Berlin . Mittwoch den 4. Octbr. 1820. Die Umrisse Abgüsse des Frieses vom Tempel zu Phigalia . Am Rand von unbekannter Hand notiert: " H[?] S. 1-9 abgd / in Kst u Alt. / 3. 1.107- 119." Es sind 24 vier und zwanzig Stücke in hocherhabener Arbeit, einen Heldenkampf Heldenkampfe mit Amazonen , und einen mit Centauren darstellend; alles von großem mächtigen vom großen mächtigen Styl. Die Figuren haben zum Theil schöne Köpfe und im Ganzen herrscht eine überaus lebendige Bewegung. Freylich wenn man an den Figuren Theil für Theil untersuchen und beurtheilen will, giebt es Glieder welche bald zu kurz, bald vielleicht zu lang erscheinen. Diese Werke mögen von verschiedener Hand gearbeitet und, als Decoration eines Gebäudes, in einiger Entfernung, zu be- trachten, verfertigt seyn. Geist in der Erfindung und Behandlung jedoch, guter Styl der Formen, gründliche Kenntniß der menschlichen Figur en fehlt nirgends. Die Erfindung ist reich, von manigfalt die Motive manigfaltig die Motive manigfaltig, viele Gruppen glücklich angeordnet Der Styl der Formen überhaupt mächtig die Behand. überhaupt Geistreich, und ungeachtet der vorhin bemer angemerkten Unvollkommenheiten in einzelnen Theilen, zeigt sich im Ganzen Werk doch eine gründliche Kentniß der Menschlichen Gestalt . Die Gewänder haben sehr wohlgelegte Falten aber diese sind (wie auch an den erhobenen Arbeiten vom Parthenon der Fall ist) nicht in Massen gelegt, sondern fast überall mit Falten gleich tief unterbrochen; sie fügen sich übri- gens nach den Gliedern und folgen der Bewegung derselben auf das aller- beste, wie denn z. B. die kurze Be- gleitung kleidung der Amazonen, bey dem wei- ten Ausschritt der fechtenden Figuren, als von einem Schenkel zum andern angespannt und viel viele Falten schlagend öfters vorkommt, welches dem be- zweckten Leben und Bewegung sehr vortheilhaft wird. Der schönen Köpfe sind mehrere, zum Theil gut erhalten; sie haben edle Züge, doch weder sehr mannigfaltigen noch sehr abwechselnden, noch kräftigen Ausdruck der Leiden- schaften; dieses äußert diese äußern sich mehr in Gebärde und Handlung als in den Zügen der Gesichter. Von Die hier beginnende und sich bis zur Zwischenüberschrift auf Bl. 3v erstreckende Passage fehlt in dem Abdruck in Kunst und Alterthum. Die als Anweisungen für den Satz gedachten Streichungen auf Bl. 2r und 3v - der Text auf 2v und 3r war durch Verkleben der Blätter unsichtbar gemacht - werden in unserem edierten Text ignoriert. trefflich erfundenen Motiven laßen sich viele anführen; doch diese sie kön- nen hinlänglich aus den Kupferstichen nach diesen Reliefs erkannt werden. Auf die Kunst der Gruppirung habe ich, bey dieser einer ersten Beschauung, nicht die nöthige Aufmerksamkeit zu verwenden Gelegenheit gefunden. Des Herrn von Humbolds Antiken. Ein rundes Basrelief, schildförmig mit einem Silens oder Pansgesicht. Ein Basrelief, die Parzen darstellend, zierlich bekleidete Figuren mit falten- reichen Gewändern, von der Art, wie das Relief von den drey Provinzen in der Villa Borghese , doch nicht ganz so niedlich und anziehend; nicht so glücklich angeordnet in den Falten, jedoch ein- facher und wahrscheinlich Arbeit aus den Zeiten der ersten romischen Kayser oder vielleicht noch früher. Rauch hat einiges daran restaurirt. Eine Brunnenmündung mit Bachischen, wohl gearbeiteten großentheils beschä- digten und ebenfalls von Rauch restau- rirten Figuren. Ein schöner, sehr platt und zierlich ge- arbeiteter Sturz eines Knaben; vorzüg- liches Werck. Zwey Sturze nackter weiblicher Figuren, in Lebensgröße sehr schön gearbeitet, von trefflicher Form; es sollen Reste einer Gruppe der Grazien seyn. Sie haben sehr viel Verdienst, aber ich glaube den Geist einer späteren, üppigen Zeit in ihnen zu spüren: denn der Bauch und die Schaamtheile sind, mit einer ge- wissen Vorliebe, fleißig behandelt, etwa runder gequollener als ge- wöhnlich, um mehr in die Augen zu fallen. Zwey Stücke Basrelief, das eine stellt den sitzenden Jupiter dar, das andere einen jugendlichen behenden Merkur die Axt in der Hand um die Geburt der Minerva aus Jupiters Haupt zu befördern; beyde gut gearbeitet, jedoch nicht vortrefflich. Eine schöne große Schaale von gebran- ter Erde. Eine dito Vase, nicht von gro- ßer Bedeutung. Zwey Aschenkrüge von Palombino. Die Reliefs vom von der Celle des Parthenon . Die Erfindung ich möchte , darf man sagen, ist aus lauter Geist gewebt, wie vielleicht nie ein anderes großes Werck der Kunst in gleicher Vollkommenheit gedichtet worden. Unschätzbare Motive wären viele aufzuzählen, ich will nur zweyer gedenken. Das eine ist wo ein Mann im Zug stille steht und sich von einem zarten Knaben den Gürtel binden läßt, das andere wo einer, mit Achtung, einem der Ordner des Zugs zuspricht, um von ihm Befehl zu vernehmen, oder über etwas zu berichten. Einer der reitet und Kaum weniger gemüthlich ist ein dritter wo ein Reitender zu dem nachfolgenden nächstfolgenden sich wendet, sagend er soll doch das Pferd etwas anhalten. pp. Gearbeitet ist das Ganze freylich viel beßer als das Fries von Phigalia, doch nicht in dem Maas daß man nicht keine Zeichnungfehler und Verstoß Verstoße gegen die Proportionen fände. vorkämen. Einige von den zu opfernden Stieren haben so spitze Schnauzen daß ihre Köpfe bald die Phisiognomien Phisiognomie von Schweinen erhalten, einige Pferdeköpfe sehen auch denen vom Giebel des Tempels herrührenden entnommenen wenig ähnlich; an mensch- lichen Profilköpfen werden sogar langgezogne Augen, fast als ob sie von vorne gezeichnet wären gefunden; anderes aber ist mit aller Sorgfalt und eben so vieler Kunst behandelt als wir an den Statuen vom Giebel bewundern. Liebliche Gesichter, abwechs- lend in den Zügen giebt es viele; nicht ohne Wahrscheinlichkeit läßt sich glauben daß einige derselben Bildniße seyen, so natürlich, so eigenthühmlich sind sie; mäßige Gemüthsregungen, sind ganz vortrefflich ausgedruckt; Zorn, Schrecken, Furcht, Schmerz hingegen scheint der, oder die Künstler dieser Wercke nicht darzustellen gesucht zu haben. Die Falten an den meisten, und sogar an den besten dieser Figuren haben keine Maßen Massen , sind häufig tief gebrochen, aber mannigfaltig und meist von zier- lichem Wurf; an einigen jedoch nimmt man das Bestreben nach breitern einfachern Falten wahr und die Bemüh- ung des Künstlers sie in Maßen Massen zu legen. Es kommt mir vor als seyen die Hautreliefe , mit Centauren aus den Metopen, überhaupt viel sorgfältiger, mit mehr Fleiß und vollendeter Kunst behandelt als die Figuren des Frieses; es sind sie enthalten Körper von Menschen und Pferden die von Seite der schönen Form und Wahrheit der Darstellung wenig zu wünschen übrig laßen. Die Idealbildung der Köpfe dieser Centau- ren ist weit Silenenhafter silenenhafter als an den Centauren der Villa Borghese und des Capitols ; in ihren Zügen ist übrigens Verschiedenheit und Abwechs- lung, auch sind sie mehr und weniger alt dargestellt. Wir wenden uns nun zu den Statu- en vom Giebel; sie sind in Hinsicht die Hinsichtlich auf Ausführung, höher als der Fries, und höher auch als die Metopen zu schätzen ; sind; ohne Ausnahme Meisterstücke! Der Theseus oder Herkules mag von Seiten der mächtigen, großen und dabey eleganten Formen Form , eins der herr- lichsten Kunstwercke in der Welt seyn; wenn Canova und Visconti ihn mit dem Torso verglichen haben, kann ich ist ihnen solches nicht verdenken. In der That haben beyde Wercke etwas ähnliches im Charakter, in der mächtigen Breite und Fülle der Gestalt; der Torso aber erscheint ist uns etwas fließender in seinen Um- rißen, er zeigt eine, keineswegs höher gestellte, aber eine studirtere mehr verfeinte Kunst; der Rücken am Theseus ist sehr schön und beßer als die Vorderseite erhalten. Nicht so schön, doch gleich bewun- dernswürdig, ist der sogenannte Ilyssus . Eben dreht sich die Figur, und, auf den rechten linken Arm gestützt, will sie aufstehen. Denke niemand den Moment in irgend einem bekannten Werck beßer dargestellt, etwas Gelehr- teres, Wahreres als diesen Körper, diese Beine zu finden. Hier möchte die sich die Kunst ihre Herkulessäulen sich gesetzt haben. Die Epiderm der beyden Gruppen, jede von zwey weiblichen Figuren hat viel gelitten; es sind aber noch Arme und andere einzelne Theile von unnennbarer Schönheit und kräftiger Fülle wohl erhalten. Am Rücken sind sie weniger beschädigt und hier haben die Formen des Körpers eine wahrhaft wunderbare Reinheit, die vielen, nicht in Maßen Massen gehaltenen Falten, se[+] haben die obgleich nicht, nach (wie später erst ausgemittelten ausgemittelte Kunst- regeln fordern) , in Maßen gehaltenen, in der That etwas häufigen Falten eine solche naive, überschwengliche, ungesuchte An- muth im höchst edlen in höchst edlem Style, daß ich Schreiber mich dieser sich nicht entsinne kann je ähnliches gesehen zu haben. Ein Torso, vorn äußerst beschädigt, und nur am Rücken noch in einigen Thei- len erhalten, ist vielleicht grandioser als irgend eine der andern Figuren, und war wohl ursprünglich eine Göt- tergestalt. Zwey Pferdeköpfe in einer Gruppe, sehr beschädigt. Der einzelne, herrliche Pferdekopf ist , in seiner Art , kein geringeres Mei- sterstück als eine der menschlichen Figuren. Zwey Arme, wie aus Wellen hervorstrebend, vortrefflich; der Kopf dazu ist abgebrochen. NB hier ist noch einzurücken was auf andern Blattern von dem Abguß des Fragments eines Minerven Kopfs bey H. Minister v. Humboldt geschrieben steht. Die Arginetischen Statüen. Bey der Minerva anzufangen so ist solche ist die- selbe eine Figur ungefähr wie der Dresdner alte Sturz dieser Göttin ; sie schreitet nur nur schreitet die gegenwärtige nicht so weit fechtend aus, und noch hat sie einen hat auch keinen Streifen mit Figuren am Gewand. In der Stellung der Füße und Kniee finde ich keine finden sich