An Ein Königl.: Preuß. Hohes Ministerium der Geistlichen, Unterrichts und Medizinal Angelegenheiten; Abtheilung des Unterrichts. Dem von einem Königl. Hohen Ministerio der Geistlichen und Unterrichts Angelegenheiten erhaltenen Auftrage unterm 10 Juli v. J. gemäß, habe ich die Kopie der aldobran- dinischen Hochzeit und 2 Kopien nach Pietro da Cortona den 27 May d. J. von hier nach Weimar an Sr. Exzellenz den Herrn Geheimen Rath von Goethe abgesand, mit der Bitte dieselben weiter an Ein Königl: Hohes Ministerium zu befördern und die dafür gehabten Auslagen durch Post- vorschuß einziehen zu lassen. Da ich mir ohngeachtet aller Schwierigkeiten welche mir das Lokal und die hiesige Einrichtung wie auch die Entfernung des Vaticans wo das Bild aufgestellt entgegensetzten, die größte Mühe gegeben habe, nicht nur eine treue Kopie zu machen, sondern auch durch eine genaue Nachahmung des Farbenauftrags, das Original ganz so wie es jetzt ist nachzuahmen gesucht habe; was mir auch nach dem Urtheil aller Künstler, welche die Kopie mit dem Original verglichen möglichst gelungen sein soll, so schmeichle ich mir daß diese Kopie den Forderungen Eines Hohen Ministerii entsprechen wird. Die Kopie einer Heiligen Familie nach Titian in der Gallerie zu Florenz welche ich klein in Oehl gemahlt, konnte ich diß- mahl nicht mitschicken, da es sich nicht packen ließ, und mehrere Kopien in Bezug auf die Harmonie der Farben zu machen war mir bis jetzt nicht gut möglich, wenn ich nicht den Hauptzweck meiner Reise, mich durch architectonische Studien, zu dem künftigen Lehramt in Bonn vorzubereiten, vernachlässigen wollte, wie ich es in meinem Schreiben an den Königl. Gesanten am Päbstlichen Hofe Herrn Geheimen Staats Rath Niebuhr deutlicher auseinander gesätzt habe. Was die architect. Arbeiten betrifft so will ich sollche erst einsenden wenn ich mehrere derselben werde angefertiget haben; Indeß unterstehe ich mich, nach der mir von Einem Hohen Ministerio gegebenen Weisung von den 300 r. welche mir von der General Kasse des Ministerii , auf die zu machenden Arbeiten vorgeschossen, für die Kopie der aldobrandinischen Hochtzeit 200 r. und für die beiden Kopien nach Pietro da Cortona 40 r. abzurechnen. Da ich Ende dieses Monaths, bis wohin ich mit einigen in der Villa Lante und Madama angefangenen Arbeiten fertig zu sein denke, nach Neapel reisen will, um die mir ebenfals aufgetragenen Kopien nach den herculanischen Gemälden zu machen; so ersuche ich ein Hohes Ministerium unterthänigst, mir durch den König: Gesanten am Neapol: Hofe Herrn von Ramdohr , die sonst sehr schwehr zu erhaltende Erlaubniß auswürken zu lassen, jene nach d. hercul: Alterthümern kopieren zu dürfen. Der ich in tiefster Verehrung verharre Eines Hohen Ministerii ganz unterthäniger Diener J. Raabe Zeichenlehrer bei der Universitait Bonn Rom d. 3 Juni 1820.