#31, GAD Katalog Voywork a „ So weit ih zurüddenkfe, waren mir Bücher bie beiten Freunde, jie waren mir Trojt im Un:glü und SGejelljchaft in der Cinfamfkeit, erfebten mir in der Dürftigkeit den Reichthum, in der Verbannung das Vaterland, bewahrten mir in:mitten politijdher Stürme die Heiterfeit des Ge:müths, Weder Vermögen, noch Macht, noch Rang mürde id taufcdhen für den Genuß, den mir meine Bücher dadır$ gewähren, daß fie mir den Uınz gang jidhern mit den qrößten Genien entjhwunz dener Jahrhunderte, mir leuchten auf der Bahn zum Wahren und Schönen und mir daz Vorrecht geben, zu verkehren mit dem Fernen und Unficht-baren, mit dem Vergangenen und Zufünftigen.“ Dieje Worte des englijchen Seldhichtjhreiber8 Macauleny habe ih vor vielen Xahren in meine Auszüge eingetragen, weil fie eine Anerkennung au8jprehen, die au th von je tief empfunden habe. "8 freut un8 doppelt, wenn ein berühmter Mann, mit dem mir uns in feiner Weije ver:gleichen dürfen, einen Gedanken ausfpricht, Der fi in unfjerm eignen Innern ebenfallzZ erzeugt hat, denn diejer AuzZfjpruch erhält dadurch Die Weihe der Autorität. Die Annahme wird wohl auch Feine verfehlte fein, daß Der angeführten Stelle noch Viele auZ eigener Erfahrung von Her:zen beiftimmen. Diefen finnvermandten Bücherfreunden biete id meinen Gruß indem ich Ihnen eine Blüthenlefe meiner vieljährigen Lectüre darbringe. Eine vormiegend contemplative Natur, genährt von einer Kugend, in der mich Keinerlei Sunft anläcelte, gequält von einem Sehnen und Ringen,das ih mit den äußern Verhältniffen nie in Ein AMang zu bringen vermochte, führte mid zu jenen Freunden, deren Zuverläffigfeit unvergänglich if.XS ergab mich der Lectüre, ohne Midhtung auf SelehHrtheit; e& war mir darum zu hun, das mir von der Natur BVerliehene auszuweiten, meinen VBerftand aufzuklären, meine Urtheilsfraft zu Iben,meine Empfindungen und Gefühle zu reinigen, den Bulsihlag meines Herzenz warm zu Halten und den Dlik nah dem Höhern nie verdunkeln zu fajfen. Traf ich bei meiner jeweiligen Lectüre auf Stellen, bie einen befondern Eindruck auf mid machten, fo jtridh ih diejelben an, trug fie in mein Heft ein und fo entftand im Lauf der Yahre all-mülig eine größere Sammlung, ganz ohne äußern Bed, ledigliH nur mir felbit Denkiteine des in:nern Lebens zu feben. Die ausgezogenen Stellen jiteben alle meijt in Beziehung zu meinen perjön-(figen Zujtänden. Bald fand ich einen Gedanken in Klarheit ausgefprocdhen, der in meinem Kopfe wohl werdeluftig vorhanden, aber noch nicht heran-gereift mar, bald {Höpfte ich in gedrücter Stim:mung Troft und Aufrihtung, und SiegeSgefühl,bald trat eine Stelle mit gehobenem Hinger war-nend vor mich, und wieder fanı gerade zur rechten Stunde ein Bud mir in die Hand, mir an irgend einem Scheidberveg den richtigen Weg zu weijen ber freilid nicht immer eingejöÖlagen wurde. So hat fidj bet mir ein ganz eigenthümlidher Glaube gebildet, daß eine liebende, marnende, Itrafende VBorfehung audy in der Zuführung der Bücher walte; mir fam e8 zuweilen vor, als fönnte id die aus den Wolfen Hängende Schrift mit Teiblichen Mugen lejen, als JHölle der Ruf der Borfehung vernehmlih an mein irdijhes Dhr. So hat diefe Sammlung allerdingS das nächite Interejfe nur für den Herausgeber, aber e8 darf angenom-men werden, e& werde eine Berlenfhnur fhöner Stellen von bevorzugten Geijtern aud Andern willfommen fein. Man kann freilig und nicht ohne Grund gegen folde Sammlungen einwenden, daß fie nur Zerz ftückeltes geben, doch dürften. fie au einen Vor:zug Haben, Man Ht nicht immer hei Zeit und Stimmung, ein ganzes Buch zu lefen und den geiftigen Erirag Daraus einzuheimfen; Doch einen guten Auzfjpruch voll innerer Wahrheit und Schön:heit begrüßt man jeder Zeit. Sin folder Uu8-fpruch Kann feinen Segen auf den ganzen Zag,auf die ganze Woche eines Menjchen legen, ja zuweilen für da3 ganze Leben von durchflagender Wirkung fein. S3 fet hier alS Beleg eine Stelle aus S. H. Lewes, dem. berühmten enalijchen Bio-graphen Goethes angeführt: „Sin Studium kann fehr unjyftematijh und doch fehr fruchtbringend fein, eine einzige Wendung kann befruchten, wenn fie auf den rechten Boden fällt, Gemwiz Hat jeder e8 an fih felber erlebt, daß ein Gedanke, der ihm vereinzelt ganz zufällig aufgeftoßen, den dauerndften Sinffuß auf feinen Geiit gelbt Hat, Für mich perfönlich ijt die zufällige Anführung eines Satzes aus Spinoza ein Ereigniß gewefjen und bis auf den heutigen Tag erinnere ih) mich der Stelle, wo ih Hn a8 und der förmlihen Revolution, die er in meinen Gedanken heroorbrachte.“ € genüge diefes Citat, der Herausgabe diefer Sammlung das Wort zu reden. IH Habe mich. gefragt, ob nicht eine Dislokation der nach und nach entitanz denen Eintragungen vorzunehmen und diefelbe in gewiffe Kathegorien, 3. B. Religiöles, Cthijhes,Üithetijches, VPäbagogijches u. |. mw. einzutheilen jet;aber ih bin davon abgegangen, weil id davon feinen befondern Gewinn für den Lefer erjehen fonnte, und ih von der Reihenfolge der Eintra-gungen nicht abgehen mochte, @&8 hat übrigen3 diefe Herausgabe zunächft zum 3wed, den bekannten Freunden eine Gabe des Dankes für treue Anhänglichteit darzureidhen, den unbekannten Freunden aber ein Signal des Das jeinS zu entfenden. Den unbekannten Freunden ?Wer find die? SE begegnet nicht felten Menfchen,weldhe ihre Fühler fuchend und tajtend nach Jfinnz vermandten NMaturen ausrecden, daß fie in einer Ungebung eben müffen, die dem nicht entjpricht,welfen ihr bedürftige Gemüth verlangt, daß fie,was daz innere Leben betrifft, Diefer Umgebung jo zu fagen fremd bleiben, mährend in der großen Weite. der Welt Biele Iebhen, die auf gleiche Weile da3 Kdeal ihres Herzenz juchen, ES genügte eine Stunde Zufammentreffen8, um, ohne zurücgelegte gemeinjame Vergangenheit, ohne Proben und Brüfungen, mit ihnen einen unverbrüchlichen Freundfhaftsbund zu {hHließen, meil Die gegen:jeitige Nebereinftimmung auf einem Naturgefeß beruht, meil ein gemeinjames Ziel alle Uusfirah-Tungen des SGeijtes und Gemüths in einen Brenn-punkt zufanunenzieht und einigt. Sin langes Leben fann Sahinfließen, wir bekommen Dieje finwvers wandten Naturen nie zu SGejicht, wir haben nidt einmal eine Mbnung von ihrer Erijtenz. AYoer gleichwohl bilden diefe GeifteSgenoffen eine unjicht-bare Gemeinde. Ein fhöner Gedanke, eine edle That, ein rührendes Schicffal berührt telegraphitd ihre Seelen bis über den fernften Dcean. Die Senoffen diefer unfidhtbaren Gemeinde find .e3, die gemeint jind, wenn ih von unbekannten Freunden Ipredhe. Sb diefe Sammlung von einem alınftiagen Winde getragen in. die Gärten folcher Freunde gelange, muß ih höherer Hührung anheinıftellen, 3 Anhang habe ich mir dann erlaubt, einen Nachtrag von Sedanken und Betrachtungen aus dem Eigenen anzureihen. Seon, im Xuli 1875, &d. Dößekel. Das Tängere Leben bringt überhaupt dahin, das Himmelreich Feinesweg3 in einer einzelnen Handlung,ginem Befehlufje, einem Ereignijfje zu Juchen; fondern e8 mo nit nach dem Tode zu erwarten, e8 doch in diefer Beitlichfeit au3 gar vielen VBerhältnifjen, Zwe:den, Thätigkeiten u. f. w. zufammenzufeben und aufs suerbauen.1.Daumer. Immer hat die tiefer liegende Wahrheit das Wort gewebe gegen fih; e8 {ft der Inftinkk des Buchfta:ben, die Vernunft unter fihH zu bringen.SJakoßi. Wahrhaft über fi felbjt erhebt den MenfdhHen nur fein Herz, welches das eigentlide Vermögen der dee, der nicht leeren, ift, Lieben Fann man einen in der erften Stunde;aber eine8 Freund werden, das ift eine andere Sache,Da muß MenfhH mit Menfch in dringenden Ange:fegenheiten oft und lang verwidelt werden, der Eine am Andern vielfältig fi erproben, Denkungsart und Handlungsweife zu einem unauflöslidgen Semwebe fich in einander fhlingen, und jene Anhänglichkeit an den ganzen Menfchen entftehen, die nach nichts mehr fragt, und von fid nicht weiß, mweber woher noch wohin Liebe, die fih nicht ewig weiß und ewig erwiedert, das ift Keine Liebe, das ift blos Ergöbung,Blumenfreude, Tanz und Spiel. - Wir nennen eine Seele fhön und jHöner, wenn fie Veit und Leiter durch die Hülle dringt, überall Seele offenbar macht; fo empfangen wir von dem beffern Menfhen, ohne zu wijjen wie, den Saamen feiner Nehnlichkeit; er ftrahlt ung fein Bild ins SemüthH und wir lernen, wie man fig felbft im AUnfdhauen eines Andern verliert, lernen Freund:ihaft, Neligion, Patriotizmus, jede Tugend, alle Wahrheit.“ Wenige Menfchen wifjen, was daz für eine Stille und Stetigkeit in die Seele bringt, wenn man vor allen andern die eigentliden Gefühle des Herzens zu Ihärfen und fie empor zu bringen weiß: wie fehr 1,bass alles fchon Heitert, wenn Fräftigere Megungen den Meutereien der Eitelkeit ein Ende madhen und man nur anfängt in fig einen Mittelpunkt zu finz den, bei weldem Stand zu halten ift.Jaßobi. Das Eine erkannte ih, daß fo lange meine Seele dh mit höhern Gedanken befhäftigte, fie fo lange wenigften3 jene niedern Neigungen gar nicht auf:fommen ließ, jondern ernftlih uur an dem neuen Bebensplane hing, und gerade bie gereichte mir zu großem Trofte, Denn id erjah daraus, daß jene Uebel doch nicht fo befhaffen feien,. daß. fein Mittel dagegen wäre. Und obgleid anfangs diefe Hellen 3wifjdgenräume felten waren und nur Kurze Zeit dauerten, fo Famen fie doch, fo wie iQ das wahre Sut mehr und mehr Fennen lernte, Häufiger und hielten länger an, befonders feit ih einfah, daß der Erwerb des Geldes, daz Streben nad finnlidher nit und die Chrbegierde fo Tange fhädlih feien, als man bie Objekte nicht als Mittel, -fondern als Zwed behandle.Sy'no20. Auf die Frage, mwelde Staataverfaflung er für die Hefte Halte, ermiderte Sarillus: Diejenige, in weldjer die meiften mit einander als Bürger in der Tugend wetteifern, ohne Barteifucht, - Wir Haben im Parzival und Triftan unfere da:malige Kunft auf ihrer Höchften Höhe gefehen. Die Nation und ihre Digtung ft aus dem Zuftande des GSemeingefühl8 und der Unbewußtheit hHerausgetreten,dies febte an die Stelle des Charakter des alten Volksepos einen geradezu entgegenftehenden. Statt daß früher die Menfchen ihre moralifhen Sefinnun:gen wie ihre poetifhen Productionen ohne Befragung des Berftandes nach dem bloßen. Triebe der Natur heaten und pflegten, fo lernen fie fih jebt erfennen und vergleihen und fhaffen fi SGrundläße und Regeln. Allein bei dem erften Verlafjen der Natur und dem Uebergange zur Bildung, bei der Kluft der frühern Stärke des Inftinkts und dem Auffuchen von Brincipien geräth der Men immer auf Wbmwege,traut auf die Eingebungen des einfeitig, erft tHätig werdenden Verftandes und verläßt die Einfachheit der natürligen Empfindung, bis erft almälig und fpät fi@ die neu aufgehende Erfenntniß fo ausbildet und x erweitert, daß fie fi mit der urfprüngliden Natur und Einfalt wieder ausgleicht oder zu ihr zurückfehrt.OGerviuus. Uebermaaß des Senuffes umpft ab, und was fanın ber Weltling, der nie Begriffe von wahrer Sreundfhaft und Häuslidem Glück, vom Vergnügen der Zurücgezogenheit in die Stile der Natur und den Sefhäften des Aıntes für fein Vaterland, oder unter Büchern, und am allerwenigften Begriffe von der Hohen Wohlluft, feine Begriffe zu berichtigen haben fann, mwa8 Kann er anders empfinden als Rangeweile.Weder Democrit. Che der DidHter c& unternimmt, die Vortrefflihen ju rühren, foll er e8 zu feinem erften und wichfigften SefHäft machen, feine Individualität felbft zur rein:ten und vortrefflihften Menfchheit Hinaufzuläutern. Schiller. Die Wahrheit offenbart fiH nidgt im Sturm 100 Teuer, nod) Erdbeben, fondern ein fanftes Säufeln ift ihre Stimme, Hamann. x Wüßte ih docH ein Mittel, Shnen ein recht wah-ve Bild von mir zu geben! Weil ich fajt immer mit Affert Handle und rede, fo Handle und rede ich darum nit immer aus Affekt. Die Menge tiefer Leiden hat mein Inneres zu einer eigenen Art von Unterthänigkeit zeıfniriht. . Nicht daß iQ mir Ge:fühle geben und nehmen, fie nach eigener Willführ [Hmwächen oder verftärfen Konnte, fondern mir it mur eine Fähigkeit und Fertigkeit geworden, gewifjermaßen feine Notiz von ihnen zu nehmen, und ihnen zuzu:fehen, al8 wenn fie nit zu mir gehörten. Was für fonderbare Contrafte diefes ermorbene Phlegma (wovon au fon der Keim in einem angegebenen Tieffinne lag) mit meinem Feuer, wovon ich nodh nicht das mindefte verloren Habe, machen muß, und ihr gegenfeitiges. Spiel mit einander, fönnen fie un:gefähr fi vorftellen. Mit lauten, braufenden, un:ruhigen Menfhen mit auffahrenden (eS jet in Begierde oder Ab{hHeu, Liebe oder Haß) fann iM ohne Neberwindung nit umgehen. Verfhlofjene Menidhen fanın ih nicht Lieben, weil ih felbft im Hödhften Srade offenherzig bin. Unter allen Affekten bin id zur Rachfucht am mwenigjten und zum Unwilen am mehrften geneigt. Aber geneigt ift nidht das rechte Wort, fondern Unwille und Eeel Ht das3, was id A7 am ftärfiten, und Nacdhlucht, was ih am IHwächften empfinde. Uebrigen3 bin ih durdhHanus fo befchaffen,daß id von dem Schönen und Guten weit mehr als von dem Häßlidhen und Böjen gerührt werde, folg-li aud jenes mehr fuche al8 diefem aus dem Wege gehe. Doch fange‘ ih an, von diefer Seite einige Veränderung zu fpüren, die