Hochwohlgeborner Herr Freiherr Hochgebietender Herr Staatsminister Gnädiger Herr. Wie oft schon ist es zum innigen Bedürfniß, wie zur theuersten Pflicht mir geworden, meine freudig dankbaren Gesinnungen gegen Euer Excellenz gnaden- reiche Fürsorge vor Hochdenselben aus- zusprechen. Alle Wohlthaten, welche Euer Excellenz seit Jahren auf mich gehäuft, haben Sie durch Ihren letzten huldreichen Schritt öffentlich bestätigen wollen, indem Sie mich unter die Zahl derjenigen aufge- nommen, die im Dienste des Staates unter Ihrem unmittelbaren Schutze stehen. Diese mir neuerdings gewordene Gnade ist mir ein heiliges Pfand der hohen Theilnahme, die Euer Excellenz so frühe an meinen ersten jugendlichen Bestrebungen in der Wissenschaft genommen und an allen fernern Leistungen huldreicher haben wieder- hohlen wollen, sie ist mir wie das Siegel einer freundlichen unter glücklichen Auspicien verflossenen Vergangenheit, so eine ernste nicht minder als schönen Vorbedeutung für alles fernere Wirken. Es wird mein größter Stolz seyn, unter Euer Excellenz segen- reichem Schutze, mein Leben als Schuldner zugleich und treuer Diener dem Staate und der Wissenschaft ausschließlich zu ver- wenden. Alle meine fernern Wünsche lege ich in demuthsvoller Ergebenheit in Euer Excellenz gnadenreicher Fürsorge nieder. War es Ihnen unmöglich gewesen, durch eine fixe Besoldung aus dem Universitäts- fond meine Existenz auf eine meiner nunmehrigen Stellung angemessene Weise zu sichern, so wollen Euer Excellenz auf andere Weise dieses dringende Bedürfniß hülfreich decken und haben durch Ihre letzte gnädige Bewilligung mir den Beweis gegeben, wie sehr ich Ursache habe, in allen Verfügungen einer hochweisen Staatsbehörde mit danker- gebenem Herzen auszuruhen. Durch uner- müdeten Fleiß und Eifer kann es nur seyn, wodurch ich mich einer fernern Berücksichtigung würdig machen zu können gedenke; und wenn es mein größter Wunsch seyn muß, durch eine fixirte Besoldung in meinen Untersuchungen und Fortschritten befestigt zu seyn, so weiß ich doch, daß um das Gegenwärtige würdig zu besitzen, ich immer neu es erwerben muß. Euer Excellenz haben Ihre gnädige und huldreiche Fürsorge auch so weit ausdehnen wollen, daß Sie mich für den Kosten- aufwand meiner bisherigen Untersuchungen und ihre Fortsetzung zu entschädigen beabsichtigen. Die Untersuchungen über den Einfluß des gefärbten Lichtes auf die Vegetation und die Lebenserscheinungen der Pflanzen und Thiere werden nun- mehr, wenn gleich mit einem immer noch unvollständigen Apparate fortgesetzt, und bin ich in dem Betrieb dieser Untersuchungen durch Euer Excellenz höchst aufmunternde Theilnahme in dieser wichtigen Angelegenheit im höchsten Grade gefördert. Sobald ich den zur Vollendung dieser Untersuchungen nöthigen Aufwand vollständig übersehen kann, werde ich Euer Excellenz gnädiger Aufforderung entsprechen und Hochdenselben gemäß Ihrem Befehle sowohl über die Auslagen der bisherigen Untersuchungen als über die Fortschritte der letzten Unter- nehmung gehorsamst berichten. Ich darf es vielleicht als ein Zeichen meiner fortschreitenden Wirksamkeit auf der Universität ansehen, daß ich im laufenden Sommercursus ausser meinen Privat- vorlesungen über die ganze specielle Physiologie privatim auch einen vollständigen Cursus der vergleichenden Anatomie bei einer sehr erfreulichen Theilnahme zu lesen im Stande bin, einer Doctrin, die auf der hiesigen Universität seit ihrem Bestehen erst einmal privatim vollständig und seither nicht wieder in ihrem ganzen Umfange gelesen worden ist. Mein Eifer für diese Vorträge ist um so grösser, als die zahl- reiche Theilnahme an diesen rein wissen- schaftlichen Vorlesungen gewiß ein sehr gutes und sicheres Zeichen von dem wachsenden wissenschaftlichen Eifer unter den Studierenden der Medicin ist. Über den Gebrauch der anatomischen Präparate des Museums zu diesen demonstrativen Vorträgen habe ich mich mit dem Director des anatomischen Instituts Herrn Prof. Mayer freundschaftlichst vereinigt und sofort auch für den Eintritt dieser vorläufigen Bestimmungen bis zur Erscheinung eines besondern Reglements die Erlaubniß und Bestätigung des Königl. Regierungs- bevollmächtigten Herrn Geheimen Rathes v. Rehfues eingehohlt. Wie ich auf dem von mir betretenen und unter hohen Auspicien eingeleiteten Wege fortzuschreiten gedenke, habe ich Euer Excellenz in meinem letzten unterthänigen Schreiben auseinander zu setzen gewagt. Erlauben Euer Excellenz mir nochmals, Hochdenselben die treueste Ausdauer in meinem Streben und die gewissenhafteste eifrigste Erfüllung meiner Berufspflichten zu geloben. Weiß ich vor Euer Excellenz auf keine andere Weise meine treu und demuthsvoll ergebene wie ewig dankbare Gesinnung zu verwirklichen, so habe ich darin doch die Aussicht, daß diese Art der Danksagung wie meine Bestrebungen nur mit meinem Leben enden wird. In der innigsten Hochachtung und tiefsten Ehrerbietung Euer Excellenz unterthäniger Diener Prof. Dr. J. Müller . Bonn am 12. Mai 1826.