Berlin
Octber 23. 1822
Eines
Hohen Ministerii der Geistlichen Unterrichts und Medicinal Angelegenheiten
verehrter
Befehl (unter dem 1. Octbr. d. d. N. 15883) gemäss, habe ich die Ehre gehorsamst zu berichten, dass ich zwar den Doctor
Heusinger
nicht persönlich kenne, wohl aber nicht allein die hierbey zurückfolgende
Schrift
über die
Histologie
, sondern auch seine beyden früheren:
Ueber den Bau und die Verrichtungen der Milz
(Thionville 1817.8) und:
Betrachtungen und Erfahrungen über die Entzündung und Vergrösserung der Milz
(Eisenach 1820.8) gelesen habe, aus denen ein lebhafter Eifer für die Wissenschaft hervorgeht, wenn auch selbst noch für dieselbe nicht viel
reinen
Gewinn daraus zu ziehen ist.
Von dem Herrn Geh. Ober-Reg. Rath
Langermann
hörte ich zufällig, dass er ihn bey seinem jetzigen Aufenthalt in
Jena
(wegen
Heusinger
's Abwesenheit) nicht persönlich kennen gelernt habe, dass man aber dort grosse Hoffnungen von ihm hege.
Ob er jetzt schon zum ordentlichen Professor und Facultisten geeignet sey, darüber habe ich gar keine Stimme.
Ein
Hohes Ministerium
wolle mir bey dieser Gelegenheit erlauben, eines Mannes zu gedenken, von dem früher bey Besetzung der Professur in
Breslau
die Rede gewesen ist, und den ich früher nur aus ein Paar gehaltvollen Aufsätzen kannte, jetzt aber bei seiner Anwesenheit hieselbst näher kennen und schätzen gelernt habe. Diess ist der Doctor
Purkinje
aus
Prag
, der schon ein Paarmal auf dem Concurs zu einer Professur der
Physiologie
(zu
Pesth
) und der
Anatomie
(in
Grätz
) gewesen und ist und gegenwärtig Prosector und Repetent ist. Er ist ein sehr kenntnissreicher und geistvoller Mensch, in einem Alter von 35 Jahren, hält lateinische und deutsche Vorlesungen, und ich hege kein Bedenken, dass er solch' einer Stelle, wie die in
Breslau
, alle Ehre machen würde.
D. K. A.
Rudolphi