Berlin den 19 ten März 1823 . An des Königlichen Geheimen-Staats- und Ministers der Geistlichen- Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten Herrn Freyherrn von Altenstein Excellenz. Ew. Excellenz habe ich es gewagt in meiner Einga- be D. i. Z 3. April 1822. von Henning an Altenstein . vom 3 ten Aprill v.J. das ehrerbietigste Gesuch um definitive Anstellung im philosophischen Lehrfach und nahmentlich um Beförderung zu einer außerordentli- chen Professur an der hiesigen Universität vorzutragen. Aus den unter dem 22 sten Aprill , 15 ten July und 22 sten September v.J. an mich ergangenen hohen Ver- fügungen Vgl. Z 22. April 1822. Kultusministerium an von Henning , Z 15. Juli 1822. Kultusministerium an von Henning und Z 21. September 1822. Kultusministerium an von Henning . , habe ich zu entnehmen gehabt, daß Ew. Excellenz den Beschluß auf jenes Gesuch vorerst noch auszusetzen sich veranlaßt gese- hen haben, wobey mir jedoch die Beruhigung zu Theil geworden ist, daß Ew. Excellenz nicht nur die einstweilige Fortsetzung meiner Function als Repetent des Herrn Professor Hegel anzuord- nen, sondern auch außerdem Ihre ausdrück- liche Billigung meiner bisherigen Bethätigungen, sowohl in dem vorgedachten, als auch in meinem anderweiten Beruf, als Privatdocent, gegen mich auszusprechen geruht haben. - So schmerz- lich es mich daher auch zunächst berührt hat, die nahe geglaubte Erfüllung des, nach Besei- tigung mannigfaltiger Hindernisse, endlich durch ein Zusammentreffen günstiger Umstände in mir begründeten Hoffnung auf definitive Fest- stellung meiner Verhältnisse als academischer Lehrer, auf's Neue in's Unbestimmte hinaus ver- wichen zu sehen, so habe ich doch, in dem wohl- begründeten Vertrauen, daß Ew. Excellenz mir auch ferner, bey meinen wissenschaftlichen Be- strebungen, den mir bisher huldreichst gewährten hohen Beystand nicht versagen würden, durch jenes Fehl- schlagen auch nicht abhalten lassen, mit hei- terem und zuversichtlichem Muthe meine Wege zu verfolgen, und somit, auch dieses letzte Jahr hind urch alle meine Kräfte aufgeboten mich für den vo n mir erwählten Beruf immer mehr auszubil den und auf solche Weise meine Ansprüche auf Ge- währung der für mich erbetenen Gunst nähe r zu begründen. Ob ich nun schon, unter solchen Umständen, mich dessen gern bescheide, daß es lediglich Ew. Excellenz erleuchtetem Ermesse n anheim gestellt bleiben muß, zu bestimmen wan n der rechte Zeitpunkt eingetreten seyn wird um über die Fixirung meiner Verhältnisse einen de fi- nitiven Beschluß zu fassen, so habe ich doch gern ge- glaubt aus dem Umstande, daß in der unter dem 22 sten September v. J. an mich erlassenen ho- hen Verfügung D. i. Z 29. September 1822. Kultusministerium an von Henning . die Fortsetzung meiner bisher i- gen Function ale Repetent des Herrn Pro - fessor Hegel , auf das jetzt zu Ende gehende Semester beschränkt ist, um so mehr die Ver - anlassung entnehmen zu dürfen, mich gegen- wärtig Ew. Excellenz aufs Neue mit der im vo - rigen Jahre um diese Zeit ausgesprochenen Bitte In Z 3. April 1822. von Henning an Altenstein . zu nahen, als sowohl Höchstdieselben als au ch des Hochseelichten Herrn Staatskanzlers Durch- laucht , bereits in den im Jahre 1820, bey me i- nem ersten Eintritt in die academische Lauf- bahn, an mich erlassenen hohen Verfügungen Mit Schreiben vom 24. Juni 1820 (GStA I. HA Rep. 76, Vf Lit. H Nr. 10, Bl. 17r-v) hatte Hardenberg Altenstein aufgefordert, von Henning bei Vorliegen der wissenschaftlichen Qualifikation „in der akademischen Laufbahn zu beschäftigen, und wenn die Umstände es demnächst gestatten, fixirt einzustellen“. Auf welche Dokumente von Henning sich bezieht, ist unklar. sich geneigt erklärt haben mir zu seiner Zeit auch ein bleibendes Verhältnis in dem von mir erwählten Beruf anzuweisen. In so fern übrigens in den vorgedachten ho- hen Verfügungen, die Erfüllung dieser auf- munternden Zusage ausdrücklich davon daß ich dem durch meine erste Bestellung als Re - petent mir bewiesenen Vertrauen und den rücksichtlich meiner Leistungen