Im Fortgange der Finger- bewegung setzt sich diese Figur vom Einfachen zum Man- nigfaltigen immer mehr zu- sammen und erfüllt das ganze Gesichtsfeld ( Fig . 1. 2. 3. 4.) ibid. p. 12. [S. 12 Im Allgemeinen unter- scheide ich in der ganzen Figur primäre Gestalten und secun- däre; jene bilden den Grund des Ganzen, diese das Auf- getragene. Die primären Gestalten sind größere und kleinere Viereck- chen ( Fig . 2.) abwechselnd licht und schatticht, die den größten Theil des Gesichtsfeldes gleich einem Schachbrete überziehen. An den Gränzlinien des Viereckchen bilden sich längere und kürzere etwas lichtere Zikzaklinien, die bald da bald dort entstehen und wieder vergehen. Abwärts vom Mit- telpunkte, der sich übrigens durch ein dunkles Tüpfchen mit lichtem Scheine auszeichnet, ist bei mir eine Strecke größerer Sechsecke sichtbar, deren Gränz- linien grau, Inhaltsflächen weiß sind. Vom Mittelflecke links nach unten bilden sich an den Viereckchen feine, lichte an ein- andergesetze Halbkreislinien, deren Reihen die Richtung im- merfort abändern, man könnte sie einem Baumschlage oder einer vielblättrigen Rose ver- gleichen. p. 14. [S. 14 Um diese Figur unver- mischt mit der secundären und gleichsam in abstracto zu bekommen, richte man das offene Auge gegen eine lichte Fläche, z. B. gegen den gleichmäßig überzogenen Himmel oder gegen eine große weiße Wand, und fahre vor demselben mit den gestreckten etwas von einander gespreizten Augen Fingern hin und her. Weniger deutlich erscheint sie bei ge- schlossenen Augen im Sonnen- lichte; hier spielen wo die secun- dären Figuren die Hauptrolle. spielen. Wenn auf dem Scheines 15 [S. 15 Das Würfelfeld erscheint ziemlich deutlich wenn auf der Scheibe eines Schwung- rades weiße und schwarze Segmente in beliebiger Zahl mit einander abwechseln. Je enger sie sind, desto weniger schnell braucht die Scheibe gedreht zu werden. Die allgemeine Bedingung ist also ein schneller Wechsel von Licht und Dunkelheit in der Gesichtssphäre; je greller diese miteinander abwech- seln, desto lebhafter die Er- scheinung. Die secundären Figuren erscheinen bey offenem Auge undeutlich, dagegen desto deutlicher bey geschlossenem im Sonnenscheine, wo hin- wiederum die primären zurücktreten. Ich unterscheide zwey Hauptmodificationen der secundären: ein Schnecken- Rechteck und einen Acht-Strahl. (Das Phänomen und die Art es hervorzubringen wird näher beschrieben und mit Figuren erläutert.) [S. 22. Ferner muß ich erwähnen, daß die beschriebenen Figuren, vorzüglich die Viereckchen von den meisten Individuen mit denen ich den Versuch machte, so weit eine unvollkommene Mittheilung durch Worte ohne Zeichnung möglich war, bemerkt wurde. Sie kämen also nicht blos einzelnen Individuen unter durchaus speciellen organischen Verhältnissen zu, sondern wären in allgemeinen Be- dingungen des Organismus oder gar in den aller Materie zukommenden physischen Gesetzen gegründet. (5) II. p. 22. Die Druckfigur des Auges. [S. 22. Wenn ich das geschlossene Auge mit, in eine Prise zusam- mengeneigten, Fingerspitzen nächst um die Cornea ge- linde und gleichmäßig drücke, so erscheint zuerst in der übrigens finstern Gesichts- sphäre ein schwach däm- mernder breiter Ring in der Mitte, der immer sichtbarer wird, und aus keinen kleinen , mehr oder weniger lichten und dunklen Vier- ecken besteht (Fig. 5) deren Reihen schief von unten links nach oben rechts lau- fen. Der äußere Um- riß des Ringes nähert sich einer aufrechtstehen- den Raute. p . 