nicht so auffallen- de Fehler wie man sonst hat als einige haben behaupten wollen. Der Kopf ist sehr merkwürdig; die Proportion in den Theilen des Ge- sichts mangelhaft, die Nase zu kurz, der Mund noch an der Nase, das Kinn oder der Theil unter den Lippen ver- hältnißmäsig zu groß, die Rundung des Gesichts von vorn gesehen vor- trefflich wohlgestaltet, die Augen liegen hier schon etwas tiefer als an dem florentinischen Minerven Kopf vom Alten Styl, sie fal- len auch fal- len sie wenig gegen die Nase zu ab und sind ziemlich wohl gezeichnet, nicht sehr geöffnet; die Haare verrathen noch ganz den alten Styl, die die Falten, und auch die Proportionen des Körpers an Körper und Gliedern kommen ungefähr wie an mit ge- dachtem Sturz des zu Dresden überein. Noch ist bemerkenswerth daß sie diese Statue durchlöcherte Ohren hat und folglich einst Ohrgehänge trug. Die übrigen in der Tempelruine zu Aegina gefundenen Figuren mögen mit der Göttin wohl von vom gleichen Meister herrühren, sie sind alle erscheinen etwas kurz und vier- schrötig, besonders in Betracht der Körper , die . Die Beine und zumal die Schenkel mehrerer Helden müßen wohlgestal- teten Modellen, mit großer ungemeiner Treue und Sorgfalt nach gebildet seyn. Ein liegender Krieger zeichnet sich von dieser Seite besonders vortheilhaft aus; in der That können die und seine Beine deßelben als können als Meisterarbeiten betrachtet werden. Es ist unrichtig wenn man sagte Unrichtig meldete man früher: alle diese Figuren hätten ganz ähnliche Züge und seyen ohne Ausdruck. Das erste verhält sich durchaus nicht so. Sie sind verschieden, werden aber, theils Ein geübtes Auge wird allerdings Verschiedenheit in den Zügen entdecken aber, die Kopfe werden theils durch die wunderlichen wunderliche Helme und andern Kopfschmuck schmuck entstellt; allen ist indeß das Unangenehme, Strenge, Anmuthlose, mehr und minder Mangelhafte in den Verhältnißen der Theile, wie an Wercken des Alten Styls gewöhnlich ist, gemein. Ausdruck der Leidenschaften, nach heutiger Kunst- art, haben sie freylich nicht; es ist aber bemerkt worden daß dieser auch im Fries von Phigalia und in den Bildwer- ken vom Parthenon nicht zu finden sey. Nach meiner Ueberzeugung sind diese Werke für die Kunstgeschichte höchst merkwürdig; sie gehören von den Denkmalen als Denkmale des alten Styls, welche mir bekannt sind worden , unter die am sorg- fältigsten ausgeführten, sind von kürzeren, schwerern Proportionen als der capitolinische Ringer und nicht so zierlich gebildet als die Figu- ren am Basrelief vom des Callimachus . Bezüglich auf die Kunstgeschichte sind gehören diese Denkmale des ältern Griechischen Styls unter die allermerkwürdigsten, um so mehr als der oder die Künstler welche sie verfertigt äußerste Sorgfalt und beharrlichen Fleiß auf die ihre Ausführung verwendet haben: Ihre Die Proportionen sind kürzer der Charakter des Ganzen schwerer als an dem capitolinischen Ringer vom alten Styl, die Gestaltung nicht so fein und zierlich als an den Figuren im Basrelief des Callimachus . Von einer, sich deutlich gegen andere Denkmale des ältern Kunst- geschmacks unterscheitenden unterscheidenden Eigenthüm- lichkeit, aus welcher man den Argine- tischen Styl und deßen Beschaffenheit erkunten erkunden könnte, habe ich nichts wahr genommen. Von einer, sich deutlich gegen andere Denkmale des ältern Kunstgeschmacks in Griechenland unterscheidenden Eigenthümlichkeit aus welcher man den bey alten Schriftstellern erwehnten Aeginetischen Styl und deßen Beschaffenheit erkunden könnte haben wir [+++ +++] nichts wahrgenommen und vermuthen demnach alles was andere schon darüber geschrieben sey wenn nicht gänzlich ungegründet zum wenigsten etwas voreilig gewesen. Eben so wenig wird sich aus ihnen sich die Abstammung der Griechischen Kunst von der Aegyptischen anschaulich nachweisen laßen Donnerstags den 5 n Octbr. Bey Bildhauer Rauch . Eine niedliche weibliche Figur, ähnlich einer sogenannten Nymphe und einer zur Tochter der Niobe umgeschaffenenen hübsch drappirten Figur, mit einer Hand das Uebergewand faßend, mit der andern auf der Schulter eine Urne haltend. Die Arbeit ist gut, das ganze sehr gefällig. Kopf, beyde Arme und ein Fuß sind Ergänz- ungen von Rauch , der Rumpf nur antik. Gehört den Minister Herrn Humbold . Maler Wach . Zierliche antike Hand, einige Lampen, eine darunter wo, um den Oeleinguß, eine Schnecke, eine Muschel, ein Krebs und ein Phallus stehen. Ausstellung. Reich an Werken der Maler, Kupfer- stecher und Bildhauer. Unter den Ma- lereyen zeichnet sich vorzüglich das Bildniß eines abanesischen abbanesischen Bauern- mädchens von Wach aus; wahrhaftig geistreich und belebt, das braune Colo- rit gut getroffen, das Gewand gut ausgeführt; es ist ein Werck welches durch seine Wahrheit und durch ächten Kunstgehalt anzieht. Unter den Wercken der Bildhau- erkunst nahm sich neben guten Arbei- ten von Rauch und Tieck , ein weiblicher Kopf, Bildniß, vom jüngeren Schadow , vortheilhaft und durch natürliche Darstellung und schöne zarte Behand- lung des Marmors aus. Der Abguß eines Merkur , in Le- bensgröße, von Thorwaldsen ist der Aufmerksamkeit werth. Die Figur ist wohl verstanden und von Seiten der Formen dem antiken Styl verwandt, auch der Kopf ist nicht zu schelten; aber die Stellung (nicht sitzend nicht stehend, ) als wollte er über einen Zaun oder niedrige Mauer steigen und wiegte sich im Ue- bersteigen.) der göttlichen Würde nicht angemeßen. In der linken hält er die Flöte noch nahe am Mund mit der Rechten zieht er das Schwerdt den Argus zu tödten. Da man die Figuren nur von ihrer linken Seite ansehen soll weil die Ansichten von Vornen und von der rechten Seite keine guten Maßen machen, so fällt die Handlung des Schwerdtausziehens gar nicht in die Augen. Freytags den 6 n Octobr. Die Kunstkammer auf dem Schloß . Ein beträchtliches Stück altes Mosa- ik; Figuren in einer Laube sitzend trinkend u. s. w. Andere fahren auf einem Kahn; auch Waßerpflanzen sind dargestellt. Alles hat Aehnlich- keit mit einem Stück des Palestrini- schen Mosaiks; die Figuren sind trefflich angeordnet . Mehrere bedeutende Bruchstücke, erhabener Arbeiten in gebrannter Erde, worunter sich zwey schöne geflügelte weibliche Figuren, Stiere tödtend ausnehmen, desgleichen ein Faun und Masken. Eine Menge Vasen von gebrann- ter Erde und bemalt; eine Eine von ur- altem Styl: Herkules bringt das Erymanthische Schwein dem Eurystheus , ist ein äußerst merkwürdig Stück. Eine große Schaale ebenfalls gut. Ein Bachuskopf von grünem Ba- salt , groß wie ein Hünerey, unbeschä- digt und vortrefflich gearbeitet. Unter vielen Bronzen befinden sich einige von großer Schönheit. Ein wildes Schwein, ein Signum Pantheum, ein Merkur , dem großen sitzenden im Herkulanum ähnlich. Andere der Seltenheit wegen merkwürdig. Eine Minerva alten Styls, der Minerva aus Argina fast ähnlich. Ein Tänzer, ein Faun auf Flöten spielend mit der Mundbinde, ein Priapus, etwa zehen Zoll hoch vortreffliche Carri- katur. Treffliche Merkwurdige Patera mit Figur des Merkur und des Paris , deren Namen beygeschrie- ben sind. Bronzenes Gefäß, worauf die neun Musen dargestellt sind; späte Arbeit. Lampen , große bronzene Gefäße, ohne Zierrath schön geformt pp. pp. Viele Lampen von Thon, zum Theil sehr schöne. Von Marmor: Basrelief aus der Villa albani , vom nachgeahmten Alten Styl. Theil eines Basreliefs, worauf die mehrmals wiederholt vorhandene Darstellung vom Trimaleion Trimalcion zu sehen ist. Nemlich die Figuren welche das Gefolg des Bachus ausmachen. Ein schöner aber beschädigter Herkuleskopf auf eine schlechte Brust gesetzt. Amor und Psyche beschädigt und nicht sehr vorzüglich gearbeitet. Hübscher weiblicher Kopf oder Büste. Bildniß von Palombino; dito fleißig gearbeiteter weiblicher Kopf vom Alten Stiel. Einer von den sogenannten Sappho Köpfen; hat süßer Ausdruck und größere Formen als dergleichen Köpfen sonst gewöhnlich sind, die Arbeit jedoch ist nicht von den allerbesten. Ein lachender Faun Brustbild beßer im Ausdruck als in der Arbeit. Epikurs Kopf, halb lebensgroß; nicht übel. Wohlgearbeitete kleine, liegende, nackte weibliche Figur von modernem Meister; wahrscheinlich der florenti- nischen Schule angehörig. Mumien Maske schön von Form und bemalt, Deckel eines Mumienkastens reich bemalt. Aegyptische Gottheit mit dem Kopf eines Vogels, ist das Obertheil einer Figur, als Hautrelief auf eine Marmor- tafel aufgelegt, das Bild ist von schwarzem Marmor gut gemacht und scheint aus Hadrians Zeit. Geschnittene Steine. Ptolomäus und Berenice , Cameo von mehreren Farben, gut. Das Urtheil des Paris , gleichfalls verschieden far- biger Cameo, auch gut; kunstreich nach den Flecken des Steins angeordnet. Wäre näher zu betrachten ob es nicht ein neues Werck ist. Herkules bändigt den Nemeischen Löwen; bewundernswerthe Arbeit und einer der schönsten Cameen die ich gesehen. Sehr großer Camee, einen römischen Kayser, etwa Sept. Severus oder noch wahrscheinlich einer wahrscheinlicher einen der spätern vorstellend. Er steht mit der Roma Victoria, oder Juno , auf einem Wagen, sie setzt ihm eine Krone auf; zwey große Adler tragen den Wagen. Wundervoller Jupiterskopf, in einen, wie Hyacinth glühenden Carneol, sehr tief und en façe geschnitten; auch die etwas schadhafte Faßung als Ring ist antik. Stosische Stoschische Sammlung ist vollständig erhalten so daß kein bedeutendes Stück fehlt. Ich habe bereits einige hundert gesehen, worunter der alte Stein mit den fünf Helden; den ebenfalls alten Tydeus , beydes Carniole. Die Atalanta in Amethyst, sehr flach geschnitten pp. Sonnabend den 7 n Octbr. 