürfnissen, bilden will. Nach diesen Bedürfnissen schien es nöthig, manchen Vorurtheilen und Mißverständnissen, die jetzt vielleicht mehr, wie jemals, erneuert und scheinbar gemacht werden, entgegen zu arbeiten, den wahren nur zu häufig verkannten Werth mancher Studien und Uebungen, besonders durch deutli che Beyspiele, einleuchtender zu machen, auch Manches hervorzuziehen, was zu sehr bey dem Studieren der Theologie übersehen wird. Und wenn ich auch nicht darauf Bedacht genommen hätte, dieses Buch selbst für diejenigen nutzbar zu machen, die es vor sich, ohne meine Vorlesungen darüber zu hören, lesen wollen, so mußte ich doch wünschen, daß meine Zuhörer das Buch vorher selbst studierten, um es mit mehrern Nutzen erklären zu hören. Für beyderley Leser war es nöthig, alles mit den nöthigen Gründen und Beyspielen zu unterstützen. Vielleicht wird auch Mancher, der meiner Erinnerungen und Räthe selbst nicht bedarf, wenn er in diesem Buche auf manche Versuche, einige Lehren der Theologie oder ihre Beweise mehr aufzuklären, stößt, mir es um so eher übersehen, wenn ich, um sie nicht zu unterdrücken, mich entschliessen mußte, noch einen dritten, hoffentlich nicht einmal so starken Theil, aufs eheste nachfolgen zu lassen. Vorrede des Herausgebers. Bei der Besorgung dieses zweiten Theils sind eben die Grundsätze von mir befolgt worden, von welchen ich in der Vorrede zum ersten Theil bereits Rechenschaft gegeben habe. Die Leser erhalten das Werk seines Verfassers, nicht minder nach dem mir gegebenen Auftrage, als was ich mir selbst zum Gesetz gemacht, durchaus unverändert . Ich gestehe, daß gerade in diesem Theil ich hie und da in Versuchung kam, abzukürzen, wo das Interesse der Materie den davon erfüllten Mann vielleicht zu weit über die Gränzen einer Anweisung zur Bildung angehender Theologen geführt hatte, zumal selbst Manches, was erst durch das Studium klar wird, leicht dunkel bleiben dürfte. Indeß enthielt ich mich dessen dennoch überall, weil damit zugleich die Umarbeitung oder doch Umstellung mancher kleineren Abschnitte unvermeidlich verbunden gewesen seyn, und also immer etwas Fremdartiges sich eingemischt haben würde. Nur hie und da habe ich in den hinzugefügten Anmerkungen auf Einiges, was sich auf den neuern Stand der Theologie bezieht, hingedeutet, auch die Verschiedenheit meiner Ansichten nicht verschwiegen. Dieß betrifft indeß keine Hauptsachen . Wie liberal der sel. Nösselt, Johann August Nösselt über theologische Untersuchungen dachte, wie er einer jeden, sobald sie nur mit Ernst und Würde geführt, von allem Leichtsinn, Spott, und besonders aller absprechenden Anmaßung frei blieb, freiern Spielraum verstattet wissen wollte, das beurkunden mehrere Stellen dieses Theils, namentlich was §. 166 – 169. über dogmatische Forschungen, in einem vortrefflichen Geiste geschrieben ist. Manches, worüber ich einige Zusätze und Winke für junge Theologen, die in der gegenwärtigen Zeit gebildet werden, hinzuzufügen für nothwendig hielt, z. B. über die bereits bei §. 165. im Vorbeigehen erwähnte Lehrweisheit bei dem Streit der Meinungen, hängt mit dem Inhalte des dritten Theils zu genau zusammen, um nicht besser, nebst manchem Andern, bis zu diesem verspart zu werden. Es wird derselbe dem gegenwärtigen unverzüglich nachfolgen. Halle, den 20. October 1818. Der Herausgeber. Die Leser erhalten das Werk seines Verfassers […] Dies betrifft indeß keine Hauptsachen Vgl. I Vorrede Hg. c IVf. Inhalt des zweiten Theils. Von den eigentlichen theologischen Wissenschaften. Einleitung. Begriff der Theologie. Was für Wissenschaften gehören dazu? 1 – 4. Erster Abschnitt. Exegetische Theologie. I. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eigenem Fleiße, zu studieren. Besondere Apologie ihres historischen Theils 5 – 19. II. Schwierigkeiten bei diesem Studium und vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören 20 – 23. 1. Biblische Kritik, ihre Nothwendigkeit, große Schwierigkeiten und Hülfsmittel 23 – 35. 2. Biblische Exegetik 36. Nothwendigkeit a. der Sprachkenntnisse dabei 37. b. der Kenntniß historischer Umstände 38 – 52. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit biblischer Bücher 42 – 46. Historische Einleitungen in das alte und neue Testament 51. , und sogenannte Kirchengeschichte des alten Testaments 52. 3. Biblische Hermeneutik und Nothwendigkeit der Auslegungsregeln 53 – 56. 4. Uebungen in Erklärung der heiligen Schrift 57 – 60. a. Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentare 61 – 64. b. Eigene Uebungen 65. α . um den Verstand der heiligen Schrift zu finden 66 – 73. β um sie zur Erbauung anzuwenden 74 – 77. Zweiter Abschnitt. Historische Theologie I. Begriff von derselben überhaupt 78. II. Insbesondere, 1. von der Geschichte der Religion , und von ihrem Nutzen 79 – 81. 2. von der Geschichte der christlichen Kirche . a. Begriff davon 82. 83. b. Darstellung ihres ausgebreiteten Nutzens 84. α . in Rücksicht auf alle Theile der Theologie 85 – 94. und β . auf den Einfluß in die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 95 – 98. c. Wie sie zu studieren sei? α . Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 99. β . Schwierigkeiten bei diesem Studium, und Vorschläge sie zu vermindern 100 – 102. γ . Regeln für den, der sie für sich studieren wollte 103 – 109. δ . Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 110. א . der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 111. ב . der Geschichte der christlichen Lehre 112. – 115. ג . der sogenannten Patristik 116 – 120. ד . der theologischen Wissenschaften 121. ה . der Religionsparteien 122 – 124. ו . der christlichen Kirchenverfassung, oder der sogenannten christlichen Alterthümer 125 – 131. Dritter Abschnitt. Systematische Theologie. I. Entwicklung ihres Ursprungs und Begriffs 132 – 137. II. Ihre großen Vortheile 138 – 141. III. Vorwürfe über die daraus entstandenen Uebel 142. 1. Allgemeinere Beurtheilung derselben 143. 144. 2. Regeln, wie man diesen abhelfen, und ihnen vorbauen kann durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, a. um aus der heiligen Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christlichen Lehre mit Vorsichtigkeit aufzufinden 145 – 155. b. um darauf einen zusammenhängenden Lehrbegriff zu bauen 156. α . durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 157. und β . durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach verschiedenen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines Jeden 158 – 161 , welche letztere auch durch die Zeitumstände müssen bestimmt werden. Weise Benutzung des Neuen 162 – 164. 3. Nothwendige Verbindung dessen, was uns hierin vorgearbeitet ist 165. 166. mit eigenen Untersuchungen 167. 168. , besonders in Rücksicht auf das Praktische . Bestimmung dieses oft mißverstandnen Begriffs 169. 4. Richtige Beurtheilung der sogenannten Schulsprache in der Theologie 170 – 173. IV. Eintheilung der systematischen Theologie, 1. nach der Verschiedenheit des Vortrags. a. Unterschied der gelehrten und populären oder sogenannten katechetischen Theologie 174. Ihr beiderseitiger Nutzen 175 – 177. Besondere Vertheidigung der gelehrten Theologie 178 179. b. Unterschied der gelehrten oder scholastischen und der sogenannten biblischen Theologie 180 – 185. 2. nach den verschiedenen Arten der Lehren 186. 187. a. Dogmatische oder thetische Theologie, ihr Umfang, Nutzen und rechtes Studium 188 – 190. b. Polemische oder elenchtische, nach eben diesen Rücksichten 191 – 198. c. Christliche Moral, auf eben diese Art 199 – 204 , und bei dieser von der Casuistik 205 , Ascetik 206 und Mystik 207. V. Von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehen der heiligen Schrift, und der darin enthaltenen Lehre und Geschichte 208. 209. Vierter Abschnitt. Symbolische Theologie. Ihr Begriff 210. 211. Inhalt und Zweck 212. Erfordernisse und Hülfsmittel dazu 213. 214. Nothwendigkeit 215. Anweisung zur Bildung angehender Theologen. Zweiter Theil. Zweyter Zweiter Theil. Von den eigentlich theologischen Wissenschaften, oder den Theilen der sogenannten systematischen, exegetischen und historischen Theologie. 1 288 . Unter dem Namen theologischer Kenntnisse begreift man alle die, welche die Religion Religion betreffen; erst der betreffen. Der Unterschied, den man nach und nach unter diesen Kenntnissen machte, gab hat der Theologie Theologie , als Wissenschaft, als Inbegriff gewisser Sätze von einerley einerlei Art betrachtet, einen eingeschränktern eingeschränkten Sinn. Dieser Unterschied eingeschränkteren Sinn gegeben. Es zeigt sich in Rücksicht dieser Unterschied entweder in Rücksicht auf den Umfang von Kenntnissen, die man in einer Wis senschaft zusammenfassen will, oder auf die Art , wie oder woraus man solche Sätze, welche die Religion angehen, erkennt. Diese letztere letztre Rücksicht hat den Unterschied zwischen natürlicher natürlicher und geoffenbart geoffenbarter Theologie geoffenbarter Theologie, und zwischen Religion Religion und eigentlicher Theologie eigentlicher Theologie erzeugt ( Th. 1. §. 3. Anm. 2 2. ), der in die hiesige Unsuchung Untersuchung hier nicht gehört, ausser in Anschlag kommt, außer daß, bey bei Bildung eines angehenden Theologen Theologen , nur die Frage von gelehrter gelehr ter Kenntniß der Religion seyn kan kann . Bestimmt man aber den Begriff der Theologie nach dem weitern oder engern Umfange Umfang von Sätzen, die man unter diesem Namen begreift: begreift, so sollte kann sie im eigentlichsten und engsten Verstande nur der zusammenhängende Inbegriff gelehrter gelehrter Kenntnisse von der Religion selbst seyn, und nur Sätze in sich fassen, die Gott Gott und das Verhältniß Verhältniß zwischen ihn ihm und uns betreffen. 2 289 . Aber eine gelehrte Kenntniß der Religion Religion kan kann ohne gelehrte Kenntniß mancher andrer Sachen manches Anderen nicht Statt finden ( Th. 1. §. 21 f. ), f.); und diese Kenntnisse laßen lassen sich nicht wohl unter die im ersten Theil erwähnten erwehnten Vorbereitungswissenschaften bringen. Wenigstens bringen, wenigstens steht ein Theil der Philosophie, Philologie und Geschichtskunde mit der eigentlichen Theologie in weit näherer Verbindung, Verbindung als die übrigen Theile dieser Wissenschaften, Wissenschaften; und es muß in solchen Theilen auf den ganzen Umfang der Religion eine nähere Rücksicht genommen werden; werden, ja diese macht es, wegen des ohnehin schon großen grossen Umfangs der gedachten Vorbereitungswissenschaften Vorbereitungswissenschaften, räthlich, besondre besondere Wissenschaften daraus zu machen bilden , die man, wegen jener Rücksicht auf die Religion selbst, zur Theolo gie rechnen kan kann . Daher fasset Theologie in etwas weiterm Verstande , nicht nur die Religionslehren Religionslehren Religionslehren selbst, sondern auch solche Kenntnisse in sich, auf die sich zunächst die Erweislichkeit Erweislichkeit dieser Religionslehren gründet. Anm. Man weiß, daß zur Theologie auch die sogenannte natürliche Theologie , die Exegetik Exegetik oder exegetische Theologie, Theologie und die Religions- und und Kirchengeschichte Kirchengeschichte gerechnet werde wird , welche eigentlich Theile der Vorbereitungswissenschaften sind. Die eigentliche Theologie, so fern sofern sie nicht aus der Natur allein geschöpft wird, faßt, wie sich im Folgenden zeigen wird, nebst den aus der heiligen Schrift gezognen gezogenen Sätzen, auch verschiedne verschiedene gelehrte Vorstellungen über diese Sätze in sich; von diesen unterrichtet uns die Kirchengeschichte Dogmengeschichte . Die heilige Schrift erfordert, ausser außer den allgemeinen Grundsätzen der Auslegung Auslegung, auch eine besondre besondere Behandlungsart, weil sie ihren eigenthümlichen Sprachgebrauch Sprachgebrauch hat, und historische Kenntnisse voraussetzt, ohne welche die heilige Schrift sie nicht erklärt, und ihr Text nicht richtig beurtheilt werden kan kann ; welches die (biblische) Exegetik nothwendig macht. Die natürliche Theologie gehört als strengere Wissenschaft freylich freilich zur Philosophie, Philosophie; aber sie kan kann , wenigstens hypothetisch, auch von einer göttlichen nähern Offenbarung Offenbarung handeln, und, wenn man die natürliche Theologie von der geoffenbarten absondern will, so bedarf die Ueberzeugung von dieser letztern einiger philosophischen Vorerkenntnisse Vorkenntnisse , die allenfalls auch in eine besondre besondere Wissenschaft gebracht werden könnten, welche der eigentlichen geoffenbarten Theologie zur Einleitung dienen würde. ( Philosophische Dogmatik. ) 3 290 . Zu der Geschicklichkeit den Geschicklichkeiten und den Kenntnissen eines künftigen Lehrer Lehrers der Religion Religion, erfordert man auch eine regelmäßige Fertigkeit Fertigkeit, die Religion zu Andrer Besten zum Besten Anderer anzuwenden, sowohl im Vortrag als in dem ganzen Betragen. Deswegen werden die im ersten Theil Theile §. 27 27. genannten Wissenschaften auch als Theile der Theologie betrachtet, und sonach begriffe nun die Theologie im weitesten Verstande nicht nur alle Wissenschaften, welche die Religionslehren Religionslehren selbst enthalten, sondern auch die, welche zunächst Anweisung geben, wie man eine gelehrte Kenntniß dieser Religionslehren und eine regelmäßige Fertigkeit, sie für Andre Andere anzuwenden, erlangen solle. 4 291 . In dem gegenwärtigen Theile von gegenwärtigen, den eigentlichen theologischen Wissenschaften, Wissenschaften Wissenschaften gewidmeten Theile dieser Anweisung, wird Theologie Theologie in der zweyten zweiten oder weitern Bedeutung genommen genommen. (§. 2. ). 289 ). 2. ) Es würden werden also hier, ausser außer der exegetisch exegetischen und historisch historischen Theologie, diejenigen Wissenschaften in Anschlag kommen, worin die Religionslehren Religionslehren selbst im Zusammenhang Zusammenhange vorgetragen werden, welche Wissenschaften man daher unter dem allgemeinen Namen der systematischen , oder, wenn man will, der Lehr-Theologie Lehr-Theologie begreifen kan. Hieher würde kann. Dahin gehört auch der besondre besondere Unterricht gehören , den man mit dem Namen der Symbolik Symbolik , Symbolik oder der symbolischen Theologie , Theologie belegt hat, von der es zweifelhaft ist, ob sie welche theils zur historischen oder historischen, theils zur systematischen Theologie zu rechnen sey gerechnet werden kann . Wirklich ist sie beydes, noch Beides; und daher ist es am rathsamsten, sie als eine besondre besondere Wissenschaft zu betrachten. – Alle diese Wissenschaften werden am besten in der Ordnung gestellt so geordnet , wie eine die andre voraussetzt; und da andere voraussetzt. Da nun die systematische Theologie, ausserdem außerdem , daß sie Philosophie zum Grunde legt, sich auf exegetische und historische Theologie, die historische Theologie aber sich zum Theil auf die exegetische, so wie die symbolische sich auf alle drey drei andre Arten, gründet: so wird im Folgenden 1. von der exegetischen, 2. von der historischen, 3. von der systematischen, und 4. von der symbolischen Theologie gehandelt werden. Anm. Gewissermaßen Gewissermassen setzt zwar die exegetische Theologie, wegen der dabey dabei erforderlichen historischen Kenntnisse, die historische voraus. Aber umgekehrt ist doch auch nicht verständlich, woher unter Christen die verschiedenen Vorstellungen über gewisse Lehren enstanden sind , die man in der heiligen Schrift zu finden glaubte, glaubte; und noch weniger läßt sich ihre Richtig- Richtigkeit und oder Unrichtigkeit beurtheilen, wenn man nicht die heilige Schrift zu erklären versteht. Auch ist bey bei der systematischen Theologie die Kenntniß der exegetischen um so nothwendiger als die der historischen, weil die Kenntniß der Religionslehren selbst wichtiger ist als die Kenntniß der verschiedenen Vorstellungen davon von diesen Lehren ist . Erster Abschnitt. exegetisch Exegetische Theologie. 5 292 . Es ist für den künftigen Lehrer Lehrer der Religion Religion nichts weniger als überflüßig überflüssig , sich zu überzeugen, wie nothwendig es sey sei , die Bibel Bibel mit dem angestrengtesten Fleisse Fleiße zu studieren, und bey bei der Erforschung ihres Verstandes, und alles dessen, was dazu erfordert wird, mit eignen eigenen Augen zu sehen. Wenn es noch, selbst unter denen, die Lehrer seyn wollen, so viele giebt, die sie gar nicht einmal, als in einzelnen einzeln Fällen Amts wegen, lesen; die ihre Theologie lieber aus den Cisternen oder den trüben Wassern der Compendien Compendien und Systeme, als aus der Quelle Quelle selbst schöpfen wollen; die zufrieden sind, hergebrachte Texte der Bibel, worüber sie die Religion vortragen sollen, nothdürftig zu verstehen, ohne sich um den übrigen Inhalt der heil. heiligen Schrift zu bekümmern, oft auch mit noch wenigerm, mit jedem guten Gedanken, sich begnügen, der ihnen bey einen bei einem solchen Text beyfällt Texte beifällt , ohne sich zu fragen, ob dies gerade das sey sei , was in dem Text Texte liege; die, wenn sie ja auch das Uebrige in der Bibel lesen, statt eignen Fleisses eigenen Fleißes , auf den bloßen Uebersetzun gen oder Commentarien Andrer Anderer ausruhen; die ihre Zuhörer Zuhörer lieber mit ihren eignen eigenen Einfällen, als mit dem Inhalt der Bibel unterhalten; die selbst gegen die zügellosesten Mißhandlungen der Bibel gleichgültig, gleichgültig sind, sich selbst in die unredlichsten Vorstellungen ihres Inhalts verliebt sind gefallen lassen , wenn diese nur ihrer Einbildungskraft ein angenehmes Spiel geben: so dürfte doch wohl jene Ueberzeugung von der Pflicht Pflicht, die heilige Schrift, und zwar mit eignem Fleisse, eigenem Fleiße zu studieren, selten genug, es dürften doch wohl der Vorurtheile nicht wenig seyn, welche die Lust zu dieser Beschäftigung ersticken, und denen man jene Ueberzeugung entgegen zu setzen entgegenzusetzen nöthig finden möchte. 6 293 . Wenn die Bibel Bibel auch nur als ein bloß menschliches Werk betrachtet wird: wird, so muß sie doch jedem, der unbefangen den Werth eines Buchs zu schätzen weiß, höchst respectabel achtungswerth seyn. Ein Werk, das, so häufig, wie kein andres häufiger als irgend ein anderes in der Welt, gelesen worden ist; das ist, mehr als irgend ein andres anderes gewirkt, indem es Jahrtausende hindurch ganze Nationen, und gerade die aufgeklärtester aufgeklärtesten und gesittetsten, gebildet hat; das in einigen Theilen eine Geschichte enthält, dergleichen es in Absicht auf Alterthum Alterthum, Nachrichten von sonst ganz unbekannten Theilen, zumal der ältesten Geschichte des menschlichen Geschlechts, und zugleich der Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit, sonst gar nicht giebt; das in andern seiner Bücher zu erst zuerst Aufschlüsse von Religion Reli gion und Sittenlehre Sittenlehre ertheilt, wie sie vor diesen Büchern nirgends waren, waren – Aufschlüsse, die, bey alle bei allem dem, was sie von dem Gepräge der Zeit und der Nation, in der sie zuerst gegeben wurden, tragen, tragen – doch so sehr alle Merkmale der reinsten Gotteswürdigen Lauterkeit haben, und mit einer unübertreffbaren Einfalt, Faßlichkeit, Fruchtbarkeit und Würde ausgedruckt ausgedrückt sind – sollte nicht die größte Aufmerksamkeit, sollte nicht vor allen andern studiert zu werden verdienen? – Ist nun die Bibel gerade das Werkzeug, dessen sich die göttliche Vorsehung Vorsehung Fürsehung bedienet bedient hat, jene reine reinen Religionsbegriffe Religionsbegriffe auszubreiten, und dadurch erweislich zuerst die allgemein herrschende und unüberwindlich scheinende Macht des Aberglaubens und Götzendienstes zu stürzen; kan kann man also die so besondre besondere Fürsorge Gottes bey bei ihrer Veranstaltung und Erhaltung nicht leugnen läugnen ; bekennen wir uns für überzeugt, daß das Christenthum Christenthum von Gott Gott, daß es der zuverläßigste zuverlässigste Weg sey sei , der zu ihm und zur wahren Seligkeit Seligkeit führt; und ist die Bibel das einzige Werk, woraus wir, was Christenthum sey sei , allein mit Sicherheit lernen können: so ist unbegreiflich, wie einem verständigen und ehrlichen Mann Manne , der dieses alles Alles glaubt, wie zumal einem Lehrer des Christenthums, Christenthums das Studium der Bibel gleichgültig, oder unwichtiger als irgend etwas anders, anders seyn könne; man mag diese Sache in Absicht auf die Erkenntniß ansehen, die er vor sich haben selbst besitzen , oder die er Andern andern mittheilen soll. 7 294 . Ist die Bibel Bibel die Quelle Quelle, woraus die christliche Lehre allein sicher geschöpft werden kan kann , und enthält sie die Anzeige, wie und wodurch Gott selbst die Menschen nach und nach zu reinern Religionskenntnisse Religionskenntnissen und göttlichen Gesinnungen Gesinnungen erzogen hat; hat: so müßte schon deswegen jeder, der auch nur vorerst wissen wollte, ob er sich für oder wider das Christenthum zu erklären habe, und bey bei dieser Frage ehrlich verfahren wollte, selbst die Bibel studieren. Weit mehr müßte er es also noch, wenn er sie für das Archiv Archiv hält, darin Gott seine Belehrungen der Menschen über die wahre Religion niedergelegt hat, hat; und noch mehr, wenn er ein Lehrer dieser Religion seyn will, auf dessen Untersuchungen und Untersuchungen, ein Ausspender derselben, auf dessen Treue sich Andre andre Andere sollen verlaßen verlassen können. ( 1 Kor. 4, 1. 2. ) 8 295 . Zwar könnte er sich auf Andre verlaßen verlassen Andere verlassen , die bereits diesen Unterricht und diese Lehre aus der heiligen Schrift gezogen, oder den Sinn der Bibel Bibel sorgfältig untersucht haben. Aber haben; aber doch nur alsdann alsdenn , wenn er selbst keine Fähigkeit beydes Fähigkeit, Beides zu thun, oder wichtigere Beschäftigungen, als diese, hätte, und wenn er völlig sicher seyn könnte, daß diese Andern nichts übersehen, keine Fehler dabey dabei begangen hätten. Mit jenen jenem kan kann er sich nicht entschuldigen; denn was kan kann für ihn wich tiger seyn, als vorerst Gottes Wille Willen aus den reinsten, ächtesten echtesten Urkunden Urkunden seines Willens zu schöpfen? und Und wer nicht einmal die Kenntnisse erwerben kan kann oder will, die zur überzeugenden Einsicht des wahren Verstandes dieser Urkunden nöthig sind, mit welchem Recht will der sich Andern zum Wegweiser Wegweiser anbieten? Sicher, ohne eigne eigene Untersuchung, kan kann er eben so wenig seyn, daß die, denen er folgen will, ihn vollständig und richtig von dem Christenthum Christenthum belehrt haben. Denn jeder, der, bey bei dem Gebrauch der dazu dienlichen Hülfsmittel, selbst forscht, findet gewiß Manches in der Bibel, was Andre Andere nicht gesehen haben; haben, findet, wo nicht neue Aussichten über ihren richtigern Verstand und die darin enthaltenen Sachen, doch neue Beweise, neue Beziehungen der Lehren, neue Arten Arten, sie faßlicher und eindrücklicher zu machen. Und wäre auch alles dies nicht: nicht, so kan kann er sich doch Andern, die ihm vorgearbeitet haben, eher nicht sicher anvertrauen, als bis er geprüft hat, ob sie mit hinlänglicher Einsicht und Unpartheylichkeit Unpartheylichkeit dabey Unparteilichkeit dabei verfuhren. Dies kan kann er bey bei Menschen, die fehlen, Manches nicht wissen, Manches übersehen können, schlechterdings nicht mit Gewißheit annehmen, wenn er die Kenntnisse nicht selbst mit allem Fleiß zu erlangen sucht, oder nicht aufs gewissenhafteste braucht anwendet , die zur zu Bestimmung des Verstandes der heiligen Schrift und zur zu Prüfung Prüfung der verschiedenen Meinungen darüber nöthig sind; kan kann am allerwenigsten dann entscheiden, wenn die Ausleger Ausleger der Bibel über den Verstand gewisser Stellen oder über gewisse Puncte Punkte , welche die Bibel angehn angehen , unter sich uneins sind. Anm. Anm. 1. Der Wahn, daß es irgend einen oder mehrere Menschen gebe, die in Bestimmung des Sinnes der heiligen Schrift untrüglich untrüglich wären, verdient weder Aufmerksamkeit noch Widerlegung. Er stößt zu sehr gegen den schlichten Menschenverstand Menschenverstand und gegen die allgemeine Erfahrung an; ist Widerspruch gegen die göttliche Weisheit, die nichts vergeblich thut, und geradezu solchen Menschen Aufschluß in der Religion geben könnte, ohne erst durch einen Umweg Aufschluß über den Verstand eines Buchs zu geben, das Aufschluß über die Religion Religion enthalten soll; und noch hat seit den Zeiten, da das Christenthum zuerst schriftlich in diesen Büchern verfaßt wurde, keiner, der sich dieser untrüglichen Erklärungen rühmte, den Beweis für diese seine Einbildung führen, oder das göttliche Creditiv Creditiv dazu aufweisen können. Anm. Anm. 2. Daß jeder, der die Bibel Bibel und ihren Verstand untersuchen soll, eben so, wie Andre Andere , irren könne, ist freylich wahr. Aber freilich wahr; aber es bleibt doch jedem kein andres anderes Mittel, möglichst sicher zu gehn gehen , als eigne eigene Untersuchung, und deswegen möglichstes Streben nach den Mittel Mitteln, die ihn dazu in den Stand setzen können können. ( Röm. 14, 12. 22. 4. 5.). 5.) Mehr, als das Mögliche thun, mehr, als alle Mittel wozu dazu sich bekannt machen, und treu brauchen gebrauchen , fordert Gott nicht. Wenn uns unser Herz, auch hierin, nicht verdammt, so haben wir Freudigkeit vor Gott, Gott; und was wir bitten, werden wir von ihm empfangen, denn wir thun was vor ihm recht ist ist. ( 1 Joh. 3, 22.). 22.) 9 296 . Dieser eigne eigene Fleiß Fleiß in Forschung der heiligen Schrift ist zwar zunächst und vornemlich vornehmlich wegen der darin enthaltenen Lehren Lehren nöthig, aber nicht minder wegen der darin enthaltenen Geschichte und der historischen Kenntnisse , welche zur Einsicht in den Verstand der Bibel Bibel nothwendig sind, aber oft deswegen, wie die biblische Geschichte selbst, verachtet, oder für entbehrlich gehalten werden, weil sie keinen Theil des Christenthum Christenthums selbst ausmachten, und die Geschichte mehr zur zufälligen Einkleidung, als zum Wesen des biblischen Unterrichts gehöre; weil, durch die fleißige Beschäftigung damit, die Aufmerksamkeit von dem Wichtigern, von der Lehre selbst, abgelenkt, oder diese historischen Umstände wichtiger, als die Lehre selbst, gemacht würden; weil der größte Theil dieser Geschichte die Christen, wenigstens die jetzigen, gar nichts angehe; weil endlich der Lehrer des Christenthums das Volk nur in den Lehren, nicht in den beyläufig beiläufig erzählten Geschichten, zu unterrichten habe. – Allein, von auswärtigen historischen Kenntnissen, d. i. von solchen, welche zur Kritik, zur Sprach- und Geschichtkunde Geschichtskunde gehören, welche zum voraus da seyn müssen, ehe man sich an die Erklärung der Bibel wagen kan, kann: von diesen ist hier die Rede noch nicht; davon wird sich hernach bey bei den einzelnen einzlen Kenntnissen, die ein Ausleger Ausleger der Bibel mitbringen muß, besser reden laßen lassen . Diese gehören zwar in den Unterricht des Volks nicht; aber sie gehören zum Unterricht und zur Ueberzeugung des Lehrers selbst; ohne sie kan kann er weder den Verstand der heiligen Schrift, noch die Aechtheit Echtheit und Göttlichkeit der Bibel, Bibel mit eigner eigener Ueberzeugung einsehen. 10 297 . Aber die historischen Stellen selbst, die einen großen grossen Theil des Inhalts der biblischen Bücher ausmachen, verdienen eben auch, und zum Theil eben so sehr, Aufmerksamkeit und Untersuchung des Lehrers, als die eigentlichen Lehrstellen Lehrstellen. Wahr ists, die einzelnen einzlen Theile der biblischen Geschichte sind weder im gleichen in gleichem Grade beglaubt noch wichtig; die Geschichte ist um der Lehren willen aufgezeichnet, und diese also der wichtigste Theil der Bibel Bibel; bey bei dieser ganzen Geschichte muß man sich mehr an den Geist als an den Buchstaben halten, d. i. mehr an Handlungen als an Ereignisse, mehr an Gottes Absichten Absichten bey bei dem Geschehenen als an das Geschehene selbst, mehr an das Allgemeine, was für uns darin liegt, als an einzelne einzle Umstände der Begebenheiten. Schon dadurch fallen die meisten Vorurtheile wider diese Geschichte (§. 9. ) 296 ) weg, und der Mißbrauch wird, wenn man dieses immer vor Augen hat, verhütet. Noch mehr, wenn man Folgendes erwegt erwägt , was den großen grossen Werth Werth der biblischen Ge schichte und die Nothwendigkeit begreiflich machen kan kann , sie mit aller Sorgfalt zu studieren. 11 298 . Einmal müssen wir doch 1) die Bibel Bibel so nehmen, wie sie ist, und in der Gestalt, wie sie uns Gott Gott hat zukommen laßen lassen . Gesetzt, die Geschichte in derselben hinge mit den Lehren darin gar nicht zusammen, welches freylich freilich von einigen Begebenheiten nicht zu leugnen läugnen ist: so nimmt sie doch einen beträchtlichen Theil der Bibel ein, ist entweder aus eben der Feder, wie das Uebrige übrige , geflossen, oder, so weit unsre unsere Kenntniß von der Geschichte einzelner einzler Bücher, oder dieser ganzen Sammlung reicht, durch einerley einerlei Kanal Kanal Canal zu uns gekommen. Und gekommen; und , da es, wie bey bei einer jeden sehr alten Schrift oder Text, wo nicht unmöglich, doch sehr schwer fällt, die Gränzlinie zwischen dem mehr oder minder Avthentisches Avthentischen Authentischen zu ziehen, oder sie Andern fühlbar zu machen: so kan kann man in Absicht auf die allermeisten, auch unter nachdenkenden Lesern der Bibel, annehmen, daß sie dieselbe als ein Ganzes ansehen werden, welches in dem Maaß ihnen verdächtig und zweifelhaft wird, in welchem man Schwierigkeiten und Einwürfe gegen einzelne einzele Theile nicht zu ihrer Befriedigung auflösen kan kann . Selbst die Geschichte der feindseligen Angriffe auf die Bibel lehrt es zur Genüge, daß, wenn man ihre Lehre umzustoßen umzustossen verzweifeln mußte müßte , man es für das wirksamste Wirksamste hielt, seine Angriffe auf ihre Geschichte zu richten, in der Absicht, indem man diese verdächtigte verdächtig machte , um jene, und überhaupt das Ansehen der Bibel, Bibel zu stürzen, oder wenigstens verdächtig zu machen; der machen. Der Er folg hat auch gezeigt, daß man diese Wirkung nicht übel berechnet habe. Wenn also Fälle genug vorkommen, wo der Lehrer des Christenthum Christenthums über historische Schwierigkeiten in der Bibel Bibel, entweder von nachdenkenden, redlichen und mit Zweifeln kämpfenden Lesern, die Ruhe und Ueberzeugung suchen, befragt wird, oder sich in die Nothwendigkeit versetzt sieht, feindselige Einwürfe dagegen zu beantworten: wäre es denn da und deswegen nicht Pflicht, auch diese Geschichte genau zu studieren, um selbst das Ansehen der Bibel und der darauf sich gründenden Lehre zu retten? 12 299 . Und verdient denn 2) diese Geschichte nicht den darauf verwendeten Fleiß, da sie zum Theil in die älteste ältesten Zeiten hinein reicht, wo uns alle andre andere Denkmale und Urkunden entgehen, und sich alle andre andere Nachrichten in ein undurchdringliches Dunkel verlieren, oder in die abgeschmacktesten Fabeln übergehen? Verdient nicht wenigstens die Geschichte der Religion Religion und der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung Vorsehung, in der nach und nach veranstalteten Entwickelung wahrer Religionsbegriffe Religionsbegriffe, verdienen nicht wenigstens die so unverkennbar wahren Züge der Sitten und Begriffe aus Zeiten, wo selbst Cultur Cultur Kultur noch wenig verdorben hatte, die Achtung und den Fleiß des Freundes der Menschen- und Religionskenntniß Religionskenntniß? Mags Mag's doch seyn, daß diese Geschichte, daß selbst der Vortrag der Lehren, Lehren die Farbe roher jüdisch jüdischer Begriffe trage: so wäre doch diese so oft verachtete Geschichte schon darum der Untersuchung werth, damit man sichre sichere Spuren finden könnte, um dieses Nationelle von dem allgemein Wahren und Brauchbaren absondern, um einsehen zu lernen, ob sich der Vortrag der Lehren bloß nach diesen jüdischen Begriffen und Bedürfnissen gerichtet habe, oder ob sich bey bei diesem, zwar in vieler Absicht rohen, aber gewiß in Absicht der Religion weit mehr, als andre andere gleichzeitige, aufgeklärtem aufgeklärten Volke, Religionsbegriffe fänden, die werth wären, ihm abgelernt zu werden? 13 300 . Halten wir uns 3) an die Lehrart Lehrart, welche fast durchaus in der Bibel Bibel bey bei dem Vortrage Vortrag der Lehre herrscht, und trauen es der Weisheit Gottes zu, daß er diese als die beste bey bei dieser einzigen Ertheilung seiner nähern Aufschlüsse befunden habe: so ist augenscheinlich, daß im alten und neuen Testament, bey bei Mose Mose , David David , den Propheten und Aposteln, Lehre an Geschichte Geschichte geknüpft, daß sogar die eigentliche christliche Lehre durchaus und so auf die Geschichte Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu gebaut ist, daß die Apostel behaupten, es werde jene und die Ueberzeugung davon wanken, wenn diese verkannt würde, 1 1. Kor. 15, 1 f. Joh. 20, 30. 31. Apostelg. 4, 9 f. 18–20 etc. etc. Und wirklich ist 4) die Geschichte in der Bibel Beleg zu den Lehren. Beruht das, was wir christliche Lehre nennen, darauf, daß Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus Christus dies dieß und nichts anderes, als Gottes Gesandter, gesagt hat, daß nach ihm seine vertrauten Schüler Schüler eben dies dieß und noch mehr gesagt haben: woher wissen wir dieses anders zuverläßig zuverlässig , woher, daß sie, indem sie diese Lehre für göttlich ausgeben, glaubwürdig, dieser Lehre kundig, in Ueberlieferung derselben aufrichtig waren, als eben aus der biblischen Geschichte? Und und was erweckt ein gegründeteres Vorurtheil, daß die Bücher, die wir unter ihrem ihren Namen haben, ächt besitzen, echt sind, als eben die Uebereinstimmung des Inhalts ihrer Bücher derselben mit dem, was wir aus andern Büchern Theilen der Bibel von ihrer und ihrer Zeitgenossen Geschichte wissen? 14 301 . Ist denn nicht auch 5) Geschichte Geschichte gerade das, was bey bei dem Menschen die meiste Aufmerksamkeit erregt und unterhält, allgemeine Wahrheiten Wahrheiten, vornehmlich moralische, am deutlichsten macht, und aufs anschaulichste darstellt? Allgemeine moralische Sätze wirken nicht nur an sich bey weiten bei weitem so stark nicht als Erfahrungen Erfahrungen und Beyspiele Beyspiele, sie Beispiele. Sie wirken eigentlich gar nicht auf Herz und Leben, als so fern sofern wir das, was sie ausdrucken, mit dessen seligen oder unseligen Folgen, an uns oder andern Andern , als wirklich vorhanden, als jetzt, oder vorhin, oder künftig vorhanden, denken. Geschichte ist Moral Moral in Wirklichkeit verwandelt; von wirklichen, nicht von möglichen, möglichen Dingen hängt unser körperliches und geistiges Le ben ab. Darum spricht Gott in der Natur zu uns durch Thaten , dadurch Thaten . Dadurch hält er uns gleich weit von Grübeley Grübelei und Empfindeley Empfindelei , vom Unglauben und von Schwärmerey, ab; darum Schwärmerei ab. Darum sprachen Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Schüler, nachdem heidnische und jüdische Weisen lange genug dogmatisirt, und damit so wenig zur wirklichen Besserung und vernünftigen Gemüthsruhe gewirkt hatten, so viel sie konnten, durch Beyspiele Beispiele ; sie predigten aufs wirksamste Besserung, indem sie nach ihren Grundsätzen handelten, Gemüthsruhe und fröliche fröhliche Aussicht in die Zukunft, indem sie für den Glauben und die Hoffnung ihrer Lehre mit Ruhe und Freudigkeit litten. Und dies dieß ihr Betragen Betragen , die Geschichte der Folgen ihrer Lehre, sollte weniger Aufmerksamkeit verdienen, als ihre Lehre selbst? ihre vortrefliche Ihre vortreffliche Art, durch Geschichte zu lehren, sollte nicht Muster Muster für uns, nicht eben so werth seyn, studiert studirt und nachgeahmt zu werden? Geschichte ist Moral […] studiert und nachgeahmt zu werden Die griffige Formel, Geschichte sei in Wirklichkeit verwandelte Moral, lässt sich nicht nachweisen, erinnert aber an die sog. pragmatische Geschichtsschreibung (vgl. I § 225). 15 302 . Endlich ist ja doch 6) die in der heil. Schrift vorgetragne vorgetragene Lehre immer von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu , den Propheten und Aposteln, unter dem Charakter göttlicher Gesandten , vorgetragen; fast nie, höchstens nur bey bei ungelehrigen Zuhörern oder hartnäckigen Widersprechern, führen sie Beweise; sie rechtfertigen ihren Charakter nur durch Thaten , und sonach verlangen sie Glaube Glauben . Beruhet also der Glaube, den sie fordern, auf dem Ansehen des jenigen, und auf dem Vertrauen zu dem, dem man glauben soll: soll, so ist die Geschichte derselben, die uns die heil. heilige Schrift liefert, von großer grosser Wichtigkeit, da sie nur uns lehren kan kann , ob und wie viel Glauben sie verdienen, wie überschwenglich viel sie, namentlich und vornehmlich Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus , der Stifter des Christenthum Christenthums, zum Besten der Menschen gethan und gelitten, wie viel sie Liebe und Nachahmung verdienen; und es ist daher sehr zu fürchten, daß sie in dem Maaß aufhören, uns werth und unser Muster zu seyn, in welchem wir gleichgültig gegen ihre Geschichte sind. Vergl. auch Doederlein, Johann Christoph Joh. Anm. Man vergl. Ioh. A. Christoph. Döderlein 4 Vier Abhandl. de historiae Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu Iesu tenendae tradendaeque necessitate in dessen Opusculis theologicis, Jenae 1789 in Ienae 1789. gr. 8. S. 1 folgg. folgg . ; desgleichen die Hess, Johann Jakob Hessischen Schriften über die biblische Geschichte. Joh. A. Christoph. Döderlein 4 Abhandl. […] S. 1 folgg. Im Inhaltsverzeichnis ist De historiae Iesu tenendae tradendaeque necessitate ac modo (aaO 1–58) näher als Scripta IV. programmatibus in Festo Nativitatis Christi, Ienae annis 1783–1786 bestimmt. Dieser Text zerfällt in zwei Teile: De necessitate tenendae historiae Christi et tradendae (aaO 6–21) und De modo historiae Iesu tenendae et tradendae (aaO 22–58). Eine Initiale A. ist für den Autor nicht nachzuweisen. Hessischen Schriften über die biblische Geschichte Gemeint sind die Schriften des Zürcher Theologen Johann Jakob Hess (1741–1828). Zu nennen ist v.a. die Geschichte der drei letzten Lebensjahre Jesu (1768–1773 aus Angst vor Zensur ohne Angabe des Verfassers und des Druckortes erschienen), die später, um die 1773 veröffentlichte Jugendgeschichte Jesu ergänzt, zur mehrfach aufgelegten, nachgedruckten und übersetzten Lebensgeschichte Jesu in drei Bänden ( 8 1822–1823) ausgearbeitet wurde. Die aus dem göttlichen Geschichtsplan abzuleitenden Konsequenzen für die Dogmatik sind etwa in Von dem Reiche Gottes. Ein Versuch über den Plan der göttlichen Anstalten und Offenbarungen (1774), das unter dem Titel Kern der Lehre vom Reiche Gottes. Nach Anleitung des biblischen Geschichtinhalts (1819) in kürzerer Überarbeitung erschien, sowie in der Bibliothek der heiligen Geschichte. Beyträge zur Beföderung des biblischen Geschichtstudiums, mit Hinsicht auf die Apologie des Christenthums (1791/1792) dargestellt. 16 303 . Eben so sehr, als um sein selbst willen, sollte der Lehrer des Christenthums die Bibel Bibel um seiner Zuhörer Zuhörer willen, willen (§. 6 293 6. ) mit ganz eignem Fleiß, studieren eigenem Fleiß studiren . 1) überzeugen Ueberzeugen könnte er sie von den Lehren auch wohl durch andre andere Gründe, als durch das Ansehn Ansehen der Bibel, Bibel; und freylich freilich ist jede Wahrheit Gottes Wort, sie stehe in der Bibel, und werde aus ihr genommen, oder nicht. Aber, wenn wir als Christen glauben, daß die heilige Schrift gewiß Gottes Wort enthalte, so haben wir es nicht weit zu suchen, und wir brauchen dabey dabei weniger besorgt zu seyn, daß wir unsere eignen eigenen Einfälle, die nicht gleich Gottes Gedanken sind, statt dieser unterschieben möchten; es bedarf weiter nichts, als uns vorher durch Fleiß und gebrauchte rechte Hülfsmittel Hülfsmittel zu überzeugen, daß wir den rechten Sinn der Stellen, woraus wir schöpfen, getroffen haben, und ihnen hernach diesen so faß lich und einleuchtend zu machen, als es die Kenntnisse, die sie haben, oder, ohne Gelehrsamkeit, bekommen können, erlauben. – Und da Zweifel Zweifel der Zuhörer an diesem richtigen Sinn diese ihre Ueberzeu gung aus der Bibel hindern, also die Pflicht des Lehrers seyn würde, diesen, wo er sie fürchten muß, zuvor zu kommen zuvorzukommen , oder, wenn sie sie ihm entdecken, zu heben: so versteht sich von selbst, daß er deswegen fleißig und mit eignem eigenem Nachforschen die Bibel gelesen haben müsse. 17 304 . Soll er zugleich 2) die göttlichen Lehren zu ihrer Besserung Besserung und Beruhigung Beruhigung anwenden: anwenden, so hat es auch da seine großen grosse Vortheile, die Bibel zu diesem Zweck zu benutzen. Ansehen Ansehen wirkt bey bei den meisten Menschen aufs kürzeste und kräftigste, kräftigste; und hat einmal jemand die Ueberzeugung, daß Gott Gott in der Bibel redet, daß sie die Lehren Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu Christi enthält: enthält, so wirkt dieses: Gott , Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christus hats hat's gesagt, es wirkt die Liebe, das Vertrauen, zu dem, der so viel für uns gethan hat, der Wunsch, ihm ähnlich zu werden, gewiß stärker als alle andre andere Gründe. Solche kurze, kräftige, fruchtbare Aussprüche, wie die Bibel Bibel enthält, behalten sich leicht, bleiben der Seele ge genwärtiger, fallen uns wieder leicht da ein, wo wir sie brauchen, erinnern leicht wieder an das Gute, was man darüber gehört, an die seligen Erfahrungen, die man darnach gemacht hat. Durch öftere, mannigfaltigere öftre, mannichfaltigere Anwendungen die ser Aussprüche auf das Beste der Zuhörer, bekommt die Bibel für sie einen großen grossen Werth, weil sie immer darin die Geschichte ihres Herzens lesen, ihren Bedürfnissen gerathen, immer Rath für ihre Bedürfnisse, Belehrung, Ermunterung und Trost über die ihre innersten Angelegenheiten ihres Herzens finden. Was könnte man doch, da die wenigsten Menschen über unsichtbare Dinge selbst zu denken, und Weisheit aus sich selbst zu schöpfen, schöpfen verstehen, und auch die, welche dieses können, Veranlaßung Veranlassung zum Nach denken, Hülfe da brauchen, wo sie oft nicht zu Gedanken kommen, sie sich nicht interessant und eindrücklich machen können, können: was könnte man da ihnen für ein besseres besseres, immer offen liegendes Handbuch empfehlen, als die Bibel? – Daß der Lehrer, ihnen dazu Lehrer nur auf diese Art die Bibel nutzbar nutzbar zu machen, selbst mit ihr sehr bekannt seyn müsse, um, nach jedes Jedes Bedürfnissen, mit ihnen Jedem zu rechter Zeit zu reden, das Allgemeine in der Bibel auf die besondern Umstände der Zuhörer anzuwenden, und das Besondre Besondere in ihr ins Allgemeine, mit Weisheit, zu verwandeln, bedarf keiner Erinnerung. 18 305 . Und sollte denn der Lehrer 3) nicht Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu und den übrigen Lehrern in der Bibel Herablas sung, Klugheit, Herzlichkeit bey bei seinem Vortrag Vortrage ablernen können, worin diese so große grosse Muster Muster sind? Wo herrscht selbst eine einfältigere, würdigere, so ganz den Lehren und seligen Eindrücken von Gott angemessnere angemeßnere Sprache Sprache, mehr angemeßnere Sprache mehr, als in der Bibel, Bibel; und wie viel trägt ein solcher Ausdruck zur Erregung wahrhaftig göttlicher Empfindungen Empfindungen bey? Freylich bei? Freilich nur, wenn man ihn versteht. Aber eben darum müßte muß der Lehrer ihren Sprachgebrauch studieren studiren ; darum lernen, ihn, wo er dunkel oder zweydeutig zweideutig ist, gegen deutlichere Ausdrücke, die sich diesem so sehr als möglich nähern, zu vertauschen; gelegentlich den Zuhörern dieses Dunkle im biblischen Ausdruck erklären; erklären: und so könnte kann er, ohne Unsinn oder Mißverstand zu besorgen, alsdann alsdenn selbst diese biblischen Arten zu reden behalten, die darum beybehalten beibehalten zu werden verdienten, weil theils die Idee des durch die Bibel Bibel geheiligten Gebrauchs daran hängt, theils solche zu diesen religiösen Vorstellungen ganz eigen gewidmete und sonst nicht von gleichgültigen oder gar schlech ten Dingen gebrauchten Ausdrücke mehr Würde behalten, und auch leichter wieder die guten Gedanken und Empfindungen wieder erwecken, die man ehedem bey bei dem Gebrauch der biblischen Aussprüche gehabt hat. Anm. Ueber einige gewöhnliche Vorurtheile gegen die Nothwendigkeit des eignen Fleisses bey eigenen Fleißes bei dem Studium der Bibel, nebst Empfehlungen desselben desselben, s. Amama, Sixtinus Sixtini Amama Antibarbarus biblicus (der vermehrtern vermehrten Ausgabe, Franecker 1656. 4.) in der vorgesetzten Rede de barbarie und in dem ersten Buche. 19 306 . Die Nothwendigkeit der fleissigen fleißigen Beschäftigung mit der Bibel Bibel, einer gründlichen Kennt niß der Hülfmittel zur Entdeckung ihres wahren Verstandes, und eines treuen Gebrauchs derselben, wie zu diesem Zweck, so zur Herleitung der Religionslehren aus ihr, wird durch die Geschichte Geschichte bestätigt, welche augenscheinlich zeigt, daß die Lauterkeit der christlichen Lehre immer mit diesem gelehrten und gewissenhaften Fleiß gleichen Schritt gehalten, daß das Steigen und Fallen dieses Fleisses Fleißes immer den Fort- Fortgang oder Rückgang des wahren Christenthums nach sich gezogen habe. Unkunde des wahren biblischen Sprachgebrauch Sprachgebrauchs; Vorliebe zu einer schwärmenden Philosophie; einreissende einreißende Gewohnheit, die christliche Wahrheit mehr nach dem Herkommen und den Meinungen angesehener Gemeinen Gemeinden und Lehrer, als nach der Bibel, und wenn man ja die letztere brauchte, den Werth ihrer Erklärung mehr nach der Uebereinkunft eines zufälligen Sinnes mit gewissen herrschenden Lieblingsideen, Lieblingsideen oder nach dem Ansehen einer Erklärung, Erklärung zu entscheiden, gab dem menschlichen Ansehen Ansehn , in Sachen des Christenthums, das erste Uebergewicht über die Bibel, und die Entscheidung der angesehensten Bischöfe und Concilien befestigte dieses. Mehr bekannt mit der Sprache des neuen Testaments, Testaments waren die ältern griechischen Ausleger bis ins 5te Jahrhundert den lateinischen unleugbar unläugbar in der Erklärung überlegen; das Gute der letzteren Letztern , wenige ausge nommen, war entweder errathen, oder von jenen entlehnt. Selbst da man seitdem in der griechischen Kirche sich mit Sammlungen ältrer älterer Erklärungen behalf, blieb immer durch die Catenen Catenen Catenen , wie man diese Sammlungen von Excerpten aus mehrern frühern Exegeten nannte, ei ne bessere beßre Erklärungsart herrschender als in der lateinischen, die, eben wegen Unbekanntschaft mit der Sprache, von jeher fruchtbarer an neuen Dogmen Dogmen war, welche die übrige Kirche weder kannte noch billigte. So lange diese noch nicht in die Erklärung eingemischt wurden, so lange man nur noch die Bibel erklärte ohne zu allegorisiren allegorisiren, und noch einiges Gute der ältern Ausleger benutzen konnte, blieb in den Abendländern die Auslegung noch erträglich; so bald sobald aber jene Gewohnheiten die Oberhand gewonnen, Augustin von Hippo Augustins Ansehen die andern Andern verdunkelte, und die Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts alles andre Andere verschlang, so war sie so gut als verlohren verloren . Jetzt trat menschliches Ansehn Ansehen und angebliche Tradition ganz an die Stelle der Bibel; von Rom aus entschied man statt der heiligen Schrift, man sprach sogar gegen sie, und diese Aussprüche schlugen die nieder, welche nach der Bibel entscheiden wollten. Die Scholastiker Scholastiker, mehr darauf bedacht, Kirchenmeinungen Kirchenmeinungen zu befestigen, befestigen und sie durch Philosophie aufklären aufzuklären, verlohren verloren die Bibel fast ganz aus dem Gesichte; die Mystiker Mystiker suchten Licht in sich, statt es in der Bibel zu suchen; immer zwangen die Paulizianer, Katharer, Waldenser und ähnliche, mehr einfältig die Bibel, als die Kirche, befragende Parteyen Parteyen Partheyen Parteien , selbst ihren Gegnern das Bekenntniß ab, daß sie, bey bei allen Irr thümern, reicher am thätigen Christenthum wären. Mit der Auferstehung Wiederbildung der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert, und noch mehr mit der Reformation Reformation in dem folgenden, wachte die Liebe zur Bibel, Bibel und der Fleiß sie zu forschen, forschen wieder auf, und das menschliche Ansehen fing an zu sinken; letzteres erhob sich unter den gereinigtern Kirchen wieder, so wie als gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts Kenntniß der Sprachen und Nachfragen Nachforschen in der Bibel ab-, menschliche Grübeley zunahm; sank wieder, der wieder zunehmenden dogmatischen Grübelei weichen mußte. Es gewann aber wieder Boden, als einige trefliche treffliche Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die richtige Art der Bibelerklärung Bibelerklärung, Bibelerklärung und, gegen das Ende desselben, die hallische Theologen hallischen Theologen mit ihren Schülern, Liebe zur Bibel durch ihr Beyspiel Wort und Beispiel empfahlen. Der Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach allen ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des 18ten Jahrhunderts; neben ihm daneben eine gründlichere Kenntniß der Kritik, der Grundsprachen, der alten Geschichte und der Morgenländer des Morgenlandes ; zugleich mehr Geschmack und Drang, die biblische Auslegung von hineingetragnen hineingetragenen Begriffen zu reinigen, sicherlich auch, – bey bei allem Verfall auf Extremen Extreme , wovon keine Zeit frey frei ist – die Reinigkeit der christlichen Lehre mit einer vernünftigern und deren vernünftigere und fruchtbarern fruchtbarere Anwendung. Anm. Wer blind gegen die Fortschritte der Wissenschaften in unsrer unserer Zeit, oder undankbar gegen Gottes allezeit weise Vorsehung Vorsehung Fürsehung , dieses letzte leugnen läugnen will, sieht gewiß nicht, wie sehr die hier und da nicht zu läugnende schnöde Verachtung der Reli gion Religion und des Christenthums zu unsrer Zeit, Christenthums, gewöhnlich, wo nicht Gleichgültigkeit oder Haß gegen die Bibel, und doch Unkunde gründlicher Kenntnisse eines biblischen Auslegers einer gründlichen Auslegung derselben zur Seite haben; wie die, welche die Bibel jetzt verstellen, nicht eben aus den Erzählungen und dem Vortrage der biblischen Schriftsteller überhaupt lernen, sondern die Bibel, bey dem Mangel gründlicher dazu nothwendiger Kenntnisse, Kenntnisse und aus Unfähigkeit, Unfähigkeit sich in sie den alterthümlichen Geist derselben hinein zu denken, durch eine andre fremde Einkleidung nach ihrer Phantasie umschmelzen; und daß eben umschmelzen. Eben jene unleugbare unläugbaren Fortschritte in exegetischen Hülfsmitteln sind dagegen ein Damm sind , den die göttliche Vorsehung Fürsehung solchen Mißhandlungen der Bibel und der Religion vorzieht. Augustins Ansehen Der aus dem nordafrikanischen Thagaste stammende spätere Bischof Augustin von Hippo (354–430) gehört, an der Schwelle zum Mittelalter stehend, zu den bedeutendsten Theologen und Philosophen der Alten Kirche sowie der christlich-abendländischen Tradition überhaupt (Augustinismus) und hat die christliche Theologie (v.a. im Hinblick auf die Trinitäts-, Prädestinations-, Erbsünden- und Gnadenlehre) über das Mittelalter hinaus entscheidend geprägt (vgl. II § 115). Glossa ordinaria des 9ten Jahrhunderts Unter Glossa ordinaria versteht man Glossen (der Zusatz ordinaria ist nicht vor dem 14. Jh. belegt) zur Vulgata, die den Kirchenvätern und späteren Autoren entnommen waren, zusätzlich aber auch Bemerkungen der Glossatoren selbst enthielten. Längere Glossen waren an den Rand ( glossa marginalis ), kürzere zwischen die Zeilen ( glossa interlinearis ) des biblischen Textes geschrieben. Die Glosse wurde so zum normativen Bestandteil des Schriftstudiums, Bibeltext und Glosse bildeten graphisch wie sachlich eine Einheit und wurden grundsätzlich zusammen betrachtet. Neben der Theologie spielten Glossen auch in den Rechtswissenschaften (hier zum Corpus Iuris Civilis ) eine bedeutende Rolle, die Rechtsgeschichte bezeichnet das 12. und 13 Jh. gar als Glossatorenzeit. In theologiegeschichtlicher Perspektive ist v.a. Anselm von Laon (ca. 1050–1117) zu nennen, dessen Glossa ordinaria gemeinhin als erstes Werk dieser Art angesehen werden, rechtsgeschichtlich sei auf die Glossa ordinaria des italienischen Rechtsgelehrten Accursius (1185–1263) mit ihren knapp 100.000 Glossen verwiesen. Die Entstehungsgeschichte der Glossa ordinaria ist zwar noch nicht abschließend rekonstruiert, doch finden sich voneinander durchaus abweichend glossierte Handschriften einzelner biblischer Bücher bereits in der Karolingerzeit. Scholastiker, mehr darauf bedacht, Kirchenmeinungen zu befestigen, und sie durch Philosophie aufzuklären, verlohren die Bibel fast ganz aus dem Gesichte Unter Scholastik (Schulwissenschaft) wird vielfach lediglich die Theologie und Philosophie des Mittelalters verstanden, streng genommen meint sie jedoch eher eine Denkform, die im Mittelalter jedwede Wissenschaft umfasst und sich als solche auch später (s.u.) findet. Als Grund für die Herausbildung der mittelalterlichen Scholastik ist der immense Rationalitätsschub im 12. Jh. anzuführen (vgl. II § 115). Wie die Sentenzenwerke, insbesondere das des Petrus Lombardus (vgl. II § 115), zeigen, nahm die lehrbuchartige Aufbereitung theologischer Themen zu. Die Tendenz, über die Bibel hinaus autoritative philosophische Texte (Augustin, Aristoteles etc.) für die ausholende Klärung von theologischen Sachfragen heranzuziehen, schlägt sich in spezifischen literarischen Formen wie Kommentaren oder Summen, am bekanntesten die des Thomas von Aquin (vgl. II § 115), nieder. Insgesamt ist die Scholastik, deren wichtigste Phase zwischen 1250 und 1350 anzusetzen ist, in sehr hohem Maße von formalen Betrachtungsweisen geprägt und aus diesem Grund später nicht selten negativ konnotiert. Paulizianer Die erstmals im 7. Jh. im armenischen Raum auftretenden und bald über ganz Kleinasien verbreiteten Paulizianer (Paulikianer) waren eine dualistische Glaubensgemeinschaft, die immer wieder mit der Gnosis, dem Manichäismus (vgl. II § 113) oder Marcion von Sinope (gest. vor 160) in Verbindung gebracht wurde. Im Neuen Testament bezogen sie sich v.a. auf Paulus (im 18. Jh. wurde aus der Hochschätzung des Apostels auch der Name abgeleitet); das Alte Testament wurde, wie etwa auch die Bilder- und Kreuzesverehrung und die bestehende kirchliche Hierarchie, abgelehnt. Während der Zeit des Ikonoklasmus im byzantinischen Reich (vgl. II § 83) wohl noch toleriert, wanderten am Ende des 9. Jh.s zahlreiche Paulizianer nach Syrien, Süditalien und auf den Balkan aus. Vor ihrem Verschwinden ab dem 11. Jh. scheinen sie auf dem Balkan die Bogomilen und über diese die Katharer beeinflusst zu haben. Katharer Die Katharer oder auch die Reinen (griech. καθαρός ) sind eine ab dem 11. Jh. nachzuweisende, v.a. in Südfrankreich (vgl. II § 113), dann aber auch in Italien und Deutschland verbreitete dualistische Glaubensgemeinschaft mit eigener Kirchenorganisation, die ebenfalls mit der Gnosis und dem Manichäismus (vgl. II § 113) in Verbindung gebracht wurde und wie die Waldenser im Kontext der Laien- und Armutsbewegung zu sehen ist. Äußeres Kennzeichen war eine zumindest in Teilen (die sog. perfecti bzw. perfectae ) streng asketische Lebensführung und ein durch das Gebet bestimmter Tagesablauf. Nach dem in mehreren Phasen geführten Albingenserkreuzzug (1209–1229) waren die Katharer zwar grundsätzlich militärisch besiegt, verschwanden jedoch erst im 14. Jh. endgültig. Waldenser Die auf den zu einem Leben in Armut bekehrten Lyoner Kaufmann (Petrus) Valdes (gest. vor 1218) zurückgehenden und bis heute existierenden Waldenser (das 18. Jh. kennt jedoch über zwanzig weitere Bezeichnungen) wurden auf dem Konzil von Verona (1184) erstmals als Häretiker verurteilt und seitdem immer wieder teils massiv verfolgt. Nach ihrer Vertreibung aus Lyon breiteten sich die auch als Arme von Lyon bekannten Anhänger Valdes', die ein asketisches Leben anstrebten und im Gegensatz zu den Katharern an den Lehren der römischen Kirche festhielten, sich dann jedoch zunehmend von allem distanzierten, was ihrer Meinung nach nicht im Evangelium begründet war, von Südfrankreich u.a. nach Norditalien aus. Dort wurden sie auch als Lombardische Arme bezeichnet. Die weitere Ausbreitung in Europa (u.a. in den deutschsprachigen Raum) verlief regional unterschiedlich, und auch die Anschauungen der einzelnen Gruppen konnten durchaus voneinander abweichen. Gemeinsames Kennzeichen blieb jedoch ein intensiver biblizistischer Schriftbezug. Auferstehung der Wissenschaften seit dem 15ten Jahrhundert Gemeint ist der die Antike wiederbelebende Renaissance-Humanismus im Allgemeinen und der Bibelhumanismus – zu nennen sind etwa Melanchthon und Erasmus von Rotterdam, aber auch Hebraisten wie Johannes Reuchlin (1455–1522) – im Besonderen. gereinigtern Kirchen […] menschliche Grübeley zunahm Nachdem die Lehre der gereinigteren, d.h. reformatorischen, Kirchen festgelegt war und im Vergleich zu den mittelalterlichen Summen dem Umfang nach massiv reduziert werden konnte (vgl. v.a. Melanchthons Loci Communes [1521]), ging man in der Orthodoxie des ausgehenden 16. Jh.s dazu über, diese Lehre methodisch und systematisch zu entfalten. Die Darstellungen führender orthodoxer lutherischer Theologen wie Johann Gerhards (1582–1637) neunbändige Loci theologici (1610–1622) und Abraham Calovs (1612–1686) unvollständiges zwölfbändiges Systema locorum theologicorum (1655–1677) wurden so wieder kleinteiliger und nahmen dem Umfang nach zu. Bisweilen wird dieses Phänomen als protestantische Scholastik (s.o.) bezeichnet. einige trefliche Sprachkundige, gegen die Mitte des 17ten, die richtige Art der Bibelerklärung Zu den Vorreitern einer freieren Exegese, die die biblische Überlieferung im 17. Jh. philologisch und historisch, d.h. im Wesentlichen wie jede antike Quelle, erschlossen, gehören der reformierte Theologe Hugo Grotius (vgl. I § 207 c) sowie der Katholik Richard Simon (1638–1712). Während die freiere Bibelauslegung im protestantischen Bereich nach und nach zur Durchsetzung kam (Clericus, Turrettini, Wettstein u.a.), fand der mit Richard Simon im katholischen Bereich auf den Weg gebrachte historisch-kritische Ansatz keine Verbreitung. V.a. in Gestalt Marie-Joseph Lagranges (1855–1938) änderte sich dies erst gegen Ende des 19. Jh.s, Theologen wie etwa Johann Leonhard Hug (vgl. II § 34 c) waren zuvor eher die Ausnahme geblieben. gegen das Ende desselben, die hallische Theologen mit ihren Schülern, Liebe zur Bibel durch ihr Beyspiel empfahlen Gemeint ist die Behandlung der Bibel innerhalb des maßgeblich von August Hermann Francke (1663–1727) geprägten halleschen Pietismus (vgl. II § 98) und seiner auf Philipp Jakob Spener zurückgehenden Collegia biblica (vgl. II § 63 c). Durch die Beschränkung auf Halle bleibt eine Autorität wie Johann Albrecht Bengel an dieser Stelle unberücksichtigt (vgl. II § 35 c). Eifer, die Bibel zu forschen, und die exegetische Theologie nach allen ihren Theilen zu bearbeiten, stieg sichtbar seit der Mitte des 18ten Jahrhunderts Am Ende des in diesem Paragraphen gebotenen exegesegeschichtlichen Abrisses stehen Theologen wie Johann Salomo Semler (vgl. II § 104), Johann David Michaelis (vgl. I § 157), Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) (vgl. II § 34 bzw. II § 34 c) oder Johann August Ernesti (vgl. I § 136), die allesamt zu den Bahnbrechern einer kritischen Exegese und bedeutendsten Vertretern der Aufklärungstheologie zu rechnen sind und mit ihren Arbeiten in der Anweisung immer wieder angeführt werden. 20 307 . Der bisher empfohlne empfohlene angelegentliche und eigne eigene Fleiß Fleiß ist um so nöthiger, je mannichfaltiger die Kenntnisse und Beschäftigungen sind, welche erfordert werden, um die heilige Schrift recht verstehen und brauchen gebrauchen zu lernen, und je mit mit je mehrern Schwierigkeiten man dabey dabei zu kämpfen hat. – Bey Bei allen den Wissenschaften, wo es auf vielerley vielerlei und ausgebreitete Kenntnisse ankommt, wo der Fleiß sehr ins Kleine gehen muß, und wo Vieles vieles Manches sogar auf einem sichern Gefühl beruht, das erst durch lange Uebung erworben oder befestigt wird, ist es gar nicht zu verwundern, daß der Unwissende oder Anfänger sie sich leichter vorstellt, als sie sind, sind und als er sie hinterher findet. Wenn man auch weiß, daß zu einer Wissenschaft viel gehöre, daß man dies dieß eben nur lernen , nicht selbst erfinden, oder nur als dann alsdenn erfinden könne, wo man erst Vieles vieles vorher von Andern abgelernt und gesammlet gesammelt hat – wie dieses der Fall bey bei allen historischen Wissenschaften ist –: ist: – da verläßt man sich gar zu leicht auf Andrer Anderer Vorarbeit Vorarbeit, forscht nicht selbst nach, und beruhigt sich ohne Prüfung Prüfung bey bei dem, was man vorfindet. Dieses sind wohl einige Hauptursachen, die das Vorurtheil erzeugen, als wenn bey bei dem exegetischen Studium wenig von uns selbst zu thun, oder alles Alles leicht zu er lernen sey sei , so wie man sich auf der andern Seite die Schwierigkeiten oft zu groß vorstellt, wenn und weil man so viele auswärtige nöthige subsidiarische Kenntnisse bey bei sich vermißt, oder nicht weiß, wo man sie hernehmen soll. 21 308 . Bey Bei der heiligen Schrift kommen noch manche besondre besondere Umstände dazu, welche das Vorurtheil verstärken, daß, sie zu verstehen, so gar schwer nicht seyn könne. Man hat sie von Jugend auf gelesen, gelesen und erläutern gehört, und glaubt, weil uns ihre Geschichte Geschichten und Lehren, den Worten und Sachen nach, geläufig sind, so wäre sie uns auch verständlich genug. Man hat selbst gehört, daß unsre unsere Theologen gegen die römische Kirche die Deutlichkeit Deutlichkeit Deutlichkeit der heiligen Schrift, als eine Unterscheidungslehre Unterscheidungslehre, vertheidigen und beweisen. Wie sollten auch, denkt man, Bücher schwer zu verstehn verstehen , die Aechtheit Echtheit derselben nicht ausgemacht seyn, worin Gott seinen Willen für jedermann, selbst deutlicher als durch die Natur, geoffenbart hat? Man man dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich uns darin darstellt, mit Einfalt und Lernbegierde lesen, und Gott um Erleuchtung bitten. Wenn man denn auch in einzelnen einzeln Stellen nicht gerade den eigentlichen Sinn treffe: treffe, so stoße stosse man doch gewiß auf Wahrheiten Wahrheiten, die zu unsrer unserer Erbauung Er bauung dienten. Und wo uns irgend Schwierigkeiten aufstießen aufstiessen, aufstießen: über welches Buch in der Welt sey sei mehr geschrieben, mehr gedacht, mehr Nutzbares schon ausgezogen, ausgezogen und ausser außer Zweifel gesetzt worden? Nach so vielen und zum Theil vortreflichen vortrefflichen Arbeiten könne schwerlich noch etwas unserm eignen eigenen Fleiß überlaßen überlassen seyn. Deutlichkeit der heiligen Schrift, als eine Unterscheidungslehre Im Hintergrund steht die von Luther in De servo arbitrio (1525) formulierte Grundannahme von der claritas ( externa bzw. interna ) scripturae (vgl. WA 18 [1908], [551] 600–787, 606–609). Diese wurde in der Folgezeit ausgebaut und gehört als Lehre von der Klarheit ( claritas bzw. perspicuitas ) der Schrift im Rahmen der sog. affectiones scripturae primariae zum festen Bestand der altprotestantischen Dogmatik. Dagegen bleibt die Schrift nach katholischer Auffassung ohne kirchliches Lehramt dunkel und für Laien unverständlich. Man dürfe sich nur an den ersten einfältigsten Sinn halten, der sich uns darin darstellt Vgl. II § 70; II § 143. 22 309 . Geräth aber, auf der andern Seite, jemand über die verschiedenen Folgen und Lehren, die aus der heiligen Schrift gezogen seyn sollen, und welche bey bei verschiedenen Parteyen Partheyen Parteien und Menschen einander so sehr widersprechen; merkt er die Abweichungen der Ausleger Ausleger von einander, und wird verlegen, was er unter so verschiedenen Erklärungen als das Wahre wählen soll; befriedigen sie oder ihre Gründe ihn nicht; fällt er selbst auf einen Sinn, der ihm einleuchtend scheint, den er aber zu beweisen nicht genug Kenntnisse hat; oder ist er zu ängstlich, um seinen eigenen Einsichten zu trauen, um einen Sinn annehmlich zu finden, der von herrschenden Erklärungen abgeht, oder gegen Meinungen anzustoßen anzustossen scheint, die er für wahre Religionslehren Religionslehren hält; oder zu gewissenhaft in göttlichen Dingen, als daß er mit einem Sinn, der sich hören läßt, ohne überzeugende Beweise zufrieden seyn sollte; oder hat jemand auf Schulen durch eine schlechte und ihm durch manche Nebenumstände Nebenumstände verleidete Erklärungsart der Bibel oder alter Schriftsteller, einen Widerwillen gegen alle Auslegung gefaßt, gefaßt; oder er ist ist er zu sehr versäumt, als daß er hoffen glauben sollte, das viele Versäumte noch nachholen zu können, können; und hat er nach und nach mehr Geschmack an sogenannten Realkenntnisse Realkenntnissen bekommen, und sich an solche gewöhnt; oder hält er die diese für weit wichtiger, als daß er die darauf zu verwendende Zeit noch sogenannten Wortkenntnisse Wortkenntnissen und Beschäftigungen des Gedächtnisses aufopfern sollte; und wird er vollends in seinem Eckel Ekel dagegen und in dem Wahn von ihrer Entbehrlichkeit durch Andre Andere bestärkt, die ihm Sprache Sprachen , Bibel Bibel und die Geschichte in derselben verächtlich machen, seinen Stolz auf die Fähigkeit Fähigkeit, selbst zu denken denken, nähren, oder ihn bereden, daß das Wesentliche der Bibel in sehr Wenigem bestehe, bestehe und schon ganz aufs Reine gebracht sey sei : so ist es sehr begreiflich, wie leicht er dadurch und durch das Gefühl der mancherley Schwierigkeiten, mancherlei Schwierigkeiten dahin gebracht werden könne, das Studium der Bibel selbst, oder doch eignen eigenen , ausharrenden Fleiß, ganz aufzugeben. 23 310 . Beyden Beiden Vorurtheilen entgegen zu arbeiten, und auf der einen Seite die Trägheit, auf der anderen andern Muthlosigkeit zu verhüten, ist es sehr noth wendig, sich frühzeitig theils den großen grossen Umfang und die Nutzbarkeit Nutzbarkeit der bey dem für das Studium der Bibel nöthigen Kenntnisse, theils die Mittel bekannt zu machen, wie man die Schwierigkeiten dabey dabei sie heben, erleichtern, und sich eine Fertigkeit erwerben könne, die heilige Schrift und ihren Sinn gründlich zu erforschen. Den Werth der Bibel vorausgesetzt, kan kann man sie anders nicht benutzen, als wenn und sofern man überzeugt ist, daß, was man daraus zieht, wirklich darin enthalten sey sei . Diese Ueberzeugung erfordert, wie bey bei jedem Gesetz oder jeder Urkunde, daraus man etwas lernen will, zweyerley zweierlei : erstlich , daß man mit Ueberzeugung Ueberzeugung wisse, was man zur heiligen Schrift rechne, sey sei wirklich, wenigstens im Wesentlichen, dasselbe, was die Verfasser niedergeschrieben haben; hernach , daß man den Sinn gefunden, und Grund angeben könne, daß und warum der Sinn, den wir gefunden haben, der einzige wahre, oder doch wahrscheinlichste sey sei . Der Inbegriff Inbegrif der Kenntnisse, die welche die Aechtheit Echtheit der biblischen Bücher und des biblischen Textes betreffen, ist die biblische Kritik Kritik (Critica sacra), so wie der Inbegriff Inbegrif dererjenigen, welche die Auslegung desselben angehn angehen , die eigentliche Exegetik Exegetik . Bey beyden Anm. Bei beiden Wissenschaften soll im Folgenden zugleich von ihrem Umfang, ihrer Nothwendigkeit, Schwierigkeit, und Mitteln den Mitteln, diese sie zu heben, oder gründliche Kenntnisse und Fertigkeiten darin zu erlangen, überhaupt gehandelt werden. Dadurch werden die Vorurtheile von dem zu Leichten oder zu Schweren bey bei dem biblischen Studium von selbst wegfallen, daß sie dann keiner besondern weitern Widerlegung bedürfen. 24 311 . So sehr diese die Kritik Kritik von jeher je her der Verachtung und noch mehr der Verleumdung der Unwissenden ausgesetzt gewesen ist, die solche alle kritische Versuche selbst oft wohl gar für Anfälle auf Gottes Wort angesehen haben, ohne zu bedenken, daß biblische Kritik nur eine Revision des auf uns gekommnen geschriebnen gekommenen geschriebenen oder gedruckten Textes Textes der Bibel Bibel , nicht der Bibel selbst, ist: so ist sie doch nicht nur eine unschuldige unschädliche , sondern sogar auch nothwendige Wissenschaft. Soll 1) eine Lehre oder Begebenheit aus einem Zeugniß der heiligen heil. Schrift dargethan, oder eine Redensart als schriftmäßig gerechtfertigt werden, werden (wie bey bei 1 Joh. 5, 7. oder 1 Tim. 3, 16. bey bei Joh. 7, 53.–8, 11. und bey bei Apostelgesch. 20, 28 ): so muß bewiesen werden können, daß das Buch, die Stelle und der Ausdruck ächt sey echt sei , die man als ein Zeugniß anführt ( Th. 1. §. 74 ), 74. ); und so bodenlos sonst der Beweis seyn würde, so vergeblich wäre die Erklärung einer Stelle oder eines Ausdrucks, um einen Schluß daraus zu ziehen, ehe noch ausgemacht wäre, daß sie von den heiligen Schriftstellern selbst herrührten, und sich daraus etwas, als von ihnen gesagt, ziehen ließe liesse . 25 312 . Sehr oft werden 2) gewisse Bücher, Stellen und Lesearten Lesearten der Bibel Bibel bestritten, und müssen, wenn sie können, gerechtfertiget werden; es gerechtfertigt werden. Es ist auch unwidersprechlich, daß von jeher je her an der Aechtheit Echtheit einiger Bücher gezweifelt worden, und der Text in verschiednen verschiedenen Handschriften, Uebersetzungen und Anführungen, mit vieler Verschiedenheit durch Nachläßigkeit Nachlässigkeit oder willkührliche willkürliche Aen derungen, zu uns gekommen ist. Anders als nach sichern Regeln und Gründen kan kann doch jene Rechtfertigung nicht geführet, willkührliche geführt, willkürliche Aenderung können anders nicht entdeckt und abgelehnt, und überhaupt keine Fehler in diesem Text anders klar gemacht werden. Und ist es eben so unverantwortlich, etwas zu der heil. Schrift hinzu, als davon zu thun, etwas Unächtes Unechtes gelten zu laßen lassen , als etwas Aechtes Echtes zu verwerfen: so bleibt bleibet schlechterdings kein anderes Mittel Mittel, sich gegen diese zwey beiden Abwege zu verwahren, als kritische Untersuchung. Anm. Es ist also widersinnig, zu behaupten, durch die Kritik Kritik würde die heilige Schrift dem Willkühr der Willkür und dem Muthwillen der Menschen Preis gegeben; da eben die Kritik das Mittel ist, um zu entdecken, ob hiebey hierbei etwas willkührlich willkürlich und widerrechtlich geschehen sey sei oder nicht, und um diesem zu steuern, oder es zu Schanden zu machen. 26 313 . Selbst 3) von den Vorwürfen der erlittnen erlittenen Verfälschung Verfälschung, die man so oft der heiligen Schrift gemacht, und dadurch ihr Ansehen zu schwächen gesucht hat, kan kann sie auf keine andere Art befreyet befreiet werden. Wer der wahren Kritik Kritik kundig ist, erschrickt für vor allen solchen Beschuldigungen nicht. Er findet sie, nach angestellter Untersuchung, entweder gegründet oder nicht; verlangt, in jenem Fall, das nicht zu vertheidigen, was nicht zu den heiligen Büchern gehört, und schneidet so die Ge legenheit ab, das Ansehn Ansehen der Bibel zu erschüttern; weiß hingegen, in dem andern Fall Falle , zu zeigen, wie sehr dergleichen Angriffe auf Unwissenheit oder falschen Schlüssen beruhen. Wer aber bey bei diesen Vorwürfen von Verfälschung ängstlich thut, und seine Furcht für vor Gefahr verräth, die der Bibel bevorstehe, bestätigt die Gegner in ihrem Verdacht; er Verdacht. Er könnte es ja sonst nur der ruhigen Untersuchung überlaßen überlassen . 27 314 . Zu besorgen ist auch nicht, daß 4) durch kritische Untersuchungen die Bibel Bibel ungewiß und zweifelhaft gemacht werde, und manches trefliche treffliche Zeugniß aus derselben wegfalle. So lange nichts untersucht wird, kan kann Zweifel und Verdacht nie gehoben werden; die bloße blosse Entdeckung der Verschiedenheit aber, aber macht so wenig die Bücher und ihren Text zweifelhaft, als die Verschiedenheit der Erklärungen einer Stelle den Sinn ungewiß macht; Gründe müssen in beyden beiden Fällen zeigen, auf welcher Seite die Wahrheit Wahrheit sey sei . Wenn diese die Aechtheit Echtheit eines Buchs, einer Stelle oder Leseart Leseart darthun, so bleibt ihr Zeugniß erhalten; beweisen sie hingegen, sie sey untergeschoben: sei untergeschoben, so verlieren wir weiter nichts als einen falschen Beweis, durch den die Wahrheit nie gewinnt, sondern unwiderleglichen Angriffen ausgesetzt wird; wird: und darüber sich beschweren, was wäre das anders, als mit Gott rechten, daß er uns nicht mehr Bücher und Beweise für eine Wahrheit gegeben habe? – Kurz, alle Klagen und Besorgnisse bey bei der Kritik selbst – nicht bey bei ihrem Mißbrauch, den eben sichre sichere Regeln und Gründe verhüten müssen – beruhen entweder auf Unwissenheit, wenn man Verschiedenheit in den Meinungen und Zeugnissen, die Bücher und den Text der Bibel betreffend, ableugnet abläugnet , oder keine kritischen Grundsätze und Entdeckungen gelten laßen lassen will, oder , oder bei bey aller Einbildung von Liebe und Eifer für die Bibel, auf Gleichgültigkeit gegen sie; wodurch man nicht nur selbst die ihr schuldige Untersuchung vernachlässigt vernachläßigt , sondern auch die Arbeiten andrer Anderer , die mehr Kenntnisse und besseren beßren Willen haben, unbenutzt läßt, oder sie gar abschreckt, sie an unsrer unserer Stelle zu unternehmen. Anm. Erasmus, Desiderius Erasmi Apologia und dessen Capita argumentorum contra morosos quosdam ac indoctos, vor der 2ten Ausgabe seines griechischen neuen Testamentes (1519) Testaments (1519.) , und in dessen folgenden Ausgaben, nebst verschiednen verschiedenen seiner Apologien Apologieen im 9ten Bande seiner Werke nach Clericus, s. Le Clerc, Jean Le Clerc, Jean le Clerc Clerc's Ausgabe; Bentley, Richard Rich. Bentley Anmerkungen über das Buch: Freyheit Freiheit zu denken, nach der deutschen Uebersetzung, Halle 1745 in 1745. 8. S. 200 f. f ; und in bündigster Kürze die Griesbach, Johann Jakob Griesbachische Vorrede zum zweyten zweiten Bande seiner Ausgabe des neuen Testaments, sind sehr dienlich, um gleich im Anfang diese Vorurtheile niederzuschlagen. Rich. Bentley Anmerkungen […] S. 200 f. Richard Bentleys (unter dem Pseudonym Phileleutherus Lipsiensis veröffentlichte) Remarks upon a late Discourse of Free-Thinking (1713) wurden mehrfach aufgelegt ( 8 1743) und übersetzt. Die deutsche Übersetzung Richard Bentleys […] Anmerckungen über das Buch Freyheit zu dencken (1745) besorgte der hallesche Theologe Friedrich Eberhard Rambach (1708–1775). Die hier angeführte zwey und dreißigste Anmerckung (aaO 200–263) behandelt John Mills Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 35) und verteidigt trotz der in dieser Edition festgestellten etwa 30.000 Textvarianten die prinzipielle Glaubwürdigkeit der neutestamentlichen Überlieferung. Griesbachische Vorrede zum zweyten Bande seiner Ausgabe des neuen Testaments Der während des Studiums in Halle u.a. von Semler und Nösselt und in Leipzig von Ernesti beeinflusste Johann Jakob Griesbach (1745–1812) wurde 1773 außerordentlicher Professor der Theologie in Halle, wechselte dann jedoch als Ordinarius nach Jena und prägte die dortige Universität maßgeblich. Griesbach zählt zu den führenden Textkritikern des 18. Jh.s und ist für seine Ausgabe des Neuen Testaments (vgl. II § 34) bekannt. Nach ihm benannt ist die Griesbach-Hypothese, nach der das Lukas- vom Matthäusevangelium abhängig ist und das Markusevangelium eine Kurzfassung beider darstellt. Ein bedeutendes neologisches Werk (vgl. BdN III) ist seine Anleitung zum Studium der populären Dogmatik (1779; 4 1789). 28 315 . Und diesen Fleiß in der biblischen Kritik Kritik sollte man um so weniger schwächen niederschlagen , da diese Kri tik ein überaus schweres Studium ist, und nur äusserst äußerst Wenige wenige wahren Beruf dazu haben. Zuerst hält es schon sehr schwer, die beyden beiden Abwege hiebey hierbei , Aengstlichkeit und Verwegenheit, zu vermeiden; der vermeiden. Der Kranke befindet sich gleich übel dabey dabei , wenn der Arzt alles Alles , und wenn er nichts wagt, nach gar keinen festen Grundsätzen verfährt, oder auch nicht einmal nach solchen etwas unternimmt. Auch der aufgeklärtester aufgeklärteste Mann, wenn er gewissenhaft ist, rührt das ungern an, was einmal das, das – gegründete oder ungegründete, ungegründete – Vorurtheil des Göttlichen oder auch nur durch das Alterthum Geheiligten vor sich hat; und wer einmal einzureissen einzureißen anfängt, reißt , wenn er im Reissen ist, oft auch das Gute und Haltbare mit ab, und braucht, verleitet vom Gefühl seiner Kraft, nur zu oft gewaltsame und verzweifelte Mittel. Wahrer Muth und wahre Bescheidenheit Bescheidenheit sind gleich selten. 29 316 . Wenn aber auch jemand hiebey Doch selbst der, welcher hierbei mit der größesten größten Vorsicht und Entschlossenheit, also mit wahrer Gewissenhaftigkeit, verführe: so verfährt, wird er doch bey bei der Unternehmung selbst selbst, ausnehmende Schwierigkeiten finden, sowohl in Wegräumung der Hindernisse, welche die Unwissenheit, Vorurtheile und Irrthümer in diesem Fach gelegt haben in den Weg legen , als in Aufführung des Bessern. Denn erstlich müßte bedarf man sichre sicherer Regeln Regeln haben , wonach man verführe – und zu verfahren hat; – diese aber setzen sichre Kenntnisse Kenntnisse sichere Kenntnisse , von den Büchern und deren Text sowohl, sowohl als von den Hülfsmitteln, voraus, die man zur Berich tigung des Streitigen nöthig hat unentbehrlich sind . – Wäre beydes Beides denn auch sichrer sicherer als es meistens nicht in den meisten Fällen ist, so würden sich in der Anwendung Anwendung der Grundsätze noch immer neue Schwierigkeiten zeigen. 30 317 . Wie viel einigermaßen einigermassen wenig Sicheres wissen wir 1) von den vorläufigen Kenntnissen ? von Von der Geschichte der biblischen Bücher, der Sammlung ihrer Theile, Theile ( z. B. der Psalmen, der einzelnen einzeln Weissagungen in den Propheten etc. etc. ) und der Sammlung dieser Bücher in ein Ganzes? von der Geschichte ihres Textes, und der oft so unerklärlichen Art, wie die Verschiedenheit des Textes in den Quellen entstanden ist? von der Geschichte der Handschriften Handschriften und der al ten Uebersetzungen Uebersetzungen, des Textes in beyden beiden und dessen Veränderungen? von der Fähigkeit, den Hülfsmitteln und der Treue, welche diejenigen hatten oder bewiesen, die uns Stücke dieses Textes in ihren Büchern aufbehalten haben? selbst von der Geschichte der Ausgaben, und der Art des Verfahrens dabey dabei ? Wie vieler feinen historischen, literarischen litterarischen und philologischen Kenntnisse und Bemerkungen bedarf es, um nur erst einiges Land zu gewinnen, gewinnen; und wie wenig ist das, was wir hier mit einiger Sicherheit kennen, gegen das, was wir noch erst entdecken sollten müßten , um die hiebey vorkommende hierbei vorkommenden Lücken auszufüllen, und alle Schwierigkeiten befriedigend zu beantworten. beantworten! Anm. Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, wer der nicht bey bei Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat. Die wunderbaren Erscheinungen in der alexandrinischen Uebersetzung des A. Test. und in griechisch-lateinischen Handschriften des neuen, können hier zu einigen Beyspielen dienen, Beispielen dienen; und wer die kritische Literatur kennt, wie sie sich ohngefehr ungefähr seit den nächsten dreyßig zwanzig letzten dreißig Jahren gebildet hat, kan einigermaßen einigermassen kann einigermaaßen sehen, wie viel sich in diesem noch so unbekannten Lande, durch Aufsuchung bisher verborgen gewesener Hülfsmittel und durch regelmäßigen Fleiß, Fleiß entdecken laße lasse , und noch zu entdecken übrig sey sei . Traurig ists nur immer, daß, wenn man einigen Schutt Schutt weggeräumt hat, um diese verborgnen verborgenen Schätze zu entdecken, so manche unberufne unberufene Arbeiter wieder neuen Schutt aufhäufen, und, unter Vorspiegelung einer höhern Kritik, die guten Gänge zuwerfen, um andre andere zu graben, die statt des Erzes nur Kolen Kohlen enthalten. {Was würde der selige Verfasser erst gesagt haben, wenn er erlebt hätte, wie wenig zuletzt diese sogenannte höhere Kritik Kritik noch als echt an den biblischen, besonders den Schriften des neuen Testaments, möchte gelten lassen! A. d. H. } Was hier und in dem Folgenden gesagt ist, fühlt schwerlich jemand, wer nicht bey Untersuchungen dieser Art hergekommen ist, und selbst Versuche gemacht hat In seiner Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) betont Niemeyer, dass Nösselt nicht zuletzt aufgrund seiner exegetischen Arbeiten zu den führenden Theologen seiner Zeit gezählt werde (aaO I 252), dass auf dem Gebiet der Exegese nichts Großes oder Kleines geschehen sei, was Nösselts Aufmerksamkeit entgangen wäre (vgl. aaO I 156), und weiß von Nösselts Plan, eine eigene Ausgabe des Neuen Testaments zu besorgen (vgl. aaO I 157). Dass die exegetische Theologie zu Nösselts Interessenschwerpunkten gehörte, wird auch an der relativen Häufigkeit seiner diesbezüglichen Vorlesungen deutlich. 31 318 . Nach diesen großentheils grossentheils noch so unvollständigen Kenntnissen Kenntnissen, können 2) schwerlich Grundsätze Grundsätze entworfen werden, die allgemein denen man eine absolute Allgemeinheit und sicher genug wären Sicherheit zuschreiben könnte . Wenn es nicht schon gewissermaßen gewissermassen die meisten bisherigen Versuche solcher Regeln bewiesen, die entweder auf ganz falsche Einbildungen gegründet sind *) , sind, 1 ) oder sich durch ihre Unbestimmtheit selbst zerstören **) : zerstören: 2 ) so müßte es die Natur der Sache selbst lehren. Manche Regeln Regeln sind noch viel zu früh; weil uns die Geschichte der Quellen oder Zeugen fehlt, wonach man erst ihr Ansehn Ansehen beurtheilen könnte, und weil das Ansehen dieser Zeugen meistens erst durch fleißige Untersuchung der Art ihres Textes, und durch sorgfältige Zusammenhaltung desselben mit dem Text anderer Handschriften Handschriften, Uebersetzungen u. s. w. erkannt werden kan †) . kann. 3 ) Wo man es aber auch so weit gebracht hat, daß man den Werth gewisser Handschriften u. s. w. kennt: so können ja die Regeln, theils , wenn sie allgemeine Regeln seyn sollen, nur erst nach Vergleichung mehrerer solchen solcher Handschriften etc. etc. unter einander und mit andern Quellen gemacht, mit einem Einem Wort, nur aus mehrern uns gleich gut bekannten Quellen zusammen, abgezogen werden, ††) werden; 4 ) theils , zeigen sich dabey dabei so viele einander entgegenlaufende Erscheinungen, die für und wider einen angenommenen Grundsatz streiten, daß sich etwas ganz Allgemeines, ohne viele feinere Bestimmungen, nicht festsetzen läßt. †††) 5 ) *) 1) Z. B. die Regeln: welche Leseart Leseart die meisten Zeugnisse vor sich hat, ist die beste; beste; – die lateinischen Lesearten sind der Verfälschung verdächtig u. d. gl. **) 2) Z. B. wenn alles Alles gleich ist , ist die ältere Leseart der neuern vorzuziehen; die schwierigere oder ungewöhnlichere Leseart ist ächter echter als die leichtere etc. etc. †) 3) So ist das allerdings gewiß, was ehedem niemand sahe sah , daß es verschiedne verschiedene sogenannte Recensionen Recensionen oder Arten des Textes im neuen Testament giebt, und daß unter diesen eine alexandrinische ist; aber welche Handschriften, Uebersetzungen und dergleichen diese Recension enthalten, kan kann man zum Theil wohl aus äusserlichen äußerlichen Umständen, z. B. dem Texte, wie er bey bei ägyptischen Kirchenvätern Kirchvätern , in der koptischen Version etc. etc. vorkommt, schließen schliessen , noch weit mehr aber aus Vergleichung solcher Lesearten, die gewisse Handschriften vor andern auszeichnen. Und doch hält es wieder schwer, den allgemeinen Charakter dieser Recension zu bestimmen, da manche Handschriften in einigen Büchern dieser diese , in andern einer andern folgen, wie z. B. die sogenannte alexandrinische in den Briefen Paulus Pauli , nicht so in den Evangelisten; auch noch bis jetzt kein Text in irgend einer solchen Handschrift aufgefunden ist, der nicht auch Lesearten enthielte, die einer andern Recension eigen sind. ††) Und wenn 4) Wenn also nicht die Geschichte aller dieser Quellen bekannt ist, können die Regeln unmöglich richtig oder bestimmt genug werden; werden – ein Fehler, dessen sich bey bei dem hebräischen Text diejenigen eben sowohl schuldig machen, die den sogenannten masorethischen Text schlechthin verwerfen, als die, so ihn geradezu vorziehen. †††) 5) So sind es sehr gute Regeln bey den bei dem griechischen Text des neuen Testaments: Unter „Unter mehrern Lesearten ist diejenige wahrscheinlicher, die mit der sonstigen Art zu reden ebendesselben Schriftstellers am meisten übereinstimmt; ein härterer, ungriechischer Ausdruck ist weniger verdächtig, als der leichtere und sonst gewöhnlichere, und: die Leseart ist die verdächtigere, deren Ursprung aus der andern gezeigt werden kan. kann.“ Aber eben sowohl kan kann der Parallelismus zur Veränderung einer Leseart verführt haben: haben; der ungriechische Ausdruck kan kann aus einem Schreibfehler Schreibfehler solchen solcher Abschreiber herrühren, die des Griechischen unkundig waren; und die eine Leseart läßt sich bisweilen eben sowohl aus der andern, wie diese aus jener ableiten. 32 319 . Die Hauptsache kommt also 3) immer auf den selbst an, der das Aechte Echte von dem Unächten Unechten unterscheiden will, will; und selbst die sichersten Regeln Regeln helfen nichts, wo es an der geschickten und vorsichtigen Anwendung Anwendung fehlt. Fleissiges Fleißiges Nachforschen auch nach Kleinigkeiten, welche die Geschichte und den Charakter der Quellen aufklären können, viele viel feine Sprachkenntniß der Grundsprachen überhaupt und des Charakters eines biblischen Schriftstellers insbesondre insbesondere ; Vorsichtigkeit in der Vergleichung und Anwendung aller solcher Kenntnisse; und ein feines Gefühl Gefühl oder kritisches Genie Genie, das erst durch lange Uebung reif und sicher wird, müssen beysammen beisammen seyn. Denn es kommen hiebey hierbei so unendlich viele Collisionen gemachter Bemerkungen und abgezogner abgezogener Regeln vor, und diese Collisionen werden nicht einmal bemerkt, vielweniger mitbenutzt mit benutzt , wo nicht sehr viele feine Beobachtungen vorhergegangen sind, daß von der Geschicklichkeit Geschicklichkeit und Gewissenhaftigkeit Gewissenhaftigkeit des Kritiker Kritikers selbst zuletzt alles Alles abhängen muß. Selbst da, wo in allen jetzt bekannten Quellen ein sehr alter Feh ler allgemein ist – ein sehr möglicher und glaublicher Fall – könnte nur das feinere Gefühl ihn entdecken, ob es gleich, um nicht nach bloßem blossem Willkühr bloßer Willkür zu ver fahren, durch irgend einige Spur in den bekannten Quellen geleitet werden müßte. Anm. So möchte z. B. Valckenaer, Lodewijk Caspar Valkenar Valkenaer in den Adnott. crit. in loca quaedam libr. libri novi foederis, hinter Hemsterhuis, Tiberius Ti. Tib. Hemsterhusii Orationibus (Lugd. Bat. 1784. 8.) p. 365 seq. wohl recht Recht haben, daß Luc. 19, 38 statt εἰρήνη ἐν οὐρανῷ , zu lesen sey sei , εἰρ. ἐν ἀνθρώποις . Denn die gemeine Leseart hat keinen schicklichen Sinn; Sinn, die ähnliche Stelle Kap. 2, 14. erforderte ἐν ἀνθρώποις , oder etwas Aehnliches; die alexandrinische Handschrift hat οὐρανοις οὐρανοῖς , aus der Abkürzung αν οις ανοις ( ἀνθρώποις ) konnte leicht ουν οις οὐνοις ( οὐρανοῖς ) entstehen, wie Apocalyps. Apokalyps. 16, 18. wirklich geschehen ist, und dies dieß in das gewöhnlichere οὐρανῷ frühzeitig übergehen. Valkenar in den Adnott. crit. […] p. 365 seq. Der hier angeführte Band beinhaltet Reden des niederländischen Philologen Tiberius Hemsterhuis und seines Schülers Lodewijk Caspar Valckenaer (vgl. I § 90). Den Reden Valckenaers sind die Schediasma, specimen exhibens Adnotationum Criticarum in loca quaedam Librorum Sacrorum Novi Foederis (aaO 324–412) angehängt. Hier findet sich seine in der Anweisung nachfolgend wiedergegebene Auseinandersetzung der unterschiedlichen Lesarten in Lk 19,38; 2,14; Offb 16,18 (vgl. aaO 365f.). εἰρ. D.i. erneut εἰρήνη . 33 320 . Diese großen grossen Schwierigkeiten, welche mit der biblischen Kritik Kritik verknüpft sind, beweisen, daß es nicht jedem, der sich auf das gelehrte Studium der Bibel Bibel legt, zur Pflicht gemacht werden könne, sich selbst auf diese Kritik einzulaßen einzulassen ; welches aber keinesweges die Pflicht ausschließt, sich mit den nothwendigsten Kenntnisse Kenntnissen, die dazu gehören, bekannt zu machen, und das zu benutzen, was uns Kenner darin vorgearbeitet haben. Denn wer 1) gar keine Kenntniß davon hat, kan kann ja nicht beurtheilen, wie weit sie und die Uebungen in dergleichen Arbeiten ihm doch nöthig seyn möch ten, und wie weit er Fähigkeit dazu habe, habe oder erlangen könne? als woraus er erst abnehmen kan kann , ob und wie weit es für ihm ihn Pflicht sey sei , sich damit zu beschäftigen. Er kan kann 2) sonst gewisse oft sehr herrschende und scheinbare Vorurtheile nicht vermeiden, die ihm in der rechten Auslegung Auslegung sowohl als in dem Gebrauch, den er von der Bibel macht, ungemein hinderlich fallen, und auf Irrthümer führen; wovon die bekannte Streitigkeit über das Alterthum und die Avthentie Authentie der Puncte Punkte und Accente Accente im hebräischen Texte des alten Testaments, und die oben (§. 24 311 24. ) angeführten Stellen der Bibel Bibel, zum Beyspiel Beispiel dienen können. Er kan kann 3) viele Schwierigkeiten bey bei der heil. Schrift nicht überzeugend auflösen, und viele Angriffe auf dieselbe nicht widerlegen, die aus der fälschlich angenommnen Aechtheit angenommenen Echtheit gewisser Bücher, oder deren Stellen und Lesearten Lesearten, entstehen, oder hergenommen werden, noch das, was ächt echt ist, gegen ungegründete Vorwürfe oder Eingriffe vertheidigen. Und 4) selbst in die Erklärung des Sinnes der heil. Schrift hat diese Kritik so vielen Einfluß, daß oft weder der rechte, noch auch einmal ein erträglicher Sinn gefunden werden kan kann , wenn man der Kritik ganz unkundig ist. Es ist doch ein großes grosses Glück, wenn wir bey eignem bei eigenem Unvermögen uns auf Kenner und ihre Untersuchungen verlaßen verlassen können. Nur verlassen können; nur die unverzeihlichste Gleichgültigkeit kan kann solche Vorarbeiten unbenutzt laßen lassen , und nur der einfältigste Stolz kan kann sich den Trotz auf Dinge zu gut halten, die man nie gründlich untersucht hat, oder auch nur untersuchen kan kann , oder das verachten, was über unsre unsere Fähigkeiten und Begriffe ist. bekannte Streitigkeit […] im hebräischen Texte des alten Testaments Vgl. I § 165. 34 321 . Es sollte daher jeder, der, als Gelehrter, die heilige Schrift studieren will, wenigstens 1) bey bei solchen biblischen Untersuchungen eine Ausgabe des Grundtext Grundtextes zum Grunde legen, die einen mit kritischem Fleiß und Gewissenhaftigkeit behandelten Text enthält, zumal wenn die, wenigstens erheblichen erheblichsten , Lesearten Lesearten mit ihren Zeugnissen beygefügt beigefügt sind, wovon wir im neuen Testamente Testament ein vortrefliches vortreffliches Muster an der Griesbach, Johann Jakob Griesbachischen und Knapp, Georg Christian Knappischen Ausgabe haben; so wie die Doederlein, Johann Christoph Döderlein - Meisner, Johann Heinrich Meisnersche Besorgung der Ausgabe von Reineccius, Christian Reineccius dieß für das alte Testament leistet; 2) sich die besten Bücher bekannt machen, welche theils historische Kenntnisse sowohl von der Geschichte der biblischen Bücher als von den allgemeinern Ver änderungen ihres Textes und von den Quellen, woraus ihre Kenntniß geschöpft werden kan kann , theils bewährte Regeln Regeln der biblischen Kritik Kritik, oder doch geprüfte Vorschläge von dem rechten und vorsichtigen Verfahren bey bei Beurtheilung des biblischen Textes, enthalten. Noch fehlt es uns freylich zum Theil an solchen, die für den Anfänger oder den brauchbar wären, der sich auf keine tiefere Untersuchungen einlaßen einlassen kan, worin auch nur das alles gesammlet und wohl geordnet wäre, was man bis jetzt in diesem Felde entdeckt hat. Bey dem alten Testament könnte man die Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornische Einleitung ins alte Testament, Testament verglichen mit der Carpzov, Johann Gottlob Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T., bey dem neuen die Michaelis, Johann David Michaelische Einleitung, nach der 4ten 3ten Auflage, als die bis jetzt besten Handbücher, brauchen, so weit man die Angaben darin bewiesen findet. Die übrigen (in der Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinen Bücher in der Theologie §. 26 und 27. 30–32. 34 flgg. 60–64 erwähnten erwehnten ) Schriften sind mehr zum Theil schätzbare Beyträge zur Beförderung dieser Kritik. Was man in den genannten Handbüchern, zumal in Absicht auf verschiedne Lesearten des biblischen Textes, sonderlich im alten Testament, nicht findet, das müßte man von den gelehrten und vorsichtigsten Auslegern lernen, die bey Erklärung biblischer Bücher auch die wichtigsten Lesearten mit erwähnt erwehnt und geprüft haben. Anm. {Von den Untersuchungen über die Echtheit Echtheit oder Unechtheit der biblischen Bücher, findet man in den Einleitungen die beste Auskunft. Unter denen über das alte Testament, zeichnet sich die Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornsche und die kürzere Bauer, Georg Lorenz Bauersche , über das neue Testament die Michaelis, Johann David Michaelisische mit Marsh, Herbert Marsh Zusätzen, die Hänlein, Heinrich Karl Alexander Hänleinsche , daß gleiche die Eichhorn, Johann Gottfried Eichhornsche , und vorzüglich auch die Hug, Johann Leonhard Hugsche aus. Ueber die sämmtlichen biblischen Schriften verbreiten sich die Einleitungen von Bertholdt, Leonhard Berthold und De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette .} im neuen Testamente ein vortrefliches Muster an der Griesbachischen Ausgabe haben Nach den Ausgaben Mills, Bengels und Wettsteins (vgl. II § 35) stellt Johann Jakob Griesbachs Novum Testamentum Graece (1775/1777; 2 1796/1806; 3 1803/1807) den Höhepunkt der wissenschaftlichen Editionen des Neuen Testaments im 18. Jh. dar. Auch wenn der bis auf Erasmus von Rotterdam zurückgehende textus receptus bereits zuvor immer wieder in Frage gestellt wurde, gilt Griesbach als der erste, der diesen an gleich mehreren hundert Stellen abänderte. Seine Edition wurde zum Vorbild nachfolgender Ausgaben, sein Text fand im 19. Jh. weite Verbreitung und wurde letztlich erst durch die Ausgabe (1898) Eberhard Nestles (1851–1913) abgelöst. In der dritten Auflage der Anweisung ist zusätzlich das Novum Testamentum Graece (1797; 3 1824) Georg Christian Knapps (1753–1825) angeführt, der als Sohn des Pietisten und Direktors der Franckeschen Stiftungen Johann Georg Knapp (1705–1771) in Halle studiert und nach einer Stelle als Lehrer an der Waisenhausschule und einer Studienreise seit 1782 ebenda eine ordentliche theologische Professur innehatte. Zudem wurde er wenig später Kondirektor der Franckeschen Stiftungen. Gemeinsam mit Nösselt und Niemeyer gehörte Knapp – häufig als letzter Repräsentant des halleschen Pietismus bezeichnet – zu den prägenden Gestalten des theologischen Seminars. Knapps griechischer Text des Neuen Testaments war so geschätzt, dass Johann Severin Vater (1771–1826) 1824, in demselben Jahr, in dem auch die dritte Auflage der Knappschen Ausgabe erschien, auf Grundlage Griesbachs und Knapps eine eigene Handausgabe besorgte. Döderlein-Meisnersche Besorgung der Ausgabe von Reineccius Gemeint ist die ursprünglich von Christian Reineccius (1667–1752) (vgl. I § 160) besorgte und von Johann Christoph Doederlein und Johann Heinrich Meisner (1755–1813) durch die Berücksichtigung der Varianten Kennicotts und de Rossis (vgl. II § 35) verbessert herausgegebene Biblia hebraica Veteris Testamenti (1793). Eichhornische Einleitung ins alte Testament Aufgrund seiner dreibändigen Einleitung ins Alte Testament (1780–1783), die Johann David Michaelis' unvollendet gebliebene Einleitung in die göttlichen Schriften des Alten Bundes (1787) überragte und die in der vierten Auflage (1823–1824) auf fünf Bände angewachsen war, wird der bedeutende, theologisch der Neologie zuzurechnende Historiker, Orientalist und Philologe Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) nicht selten als Begründer der kritischen Einleitungswissenschaft angesprochen. In diesem Zusammenhang sei auch Eichhorns Einleitung in die apokryphischen Schriften des Alten Testaments (1795) erwähnt. Carpzovschen Introductione und Critica S. V. T. Gemeint sind die dreiteilige Introductio in libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti omnes (1714–1721; 4 1757) und die ebenfalls dreiteilige Critica sacra Veteris Testamenti (1728; 2 1748) des Leipziger Extraordinarius und späteren Lübecker Superintendenten Johann Gottlob Carpzov (1679–1767), der als Vertreter der lutherischen Orthodoxie die zunehmend in Frage gestellte Verbalinspiration des Alten Testaments verteidigte. Michaelische Einleitung, nach der 4ten Auflage Beide Bände der vierten und letzten von Johann David Michaelis besorgten Auflage der Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes stammen aus dem Jahr 1788, die in der ersten Auflage der Anweisung angeführte dritte Auflage aus dem Jahr 1777. Als Zusätze und Veränderungen der vierten Ausgabe sind die gegenüber der dritten Auflage vorgenommenen Neuerungen 1788 auch separat erschienen. Aufgrund seiner richtungsweisenden Einleitung zählt Michaelis wie sein Göttinger Nachfolger Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) (s.o.) zu den Begründern der biblischen Einleitungswissenschaft. Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie Vgl. I § 43. Eichhornsche und die kürzere Bauersche Anders als die mehrbändige Einleitung Eichhorns (s.o.) ist der für seine Vorlesungen konzipierte Entwurf einer Einleitung in die Schriften des alten Testaments (1794; 3 1806) Georg Lorenz Bauers in nur einem Band erschienen. In der Vorrede zur ersten Auflage stellt Bauer die Bedeutung der Eichhornschen Einleitung nicht nur für seinen eigenen Entwurf heraus, wehrt sich jedoch dagegen, dass man ihn für einen bloßen Epitomator halte. Exegesegeschichtlich wird Bauer immer wieder eine Eigenständigkeit gegenüber Eichhorn attestiert. Michaelisische mit Marsh Zusätzen Die vierte Auflage von Michaelis' Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes (s.o.) ist von dem späteren Bischof Herbert Marsh (1757–1839), der u.a. bei Michaelis studiert hatte, ins Englische übersetzt und mit umfangreichen Anmerkungen versehen worden (1793). Diese vielbeachteten Anmerkungen sind von Ernst Friedrich Karl Rosenmüller (1768–1835), 1817 mit der Ehrendoktorwürde der Universität Halle bedacht, unter dem Titel Herbert Marsh's Anmerkungen und Zusätze zu Joh. David Michaelis Einleitung in die Göttlichen Schriften des Neuen Bundes (1795/1803) ins Deutsche übersetzt und mit Michaelis' Korrekturen aus dessen eigenem Handexemplar angereichert worden. Hänleinsche Heinrich Karl Alexander Hänlein (1762–1829) hat sich mit seinem Handbuch der Einleitung in die Schriften des neuen Testaments (1794; 2 1801–1809) an Michaelis' maßgeblicher Einleitung (s.o.) abgearbeitet und diese formal und inhaltlich modifiziert, so dass dem Handbuch – ähnlich wie bei Bauer und Eichhorn (s.o.) – nicht selten eine grundsätzliche Eigenständigkeit zugesprochen wird. 1802 ist zudem Hänleins auf dem Handbuch fußendes Lehrbuch der Einleitung in die Schriften des neuen Testamentes für Akademien und Gymnasien erschienen. Eichhornsche Johann Gottfried Eichhorn (1752–1827) hat neben seiner bahnbrechenden Einleitung ins Alte Testament (s.o.) auch eine fünfbändige Einleitung in das Neue Testament (1804–1827) verfasst, in der etwa die bereits zuvor in Aufsatzform vertretene Urevangeliumshypothese, nach der die drei synoptischen Evangelien auf eine griechische Übersetzung eines aramäischen Urevangeliums zurückgehen, ausgeführt und begründet wird. Hugsche Die Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments (1808; 4 1847) des katholischen Theologen und Orientalisten Johann Leonhard Hug (1765–1846), in Freiburg zunächst Professor für orientalische Sprachen und Altes Testament, später auch für das Neue Testament, zeichnet sich durch konsequente Anwendung der historisch-kritischen Methode aus, wie sie in der katholischen Exegese durch Richard Simon (1638–1712) auf den Weg gebracht wurde (vgl. II § 19). Einleitungen von Berthold und de Wette Gemeint ist die eigentümlich angeordnete und nicht selten als umständlich empfundene sechsteilige Historischkritische Einleitung in sämmtliche kanonische und apokryphische Schriften des alten und neuen Testaments (1812–1819) des Erlanger Theologen Leonhard Bertholdt (1774–1822) sowie Wilhelm Martin Leberecht De Wettes Lehrbuch der historisch kritischen Einleitung in die Bibel Alten und Neuen Testaments . Der erste Teil (Altes Testament) ist 1817 ( 8 1869) erschienen, der zweite Teil (Neues Testament) erst 1826 ( 6 1860). 35 322 . Fände Findet man nun bey bei dem eigenen Studium der Bibel selbst Geschmack an kritischen kritischen Untersuchungen; fühlte fühlt man sich dazu vorzüglich aufgelegt – welches man daraus abnehmen könnte kann , wenn man, bey man bei angestellten eignen eigenen Versuchen in der Kritik Kritik sähe fühlt , daß unser sein Urtheil über Lesearten Lesearten, und die Art, wie wir dabey verfahren man dabei verfährt , mit dem Urtheil und Verfahren der besten Kenner übereinträfe; – hätte übereintrifft; – hat man Gelegenheit, Gelegenheit die hier nothwendigen Hülfsmittel Hülfsmittel und Sammlungen, (die in gedachten Stellen der eben §. 34. 321. genannten Anweisung etc. etc. angeführt sind), bey dem alten Testament wenigstens die beyden Hauptsammlungen von Kennicott, Benjamin Kennicott und De Rossi, Giovanni Bernardo de Roßi , bey dem neuen die Mill, John Millischen , Wettstein, Johann Jakob Wetsteinischen Wettsteinischen , Griesbach, Johann Jakob Griesbachischen , auch des Letztern letztern Symbolas criticas ( Tom. prior. Halae 1785. 8.), nebst den alten Uebersetzun gen des A. und N. T. Test. mit genugsamer Kenntniß ihrer Sprache, Sammlungen zu brauchen gebrauchen ; und würde wird man durch dergleichen Untersuchungen nicht von wichtigern, weit näher zu unserm zum Beruf gehörigen, gehörigen Beschäftigungen abgehalten: so könnte mag man sich schon auf nähere Untersuchungen in diesem Fach legen, und man wird, wo alle genannte Voraussetzungen da sind, aus der bisherigen Aufmerksamkeit auf die besten Kritiker dieser Art und aus eigner Beobachtung hinlänglich finden, was bey diesem weitern Fleiß zu thun sey. diesem Studium auch recht eigentlich hingeben und auf der Bahn der glücklichsten Vorgänger fortschreiten. Anm. 1. Wer schon , auch mit kritischem Auge, Auge die Werke der alten griechischen griechischen und lateinischen Schriftsteller lateinischen Schriftsteller gelesen hat, wird viel zuverläßiger zuverlässiger urtheilen können, ob er auch Beruf Beruf auch zur Kritik des biblischen Textes habe; nur versteht sichs sich's , daß er bey bei der letztern sich vorher mit der eigenthümlichen Sprache Sprache desselben, die von jener jenem sehr abgeht, und zum Theil auch andre andere kritische Regeln erfordert, und mit der Geschichte der Bücher und des Textes wohl bekannt gemacht haben müsse. Je schwerer die biblische Kritik ist, und je wichtiger der Inhalt der Bibel, desto weniger sollte man sich an jene wagen, wenn man nicht dazu schon durch das kritische Lesen der sogenannten Profanscribenten Profanscribenten Profanskribenten wäre gebildet worden. Anm. 2. Für allgemeine Kritik, ohne besondere Rücksicht auf die biblische, bleibt Clericus, s. Le Clerc, Jean Le Clerc, Jean Clerici ars critica ein schätzbares Werk. Die biblische (critica sacra) ist theoretisch von Bauer, Georg Lorenz Bauer , Wettstein, Johann Jakob Wettstein , Griesbach, Johann Jakob Griesbach , Semler, Johann Salomo Semler behandelt. Die Hauptsammlungen der Lesearten aus den Handschriften und Uebersetzungen sind bei dem alten Testament von Kennicott, Benjamin Kennicot und De Rossi, Giovanni Bernardo de Rossi , bei dem neuen Testament von Mill, John Mill , Bengel, Johann Albrecht Bengel , Wettstein, Johann Jakob Wettstein , Griesbach, Johann Jakob Griesbach , Matthäi, Christian Friedrich von Matthäi veranstaltet worden. A. d. H. Kennicott und de Roßi Der Geistliche und Hebraist Benjamin Kennicott (1718–1783) hat mit seinem Vetus Testamentum hebraicum cum variis lectionibus (1776–1780) die bis dahin umfassendste Kollation hebräischer Manuskripte geliefert (unter Mithilfe zahlreicher Gelehrter wurden insgesamt 615 hebräische Manuskripte, 16 Handschriften des samaritanischen Pentateuch sowie 52 Editionen verglichen). Trotz einiger Mängel ist diese Sammlung noch immer als Meilenstein in der Geschichte der Textüberlieferung des Alten Testaments anzusprechen. Der in Parma lehrende Hebraist Giovanni Bernardo de Rossi (1742–1831) führte Kennicotts Arbeit mit den vierbändigen Varia lectiones Veteris Testamenti (1784–1788) und einem dazugehörigen Supplementband (1798) weiter und erhöhte die Gesamtzahl der kollationierten Manuskripte auf etwa 1500. Beide Werke finden bis heute Beachtung, ihr Wert für die Textkritik des Alten Testaments war und ist jedoch umstritten. Millischen, Wetsteinischen, Griesbachischen, auch des Letztern Symbolas criticas (Tom. prior. Halae 1785. 8.) In chronologischer Reihenfolge werden maßgebliche NT‐Editionen des 18. Jh.s aufgezählt: John Mills (1645–1707) in Oxford erschienenes Novum Testamentum Graecum (1707), das später von Ludolf Küster neu besorgt wurde (Rotterdam 1710; Leipzig 1723; Amsterdam 1746) (vgl. II § 27), dann das sowohl aufgrund des textkritischen (s.u.) als auch aufgrund des Annotationenapparates berühmte Novum Testamentum Graecum (1751/1752) Johann Jakob Wettsteins und schließlich die bahnbrechende Ausgabe Johann Jakob Griesbachs (vgl. II § 34). Griesbachs zweibändige Symbolae criticae (1785/1793), die eine Nachlese des v.a. von Wettstein zusammengetragenen textkritischen Materials nebst eigenen Vergleichen darstellen, sind zwar nach der Erstauflage seines Novum Testamentum Graece (1775/1777) erschienen, können jedoch als Vorarbeit zu dieser Ausgabe verstanden werden. Clerici ars critica Die 1697 in zwei Bänden erschienene und 1700 um einen dritten Band erweiterte Ars Critica des aus Genf stammenden und nach seinem Übertritt zum Arminianismus am Amsterdamer Remonstrantenseminar lehrenden Jean Le Clerc (Clericus) (1657–1736) war als Standardwerk der Textkritik bis weit in das 18. Jh. hinein in Gebrauch. Bauer Nach dem Studium in Altdorf war Georg Lorenz Bauer (1755–1806) zunächst zehn Jahre als Frühprediger an der Nürnberger Schloßkapelle tätig. 1786 wurde er ebenda Lehrer und ein Jahr später Konrektor an der Schule bei St. Sebald, 1789 als Nachfolger seines Altdorfer Lehrers Johann Andreas Michael Nagel (1710–1788) Professor für Beredsamkeit, morgenländische Sprachen und Moral, bevor er ein Jahr vor seinem Tod eine Professur für morgenländische Literatur und biblische Exegese in Heidelberg übernahm. Bauer gilt innerhalb der Aufklärungstheologie als bedeutender Vertreter einer streng historisch verfahrenden theologia biblica , im Titel seiner Einleitung in das Alte Testament (1794) hat er den Begriff historisch-kritisch erstmals programmatisch verwendet. Hervorzuheben ist zudem seine Arbeit zu Mythos und Mythologie. An dieser Stelle ist Bauers Critica sacra Veteris Testamenti (1795) im Blick, die aus der Bearbeitung der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161) hervorgegangen ist. Wettstein Der in Basel geborene und nach massiven Auseinandersetzungen in seiner Heimatstadt ( Wettsteinhandel ) als Nachfolger Le Clercs am Seminar der Remonstranten in Amsterdam lehrende Johann Jakob Wettstein (1693–1754) gehört zu den bedeutendsten Textkritikern nicht nur des 18. Jh.s. Die seiner zweibändigen Ausgabe des Neuen Testaments (s.o.) beigegebenen Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem accuratissima waren anonym bereits 1730 erschienen und können als bis dahin gründlichste Studie zur neutestamentlichen Textkritik gelten, der textkritische Apparat seiner Ausgabe übertraf alles bisher Dagewesene. Dass die variae lectiones zu Wettsteins wissenschaftlichem Lebensthema werden würden, deutete sich bereits mit der in der Disputatio (1713) vertretenen These integritatem scripturae per lectionum diversitatem non labefactari an, mit der Wettstein sein Studium in Basel abschloss. Wettsteins Prolegomena wurden später von Semler erneut herausgegeben (s.u.). Griesbach Theoretische Äußerungen zur Textkritik finden sich in den Vorreden zu Griesbachs (vgl. II § 27) Ausgaben des Neuen Testaments (vgl. II § 34). Semler Seit seiner Magisterdisputation 1750 hat sich Johann Salomo Semler immer wieder eingehend mit textkritischen Fragen beschäftigt. Besonders hervorzuheben ist seine Neuausgabe (1764) der Prolegomena Johann Jakob Wettsteins (s.o.). Ursprünglich finden sich innerhalb der Prolegomena auch die Animadversiones et cautiones ad examen variarum lectionum N.T. necessariae , die in Wettsteins NT-Edition (s.o.) in den Anhang gewandert sind. In Semlers Ausgabe der Prolegomena finden sich die Animadversiones nicht, stattdessen hat er sie gemeinsam mit dem ebenfalls im Anhang der NT-Edition abgedruckten Stück De interpretatione libri Apocalypseos unter dem Titel Libelli ad crisin atque interpretationem Novi Testamenti (1766) erneut herausgegeben. Bengel Nach dem Studium an der Universität Tübingen wurde Johann Albrecht Bengel (1687–1752) zunächst Stiftsrepetent und Vikar und nach einer Studienreise mit dem Hauptziel Halle im Jahre 1713 Lehrer an der neugegründeten Klosterschule Denkendorf. In dieser Position prägte Bengel als große Gestalt des württembergischen Pietismus (vgl. II § 98) wenigstens zwei Generationen von Schülern und damit nachhaltig die gesamte Landeskirche. Da die erhoffte universitäre Karriere ausblieb, wurde er 1741 Prälat von Herbrechtingen, ab 1747 Mitglied des Landtages und 1749 Abt von Alpirsbach mit Sitz in Stuttgart, ein Jahr vor seinem Tod verlieh ihm die Tübinger Universität ehrenhalber den theologischen Doktortitel. Bengel hat ein umfangreiches Werk und eine reichhaltige Korrespondenz hinterlassen und gehört mit seiner (mit Ausnahme der Johannesapokalypse) den textus receptus bietenden und mit einem umfangreichen textkritischen Apparat versehenen Ausgabe des Neuen Testaments (1734) zu den maßgeblichen Wegbereitern der neutestamentlichen Textkritik. Es fällt auf, dass Bengel in der Ausgabenabfolge der ersten beiden Auflagen der Anweisung fehlt (vgl. II § 19). Matthäi Gemeint ist Christian Friedrich von Matthäi (1744–1811), der sich nach dem Studium der klassischen Philologie in Leipzig 1770 ebenda habilitierte. Auf Empfehlung Ernestis wurde Matthäi 1772 zunächst Gymnasialdirektor in Moskau, wenige Jahre später außerordentlicher und schließlich ordentlicher Professor der klassischen Philologie an der dortigen Universität. 1782 wurde er zudem zum Kollegienrat ernannt. Nachdem ihn seine Gesundheit während eines Heimaturlaubes an der Rückreise nach Russland gehindert hatte, übernahm Matthäi 1785 das Rektorat der Meißener Fürstenschule und 1789 eine Professur für Griechisch in Wittenberg. Neben den Klassikern galt sein Interesse dem Neuen Testament, das er zuvor in griechisch-lateinischer Ausgabe (1782–1788) besorgt hatte. In Wittenberg erschien dann u.a. auf Grundlage Moskauer Handschriften sein heute kaum noch bekanntes zweibändiges Novum Testamentum Graece (1803/1804). Kurz darauf kehrte Matthäi nach Moskau zurück, wo er, inzwischen zum Kaiserlich-russischen Hofrat ernannt, starb. 36 323 . Unentbehrlicher als die Kritik Kritik ist freylich freilich die biblische Exegetik Exegetik , oder der Inbegriff Inbegrif der zur Ein sicht in den Verstand der heiligen Schrift nöthigen Kenntnisse, und alles desjenigen, was dazu dient, eine Fertigkeit in Anwendung dieser Kenntnisse auf die Erklärung der heiligen Schrift zu erlangen erlangen. (§. 23 ). 310 ). 23. ) Eine jede Schrift, welche nicht bloß allgemeine Sätze, sondern auch Geschichte Geschichte enthält, oder welche jene in Rücksicht auf die Denkungsart, Kenntnisse, Bedürfnisse und besondern Umstände gewisser Leser vorträgt – und dies dieß ist augenscheinlich der Fall bey bei den biblischen Büchern –: Büchern –, erfordert nicht nur, wenn sie recht verstanden werden soll, Kenntniß der Sprache , worin sie abgefaßt ist, sondern auch historische Kenntnisse Kenntnisse , und, wie jede Beschäftigung, wovon man sich oder Andern Rechenschaft geben soll, Regeln Regeln , wonach man in ihrer Anwendung verfährt, um den Sinn zu finden, und ihn Andern überzeugend mitzutheilen, so wie fleissige fleißige Uebung Uebung , nach diesen Regeln zu verfahren, um die nöthige Fertigkeit in der Erklärung zu erlangen. 37 324 . Wie nothwendig es sey sei , gute Kenntnisse in Sprachen Sprachen mitzubringen, ehe man zur Erklärung Erklärung der heiligen Schrift schreiten will, und in welchen Sprachen? dies Sprachen, dieß ist schon oben gezeigt worden worden. ( Th. 1. §. 113 – 120. §. 150 flgg. ). fgg. ) Wer sie nicht schon, wenigstens nothdürftig nothdürfig , mitbringt besitzt , wenn er sich auch der Anweisung eines Andern in wirklicher Erklärung der heiligen heil. Schrift bedient, der wird ihm wohl nachsprechen lernen, wird al lenfalls die Günde Gründe fassen, womit jener die Er klärung unterstützt; aber selbst ein Ausleger wird er nie werden, er werden. Er wird ohnehin alles vielmehr Alles , wozu nicht bloßes blosses Nachdenken zureicht, bloß auf Credit Credit Glauben seines Vorgängers annehmen müssen; es sey sei denn, daß er nun noch erst anfange, sich auf die bisher versäumten Sprachen mit einem Fleiß Fleiße zu legen, der kaum zu erwarten ist, wenn man so lange dieses Sprachstudium hat anstehen laßen lassen , und der Geschmack Geschmack an andern unterhaltenderen Kenntnissen, Kenntnissen den Geschmack an jenem kaum noch aufkommen läßt. Setzt sein Lehrer ohnehin billig jene Kenntnisse und einige Fertigkeit in solchen Sprachen voraus, als etwas, das man schon auf Schulen sollte erworben haben, und hält sich nur bey bei dem Schwerern, sonderlich in Absicht der in der Bibel Bibel vorkommenden Sachen, auf: so muß ein solcher versäumter Zuhörer vollends zurückbleiben, und das Studium der Bibel wird ihm eben dadurch verleidet werden, weil er, wegen Unwissenheit des Bekannten, nirgends fortkommen kan kann . – Worauf übrigens zu sehen sey sei , wenn man die heil. Schrift so fern verstehen lernen will, als sie durch Sprachkenntniß Sprachkenntniß aufklären aufgeklärt wird, ist auch oben ( Theil 1. §. 77. – 81 77 – 81 77. – 81. ) bemerkt worden; das übrige Uebrige muß eine gute Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik der heil. Schrift lehren. Von den Büchern Anm. Die Hauptschriften zur eigenthümlichen Kenntniß des Sprachgebrauchs s. die Sprachgebrauchs, hat der Verfasser in seiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Theologie , §. 95–98. 100–107. angeführt. Für den angehenden Ausleger reichen die besten Wörterbücher, wie das hebräische von Gesenius , das griechische von Schleußner , nebst den besten homiletischen Commentaren über die einzelnen Schriften, völlig aus. Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie §. 95–98. 100–107 Vgl. I § 43. hebräische von Gesenius Der ab 1810 als Professor in Halle wirkende Wilhelm Gesenius (1786–1842) zählt bis heute zu den bedeutendsten Hebraisten, sein zweibändiges Hebräisch-deutsches Handwörterbuch über die Schriften des Alten Testaments (1810/1812) ist nach mehreren Überarbeitungen und einer Vielzahl von Auflagen (zuletzt 18 2013) noch immer ein bibelwissenschaftliches Standardwerk. In der dritten Auflage der Anweisung sind darüber hinaus weitere hebraistische Arbeiten Gesenius' berücksichtigt. griechische von Schleußner Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Leipzig wurde Johann Friedrich Schleusner (1759–1831) Professor in Göttingen und wechselte 1794 nach Wittenberg. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit stand das hellenistische Griechisch, im Blick ist hier sein Novum lexicon Graeco-latinum in Novum Testamentum (1792; 4 1819). 38 325 . Ein Schriftsteller Schriftsteller, der, wie die biblischen, zunächst für seine Zeitgenossen und seine Nation schreibt, kan bey kann bei Erzählungen und einem nach dieser Leser den Umständen damaliger Leser eingerichteten Lehrvortrag Lehrvortrag, vieles als ihnen bekannt voraussetzen, das daß er bloß zu berühren braucht, oder worauf er anspielt, was sich aber mit der Zeit ändert, oder vergessen wird, oder den Lesern späterer aus späteren Zeiten und Ausländern Ländern unbekannt ist. Die heiligen Schriftsteller beziehen sich, wie vorhin schon gesagt worden ist, sehr oft auf dergleichen zufällige Umstände Umstände, und der Ausleger Ausleger kan kann sie daher gar nicht ganz verstehen, oder sich in diese Umstände hinein denken, wenn er sich nicht eine möglichst genaue Kenntniß dieser historischen Umstände erworben hat. Anm. Diese Kenntniß hat ausser außer dem ausserdem , daß sie den Sinn der heiligen Schrift aufklären aufklärt, noch einen andern Nutzen Nutzen, nemlich nämlich, die Ueberzeugung von der Aechtheit Echtheit und Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher besser zu bewirken. Denn diese Ueberzeugung hängt sehr davon ab, daß die Denk- nnd und Schreibart in diesen Büchern, und die darin vorkommenden Umstände, dem Charakter der Zeit, des Landes, der nächsten Leser, für die sie bestimmt waren, der Personen, welche die für die Verfasser gehalten werden, und den übrigen Umständen, gemäß sind, die darin vorkommen. Doch dieser Nutzen betrifft mehr die Kritik der biblischen Bücher. { Hug, Johann Leonhard Hug hat sie in der Einleitung in das Neue Test. trefflich benutzt.} Hug hat sie in der Einleitung in das Neue Test. Vgl. II § 34 c. 39 326 . Zu diesen historischen Kenntnissen gehört 1) die Kenntniß der alten Geographie Geographie , so weit sie in der heiligen Schrift vorkommende Sachen betrifft betrift . Diese müßte muß sich 1) auf die Lage, die Beschaffenheit, die Abtheilung und das natürliche oder durch Revolutionen der Völker entstandne entstandene Verhältniß der Oerter und Länder gegen einander erstrecken, und zwar nach verschiedenen Zeiten Zeiten, wohinein wohin in welche die biblischen Nachrichten gehören, welche Zeiten oft nicht genug pflegen unterschieden zu werden pflegen . Sie müßte muß zugleich auch Kenntniß der natürlichen Producte dieser Oerter, nach den verschiedenen Naturreichen, Naturreichen und der aus der natürlichen Beschaffenheit dieser Oerter Länder entstehenden Zufälle, als der Witterung, der Krankheiten u. d. gl. seyn umfassen . Eine solche Kenntniß würde wird 2) sehr ins Kleine gehn gehen müssen, und viele feine Bemerkungen erfordern, weil sich die heilige Schrift auf dergleichen sehr besondre besondere und kleine Umstände Umstände bezieht. Eben daher ist dieses Studium 3) mit großen grossen Schwierigkeiten verknüpft, weil es sehr ausgebreitete und genaue Kenntnisse erfordert, weil es sich, wegen Ungewißheit der Sprache Sprache, und besonders der bestimmten Bedeutung der Namen und Wörter, wegen Entfernung der Zeiten und Oerter und Mangel der Nachrichten, sonderlich in Absicht auf Topographie Topographie, in große grosse Dunkelheit verliert, und weil man selbst erst durch eine fleißige Beschäftigung mit der Bibel Bibel lernen muß, was hier einer Untersuchung bedarf oder nicht. Anm. Die allgemeinen Hauptwerke sind im ersten Theil §. 140. bereits genannt. Ueber biblische Geographie sind die Hauptschriftsteller Bochart, Samuel Bochart , Bachiene, Willem Albert Bachiene , Hamelsveld, Ijsbrand van Ysbrand von Hamelsfeld , und neuerlich Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl E. K. Rosenmüller's altes und neues Morgenland, Leipzig 1818., bis jetzt 1ster und 2ter Band. Die nähere Anzeige findet man in des Verfassers Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß, und in der Niemeyer, David Gottlieb Wagnitz, Heinrich Balthasar Niemeyer - Wagnitzischen Bibliothek für Prediger. 2te Ausgabe. 1ster und 4ter Theil. A. d. H. Bochart Der reformierte Theologe Samuel Bochart (1599–1667) wurde nach dem Studium in Frankreich, England und den Niederlanden 1625 zunächst Pfarrer in Caen. Daneben festigte sich jedoch auch sein Ruf als versierter Kenner der orientalischen Sprachen, so dass er 1652 zum Studium arabischer Handschriften von Königin Christina von Schweden (1626–1689) nach Stockholm eingeladen wurde. Durch das Hierozoicon (1663) ist Bochart im Zusammenhang der biblischen Tierkunde hervorgetreten, daneben zählt die biblische Geographie zu seinen Hauptarbeitsgebieten. Seine zweiteilige Geographia sacra (1646) ist mehrfach aufgelegt worden und hat in Johann David Michaelis' Spicilegium geographiae Hebraeorum exterae post Bochartum (1769/1780) ein Nachfolgewerk. Bachiene Der niederländische Geistliche und Geograph Willem Albert Bachiene (1712–1783) war nach dem Theologiestudium in Utrecht als Prediger, zuletzt in Maastricht, tätig. 1764 wurde Bachiene, der die Geographie seit frühester Jugend in seiner Freizeit betrieben hatte, ebenda Professor für Astronomie und Geographie am reformierten Gymnasium Illustre , dessen Lehrkörper v.a. aus ansässigen Geistlichen bestand. Zu Bachienes wichtigsten Werken zählt die Historische und Geographische Beschreibung von Palästina, nach seinem ehemaligen und gegenwärtigen Zustande (1766–1775). Die Übersetzung des Originals Heilige Geographie of aardrykskundige Beschryving van alle de Landen, enz. in de H. S. voorkommende (1758–1768) stammt von dem Gymnasialkonrektor Gottfried Arnold Maas (ca. 1734–1810), mehr als zehn Jahre nach Bachienes Tod ist unter dem Titel De Geographie der Heilige Schrift (1796) ein weiterer, von Samuel van Emdre (1746–1816) besorgter Teil erschienen. Ysbrand von Hamelsfeld Nach dem Studium in seiner Heimatstadt Utrecht übernahm Ijsbrand van Hamelsveld (1743–1812) zunächst unterschiedliche Predigtstellen, privatisierte jedoch 1779 aufgrund von Konflikten mit einem Amtskollegen und wandte sich in Utrecht eigenen Studien zu. Dort wurde er 1784 zum Professor der Theologie berufen, jedoch wenige Jahre später aus politischen Gründen des Amtes enthoben. Daraufhin immatrikulierte er sich 1789 in Leiden. Als ihm nach Gründung der Batavischen Republik erneut eine Professur in Utrecht angeboten wurde, lehnte van Hamelsveld ab und war stattdessen als Mitglied der Nationalversammlung politisch tätig. Im Zuge der Gegenrevolution wurde van Hamelsveld schließlich gefangengesetzt und zog sich nach seiner Entlassung bis zu seinem Tod von allen Ämtern zurück. Wissenschaftlich ist van Hamelsveld insbesondere auf dem Gebiet der Kirchengeschichtsschreibung der Niederlande hervorgetreten, im europäischen Ausland war er v.a. durch die von dem Hamburger Pastor Rudolph Jänisch (1750–1826) ins Deutsche übersetzte dreiteilige Biblische Geographie (1793–1796) bekannt. E. K. Rosenmüller's altes und neues Morgenland, Leipzig 1818., bis jetzt 1ster und 2ter Band Ernst Friedrich Karl Rosenmüllers (1768–1835) Das alte und neue Morgenland; oder Erläuterungen der heiligen Schrift aus der natürlichen Beschaffenheit, den Sagen, Sitten und Gebräuchen des Morgenlandes ist in insgesamt sechs Bänden (1818–1820) erschienen. Verfassers Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß Vgl. I § 43. Niemeyer-Wagnitzischen Bibliothek für Prediger. 2te Ausgabe. 1ster und 4ter Theil Vgl. I § 43 c. 40 327 . Noch wichtiger wären Nicht minder wichtig ist 2) die Kenntnisse derjenigen Sachen, die Kenntniß alles dessen, was man gemeiniglich unter dem Namen der Alterthümer Alterthümer Alterthümer begreift, wohin man alles Alles rechnen kan kann , was die Verfassung Verfassung der Völker und ihrer verschiednen verschiedenen Stände, nebst dem auf Convention Convention beruhendem Verhältniß derselben gegen einander angeht, als Religions- Religions-, bürgerliche und militärische Verfassung, häusliches Leben, Handel und Gewerbe, Abhängigkeit und Bündnisse von und mit einander, und die bey bei allem diesen eingeführte eingeführten Gewohnheiten Gewohnheiten. Ein wieder sehr weitläufiges und schweres Studium, weil es so mannichfaltige in der Bibel Bibel erwehnte erwähnte Völker, aus sehr verschiedenen Zeiten, umfassen muß, deren Einrichtungen und Gewohnheiten, eben weil sie auf Willkühr Willkür beruheten, und sich darum auch leicht veränderten, zumal aus den ältern Zeiten, schwerer zu entdecken sind, als natürliche Einrichtungen, die in jedem Lande sich weit seltner ändern, und sich meistens bis auf unsre Zeit erhalten haben. Eben da durch wird das Eindringen in den Geist solcher Verfassungen und in die Ursachen derselben, die in dem Klima Klima und den daraus entstehenden Bedürfnissen, in gewissen politischen Revolutionen, oft auch in der Begierde nachzuahmen, oder gar in einem bloßen blossen Zufall Zufall, liegen können, erschwert, oder gar unmöglich gemacht, wenn auch derer mehr wären, als sie nicht wirklich sind, die mit so vielfältiger Gelehrsamkeit und philosophischem Blick jene Ursachen und Ab sichten untersuchen, als Spencer, John Spencer , Goguet, Antoine-Yyes Goguet , Michaelis, Johann David Michaelis und Gatterer, Johann Christoph Gatterer , bey Michaelis , Gatterer , Heeren, Arnold Herrmann Ludwig Heeren , bei den Einrichtungen der Israeliten und einiger andern Völker versucht haben. Und doch hat diese philosophi sche Behandlung solcher Verfassungen und Einrichtungen ihren unentbehrlichen Nutzen Nutzen, selbst bey bei Erklärung der heiligen Schrift. Sie macht diese Einrichtungen begreiflich, hebt das Befremdliche derselben, und befestigt dadurch die Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit der Bibel Bibel. Sie zeigt die Weisheit Gottes und seiner Vorsehung Vorsehung Fürsehung in Einführung gewisser Anstalten unter seinem Volk, die sich auf jene Verfassung und Gewohnheiten gründete, oder diese einführte, um dadurch wahre Religion Religion, nach den Bedürfnissen solcher Menschen, zu befördern. Sie beschämt dadurch viele Vorwürfe gegen die heilige Schrift, und falsche Vorstellungen von ihrem Inhalt, die auf Unbekanntschaft mit diesen Einrichtungen, auf Unkunde ihrer Ursachen und Absichten, und auf einer übel angebrachten Philosophie, beruhen, welche, unerleuchtet durch das Licht der Geschichte Geschichte, sich über den Kreis unsrer unserer Sitten Sitten und Verfassungen nicht hinausdenken kan hinaus denken kann . Anm. Die biblischen Alterthümer (Anthologie) haben in neuern Zeiten besonders Warnekros, Heinrich Ehrenfried Warnekroß , Jahn, Johann Jahn , Bauer, Georg Lorenz Bauer , De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette am glücklichsten bearbeitet. S. die Nösselt, Johann August Nößeltsche Bücherkenntniß und die Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Theil. Eine allgemeine Uebersicht der Realkenntnisse giebt Hezel, Wilhelm Friedrich Hezel's biblisches Reallexicon; Leun, Johann Georg Friedrich Leun's biblische Encyklopädie. A. d. H. Spencer Der englische Theologe John Spencer (1630–1693) erwarb nach dem Studium am Corpus Christi College in Cambridge 1665 den theologischen Doktorgrad und war zunächst als Universitätsprediger tätig. Nach weiteren Stellen in Gemeinde und Schule wurde Spencer 1667 zum Master seines Colleges gewählt, im akademischen Jahr 1673/1674 war er Vizekanzler der Universität. 1667 wurde er zum Archdeacon in Sudbury und zehn Jahre später zum Dean an der Kathedrale von Ely bestellt. Bekannt ist Spencer v.a. für sein bedeutendes Werk De legibus Hebraeorum ritualibus et earum rationibus (1685), das in mehreren Auflagen u.a. auch in Deutschland erschien. Entgegen der Annahme, das Judentum sei die älteste Religion der Menschheitsgeschichte, stellt Spencer hier die Bedeutung des alten Ägypten für die Entwicklung des Judentums heraus und zählt damit zu den frühen Vertretern eines dezidiert religionsgeschichtlichen Ansatzes. Goguet Der französische Historiker Antoine-Yves Goguet (1716–1758) war nach dem Studium der Rechte als Parlamentsrat in seiner Heimatstadt Paris tätig, sein eigentliches Interesse galt jedoch der Altertumskunde. Goguets Untersuchungen von dem Ursprung der Gesezze, Künste und Wissenschaften werden in der ersten Auflage der Anweisung noch explizit angeführt (vgl. I § 262 a), Jahrzehnte später hat der Nürnberger Gymnasialprofessor Johann Paul Sattler (1747–1804) einen Auszuge nach dem Französischen des Herrn Goguet, zum gemeinnüzigen Gebrauch für studierende Jünglinge und andere Leser (1796) besorgt. Michaelis Angespielt ist auf Johann David Michaelis' berühmtes sechsteiliges Mosaisches Recht (1770–1775; 2 1775–1803), in dem die Gesetze des Pentateuch vor dem Hintergrund der geschichtlichen Bedingungen ihrer Entstehungszeit und nicht in ihrer Bedeutung für die christliche Dogmatik interpretiert werden und für das Carsten Niebuhrs (1733–1815) Arabien-Berichte (vgl. I § 157) umfangreiches Vergleichsmaterial lieferten, sowie auch auf die zuvor in zwei Auflagen erschienene Abhandlung von den Ehe-Gesetzen Mosis (1755; 2 1768). Gatterer Der bedeutende Historiker Johann Christoph Gatterer (1727–1799) übernahm nach dem Studium in Altdorf und Tätigkeiten als Gymnasiallehrer in Nürnberg und Professor am dortigen Aegidianum 1759 einen Lehrstuhl für Geschichte in Göttingen und prägte die deutsche Geschichtswissenschaft über die Grenzen seiner Universität hinaus. Besondere Verdienste erwarb sich Gatterer im Bereich der historischen Hilfswissenschaften (v.a. der Genealogie und der Diplomatik) sowie der Universalgeschichte. Darüber hinaus ist die Gründung des Königliche[n] Historische[n] Institut[s] und die in diesem Zusammenhang entstandene Allgemeine historische Bibliothek (1767–1771) hervorzuheben. An dieser Stelle sind die aus Gatterers Lehrtätigkeit hervorgegangenen universalhistorischen Werke, v.a. der erste, bis zum Jahr 500 reichende Band des Handbuch[s] der Universal-Historie (1761; 2 1765), der Abriß der Universalhistorie (vgl. I § 235) sowie die Weltgeschichte in ihrem ganzen Umfange (vgl. I § 235), gemeint. Heeren Arnold Hermann Ludwig Heeren (1760–1842) wurde nach dem Studium in Göttingen und anschließender Studienreise 1787 ebenda außerordentlicher, 1794 ordentlicher Professor der Philosophie und 1801 ordentlicher Professor der Geschichte. Gemeinsam mit Friedrich August Ukert (1780–1851) gab Heeren die ab 1828 erscheinende Reihe Geschichte der europäischen Staaten heraus und übernahm nach dem Tode Eichhorns im Jahre 1827 die Redaktion der Göttingische[n] Gelehrte[n] Anzeigen . Gedacht ist hier an Heerens Hauptwerk Ideen über Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der Alten Welt (1793/1796), in dem sich sein Interesse an den konkreten Lebensbedingungen der Antike dokumentiert, sowie das Handbuch der Geschichte der Staaten des Altertums (1799). Beide Werke erlebten weitere Auflagen und wurden in mehrere europäische Sprachen übersetzt. Alterthümer (Anthologie) Hier ist nicht Anthologie , sondern Archäologie gemeint. Darauf deuten nicht zuletzt auch die Titel der Darstellungen Jahns oder De Wettes (s.u.) sowie John Potters Griechische Archäologie oder Alterthümer Griechenlandes (vgl. I § 142) hin. Warnekroß Nach dem Studium in Göttingen wurde Heinrich Ehrenfried Warnekros (1752–1807) 1776 in Greifswald promoviert, war danach als Rektor des städtischen Gymnasiums tätig, setzte jedoch gleichzeitig seine Vorlesungstätigkeit an der Universität fort. Neben einer Arbeit zu Shakespeare ist Warnekros v.a. durch den Entwurf der hebräischen Alterthümer (1782) hervorgetreten, der 1794 in zweiter, verbesserter und vermehrter Auflage erschien. Jahn Der katholische Theologe Johann Jahn (1750–1816) studierte Philosophie in Olmütz und Theologie am Prämonstratenserstift Bruck, 1774 folgte das Ordensgelübde. Nach der Erlangung des theologischen Doktorgrades wurde Jahn zunächst Professor in Olmütz, ehe er 1789 als Professor für orientalische Sprachen, biblische Archäologie und Dogmatik nach Wien berufen wurde. Aufgrund seiner Lehrpositionen kam es hier zu massiven Auseinandersetzungen mit der kirchlichen Obrigkeit, in wissenschaftlichem Kontext fand Jahn, dessen philologische Werke auch in der Anweisung mehrfach angeführt werden, dagegen zunehmend Anerkennung. An dieser Stelle ist seine fünfbändige Biblische Archäologie (1797–1805) zu nennen, die auch in zweiter Auflage (1807–1815) und in Form der Archaeologia biblica in compendium redacta (1805) erschien. Bauer Gedacht ist an Georg Lorenz Bauers Kurzes Lehrbuch der hebräischen Alterthümer des Alten und Neuen Testaments (1797) sowie die zweibändige Beschreibung der gottesdienstlichen Verfassung der alten Hebräer (1805/1806), die dem Untertitel nach als erläuternder Commentar über den dritten Abschnitt der hebräischen Archäologie (d.i. das Kurze Lehrbuch ) dienen soll. In Frage kommt auch das Handbuch der Geschichte der hebräischen Nation (1800/1804). de Wette Aus dem umfangreichen Werk Wilhelm Martin Leberecht De Wettes ist an dieser Stelle auf das Lehrbuch der Hebräisch-Jüdischen Archäologie nebst einem Grundriss der Hebräisch-Jüdischen Geschichte (1814; 3 1842) angespielt. Nößeltsche Bücherkenntniß Vgl. I § 43. Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Theil Vgl. I § 43 c. Hezel's biblisches Reallexicon Der Theologe und Orientalist Wilhelm Friedrich Hezel (1754–1824), ab 1786 Professor in Gießen, ab 1801 in Dorpat, ist als Verfasser unterschiedlicher exegetischer und grammatischer Arbeiten hervorgetreten, auf die auch in der Anweisung mehrfach verwiesen wird. Sein dreibändiges Biblisches Real-Lexicon (1783–1785) ist ab dem zweiten Band fast vollständig von Hermann Friedrich Köcher (1747–1792) ausgearbeitet worden. Leun's biblische Encyklopädie Die vierbändige Biblische Encyklopädie oder exegetisches Realwörterbuch über die sämmtlichen Hülfswissenschaften des Auslegers, nach den Bedürfnissen jetziger Zeit (1793–1798) geht laut Titelblatt auf eine Gesellschaft von Gelehrten zurück. Hinter dieser verbirgt sich jedoch der Gießener Theologe Johann Georg Friedrich Leun (1757–1823). Er stand in freundschaftlichem Verhältnis zu dem zuvor genannten Wilhelm Friedrich Hezel, der für Leuns Handbuch zur kursorischen Lektüre der Bibel A. B. (vgl. I § 160) eine Vorrede verfasste. 41 328 . Dieses Eigene Eigne der Völker und Personen, die in der heil. heiligen Schrift erwähnt erwehnt werden, an welche die biblischen Bücher gerichtet, oder von welchen sie verfertigt sind, richtete sich ohne Zweifel 3) nach ihrer Denkungsart Denkungsart , ihren Kenntnissen und Meinungen , nach ihrem Charakter Charakter und ihren Sit ten , und hatte umgekehrt wieder in diese einen nothwendigen Einfluß. Danach Einfluß; danach bildeten sich auch ihre Künste Künste und Wissenschaften Wissenschaften , die wieder jene bildeten, ihnen ihre Richtung gaben, Einrichtungen und Gewohnheiten veranlaßten. Ganz vorzüglich nothwendig ist also auch diese Art von Kenntnissen, sowohl zu richtiger Erklärung der heiligen Schrift, als zur richtigern richtigen Beurtheilung der darin vorkommenden Sachen, und des Werthes der Bibel Bibel selbst. Zu beyden beiden Absichten ist es unumgänglich nothwendig, sich in jene Art zu denken, in jene Meinungen, Sitten u. d. gl. zu versetzen; versetzen, sonst muß man offenbar den rechten Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt verfehlen, so gewiß wie man den Sinn verfehlt, wenn man ihn nach unserm, nicht nach dem biblischen Gebrauch, bestimmen will. Denn jeder Schriftsteller schreibt zunächst und eigentlich für seine Zeit, nach den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Meinungen derer, an die er schreibt, nach seiner Denkungsart, seinen Begriffen und nach seinem Charakter; kan kann dann auch , wenn er wahr erzählen will, seine Personen anders nicht aufführen, als sie wirklich waren. 42 329 . Es ist fast unglaublich, was die an sich sehr wahre Vorstellung von der Bibel Bibel, als einer Sammlung göttlicher Bücher, durch Mißverstand und eine höchst verkehrte Anwendung, für Schaden gestiftet hat; wie sehr man sich dadurch um den Nutzen, den man daraus schöpfen könnte, gebracht; wie sehr sie sich der Verachtung und Spöttereyen Spöttereien ausgesetzt hat. Als göttliche Bücher sollen sie, sagt man, nicht wie irgend ein vernünftiges menschliches Buch, verstanden und gebraucht werden; Gott Gott soll sie durchaus für alle Zeiten und Menschen, nicht zum Theil allein für die ersten Leser, haben aufzeichnen laßen lassen ; sie sollen aufhören aufhören, allgemein nützlich zu seyn, und sollen zu Irrthümern verleiten, wenn man annähme, daß sich darin Sätze und Wörter befänden, welche auf damalige Meinungen oder gar Vorurtheile und Irrthümer gingen. – Alle diese Einbildungen entspringen 1) aus der üblen übeln Gewohnheit Gewohnheit, nicht Gott aus seinen Werken abzulernen, was gewiß das Beste gewesen seyn muß, sondern aus einer vorausgesetzten Idee Idee, den Plan Plan auszuspinnen, den Gott nach unsrer Meinung habe befolgen müssen, wenn er es hätte recht machen wollen; wollen: eine Thorheit, von der und von deren Schaden uns schon die Wahrnehmung des wirklich Böses Bösen in der Welt überzeugen könnte, das, nach unsrer unserer Voraussetzung, auch nicht in der Welt seyn sollte, und das wir so schwer mit Gottes allgemeiner Weisheit und Güte zu reimen wissen. 2) Man spanne denn bey bei der Bibel den Begriff von einem göttlichen Buch Buche so hoch als man will – ihn hier zu bestimmen bestimmen, ist der Ort nicht –: so muß er doch nicht den Augenschein Augenschein gegen sich haben. Denn haben, denn gegen diesen kan kann keine Theorie bestehn bestehen , und man treibt sonst Andre Andere noth wendig dahin, daß sie, zu Folge unsrer unserer falschen Begriffe von den Erfordernissen eines göttlichen Werks, der Bibel diese Ehre absprechen müssen, wenn sie gleichwohl darin das wahrnehmen, was man mit einem göttlichen Werke unverträglich hält. Der Augenschein zeigt es aber, daß Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und die heiligen Schriftsteller, Schriftsteller in unzählichen Stellen, Stellen Redensarten Redensarten und Sätze brau chen, die sich auf menschliche, selbst irrige, Vorstellungen und Gewohnheiten Gewohnheiten dererjenigen gründen, mit welchen sie zu thun hatten, wie z. B. Hiob 1, 6 flgg. fgg. Matth. 12, 43–45. vergl. mit Tob. 8, 3. Gal. 4, 24 f. f., und die sie selbst in vielen Fällen brauchen mußten, wenn sie allgemeiner, aber, vor der Hand wenigstens, unschädlicher Volksglaube Volksglaube waren, wollten sie anders verstanden werden, ihre Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit nicht verdächtig machen, ihre Zuhörer oder Leser, nach deren Fähigkeiten und Bedürfnissen, überzeugen, oder ihnen etwas anschaulich darstellen. – Mindestens muß da, wo sie erzählen, oder, wie Matth. 12, 27. 27 und Luc. 24, 37–40 37–40. , den Meinungen andrer Anderer widersprechen, auch der eingenommenste Leser Anspielungen auf besondere menschliche Meinungen anerkennen, die denn doch von dem Ausleger Ausleger verständlich gemacht werden müssen. 43 330 . Und warum soll denn 3) alles Alles , was in den biblischen Büchern vorkommt, für alle Leser Leser geschrieben, warum schlechterdings allgemeinnützlich seyn? Kan Kann es je ein Buch geben, das diese Eigenschaft hätte, ohne alsdann alsdenn manchen Lesern entbehrlich, oder nicht unterhaltend genug zu seyn werden ? Ists denn nicht oft wohlthätiger gegen Alle, Mannichfaltigkeit Mannichfaltigkeit hinein zu bringen, und einen Theil des Inhalts für Alle oder Manche doch Viele , einen andern Theil nur für Einige oder Andre Andere zu bestimmen, um Allen, nach ihrem Bedürfniß, Alles alles zu wer den? Ists nicht in den heiligen Büchern wirklich so? Könnten Weissagungen Weissagungen Weißagungen wohl für die ersten Leser, die jüdischen Geschlechtregister Geschlechtsregister für uns, bestimmt seyn, seyn? Können die mosaischen Gesetze Andre unter den alle Christen, als oder vielmehr nur die Gelehrten interessiren Gelehrteren intereßiren ? Wenn aber 4) in der heiligen Schrift nicht Allen Alles alles gleich nützlich nützlich und verständlich seyn mußte: mußte, so war es schon natürlicher, mehr für die ersten, als für die spätern Leser zu sorgen, sich also nach deren den , auch noch so rohen und selbst irrigen, irrigen Begriffen derselben zu richten. Eben dieses giebt einem Buch Buche den Charakter der Zeit Zeit, woher aus der es ist, des Schriftstellers, der es geschrieben hat, der nächsten Bestimmung Bestimmung, wozu es aufgesetzt wurde; auf wurde. Auf diesen unverkennbaren Merkmale Merkmalen beruht die Ueberzeugung Ueberzeugung, daß es avthentisch authentisch und glaubwürdig sey; sey, sei; und auf diese Ueberzeugung gründet sich alles andre, die Andere. Sie mußte also bey Gott ein wichtigerer Zweck seyn mußte , als die Befriedigung unsrer unserer eigensüchtigen Forderungen. Allen Alles Vgl. 1Kor 9,22. 44 331 . Mit alle dem können 5) Bücher, die zunächst und hauptsächlich für die ersten Leser geschrieben sind, es kan kann und selbst das, was in denselben auf besondre besondere Zeit- und Volksmeinungen Volksmeinungen geht, kan immer auch uns, in unsrer unserer Art, nützlich werden, so daß, wegen jenes nächsten eingeschränk ten Zweck Zwecks, ohne daß deswegen die Bücher selbst oder diese Theile derselben keineswegs unsre unsere Geringschätzung oder Gleichgültigkeit verdienen verdienten . Es ist doch wenigstens schätzbarer Beytrag Beitrag zur Geschichte Ge schichte des menschlichen Geistes und der Religion Religion. Je mehr wir diese besondre besondere Vorstellungen studieren, die zu der Zeit herrschten, wo die biblische biblischen Bücher geschrieben wurden, oder wo die darin enthaltnen enthaltenen Begebenheiten und Reden vorfielen, und uns auch um anderweitige Spuren Spuren derselben bekümmern: bekümmern, je desto mehr wächst die Ueberzeugung von ihrem Alter, Aechtheit ihrer Echtheit und Glaubwürdigkeit. Man lernt alsdann alsdenn auch tiefer in die weisen Anstalten Gottes zur Erziehung Erziehung des menschlichen Geschlechtes Geschlechts eindringen; öfnet öffnet sich neue Quellen der Zufriedenheit Zufriedenheit mit den Wegen Gottes, der für jeden nach seinen Bedürfnissen sorgt, das Unvollkommne Unvollkommene allmählich reifen läßt, und auch das Schlechtere zu seinen guten Absichten zu wenden kehren weiß; man lernt das Glück Glück mehr schätzen, in aufgeklärter aufgeklärtern Zeiten zu leben, und weitere, nähere Aufschlüsse zu haben, die ehemaligen Zeiten versagt, oder durch Vorurtheile und Irrthümer erschwert waren. Und liegt denn, bey bei allem Eignen Eigenen gewisser Beyspiele Beispielen in der heiligen Schrift, in allen, allen nach den Umständen jener Zeiten und Völker, Völker eingekleideten Lehren, Lehren nichts allgemein Lehrreiches für uns, das nur bey bei jenen Menschen durch ihre Umstände eine nähere Bestimmung für sie bekam? das der Verständigere wie Gold Gold aus den Schlacken zu schmelzen weiß? woraus er, wie aus allen Beobachtungen in der Welt, das Allgemeine herausziehen, und sich für seine besondre besonderen Umstände nutzbar nutzbar machen kan kann ? Es sey sei Paulus Paulus , oder Petrus Kephas , oder Apollos Apollos , oder die Welt – alles Alles ist unser! 1 Kor. 3, 22 . – Aber 6) scheiden müssen wir es lernen, und eben darum das näher kennen lernen, was zu jenen Ort- und Zeitkenntnisse Zeitkenntnissen gehört, was Hülle und nicht Wesen ist, was Gott in der Bibel Bibel nach bloßer Herablaßung Herablaßung Herablassung blosser Herablassung , und was er nach strengster Wahrheit Wahrheit hat sagen laßen lassen . Dafür muß es sowohl Regeln Regeln geben als für das Aechte Echte oder Unächte Unechte in Lesearten, für den wahren oder falschen Sinn der heiligen Schrift; und alsdann alsdenn wird auch die Besorgniß wegfallen, daß man durch solche eingemischte Vorstellungen nothwendig {nothwendig müßte auf Irrthümer geleitet werden. werden.} Erziehung des menschlichen Geschlechtes Hier greift Nösselt den Titel von Lessings Erziehung des Menschengeschlechts (1777/80) auf. Es sey Paulus, oder Kephas, oder Apollos, oder die Welt – alles ist unser! 1 Kor. 3, 22 Hier handelt es sich um eine freie und verkürzte Wiedergabe von 1Kor 3,22, die Reihenfolge der Namen lautet eigentlich Paulus, Apollos, Kephas (vgl. 1Kor 1,12). Apollos ist ein im Neuen Testament erwähnter Mitstreiter des Paulus (vgl. Apg 18,24–19,1; 1Kor 3,4–22; 16,12); Kephas ist der Apostel Petrus, dessen aus dem Griechischen stammender Name (vgl. Mk 3,16) wie der aus dem Aramäischen stammende Name Kephas Stein bzw. Fels (vgl. Mt 16,18) bedeutet. 45 332 . Wenn man diese aus bloßem blossem Mißverstande herrührende Vorurtheile von dem Nutzen Nutzen der Bibel Bibel, der vermindert werden, und von dem Schaden, der ihrem richtigen Verstand und Anwendung drohen würde, bey bei Seite setzt: so wird man sich bald überzeugen können, wie unumgänglich nothwendig es sey sei , sich, so viel man immer kan kann , ganz in die Lage hinein zu denken hineinzudenken , welche die Bibel vorausetzt voraussetzt , und sich dazu die §. 41. erwähnten 328 erwehnten Kenntnisse mit möglichstem Fleisse Fleiße zu erwerben. Nur dadurch werden wir verhüten, – daß wir nicht nach dem Maaßstab Maaßstab unsrer , oder überhaupt späterer, Kenntnisse und Meinungen, Meinungen die in der heiligen Schrift liegenden, liegenden abmessen, und dadurch uns den Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt verrücken, wonach wir alles Alles nehmen müssen, wenn wir von ihr lernen wollen – wollen, nicht die darin liegenden Begriffe, wider die Wahrheit, ausdehnen oder einschrän ken, – nicht Dinge darin suchen und finden, an welche die heiligen Schriftsteller oder die darin aufgeführten Personen nie haben denken können – können, nicht ihre Beweise falsch beurtheilen – beurtheilen, oder eine Ordnung Ordnung, oder einen Zusammenhang, oder Künste erdichten, wonach sie sollten verfahren haben, haben – kurz, nicht den wahren Sinn Sinn derselben verfehlen. 46 333 . Nur dadurch würde wird zugleich der falschen Beurtheilung Beurtheilung und Anwendung Anwendung der heiligen Schrift vorgebeugt, oder beydes Beides berichtigt werden. Denn nur durch die Kenntniß desjenigen, was in ihr jeder erwähnten erwehnten Zeit, jedem Ort und jedes Jedes Umstände Umständen gemäß ist, ergiebt sich die hohe Glaubwürdigkeit, das Alterthum Alterthum und die Aechtheit Echtheit ihrer Bücher. – Nur dadurch entsteht wahre Ueberzeugung von der göttlichen Weisheit des darin gebrauchten Vortrags und der gemachten Anstalten, wenn beydes Beides gerade den jedesmaligen Umständen angemessen ist. Nur dann wird man den Character Character Charakter und die Handlungen der darin aufgestellten Personen richtig würdigen, ungegründete Kritiken darüber ablehnen, und unrichtige Nachahmung derselben verhindern können, wenn man sie nach der Lage kennt und nimmt, worin sie handelten, handelten und verfahren konnten. Alsdann Alsdenn konnten; alsdann auch nur im Stande seyn, das, was von der Zeit und Lage herrührte, mit einem Einem Wort, das Zufälliges Zufällige, Zufällige von dem Wesentlichen, und bey bei dem Vortrage der Bibel, Bibel die den Zeitumstände Zeitumständen und Bedürfnissen entsprechende Einkleidung von den Lehren selbst, bey bei den aufgeführten Beyspielen Beispielen das ihnen Eigenthümliche von dem auch für uns Lehrreichen, Lehrreichen abzusondern, und sie so wirklich unsern Bedürfnisse Bedürfnissen gemäß zu brauchen gebrauchen . 47 334 . Da die verschiednen verschiedenen Veränderungen der in der heiligen Schrift erwähnten erwehnten Völker, oder vorzüglich merkwürdiger Personen unter ihnen, sehr viele Veränderungen Veränderungen, nicht nur der Länder selbst, sondern noch mehr der Denkungsart, der Sitten, der Verfassung und Einrichtungen unter ihnen und andern Andern, nach sich gezogen haben: so ist schon deswegen 4) die Kenntniß ihrer Geschichte Geschichte nothwendig, um diese letztre letzteren Veränderungen, nebst ihren Ursachen und Absichten, einzusehen. Sie würde es schon an sich seyn, in so fern insofern ein großer grosser Theil der Bibel theils diese wirkliche Geschichte, theils Anspielungen darauf, theils Weissagungen Weißagungen enthält, die sonst schlechterdings das nöthige Licht nicht bekommen können. Für den Ausleger Ausleger der Bibel Bibel gehört freylich freilich nur diese Kenntniß so weit, als sie zur Erklärung der Bibel nöthig ist, ist; aber eben dazu wird auch eine sehr oft in kleine und dunkle Umstände Umstände eindringende Kenntniß erfordert. Anm. {Die Hauptwerke sind Shuckford, Samuel Shuckford , Prideaux, Humphrey Prideaux und Hess, Johann Jakob Heß Geschichte der Israeliten bis auf die Zeit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi . Man sehe d. Bücherkenntniß, und der Predigerbibliothek 1sten und 4ten Theil. } 4) Hier schließt Nösselt an II § 41 an. Shuckford Der akademisch am Gonville and Caius College (Cambridge) beheimatete Geistliche Samuel Shuckford (1693–1754) erwarb 1720 den Magister-, später auch den Doktorgrad (Lambeth) und hatte danach verschiedene kirchliche Ämter inne. Ab 1732 diente er wohl als persönlicher Chaplain Georges II., sein Grab befindet sich in der Canterbury Cathedral . Wissenschaftlich ist Shuckford auf dem Gebiet der Altertumskunde hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die zweibändige Sacred and Profane History of the World Connected. From the Creation of the World to the Dissolution of the Assyrian Empire at the Death of Sardanapalus, And to the Declension of the Kingdom of Judah and Israel Under the Reigns of Ahaz and Pekah (1728), die mehrfach neu aufgelegt und 1731 auch ins Deutsche übersetzt wurde. Prideaux Nach dem Studium in Christ Church (Oxford) hatte Humphrey Prideaux (1648–1724) eine Vielzahl von kirchlichen Ämtern inne, wurde 1679 Hebräischprofessor in Christ Church und erhielt 1686 den theologischen Doktorgrad. Nach dem Tode Edwards Pocockes war er als dessen Nachfolger vorgesehen, lehnte jedoch ab. In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens zunehmend gesundheitlich angegriffen, starb Prideaux als Dean von Norwich und wurde in der dortigen Kathedrale beigesetzt. Hier ist an das mehrfach aufgelegte und auch ins Französische übersetzte Werk The Old and New Testament Connected in the History of the Jews and Neighbouring Nations (1715–1718) zu denken. Mit A Connection of Sacred and Profane History. From the Death of Joshua to the Decline of the Kingdoms of Israel and Judah (1827) legte Michael Russell (1781–1848), der spätere erste Bischof von Glasgow und Galloway, ein Werk vor, das dem Untertitel nach die Darstellungen Shuckfords und Prideauxs vervollständigen sollte. Heß Geschichte der Israeliten bis auf die Zeit Christi Die Geschichte der Israeliten vor den Zeiten Jesu (1776–1788) des Schweizer Theologen Johann Jakob Hess (1741–1828) ist in insgesamt zwölf Bänden erschienen. Bücherkenntniß Vgl. I § 43. Predigerbibliothek 1sten und 4ten Theil Vgl. I § 43 c. 48 335 . Viel trägt dazu 5) die Kenntniß der biblischen Zeitrechnung Zeitrechnung bey bei , die doch auch wieder das unentbehrliche Licht Licht aus der Geschichte erhält. Sie hat hier nicht nur den Nutzen Nutzen, wie in der Geschichte Geschichte überhaupt, daß sie ihr Ordnung mittheilt, ihre Wahrheit befestigt, und den Geschichtsforscher auf den Zusammenhang der Begebenheiten, also zur kritischen und pragmatischen Behandlung der Geschichte, führt. Sie ist auch unentbehrlich, um den scheinbaren Widerspruch mancher Stellen der heiligen Schrift gegen einander und gegen die Zeitrechnung der auswärtigen Geschichte zu heben, der so oft zu Vorwürfen gegen sie gedient hat; um auf wahre oder vorgebliche Fehler in einigen Stellen des biblischen Textes und deren richtige Beurtheilung zu leiten; und selbst, um falsche Erklärungen zu verhüten, verhüten oder zu entdecken, die sich auf eine unrichtig angenommene Zeitrechnung gründen, und durch Hülfe einer richtiger bestimmten Chronologie Chronologie neues Licht über manche Schriftstellen auszubreiten. Anm. Man kan kann sich von diesem zuletzt angegebnen angegebenen Nutzen Nutzen aus der Bemerkung überzeugen, daß man sehr oft den Erzählungen bey bei den Evangelisten, auch manchen Weissagungen Weißagungen , eine falsche Deutung gegeben hat, weil man nicht bedachte oder einsahe einsah , daß die heiligen Schriftsteller in ihrer Stellung nicht immer eine genaue Zeitordnung beobachtet haben, und daß bey bei Sammlung solcher Bücher, die aus einzelnen einzeln Weissa gungen bestehn Weißagungen bestehen , im Jeremias z. B. , unleugbar unläugbar , wenigstens in verschiednen verschiedenen Abschriften, Versetzungen derselben vorgegangen sind. Es ist eben so gewiß, daß eine falsche Bestimmung der Zeit, wo gewisse biblische Bücher, als Hiob, die Psalmen, die Briefe des neuen Testaments, u. a. Testaments u. a., geschrieben seyn sollen, zu falschen Erklärungen verleitet hat, und manches Manches heller wird, wenn man ihnen ihren rechten Platz in der Geschichte anweisen kan kann . S. meine beyden beiden Versuche über den Brief an die Hebräer Ebräer und den Brief Jacobi in den Opusculis Opusculis, Fasc. I. und II. meine beyden Versuche über den Brief an die Hebräer und den Brief Jacobi in den Opusculis Fasc. I. und II Nösselts Abhandlung De tempore quo scripta fuerit Epistola Paulli ad Ebraeos deque Ebraeis quibus scripserit nebst corollarium findet sich in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus I ( 2 1785), 269–328 (X.), die Coniecturae ad historiam catholicae Iacobi Epistolae sind in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 297–332 (XII.) abgedruckt. 49 336 . Zur Erwerbung aller bisher erwähnten erwehnten historischen Kenntnisse gehörte freylich würde freilich , wenn sie von eignem eigenem vom eignen Fleiß abhängen sollte, ein sehr sorgfältiges Studium Studium sowohl der heiligen Schrift selbst, wo oft gering scheinende und kaum bemerkte Spuren Spuren zu wichtigen Entdeckungen führen können, als auch anderer alten alter Schriftsteller und Denkmahle Denkmahle, die uns irgend etwas davon aufbehalten haben. Und weil haben, erforderlich seyn. Da auch in spätern morgenländisch morgenländischen Schriftstellern viele Ueberbleibsel dieser Art übrig sind, überhaupt aber sich alte Meinungen und Sitten, selbst aus den ältesten Zeiten, nirgends so lange und unverändert, als in den Morgenländern, erhalten haben: so ist das Nachforschen in solchen morgenländischen Schriftstellern und in genauen und von wirklichen Kennern herrührenden Reisebeschreibungen Reisebeschreibungen in jene Gegenden, von ungemeinem Nutzen. Viel ist auch bereits hierin von einigen gelehrten Männern, theils in besondern Werken über gewisse Arten dieser historischen Kenntnisse, theils bey bei Erklärung der heiligen Schrift, geleistet worden, woran man sich, in Ermanglung Ermangelung der nöthigen Hülfsmittel Hülfsmittel und Fähigkeiten, halten muß, von ihnen wenigstens schon vieles Vorgearbeitete, die dabey dabei brauchbaren Quellen Quellen, und die rechte Art Art, sie zu benutzen, ablernen kan kann . Anm. Von den hier gemeinten Schriften Schriften, alten und neuen, insonderheit den Reisen und Beobachtungen des Orients, s. die Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. Bücherkenntniß , §. 66–92. 66–92., und Predigerbibliothek , 1ster und 4ter Theil. Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 66–92 Vgl. I § 43. Predigerbibliothek, 1ster und 4ter Theil Vgl. I § 43 c. 50 337 . Aber, Aber wenn man sich nicht bloß auf die Benutzung des Vorgearbeiteten einschränken, höchstens, in Absicht der Quellen, bloß an Reisebeschreibungen halten will, deren Werth, zumal bey bei einzelnen einzlen Nachrichten, nicht einmal gründlich beurtheilt, vielweniger vorsichtig und reichlich genug benutzt werden kan kann , ohne gründliche Kenntniß alter Sprachen Sprachen und mehrerer Theile der alten und morgenländischen Geschichte Geschichte: so hat dieses eigne Studium so viele Schwierigkeiten, und erfordert so viele zum Theil seltne Hülfsmittel, Kenntnisse, Geduld, Scharfsichtigkeit und Gabe, sich in fremde Lagen recht hinein zu denken hineinzudenken , und aus einer Menge von Kleinigkeiten ein Ganzes zusammen zu setzen zusammenzusetzen , daß nur wenige Wenige etwas Beträchtliches in diesem Fache leisten können. Ein Anfänger zumal muß sich mit den Vorarbeiten Vorarbeiten Andrer Anderer begnügen; kan kann , aus Mangel der Zeit und der Hülfsmittel, auch dies dieß nicht einmal; würde sich wenigstens glücklich zu schätzen haben, wenn er auch nur das Nothwendigste in ein Handbuch Handbuch zusammengetragen fände, was ihm zu einem allgemeinen Wegweiser bey bei Erlangung dieser Kenntnisse vorläufig dienen könnte. 51 338 . Ohne Zweifel ist dieses einigermaßen einigermassen die Absicht bey bei solchen Büchern oder Vorlesungen gewesen, die man wir unter dem Namen der Einleitung Einleitung Einleitungen in das alte und neue Testament und der sogenannten Kirchengeschichte des alten Testaments , oder (der ältern) jüdischen Geschichte hat, wenn besitzen. Möchten sie nur allezeit und genugsam dieser Absicht entsprächen. entsprechen! Allein bis jetzt schränken sich jene Einleitungen fast bloß auf die Geschichte der biblischen Bücher selbst und ihres Textes ein, und fügen allenfalls Einiges über die Verfassung einiger in der heiligen heil. Schrift erwähnten erwehnten Völker hinzu; wonach in welchem Fall solche Bücher, wenn sie nicht durch besondre neue Entdeckungen, und dieses doch mehr für den Gelehrten Gelehrten, als für den Anfänger, wichtig werden, mehr nicht leisten, als was Ausleger Ausleger ohnehin zur Einleitung bey bei Erklärung einzelner einzler biblischen Bücher, oder andre Andere schon in Anweisungen zur Erklärung der heiligen heil. Schrift, Ernesti, Johann August Ernesti z. B. in der Institut. interpretis N. T., oder die Verfasser der sogenannten hebräischen und christlichen Alterthümer Alterthümer, oder der Bücher über die biblische Kritik Kritik, gethan haben. Noch haben wir kein in seiner Art vollständiges immer fehlt es an einem Handbuch, wodurch man eine kurze, aber in ihrer Art zweckmäßig-vollständige, Uebersicht zugleich zweckmäßig-vollständige Uebersicht, theils von der biblischen Geographie Geographie und Chronologie Chronologie, der im Zusammenhang mit der auswärtigen gebrachten Geschichte in der Bibel Bibel Zusammenhang gebrachten biblischen , und vornehmlich von der Denkungsart, den Kenntnissen, Meinungen, Sitten und der Verfassung der Völker oder Gesellschaften, die in der heil. heiligen Schrift vorkommen, vorkommen oder zum Grunde liegen, auch des ganzen Tons bekäme, der in der heil. heiligen Schrift herrscht; gesetzt gesetzt, daß man auch nur das bisher darüber Entdeckte zusammentrüge, gut auswählte, und in eine gute Ordnung Ordnung brächte. *) So lange dieses nicht geschieht, muß sich der Anfänger an den Ausleger halten, dem er sich anvertraut, oder an diejenigen Hauptbücher, welche am besten einzelne einzle hier in Anschlag kommende Stücke aufgeklärt haben. S. §. 49 49. in der Anmerkung. haben, z. B. in Absicht auf Kenntniß der biblischen Poesie an Lowth, Robert Lowth Praelectt. de sacra poesi Hebr. mit Michaelis, Johann David Michaelis Zusätzen, und an Herder, Johann Gottfried von Herders noch treflicheres, aber nicht ganz geendigtes Werk vom Geist der ebräischen Poesie, Dessau 1782 und 83. in 2 Theilen in gr. 8. Anm. *) Einen Anfang eines solchen Handbuchs haben wir an dem Handbuch der biblischen Literatur , von Bellermann, Johann Joachim Joh. Joach. Bellermann , das, einst vollendet, für den Anfänger eine gute Encyclopädie dieser Art von Kenntnissen seyn wird. Bis jetzt sind erst zwey vier Theile, Erfurt 1787 und 90 in 1787–1790. 8. erschienen. Man sehe auch die oben bei §. 40. angeführten Schriften. Ernesti z. B. in der Institut. interpretis N. T. Johann August Ernesti kann als spiritus rector neologischer Exegese und Hermeneutik angesprochen werden, seine mehrfach aufgelegte Institutio interpretis Novi Testamenti (1761) (vgl. BdN II), in der ein ausschließlich grammatisch-historisches Verständnis des Neuen Testaments vertreten wird, als das epochemachende Werk neutestamentlicher Hermeneutik (vgl. II § 56). Noch haben wir kein in seiner Art vollständiges Handbuch […] gut auswählte, und in eine gute Ordnung brächte In nuce leistet dies der Annotationenapparat der von Johann Jakob Wettstein besorgten Ausgabe des Neuen Testaments. Allerdings wird Wettstein in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ausschließlich im Zusammenhang der Textkritik wahrgenommen (vgl. II § 35); Rezensionen zeigen, dass die im Annotationenapparat geleistete Arbeit als Ausdruck barocker Polymathie (vgl. I § 4) verstanden und eher negativ aufgenommen wurde. Lowth Praelectt. de sacra poesi Hebr. mit Michaelis Zusätzen In den mehrfach aufgelegten und 1787 ins Englische übersetzten Praelectiones de sacra Poesi Hebraeorum (1753) des anglikanischen Bischofs, Philologen und Exegeten Robert Lowth (1710–1787) wird die Betrachtung alttestamentlicher Texte als Poesie grundgelegt. Johann David Michaelis, während eines Aufenthaltes in Oxford von Lowth beeindruckt, hat diesem Werk notas et epimetra beigegeben (Göttingen 1758/1761; Oxford 1763; Göttingen 2 1770). Handbuch der biblischen Literatur, von Joh. Joach. Bellermann […] Bis jetzt sind erst zwey Theile, Erfurt 1787 und 90 in 8. erschienen Von Johann Joachim Bellermanns (1754–1842) Handbuch sind lediglich vier Bände (1787–1799) erschienen. Diese umfassen mit der biblischen Archäologie und Geographie nur zwei der insgesamt zehn angedachten Abteilungen, hinzukommen sollten Chronologie, Genealogie, Geschichte, Naturlehre und Naturgeschichte, Mythologie und Götzengeschichte, Altertümer, Kunstgeschichte sowie Nachrichten von den biblischen Schriftstellern. In der dritten Auflage der Anweisung wird noch mit weiteren Bänden gerechnet, das Erscheinungsjahr des vierten Bandes ist fehlerhaft angegeben. 52 339 . Die sogenannte Kirchengeschichte Kirchengeschichte des alten Testaments , die mit einer kritischen Geschichte der Bibel Bibel selbst nicht verwechselt werden muß, ist gewöhnlich die in einigen Zusammenhang gebrachte, und zum Theil mit der benach barten Völkergeschichte Völkergeschichte verbundene Geschichte der Juden und ihrer Vorfahren, bis auf Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Geburt, und verdient mehr den Namen eines erläuterten Auszugs aus der Geschichte des alten Testamentes Testaments , ist mehr Sammlung von Erläuterungen schwerer historischen historischer Stellen des A. T. alten Testaments, die sich nur zu oft auf unnütze und in eine Volksgeschichte gar nicht gehörige Untersuchungen (über die redende Schlange in dem Paradies Paradiese , über Dudaim und Kikajon, das Begräbniß Mose Mose u. d. gl. u. dergl. ) erstrecken, als eine Handleitung zu dieser Geschichte selbst, wodurch diese, mit den Weissagungen Weißagungen auch auswärtige Völker betreffend, aufklären aufgeklärt, pragmatisch gemacht, und das andern Stellen der Bibel oder der Profangeschichte Profangeschichte Widersprechende gehoben werden könnte. In der That verdiente sie eine solche Be arbeitung, und würde sehr nützlich erweitert werden können, wenn sie zugleich als Geschichte der stufenweise erfolgten nähern göttlichen Offenbarung Offenbarung und des Volks Gottes, d. i. derjenigen Menschen, eingerichtet würde, welchen sie, bis zu ihrer letzten Vollendung, mitgetheilet mitgetheilt worden ist. Auf diese Art könnte sie die ganze biblische Geschichte A. alten und N. T. neuen Testaments in sich fassen, und eine nützliche Vorbereitung auf die Lesung der heiligen Schrift selbst werden. Anm. Weit mehr als in den frühern Werken, welche unter dem unbequemen Titel der Kirchengeschichte des alten Testaments erschienen, ist dieß von den neuern Bearbeitern der jüdischen Geschichte, namentlich den bei §. 47. angeführten geschehen. Auch die bessern Commentatoren der Geschichtsbücher des alten Testaments haben viele Beiträge hierzu geliefert. A. d. H. redende Schlange in dem Paradies, über Dudaim und Kikajon, das Begräbniß Mose u. d. gl. Zur Schlange im Paradies vgl. Gen 3,1ff.; die in Gen 30,14–16 (vgl. Hld 7,14) erwähnten Dudaim ( דודאים ) sind die Früchte der Alraune, denen in alttestamentlicher Zeit aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wurde ( Liebesäpfel ), bei dem von Luther mit Kürbis übersetzten Gewächs Kikajon ( קיקיון ) (vgl. Jona 4,6) dürfte es sich eher um die Rizinusstaude handeln; zu Tod und Begräbnis des Mose vgl. Gen 34. 53 340 . Um die bisher erwähnten erwehnten philologischen und historischen Kenntnisse bey bei Erklärung der heiligen Schrift recht zu brauchen, sind sowohl theils gewisse Regeln Regeln , Regeln als theils fast eine Uebung Uebung nöthig, um nach diesen Regeln jene Kenntnisse zur Entdeckung und Mittheilung Aufklärung des Sinnes der heiligen Schrift wohl anzuwenden anzuwenden. (§. 36 ). 323 ). 36. ) Der zusammenhängende Inbegriff jener Regeln, oder die Wissenschaft, welche eine Anweisung zur gründlichen Einsicht und Darstellung dieses Sinnes giebet giebt , ist die biblische Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik . 