Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819 . Besonders in Beziehung auf die an den Flüssen Sangömo und Onapischquasippi im Norden des Illinois-Staats belegenen, im gedachten Jahre von den Indianern an den Congreß abgetretenen Landstrichen. Nebst einer Uebersetzung der Constitution des Illinois-Staats von Ferdinand Ernst . Mit einem Kupfer . Hildesheim, bei J. D. Gerstenberg . 1820 . Vorwort . R eiseberichte haben einen groͤßern Werth, wenn sie sobald als moͤglich dem Leser uͤber- geben werden. Um dieses zu bewerkstelligen, mußte der Verfasser aus seinem Tagebuche einen kurzen Auszug machen, der, ohne An- spruch auf den Titel einer Reisebeschreibung machen zu wollen, dennoch vielleicht Manches enthaͤlt, was nicht allein den Europaͤer, son- dern auch wol die Bewohner des oͤstlichen Theils der vereinigten Staaten interessirt, und woraus Alle, die dorthin ihr Augen- merk etwa zu richten gesonnen seyn sollten, einigen Nutzen ziehen moͤgen. Der Verfasser ist Landwirth, und der Leser wird daher vorzuͤglich auch nur solche Ge- genstaͤnde beobachtet finden, welche in die Landwirthschaft uͤberhaupt einschlagen. Bei allem aber, was er hiemit der Nachsicht des Publikums uͤbergibt, ist Wahrheit sein erstes Bestreben gewesen. Wahrhafte und gruͤndliche Beschreibungen uͤber die vereinigten Staaten uͤberhaupt oder einzelne Provinzen derselben, an Ort und Stelle gemacht, muͤssen fuͤr Europaͤer, welche zur Absicht haben, in jenem großen Festlande sich niederlassen zu wollen, einen uͤberaus gro- ßen Werth haben. Man irrt sich aber, wenn man von den Einwohnern irgend einer Provinz sichere Nachrichten erwarten zu koͤnnen glaubt. Nur selten ist ihnen ganz zu trauen; denn gemeiniglich erhaͤlt man von allen andern Staaten eine schlechte Beschreibung, in dem sie nur allein die Fruchtbarkeit und Schoͤn- heit desjenigen Staats zu ruͤhmen wissen, welchen sie selbst bewohnen. Wie koͤnnte es auch bei der Unermeßlichkeit des großen Ge- biets anders seyn! — Ueber die oͤstlichen Staaten ist es zwar leichter, sowohl durch die vorhandenen Beschreibungen, als durch die von den Einwohnern einzuziehenden Nachrich- ten, sich einige gruͤndliche Kenntnisse zu ver- schaffen; aber hier sind auch fuͤr den Ein- wanderer die Erreichung seiner Zwecke bei weitem nicht so leicht, als in den westlicher liegenden Staaten des großen Binnenlandes. Wenn er dort durch Wegraͤumung undurch- dringlicher Waͤlder mit unbeschreiblicher Muͤhe sich erst seinen Acker urbar machen muß: so braucht er hier in den herrlichen Wiesen am Sangoͤm o nur den Pflug anzusetzen, um in demselben Jahre schon eine Aerndte zu haben, welche seine kuͤhnsten Erwartun- gen uͤbertrifft. Herr von Gagern hat uns in der Schrift: Der Deutsche in Nord-Ame- rika , neulich einige interessante Nachrichten getiefert; aber nachdem, was man in Ame- rika von dem Herrn von Fuͤrstenwer- ther erfaͤhrt, ist derselbe fuͤrerst noch nicht Willens, die westlichen Staaten zu bereisen, daher auch durch ihn bis dahin uͤber diese Gegenden noch nichts Ausfuͤhrliches zu er- warten steht. Birkbeck’s Reise (1817) gibt zwar mancherlei sehr gute und wahre Nachrichten; aber diese gehen nicht weiter, als bis zu den ersten suͤdlich belegenen Wiesen des Illinois- Staats, und doch werden diese von den wei- ter noͤrdlich belegenen, sowohl an Fruchtbar- keit als auch in Hinsicht des gesundern Cli- ma’s, bei weitem uͤbertroffen. Darby’s Emigrant’s Guide. Newyork 1818 gibt zwar von den westlichen Staa- ten sehr schaͤtzenswerthe Nachrichten; aber sie beruͤhren bloß die suͤdlichen Theile derselben und gehen nicht weiter als bis zum Jahre 1817. The Navigator. Pittsbourg 1818. 