1820. Elfenbein Arbeiten. Ein Paar große Schüßeln, sehr reich mit elfenbeinernen Figuren in Basre- lief verziert, Jagden darstellend. Eine sehr große dergleichen Schaale, deren Bilder ebenfalls verdienstlich sind. Ein herrlicher sitzender, dorngekrönter Christus , etwa Fußhoch, oder etwas mehr. Die Arbeit deutet auf di e Florentinischer Florentinische Schule und das Studium nach Michel Angelo , welcher welches , zumal am linken gebogenen Arm sichtbar ist, doch gemäßigt, und mit glücklicher Vermeidung alles Manierirten. Mehrere große Becher mit Bacchischen Figuren; eine Menge einzelner Figuren, von mehr und weniger Verdienst, unter denen ist ein löwen-würgender Herkules , das beste, und zugleich eins der größten Stücke. Allerley Schaalen und Becher von Bernstein. Ein Becher, zu welchem Kayser Rudolph II. die Zeichnung soll gegeben haben. Ein Emaillegemälde, den Besuch Alexanders bey den Gemahlinnen des Darius , nach le Brün darstellend sehr kräftig. Ein Paar Bildniße in eben der Art; vermuthlich sind es sämmt- lich Arbeiten von Arlaud . In einem großen Zimmer wo man- nigfaltige Curiosa von Kleidungen, Rüstungen, Degen pp. aufbewahrt werden, ist ein Tisch von Ebenholz und in demselben sind zahllose Mignaturgemälde, als Zierrathen, unter Glas oder Krystall, mit übergolde- ter Einfaßung versetzt; sie stellen mei- stens die biblischen Geschichten aus den Logen des Rafael dar und können für gut gemacht angesehen werden. Der Meister ist mir nicht bekannt mag aber ein Italiäner aus dem sechzehn- ten Jahrhundert seyn. An zwey Piedestalen, welche Statuen von Kindern ohne Werth tragen, sind zwey Basreliefe eingesetzt, von Floren- tinischem Meister oder Meistern; das eine stellt den gefeßelten Prometheus dar, etwas mager aber mit Kennt- niß gezeichnet, das andere, deßen Inhalt ich vergeßen, hat mehrere Figu- ren; eine weibliche wird vom Rücken gesehen und ist kurz bekleidet. Der Meister dieses Wercks dürfte Bandi- nelli , oder der jüngere Sansovino seyn. Ueber den Meister des Prome- theus hingegen ist es bedenklich eine Vermuthung zu wagen. In einem andern Zimmer sind kostbare Schränke, theils von Ebenholz mit Silber, wie auch mit Schmelz ver- ziert. Gemmen die man sonst daran gesehen sind ausgebrochen. Wovon die nähern Umstände leider an böse trau- rige Zeiten erinnern. Das Merkwürdigste jedoch ist der sogenannte Pommersche Schranck, welcher dem vorletzten Herzog von Pommern gehörte und eigentlich alles enthält, vom Gebetbuch, zum Rasio Becken, Kar- ten und Schachspiel, bis zur Flöten Uhr, die einige Stückchen spielt. Ein inwendig angebrachtes Gemälde (der Schrank enthält mehrere) stellt, von seinem Hof umgeben, den Herzog sitzend vor; diesem bringt der Meister, von vielen Gesellen begleitet, den Schrank dar. Eins von den Gemälden ist, nach meiner Meynung, Arbeit von Paul Brill und nimmt sich über die andern, wel- che zwar nicht schlecht sind, vortheil- haft aus Die Figur eines Churfürsten von Brandenburg, durch .... Leygabe aus Eisen geschnitten, ist, wegen guter Zeichnung und fleißiger Ausführung, merkwürdig; das Pferd besonders lobenswerth, wahrhaft geistreich. Der reitende Fürst verdient ebenfalls Lob, ist aber etwas kurz, doch dabey lebhaft bewegt; der Drache welchen er bekämpft, hat auch Gutes. Sontag den 8. Octbr. 20. Schlütters Ritterstatue, des großen Churfürsten , 1703 aufgestellt, ein geist- reiches wohl gearbeitetes Werck, der Kopf ist gut, der Reuter sitzt gut, das Pferd ist belebt, der Guß sehr schön. Die Figuren am Piedestal können für gut gearbeitete wohlverstandene Akademien gelten; Drapperien etwas zu unruhig, nach dem Geschmack jener Zeit. Montags den 9 n Octbr. Giustinianische Gallerie . Christus speiset das Volk mit drey Fischen und fünf Gerstenbrodten, von Lud. Carracci ; vortreffliches und wohl erhaltenes Gemälde dieses Meisters. Joh. d. Evangelist , von C. Dolce , Halb- figur und gute Arbeit, zumal ist das Colorit blühend Ganymedes , nach Mich. Angelo ; sehr gutes Bild, meisterhaft gezeichnet und etwas grau colorirt. Der land- schaftliche Grund hat viele Tempel und Ruinen, ist blau, mattgrün und braun gehalten, etwa so in der Art der alten Niederländer. Der Kopf des Ganymedes hat blühende, fast zu rothe Farben und mag solches wohl dem Restaurateur schuldig seyn; das ganze aber ist wahrhaft Ehren und Lobes würdig; der Adler vorzüglich gut, der Hund hat Ausdruck und gute Stell- ung, ist aber etwas schwer. Johannes der Evangelist , vom Adler getragen; angeblich von Raphael . Im In Rom hielten wir dieses im ganzen verdienstliche Bild, welches jedoch etwas steif und nicht überall richtig gezeichnet ist (den zu langen linken Vorderarm z. B. darf man anklagen) für Arbeit des Julius Roman , wenn ich solches nun aber recht ansehe; so scheint das Colo- rit einen natürlichen Ton zu haben und wenn man einen Meister angeben wollte, wäre Fattora Fattore derjenige, der die meiste Wahrscheinlichkeit gewährt. Enthauptung Johannes : von Giorgione ; nicht unbeschädigt und restaurirt, aber doch noch sehr schätzbar. Heilige Familie von Franzia ebenso. Zwey Engel halten den Leichnam Christi und beweinen ihn, vortrefflich, von Paul Veronese . Das große Gemälde von Guido Rheni , in deßen kräftiger Manier, sehr gut erhalten, wunderbar meisterhaft ge- malt, mit schönen Stücken Köpfen und allerdings ein Meisterstück. Die Behandlung hat fast eben so viel Geist und Kühnheit als am berühmten St: Peter und Paul wahrgenommen wird, aber das Colorit ist weniger blühend. Sehr schönes StudienBild von Parme- gianino die Engelskope in deßen Madonna vom langen Hals enthaltend. Venus Halbfigur von Titian . Heilige Familie halb Lebensgröße oder weniger, vielleicht auch von dem- selben. Ein todter Christ , in Verkürzung nebst ein Paar andern Figuren von Hannibal Caracci . Schönes Bild vom Augustin Carracci . Bildniß einer Dame, in klösterlicher Kleidung, von Zucarro vortrefflich und besonders schön colorirt. Das Bildniß des jüngern Sansovino , von Tintoret . Noch andere treffliche Bildniße aus der Venetianischen Schule. Ein sehr gutes kleines Bild, vom Scar- sellino da Ferrara . Eine angeblich Heilige Familie von Fra Bartholomeo . Madonna mit dem Kinde , ein edles Werck des Guercino . Die Schatten sind breit, klar, sehr kräftig, die Würckung groß. Christus , Maria und alle Apostel, einzelne Figuren in Lebensgroße; Werke der Carracci und ihrer Schüler, beson- ders glaubt man in der Maria , dem Johannes Evangelisten und andern Alba- no ’s Hand zu erkennen. Vom Michel Angelo Caravaggio , sind vorhanden: 1, die Fußwaschung, großes gutes Bild. 2, St. Matheus mit dem Engel, vor- trefflich gemalt, aber höchst gemein. 3, Die Grablegung Christi , schön gemal- ter Körper, gemeine Stellungen. 4, Amor , oder ein Genius über Waffen Musik-Instrumenten pp. halb sitzend halb stehend. Meisterstück des Malers ; der Kopf und der Ausdruck von Freude sind nur gar zu gemein. 5, herrlich, höchst kräftig und wahrhaft gemaltes weibliches Bildniß. 6, Angebliches Bildniß des Correggio angeblich von ihm selbst gemalt. Ein treffliches Bild vom Gerardo delle Nolle . Landschaften Landschaft von Dominichino , Eine von Vernet Blumenstücke. Die Ehebrecherin, wie behauptet wird, vom Seb. del Piombo ; sehr gutes Gemälde aus der Venetianischen Schule, doch keineswegs von Seb. del Piombo . Carl der fünfte , und , Bildniß eines bejahrten Mannes, beyde von Amber- ger ; Meisterstücke wahrhafter Dar- stellung. Das Colorit ist vielleicht ein wenig zu zart und blühend und Carls Züge sicher nicht so kleinlich, der Mund oder die unnatürlich vorgeschobene Unterlippe nicht so carikaturmäßig gewesen, demungeachtet ist es ein vortrefflich, zart und fleißig ausge- führtes Werk. Das andere Bild- niß hat indeßen große Vorzüge es ist viel natürlicher, der weiße kurz geschorne Barth wunderbar zart und zierlich behandelt, der Guß, der zart zarte röthliche Ton der Farbe läßt kaum noch etwas zu wünschen übrig. Es kann als allgemeine, die Bilder der Giustinianischen Gallerie angehen- de Bemerkung gelten, daß nur die geringere Zahl derselben ganz erhal- ten, gar nicht oder nur wenig restau- rirt sind. Viele, zumal die der alten Meister wie Francia , L. Signo- relli , Fra Bartholomei , Garofalo pp. haben an geistreichen Ausdruck und an Uebereinstimmung des Ganzen gelitten weil sie beschädigt gewesen und nicht be- sonders geschickten Restauratoren in die Hände gefallen. Wahrhaft gut erhalten und im höch- sten Grade schätzbar sind , das Gemälde von Lud. Carracci , das von Guido , eines von Augustin Carracci , der Gerhardo delle Nolle , mehrere von Michel Angelo Carravaggio der Ganymed nach Michel Angelo Buonarotti , sodann mehrere unter den vorhandenen Bildnißen. Charlottenburg , Dienstag den 10. Octbr. Im Königlichen Schloß daselbst ver- schiedene antike Denkmale. In einem runden Saal stehen mehrere kleine Figuren von Marmor, meist schlecht und falsch restaurirt; es sind aber doch ein Paar an denen die wahr- haft antiken Theile Verdienst haben. In einem Durchgangs Zimmer, ein coloßaler Kopf des Vespasian , schlecht ergänzt, und ich glaube an der Stirn oben meh- reres von den Haaren weggemeiselt. Zwey Aschenurnen mit reichen Orna- menten. Drey Basreliefe von Marmo Pacon- azzo, allerley Waffengeräth darstellend. Eskulapius und Hygea , große, gu- te Figuren, hübsch drappirt, das Nackte trefflich gearbeitet. Hygea scheint einen Portraitkopf zu haben, und alle beyde der Zeit der ersten römi- schen Kayser anzugehören. In einem Wohnzimmer des Boden- geschoßes gegen den Garten hin befinden sich: Ein Kind von Marmor, sitzend; es macht, die Hand an den Mund legend, die Gest des Stillschweigens und dürfte also Har- pokrates genannt werden. Die Arbeit ist zwar nicht sonderlich, aber das Ganze ziemlich erhalten und, seiner natürlichen Gebärde wegen, anziehend. Jupiter und Apollo zwey gute antike Bronzen, etwa Fuß hoch; der Jupiter ist besonders schätzbar. Zwey Aschengefäße von Marmor, mit gewundenen Cannelaturen. Herkules und Omphale , oder Dejanira , Bronzen, etwa 2 1/2 oder 3 Fuß hoch