id dem Herannahenden Alter zufhreibe. Indeß ift mir alles Calcul in et:wa3 wichtigen Dingen, noch ‚immer ebenfo zuwider und wird e8 mahrfheinlidh bis an das Ende meines Lebdenz hleiben. So viel für diefes mal, von mei:nem natürlidgen Menfdhen.SZacobi an Hamanı. Zumweilen, wenn er von feinen Freunden und von Hreundfhaft, Liebe oder irgend einer andern edlern Empfindung des HerzenZ fprach, Fonnten feine Aus:drücke Zweifel über feine Grundfäge und den Edel:finn feines Gemüths erregen. Das Gefühl des Augenblids gab ihm die Worte ein, und dazıı kam noch, daß er gern. die Molle des Sonderling3 zu:weilen aud) wohl noch eine fHlimmere vorzüglich gegen diejenigen jpielte, die er in Verdacht Hatte,daß fie e8 darauf anlegten, Entdefungen über feinen wahren Charakter zu maden; aber nur untergeord-9) iQ nete Seelen und oberflächlide Beobachter Fonnten fich in feiner Beurtheilung täufhen. Man mußte noth:wendig feine Handlungen beobachten, um den Wider:iprudy zwifgen ihnen und feinen Worten zu bemerken;man mußte Zeuge gemwiffer Augenblide bei ihm fein,in melden ihn eine unvorhergefehene und unwillfür:lie Aufwallung nöthigte, fi ganz feinen Gefühlen hinzugeben; und wer ihr da ins Auge faßte, über:zeugte fiG von dem Schabe reicher Empfindung nnd inniger Herzensgüte, die in feiner großen Seele lag,Bemerkungen einer Fran über Yuron, Ein edler Sinn für Gerechtigkeit, ein freier und offener Charakter verpflichtet, dreift diejenigen zurüd-zumeifen, melche übertriebene Forderungen machen. Ein heilig Feuer, das in div, ruht,Schlag aus in lidhte hohe Sluth,Doch daß das Leben, das dich treibt,Immer bei Holden Kräften bleibt;Hab ih deinem innern Wefen Nahrung und Balfam auserlefen,Daß deine Seel fei wonnereich Einer. Knofpe im Thaue aleich. Da zeigt fie ihm Hinter feinem Haus Heimlich zur Hinterthür hinaus,In dem engumzäunten Sarten Ein hHoldes Mägdlein fikend warten Am Bächlein beim Holunderftraudh;Mit abgefenkten Haupt und Aug,Sigt unter einem Apfelbaum.Und fpürt die Welt ringsum fiH kaum,Hat Rofen in ihren Schooß gepflückt Und bindet ein Kränzlein fehr gefdhickt,Mit Hellen Knofpen und Blättern drein:Für wen mag wohl das Kränzel fein?So fibt fie in fi@ felbft geneigt,In Hoffnungsfülle ihr Bufen fteigt,Ihr Wefen ift fo aHnevoll,Weiß nicht was fie fi® wünfghen fol,Und unter vieler Grillen Lauf Steigt wohl einmal ein Seufzer auf.Warum ift deine Stirn fo trüb!Das was dich dränget, füße Lieb,Iit volle Wonn und Seligkeit ,Die dir in Einem ift bereit,Der mandes Schicfal wirrevoll In deinem Auge fih lindern fol, x8 Der durg mand wonnigliden Kuß Wiedergeboren werden muß, Wie er den IHlanken Leib umfaßt, Bon aller Mühe findet Raft, Wie er in8 Hiebe Ärmlein finkt, Neue LebenStag und Kräfte trinkt, Und dir Kehrt neues Lebenzglück, Deine Schalkheit Fehret dir zurüg. Mit Keen und mandhen Schelmereien Wirft ihn bald nagen, bald erfreuen, So wird die Liebe nimmer alt Und wird der Diyter nimmer Kalt,Auf Hans Sadis aus ©öfhe. Denn jeder Menfch hat angeborne Schwäden,Die Gnade nur, nicht Kraft kann überwinden.Shakespeare. Nie fann der Menfch, wie viel er auch vollende,Wie Kühn er fei, fih zeigen al8 ein Ganzes Und was er ausführt, gleicht e& nicht am Ende Berftreuten Blumen eines großen Kranzes,Xfaten. Der Menidh vermag Manches durch zwedmößigen Sebrauch einzelner Kräfte, Außerordentliches durch Verbindung mehrerer Fähigkeiten, das Einzige und Unermartete dur Vereinigung fämmtlicher Cigen-Ichaften.Soefhe. Diefer fHöne Begriff von Macht und Schranken,von Willkühr und Sefeb, von Treiheit und Maß,von beweglidjer Ordnung, Vorzug und Mangel, er-Freue dich hoch: die Heilige Mufe bringt Harmonifch ihıt dir, mit fanftem Zwange belehrend. Keinen Höhern Begriff erringt der fittlige Den-ver, feinen ber thätige Mann, der dichtende Künftlerz der Herricher, der verdient e8 zu fein; erfreut nur durch ihn fih der Krone. Freu? dich, hHöcdhftes Se:Iöpf der Natur, du fühleft dich fühig, ihr den höchiten Gedanken, zu dem’ fie fhaffend fi aufs idwang, nachzudenken.Soefhe. Diefe Begierde, die Pyramide meines Dafeins,deren Bafis mir angegeben und gegründet ift, fo hoch als möglich in die Luft zu fpiken, überwiegt alles andere und läßt Kaum augenbliclihes BVergeffen zu. Goethe. DD Die Natur treibt im Menfhen die verfhiedenen Zweige. feiner Entwicklung in pertobifcher Folge; fie (äßt Religion, Kunft, die praktifchen Thätigkeiten aller Art und die Philofophie nad einander wachfen.Sie will aber nicht, daß ein Zweig um den andern abdürre. Wenn fie den einen jemweilen begünftigt, fo grünt der andere weiter und e8 wird dem ganzen Baume des Lebens daz SGedeihlichfte fein, wenn neben dem von der Vahreszeit geförderten Schoffe die zu-rücßgedrängten weder unzeitig wetteifernd nachtreiben,noch auch der Saft ihnen ganz entzogen wird. OGervinus.Mühfam und wirklich oft wider allen Dank muß ich eine Laune, eine dichterifche Stimmung hervor:arbeiten, die mich in zehn Minuten bei einem gut denkenden Freunde felbjt anwmandelt, oft auch bei zinem vortreffligen Buche, oder cinem offnen Him-mel. € Igheint, Gedanken laffen fi nur durch Se:danken Locfen und unfere Seiftesfraft miüfje. wie die Saiten eines Inftrument8 durch Seifter- gefpielt wer:den. Wie groß muß aljo das Original-Genie fein,das weder in feinem HimmelsftriH und Erdreich,noch in feinem gefellfehaftlidhen Kreis Aufmunterung findet und auZ der Barbarei felbft hHervorfpringt. Schiller in Mannheim. Fi.Dem Slükligen kann e& an nichts gebrechen, Der dies SGefhenk mit ftiller Seele nimmt; Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit Der Didgtung Schleier auS der Hand der Wahrheit.Goethe. Wir wifjen alle, daß unfern Zeiten. mit Recht der Borwmurf gemacht wird, daß nicht wie in den alten und ältejten Zeiten unfere Weisheit im Leben ausgedrückt wird und von Sitten ausgehend auf die Sitten zurüdfehrt. Sie wohnt bei unz mehr im Kopf als im Herzen und Hat meijtenz mehr unfer Sedächtniß bereichert al unfere Denkart und Sin:neSart gebildet. - Die unermeßlihe‘ Lururie in den Wiflenfhaften, ihre faft unabfehbare Vermehrung hat un8 zu Sclaven des Wiffens gemacht, oft ohne alle Selbitbildbung; mie mande Iugendfeele ging im rl:gerifchen Ocean der Vielwijjenheit, der ANgelehrfam:leit, an einer Sceylla, bei einer Carybde oder auf glatter Woge unter. Herder. Nicht das Was allein, fondern audH das Wie entidheidet über den Werth der Handlungen; der Han:delnde Menfch Hängt wie der Arzt und der Neuerer von Umftänden und nicht blos von fi fTelbit ab; DA wie die Bolitik fo ift au die Moral eine Materie,die fo fehr in Verhältnifle, Lebensbedingungen und Beweggründe verwickelt ift, daß €S unmöglich wird,fie in allentfheidende Srundfäße zu bringen und daß in den manigfaltigen Collifionen der Pflihten das Abmwägen zwifhen Menfh und Menfch, zwijghen Sf:fentlidjer und Privatpfliht, zwifgen FJall und Fall unumgänglich wird.Gerpinus. Aufmand des Seift8 in [HmählidHer Berfhwendung ift Quft in Thatz und eh fie That geworden ijt Luft meineidig , treulo3, voll Verblendung mild, blutig, wüft und roh, bereit zum Morden.Senofjen kaum, wird fie verfmäht fogleich finnlo8 erftrebt, und wieder, kaum gehafht,finnlos gehaßt; dem tückifjhen Köder gleich,Der den toll madhen fol, der ihn benafcht,Toll in Begehren, im Befigß zumal;ihr Seftern wüft, ihr Morgen und ihr Heute,im Koften Wonne, und gefoftet Qual,im Ausgang Trug, nur in der Ausfiht Freude. AM dieß weiß alle Welt; dohH Keiner meidet Den Himmel, der zu diefer Hölle leitet.Shakespeare. )R Ich thät e8 gern, doch ift fein eigner Feind Der edle Mann, dem Ieder edel {heint.Shakespeare Timon. Und weiter fommt bei SGroßmuth nichts heraus,Wer Geld nicht hüten kann, der Hüte 8'Haus.Derfelbe. Rohe Schulen,Nachjingt der Staar, was nur er Hört,Doch wie zufammen e8 gehört, Hat er noch nicht begriffen. Und durcheinander freuz und quer Wird alles nadhgepfiffen. Aus vielen Weifen bringt er her Die lieblihiten der Stellen, Und mitten drin beginnet er Zu grunzen und zu hellen.3 rößlich. Das Studiren, was man nidHt liebt, Heißt mit dem Erfel, der Langeweile und dem Ueberdruß käm:pfen, um ein Gut zu erhalten, das man nicht be:ehrt; das Heißt, die Kräfte, die fiH zu etwas anz If derm gefhaffen fühlen, umfonft an eine Sache ver:jhwenden, wo man nicht weit kommt und fie den Sachen ‚entziehen, in denen man Fortgang machen würde. AWber eben dadurch verdienft du dir Brod. Dies ift der elende Einwurf, der dagegen gemacht werden kann. IH wüßte Feine Sache in der Welt,durch die man fiG nicht Brod erwerben Könnte. Auch weiß ich nicht, ob id in dem mein Brod erwerben werde, wozu id Feine Kräfte fühle, Feine Luft em pfinde und in weldem ich alfo unmöglich Fortgänge machen fann, oder in dem, in mweldem mein Ver:gnügen mid anfpornt, meine Kräfte mir forthelfen.Dean Yanl. Ohne Anfang fein’ Bollbringen;Ohne Mühe kein Semwinnuft,Ohne Sorgfalt fein Selingen;Ohne Segen Fein Verdienft.So wie Mofes, kaum geboren, Semiffem Tode beftimmt, Wunderbar ward gerettet | So mander, IHon Halb verloren, Da der Feind eindrang, ergrimmt, Ward wieder froh und glücklich gebettet.Siröhlid. a Sie wundern fihH, daß eine Licbe zur DBelHäfti-zung mit Empfindungen, eine Milde und Zartheit in denfelben, ein Eingehen in fremde Gemüthsftim:mungen, mir unter vielen und abziehenden Sejhäften geblieben ift. Das kommt doch nur daher, daß jenes eigentlig die natürlidhe Befdhaffenheit meines Se:müth8 ift, und daß eS mir immer eigen gewefen ift,gegen das. innere eigentlide Sein, die Se{häfte nur mie eine Art Nebenfadhe zu behandeln, immer ihrer mächtig zu bleiben, ftatt mich von ihnen beherrfhen zu lafjen. Man macht fie darum und auf diefe Weile nur defto beffer. Und das was den MenfhH als Menfgh berührt, die Gefühle, die ihn erfüllen, die fi in ihm drängen und ftoßen, Haben inımer einen Hauptfädhlihen Reiz für mid gehabt. IH Habe zuerft damit angefangen, mid felbft zu Ffennen und mid jelbft zu beherrfhen und Fein Menfdh Fann fih Harer durchichauen , ‚Feiner fig mehr in feiner Semwalt haz ben als ih. Ich Habe dabei immer nach zwei Dingen geftrebt; mid empfänglid zu Halten für jede Freude des Leben3, und dennohH durchaus in allem, was ich mir nicht felbft geben Kann, unabhängig zu bleiben,niemandes zu bedürfen, au nicht der Begünftigungen des Schiefjal, fondern auf mir allein zu ftehen und mein Glücg in mir und durgH mid zu bauen. Beides IQ gabe ih in hohem Grade erreicht. Über Feine Freude und feinen Genuß. deg Lebens bir ih hinweg, wie e8 die Leute nennen, die einfachfte Sache, wenn fie nur, etwas Anmüthiges oder Höheres an fidh trägt,oder wenn fie mir durch irgend etwas befonder3 zu:jagt, gewährt mir reine Freude, Daher Niemand fo dankbar ift al ih, weil wirklihH au wenig MenfHen fo viel Grund zur Dankbarkeit Haben,Theil8 begegnet ihHnen vielleicht weniger Erfreuliches,theil8 aber finden fie auch in dem, was ihnen bes geguet, Das Erfreulidhe nicht fo Heraus und genießen e8 nicht wie fie fönnten. Über fein Menfch ift auch jo wenig bedürftig als ih und darauf beruht ein großer Theil. meines Glücks, denn jedes Bedürfnik ift, wie e8 befriedigt wird, nur eigentlig Stilung eines Schmerzes und alles, mas darauf. verwendet wird, geht dem reinen, ruhigen, ftillen Genuß ab.38, D. Sumboldt an eine Freundin. Das Slük vergeht und läßt in der Seele kaum eine flade Spur zurück, und ijt oft gar Fein Olüd zu nennen, da man dauernd dadurch nicht. gewinnt.Das Unglück vergeht au (und das ift ein aroßer I Troft), läßt aber tiefe Spuren Zzurüg, und wenn man e8 wohl zu benußen weiß, Heiljame und ift oft zin fehr Hohes Glück, da e8 Vänutert und frärkt.Dann {ft e8 eine eigene Sadhe im Leben, daß, wenn man gar nicht an Glück oder Unglück denkt, fondern nur an firenge, fi nicht fHonende Pflichterfüllung.das Stüc fig von felbit, au bei entbehrender,mühevoller Lebensweife einftellt.Derfelbe. 3e mehr id die Umgebungen Ffennen lerne, in denen Sie aufwuchfen, je mehr io Sie mir darin denfe, Defto manigfaltiger bewegt {Hweben mir die Züge vor, an die meine Einbildungskraft immer gern und FieblidH geheftet ift. Solden Genuß der Phantafie rechne iQ zu den Hödhften, die den Menfjhen gegeben find, und in vieler Hinfiht ziehe 9) ihn der Wirklichkeit vor. In diefe fann im:mer leicht etwas jtörend eintreten, aber jene nähert id den Ideen, und das Größte und Schönfte,das Menjchen zu erfennen im Stande find, bleiben Joch die reinen, nur mit dem innern Bli erfenn:baren Ideen. In ihnen zu leben ift eigentlidH der IC mahre "Senuß, daz Glück, was man ohne DBeimi:{dung irgend einer Trübheit in fig aufnimmt. Nur haben wenig Menidhen eigentlig Sinn dafır. Denn e8 gehört dazu eine Neigung der Befhauung, die in Menfhen unmöglich ift, bei denen Sinnlidfeit und innere moralifche Empfindung in Verlangen zur MWirk-lichkeit und zum Genuß übergehen. I bin von diefem Verlangen mein ganzes Leben hindurch fehr frei gewefen und Habe‘ daher mehr dur den Anblie am Innern und Neußern genofjen, und in beiden RNücfidhten mehr die Wahrheit der Dinge erkannt,ohne mid Täufhungen Hinzugeben.Derfelbe. 