Das Eigenthümliche der edleren Sinne (
Ohr
und noch mehr
Auge
) liegt darin, daß sie so höchst mannigfaltiger, so fein nüancirter, so deutlich verschiedener Empfindungen fähig sind, ohne daß solche den Willen im mindesten unmittelbar anregen, d. h. ohne daß sie an sich irgend angenehme oder unangenehme Empfindungen wären: dieses ist zu bewundern, wenn man erwägt, daß der ganze Leib doch nichts anderes ist als der objektivirte Wille. Jene Eigenthümlichkeit nun macht die besagten Empfindungen geschickt[,] höchst mannigfaltige Data für den Verstand zu werden, aus denen dieser auf der Grundlage von
Raum
und
Zeit
die empirische Anschauung hervorbringt. Sie beruht auf der Fähigkeit der
retina
durch ein so feines
agens
wie das
Licht
so stark, mannigfaltig, deutlich afficirt zu werden. Der ästhetische Eindruck den die
Farben
unmittelbar machen, besonders wann sie sehr lebhaft und transparent sind, z. B. die der Wolken bei Sonnenuntergang (Arebol) muß daraus entspringen, daß wir so starke und deutliche Modifikationen im Sinnesorgan empfinden, also eine sehr deutliche Erregung des
Bewußtseins
erhalten ohne alle unmittelbare Erregung des
Willens
: dies eben macht uns zum
reinen Subjekt des Erkennens
. Denn das Objektive, die Ideen der Wolken und des
Lichts
sind zu unbedeutend um den mächtigen ästhetischen Eindruck dabei zu erklären.