10te Aufl. liefert gleichfalls manche interessante Nachrichten uͤber diese Gegenden; aber auch diese gehen nicht weiter als bis zum Jahre 1817. Die Beschreibung der Laͤndereien, welche die Soldaten im Illinois- Staate erhalten haben, von N. B. von Zandt , Sekretaͤr des General-Land- Office in Washington (1818), enthalten fast von allen oben angefuͤhrten Schriften die besten Auszuͤge; aber damals war es auch noch nicht moͤglich, uͤber alle jene Laͤnder etwas Besseres und Gruͤndlicheres zu liefern, weil sie sich damals noch im Besitze der In- dianer befanden. Erst in der letzten Haͤlfte dieses Sommers wurde der Vertrag abgeschlossen, nach welchem die Indianer alle jene zwi- schen dem Illinois und Wabasch, im Norden des Illinois-Staats belegene Gegenden ge- raͤumt haben. In diesem Bezirk sind alle Laͤndereien am Sangoͤmo und Onapischqua- sippi mit eingeschlossen, welche durch ihre Schoͤnheit, Fruchtbarkeit und ihr gesundes Clima Jedermann bezaubern. Diese erhielten erst seit dem letzten Kriege mit den India- nern (1814), wo die Amerikaner zum Ersten- male diese Gegenden betraten, im ganzen Umfange der vereinigten Staaten den aus- gezeichnetsten Ruf. Da der Verfasser dieser Reisebemerkungen kuͤnftig in jenen Gegenden des Illinois- Staats wohnen wird: so hofft er sich in den Stand gesetzt zu sehen, alsdann aus- fuͤhrlichere Nachrichten uͤber diesen interessanten Theil von Nord-Amerika liefern zu koͤnnen. Am Bord des Schiffes la jeune Corinne im November 1819. Der Verfasser . Bemerkungen auf einer Reise durch das Innere der ver- einigten Staaten von Nord-Amerika im Jahre 1819 . 1 Baltimore den 16ten Jun. 1819. H eute Mittag sind wir hier, nach einer sehr lang- weiligen Reise von 80 Tagen, von Bremen gluͤck- lich und gesund angelangt. Wir bestiegen in Bremen am 29sten Maͤrz das Amerikanische Schiff Plato , vom Capitain Gardner gefuͤhrt, mußten aber, widriger Winde halber, bis zum 7ten April in der Weser-Muͤn- dung verweilen, worauf wir den ganzen Weg hieher fast bestaͤndig mit widrigen Winden, Sturm und abwechselnder Windstille zu kaͤmpfen hatten, so daß diese Reise zu den langsamsten, welche seit langen Jahren von Bremen aus hieher ge- macht worden sind, gezaͤhlt werden kann. Unser Capitain versicherte: er habe seit den 42 Jahren, waͤhrend er die See befahre, nie eine langweiligere Reise gemacht, wo ihm Wind und Wetter so zu- wider gewesen waͤren. Gewoͤhnlich erfordern die Ueberfahrten von Bremen oder Hamburg nach den oͤstlichen Seehaͤfen der vereinigten Staaten eine 1 Zeit von 45, 40, 35, 30, oft nur von 25 bis 22 Tagen. Jedem, welcher eine lange Seereise zu unter- nehmen gedenkt, ist vorzuͤglich anzurathen: 1) Ein guter Vorrath reiner Waͤsche, weil das Waschen auf dem Schiffe sehr viele Schwie- rigkeiten hat. 2) Bettzeug, als: eine Matratze 3 Fuß breit und 6½ Fuß lang, eine Decke, ein Kopf- kissen, und einige Bett- und Handtuͤcher. 3) Wein und geistige Getraͤnke auf eigene Rech- nung. Medizin