Hochwohlgebohrner Herr Freyherr Hochgebietender Herr Geheimer Staats Minister Ewr Excellence nahe ich mich diessmal mit etwas schwerem Herzen, da es eine Bitte für die Meinigen betrifft, doch lässt Ewr Excellence grosse Güte mich hoffen, dass, wenn mein Wunsch nicht erfüllt werden kann, derselbe keinen nachtheiligen Schein der Zudringlichkeit auf mich werfen wird. Wie meine Tochter vor anderthalb Jahren den Professor Purkinje heirathete, versprach ich ihr vierteljährlich hundert Thaler als Beyhülfe zu ihrer Wirthschaft, und habe auch schon einmal nebenher hundert gegeben; nun erhalte ich den gehorsamst beygefügten Brief, der mich wirklich rührt, weil ich sehe, dass meine Tochter den aufrichtigen Wunsch hegt, eine gute Hausfrau zu seyn, wie sie immer eine gute Tochter gewesen ist, und Purkinje sie mir als Gattin rühmt. Ich werde ihren Wunsch zu erfüllen suchen, allein ich bin selbst jetzt in beschränkterer Lage, weil ich vielen helfen muss und mein Sohn mehr fordert, da er im nächsten Monath promoviren wird, und die Kupfer zur Dis- sertation u. s. f. viel kosten, u ich ihm, wenn er gut bestehen würde, das er zu meiner Freude gethan hat, nach Beendigung der Staatsprüfungen eine zweyjährige Reise versprochen habe. Ewr Excellence wollte ich daher unterthänigst ersuchen, dem Professor Purkinje , dessen Gehalt achthundert Thaler beträgt, diesen um ein paar hundert zu erhöhen: ich hoffe, dass Ewr Excellence mit seinen Leistungen nicht unzufrieden sind, und es drückt sehr den Geist nieder, wenn man mit Nahrungssorgen zu kämpfen hat. Einem Andern, als Ewr Excellence, würde ich es nicht wagen, den Brief meiner Tochter vorzulegen, der Kleinliche Details enthält, allein die Wahrheit, welche darin spricht, schien mir der beredetste Commentar zu meiner Supplik. Mit den ehrfurchtsvollsten Gesinnungen habe ich die Ehre zu seyn Ewr Excellence unterthänigster DKARudolphi Berlin April 28 1829.