8 giebt unleugbar Perfonen, welchen mehr Wi:derwärtiges alz Slüclihes begegnet, und auch die jehr Stüclidhen Haben Küirzere oder längere Perioden,wo ber Verlauf der Umftände ihnen nicht zufagt,und fie gegen den Strom zu fHwimmen genöthigt find. Das Kegt aber, auch ob e8 gar nicht eigene Schuld, oder Folge unridhtig beredneter Berfahrungs:mweife ift, in der natürlidhen VBerkettung der Umftände,mo das allgemein Nothwendige oder unvermeidliche den: Interejfe des Einzelnen widerfpridht. Sehr oft, und dies ijt mir bei weitem wahrfheinliher, kann :8 aud Fügung der mit mweifer und immer wohl:tätiger Strenge heilfam züchtigenden und prüfenden Vorfehung fein; denn die ZüdHtigung überirdifher und übermenfchlidher Weisheit fekt nicht gerade immer Zhuld voraus, E€8 kann in den Wegen und Pfaden der über ale menfhlide Bernunft hinaus reidenden Finfiht liegen, au ohne Berfhulden, zur bloßen heiljamen Zurücführung au den ganz Schuldlofen zu züchtigen. Auch {ft der Beite, wenn er. nur die Selbitorüfung mit gehöriger Strenge anftellt, nidt vom Flecden rein, und eS Fönnen in feine bewußtlojen Empfindungen foldje liegen, die ihn zur Schuld füh-ren mürden, wo aber der Schuld durch die Heilfam augebradhte Züchtigung vorgebeugt wird. Der Menich je(bit ift zu Kurzfichtig und fein Bli zu trübe, dies inzufehen; allein die in der Höhe waltende Macht durch haut e8 und weiß e3S zu lenken und zum Beften nt Fehren. Alles dies pflege ih mir zu fagen, oft ahne äußere Veranlafiung, allein aud) befonders da,mo, wie’3 aud) mir gefhieht, das Schiefal den BWünfhen entgegenwirkt- und eine Periode der Wider:wärtigfeit oder des wahren Unglücks- eintritt, IH merde dann vorfihtiger als fonft im Handeln und hie mich im gerinaften beugen oder betrüben zu 4)laffen, fuhe ih durchzufteuern, fo gut es gehen will,Wenn ih fage ohne mid zu betrüben, fo meine ich damit nicht, daß mich die einzelnen Fälle nicht be:trüben follten (ma8 unvermeidlich ift), fondern nur,daß ih ihr Eintreten überhaupt, die Wendung von Stüg zum Segentheil nicht als etwas TFeindjeliges,fondern als etwas Natlürlidhes mit dem Weltgang und der men/dhliden Natur eng Verbundenes oft fo:gar Heilbringendes nehme.Derfelbe. Der Propyläen drittes und lebtes Stück wird bei zrichwerter Fortfekung aufgegeben. Wie fich bis:artige Menfhen diefem Unternehmen entgegengeftellt,Fol wohl zum Trofte unferer Enkel, denen e8 nidjt befier gehen wird, gelegentlid näher bezeichnet werden. Goethe. Die ganze VBeredlung des Wefens, die möglidhfte Erhebung der Sefinnung, die größte Erweiterung der innern DBeftrebungen ift ebenfowohl die Aufgabe,die her Menfch zu köfen Hat, als die Reinheit feiner Handlungen. Es gibt au im Sittliden Dinge,die fih nit blos unter den Maakftab des Pflidt-mäßigen und Pflichtwidrigen bringen lafjen, Tondern :inen Höhern. fordern. E83 gibt eine fittlide Sdhön:heit, die, fowie die Körperliche der Sefichtszüge, eine Berfmelzung aller Sefinnungen und Gefühle, einen freiwilligen Zufammenhang derfelben zu geiftiger Ein:heit erheifht, die fihtbar zeigt, daß alles Einzelne darin aus Sinem au8 der innerften Natur ftam:menden Streben nach himmlifdHer Bolendung quillt und daß der Seele ein Bild unendliHer Größe,Süte und Schönheit vorfdhwebt, daz fie zwar nie:mals erreiden fanır, aber von da immer zur Nach ziferung begeiftert zum Nebergang in höheres Dafein würdig wird. Auch die Entwicfelung der intellek=tnellen Fähigkeiten bis zu einem gewiffen Grade ge:hört zu der allgemeinen Veredlung. Aber ih bin ganz Ihrer Meinung, daß dazu nicht gerade vieles Wifien und Bücherbildung gehört. Das aber ift wirklich Pflicht und it au dem natürlichen Streben jedes nicht blos an der irdijchen Welt, ihrem Gewirre und Land hängenden Menfchen, eigen, in den Kreis von Begriffen, den er befibt, Klarheit, Beftimmtheit und Deutlichkeit zu bringen und nichts darin zu ulden, mas nit auf diefe Weife begründet {ft Das kann man wohl das Denken im Menidhen nenz nen. Dazu ift da3 Wiffen nur das Material. Es pat Feinen abfoluten Werth in fih, fondern nur einen 3 A relativen in Beziehung auf das Denken. Der Menid jollte nit ander8 lernen als um fein Denken zu zrweitern und zu üben und Denken und Wiffen foll-ten immer gleiden Schritt Halten. Das Wiffen Bleibt fonft todt und unfrudhtbar.Sumboldt. Wenn behauptet wird, e& gehe jebt von mandhen Seiten Strafungs = oder Berdammungswürdiges vor,fo ift dabei doch die Frage, ob darum die Sefinnung der Menfchen jet fOlimmer und unmoralifdher {ft Ih möchte es bezweifeln. €8 fheint mir weit mehr eine Verkehrtheit der Meinungen, eine Verdrehung der Begriffe zu fein. Chemals war mehr und weiter verbreitete Frivolität, Die fdheint jebt doch weniger und feltener. Gerade die Frivolität aber untergräbt alle Moralität und Käßt Keinen tiefen Gedanken und fein reines und tiefes Gefühl auffonmen. E83 Fönnen fig damit natürliH gutmüthige und fanfte Empfin:dungen verbinden, aber es& kann in foldher Seelen:Himmung nit aus Grundfägen hervorgehen, und an Selojtüberwindung und Aufopferung ift nicht zu denken. IFebt Herrfht doch der Ernit, der zum Nach: } %denfen führt, und der auf das Semüth zurücmirkend,ziner Anerkennung des Willens fähig ift, und auch wirffanı Bleibt, wo der Entfchluß Neberwindung foitet.Aumboldt. Das Wachfein des Seiftes, feine Fruchtbarkeit an Borftellungen, die er bald au der äußern Beobadh-hing der Dinge und MenfjhHen, bald aus Jeinem Innern [Höpft, oder das fejte Fortrücen in längft begonnenen, vielleiHt durd einen Theil des Lebens gindurcdhgefchlungenen Ideenreihyen, ft das wahre dem menfhlidhen Dafjein erft Werth verleihende Glück 5e8 Lebens, und zwar nicht blo8 für intellektueller organifirte, Höher gebildete, mehr dem Denken erge:dene MenjhHen, fondern für AWe. Denn jeder Hat zinen innern Kreis von Ideen und Sefühlen, Wahr:heiten und Borurtheilen, Phantafien und Träumen,in dem er wach und regfam bleiben und den er al8 innere BefHäftigung weiter ausfpinnen will, Derlelbe. Sache der Seele ift e8, die innere Heiterkeit 10 fange und immer in dem Srade zu erhalten, al8 es möglich ift. Wer fih heiter zu erhalten fucht, der forgt nicht bloß für fein Glück, fondern er Übt wirk:li eine Tugend. Denn die Heiterkeit, felbjt die mwehmüthige macht zu allem Guten aufgelegter und gibt dem SGemüthe Kraft, fh felbft mehr aufzu-erlegen und mehr für Andere zu Teiften., Die Er:Haltung der Heiterkeit, felbjt unter weniger günftigen Umftänden, zeugt au von einem genügfamen an:fpruchlofen SGemüth, das nicht felbftfüchtig immer fid vor Augen hat und was ihm begegnet, für größer und merfwürbdiger Hält, al3 mas Andern zufiößt.3 ift überhaupt ein fHöner, erfreuklicher Sinn, der die Einigkeit mit feinem Sefdhide fo weit als es möglich ift, erhält, die Freuden Heraushebt, die Jedem 6leiben, und fie zu fammeln und zu genießen ver:fteht. € bewährt fihH auch hier, daß das moralijd Schönfte und Cdelfte auch das am meijften SGlüc bringende ift und am fiherften das GemüthH in ruhi:ger und befonnener Thätigkeit erhält. .Derlelbe. Wer mit den Augen winket fhmiedet Böfes; und wer ihn Fennt Hält fi fern von ihm. Vor Deinen Augen verfüßt er feine Rede und bewundert deine I Worte; Hinterher aber verkehrt er deine Mede und legt dir durch deine Worte Fallen. BViele8 hHafle ich,ıber nichts vergleide id ihn, au der Herr hHaffet ‚On.Sirad) XXVIL 25. € wäre mir leid, 5i8 heut gelebt zu Haben,ohne daß die Erfahrung mich gelehrt Hätte, daß der Zwet des Lebens nicht auf die Gewöhnung an diefe oder jene LebenZweife Hinausläuft; fondern daß das Betentlidhe immer Lleibt, durch fo viele neue Ber:Jältnifje, in melde mir geworfen werden, immer mieder von einer andern Seite auf un8 zurückgehen zu müffen, uns felbft immer näher und inniger fennen zu lernen uns8 in diefer Kenntnik felbft im:mer humaner und volllommener zu werden. Freilich meiß id nicht, wo e8 mit dem MeuifhHen Hinaus mil allein, wenn au) mit Diefenn Leben alle8 ge:det fein folltez fo ift doch nur Eins in der Welt,508 glüclidh, das Heißt zufrieden maden ann; daß id nämlidh immer mid felbit adten fönne.Sorffer. Ye Fin MenfH nimmt aus der Welt mehr oder minder Licht,Die Form au8 feinem Stand und aus fi fein Sewicht.Nüdert. Das Eifen, wenn fiH ihn des Feuer? Kraft vereint, Roth glüht c8, daß e8 wie cin Cheljtein erfdheint. Der roth von Jelber ift, der feurige Rubin Erfcheint dagegen blaß, glüht man im Feuer ihn. So hat des Menjhen Sinn, von LeidenfHaft beraufcht Sein Eigne8, auf den Schein, um Fremdes ausge:taufcht,Doch, wenn erkaltet, wird das Eifen wieder dunkel Und mieder hell, wie er gewefen, der Karfunkel.Yüßerf. Hüte dih, daß du nicht betrogen und nicht un:alüclich mwerdeft durch deinen Frohjfinn. Dränge dihH nicht zu, damit du nicht zurücge:ftoßen und fiche nicht zu fern, damit du Nicht ver;gefjen werdeft.Gef. Sirad. a4 Dem ift ein fHöner Tag genug Den Morgen Bein und Sram begleiten.Miliam QWordsworfh 1770. Die Sffentlide Meinung hat dies mit der Chemie gemein, Daß fie, mwofern ihre Gährung nicht Künft-fi gehemmt wird, das Wefjen der Dinge von ihren Zufälligfeiten, das gebiegene Metall von feinen Schladen, den Gebrauch von dem Mißbrauch fHeidet,und wenn Ddiefe Scheidung genauer beachtet würde,jo fönnte man gewaltjamen Veränderungen begegnen.Denn fo ift einmal der Dinge Fluß. Mag ihr Ur-prung noch fo qut fein, bald mifhen fig mit dem urjprünglidhen Clement die Einffüfje der Ufer. Doch reinigt c8 fich mieder im OYccan, in weldhen e8 zus (lebt itrömt.Mefenberg. Diele Schönheit, die Schönheit des reifen Alters ift die Höchfte der men!hlidhen Erfheinung; die For men find fatt, daß Gefäß ijft ganz ausgefüllt; fie haben jebt erft den Ausdrud des SGemwollten, des Figenthums8 und Ddienftwilligen Draanz, worin (4 fi der Seift eingewohnt; diefer ijft ebenfalls erfüllt in8 Leben Hineingewachfen; die erwartete Unendlich:feit hat fih befgränkfen müffen;z allein nur in der Befhränkung wird das Höchfte erreicht. Die Ibee als Berfönlichfeit ift nun erft wirklich reif, ganz Gegenwart. Auf der Hochebene diejer dauerhaften Rebenftufe folgt allmälig das Sreijenalter.Dildier, YWefthetik. € wird fünftig noch bemwiefen werden, daß die menjhlidhe Seele auch in diefem Leben in einer un:auflö8lidh gefnüpften Gemeinfhaft mit allen imma:teriellen Naturen der SGeifte8welt ftehen, daß fie wechtelmeije in diefe mwirke und von ihnen Eindrücke zmpfange. Abgefchiedene Seifter können zwar nie:mals unfern äußern Sinnen gegenwärtig fein, aber wohl auf den SGeift des Menfchen wirken, mit dem fe zu einer großen Mepublif gehören, fo daß die Vorftellungen, melde fie erwecen, id nad dem Ge:jeße feiner Fantafie in vermandte Bilder Heiden und die Apparenz der ihnen gemäßen Segenjtände als außer ihnen erregen.Kant. Will der weife Mann Zur Buße Härten diefen zarten Körper, .So fömmt mir’8 vor, als wollt’ er mit der Schneide Des Lotosblattes Holz zum Opfer fällen.Nicht Toll man unbedachtjam Nıben fordern Bon dem, was fchön zu fein allein beftimmt.Sakßuntala. Das fHlechtejte Rad am Wagen macht den mei:iten Lärm. Dem du gibjt, der [Hreibt’S auf Sand; dem du nimmit, auf Stahl. Man empfängt Jeden nah feiner Kleidung und zntläßt ihn nad feinem VBeritande. Das erjte ift immer, daß wir unZ rechtfertigen dor un8 felbit. DanadH fer un Liebe und Achtung der ÜUndern milliommen. Gern opfern wir ihren Schwächen, ihren Vorurtheilen den zwanglofen Ges nuß unjerer natürlichen Freiheitz nur müffen fie nicht fordern, daß wir um der conventionellen For:met willen, womit fie jidhH belaftet haben, auf das wahre Slücg des Lebens verzichten, welches fo felten angetroffen wird, daß wir € mit BDorbeigehung der Falten GemoHnheitsverhHältniffe nicht zu fheuer erkau-fen; e8 ift fein erfreuliches Bild der Menfehheit,weldhe8 fie in diefer Abhängigkeit von felbftgemadhten und den frohen, reinen Lebenzgenuß tödtenden Po:panzen fchildert; wer kann ihr Helfen, wenn fie fid felbft beftiehlt, um reider zu fein! Kinder, fucht glücklich zu fein, fo daß ihr e8 immer bleibt, das ift, behaltet eure ganze Empfänglichtfeit unter Auf:fiht der Vernunft, die nur immer die Naturgemäß:heit eurer Gefühle prüfe. Iatur des MenjdHen {ft zug) ja uur euer SGanzeS, euer fo reich organijirtes,mit fo vielen göttliden Kräften zum SIüg ausge:rüftetes Ganze. Laßt e8 immer in fih felbft har:monijdh bleiben und bleibt euch felbft immer übrig;dann fönnt ihr wohl Andere, die fich felbjt verloren haben, bedauern, daß ihre Zahl fo groß ift, aber fiher Tein, den Zweck eures Dafeins volllommen zu erreichen.Siorfer. Feder MenthH muß in das Sroße und Ganze wirfen; nur was dies Große und Sanze genannt wird, darin liegt meinem Sefühle nach noch fo viel Täufhung. Mir Heißt in das Sroße und Ganze mwirfen, auf den Charakter der Menfchheit wirken,und darauf wirkt Jeder, fobald er auf fi und blos auf fih wirkt.3S, Humboldt. Für mic ift der Kreis, in dem ih jebt Lebe, der angenehmfte; e8 ift der, den id am Dbeften auszu-füllen vermag, und Jollte e8 nicht wichtiger fein feinen Kreis wie groß oder Hein auszufüllen al8 gerade diefen oder jenen zu Haben? Zühle ich ja mehr Kräfte, als diejer Kreis fordert, nun fo Ändet fihH vielleicht auch ein größerer. Allein {Hıyer-li wird daz je der Fall feinz je mehr man hut,defto mehr ficht man zu thıum noch vor fig. Die intenfive Größe ift gerade diejenige, melde man nie erfhöpft und dennoch, wie jonderbar, fuchen die Menfchen immer die extenfive, als wären fie mit jener {on fertig. Statt zu fragen, mie viel an dem Zweck, an dem fie find, noch zu thun ift, eilen fie ihon nad einem andern Hin. Wenn dies, wie es mir fcheint, den Geift nothwendig zerftreut, fo muß er bei jenem Verweilen an Tiefe und Stärke ae: iA winnen und ih geftehe Ihnen gern, daß ih für diefen Seminn allein Sinn habe.WB, Sumboldt. 