54 341 . In Würdigung dieser Wissenschaft muß man sich eben so sehr hüten, ihren Werth so wenig herunter zu setzen zu niedrig als zu übertreiben hoch anzuschlagen . Regeln Regeln muß man einmal haben, wenn man bey bei der heil. heiligen Schrift mit eignen eigenen Augen sehen, nicht willkürlich handeln, und sich in ähnlichen Fällen gleich bleiben will. Auch wenn man von dem besten Ausleger geleitet wird, der seine Erklärungen durch Gründe Gründe unterstützt, kan kann man nicht einmal beurtheilen, mit welchem Recht er nach solchen Gründen verfahre verfährt , wenn man nicht vorher feste Regeln kennt, wonach man sein Verfahren beurtheilt; und wer sich sogleich gleich einen Wegweiser, den Sinn der heiligen Schrift zu finden, wählt, findet gemeiniglich diese Vorarbeit so bequem, daß er sich um das eigne eigene Aufsuchen und die dazu nöthigen Regeln wenig bekümmert. Indessen könnte sich ein guter Kopf, dem es so wenig an obigen Kenntnissen als an Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist fehlte, sich durch fleissiges fleißiges Studium der heiligen Schrift, Schrift selbst diese Regeln abziehn abziehen , und, wenn er sich an Philosophie gewöhnt hätte, selbst seine Beobachtungen verdeutlichen, und sie in allgemeine, bestimmte, und mit andern Grundsätzen zusammenhängende Sätze verwandeln. Auch versteht sichs von selbst , daß Regeln allein, ohne Genie Genie, Sprach- und historische Kenntnisse und Uebung, keinen Ausleger bilden. Aber dieses alles mit vorausgesetzt mitvorausgesetzt , ist es, zumal für den Anfänger, sehr nützlich, einen wissenschaftlichen Unterricht über richtige Grundsätze zur Auslegung Auslegung der heiligen Schrift zu erhalten. 55 342 . Denn 1) jene vorausgesetzte vorausgesetzten Eigenschaften kan kann man bey bei den wenigsten Wenigsten annehmen, die den Sinn der heiligen Schrift selbst finden wollen. Man wollen; man müßte schon vorher eine sehr gute Anweisung und Uebung in recht genauer Erklärung alter Schriftsteller gehabt haben, die allerdings die treflichste trefflichste Vorbereitung zur Auslegung Auslegung der Bibel Bibel ist , aber doch allein nicht zureichend, zureichend ist, weil bey bei dem Eigenthümlichen des Ausdrucks und der Denkart, die in diesen ganz morgenländischen Schriften der Bibel herrscht, noch zugleich andre andere immer wieder neue Grundsätze erfordert werden , welche aus der Natur des biblischen Sprachgebrauch Sprachgebrauchs und der eigenthümlichen Art ihres Vortrages müssen abgezogen werden müssen . 2) Auch alsdann alsdenn , wenn sich jemand mit jenen Eigenschaften dem Studium der heiligen Schrift näherte, würde vieles Vieles von den Grundsätzen oder Vorurtheilen abhän gen, die er mitbrächte. Sind diese falsch, so werden alle seine Beobachtungen eine falsche Richtung nehmen, eher zur Bestärkung seiner Irrthümer, als zu ihrer Berichtigung angewendet werden; sind sie aber auch wahr, nur nicht auf deutliche Gründe gebauet, so ist die ganze Art, wie er bey bei der Auslegung verfährt, sehr unzuverläßig unzuverlässig . Um beydes Beides zu verhüten, müßte er doch schon vorher, ehe er sich sichre sichere Regeln Regeln abziehen wollte will , feste Grundsätze haben, die ihn bey bei diesem Geschäfte leiteten. Eben diese soll die Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik geben und klar machen, die uns schon dadurch große grosse Dienste leisten kan kann , daß wenn sie uns für vor schädlichen Vorurtheilen bey bei der Auslegung bewahrt, oder sie ausrottet, ehe sie zu feste Wurzeln schlagen. 3) Und wenn nun vollends Andre 3) Andere uns unsre Regeln oder deren die Gültigkeit ableugnen: der von uns befolgten Regeln abläugnen, so bleibt doch kein andrer anderer Weg übrig, sie zu überzeugen, als der, wo man die bestrittnen Regeln und bestrittenen Grundsätze auf solche zurückführt, die auch der Gegner nicht ableugnen kan abläugnen kann , die sich also auf deutliche Begriffe von der Natur der Auslegung, der Sprachen überhaupt, und derjenigen der Sprachen insbesondre insbesondere , gründen, in welchen die heilige Schrift abgefaßt ist. ist, ( z. B. ob und wiefern wie fern man die eigentliche Bedeutung der Wörter verlassen dürfe? ob und wiefern die hebräische Bedeutung der gutgriechischen vorzuziehen sey ? wie die bestimmte Bedeutung derselben zu finden sey sei ?) 4) Auf Manches wird man gar nicht einmal aufmerksam werden, um sich daraus Regeln zu ziehen, wenn man nicht vorher durch guten Unterricht daran darin erinnert worden ist, oft z. B. nicht einmal an die Möglichkeit einer Erklärung denken, die gerade die richtigste seyn kan kann , oft an der Bedeutung der Wörter hängen bleiben, und sich daraus einen Sinn Sinn zusammensetzen, aber dar über den wahren Sinn ganzer Sätze verlieren. Ueberhaupt aber 5) ist ist 5) das eigne eigene Auffinden richtiger und fester Regeln Regeln Grundsätze eine so mühsame Beschäftigung, und die dazu nöthigen Eigenschaften (§. 54 341 54. ) sind so selten beysammen beisammen , und erfordern so viele Kenntnisse, Scharfsinn und Fleiß in unendlich kleinen Dingen, daß der gewiß Dank und Aufmerksamkeit verdient, wer der uns diese Beschäftigung durch Mittheilung erprobter Regeln erleichtert, und uns für Ab- vor Abwegen und Nebenwege Verirrungen bewahrt, wobey wobei wir spät oder gar nicht zum Ziel kommen würden. 56 343 . Wie schwer es überhaupt, und wie unmöglich es für den Anfänger sey sei , ohne diese Anweisung bey bei der Bibel sicher fortzukommen, lehret lehrt schon die Erwegung Erwägung der Kenntnisse, die bey allen sichern Grundsätze Grundsätzen und Regeln Regeln zum Grunde liegen müssen. Denn die biblischen Bücher sind – vernünftige Schriften, und in einer verständlichen Sprache abgefaßt – welche aber, wie jede Sprache, ihr Eignes Eigenes hat – und die heiligen Schriftsteller hatten eben so ihre eigenthümliche Denkart Denkart, Begriffe, und Art sich auszudrucken, wie sie sich in allen diesen auch nach ihren Lesern richten mußten. Daher beruhen die hermeneutischen Grundsätze und Regeln bey bei Erklärung der Bibel Bibel 1) auf der Natur des vernünftigen Denkens und der Sprache überhaupt, worüber die Logik Logik Aufschluß geben muß (§. 174 Anm. ) , und in so fern ist die bibli sche Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik von der allgemeinen nicht verschieden; 2) auf der Natur der in der heiligen Schrift gebrauchten Grundsprachen; Grundsprachen, und 3) auf der Kenntniß desjenigen, was die heiligen Schriftsteller und die Leser, für die sie zunächst schrieben, Eignes Eigenes hatten. Wenn auch das Erste leicht sollte zu erkennen seyn: so erfordert doch das Zweyte Zweite und Dritte, wie bisher gezeigt worden, sehr ausgebreitete und feine Kenntnisse, die um so schw rer schwerer zu erwerben, um so schwerer mit Ueberzeugung zu fassen sind, je größre größere Vorurtheile von der ganz eignen eigenen Art göttlicher eine besondere Behandlung heiliger aus Eingebung geflossener Bücher sich hier in den Weg legen legen. (§. 42 – 44. ). 329 – 331. ) 42 – 44. ) Anm. Anmerk. Anm. 1. Man sieht hieraus 1) daß die Kenntniß der allgemeinen Hermenevtik allgemeinen Hermeneutik , allenfalls durch Beyspiele Beispiele von Schriftstellen erläutert, bey bei weitem nicht allein zureichend sey sei , da sie nur den kleinsten und leichtesten Theil der Regeln für die Erklärung der heil. heiligen Schrift enthält; enthält. 2) daß Daß sich schon deswegen die biblische Hermenevtik Hermeneutik nicht, wie manche Wissenschaften, aus Einem allgemein brauchbaren Grundsatz herleiten laße lasse , weil sie auf so vielem beruht, das der Bibel eigen ist; und 3) daß, weil die Bücher des neuen Testaments in einer ganz andern Zeit und Sprache, von ganz andern Schriftstellern, nach ganz verschiednen verschiedenen Absichten, und an ganz andre andere Leser geschrieben sind, als die Bücher des alten, es weit besser sey sei , für jedes eine besondre Hermenevtik besondere Hermeneutik abzufassen, als für beyde beide eine gemeinschaftliche. (Für das neue Testament insbesondre Für das alte Testament haben wir nur Ein vortrefliches Buch Buch, in der neuen Bearbeitung von Glaß, Salomon Glassii Philol. sacra von Bauer, Georg Lorenz Bauer , eine Hermeneutica V. T., desgleichen von Meyer, Gottlob Wilhelm Meyers eine Hermeneutik des A. T., für das N. T. noch immer ein vortreffliches Buch an Ernesti, Johann August Jo. Aug. Ernesti Institutio interpretis N. T. ( Edit. 3. Lips. 1775. 8.); für das alte aber noch gar keines.) verglichen mit Morus, Samuel Friedrich Nathanael Mori acroasibus super hermeneut. N. T. nach Eichstaedt, Heinrich Carl Abraham Eichstädt's Ausgabe, und Keil, Karl August Gottlieb Keil's Lehrbuch der reinen Hermeneutik des N. T. Die allgemeinern hermenevtischen hermeneutischen Anweisungen und oder doch schätzbaren schätzbare Beyträge Beiträge dazu s. in der meiner Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theol. angeführt §. 94–108. ( §. 94–108.) Anm. Anmerk. Anm. 2. Aus andern, als den angegebnen angegebenen Quellen, können keine Grundsätze und Regeln für die Erklärung hergeleitet werden. Man muß also die biblischen Bücher wie andre andere menschliche Bücher erklären, und kan kann sie anders nicht verstehen lernen lernen, als durch rechtmäßigen Gebrauch der hermenevtisch hermenevtischen hermeneutischen Hülfsmittel Hülfsmittel. Denn ob verehren wir sie gleich göttliche, d. i. als durch Gottes Veranstaltung oder Eingebung geschriebne Bücher sind: geschriebene Bücher, so ändert doch dieses in der Natur der Bücher nichts; nichts, weil Gott darin die heiligen Schriftsteller hat als Menschen mit Menschen und in verständlichen menschlichen Sprachen hat reden laßen lassen . – Die durchgängige Weisheit, Wahrheit Glaubwürdigkeit und Untrüglichkeit Wahrheit , welche in diesen Büchern herrscht, betrift betrifft nur die sichre sichere Anwendung des entdeckten Sinn Sinnes, hat aber in die Entdeckung des dieses Sinnes selbst keinen Einfluß. Selbst die Folge daraus, daß kein Sinn einer Stelle, welcher unleugbaren unläugbaren Sätzen widerspricht, der wahre seyn könne, kan kann nur dienen, manche falsche Erklärungen zu verwerfen, aber nicht die wahren zu treffen. – Und so wahr es ist, daß die frömmre frömmere Gesinnung, mit der man den Sinn der heil. heiligen Schrift nachforscht, allerdings auch Einfluß in die Auffindung des richtigen Sinnes haben kan kann : so ists doch nur in so fern wahr, als sie zu gewissenhaftern gewissenhafterm Gebrauch der natürlichen Hülfsmittel zur Erklärung der Bibel antreibt. – Irgend einen unmittelbaren Einfluß Gottes bey bei Entdeckung des gedachten Sinnes annehmen, hieße hiesse ja Gott beschuldigen, daß er durch unnütze Umwege dem Menschen entdecke, was er ihm geradezu entdecken könnte, ohne daß er erst die Bibel brauchte verstehen zu lernen. Es ist dieses auch eine eitle Einbildung, die eben so zur Verachtung und Gleichgültigkeit gegen jene einzigen Hülfsmittel verführt, wie falsche Begriffe von dem Göttlichen der Bibel zu den Einbildungen vom vielfachen Sinn einer Schriftstelle, vom natürlichen und übernatürlichen Verstand der heil. heiligen Schrift u. dgl. u. d. gl. verführt haben. neuen Bearbeitung von Glassii Philol. sacra von Bauer, eine Hermeneutica V. T. Gemeint ist Georg Lorenz Bauers aus der Bearbeitung der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161) hervorgegangene Hermeneutica sacra Veteris Testamenti (1797). Zu nennen wäre auch Bauers Entwurf einer Hermeneutik des Alten und Neuen Testaments (1799). Meyers eine Hermeneutik des A. T. Hier handelt es sich um den zweibändigen Versuch einer Hermeneutik des Alten Testaments (1799/1800) von Gottlob Wilhelm Meyer (1768–1816), anführen ließe sich auch dessen Grundriß einer Hermeneutik des Alten und Neuen Testamentes (1801). Mori acroasibus super hermeneut. N. T. nach Eichstädt's Ausgabe Besorgt wurden Samuel Friedrich Nathanael Morus' zweibändige, die Institutio seines Lehrers Ernesti (vgl. II § 51) kommentierende Super hermeneutica Novi Testamenti acroases academicae (1797/1802) von Heinrich Carl Abraham Eichstaedt (1772–1848), einem Schüler Morus' und bedeutenden Philologen. Gewidmet ist dieses Werk u.a. Nösselt. Keil's Lehrbuch der reinen Hermeneutik des N. T. Karl August Gottlieb Keil (1754–1818), ein Schüler Morus', ist mit seinem Lehrbuch der Hermeneutik des neuen Testamentes nach Grundsätzen der grammatisch-historischen Interpretation (1810), 1811 unter dem Titel Elementa hermeneutices Novi Testamenti auch auf Latein erschienen, ebenfalls im Zusammenhang der neutestamentlichen Hermeneutik hervorgetreten. Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theol. angeführt §. 94–108 Vgl. I § 43. vielfachen Sinn einer Schriftstelle Im Hintergrund steht die im Kern auf Origenes zurückgehende Lehre vom vierfachen Schriftsinn (Literal- oder historischer Sinn, allegorischer Sinn, tropologischer Sinn, anagogischer Sinn), wie sie bündig in dem berühmten mittelalterlichen Merkvers Littera gesta docet, quid credas allegoria, moralis quid agas, quo tendas anagogia (Der Buchstabe lehrt, was geschehen ist; die Allegorie, was zu glauben ist; der moralische Sinn, was zu tun ist; der anagogische Sinn, was zu hoffen ist) zusammengefasst ist. Luther und nach ihm die grammatisch-historische Auslegung der Aufklärungstheologie erhebt dagegen den Literalsinn ( sensus litteralis bzw. historicus ) als einfachen oder wörtlichen Sinn zum Grundsinn der Schrift. 57 344 . Zu der Bekanntschaft mit den Grundsätzen und Regeln der Auslegung heiliger Schrift Schrift, muß nothwendig noch Uebung Uebung in dieser Erklärung selbst kommen kommen. (§. 36 36. und 53 ). 53. ) 323 ). Denn 1) ohne diese sind die Regeln Regeln bald vergessen; vergessen, durch sie wird erst ihr Nutzen mehr klar, und die Ueberzeugung von ihrer Wahrheit anschaulich; anschaulich, oder, wenn uns falsche oder unnütze Regeln sollten beygebracht beigebracht seyn, so kan kann uns die versuchte Anwendung der selben bey bei der Erklärung selbst, bald belehren, ob jene unbrauchbar oder unrichtig, oder einer Einschränkung, und welcher? sie bedürftig sind. 2) Bey Bei dieser Uebung können wir immer mehrere Regeln entdecken, entweder so, daß wir selbst durch fleissiges fleißiges Studieren der Bibel darauf stoßen stossen , oder daß wir sie guten Auslegern, bey bei Wahrnehmung der Art, wie sie verfahren, ablernen, und dadurch den hermenevtischen hermeneutischen Unterricht vervollständigen. 3) Nur erst durch die Uebung machen wir uns diese Grundsätze zu eigen, lernen selbst , aus eigner eigener Ueberzeugung, die heilige Schrift verstehen, und gewöhnen uns zum exegetischen Gefühl Gefühl, das einem Ausleger Ausleger so nöthig ist. Es kan kann auch alsdann 4) bey bei anhaltendem Fleiß nicht fehlen, daß wir nicht, indem wir die Schrift mit sich selbst und allen unsern anderweitigen Sprach- und historischen Kenntnissen vergleichen, Manches in derselben sollten besser, oder doch überzeugender verstehen lernen, was der Fleiß Andrer zurückgelaßen zurückgelassen Anderer zurückgelassen oder verfehlet verfehlt hat. 58 345 . Zu diesen Uebungen Uebungen gehören: – gehören: 1) der Gebrauch guter Vorlesungen über die heil. heilige Schrift, wenn man Gelegenheit dazu hat – hat; 2) guter Ausleger, die sie in Schriften erklärt haben – haben; und 3) eigene Versuche. Man thut wohl, wenn es seyn kan kann , sich erst richtige Grundsätze und Regeln der Auslegung bekannt zu machen (§. 55 342 55. ), und alsdann alsdenn sogleich zu den Uebungen fortzuschreiten, oder letztere gleich mit dem Unterricht in der Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik zu verbinden verbinden. (§. 57 ). 344 ). 57. ) Es ist auch rathsam, die gedachten Uebungen in der angegebenen Ordnung vorzunehmen. 59 346 . Denn, Denn eben so, so wie die Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik eine sehr nützliche Vorbereitung zum Studium der heiligen Schrift ist, so ist es viel besser, erst andre andere gute Ausleger Ausleger zu hören oder zu lesen, als schon sogleich selbst Versuche in der Auslegung anstellen zu wol len. Jenes ist unstreitig leichter. – Bey Bei andern guten Auslegern kan kann man eher mehr Bekanntschaft mit den Hülfsmitteln der Auslegung und den Entdeckungen Andrer Anderer , so wie mehr Uebung und Fertigkeit voraussetzen, als bey bei dem Anfänger. – Dieser übersieht zu viel, ist entweder auf Manches nicht aufmerksam, oder bildet sich ein, Manches zu verstehen verstehn , was er wirklich nicht versteht; durch Vergleichung der Ausleger lernt er erst, daß Manches ganz anders erklärt werden könne kan , Manches nicht so sicher sey ist sei , als er glaubte, und daß er auf Vieles Acht geben müsse muß , woran er nicht dachte. Anm. Selbst denken soll freylich freilich ein jeder, d. i. alles Alles prüfen, und selbst aufsuchen. Aber er kan kann es doch nicht eher, als bis er die nöthigen Kenntnisse dazu hat; hat, kan kann auch allein so weit nicht sehen, als wenn er Andre Andere mit zu Hülfe nimmt. Schon von der Kindheit Kindheit an müssen wir erst von Andern geleitet werden, werden und lernen, ehe wir selbst gehen oder entdecken können. Dies Dieß ist bey bei solchen Kenntnissen, wie zur Auslegung der Bibel gehören, unumgänglich nöthig, die indem sie sich nicht aus bloßem durch blosses Nachdenken schöpfen lassen zu entdecken sind , und wo bei denen selbst die Beobachtung nicht auf natürliche, sondern, wie Sprachen und Geschichte, auf willkührliche willkürliche oder zufällige Dinge geht. 60 347 . Eben so ist es besser, wenn man es haben kan, Vorlesungen Vorlesungen Gelegenheit finden, Vorlesungen guter Ausleger zu benutzen, als gleich anfangs sich an Schriften Schriften der Ausleger, zumal an mehrere zugleich, zu halten. Denn, ausser dem ausserdem Denn außer dem, daß der größte Theil der sogenannten Commentarien Commentarien schlecht, oder unsern jetzigen Bedürfnissen und den wenigstens denen eines Anfängers nicht angemessen ist, und dieser auch nicht immer die Ausleger kennt, welche für ihn die besten sind, oder sie nicht immer haben kan kann : so befördert schon der mündliche Vortrag mehr die Aufmerksamkeit; man kan kann eher bey bei dem Docenten weitern Unterricht über das einziehn einziehen , was man nicht verstanden, oder was uns nicht überzeugt hat; man erspart sich mehr Zeit und Mühe, und wird durch die Abweichungen der Ausleger von einander weniger verwirrt; der verwirrt. Der mündliche Lehrer kan kann seinen Vortrag mehr für das besondre besondere Bedürfniß der Zuhörer Zuhörer einrichten, die er vor sich hat; und, wenn der Docent Geschicklichkeit, Fleiß und Untersuchungsgeist genug hat, kan besitzt, kann man von ihm eher erwarten, daß er das Beste, und selbst das Neueste, was über die Bibel Bibel geleistet wor den, benutzt, und selbst maches Gute entdeckt haben werde, was man in den Commentarien nicht antrift antrifft . 61 348 . Vorlesungen und schriftliche Arbeiten über die heilige Schrift Schrift, sind entweder kürzer, und halten sich bloß bey bei Vorstellung des Wortverstand Wortverstandes auf, oder sie sind weitläufiger, und zeigen entweder durch die Erklärung näher die Art, wie man die Bibel auslegen müsse, oder sie weisen zeigen die Anwendung des gefundenen Verstandes zur Bestimmung desjenigen, was wir nach der heili gen Schrift zu glauben, oder zu thun, oder zu vermeiden haben. Die erstern nennt man cursorische Vorlesungen , oder Scholien Scholien ; die letztern exegetische Vorlesungen , oder Commentarien Commentarien . 62 349 . In jenen müßte muß der Verstand der heiligen Schrift deutlich dargestellt, durch eine möglichst genaue und treue Uebersetzung, und, wo diese nicht möglich, oder nicht zureichend ist, durch dergleichen Umschreibung ausgedruckt ausgedrückt ; derselbe aus dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch der Bibel, und, wo mehrere Erklärungen möglich sind, aus andern Gründen zugleich einleuchtend gemacht; gemacht: es müßten müssen die historischen Erläuterungeu Erläuterungen , wo sie nöthig sind, beygebracht beigebracht , die anscheinende anscheinenden Widersprüche oder andre andere Schwierigkeiten des Verstandes gehoben; merkwürdigere Lesearten Lesearten, zumal wo sie den Sinn ändern, erwähnt erwehnt , geprüft, und die gewählte kurz gerechtfertigt; und, wo die Wahl unter mehrern Auslegungen schwerer ist, oder gewisse falsche Erklärungen sehr herrschend sind, und diese nicht schon durch richtige Vor legung des Sprachgebrauchs wegfallen, sie gegen einander gehalten, gehalten und abgezogen werden, um den Vorzug des wahrscheinlichsten Sinnes zu zeigen. Auch könnten können noch einige Winke über die Anwendung wichtiger Stellen Stellen, und über den großen grossen Werth der Bibel Bibel und ihrer Belehrungen hinzukommen. – So eingerichtet sind solche Erläuterun gen sehr nützlich, und haben – nach ihrem Zweck, den Sinn der heiligen Schrift aufklären aufzuklären – einen weit größern grössern Nutzen, als weitläufigere Commentarien. Man erspart sich dadurch mehr Zeit, meist so wie unnütze Weitläufigkeit und Zerstreuung, der man in den letztern so sehr ausgesetzt ist. Man ist; man wird, bey bei dem langsamen Eilen, mehr mit dem Ton, Inhalt und Geist der heiligen Schrift bekannt. Man bekannt; man bekommt eine schnellere und mehr dem Geiste gegenwärtige bessere Uebersicht Uebersicht des Ganzen, zumal wenn man die ganze Bibel so durchgehen kan kann ; dadurch zugleich eine trefliche treffliche Grundlage der ganzen Theologie; und hat, weil die meisten und besten Ausleger der Bibel in dieser Art der Erklärung diesem Stil gearbeitet haben, den Kern des Besten beysammen beisammen , was zur Erläuterung derselben gesagt worden ist. Anm. Wenn man gute Vorlesungen dieser Art zu hören keine Gelegenheit hätte: haben sollte, so könnten unter den in der Anweisung etc. §. 110 flgg. 110. fgg. erwähnten erwehnten Büchern, in Absicht auf das neue Testament , für den Anfänger, die Rosenmüller, Johann Georg Rosenmüllerschen Scholia in N. T. (3te (2te Auflage, Nürnberg 1788–90 in 5 Bänden 1785 f. in gr. 8.) N. T., hernach aber vorzüglich Beza, Theodor Bezä und noch vielmehr Grotius, Hugo Grotii Grotii Annott. in N. T. oder das neue Testam. Testam . mit den Koppe, Johann Benjamin Koppischen Anmerkungen, wenn sie dereinst von irgend einen eben so geschickten Ausleger möchten vollendet worden seyn sind dem von Koppe angefangenen, von Heinrichs, Johann Heinrich Heinrich und Pott, David Julius Pott fortgesetzten Commentario perpetuo , in Verbindung mit Erasmus, Desiderius Erasmi Paraphrasibus, dienen; so wie bey bei dem alten Testament , nebst Vatablus, Franciscus Franc. Vatabli Anmerkungen, Schulz, Johann Christoph Friedrich Jo. Christ. Frid. Schulzii und Bauer, Georg Lorenz Ge. Ge . Laur. Baueri Scholia in V. T. (Norimb. 1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr. 8.), 1783 f. in 8.) oder Rosenmüller, Ernst Friedrich Karl Ern. Frid. Car. Rosenmülleri Scholia in V. T., wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind, verbun den mit der Dathe, Johann August Dathischen lateinischen Uebersetzung und Anmerkungen über alle Bücher des A. T. in 6 Bänden in gr. 8. Bänden, Anmerkungen, und weiterhin der Michaelis, Johann David Michaelischen deutschen die Michaelische deutsche Uebersetzung und den Anmerkungen zum A. T. von Michaelis, Johann David Michaelis . Was über einzelne einzle Bücher noch dienlicher zu der hier gemeinten Absicht ist, kan kann hier nicht angegeben, sondern muß einer nähern Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß überlaßen überlassen werden. M. s. auch hier die Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Th. Anweisung etc. §. 110 flgg. erwähnten Büchern Vgl. I § 43. Rosenmüllerschen Scholia in N. T. (3te Auflage, Nürnberg 1788–90 in 5 Bänden Hier sind Johann Georg Rosenmüllers (1736–1815) Scholia in Novum Testamentum gemeint (vgl. I § 161 c), die in der ersten Auflage der Anweisung angeführte zweite Auflage ist zwischen 1785 und 1788 erschienen. Bezä Nach seinem 1548 im Zuge einer persönlichen Krise erfolgten Übertritt zur reformierten Kirche und der damit verbundenen Ausweisung aus Frankreich war Theodor Beza (de Bèze) (1519–1605) zunächst als Griechischlehrer an der Akademie in Lausanne tätig und avancierte in dieser Zeit zu einem bedeutenden Mitstreiter Calvins. Nach Auseinandersetzungen mit dem Berner Magistrat siedelte er 1558 nach Genf über und wurde für Jahrzehnte eine der prägenden Gestalten der Stadt. Neben fünf kleineren Ausgaben mit kurzen annotationes minores dogmatischen Inhalts hat Beza zwischen 1557 und 1598 fünf Folioausgaben des Neuen Testaments publiziert, denen umfangreiche, immer wieder überarbeitete exegetisch-philologische annotationes maiores beigegeben waren. Diese wurden als Annotationes maiores in Novum Dn. Nostri Iesu Christi Testamentum (1594) auch separat gedruckt und zur Grundlage der reformierten Dogmatik des 17. Jh.s. Grotii Annott. in N. T. Vgl. I § 207 c. neue Testam. mit den Koppischen Anmerkungen Das grammatisch-historisch ausgerichtete Novum Testamentum graecum perpetua annotatione illustratum ist zwischen 1778 und 1821 in insgesamt zehn Bänden erschienen. Der Göttinger Professor, Universitätsprediger und Direktor des Predigerseminars (vgl. III § 31 [c]) Johann Benjamin Koppe (1750–1791), später als Generalsuperintendent u.a. von Hoya-Diepholz und erster Hofprediger in Hannover im kirchlichen Dienst, hat mit der Kommentierung des Corpus Paulinum begonnen, nach seinem Tod wurde sein Hauptwerk, wie in der dritten Auflage der Anweisung bemerkt, u.a. von Johann Heinrich Heinrichs (1765–1850) und David Julius Pott (1760–1838) vollendet. Erasmi Paraphrasibus Bei Erasmus von Rotterdams sich durch eine komplizierte Publikationsgeschichte auszeichnenden Paraphrases (1517–1524) handelt es sich um philologisch und erbaulich kommentierende Nacherzählungen des Neuen Testaments mit Ausnahme der Johannesapokalypse. Zu der von Johann Friedrich Sigismund Augustin (1739–1818) besorgten dreibändigen Ausgabe der Paraphrasen (1777–1780) hat Nösselt als Vorrede eine Historia Paraphraseon beigesteuert (vgl. aaO III, III–XLIV). Augustin hatte zuvor unter Nösselts Vorsitz De Catenis Patrum Graecorum in novum Testamentum observationes (1762) verteidigt. Franc. Vatabli Anmerkungen Vgl. I § 161. Jo. Christ. Frid. Schulzii und Ge. Laur. Baueri Scholia in V. T. (Norimb. 1783–91, bis jezt in 5 Bänden in gr. 8.) Vgl. I § 161. Ern. Frid. Car. Rosenmülleri Scholia in V. T., wovon erst 2 Tomi, Lips. 1788 und 90 herausgekommen sind Vgl. I § 161 c. Dathischen lateinischen Uebersetzung und Anmerkungen über alle Bücher des A. T. in 6 Bänden Johann August Dathe (1731–1791), 1762 außerordentlicher, dann ordentlicher Professor der morgenländischen Sprachen in Leipzig, ist nicht nur als Bearbeiter der Philologia Sacra des Salomon Glaß (vgl. I § 161), sondern auch durch seine sechsbändige lateinische Übersetzung des Alten Testaments einschließlich philologisch-historischer Anmerkungen bekannt. Es erschienen der Pentateuchus ex recensione textus hebraici et versionum antiquarum latine versus notisque philologicis et criticis illustratus (1781), die Libri historici (1784), Jobus, Proverbia Salomonis Ecclesiastes et Canticum Canticorum (1789), die Psalmi (1787), die Prophetae maiores (1779) und die Prophetae minores (1773). Einige Teile wurden erneut aufgelegt. Michaelischen deutschen Uebersetzung und Anmerkungen zum A. T. Gemeint ist Johann David Michaelis' [D]eutsche Uebersetzung des Alten Testaments, mit Anmerkungen für Ungelehrte (1769–1783). Bemerkt sei, dass 1778 zudem auch eine Übersetzung des ersten Makkabäerbuchs erschien und dass Michaelis ein vergleichbares Werk zum Neuen Testament (1790–1792) folgen ließ. Bibliothek für Prediger, 1ster und 4ter Th. Vgl. I § 43 c. 63 350 . Wenn bey Ist aber dagegen bei den gemeiniglich sogenannten exegetisch exegetischen biblisch-exegetischen Vorlesungen und weitläufigern Commentarien (§. 61 348 61. ) die Absicht wäre Hauptabsicht , die rechte Anwendung der hermenevtisch hermenevtischen hermeneutischen Grundsätze und Regeln zu zeigen; zeigen: so müßte müßten muß diese deutlich genug gemacht werden, besonders durch Prüfung und Gegeneinanderhaltung Gegeneinanderhaltung verschiedner verschiedener Erklärungen. Nützlich genug würde dieses, zumal für den seyn, der sich nicht selbst zu helfen wüßte; aber doch sehr aufhalten, aufhalten und bald ermüden; man könnte sich daher mit an Proben bey bei einigen kürzern Büchern oder schwerern Stellen verschiedner verschiedener Arten begnügen. – Wollte Will man aber, ohne doch die Untersuchung des Wortverstandes zu vernachläßigen vernachlässigen , zum rechten Gebrauch Gebrauch der heiligen Schrift Anweisung geben; geben: so müßte muß gezeigt werden, wie was die Beweise Beweise für Grundsätze des Glaubens und Lebens ungezwungen aus der vorgetragnen vorgetragenen Erklärung flössen folgten fließen , und diese müßten müssen mit andern klaren biblischen Lehren verglichen werden, um den Grund zu einer wahrhaftig biblischen Theologie zu legen. Es könnten können auch die in der heiligen Schrift entdeckten Sachen angewendet werden, falsche Vorstellungen zu beurtheilen, wenn sofern sie in das Praktisches Praktische einen Einfluß hätten haben , oder herrschend, und dadurch verführerisch wä ren werden . Vornehmlich müßte muß man an Beyspielen Beispielen zeigen gezeigt werden , wie man die aus der Bibel geschöpften Kenntnisse recht praktisch, und zur eigentlichen Erbauung für uns anwendbar, anwendbar zu machen hätte habe ; und darthun, wie fruchtbar und lehrreich sowohl die historischen als die Lehrbücher der heiligen Schrift sind, um, bey bei dem rechten Nachdenken darüber und bey bei sorgfältiger Zusammenhaltung Zusammenhaltung der biblischen Belehrungen mit unsern Bedürfnisse Bedürfnissen , uns hinlänglich zur Gottseligkeit Gottseligkeit zu unterrichten. Dies Dieß könnte zugleich eine recht gute Anweisung zu analytischen Predigten werden. Bey Anm. Bei einer andern Einrichtung sind solche weitläufige Erklärungen der Bibel unnütz, und dienen mehr zur Zerstreuung und Befestigung in hergebrachten Vorurtheilen. – Uebrigens gehören dergleichen Erläuterungen der Bibel nicht eigentlich zur exegetischen exegetischen Theologie, die nur Aufsuchung und Darstellung des Sinnes der heiligen Schrift zur Absicht hat, sondern mehr zur Bildung des künftigen Lehrers nach nach der heiligen Schrift. {Gewiß aber würden solche Vorlesungen mehr als die bloße Theorie der Hermeneutik nützen, wenigstens den Namen einer praktischen Homiletik Homiletik verdienen. Die Collegia biblica, welche die Spener, Philipp Jakob Spenersche Schule stiftete und empfahl, hatten diese Bestimmung; und mag auch dabei in manchen Stücken gefehlt seyn, so bleibt die Idee doch vortrefflich. A. d. H. } historischen als die Lehrbücher der heiligen Schrift Der Kanon des Alten und Neuen Testaments wird gemeinhin in drei Teile untergliedert: Als historische Bücher werden im Alten Testament die fünf Bücher Mose (Tora) sowie die Bücher von Josua bis Ester und im Neuen Testament die Evangelien und die Apostelgeschichte bezeichnet, als Lehrbücher werden im Alten Testament die Bücher von Hiob bis zum Hohelied Salomos und im Neuen Testament sämtliche Briefe angesprochen, und als prophetische Bücher gelten im Alten Testament die Bücher von Jesaja bis Maleachi und im Neuen Testament die Offenbarung des Johannes. Die alttestamentlichen Apokryphen (vgl. I § 163) lassen sich diesen drei Teilen zuordnen. Die fünf Bücher Mose können jedoch auch gesondert als Gesetzesbücher zusammengefasst werden, für die alttestamentlichen Lehrbücher findet sich auch die Bezeichnung poetische Bücher . analytischen Predigten Vgl. III § 54. Collegia biblica, welche die Spenersche Schule stiftete Der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (1635–1705) erwarb nach dem Studium in Straßburg 1653 den Magistergrad und wurde nach Stellungen am Straßburger Münster, in Frankfurt am Main und in Dresden 1691 Propst und Konsistorialrat an St. Nikolai zu Berlin. Kurz darauf wirkte er an der Gründung der Universität Halle mit. Durch sein Hauptwerk Pia desideria (1675) gilt Spener als Gründungsfigur des lutherischen Pietismus (vgl. II § 98), zu seinen wichtigsten Schülern und Mitstreitern zählt August Hermann Niemeyers Urgroßvater August Hermann Francke (1663–1727). Zu den Besonderheiten der von Spener initiierten Frömmigkeitspraxis zählen die als collegia pietatis bezeichneten Konventikel oder Hauskreise, die als Erbauungsversammlung neben dem Gottesdienst erstmals 1670 abgehalten wurden und sich, wenn auch nicht unter diesem Namen, auch in dem in den Pia desideria grundgelegten Kirchenreformprogramm wiederfinden. Im Mittelpunkt stand in gut reformatorischer Tradition die vertiefte Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift. Daneben sollte auf akademischer Ebene in sog. collegia biblica die urtextliche Exegese gefördert werden. In diesen Zusammenhang gehören das 1686 von Francke und Paul Anton (1661–1730) in Leipzig gegründete collegium philobiblicum sowie die exegetisch-erbaulichen Kollegs eines Johann Kaspar Schade (1666–1698). Nach der ersten persönlichen Begegnung mit Spener und seinem Erweckungserlebnis hielt Francke ab 1689 in Leipzig mit großem Erfolg collegia biblica in deutscher Sprache ab, an denen auch Laien teilnahmen. Diese Kollegien sorgten jedoch bald für Unwillen und wurden bereits kurz darauf wieder verboten. 64 351 . Nach den bisher angegebenen Eigenschaften biblischer Vorlesungen und Erläuterungsschriften Erläuterungsschriften kan Erläuterungsschriften, kann man beurtheilen, ob und wie weit man sich einem solchen Führer anvertrauen könne. Je mehr er sich zur eigentlichen Untersuchung des Verstand Verstandes Verstandes hält, ohne sich bey bei dem aufzuhalten, was keiner Erklärung bedarf, den Sinn nichts angeht, und zu dessen Aufklärung Aufklärung nichts thut; – je mehr er sich des biblischen Sprachgebrauchs biblischen Sprachgebrauchs kundig zeigt, und diesen, durch Hülfe genauer Kenntnisse der Grundsprachen und des feinern Parallelismus Parallelismus der Bibel Bibel, deutlich zu machen, und ihn bestimmt anzugeben weiß; – je mehr er sich, mit Hülfe wirklich historischer Kenntnisse historischer Kenntnisse , in die wahre Lage derer hinein zu denken versteht, mit und von welchen die heiligen Schriftsteller reden; – je mehr er selbst denkt selbst denkt und untersucht – und nichts zurückläßt, um seinen Lesern oder Zuhörern klare Begriffe Begriffe von dem Verstande der Bibel, sonderlich bey bei Erklärung uneigentlicher und der heili gen Schrift eigenthümlicher Ausdrücke, Ausdrücke zu geben; – je bescheidner bescheidener er sich zeigt, vornemlich vornehmlich in Rücksicht auf den verschiednen verschiedenen Grad der Gewißheit Gewißheit des Sinnes: desto sichrer kan sicherer kann man ihn, obgleich mit steter Prüfung der von ihm angegebnen angegebenen Gründe, so weit sie uns möglich ist, folgen. – Und alles dieses Gute, die rechte Art der Schrifterklärung, ihm abzulernen, dies dieß muß eigentlich und weit mehr unser Bestreben seyn, als den jedesmaligen Sinn der einzelnen einzlen Stellen zu lernen; lernen, weil wir uns ohne dieses Ablernen nie selbst zu guten Auslegern bilden. 65 352 . Wenn man durch Hören Hören oder Lesen guter Ausleger Ausleger Lesen guter Ausleger so weit gekommen ist, daß man theils die heilige Schrift, und deren Sprachgebrauch sowohl, als die nöthigsten historischen Kenntnisse zur Einsicht ihres Sinnes, überhaupt versteht, theils solchen Auslegern die rechte Art Art, sie zu erklären, abgelernt hat: so schreite man zur eignen eigenen Uebung Uebung fort, um sich selbst zur Entdeckung oder Anwendung des Sinn Sinnes der Bibel zu gewöhnen. Man kan kann diese Uebungen vor für sich allein, oder, wenn man es haben kan kann , in Gesellschaft mit andern, Andern vornehmen. Letzteres ist sehr zu rathen, – weil es zum anhaltenden Fleiß und Wetteiferung zum Wetteifer ermuntert – weil man durch andrer die Ansichten Anderer, ihre Erinnerungen und Beyspiele Beispiele mehr von der Einbildung, etwas zu verstehen verstehn , was man nicht versteht, von Uebereilungen, seichten und ungegründeten Erklärungen und andern Fehlern, Fehlern zurückgebracht wird – und weil Andere uns auf Manches, den Sinn und dessen Bestätigung betreffend, helfen, woran wir nicht gedacht hatten. Am sichersten und nützlichsten wird man es unter Aufsicht eines guten Auslegers thun, der Abschweifungen Abschweifungen von dem Zweck dieser Uebungen, und andre andere diese Absicht zerstörende oder verhindernde Vorfälle, Vorfälle verhüten, uns auf Vieles aufmerksam machen, auch Manches noch gelegentlich mittheilen kan kann . 66 353 . Studiert man die Bibel Bibel, um immer mehr ihren wahren Verstand Verstand zu entdecken: so ist 1) vor allen Dingen nöthig, mit dem Schriftsteller recht vertraut zu werden, dessen Schrift man erklären will, und man thut daher sehr wohl, ehe man sich auf eine nähere Untersuchung des Sinn Sinnes eines Buchs einläßt, dieses hinter einan der durchzulesen, so ununterbrochen als man kan kann , und ohne sich mit einzelnen einzlen schweren Stellen oder Ausdrücken aufzuhalten, die man fürs Künftige anzeichnen mag; damit uns die ganze Absicht, der ganze Ton des Buchs, und die dem Schriftsteller Schriftstller eigne eigene Art des Ausdrucks, geläufig werde, und aus frischer Lectüre Lektüre recht gegenwärtig bleibe. Aus dem, was man darüber ehedem mit Aufmerksamkeit gehört oder gelesen hat, wird man schon so viel behalten haben, daß uns das, was zur allgemeinern Einsicht des Verstandes nothwendig ist, schwerlich entgehen wird. 2) Man zeichne sich dabey dabei gleich bey bei jeder Stelle die Stel len (etwa am Rande seines Exemplars) die Stellen an, die, in Gedanken oder Worten, jener ähnlich sind. 3) Wenn man bey bei dem Lesen, wenigstens der eigentlich zusammenhängenden Bücher, wie die Briefe des neuen Testamentes sind, gefunden hat, was zusammen zu Einem Hauptgedanke Hauptgedanken gehört: so mache man sich einen kurzen Entwurf der Haupttheile Haupttheile des ganzen Buchs, um das Ganze hernach besser übersehen, und bey bei Erklärungen einzelner einzler Stellen wissen zu können, wohin sie gehören, und nach welcher Absicht man sie erklären müsse. Anm. Anm. 1. Diese gefundenen gefundene Haupttheile laßen lassen sich hernach leicht wieder abtheilen, wenn man zu diesen besondern Theilen kommt. Die Abtheilung derselben bis auf einzelne einzle Sätze, oder gar Worte, ist, schwere oder verwickelte Stellen ausgenommen, ganz unnütz, und das ins Kleine gehende Zerstückeln hindert, den ganzen Ge danken deutlich aufzufassen, und das Ganze eines Buchs recht vor Augen zu behalten. Anm. Anm. 2. Freylich Freilich muß man vom Leichtern zum Schwerern schreiten, und deswegen scheint es zuträglicher, mit einzelnen einzlen Stellen anzufangen, alsdann alsdenn zu ganzen Abschnitten und so zu ganzen Büchern fortzugehn fortzugehen . Dieses thut man auch bey bei dem ersten allgemeinern Durchlesen eines Buchs. Aber näher um einzelne einzle Stellen recht sicher zu verstehn verstehen , muß man sie doch im Zusammenhang mit ihrem Abschnitt, und diesen im Zusammenhange mit dem ganzen Buch ansehen. – Eben so könnte es rathsamer scheinen, leichter geschriebne geschriebene Bücher eher als schwerere, historische z. B. eher als Lehrbücher, zu lesen. Aber erstre erstere geben auch dem eignen Fleiß weniger Beschäftigung und Uebung; sie bekommen ihr Licht mehr durch nach und nach gemachte Entdeckungen erläuternder Umstände, als durch fleißiges Betrachten des Buchs selbst; Lehrbücher hingegen werden durch ihren Zusammenhang und Theile deutlicher, sind also zur Uebung im Auslegen vortheilhafter. historische z. B. eher als Lehrbücher Vgl. II § 63. 67 354 . Kommt man man, nach allgemeiner Durchlesung Durchlesung eines biblischen Buchs, Buchs 4) auf einzelne einzle Stellen: Stellen, so suche man sich ja vornehmlich zu überzeugen, ob man wirklich die Stelle verstehen verstehe ? Denn denn dies dieß bildet man sich gar zu leicht ein, – wenn man einen Ausdruck, oft bloß nach der Etymologie, eine Redensart nach ihren einzelnen einzlen Wörtern, übersetzen übersetzen kan kann , – wenn uns gewisse Wörter und Formeln sonst geläufig sind; – oder oder – wenn ein aufgefaßter Sinn möglich und denkbar scheint, und man nicht weiß, daß und was für andre andere Bedeutungen eben derselbe Ausdruck hat, hat. – oder wenn man den eignen eigenen Sprachgebrauch Sprachgebrauch eines Schriftstellers nicht genau kennt. Beyspiele Anm. Beispiele sind vom ersten Fall: Phil. 2, 12 12. Fall sind: μετὰ φόβου κ. τρόμου τὴν ἑαυτῶν σωτηρίαν κατεργάζεσθε , d. i. nicht: schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern , sondern: „arbeitet an Andrer Wohl, doch mit Be scheidenheit (ohne euch über sie zu erheben);“ wo auch ἑαυτῶν statt ἀλλήλων steht; Phil. 2, 12. vergl. mit v. 3. 4. 13. 14. V. 3. 4. und 14 ; desgleichen die Redensart Luc. 21, 19. die gewiß nichts anders heißt, als: rettet oder erhaltet euch durch Standhaftigkeit , vergl. mit V. 19. und dem vorhergehenden Zusammenhang, auch Matth. 10, 22. und, der Sprache nach, mit Matth. 10, 39. und 1 Thess. 4, 4. V. 3, 4, 13, 14. ; – vom zweyten zweiten Fall, der Ausdruck ὑιοὶ τοῦ Θεοῦ , der ganz anders 1 Joh. 5, 1. und Philem. 10 , als Matth. 5, 45. und als 1 Joh. 3, 2. steht, aus welchen mit einander verglichenen Stellen sich der allgemeine Sinn leicht abziehen läßt, läßt läßt; – vom dritten Fall, σταυρὸς τοῦ Χριστοῦ , ganz anders (von Bedruckungen Bedrückungen ) Gal. 5, 11. vergl. mit Kap. 6, 12, 12. 12., als 1, 1 Kor. 1, 17 17. und 18. 18.; – vom vierten, das so mißverstandne ἁμαρτίαν οὐ οῦ ποιεῖν 1 Joh. 3, 9. sich für vor Sünden zu hüten suchen , nach Johannis eigner Erklärung Kap. 5, 18. κ. Phil 2,12 liest καὶ (vgl. II § 152). Johannis eigner Erklärung Kap. 5, 18 Gemeint ist wohl Joh 5,19. 68 355 . Um zu verhüten verhüten, daß uns diese so schädliche falsche Einbildung nicht, ohne daß wir es selbst denken, verführe, muß man sich immer fragen: erstlich , kan kann ich etwas deutlicheres Deutlichers Deutlicheres , es sey sei durch Uebersetzung, oder Paraphrase, oder Beschreibung, an dessen Stelle setzen? Kan Kann ich dieses nicht, so verstehen verstehe ich es gewiß nicht: kan kann ich es aber, so folgt noch nicht, daß ich es verstehe; ich kan kann wenigstens nicht gewiß seyn, seyn daß ich den Sinn getroffen habe; weil Mancher viel über eine Sache sagen kan kann , was gar nicht zur Sache nicht gehört; gehört, weil es höchstens beweiset, daß jemand etwas bey bei einem Ausdruck denkt , ohne daß er das dabey dabei denkt, was der Schriftsteller damit sagen wollte; und weil ich den Sinn Sinn kan kann errathen haben, ohne daß ich ihn mir oder Andern begreiflich machen kan kann . Ich muß also hernach Grund Grund angeben können, warum ich es so verste hen müsse, d. i. zeigen, es schicke sich kein andrer anderer Sinn, oder doch keiner besser hieher hierher , als der, den ich annehme, annehme; und diesen muß ich zugleich schlechterdings aus der Sprache Sprache rechtfertigen können. Denn ein Sinn kan kann zwar schicklich, aber nach der Sprache unmöglich, also gewiß nicht der seyn, den der Schriftsteller ausdrucken ausdrücken wollte; auch wird der Sinn weit gewisser, wenn er die Sprache vor sich hat, †) †) 1 ) bleibt hingegen immer etwas zweifelhaft, wenn er nach der Sprache unbegreiflich ist ††) ††) . Nicht ist; 2 ) nicht zu gedenken, daß eine solche Aufklärung aus der Sprache noch den Vortheil gewährt, daß dadurch zugleich ähnliche dunkle unschickliche Ausdrücke aufgeklärt werden können †††) . †††) . können. 3 ) Anm. Anm. †) Anm. 1. So sehe ich zwar, daß ἐκένωσε Phil. 2, 7. durch ἐταπείνωσε V. 8. erklärt wird, und daß Gal. 4, 13. 3. die στοιχεῖα τοῦ Κόσμου κόσμου das Judenthum oder das Mose mosaische Gesetz seyn müssen, vergl. V. 9. mit Ebr. 9, 9 . Aber nun muß ich noch jenes aus der Sprache rechtfertigen, in dem die Ebräer leer leer ( κενὸν ) statt arm setzen, Luc. 1, 53. Richt. 11, 3; 3. und dieses στοιχεῖα eben so, daß indem ich klar mache, στοιχ. bedeute Bilder, und Κόσμος sey κόσμος sei Gegensatz gegen das Christenthum, vergl. K. Kol. 2, 20 . So sollte man auch 1 Kor. 1, 18. σωζομένους von Christen und ἀπολλυμένους von Ungläubigen verstehen, weil jene V. 21. πιστεύοντες heissen heißen ; aber man müßte auch σωζ. als das consequens pro antecedente aus Jes. 10, 21. 22. erläutern, wo σώζεσθαι σωζεσθαι , ἀναστρέφειν und πεποιθέναι ἐπὶ τὸν Θεὸν für einerley einerlei gebraucht werden; wird, und ἀπολλ. daraus, daß es 2 Kor. 4, 3. mit ἀπίστοις V. 4. vertauscht wird, und 1 Kor. 8, 11. jeden bedeutet, der ohne Gewissen handelt. ††) Anm. 2. So δυνάμεις τοῦ μέλλοντος αἰώνος Ebr. 6, 6. 5. man verstehe es es, wie man wolle. Sollte es nicht die christlichen Lehren bedeuten, und mit dem καλ. τοῦ Θεοῦ ῥήματι ῥῆματι , vielleicht auch mit der δωρεᾷ δωρεᾶ ἐπουρανίῳ und dem πνεύματι ἁγίῳ einerley einerlei seyn? in sofern insofern αἰὼν ὁ μέλλων , nach jüdischen jüdischem Sprachgebrauch, das Christenthum ist, ist ( vergl. bei Kap. 2, 5. und da die Ausleger) und δύναμις wie Röm. 1, 16. eine kräftige Lehre heissen kan heißen kann . †††) Anm. 3. So werde ich, wenn ich Kol. 3, 5. τὰ μέλη , nach Paulus Pauli eigner Erklärung, von sinnlichen Neigungen verstehe, und es aus dem jüdischen Sprachgebrauch Matth. 5, 29. 30. aufkläre, alsdann alsdenn auch das σῶμα τ. ἁμαρτίας ἀμαρτίας Röm. 6, 6. und das θνητὸν σῶμα V. 12. daselbst oder Kap. 8, 11. nicht von dem Leibe , sondern von sinnlichen Neiguugen Neigungen verstehn verstehen , die uns ins Verderben ( θάνατον ) stürzen. {Ich lasse die Beispiele des Verfassers unverändert, wiewohl mich die Erklärung nicht überall überzeugt hat.} Gal. 4, 13 Gemeint ist Gal 4,3 (vgl. die erste Auflage der Anweisung ). στοιχ. D.i. erneut στοιχεῖα . σωζ. Wie kurz zuvor ist der Akkusativ σωζομένους zu lesen. ἀπολλ. Wie kurz zuvor ist der Akkusativ ἀπολλυμένους zu lesen. Ebr. 6, 6 Gemeint ist Hebr 6,5 (vgl. die erste Auflage der Anweisung ). καλ. Mit Hebr 6,5 (s.o.) und hier im Dativ ist καλῷ zu lesen. τ. Röm 6,6 liest τῆς . 69 356 . Hiedurch kan Hierdurch kann man sich sehr deutlich von der Nichtigkeit mancher allgemeinen sehr scheinbaren nicht sorgfältig genug zu vermeidenden Vorur theile überzeugen, für die man nicht genug warnen kan, und wogegen sich vor welchen besonders 5) der angehende Ausleger der heiligen Schrift gleich Anfangs anfangs sich wohl verwahren muß. Es ist erstlich ein sehr thörichter Wahn, daß man die Bibel Bibel ohne alle Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit verstehen, und ihren Sinn gleichsam aus ihr selbst entziffern könne †) . könne. *) Legt man dabey dabei nicht einmal den Grundtext Grundtext, sondern eine bloße blosse Uebersetzung Uebersetzung, zum Grunde: so ist vor für sich klar, wie ungegründet diese Hoffnung sey sei , weil ja in der Uebersetzung der Sinn verfehlt seyn kan kann ; oder in ihr Ausdrücke vorkommen können, die zweydeutig zweideutig sind, und zu falschen Nebenbegriffe Nebenbegriffen verführen, welche im Original nicht liegen; manches Manches sich auch in einer bloßen blossen Uebersetzung gar nicht ausdrucken ausdrücken läßt; und alle Dunkelheit des Originals, die nicht bloß in den Idiotismen Idiotismen der Grundsprachen liegt, (als welche freylich freilich manchmal durch eine freye freie Uebersetzung kan kann gehoben werden,) werden), mit in die Uebersetzung übergeht. Hält man sich aber, wie billig, an den Grundtext: so ists ja eben so unmöglich, diesen in fremden und ausgestorbenen Sprachen aufgesetzten Text ohne gelehrte Hülfsmittel Hülfsmittel zu verstehen, als ohne diese die historischen Kenntnisse zu erlangen, die, wie oben gesagt ist , überall darin zum Grunde liegen; zumal, da diese Sprachen, selbst die griechische des neuen Testaments, so wie die Sprache fast eines jeden biblischen Schriftstellers, wieder ihr Eigenes haben, und sich ja die ganze Sprache Sprachweise der Bibel sich so sehr auf morgenländische und jüdische Begriffe, selbst auf Begriffe sehr roher Völker, bezieht, die nothwen dig von unsern ungleich weiter mehr aufgeklärt aufgeklärten Begriffen sehr verschieden seyn müssen, und daher ein sehr sorgfältiges, sehr ins Kleine gehende gehendes Studium der Geschichte Geschichte erfordern. †) Anm. Nach dieser höchstens nur halb wahren Meinung sind die Philosophischen philosophischen Philosophische Vorlesungen über das sogenannte neue Testament - - Testament, von K. K. S. S., Leipzig 1785 f. f., eingerichtet bisher 3 Bände in groß Octav . {Natürlich ist von einer gelehrten Erklärung der heiligen Schrift, nicht von einer populär populären die Rede. Denn sehr vieles kann allerdings der bloße gesunde Menschenverstand Menschenverstand fassen; ja er hat gewiß den Sinn der biblischen Schriftsteller oft besser gefaßt, als Manche, die ihn vor lauter Gelehrsamkeit nicht finden konnten, und lieber das Unnatürlichste wählten, um ihre Sprachkenntniß geltend zu machen.} Philosophischen Vorlesungen über das sogenannte neue Testament - - von K. K. S. Leipzig 1785 f. Die Philosophische[n] Vorlesungen sind in insgesamt sechs Bänden (1785–1789) erschienen, zugeschrieben wird dieses Werk dem reformierten Theologen Johann Konrad Pfenninger (1747–1792), einem Vertrauten Johann Caspar Lavaters (1741–1801). 70 357 . Eben so falsch und unbestimmt ist daher zweytens zweitens die Einbildung: man brauche sich nur immer an den Buchstaben zu halten, weil der leichteste Sinn, der sich gleich bey bei dem Lesen darstellt, sicherlich der beste sey †) . sei. *) Man gesteht doch a) selbst zu, daß sehr oft der sich zuerst darstellende Sinn Sinn ungereimt sey, sei (wie z. B. in den Stellen, die Gott scheinen zur Ursach des Böses Bösen zu machen,) man machen). Man bekennt dadurch also , daß die Regel Regel trüglich sey; sei: ist also nicht die Gefahr, durch diese Regel verführt zu werden, noch leichter, wenn der Sinn nicht ungereimt, aber doch dennoch falsch, von den heiligen Schriftstellern erweislich nicht gemeint ist? Man kan kann b) nicht leugnen läugnen , daß die heiligen Schriftsteller, für uns wenigstens, sich hätten deutlicher ausdrucken ausdrücken können; also ist die Einfalt und Leichtigkeit des gefundnen gefundenen Sinnes kein Kennzeichen, daß er der wahre sey sei . Und wenn c) in jeder Sprache etwas Charakteristisches Charakteristisches liegt, weil jedes Volk seine Sprache nach seinen besondern Begriffen formt: so kan kann unmöglich der wahre bestimmte Begriff, der mit solchen Aus drücken verknüpft ist, uns, die wir in unsrer unserer Sprache an andre andere Begriffe gewöhnt sind, der leichteste oder gleich zuerst zu treffende seyn sey . Er muß also erst durch Kunst, d. i. durch den regelmäßigen Gebrauch mancher erst zu erwerbenden erwerbender Hülfsmittel, gefunden werden, daher er, weil diese Einsicht kunstmäßig kunstmäßig erworben ist, von Unwissenden für gekünstelt gekünstelt , gezwungen, oder weit hergeholt gehalten, und deswegen verworfen wird, ohne zu bemerken, daß, je ungelehrter und unbekannter jemand mit dem Eignen Eigenen der Sprachen, der fremden Sitten, Denkungsart u. d. gl. ist, je desto ungewöhnlicher ihm auch der richtigste Sinn scheinen müsse. †) Anm. *) M. s. in den Abhandlungen über wichtige Gegenstände der Religion, von Jacobi, Johann Friedrich Joh. Friedr. Jacobi , Zelle 1772 in 1773, Octav, dritte Abhandlung 1772. die dritte . weil der leichteste Sinn, der sich gleich bei dem Lesen darstellt, sicherlich der beste sey Vgl. II § 21; II § 143. Abhandlungen über wichtige Gegenstände der Religion, von Joh. Friedr. Jacobi, Zelle 1772 in Octav, dritte Abhandlung Die Abhandlungen bestehen aus insgesamt vier Teilen (1773–1778). Wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt bibliographiert, stammt der erste Teil aus dem Jahr 1773, eine zweite Auflage ist 1776 erschienen. 71 358 . Eben dieses Eigene, das den Ungelehrten so sehr befremdet, recht kennen zu lernen, ist 6) – ausser außer dem, was schon oben gesagt worden ist (§. 36 323 36. ) – nichts unentbehrlicher, als die Bibel Bibel mit sich selbst zu vergleichen, um zu sehen, ob und wie die heiligen Schriftsteller sich selbst, entweder ausdrücklich, oder so erklären, daß man aus fleißiger Vergleichung Vergleichung einer Stelle mit andern, ihren Sinn abnehmen kan kann . Wo dieses ist, da geht man freylich freilich am sichersten, nur daß man nicht die philologischen und historischen Hülfsmittel vernachläßige vernachlässige. (§. 67 – 70 ). 354 – 57 ). 67 – 70. ) Ei nige Erinnerungen hierüber und Beyspiele Beispiele sind schon oben Theil 1. §. 77 – 80 77. – 80. gegeben worden, und die Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik muß das Mehrere ein Mehreres darüber lehren. 72 359 . Weil aber die christliche Religion Religion, wie sie Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Apostel vorgetragen haben, auf die jüdische gegründet, und den damaligen Be griffen meist jüdischer oder aus dem Judenthum kommenden Leser, auch angeschmiegt ist, selbst die Ausdrücke aus dem alten Testamente entlehnt sind, und dadurch der Vortrag hebräisch-griechisch ebräisch-griechisch worden geworden ist: so ist 7) nöthig, auch das alte Testament, dessen Uebersetzungen Uebersetzungen, besonders die alexandrinische Alexandrinische , fleißig zu studieren, und sich sowohl das Eigne Eigene des Ausdrucks, als die Begriffe bekannt zu machen, die in dem alten Testament Testamente liegen, und ins neue übergegangen, nachgeahmt, oder nach der Lehre des Christenthums umgekleidet worden sind. S. Theil 1. §. 162–,64. 162 – 64. 162. – 64. hebräisch-griechisch Vgl. I § 162. alexandrinische Vgl. I § 163. 73 360 . Ueberhaupt aber – um, um auf einer Seite, der einen Seite sich für vor allem Gekünstelten zu hüten, und, und doch auf der andern, die in der Bibel wirklich da liegenden Ideen, in der mehrern oder mindern Bestimmtheit zu finden, die ihnen die heiligen Schriftsteller gegeben haben, – lese man sie 8) mit dem einfältigen, unbefangnen unbefangenen Kindersinn Kindersinn, der nur lernen will, was sich uns bey bei aller angewendeten Aufmerksamkeit darstellen wird. Man gewöhne sich immer mehr – mehr, alle unzeitig angebrachte Gelehrsamkeit, d. i. die nicht zur Aufklärung Aufklärung der die Dunkelheit des Textes und zur nothwendigen die nothwendige Ueberzeugung von ihrem wahren Sinn erfordert wird heischt , – alles Hinschielen auf theologische Theorie Theorie, auf geheimnißvolle Mystik Mystik, auf philosophische Hypothesen, – alle Verschönerung der Bibel nach alter und neuer Aesthetik und Dialetik Dialektik Dialetik , – alle Sichtung und romanhafte Umkleidung der wirklich da darin erzählten Geschichte, zu entfernen. Man nehme alles Alles für das, was es ist, und lese es als Briefe, als planlose, einfältige Erzählungen Erzählung , als Fragmente von übriggebliebnen übriggebliebenen gelegentlichen Reden der göttlichen Gesandten, als fromme Ausbrüche des von Gotteswahrheit Gotteswahrheit vollen Her zens, und reinige diese Antiquen Antiquen Antiken nicht von dem Rost, der sie eben zu so ehrwürdigen Antiquen Antiken macht, glätte nicht das Rauhe, das sie als Denkmale Denkmahle ihrer Zeit und ihres Volks tragen, oder vernichte nicht die natürliche Schönheit und die edle Einfalt, die dem unverdorbnen unverdorbenen Gefühl Gefühl so sehr gefällt. Wer für alles Wahre, Gute und Schöne offen ist, es sey sei von welcher Art es wolle, wird es gern annehmen, wo und wie er es findet. alle unzeitig angebrachte Gelehrsamkeit […] alles Hinschielen auf theologische Theorie, auf geheimnißvolle Mystik, auf philosophische Hypothesen Die besonders auf Jean-Alphonse Turretini (1671–1737) zurückgehende, mit den Begriffen leerer Kopf, tabula rasa und vacuum pectus zum Ausdruck gebrachte methodische Forderung einer von theologischen und philosophischen Vorannahmen befreiten Bibellektüre, die die neutestamentliche Überlieferung einzig vor dem Hintergrund ihrer Entstehungszeit verstanden wissen will, ist in der nachfolgenden Generation von Johann Jakob Wettstein aufgegriffen worden. Großen Anteil an der Durchsetzung dieser hermeneutischen Grundannahme hatten als Wettstein-Herausgeber (vgl. II § 35 c) Johann Salomo Semler sowie Wilhelm Abraham Teller mit seinem Joh. Alph. Turretini de Sacrae Scripturae interpretatione tractatus bipartitus (1776), einer Neuausgabe von Turretinis Methodenbuch aus dem Jahr 1728. 74 361 . Mit eben diesem Vorsatz, nur zu suchen , was man finden wird, und das Gefundne Gefundene so anzunehmen , wie man es gefunden hat, müßten auch die eignen eigenen Uebungen Uebungen (§. 58 58. ) unternommen werden, wodurch man eine Fertigkeit erlangen will, die heilige Schrift zur Erbauung Erbauung anzuwenden, d. i. ihren Inhalt sich und Andern recht nützlich nützlich zu machen. Besondere Regeln darüber zu geben geben, ist hier der Ort so wenig, als zu besondern Regeln der Auslegung, die der Hermenevtik Hermenevtik müssen überlaßen überlassen Hermeneutik überlassen werden müssen . Vielleicht laßen lassen sich darüber gar nicht einmal bestimmte Regeln geben, weil hiebey hierbei so vieles auf das besondre besondere Be dürfniß eines jeden ankommt, nach dem die Anwendung Anwendung sehr verschieden ausfallen muß; wenigstens sind der guten Muster dieser Anwendung, nach wirklich festen und wohlüberdachten Grundsätzen, Grundsätzen noch so wenig vorhanden, und eine eigentliche Theorie dieser Anwendung noch gar nicht, so höchst nutzbar sie auch zur Bildung eines christlichen Religionslehrers seyn würde. Hier also nur einige allgemeinere Erinnerungen über diese Sache diesen Gegenstand . 75 362 . Wer sich also in dieser rechten rechter Anwendung Anwendung der heil. Schrift üben wollte – und dieses wird auch hier am vortheilhaftesten auf die §. 65 65. erwähnte 352 erwehnte Art geschehen können – der müßte 1) sich schlechterdings nicht hiebey hierbei bloß durch seinen bloßen blossen guten Willen, Willkühr frommen Sinn, seine Willkür und Phantasie leiten laßen lassen , sondern stets auf eine richtige Auslegung Auslegung der heiligen Schrift bauen, und daher auf die Grundsätze, die oben berührt worden sind; sonst lernt er nicht würklich wirklich aus der heiligen Schrift, und ist in Gefahr, Gedanken, die durch Lesen der Bibel allenfalls veranlaßt worden sind, mit den Belehrungen aus der Bibel selbst , zu verwechseln. 2) Er müßte daher nicht über seine besondre besonderen Angelegenheiten die Bibel gleichsam als ein Orakel Orakel befragen, und finden wollen was er wünschte; wünschte; – denn, was das Herz wünscht, glaubt der Verstand leicht auch gefunden zu haben, glaubt Manches zu sehen, woran die heiligen Schriftsteller nicht gedacht haben; haben; – sondern er müßte, in Rücksicht auf sein Bedürfniß überhaupt, d. i. auf Belehrung zu seinem Trost Trost und zu seiner Besserung Besserung, die heilige Schrift und deren Theile studieren, in festem Vetrauen auf Gott, er werde ihm, bey bei wahrer Begierde, Begierde sich belehren zu laßen lassen , und bey angewendeten bei stets angewendetem gewissenhaften Gebrauch der rechten Hülfsmittel, gewiß das, und so viel aufstoßen laßen auftossen lassen wahrnehmen lassen , was und wie er es zu seinem Bedürfniß Bedürfniß jedesmal dermalen braucht gebraucht und tragen kan kann . Eben dieses gefühlte Bedürfniß macht gerade bey bei Lesung eines Buchs auf das am aufmerksamsten, was man gerade am meisten braucht nöthig hat . was das Herz wünscht, glaubt der Verstand leicht auch gefunden zu haben Georg Friedrich Meier (1718–1777), einer der akademischen Lehrer Nösselts in Halle, formuliert in den Beyträge[n] zu der Lehre von den Vorurtheilen des menschlichen Geschlechts (1766), 54: „Was das Herz wünscht, glaubt der Verstand, aber aus Uebereilung“ (vgl. ders., Philosophische Sittenlehre IV [1758], 382). In der antiken Literatur findet sich mit quae volumus et credimus libenter (Caes. civ. II 27,2) eine vergleichbare Formel. 76 363 . Eben deswegen müßte er 3) sich, wenn er diese Absicht hat, weder bey bei den Stellen aufhalten, die er nicht ver steht, noch bey bei irgend einer Sache, die nicht zu der eben genannten allgemeinern Erbauung Erbauung dient, sondern bloß Neugier oder vielmehr Vorwitz befriedigt; müßte 4) stets den großen grossen Unterschied vor Augen behalten, zwischen seinen oder den Umstände Umständen derer, die er aus der heiligen Schrift erbauen will, und zwi schen den Umständen dererjenigen, an welche, oder für deren Bedürfniß, Bedürfniß zunächst die biblischen Bücher geschrieben sind, oder die in der heiligen Schrift als redend oder handelnd aufgeführt werden; werden, so wie den Unterschied der so sehr stufenweise stuffenweise in der Bibel bekannt gemachten Offenbarung Offenbarung Gottes; Gottes, und hienach müßte er Gottes, um danach die Anwendung mit Discretion Discretion Vorsicht und Weisheit zu machen; auch deswegen 5) die Bücher der heiligen Schrift und die Theile derselben am meisten studieren, welche das Allgemeine, für jedermann Nutzbares Nutzbare, enthalten, oder für ihn und Andre Andere , die er aus der Bibel belehren will, die deutlichsten, lehrreichsten und eindrücklichsten sind, ohne deswegen die andern ganz bey bei Seite zu legen, aus welchen man, wie z. B. aus den historischen oder nach der Denkungsart damaliger Leser eingerichteten Stellen, nach der Analogie Analogie Lehrreiches genug herausziehen kan kann , oder worin der Gelehrtere Manches noch Lehrreichere für sich zu finden weiß, als in andern allgemeiner erbauenden Büchern und deren Stellen . Aus eben dieser Ursach müßte er sich 6) nicht an jedes Wort, Bild oder jeden Gedanken in der Bibel halten – den Fall ausgenommen, wo dergleichen keine besondre besondere Beziehung auf damalige Leser und deren besondre besondere Umstände verräth, und wo es etwas für uns besonders Lehrreiches und Eindrückliches enthält – noch weniger ganze allgemeine Lehrsätze oder Theorie ganze Theorieen darauf bauen; sondern mehr auf die Hauptvorstellung Hauptvorstellung, welche in einer Stelle liegt, und auf das Verhältniß, in welchem dieses Einzelne Einzle mit dem ganzen göttlichen Unterricht Unterricht in der Bibel steht; und 7) nach dem, worauf ihn der Unterricht der Bibel aufmerksam gemacht hat, sich und alle Veränderungen, die er in der Welt wahrnimmt, fleißig beobachten, um einen Schatz von Erfahrungen Erfahrungen zu sammlen sammeln , wodurch die Ueberzeugung von der Wahrheit Wahrheit und Nutzbarkeit Nutzbarkeit der biblischen Belehrungen befestigt, und dieser biblische Unterricht immer mehr erweitert, erweitert und fühlbarer gemacht werden kan kann . 77 364 . In Absicht auf die Herleitung des christlichen Lehrbegriff Lehrbegriffs Lehrbegrifs aus der heiligen Schrift Schrift, müßte man nicht nur auf das sehen, was zur Erweiterung unsrer unserer Kenntnisse davon, und zu mehrerer Berichtigung, Bestätigung und näherer Bestimmung unsrer unserer Begriffe von demselben dienlich ist, sondern auch stets darüber nachdenken, wie fern er zu unsrer unserer wahren Beruhigung, Beruhigung sowohl als zur Ueberzeugung von unsern Pflichten, und der rechten Art, sie auszuüben, auch zur kräftigsten Ermunterung dazu, irgend etwas beytragen kan. – Bey beitragen kann. – Bei allen Uebungen aber, sie mögen die Entdeckung des Sinnes der heiligen Schrift oder ihre Anwendung betreffen, müssen wir stets gegen für immer weitere und bessere Belehrung offen, und sie anzunehmen willig bleiben, und daher auch Andrer Anderer Bemühungen zu beyderley beiderlei Zweck aufs möglichste und unparteyischte unpartheyischte möglichst unparteiisch zu benutzen suchen. Zusatz des Herausgebers. Vielleicht erwarteten manche Leser, in diesem Abschnitt über die rechte Art und Weise der Schriftauslegung Schriftauslegung, um so mehr Einiges über die durch Kant, Immanuel Kant vorgeschlagene, und von Vielen allzuschnell ergriffene, ja selbst häufig mißverstandene moralisch moralische Interpretation , da der selige Nösselt, Johann August Nösselt sich selbt in einem eignen Programm bestimmt gegen sie erklärt hatte. Da er sie gleichwohl hier unberührt gelassen hat, so dürften folgende kurze Bemerkungen darüber nicht überflüssig seyn. Kant, Immanuel Kant – überall bemüht, sein System mit dem von ihm hochgeachteten christlichen System nicht nur der Moral, sondern auch der Dogmatik, in Harmonie zu bringen – versuchte in seiner „Religion innerhalb der Gränzen der bloßen Vernunft“ unter andern auch, manche Aussprüche der heiligen Schrift auf eine solche Art zu deuten, daß dadurch eine wenigstens scheinbare Harmonie mit seinen philosophischen Begriffen und Lehren entstünde. Da es auch scheinen könnte, als ob Manches in der Bibel den Aussprüchen der Vernunft, und selbst einer strengern Moral widerspräche, so stellte er den Satz auf, über dem grammatischen Interpreten stehe der moralische Schriftausleger bei jedem Buch, das für eine göttliche Offenbarung gelten solle. Es lasse sich a priori annehmen, daß eine Offenbarung nichts enthalten könne, was der Vernunft oder der Moral zuwider sei. Dieß sei ein unumstößliches Postulat. Wenn also auch der Philologe in einer Schriftstelle einen Sinn, den dieser Vorwurf treffe, finden sollte, so könne dieß in einer heiligen Schrift nicht der wahre Sinn seyn, und unter zwei möglichen Erklärungen müsse stets die, welche am meisten moralisch sei, vorgezogen werden. ( Röm. 12, 20. würden also die Worte: „so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln“ schon darum richtiger von der Beschämung des großmüthig Behandelten, oder von der Wärme der Liebe, als „von dem Herabziehen der göttlichen Strafen“ erklärt werden, weil jenes ein reineres Motiv und eine edlere Handlungsweise bezeichne.) Man that Kant, Immanuel Kanten Unrecht, wenn man ihn hiernach als einen Verächter der gelehrten Schriftauslegung betrachtete. Er drückte sich nur, nach seiner Weise, etwas paradox aus. Auch wollte er ja nur da so verfahren wissen, wo man die Bibel zu praktisch-religiösen Zwecken benutzte. Darin that er nichts anders, als was so viele Kirchenväter, und besonders alle allegorischen Schriftausleger gethan hatten. Wo ihnen der buchstäbliche Sinn nicht fruchtbar, wohl gar anstößig erschien, da legten sie einen andern Sinn den Worten unter, vergeistigten gleichsam das zu Sinnliche, und ahmten hierin die ältern Weltweisen nach, die auch die alten Dichter auf diesem Wege praktisch zu benutzen, und verständlich zu machen suchten. ( M. s. viele Beispiele bei Plutarch Plutarch de audiendis poetis.) Gleichwohl hat man eine solche moralische Schriftinterpretation eigentlich nicht nöthig. Sie führt doch nur zur Verwirrung, und kann nie ein festes Princip haben. Sie trägt in die Schriftstellen eigne Gedanken hinein. Sie ist höchstens erbauliche Anwendung , nicht Interpretation . Diese beruht allein auf Sprache, Logik und dem Historischen , sofern es den Sinn eines Autors erläutern kann. Was man neuerlich auch von einer hievon noch verschiedenen religiösen Auslegung geäußert hat, scheint nichts anders, als den unbestrittenen Satz auszudrücken, daß, je mehr der Ausleger Geistesverwandter seines Schriftstellers sei, desto besser werde er ihn auch verstehen und fassen. – Wie eine dichterische Natur einen Dichter , so verstehe ein religiöses Gemüth einen religiösen Autor am besten. Soll etwas anders damit gesagt werden, so öffnet es aller Schwärmerei die Thür, und jeder Fanatiker kann sich dann – wie sie pflegen – anmaßen, am tiefsten in die Geheimnisse einer heiligen Schrift einzudringen, deren Sinn den Gelehrten verborgen sei. Vor einem solchen Princip wird uns der bessere Geist der Zeit bewahren, wie sehr auch das Zeitalter sich hier und da zur Geringschätzung der Vernunft hinneigen mag. Nösselt sich selbst in einem eignen Programm bestimmt gegen sie erklärt hatte Gemeint sind die in Nösselts Exercitationes ad Sacrarum Scripturarum interpretationem (1803), 275–320 (X.) abgedruckten Animadversiones in sensum Librorum Sacrorum moralem . Plutarch de audiendis poetis Dem griechischen Titel nach handelt es sich bei De audiendis poetis um eine Anweisung, wie ein junger Mensch Dichtung lesen soll. Dichtung ist für Plutarch unvollkommene Philosophie, die zwar leicht zu lesen, jedoch mit Fabelhaftem vermischt sei. Bei richtiger Herangehensweise könne man jedoch trotzdem einen philosophischen Gewinn aus den Dichtern ziehen (vgl. Plut. mor. 2,15F). Konkret geht es v.a. um das Problem, dass die göttlichen oder menschlichen Akteure oftmals nicht als moralische Vorbilder dargestellt würden, ihre Handlungen mithin zur Nachahmung ungeeignet seien. Mittels moralischer Allegorese könne das Anstößige jedoch zum Ausgleich gebracht werden. Was man neuerlich auch von einer hievon noch verschiedenen religiösen Auslegung geäußert hat […] so verstehe ein religiöses Gemüth einen religiösen Autor am besten Die für die Schriftauslegung geforderte Geistesverwandtschaft (Kongenialität) mit den biblischen Autoren wurde gegen den aufkommenden Primat der historisch-grammatischen Auslegung in Anschlag gebracht und erinnert an die theologia regenitorum früherer Jahrzehnte. Auch die Hermeneutik Schleiermachers rechnet mit der Kongenialität des Auslegers (divinatorische Methode). Zweyter Zweiter Abschnitt. Historische Theologie. 78 365 . Es ist eine überaus lehrreiche Beschäftigung, dem verschiedenen Gang Gange nachzuforschen, den welchen die Religion Religion in der Welt, bey bei so verschiedenen Fähigkeiten, Aufmerksamkeit, Hülfsmitteln, Neigungen, Sitten und Verbindungen der Menschen unter einander, genommen hat, man mag die Religion betrachte sie nun als Erkenntniß Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und den Menschen, oder als Dienst desselben, d. i. als Betragen ansehn, das Verehrung Gottes durch Gesinnungen oder äußere Handlungen, die auf Religion gegründet ist sind . Eine allgemeine Geschichte Geschichte der Religion müßte – allgemeine Geschichte der Religion müßte, in jener Rücksicht auf die Erkenntniß Erkenntniß Gottes, lehren, was nach und nach, nach und hie und da, unter den Menschen, in Absicht auf diesen Gegenstand, für Wahrheiten oder Irrthümer, Ueberzeugungen, Vorurtheile und Zweifel? Zweifel geherrscht, aus was für Quellen, oder durch welche Veranlassung, Veranlassung sie entsprungen entsprungen, und wodurch befördert, sie befördert oder vermindert? vermindert sind; und was für merkwürdige Veränderungen dadurch in der Denkungsart, dem Charakter, den Sitten der Menschen und ganzer Völker, selbst in ihren äusserlichen äußerlichen Einrichtungen und Schicksalen, allmählig hervorgebracht worden sind? worden; – in Rücksicht aber auf den Dienst Dienst und Verehrung oder die Verehrung Gottes, oder den Ausbruch die Wirkungen dieser Begriffe von Gott und die daraus entstandnen Empfindungen: auf Empfindungen und Handlungen, wie sich diese Begriffe und Empfindungen geäussert? geäußert, durch was für Anstalten und Mittel das Wachsthum oder die Abnahme religiöser Gesinnungen und Handlungen, auch des äusserlichen äußerlichen Gottesdienstes, befördert worden? welche Begriffe und Empfindungen, worden; und wie sie auf diesen Gottesdienst, den äußern Gottesdienst (Cultus) gewirkt, und umgekehrt auch , welche gottesdienstliche gottesdienstlichen Handlungen auf die Verändrung Veränderung der Erkenntniß Gottes, wie und auf welche Theile derselben, derselben sie Einfluß gehabt haben. haben? 79 366 . Alle Kenntnisse, welche diese Geschichte Geschichte der Religion betreffen, rechnet man zur historisch historischen Theologie , nach dem weitern Begriff, den man dem Namen der Theologie untergelegt hat (§. 2 2. und 3 ); 3. ): 289. 290 ), und so würde dieser Theil der Theologie, als eine Wissenschaft betrachtet, nichts anders seyn, als Geschichte der Religion in ihrem ganzen Umfange (§. 219 und 220 ) , die alle merkwürdigere Veränderungen der Erkenntniß und des Dienstes Gottes aller Zeiten aller Zeiten und Völker Völker begreifen müßte. Weil aber diese Wissenschaft von einem unübersehlichen Umfang seyn würde, wenn sie nur einigermaßen einigermassen das leisten sollte, was der Name einer solchen allgemeinen Geschichte verspricht; verspricht, und uns von den meisten, wenigstens allen barbarischen, barbarischen Völkern, Jahrtausende hindurch, hindurch die Nachrichten dieser Art entweder ganz fehlen, oder so mangelhaft und unsicher sind, daß sich keine eigentliche zusammenhängende Geschichte davon liefern läßt: so schränkt man sich gemeiniglich nur auf die Geschichte der in der Bibel enthaltenen Religion und der darauf gegründeten Gesellschaften, d. i. auf die Kirchengeschichte Kirchengeschichte, ein; zumal da es gewöhnlich ist, das Wort Theologie vornehmlich und eigentlich von der biblischen zu verstehen. Anm. Anm. 1. Diejenigen, welche eine Geschichte der Religionen, auch derer, die sich nicht auf die heilige Schrift gründen, zu entwerfen unternommen haben, geben doch eigentlich nur eine Religionsgeschichte Religionsgeschichte einiger bekannten Völker, die noch dazu sehr dürftig und unzuverläßig unzuverlässig ist, wie man sich leicht überzeugen kan kann , wenn man die in der Anweisung zur Kenntniß der theol. theologischen Bücher §. 293 293. und 94 294. angeführten Bücher Schriften vergleicht. Alle übrige (daselbst §. 296 f. ) sind nur, zum Theil vortrefliche, Beyträge vortreffliche, Beiträge zur Religionsgeschichte besondrer Völker, und der mit so mühsamen Fleiß und philosophischen Blick entworfne Religionsgeschichte. Selbst der Grundriß der Geschichte aller Religionen , von Meiners, Christoph C. Meiners (Lemgo Meiners , Lemgo 1785. 8.) 8. , schränkt sich nur auf einige Religionsbegriffe und Gebräuche ein, die unter den Menschen am gangbarsten gewesen sind, betrift betrifft eigentlich nur den religiösen Aberglauben, und läßt sich auf gar keine Geschichte der Völker und Gesellschaften ein, so ferne fern sie sich über Religionsbegriffe und davon abhängende Uebungen getrennt und unterschieden haben. { Lindemann, Johann Gottlieb Lindemann's Geschichte der Meinungen alter und neuer Völker von Gott, in 7 Theilen, 1784–1795., ist zwar eine ziemlich reiche, aber zu wenig geordnete und gesichtete Sammlung von Materialien. Eine kurze Uebersicht der Religionen der wichtigsten Völker findet man in meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth. , verglichen mit den erläuternden Anmerkungen. A. d. H. } Anm. Anm. 2. In einem engern Verstande wird historische Theologie nur von der Geschichte oder dem Fortgang und den Veränderungen der verschiedenen Begriffe der Menschen von besondern Religionslehren genommen, oder gar nur nur, theils auf Vorstellungen selbst, theils nur auf die verschiedenen Begriffe von den in der Bibel geoffenbarten Lehren eingeschränkt. Am In der engsten Bedeutung wird dieses Wort von denenjenigen denen gebraucht genommen , welche darunter die angeblich christlichen Lehren verstehen, sofern ihr Beweis, oder doch der Beweis ihres Alterthum Alterthums in der christlichen Kirche, auf Nachrichten und Aussprüchen angesehener Kirchenlehrer, oder auf Decreten der sogenannten Kirche darüber, mit einem Einem Wort, auf der Tradition Tradition beruht. Anweisung zur Kenntniß der theol. Bücher §. 293 und 94 Vgl. I § 43. meinem Lehrbuch der Religion für Schulen, 1ste Abth. Gemeint ist August Hermann Niemeyers häufig aufgelegtes Lehrbuch für die oberen Religionsclassen gelehrter Schulen (1801; 18 1843). In der ersten Abteilung findet sich die historische Behandlung der Religion, die in eine Einleitung in die biblischen oder Religionsschriften und die Religionsgeschichte zerfällt. 80 367 . Die Geschichte Geschichte der verschiednen verschiedenen Religionen unter den Menschen Menschen, verdient es sehr von vielen Seiten , daß man sie mit aller Sorgfalt studiere. Denn sie ist einer der wichtigsten Theile der Geschichte der Menschheit Menschheit Geschichte der Menschheit , und überall zeiget zeigt sich der mächtige Einfluß der Religion auf die übrigen Arten der menschlichen Cultur Cultur Kultur . Ueberall, wo man das Christenthum zuerst predigte gepredigt hat , schmiegte man entweder diesen Unterricht den vorhandnen vorhandenen Religionen an, oder es ging natürlich vieles Vieles aus diesen in das Christenthum über, das sich nach diesen ihnen in solchen Gegenden bildete; in so fern kan bildete. Insofern kann selbst die christliche Kirchengeschichte Kirchengeschichte dieser Kenntniß andrer anderer Religionen nicht entbehren. – Ausser Außer den Frag menten von dieser allgemeinern Religionsgeschichte Religionsgeschichte, die sich in der bekannten Völkergeschichte Völkergeschich te finden, sind zuverläßige zuverlässige Reisebeschreibungen, so fern sofern sie sich auch auf Sitten und Verfassungen der Völ ker eingelaßen eingelassen haben, eine unentbehrliche Quelle solcher Kenntnisse. Anm. Ein Verzeichniß der wichtigsten steht hinter Meiners, Christoph Meiners Grundriß der Gesch. aller Rel. ( s. §. 79. 366. Anm. 1. 2. ) und in der Anweisung zur theol. Bücherkenntn. Bücherk. theologischen Bücherkenntniß , §. 297 flgg. folg. Anweisung zur theol. Bücherkenntn. §. 297 flgg. Vgl. I § 43. 81 368 . Aus diesen Quellen Quellen müßte hat man sich nach und nach einzelne einzle Nachrichten sammlen zu sammeln , und sie entweder nach den verschiednen verschiedenen Ländern und Völkern zu ordnen, oder nach den merkwürdigsten Lehren, Einrichtungen und Gewohnheiten, die nach den besondern Religionsbegriffe Religionsbegriffen getroffen, oder angenommen worden. worden . Bey Bei der ersten erstern Methode könnte kann man etwa die anderwärts schon erwähnte oben §. 238 erwehnte Gatterer, Johann Christoph Gattererische Gatterersche Weltgeschichte, oder die ohngefähr ohngefehr da gemachte Anlage, bey bei der andern den eben genannten Abriß von Meiners, Christoph Meiners zum Grunde legen. Man müßte hernach Nächstdem muß man , sowohl nach der auffallenden Aehnlichkeit der Religionen verschiedner verschiedener Völker mit einander, als nach den Nachrichten der Geschichte über den Ursprung eines Volks aus dem andern, und über oder den Einfluß des einen aus dem andern, zu entdecken suchen, welche Völker, auch in Absicht auf Religion originell sind, oder welche sich nach andern gebildet haben, und bey bei dem, was jedes Volk in seiner Religion Eignes hat, nach den natürlichen und sittlichen Ursa chen, Ursachen forschen, aus welchen sich dieses Eigene, der Geschichte gemäß, erklären läßt. Bey Bei Befolgung dieser Regel würden werden auch einzelne einzle Untersuchungen gelehrter Männer über diese Religionsgeschichte Religionsgeschichte mit Nutzen gebraucht vergleichen werden können. Anm. Der Versuch über die Religionsgeschichte der ältesten Völker, besonders der Egyptier, von Meiners, Christoph Chr. Meiners , Göttingen 1775, in 8. kan 1775., 8., kann , wenigstens einen Theil des Gesagten, deutlicher, und auf die Vorsichtigkeit bey bei solchen Sammlungen und Untersuchungen aufmerksam machen. anderwärts schon erwähnte Gattererische Weltgeschichte Vgl. I § 235. eben genannten Abriß von Meiners Vgl. II § 80 bzw. II § 79. 82 369 . Unter allen Theilen der Religionsgeschichte Religionsgeschichte ist die Geschichte der christlichen Kirche Kirche Kirche am bekanntesten, und am meisten bearbeitet. Das Wort Kirche ( Ἐκκλησία ), welches in der gewöhnlichen Bedeutung nur erst unter Christen aufgekommen ist, und bey bei diesen nur von solchen gesagt wird, die der in der heiligen Schrift liegenden, oder überhaupt von einer wahren nähern göttlichen Offenbarung Offenbarung abhängenden Lehre folgen, bezeichnet vornehmlich die Christen zusammengenommen, oder den ganzen Inbegrif dererjenigen Inbegriff derer , welche die von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo und seinen Aposteln bekannt gemachte Religion für wahr annehmen, und, so fern sofern man es von einer äusserlichen äußerlichen Gesellschaft nimmt, alle die zusammengenommen, welche sich zu dieser Religion, durch Theilnehmung an den darauf gegründeten äusserlichen äußerlichen Gottesdienst Gottesdienst, bekennen. Kirchengeschichte , oder, oder be stimmter zu reden, christliche Kirchengeschichte , heißt daher die Erzählung der merkwürdigern Veränderungen dieser Gesellschaft, Gesellschaft im Zusammenhang. 83 370 . Es versteht sich von selbst, daß diese Geschichte nicht bloß auf die christliche Gesellschaft Gesellschaft und deren Schicksale eingeschränkt werden müsse. Denn, – Denn da sich diese Gesellschaft auf besondere Religionsbegriffe Religionsbegriffe gründet, und dadurch sowohl als durch den Gottesdienst Gottesdienst, Gottesdienst von andern unterscheidet; – da diese Begriffe und die darauf beruhenden Gesinnungen durch Sprachen und äusserliche äußerliche Handlungen ausgedruckt ausgedrückt , diese durch jene Begriffe und Gesinnungen gestimmt werden, und hinwiederum Sprachen und Gebräuche, bey bei ihrer besondern Modification, einen grossen großen Einfluß in die Bestimmung und Richtung der religiösen religiöser Vorstellungen und Gesinnungen äussern äußern ( Theil 1. §. 60 – 67 ); – da endlich einzelne einzle merkwürdigere Personen, Personen und ihre Schriften, oder besondre besondere Gesellschaften, durch ihr erlangtes Ansehen, Gelegenheit zu großen grossen Veränderungen in Lehrvorstellungen Lehrvorstellungen den Ton, in Lehren , in deren Ausdruck und in gemachten Einrichtungen unter den Christen gegeben angegeben haben: so muß die christliche Kirchengeschichte Kirchengeschichte nicht bloß die Veränderungen der Kirche, als Gesellschaft betrachtet, sondern auch die Beschaffenheit und Geschichte der Lehre und des Gottesdienstes, der Ausdrücke, der Einrichtungen und Gebräuche, der merkwürdigern Personen, Schriften und besondern Gesellschaften, Gesellschaften erzählen, welche jene Veränderungen bewirkt haben. Anm. Die Geschichte der Lehren von Dreyeinigkeit Dreieinigkeit Gottes, Freyheit Freiheit des menschlichen Willens, Erbsünde, Prädestination, Transsubstantiation u. d. gl. u. dergl. – der verschiednen Liturgien Liturgien verschiedenen Liturgieen , besonders der römischen, die so eifrig als die Lehre selbst ausgebreitet worden, des Bilderdienstes, der Kindertaufe, der Kelchsverweigerung bey bei dem heiligen Abendmahl, – die Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche, und der Wörter ὁμοούσιος , ὑπόστασις , φύσις , fides, bona opera, satisfactio u. a. – der bischöflichen und übrigen hierarchischen Einrichtung, der Concilien und Synoden, der Bullen in Coena Domini und Unigenitus, der Kirchenbuße Kirchenbusse und des Beichtwesens – der Gebräuche, Gebräuche über die sich oft allein einzelne einzele Gesellschaften getrennt haben, als über gesäuertes Brodt bey Brod bei dem heiligen Abendmahl, über Kindertaufe und Untertauchung oder Besprengung – die Geschichte des Athanasius von Alexandrien Athanasius , Hieronymus Hieronymus , Augustin von Hippo Augustins , Hus, Jan Hussens Augustinus , Huß , Luther, Martin Luthers , Melanchthon, Philipp Melanchthons u. a. u. A. – der Schriften des Dionysius Areopagita Dionysius Areopag. , der Vulgate Vulgata , des falschen Isidor, s. Pseudo-Isidor Pseudo-Isidor Isidorus , der Weissagungen Weißagungen des Abts Joachim von Fiore Joachim Abt Joachims , der Formulae Concordiae u. d. gl. u. dergl. – der verschiednen verschiedenen Orden u. s. f. kan kann hier zum Beweise dienen. Transsubstantiation D.i. die wesenhafte (d.h. nicht akzidentielle, sondern substantielle) und dauerhafte Umwandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi während der Eucharistie. Die katholische Lehre von der Transsubstantiation (vgl. II § 113) wurde zwar von den Reformatoren einvernehmlich abgelehnt, doch kam es zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli (1484–1531) auch zu innerreformatorischen Auseinandersetzungen. Im sog. ersten Abendmahlsstreit der Reformationszeit (vgl. II § 113) hielt Luther an der Realpräsenz Christi im Abendmahl fest, während Zwingli die Auffassung eines geistlich-symbolhaften Erinnerungsmahls vertrat; in dem in den 1550er Jahren entbrennenden sog. zweiten Abendmahlsstreit wurde die Realpräsenz dann mithilfe der Lehre von der Ubiquität Christi (vgl. II § 113) begründet. Später wurden Realpräsenz und Ubiquität Christi in der Konkordienformel (s.u.) gegen das katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis festgestellt (Art. 7). Zur Geschichte der Abendmahlslehre vgl. insbesondere auch II § 113. Bilderdienstes D.i. die Anbetung von Heiligenbildern, insbesondere der Jungfrau Maria. Da den Heiligen nach katholischer Vorstellung eine vermittelnde Funktion zwischen Gott und Mensch zukommt, können diese als Fürsprecher vor Gott angerufen werden. In diesem Zusammenhang steht auch das Reliquienwesen. Sowohl der Bilderdienst als auch der Reliquienkult wurden von den Reformatoren abgelehnt, auf katholischer Seite jedoch durch das Tridentinum (vgl. II § 98) bestätigt. Ähnlich dem auf protestantischer Seite ausbrechenden Bildersturm der Reformationszeit hatte die Frage nach dem rechten Umgang mit Ikonen bereits im sog. byzantinischen Bilderstreit (8./9. Jh.) zu ikonoklastischen Unruhen geführt (vgl. II § 113). Theologisch besonders bedeutsam ist die auch in der Anweisung dargelegte Verbindung des Bilderdienstes mit dem Abendmahl (vgl. II § 113). Kindertaufe Die seit der Alten Kirche (vgl. II § 85) weit verbreitete Praxis der Kindertaufe ist im 16. Jh. von radikal-reformatorischen Gruppen abgelehnt worden (Täuferbewegung). Trotz ihrer Verurteilung auf dem Reichstag zu Speyer (1529) und teils massiven Verfolgungen haben sich täuferische Glaubensgemeinschaften (z.B. die Mennoniten) bis heute gehalten. Die Frage nach der Kindertaufe wird in protestantischer Tradition bis in die Gegenwart hinein diskutiert und ist in freikirchlichem Kontext nicht selten zugunsten der Gläubigen- oder Erwachsenentaufe entschieden. Kelchsverweigerung bey dem heiligen Abendmahl Vor dem Hintergrund der scholastischen (vgl. II § 19) Vorstellung von der Konkomitanz (vgl. II § 113) hat sich in der katholischen Kirche eine Eucharistiepraxis entwickelt, in der der Priester beim Abendmahl Brot und Wein, die Gemeinde jedoch nur das Brot erhält. Laien wird der Kelch vorenthalten, das Abendmahl demnach nur unter einerlei Gestalt ( communio sub una specie ) dargereicht. Die Position des Jan Hus (s.u.), der das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ( communio sub utraque specie ), d.h. den Kelch auch für Laien, gefordert hatte, wurde auf dem Konzil von Konstanz (1414–1418) ausdrücklich verboten. Später wurde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zum Kennzeichen der reformatorischen Bewegung, das Verbot seitens der katholischen Kirche trotz anfänglicher Zugeständnisse auf dem Konzil von Trient (1545–1563) erneuert (vgl. § 98). Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist die Kelchkommunion jedoch auch in der katholischen Kirche wieder erlaubt und sogar angeraten. Geschichte der lateinischen Sprache in der Kirche Das allgemeine Zurücktreten des Griechischen zugunsten des Lateinischen als römische Verkehrssprache verstärkte sich im Westen durch die Teilung des Römischen Reiches nach dem Tod Theodosius' I. im Jahre 395 in besonderer Weise. Während im oströmischen Teil das Griechische beherrschend blieb, wuchsen im weströmischen Teil romanitas und latinitas immer mehr zusammen. Durch die Vetus Latina und dann v.a. die Vulgata (s.u.) erhielt die biblische Überlieferung eine lateinische Gestalt, Latein wurde zur Sprache des Gottesdienstes, der Theologie, des Kirchenrechts, der Bildung und nicht zuletzt auch der Mission und blieb es – auch wenn das philologiegeschichtliche Urteil teilweise äußerst hart ausfällt – nach der als karolingische Renaissance bezeichneten Bildungsreform Karls des Großen (747–814) das gesamte Mittelalter hindurch (Scholastik). Während etwa mit Jan Hus (s.u.) und dann v.a. mit der Reformation die Bedeutung der Nationalsprachen für Gottesdienst und Kirche zunehmend aufgewertet wurde, blieb das Lateinische im Zuge des Renaissance-Humanismus Gelehrten- und damit auch Theologensprache (vgl. I § 123–128). In der römisch-katholischen, lateinischen Kirche spielt das Lateinische bis heute eine zentrale Rolle und ist (vgl. Sacrosanctum Concilium Art. 36) noch immer Sprache der Messe und Amtssprache des Vatikanstaats. ὁμοούσιος , ὑπόστασις , φύσις , fides, bona opera, satisfactio Im Hintergrund stehen die bereits zuvor festgestellten Probleme die Sprache betreffend (vgl. I § 61–63). Die dogmatischen Schlüsselbegriffe ὁμοούσιος , ὑπόστασις und φύσις (vgl. auch I § 63) sind der vorchristlichen Philosophie entliehen und wurden im Rahmen der komplexen, Jahrhunderte dauernden Beschreibung christologischer bzw. trinitätstheologischer Zusammenhänge in altkirchlicher Zeit uneinheitlich verwendet und ins Lateinische übersetzt. Der Begriff ὁμοούσιος beschreibt die Wesensgleichheit der drei Personen der Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist), die ihrerseits mit dem christlich umgeprägten Begriff ὑπόστασις bezeichnet werden. Die sich herausbildende christologische Grundformel lautet im griechischen Osten μία οὐσία , τρεῖς ὑποστάσεις und im lateinischen Westen (Tertullian u.a.) una substantia, tres personae . Allerdings wurde οὐσία , lange Zeit gleichbedeutend mit ὑπόστασις , auch mit essentia , ὑπόστασις in wörtlicher Entsprechung mit substantia und persona mit πρόσωπον übersetzt. Die damit einhergehenden definitorischen Probleme sind in der Dogmatik des 18. Jh.s wohlbekannt. Der Begriff φύσις (Natur), zunächst auch synonym für ὑπόστασις gebraucht, bezeichnet die göttliche und die menschliche Natur Christi (Zwei-Naturen-Lehre). Glaube ( fides ) und gute Werke ( bona opera ) sind Zentralbegriffe der lutherischen Rechtfertigungslehre, nach der der Mensch vor Gott nicht durch gute Werke, sondern allein durch den als Gnadengeschenk verstandenen Glauben gerecht wird ( sola gratia bzw. sola fide ). Diese gegen die Vorstellung einer Werkgerechtigkeit gerichtete Bestimmung der Rechtfertigung gehört zu den zentralen Theologumena des reformatorischen Christentums. Zum Begriff der Genugtuung ( satisfactio ) vgl. I § 61. Bullen in Coena Domini und Unigenitus In Coena Domini ist eine seit dem ausgehenden Mittelalter mehrfach erschienene und ergänzte Bannbulle gegen unterschiedliche Häresien und Verstöße gegen die Kirche. Die endgültige Form dieser Sammlung fällt in das Pontifikat Urbans VIII. (1623–1644), Clemens XIV. (1769–1774) hob die Bulle 1770 auf. Martin Luther, der in In Coena Domini 1521 namentlich als Ketzer aufgeführt wurde, übermittelte unter dem Titel Bulla coena domini, das ist, die Bulla vom Abendfressen des allerheiligsten Herrn, des Papstes zum Jahreswechsel 1521/1522 eine Übersetzung nebst Vorrede und Anmerkungen nach Rom (vgl. WA VIII [1889], [688] 691–720). Unigenitus Dei filius , kurz Unigenitus , bezeichnet eine 1713 auf Wunsch des französischen Königs von Papst Clemens XI. (1700–1721) verfasste Bulle, die sich besonders gegen die Réflexions morales sur le Nouveau Testament (1671) Pasquier Quesnels (1634–1719) und den erstarkenden Jansenismus (vgl. II § 98) richtete. Wohl nicht gemeint ist die Bulle Unigenitus Dei filius aus dem Jahr 1343, in der Papst Clemens VI. (1342–1352) den Sündenablass regelte und die insofern eine wichtige Grundlage für den von den Reformatoren bekämpften Ablasshandel darstellt. gesäuertes Brodt bey dem heiligen Abendmahl Hier ist v.a. der sog. Azymenstreit zu nennen, der ein Grund für das Große Schisma von 1054 zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen war. Während sich im Westen ab dem 9. Jh. der Übergang zu ungesäuertem Brot (griech. ἄζυμα ) vollzog, wird im byzantinischen Ritus bis heute gesäuertes Brot verwendet. Im Hintergrund steht die Frage, ob das Abendmahl Jesu als Pessachmahl zu verstehen ist. Mit dem auch Fest der ungesäuerten Brote (Matzen) genannten Pessachfest (vgl. Ex 12) wird im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Athanasius Über das Leben des Kirchenvaters und Heiligen Athanasius von Alexandrien (gest. 373), auch der Große genannt, ist vergleichsweise wenig bekannt. Nach koptischer Tradition wurde Athanasius im Alter von 33 Jahren als Nachfolger Alexanders von Alexandrien (gest. 328), den er als Diakon auf die Synode von Nicäa (325) begleitet hatte, Bischof. Sein Geburtsjahr ist danach mit 295 anzugeben. Als Bischof und einer der Protagonisten des das 4. Jh. dominierenden arianischen Streites (vgl. I § 63) setzte er den Kurs von Nicäa fort und musste in theologisch wie politisch unruhigen Zeiten mehrfach ins Exil fliehen. Neben seinen antiarianischen Schriften (u.a. die Orationes contra Arianos ) seien die Lebensbeschreibung des Wüstenvaters Antonius ( Vita Antonii ), das apologetische Doppelwerk Contra gentes / De incarnatione Verbi sowie der 39. Festbrief mit der erstmaligen Aufzählung der 27 kanonischen Schriften des Neuen Testaments hervorgehoben. Neben Gregor von Nazianz (II § 102), Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Basilius (vgl. II § 115) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern. Hieronymus Der aus einer begüterten Familie stammende Sophronius Eusebius Hieronymus (ca. 347–420) verbrachte die ersten Lebensjahrzehnte in unterschiedlichen Zentren des Reiches und bekehrte sich bereits früh zum monastischen Leben. Dass er in der chalkidischen Wüste in Syrien für einige Jahre in einer Mönchsgemeinschaft gelebt habe und später päpstlicher Sekretär Damasus' I. (305–384) gewesen sei, wird heute angezweifelt, dass er in Rom spiritus rector eines asketischen Kreises adliger Frauen (Marcella, Paula u.a.) war, gilt hingegen als gesichert. Nach Auseinandersetzungen um die Nachfolge Damasus' I. verließ Hieronymus gemeinsam mit Paula und deren Tochter Eustochium Rom, gründete im Jahre 386 ein Frauen- und ein Männerkloster in Bethlehem und stand diesen bis zu seinem Tod vor. In diese Zeit fällt ein großer Teil seiner umfangreichen literarischen Tätigkeit. Hieronymus schrieb ein hervorragendes Latein, neben asketischen Schriften hatte besonders seine v.a. an Origenes orientierte, spiritualistische Bibelauslegung einen beträchtlichen Einfluss auf die mittelalterliche Theologie des Westens (vgl. II § 115). Von substantieller Bedeutung sind Hieronymus' der Vulgata (s.u.) zugrundeliegende Übersetzungen bzw. Revisionen des Alten (unter Rückgriff auf den hebräischen Urtext) und Teilen des Neuen Testaments. Nicht selten wird Hieronymus als der eigentliche Urheber der Vulgata (s.u.) angesprochen. Hussens Jan Hus (ca. 1370–1415) studierte nach dem Besuch der Artistenfakultät in Prag ebenda Theologie und empfing im Jahr 1400 die Priesterweihe. Seit 1402 ebenda Professor wurde er in unruhigen Zeiten (Wyclifstreit) 1409–1410 Rektor der Prager Universität. Als der Prager Erzbischof zunehmend gegen Anhänger des Oxforder Theologen und Kirchenreformers John Wyclif (1326–1384) vorging, für dessen Lehren sich neben Hus etwa auch Hieronymus von Prag (1379–1416) begeistert hatte, verschärfte sich Hus' Kritik an der verweltlichten Kirche. Seine Exkommunikation 1411 erfolgte, nachdem er einer Vorladung der Kurie nicht nachgekommen war. Da sich Hus auf dem 1414 eröffneten Konzil von Konstanz weigerte, seine Lehren zu widerrufen, wurde er hier 1415 als Ketzer verbrannt. Von Wyclif übernahm Hus etwa die Lehre von der doppelten Prädestination, bestimmend in den Auseinandersetzungen mit dem Hussitismus (vgl. II § 98) blieb jedoch insbesondere auch die Frage nach der Eucharistie und dem Laienkelch (s.o.). Zudem ist Hus als Verfechter des Gebrauchs des Tschechischen im Gottesdienst (s.o.) hervorgetreten. Dionysius Areopag. Dionysius Areopagita ist das Pseudonym (Pseudo-Dionysius) eines um 500 lebenden Autors mehrerer theologischer Werke sowie von zehn Briefen, der vorgibt, der in Apg 17,34 genannte Dionysius zu sein, der wiederum laut Eusebius von Caesarea (vor 264/265–339/340) erster Bischof von Athen wurde. Bischof Gregor von Tours (538–594) kennt dagegen einen Missionsbischof, der in Paris das Martyrium erlitten haben soll und später mit dem Dionysius der Apostelgeschichte gleichgesetzt wurde. Hilduin (gest. Mitte des 9. Jh.s) identifizierte diesen Märtyrerbischof schließlich mit dem Verfasser der oben genannten Schriften. Bereits in der Spätantike und im Mittelalter (Abaelard) kamen Zweifel an der Apostelnähe des Autors auf, die dann von den Humanisten Lorenzo Valla (1407–1457) und Erasmus von Rotterdam erneut formuliert wurden. Die Schriften des Pseudo-Dionysius wurden mehrfach ins Lateinische übersetzt und kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin) und haben die christliche Theologie und Philosophie des Mittelalters stark beeinflusst. Vulgate Mit dem Namen Vulgata wird die lateinische Übersetzung der Bibel bezeichnet, die sich in der Spätantike gegenüber älteren Übersetzungen ( Vetus Latina ) durchsetzen konnte und zur bestimmenden Bibelgestalt des Mittelalters wurde. Als Urheber der Vulgata gilt Hieronymus (s.o.). falschen Isidorus Unter dem Namen eines sonst unbekannten Bischofs Isidorus Mercator ist eine Sammlung von ca. 100 Papstbriefen überliefert, die – vielleicht auch unter Inanspruchnahme der Autorität Isidors von Sevilla (vgl. II § 115) – zusammen mit weiteren Sammlungen kirchenrechtlicher Dokumente, die ebenfalls unter dem Namen Isidors firmieren, in der ersten Hälfte des 17. Jh.s durch David Blondel (vgl. II § 90) als Fälschung erkannt wurde (Pseudo-Isidor). Die aus dem 9. Jh. stammenden Dokumente imponieren durch einen hohen Grad an Belesenheit und tatsächlicher Quellenkenntnis und fanden insbesondere ab dem 11. Jh. Verbreitung. Neuerdings wird vermutet, dass es sich bei dem Autor um Radbert von Corbie (ca. 790–859) (vgl. II § 110) handelt. Weissagungen des Abts Joachim Joachim von Fiore (ca. 1132–1202) war auf Wunsch der Eltern zunächst als Jurist tätig, wandte sich vermutlich nach einem Bekehrungserlebnis jedoch einem mönchischen Leben zu und wurde zum Priester geweiht. Nach seinem Eintritt in das Benediktinerkloster Corazzo wurde er hier Prior, dann Abt. In den 1190er Jahren gründete Joachim im kalabrischen Sila-Gebirge den Florenser-Orden sowie das Kloster San Giovanni di Fiore . In diese Zeit fallen Visionen und der Abschluss seiner drei exegetisch-prophetischen Hauptschriften. Aufgrund seiner Prophezeiungen genoss Joachim bei Päpsten und weltlichen Herrschern (z.B. Richard I. von England) großes Ansehen, bedeutsam ist dabei sein allegorisches Verständnis der Schrift und das in drei trinitarisch ausgedeutete status gegliederte Geschichtsbild: die alttestamentlich-synagogale Zeit des Vaters, die nach eigener Vorhersage bis zur Mitte des 13. Jh.s reichende neutestamentlich-klerikale Zeit des Sohnes und die sich anschließende mönchische Zeit des Heiligen Geistes, die nach vorausgehenden endzeitlichen Kämpfen von der intelligentia spiritualis durchdrungen sein und ohne die Papstkirche auskommen sollte. Joachimitische Vorstellungen fanden schnell Verbreitung (etwa bei den franziskanischen Spiritualen) und wirkten bis in die Aufklärung (Lessing) und darüber hinaus. Formulae Concordiae Die 1577 auf Deutsch erschienene und erst später ins Lateinische übersetzte Konkordienformel ist die letzte der im Konkordienbuch (vgl. II § 211) festgehaltenen lutherischen Bekenntnisschriften und sollte die innerreformatorischen Auseinandersetzungen zwischen den gemäßigteren Philippisten bzw. Kryptocalvinisten (vgl. II § 98) und den streng lutherischen Gnesiolutheranern beilegen. Gegen das katholische und das auf Zwingli (und Calvin) zurückgehende reformierte Abendmahlsverständnis wurden Realpräsenz und Ubiquität Christi festgestellt (Art. 7). Insgesamt verstehen sich die zwölf Artikel der Konkordienformel nicht als neues Bekenntnis, sondern wiederholen und erklären verschiedene Artikel der Confessio Augustana (vgl. II § 211). Neben die ausführliche Darlegung ( Solida Declaratio ) trat eine Kurzfassung ( Epitome ). 84 371 . Alles, was im ersten Theil dieses Buchs oben (§. 221 – 24 ) von dem großen grossen Nutzen Nutzen der Geschichte Geschichte überhaupt ge sagt wurde, gilt auch von der Religions- und Kirchengeschichte Kirchengeschichte insbesondre insbesondere , und macht dem, der ein würdiger Lehrer der Religion und des Christenthums seyn will, das Studium dieses Theils der Geschichte zur ganz besondern Pflicht (§. 231. ) : man mag entweder auf die Bildung Bildung seines Charakters, als eines solchen sehen, der die Religion lehren und empfehlen soll, auf welche Bildung dieses Studium einen so großen grossen Einfluß hat, oder auf die einzelnen einzlen Theile der Theologie Theologie, womit er sich, nach dem ganzen Umfang seines Berufs, beschäftigen muß. Anm. Der Nutzen der Kirchengeschichte reicht zwar viel weiter, als hier angegeben ist. Kein Christ, der wahre Aufklärung Aufklärung, der anschauende Ueberzeugung in der Religion sucht, und nach erleuchteter Frömmigkeit trachtet, sollte dieses Studium vernachläßigen vernachlässigen , wenn er irgend Gelegenheit und Hülfsmittel dazu haben könnte. Noch könnte; noch weniger irgend jemand, der, der als Obrigkeit Obrigkeit, dereinst, auch durch sein Betragen in Absicht auf die Beförderung und Leitung der Religion, vieler Menschen Glück oder Elend befördern kan kann , weil beydes Beides so sehr vom Einfluß wahrer oder falscher Religion, von Achtung oder Gleichgültigkeit dagegen, von den weisen und unweisen Mitteln, ihren Einfluß zu befördern oder zu hindern, abhängt. Und daß verschiedne verschiedene Wissenschaften, Geschichte z. B. , Staatskunst, Rechtsgelehrsamkeit, vornehmlich die geistliche, das Licht der Kirchengeschichte gar nicht entbehren können, bedarf keines Bewei ses. Aber, nach Nach der Absicht dieses Buchs, Buchs kommt kömmt indeß hier nur die Nothwendigkeit dieses Studiums der Kirchengeschichte Kirchengeschichte, in Absicht auf den Lehrer der Religion Religion, in Anschlag. 85 372 . Der große grosse Einfluß einer rechten Kenntniß der Kirchengeschichte Kirchengeschichte Kirchengeschichte auf die gründliche Erlernung der theologischen Wissenschaften , zeigt sich in allen allen Theilen der Theologie Theologie. In der exegetisch exegetischen 1) ganz eigentlich: bey bei Erklärung dererjenigen derjenigen Stellen neues neuen Testaments, welche historische Umstände zur Zeit der Apostel enthalten, um in dieselbe mehr Licht zu bringen, oder falsches Licht davon zu entfernen; zur Kenntniß der Geschichte der neutestamentlichen Bücher; und zur Kenntniß mancher merkwürdigen Bücher der ältesten Zeiten, die, wenn sie gleich apokryphisch genennt genannt werden, doch, wegen der darin liegenden Vorstellungen vieler unter den ältesten Christen oder Juden, auch wegen mancher Fragmente der historischen Tradition, noch einen reichen Schaz Schatz von historischen Erläuterungen des neuen Testaments, Testaments enthalten, und dazu gebraucht werden können, so bald sobald erst durch Hülfe der genauern Kirchengeschichte die wahre Zeit, wohin sie gehören, und andere historische Umstände derselben bestimmt sind. 2) Bey Bei der Kritik Kritik des neuen Testaments, wo ohne genaue Kenntniß der Kirchengeschichte nicht einmal die Geschichte des heiligen Textes klar ist, so wenig als das Alterthum Alterthum und der Werth gewisser Lesearten, ohne diese Kenntniß beurtheilt werden kan. *) kann. 1 ) 3) Um sich gegen manche sehr schädliche Vorurtheile in der eigentlichen Theologie zu verwahren, und um ihren Ungrund aufzudecken. Denn viele Irrthü mer in der Theologie, so wie viele Beweise auch richtiger Lehren, beruhen auf bloßem Mißverstande blossen Mißverstand der heiligen Schrift, oder gar ihrer Uebersetzungen, hinter den man ohne diese Kenntniß nicht wohl kommen kan, **) kann, 2 ) oder sie gar für apostolische Tradition hält; so wie man sich oft nicht gegen gewisse richtigere Erklärungen der heiligen Schrift sträuben würde, wenn man ihr Alterthum und den neuern Ursprung falscher herrschenden herrschender Erklärungen kennete. ***) kennte. 3 ) Ueberhaupt würde man bald hierin von Irrthümern zurückkommen, wenn man die Genealogie Genealogie und die Chronologie Chronologie einiger berühmten Erklärungen, die von Hand in Hand gegangen sind, fleißiger aus der Kirchengeschichte aufsuchte, und sich aus dieser überzeugte, daß die angebliche exegetische Tradition Tradition und fortgepflanzte sogenannte Erklärung der Kirche Kirche oft anders nichts ist, als Privaterklärung Privaterklärung eines, oft ohne sein Verdienst, berühmt gewordnen gewordenen alten Auslegers, die durch zufällige Umstände gangbar wurde, oder in häufig gelesene Commentarien überging, und hernach, ohne weitre weitere Untersuchung, als ausgemachte Wahrheit, von Kirche zu Kirche, und Jahrhundert zu Jahrhundert, Jahrhundert nachgesagt wurde, zumal wenn sie gewissen herrschenden Meinungen in der Theologie günstig war. ****) 4 ) *) Anm. 1) Wie bey bei 1 Timoth. 3, 16 ; 1 Joh. Joh, 5, 7 ; Röm. 8, 11. 11 11, διὰ τοῦ ἐνοικοῦντος πνεύματος , statt διὰ τὸ ἐνοικοῦν πνεῦμα ; Matth. 27, 49. der Zusatz aus Joh. 19, 34 34. in einigen Handschriften. **) 2) Wie die Vorstellungen in der lateinischen Kirche von praedestinatio, poenitentia, sacramentum; die alten Deutungen von Sprüchw. 8, 22. Psalm. Psalm 110, 3. Matth. 16, 18. Joh. 16, 26. 26, und eine neuere von Apostelgesch. 3, 21. ***) 3) Als Röm. 12, 6. 1 Kor. 2, 14. ****) 4) Wie viel ist z. B. aus dem Origenes Origenes in lateinische Ausleger, aus den africanischen afrikanischen Kirchenvätern, sonderlich dem Augustin von Hippo Augustinus , in eben dieselbe, aus solchen la teinischen Auslegern hernach, vermittelst des Ambrosiaster Ambrosiasters , oder Hilarius Diaconus Hilarius Diaconus , und später durch die Glossam ordinarium ordinariam , in alle Exegeten der lateinischen Kirche übergangen übergegangen ? Eben so in der griechischen Kirche; s. Ernesti, Johann August Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq. apokryphisch Vgl. I § 163. Origenes Der bedeutende und literarisch äußerst produktive Theologe Origenes (ca. 185–254) war zunächst als Grammatiklehrer in seiner Heimatstadt Alexandrien tätig. Ob er wie auch Plotin (ca. 205–270) ein Schüler des Platonikers Ammonios Sakkas war, wird heute ebenso bezweifelt wie seine Selbstentmannung. Bischof Demetrius von Alexandrien (gest. 232), der ihn um 217 als Leiter einer Katechetenschule eingesetzt hatte, strengte um 230 zwei Synoden gegen den mittlerweile in Caesarea zum Presbyter ordinierten Origenes an und schloss ihn aus der Gemeinde aus. Origenes siedelte daraufhin nach Caesarea über und sammelte auch hier Schüler um sich. Origenes starb an den Folgen der im Zusammenhang der decischen Verfolgung erlittenen Folter. Aus seinem Werk seien neben der Hexapla (vgl. I § 162) das Werk De principiis und die Streitschrift Contra Celsum hervorgehoben. Auf den bereits zu Lebzeiten theologisch umstrittenen Origenes (vgl. II § 98) geht die Lehre vom mehrfachen (bei ihm noch dreifachen) Schriftsinn zurück (vgl. II § 56), trinitätstheologisch sprach er bereits von einem Wesen und drei Hypostasen, vertrat jedoch einen dynamischen Subordinatianismus (vgl. I § 63). Ambrosiasters, oder Hilarius Diaconus Ambrosiaster ist ein Paulus-Kommentator aus der zweiten Hälfte des 4. Jh., dessen Schriften seit dem Frühmittelalter unter dem Namen des Ambrosius von Mailand überliefert sind und weit verbreitet waren. Ob der Name Ambrosiaster auf die Mauriner (vgl. II § 104) oder Erasmus von Rotterdam zurückgeht, der die falsche Zuordnung dieser Schriften nachgewiesen hat, ist nicht eindeutig zu klären. Neben seinen Kommentaren zum Corpus Paulinum werden Ambrosiaster auch die pseudo-augustinischen Quaestiones Veteris et Novi Testamenti zugeschrieben, die Zuweisung weiterer Schriften wird heute abgelehnt. Auffällig ist die theologische und exegetische Eigenständigkeit seines Werkes, dessen Kenntnis etwa bei Augustin, Pelagius und Hieronymus nachzuweisen ist. Hervorzuheben ist, dass Ambrosiasters Werk ein lateinischer Bibeltext zugrunde liegt, der vor der Vulgata anzusetzen ist. Der als radikaler Luciferianer in die Kirchengeschichte eingegangene Hilarius Diaconus (4. Jh.) begleitete Bischof Lucifer von Calaris (gest. 371) als Diakon zur Synode von Mailand (355) und ist als unerbittlicher Verfechter des nicänischen Glaubens und Anhänger des Athanasius gemeinsam mit Lucifer exiliert worden. Laut Hieronymus forderte Hilarius in einer heute verlorenen Schrift die erneute Taufe für reuige Arianer, die er als Ketzer für ungültig getauft hielt. Heute ist die nicht nur im 18. Jh. weit verbreitete Identifizierung von Ambrosiaster und Hilarius Diaconus nicht mehr haltbar. Glossam ordinarium Vgl. II § 19. Mit der ersten Auflage der Anweisung müsste es an dieser Stelle ordinariam heißen. Ernesti Opuscula philol. crit. p. 317 seq. In den bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten Opuscula philologica critica (Leiden 1764) geht Johann August Ernesti in der Abhandlung De Origene, interpretationis librorum SS. grammaticae auctore (aaO 288–323) an benannter Stelle auf den großen Einfluss des Origenes ein. 86 373 . Die Kirchengeschichte giebt 4) erst die recht anschauliche Ueberzeugung, wie sehr die ganze Theologie an ihrer Lauterkeit und wahrhaften praktisch praktischen Brauchbarkeit Brauchbarkeit gewonnen oder gelitten habe, je nachdem man die wahren Hülfsmittel zur Einsicht des Sinnes der heiligen Schrift recht kannte, schätzte und brauchte gebrauchte , oder nicht ( §. 19 19. § 306 ); und, indem sie uns so deutlich zeigt, welchen unsäglichen Schaden die Herrschaft des menschlichen Ansehens in der Kirche gestiftet habe: habe, so macht sie uns die göttlichen Schriften nur desto werther. Und werther; und , weil auch die Menschen über den Sinn dieser göttlichen Belehrungen wieder die Menschen so verschieden urtheilen, diese Verschiedenheit und Uneinigkeit aber immer größer grösser und unvereinbarer wird, wenn man nicht hierin mit Gewalt und offenbaren offenbarem Gewissenszwang Ge wissenszwang eine äußerliche äusserliche Einigkeit befördern will: so lehrt sie uns sehr einleuchtend die Nothwendigkeit fester exegetischer Grundsätze, und des Fleißes, den man auf die deutliche eigne eigene Ueberzeugung Ueberzeugung von dem wahren Sinn der heiligen Schrift und die klare Darlegung desselben wenden muß. Und wenn denn auch nur 5) die Kirchengeschichte, wie sie es wirklich thut, uns mit der so sehr sosehr verschiednen verschiedenen Denkungsart, den Fähigkeiten, vorzüglichen Hülfsmitteln und Sitten, und den dadurch geleiteten mannichfaltigen Vorstellungen und Neigungen der Menschen in so verschiednen versch edenen Zeiten und so besondern Lagen, bekannt machte: so könnte sie uns wenigstens mehr gewöhnen, uns in fremde Zeiten und Umstände hinein zu denken, welches so sehr viel zur Bildung Bildung des wahren Ausleger Auslegers beyträgt so viel beitragen kann . 87 374 . Noch ausgebreiteter ist der Nutzen Nutzen dieses Studiums in der eigentlich sogenannten Theologie Theologie eigentlichen sogenannten Theologie . – In der dogmatisch dogmatischen und elenchtisch elenchtischen , so fern 1) diese doppelte Wissenschaft nicht bloß die Religionslehren selbst, sondern auch die verschiednen verschiedenen Vorstellungen davon vorlegen soll, ist ja die Geschichte dieser Lehren und der verschiednen verschiedenen Begriffe davon, ein Haupttheil der Kirchen geschichte, der uns die Veranlaßung Veranlassung der verschiednen verschiedenen Vorstellungen, das Interesse dabey dabei , und den Zusammenhang mit andern Lehren und Vorstellungen, zum Theil die zu ihrer Unterstützung gebrauchten Gründe, und die eingetretenen Umstände lehret lehrt , welche gewissen Meinungen An sehen verschafft, oder Widerspruch gegen sie veranlaßt haben. 2) Indem sie dieses thut, unterrichtet sie uns von dem wahren Sinn dererjenigen derer , die über gewisse Lehren der Religion, über gewisse Vorstellungen davon, oder über gewisse davon gebrauchte Ausdrücke verschiedner verschiedener Meinung waren. Dadurch wird vielfältiger Mißverstand gehoben, viel unnützer Streit und Untersuchung abgeschnitten, und unnöthige, parteyische partheyische parteiische , oder gar gehäßige gehässige Beurtheilung verhütet. elenchtischen Elenchtisch wird in der Anweisung als Synonym für polemisch (vgl. II § 93) verwendet (vgl. II § 186). 88 375 . Sie legt 3) zugleich den unsäglichen Schaden vor Augen, den die Vermischung Vermischung dieser Meinungen über Religionslehren mit diesen letztern selbst, der gleiche Werth, den man auf jene, wie auf diese gelegt hat, das Bestreben, durch alle, auch unerlaubte Mittel, jene eben so wie diese geltend zu machen, gestiftet hat; hat, und befördert dadurch nicht nur die Billigkeit Billigkeit in Beurtheilung verschiedner verschiedener Vorstellungen, sondern auch die Vorsichtigkeit, um nicht durch Zweydeutigkeit Zweideutigkeit , Unbestimmtheit, Vermengung der Hauptsache mit Nebensachen, und unzeitigen Eifer für unsre unsere Meinungen, Gelegenheit zu Zwistigkeiten zu geben, und der Hauptsache Hauptsache selbst dadurch zu schaden. Sie allein zeigt 4) wie manche Lehren oder Meinungen davon eher gar nicht früher in Gang gekommen, oder Aufsehen und Widerspruch erregt, als bis gewisse äusserliche äußerliche Umstände, z. B. Eifersucht oder Herrschsucht angesehener Kirchen und Bischöfe, ausserordentliche außerordentliche Achtung gegen einen berühmten Mann u. d. gl. dazu gekommen, und diese zufälligen Umstände Umstände erst die Sache wichtig, oder der weit um sich gegriffne gegriffene Streit sie zu einer Quelle großer grosser Revolutionen gemacht habe, habe (wovon die Geschichte der pelagianischen, nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten u. d. gl. traurige Beyspiele Beispiele liefert); wie daher die Wichtigkeit einer solchen Lehre, Meinung oder eines solchen Ausdrucks gar nicht, oder lange nicht so sehr in der Natur der Sache selbst, und ihrem Zusammenhang Zusammenhange mit den Lehren des eigentlichen Christenthum Christenthums, und mit praktisch praktischen Folgen, Folgen liege, als vielmehr in gewissen Zufällen Zufälligkeiten , welche die Religion gar nicht nichts angingen. pelagianischen Im Mittelpunkt des auf den wohl aus Britannien stammenden Laienchristen Pelagius (ca. 350–420) und seinen Anhänger Caelestius zurückgehenden pelagianischen Streites stehen deren Ablehnung der Erbsündenlehre, nach der Adam lediglich ein schlechtes Beispiel gewesen und seine Sünde nicht auf seine Nachkommen übergegangen sei, und damit verbunden die die Prädestinations- und Gnadenlehre tangierende Möglichkeit des Menschen, kraft seines freien Willens selbst für sein Heil zu sorgen. Konkret wurden diese Lehrauffassungen etwa im Hinblick auf die Bedeutung der Sakramente und der Kindertaufe (vgl. II § 83). Die im Verlauf der Auseinandersetzung dann v.a. von Julian von Aeclanum (ca. 385–450) gewandt vertretenen pelagianischen Positionen standen der Theologie Augustins von Hippo (vgl. II § 113) entgegen, der über Jahrzehnte literarisch und kirchenpolitisch gegen den Pelagianismus vorging und schließlich auf dem Konzil von Ephesus (431) dessen endgültige Verurteilung erreichte. Die Lehren Augustins sollten die Kirchengeschichte von nun an maßgeblich prägen, doch kamen v.a. mit Cassian (vgl. II § 115) im 5. und 6. Jh. nochmals pelagianisierende Ideen auf (Semipelagianismus). nestorianischen, monophysitischen und Sacramentstreitigkeiten Zum nestorianischen und monophysitischen Streit vgl. I (§ 63). Im weiteren Sinne haben sich viele Auseinandersetzungen innerhalb der Geschichte der Kirche auch auf das Verständnis der Sakramente und ihre Ausgestaltung ausgewirkt (vgl. etwa den pelagianischen [s.o.] oder den Azymenstreit [vgl. II § 83]), im engeren Sinne dürften jedoch v.a. die mit den Begriffen Transsubstantiation und Kelchsverweigerung (vgl. II § 83) verbundenen Auseinandersetzungen um das Sakrament des Abendmahls in der Reformationszeit und ihre Vorgeschichte (vgl. II § 113) gemeint sein. 89 376 . Wenn So zeigt denn die Kirchengeschichte einem jeden Unbefangnen so augenscheinlich zeigt, – Unbefangenen augenscheinlich, wie es so gar keine völlige Einigkeit jemals zu keiner Zeit eine völlige innere Einigkeit in Meinungen gegeben habe, und alle äusserliche völlige Einstimmung äußerliche Uebereinstimmung, weder durch öffentliche Religionsgespräche, noch Friedens- oder Glaubensformeln, sondern nur durch Zwang oder durch blinden Glauben bewirkt worden; – worden. Sie zeigt, daß der Triumph gewisser Meinungen über andre, so andere, höchst selten durch Ueberzeugung, und gemeiniglich nur durch Anschmiegen an Vorurtheile des großen grossen Haufens, oder an eingeführte Gewohnheiten Gewohnheiten, und noch öfterer öfter durch mehrere größere Macht und Kühnheit ihrer Vertheidiger, durch Ansehn Ansehen großer grosser Männer Kirchenlehrer , oder berühmterer Kirchen, durch geschlossene Verbindungen der Bischöfe, durch Beystand Beistand der Fürsten, erfochten worden; – daß zu Einer Zeit und in Einem Lande das wieder verdammt worden, was zu einer andern Zeit und anderwärts als Lehre und Befehl der Kirche, aus angeblicher Eingebung des heiligen Geistes, festgesetzt worden war; – daß Bischöfe, Päbste Päpste und Concilien einander selbst widersprochen, und ihre vorige vorigen Aussprüche wieder zerstört haben; – haben. Sie lehrt, daß die vorgegebne vorgegebene bessere Einsicht oft bloß durch Einfluß der Höfe und mächtigerer Parteyen Parteyen Partheyen Parteien gestimmt worden sey; – sei; daß die sogenannte Kirche Kirche Kirche sich sehr oft herausgenommen habe, über das Gewissen und die Seligkeit, selbst über und wider wieder Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und seiner Apostel eigne eigene Lehren und Verordnungen, zu entscheiden; – und daß aber , wenn sich die unterdrückte Partey Parthey Partei nur entschließen entschliessen können konnte , um des Gewissens willen zu leiden, oder zu schweigen, und schweigend durch solche Belehrungen in der Stille zu wirken, keine Macht je im Stande gewesen sey sei , den Fortgang der Wahrheit zu verhindern: – verhindern, so wirkt sie 5) die innigste Ueberzeugung Ueberzeugung, daß überall kein menschliches Ansehen und kein Ansehen der sogenannten Kirche und Tradition eine den Verstand und das Gewissen verpflichtende Kraft habe, sondern höchstens ein Vorurtheil errege, das uns zur nähern Untersuchung der Sachen auffordert; das daß daß vielmehr schlechterdings eigne eigene Untersuchung Untersuchung in der Religion nothwendig sey sei , und eigner eigener Glaube frey frei bleibe; und daß man nur Glauben an Gott Gott, und Muth, die Wahrheit Wahrheit zu untersuchen, und mit Weisheit zu bekennen, erhalten festhalten dürfe, um gewiß zu seyn, bey bei veränderten Umständen, die in Gottes Hand sind, werde die Wahrheit doch durchdringen, und die Ehre des Gewissen Gewissens gerettet werden. Eine Ueberzeugung, die auch bey solche Ueberzeugung ist aber, bei gewissenhafter Untersuchung der Religionslehren und der verschiednen verschiedenen Meinungen darüber, unumgänglich nöthig ist , und kann die Auffindung der Wahrheit ungemein befördert befördern . 90 377 . Und wodurch laßen lassen Wodurch lassen sich aber auch 6) Meinungen Meinungen, die man fälschlich für christliche Lehren ausgiebt, und die keine andere Gründe für vor sich haben, als Ansehn Ansehen der Kirche, überzeugender widerlegen, als wenn man aus der Kirchengeschichte Kirchengeschichte Kirchengeschichte darthun kan kann , wie spät ihr Ursprung Ursprung, und wie wenig die Kirche aller Zeiten darüber einig gewesen sey sei ? Gegen solche Gemeinen Gemeinden , die ihre Unterscheidungslehren Unterscheidungslehren auf das Ansehen der ältern christl. Kirche darauf gründen, giebts giebt es kein wirksameres Mittel zur Widerlegung, als die Kirchengeschichte gerade diese Geschichte ; und die Casaubon, Isaak Casaubon's , Saumaise, Claude Saumaisen , Blondel, David Blondel's , Daillé, Jean Daillés , Richer, Edmond Richer's Casaubon's , Saumaisen , Blondel's , Daillés , Richer's und andre andere gründliche Kenner dieser Geschichte derselben, haben allezeit mehr ausgerichtet, als die ganze Polemik bloß scholastischer Theologen. Wem das Studium der Kirchengeschichte, selbst für den Volkslehrer Volkslehrer, gleichgültig scheint, der muß entweder den immer regen, auch in Geheim wirkenden, wirkenden Bekehrunsgeist Bekehrungsgeist der römisch-katholischen Kirche und die daher unserer Gewissensfreyheit Gewissensfreyheit Gewissensfreiheit drohende Gefahr, oder die wirksame Macht religiöser Vorurtheile und des menschlichen Ansehens auf die Gemüther nicht kennen. Eben von beyden beiden giebt die Kirchengeschichte die überzeugendsten Beweise. Casaubon's Isaak Casaubon (1559–1614) war ein bedeutender protestantischer Humanist und Schüler Bezas, der neben einer Kommentierung des NT (1587) v.a. durch die Edition und Annotierung antiker Autoren hervorgetreten ist. In kirchenhistorischer Perspektive ist besonders der unter dem Titel Exercitium ad Appendicem Annalium Baronii XVIII (1614) erschienene kritische Kommentar zu den zwölfbändigen Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1189 (1588–1607) des katholischen Theologen und späteren Kardinals Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607) hervorzuheben. Daneben könnte Nösselt hier auch Casaubons in Genf geborenen Sohn Florence Estienne Méric Casaubon (1599–1671) im Blick gehabt haben, der früh zu seinem Vater nach England übergesiedelt und ebenfalls als Gelehrter aufgefallen war. Saumaisen Claude de Saumaise (Claudius Salmasius) (1588–1653) gehört wie Isaak Casaubon zu den bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Auch er beschäftigte sich v.a. mit klassischen Autoren und wurde nach dem Studium an der Sorbonne und in Heidelberg, wo er sich zum Protestanismus bekannte, und nachdem er Stellen in Italien und England ausgeschlagen hatte, 1632 schließlich Nachfolger Scaligers in Leiden. Aus seinem umfangreichen und vielseitigen Gesamtwerk sei an dieser Stelle die Schrift De primatu Papae (1645) hervorgehoben, in der er den Primat des Papstes bestritt. Blondel's David Blondel (1591–1655) zählt zu den wichtigsten reformierten Kontroverstheologen und Kirchenhistorikern des 17. Jh.s. Nach dem Studium in Sedan und Genf war er zunächst als Prediger in Frankreich tätig und trat bereits in dieser Zeit durch akademische Arbeiten hervor. 1631 wurde er für eine theologische Professur in Saumur vorgeschlagen, doch wurde er seitens der Gemeinde und der Nationalsynode nicht freigestellt. Zur Erleichterung seiner Studien gestattete man ihm 1644 jedoch, nach Paris überzusiedeln, und verlieh ihm ein Jahr später den Titel eines Honorarprofessors, wodurch er sich nun voll auf die akademische Arbeit konzentrieren konnte. 1650 folgte er Gerhard Johannes Voss als Professor für Geschichte am Amsterdamer Athenaeum Illustre nach. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Modeste déclaration de la sincérité et vérité des églises réformées de France, contre les invectives de l'évêque de Luçon et autres (1619), in der die reformierte Lehre gegen den Bischof von Luçon, den späteren Kardinal Richelieu, verteidigt wird, sowie der die Suprematie des Papstes bestreitende Traité historique de la Primauté en l'Eglise (1641) (vgl. II § 129). Zudem hat Blondel, wie auch Casaubon, Baronios Annalen kritisch kommentiert (1675 bzw. 1679). Bedeutsam ist schließlich auch die Schrift Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulantes (1628), in der Blondel die unter dem Namen Isidor firmierenden Dekretalen als mittelalterliche Fälschung ( falscher oder Pseudo-Isidor ) überführt hat (vgl. II § 83). Daillés Der reformierte Theologe Jean Daillé (Dallaeus) (1594–1670) war zunächst Hauslehrer der Enkel des Gouverneurs Duplessis-Mornay, später dessen Schlossprediger. Danach übernahm er Predigtstellen in Saumur und Charenton bei Paris und wurde schließlich Präsident der letzten reformierten Nationalsynode in Loudun (1659). Zudem verfasste er zahlreiche Schriften, v.a. zur Alten Kirche. Sein wohl bedeutendstes Werk Traité de l'employ des saints Pères pour le jugement des différends qui sont aujourd'hui en la religion (1632) wurde ins Englische (1651; 1675) und ins Lateinische (1655 u.a.) übersetzt. Daillé wendet sich hier gegen die Autorität der Kirchenväter, deren Texte häufig korrupt und deren Denkweisen inkonsistent seien. Richer's Der Theologe Edmond Richer (1559–1631) ist v.a. als herausragender Vertreter des Gallikanismus hervorgetreten. Zunächst Hausdiener am Collège du Cardinal Lemoine, fiel Richer durch eine hohe Begabung auf und konnte über ein Stipendium an der Sorbonne Theologie studieren. Nach dem Erwerb des Doktorgrades 1592 wirkte er als hochgeschätzter Prediger in Paris. In den Wirren des letzten Hugenottenkrieges legte der zunächst der Liga und den Jesuiten zuneigende Richer 1594 jedoch sein Predigtamt nieder und schwenkte auf die Seite Heinrichs IV. über. Wenige Jahre später trat er als Reformer des akademischen Lehrbetriebs am Collège du Cardinal Lemoine und ab 1601 an der Sorbonne hervor, wo er als Höhepunkt seiner Universitätslaufbahn schließlich zum Syndikus der Theologischen Fakultät gewählt wurde (1608). In der nach der Ermordung Heinrichs IV. 1610 entbrennenden Auseinandersetzung gab Richer dem radikalen Gallikanismus mit dem Libellus de ecclesiastica et politica potestate (1611), in Übersetzung De la Puissance ecclesiastique et politique (1612), eine Programmschrift, in der er die Emanzipation des französischen Königs vertrat und im Zuge dessen den Episkopat und den niederen Klerus aufwertete. Auf Betreiben papsttreuer Kreise (der Libellus wurde 1613 indiziert) wurde Richer daraufhin ins Abseits gestellt, bis er 1629 widerrief. Nach seinem Tod wurden Richers Ideen jedoch immer wieder aufgegriffen (Jansenismus; Richerismus). Unter den zu seinen Lebzeiten erschienenen Schriften sind neben dem Libellus auch die Demonstratio libelli de ecclesiastica et politica potestate (1622) und die Apologia pro Joanne Gersonio (1606) hervorzuheben. 91 378 . Mitten in einer solchen Fluth menschlicher Meinungen, unter allen Verderbnissen des Christenthums dieser Religion , und den mannichfaltigen Versuchen, es sie nach menschlicher Willkühr Willkür abzuändern, oder gar zu verdrängen: verdrängen, hat sich denn doch 7) das eigentliche Christenthum Christenthum selbst eigentliche Christenthum seinem wahren Wesen nach immer erhalten, erhalten und bewährt befunden . Alle, nicht bey bei Uebelunterrichteten, Leichtsinnigen und Leichtgläubigen, sondern bey bei wahrhaftig aufgeklärt aufgeklärten und gründlich untersuchenden Köpfen, wirksame wirksamen und siegende siegenden Angriffe auf das sogenannte das, was sie Christenthum nannten, haben nie das Christenthum dieses an sich selbst, sondern nur die falschen Zusätze und Vorstellungen zernichtet. Selbst in den verderbtesten Zeiten und Kirchen hat sich das Ansehn Ansehen der heil. Schrift und Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu Christi , hat sich das wahrhaftig allgemein Trostreiche und wahrhaftig Bessernde im Christenthum seiner Lehre überhaupt erhalten. Diese Ueberzeugung macht das Christenthum dasselbe und seinen inneren Werth Werth sehr respectabel achtungswürdig , und dergleichen diese historische Ueberzeugung Ueberzeugung gewährt nichts ist so geschickt, sie zu befördern, als das fleißige Studium der christlichen Kirchengeschichte, welches auch Kirchengeschichte. Nicht weniger wird dasselbe 8) zur rechten eignen eigenen Ueberzeugung von der wahren Beschaffenheit, Aechtheit Echtheit , Glaubwürdigkeit und wesentlichen Unverdorbenheit der biblischen Bücher im Wesentlichen , worauf die Ueberzeugung von der Wahrheit und Verbindlichkeit der daraus geschöpften Lehren mit beruht, eben sowohl erfordert wird , als zur Beschämung der Vorwürfe Vorwürfe gegen das Christenthum diese Religion und dessen deren wohlthätige Wirkungen. Denn alle Scheinbarkeit dieser Vorwürfe gründet sich lediglich darauf, daß man entweder nur das Gehässige Gehäßige oder die nachtheilige Seite hervorzieht, auf der sich das sogenannte Christenthum leider oft genug gezeigt hat, und daß man nicht mit eben dem ehrlichen Fleiß dem Guten nachspürt, welches das wahre Christenthum echte , selbst bey bei so mancherley mancherlei unläugbaren Verderbnissen, gestiftet hat; oder daß man das Christenthum selbst nicht von den ihm aufgehängten Zusätzen und Vorstellungen darüber unterscheidet; oder daß man das auf die Rechnung des Christenthums desselben setzt, was doch bloßer blosser Ausbruch der Leidenschaft Leidenschaft von Leidenschaften war, die überall, nicht verbunden bloß in Verbindung mit dem Christenthum allein der Religion , die menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit zerstört zerstören . Eben dieser diesen Unterschied, der so traurigen und ungerechten Mißverstand veranlaßt, und eben jene unleugbar unläugbar heilsamen Einflüsse des Christenthums auf die Glückseligkeit der Welt, kan kann nur der rechte Fleiß in der Kirchengeschichte klar machen. 92 379 . Wenn die Geschichte Geschichte überhaupt die beste Schule der Weisheit und Tugend werden kan kann , wo man die Menschen sieht erblickt , wie sie wirklich sind, und wie sie wirklich was aus ihnen werden können, könne; wo man sie unter und nach ihren jedesmaligen besondern Umständen handeln sieht, wo man sich von dem Werth und Einfluß ihrer moralischen Grundsätze und Gesinnungen in das Verhalten Verhalcen und in die Glückseligkeit Glückseligkeit der Gesellschaft überzeugen kan kann : so gewährt die Kirchengeschichte ganz vorzüglich auch diesen Nutzen Nutzen, theils theils , weil sie, ihrer Natur nach, mehr Auftritte so vieles enthält, wo wobei sich die Menschen in ihrem eigentlich sittlichen Charakter und Verhalten zeigen, theils theils , weil sich gerade da die besondern Wirkungen wahrer und falscher Vorstellungen Vorstellungtn Vorstellungen in der Religion Religion und des rechten und unrechten Gebrauchs offenbaren, den man von ihr bey bei dem sittlichen Betragen macht. Sie Auf der einen Seite stellt sie uns Beyspiele Beispiele von religöser religiöser Schwärmerey Schwärmerei und Aberglauben, von Leidenschaften unter der Masque Larve der Religion, von Irreligiosität und höchstem Sittenverderbniß auf einer, und Sittenverderbniß, auf der andern Seite, andern, nicht weniger Beispiele von erleuchteter, reiner Frömmigkeit, von der Macht der Religion über die Schwäche des Herzens, und über die Stärke der Leidenschaften, in mancherley mancherlei Lagen und Gestalten vor; vor, auf; und einem aufmerksamen Beobachter, der zugleich das von den wirklichen Handlungen und ihren durchschimmernden Triebfedern zu scheiden versteht, was Parteylichkeit Partheylichkeit Parteilichkeit Gutes oder Böses hinzu gedichtet hinzugedichtet hat, einem solchen kan kann es selten schwer fallen, zu entdecken, woraus beyderley beiderlei Arten von Handlungen entsprungen sind, wodurch sie Nahrung bekommen, was für wohlthätige oder schädliche Wirkungen sie hervorgebracht haben. Wie viel Gewinn kan kann also die christliche Sittenlehre Sittenlehre aus der Kirchengeschichte ziehn ziehen , da diese Geschichte so viele Belege enthält, die den Inhalt dieser Sittenlehre bewähren, an schaulich darstellen, und eine so reiche Quelle feiner Beobachtungen über das menschliche Herz oder genauerer Bestimmungen der Sittenlehre eröffnen! Geschichte […] die beste Schule der Weisheit und Tugend Wie etwa die Beyspiele der Weisheit und Tugend aus der Geschichte (1777/1780) Jakob Friedrich Feddersens (1736–1788) zeigen, ist die pragmatische (vgl. I § 225) Auffassung, Geschichte sei eine Schule der Weisheit und Tugend, durchaus gängig und hat zu einschlägigen Sammlungen geführt. In seinem über die Auflagen hinweg auch unter anderen Titeln erschienenen Ausführliche[n] Lehrgebäude der Religion (1787) bezeichnet Carl Friedrich Bahrdt die Erfahrung als Schule der Weisheit und Tugend, die jedoch immer auch mit der Geschichte zu verbinden sei (vgl. aaO 323f.). Diese Behauptung einer solchen Verbindung findet sich auch in der Anweisung (vgl. II § 96). 93 380 . Die sogenannte symbolische Theologie , wenn sie ihrem Namen treu bleibet bleibt , und nicht in das Gebiet der Dogmatik und Polemik schweift, ist selbst nichts anders als ein Theil der Kirchengeschichte, man mag auf die Geschichte Geschichte der Symbolen Symbolen Symbolen und symbolischen Bücher symbolischen Bücher , oder auf die Geschichte der Geschichte der darin vorkommenden Lehren und Vorstellungen Lehren und Vorstellungen davon darüber sehen, die sowohl selbst, als die Nothwendigkeit, sie zu behaupten, zu vertheidigen oder zu widerlegen, schlechterdings ohne christliche Kirchengeschichte nicht verstanden werden kan kann . 94 381 . Diejenigen Und diejenige Weniger scheinen diejenigen Wissenschaften, die nun eigentlich welche die Amtsführung Amtsführung des Prediger Predigers , und was dazu gehört, betreffen, scheinen zwar die Kenntniß der Kirchengeschichte in dem Grade, wie die Kirchengeschichte, als der bisher erwähnten erwehnten Wissenschaften, nicht Theile der Theologie, zu erfordern. Denn – die Kenntniß der geistlichen Rechte abgerechnet, wobey freylich wobei freilich diese Geschichte unentbehrlich bleibt, die aber zur Theologie eigentlich nicht gehört – so nützlich es seyn würde würde es zwar nützlich seyn , auch in Predigten Predigten und Katechisationen Katechisationen den Vortrag durch wohlgewählte Beyspiele Beyspiele Beispiele aus der christlichen Geschichte anschaulicher und eindrücklicher zu ma chen, und so sehr auch wie denn auch sehr zu wünschen wäre, daß selbst dem gemeinen Christen und den Kindern recht frühzeitig möchte ein Begrif Begriff von dem für sie lehrreichen Inhalt der Kirchen- Kirchen, sonderlich der Reformations-Geschichte Reformations- und übrigen Geschichte ihrer Kirche, beygebracht werden: so beigebracht werden möchte. Es sind doch jedoch jene Beyspiele Beispiele nur unzusammenhängende Bruchstücke, die man, auch ohne eigentliches Studieren der Kirchengeschichte, sich bekannt machen könnte; könnte, und es gehörte könnte. Ueberdieß gehört viel Vorsichtigkeit Vorsicht und weise Wahl dazu, um nicht den Vortrag, der für die Religion bestimmt ist, mit Nebensachen Nebensachen, oder gar solchen Dingen anzufüllen, die für solche viele Zuhörer unnütz, vielleicht selbst, wegen des zu leichten Mißverstandes, schädlich werden könnten; und das könnten. Das wirklich für sie Nützliche könnte ihnen auch anderwärts wohl bequemer und vollständiger, als bey bei dem Gottesdienst selbst, beygebracht beigebracht werden. – Allein der eigentlichste und wesentliche Aber es giebt dennoch einen andern sehr wesentlichen Nutzen Nutzen, den welchen der Prediger aus der Kirchengeschichte ziehen müßte, wäre kann – die so unentbehrliche Klugheit bey bei Mittheilung der Religion und bey bei seinem ganzen Betragen, ja überhaupt die Bildung seines ganzen Character Characters Charakters dadurch, die doch überall das Wichtigste ist, wornach er zu trachten hat, und die so sehr durch das rechte Studieren der Kirchengeschichte geschehen kan kann . – Dies gefördert werden kann. – Dieß führt uns auf den zweyten zweiten (§. 84. ) höchst wichtigen Vortheil, den welchen der auf diese Wissenschaft hierauf gewendete Fleiß giebt giebt. (§. 84. ). 371. ) Fleiß, wenn er nur rechter Art ist, und nicht ein bloßes Gedächtnißwerk bleibt, unfehlbar gewähren wird. 95 382 . Man muß sich sehr wenig auf die rechte Schätzung des Werths der Dinge verstehen, wenn man sich einbilden kan kann , die Hauptsache, oder gar Alles, komme bey bei dem Lehrer Lehrer der Religion auf das an, was er Andern wieder vortrage ; dies müsse er eigentlich und vornehmlich, und nächstdem die Kunst Kunst lernen, es deutlich und lebhaft vorzutragen. Dieser Vortrag Andern mitzutheilen. Der Vortrag ist doch nur ein Theil seines Berufs; dazu für manche Arten desselben und manche Gemeinden bedürfte es nicht einmal gelernter studierter Prediger Prediger; es bedürfte nur einiger äusserlichen äußerlichen Gaben, eines mittelmäßigen gesunden schlichten Menschenverstandes, eines guten Gedächtnisses, des fleißigen Lesens guter, der Classe Klasse der Zuhörer, vor welcher man reden soll, angemessener Predigten, oder einer kleinen einiger Aufmerksamkeit auf die Manier beliebter Prediger im Vortrage: Vortrage, so wäre könnte ein solcher Prediger fertig Geistlicher immer schon recht viel Nutzen stiften . Wenn aber das übrige schlechte, oder wenigstens gleichgültige oder unvorsichtige Betragen des Predigers das Gute, so etwa durch Predigten gestiftet werden könnte, verhindert, oder wieder zerstört, oder doch schwächt; wenn die Kraft des ganzen Beyspiel Beyspiels Beispiels weit mehr wirkt als alles Predigen, und diesem erst den rechten Nachdruck giebt; wenn der Prediger durch sein ganzes Benehmen zum Guten wirksam, wahrer Vater und Seelsorger der ihm Anvertraueten seyn soll; wenn er so nicht reden und handeln kan kann , ohne eigne eigene innige Ueberzeugung von dem, was er empfehlen, ohne eigne eigene herzliche Gesinnung und Liebe, die er dagegen einflößen einflössen will, ohne wahrhaftige Weisheit in der Wahl und in der Art Art, wie er redet und handelt: so möchte doch wohl auf seine eigne eigene ganze Bildung Bildung Bildung weit mehr ankommen, als auf seinen Vortrag Vortrag , der ohnehin nach mit jener gestimmt werden wird in einem genauern Zusammenhange steht . 96 383 . Eben diese eigne Bildung Bildung vollendete Bildung des ganzen Menschen ists, die durch das rechte Studieren der Kirchengeschichte Kirchengeschichte, mehr als durch irgend etwas Anderes, Kirchengeschichte in so sehr hohem Grade befördert werden kan kann . Denn sie zeigt eigentlich ja in einem lebendigen Bilde das Schicksal und die Wirkungen der Religion , nach den verschiednen verschiedenen Umständen der Menschen und dem verschiednen verschiedenen Gebrauch, den sie davon machten; und, wenn machten. Kann man gleich diese Wirkungen auch aus Beobachtungen seiner selbst und Anderer, mit denen wir leben, lernen kan : so zeigt uns doch die Kirchengeschichte eine viel größere grössere Verschiedenheit der Menschen, ein eine viel mannichfaltigeres moralisches Verhalten größere Mannigfaltigkeit des moralischen Verhaltens derselben, viel mehr verschiedne verschiedene Umstände, in die sie, in Absicht auf die Religion Religion, kommen können, und ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten Erfahrung Erfahrung abgeht. – Sie bildet und befestigt 1) unsre eigne Ueberzeugung Ueberzeugung Ueberzeugung vom Christenthum – durch die Vorstellung des Fortgangs, der wunderbaren Erhaltung und Entwickelung der wahren Religion unter so mancherley mancherlei Hindernissen und Angriffen, und ihrer für einzelne einzle Menschen und die ganze Gesellschaft so heilsamen Wirkungen; – durch die ausgezeichnetsten Spuren der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung , die so sehr für die seine Erkenntniß Gottes und für wahre Gottseligkeit Gottseligkeit einnehmen, so sehr das Vertrauen auf ihn auch unter den mißlichsten Umständen, nebst dem Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden, stärken; – durch die so deutlichen Anzeigen des Unterschieds zwischen dem ächten echten und daher unveränderlich bleibenden Christenthum, und zwischen den falschen Zusätzen oder nicht allgemein allgemeinen nothwendigen Vorstellungen davon; – durch die ganz besondere Fürsorge Gottes für die besondere Lehre und die besondere Kirche, zu der wir uns bekennen, durch die, im Ganzen genommen, geringre geringere Mängel derselben, oder durch mehrere Gewissensfreyheit Gewissensfreyheit Gewissensfreiheit , sichrere sichere Grundsätze und Glückseligkeit Glückseligkeit überhaupt, die sie uns gewährt. ersetzt das durch ihren Reichthum, was unserer sehr eingeschränkten Erfahrung abgeht Vgl. II § 92. Muth, Gutes zu thun, und nicht müde zu werden Vgl. Gal 6,9. 97 384 . Durch diese einleuchtende Darstellung der wunderbaren und allezeit herrlichen Wege Gottes sowohl, als durch so viele gute guten und böse bösen Beyspiele, Beispiele und des ganzen Ganges, den das verschiedne verschiedene Betragen der Menschen genommen hat, kan kann sie 2) sehr die ganze gute Gesinnung Gesinnung des Religionslehrer Religionslehrers bilden. Welche Achtung gegen Wahrheit und Gewissen, welche Zufriedenheit mit Gott bey bei so mannichfaltigen verschiednen verschiedenen Vorstellungen vom Christenthum, die auf so verschiednen verschiedenen Wegen doch alle zu Einem einem Hauptzweck führen, und bey bei oft so sehr gegen einander laufenden Mitteln, die doch alle zu Beförderung der Absichten Gottes mitwirken müssen; welche Werthschätzung der Vernunft Vernunft, der heiligen Schrift, der eignen Untersuchung, nützlicher Wissenschaften und guter Anstalten; welche Ueberzeugung von dem großen grossen Umfang von Kenntnissen und Eigenschaften und ihrer Nothwendigkeit, um ganz dem Beruf eines Lehrer Lehrers der Religion, nach den Bedürfnisse Bedürfnissen seiner Zeit und seiner Zuhörer, Zu hörer ein Genüge zu thun, thun; und welchen regen Trieb darnach; darnach, welche Standhaftigkeit gegen diejenigen, die dieses Gute stören wollen, und welche Geduld, Mitleiden, Billigkeit gegen Irrende, oder die so von uns verschieden denken; welche Achtung und Liebe gegen unsern eignen eignen, so weit und mannichfaltig mannigfaltig zum Besten der Menschen wirkenden Beruf Beruf; wie viel Selbsterkenntniß und Ermunterung zu allen Tugenden kan kann dieses Studium wirken, wenn man, durch fleißige Beobachtung dieser Vorgänge in der Kirchengeschichte und ihrer Ursachen und Folgen, sie sich zu einer lehrreichen Schule der Bildung unsers eignen Herzens macht! 98 385 . Wie viel dieses Studium 3) zur Beförderung der wahren Klugheit Klugheit eines Lehrer Lehrers der Religion beytrage beitrage , können z. B. folgende Bemerkungen lehren. – Der vernachläßigte vernachlässigte Unterschied Unterschied zwischen Christenthum Christenthum und Theologie Theologie bey bei dem Unterricht des Volks thut unsäglichen Schaden; die einleuchtendsten Beweise davon stellt die Kirchengeschichte fast bey bei allen ( arianischen, nestorianischen, monophysitischen und andern) Streitigkeiten auf, an welchen selbst das Volk Theil nahm, nahm; und sie zeigt auch, welche Lehren von jeher unter den Christen und unbestritten gewesen, welche hingegen erst nach und nach entstanden, oder nie auf einstimmige Art von allen behauptet worden sind. – Nichts ist dem immer mehrern Wachsthum des Guten in der Kirche nachtheiliger, als die zu hohen Begriffe von gewissen Heilige Heiligen, angesehenen Lehrern, Anstalten, und der Untrüglichkeit der Kirche, so wie die Furcht vor der Gefahr, die aus allem Allem , was neu neu scheint, entsteht; dies entsteht. Dies verhindert alle weitere und eigne Untersuchung Untersuchung, und giebt selbst Mängeln und Ausschweifungen ein unverletzliches Ansehn. Nichts ist , auf der andern Seite, der Erhaltung des wahrhaftig Guten, der Festigkeit der Grundsätze, und der gemeinschaftlichen Liebe gefährlicher, als das unzeitige und unvorsichtige Reformiren Reformiren; nichts empört so sehr auch gegen gute neue Anstalten und Untersuchungen, als die unterlaßne unterlassene Schonung, die man dem Gewissen, der Freyheit Freiheit der Menschen, und nützlichen, wenigstens unschädlichen, Vorurtheilen oder Dingen schuldig ist, an welche ein Theil von Menschen einmal seine Ueberzeugung von wichtigen Wahrheiten, seine Gemüthsruhe, oder seine Andacht und die Ausübung seiner Pflichten geknüpft hat. – Die Einigkeit in Meinungen Meinungen über Religionssachen Religionssachen, in wie fern, und durch welche Mittel und unter welchen Umständen sie könne hervorgebracht werden, oder nicht, und was aus solchen Versuchen für Folgen entstehn entstehen ? was kan kann alle diese Fragen besser beantworten, als die Geschichte Geschichte der Conföderationen, der öffentlichen Religionsgespräche, der Glaubens- und Vereinigungsformeln? *) 1 ) was mehr die nöthige Vorsichtigkeit, auch in Einführung und Aendrung Aenderung bloß äusserlicher äußerlicher Anstalten und der Nebendinge Nebendinge in der Religion, lehren? **) 2 ) was aufmerksamer auf Erhaltung der Freyheit Freiheit , selbst in gleichgültigen Dingen? ***) 3 ) was billiger in Beurtheilung hartnäckig- oder zu nachgiebigscheinender nachigiebig-scheinender Dissentienten? †) 4 ) was geneigter in Schätzung jedes Guten in seiner Art ††) 5 ) machen u. d. gl. u. dergl. , als die Geschichte solcher Personen oder Unternehmungen? – Kurz, es giebt keine lehrreichere Schule zur Bildung Bildung kluger und bescheidner bescheidener Lehrer der Religion, als die Kirchengeschichte, und immer haben sich in dieser Absicht diejenigen durch wahre Klugheit, und in dem Maaß ausgezeichnet, welche und in welchem Maaß sie mit Fleiß und unbefangnem unbefangenem Gemüth diese Geschichte studiert hatten. *) Anm. 1) Z. B. der Omousianer, Eusebianer und Anomöer; der Vertheidiger und Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung; der Streitigkeiten über den Origenes Origenes und über die drey drei Kapitel u. d. gl. u. dergl. – der Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern unter einander; der wittenbergischen Concordie, der kryptocalvinistischen Händel, des sendomirischen Vereins, der Concordienformel, der jansenistischen Streitigkeiten etc. **) 2) Geschichte der Feyer des Pascha unter den ersten Christen, des Τριςαγιον Τρισαγιον , der Streitigkeiten über Verehrung der Bilder, über den Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts Brods im heiligen Abendmahl u. d. gl. u. dergl. ***) 3) S. die Geschichte der päbstlichen päpstlichen Obergewalt, z. B. der eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten Päpsten , der falschen Decretalien, der Eingriffe der Päbste Päpste in die bischöfliche bischöflichen Rechte, der Immunitäten und Privilegien der Bettelorden, des Benehmens der Päbste Päpste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die Hussiten Hußiten , wie des zu Trident gegen die Protestanten, der Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen, machen u. s. w. †) 4) Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten und der aus dem Interim entstandenen Händel. ††) 5) Geschichte der bey bei allen Mängeln, Fehlern Fehlern, und Irrthümern Irrthü- sehr mächtig und heilsam auf Verbesserung der Kirche wirkenden Priscillianisten, Paulicianer, Henrichianer, Waldenser, böhmischen Brüder, Brüder und sogenannten Pietisten. Vergleichung zwischen Luther, Martin Luther , Melanchthon, Philipp Melanchthon und Erasmus, Desiderius Erasmus . Vergleichung der sich einander balanzirenden balancirenden Gewalt der Päbste Päpste und Geistlichkeit auf einer, und der Landesherren und des befehdenden Adels, auch zum Theil der Bischöfe, auf der andern Seite. Anm. Zu dem, was von dem Verfasser über die große Wichtigkeit kirchenhistorischer Kenntnisse, auch namentlich für den praktischen Religionslehrer, gesagt ist, kann man hinzusetzen, daß für den Mann, der in seiner theologischen Bildung und seinen Studien fortschreitet, kaum ein Studium bis in die spätesten Jahre so viel Interesse behalten kann, als Geschichte überhaupt und Religionsgeschichte insonderheit. Wenn so manche andere Studien, je länger man sie besonders als praktische Arbeiten betreibt, immer weniger befriedigen, weil man einsieht, daß man entweder nicht merklich weiter darin kommt, oder wenigen Gebrauch davon im Leben und in seiner amtlichen Wirksamkeit machen kann; wenn die Grübeleien der höhern Philosophie, der theologischen Metaphysik oder Dogmatik, der höhern und niedern Kritik, nach und nach ermüden und wenigstens dem Gemüth keinen Genuß gewähren, so liefert dagegen die Geschichte einen immer neuen, und je mehr man ins Einzelne geht, immer anziehendern Stoff für das Nachdenken, und afficirt das Gefühl auf die verschiedenartigste Weise. Wer mit offenen Augen vor dem großen Drama der Geschichte steht – wer könnte da ermüden? – Wie viel Lehre, wie viel Trost der denkende Prediger Prediger, namentlich aus der Geschichte der Kirche Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu schöpfen, wie er seinen sinkenden Muth durch sie beleben, wie er sich in den drückendsten Zeiten an dem Bilde derer, die das Bessere gefunden und erwählt hatten, erquicken, mit welcher Beschämung er von der Betrachtung derer, die unter unendlichen Schwierigkeiten lange vor uns, für uns gearbeitet haben, zurückkommen werde, das ist schon oben berührt, kann aber nicht oft genug wiederholt werden. A. d. H. arianischen, nestorianischen, monophysitischen Vgl. I § 63. Omousianer Die christologische Position der Homousianer, nach der Vater und Sohn wesens gleich ( ὁμοούσιος ) sind, wurde gegen den Arianismus auf dem Konzil von Nicäa (325) fixiert ( Nicänum ) und auf den Konzilien von Konstantinopel (381) und Chalcedon (451) bestätigt ( Nicäno-Constantinopolitanum bzw. Chalcedonense ) (vgl. I § 63). Eusebianer Der zu Arius (vgl. I § 63) tendierende Bischof Eusebius von Nikomedien (gest. 341), später Bischof von Konstantinopel, wurde nach dem Konzil von Nicäa (325) nach Gallien exiliert, aber bereits 328 wieder in sein Bistum eingesetzt. Eusebius, der gute Verbindungen zu Kaiser Konstantin und seiner Familie hatte und diesen 337 kurz vor seinem Tod taufte, konnte erwirken, dass auch Arius zurückgerufen, dessen entschiedener Gegner Eustathius von Antiochien (gest. Mitte d. 4. Jh.s) abgesetzt und Athanasius von Alexandrien gleich zweimal ins Exil gezwungen wurde. Im nach dem Tod Konstantins und der gescheiterten Synode von Serdica (342) religionspolitisch weiter aufgeladenen 4. Jh. vertraten Eusebius und seine Anhänger einen gemäßigten Arianismus, der sich v.a. im Osten des Reiches ausbreiten konnte und die in Nicäa fixierte Wesensgleichheit der göttlichen Personen bestritt. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) verdankt sich der Name der Eusebianer jedoch auch Eusebius von Caesarea (ca. 260–339). Anomöer Anders als die arianischen Homöusianer (vgl. I § 63) vertraten die gelegentlich auch als radikale Arianer bezeichneten Anhomöer christologisch die Auffassung, der Sohn sei dem Vater in allem unähnlich ( ἀνόμοιος ). Bisweilen wurden die Anhomöer nach ihren führenden Persönlichkeiten Aetius von Antiochien (gest. ca. 367), seinem Schüler Eunomius (gest. ca. 395) oder Acacius von Caesarea (gest. 365) auch Aetianer, Eunomianer oder Acacianer genannt, wobei Letztere nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) gemäßigtere Positionen vertraten und aufgrund ihrer Zugeständnisse an homöische Auffassungen auch als arianische Mittelpartei bezeichnet wurden. chalcedonischen Kirchenversammlung Gegen die Monophysiten wurde auf dem Konzil von Chalcedon (451) endgültig die Zwei-Naturen-Lehre fixiert (vgl. I § 63) und zugleich die Position der Homousianer bestätigt (s.o.). Streitigkeiten über den Origenes Obgleich einige der Lehren Origenes' bereits zu Lebzeiten umstritten waren, werden als origenistische Streitigkeiten im engeren Sinne die im 4. Jh. unter ägyptischen Mönchen entstandenen Auseinandersetzungen zwischen Origenisten (Subordinatianismus) und den sog. Anthropomorphiten verstanden, die einen Gott in menschlicher Gestalt und mit materiellem Körper annahmen. Zu nennen sind Epiphanius von Salamis (ca. 315–403) und dessen Widersacher Johannes von Jerusalem (gest. 417). Im weiteren Verlauf schlug sich Bischof Theophilus von Alexandrien (gest. 412), der zunächst eine vermittelnde Position einnahm, aus politischen Gründen auf die Seite der Anthropomorphiten und bedrohte die Origenisten mit dem Bann. Im Zuge einer dadurch ausgelösten Verfolgungswelle flohen einige origenistische Mönche nach Konstantinopel. Als ihnen der bedeutende Bischof Johannes Chrysostomus hier Asyl gewährte, wurde auch er angeklagt und nach langwierigen Auseinandersetzungen verbannt. Allerdings scheinen diese Vorgänge die allgemeinen Sympathien für den Origenismus verstärkt zu haben, der fortan geduldet wurde. Im 6. Jh. reagierte Kaiser Justinian (482–565) auf erneut auftretende Auseinandersetzungen um Origenes, indem er auf dem Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), das ursprünglich wegen des Drei-Kapitel-Streites (s.u.) einberufen worden war, mehrere als unorthodox eingestufte Lehrsätze des Origenes verurteilen ließ und die Zustimmung aller Bischöfe des Reiches erhielt. drey Kapitel Die auf dem Konzil von Chalcedon (451) als orthodox fixierte Zwei-Naturen-Lehre hatte eine Integration des Monophysitismus aussichtslos werden lassen (vgl. I § 63). In seinem Bemühen um die Wiederherstellung der Kircheneinheit versuchte Kaiser Justinian (482–565), die auf dem Konzil von Ephesus (431) übereinstimmend abgelehnten Nestorianer (vgl. I § 63) als gemeinsamen Gegner in Stellung zu bringen. Per Edikt verurteilte Justinian Schriften des Ibas von Edessa (gest. 457), des Theodoret von Cyrus (gest. ca. 466) und v.a. des Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428), die als die drei Kapitel bezeichnet werden, als nestorianisierend. Während die Bischöfe im Osten widerwillig zustimmten, erhob sich auf Seiten des Westens Widerstand, der sich zu einem jahrelangen Machtkampf zwischen Justinian und Papst Vigilius (gest. 555) ausweitete. Auf dem zur Klärung einberufenen Zweiten Konzil von Konstantinopel (553), auf dem aus aktuellem Anlass auch die noch immer anhaltenden origenistischen Streitigkeiten verhandelt wurden (s.o.), konnte sich Justinian schließlich durchsetzen und eine offizielle Verurteilung der drei Kapitel erreichen. Im Westen folgte man diesem Beschluss teils widerwillig, teils gar nicht (Schisma von Aquileia), die kirchliche Einheit mit den Monophysiten kam nicht mehr zustande. Religionsgespräche zwischen Katholiken und Protestanten, und der letztern unter einander Aus den den reformatorischen Loslösungs- und Konsolidierungsprozess begleitenden Religionsgesprächen zwischen Katholiken und Protestanten im 16. Jh. seien das Nürnberger Religionsgespräch (1525), die Abfolge der Hagenauer (1540), Wormser (1540/41) und Regensburger (1541) Religionsgespräche, die erneuten Religionsgespräche zu Regensburg (1546) und Worms (1557) sowie im 17. Jh. das Thorner Religionsgespräch (1645) hervorgehoben. Zu den in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennenden Disputationen zählen insbesondere die Heidelberger (1518) und die Leipziger (1519) Disputation sowie im Schweizer Raum die Zürcher Disputationen (1523–1524) und die Disputationen zu Bern (1528) und Genf (1535). Innerprotestantisch ist z.B. das auch in der Anweisung genannte Marburger Religionsgespräch (vgl. II § 113) zu nennen, zudem sind etwa auch die Wittenberger Konkordie (s.u.) oder der Consensus Sandomiriensis (s.u.) das Ergebnis von Religionsgesprächen. wittenbergischen Concordie Die v.a. durch das Engagement des Straßburger Reformators Martin Bucer (1491–1551) zustande gekommene und in ihrer Textgestalt im Wesentlichen auf Melanchthon zurückgehende Wittenberger Konkordie ( Formula Concordiae Lutheri et Buceri ) des Jahres 1536 ist das Ergebnis einer Verständigung der oberdeutschen und Wittenberger Theologen v.a. in der Abendmahlsfrage (vgl. II § 83). Im Zuge der Konsensverhandlungen änderte Melanchthon den betreffenden Artikel der Confessio Augustana (vgl. II § 212). Dass man ihr in Basel, Zürich und Bern letztlich nicht zustimmen wollte, beförderte in der Folge die Verselbständigung der deutschen und der schweizerischen Reformation (vgl. II § 212). kryptocalvinistischen Händel Der sog. kryptocalvinistische Streit ist eine in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s entstandene Auseinandersetzung um das lutherische Abendmahlsverständnis. Lutheraner, die wie Melanchthon der Position Zwinglis zuneigten (vgl. II § 83), wurden als Kryptocalvinisten angefeindet, der kursächsische (vgl. II § 113) Kanzler Nikolaus Krell (1550–1601) später sogar hingerichtet. Mit der Konkordienformel sollte der Streit zwischen Philippisten und Gnesiolutheranern beigelegt werden (vgl. II § 83). sendomirischen Vereins Der auch als sendimirischer Vergleich bezeichnete Consensus Sandomiriensis oder auch Sendomir(i)ensis ist ein 1570 im südpolnischen Sandomir (Sandomierz) zwischen den polnischen Lutheranern, Reformierten und dem sich Mitte des 16. Jh.s verselbständigenden polnischen Zweig der Böhmischen Brüder (s.u.) formuliertes Übereinkommen, mit dem sich die teilnehmenden Parteien gegenseitig ihrer Eigenständigkeit und Rechtgläubigkeit sowie der gemeinsamen Abwehr gegenreformatorischer Angriffe versicherten. Im Zentrum des Consensus standen die Ablehnung antitrinitarischer Positionen und die Erörterung der Abendmahlslehre. Concordienformel Vgl. II § 83. jansenistischen Streitigkeiten Der auf Cornelius Jansens (1585–1638) posthum veröffentlichte Abhandlung Augustinus (1640) zurückgehende Jansenismus lehrte unter Berufung auf die Gnadenlehre des Kirchenvaters, dass die Erlösung ausschließlich von der göttlichen Gnade abhängig und der Mensch ohne eigene Einflussmöglichkeit sei. In Frankreich, ihrem Hauptverbreitungsgebiet, wurden die Jansenisten schnell zu einer kirchlichen Erneuerungsbewegung (Kloster Port-Royal), die auch die gebildete Oberschicht (z.B. Blaise Pascal) anzusprechen vermochte. Aufgrund ihrer Gnadenlehre gerieten die Jansenisten in Konflikt mit dem Jesuitenorden (Molinismus). Die römisch-katholische Kirche reagierte bis ins 18. Jh. hinein in mehreren Bullen, und auch der französische Staat setzte den bereits unter Kardinal Richelieu (1585–1642) begonnenen antijansenistischen Kurs grundsätzlich fort (Abriss des Klosters Port-Royal im Jahre 1713). V.a. infolge der Bulle Unigenitus Dei filius (vgl. II § 83), die auf jansenistischer, aber auch auf gallikanischer Seite als unzulässige Einmischung des Papstes in französische Angelegenheiten verstanden wurde, wurde der Jansenismus zunehmend zum Politikum, eine Entwicklung, die nicht zuletzt in die Aufhebung des Jesuitenordens (1773) mündete. Feyer des Pascha unter den ersten Christen Gemeint ist das Verhältnis von Abendmahl und Pessachfest (vgl. II § 83), aber auch die Frage nach dem Ostertermin, die etwa in der Auseinandersetzung mit den Quartodezimanern (vgl. II § 128) von Bedeutung war. Τριςαγιον Das Trishagion (d.h. dreimal heilig) gehört zu den ältesten christlichen Hymnen (vgl. Jes 6,3; Offb 4,8) und ist ein zentraler Bestandteil der orthodoxen Liturgie. In der katholischen Kirche zählt es zu den Improperien am Karfreitag und ist auch in evangelischen Gesangbüchern zu finden. Das Schluss‐Sigma (kein Stigma) in der Wortmitte erklärt sich aus der Zusammensetzung des Begriffs aus τρίς und ἅγιον. Verwiesen werden kann in diesem Zusammenhang auf die unter Siegmund Jacob Baumgarten in Halle gehaltenene Disputation Historia Trisagii (1744). Streitigkeiten über Verehrung der Bilder Vgl. II § 83. Gebrauch des gesäuerten und ungesäuerten Brodts im heiligen Abendmahl Vgl. II § 83. Geschichte der päbstlichen Obergewalt Gemeint ist zunächst der in den päpstlichen Reservatrechten ( reservationes papales ) u.a. zum Ausdruck kommende Primat oder Supremat des Papstes über die Bischöfe (Papalismus), der innerhalb der Kirchengeschichte immer wieder in Frage gestellt wurde (Episkopalismus bzw. Konziliarismus) und erst mit dem im Ersten Vatikanischen Konzil (1870) festgestellten Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes zur vollumfänglichen Durchsetzung kam. Neben den innerkatholischen Entwicklungen ist die Frage nach der päpstlichen Obergewalt zudem im Hinblick auf die Geschichte der Kirchentrennungen (Großes Schisma, Reformation, Altkatholiken [vgl. II § 122]) relevant und betrifft nicht zuletzt auch das Verhältnis des Papsttums zur weltlichen Herrschaft (vgl. Investiturstreit, Suprematsakte und -eid u.Ä.). eingeführten Krönung der römischen Kaiser von den Päbsten Gemeint sind das Heilige Römische Reich und die römisch-deutschen Kaiser. Die Krönung der Kaiser durch die Päpste geht auf Karl den Großen (747–814) zurück, der im Jahr 800 von Papst Leo III. (795–816) in Rom zum römischen Kaiser gekrönt wurde ( translatio imperii ). Als letzter römisch-deutscher Kaiser wurde Karl V. (1500–1558) im Jahre 1530 von Papst Clemens VII. (1523–1534) in Bologna gekrönt. falschen Decretalien Gemeint ist etwa der sog. falsche oder Pseudo-Isidor (vgl. II § 83). Eingriffe der Päbste in die bischöfliche Rechte Zu den bischöflichen Rechten zählen neben allgemeinen Standes- und Ehrenrechten (Tragen bischöflicher Insignien, Kleidung etc.) auch die geistliche Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit innerhalb der Diözese sowie dem Bischof qua Rang zukommende Vollmachten. Zu diesen zählen die Priesterweihe, der Bau von Kirchen und Klöstern, die Kirchweihe, aber etwa auch die Salbung von Königen, die Vergabe von Kirchenämtern und Pfründen und das Einfordern von Abgaben. Immunitäten und Privilegien der Bettelorden Die klassischen Bettel- oder Mendikantenorden ( ordines mendicantium ) der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliten und Augustiner-Eremiten entstanden im Zusammenhang der Armutsbewegung des 13. Jh.s und unterschieden sich neben dem Verzicht auf Besitz auch durch das Fehlen der Organisation in Klöstern ( stabilitas loci ) von älteren monastischen Formen. Aufgrund ihrer Lebenweise, aber auch durch die im Wesentlichen in Predigt, Seelsorge und v.a. bei den Dominikanern im Vorgehen gegen Häresien bestehenden Ziele ließen sich die Mitglieder von Bettelorden v.a. in Städten nieder und wirkten hier auch an den entstehenden Universitäten. Aus den kirchlichen Strukturen vor Ort herausgenommen ( exemtio ) und mit zahlreichen Sonderrechten ausgestattet kam es, wie es besonders eindrücklich der Pariser Bettelorden- oder Mendikantenstreit (1252–1272) zeigt, schnell zu Konkurrenzproblemen mit dem ansässigen Klerus bzw. weltgeistlichen Professoren. Der Bettelordenstreit hatte sich v.a. an der Frage nach den Beicht- und Seelsorge-, aber auch Lehrprivilegien entzündet, darüber hinaus genossen die Bettelorden umfangreiche steuerliche Privilegien. Benehmens der Päbste und der Concilien zu Costnitz und Basel gegen die Hussiten Auf dem auch als Konzil von Costnitz bezeichneten Konstanzer Konzil (1414–1418), auf dem durch das seit 1378 andauernde sog. Abendländische Schisma mit Johannes XXIII. (Pisa), Benedikt XIII. (Avignon) und Gregor XII. (Rom) gleich drei gewählte Päpste um das höchste kirchliche Amt konkurrierten, wurden 1415 Jan Hus und im folgenden Jahr auch sein Mitstreiter Hieronymus von Prag verurteilt und verbrannt (vgl. II § 83). Das von Papst Martin V. (1417–1431) einberufene, nach dessen Tod jedoch unter Eugen IV. (1431–1447) eröffnete Basler Konzil (1431–1449) sollte wie schon das Konzil zu Konstanz zu einem bedeutenden Beispiel für den Konziliarismus werden. Die in unterschiedliche Lager zerfallenen Hussiten, die unter dem Eindruck der von Martin V. erlassenen Kreuzzugsbulle (1420) und den sich anschließenden Hussitenkriegen zunehmend auch militärischen Widerstand leisteten, hatten mit den Prager Artikeln (1420) zentrale Anliegen formuliert, die zur Grundlage der Verhandlungen auf dem Basler Konzil wurden und ihren Abschluss in den Prager Kompaktaten (1433) fanden. Auch wenn die Forderungen der Prager Artikel nicht durchgesetzt werden konnten, wurde unter der Voraussetzung, dass die Kommunikanten über die vollständige Präsenz Christi sowohl im Brot als auch im Wein belehrt werden, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt (vgl. II § 83) zugestanden. Päpstlicherseits wurden die Kompaktaten nicht anerkannt. Trident gegen die Protestanten Das vor dem Hintergrund reformatorischer Kritik zur umfassenden Erneuerung der Kirche einberufene Konzil von Trient (1545–1563) (nach dem lateinischen Tridentum auch Tridentinum ), zu dem auch protestantische Vertreter eingeladen waren, fand in drei Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552, 1562–1563) statt, die in das Pontifikat Pauls III. (1534–1549), Julius' III. (1550–1555) und Pius' IV. (1559–1565) fielen. Festgehalten wurde, bei maßvoller und nicht auf Gewinn zielender Handhabung, etwa am Ablasshandel, an dem sich die Kritik der Reformatoren entzündet hatte, sowie an der Verehrung von Heiligen, Heiligenbildern und Reliquien (vgl. II § 83), der Siebenzahl der Sakramente und der Realpräsenz Christi im Abendmahl (vgl. II § 83). Die Entscheidung der Frage nach der Kelchkommunion wurde zunächst dem Papst überlassen, später wurde das Verbot jedoch erneuert (vgl. II § 83). Bereits in einer frühen Phase des Konzils wurde die Vulgata zur weiterhin verbindlichen Gestalt der Bibel erklärt (vgl. II § 83) und die kirchliche Tradition als Autorität neben der Heiligen Schrift bekräftigt. Aufgrund der deutlich zutage tretenden Lehrunterschiede hat das Tridentinum die konfessionelle Spaltung eher befördert als verhindert, die weitreichende Bedeutung der in Trient gefassten Beschlüsse zur Konsolidierung der römisch-katholischen Lehre steht außer Frage. Künste der Jesuiten, diese zu überlisten oder zu unterdrücken, und evangelische Landesherren zu Proselyten zu machen Der 1534 von Ignatius von Loyola (1491–1556) u.a. gegründete und 1540 durch Papst Paul III. (1534–1549) anerkannten Jesuitenorden ( Societas Jesu ) war früh in ganz Europa, aber auch in Übersee tätig und gehörte, obgleich ursprünglich ohne antireformatorische Stoßrichtung, im Zuge des durch das Konzil von Trient (s.o.) eingeleiteten Konsolidierungsprozesses innerhalb der römisch-katholischen Kirche schnell zu den treibenden Kräften der sog. Gegenreformation und der Rekatholisierung. Erklärtes Anliegen der Jesuiten war es, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des seit dem Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) geltenden Grundsatzes cuius regio, eius religio v.a. auch auf politische Entscheidungsträger (z.B. Maximilian I. von Bayern [1573–1651]) einzuwirken, um den Einfluss und die Ausbreitung des als Häresie verstandenen Protestantismus zu unterbinden und die Position der römisch-katholischen Kirche zu stärken. Durch ihre Funktion als Berater, Seelsorger und Beichtväter u.