Etwas über farbige Dunsthöfe an Glasscheiben. Am Tage der h. 3 Könige, als ich mit einem Jugendfreunde ( de Lichtenfels ) um 4 Uhr nachmittag, bei heftigem Froste und nahem Sonnenunter- gange, in einem ganz gedeckten Wagen über die Brücke fuhr, sah ich beim Schauen durch die Fenster des Vordersitzes die Peitsche des Kutschers in einer sehr erquicklichen Farbenerscheinung prangend. Das sonst dunkle Innere des Bildes erschien rosenroth; die Ränder hatten gegen den weißen Hintergrund des Himmels einen grünen Schein, eben so erschienen die vorbeischwindenden Statuen der Heiligen auf der Lehnmauer der Brücke. Als der dunkelnde Brückenthurm herannahte modificirte sich die Erscheinung dahin, daß die rothe Farbe im innern dunklen Raume des Bildes zunächst dem äußeren Umrisse nur einen beschränkten Streifen einnahm, eben so die grüne im weißen Hintergrunde des Himmels. Die Freude des Anschauens, und die Kürze der Dauer, indem der Wagen bald in mißfarbige Gassen hineingerieth, machten daß ich versäumte die näheren Bedingungen der Erscheinung auszuspähen. Ich machte den Freund darauf aufmerksam und forderte ihn auf gelegentlich die näheren Bedingungen zu erforschen und mir mitzutheilen, die Vermuthung äußernd, daß das Phänomen von der damaligen Richtung der Sonne gegen das Wagenfenster und ihrer röth- lichen Farbe abzuhangen schien. Dafür ward mir die Mittheilung daß meine vermuthete Bedingungen nicht stattfinden, sondern daß zu jeder Ta- geszeit unter jeder Richtung das Phänomen zur Erscheinung komme, sobald der Hauch der an den Wagenfenstern sich anlegt eine gewisse Intension erlangt hat. Ein Versuch brachte mich bald ins Klare. Ich ging Morgens bei noch tieffinsterer Nacht, als es eben heftig fror, auf den Hofraum des Hauses, und sah gegen eine einige Fuß entfernte Kerzenflamme durch eine Glasscheibe. Als ich diese mehreremal in kurzen Zwi- schenzeiten anhauchte, so daß der Frost Zeit gewann die Dunstkügelchen an der Glasscheibe zu condensiren, erschien allmählig die Lichtflamme mit einem schwach grünlichen Hofe. Bei fortgesetztem Anhauchen wurde die Flamme lebhaft roth mit einem schön grünen Scheine. Endlich wurde sie bei fernerer Fortsetzung des Anhauchens grün mit einem rothen Scheine. Als aber die Menge des gefrornen Dunstes zunahm und sich Frostblumen bildeten wurde die Erscheinung immer verworrener und unscheinbarer, bis endlich wieder nur ein blasses Lichtbild sich durch die gefrorne Dunstschicht zeigte. Bei Besichtigung der an der Glastafel anhängenden Dunstpartikelchen, als sie noch die Farbenerscheinung gaben, durch das Mikroskop, fand ich diese durchaus nicht in eckige Gestalten erstarrt sondern rund, und ich wäre geneigt zu glauben daß das Wasser in so kleinen Quantitäten als die Dunstparti- kelchen sind viel später zum Gefrieren komme, und noch vorher eine sogenannte farbenzerstreuende Eigenschaft annehme welche beiträgt beym Übergang zur Solidescenz das oben erwähn- te Phänomen zu erzeügen . geeignet werde n . geeignet werde. Prag 1823. Purkinje . Vorstehendes Phänomen möge doch ja ein jeder Na- turfreund, bey eintreten- der heftiger Kälte , sich zu eigenem Vergnügen wiederholen. Man setze sich in einen Stadtwagen , wenigstens in einen solchen der große und reinliche Fenster Scheiben hat, und fahre mit zugeschlossenen heraufgezognen Fenstern schnell vor die Stadt ins Freye , wo möglich in eine Allee , im . Im ersten Moment wo die Fen- ster zu überlaufen anfan- gen , wird man die herr- lichste Farbenerscheinung da sehen, wo der Stand Stamm der Bäume sich hinter den Schei- ben vorbey bewegt , und also jedesmal einen dunkeln Grund abgiebt; es ist nur der Augenblick des Anlau- fens, ehe sich der Hauch zu Eis krystallisirt. Eben so schön kann man auf einem schwarzen Spiegel das An- und Ablaufen des Hauches völlig gefärbt, je nachdem man sich benimmt in reihenweiser oder ver- worrener Farbenerschein- ung erblicken. Der sogenannten Silberblick zeigt sich auch am allerbril- lantesten wenn man von dem Zinn Amalgam über den Kohlen den Merkur weg- treibt. Diese Farbenerscheinun- gen kann man die apparen- testen nennen, denn sie ma- nifestiren sich nur zwischen dem Erscheinen und ver- schwinden, deshalb denn auch nachfol- gende Citate hier am rechten Orte stehen, wo eine die Augen bezaubernde Erschein- ung zwischen Leben und Tod sich hervorthut. Und so will ich denn auch hier abermals wiederholen, daß die Bedingungen, unter welchen die Farbe sich sehen läßt , gränzenlos sind , und wie bey der geringsten Annährung des Eisens an den Magnet , bey leisester Berührung idio - electrischer Körper , bey dem einfachsten anschließen des Metalles an Metalle immer die höchsten Naturerscheinun- gen hervortreten, so auch die Farbenerscheinung bey dem geringsten Hauch, bey der geringsten Veränderung des körperlichen Zustandes sich hervorthut unsere Auf- merksamkeit zu reizen ihre . Ihre Beweglich Empfindlichkeit gegen Säuren und Basen ist genug- sam bekannt , und so ist ihre Erscheinung gleichfalls vom Temperaturwechsel abhängend , wie uns vergangenen Winter ein sehr schönes überraschendes Phänomen zu Augen gekommen. Möge ich von Zeit zu Zeit durch aufmerksame Beobachter erregt werden über die ver- schiedenen Erscheinungen nachzu- denken und mich bewogen sehen gar manche einzelne den schönen Kreis der Chromatik immer mehr ausfüllende und eini- gende Erfahrungen mitzutheilen.