Hochgebohrner! Hochgebietender Herr Staatsminister! Für die gnädige Gewährung der Zeichenlehrer Stelle bei der Universität in Bonn , danke ich Ew. Excellenz unterthänigst. Da die Entscheidung sich verzögerte, unternahm ich eine Reise nach Weimar , wo ich von S r Königl. Hoheit dem Großherzog den Auftrag erhielt einige Bildniße zu malen. Diese Arbeit, die mich mehrere Monate beschäftigen wird, macht es mir jedoch unmöglich sogleich nach Bonn zurück- zukehren um die Stelle anzutreten. Auch hoffe ich bei dieser Reise den längst gehegten Wunsch, die Kunstschätze in Dresden und Berlin zu sehen zu erfüllen indem mein künftiges Verhältniß mir nicht mehr gestat- ten wird, mich diesen Orten so nahe zu bringen. Ew. Excellenz bitte ich daher unterthänigst, zur Antre- tung meiner Stelle, die Zeit bis künftigen Herbst mir gnädigst zu bewilligen. Während meinem Aufenthalte in Bonn erfuhr ich, daß der früher für die Universität bestimmte Zeichen- lehrer einen Jahrgehalt von 300 Thaler genoß. Auf diese, doch mäßige Besoldung glaubte ich bei meinem Gesuch um diese Stelle auch mit Gewißheit rechnen zu können. Ew. Excellenz geruhen aber gnädigst zu erwägen daß 200 Thlr kaum hinreichen werden nur die Miethe einer Wohnung in Bonn zu bestrei- ten, wenn sie für den zu ertheildenen Unterricht Zweckmäßig sein soll; und daß daselbst auf bedeuten- den Nebenverdienst durch Honorarien mit Bestimmt- heit doch nicht zu rechnen ist. Noch einmal wage ich daher an Ew. Excellenz die unterthänigste Bitte, den vollen Gehalt von 300 Thaler den mein Vorgänger genoß, auch mir gnädigst zu bewilligen. Der ich in tiefster Ehrfurch beharrre Ew. Excellenz unterthänigster Diener Heinrich Kolbe Weimar den 20. Aprill 1822.