Ä., aber auch über das jesuitische Bildungswesen gelang es dem Orden bis ins 18. Jh. hinein, zahlreiche protestantische Fürsten, Adlige und Bürger zur Konversion zu bewegen. Prominente Beispiele sind etwa Christina von Schweden (1626–1689), die nach dem Tod ihres immerhin als Retter des Protestantismus gefeierten Vaters Gustav II. Adolf (1594–1632) Königin von Schweden wurde, jedoch bereits 1654 abdankte und zum Katholizismus übertrat, sowie die Konversion mehrerer Kinder Friedrichs V. (1596–1632), pfälzischer Kurfürst, kurzzeitig böhmischer König („Winterkönig“) und führender Vertreter der protestantischen Union . Geschichte der pelagianischen Streitigkeiten Vgl. II § 88. Interim entstandenen Händel Gemeint ist das Augsburger Interim (1548), das zwischen dem Reichstag von Augsburg 1547/1548 und dem Abschluss des Konzils von Trient (1545–1563) in 26 Artikeln drängende Religionsfragen regeln sollte, letztlich jedoch ein Sondergesetz für die evangelischen Reichsstände darstellte, das kaum zur Durchsetzung kam. Die Duldung der Priesterehe und des Laienkelchs (vgl. II § 83), wo beides bereits eingeführt war, als wichtigste Zugeständnisse fanden auf katholischer Seite keine Zustimmung, doch kam es im Zuge der Verhandlungen auch auf protestantischer Seite zu Auseinandersetzungen (adiaphoristischer Streit). Das Interim als letzter kaiserlicher Vergleichsversuch zwischen Katholiken und Protestanten wurde durch den Passauer Vertrag (1552) und schließlich den Augsburger Religionsfrieden (vgl. III § 83) aufgehoben und muss insgesamt als Misserfolg gewertet werden. Zu bemerken ist, dass (in polemischer Weise) auch die den sächsischen Sonderweg repräsentierenden Leipziger Artikel (1548) als Leipziger Interim bezeichnet wurden. Priscillianisten Über diese auf den spanischen Bischof Priscillianus von Avila (ca. 340–385) zurückgehende Bewegung ist wenig bekannt, hinzu kommt, dass die meisten Quellen antipriscillianisch sind. Zudem wird heute darauf hingewiesen, dass nur schwer zwischen den Ansichten Priscillians und denen seiner Anhänger unterschieden werden könne. Augustin und Sulpicius Severus (ca. 363–420) sehen v.a. gnostische und manichäische (vgl. II § 113) Anleihen, Hieronymus äußert sich zunächst abwägend, später jedoch ebenfalls verurteilend. Der als Spiritualist zu bezeichnende Priscillian forderte eine absolute Treue zu den Taufgelübden, einen der Gottessuche gewidmeten Lebensstil und begründete eine radikal asketische Bewegung, die sich aus Welt und Kirche zurückzog, aber durchaus mit kirchenreformerischem Anspruch auftrat. Nachdem Priscillian in Trier – auf einer zuvor einberufenen Synode in Bordeaux (384) hatte er an den kaiserlichen Hof des weströmischen Usurpators Maximus (ca. 335–388) appelliert – wegen seiner Lehre (aber auch wegen Zauberei und diversen Ausschweifungen) als Ketzer hingerichtet worden war, kam es in Spanien und Gallien, dem Hauptverbreitungsgebiet der Priscillianer, zu Spaltungen und weiteren Verurteilungen. V.a. im Nordwesten Spaniens hat sich der Priscillianismus mindestens bis zum Ende des 6. Jh.s gehalten. Paulicianer Vgl. II § 19. Henrichianer Die He(i)nricianer waren Anhänger des im 12. Jh. lebenden Heinrich von Lausanne (die Verbindung mit dieser Stadt ist jedoch ein Produkt des 18. Jh.s und nicht mehr haltbar), der im Gefolge des dem Armutsideal verpflichteten und die Mittlerrolle der Kirche bestreitenden Wanderpredigers Petrus von Bruis (gest. ca. 1132/1133) nach 1130 v.a. durch die Ablehnung der Kindertaufe und der Erbsündenlehre aufgefallen war. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) geht die Bezeichnung Heinricianer auf den in Lausanne wirkenden Henricus Eremita Tolosanus zurück, doch werde bisweilen auch ein Bruder des Petrus von Bruis namens Heinrich angeführt. In jedem Fall ist die Bezeichnung Heinricianer für Baumgarten (vgl. II § 124 c) eines der Synonyme für die Waldenser (vgl. II § 19). Waldenser Vgl. II § 19. böhmischen Brüder Die Gemeinschaft der Böhmischen Brüder (auch fratres unitatis bzw. unitas fratrum ) ist Mitte des 15. Jh.s in Böhmen und Mähren aus unterschiedlichen Gruppierungen der Hussiten (vgl. II § 83) entstanden und hat v.a. taboritische (eine klare Abgrenzung von den Utraquisten oder Calixtinern erfolgte durch die Wahl eigener Priester auf der Brüderversammlung zu Lhotka 1467), aber auch waldensische (vgl. II § 19) Traditionen fortgeführt. Nach ihrer Konsolidierung als neben dem Utraquismus und dem Katholizismus dritte Glaubensrichtung in Böhmen wurden die Brüder im 16. Jh. in konfessionspolitische Auseinandersetzungen hineingezogen, im Zusammenhang mit der Confessio Bohemica (1575) und ihrer offiziellen Billigung durch den Majestätsbrief Rudolfs II. im Jahre 1609 wurden sie in Böhmen erstmals gesetzlich anerkannt, während des Dreißigjährigen Krieges jedoch nahezu vollständig vernichtet. Ein eigener Zweig der Brüder entwickelte sich in Polen-Litauen (s.o.), der nach und nach in den Reformierten aufgehen sollte. Ein Nachleben erfuhren die Böhmischen Brüder etwa in der Herrnhuter Brüdergemeine und durch das Werk ihres bedeutenden letzten Seniors (d.i. Bischofs) Johann Amos Comenius (1592–1670). Nach der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wurden die Böhmischen Brüder von ihren Gegnern auch als Waldenser und Hussiten bezeichnet, sie selbst haben diese Bezeichnung jedoch vehement abgelehnt. Pietisten Der Pietismus ist eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s entstehende protestantische Frömmigkeits- und Reformbewegung, als deren Gründungsgestalt der lutherische Theologe Philipp Jakob Spener (vgl. II § 63 c) gelten kann, im reformierten Kontext ist Theodor Undereyck (1635–1693) zu nennen. Im Zentrum stehen ein intensiver Bibelbezug sowie die Individualisierung und Verinnerlichung religiösen Lebens, äußere Merkmale sind etwa das Konventikelwesen ( Collegia pietatis ) und eine ausgeprägte soziale und missionarische Tätigkeit. Als bedeutendste Zentren des Pietismus sind Halle (v.a. August Hermann Francke [1663–1727]) und Württemberg (v.a. Johann Albrecht Bengel; Friedrich Christoph Oetinger [1702–1782], Johann Michael Hahn [1758–1819]) zu nennen, die jeweils ein durchaus eigenständiges Gepräge aufweisen. Zeitlich lässt sich der Pietismus in eine Früh- (1670–1690), eine Haupt- (1690–1740) und eine Spätphase (1740–1780) gliedern, das Verhältnis zu Orthodoxie und Kirche, aber auch zur Aufklärung (Vertreibung Christian Wolffs aus Halle) war von Konflikten geprägt (vgl. II § 122). Eigens zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang der sog. separatistische oder radikale Pietismus, in dem die dem Pietismus inhärenten spiritualistischen Tendenzen besondere, teils ausgefallene Formen annahmen. Durch Auswanderung konnte der Pietismus u.a. auch in Nordamerika Fuß fassen. 99 386 . Es ist vor sich klar indeß kaum nöthig zu erinnern , daß dieser so große grosse und mannigfaltige Nutzen Nutzen der christlichen Kirchengeschichte Kirchengeschichte nur als dann alsdenn dann erreicht werden könne, wenn sie die im ersten Theil erwähnten §. 225 – 228 erwehnten Eigenschaften einer guten Geschichte hat, und wenn man sie so studiert, daß man beständig diese vor Augen behält hat , und mit möglichstem Fleisse Fleiße sie zu erreichen sucht. Dadurch fällt der einfältige Vorwurf der Unwissenden von selbst weg, daß sie ein bloßes blosses Gedächtnißwerk, mit unnützen und unfruchtbaren Kleinigkeiten (wie wohl jede andre Wissenschaft) überhäuft, und zur Zubereitung eines künftigen Lehrer Lehrers der Religion Religion sehr entbehrlich sey sei . Eine flüchtige und oberflächige oberflächliche Bekanntschaft mit derselben ist so viel wie gar keine, und schwerlich giebts irgend eine Art von akademischen Vorlesungen Vorlesungen für einen künftigen Theologen, die er, wenn er Gelegenheit hätte, sie ausführlich und auf die angezeigte Art zu hören, weniger versäumen, und öftrer öfter hören sollte, als solche historische. Denn zuerst ist den meisten Meisten darin alles Alles ganz neu und fremd; vieles Vieles unverständlich, weil so manche andre Kenntnisse dabey dabei vorausgesetzt, oder mit beygebracht beigebracht werden müssen, die schlechterdings sich in der Kürze nicht abfertigen laßen lassen , sondern umständliche Auseinandersetzung erfordern; und Vieles muß, wenn dem Zuhörer fast alles Alles noch unbekannt ist, seiner Aufmerksamkeit entwischen entgehen . Hiernächst kan kann er kaum den Abgang dieser versäumten Gelegenheit durch eignen Fleiß ersetzen, weil es ein gar zu weitläufiges Studium ist, das sehr viele Hülfsmittel Hülfsmittel erfordert, die selten jemand haben kan kann , so wenig wie hernach Geduld und Muße Musse genug, um in seinem künftigen Beruf dieses nachzuholen; zumal zumahl da es so sehr an guten Handbüchern fehlt, woraus man sich selbst helfen könnte. Denn alle diese sind entweder viel zu unvollständig, oder sehr unzuverläßig unzuverlässig , selten aus den rechten Quellen geschöpft, und gar nicht so bearbeitet, daß sie sich durch die vorhin gedachten Eigenschaften empfehlen empfählen ; oder sie enthalten trefliche treffliche Materialien, die aber nicht genug geordnet, nicht lehr reich und überzeugend genug zusammengestellt zusammengestellet sind, und für den Anfänger noch zu viel Dunkles und Unerläutertes enthalten; oder sie sind – und das trift selbst die besten Handbücher, – nicht vollendet, nicht auf die neuesten Zeiten fortgeführt. Ausführlichere Werke aber sind zu kostbar, und keines faßt den ganzen Umfang der Kirchengeschichte in sich. Anm. Wahr ists, der akademische Unterricht darüber bleibt immer noch kurz genug, genug; und wer sich selbst mit eignem Fleiß auf dieses Studium legen, und aus den Quellen schöpfen will, kan kann es freylich freilich darin weiter bringen, und diese Geschichte noch überzeugender sichrer und überzeugter lernen. Aber wer darum dergleichen Vorlesungen nicht auf Universitäten hören wollte, der würde nicht überlegen, daß, nach diesem Grundsatz, überall der akademische Unterricht auch in andern Wissenschaften entbehrlich wäre; daß es doch besser sey sei , wenigstens das Nothdürftigste von einer solchen nützlichen Wissenschaft, als gar nichts davon zu lernen; daß ein solcher Unterricht eine gute Grundlage für das künftige eigne Studieren sey sei ; und daß man doch schon viel gewonnen habe, wenn man auch nur auf dasjenige das aufmerksam gemacht würde wird , worauf man bey bei diesem Studium hauptsächlich sehen muß, und wenn man endlich dem Lehrer die wahre Art ablernte ablernete , wie die Kirchengeschichte studieret studiert werden müsse. {Uebrigens ist wohl nicht zu läugnen, daß bei der Kürze eines gewöhnlichen Triennii, selbst die besten Vorlesungen der Krichengeschichte doch nur Skizzen, Uebersichten und Andeutungen seyn können, und gerade dieß Studium einen fortgesetzten Fleiß erfordert. Die im Vorigen angegebenen Schwierigkeiten sind indeß nicht unüberwindlich. Wem nur recht daran liegt, der wird sich die Hülfsmittel schon zu verschaffen und es zu sparen wissen, weiß auch schon, wohin er sich wenden kann, um sie zu benutzen. Auch haben wir seit dem Tode des Verfassers gar manche Bereicherung in diesem Fach erhalten. A. d. H. } 100 387 . Gemeiniglich stellt sich der Anfänger Anfänger die Schwierigkeiten bey bei diesem Studium größer grösser und unüberwindlicher vor, als sie sind, nicht nur wegen der Menge und Mannichfaltigkeit der Sachen, sondern auch auch, weil man sich in der Geschichte und in allen Wissenschaften, wo nicht der Verstand das Meiste thun muß, weniger selbst helfen kan kann , sondern von Andern lernen muß; weil fast alles Alles in dieser Geschichte dem Anfänger ganz fremd ist; ist, und weil wenige Arten von den einem Studierenden nöthigen Kenntnissen so sehr auf Schulen versäumt werden, als die Kenntniß der Geschichte. Indessen laßen lassen sie sich durch die Beobachtung folgender Vorschläge gar wohl überwinden, die zugleich auch zeigen, wie man dergleichen Vorlesungen über die Kirchengeschichte mit dem den meisten Nutzen hören könne. 101 388 . Weil Wahrheit Wahrheit die Seele der Geschichte Geschichte, Zuverläßigkeit Zuverlässigkeit der Erzählung der Grund aller andern aus der Geschichte zu ziehenden Vortheile ist, und der Anfänger Anfänger sich hier vornehmlich muß auf die Kenntniß, Genauigkeit und Deutlichkeit des Docenten sowohl, als auf seine gute Wahl des Nützlichstes Nützlichsten, und auf die lehrreichste Behandlung der Geschichte von ihm, verlaßen verlassen muß verlassen können: so müßte sei man 1) vor allen Dingen, wenn man die Wahl unter mehrern Docenten Docenten haben kan kann , in dieser Wahl sehr vorsichtig seyn , und beurtheile sie nach dem beurtheilen , was unten darüber gesagt werden soll. Man müßte Dann sollte man auch 2) nie Kirchengeschichte studieren wollen, ehe man sich nicht die Universalgeschichte seit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Geburt, und 3) die ältere und neuere Geographie Geographie wenigstens nothdürftig, und so weit bekannt gemacht hätte, daß man um sich mit Hülfe guter Landcharten Landcharten in vorkommenden Fällen helfen könnte; weil man sich ohne beyderley zu können. Ohne diese beiderlei Vorerkenntnisse gar nicht wird man sich auf dem großen Felde schwerlich zurecht finden kan . Anm. Es wäre sehr zu wünschen, daß man einige recht gute allgemeine Landcharten bekäme, welche die ganz eigentlich für die Kirchengeschichte wären, und welche die verschiednen verschiedenen Diöcesen in den christlichen Ländern zu verschiednen verschiedenen Zeiten vorstellten, ohngefähr ungefähr so, wie die christlichen Patriarchate von Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'Anville in Lequien, Michel le Quien Oriens Christianus, und die afrikanische Diöces von L'Isle, Guillaume de de l'Isle vor Du Pin, Louis Ellies Du Pin Ausgabe (Ausgabe des Optatus von Mileve Optatus Milev. Milev.), woran es jetzt noch eben so, wie an einem guten Handbuch der Kirchengeographie fehlt. Spanheim, Friedrich Friedrich Spanheims Spanheim's Introductio ad Geographiam sacram Geographia sacra et ecclesiastica ist fast das einzige , obgleich sehr dürftige, Handbuch, das man ziemlich leicht haben kan kann , und doch sind nur erst in der Ausgabe im ersten Tomo seiner Werke Landcharten beygefügt beigefügt , die zum Theil einerley einerlei , zum Theil nicht viel besser sind, sind als die in Vialart, Charles Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703. fol. ; S., auch gehen beyderley beiderlei Werke und Charten nur die ältere Kirchengeographie bis ins 6te Jahrhundert an. Die oben schon empfohlnen (§. 234 Anm. ) angezeigten Anville, Jean Baptiste Bourguignon d' d'anvillischen empfohlenen d'Anvillischen Charten und übrige übrigen Hülfsmittel bleiben doch überhaupt, auch bey bei der Kirchengeschichte, unentbehrlich. {Seit dem dieß geschrieben ist, hat Stäudlin, Karl Friedrich K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804., 2 Bände, dem Bedürfniß sehr glücklich abgeholfen.} christlichen Patriarchate von d'Anville in le Quien Oriens Christianus Das dreibändige Werk Oriens Christianus. In quatuor Patriarchatus digestus des französischen Dominikaners und Bibliothekars Michel Lequien (1661–1733) ist posthum 1740 in Paris erschienen und enthält mehrere Karten des bedeutenden Kartographen Jean Baptiste Bourguignon d'Anville (1697–1782). afrikanische Diöces von de l'Isle vor Du Pin Ausgabe des Optatus Milev. Die den von Louis Ellies Du Pin (1657–1719) unter dem Titel Sancti Optati Afri Milevitani Episcopi De schismate donatistarum libri septem (1700) mehrfach herausgegebenen Schriften des nordafrikanischen Bischofs Optatus von Mileve (4. Jh.) beigegebene Faltkarte stammt von Guillaume de L'Isle (1675–1726). Friedrich Spanheims Introductio ad Geographiam sacram Die Introductio ad Geographiam Sacram (1679) des jüngeren Friedrich Spanheim (1632–1701) ist 1698 als Geographia Sacra et Ecclesiastica erneut erschienen und unter diesem Titel auch im ersten Band seiner Opera omnia (1701) enthalten. Caroli a S. Paulo Geographia S. Amstel. 1703 Die in der ersten Auflage der Anweisung ohne Jahresangabe genannte Geographia Sacra des auch unter dem Namen Carolus a Sancto Paulo bekannten französischen Bischofs Charles Vialart (1592–1644) ist erstmals 1641 erschienen. oben schon empfohlnen d'anvillischen Charten und übrige Hülfsmittel Vgl. I § 140; I § 231. K. F. Stäudlin's kirchliche Geographie und Statistik, Erlangen 1804., 2 Bände Dieses Werk ist in Tübingen erschienen. 102 389 . Dem Gedächtniß Gedächtniß, wegen der vielen Namen und Jahrzahlen, zu Hülfe zu kommen, sich überall mehr zu orientiren, und immer einen Faden zu haben, woran man die Kenntnisse reihe, die man in der Kirchengeschichte erlangt hat , müßte hat man sich 4) an ein gutes Handbuch zu gewöhnen, worin, nebst einer verhältnißmäßigen allgemeinen Vollständigkeit, eine gleichförmige Ordnung Ordnung herrschte herrscht †) , herrscht, 1 ) sodann 5) sich gewisse Epochen und Hauptbegebenheiten Hauptbegebenheiten genau und fest mit ihren Umständen eindrücken ††) , einzudrücken, 2 ) und 6) sich entweder selbst synchronistische Tabellen Tabellen machen anzulegen , oder dergleichen immer vor Augen haben †††) ; zu haben; 3 ) überall aber 7) nicht bloß das Gedächtniß zu beschäftigen, sondern stets auf eine solche Kenntniß der Kirchengeschichte bedacht zu seyn, welche die schon im ersten Theil angegebenen oben gedachten Eigenschaften einer guten Geschichte hat. (§. 225 – 28. ) †) Anm. 1) In dieser Absicht scheint die Methode, die Kirchengeschichte nach den Jahrhunderten abzuhandeln, und bey bei jedem alles Alles unter einerley einerlei Hauptrubriken zu bringen, so manche Unvollkommenheit sie auch sonst mit sich führt, für den Anfänger die zuträglichste zu seyn; zumahl zumal da er sich bey bei längern Perioden zu leicht aus einer Zeit in die andre andere verirrt, und den Synchronismus aus den Augen verliert, anch eimal auch einmal das Rechnen nach Jahrhunderten üblich ist, und die synchronistischen Tabellen darnach eingerichtet sind. Mosheim, Johann Lorenz von Mosheims Mosheim's Institutiones Hist. Eccles. verdienen deswegen, bey bei allen etwanigen Mängeln, noch immer Empfehlung, selbst auch mit darum, weil der Anfänger an zwey zwei vermehrten deutschen Uebersetzungen Uebersetzungen, von Schlegel, Johann Rudolph Schlegel und von Einem, Johann August Christoph von Einem , einen kleinen Commentar über das Buch haben kan kann . Unter den Handbüchern, die, ohne sich an einzelne Jahrhunderte zu binden, die Zeitfolge zum Grunde legen, ist die allgemeine Allgemeine Geschichte der christl. Kirche , von Henke, Heinrich Philipp Conrad H. P. C. Henke , wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind 1800–1806., 1ster bis 6ter Theil, 4te Auflage, deren Beendigung von Vater, Johann Severin Vater erwartet wird , unstreitig das beßte. beste und reichhaltigste. {Kürzer zwar, aber von mehrern Seiten nicht minder empfehlungswerth, ist Stäudlin, Karl Friedrich C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg. in einem Bande.} {Der selige Nösselt, Johann August Nößelt blieb der Methode nach Jahrhunderten getreu, welche seit den Magdeburgischen Centuriatoren Centuriatoren , die Hauptschriftsteller, wie Spanheim, Friedrich Spanheim , Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont , Alexander, Natalis Natalis Alexander , Weismann, Christian Eberhard Weisman , Pfaff, Christoph Matthäus Pfaff , Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim , Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten , Walch, Christian Wilhelm Franz W. E. Walch u. a. befolgt hatten. Indeß ist man doch vorzüglich jetzt ganz einverstanden, daß die Eintheilung in größere Perioden Perioden vorzuziehen sei, wenn diese nur nicht zu ungleich werden, sich stets mit einer besonders wichtigen und universellen Begebenheit eröffnen, auch die Zahl derselben nicht zu sehr vermehrt wird. Man vergleiche Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg. A. d. H. } ††) 2) Hierin sowohl als in der pragmatischen Behandlung Behandlung, hat der Spittler, Ludwig Timotheus von spittlerische Spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te Kirche, 3te Aufl. Götting. 1785. 8.) Göttingen 1791. 8. entschiedene Vorzüge, zumahl zumal wenn er etwas mehr mit Begebenheiten und Literatur bereichert, auch der Gesichtspunct Gesichtspunkt , so wie bey bei der Geschichte der Hierarchie, eben so in andern merkwürdigen Rücksichten erweitert würde. Wer sich gewisse Hauptvorfälle mit ihren Umständen bemerkt, kan kann dadurch leicht, vermittelst der Association, auch andre andere Merkwürdigkeiten an ihren Ort stellen, wie z. B. wenn man einmal die Geschichte der 2ten zweiten ökumenischen Kirchenversammlung sich eingedrückt hat, den arianischen, macedonianischen man cedonianischen , apollinarischen Händeln, dem de- Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats, der Regierung Theodosius I. Theodosii des Großen Grossen , dem Gregor von Nazianz Gregorius Nazianz. und somit mehrern Andern, ihr Platz angewiesen wird. †††) 3) Wenn man dergleichen nicht schon bey bei dem gewählten Handbuch hat, ist für den Anfänger der Seiler, Georg Friedrich seilerische Seiler- und Rosenmüller, Johann Georg Rosenmüllersche kurze Inbegrif Inbegriff der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, nach der dritten Ausgabe (Erlangen 1777. 4.) 7te Ausgabe, Erlangen 1796. 4. sehr brauchbar. {Uebertroffen aber ist dieß Werk durch Vater, Johann Severin J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818. } Mosheims Institutiones Hist. Eccles. […] an zwey vermehrten deutschen Uebersetzungen einen kleinen Commentar über das Buch Johann Lorenz von Mosheims Hauptwerk erschien zunächst als Institutiones historiae ecclesiasticae Novi Testamenti (1726), dann in zwei überarbeiteten Teilen als Institutiones historicae Christianae antiquioris (1737) bzw. Institutiones historicae Christianae recentioris (1741) und schließlich als Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris libri quatuor (1755). Dieses Werk wurde posthum und unverändert erneut aufgelegt (1764) und von Johann August Christoph von Einem (1730–1810) in neun (1769–1778) und von Johann Rudolph Schlegel (1729–1790) in sieben Bänden (1770–1796) ins Deutsche übersetzt, vermehrt und fortgesetzt. Daneben finden sich Übersetzungen ins Englische und Italienische, zudem hat Mosheims Schüler Johann Peter Miller (1725–1789) ein Compendium (1761) besorgt. allgemeine Geschichte der christl. Kirche, von H. P. C. Henke, wovon bis jetzt zu Braunschweig 1788–91 drey Theile erschienen sind Dieses Werk ist zunächst in sechs Teilen erschienen (1788–1804). Wie in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragen, hat Johann Severin Vater (1771–1826) einen siebenten bis neunten Teil (1818–1823) folgen lassen. C. F. Stäudlin's Universalgeschichte der christlichen Kirche. Bremen 1816., 2te Ausg. in einem Bande Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) Universalgeschichte ist in Hannover erschienen. Magdeburgischen Centuriatoren Die in Jahrhunderte ( centuriae ) unterteilten und nach theologisch-inhaltlichen Stichworten ( loci communes ) geordneten Magdeburger Centurien (1559–1574) gelten als das erste universal angelegte protestantische Kirchengeschichtswerk. In konfessionspolemischer Abzweckung stellt es die Lehre Luthers als Wiederherstellung des wahren urchristlichen Glaubens dar. Als Centuriatoren sind der Initiator Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) und Johannes Wigand (1523–1587) zu nennen, die sich auf die Zuarbeit anderer Gelehrter stützen konnten, als katholische Anwort auf die Centurien gelten die von Isaak Casaubon kritisch kommentierten (vgl. II § 90) und von Antoine Pagi bearbeiteten (vgl. II § 104) Annales ecclesiastici des Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607). Spanheim Gemeint ist Friedrich Spanheim d. J. (1632–1701), der nach Studium und Promotion in Leiden 1656 einem Ruf an die Universität Heidelberg folgte, hier v.a. Kontrovers- und Moraltheologie sowie später auch Neues Testament las und schließlich Rektor wurde. Als Nachfolger des Johannes Coccejus kehrte Spanheim 1670 als Professor der Theologie und der an der Philosophischen Fakultät angesiedelten Kirchengeschichte nach Leiden zurück. Hier hat er sich zudem als Bibliothekar und Rektor verdient gemacht und war ab 1684 als professor primarius von seinen Vorlesungsverpflichtungen entbunden. Spanheim hat ein umfangreiches Werk hinterlassen (vgl. II § 101), ist jedoch v.a. als Kirchenhistoriker hervorgetreten. Insbesondere seine in Epochen bzw. Jahrhunderte eingeteilte Brevis introductio ad historiam Sacram utriusque Testamenti ac praecipue Christianam ad Annum MDXVIII. inchoata jam reformatione (1694) war hoch gelobt und als akademisches Lehrbuch weit verbreitet. Tillemont Vgl. II § 104. Natalis Alexander Vgl. II § 103. Weisman Der Theologe Christian Eberhard Weismann (1677–1747) wurde nach dem bereits 1693 erlangten Magisterabschluss in Tübingen ebenda Repetent, dann Diakon in Calw, 1705 Hofkaplan in Stuttgart und zwei Jahre später Gymnasialprofessor für Kirchengeschichte und Philosophie sowie Mittwochsprediger an der dortigen Stiftskirche. 1721 kehrte Weismann als außerordentlicher Professor an die Theologische Fakultät Tübingen zurück und wurde hier zugleich auch Stadtpfarrer. Ein Jahr später erwarb er den theologischen Doktorgrad und wurde 1726 Ordinarius. Weismann ist v.a. als Kirchenhistoriker hervorgetreten, sein Hauptwerk ist die zweibändige, zwischen Kompendium und ausführlicher Kirchengeschichtsdarstellung anzusiedelnde Introductio in Memorabilia ecclesiastica historiae sacrae Novi Testamenti, maxime vero saeculorum primorum et novissimorum (1718/1719; 2 1745). Im Unterschied zu den Magdeburger Centurien (s.o.) oder der pietistischen Geschichtsschreibung eines Gottfried Arnold (1666–1714) ging es Weismann, der zur unmittelbaren Vorgeschichte der modernen Kirchenhistoriographie in Gestalt Johann Lorenz von Mosheims gehört, um eine weitgehend objektive Darstellung von Geschichte. Pfaff Christoph Matthäus Pfaff (1686–1760) war nach dem Studium in Tübingen zunächst Vikar, dann Stiftsrepetent, begab sich von 1706 bis 1709 auf eine Bildungsreise, die ihn neben Zielen in Deutschland auch nach Dänemark, in die Niederlande und nach England führte, und begleitete anschließend bis 1716 den württembergischen Erbprinzen Friedrich Ludwig (1698–1731) auf einer Reise durch Europa. 1717 wurde er (nicht zuletzt aufgrund der Edition angeblicher Irenäus-Fragmente, die gleich nach ihrem Erscheinen in ihrer Echtheit angezweifelt und später von Adolf von Harnack als Fälschungen Pfaffs identifiziert wurden) Professor in Tübingen, später Primarius der Theologischen Fakultät, Kanzler sowie Propst der Stiftskirche, 1724 kaiserlicher Hofpfalzgraf, 1727 Abt des Klosters Lorch und 1731 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Nach einer fehlgeschlagenen Berufung nach Göttingen wechselte Pfaff 1756 nach Gießen und war hier neben seiner theologischen Professur auch als Universitätskanzler und Generalsuperintendent tätig. U.a. durch sein Lehrbuch Institutiones historiae ecclesiasticae (1721) ist Pfaff als Kirchenhistoriker hervorgetreten, hat sich aber insbesondere im Bereich des Kirchenrechts und durch seine Unionsbemühungen verdient gemacht. Mosheim S.o. Baumgarten Als Kirchenhistoriker ist Siegmund Jacob Baumgarten durch den vierbändigen, in Jahrhunderte gegliederten Auszug der Kirchengeschichte, von der Geburt Jesu an (1743–1762) sowie den Abris einer Geschichte der Religionsparteien (vgl. II § 124 c) hervorgetreten. W. E. Walch Gemeint ist Christian Wilhelm Franz Walch (1726–1784), der nach dem Studium und der philosophischen Promotion in Jena sowie einer gemeinsam mit seinem Bruder Johann Ernst Immanuel Walch (1725–1778) absolvierten Studienreise 1750 ebenda außerordentlicher Professor für Philosophie wurde. 1753 als ordentlicher Professor für Philosophie (Geschichte) nach Göttingen berufen, erhielt er hier im darauffolgenden Jahr den theologischen Doktorgrad sowie zu seiner philosophischen eine außerordentliche theologische Professur. Seit 1757 Ordinarius an der Theologischen Fakultät wurde er hier 1766 Primarius, 1772 großbritannischer Konsistorialrat und 1779 Direktor der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Besonders bedeutend sind seine kirchenhistorischen Arbeiten, sein Hauptwerk ist der elfbändige, unvollendet gebliebene Entwurf einer vollständigen Historie der Kezereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten bis auf die Zeiten der Reformation (1762–1785), der, wie andere seiner Werke auch, einer Einteilung in Jahrhunderte folgt. Plank's Einleitung in die theologischen Wissenschaften, Theil 2. S. 223 fg. Vgl. Vorrede Hg. c [VIII]. spittlerische Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (2te Aufl. Götting. 1785. 8.) Der Autor ist Ludwig Timotheus von Spittler. 2ten ökumenischen Kirchenversammlung D.i. das von Theodosius I. (347–395) einberufene Erste Konzil von Konstantinopel (381), auf dem v.a. die seit dem Konzil von Nicäa (325) bestehenden christologischen Streitigkeiten (vgl. I § 63) geklärt werden sollten. arianischen Vgl. I § 63. macedonianischen Die nach Makedonius I. von Konstantinopel (gest. ca. 360) benannten Makedonianer erkannten, anders als die Arianer, die in Nicäa (325) festgelegte Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (vgl. I § 63) an, bestritten jedoch, wie die Arianer, die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes. Aus diesem Grund wurden die binitarischen Makedonianer auch als Pneumatomachen (d.h. Geistbekämpfer) bezeichnet und auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt. apollinarischen Händeln Mit Bischof Apollinaris von Laodicea (ca. 310–390) verbindet sich eine monophysitische Christologie (vgl. I § 63) eigenen Gepräges, die das Inkarnationsgeschehen philosophisch zu durchdringen sucht und nur eine einzige fleischgewordene Natur ( μία ϕύσις σεσαρκωμένη ) des göttlichen Logos annimmt. Laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) eignet Christus laut Apollinaris zwar menschliche Sinnlichkeit, jedoch keine menschliche Seele ( πνεῦμα ). Aus diesem Grund fehle ihm menschlicher Verstand und Wille. Auch diese Position wurde auf dem Ersten Konzil von Konstantinopel (381) verurteilt. Ursprung des constantinopolitanischen Patriarchats Die kirchliche Bedeutung Byzantions, von Kaiser Konstantin (ca. 275–337) als neue Hauptstadt bestimmt, im Jahre 330 als Neues Rom eingeweiht und bald als Konstantinopel bekannt, blieb als Suffraganbistum des thrakischen Herakleia zunächst gering. Dies änderte sich mit der Inthronisation Gregors von Nazianz (s.u.) im Jahre 380 und dem von Theodosius I. (s.u.) ein Jahr später einberufenen Ersten Konzil von Konstantinopel (s.o.). Für Konstantinopel wurde hier in antialexandrinischer Stoßrichtung und mit der ausschließlich politischen Begründung, man sei das Neue Rom , der zweite Ehrenrang nach Rom beansprucht (Kanon 3), auf dem Konzil von Chalcedon (451) sprach man der Stadt schließlich gleiche Vorrechte ( ἴσα πρεσβεῖα ) wie der älteren Kaiserstadt Rom und ihrem Bischof umfangreiche Weihegewalt für weitreichende Gebiete zu (Kanon 28). Regierung Theodosii des Großen Nach dem Tode Valens' (328–378) und militärischen Erfolgen gegen die Goten wurde Theodosius I., der Große (347–395), im Jahre 379 durch den weströmischen Kaiser Gratian (359–383) zum Augustus erhoben. In den Folgejahren v.a. mit der Konsolidierung seines oströmischen Herrschaftsbereiches (u.a. durch den sog. Gotenvertrag des Jahres 382) beschäftigt, sah sich Theodosius später gezwungen, militärisch gegen die weströmischen Usurpatoren Maximus und Eugenius vorzugehen, und wurde so für die letzten Monate seines Lebens zum Alleinherrscher des Imperiums. Durch das gemeinsam mit Gratian und dessen Mitkaiser Valentinian II. (371–392) verabschiedete Edikt Cunctos populos (380) und das Erste Konzil von Konstantinopel (s.o.) verbindet sich mit Theodosius religionspolitisch v.a. die Durchsetzung des Christentums nizänischer Prägung (vgl. I § 63). Daneben ist jedoch auch sein Vorgehen gegen die alten Kulte sowie die Auseinandersetzung mit Ambrosius von Mailand zu nennen, dessen bischöfliche Autorität den 380 getauften Kaiser durchaus zu Zugeständnissen bewegen konnte. Immer wieder angeführt werden Ambrosius' Veto gegen den Wiederaufbau einer Synagoge im syrischen Callinicum sowie der dem Kaiser abgeforderte Bußakt nach einer außer Kontrolle geratenen Strafaktion in Thessaloniki. Gregorius Nazianz. Nach dem Studium in unterschiedlichen Metropolen des Ostens neigte Gregor von Nazianz (ca. 329–390) einem monastisch-asketischen Lebensstil zu. Basilius d. Gr., Bischof von Caesarea, berief seinen Studienfreund 372 zum Bischof von Sasima, doch trat Gregor diese Stelle, wie auch die Nachfolge seines Vaters, des Bischofs von Nazianz, nicht an. Stattdessen wurde er nach dem Herrschaftsantritt des nizänisch gesinnten Theodosius (s.o.) 379 als Leiter einer nizänischen Gemeinde in das mehrheitlich arianische (vgl. I § 63) Konstantinopel berufen und war hier nicht zuletzt aufgrund seiner hervorragenden rhetorischen Fähigkeiten derart erfolgreich, dass er ein Jahr später von Theodosius zum Bischof bestellt wurde und als Nachfolger des Meletius von Antiochien das wiederum ein Jahr später an seinen Amtssitz einberufene Konzil leitete. Bereits nach wenigen Wochen scheiterte er jedoch an der Lösung des sog. meletianischen (antiochenischen) Schismas (vgl. II § 128) und zog sich, nach einem Zwischenspiel in Nazianz, 383 auf sein in der Nähe gelegenes Landgut zurück. Das Werk des musterhaften Rhetors besteht neben Reden aus zahlreichen Gedichten und Briefen, Gregor selbst zählt mit Gregor von Nyssa (gest. vor 400) und Basilius (vgl. II § 115) zu den drei Kappadoziern und mit Basilius, Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Athanasius (vgl. II § 83) zu den vier griechischen Kirchenlehrern. Seiler- und Rosenmüllersche kurze Inbegriff der Kirchengeschichte des N. T. in Tabellen, 7te Ausgabe, Erlangen 1796 Georg Friedrich Seilers (1733–1807) Kurzer Inbegriff ist in siebenter Auflage 1793 erschienen und enthält als Anhang die von Johann Georg Rosenmüller (1736–1815) besorgte Kirchengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts in V. Tabellen . J. S. Vater's synchronistische Tafeln der Kirchengeschichte. 3te Auflage, Halle 1818 Dieses Werk ist 1819 erschienen. 103 390 . Wenn man sich auf die gedachte Art entweder durch gute Vorlesungen, oder durch den Gebrauch eines guten Handbuchs der Kirchengeschichte eine allgemeinere Kenntniß derselben erworben hätte hat , und man wollte dieses Studium, wegen seines großen grossen Nutzens, weiter fortsetzen †) , fortsetzen, 1 ) und sie selbst untersuchen: mit eigenen Untersuchungen verbinden will, so würden dürfen , in Beziehung auf die oben im ersten Theil §. 225 f. angegebnen angegebenen nothwendigen Eigenschaften einer wahren und nützlichen Geschichtskunde, folgende Regeln Regeln nie müssen aus der ausser Acht gelaßen gelassen werden. 1) Weil bey bei Geschichte alles Alles auf Nachrichten und Zeugnisse ankommt, und es, bey bei der ungeheuren Menge von Nachrichten derselben , die oft in Denkmahlen Denkmalen und Schriften, wo man sie gar nicht sucht, nur beyläufig beiläufig vorkommen, unmöglich ist, daß auch der fleissigste fleißigste Mann alles Alles wissen kan kann , was hier einiges Licht ausbreiten verbreiten möchte, möchte: so muß man sich vor allen Dingen sowohl um die Quellen Quellen aller Art, als um die, welche sie schon benutzt, und darnach irgend einen Theil der Kirchengeschichte Kirchengeschichte untersucht haben, bekümmern. Anm. Anm. 1. †) Anm. 1) Es wäre allerdings sehr gut, vor der eignen eigenen Untersuchung, ein oder anderes größeres grösseres Werk über diese Geschichte zu studieren. studieren . Man würde dadurch nicht nur jene erste Grundlage, sondern auch die verschiednen Gesichtspuncte verschiedenen Gesichtspunkte erweitern, aus der man die zur Kirchengeschichte gehörigen Sachen ansehen kan kann . Denn die Verfasser der Handbücher schränken sich gemeiniglich nur auf gewisse Gesichtspuncte Gesichtspuncte Gesichtspunkte , und oft zu sehr, ein, z. B. auf Geschichte der Kirche, ohne eben so genau der Geschichte der Lehre nachzuforschen, auf Geschichte der Hierarchie, ohne die Geschichte der religiösen Cultur, Kultur und der sie befördernden Mittel u. d. gl. u. d. gl., eben so fleißig darzustellen. Jeder läßt bey bei der nothwendigen Kürze und in Rücksicht auf seine Leser oder Zuhörer vieles Nützliche weg, der Theologe z. B. die Geschichte der Kirchengesetze, der Protestant Manches, was ihn weniger als den Katholiken interessirt intereßirt , und das doch auch für ihn in mancher Absicht sehr nothwendig werden kan kann . – Aber noch kenne ich kein ausführlicheres und mit gehöriger Kenntniß der Quellen und Untersuchungsgeist geschriebnes geschriebenes Werk, das ganz vollständig wäre , und die Kirchengeschichte aller Jahrhunderte umfaßte . Sonst würde ich, obgleich in verschiedner verschiedener Rücksicht, für den, der weiter gehen will, die Bossuet, Jacques Bénigne Cramer, Johann Andreas bossuet - cramerische Bossuet - Cramersche Einleitung, die Semler, Johann Salomo semlerischen selecta Capita Semlerschen Selecta capita , Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte, und Versuch christlicher Jahrbücher (Halle 1785 Jahrbücher, Halle 1785. und 86 in 86., 2 Theilen in Theile, gr. 8.) 8. , nebst der Schroeckh, Johann Matthias schröckhischen christl. Kirchengeschichte, hernach die Hist. Ecclesiastique par Fleury, Claude Fleury , und Alexander, Natalis Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast. ( s. ( S. die Anweisung zur Bücherkenntn. Bücherk. §. 329. 330. und 333) Schröckhischen christlichen Kirchengeschichte (bis zur Reformation 34 Theile, seit der Reformation 9 Theile) , vor allen andern empfehlen. Da sie inzwischen nicht bis auf Ueber die neueste neuesten Zeiten gehen, so müßte man diesen Abgang durch einige geben die in der Anweisung Bücherkenntniß §. 501, 386 336 und 337 genannte 501. 386. 337. genannten Bücher ersetzen hinlängliche Auskunft . Anm. Anm. 2. 2) Nirgends ist Literargeschichte Literargeschichte ( s. den ersten Th. Theil §. 247 ) und die Sammlung brauchbarer Excerpte unentbehrlicher, als beym beim Studium der Geschichte. Die Bücher, welche ganz eigentlich für die Kirchengeschichte und zu deren Aufklärung Aufklärung bestimmt sind, allgemeinere und besondre, kan besondere, kann man in der Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Theologie, Theil 1. Abschn. Abschnitt 3. und in den daselbst §. 289 289. angezeigten Werken Werken, desgleichen in der Bibliothek für Prediger, 2ter und 4ter Theil, finden. Andre Andere , die kleine Theile der Kirchengeschichte, Kirchengeschichte oder einzelne einzle Umstände betreffen, muß man sich aus denenjenigen bekannt machen, welche diese mit Zeugnissen belegt, oder in ihren Schriften über besondre besondere Gegenstände die gebrauchten Quellen angegeben haben. Es giebt auch Bücher, wo man die wichtigsten Quellen und Schriften über die besondersten Umstände angezeigt findet, z. B. in dem Catalog. Biblioth. Bunavianae Bunavianae, Tom. 1. I. Vol. 2. lib. VI. c. 1. 1., die, welche von einzeln berühmten Schriftstellern, Schriftstellern Tom. III. Vol. II. I. p. 597 seq. seq., die, so von einzelnen einzeln Heiligen und Märtyrern geschrieben haben. Wenn man über die Kirchengeschichte ein solches dergleichen , aber ein noch viel mehr erweitertes Buch hätte, wie Hamberger, Georg Christoph Hambergers Hamberger's Directorium historicum - - historicum – post Freher, Marquard Marq. Freherum et iteratas Köhler, Johann David Jo. Io. Dav. Koeleri curas (Göttingen curas, Göttingen 1772. 4.) 4., ist: so würde dem, der die Quellen der besondern Kirchengeschichte will kennen lernen, viele Mühe und Zeit, nebst dem Abgang vieler wichtigen wichtiger Quellen, ersparet erspart werden. {In Planck, Gottlieb Jakob Plank's Einleitung in das Studium der Theologie, 2 Theile, sind die allgemeinern und besondern Schriften ebenfalls sehr vollständig angegeben.} bossuet-cramerische Einleitung Jacques Bénigne Bossuets (1627–1704) Discours sur l'histoire universelle (1681) wurde von dem Kieler Theologen Johann Andreas Cramer (1723–1788) unter dem Titel Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt, bis auf Kaiser Carln den Großen (1748) ins Deutsche übertragen, mit einem Anhang historisch-kritischer Abhandlungen versehen und bis 1786 als Einleitung in die allgemeine Geschichte der Welt und der Religion in sieben weiteren Teilen fortgesetzt. semlerischen selecta Capita […] (Halle 1785 und 86 in 2 Theilen in gr. 8.) Gemeint sind Johann Salomo Semlers Historiae ecclesiasticae selecta capita. Cum epitome canonum excerptis dogmaticis et tabulis chronologicis I–III (1767–1769) sowie dessen Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte I–III (1773–1778). Der erste, bis in das Jahr 900 reichende Teil seines Versuch[s] christlicher Jahrbücher, oder ausführlicher Tabellen über die Kirchenhistorie stammt aus dem Jahr 1783. schröckhischen christl. Kirchengeschichte Johann Matthias Schroeckhs (1733–1808) großes, bis in das 18. Jh. reichendes Kirchengeschichtswerk besteht aus insgesamt 45 Bänden. Die Christliche Kirchengeschichte (1768–1803) umfasst 35 Bände und reicht bis zur Reformation, danach schließt sich die Christliche Kirchengeschichte seit der Reformation (1804–1808) in acht Bänden an. Die das Werk beschließenden letzten beiden Bände (1810/1812) stammen bereits von Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828). Dass in der dritten Auflage der Anweisung 34 bzw. neun Teile gezählt werden, erklärt sich dadurch, dass es sich bei Bd. 35 der Christliche[n] Kirchengeschichte um einen Registerband handelt und der zehnte Band der Christliche[n] Kirchengeschichte seit der Reformation eine von Tzschirner verfasste Biographie Schroeckhs sowie ein Register der vorangegangenen neun Teile enthält. Hist. Ecclesiastique par Fleury Gemeint ist die bedeutende zwanzigbändige Histoire ecclésiastique (1691–1720) des katholischen Kirchenhistorikers Claude Fleury (1640–1723). Dieses ursprünglich bis in das Jahr 1414 reichende Werk wurde später von Jean Claude Fabre (1668–1753) in 16 und Alexander a Sancto Johanne de Cruce (1719–1794) in weiteren sechs Bänden bis 1778 fortgesetzt. Friedrich der Große (1712–1786) besorgte 1766 einen Auszug. 1840 erschien eine Neuausgabe des Werks mit einer handschriftlich hinterlassenen Fortsetzung Fleurys bis in das Jahr 1517. Natalis Alexandri Hist. Ecclesiast. Die zunächst 23, dann 26 Bände umfassenden Selecta historiae ecclesiasticae capita (1676–1686 bzw. 1688–1689) des Dominikaners und bedeutenden Kirchenhistorikers Noël Alexandre (Natalis Alexander) (1639–1724) reichen bis zum Ende des Trienter Konzils (1545–1563), wurden zwischenzeitlich indiziert und wie die später veröffentlichte achtbändige Historia ecclesiastica Veteris Novique Testamenti ab orbe condito ad annum post Christum natum 1600 (1699) häufig neu aufgelegt. Gemeint ist wohl der letztgenannte Titel. Anweisung zur Bücherkenntn. §. 329. 330. und 333 Vgl. I § 43. Anweisung §. 501, 386 und 337 genannte Bücher Wie die dritte Auflage der Anweisung deutlich macht, ist hier die Bücherkenntniß gemeint (vgl. I § 43). Statt § 386 (enthält Literatur zur äthiopischen bzw. abessinischen Kirchengeschichte) ist jedoch, wie in der ersten Auflage der Anweisung korrekt angegeben, § 336 einzusehen. Anweisung zur Kenntniß der besten Bücher in der Theologie Theil 1. Abschn. 3. und in den daselbst §. 289 angezeigten Werken Vgl. I § 43. Catalog. Biblioth. Bunavianae Tom. 1. Vol. 2. lib. VI. c. 1. […] Tom. III. Vol. II. p. 597 seq. die, so von einzelnen Heiligen und Märtyrern geschrieben haben Vgl. I § 134. Die hier angegebenen Seiten 597ff. befinden sich gemäß der zweiten und dritten Auflage der Anweisung im zweiten Band des dritten Teils (1756). Plank's Einleitung in das Studium der Theologie, 2 Theile Vgl. Vorrede Hg. c [VIII]. 104 391 . Weil aber angebliche Quellen Quellen Quellen diesen Namen nicht immer verdienen, und nicht aus der Zeit, noch von den Verfassern sind, welchen sie zugeschrieben werden: so muß man 2), man, 2) ehe man sie braucht gebraucht , von ihrer Aechtheit Aechtheit Echtheit überzeugt seyn, oder wissen, wie fern sie Quellen seyn können. Diese Kritik Kritik ist vielleicht nirgends nöthiger, als bey diesen gerade bei den Quellen der Kirchengeschichte, weil bey bei der früh entstandnen entstandenen Einbildung von Rechtmäßigkeit des sogenannten frommen Betrug Betrugs, bey bei der so bald unter Christen eingerissenen Gewohnheit, nach menschlichem Ansehn Ansehen und Tradition Tradition Wahrheit und Pflicht zu bestimmen, und dem daher entstandenen Interesse, die Aechtheit Echtheit gewisser berühmten Denkmahle zu behaupten dehaupten , endlich bey bei dem bis gegen die Zeiten der ber Reformation Reformation fast gänzlichen Mangel der hiebey hierbei gebrauchten Kritik und den dem blinden Glauben an, zumahl herrschende, Glauben, selbst an herrschend gewordene Sagen, so viele un ächte unechte Schriften und Denkmahle einen ein sehr unverdienten Credit unverdientes Ansehen erlangt haben. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Da so viel darauf ankommt, den Werth der Quellen recht zu würdigen: so ist zur Kenntniß derselben und ihrer rechten Beurtheilung überhaupt, Walch, Christian Wilhelm Franz C. W. F. Walchs critische Walch's kritische Nachricht von den Quellen der Kirchenhistorie, Leipz. 1770 in Leipzig 1770. gr. 8. 8., ein unentbehrliches Buch. Wie sehr wäre zu wünschen, daß man in Absicht auf die ganze Kirchengeschichte ein solch solches Werk hätte, wie der Semler, Johann Salomo semlerische Semlersche Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761. 8 8. , in Absicht auf einen kleinern kleinen Theil der mitlern mittlern Geschichte ist! ist. Mehrere in der Anweisung etc. §. 409 genennte 409. genannte Schriftstel ler, Schriftsteller und ausser außer diesen, in Rücksicht auf einzelne einzle Schriften, manche Herausgeber der Schriften der Kirchenväter und alter Denkmale Denkmahle , sonderlich die Benedictiner von der Congregation des heil. Maurus von Subiaco Maurus , desgleichen Sirmond, Jacques Jac. Sirmond , Launoy, Jean de Joh. Launoi , Daillé, Jean Joh. Daillé , Pagi, Antoine Anton Pagi , Le Nain de Tillemont, Sébastien Tillemont , Semler, Johann Salomo J. S. Semler , Spittler, Ludwig Timotheus von C. T. Spittler , und einige wenige Andre Andere , haben auch hierin um die Kirchengeschichte sehr große grosse Verdienste. Anm. Anm. 2. 2) Wie man hiebey hierbei nicht auf die bloßen blossen Urtheile, sondern auf die Gründe sehen muß, womit man jene unterstützt hat; hat, denn der Zweifel geht sehr oft, nicht minder wie der blinde Glaube, über die Gränzen: so ist deswegen ein Denkmahl nicht gleich unbrauchbar, wenn es gleich fälschlich in eine gewisse Zeit gesetzt, gesetzt oder einem einen Verfasser beygelegt beigelegt worden ist; es kan kann , wie viele unächte unechte Schriften, doch in der Zeit, wohin es wirklich gehört, und deren Spur es trägt, großes grosses Licht geben, und unter vielem Unächten Unechten , doch schätzbare historische Fragmente enthalten, wie die sogenannten Apocrypha N. T. , die Ignatius von Antiochien ignatianischen Ignatianischen Briefe, Canones und Constitut. Apostolicae, Recognitiones Clemens von Rom Clementis , viele unächte unechte Schriften vom Chrysostomus Chrysostomus , Ambrosius von Mailand Ambrosius , Augustin von Hippo Augustinus u. a. u. a., wenn man nur vorher ihren Ursprung und ihr Alter ausfündig ausfindig machen kan kann . semlerische Versuch, den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte zu erleichtern, Halle 1761 Gemeint ist Johann Salomo Semlers Versuch den Gebrauch der Quellen in der Staats- und Kirchengeschichte der mitlern Zeiten zu erleichtern . Anweisung etc. §. 409 Vgl. I § 43. Benedictiner von der Congregation des heil. Maurus Die Mönche der von 1618 bis 1792 bestehenden benediktinischen Reformkongregation von Saint-Maur mit ihrem Hauptsitz im Kloster Saint-Germain-des-Prés in Paris erarbeiteten u.a. grundlegende Textausgaben griechischer und lateinischer Kirchenväter. Hervorgehoben seien neben einer fünfbändigen Bibliotheca Patrum ascetica (1661–1664) und den Schriften frühchristlicher Apologeten (1720) unter den Griechen die Ausgabe des Athanasius in drei (1698), des Origenes in vier (1733–1759) und des Chrysostomus in 13 Bänden (1718–1738) sowie unter den Lateinern die Ausgabe des Ambrosius (1686–1690), des Hieronymus (1693–1706) und v.a. Augustins (1681–1700). Jac. Sirmond Der Jesuit Jacques Sirmond (1559–1651) war zwischen 1581 und 1590 als Lehrer am Collège de Clermont in Paris tätig und wurde dann bis 1608 persönlicher Sekretär seines Ordensoberen Claudio Acquaviva (1543–1615) in Rom. Später hatte er das Rektorat am Collège de Clermont inne und war zudem mehrere Jahre Beichtvater Ludwigs XIII. (1601–1643). Bedeutend für die französische Kirchengeschichte sind seine Concilia antiqua Galliae (1629), doch ist Sirmond v.a. durch seine zahlreichen, aus heute teilweise verlorenen Handschriften erstellten Textausgaben wie denen des Sidonius Apollinaris (1614), Radbert (1617), Theodoret von Cyrus (1642), Eusebius von Caesarea (1643), Avitus von Vienne (1643), Hinkmar von Reims (1645) und Theodulph von Orléans (1646) hervorgetreten. Daneben hat Sirmond mit der in der Dissertatio in qua Dionysii Parisiensis et Dionysii Areopagitae discrimen ostenditur (1641) vorgetragenen Bestreitung der Identität von Dionysius von Paris und Dionysius Areopagita eine Kontroverse ausgelöst (vgl. II § 83). Joh. Launoi Nach dem Philosophie- und Theologiestudium am Collège de Navarre in Paris erhielt Jean de Launoy (1603–1678) im Jahre 1636 die Doktorwürde und noch im selben Jahr die Priesterweihe. Als bedeutender Gelehrter, Gallikaner und zumindest Sympathisant des Jansenismus (II § 98) hat der auch dénicheur de saints genannte de Launoy eine Vielzahl kritischer Schriften (zu christlichen Märtyrerlegenden, der unbefleckten Empfängnis oder der Aufnahme Marias in den Himmel) veröffentlicht und sich v.a. um die kirchliche Verfassungsgeschichte verdient gemacht. Zudem schaltete er sich in die von Sirmond ausgelöste Dionysius-Kontroverse (s.o.) ein. Joh. Daillé Vgl. II § 90. Anton Pagi Der auf einer Jesuitenschule erzogene Antoine Pagi (1624–1699) trat auf Betreiben seines Onkels in den Franziskanerorden ein, legte 1641 die Profess ab und wurde später mehrfach zum Provinzial gewählt. Er studierte Philosophie und Theologie und hatte vorübergehend ein Predigtamt inne, ist aber v.a. als gewissenhafter und umsichtiger Berichtiger des bedeutenden Kirchenhistorikers Cesare Baronio (Baronius) (1538–1607) hervorgetreten. Pagis Critica historico-chronologica in universos annales ecclesiasticos Eminentissimi et Reverendissimi Caesaris Cardinalis Baronii (1689–1705) wurden mehrfach aufgelegt und im Rahmen späterer Baronius-Ausgaben berücksichtigt. Tillemont Der aus adliger Familie stammende Historiker Louis Sébastien Le Nain de Tillemont (1637–1698) erhielt nach dem v.a. (kirchen-)historisch ausgerichteten Studium 1676 die Priesterweihe und trat noch im selben Jahr in die Abtei Port-Royal ein (vgl. II § 98). Aufgrund der Verfolgung des Jansenismus zog er sich 1679 bis zu seinem Tod auf das familieneigene Landgut Tillemont bei Montreuil zurück. Berühmt sind neben der sechsbändigen Histoire des empereurs (vgl. I § 244) v.a. seine Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique des six premiers siècles (1693–1712) in 16 Bänden, durch die Tillemont zu den bedeutendsten Historikern nicht nur des 17. Jh.s zu zählen ist. Sein Werk wurde etwa von Edward Gibbon (I § 229) hoch geschätzt. J. S. Semler Mit dem Namen des in Halle lehrenden Baumgarten-Schülers, Mitbegründers der historisch-kritischen Bibelwissenschaft und herausragenden Neologen Johann Salomo Semler (1725–1791) verbinden sich theologiegeschichtlich v.a. die weitreichenden Unterscheidungen von Theologie und Religion sowie von Wort Gottes und Heiliger Schrift, zudem wandte er sich gegen Verbalinspiration und die Vorstellung von einem göttlichen Ursprung der biblischen Überlieferung und ließ das Alte Testament nicht mehr als Quelle christlicher Glaubensvorstellungen gelten. Aus dem umfangreichen und vielfältigen Werk (bis zur Veröffentlichung der ersten Auflage der Anweisung bereits über 200 Titel) ist besonders Semlers Hauptwerk, die vierbändige Abhandlung von freier Untersuchung des Canon (1771–1775), für die Kirchengeschichte im Speziellen die bereits erwähnten Selecta Capita und der Versuch eines fruchtbaren Auszugs der Kirchengeschichte (1773–1778) (vgl. II § 103) zu nennen. Im Hinblick auf Nösselt sei bemerkt sei, dass Semler Baumgartens Auslegung der beiden Briefe St. Pauli an die Corinthier mit Anmerkungen und einer Paraphrasi M. Johann August Nösselts öffentlichen Lehrers der heiligen Gottesgelersamkeit (1761) mit einer Vorrede herausgegeben hat. C. T. Spittler Gemeint ist Ludwig Timotheus von Spittler (vgl. I § 229 c). Neben der Geschichte des canonischen Rechts (vgl. III § 89) und dem Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (vgl. II § 102) sind auch die Kritische Untersuchung des sechzigsten Laodicenischen Canons (1777), De usu versionis Alexandrinae apud Josephum prolusio (1779) und die Historia critica chronici Eusebiani (1784) zu nennen. Apocrypha N. T. Die Definition und Eingrenzung der neutestamentlichen Apokryphen (zu den alttestamentlichen vgl. I § 163) gestaltet sich bis heute nicht zuletzt durch neue Textfunde (im 20. Jh. v.a. die Bibliotheken von Nag Hammadi und Medinet Madi) als schwierig. Der gegen Ende des 17. Jh.s einsetzende Aufschwung der Apokryphensammlung und -forschung verbindet sich v.a. mit Jean-Baptist Cotelier (1629–1686), als für das 18. Jh. und darüber hinaus maßgebliche Ausgabe ist Johann Albert Fabricius' (1668–1736) dreibändiger Codex apocryphus Novi Testamenti ( 2 1719) zu nennen. Am Beginn des 19. Jh.s steht The Apocryphal New Testament (1820) des englischen Verlegers William Hone (1780–1842). Die für Nösselt respektive Niemeyer als Referenzwerk anzunehmende Sammlung des Fabricius enthält im ersten Band Kindheitsevangelien, Nikodemusevangelium und Pilatusbriefe, den Lentulusbrief sowie Fragmente apokrypher Evangelien, im zweiten Band Acta, Epistolae, Apocalypses aliaque scripta Apostolis falso inscripta und im dritten Band neben Nachträgen Liturgien unter apostolischen Namen sowie den Hirt des Hermas . ignatianischen Briefe Unter dem Namen des Bischofs Ignatius von Antiochien, der laut Eusebius von Caesarea (ca. 260–339) am Beginn des 2. Jh.s unter Trajan (53–117) in Rom das Martyrium erlitten haben soll, sind in einer kürzeren Rezension sieben, bereits bei Eusebius genannte Briefe überliefert, eine längere Rezension umfasst sechs weitere Briefe. Seit Auffindung des Corpus Ignatianum und der Edition der recensio longior im 15. bzw. 16. Jh. existieren Zweifel an der Echtheit der Briefe, eine Frage, die die Ignatiusforschung bis heute maßgeblich bestimmt. Hält man die Briefe, die zu den den neutestamentlichen Apokryphen (s.o.) nahestehenden Apostolischen Vätern zählen, für authentisch, eröffnen sie bedeutsame Einblicke in die Geschichte des Christentums am Beginn des 2. Jh.s. Canones und Constitut. Apostolicae Die insgesamt 85 apostolischen Canones ( Canones Apostolorum ) bilden den Schluss der apostolischen Konstitutionen ( Constitutiones Apostolorum ), wurden aber bald auch unabhängig überliefert und anders als die apostolischen Konstitutionen von der Zweiten Trullanischen Synode Ende des 7. Jh.s nicht als häretisch verworfen. Aufgrund des vergleichsweise allgemein gehaltenen Abbildes der Gemeindeverhältnisse lassen sich konkrete Adressaten kaum ermitteln, durch die (wenngleich fiktive) apostolische Verfasserschaft wurden sie im Osten wie im Westen hoch geschätzt. Bei den im 16. Jh. wiederentdeckten und 1563 edierten apostolischen Konstitutionen handelt es sich um die umfangreichste Kirchenordnung der ersten Jahrhunderte, die ihr vorgeblicher Verfasser Clemens von Rom (1. Jh.), der wie Ignatius von Antiochien (s.o.) zu den Apostolischen Vätern gezählt wird, auf dem Jerusalemer Apostelkonzil (vgl. Apg 15,1–29; Gal 2,1–10) niedergeschrieben haben soll. Wurden die Konstitutionen zunächst für echt gehalten, erwiesen sie sich später als im ausgehenden 4. Jh. entstandene Kompilation bereits vorliegender Kirchenordnungen, deren Bearbeiter u.U. auch für die Interpolationen der längeren Rezension der Ignatius-Briefe (s.o.) verantwortlich ist. Recognitiones Clementis Die Recognitiones Clementis gehören wie die sog. Homilien u.a. zu der unter dem Namen Clemens' von Rom (1. Jh.) kursierenden pseudoclementinischen Literatur. Sowohl die nur in lateinischer und teilweise auch syrischer Übersetzung erhaltenen Recognitiones (Wiedererkennungen) als auch die griechisch verfassten Homilien wurden bereits von Eusebius von Caesarea (ca. 260–339) als pseudonym erkannt. Der neueren Forschung zufolge handelt es sich bei beiden Schriften um zwei unabhängig voneinander entstandene und aufgrund der christologischen Aussagen in das 4. Jh. zu datierende Rezensionen einer gemeinsamen Grundschrift aus dem 3. Jh., die sich als pseudoclementinischer Roman (die erste Hälfte lässt sich als Entwicklungs-, die zweite als Familien- bzw. Wiedererkennungsroman verstehen) darstellt. Chrysostomus Der umfassend ausgebildete Johannes Chrysostomus (d.h. Goldmund ) (ca. 349–407) wurde unter dem Einfluss des Bischofs Meletius (360–381) im Jahre 368 getauft, zog sich einige Jahre später als Asket in die syrischen Berge zurück, musste diesen Lebensstil aus gesundheitlichen Gründen jedoch nach sechs Jahren wieder aufgeben. In seiner Heimatstadt Antiochia wurde Chrysostomus erst zum Diakon, dann zum Presbyter geweiht und erlangte v.a. aufgund seiner Fähigkeiten als Prediger in den folgenden Jahren hohes Ansehen. 397 zum Erzbischof von Konstantinopel ernannt, stieß er auf Einfachheit und caritas zielende Reformen an, die beim Klerus und in Teilen der Gemeinde zu Protesten und im Gemenge der Auseinandersetzungen um Origenes (vgl. II § 98) zu seiner ersten Verbannung führten. Von seiner zweiten Verbannung kehrte Chrysostomus nicht mehr zurück. Unter seinem Namen wurden 17 Abhandlungen, vier Bibelkommentare, 241 Briefe und mehr als 700 Predigten (vgl. II § 65 c) überliefert, so viele wie von keinem anderen griechischen Kirchenvater. Zu den unechten Schriften zählen v.a. zwei als Pseudo-Chrysostomus bzw. Chrysostomus Latinus bekannte Sammlungen lateinischer sermones . Neben Gregor von Nazianz (vgl. II § 102), Basilius (vgl. II § 115) und Athanasius (vgl. II § 83) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern. Ambrosius Der in Trier geborene, sorgfältig ausgebildete und insbesondere durch seine für den römischen Westen überdurchschnittlich guten Griechischkenntnisse auffallende Ambrosius von Mailand (ca. 339–397) schwenkte zunächst in eine Beamtenlaufbahn ein, an deren Ende er Anfang der 370er Jahre Provinzstatthalter der Aemilia Liguria mit Sitz in der kaiserlichen Residenzstadt Mailand wurde. Im Jahre 374 eher zufällig und wohl noch als Katechumene (vgl. II § 126) zum Bischof gewählt, vertrat Ambrosius im mehrheitlich homöischen Mailand schnell einen neunizänischen Kurs (vgl. I § 63), der von allergrößter Bedeutung für die Durchsetzung der neunizänischen Interpretation des Nicänums (325) im Abendland insgesamt zu werten ist und ihn zu einem der vier lateinischen Kirchenlehrer (vgl. II § 115) werden ließ. Zu bemerken ist zudem seine Auseinandersetzung mit Theodosius I. (vgl. I § 102). Etwa die Hälfte seines umfangreichen Werkes ist exegetischen Inhalts, besonderen Aufschluss über Ambrosius' Wirken gibt das in zehn Bücher eingeteilte Briefkorpus. Mit Blick auf die unechten Schriften des Ambrosius ist v.a. Ambrosiaster zu nennen (vgl. II § 85). Augustinus Dass sich immer wieder auch Schriften finden, die irrtümlich oder absichtlich (vgl. die sermones ad fratres in eremo ) unter dem Namen und der Autorität Augustins (vgl. II § 19) überliefert sind, zeigt erneut Ambrosiaster (vgl. II § 85). Da Augustin in seinen Retractationes (vgl. auch das Indiculum ) selbst über seine Werke Auskunft gibt, Predigten und Briefe jedoch nicht einzeln, sondern summarisch auflistet, finden sich unechte Werke gerade auch in diesen Textgattungen. Heute sind mehr pseudo-augustinische als augustinische Predigten bekannt. Als pseudo-augustinisch gelten etwa auch die bis in die Frühe Neuzeit hinein als authentisch aufgefassten Schriften De oratione et elemosina , De sobrietate et castitate , De incarnatione et deitate Christi ad Ianuarium und der Dialogus quaestionum , darüber hinaus existieren Dubia . 105 392 . Eben diese Kritik Kritik müßte muß 3) bey bei einzelnen einzlen Stellen und deren Lesearten angewendet werden, wo, nach den Quellen, die zur richtigen Darstellung eines Textes dienen, oder nach andern wahrscheinlichen Spuren, Verdacht des Unächten Unechten entstehen kan kann , auch hernach 4) bey bei Bestimmung des richtigen Sinnes, wozu die Kenntniß des, besonders kirchlichen, Sprachgebrauch Sprachgebrauchs, der in verschiedenen Gegenden und Zeiten sehr verschieden ist, unumgänglich erfordert wird, zumahl zumal da er, durch Vernachläßigung Vernachlässigung dieses Unterschieds, durch Un wissenheit und Vorurtheile, die durch mancherlei Interesse geleitet wurden, sehr verdunkelt worden ist. Bey Anm. Bei der dritten Regel s. die Theil 1. §. 90. erwähnten erwehnten Schriftsteller, und wegen der vierten die, welche in der Anweisung zur Bücherkenntniß §. 410 410. genannt worden sind. Casaubon, Isaak Casaubons Casaubon's , Saumaise, Claude Salmasii , Blondel, David Blondels Blondel's und einiger Andern Schriften, unter den Neuern Ernesti, Johann August J. A. Ernesti Antimuratorius, Rösler, Christian Friedrich C. F. Rößlers Rößler's Bibliothek der Kirchenväter etc. enthalten sehr schätzbare Aufklärungen Aufklärungen über diesen Sprachgebrauch. Anweisung zur Bücherkenntniß §. 410 Vgl. I § 43. J. A. Ernesti Antimuratorius Johann August Ernestis erneut in seinen Opuscula theologica (1773), 1–134 abgedruckte Schrift Anti Muratorius sive confutatio Muratorianae disputationis de rebus liturgicis ad Salomonem Deylingium (1755) richtete sich gegen die katholische Abendmahlslehre und wurde indiziert. C. F. Rößlers Bibliothek der Kirchenväter Vgl. II § 120. 106 393 . Wenn man von dem wahren Sinn Sinn in einer ächten echten Stelle eines solchen Denkmahls oder Schriftstellers überzeugt ist, bleibt noch 5) die Prüfung Prüfung der Glaubwürdigkeit des Zeugnisses übrig. Es ist hier der Ort nicht, zu zeigen, wie diese Prüfung, und nach welchen Regeln, sie anzustellen sey †) ; sei; 1 ) aber Vorsichtigkeit kan bey kann bei dieser Geschichte, die durch Unwissenheit, Parteygeist Partheygeist Parteigeist und Hang zum Ausserordentlichen Außerordentlichen so sehr verdorben ist, nicht genug empfohlen, der angehende Geschichtschreiber nicht oft genug erinnert werden, eher nicht zu urtheilen, als bis und so weit er sich das Zeugniß geben kan kann , eben die Eigenschaften bey bei dieser Prüfung mitzubringen, die bey bei dem Zeugen seyn müssen, den man prüfen soll, nehmlich: nehmlich nämlich in Absicht auf die Eigenschaften unsrer Erkenntniß Erkenntniß , hinlängliche Bekanntschaft mit der Geographie, Chronologie, der bürgerlichen und Völker- Völker-, der Literar- Literar-, auch der übrigen gleichzeitigen Kirchengeschichte, Philosophie, Kritik und genaue Sprachkenntniß, alles dieses verbunden mit gesundem Verstande, treuem Gedächtniß, feiner Menschen- und Weltkenntniß, scharfsinnigem Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist, und Fähigkeit, selbst kleine Umstände, nach den Spuren Spuren, die uns die Geschichte weiset zeigt , geschickt zu verbinden; und in Absicht auf den guten Wille Willen , theils strenge Unparteylichkeit Unparteylichkeit Unpartheylichkeit Unparteilichkeit , die sich weder durch Liebe gegen das, wofür wir eingenommen sind, es sey sei Religion, oder Partey Parthey Partei , oder eigne Entdeckung und Einfall, es sey sei Neues, das wir sagen, oder Altes, was wir vertheidigen wollen, noch durch Abneigung von Personen, Gesellschaften oder Sachen, verführen läßt, theils unermüdeten Fleiß Fleiß, dem selbst anscheinende Kleinigkeiten nicht zu gering sind, weil und wenn sie auf die Spur der so oft versteckten Wahrheit leiten können. ††) 2 ) †) S. Anm. 1) Siehe Ernesti, Johann August J. A. Ernesti vortrefliche vortreffliche Bemerkungen und Regeln in der Diss. de fide historica recte aestimanda in den Opuscul. phil. crit. p. 64 seqq. ††) 2) Kein bescheidner Mann, und wer irgend die Menschen kennt, wird sich oder andre Andre für ganz frey frei von allen Leidenschaften halten. Aber Beyspiele Beispiele von einzelnen einzlen hier erwähnten erwehnten Eigenschaften, auch mehrere zusammen, wird man doch vorzüglich in Pagi, Antoine Ant. Pagi Critica in Annal. Baronii, in einigen Mosheim, Johann Lorenz von mosheimischen Mosheimischen Werken über die Kirchengeschichte, in Beausobre, Isaac de Beausobre Hist. crit. du Manicheisme, in den Semler, Johann Salomo semlerischen hieher Semlerschen hierher gehörigen Schriften, in Walch, Christian Wilhelm Franz C. W. F. Walchs Walch's Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen Ketzereien , in der Planck, Gottlieb Jakob Plankischen plankischen Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs, Lehrbegriffs und in einigen wenigen Andern finden. Diss. de fide historica recte aestimanda in den Opuscul. phil. crit. p. 64 seqq. Gemeint sind Johann August Ernestis bereits zuvor (vgl. I § 120) angeführten Opuscula philologica critica (1764), die genannte Abhandlung findet sich aaO 64–101. Ant. Pagi Critica in Annal. Baronii Vgl. II § 104. mosheimischen Werken über die Kirchengeschichte Vgl. I § 283; II § 102. Beausobre Hist. crit. du Manicheisme Gemeint ist die noch immer bedeutende Histoire Critique de Manichée et du Manichéisme (1734/1739) des reformierten Theologen Isaac de Beausobre (1659–1738). semlerischen hieher gehörigen Schriften Vgl. II § 104. C. W. F. Walchs Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen Vgl. II § 102 c. Plankischen Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs Die sechsbändige Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung unsers protestantischen Lehrbegriffs vom Anfang der Reformation bis zu der Einführung der Konkordienformel (1781–1800) stammt von Gottlieb Jakob Planck (1751–1833) und ist dessen wohl bedeutendstes Werk. Die ersten drei Bände erschienen 1791–1798 in zweiter Auflage, als Fortsetzung folgte die Geschichte der protestantischen Theologie von der Konkordienformel an bis in die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (1831). 107 394 . Der große grosse Einfluß, den welchen die einzelnen einzlen Theile der Geschichte, und besonders der Kirchengeschichte, auf einander haben, macht es uns 6) besonders zur Pflicht, so sehr wir unsre Ursachen haben können, und so sehr uns der ungemein große grosse Umfang der Geschichte nöthigen kan kann , uns auf die Untersuchung gewisser Theile einzuschränken, – keinen gering zu achten, oder ganz zu vernachläßigen vernachlässigen . Die geringfügigsten Umstände haben oft die größesten grössesten größten Revolutionen Revolutionen hervorgebracht; oft ist nicht die Sache, aber oder die Art wichtig, wie man sich dabey dabei benommen hat; und oft findet sich über die Ursachen merkwürdiger Veränderungen in gewissen Theilen der Geschichte allein allein, oder doch mehr Aufschluß als in dem, welchen man bearbeitet. Die Geschichte der sogenannten drey drei Kapitel Capitel , der Zänkereyen Zänkereien der Patriarchen unter einander, der nestorianischen Nestorianischen besonders besonders, und der monophysitischen Monophysitischen Händel, des Bilderstreits, des Einflusses der Höfe, und wiederum einzelner einzler Personen auf diese, bey bei solchen Streitigkeiten, auch verschiedner merkwürdigen merkwürdigen, sonderlich Bettelorden, kan kann das zur Genüge lehren. Geschichte der sogenannten drey Kapitel Vgl. II § 98. nestorianischen besonders und der monophysitischen Händel Vgl. I § 63. Bilderstreits Vgl. II § 113. Bettelorden Vgl. II § 98. 108 395 . Die Wahrheit einer bezeugten Begebenheit Begebenheit ist nicht bloß nach Zeugnissen, sie ist auch nach der Natur der Sache und nach dem ganzen Umfang ihrer Umstände Umstände zu beurtheilen, und wenn die Nachrichten über diese von einander abweichen, abweichen oder einander widersprechen: widersprechen, so müssen sie mit einander verglichen, und in den wahrscheinlichsten Zusammenhang gebracht werden. Deswegen ists 7) nicht genug, viele Thatsachen oder Ereignisse zu sammlen, sammeln; man muß alle Umstände derselben zusammennehmen, sie ordnen, oder sehen, was bey bei der Vergleichung Vergleichung übrig bleibt. Dies Dieß giebt der Geschichte und unsren unsern Begriffen davon mehr Deutlichkeit Deutlichkeit, und verhütet zugleich, daß man die Thatsachen nicht gleich verwirft, weil man sie verschieden oder widersprechend angegeben findet, findet; nicht einen Zusammenhang Zusammenhang oder Vorfälle und Absichten erdichtet, die nie gewesen sind, und dadurch die Wahrheit der Geschichte verdirbt, indem man sie reini gen oder unterhaltend machen will. Wiefern man sich hier Vermuthungen erlauben dürfe, ist schon im ersten Theil, bey bei der Geschichte überhaupt, §. 225 gesagt worden. 109 396 . Dies Dieß giebt auch 8) den Stoff zum wahren Pragmatisches Pragmatischen, ohne welches die Geschichte bloß ein Gegenstand der Neugier und ein Spiel der Einbildungskraft, wenigstens nicht nutzbar nutzbar zur Bildung Bildung des Verstandes und Herzens, wird. Nur muß man wirklich aus der Geschichte durch fleissige fleißige Beobachtung lernen, nicht bloß unsre Meinungen Meynungen oder Vorurtheile bestätigen zu wollen; man muß die gute und schlechte Seite der Dinge mit gleicher Sorgfalt beobachten. So wird sie uns ein lehrreicher Schauplatz der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung , die auch das Schlecht- und Bösescheinende zu ihren Absichten braucht, eine Schule, wo man eben sowohl aus von Andrer Fehlern als ihrem guten Betragen lernen kan kann . Anm. Sehr wenige Wenige haben die Kirchengeschichte eigentlich pragmatisch erzählt. Weismann, Christian Eberhard Weismann in den Memorabilibus H. E. hat sie praktisch und zur Erbauung anwendbar machen wollen. Fleury, Claude Fleury und Racine, Bonaventure Racine haben auf eben dem den Zweck mit gearbeitet hingearbeitet . Eigentlich pragmatisch aber, in dem oben §. 228 angegebnen Sinn, sind nur vorzüglich die Spittler, Ludwig Timotheus von spittlerischen Spittlerschen und Krause, Johann Christoph krausischen Schmidt, Johann Ernst Christian Schmidtschen Handbücher, und, unter den etwas größern grössern Werken, der Cramer, Johann Andreas cramerische Cramersche Bossuet, Jacques Bénigne Bossuet und die Schroeckh, Johann Matthias schröckhische Schröckhsche christliche Kirchengeschichte, auch zum Theil die Semler, Johann Salomo semlerischen Semlerschen Anmerkungen, wie in Absicht auf einzelne einzle Theile der Kirchengeschichte die oben ( §. 106 399 †† 106. Anm. 2. ) genannten Werke. Schade ists, daß man in diesen Büchern gemeiniglich das Pragmatische nicht in seinem ganzen Umfang, sondern nur nach gewissen Rücksichten, z. B. in Absicht auf die Hierarchie, die freye Untersuchung unter den Christen u. d. gl. genommen hat. Weismann in den Memorabilibus H. E. Vgl. II § 102 c. Fleury Vgl. II § 103. Racine Hier handelt es sich um den französischen Geistlichen und Historiker Bonaventure Racine (1708–1755). Im avertissement zum ersten Band seines auch ins Deutsche übersetzten Überblickswerkes Abrégé de l'histoire ecclésiastique (1748–1756) stellt Racine heraus, dass er für die Erarbeitung v.a. Fleury herangezogen habe. Gerade die gemeinsame Nennung mit Fleury lässt den Mauriner (vgl. II § 104) Robert-Florimond Racine (1700–1777) an dieser Stelle ausscheiden. spittlerischen Vgl. II § 102. krausischen Gemeint ist Johann Christoph Krause (1749–1799), ab 1787 außerordentlicher, ein Jahr später ordentlicher Professor für Philosophie in Halle, und sein über den ersten Band nicht hinausgekommenes Handbuch der christlichen, besonders teutschen, politischen Kirchengeschichte (1785). Schmidtschen Handbücher Hier handelt es sich um Johann Ernst Christian Schmidts (1772–1831) unvollendetes sechsbändiges Handbuch der Kirchengeschichte (1801–1820), dem Friedrich Wilhelm Rettberg (1805–1849) einen siebenten Band (1834) folgen ließ. cramerische Bossuet Vgl. II § 103. schröckhische christliche Kirchengeschichte Vgl. II § 103. semlerischen Anmerkungen Betrachtet man das umfangreiche Gesamtwerk Johann Salomo Semlers, so dürfte an dieser Stelle kaum um ein deutschsprachiger Titel gemeint sein. Unter den lateinischen Werken kommen die Commentarii historici de antiquo christianorum statu. Tomus primus (1771) bzw. Tomi secundi pars prima (1772) in Frage. Vergleicht man jedoch II § 103 (Anm. 1), fällt auf, dass Semler dort wie auch hier mit Bossuet bzw. Cramer und Schroeckh zusammengestellt ist, so dass mit den semlerischen Anmerkungen vermutlich die Selecta capita (vgl. II § 103) gemeint sind. §. 399 †† Gemeint ist die zweite Anmerkung in II § 393 a. 110 397 . Wer sich mit recht eigentlichem Fleiß Fleiß auf die Kirchengeschichte legen wollte, müßte sich nicht bloß auf die Kirchengeschichte dieselbe im Ganzen und deren dessen allgemeine Uebersicht einschränken, sondern auch die einzelnen einzlen Theile derselben besonders studieren. Denn die Kirchengeschichte diese Geschichte ist von einem so gar weitläufigen Umfang, daß man überaus viel Wichtiges gar nicht kennen lernt, wenn man sich bloß an die Universalkirchengeschichte Universalkirchengeschichte hält, ja daß man diese nicht einmal recht gründlich, deutlich und pragmatisch machen kan kann , ohne sich eine genauere Kenntniß jener einzelnen einzlen Theile erworben zu haben . Daher werden in der allgemeinen Kirchengeschichte viele sehr wichtige Sachen, Gegenstände ( z. B. Geschichte der Leh ren und des mannichfaltigen Aberglaubens, Ge schichte des sich nach und nach gebildeten Jesuitismus in seiner allmähligen Entwickelung und seines geheimen Einflusses u. d. gl. u. dergl. ) ganz und gar nicht, oder nur sehr wenig berührt, oder nicht richtig und vollständig genug aufklären aufgeklärt; ja von manchen wichtigen Umstände Umständen weiß man die Zeit nicht genau, oder man betrachtet gewisse Erscheinungen Begebenheiten nur nach ihrem Ausbruch, nicht nach den lange versteckten Vorarbeiten dazu †) ; verborgenen Vorbereitungen; *) oder die Geschichte merkwürdiger Veränderungen, Veränderungen wird bey bei der Abtheilung in gewisse Perioden so sehr zerstückelt, daß man sie wenigstens nicht so gut übersehen kan kann , als wenn man die Geschichte der einzelnen einzlen Lehren oder Parteien Partheyen etc. besonders untersuchte. †) Anm. *) So wird z. B. in den gewöhnlichen Abhandlungen der Kirchengeschichte die Lehre vom heil. heiligen Abendmahl und von der Versöhnung Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , so verschiedne Vorstellungen es auch darüber immer gab, jene erstere kaum vor dem Ursprung der Radbert, s. Paschasius Radbertus Paschasius Radbertus radbertschen Radbertschen Streitigkeiten im 9ten, diese kaum vor dem Ursprung der antitrinitarischen antrinitarischen Aeusserungen Aeußerungen im 16ten Jahrhundert, berührt. Seit berührt; seit dem 7ten Jahrhundert verschwinden die Antitrinitarier fast ganz aus der Geschichte, und kommen erst im 16ten wieder zum Vorschein, ohngeachtet ungeachtet nicht zu leugnen läugnen ist, daß der Saame davon in Spanien, dem südlichen Frankreich und Italien, Italien immer geblie ben, und nur erst spät öffentlich ausgebrochen ist. Ueberhaupt, wenn die verschiednen verschiedenen Meinungen über eine Lehre keinen merklichen Einfluß in gewisse große grosse Revolutionen in der Kirche geäussert haben: geäußert haben, so herrscht in der allgemeinen Kirchengeschichte, indem man bloß diese verfolgt, das tiefeste tiefste Still schweigen von jenen unmerklichern Veränderungen. Daher selbst die entsetzlichen Lücken in der Geschichte der Lehren, wenn man diese bloß aus der allgemeinen Kirchengeschichte zusammengetragen hat, wie man sich z. B. aus Priestley, Joseph Priestley's Geschichte der Verfälschungen des Christenthums leicht durch den Augenschein überzeugen kan kann . {Durch die neuern Bearbeitungen der Dogmengeschichte, für welche Münscher, Wilhelm Münscher zu früh gestorben ist, sind jedoch schon viele dieser Lücken ausgefüllt. A. d. H. } radbertschen Streitigkeiten im 9ten Mit dem später heilig gesprochenen Benediktiner Radbert (ca. 790–859), der dem Kloster von Corbie ab ca. 844 für mehrere Jahre als Abt vorstand, verbindet sich v.a. die gelegentlich auch als erster Abendmahlsstreit (vgl. II § 83) bezeichnete Auseinandersetzung um das Abendmahlsverständnis. In seinem Hauptwerk De corpore et sanguine Domini vertrat er die Transsubstantiationslehre und die tatsächliche Gegenwart Christi im Abendmahl (Realpräsenz) und stand damit in Opposition zu Ratramnus von Corbie (gest. ca. 870), der in einer Schrift gleichen Namens ausführte, die Wandlung von Brot und Wein sei nicht körperlich ( corporaliter ), sondern rein geistig ( spiritualiter ) vorzustellen und daher nur bildhaft ( figuraliter ). Das Sakrament bleibe als Mysterium immer unter dieser figura verborgen, eine Identifikation des historischen Passionsleibes Christi mit dem sakramentalen Abendmahlsleib sei daher abzulehnen. Im Abendmahlsstreit um Berengar von Tours (ca. 1000–1088) brach dieser Konflikt erneut auf (vgl. II § 113). Ursprung der antitrinitarischen Aeusserungen im 16ten Jahrhundert Die in Deutschland gelegentlich im reformatorischen und täuferischen Kontext vertretene antitrinitarische Lehre von der Einheit der göttlichen Person geht v.a. auf den Spanier Michael Servetus (1511–1553) und seine De trinitatis erroribus libri septem (1531) zurück, verbindet sich dem Namen nach jedoch insbesondere mit Lelio (1525–1562) und seinem Neffen Fausto Sozzini (1539–1604), dessen posthum veröffentlichter Rakower Katechismus (poln. 1605; dt. 1608; lat. 1609) als wohl wichtigste antitrinitarische Lehrschrift gelten kann. Die nach ihnen benannten Sozinianer konnten v.a. in Osteuropa (Polen, Siebenbürgen u.a.) ein beachtliches Kirchenwesen etablieren (daher die ebenfalls verbreitete Bezeichnung Polnische Brüder ) und wirkten später etwa auf die niederländischen Arminianer oder die englischen Deisten (vgl. II § 189) und Unitarier. Mit der Sammelbezeichnung Antitrinitarier wurden seit dem 17. Jh. jedoch alle Theologen und ihre Anhänger bezeichnet, die die Kritik am altkirchlichen Trinitätsdogma zur Hauptlehre erklärten. Priestley's Geschichte der Verfälschungen des Christenthums Joseph Priestleys (1733–1804) zweibändige History of the corruptions of Christianity (1782) ist unter dem Titel Geschichte der Verfälschungen des Christenthums (1785) von dem Kieler Theologen Jakob Christoph Rudolf Eckermann (1754–1837) übersetzt worden. neuern Bearbeitungen der Dogmengeschichte, für welche Münscher zu früh gestorben ist Der Marburger Theologe Wilhelm Münscher (1766–1814) ist v.a. durch sein in Teilen mehrfach neu aufgelegtes und weit verbreitetes vierbändiges Handbuch der christlichen Dogmengeschichte (1797–1809) hervorgetreten, das jedoch nur die patristische Zeit abdeckt. Daneben ist das ebenfalls weit verbreitete und nach Münschers Tod bis zur dritten Auflage weitergeführte Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte (1811) zu nennen. 111 398 . Zu diesen besondern Haupttheilen der christlichen Kirchengeschichte gehört zuerst die die Geschichte der Schicksale Schicksale des (wahren oder vermeintlichen) Christenthum Christenthums der christlichen Religion , selbst in ihrer Echtheit und Entstellung , und, mit derselben, der christlichen Kirche Kirche in der Welt , d. i. der Ausbreitung und Einschränkung, des Verfalls, oder gar des Aussterbens beyder beider in gewissen Ländern. Bey Bei dieser Geschichte müßte wohl muß nun untersucht werden: von woher die Werkzeuge dieser Ausbreitung gekommen? gekommen, unter welchem Einfluß sie gestanden? gestanden, was für ein in welchem Geist sie das Christenthum sie ausgebreitet haben? was für eine Art der Religion sie in solchen Ländern vorgefunden? vorgefunden, wie weit sie sie ausgerottet, oder geschwächt, oder mit ihrem Christenthum verschmelzt der neuen Lehre verschmolzen haben? wie weit sich in solchen Gegenden diese Fortpflanzung erstrekt? erstreckt, erstreckt? ob über eine ganze Nation oder nicht? und über welchen Theil derselben? ob sie das Christenthum mit sich der Gewalt oder auf welchem gelindern Wege ausgebreitet gelinderer Mittel zu ihren Zwecken bedient , und von welchen Ursachen der größere grössere oder geringere Fortgang abgehan gen? welche Wirkungen diese fortgepflanzte Erkenntniß auf die Cultur Cultur Kultur solcher Länder gehabt, oder wie weit sie durch sie gehemmt und vermindert habe sei ? welche Veränderungen daraus in der ganzen Verfassung solcher Völker entstanden? besonders wie und wonach die Verfassung Verfassung einer neuentstandenen Kirche gebildet worden sey , und in welchem Verhältnisse sie in der Folge gegen die Staats- und übrige Verfassung gestanden habe? Auf eben diese Fragen müßte ohngefähr ungefähr auch bey bei dem äusserlichen äußerlichen Verfall Verfall und Untergang des Christenthums in gewissen Gegenden gesehen werden. – Hiezu Hierzu gehört eine sehr genaue Kenntniß der Völker- und Ländergeschichte und Verfassung zu verschiedenen Zeiten; diese würde Zeiten. Diese wird aber, wegen des großen grossen Einflusses der Religion, eben so sehr durch jene Untersuchungen aufklären aufgeklärt werden, als die Geschichte der innern Veränderungen der christlichen Kirche Licht aus diesen äusserlichen äußerlichen Umstände Umständen bekommen würde muß , in welchem unstreitig der Grund von vielen besondern Veränderungen und Einrichtungen gewisser Kirchen oder des Fortgangs und der Hindernisse derselben, gelegen hat †) . hat. *) †) Anm. *) Z. B. des Wachsthums oder der Schwächung der kirchlichen, sonderlich päbstlichen päpstlichen Gewalt, bey bei schwachen oder bessern Einrichtungen der Staatsverfassung; der sogenannten Orthodoxie oder Heterodoxie, und ihrer Schicksale nach der politischen Verfassung, oder den Umständen und Absichten eines Staats oder Regenten u. d. gl. Die Geschichte des Arianismus und Pelagianismus unter verschiednen verschiedenen Herrschaften und in verschiednen verschiedenen Zeiten kan kann hier vorzüglich zum Beyspiel Beispiel dienen. Arianismus Vgl. I § 63. Pelagianismus Vgl. II § 88. 112 399 . Ein andrer anderer , aber auch wohl der wichtigste, obgleich aber auch schwerste, und am wenigsten mit rechter Genauigkeit bear beitete Theil der Kirchengeschichte †) , †) Kirchengeschichte, 1 ) ist die Geschichte der christlichen Lehre Lehre , und überhaupt der Vorstellungen Vorstellungen in der Religion. Diese Geschichte müßte sich 1) sich nicht bloß auf die in der heiligen Schrift bekannt gemachten Lehren, sondern auf alle Meinungen Meinungen erstrecken, die wenigstens bey bei einem Theil der Christen geherrscht haben, sofern sie in die Religion schlagen, oder dahin gezogen worden sind, sie mögen zur natürlichen oder geoffenbarten Kenntniß der Religion gehören, es mögen davon vermeintliche Spuren in der Bibel aufgefunden, oder sie anderwärts her genommen seyn. ††) 2 ) 2) Sie müßte nicht nur das Schicksal der Lehren der heiligen Schrift selbst, unter den Christen selbst in der christlichen Kirche , sondern auch der verschiednen verschiedenen Vorstellungen enthalten , die man sich unter den Christen davon gemacht hat, und die Schicksale dieser Vorstellungen. †††) Vorstellungen 3 ) enthalten. †) Anm. 1) Mit so großem grossem Fleiß einige Stücke dieser Geschichte untersucht worden sind ( s. die Anweisung zur theologischen theologisch. Bücherkenntniß Bücherkenntniß, §. 392–402): 392–402.), so ist es doch meistens nur aus polemischen Absichten und zur Beantwortung der Frage über das Alterthum gewisser Lehren und Vorstellungen geschehen. Dieser Umstand hat nicht nur die Un parteylichkeit Unpartheylichkeit bey Unparteilichkeit bei dieser Untersuchung oft verhindert, und das, was Geschichte seyn sollte, in eine polemische Abhandlung verwandelt; sie hat auch verursacht, daß fast nur die Geschichte solcher Lehren untersucht worden, über welche sich ganze Parteyen Partheyen Parteien unter den Christen getrennt haben, haben (namentlich der zwischen der römischen Kirche und andern Kirchen streitigen Lehren,) und daß Lehren), dagegen die Geschichte der übrigen Lehren meistens unbearbeitet liegen geblieben ist. Daher ist auch die Geschichte einer Lehre in neuern Zeiten fast nie mitgenommen worden; worden, so wie man auch noch gar keine auch nur einigermaßen einigermassen ganze ganz vollständige Geschichte der christlichen Lehre hat. ††) Hieher 2) Hierher gehört die ganze Geschichte philosophischer Hypothesen und des religiösen Aberglaubens unter den Christen, die aus dem Juden- oder Heidenthum in die Kirche übergingen; die ganze Emanationslehre, die von der Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen Geister, von Zauberern und Hexen, deren Gemeinschaft mit bösen Geistern, selbst dem Tanzen mit ihnen auf Bergen (wovon schon im vierten Jahrhundert Spuren in den Morgenländern sind) u. d. gl. †††) 3) So hat es nicht nur verschiedne verschiedene Vorstellungen vom Verdienst Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und guten Werken, vom Gesetz und Evangelium, gegeben, sondern es ist auch eine dieser Lehren durch übertriebnen übertriebenen Werth der andern, oft vernachläßigt vernachlässigt , und durch ganz fremde und unbiblische Vorstellungen verdunkelt, zu gewissen Zeiten und in gewissen Parteyen Partheyen Parteien darin gar nichts näher, oft wieder nur zu viel bestimmt worden. Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 392–402 Vgl. I § 43. Emanationslehre Unter Emanation versteht man das Ausfließen ( emanatio ) des Vielen aus dem Einen, ohne dass sich das Eine dabei vermindert oder verändert. Die ursprünglich der vorsokratischen Philosophie entstammende (Licht, Wärme, Düfte etc.), seit Platon jedoch nur noch latent vorhandene Vorstellung der Emanation erlebte zur Erklärung des Verhältnisses von göttlicher Transzendenz und Immanenz dann v.a. in gnostischen Systemen einen erneuten Aufschwung. Dogmatisch haben Emanationslehren im Rahmen der Schöpfungs-, aber auch der Trinitätslehre Bedeutung erlangt, wurden in diesen Zusammenhängen jedoch bereits in altkirchlicher Zeit scharf kritisiert. Seelenwanderung, von den Schutzengeln, von den Wirkungen der bösen Geister, von Zauberern und Hexen […] Spuren in den Morgenländern sind Hier dürfte v.a. Balthasar Bekkers (1634–1698) De Betoverde Weereld (1691–1693) im Hintergrund stehen. Die drei Bände wurden unter dem Titel D. Balthasar Bekkers reformirten Predigers in Amsterdam bezauberte Welt (1781–1782) von Johann Moritz Schwager (1738–1804) ins Deutsche übersetzt und von dessen Lehrer Johann Salomo Semler durchgesehen und vermehrt. Während des Studiums in Halle zählte neben Semler auch Nösselt zu Schwagers Lehrern. verschiedne Vorstellungen vom Verdienst Christi und guten Werken Vgl. I § 61; II § 83. 113 400 . Und, da Da die verschiednen verschiedenen Vorstellungen von einer Lehre Lehre entweder aus verschiednen verschiedenen Erklärungen der heiligen Schrift, oder aus verschiednen verschiedenen Grundsätzen der Philosophie und deren ver schiednen verschiedenen Anwendung, oder aus verschieden angenommner angenommener Tradition, oder nach verschiednem verschiedenem innern Gefühl, entstanden sind: so würden 3) werden ferner 3) die verschiednen verschiedenen Meinungen Meinungen über die Gültigkeit, den Werth und die rechte Anwendung dieser Quellen, und die Schicksale, welche diese Meinungen gehabt haben, mit in Anschlag kommen müssen; auch 4) die verschiednen verschiedenen Vorstellungen von dem Werth gewisser Bestimmungen einer Lehre, ihrem ihren Einfluß in andre andere Lehren, und der Nothwendigkeit, sie von einem Christen zu fordern; fordern, mithin zugleich 5) der Ursprung und das Schicksal vorher unbekannter und ungewöhnlicher Meinungen, auf die man erst gefallen ist, um andre andere Lehren oder Vorstellungen zu vertheidigen; vertheidigen. Hiermit sind 6) die neuen Erklärungen Erklärungen gewisser Schriftstellen und neue versuchte Beweise für gewisse Meinungen, so wie umgekehrt der Verfall und die Verdächtigung andrer das Verschwinden oder Verdächtigwerden anderer Erklärungen darüber; darüber zu verbinden. Auch darf man 7) die eingeführte Terminologie Terminologie und der verschiedne den verschiedenen oder veränderte veränderten Sprachgebrauch Sprachgebrauch in der Theologie, und überhaupt 8) alle Umstände nichts von den Umständen übersehen , die zu solchen Vorstellungen, ihren Abwechselungen, ihrer behaupteten Nothwendigkeit, oder ihren Beweisen u. d. gl. Gelegenheit gegeben haben. Anm. 1. Anm. 1) Einen merkwürdigen Beleg Eine merkwürdige Beylage zum 4ten und den übrigen Stücken dieses §. giebt z. B. die Lehre vom heil. heiligen Abendmahl Abendmahl. Unstreitig haben enthalten sowohl die Kirchenväter, als alte Liturgien Liturgieen , Stellen, die für die Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar einer Verwandlung des Brodts Brods und Weins, zu seyn stimmen scheinen, so wie als andere für bloße blosse Zeichen und Bilder. Erst im 7ten Jahr hundert fing man in den Morgenländern an, die Ausdrücke, σημειον , συμβολον , τυπος etc. weniger, und dagegen jene gröbere gröberen Vorstellungen und Ausdrücke zu brauchen, um den wahren Körper Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , gegen Manichäer und Aphtartodoketen, festzustellen. Nachdem festzustellen, und, nachdem Karl I. Karl der Große Grosse (im 2ten Buch de cultu imag. c. 27 27. ) den Ausdruck Bild Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi verworfen hatte, um den Beweis des zweyten 2ten zweiten nicäischen Concilii für den Bilderdienst zu widerlegen, den dieses daher genommen hatte, daß Brodt Brod im heil. heiligen Abendmahl ein Bild Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi würde, auch der Mißverstand jener derbern Ausdrücke von Verwandlung u. s. f. dazu gekommen war, fing die Vorstellung von Zeichen Zeichen an, an auch in der lateinischen Kirche zu sinken, und Radbert, s. Paschasius Radbertus Paschasius Radbertus Radbert Radbert konnte schon im 9ten Jahrhundert mit seiner Meinung einiges Glück machen, die, alles damaligen Widerspruchs ohngeachtet ungeachtet , in der Mitte des 11ten Jahrhunderts schon so überhand genommen hatte, daß Berengar von Tours Berenger Berengar die gegenseitige Meinung als eine Ketzerey Ketze rei abschwören mußte. Und doch legte selbst Pabst Papst Gregorius VII. Gregor 7. VII. noch keinen so großen grossen Werth auf die herrschende Meinung, daß er anfänglich Berengar von Tours Berengers Berengar's Beweis aus dem Alterthum für gültig erkannte, und hernach selbst mit seiner Erklärung zufrieden war. ( S. Berengar von Tours Berengarii Stelle in Lessing, Gotthold Ephraim Leßings Leßing's Berengar von Tours Berengar. Turonens. S. 152 f. und Martène, Edmond Martene nov. thesaur. anecdot. Tom. IV. p. 103.) Erst der Widerspruch der Albigenser etc. etc. gegen die nun immer mehr um sich greifende Lehre von der Brodtverwandlung Brodverwandlung bewog den Pabst Papst Innozenz III. Innocenz 3. III. auf der lateranensischen lateranensisch. Kirchenversammlung im Jahr 1215 1215, diese Lehre zur Lehre der Kirche zu machen, und die Verfolgung der anders Denkenden denkenden , als Ketzerey Ketzerei , zu gebieten. – Wer Luther, Martin Luthers Luther's Lehre über das heil. heilige Abendmahl in seinen vom N. Test. N. T. und von dem babylonischen der babylonisch. Gefängniß 1520 herausgegebnen Schriften 1520. herausgegebenen Schriften, mit den folgenden, nach entstandnem entstandnen entstandenem Streit mit den Schweitzern, sein Benehmen beym Marpurger beim Marburger Religionsgespräch, wieder etwas anders bey bei der wittenbergischen Concordie, und wieder auf die erste Art seit Erscheinung der Zwingli, Ulrich zwinglischen Zwingli'schen Werke im Jahr 1543, so wie das Betragen einiger seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher Consensus im Jahr 1549, 1549 und noch mehr bey bei der Concordienformel, nach entstandnen entstandenen kryptocalvinischen Händeln in Sachsen, vergleicht, der wird sich sehr leicht diese Abwechselungen in den Vorstellungen vom heil. heiligen Abendmahl, und den verschiedenen Werth, den man darauf gelegt hat, erklären können. Anm. 2. Bey 2) Bei der 5ten Anmerkung Bemerkung des §. dienet dient die Lehre von der Concomitanz zum Beyspiel Beispiel , welche durch die von der Transsubstantiation veranlaßt worden ist, und wieder die von der Entbehrlichkeit des Kelchs im heil. heiligen Abendmahl erzeugt hat, so wie man auf die Lehre von der Ubiquität der Mensch heit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi zuerst durch die Lehre von der wesentlichen Gegenwart des Leibes Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi im heil. heiligen Abendmahl geleitet wurde; – bey Bey bei der 6ten, die Erklärung der Stelle Joh. 14, 28. von der ἀγεννησια des Vaters; Vaters, Röm. Rö mer 9. und andrer anderer gleichlautenden von der augustinianischen Prädestination; Prädestination, Ephes. 5, 32. von der Ehe als einem Sacrament; Sacrament, Sakrament; Ebr. 2, 16. von Vereinigung beyder beider Naturen in Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo ; und die Bedenklichkeit, Apgesch. 3, 21. durch quem oportuit coelo capi zu übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten; – Bey bei der 7ten die verschiednen Bedeutungen der ὁμοουσιας vor und nach dem ersten nicäischen Concilium, desgl. desgleichen der Wörter ὑποστασις , φυσις , φυσικη ἑνωσις , συγκρασις , φθαρτον u. a. bey bei den arianischen, nestorianischen und monophysitischen Streitigkeiten. Vorstellung von einer reellen Gegenwart, oder gar einer Verwandlung des Brodts und Weins […] so wie andere für bloße Zeichen und Bilder Gemeint sind v.a. die Auseinandersetzungen um das Abendmahl im 9. (vgl. II 110) und 11. Jh. sowie die der Reformationszeit (vgl. II § 83). Manichäer Mit dem auf den im Perserreich wirkenden Religionsstifter Mani (216–276/277) zurückgehenden Manichäismus war dem Christentum im römischen Reich des 3. Jh.s ein ernsthafter Konkurrent erwachsen, der sich auch weit nach Asien ausbreiten und nicht zuletzt aufgrund seiner synkretistischen Anlage zu einer Weltreligion avancieren konnte. Manis streng hierarchischer (u.a. Unterscheidung von electi und auditores ) Kirche, der zeitweise auch Augustin (vgl. II § 19) zuneigte, lag ein komplexer Mythos zugrunde, nach dem sich die ursprünglich voneinander getrennten Reiche der Finsternis bzw. Materie und des Lichts bzw. Gottes im Kampf vermischen, um sich am Ende der Welt wieder und endgültig voneinander zu trennen. Seine ethische Dimension entfaltet dieser Mythos im Hinblick auf die Befreiung des in der Materie gefangenen Lichts, der in diesem Zusammenhang als Mittler auftretende Christus hat dabei nach manichäischer Vorstellung nur zum Schein eine materielle Gestalt angenommen (Doketismus) und daher auch nur scheinbar den Tod erlitten. V.a. der strenge Dualismus findet sich später auch bei den Bogomilen (II § 128), Paulizianern und Katharern (vgl. II § 19) sowie den Priscillianisten (vgl. II § 98). Da die Bezeichnung Manichäismus christlicherseits großzügig zur Etikettierung von Häretikern (im 16. Jh. etwa auch Luther u.a.) verwendet wurde, bleibt der tatsächliche Einfluss der Manichäer jedoch nicht selten umstritten. Als bis heute bedeutendes Grundlagenwerk gilt noch immer Isaac de Beausobres Histoire Critique (vgl. II § 106). Aphtartodoketen Unter Aphthartodoketen (nach Julian von Halikarnassos und Gaianus, kurzzeitig Bischof von Alexandrien, auch als Julianisten bzw. Gaianisten bezeichnet) versteht man eine monophysitische Glaubensrichtung der Spätantike, die die Auffassung vertrat, der Leib Christi sei bereits vor der Auferstehung unsterblich und unvergänglich ( ἄφθαρτος ), d.h., Christi Leiden und Tod seien nur scheinbar gewesen. Karl der Große (im 2ten Buch de cultu imag. c. 27) Die Beschlüsse des Zweiten Konzils von Nicäa (s.u.) stießen am fränkischen Hof, der auf dieser Synode nicht vertreten war, auf massiven Widerstand, so dass Karl der Große (747–814) 792 mit dem Capitulare adversus synodum Auszüge der besonders zu beanstandenden Passagen zur Richtigstellung an Papst Hadrian I. (gest. 795) übersandte und zudem mit dem als Libri Carolini bekannten Werk De impio imaginum cultu (1731 von Christoph August Heumann besorgt) eine ausführliche Widerlegung der Konzilsbeschlüsse verfassen ließ. Im Schulterschluss mit Byzanz wies Hadrian die fränkische Position jedoch kategorisch zurück. Als die Beschlüsse von Nicäa auf der Synode von Frankfurt (794) nochmals thematisiert wurden, lehnte der fränkische Klerus wider Rom und Byzanz die Bilderverehrung offiziell ab. Im Hintergrund dürfte jedoch v.a. ein Übersetzungsproblem stehen, denn während in den griechischen Konzilsbeschlüssen von Nicäa zwischen Verehrung ( προσκύνησις ) und der allein Gott zukommenden Anbetung ( λατρεία ) unterschieden wurde, wurden in der lateinischen Übersetzung beide Begriffe mit adoratio (Anbetung) wiedergegeben. Nicht gemeint ist die von Bischof Jonas von Orléans (ca. 760–843) gegen den radikalen Ikonoklasten Claudius von Turin (gest. ca. 827) gerichtete Schrift De cultu imaginum . Beweis des zweyten nicäischen Concilii für den Bilderdienst Das im Rahmen des byzantinischen Bilderstreites (vgl. II § 83) unter römisch-katholischer, nicht aber unter fränkischer (s.o.) Beteiligung abgehaltene Zweite Konzil von Nicäa (787) hob die bilderfeindlichen Beschlüsse des vorangegangenen Konzils von Hiereia (754) auf und entschied, dass Bilder zu verehren , aber nicht anzubeten seien. Hatte die ikonoklastische Politik der Kaiser Leo III. (ca. 680–741) und Konstantin V. (718–775) in Hiereia noch zur Exkommunikation des Johannes von Damaskus (vgl. II § 115) geführt, wurde er auf dem von der für ihren minderjährigen Sohn Konstantin VI. (ca. 771–797) regierenden bilderfreundlichen Kaiserwitwe Irene (ca. 752–803) einberufenen Konzil von Nicäa rehabilitiert. Radbert konnte schon im 9ten Jahrhundert […] daß Berenger die gegenseitige Meinung als eine Ketzerey abschwören mußte Im Abendmahlsstreit des 11. Jh.s vertrat Berengar von Tours (ca. 1000–1088) im Anschluss an Radberts (ca. 790–859) Gegenspieler Ratramnus von Corbie (gest. ca. 870) eine Position, die der Lehre von der Transsubstantiation und der Realpräsenz, wie sie sich seit den radbertschen Streitigkeiten des 9. Jh.s etabliert hatte (vgl. II § 110), zuwider lief. Berengar, dessen symbolistische Abendmahlslehre v.a. von Lanfranc von Pavia (auch Bec) (ca. 1010–1089), dem späteren Erzbischof von Canterbury, zurückgewiesen wurde, wurde ab 1050 mehrfach, u.a. in Tours (s.u.), verurteilt und gezwungen, sich zur orthodoxen Lehre zu bekennen. Seine endgültige Unterwerfung geschah auf der Fastensynode in Rom (1079) und dem Konzil von Bordeaux (1080), doch hielt sich Berengar nicht an das gegen ihn ergangene Lehrverbot. Pabst Gregor 7. Der v.a. im Zusammenhang des Investiturstreits und durch die nach ihm benannten Gregorianischen Reformen bekannte Gregor VII. (1073–1085) war vor seiner Wahl zum Papst unter dem Namen Hildebrand zwischen 1054 und 1058 als päpstlicher Legat in Frankreich tätig. In dieser Eigenschaft leitete er die Synode von Tours (1054), auf der die Auseinandersetzung um die Abendmahlslehre des Berengar (s.o.) beigelegt werden sollte, und wirkte darauf hin, dass Berengar nach Rom reisen und seinen Fall dort klären lassen sollte. Da jedoch alle Klärungsversuche scheiterten, sah sich Hildebrand nach seiner Papstweihe gezwungen, dieses Verfahren erneut aufzunehmen. Als er Berengar 1078 nach Rom berief, ließ er ihn, anfangs noch um einen Ausgleich bemüht, ein offen und unverfänglich formuliertes Bekenntnis ablegen. Neben den Kirchenvätern soll Gregor zusätzlich eine himmlische Offenbarung angeführt haben, in der ihm Berengars Rechtgläubigkeit bestätigt wurde. Berengars Verurteilung im darauffolgenden Jahr konnte jedoch nicht verhindert werden. Berengarii Stelle in Leßings Berengar. Turonens. S. 152 f. Gemeint ist Gotthold Ephraim Lessings Berengarius Turonensis oder Ankündigung eines wichtigen Werkes desselben, wovon in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel ein Manuscript befindlich, welches bisher völlig unerkannt geblieben (Braunschweig 1770). Lessings Bericht über die von ihm während seiner Zeit als Bibliothekar in Wolfenbüttel entdeckte Handschrift führte zu einer Korrektur des überkommenen Berengarbildes. Martene nov. thesaur. anecdot. Tom. IV. p. 103 Im vierten des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond Martène (1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten (vgl. II § 129) fünfbändigen Thesaurus novus anecdotorum (1717) findet sich an der angebenen Stelle das Juramentum Berengarii Turonici clerici factum Romae in ecclesia Lateranensi de Eucharistia tempore Gregorii Septimi Papae (aaO 103–114). Albigenser Der Name Albigenser bezeichnet ursprünglich die in der südfranzösischen Stadt Albi aufgetretenen Katharer (vgl. II § 19). Insbesondere seit dem ab 1209 geführten Albigenserkreuzzug wurden beide Bezeichnungen synonym verwendet. Lehre von der Brodtverwandlung bewog den Pabst Innocenz 3. auf der lateranensischen Kirchenversammlung im Jahr 1215 […] anders Denkenden, als Ketzerey, zu gebieten Auf der von Innozenz III. (1198–1216) einberufenen Vierten Lateransynode (1215) wurde u.a. die Lehre von der Transsubstantiation (vgl. II § 83) fixiert (Kanon 1). Gleichzeitig wurden umfassende Ketzereibestimmungen erlassen, die jeden Widerspruch gegen die Lehren des Konzils mit Bann und Exkommunikation bedrohten (Kanon 3). N. Test. und von dem babylonischen Gefängniß 1520 Gemeint sind der Sermon von dem neuen Testament, das ist von der heiligen Messe (WA 6 [1888], [349] 353–380) aus dem Jahr 1520, in dem sich die Vorstellung von der Konsubstantiation, jedoch noch keine explizite Kritik an der Transsubstantiationslehre (vgl. II § 83) findet, sowie der zu den reformatorischen Hauptschriften zählende lateinische Traktat De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (WA 6 [1888], [484] 497–573), in dem Kelchentzug (vgl. II 83), der Missbrauch der Messe und die Transsubstantiation als Grund für die Gegenwart Christi im Abendmahl angeprangert werden und zum ersten Mal die Siebenzahl der Sakramente bestritten wird. Streit mit den Schweitzern Gemeint ist der Mitte der 1520er Jahre aufbrechende erste Abendmahlsstreit der Reformationszeit, der eine massive theologische Auseinandersetzung nach sich zog (vgl. II § 83). V.a. durch die Beschlüsse des Reichstags zu Speyer (1529) spitzte sich die politische Lage der nach ihrer dortigen Protestation benannten Protestanten gleichzeitig soweit zu, dass Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567) auf ein militärisches Bündnis gegen Kaiser und Papst drängte und im Hinblick auf konfessionelle Geschlossenheit zum Marburger Religionsgespräch (s.u.) einlud. Marpurger Religionsgespräch Das auf Initiative des um die Einheit aller protestantischen Kräfte (s.o.) bemühten Landgrafen Philipp von Hessen (1504–1567) zustande gekommene Marburger Religionsgespräch (1529) sollte eine Klärung der wichtigsten theologischen Differenzen zwischen Luther und den Schweizern um Zwingli bringen. Wie die Marburger Artikel , die kurze Zeit später gemeinsam mit den Schwabacher Artikeln (vgl. II § 212) zur Grundlage der Lehrartikel der Confessio Augustana (vgl. II § 211) werden sollten, zeigen, ist dies in einigen Punkten durchaus gelungen, doch konnte in der seit Jahren (s.o.) ausgetragenen Frage nach dem Abendmahlsverständnis (vgl. II § 83) keine Einigung erzielt werden. wittenbergischen Concordie Vgl. II § 98. Erscheinung der zwinglischen Werke im Jahr 1543 Diese Ausgabe erschien auf Betreiben Heinrich Bullingers (1504–1575), der nach dem Tod Zwinglis im Jahre 1531 zu dessen Nachfolger gewählt worden war. Betragen einiger seiner Schüler seit der Erscheinung des Zürcher Consensus im Jahr 1549 Bei dem von dem Zürcher Heinrich Bullinger (1504–1575) und dem Genfer Calvin erzielten Consensus Tigurinus (1549) handelt es sich um eine 26 Artikel umfassende Einigung der Schweizer Reformierten in der Sakramenten- und hier v.a. in der Abendmahlslehre. Verworfen wurden die katholischen Lehren von der Transsubstantiation (vgl. II § 83) sowie das mit der Realpräsenz und Ubiquität Christi (s.u.) rechnende und später in der Konkordienformel fixierte lutherische Abendmahlsverständnis (vgl. II § 83). Während der Consensus Tigurinus maßgeblich zur Annäherung der reformierten Positionen beitrug, vergrößerte er gleichzeitig den Abstand zu den Lutheranern. Concordienformel Vgl. II § 83. kryptocalvinischen Händeln in Sachsen Vgl. II § 98. Lehre von der Ubiquität der Menschheit Christi […] wesentlichen Gegenwart des Leibes Christi im heil. Abendmahl geleitet wurde Durch die Lehre von der Ubiquität (Allgegenwart) wird in der lutherischen Theologie seit dem 16. Jh. die Realpräsenz Jesu Christi im Abendmahl begründet. Anders als in der katholischen Transsubstantiationslehre (vgl. II § 83) kann Christus deswegen leiblich im Abendmahl anwesend sein, weil er nicht nur seiner göttlichen Natur nach an der göttlichen Allgegenwart partizipiere, sondern auch seiner menschlichen Natur nach, da beide Naturen Christi nicht von einander zu trennen seien und sich wechselseitig durchdringen ( Communicatio idiomatum ) (vgl. I § 63). Die später in die Konkordienformel (vgl. II § 83) aufgenommene Ubiquitätslehre wurde von katholischer, aber auch auf reformierter Seite, etwa im Consensus Tigurinus (s.o.), verworfen. Erklärung der Stelle Joh. 14, 28. von der ἀγεννησια des Vaters Die subordinatianistisch anmutende und insbesondere für den arianischen Streit (vgl. I § 63) einschlägige Feststellung, der Vater sei größer als der Sohn (Joh 14,28), hat bereits in der Zeit der Alten Kirche unterschiedliche Deutungen nach sich gezogen. Mithilfe der Vorstellung, dass allein der Vater ungezeugt, d.h. ohne Ursache ( ἀγεννησία / innascibilitas ), sei und der Sohn und der Heilige Geist aus dem Vater (vgl. jedoch das Filioque ) hervorgehen ( γέννησις / generatio bzw. ἐκπόρευσις / processio ), kann der Vater zwar im Hinblick auf diese trinitätsinternen Relationen als größer verstanden werden, nicht aber im Hinblick auf die οὐσία (vgl. II § 83). augustinianischen Prädestination Ausgehend von der Idee der Erbsünde, d.h. der Vorstellung von der Übertragung der Sünde Adams auf seine Nachkommen, vertrat der Kirchenvater Augustin höchst einflussreich eine Prädestinationslehre, nach der der Mensch im Hinblick auf sein Heil allein von der Gnade Gottes abhängt (vgl. II § 83), der die einen zum Heil und die anderen zur Verdammnis vorherbestimmt hat (doppelte Prädestination bzw. doppelter Ausgang) (vgl. II § 212). Anders als in der Konzeption des Pelagius (vgl. II § 88) hat der Mensch keinen Einfluss auf sein Heil. Vereinigung beyder Naturen in Christo Vgl. I § 63. Bedenklichkeit, Apgesch. 3, 21. durch quem oportuit coelo capi zu übersetzen, aus Furcht der Ubiquität zu nahe zu treten Bereits im Zusammenhang des in lateinischer Sprache verfassten und für den Schulunterricht bestimmten Wittenberger Katechismus (1571) war es v.a. deswegen zu massiver Kritik gekommen, weil Apg 3,21 ὃν δεῖ οὐρανὸν μὲν δέξασθαι im Anschluss an Theodor Beza passivisch übersetzt worden war. Luther hatte das Relativpronomen ὅν an dieser Stelle als Subjekt aufgefasst und aktivisch übersetzt, Christus müsse den Himmel einnehmen, die passivische Übersetzung fasst ὅν dagegen als Objekt auf und übersetzt, Christus müsse in den Himmel aufgenommen werden bzw. dort gefangen sein. Da die passivische Übersetzung nahelegt, Christus sei nach der Himmelfahrt seiner menschlichen Natur nach ausschließlich im Himmel gegenwärtig, so dass in der Folge die durch die Ubiquitätslehre (s.o.) begründete leibliche Anwesenheit Christi im Abendmahl auch seiner menschlichen Natur nach unmöglich sei, wurde sie auf lutherischer Seite abgelehnt. verschiednen Bedeutungen der ὁμοουσιας vor und nach dem ersten nicäischen Concilium Vgl. I § 63. ὑποστασις , φυσις , φυσικη ἑνωσις , συγκρασις , φθαρτον u. a. bey den arianischen, nestorianischen und monophysitischen Streitigkeiten Zu den Begriffen ὑπόστασις und φύσις vgl. II § 83, zur Einheit beider Naturen Christi ( φυσικὴ ἕνωσις ), ihrer Vermischung ( σύγκρασις ) und zum vergänglichen ( φθαρτόν ) Leib (s.o.) Christi vgl. I § 63. 114 401 . Schon der große grosse Umfang dieser Geschichte macht die Untersuchung derselben sehr schwer, und vielleicht ist bey bei keinem Theil der Kirchenhistorie, ausser außer den andern oben angegebnen angegebenen Wissenschaften (§. 104 391 flg. 104. fg. ) eine ausgebreitete Kenntniß der historischen Denkmahle Denkmahle und der Religionsschriften Religionsschriften aller christlichen Völker und Zeiten, eine genaue Bekanntschaft mit dem mannichfaltigen kirchlichen Sprachgebrauch und der Geschichte der Philosophie, Philosophie nöthiger, fast bey bei keinem ist auch strenge Unparteylichkeit Unparteylichkeit Unpartheylichkeit Unparteilichkeit zu beobachten schwerer, als bey bei diesem. Aber es belohnt sich auch der darauf gewandte Fleiß genug durch große grosse Vortheile, die schon oben bey bei dem Nutzen der Kirchengeschichte angegeben sind, und die vorzüglich können aus dieser Lehrgeschichte gezogen werden. Unsre werden können. Unsere Einsichten in die der Religion Religion bleiben immer sehr eingeschränkt, wenn man die verschiednen verschiedenen Gestalten und Seiten nicht kennt, in und auf welchen sich eine Sache dem menschlichen Verstande darstellt. Man bleibt um so mehr auf seinen Meinungen ersessen, und taub gegen alle bessre bessere Einsichten, je weniger Seiten einer Sache, und je weniger man die Gründe Gründe kennt, die Andre Andere , an ders zu urtheilen, oder sich auszudrucken auszudrücken , bewogen haben. Nur alsdann kan kann man dem Mißverstand und den Wortstreitigkeiten Wortstreitigkeiten vorbeugen, die so ganz alle richtige Entscheidung verhindern, Irrthümern und Zweydeutigkeiten Zweideutigkeiten auf den Grund kommen, richtiger und billiger von Andrer Anderer Meinungen und ihrer Unschuld oder ihrem Werth urtheilen, und selbst bestimmter denken und sich ausdrucken ausdrücken lernen, wenn man hinlänglich mit der Geschichte dieser Lehren und der verschiednen verschiedenen Vorstellungen davon bekannt ist. Anm. Der Eifer, mit dem Nestorius von Konstantinopel Nestorius Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes ( Θεοτόκος ( Θεοτοκος ) widersetzten wiedersetzten , hingegen auf stete Unterscheidung der beyden beiden Naturen in Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo drangen, und umgekehrt des Cyrill von Alexandrien Cyrillus Cyrillus Eifer für jenen und wider diese, gründete sich bey bei jenen auf die Furcht für den Apollinarismus vor dem Apollinarismus , der in Syrien, und bey bei diesem auf den Eifer gegen den Arianismus Arianismus , der in Aegypten mehr herrschte. Dieses Beyspiel Beispiel , so wie Jovinian Jovinians Jovinian's Satz: omnia peccata paria esse; esse, der dem Johannes Philoponus Johannes Philoponus Johannes Philoponus Schuld gegebne gegebene Tritheismus; Tritheismus, Agricola, Johannes Joh. Agricola Joh. Agricola und der Antinomer Antinomer Eifer wider das Gesetz; Gesetz, der Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind? und tausend andre Beyspiele andere Beispiele , erläutern das hier Gesagte. Vergl. Vergleiche Ernesti, Johann August J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl. Abhandlung und Walch, Christian Wilhelm Franz J. C. W. F. Walch Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre, zweyte zweite Ausgabe, Göttingen 1764. 8. Nestorius und die Morgenländer sich dem Ausdruck Mutter Gottes ( Θεοτόκος ) widersetzten […] Unterscheidung der beyden Naturen in Christo drangen Zum nestorianischen Streit vgl. I § 63. Cyrillus Eifer für jenen und wider diese Als der große Gegenspieler des Nestorius von Konstantinopel (s.o.) sah Bischof Kyrill von Alexandrien (gest. 444) in der nestorianischen Lehre, Christi göttliche und menschliche Natur sei geteilt und unvermischt, einen Angriff auf die Trinität, im Hinblick auf Maria war er ein Verfechter der Bezeichnung Gottes gebärerin ( Θεοτόκος ). Vor dem Hintergrund des Machtkampfes zwischen Rom und Konstantinopel konnte Kyrill Papst Caelestinus I. (422–432) von seiner Position überzeugen, so dass Nestorius auf dem Konzil von Ephesus (431), einem Zentrum der Marienverehrung, verurteilt wurde. Apollinarismus Vgl. II § 102. Arianismus Vgl. I § 63. Jovinians Satz: omnia peccata paria esse Der im Jahre 390 als Häretiker verurteilte und v.a. aus der Darstellung des Hieronymus ( Adversus Iovinianum ) bekannte Mönch Jovinianus (gest. vor 406) vertrat eine antiasketische Lehre, nach der Ehe und Ehelosigkeit, Fasten und Genuß, freiwillige Armut und Reichtum u.Ä. für alle, die die Taufe bewahren, den gleichen himmlischen Verdienst nach sich ziehen. Der in diesem Zusammenhang von Augustin referierte Grundsatz Jovinians, alle Sünden seien gleich ( omnia peccata paria esse ), ist stoischer Herkunft. Johannes Philoponus Schuld gegebne Tritheismus Als Philosoph ist der neuplatonisch geschulte Johannes Philoponus (gest. nach 575) insbesondere als Kritiker des Neuplatonismus sowie als Aristoteles-Kommentator hervorgetreten, in seinen später verfassten theologischen Werken optierte er u.a. für den Monophysitismus (vgl. I § 63) und hob gleichzeitig die Unterschiedenheit der drei trinitarischen Personen hervor, die er als drei Substanzen betrachtete (vgl. II § 83). Auch wenn Johannes aus diesem Grund auf dem Dritten Konzil von Konstantinopel (680/681) als Tritheist verurteilt wurde, gehört er zu den wichtigsten Gelehrten des 6. Jh.s und hat die byzantinische und arabische Philosophie wie auch das naturphilosophische Denken des Mittelalters und der Frühen Neuzeit beeinflusst. Joh. Agricola und der Antinomer Eifer wider das Gesetz Die guten Beziehungen des Reformators Johannes Agricola (1492/1494–1566) zu Luther und Melanchthon wurden ab 1525 in seiner Zeit als Rektor und Prediger in Eisleben und auch nach seiner 1536 erfolgten Rückkehr nach Wittenberg von Differenzen im Hinblick auf die Bedeutung des Gesetzes überschattet, die Agricola 1540 fluchtartig an den brandenburgischen Kurfürstenhof wechseln ließen. Gegen die lutherische Auffassung, das Gesetz lege das vollkommene Angewiesensein des sündigen Menschen auf die Gnade Gottes offen ( usus elenchticus ), vertrat Agricola die Position, dass das Gesetz keine Bedeutung für das Heil besitze, sondern der Glaube allein zureiche. Dieser erste antinomistische Streit flammte im Zusammenhang des sog. majoristischen Streites zwischen Gnesiolutheranern und Philippisten wenige Jahre später als zweiter antinomistischer Streit erneut auf. Eine Entscheidung brachte die Konkordienformel (II § 83). Streit über den Satz: ob gute Werke zur Seligkeit nöthig sind Vgl. II § 83. J. A. Ernesti Opuscula theologica, 13te Abhandl. Die dreizehnte Abhandlung in Johann August Ernestis Opuscula theologica (1773) trägt den Titel De theologiae historicae et dogmaticae coniungendae necessitate et modo universo (aaO 565–590). J. W. F. Walch Die Gedanken von der Geschichte der Glaubenslehre stammen, wie in der Erstauflage der Anweisung korrekt bibliographiert, von Christian Wilhelm Franz Walch. 115 402 . Unter den Quellen der christlichen Lehrgeschichte Lehrgeschichte Quellen der christlichen Lehrgeschichte haben die Schriften dererjenigen den ausgebreitetsten Nutzen Nutzen, welche über christliche Lehren geschrieben haben, es sey sei daß sie ihre eigne eigenen Gedanken darüber äusserten äußerten , oder verschiedne verschiedene Meinungen darüber, oder wenigstens eine Er klärung und einen bestimmten Sinn einer christlichen Lehre erwähnten erwehnten . Durch sie wird man nicht nur mit mehrern Vorstellungen über einen Lehrpunct Lehrpunct Lehrpunkt , man wird auch zum Theil mit den Gründen bekannt, wodurch man jene unterstützt hat, oder mit den Meinungen, die auf jene geführt, oder ihr ein gewisses Ansehn Ansehen verschafft haben; welchen Nutzen andre andere Denkmahle Denkmale , selbst öffentliche Bekenntnißschriften Bekenntnißschriften, nicht leisten, wenn sie nicht zugleich Schutz- und Vertheidigungsschriften sind. Diejenigen christlichen Schriftsteller, welche bey bei der in gewissen christlichen Ländern herrschenden Lehrpartey Lehrpartey Lehrparthey Lehrpartei ein vorzügliches Ansehn Ansehen erlangt haben, entweder als Zeugen und treue Fortpflanzer derjenigen Vorstellung von einer Lehre, die dergleichen Partey Parthey Partei für die richtigste hält, oder als solche, welche die richtige Vorstellung getroffen haben, sind in so fern die wichtigsten, als ihr Ansehen bey bei solchen Parteyen Partheyen Parteien die Kraft eines Beweises erlangt hat, und man aus ihrer Geschichte sieht, wie und warum sie, wenigstens in gewisser Absicht, dieses Ansehen erhalten haben. In diesem Ansehen stehen die sogenannten Kirchenväter Kirchenväter (Patres) bey bei allen den Parteyen Partheyen denen , welche eine historische Lehrtradition historische Lehrtradition als verbindlich zum Glauben ansehen, bey andern bei Andern aber als Zeugen der Vorstellungen, die in den herrschenden Kirchen für die richtigsten gehalten worden sind, oder wenigstens jetzt gehalten werden. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Bekanntlich ist der Begrif Begriff von Kirchenvätern sehr schwankend, und muß es, nach dem bisher Gesagten, seyn. Denn da es 1) mehrere herrschende Parteyen Partheyen Parteien giebt, worunter sich jede für die rechtgläubigste hält, und jede in ihren Meinungen, zumal zumahl in denen, worin sie sich von andern unterscheidet, von gewissen Schriftstellern gestimmt worden ist: so hat mancher Mancher in einer den ehrwürdigen Namen eines Vaters bekommen, der in der andern als Ketzer angesehen, oder nicht geachtet wird; wie Theodorus von Mopsuestia Theodor von Mopsveste Theodor von Mopsveste in der chaldäischen, Cyrill von Alexandrien Cyrill von Alexandrien Cyrill von Alexandrien in der jacobitischen, Ambrosius von Mailand Ambrosius , Hieronymus Hieronymus , Augustin von Hippo Augustin , Pabst Leo III. Leo 3. jakobitischen Ambrosius , Hieronymus , Augustin , Papst Leo III. und Gregor d. Gr. Gregor der Große Grosse Gregor der Große in der lateinischen Kirche etc. 2) Manche, Tertullian Tertullian Tertullian z. B. und Origenes Origenes Origenes , haben, durch irgend eine Ursach, entweder kein entscheidendes dogmatisches Ansehn Ansehen erlangt oder es verlohren verloren , und werden nur als Zeugen oder Erhalter der Tradition Tradition geachtet. 3) In einer herrschenden Kirche ist nicht immer eine Vorstellung die herrschende, z. B. die augustinianische Augustinianische Vorstellung von Prädestination, den Kräften des Menschen und der Gnade, die Lehre von der Brodtverwandlung Brodverwandlung und der Kelchsverweigerung; daher (der sehr pelagianisirende) Hilarius von Poitiers Hilarius von Poitiers Hilarius von Poitiers und Cassian Cassian Caßian Cassian lange nicht das Ansehn Ansehen erlangt oder erhalten haben, das sich Augustin von Hippo Augustin Augustin erwarb. Ueberhaupt, so Ueberhaupt so, wie durch besondre besondere Zufälle und Zeitumstände gewisse Vorstellungen herrschend, und durch Kirchengesetze bestätigt, folglich die Freyheit Freiheit im Glauben gehemmt worden; so wie herrschende Kirchen sich von andern herrschenden Kirchen getrennt haben, jede sich auf Tradition berufen, und jede gesehen hat, mit welchen Schriftstellern ihr Lehrbegriff am meisten einstimmte, oder von ihnen am deutlichsten war vorgetragen worden: so hat sie diese erhoben, zumal zumahl wenn sie von ihrer Kirche waren, und die andern sinken oder liegen laßen lassen . So gelten, ausser außer den erwähnten erwehnten , der heilige Bernhard von Clairvaux Bernhard Bernhard und Thomas von Aquin Thomas von Aquino Thomas von Aquino in der lateinischen Kirche überhaupt mehr, als Clemens von Alexandrien Clemens von Alexandrien Clemens von Alexandrien und Johannes von Damaskus Johann von Da mascus , Hieronymus Hieronymus Johann von Damascus , Hieronymus mehr als Origenes Origenes , Ambrosius von Mailand Ambrosius Origenes , Ambrosius mehr als Basilius d. Gr. Basilius , Basilius , – so sehr auch Hieronymus Hieronymus Hieronymus und Ambrosius von Mailand Ambrosius Ambrosius die beyden beiden andern ausgeschrieben haben. Anm. Anm. 2. 2) So wie das dogmatische Ansehn Ansehen der Kirchenschriftsteller den Begriff Begrif der Kirchenväter sehr schwankend macht: so auch die Gewohnheit, diesen Namen nur auf Schriftsteller einer gewissen Zeit gewissen Zeit einzuschränken. Manche rechnen dahin nur Schriftsteller der sechs ersten Jahrhunderte; andre sechs ersten Jahrhunderte ; Andere dehnen den Namen bis auf den Ursprung der Scholastiker Scholastiker , oder vielmehr bis auf die Zeit aus, wo im 12ten Jahrhundert Petrus Lombardus Peter der Lombarde Peter der Lombarde in der lateinischen Kirche angefangen hat, ein theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter zusammenzusetzen; noch andre zusammenzusetzen. Noch Andere geben diesen Namen auch andern Andern bis gegen die Zeiten der Reformation. Vielleicht rührt der erste gewöhnlichste Begriff Lehrbegriff daher, daß seit dem 7ten Jahrhundert Isidor von Sevilla Isidorus von Seville Isidorus von Seville , und nach ihm mehrere Mehrere in der lateinischen Kirche angefangen, die Sentenzen vorhergehender Schriftsteller unter gewisse Rubriken zusammenzutragen, so wie es Johannes von Damaskus Johann von Damascus im 8ten in der griechischen Kirche that, und daß seit dem der Synodo Trullana im Jahr 692, noch mehr aber seit der Trennung der Päbste Päpste von der griechischen Herrschaft, und des griechischen und abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert, und vollends der griechischen und lateinischen Kirche im 9ten, jede Kirche ihre Tradition und Kirchengesetze vor sich gehabt, also keine Schriftsteller mehr von da an ein dogmatisches Ansehen, ausser außer ihrer besondern Kirche, bekommen haben, zumal zumahl da seitdem theils in beyden beiden Kirchen fast alle Schriftsteller die vorhergehenden ausgeschrieben, und sich selbst dadurch das Ansehen der Orthodoxie zu geben gesucht, theils die römischen Bischöfe eine beynahe beinahe ausschließende ausschliessende gesetzgebende Gewalt erlangt haben. Die zweyte zweite Bedeutung, die der lateinischen Kirche eigen ist, rührt ohne Zweifel vom Ursprung der compilirten Sentenzen Petrus Lombardus Peters Peter's des Lombarden her, die seitdem das allgemeine Lehrbuch wurden, und von der gedachten entscheidenden Gewalt der Päbste Päpste in allen Streitigkeiten über noch nicht bestimmte Lehrfragen. Die dritte ist die ungewöhnlichste, und hat einigen wenigen Schriftstellern, als dem heil. heiligen Thomas von Aquin Thomas , Gerson, Johannes Gerson u. a. u. a., bloß wegen ihres großen grossen Ansehens diesen Namen zuwege gebracht. Theodor von Mopsveste in der chaldäischen Theodor von Mopsuestia (ca. 350–428) ist während seines sich über vier Jahrzehnte erstreckenden Episkopats als bedeutender theologischer Schriftsteller hervorgetreten. Sein dogmatisches Schrifttum wurde im Zuge des Drei-Kapitel-Streites (vgl. II § 98) zwar nahezu vollständig vernichtet, war jedoch zuvor längst ins Syrische übersetzt worden, große Teile seiner Exegetica sind im griechischen Original oder in lateinischer Übersetzung überliefert. Zwar galt Theodor zu Lebzeiten als orthodox, doch wurde er im Rahmen der nestorianischen Auseinandersetzungen (vgl. I § 63) von Kyrill von Alexandrien (s.u.; vgl. II § 114) als Häretiker desavouiert. Tatsächlich erreichte die Zwei-Naturen-Lehre mit Theodor, neben seinem Schüler Nestorius der bedeutendste Theologe der chaldäischen, d.h. nestorianischen, Kirche (ostsyrisches Christentum), einen vorläufigen Höhepunkt. Cyrill von Alexandrien in der jacobitischen Der als Gegner des Nestorianismus bekannte Kyrill von Alexandrien (vgl. II § 114) vertrat eine monophysitische Christologie (vgl. I § 63), die sich nach dem Konzil von Ephesus (431) rasch durchsetzen konnte und die Anhänger einer antiochenischen Christologie, wie sie von etwa Theodor von Mopsuestia (s.o.) vertreten wurde, nach Osten bis in das Sassanidenreich abdrängte. Die nach dem Bischof und Kirchenorganisator Jakob Baradäus (gest. 578) benannte jakobitische Kirche ist eine Fremdbezeichnung für die sich auf Kyrill berufende syrisch-orthodoxe Kirche (westsyrisches Christentum), wird von dieser jedoch abgelehnt. Von einem syrisch-orthodoxen Monophysitismus zu sprechen, ist insofern problematisch, als die Christologie eines Eutyches (gest. nach 454) verworfen wurde. Im Hinblick auf das syrische Christentum insgesamt werden die aus häresiologischem Kontext stammenden Bezeichnungen Monophysiten und Nestorianer (s.o.) heute vermieden. Ambrosius, Hieronymus, Augustin, Pabst Leo 3. und Gregor der Große in der lateinischen Kirche Ambrosius (vgl. II § 104), Hieronymus (vgl. II § 83), Augustin (vgl. II § 19) und Papst Gregor I. d. Gr. (vgl. II § 121) werden als die vier großen Kirchenlehrer des lateinischen Westens zusammengefasst (im 19. Jh. ergänzt durch Johannes von Damaskus [s.u.]) und als Heilige verehrt. Papst Leo III. hatte Karl d. Gr. zum Kaiser gekrönt (vgl. II § 98). augustinianische Vorstellung von Prädestination Vgl. II § 113. Kräften des Menschen und der Gnade Im Zusammenhang der zuvor genannten Prädestinationslehre Augustins (s.o.) ist hier sicher zuerst an die pelagianischen (vgl. II § 88), dann aber auch an die jansenistischen Streitigkeiten (vgl. II § 98) zu denken; zum Verhältnis von Glaube ( fides ) und guten Werken ( bona opera ) vgl. II § 83. Lehre von der Brodtverwandlung Vgl. II § 83. Kelchsverweigerung Vgl. II § 83. (der sehr pelagianisirende) Hilarius von Poitiers Wenige Jahre nach seiner Taufe wurde der aus vornehmer nicht-christlicher Familie stammende Hilarius (Pictaviensis) (ca. 315–367) Bischof von Poitiers und im Rahmen des arianischen Streites einer der bedeutendsten Verteidiger des nizänischen Glaubens (vgl. II § 63). Da er die Verurteilung des Athanasius von Alexandrien (II § 83) verweigerte und im Verbund mit anderen Bischöfen Saturninus von Arles (gest. nach 361) – Arianer und führender Vertreter der kaiserlichen Religionspolitik in Gallien – exkommunizierte, wurde er von Constantius II. (317–361) 356 nach Phrygien exiliert. Hier mit der Theologie des Ostens in Kontakt gekommen, hielt er Verbindung zu seinen gallischen Mitbischöfen und setzte seinen Kampf gegen den Arianismus auch nach seiner Rückkehr 361 fort. Ein kurz darauf unter seiner Leitung in Paris abgehaltenes Konzil erneuerte die Exkommunikation des Saturninus; der Versuch, den homöischen Bischof Auxentius von Mailand abzusetzen, scheiterte. 1851 schließlich zum Kirchenlehrer erhoben, ist Hilarius als Exeget und Hymnendichter hervorgetreten, sein dogmatisches Hauptwerk De trinitate ist auch unter dem programmatischen Alternativtitel Contra Arianos bekannt. Dass Hilarius im Hinblick auf die Erbsündenlehre eine andere Position als Augustin (vgl. II § 113) erkennen lässt und von daher als pelagianisierend (vgl. II § 88) bezeichnet werden kann, ist im 18. Jh. opinio communis . Cassian Nach seinem Klostereintritt in Bethlehem und einem mehr als zehnjährigen Aufenthalt bei den Mönchen Palästinas und Ägyptens (Evagrius Ponticus), zog Johannes Cassianus (ca. 360–435) im Zuge der origenistischen Streitigkeiten (vgl. II § 98) 399 nach Konstantinopel, nach der Verbannung des Johannes Chrysostomus (II § 104) zu dessen Verteidung nach Rom und schließlich in das südliche Gallien, wo er 415 in Marseille ein Frauen- (St. Salvator) und ein Männerkloster (St. Victor) gründete. Seine die monastischen Verhältnisse im Osten widerspiegelnden Institutiones und Conlationes machen Cassian zum frühesten Lehrautor des lateinischen Mönchtums, bei De incarnatione contra Nestorium handelt es sich um den einzigen Widerlegungsversuch des Nestorius aus dem lateinischen Westen. Im Hinblick auf die Erbsünden- und Prädestinationslehre Augustins (vgl. II § 113) geht auch Cassian von der Unmöglichkeit der Sündenfreiheit aus, betont jedoch die zusammen mit der Gnade Gottes wirkende Freiheit des menschlichen Willens. Dieser pelagianisierende (vgl. II § 88) Mittelweg wird seit dem 16. Jh. mit dem Begriff Semipelagianismus belegt, der jedoch wie auch der Begriff Pelagianismus weniger auf die historische Kontroverse um Pelagius abgestellt ist, sondern im Wesentlichen der dogmatischen (polemischen) Beschreibung des Verhältnisses von göttlicher Gnade und der Möglichkeit menschlichen Zutuns dient. heilige Bernhard Der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux (ca. 1090–1153) gehört zu den bedeutendsten Theologen nicht nur des Mittelalters. Aus seinem unermüdlichen weltlichen und kirchlichen Wirken seien die Parteinahme für Papst Innozenz II. (1130–1143) gegen Anaklet II. (1130–1138), die Auseinandersetzung mit Abaelard (vgl. II § 186), sein Wirken gegen die Katharer (vgl. II § 19) sowie seine Predigtinitiative für den letztlich erfolglosen Zweiten Kreuzzug (1147–1149) hervorgehoben. Theologisch ist Bernhard einer der Hauptvertreter der mittelalterlichen Christusmystik (v.a. Passionsmystik) und Marienverehrung ( doctor marianus ), sein hervorragender sprachlicher Stil brachte ihm den Titel doctor mellifluus (vgl. die gleichnamige Enzyklika des Jahres 1953) ein. Bereits 1174 heilig gesprochen, wurde der bisweilen als letzter Kirchenvater geltende Bernhard 1830 offiziell zum Kirchenlehrer erhoben. Thomas von Aquino Der zu den bedeutendsten Denkern des Abendlandes gehörende Dominikaner und Scholastiker (vgl. II § 19) Thomas von Aquin (ca. 1225–1274) ist philosophisch, v.a. vermittelt über seinen Lehrer Albertus Magnus (gest. 1280), Aristoteles verpflichtet, der nach seiner Wiederentdeckung nicht nur Thomas (sondern etwa auch den von ihm bekämpften Averroisten) als entscheidende Autorität einer außerchristlichen Vernunft galt. Theologisches Grundanliegen ist die Vermittlung von natürlicher Vernunfteinsicht und geoffenbarter Wahrheit. Ausweis seiner als exzessiv zu bezeichnenden wissenschaftlichen Arbeit ist ein monumentales Werk, aus dem die Summa contra gentiles , v.a. aber die Summa Theologiae als systematische Hauptschriften hervorragen. Kirchlicherseits wurde Thomas' philosophisches und theologisches Werk zunächst zögernd (Verurteilung des Aristotelismus einschließlich einiger Lehren des Aquinaten im 13. Jh.), nach seiner Heiligsprechung 1323 jedoch umso stärker rezipiert. 1567 zum Kirchenlehrer erhoben, ist sein Einfluss bis in die Gegenwart hinein beachtlich (Neuthomismus bzw. Neuscholastik). Clemens von Alexandrien Über (Titus Flavius) Clemens von Alexandrien (gest. ca. 220) ist wenig bekannt und manches umstritten. In der Mitte des 2. Jh.s vielleicht in Athen geboren, unternahm er ausgedehnte Studienreisen und schloss sich in Alexandrien schließlich Pantaenus (2. Jh.) und seiner Katechetenschule an. Nachdem er seinem verehrten Lehrer als Schulleiter nachgefolgt war, verließ er Alexandrien im Jahre 202. Dies dürfte nicht so sehr mit der Verfolgung unter Septimius Severus (146–211), sondern vielmehr mit Bischof Demetrius (gest. 232) in Zusammenhang gestanden haben, der auch mit Origenes in Konflikt geraten sollte (vgl. II § 85). Clemens' Hauptwerk, die sieben Bücher umfassenden Teppiche ( Στρωματεῖς ), stellen kein dogmatisches System dar, sondern sind der antiken Buntschriftstellerei zuzuordnen. Im Mittelpunkt steht die nicht im häretischen Sinne gnostische Erkenntnis der christlichen Offenbarung. Insgesamt lässt sich sein Werk als Versuch einer Synthese von biblischem Glauben und griechischem Denken verstehen, exegetisch ist ein Rückgriff auf Philo (gest. ca. 45) und dessen allegorische Schriftauslegung erkennbar. Clemens' Einfluss etwa auf den größeren Alexandriner Origenes ist unverkennbar, sein Ansehen wohl auch mit den Streitigkeiten um dessen Lehre (vgl. II § 98) verknüpft. Johann von Damascus Johannes von Damaskus (ca. 675–754) entstammte einer christlichen Familie der griechischen Oberschicht, die hervorragende Beziehungen zum Hof unterhielt. Um 700 zog sich Johannes aus dem Dienst des Kalifen in das Kloster Mar Saba bei Jerusalem zurück, entfaltete als Priester und Berater des Patriarchen eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit und schuf mit seinem dreiteiligen Hauptwerk Quelle der Erkenntnis ( Πηγὴ γνώσεως ) eine systematische Summe christlicher Dogmatik, die sich als prägnante Zusammenfassung der altkirchlichen Lehrtradition darstellt und auf die mittelalterliche Scholastik (vgl. II § 19) gewirkt hat. Der letzte Teil wurde als Expositio fidei ins Lateinische übersetzt, in Anlehnung an die Sentenzen des Petrus Lombardus (s.u.) in vier Abteilungen untergliedert und vielfach auch als Sententiae Damasceni bezeichnet. Überdies verfasste Johannes Abhandlungen gegen Häretiker, bezog im byzantinischen Bilderstreit gegen die Ikonoklasten Position (vgl. II § 113) und ist als Autor von Hymnen und dichterischen Werken (die Zuschreibung des Mönchsromans Barlaam und Josaphat ist nicht mehr zu halten) hervorgetreten. Durch sein handschriftlich breit überliefertes und in viele Sprachen übersetztes Werk avancierte er in der griechischen Orthodoxie zum Normtheologen und gilt nach seiner Rezeption im lateinischen Abendland ab dem 12. Jh. als letzter gemeinsamer Kirchenlehrer des Ostens und des Westens (s.o.). Basilius Basilius d. Gr. (ca. 329–378) entstammt einer begüterten und christlichen Familie und war nach Studienaufenthalten in Konstantinopel und Athen 355/356 kurzzeitig als Rhetoriklehrer in seiner Heimatstadt Caesarea tätig. Nach einer entschiedenen Hinwendung zum christlichen Glauben begann Basilius, wohl dem Beispiel seiner Schwester Makrina folgend, ein monastisches Leben mit intensivem Bibelstudium, wandte sich als Teilnehmer von Synoden und Unterstützer seines weniger talentierten Bischofs Eusebius zunehmend jedoch auch kirchenpolitischen Aufgaben zu. Im Jahre 370 zum Bischof von Caesarea ernannt, sah er sich mit unterschiedlichen Auseinandersetzungen konfrontiert, als Hauptlinien seines Wirkens können jedoch die Konsolidierung des nizänischen Christentums (vgl. I § 63) und die Annäherung an den Westen hervorgehoben werden. Zwar blieben seine Bemühungen um eine Union mit Rom erfolglos, doch gelangen ihm und seinen Mitstreitern die Befestigung der neunizänischen Orthodoxie in Kleinasien. Sein umfang- und facettenreiches Werk macht Basilius zu einem der bedeutendsten Theologen der Antike. Basilius, sein jüngerer Bruder Gregor von Nyssa (gest. vor 400) und sein Freund Gregor von Nazianz (vgl. II § 102) werden als die drei Kappadozier bezeichnet, neben Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus (vgl. II § 104) und Athanasius (vgl. II § 83) zählt er zu den vier griechischen Kirchenlehrern. Ursprung der Scholastiker Unter Verweis etwa auf Berengar von Tours (vgl. II § 113) oder Anselm von Canterbury (gest. 1109) wird der Ursprung der Scholastik (vgl. II § 19) Ende des 18. Jh.s eingedenk aller damit verbundenen Unwägbarkeiten immer wieder im 11. Jh. verortet. Noch vor der Gründung von Universitäten sind dabei bischöfliche oder Klosterschulen von besonderer Bedeutung. 12ten Jahrhundert Peter der Lombarde […] angefangen hat, ein theologisches System aus den Aussprüchen der Kirchenväter zusammenzusetzen Der aus der Lombardei stammende Scholastiker (vgl. II § 19) Petrus Lombardus (ca. 1095–1160) kam ca. 1135 nach Paris und zählte hier zu den bedeutendsten Lehrern an der Domschule zu Notre-Dame. 1159 wurde er zum Bischof geweiht. Neben biblischen Glossen (vgl. II § 19) ist sein Name insbesondere mit den aus seiner Lehrtätigkeit hervorgegangenen vierbändigen Sententiae verbunden ( magister sententiarum ), einer Zusammenstellung von Kirchenväter- bzw. Kirchenlehrerzitaten. Dieses Werk wurde in der Folge immer wieder kommentiert (u.a. von Thomas von Aquin, Albertus Magnus und Bonaventura) und blieb, insbesondere nachdem die hier vertretene Trinititätslehre auf der Vierten Lateransynode (1215) gegen Joachim von Fiore (vgl. II § 83) gebilligt worden war, trotz mancher Kritik bis in das 16. Jh. hinein (im römisch-katholischen Kontext bisweilen deutlich länger) das allgemeine und wichtigste theologische Lehrbuch. Angeordnet sind die Sentenzen nach heilsgeschichtlichem Schema (I. Gotteslehre, II. Schöpfungs- und Sündenlehre, III. Christologie und Tugendlehre, IV. Sakramentenlehre und Eschatologie), eine ausgearbeitete Ekklesiologie fehlt, die Gnadenlehre wird im Zusammenhang mit dem Urstand (vgl. II.) formuliert. 7ten Jahrhundert Isidorus von Seville […] angefangen, die Sentenzen vorhergehender Schriftsteller unter gewisse Rubriken zusammenzutragen Der einer hispano-römischen Familie entstammende Isidor von Sevilla (ca. 560–636) erhielt vermutlich an der bischöflichen Schule von Sevilla, wo sein älterer Bruder Leander (geb. vor 549) ab 584 das Bischofsamt versah, eine umfassende Ausbildung und folgte seinem Bruder ab 601 im Amte nach. Nach der Einigung Spaniens unter dem westgotischen König Leovigild (gest. 586) und der Bekehrung der arianischen (vgl. I § 63) Westgoten zum Katholizismus auf dem Dritten Konzil von Toledo (589) bestand Isidors Aufgabe insbesondere in der Reorganisation der Kirche und des Bildungswesens, die er in Zusammenarbeit mit König Sisebut (gest. 621) und dessen Nachfolger Suinthila (gest. 631) vornahm. Aus Isidors didaktischen, exegetischen, dogmatischen und kirchenrechtlichen Schriften ragen die 20 Bücher umfassenden Etymologiae oder Origines als Hauptwerk hervor, das erst von seinem Schüler Braulio von Saragossa (gest. 651) in seine endgültige Form gebracht wurde und durch seinen enzyklopädischen Charakter einen großen Teil des antiken Bildungsgutes an das Mittelalter überliefert hat. Im Blick sind hier jedoch auch die v.a. auf Augustin und Gregor d. Gr. (vgl. II § 121) fußenden Sententiae , ein dogmatisches und ethisches Lehrbuch für die westgotische Gesellschaft. Zu bemerken ist, dass Isidors Autorität Anlass zu Fälschungen gegeben hat (vgl. II § 83). Synodo Trullana im Jahr 692 Die nach dem Kuppelbau ( trullum ) des Versammlungsorts, der konstantinopolitaner Kaiserresidenz, benannte zweite trullanische Synode (692) wurde 691 von Kaiser Justinian II. (ca. 668–711) einberufen und sollte der Klärung von Angelegenheiten dienen, die im Rahmen des Zweiten bzw. Dritten Konzils von Konstantinopel (553 bzw. 680/681) offen geblieben waren. Da v.a. Fragen der kirchlichen Praxis (Fastengebote, Simonieverbot, Verbot von Wahrsagerei und antiken Bräuchen, Zölibat, Ehe u.a.m.) entschieden wurden, die der Westen bisweilen anders handhabte, verweigerte Papst Sergius I. (gest. 701) zunächst die Zustimmung. Nachträglich und insofern der römischen Lehre nicht entgegenstehend wurden die insgesamt 102 in trullo verabschiedeten Kanones jedoch auch im Westen akzeptiert. Als Abschluss der vorangegangenen konstantinopolitaner Konzilien hat die zweite trullanische Synode die kirchliche Praxis des orthodoxen Christentums entscheidend geprägt und der Auseinanderentwicklung von griechischer und lateinischer Kirche Vorschub geleistet. Trennung der Päbste von der griechischen Herrschaft, und des griechischen und abendländischen Kaiserthums im 8ten Jahrhundert Die im byzantinischen Bilderstreit (vgl. II § 113) präludierte Loslösung des Papsttums von Byzanz und die heute als Zweikaiserproblem diskutierte Entwicklung eines östlichen (Konstantinopel) und eines westlichen Kaisertums (Frankenreich) sind eng miteinander verbunden. Nach dem Untergang Westroms sah sich das oströmische Reich als alleiniger Nachfolger des römischen Imperiums, verschiedene Versuche, das Kaisertum im Westen zu erneuern, scheiterten. Im Jahre 754 schloss dann der von den Langobarden bedrängte Papst Stephan II. (752–757) in Abwendung von Byzanz ein Bündnis mit dem fränkischen König Pippin d. J. (714–768), der dem Papst gegen die Langobarden beistehen sollte. Im Gegenzug wurde Pippin zum Schutzherrn Roms ( patricius Romanorum ) ernannt, zudem sollte seine und auch die Herrschaft seiner Söhne Karl und Karlmann durch päpstliche Salbung bestätigt und dynastisch abgesichert werden. Nach Pippins Sieg über die Langobarden gingen umfangreiche langobardische Hoheitsbereiche, aber auch byzantinisches Territorium in Mittelitalien an den Papst (Pippinsche Schenkung). Diese Gebiete stehen am Beginn des Kirchenstaates, der in Gestalt des Vatikans bis heute existiert. Ihren Höhepunkt fand die Verbindung zwischen Papst und fränkischem Königshaus dann in der Krönung Karls d. Gr. durch Papst Leo III. (vgl. II § 98). griechischen und lateinischen Kirche im 9ten Gemeint ist wohl das in die Vorgeschichte des Großen Schismas von 1054 gehörende Photios-Schisma, das 858 mit der Verbannung des Ignatios (ca. 798–877) und der Einsetzung des Photios (ca. 810–894) als Patriarch von Konstantinopel begann. Nachdem Papst Nikolaus I. (858–867) Photios exkommuniziert und das Patriarchat des Ignatios bestätigt hatte, erklärte Photios Papst Nikolaus für abgesetzt, so dass es zu einem kurzzeitigen Schisma zwischen der Ost- und der Westkirche kam, in dessen Zusammenhang bereits bekannte, sich später jedoch kirchentrennend auswirkende Grundsatzfragen (v.a. nach dem Filioque ) aufgeworfen wurden. Mit der Machtübernahme Basileios' I. (ca. 812–886) wurde der auch von dem neuen Papst Hadrian II. (867–872) gestützte Ignatios im Jahre 867 wieder als Patriarch eingesetzt, doch gelang Photios nach Ignatios' Tod die Rückkehr ins Amt. Nach seiner Bestätigung durch Synodalbeschluss wies er den Primatsanspruch Roms erneut zurück und unterstrich die Gleichrangigkeit beider Patriarchate (vgl. II § 102). entscheidenden Gewalt der Päbste in allen Streitigkeiten über noch nicht bestimmte Lehrfragen Vgl. II § 98. heil. Thomas D.i. Thomas von Aquin (s.o.). Gerson Johannes (Jean) Gerson (1363–1429), Theologe und Kanzler der Sorbonne, wandte sich ab der Jahrhundertwende verstärkt Studierenden und Laien zu. Vor diesem Hintergrund entwarf er ein Reformprogramm für die Pariser Fakultät und verfasste volkssprachliche Schriften, die später auch ins Lateinische übersetzt wurden. Zudem machte er in Vorlesungen die mystische Gotteserkenntnis gegenüber der Wissenschaft stark. Als Teilnehmer am Konzil von Konstanz (1414–1418) sprach er sich als Gutachter für die der devotio moderna verpflichteten Brüder und Schwestern vom Gemeinsamen Leben aus. In der Sache des Pariser Juristen und Theologen Jean Petit (ca. 1364–1411), der die brutale Ermordung des Herzogs von Orléans 1407 als Tyrannenmord gerechtfertigt hatte und deswegen bereits posthum 1413/1414 in Paris verurteilt worden war, setzte er sich für eine erneute Verurteilung ein und musste nach dem Konzil vor dem Herzog von Burgund, der diesen Mord veranlasst hatte, ins Exil nach Rattenberg am Inn und ins Kloster Melk fliehen. Seine letzten zehn Lebensjahre verbrachte er schriftstellerisch in Lyon. Gerson gilt als einer der prägenden Theologen des 15. Jh.s und wird, auch wenn er in Konstanz die Verurteilung des Jan Hus u.a. (vgl. II § 83; II § 98) mitverantwortet hat, bisweilen in die Vorgeschichte der Reformation eingeordnet. 116 403 . Nach dem Namen der Kirchenväter Kirchenväter Kirchenväter (Patrum) nennt man die Erklärungen derselben über die christlichen Lehren zusammengenommen, oder den Inbegrif Inbegriff ihrer Vorstellungen von dem, was zur christlichen Lehre gerechnet wird, Patristik Patristik im engern Verstande , oder besser patristische Theologie , auch wohl historische Theologie im engsten Sinn . Im weitern Verstande aber begreift man unter Patristik nicht nur dieses, sondern auch zugleich mit alle Kenntnisse, die zur Verständlichkeit und zum Gebrauch ihrer Schriften nöthig sind. Nun ist ist, wie schon bemerkt, der Begrif Begriff , der mit dem Namen der Kirchenväter verbunden wird, vieldeutig (§. 115 402 115. Anm. 2 ), und 2.); Protestanten aber erkennen kein dogmatisches dogmatisches , sondern bloß historisches Ansehen historisches Ansehen derselben, welches die Kirchenväter mit jedem christlichen Schriftsteller gemein haben. Daher könnte man Patristik, wie patri stische Theo logie, auch in dem weitesten Verstande , von der Bekanntschaft mit den Umständen und dem Lehrbegrif Lehrbegrif Lehrbegriff christlicher Schriftsteller nehmen. Wenigstens gilt das, was im Folgenden davon gesagt wird, von allen Schriftstellern über christliche Lehre, obwohl insbesondre insbesondere von denen, deren entscheidendes dogmatisches Ansehn in denenjenigen denjenigen Kirchen anerkannt wird, welche sich an eine gewisse dogmatische Tradition, als Erkenntnißgrund der rechten christlichen christl. Lehre, halten. Anm. Diese Kenntnisse machen also einen Theil der Kirchengeschichte aus, und, wenn Patristik im engern Sinn genommen wird, einen Theil der Geschichte christlicher Lehre. 117 404 . Wer diese Kenntnisse besitzen will, der muß nicht nur die Schriftsteller selbst, wenigstens die merkwürdigern, kennen, die sich über die christliche Lehre Lehre entweder selbst erklärt, oder Erklärung Anderer darüber erwähnt erwehnt haben; er muß auch wissen, was sie darüber für Schriften bekannt gemacht haben ? ob diese Schriften und die dahin gehörigen Stellen und Lesearten wirklich ihnen, oder wem sie sonst angehören? und welchen Werth oder wenigstens Ansehen sie und ihre Schriften erlangt, besonders was sie für Veränderungen sie dadurch in der Kirche hervorgebracht haben? 118 405 . Die Mühe, welche man auf das Studium der Schriften der eigentlichen Kirchenväter Kirchenväter (im gewöhnlichsten und engsten Verstande) wendet, belohnt sich zwar sehr wenig durch wirkliche Aufklärung Aufklärung der christlichen Erkenntniß Erkenntniß, oder durch wahre Erbauung Erbauung, weil es den Meisten unter ihnen an gründlicher Kenntniß des Sprachgebrauchs der heiligen Schrift und an gesunder Philosophie fehlte, sie sich unglaublich viel willkührliche willkürliche Einfälle zu gute hielten, und sie meistens, meistens – die wenigstens, welche eben das meiste Ansehen der Rechtgläubigkeit erlangt haben, haben – die hergebrachte hergebrachten Lehrvorstellung Lehrvorstellung fortpflanzten, oder derselben ihre Erklärungen anpaßten. Auch waren sie so wenig unfehlbar, als immer Kenner der ältern Vorstellungen von den christlichen Lehren unter Christen Christeu und des wahren Sinnes derselben hinlänglich kundig, noch derselben, oder uneingenommen genug für und wider die Wahrheit Wahrheit dieser Vorstellungen, als daß sie nicht hätten, hätten mehr nach dem Herkommen, als nach reinen Gründen, Wahrheit und Aechtheit Echtheit der Tradition Tradition entscheiden sollen. Sie können daher für uns, die wir diese Fehler an ihnen erkennen, und den Widerspruch sehen, in welchen sie theils oft mit sich selbst, theils mit andern eben so angesehenen, wenigstens eben so achtungswürdigen, Kirchenvätern stehn stehen , keine Quelle der Erkenntniß wahrer christlichen Lehre seyn. Anm. S. die in der Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theologie §. 28 28. und 389 389. angeführten Schriften, nebst den daselbst §. 393 393. bis 402 402. erwähnten erwehnten protestantischen Schriftstellern über die Geschichte der christlichen Lehre. Anweisung zur Kenntniß der Bücher in der Theologie […] daselbst §. 393 bis 402 Vgl. I § 43. 119 406 . Dennoch Deswegen hat auch dieses Studium, und überhaupt die Bekanntschaft mit denen, welche über die christliche Lehre geschrieben haben, sonderlich wenn sie im Ruf der vorzüglichen Richtigkeit christlicher Erkenntniß stehn, seinen großen grossen Nutzen Nutzen. 1) Je weniger entfernt diese Kirchenväter Kirchenväter von den Zeiten der Apostel waren, *) oder je mehr sie in ihrem Vortrag einzelne einzle Ausdrücke und Redensarten der heiligen Schrift in einem deutlichern Zusammenhang brauchen, oder statt derselben deutlichere setzen, oder je mehr sie Volksmeinungen erwähnen erwehnen , auf welche auch in der heiligen Schrift angespielt wird: je desto brauchbarer sind sie zur Kenntniß des eigentlichen Sprachgebrauchs und Sinnes der Bibel Bibel; so wie sie 2) dadurch, daß sie uns so viele Stellen der heiligen Schrift aufbehalten haben, zur Kritik Kritik des Textes des neuen Testaments unentbehrlich bleiben. 3) Sind es wirklich selbst denkende, und wenigstens da, wo sie nicht durch hergebrachte kirchliche Vorstellungen oder Meinungen ihrer besondern Philosophie gehindert wurden, untersuchende Männer: so führen sie uns auf manche nützliche Aussichten und Entdeckungen, auf die wir selbst, bey bei einem gewissen gewohnten Gesichtskreis Gesichtskreise , nicht gerathen seyn würden, und tragen in so fern viel wenigstens zur Erweiterung unsrer unserer Erkenntniß der christlichen Lehre bey; bey, bei; verhindern wenigstens, daß wir nicht so leicht in die gewöhnlichen Fehler dererjenigen derjenigen , die nur vor für sich untersuchen, d. i. auf ein seitige Vorstellungen und auf die Einbildung, daß unsre Zeiten allein aufgeklärt aufgeklärt sind, verfallen. Hauptsächlich aber sind sie 4) die vornehmsten Quellen bey bei allen Theilen der Kirchengeschichte, vornehmlich bey bei Geschichte der christlichen Lehre, aus welchen wir nicht nur die Kenntniß der Veränderungen in der Kirche Kirche und Lehre Lehre, nebst deren Ursachen und Folgen, sondern auch die Kenntniß der kirchlichen Sprache schöpfen können; und so fern sofern gewähren sie auch 5) den Nutzen, der oben der Kirchengeschichte in Absicht auf die systematische Theologie beygelegt beigelegt wurde. Finden sich 6) in ihnen Aeusserungen Aeußerungen , die von den jetzt herrschenden Vorstellungen in der Kirche abgehn abgehen , so dienen deren Kenntnisse uns alsdann alsdenn wenigstens zur Schutzwehr Schutzwehr gegen unglimpfliche Beurtheilungen oder Verketzerungen, und machen doch eher harte Richter in Glaubenssachen geneigt, Meinungen, die von den hergebrachten abgehen, mit mehrerer Mäßigung anzusehn anzusehen , oder erst zu untersuchen. Anm. Wären nur gerade die, welche dem Ursprunge des Christenthums am nächsten stehen, bessere Sprachkenner, bessere Kritiker, bessere Hermeneuten gewesen! – Hätten die Gelehrtern nur nicht so viel fremde Ideen zum Christenthum mitgebracht! Hätte es nur nicht unter ihnen so vielen an rechtem philosophischem Geist gefehlt, – dann würden sie doch noch weit wichtiger für uns seyn. A. d. H. 120 407 . Wer Muße Musse genug und Neigung hätte, die Kirchenväter Kirchenväter und Kirchenschriftsteller zu studieren, würde doch 1) wegen ihrer großen grossen Menge, und weil so viele einander ausgeschrieben, oder doch wenig oder nichts Eignes haben, was man nicht in Andern schon besser fände, eine vorsichtige Wahl unter ihnen beobachten, und die vorzüglich ausheben müssen, welche theils für Andre den Ton angegeben, und durch ihr erlangtes Ansehn Andre Ansehen Andere nach sich gezogen, theils gewisse Lehrpuncte Lehrpuncte Lehrpunkte oder Theile der Kirchengeschichte am deutlichsten und ausführlichsten abgehandelt haben; 2) eben daher, und um sie recht verstehen zu können, sich vorher wohl von ihren Umständen und Schriften vorläufig unterrichten, und sowohl alle oben (§. 104 104. ) angegebene 391 ) angegebne Hülfsmittel mitbringen, als die daselbst bemerkten Regeln beobachten; und 3) um den Hauptnutzen Hauptnutzen zu erreichen, den man aus dieser Lectüre in Absicht auf die Kirchengeschichte und den Ursprung und Fortgang der verschiednen verschiedenen Vorstellungen von der christlichen Lehre ziehen kan kann , die Kirchenschriftsteller nach der Zeitordnung, ihre einzelne einzle einzelnen Schriften aber nach ihren verschiednen verschiedenen Arten oder Classen Klassen , lesen, und dabey dabei die correctesten und mit den zweckmäßigsten Erläuterungen versehenen Ausgaben zu gebrauchen suchen, unter welchen sich die, welche die Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus von Subiaco Maurus Congregation des heiligen Maurus besorgt haben, besonders auszeichnen. Anm. Wer sich aber diesem Studium nicht mit besondern besonderm Fleiß widmen könnte, thäte wenigstens wohl, die trefliche Rösler, Christian Friedrich rößlerische treffliche Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und Auszügen (Leipzig 1776–86 in von Rößler , Leipzig 1776–1786, 10 Theilen in gr. groß 8.) Theile, zu studieren, aus der denen auch die, welche weiter gehen wollen, das lernen können, worauf sie vornehmlich bey bei Lesung dieser Schriftsteller ihre Aufmerksamkeit zu richten haben. Die übrigen hier nöthigen Schriften s. in der Anweisung etc. §. 409 flgg. folg. Benedictiner von der Congregation des heiligen Maurus besorgt haben Vgl. II § 104. rößlerische Bibliothek der Kirchenväter in Uebersetzungen und Auszügen (Leipzig 1776–86 in 10 Theilen in gr. 8.) Zusammengestellt und erarbeitet hat dieses Werk Christian Friedrich Rösler (1736–1821). Anweisung etc. §. 409 flgg. Vgl. I § 43. 121 408 . Zunächst mit der Geschichte Geschichte der Lehre Lehre ist die Geschichte der theologischen Wissenschaften verbunden, die man, auch wie jene, Historiam doctrinae (der Gelehrsamkeit) genannt hat; denn von der Versäumniß oder der Aufklärung Aufklärung gewisser Arten der Kenntnisse von Kenntnissen , der Sprachkunde, Kritik, Philosophie, Geschichte und der schönen Wissenschaften, mußte freylich freilich die Gestalt der theologischen Wissenschaften Wissenschaften, und somit auch der Vorstellungen von christlichen Lehren Lehren, abhängen. Doch kan kann diese Geschichte eben sowohl für einen Theil der Literar- als der Kirchengeschichte angesehen werden. Sie müßte zeigen: wie die theologischen und die dazu diensamen Wissenschaften, oder doch Kenntnisse, von Zeit zu Zeit und in verschiedenen Gegenden, unter den Christen beschaffen gewesen, und wodurch sie zu- oder abgenommen? abgenommen; wer Wer , wie weit weit, und wodurch, wodurch er auf diesen Fortgang oder Verfall Einfluß gehabt habe? habe. Dadurch würden alle Theile der Kirchengeschichte gewinnen, und man würde auf manche oft verkannte oder nicht genug erkannte Hindernisse und Hülfsmittel derselben aufmerksam gemacht werden. Anm. Man denke nur an die aus dem Judenthum und der Hieroglyphik andrer anderer Völker ins Christenthum übergangne übergegangene Allegoriesucht Allegoriesucht; an die aus der morgenländischen, griechischen und neuplatonischen Philosophie herübergeleitete herübergeleiteten Principien; an den Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem 4ten Jahrhundert, und das dabey dabei emporgekommene Anse hen menschlicher ge setzmäßig gemachter gemachten Entscheidungen; an die Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf die Cultur; an den Einfluß des Origenes Origenes , Chrysostomus Chrysostomus , Augustin von Hippo Augustins , Gregor d. Gr. Gregorius des Großen Grossen , der Scholastiker etc. Scholastiker, der sogenannten Pietisten, Methodisten etc. auf Andre. – Einige Versuche in dieser Geschichte sind in der Anweisung etc. §. 389 389. angezeigt. Judenthum und der Hieroglyphik andrer Völker ins Christenthum übergangne Allegoriesucht Im Rahmen der in der Aufklärungszeit verbreiteten und nicht mehr allein auf Schrift beschränkten Beschäftigung mit der Hieroglyphik (Warburton, Diderot, Herder u.a.) wurde angenommen, dass die gesamte, also auch religiöse Denkart der ältesten Völker (v.a. der Ägypter) hieroglyphisch, d.h. bildsprachlich bzw. sinnbildlich, verfasst gewesen sei und dass sich dies u.a. auch in den Vorstellungen des frühen Christentums niedergeschlagen habe. Einfluß der theologischen Streitigkeiten seit dem 4ten Jahrhundert […] Ansehen menschlicher gesetzmäßig gemachter Entscheidungen Gemeint sind v.a. die christologischen Auseinandersetzungen des 4. Jh.s und die mit ihnen verbundenen, die Lehre der Kirche feststellenden Konzilsentscheidungen (vgl. I § 63). Wirkungen des ausgebreiteten Mönchsgeistes auf die Cultur Gemeint ist die Mönchsmoral (vgl. II § 199), von der Nösselt auch als Mönchsmaximen (vgl. II § 186) spricht. Einfluß des Origenes Vgl. II § 85. Chrysostomus Vgl. II § 104. Augustins Vgl. II § 19; II § 113. Gregorius des Großen Der aus einer römischen Senatorenfamilie stammende, auch als auch Gregor der Große bekannte spätere Papst Gregor I. (590–604) schlug zunächst eine Verwaltungslaufbahn ein und hatte 572/573 als praefectus urbi die höchste Position der römischen Zivilverwaltung inne. Nur wenige Jahre später legte er dieses Amt jedoch nieder und wandte sich einem monastischen Leben zu, 590 folgte er schließlich Papst Pelagius II. (579–590) nach, für den er zuvor als Berater tätig war. Sein Pontifikat gestaltete sich äußerst schwierig (Glaubensspaltungen, Hungersnöte, Missstände im Klerus etc.), doch konnte der in seiner Grabinschrift als consul Dei bezeichnete Gregor aufgrund seiner administrativen Fähigkeiten angemessen reagieren und zudem auch die Mission vorantreiben (vgl. II § 128). Seine große Bedeutung (vgl. II § 115) beruhte jedoch nicht nur auf seinem Wirken als Reformpapst, sondern nicht zuletzt auch auf seinen Bibelkommentaren und Homilien. Scholastiker Vgl. II § 19. Pietisten Vgl. II § 98. Methodisten Der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragene Methodismus (aufgrund des strukturierten Lebensstils eine ursprünglich abwertende Bezeichnung) entstand in den 1730er Jahren als geistliche Erneuerungsbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche und war in seiner Frühphase durch puritanische, pietistische und brüder-unitäre (herrnhutische) Einflüsse geprägt. Verbunden ist diese Zeit v.a. mit den Namen George Whitefield (1714–1770) sowie John (1703–1791) und Charles Wesley (1707–1788). Kennzeichnend für den frühen Methodismus waren eine intensive Predigttätigkeit, die Organisation in kleinen Gruppen außerhalb der Amtskirche sowie ein grundlegend spirituelles Gepräge. Die Gnadenlehre rechnet mit einem freien Willen, das Erlösungswerk Christi gilt anders als bei Augustin (vgl. II § 113) oder Calvin allen Menschen, die alle die Möglichkeit der christlichen Vollkommenheit besitzen. In der Folgezeit breitete sich der Methodismus zu einer weltweiten Religionsgemeinschaft aus, spaltete sich jedoch in eine Reihe methodistischer Kirchen auf. Anweisung etc. §. 389 Vgl. I § 43. 122 409 . Wenn die Verschiedenheit der Vorstellungen über gewisse Lehren Lehren, oder der daher entstandenen Einrichtungen und Gebräuche Gebräuche, für so wichtig angesehen wurde, daß man, wenigstens von der Einen einen Seite †) , Seite, *) glaubte, nicht mehr mit den hier anders Denkenden oder Handelnden äusserliche äußerliche Kirchengemeinschaft Kirchengemeinschaft unterhalten zu dürfen: so entstanden besondre bildeten sich besondere Gesellschaften oder Religionsparteyen Religionsparteyen Religionspartheyen Religionsparteien , in welchen, durch eine entstandne entstandene eben so beurtheilte Verschiedenheit, wieder neue erzeugt wurden. Aller Nutzen, den die Geschichte der Lehre haben kan kann , findet auch bey bei der Geschichte der Religionsparteyen Religionspartheyen statt, Religionsparteien Statt; ja der Nutzen dieser letztern ist gewissermassen gewissermaßen noch größer grösser , und diese Geschichte unterhaltender und lehrreicher, weil sie große grosse Revolutionen, die große, durch solche Trennungen in der Kirche durch solche Trennung entstanden sind entstandene Revolutionen , und keine bloße blosse bloßen Gegenstände der Speculation, sondern Handlungen Thatsachen mit ihren Ursachen und Folgen, Folgen darstellt. †) Denn meistens Anm. *) Meistens lag die Schuld der Trennung nicht an denen, die etwas Neues oder von den herrschen den Meinungen und Einrichtungen Abgehendes einzuführen schienen, sondern an der herrschenden Partey Parthey Partei , die dergleichem dergleichen nicht dulden wollte, und die anders Denkenden Dissentirenden ausstieß. So wollten sich weder die Pelagianer noch Jansenisten von der Kirche trennen; selbst, ausgestoßen ausgestossen durch Anathemen, haben sie keinen abgesonderten Gottesdienst oder andre Einrichtungen eingeführt, und und, wo es gewissermassen gewissermaßen , wie bei bey den holländischen Jansenisten, geschehen müssen, haben sie doch immer sich für Glieder der Kirche erklärt, die sie ausgestoßen ausgestossen hatte. Blieb die Verschiedenheit nur in Meinungen: Meinungen: Meinungen , so entstand keine besondre äusserliche Partey Parthey besondere äußerliche Partei , wie man bey bei den Streitigkeiten in unsrer Kirche, den synkretistischen synkretist schen , pietistischen u. d. gl. u. dergl. sieht; wohl aber, wenn die Verschiedenheit äusserlicher äußerlicher Einrichtungen äusserlicher Einrichtungen dazu kam, oder die Verschiedenheit in Meinungen keine äusserliche äußerliche Gemeinschaft zuzulaßen zuzulassen schien, wie bey bei den Trennungen der Taufgesinnten. Pelagianer Vgl. II § 88. Jansenisten Vgl. II § 98. holländischen Jansenisten […] haben sie doch immer sich für Glieder der Kirche erklärt, die sie ausgestoßen hatte Hier handelt es sich um die Altkatholiken, die nach dem Tode des Petrus Codde (1648–1710), der als Apostolischer Vikar mit Sitz in Utrecht den niederländischen Katholiken vorstand, aufgrund seiner vorgeblichen Nähe zum Jansenismus (vgl. II § 98) jedoch suspendiert wurde. Unter Berufung auf das dem Utrechter Bistum im Hochmittelalter verliehene Recht der Bischofswahl wurde im Jahre 1723 Cornelius Steenoven (gest. 1725) zum Erzbischof von Utrecht gewählt. Geweiht wurde Steenoven durch den ebenfalls aufgrund seiner vorgeblichen Nähe zum Jansenismus suspendierten französischen Missionsbischof Dominique-Marie Varlet (1678–1742). Nach der umgehend erfolgten Exkommunikation Steenovens und seiner Anhänger bildete sich in Utrecht mit Unterstützung der niederländischen Regierung die altkatholische Kirche heraus, die von Beginn an immer wieder um eine Verständigung mit Rom bemüht war und mehrfach, da Katholizität nach altkatholischem Verständnis nicht notwendigerweise mit der Anerkennung des römischen Primates verbunden ist (vgl. II § 98), an ein allgemeines Konzil appelliert hatte. Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) gründete sich 1889 die Utrechter Union, in der heute mehrere altkatholische Kirchen zusammengeschlossen sind. synkretistischen Unter dem synkretistischen Streit versteht man eine in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s geführte Auseinandersetzung zwischen der lutherischen Hochorthodoxie und der Universität Helmstedt um Georg Calixt (1586–1656). Zunächst mit antikatholischer Zielrichtung hatte dieser die Vorstellung von der Lehrübereinstimmung innerhalb der ersten fünf Jahrhunderte entwickelt ( consensus antiquitatis bzw. quinquesaecularis ), die dann zur Grundlage der von Calixt anvisierten Kircheneinheit wurde. Diese sollte letztlich in einer Universalkirche aus Orthodoxen, Katholiken, Lutheranern und Reformierten bestehen. Derartige Unionsbestrebungen wurden als Synkretismus und Verrat an der reformatorischen Lehre auf lutherischer Seite abgelehnt, Calixt im Rahmen des Thorner Religionsgesprächs (1645) v.a. auf Betreiben Abraham Calovs (1612–1686) nicht als ihr Vertreter anerkannt. Als kurz darauf Anhänger Calixts nach Königsberg berufen wurden und Cölestin Myslenta (1588–1653), bedeutender Vertreter der ostpreußischen Orthodoxie, entfernt wurde, löste dies eine Welle von Streitschriften aus. Nach Calixts Tod nahmen die Auseinandersetzungen ab, lebten im Zusammenhang der Religionsgespräche von Kassel (1661) und Berlin (1662–1663) unter der Führung des Helmstedters Friedrich Ulrich Calixt (1622–1701) auf der einen und des Wittenbergers Calov auf der anderen Seite jedoch erneut auf und kamen erst mit dem Tod Calovs zu einem Ende. pietistischen Vgl. II § 98. Trennungen der Taufgesinnten Unter Taufgesinnten (niederl. Doopsgezinde) sind die aus der deutschen, schweizerischen und niederländischen Täuferbewegung der Reformationszeit hervorgegangenen Religionsgemeinschaften zu verstehen, die sich laut der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) grob in die nach Menno Simons (1496–1561) benannten Mennoniten und die englischen Baptisten gliedern. Im Hinblick auf die Lehre zeichnen sich die Taufgesinnten v.a. durch die Verwerfung der Kindertaufe sowie eine besondere Bibeltreue und Kirchenzucht aus, daneben spielt die Ablehnung von Waffengewalt und ein begrifflich unverstelltes Verständnis des Trinitätsdogmas eine besondere Rolle. Seit der Reformation haben sich die Taufgesinnten immer wieder gespalten (im niederländischen Raum etwa in die Waterländer, die Sonnisten und Lammisten u.a.), sich an bestehende Glaubensgemeinschaften (z. B. Arminianer, Remonstranten) angenähert und mit den Amish und den Hutterern besondere Formen der religiösen Vergemeinschaftung hervorgebracht. 123 410 . In einer solchen Geschichte müßte muß nun der Ursprung und Fortgang einer solchen Partey Partey Parthey Partei ; ihr eigentlicher Unterschied von der Partey Parthey Partei , von der sie getrennt worden, und von Andern, sowohl in Lehren und Lehrvorstellungen, als auch in äusserlichen äußerlichen Einrichtungen; besonders müßten aber die genauern Bestimmungen in der Lehre, die sie entweder eingeführt, wenigstens mehr und als erheblicher hervorgezogen, oder nicht hatte zulaßen zulassen , noch hätte zulassen, und jedermann aufgedrungen wissen wollen, sowohl nach den Erklärungen, die sie selbst, als die ihnen ihre Gegner gegeben, nebst der Wich tigkeit, die beyde beide auf den Unterschied Unterschied gelegt hätten haben ; desgleichen ihre Bekenntnißschriften Bekenntnißschriften und deren genau bestimmte Absicht, und weiter oder enger ausgedehnte Verbindlichkeit; die wieder in dieser Partey Parthey entstandnen verschiednen Partei enstandenen verschiedenen Erklärungen eben derselben gemeinschaftlichen Lehre; Lehre, die dadurch erzeugten Zwistigkeiten, oder gar Trennungen; Trennungen, und, auf eben die gedachte Art, die Geschichte, die Lehrvorstellungen Lehrvorstellungen und Einrichtungen Einrichtungen dieser neuen Abtheilungen der Partey Parthey Partei ; endlich die Annäherung an andre Parteyen Partheyen Parteien , oder Zusammenschmelzung mit denselben, wenigstens die zu einer solchen Vereinigung gemachten Versuche, deutlich aus einander gesetzt auseinandergesetzt , und alles Alles so zusammenhängend vorgelegt werden, daß man die Mittel dadurch von den Mitteln, sich auszubreiten oder zu erhalten, die den Ursachen und Folgen aller ihrer Meinungen, Unternehmungen und Einrichtungen einsehen könnte einsähe eine deutliche Einsicht bekomme . 124 411 . Vorzüglich Es verdient diese Geschichte gewiß eine recht genaue Bearbeitung; sie ist aber auch sehr vorzüglich schwer, – weil sie eine ungemein ausgebreitete Kenntniß, selbst von der politischen und Literargeschichte, selbst von vielen kleinen, an Oertern Orten , wo man sie nicht sucht, zerstreuten Nachrichten erfordert; – weil, zumahl zumal von unterdruckten unterdrückten oder ausgestorbnen Parteyen Parteyen Partheyen ausgestorbenen Parteien , entweder wenig Nachrichten bekannt, oder diese unterdruckt unterdrückt worden, oder diese Parteyen Partheyen Parteien sich nicht deutlich er klärt, oder ihre Gegner die Vorstellungen sol cher Parteyen Partheyen Parteien zu sehr nach ihren eignen Vorstellungen genommen haben; – nirgends aber der Parteygeist Parteygeist Partheygeist Parteigeist mehr als hier die Sachen verstellt hat, entweder eigne Fehler zu bedecken bedecken, und unsichtbar zu machen, oder die Fehler der Andern in einem gehässigem gehäßigem gehässigen Lichte vorzustellen. – Auf ein genaues und unparteyisches unpartheyisches unparteiisches Zeugenverhör Zeugenverhör, das den Werth und die Beschaffenheit der Nachrichten bis auf seine kleinsten Falten entwickelt, kommt hier das Meiste an; aber oft fehlt es an Zeugen, oder sie widersprechen einander, oder sind sonst verdächtig; und daher verdächtig. Daher ist die Aufspürung Auffindung und wahrscheinliche Zusammensetzung kleiner Spuren Spuren, dergleichen verglichen mit Berücksichtigung der Denkungs- Denk- und Handlungsart der Menschen überhaupt, noch mehr aber der dabey dabei Interessirten Intereßirten , durch Spuren in und was von ihren Umständen sonst bekannten Umständen bekannt ist , oder doch aus den Sitten der Zeit, des Landes und der Gesellschaft hervorgeht , eben so nothwendig. Anm. 1) Wie viel auch gegen Arnold, Gottfried G. Arnold's unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte bis aufs Jahr 700, Frankfurt 1700, zu sagen seyn mag – er hat viel dazu beigetragen, den Blick freier, das Urtheil unbefangener zu machen, und manchen verdienten Ketzer zu Ehren zu bringen. A. d. H. 2) Die bisherigen Versuche in diesem Fache s. in der Anweisung etc. §. 472 flgg. Noch fg. Baumgarten, Siegmund Jacob J. S. Baumgarten's Geschichte der Religionsparteien bleibt noch immer sehr brauchbar. Doch ist Walch, Christian Wilhelm Franz C. W. F. Walchs Walch's Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereyen etc. Leipz. 1762–1785 1762–1785. in Ketzereien etc., Leipzig 1762–1785., 11 Theilen in Theile, gr. 8. das musterhafteste Werk dieser Art, wenigstens in Absicht auf das Zeugenverhör, hauptsächlich vom 5ten Theil an. Aber wer giebt uns eine eben so gute Fortsetzung über die folgende folgende, größtentheils noch dürftigere oder verwirrtere Geschichte solcher Parteyen Partheyen Parteien ? In Absicht auf einen Theil der Geschichte der evangelisch-lutherischen Kirche wird ist es die Planck, Gottlieb Jakob ( Plankische ( plankische ) Geschichte der Entstehung, der Veränderungen und der Bildung des protestantischen Lehrbegriffs, Lehrbegriffs werden, wovon bisher erst 3 2 6 Bände, der dritte in 2 Theilen, Leipz. 1781, 83, 88 1781 und 89 83 in gr. 8, auch vom erstern eine zweyte verbesserte Auflage 1791, 8. erschienen sind Leipzig 1781–1800 . G. Arnold's unparteiische Kirchen- und Ketzergeschichte bis aufs Jahr 700, Frankfurt 1700 Der erste Band (Teil 1/2) von Gottfried Arnolds (1666–1714) Unparteyische[r] Kirchen- und Ketzer-Historie. Von Anfang des Neuen Testaments biß auff das Jahr Christi 1688 stammt aus dem Jahr 1699, der zweite Band (Teil 3/4) aus dem Jahr 1700 enthält die Fortsetzung und Erläuterung . Allerdings ist der erste Band 1700, diesmal mit herrschaftlichen privilegiis , erneut erschienen. Nösselt selbst hat die Ausgabe aus dem Jahr 1729 besessen (vgl. Bibl. Nöss. 148 Nr. 56.57). Anweisung etc. §. 472 flgg. Vgl. I § 43. J. S. Baumgarten's Geschichte der Religionsparteien Siegmund Jacob Baumgartens Abris einer Geschichte der Religionsparteien, oder gottesdienstlichen Geselschaften, und derselben Streitigkeiten so wol als Spaltungen, ausser und in der Christenheit (1755) ist 1766 als Geschichte der Religionspartheyen von Johann Salomo Semler erneut herausgegeben worden. Es fällt auf, dass Nösselt dieses Werk seines Lehrers Baumgarten in den ersten beiden Auflagen der Anweisung nicht nennt. 125 412 . Man kan kann nicht sagen, daß man eine Gesellschaft Gesellschaft kenne, wenn man nicht die Absicht kennt kennt, wozu sie zusammengetreten ist, oder vereinigt bleibt, und wenn man der Einrichtungen Einrichtungen unkundig ist, die zur Beförderung und Erhaltung dieser Absicht gemacht worden sind; ja selbst darum ist die Kenntniß ihrer Geschichte nothwendig, um solche Absichten und die deswegen eingeführten Anstalten Anstalten Anstalten, nebst deren Abänderungen zu begreifen. Diese Anstalten und Einrichtungen zusammengenommen zusammengenommen, nennt man die Verfassung Verfassung einer solchen Gesellschaft, dergleichen auch bey bei der christlichen Kirche, als einer Gesellschaft betrachtet, statt finden stattfinden muß; und so fällt in die Augen, daß ihre Kenntniß eben so nothwendig sey sei, als die Kenntniß der christlichen Kirchengeschichte, wiewohl sie auf einander ein wohlthätiges Licht werfen. Billig sollte man also diese Kenntniß der christlichen Kirchenverfassung Kirchenverfassung von der christlichen Kirchengeschichte selbst absondern, ohngefähr ohngefehr so, wie man die Statistik von der Staatengeschichte getrennt hat. Weil aber dieses noch nicht, wenigstens nicht nach dem ganzen Umfang dieser Umfange der kirchlichen Verfassung, geschehen ist, und doch die Kenntniß der einen von der andern abhängt: so nehmen betrachten wir sie hier als einen Theil der christlichen Kirchengeschichte. 126 413 . In ihrem ganzen Umfang müßte diese Geschichte vorstellen: 1) den äusserlichen äußerlichen Unterschied Unterschied der Christen, d. i. anfänglich nur zwischen Unterrichtenden und Zuhörern, mit gleichen Rechten bey bei öffentlichen Angelegenheiten; Angelegenheiten, hernach in schon geordneten Gemeinen, bey Gemeinden, bei zunehmenden Vorzügen der an eine Gemeine Gemeinde gebundenen Lehrer, zwischen Klerikern und Laikern, so wie unter jenen, zwischen Bischöfen, Aeltesten, Diakonen und den niedrigern Kirchendienern, nebst allen erst nach und nach entstandnen entstandenen Abtheilungen dieser Arten, unter diesen aber zwischen Katechumenen, Gläubigen und Gefallnen Gefallenen , mit Einschluß der Mönche und Orden, als einer Mittelgattung, seit dem 4ten Jahrhundert – Jahrhundert; den Unterschied zwischen einzelnen einzlen Gemeinen Gemeinden und nach und nach entstandnen entstandenen engern und weitern Diökesen – Diökesen; die eingeführte Kirchenzucht und nachwärts nachmals aufgekommene, sehr mannichfaltig mannigfaltig abgeänderte, Gerichtsbarkeit – Gerichtsbarkeit; die verschiednen verschiedenen Arten von bloßen blossen Lehranstalten, Synoden oder Concilien von sehr verschiednem verschiednen verschiedenem Umfang und Ansehn Ansehen , Kirchengesetze und Kirchenordnungen, als Mittel, den Wohlstand der Gemeinen Gemeinden , und nachher die Gerichtsbarkeit, zu erhalten – erhalten; die bey bei dem Gottesdienst und kirchlichen Handlungen eingeführten Gebräuche, und darüber gemachte Ordnungen in Liturgien Liturgieen , Pönitentialbüchern u. d. gl. u. dergl. 2) Alles dieses in seiner ganzen Verschiedenheit Verschiedenheit in verschiednen verschiedenen Kirchen und Ländern sowohl als Zeiten, und 3) bey entstandnen verschiednen bei entstandenen verschiedenen , keine Kirchengemeinschaft mehr mit den andern unterhaltenden, Kirchenparteyen Kirchenparteyen Kirchenpartheyen Kirchenparteien ; 4) das hienach hiernach sehr verschiedne verschiedene Verhältniß der Kirchen gegen nicht christliche, christliche und hernach gegen christliche Obrigkeiten, der Gemeinen Gemeinden und Diökesen gegen einander, und eben so der verschiednen Kirchenparteyen Kirchenpartheyen verschiedenen Kirchenparteien gegen einander ( z. B. in Absicht auf Wiedertaufe der Uebergetretnen Uebergetretenen ); endlich 5) die jedesmaligen Ursachen und Folgen des Aufkommens oder der verschiednen verschiedenen Einrichtungen aller solcher Anstalten, besonders in Absicht auf die mannichfaltige Gestalt und den dadurch sehr verschieden gebildeten Character Charakter der Christen. Katechumenen D.h. Taufanwärter (vgl. III § 10 c). Gefallnen Die Frage, wie mit den vom Glauben Abgefallenen (Apostaten) umzugehen sei, durchzieht das frühe Christentum, wurde jedoch im Zuge der decischen Verfolgung besonders dringend. Als Decius (ca. 190–251) als Loyalitätsbeweis ein Opfer für die Götter forderte, kamen einige Christen, die daraufhin als Gefallene ( lapsi ) bezeichnet wurden, dieser Aufforderung nach ( sacrificati ) oder konnten zumindest eine betreffende Bescheinigung ( libellum ) vorweisen ( libellatici ), andere bekannten sich zu ihrem Glauben und erlitten das Martyrium ( confessores bzw. martyres ). Die Frage nach den lapsi führte schließlich zum sog. Ketzertaufstreit, an dem u.a. Cyprian von Karthago (vgl. II § 129) maßgeblich beteiligt war. Pönitentialbüchern Die seit dem frühen Mittelalter der Regelung der Buße dienenden libri poenitentiales bzw. poenitentialia listen Sünden und die dazugehörigen Bußleistungen auf. 127 414 . Hier ist ein in der That noch sehr unbebautes Feld, das Wenige wenige ausgenommen, was hierüber in den Kirchengeschichten sehr im Allgemeinen gesagt wird, oder in Absicht auf besondre besondere Theile dieser Verfassung in einigen gelehrten Werken geschehen ist. Zwar hat man daraus unter dem Namen der christlichen Alterthümer Alterthümer eine besondere Wissenschaft zu machen gesucht, gesucht ( s. die Anweisung zur theol. Bücherkenntniß Bücherkenntniß, §. 435 f. ) f.), aber in den meisten allgemeinern Werken dieser Art, dem Bingham, Joseph Bingham z. B. und seinen Ausschreibern, wird man fast durchaus die so sehr verschiednen verschiedenen Zeiten und Kirchen in verschiednen verschiedenen Gegenden unter einander geworfen, und Einrichtungen Einrichtungen der ältern christlichen Kirche beygelegt beigelegt finden, die nur hie hier und da oder dann und wann üblich waren; sie waren. Sie gehen bey bei weitem nicht über die ganze Kirche, zumahl zumal der neuern Zeiten, ja gemeiniglich nicht über das vierte und sechste 4te oder 6ste Jahrhundert hinaus; zeigen meistens nur gewisse vorhandne vorhandene Einrichtungen an, ohne ihren Ursprung, Absicht und Fortgang zu untersuchen, untersuchen; und erstrecken sich nur auf Einrichtungen der herrschenden Kirche, unbekümmert um die Einrichtung der verschiedenen Parteyen Partheyen Parteien . Anweisung zur theol. Bücherkenntniß §. 435 f. Vgl. I § 43. Bingham Joseph Bingham (1668–1723) war zunächst Fellow am University College in Oxford, musste sich nach Häresievorwürfen jedoch nach Hampshire in den kirchlichen Dienst zurückziehen. Hier entstanden seine zehnbändigen Origines Ecclesiasticae, or, The Antiquities of the Christian Church (1708–1722), die sich v.a. durch die umfangreiche Benutzung von Primärquellen und die Ordnung des Materials auszeichnen. Später entstanden eine lateinische und eine niederländische Übersetzung sowie eine kürzere Fassung in deutscher Sprache. 128 415 . Gleichwohl ist die Kenntniß dieser Verfassung Verfassung theils unentbehrlich, theils wenigstens sehr nützlich, 1) weil weder die Denkmahle Denkmähler , noch die Schriften, worauf sich die Kenntniß der Kirchengeschichte gründet, noch irgend ein Theil der Kirchengeschichte selbst, ohne diese Kenntniß verstanden werden kan kann . – Denn, so wie falsche Meinungen oder Mißverstand richtiger Lehren Gelegenheit zu gewissen Kircheneinrichtungen Kircheneinrichtungen gegeben haben hat : so, umgekehrt, wurden diese wieder eine Veranlassung zu Irrthümern †) . Aeusserliche Irrthümern. 1 ) Aeußerliche Einrichtungen gaben eben sowohl Gelegenheit zu Spaltungen und besondern Parteyen Partheyen Parteien , als der Unterschied Unterschied in Lehren und Vorstellungen. *) 2 ) – Ausbreitung des Christenthums wurde immer mehr Ausbreitung der Kirche Kirche, und der kirchlichen mehr als der christlichen Lehren ††) . Lehren. 3 ) – Und überhaupt läßt sich schlechterdings nicht erklären, wie gewisse Lehren, Vorstellungen oder Ge wohnheit herrschend worden geworden sind, und mit den wesentlichen Lehren des Christenthum Christenthums einerley einerlei Rang oder gar Vorrang bekommen haben; wie das sanfte und leichte Joch Joch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi in das eiserne Joch der Kirche verwandelt, das innere Christenthum durch das äusserliche äußerliche verdrängt worden, der Geist des Christenthums, der nur durch Ueberzeugung und Liebe wirken soll, in Zwang und Unterdrückung ausgeartet, aus einer Gesellschaft, wo wir alle Brüder, und nur Einer, Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christus , unser Herr seyn soll, ein geist licher Staat entstanden sey sei , als aus der nach und nach entsprungenen und umgebildeten Verfassung der Kirche Kirche. †††) . Kirche. 4 ) †) Anm. 1) So gab die Einbildung vom Fegfeuer oder Reinigung nach dem Tode und die übertriebne übertriebene Achtung gegen Heilige und Märtyrer, Gelegenheit zu Einführung der Seelmessen, zur Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien, den Wallfahrten nach heiligen Oertern Orten u. d. gl. ; u. d. gl. und umgekehrt, veranlaßten Kircheneinrichtungen, z. B. als die ungebührliche Erhebung der Geistlichen über die Laien, daß der Gebrauch des Brodts Brods im heil. heiligen Abendmahl allein Dogma der Kirche wurde; die Einführung der Beichte und der von Priestern geweihten geweyhten Dinge, daß die Lehre von den sieben Sacramenten Sakramenten , und von der Kraft aufkam, die sie erst von dem Priester bekommen; unbestimmte und grob verstandne verstandene Kirchenformeln, z. B. Meßkanon, daß die Lehre vom Meßopfer, der Brodtverwandlung Brodverwandlung u. s. f. entstand. *) 2) Wie die Geschichte der Montanisten, Novatianer, Meletianer, Quartodecimaner, Luciferianer, der Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung, der Trennung der griechischen von der lateinischen Kirche seit dem 9ten Jahrhundert, der Bogomilen, der Hussiten Hußiten u. a. von der römischen Kirche, lehrt. ††) 3) Geschichte der Bekehrung der Angelsachsen im 6ten 6sten , der Deutschen und Sachsen durch Bonifatius Bonifacius u. a. im 8ten, der Bulgarn Bulgaren im 9ten Jahrhundert. †††) 4) Die ganze Geschichte der Concilien, der Patriarchen, Metropolitanen und Bischöfe, und ihrer Streitigkeiten unter einander, sonderlich der Päbste Päpste und des Pabstthums Papstthums , ist ein Commentar hierüber. sanfte und leichte Joch Christi in das eiserne Joch der Kirche verwandelt Vgl. Mt 11,29f. bzw. Jer 28,13f. Kanonisation und Verehrung der Heiligen und ihrer Reliquien Vgl. II § 83. Gebrauch des Brodts im heil. Abendmahl allein Dogma der Kirche wurde Zum Abendmahl sub una specie vgl. II § 83. Brodtverwandlung Vgl. II § 83. Montanisten Die Informationen über die Montanisten, die sich selbst Neue Prophetie nannten, von ihren Gegnern als phrygische oder kataphrygische Häresie bezeichnet wurden und erst ab dem 4. Jh. den Namen ihrer Gründungsfigur trugen, sind vergleichsweise vage. Gemeinsam mit den Prophetinnen Priscilla (Prisca) und Maximilla trat Montanus in der Mitte des 2. Jh.s in Phrygien auf und scheint zum Zeitpunkt des Todes der Maximilla um 179 bereits gestorben zu sein. Neben ekstatischen Prophetien zeichnet sich der Montanismus durch Naherwartung, schroffe Askese und Martyriumsfreude aus und konnte sich trotz großkirchlicher Widerstände bis zum Ende des 2. Jh.s. bis nach Rom sowie nach Nordafrika und Gallien verbreiten. Auch wenn sich besonders prominent bei Tertullian (vgl. II § 129) montanistische Einflüsse feststellen lassen, hat der Montanismus nie größere Bedeutung erlangt. Zwar sind montanistische Gemeinden noch im 4. Jh. belegt, doch war ihre Ausgrenzung aus der Großkirche bereits im 3. Jh. vollzogen, später waren sie Verfolgungen ausgesetzt, die zu ihrem Niedergang führten. Novatianer Der hochgebildete und in Rom nicht zuletzt wegen seines Hauptwerks De trinitate geschätzte Novatian (ca. 200–258) übernahm nach dem Tod Fabians (gest. 250) während der decischen Verfolgung und der damit verbundenen Sedisvakanz die führende Rolle in der römischen Gemeinde und trat in dieser Eigenschaft mit Cyprian (vgl. II § 129) über die Frage nach den lapsi (vgl. II § 126) in Kontakt. Als ein Jahr später der in der Bußfrage gemäßigtere Cornelius (gest. 253) zum Nachfolger Fabians gewählt wurde, ließ sich Novatian ebenfalls zum Bischof weihen, und es kam zum Schisma. Nachdem Novatian und seine Anhänger durch eine Synode von 60 Bischöfen aus der Kirche ausgeschlossen worden waren, begann er mit der Organisation einer eigenen Kirche der Reinen (griech. καϑαροί ) und lehrte, dass allein Gott und nicht die Kirche den Abgefallenen vergeben könne. Nach dem vermutlich während der valerianischen Verfolgung erlittenen Märtyrertod ihres Gründers vertrat die novatianische Kirche im 4. Jh. christologisch eine orthodoxe Position, wurde später jedoch gewaltsam unterdrückt. Einzelne Gemeinden konnten sich bis in das 7. Jh. halten. Meletianer Wie die Novatianer forderten auch die auf Meletius von Lykopolis (gest. nach 325) zurückgehenden Meletianer einen rigorosen Umgang mit den lapsi (vgl. II § 126). Während der diokletianischen Verfolgung hatte Meletius das durch die Inhaftierung anderer ägyptischer Bischöfe und die Flucht Petrus' I. von Alexandrien (gest. 311) entstandene Machtvakuum gegen den Widerstand der abwesenden Kirchenführer für seine kirchenpolitischen Zwecke ausgenutzt und den ägyptischen Klerus nach seinen Vorstellungen umgestaltet. Durch Verhaftung und Zwangsarbeit zum confessor geworden, vertrat Meletius nach der Rückkehr des Petrus eine unnachgiebige Haltung gegenüber den lapsi , wurde des Bischofsamtes enthoben, konnte jedoch eine Kirche der Märtyrer gründen, die dann in die Auseinandersetzung um den Arianismus (vgl. I § 63) hineingezogen wurde. Während Meletius selbst gegen Arius auftrat, stieß dieser bei den Meletianern grundsätzlich auf große Zustimmung, so dass das Konzil von Nicäa (325) das meletianische Schisma ausdrücklich verurteilte, Meletius als Bischof und die von ihm Geweihten jedoch unter Auflagen bestätigt wurden. Erst im 5. Jh. verloren die Meletianer an Bedeutung, können jedoch bis in das 8. Jh. nachgewiesen werden. Wohl nicht gemeint ist hier das von Lucifer von Calaris (s.u.) verursachte und nach Meletius von Antiochien (gest. 381) teils antiochenisch , teils meletianisch genannte Schisma. Quartodecimaner Mit dem Sammelbegriff Quartodezimaner wurden Christen bezeichnet, die das Osterfest nach der jüdischen Berechnung des Pessachfestes am 14. Tag des Monats Nisan feierten und so nach der Chronologie des Johannesevangeliums den Kreuzestod Christi im Zentrum des Ostergeschehens sahen. Gegen diese christologische Ausdeutung des Pessachfestes (die wohl als älteste Form des Osterfestes gelten kann) stand die Praxis, das Osterfest nach dem Auferstehungsgeschehen auszurichten und es immer an einem Sonntag zu begehen. Zu den Schwierigkeiten, die sich dann auch im Zusammenhang mit der Fastenzeit ergaben, kam, dass dem quartodezimanischen Ostertermin bisweilen auch die Chronologie der synoptischen Evangelien zugrundegelegt wurde, nach der die Kreuzigung am 15. Nisan stattfand. Nachdem auf dem Konzil von Nicäa (325) der Sonntagstermin durchgesetzt und die Verbindung zum jüdischen Pessachfest damit endgültig durchtrennt worden war, verlor die quartodezimanische Osterpraxis schnell an Verbreitung. In der von Semler herausgegebenen Darstellung Siegmund Jacob Baumgartens (vgl. II § 124 c) wird bemerkt, dass es später zu Auseinandersetzungen um die Deutung der Bestimmungen von Nicäa gekommen sei und man die von Rom abweichenden Kirchen in Gallien und Britannien ebenfalls als Quartodezimaner bezeichnet habe. Luciferianer Der ältnizänische, radikal antiarianische Bischof Lucifer von Calaris (Cagliari) auf Sardinien (gest. 370), der 355 verbannt worden war, weil er der Absetzung des Athanasius nicht zustimmen wollte, weihte nach seiner 362 erfolgten Rehabilitierung den Presbyter und Eustathianer Paulinus (gest. 388) zum Bischof von Antiochien. Da Lucifer den dem Arianer Eudoxius (gest. 370) im Jahre 360 nachgefolgten Meletius von Antiochien (gest. 381), der eine führende Rolle unter den Jungnizänern einnehmen und als Vorgänger Gregors von Nazianz (vgl. II § 102) das Erste Konzil von Konstantinopel (381) leiten sollte, nicht als rechtgläubig anerkannte, trug er maßgeblich zur Verlängerung des antiochenischen Schismas bei, das erst im 5. Jh. beigelegt werden konnte. Gelegentlich wird diese Verlängerung auch als meletianisches Schisma (s.o.) bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Weihe des Paulinus zum Bischof auf der Synode von Alexandrien (362) keine Billigung fand und Lucifer den hier von Athanasius für Antiochien unternommenen Vermittlungsversuch ( Tomus ad Antiochenos ) als zu nachgiebig empfand. Das so herbeigeführte luciferianische Schisma verbreitete sich v.a. auf Sardinien und in Spanien, war jedoch nicht von langer Dauer. Nach Lucifers Tod übernahm Gregor von Elvira (gest. 392) eine führende Rolle. Gegner der chalcedonischen Kirchenversammlung Gemeint sind v.a. die auf dem Konzil von Chalcedon (451) verworfenen Monophysiten, Nestorianer und Arianer (vgl. I § 63). Trennung der griechischen von der lateinischen Kirche seit dem 9ten Jahrhundert Vgl. II § 115. Bogomilen Bei den auf den zur Zeit des bulgarischen Zaren Petăr I. (gest. 969) lebenden, jedoch weitgehend unbekannten Priester Bogomil (d.h. Gottlieb) zurückgehenden Bogomilen handelt es sich um eine bedeutende Ketzerbewegung, die vom 10. bis zum 15. Jh. in Südosteuropa verbreitet war, aber auch nach Westen wirkte und etwa die Katharer (vgl. II § 19) beeinflusste. Im 18. Jh. leitete man den Namen von der von den Bogomilen häufig verwendeten Formel Bogomilui (Gott erbarme dich) her und nahm als ihren Anführer einen Mönch namens Basilius an, der wegen seiner Lehransichten in Konstantinopel verbrannt wurde. Wie die Paulizianer (vgl. II § 19) u.a. zeichnen sich auch die Bogomilen durch ein dualistisches Weltbild aus, das durch die eigene Ungerechtigkeitserfahrung noch verstärkt worden sein dürfte und nach dem nicht Gott, sondern der abgefallene Satanael die Welt geschaffen habe. In der Suche nach dem fernen, wahren Gott, die in teils schroffer Askese gipfelte, verwarfen sie kirchliche Hierarchien, Liturgie und Sakramente, Gotteshäuser samt Kreuz und Ikonen sowie die Heiligung des Sonntags, zudem lehnten sie das Alte Testament ab. Hussiten Vgl. II § 83; II § 98. Bekehrung der Angelsachsen im 6ten Obgleich zeitgleich von Irland aus in Schottland und Nordengland missioniert wurde, verbindet sich die Christianisierung der Angelsachsen mit Papst Gregor dem Großen (vgl. II § 121), in dessen Auftrag der römische Missionar Augustin von Canterbury (gest. ca. 604) im Jahre 597 nach Kent kam, König Aethelberht (560–616) zum Christentum bekehren und die angelsächsische Mission als erster Bischof von Canterbury anschließend weiter vorantreiben konnte. Auf der Synode von Whitby (664) konnten die Vertreter des römischen Katholizismus ihre iroschottische Konkurrenz entscheidend schwächen, die endgültige Konsolidierung des römischen Christentums und seiner Strukturen vollzog sich dann unter Erzbischof Theodor von Tarsus bzw. Canterbury (668–690). Als bedeutendste Quelle dieser Zusammenhänge ist die 731 fertiggestellte Historia ecclesiastica gentis Anglorum des Beda Venerabilis (ca. 672–735) zu nennen. Deutschen und Sachsen durch Bonifacius u. a. im 8ten Nachdem der bei Exeter geborene Wynfrith bzw. Winfried (ca. 675–754) im Alter von etwa 40 Jahren als Missionar nach Kontinentaleuropa kam, ließ er sich nach einem gescheiterten Missionsversuch unter der Friesen von Papst Gregor II. (715–731) eine Vollmacht erteilen, erhielt den Namen Bonifatius und wurde nach weiteren Missionsreisen 722 im Rom zum Missionsbischof geweiht. Auf Bitten des Papstes erhielt Bonifatius zudem einen Schutzbrief von Karl Martell (ca. 688–741), der seine Missionsbemühungen darüber hinaus jedoch kaum unterstützte. Bekannt ist die in der Vita Sancti Bonifatii berichtete Fällung der Donareiche im hessischen Geismar. Im Jahre 732 zum Erzbischof erhoben, konnte Bonifatius die Errichtung kirchlicher Hierarchien im fränkischen Missionsgebiet nicht wie geplant umsetzen, und auch die 742 auf dem von Karl Martells Sohn Karlmann (ca. 708–754) einberufenen Concilium Germanicum gefassten Beschlüsse fanden Gegner in Adel und Geistlichkeit, so dass sich Bonifatius, nachdem Karlmann 747 zugunsten Pippins d. J. (714–768) abgetreten war, ebenfalls zurückzog. Als er später abermals unter den Friesen missionierte, wurde Bonifatius erschlagen und in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda bestattet. Die der auch auf dem Kontinent aktiven iroschottischen Mission entgegenstehende Romverbundenheit (s.o.) des sog. Apostels der Deutschen hatte einigen Einfluss auf die Allianz der Karolinger mit Rom. Diese kam nicht zuletzt im Zusammenhang der von Karl d. Gr. (747–814) geführten Kriege gegen die Sachsen zum Ausdruck, die nach der Taufe des dux Saxonum Widukind im Jahre 785 und der Errichtung von Bistümern auf sächsischem Gebiet (Münster u.a.) christianisiert wurden. Ein weiterer bedeutender Missionar ist etwa der auch als Apostel der Friesen bekannte Angelsachse Willibrord (ca. 658–739). Bulgarn im 9ten Jahrhundert Die im Zusammenhang der Auseinandersetzung zwischen der griechischen von der lateinischen Kirche (s.o.) stehende Bekehrung der Bulgaren im 9. Jh. erfolgte, nachdem der bulgarische Zar Boris I. (gest. 907) 864/865 das Christentum byzantinischer Prägung und den Taufnamen Michael annahm, sich nach Erhalt der Responsa Nicolai papae ad consulta Bulgarorum Nikolaus' I. (858–867) im Jahre 866 jedoch Rom unterstellte. Als die daraufhin erfolgte Latinisierung des bulgarischen Christentums (v.a. die Annahme des Filioque ) auf den Unwillen des Patriarchen Photios (ca. 810–894) stieß und Boris 869/870 das bulgarische Christentum erneut an Konstantinopel anschloss, stieß dies wiederum auf den Unwillen Roms. Nach 885 nahm Boris von lateinischen und fränkischen Bischöfen vertriebene Schüler der bedeutenden Slawenmissionare Kyrill (gest. 869) und Method (gest. 885) auf (v.a. Kliment von Ochrid), die für die Ausbreitung des auf Kyrill und Method zurückgehenden Kirchenslawischen und eine eigenständige bulgarisch-orthodoxe Identität sorgten. Das erste bulgarische Patriarchat entstand im sog. Goldenen Zeitalter unter Simeon I. (864–927), verlor seine Eigenständigkeit nach der Eroberung durch den als Bulgarentöter bekannten byzantinischen Herrscher Basileios II. (976–1025) im Jahre 1018 jedoch vorläufig wieder. 129 416 . Und sonach kan kann ohne diese Kenntniß 2) kein Lehrsatz Lehrsatz, der, ausser außer den klaren Sätzen der Vernunft Vernunft und den ausdrücklichen Aussprüchen der heiligen Schrift, in die Theologie Theo logie aufgenommen worden, gründlich, und für die, welche kirchliche Tradition als Quelle der christlichen Wahrheit annehmen, überzeugend beurtheilt, noch die Unverbindlichkeit besondrer besonderer Vorstellungen von einer christlichen Lehre für jeden Christen, deutlich dargethan, noch 3), 3) zur Aufrechterhaltung der christlichen Freyheit Freyheit, Freiheit hinlänglich gezeigt werden, daß gewisse positive Kirchenrechte Kirchenrechte uns gar nicht ver binden †) . verbinden. 1 ) Sehr nützlich ist endlich diese Kenntniß Kenntniß, 4) um den Ursprung und die Absichten solcher Einrichtungen kennen zu lernen, die wir noch in unsern Kirchen haben, wohin sie aus dem frühern oder spätern Alterthum Alterthum ge kommen sind, und danach ihren wahren Werth oder Verbindlichkeit zu beurtheilen ††) . beurtheilen. 2 ) †) Anm. 1) Z. B. alles das, was auf der angeblich göttlichen Einführung der bischöflichen Würde und dem sogenannten sogenannnten Primat des römischen Bischofs beruht. S. das unschätzbare Werk de la Primauté en l'Eglise, par Blondel, David D. Blondel , Blondel und andre andere in der Anweisung etc. §. 453. 453 genannte Werke. ††) 2) So hat der Exorcismus in der Taufe, wenn er ja schon zu Cyprian von Karthago Cyprians Cyprian's Zeit im dritten Jahrhundert in Afrika Africa üblich war, (wie man aus dessen 76sten 76stem Brief S. 157. 157 nach Baluze, Etienne Baluze Ausgabe, geschlossen hat,) hat), sicherlich aus der Einbildung, Einbildung (die Tertullian an. 39.57 Tertullian de anima anima, c. 39 und 57 erwehnt,) erwähnt), daß der Satan in den Heidenkindern Heiden-Kindern wohnte, und durch die Anrufung der Götzen bey bei der Niederkunft der Weiber eingeladen würde, solche Kinder zu bewohnen, oder aus einer ähnlichen Grille, seinen Ursprung. – Der unter uns noch herrschende unbiblische, und gewiß aus der spätern römischen Kirche herübergeleitete Begriff Begrif von Consecration des heiligen Abendmahls, wodurch Brodt Brod und Wein der Leib und das Blut Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi werden, und die Kraft desselben bekommen sollen, ist ganz gegen den Sprachgebrauch der ältesten christlichen Kirche ( s. Pfaff, Christoph Matthäus Pfaffs Pfaff's Disp. de consecr. Euchar. Euch. vet. in s. Syntagm. Diss. p. 407 sq. sq.) und Ernesti, Johann August Ernesti Antimur. p. 24 sq. ), die das Wort nicht anders als 1 Tim. 4, 5. nahm. – So ist der Gebrauch unsrer evangelischen unserer evangelischen und epistolischen Texte epistolischen Texte (Pericopen), die man billig mit meistens weit lehrreichern Stellen der Bibel vertauschen sollte, lange nicht so alt alt, als man sich gemeiniglich einbildet, wie man sich aus dem alten römischen Calen dario in Martène, Edmond Martene und Durand, Ursin Durand thesauro novo anecdot. Tom. V. p. 65 seq. leicht überzeugen kan kann . – Und der in unsern Formeln bey bei der Taufe der Kinder übliche (selbst gegen die Apolog. Aug. Confess. p. 51 laufende) Ausdruck: „was ihm von Adam Adam angebohren angeboren ist, und er selbst dazu gethan hat ,“ war in alten Agenden nur auf dem Rande den Rand gesetzt, als ein Ausdruck, der bey bei der Taufe erwachsener Personen sollte hinzugefügt werden, und ist aus Unverstand oder Irrthum hernach in den Text gezogen, und allgemein gemacht worden. ( S. Hartknoch, Christoph Hartknochs Hartknoch's preußische Kirchenhistorie Kirchenhist. Kirchenhistorie, S. 637.) de la Primauté en l'Eglise, par D. Blondel Vgl. II § 90. Anweisung etc. §. 453 Vgl. I § 43. Cyprians Caecilius Cyprianus (ca. 200–258) entstammte einer wohlhabenden, nicht-christlichen Familie aus der Oberschicht Karthagos, erhielt eine Rednerausbildung und war zunächst als Rhetoriklehrer tätig. Unter dem Einfluss des Presbyters Caecilianus wandte er sich ab 240 dem Christentum zu und stieg nach seiner Taufe bis 248/249 schnell zum Bischof von Karthago auf. Cyprian, der während der decischen Verfolgung selbst aus Karthago geflohen war, griff als wichtigster nordafrikanischer Bischof in die insbesondere mit Novatian (vgl. II § 128) geführten Auseinandersetzungen um die lapsi und den Ketzertaufstreit ein (vgl. II § 126). Ein unter seiner Leitung herbeigeführter Synodalbeschluss im Jahre 253 regelte die Wiederaufnahme aller reuigen lapsi , im Rahmen des Ketzertaufstreites hielt Cyprian im Gegensatz zu Stephanus I. von Rom (gest. 257) die von Ketzern und Schismatikern gespendeten Sakramente für ungültig, wodurch es zu einem zwischenzeitlichen Bruch zwischen der nordafrikanischen Kirche, den sie unterstützenden kleinasiatischen Bischöfen und Rom kam. Auskunft über die Positionen Cyprians, der im Zuge der 257 einsetzenden valerianischen Verfolgungen hingerichtet wurde, geben erhaltene Briefe und Traktate, die insgesamt einen bedeutenden Einblick in das Kirchen- und Gemeindeleben der vorkonstantinischen lateinischen Kirche bieten und den Einfluss des zweiten großen nordafrikanischen Lateiners, Tertullian (s.u.), erkennen lassen. 76sten Brief S. 157. nach Baluze Ausgabe Die häufig aufgelegten Opera (1726) Cyprians wurden durch den französischen Historiker Etienne Baluze (1630–1718) vorbereitet und von den Maurinern (vgl. II § 104) ediert. Tertullian Über das Leben des in Karthago wirkenden, ersten lateinischen (aber zweisprachigen) christlichen Autors Quintus Septimius Florens Tertullianus (ca. 150–220) ist wenig bekannt. Wie Cyprian (s.o.) ist er in einem nicht-christlichen Umfeld aufgewachsen und erhielt eine umfassende Bildung. Vor 197 wurde er getauft. In seinen Schriften, die in Abwehr nicht-christlicher und häretischer Positionen ( Adversus Marcionem, Adversus Praxean u.a.) vorwiegend apologetisch motiviert sind, vertritt er großkirchliche Positionen, später wird ein zunehmend montanistischer Einfluss erkennbar. Insgesamt sind 31 Werke erhalten, als das bedeutendste kann das Apologeticum gelten. Sein Latein muss als eigenwillig bezeichnet werden, besonders richtungsweisend ist Tertullian im Hinblick auf die Terminologie der westlichen Trinitätstheologie (vgl. II § 83). Immer wieder festzustellende juristische Kenntnisse haben dazu geführt, dass er bisweilen mit einem Juristen gleichen Namens identifiziert wurde. Pfaffs Disp. de consecr. Euchar. vet. in s. Syntagm. Diss. p. 407 sq. Christoph Matthäus Pfaffs Dissertatio de consecratione Eucharistiae in primitiva ecclesia usitata findet sich in den Syntagma dissertationum theologicarum (1720), 395–540, die auf der hier angegebenen Seite beginnende Erörterung altkirchlicher Positionen fängt mit Cyprian an. Ernesti Antimur. p. 24 sq. Vgl. II § 105. alten römischen Calendario in Martene und Durand thesauro novo anecdot. Tom. V. p. 65 seq. Im fünften und letzten Band des von den Maurinern (vgl. II § 104) Edmond Martène (1654–1739) und Ursin Durand (1682–1771) erarbeiteten Thesaurus novus anecdotorum (1717) (vgl. II § 113) findet sich der Antiquum Calendarium Sanctae Romanae Ecclesiae (aaO 63–84), dem eine admonitio (aaO 63f.) vorangestellt ist. Apolog. Aug. Confess. p. 51 Zur Apologia Confessionis Augustanae vgl. II § 211. Hartknochs preußische Kirchenhistorie S. 637 Christoph Hartknochs (1644–1687) Preussische Kirchen-Historia (1686) bietet als Beleg dafür, dass es sich bei dem in der Anweisung angeführten Beispiel des Taufformelzusatzes ursprünglich nur um eine auf die Erwachsenentaufe zielende Marginalie handelt, die nicht in Kraft gesetzte Deutsche Kirchenordnung des Jahres 1558. 130 417 . Die Um die Ursachen sowohl der Einführung als der Veränderungen solcher besondern Einrichtungen Einrichtungen in gewissen Kirchen zu entdecken, ist, ausser außer den andern allgemeinern Hülfsmitteln und Kenntnissen bey bei der Kirchengeschichte, vorzüglich nöthig, die bürgerlichen Verfassungen Verfassungen zu der Zeit und an dem Ort, wo sie entstanden, die Beschaffenheit des Klima Klima's , die Volksmeinungen sowohl, als die unter den Gelehrtern herrschende herrschenden philosophischen Hypo thesen, auch Kirchentheologie Kirchentheologie, und überhaupt die Meinungen, Gebräuche und andre andere Einrichtungen, die unter Juden und Heiden, da, wo Kirchen gepflanzt worden, üblich gewesen, und wonach man sich bey bei den Einrichtungen der Kirchen sehr gerichtet hat, nebst den Verbindungen zu kennen, in welchen solche Kirchen mit andern gestanden, und was in diesen für Einrichtungen getroffen worden. 131 418 . Einige Theile dieser Verfassung Verfassung, oder die Geschichte besondrer besonderer Arten von kirchlichen Einrichtungen, sind schon einzeln bearbeitet worden, als: die Hierarchie , die religiösen Orden , die Kirchengesetze allerley allerlei Art, die Kirchenversammlungen , und was zur Liturgie gehört, gehört; wenigstens fehlt es nicht an Hülfsmitteln dazu †) , dazu, 1 ) in welchen noch große grosse Schätze unbearbeitet liegen. Es wäre, nach dem, was bisher schon gesagt worden, überflüssig überflüßig , den Nutzen Nutzen des Studiums dieser besondern Theile, oder die Art, wie sie studiert werden müßten müssen , anzugeben. Ob jemand diese Theile? welche? und in welcher Rücksicht? er sie besonders zu treiben habe, muß jeden sein eignes eigenes Bedürfniß Bedürfniß lehren. Für den künftigen Lehrer Lehrer der Religion Religion unter uns uns, möchte das besondre besondere Studium der Geschichte der Hierarchie Hierarchie überhaupt, und besonders der Päbste Päpste und des Pabstthums ††) , Papstthums, 2 ) so wie unsrer evangelisch-lutherischen Kircheneinrichtungen, sie mögen erst durch die Reformation Reformation eingeführt, oder aus der Kirche vor der Refor mation genommen seyn, die meiste Wichtigkeit haben. †) Anm. 1) S. Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 423–447 423–447. und 451–469. ††) Pabstthum 2) Papstthum heißt manchmal der Inbegrif Inbegriff derjenigen Lehren, die durch das Ansehen der römischen Bischöfe eingeführt worden sind; und so wäre dessen Geschichte ein Theil der Geschichte christlicher Lehre. Bisweilen aber begreift man darunter den ganzen Umfang der päbstlichen päpstlichen Macht, oder der angeblichen Rechte der römischen Bischöfe, und ihren Einfluß auf die Veränderungen der Lehre und der Kirche; und die Geschichte desselben würde den Ursprung, Fortgang und Abfall dieser Macht, nebst den Ursachen derselben, oder den dazu gebrauchten Mitteln, und die dadurch entstandnen entstandenen Wirkungen, in sich fassen müssen. Anweisung zur Kenntniß der Bücher etc. §. 423–447 und 451–469 Vgl. I § 43. Dritter Theil Theil . Systematische Theologie. 132 419 . Wenn wir einen Blick auf die Lehren werfen, die Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus Christus und seine Apostel ausbreiteten, und auf die Lehrart Lehrart, der deren sie sich dabey bedienten: dabei bedienten; so zeigt sich bald, daß sie das, was sie zu sagen hatten, immer gelegentlich und nach den Bedürfnisse Bedürfnissen ihrer jedesmaligen Zuhörer oder Leser vortrugen. – An Verständlichkeit Verständlichkeit konnte es diesem Vortrag damals nicht fehlen. Denn fehlen; denn sie richteten sich immer nach dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch derer, mit welchen sie redeten; sprachen mit dem Volke, als Volke Volk , in Sentenzen und Bildern, die diesem vor Augen, oder geläufig waren; mit den Gelehrteren, nach ihrer Denk- Denk-, Beweis- und Sprachart. Blieb ja noch etwas dunkel, oder mußten sie, wegen Neuheit der Sachen, gewissen Ausdrücken neue Bedeutungen unterlegen: so gab der Zusammenhang, in dem sie sprachen, es gaben die Umstände, unter denen, und in Beziehung auf die sie redeten, den Ausdrücken die nöthige Deutlichkeit Deutlichkeit; und was dieser ja abgehen mochte, mochte das konnte man bey bei diesen Lehrern selbst, man konnte es bey bei ihren Schü lern leicht erfragen. – Die Gewißheit Gewißheit von dem, was sie als Gottes Gesandten vortrugen, gründete sich, für den Anfang, zum Theil auf die Wunder, wodurch sie sich als solche gezeigt hatten, zum Theil, und bey allen bei Allen , die sie einmal willig hören wollten, auf die Beruhigung und Besserung, als die ohnfehlbaren unfehlbaren Wirkungen, wodurch sich die göttliche Wahrheit ihrer Lehren bey bei jedem rechtfertigte, der diesen Lehren folgte redlich folgte. ( Joh. 7, 17). 17.) Daher führten sie auch weiter keine Beweise Beweise für ihre Wahrheit, als da, wo gewisse Vorurtheile, Zweifel, Laster Laster, oder Unachtsamkeit und Leichtsinn ihrer Zuhörer Zuhörer eine nähere Ueberzeugung nöthig machten; alsdann alsdenn bezogen sie sich entweder auf Sätze der gesunden Vernunft, oder auf Stellen der heiligen Schrift, je nachdem es die Fähigkeit der Zuhörer zuließ, oder das Bedürfniß derselben erforderte. erforderte – Uebrigens suchten sie nur richtige Kenntnisse in der Religion zu gründen , gründen und eindrücklich zu machen . Die nähere Anwendung Anwendung auf die jedesmaligen Angelegenheiten der Zuhörer mußten sie diesen selbst überlaßen überlassen , eben so wie das Fortbauen auf diesen gelegten Grund: Grund; denn daß sie dieses Fortbauen voraussetzten und verlangten, läßt sich schon sowohl aus der Bestimmung des Christenthums für allerley allerlei Völker und für die künftigen Zeiten, als aus den Fähigkeiten des Menschen, immer vollkommner vollkommener zu werden, schliessen schließen , wenn sie auch nicht ausdrücklich darauf drängen ( Matth. 13, 12. Kap. 25, 14 flgg. folg. 1 Kor. 3, 11 flgg. folg. Eph. 4, 12 f. Ebr. 5, 11 f. etc. ) 133 420 . Was jene Stifter des Christenthums über die christlichen Lehren gesagt und geschrieben haben, ist auch für die folgenden Zeiten in den Büchern des neuen Testaments aufbehalten worden. In dieser spätern Zeit mußten sich, wie es die Sache mit sich bringt, nothwendig in der Erkenntniß der Christen große grosse Veränderungen ereignen, man mag auf die Verständlichkeit Verständlichkeit jenes Unterrichts Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und seiner Apostel, oder auf die Gewißheit Gewißheit von den in der heiligen Schrift enthaltnen enthaltenen Lehren, oder auf ihre Anwendung Anwendung , oder auf die Erweiterung Erweiterung und Aufklärung Aufklärung dieser Erkenntniß sehen. 134 421 . Nach dem Tode der Apostel und ihrer nächsten Schüler Schüler, traten immer weniger Juden Juden zum Christenthum über; über, über. Wie sie überhaupt gegen die Heiden nur die kleine Zahl überall ausmachten, so waren auch natürlich, als sich das Christenthum erst mehr ausbreitete, die meisten neuen Christen waren der Mehrzahl nach bisherige Heiden, und Heiden , folglich des jüdischen und morgenländischen Sprachgebrauch Sprachgebrauchs unkundig. Die unkundig; die Kenntniß der Umstände, unter welchen jene Stifter geredet hatten, verlor sich; und nachfragen konnte man bey bei den ersten Lehrern nicht mehr. Die mehr; die griechische Sprache litte litt , wie alle Sprachen, in Dingen, die ihrer Natur nach nicht nothwendig sind, viele Abänderungen. Die Abänderungen; die Begierde, was man in der Religion für wahr hielt, auch in der heiligen Schrift zu finden, verursachte, daß man einen ganz fremden Sinn Sinn hineintrug. Selbst hineintrug; selbst die Uebertragung Uebertragung der biblischen Ausdrücke und Be griffe in andere andern Sprachen, und, wenn man auch nicht auf ungeschickte oder flüchtige Uebersetzer zu rechnen hätte, die Unmöglichkeit, biblische Ausdrücke ohne Mißverstand in fremde Sprachen zu übersetzen, machte, machte die heilige Schrift zu verstehen, verstehen schwerer, und die Verschiedenheit in der Auslegung nothwendig. – Auch die Art des von den Stiftern des Christenthums zu ihrer Zeit so weislich gebrauchten gelegentlichen und populär populären Vortrags Vortrags, trug das Ihrige dazu bey bei . Der populäre Vortrag ist fasslicher faßlicher und eindrücklicher, eindrücklicher als der gelehrte, und beydes Beides zu werden werden, war die Absicht jener Stifter; aber was er an jenen Eigenschaften gewinnt, verliert er an Bestimmtheit, und ist daher eine reichere Quelle des Mißverstandes. Was man gelegentlich sagt, das sagt man in Beziehung auf die Bedürfnisse der jedesmaligen Zuhörer Zuhörer. Waren Zuhörer; waren diese, oder die Absicht bey bei ihrer Belehrung, verschieden, so erklärten erklären sich auch jene erste christliche ersten christlichen Lehrer über eben dieselbe Sache sehr verschieden; und so entstanden nothwendig scheinbare Widersprüche Widersprüche in der Bibel, die der Eine Leser so, der Andre Andere anders zu heben suchte, wobey wobei dem Einen diese, dem Andern jene Behauptung der heiligen Schrift deutlicher oder wichtiger schien †) . schien. *) So konnte es an einer großen grossen Verschiedenheit der Vorstellungen von dem Sinn der heiligen Schrift nicht fehlen. †) Anm. *) Man vergleiche vergl. z. B. Joh. 5, 23. 23 mit Kap. K. 14, 28. Röm. 3, 23 f. mit Kap. K. 2, 6 6. f. Kap. 6. 6 und Jak. 1, 25. 25 auch Kap. 2. 1 Tim. 2, 4. 4 mit Matth. 20, 16. 135 422 . Die Gewißheit Gewißheit der christl. christlichen Erkenntniß war einer ähnlichen Revolution ausgesetzt. Es ist recht, und sogar Pflicht, nach der uns möglichsten Gewißheit zu streben, weil von der Festigkeit der Ueberzeugung auch der Eifer, nützliche Wahrheit weiter auszubreiten, und die Willigkeit, ihr zu folgen, abhängt. Nach dem Abschied Abschiede Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und seiner nächsten Schüler Schüler, konnte man weder, wie zu ihrer Zeit, sie in der Verlegenheit befragen, noch Zeuge ihrer Wunder seyn. Man hatte freylich freilich ihre Lehren und Thaten in der heiligen Schrift; aber, aber daß es ihre Schriften, daß diese durchaus in der Lehre unverfälscht wären, dies wären: dieß forderte, wenn es zuverläßig zuverlässig seyn sollte, Beweise, und das um so mehr, da es schon in den ältesten Zeiten Leute gab, die das Eine oder das Andere bezweifelten, oder selbst den Aposteln falsche Schriften unterschoben. War aber diese Aechtheit Aechtheit Echtheit ihrer Aussprüche auch gewiß genug: so konnte man doch mit Recht immer mehr Ueberzeugung von ihrer Wahrheit Wahrheit suchen, immer mehr eigne eigene und fremde Erfahrungen von ihren heilsamen Wirkungen, und somit von ihrem göttlichen Werthe, sammlen; sammlen, sammeln; alle weitere Fortschritte in der Kritik, in Sprachen, in der Philosophie, in der Geschichte und andern Wissenschaften zur stärkern Ueberzeugung benutzen; benutzen, die christlichen Lehren mit andern Grundsätzen und Kenntnissen in eine immer nähere Uebereinstimmung bringen, um dadurch die sonst aufsteigenden oder von Andern erregte Zweifel zu entkräften. Und hätte man auch alles dieses nicht selbst bedurft: so wäre es um Andrer Anderer willen nöthig gewesen, wenn man diese heilsamen Lehren, und richtige Begriffe oder Ueberzeugung von ihrer Wahrheit, mittheilen, und sie gegen falsche Vorstellungen oder Zweifel verwahren wollte. 136 423 . Selbst bey bei der Anwendung Anwendung der christlichen Lehren auf sich selbst oder Andre Andere, mußte manche Verlegenheit, mußten sehr verschiedne verschiedene Meinungen eintreten. Ist dieses oder jenes ( z. B. Matth. 19, 21. Apostelgesch. 15, 20 etc. ) auch uns, oder ist es nur den damaligen Schülern Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi gesagt? und in jenem Fall, wie ferne fern ? Ist der mir vorkommende Fall eben der, auf den der oder jener biblische Ausspruch ( z. E. z. B. Matth. 6, 25. 1 Kor. 3, 19. ) geht? und wenn mehrere solche Aussprüche, die doch einander nicht wirklich widersprechen können, nicht zugleich können in einerley einerlei Absicht wahr seyn ( s. die Anmerk. zu §. 134 421 134. ), wie fern ist jeder wahr? wie laßen lassen sie sich mit einander ver einigen? oder, wenn zwey zwei Gebote nicht zugleich können gehalten werden ( z. B. Matth. 7, 6. und Kap. 10, 27 27. ), welches geht vor? oder, wie weit kan kann man beydes Beides beobachten? – Erweiterten Nun erweiterten sich nun überdieß vollends, mit fortgehender Zeit, allerley allerlei Arten der mensch lichen Kenntnisse und Wissenschaften Wissenschaften, die entweder in eine Art von Widerspruch Widerspruch mit den biblischen Aussprüchen zu kommen, oder diese aufklären aufzuklären und zu bestätigen schienen; fing man an schienen. Man fing an, mit eben dem Fleiß über diese Aussprüche, wie über die Sätze in andern Wissenschaften, nachzudenken – und dies nachzudenken. Dies machte selbst der Widerspruch gegen manche, nebst den verschiednen so wie die Verschiedenheit der Vorstellungen von ihrem Sinn und ihrer Ausdehnung, nothwendig, wenn nothwendig. Auch waren diese Aussprüche nicht schon vor an sich einer solchen weitern Aufklärung Aufklärung werth gewesen wären , die man nicht anderwärts her, als aus dem fleißigen Studium des Sprachgebrauch Sprachgebrauchs der Bibel und aus klaren Sätzen der Vernunft Vernunft, nehmen konnte –: so konnte. Nothwendig mußten sich also auch die Kenntnisse vom Christenthum erweitern, noch mehr befestigen, und bestimmter und zusammenhängender werden. Wie endlich diese Masse von Kenntnissen immer mehr zunahm, eine Läuterung derselben zur Scheidung Scheidung des Wahren und Falschen nöthig wurde, nach und nach Lehranstalten Lehranstalten aufkamen, wo man, zumahl zumal angehenden Lehrern der Religion, eine allgemeinere Uebersicht des Ganzen geben, und diese mannichfaltigen Kenntnisse vom Christenthum durch ihren innern Zusammenhang, durch ausgesuchtere, bewährtere Beweise und die nöthigen Bestimmungen befestigen wollte: so entstand natürlich eine mehr wissenschaftliche Form wissenschaftliche Form christlicher Kenntnisse. 137 424 . Hier haben wir den Aus dem allen erklärt sich nun der Ursprung der systematischen Theologie , oder der Theologie Theologie , im Unterschiede von der Religion Religion Religion ( Theil 1. §. 3 3. Anm. 2), 2.) im eigentlichsten und engsten Verstande ( Th. 2 2. §. 1 288 1. ), d. i. des zusammenhängenden Inbegrif Inbegrifs Inbegriffs gelehrter Kenntnisse von der Religion. Man könnte, wenn Religion, wie hier, von der christlichen genommen wird, diese Theologie durch eine Wissenschaft (oder den Inbegrif Inbegriff der Wissenschaften) erklären, worin die in der heiligen Schrift zerstreuten Lehren erklärt, in einen ordentlichen regelmäßigen Zusammenhang Zusammenhang gebracht, durch einander bestimmt und eingeschränkt, bestätigt, und weiter aufklären aufgeklärt werden. Anm. Wenn mehrere Lehrsätze, die mit einander zusammenhängen, d. i. deren einer mit und durch den dem andern besteht, besteht (oder mit dem andern zugleich und um seinetwillen wahr ist,) ist), zusammen genommen, d. i. zu Einem Zweck verbunden werden, so entsteht ein System System ; und, sind diese dieses Lehrsätze der Religion, ein Religions-System Religions-System ; folglich Religions-System . Folglich ist systematische Theologie der Inbegriff aller Religionslehren, die in einem solchen Zusammenhange erkannt oder vorgetragen werden. Bey Bei ihr kommt demnach alles Alles auf drey drei Stücke an: 1) daß man die einzelnen einzlen Lehrsätze verstehe oder erkläre, 2) sie mit einander verbinde, und zwar 3) so, daß einer mit und durch dem den andern bestehe. 138 425 . Man darf nur auf die bisher beschriebne beschriebene Art Acht geben, wie systematische Theologie ent standen ist, und über die Natur derselben nachdenken, um sogleich überzeugt zu werden, wie nützlich es sey sei , daß man die christlichen Lehren Lehren in ein solches System System gebracht habe. Wer sich einer christ lichen Kenntniß, und noch mehr einer Ueberzeugung von ihrer Wahrheit rühmen, oder sie anwenden will, muß doch 1) wenigstens sie verstehen verstehen . Dazu ist zwar die Kenntniß des biblischen Sprachgebrauchs unentbehrlich; aber, wenn dieser Gebrauch mehr als Einen Sinn zuläßt; zuläßt, oder wenn ein Satz, den wir zu verstehen glauben, mit einem andern biblischen Satz nicht bestehen kan kann : so muß ich den Satz, von dessen Sinn die Frage ist, mit dem Zusammenhang, in dem er in der Bibel vorkommt, mit der Absicht des Schriftstellers, mit seinen anderweitigen Erklärungen, vergleichen, um zu finden, welcher Sinn Sinn, allein oder am meisten, damit übereinstimme; oder, scheinen zwey zwei biblische Sätze einander zu widersprechen, wie fern und in welchem Sinn jeder wahr sey sei , und mit dem andern bestehen könne. †) 1 ) Hier ist offenbar die versuchte Verbindung Verbindung eines zweydeutigen zweideutigen Satzes mit dem Zusammenhange, der Absicht des Schriftstellers und den Parallelstellen, oder mit andern eben so biblischen Sätzen, das Mittel, hinter dessen wahren Sinn zu kommen. Ja eben dieser Versuch, einen Zusammenhang Zusammenhang zu finden, leitet mich sehr oft auf die Entdeckung des wahren Sprachgebrauch Sprachgebrauchs, indem er mich darauf aufmerksam macht, anderweitigen Beyspielen Beispielen von dem Sprachgebrauch nachzuforschen, bey bei dem ich allein den der Satz als denkbar finde ††) . erscheint. 2 ) Oft finde ich sich auch bey bei dem Sinn eines biblischen Satzes gar kein Bedenken, und kan man kann daher einen wirklich falschen Sinn für wahr annehmen, bis ich man ihn erst – wie eben in dem System geschieht – mit andern biblischen Sätzen zusammenstelle zusammenstellt , und dadurch von meinem seinem Irrthum in der Erklärung überzeugt, dadurch genöthigt werde, mich sich nach einen einem richtigern Sinn umzusehen. Schon dies dieß ist also ein großer grosser Vortheil, den mir dieses ein solches Zusammenstellen Zusammenstellen und der Versuch, die biblischen Sätze in ein System zu bringen, gewährt, daß ich dadurch den wahren der wahre Sinn dieser Sätze entdecken kan entdeckt werden kann , ohne welchen alle meine Erkenntniß aus der Bibel Bibel keinen festen Grund haben würde. †) Anm. 1) So kan kann es scheinen, als wenn die Stelle Röm. 5, 12 f. die Lehre enthalte: daß wir selbst zugleich mit unserm ersten Stammvater, und dadurch, daß er sündigte, gefallen wären; es kan kann diese Stelle wenigstens von unsrem eignen Falle mit der ersten Versündigung Adam Adams , oder doch eine eigentliche Zurechnung seines Falls bey bei seinen Nachkommen, d. i. den Satz zu enthalten scheinen, daß wir um jenes Falls willen bestraft würden , wohl gar mit dem ewigen Tode bestraft würden. Es ist auch bekannt genug, daß sie so sey sei verstanden worden . Aber eben sowohl kan kann ἁμαρτάνειν , wie auch von solchen verstanden werden, werden die nicht gesündigt , sondern nur ein gleiches Schicksal mit andern Verbrechern ihnen haben; θανατος θάνατος kan kann den leiblichen Tod bedeuten; und Paulus Paulus kan kann eine ganz natürliche Veränderung, die auch ohne Verbrechen erfolgt seyn würde, nach einer bey bei den Hebräern Ebräern gewöhnlichen Art zu reden, als eine Strafe beschreiben, wenn sie gleich keine, sondern ihr nur (materialiter) ähnlich ist, wie 1 Mos. 3, 14. 16. 17–19. Kap. 9, 12 f. und in vielen Stellen, die aus dem alten Testament im neuen, nicht nach ihrer eigentlichen Absicht, sondern wegen einer Aehnlichkeit, angeführt werden. Vergleiche ich nun den biblischen Ausspruch Ezech. 18, 20 20. , den sogar der gemeine Menschenverstand als recht billigt; erkenne ich die deutliche Anspielung der Worte des Apostels auf 1 Mos. 2, 17, 17. verglichen mit Kap. 3, 19 19. ; finde ich ich, daß Paulus P. im Zusammenhang nur bloß den Tod erwähnt erwehnt , und weder ihn Strafe nennt, noch von einer andern Strafe ausser außer dem Tode redet; redet, vornehmlich aber, daß er unser Schicksal nicht von unsrer unserer , von vieler Menschen Sünde herleitet, sondern in allen Versen von Eines Sünde V. 15. 16. 17. 18. 19; 19, 19.; und daß er endlich den Adam Adam und Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum vergleicht, mit oder in wel chem letztern wir ja nicht recht gehandelt haben, sondern nur seinetwegen als Gerechte von Gott behandelt werden: so kan kann man vernünftiger Weise an der Richtigkeit der letztern Erklärung nicht zweifeln. – So scheint auch 1 Joh. 3, 6 6. und 9 9. mit Kap. 1, 8 8. zu streiten, und man hat allerley allerlei Arten, den Sinn jener Stelle zu mildern, versucht. Johannes Johannes hebt doch selbst allen Mißverstand, da aus Kap. 5, 18 18. augenscheinlich wird, μὴ ἁμαρτάνειν sey sei so viel als τηρεῖν ἑαυτὸν , sich für vor Sünden zu hüten suchen . ††) 2) Wie bey bei gedachter Stelle 1 Joh. 3. und bey bei solchen, wo es scheint, daß Gott für die Ursach des Bösen ausgegeben werde; welcher in die Augen fallende Mißverstand gänzlich gehoben wird, wenn ich man aus ähnlichen Redensarten Apostelgesch. 13, 29 29. und Kap. 1, 18 18. gelernt habe hat , daß die Ebräer von jeder entfernten, selbst mit Mißfallen verknüpften Veranlassung einer Handlung, als gerade wie von einer Ursach derselben reden. {Ob freilich die strenge Bestimmtheit und Consequenz bei so populären und selbst im Schreiben ungeübten Schriftstellern, ἰδιώταις λόγου , wie die V. des neuen Testaments waren, überall angenommen und vorausgesetzt werden dürfe, ist eine andere Frage. A. d. H. } P. D.i. Paulus. ἰδιώταις λόγου Vgl. 2Kor 11,6. V. D.i. Verfasser. 139 426 . Zur Ueberzeugung von der Wahrheit Wahrheit der biblischen Sätze Sätze, müssen uns zwar schon die Aussprüche der heiligen Schrift selbst zureichend seyn; aber die Gewißheit Gewißheit davon wächst doch noch mehr 2) dadurch, wenn wir sie mit andern Sätzen, die uns gewiß sind, in Verbindung Verbindung bringen; es mögen diese andern Sätze biblische, oder anderwärtsher gewisse seyn. Denn, so wie diese Gewißheit der Sätze leidet, wenn wir sie nicht mit solchen andern zu reimen wissen: so wird sie befestigt, wenn sie aus diesen fließen fliessen , oder diese ohne jene nicht bestehen können †) . können. 1 ) Indem ich man sie ferner mit andern Sätzen zusammenhalte zusammenhält , so sehe ich sieht man 3) wie einer den andern bestimmt und einschränkt, füge fügt also im System System diese Einschränkungen hinzu, und verhüte verhütet dadurch theils die Mißdeutung dieser Sätze, theils Zweifel und Vorwürfe gegen sie; wodurch Irrthümer abgeschnitten werden, und der richtige Verstand derselben sowohl wieder befördert, als die Gewißheit der Sätze aufs neue verstärkt wird ††) . wird. 2 ) Anm. 1) Dies ists, was vornehmlich der deutlichen und gelehrten Kenntniß vor der undeutlichen und gemeinen, dem Vortrag der erstern Art vor dem populär populären, den Sätzen im System vor den abgerissenen Sätzen, einen so großen grossen Vorzug giebt. Bey Bei Köpfen, die zum Nachdenken aufgelegt und an deutliche Begriffe gewöhnt sind, ist systematische Kenntniß der Religion unentbehrlich, und dahin, in seinem Maaß, zu trachten, Pflicht eines jeden Christen, zumal zumahl Lehrer Lehrers, zumal zumahl in aufgeklärter aufgeklärtern Zeiten. Siehe den sehr lesenswürdigen Teller, Wilhelm Abraham tellerischen Tellerischen Excursus III. hinter Burnet, Thomas Th. Burneti lib. de fide et offic. Christianorum Christianorum, p. 290 sqq. †) 2) So wird die Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten und von seiner schonenden Erbarmung, gewiß in dem Grade überzeugender erkannt erkannt, als die Ueberzeugung von unserer Ohnmacht und unserm Verderben auf einer, und von dem, was wir wohl könnten, wenn wir wollten, auf der andern Seite, stark ist; und die wahre Lehre der heil. heiligen Schrift von der Versöhnung durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum ist bey bei einer richtigen Vorstellung von der Gerechtigkeit Gottes weit weniger Zweifeln ausgesetzt, als ohne diese. ††) Beyspiele Beyspiele 3) Beispiele giebt hier die Vergleichung der biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk Gottes Gottes sey sei , mit anderen Stellen, die doch den Mangel des Glaubens dem Men schen selbst Schuld geben Menschen zum Vorwurf machen ; der Lehre, die den Glauben an Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesum Christum als nothwendig zur Seligkeit fordert, mit der Lehre Röm. 2, 11–15. 26. 27 27. ; der Lehre, die Gott als den vorstellt, der allen Menschen wolle geholfen wissen, und der daß er durch sein Wort oder Lehre die Menschen selig mache, mit dem Erfahrungssatz, daß doch die wenigsten Menschen Gelegenheit gehabt haben, die christliche Lehre , selbst viele nicht einmal Fähigkeit gehabt haben, die christliche Lehre , eine natürliche Roli gion Religion kennen zu lernen; der Lehre von Vergebung der Sünden, und hingegen der Erfahrung Erfahrung, daß natürliche Strafen nach unsern Vergehungen nicht ausbleiben. tellerischen Excursus III. hinter Th. Burneti lib. de fide et offic. Christianorum p. 290 sqq. Der 1786 von Wilhelm Abraham Teller besorgten Ausgabe des mehrfach aufgelegten Werkes De fide et officiis Christianorum (1722) des englischen Theologen Thomas Burnet (1635–1715) sind drei Exkurse angehängt. Der dritte Exkurs trägt den Titel De usu argumentorum veritatis Christianismi ex miraculis et vaticiniis in ecclesia adulta (aaO 282–296), auf den angegebenen Seiten bespricht Teller das Verhältnis von πίστις und γνῶσις . Lehre von Unentbehrlichkeit der Gnade Gottes zu allem Guten Zum Verhältnis von göttlicher Gnade und menschlichem Zutun vgl. II § 115. Versöhnung durch Christum Vgl. I § 61; II § 170. biblischen Lehre, daß der Glaube ein Geschenk Gottes sey Zu den reformatorischen Grundsätzen sola fide und sola gratia vgl. II § 83 (vgl. Eph 2,8 u.a.). Lehre, die den Glauben an Jesum Christum als nothwendig zur Seligkeit fordert Im Blick ist das reformatorische solus Christus (vgl. Apg 15,11; 1Tim 2,5f. u.a.). 140 427 . Eben diese richtige und bedächtige Vergleichung Vergleichung der Lehren Lehren unter einander und die Bestimmung der einen durch die andre andere , zeigt auch 4) den verhältnißmäßigen Werth oder dergleichen auch Entbehrlichkeit einer Lehre. Diese Würdigung kan kann sehr viel beytragen beitragen, theils zur Bestimmung, ob gewisse Lehren oder Vorstellungen auch eben sowohl in den gemeinen Unterricht Unterricht, oder nur als für Gelehrtere Gelehrtere Gelehrte gehören; theils zur Beruhigung unsrer selbst , wenn wir uns von gewissen Lehren nicht überzeugen, sie nicht so sehr, als wir es wünschten, uns aufklären aufklären, nicht alle Zweifel dagegen heben können; theils zur billigern Beurtheilung derer, die über gewisse Lehren Punkte anders denken als wir; endlich zur Absonderung unnützer oder entbehrlicherer Untersuchungen. †) 1 ) Und wie viele neue Aufschlüsse gewährt 5) eine solche Vergleichung und Zusammenstellung Zusammenstellung? Zusammenstellung, die so viele Vorurtheile, Irrthümer und Zweifel verdrängen können. können! Denn können; denn wodurch anders gelangen wir zu solchen erweiterten und mehr geläuterten Einsichten, als durch Vergleichung mehrerer Sätze, und ihrer Bestandtheile, mit einander? ††) 2 ) †) Anm. 1) Man denke hier an den so äusserst zweydeutigen äußerst zweideutigen Streit über Grundartikel Grund- und Nebenartikel Nebenartikel des christlichen Glaubens (articulos fundamentales primi und secundi ordinis und non fundamentales), und an den unverständigen höchst schädlichen Eifer, der menschliche Vorstellungen von christlichen Lehren mit diesen selbst, der Wichtigkeit nach, in eine Classe Eine Klasse setzte, auf einer, wie und auf der andern Seite, an die Kälte und Gleichgültigkeit gegen gewisse Lehren, sowohl als an den Unverstand, eine Lehre selbst zu verwerfen, wenn eine Vorstellungsart davon verwerflich ist. Die Lehren von dem göttlichen Ansehen der heiligen Schrift und ihrer göttlichen unmittelbaren Eingebung; von dem moralischen Verderben der Menschen, der Erbsünde und der Zurechnung des Falles Adam Adams , und so viele andre andere , mit den verschiednen verschiedenen Vorstellungen davon, die keinesweges zusammen stehen und fallen, können hier zum Beyspiele Beispiele dienen. ††) 2) Gute und schlechte Beyspiele Beispiele dieser Aufklärung Aufklärung christlicher Lehren sind bekannt genug. Wie ärmlich und willkührlich willkürlich sieht die Lehre von der Eingebung der heil. heiligen Schrift vor der letztern Zeit Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus, gegen die Gestalt, die sie seltdem seitdem , zumal in den neuesten Zeiten, als z. B. in Töllner, Johann Gottlieb Töllners Töllner's Buch von der göttlichen Eingebung, gewonnen hat? Wie ganz anders erscheinen uns jetzt die Lehren von der wahrhaftigen Göttlichkeit des Christenthums, von der Deutlichkeit der heil. heiligen Schrift, von der göttlichen Vorhersehung der freyen freien Handlungen der Menschen, von der göttlichen Vorsehung Fürsehung , von den göttlichen Strafen, von der Versöhnung Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und seinem thätigen und leidenden Gehorsam, von der wahren Besserung des Menschen, und dem, was dabey dabei Gottes und des Menschen ist, von dem Glauben und der möglichen Seligkeit derer, die keine Gelegenheit gehabt haben haben, das Christenthum kennen zu lernen, von der steten Fortdauer der Strafen nach dem Tode, und mehrere andre andere ? die alle so laut für den Nutzen Nutzen der systematischen Untersuchungen sprechen. Streit über Grund- und Nebenartikel des christlichen Glaubens (articulos fundamentales primi und secundi ordinis und non fundamentales) Im Zusammenhang der Glaubensartikel ( articuli fidei ) kennt das 18. Jh. folgende Einteilung: Hinsichtlich des Erkenntnisgrundes wird in reine, d.h. allein aus dem biblischen Zeugnis erkannte, Artikel ( articuli puri ) und vermischte, d.h. aus der Bibel und der Vernunft erkannte, Artikel ( articuli mixti ) unterschieden. Hinsichtlich der Wichtigkeit oder Entbehrlichkeit für die biblisch geoffenbarte Heilsordnung wird mit Grund- ( arcticuli fundamentales ) und Nebenartikeln ( articuli non fundamentales ) gerechnet. Zu den Nebenartikeln gehört z.B. die Höllenfahrt Christi, die Grundartikel werden weiter in Artikel erster und zweiter Ordnung ( articuli fundamentales primi bzw. secundi ordinis ) aufgeteilt. Während die auch als articuli constituentes oder consecutivi bezeichneten Artikel erster Ordnung von wesentlicher Bedeutung für die Heilsordnung sind (z.B. die Lehre von Gott, von Christus, von der Gnadenwahl), hängen die auch als articuli conservatorii bzw. conservativi bezeichneten Artikel zweiter Ordnung notwendig mit denen der ersten zusammen und beschreiben entweder als articuli antecedentes deren Voraussetzungen (z.B. die Lehre von der Schöpfung, vom Fall) oder als articuli consequentes deren Folgen (z. B. die Lehre von der Kirche, von der letzten Dingen). Im Gegensatz zu den nicht heilsnotwendigen Nebenartikeln ( qui salva salute et ignorari et negari possunt ), ist die Kenntnis und die Zustimmung zu den Grundartikeln erster Ordnung unbedingt heilsnotwendig ( qui salva salute nec ignorari nec negari possunt ), die Kenntnis um die Grundartikel zweiter Ordnung ist zwar nicht unbedingt heilsnotwendig, doch dürfen diese auch nicht abgelehnt werden ( qui salva salute ignorari, sed non negari possunt ). Töllners Buch von der göttlichen Eingebung Gemeint ist Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) Werk Die göttliche Eingebung der heiligen Schrift (1772), in dem, nach einem historischen Abriss, unterschiedliche Grade der Eingebung bestimmt werden. Töllner zufolge ist durchaus mit einer göttlichen Eingebung zu rechnen, jedoch sei diese nicht wortwörtlich geschehen. Deutlichkeit der heil. Schrift Vgl. II § 21. 141 428 . Alle diese Vortheile kan kann die systematische Theologie, zur bessern Erkenntniß Erkenntniß des Christenthums, leisten. Sie erleichtert aber auch das gründliche Studium der Religion Religion, besonders angehenden Theologen Theologen. Denn 6) schon Schon für den langsamen Kopf, und eben so sehr für jeden, der noch zu wenig Bekanntschaft mit der heiligen Schrift und deren rechtem Verstande, mit Philosophie, mit Geschichte der Lehre und den so vielfältigen Versuchen gelehrter Theologen, das Christenthum aufklären aufzuklären, noch zu wenig feste Grundsätze und Uebung im Denken, und in reifer, nüchterner Prüfung, hat, ist es ein großer grosser Vortheil, wenn ihm Andre Andere darin mit Sammlung dessen, was am bewährtesten erfunden befunden worden, mit eigner eigener Untersuchung Untersuchung, vorarbeiten, ihm durch ihr eigenes Beyspiel Beyspiel Beispiel die rechte Art zeigen, wie er, aufs sicherste und überzeugendste, Untersuchungen über die Religion und das Christenthum anstellen müsse, ihn dadurch für vor Dünkel und zu rascher Entscheidung einerseits, und andererseits anderseits für vor Trägheit bey bei dem einmal Gelernten, verwahren. 7) Er bekommt dadurch eine allgemeinere und geschwindere Uebersicht Uebersicht des Ganzen, an die er hernach viel leichter seine übrigen erlangten Kenntnisse und Untersuchungen knüpfen und ordnen kan kann . 8) Er wird durch ein wohleingerichtetes System System von dem Leichtern zum Schwerern fortgeführt, oder doch, bey bei der zusammenhängenden Stellung der Lehren, durch das Vorhergehende zu dem Nachfolgenden zubereiten zubereitet . Er gewöhnt sich, durch einen solchen erläuternden und mit Beweisen unterstützten Commentar über die biblischen Lehren, gleich anfangs zu deutlichen und bestimmten Begriffe Begriffen, die ihn gegen seichte Erkenntniß, Ausschweifungen der Phantasie, halbwahre Zweifel, und mehrere dergleichen Uebel, sichern. 9) Der stete Zusammenhang Zusammenhang, verbunden mit solchen deutlichen Begriffen, gewährt einem Selbstdenkender Selbstdenkenden und nach gründlicher Kenntniß Durstenden ein großes grosses Vergnügen, macht ihm das Studium der Religion selbst interessanter, und befördert dadurch zugleich seinen Fleiß. Auch drückt sich 10) das, was man so im in Zusammenhang gebracht hat, viel tiefer ein, und setzt uns in den Stand, das leichter zu behalten, und sich dessen eher wieder zu erinnern, als was man nur einzeln und stückweise gelernt hat. 142 429 . Freylich Freilich führt dieser systematische Vortrag des Christenthums auch manches Unbequeme mit sich, und veranlaßt oft genug Uebel, die der rechten Erkenntniß desselben derselben nachtheilig werden. – Die Bequemlichkeit, die er verschafft, und das Vertrauen auf Andrer Anderer Vorarbeit, verleitet sehr leicht zur Trägheit, hemmt den Trieb zu eigner eigener Untersuchung, und zieht blinde Anhänglichkeit an dem System nach sich. – Nur zu oft wird darüber das Schöpfen aus der Quelle Quelle, das Studium der heiligen Schrift, vernachläßigt vernachlässigt ; man be gnügt sich mit Beweisen aus der Natur der Sache und aus dem Zusammenhang der Lehren, und, anstatt das System System nach der heiligen Schrift zu bilden, trägt man aus jenem den Sinn in diese hinein; wenigstens hindert die stete Rücksicht auf das System, wogegen man nicht verstoßen verstossen will, das recht unbefangne unbefangene Forschen in der Bibel Bibel. – Und da man in dem System, nebst den christlichen Lehren, auch menschliche Vorstellungen davon vorträgt: so wird man gar leicht verführt, einerley einerlei Gewißheit und Wichtigkeit diesen wie jenen beyzulegen, beizulegen; und dies verursacht wieder den Schaden, daß die oft gerechten Zweifel Zweifel gegen solche menschliche Begriffe, zur Bestreitung der christlichen Lehren selbst gebraucht werden. – Endlich scheint dabey dabei die Fruchtbarkeit Fruchtbarkeit und das eigentlich Praktisches Praktische der Religion, nebst der Anwendung Anwendung des Christenthums auf unsre unsere Besserung Besserung und Beruhigung Beruhigung, zu leiden. Denn je mehr Fleiß auf die Speculation verwendet wird, je desto mehr wird gemeiniglich die Anwendung, und, über dem Streben nach Deutlichkeit Deutlichkeit und Gewißheit Gewißheit, die Beförderung des Eindrucks, den die Lehren machen sollten, vergessen. Und, weil die Untersuchungen in dem System durch Streitigkeiten über einzelne einzle Lehren und durch die Umstände der Zeit, wo sie für nothwendig befunden wurden, veranlaßt worden sind: so sind viele, zum Theil wichtigere, Untersuchungen ganz versäumt, viel Un nützes, wenigstens für uns Entbehrliches, in das System getragen, auf Vieles ein Gewicht gelegt worden, was ihm nur die Zeitumstände und Leidenschaften der Menschen gaben, und das Christenthum ist durch die Ideen gewisser Schulen, Völker und Zeiten so verstellt entstellt , der Vortrag so dürre, und durch den Gebrauch der Schulausdrücke Schulausdrücke so unverständlich worden geworden , daß man oft Mühe hat, die einfältige Lehre Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi darin wieder zu finden. 143 430 . Alles dieses ist wahr; wahr, ob es gleich von den Feinden der systematischen Lehrart und eines besondern System Systems selbst, sehr übertrieben, und zu gar zu einseitiger Beurtheilung derselben angewendet wird. – Billig fordern solche Gegner, daß sie gehört, daß die Fehler gebessert werden, die dieser Lehrart Lehrart und einem besondern System ankleben. Aber eben so gerecht ist die Forderung, die großen grossen Vortheile dieser Lehrart nicht zu verleugnen verläugnen , die vorhin dargestellt wurden, und das nicht zu verkennen, was selbst die syste matische Behandlung der christlichen Lehren zur Beförderung desjenigen beytragen kan beitragen kann , wovon man sich einbildet, daß es durch diese Behandlung verhindert werde †) . Ja werde. 1 ) Ja, diese Forderung ist bey bei einzelnen einzlen Systemen um so gerechter, je mehr man wahrnimmt, daß die Meisten, welche sie so schnell verurtheilen, sich nicht einmal die Mühe gegeben haben, den wahren Sinn Sinn gewisser Vorstellungen und die Einschränkungen zu studieren studiren , mit welchen man sie in dem System behauptet ††) ; ††) , behauptet; 2 ) als wozu eine viel ausgebreitetere Belesenheit Belesenheit, eine weit größere grössere Biegsamkeit der Seele, um sich in Andrer Anderer Vorstellungen hineinzudenken, mehr bedachtsame Prüfung und weit mehr historische, philologische und philosophische Kenntnisse gehören, als diese zu raschen Richter verrathen. †††) 3 ) †) Anm. 1) So vermindert z. B. die systematische Behandlung des Christenthums nicht nothwendig den Fleiß Fleiß, den man auf das Studium der Bibel wendet. Vielmehr, wenn man aus dem System sieht, wie getheilt die Christen über gewisse Stellen und Lehren der Bibel gewesen sind: so wird man nicht nur auf manchen Sinn geführt, der uns vorher gar nicht einfiel; einfiel, man wird auch ermuntert, recht genau die Bibel zu studieren, um unter so verschiednen verschiedenen Vorstellungen zu entscheiden, und eine recht feste, auf allen Seiten wohl verwahrte, Ueberzeugung von dem richtigen Sinn und dessen Gründen zu erhalten. Und wenn man bey bei dem System findet, wie sehr Ein ein Satz dem Andern den andern einschränke, und auf wie grobe Irrthümer oder unauflösliche Zweifel man gerathen würde, wenn man die biblischen Sätze so gerade nähme, wie sie sich uns zuerst darstellen: so wird man ja viel vorsichtiger, nicht geradezu einen gutscheinenden Sinn nicht geradezu zu billigen, und keine Ideen an gewisse Sätze der Bibel zu hängen, die hernach diese Sätze mit andern in Widerspruch bringen. Was kan kann uns von dem so verführerischen Vorurtheil: man müsse sich einfältig an den Buch staben der heil. heiligen Schrift halten, und einfältig glauben, glauben – was kan kann uns davon abbringen, als eben die Bemerkung, die das System so augenscheinlich macht, zu was fär für Irrthümern und Widersprüchen uns die Befolgung dieses Grundsatzes verleite? ††) 2) Zum Beyspiel kan Beispiel kann hier die Lehre der evangelischen Kirchen von der Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesum Christum , und von der Rechtfertigung allein durch den Glauben, dienen, gegen welche viele noch immer den Vorwurf erneuern, daß sie die Sicherheit der Menschen befördre befördere , und der Nothwendigkeit der Heiligung Eintrag thue; desgleichen die Fragen: von Nothwendigkeit der guten Werke (der Tugend) zur Seligkeit, und des Glaubens an Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesum Christum zu jeder guten That, That; von der Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und der den Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären (Fehler (Fehler, oder Mängel, die besser zu seyn scheinen, als sie sind). – In diesem Fehler liegt der Grund zu aller Verketzerung , der sich übereilte und halbgelehrte Reformatoren eben so leicht schuldig machen, als im Gegentheil Andere, die steif an den gewohnten Vorstellungen von gewissen Lehren hängen . †††) Denn, was 3) Was man System System überhaupt überhaupt nennt – und denn die obigen Einwürfe sind ja gegen alles Alles gerichtet, was so heißt – ist nicht einerley einerlei mit dem besondern besondern System einer gewissen Kirche oder eines besondern Lehrers. Wer also einzelne einzele Lehren, wie sie philosophisch und im Zusammenhange mit andern vorgestellt worden sind, beurtheilen will, muß nicht bloß Eine oder Eine eine und die Andre andere Vorstellung, sondern eigentlich alle Versuche kennen, die man zur Aufklärung Aufklärung einer Lehre gemacht hat; hat, und dazu gehört keine geringe Belesenheit, Scharfsinn, Fähigkeit, sich in Andrer Anderer Gedanken zu versetzen u. d. gl. u. dergl. Welch eine ganz andere schrift- und vernunftmäßige Gestalt haben gewisse Lehren unter den Händen gelehrter und scharfsinniger Lehrer Lehrer bekommen, zumal zumahl je nachdem durch Streitigkeiten nähere Veranlaßung Veranlassung , darüber weitere Unteruchungen anzustellen, entstanden war! Wie groß erscheint z. B. Leibniz, Gottfried Wilhelm Leibnitz auch in den Erklärungen, die er über gewisse hergebrachte und angefochtene Vorstellungen stellungen in der Theologie, gelegentlich in seinen Schriften eingestreuet hat! man müsse sich einfältig an den Buchstaben der heil. Schrift halten Vgl. II § 21; II § 70. Rechtfertigung allein durch den Glauben Zu den reformatorischen Grundsätzen sola fide und sola gratia vgl. II § 83. Nothwendigkeit der guten Werke Zu den bona opera vgl. II § 83. Glaubens an Jesum Christum zu jeder guten That Vgl. II § 139. Seligkeit derer, die das Christenthum nie gekannt haben, und der Satz, daß ihre Tugenden splendida vitia wären Der Grundsatz omnes virtutes paganorum splendida vitia sunt (Alle Tugenden der Heiden sind glänzende Sünden) war im 18. Jh. als Zitat des Kirchenvaters Augustin verbreitet, doch hat er ihn in dieser Form nie gebraucht (vgl. Aug. civ. XIX 25). Leibnitz Der bereits in jungen Jahren durch besondere philosophische, mathematische und juristische Begabung aufgefallene und später als lebendige Enzyklopädie bezeichnete Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) gehört zu den prägendsten Denkern des deutschen Barock, verfügte durch seine Reisetätigkeit und als Mitglied der bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften über gute Kontakte zu den namhaftesten europäischen Gelehrten seiner Zeit (Spinoza, Huygens, Malebranche, Bayle u.a.) und war zudem auch als Wissenschaftsorganisator, Bibliothekar und Diplomat tätig. Im Hinblick auf sein vielschichtiges Werk, zu dem u.a. auch die Erfindung einer Rechenmaschine gehört, sei hier auf die in seiner Theodizee (1710) vorgetragene Sichtweise, trotz allen Übels habe der gute, weise und allmächtige Gott die beste aller möglichen Welten erschaffen, sowie auf die posthum 1720 erschienene Monadologie verwiesen. 144 431 . Freylich Freilich sind alle menschliche Werke unvollkommen, und die besten Unternehmungen dem Mißbrauch ausgesetzt: soll man aber deswegen lieber nichts versuchen, weil es doch immer nur Stückwerk seyn wird? Oder oder haben die Gegner der systematischen Theologie nicht auch schon einmal ihre Partey Partey Parthey Partei genommen, ohne die Sachen aufs auf's Neue nach der heiligen Schrift zu untersuchen? Haben haben sie nicht auch Ihr ihr System System, das sie oft in die heilige Schrift hineintragen? Und und , wenn die Natur eines Systems zu gewissen besondern Fehlern leicht verführt, verführt: giebts nicht wieder andre andere gleich schädliche Fehler, in die man um so eher verfällt, je weniger man gewisse Sätze im System versteht? verworrne verworrene Begriffe z. B. und daher entstehende Zweydeutigkeit Zweydeutigkeit Zweideutigkeit , falsche damit einschleichende Nebenvorstellungen Nebenvorstellungen, Widersprüche, welchen man die Lehren aussetzt u. d. gl. u. d. gl.? – Und jenen Jenen Fehlern des Systems, nebst dessen zufälligem Mißbrauch läßt sich doch abhelfen, wenn man folgende nur die itzt näher anzudeutenden Regeln Regeln nicht aus den Augen läßt: läßt. Die Sie können zugleich dienen können , theils den Werth besondrer besonderer Systeme, und der Verfahrungsart bey bei Aufklärung einzelner einzler Lehren zu bestimmen; theils Vorsichtigkeit zu befördern, wenn man sich selbst sein System macht, macht – eine Pflicht, die jeder auf sich hat, wer eine gewissenhafte nach einer gewissenhaf ten Erkenntniß der Religion, und wer überall eigne Ueberzeugung sucht; sucht; – theils gerechter und billiger von denen zu urtheilen, die über gewisse Lehren oder deren Erweislichkeit anders als wir denken wie wir . Stückwerk Vgl. 1Kor 13,9f. 145 432 . Zuerst müßte man überall bey ist bei einem christlichen System System überall die heilige Schrift zum Grunde zu legen. Es kommt aber dabey dabei so viel auf die Art an, wie dieses geschieht, und es werden dabey dabei so manche unerkannte Fehler begangen, so manche Sätze und Beweise für biblisch ausgegeben, die nichts weniger als biblisch biblisch sind, daß es sehr der Mühe werth ist, diesen rechten Gebrauch Gebrauch der heiligen Schrift, Schrift zu dieser Absicht etwas bestimmter anzugeben. Hier müßte Es muß 1) znvörderst zuvörderst ausgemacht seyn, ob das zur heiligen Schrift, wie sie hier gebraucht werden soll, gehöre, was man dahin rechnet. Denn es versteht sich a) von selbst, wenn eine Leseart unsrer unserer gedruckten Bi beln falsch oder unsicher, und eine Stelle unächt unecht ist, daß man darauf auch im System nichts bauen dürfe †) dürfe. 1 ) (§. 24 ). 311. ). 24. ) b) Eben so viel aber, und noch weit mehr, kommt darauf an, daß man überzeugt sey sei , was in der heiligen Schrift als Quelle Quelle der Belehrung Belehrung für Christen angesehen werden müsse. Denn wenn man erwegt erwägt : – erwegt, daß Gott seine in der heiligen Schrift enthaltnen erhaltenen nähern Offenbarungen Offenbarungen nach und nach und immer stufenweise stuffenweise deutlicher bekannt gemacht habe; – daß Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Apostel selbst selbst, theils von den Offenbarungen im alten Testament Testament, als von einem noch unvollkommnen Untericht Unterricht unvollkommenen Unterricht, sprechen, theils ganz andre Gesinungen Gesinnungen andere Gesinnungen von Christen fordern, als sich zu den Zeiten des alten Testaments fanden ( Luc. 9, 54–56. Joh. 1, 17. Gal. 3, 23–25. K. 4, 9 f. Ebr. 8, 6. 12, 18–24 ); – daß das alte Testament doch eigentlich für Israeliten, als ein besondres besonderes Volk Gottes, bestimmt war, und augenscheinlich nach israelitischen Nationalumständen und Bedürfnissen eingerichtet ist sey ††) ; ist; 2 ) – daß hingegen die eigentliche Belehrung für Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Schüler Schü ler in dem Unterricht ihres Stifters und Herrn und seiner unmittelbaren Schüler gesucht werden müsse, und diese Reden in den Schriften des neuen Testamentes vorkommen: so kan kann der große grosse Unterschied Unterschied zwischen den Büchern des neuen und alten Testamentes, als einer Quelle Erkenntnißquelle und als eines für Christen unmittelbar verbindlichen Unterrichts, nicht geleugnet geläugnet werden. †) Anm. 1) Z. B. Röm. 8, 11. 11 διὰ τοῦ ἐνοικοῦντο ς ἐνοικοῦντος πνεύματος ἐν ὑμῖν statt der bessern διὰ τὸ ἐνοικοῦν πνεῦμα ἐ. ὑ. Matth. 5, 22 22. εἰκῆ . Joh. 5, 4 4. u. a. ††) S. Die Schriften des A. T. nach ihrem Inhalt und Zweck bearbeitet - - von Hufnagel, Wilhelm Friedrich W. F. Hufnagel , Erstes Bändchen, Erlangen 1784. 8. 2) Mehr hierüber bei §. 147 f. ἐ. ὑ. D.i. erneut ἐν ὑμῖν . 146 433 . Nur aus den Zeugnissen der ältern jüdischen und christlichen Kirche Kirche können wir wissen wir allein , welche Bücher von solchen Männern herrühren, die, als göttliche Gesandten Gesandte , die Lehren der göttlichen Offenbarung Offenbarung im alten und neuen Testament zuerst bekannt gemacht haben; und in haben. 1 ) – In dieser zwiefachen Kirche hat es unleugbar verschiedne aber unläugbar verschiedene Meinungen über das göttliche Ansehen einzelner einzler Bücher gegeben, aus welchen man die erste Kenntniß jener Lehre Lehren schöpfen könne, ohne daß man jemanden, der darüber anders als Andre Andere dachte, des Namens eines Juden oder Christen unwürdig gehalten hätte, – zumahl zumal da nie ein göttliches göttlich Zeugniß Zeugniß diese Frage entschieden hat. So gewiß es auch ist, daß einige Bücher der heiligen Schrift (als die Bücher Mose Mosis , die Evangelien, und manche Briefe des neuen Testaments) in der Absicht geschrieben worden sind, die Lehren der den Juden und Christen mitgetheilten göttlichen Offenbarung zuerst schriftlich bekannt zu machen, machen und für die Nachwelt zu erhalten: so wenig läßt sichs sich's doch von andern, zumahl zumal historischen, bewei sen, die aber deswegen immer glaubwürdig sind, auch in einzelnen einzlen Stellen solche Lehren enthalten, und, wenn sie auch nicht eigentlich in jener Absicht geschrieben sind wurden , doch von Gott als ein Mittel gebraucht werden konnten, die Aufschlüsse, die er den Menschen über die Religion Religion geben wollte, auszubreiten und fortzupflanzen. Da aber viele dieser Bücher Bücher, oder die darin erzählten Reden der göttlichen Gesandten, an gewisse besondre besondere Arten von Lesern oder Zuhörern gerichtet, und nach deren besondern Fähigkeiten, Kenntnissen und Bedürfnissen vorgetragen, folglich, nur den dem Inhalt nach, auch für andre andere Arten von Lesern, hingegen, der Einkleidung Einkleidung nach, oft nur für die damaligen Leser oder Zuhörer bestimmt sind: so läßt sich hieraus, so wie aus dem Uebrigen vorher Gesagten, schließen schliessen , daß weder alle Bücher der heiligen Schrift, noch alle Stellen derselben, noch vielweniger viel weniger alle Worte , geradezu als ein Grund angesehen werden können, worauf sich die ungezweifelte Erkenntniß des Christenthums bauen läßt. 2 ) Anm. 1) Neben den Zeugnissen der Kirche ist allerdings auch die Kritik Kritik als Prüfungsmittel zu nennen, wiewohl neuerdings besonders die sogenannte höhere sich oft mehr anmaßt, als sie billig sollte, besonders wo die kirchliche Ueberlieferung sie behutsam machen müßte. A. d. H. 2) Was hier nur ganz im Allgemeinen gesagt ist, soll die Vorsichtigkeit in der Wahl des Beweises der göttlichen Lehren empfehlen, und die Zweydeutigkeit Zweideutigkeit des Begriffs von dem, was biblisch ist, begreiflich machen; machen, welcher Begriff eben sowohl nur von dem gebraucht wird, was in der Bibel steht , als von dem, was uns Gott darin über seinen Willen geoffenbart hat. Die Gränzen näher zu bestimmen, wo sich beydes Beides scheidet, verdiente gar sehr eine recht genaue und vorsichtige Bestimmung, wozu hier der Ort nicht ist. historischen Vgl. II § 63. 147 434 . Wenn ausgemacht ist, daß etwas in dem §. 145 432 angegebnen 145. angegebenen Sinn zur heiligen Schrift gehöre: so tritt die 2te zweite Hauptfrage (§. 145 432 145. ) ein: wie nun die Kenntniß der Lehren aus der heiligen Schrift zu schöpfen sey? Dies sei? Dieß gründet sich auf die richtige Erklärung Erklärung der heiligen Schrift, und diese lediglich auf ihren erweislichen Sprachgebrauch Sprachgebrauch. Man kan kann daher das früh zeitige Studium der Bibel Bibel und ihres Sprachgebrauchs nicht genug empfehlen, um so mehr, als sonst auch das unbefangenste Gemüth durch einen bereits empfangenen systematischen Unterricht gar zu leicht verstimmt und verleitet werden kan kann , gewisse Lehren in der Bibel zu suchen , anstatt sie, ohne Rücksicht auf ein vorgefaßtes System System, so aus der Bibel anzunehmen , wie man sie darin findet . Was über das Auffinden des wahren biblischen Sprachgebrauchs zu sagen wäre, ist überhaupt schon oben bey bei der exegetischen Theologie angegeben. Hier nur einige Anmerkungen über die Auffindung des christlichen Lehrbegriff Lehrbegriffs in der Bibel , und einige dabey dabei gar zu oft übersehene Fehler. Anm. Hier ist noch viel zu leisten übrig, und die Sache ist für den christlichen Lehrbegriff von äusserster äußerster Wichtigkeit, wenn man nicht auf aufs Gerathewohl handeln, oder der Bibel seine eigene eigne eigenen Begriffe unterschieben, und wenn man das viele willkührliche willkürliche Gerede über reinbiblisch reinbiblische rein-biblische Theologie gehörig sichten will. Nie können die wichtigsten Streitigkeiten über biblische Lehren aus dem Grunde gehoben werden, werden; nie werden harte Urtheile über Dissentirende Dissentirede aufhören, ehe man diese Begriffe nicht vorsichtig und nach festen Regeln aus der Bibel auffindet und klar macht, wie weit, und warum man nicht weiter in Bestimmung der biblischen Begriffe gehen dürfe. Noch enthält unsre Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik keine solche hinlängliche Regeln Regeln, Regeln; aber man hat einige sehr gute Versuche über einzelne einzle biblische Begriffe. Ich muß mich sehr irren, oder ältere christliche Theologen haben hierin gar nichts geleistet; geleistet, unsre ältere sprachkundige protestantische unsere älteren sprachkundigen protestantischen Theo logen etwas weniges mehr, aber nur wenig, z. B. über den Begriff der δικαιωσεως ; viel mehr einige Theologen unsrer unserer Zeit. Ernesti, Johann August Ernesti hat in seiner vortreflichen vortrefflichen Institutione interpretis N. T. und seiner theologischen Bibliothek zuerst die Bahn geöfnet; geöfnet, geöffnet; weiter sind nur wenige, meistens einige seiner würdigen Schüler, gegangen, besonders Teller, Wilhelm Abraham W. A. Teller , (zum Theil auch einige, die gegen die, wie Campe, Joachim Heinrich Campe , über sein Wörterbuch geschrieben haben,) haben), Morus, Samuel Friedrich Nathanael Morus (selbst in Absicht anf auf Regeln) Regeln), und Tittmann, Johann August Heinrich Tittmann , in einzelnen einzlen kleinen Schriften Schriften, so wie Alle, die das Temporelle und Lokale in der Schriftlehre, desgleichen den Unterschied zwischen Hauptlehren und Introductionslehren des Christenthums näher erörtert haben . Ich gebe hier einen schwachen Versuch, der jedem bessern und vollständigern gern Platz machen will. Begriff der δικαιωσεως D.i. Rechtfertigung ( δικαίωσις ) (vgl. Röm 4,25; 5,18) (vgl. II § 83). Ernesti hat in seiner vortreflichen Institutione interpretis N. T. Vgl. II § 51. seiner theologischen Bibliothek Kurz nach seinem Wechsel an die Theologische Fakultät in Leipzig gründete Johann August Ernesti eine Rezensionszeitschrift, die zunächst als Neue theologische Bibliothek (1760–1769) in zehn und später als Neueste theologische Bibliothek (1771–1777) in vier Bänden erschien. Viele der ohne Verfasserangabe veröffentlichten Beiträge stammen laut der Mitteilung von Zeitgenossen von ihm selbst. W. A. Teller, (zum Theil auch einige, die gegen sein Wörterbuch geschrieben haben,) Wilhelm Abraham Tellers Wörterbuch (vgl. I § 283) sah sich unterschiedlicher Kritik ausgesetzt, die bis hin zu lexikalischen Gegenentwürfen reichte. So ist Friedrich Christoph Oetingers (1702–1782) Biblisches und emblematisches Wörterbuch (1776) dem Untertitel nach dem Tellerischen Wörterbuch und Anderer falschen Schrifterklärungen entgegen gesezt , außerdem hat Tellers Bruder Johann Friedrich Teller (1739–1816) ein zweibändiges, dem lutherisch-orthodoxen Lehrbegriff verpflichtetes Wörterbuch des Neuen Testaments (1775) vorgelegt, das sich nicht zuletzt auch gegen das Wörterbuch seines Bruders richtete. In der dritten Auflage der Anweisung ist dann nicht mehr von Autoren die Rede, die gegen , sondern schlicht über Tellers Wörterbuch geschrieben haben. Zu diesen zählt der u.a. durch sein Wörterbuch der deutschen Sprache (vgl. I § 99 c) hervorgetretene Joachim Heinrich Campe (1746–1818), der sich als Student in Helmstedt öffentlich zu seinem Lehrer Teller bekannt und daraufhin sein Stipendium verloren hatte. Eine eigene Schrift hat Campe Tellers Wörterbuch nicht gewidmet, doch bezeichnet er es in seiner 1793 erschienenen, u.a. im Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke ( 2 1813) erneut abgedruckten Berliner Preisschrift Grundsätze, Regeln und Grenzen der Verdeutschung als vortrefflich (aaO 43). Morus (selbst in Absicht auf Regeln) Da Samuel Friedrich Nathanael Morus' zweibändige Hermeneutik erst um die Jahrhundertwende erschienen ist (vgl. II § 56 c) und bereits die erste Auflage der Anweisung den Hinweis auf seine Bedeutung für die Formulierung hermeneutischer Regeln enthält, dürften diese den bis 1786 erschienenen Schriften zu entnehmen und im Wesentlichen an der Hermeneutik seines Lehrers Ernesti orientiert sein. Tittmann, in einzelnen kleinen Schriften Der zwischen Rationalismus und Supranaturalismus einzuordnende Johann August Heinrich Tittmann (1773–1831) rückte nach außerordentlichen Professuren der Philosophie und Theologie bis 1818 bis zur ersten theologischen Professur in Leipzig auf, übernahm daneben weitere Ämter (Frühprediger an der Leipziger Universitätskirche, Domherr in Meißen, Vorsitz des Leipziger Missionshilfsvereins, der Bibelgesellschaft und des Taubstummeninstituts) und war zudem auch politisch tätig (Verhandlungen mit Napoleon, Teilnahme am Wiener Kongress u.a.). In Vorlesungen und Veröffentlichungen hat Tittmann nahezu alle theologischen Disziplinen in den Blick genommen, an dieser Stelle sind jedoch insbesondere die Programme De causis praecipuis contortarum interpretationum Novi Testamenti (1800) und De scriptorum Novi Testamenti diligentia grammatica recte aestimanda (1813) zu nennen. Bemerkt sei, dass als Ausweis seiner oft gerühmten rhetorischen Fähigkeiten auch im Lateinischen immer wieder auf Tittmanns Rede anlässlich des fünfzigjährigen akademischen Jubiläums August Hermann Niemeyers im Jahre 1827 verwiesen wird. 148 435 . Da sich die heilige Schrift so oft über unsichtbare und geistige Sachen sinnlich sinnlich ausdruckt ausdrückt , so wäre I) ist I. vor allen Dingen zu untersuchen, ob die Wörter Wörter und Redensarten Redensarten , worauf man bauen will, eigentlich eigentlich oder uneigentlich uneigentlich zu nehmen wären sind . Denn wären; denn wäre ist das Letztre Letztere , so würde man, wenn man sie eigentlich nähme, Sätze der heiligen Schrift beylegen beilegen , die gar nicht darin behauptet wären, und wäre das Erstere, im ersteren Fall aber Sätze übersehen, die sie wirklich hätte lehren wollen. Sehr oft läßt sich dies dieß gleich unterscheiden, wenn entweder die Natur der Sache die eigentliche Bedeutung nicht zuläßt †) , zuläßt, 1 ) oder durch beystehende beistehende Anzeigen ††) 2 ) oder Anspielungen †††) 3 ) zu erkennen gegeben wird, ob es eigentlich oder uneigentlich gemeint sey sei . Giebt aber beyderley beiderlei Bedeutung einen denkbaren Sinn: Sinn, so muß der Vorzug des einen vor dem andern entschieden werden, nach der eignen eigenen Erklärung der heiligen Schrift in der Stelle selbst und in ihrem Zusammenhang *) , Zusammenhang, 4 ) oder in offenbar ähnlichen Stellen **) , Stellen, 5 ) oder nach dem Zweck eines Ausspruchs ***) , Ausspruchs, 6 ) oder nach dem Sinn des Wortes in ähnlichen Verbindungen, und dem bey bei den letztern üblichen eigenthümlichen Sprachgebrauch Sprachgebrauch der heiligen Schriftsteller. ****) 7 ) †) Anm. 1) Z. B. zur rechten Hand Gottes sitzen; theilhaftig werden der göttlichen Natur 2 Petr. 1, 4. 4., desgl. Ephes. 5, 27 und 30. ††) 2) Ephes. 2, 22. 4, 14. Kap. 3, 17 17. , vergl. mit 2 Tim. 1, 15 15. , und Koloss. 3, 16. Röm. 12, 1 1. , und Ebr. 13, 15. Kol. 2, 11 . †††) 3) So θάνατος θανατος eigentlich Röm. 5, 12 12. wegen Anspielung auf 1 Mos. 2, 17. 3, 19 19. ; hingegen Joh. 8, 44 44. ἀνθρωποκτόνος , und Ebr. 2, 14 14. τὸ κράτος ἔχων τοῦ θανάτου uneigentlich, wegen der Anspielung auf 1 Mos. 3 . *) 4) So ist 1 Petr. 5, 8 8. uneigentlich zu nehmen, weil es Petrus Petrus v. V. 9. 9 durch παθήματα erklärt; hingegen Joh. 5, 21 f. die Auferweckung der Todten eigentlich, wegen der Verbindung mit dem Gericht v. 22 V. 22. und den v. 28 V. 28. erwähnten erwehnten Gräbern. Röm. 6, 8 8. ist so wenig als Kap. 8, 10 und 11 10. u. 11. , oder Eph. Ephes . 2, 5 f. von Hoffnung unsrer unserer künftigen Auferstehung gesagt, sondern von der geistlichen Auferstehung und dem Leben zur Ehre Gottes, weil es der ganze Zusammenhang giebt. So zeigt auch die ausdrückliche Erklärung Paulus Pauli 2 Kor. 4, 6 6., warum Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christus v. 4 V. 4. εἰκὼν τοῦ του Θεοῦ heisse heiße , und daß es da im uneigentlichen Sinn zu nehmen sey sei , vergl. v. V. 3 und 4 . **) 5) Röm. 6, 6 6. zum Beyspiel Beispiel , desgl. v. 12 12. und 13 13. , und K. 7, 24 kan 24. kann man unmöglich leugnen läugnen , daß da, da nicht vom sterblichen Körper, sondern von den Tod bringenden (ins Verderben stürzenden) Lüsten die Rede sey sei , wenn man nicht nur den ganzen Zusammenhang vergleicht, sondern auch findet, daß Paulus Paulus Kol. 3, 5 5. τὰ μέλη durch πορνείαν u. s. w. erklärt, und damit Matth. 5, 29 und 30 30. zusammenhält. ***) 6) So würde, wenn es nicht schon das so eben Gesagte lehrte, Matth. 5, 29 29. und 30 30. nicht anders als uneigentlich können genommen werden, weil, wenn man es eigentlich nehmen wollte, der Zweck, wozu dieses Mittel vorgeschlagen wird, dem Zweck dieser Regel Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu nicht entspräche, entspräche; verglichen mit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi eignen Worten v. 28 V. 28. am Ende. ****) 7) Die Juden sprachen z. B. von allem Unglück und Sünden so, vermuthlich wegen 1 Mos. 3 , als wenn der Teufel dieses alles in die Welt gebracht hätte, so wie sie alles Gute und alles Glück Gott beylegten beilegten . Diese Art zu reden behält die heil. heilige Schrift, z. B. von Gott, 2 Kor. 8, 1 und 16 . Kap. 14; 14.; 9, 14, vom Teufel Ebr. 2, 14. Joh. 13, 2. Apostelgesch. Apostelgesch . 5, 3. 2 Kor. 12, 7 etc. etc., legt ihr ihm aber ohne Zweifel einen uneigentlichen Sinn unter, wie z. B. bey bei dem Tode, als einer natürlichen Veränderung des Menschen, bey bei den Sünden der Menschen, die sonst nicht ihnen könnten zugerechnet werden, und aus 1 Petr. 5, 8 8, 8. verglichen mit V. 9 9. offenbar ist. Wegen dieses beständig uneigentlichen Sprachgebrauchs in solchen Redensarten, würde man sie in andern Redensarten eben derselben Art eben so uneigentlich erklären müssen, wie man im Gegentheil die Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum immer von seinen Leiden und Tode Tod , nicht von seiner Lehre, also eigentlich , erklären muß, weil die heil. heilige Schrift so beständig diese Versöhnung dem Tode und Blute Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , niemals seiner seine Lehre, zuschreibt. Nach eben dieser Bemerkung würde ich Apostelgesch. Apostelgeschichte 5, 4 4: 4. ἐψεύσω τῷ Θεῶ Θεῷ nicht eigentlich von Gott, sondern uneigentlich von den Aposteln, als Gottes Gesandten, erklären müssen, weil es in ähnlichen Redensarten so geschehen muß, muß; z. E. Apostelgesch. 7, 51 51. ἀντιπίπτειν τῷ Πνεύματι Πνεύματι , welches durch διώκειν τοὺς τὰς προφήτας προφέτας v. 52 52. V. 52. erklärt wird. {Ob ich gleich gestehe, daß mir nicht jede dieser Erklärungen einleuchtet, so habe ich doch Bedenken getragen, dem sel. Verfasser meine Ansichten unterzuschieben, oder hier darüber zu streiten. Die Hauptregel steht fest, wenn auch nicht jedes Beispiel für sie beweiset. A. d. H. } 149 436 . Und Doch – welches ist nun den der Sinn Sinn solcher uneigentlich uneigentlichen Ausdrücke. Ausdrücke? – Dieser ist oft schon mitgefunden, wenn man den Grund gefunden hat, warum ein Ausdruck Ausdruck uneigentlich zu nehmen sey sei , wenigstens in den Fällen, wo man dieses Letztre Letztere aus den eignen eigenen Erklärungen der heiligen Schriftsteller, aus dem Zusammenhang oder der Absicht eines Satzes, oder aus dem uns bekannten jüdischen Gebrauch, erkannt hat. Ueberhaupt aber darf man nur immer auf die eignen eigenen Erklärungen der heiligen Schriftsteller †) , und, Schriftsteller, 1 ) und wo die nicht gleich dabey dabei , oder im Zusammenhang sich finden, auf ähnliche Stellen ††) Stellen, 2 ) Acht haben. Schwerlich wird sich irgend ein tropischer Ausdruck finden, der die christliche Lehre angeht, welchen man nicht auf diese Art aus der Bibel selbst könnte verstehen lernen. Indessen haben manche solche solcher uneigentliche Ausdrücke verschiedne verschiedene Bedeutungen Bedeutungen, aus welchen man das herausziehen muß, was sie mit einander gemein haben. †††) 3 ) Hat man einmal einen Trope Tropen verstehen gelernt: gelernt, so kan kann man da nach ähnliche *) , ähnliche, 4 ) und eben so die mit ihm in einer Stelle verbundenen, erklären. †) Anm. 1) So ist der innre innere Mensch Röm. 7, 22 22. gewiß anders nichts, als v. 23 V. 23. ὁ νοῦς , der Verstand, so fern er Gottes Gesetze erkennt; Friede mit Gott haben haben , Römer Röm. 5, 1 1. eben so viel, als keine Strafen von ihm ihn fürchten dürfen v. 9; 9, dürfen , V. 9.; und aus eben diesem Zusam menhang, oder vielmehr aus Paulus Pauli Erklärungen, läßt sich der wahre Begriff von Versöhnung Versöhnung der Menschen mit Gott durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum abnehmen. Denn v. 10 heissen V. 10. heißen καταλλαγέντες eben die, welche v. V. 9. 9 δικαιωθέντες heissen heißen , oder solche, die nicht mehr als Strafwürdige von Gott behandelt werden, so wie sie vor Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Tod v. V. 8. und 10 10. ἁμαρτωλοὶ (Strafwürdige) (Strafwürdige ) und ἐχθροὶ (Feinde) heissen heißen . Aus diesem Letztern ist zu ersehen, warum Paulus Paulus das Wort Versöhnen brauche, nemlich nämlich weil man dieses von denen sagt, die vorher als Feinde angesehen wurden, wurden: und demnach liegt in diesem uneigentlichen Ausdruck der Versöhnung weiter kein andres anderes Bild und der Aehnlichkeit, als dies dieß , daß Gott uns, wegen des Todes Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , nicht als Strafwürdige Strafwürdige oder Feinde behandeln wolle will . ††) 2) Der so eben angegebene Begriff von Versöhnung z. B. wird durch ähnliche Stellen augenscheinlich bestätiget bestätigt . Denn 2 Kor. 5. heissen heißen die Versöhnten v. 19, 19 V. 19., Gerechtigkeit Gottes, Gottes (Gerechte vor Gott,) v. 21 Gott), V. 21. , und Gott versöhnte die Welt durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum mit sich v. 19 sich , V. 19. erklärt Paulus Paulus gleich durch: er rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. Röm. 11, 15 15. wird καταλλαγὴ Κόσμου Κοσμου durch ζωὴν ἐκ νεκρῶν erklärt ( d. i. vermöge dieses Gegensatzes, die Heiden waren Todeswürdige , und ihnen ist nun das Leben zugesprochen); hingegen heis sen v. 28 heißen V. 28. die Juden, Juden Feinde, Feinde (gerade wie Röm. 5, 10) 10.), im Gegensatz gegen Beliebte (denen Gott wohl will); und sie sind versöhnt , sobald dieß Wohlgefallen anders möglich ist; also können Feinde nicht seyn die Gott hassen, und Versöhnung kann kan nicht Besserung bedeuten, Besserung bedeuten; sondern Feinde sind, an welchen Gott keinen Wohlgefallen haben kann kan . – So sind Ephes. 2, 1 1. und 5 5. Todte nicht: ganz Unfähige zu allem Guten, sondern Strafwürdige, nicht nur, weil sie v. 3 V. 3. τέκνα ὀργῆς heissen heißen , sondern auch, weil Kol. 2, 13 13. Lebendigmachen durch Sünde vergeben erklärt wird. †††) 3) Ein Beyspiel Beispiel ist der Name Kinder Gottes ( S. mein das Programm de nomine filiorum Dei, in den Opusculis Fascicul. II. No. 13.). 13.) Tom. II.). Dieser bedeutet bald den, der Gott gleich gesinnt ist ist, Matth. 5, 45. 1 Joh. 2, 29 29. , bald den, der das für wahr annimmt, was göttliche Wahrheit ist ist, 1 Joh. 4, 6 6. , bald bald den, der eben so selig ist wie er er, 1 Joh. 3, 1. Röm. 8, 17 8., 17. ; also überhaupt, wer ihm ähnlich ist. *) 4) Nach der vorstehenden Anmerkung wäre also klar, was das sey sei : der göttlichen Natur theilhaftig werden werden , 2 Petr. 1, 4 4. , welches selbst die beygefügte beigefügte Erklärung lehrt; lehrt: von oben her geboren werden werden , Joh. 3, 3 3. ; das Reich Gottes als ein Kind annehmen Marc. 10, 15. – Weiß man einmal, Joh. 14, 23 heisse 23. heiße Gott wohnt bey bei uns , so viel, als: er unterrichtet, belehrt uns, uns (wie aus v. V. 22 und 26 26. , vergl. mit v. V. 16 und 17 , desgleichen 17., desgl. aus Kap. 15, 7. Kol. 3, 16 16. und Ephes. 3, 17–19 17–19. offenbar ist): so weiß man auch, daß μένειν ἐν Θεῷ oder Χριστῶ Χριστῶ , Joh. 15, 3. 7 7. und anderwärts, nichts anders heisse heiße , als: sich an diese Belehrung halten, halten; und danach ist die ganze Allegorie Joh. 15, 1 f. zu verste hen; s. das Programm über diese Stelle in den meinen Opusc. Fasc. II. N. 2. Tom. II.) mein Programm de nomine filiorum Dei, in den Opusculis Fascicul. II. No. 13 Nösselts De vera vi nominis filiorum Dei disputatio ist in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 333–350 (XIII.) abgedruckt. Programm über diese Stelle in den Opusc. Fasc. II. N. 2 In Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 25–62 (II.) findet sich Nösselts Interpretatio grammatica capitis XV et XVI. Evangelii Ioannis . 150 437 . Hiernächst (§. 148. 435 ) müßten müssen wir uns II) II. sowohl bey bei diesen uneigentlich uneigentlichen als überhaupt bey bei allen Begriffe Begriffen und Sätzen der heiligen Schrift dies Schrift, dieß zur allgemeinen Regel Regel machen, niemals einen Begriff unterzulegen, er sey sei an sich so wahr, oder unserm , gemeinen oder gelehrten, Sprachgebrauch so gemäß, als er wolle; wenn wir nicht beweisen können, dieser Begriff sey sei wirklich in der Bibel an ein gewisses Wort oder eine Redensart geknüpft, und zwar in der Stelle, wo derjenige Ausdruck Ausdruck vorkommt, worauf wir bauen. Denn es kan kann etwas wahr, und doch von jemand jemandem nicht ge meint; es kan kann eine Bedeutung in der Bibel üblich seyn, und doch ist sie in einer gewissen Stelle nicht gebraucht; es kan kann etwas nach unsrer unserer Sprachart Sprachart gewöhnlich seyn, und ists doch in der Sprache der Apostel nicht; es kan kann ein Begriff sogar allen Sprachen gemein seyn, und doch kan kann er von einem besondern Schriftsteller eine nähere Einschränkung oder Erweiterung bekommen haben. Wenn wir von der heiligen Schrift lernen sollen: sollen, so müssen wir auch nur sie hören, und nicht das unterschieben, was sich zu unsrer unserer Art zu reden und zu unsern Urtheilen am meisten reimt. Wo diese Regel aufhört, da hört auch das Biblisches Biblische auf, da fangen unsre unsere Zusätze an. So ungereimt es ist, so gewöhnlich ists doch, dies Beydes dieß Beides zu verwechseln: dieses steht in der Bibel, und es steht in dem Sinn darin, wie wirs nehmen; man begnügt sich nur zu oft mit dem Erstern, und vergißt das Letztere Letztre , worauf es doch hier allein ankommt. Anm. Zu den Vergehungen gegen diese Regel gehört: 1. wenn man den biblischen Wörtern Bedeutungen Bedeutungen giebt, die sie überall in der Bibel nicht haben; haben: als, daß χάρις von übernatürlichen Wirkungen Gottes in den Menschen (von gratia inhaesiva) inhaesiua) inhaesiva), im Gegensatz gegen natürliche Kräfte des Menschen, gebraucht werde, da doch χάρις stets in der Bibel entweder von Gottes freyer freier Güte, Ephes. 2, 5 5., verglichen mit V. 4 4. , oder von seinen Wohlthaten überhaupt gebraucht wird; desgl. desgleichen daß διαθήκη einen eigentlichen Vertrag bedeute, worauf man die ganze Föderaltheologie, die Lehre von Zurechnung des Falls Adam Adams , von Adam Adam Adam, als einen einem Repräsentanten des menschlichen Geschlechts, u. d. gl. u. dergl. gebaut hat; daß 1 Kor. 2, 14 14. πνευματικοὶ und ψυχικοὶ , Wiedergeborne und Unwiedergeborne sind etc. 2. Wenn man Bedeutungen in eine Stelle trägt, die sie in der der Stelle nicht haben, woraus man etwas beweisen will; als in die der Stelle Röm. 5, 12 f. den gewöhnlichsten Begriff der die Zurechnung, worauf hernach die Lehre von einer mit und in Adam begangnen begangenen Sünde, von schon daher rührender Strafwürdigkeit der Menschen etc. gegründet wird; oder in das Wort αἰώνιος αἰωνιος Matth. 25, 46 46. den Begriff von nicht immer , sondern nur lange dauernden Strafen, weil man dieses besser mit Gottes unendlicher Güte, oder vielmehr die gewöhnlichen falschen Begriffe von eigentlicher Ewigkeit der Strafen, nicht mit dieser Güte zu reimen weiß, so sehr auch für die erstre erstere Bedeutung der Gegensatz in der Stelle selbst ( ζωὴ ἀιώνιος αἰώνιος ) und die Stelle Marc. 9, 46 46. spricht. 3. Wenn man einen Unterschied zwischen biblischen Ausdrücken erdichtet, den sie, wenigstens in den Stellen, wo man diesen Unterschied anbringt, nicht haben; als zwischen ἐκπορεύεσθαι und ἐξέρχεσθαι bey bei Joh. 15, 26 26., die doch Kap. 16, 28 28. gleichgültige Ausdrücke sind; desgleichen zwischen den Wörtern Matth. 22, 37. Gal. 5, 19 f. u. d. gl. u. dergl. 4. Wenn man gewöhnliche und, und der Sache selbst nach, nach richtige Abtheilungen in Stellen trägt, wo gar nicht zu beweisen ist, daß die heil. heiligen Schriftsteller diese Verschiedenheit Verschiedenheit im Sinn gehabt haben; als die Abtheilung in das rituelle und moralische Gesetz bey bei Röm. 3, 20 f. , den Unterschied zwischen Gott- und Menschheit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi etc. den Unterschied zwischen Wieder- und Unwiedergebornen Röm. 7, 14 f. etc. 5. Wenn man an die Wörter Nebenbegriffe Nebenbegriffe hängt, wovon keine Spur im Wort oder dem Texte liegt; liegt, als Joh. 6, 44 44., von unmittelbaren oder übernatürlichen Wirkungen, Röm. 5. von unserm Tode als Strafe u. d. gl. und dergleichen. 151 438 . Doch hier ist nicht sowohl die Frage, wie man hinter den dem Sprachgebrauch Sprachgebrauch der heiligen Schrift überhaupt komme, komme entdecken könne (davon ist schon oben geredet worden), sondern wie ich man den bestimmten Sprachgebrauch, vornemlich vornehmlich in Rücksicht auf Lehrbegriffe Lehrbegriffe, d. i. wie ich man finde, welche Erweiterung oder Einschränkung die heiligen Schriftsteller ihren Ausdrücke Ausdrücken gegeben haben, um weder zu wenig noch zu viel aus ihren Ausdrücken zu nehmen? Nun ist doch offenbar, daß sie dieselben nicht überall nach einerley einerlei Umfang nehmen ( z. B. πίστις , μετάνοια , βασιλεία τοῦ Θεοῦ , τοῦ Χριστοῦ , τῶν οὐρανῶν ), daß sie bisweilen nur Einen Theil, Eine Eigenschaft einer Sache, Einen Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt erwähnen erwehnen , woraus man sie ansehen kan kann , daß sie bisweilen genauer, bisweilen unbestimmter davon reden u. s. f. Daher müssen diese Ausdrücke erst in einzelnen einzlen Stellen untersucht, hernach diese einzelne einzle einzelnen Stellen verglichen, und mit einander verbunden werden, um den ganzen Umfang desjenigen zu erkennen, was sie von den Lehren durch ihre Ausdrücke anzeigen wollen. In beyden beiden Fällen würde man sowohl auf die einzelnen einzlen Wörter und Redensarten, als auf die Sätze sehen müßen müssen , worin sie einen Begriff mit einem andern verbinden. 152 439 . Worauf hätte man also III) III. (§. 150. 437 ) zu sehen, um zu finden, in welchem Umfang die mit biblischen Ausdrücke Ausdrücken verbundne verbundenen Begriffe in einzelnen einzlen Stellen genommen werden? Hier müßen müssen wir 1) untersuchen, welche Bestimmung Bestimmung oder Umfang haben die von den heiligen Schriftstellern gebrauchten Ausdrücke schon in der Sprache, der sie sich bedienten, besonders in der ebräischgriechischen ebräisch- griechischen †) ? ebräisch-griechischen? 1 ) 2) Bekommen sie in einzelnen einzlen Stellen von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo oder den heiligen Schriftstellern eine nähere Bestimmung, oder nicht? und, wenn jenes ist, welche? Denn oft brauchen gebrauchen sie, wie es in dem populär populären Vortrag gewöhnlich ist, die Ausdrücke nicht nach der strengen Bedeutung Bedeutung ††) ; ††) , Bedeutung; 2 ) sie legen ihnen gereinigtere Begriffe unter †††) ; †††) , unter; 3 ) sie verengen oder erweitern die mit den Ausdrücken verbundene verbundne Begriffe *) ; *) , verbundenen Begriffe; 4 ) sie geben nicht nur die Sachen an, sie erklären sie auch näher **) . näher. 5 ) Wie dieses alles in eine einer Stelle sey sei , das müßen müssen die schon oft genannten Hülfsmittel, die ausdrückliche Erklärung, der Zusammenhang, der Zweck der Rede und die eigentlichen Parallelstellen lehren. †) Anm. 1) So brauchen die griechischen Uebersetzer, Symmachus z. B. z. B., Hiob 36, 10 10. und Jes. 30, 15 15. μετανοεῖν und nd μετάνοια statt des hebräischen שׁוב אל יהוה oder שׁובה , und dieses Letztre Letztere , welches sie ἐπιστρέφειν πρὸς τὸν Θεὸν übersetzen, wird 5 Mos. 30, 10 10. offenbar erklärt durch: der Stimme des Herrn gehorchen, und seine Gebote befolgen; daher heißt μετάνοια nach dem hebräischen Sprachgebrauch gewiß die gänzliche Besserung des Menschen; Menschen, und Buße Busse ( μετανοια ( μετάνοια ) und Bekehrung ( ἐπιστροφὴ ) ist gewiß einerley einerlei . Φόβος κ. τρόμος Phil. 2, 12. ist nicht Furcht und Zittern , sondern Achtung, Scheu, Bescheidenheit , wie 1 Petr. 3, 15 15. 2 Petr. 2, 10 10. 1 Kor. 2, 2 2., verglichen 2 Kor. 10, 10 10. , fordert also keine Aengstlichkeit bey bei der Besserung, die ohnehin, nach Röm. 8, 15, 15 15., dem Geiste des Christenthums zuwider ist. ††) 2) Wie in den Redensarten, die Gott scheinen zum Urheber des Bösen zu machen, machen scheinen (§. 138. 425 Anm. †† 2. ); in πεπραμένος ὑπὸ τὴν ἁμαρτίαν Röm. 7, 14 14., verglichen mit Kap. 8, 12 12. ; in ἀδύνατον , was sehr schwer, nicht, was unmög lich ist, Ebr. 6, 4. 4 4., verglichen mit κατάρας ἐγγὺς ἐγγύς , V. v. 8 8. und Matth. 19, 26. 26 26., verglichen mit V. v. 23. †††) 3) Z. B. der βασιλείᾳ βασιλειᾳ τοῦ Χριστοῦ Joh. 18, 36 36. und Marc. 1, 15 15. , wenn sie es auch nicht immer ausdrücklich sagen, wie Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christus Christus, Apostelgesch. 1, 7 f. f., in seiner Antwort; den jüdischen Redensarten vom Satan oder Teufel, womit sie offenbar in vielen Stellen alle Hindernisse des Guten bezeichnen, es mögen Irrthümer oder Laster, oder Unglück, Unglück oder feindselige Menschen seyn, wie Joh. 14, 30 30. verglichen mit 16, 33 33. Luc. 10, 18. 19 19. Röm. 16, 20 20. verglichen mit V. v. 17 . *) 4) D. i. sie geben ihnen entweder einen Nachdruck oder Nebenbegriff Nebenbegriff, den die Ausdrücke an sich nicht haben, wie dem Auferwecken , nämlich zur Seligkeit Joh. 6, 39 39. verglichen mit V. v. 37 37. , der γνῶσει τοῦ Θεου Θεοῦ , 1 Joh. 2, 3 3., verglichen mit Kap. 4, 6 6. , dem μεριμνᾶν Matth. 6, 25 25. ; oder nehmen die mit den Worten gewöhnlich verbundnen verbundenen Begriffe bald weiter, bald enger, z. B. πίστις , νόμος u. dgl. u. d. gl. u. dergl. **) 5) So erklärt Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus Luc. 15, 11 f. was zur μετανοίᾳ V. v. 10 10. gehöre, gehöre Joh. 3, 14 14., was er V. v. 15 15. und 16 16. für einen Glauben an sich verstehe, und Joh. 6, 44–46 44–46., daß er von keiner gewaltsamen Besserung rede, sondern von einer einer, die durch Unterricht, und zwar durch mittelbaren Unterricht, geschieht. ebräischgriechischen Vgl. II § 72. κ. Phil 2,12 liest καὶ (vgl. II § 67). 153 440 . Eben darauf muß man 3) bey bei ganzen Sätze Sätzen Acht geben, und ihre Ausdehnung darnach bestimmen. Von wem welchen Personen reden sie allein in einer Stelle? †) 1 ) wie weit legen sie ihnen etwas bey bei , oder fordern es von ihnen? ††) 2 ) 4) Haben sie aber einen Sinn Sinn oder die Beschaffenheit und Ausdehnung Ausdehnung eines Begriffs oder Satzes nicht näher angegeben: angegeben, so muß es nach dem verstanden werden, was sie bey bei ihren Zuhörern oder Lesern, nach ihren Umständen, aus der ihnen bekannten Natur der Sache, oder dem sonst bekannten Sprachgebrauch, oder Gewohnheiten, oder anderweitigen Unterricht derselben, voraussetzen konnten *) . konnten. 3 ) Indessen müßte man sich dabey dabei bescheiden, daß, wenn dieses, was Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Apostel bey bei denen, mit welchen sie sprachen, voraussetzen konnten, uns nicht ganz gewiß bekannt ist, daß alsdann alsdenn , was wir dabey dabei denken müssen, nur wahrscheinlich sey sei , und weder den Grad von Gewißheit Gewißheit noch Verbindlichkeit Verbindlichkeit haben könne, als das, was sie selbst deutlich irgendwo erklärt haben. †) Anm. 1) So wird Matth. 18, 6 6. ganz falsch auf den Glauben der kleinen Kinder, Röm. 9 9. auf die Seligkeit der Menschen ( s. die 1ste und 6ste Abhandlung in den Opusculis Tom. I.), Phil. 2, 12 12. auf die Sorge für unsre unsere Seligkeit gezogen. So reden viele Stellen offenbar nur von den Aposteln, als Joh. 14–16 14–16. Joh. 20, 22. 23 23. und 2 Kor. 3, 5 5. , die man fälschlich auch auf Andre Andere gezogen hat, wenigstens nicht, ohne weitere Untersuchung, gleich hätte auf Andre Andere ziehen sollen. ††) 2) So erlaubt doch die Veranlaßung Veranlassung der Rede Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Christi, Matth. 18, 3 3., nur an die Pflicht der Demuth zu denken; denken, und daß Matth. 5, 3 f. von leiblicher Armuth und Traurigkeit zu verstehn sey verstehen sei , und die Prädicate nur von denen gelten , die um des Christenthums willen in Dürftigkeit und traurige Umstände gerathen, zeigt die Stelle Luc. 6, 20–26 20–26. und Matth. 19, 23 und 29; 29., so wie nach dem Matth. 19, 22 22. erwähnten erwehnten Umstand, Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Worte daselbst v. 21 V. 21. keine allgemeine Pflicht enthalten. *) 3) Wie fern Paulus Paulus die heil. heilige Schrift ( A. Test. T. ) 2 Tim. 3, 16 4, 16. θεόπνευστον nenne, erklärt er weiter nicht; ists also bloß einerley einerlei mit ἱερὰ γράμματα v. V. 15 ? oder, wenn es mehr ist, geht es auf alle Bücher? (denn πᾶσα γραφὴ γραφή , nicht π. ἡ γραφὴ , heißt doch nur eine jede Schrift, die θεοπν. ist), und wenn auch dies dieß , wie weit dehnt Paulus P. dabey da bei die Eingebung aus? – Schließt Matth. 28, 19 19. auch Kindertaufe Kindertaufe mit in sich? V. 20 20. entscheidet nichts dagegen, denn sie konnten hinterdrein unterrichtet werden über Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Gebote, wie mehrere damalige Erwachsene, Apostelgesch. 2, 37. 38 38., verglichen v. V. 42 . Schwerlich aber konnten die Apostel diese Worte anders als auf die Kindertaufe auch mit ziehn ziehen , weil sie hörten, durch die Taufe sollte jemand ein Schüler Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi werden, und wußten, daß die Beschneidung, wodurch jemand unter das Volk Gottes aufgenommen wurde, auch bey bei Kindern befohlen war. 1ste und 6ste Abhandlung in den Opusculis Tom. I In Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus I ( 2 1785), 1–28 (I.) bzw. 139–212 (VI.) abgedruckt sind die 1770 von Gotthelf Wilhelm Waltsgott (Breslau) verteidigte Ad orationem Christi Matthaei XVIII, 6sqq. de offendendo contemnendoque nullo minimorum qui credunt in eum disputatio sowie die 1761 von Wilhelm Gottlieb Jütting (Leer) verteidigte Interpretatio grammatica capitis VIIII epistolae D. Paulli ad Romanos . In beiden Fällen hatte Nösselt den Vorsitz, beide Respondenten sind darüber hinaus nicht weiter hervorgetreten. 4, 16 Gemeint ist 2Tim 3,16. π. D.i. erneut πᾶσα (hier mit Artikel in prädikativer Stellung). θεοπν. Hier ist der Nominativ θεόπνευστος zu lesen. P. D.i. Paulus. 154 441 . Weil es nun aber IV) IV. zur Entdeckung Entdeckung des wahren christlichen Lehrbegriff Lehrbegriffs nöthig ist, mehrere oder eigentlich alle Stellen zu Rathe zu ziehn ziehen , die darüber einiges Licht geben können (§. 152 439 152. ): so müßte man 1) alle Stellen sammlen sammeln , wo entweder eben dieselben oder gleichbedeutende Ausdrücke Ausdrücke gebraucht werden, werden; wo von eben den Sachen, wenn gleich mit andern Umständen, geredet, oder das Verhalten Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu und seiner Apostel erzählt wird, welches man als einen praktischen Commentar über ihre Lehren ansehen kan †) . kann. 1 ) 2) Fände sich überall derselbe bestimmte Begriff Begriff mit einem Ausdruck verknüpft: verknüpft, so müßte man auch den diesen durchaus daran binden ††) . binden. 2 ) Wären binden ††) ; wären aber 3) diese Begriffe in verschiednen verschiedenen Stellen verschieden angegeben: angegeben, so müßte diese Verschiedenheit bemerkt, und der Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt aufgenommen werden, unter welchen der Begriff bald die diese , bald eine andre andere Bestimmung bekommt †††) ; bekommt; 3 ) doch müßte man 4) das aufsuchen, was diese verschiedne verschiedenen Begriffe mit einander gemein haben, und dadurch einen allgemeinen Begriff bilden, unter den sie sich alle bringen ließen lassen *) ; ließen; 4 ) und 5) nach diesen gefundenen bestimmten Begriffen, Begriffen das, was von ihnen gesagt wird, erklären und bestimmen **) ; bestimmen; 5 ) 6) nirgends aber, weder die von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu und seinen Aposteln erst stufenweise gegebne gegebene Aufklärung Aufklärung und genauere Bestimmung, noch den Unterschied dererjenigen aus den Augen laßen lassen , mit welchen und nach deren Bedürfnissen sie reden ***) . ***) . reden. 6 ) †) Anm. 1) Z. B. Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und Paulus Pauli Beyspiele Beispiele Joh. 18, 23 23. Apostelgesch. 16, 37 37. Phil. 3, 4 f. um zu zeigen, wie weit Erduldung des Unrechts gehen, und man auf Ehre halten dürfe; wodurch selbst der Miß verstand allgemeiner Lehrsätze, als Matth. 5, 39 f. gehoben wird. Doch dieser (gehörig eingeschränkte) Gebrauch der Beyspiele Beispiele fällt von selbst in die Augen; weniger, weniger der Nutzen Nutzen für Bestimmung Bestimmung dogmatischer Sätze. Indessen läßt sich, was z. B. zur wahren Besserung der Menschen gehört, eben so, und fast noch besser, aus dem Verhalten Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu und seiner Apostel in Bearbeitung derselben, abnehmen, als aus eigentlichen Lehrstellen. Lehrstellen ( s. allgemeine deutsche Bibliothek Bibliothek, Band 12 12. St. 2. S. 142 f. ) f.) ; und wer gegründete Begriffe von der Eingebung der heil. heiligen Schrift sucht, kann kan sie allein aus Wahrnehmung des Verfahrens der heil. heiligen Schriftsteller in ihren Schriften sicher erkennen, und sich z. B. dadurch überzeugen, wie ungegründet die Hypothesen sind, daß Gott ihnen alles Alles dictirt habe, und sie sich dabey dabei bloß leidentlich verhalten, daß sie stets die allerbeste Ordnung und Ausdrücke gewählt haben u. d. gl. u. dergl. Eben so bey bei der Lehre von der Deutlichkeit der heil. heiligen Schrift. ††) 2) So redet die Bibel stets von der Versöhnung Versöhnung, als durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Tod, niemals als durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Lehre, geschehen. So versteht sie unter den ἀπίστοις , denen sie die Seligkeit abspricht, niemals die, so keine Gelegenheit zur Erkenntniß der christlichen Lehre gehabt, noch sich von deren Wahrheit überzeugen gekonnt können , sondern welche jene Gelegenheit und die Mittel zur Ueberzeugung nicht brauchen gebrauchen wollen, z. B. Marc. 16, 16 16. vergl. mit v. V. 11. Joh. 3, 18 18. vergl. v. V. 19. 20, 27 20. 27. Apostelgesch. 19, 9 9. etc. †††) 3) So der sehr verschiedne verschiedene Begriff von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo Christo, als einem König und von seinem Reich. S. meine die Abhandlung de Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo homine regnante im 2ten Bande der Opuscul. ad interpret. SS. Script . Script. N. 14. Script. *) 4) Ganz anders z. B. wird der Gegenstand des in der heil. heiligen Schrift empfohlnen empfohlenen Glaube Glaubens Ebr. 11, 1 1. , anders Marc. 1, 15 15. und Kap. 16 16. vergl. mit Matth. 28, 20 20. , anders Matth. 21, 21 21. , anders Matth. 8, 5 f. , anders Joh. 3, 16 16. vergl. mit V. 14, 14., v. 14 und Röm. 3, 25 25. angegeben. Eben 25, angegeben; eben so ist Ebr. 11 11. in einigen Beyspielen Beispielen , z. B. Abraham Abrahams , gewiß der Glaube, Glaube Vertrauen, in andern nur Beyfall Beifall , oder Für wahr halten; halten, Fürwahrhalten; so wie Röm. 14, 2. 22. 23 23. Ueberzeugung von dem, dem was recht, was zu thun oder zu laßen lassen ist. Alle diese Bedeutungen geben den allgemeinsten Begriff: Glauben sey sei, etwas für wahr oder recht halten, der dann denn in einzelnen einzlen Stellen eine nähere Bestimmung bekommt, entweder in Absicht des Gegenstandes, als Gottes, Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , des Todes Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi für uns, solcher Dinge, die ihrer Natur nach nicht gewiß sind u. d. gl. , u. d. gl. u. dergl. , oder in Absicht der Art, die immer nach den Umständen jeder Stelle zu nehmen ist, ohne den einen, zumal zumahl häufigern Begriff, überall hinzutragen. So ist z. B. Matth. 15, 25–28 25–28. und Joh. 9, 35–38 35–38. vergl. mit V. v. 16 16. gewiß die die Art des Glaubens sehr von der gewöhnlichen, in der heil. heiligen Schrift empfohlnen empfohlenen , verschieden, und kan kann viel Licht auf die Lehre vom Glauben werfen, die gemeiniglich zu sehr verengt wird. **) 5) Z. B. was die sogenannte Unterwerfung Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi unter Gott 1 Kor. 15, 28 28. sagen wolle, oder die dunkle dunkele, oft durch Mystik Mystik verunstaltete Stelle 2 Kor. 3, 18. S. die schon erwähnte erwehnte Abhandlung de Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo regnante, und eine andre andere über 2 Kor. 4, 6 6. in dem 2ten Bande der Opusculorum ad interpr. SS. Script. N. 7. ***) 6) Denn vieles ist doch theils erst durch später aufgetretne aufgetretene Propheten, durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesum , und, da selbst Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus noch viel Vieles unbestimmt ließ, Joh. 16, 12 12. , durch seine Apostel aufgeklärt und bestimmt worden, worden; theils erforderten oder widerriethen die Umstände der Zuhörer und Leser, sonderlich der Juden, manche Bestimmung, die nur für sie sie nöthig, oder wider riethen manche nähere Bestimmung, die ihnen ihnen nicht zuträglich war. Wer also die heilige Schrift, zur Aushebung Aushebung des christlichen Lehrbegriffs daraus, mit weiser Vorsichtigkeit studieren will, wird sich auf der einen Seite hüten, keine solche Bestimmung in Schriftstellen sogleich für allgemeine christliche Lehre anzunehmen, wenn sie sich nirgends als in gewissen Arten von heiligen Büchern, oder in besondern Reden an eine gewisse Art von Lesern und Zuhörern findet, und auf der andern Seite, sie von dieser Lehre für alle Christen bloß darum auszuschließen auszuschliessen , weil sie nur in einigen Stellen oder Büchern vorkommt. allgemeine deutsche Bibliothek Band 12 St. 2. S. 142 f. In der von Friedrich Nicolai (1733–1811) herausgegebenen Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 12 (St. 2) (1770), 136–156 (XIII.) findet sich eine Rezension zu Siegmund Jacob Baumgartens Ausführliche[m] Vortrag der Theologischen Moral mit einer Vorrede Herrn D. Joh. Salomo Semlers (1767), die nach dem von Nicolais Enkel Gustav Parthey (1798–1872) besorgten Mitarbeiterverzeichnis (1842) von Friedrich Gabriel Resewitz (1729–1806) verfasst wurde. Resewitz geht an der hier benannten Stelle auf die Lehrart Jesu und der Apostel ein, die sich immer nach dem bei den Menschen Vorfindlichen gerichtet habe. meine Abhandlung de Christo homine regnante in 2ten Bande der Opuscul. ad interpret. SS. Script . N. 14 Gemeint ist die 1773 unter dem Vorsitz Nösselts von Johann Heinrich Sigismund Koblanck (1751–1834) verteidigte Dissertatio theologica de Christo homine regnante in qua de ea re dicta in Sacris Scripturis et explicantur et inter se conciliantur . Erneut in den Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 351–384 (XIV.) abgedruckt, bezeichnet sie Nösselt ab der zweiten Auflage der Anweisung als sein Werk. Nachdem Koblanck Halle verlassen hatte, wurde er zunächst als Nachfolger Campes Lehrer im Hause von Humboldt und später Prediger in Berlin. schon erwähnte Abhandlung de Christo regnante S.o. andre über 2 Kor. 4, 6 in dem 2ten Bande der Opusculorum ad interpr. SS. Script. N. 7 Hier handelt es sich um die Disputatio ΠΕΡΙ ΤΟΥ ΦΩΤΙΣΜΟΥ ΤΗΣ ΓΝΩΣΕΩΣ ΤΟΥ ΘΕΟΥ ΕΝ ΠΡΩΣΩΠΩΙ ΙΗΣΟΥ ΧΡΙΣΤΟΥ ad locum 2 Corinth. IV, 6. in Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculus II (1787), 157–182 (VII.). 155 442 . Wenn man nun von dem ganzen Lehrvortrage der heiligen Schrift, nach dem bisher Ge sagten, 1) alles das absondert, was entweder bloßes blosses Bild Bild †) , Bild, 1 ) oder aus Herablaßung Herablassung zu den besondern Lesern oder Zuhörern, und nach den ihnen geläufigen Vorstellungen und Ausdrücken, gesagt ist ††) 2 ) – denn dieses beydes Beides gehört doch offenbar nur zur Einkleidung Einkleidung der Lehre –; Lehre; – wenn man 2) das bey bei Seite, oder zur gelehrtern Untersuchung aussetzt, was die heilige Schrift selbst nicht näher angegeben und bestimmt hat †††) ; †††) , hat; 3 ) und wenn man 3) gefunden hat, daß viele Ausdrücke in der That nur einerley einerlei Begriff und Sache, und welche sie? bezeichnen *) : sie bezeichnen: 4 ) so gelangen wir theils zu gewissen Hauptbegriffe Hauptbegriffen **) , Hauptbegriffen , 5 ) theils zu gewissen Hauptsätze Hauptsätzen , die aus solchen Begriffen bestehn ***) bestehen, 6 ) welche das ganze in der heiligen Schrift angegebne angegebene Verhältniß zwischen Gott und uns, d. i. unser Elend und moralisches Verderben, dann die Anstalten Gottes zu unserm Besten, unsre unsere daraus entstehende entstehenden Pflichten und Erwartungen, im Ganzen vorlegen. 7 ) Diese Begriffe und Sätze sind das eigentliche Christenthum Christenthum, als Lehre Lehre genommen, genommen; und wer diese für wahr annimmt, der ist (seiner Erkenntniß oder der Lehre nach) ein Christ, so sehr seine Vorstellungen von dem Uebrigen auch von den Meinungen Meinungen Andrer Anderer abgehen mögen ****) ; mögen; 8 ) und diese Hauptbegriffe und Sätze sind es auch, nach welchen alles Andre Andere beurtheilt, und auf eine ihnen angemessene Art erklärt werden muß *****) . muß. 9 ) Anm. 1) S. Morus, Samuel Friedrich Nathanael Sam. Friedr . Friedr. Nath. Morus trefliche treffliche Disp. de notionibus universis vniuersis in Theologia, und, von dem großen grossen Nutzen dieser Begriffe, dessen Programm de utilitate notionum universarum vniuersarum in Theo logia, beyde beide Lips. 1772, 1772. 4. Sie sind wieder aufgelegt in s. Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. 1787 in 1787. 8. 4to. †) 2) Z. B. Feuer und die danach gebildeten Redensarten, brennen, nicht verlöschen u. d. gl. u. dergl. von künftigen Strafen; Menschen sind Feinde Gottes, liegen unter seinem Zorn , sind mit ihm ausgesöhnt , von dem hergestellten guten Vernehmen mit Gott und von unsrer Seligkeit, Seligkeit; unserer Seligkeit; als ein Kind ins Reich Gottes gehn gehen , ein neuer Mensch, wieder- oder von oben her geboren werden, von Besserung des Menschen u. s. f. So auch die Ausdrücke: Gott giebt die Menschen hin in einen verkehrten Sinn, Sinn; giebt ihnen Augen, Augen daß sie nicht sehen, sehen; bestimmt sie zum ewigen Leben u. d. gl. u. dergl. , von bloßer Zulaßung Zulassung blosser Zulassung oder Anstalten, die zu einem gewissen Verhalten der Menschen Gelegenheit geben. ††) 3) Wie augenscheinlich Matth. 12, 43–45. verglichen mit Tob. 8, 3 3. und Jes. 13, 21. 22 22. ; Matth. 8, 11. 11, 14. 18, 10 10. ; Joh. 7, 37. 38. 14, 30. 2 Petr. 2, 4, 4. 4., im Brief an die Hebräer Ebräer , Gal. 4. und in unzählichen unzählich andern Stellen. †††) 4) Z. B. den Begriff von θεόπνευστος , die Beschaffenheit und Umstände der künftigen Auferstehung, das Allgemeine ausgenommen ausgenommen, daß wir einen wirklich bessern, als den irdischen, irdischen Körper haben werden u. d. gl. u. dergl. *) 5) Z. B. Θεὸς Θεός ἐμφανίζει ἑαυτὸν ἡμῖν , ἔρχεται πρὸς ἡμᾶς , μονὴν ποιεῖ παρ' ἡμῖν , μένει , περιπατεῖ , ἐν ἡμῖν; ήμῖν , und von den Menschen: uns μένειν ἐν Θεῷ , ῥήματα αὐτοῦ ἐν ᾿ἡμ. ἡμ. μένουσι , θεοδίδακτοι , κοινωνίαν ἔχειν μετ' αὐτοῦ , ἄγεσθαι πνεύματι Θεοῦ ; ὁ κόσμος , οἱ ἄπιστοι , τὸ σκότος , ἔχθροι , ἔχθροι ; ἀντικείμενοι ἀντικειμενοι , ἐκ τοῦ πονηροῦ ὄντες , οὗτος ὁ αἰών ; μετανοεῖν , ἐπιστρέφεσθαι , ἀνανεοῦσθαι und viele andre andere . **) 6) Als σωτὴρ und μεσίτης ; μεσίτης , ἁμαρτία und ἐπιθυμία ; ἐπιθυμία χάρις , σωτηρία , δικαιοσύνη , ἐπίγνωσις τοῦ Θεοῦ , πίστις , μετάνοια ; μετάνοια , ζωὴ und θάνατος , σωτηρία , δικαιοσύνη u. a. ***) 7) Als Joh. 3, 16 16. Ephes. 2, 5 5. Röm. 3, 23. 24 24. Koloss. 1, 12. 13 13. 1 Joh. 1, 5–7 5–7. etc. ****) 8) Daher auch die heil. heiligen Schriftsteller in den Stellen, wo sie den Inhalt des Christenthums zusammen nehmen, mehr nicht angeben, z. B. 1 Thess. 1, 9. 10 10. Tit. 2, 11. 12 12. Kap. 3, 4. 7 7. , und noch kürzer 1 Kor. 3, 11 11. und 1 Joh. 5, 1 1. verglichen mit Matth. 28, 20 . ****) *****) Dies 9) Dieß sind die wahren notiones directrices des ganzen Christenthums, Christenthums; und in der Uebereinstimmung Uebereinstimmung damit besteht die wahre Analogia fidei oder doctrinae. Sam. Friedr . Nath. Morus trefliche Disp. de notionibus universis in Theologia […] wieder aufgelegt in s. Dissertatt. theolog. et philologicis, Lips. 1787 Sowohl De notionibus universis in theologia als auch De utilitate notionum universarum in theologia sind 1782 erschienen. Mit De notionibus hat Morus den theologischen Doktorgrad erworben, bei De utilitate handelt es sich um Morus' Antrittsvorlesung als ordentlicher Professor der Theologie in Leipzig. Der Überschrift nach findet sich De notionibus im ersten Band der Dissertationes theologicae et philologicae (1787), 239–307 (VIII.), ab 284ff. ist jedoch fortlaufend der Text von De utilitate angefügt worden. Im Journal für Prediger 24 (1791), 275–334 bzw. 417–445 und dem ersten Band von Morus' Kleine[n] Schriften theologischen und philologischen Inhalts (1794), 193–282 ist eine deutsche Übersetzung abgedruckt. ἡμ. D.i. erneut ἡμῖν . notiones directrices Laut Christian Wolff ist eine notio directrix ein zur Richtschnur dienender oder Leitbegriff. 156 443 . Nun erst, wenn der Grund der christlichen Lehre aus der heiligen Schrift gelegt ist, kan kann man hernach hernach (§. 145 432 145. ) darauf bauen, oder über diese christlichen Lehren philosophiren philosophiren *) . philosophiren. *) Und philosophiren *) , und wer sich an dieses Wort oder an die Sache selbst stößt, weil er besorgt, dadurch werde das Christenthum Christenthum nach Philosophie geformt und umgeändert, und der ganze Wust menschlicher Einfälle in das Chri stenthum gebracht: gebracht, der hat zwar Beyspiele Beispiele genug für vor sich, die seine Besorgniß bestätigen, wie es bey bei keiner einzigen Sache in der Welt an Mißbräuchen fehlt; fehlt, aber er ist entweder zu kurzsichtig, oder nicht gerecht genug. Denn – nothwendig ist dieser verkehrte Gebrauch der Philosophie nicht. – Philosophie kan kann entweder in so fern gebraucht werden, als sie die Regeln Regeln alles vernünftigen Denken Denkens, oder so fern sofern sie unwidersprechliche Vernunftsätze Vernunfsätze enthält. Jene muß man überall, muß man ja selbst bey bei Erklärung Erklärung und Anwendung Anwendung der heiligen Schrift, und bey bei dem Beweis ihres göttlichen Ansehens, befolgen; diese, wenn sie wirklich unwidersprechlich unwidersprechlich sind, sind die Grundlage aller richtigen Erkenntniß, und, wenn gleich nicht überall zureichend zureichend zur Entdeckung der Wahrheit Wahrheit, doch in so fern der Prüfstein Prüfstein Prüfestein aller Wahrheit, Wahrheit als nichts wahr seyn kan kann , was sich nicht mit ihnen verträgt . Wer beyde beide nicht will für das will gelten laßen lassen , was uns bey bei aller Untersuchung leiten muß, und sich auf die Schwäche und Trüglichkeit der menschlichen Erkenntniß beruft, der überlegt nicht, daß man sich ja auch trügen könne kan , wenn man etwas für göttliche Offenbarung Offenbarung hält, daß man sich auch in ihrer Erklärung irren könne kan , daß man also entweder eine allgemeine Ungewißheit aller menschlichen Erkenntniß annehmen, oder zugeben müsse muß , es müssen Grundsätze Grundsätze Grundgesetze überall vorausgehen, die mir da zeigen, wie und wonach ich man Wahrheit, auch bey bei Prüfung einer angeblich göttlichen Offenbarung und ihres Sinnes, finde zu finden sicher sei . Anm. †) †) *) Töllner, Johann Gottlieb Töllners Töllner's theologische Untersuchungen, Band 1. St. 2. S. 264 f. Töllners theologische Untersuchungen, Band 1. St. 2. S. 264 f. Das zweite Stück des ersten Bandes von Johann Gottlieb Töllners (1724–1774) zweibändigen Theologische[n] Untersuchungen (1772–1774) ist 1773 erschienen. 157 444 . Haben wir nun eine Menge theils von Begriffe Begriffen und Sätze Sätzen, die wirklich, nach richtigen Regeln Regeln der Auslegung Auslegung, aus der heiligen Schrift selbst geschöpft sind , theils von vernünftigen Regeln und Sä tzen, die unwidersprechlich sind: so können jene mit diesen letztern, oder unter einander, zu streiten scheinen; und daher ist das erste bey bei Bildung eines theologischen System Systems, die Vereinigung derselben unter einander, daß sie mit einander bestehen können. Wirk lich unwidersprechlich unwidersprechliche Sätze der Vernunft Vernunft und wirklich geoffenbart geoffenbarte Sätze können einander nicht wirklich widersprechen; wenn sich also ein Widerspruch Widerspruch zeigt: zeigt, so muß entweder ein Satz der Vernunft, den man für unwidersprechlich hält, nicht unwidersprechlich wahr †) , wahr, 1 ) oder der biblische Satz muß unrecht verstanden ††) , verstanden, 2 ) oder unrecht bestimmt seyn, d. i. man muß etwas hineingeschoben haben, was nicht darin liegt, oder etwas in demselben übersehen haben †††) . haben, was darin lag. 3 ) Nur durch Entdeckung eines oder mehrerer dieser Fehler kan kann man den Widerspruch heben, und bewirken, daß die Sätze mit einander bestehen. †) Anm. 1) Wenn z. B. die heil. heilige Schrift die Anstalt Gottes, die er mit Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christo und durch ihn zum Besten der Menschen gemacht hat, überall von Gottes Liebe zu uns herleitet, Joh. 3, 16 16. , und sogar ihm diese Liebe vor der Versöhnung der Menschen durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum beylegt beilegt, Röm. 5, 8 8. ; was aber aus Liebe und Gnade geschieht, nicht seiner Natur nach geschehen muß muß , Röm. 4, 4 4. : so kan kann es kein unwidersprechlicher Satz der Vernunft seyn, daß Gott habe die Menschen, oder einen von ihnen an ihrer Statt Stelle , strafen müssen , so wie alle angebliche Demonstrationen dieses Satzes auf willkührlichen willkürlichen und undenkbaren Voraussetzungen beruhen, und mit allem ihren ihrem Gott und das Christenthum entehrendem Gefolge entehrenden Gefolge, von einem erzürnten und erst durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum befriedigten Gott u. d. gl. u. dergl. wegfallen. Gegen wie viele Hypothesen und vermeintliche Demonstrationen a priori hätte bloß das bloße blosse fleißige Studium der heil. heiligen Schrift sichern können! Wenn man z. B. zusammengenommen hätte, daß die heiligen Schriftsteller so klar in ihren Schriften Schriften, z. B. Philem. 9. 1 Kor. 2, 1 f. f., von sich selbst und von Gott, als einem dritten Dritten , reden; reden, Gebete an Gott richten; richten, erzählen, woher sie ihre Nachrichten genommen haben, Luc. 1, 2 2. Joh. 19, 35; 35, 35.; einander scheinbar widersprechen; widersprechen, zusammengehörige Begebenheiten verschiedentlich stellen , z. B. Matth. 4. und Luc. 4; 4. einerley 4.; einerlei Reden Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi mit ganz verschiednen verschiedenen Worten ausdrucken ausdrücken : wie hätte man darauf fallen können, die heiligen Schriftsteller hätten sich bey bei Abfassung ihrer Schriften ganz leidentlich verhalten, nicht sie, sondern Gott hätte durch sie alles Alles geschrieben u. d. gl. u. dergl. ? ††) 2) So scheint der Satz Röm. 3, 24 24. nicht nur gegen Jak. 2, 14 f. f., sondern auch gegen das stete Dringen der heil. heiligen Schrift auf Heiligkeit und Tu gend Tugend, Röm. 2, 7 7. Ephes. 2, 10 10., zu streiten. Letztre Letztere Stellen leiden keinen verschiednen verschiedenen Sinn, also liegt Mißverstand Mißverstand im ersten Satz, und ἔργα oder ἔργα νόμου νομου sind entweder nur äusserliche äußerliche Beobachtungen des mosaischen Gesetzes durch Gebräuche, Opfer etc. oder, mir wahrscheinlicher, was wir nach Gottes Gesetz thun sollten , aber nicht thun, verglichen Kap. 2, 13 13. Röm. 8, 3 3. Kap. 7, 14 f. ; denn dies dieß heißts doch Kap. 2, 15, 15. 15., wie ἔργον τ. Θεοῦ Joh. 6, 29; 29, 29.; und im ganzen Zusammenhang wird νόμος niemals vom Gesetz der Gebräuche ( Ephes. 2, 15 15. ), sondern stets von der nähern göttlichen Offenbarung gebraucht, z. B. Vers 19 und 31 . †††) 3) Wenn man es z. B. unverträglich mit Gottes allgemeiner und unparteyischer unpartheyischer unparteiischer Liebe findet, alle Alle , die keine Gelegenheit, das Christenthum kennen zu lernen, gehabt haben, oder alle Alle , die nicht getauft sind, zu verdammen, wegen Apostelgesch. 4, 12 12. 1 Joh. 5, 12 12. Joh. 3, 5 u. d. gl. u. dergl. , oder es wenigstens für bescheidner hält, nichts darüber zu entscheiden, entscheiden (also es auch lassen dahin gestellt seyn läßt , ob Gottes Liebe allgemein und unparteyisch unpartheyisch sey unparteiisch sei ?) so kan kann ja schon 1) der gemeine Menschenverstand lehren, daß alle allgemein klingende Sätze den Fall voraussetzen, daß man etwas könne oder wisse , wie 2 Thess. 3, 10 10. 2 Joh. 1 etc. 2) daß Daß die heil. heilige Schrift nur die ἀπίστους verdamme, und nur die so nenne, die etwas wissen und wovon überzeugt werden konnten (§. 154. Anm. ††) 2.) ; konnten , und 3) daß sie sogar wahren Glauben denen beylege beilege , die keine Versicherung, vielmehr das Gegen theil, vor sich hatten, wie Matth. 15, 28 28., ver glichen V. v. 24 24. ; keine nähere Kenntniß von ihm besaßen besassen , Joh. 9, 16 16., verglichen mit V. v. 35–38 35–38. ; und weder getauft waren, noch sich äusserlich äußerlich zu den Christen hielten hielten, Marc. 9, 38–42 . Und so würde man jene zuerst angeführten Stellen nicht auf bloß des Christenthums Unkundige ausdehneu ausdehnen , ausdehnen: man würde einen allgemeinern und unentwickelt unentwickelten Glauben von einen ausdrücklich ausdrücklichen oder bestimmten unterscheiden, nicht von eben demselben Glauben im alten, wie im neuen Testament, und dessen Nothwenigkeit, reden, reden u. s. f. – Hingegen ist ein Beyspiel Beispiel von falschen , Widerspruch veranlassenden, Bestimmungen , wenn, wider alle klare Schriftstellen Schriftstellen, 1 Tim. 3, 4 4. Kap. 4, 10 10. 1 Joh. 2, 2 u. a. , in allen Sätzen von Gottes Bereitwilligkeit, alle Menschen selig zu machen, alle alle nur alle Auserwählte heissen sollen heißen sollten . Und bey bei dem Anstößigen, das die wirkliche Lehre der heiligen Schrift von ewigen Strafen nach dem Tode giebt, hängt sicherlich das Anstößige da von ab, daß man sich zum Begriff der Verdammniß , die gänzliche Unmöglichkeit der Besserung, und zu ewig fortgehenden (protensive ewigen) Strafen, ins unendliche Unendliche zunehmende (intensive ewige) hinzudenkt . τ. Joh 6,29 liest τοῦ . 158 445 . Ausser Außer dem ( §. 157 (§. 444 (§. 157. ) bleibt noch übrig, die Begriffe Begriffe durch Erklärungen Erklärungen Erklärungen oder Beschreibungen Beschreibungen deutlicher und bestimmter zu machen, um allen Mißverstand Mißverstand und falsche Nebenvorstellungen Nebenvorstellungen zum voraus abzuschneiden, und dadurch die Quelle fast aller Streitigkeiten Streitigkeiten zu verstopfen – die Lehren selbst immer mehr, durch Vergleichung unter einander, und mit andern richtigen Kenntnissen, aufzuklären, und ihnen noch mehr Licht, Stärke und Anwendbarkeit zu geben – zuletzt sie so zusammen zu stellen, wie eine zur Kenntniß und Ueberzeugung von der andern vorbereiten kan kann . – Wie weit man hierin gehen müsse, dies dieß müssen muß die Absicht solcher Untersuchungen, das Maaß unsrer unserer Kräfte und Kenntnisse, und unsre eignen unsere eigenen oder dererjenigen Bedürfnisse zeigen, für die wir dergleichen Untersuchungen anstellen. 159 446 . Denn die Absicht Absicht dabey kan dabei kann entweder Verbesserung Verbesserung Verbesserung der Erkenntniß, oder des Willens Willens seyn, so wie das Christenthum Erkenntniß der Wahrheit zur Gottseligkeit Gottseligkeit ist. Der Hauptzweck aller solcher Untersuchungen muß also stets seyn, den Menschen glücklich zu machen, seine Besserung Besserung und Beruhigung Beruhigung zu befördern, und was überall dazu nicht beyträgt beiträgt , ist keiner Untersuchung werth; werth, es ist sogar schädlich, und veranlaßt, seine Kräfte unnütz zu verschwenden, die man zu etwas Besserm brauchen gebrauchen könnte. Aber ohne überzeugende Kenntniß desjenigen, was uns bessern und beruhigen kan kann , ist keines von beyden Beiden möglich. Kenntniß der göttlichen Wahrheiten und Eindruck aufs Herz ist also gleich nöthig; man schadet dem Einen, wenn man es auf Kosten des Andern erhebt oder treibt. 160 447 . Indessen kan kann nicht jeder alles Alles oder beydes Beides gleich gut leisten; das Maaß Maaß der Gaben Gaben und der Kenntnisse Kenntnisse ist sehr verschieden ausgetheilt; und der Beruf Beruf, in den Gott jeden gesetzt hat, erfordert die Anwendung der Kräfte zu gewissen Zwecken, wobey wobei man nicht mit eben der Anstrengung das andre Andere eben so Nützliches Nützliche treiben kan kann . Ein jeder muß sich daher mit der Art von Untersuchung und Uebung am meisten beschäftigen, wozu er die meiste Fähigkeit, Kenntnisse, und äusserlichen Beruf hat, und das Uebrige zwar nie vernachläßigen vernachlässigen , aber doch vorzügliche Beschäftigungen Beschäftigung damit denen überlaßen überlassen , die dazu geschickter sind, und mehr durch die Umstände, unter welchen sie leben, dazu aufgefordert werden. Sehr Anm. So viel hängt hier von den Zeitumstände Zeitumständen ab, unter welchen gewisse Wissenschaften mehr wie als sonst aufklären aufgeklärt; aufgeklärt, und von unsern besondern Umständen, wodurch wir glücklicher Weise auf Entdeckungen geführt werden, an die Andre Andere nicht dachten. Dies Dieß sind Winke der göttlichen Vorsehung Vorsehung Fürsehung , denen wir mehr als andern folgen müssen, denn sie weisen jedem, der dazu Fähigkeit hat, gerade dasjenige an, was er bearbeiten soll. Vergleiche Theil Vergl. Th. 1. §. 37. 161 448 . Vornemlich Vornehmlich ist das Gefühl Gefühl desjenigen, was wir selbst, oder was die bedürfen bedürfen , die wir belehren, bessern und beruhigen sollen, immer das, was uns anweiset und ermuntert, etwas vor andern aufzusuchen, und mit vorzüglicher Aufmerksamkeit zu treiben. Mag es seyn, daß der Genuß Genuß besser ist, als das Aufsuchen desjenigen, was ich geniessen will, man genißen will; daß jenes Zweck, dieses nur Mittel ist, ist; daß also Anwendung Anwendung meiner unserer Erkenntniß Erkenntniß zu meinem zum eignen oder Anderer Besten wichtiger ist, als die Erkenntniß selbst: so ist doch jenes ohne dieses nicht möglich, und ich kan man kann entweder gar nicht, oder nicht ohne größern grössern Schaden, genießen geniessen oder anwenden, wenn ich man das, was ich brauchen man gebrauchen will, noch nicht erlangt habe hat , oder es erst sichern und erhalten, oder erst wissen muß, ob mir es gut ist, ob ich man nicht über dem Genuß das mir , dermalen wenigstens, Nützlicheres Nützlichere verliere. Darum kan kann hier, wenn die Frage von dem ist, was ich man jedesmal vorzüglich suchen müsse, nicht das entscheiden, was überhaupt das Nützlichste , sondern was das Dringendste ist ( Matth. 26, 11); 11), 11.); und wenn meine Besserung Besserung und Beruhigung Beruhignng Beruhigung auf der Aufklärung Aufklärung gewisser Sätze, auf Ueber zeugung von ihrer Wahrheit, auf Wegräumung gewisser Zweifel beruht: so wird die Untersuchung auch dessen, was sehr geringfügig scheint, mir, unter diesen Umständen, wichtiger seyn müssen, als was überhaupt wichtiger genommen seyn mag. 162 449 . Dieses mein größres größere Bedürfniß Bedürfniß eines Jeden , und auch das Bedürfniß derer, für die wir, in Absicht auf Religion, arbeiten müssen, wird offenbar durch die Zeitumstände Zeitumstände bestimmt. So wie jede Zeit ihr Gutes und ihre Mängel hat, jede in einem besondern Verhältniß gegen das Ganze und gegen Gottes Absichten steht, jedes Glied des großen Körpers in seinem Maaß und seiner Lage zum Besten des Ganzen arbeiten muß: so müssen wir für die Zeit leben und arbeiten, in die uns Gott gesetzt hat ( 1 Kor. 12, 14 f. ). f.) Was f.); was diesen Zeitumständen gemäß ist, interessirt intereßirt uns auch mehr, und setzt unsre unsere Kräfte mehr in Thätigkeit, erleichtert den Gebrauch unsrer unserer Kräfte, ist für das Ganze von einem wirksamern Erfolg. Selbst unser Herr und seine Gesandten arbeiteten recht eigentlich und am meisten für ihre Zeit und deren Bedürfnisse. (§. 132 419 f. ) – Jede Zeit hat ihre eigne eigenen Angelegenheiten Angelegen heiten, die am meisten zur Untersuchung anziehn anziehen , und so allgemein bey allen bei Allen , denen Religion Religion theuer ist, der Hauptzweck Hauptzweck, Besserung Besserung und Beruhigung Beruhigung der Menschen bleibt: so verschieden sind sind, zu verschiednen verschiedenen Zeiten Zeiten, die Beschäftigungen mit den einzelnen einzeln Sachen, die dazu dazu, als Mittel Mittel, etwas beytragen beitragen können. Was Eine Zeit erfindet, das gährt in der Andern andern , in der folgenden setzt sichs, und das Klare scheidet sich von den Hefen. So arbeitet, nach der göttlichen göttlichen, allezeit weisen Vorsehung Vorsehung Fürsehung , jede Zeit für die folgende, und diese letztere sollte nicht das Vorbereitete benützen benutzen , und wieder für die wieder folgende arbeiten? 163 450 . Selbst die glücklichen und oder die mißlichen Zeitumstände Zeitumstände sind eine Aufforderung Gottes, Gutes zu stiften. – Wenn die weitere Aufklärung Aufklärung und Ausbreitung der Wissenschaften, namentlich derer, die mit der Religion Religion in der nächsten Verbindung stehen, auf einer Seite Untersuchungen in der Religion rege macht, und auf der andern sie befördert; wenn die Wißbegierde, auch in der Religion, allgemeiner wird, und selbst das Volk nach Aufklärung dürstet; wenn die Freyheit Freyheit Freiheit der Untersuchung nicht durch Einschränkung gelähmt, sondern vielmehr ermuntert wird; wenn alte heftige Streitigkeiten verraucht, und die Gemüther zur kühlblütigern kaltblütigern Untersuchung derselben gestimmt sind; wenn der öffentliche Geschmack Geschmack mehr zur Liebe des Praktisches Praktischen, auch in der Re ligion, gebildet ist; wenn selbst die größere grössere Gefahr für die Religion, die aus Zweifeln entsteht, diejenigen, die überall den wichtigen Einfluß der Religion zu schätzen wissen, bereitwilliger macht, auch das Neuentdeckte, das ihnen sonst bedenklich war, darum anzunehmen, weil es die Zweifel löset, und die Ehre der Religion befestigt; wenn man also auch geneigter ist, Mißverstand beyzulegen beizulegen , und, so weit es ohne Nachtheil der Wahrheit geschehen kan kann , sich zum Frieden die Hände zu bieten: – alsdann alsdenn ist es Dankbarkeit gegen Gott, Pflicht gegen Wahrheit und Frieden, diese Umstände Umstände zur nähern Untersuchung zu brauchen gebrauchen , und das von uns oder Andern Gefundne Gefundene mit Weisheit auszubreiten. 164 451 . Und wenn eben diese günstigen Umstände Umstände, durch eine anderwärtshin genommne genommene Wendung, Gelegenheit zu mancherley mancherlei Angriffen auf die Religion, wenigstens zu mehrern Zweifeln, zur Beeinträchtigung der Wahrheit und zur Verminderung ihres Werthes und Einflusses auf die Menschen, geben; wenn sich gerechtscheinende Klagen der Besorgniß eines immer weiter um sich greifenden Schadens erheben; wenn diese die weitere Untersuchung, zu der selbst die anscheinende Gefahr auffordern sollte, hemmen, und durch Verdächtigung ihren Nutzen vernichten oder einschränken, den edlern Theil der nach Wahrheit und gegründeter Ruhe durstenden Durstenden des Mittels seiner Befriedigung berauben, und den Feinden der Religion, die nicht durch Klagen, sondern nur durch Untersuchung Untersuchung entkräftet werden können, die Freude über ihren vermeinten Sieg in die Hände spielen: – alsdann alsdenn wäre es unchristliche Muthlosigkeit, Unglaube gegen Gott, oder Versuchung desselben, Verrätherey Verrätherei gegen die göttliche Wahrheit, offenbare thätige Gleichgültigkeit gegen die Ruhe, die der Mensch mit so großem grossem Rechte in der Religion sucht, nicht immer weiter untersuchen, die Ueberzeugung Ueberzeugung der Menschen von ihr nicht auf einen immer festern Grund Grund setzen, ihren unaussprechlichen Werth nicht immer einleuchtender und dringender darlegen zu wollen. Anm. Es ist eines verständigen Christen ganz unwürdig, über solche Untersuchungen, und das, was dadurch entdeckt wird, als über Neuerungen Neuerungen zu klagen, auf seine Meinungen, weil sie alt sind, stolz zu thun, und alles Neue mit bloßer blosser Verunglimpfung von der Hand zu weisen. – Freylich Freilich fassen alte Schläuche den neuen Wein nicht ( Luc. 5, 37 f. ); aber es ist doch Undank gegen Gott, Einschläferung unsrer unserer Kräfte, mit denen wir zum Guten, wenigstens durch Sichtung, mitwirken könnten, Versündigung gegen den, der Hülfe bedarf, und gegen den, der ihm helfen will, nicht nur selbst nichts zu thun, und nichts zu brauchen gebrauchen , was Andre Andere statt unsrer unserer thun, sondern auch selbst Andre Andere davon abzuhalten, und ununtersucht den guten Keim, den Gott aufgehen läßt, wie Unkraut Unkraut, zu zertreten. – Rotte das Unkraut aus, weil es Unkraut , nicht weil es neu ist; du möchtest eine sehr heilsame Pflanze vertilgen, von der du nur vorher noch nichts gehört hattest hast . Doch vergiß auch bey bei dem Ausjäten des Unkrautes das nicht, was unser Herr sagt Matth. 13, 39 29 . – Allerdings giebts nur Einen Grund, auf den wir bauen müssen, der, daß Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus der Christ sey sei. ( 1 Kor. 3, 11). 11.) Auf den hat man hölzerne und steinerne Häuser gebaut gebaut. ( V. (v. 12). 12.) Sind alle alte dieser, und alle neue jener Art? Die Zeit wirds klar machen, sagt der Apostel ( V. (v. 13 13. ); aber wie kan kann sie dir das das , wenn alles Neue, was die Zeit lehrt, schon darum darum das Zeichen der Verwerfung Verwerfung trägt, weil es neu ist? – Die Wahrheit Wahrheit ist ewig, aber sie wird oft erst spät erkannt. Wer das bisher Unerkannte ans Licht bringt, der sagt freylich freilich etwas Neues; aber verdient er die schnöde Verachtung, er, den Gott vielleicht zum Werkzeug brauchen gebrauchen will, dich zu erleuchten? – Ephes. 4, 11–15. 1 Kor. 13, 9 f. Ebr. 5, 12–14. 1 Kor. 3, 21 f. – Es ist wohl kaum nöthig zu sagen, daß wer darum nicht das Neue will weggeworfen wissen, weil es neu ist, damit keinesweges alles Neue alles Neue billigt, eben weil es neu weil es neu ist. Ob etwas neu oder alt ist? ist, muß gar nicht, ob es wahr sey? sey, sei? muß allein in Anschlag kommen. Matth. 13, 39 In Übereinstimmung mit der ersten Auflage der Anweisung ist Mt 13,29 gemeint. 165 452 . Auf die beschriebene Art sollte sich ein jeder selbstdenkend selbstdenkender Christ, der alle dazu erforderliche Fähigkeit und Muße Musse hätte, wenigstens jeder Lehrer Lehrer Lehrer , sein christliches System System bilden; und alsdann alsdenn wäre es Zeit, auch Ande rer Vorstellungen zu hören. Denn – der bloße blosse Selbstforscher Selbstfor scher urtheilt gar zu leicht einseitig, und läßt sich von geheimen Vorurtheilen, aufgefaßten Gesichtspuncten Gesichtspunkten , wohin er alles Alles allein zieht, und selbst Leidenschaften, beschleichen. – Da uns über dies so viele, denen gewiß Aufspürung Aufspürung Auffindung des wahren Christenthums Herzensangelegenheit Herzensangelegenheit war, und denen es nicht an den nöthigen Fähigkeiten und Kenntnissen fehlte, vorgearbeitet haben: haben, warum sollten wir ihre Vorarbeit Vorarbeit nicht benutzen benützen , ihnen wenigstens nicht danken, daß sie unsre unsere Aufmerksamkeit auf Vieles vieles lenken, was ihr entwischt entgangen ist, und uns zeigen, was und wo es noch weiterer Untersuchung bedürfe? – Wollen wir aber selbst vollends als Lehrer Lehrer Anderer Andrer auftreten: auftreten, so erfordert die gesellschaftliche Ordnung Ordnung, uns zu einer gewissen kirchlichen Gesellschaft zu halten, deswegen die Vorstellungen in der Religion, die sie von ihren Mitgliedern erwartet, kennen zu lernen, und zu prüfen, ob wir sie mit Ueberzeugung fortpflanzen, wenigstens öffentlich unbestritten laßen lassen können. Es erforderts auch die Weisheit und Gerechtigkeit gegen Andre, unsre Andere, so wie die Lehrweisheit, unsere Kenntnisse vom Christenthum möglichst ihren Vorstellungen Vorstellungen, wenn sie nicht schädliche Irrthümer sind, anzuschmiegen; anzuschmiegen, anzubequemen; ihres, wenn gleich oft irrenden, Gewissens zu schonen; schonen, und nicht durch Unvorsichtigkeit oder Allgenügsamkeit Allgenugsamkeit ein Mißtrauen oder eine Abneigung zu erregen, das die einen Lehrer der Religion so sehr hindert, bey bei Andern Gutes zu stiften. Alles dieses führt die Pflicht mit sich, uns um Andrer Anderer Vorstellungen zu bekümmern, und auf diese, wenigstens eine prüfende, Rücksicht Rücksicht zu nehmen. { Anm. So urtheilt auch Fichte, Johann Gottlieb Fichte in dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche muß davon ausgehen, worüber Alle einig sind, vom Symbol . – Er muß darauf hinausgehen, worüber Alle einig werden sollen. Er muß sonach weiter sehen, als die Einzelnen; das beste und sicherne Resultat der moralischen Cultur des Zeitalters in der Gewalt haben: und zu diesem hat er sie zu führen. – Alle sollen einig werden; sie sollen aber auch, während ihres Fortschreitens, einig bleiben; mithin muß er stets so gehen, daß man ihm folgen kann. – Sobald er in seinem Vortrage zu sehr der Cultur seiner Zuhöhrer voreilt, sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer Gemeinde) u. s. w. “ – Ausführlicher habe ich den Begriff und die Natur der Lehrweisheit, welche schon eine gründliche Kenntniß des Systems voraussetzt, entwickelt in den Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. A. d. H. } Fichte in dem System der Sittenlehre: „Der Diener einer Kirche […] sobald redet er nicht mehr zu Allen (einer Gemeinde) u. s. w.“ Wiedergegeben wird Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre (1798), 472. Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung Hier dürfte die zweite Auflage (1803) gemeint sein (vgl. I § 285 c). 166 453 . Diese Vorstellungen Vorstellungen Andrer sind Anderer, haben entweder solche, welche in einer besondern Kirche Kirche eine Art von gesetzmäßigem gesetzmäßigen Ansehen erlangt haben , oder es sind bloß Privatgedanken Privatgedanken und Resultate solcher Untersuchungen, die von einzelnen einzeln gelehrten Männern angestellt sind. Die erstern verdienen unsre genaue Kenntniß und Prüfung, nicht nur weil sie das Vorurtheil vor wenigstens das für sich haben, daß sie nach öftrer öfterer Untersuchung vieler redlichen, verständigen und gelehrten Christen bewährt befunden worden, sondern noch vielmehr vielmehr, wegen der so eben (§. 165 165. ) erwähnten 452 ) erwehnten Gründe Gründe für einen Gründe, von Seiten des öffentlichen Lehrer Lehrer Lehrers . Die letztern hingegegen scheinen noch mehr wichtige Aufschlüsse über Religion und Christenthum zu versprechen, zumahl zumal wenn sie den Beyfall Beifall der gelehrtesten und untersuchendsten gelehrtesten, unermüdet forschenden Männer für vor sich haben. Denn bey bei solchen besondern Untersuchungen einzelner einzler Lehrsätze kan kann man mehr eigentlichen Fleiß und neue Aufklärung Aufklärung erwarten; man kan kann erwarten, daß dergleichen Männer weniger durch die Fesseln eines Kirchensystem Kirchensystems oder eingeschränkter Lehrfreyheit Lehrfreyheit Lehrfreiheit zurückgehalten worden, freye freie Untersuchungen anzustellen; der Beyfall Beifall , mit dem man ihre Untersuchungen aufgenommen, hat weniger den Verdacht wider sich, daß er durch kirchliches Ansehen oder Schonung des Hergebrachten gestimmt sey sei ; und, wenn solche Untersuchungen von Männern Gelehrten herrühren, denen man, neben wahrer Bescheidenheit, vorzügliche Bekanntschaft mit den Hülfsmitteln zur Aufklärung Aufklärung der Theologie, wenigstens in den Theilen, woran sie gearbeitet haben, und vorzügliche Uebung Uebung in solchen Untersuchungen Unteruchungen nicht absprechen kan kann : so kann kan man sicherlich mehr von ihnen lernen, als von denen, die nur der gebahnten Heerstraße Heerstrasse folgen. 167 454 . Indessen ist eigen eigne bleibt eigene Untersuchung doch immer das Nöthigste. Was ist wahr? was ist Christenthum? dies dieß ist doch eigentlich die Hauptsache, davon muß man wollen im System System unterrichtet seyn wollen ; was der oder jener, diese oder jene Kirche, geglaubt hat, dies das hat: dieß zu wissen, ist, wenn es nicht Gelegenheit giebt, Wahrheit Wahrheit zu finden, fast von gar keinem keinen Werth. Sammlungen von Meinungen, wenn sie nicht geprüft, sondern der Wahl eines jeden überlaßen überlassen werden, verwirren nur, und stimmen die Seele zum ewigen Schwanken zwischen menschlichen Einfällen. Und wie? wenn unter allem Allem , was bisher worüber über eine Lehre gesagt ist, gerade die rechte Vorstellung noch fehlte? *) – Was übrigens zur Bildung eines immer vollkommnern Systems geschehen müsse, ist schon oben gesagt. Hier nur noch etwas über den bessern Vortrag desjenigen, was man, nach oben erwähntem erwehntem Verfahren Verfahren, von dem Christenthum gefunden hat, oder besser, gefunden zu haben glaubt. Anm. *) Eine Dogmatik Dogmatik , die in eine bloße Dogmengeschichte Dogmengeschichte verwandelt wird, hört auf, da sie ihren eigenthümlichen Charakter, Glaubenslehre Glaubenslehre und Untersuchung der Lehre zu seyn, verliert, Dogmatik zu seyn, und wird ein Theil der historischen Theologie. A. d. H. 168 455 . Allerdings bleibt Wahrheit Wahrheit immer Wahrheit, und es ist übel gesprochen man drückt sich wenigstens unbequem und unrichtig aus , wenn man sagt, daß die Wahrheit leiden, die Religion Religion in Gefahr kommen könne, obgleich die Ueberzeugung der Menschen davon, und die Achtung und Liebe zu ihr leiden kan kann . Auch nutzt sich die Wahrheit nie ab, daß man auf Erfindung einer andern denken müßte. Da auch die christliche Theologie sich auf die heilige Schrift gründet, diese aber einen bestimmten Umfang hat: so laßen lassen sich eigentlich neue Entdeckungen Entdeckungen über christliche Lehren selbst nicht machen, wenn man nicht bessere beßre Erklärung einzelner einzler Stellen, die mehrere Entwickelung desjenigen, was in der heiligen Schrift liegt, die weitern Aussichten, die aus Vergleichung der christlichen Lehren unter einander, und mit natür lich bekannten Sätzen, entstehen, und die Wegräumung falscher Vorstellungen, dahin rechnen will. Aber man kan kann die Ueberzeugung Ueberzeugung der Menschen von der Wahrheit und von dem Christenthum, oder der rechten Vorstellung davon, durch neue Gründe, und den bessern Eindruck Eindruck derselben, durch neue Anwendung befördern. 