49. Die experimentale Kunst in so ferne sie subjective Phäno- mene zum Gegenstande hat, ist noch in ihrer Kindheit, und es gelten hier indeß nur die Regeln, die auch sonst in der Therapie, die übrigens auf gleichen We- gen wandelt, gegeben wer- den, nämlich mit den gering- sten Graden anzufangen, gehörig auszusetzen, die Folgen zu beobachten, und nur allmählig fortzuschrei- ten, bis zu dem Puncte, wo die Erscheinung nicht mehr weiter sich entwickelt, oder wo überhaupt die Gränze aller Empfindung ist und Bewußtlosigkeit einzutreten droht, oder wo die Höhe der Empfindung den erprobten Spielraum der Ausdauer übersteigen will. Mit zwei Erledigungsstrichen Goethes in Bleistift bzw. Tinte. IV. Die galvanische Lichterschein- ung. p . 50. Ermuthigt durch die eben vorgetragenen Beobachtungen, traute ich mir die Vorübung zu, auch in dem galvanischen Lichtscheine irgend eine bestimm- te Configuration zu bemerken, p . 53. Die Erscheinung zeigt also nicht blos einen Lichtgegensatz im Verhältniß zu der gal- vanischen Säule, sondern innerhalb des Auges selbst steht die Eintritts Stelle des Gesichtsnerven, mit dem Puncte der Augenachse, und noch einem anderen unter dem Bogen nach außen im Gegensatze. V{ p [S . 57. Wandelnde Nebelstreifen. Wenn ich die Finsterniß des gegen alles äußere Licht wohlverwahrten Auges fixi- re, so beginnen bald früher bald später schwach aufdäm- mernde zarte Dunstgebilde darin sich zu bewegen; an- fangs unstät und formlos, bis sie sich nach und nach be- stimmter ausbilden. p [S . 59. 1) in der Mitte einen schwa- chen Schein, (Fig. 17) der in einer Centripetalbeweg- ung begriffen, bald ver- schwindet. [ desg . Um diesen herum ist ein schwarzer Ring nach außen mit mattem Lichte begränzt, dieser bewegt sich eben so gegen die Mitte zu, und er- setzt bald die Stelle jenes Scheines als ein schwarzer runder Fleck; schon hat sich p [S . 60. um diesen wieder ein lich- ter Ring gebildet, der mit einem finstern Walle umgeben ist, der wieder einen schwachen Schimmer zur äußeren Begränzung hat. So folgen sich dunkle und lichte Ringe von aussen nach innen und werden vom Mittelpuncte ver- schlungen. 2) Ein andermal kömmt das Licht von oben als ein breiter horizontaler Lichtstreifen, (Fig. 18) der, wie er gegen den Mittel- punct kömmt, die Enden herabbeugt, und nun nach unten, zu einer einzigen Lichtmasse sich vereinigt die sich nun wieder gegen den Mittelpunct bewegt, und in ihm verschwindet; ein ähnlicher aber schwar- zer Streifen folgt dem vorigen gleichen Weges nach und verschwindet eben so; dasselbe gilt wieder von seinem lichten Nachfolger u. s. f. p [S . 61. 3) Diesem Falle analog sind andere, wo die lichten und dunklen Bänder ent- weder von unten hinauf, oder von den Seiten schräg und quer über sich bewegen. 4) Eine andere Form dieser Erscheinung be- steht aus zwey vom Mit- telpuncte ausgehenden nach entgegengesetzten Richtungen gekrümmten Bändern, die sich im Kreise drehen. p [S . 62. Die beschriebenen Figuren gehören meinem rechten Auge zu, weil mein linkes etwas schwachsüchtig schwachsichtig diese zarten Erscheinungen nicht bemerken würde. VI. Lichterscheinung im ver- dunkelten Gesichtsfelde mei- nes rechten Auges, bey ver- mehrter Thätigkeit des linken. p [S . 63. Wenn ich bey hellem Tage eine viertel bis halbe Stunde im Freyen stark gegangen bin, und ich trete plötzlich in einen finsteren oder we- nigstens stark verdun- kelten Raum, so wallt und flackert im Gesichts- felde ein mattes Licht gleich der auf einer horizontalen Fläche verlöschenden Flam- me von ausgegossenem Weingeiste, oder gleich einer im Finstern schwach flim- mernden mit Phosphor be- strichenen Stelle. Bey schär- ferer Betrachtung bemerke ich, daß der flackernde Nebel aus unzählbaren, äußerst kleinen unregelmäßigen lichten Pünktchen besteht, die sich in verschiedenen krummen Linien unter einander