8 feben Edle Höher ftet8 ihr Biel. So ftößt der MenfhH mit Füßen oft fein SGlüc, Weil Finfternif die Seele ihm umfhwebt. Der Blinde fhüttelt ab vom Haupt den Kranz Des Glücks, den ihm ein Wahn als Schlange malte.Sakßunfala. Bei Scherern, den ich geftern fprach, ft mir eine Bemerkung wieder eingefallen, die Sie mir voriges Sahı über ihn machten. E83 ift eine. ganz gemüth:lofe Natur, und fo glatt, daß man fie nirgends fajfien fann. Bei folden Natürellen it e8 recht Hihlbar, daß das Gemüth eigentlich die MenfgHheit in dem Menidhen macht, denn man fann fi folchen Seuten gegenüber nur an Sachen erinnern, und das Menfchlide in einem felbft ganz und gar nirgends Hinthun.Schiller an Goethe Bd. 4. S. 266. In des Herzen8 heilig ftile Räume .Mußt du fliehen auZ des Lebens Drang,Hreiheit {ft nur in dem Reich der Träume Und das Schöne blüht nur im Gefang.Schiller. Wenn Zimmermann in feinem Buch über die Sinlamfeit von einer Dame fpricht, die er mit Plus tarchs Lebensbefhreibungen von HyjterijhHen Zuftänden furirt und dem Hauswejfen und der Küche wieder gewonnen Habe, fo läßt fig in gleidher Weife auch von den Schriften von Bigius jagen, daß fie un8 nicht nur mie reine Bergluft und Herrlide Natur mit erhöhter Lebens: und Strebeluft erfüllen; fondern daß fie un8 wichtige Impulie fürs Leben geben, daß mir von ihrer Lectüre weg nicht blos mit Luft an jebe Arbeit gehen Können, mas immer ein Kennzeichen gefunder Bücher iftz fondern daß wir auch, von ihnen angeregt gleichfam neue Fittide fühlen, unfer Leben mit frijdem Sinn neu zu ordnen und zu geftalten,mit dem Pfunde zu wuchern, das Vedem, dem Klein-ten wie dem SGrößten anvertraut ift, und die manig=jaden Kräfte in un8 zu entwideln, deren Nebung (6 und Entfaltung zu möglichjter Bollfommenheit wir al8 unfere Höchfte Beftimmung erkennen müflen,Dr. Manuel. Die Poefie {Heint in ihren Verbindungen eben fo eigenfinnig mie die Sffentlidge Meinung. Sie vermält fih eben fo oft mit der Heiterkeit wie mit dem Trübfinn. Wenn wir an das Schiekfal und den Charakter ihrer Angehörigen denken, fo fcheint es unmöglidh , daß ein fo eigenthümlidHes Wefjen mit fo entgegengefebten Nidtungen des SGeiftes und Zügen des Semüths verträglich fein Könne. Oleich den geheimnißvollen Verbindungen des Lichts, weldes der Cypreffe einen grünliden Schatten und der Wolke einen rofigen Hau verleiht, indem e8 durch eine teudtende Ausftrömung unzählige Tinten hervor:Sringt, fo affimilirt fi der SGeift der Poefie mit jeder Spielart des menfHlihen Semüths, von den tief ften Schatten des MenfhHenhHaffe3 bis zu den frifdeften Blüthen des Entzückens.Bhomas Ioore. Die deutfhe Sprache ift auf einen fo Hohen Srad der Ausbildung gelangt, daß einem Keden gegeben ift, fowohl in‘ Profa als in NRhytmen und Reimen, fiO dem Segenftand, wie der Empfindung gemäß, nach feinem Vermögen glücliH auszudrücken.Hieraus folgt nun, daß Feder, welcher durH Hören und Lefen fi auf einen gewiffen Srad gebildet hat, wo er fih felbft einigermaßen Deutlich wird,Äc alsbald gedrängt fühlt, jeine Gedanken und Urtheile, fein Erfennen und Fühlen mit einer ge:mwifjen Leichtigkeit mitzutheilen. Schwer, vielleicht unmöglih, wird e8 aber dem Jüngern einzufehen,daß Hierdurg im Höhern Sinne nodh wenig gethan it. Viele, die auf demfelben Wege gehen, werden Rh zufammen gefeXen und eine freudige Wanderung zujammen antreten, ohne fi zu prüfen, ob nicht ihr Biel allzufern im Blauen liege. Denn leider Hat ein mwohlmollender Beobachter gar bald zu bemerken, Ddaß ein inneres jugendlihes Be:Gagen auf einmal abnimmt, daß Trauer Über ver:idwundene Freuden, Shmachten nah dem VBerlornen,Sehnfucht nad dem Unbekannten, Unerreihbaren,MißmnuthH, Neid und Verfolgung die Mare Quelle irübt, und fo fehen wir die Heitere SGefellfhaft {ich vereinzeln und fich zerftreuen in mifantropifhe Cre: An miten. Wie fhwer {ft c8 daher, dem Talent jeder Art und jedes Grades begreiflih zu machen: daß bie Mufe daz Leben zwar gern begleitet, aber eS Feines:weg8 zu leiten verfteht. Wenn wir beim Eintritt in das thätige und Fräftige, mitunter unerfreuliche Leben, wo wir un8 alle, wie wir find, al8 ab:hHängig von einem großen Sanzen empfinden müflen,alle frühern Wünfhe, Träume, Hoffnungen und die Behaglichkeiten früherer Märchen zurücfordern, da entfernt fig die Mufe und fucht die SGefellichaft des heiter Entjagenden, fih leicht Wicderherftellenden auf,der jeder VahreSzeit etwas abzugewinnen weiß, der Eisbahu wie dem Rofengarten. Der junge Dichter fprecdhe nur aus, wa8 Lebt und fortwirkt, unter wel:Dherlei Seftalt es au fein möge; ev befeitige ftreng allen Widergeift, alles Migwollen, Mißreden und was nur vereinen fannz denn dabei kommt nichts Heraus.Poeti]jdher Schalt ift Gehalt des eigenen Lebens, den fann uns Niemand geben, vielleicht verdüftern aber nicht verfümmern. Alles mas Eitelfeit d. h. Selbft:gefälliges, ohne Fundament .ift, wird [Olimmer als jemals behandelt werden. Man Halte fih ans fort:jreitende Leben und prüfe fih bei Gelegenheiten; denn da beweist fihs im Augenblif, ob wir lebendig find,und bei fpäterer Betrachtung ob wir Lebendig waren,Soethe. Die ew’ge Welt, an die der Glänb’ge glaubt,Ift jenes Haus auf fteilem Felfenhaupt; Und diefe wechjelreidhe, flücht’ge Welt Boll Luft wie Leiden, ift das Dornenfeld. Sie zählt die Athemzüge, die du thuft, Ob früh, ob fpäter du im Grabe ruhft. Um Ende wird ein Erdftoß fich erheben,Dann Laffen feufzend wir all unfer Streben Und Müh'n auf diefem Dornenfeld zurück Und ridhten auf das fejte Haus den Blic, Sin Andrer Foftet unfrer Mühen Frucht, Doch er auch zieht vorbei in rafher Flucht;So wars von je, fo wirds für immerdar 8 fein, und diefer Spruch bleibt ewig wahr:Vollbrachten wir der guten Thaten viel, So wird un8 Ruhm an unferm Reifeziel;Doch waren wir verderbt, fo kommt die Kunde Davon zu Tag in unfrer lebten Stunde, Ob unfer Schloß au hoch den Scheitel trug Bis zum Saturn nicht8 als das Leidhentuch Wird unz zulebt; der Kühnfte wird erfhreckt Wenn Bruft und Haupt ihm fHmarzer Staub bedeckt,Zirdufi. ()Preis fei dem Herrn, der. alle Dinge {Huf Xhm, der das Große wie Seringe IOHuf. Das Sein fo wie daz Nichts verneigt fih ihm,Er ift der Einz’ge, Nichts verneigt ih ihm.Zum Zweiten werde der Prophet gepriefen,Und alle melde fiH ihHm treu bewiefen. Da jene Edlen von der Welt gefHwunden, So rechne nicht auf Dauer deiner Stunden.Wo kam der Thron des größten Königs hin?Wo find die Großen al von Heldenfinn ? Wo find die Weifen all und die Gelehrten?Die raftlos ihren Seift mit Wiffen nährten ?Wo find mit ihrer Stimme Janftem Ton Und ihrem Reiz die Schönen Hingefloh’n? Wo die Bedrängten, die in Bergesfihlucdhten Stend und ruhHmlos eine Zuflucht fuchten ? Und jene, die den wilden Lömen jagten? Sie wurden allgefammt des Todes RKeute. Heil dem, der nur die Saat des Suten freute!Bon Erde find, zu Erde werden wir, Voll Angft und Kummer find auf Erden wir.Du gehft von Hinnen, doch c& währt die Welt,Und Feiner Hat ihr RNäthfel aufgehellt. Voll weifer Lehren ift für unz ihr Lauf,Warum denn addten wir fo wenig drauf?Sirduli. VBerläumdung, Sie {Oneidet [Härfer als das Schwert; ihr Mund Bergiftet mehr als alles Nilgewürm,Ir Wort fährt auf dem Sturmwind und belügt Jedweden Erdfirih: Kaifer, Königinnen,Sürften, Matronen, Iungfraun, ja in Grabes Seheimniß wühlt das Natterngift VBerläumdung: Cymbelin Bd. 12. S. 296. Was find wir für SGejdHöpfe, wenn wir unfern zignen Wea gehen.SHARESPLALE. Kür alle muß in Freuden Mein treues Herze glüh'n. Hür alle muß id leiden, Zür alle muß iO blüh'n, Und wenn die Blüthen Früchte Haben,Da Haben fie mich längft begraben.„Hichendorf. Ein Künftler der nicht mehr [Heinen will als er wirklich ift, der in feinem Schaffen fi nicht ab-ängftigt, mehr zu werden, als er nah Sottes Sabe zu werden vermag; der nicht über fih hinaus will,der feine Werke, nidHt feine Perfon in den VBorber-grund ftellt, ein Mann, der überall zu brauden if und darum gerade nirgends recht ankommt, ein nicht 6lo8 perfönlih, fondern auch äfthetifch befchetdenes Talent. Diefe Heut zu Tage fo feltene Erfchei:nung war Lortfing.Riehl „Mufikal. Charakterköpfe.” Die Wahrheit ift freilid wie der Verfaffer im 83. KYahre, nad fehSzigjährigem Studium, immer deutlicher einficht, nicht immer erreichbar, wenn von objectiver Wahrheit die Rede ift;z allein die jubjective Wahrheit, d. H. die Vermeidung alles defjen, was nicht den Schriftfteller durch und durch befeelt, fon:dern nur für das Publikum, deffen Bedürfniß oder Vorurtheil man berücfichtigt, gelten fann, ift aller dingS erreichbar. In diefer Nückficht gerade ift das Studium der Alten, weldhes. jeßt fo fehr vernadh-fäffigt wird, fo ungemein wichtig, weil Ddiefe weder Recenfenten, noch Studenten, noch Weiber, noch die Sefer von Iournalen Gerücfichtigten. Das ift e8,wa8 der VBerfaffer nicht für das große Publikum,Tondern für die Wenigen, denen Wahrheit zınd Recht,und Tugend aufrichtig. am Herzen Regen, hier vor:auSzufchicden nöthig findet.3. SG. Schloffer. Die medhanifden Künfte Haben fih länger ge:halten, weil die Urt des Fleißes, welche Kein Nach:denken erfordert, fondern das Werk der Nebung und Sewöhnung ift, pflegmatifden Völkern zur andern Natur werden kann. Ihre Eyiftenz ift in diefer, wie in jeder RückfihHt mafhinenmäßiger als die Eryiftenz ber lebhaften, geiftreichern Menjdhen, deren unftätes Welen mehr von eigenen Antrieben abhängt und daher Sfters die Erfheinung des Mürjfigangs bewirkt, ©. Siorfler.Mus d. Anfichten vo. Niederrbein. Die Nüglichkeit ift nicht das einzige Bedürfniß unferer Natur, fie ft nicht der einzige SGefichtspunkt,uf welden alle Thätigkfeit unferer Intelligenz fie zurückführen läßt. Zum RKRuhme unferer Natur murzeln noch andere Bedürfniffe in ihr, die einer hHöhern Ordnung angehören, die, fo zu Tagen, im Segenfabe zu dem bloß Nüglidhen fih geltend machen € gibt eine ideale Hierarchie der Eryiftenzen, welche,murzelnd in der Erdentiefe, in der SeifteSswelt aus:gipfelt. Die Idee des Wahren und Schönen ift dem Menfdhengeifte nicht weniger angeboren, al8 die des Niüglidjen; welde von beiden ihn aber am meiften adelt, und feinem Ur]prunge, wie feiner endlichen Beftimmung am meiften entfpricht, welde von beiden dienen, welche Herrchen foll, diefe Frage Kann, fo follte man glauben, im Ernite faum aufgeworfen werden,Auguffl Reichen perger. Die Kunft, diefe Hödhfte und allgemeinfte Sprache,ift, mie überhaupt alle Sprade ein in die Sichtbar-feit tretendes Geiftesleben, ein Ausftrahlen des Seiftes, weldhes je nach dem Standpunkte, welchen feine Träger einnehmen, belebend und veredelnd, oder aber vermirrend und umnebelnd auf Ddiefelbe zurüd:Jällt,Derfelbe. SR 8 ift doch in der Welt alles eitel und Täufdhung,Jowohl was man genießen, al8 was man thun fanın,nur das Häusliche Leben nidt, Was man auf diefem ftillen Wege gute8 wirkt, das bleibt: für die wenigen Seelen kann man wirklich etwas fein und etwas bedeutendes leiften.Schleiermadher. Was aber den Schein betrift, fo habe ih darüber meine eigenen ©rundfäge; id glaube, daß e8 meinem Stande geradezu obliegt, ihn zu verachten; ich meine nit aus Leidigem UebermuthH Dinge zu thun, die man fonft nit thun mürde, nur um zu zeigen, daß man fi aus der gemeinen Meinung nichts macht,jondern das, daß, To oft e& HineinreiHende Gründe gibt etwas zu thun, man nad) dem Schein dabei nichts fragen müffe. Das ift wie mir fheint, fehr nöthig und ganz eigentligd Pfliht.... € Kiegt fehr tief im meiner Natur, daß ih mid immer genauer an Frauen anfehließen werde, al8 an Männer; denn 28 {ft vieles in meinem SGemüthH was diefe felten verftehn.... In der Gemeine (Herrnhut) wird der Menfch gebildet durgd Einfamkeit und ftilles Nach: SG denken; in der Welt fann e8 aber nur werden durch die manigfaltigfte und zufanımengefebtefte Thätigkeit.8 find zwei verjchiedene Wege, aber beide find gut und jeder Menfch Hat nur darauf zu Jehen, daß er den einfhlage, der feiner Natur am angemeffenften ift und daß er fi denn auch Hübfeh dahin ftelle, wo er diefen befolgen Fan.Schleiermacher. Wahılih, man hat, mas daz innere Leben der Kinder betrifft, nichts zu thım als abzuhalten, daß fie nicht geftört werden; und dann wiederum fie zu:jehen zu Xlaffen dem Wirken der Kiebe und der Regierung des Verftandes im Leben um fie her,Was fo nidht gut wird, dem ift gewiß auf keinem andern Wege was Sute8 anzuerziehen und etwas Böfe8 auszutreiben. Das bejfjere Sefühl, was man auf diefem Wege gewinnt von dem Leben mit den jungen Geiftern ift wohl reichlich die Teeren Einbil-dungen mwerth, welde alles Gute in dem Menfchen für das Werk der Erziehung Halten. Einbildungen,die