169 456 . So wie sich alle Wissenschaften durch neue Entdeckungen Entdeckungen oder gründlichere Einsicht des bereits Bekannten erweitern, namentlich Sprachkunde und Philosophie: so ist kein Zweifel, daß da durch auch für die Religion und das Christenthum neue Bestätigung möglich wird, und daß, wenn die Aufklärung Aufklärung der Wissenschaften immer fortgeht, und Geschmack und Denkungsart mehr gebildet wird, allerdings auch auf neue oder neu geschärfte und einleuchtender gemachte Beweise Beweise der Lehren gedacht werden müsse. – Noch mehr findet dieses bey bei der Anwendung Anwendung der Lehren statt. Die Willigkeit Willigkeit, sich an die christlichen Lehren, zur Beförderung unsrer unserer Gemüthsruhe, zu halten, und dieselben treulich zu befolgen, hängt offenbar von dem Werth ab, den man auf diese Lehren legt, d. i. auf den deutlich und lebhaft erkannten Einfluß derselben auf unsre unsere Glückseligkeit Glückseligkeit. Diesen Einfluß Einfluß müßte man vornemlich vornehmlich klar machen, und diesen recht darstellen, darstellen; das ists, wie mich dünkt, eigentlich, was man praktisch praktischen Vortrag nennen sollte. Anm. Es ist ein sehr gewöhnlicher Mißverstand, das Praktisches Praktische mit dem Moralisches Moralischen zu verwechseln, und die Folge davon ist nur zu oft Verachtung oder Gleichgültigkeit gegen alles Alles , was nicht unmittelbar unmittelbar das Thun und Laßen Lassen der Menschen betrift betrifft . Praktisch ist doch alles im Grunde Alles , was auf die menschliche Glückseligkeit anwendbar ist. Nun beruht diese Glückseligkeit 1) keinesweges bloß auf unserm Thun und Laßen Lassen , oder der Beobachtung unsrer unserer Pflichten, sondern auch auf Gemüthsruhe , die zwar auch von dem guten Gewissen abhängt, aber eben so sehr von der Ueberzeugung Ueberzeugung, daß alles Alles , was uns begegnet, wirklich für uns gut ist, und daß wir uns zu Gott und dessen Regierung immer des Besten versehen können. Diese letztre letztere Ueberzeugung ist zu unsrer unserer Glückseligkeit unumgänglich nothwendig, in Absicht auf solche Veränderungen, die nicht in unsrer unserer Gewalt stehen, wohin auch diejenigen gehören, die wir nicht können ungeschehen machen, namentlich unsre unsere vielfältigen Vergehungen, und die daher entstehenden entstehende Folgen. 2) Kan Es kann aber der Einfluß eines Satzes auf unsre unsere Glückseligkeit eben sowohl mittelbar als unmittelbar seyn, und wir urtheilen wie Kinder, wenn wir das Nutzbare, auch in der Religion, bloß auf das Letztere (auf das materialiter oder unmittelbar Praktische) einschränken, ohnerachtet ungeachtet uns die ganze Einrichtung der physischen und moralischen Welt so deutlich an den auch sehr entfernten Einfluß gewisser Ursachen auf unser Wohl und Weh erinnert. Daher ist jeder jeder, noch so speculative Satz, Satz spekulative Satz praktisch , wenn er 1) a) die zu unsrer unserer Gemüthsruhe unent behrliche Ueberzeugung von Gottes allezeit weisen und gütigen Anstalten und Fügungen zu unserm Besten überhaupt und in einzelnen einzeln Fällen, auf eine nähere oder entferntere Art, befördern, irgend einen Beweis dafür geben, irgend einem Zweifel dagegen zuvorkommen, oder ihn heben kan. 2) Wenn heben; wenn er b) irgend einen Grund zu einer Pflicht enthalten, irgend eine Ermunterung dazu, irgend eine Erleichterung derselben in der Ausübung, Ausübung geben kan. Und einen kann. Einen Satz praktisch machen machen, ist demnach nichts anders, als zeigen, welchen Einfluß Einfluß derselbe auf unser Bestes haben könne, es sey sei auf die eine oder die andre andere so eben angegebene Art; welches auch dadurch geschehen kan kann , wenn wir ihn so erklären, so bestimmen, in eine solche Verbindung mit andern stellen, daß andre andere diesen Einfluß leicht einsehen, und die Anwendung desselben auf ihre Gemüthsruhe oder Besserung leicht machen können. {Dieß ist die wahre Idee, die Allen, welche die praktische Theologie im Gegensatz der Schultheologie verarbeitet haben, vorgeschwebt hat.} 170 457 . Zu diesem einem guten Vortrag Vortrage der systematischen Theologie gehört auch der weise Gebrauch gewisser gewisser, dem System System eigenthümlichen eigenthümlicher Ausdrücke, welche man gemeiniglich mit dem Namen der Schulsprache Schulsprache (termini technici) belegt, und welche viele aus dem Vortrag der Religion wollen entfernt, an ihrer Statt aber biblische biblische , zum Theil auch mystische wohl gar mystische , oder Ausdrücke aus der Sprache des gemeinen Le bens, eingeführt wissen †) . wissen. 1 ) Wahr ist es, Ausdrücke Ausdrücke sind gleichgültig, wenn sie nur die Sachen verständlich und ohne Irrthümer bezeichnen, wenn sie also nur, falls sie dunkel oder zweydeutig zweideutig sind, erklärt werden, daß man dadurch wirklich die Sachen verstehen lernt kan , und gegen falsche Vorstellungen gesichert wird; wahr ist es auch, daß, wo man bey bei einem einen Vortrag Vortrage nicht sowohl deutliche und genaue Einsicht, als vielmehr Eindrücke Eindrücke der Religion, selbst bey bei undeutlicher Erkenntniß derselben, befördern will, die gelehrte Schulsprache völlig entbehrt, und der Gebrauch unbestimmter und sinnlicher Ausdrücke selbst nützlicher werden kan kann , weil sie durch Nebenbegriffe Nebenbegriffe den Eindruck befördern; wahr ist es, daß man die Absicht der Schulsprache oft ohne sie erreichen kan †† ; ††) ; kann; 2 ) wahr ists ist's endlich, daß die gelehrte Sprache in der Theologie manche Unbequemlichkeit mit sich führt. Denn durch sie wird die Erlernung der Theologie erschwert; der Vortrag wird trocken, und, weil sie die Sachen bloß dem Verstande, nicht der Einbildungskraft Einbildungskraft, darstellet darstellt , so wird die Anwendung der Sachen auf sich selbst und auf das Herz Herz, weniger einleuchtend oder nahe gelegt; sie ist dem größten Theil der Zuhörer entweder unverständlich, oder erweckt eben sowohl falsche Nebenbegriffe Nebenbegriffe, wie andre andere Arten der Sprache *) , Sprache, 3 ) und, was beynahe beinahe das Schlimmste ist, sie verbindet gewisse menschliche, zum Theil irrige, Vorstellungen so inniglich innig mit den eigentlichen Lehren des Christenthums, daß jene eben das Ansehn wie diese erhalten, und so lange nicht ausgerottet werden können, als man an dieser Schulsprache hängt. **) 4 ) †) Anm. 1) S. die, den Gegenstand sehr einseitig fassende, Schrift: Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems , Berlin 1772. 8. ††) 2) Entweder wenn man uneigentlich uneigentliche, sinnliche, und überhaupt unbestimmte unbestimmmte Ausdrücke mit gemeinbekannten eigentlichen vertauscht, z. B. statt Vergebung der Sünden , Sünden Verschonung mit Strafen, statt Wiedergeburt , gänzliche oder Herzenbesserung, Herzensbesserung, oder Sinnesänderung setzt; oder sich durch wohlgewählte Umschreibungen, Beschreibungen und Beyspiele Beispiele erklärt, wie Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus in seinen Parabeln, als Luc. 15, 11 f. 18, 10 f. etc. ; etc. oder wohlerklärte, und durch weitre weitere Erläuterungen sonst schon den Zuhörern bekannte Hauptbegriffe und Hauptsätze (§. 155 442 ) beybehält 155. ) beibehält . *) 3) Z. B. Person in der Gottheit; Gottheit, an welches Wort die meisten Meisten gar nicht den metaphysischen Sinn knüpfen, worin es unsre unsere Theologen wollen genommen wissen, und daher entweder gar nichts dabey dabei , oder grobe Begriffe von Theilbarkeit, menschlicher Gestalt, oder, wie einige in der ältern Kirche bey bei dem Wort πρόσωπον , bloße blosse Verhältnisse hinzu denken hinzudenken . **) 4) Als eben bey bei dem Wort Person ; bey bei dem Ausdruck Person , Entäusserung Entäußerung Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , dem man den falschen Begriff von einem Christi für unterlaßnen unterlassenen Gebrauch göttlicher Eigenschaften untergelegt hat; Genugthuung Genugthuung , Eigenschaften, Genugthuung , wenn es nicht in gut lateinischem Verstande genommen wird; wird, Caput morale morale, foederale, von Adam Adam gebraucht u. d. gl. u. dergl. Gründe für die gänzliche Abschaffung der Schulsprache des theologischen Systems, Berlin 1772 Über den Zusatz von dem Verfasser der Schrift: Was für einen Werth kann man – den schnellen Bekehrungen – zueignen, u.s.w. lässt sich Gotthilf Samuel Steinbart (1738–1809), dessen System der reinen Philosophie oder Glückseligkeitslehre des Christenthums ( 1 1778– 4 1794) im Rahmen der Bibliothek der Neologie ediert wird (BdN VIII), als Autor ermitteln. Steinbarts Gründe haben Johann Leonhard Frisch (1737–1795), der 1781 auch als Opponent der Glückseligkeitslehre hervorgetreten ist, sowie August Friedrich Brackmann (1753–1830) zu Gegenschriften herausgefordert (1775 bzw. 1778). einige in der ältern Kirche bey dem Wort πρόσωπον, bloße Verhältnisse hinzu denken Vgl. II § 83. Entäusserung Christi, dem man den falschen Begriff von einem unterlaßnen Gebrauch göttlicher Eigenschaften untergelegt hat Gemeint ist die Kenosis ( κένωσις ) Christi, wie sie im Philipperhymnus (Phil 2,5–11) grundgelegt ist (Phil 2,7 ἑαυτὸν ἐκένωσεν ). Vor dem Hintergrund der Lehre von der communicatio idiomatum kam es in diesem Punkt Anfang des 17. Jh.s zum sog. Kenosis-Krypsis -Streit zwischen den Fakultäten Gießen und Tübingen. Während man in Gießen (wie zuvor Martin Chemnitz) der Meinung war, Jesus habe sich der mit seiner göttlichen Natur einhergehenden Eigenschaften entäußert ( Kenosis ), vertrat man in Tübingen (wie zuvor Johannes Brenz) die Auffassung, Jesus habe diese Eigenschaften weiterhin besessen, jedoch (mit Ausnahme der Fähigkeit, Wunder zu bewirken) verhüllt ( Krypsis ). Unter veränderten Vorzeichen erlebte diese Frage im 19. Jh. eine Neuauflage („Kenotiker“). Genugthuung […] lateinischem Verstande genommen wird D.h. im Sinne von satisfactio (vgl. I § 61). Caput morale von Adam Im Hintergrund steht die in der Anweisung immer wieder aufgegriffene Lehre von der Zurechnung der Sünde Adams. Insbesondere nach dem pelagianischen Streit (vgl. II § 88) und im Anschluss an die Prädestinationslehre Augustins (vgl. II § 113) gilt Adam als Repräsentant der gesamten Menschheit. In imputationstheologischer Perspektive hat Gott die Schuld des Sündenfalls (vgl. Gen 3) mitsamt der Strafe seinen Nachkommen zugerechnet, da der Mensch der Möglichkeit nach bzw. als Same in Adam bereits existiert habe. In föderaltheologischer Perspektive hat Gott den Bund stellvertretend mit Adam geschlossen, so dass der Bundesbruch auch dessen Nachkommen betrifft (vgl. II § 150). 171 458 . Dieses alles Alles beweiset aber nur: nur, daß dergleichen gelehrtere Sprache nicht überall überall nöthig, oft, und in den dem gemeinen Vortrag Vortrag insbesondre Vortrage insbesondere , unschicklich sey sei ; daß man sich also hüten müsse, allein darin zu denken und vorzutragen; daß sie noch, besonders die eingeführte Kirchensprache Kirchensprache, mancher Verbesserung bedürftig sey; sei: lauter Vorwürfe, die man den andern Arten der Sprache, welche Sprache die man statt dieser gebraucht wünscht, und die man jeder eigenthümlichen Sprache in irgend einer Wissenschaft und Kunst, Kunst mit eben dem Recht und Unrecht machen kan, wie dieser machen kann . Hingegen beweiset alles dieses nicht, daß sie gar nicht , daß sie auch selbst nicht in dem systematischen Vortrag Vortrage , daß nicht nur ihr Gebrauch Gebrauch nicht, sondern auch nicht einmal ihre Kenntniß Kenntniß nöthig sey sei . Vielmehr hat sie und ihre Kenntniß allerdings, in der systematischen Theologie, wenn sie nur gehörig erklärt, und mit Weisheit gebraucht wird, sehr große grosse Vortheile, die ganz verlohren verloren gehen würden, wenn man sie abschaffen wollte. Sie ist 1) einmal da, und nicht nur in vielen, ja gerade in den gründlichsten, gründlichsten theologischen Schriften, sondern auch selbst in öffentlichen Bekenntniß- und Lehrbücher Lehrbüchern eingeführt, die man also ohne die Kenntniß dieser Sprache nicht verstehen, vielweniger beurtheilen kan kann . Und wenn man sich über seine Unbekanntschaft mit ihr damit trösten will, daß solche Schriften nicht brauchten gelesen zu werden, und bald nur noch zur Geschichte der Lehre nöthig seyn würden: so überlegt man nicht, daß doch symbolisch symbolische Schriften nicht so nach eignem Gutbefinden können bey bei Seite gelegt werden, oder dem Lehrer, der sich zu einer gewissen Kirche bekennt, unbekannt oder unverständlich bleiben dürfen; daß mit Wegschaffung der in der Schulsprache Schulsprache geschriebnen geschriebenen Schriften ein großer grosser Schatz von Kenntnissen und Bestimmungen verloren gehen würde verlohren gehen ; daß die Kenntniß der Schulsprache doch immer unentbehrlich bleibe, wenigstens um theologische Streitigkeiten und Irrthümer ganzer Kirchen zu verstehen und zu beurtheilen. 172 459 . Indessen mag dieses der kleinste Vortheil seyn, den wenigstens die historische Kenntniß der theologischen Schulsprache Schulsprache mit sich führt; aber selbst der Gebrauch Gebrauch dieser Sprache ist sehr nützlich. Denn 2) es lassen sich 2) manche Begriffe gar nicht, oder doch nicht so kurz ausdrucken ausdrücken , als durch Hülfe dieser Sprache †) ; †) Sprache; 1 ) und die reichhaltige Kürze kommt doch nicht nur dem Gedächt niß zu Hülfe, und befördert die leichtere Uebersicht der großen grossen Menge von Sachen, sondern sie befördert auch die Schnelligkeit im Denken, und führt auf neue Begriffe. 3) Hauptsächlich ist sie zu der so unschätzbaren Bestimmtheit Bestimmtheit der Begriffe, Begriffe wenigstens da unentbehrlich, wo Bestimmtheit mit Kürze vereinigt werden soll. Sie hebt die Zweydeutigkeit Zweydeutigkeit Zweideutigkeit der Begriffe und Sätze, die der Grund des Mißverstandes und der daher entstehenden Streitigkeiten ist; ist, und wenn alles dies dieß durch die gelehrte Sprache sogar zum voraus kan verhütet werden kann , wie viele unnütze Untersuchungen und Zweifel erspart sie uns? aus Aus wie vielerley vielerlei Verwirrung hilft sie, welche die Quelle aller Ungewißheit ist? *) 4) 2 ) Sie befördert selbst die Einsicht des Zusammenhang Zusammenhangs der Lehren, und giebt ihnen ein gewisses Licht und eine Stärke, die sie ohne diese Sprache würde entbehren müssen. **) 3 ) †) Bey Anm. 1) Bei den so schwierigen Fragen, z. B. von Mitwirkung Gottes bey bei sündlichen Handlungen; Handlungen, von den Absichten, die Gott hat, und nicht erreicht; erreicht, von der Seligkeit derer, die keine Gelegenheit zur Erkenntniß Kenntniß des Christenthums gehabt haben; haben, welche Fragen mit Gottes Heiligkeit und Weisheit, und mit der Nothwendigkeit des Glaubens an Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum , worauf die heilige Schrift dringt, so sehr in Widerspruch zu stehen scheinen, giebt der Unterschied zwischen dem Materiellen und Formellen der freyen freien Handlungen, dem der voluntate absoluta und inabsoluta Dei, dem ausdrücklichen und unentwickelten Glauben, Glauben sehr kurze und bestimmte Entscheidung. *) 2) Man weiß, welche Unbestimmtheit und Zweydeutigkeit Zweideutigkeit in der gemeinen Sprache liegt, und wie oft an den Ausdrücken derselben Nebenbegriffe Nebenbegriffe hängen, die mit derselben in die Erkenntniß der Religion übergehen, und Irrthümer verursachen ( Theil 1 Th. 1. §. 61 61. ), oder doch von dem festen Gesichtspunct bey Gesichtspunkt bei einer Untersuchung ableiten, und auf Nebensachen führen, welchem Fehler man alsdann alsdenn nur durch eine bestimmtere Sprache zuvorkommen kan kann . – Freylich Freilich mag diese Sprache bisweilen zarten Ohren widrig klingen, und dann denn stehts bey bei jedem, sie durch besser gewählte Ausdrücke harmonischer zu machen. Sonst machen; sonst aber ist nicht abzusehen, warum man die Ausdrücke von fide quae und fide qua, von der Rechtfertigung durch den Glauben correlatiue correlative ad Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum , von der Rechtfertigung im medicinischen und juristischen Verstande, mißbilligen will, wenn man die dadurch ausgedruckte ausgedrückte Sache versteht, und sie selbst nicht mißbilligt. – Selbst durch bestimmte Ausdrücke und Erklärungen der biblischen Begriffe Begriffe, wird die Abhandlung der Sachen ungemein abgekürzt, abgekürzt und unnöthige Untersuchung verhütet; wie man aus Vergleichung dererjenigen derjenigen Lehrbücher sehen kan kann , die aus der Lehre von den sogenannten drey drei Aemtern Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , von Erleuchtung, Bekehrung, Buße Busse , Wiedergeburt, Heiligung, mystischer Vereinigung u. d. gl. besondre u. dergl. besondere Artikel machen, wenn man sie mit andern vergleicht, wo sie zusammengenommen sind, weil man fand, daß ein und dieselbe Sache nur durch verschiedne verschiedene Tropen Tropen ausgedruckt ausgedrückt war, die alle durch Einen bestimmten Ausdruck vereinigt werden. **) 3) So wird man schwerlich den Zusammenhang zwischen Gottes höchster Seligkeit, Gütigkeit, Heiligkeit und Gerechtigkeit, wenigstens schwerlich ohne Weitläufigkeit, populär zeigen können. Aber man nehme die vorher wohl erklärte Terminologie vom bono bono physico und morali zu Hülfe, und denke sich die Sache so: Gott will allezeit was bonum (oder vielmehr optimum) ist, bey bei sich und bey Andern, bei Andern; das bonum aber ist entweder physicum oder morale; folglich will Gott aufs höchste 1) das bonum physicum bey bei sich, 2) das bonum mo rale bey bei sich, 3) das bonum physicum bey Andern bei Andern , und 4) das bonum morale bey bei Andern ( es versteht sich, die dessen fähig sind). Was ist das erste Erste anders, als die höchste Seligkeit , das zweyte Zweite die höchste Heiligkeit , das dritte Dritte die höchste Gütigkeit , das vierte Vierte die höchste Gerechtigkeit ? So fällt der Unterschied dieser Eigenschaften, der nothwendige Zusammenhang unter ihnen, und zugleich der wichtige Umstand in die Augen, daß Gottes Gerechtigkeit nichts nichts, anders als seine höchste Gütigkeit sey sei , so fern sie das bonum morale bey freyen bei freien Geschöpfen als Mittel zu deren bono physico will. Wenn auch nichts als dieser allein würdige Begriff von Gottes Gerechtigkeit durch diese Terminologie Terminologie gewonnen gewonnen, wenigstens mehr ins Klare gebracht würde: würde, zu wie viel herrlichen Folgen würde diese führen, sowohl uns über alles unser Schicksal zu beruhigen, als uns Gottes Gesetze werth, und uns zu ihrer Befolgung willig zu machen? welches bey bei dem gewöhnlichern Begriff von Gottes Gerechtigkeit, die man als abgesondert von der Liebe, oder gar als ihr entgegengesetzt denkt, gar nicht zu erhalten ist. voluntate absoluta und inabsoluta Dei Gemeint ist die dogmatische Unterscheidung zwischen der voluntas absoluta Dei und der voluntas conditionata bzw. ordinata Dei . Unter der voluntas absoluta ist der Wille Gottes zu verstehen, insofern er nicht an außer ihm liegende Bedingungen geknüpft ist (Schöpfung, Wunder); die voluntas conditionata bzw. ordinata meint dagegen den Willen Gottes, der von bestimmten äußeren Bedingungen abhängt ( sub certa conditione ) oder in Absicht auf eine bestimmte Ordnung ( certum ordinem ) geschieht. Während sich der Mensch der ersten voluntas nicht entziehen kann, ist dies im Falle der zweiten voluntas durchaus möglich (vgl. z.B. Mt 23,37). Bedeutsam wurde diese Unterscheidung insbesondere in der reformatorischen Auseinandersetzung um die Prädestination, da sich der Mensch nach der calvinistischen Lehre von der doppelten Prädestination (vgl. II § 113) der unbedingten Gnadenwahl als Akt der göttlichen voluntas absoluta nicht widersetzen kann, wohingegen er die Gnadenwahl nach lutherischer Vorstellung als Akt der voluntas conditionata oder ordinata Gottes im Glauben annehmen muss. Ausdrücke von fide quae und fide qua D.i. die auf Augustin zurückgehende Unterscheidung zwischen der fides qua creditur , d.h. dem Glauben, durch den geglaubt wird (Glaubensakt), und der fides quae creditur , d.h. dem Glauben, der geglaubt wird (Glaubensinhalt). Lehre von den sogenannten drey Aemtern Christi Nach der Lehre der drei Ämter ( munus triplex ) hat Christus das prophetische ( munus propheticum ), das priesterliche ( munus sacerdotale ) und das königliche Amt ( munus regium ) inne. 173 460 . Die Beschwerden, welche man schon längst gegen den Gebrauch Gebrauch der gelehrteren Sprache in der Theologie, wie gegen den gelehrteren Vortrag des Christenthums überhaupt, erhoben hat, rührten freylich freilich wohl am meisten von der Besorgniß her, daß dadurch das Christenthum Christenthum zu sehr eine Sache des Verstand Verstandes, und zu wenig Sache des Herzens werden möchte; ob man gleich möchte, daher sie auch häufig, wie die Geschichte der Kirche in allen Zeiträumen lehrt, gerade von denen erhoben sind, denen das Praktische in der Religion Hauptsache war, und am meisten am Herzen lag. Man darf von der Billigkeit dieser Gegner erwarten kan , daß sie würden milder geurtheilt haben würden , wenn sie mehr Bekanntschaft mit der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit, sonderlich der Philosophie, Philosophie und ihrem Werth, gehabt, mehr diese gelehrte Sprache Sprache und die dadurch bezeichneten Sachen verstanden, mehr, mehr aus eigner Uebung im Nachdenken über die Lehren des Christenthums und ihre Verbin dung unter einander, die großen grossen Vortheile der philosophischen Behandlung dieser Lehren, auch in Absicht auf den Ausdruck, gekannt hätten. Diese letzteren Ursachen, nebst dem Gefühl der Unschicklichkeit des Gebrauchs dieser Sprache und Lehrart Lehrart in jeder jeder Art des Vortrags, auch vor den Ungelehrten, mögen wohl bey bei Andern die Beschwerden darüber veranlaßt haben, haben; und diese Klagen mußten nothwendig mehr Eindruck machen, nachdem man hauptsächlich zu unsrer unserer Zeit angefangen hatte, die Nothwendigkeit einer Absonderung des gelehrten und gemeinen Vortrags bey bei dem Christenthum einzusehen. Anm. Die Vernachläßigung Vernachlässigung des Volksunterricht Volksunterrichts überhaupt; die bald unter den Christen eingerissene eingerißne Gewohnheit, das Volk mehr durch Ansehn Ansehen der Kirche, als durch verständliche Lehren und durch Ueberzeugung, zu regieren; und der größre Werth, den man, auch sehr frühzeitig unter Christen, auf Beobachtung äusserlicher Disciplin, mehr als auf wirkliche Erkenntniß des Christen thums, gelegt, mögen wohl am längsten, die Nothwendigkeit dieses Unterschieds einzusehen, verhindert haben. Da nun vollends das Ansehn Ansehen der Kirche eine gewisse gelehrte Sprache im Christenthum geweyht geweiht , und auf die Nothwendigkeit, diese geweyheten geweiheten Ausdrücke beyzubehalten beizubehalten , eben so sehr, als auf den rechten Glauben selbst, gedrungen hatte: wie schwer mußte es da werden, diese Sprache, selbst wenn sie unbequem, wenn sie am unrechten Ort, bey Orte, bei dem Volk Volke , gebräuchlich war, mit einer schicklichern zu vertauschen? 174 461 . Diese eingesehene Nothwendigkeit hat den Unterschied zwischen der sogenannten scholastisch scholastischen , scholastischen akroamatisch akroamatischen oder gelehrten , und zwischen der populär populären oder katechetisch katechetischen Theologie hervorgebracht, wel cher auf der Verschiedenheit des Vortrags der Religion beruht. – Jene ist für den Gelehrtern Gelehrteren bestimmt. Sie braucht also alle Hülfsmittel der Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit, die Lehren der heiligen Schrift, als solche, vorzulegen, und sie in in in einen Zusammenhang Zusammenhang zu stellen, in welchem eine der andern noch mehr Licht und Stärke ertheilt. Sie arbeitet ganz eigentlich für den Verstand und für Deutlichkeit und Gründlichkeit der Erkenntniß, um durch eine solche Art der Ueberzeugung Ueberzeugung aufs Herz zu wirken. Sie erfordert deswegen auch eine strengere Lehrart, eine bestimmtere Sprache, und Untersuchungen, die zur weitern Aufklärung Aufklärung der Religion für den scharfsinnigern Denker gehören. – Diese hingegen, weil sie für den Ungelehrtern Ungelehrteren bestimmt ist, übergeht alles Alles , was ohne gelehrte Kenntniß nicht be greiflich gemacht werden kan; kan, kann; schränkt sich bloß darauf ein, aus den deutlichen Stellen der heiligen Schrift die Lehren vorzustellen, vorzustellen; sie mehr aus der Erfahrung Erfahrung und aus Sätzen, die der gemeine Menschenverstand Menschenverstand begreifen kan kann , als durch scharfsinnige Beweise und Erläuterungen einleuchtend zu machen, und, wo sie etwas nicht ohne alle Gelehrsamkeit deutlich machen kan kann , legt sie mehr das Resultat gelehrter Untersuchungen vor, als daß sie dergleichen selbst vor denen, die sie unterrichtet, anstellen sollte. Ihr Hauptzweck ist Fasslichkeit Fasslichkeit, Faßlichkeit, Faßlichkeit ; und kan kann sie deutliche Vorstellungen der Lehren nicht fasslich faßlich machen: faßlich machen, so begnügt sie sich, für die Einbildungskraft und den gemeinen Menschenverstand zu arbeiten, und dadurch den Lehren Eindruck aufs Herz zu geben. Sie enthält sich daher eben sowohl der gelehrtern gelehrteren Sprache, als aller Untersuchungen, die nicht nothwendig sind, um die Wahrheit und den Einfluß der Lehren auf die menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit, auf die gedachte Art einleuchtend zu machen, und Zweifeln zuvor zu kommen, oder sie zu heben, auf die auch der nachdenkende Ungelehrte leicht gerathen kan kann . Kurz, beyde beide Arten der Theologie sind nach ihrem Zweck Zweck verschieden, und nach der darnach sich richtenden Wahl der Sachen und der Art sie vorzutragen. Anm. Anm. 1. Anm. 1) So, scheint es, könnte man die Gränzen am richtigsten bestimmen; bestimmen, ob sie gleich gemeiniglich nicht ganz, weder im mündlichen noch schriftlichen Vortrage beobachtet werden, auch es nicht immer können, weil man bey beyderley bei beiderlei Vortrag sehr oft Leser und Zuhörer von überaus verschiednen verschiedenen Fähigkeiten und Kenntnissen in Absicht auf Gelehrsamkeit hat. Doch noch eher kan kann man sich in Schriften Schriften eine gewisse Classe Klasse von Lesern denken, für die man arbeiten will, und, da man unter den sehr weit ausgedehnten Namen der Ungelehrten Ungelehrten, eben sowohl Leser von ganz gemeinen Fähigkeiten, als solche begreifen kan kann , die höhere Fähigkeiten, und die sie, wo nicht durch hieher hierher gehörige Lectüre Lektüre , doch durch Nachdenken und Uebung in scharfsinnigen Untersuchungen, gebildet haben: so ist es sehr gut, für beyderley beiderlei Arten von sogenannten Ungelehrten durch besondre besondere , nach ihren verschiednen verschiedenen Bedürfnissen eingerichtete, Schriften zu sorgen. Man findet die besten besseren in der Anweisung zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §. 228–230. erwähnt 228–30 erwehnt . Zu der letztern Art gehören gehöret noch vorzüglich: das Handbuch der Religion von Hermes, Johann August Joh. Aug. Hermes , zweyte zweite vermehrte Ausgabe, Berlin 1780 1780. in zwey Bänden in zwei Bänden, gr. 8.; und Doederlein, Johann Christoph Johann Joh. Christoph Döderleins Döderlein Döderlein's christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unsrer unserer Zeit, wovon zu Nürnberg 1785–1791 1785–1791. zeither erst fünf 1785 und 86 erst zwey Theile in 8. erschienen sind; so wie der Zweck von Griesbach, Johann Jakob Joh. Jak. Griesbachs Griesbach's Anleitung zum Studium der populären Dogmatik, zweyte Ausgabe Ausg. zweite Ausgabe, Jena 1786 in 1786. gr. 8., 8. schon aus dem Titel erhellt. zwar die rechte Wahl zwischen gelehrter und populärer Theologie lehren soll, zugleich aber wirkliche Darstellung der populären Dogmatik ist. und Niemeyer, August Hermann A. H. Niemeyer's populäre und praktische Theologie, 5te Auflage, Halle 1805., verbunden mit Desselben Briefen an christliche Religionslehrer, als eine Art von Commentar über einzelne Materien, 1ster und 2ter Theil. Anm. Anm. 2. 2) Der Name der scholastischen Theologie ist daher entstanden, daß die Scholastiker der mit lern Zeit vorzüglich diese Vortragsart in Vorstellung der Theologie gebraucht haben; und der Name der akroamatischen (eigentlich akroatischen ) ist aus der Schule des Aristoteles Aristoteles entlehnt; s. Gellius noct. att. XX, 5 Gellii noctes Att. XX, XX. 5. Katechetische Theologie bezeichnet die Materialien des ersten Religionsunterrichts für Anfänger, und ist nicht mit der Katechetik , oder der Anweisung zu dergleichen Vortrage, dem Vortrage derselben zu verwechseln. scholastischen Vgl. II § 19. akroamatischen D.i. nur zum Hören bestimmt (griech. ἀκροαματικός ), ein Austausch zwischen Lehrer und Schüler ist bei dieser Lehrart nicht vorgesehen. Wie am Ende der zweiten Anmerkung erwähnt, bezeichnet dieser Begriff die aus Vorträgen entstandenen philosophischen Schriften des Aristoteles. katechetischen Einen Gegensatz zur akroamatischen Methode (s.o.) bildet die erotematische oder dialogische Lehrweise. Hier besteht der Unterricht in gezielten Fragen des Lehrers (griech. ἐρωτηματικός ) und den betreffenden Antworten des Schülers (vgl. III § 10). Bisweilen wird dieses Vorgehen auch als sokratische (mäeutische) bzw. im religiösen Zusammenhang auch als katechetische Methode bezeichnet (vgl. I § 122 c). Anweisung zur Kenntniß der besten theologischen Bücher §. 228–230 Vgl. I § 43. Johann Christoph Döderleins christlicher Religionsunterricht […] wovon zu Nürnberg 1785–1791 zeither erst fünf Theile in 8. erschienen sind Dieses Werk entstand als Bearbeitung der mehrfach aufgelegten Institutio theologi christiani in capitibus religionis theoreticis nostris temporibus accommodata (1780/1781). Die ersten fünf Teile wurden von Doederlein selbst besorgt (1785–1791), nach seinem Tod im Jahre 1792 ließ Christian Gottfried Junge (1748–1814) sieben weitere Teile folgen (1796–1803). A. H. Niemeyer's […] verbunden mit Desselben Briefen an christliche Religionslehrer, als eine Art von Commentar über einzelne Materien, 1ster und 2ter Theil Bei der Populäre[n] und praktische[n] Theologie oder Methodik und Materialien des christlichen Volksunterrichts handelt es sich um den ersten Teil von Niemeyers mehrfach aufgelegtem Handbuch für christliche Religionslehrer (1790/1792). Die drei Sammlungen der ersten Auflage der Briefe an christliche Religionslehrer tragen zwar den verwandten Untertitel Ueber populäre und praktische Theologie , doch dürfte, da hier von Teilen die Rede ist, die zweite Auflage gemeint sein (vgl. I § 285 c). Gellii noctes Att. XX, 5 In Noctes Atticae XX 5 berichtet Aulus Gellius (2. Jh.), Aristoteles habe sich zwei unterschiedlicher Unterrichtsmethoden bedient: einer allgemein fasslichen und an alle Hörer gerichteten für die äußeren ( ἐξωτερικά ) Lehrgegenstände (rhetorische Übungen, Logik etc.) und einer für den nur ausgewählten Zuhörern vorbehaltenen ( ἀκροατικά oder ἐσωτερικά ) höheren Unterricht (v.a. vertiefte Kenntnis der Philosophie). Entsprechend habe Aristoteles auch seine den Unterrichtsstoff beinhaltenden Schriften in exoterische auf der einen und akroatische oder esoterische Werke auf der anderen Seite eingeteilt. 175 462 . Es ist ganz unnütz, über den Vorzug der einen Art vor der andern streiten zu wollen, welches Niemand in den Sinn kommen kan kann , der den wahren Zweck beyder beider Arten kennt, und nicht aus Unwissenheit, aus Verwechslung zufälliger und nothwendiger Fehler, oder aus Vorliebe zu Einer Art, die seinen Fähigkeiten und Umständen angemessener angemeßner ist, gegen die Vortheile der andern ungerecht wird. Die populär populäre Theologie Theologie ist unstreitig gemeinnütziger, und für die allermeisten zuträglicher zugänglicher ; es ist auch nichts weniger als leicht, sich selbst zu den gemeinsten Fähigkeiten herabzulaßen herabzulassen ; es muß dem noch schwerer werden, der sich bey bei Treibung der Wissenschaften an die gelehrtere Art gewöhnt hat. Daher bleibt es eine sehr wichtige Pflicht für den künftigen Lehrer Lehrer des Volk Volks, sich ja mit dem ersinnlichsten Fleiß zu üben, um diese wirklich seltne seltene Fertigkeit zu erlangen, sich die Lehren der Religion so zu denken, und sie so vorzutragen, wie es der Zweck der populären Theologie erfordert. 176 463 . Auf der andern Seite ist die scholastisch scholastische , so wie sie vorhin beschrieben wurde (§. 174 461 174. ), in ihrer Art eben so nothwendig, nothwendig: erstlich , weil es eben sowohl scharfsinnige Köpfe giebt, die anders als durch eigentlich deutliche Gründe nicht können befriedigt, und gegen Zweifel Zweifel be waffnet, oder davon befreyet befreiet werden, die auch nicht auf menschliches Ansehen und bloße blosse Versicherung glauben, so lange die Natur der Sache erlaubt, deutliche Gründe für solche Versicherungen anzugeben; hernach dann , weil eine recht überzeugende Kenntniß vom Christenthum doch nicht ohne alle gelehrte Kenntnisse möglich ist. †) *) †) Anm. *) Schon zur eignen eigenen Ueberzeugung, daß 1) etwas der heiligen Schrift gemäß sey ist sei , gehört Kenntniß ihres Sinnes; und Ueberzeugung von dessen Richtigkeit erfordert Sprach- und andere gelehrte Kenntnisse. 2) Eben so kan kann ohne alle Kenntniß von Geschichte und Philosophie nicht die Glaubwürdigkeit und Göttlichkeit der heiligen Schrift oder ihres Inhalts überzeugend und zur Wegräumung aller Zweifel dagegen eingesehen werden. Und ist jemand 3) in solchen Umständen, wo er Religionsvorstellungen Religionsvorstellungen verschiedner verschiedener Menschen oder Parteyen Partheyen Parteien vergleichen muß, z. B. wenn er Religionsschriften von verschieden Denkenden gelesen hat, oder unter Leuten lebt, die ihn durch scheinbare Gründe zu ihrer Partey Parthey Partei zu bringen suchen: so kan kann er wenigstens ohne alle historische Kenntnisse schwerlich, was das Beste sey sei , beurtheilen. – Wahr ists, wer sich geradezu an die wesentlichen Lehren des Christenthums hält, und sie durch die Erfahrung zu seiner Besserung und Gemüthsruhe bewähret bewährt findet, kan kann immer sicher genug seyn, daß er in der Hauptsache Hauptsache nichr nicht fehlen werde; und was er ja von gelehrten Kenntnissen braucht, kan kann er bey bei Gelehrtern erfragen, wo alsdann alsdenn der nothwendige Glaube an ihre Einsicht die Stelle des Beweises und der eignen eigenen Ueberzeugung Ueberzeugung vertritt. Allein erstlich ist es doch ganz etwas anders, wenn ich wovon man von etwas überzeugt , d. i. aus eigner eigener Kenntniß und Unter suchung davon gewiß bin ist , und wenn ich man etwas auf Glauben an dasjenige annehme annimmt , was andre andere Menschen wissen, oder zu wissen meinen meynen ; und es kan kann Fälle geben, wo mir ein Satz so wichtig ist, und die Zweifel dagegen so stark sind, daß ich mich damit nicht nicht damit man sich nicht damit begnügen kan kann , auf bloßen blossen Credit Credit bloßes Ansehen anderer andrer Menschen zu bauen, zumahl zumal wenn diese ganz verschiedne verschiedene Einsichten äussern äußern , und ihr Ansehn Ansehen in solchen Sachen bey mir gleich ist. Hernach groß scheint. Nächstdem ist zwar jener Weg der Erfahrung Erfahrung vollkommen sicher ( Joh. 7, 17) 17.), in solchen Sachen, welche durch die Erfahrung können erkannt und dadurch bestätigt werden, auch hinlänglich, wenn man bloß auf die Hauptsache des Christenthums sieht. Aber wie, wenn die Frage von Dingen ist, wo Erfahrung nichts entscheiden kan kann , z. B. über die Glaubwürdigkeit der Evangelisten, und die Aechtheit Echtheit der biblischen Bücher? oder, wo mir mir, zu meiner zur besondern Ueberzeugung, und sonderlich bey bei sehr scheinbaren Zweifeln, daran viel viel daran liegt, auch von gewissen Lehren überzeugt zu werden, die eigentlich zur Hauptsache des Christenthums nicht gehören? 177 464 . Für solche zu schärferem Nachdenken aufgelegte, daher auch mehr dem Zweifeln ausgesetzte, zumahl zumal durch gelehrte Lectüre Lektüre gebildete, oder in Verlegenheit gesetzte Christen, ist gelehrt gelehrte Kenntniß Kenntniß des Christenthums, und desjenigen, was dazu gehört, sehr nützlich, ja unter gewissen (am Ende der Anmerkung zum vorigen §. gemeldeten berührten ) Umständen sogar eigentliches Bedürfniß. Ein Lehrer Lehrer der Religion Religion aber bedarf dieser gelehrte ren Kenntniß eben so sehr, und überhaupt noch mehr, als andre andere Christen. Denn wenn er, nach seinem Beruf Beruf, für andre Andere denken, und untersuchen, und denen, die ihm anvertrauet anvertraut sind, in aller Verlegenheit, welche die Religion angeht, zu Hülfe kommen soll: so kan kann er, in Absicht auf nachdenkende und untersuchende Christen, solche Kenntnisse schlechterdings nicht entbehren, und, wenn sie nicht durch blinden Glauben geleitet werden sollen oder können, so muß er ihnen deutliche Rechenschaft Rechenschaft geben, oder, wo er diese ihnen nicht geben kan kann , weil es ihnen an Fähigkeiten oder gelehrten Vorerkenntnissen mangelt, so muß er wenigstens sich alles nöthige Vertrauen auf seine vollkommnere vollkommneren Einsichten erwerben, damit dieses Vertrauen Vertrauen bey bei ihnen den Abgang der Ueberzeugung ersetzen könne; wie kan kann er sich aber dieses bey bei Verständigern erwerben, wenn er nur eine gemeine Erkenntniß der Religion hat? – Bedürft' er aber auch dazu der gelehrten Kenntniß nicht: nicht, so hätte hatte er sie zu seiner eigen eignen eigenen Ueberzeugung Ueberzeu gung nöthig, wozu er viel mehreres und es dieß viel gründlicher wissen muß, als er es zum bloßen blossen Vortrag vor Andern nöthig hat. Es ist daher die Pflicht eines jeden gewissenhaften Lehrers der Religion, der sich selbst und Andern ein Genüge thun will, sich mit der gelehrtern Theologie Theologie bekannt zu machen, und sich durch alle ihm mögliche Hülfsmittel Hülfsmittel auch auf eine gelehrte Art von der Religion zu überzeugen; er müßte denn so wenig natürliche Fähigkeiten dazu haben, daß er sich dergleichen Kenntnisse nicht erwerben könnte , oder gewiß seyn, er würde bloß mit Zuhörern von ganz gemeinen zu geringen Fähigkeiten zu thun haben, als daß er sie nicht sich auch diese zu erwerben brauchte . Dieses ist nicht zu erwarten, und jenes nicht zu wünschen; wünschen, auch würde es ihm keinen Beruf geben, einen Lehrer vorstellen zu wollen, ausser bey außer bei bloß einfältigen und alles Alles mit blinden blindem Glauben annehmenden Zuhörern, und nur dann denn , wo wenn keine geschicktere geschickteren Lehrer, als er selbst, vorhanden wären. Anm. Anm. Nach dem, was hier gesagt ist, bedarf es keiner Widerlegung der Ausflucht: daß der Lehrer nur Volkslehrer Volkslehrer seyn dürfe, nur Religion Religion und nicht Theologie Theologie vorzutragen, und überall keine Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit auf die Kanzel Kanzel Canzel zu bringen habe; zumal wenn man das vergleicht, was darüber schon anderwärts, sonderlich Theil 1. §. 33 – 40. Theil 2. §. 8 210 – 14. 295 f. und 138 425 f. gesagt worden ist. – Uebrigens versteht sichs von selbst, wenn man den angegebnen angegebenen Zweck erwegt erwägt , warum man sich mit dieser dieser gelehrten Theologie bekannt machen müsse, daß man sie nicht in ihrem weitesten Umfang Umfange zu lernen brauche nöthig habe , der ohnehin ins Unendliche geht, weil immer neue Fragen können aufgeworfen werden können , und darüber immer vielerley vielerlei Meinungen seyn herrschen , und vielerley vielerlei Erläuterungen Statt finden werden. Es ist genug, so viel von dieser gelehrten Theologie zu wissen, als zur gründlichen Ueberzeugung seiner selbst und Andrer Anderer in solchen Sachen dient, die das praktisch praktische Christenthum (§. 169 456 169. Anm. ) betreffen, und mit diesem näher zusammenhängen. In Absicht auf Kenntnisse, die erst durch besondere Umstände und individuelle Bedürfnisse nothwendig werden, kan kann der eigene Fleiß noch immer viel nachholen, wenn man nur erst die nothwendigsten ge lehrten Kenntnisse Kenntnisse hat, und eine hinlängliche Bücherkenntniß besitzt, um zu wissen, woraus man, bedürfenden Falls, seine Kenntnisse erweitern könne. 178 465 . Die von einigen Einigen immer wieder erneuerten Vorwürfe gegen die gelehrtere Theologie Theologie Theologie, sind überhaupt schon durch das weggeräumt, was bisher für den Nutzen und die Nothwendigkeit der systematischen Theologie und der sogenannten Schulsprache Schulsprache gesagt worden ist (§. 142 429 f. und §. 171 458 f. ), ob sie gleich noch die ehemaligen und zum Theil manche jetzige Systeme Systeme treffen. Wer sie aber gegen gelehrte Theologie überhaupt brauchen gebrauchen , deswegen das Studium derselben widerrathen, und bloß populär populäre Theologie zu treiben empfehlen wollte, der würde entweder verra then, daß er die jetzige sich immer mehr ausbreitende Art Art, sie zu behandeln behandeln, nicht erkennte kennte oder nicht kennen wollte, oder sich, in seinen Beschuldigungen und Forderungen, der Ungerechtigkeit schuldig machen. Denn alle angebliche Fehler der gelehrten Theologie sind entweder bloß zufällig, oder es sind keine Fehler. – Man hat jene in unsrer unserer Zeit schon längst zu bessern angefangen, unnütze Untersuchungen weggelaßen weggelassen , und wichtigere, nach unsern Zeitbedürfnisse Zeitbedürfnissen, aufgenommen. Man aufgenommen; man hat durch bessere beßre Auslegung Auslegung der heiligen Schrift und durch bestimmtere Erklärungen der Sachen, Sachen eine große grosse Menge von Zweifeln und Streitigkeiten abgeschnitten. Man abgeschnitten; man erinnert bey bei dem, was zur hi storischen Kenntniß verschiedner verschiedener Vorstellungen gesagt werden muß, daß es nur zu diesen diesem Zweck gesagt werde, und wie weit es höchstens noch gekannt zu werden verdiene. Man verdiene; man bestimmt bey bei dem, was allerdings gelehrte Untersuchungen erfordert, wie fern es nöthig, und warum es nicht in den Unterricht Unterricht des Volks zu bringen, sondern zu seiner eignen eigenen Ueberzeugung und zur zu Befriedigung nachdenkender Christen mit Weisheit zu brauchen sey sei . Man sey; man bedienet bedient sich einer gelehrt gelehrten Sprache Sprache, aber einer verbesserten, und nicht allein der gelehrten Sprache, und nur da, wo sie, nach den oben erwähnten erwehnten Umständen (§. 172 459 172. ) nützlich oder gar nothwendig ist; man hat sogar ist. Andere gelehrte Theologen, wie Griesbach, Johann Jakob Griesbach , Henke, Heinrich Philipp Conrad Henke u. a. , haben selbst angefangen, auf Universitäten eine populäre Theologie, ausser außer der gelehrtern, vorzutragen. Wenn von allem diesen diesem noch nicht genug, noch nicht überall geschehen ist, so ist zu hoffen, daß die Nachwelt Nachwelt noch mehr thun werde. Was werde; was bereits geschehen ist, beweiset doch wenigstens, daß viele, und daß die am meisten auffallende, auffallenden Fehler nicht von der gelehrten Theologie unzertrennlich sind. Griesbach, Henke u. a., haben selbst angefangen, auf Universitäten eine populäre Theologie, außer der gelehrtern, vorzutragen Gemeint ist Johann Jakob Griesbachs in erster Auflage unter dem Titel Anleitung zur gelehrten Kenntnis der populären Dogmatik (1779) erschienene und bereits zuvor (vgl. II § 174) genannte Anleitung zum Studium der populären Dogmatik (BdN III). Über den besonders als Kirchenhistoriker (vgl. II § 102) hervorgetretenen Heinrich Philipp Conrad Henke (1752–1809) ist bekannt, dass er Vorlesungen über populäre Theologie nach Johann Samuel Diterichs (1721–1797) Auszug der Unterweisung zur Glückseligkeit nach der Lehre Jesu ( 2 1781) gehalten hat. 179 466 . Aber die Gegner Gegner der gelehrtern Theologie Theologie gelehrten Thologie übertreiben auch oft ihre Forderungen. – Universitäten Universitäten sind nicht für Schulmeister Schulmeister angelegt, sondern zur Bildung Bildung künftiger Gelehrte Gelehrten, und wenn nicht da für Letztre Letztere , auch in der Religion, gearbeitet werden soll, wo sollen sie dann denn gebildet, oder soll gar nur in der Religion wohl gar nur für den großen grossen Haufen, nicht eben so sehr für denkendere Christen, gearbeitet werden? – Soll man den Hauptzweck der Wissenschaften, ausgebreitetere Kenntnisse und gründliche Ueberzeugung, bey bei Seite setzen, um nur für das Volk Volk, das ohnehin nur einen sehr eingeschränkten Unterricht braucht gebraucht , zu sorgen? bey bei der Physik nichts vortragen, als was der Kinderlehrer auch den Kindern, der Landprediger Landprediger dem Landmann sagen kan? bey kann? bei der Erklärung der heiligen Schrift nur auf gemeine Erbauung Erbauung, nicht auf überzeugende Darstellung ihres Sinnes sehen? den Wißbegierigen, der Unterhaltung für den Verstand sucht, mit den gemeinsten Kenntnissen ermüden? oder den künftigen Lehrer gar die Form und Einkleidung Einkleidung der Sachen vorsagen, daß er nur nachschreiben und nachsprechen dürfe? – Wer so wenig Fähigkeiten hat, und nicht einmal so viel eignen eigenen Fleiß anwendet, daß er den von Andern empfangenen Unterricht nach seiner eignen eigenen Art zu denken umändern, vor seine eigne eigene Ueberzeugung Ueberzeugung bringen, in seine eigne eigene Sprache verwandeln, Andern nach ihren Bedürfnissen mittheilen, und was für Einen, nicht für den Andern gehört, unterscheiden kan, kann: der ist zum Lehrer Andrer Anderer verdorben, und wird alles Alles , was man ihm auch vorgesagt hat, niemals mit Weisheit und nach den besondern Bedürfnisse Bedürfnissen seinen Zuhörern vorzutragen wissen. Hat jemand aber diese Fähigkeit und diese Lust, sich selbst zum Lehrer zu bilden: so gewöhne er sich nur, alles Alles , was er über die Religion hört, immer mit Rücksicht auf seine und Andrer Anderer Beruhigung Beru higung und Besserung Besserung, zu betrachten; alsdann alsdenn wird er bald selbst finden, was dazu etwas beytrage beitrage oder nicht, und worauf er sehen müsse, um dem Gelernten Eindruck für Verstand und Herz zu verschaffen; er nutze den Unterricht, den er in der Homiletik Homiletik und Katechetik Katechetik haben kan kann ; er lese fleißig wahrhaftig populär populäre Schriften über die Religion, und lerne ihnen die Art des Vortrags ab; er übe sich in populären Aufsätzen und Vortrag, und laße lasse sie von Verständigern und Geübtern streng beurtheilen. Alsdann brauche dazu die oben (§. 287 ) vorgeschlagne Kritik. Alsdenn hat er gar nicht nöthig, sich die Sachen, von denen er zum Volk reden, oder gar die Einkleidung, Einkleidung vorsagen zu laßen lassen , in der er sie vortragen soll. 180 467 . Man hat die gelehrte oder vielmehr viemehr scholastisch scholastische Theologie Theologie auch noch durch eine andere Vergleichung um ihr Ansehen zu bringen gesucht, indem man ihr eine sogenannte biblisch biblische entgegen gestellt entgegengestellt hat. So schwankend die Begriffe von einer solchen biblischen Theologie zu seyn scheinen: scheinen, so kommen doch die, welche sie jener entgegensetzen entgensetzen , darin überein, daß sie die Theologie lediglich wollen aus der Bibel hergeleitet wissen wollen , und es mißbilligen, wenn man in die Theologie Sätze aufnimmt, die nicht in der heiligen Schrift stehen, oder nicht unmittelbar daraus, oder nicht aus bloßer blosser Vergleichung der biblischen Sätze unter einander, fließen. Sie fliessen; sie scheinen also unter scholastischer Theologie Theologie, (oder, wie sie es bisweilen nennen, unter dem System System ) System ), einen zusammenhängenden Inbegriff Inbegriff der (wahren oder vermeintlichen) Religionskenntnisse Religionskenntnisse zu verstehen, so fern sofern er nicht bloß auf die heilige heil. Schrift, sondern auch auf natürlich natürlich be kannte Sätze gegründet wird. Die Abneigung von derselben scheint darauf zu beruhen, daß doch die heilige heil. Schrift allein uns sichere Kenntniß von dem Christenthum gebe; gebe, daß die Lehren desselben über der Untersuchung natürlich bekannter Wahrheiten, oder daß die biblischen Beweise Beweise über den Beweisen aus der Vernunft Vernunft zu sehr vernachläßigt; vernachläßigt, vernachlässigt, daß jene Lehren selbst durch Zusätze oder Erklärungen, über welche die heilige heil. Schrift nichts entscheidet, sehr verstellt, oft wohl gar verdrängt worden; wiewohl auch ein Vorurtheil gegen alles Alles , was Gelehrsamkeit und besonders Philosophie heißt, und die Abneigung von dem System einer besondern Kirche, viel zu dieser Abneigung mit mag beygetragen beigetragen haben. 181 468 . Es wird also bey bei Beurtheilung des Streites über den Vorzug der biblisch biblischen biblischen vor der scholastisch scholastischen scholastischen Theologie Theologie auf zwey zwei Fragen ankommen: 1) ob es nothwendig schädlich, wenigstens unnöthig sey sei , in der Religion, wenigstens bey bei dem Christenthum, etwas auf natürlich natürlich bekannte Wahrheiten zu bauen? und 2) ob und wie fern die so eben erwähnte erwehnte biblische Theologie jener vorzuziehen sey sei ? Die erste Frage ist für die Unschuld, den Nutzen, und in gewisser Weise Nothwendigkeit der sogenannten scholastischen und überhaupt gelehrten Theologie durch dasjenige das hinlänglich entschieden, was darüber §. (§. 138 – 144. 176 und 177 177. ) 425 – 431. 463. 464 gesagt worden ist, wo immer mit auf den Gebrauch natürlich bekannter Sätze Rücksicht genommen wurde; und dies kan dieß kann zugleich die Einschränkungen lehren, unter welchen dieser Gebrauch gewiß nicht bloß unschädlich, sondern auch nothwendig ist . ist. Die zweyte zweite Frage läßt sich wohl am besten beantworten, wenn man die verschiednen verschiedenen Vorschläge hört, wie eine solche biblische Theologie beschaffen seyn oder ausgeführt werden soll. 182 469 . Alle diese Vorschläge scheinen auf zwey hinaus zu laufen hinauszulaufen zwei hinauszulaufen . Man empfiehlt entweder eine bloße Sammlung von Stellen der Bibel Bibel, die unter gewisse Hauptmaterien Hauptmaterien gebracht werden möchten, ohne alle Erklärung und nähere Bestimmung ihres Sinn Sinnes, so daß es jedem frey frei bleibe, sich das dabey dabei zu denken, was ihm das Richtigste zu seyn scheine. Oder scheint; oder man schlägt vor: bey bei jeder Lehre die davon handelnden Stellen der heiligen Schrift zum Grunde zu legen, sie sorgfältig zu erklären, bloß daraus unmittelbare Folgerungen zu ziehn ziehen , diese biblischen Aussprüche mit ihren nothwendigen Folgen unter einander zu vergleichen, und sie durch einander aufklären aufzuklären, weiter nicht, als so weit diese Sätze selbst oder deren unmittelbare Folgen leiten, leiten; hingegen alle Sä tze für problematisch zu halten, die entweder auf Stellen, deren Sinn nicht ganz klar gemacht werden kan kann , oder auf Folgen beruhen, die nicht nothwendig aus den biblischen Sätzen fließen fliessen . 183 470 . Der erstere Vorschlag mag bey bei Friedensformeln Friedensformeln gut seyn, wo man Personen oder Parteyen Partheyen Parteien , die über die Lehren des Christenthums sehr verschieden denken, doch in den nothwendigsten und unstreitigen Lehren vereinigen will; und dieses scheinen diejenigen zu bezwecken, die auf ein sogenanntes Universal- oder Urchristenthum Urchristenthum dringen. Aber, ausser dem ausserdem Aber außerdem, daß eine solche Sammlung ein bloßes blosses Spruchbuch Spruchbuch, und kein Lehrbuch seyn würde, so kan kann 1) ein jeder eben sowohl ganz falsche als wahre Vorstellungen Vorstellungen damit verbinden, wie man aus dem Catechismus Katechismus der Quäcker, einigen Aufsätzen der Socinianer u. a. weiß; und, wenn es nicht gleichgültig für das Christenthum ist, falsche Vorstellungen davon zu verhüten: so kan kann es auch nicht gleichgültig seyn, jedem bloß dergleichen Text in die Hände zu geben. Ueber dieses kan Ueberdieß kann man 2) durch eine solche bloße blosse Sammlung sogar den Lesern Irrthümer in die Hände spielen, wenn man den Text so wählt, daß man das übergeht, was man nicht will zum Christenthum gerechnet haben, und wenn man die Stellen so stellt und verbindet, daß eine auf die andre andere ein falsches Licht, eben vermittelst des gemachten Zusammenhang Zusammenhangs, wirft; nicht zu nichtzu gedenken, daß 3) wenn nicht vorher ausgemacht ist, ob und welche Sätze der Bibel bloß auf gewisse Leser, z. B. der damaligen Zeit, gehen, oder gar nur Vorstellungen enthalten, die Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Apostel mehr stehen ließen liessen als billigten, oder wohl gar aus einem gewissen Sprachgebrauch Sprachgebrauch beybehielten beibehielten , ohne damit eben dieselben irrigen Begriffe zu verbinden, welche die damaligen Zuhörer Zuhörer damit verbanden, verbanden; daß alsdann alsdenn sogar Sätze für biblisch gehalten werden, die zwar in der Bibel stehn stehen , aber keineswegs in dem Sinn, wie sie die Stifter der christlichen Religion nahmen. Es ist daher ein solch reinbiblisch reinbiblisches Christenthum Christenthum , das viele Viele vorgeben, eine sehr zweydeutige zweideutige Sache; und wie oft durch das Vorgeben, sich allein an die Bibel und an die ganze Bibel zu halten, andern Andern Staub in die Augen gestreuet worden sey sei , ist so bekannt, daß es keiner besondern Beyspiele Beispiele bedarf. Catechismus der Quäcker Die während des englischen Bürgerkrieges (1642–1660) entstandene und unter dem Spottnamen Quäker ( Zitterer ) bekannte Religious Society of Friends ist in ihrer Anfangszeit v.a. mit George Fox (1624–1691) verbunden. Fox wollte den der Staatskirche abhandengekommenen Geist des Urchristentums wiederherstellen und konnte eine große Zahl von Anhängern um sich sammeln ( Seekers, Dissenters etc.). Man verzichtete auf die Rituale der Church of England und überließ sich bei den Zusammenkünften in Privathäusern oder unter freiem Himmel der unmittelbaren Führung durch den Heiligen Geist. Überdies verweigerten Fox' Anhänger den Kirchenzehnten, Eide oder den Waffendienst und lehnten äußerlich sichtbare Sakramente, aber auch die als unbiblisch deklarierte kirchliche Trinitätslehre ab. Die unvermeidlichen Konflikte führten im Zusammenspiel mit den innenpolitischen Entwicklungen in England schließlich zum Verbot der Quäker. Nachdem sie mit dem Toleration Act (1689) das Recht auf freie Religionsausübung erhalten hatten, entwickelten sich die Quäker zu einer respektierten Religionsgruppe, die sich früh auch in Nordamerika etablieren konnte (vgl. das heilige Experiment von Pennsylvania). Als Katechismus der Quäker ist der mehrfach nachgedruckte, übersetzte und bis in die Gegenwart hinein bedeutende Catechism and Confession of Faith (1673) des Schotten Robert Barclay (1648–1690) gemeint, der neben Fox, dessen Widerpart James Nayler (1618–1660), William Penn (1644–1718) und Margaret Fell (1624–1702) eine der bedeutendsten Personen des frühen Quäkertums war. Socinianer Vgl. II § 110. 184 471 . Die zweyte zweite Art, biblisch biblische Theologie Theologie abzuhandeln, kommt mit der oben (§. 145 432 f. ) be schriebenen besten Einrichtung der systematischen, wovon die gelehrte oder scholastisch scholastische nur eine besondre besondere Art ist, darin überein, daß sie die Lehren auf Erklärung Erklärung der Schriftstellen und Vergleichung Vergleichung ihres Inhalts unter einander gründet; nur darin geht sie, wenn man sie der scholastischen entgegensetzt entgegengesetzt , von ihr ab, daß sie nicht auch bloß natürlich bekannte Sätze mit den denen aus der Bi bel gezognen gezogenen verbindet. *) 1 ) 1) In jener Rücksicht beruht der Unterschied bloß auf der Methode Methode, so daß die biblische von den Quellen zu den Lehren geht, die daraus fließen; fliessen, die scholastische aber – wenn sie nach den obigen Regeln eingerichtet ist – gleich die Resultate, und alsdann alsdenn erst die Beweise aus der Bibel; Bibel, Bibel: ob man gleich in der Untersuchung selbst zu jenen durch diese gelangt war. Bey war; bey beyderley Methode war. Bei beiderlei Methoden hat man die Lehren auf einerley einerlei Art gefunden , gefunden ; sie werden nur denen den Lesern oder Zuhörern in verschiedner verschiedener Ordnung Ordnung vorgelegt . Beyderley Beiderlei Methoden haben ihre Vorzüge Vorzüge . Die sogenannte biblische , biblische nicht sowohl darin, daß man dabey dabei viel mehr auf die heilige Schrift sieht, aus ihr lernt , anstatt schon vorgefaßte Meinungen darin erst zu suchen – (denn denn man kan kann ja auch schon bey Erklärung Erklärung bei Erklärungen der heiligen Schrift auf die Sätze schielen hinblicken , die man für christliche Lehren hält, und danach, oft unvermerkt, jene erklären –), erklären, – als vielmehr darin, daß sie den Zuhörern oder Lesern die rechte Art zeigt, wie sie selbst lernen sollen, aus der heiligen Schrift die christlichen Lehren herzuleiten. Aber sie hat die Unbequemlichkeit, a) daß die Lehren nur aus einzelnen einzeln Hauptstellen hergeleitet werden. Diese aber enthalten oft bloß einen meist ohnehin schon bekannten Satz, ohne den geringsten weitern Aufschluß darüber zu geben, sonderlich in moralischen oder solchen Stellen, die keine näher geoffenbarten Lehren vortragen, vortragen; und, indem man sich an solche einzelne einzle Stellen hält, vergisst vergißt man die Aufschlüsse, die uns die Bibel nicht sowohl durch Wörter und ausdrückliche Sätze, als vielmehr durch erzählte Thaten, Einrichtungen des Vortrags, und unangezeigte Voraussetzungen Voraussetzungen giebt ( s. §. 154. 441. Anm. †, 1. und §. 153. 440. Anm. *) 3.) Auch führt diese Methode b) zu gar zu großer grosser Weitläuftigkeit. Denn die meiste Zeit wird auf exegetische Untersuchungen verwendet, die man dem Ausleger überlaßen überlassen könnte †) , überlassen könnte, 2 ) und dadurch wird der Zuhörer, der Resultate Resultate sucht, zerstreut; aus mehrern Stellen werden die nehmlichen nämlichen Sätze wiederholt widerholt ; und, da bey bei einzelnen einzlen Stellen die darin liegenden Sätze angegeben werden, so wird die allgemeine Uebersicht Uebersicht aller von Einer Sache redenden Stellen erschwert, oder man muß nachher wieder das vorlegen, was sie alle gemein haben, oder was nur einigen eigen ist. *) Anm. 1) S. die in der Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 232 232. angeführten Schriftsteller. Schriftsteller, wozu noch das Hufnagel, Wilhelm Friedrich hufnagelsche Handbuch der biblischen Theologie, erster Theil, Erlangen 1785. gr. 8. kommt. Doch haben diese oft nicht Umgang nehmen können, auch natürlich bekannte Sätze mit zu brauchen gebrauchen . †) 2) Wer als bloßer blosser Ausleger handelt, also nur die Absicht hat, den Sinn der Schriftstellen zu finden, der wird sie im Zusammenhang Zusammenhange, wo er sie lieset und erkläret erklärt , viel deutlicher verstehen, verstehen und den Verstand derselben darstellen können, als wer eiue eine Schriftstelle zum dogmatischen Behuf aushebt, und den Zusammenhang nicht so ganz deutlich machen kan kann , wie er ihm war, wenn er sie in Verbindung des Ganzen las. Auch hat der bloße blosse Ausleger bloße Ausleger gar kein dogmatisches Interesse, sieht also, was wirklich in der der Stelle liegt, viel reiner und bestimmter, als wer sie in der Absiche Absicht lieset, sich daraus über ein Dogma zu unterrichten. Zusatz. Es scheint mir doch, als habe der Verfasser den Begriff einer biblischen Theologie zu einseitig aufgenommen, und ihr danach nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn nämlich bei ihrer Bearbeitung lediglich der Zweck im Auge behalten wird, das, was von Religionsideen Re ligionsideen und Religionslehren erweißlich in den heiligen Schriften enthalten ist, zu ergründen, und zu zeigen, theils wie weit sie sich über gewisse Punkte ganz bestimmt erklären, oder etwas unbestimmt lassen, theils weil in ihnen selbst eine Verschiedenheit der Vorstellungsarten Vorstellungsarten ( τρόπων παιδείας ) Statt finden, so wird doch das Resultat von nicht geringer Wichtigkeit seyn. Denn es soll ja eine Lehre nicht aus einer einzigen , sondern aus mehrern, ja aus allen Stellen gezogen werden, welche davon handeln. So kann doch z. B. nur auf diesem Wege die Frage beantwortet werden, wie weit alle die in der Lehre von der Dreieinigkeit im System enthaltenen Bestimmungen und Subtilitäten führen, in der heiligen Schrift wörtlich oder dem Sinne nach enthalten sind, oder was Zusatz der spätern Zeit und Erzeugniß einer über die Bibel hinaus philosophirenden Schultheologie ist. Hiermit möchte ich indeß nicht behaupten, daß in den bisherigen Bearbeitungen der biblischen Theologie von Hufnagel, Wilhelm Friedrich Hufnagel , Zachariae, Gotthilf Traugott Zachariä , Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , dieser Gesichtspunkt überall festgehalten sei. D. H. Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 232 Vgl. I § 43. hufnagelsche Handbuch der biblischen Theologie, erster Theil, Erlangen 1785 Der Autor ist Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830), die erste Abteilung des unvollendet gebliebenen zweiten Bandes ist 1789 erschienen. Bearbeitungen der biblischen Theologie von Hufnagel, Zachariä, Ammon Zu Hufnagel s.o. Weiter handelt es sich um den nach seinem Magisterabschluss in Halle bis 1755 ebenda auch als Dozent tätigen Gotthilf Traugott Zachariae (1729–1777) und seine vierteilige Biblische Theologie oder Untersuchung des biblischen Grundes der vornehmsten theologischen Lehren (1771–1775), zu deren dritter Auflage (1786) Johann Karl Volborth (1748–1796) einen fünften Band ausgearbeitet hat, sowie um den von Friedrich Schleiermacher (1768–1834) angegriffenen Christoph Friedrich von Ammon (1766–1850) und seinen Entwurf einer reinen biblischen Theologie (1792) in zwei Hälften, der in zweiter Auflage als Biblische Theologie in drei Bänden erschienen ist (1801). 185 472 . Warum sollen nun aber 2) von der christlich christlichen Theologie Theologie alle Sätze und alle Beweise ausgeschlossen werden, die nicht in heiliger Schrift liegen, sondern auch ohne sie natürlich bekannt sind? – Vieles, was doch wirklich zur Religion gehört, sonderlich von moralisch moralischen Grundsätze Grundsätzen, ist in der Bibel gar nicht eigentlich erwähnt erwehnt , oder nur berührt, nicht ausgeführt; ausgeführt, weil Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus und seine Apostel es entweder als bekannte Lehre und Pflicht voraussetzten, oder sie sich in ihrem ihren Vortrag Vortrage nach den vornehmsten Bedürfnisse Bedürfnissen ihrer Zeit und Zuhörer Zuhörer, mit Uebergehung andrer anderer eben so wichtigen wichtiger Sachen, richteten, oder weil sie von vernünftigen Zuhörern und Lesern erwarteten, daß sie die ihnen mitgetheilten Kenntnisse (die über haupt ihren bisherigen Kenntnissen vielmehr mehr eine bessere und heilsamere Richtung geben, als sie mit neuen bereichern sollten), mit denen, welche ihnen vorhin bekannt waren, oder ohne besondern Unterricht von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu den Seinen natürlich bekannt werden konnten, vergleichen, und so durch immer neue Anwendung Anwendung auch auf neue Aufschlüsse kommen würden. Warum soll also dieses Mittel, das Gott jedem jeden vernünftig vernünftigen Menschen gegeben hat, nicht gebraucht werden, um die mehrere Entwickelung Entwickelung der christlichen Lehre zu befördern? – warum Warum nicht, um sie noch einleuchtender und anschaulicher zu machen, ihre Gewißheit zu verstärken, Zweifel dagegen zu benehmen, ihre vielfältige mögliche Anwendung zu zeigen, und dadurch ihren Werth noch mehr zu empfehlen? – Und wie ist die so wichtige praktisch praktische Darstellung des Christenthums möglich, wenn man bloß biblische Sätze sammlet sammelt und verbindet , ohne ihren Einfluß auf unsre Glückseligkeit Glückseligkeit klar zn zu machen? – Hat Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesus selbst es nicht für unnöthig gehalten, seinen Zuhörern, was ihnen schon aus dem alten Testament bekannt war, vollständiger vorzulegen, und mehr zu entwickeln ( Matth. 5, 17 17. ); hat er dabey dabei offenbar die Natur und Bestätigungen daraus zu Hülfe genommen ( Matth. 6, 24 f. und anderwärts); haben dies dieß seine Apostel mit dem christl. christlichen Unterricht ebenfalls gethan: warum sollen wir sie darin nicht nachahmen? – Haben diese vollends Manches nur für ihre Zuhörer gesagt, und manche allgemeine Pflichten Pflichten, wegen ihrer besondern Bedürfnisse, nur eingeschränkt (wie Matth. 19, 21 21. ): wie können wir bloß aus der heiligen Schrift wissen, ob und wie weit sie für uns gehören? ob eingeschränkt ausgedruckte ausgedrückte Pflichten, und wie fern sie für uns allgemeine allgemeiner werden können, ohne hier natürlich bekannte Sätze und Betrachtun gen über die Natur der Pflichten und der Menschen zu Hülfe zu nehmen. S. Prüfung der philosophischen Predigten, (von Hess, Felix Felix Heß ,) 1767. in 8. Prüfung der philosophischen Predigten, (von Felix Heß,) 1767 Der genaue Titel lautet Prüfung der philosophischen und moralischen Predigten (1767), der als Autor ermittelte Felix Hess (1742–1768) war mit Johann Caspar Lavater bekannt (vgl. I § 283 c). 186 473 . Eine andre andere Eintheilung der systematischen Theologie Theologie, nach der man diese sogar in besondre besondere Wissenschaften zerfället hat, ist nach beruht auf den verschiednen Arten verschiedenen Arten der Lehren gemacht Lehren , die darin sollen abgehandelt werden. Sie betreffen entweder das, was das Christenthum für wahr , oder was es für recht erkennt, was es geglaubt , oder was es gethan wissen will. Den zusammenhängenden Inbegriff jener jener Lehren nennt man die dogmatisch dogmatische, speculativ speculative , auch theoretische , und einen solchen den Inbegriff dieser dieser aber , die Moral- oder praktisch praktische Theologie , auch theologische Moral Moral . Und weil man bey beyden bei beiden die Lehren entweder selbst darstellen, beweisen und erläutern, oder falsche Vorstellungen davon und deren Gründe widerlegen kan kann : so nennt man die Wissenschaft, worin jenes geschieht, auch die dogmatische , die thetisch thetische , auch wohl die positiv positive oder positive, didaktisch didaktische ; worin aber dieses geschieht, die antithetisch antithetische, elenchtisch elenchtische , oder polemisch polemische Theologie. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Diese in der systematischen Theologie gemachte Absonderung ist, wie die Namen selbst, ein Werk der neuern Zeit. Ehe Abaelardus, Petrus Abelard in einer Art von System Gebrauch von der Dialektik machte, waren alle Abhandlungen der Theologie überhaupt, anders nichts als Rhapsodien Aphorismen , oder ein Inbegriff von Rubriken, unter die man Sätze über christliche Lehren geschichtet, und sie meistens nur durch kirchliches, zum Theil auch biblisches Ansehn unterstützt hatte. Pulleyn, Robert, s. Pullus, Robertus Pullus, Robertus Robert Pulleyn , und noch weit mehr Petrus Lombardus Peter der Lombarde , die der alten Lehrart, durch Autorität zu beweisen, aufhelfen wollten, veran laßten durch ihre Sentenzen den Gebrauch der Philosophie noch mehr, und wenn die folgenden Systematiker den Titel der Sentenzen oder Summen brauchten, so war doch Philosophie das eigentlich zur Aufklärung Aufklärung der Theologie gebrauchte Mittel, und die Theologie scholastisch , so wie die nach jener alten Methode abgehandelte Theologie den Namen der positiven erhielt. Auch noch die protestantischen Theologen brauchten noch bis gegen das jetzige Jahrhundert brauchten die allgemeinen Namen Loci theologici, Institutiones religionis Christianae oder Theologiae, Systema oder Corpus, Epitome, Compendium oder Breviarium Theol. Seit Bellarmino, Roberto Bellarmins Bellarmin's Dispp. de controversiis controuersiis Chr. fidei ward es in der römischen Kirche üblich, die Streitigkeiten mehr von der dogmatischen dogmatischen Behandlung abzusondern, und in der zweyten zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts betraten protestantische Theologen eben den Weg. In dieser Zeit fing man auch unter ihnen ihnen, besonders nach Calixt, Georg Calixtus , Versuch an, die Moraltheologie Moraltheologie besonders abzuhandeln, welches die in der römischen Kirche schon seit dem Anfang des 17ten Jahrhunderts gethan hatten. Anm. Anm. 2. 2) Warum diese Scheidung nicht eher geschehen sey sei , davon liegt der Grund wohl darin, daß überall die christl. Moral zu sehr vernachläßigt vernachlässigt , und anfänglich bloß Sammlung von asketischen ascetischen oder Mönchsmaximen war, bis Thomas von Aquin Thomas von Aquino in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil zu widmen; so wie die ersten erstern protestantischen Systematiker keine andre andere Abhandlung als nach den 10 Geboten kannten, das Wenige ausgenommen, wozu besondere Streitigkeiten mit der römischen Kirche oder Schwärmern Gelegenheit gegeben hatten. Und da die weitere Cultur der systematischen Theologie durch Streitigkeiten veranlaßt wurde, so war es natürlich, diese anfänglich nicht von der dogmatischen Abhandlung zu trennen. Anm. Anm. 3. 3) Nützlicher ist es allerdings, die dogmatische dogmatische Theologie von der moralischen moralischen zu scheiden, weil diese nur selten Folge von jener ist, und auf einer ganz andern Art von Gründen beruht, zumal nachdem man seit der Mitte des 17ten Jahrhunderts mehr die ersten Grundsätze der Sittenlehre Sittenlehre ersten Grundsätze der Sittenlehre entwickelt, und die Moral überhaupt mehr auf die Natur gebauet gebaut hat. – Streitiger kan kann hingegen der Nutzen von Absonderung der dogmatischen und elenchtischen Theologie seyn, und es scheint überhaupt besser, sie beysammen beisammen zu laßen lassen , weil sie doch einerley einerlei Gegenstand betreffen, und die Beweise mit den Gegenbeweisen Gegensätze und Gegenbeweise einleuchtender werden, wenn man sie sogleich einander entgegen stellt. Abelard Nachdem der durch die berühmte Liebesbeziehung zu seiner Schülerin Heloisa (ca. 1101–1164) bekannte Petrus Abaelardus (1079–1142) nach seiner Verurteilung auf der Synode von Soissons (1121) aus der Haft entlassen worden war, gründete er bei Quincey ein Oratorium ( Paracletus ), wurde 1127 zum Abt von St. Gildas im bretonischen Rhuys gewählt, war jedoch knapp zehn Jahre später wieder als Lehrer in Paris tätig. V.a. Bernhard von Clairvaux (vgl. II § 115) betrieb seine erneute Verurteilung auf der Synode von Sens 1140. Zuflucht fand Abaelard bei Petrus Venerabilis (ca. 1092–1156) in Cluny, der eine Versöhnung mit Bernhard und die Aufhebung des päpstlich bestätigten Urteils erreichte. Von großem Einfluss war Abaelards synonym immer wieder auch als Logik bezeichnete Dialektik, die sich v.a. mit der für die Entwicklung der Scholastik (vgl. II § 19) bedeutenden Sic-et-non -Methode verbindet. Besonders hervorzuheben ist Abaelards Einfluss auf Petrus Lombardus (vgl. II § 115). Robert Pulleyn Nach dem vermutlich nach 1103 in Paris absolvierten Studium lehrte der als Kritiker Abaelards (s.o.) bekannte Robertus Pullus (Pulleyn) (ca. 1080–1146) zunächst in Oxford. Etwa im Jahre 1134 wurde er Archidiakon von Rochester, 1142 Nachfolger des zum Bischof seiner Heimatstadt ernannten Gilbert von Poitiers (ca. 1080–1154) in Paris und erhielt schließlich 1144 als erster Engländer die Kardinalswürde. Mit seinem durch eine hohe systematische Geschlossenheit auffallenden Sentenzenwerk zählt Robertus Pullus zu den Vorläufern des Petrus Lombardus (vgl. II § 115). Peter der Lombarde Vgl. II § 115. Sentenzen den Gebrauch der Philosophie noch mehr Vgl. II § 19. Theol. D.i. Theologiae (vgl. Samuel Friedrich Nathanael Morus' in der dritten Auflage der Anweisung wörtlich zitierten [vgl. I § 3 c] Epitome Theologiae Christianae [vgl. II § 190] sowie Christian Wilhelm Franz Walchs Breviarium theologiae symbolicae ecclesiae Lutheranae [vgl. II § 214]) oder, je nach Bezugswort, auch Theologicum bzw. Theologica. Bellarmins Dispp. de controversiis Chr. fidei Die Disputationes de controversiis Christianae fidei adversus huius temporis haereticos (1586–1593) des jesuitischen Kontroverstheologen und später zum Kardinal erhobenen Roberto Bellarmino (1542–1621) sind in drei Bänden erschienen, fanden europaweite Verbreitung und blieben über Jahrhunderte das apologetische Standardwerk des römischen Katholizismus. In den ersten hundert Jahren nach Erscheinen zogen die sog. Controversiae auf protestantischer Seite etwa 200 Gegenschriften nach sich. In dieser Zeit fing man auch unter ihnen an, die Moraltheologie besonders abzuhandeln Wie in der dritten Auflage der Anweisung erwähnt, verbindet sich die Trennung von Dogmatik und Moraltheologie mit Georg Calixt (vgl. I § 208 c). asketischen oder Mönchsmaximen Gemeint ist die Mönchsmoral (vgl. II § 199), die Nösselt auch als Mönchsgeist (vgl. II § 121) bezeichnet. Thomas von Aquino in seiner Summe anfing, ihr einen besondern Theil zu widmen D.i. der zweite Teil der Summa Theologiae (vgl. II § 115). 187 474 . Nach dem, was bisher von dem Nutzen Nutzen der systematischen Theologie, in Absicht auf diese Art Art , die Theologie abzuhandeln, und von ihrer rechten Einrichtung, um diesen Nutzen zu befördern, gesagt worden ist, bedarf es über diese verschiedene verschiedenen Theile derselben keiner Weitläuftigkeit; Weitläuftigkeit, und die folgenden Anmerkungen über diese einzelnen einzle Wissenschaften sollen sich bloß auf ihren zweckmäßigen Inhalt, den Nutzen, der aus ihrem ihren Inhalt zu ziehen ist, und die wahre Art einschränken, sie mit Vortheil zu studieren. 188 475 . Wenn also die dogmatische Theologie oder christliche Glaubenslehre Glaubenslehre †) 1 ) noch von den gedachten beyden beiden andern Wissenschaften unterschieden wird: wird, so müßte muß sie, sollte soll sie ihrem Zweck (§. 186 473 186. ) und dem Zweck der systematischen Theologie entsprechen, 1) alles Alles enthalten, was wir als Christen, abgesehen von den uns aufgelegten Pflichten , in Absicht auf Gott und dessen Verhältniß gegen uns, für wahr zu erkennen erkennen haben, es mag zu unsrer unserer Belehrung oder Ermunterung oder Trost dienen, mag aus der heiligen Schrift oder aus unleugbaren unläugbaren Sätzen der Vernunft erkennbar seyn; desgleichen 2) die verschiednen verschiedenen , wenigstens wichtigern, Vorstellungen, die man sich von diesen Lehren unter Christen gemacht hat, mit Beurtheilung derselben. Diese Wichtigkeit müßte ist nach einer doppelten Rücksicht bestimmt werden zu bestimmen : erstlich nach ihrem Einfluß auf die Befestigung der christlichen Erkenntniß Erkenntniß, folglich auch danach, ob dadurch Zweifel und Widersprüche am besten abgeschnitten werden, und nach ihrem Einfluß auf die Besserung Besserung und Beruhigung Beruhigung der Menschen ††) ; sodann ††) , sodenn Menschen; 2 ) sodann auch danach, ob eine solche Vorstellung vielen Beyfall Beifall gefunden hat, zumahl zumal wenn sie Unterscheidungslehre Unterscheidungslehre ganzer Kirchenparteyen Kirchenparteyen Kirchenpartheyen worden Kirchenparteien geworden ist. Und weil eine Beurtheilung derselben nöthig ist – denn wozu sollte bloß historische Kenntniß dienen, da bey bei der christlichen Erkenntniß alles Alles auf Ueberzeugung Ueberzeugung und Untersuchung des Wahren und Falschen ankommt? – so müßte auch 3) die Unrichtigkeit des Irrthums eben sowohl als die Wahrheit Wahrheit einer christlichen Lehre und der richtigsten Vorstellung Vorstellung davon, gezeigt werden *) . werden. 3 ) †) Ein Anm. 1) Glaubenslehre – ein nicht ganz angemessener Ausdruck! denn diese Wissenschaft begreift auch Vieles vieles , was wir wissen können, und nicht bloß auf ein Zeugniß der heil. heiligen Schrift glauben , und sie enthält nicht bloß die christlichen Lehren , sondern auch die richtigen Vorstellungen davon. ††) 2) Wenn auf die §. 152 439 f. angezeigte Art der bestimmte Begriff klar genug wird, den die heilige heil. Schrift mit einer gewissen Lehre verbindet; verbindet, und eben so, wenn durch die Vergleichung der biblischen Sätze unter einander und mit unwidersprechlichen Vernunftwahrheiten Vernunftwahrheiten, der Begriff von einer Lehre genau bestimmt wird: so fallen viele auf Mißverstand beruhende Vorstellungen von selbst weg, und brauchen nicht einmal erzählt zu werden, wenn sie nicht durch den erlangten Beyfall Beifall wichtig worden geworden sind. *) 3) Wenn Wahrheit und Irrthum untersucht werden soll: soll, so können 1) Beweise für die Wahrheit, und 2) gegen den Irrthum vorgelegt; so wie 3) Gründe oder Zweifel gegen die Wahrheit, und 4) Gründe für den Irrthum beantwortet werden. Ehe man die Dogmatik Dogmatik Dogmatik von der Polemik Polemik Polemik trennte, geschahe geschah alles dieses zusammen, mit Vortheil; weil nicht getrennt wurde, was zur Vollständigkeit der Untersuchung gehörte. Jetzt hat man die zwey beiden ersten Arten zu untersuchen untersuchen, in die Dogmatik , und die zwey beiden letztern in die Polemik verwiesen; und dies dieß mit Recht; denn Beweise für die Wahrheit sind zugleich Beweise Beweise gegen den Irrthum, und um die Wahrheit zu vertheidigen vertheidigen , ist sowohl nö thig nöthig, die Gründe gegen gegen die Wahrheit, als die Gründe fürs für das Gegentheil zu entkräften. 189 476 . Hiernach läßt sich der Nutzen Nutzen dieser dogmatischen Theologie bestimmen, der oft übertrieben, oder zu sehr heruntergesetzt wird, und den man genau kennen sollte, um zu wissen, worauf man bey bei Beschäftigung mit derselben eigentlich zu sehen hätte habe . Sie giebt uns 1) richtige Begriffe Begriffe von dem Verhältniß Verhältniß zwischen Gott und uns, d. i. von seiner und unsrer unserer Natur, seiner Gesinnung gegen uns, seinen zu unserm Besten gemachten moralischen Anstalten, unsrer deren uns erforderlichen Gemüthsbeschaffenheit Gemüthsbeschaffenheit, wenn seine Absichten mit uns erreicht werden sollen, unsren unseren daher entstehenden sichern Erwartungen, oder den im Gegentheil gewiß zu befürchtenden Folgen. Sie enthält somit 2) Grundsätze Grundsätze zu den übrigen theologischen Wissenschaften, – besonders zur Polemik Polemik , indem sie uns zeigt, was wir zu vertheidigen brauchen oder nicht, und wie? denn aller Widerspruch gegen Wahrheit beruht doch zuletzt auf Mißverstand, dem eben schon in der Dogmatik Dogmatik vorgebeugt werden muß, – zur Moral Moral , denn unsre unsere Pflichten beruhen ja auf dem gedachten Verhältniß, und dieses giebt uns auch Bewegungsgründe und Ermunterung zu Ausübung der Pflichten – und zur weisen Führung des Lehramt Lehramtes , damit man lerne, was für Begriffe und Ueberzeugungen man bey bei Andern befördern, oder welchen man entgegenarbeiten solle. Sie eröffnet uns 3) die Quellen Quellen der wahren Beruhigung, die zu unsrer unserer Glückseligkeit Glückseligkeit so unentbehrlich ist, als die Beobachtung unsrer unserer Pflichten Pflichten. 4) Sie unterrichtet uns von dem richtigsten Lehrbegriff Lehrbegriff, und zeigt dadurch, wenn wir uns, wie es mehrere Gründe erfordern, zu einer vorhandnen äusserlichen vorhandenen äußerlichen Kirche Kirchengemeinschaft zu schlagen haben, welcher wir nach der richtigsten Ueberzeugung beytreten beitreten müssen? müssen; und 5) setzt sie uns in den Stand, die verschiednen verschiedenen Vorstellungen von göttlichen Lehren und ihren Werth richtig zu beurtheilen, welches sehr großen grossen Nutzen hat. Anm. Der Nutzen dieses Letzten Letztern zeigt sich 1) in Absicht auf die Zweifel Zweifel, welche die Ueberzeugung von gewissen Lehren hindern. Denn nur zu oft verwechselt man die Vorstellungen von gewissen Lehren mit den Lehren selbst, und verwirft entweder diese, weil man jene falsch befindet, oder bestehet eben so eigensinnig auf gewissen Vorstellungen, weil man gewohnt ist, die Lehren anders nicht, nicht als nach diesen für wahr zu halten. 2) Ueberhaupt wird man von Vorurtheile Vorurtheilen in der Religion darum nicht frey frei , weil man sich die Lehren auf keine andere, als auf Eine, Art denken kan kann ; man kan kann also davon anders nicht zurückkommen, als durch Bekanntschaft mit mehrern Vorstellungen davon, und ihren Gründen, die uns auch oft zeigen, wie fälschlich man etwas für Vorurtheil halte, was dergleichen nicht ist. Und eben diese Kenntniß befördert 3) die Billigkeit gegen die, welche nicht unsrer unserer Meinung sind, wenn wir einsehen, daß entweder ihre Meinung die nicht sey sei , die wir ihnen beygemessen beigemessen , oder, daß sie aus den Gesichtspunct dem Gesichts punkt betrachtet, woraus sie die Sache ansehen, ihren guten Grund, oder, wenn sie auch irrig ist, den schädlichen oder nothwendigen Einfluß nicht habe, den wir uns dabey dabei einbildeten. 190 477 . Bey Bei dem Gebrauch guter Vorlesungen oder Lehrbücher über die dogmatische Theologie würde kommt es hauptsächlich darauf ankommen an , daß man sich 1) daraus sowohl die Lehren Lehren Lehren als die Vorstellungen Vorstellungen davon Vorstellungsarten von ihnen , mit ihren genauen Bestimmungen, wohl bemerkte bemerkt ; 2) genau auf die Beweise Beweise Acht gäbe achtet , womit beyde beide unterstützt werden, und wie diese Beweise geführt sind; 3) die Lehren selbst, wie sie in der heil. heiligen Schrift liegen, oder in der Vernunft Vernunft unwidersprechlich gegründet sind, von den Vorstellungen darüber, und wo jene aufhören und diese anfangen, recht unterscheiden lernte lernt ; 4) die Beweise für beyde beide sorgfältig prüfte prüft , ohne, aus Begierde einen Satz zu unterstützen, mit jedem Beweise zufrieden zu seyn, oder, um eines schlechten Beweises willen, die Sätze selbst zu verwerfen; 5) den wahren Werth Werth jeder Lehre und Vorstellung davon, d. i. ihren Einfluß auf andre andere Lehrsätze sowohl, als auf die menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit, recht schätzen zu lernen lernt , und besonders 6) die ganze erlangte Erkenntniß sich recht praktisch praktisch zu machen suchte sucht. (§. 169. 456. Anm. ). Anm.) Je vorsichtiger man hier bey bei jedem Schritt ist; je mit mit je unbefangnerm Gemüthe man alles Alles prüft, bereit, die Wahrheit Wahrheit, sie sey sei alt oder neu, geachtet oder verachtet, anzunehmen, wo sie sich findet; je mehr man sich für vor Gleichgültigkeit auf einer, und für Vorwitz, d. i. Neugier nach Entdeckungen, wozu uns Kräfte oder Hülfsmittel versagt sind, auf der andern Seite, hütet; und je mehr es uns dem Forscher überhaupt um wahre Besserung und Beruhigung durch erkannte göttliche Wahrheit zu thun ist: je sichrer, glücklicher desto sicherer, gelingender und heilsamer wird diese Beschäftigung seyn. Anm. Die hieher hierher gehörigen allgemeinern allgemeinen Bücher s. in der Anweisung etc. §. 233 flg. folg. , und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227. Für diejenigen Leser, denen zunächst das gegen wärtige Buch bestimmt ist, d. i. für solche, die, bey bei vorausgesetzten übrigen nothwendigen Vorerkenntnisse Vorerkenntnissen, nach einer gründlichern und gelehrtern Kenntniß dieser Wissenschaft trachten, und sie vor für sich selbst studieren wollen, würde ich unter den ältern Lehrbüchern Buddeus, Johann Franz Jo. Io. Franc. Buddei Institutiones Theologiae Dogmaticae dogmaticae , Lips. 1723 in 1723. 4.; doch noch mehr, theils an sich, theils nach den Bedürfnissen unsrer unserer Zeit, Doederlein, Johann Christoph Jo. Io. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit. 2. 6. Norimb. 1782 in 2 Bänden in gr. 8. 1797. ; und die Epitome Theologiae Christianae von Morus, Samuel Friedrich Nathanael S. F. N. Morus , Lips. 1789 in 8. 1799, Ed. 4. , vor allen Büchern dieser Art empfehlen. {Eine recht gute Uebersicht des historischen, dogmatischen und polemischen Theils der Dogmatik giebt Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler Theologia dogmaitico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789. Den streng kirchlichen Lehrbegriff stellt auf Storr, Gottlob Christian C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit. 2. Stuttg. 1801., und deutsch von Flatt, Carl Christian Flatt , 1803. Unter den neuesten von demselben auf sehr verschiedenen Wegen abweichenden Systemen, sind die Lehrbücher von Henke, Heinrich Philipp Conrad Henke , Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , De Wette, Wilhelm Martin Leberecht de Wette , Wegscheider, Julius August Ludwig Wegscheider und andern bemerkenswerth. Letzteres stellt am anschaulichsten die rationalistische Ansicht des christlichen Religionssystems auf. A. d. H. } Anweisung etc. §. 233 flg. und von der Beurtheilung ihres Werthes ebendaselbst §. 225 und 227 Vgl. I § 43. Jo. Christoph. Döderlein Institutio Theologi Christiani, Edit. 2. Norimb. 1782 in 2 Bänden Der zweite Band ist 1783 erschienen. Epitome Theologiae Christianae von S. F. N. Morus, Lips. 1789 Vgl. I § 3 c. G. F. Seiler Theologia dogmatico-polemica cum compendio historiae dogmatum. Erlang. 1789 D.i. die dritte verbesserte Auflage. C. C. Storr doctrinae christ. pars theoretica. Edit. 2. Stuttg. 1801., und deutsch von Flatt, 1803 Gottlob Christian Storrs (1746–1805) Doctrinae Christianae pars theoretica e Sacris Literis repetita (1793) avancierte in Württemberg zum dogmatischen Standardwerk und ist 1807 in zweiter Auflage erschienen. Storrs Schüler Carl Christian Flatt (1772–1843) hat dieses Werk unter dem Titel Lehrbuch der Christlichen Dogmatik (1803) ins Deutsche übersetzt und mit Erläuterungen und Zusätzen versehen. Lehrbücher von Henke, Ammon, de Wette, Wegscheider Gemeint sind Heinrich Philipp Conrad Henkes (1752–1809) Lineamenta institutionum fidei Christianae historico-criticarum (1793; 2 1795), die unter dem Titel Grundriß einer historisch-kritischen Unterweisung der christlichen Glaubenslehre (1802) ins Deutsche übersetzt wurden, dann die als Inbegriff der evangelischen Glaubenslehre (1805) ebenfalls ins Deutsche übersetzte Summa theologiae Christianae (1803; 4 1830) Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850), Wilhelm Martin Leberecht De Wettes zweibändiges Lehrbuch der christlichen Dogmatik (1813/1816; 3 1831/1840) und schließlich die mehrfach aufgelegten Institutiones theologiae Christianae dogmaticae (1815) des Henke-Schülers Julius August Ludwig Wegscheider (1771–1849). 191 478 . Diese dogmatische Theologie verdient billig eher als die Polemik Polemik Polemik und Moral Moral Moral getrieben zu werden, weil diese sich auf die Dogmatik Dogmatik gründen (§. 189 476 ). Mit ihr könnte das, was man der Polemik Polemik angewiesen hat, am besten gleich verbunden werden (§. 186 473. 186. Anm. 3); so wie diese auch ei gentlich gar keine besondere Wissenschaft ist, weil sie keine Lehren im Zusammenhang Zusammenhange vorträgt, sondern nur eine Vertheidigung des Inhalts der Dogmatik. †) *) Womit sie sich eigentlich beschäftige, ist schon §. 186 473 186. gesagt. Es müßte darin 1) jede Frage, worüber man verschiedner verschiedener Meinung ist, genau und bestimmt vorgetragen werden, so daß man angäbe, worin die, so darüber uneins sind, gleichwohl in Rücksicht auf unternommene die unternommne Untersuchung, übereinstim men, und alles das absonderte, was in die Untersuchung gemischt worden, ohne dazu zu gehören, mithin den eigentlichen Gesichtspunct Gesichtspunct Gesichtspunkt anzeigte, woraus die Dissentirende Dissentirenden die Frage angesehen, und ob sie einerley Gesichtspunct genommen einerlei Gesichtspunkt angenommen hätten haben oder nicht. Ist das Letztere Letztre , – und das ist gemeiniglich der Fall, – so fällt der ganze Streit von selbst weg; und schon in so fern sofern ist diese Bestimmung der Streitfrage Streitfrage gerade das Wichtigste bey bei solchen Untersuchungen; sie ists aber auch deswegen, weil ohne sie der Streit nie aufs Reine kommen kan kann . 2) Müßte man diejenigen und ihre Schriften angeben, welche einen von uns behaupteten Satz mit der meisten Kenntniß der Sache, oder doch am scheinbarsten, bestritten haben, und, wenn der Streit mit einer ganzen Partey Partey Parthey Partei ist, die Schriften, wozu sie sich öffentlich bekannt hat; hat, damit der Leser oder Zuhörer nachsehen könne, ob man die richtige Meinung der Gegner gefasst gefaßt und angegeben habe; 3) das wahre Verhältniß Verhältniß zeigen, worin die Frage gegen andre andere Lehrsätze steht, die damit stehen oder fallen, oder wenigstens an Stärke oder Werth verlieren; und sich hüten, die Folgen aus einer Meinung zu übertreiben, auch anzeigen, ob die Gegner diese Folgen anerkennten oder nicht; und alsdann alsdenn 4) die Gründe der Gegner wider unsre unsere und für ihre Meinung in völliger Deutlichkeit und Stärke vor legen, und zeigen, daß sie entweder unsre unsere Meinung nicht treffen, oder daß sie unrichtig oder doch unbewiesen sind. †) Anm. *) Auf diese dogmatischen Sätze schränkt man sich in der Polemik ein, obgleich mit eben so vielem Recht auch Streitigkeiten über Sätze der christlichen Moral könnten und sollten hineingezogen, oder den Einwürfen dagegen eine besondre besondere Untersuchung gewidmet werden. Daß man dieses nie in der Polemik gethan hat, rührt wohl daher, weil man sich ehedem überhaupt weit weniger um genauere Untersuchung der Moral als der Dogmatik bekümmerte, weil darüber selten Streitigkeiten mit ganzen Parteyen Partheyen Parteien entstanden, und weil man ehedem solche streitige Sätze der Moral, da diese von der Dogmatik noch nicht abgesondert war, mit in die Dogmatik aufnahm, daher auch nur diese wenigen Streitigkeiten über moralische Sätze , z. B. über die Rechtmäßigkeit des Eydes, Eides, in die heutige Polemik mit übergegangen sind. 192 479 . Wenn man diese Absicht und Einrichtung der sogenannten polemisch polemischen Theologie wohl und ohne Vorurtheile überlegt; überlegt, so läßt sich der große grosse Nutzen, den sie haben kan kann , nicht verkennen. Schon dies dieß wäre 1) viel werth, daß man daraus die verschiednen verschiedenen Vorstellungen von Lehren Lehren der Religion Religion, mit ihren Bestimmungen und Gründen kennen lernte lernt . Dadurch würden einseitige Vorstellungen verhindert, und man lernte einsehen, daß unsre eigne unsere eigene Vorstellung Vorstellung gar nicht die einzige mögliche sey sei , mit der die Lehre selbst stünde oder fiele, und daß, wenn wir unauflösliche Zweifel gegen unsre unsere Vorstellung bekommen, diese uns noch keinesweges nöthige, die Lehre selbst aufzugeben nöthigten . Man lernte, das daß Vieles daß vieles , was verschrieen ist, so gefährlich nicht sey sei , daß wir uns dafür davor entsetzen, und wohl selbst die Untersuchung scheuen müssten müßten . Man stieße stiesse selbst auf manche nicht bekannte oder verkannte und sehr nützliche Wahrheit Wahrheit. Man würde wenigstens zur neuen Untersuchung veranlaßt, an die man vorhin nicht gedacht hatte; hatte, und die Geschichte Geschichte lehrt ja offenbar, daß nie die Kenntniß der Religion erweitert und bestimmter worden geworden , als durch solche Untersuchung, die fast immer erst durch Streitigkeiten Streitigkeiten erweckt worden ist. Man würde den wahren Werth einer Lehre und Vorstellung kennen lernen, und dadurch einer Seits für vor Gleichgültigkeit gegen Wahrheit, auf der andern aber für vor Unbilligkeit gegen anders Denkende verwahrt werden. 193 480 . Selbst 2) unsre unsere Ueberzeugung Ueberzeugung von der Wahrheit Wahrheit, und die Standhaftigkeit bey ihr, bei ihr würde dadurch gewinnen. Denn kennen wir, bey bei jener Ueberzeugung, zugleich auch die Gegenmeinungen Gegenmeinungen mit ihren Gründen, so setzen sie uns nicht so sehr in Verlegenheit, als wenn wir hernach sie unerwartet erfahren. Wir gerathen alsdann alsdenn nicht hinterher auf den Verdacht, daß man sie uns verheimlicht habe, aus Furcht, sie nicht widerlegen zu können; welcher Verdacht immer ein schädlich schädliches Vorurtheil gegen das bisher Geglaubte, und für das Neue giebt, welches die ruhige unparteyische unpartheyische unparteiische Untersuchung hindert. Wir lernen durch diese Kenntniß einsehen, daß entweder diese Gegenmeinung mit unsrer bestehen könne, könne: und so leidet unsre unsere Ueberzeugung von der Wahrheit nicht; oder wir sehen ein, daß sie falsch ist, und werden dadurch in unsrer unserer Ueberzeugung befestigt; oder daß sie wahr sey, sei: und so befreyt befreit sie uns von einem Irrthum. 194 481 . In so fern wir aber 3) aus der Polemik Polemik das Verhältniß eines Irrthum Irrthums gegen andre Andere lernen, die durch diesen Irrthum unterstützt werden, oder zu dessen Unterstützung dienen: so sehen wir ein, wie man auf einen solchen Irrthum sey sei geleitet worden, und lernen also, welchen Sätzen man vorbauen, oder welche man mitentkräften mit entkräften müsse, wenn ein Irrthum verhütet, oder er widerlegt werden solle. Und wenn 4) Zweifel Zweifel unsre unsere Ueberzeugung von der Wahrheit zerstören, wenigstens vermindern, oder uns in Zweifelsucht stürzen, worunter oft genug unsre unsere Gemüthsruhe leidet, und die Wahl zwischen Gutem und Bösem, wenigstens die Ausführung des Guten, gehindert oder aufgehalten wird: so erfordert es die Liebe zur Wahrheit Wahrheit, das Streben nach gewisser Erkenntniß Erkenntniß, die Liebe zu uns selbst und zu Andern, diese Zweifel aus dem Grunde zu heben. Da aber die Wenigsten wenigsten Kenntniß genug von Irrthümer Irrthümern in der Religion und ihren bloß scheinbaren Gründen, so wenig wie von alle dem haben, was zur gründlichen Beurtheilung derselben erfordert wird; da die Wenigsten wenigsten Scharfsinn oder Fähigkeit besitzen, das Wahre und Scheinbare zu unterscheiden, und eben so wenig Geduld und Uebung, verwirrte Untersuchungen aus einander zu wickeln: so kan kann die Polemik große grosse Dienste dem leisten, der selbst noch nicht die nöthige Fähigkeit, Kenntniß und Uebung Uebung in solchen Untersuchungen hat, ja sie kan kann selbst für ihn eine vortrefliche vortreffliche Schule zu solchen Uebungen werden. 195 482 . Und eben in dieser Uebung Uebung besteht 5) einer der größesten grössesten größten Vortheile, den die Polemik Polemik stiften kan kann . Wenn man sieht, wie die streitige Frage mit gehöriger Genauigkeit bestimmt, und bey bei der Beantwortung der Gegengründe Gegengründe bestimmt angegeben wird, wie weit und warum man sie einräumen kan kann oder nicht: so gewöhnt man sich an Verdeutlichung Verdeutlichung der Begriffe Begriffe; man gewöhnt sich, eine Frage nicht gleich abzuurtheilen, sondern sie erst auf mehrern Seiten zu betrachten; verwirrte Untersuchungen aus einander zu wickeln; vorsichtig zu werden, und was man behauptet, auf allen Seiten zu befestigen, um weder Blößen Blössen zu geben, noch Zweifel und Streitigkeiten zu veranlaßen veranlassen ; discret zu werden, um nicht mit dem verworfnen verworfenen Irrthum die Wahrheit Wahrheit zugleich zu verwerfen, oder mit dem, was man zugeben kan kann , auch das Falsche zu billigen, und dem Gegner Gelegenheit zu geben, in jenem Fall die verworfne verworfene Wahrheit in Schutz zu nehmen, und den Streit von der wahren Frage abzulenken, und in diesem Fall den zugelaßnen zugelassenen Irrthum gegen uns zu brauchen gebrauchen . Kurz, es giebt keine Art von Uebungen, wobey wobei man so sehr könnte den Verstand schärfen, sich zur Präcision Präcision in Gedanken und Ausdrücken gewöhnen, recht nüchterne und geläuterte Untersuchungen anstellen lernen, als die Polemik, wenn sie recht eingerichtet wird. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Dieser Vortheil, den man aus ihr schöpfen kan kann , scheint der allerbeträchtlichste zu seyn, so wie schon oben gesagt ist, daß die Hauptsache Hauptsache bey bei dem Studieren darin bestehe, nicht sowohl immer mehr Kenntnisse zu erlangen, als vielmehr guten Lehrern und Schriftstellern die rechte Art abzulernen, wie man sie behandeln soll. Denn alle uns je vorkommende streitige Fragen in der Religion, und alle Einwürfe dagegen, können doch nicht darin abgehandelt werden, da die Möglichkeit der Entdeckungen ins Unendliche geht; also wird keine Polemik je für alle Zweifel zureichen, zureichen; aber wenn sie unsern Verstand bildet, macht sie uns zu allen Religionsuntersuchungen Religionsuntersuchungen geschickt. Anm. Anm. 2. 2) Schon um dieses angegebnen angegebenen Nutzen Nutzens willen willen, sollte sie für einen Studierenden unschätzbar seyn, seyn; und in der Versäumung dieser Uebungen scheint eine Hauptursach Hauptursache zu liegen, warum seichte Kenntnisse, dreuste dreiste und oberflächige Urtheile über streitige Wahrheiten so gewöhnlich sind, Festigkeit der Ueberzeugung hingegen so selten ist, und die Seele sich von jedem scheinbaren Geschwätz Geschwätz so leicht hinreissen hinreißen läßt. – Auch wird man finden, daß viele Untersuchungen und Bestimmungen in der Dogmatik Dogmatik eher nicht recht verstanden, noch weniger geschätzt werden, bis man erst in der Po lemik sieht, warum etwas behauptet oder so bestimmt wurde wurde, und warum das nöthig war . – Da es auch viel leichter ist, Andrer vorgefundne Anderer vorgefundene Gedanken zu beurtheilen, als selbst zu erfinden, so wie Fehler zu entdecken leichter, als es selbst besser zu machen: so würde bey eignen es bei eigenen Uebungen viel rathsamer seyn, wenn wir nur erst die nothwendigsten Kenntnisse von einer Sache erlangt haben, und ein Geschickterer uns die Streitfrage recht bestimmt vorlegte, sich in Prüfung der Einwürfe dagegen zu üben, als selbst dogmatische Ausarbeitungen vorzunehmen. 196 483 . Bey Bei so großen grossen Vortheilen, die dieses Studium gewährt, müßte könnte es beynahe beinahe unbegreiflich seyn scheinen , wie Viele so verächtlich davon urtheilen oder es widerrathen könnten. Daß seichte und flüchtige Köpfe, welche die Anstrengung, Mühe und bedächtige Untersuchungen scheuen, Untersuchung scheuen; daß Leute, die gegen Wahrheit Wahrheit sehr gleichgültig sind, oder mehr überreden als überzeugen wollen, oder bey bei Ueberraschung Andrer Anderer mit scheinbaren Gedanken ihre Rechnung finden, finden; daß diese also dagegen eingenommen sind, ist nicht zu verwundern. Aber bey bei Verständigern und Gewissenhaftern rührten diese verächtlichen Urtheile ohne Zweifel von der Wahrnehmung her, daß gewöhnlich die Polemik Polemik voll unnützer und über die Gebühr wichtig gemachter Untersuchungen, und daß sie von jeher ein Schauplatz der bösartigsten Zänkereyen bösartigen Zänkereien und Leidenschaften gewesen sey sei . Je lebhafter man sich die Verletzung der Billigkeit Billigkeit und des Friedens, den Verfolgungsgeist Verfolgungsgeist, die Verabsäumung des praktisch praktischen Christenthums und andre andere Uebel denkt; je mehr Aufklärung Aufklärung sich ausbreitet, dadurch Mißverstand gehoben, und der Werth eines Lehrsatzes richtiger gewürdigt; je mehr das äusserliche äußerliche Interesse verändert wird, welches gewissen Untersuchungen eine Wichtigkeit gab, die sie ihrer Natur nach nicht hatten; je gemeiner Liebe zur Duldung der anders Denkenden, zum Theil auch Gleichgültigkeit gegen das nicht unmittelbar Nützliches Nützliche, Nützliche wird: je natürlicher ist diese Abneigung. Je Desto mehr ist hinwieder auch zu besorgen, daß man sich durch den Geschmack Geschmack seiner Zeit, und durch das zu lebhafte Gefühl Gefühl gewisser Uebel, zu sehr in seinem Urtheil leiten laße lasse , und nicht genug auf seiner Hut sey sei gegen die Versuchung, ungerecht zu werden. 197 484 . Denn alle diese Uebel beweisen doch nur, daß die Polemik Polemik, gleich der verdorbnen verdorbenen Justizpflege Justizpflege, müsse gebessert, nicht daß sie müsse ganz weggeworfen werden. Untersuchungen müssen doch seyn, und dazu gehört, daß man eine Partey Partey Parthey Partei wie die andre andere höre, und mit aller Weisheit, Vorsichtigkeit und Billigkeit richte. Wenn dieses Verhör auf die Art geschieht, wie §. 191 , 191. 159 478 , 446 f. und 169 456 169. Anm. angegeben wurde, und wenn man in der Polemik wie in der Dogmatik untersucht, um Wahrheit Wahrheit, nicht um Nahrung der Leidenschaft, zu finden: so fallen alle jene Uebel weg, welche die Polemik mit Recht in einen üblen Ruf brachten, brachten; und sie wird alsdann alsdenn ein sehr heilsames Mittel, wahren Friede Frieden, Frieden ohne Nachtheil der Wahrheit, Wahrheit zu befördern. 198 485 . Wenn man das zusammennimmt, was bisher von der rechten Einrichtung dieser Art der Theologie, von dem Nutzen derselben, von den gewöhnlichen Fehlern bey bei Führung theologischer Streitigkeiten, und bey bei dem Vortrag derselben in einer besondern Wissenschaft, gesagt worden ist: so kan kann man von selbst leicht erkennen, wie sie müsse studieret studiert , und worauf eigentlich Acht gegeben werden, um den versprochnen versprochenen Nutzen Nutzen daraus zu ziehn. – ziehen. Uebrigens ist die Methode, die Polemik Polemik nach der Ordnung der Lehren Lehren vorzutragen, überhaupt weit nützlicher, als die Ordnung nach verschiednen Religionsparteyen Religionsparteyen Religionspartheyen verschiedenen Religionsparteien . Der Hauptzweck Hauptzweck müßte soll doch bey bei polemischen Untersuchungen 1) immer seyn, Wahrheit Wahrheit und Irrthum oder Schein unterscheiden, und sich überzeugen zu lernen, was für und wider jeden verschiednen verschiedenen Lehrsatz oder Vorstellung einer Lehre gesagt werden könne, und mit welchem Grunde. Dies kan Dieß kann aber am besten geschehen, wenn wir bey bei Untersuchung der Lehren in der Dogmatik Dogmatik gleich auch das Gegentheil mit, wenigstens gleich in der Polemik dasselbe in Beziehung auf jene Lehren untersuchen. 2) Man lernt auch nach die ser Methode bey bei jeder Lehre sogleich die verschiednen verschiedenen Meinungen Meinungen darüber mit Einem Mahle Male einemmal , und braucht sie nicht erst zerstreut unter den verschiednen Parteyen Partheyen verschiedenen Parteien aufzusuchen; und eben dadurch wird 3) verhütet, daß man nicht die nehmlichen nämlichen Gründe Gründe, und meistens eben dieselben Antworten, bey bei Prüfung einer Partey Partey Parthey Partei zu wiederholen braucht, wenn man sie schon bey bei einer der andern erwogen hat, welches unnöthige Weitläuftigkeiten Weitläufigkeiten erspart. Auch werden 4) bey bei Untersuchung der Meinungen einer Partey Parthey Partei nur solche Puncte Punkte erörtert, die zwischen Parteyen Partheyen Parteien streitig sind, sind; und diese sind nicht gerade der Sache Sache nach die wichtigsten, als welche letztre letztere oft gar nicht einmal Unterscheidungslehren ganzer Parteyen Partheyen Parteien ausmachen; sehr oft enthalten gewisse Privatmeinungen viel wichtigere Aufschlüsse, und Gründe einzelner einzler gelehrten Theologen sind oft viel ausgesuchter und geschärfter, als die, so in öffentlichen Bekenntnißbüchern gebraucht sind. So nähret nährt auch 5) die Abhandlung der Streitigkeiten nach Parteyen Partheyen Parteien mehr den Sectenhaß Sectenhaß Sektenhaß , erschwert die unparteyischere unpartheyischere unparteiischere Untersuchung, und nöthigt den Untersucher 6) viele ganz unnütze Untersuchungen beyzubehalten beizubehalten , an deren Statt viel erheblichere, und unsern Zeitbedürfnisse Zeitbedürfnissen gemäßere gemässere , könnten aufgenommen werden. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Zwar fällt bey bei der Abhandlung nach den Parteyen Partheyen Parteien der Zusammenhang eines Irrthums mit dem andern besser in die Augen; aber dieser kleine Vortheil ist für den Verlust der in dem §. angeführten Vortheile der andern Me thode ein zu geringer Ersatz; und den Abgang dieses Vortheils kan kann eine gute Geschichte der Religionsparteyen Religionsparteyen Religionspartheyen Religionsparteien hinlänglich ersetzen, wenn darin der innre innere Zusammenhaug Zusammenhang der Lehrsätze dieser Partey Parthey Partei wohl vorgelegt wird. Anm. Anm. 2. 2) Es kan kann seinen guten Nutzen haben, wenn man auch die Lehrsätze einer besondern Partey Parthey Partei besonders untersucht, in dem Fall, wenn äusserliche äußerliche Verhältnisse, z. B. mit der römischen Kirche, oder die Zeitumstände, wo gewisse Arten von Irrthümern vornehmlich im Gang Gange sind, dergleichen besondre besondere Untersuchung Untersuchuug nöthig machen, z. B. die Streitigkeiten Streitigkeiten mit den Deisten Deisten. – Vorzüglich nützlich würde es seyn, gerade diejenigen Streitigkeiten recht gründlich zu untersuchen, die unsrer unserer Zeit eigen sind, weil dieses unsre gerade unsre unsere Bedürfnisse am meisten erfordern. Ein, wiewohl in vielerley mancherley vielerlei Absicht sehr unvollkommner, unvollkommener Versuch davon, ist das Lehrbuch für die neueste Polemik Lehrbuch für die neueste Polemik , Halle 1782 in 1782. gr. 8. Dagegen behauptet die Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten sche Geschichte der Religionsparteien noch immer ihren Werth. Deisten Unter Deismus versteht man eine (religions-)philosophische Strömung, die im 17. Jh. zunehmend an Bedeutung gewann und sich insbesondere von England aus über Europa und Nordamerika ausbreitete. Auch wenn der Deismus keine einheitliche oder organisierte Schulrichtung darstellt, lässt sich grundsätzlich festhalten, dass er jedweder christlichen Offenbarung überaus skeptisch gegenüberstand und auch in religiösen Fragen allein die Vernunft als Autorität gelten ließ. Die gegenüber der geoffenbarten Religion auf diese Weise aufgewertete natürliche Religion entspreche der vollkommenen Natur Gottes und reiche zum ewigen Heil aus. Im Umkehrschluss sei das christliche Lehrgebäude, insofern es sich auf vermeintlich göttliche Offenbarung gründe, abzulehnen, da es sich um das Ergebnis einer Korrumpierung der ursprünglich einfachen Lehre Jesu handele. Auch sei nicht mit einem Eingreifen Gottes in die Geschichte zu rechnen, da ein solches als Korrektur einer fehlerhaften Vorsehung anzusehen wäre. Zu den einflussreichsten Werken zählt Matthew Tindals (1657–1733) Christianity as Old as the Creation (London 1730), als deutscher Hauptvertreter ist insbesondere Hermann Samuel Reimarus (1694–1768) zu nennen. Aufgrund seiner grundsätzlichen Bibel- und Dogmenkritik wurde der Deismus nicht selten als Bedrohung empfunden und die Bezeichnung Deist als Schimpfwort verwendet. Lehrbuch für die neueste Polemik, Halle 1782 Dieses Werk stammt von dem Königsberger Theologen, Historiker und Bibliothekar Friedrich Samuel Bock (1716–1786). Baumgartensche Geschichte der Religionsparteien Vgl. II § 124 c. 199 486 . Die christl. christliche Moral Moral , oder der zusammenhängende Unterricht, den uns das Christenthum über die Einrichtung unsers freyen freien Verhaltens nach Gottes Wille Willen, giebt, kan kann nicht bloß auf dasjenige eingeschränkt werden, was die heil. heilige Schrift davon enthält, sondern muß auch alles Alles mit in sich fassen, was uns die Betrachtung der Natur Natur darüber lehrt, zumal da die heil. heilige Schrift diesen Theil des Christenthums nicht so ausführlich vorgetragen hat, als theoretische Lehren Lehren. ( S. §. 185 472 und 156. 443. 186. ) Ihr Unterschied von der philosophischen Moral philosophischen Moral besteht daher nicht darin, daß diese, na türlich bekannte, und die christliche, geoffenbarte Pflichten Pflichten enthält – denn der letztern sind nur sehr wenige, die nemlich nämlich , welche aus den dem Christenthum eingethümlichen Lehren fließen fliessen – sondern darin, daß die christliche auch noch solche Gesinnungen Gesinnungen und Pflichten empfiehlt, die nicht aus der bloßen blossen Natur erkennbar sind, und die natürlichen Pflichten durch neue, aus den eigentlichsten Christenthum hergenommne hergenommene , Bewegungsgründe unterstützt. Da es aber bey bei der wahren Gottseligkeit Gottseligkeit, welche die christliche Moral lehren und empfehlen soll, nicht sowohl auf Handlungen Handlungen als auf Gesinnungen ankommt, die sich nur durch gute Handlungen äussern äußern , und das Christenthum, als eine Religion betrachtet, alles Alles auf unser Verhältniß Verhältniß gegen Gott zurückführt: so muß die christliche Moral theils sowohl und vorzüglich auf Beförderung Beföderung einer guten Gesinnung, als der Ausübung einzelner einzler Pflichten arbeiten, theils beydes Beides beständig , wenigstens mit auf Gott Gott, zurückführen. Hienach Anm. Hiernach schließt der Name einer Sittenlehre Sittenlehre der heil. heiligen Schrift weniger in sich, als der Name der christlichen Sittenlehre . – Den Theil der Letztern letztern , der sich mit dem Unterricht zur Hervorbringung guter Gesinnungen beschäftigt, nennen einige die Ethicam, und den, der einzelne einzle Pflichten vorträgt, die Jurisprudentiam divinam. – Da das Christen thum die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur verbessert, so dürfen die ihm eigenthümlichen Gesinnungen und Pflichten nie von den natürlichen getrennt werden; welche Trennung Gelegenheit gegeben hat, gemeinnützige Tugenden und Pflichten über Handlungen der bloßen blossen Andacht zu ver ges sen, oder jene für unwichtiger, unwichtiger als diese anzusehen, oder die wahre Frömmigkeit in Schwärmerey Schwärmerei zu verwandeln, wie unter andern das Beyspiel Beispiel der Mönchs-Moral Mönchs-Moral beweiset. die Natur des Menschen nicht aufhebt, sondern nur verbessert Hier greift Nösselt die Maxime gratia non tollit naturam, sed perficit des Thomas von Aquin auf ( Summa Theologiae I, 1, 8 ad 2; vgl. II-II 26,13 s. c.). Mönchs-Moral Die mittelalterliche Mönchsmoral mit ihren Hauptelementen Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut ist in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s ein gängiges Lehrstück der christlichen Sittenlehre und wird durchaus kritisch gesehen. Nösselt spricht auch vom Mönchsgeist (vgl. II § 121) und von Mönchsmaximen (vgl. II § 186). 200 487 . Wenn die christliche Sittenlehre Sittenlehre ihre Absicht erfüllen soll: soll, so muß sie dreyerley dreierlei leisten. Sie muß 1) alles Alles , was zur wahren Gottseligkeit Gottseligkeit gehört, und den ganzen Umfang der Pflichten Pflichten eines Christen vorstellen; sie muß wenigstens – da ihr Umfang ins Unendliche geht, und jede neu erlangte Kenntniß, jede neue Art von Umständen, in die wir kommen, uns neue Pflichten auflegt – so allgemeine und in vorkommenden Fällen anwendbare Grundsätze Grundsätze vorlegen, daß wir daraus, indem wir sie mit unsern Umständen vergleichen, unser rechtmäßiges Verhalten in einzelnen einzeln Fällen bestimmen können. Um diese Pflicht in ihrem ganzen Umfang Umfange vorzustellen, müssen nicht nur – die gesammten Pflichten selbst angegeben – angegeben, es muß auch bestimmt werden, wie weit sie reichen, um sie nicht zu weit auszudehnen, und Pflichten zu fordern, die dergleichen nicht sind, oder sie zu sehr einzuschränken, und Pflichten auszuschließen auszusschliessen , die darin mit begriffen seyn sollten; – es muß selbst die Collision Collision der Pflichten Pflicht nicht übersehen, und, durch Zusammenhaltung derselben, gezeigt werden, wie weit eine durch die andre andere eingeschränkt werde, oder die eine in vorkommenden Fällen der andern weichen müsse. Man sieht leicht ein, wie nöthig hier deutlich deutliche und bestimmte Begriffe sind, und wie wenig es zureiche, nur überhaupt zu wissen, was man zu thun oder zu laßen lassen habe. Die Anm. Beispiele hiervon geben: die Lehre von der Demuth und Bescheidenheit Bescheidenheit, welche gleich weit von Niederträchtigkeit und Stolz entfernt bleiben soll; von dem Vertrauen auf Gott, das nicht in Unthätigkeit oder Versuchung Gottes ausarten muß; vom Diebstahl, der auch das Verfertigen schlechter Arbeit, den Andern zugefügten aber verschwiegnen verschwiegenen Schaden, unüberlegtes Schuldenmachen und unterlaßne unterlassene Bezahlung derselben, und noch viele andre andere wenig erkannte Sünden, Sünden in sich schließt; die Lehre von der Aufrichtigkeit und Verschweigung seiner Kenntnisse, Ueberzeugungen und Gesinnungen; die Pflicht, bessere beßre Einsicht in der Religion auszubreiten, oder vor für sich zu behalten, und die dabey dabei nöthige, selbst auf Menschenliebe Menschenliebe gegründete Weisheit, u. a. können hier zum Beyspiel dienen. Weisheit u. a. m. 201 488 . Nächstdem müßte muß billig die christliche Moral Moral 2) überall dazu eingerichtet seyn, uns würklich gottselig zu machen, d. i. es müßte uns alles so abgehandelt werden, daß durch sie wirkliche Gottseligkeit befördert werde, d. i. , sie muß Alles so einleuchtend, so dringend, so überwiegend angenehm gemacht werden machen , daß bey uns – bei uns eine wahrhafte Ueberzeugung Ueberzeugung: Ueberzeugung, so müssen daß wir so seyn und handeln müssen , wenn es uns wohl gehen soll – soll, wahrhafte Neigung Neigung, so zu werden und zu verfahren – verfahren, und zwar überwiegende Neigung dazu, entstehen könnte, die und in wirkliche That überginge übergehen könne . Dieses kan kann geschehen durch deutliche und lebhafte Dar stellung – zuerst der wahren Tugend Tugend oder Gottseligkeit Gottseligkeit, theils als einer Sache, ohne die man unmöglich glücklich seyn, bey bei der man hingegen auf die seligsten Folgen rechnen könne, theils als eines Ganzen, d. i. als einer durchgängigen Lust an allem Allem , was Gottes Wille Willen gemäß ist, und eines durchgängigen Mißfallens am Gegentheil, verbunden mit einem beständigen, immer wieder erneuerten, Bestreben, durchaus nach Gottes Willen zu handeln; hernach sodann – aller einzelnen einzeln Pflichten Pflichten im Zusammenhang, d. i. als solcher, die Gott ohnfehlbar unfehlbar von uns fordert, und die sowohl nothwendige Folgen von den anerkannten Pflichten, als neue Quellen der seligsten Folgen sind, die aus ihrer Ausübung entspringen. Die Vorlegung der wohlthätigen Absichten, die Gott Gott bey bei allen seinen Gesetzen und Anstalten hat, können uns nicht nur willig machen zu Gesinnungen und Handlungen, die seinen Absichten entsprechen; sie können uns auch Aufschlüsse geben über die Verbindung einer Pflicht mit der andern, und über unsre rechte Wahl, wenn diese Pflichten mit einander in Collision Collision kommen sollten. Anm. Hieraus erhellet, wie höchst nützlich es sey sei , das, was zur christlichen Moral gehört, ja im Zusammenhange zu studieren , und sich nicht mit guten Maximen und Sentenzen zu behelfen . 202 489 . Weil aber Ueberzeugung Ueberzeugung von einer Pflicht Pflicht, die Ueberzeugung, daß etwas Pflicht sei, die Ueberzeugung von ihrer Möglichkeit Möglichkeit voraussetzt, und weder Willigkeit, etwas zu werden oder zu thun, noch viel weniger That entstehen kan kann , wenn man nicht einsieht, wie man es anzugreifen habe, um so zu werden oder zu handeln: so muß sich die christliche Moral Moral nicht bloß auf Vorlegung und Einschärfung guter Gesinnungen und Pflichten einschränken, sondern auch 3) die Art Art zeigen, wie wir jene erlangen, erhalten und verstärken, und diese ausüben, wodurch wir uns dieses erleichtern, und die Hindernisse desselben aus den Weg dem Wege räumen, oder doch vermindern können. 203 490 . Ob dieses ein solches Studium der christlichen Moral Moral nützlich sey? – dies sei, darüber sollte bey bei vernünftig vernünftigen Menschen und Christen eigentlich gar nicht einmal bezweifelt werden kein Zweifel entstehen , weil es eben so viel ist, als wenn jemand noch fragen wollte: ob der Mensch seine Pflicht Pflicht thun, und immer recht handeln müsse, oder nicht? ob er nach Glückseligkeit Glückseligkeit streben müsse, oder nicht? ob er glücklich werden könne ohne die Mittel, die er dazu in Händen hat, und ohne seine Kräfte zu gebrauchen? ob die deutliche und leben dige Kenntniß und Ueberzeugung von seinen Pflichten und ihrer Quelle, einer guten Gesinnung, von den seligen Folgen derselben, und von der besten Art, Art sie zu erlangen oder auszuüben, diesen fleißigen Gebrauch jener Mittel befördre befördere , oder hindre hindere ? Und doch haben viele, auch sehr verständige redliche Christen, wirklich dieses Studium nicht nur für entbehrlich, sondern selbst für schädlich gehalten, und gehalten. Oft sind sie auch in ihren Vorurtheile Vorurtheilen dagegen durch übertriebne übertriebene Lobsprüche auf diese Wissenschaft verstärkt worden. Beyderley Beiderlei ausschweifende Vorurtheile rühren von unrichtigen, unvollständigen oder überspannten Begriffe Begriffen her, die man sich von dem Umfang und von dem Zweck der Moral, von ihrem mehrern größeren oder mindern geringeren Einfluß auf denselben, und von dem Werth andrer anderer Mittel zur Glückseligkeit der Menschen macht, macht; und diese Vorurtheile fallen weg, wenn man alle diese Begriffe berichtigt. Schon die ganze Absicht und Natur dieser Wissenschaft zeigt, daß es, nächst der christlichen Glaubenslehre Glaubenslehre, keine Wissenschaft gebe, deren Werth und unmittelbarer Einfluß in die Glückseligkeit des Menschen mit ihrem dem ihrigen verglichen werden könne. Anm. Durch meinen Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung, zweyte zweite Ausgabe, Halle 1782 1782, in Octav 1782. 8. , hoffe ich mir den weitern Commentar über diese Sache, wie über die nächst vorhergehenden §§. erspart zu haben. M. s. Bartels, August Christian A. C. Bartel's über den Werth der christlichen Sittenlehre, Hamburg 1788. meinen Versuch: Ueber den Werth der Moral, der Tugend und der späten Besserung, zweyte Ausgabe, Halle 1782 Die zweite Auflage stammt aus dem Jahr 1783. A. C. Bartels' über den Werth der christlichen Sittenlehre, Hamburg 1788 August Christian Bartels (1749–1826) Werk Ueber den Werth und die Wirkungen der Sittenlehre Jesu besteht aus zwei Teilen (1788/1789). 204 491 . Wie diese edle Wissenschaft mit wahren wahrem Nutzen Nutzen studieret studiert werden könne, läßt sich aus dem leicht folgern, was bis her §. 200 – 202 487 – 89 200 – 202. über die Erfordernisse bey dieser Wissenschaft bei derselben , ausführlicher im gedachten Buche, auch oben §. 188 475 188. gesagt worden ist. Aber nirgends ist auch das für Annehmung alles Guten offne offene und willige Herz so unentbehrlich als hier. – Um die rechte Behandlung der christlichen Moral Moral nach der heil. Schrift und der Vernunft Venunft zu lernen, möchten die obigen Anmerkungen §. 145 432 f. und 156 443 f. sehr dienlich seyn. Anm. Die besten allgemeinern Schriften, welche die christliche Moral Moral enthalten, sind in der Anweisung zur thoelogischen theologischen Bücherkenntniß §. 272 f. angezeigt. Seitdem man angefangen hat, mehr die Natur Natur der menschlichen Seele Seele zu studieren, und darauf sowohl, als auf die genauer untersuchte Natur der Sittlichkeit überhaupt, die Moral zu gründen, haben wir sehr schätzbare Versuche über die Moral überhaupt erhalten, die keinem, wer der die christliche Moral recht studieren will, gleichgültig seyn müssen, unter welchen die philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero Cicero's Bücher Büchern von den Pflichten, von Garve, Christian C. Garve , Breslau 1783, in drey Bänden groß Octav, vorzüglich bemerkt zu werden verdienen dürfen . Anweisung zur theologischen Bücherkenntniß §. 272 f. Vgl. I § 43. philosophischen Bemerkungen und Abhandlungen zu Cicero's Bücher von den Pflichten, von C. Garve, Breslau 1783, in drey Bänden Vgl. I § 200 a. Zusatz des Herausgebers. Die älteren wissenschaftlichen Lehrbücher der christlichen Moral, folgen doch fast sämmtlich dem Ideengange irgend eines philosophischen System Systems, und zeichnen sich auch durch philosophischen Geist vor vielen Lehrbüchern der ältern Dogmatik aus. Dieß ist der Fall in den Systemen von Buddeus, Johann Franz Buddeus , Baumgarten, Siegmund Jacob Baumgarten , Canz, Israel Gottlieb Canz , Crusius, Christian August Crusius . Mosheim, Johann Lorenz von Mosheim ging einen freiern Gang, ward aber auch eben daher oft mehr wortreich als gründlich. Die Erscheinung der kritischen Philosophie hat auf die Wissenschaft einen sehr bedeutenden Einfluß gehabt. Ihr Stifter Kant, Immanuel Kant hatte selbst behauptet, sein Moralsystem sei in seinen Hauptideen vollkommen mit den Grundsätzen des christlichen übereinstimmend. Sein Prinzip sei kein anderes, als was Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christus seiner Lehre zum Grunde gelegt habe. Die große Sensation, welche diese Philosophie machte, der hohe und reine Geist, welcher sich besonders in dem praktischen oder moralischen Theil aussprach, das Anschließen desselben an die Aussprüche des neuen Testaments, bewog viele Theologen, nunmehr ihre theologischen Lehrbücher ganz nach den Kantischen Ideen zu bilden, dieselben Terminologieen zu gebrauchen, und allerdings wohl vieles in das neue Testament hineinzutragen, was in einer so populären Behandlung moralischer Wahrheiten kaum zu erwarten war. Die Compendien von Schmid, Johann Wilhelm F. W. Schmid , Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , Snell, Johann Peter Ludwig Snell , mit einigen Modificationen aber von Vogel, Paul Joachim Siegmund Vogel , Stäudlin, Karl Friedrich Stäudlin und Andern, liefern die Beweise. Andere, wie Reinhard, Franz Volkmar Reinhard , sträubten sich zwar Anfangs dagegen, nahmen aber doch unvermerkt immer mehr von den Kantischen Ideen auf, da sie sich von so vielen Seiten durch Würde und Consequenz empfahlen, wie dieß Garve, Christian Garve in seiner Schrift über die Moralprincipien alter und neuer Schulen, mit großer Unparteilichkeit ins Licht gesetzt hat. Das Moralsystem Reinhard, Franz Volkmar Reinhard's , wovon er den letzten Theil nicht vollenden konnte, bleibt übrigens ein Hauptbuch, mehr durch seine Anordnung, die Wiederholungen unvermeidlich machte, als durch den Schatz von Kenntniß, Gründlichkeit der Exposition vieler Materien, und die reiche und gewählte Literatur. Fast könnte man übrigens fürchten, daß die beinahe ganz philosophische Gestalt, welche die christliche Sittenlehre Sittenlehre erhalten, ihren eigenthümlichen Charakter zu sehr in Schatten gestellt, und daß sie wohl eigentlich, um sich von der philosophischen zu unterscheiden, mehr unmittelbar aus ihrer Urkunde hergeleitet werden müßte. Eine solche Bearbeitung liegt, wenn Gott mein Leben fristet, in meinen Plänen für die Zukunft. D. H. Buddeus Vor seinem Wechsel nach Jena im Jahre 1705 bekleidete Johann Franz Buddeus (1667–1729) ab 1693 eine Professur für Moralphilosophie und ab 1704 für Theologie in Halle. Neben Crusius (s.u.) zählt er zu den bedeutendsten Gegnern der Philosophie Christian Wolffs, der sich seinerseits gegen die Umsturz- und Atheismusvorwürfe robust zur Wehr setzte. Mit Blick auf die Sittenlehre sind die 1719 ins Deutsche übersetzten und 1721 von Johann Anton Strubberg (1696–1731) in Tabellenform gebrachten Institutiones theologiae moralis (1711) zu nennen. Baumgarten Durch sein umfangreiches Werk und als Schulhaupt (Semler, Nösselt u.a.) gehört Siegmund Jacob Baumgarten (1706–1757) zu den prägendsten Gestalten der bereits als Student bezogenen Universität Halle. Von hier aus hat er die theologische Entwicklung nicht nur des 18. Jh.s entscheidend beinflusst, Voltaire sah in ihm gar die Krone deutscher Gelehrsamkeit. Die christliche Sittenlehre hat Baumgarten, der nach der Vertreibung Wolffs aus Halle dessen Lehre zu behaupten suchte, insbesondere in seinem Unterricht vom rechtmäßigen Verhalten eines Christen oder Theologische Moral zum academischen Vortrag ausgefertiget (1738; 4 1750) bearbeitet. Dass Alexander Gottlieb Baumgarten und seine Ethica philosophica (1740) gemeint sein könnten, erscheint unwahrscheinlich. Canz Mehr noch als Baumgarten zeichnet der Tübinger Israel Gottlieb Canz (1689–1753), zunächst Professor für Beredsamkeit und Dichtkunst, dann für Logik und Metaphysik und ab 1747 Professor der Theologie, für die Anwendung der Wolffschen Philosophie auf die Theologie verantwortlich, auch wenn dieser v.a. in Philosophiae Leibnitianae et Wolffianae usus in theologia (1728) vorgetragene Ansatz (1732 und 1737 folgten zwei weitere Bände) massive Angriffe seitens der Theologischen Fakultät und der Kirche bis hin zur Zensur nach sich zog. Räumlich unmittelbar auf Württemberg beschränkt, wird Canz gleichwohl eine besondere Rolle innerhalb der theologiegeschichtlichen Entwicklung hin zur Neologie zugesprochen. Die christliche Sittenlehre ist im Unterricht von den Pflichten der Christen, oder theologische Moral, zum academischen und allgemeinen Gebrauch ausgefertigt (1749) abgehandelt. Crusius Der von der Orthodoxie respektierte, in neologischen Kreisen dagegen verspottete Christian August Crusius (1715–1775) wirkte ab 1744 als außerordentlicher Professor der Philosophie und ab 1750 als Professor der Theologie in Leipzig (als entschiedener Gegner Ernestis) dem Wolffianismus entgegen. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang auch auf seinen Einfluss auf Kant hingewiesen. Theologisch war Crusius' von Johannes Coccejus (1603–1669) und den apokalyptischen Vorstellungen Johann Albrecht Bengels beeinflusst. In seiner Konzeption der Sittenlehre, wie sie v.a. in der zweibändigen Darstellung Kurzer Begriff der Moraltheologie oder nähere Erklärung der praktischen Lehren des Christenthums (1772/1773) niedergelegt ist, wird der Gehorsam gegen den Willen Gottes zum obersten Prinzip erhoben, Moral also theonom begründet. Mosheim Im Hinblick auf die christliche Moral verbindet sich der Name Johann Lorenz von Mosheims insbesondere mit der fünfbändigen Sitten-Lehre der Heiligen Schrift (1735–1753), die von Johann Peter Miller (1725–1789), einem Schüler und Vertrauten Mosheims, um vier Bände erweitert wurde (1762–1770). Nicht zuletzt aufgrund der immer wieder gerügten Weitschweifigkeit besorgte Miller zudem einen Auszug (1765). Compendien von F. W. Schmid, Ammon, Snell Gemeint ist der auch als Moralschmid bekannte Johann Wilhelm Schmid (1744–1798), der den zunächst in kleineren Schriften vertretenen Einklang von philosophischer und theologischer bzw. kantischer und christlicher Moral in seiner Theologische[n] (1793) und der Christliche[n] Moral (1797–1804), deren zweiter und dritter Band von Carl Christian Erhard Schmid (1761–1812) besorgt wurden, ausgeführt hat. Kompendiösen Charakter haben sein Kurzer Abriß der Religions- und Sittenlehre für die christliche Jugend (1791) sowie das Lehrbuch der theologischen Moral für Vorlesungen (1794). Ebenfalls unter dem Einfluss Kants stehen Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Die christliche Sittenlehre nach einem wissenschaftlichen Grundrisse zunächst für seine Vorlesungen (1795) sowie Johann Peter Ludwig Snells (1764–1817) Critik der Volksmoral für Prediger nach Kantischen Grundsätzen bearbeitet (1793). Vogel, Stäudlin Für Paul Joachim Siegmund Vogel (1753–1834) ist das aus dem Lehrbuch der christlichen Moral zu akademischen Vorlesungen (1803) hervorgegangene Compendium der christlichen Moral zu akademischen Vorlesungen (1805) zu nennen, aus den unterschiedlichen Arbeiten Karl Friedrich Stäudlins (1761–1826) zur Moral kommen der die Tugendlehre enthaltende erste Teil der Grundrisse der Tugend- und Religionslehre zu akademischen Vorlesungen für zukünftige Lehrer in der christlichen Kirche (1798), die Grundsäze der Moral zu akademischen Vorlesungen für zukünftige Lehrer in der christlichen Kirche (1800) sowie dessen Neues Lehrbuch der Moral für Theologen nebst Anleitungen zur Geschichte der Moral und der moralischen Dogmen (1813) in Frage. Reinhard Indem Franz Volkmar Reinhard in seiner Moralkonzeption zum einen auf Begründungen aus der Wolffianischen Tradition zurückgreift, zum anderen aber auch die Lektüre Kants erkennen lässt, markiert sein zweibändiges System der christlichen Moral (1788), in späteren Auflagen auf fünf Bände erweitert, einen Übergang. Aufgrund seines Verhaftetseins im Wolffianismus wird Reinhard bisweilen auch als konservativer Aufklärer bezeichnet. Garve in seiner Schrift über die Moralprincipien alter und neuer Schulen Christian Garves Uebersicht der vornehmsten Principien der Sittenlehre, von dem Zeitalter des Aristoteles an bis auf unsre Zeiten (1798) reicht bis Kant. Zeitnah erschienen auch Eigene Betrachtungen über die allgemeinsten Grundsätze der Sittenlehre. Ein Anhang zu der Uebersicht der verschiednen Moralsysteme (1798). Moralsystem Reinhard's, wovon er den letzten Theil nicht vollenden konnte S.o. Eine solche Bearbeitung liegt […] in meinen Plänen für die Zukunft Den Plan einer christlichen Sittenlehre auf biblischer Grundlage hat Niemeyer nicht mehr umgesetzt. 205 492 . Noch könnte man als Theile der christlichen Moral Moral das ansehen, was manche Manche unter dem Na men der Casuistik, Ascetik und Mystik begreifen. – Unter dem Namen der Casuistik Casuistik , Casuistik oder casuistischen Theologie, könnte versteht man sich eine Anweisung denken, wie Anweisung, die göttlichen Gesetze auf vorkommende einzelne einzle Fälle mit Vorsichtigkeit müßten angewendet werden Vorsicht anzuwenden . Weil aber diese weise Anwendung stets in Rücksicht auf die ins Unendliche verschiedne verschiedene Umstände bey bei einzelnen einzeln Fällen geschehen muß, so sind der dahin gehörigen allgemeinen Regeln Regeln nur so wenige, und sie sind so allgemein, daß sie bey bei der wirklichen Anwendung viel zu unzureichend sind. Und dieses wenige Wenige , z. B. über die Collision Collision der Pflichten Pflichten, kan kann ja in der Moral eben sowohl mit vorgetragen werden, ohne daß man nöthig hat, eine besondere Wissenschaft daraus zu machen. Der beste Unterricht in einer solchen vorsichtigen Anwendung Anwendung Anwendung, liegt in recht deutlichen und bestimmten Begriffen von unsern Pflichten, in genauer Aufsuchung der Absichten Gottes bey bei besondern Gesetzen oder ihres Geistes im Gegensatz des bloßen Buchstabens , und in genau bestimmten Gründen, die uns wozu zu etwas verpflichten, wozu hernach eine reifliche Erwegung Erwägung der jedesmaligen Umstände kommen muß. Die fleißige Uebung Uebung in praktischer Beobachtung und Beurtheilung (§. 209 ) nach gedachten Begriffen, Absichten und Gründen; das Studium der moralischen Natur des Menschen und der Geschichte, (§. 222 ); und die sorgfältige Aufmerksamkeit auf (freylich (freilich nicht häufige) Beyspiele Beispiele von weisen Entscheidungen solcher einzelnen einzeln Fälle, helfen hier weit mehr, als das ängstliche Studium allgemeiner Regeln. Die meisten casuistischen Schriftsteller sprechen mehr nach Herkommen, menschlichem Ansehen und Gutdünken, als nach ge dachten richtigen Grundsätzen und Beobachtungen, Beobachtungen; verlieren sich auch zum Theil so sehr in bloß abstrakten abstracten Speculationen Speculationen, daß ihre Versuche, der Moral und brauchbaren Entscheidung einzelner einzler Fälle danach, mehr schädlich als nützlich worden geworden sind. 206 493 . Ascetik Ascetik (Uebungslehre) , als ein Theil der Moral Moral genommen, wird 1) bisweilen in weiterm Verstande von der Anweisung verstanden, tugendhaft gottselig zu werden, und sich so zu beweisen. So fern die Moral überhaupt auch von den Mitteln zur Tugend Tugend Gottseligkeit handelt, und bey bei den einzelnen einzeln Pflichten Pflichten die beste Art zeigt, wie sie ausgeübt werden müssen (§. 202 489 202. ), macht sie eine besondre besondere Wissenschaft dieser Art entbehrlich. Es ist auch nicht rathsam, sie von der Moral zu trennen, weil gegründete und nicht willkürliche Regeln oder Rathschläge auf deutlichen und bestimmten Begriffen von der wahren Gottseligkeit Gottseligkeit und unsern Pflichten beruhen müssen. Gründet man sie darauf nicht – und das scheinen die zu thun, welche Ascetik noch von Moral unterscheiden: – so können ascetische Schriften viel Gutes enthalten, das aber nicht immer allgemein wahr und nützlich ist; sie legen auch gemeiniglich ist, auf zufällige Dinge zu großen grossen Werth legt , und mischen so so so manches Willkürliche und Irrige mit ein einmischt , daß man sich nicht sicher auf sie verlaßen kan verlassen kann darauf verlassen kan , ja oft, bey bei der besten Meinung, zu Ausschweifungen ver leitet wird. – Bisweilen aber unterscheidet man auch moralische und ascetische Schriften 2) nachdem sie mehr auf Erkenntniß der Tugend Gottseligkeit und unsrer unserer Pflichten, oder mehr auf das Herz und zur Beförderung des Eindrucks jener Erkenntniß arbeiten. – Beydes Beides sollte nicht getrennt werden, obgleich das Eine zunächst mehr der Zweck des Un terrichts seyn könnte, als das Andre Andere . – Manchmal nennt man auch 3) moralische Schriften, Schriften die, welche mehr durch deutliche Begriffe und Bewegungsgründe, und ascetische, die mehr durch sinnliche Vorstellungen die Gottseligkeit lehren und empfehlen sollen. Beyderley Beiderlei Vortrag kan kann nach Beschaffenheit der Umstände Umstände nützlich seyn (§. 175 – 177 462 – 64 175 – 177. ), und müßte billig, so weit es möglich ist, verbunden werden; nur müßte man auch bey bei jedem das nicht aus der Acht laßen lassen , was oben (§. 174 461 174. ) gesagt worden ist. – Wollte man aber aber, wie Einige gethan haben, 4) Ascetik eine Anweisung zu einen einem Vortrag von der letztern Art nennen: nennen, so würde Ascetik von der Anweisung zum populären Vortrag Anweisung zum populär populären Vortrag nicht verschieden seyn. 3) In der ersten Auflage der Anweisung fehlt die Aufzählungszahl „3)“, auf „2)“ folgt „4)“. 207 494 . Bey Bei den schwankenden Begriffen, die man mit dem Wort Mystik Mystik oder mystische Theologie verknüpft, scheint es doch, wenn man auf den Gebrauch Acht giebt, den man von diesem Namen macht, und nach diesem einen bestimmten Begriff Begriffe sucht, daß sich diese verschiedne verschiedenen Begriffe auf drey drei zurückführen laßen. lassen. lassen: 1) Eine Anwei sung, Gott ähnlich ähnlich zu werden Anweisung, Gott ähnlich zu werden . Alsdann Alsdenn ist sie, wenn es nur von einer sittlichen, nicht physischen, Aehnlichkeit verstanden wird, von der Moral eigentlich nicht verschieden, ausser außer daß man in dieser letztern auch vieles, was recht ist, ohne Beziehung auf Gott Gott betrachten kan kann , und daß gewisse Pflichten Pflichten, z. B. Erhaltung unsers Lebens durch gesunde Nahrungsmittel und gute Lebensordnung, zwar immer Gottes Willen gemäß seyn müssen, aber in Gott nichts Aehnliches haben. In einem andern Sinn versteht man darunter 2) Anweisung zu Uebungen überhaupt, wo durch man zu dieser Aehnlichkeit mit Gott gelangen kan. Alsdenn kann. Alsdann wäre sie mit der Ascetik im ersten Verstande (§. 206 493 ) einerley 206. ) einerlei , und ein Theil der Moral. 3) Im eigentlichsten und engsten Verstande aber, eine Anweisung zu solchen Uebungen, wodurch man, vermittelst des unmittelbaren Einflusses Gottes, dem man sich ganz überläßt, ohne ihn durch den Gebrauch eigner eigener Kräfte oder äusserlicher äußerlicher Hülfsmittel zu stören, zur höchst möglichsten Aehnlichkeit Aehnlichkeit mit Gott, in Gesinnungen und in Seligkeit, gelangt. Hiebey Hierbei würde dann denn unser Betragen zu diesem Zweck, nicht auf dem Gebrauch und Befolgung weder der Vernunft Vernunft, noch der heil. Schrift beruhen, beruhen; wenigstens würde, was diese beyde beide uns von Gottes Willen lehren, erst dem Ausspruch unsrer unserer innern Empfindungen unterworfen werden; welches werden müssen. Dieß ist der nächste Weg zur Schwärmerey Schwärmerey ist Schwärmerei . Da nun die Verwechselung unsrer Phantasien Phantasieen mit unsern Empfindungen Empfindungen so leicht ist, und wir ausser außer dem Gebrauch der Vernunft und der heil. Schrift schlechterdings kein Mittel haben, Wahres vom Falschen, göttliche Weisheit von menschlicher Thorheit, zu unterscheiden: so mag immerhin die Mystik, oder was man durch ihre Anweisung lernt, viel Schätzbares enthalten, welches, nach der Vernunft und Schrift geprüft, und danach geläutert, uns wenigstens manches Gute eindrücklicher machen kan, kann; aber trüglich bleibt sie vor für sich immer, und verdient ohnehin, da sie nicht auf deutlichen Begriffen beruht, auf keine Weise den Namen einer Wissenschaft nicht . Anm. S. noch die Anweisung zur Kenntniß der theologischen Bücher Bücher, §. 280 f. { Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie. D. H. } Anweisung zur Kenntniß der theologischen Bücher §. 280 f. Vgl. I § 43. Mehr über diesen Gegenstand, namentlich die Mystik unserer Zeit, im 3ten Theil bei der praktischen Theologie Im dritten Teil der Anweisung kommen einzig die Ausführungen zum Begriff der Salbung in Frage (vgl. III § 55). 208 495 . Ehe man zur systematischen Theologie schreitet, ist es zur deutlichen Ueberzeugung nothwendig, vorher eine feste Ueberzeugung Ueberzeugung von den Sätzen zu haben, worauf das göttliche Ansehn Ansehen der heiligen Schrift und der darin enthaltnen erhaltenen Lehre sowohl, als der Glaubwürdigkeit Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte beruht, ohne welche Ueberzeugung die aus der heil. Schrift gezogne gezogenen Sätze nicht können als sicher angenommen und aufgeklärt werden können . Diese vorläufig nothwendigen Sätze müssen also nicht erst aus der heil. Schrift, sondern schon anderwärtsher aus Betrachtung der Natur bekannt und erweislich seyn; seyn: und dahin gehört 1) alles Alles , was uns von Gott Gott, seinen Eigenschaften, und dem daraus fließenden fliessenden Verhältniß zwischen ihm und uns aus der Natur uns, natürlich bekannt seyn kan. kann; 2) Alles Alles, was die Geschichte der Bibel Bibel selbst, und der darin vorgetragnen vorgetragenen Lehre angeht, deren gött liches Ansehn Ansehen mit deutlicher Ueberzeugung erkannt werden soll; folglich sowohl die Geschichte der biblischen Bücher, wenigstens der ganzen Sammlung, die wir unter dem Namen der heil. Schrift für eine Quelle der göttlichen Wahrheit ansehn ansehen , als auch die Geschichte der darin stufenweise bekannt gemachten göttlichen Offenbarungen Offenbarungen. Und da diese letztre letztere meistens und allein recht zuverläßig zuverlässig aus der Bibel selbst geschöpft, das göttliche Ansehn Ansehen dieser Nachrichten aber nicht schon vorausgesetzt werden kan kann : so ist nicht nur eine Kenntniß der Regeln Regeln nöthig, wonach die Glaubwürdigkeit dieser Nachrichten kan kann erwiesen werden, sondern wir bedürfen auch historischer Kenntnisse, wonach sich um darthun laße lasse zu können , daß die in den biblischen Büchern vorkommende vorkommenden Nachrichten von den göttlichen Lehren und ihrer Geschichte, alle Kennzeichen der Glaubwürdigkeit haben. 209 496 . Jene natürlich natürlichen Kenntnisse von Gott Gott sind zwar in der natürlichen Theologie (§. 195 ) enthalten, und die andern vorläufigen historischen Kenntnisse von der Bibel Bibel und von ihrer Geschichte Geschichte, findet man in den Büchern, welche die Kritik der heiligen Schrift, oder eine Einleitung in das alte und neue Testament liefern (§. 25. 34 34. 312. 321 und 51 338 51. ); auch pflegt man die nothwendigsten hieher hierher gehörigen Kenntnisse vorläufig bey bei Abhandlung der dogmatisch dogmatischen Theologie vorzutragen. – Allein in der natürlichen Theologie nimmt man nicht immer Rücksicht auf die Möglichkeit und die Kennzeichen einer nähern göttlichen Offenbarung Offenbarung; es laßen lassen sich auch von vorne her zwar wohl Merkmale angeben, woran eine fälschlich vorgegebne vorgegebene Offenbarung erkannt werden kan kann , aber keine unleugbare unläugbaren Kennzeichen, woran eine wirklich wahre Offenbarung zu erkennen wäre ist . Ueberdies kan Ueberdieß kann man diese, jedem jeden Menschen nothwendige nothwendigen , Kenntnisse von Gott Gott, nicht gemeinnützig und anschaulich genug machen, um lebhafte Eindrücke davon zu befördern, befördern: und daher sind Betrachtungen über die sichtbare Natur Natur, und die in ihr unleugbar unläugbar herrschende Ordnung Ordnung und Absichten sehr nöthig (§. 197 ) , die unmöglich so in der Kürze vorgelegt werden können, sondern vielmehr ein besondres besonderes Studium erfordern. – In den sogenannten Einleitungen in die heil. Schrift Schrift, oder zur biblischen Kritik Kritik, sind entweder, nach ihrer eingeschränkten Absicht, nur die historischen Kenntnisse vorgetragen, ohne eine nähere Anwendung auf das göttliche Ansehen, oder auch nur auf die Glaubwürdigkeit der biblischen Bücher zu machen, oder daraus den Beweis Beweis für dieselbe deutlich zu führen; oder dieser Beweis ist mit so weniger Genauigkeit und Discretion geführt, daß man darauf keine sichere sichre Ueberzeugung gründen kan kann . – Endlich, wenn man auch den Beweis des göttlichen Ansehens dieser Bücher wohl entbehren könnte: könnte, so ist es doch sehr nöthig, die Vorurtheile wegzuräumen, und die allgemeinen Zweifel zu heben, die man mit großem grossem Schein gegen die biblischen Bücher oder deren Inhalt machen kan kann , als welche weit mehr die wahre Ueber zeugung von ihrem großen grossen Werth hindern, als der Mangel eines Beweises von ihrem göttlichen Ursprung. Denn jene hindern selbst die Aufmerksamkeit auf diese Bücher und deren Gebrauch; ist man aber erst so weit gebracht, daß man sie nur mit unbefangnem unbefangenem Gemüth lieset, betrachtet, und die Probe davon macht, was für selige Folgen aus der Beobachtung ihrer Lehren entstehn entstehen : so rechtfertigt sich nachher nachwärts ihr göttlicher Werth von selbst. – Aus allen diesen Ursachen sind besondere besondre Vorlesungen über die Wahrheit Wahrheit und den Werth Werth der Religion Religion und des Christenthum Christenthums überhaupt, oder das Studium dahin abzielender Bücher sehr zu empfehlen; zumahl empfehlen, zumal wenn die Umstände der Zeit dergleichen Untersuchungen noch weit nothwendiger machen als andre andere über besondre besondere angebliche Lehren des Christenthums. Anm. Die vornehmsten sind in der Anweisung etc. §. 178 bis 197 197. angeführt. Anweisung etc. §. 178 bis 197 Vgl. I § 43. Vierter Theil Theil . symbolisch Symbolische Theologie. 210 497 . Wenn ganze Gesellschaften sich über Lehren der Religion von anders Denkenden getrennt, und diese Lehren, darin sie von andern abgehn abgehen , oder die Vorstellungen, welche sie für die richtigsten über gewisse Lehren halten, in öffentlichen und feyerlichen feierlichen Aufsätzen vorgetragen haben: so nennt man diese Aufsätze Symbolen Symbolen Symbole oder Bekenntnißschriften Bekenntnißschriften , auch wohl, wenn sie ausführlich sind, symbolische Bücher , die also nichts anders sind sind, als Erklärungen einer besondern Religionspartey Religionspartey Religionsparthey Religionspartei über das, was sie in der Religion für wahr hält, vornemlich vornehmlich im Widerspruch gegen andre andere von ihr verschiedne Parteyen Partheyen verschiedene Parteien . Anm. Dergleichen symbolische Schriften sind alsdann alsdenn stets dann erst für nothwendig befunden worden, wenn sich eine Partey Partey Parthey Partei von der andern über gewisse Lehren oder Vorstellungen zu trennen für nöthig befunden getrennt hat, um zu zeigen zeigen, worüber sie sich von ihnen getrennt habe, bisweilen auch mit, um gehäßige gehässige Vorwürfe von Irrthümern von sich abzulehnen. Daher sind solche Schriften nur Zeugnisse von den Lehren einer Partey Parthey Partei ( Formul. Concord. p. 570 und 572), auch keinesweges ein Verzeichniß oder Inbegriff aller ihrer Lehren; Lehren, so wenig wie dadurch weitere Aufklärung Aufklärung der Lehre gehemmt werden soll ( s. soll. ( S. Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels , Kap. 18). 18.) Formul. Concord. p. 570 und 572 Zur Konkordienformel vgl. II § 83. Die Seitenzahlen beziehen sich vermutlich auf eine Ausgabe des Konkordienbuches (vgl. II § 212). Nochmalige Hauptvertheidigung des - - Augapfels, Kap. 18 Die von Matthias Hoë von Hoënegg (1580–1645) in kurfürstlichem Auftrag verfasste Nohtwendige Vertheidigung Des heiligen Römischen Reichs Evangelischer Chur-Fürsten und Stände AugApffels. Nemlich der wahren reinen ungeänderten Kayser Carln dem fünfften Höchstlöblichster Gedächtniß Anno 1530 ubergebenen Augspurgischen Confession, und des auff dieselbe gerichteten hochverpoenten ReligionFrieds (1628) zog eine Reihe von Streitschriften nach sich, so dass eine Nochmahlige unvermeidenliche und gründliche Haupt-Vertheidigung Des […] Aug-Apffels (1630) notwendig erschien. Das Bild des Augapfels geht auf Spr 7,2 zurück und wird in den Titeln der Streitschriften in kreativer Weise aufgegriffen ( Brillenputzer, Starenstecher u.Ä.). 211 498 . symbolisch Symbolische Theologie wird entweder mehr im dogmatischen oder mehr im historischen Ver stande genommen. Im erstern Fall würde sie im weitern Verstande eine Vorstellung der christlichen Lehre nach den verschiednen verschiedenen Vorstellungen aller christlichen Parteyen Partheyen Parteien seyn, wenigstens sofern sie diese Vorstellungen in ihren Bekenntnißschriften Bekenntnißschriften geäussert geäußert haben. Dies Dieß wäre immer nützlich, ihren Unterschied kennen und danach wählen zu lernen, zu welcher man sich, nach seiner Ueberzeugung, zu halten hätte; wiewohl man diesen Unterschied, nur nicht zu so bequemer Uebersicht, auch in polemischen Büchern findet. Im engern Verstande aber wäre sie eine Vorstellung der christlichen Lehre nach den symbolischen Schriften einer gewissen Kirche Kirche; und würde sie ausgeführt, d. i. der darin gegründete Lehrbegriff Lehrbegriff einer Kirche weiter aus einander auseinander gesetzt, und, besonders nach den in solchen symbolischen Schriften selbst vorgetragnen vorgetragenen Beweisen, bestätigt: so würde dergleichen Theologie nichts anders seyn, als theologisches System einer solchen Kirche; nur mit dem Unterschied, daß es kein vollständiges System wäre, weil nicht alle Lehren einer Kirche in symbolischen Büchern vorgetragen werden. (§. 210 497 210. Anm. ) – Aber gemeiniglich nimmt man symbolische Theologie in einem mehr historischen Sinn Sinne von dem Inbegriff der historischen und Lehrkenntnisse, die zum richtigen Verstande der symbolischen Schriften einer gewissen Kirche erfordert werden. – Im engsten und gewöhnlichsten Sinn heißt sie bey bei uns, in der evangelischen Kirche augspurgischer augsburgischer Confession Confeßion , der Inbegriff aller solcher Kenntnisse, die zur Einsicht in den richtigen Verstand des sogenannten Concordienbuch Concordienbuchs, wenigstens der fünf ersten Stücke derselben, derselben (der augspurgischen Confeßion augsburgischen Konfession , ihrer Apologie, der schmalcaldischen schmalkaldischen Artikel und des größern grössern und kleinern kleinen Catechismi Luther, Martin Luthers ,) Katechismi Luthers ), gehören. Auf diese Bedeutung Andeutung schränken wir uns hier ein. Concordienbuchs Das 1584 auch auf Latein erschienene Konkordienbuch (1580) wurde unter dem Titel Concordia. Christliche, wiederholete, einmütige Bekenntnüs nachbenannter Churfürsten, Fürsten und Stände Augsburgischer Confession und derselben Theologen Lehre und Glaubens am 50. Jahrestag der Verlesung des Augsburger Bekenntnisses (25.6.1530) veröffentlicht und enthält neben den im Folgenden genannten Texten zudem die drei altkirchlichen Hauptbekenntnisse ( Apostolicum, Nicäno-Konstantinopolitanum, Athanasianum ), als Ergänzung zur Confessio Augustana (s.u.) Melanchthons De potestate et primatu papae tractatus , die Konkordienformel (vgl. II § 83) sowie eine Zusammenstellung altkirchlicher Zeugnisse für die lutherische Christologie ( Catalogus Testimoniorum ). Obgleich das Konkordienbuch in einigen Gebieten nicht angenommen und in anderen später wieder für unverbindlich erklärt wurde, stellt es dennoch die verbreitetste Sammlung der lutherischen Bekenntnisschriften dar. augspurgischen Confeßion Bei dem im Wesentlichen auf Melanchthon zurückgehenden Augsburger Bekenntnis ( Confessio Augustana [CA] ) handelt es sich um die wichtigste Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche. Als Karl V. (1500–1558) Anfang 1530 einen Reichstag nach Augsburg einberief, erhofften sich die protestantischen Stände nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden Türkengefahr Zugeständnisse des Kaisers. Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468–1532) ließ eine theologische Rechtfertigungsschrift für sein religionspolitisches Vorgehen ausarbeiten, die während der Reise nach Augsburg und auch nach der Ankunft weiter umgearbeitet und erweitert wurde. Als Grundlage dienten dabei bereits bestehende Lehrartikel (vgl. II § 212). Da Karl V. jedoch wider Erwarten nicht zu den erhofften Zugeständnissen bereit war, wurde der ursprünglich kursächsische Text auch mit Blick auf die übrigen protestantischen Reichsstände angepasst, so dass es sich nunmehr um ein umfassendes evangelisches Bekenntnis handelte. Der deutsche Text wurde am 25.6.1530 vor dem Kaiser verlesen und anschließend zusammen mit einer lateinischen Fassung übergeben. Das Bekenntnis selbst zerfällt in zwei Hauptteile: die Hauptartikel des protestantischen Glaubens (CA 1–21) und solche Artikel, in denen die von den Protestanten angeprangerten kirchlichen Missbräuche aufgezählt werden ( articuli, in quibus recensentur abusus mutati ) (CA 22–28). Da Melanchthon das Bekenntnis immer wieder redigiert hat, wird zwischen der Confessio Augustana invariata (1530) und einer bis in die 1660er Jahre (vgl. II § 212) deutlich breiter rezipierten, den theologischen und konfessionspolitischen Entwicklungen angepassteren Confessio Augustana variata (1540) unterschieden, doch fand nicht die variata , sondern die invariata Aufnahme in die Konkordienformel (vgl. II § 83) und damit auch in das Konkordienbuch (s.o.). ihrer Apologie Da die altgläubige Widerlegung des Augsburger Bekenntnisses (s.o.), die sog. Confutatio , am 3.8.1530 zwar verlesen, den Protestanten jedoch nicht ausgehändigt wurde, waren Melanchthon u.a. bei der Ausarbeitung der Apologie ( Apologia Confessionis Augustanae ) zunächst auf Mitschriften angewiesen. Nachdem Karl V. (1500–1558) die Annahme der Apologie verweigert hatte, kam Melanchthon unversehens doch in den Besitz der Confutatio und gestaltete den Text der Apologie grundlegend um. Ein im Frühjahr 1531 erschienener lateinischer Drucktext ( Quarttext ) wurde von Melanchthon bis zum September 1531 überarbeitet ( Oktavtext ), ein kurz darauf von Justus Jonas verfasster deutscher Text der Apologie wurde 1533 von Melanchthon revidiert. Obgleich der Oktavtext in der Reformationszeit größere Bedeutung hatte, bot die lateinische Übersetzung des Konkordienbuches (1584) (s.o.) wieder den Quarttext . Ihrem Entstehungszusammenhang gemäß ist die dem Aufbau der Confessio Augustana folgende Apologie stark von dem gescheiterten Reichstag zu Augsburg geprägt und reagiert mit aller Schärfe auf die in der Confutatio , aber auch auf die in den Augsburger Gesprächen vertretenen altgläubigen Positionen. schmalcaldischen Artikel Die Ende 1536 auf Bitte des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. (1503–1554) von Luther verfassten Schmalkaldischen Artikel sollten ursprünglich in Sinne eines theologischen Testaments die nach dem Ableben des lebensbedrohlich erkrankten Reformators zu erwartenden innerprotestantischen Lehrstreitigkeiten verhindern. Dringlich wurde die Frage nach einem lutherischen Lehrbekenntnis kurz darauf zusätzlich auch durch die Einberufung eines allgemeinen Konzils in Mantua durch Papst Paul III. (1534–1549), so dass Johann Friedrich I. nun auch Melanchthon, Agricola u.a.m. hinzuzog. Die Anfang 1537 von Luther übersandten und von Melanchthon nur unter Vorbehalt mitgetragenen Artikel wurden dem Schmalkaldischen Bund zur Annahme vorgelegt, jedoch abgelehnt. Melanchthon verfasste daraufhin seinen De potestate et primatu papae tractatus , der von der Bundesversammlung angenommen wurde. Verschärft und mit neuem Vorwort veröffentlichte Luther die Schmalkaldischen Artikel nun als Privatschrift, die wie Melanchthons Traktat später ins Konkordienbuch (s.o.) aufgenommen wurde. Sie enthält deutliche Aussagen über die Opfermesse und das Papsttum, die als Verfehlungen gegen das Amt und die Ehre Christi und daher als Werke des Antichristen dargestellt werden. größern und kleinern Catechismi Luthers Der zunächst auf Niederdeutsch, dann auf Hochdeutsch erschienene Kleine Katechismus (1529) lag bis zu Luthers Tod in über 60 Ausgaben vor und wurde schnell auch in andere europäische Sprachen übersetzt. Neben der religiösen Kurzunterweisung diente der Kleine Katechismus vielfach auch als Lehrbuch für den ersten Lese- und Schreibunterricht. Der umfangreichere, zuerst als Deudsch Catechismus erschienene Große Katechismus (1529) wird auch als Ersatz für die von Luther nicht in einem eigenen Werk abgehandelte Dogmatik verstanden, Luther selbst hielt ihn neben De servo arbitrio für sein gelungenstes Buch. Die inhaltlich v.a. auf Predigten zurückgehenden Katechismen stehen im Zusammenhang der ab 1528 durchgeführten kursächsischen Visitationen und richten sich an Pfarrer und Prediger, aber auch an Hausväter, die Luther, der die Katechismen als Laienbibel verstand, im Hinblick auf die religiöse Erziehung in besonderem Maße in der Pflicht sah. Im Zuge der Bekenntnisbildung und der Aufnahme in das Konkordienbuch (s.o.) wurden die katechetisch-seelsorgerlich angelegten Katechismen zu Bekenntnisschriften und damit zur verbindlichen Lehrnorm. Erklärt werden die Zehn Gebote, das Apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser sowie Taufe, Beichte und Abendmahl, der Kleine Katechismus bietet zusätzlich den Morgen- und Abendsegen, Tischgebete ( Benedicite und Gratias ), die Haustafel sowie das Trau- und das Taufbüchlein. 212 499 . In dieser symbolisch symbolischen Theologie müßte muß theils die Geschichte solcher symbolischen Bücher selbst genau vorgetragen, theils ein hinlänglicher und richtiger Commentar über ihren Text gegeben werden. – Jene müßte muß 1) von der Veranlaßung Veranlassung , dem Verfasser und den Zeitumstände Zeitumständen, unter welchen ein solches Buch abgefaßt ist, eine richtige Vorstellung machen; denn ohne diese muß würde vieles in dergleichen einem solchen Buche unverständlich bleiben, oder falsch erklärt werden, weil es sich auf damalige Zeitumstände, Bedürfnisse, Begriffe, Meinungen und Gewohnheiten bezieht. – Danach schränkt sich auch der Zweck eines solchen symbolischen Buchs ein, dessen Inhalt und einzelne einzle Aeusserungen Aeußerungen nur, nach ihrem Zweck Zwecke, gewissen damaligen Irrthümern und Sätzen widersprechen, oder den Verdacht derselben ablehnen sollten, folglich auch nur in dem Sinn zu nehmen sind, in welchem sie von denenjenigen denen genommen wurden, welchen denen man wi dersprechen, oder gegen die man sich rechtfertigen wollte. ( z. B. Augsp. Z. B. Augsb. Conf. Art. 17, und Art. 7. Abus. p. 42 seq. ) – Ist der Verfasser eines solchen Buchs oder sind aus der Geschichte Aufsätze bekannt, woraus dasselbe hernach ein solches Buch selbst entstanden ist, oder wodurch es hat sollen authentisch avthentisch erklärt werden: so giebt dieses den besten Aufschluß nicht nur über den Zweck einzelner einzler Theile des geäusserten geäußerten Lehrbegriffs, sondern auch über den wahren Sinn einzelner einzler Sätze und Ausdrücke, wenn man sie nach solchen Aufsätzen und des Verfassers sonst bekannten Begriffen und Sprachgebrauch nimmt; nimmt, wofern nicht durch eine andre andere authentische avthentische Erklärung Erklärung dererjenigen derjenigen , die ein solches Buch zu einem öffentlichen gesetzmäßigen Bekenntniß zu machen das Recht hatten, oder durch den ganzen Geist der Lehre einer solchen Partey Partey Parthey Partei , deren Bekenntnißbuch es ist, der Sinn anders bestimmt wird. – Ausser dem Außerdem zeigt auch diese Geschichte, ob und wie weit ein solches Buch eine solche Schrift irgendwo ein symbolisches und verpflichtendes Ansehn Ansehen bekommen habe oder nicht. Anm. So müßte sollte von Rechts wegen bey bei Erklärung der Apogie Apologie der augspurgischen Augspurger Confeßion augsburgischen Confession nicht nur die Confutation der augsp. augsb. Conf. von einigen papistischen Theologen, der eigentlich die Apologie entgegengesetzt ist, ist ( s. Bertram, Joachim Christoph J. C. Bertrams litterarische Abhandlungen Bertram's litterar. Abhandlungen, Stück 4. S. 116 f. ) f.), sondern auch die erste kurze Abfassung derselben auf dem den Reichstag zu Augspurg 1530, beyde Augsburg 1530., beide nach ihren verschiednen verschiedenen Recensionen, verglichen werden, werden ( s. Bertram, Joachim Christoph Bertram Bertram i. a. B. Stück 3. S. 37 f. ) f.), und bey bei der augsp. augsb. Confession Confeßion die torgischen Artikel (in Coelestini hist. comitiorum comitiorum, T. I. p. 25. 25 seq. ) 25 seq.), die Schwabacher von 1529, 1529. (in Luther, Martin Luthers Werken der hall. Ausgabe Ausgabe, B. 16. S. 681) 681), nebst den Artikeln des marpurgischen marburgischen Vergleichs (in Melanchthon, Philipp Melanchthonis Consil. lat. p. 81 82 seq. ) aus der in Riederer, Johann Bartholomäus Riederers Riederer's Nachrichten zur Kirchen- Kirchen-, Gelehrten- und Büchergeschichte Büchergeschichte, B. Band 1. S. 57 f. angeführten Ursach Ursache ; und vornehmlich die so unbillig verachtete sogenannte veränderte augsp. Confeßion augsb. Confession , die selbst von den evangelischen Fürsten auf dem Naumburger Fürstentag 1561 Fürstentage 1561. für eine „etwas stattlicher und ausführlicher wiederholte Edition“ erklärt, und bis auf die Zeit der Concordienformel eben so im in öffentlichen und gesetzmäßigen Gebrauch gewesen ist, als die sogenannte unveränderte. Augsp. Conf. Art. 17, und Art. 7. Abus. p. 42 seq. Zum Augsburger Bekenntnis (CA) vgl. II § 211. In Annahme der Lehre vom doppelten Ausgang (vgl. II § 113) verwirft CA 17 die Auffassung der Wiedertäufer, nach der auch den Gottlosen und Teufeln keine ewige Höllenstrafe zuteil werde, sowie jüdische Vorstellungen von der Vertilgung der Gottlosen und der Errichtung eines chiliastischen irdischen Reiches der Frommen noch vor der Auferstehung der Toten. Art. 7 des zweiten, die kirchlichen Missbräuche ( abusus ) aufzählenden Teils (= CA 28) behandelt die Gewalt der Bischöfe ( De potestate ecclesiastica ). Die Seitenzahlen beziehen sich auch hier vermutlich auf eine Ausgabe des Konkordienbuches (vgl. II § 210). Confutation der augsp. Conf. von einigen papistischen Theologen […] die erste kurze Abfassung derselben auf dem Reichstag zu Augspurg 1530 Vgl. II § 211. J. C. Bertrams litterarische Abhandlungen Stück 4. S. 116 f. Im vierten und letzten Teil der Litterarische[n] Abhandlungen (1781–1783) des halleschen Bibliothekars Joachim Christoph Bertram (1730–1802) ist der Aufsatz Von catholischen Confutationen der Augspurgischen Confeßion (aaO 116–158 [V.]) abgedruckt. Dieser Beitrag war zuvor über mehrere Nummern in den Wöchentliche[n] Hallische[n] Anzeigen (Jg. 1770) erschienen und hat von hier aus Eingang in die zweite Auflage von Christian Wilhelm Franz Walchs Breviarium (vgl. II § 214) gefunden. Bertram i. a. B. Stück 3. S. 37 f. Im dritten Teil (1782) der Litterarische[n] Abhandlungen (s.o.) findet sich die Untersuchung Von der Apologie der Augspurgischen Confeßion, und ihren verschiedenen Abfassungen (aaO 37–190 [II.]). Diese wird im vierten Teil (1783) fortgesetzt (vgl. aaO 1–76 [I.]). Auch diese Ausarbeitung war zunächst über mehrere Nummern in den Wöchentliche[n] Hallische[n] Anzeigen (Jg. 1769) erschienen. torgischen Artikel Wenige Tage nachdem die Ausschreibung zum Augsburger Reichstag ergangen war, forderte Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen (1468–1532) Luther, Melanchthon u.a. auf, ein Gutachten über die Differenzen zwischen Protestanten und Altgläubigen zu erstellen. Über die im Zuge dessen zusammengestellten, v.a. auf Melanchthon zurückgehenden Artikel wurde am 27.3.1530 vor dem Kurfürsten in Torgau beraten, Textgeschichte und -gestalt der ursprünglichen Torgauer Artikel konnten bisher jedoch nicht abschließend rekonstruiert werden. Gegen den Wunsch des Kurfürsten gingen die Artikel allein auf die Kirchenbräuche ein, im Hinblick auf die Lehre schienen den Verfassern die ein Jahr zuvor ausgearbeiteten Schwabacher Artikel (s.u.) ausreichend zu sein. Die Torgauer Artikel finden sich daher v.a. im zweiten Hauptteil des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211). Coelestini hist. comitiorum T. I. p. 25. seq. Die Torgauer Artikel sind im ersten der vier Bände von Georg Coelestins (1525–1579) Historia comitiorum anno 1530 Augustae celebratorum (1577; 2 1597), 25–28 abgedruckt. Schwabacher von 1529 Die bereits im Sommer 1529 verfassten und den Marburger Artikeln (s.u.) zugrunde liegenden Schwabacher Artikel (1529) gehören wie die Torgauer Artikel (s.o.) in die direkte Vorgeschichte des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211). Die von den Wittenberger Theologen verfassten 17 Schwabacher Artikel sollten auf dem kurz nach dem Marburger Religionsgespräch (1529) stattfindenden Schwabacher Konvent (1529) als dogmatische Grundlage für eine Verständigung der unterschiedlichen protestantischen Positionen dienen, wurden jedoch von Straßburg und Ulm abgelehnt. Als es die Situation in Augsburg für Melanchthon erforderlich machte, die für den Reichstag vorbereitete kursächsische Rechtfertigungsschrift durch Lehrartikel zu ergänzen, zog er zu deren Ausarbeitung die Schwabacher , aber auch die Marburger Artikel heran. Diese finden sich v.a. im ersten der beiden Hauptteile des Augsburger Bekenntnisses wieder. Luthers Werken der hall. Ausgabe B. 16. S. 681 Die in insgesamt 24 Bänden erschienene Ausgabe D. Martin Luther's Sämtliche Schriften (1740–1750) wird nach ihrem Erscheinungsort als Hallische Ausgabe bezeichnet, ist nach ihrem in Jena wirkenden Herausgeber Johann Georg Walch (1693–1775) jedoch v.a. als Walchsche Ausgabe bekannt geworden. Die Schwabacher Artikel finden sich im Sechzehente[n] Theil, Welcher Die zur Reformationshistorie gehörige Documenten von 1525. bis 1537. enthält, nebst einem Vorbericht von dem Ursprung und Fortgang der Reformation (1745), 681–686. Artikeln des marpurgischen Vergleichs Vgl. II § 113. Melanchthonis Consil. lat. p. 81 seq. In Übereinstimmung mit der ersten Auflage der Anweisung finden sich die Marburger Artikel in den von Melanchthons Schüler Christoph Pezel (1539–1604) besorgten Philippi Melanchthonis Consilia sive Iudicia theologica (1600), 82–86. Riederers Nachrichten zur Kirchen- Gelehrten- und Büchergeschichte B. 1. S. 57 f. angeführten Ursach Im ersten Band von Johann Bartholomäus Riederers (1720–1771) vierbändigen Nachrichten zur Kirchen- Gelehrten- und Bücher-Geschichte (1764–1768) findet sich der Beitrag Anmerkung von dem Orte und der Zeit, wo und wenn die sogenannten schwabachischen Artickel aufgesetzt und verfertiget worden (aaO 48–66 [V.]). Riederer identifiziert die Schwabacher mit den Torgauer Artikeln und argumentiert, dass diese wie die Artikel des Marburger Vergleichs (s.o.) in Marburg verfasst worden sein müssen (vgl. aaO 57–60). veränderte augsp. Confeßion […] als die sogenannte unveränderte Zur Confessio Augustana variata (1540) bzw. invariata (1530) vgl. II § 211. evangelischen Fürsten auf dem Naumburger Fürstentag 1561 für eine „etwas stattlicher und ausführlicher wiederholte Edition“ erklärt Auf dem Naumburger Fürstentag (1561) unterzeichneten und bekräftigten die nicht zuletzt vor dem Hintergrund der erneuten Einberufung des Trienter Konzils (vgl. II § 98) um Einheit bemühten evangelischen Stände Augsburger Konfession (vgl. II § 211) die Confessio Augustana invariata (1530), genauer die dritte lateinische Oktavausgabe aus dem Jahr 1531. Gleichzeitig erkannten sie die variata (1540) mit dem von Melanchthon im Zuge der Konsensverhandlungen der Wittenberger Konkordie (vgl. II § 98) offener formulierten Abendmahlsartikel (CA 10) ausdrücklich als Interpretation der invariata an. Johann Friedrich II. von Sachsen (1529–1595), genannt der Mittlere, sowie zahlreiche andere Fürsten verweigerten jedoch die Unterschrift, da sie diese Verständigung als eine Verschleierung der Lehrunterschiede auffassten. Das Zitat gibt die Vorrede des Naumburger Fürstentagsabschieds wieder. 