welche welche dem Joh. von Bologna zuge- schrieben werden; kräftige Werke der florentinischen Schule des 16 n Jahrhun- derts; die Füße oder Basen auf denen sie stehen sind aus erlegten Ungeheuern zusammengesetzt und ebenfalls von Bronze. Eine Venus von derselben , Größe, neuere Arbeit, nach antiken Mustern In einem sehr großen Saal des obern Geschoßes sind viele Büsten, Köpfe und ergänzte Figuren aufgestellt. Wenige dieser Denkmale von würklichen Werth; für die besten halte ich: eine Diana , einen Sturz, der, in der Anlage des Gewandes, mit der schönen von Algardi restau- rirten Figur, in der Villa Borghese Zingara genannt, Aehnlichkeit hat, aber flüchtig und wie es scheint in später Zeit gearbeitet ist. Zwey weibliche Köpfe, auf kostba- ren Büsten von orientalischen bunten Steinen, Jaspis, Alabaster pp. Diese Köpfe sind aber beschädigt und nicht zum besten restaurirt. In verschiedenen kleinen Zimmern befinden sich sehenswerthe kleine Gemälde; mehrere von Watteau , Lancret , Bild- niße von Rigaud , worunter das, durch Edelinks Kupferstich bekannte vom Bildhauer du Jardin . Sie sind äu- ßerst kräftig ja in dem Schatten schwarz, mit guten warmen Fleisch- tinten, doch in weiß und roth zu wei- len etwas übertrieben gemalt. Du Jardin (der Bildhauer) ist am Hemdeermel der rechten Hand beschädigt und schlecht restaurirt. Vielleicht sind noch andere dergleichen Stellen bey näherer Beschauung zu bemerken. Am Morgen eben dieses Tages be- sah ich noch einmal die Abgüße der Arginetischen Statuen und die vom Parthenon . Von jenen wurden meine frühern Wahrnehmungen durch diese wiederholte Ansicht mehr bestätigt. Man muß indeßen diese Abgüße mit ruhigem Bedacht ansehen um nicht irrige Meynungen über die Monumen- te selbst zu faßen: denn der Restau- rator in Rom hat sich die Freyheit genommen seine neuangesetzten Glie- der eben so an der Oberfläche durch beitzende Mittel rauh anfreßen zu laßen als Zeit und Witterung an dem ursprünglichen alten gethan haben. Glück- licher Weise hat er an Beinen und Ar- men gemeinere Natur vor sich gehabt als der alte Künstler und verräth sich meistens dadurch, an den Köpfen ist sein Styl gebildeter. Die Denkmale vom Parthenon wer- den, bey jeder neuen Ansicht, nur herr- licher, edler, großer, erscheinen vol- lendeter gedacht. Wenn man die Reliefs vom Fries genauer betrach- tet, so gehen gar manche kleine Verstö- ße wider die Zeichnung hervor; an manchen Stellen sind die Figuren flach gehalten, weil der Marmor nicht stark genug war, ein andermal ist ein Bein oder ein Arm zu kurz, wiederum sind Augen an Profilköpfen zu lang, fast wie en façe gezeichnet, doch schadet alles dieses der guten großen Würk- ung des Ganzen, welches von Jenen belebt ist, wenig. Eine, kürzlich aus Egypten ange- kommene Mumie wurde uns gezeigt, sie ist wohl erhalten, mit Baumwollen zeug, von verschiedener Feinheit, sorgfältig umwunden und steckt noch voll von solchen kleinen Götzenbildern aus grünlichen Schmelz; vorzüglich ist der Sykomoruskasten, in welchem sie liegt, merkwürdig, durchaus mit weißer Grundfarbe, von Gyps, oder Kreide, überzogen und bunt außen und inwen- dig übermalt. Manche dieser Zierra- then, besonders am Deckel von den Hüften bis an die Füße sind flach erhaben, und sodann mit Farben angestrichen, die übrigen bloß Um- riße, etwa wie mit einem Pinsel gezogen, weder sonderlich sorgfäl- tig noch sonderlich meisterhaft, son- dern so wie auf schlechten Töpfer- werck oder geringer Majolika und diese Umriße mit verschiedenen Farben ausgefüllt; von Licht und Schatten keine Spur. Die blaue Farbe läßt sich rauh anfühlen und scheint Schmalte zu seyn. Ein braunlicher Firniß ist nicht sehr egal über die gesammten Malereyen aussen auf den Kasten gezogen, die auf der inwendigen Seite haben keinen solchen braunlichen Ueberzug. Wie alt dieses Werck sey? kann ich freylich nicht sagen oder vermuthen, aber von Griechischer Art und Kunst hat es nichts an sich, wie besonders die Züge des Gesichts Mund und Augen beweisen. Die Bedeckung des Kopfes am bemalten Mumien Kasten ist dunkelgrün und weißstreifig. Mittwoch den 11 n Octbr. Der Heutige Tag verging unter beständigen Beschauen einer Menge Kunstwerke. Herr Minister von Humbold . Abgüße verschiedener erhobener Arbeiten, Bruchstücke des Frieses vom Parthenon welche sonst nicht abge- goßen sind ( Fragment eines Minervenkopfs vom Giebel, über Lebensgröße, be- wundernswürdig wegen der Grosheit des Styls, der schönen Formen. Die Stirn ist über die Maßen groß und schön, die Augen, welche hohl sind, indem die Augäpfel von anderer Materie ein- gesetzt waren, haben einen sehr ma- jestätischen Schnitt, die rechte Wange, von welcher etwas übrig geblieben, ist nicht weniger vortrefflich, die Haare zwar drathartig aber zierlich und sehr fleißig ausgeführt, sind mit Geschmack angelegt und man sieht daß große Locken derselben der Statue auf die Schultern herabfloßen. Dieses Fragment wird an Adel und Schön- heit wenigstens keinem der noch vorhan- denen weichen, wenn es nicht gar alle übertrifft. ) Ein recht gut gemaltes, recht gut colorirtes und kräftig beleuch- tetes weibliches Portrait (Brustbild) von Schick. Ein treffliches Gemälde von Filippo Lippi: Maria das Kind Je- sus anbetend, daneben den kleinen Johannes welcher wunderschön und lebendig ist, wie auch den heiligen Joseph dar- stellend. Die Schatten sind etwas grau, die Lichttinten aber haben einen guten Ton und das Ganze ist theils fleißig ausgeführt, theils wohl erhalten. Eine schöne alte Copie von Ra- phaels Grablegung. Ein altes Fragment von Mar- mor, was wo in flacherhobener Arbeit ein Faun dargestellt. Geheime Rath Kohlrausch . Viele Kunstsachen, Zeichnungen, Gemälde in Oel, en Gouache und sonst, meistens von lebenden Künst- lern in Rom gesammelt. Landschaften von Koch , Reinhard , Vogd und anderen. Es geht aus denselben hervor daß die Landschafts- malerey eben so im Abnehmen ist wie jedes übrige Fach, an Composition ist kaum zu denken, die Haltung wird fast von allen vernachläßigt, so auch die malerische Wirkung von Licht und Schatten. Judith mit dem Haupte des Ho- lofernes , schönes Bild von Christoph Allori . Der Kopf der Alten ist be- sonders gut gemalt, von schönem warmen Colorit, Geiste und Ausdruck. Zeichnungen von Thorwaldsen , von den Riepenhausen ; eine große, mit Andeutung der Farben von Car- stens , sie stellt ein griechisches Gastmal dar. Ein Paar historische Gemälde von Koch . Der Erlkönig von Reinhard ge- zeichnet und mit etwas Farbe. Der Reuter reitet im Sturm dahin und hält das Kind in den Armen. Er ist sammt dem Pferd gut gruppirt und hat viel Bewegung. Erlkonig schwebt im in Wolken, die Landschaft ist blos Ne- bensache. Ein altes Gemälde (Madonna) auf Gold Grund, angeblich von Giollo , aber wohl später entstanden wie die Zeich- nung verräth. Die Zeichnungen zu den in Kupfer gestochenen Umrißen der bronzenen Thüre des Ghiberti . Die Königl. Gallerie auf dem Schloße . Enthält eine große Anzahl guter Gemälde, vornemlich von Rubens , Van- dyk , Jak. Jordäns und von Kranach . Unter denen von Rubens nehmen sich als ganz vorzüglich aus: Die Geschichte mit dem Erechteus , worin sich drey, mit ungemein blühenden fri- schen Tinten gemalte nackte weibliche Figuren befinden, auch sind sie von zierlichen Formen, edler als dem Mei- ster gewöhnlich, zumal die eine deren Kopf und Schultern im in lichtem Schatten stehen. Zweytens Herkules den Nemeischen Löwen erwürgend, sehr kräftig, besonders sind die Thiere vortrefflich. Drittens ein Bachanal. Viertens eine Jagd des Calydonischen Schweins, die Thiere von Sneyders . Eine Hirschjagd von Fyt , keck ge- malt. Der Bau des Babylonischen Thurms von Paul Brill , großes Ge- mälde und man kann wohl sagen kleine Welt. Das ganze Treiben, die Gewer- be einer großen an einem großen Fluß liegenden Stadt, ist dargestellt und alle Beschäftigungen und Vor- richtungen welche ein ungeheurer Bau erfordert; selbst die Kalk und Ziegelöfen sind nicht vergessen. Von Vandyck sind hier mehrere schöne Bildniße, wie auch ein Paar historische Gemälde, die zu seinen besten Arbei- ten in diesem Fach gehören. Von Jordaens zwey vorzügliche Werke, eins den Satyr beym Bauern, das andere noch schönere ein häusliches Mahl darstellend. Zu bemerken: In den König. Zimmern ist die Geschichte vom Satyr beym Bauern von Jordaens noch einmal etwas abge- ändert und nicht weniger vortreff- lich dargestellt. Von Ferdinand Bol eine vortreff- liche gemalte Charitas . Viele Gemälde mit Figuren in halber Lebensgröße, oder etwas weniger, stellen die ganze Leidensgeschichte unsers Herrn dar und sind von Lu cas Kra- nachs besten Arbeiten. Weiter sind von ihm vorhanden zwey Venus - bilder, ein Adam und eine Eva , alle vier Lebensgroße Figuren gut colorirt, ferner ein launiges Gemälde von der Jugendquelle. Alte Weiber entkleiden sich, steigen in den Teich und werden allmählig jünger; ver- jüngt begeben sie sich in ein Zelt und kommen schön angezogen her- vor um im Reigen mit jungen Rittern zu tanzen zu schmausen und zu kosen. Das Bildniß eines Cardinals Chur- fürsten von Maynz oder Cölln der aus dem Hause Brandenburg war, gilt auch für Cranachs Arbeit und ist vortrefflich, großartig im Styl der Formen, gut colorirt und von einer bequemen würdigen Stellung. Mehrere Bilder von den Breughels Eine Hölle vom Hollenbreughel setzt wegen der großen Mannigfaltigkeit phantastisch komischer Einfälle in Verwunderung. Die Geschichte wie Blin- de sich führen und leiten wollen zu sammen ins Waßer fallen ist sehr geistreich gemalt. Ein größeres Bild mit sehr vielen Thieren und reicher Vegetation schön ausgeführt von Rolani Roland Savary hat zwar einen etwas strengen Stiel in den Thieren und die Landschaft ist grün und blau aber übrigens ist das ganze Werck voll Sinn, Geist, Ausdruck, ein vortreffliches Stück. Ein