eigentlid dem Srundjage nad, der in iYnen liegt, jedes Höhere Bewußtfein zerftören. Schleiermacher, " IH meines Cheil8 Halte wenig auf das nübliche.Wenn man das Leben nur für das nimmt, was der Menfh in der großen Maße auf fie wirkt, fo ift e8 in Der That nicht der Mühe werth. IS nehme aber bie menfHlihe Natur al8 eine noth:mwendige Stufe des geiftigen Lebens, die eben da fein muß, und von diefer Seite betrachtet {ft Fein Menfh unbedeutend, der etwas eigenthümlidhes hat, der die menfdlidhe Natur von einer eigenen Seite darftellt,Indeß ft e8 mit dem Nuben auch eine mißliche Sache. . Du fiehft ja, wie die Menfdhen fiH gegen mid) vermahren oder Alles von fih ftoßen, was id thue. Das macht mid wie du weißt nicht irre und verbittert mir das Leben, nicht, aber e8 fann do) au nicht Helfen, daß ih auf meinen Nuben ein aroßes Scewicht leae.Derfelbe. DO trunknes Schietfal! mweldhes Saufkelfpiel Treibfit du mit uns! Du weißt der Künfte viel! Mit Sturm und WolfenbruH Hinweg uns raffft du, Mit DoldH und Schwert uns aus Ö Leben Ihaffft u, Den Ehlen tödtejt du durd SchurkenhHände, Nach Laune nur vertheilft du deine Spende, >Bald Krone, Thron. und Schäbe fhenkft du uns, Xn Kerker bald und Sram verfenffit dır uns Der Weife münfdht, ev wäre nie geboren, Kon Hätte nie im Erbenfroft gefroren Und niemal8 ihn die SGiuthH der Welt verfengt; Unheil nur wird durch die Geburt verhängt,ur Wechfel Herricht und Trübfal hier auf Erden, Drum ift e8 befjer, nit gezeugt zu werden.Firdulfi. Sei dennoch unverzagt! Sib dennoch unverloren! Weich feinem Slücke nicht! Steh Höher als der Neid! Vergnlüge dihH an dir, und acht es für kein Leid, Hat fich gleich wider diH Glück, Ort und Beit ver:{Hmworen , Was dich betrübt und Iabt, Halt alles für erkoren. Nimm dein Verhängniß an. Laß alles unbereut; Thu, mas gethan muß fein, und eh man dies gebeut, Was dır noch hoffen fannjt, das wird noch ftet ge boren. . Was FMagt, mas lebt man doch! Sein Unglück und fein Glüce If fh ein Feder felbft, Shan alle Sachen an, Dies AUile8 ft in dir! Laß deinen eitlen Wahn. Und eh’ du fürder gehft, fo geh in diH zurüce!Wer fein felbft Meifter ift und fihH beherrihen Kann Dem ift die-weite Welt und Alles unterthan. Xaul Silemming. Einzelne MenfhHen und felbjt ganze Bölfer denken menig daran, daß, indem fie, ein jedes nach feinem Sinne und einer oft wider den andern, ihre eigene Abficht verfolgen, fie unbemerkt an der Naturabjidht,die ihnen felbft unbekannt ift, al8 an einem Leitfaden fortgehen, und an derfelben Beförderung arbeiten, an welcher felbft wenn fie ihnen Gekanut mürde, ihnen doch wenig gelegen fein würde.Kauf. Eine geiftige Athmofphäre, wie die Äußere, um:giebt die Welt und jeden ihrer heile, umgiebt das Jahrhundert und den Zag. In fie verbreiten fich alle Lebendigen Wirkungen des einzelnen, zu einem Ganzen; aus ihr wirken fie, ihm unbewußt, auf den Einzelnen zurüd; Gedanken, Empfindungen, Bor-jteNungSweifen fhmeben ungefehn in der Athmojphäre,wir athmen fie ein, aflimiliren fie und heilen fie mit, ohne ung diefer Vorgänge deutlich bewußt zu fein. Mann Könnte fie die äußere Seele der Welt nennen: der Geift der Zeit ift ihr Refler und das merfmürdige Phänomen der Mode eine Fata-Morgana diefes Luftfreifes. €E€3 umgiebt auch die einzelnen Heinern Kreife der SGefjfelljchaft, und wie eine zarte Contagion Töfen fi Sedanken in ihm auf, und influenziven auf diejenigen, die wir unfere eigenften mwähnen. SIft er glei das natur-nothmendige Er-gebniß der organifhen Wirkungen eines Ganzen, fo bemerkt der genaue Beobachter doch bald wie vor:zug3mweife Die LebenzZenergie eines Einzelnen ihn be:ftimmt, ihn zum Träger feiner Denkweije und diefe dadurch zu dem feiner Umgebung macht.v. Sieunctersfeben, Pfalm 1,Das3Z Loos des Frommen und des Sottlofen.Heil dem, der nicht mit SGottvergeffenen einig geht,Der nit an Weg der Sünder fteht,NochH fiet im Kreis der Syötter:Sondern feine Luft hat an Jehovas Lehre Und über defjen SGefeb finnt Tag und Nacht! Wie ein Baum ft er, gepflanzt an Wafferbächen ,Der feine Frucht darbringt zu feiner Zeit Und deffien Laub nicht welt; i Und alles ma8 er [Hafft gelingt ihm wohl.Nicht fo die Sottvergefjenen.Sondern wie Spreu, die der Wind verweht.Darum beftehen die Sottlofen nicht im Seridht,Und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten Denn Jehova achtet wohl auf den Weg der SGerechten,Über den Frevker lenkt er inz Verderben. Durch Reif und Froft. Durch Reif und Froft im falben Hage Schreit id dahin bet rauhem Wehn,So fühl ih add durch meine Tage Mit leifer Klage Des HerbiteS KKihle Schauer gehn.Wo bift du reiche Iugendwonne, Du trunkner Glanz mir im Semüth,Ach, bleih und läffig hängt die Sonne Im Nebel, die fo IHön gealüht. Die Freuden brechen auf und“ wandern Buguögelfhmwärme , fern hinab Und eine Hoffnung nad) der andern Vällt welt vom Bann des Lebens ab.Nur du gedämpfte LiedeSweife, Du meiner Sehnfucdht tröftlig Wort,Du bleihft mir treu und raufcheft Leife Auch unterm Eife Wie eine Heiße Quelle fort.„Sm, Geibel. Nicht durch SGelübde oder weibifche Gebete. erlangt man die Hülfe der Götter, Wachfamkeit, Chätigkeit,Klugheit fichern in allen Dingen den Erfolg; wenn dır di der Trägheit und Feigheit ergiebft, rufft du vergebens die Götter an; erzürnt und feindfelig wen:den fie ih ab.Seneca. IH freue mid mit einer {trebenden und in den Mefultaten noch nit gefangenen Kugend von Neuem En zu fireben; aber auch al8 älterer Freund Hefonnen und ernft ihr die Heiligen Ziele der Menfhen und der Chriften zu zeigen, ohne melde au das Kultur:(eben volirte Barbarei und das Studium iInteller-tncller Schwindel wird. Unfer Ziel ift nicht das Willen, fondern edle Menfehlichkeit; unfer Ziel ift über ung allen, hoch über der arınen Sterblichkeit,Bott der Lebendige.Dr. Ybheod. Keim, „Akadem. Antrittsrede,“ Der größte SGegenftand in der Welt, fagt ein großer Pbhikofoph, it ein redhtihaffener Mann, der mit Widermärtiakeiten fämpft.Mlpenrofen 1566. Wie die Pflanze die Kräfte ihrer NMeproduktion an Light und Luft nicht nur übt, fondern in diefem Prozeffe zugleich ihre Nahrung einfaugt: fo muß der Stoff, an dem fih der Berftand und das Vermögen der Seele überhaupt entwielt und übt, zugleich eine Nahrung fein.Hegel. Uns gegeben Bum Troft ift holder Wahn, und wo entrathen Muß foldhen edlen Sporns ein trübes Leben, Muß rühmliches Bemühen. In träge Ruh’ fi wenden und verglühn.Oiacomo Leopardi. Doch mil ih gleichwohl, weil ih noch Hier trage diefes Leibes Joch,Auch nicht gar ftille [mweigen.Mein Herze fol fidh fort und fort An diefem und. an allem Ort Bu deinem Lobe neigen.Hilf nur und fegne meinen Seift Mit Segen, der. vom Himmel feußt.Daß id dir ftetig blühe.Sib, daß der Sommer deiner Snad In meiner Secle früh und fpat Viel Slaubensfrucht erziehe.Mach in mir deinem SGeifte Raum,Daß ih dir werd ein guter Baum,Und laß mid wohl bekleiden;Verleihe, daß zu deinem Ruhm,IM deines SGartenz {Höne Blum Und Pflanze möge bleiben.us Yanl Gerfard’s ‚„„Sommergefang.“ AR Wie ein Vater feinem Kinde Niemals ganz fein Herz entzeucht,Ob e8 glei bisweilen Sünde EThut und au3 der Bahne weicht,Alfo Hält au mein Verbrechen Mir mein frommer Gott zu gut,Wil mein Fehlen mit der Ruth’Und nidt mit dem Schwerte rächen;Seine Straffen, feine Schläge,Ob fie mir glei bitter feynd!Dennoch, wenn ich’8 recht erwege,Synd es Beiden, daß mein Freund,Der mich liebet, mein gedenke,Und mid von der fHnöden Welt,Die un8 Hart gefangen Hält,DurghH das Kreuse zu ihm lenke.Alles Ding währt feine Zeit,Sottes Lieb in Ewigkeit. Aus dem Lobgefang von S, Gerhard. Feigee Gedanken Bänglihes Schwanken,Weibilches Zagen,Nenaftlidhes Klagen fr Wendet Fein Elend,Macht diH nicht frei.Allen SGewalten Zum Troß fih erhalten,Nimmer fih beugen,Kräftig fi zeigen,Rufet die Arme Der Götter herbei.Soefhe. Indem fo der Menfjch den göttlidHen Seift in {id wohnend Hat, wird er vom Seifte getrieben.“. „Die der Seift Gottes trübet, die find Kinder Gottes.“ Der Böfe geht gegen feine innerfte Natur, dagegen wird ihm das Sute zur (andern) Natur. Auf diefer hHöchften Stufe des fittlidHen Lebens vollzieht fi dann die fittlidhHe Forderung, wie eine Naturforderung, die Tugend -erfheint als das Kampflofe Herausfeken des in der MenfchHenfeele Kiegenden göttliHen Schalts,der Menfch fiegt über das Böfe durch fein Herz,nicht feinem Herzen zu Trog, und alles Handeln geht aus Dem unmittelbaren: Drang der ganzen,Sotterfüllten Menfhennatur Hervor, ohne daß man jeden Augenblit ängftlihH fragen müßte: wa8 ver: A jangt jeßt die Moral von mir. Welche von beiden Seiten des fittlidhen Lebenz, der Kampf um das Xdeal, oder die ruhige Harmonie des Natürlihen und Sittligen das vorherrfchende bei einem Menfchen fei;z das Hängt von feiner NMaturanlage und geiftigen Organifation ab, und e8 ift einer der folgenjHwerften Frrthümer der. altkircdhliden Anfhanung, von weldhem die ganze Geftalt der orthodoren Dogmatik bedingt ift, alle Menfchen in einen Tiegel der SündhHaftigkeit zu merfen, und daher von allen die gleide Form und den gleihen Weg der fittlidhen Wiedergeburt zu verlangen: S. Sang. Wäre e8 möglich die Stimmung, aus weldher bie Fanft: Dihtung Hervorgegangen ift, mit einem einzigen Wort zu bezeichnen, Io wäre e8 jenes Wort,auf weldhes Göthe die Denkweije Hamans zurücführt.“Alles mas der MenfdhH zu Teiften unternimmt, es werde nun durch hat oder Wort oder Jonft hervor:gebradt, muß aus fämmtlidhen vereinigten Kräften zntfpringen ; alles vereinzelte ift verwerflich. 5. Setiner. 6?Wer darf ihn nennen Und mer bekennen Sch glaub’ ihn. Wer empfinden Und fig unterwminden Zu Jagen : ih glaub ihn nicht? Der Allumfafjer , Der Allerhakter, Faßt und erhält er nicht DihH, mich, fih felbft? Wölbt fih der Himmel nicht da droben?Liegt die Erde nicht hier unten feft?Und fteigen freundlich blidend Ewige Sterne nicht herauf ? Schau id nit Aug in Auge dir Und drängt nicht alles Nah Haupt und Herzen dir? Srfüll’ davon dein Herz, fo groß eS fei Und wenn du ganz in dem Sefühle felig bift Nenn’ e8 dann wie du willft, Nenn’s Glück, Herz! Liebe! Gott!Ich habe feinen Namen Dafür. Gefühl ift alles, Name {ft Schall und Rau,Umnebelnd Himmelsaluth. Goethe. AQ VBergänglichkeit,Wer jung ins Grab fih bettet, den beweine nicht,Und daß das Leben ein Gewinn, das meine nicht.Dir faugt der Geier Schmerz an deinem frifgen Blut,Doch quält er der Verftorbenen Gebeine nicht.Sie ruh’n: fein Schrei der Sehnfucht gellt fie aus dem Schlaf!Beneidenzwerthes Loos! E8 ift das deine nicht.Du fibeft fröhliH nimmer an des Lebenz Mal,Freujt dih an feinem golddurhaglühten Weine nidgt,Denn bitt’re Tropfen [Ywimmen drin: wen trifft e8 bald?Der Tod fhreckt auch vor fröhligHem Vereine nit,Und (Häumt des Lchenz Fülle durch die Säfte au Dein fhon geprüftes Herz, e8 traut dem Scheine nicht.Und folürfelt du des Augenblids Vergeffenheit,Sri fhrichft du auf: die Freude war die deine nicht,Drum wein’ um deines Lebens wechfelvolle Noth,Doch für die Todten unterm Leihenfteine niGt! In unfer8 Bufens Reine wogt ein Streben,Sid einem Höhern, Reinern, Unbekannten Aus Dankbarkeit freimillig hinzugeben (Enträthfelnd fih dem ewig Ungenannten, Wir heißen: fromm fein! Soldjer feligen Höhe Hihl ih mid theilhaft, wenn id vor ihr ftehe. -OGoefhe. Wenn der Gott der Willführ und der Wunder für mi auffört, glaubwürdig zu fein, Toll 1 aud an den night glauben, der fi mir offenbart in den Sefeben und Ordnungen der Welt, der vor meinen Augen täglig fein Weltgeridht übt in den Sefdhicfen der Völfer, der in meinem SGemwifjen mit mir redet al8 der Heilige und Serechte, verfolgend jede Ueber:tretung ‚Jeiner Gefebe mit feiner unerbittlichen Strafe,der, fobald ich wieder einlenke in die Geleife des Suten, fi mir zu fühlen gibt al8 der Gnäbige, der daz reuige Kind mit feurigen Armen an fein Herz zieht, ihm zuruftz Friede fei mit dir! Das Alte ift vergangen, e8 Joll Alles neu mwerden;“ und die Seele füllet mit Freud und Wonne. Diefen Gott der religiöfen Erfahrung folte ich nicht glauben fönnen? glauben müßen? Wer darf fagen: ich glaub Shn nicht in dem wir doch keben, weben und find. Heinz. Sang. OD wir tragen Unfraut,Wenn [Harfer Wind un8 IHont, und wer un8 tadelt,Der n»flüct uns um.Shakespeare. (Antonins.) Und erfenn e8 far Wie alles [Hmwankfend und gefahrvoll ift Im Menfdhenleben. Slück und Mißgefchiek.Wer frei von Schmerz ift, blide hin auf’3 Leid Und wer im O©lück lebt, der fei vor Allem Auf feiner Hut vor undbenerftem Sturz.Sophokles. (Philoktet.) Timotheus wurde durch einen Beldhluß der Cpho-ren au3 Sparta verbannt, weil er der Lyra noch drei Saiten zugegeben. DBefenntnifje des Heil. Auguftin: Und es gehen die Menfdhen hin und bewundern Hohe Berge und weite Meeresfluthen und mächtig dahin raufdhende Ströme und den Ocean und den Lauf der SGeftirne und verlaffen fi felbit barob. +4)Wenn man diefe Sonette und Canzonen und bazwifhen die wunderfamen Bruchftücke des Tage:6uchs feiner Iugend aufmerfjam lie8t, fo er] eint 28 al8 ob daz ganze Mittelalter hindurch alle Didter fi felbft gemieden. Er (Dante) zuerft fi felbit aufgefucht habe,DBaurkard. Der Roman Pamela, der im Jahr 1740, Ger au3 fam, Hatte