Euer Excellenz sehe ich mich nun im Stande, auf Ihr gütiges Schreiben von 9ten des v. M. nach meiner Vorstellung von den Verhältnissen, und nach gepflogener Besprechung über die nähern Wünsche des Hn D. Schubarth und das Interesse, welches dieselben dafür nehmen, folgendes und zwar zunächst das Allgemeine angeben zu können, daß die Absichten dieses jungen Mannes für sich keinen Anstand haben mögen, aber Schritte dafür und Bedingungen, wie bey Allem in der Welt insbesondere bey Staats- dienstsverhältnissen, daran geknüpft sind, die wohl mehr ode r weniger Billigkeit haben mögen aber nicht ein gänzliches Absehen davon zulass en. Die Anbefehlung des Königs selbst zur Bedachtnahme auf di e Anstellung eines jungen Mannes, enthält für sich die Beschra n- kung auf die Bedingung, daß sich die Befähigung des Em - pfohlnen auf reglementsmäßigem Wege constatiren constatire. Herrn D. Schubarth's frühere vermeintliche Hoffnungen, die in seine m hirmit wieder zurückfolgenden Brieffe (im Augenblicke des Siegelns finde ich diesen Brieff nicht) erwähnt sind, enthielten wohl auch das Unrichtige, daß er dabey zusehr auf die nur persön- liche Verwendung baute. Derselbe hat nun vor allem aus , was er, wie ich höre, bisher nicht gethan habe, dem Herrn Minister in einer Eing a- be seine Absichten, sich dem Lehrfache zu widmen und sein dem gemässes Gesuch mit Unterstützung desselben durch die dien- lichen Zeugnisse, unter anderem Angabe seiner literarischen Productionen, darzulegen; sein, jedoch im Auslande erlangter Doctorgrad, nebst jenen Leistungen, dürften soviel wohl be- wirken, daß die förmliche Staatsprüffung etwa nicht gefodert, sondern ein mit weniger Umständen verknüpfter Modus sub- stituirt und genügend gefunden wird. Er soll nur von der Über- zeugung und dem Zutrauen ausgehen und durch dasselbe sich zu den ohnehin nöthigen Schritten um so lieber bewegen lassen, daß dieselben mit keiner Art von Abgeneigtheit, sondern mit förder- lichem Wohlwollen werden aufgenommen werden, und daß die Rücksicht auf das freundschaftliche Interesse, welches Sie für dessen Wohlergehen hegen, das seinige sowohl zur Erleichterung des etwa voran durchzumachenden als zur geneigten weitern Föderung von dessen schließlichen Wünschen wirksam beyträgt. Indem diese Angelegenheit eine vergnügliche Veranlassung gewesen, von Ihnen eine schriftliche Ansprache zu erhalten, so sind aber ausserdem der Bemühungen, die ich von Ihnen empfinde, so mannigfaltige und ununterbrochen, daß ich gleichsam in täglicher Unterredung mit ihnen begriffen bin. Von den directen Berüh- rungen habe ich insbesondere hier die dankbare Erwähnung für das Geschenk nachzuhohlen, dessen frohe Ver - anlassung zur allgemeinen Mitfeyer geworden, und die mit der das hohe Fürstenpaar den edeln Bund der Freundschaft hat zeigen und verewigen, und mit der auch Sie mir ein gütiges Erinnerungs- zeichen haben geben wollen. - Ein Unwohlseyn hat den Abschluß dieses Brieffes um etliche Wochen aufgehalten; ich füge kürzlich über die Auffoderung, die Sie nach der gütigen Aufnahme der Bitte unserer kritischen Gesellschaft, an mich machen, einen Punk t anzudeuten, über den ihr eine Mittheilung von Ihnen an- genehm seyn könnte, über das es Ihnen interess ant seyn möchte, sich ausführlicher als in Kunst und Alterthu m und in den naturwissenschaftlichen Heften auszusprechen. Um aber doch etwas nahmhaft zu machen , so ist uns die demnächs t (auch unabhängig von einer Theilnahme Tieks )- erscheinen wer - dende Sammlung von Lenz -Schriften eingefallen, deren Zeit und schriftstellerischer Charakter wohl Niemand so le- bendig vor Augen steht als Ihnen und an die Sie bey dem gegen- wärtigen Geschäfte der Herausgabe Ihrer Werke etwa bey- läuffig von selbst sich erinnern. Sollten Sie sich aber wieder einmal in optische Angelegenheiten einlassen woll en , so wäre jedes Compendium der Physik oder dergleichen, was neu - erlich erschienen, ein Anknüpfungspunkt dafür; ob Purkinjens subjective Grüblichkeiten Sie zu einem Einlassen genug anspre- chen, möchte ich wohl zweiffeln; aber Materialien zu einem Anhang der Farbenlehre liegen Ihnen in Überfluß vor; an Wünschen, ja vielleicht an Ansprüchen zu einem solchen An- hange fehlt es uns nicht; ich dürfte vielleicht die Form eines Artikels für unsere Jahrbücher hiefür vorschlagen, der, wenn die Reihe in der Herausgabe der Werke, an die Farbenlehre kommen wird, die Stelle eines Anhangs oder eines Theils ei- nes solchen einzunehmen geeignet seyn könnte. - Ich wieder- hohle aber daß ich mich auf solche Vorschläge nur auf Ihre ausdrückliche Aufforderung eingelassen habe. In einigen Wochen erlaube ich mir, Ihnen die 2te Ausga- be meiner Encyklopädie der philosophischen Wissenschaften zu überschicken, +++ in Beziehung auf einen Versuch, den ich dar- in gemacht, eine Ordnung und Stuffenfolge von dem Phänomene der sogenannten Brechung an bis zur fixen Farbe anzugeben, indem ich jene als die erste Differentiirung in dem Durchsichtigen betrachtete, die dann zur Verdunklung im spröden fortgehe u. s. f. - Hr von Henning liest diesen Sommer vor einer grossen Anzahl von Zuhörern wieder über die Farbenlehre ; ich hatte ihm bey seiner vorjährigen Reise n ach Gotha nebst meinen Empfehlungen auch die Bitte an Sie aufgetra- gen ihm den Kopf zu waschen, daß er die Skizze, nach der er diese die Vorlesungen hält, noch nicht, wie er seit langem gewollt, und verspro- chen, noch nicht zum Drucke vollendet habe; er scheint, weder sich getraut zu haben, den Auftrag nicht auszurichten, noch Ihrer bekannten Milde ungeachtet ihn auszurichten, und ist dem einen und dem andern dadurch entgan- gen, daß er dißmal nicht bey Ihnen eingesprochen; er muß aber doch daran. Nun noch meine besten Wünsche für Ihre fortdauernde Gesundheit und Munterkeit, und die Bitte um die Erhaltung Ihres gütigen Wohlwollens gegen mich, das zu den wohlthuenden Empfindungen meines Lebens gehört; - Mit der alten unbegränzten Verehrung Ihr gehorsamster Prof. Hegel