beträchtliches großes mit un- zähligen Figuren angefülltes Gemälde von Michel Angelo Cerquotzchi oder delle Battaglie. Es stellt einen solennen Einzug von Prinzen oder Cardinälen vor, ist sehr geistreich gemalt, kräftig und erinnert an die Arbeiten des P. de Laar ; dieser malt nur zarter und hat mehr klares in den Schatten. Ein vortreffliches Gemälde von zwey Wechslern von Quintin Nessis . St: Bruno betend von Le Sucur hat Ausdruck und gut Maßen ernstes Colorit und gelben Ton. Das Ganze ist feyerlich ernst, ruhig, fällt aber nicht eben angenehm in die Augen. Von Italianischen Bildern ist ein Bataillen Stück kleine Figuren nicht un- wahrscheinlich dem Julius Romanus zu zuschreiben. Die Sündfluth etwa 5-6 Fuß breit 4-5 Fuß hoch wird für Arbeit des Domenichino angegeben und hat allerdings, in den vielen wohlgezeichne- ten nackten Akademie Figuren, wie auch in den Falten des Mantels eines zu Pferde sitzenden Mannes etwas von Domenichins eigenthümlichen Geschmack und Styl. Es ist in den Schatten schwarz geworden hat im Ganzen wenig Har- monie des Tons der Farben und der Beleuchtung und wäre sonach auf keinen Fall unter die sehr guten Arbeiten des Meisters zu rechnen, wiewohl die Figuren jede einzeln betrachtet viele Verdienste zumal in Hinsicht auf Zeichnung haben. Ein großes schönes kräftig gemaltes Bild von Cignani den Raub der Pro- serpina darstellend. Ein Heiliger in Wolken schwebend, verklärt mit Engeln umgeben, wird dem Luca Giordano zugeschrieben. (?) Der Kopf des Heiligen, sein Meßgewand pp. sind meisterhaft. Von Baßano ein schöner Eingang in die Arche und der barmherzige Samariter. Es sind auch Gemälde von Paul Veronese und von Tizian vorhanden, doch keine ausgezeichnet bedeutenden, und mögen vielleicht auch nicht unbeschä- digt seyn. Ruhe auf der Flucht nach Aegypten angeblich von Albani wahrscheinlicher von Fr. Mola . Auch von Guido finden sich ein Paar Stücke. Esther vor Ahasverus ; frühe, kräftige Manier. Venus und Cupido hat gelitten, ist aber in der späten, hellen Manier gehalten. Fortuna sehr gut, wenn nicht Original, wenigstens von Simon de Pesaro . NB Sie dreht nicht wie die Capitolinische eine Krone auf der rechten erhobenen Hand sondern hält einen Beutel in derselben aus welchem Goldstücke fallen. Ist zwar schön gemalt, hat aber doch nicht den zarten Silberton der Capitolinischen. Ein großes, den Noah mit seinen Söhnen darstellend, von florentinischen Meister, manierirt und den Styl des Michel Angelo nachahmend; im ganzen verdienstlich. Zwey schöne Gemälde von Poussin , die Erziehung des Bachus ; Liebesgötter tragen den schlafenden Rinaldo . Ein Paar schöne Bilder von Gerhard Lo... in dem ihm eigenthümlichen Silbertone gehalten. Das durch Kupferstiche bekannte schö- ne Bild von D. Teniers wo er auf dem Violoncello spielt seine Familie zuhört. Eine Landschaft nicht groß, herrlich erfunden und wahrscheinlich ein Werck des Domenichino . Eine Landschaft beschädigt, aber sehr wahrscheinlich von Tizian . Die nach Verhältniß große im Vordergrunde liegende weibliche rothbekleidete Figur ist sehr beschädigt verwaschen und frisch übermalt; das neben ihr liegende Hündchen ist noch wohl erhalten. Unter vielen Gemälden in den Königlichen Pracht- und Thronzimmern ist besonders merkwürdig ein rundes Gemälde, den Herzog und die Herzoginn von Ferara , nebst drey Kindern darstel- lend; es wird für Arbeit des Correggio ausgegeben, scheint aber vom Daßo zu seyn und hat große Verdienste, ausnehmend belebte Köpfe. Ein wunderschönes Brustbild eines Mannes in reich gezierten Harnisch von Rubens eine treffliche Copie der Magdalena des Correggio von Dietrich . Ein vortreffliches kleines Gemälde, worauf aus dem Incendio des del Borgo der junge Mann welche r den Vater trägt, die alte Mutter, der neben- gehende Knabe, der Jüngling der sich von dem brennenden Gebäude herunter läßt, die Frau welche aus den Flammen dem Manne das Kind zureicht und die- ser Mann der sich auf die Zehen hebt solches zu empfangen, sehr gut gezeich- net, leicht, jedoch geistreicher gemalt sich befindet. Antiken. Der sogenannte Genius von Bronze. Die schönste bronzene Figur welche ich je gesehen, eleganter noch als der Flo- rentinische Jüngling und in den Formen schöner, edler wenn gleich nicht so wahr- haft als der Dornauszieher. Die Haare sind nicht drathartig, sondern auf Weise der spätern Marmorarbeiten, leicht und in dünne Locken gehalten, der Kopf muß sehr schön seyn doch kann man nicht genau urtheilen weil das Werk so hoch steht. Es giebt ein Paar Stellen am rechten Schenkel, am Leib und wo die Arme eingefügt sind welche beschädigt scheinen und neu zugestrichen oder auf andere Weise ausgebeßert. Markus Aurelius , große Statue, woran der Harnisch sehr schön gear- beitet und mit Victorien verziert ist. Der Kopf hat viel gelitten, und nur das linke Bein ist alt, Arme und rechtes Bein auch sonst noch einiges neu. In der Bibliothek sind ein Paar nicht große weibliche aber stark ergänzte Figuren, die eine, sehr gebückt sitzend, scheint von ziemlich guter Arbeit. Ein nahe liegendes Cabinet enthält nebst einigen, wie es scheint guten, aber zum Theil schlecht erhaltenen Köpfen, eine drappirte, im egytischen Geschmack gearbeitete weibliche Figur von dun- kelgrauem Marmor, deren Kopf derjenige seyn soll der nach W. einer Isis im Capitol fehlt. Ich mei- nes Orts möchte diesen Kopf zwar für alt aber an mehreren Stellen überarbeitet halten. An der Figur worauf er steht, dürfte der Körper und ein Theil der Beine auch alt seyn; unten aber ist viel Neues und der ge- nannte obere Theil wohl ohne Zweifel an mehreren Stellen überarbeitet. Es giebt überhaupt in der Bibliothek noch mehrere antike Köpfe, welche hoch auf den Schränken stehen, woun- ter gute Stücke seyn mögen. Eine Maske scheint recht gut. Auch in den Zimmer n des hohen Stockwerks, welche an der Gallerie liegen und in der Gallerie selbst giebt es antike Köpfe und unter denselben einige recht gute. Aus einem bronze- nen, der eine Minerva ohne Helm vorstellen mag, etwa halb Lebens groß weiß ich nicht recht was ich machen soll. Es scheint nachgeahmt alter Styl aber das Ganze ist räthselhaft. In den vorgedachten Prunkzimmern des untern Geschoßes befindet sich auch eine schöne große Urne, von orientalischen Alabaster. Diese Bemerckungen die Gemäl- de und Antiken des Schloßes betref- fend sind größtentheils Donnerstags den 12 Octobr gemacht worden, als wir die Gallerie noch einmal besahen. Freitags den 13 n October. 20. Das große neue Theater besehen und die Innere , jedes Bedürfniß befriedigende Einrichtung bewundert. Es soll 1700 Zuschauer faßen können und sieht bey weiten kleiner aus als es wircklich ist. Die Säle zu Proben, zu Musik, zu Gesellschaften, der Zu- sammenhang aller, oder eines großen Theils derselben für große Feste, ist wegen der verwendeten Umsicht und Ueberlegung des Baumeisters wahrhaft bewundernswerth. Fer- ner setzt der Aufwand mit dem die Festigkeit bezweckt, die Pracht der Verzierung in Erstaunen 800 m Rthr. sollen schon verwendet seyn und leicht kann die Million voll wer- den. Der Plafond im Saal des Thea- ters über den Sitzen der Zuschauer ist sehr niedlich, wie ein ausgespann- ter an goldenen Knöpfen befestigter Teppich, in deßen Feldern die neun Musen von Wachs gemalt; über den Proscenium ist ist die Decke mit einem Bachanal von Schadow gemalt, wel- ches gute Gruppen enthält aber et- was eintönig ist. Ein Saal ist an der Decke und, unter derselben an der Wand mit Quadraten und diese mit Gemälden geziert. Die Gallerie für die Zuhörer im Musiksaal decoriren allerley Scherze von Liebesgöttern. Der Musiksaal selbst hat ein sehr reiches Plafond, auf zwey Seiten Saulen, an den andern Pilaster und über den Pilastern Figuren wie Caryatiden, aber in freyen Stellungen. Ein Saal ist mit Nischen für Brustbilder be- rühmter Schauspieler eingerichtet. Der erwähnte Musiksal erhält in seinen Nischen berühmte Meister der Musik; ein anderer die berühmtesten dra- matischen Dichter. Sonnabend den 14 Novbr. Die ganze, der Akademie der Wissenschaften gehörige Sammlung Mionettischer Münzabgüße, ungefähr 20000 Stücke unstreitig sehr belehrend, so im Fach der Geschichte, wie der alten Münzenkunde, Kunstgeschichte und Mythologie. Aus der großen Menge Münzen von Athen, Syrakus, Alexan- drien läßt sich auf den Handelsflor dieser Städte auf verschiedene Zei- ten schließen. Zu bemerken: eine Athenische Tetradrachme. Sie hat einen Minervenkopf von großer Schönheit und ist ein Werck der besten Zeit. Diese Münze kann neben den schönsten Syrakusanischen gesehen werden und steht wenigen nach. Die vielen Böo- tischen Münzen fast alle von einer- ley Styl und Art des Gepräges, gehören vermuthlich der kurzen Zeit an, da Böotien durch Epaminondas Genie und Muth über die Griechen gleichsam herrschte. Etwa ein Dutzend sehr unzüchtige Darstellungen, sogenannte Spintherien sind meistens von gar schönem Gepräge und die Figuren vortreff- lich angeordnet; man kann füglich glau- ben sie seyen nach Darstellungen der berühmten Meister gemacht, von denen Plinius anmerkt sie hätten dergleichen unzüchtige Bilder verfertigt. Einige Münzen der Macedonischen Colonie Städte, an Indiens Gränzen, durch Alex- ander den Großen gestiftet, haben schönes Gepräg von Figuren in gutem Style gearbeitet. Sonntag den 15 n Octbr. Die Solische Sammlung Eine wirklich zahllose Menge von Gemälden, vorzüglich aus der ältern Italiänischen und ältern Nieder- ländischen Schule; die Italianer walten in der Anzahl, wenn nicht auch in der Seltenheit vor. Vieles ist mir nicht im Gedächtniß geblieben; Ich erinnere mich jedoch als Haupt- stücken. Großes Gemälde die Auferstehung Christi von Ghirlandajo ; die Schatten sind so wunderlich mit kleinen Strichen gleichsam überschrafirt und diese Striche ohne Biegung ganz gerade gezogen daß das Ganze