213 500 . Auch sollte muß der Ausleger symbolisch symbolischer Bücher 2) der ganzen Kritik derselben wohl kundig seyn, die in unserm Zeitalter durch genauere Untersuchungen eine ganz andre andere Gestalt gewonnen hat *) , hat, 1 ) weil ein so großer grosser und mannigfaltiger Un terschied zwischen den Originalen unsrer symbolischen Bücher und ihren Uebersetzungen, und zwischen den verschiednen verschiedenen Recensionen der lateinischen und deutschen Ausgaben ist. Denn, obgleich durch die Aufnahme eines gewissen Textes in das Concordienbuch Concordienbuch, wenigstens durch die jetzige stete Beybehaltung Beibehaltung dieses Textes in den Ausgaben dieser Sammlung, dieser Text sein bestimmtes Ansehn Ansehen erhalten hat: so bleibt doch immer – der Unterschied des Originals und der davon oft sehr ver schiednen verschiedenen Uebersetzungen, die eben sowohl ins Concordienbuch aufgenommen sind; und selbst das Concordienbuch hat nicht in allen unsern Kirchen ein verbindliches Ansehen. – Hauptsächlich aber ist diese kritische Kenntniß nützlich, – um den Sinn aus andern gleichsinnigen Lesearten zu erklären erklären; – erklären, um sich nicht unnöthige Mühe mit Vertheidigung oder Vereinigung auffallender Stellen zu geben, wenn diesem Anstößigen durch eine andre andere richtigere Leseart kan kann abgeholfen werden; – und um eben sowohl den Neckereyen Neckereien der Gegner dieser Bücher, die auf den vorgeworfnen vorgeworfenen Veränderungen derselben beruhen, zu begegnen, begegnen als – die Vorurtheile von dogmatischer Unrichtigkeit der sogenannten veränderten augspurgischen Confeßion ††) †) augsburgischen Confession 2 ) abzulegen, oder sie sowohl als unnütze Wortklauberey Wortklauberey Wortklauberei und Verunglimpfung derer zu verhüten, die nicht jeden Ausdruck und jeden Satz darin billigen. †) Anm. 1) Vornehmlich durch die Kritische Geschichte der augsp. Confeßion augsb. Confession aus archivalischen Nachrichten etc. herausgegeben von Weber, Georg Gottlieb Georg Gottlieb Weber , Frankf. Frankfurt am Mayn Main 1783 und 84 in 84., 2 Theilen in Theile, gr. 8 8. , und die dadurch veranlaßten Streitschriften, die man meistens in der allgemeinen Allgemeinen deutschen Bibliothek Band Bibliothek, Bd. 60. S. 60 f. angezeigt findet. ††) 2) S. Apologie Melanchthon, Philipp Melanchthons Melanchthon's †) Apologie Melanchthons von Strobel, Georg Theodor Georg Theodor Srrobel ; Strobel , Nürnberg 1783. gr. 8. S. 85 f. Concordienbuch Vgl. II § 211. veränderten augspurgischen Confeßion Zur Confessio Augustana variata vgl. II § 211. Streitschriften, die man meistens in der allgemeinen deutschen Bibliothek Band 60. S. 60 f. angezeigt findet In der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 60 (1785), 60–66 findet sich eine Rezension von Georg Gottlieb Webers (1744–1801) Textausgabe Augspurgische Confession nach der Urschrift im Reichsarchive. Nebst einer Ehrenrettung Melanchthons (1781). Diese habe einigen Zweifel erregt und eine literarische Auseinandersetzung ausgelöst (vgl. aaO 66), die im Folgenden über die Besprechung der betreffenden Schriften nachgezeichnet wird (vgl. aaO 66–92). Zu diesen Schriften gehören z.B. Webers zuvor genannte zweibändige Kritische Geschichte (1783/1784) sowie eine Replik (1783) Johann Melchior Goezes (1717–1786) auf die in der nachfolgenden Anmerkung genannte Apologie Melanchthons (s.u.). Apologie Melanchthons von Georg Theodor Strobel; Nürnberg 1783. gr. 8. S. 85 f. In Georg Theodor Strobels (1736–1794) Apologie Melanchthons wider einige neuere Vorwürfe des Herrn Hauptpastor Götzen zu Hamburg (1783), 85–122 findet sich das Kapitel Von Veränderung der Augspurgischen Confession . 214 501 . Der Commentar über die symbolisch symbolischen Bücher (§. 212 499 212. ) müßte eigentlich nur historisch seyn, weil die Absicht eines Ausleger Auslegers derselben nur seyn kan kann , nicht die dogmatische Wahrheit Wahrheit, sondern den Sinn Sinn dieser Bücher darzustellen; höchstens kan darzustellen. Höchstens kann das erstre Erstere nur Nebenzweck Nebenzweck seyn. Wer der Kirchengeschichte Kirchengeschichte, der öffentlichen und Privatlehren in der römischen Kirche und ihrer Verfassung, vor der Reformation, besonders aber der Geschichte unsrer Kirche und ihrer Streitigkeiten, vornehmlich mit der römischen Kirche, in dem 16ten Jahrhundert, selbst der Sprachart der damaligen Römischgesinnten und unsrer Theologen jener Zeit, genau kundig, und gewohnt ist, alles Alles nach den damaligen, nicht nach spätern, spätern Zeitumständen zu erklären: der wird allein im Stande seyn, diese Bücher richtig und verständlich zu erklären. Anm. Noch immer fehlt es an einem Buche, das diesen Forderungen ein hinlängliches Genüge leistete, worin auf alles dasjenige wirklich Rücksicht genommen wäre, was aus der Geschichte Geschichte der christl. Kirche und Lehre, besonders aus der Geschichte, Verfassung und Lehre der römischen Kirche, vornehmlich wie sie bey bei dem Ursprung der Protestanten war, und aus der Geschichte der evangelischen Kirche selbst, ein historisches Licht auf die symbolischen Bücher der augsp. Confeßions-Verwandten augsb. Confessions-Verwandten überhaupt, nnd und einzelne Stellen insbesondere, werfen könnte. Wenn man auch den Verfassern solcher Erläuterungsschriften den Mangel eigner eigener Untersuchung in diesem Stück nachsieht: so ist, selbst in den neuesten Schriften dieser Art, nicht einmal das schon Vorgearbeitete benutzt worden. Bey Bei diesem Mangel muß man sich mit dem behelfen, was da ist, und wir haben noch nichts Besseres, als, unter den kleinern Schriften, Walch, Christian Wilhelm Franz C. G. F. Walchii Bre viarium theolog. symbol. Eccles. Lutheranae, nach der vermehrtern Aufl. Göttingen 1781 in 8 1781. 8. , wie unter den größern Carpzov, Johann Benedict Jo. Io. Bened. Carpzovii Isagoge in librr. Ecclesiar. Lutheran. symbolicos, Edit. 3. Lips. 1699 in 1699. 4. und Walch, Johann Georg Jo. Io. Ge. Walchii Introductio in librr. Eccl. Luth. symbolic. Jenae 1732 in 1732. 4. Das Uebrige muß man sich nach und nach selbst dazu sammlen sammeln . {Hiermit vergleiche man Planck, Gottlieb Jakob C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804., und Marheineke, Philipp Konrad P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810., und Weber, Michael M. Weber libri symbolici eccles. ev. luther., Wittenb. 1809. } C. J. Plank's Abriß einer historischen und vergleichenden Darstellung der dogmatischen Systeme, Göttingen 1804 Der Name des Autors lautet Gottlieb Jakob Planck (1751–1833). Außerdem handelt es sich um die zweite Auflage. P. K. Marheinecke christliche Symbolik, Heidelberg 1810 1810 sind die ersten beiden Bände dieses Werkes erschienen, 1813 folgte ein dritter Band. 215 502 . Da es übrigens die Pflicht Pflicht eines jeden Gliedes einer Kirche, so weit es die Fähigkeit, hierin selbst zu urtheilen, hat, vorzüglich die Pflicht eines öffentlichen Lehrer Lehrers in derselben ist, diejenigen Lehren oder Vorstellungen zu kennen, wodurch sich diese Kirche von andern unterscheidet, um von denselben und der Ursach, warum er sich zu dieser Kirche bekennt, Rechenschaft geben zu können; – überdies überdieß in den meisten Kirchen öffentliche Lehrer auf diese Bücher verpflichtet werden, und sie ohne Gewissenlosigkeit diese Verpflichtung Verpflichtung nicht übernehmen können, wenn sie dieser Bücher oder ihres Verstandes nicht kundig sind; – und auch endlich es eben so zu den Pflichten derselben gehört, die Rechte im Lehrvortrag nicht von Andern unbefugter Weise einschränken, oder sich Lehren auflegen zu laßen lassen , die in diesen Büchern nicht bestimmt sind: so bedarf es keiner Weitläufigkeit, zu zeigen, daß und warum, wenigstens für einen Lehrer unsrer Kirche, das Studium dieser Bücher und der symbolischen Theologie nöthig sey sei . Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Dritter und letzter Band. Zweyte vermehrte und verbesserte Auflage. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe . 1791. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von D. Nösselt, Johann August Johann August Nösselt . Dritter und letzter Theil. Halle, bey Curt, Johann Jacob Joh. Jac. Curts Wittwe. 1789. Anweisung zur Bildung angehender Theologen, von Nösselt, Johann August Johann August Nösselt , weil. Königl. Preußischem Geheimderath, Doctor und Professor der Theologie zu Halle. Herausgegeben und mit Anmerkungen, literarischen Zusätzen und Ergänzungen begleitet von D. Niemeyer, August Hermann August Hermann Niemeyer , Königl. Preuß. Oberkonsistorialrath, Kanzler und Professor der Theo- logie auf der vereinigten Friedrichsuniversität Halle und Wittenberg, Director der Frankischen Stiftungen, auch Ritter des rothen Adlerordens dritter Klasse. Dritter Band. Dritte Auflage. Halle, im Verlage der Curt, Johann Jacob Curtschen Buchhandlung. 1819. Vorrede. Hier liefere ich den Beschluß meiner Anweisung zur Bildung angehender Theologen, in der ich meine Beobachtungen, Begriffe und Vorschläge über das Studium der Theologie, die ich bey vieljähriger Erfahrung und öfterer Prüfung bewährt fand, so weit zusammengedrängt habe, als sie sich mir wieder unter dem Schreiben darstelleten, und wie ich sie für angehende Studierende, oder vielmehr überhaupt bey wahrhaftig nützlicher Beschäftigung mit den dahin gehörigen Wissenschaften zuträglich hielt. Denn, obgleich meine Absicht eigentlich auf diejenigen ging, die sich auf Universitäten diesen Wissenschaften widmen: so wünsche ich doch zugleich auch Andern nützlich zu werden, denen, wenn sie gleich schon in Aemtern stehen, Manches neu oder in ein neues Licht gestellet scheinen möchte, was ihnen hoffentlich auch noch jetzt erst willkommen seyn düfte, zumal wenn sie es in diesem Buche, nach dem Titel, nicht erwartet hätten. Nur, eben deswegen, weil vieles hier bloß beyläufig, oft kaum mit einem oder zwey Worten, gesagt ist, und weil ich fürchten muß, bisweilen, wegen der geflissentlichen Kürze, nicht gleich verstanden zu werden, eben deswegen wünsche ich mir zugleich aufmerksame und bedächtige Leser, denen die Mühe nicht dauret, auch bisweilen bey einzelnen Worten mit ihrem Nachdenken zu verweilen. Vielleicht kommt Manchem das, was ich in diesem Theile über die grossen Schwierigkeiten bey guten und ihrer völligen Absicht entsprechenden Predigten Predigten, sowohl als über ihre diesem Zweck förderliche Einrichtung gesagt habe, überflüßig oder zu weitläuftig vor. Mir nicht; weil ich weiß, daß die Meisten gerade mit dem, was ihnen am bekanntesten seyn sollte, am wenigsten bekannt sind. Der Leser, dem diese Sache wichtig ist, und dem die grossen, seligen und traurigen, Folgen würdiger und unwürdiger Predigten lebhaft vor Augen schweben, mag selbst darüber richten. Ich werde mich für sehr reichlich belohnet halten, wenn ich irgend einige dadurch sollte auf eine Sache aufmerksamer gemacht haben, die keinem, dem Christenthum und Wohl der Menschen am Herzen liegt, gleichgültig seyn sollte. Halle, den 7ten des Mayes 1789. Vorrede des Herausgebers. Der dritte Theil dieser Schrift ist recht eigentlich für künftige Religionslehrer Religionslehrer bestimmt. Aber auch die, welche schon im Amte sind, werden noch sehr vieles zu ihrer Belehrung und Ermunterung darin finden. Mehrere Abschnitte scheint der sel. Verfasser mit besonderer Vorliebe gearbeitet zu haben. Daraus erklärt sich die Ausführlichkeit, womit er manche Materien behandelt, welche man kaum in einer Schrift dieser Art erwarten konnte, namentlich was er über die Meditation und Abfassung der Predigten Predigten erinnert hat, ohne gleichwohl, wie er selbst äußert, die Absicht zu haben, homiletische Regeln geben zu wollen. Ganz vorzüglich aber spricht sich seine Gesinnung in dem aus, was er über die Bestimmung der Universitäten sagt, von welchen er eine sehr hohe Meinung hatte, und eben daher auch unter die warmen Vertheidiger ihrer Rechte und Freiheiten gehörte. Wenn man seine, bereits in der Vorrede zum ersten Theil von mir erwähnte, Lebensbeschreibung , und mehrere derselben beigefügte schriftliche Aufsätze über diesen Gegenstand, namentlich Th. 2. S. 117 und 134 vergleicht, so wird man darin die hier nur kurz berührten Ideen und Ueberzeugungen noch weit genauer und stärker ausgeführt finden. Zu literarischen Berichtigungen und Zusätzen hat übrigens auch dieser Theil sehr häufig Veranlassung gegeben, wobei ich mich jedoch gehütet habe, so manches zu nennen, was höchstens einen temporären Werth gehabt hat. Einzelne Zusätze habe ich, häufiger als bei den vorigen Theilen, gleich dem Texte eingeschaltet, ohne sie besonders bemerklich zu machen. Nur längere Anmerkungen und Ergänzungen sind von den eigenen Worten des Verfassers unterschieden worden. Möge denn aufs neue diese Schrift, welche schon so viel Gutes gestiftet, und so manchen Studierenden auf den rechten Weg geleitet hat, ferner segenvoll wirken! Sie unterscheidet sich von ähnlichen encyklopädisch encyklopädisch-methodologischen Werken, besonders durch den praktisch praktischen Geist , der sie in allen ihren Theilen durchdringt. Denn das gehörte zu dem Eigenthümlichen ihres Verfassers, daß er, bei der hohen Werthschätzung echter und gründlicher Gelehrsamkeit, und bei dem unablässigen Streben nach Erweiterung seiner eigenen so reichen Kenntnisse, nie die Hauptsache aller menschlichen Bildung aus dem Auge verlor, nie die Cultur des Gemüths von der Cultur des Verstandes getrennt wissen wollte. Ein wahrhaft religiöser Sinn war und blieb ihm doch immer die Haupteigenschaft des Theologen, und er übersah vieles an denen, oder wußte es wenigstens mild zu entschuldigen, bei welchen er nur den guten Willen und die reine Liebe zur Wahrheit nicht vermißte. Oft habe ich bei der Revision seines Werks den vollendeten Mann mir nahe gewünscht; oft mich gefragt, wie er über den gegenwärtigen Zustand der Kirche urtheilen, was er hoffen, was er fürchten würde. Doch er ist den Kämpfen entrückt, die nicht aufhören werden, so lange noch Gutes und Böses, Licht und Finsterniß neben einander steht. Er gehört einer höheren Gemeinde an, in welcher ihm wohl sehr vieles, was uns wichtig dünkt, und worüber wir uns bald selbst beunruhigen, bald leidenschaftlich mit Andern kämpfen, in einem ganz andern Lichte erscheinen mag. Halle, den 25. April 1819. Vorrede zum ersten Theil von mir erwähnte, Lebensbeschreibung […] namentlich Th. 2. S. 117 und 134 Im zweiten Band von Niemeyers Nösselt-Biographie (vgl. Vorrede Hg. c XIf.) finden sich Nösselts Ansichten der Bestimmung und der Würde der Universitäten (aaO II, 117–140 [VI.]), die beispielhaft aus dessen Vorstellung des akademischen Senats an S. K. Maj. die Befreyung der Universität von der Aufsicht des Oberschulcollegiums betreffend (aaO II, 117–134) sowie einem Auszug aus einem zweyten Bericht vom Jahre 1801 (aaO II, 134–140) hervorgehen sollen. Zu literarischen Berichtigungen und Zusätzen […] Nur längere Anmerkungen und Ergänzungen sind von den eigenen Worten des Verfassers unterschieden worden Vgl. Vorrede Hg. c IVf. Inhalt des ganzen Buchs. Einleitung. 1) Würdiger Begriff von einem Theologen. Daher: von Vortreflichkeit der Religion §. 1. Gemeine, philosophische und gelehrte Kenntniß derselben §. 2 und 3. Nutzen, Nothwendigkeit und Unschuld der Gelehrsamkeit in Absicht auf Religion, §. 4 – 14. Nothwendigkeit des geistlichen Standes, §. 15 – 19. 2) Vorbereitung zu diesem Stand, 20. Nöthige Wissenschaften dazu, 21 – 27. Ausschweifende, zu weit getriebne und gar zu geringe Forderungen, besonders übelverstandne und übelangebrachte Begriffe von gemeinnützigen Studien, 28 – 41. 3) Nutzen einer allgemeinern Anleitung zum theologischen Studium, 42 – 50. 4) Dahin einschlagende Bücher, 51. 5) Entwurf der folgenden Abhandlung, 52. Erster Theil. Von den Vorbereitungs- und Hülfswissenschaften der Theologie. Einleitung. Wissenschaften und Bücher, die dahin gehören 53. 54. Erster Abschnitt. Philologie. Begriff davon 55. Vorurtheile gegen das Sprachstudium und grosser Einfluß der Sprachkenntniß, 56 – 67. Nothwendigkeit des Studiums der Sprachregeln, 68 – 70. Lesung guter Schriften in einer Sprache. Ihre Nothwendigkeit, 71. Wie man sie, in Rücksicht auf Sprache lesen müsse, 72. Kritik, 73 – 75. Worauf zu sehen sey, um solche Schriften verstehen zu lernen 76 – 81 , um dadurch den Verstand, den Geschmack und das Herz zu bilden, 82 – 86. Uebungen in der Sprache: im Uebersetzen, Schreiben und Sprechen, 87 – 89. Bücher zur Kritik, 90. Welche Sprachen am nöthigsten und warum? 91. Studium der deutschen Sprache, 92 – 103. anderer lebenden Sprachen 104 , der alten, lateinischen und griechischen, oder der Humaniorum, (besonders: grosser Nutzen der alten Claßiker und Apologie der lateinischen Sprache) 105 – 149 , und der morgenländischen Sprachen, 150 – 165. Zweyter Abschnitt. Philosophie. Begriff davon, 166 – 170. Nutzen 171. Abtheilung derselben 1) nach den verschiednen Gegenständen. Speculative und praktische Philosophie. Logik. Metaphysik and deren Theile. Theile der praktischen Philosophie, 172 – 205. 2) Nach der verschiednen Art, wie darin untersucht wird. Wissenschaftliche und populäre Philosophie. Darstellung ihrer beyderseitigen Vortheile, 206 – 214. Erfordernisse zum Studium der Philosophie und Kenntniß ihrer Schriftsteller, 215 – 216. Geschichte der Philosophie, 217 – 218. Dritter Abschnitt: Geschichte und schöne Wissenschaften. 1) Geschichte. Begriff, 220. Ihr grosser Nutzen, 221 – 224. Ihre Eigenschaften, wenn sie recht nützlich werden soll. 225 – 228. Abtheilung derselben. Beste Art sie zu studieren, 229 – 246. Litterärgeschichte, ihre Theile, Nutzen und vortheilhafteste Art sie zu treiben, 247 – 263. 2) Schöne Wissenschaften. Begriff und Zweck derselben 264 und 265. Dicht- und Redekunst, 266 und 267. Nutzen des Studiums der schönen Wissenschaften 268 – 273 , besonders für den Gelehrten und den Lehrer der Religion, 274 – 276. Wie weit diesem dieses Studium zu empfehlen sey, 277 – 279. Wie sie sollten getrieben werden, 280 – 287. Zweyter Theil. Von den eigentlich theologischen Wissenschaften. Begrif der Theologie , 288 – 291. Exegetische Theologie. Nothwendigkeit, die Bibel, und zwar mit eignem Fleisse, zu studiren. Besondre Apologie ihrer historischen Theile, 292 – 306. Vielfältige Kenntnisse, die dazu gehören, 307 – 310. 1) Biblische Kritik, deren Nothwendigkeit und grosse Schwierigkeiten. 311 – 322. 2) Biblische Exegetik 323. Nothwendigkeit a) der Sprachenkenntnisse dabey, 324. b) der historischen Kenntnisse 325 – 339. Gelegentliche Wegräumung des Mißbrauchs der Göttlichkeit der biblischen Bücher 329 – 333. Von der sogenannten Kirchengeschichte des alten Testaments, 339. c) Nothwendigkeit der Auslegungsregeln und der biblischen Hermenevtik, 340 – 343. 4) Uebung in Erklärung der heil. Schrift, 344 – 347. a) Rechte Wahl und Benutzung cursorischer und exegetischer Vorlesungen, guter Scholien und Commentarien, 348 – 351. b) Eigene Uebungen 352 , um den Verstand der heil. Schrift zu finden 353 – 360 , und um sie zur Erbauung anzuwenden 361 bis 364. Historische Theologie. Begrif von derselben oder von der Geschichte der Religion, und ihrem Nutzen, 365 – 368. Begrif von der Geschichte der christlichen Kirche 369 und 70. Darstellung des Nutzens dieses Studiums 371. in Rücksicht sowohl auf alle Theile der Theologie 372 – 81 , als auf die Bildung des Charakters eines Lehrers der Religion 382 – 385. Nothwendigkeit ausführlicher Vorlesungen darüber 386. Vorschläge wegen der Schwierigkeiten bey diesem Studium 387 – 389 , und Regeln wenn man sie selbst studieren wolle, 390 – 396. Studium der einzelnen Theile dieser Geschichte 397 , der Geschichte der Schicksale des Christenthums und der christlichen Kirche 398 , der Geschichte der christlichen Lehre 399 flgg. und der sogenannten Patristik 402 – 407. , der theologischen Wissenschaften 408 , der Religionspartheyen 409 bis 411 , und der christlichen Kirchenverfassung oder der sogenannten Alterthümer, 412 – 418. Systematische Theologie. Entwickelung ihres Ursprungs und Begriffs, 419 – 424. Ihre grossen Vortheile, 425 – 428. Vertheidigung derselben gegen den Vorwurf der daraus entstandenen Uebel, 429 – 431. und Regeln diesen Uebeln vorzubauen durch einen Versuch, dasjenige aus einander zu setzen, was erfordert wird, 1) aus der heil. Schrift die Hauptbegriffe und Hauptsätze der christlichen Lehre mit Vor sichtigkeit aufzufinden 432 – 442 , und 2) darauf einen zusammenhängenden Lehrbegrif zu bauen 443 , durch Verbindung dieser Begriffe und Sätze mit einander 444 , und durch Bestimmung, Aufklärung und Befestigung des einen durch den andern, nach den verschiednen Absichten, Kräften und Bedürfnissen eines jeden 445 – 451. Wie man Anderer Vorstellungen davon benutzen 452 und 453. und wie selbst untersuchen müsse? 454 und 455. Immer mehrere Verbesserung dieses Systems und genauere Bestimmung des Begriffs von dem, was Praktisch ist 456. Vertheidigung der sogenannten Schulsprache in der Theologie, 457 bis 460. Unterschied der systematischen Theologie 1) nach der Verschiedenheit des Vortrags. Unterschied der gelehrten und populären oder katechetischen Theologie 461. Beyderseitiger Nutzen 462 – 464. Apologie der gelehrten Theologie 465 und 466. Unterschied der gelehrten und sogenannten biblischen Theologie 467 – 472. 2) nach den verschiednen Arten der Lehren 473 und 474. Dogmatische Theologie, ihr Umfang, Nutzen und rechtes Studium 475 – 477 ; Polemik oder elenchtische Theologie , nach eben diesen Rücksichten 478 – 485 ; und christliche Moral , auf eben diese Art, 486 – 491. Bey der letzten gelegentlich von Casuistik 492 , Ascetik 493 , und Mystik 494. Zuletzt, von der vor dem Studium der systematischen Theologie nöthigen Ueberzeugung von dem göttlichen Ansehen der heil. Schrift und der darin enthaltnen Lehre und Geschichte, 495 – 496. Symbolische Theologie, 497 – 502. Dritter Theil. Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion. Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Andrer Besten 503 – 507. Dahin gehörige Wissenschaften 508 – 514. Homiletik und Katechetik. 1) Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen oder katechetischen) Vortrags 515 – 522. , so fern sie in der Natur eines solchen Vortrags 523 – 527. , in den Mängeln des Predigers selbst und den Bedürfnissen seiner Zuhörer 528 – 530. ; und in unsern öffentlichen Einrichtungen liegen 531 und 532. 2) Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn? 533. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag belehren 533 – 536. , überzeugen 537 – 543. , rühren 544 – 549. , und (welches zu diesem letzten mit gehört) beruhigen soll 550 – 555. , mit nähern Vorschlägen, was man thun müsse, um ihm diese Eigenschaften zu geben? Wie man die guten Eindrücke dauerhaft machen könne? 556 – 558. 3) Hülfsmittel dazu. Ob und wie fern der besondere Unterricht der Homiletik und Katechetik dazu nöthig sey? 559 , desgleichen gute Muster, und wie sie zu gebrauchen? 560 und 561 ; was bey der eignen Uebung darin zu thun sey? 562 – 69. Pastoraltheologie und Kirchenrecht. 1) Pastoraltheologie. Nothwendigkeit der Seelsorge und des daher nothwendigen gewissenhaften und übrigen Betragens eines Lehrers, 570 – 575. Wie fern, was dazu nöthig ist, aus Kirchenordnungen, eigner Erfahrung und Belehrung anderer erfahrnen und verständigen Geistlichen zu lernen sey, und was diese letztre für Eigenschaften besitzen müßten, auch von dahin gehörigen Schriften, 576 – 581. 2) Kirchenrecht. Begrif davon 582 und 583. Verschiedne Arten des Kirchenrechts 584 und 585. Wie fern es für einen Geistlichen nothwendig sey, das Kirchenrecht und dessen verschiedne Arten kennen zu lernen 586 – 589 Quellen desselben und Hülfsmittel 590 – 592. Vierter Theil. Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion und allgemeinere Anstalten und Uebungen um sich dazu zu bilden. Nothwendigkeit dieser Untersuchung, 593 – 595. 1) Fähigkeiten 596 und 597. a) Kräfte: der Seele, die dazu erfordert werden, nebst einer Anzeige der Kennzeichen, wornach man sich prüfen könne, ob man sie besitze, 598 – 607. Verschiedenes Maaß derselben, was, nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers, erfordert wird, 608 und 609. Kräfte des Körpers, 610. Gabe sich wohl auszudrücken, 611. b) Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen, 612 – 618. 2) Anstalten und Uebungen. Zweck und grosser Nutzen der Universitäten, deren Abgang der gute Kopf, gelehrter Umgang, Schulen und Lectüre nicht hinlänglich ersetzen können, 619 – 629. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen muß 630. Vorsichtige und kluge Wahl der Vorlesungen die man hören will, 631 – 633. und der Lehrer, nebst deren erfoderlichen Eigenschaften, 634 – 639. Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen die Lehrer 640 und 641. Rechte Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts, allgemeineres und besonderes Verhalten in Absicht auf ihre Vorlesungen, 642 – 651. Benutzung ihres Umgangs 652 und 653. Eigner Fleiß 654. Rechte Eintheilung seiner Zeit 655. Uebungen in eignen Aufsätzen 656. , in Gesellschaft seines gleichen 657. und in vorsichtiger und nützlichzer Lesung der Bücher 658 und 659. Beste Art, das Merkwürdigste aus diesen zu excerpiren 660. 325–339 Gemeint ist II § 325–329. Inhalt des dritten Theils. Von der Anweisung zur rechten Führung des Amtes eines Lehrers der Religion. Einleitung. Nothwendigkeit der rechten Anwendung der Religionskenntnisse eines Lehrers zu Anderer Besten 1 – 5. Dahin gehörige Wissenschaften überhaupt 6 – 12. Erster Abschnitt. Homiletik und Katechetik. I. Vorstellung der so wenig erkannten Wichtigkeit und der Schwierigkeiten des erbaulichen (homiletischen und katechetischen) Vortrags 13 – 20 , so fern sie 1. in der Natur eines solchen Vortrags und den daraus entstehenden Erfordernissen auf Seiten des Lehrers selbst liegen 21 – 25. 2. in dem Mangel derselben bei dem Lehrer, oder in der Beschaffenheit der Zuhörer 26 – 28. 3. in unserer ganzen Erziehungsart und Verfassung 29. 30. II. Wie der erbauliche Vortrag müsse beschaffen seyn, 1. überhaupt 31. 2. Was dazu gehöre, wenn der Vortrag wirklich a. belehren 32 – 34. b. überzeugen 35. oder die Lehren gegründet 36. , interessant 37 – 40 , und ausführbar darstellen soll 41. c. wenn er rühren 42. 43. , d. i. sowohl bessern 44 – 47. , als beruhigen soll 48 – 53. mit Vorschlägen, alles dieses zu bewirken. d. Wie man die gemachten guten Eindrücke könne dauerhaft machen 54 – 56. III. Hülfsmittel zu einem solchen Vortrage. 1. Wie fern der Unterricht in der Homiletik und Katechetik nöthig sei 57. 2. und der Gebrauch guter Muster. Regeln bei diesem Gebrauch 58. 59. 3. Was bei der eigenen Uebung darin zu thun sei 60 – 67. Zweiter Abschnitt. Pastoraltheologie und Kirchenrecht. I. Pastoraltheologie. 1. Nothwendigkeit der Seelsorge und des selbst daher nothwendigen gewissenhaften und klugen Betragens eines Lehrers 68 – 73. 2. Wie man die dazu nöthigen Kenntnisse erlange. Gebrauch der Kirchenordnungen; eigene Erfahrung; Belehrung von andern erfahrenen und verständigen Geistlichen. Was diese letztere müßten für Eigenschaften besitzen. Hieher gehörige Schriften 74 – 79. II. Kirchenrecht. 1. Begriff davon 80. 81. 2. Verschiedene Arten desselben 82. 83. 3. Wie fern das Studium desselben einem Lehrer der Religion nöthig sei 84 – 87. 4. Quellen und Hülfsmittel desselben 88 – 90. Vierter Theil. Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und allgemeinen Anstalten und Uebungen, um sich dazu zu bilden. Einleitung. Nothwendigkeit dieser Untersuchung 91 – 93. Erster Abschnitt. Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion. I. Begriff und Arten derselben überhaupt 94. 95. II. insbesondere. 1. Natürliche Fähigkeiten. a. Kräfte der Seele, ihr Einfluß, nebst einer Anweisung, wie man sich prüfen könne, ob und in wie fern man eine jede derselben besitze 96 – 105. Verschiedenes Maaß derselben, welches nach Verschiedenheit der Bestimmung eines Lehrers erfodert wird 106. 107. b. des Körpers 108. c. Gabe, sich wohl auszudrucken 109. 2. Nothwendige Gemüthsfassung und Eigenschaften des Charakters, deren Nothwendigkeit und Kennzeichen 110 – 116. Zweiter Abschnitt. Allgemeinere Anstalten und Uebungen zur Bildung eines Lehrers der Religion. I. Universitäten 1. und deren Zweck 117. 118. 2. Ihre großen Vortheile, deren Abgang weder der gute Kopf, noch der gelehrte Umgang, noch Schulen, noch Lectüre, hinlänglich ersetzen können 119 – 127. 3. Ihre rechte Benutzung. a. Nöthige Vorerkenntnisse, die man dahin mitbringen sollte 128. b. Kluge Wahl der Vorlesungen 129 – 131. c. und der Lehrer. α ) Eigenschaften, worauf man bei ihnen zu sehen hat 132 – 137. β ) Verhütung der blinden Anhänglichkeit und des zu wenigen Vertrauens gegen sie, 138. 139. γ ) Benutzung ihres öffentlichen Unterrichts. Regeln zur nützlichen Anhörung ihrer Vorlesungen 140 – 149. δ ) Benutzung ihres Umgangs 150. 151. II. Privatfleiß 152. und dazu nöthige Vertheilung der Zeit 153. 1. Eigeues Nachdenken, Nachforschen und Ausarbeitungen 154. 2. Gelehrte Uebungen in Gesellschaft unsers gleichen 155. 3. Lesen gelehrter Schriften. Regeln dabei und zum nützlichen Excerpiren 156 – 158. Anweisung zur Bildung angehender Theologen. Dritter Theil. Dritter Theil. Von der Anweisung zur rechten Führung des Amt Amtes eines Lehrers der Religion. 1 503 . Wenn wir den Absichten Gottes in der Welt und unsrer unserer Pflicht Pflicht kein Genüge thun, ohne die höchst-möglichste treueste Anwendung unsrer unserer Kenntnisse und Kräfte zu Andrer Besten; Besten, eben sowohl zum Besten Anderer als zu unserer eigenen vollkommneren Ausbildung; und wenn es ganz eigentlich die Absicht desjenigen des Standes ist, dem sich ein Lehrer Lehrer der Religion widmet, Menschen durch die wirksamste Empfehlung der Religion Religion glücklich zu machen ( Theil 1. §. 16 f. ): so muß es einem solchen Lehrer eben so theure Pflicht seyn, sich die Geschicklichkeit zu erwerben, bey bei Andern richtige und überzeugende Kenntnisse der Religion, und eine dieser gemäße gemässe Gesinnung hrevorzubringen hervorzubringen , als es seine Pflicht war, selbst nach solchen Kenntnissen und Gesinnungen zu streben. 2 504 . Wahr ists, er kan kann , ohne erst so für sich gesorgt zu haben, nicht für Andre Andere sorgen, nichts mittheilen, was er nicht selbst besitzt, wenigstens es nicht so angelegentlich thun, als er sollte; und eben dadurch dadurch , daß Er sich selbst rechte Kenntnisse Kenntnisse in der Religion Religion erwarb, und sich nach diesen bildete, lernte er auch diese Sachen ausdrucken ausdrücken , und sonach sie nicht nur ausdrücken, sondern auch Andern vortragen; vortragen, lernte er dadurch auch das Brauchbarere von dem Unbrauchbarern, das Unentbehrliche von dem unterscheiden, was bloß nützlich, und nur für gewisse Fälle nöthig ist; ist, ist. Ja es ward ihm auch dadurch die Religion selbst erst recht wichtig und eigentliche Angelegenheit des Herzens †) . Allein, Herzens. *) Will er muß doch immer, wenn er damit aber Andern nutzbar nutzbar werden will, recht nützlich werden, so muß er sich nach ihren Bedürfnissen richten, und, da diese von den seinigen sehr verschieden sind, sich wissen auch in seinem Vortrag Vortrag Vortrage und in seinem ganzen Betragen zu ihnen herabzulaßen herabzulassen , herabzulassen wissen, und seine Art zu denken, zu reden und zu handeln, nach Ihrer der Ihrigen zu bilden. Eben bey bei diesem Bestreben, seine Ueberzeugung und Gesinnung Andern wirksam mitzutheilen, bemerkt bemerckt er, wie oft er seine Absicht bey bei ihnen verfehle, und wie viel weit die Schuld davon an seiner Vorstellung oder Vortrag an seinem Vortrage liege; er lernt nun oft erst, daß Er selbst Manches bisher nicht ganz verstanden, nicht deutlich gedacht, nicht überzeugend genug erkannt, nicht angelegentlich genug getrieben habe. Er kommt selbst hiebey hierbei , indem er sich Andern im Vortrag Vortrage oder Umgang Umgange mittheilt, auf Manches, woran er vorhin nicht dachte, lernt Manches besser verstehen und mehr berichtigen, überzeugt sich mehr von dem Nutzen mancher Religionslehren Religionslehren, und wird mehr für sie eingenommen, lernt sie auch nutzbarer für Andre Andere machen. So gewinnt Er er durch diese Mittheilung Mittheilung selbst, indem er zugleich Andern nützlich wird. †) Anm. *) Aus dieser doppelten Anmerkung ergiebt sich 1) daß die Beschäftigung mit den bisher abgehandelten Wissen schaften zwar ein Mittel sey Mittel sei , den guten Lehrer zu bilden, aber keinesweges bloßes blosses Mittel, und folglich minder wichtig als die Bildung zum guten Vortrag, sondern daß sie für ihn eben so, ja noch mehr als dieser, wichtig und unentbehrlich , mithin die Bildung zum Prediger Prediger Predigen , als Prediger, keinesweges die Hauptsache bey bei einem Lehrer der Religion sey sei . Denn jene Wissenschaften geben ihm ja eben das, was er mittheilen soll, durch den Vortrag wird es nur Andern genießbarer. das Lehrmaterial, ohne dessen Besitz das Predigen so leicht ein leeres Geschwätz wird. Es ergiebt sich aber auch 2) Daß daß man, indem man Wissenschaften und das darin Enthaltene recht gut die Wissenschaft lernt, lernt; nicht bloß Materialien Materialien zum Vortrag erhalte, sondern auch zugleich mit lerne immer fähiger wird , eine weise Auswahl Auswahl zu treffen, und sie so überzeugend und eindrücklich mitzutheilen mitzutheilen , als man sie, und in dem Grade, wie man sie selbst gefaßt hat. Je ausgebreiteter und praktischer also jene Kenntnisse sind, je desto besser muß dadurch der Vortrag gebildet werden, werden; und es ist vergebliche Einbildung, wenn man dieses Letztre bey Letztere bei einer gemeinen oder flüchtigen Erkenntniß des Erstern zu erreichen hofft hoffen . 3 505 . Wer Andre Andere über die Religion so belehren will, daß sie dafür eingenommen für sie gewonnen , d. i. von deren ihrer Wahrheit und ihrem Einfluß auf ihr wahres Bestes überzeugt, und dadurch geneigt gemacht werden sollen, sich darnach zu richten: der muß nicht nur die nöthigen Kenntnisse Kenntnisse desjenigen, was er ihnen mittheilen will, haben besitzen , er muß nicht nur selbst dafür eingenommen seyn, davon erfüllt und durchdrungen seyn: er muß auch, weil er es hier mit Andern, und mit mancherley mancherlei Zuhörern von verschiedenen Fähigkeiten, Neigungen und Bedürfnissen, Bedürfnissen zu thun hat, Klugheit Klugheit besitzen, und anzuwenden wissen. – Er besitzt sie, wenn er die Fähigkeiten hat hat, zu beurtheilen, was gedachten gerade ihren Umständen derselben am angemessensten ist. Bey Bei dem Lehrer Lehrer der Religion Religion also gehört dazu: Kenntniß der Religion, für welche, und Kenntniß desjenigen, wodurch er sie Andere dafür einnehmen will – gewinnen will; Menschenkenntniß Menschenkenntniß – und Beurtheilungskraft Beurtheilungskraft, um das schicklichste Verhältniß jener Kenntnisse gegen diese zu denen, die er unterrichten soll, zu finden. – Er Er Er weiß sie in vorkommenden Fällen anwenden anzuwenden , wenn er alsdann alsdenn fähig ist, – die Umstände, so wie sie gegenwärtig sind, aufzufassen, – sich die gedachten Kenntnisse, so weit er sie für diesen Fall braucht, recht zu vergegenwärtigen, – und darnach zu beurtheilen, was er seinem Zweck und diesen Umständen gemäß zu thun habe. 4 506 . So unumgänglich nothwendig es also ist, um die Stelle eines Lehrer Lehrers der Religion Religion mit Würde zu bekleiden, daß man vorher Theologie Theologie und die übrigen oben erwähnten erwehnten Wissenschaften studiere, damit verwandten Wissenschaften studiere; um zu wissen, was und wie man überhaupt Andere über Religion belehren, und sie ihnen empfehlen solle: so ist doch dieses allein nicht zureichend, um ein recht nützlicher Lehrer zu werden. – Dieses Man könnte sogar in einem gewissen Sinne sagen, daß gerade das Studium erschwert selbst gewissermaßen gewissermassen die Erlangung gewissermaaßen die Weisheit und Anwendung der Klugheit Klugheit erschwere . Denn indem es sich der Geist dabei größtentheils mit unsichtbaren Dingen beschäftigt: beschäftigt, so entwöhnt es den sich der Blick vom Gegenwärtigen, vom Handlen, Handlen und vom Handeln, von dem gesellschaftlichen Leben überhaupt, welches das eigentliche Feld der ist, auf welchem Klugheit ist. Und, indem und Gewandtheit gewonnen wird. Indem man bey diesem bei dem Studieren zunächst mehr darauf bedacht ist, sich vorerst die nöthigen Kenntnisse zu erwerben, als sie sich Andern mittheilen zu lernen; indem man vor allen Dingen sich selbst gründlich zu überzeugen sucht, nach deutlich deutlichen Begriffe Begriffen strebt, und daher die Untersuchung sehr ins Umständliche und Kleine gehen führen muß: so gewöhnt man sich weniger an lebhafte und anschauliche Erkenntniß, übt über den Beschäftigungen des Verstand Verstandes die Einbildungskraft zu wenig; gewöhnt sich sich, mehr langsam und bedächtig zu denken, als schnell etwas aufzufassen und zu übersehen überblicken ; wird daher mehr unentschlüßig unentschlüssig und verlegen, als schneller Entschließungen Entschliessungen fähig; zerstreut sich zu sehr durch kleine Umstände, als daß man das Ganze überschauen lernte; welches lernte. Dieß alles der Klugheit ist dem nicht zuträglich ist zuträglich, was man die Klugheit , und in Beziehung auf das Lehren, die Lehrweisheit nennt , die oft schnelle Empfindung, allgemeineres Ueberschauen und Ueberschauen, geschwinde Entschließung Entschliessung und vielseitige Behandlung eines Stoffs erfordert. 5 507 . Es setzt demnach diese Klugheit Klugheit eines Lehrers der Religion kan ohne und Lehrweisheit gewisse Fähigkeiten eigenthümliche Fähigkeiten und Kenntnisse Kenntnisse voraus, ohne die sie nicht seyn. – erworben werden kann. Zu jenen gehört die Gabe Gabe, recht zu beobachten und recht zu urtheilen, in Absicht auf die Umstände, unter welchen man zu reden und zu handeln hat, d. i. praktisch praktischer Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist und praktischer Verstand Verstand . – Die Kenntnisse aber müssen sich auf die mitzutheilende Lehren der Religion selbst , auf die Art, Andern etwas aufs Wirksamste mitzutheilen, auf Fähigkeiten, Neigungen, Denk- und Handelsart, auch verschiedne auf die verschiedenen Lagen und Umstände der Menschen überhaupt, und derer, mit welchen man jedesmal zu thun hat, insbesondre insbesondere erstrecken. Jene Fähigkeiten und Kenntnisse recht zu gebrauchen, würde fleißige Uebung Uebung in ihrem Gebrauch nöthig seyn. – Zwar kan kann sich niemand diese Fähigkeiten selbst geben; geben, kan kann sich nicht selbst eine solche günstige Lage verschaffen, die ihn zu der hier dienlichen Menschenkenntniß Menschenkenntniß führte; führte, kan kann auch selten zum voraus, eh' er ein öffentliches Lehramt Lehramt erhält, beträchtliche Uebungen dieser Art haben. Aber haben: aber er kan kann doch mittelmäßige Fähigkeiten durch Fleiß und Uebung verstärken; in seinem, obgleich kleinen, Kreise überhaupt Menschen, und die Art sie zu lenken, beobachten und beurtheilen lernen. Selbst bey bei seinen bisherigen Studien, wenn er sie auf die oben vorgeschlagene Weise treibt, wird es ihm weder an Gelegenheit zur Menschenkenntniß, noch an Uebung im Beobachten und Urtheilen, in Absicht auf die Bearbeitung der Menschen, fehlen; besonders wird ihm das Studium der Psychologie Psychologie, der Moral Moral, der Historie Historie, vornemlich vornehmlich der Kirchengeschichte Kirchengeschichte, der schönen Wissenschaften, selbst der Sprachen, große grosse Dienste thun können. Anm. Daß man den Menschen in der Regel am besten im Umgange mit Menschen, das Leben am besten in vielgestaltigen Lebenssituationen Lebenssituationen kennen lerne, leidet zwar keinen Zweifel; aber wenn man gleichwohl sehr oft findet, daß solche, die mit sehr Vielen in Berührung gekommen, in sehr verschiedenen Lagen gewesen sind, dennoch sehr wenig wahre Weltkenntniß und eben so wenig Umsicht und Klugheit im eigenen Handeln besitzen: so liegt der Grund offenbar darin, daß ihnen der Beobachtungsgeist fehlte, und eine Vorbereitung zum Beobachten, wozu man unstreitig durch die oben genannten Studien gelangt. Dagegen haben sich Manche fast bloß durch diese die großen Menschen- und Seelenkenntnisse erworben, und den tiefen Blick in das innerste Getriebe der Leidenschaften, ohne je viel weiter als in die Umgebung ihres Wohnorts, und oft kaum aus ihrem Arbeitszimmer gekommen zu seyn. Der Umgang mit den Todten, die sie da umgaben, hat sie mehr gelehrt, als Andere das Gewühl der Lebendigen, in welchem sie sich ihr ganzes Leben hindurch umhergetrieben hatten. A. d. H. 6 508 . Was ihm dann denn noch an eigner eigener Fähigkeit, Gelegenheit und Uebung abgeht, wird er, wie bey bei allen Arten von Kenntnissen, durch Andrer die Erfahrungen Erfahrungen und der Belehrung Belehrung von ihnen, Anderer ersetzen müssen, die ihm theils auf die verschiednen verschiedenen Umstände, in die er, als Lehrer Lehrer der Religion Religion, kommen kan kann , aufmerksam machen, theils ihn anweisen können, wie er sich darin mit Klugheit zu betragen habe. Man hat dergleichen Anweisung in eine Art von Wissenschaft gebracht, und sie mit dem Namen der Pastoraltheologie Pastoraltheologie im weitern Verstande , der Anweisung zur Pastoralklugheit Pastoralklugheit , der Pastoralwissenschaft und andern ähnlichen, belegt; und sie muß ohne Zweifel die Grundlage seines ganzen künftigen Betragens, als eines Lehrers der Religion, ( Theil 1. §. 17. 17 ) seyn. Anm. Anm. 1. Lehrer Anm. 1) Unter Lehrern der Religion nimmt versteht man entweder von denenjenigen, die Andre, welche die, welche Andere, die keine hinlängliche Fähigkeit, Hülfsmittel oder Muße Musse , sich selbst in der Religion zu unterrichten oder zu leiten, haben, mit einem Einem Wort, sogenannte Ungelehrte, über dieselbe Ungelehrte (das Volk), selbst darüber belehren, oder deren ihr Gewissen rathen, leiten ( Theil 1. §. 15 f. ) f.), oder von denen, die Andre die, welche Andere zu solchen Lehrern solchen Lehrern bilden sollen. Nur die erstern Erstern haben den Namen der Pastoren Pastoren Pastoren und eigentlichen Geistliche Geistlichen eigentlichen Geistlichen , und daher hat gedachte Wissenschaft ihren Namen bekommen, weil sie sich auf die Bildung derselben zu Volkslehrern einschränkt. Anm. Anm. 2. 2) Nichts verdient den Namen der Klugheit Klugheit im echt sittlichen und christlichen Sinn , was nicht zugleich recht ist mit dem, was Recht ist, bestehen kann . Aber es kan mehreres rechtmäßig, rechtmäßig kann Mehreres recht mäßig , und doch eines eins besser als das andre seyn; seyn, und da Eines besser als das Andere seyn. Da nun die Absicht des geistlichen Standes, die Religion aufs deutlichste und überzeugendste zu lehren, und sie aufs eindrücklichste zu empfehlen, Rücksicht auf die Umstände dererjenigen derer erfordert, die in dieser Absicht sollen bearbeitet werden: so verlangt die Absicht dieses Standes Klugheit in Beziehung auf Andrer die Bearbeitung Anderer durch die Religion, daher man sie, in dieser Beziehung, Pastoralklugheit nennt, welche aber rechtmäßiges nennt. Im weiteren Sinne beschreibt sie das ganze recht, und pflichtmäßige Betragen voraussetzt, voraussetzt oder in sich schließt, doch des Lehrers jedoch nur in Rücksicht auf Führung dieses Amtes; andre seines Amtes. Andere Pflichten, die solche der Lehrer mit Andern allen Christen gemein haben hat , gehören nicht hieher hierher , sondern in die Moral. 7 509 . Die ganze Fürsorge eines solchen Lehrers für die, so sich ihm anvertrauen, besteht entweder in Belehrung Belehrung Belehrungen , im weitesten Umfange genommen, oder in Handlungen Handlungen; beyden gewissen Handlungen: beide , sofern sie die Re ligion betreffen. – Die Belehrung ist entweder eine allgemeinere oder eine besondre besondere , welche durch die besondern Umstände einzler einzelner Personen, bey bei Religionszweifeln, Krankheiten u. d. gl. u. dgl. , nothwendig gemacht wird. Nun giebts giebt es zwar unter denenjenigen denen , die sich der Belehrung und der Gewissenspflege Gewissenspflege eines Seelsorger Seelsorgers bedienen, manche sehr Denkende und Aufgeklärte Aufgeklärte; aber diese machen doch nur den kleinsten Theil aus, und sind, gegen die übrigen gerechnet, so selten, daß sie verdienen, als eine ganz besondre besondere Klasse von Zuhörern behandelt zu werden; der größte Theil, der auch des Unterrichts und der Leitung am meisten bedarf, kan kann doch nur einen populär populären Vortrag Vortrag der Religion benutzen. Es muß also der öffentliche Vortrag vor einem vermischten Haufen – wenn die Zahl der wirklich (nicht in der Einbildung) Aufgeklärtere Aufgeklärtern Aufgeklärteren und Gebildeten nicht größer grösser als der Uebrigen ist – billig populär, und dieses um so mehr seyn, weil die Absicht des Vortrags eines Volkslehrer Volkslehrers eigentlich seyn muß, die Religion praktisch praktisch und in Anwendung auf das Herz Herz vorzustellen, auch nicht sowohl erst zu unterrichten – denn dieses ist, nach unsrer unserer Einrichtung, schon vorher in Schulen oder bey bei der Zubereitung zur sogenannten Confirmation geschehen – als vielmehr das wieder aufzufrischen, was die Zuhörer schon wissen, und es immer eindringlicher und anwendbarer zu machen. 8 510 . Man hat deswegen für gut befunden, die ganze Anweisung zur rechten Führung des christlichen Lehramt Lehramts in zwey Hauptwissenschaften Anweisung zur rechten Führung des christlichen Lehramts in zwei Hauptwissenschaften zu theilen. Die eine betrift betrifft die Belehrung des Volks, und soll den Prediger Prediger bilden; bilden, die andre andere aber die kluge Einrichtung der Handlungen eines Lehrers nach den verschiednen verschiedenen Theilen seines Am tes, Amtes: und diese soll ihn als Seelsorger Seelsorger unterrichten. In so fern bey bei diesen Handlungen auch Vortrag der Religion Vortrag oder doch Gespräch über Religion nöthig ist, muß sich dieser dieses nach den besondern Umständen der einzelnen einzelen Pflegebefohlene Pflegebefohlnen Pflegebefohlenen richten, mit welchen der Seelsorger zu thun hat. Er hat; er muß also zwar alle Eigenschaften des guten Vortrag Vortrags einer guten mündlichen Mittheilung haben, aber die besondre besondere Einrichtung für die einzelnen einzlen Fälle nach jenen den besondern Umständen Umständen, unter welchen gelehrt wird, bekommen; und, weil diese erst können in der letztern erwähnten erwehnten letzterwähnten Wissenschaft berührt werden: werden können, so gehört die Anweisung zum guten Religionsvortrag Religionsvortrag Religionsvortrage überhaupt in die erstre erstere , hingegen die Unterweisung, wie dieser Vortrag religiöse Belehrungen in einzelnen einzeln Fällen, und in dem Umgang Umgange mit einzelnen einzeln Personen, nach ihren besondern Fähigkeiten und Bedürfnissen einzurichten sey sind , in die letztre letztere Wissenschaft. Der Kürze wegen wollen wir diese letztre letztere Art des Vortrags den Privatvortrag Privatvortrag , und Privatbelehrungen , die erstre erstere , weil der Vortrag mehrern Mehrern zusammen ertheilt wird, den öffentlichen Religionsvortrag nennen. 9 511 . Dieser letztre läuft Oeffentliche Religionsvorträge sind entweder eine in Eins fort, und ist bloßer blosser Vortrag des Predigers, ist fortgehende ununterbrochene, d. i. , eine eigentliche Rede oder Predigt Predigt ; oder er ist sie sind unterbrochen durch das, was die Zuhörer auf die andern vorgelegten Fragen antworten, in Beziehung auf das, was der Prediger gefragt hat; hat, er ist also eine Art von Unterredung Unterredung des Predigers mit den Zuhörern. Jene Eine zusammenhängende Rede nennt man eine Homilie Homilie , ein alter Sprachgebrauch Homilie ; und daher Homiletik Homiletik die Anweisung zu dem öffentlichen in Eins fortlaufenden Religionsvortrag Religionsvortrag dazu hat davon den Namen der Homiletik erhalten . Sie ist also, weil dabey dabei eine vermischte Versammlung, meistentheils von Ungelehrten, vorausgesetzt wird (§. 7. 509 ), und die Eigenschaften des Religionsvortrags für jedermann, ohne Rücksicht auf die besondersten Umstände einzelner einzler Zuhörer, darin sollen vorgelegt werden sollen (§. 8. 510 ), eine Anweisung zum gemeinnützigen oder populär populären, und zwar an einander hängenden öffentlichen Religionsvortrag Anweisung zum gemeinnützigen oder populären, an einander hängenden öffentlichen Religionsvortrage . 10 512 . Eine Unterredung des Prediger Predigers mit seinen Zuhörern den erwachsenen oder unmündigen Gliedern seiner Gemeinde , wodurch er ihre Antworten auf seine Fragen über die Religion erfahren erfahren, oder sie durch Unterhaltung darüber zu immer richtigern Einsichten bringen will, nennt man eine Katechisation Katechisation , oder, in Absicht auf den Prediger, einen katechetischen Vortrag ; und, Vortrag , und da dieser die Form, eine katechetische Lehr art . Da diese die Absicht hat, zu erforschen, was sie für Begriffe von der Religion haben, oder sie selbst auf wichtige richtige Begriffe davon zu leiten, dieses aber nicht sowohl bey aufgeklärter aufgeklärtern bei Gebildeten und zum eignen eigenen Nachdenken schon gewöhnten Gewöhnten , als vielmehr bey bei solchen Zuhörern nöthig ist, die noch in der Erkenntniß zurück sind: so versteht sichs von selbst, daß dieser Vortrag sie vorzüglich populär populär seyn müsse. Die Anweisung zu einem einer solchen katechetischen Vortrag Behandlung der Materien heißt die Katechetik Katechetik , welche man nicht, wie wohl geschieht, mit der katechetischen Theologie ( Theil 2. §. 174. Anm. 2. 461 ) verwechseln muß. Anm. Nach dem Sprachgebrauch der ersten Kirche, ist jede Mittheilung von Religionswahrheiten eine Katechese , so wie das Wort etymologisch (von κατηχεῖν antönen, ansprechen ) den Begriff der Frage und Antwort gar nicht in sich schließt. Erst später ist er hinzugekommen, indem man für die zu unterrichtenden Anfänger (die Katechumenen ) gerade diese populäre Lehrart für die schicklichste hielt, wie sie es auch ihrer Natur nach war. A. d. H. die zu unterrichtenden Anfänger (die Katechumenen) Vgl. II § 126. 11 513 . Alles andre Andere , was nicht eigentlich den Vortrag Unterricht des Predigers, sondern seine obigen Verhältnisse und Handlungen betrift betrifft , so fern sie unmittelbar oder mittelbar seine Amtsführung angehn angehen (§. 8 510 8. ), gehört in eine andre andere Anweisung, der man den Namen der Pastoraltheologie Pastoraltheologie im engern Verstande (§. 6. 508 ) gegeben hat. Das Amt Amt eines Lehrer Lehrers, der für das Beste der ihm Anvertrauten sorgen soll, bringt es mit sich, den äussern Gottesdienst Gottesdienst, und was dazu gehört, nicht bloß durch seinen Vortrag, sondern auch in den übrigen Theilen, zu besorgen; dem Gewissen seiner Pflegebefohlnen Pflegebefohlenen unter allerley allerlei Umständen treulich zu rathen; rathen, und überhaupt die Kenntniß der Religion, nebst der Liebe zu ihr und Anwendung der Kenntniß zur Besserung und Beruhigung derselben, zu befördern; sich deswegen überall, auch um des Lehramt Lehramtes willen, als ein Muster eines wahren Christen zu betragen; endlich, wenn die Sorge für äusserliche äußerliche Angelegenheiten nicht von denen, die ihn zum Lehrer angenommen ha ben, Andern übertragen ist, auch für den Unterricht und die Erziehung Erziehung der Jugend Jugend, für die Verpflegung der Armen und für die Aufrechthaltung der Rechte der ihm anvertrauten Gemeine Gemeinde , und der Rechte seines Standes und Amtes, Sorge zu tragen, und sich daher diese Rechte und desjenigen, worauf sie sich gründen, wohl bekannt zu machen. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Die Anweisung zum musterhaften Betragen, als ein wahrer Christ und kluger Mann, gehört zwar in die Moral Moral, aber der Prediger muß doch den Nutzen, welchen sein Amt stiften kan kann , nicht durch Unklugheit, durch unvorsichtige oder anstößige und das Vertrauen zu ihn ihm schwächende Handlungen, noch weniger durch wirkliche Ausschweifungen, verhindern oder schwächen; er muß vielmehr diesen Nutzen Nutzen, durch den Beweis des seligen Einflusses des Christenthums auf sein Betragen und Glückseligkeit Glückseligkeit an seinem eigenen Beyspiel Beispiel , zu befördern, und sich eben dadurch das so sehr wirksame Ansehen bey Andern bei Andern, und ihr Vertrauen, zu erwerben suchen. Es giebt über dies überdies , ausser überdies, außer den Pflichten, die er mit jedem verständigen Mann Manne und jedem Christen gemein hat, noch einige allgemeine Pflichten, die ihm eben sein Stand und die damit verbundenen Umstände auflegen, z. B. keine unrechte Mittel zu brauchen gebrauchen , um dieses Amt zu erlangen, seinem eignen eigenen Hause wohl vorzustehen, Eintracht und gemeinschaftlichen Fleiß mit seinen Collegen zu beobachten, und dergleichen. dergl. Diese allgemeinere allgemeinern Pflichten seines besondern Standes gehören in die Pastoraltheologie, wenn sie wennsie gleich nur mittelbar den Zweck des geistlichen Amtes befördern. Anm. Anm. 2. 2) Den Theil der Pastoraltheologie, der die beste Einrichtung des öffentlichen äussern äußern Gottesdienstes betrift betrifft , könnte man die Liturgik Liturgik nennen, worunter sonst nur der Inbegriff Inbegrif historischer Kenntnisse von den äusserlichen äußerlichen Einrichtungen des öffentlichen Gottesdienstes in der christlichen Kirche überhaupt, oder in einer besondern Kirche, verstanden wird, der einen Theil der Kirchengeschichte ausmacht. Diese Einrichtung wird selten dem Lehrer überlaßen überlassen , und ist durch Gesetze oder Herkommen bestimmt. Alsdann Alsdenn bleibt ihm nichts übrig, als durch vernünftige und bescheidne bescheidene Vorstellungen bey bei der Obrigkeit, oder, wenn er weiß, daß diese ihn nicht hindern wird, lieber bey bei der Gemeine Gemeinde , an Abschaffung der Mißbräuche und des Unerbaulichen, und an immer mehrerer Besserung des Gottesdienst Gottesdienstes zu arbeiten; und wo er dies nicht erreichen kan kann , wenigstens den ganzen äussern äußern Gottesdienst, und selbst was er dabey dabei nicht ändern darf, theils durch eigne eigene Andacht Andacht, theils durch seine den Zuhörern gegebene Erklärung der Absicht und des Nutzens vorhandener Einrichtungen, so erbaulich, erbaulich als möglich zu machen. Anm. Anm. 3. 3) Eben so kommt unter uns selten dem Lehrer der Religion die Erhaltung und Vertheidigung der Rechte der Kirche zu, zu; er ist deswegen an Aufseher oder Consistorien Consistorien gewiesen. Aber er ist doch, wenn er dieses Amt und eine Gemeine Gemeinde hat, verbunden, über die Rechte jenes und dieser, als einer Gemeine Gemeinde , zu wachen, also sie zu kennen, nicht nur die besondersten Rechte der Stelle, die er bekleidet, und der Gemeine Gemeinde , der er vorsteht, sondern auch die allgemeinern Kirchen- und wenigstens Pfarr-Rechte Pfarrrechte . Man pflegt daher in manchen Anweisungen zur Pastoralklugheit das, was jedem solchen Lehrer davon zu wissen am nothwendigsten ist, mit zu lehren. 12 514 . Die Kenntniß dieser Rechte, oder des Kirchenrecht Kirchenrechts , verdient, ob sie gleich mehr zur Rechtsgelehrsamkeit Rechtsgelahrtheit als zur Theologie gehört, einen besondern Fleiß, und ist einem Lehrer der Religion sehr nützlich, in gewissen Fällen unentbehrlich. Von dem Studium desselben, wenigstens so weit es einem protestantischen Lehrer nöthig ist, kan kann in dieser Anweisung nirgends bequemer als bey bei diesem Theil gehandelt werden. Es wird daher dieser Theil zwey zwei Abschnitte in sich fassen: 1. von der Homiletik und Katechetik , als welche beyderseits beiderseits den Lehrer zum guten Vortrag Unterricht in der Religion für alle Stände und Alter bilden sollen; sollen. 2. von der Pastoraltheologie mit Einschluß der Liturgik und dem Kirchenrechte , die mehr bestimmt sind, ihn von seinem rechtmäßigen und klugen Betragen, als Lehrer Lehrer und Seelsorger , zu unterrichten. Erster Abschnitt. Homiletik Homiletik und Katechetik Katechetik. 13 515 . Nach dem Leichtsinn oder der Gleichgültigkeit zu urtheilen, mit der ein großer grosser Theil wirklicher oder künftiger Prediger Prediger den Vortrag der Religion Religion behandelt, scheint es, daß man das sogenannte Predigen Predigen , und die Erreichung seiner Absicht, für etwas sehr leichtes Leichtes , oder den Fleiß, der auf den guten Vortrag gewendet werden soll, für sehr entbehrlich halte. Liegt nicht dabey dabei Verachtung der Religion selbst, Gleichgültigkeit gegen das wahre Wohl andrer anderer Menschen, oder Mangel der Ueberzeugung von dem großen grossen Einfluß der Religion auf das Beste der Menschen, zum Grunde: so ist nicht abzusehen, wie es ohne jene Einbildung möglich wäre, daß man sich für reif zu einem solchen Vortrage, Vortrage oder für berechtigt halten könnte könnte, – könnte, wenn man kaum mehr wie die ersten Schritte zur deutlichen Kenntniß und Ueberzeugung in der Religion gethan hat; hat, noch eben so arm an Kenntniß des menschlichen Herzens als an mannichfaltigen Kenntnissen zu Befriedigung so vieler Bedürfnisse des Verstandes und Herzens andrer anderer Menschen ist; ist, noch so wenig sich selbst durch eigne eigene Erfahrung Erfahrung und Uebung Uebung in der wahren Gottseligkeit Gottseligkeit gebildet hat – hat, alsdann alsdenn schon auf den Lehrstuhl zu eilen, und sich zum Lehrer Andrer Anderer , gewiß oft an Kenntnissen und Erfahrungen reicherer Zuhörer, auf zuwerfen. Es wäre unbegreiflich, wie viele Prediger diese Beschäftigung als bloßes blosses Hand- und Tagewerk, ohne wahrhaftige Theilnehmung oder gar mit Verdruß treiben, alles Alles , was und wie sie es sagen, für gut genug für ihre Zuhörer halten, sich mit der Vorstellung einwiegen könnten, daß Gottes Wort schon an sich kräftig genug sey sei, Gutes zu wirken, ohne daß es einer sorgfältigen Auswahl der Sachen, eines eignen Fleisses eigenen Fleißes im Ausdrucke bedürfte, oder daß diese Wahl und dieser Fleiß Mißtrauen gegen die göttlichen Lehren selbst voraussetzte, und gar dem Eindruck derselben hinderlich wäre. Es bliebe, bliebe aber auch ohne dies, dies eben so unerklärlich, wie manche Andre, Andre Andere, unbekümmert um das, was sie lehren und einschärfen, fast den einzigen oder größesten grössesten größten Werth auf Einkleidung und auf das Aeusserliche Aeußerliche des Vortrag Vortrags setzen, anstatt Verstand und Herz reden zu laßen lassen , nach allerley allerlei Künsten, den Vortrag auszuschmücken, haschen, und sich einbilden könnten, mit einem, ihrer Meinung nach, schönen und lebhaften Vortrag alles Vortrage Alles gethan zu haben, was man von dem Prediger erwarten dürfe. 14 516 . Sicherlich würde man nie auf diese Einbildungen und Ausschweifungen verfallen, oder sich leichter von ihnen loswinden können, wenn man sich von der Wahrheit folgender Betrachtungen recht lebhaft überzeugte, und sie stets gegenwärtig zu erhalten suchte, Betrachtungen, die der ernsthaftesten Untersuchung, zumal zumahl eines jeden, der sich dem Beruf eines Lehrer Lehrers der Religion weyhen weihen will, höchst würdig sind. Zuförderst Zuvörderst 1) beruht alle wahre wesentliche Glückseligkeit Glückseligkeit, so fern sie in unsrer unserer Gewalt ist, auf Tugend Tugend , und, so fern sie nicht in unsern Händen Häuden steht, auf Zufriedenheit Zufrieden heit . Diese Glückseligkeit kan kann nur alsdann alsdenn vollkommen seyn, wenigstens nähern wir uns dieser Vollkommenheit nur in dem Grade, a) je weiter Tugend und Zufriedenheit reichen, b) je mehr sie Ermunterung und Unterstützung haben, und c) je dauerhafter sie sind. Aber es läßt sich kein Mittel denken, das in dieser dreyfachen dreifachen Absicht so weit reichte, als die Religion Religion . 15 517 . Sie giebt a) A) der Tugend Tugend und Zufriedenheit Zufriedenheit den weitesten Umfang. Wer an einen Gott Gott glaubt, der der Vater aller Geschöpfe ist; ist, wer alle Geschöpfe, und die Menschen insonderheit, als Glieder Eines großen grossen Körpers ansieht; wer eine allweise und gütige Regierung des Ganzen erkennt, wo Alles als Mittel zu Einem Einen gemeinsamen Zweck, zur Glückseligkeit Glückseligkeit Aller mitwirkt; Aller, mitwirkte, wer also auch glaubt, daß kein Fleiß in dem Trachten nach dem, was wahr ist, ganz vergebens seyn könne, daß dies vielmehr die Ursach des weitern Fortrückens in jeder Vollkommenheit seyn müsse, müsse; daß endlich uns schlechterdings nichts begegnen könne ohne Gottes Wille Willen, der immer das erfolgen läßt, was für uns das Beste ist: wie sollte dem, der dieses mit Ueberzeugung und von Herzen glaubt, der sich über das Sichtbare zum Unsichtbaren erheben kan kann , irgend etwas gleichgültig, von seiner Liebe und seinem Bestreben, Andrer Anderer Bestes zu befördern, ausgeschlossen, irgend etwas, das ihm begegnet, niederschlagend, und nicht vielmehr Ermunterung zur Dankbarkeit seyn? – b) B) Alsdann Alsdenn sind ihm alle Gesetze Gesetze, als so viele Anzeigen der Quellen seines Glücks, wahre Wohlthaten, an welchen er um so mehr Antheil hat, je mehr er Gutes thut. Ihm sind alle seine Kräfte eben so viele Mittel glücklich zu werden; alle Erkenntniß des wahren Wahren und alle Ausübung des Guten so viele Belohnungen; und von der unerschöpflichen Macht, Weisheit und Liebe Gottes kan kann er, selbst bey bei gefühlter Ohnmacht, bey bei fehlgeschlagenen bestimmten Hoffnungen, sogar bey bei Vergehungen, Unterstützung, Ersatz, Nachsicht und Lenkung dessen, was versehen ist, oder vergeblich scheint, zum Besten, erwarten. Wie dieses stete Ermunterung ist, Gutes Gutes zu thun, und nie müde zu werden, weil der Gedanke, Gott ist Zeuge und Vergelter meiner Handlungen und Gesinnungen, überall und auch dahin reicht, wo es an andern Beweggründen fehlt, oder diese nicht wirksam genug sind: so ist es auch kräftiger Antrieb, seine Begierden zu mäßigen, und Verwahrungsmittel wider Eigennutz, Miß muth und Neid. – Und da c) C) weder die seligen Folgen der Tugend, ihrer Natur nach, ausbleiben können, diejenige die wenigstens nie, welche in dem Wohlgefallen Gottes daran besteht, noch Gott sich in seinen erwähnten erwehnten Eigenschaften verleugnen kan verläugnen kann : so steht Tugend und Zufriedenheit auf einem unerschütterlichem unerschütterlichen Grunde, so lange die Ueberzeugung von der Wahrheit Wahrheit und dem Werth Werth Werthe der Religion Religion bleibt, und wir uns immer an dieselbe halten. – Die Religion müßte also die wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn wichtigste Angelegenheit des Menschen seyn . Glieder Eines großen Körpers Vgl. 1Kor 12,12–27. Gutes zu thun, und nie müde zu werden Vgl. Gal 6,9. 16 518 . Diese große grosse Angelegenheit Angelegenheit für die Menschen zu der zu machen, die sie seyn soll, ist 2) (§. 14 14. ) der sogenannte geistliche Stand Stand geistliche Stand ganz eigentlich errichtet. Man erwartet von denen, die sich ihm widmen, daß sie für Andere, welche zur Untersuchung der Religion nicht Fähigkeit, oder Hülfsmittel, oder Muße Musse genug haben, untersuchen diese Untersuchung anstellen , ihnen, nach ihren so verschiedenen Fähigkeiten und Bedürfnissen , Ueberzeugung von den Lehren der Religion und deren großem grossen Werth beybringen Werthe beibringen , ihnen diese durch Vorstellungen und Beyspiele Bepspiele Beispiele eindringlich machen, Zweifel benehmen, in Gewissensangelegenheiten rathen, sie mit Trost unterstützen, kurz, sie durch Religion leiten und beruhigen sollen. Man hat ihnen, um diesen Pflichten Pflichten besser und ungestörter obliegen zu können, in der bürgerlichen Gesellschaft gewisse kleine Gesellschaften oder Gemeinen Gemeinen Gemeinden angewiesen, auf die sie zu nächst ihre Beschäftigungen einschränken sollen; man hat sie von manchen bürgerlichen Plichten und Lasten befreyet befreiet ; man hat sogar deswegen für ihren bequemen Unterhalt Unterhalt gesorgt. Man rech net erwartet um so mehr auf ihre von ihrer Geschicklichkeit, Fleiß und Redlichkelt Redlichkeit , da sie eigentlich den einzigen Stand ausmachen, dem die Aufrechterhaltung und Beförderung der Religion selbst anvertraut ist. Wie verabscheuungswürdig muß derjenige seyn, der, in einer Sache von der Wichtigkeit, einen Beruf Beruf übernimmt, von dem er nicht weiß, weiß ob er ihn würdig und nach den billigen Erwartungen der Gesellschaft erfüllen kan kann , oder, wenn er ihn übernommen hat, der nicht, alles dies erfüllen zu wollen, willig, oder fleißig, oder redlich genug ist. 17 519 . Nun hat zwar 3) der, wer welcher den Unterricht Unterricht und die Seelsorge Seelsorge für Andre Andere übernimmt, in dem Privatumgang Privatumgang Privatumgange mit ihnen, ihnen Gelegenheit genug, sich mit ihnen über die Religion Religion zu unterhalten, und nach jedesmaligem Befinden der Umstände ihre rechte Anwendung und ihren großen grossen Einfluß auf Besserung und Beruhigung der Menschen zu zeigen. Er kan kann selbst da recht eigentlich für jeden insbesondre insbesondere mit Weisheit und mit dem glücklichsten Erfolg Erfolge arbeiten, gerade auf die Art, wie dieser es am meisten braucht, und wie Religion am ersten bey bei ihm Eingang findet; und wird er sonderlich selbst dazu aufgefordert durch einen solchen, der in besondern Umständen, z. B. Krankheiten, fühlt, wie unentbehrlich ihm die Religion und die Aufklärung Aufklärung darüber und über seinen Gemüthszustand sey: sei, so kan kann er sie mit desto mehrerer Wirksamkeit empfehlen. Aber es giebt derer deren nicht viel viele , die den Umgang des Prediger Predigers deswegen suchen, oder gern sehen, um sich mit ihm über dergleichen geistige Angelegenheiten zu unterhalten: selbst die, welchen Religion unter bedrängten Umständen Bedürfniß wird, oder werden sollte, werden durch Sicherheit, Dünkel, Schüchternheit oder abergläubische Furcht abgehalten, den Prediger zu Rathe zu ziehen; ziehen, kennen sich selbst, ihre Verderbnisse und deren Quelle zu wenig, oder verhehlen verheelen sie sich und ihm; ihm, oder sind, zumahl bey zumal bei Krankheiten, so wenig zum Nachdenken fähig, aufgelegt und geneigt, als daß da die Unterredung des Predigers mit ihnen wirksam genug werden könnte. Und wäre dieses alles auch nicht: so ist selten viel auszurichten, wenn nicht schon vorher bey bei solchen der Grund zu einer rechten Erkenntniß der Religion und zum Geschmack daran gelegt worden ist; wenigstens kan kann der Prediger durch öffentlichen Vortrag weit Mehrern nutzbar werden, als durch den Privatumgang. Jener bleibt also doch immer die wichtigste Beschäftigung, von der bey bei den meisten der ihm Anvertrauten, die selten andre andere Quellen des Religionsunterricht Religionsunterrichts haben, und nutzen können, sowohl ihre ganze Bildung durch die Religion, als ihre Neigung abhängt, sich auch in besondern Angelegenheiten seiner Leitung zu bedienen. 18 520 . Aber hier kommt 4) überaus viel auf die Art an, wie dieser Vortrag Vortrag eingerichtet ist, ist; und die gute Wirkung desselben, so weit sie von dem Prediger Prediger selbst abhängt, beruht immer entweder auf dem Vertrauen, das er bey bei den Zuhörern hat, oder auf der guten Einrichtung seines Vortrags. Jenes Vertrauen kan freylich kann freilich auch aus seiner anerkannten Geschicklichkeit, aus seiner Liebe gegen die Zuhörer, und der thätigen Theilnehmung an ihrem Besten, aus seinem ganzen exemplarischen und anziehenden Betragen, entspringen. Aber, so lange man ihn nach diesen Eigenschaften noch nicht kennt, muß er sich doch dieses Vertrauen erst durch den guten Vortrag erwerben; seinen Werth als als Lehrer Lehrer kan kann und pflegt man doch erst nach diesen zu schätzen; und das Vertrauen selbst ist nichts anders, als nur Mittel, nur Vorbereitung, das ihm den Weg bahnt, um gern gehört, und so erst durch den Vortrag den Zuhörern nutzbar zu werden. 19 521 . Der Vortrag Vortrag hat doch ganz andre andere Wirkungen, wenn er die Aufmerksamkeit der Zuhörer fesselt, wenn er ihnen die vorgetragnen vorgetragenen Sachen deutlich und einleuchtend macht, wenn er sie dafür einnimmt, und daher ihren Fähigkeiten und Neigungen, wenigstens ihren Bedürfnissen angemessen ist, als wenn es ihm an diesen oder einer dieser Eigenschaften fehlt, oder wenn entweder gewisse Fehler desselben den Zuhörern die Sachen verleiden, oder der Vortrag, indem er ihren Leidenschaften oder ihrer Einbildungskraft schmeichelt, ganz sie von dem Zweck abführt, sie von der Religion Religion zu überzeugen, und sie zur Befolgung derselben willig zu machen. – Selbst dieser Zweck und die Natur der Religion hat, wenigstens für die meisten Menschen, nichts Anziehendes. Es gehört schon manche Cultur Kultur der Seele Seele, mindestens ein Gefühl, wie wenig uns sichtbare Dinge befriedigen, und eine gewisse Verlegenheit über unsern Gemüthszustand, dazu, wenn der Mensch nur erst Geschmack Geschmack an Beschäftigung mit unsichtbaren Dingen finden soll; und die stete Beschäftigung mit sichtbaren Dingen, das Vergnügen, das aus ihrem Genuß entsteht, und die Gewöhntheit daran, nebst der Kunst, den Ueberdruß dieser Vergnügungen durch mannichfaltige Abwechselung zu verdrängen, läßt vollends jenen Geschmack selten aufkommen. Soll dann denn auch das, was zur Religion gehört, den Menschen nicht bloß unterhalten, sondern wirklich bessern bessern: bessern, so muß er sich sehr bittre bittere Wahrheiten Wahrheiten gefallen laßen lassen , ihnen gegen sich selbst und seine Eigenliebe recht Recht geben, seinen Neigungen Gewalt anthun, gewohnte und fast unentbehrlich gewordne gewordene Vergnügungen aufopfern, beschwerliche Uebungen übernehmen; übernehmen: lauter Dinge, von welchen der Mensch nicht gern hören mag. Und wenn auch schon die Zuhörer Zuhörer, durch sonst erlangte Kenntniß der Religion, durch einigen Geschmack daran, durch manche Erfahrungen, wie übel sie bey bei dem Leichtsinn und den Ausschweifungen gefahren sind, vorbereitet scheinen mögen, das, was ihnen die Religion vorhält, williger anzunehmen: wie ganz etwas anders ist es, etwas gern zu hören, und es willig zu thun? welch ein großer grosser Unterschied ist zwischen vorübergehenden Bewegungen und zwischen einem dauerhaften Eindruck Eindruck, der in religiöse Gesinnung Gesinnung übergeht? also, wie unumgänglich nöthig, wenn die selige Absicht der Religion erreicht werden soll, sie nicht nur vorzutragen, sondern es so zu thun, daß wahrhaftige Willigkeit Willigkeit, sich nach ihr zu bilden, und bleibender Eindruck entstehe. Anm. So unverantwortlich hienach hiernach der Prediger handelt, wenn er nicht den äussersten möglichen höchstmöglichen Fleiß auf den Vortrag zu dieser Absicht wendet: wendet, so sehr wird auch dadurch die Einbildung geschwächt: man müsse den Eindruck der Religion und des Christenthums insbesondre lediglich ihrer eignen eigenen Kraft zutrauen; Künste des Redners verhinderten ihn eher; und die heilige Schrift warne selbst dafür davor, 1 Cor. 1 und 2 . 2 Tim. 4, 3. 4. – Freylich Freilich macht der gute Vortrag jenen guten Eindruck, zumal zumahl wenn er bleiben, und die ganze Gesinnung ändern soll, allein nicht; auch hängt dieser heilsame Eindruck eigentlich von der Wahrheit und ihrem Werth selbst, und von den Umständen der Zuhörer ab, welcher sich Gott bedient, ihnen Eingang bey bei diesen zu verschaffen. Aber zu diesen Umständen gehört der gute Vortrag mit; und die heilsamste Arzeney Arznei ist unnütz, wenn der Kranke nicht an ihre Kraft glaubt, und nicht bewogen werden kan kann , sie zu nehmen. Eben auf diese Kraft der Religion die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu ziehen, Glauben an ihre Wahrheit und an ihren Werth hervorzubringen, sie zu ihrem Gebrauch zu bewegen, dies, dies soll die Absicht des guten Vortrags seyn. – Sonach kan kann er auch ihrer Kraft keinen Eintrag thun. Sogenannte Rednerkünste Rednerkünste Die sogenannte Rednerkunst , wenn sie den nur jenen heilsamen Endzweck haben hat , und dazu etwas beytragen können, sind beitragen kann, ist nicht verwerflicher, als jedes andre andere in der Natur der Dinge liegende, und den menschlichen Bedürfnissen angemessene Mittel; sie sind ist nur alsdenn alsdann hier übel angebracht, und jener Absicht hinderlich, wenn sie bloß die Zuhörer angenehmer unterhalten sollen will , ohne auf jenen wesentlichen weit wesentlicheren Zweck zu arbeiten. – Und diese falschen Künste Nur die eitlen Rednerkünste mißbilligt die heilige Schrift allein , wie auch schon Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi und seiner Apostel Beyspiel Beispiel beweiset, die selbst jene bessern Künste echte Kunst nicht verschmähten, und Allen alles Alles wurden, um doch überall Einige für die Religion zu gewinnen. Eine recht gefaßte Homiletik ist gerade das Mittel, vor neuen Verirrungen des Geschmacks zu bewahren. Christi und seiner Apostel Beyspiel beweiset, die selbst jene bessern Künste nicht verschmähten […] um doch überall Einige für die Religion zu gewinnen So berichtet etwa die Apostelgeschichte, dass im Anschluss an die sog. Areopagrede des Paulus (Apg 17,22–31) einige Personen gläubig wurden (vgl. Apg 17,34). Allen alles wurden Vgl. 1Kor 9,22. 20 522 . Aber zu einen einem guten Vortrag Vortrag Vortrage der Religion gehört 5) überaus viel, gewiß mehr, als sich Mancher Mancher, der nie gründlich darüber nachgedacht, nur – vorzustellen vermögend ist. Gut nenne ich dergleichen Vortrag, wenn er durchaus der Absicht gemäß ist, die bey denenjenigen, bey bei denen, bei welchen man ihn braucht, erreicht werden soll. Diese muß seyn, ihnen wahrhaftig {wahrhaft} die Religion und ihren Werth einleuchtend, und sie willig zu machen, ganz ihre Gesinnungen Gesinnungen und Handlungen Handlungen danach darnach einzurichten. Denn, daß der Vortrag, wo es der Prediger Prediger bloß darauf anlegt, daß Er selbst gefallen will, wo es ihm nur darum zu thun ist, seine Zuhörer Zuhörer zu unterhalten, und wo nicht das herzliche Verlangen zum Grunde liegt, die Zuhörer wirklich zu bessern bessern , oder wo es ihm gar genügt, sein Tagewerk mechanisch gethan zu haben, daß der Vortrag jenen Namen nicht verdiene, und dem großen grossen Zweck Zwecke , worauf der Prediger durch Religion arbeiten soll, bey bei weitem nicht entspreche, bedarf doch wohl keines Beweises. Aber daß eben jener jenen des Namens wahrhaftig würdige Vortrag, daß der sehr schwer würdigen Vortrag zu erreichen sey ist nicht leicht sei , davon kan kann man sich einigermaßen einigermassen einigermaaßen überzeugen, wenn man folgende Schwierigkeiten wohl überlegt, die – die zum Theil in der Natur der Sache selbst und den daraus entstehenden großen grossen Erfordernissen auf Seiten des Predigers selbst §. 21 – 25 – 21 – 25. , in dem Mangel derselben bey bei dem Prediger oder in der Beschaffenheit der Zuhörer §. 26 – 28 – 26 – 28. , Zuhörer – und zum Theil in unsrer unserer ganzen Erziehungsart und Verfassung §. 29. 30 , 30. liegen. 21 523 . Zuerst in der Natur der Sache selbst , oder In der Natur der Sache selbst. – Zuvörderst in der Natur eines solchen Vortrag Vortrags, der durch Nichts die abgezweckte Wirkung verhindern oder stören, sondern durchaus durch alle jedesmal mögliche Mittel sie befördern soll. Nothwendig muß der Prediger Prediger oder Katechet Katechet wissen, 1) woher er theils die vorgetragenen Sachen Sachen nehmen , theils wie er sie empfehlen soll. Zu jenem gehört ein gewisser Reichthum von recht praktisch praktischen Kenntnissen des ganzen Umfangs der Religion; zu diesem ein ansehnlicher Vorrath selbst von praktischen Kenntnissen aus der Philosophie, vornemlich vornehmlich der Psychologie und Logik, und aus den schö nen Wissenschaften, hauptsächlich aus der Rhetorik. Beyderley Beiderlei Kenntnisse, jene, die den Stoff, diese, welche die Form dem Vortrage geben, muß eigner eigener Fleiß Fleiß und Uebung Uebung erlangt und verarbeitet haben. Die Sache verdient eine etwas deutlichere Erläuterung. 22 524 . Erstlich sollte jede Erkenntniß Erkenntniß, und vorzüglich unsre unsere Kenntniß der Religion, in dem oben ( Theil 2 2. §. 169 456 ) angegebenem 169. ) angegebenen Verstande, praktisch praktisch seyn, daß wir nie bloß auf ihre Wahrheit Wahrheit sähen sehen , sondern eben so sehr auf ihren Werth Werth und ihre Brauchbarkeit , d. i. ihren Nutzen Nutzen und Einfluß in die menschliche Glückseligkeit Glückseligkeit, es mag dieser Einfluß mittelbar oder unmittelbar seyn ( ebendas. Anmerk. ). Wozu weiß oder lernt man sonst? vornemlich vornehmlich , wie kan kann der die Absicht der Religion und seines Berufs erfüllen, wer auch die richtigsten Sätze derselben nicht zu Andrer Anderer Besten anzuwenden weiß. weiß? – Aber es giebt ausser dem ausserdem außerdem noch eine weit mehr verkannte praktische Erkenntniß, die darum so heissen heißen könnte, weil die Art , wie man sie erlangt hat und wieder anwendet, praktisch ist. Wer als ein vernünftiger, wirklich freyer freier Mensch, gewissenhaft lernen, und so wieder mittheilen will, der muß nicht bloß von Andern Sachen, Beweise und deren Anwendung lernen, oder dies ihnen nachsagen; er muß nicht bloß wiedergeben was er empfangen hat, und es von Hand in Hand fortpflanzen. Er fortpflanzen: er muß vielmehr – in Absicht auf Erkenntniß – eigenthümlich eigenthümliche Begriffe Begriffe und Ueberzeugung Ueberzeugung davon erlangt, d. i. sich es nach seiner Art vorgestellt, vorgestellt und klar gemacht, mit seinen übrigen Begriffen vereinigt haben; haben, er muß, so viel er kan kann , durch eigne eigene Beobachtung Beobachtung und eignes eigenes Nachdenken Nachdenken versuchen, sie deutlich und einleuchtend zu machen, vornehmlich und vornemlich , was er erkennt, in so vielen Beziehungen auf menschliche Glückseligkeit zu denken; denken, und fleißig insbesondre insbesondere auf den Einfluß Acht geben, den dies auf seine Gewißheit, auf seine Gesinnung und auf alle Handlungen hat, daß ihm einzelne einzle Lehren der Religion zu seiner und Anderer Besserung und Beruhigung immer brauchbarer werden. Und, in eben dem Maaß Maaße , wie diese seine Erkenntniß wächset, muß er – in Absicht auf Anwendung Anwendung derselben – immer mehr eignen eigenen Antheil daran nehmen, sich wirklich dabey dabei beruhigen, wirklich darnach handeln, sich immer mehr darüber freuen lernen, und den Trieb unterhalten, Andern auf eben die Spur zu helfen, bey bei ihnen die nemliche nämliche Ueberzeugung, Gesinnung, Freude und Art zu handeln, zu befördern. – Sonach muß er Anderer mündlichen oder schriftlichen Vortrag mehr als Veranlaßung Veranlaßung Veranlassung zum eignen eigenen Denken, mehr als Winke, als Eröfnung weitrer Eröffnung weiterer Aussichten brauchen, die ihm ihn aufmerksam machen, ihm zu eignen eigenen Gedanken helfen sollen, ihnen mehr die Art , selbst Erfahrungen anzustellen, darüber nachzu denken, und sie nutzbar zu machen, ablernen, als die Kenntnisse selbst von ihnen annehmen. – Durch diesen eignen eigenen Fleiß, eigne eigene Beobachtungen oder benutzte Erfahrungen, eignes eigenes Nach denken, eigne eigene Anwendung, wird seine Erkenntniß, Gesinnung und Handlungsart ihm eigenthümlich und wahrhaftig gewissenhaft. Anm. Um sich dieses deutlicher zu machen, erwege erwäge man nur, wie wir es bey bei Anhörung des Vortrages Vortrags eines Andern oder der Lesung seiner Schriften machen, und welch ein großer grosser Unterschied es sey sei , bloß da dem Andern zu folgen, und im Gegentheil das Buch bey bei Seite zu legen, sich selbst sich selbst zu fragen, ob man das nicht bloß verstehe, sondern Ueberzeugung fühle? was man sonst davon wisse? und wie man dies damit verbinden, dadurch bestätigen, eins Eins durch das andre Andere berichtigen, wie und wozu man es brauchen könne? wie es in der Anwendung zu Hebung von Zweifeln, zur Entdeckung neuer Vorstellungen, zu neuer Ermunterung im Guten diene u. s. f. 23 525 . Es ist kein Zweifel, daß, wer so die Religion erkennt, daß der auch mehr dadurch selbst gebildet werde, sie klärer und anschauender erkenne, mehr von ihrer Wahrheit und Werth ihrem Werthe überzeugt, mehr dafür eingenommen sey sei ; daß er weit kräftigern Antrieb Antrieb habe, sie Andern mitzutheilen; mit mehr Deutlichkeit, und, so zu sagen, Herzlichkeit davon spreche; mehr aus eigner eigener Erfahrung Erfahrung wisse, sie Andern wirksam beyzubringen beizubringen ; folglich auch auf Andre Andere weit kräftiger wirke; wirke: daß dies also, dieses Praktisches Praktische der Erkenntniß in der Religion, in beyderley beiderlei Sinn (§. 22 524 22. ) genommen, die Hauptsache sey sei , wenn ein Lehrer der Religion wahrhaftig sie Andern recht nutzbar nutzbar machen will. Sehr schwer ist es immer, zu dieser praktischen Erkenntiß zu gelangen, und angestellte Versuche werden es jeden lehren, der es im Ernst darauf anlegt. Beständige Aufmerksamkeit, viel und ein viel, Aufmerksamkeit; ein eben so ruhiger als reger und geschäftiger Beobachtungsgeist, Beobachtungsgeist; Gewohnheit, eine Sache auf mehrern Seiten anzusehen, und über den Einfluß eines Satzes Lehrsatzes auf Andre andre Andere sowohl als auf den Verstand und das Herz des Menschen nachzudenken, nachzudenken; Kenntniß dessen, worauf man bey bei einer solchen Untersuchung Acht zu geben, woraus man die Kenntnisse zu schöpfen hat, hat; gute Hülfsmittel, fleissige fleißige Uebung, selbst hinlängliche Zeit dazu – dieses dazu: dies alles erfordert viele Fähigkeiten, Kenntnisse, Geschmack Geschmack an solchen Betrachtungen, Fleiß und glückliche Umstände. – Gemeiniglich schöpft der angehende Prediger Prediger oder Katechet Katechet seine Kenntnisse aus dem Unterricht auf Schulen und Universitäten, und aus Büchern. Daraus zu lernen, macht ihn, wie schon gesagt, allein nicht zu seinen Beruf Beruf seinem Berufe tüchtig. Gesetzt auch, daß er in der Wahl oder bey bei dem Zufall, der ihn auf diese Anweisung führte, nicht unglücklich gewesen, durch diesen genossenen Unterricht Unterricht nicht verstimmt worden sey sei , also nicht erst noch zu lernen habe, wie viel er gar nicht, wie viel er vergebens gelernt habe, wie viel er also erst wieder verlernen müsse; gesetzt daß er auch selbst den besten, zu seinem künftigen besondern Beruf, Beruf zweckmäßigsten Unterricht erhalten, daß er ihn mit der gehörigen Aufmerksamkeit benützt benutzt habe – Fälle, die äusserst äußerst selten sind –: sind: – so kan kann ihm zwar dieser Unterricht sehr nützlich, ja in so fern unentbehrlich seyn, daß er alles Alles kürzer, bestimmter, zu einer allgemein zusammenhängenden Uebersicht der Religion brauchbarer, lernt, lernt; daß er auf das aufmerksam gemacht wird, was und wie er es lernen, untersuchen, anwenden, auch wohl wie er das Gelernte praktisch machen soll. Aber es ist doch alles dieses mehr ein Faden Faden, woran er seine eignen eigenen erworbenen Kenntnisse an reihen, eine Grundlage, worauf er erst selbst weiter fortbauen, ein angewiesenes Fachwerk Fachwerk, worin er erst noch viel zusammentragen und ordnen soll. Und wenn er selbst dem Lehrer die gute Methode Methode abgelernt hat, selbst von ihm in praktischer Behandlung des Gelernten geübt worden ist: so sind dieses doch nur Muster in wenigen Beyspielen Beispielen , so wie der allgemeinere Unterricht nur Entwurf im Ganzen, den er selbst, nach den künftigen besondern Umständen und Bedürfnissen seiner eignen eigenen Zuhörer, erst ausführen muß. Kurz, er wird nur mit vorläufigen allgemeinen Kenntnissen, mit einer allgemeinen Instruction, wie er sich zu benehmen habe, mit einigen Handgriffen und Uebungen ausgerüstet, in die Welt geschickt, und es wird ihm nun, da er unmöglich auf Alles vorbereitet werden kan kann , was er für sich und Andre Andere nöthig haben wird, ihm nun selbst überlaßen überlassen , sich weiter zu bilden, seine Kenntnisse zu vermehren, und immer neue Anwendung zu machen. Anm. Anm. Demnach lerne er von seinem Lehrer oder dem guten Schriftsteller, den er lieset, nicht nur die Lehren der Religion, ihre genaue Bestimmung, ihre Gründe und ihre Anwendung. Er lerne ihm auch die Art Art ab, wie man untersuchen, sich überzeugen, Mißverstand und falsche Vorstellungen absondern, alles Alles praktisch machen müsse. Er gewöhne sich aber, gleich zu der Zeit schon, wo er noch Verständigere befragen, seine Ideen durch sie berichtigen, sich in unternommenen eignen eigenen Uebungen leiten laßen lassen kan lassen kann , zu eignen Fleiß eigenem Fleiß und Uebung eigener Uebung , und arbeite eben so eifrig an der Besserung seines Herzens, an dem Geschmack an allem Guten, an der Erweiterung und Befestigung seiner guten Gesinnung, an der steten Anwendung alles Gelernten und Entdeckten zur wahren Gottseligkeit, als an Aufklärung Aufklärung seines Verstandes. Ohne diesen erworbnen erworbenen Schatz, der sicherlich nicht leicht zu erwer ben ist, wird er niemals selbst nur recht brauchbaren Stof Stoff erlangen, den er verarbeiten, verarbeiten und Andern wieder aufs nützlichste mittheilen kan kann . 24 526 . Was bisher eigentlich nur darüber darüber gesagt worden ist, woher man die vorzutragenden Sachen nehmen soll, gilt auch in seiner Art von dem, wodurch man sie Andern empfehlen soll soll. (§. 21 ). 523 ). 21. ) Man hat schon Vieles vieles gewonnen, wenn man seine eigne eigene Kenntniß der Religion praktisch praktisch gemacht hat. Sie für Andere eben so praktisch zu machen, die gemeiniglich weniger Fähigkeiten, weniger Geschmack Geschmack an Religion Religion, weniger Kenntniß derselben, und weniger Uebung in praktischer Kennt niß der Religion haben, ist nicht nur nöthig, aus den oben (§. 21 523. 21. ) angegebenen Wissenschaften und aus eigner eigener fleißigen Beobachtung und Nachdenken die beste Art zu lernen, wie man jemandem jemanden Sachen interessant, deutlich und eindrücklich machen könne, sondern auch fleißig mit Anderen Andern , zumal Leuten von geringeren Fähigkeiten, in der Absicht umzugehen, um ihre Fähigkeiten, Kenntnisse, Gesinnungen und Bedürfnisse auszustudieren auszustudiren , und auf diesem Wege die wirksamste Art ausfündig zu machen finden , wie man ihnen am besten beykommen beikommen könne kan . Daß dieses keine leichte Sache sey sei , braucht kaum erinnert zu werden. 25 527 . Ausser Außer dem Auffinden Auffinden desjenigen, was und wie man es am wirksamsten in dem Vortrag Vortrage der Religion vorstellen soll, trägt 2) (§. 21 523 21. ) die Ordnung Ordnung , in welcher die Gedanken gestellt werden, der Ausdruck Ausdruck , worein man sie kleidet, und das Aeusserliche bey Aeußerliche bei Ablegung des Vortrags (die Action ) ungemein viel zur Wirksamkeit des Vortrags bey bei . – Wenn die Unordnung in Stellung der Gedanken auch nicht so groß ist, daß sie Undeutlichkeit der Begriffe und Verwirrung in der Vorstellungen hervorbringt, den Vortrag widerlich, und das Gesagte zu behalten unmöglich macht, macht oder erschwert: so unterhält doch lichtvolle Ordnung und natürliche Folge der Gedanken die Aufmerksamkeit; jeder Gedanke giebt dem andern Licht und Stärke, und bereitet den Zuhörer Zuhörer auf das Folgende; der natür liche Zusammenhang giebt eine angenehmere Unterhaltung, eine zusammenhängendere Uebersicht des Ganzen, und macht die Eindrücke dauerhafter, weil der Vortrag behältlicher behaltbarer ist, indem eine Idee die andre andere , wegen ihres Zusammenhang Zusammenhangs, leichter wieder ins Gemüth bringt. – 3) Wie viel der gute Ausdruck, der den Sachen und ihrer Würde angemessen ist, zur Empfehlung der Sache selbst thue, ist schon oben im ersten Theile ( S. 284 ) berührt worden (§. 274 f. ) . – Und daß 4) der den Sachen selbst entsprechende, und nach ihrer Verschiedenheit abgeänderte Ton der Stimme, die ganze natürliche Gebärdensprache, der ganze äusserliche äußerliche Anstand, mit einem Wort, Einem Wort: das ganze äusserliche äußerliche Benehmen Benehmen, in welchem sich die anschauliche Ueberzeugung von den vorgetragenen Sachen und ihrem Werth Werthe , die wahrhaftige Theilnehmung daran und an dem Wohl der Zuhörer, abdrückt, großen grossen Einfluß auf diese habe, weiß ein jeder, der einiges Gefühl hat. – Aber daß dieses alles, was den Vortrag so sehr empfiehlt, zu erlangen, die rechte Mittelstraße Mittelstraße Mittelstrasse zwischen der ungebildeten Natur und der Kunst dabey dabei zu treffen, den Einfluß der oft unbemerkten Naturfehler und üblen übeln Gewohnheiten auf einer, und der Ziererey Ziererei oder der unnatürlichen Nachahmung auf der andern, abzuwehren, auch sehr schwer sey sei , lehren die seltenen Beyspiele Beispiele genug, wenn man auch nicht wüßte, wie viel dabey dabei natürliche Talente, ein eiu durch viele Uebung aufgeräumter Kopf, genaue Bekanntschaft mit den Sachen, ein für alles Gute warmes und wohlwollendes Herz, Reichthum der Sprache und Gewalt über sie, ein feines Gefühl des Schicklichen, Schicklichen und ein sehr gebildeter Geschmack Geschmack, Geschmack vermögen. 26 528 . Zu diesen Schwierigkeiten, die in der Natur des Vortrag Vortrags und dessen Theilen liegen (§. 21 21. ), kommen noch mehrere andere 523 ), kommen noch mehrere andere , die mehr von gewissen Mängeln des Prediger Predigers selbst und den Bedürfnissen der Zuhörer Zuhörer abhängen, denen er vielleicht nicht gewachsen ist (§. 20 522 ). – 20. ). Jeder hat nicht nur seine eigne Grundsätze, eigenen Grundsätze; er hat auch seine eigne Art, Begriffe und Sätze zu verbinden, zu ordnen, zu bestätigen und auszudrucken; auszudrücken; auszudrucken: deswegen ist das, was uns verständlich, deutlich, überzeugend und eindrücklich ist, nicht Andern eben so. Es ist schon nichts Leichtes, zu empfinden, daß man sich oft selbst nicht recht verstehe, selbst nicht deutlich denke, sich mehr überedet als überzeuget überzeugt habe; wie käm' käme es sonst, daß man seine Ausdrücke Ausdrücke, zumal wenn man in Bildern und Tropen spricht, nicht in deutlichere einkleiden, seine Gedanken nicht weiter auseinander setzen auseinandersetzen oder zusammenziehen kan kann , seine Ueberzeugung oder Rührung oft zerstört sieht, wenn man die Ordnung Ordnung oder Einkleidung Einkleidung der Gedanken geändert hat? Wie viel schwerer muß es seyn, sich in Anderer Lage nur vorerst hinein zu denken , um zu erkennen, was ihnen verständlich, überzeugend und anziehend seyn möchte, um deswegen den Grad ihrer Fassungskraft Fas sungskraft, ihre Vorurtheile und vermuthlichen Kenntnisse, ihre Neigungen, ihre Bedürfnisse, an welches alles man den weitern weiteren Unterricht und dessen Anordnung anschließen anschliessen soll, und die beste Art zu kennen, wie man ihrem Verstande und Herzen beykommen kan beikommen kann ? Wie noch viel schwerer, sich in Anderer Lage hinein zu versetzen , d. i. seine eigne eigene Art zu denken, sich in Bewegung zu setzen, und sich auszudrucken auszudrücken , in diejenige die gleichsam umzuschmelzen, die ihnen eigen ist? Wie viele viel feine Menschenkenntniß Menschenkenntniß gehört dazu? wie viel Beugsamkeit des Verstandes und Herzens? welche Mannichfaltigkeit und welcher Reichthum von Gedanken, Worten und Wendungen? Anm. Wahr ists, es giebt gewisse Begriffe, die alle Menschen für wahr halten, halten; gewisse Neigungen, wodurch alle gelenkt werden können; jene können. Jene sind das, was man unter dem gemeinen Wahrheitssinn Wahrheitssinn , diese, was man, wenn sie auf freye freie Handlungen gehn gehen , unter moralischem Gefühle , beydes Gefühl , Beides zusammen vielleicht, was man unter Gemeinsinn Gemeinsinn (sensus communis) zu begreifen pflegt. Dem, sagt man, dürfe man nur alles Alles anschließen anschliessen , so könne man mit dem Menschen machen was man wolle. – Aber 1) eben dieses Anschließen Anschliessen und das so lange fortgesetzte Herumwenden aller Begriffe, bis sie sich jedes Jedes Begriffen und Neigungen anschließen, dies anschliessen, das ist eben eben ists , was so schwer, ohne die am Ende unsers Textes erwehnte des vorstehenden §. erwähnten Eigenschaften, und ohne lange Uebung unerreichbar ist. 2) Vieles, dasjenige wenigstens, wobey wobei irgend historische Kenntnisse, wie bey bei Erklärung der heil. heiligen Schrift und bey bei der in ihr vorkommenden Geschichte, oder eine genauere Kennt niß der Natur der Dinge, zum Grunde gelegt werden müssen muß , wie bey bei manchen zwar oft gemeinen, aber sehr verwickelten Zweifeln und sehr gewöhnlichem Mißverstande, läßt sich durch diesen Gemeinsinn allein, nicht zur Ueberzeugung oder Entschließung Entschliessung bringen. Und wenn vollends 3) vieles zu diesem Gemeinsinn gezogen würde, was dahin nicht gehörte, oder dieser durch Vorurtheile und Schwärmerey Schwärmerei verdorben wäre; kostete es da nicht viel Mühe, den so Verdorbnen Verdorbenen zu überzeugen, daß er sich täuschte, daß sein Sinn zerrüttet wäre? und könnte man ihn wohl eben durch diesen Sinn dahin bringen, daß er empfände, er habe keine Empfindung, oder empfände nicht recht? Wie diese Ueberzeugung durch ganz etwas Anders anders , als durch den bloßen blossen Gemeinsinn, bewirkt werden muß: so hat 4) jeder Mensch, ausser außer dem, worin seine Begriffe und Neigungen mit Andrer ihren denen anderer Meschnen übereinstimmen, noch viele besondre besondere Vorstellungen, die bey bei ihm Ueberzeugung wirken, noch sein eignes eigenes Interesse, National- und Zeitvorurtheile, Zeitvorurtheile z. B. die aus seinem besondern Temperament, seiner Lebensart, seiner besondern Art zu denken, zu schließen schliessen , zu erklären u. s. f. entspringen; und gerade das wirkt auf ihn am meisten, was sich daran schließt. Ists denn also weniger nöthig, oder weniger schwer, daran sich zu halten, wenn man ihn wofür für oder wowider wider etwas einnehmen will? – Man hat Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesum als ein zum Muster des populär populären und eindringlichen Vortrags dargestellt, und man hat es mit dem größesten grössesten Recht gethan. Aber eben seine ganze so vollkommen weise Lehrart zeigt, daß er sich bey bei denen, die er bekehren oder bessern wollte, keineswegs bloß an den Gemeinsinn hielte hielt , sondern gewiß auch das andere Andere , was hier berührt worden ist, vornehmlich vornämlich das zuletzt genannte Eigne seiner Zuhörer, zu Hülfe nahm. Man vergleiche Hauff, Karl Viktor Hauff Bemerkungen über die Lehrart Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu , mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798. Hauff Bemerkungen über die Lehrart Jesu, mit Rücksicht auf jüdische Sprache und Denkart. Offenbach 1798 Bei Karl Viktor Hauffs (1753–1832) Bemerkungen über die Lehrart Jesu mit Rücksicht auf jüdische Sprach- und Denkungsart. Ein Beitrag zur richtigen Beurtheilung dessen, was Lehre Jesu ist (1798) handelt es sich um die zweite Auflage. Die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1788. 27 529 . Und gerade der natürlich natüelich schöne natürlich-schöne Vortrag Vortrag, der allen Arten von Zuhörern gefällt, weil er für Alle alle nicht nur verständlich, sondern auch unterhaltend ist, der eben so wenig künstlich künstlich als kunstlos ist, ob er gleich das Letztre Letztere zu seyn scheint; der so einnimmt, daß jeder sagen muß: so stellen sich die Sachen in ihrer natürlichen Einfalt Einfalt dar; von dem jeder glauben kan kann , der koste die wenigste Anstren gung – gerade der ist am allerschweresten allerschwersten zu erreichen, weit schwerer als der, wobey wobei man die Anstrengung des Verstandes oder der Einbildungskraft, oder gar das ängstliche Bestreben, etwas Schönes und Auffallendes zu sagen, wahrnimmt. Woher käm' es sonst, daß wir so äusserst äußerst wenige Muster desselben fänden? woher sonst so große grosse Schwierigkeiten, wenn man, was man selbst gedacht, sich es selbst ganz deutlich gemacht, sich es ganz zu seiner eigenen Zufriedenheit ausgedruckt ausgedrückt hat, in eine ganz andre andere Form Form für anders Denkende gießen giessen soll? woher, bey bei einer nicht geringen Anzahl recht guter Prediger Prediger, so ungleich weniger recht gute Katecheten Katecheten? Es ist wahr, ein solcher Vortrag gelingt nur in solchen Stunden, wo die Seele ruhig, d. i. von keinem andern Gegenstande gestört, wo sie ganz heiter, ganz von dem Gegenstande eingenommen, voll von ihm, aber nicht überladen ist. Allein Aber er wird da nur geboren oder empfangen, geboren, empfangen und lange gebildet ist er schon vorher; oder, um ohne Bilder zu reden, er könnte da nicht gelingen, wenn nicht ein reicher Schatz von praktisch praktischen Kenntnissen in der Seele läge, die sich gerade zu rechter Zeit darstellten, um dieser Sache Licht und Wärme zu geben; wenn er sie nicht von vielen feinen Kenntnissen der Menschen und ihrer hier in Anschlag kommenden Umstände unterstützt würde; wenn die Seele sie nicht viele Regeln kennte, die man zur Gewinnung des menschlichen Verstandes und Herzens befolgen muß; wenn sie sich nicht durch viele Uebung die Fertigkeit erworben hätte, Sachen von vielen Seiten zu denken, mannichfaltig auszudrucken auszudrücken , und sich gleichsam in mancherley mancherlei Formen zu gießen giessen ; nur daß zu der Zeit zwar die Vorstellung von den Sachen Sachen lebhaft in der Seele ist, aber die Art sie zu sagen, nicht ganz deutlich gedacht wird, sondern mehr im Verborgnen wirkt, und jene Kenntnisse von Menschen, jene Regeln und Fertigkeiteu Fertigkeiten sich mehr unvermerkt in den Vortrag ergießen ergiessen . Es muß jedem einleuchten, wie viel mehr dazu der ehemalige Erwerb aller jener Kenntnisse und Fertigkeiten, als die Stimmung der Seele in einer solchen Stunde selbst, beytrage beitrage , und wie schwer es sey sei , sich erst jenes zu erwerben, wenn man sich Hoffnung machen solle, daß ein solcher Vortrag gelingen werde. 28 530 . Wenn der Prediger Prediger immer eine Versammlung von Zuhörern vor sich hätte, die wahres Interesse für die Religion, und für ihre wahre geistige Wohlfahrt, einen reichen Vorrath von praktischen Kenntnissen der Religion, und heisse heiße Lernbegierde mitbrächten, und die zum Denken über ernsthafte und unsichtbare Dinge, zur gewissenhaften Anwendung des Erlernten gewöhnt wären; wären: die sich nicht bloß führen ließen liessen , sondern, an der Hand des Lehrers, über das Vorgetragene selbst dächten, und es auf ihren besondern Zustand anwendeten: anwendeten; so würde er sich der Prediger bey seinen bei seinem Vortrag Vortrag sehr erleichtert, und dieser sicherlich mehr Eingang finden. So sind und handeln aber die wenigsten Zuhörer; selbst der aufgeklärter aufgeklärtere und der frömmere Theil denkt gemeiniglich, jener zu wenig an die Anwendung, dieser zu wenig an die Läuterung und feste Gründung der Religionserkenntniß Religionserkenntniß Religionskenntniß . Noch dazu ist fast immer die Versammlung ein vermischter Haufe; wo, was dem Einen verständlich, dem Andern schaal und wässerig, und was diesen diesem unterhält, jenem undeutlich und zu hoch ist; wo die Fähigkeiten, Kenntnisse, Geschmack und Interesse so verschieden entschieden sind, daß es sehr schwer wird, sich ganz zu dem einen Theil herabzulassen, und ihn zu sich hinaufzuheben, dem den andern hinlängliche Unterhaltung zu geben, durchaus aber Allen Alles zu werden. – Dies Dieß und das Unvermögen des Predigers, sich in die Umstände Um stände der Zuhörer zu schicken, ist also die zweyte Hauptursach zweite Hauptursache (§. 20 522 20. ) der großen grossen Schwierigkeiten bey bei einem einen guten Vortrag Vortrage Vortrag, die in der Beschaffenheit und Verschiedenheit der Zuhörer liegt . Allen Alles zu werden Vgl. 1Kor 9,22. 29. 531 Indessen würden sie sehr vermindert werden, und der Prediger Prdiger Prediger oder Katechet Katechet würde sie weit leichter überwinden können, wenn ihm – welches das dritte Dritte war (§. 20 530. 20. und 26 522 26. ) – nicht manche Einrichtungen unter uns im Wege stünden, und die Anstalten dazu mehr angelegt wären, worin Christen Christen, und worin vornehmlich Lehrer der Religion sollen gebildet werden. – Es versteht sich von selbst sebst , und die Geschichte bestätigt es, daß, wenn Wißbegierde, Aufklärung Aufklärung in der Religion, Interesse für sie und für geistige Angelegenheiten, allgemeiner würde, ein großer grosser Theil der Schwierigkeiten wegfallen müßte, welcher von Beschaffenheit Beschaffenheit des Predigers selbst und der Zuhörer Zuhörer herrührt. selbst herrührt, Und, wenn gleich alsdann alsdenn immer noch eine große grosse Verschiedenheit der Lehrer und Zuhörer bliebe: so würde doch auch die den Vortrag weniger erschweren, wenn, wenigstens öfters, besondre besondere Vorträge für die verschiednen verschiedenen Arten der Zuhörer, bloß für Kinder, Handwerker, Dienstboten, *) für Landleute, für Gelehrtere u. s. w. gehalten würden, und wenn man in Besetzung der Lehrstellen mit mehr Weisheit und Gewissenhaftigkeit verführe, um jeden Lehrer an den Ort, unter die Art von Zuhörern zu versetzen, und ihm die Art des Vortrags anzuweisen, die seinen Fähigkeiten am angemessensten wäre. Anm. *) Ich kann mich noch immer nicht überzeugen, daß eine solche von Zeit zu Zeit eintretende Absonderung der Zuhörer, wenigstens auf dem Lande oder in kleinen Städten, nicht möglich sein sollte, sobald es nur der Prediger auf die rechte Art anzufangen wüßte. Siehe meine Vorschläge darüber im Journal für Prediger, Bd. 17. A. d. H. meine Vorschläge darüber im Journal für Prediger, Bd. 17 Im Journal für Prediger 17 (1785), 125–139 findet sich August Hermann Niemeyers Vorschlag zur besondern Bearbeitung einzelner Classen von Mitgliedern christlicher Gemeinen . 30 532 . Eigentlich aber ziele ich hier auf die Anstalten zur Bildung unsrer unserer Christen und ihrer Lehrer. Diese sind entweder Schulen Schulen Schulen oder Universitäten Universitäten Universitäten , und, wenn man will, besondere Pflanzschulen für die Lehrer. – Letztern. In Schulen Schulen wird gemeiniglich die Jugend fast bloß zu Gelehrten, oder bloß zum gemeinen Leben und den Nahrungsstand erzogen, bey bei jenen die Bildung zu recht praktisch praktischen Kenntnissen in den Wissenschaften, und besonders in der Religion Religion, bey bei diesen die Kenntniß und das Nachdenken über unsichtbare Dinge, bey beyden bei beiden moralische Bildung und Gewöhnung zu eignem eigenem Fleiß zu sehr vernachläßigt vernachlässigt . – Auf Universitäten Universitäten , wo der künftige Lehrer nothwendig muß zu gelehrten Kenntnissen angeführet nothwendig angeführt werden muß , führt die Natur der Wissenschaften, worin es vorzüglich auf Bestimmtheit und Gründlichkeit herrschen muß ankommt , und der Vortrag, wodurch nicht das Volk, sondern Lehrer sollen gebildet werden sollen , auf eine gewisse einförmige und gelehrte Art zu denken, worüber gemeiniglich die praktische Art, die Religion zu behandeln, versäumet versäumt wird, und der künftige Lehrer eine Art zu denken und sich auszudrucken auszudrücken annimmt, die es ihm hernach sehr schwer macht, sich zu Ungelehrten herabzulaßen herabzulassen , und mit ihnen nach ihren Bedürfnissen zu reden. – Ueberhaupt aber werden in beyderley beiderlei Anstalten zu sehr die Uebungen Uebungen im guten, besonders praktischen und populär populären, Vortrag vernachläßigt, vernachlässigt populären Vortrage vernachlässigt und immer seltner, seltener: Uebungen, zu welchen man frühzeitig, vorzüglich auf Schu len, sollte angehalten werden. Denn da ist nicht nur die meiste Zeit dazu; da da könnte auch die Leitung und Kritik eines verständigen Lehrers die Aufmerksamkeit des jungen Lehrlings gerade auf das richten, was eigentlich eigenlich zum guten Vortrag Vortrage gehört, ihm die Quellen, woraus er schöpfen sollte, anweisen, oder ihm selbst zu den nöthigen Gedanken helfen, und alles Alles durch nöthige Erinnerungen verbessern; verbessern: da da kan kann man noch an Achtsamkeit auf klein scheinende kleinscheinende Umstände, die auf den Vortrag so großen grossen Einfluß haben, gewöhnt werden, weil das Gemüth noch nicht durch die Aufmerksamkeit auf nöthigere Dinge abgelenkt, und der Geschmack Geschmack noch nicht durch sogenannte reelle Kenntnisse verwöhnt ist; da da läßt sich auch noch die Flüchtigkeit des jungen Kopfs durch stete Uebung Uebung und einen heilsamen Zwang einschränken. – Sind aber diese Uebungen versäumt worden; worden, ist der Geschmack nicht frühzeitig zum Gefühl der wahren natürlichen Schönheit des Vortrags gebildet; gebildet, kommt noch eine unvorsichtige Lectüre dazu, und der Trieb, mehr sein Vergnügen dadurch zu befriedigen, oder höchstens Kenntnisse einzusammlen einzusammeln , als den zweckmäßigen Vortrag der Religion zu bilden: so muß es, wie auch die Erfahrung lehret lehrt , unbeschreiblich schwer werden, hinterher erst einen solchen Vortrag, wie er bisher beschrieben ist, in seine Gewalt zu bekommen. 31 533 . Worauf käme es nun eigentlich an, wenn der Vortrag Vortrag der Religion, – er sey sei aneinan derhangend, oder mehr Unterredung mit Anderen, Andern – so seyn sollte, daß die Absicht, Andere durch Religion glücklich zu machen, erreicht werden könnte? – Willigkeit Willigkeit Willigkeit, sie anzunehmen und zu befolgen, kan kann anders nicht, als durch erweckte Vorstellungen entstehen, die uns das, was zur Religion gehört, als wahr und als gut zeigen. Wenn also der Vortrag jene Absicht befördern soll: soll, so muß er: – bey er bei den Zuhörer Zuhörern Vorstellungen erwecken erwecken – erwecken , die von ihnen als wahr wahr , d. i. als der Sache selbst, oder dem Grunde, worauf sie beruhen, gemäß erkannt werden – werden, und deren Werth Werth ihnen in Rücksicht auf ihr Bestes einleuchtet. In der ersten Absicht ist der Vortrag belehrend belehrend (unterrichtend); in der zweyten zweiten überzeugend überzeugend ; in der dritten rührend rührend (im weitern weiteren Verstande ; s. siehe unten §. 43. ) †) 1 ) . Diese drey drei Eigenschaften kan kann man unter dem Namen der Erbaulichkeit Erbaulichkeit zusammenfassen, und der Vortrag ist erbaulich , wenn er so eingerichtet ist, daß er – die Erkenntniß Erkenntntß – der göttlichen Wahrheit – zur Gottseligkeit Gottseligkeit – befördern kan kann ; wiewohl er auch von Manchen schon so genannt wird, wenn er auch nur Eine eine dieser Eigenschaften, vornehmlich wenn er die dritte, dritte hat. 2 ) †) Anm. Anm. 1. Anm. 1) In dem gedachten ersten Fall Falle wirkt der Vortrag auf die bloße blosse Vorstellungskraft , erweitert die Erkenntniß, und verbannt die Unwissenheit oder Unbedachtsamkeit ; im zweyten zweiten wirkt er auf den Verstand , berichtigt die Erkenntniß, und vertreibt Vorurtheile und Irrthümer ; im dritten wirkt er aufs Herz Herz , oder auf den Willen, macht die Erkenntniß lebendig , und hebt die Gleichgültigkeit . Anm. Anm. 2. Das Folgende 2) Wenn wir diese Haupttendenz öffentlicher Vorträge etwas weiter verfolgen, so soll dies doch weder eine Anweisung zum Predigen Anweisung zum Predigen , noch zum Katechisiren Katechisiren seyn. Es soll nur auf die Hauptsache bey bei dem erbaulichen Vortrage erbaulichen Vortrage aufmerksam machen, und zeigen, wie viel dazu gehöre, wenn ein solcher Vortrag seiner wahren Absicht entsprechen soll. Einzelne Regeln lassen sich hernach leicht daraus ableiten. {Die Bedeutung des Erbaulichen wird oft sehr einseitig aufgefaßt, wie es meistentheils tropisch tropischen Aus drücken geht. Die Hauptidee, welche auch den Stellen des neuen Testaments, woraus er genommen ist ( Apostelgesch. 20, 32. Eph. 21, 22. 23. Jud. 20. , 1 Kor. 14, 5. 26. u. s. w. ) zum Grunde liegt, ist das Emporsteigen eines Baues auf einem gelegten Grunde ; eigentlich also ein Zunehmen, Besser- und Vollkommnerwerden , wie denn Luther, Martin Luther selbst in mehreren Stellen οἰκοδομη durch Besserung übersetzt hat ( 1. Kor. 14, 3. 26. ). Dieß wird eben sowohl auf Wachsthum an Erkenntniß als an Heiligung bezogen; und Alles, was das Eine oder das Andere, sei es durch Aufklärung Aufklärung der Vorstellungen, sei es durch Erweckung sittlicher und frommer Gefühle, sei es durch Belebung des Eifers in allen Tugenden befördert, ist erbaulich . Häufig aber hat man das Erste davon ausgeschlossen, und nicht nur Vorträge, die mehr den Zweck hatten zu erleuchten, als zu erwärmen, unerbaulich genannt. Allerdings sind Erbauungsbücher, Erbauungsstunden, erbauliche Predigten nicht bloße Verstandesbeschäftigungen, oder Belehrungen über Dinge, und Materieen, die keinen Einfluß auf die ganze Besserung des Menschen haben, wie schon früherhin so viele streng dogmatische und gar polemische Predigten enthielten; aber es giebt auch heilsame Erkenntnisse und eine Berichtigung der Begriffe, die von großer Wichtigkeit für die Tugend des Menschen ist. Außer Koppe, Johann Benjamin J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778 , vergleiche man Spalding, Johann Joachim Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781 , und die lehrreiche Abhandlung in Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus neuem theologischen Journal 1797 , N. 6. über den Begriff des Erbaulichen, und in meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung. A. d. H. } Eph. 21, 22. 23. Gemeint ist Eph 2,20–22. J. B. Koppe genauere Bestimmung des Erbaulichen in Predigten, Göttingen 1778 D.i. Johann Benjamin Koppe (1750–1791) und seine Genauere Bestimmung des Erbaulichen im Predigen (1778). Spalding's Predigt von dem was erbaulich ist, Berlin 1781 Es handelt sich um Johann Joachim Spalding (vgl. SpKA II/3, 52–72). Abhandlung in Paulus neuem theologischen Journal 1797, N. 6. über den Begriff des Erbaulichen In dem seit 1795 von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus herausgegebenen Neue[n] theologische[n] Journal 9 (6. St.) (1797), 521–546 findet sich eine anonym erschienene Rezension zu Georg Wilhelm Rullmanns (1757–1804) Anweisung zu einem erbaulichen und populären Canzelvortrag nach den Bedürfnissen unserer Zeiten (1796). Eingeschaltet ist ein Exkurs über den für die Homiletik wichtigen Begriff der Erbauung (vgl. aaO 535–542), der im Inhaltsverzeichnis unter dem Titel Was ist Erbauung? als eigenständiger Beitrag verzeichnet ist. meinen Briefen an christliche Religionslehrer, 3te Sammlung Gemeint ist wohl die zweite Auflage (vgl. I § 285 c; II § 174 c). 32 534 . Belehrung Belehrung , wodurch die Kenntniß des Zuhörers immer mehr erweitert, und er zum Besinnen und Denken ge bracht wird, ist die erste erste unentbehrliche Eigenschaft eines guten Vortrag Vortrags, Vortrags; und nur in dem Grade kan kann dieser nützlich seyn, in welchem er diese Eigenschaft hat. – Denn wie kan kann man etwas für wahr und oder gut halten, was man nicht kennt? woher anders, als daraus, können Gründe genommen werden, wodurch man sich überzeugt, und wonach man etwas begehrt oder verabscheut? oder wie kan kann der Beyfall Beifall , den man einem Satz Satze giebt, und die Willigkeit, mit der man ihn befolgt, gewissenhaft seyn, d. i. d. i.: wie kan kann man sich selbst Rechenschaft geben, daß man etwas für wahr annehmen und wollen müsse, ohne durch die Kenntniß, die man von einer solchen Sache Sache hat? Immer rührt auch alle Gleichgültigkeit gegen das, was wahr und gut ist, und alle Verwerfung desselben da her, daß man es entweder nicht kennt, oder zu der Zeit nicht daran denkt, oder sichs nicht lebhaft genug vorstellt; und diesem allen kan kann nur rechte Belehrung abhelfen. – Das Bekannte verliert, weil man dessen gewohnt wird, nach und nach den Eindruck, und kan kann nur dadurch aufgefrischt werden, daß man immer Mehreres hinzu lernt, wodurch das Bekannte in uns in neuen Verbindungen erscheint, und uns neue Aussichten eröfnet eröffnet werden, welche die Beschäftigung mit bekannten Sachen unterhaltender machen. – Was nicht wirklich belehrt, wobey wobei man nichts Bestimmtes denkt, was bloß die Phantasie in Bewegung, und das Gemüth in Affekt setzt, das geht wie ein Rausch vorüber, und kan kann keine dauerhafte dauerhaften Eindrücke hinterlaßen hinterlassen . Je mehreres man hingegen von einer Sache weiß; je weiß, desto mehr erzeugt Eines das Andere, weckt Eins das Andre Andere wieder auf, wirkt Eins wenn das Andre Andere unwirksam schläft, verstärkt das Eine die Wirkungen des Andern. – Wenn nun vollends der Religionsunterricht Re ligionsunterricht in den früheren Jahren, es sey sei aus Schuld des Lehrers oder der Unfähigkeit und Flüchtigkeit des Alters, bloß auf das Gedächtniß gewirkt hat; wenn aus der Denkungsart und aus anderweitigen angenommnen angenommenen Vorurtheilen eines Menschen sich Vorstellungen in seine Religionskenntnisse Religionskenntnisse eingeschlichen haben, die, so denkbar sie sonst seyn mögen, in der Religion undenkbar sind; wenn sein Gemüth durch angefangne aufgefangne angefangene Zweifel oder verführerische, zumal den Leidenschaften des Men schen schmeichelnde, Gedanken verwirrt, oder von der Achtung und Liebe zur Religion abgezogen worden ist; wenn ohnehin mit den Jah ren der Unmündigkeit der jugendliche Religionsunterricht aufhört; wenn die sich nun selbst Ueberlaßenen Ueberlassenen keines aneinanderhängenden förmlichen Unterrichts in derselben mehr genießen geniessen , und sich entweder gar nicht mehr um Unterricht in der Religion und dessen Erweiterung bekümmern, oder sich selbst nach mangelhaften und willkührlichen willkürlichen Begriffen eine Religion bilden: was bleibt dann, diesem Uebel abzuhelfen, noch übrig, als daß durch öffentliche Vorträge der Religion diese Belehrung entweder erst ertheilt, oder unbestimmten, halbwahren und unrecht angewendeten Vorstellungen eine andre andere Richtung gegeben werde. werde? 33 535 . Soll der Vortrag belehrend belehrend seyn: so muß er nicht nur Dinge bekannt machen, die der Zuhörer vorhin nicht wußte, oder an die er nicht dachte; er muß auch bey bei ihm wirklich Begriffe Begriffe, und zwar bestimmte Begriffe Begriffe, davon hervorbringen können. – Er muß ihm 1) etwas zu denken geben, sowohl in Absicht auf Sachen Sachen als auf Worte . – – Auf Sachen . Sachen ! Und hier sollte aus dem Vortrage alles Alles entfernt werden, was entweder an sich undenkbar ist, oder doch, so fern es von Gott und in der Religion gebraucht wird, sich nicht denken läßt, oder, weil die ganze Religion praktisch praktisch seyn muß ( Theil 2. §. 169 456 ) muß, Alles , was überhaupt oder bey denenjenigen bei denjenigen Zuhörern, mit welchen man zu thun hat, weder zu ihrer Besserung, noch zu ihrer Beruhigung brauchbar vorgetragen werden kann kan . †) Was sich hingegen denkbar und praktisch machen läßt, müßte man so sehr an die Begriffe, die man bey bei den Zuhörer Zuhörern voraussetzen kan kann , anknüpfen, durch Gegensätze, durch Erfahrungen, Beyspiele Beispiele und Beschreibungen so erläutern, und, wenn man Stellen der heiligen Schrift braucht, diese durch faßlichere Gedanken und Umschreibungen so klar und anschauend machen, daß aller nachtheilige Mißverstand verhütet, und der Gedanke ihnen so anschaulich, anschaulich als möglich gemacht würde. – In Absicht auf Worte Worte aber müßte man sich aller Ausdrücke enthalten, die den Zuhörern unverständlich sind, sie mögen übrigens sonst so gut, und durch den Gebrauch so gangbar gemacht und geheiligt seyn, als sie wollen; man wollen. Wenigstens müßte wenigstens nichts unerklärt laßen lassen , wobey bleiben, wovon man wüßte weiß , daß sie nichts oder leicht etwas Falsches zu denken gewohnt wären sind ; und alles müßte Alles dagegen in so faßliche, darstellende und edle Ausdrücke eingekleidet werden, als man irgend, nur irgend der Natur der Sachen angemessen angemessen, finden könnte. †) Anm. undenkbar Undenkbar an sich ist z. B. die dogmatische Lehre von Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Allwissenheit, der er sich in besondern Fällen soll entäussert entäußert haben. Undenkbar in der Religion sind die gemeinen groben Begriffe von dem erzürnten erzürnten und erst durch Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christum besänftigten besänftigten Gott, von Vergebung der Sünden, als einer Aufhebung aller nachtheiligen Folgen unsrer unserer Vergehungen, von Strafen Gottes als bloßen blossen Uebeln u. d. gl. u. dgl. Undenkbar im praktischen Verstan de , die Lehre von der Höllenfahrt Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Höllenfahrt Christi im eigentlichen Verstande Verstand , die von einer eigentlichen Zurech nung des Falls Adam Adams u. a. – Beyspiele Beispiele zu den übrigen Theilen des §., sonderlich von unverständlichen, gemißdeuteten, theils vieldeutigen, theils uneigentlichen Ausdrücken, als: wesentlicher Leib Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , Glaube, Buße Busse , Gnade, Wiedergeburt u. d. gl. und dergleichen, werden jedem leicht beyfallen beifallen . Lehre von Christi Allwissenheit, der er sich in besondern Fällen soll entäussert haben Vgl. II § 170. 34 536 . Doch dieses allein würde zur rechten Belehrung Belehrung nicht dienen, wenn der Vortrag nicht auch so eingerichtet wäre, daß er 2) bestimmte Begriffe Begriffe erwecken könnte. Wer diese Eigenschaft seinen Vortrag seinem Vortrage mittheilen, und verhindern wollte, daß dieser nicht entweder Irrthümer erzeugte, welchen doch die Belehrung eben mit vorbeugen will, oder daß der Vortrag den Zweck nicht erreichte, den er doch haben soll, Belehrung zu geben: der müßte sich durchaus solcher Ausdrücke bedienen, wobey wobei er voraussehen könnte kan , der Zuhörer werde, nach dem ihm bekannten Sprachgebrauch Sprachgebrauch, gerade das denken denken, was der Lehrer ihm dadurch sagen will. Er will; er müßte sich aller zweydeutigen zweideutigen und schwankenden Ausdrücke enthalten, die nach dem Sprachgebrauch entweder mehr oder weniger Vorstellungen, als der Lehrer wirklich mittheilen will, oder gar fremde Vorstellungen, erregen könnten. Wäre könnten; wäre dieses aber zu besorgen, und wären entweder keine Ausdrücke in der Sprache vorhanden, die diese Fehler nicht hätten, oder gäbe es zwar bestimmtere, aber denen den Zuhörern, vor denen man redete, nicht verständliche Ausdrü cke, so müßte durch deutliche und faßliche Erklärungen und Erläuterungen, auf die im vorigen in vorigem §. erwähnte erwehnte Art, diesem Mißverstande abgeholfen werden. Anm. Man sieht sowohl aus diesen zwey §§ §§. als den vorigen §§. 1. 1) Wie ausnehmend viel auf die Klugheit des Lehrers in der Wahl der vorzutragenden Sachen und Worte ankomme, und worauf er bey bei dieser Wahl zu sehen habe. Die wahren Bedürfnisse und Kenntnisse der Zuhörer Zuhörer , die er belehren will, müssen der Maaßstab seyn, wonach er sich in seiner Wahl, Wahl aufs gewissenhafteste und schonendste, schonendste richten muß. 2. 2) Wie höchst nöthig es sey sei , daß ein Lehrer seine Zuhörer, wenigstens überhaupt nach ihrer Fähigkeit, ihren Kenntnissen, herrschender Denkungsart, Geschmack und Sitten kenne; mit den gewöhnlichen Begriffen, Vorurtheilen, moralischen Grundsätzen, und selbst der Sprache des Volks, alles Alles besonders in Absicht auf Religion, bekannt sey; sei, und nicht nur die Wahrheit, sondern auch den wahren praktischen Werth und die Wichtigkeit der Lehren zu schätzen wisse; und 3. 3) wie sehr ein wahrer Volkslehrer nach Menschenkenntniß, Menschenkenntniß und nach ausgebreiteter, bestimmter und fruchtbarer Kenntniß der Religion, der Moral, des guten Vortrags und der Sprachen, wenigsten wenigstens der Sprache, worin er seine Vorträge hält, und nach der gehörigen Fertigkeit darin, durch öftere und fleissige fleißige Uebung streben sollte. 35 537 . Durch die Belehrung Belehrung lernt der Zuhörer die Sachen recht kennen; soll er aber dabey dabei nicht gleichgültig bleiben, sondern sie zu seinem Besten benutzen; benutzen, so muß er einsehen lernen, daß dasjenige, was er gehört hat, wahr sey sei , d. i. er muß es, so fern es seine Kenntniß angeht, glauben glauben , und, so fern es seinen Willen betrifft, für seine Pflicht Pflicht ansehen, und sich, es zu thun oder zu laßen lassen , für verbunden achten. Ein Vortrag, der dies bewirken kan kann , ist überzeugend überzeugend ; welches die zweyte zweite Eigenschaft war war. (§. 31 ). 533 ). 31. ) Die Einsicht der Wahrheit Wahrheit beruht auf Gründen, die den Zuhörer nöthigen, eine Lehre für wahr zu halten; er wird aber diesen keine hinlängliche Aufmerksamkeit schenken, wenn er die Lehre nicht in Beziehung auf sein Bestes ansieht, d. i. wenn sie nichts Anziehendes für ihn hat, wenn sie ihm nicht interessant ist; ist: und dies kan dieß kann sie für ihn, wenn sie praktisch praktisch ist, nicht seyn, falls er nicht einsieht, daß sie in der Anwendung möglich sey sei , und daß er ihr gemäß handeln könne. Hieraus entstehen drey drei Eigenschaften des überzeugenden Vortrags. Er muß darauf eingerichtet seyn, daß die Zuhörer, Zuhörer die Lehren – für gegründet , – für interessant und – für ausführbar erkennen. 36 538 . Um den ersten Zweck zu erreichen, ist 1) die bloße Wärme blosse Wärme oder der Eifer Eifer im Vortrag Vortrag nicht hinlänglich; sie er beweiset nur, daß der Lehrer für das, was er sagt, eingenommen sey sei . Der Affekt Affekt Affect läßt sich nicht immer den Zuhörern mittheilen. Er mitthei len; er wirkt nur da, wo der Zuhörer schon durch seine Denkungsart, durch seine Grundsätze, durch seine Neigungen, Neigungen dazu gestimmt ist, aber nicht da, wo worauf er eben am nöthigsten wäre; ich meine meisten arbeiten sollte , wo gerade alles dieses nach den Lehren, und durch sie, sollte verbessert werden. Es werden; er wird so gar sogar der Affekt Affect da sogar da , wo die Zuhörer nicht blindlings zu folgen gewohnt sind – und dies dieß sollte der Lehrer nicht einmal wünschen, wenn ihm Gewissenhaftigkeit der Zuhörer lieb wäre ist – er wird bey bei nüchternen, selbstdenkenden, gewissenhaften, oder gegen eine Lehre eingenommnen eingenommenen Zuhörern vielmehr das Vorurtheil einer übeln Sache, oder doch wenigstens der Unfähigkeit des Lehrers, Andre Andere zu überzeugen, hervorbringen; weil jeder glauben muß, daß der Lehrer den einzigen Weg zur wahren Ueberzeugung, die nur durch Gründe Gründe bewirkt wird, gehen würde, wenn er wirkliche Gründe hätte, und nicht den Abgang der Gründe durch sinnliche Betäubung der Zuhörer ersetzen wollte. – 2) Scharfsinnige hervorbringen. Scharfsinnige und gelehrte Beweise Beweise gelehrte Beweise wirken eben so wenig, weil sie die Wenigsten fassen können, und die Meisten ohnehin gelehrte Angaben auf das bloße Wort des Lehrers annehmen müssen. – Man führe hingegen alles Alles , wovon man überzeugen will, so viel man immer kan kann , auf den gemeinen Menschenverstand Menschenverstand und auf das moralisch moralische Gefühl Gefühl; Gefühl, auf Sätze, die man bey bei den Zuhörern, als wahr erkannt, gewiß voraussetzen kan; kan, kann; auf bekannte Erfahrungen, deutliche Gleichnisse Glelchnisse , einleuchtende Beyspiele Beispiele , auf Vergleichung mit offenbar ähnlichen unbezweifelten Sätzen und Fällen; Fällen, auf ganz klare oder leicht klar zu machende Stellen der heiligen Schrift zurück. Man nehme bey bei moralischen Sätzen die natürliche Billigkeit und die augenscheinlichen oder leicht abzusehenden Folgen der Handlungen zu Hülfe. Man mache, zumal wenn uns die bisher erwähnten Mittel abgehen, die Lehren praktisch praktisch, und zeige, wie viel besser man, in Absicht auf Beförderung des Guten und unsre unsrer unsere Beruhigung, als bey bei dem Gegentheil, fahre. Man hüte sich insbesondere für vor unbestimmten Behauptungen, die man nicht ganz wahr machen, und wobey wobei der Zuhörer leicht Ausflüchte finden kan kann , und für übertriebnen vor übertriebenen Sätzen und Forderungen, welchen er leicht gegenseitige Erfahrungen oder die Unmöglichkeit entgegensetzen könnte. Man könnte; man zeige vielmehr, wie weit jemand, der anders denken möchte, recht Recht habe, und laße lasse selbst der Schwachheit und den Fehlern Gerechtigkeit wiederfahren widerfahren . Man hüte sich endlich, keine Zweifel Zweifel zu erwähnen, oder zu bestreiten, wenn sie nicht jedem von selbst aufzustoßen schei nen, oder als sehr gangbar bekannt sind; man richte vielmehr den Vortrag so behutsam, bestimmt und discret ein, daß dadurch selbst die Zweifel verhindert werden, oder der ir gend nachdenkende Zuhörer schon in dem Vorgetragnen Vorgetragenen selbst hinlängliche Auflösung der etwa entstehenden Zweifel finde. 37 539 . Wenn wir uns eine Sache – es sey sei ein allgemeiner Satz oder ein besondrer besonderer Fall – in Beziehung auf uns vorstellen, und ihren den vortheilhaften Einfluß Einfluß derselben auf uns bemerken, bemerken oder ahnden, so ist sie anziehend für uns, oder in teressant , interessant (sie nimmt uns ein , wir nehmen daran Theil , bleiben dagegen nicht gleichgültig ) †) ; gleichgültig ); *) und ein Vortrag ist anziehend , wenn er diese Wirkung hervorbringt. Diese zweyte zweite Eigenschaft (§. 35 ) kan 35. ) kann (§ 537 ) kan entweder in den Sachen selbst liegen, die man vorträgt, oder in der Art, wie sie vorgetragen werden, wodurch das einen Reiz bekommen kan kann , was für uns sonst gar keinen, oder, weil es uns schon geläufig war, nicht mehr den starken Reiz, wie vorhin, hatte. – Ein solcher Vortrag erregt und fesselt unsre unsere Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit. Er überzeugt, d. i. er macht, daß wir etwas für wahr und gegründet erkennen, weil wir es, in solcher Beziehung, mit unserm unsern Zustand, unserer Denkungsart oder sonstigen Kenntnissen und Neigungen, übereinstimmend finden; er verstärkt wenigstens unsre unsere Ueberzeugung, oder vertritt doch ihre Stelle, wenn wir einsehen, daß wir, ohne dieses als wahr vorauszusetzen, uns gewisse für wahr erkannte Dinge nicht erklären, oder ein gefühltes Bedürfniß nicht befriedigen können. Und überhaupt kan kann ein Vortrag nicht den geringsten Eindruck Eindruck auf uns machen, und also auch nicht erbauen (§. 31 533 31. ), wenn er für uns gar nichts Anziehendes hat. †) Es scheint, daß das Anm. *) Das Interessante wird nicht immer in einerley einerlei Sinn genommen werde . Wir nennen schon alles interessirend sagen von Allem, daß es uns interessire , was wir uns in Beziehung auf unsern Zustand denken, es mag ihm eine angenehme Veränderung versprechen, oder eine unangenehme drohen; wir bleiben bey bei diesem so wenig gleichgültig als bey bei jenem. Aber oft nennen wir nur das anziehend oder interessant, was wir uns gern vorstellen vorst llen ; wir wenden uns vom Unangenehmen weg, und es hat nur einen Reiz für uns, so fern es mit etwas Angenehmen verbunden ist, z. B. mit der Vorstellung von moralischer Stärke der leidenden Menschheit, von Mitteln, Mitteln dem Unangenehmen abzuhelfen u. d. gl. u. dgl. Man könnte jenes interessant im weitern , dieses, dieses im engern Verstande nennen. In dem letztern ist es hier genommen. 38 540 . Nach dem bisher erläuterten Begriff wird es überhaupt auf zwey zwei Stücke ankommen, wenn der Vortrag anziehend anziehend werden soll. – Zuerst , – weil die Zuhörer das, was gesagt wird, auf sich ziehen, für ihre Angelegenheit erkennen sollen, – daß man alles Alles vermeide, was sie auf den Gedanken bringen könnte, als redete der Lehrer bloß Amts halben halber , hörte sich selbst gern, suchte seine Talente oder Kenntnisse zu zeigen, wollte über das Gewissen der Zuhörer herrschen, oder sie durch Vorwürfe kränken, kurz, seinetwegen reden; hingegen den Vortrag Vortrag so einrichte, daß die Zuhörer merken können, er sage alles bloß ihretwegen , und mache ihre Angelegenheit zu der seinigen. – Hernach , Hernach – weil nur das interessirt, was einen Einfluß auf unser Bestes hat, – daß der Vortrag nichts enthalte, als was praktisch praktisch ist ( Theil 2. §. 169 456 169. ), und so dargestellt werden kan kann . 39 541 . Dieses doppelte Interesse kan kann man dem Vortrag Vortrage 1) durch die Sachen Sachen selbst geben (§. 37 539 37. ). Es giebt gewisse Sachen, die jeden Menschen, der nicht ganz unempfindlich ist, andre andere , die gewisse Classen Klassen von Menschen, oder die sie unter gewissen Umständen vorzüglich interessiren, weil sie mit ihrer besondern Denkungsart, Beschäftigungen, Bedürfnissen und Wünschen zusammenhängen. Davon hören sie gern sprechen, darüber wünschen sie weitere Belehrung, an deren Gewißheit liegt ihnen, und dagegen sind ihnen Zweifel, oder Verlegenheit darüber, peinlich; was da hinein schlägt dahin einschlägt , ihnen darüber Licht, Gewißheit und Auskunft giebt, findet allezeit willig Gehör Gehör; und wer selbst solche auch Sachen, die ihnen gleichgültig sind, daran zu knüpfen versteht, wird sogar selbst , durch jener Hülfe, auch für diese einnehmen. Man mache ihnen also nur, was man sagt, durch ihre eignen eigenen erlangten oder leicht zu erlangenden Erfahrungen Erfahrungen begreiflich; begreiflich, zeige ihnen über all, wozu und wie sie das Gesagte brauchen, wie sie Gottes nie entbehren, aber bey bei ihm immer Rath und Hülfe finden können, wie die Gottseligkeit Gottseligkeit zu allen Dingen und in allen und allerley allerlei Angelegenheiten nütze sey sei , und was alle Arten des Bösen für schädliche Folgen haben; man bleibe nie bloß bey bei dem Allgemeinen stehen, wovon sie die Beziehung auf sich nicht absehen, oder sich einbilden möchten, es gehe sie nicht an †) ; †) , an: sondern man gehe mehr ins Einzelne, und laße lasse sich zu den besondern Angelegenheiten der Zuhörer herab: herab, so wird man sie gewiß anziehen, so weit es durch die Natur der Sache selbst möglich ist. †) Anm. Man dringe z. B. nicht bloß auf Besserung Besserung oder Glauben, sondern zeige zugleich, auf die §. 36 538. 36. erwähnte Art, was und wie viel dazu gehöre, nebst den Hindernissen und den Mitteln Mitteln, sie zu überwinden; man bestreite vornehmlich praktische Vorurtheile und schädliche Mißverständnisse, und mache ihren Schaden klar. Man zeige, wenn von besondern Tugenden oder Lastern und Sünden die Rede ist, die Gränzen, wo Recht und Unrecht aufhört, ziehe die feinern unerkannten Vergehungen, Vergehungen ( z. B. beym beim Diebstahl, die Verfertigung schlechter Arbeit, die Verwendung zu vieler Zeit darauf, das Beziehen eines unbilligen Preises, die Benutzung öffentlicher Bedürfnisse und deren Seltenheit zur Uebertheurung Anderer u. d. gl. u. dgl. ) ans Licht, mache das darin liegende Unrecht, mit aller Billigkeit und Schonung, begreiflich. Eben so bey bei der Beurtheilung sogenannter unschuldigen unschuldiger Vergnügungen, des falschen Vertrauens auf Gott u. s. f. 40 542 . Denn es kann kan der Vortrag 2) auch durch die Art anziehend anziehend gemacht werden, wie man die Sachen darstellt. Je natürlich schöner und dem guten Geschmacke Geschmack gemäßer gemässer der Vortrag ist; je mehr er Erguß des von dem Werth der Sachen und von Liebe zu den Zuhörer Zuhörern vollen Herzens ist; je mehr er den Reiz Reitz des Neuen hat, d. i. nicht des Paradoxen oder überhaupt Auffallenden, sondern so, daß der Zuhörer auf das bisher Unbemerkte, oder, wenn es gefunden ist, sich durch seine Einfalt und Werth so leicht Empfehlende aufmerksam gemacht wird; je natürlicher Eines sich aus dem Andern ergiebt; je leichter man es dem Zuhörer macht, selbst Entdeckungen zu machen, und das Ge sagte selbst anwenden anzuwenden; je vertraulicher und herablaßender herablassender der Lehrer mit ihnen spricht; je natürlicher selbst der Ton seiner Stimme und der ganzen Aktion Action ist: je mehr Wirkung kan kann er thun. – Wie nöthig es zu allem bisher Erwähnten sey: sei, seine Zuhörer, Zuhörer nach ihren Fähigkeiten, Beschäftigungen, allgemeinen und besondern Bedürfnissen, herrschenden Vorurtheilen, Meinungen und Sitten zu kennen; eine recht ausgebreitete praktisch praktische Kenntniß Kenntniß der Religion Religion, besonders nach ihren ihrem Werth und Einfluß aufs Herz und Glückseligkeit Glückseligkeit der Menschen; viele Uebung, diese Lehren darauf anzuwenden; viele vertraute Bekanntschaft mit dem menschlichen Herzen, denen darin liegenden Hindernissen des Guten, der mannichfaltigen besten Art ihm beyzukommen beizukommen , der Geschichte und dem gemeinen Leben, endlich der schönen Wissenschaften, zu haben – das bedarf kaum einer Erinnerung. 41 543 . Und eben dieses ist nöthig, um das Gesagte drittens (§. 35 537 35. ) ausführbar ausführbar darzustellen. Denn, wenn der Zuhörer Zuhörer in der Einbildung steht, daß das, was ihm empfohlen wird, unmöglich, oder über seine Kräfte sey sei , oder wenigstens nicht weiß, wie er es anfangen solle: so kan kann es bey bei ihm keine Frucht schaffen. Ihm schaffen; und ihm jene Einbildung zu benehmen, zu zeigen wie er der werde, der er seyn soll, wie er das Empfohlne Empfohlene in Ausübung Ausübung bringen, wie er die vorgeschlagnen vorgeschlagenen Mittel wirklich anwenden könne, dies kan könne: dieß kann ohne jene eigne eigenen Kenntnisse des Lehrers nicht geschehen. †) *) Bloße Blosse Vermahnungen und Gewissensrügen, oder bloße blosse Verweisungen auf Gott, ohne Aufmunterung zu eignem eigenem Fleiß, helfen nicht. Der Lehrer Lehrer gewinnt schon viel, wenn er den Zuhörern die Vorurtheile benehmen kan kann , worauf jene Einbildungen beruhen. Er verhindert oder schwächt die Ausflüchte, wenn er seine Forderungen nicht überspannt, wenn er nichts Unmögliches und das Schwere nicht auf einmal einmahl Einmal fordert. Noch mehr, wen er an ähnlichen Fällen des menschlichen Lebens die Möglichkeit der Ausführung und die Art zeigt, wie es anzufangen sey sei . – Je mehr er die Selbstliebe Selbstliebe der Zuhörer in Bewegung zu setzen, und es ihnen einleuchtend zu machen weiß, was für selige Folgen der Fleiß habe, das Gute auszuüben, und wenigstens öftere Versuche zu machen, und wie unglücklich der Mensch werde oder bleibe, wenn er es nicht nicht nicht thue: je mehr wird er ihre Trägheit besiegen, welche die größeste grösseste größte , oft die einzige, Ursache ist, warum sie den Lehren nicht folgen, und sich von ihrer Wahrheit oder Werth oft nicht einmahl einmal überzeugen laßen lassen . †) Anm. *) Es ist z. B. eben so vergeblich, vergeblich als leicht, gesagt: leicht gesagt, daß man Zweifel, Gram und Sorgen wegwerfen solle. Man laße lasse dagegen auch diesen Gerechtigkeit wiederfahren; wiederfahren, widerfahren; mache sie nicht geradezu und durchaus zur Sünde, Sünde; nehme wirklich mitleidigen Antheil; Antheil, warne nur für vor dem bloß sinnlichen Nachhängen, Nachhängen oder der Verfolgung trauriger Gedanken, für den vor dem süßen Gift, das sie mit sich führen, besonders dafür davor , daß die Leidenden sich nicht diese Verfolgung geflissentliche Nährung trüber Gedanken zur Gewissenspflicht machen; machen, benehme, durch heilsame Aufklärung Aufklärung ihrer Religionsbegriffe, allem schädlichen Wahne die Nahrung; Nahrung, suche sie durch wahrhaftig tröstende Vorstellungen und heitre heitere Aussichten, auch Verdeutlichung der, ohne unser Verdienst und Denken, überall, selbst bey bei Leiden, väterlich sorgenden Güte und Weisheit Gottes, auf angenehme Umstände zu lenken, ihnen wirklich ihren ihre Zweifel aufzulösen, oder, wo sie, den Umständen nach, zu beyden beiden noch nicht fähig sind, sie nützlich zu zerstreuen u. d. gl. u. dergl. 42 544 . Der dritte Zweck des erbaulich erbaulichen Vortrags (§. 31 31. und 35 35. 533 u. 537 ) muß auf das Herz und die Neigungen der Zuhörer gerichtet seyn, und dahin gehen, die Erkenntniß lebendig zu machen, oder bey bei ihnen wirksame Entschließungen Entschließungen Entschliessungen hervorzubringen, dem zu folgen, was man als wahr und gut erkannt hat. Ein Vortrag, der so eingerichtet ist, daß er diese Wirkung Wirkung hervorbringen kan kann , ist ein rührend rührender Vortrag (§. 31 533 31. ) – Ohne diese Eigenschaft desselben würde alle noch so verbesserte Kenntniß das Beste des Menschen nicht wirklich befördern; befördern, ohne zugleich mit auf das Herz zu arbeiten, würde nicht einmal einmahl die Aufmerksamkeit des Zuhörers an das, was zu seiner Belehrung gesagt wird, genug gefesselt, noch die Ueberzeugung vollendet werden, wenn sich Neigungen und Gewohnheiten gegen die Ueberzeugung streubten sträubten . 43 545 . Nun hängt alle wahre Glückseligkeit Glückseligkeit der Menschen davon ab, daß sie theils , in Absicht auf diejenige, die in ihrer Gewalt steht, und von ihrem Willen abhängt, immer recht handeln, und daher stets mit sich zufrieden seyn können; theils , in Absicht auf die, welche nicht in ihren Händen ist, aber ihnen von der stets weisesten und gütigsten Regierung Gottes zugetheilet zugetheilt wird, immer das für ihr wahres Beste halten, was diese über sie fügt, und sich dabey dabei , zufrieden mit Gott Gott , beruhigen. beruhigen.s Folglich entspricht ein Vortrag der Religion nur alsdann alsdenn seinem wirklichen Zweck, Zwecke die Menschen glücklich zu machen, wenn er so eingerichtet ist, daß er die Menschen wirklich – bessern bessern – und beruhigen beruhigen kan kann . In jener Absicht, Absicht könnte man ihn rührend rührend , rührend oder bessernd, im engern Verstande , in dieser, dieser ihn beruhigend nennen. Anm. Anm. Es scheint wegen des Folgenden, und um allen Mißverstand zu verhüten, nöthig, zu bemerken, daß, was wir hier rührend nennen, keinesweges mit dem Interessantes Interessanten (§. 37 ) einerley sey 37. ) einerlei sei . Alles einerley sey; alles Rührende muß interessant seyn, seyn; aber es kan kann etwas interessiren, ohne mich zu rühren. Schon alles Alles , was ich denken kan mir Stoff zum Denken giebt , interessirt mich, weil es meine Vorstellungen bereichert, oder meine Thätigkeit beschäftigt: ich habe dann immer eine, wenn gleich oft nur dunkle, Vorstellung von einer Beziehung, in der das Erkannte auf mich steht. Je näher diese Beziehung ist, oder je stärker ich sie mir denke: je denke, desto lebhafter kan kann das Vergnügen über die Betrachtung dieser Sache, und je desto stärker das Interesse werden. – Aber deswegen begehren begehre ich die Sache noch nicht. Ich kan kann durch einen Satz oder durch eine Handlung in einer wahren oder erdichteten Geschichte sehr angezogen werden, und mit großem Vergnügen dabey dabei verweilen, ohne jenem folgen, oder so werden zu wollen; wie dieses der Fall bey bei allen Sätzen und Handlungen ist, die Anstrengung und Aufopferung erfordern, z. B. bey bei dem Satz Satze , daß ich durchaus auf Gott vertrauen, daß ich nicht Böses mit Bösen Bösem vergelten soll, u. d. gl. soll u. dergl. , und bey bei dem erhabnen Beyspiel erhabenen Beispiel eines vernünftigen Märtyrers für Recht und Wahrheit . Soll ich also nicht bloß bewundern, hochachten, lieben, mich woran vergnügen, es auch wohl zu besitzen wünschen, sondern wirklich, wirklich so zu werden und zu handeln, handeln begehren : so muß ich die Sache ohne Zweifel in einer noch näheren Beziehung auf mich ansehen, theils in sofern insofern sie mir möglich , und meine Anstrengung nicht vergeblich, theils in sofern theils insofern sie werth ist, daß ich ein andres anderes Gut darüber verleugne verläugne , und lieber ein Uebel übernehme, als diese erkannte Sache entbehre. Jenes, daß ichs als mir mir möglich ansehe, scheint noch zur Ueberzeugung zu gehören, zu der ich oben (§. 41 41. ) das Ausführbare gerechnet habe, denn ohne diese Einsicht ist für mich die Sache nicht wahr oder gut. Dieses aber, der erkannte so große grosse Werth der Sache, der mir Aufopferung abdringt, dieses, sag' ich, scheint eigentlich das zu seyn, was mich nöthigt, es wirklich zu wollen , meine Gesinnungen und Handlungen danach darnach abzuändern . Dies Dieß ist doch offenbar mehr, als wenn ich bloß sage, daß mich eine Sache interessire . Ein solches wirkliches Wollen und Begehren im eigentlichsten Verstande beruht ohne Zweifel auf der Vergleichung mehrerer Güter der Welt mit einander, und auf der lebhaften Vorstellung, daß, was ich begehre, weit mehr für mich gut und nothwendig ist, als das, was ich darüber verleugnen verläugnen muß. In so fern Insofern nun der Vortrag dieses Wollen Wollen hervorbringt, nenne ich ihn rührend ; und sollte es scheinen, daß ich mich hierin von dem gewöhnlichen Sprachgebrauch entfernte: entfernte, so wird man mir diese Abweichung in eine einer Sache zu gute halten, wo die Verschiedenheit der Begriffe bisher noch nicht genug mit angemeßnen angemessenen Worten bestimmt zu seyn scheint. {Allerdings weicht diese Auffassung des Begriffs des Rührenden von dem angenommenen Sprachgebrauch ab, und möchte sich kaum rechtfertigen lassen. Wenn die Rührung Rührung immer das Wollen zur Folge hätte, so müßte man von vielen Vorträgen, welche mit großer Rührung angehört werden, eine ganz andere Wirkung gewahr werden.} 44 546 . Wenn nun durch den rührenden Vortrag Vortrag nicht bloß Wohlgefallen am Guten und Mißfallen am Bösen soll hervorgebracht werden, sondern auch Willigkeit Willigkeit , jenes zu thun, thun und dieses zu laßen lassen , oder eigentlich Gewohnheit, immer so zu handeln: so muß ein solcher Vortrag so eingerichtet seyn, daß 1) der Zuhörer durch die gemachten Vorstellungen genöthigt werde, das Erkannte, welches für ihn anziehend ist (ihn interessirt), auf sich ziehe, zu seiner Angelegenheit Angelegenheit mache, d. i. einsehe, so müsse er werden , und das Gegentheil ablegen , jenes sich an- an-, und dieses sich abgewöhnen, jenes thun und befördern, dieses laßen lassen und verhüten. Dies Dieß würde sogleich, nach der Natur der menschlichen Seele, von selbst erfolgen, so bald sobald nur der Vortrag ihn, auf die oben beschriebene Art, überzeugte, interessirte, und ihm die Möglichkeit Möglichkeit, es auszuführen auszuführen, einleuchtend machte, wenn nicht in dem Menschen selbst Hindernisse lägen, welche diese Entschließung Entschliessung zurückhielten. Diese liegen unstreitig in der Gewohnheit Gewohnheit , Böses Böses, und in der Ungewohnheit , Gutes zu thun, d. i. weil ihm die Vorstellungen von dem mit dem Bösen vermischten Nutzen oder Vergnügen, und von den mit Ausübung des Guten verknüpften Uebeln oder Mißvergnügen geläufig, hingegen die Vorstellungen des aus dem Bösen für ihn entspringenden Schadens, Schadens und der mit Ausübung des Guten verbundenen Seligkeit, Seligkeit ihm nicht geläufig sind, folglich die dadurch geleiteten Neigungen ihn vom Guten ab- ab-, und zum Bösen hinziehen; hinziehen: kurz, es liegt die Schuld an dem Geschmack Geschmack und Hang Hange zum Bösen, und an dem Mangel des Geschmacks Mangel des Geschmacks und Hanges zum Guten. Soll also der Vortrag rühren, d. i. wirklich Besserung hervorbringen: hervorbringen, so müssen 2) bey bei den Zuhörern a) die reitzenden Einbildungen von dem Bösen und die davon abhängende Lust dazu geschwächt; hingegen die Vorstellungen von dessen traurigen Folgen mit der daraus entstehenden Unlust gestärkt; und eben so b) in Absicht auf das Gute, die bessern Vorstellungen von dessen seli gen Folgen, nebst der dadurch gewirkten Neigung dazu, immer mehr erweckt und vermehrt, im Gegentheil die Einbildungen oder übertriebnen übertriebenen Vorstellungen von dem den mit dem Guten Guten, verknüpften Uebeln und Schwierigkeiten, nebst der daher entstehenden Abneigung vom Guten Guten, geschwächt werden. Anm. 1. Anm. 1) S. Mehreres über die mehreres der hier geäusserten geäußerten Grundsätze in meinem dem Buch über meiner Schrift: Ueber den Werth der Moral etc. 2te Auflage Auflage, S. 76 f. Anm. 2. Anm. 2) Aus dem ersten Stück des §. erhellt, warum es, ausser dem ausserdem außer dem, was oben über die Besserung der Erkenntniß gesagt ist, keiner besondern Bemü hung bedürfe, den Zuhörer zu bewegen, daß er das so Erkannte auch wirklich wolle , und daß alles Alles nur darauf ankomme, die Hindernisse Hindernisse des Wollens zu heben. Gleichergestalt werden die Neigungen somit schon gebessert, als die falschen Vorstellungen vom Werth des Guten und Bösen verbessert, und die bessern Vorstellungen lebhafter als jene gemacht werden. meinem Buch über den Werth der Moral etc. 2te Auflage S. 76 f. Laut Inhaltsverzeichnis der aus dem Jahr 1783 (vgl. II § 203) stammenden zweiten Auflage gibt Nösselt auf den betreffenden Seiten eine Beyläufige Erklärung was Geschmack am Bösen und Hang dazu sey? (aaO 74–78). 45 547 . Erstlich in Absicht auf das Böses Böse , woran der Mensch hängt, und wobey wobei er seine Rechnung zu finden glaubt, würde ihm zu zeigen seyn: seyn 1) wie falsch die Vorstellungen seyen seien , die er sich theils von seinem Glück Glücke dabey dabei , theils von seiner vermeinten guten Gemüthsbeschaffenheit und Verhalten macht; – wie nichtig also, wie unbefriedigend und verbittert, wie vergänglich das sey sei , was er für sein Glück halte; – und wenn es auch wahre Güter sind, wonach er trachtet, wie wenig gleichwohl es immer von ihm abhänge, dieses Glück zu erlangen, wie viele viel unverantwortliche Handlungen er sich dieserwegen erlauben müsse; wie und nnd wodurch er sich selbst den Zugang zu solchem Glück ver schließe verschliesse , oder sich wieder darum bringe; wie sehr er sich durch seine Gesinnung und Betragen ausser außer Stand setze, es recht zu genießen geniessen , und damit zufrieden zu seyn; wie gar keine, oder armselige, oder unbeständige Tugenden das seyn seien , worauf er sich verläßt, oder wie so ohne Grund er sich wirkliche Tugenden einbilde. – 2) Wie traurig die Folgen seyen seien , die er sich durch seine Gemüthsbeschaffenheit und Verhalten zugezogen habe, oder zuziehen müsse, d. i. – wie und wodurch er sich, es sey sei aus Unachtsamkeit, oder falschen Vorstellungen, oder Trägheit, oder Leidenschaften, Leidenschaften oder üblen übeln Gewohnheiten, selbst unglücklich mache, und wie groß das daraus entstehende Elend sey sei ; – wie er eben dadurch, auch wenn sein Unglück unverschuldet sey sei , es vermehre, oder sich ausser außer Stand setze setze, es zu ertragen, oder zu seinem Besten anzuwenden; und, wenn er auch auf einer Seite einsehe, in welches Unglück er sich stürze, und er das Böse gerne laßen lassen gern lassen möchte, um diesem zu entgehen, auf der andern aber, wie wohl ihm seyn würde, wenn sobald er besser wäre und handelte, und, und wenn er es deswegen auch gern möchte, wie ohnmächtig er gleichwohl und wie stark sein Hang zum Bösen und die Macht der Gewohnheit sey sei . 46 548 . Eben so müßten ihm, in Absicht auf das Gutes Gute , 1) die seligen und weitreichenden Folgen deutlich gemacht werden, welche aus wahrer Tugend Tugend und Gottseligkeit Gottseligkeit entspringen; – wie recht man alsdann erst alles Gute, was uns begegnet, schätzen und genießen geniessen , es weit herzlicher und dankbarer empfinden, und zu seinem wahren Besten anwenden lerne; – wie sehr selbst unverschuldete Leiden uns dadurch erträglich, wie diese die beste Schule, im Guten zu wachsen, eine Quelle von vielem erst hinterher sich zeigenden Glück, eine nähere Vorbereitung auf die Glückseligkeit Glückseligkeit einer bessern Welt, werden; – wie sehr wir uns dadurch die Herrschaft über unsre unsere Neigungen, wie viele Verdienste um Andere, wie viel Vertrauen und Liebe von andern Menschen erwerben, wie zufrieden und dankbar gegen Gott, und ihm immer ähnlicher werden. 2) Allein Und, – weil die meisten Menschen haben so sehr falsche Begriffe von Besserung Besserung und Tugend. Sie machen Tugend haben, daß sie sich entweder die Tugend zu dieselbe sehr leicht machen , und ziehen sie sehr ins Kleine zusammen. Sie setzen sie zusammenziehn, in bloße blosse fromme Empfindung oder äusserliche äußerliche , zumal gottesdienstliche, Handlungen, oder bloße blosse Ehrbarkeit, Gerechtigkeit, Menschenliebe, bürgerliche und gesellschaftliche Tugenden. Oder sie stellen Tugenden setzen, oder sie sich als einen unnatürlichen Zwang und lästige Einschränkung vor vorstellen , die den Geist seiner Heiterkeit, das Leben seiner Freuden beraube, und den Menschen zur menschlichen Gesellschaft, und Beobachtug seiner natürlichen und bürgerlichen Pflichten unfähig mache. Oder sie sind mache, oder aus überspannten Begriffen, Gefühl ihrer Ohnmacht, und Erinnerung oft mißlungener Versuche der Besserung, muthlos. Daher muthlos sind: – so muß zwar jenen falschen Begriffe Begriffen, die nur auf eine oberflächige oberflächliche Besserung zielen, beständig entgegen gearbeitet entgegengearbeitet , es muß ihnen keine Schwierigkeit verheelt verhehlt oder verkleinert, und der große grosse Umfang wahrer Tugend, die durchaus auf alles alles Gute gehen, und in wahrhaftiger Besserung der Gesinnung Gesinnung bestehen müsse, einleuchtend dargestellt werden. Aber werden; aber man muß ihnen auch eben so sehr die trübseligen Begriffe von Frömmigkeit Frömmigkeit be nehmen, und ihnen eines Theils den großen grossen Werth der Gottseligkeit in aller Absicht, und des Zeugnisses eines guten Gewissens, immer fühlbarer, andern Theils andern Theils ihnen, durch Vorstellung, wie Vieles thätiger, ausharrender Fleiß, fortgesetzte Uebung und gewissenhafte Treue, unter Gottes uns nie entstehendem Beystande Beistande , vermöge, immer guten Muth machen. 47 549 . Bey Bei dem Vortrag Vortrag Vortrage dieser Sachen, wenn er wirklich für die Zuhörer rührend werden soll, kommt es hauptsächlich darauf an: 1) sie auf ihren Gemüthszustand Gemüthszustand , besonders auf ihre eigenthümlichen und am meisten eingewurzelten, eingewurzelten oder durch ihr Temperament und ihre besondern Umstände am meisten begünstigten Fehler aufmerksam zu machen; weil, ohne dieses zu erkennen, keine Reue und wahre Besserung mög lich ist, und gerade diese von einem jeden am meisten übersehen, oder am wenigsten als Fehler erkannt werden; 2) nicht nur das daraus entstehende Elend, sondern auch das ihnen begreiflich zu machen, daß und wie sie selbst daran Schuld sind, und wie viel auf sie selbst ankomme, um besser und glücklicher zu werden; und 3) daß und wie ihnen nur durch Besserung Besserung und durch die Religion Religion könne geholfen werden. – Es giebt keinen Menschen, der nicht die Eitelkeit und das Leere sündlicher Vergnügungen, die üblen übeln Folgen der Ausschweifungen Ausschweifungen, und selbst die wohlthätigen Wirkungen der Tugend Tugend, wenigstens dann und wann, sollte erfahren haben. Auch der schlechteste Mensch hat doch manchmal etwas Gutes gethan, und weiß, wie wohl ihm dabey dabei gewesen ist, wenn er nach seinem Gewissen gehandelt, zumal sich selbst überwunden hat; er sieht doch, wie heiter und zufrieden rechtschaffne rechtschaffene Menschen, auch bey bei traurigen Umständen, sind, und wie bald sie sich zu finden wissen, wenn sie nur recht und mit Ueberlegung Ueberlegung verfahren wollen; er weiß, wie gut es ihm thut, wenn jemand sich gegen ihn rechtschaffen beträgt, und ist leicht zu überzeugen, welche Hölle aus der menschlichen Gesellschaft werden würde, wenn sich alle Menschen erlaubten, schlecht, oder, ohne sich einzuschränken, nur nach ihren Lüsten zu handeln. Er fühlt dies dieß am meisten, wenn er die Folgen seines Leichtsinns und seiner Ausschweifungen erlebt; fühlt, was er ohne gutes Gewissen und Religion ist, wenn er in Gefahr oder Verlegenheit kommt; wird doch durch besondere Wohlthaten, die ihm wiederfahren widerfahren , manchmal gerührt, und zu der Zeit geschmeidiger gemacht. Zu solchen Zeiten ihn anfassen, ihn an seinen erwähnten Erfahrungen Erfahrungen fest halten festhalten , und dann ihm den großen grossen Werth der Tugend und Religion lebhaft vorstellen, dies kan kann vorstellen: dieß kann doch schwerlich ohne alle gute Eindrücke bleiben, die ihn zu rechter Zeit verfolgen werden. – Nur arbeite man nicht bloß auf seine Sinnlichkeit Sinnlichkeit, Sinnlichkeit; und wenn man es thut, welches sehr auch im rechten Maaß nützlich nützlich werden kan kann , und oft unentbehrlich ist, so geschehe es mehr, um gute Eindrücke zu verstärken , als hervorzubringen . Anm. Es versteht sich von selbst: selbst, daß man von Ausschweifungen nie so reden müsse, daß der Mensch erst solche dadurch lerne, die er vorher nicht kannte, und also auch nicht beging; daß alle Erbitterung der Zuhörer verhütet, und eben so sehr alle Veranlaßung Veranlassung vermieden werde, sie muthlos zu machen, oder sie zu verleiten, daß sie denken, es treffe sie etwas nicht; wohin alle übertriebne übertriebene Vorstellungen Vorstellung vom moralischen Verderben und alle zu allgemeine Behauptungen gehören. Unerkannte Sünden Sünden, und feinere, unschuldig scheinende , oder unschuldige , aber zu leicht dem Mißbrauch unterworfne unterworfene Ausschweifungen, sollten am meisten hervorgezogen werden. – Im Privatumgange und bey bei besondern Vorfällen, Krankheiten u. d. gl. kan u. dgl. kann der Lehrer mehr Gutes stiften als bey bei öffentlichen Vorträgen. – Bey Bei letztern wird die Geschichte noch viel zu wenig benutzt. Wie viel recht eigentlich Rührendes ließe liesse sich über die Geschichte vom verlohrnen verlorenen Sohn, vom Falle Petrus Petri , von der Versuchung Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi , über dessen Leidensgeschichte, selbst über die Geschichte des alten Testaments – mit discreter Anwen dung auf die Umstände und Bedürfnisse unsrer unserer Zuhörer – sagen, wie sehr sich dadurch der Vortrag unterhaltender, anschauender, individueller machen! Geschichte vom verlohrnen Sohn Vgl. Lk 15,11–32. Falle Petri Vgl. v.a. Mk 14,26–31.66–72 parr. Versuchung Christi Vgl. v.a. Mt 4,1–11; Lk 4,1–13. 48 550 . Bey Bei allen denjenigen solchen Veränderungen des menschlichen Lebens, die wir nicht nach Belieben und Ueberlegung hervorbringen, oder verhindern, verhindern oder lenken können, und bey bei dem Gefühl alles desjenigen, was wir ohne unser Zuthun sind, bleibt uns nichts weiter übrig, als uns zu unterwerfen; unterwerfen, und – da das Gefühl der Leiden sich mit den Vorstellungen unsrer unserer doch möglichen Glückseligkeit Glückseligkeit nicht verträgt, und wir in so ferne fern unglücklich sind, auch der Mensch zu selbstthätig ist, als daß er selbst dann, wenn er sich nur leidentlich verhalten zu können scheint, nicht wenigstens Etwas sollte zu seinem Besten thun können – unsre unsere Vorstellungen von unserm Zustand Zustande zu berichtigen, oder unangenehmere durch andre andere angenehmere zu verdrängen, oder das unangenehme Gefühl dieses Zustandes zu mildern, mit einem Einem Wort: uns vernünftig zu beruhigen beruhigen beruhigen . (§. 43 ). 545. ). 43. ) Alle Unruhe, Gram und Sorgen scheinen nur in den drey drei Fällen zu entstehen: 1) wenn wir zu bemerken glauben, daß wir glücklicher seyn würden, wenn wir frey frei von einem Uebel oder dessen Gefühle Gefühl , oder im Besitz und Genusse eines gewissen Gutes wären; wären. 2) wenn wir uns gewisser Vergehungen bewußt sind, deren Andenken wir nicht vertilgen können, und deren Folgen wir nicht abwenden zu können glauben; und 3) wenn wir, bey bei allem Wunsch und Vorsatz uns zu bessern, unsre unsere Ohnmacht und die unüberwindliche Gewalt der bösen Gewohnheit fühlen. Uns vernünftig zu beruhigen , beruhigen ist daher zu unsrer unserer Glückseligkeit eben so unentbehrlich nothwendig, als, uns als uns zu bessern bessern . Darauf in dem Vortrage der Religion zu arbeiten, ist also eine unumgängliche Pflicht, Pflicht; und wer das wollte, müßte suchen, jenen drey drei Ursachen der Gemüthsunruhe entgegen zu arbeiten. 49 551 . Der ersten Ursach. Ursach! – Wenn wir unglücklich, oder nicht glücklich genug zu seyn glauben, und der Grund beyder beider Uebel liegt a) in unserm eignen freyen eigenen freien Verhalten Verhalten , das wir abändern können: können, so ist uns ohne wahrhafte Besserung unsers Herzens und Lebens schlechterdings nicht zu helfen. Was der Lehrer in Absicht auf die Beruhigung Beruhigung solcher Zuhörer thun müsse, und um diese Ursach ihres Mißvergnügens zu heben, das zeigen die obigen Regeln, wonach an der Besserung der Menschen zu arbeiten ist ist. (§. 44 546 bis 47 ). 549 ). 47. ) – Rührt aber das Elend, das wir empfinden, und das versagte Glück, das wir mit Schmerzen entbehren, b) gar nicht gar nicht , so viel wir wenigstens zu sehen vermögen, gar nicht von unsrer unserer eigenen Schuld her ; läßt sich wenigstens auch durch unsre unsere Besserung Besserung jenes nicht verhüten oder wegschaffen, und dieses nicht erwerben: so steht es doch unter der höchst weisen und gütigen Aufsicht der Regierung Gottes, der es über uns nie anders, als wie ein höchst wohlthätiges und unentbehrliches Mittel zu unserm Besten, verhängt hat; hat: und dies dieß wird es in der Hand seiner Vorsehung Vorsehung gewiß, wenn wir uns unter diese demüthigen, und Ihn allein walten laßen; lassen, lassen; ohne diese wohlthätige wohlthätigen Wirkungen durch unsre unsere Beschwerden und ängstliche Sorgen zu stören, und uns dadurch um unser von ihm dabey dabei bezieltes Glück Glück, wenigstens um die ruhige Heiterkeit Heiterkeit der Seele, Seele zu bringen, die aus dem stillen Zusehen, wie sich nach und nach alles Alles so schön, so zu unsrer unserer Beruhigung, entwickelt und aufklärt, und aus der schon vorläufig dankbaren Erwartung des besten Ausgangs, entspringen würde. 50 552 . Ein Lehrer Lehrer, der diese Gesinnung und deswegen richtigere und eindrücklichere Vorstellungen von der wahren Beschaffenheit der Uebel und ihrem Verhältniß gegen unser Bestes, unter der väterlichen Regierung Gottes, befördern wollte, müßte folgende und ähnliche Betrachtungen, durch öftere, mannichfaltige und einleuchtende Darstellung aus der ähnlichen, eigenen, wirklichen, oder leicht zu erhaltenden, erhaltenden Erfahrung Erfahrung der Zuhörer, mit steter Rücksicht auf ihre besondre besonderen Umstände und Bedürfnisse, anschaulich anschaulich zu machen suchen. – Wie sehr sorgt Gott Gott überall, sowohl durch die Mannichfaltigkeit der Dinge und ihrer Eigenschaften, als durch das in uns gelegte Gefühl für ihre Reitze, nicht bloß für unsre unsere Nothdurft, sondern auch für unsre unsere Bequemlichkeit, Vergnügen und Ueberfluß? – Wie viel hat jeder Mensch insbesondre insbesondere vor unzählichen Andern voraus, und, wo ihm Etwas abgeht, durch wie viel andres anderes , gerade für ihn zuträglicheres, Gute wird dies dieß ersetzt? – Wie viele ganz unerwartete, uns ohne unser Zuthun wiederfahrne wiederfahrene , oder, wenn auch dieses mitwirken muß, durch die schon zum voraus gemachte gemachten Anlagen Anlagen unsers Geistes und unsrer unserer Umstände, in welchen der Keim unsrer unserer künfti gen Glückseligkeit Glückseligkeit und der Grund seiner Entwicklung Entwickelung liegt, veranstaltete und erleichterte, oder ganz oderganz wider den sichtbaren Gang der Dinge ausgefallne ausgefallene , so sehr unverdiente Wohlthaten, erzeigt er uns? hilft uns aus so vieler Gefahr und Verlegenheit? – Wie unendlich viele unerkannte unerkannte Wohlthaten wiederfahren widerfahren uns durch Abwendung unsers möglichen Unglücks, oder solcher Umstände, die es uns unvermeidlich bereiten würden, an welche zu denken und sie bey bei Würdigung unsrer unserer Glückseligkeit mit in Anschlag zu bringen, uns, wegen Gottes verborgner verborgener Wirkungen, nicht einmal in den Sinn kommt, und deren dereinstige Entdeckung uns überaus angenehm unterhalten, das Gefühl der wirklich genossenen Wohlthaten unendlich erheben, uns bis zur innigsten Rührung Rührung beschämen, und unsre unsere Dankbarkeit Dankbarkeit gegen Ihn erhöhen wird? – Wie viele und große grosse Uebel sind mit vorzüglichen Fähigkeiten, Glücksumständen, Ansehen, weitläuftigen Verhältnissen u. s. f. verbunden, deren wir überhoben sind, wenn uns nur ein eingeschränktes Glück zu Theil worden ist? – Und überhaupt überhaupt, leiden wir wirklich Mangel oder Verlust, wenn uns Etwas versagt ist oder entrissen wird? hatt' es den Werth, den wir darauf legten? würd' es den Werth für uns behalten haben? würd' es uns nicht an einem andern größern grössern Glück Glücke hinderlich worden geworden seyn? 51 553 . Und das Unglück, ist es nicht eine Quelle eines sonst nicht erhaltenen Glück Glücks? – Diente es nicht, unserm Glück beygemischt beigemischt , die angenehme Empfindung dieses letztern zu erhöhen? – Ists, bey bei aller seiner Bitterkeit, nicht herzstärkende Arzeney Arzenei , wahre Schule der Genügsamkeit, der Vorsichtigkeit, der Klugheit, des gänzlichen Anschließens Anschliessens an Gott, ohne und ausser außer dem doch alles Alles eitel ist, und aller Tugenden, wozu es uns sonst an Veranlaßung Veranlassung und Uebung fehlt; ohne welches wir nie eifrig genug vorwärts zur wahren Vollkommenheit streben würden? – Bey Bei mißlungener Ausführung Ausführung unsrer unserer guten Absichten, bey bei mißrathenen Mitteln, bey bei unerwarteter Richtung, die unsre unsere gutgemeinten Anstalten nehmen, nehmen und selbst Uebel erzeugen, die wir nicht vorhersehen, oder denen wir entgegenarbeiten, von welchen wir gerade das Gegentheil befördern wollten, – ist da durchaus Alles verloren? Haben haben wir, wenn gleich nicht Alles alles , doch Etwas etwas , wenn gleich nicht Dieses dieses , doch etwas Andres andres anderes Gute, wenn gleich nicht vor der Hand, doch auf die Zu kunft, wenn gleich nicht bey bei Andern, doch bey bei uns und durch eigne eigene Uebung Uebung im Guten, gestiftet? Was kan kann dieser ausgestreute, verlohren scheinende, verloren scheinende Saame, unter Gottes Pflege und Segen, hie und da, früh oder spät, für eine reiche und selige Aerndte Ernte geben, von der uns jetzt noch gar nichts träumet träumt . – Und, bey bei dem, ausser außer jenem mißlungnen mißlungenen Guten, für jeden guten Menschen, Menschen gerade schmerzhaftesten Unglück, das wir empfinden, wenn unsre unsere guten Absichten verkannt, nachtheilig gedeutet, oder wir durch ungerechte Bedrückungen gemißhandelt werden: sind wir denn Gott nicht auch Opfer, aus Dankbarkeit Dankbarkeit auch grosse große Aufopferungen, ihm auch darin Nachahmung schuldig, daß wir Versündigungen Anderer gegen uns dulden? – Ist es nicht gegen Gott Dankes werth, wenn er uns dadurch von der Eitelkeit, Selbstsucht und dem Anhängen Abhängen von Meinungen und Willen der Menschen, Menschen abzieht, und uns aus Pflicht, um Seinetwillen, zu handeln gewöhnt? Erhebt nicht eben diese Gesinnung und Art zu handeln, wobey wobei es uns nur darum zu thun ist, recht zu handeln, und unser höchster Wunsch, Ihm werth zu seyn, unsre unsere Seele recht eigentlich zu der höchsten Würde Würde des Menschen? – Können wir nicht eben darum auf desto größre Vergeltung und darauf desto gewisser rechnen, je weniger wir durch irgend etwas Vergängliches belohnt waren; und muß sie uns nicht desto angenehmer fallen belohnender erscheinen , da sie nicht bloßer blosser Zufall, sondern Belohnung, Belohnung von dem ist, der allein höchst gerecht richtet? Anm. Es versteht sich, daß alles in diesen beyden beiden §§. Gesagte nur Hinweisung Hinweisung sey sei auf gewisse Gesichtspunkte, woraus man die Leiden vorstellen müsse; die jedesmalige Gelegenheit muß es einem verständigen Lehrer zeigen, aus welchem am wirksamsten könne Beruhigung Beruhigung geschöpft werden. Diese Punkte recht anschaulich und eindrücklich zu machen, ist freylich freilich sehr schwer, schwer; es scheint selbst – aus mehrern Gründen, die sich hier nicht erklären laßen lassen – weit schwerer, schwerer jemanden wahrhaftig durch Vorstellungen zu beruhigen beruhigen , als zu bessern . Erregte Aufmerksamkeit auf den Lauf der Dinge in der Welt thut bey bei Leidenden sehr viel; viel, aber ohne feste innige Ueberzeugung von Gottes Vorsehung Vorsehung und von der Ewigkeit Ewigkeit, wird sie immer wenig zur Beruhigung wirken, oder Leidende nur gleichgültig und leichtsinnig machen. Kurze, fruchtbare Sentenzen, zumal wenn sie den Zuhörern geläufig, geläufig und von ihnen oft zu ihren ihrem Trost gebraucht sind, zu rechter Zeit angebracht ( z. B. Jonä 4, 10. 11. Matth. 18, 11 f. 1 Tim. 1, 15. 16 16. u. d. gl. 16. u. dgl. ) – nebst dem Ansehen und Vertrauen, das der Lehrer, zumal bey bei fleißiger Hausbesuchung Hausbesuchung der Elenden, sich als ein gesetzter, erfahrner erfahrener und mitleidender Mann erworben hat, wirken in solchen Fäl len mehr als die bündigsten Predigten. Man kan kann daher junge Lehrer nicht genug auf Vorsichtigkeit und Mäßigung im Umgang Umgange mit Leidenden aufmerksam machen, und sie warnen, nicht zu viel von der schönen Welt , von der Freude , wozu der Mensch geschaffen ist, von milzsüchtigen Klagen u. s. f. zu reden. Junge Lehrer reden; sie haben ohnehin schon das Vorurtheil einer noch nicht genug reifen Erfahrung, jugendlicher Flüchtigkeit, und, weil sie noch in wenigen wenigen, entweder die zarte Empfindung nährenden oder sehr drückenden Verbindungen stehen, nicht genugsamer Theilnehmung, Theilnehmung gegen sich, sich. – Röm. 12, 15. 1 Tim. 5, 1. 2. Gott, ohne und ausser dem doch alles eitel ist Vgl. Koh 1,2.14 u.ö. Was kan dieser ausgestreute, verlohren scheinende, Saame […] für eine reiche und selige Aerndte geben Vgl. Mk 4,1–9.13–20 parr. sowie Mk 4,26–29. milzsüchtigen D.h. hypochondrischen. 52 554 . Wird jemand durch das Andenken seiner Vergehungen, auch wohl wissentlicher und grö berer Verbrechen, oder der selbst unvertilgbar scheinenden Folgen derselben bey bei sich oder Andern, beunruhigen beunruhigt – welches das zweyte Zweite war (§. 48 ): 550 ): 48. ), – so müßte ihm der Lehrer 1) (1 den eigentlichen Inhalt des Evangelium Evangeliums, das ganz eigentlich zur Absicht hat, diese Bekümmernisse zu heben, fleißig und einleuchtend vorstellen; vorzüglich, wie Gott seine Gnade auch dem Unwürdigsten (dem, der es sogar so gar nicht verdient, verdient ) zugedacht, wie unser Heiland sich nicht für einen Arzt der Gesunden, sondern der Kranken erklärt habe, nicht nur keinen hinausstossen hinausstoßen wolle wer zu ihm kommt , sondern auch gekommen sey, aufzusuchen , sei aufzusuchen was sich verlohren verloren habe, u. d. gl. u. dgl. 2) Und wenn ein solcher zweifelte, ob jene göttliche Verheissungen göttlichen Verheißungen ihm zukämen: zukämen, so müßte er ihm diese Besorgniß dadurch benehmen, daß er ihm ihn darauf führte: – schon dies sey dieß sei ein Zeichen, wie ihn Gott nicht verlaßen verlassen habe, daß er nicht fühllos sey sei gegen das Andenken seiner Vergehungen, noch gleichgültig gegen Gottes Gesinnungen gegen ihn: ihn – er würde bis zu dieser Unruhe des Gewissen Gewissens nicht einmal gekommen seyn, ohne besondre besondere Umstände, die dieses Gewissen aufweckten, und die ja alle unter der väterlichen Regierung Gottes standen; – und Gott Gott veranstaltete veranstalte keine Mittel wozu, wenn er nicht auch die Absicht wolle, worauf diese abzielen. Er müßte ihm 3) zeigen, wie sehr Gott bey bei allen solchen Hülflosen auf den Glaube Glauben dringe, und wie dies dieß – gerade wie bey bei dem Verhältniß des Arztes und des Kranken, des Vaters und des Kindes, Kindes – das Bil ligste sey sei , was Gott fordern, und das Leichteste Leichteste, was ein Hülfloser leisten könne, sich an den Gott zu halten, und dem ganz zu überlaßen überlassen , der unerschöpflich, wie an Güte, so an Mitteln ist, dem Menschen zu helfen, und von dem er ja ohne dies dieß ohnedem in aller möglichen Rücksicht abhänge; daß es auch 4) der erste Schritt zur wahren Besserung Besserung sey sei , dadurch gerecht zu seyn gegen Gott und gegen sich selbst, daß man geduldig die natürlichen Folgen trage, die man sich selbst zugezogen habe, und es Gott zutraue, daß er uns auch dadurch wolle zur Besserung leiten. Er müßte endlich 5), so viel es immer die Fähigkeiten und Kenntnisse der des Bekümmerten erlauben, ihnen, besonders durch ihre eigne eigenen Erfahrungen Erfahrungen, begreiflich machen: machen, wie sehr es Gott in seiner Gewalt habe, selbst auch schädliche Folgen böser Handlungen durch die unter seiner Regierung stehenden dazwischenkommenden Umstände abzuwenden; auch das, was auf unsrer unserer Seite unrecht ist, zu Mitteln zu machen, die viel Gutes stiften, welches ohne jenes nicht würde erfolgt seyn; auch dadurch, – daß er uns diese Wendung, die unsre unsere Vergehungen nehmen, dereinst wird erkennen laßen lassen , und durch unsere auf unsre unsere wahre Besserung und an gestrengtern Fleiß zum Guten erfolgte größere grössere Glückseligkeit Glückseligkeit und deren lebhafte Empfindung, – das schmerzhafte Andenken an unsre unsere Vergehungen und deren Folgen zu schwächen, oder ganz auszulöschen, oder dadurch die Empfindung unsrer unserer Seligkeit zu erhöhen, so daß wir begreifen, wie wir dahin nicht würden gekommen seyn, wenn Gott nicht, indem er uns tief fallen ließ, unsern Fleiß und Eifer im Guten erhoben hätte. wie unser Heiland sich nicht für einen Arzt der Gesunden, sondern der Kranken erklärt habe […] sondern auch gekommen sey, aufzusuchen, was sich verlohren habe Vgl. Mk 2,13–17 parr. 53 555 . Endlich in dem dritten Fall (§. 