ist gewoͤhnlich auf dem Schiffe zu haben, doch selten gut, und der Reisende wird wohl thun, sich mit einigen Kleinigkeiten der Art, als: Coͤllnisch Wasser, Liquor, Pfeffermuͤnzwasser ff. zu versorgen. Auch rathe ich Allen, welche zur Verstopfung geneigt sind, entweder einige Nah- rungsmittel, welche dagegen wirken, z. B. ge- trocknetes Obst ff. oder aber dahin wirkende Me- dizin und eine Klistierspruͤtze, mit an Bord zu nehmen. Die bestaͤndige Nahrung der Salzspei- sen und des harten Schiffsbrodtes macht sehr zur Verstopfung geneigt, besonders da es dabei an hin- laͤnglicher Bewegung des Koͤrpers fehlt. Die Seekrankheit ist nur bei einigen Perso- nen von Bedeutung, und laͤngerer als gewoͤhnlicher Dauer. Man befolge aber dabei ja nicht die Rathschlaͤge der Seefahrer, wenn sie das Trinken von Seewasser, gewaltsames Essen ohne Appetit ff. empfehlen. Ein Glas guter alter Wein und eine Tasse Thee im Anfange der Krankheit sind die besten Mittel. Dabei esse man nach Maaß- gabe des Appetits, und bleibe, so viel als moͤg- lich, auf dem Verdecke, um der frischen und ge- sunden Seeluft zu genießen. Uebrigens wird man finden, daß man auf der See sich gewoͤhnlich sehr wohl befindet. Der Capitain, so wie alle Seeleute, sind, mit wenigen Ausnahmen, meistentheils Leute, welche von feiner Lebensart nichts wissen; der Reisende darf daher nichts von der Art erwarten. Er thut wohl, sich mit Buͤchern, musikalischen Instru- menten ff. zu versehen, damit er im Stande ist, sich selbst zu unterhalten. Doch muß ich bemer- ken, daß wir in dieser Art sehr gluͤcklich waren, indem nicht nur der Capitain, sondern auch die Offiziere unsers Schiffs sehr humane und gebildete Leute waren. Alle Capitaine pflegen es ungern zu sehen, wenn man sich mit dem Matrosen am Steuerru- der unterhaͤlt, und sie haben darin Recht, indem ein solcher jederzeit auf sein Geschaͤft genau zu achten hat. Ueberhaupt halten die Amerikaner auf die strengste Ordnung. In die Cajuͤte darf sonst Niemand als die Offiziere und der Auf- waͤrter kommen. Sie sehen es daher auch nicht gern, daß der Cajuͤten-Passagier sich viel mit dem uͤbrigen Schiffsvolke und den Passagieren unterm Verdecke zu schaffen macht. Fuͤr den Cajuͤten- Passagier ist auch vorzugsweise der Spazierplatz uͤber der Cajuͤte und zwar der an der Windseite, als der angenehmere, bestimmt, indem es dort durch die Neigung des Schiffs ebener ist. Bei nassem Wetter wird es oft schwer, auf dem Ver- decke herum zu gehen, ohne auszugleiten; man kann jedoch diesem Uebel abhelfen, wenn man sich etwas Theer unter die Schuhsolen streichen laͤßt. Wollen arme Leute die Reise nach Ame- rika unternehmen: so haben sie noch viel groͤßere Vorsicht anzuwenden noͤthig; denn es ist bekannt genug, wie diese oft hart und betruͤgerisch behan- delt werden. Am besten thun sie, wenn sie sich in eine moͤglichst große Gesellschaft vereinigen, und Jemanden, der ihr Zutrauen besitzt und diesem Geschaͤfte gewachsen ist, zu ihrem Fuͤhrer waͤhlen. Was die Gefaͤhrlichkeit einer Seereise in An- sehung des Untergangs des Schiffs ff. betrifft: so kann man dreist annehmen, daß sie nicht groͤßer als jede andere Reise zu Lande sey. Unser alter Capitain versicherte uns, daß er seit 42 Jahren waͤhrend er den Ocean als Capitain nach allen Richtungen befahren, nur