bewegen, sich bald da bald dort anhäu- fen, unbestimmt begränz- te Flecke bilden, die sich wieder zertheilen um sich anderwärts zu ver- sammeln; jeder bewegte Punct läßt eine lichte Spur seiner Bewegung hinter sich, welche Spuren sich mannigfaltig durch- scheinend Netze und Stern- chen bilden; so wimmelt es eine große Strecke im Innern des Gesichtsfeldes und hindert das deutliche Sehen. Am ähnlichsten die- ser Erscheinung ist das Gewimmer Gewimmel der sogenannten Sonnenstäubchen. VII. Aufspringende Lichtpünct- chen beym Anschauen einer hellen Fläche. Von selbst entstehende Lichtflecke im Gesichtsfelde. p [S . 67. Wenn ich auf eine große etwas blendende Fläche starr hinsehe (z. B. auf den gleichmäsig mit Wolken überzogenen Himmel, oder nahe in eine Ker- zenflamme,) so springen in einigen Secunden wie- derholt in der Mitte des Gesichtsfeldes lichte Puncte auf, die, ohne ihre Stelle geändert zu haben, schnell wieder verschwinden und schwarze Puncte zurücklassen die eben so schnell wieder vergehen. p . 69. Aehnliche Puncte, jedoch grö- ßer und leuchtender, werden manchmal beym gewöhnlichen Sehen, selbst im Finstern, einzeln gleich Meteoren sichtbar, verschwinden plötz- lich und lassen einen Fleck zurück der vor einem weissen Grunde gelblich erscheint und das deut- liche Sehen hindert. VIII. Die Eintrittsstelle des Sehnerven. Mariottes Versuch über das Verschwinden einzelner Bilder an dem der Eintritts- stelle des Sehnerven ent- sprechenden Orte des Gesichtsfeldes, ist hinläng- lich bekannt und von Ber- noulli und Euler mit ma- thematischer Präcision erörtert. Ich habe ihn oftmals wiederholt und mich dadurch erst im innern Sehraume des Auges orientirt. Ich muß ihn in Erinnerung bringen, weil ich mich an mehreren Stellen auf ihn beziehe. Sehr bequem kann man den Versuch auf folgen- de Weise wiederholen. IX. Verschwinden der Objecte außerhalb der Eintrittstelle des Gesichtsnerven. X. Die Eintrittsstelle des Gesichts- nerven als feuriger Kreis sichtbar. p 79 Wenn ich das Auge wohl bedecke und es schnell und kräftig gegen den äussern Augenwinkel drehe, so er- scheint im finstern Gesichts- felde seitwärts nach au- ßen ein großer leuchten- der Ring. (Fig. 21.) Sein Licht ist im beständigen Flim- mern begriffen, so wie sein innerer Raum sich wechselsweise verringert ver- engert und erweitert wie das schwer zu halten- de Auge immerfort nach innen abweicht und schwanckt. p . 81. Sein Licht leite ich ab von der plötzlichen Zerrung des Gesichtsnerven, die vorzüglich bey der Wendung nach außen statt finden muß, da sein Ein- tritt an der entgegenge- setzten Seite sich befindet. Diese Zerrung erregt in der Substanz des Nerven elektrische Gegensätze, und mit ihnen Lichtentwicklungen, die entweder durch einen größeren oder kleineren Theil der Netzhaut sich verbreiten, oder blos auf den Rand der Eintritts- stelle des Nerven beschränkt sind, und dort wo sie ent- stehen auch empfunden wer- den. Wenn diese mehrmal erwähnte Ansicht von elektrischen Entladungen innerhalb der Nerven- substanz, und ihrer Sichtbar- keit wahr ist, so wäre damit ein Blick gethan in das Innere der sich im Raume verbreitenden Electricität. Denn es liegt in der Natur des Gesichts- sinnes daß, was wir mit dem anderen nur mühsam von Stelle zu Stelle zu messen im Stande sind, und durch diesen mit einem Schlage in seiner ganzen Gleich- seitigkeit zeitigkeit gegeben wird. XI. Der Lichtschein an der Ein- trittsstelle des Gesichts- nerven. p . 