ein wenig frostig wird, indeßen hat der Aus- druck immer noch viel Kraft es sind sogar Köpfe die, schön beleuchtet, viele Würkung thun. Mehrere von Sandro Botticelli . Es fehlet nicht an Werken des Fra Bartholomeo , worunter sich eine Him- melfahrt der Maria auszeichnet, wel- che des Meisters letztes Werck und vom Mariollo Albertinelli geendigt seyn soll. Von diesem letzteren sind auch Arbeiten vorhanden Ein großes Bild von Fra Angeli c o da Fiesole Bilder von den Pol l ajuoli . Mehrere von Lorenzo di Credi , worunter deßen berühmte Anbetung der Hirten; indeßen kommen mir die Schatten rother vor als sie mir sonst in der Kirche St: Chiara geschienen. Ein gutes Gemälde von P. Perugino . Mehrere dem Leonard da Vinci zu- geschriebene es zeichnet sich jedoch keines als Hauptstück aus. Ein weiblich Brust- bild Profil, blühend colorirt, schön von Zügen fleißig behandelt, ist sehr schätz- bar und das Beste unter den dem Leonardo zugeschrieben Bildern; es hat indeßen nicht seine gewöhnliche Art zu malen an sich. Eine Madonna von Rafael , in dessen erster Manier, sehr zart, unbeschädigt und unbezweifelt ächt. Ein großes Gemälde Amor und Psyche etwas manierirt angeblich von Perin del Vaga . Heilig Auch Werke vom Puligo und vom Bacchiacca glaube ich angetroffen zu haben. Heilige Familie , gut und groß, an- geblich von And. del Sarto ; St. Joseph und das Kind wären seiner nicht un- werth, Maria hat weniger Ver- dienste. Gute Gemälde von Fra Philippo Lippi , deßen Heilige von dessen Sohn Filippino . Von den Bolognesern ist eine große Anzahl vorhanden, vom Francia Vater und Sohn mehrere; Vom Amico Aspertino , von Inocenz da Incola , Bagnocavallo , Sabattini pp. auch ein Paar gute Bilder von Guido und ein sehr schönes großärtiges vom Quercino Eben so oft begegnet man Arbei- ten der Bellini , Vivarini , Victor Carpacio pp. Vom Joh. Bellini sind Wer- ke aus allen Epochen seiner Kunst und Lebens vorhanden. Von der magern dür- ren und schwachfarbigen Manier, bis wo er, in Gluth der Tinten, mit Giorgione und Tizian wetteifert. Von letzterer Art ist besonders ein herrliches Madon- nen Bild merkwürdig; Auch von Antinello da Meßina ist ein beträchtlich großes Gemälde vorhanden. Endlich krönen die Abtheilung der Sammlung Bilder von Giorgione und Tizian , Palma Vecchio , Paul Veronese und Tintoret . Tizians eigenes und von ihm selbst gemaltes Bildniß ist ein großes Meisterstück. Ein todter Christ vom Squarcione und zeigt schon das harte Eherne welches später in des Mantegna Werken mit beßerer Kunst verbunden scheint. Ein vortreffliches Bild in halben Figuren wo die Madonna das Christkind eingewickelt vor sich hält, mehrere Heilige stehen bey ihr, ganz unversehrt nur schmutzig. Maria mit dem Kinde ; als Als Einfaßung hat der Meister auf allen vier Seiten kleine nackte Engel gemalt, welche die Paßions Instrumen- te halten. Zwey Grau in Grau von Manteg- na gemalte Tafeln stellen die Geschich- ten es Horatius Cokles und des Mutius Scävola dar, zeigen ganz seinen Stiel , sind aber nicht so ausführlich als er sonst pflegte. Ein todter Christus mit zwey En- geln welche ihn halten kann wohl für Arbeit des Correggio genommen werden; erste frühste Manier. Von Luini , Cesare da Sesto , Melzi , Mark d’Oggionno und andern alten May- ländern ist manches und Gutes vor- handen. Von alten Niederländern sind erst- lich Sechs ungemein wohlerhaltene, auf beyden Seiten bemalte Thüren oder Gemäldedeckel von Joh. von Eyck . Sie stellen zwey Figuren Grau in Grau als Statuen vor, zwey Bild- niße betender Personen; der Mann ist laut Inschrift Hub. von Eyck . Die Verkündigung und über derselben zwey Evangelisten. Inwendig ein Zug Reuter, gerechte Richter genannt auf schönen Pferden von denen eines wiehert. Gegenüber betende Pilger worunter St. Christophel . Auf der innern Seite derjenigen Flügel wo sich die betenden Personen befin- den ist wieder ein Zug Reuter, auf noch beßer gemalten Pferden und ihnen gegenüber ein Haufe Einsied- ler; treffliche Figur, gute Köpfe und wohl gefaltete Gewänder; in- wendig auf dem fünften sechsten Deckel sind lobsingende Engel, mit kostlichen Gewändern angethan und gelten als von den besten Arbeiten des Meisters . Alles wohl erhalten und von Alters her unberührt. Ein Christuskopf ganz en face mit Joh. von Eycks Namen und 1438 gemalt verdient Bewunderung wegen dem sehr blühenden Colorit, und ungemein fleißiger Ausführung; er steht nicht weit hinter dem Chri- stuskopf von Hemmelink , welchen die Herren Boissere besitzen. Von Hemmelink genannt sind mehrere schöne Bilder. Eine Anbetung der Könige ist wohl gewiß von ihm; die schöne Farbe, die köstlichen Ge- wänder, das herrlich gemalte Ge- schmeide pp. In den Zimmern von altdeutschen Gemälden fehlt es nicht an Cranachs , G. Pens , u dergl. ein großes wohler- haltenes Gemälde ist von Martin Schön . Ein kleines Bildniß, das Gesicht ins Profil gewendet stellt eine Königin von England vor, reich gekleidet, von sehr reinen schönen Formen des Ge- sichts und der Hände, ungemein zart ausgeführt, beynahe ohne Schatten, blühend colorirt; soll von Holbein seyn und kann für ein Meisterstück dess. gelten. Ein Männliches Bildniß, Lebens- große Halbfigur, reich gekleidet, und mit vielen Nebenwerck von Briefen pp. soll ebenfalls von Hollbein ver- fertigt seyn und ist, in geistreicher Darstellung, so wie am wahrhaften Ton des Colorits und meisterhaft sorgfältiger Ausführung unver- beßerlich schön. Mir kommt es indeßen nicht vor wie ein Werck von Holbeins Pinsel; ob ich gleich den wahren Meister nicht zu nennen vermag, es kommt der Art nahe wie Morone gemalt hat. Ein großes aber verwaschenes Gemälde vom Parmegianino . Eine kleine Heilige Familie , scheint ebenfalls ihm anzugehören; sodann giebt es Werke von Campi . Vom alten Bramantino von der Schülerin des Fra Bartholomeo Suor Plautilla Nelli ; ein . Ein schönes Bild von Castiglione habe ich ebenfalls bemerkt. u. s. w. Montags den 16 Octbr. Vom Husten den ich mir vorgestern bey Schultzens Abendeßen, gestern in Schleyermachers Predigt und der leidigsten Kälte in der Soli schen Ge- mälde Sammlung hohlte sehr geplagt, geschah nichts als den Rectorats- Wechsel auf der Universität bey- gewohnt, und Visiten gemacht auch mit Herrn Staatsrath Schulz ver- abredet zu Ende der Woche die Reise nach Potsdam zu unternehmen. Dienstags den 17. Octbr. Das Zoologische Museum gesehen. Mittwochs den 18 n Octbr. Nochmals die Soli sche Sammlung gesehen und der sogenannten Gesetz- losen Gesellschaft im Thiergarten beygewohnt, wo viele Mitglieder und Gäste derselben beygewohnt versammelt waren. Donnerstags und freytags den 19. & 20. Reise nach Potsdam und Besichtig- ung der dortigen Merkwürdigkeiten. Gallerie von Sans Soucy . Bewundernswürdige Gemälde von Vandyck von den besten sind erstens die vier Evangelisten gut gedacht und wunderschön gemalt. Zweytens eben so schön, wie Isaak den Jakob den Seegen giebt. pp. Von Rubens mehrere. Die Aufer- weckung des Lazarus ; eine Maria wel- che dem vor ihr liegenden Kinde Milch in den Mund spritzt. Perseus und An- dromeda. pp. Herrliche geistreiche Skizze zu einen großen Gemälde Maria auf dem Thro- ne den heiligen Sebastian nebst vie- len andern Heiligen darstellend. Von Rembrand . Moses zerbricht die Gesetztafeln; vortreffliche berühm- te Halbfigur, voll Ausdruck und Wirk- ung. Das noch berühmtere Bild dieses Meisters, ein Graf von Holland und Flandern im Gefängniß, es scheint unmöglich mit mehrerer Rundung und wärmeren Colorit zu malen, die Figuren lösen sich wahrhaftig vom Grunde ab. Esau erhält von Jakob den Seegen von Livens ; ein treffliches Werck welches noch weit trefflicher er- scheinen würde wenn es nicht neben den beyden unnachahmbaren beyden Rembrands aufgestellt wäre. Vertumnus und Pomona Figu- ren in Lebensgröße und reicher landschaftlicher Grund, angeblich von Leonardo da Vinci , und dieses Meisters, zumal was Kopf, Brust und der dünn bekleidete, durch das Gewand durchscheinende Leib der Pomo- na betrift, wohl werth; übrigens ist das Werck an mehreren Stellen beschädigt und restaurirt. Eine Madonna mit dem Kinde , etwa halblebensgroß von eben diesen Meister , ist ein edles Werck doch et- was verwaschen. Europa von Guido Reni , Ge- mälde von mehreren Figuren und aus des Meisters guter Zeit. Mehrere Gemälde, Venus Bilder darstellend, werden für Arbeiten des Tizian ausgegeben, sind, ob schon nicht ohne Verdienst seiner nicht werth. Eine in der Stellung des liegenden Her- maphroditen ist indeßen von seiner allerbesten Kunst, nur sehr beschädigt und restaurirt. Ein vortreffliches wohlerhaltenes Gemälde von Paul Veronees ; Maria sitzt auf dem Thron, bey ihr stehen zwey Heilige St: Hieronymus und St: Andreas . Cherubinsköpfe hal- ten zu beyden Seiten den Schleyer der Maria empor. Coriolanus , großes Gemälde von Cyro Ferri . Io von Correggio und Leda von ebendemselben . beyde zwar sehr beschädigt aber doch der Beschädigungen und Restaurationen ungeachtet noch ehrenwerth. Der Körper der Io ist von wundersamer Anmuth, Fluß und Guß der Umriße, der Farbe und Behandlung; der in Wolken ver- hüllte Gott umfaßt sie, ihre Formen fließen gleichsam in die Wolke über, die dammernde Beleuchtung von Halblicht giebt dem Ganzen etwas Ge- heimnißvolles, schwebendes, verschwin- dendes, was vortrefflich erdacht ist. Das Gemälde von der Leda ist viel heiterer, auch blühender colorirt, alles ist fröhlich, die Mädchen scheinen mit den Schwanen nur zu spielen; die schalckhaften Liebesgötter triumphi- ren schlau und schelmisch, aus dem Bilde den Beschauer anblickend, dazu sind sie wie mit Rosen aufgenähet. Auch Leda ist sehr blühend colorirt, wie man noch an ihrem linken Bein und an den Füßen sieht. Die Landschaft ist anmuthig. Im Ganzen ists eine höchst liebliche und kunstreiche Com- position, und schwerlich hat je ein