einen einzigen Mann verloren habe, und zwar sey dieser in einer fin- stern stuͤrmischen Nacht von den Masten in die See gefallen und nicht zu retten gewesen. Wenn man dieses wirklich auffallende Gluͤck zum Maaß- stabe einer Berechnung nehmen wollte, so wuͤrde es sich leicht finden, daß das Reisen mit der Post, zumal in Deutschland, bei weitem gefaͤhrlicher sey. Wie koͤnnten auch sonst die Assecuranz-Gesell- schaften bestehen, die Schiff und Guͤter auf dem- selben zu 2½ pCt. versichern; denn, wenn von 250 Schiffen nur eins derselben verloren ginge, so wuͤrde es schon eine Unmoͤglichkeit seyn, daß solche Versicherungs-Gesellschaften ferner wuͤrden bestehen koͤnnen. Als wir am 25ten Mai in der Naͤhe der Bank von New-Foundland ankamen, sahen wir mehrere große Eisberge, von Groͤnland herabkommend, den bei weitem waͤrmern Gewaͤssern des Golfstroms entgegenschwimmen, wo diese ungeheuern Eis- massen ihre endliche Aufloͤsung finden. Doch sol- len sie auch zuweilen, jedoch selten, den Golf- strom durchstreichen, und bis an die Westindischen Inseln gerathen. Ihre Naͤhe wird schon durch eine aͤußerst strenge Kaͤlte empfunden, noch ehe man sie selbst zu Gesichte bekommt. Den 4ten Jun. sahen wir im 42° N Br. und 60° der Laͤnge von Greenwich das Dampfschiff Savannah von Savannah, gefuͤhrt vom Capi- tain Rogers , bestimmt nach Liverpool und St. Petersburg. Im December 1819 ist dieses Dampfschiff innerhalb 50 Tagen von St. Petersburg in Savannah wieder eingetroffen. Es ist dieses das erste Schiff der Art; welches den Ocean durchschneidet. Seine Ruder-Raͤder befinden sich an den Seiten des Schiffs, und koͤnnen nach Belieben aufgezogen, auch ganz ins Schiff genommen werden. Der Capitain Rogers versicherte uns: er koͤnne bei Windstille 10 Engl. Meilen, und bei widrigen Winden 6 Engl. Meilen in einer Stunde zuruͤck- legen. Am 14ten Jun. erblickten wir zuerst die Kuͤ- sten von Amerika, und fuhren in die Chesapeak- bai ein. Hier sahen wir 3 Dampfschiffe, wovon das eine von Norfolk in Virginien, das andere von Annapolis, und das dritte von Philadelphia, alle drei saͤmmtlich nach Baltimore ihre Bestim- mung hatten. Am 16ten Jun. gegen Mittag erreichten wir endlich den Hafen von Baltimore und stiegen ans Land. — Schwerlich kann sich der Landbewohner eine klare Vorstellung von der Freude machen, welche der Reisende empfindet, wenn er, nach ei- ner langwierigen 80taͤgigen Seereise, das feste Land wieder betritt. Baltimore den 24ten Jun. 1819. Die Stadt Baltimore ist sehr regelmaͤßig ge- bauet. Die Straßen sind mit Trottoirs von Backsteinen fuͤr die Fußgaͤnger versehen; aber dennoch kann man das Ganze keinesweges schoͤn finden, weil die vielen kleinen Haͤuser einen uͤbeln Eindruck machen. Mit Einschluß der Vorstaͤdte hat Baltimore 6 Engl. Meilen Vier und eine halbe Engl. Meilen machen eine Deutsche. im Umfange, gegen 75,000 Einwohner, und uͤber 40 Kirchen. Vor 50 Jahren war es noch ein unbedeutender Ort von 50 bis 60 Haͤusern. Man ist jetzt be- schaͤftigt, die Stadt noch durch Erbauung einer Boͤrse, einer katholischen Kirche, und eines fuͤr den unsterblichen Washington bestimmten Mo- numents zu verschoͤnern. Dieses Denkmal be- steht aus einem bis jetzt 140 Fuß hohen Obelisk von Pensylvanischem Marmor, inwendig mit ei- ner Wendeltreppe versehen. Es soll