84. Es scheint, daß die Chorioi- dea nicht um der Lichtem- pfindung willen da sey, sondern um das im Durch- sichtigen, selbst in der Nervenhaut ins Unbestimm- te sich verstrahlende Licht zu beschränken, und hie- mit die Bilder erst mög- lich zu machen. Wo diese fehlt, dort wird wohl Lichtempfindung statt haben, nie aber sich ein Bild ge- stalten. Um diesen Gegenstand näher zu erforschen, nahm ich einen brennenden Wachs- stock um die Flamme so klein als möglich zu haben, und brachte diese mit ausgestreckter Hand, in den der Eintrittsstelle des Gesichtsnerven ent- sprechenden Ort des Gesichts- feldes. Die Flamme ver- schwand sogleich und in an ihrer Stelle ward ein schöner rother Nimbus zu sehen. Dieser Nimbus ist vollkommen gleich- förmig, sobald man aber die Lichtflammen nur etwas seitwärts oder aufwärts nach aussen verrückt, so entsteht sogleich an der entgegengesetzten Seite eine schwarze Lücke in ihm, die sich barabolisch aufwärts, abwärts aber seitwärts aus- breitet, und an ihren Rändern mit dem Scheine der Flamme begränzt ist. Führe ich die Flamme in einem kleinen Kreise herum, so bewegt sich eben so gegen ihr über jene Schattenlücke mit ihren Lichtgränzen herum. p . 86. Der rothe Nimbus ist dadurch begränzt bedingt , daß das ins Innere des Ner- venmarkes eindringende Licht in ihm als einem halbdurchsichtigen Mittel getrübt würde wird . Auf gleiche Weise erscheint ein Licht roth, wenn es durch Porzellän oder durch mehrfache Perga- mentblättchen gesehen wird. XII. Die Lichthöfe. p . 87. Die subjectiven Höfe um Licht- flammen, und um andere stark beleuchtete Bilder auf dunk- lem Grunde, so auch das Brei- terwerden des lichten Bil- des selbst, wäre ich geneigt an obigen Nimbus zunächst anzureihen. Ich betrachte die Nervenhaut als ein trü- bes Mittel dessen Trübheit durch die Discontinuität der Markkügelchen bedingt ist, welche, obwohl einzeln durchsichtig, dennoch durch die vielfache Reflexion an ihren Oberflächen die In- tension des durchgehenden Lichtes schwächen, seine Qua- lität ändern daß es farbig wird, und seine Richtung vielfach ableiten, so daß nach denselben Gesetzen wie außerhalb des Organismus, in einem vor einem Lichte schwebenden Dunste oder in p . 88. einem weißen Glase bald ein lichter Schein allein, bald mit farbigen Rändern er- scheint, nur mit dem Un- terschiede, daß in der Netz- haut alle Modificationen des Lichtes eben dort wo sie entstehen auch empfun- den werden. Daß übrigens ähnliche Höfe auch durch Trübung der übrigen Medien des Auges entstehen können versteht sich von selbst. (Hier ist wohl billig dessen zu gedenken, was Goethe in den Entwurf der Farbenlehre in der ersten Abtheilung über physiologische Farben über- haupt, besonders aber § 39 23 . u. f. vom gesunden Augen §. 129 121 . u. s. w. umständlich an- gezeigt hat.) Mit zweifachem Erledigungsstrich Goethes in roter Tinte. XIII. Die Aderfigur des Auges. p [S . 89. Die oben erwähnten Lichthöfe dienen mir, um im Inneren des Auges eine Figur zu entdecken die ich ihrer Con- formation wegen Ader- figur nenne. p [S . 91. Ihrer Conformation nach muß ich sie für das Bild der Centralvene halten, obwohl ich bis jetzt auf keine Weise in ihr eine Blutbe- wegung bemerken konnte. (Hier ist folgende Erfahrung einzuschalten. Ich lag fieber- haft leicht afficirt in einem dammernden Zimmer, nahe an einer grünlichen Wand ge- gen sie gekehrt und bemerkte ganz deutlich in einem Kreise heller als die übrige Fläche ein dunkeleres dunkleres Geflechte welches ich vergleichen möchte einem sceletirten Apfel von Fleisch entblöst mit übrig ge- bliebenen festen Fasern wie sie der Naturforscher in den Spiritus aufhebt um in die innere Bildung der Früchte vor Augen zu bringen. Das Geflechte schien mir röthlich welches ich für die geforderte Farbe der grünen Wand hielt; diese Erscheinung dauerte lange und wiederholte sich nach einigen Tagen . S. 103. Das Blendungsgebild verhält sich gegen das äußere Licht wie ein trübes Mittel was aber in gehöriger Finsterniß selbst leuchtend ist. (Durch das Beyspiel des geistreichen Verfaßers auf- geregt gedenken wir einer freylich weitliegenden Analogie. Wir finden den Kindern Isra- el in der Wüste bey Tage eine Wolke, und bey Nacht eine Feu- ersäule erscheinen und glau- ben hier ein trübes Mittel zu sehen dessen Phosphores- cenz zu bemerken das Tages- licht nicht erlaubt) XV. Trübe Streifen beym Anschau- en Paralleler Linien. p . 