Maler von den alten Fabeln einen glücklichern, sinnreichern Gebrauch gemacht als Correggio in diesen zwey Meisterstücken, die leider in schlechten Zustand gerathen sind. Ein großes Bild, angeblich von Julius Romano . Ein junger Mann und eine Frau liegen auf einem Bette einander in Armen, eine alte lauscht hinter der Thüre. Gelehrt gezeichnet mit vielem Fleiß ausgeführt, grau colorirt, doch kräftig; aber alles streng, ja gar etwas hart. Die Figuren sehr nackt und in gewaltsamen Stellun- gen, ohne Grazie. Es erhält Ehre genug wenn man den Primaticcio für den Meister hält. Zwey vortreffliche Teniers ; einer stellt die Versuchung des Heiligen Antonius dar. Ein beschädigt Bildchen wird für Correggio gegeben, stellt die Madonna das Kind und den Heili- gen Antonius dar; hat den Schein von Correggio , aber nicht den Geist desselben, und möchte eine von den Nachahmungen seyn welche Luc. Giordano zu machen versuchte. Das Urtheil des Paris von Luc. Giordano ; großes Bild so schön als dieser Meister nur je zu machen verstanden hat, die weiblichen Figuren sind vortrefflich gemalt. Zwey schöne Gemälde von Albano , das eine Venus von Liebesgöttern und Grazien umgeben; das andere Adonis nimmt Abschied von der Ve- nus , Mars in den Wolken, sendet den Eber ab, Rache am Adonis zu nehmen. Philosoph von Rembrandt . Heilige Familie von Saßo Ferrata ; wo St. Joseph dem Christkind die Hand küßt. Fleißig gemalt; Maria aber hat keine edeln Züge. Heilige Familie von Mengs; Maria und Kind scheinen Bildniße; kräftig colorirt, fleißig ausgeführt, das Kind ist wirklich ein hübsches Kind, nur kein Christus . Antiken. Zwey große Statuen, worunter eine Betende wirklich gut gearbeitet ist. Das Mädchen mit Spielknochen vortrefflich gearbeitet; eine jugendliche Gestalt. Die nackten Theile von der Brust und linken Schulter sind gute Restaurationen, auch der eine Fuß, rechte Hand und ein Theil des Arms Der Kopf ist gut; antik zwar, scheint aber der Figur nicht anzugehören. Bachantinn, deren Rücken schön ge- arbeitet ist. Schöner großer Kopf des Antinous ; . . Schöner behelmter Kopf des Perikles . Einige ganz gute Köpfe römischer Kayser. Marmor Palais . Zwey weibliche Statuen, Venus Bilder oder Nymphen, deren nackte Körper, oder Sturze schöne Formen haben. Ein großer Vertumnus , den Schoos seines Fells voll Früchte tragend. Der schöne Kopf hat die Miene eines Eskulapius , ist aber bekränzt. Leib und Beine sind vortreffliche Arbeit. Eine sitzende weibliche Figur halb- lebensgroß, gut drappirt. Ein Bacchus und und eine andere Figur eines Jünglings, mit schönem Mer- kurskopf, sind beyde von schönen For- men, sehr weich und fließend gear- beitet. Wunderschöne, wohlerhaltene Büste der Plotina . Eine gar merkwürdige Herme des Priapus , nicht groß und es ist schwer zu entscheiden ob sie wirklich von altem Styl ist, oder nur im alten Styl gearbeitet; die Augen sinken sehr gegen die Nase ab, der Barth ist spitz die Haare bilden einen Bogen von kleinen Locken, über der Stirn, ein Mäntelchen, von vielen graden Falten, bekleidet die Brust; darunter ist ein Fell. In den Händen hält er eine Patera und einen Staab, aber diese Hände und Arme könnten modern seyn. Eine Victoria von Bronze, etwa Fuß hoch, oder etwas mehr, ist schön ich möchte indeßen ihr Alterthum nicht beschwören. Eine Herme von Herkules . Nicht groß, der Kopf ist gute alte Arbeit von weißem Marmor, die Herme selbst von schwarzem, modern. Noch andere antike Marmorfiguren worunter ein hübsche gearbeiteter Apollo , der jedoch etwas schwerfällige Proportionen hat. Ein Aschenkrug von Marmor mit gewundenen Cannelaturen. Zwey große Blumengemälde, an- geblich von Huysum ; zwei Fruchtstücke angeblich von de Steens . Zwey große Landschaften von Hackert , nicht vorzügliche Arbeiten deßelben. Pallast zu Sans Souci . Aufenthalt König Friedrich des II. Hier giebt es in der Bibliothek vier gute Köpfe unter denen sich ein Ho- mer auszeichnet. Im Vorsaal, oder Flur eine große sitzende Statue des Trajan , von sehr guter Arbeit. In einer Gallerie daselbst stehen mehrere Statuen, deren Sturze alt und von guter Arbeit sind. Eine Minerva ist merkwürdig, weil sie den einen herunterhängenden Theil der Aegis mit der Hand aufhebt und im Schooß derselben ein Kind trägt, ungefähr auf die Weise wie der Herkules Comodus . Die Arbeit dieses Denkmals mag zwar den Kayser Zeiten angehören, ist aber eine wahrhaft seltene Dar- stellung. In einer tiefer liegenden Reyhe schöner Zimmer ist ein geraumiger Saal, mit einer Menge alter Büsten geschmückt. (Unten an den Wänden stehen kleine Figuren ebenfalls antik.) Es mögen im Ganzen wohl der Köpfe und Büsten funfzig Stücke, oder noch mehr seyn, und unter denenselben sehr schätzbare. Gemälde giebt es in der Königl. Wohnung, wie auch in den erwehnten Nebengebäude n wenig bedeutende. Bild- niße von Pesne , einige von Watteau und Lancret , Römische Prospecte von Pannini . pp. Im sogenannten neuen Palais , einem sehr weitläufigen Gebäude, giebt es eine Menge und zum Theil sehr guter Gemälde, worunter mir ein paar weibliche Halbfiguren, treff- liche Arbeiten des Guido ; ein vortreff- licher Ferdinand Bol und andere in Erinnerung gebracht geblieben sind. Der Gemäldeschatz hier ist sehr ansehnlich auch einige Antiken glaube ich gesehen zu haben. Ein Amor mit der Löwenhaut der Herkules ist gut gearbeitet und ein anderes Kind, in weiten Mantel gehüllt, sieht fast wie ein Telesphorus aus, ist es aber nicht, verdient eben- falls als treffliches Werck unsere Aufmercksamkeit. Das Meiste und vorzüglichste die- ser Art aber steht in einem Garten- gebäude, Antiken Tempel genannt, wo ein runder Saal ganz gefüllt angefüllt ist. Die sogenannte Familie des Lycame- des steht in demselben frey auf Fuß- gestellen. Der sogenannte Achilles ist ein sehr schön gearbeiteter Sturz eines bekleideten Bachus , deßen leich- tes flatterndes Gewand, bewunderns- werth ist. Ulyßes mag der Sturz eines Apollo Cytharoedus seyn, drey der Tochter der Lykomedes sind schön gearbeitete Sturze von Musen, gar zierlich ausgeführt scheinen die Falten des Untergewandes durch das zarte anliegende Uebergewand durch. An der Wand dieses Saals sind, auf kleinen Consolen, eine sehr be- deutende Zahl antiker Köpfe sehr hoch aufgestellt. Zwey Minervenköpfe über Le- bensgröße scheinen würdige Stücke, zumal der eine, dieser ist abge- goßen; ein Werck des hohen Styls und kann neben der Pallas (Brust- bild) aus der Villa Albani und der Pallas von Velletri stehen. Zwey oder drey Kopfe junger Faune, von denen die man für Copien des Praxiteles hält; Ein Jupiter Serapis, an dem der Scheffel abge- brochen. Dieser ist auch abgegoßen und vermöge des Abgußes zierlich gearbeitet fein, hat aber keinen großen Charakter. Sodann eine Menge Kayser und Philosophen, unter den letztern zwey sogenann- te Seneka , beyde abgegoßen der eine sehr alt und mit kurzem aber sehr starkem Barth. Auch ein Scipio mit der Wunde am Haupt. Sicherlich sind der Köpfe funfzig bis sechzig; freylich auch manches an denselben ergänzt, vielleicht gar ein Paar moderne mit unter- mischt. Im Garten ein großer Halb- kreis mit großen antiken Statuen besetzt, worunter einige schätz- bare Stücke. Der Trank eines Bogenschützen ist theils gut ge- arbeitet, theils eine seltene Dar- stellung. Zwölf römische Kayserbüsten, ebenfalls im Garten aufgestellt haben nicht viel zu bedeuten. Sonnabends den 21. Octobr. ist nichts gesehen worden. Frau von Kalb auf dem Schloß besucht. Mit- tags mit Herrn von Schmidt ; abends bey Hegel in zahlreicher Gesell- schaft. Schultze Marheinecke , Böck , Wilken , Zelter , Tölken und andere nebst Frauen. Sonntag den 22 n Octbr. Bey Seebeck , Mittag , Schultz , Lan- germann , Kohlrausch , Schinkel , Zel- ter , Schadow , Tölken , Hirt , Weise und andere . Abends bey Buttmann . Mittags Besuch bey dem schwedi- schen General-Consul Dähne , der schöne Gemälde vorwies. Ein ganz bewundernswürdiger Mondenschein von E. van der Meer Neer einen Canal mit anliegenden Häusern, auf der einen beschatteten Seite; auf der beleuchteten ein Landhaus von deßen Fenster die Strahlen des Mondes schimmernd glänzen; ein Hayn hoher Bäume liegt hinter dem Haus und verbirgt dasselbe zum Theil, der Hayn ist licht und durchscheinend. Von einem Spatzierweg längs dem Canal laufend, durchzogen, in der Ferne liegt ein Dorf, hinter wel- chem in fast funkelnder Helle der Mond aufgeht. Staffage : an dem Landhaus sitzt auf nett umschränckter Laub Bank ein junger Mann und Frau, vielleicht ein liebend Paar; zwey oder drey männliche Figuren weilen auf dem Weg am Canal, bey ihnen ein Hund, welcher das auf der Schat- tenseite des Bildes am Canal an- gezündete Feuer bemerkt und zu bellen scheint; Schiffe befahren theils den Canal theils liegen sie ruhig und zwischen ihnen schwimmt eine Schaar Enten, die Ausführung ist fleißig und zugleich meister- haft, die Färbung unvergleichbar. Ein treffliches kleines Bild von Ledae , eine schlafende Frau darstellend. Sie sitzt auf Reise- geräth, an einer Trommel, Soldaten scheinen sich in den von ihr erbeuteten Schmuck zu theilen. Maria , St: Anna und das Christ- kind , angeblich von Albrecht Dürer und ehemals in der Praurischen Samm- lung zu Nürnberg . Die Schatten fallen ins grünliche; St. Anna hat runde rollende Augen und ist nichts weniger als angenehm; Maria und das Kind haben keinen edeln Charak- ter sind aber doch geistreich. Ist das Werck von Albrecht Dürer so ist es doch keins seiner anziehend- sten Arbeiten. Ein artiger aber etwas verwa- schener Teniers , eine Bauerngesellschaft darstellend. Eines der besten kleinen Bilder von Lucas Kranach , den heiligen Christophel darstellend, welcher das Christkind durch den Fluß trägt, vor ihm her schwimmt eine Wasser- nixe als Syrene gestaltet; jenseits sieht man den Einsiedler mit der Laterne. Der Kopf des