die Hoͤhe von 180 Fuß erhalten, und sodann des Generals Washington Bildsaͤule zu Pferde, 15 Fuß hoch, aus Cararischem Marmor in Italien ver- fertigt, auf seinem Gipfel tragen. Wir trafen bei diesem Denkmal, an welchem ununterbrochen gearbeitet wird, einen Deutschen Maurer an, des- sen Großvater bereits in Amerika geboren war; dennoch sprach der Mann sehr gutes Deutsch. Die Bemerkung des Herrn von Fuͤrstenwer- ther , daß die Deutschen nach und nach ihre Sprache verlernen sollen, leidet also doch auch ihre Ausnahmen. Bei den reichen Kaufleuten hieselbst findet man jedoch diese Bemerkung im Allgemei- nen bestaͤtigt. So sprechen z. B. die saͤmmtlichen Kinder des Herrn Chr. Meyer fast kein Deut- sches Wort, und die Gattin des braven Kaufmanns Herrn Schroͤder , welche das Deutsche recht gut versteht und daher es auch wol sprechen wird, sprach mit mir Englisch, worauf ich ihr Deutsch antwortete. Wir konnten uns auf diese Art recht gut unterhalten. Der Tag nach unserer Ankunft war ein Sonntag. Wir besuchten die Deutsche Kirche, um Gott, dem Herrn der Welten, unsern innig- sten Dank fuͤr die gluͤcklich zuruͤckgelegte Seereise darzubringen. Wie erbauete es uns, hier, so weit vom Vaterlande, eine so zahlreiche Versammlung von Landsleuten in nachahmungswuͤrdiger Stille und Andacht beisammen zu finden. Der Predi- ger, Herr Becker , hielt eine herrliche Rede uͤber die Worte: Herr, ich liebe die Staͤtte deines Hauses ff. Gesang und Vortrag waren herzerhebend. Ersterer war nicht jenes unmaͤßige Abschreien veralteter Verse, wie man es in Deutschland noch so vielfaͤltig findet; sondern gut gedichtete Verse wurden von der ganzen Gemeine mit Sinn fuͤr die Melodie und mit inniger Er- bauung in melodischem Einklange gesungen. — Uebrigens wird der Sonntag in allen oͤstlichen Staaten von Amerika sehr streng und ruhig ge- feiert; alle Kauflaͤden sind geschlossen; Musik darf nicht einmal in Privathaͤusern, geschweige denn sonst oͤffentliche Lustbarkeiten, als: Schauspiel, Tanz u. dgl. an einem Sonntage Statt finden. Nachmittags fuͤhrte uns Herr Wichelhau- sen , dessen zuvorkommende freundliche Aufnahme wir nicht genug ruͤhmen koͤnnen, zu dem 1½ Engl. Meilen von der Stadt entlegenen Landsitze des Herrn Schroͤder , eines gebornen Hamburgers, welchen derselbe, aus Vorliebe fuͤr seine ehemalige Vaterstadt, Wandsbeck genannt hat. Mit Recht kann derselbe so heißen; denn er ist fuͤr Baltimore eben das und noch mehr, als was Wandsbeck fuͤr Hamburg ist. Die ganze Anlage verraͤth durch Pracht und schoͤne Einrichtungen, der Garten durch seine herrlichen Gewaͤchse und Bildsaͤulen, einen Mann von Wohlhabenheit, und einen tiefen Kenner der Natur und Kunst. Gestern fuhr ich mit der Post nach Wa- shington . — Die hiesigen Posten sind sehr gut, die Wagen haͤngen in Federn, und auf jeder Station wurden vier egale muthige Englaͤnder vor- gespannt. Um 5 Uhr Morgens fuhr der Wagen aus Baltimore ab; auf der ersten Station wurde gefruͤhstuͤckt, und um 12 Uhr Mittags waren wir in Washington angelangt, — eine Entfernung von 42 Engl. Meilen. — In Washington ist das See-Arsenal se- henswerth. Das neuerbauete Kriegsschiff Co- lumbus von 80 Kanonen war bereits vom Sta- pel gelassen. Der Koͤrper dieses schoͤn gebaueten Schiffs ist 250 Fuß lang, 52 Fuß breit, und 42 Fuß hoch. Die