in diesem Wirkungs - kreis von mir gehegten Erwartungen entsprechen würde, abhängig gemacht worden ist, und ich es dahin gestellt lassen muß in wie ferne es meinem redlichen Bestre- ben gelungen ist, jene Bedingung zu er- füllen, so erlaube ich mir hier nur die Bemerkung, daß nachdem ich dazu gelangt bin mir auf wissenschaftlichem Wege die zu einer heilsamen Wirksamkeit als öffentlicher Lehrer erförder- liche innre Sicherheit und Festigkeit zu errin- gen, von außen her nichts so geeignet seyn würde auf meine ferneren Beschäftigungen ei- nen vielfältigen und fürderlichen Einfluß aus- zuüben, als dieß, wenn es mir, nach- dem ich nunmehr schon seit acht Jahren dem Dienst des preussischen Staates , auf verschie- dene Weise, aber mit immer gleicher Gesinnung der Treue und Ergebenheit, alle meine Kräfte gewidmet habe, nunmehr endlich gelingen sollte, durch die Überweisung eines bleibenden Wirkungskreises, dafür daß ich nach dem Rech- ten und Wahrhaften gestrebt, auch die erfor- derlichen erwünschte objective Gewähr zu erhalten. - Was demnächst die von meiner Seite erforderlichen Leistungen zu Begründung meines hiermit wiederhohlten ehrerbietigsten Gesuchs an- belangt, so glaube ich, nächst dem was in dieser Hinsicht bereits in meinen früheren Eingaben Sein „Gesuch um Beförderung zu einer außerorderntlichen Professur“ geäußert bzw. darauf verwiesen hatte von Henning in Z 3. April 1822. von Henning an Altenstein , und Z 30. Juni 1822. von Henning an Altenstein von mir angeführt worden ist, gegenwärtig noch erwähnen zu dürfen, daß ich, außer den von mir gehaltenen Repetitionen und Conversato- rien über die Vorlesungen des Herrn Profes- sor Hegel , auch während des jetzt zu Ende ge- henden Semesters zwey eigne philosophische Vorlesungen vor einer verhältnißmäßig be- deutenden Anzahl von Zuhörern, welche fast ohne Ausnahme mit beharrlicher Aufmerksamkeit bis zum Schluß sich eingefunden haben, zu Stan- de gebracht, außerdem aber auch Alles was mir bey dem zu Erfüllung eines zweifachen academischen Berufs erforderlichen Beschäftigun- gen und Studium, von freyer Muße übrig geblieben ist, auf eine bereits im vorigen Sommer begonnene literarische Arbeit ver- wendet habe, um auch von dieser Seite Zeugniß da- für abzulegen daß es mir ernstlich um die För- derung des philosophischen Studiums zu thun ist. Ich habe nämlich auf Veranlassung des bey meiner Wirksamkeit als Docent und als Repe- tent gemachten Erfahrungen über den in- tellectuellen Zustand und das Bedürfniß der Mehrzahl der Studierenden, mir Reihen von Vor- lesungen über die Propädeutik der speculativen Philosophie ausgearbeitet, welche ich, da der Druck derselben Nicht ermittelt. bereits begonnen hat, Ew. Excellenz bin- nen kurzer Zeit vorlegen zu können die Aus- sicht habe. Indem ich nunmehr auch jetzt dem Beschluß den Ew. Excellenz über meine Zukunft zu fassen ge- ruhen werden, mit dem ruhigen Vertrauen entgegen sehe, daß es - meinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen entsprechend, oder nicht entsprechend - auf jeden Fall so ausfallen wird, wie es dem Interesse der Wissenschaft und des Staats, und somit auch meinem eignen wesentlichen Interes- se, gemäß ist, so erlaube ich mir nur noch schließlich zu erwähnen, daß ich es auch gegen- wärtig noch in jeder Hinsicht als ein großes Glück betrachten würde, vorzugsweise an der hiesigen Universität , wo sich im Laufe meiner bis- herigen Wirksamkeit, zu meinen Gunsten, eine für einen academischen Docenten immer besonders wünschenswerthe Tradition von Neigung und Ver- trauen gebildet hat, meinen Wirkungskreis angewiesen zu erhalten und damit die Bitte zu verbinden mir, wenn die defi- nitive Feststellung meiner künftigen Verhältnisse viel- leicht noch einigen Anstand erleiden sollten, die mir bisher vergönnte Unterstützung hochgeneigtest auch ferner anweisen lassen zu wollen, da ich mich, nachdem meine eigenen Mittel erschöpft sind, außer- dem dem Mangel blos gegeben sehen würde. Ehrerbietigst verharre ich Ew. Excellenz ganz unterthäniger Diener Leopold von Henning . Dr. Phil.