112. Schon seit geraumer Zeit bemerkte ich, wenn ich ein genau angeführtes Paralel- linienfeld in einem Kupfer- stiche fixirte, ein unbestim- tes Flimmern darin, und wenn ich das Blatt vor oder rückwärts oder um einen Mittelpunct hin und her bewegte so wurde Strei- fenweise das Sehen getrübt, und die einzelnen Linien ununterscheidbar, und zwar waren bey horizontalen Linien die Streifen eben- falls horizontal aber et- was unregelmäsig , bey senkrechten senkrecht, bey consentrischen conzentrischen Kreislinien liefen sie als schattigtigte schattigte Segmente je nach dem das Auge oder das Blatt bewegt wurde im Kreise hin und her. pag. 117 Der objective Grund sind wohl die einander über- pag . 118 greifenden Lichtkegel hinter dem Brennpuncte der Kry- stalllinse. Auch ist zu bemerken, daß die hier vorkommenden Nebenbilder eine gleiche Eigen- schaft wie die Blendungsbilder Blendbilder haben, indem sie das mit Weis bedeckte Schwarze bläulich das mit Schwarz bedeckte Weise gelblich erscheinen lassen. Eben so brachten gelbe und blaue Streifen durch Deckung der Nebenbilder Violett und Grün hervor. Es ist also die Stelle der Netzhaut wo ein Nebenbild sich malt und noch immer zugänglich für äußere Gegenstände, nur mit ver- änderter Empfindlichkeit. Zunächst hieher gehört wohl auch folgende Erschein- ung. Wenn man einen Kamm mit seinen Zähnen nahe am Auge haltend gegen eine zu Caput XV. pag . 118. hellweise Fläche sieht so er- scheinen zwischen den einzel- nen schwach sichtbaren Zähnen sehr feine mit ihnen paralell- laufende parallel- laufende schwarze und weisse p . 119. Linien, man mag die Zähne in welche Lage immer brin- gen. Hier mag wohl ein ähnlicher objectiver Grund statt finden, nur daß hier die Lichtkegel wegen der Nähe des Gegenstandes noch vor dem Brennpuncte auf die Netzhaut fallen und einander mehrfach übergreifen. Uebrigens läßt sich vermuthen daß die Schichten der Krystall- linse in beyden Phänome- nen Einfluß haben. XVI. Zigzagförmiges Gewimmel nach Anschauung von Parallellinien. p . 119. Wenn ich auf einem Kupfer- stiche kräftig gezeichnete Parallellinien fünfzehn bis zwanzig Secunden starr ansehe, und dann das Auge schließe, so erscheint an p . 120 deren Stelle ein Gewimmel von unbestimmten lichten und schattigen Zigzaglinien, die in senkrechter Richtung gegen die früher angestar- ten Linien wogenförmig durch einander laufen. Die- ses Gewimmel dauert et- was kürzer als das erste hinsehen, wird allmählig ru- higer und gleichmäsig grau, bis endlich die Blendungsbil- der der schwarzen und weisen Striche sich zeigen. Sind die schwarzen Linien dünn und die weisen Inter- valle weit auseinander; so erscheinen die Blendungs- bilder bey Schließung der Augen sogleich, ohne dieses Gewimmel. Die schwarzen Streifen müssen nahe und von glei- chen Breiten mit den weissen Intervallen seyn. Uebri- gens versteht es sich daß dasselbe erscheint, wenn man das Auge, statt es zu schliessen gegen was immer für einen entwe- der gleichförmig weisen oder sonst gefärbten Grund hinwendet. Bis jetzt ist mirs noch auf keine Weise gelungen dieses Phänomen abzuleiten; obwohl ich nicht zweifle daß es nur eine Modification der Blendungs- bilder ist. Eine Hauptbe- dingung dabey ist daß die Linien an einander sehr nahe stehen. Dieser Um- stand dürfte wohl am ehe- sten zur Lösung des Pro- blems leiten. Wahrschein- lich ist es mir daß sich dieses Gewimmel auch den Licht und Schattenwech- sel zwischen den Blendungs- bildern und ihren Scheinen reduziren lasse. XVII. Verwandlung paraleller gerader Linien in wellenförmige. p . 