48 550 48. ), wenn jemand durch das Gefühl seiner Ohnmacht Ohnmacht, der Macht böser Gewohnheiten, nicht merklicher Fortschritte im Guten, oder durch Wahrnehmung so oft gescheiterter und nicht ausgeführter guten Vorsätze, Vorsätze niedergeschlagen würde: würde, müßte der Lehrer 1) allen Fleiß anwenden, um, mit der möglichsten Sanftmuth, Theilnehmung und Schonung seiner Schwachheit, ihm die Vorurtheile Vorurtheile zu benehmen, die hauptsächlich vorzüglich dergleichen jene Muthlosigkeit hervorbringen hervorzubringen oder zu unterhalten †) . – pflegen. *) Und unterhalten: †) und – wenn er weiß oder merkt, daß diese zu tief eingewurzelt, und so mit den guten Kenntnissen und Gesinnungen desselben verschlungen sind, daß zu besorgen ist, diese möchten darunter leiden, wenn man jene angriffe, oder der Versuch, jene auszurotten, möchte ihn gegen den Lehrer einnehmen: – so mache er ihn aufmerksam darauf, wie oft die besten Gedanken und Grundsätze uns zu weit führen können, und wie nöthig er habe, auf seiner Hut zu seyn, um nicht durch gänzliche Unthätigkeit sicher, durch unterlaßenen unterlassenen Gebrauch auch geringer Kräfte, die ihm Gott Gott giebt, und ermunternder Umstände, untreu und undankbar gegen ihn zu werden, oder Gott durch zu weit getriebene Forde rungen und Erwartungen zu versuchen. – Er suche ihn wenigstens dahin zu brin gen, die Gelegenheit, immer mehr sich selbst und Gottes Willen erkennen zu lernen, jede Aufmunterung zum Guten, besonders zum Fleiß und zum Vertrauen auf Gott, und den Umgang mit redlichen, heitern und solchen Christen zu benutzen, die sich aus ihren Erfahrungen Erfahrungen einen Schatz von wahrer Klugheit Klugheit gesammlet gesammelt haben, und die Fähigkeit besitzen, sich theils zu Anderer Bedürfnissen und Schwächen herabzulaßen herabzulassen , theils vernünftige Rechenschaft von ihrem Rath und Belehrung zu geben. 2) Er suche ihm besonders durch sehr klare Grundsätze Grundsätze, vornemlich vornehmlich aus der Bibel Bibel, durch Beyspiele Andrer Beispiele Anderer , die mit ihm in gleichen Umständen waren, und durch die nemliche nämlichen Erfahrungen, die er selbst müsse gehabt haben, einleuchtend einleuchtend zu machen: wie herablaßend herablassend und billig Gott sey sei , der mehr nicht fordert forderte als der Mensch vermag, nicht ärndten will wo er nicht gesäet, oder den Saamen dazu gegeben hat; vermöge, und wie Gott er so oft durch manche Umwege und anhaltende Prüfungen den Menschen zum Ziel führe, führe und recht reif zum Guten mache; wie die wahre Besserung Besserung nie anders als allmählig, nach vielem Fallen und Wiederaufstehn, Wiederaufstehen Wiederaufstehen, erfolge, und in dem Grade fortrücke, gründlicher und merkbarer wer de, in welchem der Mensch auch mit wenigen Kräften treu umgeht; und wie durch jedes jedes, auch geringe geringe, Fortrücken in der Besserung, was uns schwer oder unmöglich schien, immer leichter werde. 3) Er stelle das, was der Mensch an seinem Theile thun muß, immer mehr auf der angenehmen Seite und nach den großen grossen Vortheilen vor, die jeden redlichen Fleiß gewiß belohnen, je nachdem er weiß, daß die Vorstellung dieses oder jenes jenen Vortheils bey bei dem Bekümmerten den meisten Eindruck mache. 4) Er begnüge sich endlich nicht mit bloßen blossen Ver mahnungen und Aufmunterungen, sondern zeige dem Unentschlossenen Unentschloßnen und Muthlosen, wie er seine Pflichten ausüben, oder sich deren Ausübung erleichtern könne. †) Anm. *) Dergleichen sind: daß Gott die Seligkeit Seligkeit oder Verdammniß der Menschen und die Mittheilung wirksamer Kräfte, nach bloßem blossem Willkühr bloßer Willkür bestimme; daß die Besserung des Menschen allein von Gott abhänge, und man durch eigne eigene Thätigkeit sein Werk störe und hindre hindere ; daß die Tugenden und guten Handlungen der Menschen (nicht etwa nur immer unvollkommen seyn, sondern) gar keinen Werth vor Gott haben; daß der gute und schlechte Zustand des Menschen nach sinnlichen, freudigen oder traurigen Gefühlen müsse entschieden werden; daß alle Theilnehmung an sinnlichen Vergnügungen, die sehr leichten leichtem Mißbrauch unterworfen sind, sündlich sey sei ; nebst so manchen Mißverständnisse Mißverständnissen vom allein seligmachenden Glauben. Sehr oft, vornemlich bey vornehmlich bei dem Unterricht der Kinder, kan kann der Lehrer schon viele dieser falschen Vorstellungen verhüten, zumal wenn er vorsichtig genug bey bei dem Vortrage der Lehre vom natürlichen Verderben des Menschen ist; und hiebey hiebei , so wie bey bei Wegräumung solcher schädlichen Vorurtheile überhaupt, wird ihm eine gehörig bestimmte Kenntniß der Religion, ein vorsichtiger Gebrauch gemachter Erfahrungen, behutsame Entfernung mystischer und ähnlichen ähnlicher Schriften aus den Händen seiner Zuhörer, und Empfehlung solcher Schriften, die nicht sowohl jene Vorurtheile bestreiten , als vielmehr gleich reinere Begriffe vom praktischen Christenthum geben, sehr zu Statten kommen. {So viel Verdienst die Spener, Philipp Jakob Spenersche Schule hatte, so ist doch nicht zu verkennen, daß sie durch vorstehende fehlerhafte Vorstellugen auch manche Gemüther nicht nur sehr beunruhigt, sondern auch einer guten Sache einen übeln Namen gemacht hat.} Spenersche Schule Vgl. II § 63 c. 54 556 . Alle auf die bisher beschriebene Art gemachten guten Eindrücke würden doch dem großen grossen Zweck Zwecke des erbaulichen Vortrags nicht völlig entsprechen, wenn sie nicht dauerhaft dauerhaft würden, und in feste Grundsätze Grundsätze und Gesinnungen Gesinnungen übergingen. Dieses zu bewirken, möchten folgende Mittel am dienlichsten seyn. Zuerst, daß aller Vortrag so eingerichtet werde, daß damit ihn die Zuhörer leicht übersehen, und sich dessen wieder erinnern können. Hiezu Hierzu würde 1) schon vieles thun, wenn der Vortrag Vortrag nicht zu lang, nicht verwirrt wäre, nicht zu viele Abtheilungen, und nicht zu vielerley vielerlei Sachen enthielte, hingegen wohl zusammenhinge, 1 ) so daß ein Gedanke leicht und natürlich auf den andern führte, auch die Hauptsachen Hauptsachen umständlich aus einandergesetzt, und auf mannichfaltige Art erläutert und eindringlich gemacht würden †) . würden. 2 ) 2) wenn Wenn der Prediger Prediger die Kunst Kunst verstünde, die Aufmerksamkeit der Zuhörer durch eine gewisse wirklich nutzbar nutzbare Neuig keit der Sachen und des Vortrags zu fesseln; weil eben das Neue besonders die Aufmerksamkeit reitzt, und man es gern wiederholt, es sich einzudrucken einzudrücken , geläufig zu machen, machen und anzuwenden sucht. ††) 3 ) 3) wenn Wenn er sich vornemlich vornehmlich an einige kurze Kernsprüche Kernsprüche hielte, die den Zuhörern bekannt oder leicht zu behalten wären, und sie, nicht bloß durch öftere Wiederholung, sondern vornemlich vornehmlich durch die möglichste Verdeutlichung, und Zurückführung oder Anwendung auf besondere Fälle, anschaulich und interessant zu machen suchte; und 4) auch darin das dem Beyspiel Beispiel des größesten grössesten Musters größten Meisters , Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Jesu , nachahmte, daß er alles Alles , was er den Zuhörern nützlich oder nöthig findet, mehr gelegentlich, d. i. bey bei einzelnen einzlen vorkommenden Fällen, wo die Umstände des z. B. kranken, niedergeschlagnen niedergeschlagenen etc. Zuhörers es veranlaßen veranlassen , und was oder wie es den Zeitumständen und Bedürfnissen des Zuhörers am gemäßesten gemässesten ist, vortrüge. †) Anm. Anm. 1. Anm. 1) Je mehr sich der Lehrer gewöhnt, alles Alles , was er sagen will, vorher wohl durchzudenken , und je mehr er Achtung gegen die Sachen, wie gegen seine Zuhörer und deren Bestes hat: je mehr wird er diese erste Regel beobachten. – Hätten die vor Haltung des Vortrags gedruckten Predigtentwürfe Predigtentwürfe Predigteutwürfe nicht manche andre andere Unbequemlichkeiten, und wären sie gut – mit Rücksicht auf das in dem §. selbst erwähnte erwehnte , – eingerichtet: erwähnte – eingerichtet, so könnten sie die vorläufige Aufmerksamkeit auf die Predigten und die Wiederholung des Gepredigten sehr befördern. Selbst die Gewohnheit, bey bei dem Unterricht in der Religion, ein besonderes gut zusammenhängen des und mit bestimmter Kürze geschriebnes geschriebenes Buch, und bey bei Predigten einen Text , zum Grunde zu legen, erleichtert das Behalten desjenigen, was gesagt ist. Anm. Anm. 2. 2) Die sogenannte synthetisch synthetische Methode bey bei dem Vortrag der Religion hat freylich freilich auch ihre Vortheile. Vollständiger und zum Theil bestimmter laßen lassen sich dabey dabei die Sachen ausführen, und, hätte man lauter oder meistens solche Zuhörer, die hauptsächlich weiter aufklären aufgeklärt zu werden wünschten, und gewohnt wären, immer im Zusammenhange zu denken: so wäre sie dann denn die schicklichste, wenigstens die zwangloseste Methode . Aber die analytisch analytische , die einen biblischen Text zum Grunde legt, und sich überall an diesen hält, – befördert doch das bessere Behalten, und giebt dem Zuhörer ein gutes Mittel, durch dessen Hülfe er sich an das Gesagte besser wieder erinnern kan kann ; – sie gewöhnt ihn mehr an die Bibel, deren kurze, edel und anschaulich ausgedruckte ausgedrückte Kernsprüche mehr wirken als allgemeine Sätze, und Ausführung derselben, die im Allgemeinen stehen bleibt; (man weiß ja, was Sprüchwörter, Verse, Fabeln, Geschichten thun, wie leicht sie sich dem Gedächtniß und der Einbildungskraft wieder darstellen, wie sie sich an alle Vorfälle des Lebens anschlingen, wie leicht in Grundsätze und Gesinnungen übergehn übergehen ); – und, was das Vornehmste ist, sie lehrt und gewöhnt ihn, seine Bibel nun selbst fleißig zu lesen, sie besser zu verstehen, und, wie er es nach und nach seinen seinem Lehrer abgelernt hat, sie in beständiger Anwendung Anwendung auf sich zu brauchen gebrauchen , wodurch er die Erbauung Erbauung fortsetzen, und sich selbst erbauen lernt; lernt, ohne welche Uebung selbst der beste Vortrag wenig dauerhafte Eindrücke machen, und die Andacht des Zuhörers nur an Gelegenheiten binden, nie aus ihr etwas Ganzes machen wird. Je seltner seltener die Bekanntschaft mit der Bibel, ihrem wahren Verstande und ihrem so weit greifenden höchst fruchtbaren Inhalte wird; je mehr die Gewohnheit abnimmt, über sie und ihren unerschöpflichen Reichthum wahrhaftig praktischer Ideen nachzudenken, und sie auf alle Angelegenheiten des Herzens anzuwenden; je mehr die Einbildung überhand nimmt, daß man alles Alles am besten aus sich selbst herauswickeln könne, und der Wahn, daß es ein Zeichen eines größern grössern und gründlichern Kopfes sey, alles sei, Alles von vorne vorn her und aus der Natur der Sache zu erkennen, und im Zusammenhange zu denken; je herrschender der Geschmack an bloßer blosser Aufklärung Aufklärung wird, und je mehr die Anwendung der bessern Kenntnisse auf wirkliche Besserung des Herzens vernachläßigt vernachlässigt wird: je desto weniger ists zu verwundern, daß analytische Predigten immer seltner werden. Wiewohl die synthetischen auch leichter sind. Man braucht dazu (wie sie wenigstens gemeiniglich sind) nur wenige, allgemeine Sätze; Sätze, bedarf wenig oder gar keiner exegetischen Kenntnisse, keines mühsamen Studiums der Erfahrung, keines feinern Studiums des, nach den individuellen Umständen, so äusserst verschiednen äußerst verschiedenen menschlichen Herzens, und der besondersten Bedürfnisse desselben, keiner vielfältigen Uebungen, den Vortrag diesen anzuschmiegen, anzuschmiegen; und, je dürftiger man an Kenntnissen und unreifer zu einem wahren Religionslehrer Religionslehrer ist, je desto besser kommen dem Geistesarmen die allgemeinen und unter gewisse Hauptpunkte geschichteten Belehrungen von Universitäten her, zu Statten. Aber ob es für den Zuhörer Zuhörer mehr frommt? – Anm. Anm. 3. 3) Es ist hier nicht die Rede von Befriedigung bloßer blosser Wißbegierde oder Neugier über ausserordentliche außerordentliche und unbegreifliche Sachen, oder über Fragen, die eben jedesmal zu einer gewissen Zeit die Aufmerksamkeit des Publikums beschäftigen, und dessen Meinungen theilen; theilen, noch von parodoxen Behauptungen oder raschen und auffallenden Aeusserungen Aeußerungen , die der Zuhörer wenigstens in dem Zusammenhang Zusammenhange nicht erwartet. Denn alles dies dieß ist dem Zweck Zwecke des Religionsvortrags, der Erbauung, so wenig, als eigentliche Gelehrsamkeit, gemäß; oder zerstreut die Zuhörer mehr, zieht ziehr wenigstens ihre Aufmerksamkeit von wichtigern Hauptsachen ab; und schadet oft, weil es fremdartig und vielen Vielen anstößig ist, dem Vertrauen auf die Weisheit und Andacht des Lehrers. – Ich meine nicht einmal Predigten über die sichtbare Natur, über Aberglauben und andre besondre andere besondere Ausschweifungen des gemeinen Lebens, über bürgerliche Pflichten und Gegenstände, oder irgend etwas Nützliches, das doch nicht eigentlich zur Religion gehört. Hängt es irgend mit der Religion zusammen: zusammen, so verdient es, es sowohl als Religion selbst, gepredigt, wenigstens zur Beförderung der wahren Religion und Erbauung Erbauung, benutzt zu werden; werden, sofern es den Kenntnissen und Bedürfnissen der Zuhörer gemäß ist, oder gemacht werden kan; kan, kann; und sofern es mit Mäßigung und Würde geschieht, nicht den Vortrag der Religion selbst verdrängt, der doch die öffentlichen Vorträge eigentlich gewidmet sind, und nur so selten geschieht, daß der Geschmack der Zuhörer nicht verwöhnt, und von den eigentlichen Religionsvorträgen abgezogen wird. – Neuigkeit Vielmehr verstehe ich hier wirklich im eigentlichen erbaulich erbaulichen Vortrage der Religion . unter dem, was durch Neuheit Interesse erregt, das, was auch bei einem Religionsvortrage, der sich Erbauung zum höchsten Zweck setzt, neu seyn kann. Dieß gilt 1) Schon schon von den dahin gehörigen Sachen selbst kan vieles neu seyn . Der gewöhnliche Religionsunterricht in Schulen und Lehrbüchern ist noch sehr eingeschränkt, ist eigentlich nur Grundlage des weitern Unterrichts, durch den ein Christ immer mehr auch in der Erkenntniß wachsen soll. Von vielen wichtigen Sachen ( z. B. dem richtigen praktisch praktischen Begriff Begrif des Glaubens Glaubens , und was wir thun können können, ihn hervorzubringen und zu nähren, von Genügsamkeit Genügsamkeit , von wahrer Ehrliebe wahrer Ehrliebe , von Standhaftigkeit Standhaftigkeit gegen herrschende unschuldig scheinende Gewohnheiten, und dem weisen Kampf dagegen, von der Pflicht, alles Alles was man, auch in seinem Beruf, thut, gut gut zu machen, von vielen unerkannten Sünden und Wohlthaten Gottes, und tausend andern Sachen unerkannten Sünden und Wohltaten Gottes u. s. w. ) wird auf den Kanzeln und bey bei Katechisationen wenig oder gar nicht geredet. Auch bey bei bekannten und oft zu wiederholen nöthigen Lehren und Anstalten Gottes, Gottes ließe liesse sich viel Lehrreiches über Gottes Absichten dabey dabei sagen, es ließen sich viele unerkannte Pflichten und Tröstungen daraus herleiten u. d. gl. u. dgl. Und kan kann wenigstens der Lehrer nicht, gleich durch die Anwendung der Lehren und oder durch die Situationen, in die er die Zuhörer dagegen bringt zu versetzen sucht , viel Neues sagen, das immer den Zuhörer unterhält, woran dieser schwerlich selbst gedacht hätte, und sich doch immer getroffen, immer das auf diese Art Gesagte, Gesagte für sich brauchbar findet? findet. Eben so kan kann 2) in den Vortrag Neues gebracht, es können bekannte Sachen durch neue Beweise, durch neue Anwendung der biblischen Texte, durch neue Motive unterstützt, durch dazu gewählte Geschichten und Beyspiele Beispiele aus der Bibel, durch besondre besondere Fälle aus dem gemeinen Leben u. d. gl. u. dgl. anschauender und lehrreicher gemacht werden. (Wie wenig mag z. B. Marc. 9, 38 f. auf die Duldung und billige Beurtheilung derer, die anders, anders als wir, wir in der Religion denken, 1 Kor. 7, 23. 23., auf die Pflicht des Kampfs gegen Mode und Beyspiele Beispiele , Kap. 8, 1 f. f., auf den Mißbrauch der Aufklärung Aufklärung etc. angewendet worden seyn? und Und wie viel Lehrreiches liegt noch in der Geschichte der Apostel und in an dern biblischen Geschichten ? nicht nur in den Sätzen, sondern auch in der ganzen Stellung und Verbindung derselben in der Bibel?) – Wer sich gewöhnt gewöhnt, über alles Alles , und besonders über den Inhalt der Bibel und des menschlichen Lebens, Lebens nachzudenken, und beydes Beides täglich zu studieren, fleißig selbst an seiner eignen eigenen Erbauung zu arbeiten, die Religion überall anzuwenden, und allenfalls sich, nicht gemeine sich allenfalls, feinere Bemerkungen, die irgend etwas Neues lehren, oder ein neues Licht worauf werfen, aufzuzeichnen, um sie gelegentlich bey bei seinen Zuhörern zu brauchen gebrauchen : dem wird, viel Neues zweckmäßig zu sagen, so schwer nicht seyn können. {Wo der Prediger an die gewöhnlichen Perikopen Perikopen gebunden ist, da sollte er sich ganz vorzüglich bemühen, den gewöhnlichen Texten neue Seiten abzugewinnen, auch dazu Predigten geistvoller Männer über diese Abschnitte vergleichen. Ganz vorzüglich zeichnen sich die Reinhard, Franz Volkmar Reinhardtschen auch von dieser Seite aus. A. d. H. } ††) In der ersten und zweiten Auflage der Anweisung hat das Zeichen „††)“ keine Entsprechung in den Anmerkungen. Die dritte Auflage der Anweisung lässt jedoch vermuten, dass es sich auf Anm. 3. bezieht. synthetische Methode […] analytische, die einen biblischen Text zum Grunde legt, und sich überall an diesen hält Im Gegensatz zur synthetischen Predigt, in der der Predigttext unter einem bestimmten Hauptthema behandelt wird, legt die auch als Homilie bezeichnete (vgl. III § 65 c) analytische Predigt den Predigttext Schritt für Schritt (aber nicht unbedingt Vers für Vers) und ohne Berücksichtigung eines bestimmenden Hauptthemas aus. Eine derart durchgeführte Textauslegung bindet nicht selten aus der wissenschaftlichen Exegese stammende philologische, antiquarische u.a. Beobachtungen ein und bewegt sich so auf einem durchaus hohen Bildungsniveau. Reinhardtschen Vgl. I § 283 c. 55 557 . Sehr viel tragen trägt zur Befestigung guter Eindrücke auch 2) (§. 54 556 ) die dem Vortrag eingedruckten eingedrückten Spuren der eignen Ueberzeugung Ueberzeugung des Lehrer Lehrers 54. ) bei, wenn der Zuhörer gewahr wird, wie innig der Lehrer von der vorgetragenenen Wahrheit und ihrem Werthe überzeugt sei , und seines welches warme Interesse für das Wohl der Zuhörer, bey Zuhörer ihn beseele . Theilnehmung Theilnehmung wirket wirkt wieder Theilnehmung, und wenn wir merken, daß jemand angelegentlich zu unserm Besten arbeitet, so giebt unser eignes eigenes Interesse, und die Vorstellung von dem Lehrer, als unserm Freund Freunde , einen mächtigen Reitz, seine Gedanken weiter zu verfolgen; verfolgen, zumal, wenn uns die Sache ohnehin schon anzieht, und die durch den Vortrag durchscheinende Ueberzeugung des Lehrers unsre unsere Meinung von der Wahrheit und Wichtigkeit des Gehörten bestätigt. Selbst die Wärme und noch vielmehr die ruhige Heiterkeit Heiterkeit des Geistes, die den Verdacht des Gesuchten und Künstlichen ausschließt, fesselt die Aufmerksamkeit, und macht uns geneigt, den ersten angenehmen Eindruck zu wiederholen, und darüber weiter nachzudenken. Wer es dahin bey bei dem Zuhörer bringen will, muß selbst von dem, was er sagt, und vornemlich vornehmlich von dessen Werth, lebendig überzeugt seyn, die Sache wohl und praktisch durchdacht haben, und in dem Augenblick, wo er sie vorträgt, ganz dabey dabei , und von ihr eingenommen seyn. Dies Dieß und ein wohlwollendes Herz sind die Haupterfordernisse dabey dabei ; lebhafte Einbildungskraft und Reichthum der Sprache, den er in seine seiner Gewalt hat, unterstützen es. Das Aeussere Aeußere giebt sich alsdann von selbst. Etwas kan kann auch dazu beytragen beitragen , wenn man das Gemüth vorher in die gehörige Ruhe setzt, und durch Lesung körniger körnigter Stellen aus der heiligen Schrift, oder ähnlicher Schriften, seinem Geiste Nahrung giebt. Anm. Die hier beschriebne beschriebene Eigenschaft des Vortrages ist ohngefehr ungefähr das, was die Franzosen mit dem mystischen Namen der Salbung Salbung belegen. Die Kraft, welche dauerhafte Eindrücke hervorbringen soll, liegt in der vorgetragenen Sache selbst, und muß von dem Lehrer hervorgezogen oder entwickelt werden. Ist jenes nicht , und geschieht dieses dieses, nicht; wirkt der Vortrag bloß auf die Sinne, Sinne oder Einbildungskraft der Zuhörer: so mag er betäuben und hinreissen, hinreißen; dauerhaft dauerhafte Eindrücke wird er nie machen. {Der Ausdruck Salbung ( χρισμα und χριειν ) ist aus 1 Joh. 2, 20. 27. Apostelg. 10, 38. 2 Kor. 1, 21. entlehnt, wo er in der tropischen Bedeutung die Einweihung in eine Lehre oder ein Lehrgeschäft bezeichnet, folglich überhaupt den den Menschen gewordenen Unterricht in der Religion bezeichnet. Erst späterhin hat man in der homiletischen Sprache darunter eine besondere Eigenschaft des Vortrags verstanden. Wenn er nämlich nicht bloß den Verstand beschäftigt, sondern Geist und Gemüth zugleich ergreift, durch die Stimmung des Redenden seine sichtbare Theilnahme an der Sache unterstützt, und damit eine gewisse Feierlichkeit, wie sie dem hohen Gegenstande angemessen ist, verbindet, so pflegt man dem Redenden, Salbung zuzuschreiben. Die beiden Hauptzwecke des Begriffs scheinen demnach Herzlichkeit und Würde zu seyn. So gebrauchen auch besonders französische Schriftsteller das Wort onction. A. d. H. } Salbung Zur Klärung des Begriffs Salbung vgl. den Nachtrag in der dritten Auflage der Anweisung . 56 558 . Auch der lebhafteste Eindruck verliert in auf die Länge seine Kraft, und wird durch andre andere neue und lebhaftere Vorstellungen geschwächt oder ver drängt. Man kan kann ihn nur dadurch befestigen, daß man ihn gleich, wenn das Gemüth noch ganz davon eingenommen ist, in Ausübung Ausübung bringt; bringt, daß man, wenn dies dieß nicht gleich geschehen kan kann , ihn mit seinen Gedanken verfolgt, ihn sich dadurch geläufig macht, und ihn in Empfindung Empfindung vewandelt verwandelt ; daß man ihn endlich öfters, öfters durch alles Alles , was die Andacht unterhält, wieder auffrischt. Alles dieses zu befördern, wäre also das 3te Dritte (§. 54. 55 55. 556. 557 ), was der Lehrer zur Erhal tung des guten Eindrucks thun müßte. Er bewege den Zuhörer Zuhörer, gute Vorsätze ( z. B. sich mit seinen Feinden auszusöhnen, Almosen zu geben, seine Angelegenheiten Gott zu empfehlen), empfehlen) ohne Aufschub zu vollziehen. Er suche durch das Gebet, durch wohlgewählten Gesang, durch den Genuß des heiligen Abendsmahls Abendmahls u. d. gl. Abendmahls u. dgl. die guten Eindrücke bey bei den Zuhörern zu befestigen. Er empfehle ihnen durch sein Beyspiel Beispiel religiöse Uebungen, Lesung der heiligen und anderer, ihren Fähigkeiten angemeßnen angemessenen , Schriften, Besuchung des öffentlichen Gottesdienstes, frommen Umgang, Nachdenken über alles Gehörte oder Gelesene, in beständiger Beziehung auf sie und die Bedürfnisse ihres Geistes und Herzens; erbiete sich gegen sie zu weiterer Belehrung; Belehrung, und nehme Gelegenheit, bey bei schicklichen Veranlaßungen Veranlassungen sich mit ihnen über das, was ihre besondre besondere geistliche Wohlfahrt betrift betrifft , näher zu unterhalten. 57 559 . Wer die Pflichten eines guten christlichen Volkslehrer Volkslehrers, nach dem bisher Gesagten, Gesagten erfüllen wollte, müßte – ein Mann von gesundem Verstande; – von gutem Geschmacke, Geschmacke richtigem Geschmacke oder richtigem Gefühl des Schicklichen und Unschicklichen; Unschicklichen, – selbst klarer Begriffe Begriffe fähig, und gewohnt seyn, klar und ordentlich zu denken; – eine ausgebreitete, richtige, bestimmte, anschauende und praktisch praktische Erkenntniß Erkenntniß der Religion Religion; Religion, – vornemlich vornehmlich Interesse für Wahrheit, besonders in der Religion, und für alles Gute; Gute, – die Gabe Gabe, sich gut auszudrucken auszudrücken , und daher auch hinlänglichen Reichthum der Sprache, Sprache besitzen; – selbst von Herzen fromm seyn, und die eigentliche Absicht haben, auch andre andere Menschen dahin zu bringen; – endlich, so viel als möglich, die Fähigkeiten und Bedürfnisse seiner Zuhörer kennen, – und nach diesen seinen Vortrag einzurichten verstehen. – Alsdann Alsdenn könnte er allenfalls eines besondern Unterrichts der Homiletik Homiletik und Katechetik Katechetik , so wie guter Beyspiele Beyspiele Beispiele im Vortrage, entbehren, und eigne eigene Uebung Uebung würde diesen Abgang ersetzen können; können, ohne welche die können. Ohne diese und ohne jene Eigenschaften, Eigenschaften können ihn bloße Anweisung theoretische Anweisungen und Beyspiele ihn Beispiele nicht zum guten Lehrer des Volks machen können. Aber, machen. Aber – wenn auch jene Eigenschaften nicht so selten, und nicht noch seltner beysammen beysammen, wären: beisammen wären, – so bedürfen sie doch einer mehrern Ausbildung durch den Unterricht, Rath und Beyspiel Beispiel Anderer, die mehr Geschicklichkeit, Kenntniß und Erfahrung haben; – und ein besondrer besonderer Unterricht über die Einrichtung des guten Vortrags kan kann , wie bey bei allen Wissenschaften, das Studium desjenigen, was dazu erfordert wird, sehr erleichtern. – Selbst, wenn ein junger Mann sich bloß nach guten Beyspielen Beispielen bilden wollte, müßte er, er – um nicht in seiner Wahl zu irren, und gute Eigenschaften der Predigten, oder ihre Fehler, Fehler zu übersehen, jene zu vernachläßigen vernachlässigen und diese anzunehmen, anzunehmen – doch erst auf beyde beide überhaupt aufmerksam gemacht worden seyn. – Vornemlich Vornehmlich giebt es so viele Vorurtheile darüber, die auf Unwissenheit, verdorbnen verdorbenem verdorbenen Geschmack, und der so allgewaltig wirkenden Mode beruhen, daß es schon deswegen nöthig ist, frühzeitig sich um gesunde und feste Grundsätze Grundsätze von der wahren Vollkommenheit des Religionsvortrages zu bewerben. Anm. Gut eingerichtete Vorlesungen über die Homiletik Homiletik, von einem Lehrer, der ein eben so guter Theoretiker als Praktiker wäre, der nicht bloß zur Wohlredenheit, sondern zu wahrer nützlicher Beredtsamkeit, oder vielmehr zu rechter Einrichtung des erbaulich erbaulichen , zusammenhängenden oder Gesprächsvortrags der Religion, Anweisung gäbe, der nicht sowohl Kunst als Befolgung der Natur, auch in diesem Stücke, lehrte; lehrte, und gute Grundsätze durch wohlgewählte Beyspiele Beispiele deutlich und anschaulich machte; machte, auch, wenn es seyn könnte kan , die nöthigen Uebungen der Zuhörer unter seiner Aufsicht, damit verbände – nebst dem Umgang Umgange mit erfahrnen und in dieser Art bewährten Predigern – würden hier am diensamsten seyn. Gute Anweisungen dazu findet man vorzüglich in den Grundsätzen Unter den älteren Anweisungen enthalten auch für die jetzige Zeit noch sehr viel Brauchbares: Dr. Erasmus, Desiderius Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554., und Hyperius, Andreas And. Hyperius de formandis concionibus sacris, 1553. denuo edidit Wagnitz, Heinrich Balthasar H. B. Wagnitus , Halae 1781. Unter den neueren: Grundsätze zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Seiler, Georg Friedrich Georg Frie drich Seiler , 2te (2te Auflage, Erlangen, Ausgabe, Erlangen 1786. gr. 8.; 8.) und in 8. Niemeyer, August Hermann Aug. Herm. Niemeyers Niemeyer's Handbuch für christliche Religionslehrer , zweyter Theil, zweiter Theil (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik ,) Liturgik ), 5te Ausgabe, Halle 1790 in 1807. 8. Entwurf der wesentlichen Pflichten christlicher Lehrer , (Halle, 1786. in gr. 8.) { Schmid, Johann Wilhelm J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787 f. Schott, Heinrich August H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781. ; und Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815. Ammon, Christoph Friedrich von C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812. Unter den rhetorischen Vorlesungen Lehrbüchern , die wenigstens zur feinern feineren Bildung des Predigers dienen, verdienen Blair, Hugh Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften , Wissenschaften (aus dem Englischen übersetzt von Schreiter, Carl Gottfried K. G. Schreiter , Liegnitz, Liegnitz 1785 bis 1788 in 1788., 3 Theilen Theile , gr. 8.) vornemlich studieret vornehmlich studiert zu werden. A. d. H. } Grundsätzen zur Bildung künftiger Volkslehrer, Prediger, Katecheten und Pädagogen, von Georg Friedrich Seiler, 2te Auflage, Erlangen, 1786 In allen drei Auflagen der Anweisung ist der Titel der ersten Auflage genannt. Der Titel der zweiten Auflage lautet jedoch Grundsätze zur Bildung künftiger Volks und Jugendlehrer oder der Homiletik, Katechetik, Pädagogik (1786). Dr. Erasmi Ecclesiastes s. de ratione concionandi, L. IV. 1554 Gemeint sind Erasmus' von Rotterdam Ecclesiastae sive de ratione concionandi libri IIII (1554). (auch unter dem Titel: Homiletik, Pastoralanweisung und Liturgik), 5te Ausgabe, Halle 1807 Der Nebentitel der fünften Auflage lautet Homiletik, Pastoralwissenschaft und Liturgik . J. W. Schmidt's Anleitung zum populären Kanzelvortrag, 1ster bis 3ter Theil. Jena 1787 f. Die drei Teile sind zwischen 1787 und 1789 erschienen. H. A. Schott Theorie der Beredtsamkeit, mit besonderer Anwendung auf die geistliche. Leipzig 1781 Heinrich August Schotts (1780–1835) dreiteilige Theorie der Beredsamkeit ist in erster Auflage zwischen 1815 und 1828 in Leipzig erschienen. Dessen kurzgefasster Entwurf der Theorie der Beredtsamkeit. 1815 Es handelt sich um die zweite umgearbeitete Auflage des Kurze[n] Entwurf[s] einer Theorie der Beredsamkeit . C. F. Ammon Handbuch, oder Anleitung zur Kanzelberedtsamkeit. Marburg 1812 Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch der Anleitung zur Kanzelberedsamkeit für christliche Religionslehrer ist 1812 in zweiter Auflage in Nürnberg erschienen. Hugo Blair's Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften, (aus dem Englischen übersetzt von K. G. Schreiter, Liegnitz, 1785 bis 1788 in 3 Theilen, gr. 8.) Vgl. I § 279 c. 58 560 . Eben so großen grossen und vielleicht noch mehrern größern Nutzen Nutzen, als Anweisungen zum erbaulich erbaulichen Vortrag, haben gute Muster Muster von Predigten Predigten und Katechisationen Katechisationen ; Katechisationen , weil es dem Anfänger schwerer fällt, gute Grundsätze und Regeln wohl anzuwenden, als sie zu verstehen, verstehen oder überzeugend einzusehen; weil es den meisten Meisten leichter wird, sich nach Beyspielen Beispielen als nach Grundsätzen zu bilden; und weil gute Beyspiele Beispiele mehr Lust zur Nachahmung machen, und den Fleiß in ähnlichen Versuchen ermuntern. Manches, z. B. die Kunst, den Vortrag concret concret zu machen, d. i. allgemeine Sätze auf besondere Umstände und Bedürfnisse der Zuhörer zurück zu führen, läßt sich auch nicht durch Regeln, wohl aber aus Beyspielen Beispielen lernen. Man müßte nur bey bei dem Gebrauch derselben 1) in der Wahl vorsichtig seyn. – Es giebt Predigten, die eher gelehrte oder scharfsinnige Untersuchungen, eher Meisterstücke der Kunst, als Predigten sind, die also, wenn es uns um eigne eigene Belehrung, Ueberzeugung und Erbauung überhaupt, oder um Fortschritte in den schönen Wissenschaften, Wissenschaften zu thun wäre, für uns unterhaltender und nützlicher seyn mögen; mögen, die es aber deswegen nicht sind, sofern wir unsern Vortrag zu Anderer Erbauung darnach bilden wollen. Oft täuscht auch der berühmte Name; denn selbst die musterhaftesten Prediger sind es nur in gewisser Absicht; Absicht, sie sind es auch nicht in allen ihren Arbeiten, und ihre früheren Versuche kommen selten ihren spätern und reifern Früchten bey bei . Und sehr oft verursacht die Mode und herrschende Gewohnheit, welche auf manche gute Eigenschaften einer Predigt einen zu großen grossen Werth legt, nebst der Neigung zu dem, was uns leichter wird, oder mehr nach unserm Geschmack und unsern Fähigkeiten ist, daß man sich nur an Eine Art, Art populär (populärer Predigten Predigten, z. B. die oft sehr arm an Sachen, richtigen und bestimmten Gedanken, und um so reicher an Worten sind), sind) hält, und andre andere , aus welchen man mehr lernen könnte und sollte, vernachläßigt vernachlässigt . Man müßte also, wenn es uns wirklich Ernst wäre, in aller Absicht, und auch als Prediger, Prediger vollkommen vollkommner zu werden, mehrere mehrere Arten von nachahmungswürdigen Predigten oder Katechisationen, nach den oben beschriebenen Eigenschaften, studieren, vornemlich vornehmlich die, welche nach unserm besondern Beruf Beruf, und der Art der Zuhö rer, mit welchen wir zu thun haben, uns am nöthigsten sind, und die sich durch solche Eigenschaften auszeichnen, an welchen es uns noch mehr als an andern fehlt. 59 561 . Aber man müßte sie 2) nicht eigentlich oder unbedingt nachahmen nachahmen , d . i. d. i. seine Art zu denken, zu empfinden, und sich auszudrucken auszudrücken , nicht nach Andern stimmen, nicht Natur mit Kunst vertauschen wollen. Denn – ausser dem ausserdem außerdem , daß eine solche Begierde nachzuahmen, gemeiniglich auf das Eigenthümliches Eigenthümliche (die Manier) eines Predigers fällt, welches sich ohne unnatürlichen Zwang nicht nachahmen läßt, und Vieles vieles , was selbst fehlerhaft ist, den kleidet, dem es natürlich ist, bey bei Andern aber lächerlich wird, wenn man ihnen die Mühe ansieht, die sie sich geben, unnatürlich zu handeln: – so hemmt es die Freyheit Freiheit des Geistes, und verhindert das Gute zu stiften, das jeder nach seiner Art gerade am meisten stiften könnte. Der Vortrag verliert das natürlich Schöne natürlich-Schöne , und, wenn ich so reden darf, das Herzliche, welches eben daraus entsteht, daß, was man sagt, aus eigner eigener Ueberzeugung Ueberzeugung und Empfindung Empfindung, aus wahrer Theilnehmung an der Sache Sache , wie sie sich uns darstellt, fließt, daß es natürlicher Ausbruch des von ihr ganz eingenommnen eingenommenen , durch keine fremden Rücksichten zerstreuten, Verstandes und Herz Herzens ist, und, weil es vom Herzen kommt, auch wieder zu Herzen geht. – Vielmehr müßte man 3) erst, nach eigner eigener Empfindung des Nützliches Nützlichen und nach bewährten Grundsätzen einer vernünftigen Homiletik Homiletik, wohl untersuchen, was an gewissen Mustern wirklich nachahmungswürdig sey sei ? und, wenn man bemerkte, daß man es selbst noch nicht, oder nicht genug, in seiner Gewalt hätte, 4) alsdann, ob man danach trachten könnte ? d. i. die Fähigkeit hätte, zwar durch Fleiß und Uebung, aber nicht mit Zwang, eben dieses zu erreichen; welches zu entdecken nicht gar schwer werden kan kann , wenn man nur aufrichtig sein Gefühl, Gefühl und, um weniger zu irren, die Urtheile anderer Verständigern befragt. Hernach 5) ob man es auch dürfe ? d. i. d. i., ob unser Beruf, nebst den Fähigkeiten, Kenntnissen und Bedürfnissen unsrer unserer Zuhörer, diese Eigenschaften des Vortrags ertragen, oder gar fordern. Wäre man von allem diesen überzeugt: überzeugt, so müßte man 6) wahre Muster Muster sorgfältig in ihre Theile zerlegen, um zu sehen, wie der Andere seine Hauptgedanken Hauptgedanken erklärt, ausgeführt, sie und ihre Erläuterungen geordnet und ausgedruckt ausgedrückt , auch untersuchen, warum er es lieber so, als anders, dargestellt, und was er für Mittel dazu gebraucht hätte? Anm. Anm. 1. Anm. 1) Gute Regeln und Grundsätze der Homiletik, nebst frühzeitigen Uebungen, einen Autor recht zu studieren und auszulegen, kommen uns hier sehr zu Statten statten . Wird es uns im Anfange zu schwer, oder traut man seinem eignen eigenen Urtheil nicht: nicht, so nehme man, wo möglich, den Verfasser selbst, oder andre andere gültige Richter, Richter zu Hülfe. Wenn man sein so durchstudiertes Muster auf eine geraume Zeit zurücklegt, um die Lebhaftigkeit der Eindrücke, die es bey bei uns gemacht hat, sich setzen zu laßen lassen , darauf lassen, alsdann den Versuch macht, eben dasselbe nach unsrer seiner unserer Art auszuführen, und alsdann mit dem Muster zu vergleichen: so wird man bald sehen, ob man im Stande sey sei , das Gute demselben wirklich abzulernen, und sich eigen zu machen. Doch dies dieß gehört mehr zu den eignen eigenen Uebungen. Anm. Anm. 2. 2) Vorzügliche hieher hierher gehörige Predigten und Katechisationen sind in der Anweisung zur Kennt niß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 f. genannt, deren Verzeichniß sich aus der neuesten Zeit noch vermehren läßt. Als Katechisationen verdienen zum Theil die Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von Salzmann, Christian Gotthilf C. G. Salzmann ,) Leipzig, 1778 folgg. in 9 8 Bändchen in 8; das Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Luther, Martin Lutheri , von Beyer, Johann Rudolph Gottlieb J. R. G. Beyer , Leipzig, 1785−1787. 1784−1787. in 7 Bändchen in 8; Katechetisches Magazin, herausgegeben von Lang, Georg Heinrich G. H. Lang , Nördlingen, 1781–1784 1781−1784. in drey 3 , und dessen Fortsetzung Fortsetzungen , oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785−1789 1785−1788. bisher in drey 3 Bänden und einem Stück des 4ten in 8. vor andern studiert zu werden. {Unter den Lehrbüchern für Katechetik sind zu vergleichen vorzüglich: Seiler, Georg Friedrich G. F. Seiler's katechetisches Methodenbuch. Erlangen 1789. Graeffe, Johann Friedrich Christoph J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kant, Immanuel Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795 f. , nebst des Verfassers Grundriß der Katechetik. Wolfrath, Friedrich Wilhelm F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808. Katechetische Magazine haben Lang, Georg Heinrich Lang und Graeffe, Johann Friedrich Christoph Gräff herausgegeben. Das Wahre, so wie die vorzüglichsten Proben von Katechisationen s. m. in Niemeyer, David Gottlieb Niemeyer's und Wagnitz, Heinrich Balthasar Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil. A. d. H. } Anweisung zur Kenntniß der besten allgemeinern Bücher in der Theologie, §. 561 f. Vgl. I § 43. Unterhaltungen für Kinder und Kinderfreunde (von C. G. Salzmann,) Leipzig, 1778 folgg. in 9 Bändchen Wie in der ersten Auflage der Anweisung angegeben, ist dieses Werk nur in acht Bänden (1778–1787) erschienen. Handbuch für Kinder und Kinderlehrer über den Katechismus Lutheri, von J. R. G. Beyer, Leipzig, 1785–1787. in 7 Bändchen Wie in der ersten Auflage der Anweisung angegeben, stammt der erste Band aus dem Jahr 1784. 1787 ist eine zweite Ausgabe in zwei Bänden erschienen. Diese enthält den Text der ersten sechs Bände der Erstausgabe (1784–1786), deren siebter Band (1787) gleichzeitig als Anhang zu den beiden Bänden der zweiten Ausgabe fungiert. dessen Fortsetzung, oder Neues katechetisches Magazin, Erlangen, 1785–1789 bisher in drey Bänden und einem Stück des 4ten Bisweilen wird der Erscheinungszeitraum aller vier Bände mit 1785–1791 angegeben, doch dürfte das Neue katechetische Magazin mit dem Erscheinen der ersten Abteilung des vierten Bandes (1789) eingestellt worden sein. J. F. C. Gräff's vollständiges Lehrbuch der allgemeinen Katechetik (ganz nach Kantischen Grundsätzen), 3 Bände, Göttingen 1795 f. Der Verfasser des dreibändigen Lehrbuchs (1795–1799) ist Johann Friedrich Christoph Graeffe (1754–1816). Verfassers Grundriß der Katechetik D.i. Johann Friedrich Christoph Graeffes (1754–1816) Grundriß der allgemeinen Katechetik nach Kantischen Grundsätzen nebst einem kurzen Abrisse der Geschichte der Katechetik von dem entferntesten Alterthume bis auf unsere Zeiten (1796). F. W. Wolfarth's Versuch eines Lehrbuchs der religiös-moralischen Katechetik und Didaktik, Lemgo 1808 Gemeint ist Friedrich Wilhelm Wolfrath (1757–1812). Katechetische Magazine haben Lang und Gräff herausgegeben Georg Heinrich Langs (1740–1805) Katechetisches und Neues Katechetisches Magazin sind in diesem Paragraphen in den ersten beiden Auflagen der Anweisung ausführlich bibliographiert. Johann Friedrich Christoph Graeffes (1754–1816) Neuestes katechetisches Magazin zur Beförderung des katechetischen Studiums (1789–1801) ist in vier Bänden erschienen, von denen der erste Band eine zweite (1793) und der zweite eine dritte Auflage (1798) erlebt hat, sein Katechetisches Journal (1793) hat Graeffe auch als Neues Journal der Katechetik und Pädagogik (1795–1801) veröffentlicht und insgesamt sieben Jahrgänge herausgegeben. Niemeyer's und Wagnitz Predigerbibliothek, 3ter und 4ter Theil Vgl. I § 43 c. 60 562 . Zu allem diesen muß noch eigne eigene Uebung Uebung in beyderley beiderlei Vortrag Vortrag kommen, ohne welche man sich weder das Andern abgelernte Gute zu eigen machen, noch jemals eine Fertigkeit im guten Vortrage erhalten kan kann . Sie dient kann auch zur eignen Demüthigung und Gründung der so nöthigen Bescheidenheit Bescheidenheit am besten bescheiden machen , wenn man, bey bei angestellten eignen eigenen Versuchen, sieht, – das Ideal vorausgesetzt, das wir oben entworfen haben, – wie so schwer es sey sei , ein recht guter Prediger Prediger oder Katechet Katechet zu werden. Mangel an dieser Tugend, Bescheidenheit – der immer voraussetzt ein Zeichen ist , daß man entweder für die Wichtigkeit der Sache kein Gefühl habe, oder nicht wisse, wie viel zum guten Vortrag Vortrage gehöre, oder sich selbst nicht kenne, kenne – macht blind gegen eigne eigene Fehler, halsstarrig gegen Andrer Anderer Erinnerungen, und verhindert, wie den Wachsthum in der Vollkommenheit Vollkommenheit, so besonders die Biegsamkeit der Seele, die so nöthig ist, um sich nach den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Zuhörer zu richten. Auf der andern Seite hilft die Uebung wieder der Blödigkeit auf, und macht guten Muth, weil man seine Kräfte und ihren Wachsthum fühlen lernt. 61 563 . Bey Bei diesen eignen eigenen Uebungen Uebungen kan kann man 1) nicht oft und dringend genug dem den Prediger an den Zweck Zweck erinnern, wozu er predigen soll. Du redest – in Gottes Namen; sollst, als sein Werkzeug, seinen Willen und seine Gesinnung verkündigen; bist eigentlich dazu da, die wichtigste Angelegenheit Angelegenheit der Menschen zu besorgen, sie durch Religion zu wahren, ihre Würde fühlenden, und ihr gemäß handelnden, wahrhaftig glücklichen Menschen zu machen, ihr Lehrer, ihr Rathgeber, ihr Erinnerer, ihr Tröster, bey bei allen Angelegenheiten zu seyn, die ihr Gewissen und ihre Gemüthsruhe betreffen. Aber du bist kein Orakel Orakel; und, wenn auch Gott unmittelbar durch dich redete, so kannst du ihnen doch weder Glauben, noch Gehorsam, noch Zufrie denheit abzwingen ; sie dürfen nicht nur, sie müssen auch prüfen, ob Gott durch dich redet, und dann erst dir folgen. Du mußt also als Mensch mit vernünftig vernünftigen Menschen reden, die anders nicht gewonnen werden können, als durch Vorstellungen, welche es ihnen, nach ihren Fähigkeiten, Begriffen und Bedürfnissen, klar machen, daß, was du sagest, wahr und gut, und ihnen nothwendig sey sei , und welchen der Zugang zu eben der Quelle, aus der du schöpfest, zur Vernunft, zur heiligen Schrift und zur Erfahrung, eben so wie dir, offen steht. – Wer diese Zwecke nicht stets vor Augen behält, und nicht alles Ernstes darauf arbeiten will, dessen Vortrag mag übri gens vortreflich seyn; vortrefflich seyn: erbaulich erbaulicher Vortrag, gute Predigt, gute Katechisation, Katechisation ist er nicht. 62 564 . Schon dies kan dieß kann uns 2) vor für einer Menge höchst verderblicher Fehler Fehler bewahren, die sich hier nicht alle nennen laßen lassen . – Wer immer bedächte, daß er in Gottes Namen die Menschen zur Seligkeit weisen sollte, wie könnte der sichs erlauben, fremdartige Dinge, die nicht Religion zum Gegenstande haben, oder sich nicht durch Religionsgründe Religionsgründe unterstützen laßen lassen , in den gottesdienstlichen Vortrag zu bringen? †) 1 ) wie der könnte er predigen, bloß um sich bloß hören zu laßen lassen , und seiner Eitelkeit ein Opfer zu bringen? sich bloß im Predigen, oder gar in Declamation, Declamiren zu üben ††) ? üben ? 2 ) bloß glänzen, oder sich überhaupt empfehlen zu wollen? oder auf der andern Seite, sei ner Würde vergessen, und sich unanständige Aeusserungen Aeußerungen , niedrige oder pöbelhafte Ausdrücke, Action eines Comödianten, oder ähnliche Ausschweifungen, Ausschweifungen zu gute halten, oder gar affectiren? wie der könnte es ihm Hauptzweck seyn , die Zuhörer nur angenehm zu unterhalten, oder den gelehrten und tiefdenkenden Untersucher spielen, oder den Abgang kräftiger Gedanken, heilsamer Vermahnungen und guter Gesinnungen Gesinnungen, durch schöne Redensarten und Bilder ersetzen wollen? – Wie wird könnte dann der , wer da welcher es weiß, wie Menschen müssen vernünftig vernünftig behandelt und gewissenhaft geleitet werden, wie wird der werden müssen, jeden Vortrag gut genug für seine Zuhörer halten? halten, und anstatt die Bedürfnisse Bedürfnisse derselben zu studieren und zu befriedigen, das predigen, was ihm das Leichteste wird, oder ihm das Wichtigste scheint, oder zur Unzeit und ohne Schonung aufklären aufklären wollen? oder, statt der Gründe dreiste dreuste Versicherungen, Betheurungen oder Wehklagen brauchen? wollen, oder nie auf die Sinne und Ein bildungskraft arbeiten, und den Verstand der Zuhörer unbeschäftigt, ihr Herz leer und kalt laßen lassen ? lassen, überhaupt mehr die Kunst Kunst , als seine praktisch praktischen Einsichten und sein Herz Herz um Rath fragen? Anm. Anm. 1. †) Anm. 1) Was diese Gewohnheit, die seit einiger Zeit Mode zu werden anfängt, für erhebliche Bedenklichkeiten gegen sich habe, würde hier aus einander zu setzen, setzen zu weitläufig fallen. Die Frage kan kann nicht seyn: seyn, ob nicht die Religion müsse auch auf das gemeine Leben und auf die besondern Umstände der Zuhörer angewendet, die Zuhörer also, also auch durch Predigten, Predigten gewöhnt werden müssen , sie überall anzuwen den? (Dies (Dieß sollte ja ein Hauptzweck Hauptzweck aller Predigten und Katechisationen seyn). seyn.) Es leidet auch keinen vernünftigen Zweifel: Zweifel, ob nicht die sichtbare Schöpfung und deren weise Einrichtungen, falls sie den Zuhörern können deutlich gemacht, gemacht und mit Anständigkeit gebraucht werden kann , und ob nicht die besondern Erfahrungen und irdische Beschäftigungen der Zuhörer mit zu Hülfe dürfen genommen werden dürfen , um Lehren der Religion faßlich, einleuchtend und anschaulich zu machen? Sondern die Frage ist: ob Sachen, die entweder nicht zur Religion oder zur Erweckung und Unterhaltung rechtschaffner rechtschaffener Gesinnungen gehören, oder wenigstens nicht durch Gründe aus der Religion dargethan und empfohlen werden können, ob z. B. Verbesserungen im bürgerlichen und häuslichen Leben, ökonomische, medizinische, polizeiliche Rathschläge zum Zweck der Predigten Predigten oder Katechisationen Katechisationen gemacht werden dürfen? Versteht sich der Prediger darauf, und findet er es zuträglich; zuträglich, so breite er Belehrungen oder Empfehlungen solcher Sachen im Umgange oder in besondern dazu ausgesetzten Stunden, ausser außer dem Gottesdienste, aus. {Auch von dieser Meinung scheint man immer mehr zurückzukommen, die eine Folge der sogenannten Aufklärungsperiode Aufklärungsperiode war, wo man von manchen Kanzeln Kanzeln Alles eher als das Evangelium predigen hörte, und wo statt dessen die Zu hörer mit dem Neuesten aus der Landwirtschaft, Naturlehre, Heilkunde, Pädagogik unterhalten wurden. – Dieß ist in seiner Zweckwidrigkeit eingesehen. Nur in politische Gegenstände hat sich unser Zeitalter wieder zu sehr in Predigten eingelassen.} Anm. Anm. 2. ††) 2) Nur vom Halten der Predigten Predigten ist hier die Rede, und wenn es dabey dabei zum vornehmsten oder gar einzigen Zweck gemacht wird, sich zu üben, anstatt Andere zu erbauen erbauen; nicht von Entwerfung oder Ausarbeitung einer Predigt. Wie am rechten Orte würde hier eine Bitte an Vorgesetzte stehen, nur mit der äussersten äußersten Vorsicht die Erlaubniß zu öffentlichen Vorträgen, zumal vor ansehnlichen christlichen Versammlungen, zu geben, und eine eben so dringende Bitte an Studierende, sie nicht, ohne vorhergehenden reiflich überlegten Rath und genaue Prüfung von verständigen und gewissenhaften Kennern, zu suchen! suchen – wenn mein Zweck sie sie, hier auszu führen er laubte. Man ist sich zu üben schuldig; aber man ist noch Mehr mehr einer christlichen Gemeine Gemeinde schuldig; und nichts verdirbt, oft auf immer, einen jungen Prädicanten mehr, als das frühzeitige Predigen – und, was noch schlimmer ist, unverständige Bewunderung, Bewunderung. – Matth. 9, 36. 1 Tim. 4, 12. Röm. 2, 24! 24. Action eines Comödianten Vgl. III § 66. 63 565 . Ueberhaupt sollte es 3) niemand wagen, predigen predigen zu wollen, wer sich nicht nach der strengsten und gewissenhaftesten Selbstprüfung Selbstprüfung diese zwey sich folgende beide ihm vorgelegte Fragen befriedigend beantworten könnte: – Bist du mit der Sache Sache wirklich bekannt, wovon du reden willst, so bekannt, wie es der Zweck Zweck erfordert, zu dem du reden sollst? und – wie steht es um dein Herz und deine Gesinnung gegen diese Sache? – Was kan kann aus einer Predigt werden, die nicht aus diesen zwey Quellen fließt? Wer noch gar keinen nur etwas reichen Vorrath von Kenntnissen der Sache, der praktisch praktischen Kenntniß derselben, d. i. ihrer verschiedentlichen Beziehung auf Wohl und Weh des Menschen, auf Besserung und Gemüthsruhe, hat; wer sie nicht wenigstens unmittelbar vorher wohl durchdacht, und auf mehreren Seiten angesehen, angesehen; wer, wenn er sie auch erst von Andern lernen muß, nicht wenigstens sie selbst gedacht, sie zu seinem wirklichen Eigenthum Eigenthum gemacht, sie sich nach seiner Art und von seinem Eignen Eigenen viel dazu gedacht hat: was kan kann dessen Predigt anders seyn, als bloßer Wiederhall, blosser Wiederhall oder schale, unfrucht bare Rede, die dem Zuhörer weder zu Verstand noch zu Herzen dringt? wofür Er sich selbst nicht interessirt, wobey wobei es ihm gleichgültig ist, ob sich die Zuhörer Zuhörer dafür interessiren, wenn Er nur sein Tagewerk gethan hat, allenfalls Sie nur mit Ihm zufrieden sind, mag die Wirkung Wirkung der Predigt so gering oder schlecht seyn als sie wolle. – Und wie kan kann er daran Theil nehmen, wenn er selbst noch nie, oder nicht mit allem Ernst, daran gedacht hat, der zu werden, wozu er seine Zuhörer machen will, noch nie selbst die wohlthätigen dauerhaften Wirkungen dieser Lehren erfahren hat? Ach des großen grossen Segens frühzeitiger Frömmigkeit Frömmigkeit, Anm. Wie groß ist auch in dieser Absicht! Absicht der Segen frühzeitiger Frömmigkeit. – Lieber junger Freund! Wenn dir das Interesse für das, was irgend in Absicht auf Religion und Tugend praktisch ist, nicht über alles alles andre andere Interesse geht; wenn du über das Wahre und Gute dieser Art noch nie verlegen verlegen und unruhig worden geworden bist; bist, Religion noch nie an deine deine Bedürfnisse geknüpft, sie nicht zu deinem täglichen deinem täglichen Geschäfte gemacht hast; wenn du noch keinen Trieb fühlst, Andern in diesen Angelegenheiten nach deinem besten Vermögen zu rathen und zu helfen: so hast du noch keinen Beruf zum Predigen. Schone dann wenigstens Andrer Anderer , und entweyhe entweihe das Heiligthum Gottes nicht! 64 566 . Dies Dieß vorausgesetzt, wäre es bey eignen bei eigenen Uebungen Uebungen 4) immer rathsam, wenn man es haben möglich machen könnte, eher sie nicht eher zu unternehmen, als bis man die Grundsätze und Regeln des guten Vortrags sich wohl bekannt gemacht hätte, und den Anfang der Uebungen mit genauer Zergliederung musterhaft musterhafter Predigten Predigten von Andern zu machen. Man lernt dadurch erst recht einsehen, was und wie viel zu einer guten Predigt und der Ausführung Ausführung einer Lehre gehört; man gewöhnt sich an Ordnung, die Seele alles guten Vortrags, an Verdeutlichung der Sache, an gehörige Darstellung derselben, an bedächtigere Ueberlegung. †) 1 ) – 5) Wegen des Ausdruck Ausdrucks – so Der Ausdruck wird sich zwar der meistens von selbst bilden, wenn nur das Beyde da ist, was nach dem vorigen §. voraus zu setzen war. Ausdruck und Vorstellungen hängen so innig zusammen, daß, wer sich ordentlich, deutlich und bestimmt zu denken gewöhnt, sich gewiß auch so ausdrucken ausdrücken , und selbst eindrücklich sprechen wird, wenn er nur spricht, wie es ihm ums Herz ist. Auch selbst Fehler im Ausdruck, falls sie nur nicht zu auffallend sind, mißfallen nicht, wenigstens nicht lange, wenn sie nur dem Redenden eigenthümlich sind; Fehler der Natur sind erträglicher als Schönheit und Kunst, der man den Zwang und die Mühe ansieht. Aber freylich freilich gehört auch Gewandtheit Gewandtheit in der Sprache Sprache dazu, ohne welche man selbst nicht recht gut denken wird, wird; und deswegen ist fleißige frühzeitige Uebung im guten Ausdruck in derjenigen Sprache nöthig, worinn worin der Prediger dereinst reden soll. Nun giebts in jeder gebildetern Sprache verschiedne verschiedene Arten des Ausdrucks: eine gemeinere und eine feinere, letztere mit mehr oder weniger Ge schmack gebildet, na türlich schön natürlich-schön oder geziert. Selbst der Sprachgebrauch hat ge wisse Ausdrücke nur gewissen Gegenständen gewidmet, nur in gewissen Arten des Vortrags gebilligt, so daß sie deswegen, anderswo gebraucht, für unnatürlich gehalten werden. Der Hauptcharakter Hauptcharakter der religiösen Sprache ist Würde Würde . Diese Sprache leidet daher gewisse feyerliche feierliche Ausdrücke, die in der gewöhnlichen, selbst feinern, Sprache nicht üblich, oder abgekommen sind; von gemeinen Ausdrücken verträgt sie nur die, welche nicht bloß der gemeinen Sprache eigen sind; und aus der feinern Sprache nur die, welche sich durch Würde empfehlen, und nicht bloß in der Büchersprache Büchersprache gewöhnlich sind. ††) 2 ) Doch leidet auch die religiöse Sprache von Zeit zu Zeit Veränderungen. Sie ist selbst in verschiednen verschiedenen Gegenden und verschiednen Classen verschiedenen Klassen von Lesern verschieden, die oft dergestalt ihre Vorstellungen und Empfindungen in der Religion an sie binden, daß durch andre andere Arten des Ausdrucks ihre Andacht gestört, wenigstens nicht so, wie durch die ihnen geläufige Religionssprache Religionssprache, befördert und unterhalten, ja selbst die Sache ihnen verleidet, und der Lehrer, der sich nicht nach ihrer religiösen Sprache richtet, anstößig wird. †††) 3 ) Man sollte also mehr den Charakter der religiösen Sprache studieren, sich für vor aller Verderbung derselben sowohl aus der gemeinen, als aus der gemeinen oder feinern Sprache hüten, und sich die besonders bekannt machen, an welche die besondere Art der Zuhörer gewöhnt ist, mit der man zu thun hat, und auch darinn darin sich nach ihren Bedürfnissen bequemen. †) Anm. Anm. 1. Anm. 1) Es versteht sich, daß hier von keiner ängstlichen, steifen Methode die Rede sey sei . Im Vortrage kan kann sehr viele natürliche Ordnung Ordnung herrschen, die der Zuhörer wohl fühlt, ohne daß man sie ihm vorzuzeichnen braucht. Nur da, wo nicht eines Eins aus dem andern, beym Andern, beim ordentlichen Denken natürlich folgt, scheint es, wenigstens zur Beför derung der Aufmerksamkeit und zum bessern Behalten, nöthig zu seyn, daß der Prediger durch Worte oder durch Zahlen, angebe, wo eine neue Vorstellung anfange. Uebrigens tritt hier, nach angestellter Zergliederung fremder Arbeiten, noch die Uebung ein, die schon oben §. 59. 561. Anm. 1. erwähnt erwehnt worden ist. ††) Anm. Anm. 2. 2) Hiernach, dünkt mich, müßte das bestimmt werden, was, in Absicht auf das Anständiges Anständige des Ausdrucks, dem Religionsvortrage geziemt. Von je her hat man unter gebildetern Nationen, da, wo etwas mit einem gewissen Ansehen würken wirken sollte, in der Poesie, bey feyerlichen bei feierlichen Urkunden und Gesetzen, in der Religion insbesondere, eine dergleichen Vorträgen eigenthümliche Sprache gebraucht. Man wird alsdann, selbst durch die Art der Wörter, an die Würde der Sachen erinnert, erinnert: und wo ist dies dieß nöthiger, als bey bei der Religion? Man kan kann nicht würdig genug von Gott und den höchsten Angelegenheiten Angelegenheiten des Menschen denken, und geweyhte geweyhete geweihte Ausdrücke halten dem Hange der Menschen, zu gering oder zu menschlich von Gott zu denken, einigermaßen einigermassen einigermaaßen das Gleichgewicht. Ueberdies Ueberdieß hängen den Ausdrücken, die man aus dem gemeinen Leben hernehmen, hernehmen und auf Gegenstände der Religion anwenden mußte, oft so viele Nebenbegriffe Nebenbegriffe an, die selbst Irrthümer oder doch niedrige Vorstellungen in der Religion erwecken; und eben so sind die Wörter der feinern Gesellschaftssprache Gesellschaftssprache sind mehr zur angeneh mern und gefälligern, als zur ernsthaftern Unterhaltung erfunden, und arten daher leicht in leere und täuschende Wörter aus; sie sind mehr fein als stark, mehr witzig oder höflich als edel; und die gelehrtere Sprache neigt sich mehr zum Trocknen als Lebhaften, ist ganz für den Verstand, nicht fürs Herz gemacht, befördert mehr die deutliche und bestimmte als die anschauliche Erkenntniß: daß alle diese Spracharten nicht ganz dürfen im Vortrag Vortrage der Religion nachgeahmt werden, wenn dieser nicht seine Würde und die so nöthige Wirkung aufs Herz verlieren soll. Anm. Anm. 3. 3) Wenn die Bibel Bibel Bibel auch nicht schon das unter Christen allgemein gebräuchlichste Religionsbuch wäre, woran sich also unsre unsere Religionsbegriffe und Empfindungen fast unzertrennlich knüpfen, und ihre Sprache zu der eigentlich geweyhten geweihten Religionssprache machen: machen, so verdiente sie das Muster zu seyn, nach der sich diese ganz bilden sollte. Auch der gereinigtste Geschmack, wenn er die Natur religiöser Empfindungen und Würde zu Rathe zieht, kan kann keine edlere, kraftvollere, von Trockenheit und Schwulst gleich weit entferntere, eben so deutliche und einfältige als herzliche, der vernünftigen Andacht angemessnere angemeßnere Sprache, erfinden, als die in der Bibel da herrscht, wo sie Lehren darstellt, oder religiöse Empfindung ausdruckt ausdrückt – und glücklicher Weise ist davon in keiner Uebersetzung weniger verloren gegangen gegangen, als in der Luther, Martin Lutherschen Lutherschen . Auch in dieser der Absicht sollte jeder Prediger die Bibel, und namentlich auch Luther, Martin Luthers Uebersetzung, zu seinem täglichen Handbuch machen, und nicht glauben, daß er irgend woher eine bessere beßre Religionssprache leiten könnte. Es versteht sich, wo daß dieß nur in so weit gilt, als sie verständlich, und wo in Luther, Martin Luthers der Uebersetzung der Sinn nicht verfehlt ist. Verliert die Sprache der Bibel nichts an Kraft des Ausdrucks, wenn man sie in deutlichere Worte umkleidet: umkleidet, so wähle man letztere, um nicht für die meisten Zuhörer leere Worte einzuführen, oder Mißverstand zu veranlaßen veranlassen . Und eben dies dieß mag erlaubt seyn, wo morgenländische Vorstellungen, Ort- und Zeitideen Zeit-Ideen der Vorwelt, bey bei der biblischen Sprache und Bildern zum Grunde liegen, wenn dieses, und daß sie unsern richtigern Begriffen nicht gemäß sind, erweislich ist. Ausserdem Außerdem , und wenn man nur dem Volk Volke , in Schulen zumal, die ebräischartigen ebräisch-artigen und ähnlichen Ausdrücke und Bilder recht erklärte, daß es dabey dabei das denken lernte, was sie sagen sollen: sollen, wäre es rathsamer, selbst die eigenthümliche Sprache der Bibel, wegen der vorhin angeführten Ursachen, überall beyzubehalten beizubehalten . {Man irrt, wenn man glaubt, das viele Bildliche und oft Poetische sei durchaus einzig der Deutlichkeit hinderlich. Poesie Poesie ist älter als Prosa Prosa , und die wahre Volkssprache, und so alles mehr durch Versinnlichung veranschaulicht. Man hat unrecht gethan in neuern Zeiten, alles Bildliche der Bibelsprache in eine oft wortvolle Prosa übersetzen zu wollen, und sehr viele biblische Wörter ausgehoben, die unbedenklich auch in populären Unterricht beibehalten werden können. Man macht sich oft allzu geringe Vorstellungen von dem Fassungsvermögen des Volks. A. d. H. } †††) Anm. Anm. 4. 4) Die Religionssprache, und die besondre besondere an einem Ort oder bey bei gewissen Zuhörern übliche Art Art, sich darin auszudrucken auszudrücken darinn auszudrücken , richtet sich nach den Erbauungsbüchern und Gesängen, die von ihnen gewöhnlich gebraucht werden, und ist daher biblisch, mystisch, wissenschaftlich u. s. f. , je je, nachdem es jene sind. Je mehr sich der Ton der Bücher, die man lieset, von der Würde der Religion entfernt; entfernt, je mehr verdirbt man sich durch Lesung solcher Bücher zum guten Vortrag der Religion. Eine Hauptursache des immer mehr überhand nehmenden nehmenden, schön oder philosophisch seyn sollenden, für jeden, der wahre Erbauung liebt, und auf Würde in der Religion sieht, unerträglichen Tons, der unzeitigen Aufklärungssucht Aufklärungssucht Neuerungssucht , und des Vortrags ganz andrer anderer Sachen als der Religion und des Christenthums, in Predigten, ist, ist die bey bei vielen beynahe beinahe ausschließliche und schwelgerische Lectüre der Zeitschriften und Lesebücher, die gemeiniglich eben so sehr den Geschmack vieler künftigen Prediger, als ihren Verstand und ihr Herz, verdirbt. Herz verdirbt, und wobei gar nicht bedacht wird, daß wenn auch manche neue Ausdrücke recht brauchbar wären, doch die Zuhörer nicht eben so wie etwa der an die Lectüre der neuesten Schriften gewöhnte Prediger, mit der Sprache fortgehen könne, folglich ihnen daher selbst der glücklichste neue Ausdruck doch sehr unverständlich seyn kann. – Poesie ist älter als Prosa, und die wahre Volkssprache Die Vorstellung einer gegenüber der Prosa ursprünglicheren Poesie wird von Johann Georg Hamann (1730–1788) in seiner erstmals 1760 veröffentlichten Aesthetica in nuce vertreten und findet sich dann auch bei Herder und Hegel. 65 567 . Vorzüglich sollte man sich 6) in Predigten über historische Texte und Parabeln der Bibel Bibel, und überhaupt in Homilien Homilien, üben. Denn Homilien , üben; denn sie sind dem, der es versucht, schwerer, als eigentliche Lehrvorträge Lehrvorträge. Bey Bei diesen glaubt man sich, ohne viel gelernt zu haben, mit seinem Nachdenken und mit dem genossenen allgemeinern Unterricht in der Religion helfen zu können; bey bei jenen wird mehr eigner Fleiß, mehr Bekanntschaft mit dem Sinn der heiligen Schrift, mit dem Herzen und Leben der Menschen, mehr praktisch praktischer Verstand, mehr Biegsamkeit und Gewandtheit der Seele, Seele erfordert; und gute Muster hat man in dieser Art weniger, als bey bei dem Lehrvortrag. Sie sind auch für den Zuhörer faßlicher, anziehender und praktischer. Anm. S. oben §. 54 556. 54. in der 2ten Anmerkung, und einige schöne Erinnerungen darüber in ( Herders ( Herder's ) Briefen , das Studium der Religion betreffend , 4ter Theil, im 40sten und den folgenden Briefen. {Hülfsmittel und Muster sind von verschiedenen Seiten Chrysostomus Chrysostomus , Luther, Martin Luther , unter den Neuern Teller, Wilhelm Abraham Teller , Sonntag, Karl Gottlob Sontag , Lange, Gottlieb Lange , Nebe, Johann August Nebe und Fischer, Gottlob Eusebius Fischer . Die doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, Christoph Friedrich von Ammon , im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit S. 101, sehr gut ins Licht gesetzt. A. d. H. } (Herders) Briefen, das Studium der Religion betreffend, 4ter Theil, im 40sten und folgenden Briefen Der Titel lautet korrekt Briefe, das Studium der Theologie betreffend (vgl. I § 51). Chrysostomus Aus dem überaus umfangreichen Predigtwerk des Johannes Chrysostomus entfallen allein 90 Homilien auf Mt, 88 auf Joh, 74 auf 1Kor und 2Kor, 67 auf Gen, 55 auf Apg, 32 auf Röm usw. Charakteristisch für die Homilien des Chrysostomus ist, dass sie nicht allein Schrifterklärung bieten, sondern nahezu immer mit einer paränetischen Stellungnahme zur christlichen Lebenspraxis schließen. Luther Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (s.u.) lässt erkennen, dass bei der grundsätzlich obligat erscheinenden Aufnahme Martin Luthers in die Liste der Musterprediger an konkrete bibliographische Angaben gedacht ist. Ammon verweist auf den elften Teil (1742) der Hallischen Ausgabe (vgl. II § 212), welcher den Ersten Theil von der Kirchenpostill, nemlich die Auslegungen derer Evangelien auf alle Sonn- Fest- und Aposteltage enthält , sowie auf Luthers Hauspostille in der zweiteiligen Ausgabe (1794/1795) des sächsischen Pfarrers und Kirchenlieddichters Christian Gottlieb Frohberger (1742–1827). Teller Unter den Werken Wilhelm Abraham Tellers nehmen Predigten einen großen Raum ein. Gedruckt sind etwa einzelne Gedächtnispredigten (z.B. auf Spalding) und Predigtsammlungen (z.B. Sonn- u. Festtagspredigten, Predigten zur häuslichen Frömmigkeit), besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die zweiteiligen Predigten und Reden bey besondern Veranlaßungen gehalten nebst einigen sogenannten Homilien (1787). Berichtet wird von Tellers undeutlicher Aussprache, die dazu geführt habe, dass man seine Predigten lieber gelesen als gehört hat. In diesem Zusammenhang ist auch das von Teller herausgegebene Neue Magazin für Prediger (1792–1802) und als Hilfsmittel nicht zuletzt auch sein Wörterbuch (BdN IX) zu nennen. Sontag Nach dem Studium in Leipzig wurde Karl Gottlob Sonntag (1765–1827) auf Empfehlung Morus' 1788 zunächst Rektor der Domschule in Riga und ein Jahr später Rektor des Kaiserlichen Lyzeums. Gleichzeitig wurde er Diakon, später Oberpastor an der St. Jakobi-Kirche. Seit 1799 im Livländischen Oberkonsistorium tätig, wurde er 1803 dessen Präsident, zudem Generalsuperintendent und erhielt 1805 die theologische Ehrendoktorwürde der Universität Dorpat. Vielseitig engagiert, hat Sonntag ein umfangreiches Werk hinterlassen. Aus seiner Zeit als Diakon bzw. Oberpastor stammen Einige Predigten (1789; 2 1790) sowie Ueber Menschenleben Christenthum und Umgang. Eine Sammlung Predigten aufs ganze Jahr für gebildetere Leser (1794–1802) in vier Teilbänden, daneben finden sich auch einzeln gedruckte Predigten. Lange Hier handelt es sich um den vergleichsweise unbekannten, zuletzt in Pötewitz bei Zeitz wirkenden Prediger Gottlieb Lange (1769–1837), der u.a. durch seine zweibändigen Biblische[n] Religionsvorträge oder Homilien über einige historische Stellen des neuen Testaments (1797/1801) mitsamt einer knapp 100 Seiten umfassenden Abhandlung über die Homilie hervorgetreten ist, auf die wegen ihrer Musterhaftigkeit auch in Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (s.u.) verwiesen wird (vgl. aaO § 44 u.ö.). Nebe Johann August Nebe (1775–1854) wurde als Sohn eines Predigers und Waisenhausinspektors in Halle geboren und stand hier besonders unter dem Einfluss Niemeyers, mit dem er mütterlicherseits verwandt war. Nach dem in Halle absolvierten Studium übernahm er nach der üblichen, im Jahre 1800 angetretenen Wissenschaftsreise zunächst eine Inspektorenstelle am halleschen Waisenhaus, 1802 eine Pastorenstelle bei Merseburg und 1814 die Superintendentur in Frauenprießnitz. 1816 wurde Nebe als Oberpfarrer, Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat nach Eisenach berufen und trat hier bis 1853 insbesondere in Schulangelegenheiten hervor. Bereits 1817 verlieh ihm die Theologische Fakultät in Halle die Ehrendoktorwürde. Zu Nebes bedeutendsten Schriften zählen seine pädagogischen Werke, doch sind mit Das Gebet Jesu Christi. Homilieen für christliche Leser aller Confessionen (1802) und den Homilien für Landgemeinen, größtentheils bei Trauerfällen und bei der Feier des Abendmahls (1799) auch Predigten gedruckt, daneben ist Nebes Ueber die Gefahr, sich auszupredigen. Ideen, Winke und Vorschläge für jetzige und künftige Prediger (1805) zu nennen. Fischer Gemeint ist wohl Gottlob Eusebius Fischer (1769–1847), ab 1797 Diakon in Zschaitz bei Döbeln, 1801 Archidiakon in Wurzen, 1810 Pfarrer im thüringischen Ranis und ab 1819 Superintendent und Oberpfarrer in Sangerhausen. Von ihm stammt der Band Homilien. Ein Erbauungsbuch für Christen (1796). Nicht auszuschließen ist jedoch auch der Königsberger Pfarrer Karl Gottlieb Fischer (1745–1801), der eine dreiteilige Sammlung seiner Homilien über merkwürdige Erzälungen aus der Geschichte Jesu (1799) herausgegeben hat. doppelte Seite der Homilien ist von Ammon, im Handbuch für Kanzelberedtsamkeit S. 101, sehr gut ins Licht gesetzt In Christoph Friedrich von Ammons (1766–1850) Handbuch (vgl. III § 57), in dem alle an dieser Stelle genannten Prediger als Musterbeispiele aufgelistet sind (vgl. aaO § 50), findet sich im Anschluss an die Unterscheidung von synthetischer und analytischer Predigt (vgl. III § 54) die Behandlung der auch als Homilien zu bezeichnenden analytischen Predigten (vgl. aaO § 44.45–50). Ihre doppelte Seite besteht laut Ammon darin, dass sie zum einen die Kenntnis der biblischen Überlieferung befördern, zum anderen jedoch den freien Gedankengang des Predigers und die Konzentration auf ein einzelnes Thema behindern (vgl. aaO § 51). 66 568 . Anfänglich ist es 7) zu rathen, daß man seine Aufsätze ganz ausarbeite, ganz ausarbeite und wörtlich niederschreibe wörtlich niederschreibe ; denn da ist strenge Aufmerksamkeit auf den ganzen Vortrag Vortrag, Vortrag und Genauigkeit nöthig. Bey Bei nöthig; bey zugenommener Fertigkeit, und wenn erst die guten Eigenschaften des Vortrags uns geläufig worden geworden sind, kan kann man, ausserordentliche außerordentliche Fälle ausgenommen, oder wenn man ausgesuch tere Zuhörer vor sich hat, sich mit einen guten Entwurf begnügen, wenn man ihn nur ganz durchdenkt. – Aber man hüte sich ja für vor dem Ablesen Ablesen bey bei dem Vortrag selbst. Gut ablesen, ablesen können ohnehin nur Wenige. Wenige . Die Lebhaftigkeit des Vortrags leidet bey bei dem Ablesen. Die Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit der Zuhörer wird weit mehr durch den eigentlichen Vortrag unterhalten. Bey Bei diesem fällt dem Prediger viel Gutes und Dringendes erst ein, und wird durch die Umstände oder durch den Eindruck, den man bey bei den Zuhörern gemacht zu haben glaubt, veranlaßt. Und wer öfters und bisweilen ohne viele Vorbereitung predigen muß, würde oft in große grosse , selbst dem Vor trage nachtheilige, nachtheilige Verlegenheit kommen. Man gewöhne sich also frühzeitig, ganz aufgeschriebene Vorträge nicht wörtlich, sondern durch wiederholtes bedächtiges Durchlesen, Durchlesen sich einzudrucken einzudrücken , immer aber, nach dem gemachten Entwurfe, das, was man darüber sagen will, ausführlich und deutlich durchzudenken. – 8) Eine besondre besondere Uebung im sogenannten Declamiren Declamiren Declamiren ist meistens sehr entbehrlich, wenn man nicht Fehler der Natur und der Gewohnheit durch Uebung zu überwinden hat. Prediger sollen ja keine eigentliche eigentlichen Redner, noch weniger Schauspieler Schauspieler seyn. Wer voll von der Sache ist, die er empfehlen will, will; wer aus wahrer Ueberzeugung, und mit dem ernsten Willen, seine Zuhörer zu bessern, spricht, spricht; wer gegenwärtiges Geistes ist, und wer sich nicht an wörtliches Auswendiglernen gewöhnt hat, hat: dem wird es nicht schwer werden, auch äus serlich äußerlich gut vorzutragen. Aber die frühzeitige Uebung, gut zu lesen oder auszusprechen , d. i. die Stimme so abzuändern, wie es die Natur der Sache erfordert, oder dem Ausdruck der Begriffe, auf die man am meisten aufmerksam machen will, dem Affect Affect, der Verhütung des Mißverstandes u. d. gl. u. dgl. angemessen ist – kan kann man nie genug empfehlen †) . †) S. Gesammlete Schulschriften von Gedike, Friedrich Friedrich Gedike S. 368 f. { Anm. Gewisse Uebungen in dem, was man Declamiren nennt, so fern man nur nicht unrichtige Begriffe damit verbindet, dürften auch nicht zu verwerfen seyn. Aber eigentlich gehören sie unter die frühern Vorbereitungsstudien des Theologen, und die Homiletik , die allerdings auch auf mündlichen und feierlichen Vortrag Rücksicht nimmt, muß ja das, was in der Predigt schicklich und würdig ist, gehörig bestimmen. A. d. H. } noch weniger Schauspieler seyn Hier richtet sich Nösselt (vgl. auch I § 277; III § 62) gegen das enfant terrible der Aufklärungstheologie, Carl Friedrich Bahrdt (1741–1792), der seine Homiletik (1773) mit der Forderung beschlossen hatte, Kandidaten der Theologie sollten sowohl in Deklamation als auch in Aktion von Schauspielern unterrichtet werden (vgl. aaO 56 [§ 142]). Die nur wenige Sätze umfassende Rezension in der Allgemeine[n] deutsche[n] Bibliothek 20 [1773], 496 geht allein auf diesen Punkt ein und äußert die Befürchtung, die Kandidaten könnten zu theatralisch werden und so einen besonders abstoßenden Fehler auf der Kanzel begehen. Zudem seien die meisten deutschen Schauspieler miserabel, so dass es ratsamer sei, diesen Unterricht einem geschickten Prediger zu überlassen. Der Idee, angehende Pfarrer von Schauspielern unterrichten zu lassen, hat auch Johann Gottfried Herder (1744–1803) in An Prediger (1774) vehement widersprochen. Bemerkt sei, dass diese Debatte Eingang in Goethes Faust gefunden hat (vgl. Faust I, 522–529) und bereits im in der ersten Hälfte der 1770er Jahre entstandenen Urfaust vorkommt. Gesammlete Schulschriften von Friedrich Gedike S. 368 f. Gemeint ist der Beitrag Einige Gedanken über die Uebung im Lesen in Friedrich Gedikes (1754–1803) Gesammlete[n] Schulschriften I (1789), 368–380 (IX.). 67 569 . Hierbey Hierbei und bey bei aller dieser eignen Uebung Uebung, eigenen Uebung muß man sich aber 9) nie auf sein Urtheil allein verlaßen verlassen , sondern das Urtheil der Verständigeren zu Rathe ziehen; ziehen: weil oft Gewohnheit Gewohnheit unsre unsere Fehler schön macht; ein Anfänger, wenn er auch die guten Eigenschaften und Fehler des erbaulichen Vortrags kennte, doch noch nicht schon auf alles dieses aufmerksam ist; und es bey bei dem Vortrage nicht in Anschlag kommt, was uns, sondern was Andern gut oder fehlerhaft scheint, bey Ihnen bei ihnen , nicht bey bei uns, gewisse Wirkungen hervorbringt. – Am besten arbeitet man unter der Aufsicht, wenigstens unter der Kritik Kritik, eines Kenner Kenners. Kan Kann man diese nicht haben: haben, so gebe man auf die Urtheile acht Acht , die man etwa von den Zuhörern die Zuhörer über den abgelegten Vortrag fällen hört, oder auf die Wirkungen, die unser Vortrag bey bei den Zuhörern, in Absicht auf Erkenntniß und Besserung, gethan hat; vorausgesetzt, daß man versichert seyn kan kann , die Ursache, warum und wie fern er gefallen oder mißgefallen hat, liege nicht in gewis sen zufälligen Umständen, die, anstatt des Vortrags selbst, die Urtheile gestimmt, oder die und die Wirkungen verursacht haben, – und arbeite danach immer mehr an der Besserung des Vortrags Vortrages . Anm. Unbestimmte Urtheile ohne Anzeige desjenigen, was eigentlich den Zuhörern gefiel oder mißfiel, und – wenn dieses Urtheil nicht von selbst klar ist – ohne Anzeige des Grundes, warum? können hier gar nichts helfen; helfen: und dem muß es wenig um eigne eigene Verbesserung zu thun seyn, dem ein solches Lob gefallen, und ihm ihn blenden kan kann . – Unter den Urtheilen derer, die nicht eigentliche Kenner der Erfordernisse eines guten erbaulichen Vortrags sind, verdienen die Urtheile oder Anzeigen dererjenigen derer immer den Vorzug, bey bei welchen sich Wirkungen auf ihre Erkenntniß der vorgetragnen vorgetragenen Sachen oder auf ihre Besserung äussern. Bey äußern. Bei Katechisationen z. B. und Wiederholungen der Predigten, zeigt schon die Verlegenheit solcher Kinder oder Zuhörer Zuhörer, die sonst wegen ihrer Fähigkeiten, Kenntnisse, und Gabe sich auszudrucken auszudrücken , bekannt sind, oder Mißverstand, den sie in ihren Antworten äussern äußern , daß ein Fehler in dem Vortrage des Lehrers liegen müsse; und die Aeusserung Aeußerung guter, zumal nicht durch Wissenschaften gebildeter gebildeten Christen, daß sie dieses und jenes beniemte Beniemte nicht recht verstanden, oder daß sie es zur Befestigung in der und der Ueberzeugung und in dem und dem Vorsatz dienlich, in der und der Absicht sich gedemüthigt oder ermuntert befunden haben, – ist mehr werth und lehrreicher, als alle andre andere Urtheile. Zusatz des Herausgebers. Je länger ich unser kirchliches und namentlich unser Predigtwesen Predigtwesen beobachte, desto mehr will sich meiner die Besorgniß bemächtigen, daß die Wirkungen davon geringer sind, als sich viele selbst von denen, die es mit ganzem Ernst treiben, vorstellen mögen. Es würde sehr ungerecht seyn, den Grund davon in den Lehrenden oder in der Be schaffenheit der Vorträge allein zu suchen. Er liegt eben sowohl in der Beschaffenheit der Zuhörer und in dem Geiste der Zeit – der, wenn er nicht schlimmer als vordem, doch auf keinen Fall von dieser Seite besser geworden ist. Indeß erfordert es doch wohl eine recht ernstliche Prüfung, ob, wenn man viele christliche Gemeinden nimmt wie sie sind, und die Stufe der Bildung, auf der sie stehen, in Anschlag bringt, nicht in der Art und Weise, wie von den meisten Predigern gepredigt wird, auch ein Grund der geringen Wirkung zu suchen sei. Die Predigt, als Kunstwerk Kunstwerk nach rhetorischen Gesetzen und homiletischen Formen zugerichtet, überhaupt jeder lange zusammenhängende Vortrag, geht für die meisten Ungelehrten verloren, und es ist psychologisch unmöglich, daß er ihre Aufmerksamkeit zusammenhalte und ihre Theilnahme erwecke. Die Länge selbst schadet auch dem populärsten Vortrage; und regt sich erst der Wunsch und die Sehnsucht nach dem Ende, so rechnet man vergebens auf einen bleibenden Eindruck. Man sollte daher auf die größte Mannichfaltigkeit in der Form der Mittheilung sinnen; Alles mehr abkürzen, aber desto kräftiger zum Herzen sprechen; viel mehr wenigstens in Gegenwart der Erwachsenen katechesiren; oder einer rührenden und würdigen Abendmahlsfeier nicht lange Vorträge vorhergehen lassen, und wo möglich öfter, Alter, Stände und Berufsarten (wie schon oben bemerkt ist) von einander sondern. In den Schriften, welche neuerlich über die Mittel, die gesunkene Religiösität wieder zu heben, erschienen sind, findet man auch hierüber viele beachtungswerthe Ideen und Vorschläge. Ich darf auch wohl an meine Briefe an christliche Religionslehrer, besonders die 3te Sammlung, errinnern. (wie schon oben bemerkt ist) Vgl. III § 29. meine Briefe an christliche Religionslehrer, besonders die 3te Sammlung Gemeint ist wohl die zweite Auflage (vgl. I § 285 c). Zweyter Zweiter Abschnitt. Pastoraltheologie Pastoraltheologie und Kirchenrecht Kirchenrecht. 68 570 . Die Absicht, wozu man unter uns besondre besondere Religionslehrer Religionslehrer bestellt, ist keinesweges, daß sie bloß in der Religion unterrichten , und öffentlich lehren sollen. Man weiset denen, die nicht solche Lehrer selbst bilden oder regieren, oder die sich nicht nur auf Unterricht und Erziehung der Jugend einschränken sollen, also den eigentlichen sogenannten Geistlichen und Pastoren Pastoren, besondre Gemeinen Gemeinen besondere Gemeinden an, die sie, in Absicht auf alles Alles , was zum Gottesdienst Gottesdienst und zu dem nach den Vorschriften der Religion einzurichtenden Verhalten, Verhalten gehört, regieren , also dahin arbeiten sollen, daß sie denenjenigen denen , welche ihnen in dieser Absicht anvertraut sind, nicht nur die Religion bekannt machen, und dringend empfehlen, sondern ihnen auch bey bei allen solchen Angelegenheiten zu Hülfe kommen, und die Ausübung jener Vorschriften befördern. Sie sollen keine bloße blosse Prädicanten bloßen Prädicanten , sie sollen auch, wenn man sie so nennen darf, Vormünder, Erzieher, Rath geber Vormünder, Erzieher, Rathgeber und Aufseher ihrer Anvertrauten in allen solchen geistlich geistlichen Angelegenheiten Angelegenheiten seyn. 69 571 . Ohne dieses würde auch der Zweck, den man bey bei Einführung eines besondern Stand Standes, zur Aufrechterhaltung und Beförderung der Religion gehabt hat, nicht hinlänglich, es würde selbst nicht einmal der Zweck des Predigen Predigens , Predigers, Predigens erreicht werden. – Der Mensch vergißt nur gar zu leicht, seine gute Erkenntniß anwenden anzuwenden , und dann ist sie für ihn unnütz; sie ist sogar alsdann, je ausgebreiteter sie ist, auch um so schädlicher, weil, was der Mensch nicht geflissentlich zum Guten anwendet, unvermerkt ein Werkzeug wird, seinen Eigennutz und seine Leidenschaften noch mehr zu befriedigen, wenigstens sich zu gewöhnen, gleichgültig auch bey bei der besten Erkenntniß zu bleiben, und unempfindlich gegen ihre Eindrücke zu werden. Und wenn er sie auch anwenden will, so macht doch die Verlegenheit, in der er sich über die Art befindet, wie er sie bey bei vorkommenden Fällen anwenden soll, oder die Collision Collision zwischen seinen verschiednen verschiedenen Pflichten Pflichten und der Kampf zwischen seinen guten Grundsätze Grundsätzen und seinen Leidenschaften, daß er sie nicht wirklich anwendet, weil er sie nach Beschaffenheit der vorliegenden Umstände nicht oft weder zu wählen oder noch anzuwenden versteht . Wenn sich nun die wenigsten Die meisten Menschen in geistigen Angelegenheiten recht gut zu benehmen wissen , zumal wenn sie die, welche durch ihre Le bensart und Beschäftigungen gewöhnt sind, weniger an unsichtbare als sichtbare Dinge zu denken, und sich mehr durch äussere äußere Vortheile als durch Grundsätze des Gewissens leiten zu laßen lassen ; wenn lassen, bedürfen in den Angelegenheiten ihrer Seele einer Leitung; sie müssen an ihre Pflicht und an die Lehren der Religion, die sie über andre anderen Beschäftigungen oder Zerstreuungen vergessen, oft wieder müssen erinnert werden; und wenn sie bey können bei zweifelhaften Gewissensfälle Gewissensfällen sich weder selbst helfen können , noch von ihres gleichen berathen werden: so werden. Daher bedürfen sie nur gar zu sehr eines besondern Füh rers, der sie gewissenhaft und mit Klugheit leite, oder zu dem sie, als zu einem, der in solchen Angelegenheiten Angelegenheiten erfahrner erfahrener und gewandter ist, ihre Zuflucht nehmen können. 70 572 . Hiezu Hierzu , und um selbst die eigentlichen Predigten ganz nach den Kenntnissen und Bedürfnissen der besondern Zuhörer Zuhörer einzurichten, ist ja dem Lehrer ein näherer Umgang Umgang mit diesen nöthig, ohne welche er jene nicht zuverläßig kan zuverlässig kann kennen lernen. Da Da erst lernt wird er ihre Vorurtheile, ihre Mißverständnisse, ihre Gesinnung näher bekannt mit ihren Vourtheilen, ihren Mißverständnissen, ihren Gesinnungen gegen das Gute, ihre ihren Leidenschaften, die der ihnen eignen eigenen Hindernisse des Guten, die der besondern Quellen der Unordnungen Unordnungen, überhaupt Unordnungen; da erst lernt er überhaupt, woran es ihnen fehle, wie ihnen am besten beyzukommen sey beizukommen sei , und wie er sie nach ihren besondern Umständen behandeln müsse. Er kan kann auch da am besten ihre Entschuldigungen oder Gegenvorstellungen hören, mehr mit ihnen im Ton einer freundschaftlichen Unterredung als in dem auf der Canzel Canzel Kanzel üblichen Lehrton Lehrtone reden, mehr sich auf das Besondre einlaßen Besondere einlassen , die Gemüther besser gewinnen, und sie selbst zu öffentlichen heilsamen Anstalten und Ver besserungen zubereiten, zubereiten und williger machen. Bey Bei dem größesten grössesten größten Theil der Menschen wirkt Ansehen und Vertrauen, das jemand bey bei ihnen hat, wirken gute Beyspiele Beispiele mehr, als die bündigsten Vorstellungen und Gründe. – Wie soll sich der Prediger jenes erwerben, wenn sein ganzes Betragen nicht eben so für ihn spricht spricht, als seine Geschicklichkeit im Vortrage; wenn er seine Bemühungen um das Beste seiner Zuhörer auf die wenigen Stücken Stunden einschränkt, die zum eigentlichen öffentlichen Gottesdienst Gottesdienste bestimmt sind, und nicht eben den geflissentlichen Eifer für ihr Wohl überall, wie auf der Canzel Kanzel , zeigt; wenn sie ihn nur als einen Mann kennen lernen, der in feyerlichen feierlichen Fällen sein Amt verrichtet, aber nicht im in nähern vertraulichen Umgange sich ihrer eben so, und noch eigentlicher, annimmt, annimmt; der mehr der Mann der Gemeine Gemeine Gemeinde , als aller einzelnen Glieder ist, ist; der nur erbeten sie besucht, nicht um selbst nach ihren Angelegenheiten zu sehen, der durch sein eignes Beyspiel eigenes Beispiel das leidige Vorurtheil bestätigt, daß das Christenthum nur in die Kirche Kirche und nicht ins ganze Leben gehöre? Was kan kann die beste Predigt fruchten, wenn er selbst nicht mit freyem freiem Gewissen reden kan; kann; wenn er selbst das Vorurtheil gegen sich erregt hat, daß er das nicht glaube, oder ernstlich meine, was er öffentlich sagt; wenn er durch einen schlechten oder unvorsichtigen Wandel gute Eindrücke des Vortrags wieder zerstört, im Umgange gar nicht, oder mit Gleichgültigkeit, von Religions- und Gewissenssachen spricht, oder durch Unbesonnenheit und Mangel der Klugheit das Vertrauen wieder verscherzt, was er sich durch Eifer für die Religion erworben hatte? Wie mächtig hingegen wird er auf seine Anvertrauten wirken, wenn durchaus sein ganzes Betragen, seine Uneigennützigkeit, sein Fleiß, seine Gutthätigkeit und Behäglichkeit Dienstfertigkeit , seine Gewissenhaftigkeit, seine Klugheit, seine Ordnung Ordnung, sein, auch unter dem Druck und Leiden, immer guter Muth u. d. gl. u. dgl. beweiset, daß er der Mann ist , der er seyn soll oder scheinen will, der durch sen Beyspiel Beyspiel Beispiel zeigt, was die Kraft der Religion vermag, wenn man sich ihr von ganzem Herzen weyht weiht , und der eben diese Tugenden so durch sein ganzes Beyspiel Beispiel empfiehlt? mehr der Mann der Gemeine als aller einzelnen Glieder Vgl. 1Kor 12,12–27. 71 573 . Noch sind zwey zwei ganz einander entgegenstehende Dinge, die jedes in seiner Art den großen grossen Nutzen verhindern, den ein rechtschaffner rechtschaffener Geistlicher für die Religion stiften könnte. – Verachtung – Geringschätzung auf der einen, und Achtung Achtung , die Ueberschätzung auf der andern Seite, so fern sie auf Anderer falschen Begriffen von Religion und von seinem dem Amte beruht. – Wer überzeugt ist, daß die Religion mit keiner magischen Kraft, sondern durch Vorstellungen, Vorstellungen wirkt, und daß jede vermeinte Besserung oder Beruhigung, die nicht auf diese Art entsteht, bloße blosse Täuschung und Selbstbetrug ist: dem muß es wehe thun, wenn auch Menschen, die keine Verächter Verächter der Religion sind, ihm in Religionssachen Religionssachen blind blind glauben, oder seinen, besonders gottesdienstlichen, Handlungen, Gebet, Absolution, Segensprechen u. d. gl. u. dgl. oder von ihm geweyheten geweiheten Sachen, eine Kraft beylegen beilegen , die ihnen alles Alles , was auf ihrer Seite nöthig wäre, erspart, oder höchstens eine sinnliche Andacht für den Augenblick erfordert; weil diese Art zu denken, falsche Religionsbegriffe Religionsbegriffe, Sicherheit und Trägheit, Trägheit nährt, wahre Besserung verhindert, und, statt Gewissenhaftigkeit, Gewissenlosigkeit verursacht. Bloßes Blosses Predigen dagegen wird wenig helfen, weil solche Einbildungen Einbildungen dem Menschen gar zu bequem sind, und sich bey bei der größesten grössesten größten unaufgeklärten Classe Klasse der Menschen durch gewisse dunkle oder undeutliche Vorstellungen von dem Göttlichern und Wundervolleren , das in unmittelbaren (ohne ihre Mitwirkung erfolgenden) Wirkungen Gottes liege, empfehlen und erhalten. Aber fleißiger, erbaulicher Umgang Umgang des Predigers kan kann desto mehr thun; thun: weil er da mehr die oft sonderbaren Ursachen ihrer Einbildungen erfahren, und diesen entgegen ar beiten kan kann ; weil sie ihn da als einen Menschen gleich wie sich kennen lernen, der keine mehrere nicht mehr Kraft, Menschen selig zu machen, und Unglück von ihnen abzuwenden hat, als sie, in ihrer Art, wenn sie wollen, auch erlangen können; und vornemlich vornehmlich , weil er sie da immer mehr gewöhnen kan kann , nur in Gottes Wort, d. i. nur in Betrachtung der göttlichen Wahrheit und deren Anwendung aufs gan ze Leben, Trost zu suchen, und dieses als das alleinige und unentbehrliche Mittel zu ihrer immer mehrern mehreren Besserung Besserung überall zu gebrauchen. 72 574 . Doch zu unserer Zeit mag Verachtung Verachtung Geringschätzung den Stand Stand eines Geistlicher Geistlichen wohl mehr drücken, und das Gute, was er stiften könnte, erschweren. Gewissermassen Gewissermaaßen liegt die Ursache in der immer wachsenden, und sich weiter ausbreitenden Aufklärung Aufklärung und Verfeinerung der Sitten. – Jene verursacht: verursacht, Jene verursacht, daß bloßes blosses Ansehen der Person oder des Standes weniger wirkt als ehedem , und man mit Recht Klarheit der Sache und Gründe verlangt, wo Ueberzeugung und Folgsamkeit entstehen soll; daß der Lehrer der Religion, wenn er vorzüglich gehört seyn, und Andre Andere leiten will, auch vorzügliche Kenntnisse, wenigstens in der Religion, und, wenn man ihm auch diese erläßt, wenigstens vorzügliche Geschicklichkeit und Fertigkeit haben muß, Religionskenntnisse Religionskenntnisse in einzelnen einzlen Fällen nützlich nützlich zu machen; daß man, man bey bei der Vervielfältigung der wissenswürdigen Gegenstände, von ihm Kenntnisse und Geschicklichkeit auch in vielen andern Sachen, als bloß in der Religion, fordert. – Die Verfeinerung Verfeinerung der Sitten Sitten will selbst verlangt jetzt mehr, daß er umgänglich, gesellig, unterhaltend, ein Mann von gutem Ton seyn soll, als sonst, wo man vormals mit Schlecht und Recht zufrieden war, auch wohl dem Mangel guter oder feiner Lebensart nachsahe, wenn er durch exemplarisches Betragen ersetzt wurde. Mag diese Forderung übertrieben, mag wenigstens die allgemeine Forderung nicht bloß anständiger , sondern auch feiner Lebensart, ungerecht seyn: so gehört doch Bequemung nach Sitten, die auf bloß willkührlichen willkürlichen Begriffen vom Wohlstand beruhen mögen, wenn sie nichts Sündliches fordern nicht an sich sündlich sind , und Erwerbung solcher Kenntnisse und Geschicklichkeiten, die nicht zu unserm eigentlichen Beruf gehören – falls wir beydes, Beides ohne Versäumung näherer und höherer Pflichten erlangen können , – zu der großen grossen Pflicht, Allen Alles zu werden, ohne die man Viele nicht für die Religion gewinnen kan kann . Die andern erwähnten Folgen der Aufklärung Aufklärung aber sind so wünschenswürdig, und die darauf gegründeten Forderungen so gerecht, daß jene allen Geistlichen, die mehr Christus, s. Jesus Christus Jesus Christus Christi Ehre als ihre eigne eigene suchen, lieb, diese aber, kräftige Ermunterung zu mehrerm Fleisse, Fleiße seyn, und sie wie Paulus denken sollten sollten. Phil. 1, 18. und Kor. 13, 7. †) *) †) Anm. *) „Möchte doch Gott, nach meinem Wunsch, verhüten, daß ihr nie unrecht handeltet. Mags Mag's immer geschehen, daß unser Ansehn Ansehen falle! wenn ihr nur immer recht handelt, und wir dann unser Ansehen nicht brauchen können geltend zu machen.“ Dies Dieß ist wenigstens der Sinn dieser Stelle. Allen Alles zu werden Vgl. 1Kor 9,22. Kor. 13, 7 D.i. 2Kor 13,7. 73 575 . Wollte Gott, es gäbe keine andre andere Ursachen dieser Verachtung Verachtung! Freylich Geringschätzung des Standes! Allerdings aber ist ein sehr großer grosser Theil der Geistliche Geistlichen selbst durch ihr Verhalten, in Absicht Abscht auf Lehre, Methode und Sitten, eben sowohl Schuld daran, als durch ihr Eindringen in einen Stand Stand, wozu sie keinen innern Beruf Beruf haben, oder sich doch nicht dessen durch gewissenhaften Fleiß und redliche unermüdete Treue immer würdiger machen; machen: ein Vorwurf, der eben so wahr, als bey bei der Anwendung gegen den Stand selbst höchst ungerecht ist, und, wenn er so oft geflissentlich hervorgezogen, und so unbestimmt gebraucht wird, bey bei aller Protestation gegen gehäßige gehässige Absichten, ganz andre andere Ursachen verräth, als bloßen blossen Unmuth über viele viele unwürdige Mitglieder dieses Standes Unwürdige, die sich Geistliche nennen . Falsche und unedle Würdigung dieses Standes nach dem geringern Verhältniß, in dem er gegen Beförderung sichtbarer und unmittelbarer Vortheile der bürgerlichen Gesellschaft und des Nahrungsstandes steht; Mißgunst gegen billige Entschädigung des Verlustes der Zeit, der Kräfte, und anderweitiger Arten der Erwerbungsmittel, die gehöriger Fleiß, auf Geistesbeschäftigungen gewendet, nicht erlaubt; Mißvergnügen über einen Stand, der, selbst durch Erhaltung und Empfehlung der Religion, Tugend und Gewissenhaftigkeit Gewissenhaftigkeit, der Zügellosigkeit im Denken und in den Sitten entgegen, einem gewissenlosen zeitlichen Interesse im Wege steht, und Ausbrüche des letztern, wo nicht verhindert, doch erschwert, auf diese aufmerksam, und sie verabscheuungswürdig macht; und – worauf aller alle dieser Haß zuletzt beruht, beruht – Gleichgültigkeit oder gar Verachtung gegen Religion und Tugend selbst, – sind unstreitig die vornehmsten Ursachen dieser bezeigten zunehmenden Verachtung eines Standes, den seine Absicht und sein unleugbar unläugbar möglicher Einfluß auf die menschliche Wohlfahrt Wohlfahrt verehrungswürdig machen sollten. Jenen Haß durch ein würdiges Verhalten, durch vorzüglichen Fleiß, Treue, Klugheit, Unsträflichkeit, Gemeinnützigkeit, selbst durch Herablaßung Herablaßung Herablassung zu menschlichen Schwachheiten, und vorsichtige Bequemung zu unschuldigen Gewohnheiten, zu entwaffnen, entwafnen, entwaffnen: auch dies machts dieß macht's , daß die rechtschaffne rechtschaffene Führung des geistlichen Amt Amts weit mehr erfordert, als Geschicklichkeit im Vortrage, wenn man die ganze Absicht desselben erfüllen, und den so weit reichenden Nutzen stiften will, den es wirklich stiften kan kann . Anm. Alle diese wichtigen Eigenschaften sich zu erwerben, und vorbereiteter, als leider! von den meisten Meisten geschieht, dieses Amt anzutreten, wäre sehr zu wünschen, daß die Einrichtung gemacht würde, Keinem ein solches Amt anzuvertrauen, der sich nicht mehrere Jahre im Unterricht und in der Erziehung der Kinder, so wie, unter der Aufsicht erfahrner erfahrener und verständiger Führer, in den künftig nöthigen Stücken der Seelsorge, es sey sei in Schulen, oder allenfalls Conditionen als Privatlehrer in Familien , oder bey einer Predigerstelle, wo er bloß auf der Probe wäre, unter den Augen eines würdigen Geistlichen geübt hätte, und dann, nach mehr oder weniger bewährt gefundener Fähigkeit, Geschicklichkeit, Fleiß und exemplarischen exemplarischem Betragen, zu wichtigern oder geringern Stellen selbst befördert würde. – Es wäre auch Pflicht der Vorgesetzte Vorgesetzten, bey bei Prüfung junger Geistlichen, Geistlichen keineswegs bloß nach ihren Kenntnissen auf ihre Kenntnisse , vornemlich practischen practische vornehmlich praktischen , sondern eben so sehr danach zu forschen, ob sie Klugheit, Bedachtsam keit, Eifer sich vollkommner vollkommener zu machen, wenigstens Anlage und Neigung dazu, besäßen besässen ? ob ihr bisheriges Betragen exemplarisch gewesen? ob sie Interesse für Religion gezeigt hätten? So lange diese Einrichtungen nicht gemacht sind, ist es wenigstens Pflicht jedes rechtschaffnen rechtschaffenen jungen Mannes, selbst sich sich selbst darüber zu prüfen, und erst jene Gelegenheiten zu suchen, ehe er ein Predigtamt Predigtamt begehret begehrt . – Eben so nothwendig wäre es, fleißige Revision Revision der wirklich schon angestellten Prediger zu halten, und, – wenn es zu hart seyn möchte, unfleißige, bloß mechanisch ihr Amt treibende, ihrem Amte, nach ihrem besten Vermögen, keine Ehre machende Geistliche machenden Geistlichen , davon zu entfernen, oder in weniger erfordernde Stellen zu versetzen, – doch jedoch die Bessern verhältnißmäßig zu belohnen. So lange dies dieß nicht geschieht, sollte sich jeder rechtschaffen rechtschaffne rechtschaffene Mann selbst treiben. Denn treiben; denn Vorgesetzte sehen selten auf sie; und die gewöhnlichen Kirchenvisitationen, wo man oft allein darauf sieht, daß die Rechnungen Rechnungen ordentlich gehalten sind, daß keine Klagen , die sich allenfalls wohl abwenden oder entkräften laßen lassen , einlaufen, oder Weitläuftigkeit machen, und daß die Schul- oder Pfarrkinder gut antworten können, helfen sehr wenig zu diesem Zwecke, zumal wenn der Prediger man die Zeit vorher sehen kann, wenn wo sie sollen gehalten werden. 74 576 . Etwas Näheres nun über die ganze Art zu sagen, wie sich der Prediger, als wirklicher Seelsorger Seelsorger , bey bei allen Theilen seines Berufs zu benehmen habe, würde hier am unrechten Orte stehen. Das Allgemeinere, was hier Platz finden könnte, ist schon bisher bey bei Gelegenheit des Vortrags und dessen Einrichtung erwähnt, und das Uebrige §. 3 505 und 11. – 513. Wie erlangt man aber die Kenntnisse, die zur gewissenhaften und klugen Führung dieses Amtes nöthig sind? 75 577 . Manches ist zwar jeden Ortes gewissermaaßen durch Kirchenordnungen Kirchenordnungen bestimmt, und es ist vor an sich klar, daß, wer in einem besondern Amt Amte angestellt ist, sie sich eben so, wie jeder gute Bürger die Landesgesetze, bekannt machen müsse. Allein Aber sie betreffen doch eigentlich nur die Polizey Polizey Polizei der Kirche, das Aeusserliche Aeußerliche , das man ohne Verantwortung und Ahndung der Obrigkeit nicht unterlaßen unterlassen darf, nur erzwingliche Pflicht Pflichten, die allenfalls erzwungen werden können ; aber nicht die viel wichtigere Pflicht wichtigern , sich gerade so zu betragen, daß der heil same Zweck des Amtes, die geistige Wohlfahrt der uns Anvertrauten, aufs beste erreicht werde, und nichts geschehe, was auf irgend einige Art den Nutzen hindern könne, den der Prediger stiften kan kann . – Eigene nach und nach erlangte Erfahrung Erfahrung thut freylich freilich auch viel, und ohne sie würde sich der Geistliche nicht selbst bilden; bilden, zumal, da er nicht alles Alles , was er zu seinem rechtmäßigen Betragen wissen muß, durch allgemeinern Unterricht lernen kan kann ; da die kluge Anwendung Anwendung des Allgemeinern auf besondere Fäl le eigene Geschicklichkeit erfordert; da die besondern Umstände, in die er kommt, vieles erst lehren, und ihm zeigen müssen, wie er sich eben hier, nach den besondern Bedürfnissen derer, mit welchen er zu thun hat, zu verhalten habe; habe, und da es überhaupt sehr mißlich ist, bey eignen Erfahrungen, bei eigenen Erfahrungen erst durch Schaden klug zu werden, der oft sich nicht ganz wieder gut machen läßt, oder unangenehme Folgen mit sich führt, deren Eindrücke sich nicht immer ganz wieder auslöschen laßen lassen . – Nützlicher, wenigstens nicht so Gefahrvoll gefahrvoll , sind zwar die Belehrungen Belehrungen , die man von andern erfahrnern erfahrneren und verständigern verständigeren Geistliche Geistlichen einziehen kan kann . Allein es giebt dieser der Geistlichen nicht viel Viele , die diese Eigenschaften wirklich besitzen, und deren Erfahrungen oder Pastoralkenntnisse Pastoralkenntnisse sich weiter, als über das Herkommen oder über das Gewöhnliche, erstrecken. Sie können uns wohl zeigen, was sie gethan haben; aber nicht, ob sie, selbst wenn es glückte, recht und wohl daran thaten? ob es im Grunde nicht mehr geschadet schadete als genutzt habe nutzte ? und, wenn auch alles dies dieß nicht wäre , ob wir es in unsern Umständen nachahmen dürfen? Der geringste Umstand kan kann die Sache und die Pflicht verändern. Und wer hat in dringenden Fällen, wo man sich auf der Stelle entschließen entschliessen muß, den Mann immer bey bei der Hand, der ihn an das Nöthige erinnerte? 76 578 . Indessen ist der Umgang Umgang mit solchen, die einerley einerlei Geschäfte mit uns treiben, allerdings die beste Schule, wo wir dies dieß lernen können, wenn die Männer darnach sind, und wenn wir ihre Belehrung zu benutzen verstehen. Denn wie kan kann sich der praktisch praktische Verstand und Beobachtungsgeist besser, als in den Geschäften selbst , bilden, und, wenn man noch wenig eigene Gelegenheit dazu gehabt hat, oder sich für vor Uebereilung oder Unentschlossenheit fürchtet, wie besser, als durch den Umgang mit solchen, deren Grundsätze, Erfahrungen und Beyspiele Beispiele musterhaft sind, in dem besondern Kreise vornemlich, worinn vornehmlich, worin wir auch zu handeln haben? Aber es müßten Männer seyn, die, bey bei wahrer Gewissenhaftigkeit Gewissenhaftigkeit und thätigem thätigen Eifer für ihren Beruf, praktisch praktischen Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist und praktische Beurtheilungskraft Beurtheilungskraft praktische Beobachtungsgeist und praktischen Beurtheilungskraft besäßen besässen , und willig genug wären, den Unerfahrneren Unerfahrenern auf das rechte Betragen in einzelnen vorkommenden Fällen aufmerksam und selbstthätig zu machen. 77 579 . Unstreitig muß der, dem man Klugheit Klugheit ablernen soll, selbst die nothwendigen Eigenschaften wahrer Klugheit besitzen. Er muß 1) die Welt und das menschliche Herz wohl kennen, also fähig zu genauen Beobachtungen dieser Art, und aufmerksam darauf seyn, wie verschieden die Menschen in ihrer Denkungsart und ihrem Charakter sind, in wie mancherley mancherlei Lagen sie kommen können, welchen Eindruck die Umstände auf sie, nach ihrer besondern Gemüthsbeschaffen heit Gemühsbeschaffenheit , machen, wie sich dadurch ihre Vorstellungen und Neigungen verändern laßen lassen , oder eine andre andere Richtung bekommen, was für Hindernisse und was für Beförderungsmittel in diesem allen liegen, wenn man auf ihr Gemüth wirken will. Dies Dieß giebt den Stoff zur Klugheit, der in einzelnen einzlen Erfahrungen Erfahrungen besteht. Aber er muß auch 2) diese einzelnen einzle Beobachtungen wohl benutzen, und daraus das Allgemeine, wenigstens das, was gewöhnlich geschieht oder zu erwarten ist, abziehen, um sichre sichere Regeln Regeln zu haben, die ihn in ähnlichen Fällen leiten können, wenn er die Menschen und die Umstände richtig beurtheilen, oder gewisse Veränderungen in ihnen hervorbringen will. Wer einen solchen Schatz von allgemeinen praktisch praktischen Regeln oder Maximen besitzt, die er aus einzelnen einzlen Beobachtungen abgezogen, und sich dadurch von ihrer Wahrheit und Brauchbarkeit überzeugt hat, nur der verdient den Namen eines erfahren erfahrnen erfahrenen Mannes. Einen Verstand, der dieses vermöchte, könnte man den praktischen Verstand nennen. – Beyde Beide Stücke, ich meine: viele Beobachtungen und der praktische Verstand, müssen bey bei wahrer Klugheit zum Grunde liegen , und man wird so viel fähiger zur Klugheit , je mehr Gelegenheit man hat, Beobachtungen dieser Art anzustellen, je stärker unsre unsere Aufmerksamkeit darauf ist, und je mehr Geistesfähigkeiten man besitzt, zu vergleichen, und daraus bestimmte allgemeine praktische Regeln zu ziehen. – Kommt nun dazu die fleißige Uebung Uebung in Anwendung dieser erlangten Erfahrungen auf vorkommende Fälle, wo man selbst handeln, handeln und auf Andre andre Andere wirken soll: soll, so bildet sich nach und nach die Fertigkeit, theils die Umstände, unter welchen man handeln, und die Menschen, die man leiten soll, so weit wenigstens, durchzuschauen durchzusehen , als man es zu seiner Absicht braucht, theils gleich hienach hiernach das Rathsamste und Thulichste Thunlichste in einzelnen einzlen Vorfällen zu erkennen. Jenes ist der praktische Beobachtungsgeist Beobachtungsgeist , dieses die praktische Beurtheilungskraft Beurtheilungskraft ( Th. 1. §. …) (§. 209 ) , welche eigentlich die Bestandtheile der Klugheit ausmachen. Anm. Anm. 1. Klugheit Anm. 1) Klugheit ist eine so nothwendige Eigenschaft eines würdigen Geistlichen, als alle übrige Eigenschaften der Erkenntniß und des Herzens immer seyn mögen; mögen: weil seine ganze Bestimmung es mit sich bringt, stets auf andre andere Menschen zu wirken, ihnen in geistlichen Angelegenheiten zu rathen, und sie bloß durch das Mittel der Ueberzeugung zu Gesinnungen und Handlungen zu bringen, zu welchen sie gemeiniglich nur zu wenig Neigung haben; und weil auch ein Mensch vom besten Verstand und Herzen durch Unklugheit seine eigne eigene Absicht vereitelt, und der Beförderung des Guten oft unüberwindliche Hindernisse in den Weg legt. Man sollte daher bey bei Besetzung Besetzung der geistlichen Stellen eine eben so sorgfältige Prüfung der Candidaten Candidaten Kandidaten in Absicht auf ihre Klugheit anstellen, und nicht damit zufrieden seyn, daß sie das Ihrige gelernt hätten, und redliche oder unbescholtne unbescholtene Menschen wären. Anm. Anm. 2. Freylich kan 2) Freilich kann man bey bei der großen grossen Anzahl der Geistlichen, folglich auch ihrer so großen grossen Ver schiedenheit, so wenig wie in andern Ständen, erwarten, daß die Anzahl wahrhaftig kluger Männer beträchtlich sey sei ; zumal da die Klugheit nicht vor den Jahren kommt, und nicht ohne lange Uebung entsteht, auch die ganze Beschäftigung eines Studierenden mit unsichtbaren Dingen und allgemeinen Sätzen, eben ihrer Natur nach, ihn von Aufmerksamkeit auf gegenwärtige und concrete Dinge abzieht. – Es giebt eine allgemeine und eine besondre besondere Klguheit Klugheit in Absicht auf gewisse Arten von Beschäftigungen. Die letztere, die man Amtsklugheit Amtsklugheit nennen könnte, kan kann einem sehr fehlen, der sonst überhaupt gar nicht unklug ist, und sie ists vornemlich vornehmlich , diese Achtsamkeit auf seinen besondern Beruf und auf die Art Art, sich dabey dabei gehörig zu benehmen, die von dem Geistlichen erfordert wird, ob sie gleich der nie erlangen wird, dem es an jener sehr fehlt, welche dem Geistlichen eben so nothwendig als die Amtsklugheit Amtsklugheit (Prudentia pastoralis) ist, da er nicht bloß mit seinem Amt Amte zu thun, sondern auch viele andre andere Pflichten auf sich hat. (Th. I. §. …) Für den späteren Nachtrag ist die Paragraphenzahl offengeblieben (vgl. I § 120 a; III § 105). 78 580 . Diese Eigenschaften sind zur Bildung des klugen Mannes unentbehrlich; aber unzureichend, den klugen Seelsorger Seelsorger, Seelsorger und durch diesen Andere, Andere zu eben demselben Beruf zu bilden, wenn nicht noch zwey zwei andere Eigenschaften hinzukommen. Die erste , daß er gewissenhaft und voll thätigen Eifer Eifers für seinen Beruf Beruf sey sei ; nicht zufrieden, sein Amt Amt ohngefähr ungefähr und im Aeussern Aeußern zu thun; nicht gleichgültig gegen kleinscheinende Mängel, Fehler oder Versäumnisse; überhaupt, überhaupt nicht gleichgültig gegen immer weitere Fortschritte in der Erkenntniß, in eigner eigener Besserung, im Wohlwollen gegen Andere; sondern seinem Beruf ganz gewidmet; gleich aufmerksam und sorgfältig in Absicht auf alle Theile desselben; überall bedacht auf dessen Zweck , auf die Besserung Besserung der Menschen in ihrem ganzen Umfange; durchaus eifrig, alle Mittel zu finden, finden und mit Weisheit zu gebrauchen, die sie befördern können. Die zweyte zweite , daß er willig willig sey sei , sich Andern sich Andern , die er zu gleichem Zweck bilden könnte, mitzutheilen mitzutheilen , sie auf alle in Anschlag kommende Umstände und auf das diesen angemessenste Betragen aufmerksam zu machen, sie zur Selbstthätigkeit zu ermuntern. Anm. Wenn Candidaten Candidaten Kandidaten frühzeitig zu verständigen und in ihrem Beruf eifrigen Geistlichen Geistlichen, oder in besondere Pflanzschulen gethan würden, wo sie sich, unter gehöriger Aufsicht, in der Seelsorge üben lernten; und wenn von Zeit zu Zeit in jeder Diöces eine Art von Synoden zu diesem Zweck gehalten würden, wo jeder die ihm vorgekommenen Vorfälle und Angelegenheiten dieser Art vortragen, und jeder freundschaftlich seine Gedanken von dem besten Verhalten dabey dabei mittheilen könnte: so lernte nicht nur jeder diejenigen in seinem Bezirk kennen, welchen sich diese Klugheit am besten ablernen ließe liesse , sondern er würde auch auf Vieles vieles aufmerksam gemacht, woran er sonst schwerlich gedacht hätte, und lernte immer mehr durch An derer Klugheit sich selbst dazu bilden. Wo keine solche Anstalten sind, oder wo man wenig Geistliche findet, die dafür Interesse oder dazu Fähigkeit haben, ist die öftere Zusammenkunft gleichgesinnter Prediger Predigern zu diesem Zweck , Zweck das Mittel, welches niemand versäumen sollte. S. Ueber praktische Vorbereitungsanstalten zum Predigtamt , von Sextro, Heinrich Philipp Heinrich Phil. Sextroh , Göttingen, Göttingen 1783. 8. 79 581 . Kan Kann man einen solchen lehrreichen Umgang Umgang mit bewährten Geistlichen nicht haben: haben, so bleibt, ausser außer den andern oben ( §. 75 75. § 577. ) erwähnten Hülfsmitteln, nichts übrig, als das fleißige Studieren der besten Schriften, die einen Geistlichen über den ganzen Umfang seiner Pflichten Pflichten und über besondre bey besondere bei seinem Amt Amt Amte vorkommende Fälle, so wie von dem gewissenhaften und klugen Betragen dabey dabei , unterrichten; und welche auch bey bei dem Gebrauch der übrigen Mittel nothwendig erforderlich sind, theils , um sich wenigstens vorläufig mit den nothwendigsten Eigenschaften und Vorfällen bey bei seinem Beruf Beruf bekannt zu machen, theils , um das Ganze mehr übersehen zu lernen, und selbst in Absicht auf seltenere seltnere und schwerere Fälle vorbereitet zu seyn. Ausser Anm. Außer den oben §. 57 559. 57. Anm. und in der der Anweisung zur Kenntniß der besten theol. Bücher , §. 568 f. angeführten Schriften, verdienen der Der patriotische Landprediger (von Reß, Johann Heinrich Joh. Johann Heinr. Reß ), Leipzig, 1779–84. in Leipzig 1779–84., 4 Stücken in Stücke, gr. 8 8. ; Ueber Predigerbeschäftigungen, Predigerbeschäftigungen und Predigerbetragen Predigerbetragen, von Ewald, Johann Ludwig J. L. Ewald , Lemgo Lemgo, 1783–89. 1783–86. bisher in 6 4 Heften in 1783–89., gr. 8; die 8.; Briefe zur Bildung eines Landpredigers , Hof Hof, 1785–90. in 3 Bänden 1785. in 8 1785–90., 3 Bände, 8. ; und das Repertorium über Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger , von Oemler, Christian Wilhelm Christ. Wilh. Oemler , Jena Jena, 1786–89. 1786–88 bisher in 4 3 Theilen in gr. 8, in welchen welchem man auch die besten neuesten Schriften über einzelne Be schäftigungen angezeigt findet, 1786–89., 4 Theile, gr. 8., nebst dem Supplementband 1801 f. , wegen der großen Weitschweifigkeit des Werkes noch brauchbarer, der Loy, Johann Wilhelm J. W. Loysche Auszug aus Oemler, Christian Wilhelm Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805. ; vorzüglich verglichen zu werden. Die neuesten Schriften sehe man im 4ten Bande der Predigerbibliothek und in Fuhrmann, Wilhelm David Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter Th. 1819. Anweisung zur Kenntniß der besten theol. Bücher, §. 568 f. Vgl. I § 43. der patriotische Landprediger (von Joh. Heinr. Reß), Leipzig, 1779–84. in 4 Stücken Das letzte Stück datiert aus dem Jahr 1783. Ueber Predigerbeschäftigungen, und Predigerbetragen von J. L. Ewald, Lemgo 1783–89. bisher in 6 Heften Die Reihe Ueber Predigerbeschäftigung und Predigerbetragen ist in insgesamt neun Heften (1783–1794) erschienen. Briefe zur Bildung eines Landpredigers, Hof 1785–90. in 3 Bänden Die Briefe zur Bildung des Landpredigers stammen von Johann Georg Gottfried Kiesling (1748–1819). Supplementband 1801 f. Ein Supplementband ist 1793 erschienen, doch können auch Christian Wilhelm Oemlers (1728–1802) Vermischte und letzte Beyträge zur Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger (1801) als Supplement gelten. J. W. Loysche Auszug aus Oemler's Repertorium, 2 Theile. Kemten 1805 Gemeint sind Johann Wilhelm Loy (1752–1805) und sein zweiteiliger Zweckmäßiger Auszug aus Ch. W. Oemlers Repertorium über Pastoraltheologie und Casuistik für angehende Prediger (1805/1806). 4ten Bande der Predigerbibliothek Vgl. I § 43 c. Fuhrmann's Handbuch der theolog. Literatur besonders für Prediger, 2ter Th. 1819 D.i. Wilhelm David Fuhrmanns (1764–1838) Handbuch der theologischen Literatur oder Anleitung zur theologischen Bücherkenntniß für Studirende, Candidaten des Predigtamts und für Stadt- und Landprediger in der protestantischen Kirche (1818/1819.1821) (vgl. I § 43 c). 80 582 . Zur Erhaltung des einem Geistlichen so nöthigen Ansehens gehört auch die Erhaltung seiner Rechte Rechte , und, da er in seinem Beruf keines Andern Rechte, besonders in geistlichen und kirchlichen Dingen – die hier eigentlich nur in Anschlag kommen – kränken, zugleich auch die Rechte seines Standes, seines Amtes, seiner Kirche und seiner Gemeine Gemeinde insbesondere, aufrecht erhalten muß: so kan kann er eine Kenntniß dieser Rechte, ihrer Gränzen, wie weit ihre Erhaltung ihm anvertraut sey sei , und wie er sie handhaben und erhalten solle, nicht entbehren. 81 583 . Jeder Mensch hat, wie die Pflicht, so das Recht, alles Alles zu thun, was zu seinem Besten dient, also auch nach Kenntniß alles dessen zu trachten, was sein Verhältniß gegen Gott betrift betrifft , dieser Erkenntniß gemäß zu handeln, und alles Alles zu thun, was jene Kenntniß und die Befolgung derselben, mit einem Einem Wort, was seine Religion befördern kan kann . Wollte man den Inbegriff aller dieser Rechte Rechte in Absicht auf Religion des Menschen unter Einem einem Namen zusammenfassen: so könnte man ihn das geistliche oder religiöse Recht nennen. Vereinigen sich mehrere Menschen in Eine Gesellschaft Gesellschaft, um ihre durch die Religion zu erhaltende, d. i. geistliche, Wohlfahrt besser zu befördern: befördern, so entsteht eine gottesdienstliche Gesellschaft , und, wie man gar wohl sagen könnte, eine Kirche Kirche – obgleich dieser Name nur von und unter Christen gebräuchlich ist ist; – und tritt sie zusammen, um jene gemeinschaftliche Wohlfahrt durch die christliche Religion zu befördern, so entsteht der Begriff einer christlichen Kirche . Die Gesetze und ihre Folgen, d. i. die Pflichten und Rechte einer Kirche, müßten sich auf die Natur der Sittlichkeit, der Religion, und einer Gesellschaft, die der christlichen Kirche aber, zugleich auf die Lehren des Christenthums, gründen; und niemand hätte das Recht, ihre Rechte und deren Ausübung einzuschränken, oder ihr Gesetze vorzuschreiben, als sie sich selbst. Sogar alsdann, wenn in ihr eine Verschiedenheit der Meinungen über den Umfang des Zwecks, wozu sie sich vereinigt hat, oder über das Verhältniß gewisser Mittel dazu, entsteht, behält jedes einzelne einzle Glied der Kirche das Recht, entweder sich mit den andern durch einen Vertrag Vertrag zu vergleichen, oder an gewissen Anstalten nicht Theil zu nehmen, oder sich von dieser Gesellschaft selbst zu trennen. Wenn sie nun einander durch irgend einen Vortrag Vertrag nachgäben, der alsdann die Kraft eines Gesetzes bekommt, oder ihre vermeinten Rechte kämen in Widerspruch mit den Rechten andrer anderer Personen oder Gesellschaften, deren Rechte, in Absicht auf den zweifelhaften Punct Punkt , sie anerkenneten, oder diesen Widerspruch durch eine Uebereinkunft ausglichen: so entstünden mensch liche Kirchengesetze Kirchengesetze und Rechte, die, sofern sie unter verglichenen Bedingungen gemeinschaftlich angenommen sind, eben so unverbrüchlich als die göttlichen Gesetze, und so lange zu halten wären, als diese Bedingungen durch die Umstände keine Veränderungen litten. 82 584 . Diejenigen, natürlichen oder positiven, göttlichen oder menschlichen, menschlichen Gesetze, welche Religion und deren Ausübung betreffen, nebst den daraus entspringenden Rechten, so fern beyde beide aus Quellen fließen fliessen , die allgemein von allen Christen als Quellen anerkannt werden, machen das allgemeine (christliche) Kirchenrecht Kirchenrecht aus; die aber, welche welche, in gedachter Rücksicht, nur ein Theil der Christen anerkennt, oder wenigstens genehm hält, das besondre besondere Kirchenrecht , welches das so verschieden ist, so viele besondre besondere kirchliche Gesellschaften es giebt, die sich nach diesen Gesetzen als Eine gottesdienstliche Gesellschaft zusammenhalten. Eine Art dieses besondern Kirchenrechts ist das sogenannte kanonische Recht (im engern Verstande), welches auf kirchlichen Verordnungen (canonibus ecclesiasticis) beruht, die in der römischen Kirche und den mit ihr verbundenen für verbindlich gehalten werden, von welchem noch manche das päbstliche päpstliche Recht (ius pontificium) unterscheiden, das nur von den Theilen der römischkatholischen römisch-katholischen Kirche anerkannt wird, die alle Verordnungen der römischen Päbste Päpste , um des an sich verbindlichen Ansehens der Päbste Päpste willen, als gesetzmäßig annehmen. 83 585 . Das deutsche protestantische Kirchenrecht Kirchenrecht ist eine andre andere Art des besondern Kirchenrechts, und wird in ein öffentliches und Privat-Kirchenrecht Privat-Kirchenrecht getheilt. Jenes, das man auch das deutsche Kirchen-Staatsrecht Kirchen-Staatsrecht , nemlich nämlich der Protestanten, nennt, ist allen deutschen evangelischen Kirchen gemein, und seine vornehmste Grundlage ist der Augspurger Augsburger Religionsfriede von 1555 1555. , und der westphälische von 1648. Das protestantische Privat-Kirchenrecht ist nach den verschiedenen evangelischen Landeskirchen sehr verschieden, und beruhet beruht auf den Kirchenordnungen, Recessen, Verordnungen der Landesobrigkeit, und der sogenannten wohl hergebrachten Observanz. Es setzt das öffentliche protestantische, und dieses wieder das allgemeine Kirchenrecht, als verbindlich voraus, wo es nicht durch besondre besondere Landesverordnungen oder Einrichtungen eine Einschränkung bekommen hat. Augspurger Religionsfriede von 1555 In dem zwischen Ferdinand I. (1503–1564), ab 1531 römisch-deutscher König, den protestantischen und den römisch-katholischen Reichsständen geschlossenen Augsburger Religionsfrieden vom 25.9.1555 wurde eine paritätische Reichskirchenverfassung und die obrigkeitliche Territorialkirchenherrschaft vereinbart. Dies bedeutete eine gleichberechtigte Koexistenz zwischen Altgläubigen und den Anhängern des Augsburger Bekenntnisses (vgl. II § 211) und gleichzeitig den Verlust der mittelalterlichen Einheit der Kirche bzw. von Kirche und Reich. Insofern gilt der Augsburger Religionsfriede als das wichtigste Fundamentalgesetz des Reichs im Konfessionellen Zeitalter, dessen Folgen bis in die Gegenwart hinein spürbar sind. westphälische von 1648 Der den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) beendende Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) bestätigte und aktualisierte die Vereinbarungen des Augsburger Religionsfriedens (s.o.) und garantierte überdies auch den Reformierten den gleichen reichsrechtlichen Status. 84 586 . Warum, und wie ferne fern ist das Studium dieser Rechte Rechte, Rechte einem Lehrer der Religion insbesondre insbesondere nothwendig? – Schon deswegen, weil er seine eigenen Rechte in Absicht auf Religion, als Mensch und als Lehrer, kennen muß. Pflichten Pflichten und Rechte hängen unzertrennlich zusammen. Jede Pflicht, von der ich mich man sich überzeugen oder die ich man ausüben soll, giebt mir auch ein Recht, die dazu nöthigen Mittel zu brauchen gebrauchen ; und wenn ich mich man sich gleich meines seines Rechts nur bedienen darf , nicht immer muß : muß ; so muß ich doch nach gewissen Gesetzen bestimmen bestimmt werden , ob ich mich man sich dessen bedienen soll oder nicht, nicht: und nach diesen Gesetzen, die eben meine Pflicht die Pflichten selbst bestimmen, kan ich kann man pflichtmäßig oder pflichtwidrig handeln, wenn ich man von dem Rechte Gebrauch mache macht oder nicht. Wir können also nicht einmal immer recht handeln, und unsre unsere Pflicht beobachten, wenn wir nicht unsre unsere Rechte kennen, und wissen, wo wir sie üben müssen, und wo es uns frey frei steht, steht sie zu veräussern veräußern , oder ihren Gebrauch zu unterlaßen unterlassen . Wie viele und große grosse Sünden entstehen z. B. aus der unterlaßenen unterlassenen eignen unterlassenen eigenen Untersuchung in der Religion und Mittheilung meiner mir der einem jeden richtiger und nützlicher scheinenden Entdeckungen darin an Andere, oder aus dem schrankenlosen unbeschränkten Gebrauch des Rechts zu beyden beiden ? 85 587 . Eben so wenig darf ich jemand Anderer Rechte Rechte beeinträchtigen. Dies Dieß würde ich er thun, wenn ich er ihnen ihre Rechte, in Absicht auf Religion, Gottesdienst, und was zu dessen Beförderung dient, absprechen, oder einschränken, oder durch den Gebrauch der meinigen seinigen sie an der Ausübung Ausübung der ihrigen hindern, oder sie auch nur bereden wollte, diese, ohne ihre, selbst oft wider ihre, ihre Ueberzeugung, zu veräusseren veräußern , und mir nachzugeben ihm abzutreten , oder sie hindern, ihre veräusserten veräußerten , aber ihrer Natur nach unveräusserlichen, unveräußerlichen Rechte wieder an sich zu bringen. Noch mehr, wenn ich er die Rechte Anderer, deren Untersuchung, Erhaltung und Ausübung mir ihm anvertraut ist, vernachläßigte vernachlässigte oder veruntreuete. – Nun sind viele solche dem Lehrer der Religion anvertrauet, vornemlich vornehmlich so fern er einer besondern kirchlichen Gesellschaft vorge setzt ist; und, wenn er sie auch allein weder bestimmen noch handhaben darf: darf, so hat er doch das Recht und die Pflicht Pflicht, Acht zu geben, wo sie vernachläßigt vernachlässigt oder beeinträchtigt werden, um den Obern davon Anzeige zu thun, und Vorstellungen zu machen. Daher muß er in aller Absicht allen diesen Absichten diese Rechte, wenn er nicht seine Pflichten, zum großen grossen Schaden Anderer, vernachläßigen vernachlässigen , oder überhaupt Anderer Rechten zu nahe treten will, sorgfältig suchen kennen zu lernen. Beyspiele Anm. Beispiele zu dem Gesagten sind: wenn der Lehrer Lehrer, so fern er als ein an eine besondre besondere kirchliche Gesellschaft gebundner gebundener Lehrer handelt, derselben gewisse Lehren wider ihren Willen und wider den Zweck vorträgt, wozu sie in eine besondere Gesellschaft zusammengetreten sind; wenn er eigen mächtig, und da, wo ihm die Gemeine Gemeinde , oder die, bey bei welchen die Regierung derselben steht, nicht, wenigstens stillschweigend, bevollmächtigt haben, Veränderungen in der Liturgie vornimmt, oder dergleichen hindert; wenn er durch Aufopferung seiner Rechte den Rechten seiner Mitbrüder etwas vergiebt u. d. gl. u. dgl. Sehr recht und edel handelten hingegen die deutschen Fürsten bey bei der Reformation im 16ten Jahrhundert, wenn sie, auf Anhalten ihrer evangelischen Unterthanen, die unveräusserlichen unveräußerlichen Gewissensrechte derselben wieder herstellten. 86 588 . Zu diesen Rechte Rechten gehören nicht nur die, welche aus der Natur des Menschen, der Gesellschaft, der Religion und des Gottesdienstes nothwendig fließen fliessen , sondern auch die, so auf einer willkührlichen willkürlichen Uebereinkunft Uebereinkunft, oder auf den Verordnungen und Veranstaltungen dererjenigen derjenigen beruhen, die das Recht hatten, das, was aus jenen Quellen nicht nothwendig floß, oder dadurch unbestimmt war, um der guten Ordnung Ordnung willen, zu bestimmen, welches das hiedurch hierdurch also von ih nen, die in solchen Sachen eine gesetzgebende Befugniß hatten, auch eine gesetzmäßige, oder, durch das unwidersprochne unwidersprochene Herkommen, eine ähnliche Kraft Kraft bekam. Da solche Verfügungen, die sich auf bloß menschliches Ansehen gründen, in verschiednen verschiedenen gottesdienstlichen Gesellschaften sehr verschieden sind (§. 82 u. 83 ): 585. ): 82. und 83. ), so ist es Pflicht Pflicht eines in einer solchen besondern Gesellschaft angestellten Lehrer rers Lehrers , sich auch diese positiven kirchlichen Gesetze und Anstalten, und die daraus fließenden fliessenden Rechte und Pflichten bekannt zu machen, um keine zu vernachläßigen vernachlässigen , zu verletzen, oder sich dadurch Verantwortung zuzuziehen, um dieselben aufrecht zu erhalten, und andern Andern , die darüber belehrt seyn wollen, Unterricht und Rath zu ertheilen; ertheilen, welches ja, so fern sofern solche äussere äußere Anstalten auch eine innerliche Verbindlichkeit, sie zu beobachten, mit sich führen, einen Theil der ihm anvertrauten Seelsorge Seelsorge ausmacht. Man sieht von selbst, daß, in dieser Rücksicht, Rücksicht ein protestantischer Lehrer verbunden sey sei , vorzüglich sich das protestantische allgemeinere allgemeinere , und, als ein Glied und Vorsteher einer besondern protestantischen Landeskirche Landeskirche, auch das ihn und seine gottesdienstliche Gesellschaft angehende besondre besondre besondere Kirchenrecht Kirchenrecht zu studieren. Anm. Je mehrere Eingriffe in solche Rechte öfters selbst von denen geschehen, die Diener der Gerechtigkeit seyn sollen; je öfter diese den Grundsatz haben, daß Rechte nur für die geschrieben sind, welche darüber wachen; und je unwiederbringlicher, unwiederbringlicher einmal verlorne verlorene oder eine Zeitlang ungebraucht gelaßene Rechte, gelassene Rechte dahin, gelassene Rechte nie, oder wenigstens schwer wieder geltend zu machen sind: desto unverantwortlicher ist es für einen Geistlichen, der sie erhalten sollte, sie aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit zu vernachläßigen vernachlässigen . – Je häufiger es überdies überdieß geschieht, daß allgemeine und natür liche geistliche und Kirchenrechte durch positive menschliche Verordnungen verdrängt oder eingeschränkt werden, und je gewöhnlicher es unter Rechtsgelehrten ist, diese eher als jene zu hören, mehr nach diesen als jenen zu sprechen: desto dringlicher wird für Geistliche die Pflicht, das allgemeine, geistliche, allgemeine geistliche und allgemeine geistliche und Kirchenrecht gründlich zu studieren. Diener der Gerechtigkeit Vgl. 2Kor 3,9; 11,12–15 (vgl. Röm 6,13.18). 87 589 . Minder nothwendig könnte einem protestantischen Geistlicher Geistlichen das Studium des kanonischen Recht Rechtes Rechts scheinen, und ist es auch für die meisten. Aber, – nicht zu gedenken, daß es zu besserer Einsicht der Kirchengeschichte dienen kan kann , und manche Veränderungen der Kirche ohne die Kenntniß der in ihr angenommnen angenommenen Gesetze und Rechte nicht recht verständlich oder begreiflich sind; sind, – so enthält das protestantische Kirchenrecht Kirchenrecht zum Theil noch viele Ueberbleibsel aus dem kanonischen; kanonischen, und die Protestanten Protestanten in Deutschland haben selbst durch Verträge sich zur Beybehaltung Beibehaltung mancher auf das kanonische Recht gegründeten Einrichtungen verstanden. Um diese zu verstehen, ist die Kenntniß des kanonischen nicht zu entbehren. – Ueber dies Ueberdies Ueberdieß leben viele protestantische Geistliche an solchen Orten, wo die Römischkatholischen römisch-katholischen entweder die herrschende Kirche ausmachen, oder neben den Protestanten leben; leben, wo sie also auf einer Seite nie die Rechte derselben kränken, noch zu Gegeneingriffen Gelegenheit geben, auf der andern aber wachen müssen, daß ihre eignen eigenen Rechte nicht durch die Ansprüche jener beeinträchtigt werden, und daß, wenn man diese letztern oder die daher entstehende entstehenden Bedrückungen auf gewisse Rechte gründet, alsdann die gute Sache der Protestanten nach den von den Gegnern selbst durch Friedensschlüsse und Verträge zu gestandenen protestantischen, oder selbst nach kanonischen, kanonischen Rechten vertheidigt werde. – Ueberhaupt aber ist schon die Kenntniß des kanonischen Rechts sehr nützlich nützlich, zu besserer beßrer Einsicht und Beurtheilung der zwischen unsrer unserer und der römischkatholischen römisch-katholischen Kirche obwaltenden Streitigkeiten, die größtentheils ihren Grund in dem kanonischen Rechte haben; so wie dieses manches Zeugniß der Wahrheit gegen jene Kirche enthält, und die Unschuld oder Nothwendigkeit des Abgangs der Protestanten von jener Kirche rechtfertigt. – Endlich wird die Kenntniß dieses Rechts protestantische Lehrer Lehrer vorsichtig machen, aus falschen Begriffen von Toleranz oder aus Unkunde desjenigen, was die man in der römischkatholischen römischcatholischen römisch-katholischen Kirche für Recht halten hält , keine Schritte zu thun, wodurch man ihnen Blößen Blössen giebt, oder etwas einräumt, wonach sie glauben können, in den Besitz gewisser Rechte gesetzt zu seyn, und sich nicht eine mögliche Vereinigung mit dieser Kirche zu erträumen, die allezeit auf Kosten der Protestanten gehen würde. 88 590 . Aus dem bisher Gesagten erhellet schon, daß das Studium der geistlichen Rechte Rechte nicht jedem gleich nothwendig, wem es am unentbehrlichsten, und welche Arten derselben für einen Geistlichen unsrer unserer Kirche die nothwendigsten seyen seien ; und da zugleich oben angegeben ist, worauf sich diese verschiedene verschiedenen Arten gründen: gründen, so sind – eben damit auch die Quellen Quellen angezeigt, woraus jede dieser Wissenschaften zu schöpfen ist. Vernunft Vernunft und die heil. heilige Schrift, so weit sie uns auf christliche Kirchenrechte Kirchenrechte führt, sind jedem zugängliche Quellen; Quellen, und je fleißiger und unbefangner unbefangener man beyde beide , mit den gehörigen Kenntnissen und Hülfsmitteln ver sehen, studiert: studiert, je studiert, desto mehr werden alte Vorurtheile in der geistlichen Rechtsgelehrsamkeit Rechtsgelahrtheit verschwinden, und neue Aufschlüsse, wenigstens eine gründliche Ueberzeugung von den wahren geistlichen Rechten, entstehen. Noch ist hier nach jenen zwey beiden Quellen, und zumal der ersteren, Vieles vieles aufzuräumen; es fehlt auch wirklich noch an einem recht geläuterten und gründlichen allgemeinen Kirchenrecht. – Zur Kenntniß dessen, was in dem geistlichen Rechte positiv ist, und auf einer von Menschen beliebten Ordnung beruht, ist genauere Kenntniß der christlichen Kirchengeschichte Kirchengeschichte und Bekanntschaft mit solchen Sammlungen nöthig, welche die Gesetze und gesetzmäßige Einverständnisse enthalten. 89 591 . Wem es, diese zu brauchen, gebrauchen oder zu verstehn verstehen , an Fähigkeit, Gelegenheit oder Muße Musse fehlt, oder wer doch gern das Vornehmste dieser Rechtswissenschaft Rechtswissenschaft mehr im Ganzen übersehen will, dem möchten vorzüglich folgende Bücher zu empfehlen seyn muß dazu die Hauptwerke benutzen , die selbst in Rücksicht auf Geistliche unter den Protestanten und auf mehrere Verständlichkeit für sie für sie die brauchbarsten zu seyn scheinen: sind. Anm. Für den Anfang Anfang , in Absicht auf das protestantische deutsche und das damit verbundene allgemeine Kirchenrecht gehören dahin : Wiesenhauern, Just Karl Just Carl Wiesenhavers Karl Wiesenhaver's Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl. Frankf. Deutschland, neue Aufl., Frankfurt und Leipz. Leipzig 1764. in 8. Mosheim, Johann Lorenz von Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, mit Anmerkungen von Windheim, Christian Ernst von C. E. von Windheim , Helmstädt Helmstädt, 1760. in gr. 8. und und: 8., besonders nach der neuen trefflichen Bearbeitung von Günther, Christian August G. A. Günther , Leipzig 1800. gr. 8. Deutsches geist liches Staatsrecht, von Majer, Johann Christian Johann Christian Majer , Lemgo 1773. in 2 Theilen in Theile, 8. Schnaubert, Andreas Joseph A. J. Schnaubert's Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland, zweite Auflage, Jena 1795. gr. 8. (Es macht eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert , dritte Auflage, Jena 1805. , aus.) Wiese, Georg Walter Vincent von G. W. V. Wiese Grundsätze des gemeinen in Deutschland üblichen Kirchenrechts, dritte Auflage, Göttingen 1805. 8., wozu als Commentar dessen Handbuch des gemeinen etc. , 3 Theile, Leipzig 1799–1804. gr. 8. gehört. Schon der Titel zeigt, daß er das katholische Kirchenrecht nicht übersehen habe. – Zur ausführlichern Kenntniß tiefern und vollständigern Kenntniß aber: Böhmer, Justus Henning Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum Protestantium Ius ecclesiasticum protestantium , Edit. 3. 5. Halae Halae, 1730. in 1789. , 5 Tomis in 4. Tomi, 4., und dessen Jus Ius parochiale, Edit. 4. 6. Halae Halae, 1730. in 1760. 4. Pfaff, Christoph Matthäus Christoph Matthäi Pfaffen akademische Reden Erläuterungen über das sowohl allgemeine als auch deutsche teutsche protestantische Kirchenrecht, Frankf. 1747. in 4. und: Frankfurt 1753. 4., und Das das geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren und ihrer Unterthanen in Deutschland Teutschland , praktisch entworfen von Lange, Heinrich Arnold Heinrich Arnold Lang , Culmbach Culmbach, 1786. in 2 Theilen in Theile, gr. 8. Das gedachte böhmerische Böhmersche Kirchenrecht dient zugleich zur Kenntniß des kanonischen , so fern man es will mit dem protestantischen zu vergleichen lernen wünscht, wozu auch Schnaubert, Andreas Joseph Schnaubert und Wiese, Georg Walter Vincent von Wiese sehr dienlich sind . – Zur nähern Erkenntniß des kanonischen wäre rathsam, erstlich sich die Geschichte derselben aus Spittler, Ludwig Timotheus von Spitlers und Pertsch, Johann Georg Pertschens Geschichte ( s. Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.) Spittler, Ludwig Timotheus von L. T. Spitler's Geschichte des kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Pseudo-Isidor Isidorus . Halle 1778. Dr. Pertsch, Johann Georg E. G. Pertsch kurze Historie des kanonischen und Kirchenrechts. Leipzig 1783. , und Planck, Gottlieb Jakob G. J. Plank's Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung etc. Göttingen 1791. 8. bekannt zu machen, machen; alsdann ein gutes Handbuch, etwa Riegger, Paul Josef von Paulli Josephi a Riegger Institutio Jurisprudentiae Ecclesiasticae Iurisprudentiae ecclesiasticae , Edit. nov. Vindob. 1774. in 1780. , 4 Theilen in Theile, 8. zum Grunde zu legen, oder Böhmer, Georg Ludwig G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati, quod per Germaniam obtinet. Edit. 7. curavit Schoenemann, Karl Traugott Gottlob C. I. G. Schönemann . Gotting. 1802. gr. 8. zu lesen, und dann das Corpus Juris Iuris canonici selbst, nach der böhmerschen Böhmerischen Ausgabe, Halae Halae, 1747. gr. 4. zu studieren. studieren, womit Hinsichts der neuesten Zeit zu vergleichen wäre: Corpus iuris ecclesiastici Catholicorum novioris per Gemaniam. Collegit Gärtner, Corbinian C. Gaertner. Salisb. 1797. Just Carl Wiesenhavers Grundsätze des allgemeinen und besondern Kirchen-Staatsrechts der Protestanten in Deutschland. Neue Aufl. Frankf. und Leipz. 1764 Aus dem Titelblatt von Just Karl Wiesenhauerns (1719–1759) Grundsätze[n] des allgemeinen und besondern Kirchen-Staats-Rechts der Protestirenden in Teutschland (1764) geht nicht hervor, dass es sich um eine neue Auflage handelt. Die erste Ausgabe stammt aus dem Jahr 1749. Johann Lorenz von Mosheim allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, Helmstädt 1760 Wie in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragen, wurde diese Ausgabe posthum von Christian Ernst von Windheim (1722–1766) besorgt und mit Anmerkungen versehen. Bearbeitung von G. A. Günther, Leipzig 1800 Bearbeitung und Fortsetzung stammen von Christian August Günther (1758–1839). eine Abtheilung der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland, von Schnaubert, dritte Auflage, Jena 1805 Andreas Joseph Schnauberts (1750–1825) Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten und Katholiken in Deutschland (3. bzw. 2. Auflage 1805/1806) bestehen aus der dritten Auflage der Grundsätze des Kirchenrechts der Protestanten in Deutschland (1805) als erster und der zweiten Auflage der Besondere[n] Grundsätze des Kirchenrechts der Katholicken in Deutschland (1806) als zweiter Abteilung. Justi Henningii Böhmeri Jus Ecclesiasticum Protestantium, Edit. 3. Halae 1730. in 5 Tomis Die fünf Bände der dritten Auflage sind zwischen 1730 und 1763 erschienen, die vier Bände der in der dritten Auflage der Anweisung nachgetragenen fünften Auflage zwischen 1756 und 1789. Der fünfte Band der dritten Auflage (1763) enthält die Indices und wird bisweilen auch als fünfter Band der fünften Auflage gezählt. Das geistliche Recht der evangelisch-lutherischen Landesherren […] praktisch entworfen von Heinrich Arnold Lang, Culmbach 1786. in 2 Theilen Dieses Werk stammt von Heinrich Arnold Lange (1724–1783) und wurde posthum von Johann Jakob Lang (1731–1801) herausgegeben. Spitlers und Pertschens Geschichte (s. Anweis. zur Kenntniß theol. Bücher, §. 424.) Wie in der dritten Auflage der Anweisung aufgelöst, handelt es sich um Ludwig Timotheus von Spittlers Geschichte des kanonischen Rechts bis auf die Zeiten des falschen Isidorus (1778) sowie Johann Georg Pertschs (1694–1754) Kurze Historie des Canonischen und Kirchen-Rechts , die jedoch, wie an der angegebenen Stelle in der sog. Bücherkenntniß (vgl. I § 43) aufgeführt, im Jahre 1753 erschienen ist (s.u.). Dr. E. G. Pertsch kurze Historie des kanonischen und Kirchenrechts. Leipzig 1783 Dieses Werk stammt von Johann Georg Pertsch (1694–1754) und ist 1753 erschienen (s.o.). G. J. Plank's Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung etc. Göttingen 1791 Gottlieb Jakob Plancks Grundriß einer Geschichte der kirchlichen Verfassung ist 1790 erschienen. Paulli Josephi a Riegger Institutio Jurisprudentiae Ecclesiasticae, Edit. nov. Vindob. 1774. in 4 Theilen Paul Joseph von Rieggers (1705–1775) vierbändige Institutiones iurisprudentiae ecclesiasticae sind sowohl im Jahre 1774 als auch im Jahre 1780 als editio nova et emendata in Wien erschienen. G. F. Böhmeri principia iuris canonici, speciatim iuris ecclesiastici publici et privati […] curavit C. I. G. Schönemann. Gotting. 1802 Gemeint sind Georg Ludwig Böhmer (1715–1797) und Karl Traugott Gottlob Schoenemann (1765–1802). Corpus Juris canonici selbst, nach der böhmerschen Ausgabe, Halae 1747 D.i. das Corpus juris canonici (1747) des an der Universität Halle wirkenden Juristen Justus Henning Böhmer (1674–1749), der bereits zuvor mit zwei Werken genannt ist (s.o.). Corpus iuris ecclesiastici Catholicorum novioris per Germaniam. Collegit C. Gaertner, Salisb. 1797 Das Corpus juris ecclesiastici Catholicorum novioris, quod per Germaniam obtinet besteht aus zwei Bänden (1797/1799). 90 592 . Die Kenntniß Kenntnisse des deutschen protestantischen Privat-Kirchenrecht Privat-Kirchenrechts , das in verschiedenen Kirchen so verschieden ist, muß jeder aus der Kirchenordnung Kirchenordnung seines Landes und den dazu nach und nach gekommnen gekommenen Landesverordnungen schöpfen. schöpfen, welche er theils in eigenen Schriften darüber, theils in Sammlungen mehrerer Kirchenordnungen findet. Anm. Mehrere solche Kirchenordnungen verschiedner Provinzien verschiedener Provinzen enthält z. B. Moser, Johann Jacob Joh. Jac. Mosers Moser's Corpus iuris Euangelicorum evangelicorum ecclesiastici, Züllichau Züllichau, 1737. in zwey Quartbänden; kürzer 1737., zwei Quartbände. Kürzer und besser geordnet kan kann man aber das Wichtigste aus solchen Kirchenordnungen in der Pastoraltheologie - - von Spoerl, Volckmar Daniel Volkmar Dan. Spörl , Nürnberg Nürnberg, 1764. in 8. übersehen. Für die preußischen die preußischen Kirchen findet man das Wesentlichste der Kirchenverordnungen beysammen beisammen in Beckher, Wilhelm Heinrich Wilh. Heinr. Beckhers Beckher's Kirchenregistratur - - des Königreichs Preus sen Preußen , der zweyten 2ten zweiten vermehrten Auflage, Königsberg Königsberg, 1769. in 4. 4., mit der Fortsetzung, 1773. Fortsetzung 1773., und in Borowski, Ludwig Ernst von Ludw. Ernst Borowski Borowski's neuem neuen preußischen Kirchenstaat, ebendaselbst ebendaselbst, 1788. 4. 4., ferner: Allgemeines preußisches Kirchenrecht etc. Dortmund 1798. 8., und Bielitz, Gustav Alexander G. A. Bielitz Handbuch des preußischen Kirchenrechts. Leipzig 1818. 8. Auch Deyling, Salomon Sal. Deylingii Institutiones iurisprudentiae pastoralis, Ed. 3. auctior per Küstner, Christian Wilhelm Chr. Wilh. Küstnerum , Lips. 1768. 8. enthalten auch viel Besonderes, vornemlich Specielles , vornehmlich in Rücksicht auf die sächsischen Kirchen. sächsischen Kirchen, wohin jedoch vorzüglich Kees, Jakob Friedrich J. F. Kee's Handbuch des protestantischen Kirchenrechts, nach den neuesten besonders kursächsischen Gesetzen. Leipzig 1791. 8. gehört. In Hinsicht auf die churhannöverschen Kirchen ist Schlegel, Johann Carl Fürchtegott J. C. F. Schlegel's churhannöversches Kirchenrecht, 1ster und 2ter Theil, Hannover 1801 und 1802. ; in Hinsicht auf die mecklenburgschen Siggelkow, Friedrich Wilhelm Christoph ( Sippelkow's ) Handbuch des mecklenburgschen Kirchen- und Pastoralrechts. 3te Aufl. , Schwerin 1797. u. a. m. zu empfehlen. Joh. Jac. Mosers Corpus iuris Euangelicorum ecclesiastici, Züllichau 1737. in zwey Quartbänden Der zweite Teil ist 1738 erschienen. Pastoraltheologie - - von Volkmar Dan. Spörl, Nürnberg 1764 Gemeint ist Volckmar Daniel Spoerls (1733–1807) Vollständige Pastoral-Theologie aus den fürnehmsten Kirchen- und Landes-Ordnungen der, des H. Röm. Reichs Churfürsten, Fürsten und Stände (1764). Wilh. Heinr. Beckhers Kirchenregistratur - - des Königreichs Preussen, der zweyten vermehrten Auflage, Königsberg 1769. in 4. mit der Fortsetzung, 1773 Wilhelm Heinrich Beckhers (1694–1768) Preußische[r] Kirchenregistratur, oder: Kurze[m] Auszug Königlich-Preußischer Edicten und Verordnungen, welche in Kirchen- und Schulsachen in dem Königreich Preußen publiciret worden ( 2 1769) ist, wie den weiteren Titelangaben zu entnehmen, eine von Friedrich Samuel Bock (1716–1786) verfasste Vita Beckhers vorangestellt. Ludwig Ernst von Borowski (1740–1831) hat die Fortsetzung nebst einer Betrachtung, über die gegenseitige Verhältniße der Obrigkeit und des Predigers (1773) herausgegeben. Ludw. Ernst Borowski neuem preußischen Kirchenstaat, ebendaselbst 1788 Gemeint ist wohl Ludwig Ernst von Borowskis (1740–1831) Neue Preußische Kirchenregistratur, die neuern Verordnungen und Einrichtungen in Kirchen- und Schulsachen im Königreiche Preußen enthaltend (1788), die als Nachtrag zu Beckher (s.o.) zu verstehen ist. Allgemeines preußisches Kirchenrecht etc. Dortmund 1798 Der vollständige Titel lautet Allgemeines Preußisches Kirchenrecht, ein systematisch-geordneter Auszug desjenigen, was in dem allgemeinen Landrechte, und in der Gerichtsordnung für die Preußischen Staaten darauf Bezug hat, vorzüglich für Prediger, Candidaten und Kirchencollegia (1798), als Herausgeber ist Franz Gotthilf Heinrich Baedeker (1752–1825) ermittelt. Sal. Deylingii Institutiones iurisprudentiae pastoralis, Ed. 3. auctior per Chr. Wilh. Küstnerum, Lips. 1768 Der Titel von Salomon Deylings (1677–1755) Hauptwerk lautet Institutiones prudentiae pastoralis . J. C. F. Schlegel's churhannöversches Kirchenrecht, 1ster und 2ter Theil, Hannover 1801 und 1802 Dieses Werk ist in insgesamt fünf Bänden erschienen (1801–1806). (Sippelkow's) Handbuch des mecklenburgschen Kirchen- und Pastoralrechts. 3te Aufl., Schwerin 1797 Das Handbuch des Meklenburgischen Kirchen- und Pastoralrechts stammt von dem zumindest auf dem Titelblatt ungenannten Schweriner Kanzleirat Friedrich Wilhelm Christoph Siggelkow (1745–1807). Zusatz des Herausgebers. Daß auch nach der Reformation in dem protestantischen Kirchenwesen nicht Alles vollkommen, und noch fortdauernd viel zu verbessern übrig geblieben ist, haben die Unbefangenen zu allen Zeiten gefühlt; und es ist daher auch, wenigstens in manchen Ländern immerfort daran gearbeitet worden, so manche Ueberreste aus der katholischen Zeit wegzuschaffen, und so manchen Einrichtungen eine bessere, den Fortschritten des menschlichen Geistes und dem Bedürfniß der Zeit angemeßnere Gestalt zu geben. Daher ist auch hierin ein Land dem andern, selbst eine Provinz der andern voraus, ja sogar manche Stadt desselben Landes der andern, wenn es thätigen und exergischen Männern oder Konsistorien gelungen ist, diese und jene Verbesserung früher zu Stande zu bringen. Es ist aber auch Manches, was früherhin allgemein anerkannt und befolgt ward, nach und nach von selbst eingeschlafen, wo nicht verschwunden, weil die Zeit überhaupt einen andern Charakter angenommen hat. Die neueste Zeit ist, aufgeregt durch die großen Begebenheiten, die wir erlebt haben, und in welchen Religion und Kirche selbst wieder mehr ein Gegenstand des allgemeinen Gesprächs und Nachdenkens geworden ist, vorzüglich fruchtbar an Vorschlägen und Versuchen gewesen, Altes umzugestalten, oder das Wankende wieder zu befestigen. Ganz besonders hat in dem Preußischen Staate die Organisation der Synodalverfassung Anlaß gegeben, und wird ihn noch ferner geben, vieles, was auf Kirchenregiment, Kirchenordnung, Kirchenzucht und Kirchenvereinigung , und über die Mittel, den Kirchen und der Religion selbst wieder aufzuhelfen, Beziehung hat, zur Sprache zu bringen. Es sind auch schon vorläufig manche Vorschläge dazu erschienen, welche, nachdem sie mehr oder minder in einem hierarchischen oder in einem liberalen Geiste geschrieben waren, auch mehr oder minder Widerspruch gefunden haben. Besonders verdienen von der einen oder der andern Seite beachtet zu werden: Schuderoff, Johann Georg Jonathan D. Schuderof's Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung zu einem neuen evangelischen Kirchenrecht. Leipzig 1817. Greiling, Johann Christoph J. C. Greling , Hieropolis über das Verhältniß des Staats und der Kirche. Magdeburg 1802. Stephani, Heinrich H. Stephani absolute Einheit des Staats und der Kirche. Magdeburg 1812. Versuch einer zweckmäßigen Verfassung der protestantischen Prediger mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg. Düsseldorf 1807. Greiling, Johann Christoph J. C. Greiling über die Urverfassung der apostolischen Christengemeinden, und biblischen Winke für die evangelischen Synoden. Halle 1819. und ganz vorzüglich: Spieß, Johann Christoph J. C. Spieß Versuch einer protestantischen Kirchenordnung nach den Bedürfnissen unserer Zeit. Duisburg 1808. Die im Jahr 1818. den Synoden des Preuß. Staats zur Prüfung übergebene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung, wird unstreitig noch immer mehr Anlaß zu gründlichen Erörterungen dieser nicht leichten Aufgabe an die Hand geben. D. Schuderof's Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung zu einem neuen evangelischen Kirchenrecht. Leipzig 1817 Die Grundzüge zur evangelisch-protestantischen Kirchenverfassung und zum evangelischen Kirchenrechte (1817) wurden durch den Ronneburger Oberpfarrer und Superintendenten Johann Georg Jonathan Schuderoff (1766–1843) zum Reformationsjubiläum herausgegeben, in dessen Rahmen er von der Theologischen Fakultät der Universität Jena den Doktorgrad erhielt. Für diesen dürfte das D. zu nehmen sein. H. Stephani absolute Einheit des Staats und der Kirche. Magdeburg 1812 Heinrich Stephanis (1761–1850) Über die absolute Einheit der Kirche und des Staates ist 1802 in Würzburg erschienen, die zweite Auflage 1839 in Erlangen. Versuch einer zweckmäßigen Verfassung der protestantischen Prediger mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg. Düsseldorf 1807 Gemeint ist wohl der zweiteilige Versuch, eine zweckmäßige Verfassung für den protestantischen Prediger- und Schullehrerstand zu entwerfen, mit Rücksicht auf das Herzogthum Berg (1807), sein Verfasser ist Johann Abraham Küpper (1779–1850), ab 1801 Pfarrer in Mettmann, ab 1817 u.a. als Schul- und Konsistorialrat in Trier (hier taufte und unterrichtete er Karl Marx) und zuletzt ab 1846 Generalsuperintendent der Rheinprovinz. Neben Küpper (vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen 28 [1839], 405) wurde der anonym erschienene Versuch jedoch auch Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766–1837) zugeschrieben (vgl. aaO 15 [1839], 405). J. C. Greiling über die Urverfassung der apostolischen Christengemeinden, und biblischen Winke für die evangelischen Synoden. Halle 1819 Johann Christoph Greilings (1765–1840) Ueber die Urverfassung der Apostolischen Christengemeinen oder Biblische Winke für die Evangelischen Synoden ist 1819 in Halberstadt erschienen. Die im Jahr 1818. den Synoden des Preuß. Staats zur Prüfung übergebene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung Die im Sommer 1818 als Zirkularschreiben ergangene Anleitung zum Entwurf der Kirchenordnung stammt von Friedrich Ehrenberg (1776–1852), der im Jahr zuvor von Friedrich Wilhelm III. (1770/1797–1840) als Nachfolger von Friedrich Samuel Gottfried Sack (1738–1817) in das neu eingerichtete Kultusministerium berufen worden war und bereits den Entwurf einer Synodalordnung (1817) erarbeitet hatte. Vor dem Hintergrund der Unionsbestrebungen Friedrich Wilhelms, der Neuorganisation des preußischen Kirchenwesens und dem ausbrechenden Agendenstreit waren Kreis- und Provinzialsynoden aufgerufen, sowohl über den Entwurf als auch über die von Schleiermacher in einem Brief an Gaß vom 31.8.1818 als erzhölzern (vgl. Fr. Schleiermacher's Briefwechsel mit J. Chr. Gaß [1852], 154) bezeichnete Anleitung zu beraten, die in sechs Abschnitten (Von der Gemeine und dem Presbyterio; Von dem Prediger und dessen Amte; Von dem öffentlichen Gottesdienste und den heiligen Handlungen; Von der Pfarr-Schule und ihren Lehrern; Von den untern Kirchen-Bedienten; Von der Kirchenzucht) und 113 Paragraphen einen umfangreichen Aufriss bot und einzelne Fragen zur Diskussion stellte. Vierter Theil. Von den Fähigkeiten eines künftigen Lehrers der Religion, und von den allgemeinen allgemeinern Uebungen Uebungen, wodurch er zu einen einem solchen gebildet werden kan kann . 91 593 . Bey Bei allen Schritten, die ein Mensch mit Ueberlegung thut, und vorzüglich bey bei der Wahl eines Beruf Berufs oder einer Beschäftigung, der er ganz eigentlich seine ersten Kräfte widmen will, wird er sich allezeit zwey zwei Fragen vorlegen, wenigstens eher nicht wählen, als bis er von diesen zwey Puncten Punkten zwei Punkten gewiß ist. Erstlich: Wenn ich er eine gewisse Absicht Absicht habe hat , was wird erfordert, wenn sie erreicht werden soll? Hernach: Bin ich Sodann : Ist er auch der, der dies dieß leisten kan kann ? oder wie werde ich kann er es werden ? – Wir haben bisher von dem Zweck Zweck der Religion Religion und des zu ihrer Förderung bestimmten Lehrstandes sowohl, als von den dazu nöthigen Wissenschaften, und der zu jenem Zweck diensamen Anwendung derselben, derselben geredet, und dadurch den, der sich diesem Berufe widmen will, in den Stand zu setzen gesucht, das daß überzeugend einzusehn ein zusehen , was zur würdigen Bekleidung desselben erfordert werde. Noch ist also nur die zweyte zweite Frage übrig, die eine sehr ernstliche Untersuchung verdient. 92 594 . Denn, Denn gesetzt, ich er hätte die Fähigkeiten Fähigkeiten nicht, die zur Erfüllung Erfüllung meiner seiner Pflichten Pflichten, als eines Lehrer Lehrers der Religion Religion, erforderlich sind; ich er hätte auch keine gegründete Hoffnung Hoffnung, sie durch gehörige Uebung meiner seiner Kräfte zu erlangen; oder ich er nähme mir sich nicht einmal die Mühe, reiflich zu überlegen, ob ich er sie hätte oder erlangen könnte: könnte? was würden die Folgen davon seyn? – In Absicht auf mich ihn selbst , – und wenn ich ich, er selbst keinen Geschmack an diesen Beschäftigungen fände, – daß ich er dann die Pflicht meines seines Beruf Berufs entweder gar nicht, oder mit Widerwillen oder Gleichgültigkeit, erfüllete Gleichgültigkeit erfüllte , und mir alles ihn Alles , was mir ihm das Vornehmste und Liebste seyn sollte, eine stete Quaal und elende Sclavenarbeit Sklavenarbeit würde; – wenn ich er aber doch noch diese Beschäftigungen liebte – daß ich er dann auf die größtentheils vergeblich verwendete Mühe und Zeit, die ich er hätte nützlicher und nutzbarer brauchen können, mit Reue zurück, so wie mit Gram in die Zukunft hinsehen müßte. – In Absicht auf Andre Andere aber, wie muß mir dem zu Muthe seyn, wenn ich bedenke: der bedenkt, daß ich er die Erwartung Erwartung derer, die mich ihn zu diesem Stande berufen, mir ihm ihre wichtigste Angelegenheit, die Sorge für die Religion, für ihr Gewissen, für ihre Gemüthsruhe, anvertraut haben, die mich ihn vielleicht selbst deswegen von ihrem Vermögen erhalten, und mich von andern bürgerlichen Beschäftigungen lossprechen, wenn ich er also diese und meine seine Hauptabsicht nicht, wenigstens nicht mit gebührenden gebührendem Fleiß, erfüllte noch erfüllen könnte; wenn ich er ihnen zur großen grossen Last fiele; fiele, und Andern hinderlich gewesen wäre, die weit würdiger diesen Beruf würden bekleidet haben? Wie haben? – wie sehr müßte dieses alles mein sein Leben verbittern, mir ihm selbst noch im Tode die angenehme Rücksicht auf ein bestmöglichst angewendetes Leben, und die süße süsse Aussicht auf die Zukunft rauben? rauben! 93 595 . Unumgänglich nothwendig also, ehe man sich dem Beruf Beruf Berufe eines Lehrer Lehrers der Religion Religion widmet, ist: einmal, zu wissen: ob man diesem Stande und den darinn darin zu erfüllenden Pflichten Pflichten gewachsen sey; sei, folglich wohl zu untersuchen: untersuchen, welche Fähigkeiten dieser Beruf und dessen ganzer Umfang erfordert? und woraus man es abnehmen könne, daß man sie besitze oder nicht? damit man im Stande sey sei , sich vernünftig und gewissenhaft zu prüfen. Hernach Sodann , zu untersuchen: durch welche Mittel oder Uebungen man diese Fähigkeiten, nebst den bey diesen diesem bei diesem Beruf nöthigen Kenntnissen, erlangen und vermehren, und wie man diese Mittel aufs vortheilhafteste dazu anwenden könne. Anm. Diese Wahl kan kann eigentlich dann erst recht geschehen, wenn man die Jahre des Verstandes erreicht, und diesen schon durch mancherley mancherlei zusammenhängende Kenntnisse und Uebungen, überhaupt zu Wissenschaften, gebildet hat; hat: und sie wird gemeiniglich zu der Zeit vollzogen, wo man die Schule verläßt, um sich nun näher zu einer bestimmten Lebensart Lebensart vorzubereiten. Aber nur sehr wenige Wenige können zu dieser Zeit schon vernünftig und bestimmt genug wählen; – wählen, weil die Wenigsten rechte Vorerkenntnisse von den sogenannten höhern Wissenschaften, ihrem Umfang Umfange und ihren Erfordernissen besitzen; – weil die Meisten ihren Verstand Verstand nicht genug gebildet haben, und zu sehr gewohnt sind, nach sinnlichen Eindrücken und dem äusserlichen Reitz äußerlichen Reitze eines gewissen Standes zu urtheilen; und – weil nur Wenige so vorzüglich zu gewissen Beschäftigungen und Wissenschaften aufgelegt sind, daß bey bei ihnen die Natur selbst unwidersprechlich für die ihnen angemessenste Beschäftigung entschieden hätte. – Daher sollte man schon auf Schulen Schulen, Schulen denen, bey bei welchen man wirkliche Anlage zu Gelehrten bemerkte, eine allgemeine vorläufige Idee von allen Wissenschaften und dem, was dazu erfordert wird, etwa nach der Meinecke, Johann Heinrich Friedrich Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae vuiuersae (§. 255 ) , ja eine recht zweckmäßige Schulencyklopädie geben; bey bei allem Schulunterricht Schulunterricht ja auf eignes eigenes Denken junger Leute, auf Uebung ihres Verstandes, und auf Hervorbringung einer zusammenhängenden Erkenntniß sehen; ihnen in Zeiten richtige Begriffe von der wahren Gestalt und dem eigentlichen Werth äusserlicher Werthe äußerlicher Dinge in der Welt, so wie von dem rechten Zweck verschiedner verschiedener Stände, beybringen beibringen , und sie, sie Rechtschaffenheit und Gewissen über alles Alles schätzen schätzen, lehren; endlich, wenn man bey bei ihnen nicht ganz entscheidende Talente für eine besondre besondere Wissen schaft bemerkte, durch öftere Unterredungen und aufgegebene Versuche, Versuche besondre besondere Gegenstände in gewissen Wissenschaften zu bearbeiten, zu entdecken suchen, wozu sie sich am besten schickten, und ihre Neigung besonders darauf leiten. Meineckschen Synopsis eruditionis vniuersae Vgl. I § 253; I § 255 a. Erster Abschnitt. Von den Fähigkeiten Fähigkeiten eines künftigen Lehrer Lehrers der Religion Religion. 94 596 . Wir nehmen hier diese Fähigkeiten Fähigkeiten in weiterm im weitern Verstande, und rechnen dahin: – die natürlichen Kräfte Kräfte zu diesem Beruf Beruf – die zu dessen würdiger Führung nöthigen nöthige Kenntnisse Kenntnisse – und die Gemüthsfassung Gemüthsfassung , welche erfordert wird, die dahin gehörige gehörigen Beschäftigungen gern und mit gewissenhaftem Fleisse Fleiße zu treiben. Von dem zweyten zweiten Stück ist schon bisher geredet worden; von den beyden beiden übrigen also hier das Weitere. Anm. Man könnte noch hieher hierher auch äusserliche äußerliche Umstände Umstände rechnen, auf die allerdings bey bei der Wahl einer Lebensart Lebensart mit sollte gesehen werden, weil sie nicht nur auf das äussere äußere Fortkommen und die mehrere Möglichkeit größere Wahrscheinlichkeit , mit seinen Kräften und Kenntnissen recht nutzbar zu werden, sondern auch selbst auf die Entwickelung unsrer Fähigkeiten, unserer Fähigkeiten einen großen grossen Einfluß haben. Indessen Indeß sollten sie nur dann eine Regel seyn, wonach wir eine Lebensart wählten wählen , und eine andre andere , wozu wir vorzüglich Fähigkeit und Neigung haben, fahren ließen lassen , wenn es uns entweder durch die Umstände ganz unmög lich wird, diese letztre letztere Lebensart zu ergrei fen, oder wenn diese Umstände die Uebernehmung der letztern oder die Zubereitung dazu gar zu sehr erschweren, und wir überzeugt sind, daß wir zu einer andern Lebensart eben so gut aufgelegt seyn seyen , und nicht weniger Nutzen stiften können, als bey bei derjenigen, die wir sonst würden , nach sorgfältiger Prüfung unsrer unserer selbst, würden vorgezogen haben. Ausser Außer diesen zwey beiden Fällen würde man sein Gewissen und seinen innerlichen Beruf einem zeitlichen Verlust Verluste oder Gewinn aufopfern. Selbst die größeste grösseste größte Armuth sollte niemand niemanden abschrecken, denjenigen Beruf zu wählen, wozu er sich am fähigsten, und, nach vernünftigen Gründen, am geneigtesten erkennt. Sie erschwert freylich freilich dem, der sich den Wissenschaften weihen will, seinem seinen Beruf auf mehr als Eine Art. Aber Art; aber sie giebt auch, wie alles Gefühl des Bedürfnisses, dem, der mit Verstand und redlichem Herzen gewählt hat, mehr Ermunterung zum angestrengten Fleiß Fleiße ; und es ist Unglaube und Verleugnung Verläugnung der Vorsehung Gottes, sich nur dadurch abschrecken zu laßen lassen . Wer auch mit sehr mittelmäßigen Umständen zufrieden ist, sich gehörig einzuschränken versteht, und sich durch Tugenden Tugenden Freunde zu machen weiß, wird, wenn er wahren innern Beruf zum Studieren hat, gewiß nicht verlaßen verlassen werden. 95 597 . Die natürlichen Kräfte Kräfte , welche hier in Anschlag kommen, sind: – Kräfte der Seele Seele – (oder, wie es einige Einige nennen, der gute Kopf Kopf , Kopf oder das Genie Genie , im Gegensatz gegen Fleiß Fleiß) – Kräfte des Körpers – und, weil es hier auf Bildung eines Lehrers ankommt – die Kraft oder Gabe Gabe, sich wohl auszudrucken auszudrücken . Anm. Ueber die Geisteskräfte Geisteskräfte und deren Prüfung, siehe den treflichen trefflichen Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten in der Sammlung einiger Abhandlungen von Garve, Christian Christian Garve Garve , Leipzig Garve , Leipzig, 1779 , in Octav, 1779. 8. S. 8 flgg. f. Es versteht sich von selbst, daß – da der Umkreis von Beschäftigungen, der einem Lehrer der Religion in seinem besondern Beruf Berufe angewiesen ist, größer grösser und kleiner, einfacher und zusammengesetzter zusammengesetzter, seyn kan kann , zu so verschiednen verschiedenen Aemtern nicht immer ausserordentliche Menschen außerordentliche Talente erfordert werden, und ja selbst große grosse Fähigkeiten Fähigkeiten in einem kleinen und einfachen beengten Kreise das Interesse an gewissen Beschäftigungen schwächen, und leicht verleiten, über das Ziel hinauszulaufen – daß, sag' ich, theils diese Fähigkeiten nicht bey bei allen im hohen in hohem Grade brauchen vorhanden zu seyn, theils ein jeder sich, nach der besondern Art von Fähigkeit wozu der seinigen , derjenigen der besondern Art von Beschäftigungen widmen müsse, die jenen am angemessensten sind ist , und hinwiederum nach seinem vorzüglichen Geschmack an gewissen Beschäftigungen des Lehramts sich prüfen, ob und wie weit er dazu die ihnen entsprechende entsprechenden Fähigkeiten habe, habe oder erlangen könne. Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten in der Sammlung einiger Abhandlungen von Christian Garve Leipzig 1779, in Octav, S. 8 flgg. Der Aufsatz Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten findet sich in Christian Garves Sammlung einiger Abhandlungen aus der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften (1779), 8–115. 96 598 . Wir empfinden empfinden , innerlich oder äusserlich äußerlich , was wir uns als gegenwärtig vorstellen, oder was einen Eindruck auf uns macht, dessen wir uns bewußt sind; es sey sei , daß wir es selbst wahrnehmen, oder daß es uns von Andern mitgetheilt werde, in so fern wir es bloß auffassen, und zu unsrer eignen unserer eigenen Vorstellung machen. Das Vermögen zu empfinden empfinden, verschafft uns alle Vorstellungen Vorstellun gen, die hernach erst die Seele vergleichen, bearbeiten und anwenden kan kann , und seine gute Beschaffenheit hat also einen Einfluß auf die Vollkommenheit Vollkommenheit desjenigen, was unsre unsere übrigen Seelenkräfte Seelenkräfte hervorbringen. – Die Vollkommenheit dieser Kraft des Empfindungsvermögens läßt sich daraus abnehmen: – am sichersten im folgenden Merkmalen erkennen: – 1) wenn jemand viel Wißbegierde hat; wenn ihm also alle Gelegenheit willkommen ist, wo er etwas lernen, und je der Vorfall, Umgang, jedes Buch u. d. gl. u. dgl. um so weniger für ihn anziehend, je weniger er daraus etwas Neues Neues, oder das Bisherige besser lernen kan; – kann; 2) wenn ihm die Art der Sache, und ob sie gut oder schlecht, brauchbar oder nicht sey sei , nicht gleichgültig ist, sondern seine Wißbegierde Wißbegierde desto mehr erregt und unterhalten wird, je mehr er den Werth einer solchen Sache wahrnimmt; welches beweiset, daß ihn nicht Eitelkeit oder nur Liebe zu Veränderungen, sondern vernünftige Wißbegierde leite; – leite; 3) wenn er nicht unter vielerley vielerlei Dingen herumirrt, und alles Alles ergreift, was sich ihm darstellt, sondern bey bei besondern Eindrücken gern stehen bleibt, die Auf merksamkeit fest daran heftet, sie genau aufzufassen sucht; weil dieses ein Zeichen der Thätigkeit und des Interesse für eine Sache ist; – ist; 4) wenn er weniger Vergnügen an übersinnlichen als an sinnlichen Vorstellungen Vorstellungen hat, bey bei den ersten wenigstens immer geschäftig ist, sie sich durch Bilder und Beyspiele Beispiele zu versinnlichen; ein Beweis, wie thätig die Empfindungskraft Empfindungskraft sey sei , und wie wenig sich die Seele selbst Genüge thue, wenn sie nicht empfinden kan; – kann; 5) wenn eben deswe gen , wenn jemand sich nicht mit Worten begnügt, ohne dabey dabei etwas Bestimmtes zu denken, und wenigstens die Einbildungskraft arbeitet, um den Abgang der Empfindung oder deutlich deutliche Begriffe Begriffe zu ersetzen; – ersetzen; 6) wenn man sich desjenigen, was man ehedem empfunden hat, leicht genau wieder erinnern kan kann ; ein Zeichen, daß man die Sache gut aufgefaßt habe; – habe; 7) wenn die Begierden, die aus gewissen Empfindungen entspringen, lebhaft, und noch mehr, wenn sie dauerhaft sind, und durch die Erinnerung des Empfundenen die Leidenschaft leicht wieder erregt wird; jenes, ein Zeichen von einer lebhaften, dies dieß ein Zeichen von einer tiefen Empfindung; – endlich, 8) wenn es uns leicht wird, uns in Anderer Lage zu versetzen, die uns gewisse Vorstellungen mittheilen, oder deren Ereignisse oder Handlungen uns erzählt werden; obgleich dabey werden. Obgleich dabei auch andere Seelenkräfte, so wie gute Kenntniß der Sprache, worinn worin uns etwas vorgestellt wird, mit wirken; denn mitwirken; so beweiset es beweiset, doch auch die Fähigkeit Fähigkeit, leicht mit zu empfinden. Anm. Wie sehr uns diese glückliche Empfindung ein solches glückliches Empfindungsvermögen , in Absicht auf Theologie, insbesondere bey bei allen Gegenständen der Erfahrung Erfahrung, wie sehr es sie bey bei Auslegung der heiligen Schrift, bey bei dem Studium der Geschichte, wenn wir uns andrer Anderer Vorstellungen und Meinungen bekannt zu machen haben, und sie gerecht beurtheilen wollen, bey bei dem Gefühl der Bedürfnisse unsrer unserer Zuhörer, bey bei Theilnehmung an ihren Umständen, bey bei einer anziehenden und lebhaften Darstellung für sie, zu Statten komme, bedarf kaum einer Erinnerung. Es läßt sich auch leicht absehen, zu welchen Theilen der Theologie ein Mensch von guter Empfindungskraft, wenn sonst alles Alles gleich ist, am meisten aufgelegt sey sei , und welche man vorzüglich studieren müsse, wenn man dieses Vermögen üben und verbessern wolle. 