Lieb süß Nannychen , ich bin herzlich froh, dass unsere Sitzungen jetzt aus sind, [...] denn bisher in den 8 verflossenen Tagen war ich freilich von 7 Uhr bis 10 und 11 wie und einen Tag wie den andern, von einem zum andern getrieben. Den frühen Morgen kamen die Leute unserer verwandten Wissenschaften schon auf das Museum . Da wird nun Alles, was man Interessantes erlebt hat, in Präparaten und Zeichnung vorgezeigt. Um 10 Uhr ging es in die öffentlichen allgem einen Sitzungen, wo wir 4 Stunden lang viel langweiliges und unpassendes und nur zuweilen etwas höchst interessantes vernahmen. Um 2 oder 3 Uhr fährt die ganze Caravane bis fast an das entgegengesetzte Ende der Stadt , zum gemeinschaftlichen Essen oder Liedertafel im grossen Exercierhaus, Einladungen werden nicht angenommen, dass wir damit wir immer unsere Bestimmung erfüllen. Um 8 Uhr Abends beginnen die Privatversammlungen jeder einzelner Abtheilungen der Naturforscher in besondern Zimmern. Hier finden allein Discussionen statt und diese besondern Versammlungen sind eigentlich die Hauptsache. Ich habe hier auch einen Vortrag gehalten und die meisten meiner Zeichnungen über Drüsen vorgelegt. Buchhändler Voss war auch die ganze Zeit hier und habe ich den Contract wegen des neuen grossen Werkes, das mir unter den Händen hier immer grösser wird, abgeschlossen. Ich kriege nur 150 Thaler. Gestern Morgen sind die allgem einen Versammlungen geschlossen worden. Die Privatsectionen dauern noch eine Zeit lang fort. Im Allgem einen macht das Ganze einen sehr frischen heitern Eindruck und hat sich Herr Lemm D. i. Johannes Müller . in all den Tagen sehr heiter und mit dem lebhaftesten Freudengefühl des Daseyns unter so manchen hoffnungsreichen und berühmten aber auch unbefangenen jungen Männern bewegt. Purkinje , Weber aus Leipzig und Retzius aus Stockholm sind mir die liebsten geworden. Ich bin nun[?] wieder frisch an meine Arb Durchaus war doch im Allgem einen der Eindruck frischer strebender Jugend vorherrschend. Daneben die alten Herren, auch in grosser Zahl. Das ist recht bedeutungsvoll. Seit gestern haben nun meine Arbeiten auf dem anatomischen Museum wieder angefangen, wo ich ich allerdings noch vieles zu untersuchen und zu zeichnen habe. [...] [...] Hier hat sich doch vieles verändert, besonders in den höhren Verhältnissen, wovon wir in Bonn keine Ahndung haben, und das hat seinen großen Vortheil, wenn man das kennt. Nun mein wackerer und fast enthusiastischer Freund Schulz e hat sich in seinem bedeutenden und einflußreichen Wirkungskreis beh fesst ja fest, ja sicherer behauptet. Der Minister ist gar hier nicht hier, was mir ganz recht war. Wenn ich die schlüpfrigen Wege und mühseligen Bewegungen, durch die man sich hier behauptet, wieder sehe, so bin ich doch herzlichst mit unserm Loos zufrieden. [...]