122. Noch bemerkt man beim angestrengten Anschauen der Parallellinien auf dem Kupferstiche ein Flimmern in denselben welches näher betrachtet in einem theilweisen Aneinandernähern und Entfernen derselben besteht, so daß die Linien wellenförmig erscheinen. Das Wesen dieser Erscheinung liegt zum Theile in der Perspecti- ve, zum Theil in den Blendungsbildern. XVIII. Willkürliche Bewegung der Pupille. p . 123. Bisher hat man die Be- wegungen der Pupille, au- ßer einzelnen Ausnahmen, für unwillkührlich gehal- ten. Mir ist es gelungen dieselben auf folgende bestimmte Weise der Willkühr zu unterord- nen. p . 124. Ich beobachtete, daß, wenn ich durch ein Doppelfenster sehend, den Blick auf zwey Körnchen in der Glas- masse die in gerader Linie hinter einander standen, wechselsweise heftete jedesmal ein Körnchen um das andere undeutlich wurde, das Entferntere beym Sehen auf das nähere, das nahere beym Sehen auf das entferntere. Um dabey die Bewegungen des Auges zu beobachten nahm ich eine Glasscheibe mit einem Körnchen und hielt sie vor einem Spiegel, in dem ich ebenfalls eine Stelle mit einem Puncte bezeichnete. Rückte ich nun das Körnchen, den Punct und das Bild der Pupille im Spiegel in eine gerade Linie hinter einander, jedoch so daß jeder für sich sichtbar blieb, und blickte von einem zum andern, so erweiterte sich die Pupille beym Sehen des Entfernteren, und ver- engerte sich beym Sehen des Näheren. p . 125. Nachdem ich diese Beweg- ungen lange wiederholt hatte, versuchte ich sie ohne Zwischenobjecte hervorzubringen und es gelang mir vollkommen, so daß ich nun auch ohne bestimmten Gegenstand ins Leere hinsehend diese Bewegungen her- vorbringen kann. XIX. Fleck in der Mitte des Ge- sichtsfeldes beym ange- strengten Nachsehen . p . 125. Wenn ich vor einer hellwei- sen Fläche das Auge zum Nachsehen einrichte so wie wenn ich in die nächst mög- liche Nähe sehen wollte so erscheint mir in der Mitte des Gesichtsfeldes ein weiser durchsichtiger Kreis mit einer bräun- lichen halbdurchsichtigen unbestimmt begränzten Umgebung. XX. Sichtbarkeit des Blutum- laufes im Auge. p . 127. In dem dunklen Flecke zu beiden Seiten des wei- sen Kreises (Fig. 25) sah ich zwey gerade senkrechte lichte Linien in denen Reihen Blutkügelchen sich beweg- ten und zwar zu in der zur Linken aufwärts, abwarts in der zur Rechten. Erst dadurch auf- merksam gemacht konnte ich auch sonst ohne oder bey nur schwachem Drucke die laufenden Kü- gelchen bemerken. XXI. Fliegende Mücken. p . 128. Wenn man bey aufge- reitztem Gefäßsysteme (entweder durch heftige Leibesbewegung oder sonst durch eine fieber- hafte Affection) gegen eine hellweise Flache starr hinsieht (z. B. gegen einen gleichmäsig über- zogenen Himmel oder gegen ein Schneefeld) so erscheinen in der Ge- sichtssphäre viele einzel- ne hellweise Puncte (Fig. 28.) die plötzlich, gleich Sternschnuppen an irgend einem Orte erscheinen, sich in verschiedenen krum- men und graden Linien, schnell fortbewegen und früher oder später wie- der verschwinden. Wenn man gegen eine begränzte lichte Fläche schaut z. B. gegen ein Fenster, so bemerkt man daß ein jeder Punct an der von der Mitte des Sehfeldes abgekehrten Seite ein eben so kleines Schatten- feld nachzieht. p . 