Nihardfons Ruf auf den Höchften Sipfel erhoben. Diefes Buch, meldhes Stellen enhält,bie un8 Heut fehr unfohiclidh erfheinen würden, wurde damals fogar von der Kanzel Herab anempfohlen. Unter den edlen Männern, die mit Muth und Einfiot unferer Zeit den Spiegel beffen, was fie war und Deffen was fie werden foll vorzuhalten wagten, verdient Schloffer die erfte Erwähnung,Waz unz in feinen Schriften zunächft mwohlthätig berührt, ift die völlige Rückfichtslofigkeit, mit der er die Wahrheit und zwar die ganze volle Wahrheit nad) allen Seiten hin aus]pricht. Weder die Scheu vor einem Verftoß gegen irgend eine äußere Autorität,no der Eindruck der allgemeinern Stimmung hat je auf ihn gewirkt. In dem ftolzen Gefühle feines Werth3 und der Unfträflichkeit feines Gemwifjens ftand or allein. Er verwifdht Feine Thatfacdhen, er mildert Feine Schwäche,3. Schmidt. € ijft nicht3 leichter, al8 aus dem Bilde einer urfprünglidgen Natur alle Größe wegzumwifchen, man barf nur fein Leben in die einzelnen Tage zerlegen und den verbindenden Faden fallen Kaffen.Der Obige. Du prahHiit fo laut mit deinem Glück «nd ladeft dadurch das Unalück in dein Haus. Reich ift an eigner Tugend, wer die fremde ‚rt. Bu Sclaven macht uns unbejhränkfte Freiheit, Ein Herz, das wohl mir. will, fhäß ich nod mehr al3 meines Bruders Blut.X, Syrus (griech. Dichter). Toute casse Tout se casse Tout passe.Benny Lind, Was die Didhter der neuern Schule vor unfern ältern Uyrifern unter[heidet, ift, daß fie niemals bei der Sache find. Die Kunft Hat die Aufgabe,den Segenftand in finnlicher Klarheit zu zeigen, nidt verwirrt durch anderweitige Borftellungen. E83 ij in der Malerei ebenfo. Der Künftler Kann die glän:zendften Farben und Linien anmenden, fie werden feinen Eindruck machen, wenn fie nicht der Sache angemefjen find und wenn fie die Einheit der Stim:mung {tören. Faft in feinem Zweige der Kunit wird 7m die Übweichung von diefen Sefeß fo inz Große ge:trieben, wie in der Lyrik. Man gebraucht den Gegen-ftand faft Lediglich dazı, eine Meihe glänzender Sil-der, Meflerionen, Gefühle daran zu nlpfen, ohne fi darum zu Ffümmern, ob fie in irgend einem Verhältniß zum SGegenftande ftehen. Daher die Styllofigkeit der Form, das breite cogette Verweilen bei NMebenfadhen und dıe leichtfertige Haft in der Darftellung der Hauptfadhe, endlihH Unklarheit und NRathlofigkeit in der fittlidhen Färbung. Der wirkliche Dichter ft immer objektiv, d. hH. er wählt immer die realen Charaktere und Ereignifje fo wie er fie für Tein Ideal braucht und wendet diejenigen Farben und Striche an, die dazu geeignet find, Ddiefem Ideal Leben zu verleihen. Wir Haben immer das Gefühl der innern NothHwendigkeit, weldhes der mwefentliche Prüfftein für den Werth eines Sedichtes ift. Heut zu Tage ift e8 unfern Didhtern unmöglihH, fih auf längere Zeit in einen Segenftand mit Andacht zu vertiefen; fie nüffen bei diefer Gelegenheit ihre An:fidten über Sott und Welt, ihre Kenntniffje über die Naturmifienihaft und den Contrapunkt, ihre metas phyfifgen SGrundläge und die NMeminiscenzen aus dem Salongefhwäß anbringen. . 3. Schmidf. "Ce Nachdem das Volk die Sebichte Virgils gehört hatte, erhob es fih in Mafle und erwies dem zu:fällig anmefenden Dichter ebenfo wie dem Auguitus feine Chre. Man Iaffe jeden nicht nur nach feiner Facon jelig werden, fondern au fhon auf Erden möglichft nach) feiner Facon glüclih fein.- Niel. Ueber Grab und Srabkult haben die eilenden VahHrhHunderte und alle Neuerungen, die fie mit fih führen, nur geringe Macht. Ihre Symbolik in den älteiten Anfdauungen unferes Sefhlechts wurzelnd,reicht. unverändert, menn auch zulekt nicht mehr ver:jtanden, hinab in die Zeiten des finkenden Chriften:thums und über diefe hinauZ in das neue Weltjahr,das Chrifti Menfdhwerdung eröffnet hat. Späte und frühere SGefcdledhter treten in unmittelbare Berührung und mit der Bedenutungskofigkeit zeitliher Trennung verbindet ih diejenige volfliHer Berfhiedenheit und räumlicher Entfernung. Liefert für jene dasz Ei: ymbol ein Höchft merkmürdiges Beifpiel, fo Fritt die (ebtere in dem feilfledhtenden Denus, den Yegypten,Mfien, Griechenland und Italien in gleicher Weife fennt, nicht weniger überrafhend hervor. Die große Bedeutung, weldhe die alte Gräbermelt gerade durch diefen Charakter der Stetigkeit und Unwandelbarkeit gewinnt, wird durch den Einbli, den fie uns in die ihönfte Seite des antiken Geiftes eröffnet, noch er:pöht. Vermögen andere Theile der Alterthumswifjen-haft unfern Verftand zu fefjeln, fo gewinnt die Be:irachtung der Nekropolen unfer Herz und vermag nicht nur unfer Wiffen zu bereichern, fondern auch tiefern Bedürfnifjen - Nahrung zu gewähren. IH habe, wo fig Gelegenheit dazır bot, nicht unterlafjen auch diefer Seite meine Betrachtung zuzumwenden und jo viel an mir lag, jene Gedanken wieder zum Be:mußtfein zu bringen gefucht, deren Füke und Hoheit an der Stähte des Todes nur das Symbol, nicht die Sprache, darzulegen vermag. Dadurch bin ih vor allem einem Bedürfniß meiner eigenen Natur gerecht geworden, vielleicht aber au dem Höchften Biele aller Alterthumsforfhung, die Ibeen früherer Befdhlechter einer Zeit, die der Erfrifhung gar fehr bedarf, in ihrer Hohen Schönheit zu erfchließen, näher zefommen al8 e8 an einer der. Form und der Ober: ffäcde der Dinge Haftenden Betrachtung erringbar ift. Die ridhtige Verknüpfung des Befondern und des Agemeinen ift das Scheimnif, worin alles BVerftändnif ruht. Ift diefes für fih mwerthlos, fo bilden fie dagegen durch ihren Verein ein Sanzes, das beiden Seiten de3 menfHlidHen Seiftes, feinem Be:dürfnik nach Manigfaktigkeit und feinem Streben nad Einheit, gleidhermweife genügt.3. 3... Bachofen über SGräberfymbolik der Alten. Magft dur den Feind mit Liebe aud behandeln,Du wirft ihn nie zum wahren Freund verwandeln.Sirduß. Der Menfch fällt nur gar zu Leicht in den SFrrtyum,dasjenige für groß, für mächtig zu Halten, was mit itarfen Eindrücken auf feine Sinne wirkt und Teicht gibt er fi Der Täufgung hin, daß dasjenige aud unbedeutend fei, was unbemerkt und geräufhlos,aber ftetiqa im Stillen wirkt.Schleiden. ”Q Des Herren Auge dürtgt das Land. Der griechifhe Künftler Dinokrates, oder wie ihn ındere nennen Nafikrates, der Erbauer Alerandriens,irat einft vor Alerander den Sroßen hin und tadelte die Künftler, welde den gewaltigen Welteroberer bis:ger in Farben, Erz und Marmor Herzuftellen verfucht,da doch foldhe Bildchen, die gekauft, geftohlen und ingefHmolzen werden Könnten, nicht® weniger als nürdige Denkmäler feiner Größe feien. Ih dagegen jJabe mir vorgenommen, {prad) er, in einem unver:gänglidhen und lebendigen, ewig fejtwurzelnden Stoffe in Abbild unbewegbar und unerfHüttert für die Swigkeit hHinzuftellen. Der thrakijde Berg Athos,da wo er am Hödhften und fihtbarften über dem Meere auffteigt, fol durch meine Kunft zu einem Standbilde umgewandelt merden, das Alexander mwürz dig, mit den Füßen daz Meer, mit dem Haupte die Wolfen berührt; in der rechten Hand eine volfreiche Stadt tiragend, mit der linken aber einen immer Tießenden Bergftrom auZ einer Opferfhaale in das Meer ausgießend. ACC Wo du deine Zeitgenofjen findeft, umgieb fie mit edeln, mit großen, mit geiftreiden Formen, fHlicke fie ving8 um mit den Symbolen des VBortrefflichen ein, bis der Schein die. Wirklichkeit und die Kunft die Natur überwindet.Schiller. Der Schmerz ift eine Frucht, Gott "yäßt fie nidt gedeihen Am Zweige der zu IHwahH noch wäre für die Laft.DT, Hugo. Die wahre Tugend ift, daß Ieder jede Frift Das thut, wozu er taugt und tüchtigq ift. 1523 ftarb ‚auf feiner unbefejtiaten Burg Land:ftubl Franz von Sidingen. Hutten prie8 feine Schlöffler al8: Herbergen der Gerechtigkeit. Da find die. Männer rechte Männer, da wird Gutes und Böles an- feinen gebührenden Drt geftellt, jedes gilt was e8 werth ift. Da Herrfchen Sottesfurht und Menfchenliebe, die Tugend fteht in Chren; Habfucht Ändet Feine Stätte, der Chrgeiz ift verbannt, Treu-(ofigfeit und Bosheit find weit entfernt; da find die Männer nicht nur frei, fondern au Hohherzig;man geht dem Rechte nach und flieht das Unrecht mit Abiheu; man Hält Verträge, bewahrt die Treue,verehrt das Heilige, fhirmt die UnfHuld. ‚..Die dritte Kategorie hefteht aus einer fpecififchen Ybart der „beiten Männer“, welde ihrem Egoismus die Maste der Selehrfamkeit auffebt. Zunfimäßige Nachbeter fHolaftijdher Weisheit, zeihnen fie fic dur ihren Dünkel aus, der nur von ihrer, dureh hohles Wiffen gepflegten Charakterfofigkeit, überboten wird. Ihnen gilt jener Sas, weißer den überflüffiz zen Ballaft und das obligate Rothwelih verjhmäht,um das NMefultat der Forfhung in bürgerlicher Rede:weile vorzutragen, für unwiffenfhHaftlich. Diefe Baalspfaffen der Wiffen[hHaft, die weder die Logifche Kraft befigen, ihre Ideen felbftftändig zu bilden,noch das fprachlide Vermögen, ihren Gedanken ein zigenes Gewand zu IHaffen, Halten fiHd für gewiegte A AMeifter, wenn fie die Formeln der Schule breit treten. Mer daz, was er fagen will, nicht in gemein,verftändlidher Sprache fagen kannt, der verfteht fidh felbft nicht; der Hat eine fremde Formel im Kopfe,die vielleicht gefeßmäßig gebildet ift, Die er jedoch im Strome des wirkenden LebenZ nicht ffüßig zu machen müßte, und deren wahren Werth er nit darzuftellen vermag. Die Denkwijfenfchaft bedarf nidht diefes Formenkram8, der ihrem eigenften Wefen zuwider Hr und nur den Mangel an Inhalt verdefen Hilft,3. fan. Treten Künftler in einem Lande auf, ift die Rraft derfelben fo umfaffend und tief, daß ihre Schöpfungen zu einem heile des allgemeinen geifli:gen RNeichthHums werden; dann Hietet die Stellung,welche folge Männer einnehmen, Feinen Maßfjtab für die Behandlung weniger begabter Naturen. Weder ir hoher Mang (wenn er ihnen eingeräumt wird)no ihre Verlafjenheit (menn ihnen diefe zu Theil wird) gibt für Andere ein Präjudiz ab. Solde Seifter Haben ihre eigenen unberechenbaren Schicklale. =Meijtentheils ft e8 großen Dichtern und Künftlern zlend genug ergangen. Daran ift weder die Bosheit der Menfchen, noch die fehlerhafte Einrichtung des Staatsorganismus fhuld gemwefen. Der Srund liegt darin: daß foldde Männer dem praktijhHen Leben des Tages nicht3 bieten können. Während fie an die Kahrhunderte denkend, den Tag vergeffen, rächt fich der Tag und verweigert ihnen das, was er denen fo reichlich gewährt, weldhe ohne Sebdanken an nach:her und vorher, der Gegenwart mit allen Kräften zu dienen beitrebt find.nermt. Orimm. Die Hervorhebung der Eigenthümlichkeiten des Ipantfden Dramas, namentlig feiner VBermifdhung des Komifhen und Tragijdhen war e8, welche Leffing auf das wichtige Zhema von der NMadHahHmung der Natur durch die Kunft führte. In der neuern NWefthetit ift jene Frage dahin zrledigt, daß die Kunft eben die Erfheinung, weldje die Natur gefhaffen,. aber im SGedränge des ftörenden Zufallzg Trübungen jeder Art ausgefeßt Hat, auf die Reinheit zurücführt und fo gereinigt in einem idealen Scheinbilde wiederholt, während fie in der Zurück: führung felbjt das Vorbild mit der Beftimmtheit feiner Formen und der Wärme feiner Lebendigkeit nacheifernd im Auge behält. Lefage,. der des Morgen bald nad Sonnenaufs gang aufftund, murde Lebhafter, tHeilnehmenbder und Fräftiger, jemehr fi die Sonne dem Meridian näherte;aber fo wie fie fid zum Untergange neigte, verän:derten fiG Empfindungsfähigkeit, Klarheit des SGeiftes und Fähigkeit der Sinne ganz in demfelbden Maaße al8 er bald nad Sonnenuntergang in eine Art von Lethargie verfiel, aus der man ihn nicht einmal zu erwedden vermochte. Eine Brantweinfäuferin litt an einer volllomme-nen Lähmung des rechten Aıms. Al ihr eines Tages ihr Enkel erzählte; Der Arzt Habe gefagt,daß ihr Saufen wohl die Urfache ihres Nebel8, jeden:fall8 aber die angeftellten Heilverfuche vereitle, gerieth fie in heftigen Zorn, daß fie dem Knaben eine Fräftige Mauljchelle mit dem gelähmten Arm gab,defien Lähmung von Grund au3 gehoben war. Dr. $. Wald. Wie! das Bedenken, was man glauben Könne,Sollt Euch ein gutes Werk zu thun verhindern?Nein, Handeln wir nur ftet3 nad unfrer Pflicht Und fümmern uns um Feine andere Sorge.Yoliere. Bernt Tugend unterf[Heiden von dem Schein, Seid nie zu {nel zur Hand mit Eurer Addtung, Und mo ihr zweifelt mählt den Mittelweg. Man fol zu leicht nicht jedem Trug vertrau'n, Und doch die feltnen Suten nicht verfennen. Und müßt ih mid für ein Eytrem entfhließen , So fehlt ih Keber durch zu viel Vertrau'n.Doliere. Dante wußte noch nicht, daß die Erde fih um die Sonne bewege, gleichwohl Hatte er bedeutende Renntnifje in der Ajtronomie, und feine NMaturbe:raddtung war nad allen Seiten geöffnet. Heute fennt Jedermann den Sang der Erde, aber allge:meine Sfeichgiltigkfeit macht den Werth erweiterter Renntniß leblos und fruchtlos. Anftatt dem Himmel zu danken, wenn man nicht zu erforjhen braucht, wie und mit welchen Kämpfen ein Dihter das Unvergänglide aus feiner Umgebung und au8 feinem armen Leben Heraus ins Sichere bradite, Hat man aus feinen Reliquien ( Betrarcas)eine Lebenzgefchihte zufammengeftellt, welche einer Anklage ähnlich fieht.Rurkardf. Darwin fucht zu beweifen, daß die ganze orga-ni[He Welt in einer unaufhörliden Wandelung be:griffen ift, in Folge deren fi die heutigen, wenn auch noch fo Hoch organifirten Thiere und Pflanzen au8 einer oder einigen einfachen Urformen entwidelt haben. Da daz Pflanzen: und hierreih auf ihren unterften Stufen in einander übergehen, fo ift die Annahme eine8 einzigen primitiven nach obigen An:deutungen ohne Zuthat eines SchöpferS entjtandenen Organismus mahr[heinlicdher, aus welcher fih fpäter zahlreihe Formen in den zwei Hauptrihtungen der organijdHen Meiche Herausgebildet Haben. 