Berlin den 25
sten
Julius 1822.
An
des Königlichen Würklichen Geheimen-
Staatsministers Herrn Freyherrn
von
Al-
tenstein
Excellenz.
Ew.
Excellenz werden aus meiner ehrerbie- tigsten Eingabe vom
28sten May
l. J.
zu ent- nehmen geruht haben welchen gedeihlichen Fortganges ich bey meinem Unternehmen über die göthesche Farbenlehre öffentliche Vorträge an der
hiesigen Universität
zu halten, mich in Folge der mir zu diesem Behuf gnädigst gemachten Verwilligungen zu erfreuen habe. Ganz besonders förderlich ist mir da- bey
der Gebrauch eines der nach Süden ge- legenen, früher vom Herrn Professor
Tralles
bewohnten Zimmers im Universitätsgebäude
Vgl.
Z 31. Dezember 1821. C. L. F. Schultz an Goethe
,
Z 19. Februar 1822. C. L. F. Schultz an Altenstein
,
Z 20. Februar 1822. Altenstein an C. L. F. Schultz
sowie
Z 16. Mai 1822. von Henning an Goethe
, und ich habe mich dessen bisher unbefangen zu meinen Demonstrationen bedient, ohne zu ahnden daß dadurch die Erreichung anderer wissenschaftlichen Zwecke ein Hinder- niß begründet werden könne. - Da ich in- deß in diesen Tagen äußerlicher Weise Kennt- niß davon erhalten habe, daß das in Rede ste- hende Zimmer zu denjenigen gehört welche für
das zoologische Museum der Universität
be- stimmt sind und daß die verzögerte Einräumung dieses Zimmers vom Herrn Professor
Lich- tenstein
unangenehm empfunden wird, so habe ich es für Pflicht gehalten mich sofort selbst zum gedachten Herrn Professor zu begeben und ihm meine Bereitwilligkeit zu erklären mich noch vor Eingang einer diesfalsigen höheren Verfügung, sogleich mit meinen Instrumenten und Geräthschaften so einzurichten daß für die be- zweckte Erweiterung des zoologischen Museums durch mich kein Aufenthalt veranlaßt wird. - Der Herr Professor
Lichtenstein
hat sich dem zu Folge auf eine überaus wohlwollende Weise dazu erboten das fragliche Lokal in diesen Tagen mit mir gemeinschaftlich in Au- genschein zu nehmen und sich vorläufig dahin erklärt daß ich, ohne seinen Zwecken in den Weg zu treten, das gegenwärtig von mir benutzte Zimmer ohne Bedenken bis zum Schluß meiner Vorlesungen auch fernerhin benutzen könne und daß es seines Erachtens thunlich seyn werde mir auch für die Zukunft eines der beyden gegen Süden gelegenen Eck- zimmer zum Behuf meiner chromatischen Vor- träge zu überlassen. -
Ew.
Excellenz habe ich nicht verhehlen wollen hiervon unterthängste Anzeige zu erstat- ten und zweifle ich nicht daß Höchstdieselben mir bey meinen wissenschaftlichen Bestrebun- gen auch ferner Ihren hohen Beystand, so- weit es die Umstände gestatten, huldreichst angedeihen lassen werden. Ehrerbietigst verharre ich
Ew.
Excellenz
unterthänigster Diener
Leopold von
Henning
.
Dr. Phil.