129. Zwischen den kleineren bemerke ich auch einzelne größere die nicht leicht bemerkbar und wie ver- waschen sind und sich langsamer bewegen. XXII. Krummliniger Strahlen- kreis. p . 132. Wenn ich die Hornhaut mittelst des Augenliedes stark getrieben habe, und dann an einer Seite des Augapfels drucke, so erscheint jedesmal nach plötzlich nach aufgehobe- nem Drucke in der Mitte des Gesichtsfeldes ein kleiner lichter Kreis, (Fig. 26) und ausserhalb diesem einzelne Bündel von pa- ralellen grauen und wei- sen wellenförmigen Stri- chen bald auf dieser bald auf einer andern Seite je nachdem die Stelle des Druckes am Augapfel ver- ändert wird. Endlich bey länger fortgesetzten Drucke zeigt sich die Gesammtheit der Bündel als ein Strah- lenkreis, der rechts von paralellen senkrechten Linien begränzt wird (Fig. 26.). p . 133. Weil sie durch Reibung der Hornhaut bedingt ist, so glau- be ich daß ihr Sitz in der Hornhaut selbst sey, in welcher durch den Druck und die Reibung ein ver- ändertes Cohäsionsver- hältniss hervorgebracht würde, welches theilwei- se Abänderung in der Lichtleitung folglich auch verschiedene Durchsichtig- keit einzelner Stellen zur Folge hätte. p . 133 Nach diesem Versuche ist das Sehen in jeder Ent- fernung auf mehrere Minuten getrübt. XXIII. p. 134. Pulsirende Figur. Wenn ich gelaufen bin oder sonst heftige Körper- bewegungen gemacht habe, so daß das Gefäßsystem stark erregt wird, und der Puls im ganzen Leibe fühlbar ist, so erscheinen mir, wenn ich gegen den lichten Himmel sehe grau und weiß schattirte grup- penweis gelagerte in ein- ander verfließende Ku- geln (Fig. 27.) zweye an der rechten Seite des Gesichtsfeldes eine Reihe an der unteren, dreye an der linken die mit jedem Pulsschlage sichtbar werden und wieder verschwinden. Noch deutlicher werden sie p . 135. Dasselbe geschieht bey an- gestrengten Husten. Nebst diesen ist um den Mittelpunct ein großer bey weißem Grunde an seinem Rande schwach grau schattirter Kreis zu sehen der rechts an einen Bogen eines an- deren Kreises gränzt. An der Peripherie dieses Kreises erscheinen jene pulsirenden Kugeln. p . 135. Ich halte jenen Kreis für die erscheinende Krystall- linse, bey welcher die mehr gegen die Peripherie einfallenden Strahlen we- gen starkerer Reflexion in ihrer Intention geschwächt werden (daher die graue Schattirung; indeß das von der Seite einfallende Licht weniger gebrochen einen lichten Kreis bildet. p . 136. Die pulsirenden Gefäßbil- der halte ich für die Er- scheinung der sich an der hinteren Wand der Kry- stallkapsel verbreitenden Centralarterie. XXIV. Die feurigen Ringe. p . 136. Die feurigen Ringe welche beym Seitendrucke des Auges an den äußeren Gränzen der Gesichtssphäre erschei- nen haben Eichel ( Collect. soc. med. havniensis 1774) und Elliot ( Beobacht. u. Vers. ub. d. Sinne) beobach- tet und beschrieben und ersterer schöne Folgerun- gen für die Theorie des p . 137. Sehens daraus gezogen. Ich fand es nöthig sie zum Objecte einer näheren Betrachtung zu machen um ihr Verhältniß zu den übrigen Phänomenen auszumitteln. 1) Wenn ich das Auge zum Nahesehen spannte so brach- te die leiseste Berührung schon die Ringe hervor indeß dieselbe beym Ferne- sehen beträchtlich verstärkt werden mußte. Dieser Um- stand und die Erscheinung des bräunlichen Flecks beim Nahesehen so wie beym Drucke des Augapfels be- weisen hinlänglich daß das Auge während der Thätig- keit des Nahesehens con- trahirt beym Fernesehen erschlafft werde. Zu der- selben Bemerkung kam Home (Reils Arch. II. Bd.) bey seinen Messungen der Convexität der Hornhaut beym Ferne- und Nahe- sehen, wo das Unstätte bey letzterem eine Mus- kelanstrengung andeutete