Berlin , den 31 sten May 1822 . An des Königlichen Geheimen Staats- und Mini- sters der Geistlichen- Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, Herrn Freyherrn von Altenstein Excellenz Hier . Ew. Excellenz haben mein Unternehmen über die göthesche Farbenlehre experimental-didactische Vorträge an der hiesigen Universität zu halten, durch reichliche Verwilligung alles an Apparat und Räum- lichkeit hierzu Erforderlichen und Wünschenswerthen Vgl. Z 20. Februar 1822. Altenstein an Schultz. auf eine so überaus gnädige und aufmunternde Wei- se zu begünstigen geruht, daß ich mich, nachdem ich meine Vorträge nunmehr vor einem zahl- reichen Auditorio begonnen habe, dringend auf- gefordert fühle Höchstdenselben für diesen neuen Beweis huldvollen Vertrauens meinen ehrer- bietigsten Dank abzustatten und die Versicherung hinzuzufügen daß ich fortwährend mit angestreng- ter Thätigkeit dahin streben werde, auch auf diesem Gebiet mich zur Ehre der Wissenschaft und zu För- derung der wissenschaftlichen Ausbildung der hiesi- gen akademischen Jugend, wirksam zu erweisen. Zugleich halte ich mich für verpflichtet Ew. Ex- cellenz Anzeige zu machen welche erwünschte Un- terstützung dem in Rede stehenden Unternehmen auch von Seiten des Begründers der wahren Theorie über die Natur der Farben bisher zu Theil gewor- den ist. Es hat nämlich des Großherzogl. Weimarschen Staatsministers, Herrn von Göthe Exzellenz, des- sen Rath über die Ausführung meines Vorhabens mir zu erbitten, ich mich veranlaßt sah, diese Bitte nicht nur durch Mittheilung einer sorgfältig entworfenen Übersicht der zur experimentellen Darstellung d. Chromatik erforderlichen Apparate und durch be- lehrende Auskunft und Äußerung, sowohl über mehrere an ihn gerichtete Fragen über einzel- ne Punkte seiner Theorie, als auch über den beym Vortrag desselben von mir zu verfolgenden Weg überhaupt, auf das wohlwollendste und bereitwilligste er- füllt Von Hegel avisiert ( Z 2. August 1821. Hegel an Goethe ) hatte von Henning am 18. Oktober 1821 Goethe besucht, mit ihm über die Farbenlehre gesprochen und bei dieser Gelegenheit dessen „Farbentabelle“ erhalten. Auf die folgenden Briefe ( Z 19. Januar 1822 und Z 19. März 1822 ) hatte Goethe u. a. durch Zusendung der Apparat-Anforderungen (vgl. Z 30. Januar 1822 ) eingehend geantwortet. , sondern nunmehr auch noch mit freygebiger Hand einen vollständigen Apparat zur Darstel- lung der in neuerer Zeit entdeckten, so interes- santen entoptischen Farbenphänomene, zum Behuf meiner Vorträge an mich übersendet. Vgl. das Verzeichnis in Z 16. Mai 1822. Goethe an von Henning. - In der Vor- aussetzung daß, sowohl um der Sache selbst als auch um des verehrten Gebers willen, eine nähere Kennt- niß dieser Sendung für Ew. Excellenz von Interesse seyn dürfte, verfehle ich nicht Höchstdensel- ben anliegend A die von des Herrn pp. von Göthe Excellenz selbst beygefügte Beschreibung des ge- dachten Apparats und einiger anderer gleichzeitig mit übersendeter chromatischer Geräthschaften und Zeichnungen in Abschrift Vgl. wiederum Z 16. Mai 1822. Goethe an von Henning. Die Abschrift in von Hennings Personalakte unter GStA I. HA Rep. 76, Vf Lit H No. 10, Bl. 56-58. zu ehrerbietigst zu über- reichen, indem ich dabey bemerke daß ich Herrn von Göthe bereits vorläufig meinen persönlichen Dank ausgesprochen Vgl. Z 2. Juni 1822. Von Henning an Goethe. und, - da ich den entoptischen Apparat, nach der in einem frühern, gleichfalls ab- schriftlich beygefügten B Schreiben Vgl. Z 23. März 1822. Goethe an von Henning. Die Abschrift in von Hennings Personalakte unter GStA I. HA Rep. 76, Vf Lit H No. 10, Bl. 59-60. enthaltenen Aeuße- rung als für das physikalische Cabinet der hiesigen Universität gestiftet betrachten muß - ihn zu- gleich von Erstellung gegenwärtiger unterthänigster Anzeige an Ew. Excellenz in Kenntniß gesetzt Nicht ermittelt. habe. - Sollten Höchstdieselben vielleicht die bereits im Universitätsgebäude, in dem mit Höchstdero Ge- nehmigung zu den chromatischen Versuchen eingerichte- ten Zimmer Eines von mehreren für das neue physikalische Institut eingeplanten Zimmern der vormaligen Wohnung des Physikprofessors Tralles war für von Hennings Vorlesung über Farbenlehre bestimmt; vgl. Z 19. Februar 1822. C. L. F. Schultz an Altenstein. , nebst den übrigen bis jetzt fertigen Instrumenten aufgestellten Apparat, selbst in hohen Augenschein zu nehmen geneigt seyn , so erlaube ich mir für diesen Fall schließlich noch die Bemerkung, daß die in Rede stehende entoptische Maschine so leicht trans- portabel ist daß dieselbe ohne Schwierigkeit nach höchstdero Wohnung gebracht werden kann, worüber ich demnach Ew. Excellenz etwanigen Befehlen ent- gegen sehe. Ehrerbietigst verharre ich Ew. Excellenz ganz unterthäniger Leopold von Henning . Dr. Phil.