97 599 . Das Gedächtniß Gedächtniß , oder die Kraft der Seele, wodurch das Wahrgenommene erhalten wird, und wodurch wir uns der Vorstellungen eben so, wie ehedem, wieder bewußt werden, stellt entweder die Sachen wieder dar, ohne daß wir uns anzustrengen oder zu besinnen brauchen, oder es erfordert Anstrengung, um durch eine erweckte Vorstellung andere damit verbundene zu erwecken. Jenes könnte man das mechanische , dieses das intellectuell intellectuelle nennen. – Ob man jenes habe, kan kann man daraus wissen, wenn wir leicht, selbst wörtlich, etwas auswendig lernen können, selbst das, wobey wobei wir wenig oder nichts denken, oder was wenig oder nicht zusammenhängt, wenigstens mit dem, dessen wir uns zugleich erinnern, in keinem natürlichen Zusammenhange steht; auch zum Theil, wenn wir uns überhaupt aufgelegter und geneigter zum Lernen, Lernen als zum Nachdenken Nachdenken, Nachdenken finden. – Das Letztere Letztere aber, wenn es uns leicht wird, natürlich zusammenhängende Dinge zu behalten, und durch diesen Zusammenhang Vorstellungen wieder zu erwecken. – Da eigentlich das Gedächtniß die sonst gehabten Vorstellungen, wenigstens für die Erkenntniß, dauerhaft, und sie für die Zu kunft brauchbar macht; da kein Fortschritt Fortschritt und Wachsthum in der Erkenntniß Erkenntniß möglich ist, ohne wenn das in unsrer unserer Erkenntniß bleibt, was wir schon wissen, und wo wir etwas hinzu lernen; da die Schnelligkeit und zum Theil die Zuverläßigkeit Zuverlässigkeit im Denken davon abhängt, daß uns das Gedächtniß alles Alles , was und wenn wir es brauchen, wiedergiebt: so sieht man die Unentbehrlichkeit des guten Gedächtnisses. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Es ist also thöricht: thöricht, zu schließen schliessen , daß dem, der ein gutes Gedächtniß habe, ein desto kleineres Maaß vom Verstande müsse zu Theil worden geworden seyn; sich um so mehr vielen Verstand Verstand einzubilden, je schwächer unser Gedächtniß ist; zu glauben, daß Verstand den Abgang des Gedächtnisses hinlänglich ersetze; oder gleichgültig gegen die Erhaltung und Uebung des Gedächtnisses zu seyn. Jene Irrthümer oder Einbildungen rühren von Verwechselung der beyden beiden angegebenen Arten des Gedächtnisses her. her, und werden durch die Beispiele so vieler trefflichen und geistvollen Gelehrten, die ein vorzüglich bewundernswürdiges Gedächtniß hatten, widerlegt. Anm. Anm. 2. 2) Da Erinnerung gleichsam nur perennirende Empfindung ist, oder das Gedächtniß nur gemachte Wahrnehmungen aufbehält aufhebt und wiedergiebt: so gilt, in Absicht auf besondre beson dere Theile der Theologie, hier eben das, was in der Anmerkung zum vorigen §en §. von dem Vermögen zu empfinden gesagt wurde. Für den, dem es an mechanischen mechanischem Gedächtniß fehlt, wird das Studium der angeblichen Gedächtnißwissenschaften Gedächtnißwissenschaften doch sehr erleichtert, wenn ihre Theile nicht als abgerissene Stücke, sondern im Zusammenhange studiert werden, wenn die Geschichte bündig und pragmatisch, und eine Sprache nach allgemeinen Regeln und philosophisch studiert wird. Je gründlicher man eine jede Disciplin, und je mehr man sie im Zusammenhange studiert, desto leichter läßt sie sich auch behalten, und das Gelernte wieder erinnern. {Dagegen ist die Anwendung einer künstlichen Mnemonik Mnemonik oder Gedächtnißkunst ein ganz vergebliches Beginnen. ( S. Niemeyer, August Hermann Niemeyer's Grundsätze der Erziehung, 1ster Theil, S. 489 der 2ten Ausgabe .)} Niemeyer's Grundsätze der Erziehung, 1ster Theil, S. 489 der 2ten Ausgabe Im ersten Band der dritten Auflage der Anweisung (1818) sind Niemeyers Grundsätze noch in der sechsten Auflage (1810) angeführt worden (vgl. I § 64 c), hier ist dagegen der erste Teil der siebenten Auflage (1818/1819) gemeint. Der Titel der fünften Beilage des ersten Teils (1818) lautet Ueber die Uebung der Gedächtnißkraft, mit Rücksicht auf die neuesten Bearbeitungen der Mnemonik (aaO 489–515). 98 600 . Was man empfunden und was das Gedächtniß Gedächtniß aufbehalten hat, das verarbeitet unsere Seele Seele auf mehr als Eine Art. Zuvörderst durch Zusammenstellung Zusammenstellung solcher Dinge, die sie ehedem einzeln empfunden hat, oder deren Eindrücke, ohne daß sie sichs selbst bewußt ist, so zusammenfließen zusammenfliessen , daß sie dadurch neue Vorstellungen von vorher noch nicht erkannten Dingen bekommt, die Empfindungen zu seyn scheinen, weil und so ferne sofern sie sich die Art nicht angeben kan kann , wie sie dieselben zusammengesetzt hat. Man nennt diese Kraft der Seele, Einbildungskraft Einbildungskraft (Imagination). Sie ist also eine Kraft, theils Empfindungen zu erneuern, und dadurch tritt sie in die Stelle des Vermögens zu empfinden, theils sich neue Empfindungen zu verschaffen, die nicht, wie bey bei der Empfindungskraft, durch bloße blosse einzelne Eindrücke, sondern durch deren Zusammenhang entstehen. Je richtiger sie jene wiedergiebt, und je richtiger, d. i. je mit einander verträglicher, sie die ehemals empfundenen Sachen zusammenstellt. zusammenstellt, desto zuverläßiger zuverlässiger ist sie. Je sie; je mehr sie solche Verbindungen machen, oder je mehr sie Aehnlichkeiten und mit einander beysammen beisammen mögliche Dinge wahrnehmen kan kann , desto fruchtbarer fruchtbarer ist sie. Je sie; je mehr sich den wiederholten Empfinduugen Empfindungen beson dre besondere Umstände derselben derselben, oder Wahrnehmungen des Nutzen Nutzens von dem Empfundenen, beymischen beimischen , desto lebhafter lebhafter ist sie. 99 601 . Sie ist nicht nur eine sehr ergiebige und unerschöpfliche Quelle neuer Entdeckungen, sondern sie verstärkt auch die ehemaligen Empfindungen selbst; sie ist daher ein unschätzbares Mittel, die menschliche Erkenntniß Erkenntniß vollkommner zu machen, und ihren Einfluß Einfluß auf das Herz zu befördern. Sie bildet in allen Wissenschaften die Erfinder, sie bildet den klugen Mann und den Redner, oder jeden, der im Umgang oder durch seinen Vortrag Vertrag auf Andre Andere wirken soll. Wenn man diese Kraft oder deren größre größere Vollkommenheit glaubte in der Theologie entbehren zu können, weil man wähnte, daß die Natur der (geoffenbarten, oder durch kirchlichen Willkühr kirchliche Willkür einmal festgesetzten) Theologie Theologie keine neuen Aussichten erlaubte: so sollte man doch ihre Nothwendigkeit bey bei dem erbaulichen oder wirklich eindrücklichen Vortrage und der ganzen Amtsführung Amtsführung eines Geistlichen anerkennen. Selbst die so leichten, ungeheuren, und für die ganze Religion gefährlichen Ausschweifungen der Einbildungskraft Einbildungskraft, machen es zur großen grossen Pflicht, an der steten Verbesserung dieser unter allen Seelenkräfte Seelenkräften am meisten zu Ausschweifungen geneigten Kraft Imagination zu arbeiten. 100 602 . Kennzeichen, daß es jemanden jemandem an Einbildungskraft Einbildungskraft Einbildungskraft nicht fehle, sind schon zum Theil die Eigenschaften, welche oben (§. 96 598 ) bey 96. ) bei dem Vermögen zu empfinden angegeben sind, weil und so fern die Einbildungskraft ehemaliger ehemalige Empfindungen Empfindungen wieder erneuert; z. B. Abgeneigtheit von trocknen trockenen , übersinnlichen, und Streben nach bildlichen Vorstellungen Vorstellungen. So fern sich aber diese Kraft im Zusammenhang Zusammensetzen Zusammenhange zeigt, dient Folgendes, diese Fähigkeit bey bei sich zu entdecken. – entdecken. 1) Schon der starke Reitz, den das Neue für uns hat, wenn nemlich nämlich dieses Neue nicht in bisher uns ganz unbekannten Dingen, sondern in der Gestalt und Darstellung Einbildung auch des sonst Bekannten, Bekannten (nicht in der Materie, sondern in der Form,) liegt. – Form) liegt. 2) Vergnügen an Aufsätzen, die sich durch schöne Darstellung und durch das Unterhaltende des Vortrags empfehlen. – empfehlen. 3) Theilnehmung an allem Allem , was Leidenschaften erregt und unterhält, und über haupt an dem, was auf das Herz wirkt. – Oeftre wirkt. 4) Oeftere Wahrnehmung solcher Gemüthsbewegungen bey bei sich, die sich aus unsern gegenwärtigen Empfindungen nicht erklären laßen lassen . – Die Gabe, Andern wahre oder erdichtete Begebenheiten gut und darstellend zu erzählen, oder Personen auf diese Art zu charakterisiren. – charakterisiren. 5) Die Hinlänglichkeit eines bloßen blossen Winks, oder einer bloßen blossen Andeutung und Veranlaßung Veranlassung , um auf eine detaillirte Vorstellung einer Sache und ihres Ganges gebracht zu werden, werden, – und die an uns gemachte Bemerkung der Gabe, in den Wissenschaften bisweilen durch glückliche Sprünge Sprünge auf Entdeckungen zu kommen, oder auch sonst aus einer Menge von erkannten Umständen augenblicklich den Erfolg abzunehmen, ohne sich in beyden beiden Fällen seines Schlusses bewußt zu seyn; überhaupt die Gabe, eine ganze Reihe von Vorstellungen mit einem Einem Blick zu übersehen. 101 603 . Die Richtigkeit oder Regelmäßigkeit unsrer unserer Einbildungskraft Einbildungskraft können wir aber danach erproben: – wenn wir bey 1) bei dem in einzelnen einzeln Fällen von ihr genommenen Gange Gange, das Wahrscheinliche von dem Unwahrscheinlichen, das Schickliche von dem Unschicklichen, das mit einander Verträgliche von dem Unzusammenhängenden wohl und schnell zu unterscheiden unterscheiden wissen; – wenn wir 2) etwas mit seinen Umstände Umständen so gut zu erzählen verstehen, daß Andere es, auf diese Art erzählt, wahrscheinlich und begreiflich finden, oder wenn Andere durch unsere gemachte Beschreibung von gewissen Personen oder Handlungen Handlungen, beyde beide völlig als dieselben wieder erkennen; – wenn 3) das, was wir nach gewissen vorausgesetzten Umständen vorhersehen, genau eintrift eintrifft , oder wir doch, bey bei genauerer Prüfung, einsehen, daß es so würde eingetroffen seyn, wenn nicht manche veränderte besondere Umstände dem Lauf Laufe der Sache eine andere Richtung gegeben hätten; hätten; – und überhaupt, – überhaupt, 4) wenn das, was ein Werk unserer einer Imagination Imagination ist, in deutliche Begriffe aufgelöset aufgelöst , denkbar erscheinet erscheint , und dessen Theile, mit einander verglichen, wohl zusammenhängend gefunden werden. 102 604 . Diese Beurtheilung ist ein Werk des Verstand Verstandes , oder des Vermögens zu deutlich deutlichen Vorstellungen, dem also die Scheidung Scheidung der empfundenen Dinge und ihrer Theile zukommt, so wie der Einbildungskraft Einbildungskraft ihre Zusammensetzung; der auch, indem er verschiedene Dinge vergleicht, das Aehnliche und Verschiedene derselben entdeckt, und das, was sie mit einander gemein haben, von dem, wodurch sie sich von einander unterscheiden, absondern, und dieses Gemeinschaftliche in einen allgemeinen Begriff vereinigen kan, wobey kann, wobei also ganz von den Dinge Dingen selbst abgesehen wird, und nur die ihnen gemeinsamen Eigenschaften Eigenschaften als Eins betrachtet werden. Freylich Freilich nimmt auch die Einbildungskraft, welche einzelne Empfindungen zusammensetzt, dieses Aehnliche und Verschiedene einzelner einzler Dinge wahr, aber nur undeutlich, und so, das daß sie das Aehnliche oder das Gemeinschaftliche anders nicht, als mit den Dingen zugleich und in denselben, vorstellt. Daher hat man dieses Vermögen der Seele, sich dieses Gemeinschaftliche undeutlich und unabgesondert von den Dingen vorzustellen, den praktisch praktischen Verstand Verstand genennet genannt (§. 77 77. genennet – (§ 579. ), in so fern sie eben das, nemlich nämlich die Wahrnehmungen Wahrnehmung dessen, was mehrere Dinge gemein haben, durch die Einbildungskraft, in Absicht auf undeutliche Vorstellungen, verrichtet rrichtet , was sie durch den Verstand, vermittelst deutlicher Vorstellungen, vermag; hingegen hat man das Vermögen der Seele, sich dieses deutlich vorzustellen, mit den dem Namen des theoretisch theoretischen oder speculativ speculativen Verstandes belegt. Anm. Praktisch nennt man jenen Verstand, weil in Geschäften (Praxi) des Lebens undeutliche Wahrnehmung des Aehnlichen und Unähnlichen der Dinge zureicht; und, obgleich derselbe mit der Einbildungskraft einerley einerlei ist, so fern diese auf die Bemerkung des Aehnlichen oder Unähnlichen bey bei einzelnen Dingen angewendet wird, so hat doch dieselbe uneigentlich den Namen des Verstandes wohl deswegen erhalten, weil der Verstand sich mit deutlichen Begriffen beschäftigt, also das Unterschiedne Unterschiedene in den einzel nen Dingen von einander, mithin auch die Eigenschaften der Dinge von den Dingen selbst, trennt. 103 605 . Wenn die Seele Seele nicht bloß einzelne Dinge, sondern ihre Uebereinstimmung oder das Gegen theil, kurz, ihre Verhältnisse Verhältnisse, folglich auch nicht bloß das Einzelne, sondern auch das Gemeinschaftliche und Allgemeinere, Allgemeinere wahrnehmen kan kann : so könnte man dieses Vermögen Verstand Verstand nennen; er möchte es deutlich oder undeutlich wahrnehmen, abgesondert von den Dingen selbst, oder mit ihnen, und so ist, wie gesagt, abzusehen, warum man diese Wahrnehmung, die, so fern sie undeutlich ist, der Einbildungskraft zukommt, praktisch praktischen Verstand genannt hat. – Ein Kennzeichen des Verstandes überhaupt – im Unterschiede von dem Vermögen zu empfinden, empfinden oder wieder zu empfinden, oder bloß zusammen zu setzen, ohne auf das Allgemeine zu merken, merken – ist es: wenn man bey bei sich Trieb und Fähigkeit findet, nicht bloß Kenntnisse zu empfangen, oder Andern nachzuempfinden, nachzuglauben und nachzusprechen, sondern zu prüfen prüfen, ob sie wahr und gut sind, und warum sie es sind; selbst zu untersuchen, und ausfündig ausfindig zu machen; sich nicht mit Kenntnissen einzelner Dinge zu begnügen, sondern sie im Zusammenhang Zusammenhang Zusammenhange zu betrachten, betrachten und darein zu bringen; nicht bey bei dem Einzelnen Einzeln stehen zu bleiben, sondern das Allgemeine abzuziehen, und wieder in ähnlichen Fällen anzuwenden. Wer nur Wißbegierde, und nicht auch Wahrheitsliebe Wahrheitsliebe besitzt; wer leicht glaubt, und eigne eigene Untersuchung scheut; wer in Sprachen, in der Geschichte, in den schönen, und überhaupt in Wissenschaften, mit historischen Kenntnissen zufrieden ist, oder sich mit dem Mechanischen begnügt, ohne Alles ins Allgemeine zu führen, sich Grundsätze, Regeln oder Maximen aus den Beobachtungen abzuziehen, und ihre Anwendung Anwendung in ähnlichen Fällen zu denken: der kan kann auf Verstand gewiß wenig oder gar keinen Anspruch machen. 104 606 . Da der praktisch praktische Verstand Verstand eigentlich eine Art der Einbildungskraft Einbildungskraft ist (§. 102 ): 604 ): 102. ), so sind die Merkmahle, woraus man diese abnehmen kan kann (§. 100 602. 100. ), auch Merkmahle von jenem, doch nur alsdann, wenn zugleich die Merkmahle des Verstandes überhaupt (§. 103 605. 103. ) damit verbunden sind. Man kan kann ihn am besten in Geschäften, wo es auf das Schickliche, auf Wahrscheinlichkeit, Klugheit, Wohlstand und Unterhaltung ankommt, wo auf besondre besondere Umstände Rücksicht zu nehmen ist, wo es einer schnellen Uebersicht vieler, auch kleinen Umstände, und einer schnellen Entschließung Entschliessung bedarf, und in solchen Wissenschaften, bemerken, die dergleichen nicht im strengsten Verstande (§. 264. Anm. 3.) sind, und mehr besondre besondre, besondere als allgemeine Dinge zum Gegenstande Gegenstand haben, – da kan kann man ihn eigentlich kennen lernen, und auch da ist er am unentbehrlichsten. 105 607 . Hingegen zeigt sich der eigentliche oder theoretisch theoretische Verstand Verstand (§. 102 102. ) , der vornemlich bey vornehmlich bei Wissenschaften nothwendig ist, – an dem Trieb und Bestreben, alles Alles sich zu verdeutlichen; nicht nach dem Ob? nicht sowohl nach dem Wie? als nach dem Warum? zu fragen; die Gedan ken nicht nach einer oder mehrern Seiten zu betrachten, sondern alle Seiten aufzusuchen und zu erwegen erwägen ; die Gründe Gründe für Alles bedächtig und langsam abzuwägen; überall gemessene Ordnung Ordnung, Methode Methode zu beobachten und zu classificiren claßificiren ; an der Liebe, mehr zur bestimmten und gründlichen, als lebhaften Erkenntniß; und an der Fähigkeit, allgemei ne Dinge und Sätze als abgesonderte Gegenstände der Betrachtung, oder sie ohne Bilder und Beyspiele Beispiele , zu denken und zu behandeln. Anm. Es wäre überflüßig überflüssig , die vorzügliche Nothwendigkeit des Verstandes bey bei dem Studium und der Anwendung der Theologie darzuthun, oder diejenige diejenigen Theile derselben, wo er besonders sich zeigen muß, anzugeben. – Es scheint eben so überflüßig überflüssig , von dem Witz, Scharfsinn, Geschmack und Genie , oder der Nothwendigkeit dieser Fähigkeiten, besonders zu reden. Denn Witz Witz (im weitern Verstande) oder das Vermögen, die Aehnlichkeit Aehnlichkeit , und Scharfsinn Scharfsinn , oder das Vermögen, die Verschiedenheit Verschiedenheit der Dinge, sinnlich oder deutlich, deutlich zu erkennen, erfordert eben sowohl Einbildungskraft als Verstand, Verstand; der Witz mehr jene, der Scharfsinn mehr diese. Hienach Hiernach und durch Vergleichung dessen, was bisher von den Kennzeichen der Einbildungskraft und des Verstandes gesagt worden, kan kann man bald von selbst finden, ob und wie weit uns gedachte Fähigkeiten zu Theil worden geworden sind. – Eben dies dieß gilt in seiner Art von dem Geschmack Geschmack und dem Genie Genie im engern Verstande ( Theil 1. §.) (§. 270 ) . Das Letztere letztere bildet den eigentlichen Er finder. Weil aber unter mehrern Fähigkeiten doch bey bei jedem, der sie besitzt, eine am meisten hervorsticht, und diese von den übrigen nur unterstützt wird, auch jeder, unter den verschiednen verschiedenen Gegenständen der Wissenschaften, zu Einem mehr aufgelegt und geneigt ist, ist sich damit zu beschäftigen, als mit einem Andern: andern: Andern; so entstehen daher verschiedne verschiedene Arten des Genie's , Genie's : ein exegetisches z. B. dichterisches z. B., ein historisches, ein speculatives, praktisches u. d. gl. u. dgl. , die ein jeder, wer Genie hat, bald an sich erkennen, und sehen wird, welche Arten von Wissenschaften er vorzüglich trei ben sollte. – S. mit mehrern den Versuch über den Geschmack , von Alexander Gerard, Alexander Gerard , (übersetzt) Gerard (übersetzt), Breslau 1766. in 8., und Ebendesselben Versuch über das Genie , (übers.) Leipz. Genie (übersetzt), Leipzig 1766. in 8. {Die neuen Psychologen weichen zwar in dem Audruck, und selbst den Erklärungen mehrerer in den nächst vorhergehenden §§. erörterten Begriffe von den Seelenvermögen ab; indeß harmoniren sie doch in der Hauptsache, und eine Vergleichung der Ansichten würde theils zu weit führen, theils außer dem Plan dieser Schrift liegen, die vielleicht hier schon selbst zu sehr in ein fremdes Feld übergegangen ist. A. d. H. } Theil. I. §. Für den späteren Nachtrag ist die Paragraphenzahl offengelassen (vgl. I § 120 a; III § 77). Da in der ersten Auflage der Anweisung an dieser Stelle auf § 270 verwiesen wird, dürfte in der zweiten Auflage § 268 gemeint sein. Zudem wird in der dortigen Anmerkung auf III § 105 verwiesen. Versuch über den Geschmack, von Alexander Gerard, (übersetzt) Breslau 1766 Die Übersetzung von Alexander Gerards (1728–1795) An Essay on Taste (1759) stammt von Karl Friedrich Flögel (1729–1788), der nach dem Studium in Halle zunächst in den Schuldienst in seiner Heimatstadt Breslau eintrat und schließlich als Professor für Philosophie an die nahegelegene Liegnitzer Ritterakademie berufen wurde. Neben Flögels Übersetzung enthält der in Breslau und Leipzig erschienene Band zudem Zwo Abhandlungen über eben die Materie vom Herrn von Voltaire, und Hrn. v. Alembert . Ebendesselben Versuch über das Genie, (übers.) Leipz. 1766 Die von Christian Garve besorgte Übersetzung von Gerards An Essay on Genius (1774) ist 1776 erschienen. 106 608 . Es ist schon oben gesagt (§. 95 597. Anm. ): 95. Anm.), daß von denen, die sich der Theologie Theologie widmen, nicht gleich Vieles vieles könne gefordert werden; der besondere Beruf Beruf, den man hiebey hierbei wählen oder ergreifen will, muß es entscheiden, was vorzüglich von solchen Fähigkeiten nöthig sey sei , und ob der innre innere Beruf, auf den es am meisten ankommt, dem äussern äußern entspreche. – Ist jemand zum bloßen blossen Volkslehrer Volkslehrer bestimmt: so ist ists – ausser außer den hernach anzugebenden Eigenschaften des Charakters – genug, wenn er mittelmäßige Fähigkeiten besitzt, falls er nur zugleich das Gefühl einer ihm unerreichbaren Vollkommenheit Vollkommenheit hat, um nicht mit verschnittnen verschnittenen Flügeln nach der Sonne fliegen zu wollen, und sich aus dem Kreise zu entfernen, den ihm die Natur und sein äusserlicher äußerlicher Beruf vorgezeichnet hat. Es ist genug, wenn er guten schlichten Menschenverstand Menschenverstand (§. 206. Anm. ) hat, der das Schickliche von dem Ungereimten zu unterscheiden unterscheiden weiß; wenn er leicht in den Sinn desjenigen, was er hört, liest lieset und sieht, eindringen kan kann ; wenn er ein treues oder durch die Uebung leicht zu schärfendes Gedächtniß besitzt; wenn es ihm an der Gabe des populär populären Vortrags, und an Klugheit nicht fehlt, um seine Kenntnisse nach den wirklichen Bedürfnissen Andrer Anderer wohl anzuwenden. Mag es ihm an eigentlicher Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit fehlen; wenn er nur das eigentlich Praktisches Praktische in der Religion versteht, und die zu seiner eignen eigenen Ueberzeugung und gewissenhaften Führung seines Berufs nothwendigen Kenntnisse derselben und der menschlichen Angelegenheiten Angelegenheiten hat, besonders der Angelegenheiten seiner Zeit, der Bedürfnisse derer, die ihm empfohlen sind, und desjenigen, was ihn ihm , diese zu beurtheilen und ihnen gewachsen zu seyn, in den Stand setzt; endlich die Kenntniß der nöthigen Hülfsmittel, wodurch er sich bey bei vorkommenden ausserordentlichen außerordentlichen Fällen zu helfen weiß. Daß zu allen diesem noch eine fleißige Uebung Uebung kommen, und er nie glauben müsse, völlig genug gelernt zu haben, sondern sich zu seinem Beruf immer reifer machen, wird ohnehin vorausgesetzt. Anm. Hat er mehr Fähigkeiten oder Kenntnisse, als er gerade in seinem engern Kreise braucht: gebraucht, so nutze er sie so gut als er kan, kann; nur nicht mit Vernachläßigung Vernachlässigung und zum Nachtheil der Pflichten seines besondern Berufs. Er vergesse insbesondre insbesondere nie, sich mit den Hülfsmitteln und besonders Schriften bekannt zu machen, wodurch er, wenn er in einen weitumfassendern Kreis versetzt wird, das nachholen könne, was ihm, diesen würdig zu bestreiten, nöthig seyn möchte. {Die Zweifel, ob man nicht von dem praktischen Religionslehrer viel zu viel fordere, fällt weg, sobald man ihn nur in seiner doppelten Qualität betrachtet, 1) als Volkslehrer, wozu er in der That weit weniger nöthig hat, als er auf Universitäten lernt und treibt, und 2) als Mitglied des Gelehrtenstandes. Als solchem liegen ihm doch die theologischen und angränzenden Kenntnisse am nächsten, und er gewinnt an Achtung in dem geselligen Kreise, und, was noch viel wichtiger ist, er gewinnt an Selbstgenuß, wenn er ein viel ausgebreiteteres Wissen hat, als er gerade für das Amt nöthig hätte. Dasselbe ist ja auch der Fall bei andern Geschäftsmännern, die für das bloße Geschäft mit sehr Wenigem ausreichen könnten, aber die man um so höher achtet, je mehr sie über das Nothwendige hinaus wissen, und nicht bloß handwerksmäßige Routiniers sind. A. d. H. } 107 609 . Ist er hingegen zum Lehrer Lehrer der Theologie Theologie oder der damit verbundenen Wissenschaften, überhaupt zu Bildung künftiger Lehrer, oder zur Regierung und Aufsicht Aufsicht der Volkslehrer Volkslehrer , oder an einer Gemeine Gemeinde angestellt, die aus gelehrtern Gelehrten oder doch gebildetern Zuhörern besteht: so muß er freylich freilich höhere Fähigkeiten haben, und in den für sein Fach bestimmten Wissenschaften ausgebreitetere, feinere und gründlichere Kenntnisse besitzen. Alsdann bedarf er auch weniger einer näheren Anweisung, und was er dann können und verstehen, wenigstens wornach er trachten müsse, müsse: dazu möchten die bisher in diesem Buche dieser Schrift geschehenen Vorschläge nicht undienlich seyn, da es besonders auch in Rücksicht auf die diese Classe diese Klasse künftiger Religionslehrer Religionslehrer abgefaßt ist. 108 610 . Daß bey bei der Ergreiffung Ergreifung des theologischen Studiums auch die Kräfte des Körper Körpers (§. 95 597. 95. ) mit in Anschlag kommen müssen, bedarf kaum einer Erinnerung; da die natürliche Beschaffenheit und die Veränderungen des Körpers desselben einen so großen grossen Einfluß in die Beschaffenheit und den Gebrauch der Seelenkräfte Seelenkräfte haben; Anstrengung des Geistes, eine sitzende Lebensart, und andere Umstände bey bei Studierenden die Gesundheit Gesundheit merklich zerrütten; und bey bei dem Lehrer in äusserlichem im äusserlichen im äußerlichen Vortrage so viel von der Stimme, von der freyen freien Brust, selbst vom körperlichen Ansehen und Bildung, so wie, bey bei der ganzen Führung seines Amts, von einer dauerhaften Gesundheit, Abhärtung des Körpers, Körpers und ähnlichen Umständen, Umständen ab hängt. Was uns hier möglich sey sei oder abgehe, ist noch viel leichter, als die Beschaffenheit unsrer unserer Seelenkräfte, Seelenkräfte zu erkennen. Anm. Tissot, Samuel Tissot von der Gesundheit der Gelehrten Gelehrten, (übersetzt), Zürich, und in einer andern Uebersetzung, Leipz. Leipzig, Leipzig 1768. in 8. 8., und auszugsweise in Tissot, Samuel Tisso'ts Tissot's medicinischen medicinischen, praktischen medicinisch-praktischem Handbuche, Leipz. Leipzig 1785. in 8 8. 8. (im ersten Theile); Ueber die Krankheiten der Gelehrten - - von Ackermann, Johann Christian Gottlieb J. C. G. Ackermann , Nürnb. Nürnberg 1777. in gr. 8 8. ; und der Arzt der Gottesgelehrten (von Franz, Johann Georg Friedrich J. G. F. Franz ), Franz ) zweyte Aufl. Leipzig, Leipzig zweite Aufl., Leipzig 1770. in 8. 8., Jördens, Johann Heinrich J. H. Förders über die menschliche Natur – zur Beherzigung junger Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797., sind Bücher, deren Empfehlung hier gewiß nicht überflüßig überflüssig ist. Tissot von der Gesundheit der Gelehrten (übersetzt), Zürich, und in einer andern Uebersetzung, Leipz. 1768 Die aus dem Jahr 1768 stammende Zürcher Übersetzung von Samuel Tissots (1728–1797) ursprünglich auf Latein (1766) publiziertem Traktat De la Santé des Gens de Lettres (1768) wurde von Johann Rudolph Füssli (1709–1793) besorgt. Die Leipziger Übersetzung desselben Jahres ist anonym erschienen. auszugsweise in Tissot's medicinischen praktischen Handbuche, Leipz. 1785. in 8 (im ersten Theile) Der Auszug aus Samuel Tissots (1728–1797) Von der Gesundheit der Gelehrten findet sich als Von der Gesundheit der Gelehrten und kränklicher Personen in dessen von Christian Friedrich Held (1740–1788) herausgegebenem Medicinische[n], praktische[n] Handbuch I (1785), 437–512. der Arzt der Gottesgelehrten (von J. G. F. Franz), zweyte Aufl. Leipzig, 1770 Der Artzt des Gottesgelehrten welcher Vorschriften giebt wie sich Prediger in Ansehung ihrer Gesundheit bey Führung ihres Amtes zu verhalten haben des Leipziger Mediziners Johann Georg Friedrich Franz (1737–1789) ist auch in der ersten Auflage (1769) anonym erschienen. J. H. Förders über die menschliche Natur – zur Beherzigung junger Studierenden, 2 Bände, Leipzig 1797 Das zweibändige Werk Über die menschliche Natur und die Mittel ein hohes Alter zu erreichen. Zur frühen Beherzigung junger Studierenden auf Schulen und Universitäten, und für Personen die sich einer sitzenden Lebensart widmen (1797) stammt von Johann Heinrich Jördens (1764–1813). 109 611 . Von der Nothwendigkeit der Gabe sich wohl auszudrucken auszudrücken (§. 95 597. 95. ), ist schon oben, bey bei der Abhandlung von den Sprachen ( Theil 1. §. 59 flgg. 59. f. ) und im ersten Abschnitt des dritten Theils geredet worden. Da die Sprache Sprache der Abdruck unsrer unserer Ideen ist, und jeder Verständige so gute Mittel braucht gebraucht , um sein Ziel zu erreichen, als in seiner Gewalt sind: sind; so kan kann man sicher schließen schliessen : wie der natürliche Vortrag Vortrag eines Menschen ist, so sind seine Begriffe und Ueberzeugung von den Sachen selbst. Kan Kann man sicher seyn, daß jemand nicht eitel sey sei , um nur sich selbst gern zu hören oder zu lesen, oder Andern bloß zu gefallen, und daß er nicht so arm an Verstand Verstande und Menschenkenntniß Menschenkenntniß sey sei , um zu glauben, wenn nur das gut sey sei , was er sagt, so sey sei es gleichviel, wie er es sage: so kan kann man selbst schließen: schliessen, wie sorgfältig er in seinem Vortrag ist, so viel hat er Interesse für die Sachen, die er vorträgt, und so viel Eifer, mit seinen Kenntnissen bey bei Andern Gutes zu stiften. – Um sich über die Gabe des Vortrags zu prüfen, gebe man nur acht Acht , ob und warum uns wohl geschriebene wohlgeschriebene Schriften, oder warum uns Vorträge, die auch im Ausdruck vorzüglich sind, gefallen? ob uns beyde beide um so mehr anziehen, je faßlicher, deutlicher, ordentlicher, zusammenhängender, bestimmter u. s. f. sie sind? oder ob uns alle, oder einige, und welche, Eigenschaften des Vortrags, uns gleichgültig sind? Man mache selbst Versuche Versuche, anfänglich eines Andern guten mündlichen oder schriftlichen Vortrag über eine Sache, nachher nachher, was man überhaupt von Andern ausgeführt gelesen hat, im Zusammenhange frey frei , nach seiner eignen eigenen Art, zu wiederholen, d. i. fremde Gedanken in seine eigne eigenen umzukleiden, und bemerke, wie weit es uns gelinge, unsern Mustern nachzukommen. Man mache zuletzt öfters Versuche, was man selbst gedacht und untersucht hat, über eine Sache or dentlich aufzuschreiben, oder Andern mündlich, genau vorbereitet oder nicht, vorzutragen. Man laße lasse sich von Kenner Kennern beurtheilen, und genau nach der strengsten Kritik sagen, worin worinn unser Vortrag gut oder fehlerhaft sey sei , und gewisse Vollkommenheiten uns, nach vielen Versuchen, erreichbar seyn sind seien oder nicht? – Alsdann alsdann wird man wohl finden, welche Art des Vortrags uns möglich, wenigstens durch fleißige anhaltende Uebung zu erlangen sey sei . 110 612 . Wenn alle bisher erwähnte Fähigkeiten wohl angewendet, selbst, wenn sie gehörig gebildet werden sollen: sollen, so erfordern sie eine gewisse Gemüthsfassung Gemüthsfassung Gemüthsfassung , oder gewisse Eigenschaft des Charakter Charakters Characters (§. 94 596 94. ), über die man sich wohl prüfen sollte, ehe man sich zur Wahl des theologischen Studiums entschlösse. Auf folgende Tugenden möchte es hier vornemlich vornehmlich ankommen. – Zuerst, auf Liebe Liebe zur Wahrheit Wahrheit , wo man diese auch immer finden sollte. Veränderungen in der Seele eines Andern kan kann man nur durch Vorstellungen hervorbringen, wenn diese der von ihnen erkannten Natur der Sache Sache, oder andern schon für wahr erkannten Vorstellungen gemäß sind; und dies dieß setzt voraus, daß man sie selbst als wahr erkannt habe. Wem also Wahrheit gleichgültig ist, dem liegt entweder nichts daran, Andere zu belehren und zu bewegen, oder er kan kann nicht sicher darauf rechnen, daß er seinen Zweck erreichen werde; vielweniger wird er sich selbst bemühen, hinter die rechte Wahr heit zu kommen. Je inniger bey jemanden bei jemandem die Liebe zur genauesten Wahrheit ist, um so mehr wird er selbst die Wahrheit finden können, so weit sie ihm erreichbar ist; um so mehr wird er dafür und für ihren Werth eingenommen seyn; um so mehr auf Andre Andere wohlthätig wirken, wenigstens mehr sich darum bemühen, und es mit mehr Hoffnung eines glücklichern Erfolgs unternehmen. – Der allgemeine Prüfstein Prüfstein dieser unparteyisch unparteyischen unparteiischen Wahrheitsliebe Wahrheitsliebe ist: wenn wir es uns bewußt sind, oder es bey bei der strengsten Prüfung finden, daß unsre unsere Neigungen und Abneigungen keinen Einfluß in die Annehmung oder Prüfung Verwerfung einer Sache haben. Wäre dir Wäre – so frage sich jeder selbst – mir eine Sache auch noch so theuer, schiene sie dir mir unzertrennlich von deinem mei nem Wohl, und entbehrtest du entbehrte ich sie höchst ungern, läge sie dir mir selbst, als deine meine Erfindung, sehr am Herzen: würdest du würde ich gleichwohl, auch bey bei dem geringsten Anlaß zum Zweifel, dich mich nicht scheuen, sie aufs neue zu prüfen, sie dennoch aufopfern, wenn du ich sie bey bei der Prüfung ungegründet fändest? Bist du fände? Bin ich geneigter, die Wahrheit nach den dir mir schädlich oder nützlich scheinenden Folgen derselben, oder unabhängig von dieser Rücksicht, zu beurtheilen? Kommt bey dir bei mir , wenn du ich für oder wider einer Sache entscheidest, dies einen Streitpunkt entscheide, dieß in Anschlag, ob die, so du liebest ich liebe oder achtest achte , oder die, so du hassest ich hasse und verachtest verachte , eben das behaupten? Kanst Kannst du Kann ich Widerspruch Widerspruch vertragen, wenn er mit Gründen geschieht, siehst du sehe ich ihn selbst gern, und forderst fordere Andere dazu auf, als ein Mittel, dich mich zum weitern Nachdenken zu bringen? Wenn Erkennst du ich auch die sen Widerspruch für ungegründet erkennst , benutzest du erkenne, benutze ich gleichwohl alsdann alsdenn doch auch das wenige Wahre, was darinn darin liegt, deine meine Erkenntniß immer mehr zu berichtigen, und durch kleine nähere Bestimmungen zu mehrerer Genauigkeit zu bringen? Ist dir's mir's gleichgültig, auch unbekannt zu bleiben, wenn nur das, was du ich gesagt, oder gar erfunden hast habe , für wahr erkannt wird? Siehst du Sehe ich es gern, wenn Andre Andere auf dein mein Ansehen oder dir mir zu Gefallen, etwas für wahr annehmen, legst du annehmen? Legte ich es wohl gar darauf an, bloß durch dein mein Ansehen zu wirken? Dies wirken? – Dieß sind die Merkmahle Merkmahle, woran du sehen kanst kannst jeder erkennen kann , ob du er wirklich Liebe zur Wahrheit hast habe , oder nicht . Anm. Eine kurze aber treffliche Betrachtung von Fichte, Johann Gottlieb Fichte : Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse an Wahrheit , findet man in den Horen . Nachdem er den Begriff selbst tief begründet und klar dargestellt, schließt er mit folgenden Worten, die hier wohl eine Stelle ver dienen, da der Aufsatz nicht so leicht bei der Hand seyn möchte, und die Sache vorzüglich auch für den Religionslehrer Religionslehrer , dessen ganzes Leben ein Forschen nach Wahrheit seyn soll, von so hoher Wichtigkeit ist. „Mit dieser sichern Ueberzeugung, stets einig mit sich selbst zu seyn, geht der entschiedene Freund der Wahrheit auf dem Wege der Untersuchung ruhig fort; er geht muthig Allem entgegen, was ihm auf demselben aufstoßen möchte. Es ist für denjenigen, der mit sich selbst noch nicht recht Eins geworden ist, was er denn eigentlich suche und wolle, äußerst beängstigend, wenn er auf seinem Wege auf Sätze stößt, die allen seinen bisherigen Meinungen und den Meinungen seiner Zeitgenossen und der Vorwelt widersprechen: und gewiß ist diese Aengstlichkeit eine der Hauptursachen, warum die Menschheit auf dem Wege zur Wahrheit so langsame Fortschritte gemacht hat. Von ihr ist derjenige, der die Wahrheit um ihrer selbst willen sucht, völlig frei. Er blickt jeder noch so befremdenden Folgerung kühn in das Gesicht. Ob sie ein befremdendes, oder bekanntes Aussehen habe, ob sie seiner und aller bisherigen Meinung widerspreche, oder nicht, davon war nicht die Frage. Die Frage war: ob sie, seinem besten Wissen nach, mit den Gesetzen des Denkens übereinstimme, oder nicht, und das wird er untersuchen. Wird sich finden, daß sie damit übereinstimme, so wird er sie als heilige ehrwürdige Wahrheit aufnehmen; wird sie nicht damit übereinstimmen, so wird er sie als Irrthum verwerfen, nicht weil sie der gemeinen Meinung, sondern weil sie, seinem besten Wissen nach, den Gesetzen des Denkens widerspricht. Bis dahin ist er völlig gleichgültig gegen sie; über ihren Inhalt hat er die Frage nicht erhoben; derselbe ist ihm bekannt; ihre Form hat er noch zu untersuchen.“ „Mit dieser kalten Ruhe und festen Entschlossenheit, blickt er hinein in das Gewühl der menschlichen Meinungen überhaupt und seiner eigenen Einfälle und Zweifel. Es wirbelt und stürmt um ihn herum , aber nicht in ihm ; er selbst sieht aus seiner unerreichbaren Burg ru hig dem Sturme zu. Er wird ihm zu seiner Zeit gebieten, und eine Welle nach der andern wird sich legen. – Er will nur Harmonie mit sich selbst, und er bringt sie hervor, so weit er bis jetzt gekommen ist. Dort ist noch Verwirrung in seinen Meinungen; das ist nicht seine Schuld, denn bis dahin hat er noch nicht kommen können. Er wird auch dahin kommen, und dann wird jene Unordnung in die schönste Ordnung sich auflösen.“ „Was wäre denn wohl endlich das Härteste, was ihm begegnen könnte? Gesetzt er fände, entweder weil die Schranken der endlichen Vernunft überhaupt, welches unmöglich ist, oder weil die Schranken seines Individuums solches mit sich bringen, als letztes Resultat seines Strebens nach Wahrheit, daß es überhaupt gar keine Wahrheit und keine Gewißheit gebe. Er würde auch diesem Schicksale, dem härtesten, das ihn treffen könnte, sich unterwerfen; denn er ist zwar unglücklich, aber schuldlos; er ist seines redlichen Forschens sich bewußt, und das ist statt alles Glücks, dessen er nun noch theilhaftig werden kann.“ „Eben so ruhig – wenn dieser Umstand der Erwähnung werth ist – bleibt der entschiedene Freund der Wahrheit darüber, was Andere zunächst zu seinen Ueberzeugungen sagen werden, wenn er in der Lage seyn sollte, sie mittheilen zu müssen; und der Gelehrte ist immer in dieser Lage, da er nicht bloß für sich selbst, sondern zugleich für Andere forscht. Die Frage ist ja gar nicht, ob wir mit Andern, sondern ob wir mit uns selbst übereinstimmend denken. Ist das Letztere, so können wir des Erstern ohne unser Zuthun, und ohne erst die Stimmen zu sammeln, bei allen denen gewiß seyn, die mit sich selbst in Uebereinstimmung stehen; denn das Wesen der Vernunft ist in allen vernünftigen Wesen Eins, und eben dasselbe. Wie Andere denken, wissen wir nicht, und wir können davon nicht ausgehen. Wie wir denken sollen, wenn wir vernünftig denken wollen, können wir finden; und so, wie wir denken sollen, sollen alle vernünftige Wesen denken. Alle Untersuchung muß von innen heraus, nicht von außen herein, geschehen. Ich soll nicht denken, wie Andere denken; sondern wie ich denken soll, so, soll ich annehmen, denken auch Andere. – Mit denen übereinzustim mend zu seyn, die es mit sich selbst nicht sind, wäre das wohl ein würdiges Ziel für ein vernünftiges Wesen?“ A. d. H. Fichte: Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse an Wahrheit, findet man in den Horen Johann Gottlieb Fichtes (1762–1814) Aufsatz Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit ist anonym in der von Friedrich Schiller herausgegebenen Monatsschrift Die Horen I,1 (1795), 79–93 (IV.) erschienen. Das in der dritten Auflage der Anweisung auf den folgenden Seiten wiedergegebene Zitat findet sich aaO 88–91. 111 613 . Eine andre andere Tugend ist die Bescheidenheit Bescheidenheit . – Je weniger man selbst weiß, oder es recht und mit Ueberzeugung versteht; je weniger man den großen grossen Umfang desjenigen kennt, was zur rechten Wissenschaft einer Sache und zur wahren Ueberzeugung gehört; je weniger man die Schwierigkeiten bey bei einer jeden Untersuchung, die Schranken der menschlichen Erkenntniß Erkenntniß überhaupt, und die großen grossen Lücken seiner eigenen Erkenntniß, nebst dem eingeschränkten Maaß seiner Fähigkeiten, insbesondre insbesondere , wahrnimmt: desto eingenommener ist man von sich selbst, und desto mehr verachtet man Andre Andere . Dieser Dünkel hält uns selbst von Einsicht dieser Fehler, und von weitern Fortschritten in der Erkenntniß und der wahren Besserung überhaupt zurück; macht uns ungeschickt, von Andern zu lernen; erstickt den eignen eigenen Fleiß, der von dem mehrern oder mindern Gefühl dieses Bedürfnisses abhängt, und macht uns abgeneigt, die Wahrheit überall, wo wir sie finden, anzunehmen. – Demnach sind alle Kennzeichen der Wahrheitsliebe Wahrheitsliebe (§. 110 612. 110. ) auch Kennzeichen der Bescheidenheit. Wenn du Wer lieber schlecht als vortheilhaft von Andern denkst denkt , und Andrer Anderer Erklärungen oder Entschuldigungen nicht gern hörst, hörst hört, oder gelten läßest lässest ; wenn du läßt; wer nicht von Andern Erinnerungen über dich an nimmst; wenn du dich schämst sich annimmt; wer sich schämt , gegen Andere unrecht zu haben; wenn du wer , ohne anhaltende bedächtige Prüfung, gleich zu entscheiden geneigt bist; wenn du ist; wer , anstatt Andern Gründe vorzulegen, dir sich Machtsprüche, oder Spöttereyen Spöttereien , oder Hohn, erlaubst; wenn du Hohn erlaubt; wer schon Sachen zu verstehen, verstehen und durchzuschauen glaubst glaubt , und Andre An dere zu belehren suchst sucht , ehe du er noch im Stande bist ist , sie Andern deutlich und mit Gründen vorzutragen; wenn du wer nicht noch lieber lernest lernt als lehrest; lehrt, und wenn du er von einem lehrreichen, lehrreichen zumal mit gründlichen Untersuchungen beschäftigtem, beschäftigten Umgange, oder von dergleichen Buche, zurückkommst einem Buche der Art zurückkommt , ohne dich sich an deine seine Brust zu schlagen, und das Bekenntniß tief zu fühlen: O wie viel ists, was ich noch nicht weiß: – so bist du weiß! – da ist er von der Bescheidenheit dieser Bescheidenheit noch weit entfernt. 112 614 . Fleiß Fleiß ist eine dritte Tugend, und besteht in einer angestrengten Wirksamkeit Wirksamkeit, die verschiedent lich betrachtet werden kan kann , daher auch die verschiedenen verschiednen Bedeutungen des Wortes entstanden sind, die selbst durch besondre besondere Namen bezeichnet werden. Wird diese Wirksamkeit mehr in Rücksicht auf die Menge der Beschäftigungen, – oder auf dabey dabei beobachtete Genauigkeit und Sorgfalt, – oder auf die anhaltende, selbst durch die Schwierigkeiten oder den langsamen Fortgang nicht ermüdete, ermüdete Anstrengung genommen: so ist der Fleiß im ersten Fall Arbeitsamkeit Arbeitsamkeit ; – im zweyten ten zweiten , Fleiß im engern Verstande , Verstande (man sagt z. B. ein Kunstwerk sey sei mit Fleiß gemacht,) gemacht), oder genauer Fleiß oder Indüstrie Indüstrie Industrie (wiewohl dieses letztre Letztere gemeiniglich anders, als das lateinische Industria, für Betriebsamkeit oder immer auf Erweiterung einer Kunst gerichtete Beschäftigung genommen wird); – im dritten Falle aber Unverdrossenheit Unverdrossenheit . Oder Unverdrossenheit ; oder kürzer, die erste erste scheint mehr extensive, die zweyte zweyte zweite mehr intensive, die dritte mehr dritte protensive Geschäftigkeit zu seyn. 113 615 . Es ist ein sehr leidiges Vorurtheil, daß sich Fleiß Fleiß Fleiß mit Genie Genie Genie nicht vertrage. Wahr ist es, Leute von Genie, und, noch mehr, Leute, die sich Genie zu haben einbilden, sind selten eigentlich fleißig, weil sie sich zu sehr auf ihre Kräfte verlaßen verlassen , und zu ungeduldig sind, lange bey bei einer Sache zu beharren. Wahr ists auch, daß dem Genie alles Alles leichter wird, und daß ohne dasselbe durch bloßen blossen Fleiß keine Werke von vorzüglicher Vollkommenheit Vollkommenheit entstehen. Aber, Fleiß kan kann doch den Abgang des Genies einigermaßen einigermassen ersetzen, so wie die Kunst Kunst, die immer Fleiß erfordert, der Natur nachhelfen, und sie verbessern kan kann . Alle Fähigkeiten des Geistes bleiben unbrauchbar, oder werden nicht in dem Grade nützlich nützlich, als sie es könnten, wenn nicht theils mannichfaltige und genaue Kenntnisse hinzukommen, ohne welche das Genie nichts hat, was es verarbeiten kan kann , theils viele, genaue und anhaltende Uebungen in einer Sache angestellt werden, wodurch erst Fertigkeiten entstehen. Und so sehr auch dem bloßen blossen Genie oft ein vollkommenes vollkommnes Werk gelingt: gelingt, so können doch weder Ausschweifungen desselben verhütet, noch dessen Erfindungen gehörig geprüft, berichtigt, und in dem Grade vollkommen werden, als wenn noch anhaltender und bedächtiger Fleiß dazu kommt. – Es ist beynahe beinahe unnöthig, Kennzeichen des Fleißes Fleisses anzugeben. Man darf sich nur aufrichtig prüfen, prüfen, – ob uns nichts gleichgültig sey sei , was uns irgend der Vollkommenheit näher bringen kan kann , – ob es uns genug sey sei , daß etwas gemacht werde, unbekümmert wie es geschehe; – ob wir sehr die Veränderungen lieben, und uns durch Schwierigkeiten abschrecken laßen lassen : so werden wir bald davon urtheilen können. 114 616 . Zu diesem Fleiß muß sich Liebe Liebe zur Ordnung Ordnung gesellen. – Unordnung in dem Gange unsrer unserer Gedanken und Geschäfte Geschäfte, verräth und erzeugt Verwirrungen, Verwirrungen und Mangel des Zusam menhangs in Begriffen; erschwert auch das Denken, die Untersuchung und die Ausführung der Sachen. – Wenn man bey bei sich bemerkt, – daß man leicht von Einem auf das Andere falle, wenn Beschwerlichkeiten uns von einem angefangenen Werk leicht abschrecken, und erwartete Vergnügungen oder Erleichterungen uns leicht zu andern Unternehmungen hinziehen; – wenn man ungewohnt ist, sich bey bei dem, was man nach einander vornimmt, Grund anzugeben, warum man so und nicht anders handle, das Eine früher und das Andre Andere später thue; – und wenn man Sachen zu unternehmen pflegt, ohne sich vorher um das zu bekümmern, was dabey muß dabei vorausgesetzt werden muß : so kann man mit Recht fürchten, daß es uns an dieser Liebe zur Ordnung fehle. 115 617 . Wer an einer gewissen Art von Beschäftigung keinen solchen Geschmack Geschmack findet, daß ihm diese mehr Vergnügen macht, und ihn mehr anzieht als alle andre andere Arten von Beschäftigungen: der wird es weder darinn darin jemals zu einer rechten Vollkommenheit Vollkommenheit bringen, noch auch nur den schuldigen Fleiß darauf wenden, wenn er sich ihr vorzüglich zu widmen beschlossen hat; er wird noch weniger sich Mühe geben, Andern damit aufs möglichste nutzbar nutzbar zu werden. Man kan kann daher von dem, der das Studium und die Empfehlung der Religion Religion zu seinen seinem eigenthümlichen Beruf Beruf machen will, mit Recht fordern, daß er sich wohl prüfe, ob bey bei ihm der Geschmack an dieser Wissenschaft und den damit verbundenen Beschäftigungen über alles Andre Andere gehe; um so mehr, da diese überwiegende Neigung ein sicheres Kennzeichen ist, daß er dazu die meiste natürliche verhältnißmäßige Fähigkeit habe, habe ( d. i. die meiste Fähigkeit wenigstens zu den Theilen der Beschäftigung, die ihn eigentlich interessiren intereßiren ). – Die sen vorzüglichen Geschmack kan kann man sich leicht abmerken. Beschäftige ich mich mich – so darf man sich nur fragen – wirklich am liebsten damit? Ist mir alles Alles interssant, was dahin einschlägt? Beziehe ich alles Alles , was ich ausser außer dieser Wissenschaft lese, oder sonst vorfinde, darauf, um es zur Verbesserung meiner Erkenntniß, zur Nahrung meiner Gesinnung, in Absicht auf die Religion, zu benutzen? Ist mir kein Schicksal der Religion, und überhaupt nichts gleichgültig, was sie und ihren Eindruck bey bei Andern fördern oder hindern kan kann ? Würd' ich auch bereit seyn, wenn es nicht anders seyn könnte, ansehnlichere Einkünfte, größeres grösseres Ansehen, und andere äusserliche äußerliche Vortheile zu entbehren, oder aufzuopfern, wenn ich, falls ich diese erhalten wollte, mich weniger mit der Religion und dem zu ihrer Anwendung Anwendung bey bei Andern nöthigen Geschäfte Geschäften abgeben müßte? Finde ich einen unüberwindlichen Trieb Trieb bey bei mir, Andern meine verbesserten Einsichten in der Religion und meine darüber gemachten Bemerkungen mitzutheilen, ihnen ihre Zweifel darinn darin zu benehmen, sie selbst ihnen die Religion werth zu machen, sie bey bei allen Angelegenheiten Anderer aufs weiseste und nützlichste anzuwenden? Dies Dieß wären ohngefähr ungefähr die sichersten Kennzeichen eines solchen überwiegenden Geschmacks daran. 116 618 . Endlich ist Wie dürfte aber endlich dem, der sich ganz und vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will, Liebe Liebe zur Tugend Tugend überhaupt und wahre Frömmigkeit Frömmigkeit eine nothwendige fehlen, oder nicht gerade für die nothwendigste Eigenschaft desjenigen, der sich ganz und vorzüglich zum Lehrer der Religion bilden will. gehalten werden? – Die Religion Religion ist durchaus praktisch praktisch praktisch , und hat ja eben ganz unmittelbar die Absicht, die Menschen durch Tugend glücklich zu machen, sie ganz an Gott zu binden, durch die Vorstellung Gottes und seines Willens Tugend und wahre Beruhigung zu befördern. Wie befördern; wie könnte uns die Beschäftigung damit, die uns immer an unsre unsere Pflichten, an unsre unsere Fehler und Vergehungen, und an deren unausbleibliche Folgen erinnert, wie könnte die uns wahrhaftig werth seyn, wenn es uns gleichgültig wäre, dahin zu streben, daß wir ihr immer gleichgesinnter würden und gleichförmiger lebten? Wie, wie könnten wir sie zu unsrer unserer vornehmsten Beschäftigung machen, ohne uns selbst, wegen unsrer unserer Unredlichkeit, Vorwürfe zu erregen, oder uns auf eine unnatürliche Art dagegen zu betäuben? Wie könnten wir, wenn wir dieses unentbehrliche Mittel zu unserm eignen eigenen Besten nicht anwendeten, geneigt seyn, für Andere dadurch zu sorgen? Wie wie sie Andern mit angestrengtem Fleiß, Wärme und eigner eigener Freudigkeit empfehlen, wenn sie uns selbst nicht an Herzen läge? Wie wie , so gar sogar nicht fürchten, durch unsern Wandel das wieder zu zerstören, was wir mit Mühe durch Unterricht gebauet hät ten, oder, wie sie mit Ernst empfehlen, ohne es zugleich durch das noch viel stärker, als alle bloße blosse Vorstellungen, wirkende eigne eigene gute Beyspiel Beispiel , und durch die auf uns selbst so wirksame Kraft der Religion zu thun? Wie wie , nicht der so starken Versuchung un terliegen, selbst die Religion zum Mittel sträflicher Absichten und Leidenschaften zu mißbrau chen? – Auch hängen alle zur treuen und gewissenhaften Führung unsers Amt Amts nöthigen Tugenden so sehr von dem Einfluß der Frömmigkeit und von dem Gedanken ab: Es ist Gott Gottes Sache, die wir bey bei den Menschen befördern sollen; wir sind Schuld, daß Seine Ehre unter ihnen leidet, wenn wir Ihn nicht auch durch unsre unsere ganze Gesinnung und Wandel ehren; unsre unsere Rechenschaft Rechenschaft ist desto schwerer, je Mehreres und je etwas Wichtigeres uns anvertrauet ist ist: – von diesen uns stets vorschwebenden Gedanken hängen alle andere Tugenden so sehr ab, und werden dadurch so sehr ermuntert und verstärkt, daß wir ohne wahre Frömmigkeit uns nie eines solchen Beruf Berufs würdig betragen können. – Es ist nicht schwer zu erkennen, ob wir wahrhaftig diese Liebe zur Tugend und Frömmigkeit haben, wenn wir nur wissen, was diese ist, und die im vorigen §en §§. angegebenen Kennzeichen auch hier, in ihrer Art, anwenden. Je früher wir nach dieser wahren Frömmigkeit getrachtet haben, desto leichter und unverdächtiger wird uns diese Beurtheilung werden. Anm. Wenn es auf der einen Seite allerdings scheint, daß niemand mehr Antrieb zum Guten, und namentlich zu einem religiösen Sinn habe, als gerade der Prediger Prediger, da er sich beständig mit Gegenständen dieser Art beschäftige, und gleichsam in dem Element der Religion lebe, so ist doch daneben nicht zu übersehen, daß, weil er die Religion , ihr Lehren und Verwalten als ein Geschäft , als ein Amt treibt, dieß auch Veranlassung werden könne, daß sie, – da Alles, was gewohnheitsmäßig wird, leicht in etwas Mechanisches oder Bewußtloses übergeht, – dieß auch hier der Fall seyn könne. Es wird daher wenigstens diese Bemerkung die Urtheile über den Prediger billig machen, wenn er nicht stets mit gleichem Eifer, in gleicher höherer Stimmung der Seele seine Amtsgeschäfte Amtsgeschäfte verrichtet, und das, was z. B. bei der Verwaltung der heiligen Gebräuche anfangs ihn mächtig ergriffen hat, nach und nach ihm schon gewohnter wird und kälter läßt. Aber sie muß zugleich den Prediger aufmerksam darauf machen, wie leicht er in diese Gefahr kommen kann, und doppelt antreiben, das Interesse stets aufs neue in sich zu erwecken und zu beleben. A. d. H. „Wie sehr, sagt Zollikofer, Georg Joachim Zollikofer in seiner Predigt über das christliche Lehramt (in den Predigten über die Würde des Menschen, 2ter Theil, S. 474), wie sehr müssen wir nicht über uns selbst wachen. – Eben dadurch, daß wir uns so oft, und auch wohl zu solchen Zeiten, wo wir keinen besonderen Antrieb dazu haben und weniger aufgelegt sind, mit den Lehren der Religion beschäftigen müssen, können sie in Absicht auf uns viel von ihrer Kraft verlieren. Diese Gedanken werden uns durch die öftere Wiederholung leicht allzu geläufig, und Andachtsübungen selbst verlieren durch den häufigen Genuß viel von ihrer Lebhaftigkeit.“ A. d. H. Zollikofer in seiner Predigt über das christliche Lehramt (in den Predigten über die Würde des Menschen, 2ter Theil, S. 474) Georg Joachim Zollikofers Predigt mit dem Titel Das christliche Lehramt über Eph 4,11 ist im Anhang des zweiten Bandes der Neuauflage seiner Predigten über die Würde des Menschen, und den Werth der vornehmsten Dinge, die zur menschlichen Glückseligkeit gehören, oder dazu gerechnet werden (1784), 459–492 abgedruckt. Die bei der bibliographischen Angabe wiedergegebene Passage findet sich aaO 474f. Zweyter Zweiter Abschnitt. Allgemeinere Anstalten und Uebungen, wodurch man zu einen einem künftigen Lehrer Lehrer der Religion Religion gebildet werden kan kann . 117 619 . In den Schulen Schulen wird zwar der erste Grund zu den Wissenschaften, also gleich zugleich zur Bildung des künftigen Lehrers der Religion gelegt. Aber, wenn auch unsre unsere meisten Schulen nicht einen vermischten Haufen von Lehrlingen enthielten, wovon nur ein Theil sich künftig mit den Wissenschaften beschäftigen soll, sie also dann die Anstalten nicht seyn können, worinn worin Jünglinge zu künftigen Gelehrten, oder überhaupt zu brauchbaren Männern in höhern Ständen , sollen erzogen werden sollen : so würde es doch sehr nöthig seyn, noch andre andere Anstalten zu haben, wodurch, wie in Schulen, Kinder zu reifern Jünglingen, so diese zu Männern gebildet würden, die in so verschiednen verschiedenen Ständen und Aemtern die Absicht eines besondern Beruf Berufs erfüllen könnten. Denn ließen liessen sich gleich die Schulanstalten so erweitern, daß auch da diese weitere Bildung Bildung möglich würde: so unterscheiden sich doch Schulen, wo der erste Anfang dieser Bildung gemacht wird, von höhern Anstalten in zwey zwei wesentlichen Stücken; erstlich darinn Stücken: erstlich darin , daß der Jüngling nun zu einem besondern Stand Stande erzogen und vorbereitet werde, dem er sich für sein ganzes Leben allein oder vorzüglich widmen soll; hernach sodann , daß er sich nun noch gewöhne, sich nicht mehr bloß von Andern leiten zu lassen, sondern selbst selbst nach Ueberlegung Ueberlegung , Ueberlegung Ueberlegung das zu wählen, was ihm ihn zu diesem besondern Stande brauchbar machen kan kann . Man hat also mit Recht den Zweck der Schulen nur auf diejenigen Wissenschaften eingeschränkt, die allen und jeden, wenigstens den Studierenden allerley von allerlei Art, nützlich sind, und zu einer Vorbereitung auf alle höhere Stände und Aemter dienen können. 118 620 . Zu den höhern höhern oder solchen Anstalten, in welchen die nähere Vorbereitung zu einem besondern Beruf geschehen soll, gehören, wenigstens nach unsrer unserer jetzigen Verfassung, die Universitäten Universitäten , Universitäten Universitäten und alle Arten von Seminarien Seminarien Seminarien, für eine besondre Classe besondere Klasse solcher Personen, die zu einem künftigen öffentlichen Amte bestimmt sind. Diese letztern Pflanzschulen Pflanzschulen scheinen doch, wenn wir die Sache nehmen, wie sie ist, nicht wie sie seyn könnte, mehr in der Absicht angelegt zu seyn, um nie einen Mangel an guten Lehrern zu haben, oder den Seminaristen, nach vollendetem akademischen Studium, die künftige Beförderung zu sichern, als überhaupt für die Bildung Bildung aller sol cher Lehrer in einem Lande zu sorgen; es sind ihrer auch nur Wenigere, die so zum künftigen Berufe näher vorbereitet werden, und alsdann sind besondere besondre Gesetze vorgeschrieben, nach welchen sie sich bilden müssen. Hingegen sind Univeristäten für alle künftige Religionslehrer Religionslehrer errichtet und eingerichtet, und es ist gewöhnlich ihrer eignen eigenen Wahl überlaßen überlassen , wie sie sich da selbst aufs künftige zubereiten wollen. Auf diese sollen sich daher die hiesigen Anmerkungen allein einschränken, einschränken. Und zwar nur, Anm. Nur so weit von dem nützlichen Gebrauch die Rede ist, den Studierende Studierende von Universitäten und der dortigen Bildung zu künftigen guten Lehrern der Religion, Religion machen können können, kann hier davon gehandelt werden . Von können; von andern Umständen, Vortheilen und nützlichen Einrichtungen der Universitäten, verdient außer den Schriften von Meiners, Christoph Meiners , über die Geschichte des Entstehens der hohen protestantischen Schule, und Heyne, Christian Gottlob Heyne de universitatibus literariis in V Opusculis, VIII., das Raisonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland, Deutschland (von Michaelis, Johann David J. D. Michaelis J. D. Michaelis ,) Frft. J. D. Michaelis ), Frankfurt und Leipz. 1768–76. in Leipzig 1768–76., 4 Theilen in Theile, 8. und von dem ganzen Verhalten bey bei dem akademischen Leben, das Akademische akademische Lehrbuch für studierende Jünglinge, von König, Johann Christoph Joh. Christoph König , Nürnberg Nürnberg, 1785. in 8. vor mehrern mehreren andern verglichen zu werden. Meiners, über die Geschichte des Entstehens der hohen protestantischen Schule Hier handelt es sich um Christoph Meiners' (1747–1810) Kurze Darstellung der Entwickelung der hohen Schulen des Protestantischen Deutschlandes, besonders der hohen Schule zu Göttingen (1808). Heyne de universitatibus literariis in V Opusculis, VIII. Christian Gottlob Heynes Iudiciorum de universitatibus litterariis recognitio findet sich in dessen Opuscula academica collecta et animadversionibus locupletata IV (1796), 302–317 unter der laufenden Nummer XVIII. 119 621 . So sehr man aus mancherley mancherlei Ursachen, zumal in den neuesten Zeiten, die Nutzbarkeit Nutzbarkeit der höhern Schulen oder Universitäten herunter zu se tzen gesucht hat; so sehr mancher sich oder An dre Andere zu bereden sucht, – gute Köpfe könnten sich selbst genug helfen, – schon auf Schulen könnte man alles Alles das lernen, was bisher nur ein Eigenthum der Universitäten schien, – allenfalls könne der Unterricht und Umgang eines einzelnen einzlen Mannes, der in seinem Fache Meister sey sei , den, der sich eben diesem besondern Beruf Berufe widmen wolle, hinlänglich zur wirklichen guten Bestreitung dieses Berufs, wenigstens eben so gut und noch besser, besser zubereiten, als es auf Universitäten möglich sey sei : so läßt sich doch der große grosse Werth und Vorzug der Universitäten Universitäten von keinem unbefangnen unbefangenen Richter verkennen. Vorausgesetzt, wenn Nun wird dabei vorausgesetzt, daß Universitäten wirklich so eingerichtet sind, daß sie das leisten, was sie ihrer Natur nach, und bey bei einer guten Einrichtung, Einrichtung können und sollen, und daß, wenn Eine manche Universität nicht ganz so eingerichtet ist, doch die andre doch andere diesen Abgang ersetzen könne; und vorausgesetzt deßgleichen , daß man den Zweck der Universitäten nicht verkenne, und mehr nicht fordre fordere , als dieser Zweck mit sich bringt, der nicht dahin gehen soll, alles irgend Wissenswürdige zu lehren, sondern nur das, wozu Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit erfordert wird, und sofern diese dazu hinlänglich ist. Denn Anm. Handwerke, Künste und Geschäfte gehören daher nicht zur Absicht der Universitäten nicht; Universitäten: dazu mag man allenfalls Kunstschulen, Handlungsakademien Handlungsakademieen , praktische Pflanzschulen errichten. Auch versteht sichs, daß der Augenschein, gewisse Handgriffe, Erfahrung, Weltkenntniß und Uebungen noch in Vielen Vielem nachhelfen, und zu einem besondern Beruf reifer machen müsse. Und wenn müssen. Wenn aber Universitäten das nicht leisten, was nur dann möglich ist, wenn die Lehrlinge die nöthige Vorbereitung von Schulen Schulen mitbringen: mitbringen, so dient ihnen dies dieß zu keinen keinem gerechten Vorwurf. Handlungsakademien D.i. Handelsakademien. 120 622 . Wenn auch große Köpfe Köpfe grosse Köpfe , die sich selbst forthelfen können, nicht so selten wären, als sie sind, und man nicht zu den so mancherley mancherlei öffentlichen Geschäften noch mehr mittelmäßige brauchte, als jene; wenn sie auch nicht so viele ihnen eigne eigene Fehler hätten, namentlich eine gewisse einsei tige Art zu denken, und einen, daher sowohl, als aus dem Gefühl ihrer überlegnen überlegenen Kräfte, entstehenden Dünkel, Eigensinn, Ungelehrigkeit und Ungeduld, bey bei dem, was beschwerlich ist, zumal wenn es ins Kleine geht, zu verweilen: so bedürfen sie doch des Stoff Stoffs, den sie verarbeiten sollen, und einer großen grossen Menge Kenntnisse Kenntnisse, auch von Kenntnissen, um ihn richtig zu beurtheilen, und zu wissen, wie sie ihn anwenden sollen; sie bedürfen allgemeinerer richtigen richtiger Grundsätze Grundsätze, die, wenn sie richtig und allgemein seyn sollen, sich nicht bloß aus eigner eigener Erfahrung abziehen, oder ohne tiefes Studium und ausgebreitete ausgebreitete, von Andern entlehnte Kenntnisse sicher genug annehmen und anwenden laßen lassen . Und lassen; und , wenn sie auch dergleichen Kenntnisse von Andern entlehnen wollten, so ist dies dieß doch ganz etwas Anders Anderes , als wenn sie unser Eigenthum Eigenthum sind, uns zu aller Zeit zu Dienste stehen, und aus den Ge sichtspuncten Gesichtspunkten angesehen werden, wo wir sie nöthig haben. – Auch von einem einzelnen einzelnen , in seinem Fach Fache noch so bewandertem Manne laßen bewanderten Manne , lassen einzelnen in seinem Fach noch so bewandertem Manne, lassen sich gründliche Kenntnisse von mehrerley mehrerlei Arten, die sich doch einander mehr oder weniger die Hand bieten müssen, nicht lernen, weil er meistentheils entweder ganz nur für sein Fach, Fach und für das, was ganz zunächst dahinein schlägt dahin einschlägt , vollkommen, oder ein seichter Vielwisser Vielwisser seyn wird. Anm. Die Erinnerungen in diesem bis zu den dem 124sten §. beziehen sich auf die §. 119. erwähnten angeblichen Ersetzungsmittel des Abgangs Mittel welche man statt der Universitäten vorgeschlagen hat . 121 623 . Eben so wenig können dies die eigentlichen Schulen Schulen Schulen leisten. Denn man hat sich da so sehr mit noch ganz ungebildeten Zöglingen zu beschäftigen, die noch so wenig selbst sich helfen können, und denen dieselben Sachen so oft wiederholt werden müssen, um die ersten nothwendigsten Kenntnisse, welche die Grundlage von Andern sind, recht tief einzuprägen, und ihnen recht geläufig zu machen. Es machen; es bleibt da so wenig Zeit, Vielerley Vielerlei zu treiben. Es treiben; es ist selbst so wenig nützlich, sogenannte höhere Wissenschaften ohne viele Vorerkenntnisse deutlich, oder auch nur ihren Nutzen eigentlich begreiflich zu machen, und dem jugendlichen jugendlicheu Alter Geschmack Geschmack daran beyzubringen beizubringen , daß, wo auf Schulen vielerley vielerlei Wissenschaften, und wo besonders höhere Wissenschaften getrieben werden, nothwendig eine höchst oberflächige oberflächliche und seichte Erkenntniß derselben entstehen muß, die auf das ganze Studium solcher Wissenschaften einen sehr nachtheiligen Einfluß hat. Noch hat, und noch dazu giebt die Beschäftigung mit sogenannten höhern Wissenschaften auf Schulen, Gelegenheit giebt , die Vorbereitungswissenschaften Vorbereitungswissenschaften, die eigentlich der Bestimmung der niedern Schulen gemäß sind, zu versäumen, oder sie nicht brauchbar genug für die künftigen Wissenschaften zu lernen, oder gar, wenn man wirklich Geschmack an hö hern Wissenschaften und den Geschäften des Lebens findet, auch selbst den Geschmack an den Vorbereitungswissenschaften zu verderben, und den darauf zu verwendenden Fleiß zu vermindern. Die Erfahrung Erfahrung bestätigt dies nur gar zu sehr, und ein solcher un- unzeitiger oder frühzeitiger zu früher Unterricht verhindert es sogar, daß man jenes Versäumte nicht einmal auf Universiäten oder anderwärts nachholen kan kann und mag. Denn da ist die Seele nicht mehr so beugsam und empfänglich für das, was, wie z. B. die Sprachen, sehr viel Mechanisches und ein leicht auffangendes auffassendes Gedächniß erfordert. Der erfordert; der Geschmack ist schon so durch Gegenstände des eigentlichen Verstandes Ve standes oder des geschäftigen Lebens verwöhnt; und der Dünkel, was man noch nachholen könnte, habe man schon auf Schulen vergessen, und brauche es nicht erst zu lernen, verhindert, nebst einer falschen Schaam, so sehr die nun erst rechte Erlernung, daß an einen solchen Ersatz des gar nicht oder schlecht Gelernten schwerlich zu denken ist. 122 624 . Selbst Bücher Bücher Bücher können nicht ganz den Abgang des akademischen Unterrichts Unterrichtes ersetzen, oder das so gut leisten, was der mündliche Vortrag auf Universitäten vermag. – Schon der mündliche mündliche Vortrag Vortrag hat seine eignen eigenen Vortheile. Er wirkt auf mehrere Sinne zugleich. Der abwechselnde Ton der Stimme, der die Hauptbegriffe, den Unterschied der Ideen, und das, worauf die Gedanken des Zuhörers sich vorzüglich heften sollen, merkbarer macht; die den Vortrag begleitende Geberdensprache; zum Theil auch der Affect Affect Affekt , womit man spricht; und die Idee von der wenigern Kunst, die da weniger als in einer ausgearbeiteten Schrift erwartet wird, wird und eine leichtre leichtere , sich im Reden gleichsam von selbst ergebende, ergebende Ueberzeugung vorauszusetzen scheint, giebt dem Vortrage eine eigne eigene Kraft, die sich durch keine todte todten Zeichen oder Buchstaben so mittheilen läßt. Und selbst die Gewohnheit, im menschlichen Leben den Unterricht durchs Gehör mitgetheilt zu bekommen, macht uns das leichter, was uns so, als was uns durch Schriftzeichen gesagt wird. Alles dieses giebt dem mündlichen Vortrage ein gewisses Leben, das uns immer weit mehr als das Todte und Leblose anzieht. Er anzieht; er befördert also die Aufmerksamkeit, die Verständlichkeit, die anschaulichere Erkenntniß, und den Eindruck des Gesagten weit mehr, als was wir bloß lesen. Des Deß lesen; des nicht zu gedenken, daß man bey bei dem Reden sich mehr Wiederholungen Wiederholungen, selbst mit andern Worten, erlaubt, welche verursachen, daß das, was der Zuhörer überhört, oder nicht recht verstanden hat, ihm dadurch faßlicher wird, sich ihm durch die Abänderung der Worte in eben derselben Sache bisweilen auf mehreren Seiten darstellt, wenigstens durch die Mannichfaltigkeit des Ausdrucks sich mehr empfiehlt. 123 625 . Hat denn auch der Zuhörer Zuhörer Manches nicht oder nicht genug und zu seiner völligen Befriedigung verstanden, so kan kann er den Lehrer Lehrer näher befragen, und die Schwierigkeiten oder Zweifel, die ihm übrig bleiben, von ihm aufgelöset bekommen. – Ist der Lehrer, wie man doch bey bei den Meisten voraussetzen kan kann , ein selbstdenkend selbstdenkender und untersuchender Mann: Mann, so wird er viele Entdeckungen in dem mündlichen Vortrage mittheilen, die man in Anderer Schriften nicht findet; und ist er Schriftsteller, so wird man Vieles in diesen Schriften erst dann recht verstehen, wenn man ihn über die nemlichen nämlichen Sachen reden, oder das entwickeln hört, was vielleicht in seinen Schriften nur als bloßes blosses Resultat vorhin angesteller Untersuchungen liegt. Oft muß er auch Bedenken tragen, Etwas in Schriften zu äussern äußern , was er entweder noch nicht öffentlich schreiben mag, weil es ihm noch nicht reif genug scheint, und was doch für den dem Zuhörer Winke und Veranlassungen zu wichtigen Entdeckungen geben kan kann , oder was er dem Publicum Publikum , welches aus sehr vermischten Lesern besteht, wegen besorglicher Mißdeutung und Mißbrauch Mißbrauchs , nicht wohl sagen kan kann , das er hingegen seinen Zuhörern, die er näher kennt, für sehr zuträglich hält. – Und wie oft macht er erst während des Vortrags gewisse Entdeckungen, an die er vorher nie dachte, oder ist so glücklich, eine leichtere Wendung, einen deutlichern und bestimmtern Ausdruck zu finden; welches alles ihm vielleicht nie wieder einfällt, und für ihn, wie für jeden andern, ausser außer denen, die ihn gehört haben, verloren ist? – Wie viel giebt es auch Dinge, die sich durch keine Schrift, selbst wenn sie von Kupferstichen begleitet ist, deutlich, wenigstens anschaulich anschaulich anschaulich, machen lassen, bey bei Sprachen z. B. , in der Botanik, bey bei Alterthümern, Kunstwerken, bey bei der Declamation u. s. f. ? Wie nothwendig ist es dem Lernenden, nicht nur Theorien Theorieen zu hören, oder zu lesen, sondern auch Handgriffe Handgriffe zu sehen, ohne die er oft nicht weiß, wie er die Theorie anwenden soll? 124 626 . Ließe Liesse sich denn auch aus Bücher Büchern Büchern alles das lernen, was man aus dem Vortrag Vortrage auf Universitäten schöpfen kan kann : wie Viele haben Kenntniß der wirklich besten Bücher in jedem Fache, und derer, die gerade ihren Bedürfnissen angemessen sind? und wie viele Gelegenheit, sie würklich wirklich zu bekommen? Wie viele Nebendinge Nebendinge, wie viel noch Unverständliches, oder wie viel noch zu schwere Kenntnisse und Untersuchungen, Untersuchungen enthalten diese, die den Anfänger zerstreuen, oder unnöthig aufhalten? wie Vieles, was ihm unerheblich und unbrauchbar, oder was ihm wichtig scheinen kan kann , und beyderley beiderlei , für ihn wenigstens, nicht ist? zumal da er noch so wenig mit dem Innern der Wissenschaften, mit den wahren Fortschritten der Zeit, mit dem Werth Werthe gewisser Kenntnisse und Untersuchungen bekannt ist, als daß er sich durch diese Bücher allein sollte selbst forthelfen können. – Akademische Lehrer Lehrer hingegen müssen sich, ihrem ganz eignen Beruf eigenen Berufe nach, ganz den Wissenschaften widmen; ihre wirklichen Fortschritte besser kennen; das Wahre, das Brauchbare, das gerade der Classe Klasse von Studierenden, mit der sie zu thun haben, deren künftigen Bestimmung und gewöhnlichen Vorbereitung nach, mit der sie auf Universitäten kommen, angemessene, und durch die Zeitbedürfnisse erforderte, gefunden haben; gerade also für diese das Wesentlichstes Wesentlichste, was ihnen nöthig ist, ausheben, und ihnen auf die ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten gemässeste gemäßeste Art vortragen können. Sie können; haben auch dazu gemeiniglich bessere Gelegenheit und Hülfsmittel, als irgend ein Anderer. Selbst Anderer; selbst ihr eignes eigenes Interesse erfordert es, um ihr Ansehen zn zu erhalten, auf alles dieses bedacht zu seyn, und ihren Vortrag durch die beste Wahl, Ordnung, Deutlichkeit und Fruchtbarkeit zu empfehlen. 125 627 . Ueberhaupt haben Universitäten Universitäten, ausser Universitäten , außer dem schon Gesagten, ganz eigne eigene Vortheile für die Wissenschaften und für den daraus entspringenden Nutzen Nutzen, Nutzen in Absicht auf das Publikum überhaupt, überhaupt Publicum überhaupt und die Studierenden insbesondre insbesondere . – Nach unsrer unserer jetzigen Verfassung sind Universitäten diejenigen Anstalten, worinn worin fast alle diejenigen gebildet werden, die sich den Wissenschaften widmen, von welchen die Erziehung Erziehung der Jugend abhängt, und mit welchen öffentliche Aemter besetzt werden, die irgend einen Einfluß in die Cultur Cultur Kultur der Länder haben. Universitäten haben also einen ungemeinen Einfluß auf die Wissenschaften und auf die davon abhängende Cultur Kultur ; durch sie werden wissenschaftliche Kenntnisse am allgemeinsten ausgebreitet; und wenn dieses gleich auch durch Schriftsteller geschieht, so sind doch nicht nur die meisten wissenschaftlichen Schriftsteller auf Universitäten; Universitäten, sondern die Schriftsteller haben auch die allgemeinsten Kenntnisse auf Universitäten erlangt; was sie hinzu erfinden, wird von akademischen Lehrern geprüft, benutzt, verarbeitet; verarbeitet: und so entsteht ein beständiger Umtausch und eine gegenseitige Mittheilung, die immer in dem Publicum Publikum einen gewissen Umlauf von wissenschaftlichen und nützlichen Kenntnissen erhält. – Hierzu kommt, daß, wenn auch, zur Aufnahme besondrer besonderer Wissenschaften, besondre besondere Anstalten mit großen grossen großem Vortheil können angelegt werden (Bergakademien (Bergakademieen z. B. ), doch die Universitäten dazu bestimmt sind, den Unterricht in allen eigentlichen Wissenschaften zu befördern. Da stoßen stossen treffen also Männer zusammen, die einander, ein jeder mit seinen vorzüglichen Kenntnissen in einer besondern Wissenschaft, in die Hände arbeiten können, und wo ein jeder bey bei dem, was er zu mehrerer Vervollkommnung Vervollkommnung seiner Wissenschaft aus einer andern zu entlehnen hat, sich des Raths, der Unterstützung und der Vorarbeit des Andern bedienen kan kann . Da wird dann auch mancher Studierende, der sich sonst nur auf seine Wissenschaft und die damit unmittelbar zusammenhängenden würde eingeschränkt haben, gereitzt, sich zugleich mit andern Wissenschaften wenigstens so weit bekannt zu machen, als zu einer allgemeinen Kenntniß nöthig ist; ist, weil er eben die Gelegenheit findet, sie zu lernen. 126 628 . Sind über dies überdies Universitäten Universitäten gemeine öffentliche Sammelplätze, wo die, welche zu Wissenschaften und öffentlichen Aemtern sollen gebraucht werden, in großer grosser Anzahl, selbst oft aus sehr verschiedenen Gegenden und Ländern, zusammenfließen zusammenfliessen : so wird durch sie nicht nur die Ausbreitung und Circulation Circulation wissenschaftlicher Kenntnisse sehr befördert, sondern das Beyspiel Beispiel und die Wetteiferung reitzt und ermuntert auch den Fleiß weit mehr, als bey bei den Privatstudien und kleinen Schulanstalten. Es werden Bekanntschaften Bekanntschaften, besonders literarische, gestiftet, die, selbst noch nach dem Verlauf der Universitätsjahre, auf mehrere nützliche Verbindungen zu öffentlichen Verdiensten und auf das gemeinschaftliche Bestreben zur Ausbreitung und Aufklärung Aufklärung der Wissenschaften großen grossen Einfluß haben. Und junge Studierende Leute haben die sonst nirgends so vorhandne vorhandene Gelegenheit, die verschiednen verschiedenen Charaktere der Menschen, in Absicht auf Geschäfte ihres Standes, kennen zu lernen, und mit der so sehr verschiednen verschiedenen Denkungsart und Sitten der Menschen bekannter zu werden; welches ihnen einen gewissen offnern Sinn giebt, eine gewisse mehrere Theilnehmung an öffentlichen Angelegenheiten (public Spirit) wirkt, und die eingeschränkte einseitige Dekungsart, die engherzige Gesinnung, die ausschließende ausschliessende unduldsame Einschränkung der Bemühungen auf Privatvortheil, wo nicht verhindert, doch einigermaßen einigermassen schwächt. 127 629 . Endlich kommen noch bey bei Universitäten Universitäten mehrere Umstände zusammen, die sie, vor allen andern Anstalten, bequem machen, studierende Jünglinge, durch Unterricht in den Wissenschaften, auf künftige Stände vorzubereiten, und sie in den Wissenschaften weiter, als sonst, zu bringen. – Sicherlich erleichtern sie doch auf einer Seite den compendiarisch compendiarischen Unterricht, ersparen ihnen Mühe, vergebliche Arbeit, Zeit und Kosten, und liefern ihnen den Kern desjenigen, was in jeder Wissenschaft bisher erfunden und erprobt worden ist, also die Grundlage Grundlage, auf die der sie nachher immer weiter fortbauen, und die nachher erlangten einzelnen Erweiterungen, ohne Verwirrung, gleich in Ordnung bringen, und als an einen Faden anknüpfen können. – Auf der andern Seite geben sie ihnen Gelegenheit, wenn sie nur selbst wollen, weitere Aufschlüsse, feinere Bemerkungen, wenigstens die heilsamsten Räthe in Absicht auf den Fortgang in Wissenschaften, von solchen Lehrern zu bekommen, die die Obrigkeit, als die vorzüglichsten Gelehrten in ihrem Fach, und als die Geschicktesten in Mittheilung ihrer Kenntnisse an Andere, irgends finden konnte; die, ihrem Beruf Berufe nach, sich ganz einer besondern Wissenschaft widmen, und es daher, in ihr, natürlich weiter bringen können, als nicht leicht irgend jemand, der eine andre andere Hauptbeschäftigung hat; die durch die beständige Gelegenheit, gleich ihre bessern erlangten Kenntnisse und gemachten Entdeckungen Andern wieder mittheilen zu können, und durch den Fleiß oder die Wißbegierde der Zuhörer ermuntert, durch deren Fragen und Zweifel, durch die Wetteiferung mit andern Lehrern, und durch die Verschiedenheit der Meinungen und Methoden unter mehrern ihres gleichen Gleichen , gedrungen werden, immer weiter vorwärts zu gehen. – Auch giebt es fast überall, wo Universitäten sind, so ansehnliche öffentliche und Bibliotheken Privat-Bibliotheken, Buchhandlungen Buchhandlungen, wenigstens Gelegenheit Gelegenheit, leichter, als an den meisten andern Orten, die neuesten Bücher zu bekommen; bekommen, und die meisten akademischen Gelehrten stehen mit auswärtigen Gelehrten in solchen Verbindungen und Briefwechsel Briefwechsel, daß es auf Universitäten weniger, als meistens anderwärts, an den besten Hülfsmitteln zu den Wissenschaften und Gelegenheit zu weitern eignen eigenen Fortschritten in denselben, fehlen kan. Wozu kann. Hierzu kommt noch der Vortheil kommt , daß Studierende von ihren Lehrern die besondern Schriften und Hülfsmittel überhaupt erfragen können, die für sie, oder um sich über besondre besondere Gegenstände einer Wissenschaft näher zu unterrichten, die zuträglichsten sind, ohne daß sie in der Verlegenheit sind, sich von einem Ohngefähr oder öffentlichen Vorurtheile leiten laßen lassen zu müssen zu lassen . Anm. Die neuesten Schriften über diesen Gegenstand, z. B. von Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst Schleyermacher über die Universitäten in deutschem Sinn, Berlin 1808. Steffens, Henrik Steffens Vorlesungen über die Idee der Universitäten, 1808. , enthalten schätzbare Beiträge zu der vorstehenden Bemerkung. A. d. H. Schleyermacher über die Universitäten in deutschem Sinn, Berlin 1808 Gemeint sind Friedrich Daniel Ernst Schleiermachers (1768–1834) Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn. Nebst einem Anhang über eine neu zu errichtende (1808). Steffens Vorlesungen über die Idee der Universitäten, 1808 Die Vorlesungen Ueber die Idee der Universitäten des Schleiermacher nahestehenden und ab 1804 in Halle wirkenden Henrik Steffens (1773–1845) stammen aus dem Jahr 1809. 128 630 . Die bisherigen Anmerkungen über den Werth und die Vortheile der Universitäten Universitäten Universitäten, hatten vornemlich vornehmlich die Absicht, Studierende, die auf ihnen sollen gebildet werden, zu mehrern mehrerm Fleiß und Wahrnehmung dieser treflichen trefflichen Gelegenheit zu ermuntern, die nie wiederkommt, und durch nichts ganz ersetzt werden kan kann . Es ist noch übrig, einiges Einiges von ihrer rechten Benutzung Benutzung Benutzung zu sagen. – Zuerst Zuerst muß der, wer eine Universität bezieht, und da mit wirklichen wirklichem Nutzen studieren will, einige Vorerkenntnisse Vorerkenntnisse mitbringen, ohne die er schlechterdings den Docenten nicht gehörig verstehen kan kann , weil dieser, eingedenk des Zwecks der Universitäten, die zu höhern Wissenschaften und zu weitern Fortschritten in allen Wissenschaften führen sollen, sie voraussetzt, und darauf baut, auch wegen der wenigern Unwissenden nicht den bessern Theil seiner Zuhörer mit Sachen aufhalten darf, die ihnen schon bekannt und geläufig sind. Wem es daran fehlt, der muß nothwendig zurückbleiben; er wird nicht ein mal die Lust zu lernen behalten, weil das, was er nicht versteht, ihn auch nicht interessiren intereßiren kan; kann: eine Hauptursache Hauptursach , warum die, welche den Schulen zu früh entlaufen sind, sind oder überhaupt ganz ganz, oder in gewissen Wissenschaften versäumt auf die Universität kommen, selten etwas Rechtes lernen, und selbst aus langer Weile sich dem Müßigang Müßiggang Müßiggange und Unordnungen ergeben. Oder er muß nur erst das Versäumte nachholen; nachholen, wozu nicht immer Gelegenheit, wenigstens nicht ohne große grosse Kosten, ist, wozu die meisten zu stolz sind, wodurch man die ohnehin so kurz auf Universitäten zugeschnittne zugeschnittene Zeit den eigentlichen Wissenschaften entzieht, und, wenn man nicht ausserordentliche außerordentliche Fähigkeiten und Fleiß besitzt, doch wenig vor sich bringen wird. – Zu den unentbehrlichsten Vorerkenntnissen für die, welche Theologie Theologie studieren wollen, gehört, – ausser gehört – außer der Bekanntschaft mit der Muttersprache, wie sie in Büchern herrscht, – so viele Kenntniß der lateinisch lateinischen, daß man ein nicht zu schweres lateinisches Buch, Buch ohne fremde Beyhülfe, Beihülfe verstehen, und sich in dieser Sprache wenigstens nothdürftig ausdrücken könne; die ersten Anfangsgründe der griechischen Sprache, und wenigstens einiger Anfang, leichte griechische Bücher zu verstehen; ein wenigstens allgemeiner Begriff von der Geschichte und Geographie, und die nothdürftigsten Kenntnisse von der Vernunftlehre Vernunftlehre. Nicht viel entbehrlicher ist wenigstens: ist: wenigstens eben so viele Kenntniß der ebräischen wie der griechischen Sprache, eine allgemeine Bekanntschaft mit den Wissenschaften überhaupt, oder eine literarische Encyclopädie Encyclopädie Encyklopädie , und die nothdürftigste Kenntniß von den besten Büchern in solchen Wissenschaften, die schon auf Schulen getrieben werden, oder auf die man er sich ins künftige inskünftige legen will. Anm. Dies ist der geringste geringste Anschlag, von dem nichts kan erlaßen erlassen kann erlassen werden. Die zuletzt angegebnen angegebenen Kenntnisse würden hier mit den andern völlig seyn in eine Classe gesezt gesetzt Eine Klasse gesetzt worden seyn , wenn es nicht leider wirklich, auch selbst auf manchen sonst guten Schulen, noch an Gelegenheit zu diesen Kenntnissen fehlte, und nicht auf Universitäten noch eher, als zur Erlangung der Kenntnisse der ersten Classe Klasse , Gelegenheit wäre, die dann sogeich im Anfange benutzt werden müßte, ehe man weiter gehen wollte. 129 631 . Diese Kenntnisse wenigstens vorausgesetzt, ist das nächste nächste Nächste : kluge Wahl der Vorlesungen Vorlesungen, die man hören soll. Etwas Allgemeines läßt sich hier zwar weder über die Wahl der Wissenschaften, auf die man sich legen, noch über die Ordnung sagen, in der man sie nach einander hören sollte. Denn, nach den verschiednen verschiedenen Absichten derer, die Theologie studieren wollen, ist eine oder die andre andere Wissenschaft, zumal Hülfs- oder Nebenwissenschaft, Nebenwissenschaft (siehe den ersten Theil,) Theil), mehr oder minder nothwendig. Die nothwendig; die gemeiniglich kurze Dauer des akademischen Lebens erlaubt nicht, alle, die man wohl könnte, zu treiben. Und treiben; und es ist weit nachtheiliger, viel und vielerley vielerlei Wissenschaften mit einander, als wenige, aber mit rechtem Fleiße Fleisse , zu hören. †) *) Auch die Wahl ihrer Folge steht nicht immer in unsrer unserer Gewalt, weil manche Vorlesungen eben nicht, wenn man es wünschte, oder nicht von solchen gehalten werden, denen man, sich darinn darin anvertrauen zu dürfen, glauben könnte, oder weil die Stunden, wo sie gelesen werden, mit andern nothwendigen Arbeiten besetzt sind. †) Anm. Anm. Anm. *) Wenn man nicht bloß hören, sondern auch wiederholen, und selbst über das Gesagte nachdenken soll; so ists höchst verderblich, täglich mehr als vier bis fünf Stunden Vorlesungen zu hören, zumal wenn sie schwere oder solche Wissenschaften betreffen, worinn worin uns ( z. B. in der Kirchengeschichte) beynahe beinahe noch alles Alles fremd ist. Denn, wenn auch nicht mit auf Gesundheit und Verhütung zu großer grosser Anstrengung zu sehen wäre; wenn man auch nicht Ursach hätte, in den Vorbereitungswissenschaften Vorbereitungswissenschaften sich weiter nachzuhelfen, und fortzuschreiten: wo soll die hinlängliche Zeit zur Wiederholung und zum eignen eigenen Nachdenken bleiben? Am schlimmsten ist diese Ueberhäufung, wenn sie im Anfange geschieht, weil man alsdann weniger mit den Sachen und mit der Art des Vortrags eines Docenten bekannt ist. Wer sehr gut vorbereitet auf die Universität kommt, kan freylich kann freilich im Nothfall schon eher etwas Mehreres auf sich nehmen, weil er nicht so viel Aufhalt als ein Andrer Anderer findet. Wer sich aber, unbekümmert um das Verstehen, Wiederholen und Nachdenken, mit Lectionen überhäuft, im Vertrauen auf seine Hefte Hefte, Hefte worinn worin er doch das Gehörte beylegen beilegen , und dereinst eine Wissenschaft daraus lernen könne; könne, der bedenkt nicht, daß das ohne Verstand und Wahl Nachgeschriebene nothwenig sehr fehler- und mangelhaft ausfallen müsse, daß er sich dadurch zum Hören ohne Sinn und Ueberlegung gewöhne, daß er sich doch dadurch die Zeit Zeit, das Andere besser zu lernen benehme, und den Kopf verwirre, also im Grunde Wenig gewinne und Vieles verliere. 130 632 . Indessen sey sei immer dies das erste Erste , daß man theils das gleich Anfangs auf Universitäten nachhole, was man schon mitbringen sollte, aber es versäumt hat, theils , die Hülfswissenschaften voraus höre, ohne die man in der Theologie Theologie oder ihren Theilen nicht fortkommen kan ( z. B . (z. B. Metaphysik), kann (z. B. Metaphysik); theils , daß man sich vor allen Dingen orientire, d. i. wenn man es haben kan kann , sich eine An weisung zur rechten Kenntniß und zum Studium aller Theile der Theologie und der damit zunächst verbundenen Wissenschaften geben, und eine eigentliche Encyklopädie Encyklopädie derselben ( Theil 1. §. 24 42. 24. Anm. ) votragen laße lasse . – Auch bleibe immer die allgemeine Regel: von einer Wissenschaft zur andern fortzugehen, so wie die eine zur Kenntniß der andern erfordert wird. †) *) Ist aber die eine nicht schlechterdings zur Verständlichkeit und Ueberzeugung in der andern nothwendig; nimmt die eine Manches aus der andern, und diese wieder aus jener; oder werfen beyde beide gegenseitiges Licht auf einander, einander (wie z. B. Dogmatik Dogmatik auf Kirchengeschichte Kirchengeschichte, Hermenevtik Hermenevtik Hermeneutik auf Auslegung, und umgekehrt): so kan kann es ziemlich gleichgültig seyn, welche man früher oder später höre. †) Anm. *) Wonach denn am rathsamsten seyn würde, unter den theologischen Wissenschaften erst Hermenevtik Hermeneutik neben wirklicher Erklärung der heiligen Schrift; alsdann Dogmatik und Polemik zu gleicher Zeit, oder letztere nach der erstern; Kirchengeschichte, wenn man sie zweymal zweimal hören könnte, noch vor beyden vor beiden , wo nicht, lieber erst nach beyden nach beiden ; hierauf die christliche Sittenlehre; und die Symbolik erst nach gehörter Dogmatik, Polemik und Kirchengeschichte; zuletzt, oder auch noch vor der Symbolik, die oben im dritten Theil beschriebnen beschriebenen praktischen Wissenschaften zu hören. Theil 1. §. 24 Anm. Wie in der ersten Auflage der Anweisung ist auch hier I § 42 Anm. gemeint. In der dritten Auflage der Anweisung hat dieser Paragraph keine Anmerkung. 131 633 . Ist jemandes akademische Zeit sehr eingeschränkt, eingeschränkt: so thut er besser, nur die für ihn nothwendigsten, und solche Vorlesungen Vorlesungen zu hören, worinn worin er sich selbst künftig am wenigsten durch gute Bücher forthelfen kan †) , kann, 1 ) als zu vielerley vielerlei auf einmal, oder besondre besondere Theile der Wissenschaften, oder einzelne einzle Wissenschaften zu wiederholten malen wiederholtenmalen zu hören. – Freylich Freilich ist es für die gründliche Erlernung der Wissenschaften höchst nachtheilig, wenn man sie so sehr ins Enge zieht; denn man lernt sie alsdann, genau genommen, eigentlich gar nicht, zumal wenn dem Zuhörer darinn beynahe alles darin beinahe Alles ganz fremd, und er alle Augenblicke in Verlegenheit ist, wie er sich orientiren solle; oder die erlangte Erkenntniß ist kaum werth, daß man sich damit abgegeben hat, und eines verständigen Studierenden unwürdig. *) 2 ) Wenn aber jemand durch äusserliche äußerliche Umstände genöthigt ist, die Zeit, welche man auf Universitäten zubringt, abzukürzen, oder er hat so wenig Fähigkeiten, oder so eingeschränkte Absichten bey bei der Erlernung der Theologie, daß er nicht über die unterste Classe Klasse der Geistlichen hinausgehen kan kann und will, und also nur nach den nothdürftigsten Kenntnissen trachtet: so ist es wohl zu entschuldigen, wenn er gelehrtere Disciplinen Disciplinen nur kurz hört, oder sicht mit einem bloßen blossen Cursus ( z. B. in der Philosophie) begnügt, um desto mehr Zeit auf eigent lich praktische Studien verwenden zu können. – Hat man Zeit genug, um über eine Wissenschaft mehr als einmal Einmal zu hören: hören, so würde dies von großem grossem Nutzen Nutzen seyn, weil doch auch der fleißigste Zuhörer viel überhört, oder nicht recht fasset faßt , oder den Werth einzelner einzler Bemerkungen und der Darstellung der Sachen noch nicht so einsieht, als wenn er erst noch mehrere andre andere Wissenschaften gehört hat, die ihn bey bei abermaliger Hörung einer Disciplin auf viele Sachen darinn darin , und deren Wichtigkeit, erst aufmerksam machen werden. **) 3 ) Anm. Anm. 1. †) Anm. 1) Die für ihn nothwenigsten Wissenschaften bestimmmt bestimmt der besondre besondere Beruf Beruf, dem er sich widmen weyhen will. Der künftige Prediger kan kann doch wohl eher der Kritik der Bibel, einer weitläufigen Polemik, und dergleichen gelehrterer Studien, als der Moral und der Pastoraltheologie, und der künftige Schulmann eher der Vorlesungen Vorlesung über symbolische Bücher, Homiletik etc. als der Sprachen, der Geschichte etc. entbehren. – Hat man für eine gewisse Wissenschaft noch keine solche Bücher, die, nach dem Bedürfniß des gründlich zu unterrichtenden Anfängers Anfängers , vollständig und gründlich genug wären, um selbst sich daraus eine gute Kenntniß derselben zu verschaffen, wie dies z. B. der Fall bey der christlichen Kirchengeschichte ist; oder könnte man glauben, daß ein gewisser Docent in einer Wissenschaft, wenigstens nach den Bedürfnissen des Zuhörers, mehr leisten würde, als alle davon vorhandene Bücher: so müßen müßten müssen dergleichen Vorlesungen vor andern gehört werden. Anm. Anm. 2. *) 2) Zum Beyspiel kan Beispiel kann hier wieder die Geschichte der christlichen Kirche dienen. Fast ihr ganzer Inhalt ist dem Anfänger unbekannt und neu; er kan kann sich darinn darin nicht, wie in eigentlichen Wissenschaften, mit durch bloßes Nachdenken helfen; sie setzt eine Menge von geographischen, historischen, antiquarischen und statistischen Kenntnissen voraus, die immer dem Zuhörer gegenwärtig und geläufig seyn müssen, und die, wenn er sie, wie man fast durchgängig annehmen kan kann , nicht hat, ihm das Meiste unverständlich laßen lassen . Auch lassen; auch ist sie kaum des Lernens werth, wenn sie nicht pragmatisch, im wirklichen Zusammenhange Zusamenhange , und zum Theil, wegen der ausserordentlichen außerordentlichen Verunstaltung derselben durch Fabeln, die selbst in Religionsvorurtheile übergegangen sind, kritisch vorgetragen wird. Dazu aber gehört viel Zeit, theils wegen des nothwendigen Details, theils um die Erklärung aller historischen Begriffe einzuschichten, ohne die schlechterdings die Geschichte unverständlich bleibt, und die Vorstellung ihres Verlaufs keine Ueberzeugung gewährt. Anm. Anm. 3. **) 3) Welche Lectionen am ersten verdienten, wiederholt gehört zu werden, würde nicht sowohl nach der vermeinten Wichtigkeit der Wissenschaften, die deswegen doch sehr verständlich seyn könnten, könnten (Dogmatik z. B. und Pastoraltheologie,) Pastoraltheolo gie), sondern danach zu beurtheilen seyn, ob sie für den besondern Zuhörer schwerer als andere zu verstehen und zu behalten sind (wovon die Kirchengeschichte wieder ein Beyspiel Beispiel abgiebt). Dahin gehören auch die, worinn worin man merkt, daß man noch am meisten zurück sey; worinn sei; worin uns ein Docent, den man darüber hörte, nicht Genüge gethan hat; und die, welche man im Anfange des akademischen Lebens hörte, wo man wegen noch nicht genugsamer Hülfskenntnisse, und selbst wegen Ungewohnheit des Vortrags eines Lehrers, alles Alles ohnehin nur halb gehört hat. 132 634 . Bey Bei der Wahl Wahl der Lehrer Lehrer , deren Unterricht man sich anvertrauen will, – wenn sie anders in unsrer unsre unserer Gewalt steht – ist mehr Vorsichtigkeit nöthig, als man gemeiniglich denkt, weil davon der wirklich größeste grösseste größte Nutzen Nutzen abhängt, den man von dem Aufenthalt auf Universitäten zu erwarten hat. Es ist eben so nachtheilig, sich darinn darin bloß auf Andrer Anderer Rath, als auf sein eignes eigenes Urtheil zu verlaßen verlassen . – Nicht bloß auf jenen. Denn, – ausser dem ausserdem außer dem, daß die, so oft am besten rathen könnten, nicht immer rathen wollen, um sich nicht jemanden jemandem aufzudringen, oder nicht für parteyisch parteiisch gehalten zu werden, oder Feindschaft und Verdacht von Abneigung gegen Andere zu verhüten, oder weil sie merken, daß der Stolz der Fragenden möchte beleidigt werden, und diese sonach gerade das Gegentheil thun, – so kennen sie die besondern Bedürfnisse der Fragenden nicht genug, weil sie weder mit ihren Fähigkeiten, noch mit ihren Vorerkenntnissen und besondern Absichten bey bei ihrem Studieren bekannt sind; oder sie kennen die Lehrer nicht hinlänglich in Absicht auf ihren mündlichen Vortrag und ihre Fähigkeit, Anfängern gewisse Kenntnisse beyzubringen beizubringen ; oder haben unrichtige, oft sehr seltsame, Begriffe und Vorurtheile von dem Werthe eines Lehrers; oder handeln gar nach Leidenschaften und äusserlichen äußerlichen Rücksichten. – Auf der andern Seite fehlt es dem Anfänger selbst gemeiniglich an eben diesen Kenntnissen, und er versteht noch zu wenig von dem, was eigentlich zu seinem künftigen Studium gehört, von der besten Art sie zu treiben, und den besten Hülfsmitteln und Vortheilen dabey dabei , als daß er sich selbst hinlänglich rathen könnte. 133 635 . Will man Andere zu Rathe ziehn: ziehen, so muß man solche Lehrer, oder Mitstudierende, oder überhaupt Menschen- Personen dazu wählen, die Menschen-, Zeit- und Sachkundige Sachkundige dazu wählen, von Sachkenntniß in sich vereinigen, und denen man es gewiß weiß, oder es ihnen sicher zutrauen kan: – kann, daß sie wissen, was zur Gelehrsamkeit Gelehrsamkeit und zu deren Zweigen und Hülfsmitteln, zu deren Gestalt und Bedürfniß, in der Zeit Zeit, wo wir leben, und zu der besten Art gehört, überhaupt und einzelne Wissenschaften zu studieren; – daß sie unsre unsere Bedürfnisse kennen, die man, falls dies nicht seyn könnte, ihnen aufrichtig entdecken muß; – und daß sie einen guten Charakter Charakter haben, zumal in Absicht auf Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Menschenliebe, Schonung Anderer, gewissenhafte Gefälligkeit und Aufrichtigkeit. – Will man sich selbst zugleich mit rathen – denn, was auch Andere noch so gut zu rathen scheinen, müssen wir doch nie ohne gewissenhafte Prüfung annehmen: – so muß man sich selbst dieser Tugenden und Kenntnisse bewußt seyn, oder doch vorher sich von den letztern, durch Nachfragen bey bei solchen, die obige Eigenschaften haben besitzen , und aus einer guten Anleitung zur Kenntniß der Wissenschaften und zur besten Art sie, Art, sie nach den Bedürfnissen unsrer Zeit, unserer Zeit zu treiben, unterrichtet haben; überall aber auf seine eignen eigenen besondern Bedürfnisse sehen, sehen und den Werth eines Lehrers nach richtigen Gründen beurtheilen. 134 636 . Diese Gründe oder diese Eigenschaften eines Lehrer Lehrers, die hier in Anschlag kommen, sind, sind nicht das gemeine Gerüchte und der öffentliche Ruf oder die Celebrität eines Lehrers, überhaupt, oder an dem Orte, wo er lehrt, sondern: – 1) ob er mit der Wissenschaft, die ich man durch seinen Unterricht will kennen lernen, vorzüglich bekannt, vielleicht gar Meister in derselben sey sei ; 2) ob er einen deutlichen Vortrag Vortrag habe. Dies Dieß schließt zweyerley zweierlei in sich; sich: zuerst , daß der Vortrag den Zuhörern wirklich Begriffe Begriffe von den Sachen Sachen beybringe beibringe , die sie bisher nicht gekannt, oder nicht so gekannt haben, wie sie sie nun durch diesen Vortrag kennen lernen; hernach , daß er auch Ueberzeugung Ueberzeugung von der Wahrheit des Vorge tragenen wirke. – Zu dem ersten Stück gehört Faßlichkeit Faßlichkeit und Bestimmtheit Bestimmtheit . Faßlich ist der Vortrag, wenn der Zuhörer durch die nothwenigsten Vorerkenntnisse Vorerkenntnissen , die er auf die Universität mitbringen muß (§. 128 630 128. ), oder durch das, was der Lehrer sagt, in den Stand gesetzt wird, etwas bey bei dem, was gesagt wird, zu denken. Bestimmt ist er, wenn durch die gegebne gegebene Erklärung aller Mißverstand abgeschnitten, und der Zuhörer so belehret belehrt wird, daß er die vorgetragne vorgetragene Sache von allen andern unterscheiden und einsehen lernt, in wie fern etwas etwas, so beschaffen, beschaffen und wahr ist. – Das zweyte zweite Stück, oder das Ueberzeugende des Vortrags, setzt jene beyden beiden Eigenschaften voraus, und erfordert noch, ausser außer diesen, Gründlichkeit Gründlichkeit , d. i. d. i., daß der Leh rer nie etwas, wenn es sich nicht von selbst versteht, sage, ohne das beyzufügen beizufügen , woraus der Zuhörer erkennen kan kann , warum es wahr sey. – Beyde sei. – Beide Stücke werden durch die Ordnung Ordnung befördert, d. i. durch eine solche Stellung der Sachen und Worte, welche der Natur der Sachen und der Sprache und dem natürlichen Gange gemäß ist, den die menschliche Seele nimmt, wenn sie von dem Bekannten zum Auffinden oder Verstehen des Unbekannten fortgeht. Anm. Anm. 1. Anm. 1) Es ist also ein sicheres Merkmahl, daß der Lehrer entweder die vorgetragenen Sachen selbst nicht recht verstehe, oder die Bedürfnisse seiner Zuhörer nicht kenne, oder daß er nicht wirklich darauf bedacht sey sei , ihnen nützlich zu werden, oder daß er die Gabe des guten Vortrags nicht habe, wenn er, – in Absicht auf Faßlichkeit , nicht alles Alles , es sey sei durch eigentlichste Erklärungen (Definitionen), Beschreibungen, Beyspiele Beispiele oder sonstige Erläuterungen erklärt, was er nicht billig bey bei der Art von Zuhörern, die er vor sich hat, als bekannt voraussetzen kan kann ; es müßte denn seyn, daß er etwas sagte, was bloß auf seiner eignen eigenen Erfahrung beruhete beruhte , oder was er, der Kürze wegen, und um nicht die dermalige Aufmerksamkeit der Zuhörer zu zerstreuen, überginge, und auf Schriften verwiese, wo er oder Andere es näher erklärt hätten, oder es seinen Zuhörern deswegen nicht deutlicher machte, weil sie die dazu nöthigen Vorerkenntnisse noch nicht haben könnten, und er sie ihnen, ohne von seinem jetzigen Zweck abzukommen, nicht jetzt mitzutheilen vermöchte. – Eben dergleichen übles Kennzeichen, in Absicht auf Bestimmtheit , wäre dies dieß , wenn er zweydeutig zweideutig spräche, oder die Zuhörer durch seinen Vortrag in Verlegenheit ließe liesse , wie sie das Gesagte von ähnlichen ihnen bekannten Dingen, oder wie sie ihnen gleich wahr scheinende Sätze unterscheiden könnten. – Bloße Versicherungen oder Machtsprüche, und was dem ähnlich ist, ist ( die Fälle ausgenommen, so eben erst bey bei der Faßlichkeit angegeben wurden), verrathen Mangel an Gründlichkeit , – Mangel des natürlichen Zusammenhangs, Mangel an Ordnung – so wie das bloße blosse Discuriren, Mangel an allen diesen, sonderlich an den drey drei letzten, Eigenschaften. Anm. Anm. 2. 2) Die Faßlichkeit des Vortrags muß man nur nicht mit der Leichtigkeit verwechseln; verwechseln: ein Fehler, den vornemlich vornehmlich diejenigen begehen, welche verlangen, daß jeder gute Vortrag populär populär seyn solle. Wenn zur Einsicht einer Sache Anstrengung erfordert wird, und diese Einsicht nicht kan kann ohne gewisse Vorerkenntnisse, die uns geläufig sind, erhalten werden: so ist sie auch bey bei dem deutlichsten Vortrag demjenigen schwer, dem die letztern fehlen, oder nicht gleich zu Gebote stehn stehen , und der sich nicht anstrengen will. Popularität kan Popularität kann in eigentlichen Wissenschaften Wissenschaften nicht gefordert werden; sie sind für den nicht, wer der der Popularität im Vortrage bedarf. Sie würde der Bestimmtheit und Gründlichkeit schaden, und demjenigen nicht genug Unterhaltung gewähren, der, wegen mehrerer Fähigkeit, Uebung und Kenntniß der Sachen, nicht nöthig hat am Gängelbande der Popularität geleitet zu werden. – Ganz anders verhält sichs mit möglichster Verdeutlichung Verdeutlichung der Begriffe, Begriffe und mit der daher nöthigen langsamen langsamen, oder vielmehr bedächtigen Methode Methode . Die erstre erstere , und, wenn diese sonst wegen Mangel an Kennt nissen und Uebungen der Zuhörer nicht zu erreichen steht, auch die letztre letztere , ist unumgänglich nöthig, wenn der Vortrag die vorhin erwähnten Eigenschaften haben soll. Bey Bei Anfängern insbesondre insbesondere ist sie ein Zaum der Flüchtigkeit und Ungeduld, und gewöhnt frühzeitig zu gedachten Eigenschaften, ohne die man nie in Wissenschaften zur Vollkommenheit gelangt. Wer diese der Schönheit des Vortrags aufopfern kan kann , ist gewiß zum Lehrer der Wissenschaften, und wer den Werth des guten Vortrags mehr nach Schönheit oder Anmuth desselben, als nach den andern Eigenschaften schätzt, zur Beurtheilung des rechten akademischen Vortrags, wie zu großen Fortschritten in den Wissenschaften, verdorben. 135 637 . Wenn über dies überdies überdieß 3) gleich das Interessante des Vortrag Vortrags (§. 37 539. 37. ) nicht nothwendig zum guten Lehrvortrag Lehrvortrage, der eigentlich doch immer Belehrung zum Zweck haben muß, erfordert wird, sondern es schon genug ist, wenn nur der Lehrer das Interessante der Sachen Sachen hervor zu ziehen weiß: so befördert doch das Interesse, welches er bey bei den Zuhöhrern den Sachen durch den Vortrag zu geben versteht, die Aufmerksamkeit derselben, und die Lust, sich damit zu beschäftigen, ja selbst die Faßlichkeit des Vortrags; und diese Eigenschaft verdient daher, daher nicht übersehen zu werden. Ob sie der Lehrer in seiner Gewalt habe, ist nach dem, was davon oben gesagt ist, zu beurtheilen. – Fast noch nöthiger ist es, 4) Acht zu geben, ob der Lehrer eine gute Wahl Wahl zwischen dem Nöthigen und Unnöthigen in seinem Vortrage halte. Wer für die erkannte Wahrheit und den Werth desjenigen, was er vortragen soll, eingenommen, auf das Beste seiner Zuhörer bedacht ist, den Zweck, warum er lehret lehrt , immer vor Augen hat, und mit Besonnenheit und Ueberlegung handelt, wird sich nicht nur lustige Ausschweifungen, Ausfälle auf Andere, u. d. gl. u. dgl. nicht erlauben; er wird selbst das Nützliches Nützliche von dem Unfruchtbaren, das überhaupt Nützliche von dem, was denen, die ihn hören, zuträglich ist, absondern, also auch zu tief geschöpfte, aus dem Innersten der Wissenschaften hervorgezogne hervorgezogene , mehr zur vollkommnern Erkenntniß und für schon Eingeweyhete Eingeweihete , als zur allgemeinern Kenntniß einer Wissenschaft, Wissenschaft und für Anfänger, Anfänger gehörende feinere Bemerkungen und Untersuchungen übergehen; er wird sich hingegen die Mühe nicht verdrießen laßen lassen verdriessen lassen , auch sehr bekannte, und ihm selbst kaum noch interessirende, intereßirende, interessirende Sachen vorzutragen, wenn sie zur voll ständigen, deutlichen und gründlichen Einsicht in die vorzutragende Wissenschaft gehören. 136 638 . Bey Bei einem Lehrer Lehrer, von den dem man wirklich, zumal nach den Zeitbedürfnissen, Nutzen Nutzen ziehen will, kommt 5) sehr viel darauf an, ob er in der Erkenntniß der Wissenschaft, die er lehrt, und in Verbesserung seines Vortrags, Vortrags immer fortschreite. Freylich kan Freilich kann er nicht lauter Neues sagen, darf es auch wegen seiner Zuhörer nicht. Er muß nicht nach dem Neuen und Ausserordentlichen Außerordentlichen haschen, noch und über dem Neuen, das oft nicht der Rede werthen werth ist , bewährte alte Wahrheit Wahrheiten vergessen, oder sie übergehen – zwey zwei Fehler, die gemeiniglich aus Eitelkeit, Eitelkeit und bloßer blosser Begierde zu gefallen, herrühren. Er hat nicht nöthig, es immer zu sagen, daß Etwas neu sey sei , oder daß er Etwas in Rücksicht auf gangbare Streitigkeiten berühre – ein Fehler, der die Zuhörer leicht verwöhnt, und ihnen alles Alles , was nicht ausserordentlich außerordentlich ist, unin teressant macht; macht – er kan kann oft besser das Neue oder Ungewöhnliche verstecken, im Vertrauen auf die verständigen Zuhörer, die das Gesagte auch auf Zeitbedürfnisse Zeitbedürfnisse wohl anwenden werden. Auch können gewisse Theile einer Wissenschaft von ihm so gut durchdacht, mit so guten Bestimmungen und Gründen unterstützt, durch treffende Beyspiele Beispiele so gut aufgeklärt aufgeklärt seyn, daß Abänderung desjenigen, was er sonst darüber gesagt hat, unnöthig, oder selbst schädlich seyn würde. Allein in den Wissenschaften gehen die Verbesserungen Verbesserungen, wenigstens Abwechselungen, und zu gewissen Zeiten gehen sie mit sehr schnellen Schritten, Schritten fort. Es muß also ein akademischer Lehrer, der wirklich Interesse für die Wahrheit und für die Vollkommenheit Vollkommenheit einer Wissen schaft Wissenschaft, hat, der selbst vornemlich vornehmlich dazu bestellt ist, den Fortgang Fortgang und die Erweiterung der Wissenschaften zu befördern, alle solche Veränderungen sich nicht nur wohl bekannt machen; er muß sie auch prüfen, sichten, und das würklich wirklich Gegründete und Nützliche nicht unbenutzt laßen lassen ; und dies dieß um so mehr, da sonst seine wißbegierigen Zuhörer bald glauben werden ihn zu übersehen, und, was für die Wahrheit selbst noch schlimmer ist, das Neue, was sie hören oder lesen, ungeprüft annehmen, oder in ihrer Ueberzeugung irre, oder doch von ihm gegen Mißverstand und Zweifel nicht genug gedeckt werden. Wie viele Verbesserungen leidet nicht auch selbst der gute Vortrag, und wie viele Gelegenheit findet nicht der aufmerksame Lehrer, selbst das Alte und Bekannte durch neue Zusätze zu erweitern, verständlicher verständiger und einleuchtender zu machen, genauer zu bestimmen, besser auszudrucken, interessanter darzustellen, und fruchtbarer anzuwenden? Anm. Wer mit der Literatur der Zeit und deren Vorübungen, wäre es auch nur aus Recensionen neuer Schriften, irgend bekannt ist; und wer darauf Acht giebt, ob der Lehrer sich nicht schämt, bisweilen zu bekennen, daß er Etwas bisher nicht gewußt, oder nicht recht verstanden habe, oder ob er Etwas anders lehre und sage, als man weiß weiß, daß er es sonst im Reden und Schriften sagte, wenigstens, ob er nicht Alt oder Neu oft als Regel des Wahren oder Falschen angebe: der wird bald entdecken, ob der Lehrer fortschreite oder zurück bleibe zurückbleibe , und ob er es mit Wahl und Verstand thue oder nicht? 137 639 . Noch giebt es 6) ein sehr gegründetes Vorurtheil gegen einen einem Lehrer Lehrer, wenn man weiß, daß er seine Vorträ ge ohne gehörige Vorbereitung halte. Denn, wenn er auch die größesten grössesten größten Fähigkeiten, Kenntnisse und Gabe zu sprechen besäße besässe ; so ists doch unmöglich, daß ihm, zumal wenn er an Einem Tage vielerley vielerlei Beschäftigungen hat, alles das bey bei einer Vorlesung Vorlesung gleich beyfiele beifiele , alle Sachen und Worte sich in der Ordnung Ordnung, mit der Präcision Präcision, mit der Lebhaftigkeit Lebhaftigkeit darstellen darstellten , wie es würde geschehen seyn, wenn er das vorher wohl durchdacht hätte, was er sagen wollte. Es wollte; es ist vielmehr ohne diese Zubereitung nothwendig, daß er oft verlegen seyn, in Verwirrung gerathen, das erste beste Erste Beste ergreifen, seine Zuhörer mit Nebendingen unterhalten, wenigstens das Zweckmäßigstes Zweckmäßigste versäumen oder vernachläßigen vernachlässigen müsse. Der Mangel deutlicher Auseinandersetzung und des ordentlichen Zusammenhangs, nebst der Beymischung Beimischung ganz fremdartiger, oder der ermüdenden Ausdehnung bekannter Sachen, verräth diesen Fehler bald; und wer viele Geschäfte hat, und doch dabey dabei täglich viele Vorlesungen hält, hat die höchst wahrscheinliche Vermuthung gegen sich, daß er sich dieser Nachläßigkeit Nachlässigkeit , unvorbereitet zu lesen, schuldig mache, selbst deswegen, weil ihm eben diese Menge der Arbeiten nicht Zeit genug läßt, vor für sich seine Kenntnisse zu erweitern, alles etwa Eingesammlete Eingesammelte zu prüfen und zu sichten, die nöthige Wahl dessen, was er weiß, für seine Zuhörer zu machen, und die Heiterkeit des Geistes zu behalten, die zum guten Vortrag Vortrage so nöthig, und, weil man zu einer gesetzten Zeit ihn halten muß, oft so schwer zu erhalten ist. Anm. Anm. 1. – Anm. 1) Ob ein Lehrer die bisher erwähnten Eigenschaften habe, läßt sich zwar oft nur erst entdecken, wenn man ihn mehrmals gehört hat, hat; und daher wäre es gut, wenn man einen, den man zum Lehrer wählen wollte, vorher öfters und mehrmals hinter einander, oder, noch besser, mehrere Lehrer in einem Fach über eben dieselben Sachen hören könnte. Indessen da dies dieß nicht leicht, wenigstens nicht von dem geschehen kan kann , der erst auf die Universität kommt: kommt, so muß man sich, ausser außer der eingezogenen Erkundigung über diese Eigenschaften eines Lehrers bey bei denen, die ihn als einen solchen kennen, wenn sie anders die oben (§. 133 635. 133. ) erwähnten Kenntnisse und Unparteylichkeit Unparteilichkeit besitzen, an das vorläufig halten, was man von einem einen solchen nach seinen uns bekannten Schriften Schriften, oder nach dem Urtheil der Kenner, weiß. – Man kan freylich kann freilich nicht von der Güte seiner Schriften auf seinen mündlichen Vortrag schließen schliessen ; schreibt aber jemand viele Schriften Bücher , schreibt er sich in diesen selbst viel aus, hat er bemerkt man in diesen die angegebnen angegebenen Fehler des Vortrags: Vortrags, so kan kann man wohl fürchten, sein mündlicher Vortrag werde eben so, oder noch fehlerhafter seyn; weil er sich in seinen Schriften als Schriftsteller mehr Zeit nehmen, und man ihm so viele Achtung für's Publicum Publikum , oder wenigstens für seine eigne eigene Ehre, zutrauen kan kann , daß er in auf seine Schriften werde den meisten möglichsten Fleiß angewendet gewendet haben. – Ob jemand als Kenner über einen akademischen Docenten urtheile, ist daraus abzunehmen, wenn er selbst mit der Wissenschaft, worinn worin er den Docenten beurtheilet beurtheilt , wohl bekannt ist (vorausgesetzt, daß er gewissenhaft, und nicht nach Leidenschaften spricht), und wenn er ( z. B. in Recensionen) mit einleuchtenden Gründen dieses sein Urtheil wahr gemacht hat. Anm. Anm. 2. 2) Ueberhaupt aber muß man sich nie anmaßen anmassen , selbst ein Urtheil über den Werth eines Lehrers zu fällen, wenn man nicht theils diejenigen Vorerkenntnisse mit auf Universitäten bringt, die jeder Docent Docent billig voraussetzen darf, theils selbst schon richtige Begriffe von den erforderlichen Eigenschaften des zweckmäßigen zweckmässigen akademischen Vortrags hat. Denn ohne jene wird man seinen Vortrag oft nicht verständlich, oft sogar ungründlich, ungründlich verständlich oder ungründlich finden, weil man noch gar zu unreif, und mit den bekanntesten Sachen, die man auf Schulen lernen müßte, unbekannt ist. Und wer selbst nicht weiß, was zu einem solchen guten Vortrage gehöre; wer z. B. dessen Werth nach dem Ton Tone seiner populären Lesebücher oder unwissenschaftlicher, mehr zum Vergnügen, als zur Belehrung und Ueberzeugung, gelesener Schriften, die so sehr den Geschmack Geschmack an ernsthaften und gründlichen Untersuchungen verderben, verderben; wer, sag' ich, den Werth jenes Vortrags danach beurtheilen, oder wer in einer Wissenschaft und den einzelnen Untersuchungen in denselben gleich am Ziel Ziele seyn, gleich entscheiden will, ohne erst das, was dabey dabei zum Grunde liegen muß, wohl gefaßt, deutlich durchdacht, bedächtig untersucht zu haben: wird nie anders als verkehrt urtheilen. Anm. Anm. 3. 3) Uebrigens, da alle menschliche Vollkommenheit, unser Wissen und unser Lehren ( γινώσκειν καὶ προφητεύειν ), Stückwerk Stückwerk; da selbst der beste Lehrer nicht immer Herr über die Heiterkeit seiner Seele ist; da die Lebensart eines seinem Beruf treuen und auf das Wachsthum seiner Kenntnisse und auf die Erweiterung der Wissenschaften eifrig bedachten Gelehrten, selbst bey bei allem Angenehmen, so vieles Leib und Geist Niederdrückende mit sich führt, sollte es auch nur aus der Unlust entstehen, wenn man eine Arbeit, die man gern vollenden, und eine Untersuchung, die man gern ins Reine bringen möchte, unterbrechen muß; da endlich niemand weniger über den Gelehrten in seinem Fach urtheilen kan kann , als der bloße blosse Anfänger: so ist das Horaz horazische Vbi Horazische Ubi plura nitent und Optimus ille est, qui minimis vrgetur urgetur vitiis, auch in Beurtheilung der Lehrer nicht zu vergessen. unser Wissen und unser Lehren ( γινώσκειν καὶ προφητεύειν ), Stückwerk Vgl. 1. Kor 13,9f. horazische Vbi plura nitent und Optimus ille est, qui minimis vrgetur vitiis Das erste Zitat stammt aus Horaz' knapp gehaltener Schrift De arte poetica , das zweite aus dessen Satiren . In Hor. Art. Poet. 351f. heißt es: „Zeigt das Gedicht aber insgesamt Klarheit, stören mich kaum noch einzelne Flecken ( verum ubi plura nitent in carmine, non ego paucis offendar maculis )“ (Text und Übers. nach Tusculum [Ed. Herrmann/Fink], Düsseldorf/Zürich 2000, 270.271). In Hor. Sat. I 3,68f. stellt Horaz fest: „Ohne Mängel kommt keiner zur Welt, und gut ist noch der dran, den die Wenigsten plagen ( nam vitiis nemo sine nascitur; optimus ille est, qui minimis urgetur )“ (Text und Übers. aaO 28.29). 138 640 . Hat man sich, nach den bisher beschriebenen Regeln der Vorsichtigkeit, zum Unterricht in einer Wissenschaft denjenigen Lehrer Lehrer gewählt, der unter allen, die man haben kan kann , dem angegebenen Muster Muster am nächsten kommt: kommt, so muß man ihm, auf einer Seite alles vernünftige Vertrauen Vertrauen schenken, auf der andern sich für vor aller blinden Anhänglichkeit an ihm hüten. – Je weniger man selbst Fähigkeiten, vornemlich vornehmlich je weniger man Verstand hat, je träger und unthätiger, je mehr man in Kenntnissen, besonders in einer Wissenschaft, noch zurück ist, je weniger man andere Lehrer in eben dem Fache kennt, und je mehr man Stolz besitzt, der, wenn er in sich selbst nichts findet findet, was ihm ihn stützen könnte, sich gern auf Andere lehnt, und durch erborgtes Licht zu glänzen sucht: desto mehr ist man in Versuchung, sich bloß an das Ansehen seines Lehrers zu hängen, ihm ungeprüft zu folgen, und ihn über alle andre andere zu setzen; desto unfähiger auch, künftig selbst ein Lehrer zu werden. Oft ist der Lehrer selbst Schuld daran; und, um sich von dieser Seite gegen blinde Achtung blinde Achtung desselben zu verwahren, würde sehr dienlich seyn, in dem Fall Falle, daß wenn jener, anstatt bedächtig und bescheiden zu untersuchen, gern ruhmredig von sich und seinen Kenntnissen oder Erfindungen spricht, und sich wegwerfende oder verachtende Machtsprüche erlaubt, desto mehr gegen ihn auf seiner Hut zu seyn; auch, wenn man es kan kann , mehrere Lehrer, und, wo möglich, auf mehrern Universitäten, zu hören, welches auch noch den Vortheil hat, daß man viel Mehreres lernt, und sich nicht so sehr an einseitige Beurtheilung gewöhnt. 139 641 . Hinwiederum entspringt das zu wenige Vertrauen auf den gewählten Lehrer Lehrer und die herabsetzende Kritik, die man sich gegen ihn zu Gute hält, aus eben denselben Quellen, nur daß sie mit etwas mehrerem mehreren Dünkel versetzt ist, der durch Disputirgeist, durch Gewohnheit Gewohnheit, schnell abzuurtheln, abzuurtheln und vor bedächtiger Untersuchung zu entscheiden, so wie durch dem Umgang mit gleich rasch urtheilenden Leuten, oder mit Gelehrten, deren Urtheile man gern auffängt, und sich mit ihnen, als mit seinen eignen eigenen Federn schmückt, erzeugt und genährt wird. Je mehr man den großen grossen Werth der zumal einen Jüngling so wohl kleidenden Bescheidenheit Bescheidenheit (§. 111. 613. ) erkennt, und diese Tugend Tugend annimmt; je mehr man sich selbst und seine Schwächen studiert; je mehr man sich zu überzeugen sucht, daß Verstand Verstand nicht vor den Jahren reif werde wird , und daß Männer, die schon viel studiert, gedacht, und sich in Untersuchungen geübt haben, natürlich weiter müssen gekommen seyn, als der Anfänger, auch bey bei dem besten Kopf; je mehr man endlich bedenkt, wie sehr man sich bey bei Verständigern und Kennern durch dieses jähe Absprechen verächtlich, und durch Undankbarkeit verhaßt mache: je mehr wird man sich gegen diese Unbescheidenheit verwahren. – Allerdings muß aber das Vertrauen Vertrauen auf seinen Lehrer vernünftig vernünftig seyn. Einiges, was der Lehrer vorträgt, kan freylich kann freilich der Zuhörer auch schon wissen und beurtheilen, Vieles aber auch nicht. Was der Lehrer anders nicht als bloß versichern (§. 134. 636. Anm. 1.), nicht, nicht den Beweis davon führen, oder ihn begreiflich machen kan, darinn kann, darin muß man ihm glauben , bis man anderwärtsher von dem Gegentheil überzeugt wird, oder man muß auf alles Lernen von Andern Verzicht thun. Was die Wahl der vorzutragenden Sachen und die Methode Methode betrift betrifft : so muß man es ihm, als den dem Verständigern und Geübtern, zutrauen, daß er am besten wissen werde, was das Zuträglichste sey sei . Wenn man aber glaubt, etwas schon besser zu wissen oder beurtheilen zu können: können, so ists doch vernünftig, sein Urtheil aufzuschieben, bis man Gründe und Gegengründe richtig gegen einander abgewogen, und dem Lehrer selbst seine Zweifel vorgelegt hat, überhaupt aber sich zu bescheiden, daß man, wegen Mangel an Kenntnissen, Erfahrung und Uebung, leichter irren und einseitig urtheilen könne, als An dre Andere , die, nach allen Regeln der Wahrschein lichkeit, es in Kenntnissen und Fertigkeiten allen diesem schon weiter gebracht haben. 140 642 . Will man den gewählten Lehrer Lehrer so gut benutzen, als man immer kan: kann, so kan dies kann dieß eben sowohl durch den Umgang Umgang als durch Unterricht Unterricht geschehen. – Bey Bei Benutzung seines Unterrichts Unterrichts , hängt sehr viel davon ab, daß man sowohl auf die mannigfaltige mannichfaltige Art sehe, wie man ihn zu seinem Vortheil brauchen könne, als auf die dazu nöthige Gemüthsfassung Gemüthsfassung . Von der Letztern letzteren ist schon oben geredet worden (§. 110 flgg. ); f. ), 612. flgg.), und ich darf nur noch insbesondre insbesondere an den ununterbrochenen Fleiß Fleiß bey bei Besuchung der Vorlesungen erinnern, dessen einmalige Unterbrechung öftere nach sich zieht, und bald zur bösen Gewohnheit, allemal aber deswegen nachtheilig wird, weil jede Lücke Dunkelheit zurückläßt, den Zusammenhang zerreißt, und der Docent im Folgenden auf dasjenige bauet, was er, als aus dem Vorhergehenden bekannt, voraussetzt. – Also hier nur noch Etwas über die Art , den akademischen Unterricht zu benutzen. 141 643 . Die nächste Absicht bey bei Errichtung der Universitäten Universitäten und dem daselbst eingeführten Un terricht, war: angehenden Studierenden, nach genugsamer Vorbereitung auf Schulen, Belehrung Belehrung über diejenigen Wissenschaften zu verschaffen, die sie bey bei der besondern Art ihres künftigen öffentlichen Beruf Berufs nöthig hätten, so fern sofern dieser Beruf er gelehrter Kenntnisse Kenntnisse bedarf, und zwar eine solche Belehrung, die sie mit dem Hauptinhalte jeder Wissenschaften im Zusammenhange bekannt machen, und zur Grundlage bey bei dem eignen eigenen weitern Fortbaue darinn darinn, darin dienen könnte. Man setzte also Jünglinge voraus, die auch hierinn hierin wollten Männer werden, sich nicht mit dem akademischen Unterricht, nicht einmal mit der bloßen blossen Anwendung desselben, desselben begnügen, sondern wirklich weiter fortbauen. Wie könnt' er auch sonst Vorbereitung auf die künftige verständige und weise Führung eines öffentlichen Amtes werden? Daraus folgt, daß der , wer auf Universitäten studiert, keineswegs seine Pflicht erfülle, wenn er bloß Unterricht empfängt und einsammlet einsammelt ; welches allein ohnehin der Selbstthätigkeit Selbstthätigkeit eines vernünftigen Menschen unwürdig ist; sondern daß er nur dann jene Absicht erreiche: – erreiche, wenn er sich das Gelernte zu eigen macht, macht; – wenn er es als Gelegenheit zum weitern Nachdenken Nachdenken und Anwendung Anwendung braucht, – und wenn er dem Lehrer die Art ablernt, wie man bey bei Auffindung, Untersuchung und Mittheilung der Wahrheit verfahren müsse. 142 644 . Die Gedanken eines Andern werden alsdann die meinigen unsrigen , wenn ich wir nicht nur eben das bey bei seinen Worten oder Zeichen denke denken , was er dadurch wollte zu verstehen geben, sondern auch noch vielmehr, wenn ich wir sie, wie er, für wahr wahr und gut gut erkenne erkennen . Dadurch gehen sie in meine unsere Vor stellungen, in meine Ueberzeugung und in meine Neigungen über; und so lange sie nicht auf diese Art mein unser Eigenthum Eigenthum worden geworden sind, kan ich können wir sie weder für mich uns noch für Andre Andere brauchbar machen, weil sie mit meinen unsern übrigen Gedanken und Neigungen nicht zusammenfließen zusammenfliessen . Wenn ich wir das, was ich wir von Andern gehört oder gelesen habe haben , nicht wörtlich wiederhole wiederholen , sondern in meine eignen eigene Worte einzukleiden, einzukleiden und mir aus der Sprache und aus der Absicht desjenigen, von dem ich wir sie habe, bey haben, bei dem Gebrauch Gebrauch derselben, Grund anzugeben weiß wissen , warum ich wir es so verstehe verstehen ; wenn ich mir wir uns eben so Rechenschaft Rechenschaft geben kan können , warum ich wir es für wahr halte halten , zumal wenn ich wir es durch eigne eigene Gedanken zu verbessern oder zu vermehren weiß wissen ; wenn ich erkenne wir erkennen , wozu ich wir es brauchen kan gebrauchen können , und es in irgend ein Verhältniß mit meinen unsern Bedürfnissen zu setzen verstehe verstehen : dann kan ich können wir gewiß wissen, daß ich es in mein Eigenthum verwandelt habe unser Eigenthum geworden ist . 143 645 . Ich kan Man kann aber noch weiter gehen, und es auch als mein Eigenthum Eigenthum verarbeiten , um mir sich gleichsam als mit meinem eignen Capital einem eigenen Kapital Zinsen zu erwerben, welches dadurch geschieht, wenn ich man es als Gelegenheit benutze benutzt , weiter darüber nachzudenken, nachzudenken und es anwenden anzuwenden anzuwenden . (§. 141 ). 643. ). Dies 141. ) Dieß führt mich auf eigne eigene Entdeckungen, wodurch meine die Kenntnisse mit neuen bereichert werden, und selbst das von Andern Gelernte mehr berichtigt, bestätigt, und nutzbar gemacht wird. Wer dies dieß nicht thut und auf diese Art mit seinen Kenntnissen wuchert, wuchert; wird zwar ein nützlicher und treuer Lehrer werden können, aber immer nur mittelmäßig bleiben, ohne die Gränzen seiner Wissenschaft zu erweitern. 144 646 . Nächst dem Nächstdem läßt sich aus dem Vortrag Vortrage des Lehrer Lehrers noch mehr Nutzen ziehen, wenn ich man nicht bloß von ihm, obgleich mit eignem eigenem Fleiß, lerne lernt , nicht bloß von dem Gelernten Anlaß zu eignen eigenen Entdeckungen Entdeckungen nehme nimmt , sondern auch ihm ablerne ablernt , wie ich man es anzustellen habe, um Etwas zu finden, zu prüfen, und Andern mitzutheilen (§. 141 643 ). Denn 141. ); denn sonst bleibt mein das Lernen immer noch zu mechanisch mechanisch, und mehr, obgleich eigne, eigner eigene, Wiederholung desjenigen, was er gesagt hat; hat: und, wenn mich auch mein eigner der eigene Kopf Kopf auf weitere Entdeckungen führt, so werde ich mir werden ihm doch diese sehr erleichtern erleichtert und vervielfältigen vervielfältigt , wenn ich man auf die Quellen, woraus woher er der Lehrer schöpft, Acht gebe giebt , um sie selbst zu benutzen, und mir aus der Wahrnehmung des Verfahrens, das er beobachtet, allgemeine Regeln Regeln abziehe abzuziehen , die mich bey man bei ähnlichen Fällen leiten können befolgen könne . Gesetzt dann denn auch, daß ich man Vieles von dem, was der Lehrer gesagt hat, nicht lerne, lerne lernt, oder wieder vergesse: vergißt, so werde ich wird man doch durch dieses Absehen der Regeln und der Art, nach ihnen zu verfahren, eine Menge von Grundsätze Grundsätzen gewinnen, die immer, wenn gleich in ganz andern Fällen, mir große ihm grosse Dienste thun werden, so wie dadurch und durch mein eignes das eigne eigenes Nachdenken Nachdenken (§. 143 ) mich 645. ) sich 143. ) sich, so gut üben , daß ich er man eine Fertigkeit erhalten werde wird , selbst wird, Vieles, was ich er man in dem Vortrag Vortrage des Lehrers überhört habe hat , und wohl noch Mehreres über den Gegenstand zu finden. 145 647 . Doch auf den recht nützlichen Gebrauch der akademischen Vorlesungen Vorlesungen insbesondere zu kommen, so ist es sehr nützlich, vor Anhörung der einzelnen Stunden, in dem Buche, worüber gelesen wird, das bedächtig durchzugehen, was in dieser Stunde möchte erklärt werden, und sich das zu bemerken, was man nicht versteht, oder worüber man vorzüglich Erklärung wünscht. Denn dies erspart nicht nur unnöthiges Nachschreiben, sondern es befördert auch die Aufmerksamkeit, und, wenn diese auch in der Stunde erschlaffte, so wird man doch dasjenige wenigstens vorzüglich bemerken, was uns am meisten inte reßirt interessirt , oder uns sonst bey bei dem Studium der Wissenschaften am meisten aufhalten möchte. 146 648 . Bey Bei dem Anhören des Vortrags selbst selbst, läßt sich zwar das dreyfache dreifache Verhalten (§. 142 – 144 644 – 646. 142 – 144. ) nicht ganz zugleich und mit genugsamer Anstrengung beobachten. Es ist genug, wenn man vor der Hand nur auf das erste (§. 142 644. 142. ) bedacht ist, und alle Aufmerksamkeit auf den Vortrag mitbringt, um durchaus demselben mit seinen seinem Gedanken zu folgen, und das Gesagte nicht bloß mit dem Gedächtnisse, Gedächtniß sondern auch mit dem Verstande aufzufassen; sichs also bewußt ist, ob und was man dabey dabei denke, ob es uns einleuchte oder zweifelhaft bleibe, nutzbar nutzbar scheine oder nicht. Wer zu Wissenschaften wirklich aufgelegt ist, bey bei dem wird, selbst unbemerkt, die Kraft und der Trieb nachzudenken, anwenden anzuwenden, und sich allgemeine Regeln des Verfahrens abzuziehen, doch schon wirksam seyn; und diese Kraft weiter bey bei dem Gehörten zu brauchen, bleibt der Zeit der Wiederholung, Wiederholung und überhaupt der künftigen Zeit, Zeit ohnehin vorbehalten. 147 649 . Sehr rathsam ist es, bey bei Anhörung des Vortrags sich Einiges von dem, was man hört, mit vernünftiger Wahl aufzeichnen aufzuzeichnen. Denn aufzuzeichnen; denn dies befördert die Aufmerksamkeit, weil man auch den uns oft störenden Augen und Händen eine Beschäftigung giebt. Es druckt die Sachen giebt: es drückt das Gehörte dem Gedächtniß Gedächtniß besser ein, und ist bey bei solchen Sachen, die uns vorher meist oder durchaus unbekannt sind, beynahe waren, beinahe unentbehrlich. Was man hintennach wieder vergessen hat, ist denn doch nicht verloren, und das Aufgeschriebne Aufgeschriebene erinnert uns wieder an das, was dem Gedächtniß entwischt entfallen war. Man gewöhnt sich auch dadurch, einen ausführlichen Vortrag zu concentriren, und auf die Hauptsachen Hauptsachen zusammen zu ziehen, welches uns hernach bey bei dem Lesen der Bücher und bey bei dem eignen Denken große grosse Dienste thut. – Aber nur Einiges Einiges , und mit vernünftiger Wahl vernünftiger Wahl , müßte man aufschreiben. Sonst aufschreiben: sonst fällt der letzterwähnte Nutzen weg; selbst die eigentliche Aufmerksamkeit leidet darunter, weil das Anhören bloß mechanisch mechanisch geschiehet geschieht ; und man ist dabey dabei ganz ausser Stande, sichs bewußt zu seyn, ob man es auch verstehe, und, noch vielmehr, oder während man hört und schreibt, zugleich nachzudenken. Anm. Noch seltsamer ist das Nachlesen vorher abgeschriebener Hefte Hefte, die den sonstigen früheren Vortrag des Docenten über diese Wissenschaft enthalten. Denn, ausser außer der Unzuverläßigkeit solcher Nachschriften, verhindert das Verhör Ueberhören des Docenten nach der zugleich nachgelesenen Handschrift, die Aufmerksamkeit auf seinen jetzigen Vortrag. Lieset er vollends nicht bloß seine Hefte ab, und hält, wie billig, einen freyen freien Vortrag: so geht dem Protocollirenden alles Alles , was jener jetzt erst und neu sagt, und über dem Suchen, wo jedes einzutragen sey sei , auch die Revision des Bisherigen verloren. Doch diese Sache ist zu verächtlich, um mehr davon zu sagen. 148 650 . Soll dieses Nachschreiben Nachschreiben das Nachschreiben nicht seinem Zweck Zwecke mehr hinderlich als förderlich seyn: seyn, so muß es erstlich in mög lichster Kürze und Geschwindigkeit geschehen, um weder zu ermüden, noch über dem Nachschreiben etwas, vielleicht Wichtigeres, vom Vortrage zu überhören. Und dies wird sehr erleichtert, wenn man, mit Bemerkung dessen, was eigentlich die Sachen angeht, alles Alles wegläßt, was im Vortrage fremdartig oder bloße blosse Einkleidung ist; wenn man sich vor der Stunde den Text, worüber gelesen wird, wohl bekannt macht (§. 145 647. 145. ); und wenn man sich gewöhnt, nicht sowohl mit Abkürzungszeichen Abkürzungszeichen zu schreiben, als vielmehr mit Zahlen und Zeichen, die auf den Text verweisen, und bloß mit einzelnen einzlen Wörtern die Hauptgedanken Hauptgedanken, und so viel anzumerken, als hinreichend ist, uns an das Uebrige leicht wieder zu erinnern. – Nächst dem muß man mit weiser Wahl aufzeichnen, aus eben den und andern §. 147 649. angegebnen 147. angegebenen Ursachen; also – mit gänzlicher Uebergehung alles dessen, was schon im Text Texte steht, was man sonst schon weiß, oder von selbst finden, oder wessen man sich durch Hülfe des Andern leicht wieder erinnern kan kann , – die Hauptge danken mit den angegebenen Bestimmungen, zumal wenn sie uns noch gar nicht bekannt sind, und wir sie nicht durch Nachdenken Nachdenken ergänzen können; die Gründe und treffende Beyspiele Beispiele , womit die Bemerkungen unterstützt oder erläutert werden; was der Lehrer zu reiferer Untersuchung, oder was er besonders der Aufmerksamkeit empfiehlt; und was uns selbst, während des Vortrags, zur Aufklärung Aufklärung, Bestätigung oder Bezweifelung einfällt. – Angestrengte Aufmerksamkeit, Verstand und Uebung gehört freylich freilich dazu: dazu; aber wer jenes beydes dieß beides besitzt, dem wird die Uebung, und dadurch auch eine zweckmäßig vollständige Aufzeichnung des Gehörten bald geläufig werden; vornemlich werden, vornehmlich , wenn er bey bei der Wiederholung wahrnimmt, was ihm von dem Gehör ten entgangen ist, und er das Aufgezeichnete, nebst dem, was ihm dadurch erinnerlich wird, mit dem vergleicht, was Verständigere oder Geübtere ihm einzuhelfen wissen. Anm. Es wäre ungemein wünschenswerth, daß junge Leute schon in den obersten Schulklassen eine Anleitung erhielten, wie man einen Vortrag nachschreiben solle. Aber leider halten sogar schon Schullehrer streng darauf, daß ihre Schüler Alles Wort für Wort nachschreiben müssen, was sie ihnen vortragen. A. d. H. 149 651 . Nach vollendeter Vorlesung Vorlesung ist nicht das weitere Abschreiben des Gehörten oder ein abermaliges Abschreiben nur Zeitverschwendung. Selbst das Nachlesen gewisser Schriften über eben die Sachen, die man gehört hat, nöthig. Beydes nimmt nimmt Anfangs viel Zeit weg, die man besser anwenden kan kann . Jenes kan; jenes befördert auch die Trägheit und das schädliche Vertrauen auf seine Hefte Hefte guten Hefte . (§. 147 ). 147. ) Für 649. ); und für das weitre Nachlesen Nachlesen großer Werke ist die Zeit auf Universitäten nicht bestimmt, wo man nur zunächst mehr hören und darüber denken nachdenken soll. Es soll; es verwirrt auch den Zuhörer, weil in Schriften oft etwas ganz was Andres etwas Anderes über die Sache gesagt, oder das Nemliche Nämliche anders vorgetragen wird; wird, oder es stehet steht oft das Gelesene mit dem Gehörten in im Widerspruch, und setzt in unzeitige Verlegenheit, wenn man beydes Beides nicht mit einander vereinigen, oder beurtheilen kan kann , welches von beyden beiden das Bessere sey sei . – Vielmehr wiederhole man bloß das Gehörte, ohngefehr so: ungefähr so, daß man sich, allenfalls mit Hülfe des erklärten Textes, doch noch besser ohne denselben, wieder das zu vergegenwärtigen suche sucht , was man gehört hat, und es sich gleichsam selbst vortrage vorträgt ; oder, wenn wir ja so selbst nicht alles wieder finden, daß man dann das erläuterte Buch oder das Nachgeschriebenes Nachgeschriebene Nachgeschriebne zu Rathe ziehe zieht ; daß man darüber nach denke, nachdenke und sich das, was uns dagegen oder darüber beyfällt beifällt , wenn man es nicht gleich auflösen oder genug beurtheilen kan kann , aufzeichne, um es ein andermal bey bei mehrerer Muße und weiter erlangten Aufschlüssen genauer zu untersuchen, oder darüber, zumal wenn man etwas nicht recht verstanden oder gefaßt hat, Andere, die weiter sind, oder noch lieber den Docenten selbst, zu befragen. – Kan man das Gehörte in Gesellschaft Andrer wiederholen, so gewinnt man noch mehr dabey. Doch davon nachher. Anm. Ganz dürfte doch das Nachlesen nicht zu verwerfen seyn, zumal der Lehrer es ja selbst oft empfiehlt, und ihm daran liegen kann, daß der Zuhörer noch eine andere Ansicht kennen und vergleichen lerne. A. d. H. 150 652 . Ausser Außer dem akademischen Vortrage Vortrage , sollte man ja nicht unterlaßen unterlassen , auch aus dem Umgang Umgange mit seinen Lehrer Lehrern den möglichsten Nutzen zu ziehn ziehen . – Es gehört , dünkt mich, schon zur Dankbarkeit gegen sie, die jeder gutgeartete Jüngling für eine seiner theuersten und angenehmsten Pflichten halten wird, ihnen Beweise seines Vertrauens nicht vorzuenthalten, als wodurch allein das engere, für Beyde Beide so wohlthätige, wohlthätige Band der Freundschaft Freundschaft geknüpft werden kan kann . Ein edeldenkender Lehrer, dem es mehr um das Verdienst, als um den Verdienst zu thun ist, wünscht gewiß, seinem Zuhörer so nützlich als möglich zu werden, nicht nur um ihn zu Aemtern Stellen oder Wohlthaten zu verhelfen, wenn es in seiner Gewalt steht, sondern, was weit wichtiger ist, so viel, als er kan kann , zu seiner Bildung Bildung beyzutragen beizutragen . Um jenes, nach den wahren Be dürfnissen desselben und mit gutem Gewissen zu thun, muß er ihn, nach seinen Fähigkeiten, Fleiß und Charakter kennen; kennen: und dazu hat er ausser außer dem nähern Umgang keine Gelegenheit. Um, mehr als nur im Allgemei nen an seiner Bildung zu arbeiten, ihm mehr als nur durch Verbesserung seiner Erkenntniß zu nützen, muß er mehr Gelegenheit haben haben, als den bloßen blossen öffentlichen Vortrag. Und den Lehrer, unter so manchen drückenden Umständen, bey bei guten Willen zu erhalten, ihn zu jener vielumfassenden Wohl thätigkeit zu ermuntern, ermuntern: was kan kann erheiternder seyn, als wenn er unter so vielen, die zu dem Stand Stande , dem sie sich äusserlich äußerlich widmen, wenig oder gar keinen innern Beruf haben, die wenigen Auserwählten, die wahre Blüthe der Jugend, auf der so sehr die Hoffnung der allgemeinern Glückseligkeit Glückseligkeit der Welt beruht, wenn er die kennen lernt, wenn er sich, an diesen wenigstens, nicht vergebens gearbeitet zu haben, freuen, mit diesen in engere Verbindung treten kan kann , um mit angestrengterem und vorzüglicherm vorzüglichern vorzüglicherem Fleisse an ihnen, und, durch sie, an dem allgemeinen Besten zu arbeiten? 151 653 . Wirklich hat dieser Umgang Umgang auch für den studierenden Jüngling ganz eigne eigene Vortheile. Er kan kann , durch nähere Befragung Befragung des Lehrer Lehrers, das, was er nicht verstanden hat, besser verstehen lernen, seine Zweifel in seinen Schooß ausschüt ten, umständlichere und genauere Belehrung einziehen. Er kan kann da von ihm Vieles vieles lernen, was der Lehrer im öffentlichen Vortrage nicht berührte, es sey sei daß es ihm nicht beyfiel beifiel , oder die Gränzen der Zeit, es zu sagen und auszuführen, nicht erlaubten, oder daß er Bedenken fand fand, vor einem vermischten Haufen zu sagen, was er gern in dem freyern freiern vertraulichen Umgang Umgange denen mittheilt, die es tragen können, die dessen bedürfiger bedürftiger sind, für die es auch, weil es durch ihre eignen eigenen Fragen oder Gedanken veranlaßt wird, mehr Interesse hat. Der Lehrer kan kann da weit mehr mit Rücksicht auf die besondern Bedürfnisse und Fähigkeiten des Zuhörers sprechen, als in dem Vortrag Vortrage vor sehr verschiednen verschiedenen Zuhörern. Er kan kann ihm, so zu reden, mehr Handgriffe zeigen, ihn auf den Werth der Sachen und ihrer Bestimmungen aufmerksamer machen, ihm die nützliche Anwendung derselben auf besondre besondere Fälle einleuchtender zeigen. Dem Zuhörer werden dann auch die Vorlesungen Vorlesungen werther; weil sie ihm durch das im Privatumgang Privatumgang Gehörte verständlicher werden; weil er nun glauben kan kann , was der Lehrer da öffentlich sagt, das sage er mit veranlaßt durch seine Fragen, und er habe dadurch Gelegenheit zu öffentlicher Belehrung Mehrerer gegeben; dies dieß wird seinen Fleiß noch mehr, es wird ihn selbst ermuntern, sich durch seinem seinen Fleiß dem Lehrer noch beliebter zu machen. Und wie viele Gelegenheit bekommt dieser nun, auch den Charakter Charakter und das Herz Herz seines Zuhörers mehr zu bilden, ihn mit der vollen Vertraulichkeit eines Vaters oder Freundes Freundes, zu vermahnen, ihm zu rathen, ihm alles Gute zu erleichtern? Für Vor wie vielem Unfleiß und wie vielen Ausschweifungen wird dieser sich hüten, wie viele Fehler abzulegen suchen, um sein Vertrauen nicht zu verlieren, und sich seines nähern wohlthätigen Umgangs nicht unwürdig zu machen? Welche vertraulichere Freundschaft Freundschaft wird durch dies dieß alles zwischen beyden Beiden ent stehen, deren Folgen sich auch auf die Zukunft, weit über die Zeit des kurzen akademischen Lebens, erstrecken werden? Anm. Anm. 1. Anm. 1) Es ist daher schon ein sehr gutes Zeichen, wenn jemand einen solchen nähern Umgang, in gedachter Absicht, sucht; und, und wenn man, um diese Gelegenheit zu benutzen, nicht aus bloßer blosser Blödigkeit Blödigkeit, oder aus Furcht, dem den Lehrer zu stören, stören und ihm beschwerlich zu fallen, unterläßt: so ist sehr zu befürchten, daß böses Gewissen, oder die Furcht, sich mehr im Fleiß anstrengen, oder sich in gewissen Unordnungen einschränken zu müssen, oder Gleichgültigkeit gegen Wissenschaften, und deren gründliche Erlernung, oder gar Abneigung vom Guten und von Besserung, die Ursach dieser Zurückziehung sey sei . – Blödigkeit, die uns um so vieles Gute bringt, sollte Niemanden abschrecken; sie läßt sich eben durch einen solchen Umgang an besten ablegen. – Billiger ist die Furcht, dem Lehrer beschwerlich zu fallen, zumal wenn sich Viele, wie zu wünschen wäre, nach diesen Umgang diesem Umgange bemüheten. Dieses Letzte ist, bey bei der Denkungsart der meisten Studierenden, sicher nicht zu befürchten, und man kan kann es getrost dem Lehrer überlaßen überlassen , solche Anstalten zu treffen, wo er Mehrern zugleich durch den Privatumgang Privatumgang nützlich werden kan kann . – Schonung und Verhütung unzeitiger Störung in nützlichen Arbeiten ist zwar, wie bey bei allem Umgange, so besonders gegen Lehrer, eine große grosse Pflicht, welche die wegen der Menge der Geschäfte und wegen der mehreren Zurückziehung vom Umgange, die welche selbst durch ihre Lebensart nothwendig gemacht wird, weniger Zeit auf den Umgang wenden können, vielleicht auch, ausser außer ihrem Kreise, weniger dazu aufgelegt sind. Aber, wenn man nur nicht selbstsüchtig ist, sondern überall mit Weisheit und Schonung handelt; wenn man daher nur Acht giebt, oder sich erkundigt, wenn wann ein solcher frey frei von eigentlichen Arbeiten sey sei ; sich eben so sehr darauf versteht, kurz und ohne Umschweife seine Gedanken zu sagen, als bescheiden zu seyn, und sich aller Zudringlichkeit zu enthalten; ihn nicht länger aufhält aufhält, als es der Zweck des jedesmaligen Besuchs mit sich bringt, und diesen Zweck immer dabey dabei vor Augen hat: so wird man diese befürchtete Beschwerlichkeit leicht verhüten können. Anm. Anm. 2. 2) Dieser Zweck sollte nicht seyn, bloß äusserliche äußerliche Gefälligkeiten von dem Lehrer zu erhalten; es sey sei denn, daß man seines Raths in Lebensgeschäften bedürfte; oder gar sich bloß zu zeigen ; oder die Zeit mit bloßen blossen Conversationsgespräche Conversationsgesprächen zu verderben, wenn er nicht etwa selbst dergleichen anfängt oder unterhält: sondern, einen lehrreichen Umgang, in Absicht auf die Bildung zu Wissenschaften und Beförderung oder Erhaltung guter Gesinnungen, zu genießen; geniessen; genießen: und deswegen müßte man vorher an das denken, wovon man näher mit ihm sprechen wolle. Daß man dabey dabei zugleich die Pflichten des Umgangs nicht vergessen müsse, bedarf kaum einer Erinnerung. 152 654 . Das Studieren auf Universitäten und die gute Gelegenheit, sich da, in Vorlesungen und durch den Umgang Umgang mit seinen Lehrer Lehrern, zum Gelehrten oder zum Geschäftsmann zu bilden, so fern dieser auch gelehrte Kenntnisse nöthig hat, ist doch immer nur Vorbereitung Vorbereitung auf einen künftigen Stand, zu welchen welchem sich immer fähiger zu machen, eigner eigener Fleiß Fleiß eben so nothwendig ist, als zu der wirklichen Benutzung des akademischen Unterrichts und Umgangs. Dieser Fleiß beruht auf einer gehörigen Vertheilung seiner Zeit, und schließt, so fern er Privatfleiß Privatfleiß , oder von dem verschieden ist, der sich bloß mit Anhörung und bloßer blosser Wiederholung der Vorlesungen beschäftigt, dreyerley dreierlei Uebungen in sich: – eignes 1) eigenes Nachdenken und Nachforschen in den Wissenschaften, nebst den Versuchen, etwas Zusammenhängendes auszuarbeiten; – auszuarbeiten; 2) gelehrte Uebungen in Anderer Gesellschaft; Gesellschaft – und 3) das Lesen gelehrter Schriften, mit Anwendung des Gefundenen auf die Erweiterung unserer seiner gelehrten Kenntnisse. Anm. Da in diesem ganzen Buche nur die Absicht ist, eine Anweisung zur Bildung angehender Gelehrten zu geben, und in dem Theil Theile , worauf ich hier komme, nur zum akademischen Fleiße Fleisse : so brauchte ich mich nur auf die hier angegebne angegebene Stücke einzulaßen einzulassen . 153 655 . Wer seine Zeit Zeit wohl einzutheilen weiß, findet allezeit gleich etwas, womit er sich nützlich beschäf tigen kan kann , ohne lange Weile zu haben, oder die Zeit mit der Ueberlegung zu verderben, was er jetzt wohl am besten thun könnte? Er findet auch zu allem Allem , was er sich zu thun vorgesetzt hat, seine Zeit; Zeit: weil er nichts unternimmt, wozu er nicht schon zum voraus sich eine bestimmte Zeit angewiesen hat, und weil er diese gerade zu dem bestimmten Zweck anwendet. Er gewöhnt sich auch dadurch zur Ordnung Ordnung (§. 114 616. 114. ), und, wenn er sich an seine einmal festgesetzte Zeit genau hält, ohne sich durch Laune oder andre andere zufällige Umstände zu Ausnahmen verleiten zu laßen lassen , gewöhnt er sich auch zu der unschätzbaren Fertigkeit, selbst das, was ihm beschwerlich oder nicht gemüthlich ist, aus Pflicht Pflicht zu thun. – Diese Vortheile zu erhalten erhalten, mache man sich, wenigstens auf eine gewisse bestimmte Zeit, einen wohl überlegten Entwurf, wie man seine Arbeiten und etwa vorkommende Geschäfte täglich vertheilen wolle; man überdenke, zu welcher Zeit sich schwerere oder leichtere Arbeiten am besten verrichten laßen lassen , wie eine die andere erleichtern oder vorbereiten könne, wie und wenn wann man das gleich ersetzen wolle, wovon man zu der festgesetzten Zeit durch unvermeidliche Umstände gehindert worden ist; und halte streng über diesen diesem Entwurf. Dies Dieß wird uns zugleich zu der edlen edeln Zeitsparkunst Zeitsparkunst gewöhnen, und den so schädlichen Vorsatz verhüten, alles Alles lernen zu wollen, was man als nützlich erkennt, über welchem man, bey bei dem ungeheuren Umfang ungeheuern Umfange des Wissenswürdigen, und dem eingeschränkten Maaß menschlicher Kräfte, sich vor der Zeit schwächt, seinen Fleiß zerstreut, und bey bei allen dem Vielen, was man lernt, es in Keinem zur rechten Vollkommenheit Vollkommenheit bringt. Anm. Eine bestimmte Tages- und Wochenordnung kann nicht dringend genug empfohlen werden, wobei selbst auf die zufälligen Freistunden (ausfallende Collegien) Rücksicht zu nehmen ist. Sehr viel Zeit geht über dem Besinnen, was man eben thun wolle, verloren. Man fängt bald dieß, bald jenes an. Man greift nach dem angenehmsten zuerst, und verliert darüber das Wichtigere, weil es an Zeit fehlt. Bindet man sich auch nicht sklavisch an den Entwurf, so bleibt er doch ein bestimmtes Regulativ, und bringt Plan in das ganze akademische Leben, der zugleich eine treffliche Vorbereitung auf das künftige Geschäft ist. Bloß durch dieß Mittel können so viele an ordentliches Arbeiten und die Stunden zu benutzen Gewöhnten, mit halber Zeit so viel vor sich bringen, als Andere, die mit weit mehr Stunden doch nie fertig werden. A. d. H. 154 656 . Von dem eignen eigenen Nachdenken Nachdenken , als der ersten Art von Uebungen (§. 152 654. 152. ), ist schon oben geredet worden worden. (§. 143 ). 645 ). 143. ) Das eigne eigene Nachforschen Nachforschen (§. 152 654. 152. ) begreift noch mehr; es schließt auch das Sammlen Sammeln und Aufzeichnen desjenigen in sich, was uns selbst gelegentlich bey bei dem Lesen, Hören oder Denken über Wissenschaften beyfällt beifällt , oder was wir von Andern mitgetheilt bekommen, aber noch bis auf weitere Prüfung und Sichtung zurücklegen müssen, weil es entweder bloße blosse Fragmente und unvoll ständige Kenntnisse sind, oder wir es noch nicht genug beurtheilen können, oder weil wir darüber würden den Gang bestimmter Beschäftigungen unterbrechen müssen. – So viel, als Alles, was noch hier von eignen eigenen Aufsätzen und deren Ausarbeitung zu sagen wäre, kan kann man aus dem abnehmen, was oben Theil 1. §. 88. 89 89. 287. 89. und am Ende des zweyten zweiten Abschnitts im dritten Theil gesagt ist. Hier mögen nur noch folgende Anmerkungen stehen. – Man thut wohl, wenn man frühzeitig sich seine Gedanken, seine Gründe für für, und seine Zweifel wider eine Sache, auch so viel, als man zu deren Beurtheilung beyzubringen beizubringen vermag, aufschreibt, und sich eher dadurch übt, als man Aufsätze auszuarbeiten unternimmt. – Will man sich in eignen eigenen Aufsätzen üben, so ist es viel leichter und von weit mannichfaltigerm mannichfaltigerem Nutzen, wenn man Anderer Meinungen und Aufsätze worüber über irgend einen wichtigen Gegenstand prüft, als wenn man selbst seine Gedanken ausführen will. Denn will; denn Fehler zu entdecken ist leichter, als selbst etwas besser zu machen. Der Vorrath von Kenntnissen ist bey bei Anfängern noch nicht sehr reich, reich und der Uebungen Uebungen sind sehr viele nöthig, ehe man etwas Eignes Eigenes nicht gar zu Gemeines liefern kan. Bey kann. Bei der Prüfung fremder Aufsätze hat man immer etwas, woran man sich halten kan kann , was selbst eine Quelle oder Veranlaßung Veranlassung zu Gedanken wird. Man gewöhnt sich auch dadurch den Sinn Anderer besser aufzufassen, strenger in Beurtheilung der Gründe zu werden, nothwendige Bestimmungen oder Einschränkungen aufzufinden, aufzufinden: kurz, kurz eine Sache auf mehrern Seiten zu betrachten. – Die meisten dieser Vortheile zu erreichen erreichen, wäre auch der Vorschlag nicht undienlich, sich aus gelehrten und zusammenhängend geschriebenen Büchern bisweilen eine Art von gedrängtem Auszug Auszug zu machen, wodurch der wesentlichste Inhalt im Zusammenhange dargestellt, dargestellt oder in einer Art von genauen Tabelle aufgeführt würde. Man gewöhnt sich dadurch, alles Alles , dadurch alles was ein Andrer, und sonach auch was man selbst, selbst über einen Gegenstand ordentlich gedacht hat, wohl zu concentriren, das Wesentliche vom Zufälligen abzusondern, und einem einen Aufsatz nebst dem Verhältniß seiner Theile gegen einander besser und geschwinder zu übersehen; man gewöhnt sich zur Ordnung Ordnung und zum zusammenhängenden Denken, welches uns bey bei unseren eignen eigenen Aufsätzen hernach sehr zu Statten kommt. – Daß man übrigens, wenn man etwas selbst ausarbeiten will, immer nur das, dem man gewachsen ist, ist und was man wohl durchgedacht hat, wählen, es in der Absicht, sich im ordentlichen Vortrage zu üben, unternehmen, der Anwandelung Anwandlung , ein Schriftsteller zu werden, nicht bald nachgeben, und eher etwas drucken zu laßen lassen sich nie entschließen entschliessen müsse, als bis man sich lange geübt, viel Kritik darüber von Verständigern gehört hat, und etwas Neues oder auch das Bekannte Bekanntre neu zu sagen weiß – dies dieß sollte sich wohl von selbst verstehen. 155 657 . Gelehrte Uebungen Uebungen in Gesellschaft mit ihres Gleichen , andern akademischen Freunden (§. 152 654. ) kan 152. ), kann man jungen Studierenden nicht genug empfehlen; sie mögen in gemeinschaftlicher Wiederholung gemeinschaftlicher Wiederholung der Vorlesungen, 1 ) oder in verfertigten Aufsätzen, Aufsätzen die man von Andern anderen streng, nach Sachen und Ausdruck, beurtheilen läßt, oder im Disputiren Disputiren , zumal über dazu entworfene Ausarbeitungen, bestehen. – Solche Uebungen, vornehmlich das Disputiren Disputiren Disputiren , ist ein sehr gutes Mittel, Mittel zu erfahren, ob man das Gehörte recht gefaßt und verstanden, ob man dar über wirklich nachgedacht habe, ob man davon und von seiner vermeinten Ueberzeugung Rechenschaft Rechenschaft geben, geben und eines Andern Gedanken in seine eigne eigenen umkleiden könne? Mehrere sehen weiter als Einer, und leiten uns durch ihre Zweifel oder Erinnerungen auf Dinge, woran wir vielleicht nie gedacht hätten, hätten; sie veranlaßen veranlassen wenigstens weitere Untersuchung einer Sache. Man ge wöhnt sich zugleich dadurch dadurch, eine Sache auf mehreren Seiten anzusehen, das, was man gedacht hat, so zu bestimmen, bestimmen daß es gegen Einwendungen Einwendungen gedeckt werde, und seine eignen eigne eigenen Arbeiten, gegen die man oft zu viele Vorliebe hat, genauer zu prüfen. Man erlangt eine Fertigkeit Fertigkeit, wohl zu denken und sich wohl auszudrucken auszudrücken . Man gewöhnt sich, sich vorzüglich im Disputiren, zu einer gewissen Gegenwart des Geistes, zum schnellen Durchschauen und Beurtheilen der Gedanken Anderer; selbst, wenn man auf die Art Acht giebt, giebt wie sich der Andere, ohne Sophisterey Sophisterei , heraushilft, oder wie oft man, ohne es zu denken, geirrt hat, zur billigern Beurtheilung. Und wie ungemein viel thut die Wetteiferung mit Andern, den Untersuchungsgeist Untersuchungsgeist und die Lust an gelehrten Uebungen zu befördern? 2 ) Anm. 1) Das gemeinsame Wiederholen der Vorlesungen, ist ungleich nützlicher, als das bloße Durchlesen des Heftes. Nach dem Inhalt und Stoff kann es auf verschiedene Art geschehen: bald so, daß Einer den gehörten Vortrag summarisch wieder vorträgt, und die Uebrigen ihre Bemerkungen machen, wo sie ihn anders gefaßt haben; bald durch Fragen über historische Gegenstände, welches unter den Mitgliedern abwechselt, und sowohl von Seiten des Fragenden als des Antwortenden eine gehörige Vorbereitung voraussetzt. – Bei der eigenen Wiederholung ists übrigens besser, mehrere Lehrstunden zusammen- zu ziehen, nachdem die Materie zusammenhängt, als ängstlich jeden Tag das Gehörte sogleich wieder vorzunehmen. A. d. H. Kan 2) Kann man es haben, so ist es immer rathsamer, dergleichen gemeinschaftliche gemeinschaftlich wissenschaftliche Uebungen unter den Augen und der Leitung eines Lehrers vorzunehmen. Er kan kann doch weiter sehen als bloße blosse Anfänger und Ungeübte. Er kan kann durch sein Ansehen eher zu weit gehende leidenschaftliche Streitigkeiten verhüten; eher den verwirrt gewordnen gewordenen Streit in das rechte Geleise zurückbringen; die Untersuchung ins Kurze ziehen, und mehr auf die gehörige Bestimmung des Untersuchungspunctes aufmerksam machen; dadurch und durch Gründe entscheiden, wo die Untersuchenden selbst nicht den Ausgang zu finden wissen. – Es ist auch besser, besser über wirklich ausgearbeitete Aufsätze noch Materien und Formen , als über bloße blosse Sätze (Thesen) zu disputiren, und sehr vortheilhaft, wenn der nehmliche nämliche Aufsatz, den der eine ge macht hat, auch von Andern nach der Reihe vertheidigt wird; wird, weil durch beydes Beides mehr die in dem §. erwähnten erwehnten Vortheile zugleich erhalten werden. 156 658 . Endlich gehört noch das eigne eigene Lesen Lesen gelehrter Schriften hieher hierher , mit Anwendung Anwendung des Gefundenen zur Erweiterung, und überhaupt zur Verbesserung, Verbesserung unserer Kenntnisse Kenntnisse. (§. 152 ). 654 ). 152. ) Gelehrter Schriften, sage ich, und deren Anwendung. Denn Anwendung; denn von andern hier zu reden, von erbaulichen oder bloß oder mehr nur vergnügenden Schriften, ist mein Zweck nicht; wiewohl eine Warnung, Warnung oder, wenn man will, ein Rath wegen der Vorsichtigkeit in der Wahl und in dem Gebrauch der letztern hier nicht am unrechten Orte steht. Denn, so sehr wir auch zur Erholung und Aufheiterung des Gemüths, sowohl als zur Bildung Bildung des Geschmack Geschmacks, solcher Schriften bedürfen: bedürfen, so ist doch die Anzahl der so genannten Lesebücher allerley allerlei Art, zu unsrer unserer Zeit, Zeit so groß, groß; sie werden von den Meisten so ganz ohne Unterschied, so häufig mehr als die zu den Wissenschaften gehörigen, gelesen, daß im Ganzen der daraus entstehende Schade weit größer grösser als der Nutzen ist. Wenn auch ein großer grosser Theil derselben nicht so offenbar die Sitten verdürbe, die Religion verächtlich, verächtlich oder gegen sie gleichgültig machte, und wenig oder gar nichts zur Bildung des guten Geschmacks beytrüge beitrüge , wo nicht gar ihm schadete: so ist eine unvorsichtige oder gar und zu häufige Lesung der selben besonders den Studirenden darum sehr nachtheilig: nachtheilig; nachtheilig, weil das Gemüth zu sehr zerstreut, zerstreut und vom Fleiß Fleiß , der mit Beschwerlichkeit zu kämpfen hat, abgezogen; der Geschmack zu sehr an sinnliches Vergnügen und vom Ernsthaften abgewöhnt; und der Hang zu einer bloß auf Streifereyen Streifereien erhaschten, nicht mit Rücksicht auf einen fest ins Auge genommenen Hauptzweck des Studirens gesuchten, vielmehr fragmentarischen und unzusammenhängenden Erkenntniß, genährt, dadurch also die wahre und durch ernstliche Anstrengung zu bewürkende bewirkende Bildung des Verstandes und Herzens sehr verhindert wird. 157 659 . Ueberhaupt sollte man – weil der Zweck, warum man Universitäten bezieht, nicht Lectüre ist, die viel zu lesen , was ja zu Hause eben sowohl so wohl geschehen kan kann , sondern die Bildung Bildung zu Wissenschaften zur Wissenschaft durch mündlichen Unterricht Unterricht und gelehrten oder lehrreichen Umgang Umgang – so lange man da lebt, nur sehr wenige Schriften lesen; lesen, nicht einmal eigentlich die, welche eben die Gegenstände betreffen, worüber man Vorlesungen hört (§. 149 651. ). Sondern 149. ); sondern nur: einige gelehrte Zeitschriften, Zeitschriften um mit den Hülfsmitteln der Gelehrsamkeit und den Fortschritten derselben bekannt zu werden; auserlesene Hauptschriften über die Wissenschaften, Wissenschaften die das, was man gerade treibt, nur (wegen der im gedachten §. angegebnen angegebenen Ursachen) nicht bey bei der Wiederholung der Lectionen über eben diese Wissenschaften, sondern, wenn man Zeit genug von den akademischen Arbeiten übrig behält, späterhin, späterhin und mehr zur weitern Ausbildung in solchen Wissenschaften, Wissenschaften die man nicht wiederholt hören kan kann , oder wo uns der Docent nicht scheint Genüge gethan zu haben; und, in eben der Absicht, vorzügliche Schriften über gewisse uns besonders wichtige besondre Puncte besondere Punkte ; allenfalls solche, die man, nach Verlauf der Universitätsjahre, Universitätsjahre wieder zu bekommen bekommen, keine Gelegenheit hoffen kan. Wiewohl kann. Denn die Zeit auf Universitäten, wenn man sie gehörig abwarten auskaufen und benutzen will, ist so kurz und besetzt ist , daß man ohnehin wenig Zeit zu der Lectüre eigentlicher Bücher Lesung größerer Werke übrig behalten wird. 158 660 . Soll aber denn diese Lesung der Bücher Bücher das Bücherlesen auf Universitäten, oder noch vielmehr in der Zukunft, recht nützlich werden: werden, so muß sie nach eben den Regeln geschehen, die oben bey bei der nutzbar nutzbaren Anhörung der Vorlesungen angegeben sind (§. 146 648. 146. ), und so, daß man sich vornehmlich über ihren Inhalt, und was uns während des Lesens besonders merkwürdig oder zweifelhaft oder unverständlich schien, in dem gelehrten Umgang Umgange mit Andern, sonderlich mit seinen Lehrern, bespreche, auch sich daraus das Merkwürdigste aushebe, und als Zusätze zu den Wissenschaften, die man treibt, sammle. Dadurch kan kann man zu einen einem großen grossen Schatz von nützlichen Kenntnissen gelangen, der uns auf die Zukunft trefliche treffliche Dienste thun wird, wenn man sie mit gehöriger Wahl, mit Verstande Verstand , und so sammlet sammelt , daß man alles Alles bald wieder finden wiederfinden kan wiederfinden kann . Unter den verschiedenen Vorschlägen, Vorschlägen sich solche Excerpte Excerpte zu machen, möchte doch immer folgende Art die diensamste seyn. Man laße lasse sich das Buch, worüber man eine besondere Wissenschaft auf Universitäten vortragen hört, durchschießen durchschiessen , oder, lieber noch, ein Buch machen einrichten , dessen Seiten sich auf die Seiten des erwähnten erwehnten Handbuchs beziehen, an welches man sich, bey bei der Grundlegung zu einer Wissenschaft, gewöhnen will. In dieses trage man ein, was man nicht schon weiß, und so, daß, wenn man selbst das Buch, woraus man excerpirt, besitzt, besitzt oder leicht wieder bekommen kan kann , man nur mit wenig Worten die Sachen und dabey dabei dasjenige Buch und dessen Seiten bemerke, wo über diese eine weitere Erläuterung zu finden ist. Kan Kann man aber nicht hoffen, daß man es werde bey bei der Hand haben werde , wenn man es wieder nachschlagen will: will, so zeichne man sich zugleich ganz kurz die Erläute rung der Sachen, die dazu gefundnen gefundenen Gründe, Gründe und dasjenige auf, was uns einem selbst etwa dabey dabei von Zweifel oder Bestätigung und Erklärung beyfiel beifiel , oder was wir man darüber bey weitrer bei weiterer Untersuchung oder bey bei Besprechung mit Andern, gefunden haben hat . Anm. Wenn Collegienhefte Collegienhefte gleich so eingerichtet werden, daß sie entweder einen breiten Rand haben, oder durchschossen sind, so sind sie unstreitig am besten geeignet, um Alles, was man aus der Lectüre, oder gelehrten Gesprächen über irgend einen Gegenstand sammelt, darin anzumerken, und sie dadurch recht eigentlich zu Revertorien für das ganze Leben zu machen. Bei der Exegese z. B. würde man Alles, was man über die Erklärung in dunkeln Stellen gefunden, nachträglich bei der Stelle selbst anmerken. So bei der einzelnen Materie, der Dogmatik, Moral, Kirchengeschichte. Auch die hinzukommende Literatur wird weit zweckmäßiger da supplirt, als in ein Collektaneenbuch getragen, wo sich das Einzelne in der Menge so leicht verliert. – Durch gute Register , die jedes nachgeschriebene Collegium haben sollte, wird auch der Gebrauch erleichtert. A. d. H. Unter den Schriften, welche über die in diesem letzten Abschnitt abgehandelten Materien nachgelesen und benutzt zu werden verdienen, gehören noch folgende: Brehm, Georg Niklas G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810. Beck, Christian Daniel C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810. Schlegel, Gottlieb G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790. Müller, Johann Georg J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798. Schütz, Christian Gottfried C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785. Meiners, Christoph Meiner's Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791. Bergk, Johann Adam Bergk , die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791. Eigenthümliche Ansichten enthalten: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803. durchschießen D.h. zwischen zwei bedruckten Seiten eines Buches eine Leerseite einfügen. Nösselt selbst ist auf diese Weise vorgegangen (vgl. Bibl. Nöss. 413 Nr. 137–139). G. M. Brehm's Einleitung in die gesammten akademischen Studien für Ankommende auf der Akademie. Leipzig 1810 Georg Niklas Brehms (1753–1811) Einleitung ist bereits 1809 erschienen. C. D. Beck Grundriß zu hodegetischen Vorlesungen für angehende Studierende auf deutschen Universitäten. Leipzig 1810 Dieses Werk ist 1808 erschienen. G. Schlegel Summe von Erfahrungen und Beobachtungen, zur Beförderung der Studien in gelehrten Schulen und Universitäten. Riga 1790 Hier handelt es sich um die zweite Auflage, die Erstauflage stammt aus dem Jahr 1786. J. Müller's Briefe über das Studium der Wissenschaften, besonders der Geschichte. Zürch 1798 Johann Georg Müllers (1759–1819) Briefe sind, wie auch die zweite Auflage aus dem Jahr 1817, laut Titelblatt in Zürich erschienen, als ältere Bezeichnung ist Zürch jedoch ebenfalls geläufig. C. G. Schütz Anweisung, wie Studierende ihre Studien zu Hause einrichten sollen. Jena 1785 Diese Schrift des von Halle nach Jena gewechselten Kantianers und Gründers der Allgemeine[n] Literatur-Zeitung Christian Gottfried Schütz (1747–1832) wird in der zeitgenössischen Literatur immer wieder angeführt, lässt sich bibliothekarisch jedoch nicht nachweisen. Soweit zu sehen ist, handelt es sich um ein Programm im Rahmen der Wahl zum Prorektor, auf das anscheinend auch unter dem Titel Ueber die Einrichtung des häuslichen Studirens auf Universitäten verwiesen wurde. Meiners' Anweisung für Jünglinge zum Lesen, Excerpiren und Schreiben. Bonn 1791 Bei dem Autor handelt es sich um Christoph Meiners (1747–1810), dessen Anweisungen für Jünglinge zum eigenen Arbeiten besonders zum Lesen, Excerpiren, und Schreiben 1791 in zweiter Auflage in Hannover erschienen sind. Die Erstauflage erschien 1789 ebenfalls in Hannover. Bergk, die Kunst Bücher zu lesen, nebst Bemerkungen über Schriftsteller und Schriftstellerei. Jena 1791 Vgl. I § 76 c. J. M. F. Schelling's Untersuchungen über die Methode des akademischen Studiums. Tübingen 1803 Gemeint sind Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings (1775–1854) Vorlesungen über die Methode des academischen Studium (1803). Druckfehler. §. 523. Zeile 1. u. 2. muß es heissen: In der Natur der Sache selbst oder eines solchen Vortrags u. s. w. Erläuterungen von Bastian Lemitz Querverweise innerhalb der Anweisung werden mit römischer Bandzahl und Paragraphennummer angegeben und richten sich grundsätzlich nach der Leitauflage. Bei Verweisen in die erste oder dritte Auflage wird die jeweilige Auflage nachgestellt (‚a‘ oder ‚c‘). Bisweilen wird in den Erläuterungen auf die Bibliotheca Nösseltiana (1810), einen nach Nösselts Tod zur Veräußerung seiner umfangreichen Privatbibliothek gedruckten Auktionskatalog, verwiesen. Dieser Katalog wird mit ‚Bibl. Nöss.‘ abgekürzt. Register Das Bibelstellenregister enthält alle im Original nachgewiesenen Bibelstellen. Das Personenregister gibt die Namen in Anlehnung an die Gemeinsame Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek wieder, auch wenn sie im Original abweichend notiert wurden. Das Register der antiken Autoren gibt die Namen nach dem heutigen deutschen Sprachgebrauch wieder und orientiert sich im Wesentlichen an der lateinischen Schreibweise. Es verzeichnet zudem die im Textkorpus erwähnten Belegstellen. Das Sachregister folgt dem graphematischen Bestand des Textkorpus und erfordert eine assoziative Nutzung unter Berücksichtigung orthographischer Varianz. Ergänzend zum Sachregister ist die kritische Wiedergabe des Inhaltsverzeichnisses zu konsultieren. Bibelstellen Personen Antike Autoren Sachen