Bonn , den 20 ten Februar 1823. Abgegangen den 22 t . ejusd Unterstützungs-Gesuch des D r Müller zu einer weitern Aus- bildung Am 14 ten August 1821. hatte ich die Ehre, Ew. Excellenz ein Gesuch des Studiosus med. Müller , aus Coblenz , vorzulegen, und um eine beson- dre Unterstützung für ihn zu Fortsetzung seiner Studien in Berlin zu bitten. Nachdem Hochdero Entscheidung vom 3 ten Sept. ejusd. demselben kei- ne völlig beruhigende Aussicht er- öffnen konnte, so hat er seine Studien hier fortsetzen müssen, und ich habe ihm aus den hiesigen Fonds, so weit es immer möglich war, zu helfen gesucht. Dieser junge Mann hat den Erwartungen, welche ich in meinem Bericht vom 14 ten August 1821. von ihm erregte, bis jetzt vollkommen gerechtfertigt. Er hat bey der ersten Preis-Vertheilung durch seine Ab- handlung de respiratione foetus den Sieg davon getragen, und durch seine Promotions-Dissertation , welche ich Ew. Excellenz am 28 ten Decemb. p. vorzulegen die Ehre hatte, sich als einen vorzüglichen, denkenden Kopf, und dabey eine Masse von Kenntnißen gezeigt, welche nicht gewöhnlich ist. Die Aufmunterung, welche der p. Müller in Ew Excellenz Bewilligungen zu seinem Besten gefunden, hat demselben den Muth gegeben, in der Original- Anlage, welche von einem Ab- druck seiner gekrönten Preis- schrift begleitet ist, die Bitte auszusprechen, daß ihm von Staats-wegen eine Unterstüt- zung gereicht werden möchte, um seine wissenschaftliche Bildung durch einen Aufenthalt in Paris und nachher in Berlin weiter zu verfolgen. Die desfallsige Vorstellung, de- ren ganzer Inhalt Ew: Excellenz Kennt- nißnahme gewiß nicht unwürdig ist, beweißt, daß dieser junge Mann über seinen künftigen Lebens-Plan reiflich gedacht hat, und daß er für die ausgezeichnet- ste wissenschaftliche Entwicklung vorbereitet ist. Hier ist kein ju- gendlicher Einfall, keine vorüber- gehende Liebhaberey, keine Sucht nach den Freuden der Großen Welt, sondern ein tiefes, inneres Bedürfniß nach der möglichsten Ausbildung in den Studien der Medicin und der Natur- wissenschaften . Mit diesem darf ich zugleich die vollkommenste Reinheit der Sitten, die ent- schiedenste Staats-Gemäßheit der Gesinnungen, und den, immer seltner werdenden, candor animi rühmen, welcher Jeden der diesen jungen Mann näher kennen lernt, für ihn einneh- men muß, und es wird mir wirklich nicht leicht, meine Facon in den Schranken der Geschäfts- Behandlung zu halten. Der D r . Müller ist der ausgezeichnetsten Theilnahme und Beförderung der Regierung würdig, und ich glaube; nicht zu kühn zu seyn; wenn ich Ew. Excellenz bitte, im Falle die Fonds von Hochdero Ministerium für sei- ne Unterstützung nichts thun könnten, bey des Königs Majest. auf eine ausserordentliche Bewilligung für denselben anzutragen. Hiezu dürfte sich, ausser der persönlichen Würdig- keit des jungen Mannes , ein höheres politisches Motiv in dem Umstande finden, daß er ein Kind der Stadt Coblenz ist, deren Stimmung für den Staat gewiß nicht geringe Wich- tigkeit hat, und die gerade durch solche Mittel am sichersten gewonnen wird. Kein Ort in diesen Provinzen ist so stolz auf die, aus ihm hervor- gehenden, Talente, und Alles, was für sie von Oben herab geschieht, erweitert das Reich S r Majestät des Königs über die Herzen Allerhöchst Ihrer neuen Unterthanen. Eine zweijährige Unterstüzung von 500. r. jedes Jahr, würde hinreichen, um diesen jungen Mann in den Stand zu setzen, seine Bildungs-Zwecke zu verfolgen, und derselbe liebt seinen König und sein Vaterland so sehr, daß er sich jeder Bedingung unterziehen will, welche Hoch- dieselben mit seiner Unterstüt- zung zu verbinden, sich veran- laßt finden könnten. In der That, meine Menschen-Kenntniß und meine Hoffnungen müßten mich gleich sehr betrügen, wenn aus diesem Jüngling nicht ei- ner der bedeutendsten Ge- lehrten seiner Zeit hervorgehen sollte. Der König. außerordentliche Re- gierungs-Bevollmächtigte. Rehfues S r Excellenz dem König. Wirklichen Geheimen Staats- u. Minister der Geist. Unterrichts- u. Medicinal-Angelegenheiten Herrn Freiherrn v. Altenstein in Berlin