[...]
Sehr glücklicherweise war in
England
Baco
aufgetreten und hatte zur Erforschung der Natur den rechten Weg gewiesen, nämlich den der reinen Erfahrung, frei sowohl von willkürlich angenommene[n]
Qual[itates] occult[ae]
als von willkürlich ersonnenen Hypothesen, und Beschränkungen der Natur auf gewisse wenige Kräfte. Mon sollte untersuchen, experimentiren, und dann von der Erfahrung sollte man durch
Induktion
aufsteigen zu allgemeinen Grundgesetzen der Natur und ersten Eigenschaften der Dinge. Dem
Aristoteles
war
Baco
eben so sehr entgegen und feind als
Cartes[ius]
. Seine Methode war das Gegentheil der
Aristotelischen
hierin: daß er alle Erkenntniß begründet wissen wollte durch
Induktion
, also durch Auf- steigen vom Besonder[en] zum Allgemeinen, von den Fällen zur Regel, das Allgemeine sollte durch das Besondre begründet werden: statt daß der
Aristotelische
und Scholastische Weg der des
Syllogismus
ist, das Herabsteigen von dem Allgemeinen zum Besondern, Bestimmen des Einzelnen aus allgemeinen Regeln: was nur dann mit Recht geschehn kann wenn man schon eine vollständige Wissenschaft der Natur hat; nicht wenn sie erst gefunden werden soll.
Baco
erkannte die Fehler der
Aristotelischen
Scholastik eben so gut als
Cartes[ius]
und stellte sie eben so gut ab: verleitete aber nicht zu neuen Fehler wie
Cartes[ius]
: - freilich hat
Baco
auch nur die Methode des Philosophirens und des Erforschens der Natur angegeben, nicht selbst
specimina
und Versuche darin gemacht, wie
Cartes[ius]
, der selbst mit zugriff: - die Anwendung der von
Baco
angegebnen Methode sehn wir besonders in
Newtons
Entdeckungen: freilich nicht in der
Farbenlehre
.
[...]
Daher Analogie des Typus der Organismen.
Diese nun offenbart sich auf den höhern Stufen seiner Objektivität, wo die ganze Erscheinung deutlicher ist, also im
Pflanzen
- und
Thierreich
, durch die
allgemein durchgreifende Analogie aller Formen, den Grundtypus,
der in allen Erscheinungen sich wiederfindet: dieser ist auch eben das leitende Princip der vortrefflichen, in unsern Tagen von den Franzosen ausgegangenen, zoologischen Systeme: er wird am vollständigsten nachgewiesen in der vergleichenden
Anatomie
: ferner auch unsre Teutschen sogenannten Naturphilo- sophen, sind bemüht ihn überall nachzuweisen und dies ist ganz gewiß ihre löblichste Bestrebung; auch haben sie darin einiges Verdienst, wenn gleich in vielen Fällen ihre Jagd nach Analogien in der Natur zur bloßen Witzelei ausartet. Das Beste in der Art hat aber bei weitem
Kielmaier
gethan, von dem es ausgieng, von dem es
Schelling
lernte, und dann von diesem seine Schule. Sie alle haben mit Recht jene allgemeine Verwandschaft und Familienähnlichkeit nicht nur in der organischen Natur, sondern auch in den Ideen der unorganischen Natur nachgewiesen, z. B. zwischen
Elektricität
und
Magnetismus
, chemischer Anziehung und Schwere, u. dgl. m.
Durchgängige Form der
Polarität
.
Sie haben besonders aufmerksam gemacht auf die
Polarität
als eine durchgänge Form in der Natur: die
Polarität
ist eigentlich jedes Auseinandertreten der Erscheinung einer ursprünglichen Kraft in zwei
qualitativ
verschiedene, zwar
in genere
identische aber
in specie
entgegengesetzte Erscheinungen, in zwei Thätigkeiten, die sich entgegengesetzt sind, aber zur Wiedervereinigung streben (qualit[ativ]
illustr.
): dieses Auseinandertreten stellt sich in den meisten Fällen auch räumlich dar, als ein Streben nach entgegengesetzten Richtungen: immer aber bedingen beide qualitativ entgegengesetzte Thätigkeiten sich wechselseitig, dergestalt, daß keine ohne die andre weder gesetzt noch aufgehoben werden kann, jedoch so, daß sie nur in der Trennung und im Gegensaze bestehn und die Wiedervereinigung, nach der sie streben, eben das Ende und Verschwinden beider ist. (Wir können daher das Wesen der
Polarität
ausdrücke durch eine Phrase des
Platon
im Symposion: επειδη ουν ἡ φυσις διχα ετµηθη, ποθουν ἑκαστον το ἡµισυ το αὑτου, ξυνῃει. - Am deutlichsten zeigt sich die
Polarität
im
Magnetismus
, in [der]
Elektricität
, i[m]
Galvanismus
. - Aber wenn man den Begriff derselben nur allgemein genug gefaßt hat und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden weiß, wird man finden, daß sie in der That ein Grundtypus fast aller Erscheinungen in der Natur ist, vom
Magnetismus
- bis zum
Menschen
. Im
Krystall
; - im
Baum
,
Krone
und
Wurzel
, Streben nach unten und Oben, nach Dunkelheit und Feuchtigkeit, nach
Licht
und
Wärme
; - im
Thier
Kopf und Genitalien: - auch Mann und Weib; - Ueberall eine
Gewisse
Potioritas
und
Minoritas
; auszudrücken durch + und -. (Ich habe sie im
Auge
entdeckt.) -
[...]
Aeußere Zweckmäßigkeit
.
Die zweite Art der
Zweckmäßigkeit
war die
äußere
. Diese zeigt sich nicht in der inner[n] Oekonomie der Organismen, sondern darin daß jeder Organismus viel Unterstützung und Hülfe von Außen erhält; sowohl von der unorganischen Natur als auch von ande[rn] Organismen. So z. B. ist ein genau angemessenes Verhältniß zwischen der Schwere jedes
Thiers
, die es an den Erdboden befestigt, und seiner Muskelkraft, vermöge deren es die Schwere überwältigt um sich von seinem Ort zu bewegen: ohne dies Verhältniß wären die
Thiere
unbeweglich. So z. B. ist die
Luft
, mit dieser bestimmten Mischung ihrer zwei Theile, ein ganz nothwendiges Hülfsmittel alles thierischen Lebens, und es sind Quellen in der Natur die, bei dem steten Verbrauch, beide Bestandtheile genau in dem Verhältniß (21, 79) stets wiederherstellen; eben so die
Wärme
innerhalb engbestimmter Gränzen; eine kleine Aenderung in beiden, und die jetzt vorhand[ne]
Thierwelt
könnte nicht leben. Was wären alle
Augen
, ohne das
Licht
? - ja es ist ein bestimmtes Verhältniß zwischen der Intensität des
Lichts
und der Reizbarkeit jeder
Retina
: wäre diese reizbarer, so könnte sie vor Blendung nicht sehn; wäre sie stumpfer, so wäre ihr die Welt finster: - aber noch bewundrungswürdiger ist, daß das
Auge
ein zusammengesetzter optischer Apparat ist, berechnet auf den Grad der Brechbarkeit des
Lichts
, oder dieser auf jenen. (
Illustr.
) - [...]