4 Goethe macht die Entdetkung, daß auch der Menfch zinen Zwifhenknochen der obern Kinnlade (os inter-mascillare) habe. Bis zu diefer Entdekung hatte man angenommen, daß der Knochenbau des MenfHen von dem des Thieres felbft auf feiner Höhften Entwicklungs:Rufe, dur den Mangel diefes Knochenz fih unter:Igeide. Goethe gelangte zu diefer Entdeckung durch Ber:gleiden von Thier= und MenfhenfhHäbeln und durch die Ahnung der durhaechenden Einheit der Natur. Daz Denken, das den Willen in der Bildung des Charakter3 leitet, Halt in der Sefühlstiefe wieder,wird Sefinnung. Die Sefinnung bewegt mächtig die Welt der Triebe und Leidenfhaften und Hält fie zugleich zur Cinheit des geiftigen Gefekes zufammen.Mit diefer geiftigen Wärme die Welt in fiG und fig in der Welt vernehmend, heißt der Charakter SemüthH und dies gibt ihm zur Schneide die Innig-feit. Wenn wir die zufjammengehaltene, im eigenen Bentrum unendlich webende und diefes Centrum zum Welteinflange erweiternde Sefühlstiefe des Charakters Semüth nennen, fo wende man nicht ein, der große Mann. der eneraiflch Entichiedene fei nicht gemüthlidh. 3Q Gemüthlichfeit, was wir fo nennen ift cS nidht, wo:von wir reden; diefe8 Element einer hHalbfinnlichen,wohligen Behaglichkeit bezeichnet FeineSwegS jene im Kampfe errungene Umbildung, jene geiftige Liebe,um die e8 fi Hier Handelt, vielmehr ftedt gewöhlich nur Das’ ungebildete Herz dahinter, das gutmüthig ift, fo lange e&8 nicht boshaft, aufgeräumt fo lange e8 nicht Taunifh ft. Das SGemüth ift tief, fejt und treu, denn e8 gründet im Willen. Die ächte Innig-Ffeit ift e&8, durch die wir im Anbhlig des Charakters den Eindruck Haben, zu Haufe zu fein, denn er’ ift_feine eigene Welt und Hat in diefe feine Welt die Welt aufgenommen und ans Herz gefchloffen, ift alfo eine Angel der Welt und der Zufhauer ruht an ihm aus, weil er die Unendlichkeit findet. Semüthlichkeit geräth bei der näcften Gelegenheit außer fih, Se:müth bleibt in fich.Sir. Difßher (Lefthetid). Sut Brutus, du bift edel, doch ich fehe Dein Löblidhes Semüth kann feiner Art Entfremdet werden. Darum ziemt e8 fidh, Daß Eble fi zu Edlen immer Halten, Wer ift jo fejt, den nichts verführen kann.Shakespeare. :Q Bleib bei un gnädig, reft’ dein Chr, Erhalt dein Wort und Heilfam Lehr. Du Haft doch allen Swalt -und Macht, Dbgleih die Welt dein nicht viel adht, Was iit die Welt, was it ihr Kunft, Was ift ihr Phantafei und Dunit! Wer dein Wort Hat, derfelb befteht, Sunft, Kunft, Stolz, Muth, Troß, OÖmwalt vergeht,N. Seluedker 1530, Ö’we was find verfgmwunden allin minin Sahr!Xit mir mein Leben getraumet oder it e& wahr? Alters-Freude und Abentfhin Mögen wohl gelih einander fin.Sie troeftnet wol und varent hin,Als ime regen ein muedin bin.MBMalter von der Bogekweide. Saelsfield gab dem Kertbeny auf die Bemerkung,aß er ein urächtes Deutih {chreibe, troßdem er in frühefter Jugend dem deutfchen Boden, dem deutfchen Klange entrüct worden fei, zur Antwort: Sehı richtig da3 Niterarifhe Deutfdh feit wenigftens zwei Kahrhunderten ging aus Iateiniicher Bildung hervor,ahınte des Römifhen oder gar des Küchenlateins,dann des Franzöfijhen Beugungen nad. Ih dagegen ging aus dem Englijdhen zurücg ins Deutfche. Das Englifhe aber, troß feiner Vermifjhung mit gallifcdhen Worten, ift in feinen Grundbau angelfäch fifch, dänijd oder weiß Sott fonft mas, aber jedenfalls reiner germanifd erhalten. Ih madte daher nicht8, als ich fhrieb mit deutfhen Worten englifch, nach englifdhen Conftruktionsbedingungen , und fiehe da das war denn deutfcher, als das Iateinifhe Selehrten:Deut{h. Wer die Sefhihte durdhforfcht, muß die Poefie al8 einen der mächtigften Hebel zur Erhöhung des Menfhengefhledht3, ja alz wefentligHes Erforderniß für deffen Auffdwung anerfennen; denn wenn jedes Bolke8 eigenthümlide Sprache der Stamm ift, an dem alle feine innerften Kennzeidhen fi darthun und entfalten, [o geht ihm erft in der Dichtung die feines WadhHzthum8 und Sedeihenz auf: Voefie ft das, wodurch uns unfere Sprache nit nur lieb und Heuer, fondern woran fie un8 auch fein und zart mird, ein fi auf fie niederfebßender geiftiger Duft.Fines VBoltes Sprache, weldem Keine Dichler auf:zrjtanden find, ftodt und beginnt almälig zu welfen,mie da3 Bolt felbft, dem foldhe Begeifterung nicht zu Theil ward, zurück gefebt und odnmächtig erfcheint,gegenüber den andern fih daran erfreuenden. Der zinzelne Dichter ift e8 alfo, in dem fihH die volle Natur des Volks, weldhem er angehört, ausdrückt,gleichfam einfleifht, al defjen Genius ihn die Nach=welt anfdhauen wird, auf den wir Mitlebenden aber ion mit den Fingern zeigen, weil er unfere. Herzen gerührt, unfern Gedanken Wärme und Kühlenden Schatten verliehen, einen des Lebeuz SGeheimnijfe aufdrehenden Schlüfjel gereicht hat.Zakß. Orimm. Am lang verfchleierten Gemälde bleichen Die Farben endlich ab, melf wird die Blüthe, Die fi umfonft nad Lit und Sonne mühte, Die Kraft verfiegt, Kanır fie nicht Muhm erreichen.3. £ingg. )°8 ift ein Wunder und fehr ärgerliH Ding, daß,nachdem die rechte und reine Lehre des Evangeliums wieder an den Tag gefommen ift, die Welt immer ärger geworden ift. Iebermann zieht die AHriftlihe Freiheit nur auf fleihlidgen Mutywillen. Darum ijt des Teufel8 und des Papftes. Reich, was das äußerlide Megiment anbelangt, am Deften für die Welt, denn hiemit will fie regiert fein, mit firengen Sefeben und Rechten und mit AWerglauben. Durdh die Lehre von Sottes Gnade wird fie ärger. Ad!Welt bleibt Welt! Hat ihr unjer Herr Iejus night Gelfen Können, fo mwerdenz wir au Dabei bleiben (afjen und fie immer hinfahren kajfen, wohin fie ge:Hört: zum Teufel!Sufher. KXeder arbeite für das Volk, morunter ihn fein Schietfal geworfen und er die. Iugend verlebt Hat,juche deffen Herz zu erfhüttern und mit WohNAuft und Entzücen zu fHmwellen, fuche deffen Luft und Wohl zu verftärfen und zu veredeln und Helfe ihm weinen,menn e8 mweinet.Geinfe. Das Hauptvergnügen an einem Kunftwert für zinen weifen Beobachter madt immer am Ende das Herz und der SGeift des Künftlers8 felbft und nit die voraeftellten Sachen.Obiager. Schulplan des tHalmudifch=rabbinifhen Unterrichts vom -Kahr 1650. Nahe bei der berühmten pradtvollen Synagoge ift das Schulhaus mit fechs Klafflen. In jeder Klafie ift ein Lehrer; in der erften lernen die Kinder hebräifh lefen; in der zweiten die fünf Bücher Mofes mit dem dabei üblihen Recitativ;z in der Dritten überfeßen fie Die fünf Bücher Mofes mit dem Commentar des RMafdhdi, in der vierten lernen ie die Hiftorijhen und prophetilHen Hücher der Reihe nad mit dem Recitativ, ein Knabe liest einen hebräifhen Vers, überfebt ihn, die Andern Hören au u, ff, in der fünften Kaffe gewöhnt man die Knaben den gefeblidhen Theil des Thalmuds (Halacdha)von felbit zu Lefen und zu verftehen, hier fprehen fie num in Hebräifher Sprache, die Halaha auszgenom:men, die in die Landesvrache Überlebt wird, auch Q4 fernen fie hier gründlih Srammatit und fäglihH eine Aohandlung auz dem Thalmud (der Semera), beim Herannahen eines Fejtes werden die Meblichkeiten diefes Feftes in dem NRitualbuche ftudirt. Von hier Fommen dan die Schüler in die fedhste Kaffe, auf die Hohe Schule zum Präfidenten des Nabbinerfolle:gium8, hier lernen fie täglich einen Ab{Hnitt in der Srammatik und in den verfhiedenen Commentatoren,Halten Disputationen über Mainonides und andere Dogmatiker und Haben eine reich verfehene Bibliothek die ihnen zur freien Benugung im Haufe zu Gebothe fteht. Die Unterrichtszeit ift für alle Klaffen gleich,Morgenz von 711 und Mittags von 25 Uhr,im Winter zur Zeit des Abendgebetes.Spinoza, Bd. 1, S. 25, Die SGefchidhte der MenfHheit ftellt unz die Be:wegung des menfdhlidhen Seiftes aus feiner Natür-likeit Heraus zum göttliden Seijte dar, fie zeigt un8, mie der Menfch anfänglihH in die tieffte Natür-(ichkeit verfunkfen, der Natur, außer ihm unterthan, in jeinem Handeln durH die wenn au von Anfang gottbegabte, alfo nit thierijde Natur in ihm, GR dur) bloße Naturantriebe Geftimmt, allmälig durch Religion, Sitten und Gefege die Sinnlichkeit bändigt,die Schranken des Bodens und Mimas bis auf einen gewifjen Grad durcdHbricht und aus dem Weben des natürlichen Triebes fiH zum Leben des GSeiftes em:por arbeitet. Auf Feinem Punkte diefer Entwicklungs:dahn ift der MenfdH nur der Menfh nur der endliche Ichlechte, gottentfrembdete, unvernünftige, das Göttliche it ihm immer gegenwärtig, weil die göttlige Chen:6ildlichkeit zu feinem Wefen gehört; daz der menfch-lien Natur von Haufe aus einwohnende Göttliche,das in’8 natürlide MenfchenhHerz gefhrieben, göttliche Sefeg (Nöm. 2. 14.) beginnt feine Entfaltung mit dem Anfang der menfHlihen Entwidlung und ver:Ihafft fi einen Ausdruck in den Religionen, Mytho-logien, Poefien, Sefegen, Sitten und übrigen Lebens-Tormen felbft der ungebildetften Voller. Diele Entwicelung. des menfhlidhen Geifte8 vom Niedern zum Höhern muß einerfeit8 betrachtet werden als die jelbiteigene That des MenfhHen, als feine almälige Entfaltung aus dem Traum des natlrlidhen, finnlidhen Lebens, in weldem er anfang8 befangen ift, zur vollen Freiheit und Unendlichkeit des SGeifteS; e8 ft die Sefdhichte der fi bildenden und entwidelnden Vernunft, deren ThHätigkeit wir au wieder finden, 2]a wo ihre Produkte unferer jebigen Erfenntnif ganz fremd und unvernünftig erfheinen, wie in den Mytho:fogien der alten Bölfer, in den Dogmen und Kirdhen:gefhihtlihen Kämpfen des Mittelalters. Nur bei diefer Betrachtung erfcheint die Sejdhichte des menjdh-chen SGeiftes nicht bloß als eine Gejdhihte der trauig-ten unbegreiflichften Berirrungen, nicht als eine Rum:pelfammer de8 Unfinn8 und YNoermikes, nicht als ein finnlofes Wirken KHMeinlicher perfönliher Motive und äußerer Zufälle, wie der rationaliftijdhe Sefhichtsprag-matigmu8 fie betrachtet Hatte, fondern al? eine organijde Bewegung, al8 eine, wenn auch nicht ftetige, dog im Sanzen geordnete NMeihe von Entwicfelungen, die im Trieb des SGeiftes begründet find, das ganze geiftige und natürlide Univerfum mehr und mehr al8 feine Wirklichkeit, als Spiegel feiner felbft zu erkennen, als eine innere. Nothmwendigkeit, die fig in dem trüben Spiel äußerer Zufälligkeiten und menfhliher Willfür immer wieder zu behaupten weiß.$% Lang. Sang durdy die Hriftf. Welt. A“ Und Schönes {ft ja Götrliches, Teicht verhüllt Durch einen For, den un8 des Denkers Weljen erfor]hendes Auge Wftet.Daten. Walter Scott macht die Sittlihkeit zur Bafız aller Xunft. Iede unfittliche Anregung Haßt er und mit Recht, Aus feinen Werken, die nie und nirgend ud) nur von Ferne das Unedle in Schuß nehmen,dürfte fih daS vorausfeben lafjen. Allein e8 Könnte im Stoffe, im Talente des Verfafjer8 liegen, daß er Rippen zufällig mied, die fo mandje unferer Schrift:iteller aufzufuchen Jheinen. Um fo mehr erfreut uns jet dieje Reinheit feiner Werke, da wir finden, daß fie aus begründeter Kunftanfiht hervorgeht. Wäre gier der Ort dazu, eS Kieße fih Manches über diefes Thema fagen und thäte noth, daß e8 gejagt würde.68 ift wahr, die Theorien Haben viele Winkelzüge aufgefunden, gewiffen Ausfhweifungen in das Gebiet der Unjittlichfeit, die fie durch das Vorbild der größe:ten Meifter zu rechtfertigen fuchen, al8 ein der Runft angehöriges Recht zu erweifen. Winkelzüge die nicht Keicht und nicht aus dem Steareif zu wider 3?(egen find. Man möchte in diefer Beziehung mandjen ScHriftftellern des Heutigen Tages ftatt aller Fritifdhen Sründe, Goethes Wort ‘zurufen: Wollt ihr erfahren mas ih ziemt, So fraget nur bei edlen Frauen an. „.. Denn der Sinn für das Schöne hängt ftreng mit dem fittligen Sefihl zufammen; einem reinen Semüth verfhmikzt beides in Eins. Wer fi daher am Semeinen in der Kunft erfreut, der fet arg:möhnifdh gegen feine Sefinnung in Leben und That... Daz große Sejebe, nach dem alle äußern Be:ftimmungen und Formen fih überleben und zerfallen müflen, weil der Seift, in emwiger Verjüngung und Fortfchreitung fie auswächst und zerfprengt, diefes Sefeb, nad dem fih fogar das Recht ändert, dem fi Könige und Völker, ja die Religion felbjt beugen muß, das waltet au in der Kunft, die fih noch feiner ewigen Form zu rühmen gehabt hat und nie rühmen wird...‚..