heiligen Christophs ist von edeln Zügen, wie ein Apostel oder Erzvater, die ganze Figur nicht übel gezeichnet, die Falten beßer gelegt als und schärfer gebrochen als Kranach sonst pflegte. Sehr schönes Bild von J. Steen . An einem Tisch sitzt hingelehnt das Haupt das Haupt auf ein reinliches Kissen gelegt, eine junge wohlge- kleidete Frau. Sie ist, wie man aus dem entzündeten doch keineswegs blühenden Farbeton ihres Gesichts deut- lich bemerkt, vom Fieber befallen. Ein Arzt steht vor ihr, fühlt ihr den Puls und sieht sie ernst und bedächt- lich an. Dieses Werck ist in allen sei- nen Theilen verdienstlich und ein wahres Meisterstück der malenden Kunst. Christus mit Dornen gekront, Halb- figur mit Händen, von Guido Reni ; leicht gemalt, blühend kolorirt, klare warme Schatten, würdigen Charakter und geistreichen Ausdruck Noch andere gute Bilder. Ferner, ein großer cylinderförmi- ges Gefäß von Elfenbein, größer als ich je eines aus einem Stücke ge- sehen habe. Die wohlgearbeiteten Figuren stellen den Raub der Sa- binerinnen vor und sind, wenn nicht nach einer Zeichnung des Julius Roman , oder des Polydor Cara- vaggio geschnitten, doch wahrschein- lich aus Werken dieser Künstler einzeln und gruppenweise ent- lehnt. Einige sehr schöne Handzeichnun- gen worunter eine von zum Pendono die S. Francesco eine von P. Cortona eine von Carracci , von Paul Vero- nese zwey von Guercino nebst mehrern andern schätzenwerthen Stücken sich befinden. Die ersten Wochentage gesellige Pflichten. Montags den 23: Octbr. Abends bey Staatsrath Schulz . Dienstag den 24 ej. bey dem- selben Kindtaufe. Abends Audienz bey der Prinzessin Wilhelm von Preußen ; sodann Liedertafel . Mittwoch den 25 Octbr. Bey Herrn Minister von Alten- stein , wo sich ein gutes Gemälde von Lucas Kranach , Herkules welcher spinnt befand. Ein anderes, eine Madonna, schien mir von Sasso Ferra- ta . Ein sehr zierliches kleines Brust- bild der Minerva von Erz auf der rechten Seite beschädigt; soll das Gewicht einer Waage seyn und wur- de in den bey Trieer veranstalteten Nachgrabungen gefunden. Donnerstag den 26 n Octbr. Morgens bey Rauch und Tieck , Mit- tags bey Dr . Kohlrausch , daselbst angetroffen Staatsrath Schulz , Rauch , Tieck , H. R. Parthey , Göcking , ein Unbekannter und mehrere Damen; ge- sehen außer dem schon Bekannten das Brustbild von H. Minister von Humboldt von Thorwaldsen , worüber Rauch ein gutmüthiges Bonmot machte. Freytags den 27 n Octbr. Morgens früh bey Schadow , wel- cher mir zwey von seinem Sohne ge- malte recht gut gelungene Bildniße zeigte. Er colorirt recht hell und zart, man könnte sagen zu blühend, (es waren männliche Bilde) macht etwas streng ungeschnittene abgeschnittene Umriße und bricht seine Farben in den Ueber- gängen und Schatten zu wenig, eigent- lich gar nicht. Nachher zu Zelter ; dann nach Ab- rede zu Staatsrath Nagler welcher eine der mannigfaltigsten Kunst Sammlungen besitzt. Vortreffliche Gemälde, vornemlich aus der den ältern deutschen und Niederländischen Schulen, alles sehr sauber meist gut erhalten. Christus am Kreutz mit drey andern Figuren von Wohlgemuth. Ein todter Christus , nebst mehr andern Figuren. Auch eine fürstliche Familie die an- betet; hierzu die Flügel mit drey Figuren von Heiligen, welche drey Bilder man ebenfalls für Dürers Ar- beit kann gelten laßen. Diana und Actäon von Heinz, mehreres von Penz und Altegräver. Deckel eines Gemäldes, angeblich von Eyck, sie sind in seiner Manier vornemlich die Gold durchwirkten Gewänder, aber beßer gezeichnet und colorirt. Ein sitzender Einsiedler; so die Farbe des Fleisches die magern Formen und der landschaft- liche Grund verrathen den Hemeling. Vieles von andern Niederländern zu- mal von Brill und Breughel . Maria mit dem Kind angeblich von Schidone bewundernswürdig rund, ein von der Neer , ein Polter , ein schöner Teniers pp. Sehr schöne Sachen von Elfenbein, Holz, Speckstein pp. eine große Me- daille von Dürer soll deßen Vater vorstellen in Speckstein. Deßen Frau in Medall oder Silber äußerst flach gearbeitet, das Gesicht von vorn. Ein Paar schöne Bronzen Florentinisch. Bewundernswürdige Kunkel sche Gläser. Gar viel gemalte Fensterschei- ben. Gläser, vortreffliche Majolika und geschmelzte Gefäße, einige geschnit- tene Steine, viele Edelsteine, Versteiner- ungen, Marmore, allerley Arbeiten aus Bernstein. pp. Eine große Sammlung von Ku- pferstichen, Zeichnungen und Holzschnit- ten. Seltene Drucke. Autographie pp. Mittag bey Herrn Minister von Altenstein in großer Gesellschaft. Abends bey H. und Frau von Metting sehr angenehm. Montag den 30. Octobr. Besuche bey Profeßor Lichtenstein , Frau von Kalb und Minister von Humbold . Mittags bey Staatsrath Schulz , Abends mit St. R. Körner bey der sogenannten jüngern Liedertafel . Sehr ermüdet. Dienstags den 31. Octobr. Mittags Eßen bey Rauch und Tieck , und daselbst mancherley Gutes gehört und gesehen. Abends bey Herrn Staats- rath Schulz und Abrede genommen: Es sollen 1., Ansichten und Vorschläge wie, nach dem Befinden der W. K. F. , die Lehr- anstalten für Kunst, Industrie und Gewerbe am besten einzurichten seyen, schriftlich eingesendet werden. 2., Eben solche Vorschläge in Beziehung auf das neu zu errichtende Museum, wie daßelbe am schicklichsten anzuord- nen und auf die vortheilhafteste Weise für das Publikum und für die Künstler zu benutzen und zu be- wahren sey. 3., Ueber die Sammlung von Soli , Würdigung derselben und in wie- ferne der Ankauf derselben wün- schenswerth seyn möchte. ad . 1., die Lehranstalt wo Künstler gezogen werden sollen und die Zeichen- schulen für Gewerbe und allgemeine Bildung sind sorgfältig zu sondern. Ein Cursus ist wohl denen welche die Kunst studiren wollen nicht vorzu- schreiben weil Zeitverlust daraus ent- springt indem die verschiedenen Talente nicht in eben demselben Fach und gleich fortschreiten, und derjenige z. B. der einen bloß plastischen Sinn hat mit dem Colorit nur langsam abfinden und in diesem Fach mit Ueberdruß arbeiten würde wenn man ihm sol- ches zur Bedingung machen wollte und so wird der geborene Maler und Coloriste wahrscheinlich nie mit dem nöthigen Eifer und anhaltender Geduld das streng wißenschaftliche der For- men sich anzueignen streben, oder wenn er dazu genöthigt wird nur halben Gelingen sich zu erfreuen haben. Es werde demnach für gute Lehrer, nicht eigensinnige Lehrer gesorgt, die jedem Talent seine eigenthümliche Richtung las- sen und solche ehren; aber man sey auch bedacht diesen Lehrern Schülern von Talenten zu geben und laße sie nicht köstliche Zeit und schwer zu üben- de Geduld unnütz verschwenden. Es ist sonach rathsam daß das Studium der Kunst zumal der höheren Fächer nicht gar zu leicht gemacht werde und der Unterricht nicht unentgeldlich geschehe. Man darf darum nicht befürch- ten daß es an Künstlern fehlen werde. Könnte die Kunst noch wie vor Alters aus den Werckstätten hervorgehen, sie würde lebendiger seyn als sie ist und als wir hoffen dürfen daß sie seyn werde. Alle, auch die bestaus- gedachten Anstalten können nicht so wirksam seyn als wenn tüchtige Mei- ster, tüchtige Schüler sich erst zu Gehül- fen bilden, die sodann selbst zur Mei- sterschaft gelangen. Mittwochs den 1 n Novbr. Besuche. Donnerstag den 2 n Novbr. Fast den ganzen Tag bey Herrn Staatsrath Schulz zugebracht mit ihm noch das vorige durchgesprochen, so- dann um 6 Uhr Abend Herrn von Altenstein besucht und Abschied genom- men. Mit H. StR. Schulz einen Bilder- händler Namens Weiß unter den Linden besucht und daselbst ein gar vortreffliches vortrefflich gedachtes kleines Bild von L. Carracci gesehen wofür 800 r. gefordert werden. Es ist jedoch an manchen Stellen ausgebeßert und stellt das Ende eines Waldes dar, wo, unter hohen Bäumen, Schaafe im Schatten ruhen und ein Hirt die Flöte bläßt; zwischen den Bäumen durchsieht man ferne und zur Seite, am Baum- besetzten Berghang, eine Ruine, in der Tiefe einen stillen Teich. Ein Paar gute männliche Köpfe, angeblich von Holbein . Ein weiblich Bildniß aus weib may- ländischer Schule, angeblich von Morone , nicht sonderlich colorirt aber höchst lebendig. Das Merckwürdigste ist ein Zimmer worin viele Herrn Soly gehörige Bilder sich befinden, in der That ungemeine Seltenheiten der Kunst. Z. B. ein heiliger Sebastian , Brust- bild, zart gemalt, geistreich, sehr natürlich und von sehr weichen Ueber- gängen der Halbschatten, wahrem Farbenton, doch etwas blaßgelb, mit dem Namen des Antonello da Maßina bezeichnet und von ebendemselben eine Madonna mit dem Kinde , von etwas höherm Colorit, das Kind hat gar schöne, klare Halbschatten, der Falten- schlag ist gut, die Umriße aber scharf abgegränzt. Eine Madonna auf dem Thron, mit kleinen kurz bekleideten En- geln umgeben, mit dem Namen Sca Squarcione , Mantegnas Meister, und vollkommen in Mantegna ’s Manier, nur roher, weniger zart, und fleißig vollendet; aber eben so hart wie Mantegna , der auch wohl seinen Figuren und Theilen der- selben etwas beßere Gestalt zu geben wußte. Großes Bild von Liberale mit deßen Namen, die Madonna und ein Paar anbetende Heilige; hart, etwas grau colorirt, aber sehr lebendige Köpfe. Ebenfalls großes Bild und eben- falls solche Darstellung, von Monsig- nore , oder wie geschrieben steht Bonsignore . Die Madonna sitzt auf dem Thron, das Kind ertheilt mit aufgehobenen Händchen den Seegen, sehr schön colorirt. Noch ein Paar, schön, ja vortreff- lich colorirte Bilder von nicht bekann- ten Meistern. Die Tinten sind zu wei- len wahrhaft Tizianisch, aber die Umriße etwas strenge abgegrenzt. Mahlerey und Geschmack Composition nähern sich dem Geschmack des ältern Palma . Die Grablegung; kleines, aber schönes Bildchen von Garoffalo . Bildniß des Bellini , von Car- paccio , Brustbild, geistreich, kräftig. Ueberhaupt sind’s 17 Gemälde und alle mehr oder weniger schätzbar.