Hochwohlgeborener Herr, Hochzuverehrender, Hochgebietender Herr Staatsminister, Gnädiger Herr! Im Begriffe, meine physiologischen Arbeiten über den Gesichtssinn des Menschen und der Thiere, womit ich seit mehreren Jahren schon beschäftigt bin, herauszugeben, habe ich mich häufig in dem Gedanken erfreut, daß Euer Excellenz bei der Entstehung dieses Werkes ein huldvoller und aufmun- ternder Zeuge in Ihrer Gnade haben seyn wollen, und an dem Fortgange desselben auch in der Folge gnädigen Antheil genommen haben. Ich bin nicht allein so glücklich gewesen, Ihnen die ersten Entwürfe dieser Arbeiten mit einzelnen Ausführungen vorlegen zu dürfen. Euer Excellenz haben mich sogar einer mir höchst wichtigen schriftlichen Aufmunterung zur Fort- setzung und Vollendung derselben gewürdigt. So haben Ew. Excellenz mir selbst ein hohes Ziel vorgesteckt, das ich unverwandt zu erreichen mich bestrebte. Wenn auch von grösserem Umfange und mit vielen Kupfertafeln zur anatomischen Gewähr ausgestattet, bestehen diese Untersuchungn in ihrer nunmehrigen Reife doch nur aus einzelnen Abhandlungen über die wichtigsten Probleme der Physiologie, welche bis jetzt zum Theil noch gar nicht bearbeitet worden und worauf ich bei dem Umfange meiner Studien und dem Trieb nach einer eindringenden Erkenntniß insbesondere hingewiesen worden. Wenn ich nun in dankbarer Pflichtergebenheit bedenke, daß es mir möglich gewesen, unter Ew. Excellenz gnädigem Schutze und einem durch Ihre Huld mir gewährten Genusse reicher Quellen, diese Bestrebungen zu ihrem Ziele zu führen, so habe ich keinen angelegentlichern Wunsch, als daß Ew. Excellenz mir die Gnade gewähren mögen, daß diese Arbeiten zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen und der Thiere unter den hohen Auspicien, unter welchen sie begonnen und gefördert worden, auch ans Licht treten dürfen, und daß Ew. Excellenz diese ganz bescheidene Weise eines geringen aber mit der größten und treuesten Sorge und in den schönsten Stunden gepflegten Gutes huldvoll aufnehmen mögen. Ich kann mir zwar nicht genügen, vor den Augen der Welt die Weise meiner Bestrebungen auszusprechen, und daß diese in ihrem ruhigen Fortgange Ew. Excellenz immer geweiht waren, aber ich würde mich dennoch sehr glücklich schätzen, wenn Hochdieselben dieses bescheidene Denkmal unbegrenzter Verehrung nicht von sich abweisen wollen. Würde ich doch darin die Fortdauer Ihrer Huld und Gnade erkennen dürfen. In innigster Hochachtung und tiefster Ehrfurcht wie Dankbarkeit Ew. Excellenz unterthäniger Diener Dr. Joh. Müller. Privatdocent auf der Rheinuniversität Bonn am 26. October 1825.