£aßt die großen Früchte des vorigen IJahr-Yundert8 nicht verdorrend auf dem Speicher liegen.Lefet euch denn leider gefhieht e8& wenig! mit Eifer in die großen Kunftanfihten eines Leffing,Herder, Goethe, Schiller, Auguft Wilhelm Schlegel, JO Jean Bank und Tief Hinein, aber flieht mißtrauifch bie feichte Kritit unferer Tage und Tagesblätter, wo unter Haufen Spreu felten ein Waizenkorn anzu:treffen it,Sudw. Neflfkaß. Hiebei befenne ih, daß mir von je her die große und fo bedeutend FMingende Aufgabe: erkenne did Telbft, immer verbächtig vorfam, al8 eine Lift ge:geim verbündeter Priefter, die den Menfhen durch unerreichbare Forderungen verwirren und von der Thätigfeit "gegen die Außenwelt zu einer innern alien Befchaulihkeit verleiten wollten. Der Men fennt nur fich felbjt, infofern er die Welt Kennt, die r nur in fig und fi nur in ihr gewahr wird.Zeder neue Gegenftand, wohl befhaut, fchließt ein neue8 Organ in un8 auf. Id habe in reifern Jahren große Aufmerkffamfeit gehegt, inwiefern andere mich wohl erfennen möchten, damit id in und an Onen, wie an fo viel Spiegeln, über mid felbft und über mein Inneres deutlidjer werden Könnte. Wider:lacher Fommen nicht in Betracht, denn mein Dafein ift Ynen verhaßt, fie vermerfen die Zwede, nad) weldhen mein Thun gerichtet ft und die Mittel dazu achten fie für ebenfoviel fallhes Beftreben. Ih weije fie daher ab und ignorivre fie, denn fie fönnen mid nicht fördern und das ift’8, worauf im Leben alles anfonmt; von Freunden aber lafle ih mid ebenfo gern bedingen al8 in’3 Unendlihe Hinweifen, {ftet8 merke id auf fie mit reinem Zutrauen zu mwahrhafter Erbauung.ÖSuoethe. X habe mid in den Monologen felbft idealifirt und nun meinen die Guten, ih bin fo. Nämlich ich bin fo, c8 ift meine innerfte Gefinnung, mein wahres Wefen, ja freilidH aber das Wefen kommt ja nie rein hHerau8 in die Erfheinung; c8 ift immer getrübt in diefen armen Leben und dies SGetrühte fteht nicht in den Monologen.Schletermacher. Das {(Hönfte Glück des denkenden Menfdhen ift:das Erforjhlidhe erforfcht zu haben und das Uner-forfHliche ruhig zu verehren.%oeffe. LO Wer alle überlegt hat, der wird fi nicht irre machen laffen durch das banale Gerede einficht8lofer Vhilifter: Wozu unfere Jugend mit Lehrgegenftänden quälen, die fie im fünftigen Leben bo nicht mehr brauchen? Zugegeben, daß die Mehrzahl im Lchen ihre Claffifer nicht mehr anfieht, fo behält doc der Austpruch fein volles Gewicht; Multa discimus in futuram oblivionem. Den Livius, Tacitus,Homer und Sophofles lelen das braucht der Jüngling, der fein Abfolutorium in der Talcdhe hat,der Theologe, Iurift, Mediziner allerdings nicht;aber diefe Claffifer einmal gelefen zu Haben das tut Yın noth und davon behält er die fegensreihen Yolgen fein Leben lang; denn diefe Lectüre Hat feinem Seift und SGemüthH und SGejHmak in der Zeit der höditen Bildungsfähigkeit eine Richtung und ein Sepräge gegeben, das nie wieder verloren geht; fie hat einen Menichen aus ihın gemacht, der er fonit nicht geworden wäre, einen gebildeten, Harmonifdh gebildeten Menfjhen, mit fittlih = äfthetijdhem Semwifen, mit Sinn für Edles und Großes, einen Menfdhen, der mit dem Heautontimorumenos des Terenz fpricht: Homo sum, nihil humani a me alienum Duto.Brofichüre über das babr. Ghmnafialtvefen. Mit. (Hönen Worten prie8 Fichte das Schicffal bes großen Schriftftellers: „Unabhängig von der MWandelbarkeit IpridHt fein Buchftabe in allen Zeit:altern an alle Menfehen, welche diefen Buchftaben zu beleben vermögen und begeiftert, erhebt und veredelt Bi8 an das Ende der Tage. Alles wa8 unflern Seift befreit, ohne un die Herrihaft über uns felbit zu geben, ift verderbliq.Nur das Gefeß kann uns die Freiheit geben. Hefe. 8 fieht wahrhaftig auf dem deutfhen Parnafie ‚benfo toll au8, als in der europäilden Politik.Sott fei bei unz. IH mußte den gefpreißten Mangel perdauen, der damit auftrat, befheidentlihH Soethe Thlecht zu madhen und den geipreißten Srabbe,der befcheidentliH Shakespeare Ihleht macht und die Bhilofophen, die Schiller zu Ffrivol finden. If Ihnen denn dies neuere, hHochfahrende, unerfreuliche Wefen, diefer widermärtige Cynismu8 auch fo fatal wie mir? Und find fie mit mir einer Meinung, A daß eS die erfte Bedingung zu einem Künftler fei,daß er Mefpekt vor dem Großen habe und fich davor beuge, damit das Heine Talgliht ein wenig Heller leuchte. Wenn einer das Große nicht fühlt, fo möchte ic wiffen, wie er e8& mich fühlen laffen kann und wenn all’ die Leute mit ihrer vornehmen Ber:actung endlih felbft nur NadahHmungen diefer oder jener Menßerlichteit Hervorzubringen wiffen, ohne Ahnung von jenem freien, frifhen Schaffen, unbe fjorgt um die Leute, um die Nefthetit, um die Borz heile, um die ganze andere Welt, ;SS, Mendelsohn-Bartholdi. Sewalt’ge Leidenfchaften Hat zuerft un Gott ins Herz gepflanzt. Dann fagt er un8: „Ih ftrafe dihH, wenn du fie nicht bemeiftern Fannft.“ Wir Armen! Spricht ein Vater wohl: „Die Schale Ffehre um mein Kind.“ Und ftraft fodann das Söhndhen, wenn der Inhalt auf den Boden rinnt?“ Amer Ehyam. Verf. Dichter. A C++Die Bezeichnung des SGegenfaßes zwifhen den Drtodoren und Reformern dur „Sefühlsridtung“und „Berftandesrihtung“ {ft al8 einfeitig und irre:leitend, abzulehnen. Die Religion ift un auch Sefühl und Semüthsbemwegung, weil ein alfeitiger VebenSprozeß. Denn fie Yjt die freie That des Io,die im Denken alz Höchfte Wahrheit anerkannte, im Sefühl als tieffter LebenSgehalt empfundene, im Willen als reinftes Lebensinterefje aufgenommene Offenbarung des Unendlidhen in ununterbrochener DurhHdringung von Denken und Fühlen und Wollen als Lebenzmacht über fih zu feßen. Und die Gegner gebrauchen, um den Sehalt ihres reli:giöfen SGefihls zu Begriffen zu geftalten, den Verz ftand nicht weniger als wir, nur daß ihr Berftand in den VBorftellungen Überlieferter Sagungen be:Fangen ift, während wir den unfrigen von folcher Befangenheit frei zu Halten Juchen. 5. Sana. OO meine Freunde, diefe Beharrlichkeit, diefer unerfchütterlide Glaube, diefe durdy, kein Mißlingen zu tilgende Bereitmwilligkeit immer wieder das unfriae u thunm zur Befferung der Menfchen, ift ja das inzige, wodurch wir un um fie ein Verdienft er:werben Können, das in etwas mehr Gefteht, al8 in guten Wünfchen; e8 ift ja das einzige, modurch wir tauglidhe Werkzeuge des Herrn werden Können, der,wie er felbft um zu lehren und zu Heiligen, menfdH:fie Natur an fig genommen hat, fo auch bei feinen verborgenen Heiligenden und Gefeligenden Wirkungen auf die Gemüther der MenfhHen fiH immer menfhli-her Kräfte bedient und au der unfrigen fi Scdienen will, wenn gleich wir das, was gefdhiecht,nicht aus dem, wa8 wir gethan haben, begreifen fönnen, fondern eS immer nur ihm und feiner wun:derbaren göttlidHen Kraft zufhreiben müflen. Ihm jet alfo zu diefemnm Behufe immer alles, was in un8 it, geheiligt und Fein lieberes Sejhäft gebe ec8 für un8, al8 feinen Winken zu folgen. Dann fönnen wir iger fein, daß Er fih unferer auch bedienen wird hier und da um andere zu einem befjern Leben zu aweden und“ fie größere Herrlichfeiten genießen zu laflen al8 die, welche fie bald erfhöpft haben mürden.Schleiermacer. L 65 Söethe und Schiller find nicht blos die dihterifchen Befreier der Deutfhen, fondern weit mehr noch die fittlichen. Die Nebermindung der Sturm: und Drang-periode war die Zügelung der entfeffelten dunklen Semüthsmädte zu freier Selbitbeherrfihung, der Nebergang von der Sophiftik zur Sophorfyne, von ber Freigeifterei der Leidenfhaft zur verföhnten in fi Bbefriedigten Befonnenheit. Indem die Dichter fi felbft erzogen, haben fie die MenfHhHeit erzogen.Und ift vielleicht, mie e8 MenfcdenHickjal ift, die eigene Perfönlichteit zuweilen Hinter diefem Höchften Biel zurücdgeblieben, der Begriff des reinen und freien Menfdhenthum3 war wieder erobert. Die Natur, weldhe Rouffean und die jungen Stürmer und Dränger fo nadhdrüclidh gewollt und erfirebt Hatten ift gerettet, aber nicht die rohe, ungeberdig, felbft:Jüchtige, fondern die geläuterte, die mit Freiheit. ficdh Jelbft beherridhenbe, die mit den SGeleben und For:berungen der fittliden Vernunft Übereinitimmende.Die Einfeitigkeit des BZeitalter8 der Aufflärung und die Einfeitigkeit- der Sturm: und Drangperiode find in einer Höhern gemeinfamen Eihheit verföhnt. € mar die, Erhebung des hHöhern deals vollen:deter Bildungsharmonie oder mie die Schulfprade lagt, des Ideals vollendeter und reiner Humanität. Rad Jahrhunderte langer Selbftentfremdung Hatte ich der Menfch endlich felbft wiedergefunden.5. SGettner. Weil’s der Brauch verfügt!Doch wenn fih alles vor Gebräuchen {Hmiegt,Wird nie der Staub des Alters abgeftreift,Berghoher Irrthum wird fo aufgehäuft,Daß Wahrheit nie ihn überragt.Shakespeare (Coriolan). Ruhm ift nur Rauch, gejagt von allen Winden,Dem Rauche aleich, der in die Augen beißt. Waitwill. MichH däudht, Sie wollen fagen, der Bater müfle Ihnen gar zu viel vergeben und weil m das nicht anders als fauer werden könne, fo machten fie fi ein SGewiffen, feine Vergebung an unehmen. Wenn Sie daz meinen, fo fagen fie mir doch, ift denn nicht das Vergeben für ein gutes Herz ein Vergnügen? IH bin in meinem Leben fo glüd-lich nicht gewefen, daß ich diefes Vergnügen oft em:pfunden Hätte. Weber die wenigen Male, die ih e8 empfunden Habe, erinnere ih mid) noch immer gern.Ich fühlte fo etwas fanfte8, fo etwas beruhigendes, fo etmas himmlifdhes dabei, daß id midh nidht entbrechen Eonute, an die große überfhmwenglidhe Seligkeit Gottes zu benfen, defjen ganze Erhaltung der elenden Menfchen ein immermährendes Vergeben ift. Ih wünfhe mir alle Augenblie verzeihen zu fönnen und fjHCmte mich,daß ih nur foldhe Kleinigkeiten zu verzeihen Hatte.Recht [Hmerzlidhe Beleidigungen, recht töbtlidhe Kränk-ungen zu vergeben, fagt’ ih zu mir felbjt, muß eine Wolluft fein, in der die ganze Seele zerfließt. Und nun Miß, wollen fie eine fo große Woluft ihrem Vater nicht adnnen.Seffina (Miß Sara Sampfon) Sind dann au Dinge, die mir nicht anftehen,fo fomme ih darüber gar leicht weg, weil e8 ein Mrtifel meines Glaubens ift, daß wir durh Stand:haftigfeit und Treue in dem gegenmärtigen Zuftande ganz allein der Höhern Stufe eines folgenden werth und fie zu betreten fähig merden, e8 fei nun zeitlich hier oder Dort ewig.oeihe. Spinoza erflärt in feiner Ethif: daß jeder Menth je nad Anlage feine8 Sehirnz über die Außenwelt urtheilt oder daß ihHım vielmehr feine perfönlichen Eindrücke ftatt der Dinge gelten. E8 ift daher auch beiläuftg gejagt nicht zu vermwundern, daß fo viele Meinungsver]hHiedenheiten unter den Menfdhen hHerr-[den, woraus denn endlid der Scepticismus erwadhs jen ift. Denn obwohl die Körper der Menfchen in vielen Punkten einander gleichen, in den meiften find fie doch verfchieden und darum fcheint dem einen [hleht, was dem andern gut, diejem geordnet, was jenem vermworren, diefem angenehm, was dem andern unanaenhem. Wenn in deines HerzenZ Tiefe nur die Saat der Liebe fprießt, Sleich ift’S, ob du in Mojdheen oder Gößen:tempeln fnieft; Haft du in das Buch der Liebe deinen Namen eingefHrieben, Nicht mehr denkft du dann an Strafe oder an Belohnung drüben. Omar Chnam. Soethe fuchte den Segenjaß von Slaubeu und Wiffen fo auszugleihHen: Beim Stauden komme alles darauf an, daß man glaube; wa3 man glaube, fei völlig gleiGgültig. Der Glaube fet ein großes Ge:fühl von Sicherheit für die Gegenwart und Zukunft und dieje Sicherheit entfpringe aus dem Zutrauen auf ein übergroßeS, Übermächtiges, unerfor[H liches Wefen; wie man e8 denke, das Hänge von unfern übrigen Fähigkeiten, ja von den Umftänden ab und jei ganz gleichgültig. Der Glaube fei ein Heiliges Sefäß, in welches ein Ieder fein Gefühl, feinen VBerftand, feine Einbildungskraft fo gut als ‚er ver:möge zu opfern bereit ftehe. Mit dem Wijjen fei es „4 da8 gerade Segentheil; e8 komme nit darauf an,daß man wifje, fondern was man wifje, wie gut und mie viel man wife. Daher könne ınman Über as Wiffen ftreiten, weil e8 fi berichtigen, fi er weitern und verengern lafle, aber über den Glauben nicht, ; © welche lange, lange Zeit nad un3 noch wird die Welt beftehn! Im Wind wird jede Spur von un8, wird unfer Name felbit verwehen. Bor unferer Seburt behalf die Welt ganz gut fich ohne uns, Und Feine Lüce wird entfteh'n, wenn wieder wir von dannen gehn. Omar Shnyamt. Durch Fehler fagt man find die beften Menfdhen Sebildet, werden meift um fo viel beffer Als fie vorher ein wenig fHlimm. Shakespeare (Maaß um Maaß). {1 ‘) HerrligH und in Freuden! Alfo nicht von jenem heiligen Leiden, durch welde nad) dem [Hönen Worte der Schrift Gott diejenigen züchtigt, weldhe er lich hat, die unfere Seele Iöfen und das Salz des Geiftes find, Nidt8 von jenem Leid, das durch jede edlere Seele zieht über die eigene Unvollfommenbeit, über die Mipklänge des LebenzZ, über die Leerheit und Nichtigkeit der DVDinge. Nichtz von jenen füßen Schmerzen, unter welden der nah Wahrheit rin-gende Seift fih LoSreißt von Irrthümern und Bor:urtheilen und das nach Gerechtigkeit dürftende Herz den Troß der Eigenwünfdhe bricht und dem Odem des göttliden Lebenz fih Öffnet! Ift das nicht ein in vollem Sinne des Wortes gottlofes Leben! die vollftändige Knechtumg des SGeiftes durch das Sicht:bare? Die ftumpffinnige Welttreundfhaft, die zur SotteSfeindihaft geworden if.%. Sana. Se TeidenfhHaftlidher und ungeftümer das Iugend-leben Soethes von dem Kampf und Widerfprudh zwifdhen dem Überfhmwellenden Unendlichkeitsgefiihl des Heißblütigen Herzen und der undurhbrehbaren Enge 1...