Masten sollen 180 Fuß Hoͤhe er- halten, und jeder Anker wiegt 6667 Pfund. In dem Werkhause befindet sich eine Dampfmaschine mit der Kraft von 13 Pferden, welche eine Saͤ- gemuͤhle und eine Drehbank treibt. Mitten auf dem großen Platze des Arsenals steht das Monu- ment zum Andenken der bei Tripolis gefallenen Seehelden. Vom Hause des Praͤsidenten fuͤhrt eine Pappelallee, I Engl. Meile lang zum Capitol. Das Capitol ist noch nicht ganz vollendet. Oben von der Kuppel dieses Prachtgebaͤudes hat man eine herrliche Aussicht auf die Stadt und den Potomak. Dieser Fluß ist einer der schoͤnsten im oͤstlichen Theile der vereinigten Staaten. Nach Alexandrien fuͤhrt eine 1¾ Engl. Meilen lange Bruͤcke uͤber denselben, in deren Mitte eine Zug- bruͤcke angebracht ist, um Schiffe durchzulassen. Ich hatte die Ehre, den Secretair der ver- einigten Staaten, Herrn J. Q. Adams zu spre- chen. Dieser wuͤrdige Beamtete des maͤchtigen Frei- staats gab mir mit vieler Zuvorkommenheit alle Aufschluͤsse uͤber Gegenstaͤnde, die mich zu meinem Zwecke fuͤhren konnten; auch uͤbergab er mir ein Empfehlungsschreiben an einen seiner Freunde Herrn Kook Herr Kook wurde späterhin mit großer Stimmenmehrheit zum Repräsentanten für den Illinois-Staat beim Congresse erwählt. in Kaskaskia . Vorzuͤglich in- teressant war es mir, von ihm zu hoͤren, daß der Canal, welcher Neuyork mit den Seen in Verbindung setzt, in kurzer Zeit beendigt, die Seen aber in der Folge durch einen Canal von 12 Meilen mit dem Illinois-Flusse leicht ver- bunden, und alsdann die Schiffahrt von Neuyork nach Neu-Orleans durch das ganze große Innere von Nordamerika vollendet seyn werde. Hiedurch muͤsse alsdann der Staat von Illinois, als einer der wichtigsten in den Freistaaten hervorgehen Dagegen zweifelte er nicht, daß die Constitution von Missouri die Beibehaltung der Negersclaven erlauben werde. Der Praͤsident Monroe war abwesend. Er bereiset die suͤdlichen Provinzen der Freistaaten. Die Umgegend um Washington, so wie der ganze Strich Landes von da bis Baltimore hat durchaus unfruchtbaren Boden; doch sieht man dann und wann auf diesem Wege einige recht huͤbsche große Landguͤter. Haͤgerstown den 27ten Jun. 1819. Am 25ten Morgens 5 Uhr fuhren wir mit der Post von Baltimore ab. Das Reisen mit der Post hat hier viele Vorzuͤge, aber auch viele Unannehmlichkeiten. Man kommt schnell weiter. Die Zeit und der Ort des Fruͤhstuͤcks, des Mit- tagsessens sind bestimmt und halten die Reise wenig auf. Der Preis ist fuͤr jede 10 Engl. Meilen etwa 1 Dollar; Trinkgelder ff. sind gar nicht uͤblich. Dagegen sind die Wagen und Wege tie- fer ins Land hinein oft schlecht, und die erstern, der vielen Reisenden und ihrer Bagage wegen, sehr beengt. Die Posten werden von Privatper- sonen gehalten, und Jeder, dem es beliebt, kann ohne Umstaͤnde die Erlaubniß der Regierung dazu erhalten. Dieß mindert oft den Preis; doch muß der Reisende dahin sehen, daß er nicht an ein Postbureau geraͤth, bei welchem nur bis zu einem gewissen Orte die Postlinie (wie es hier genannt wird) durchgefuͤhrt ist. Es ging uns gleich an- fangs so. In Baltimore versicherte uns der Post- offiziant, daß wir von Haͤgerstown gleich weiter fahren wuͤrden. Das war aber nicht der Fall. Als wir Abends in Haͤgerstown angekommen wa- ren, mußten wir zu unserm Leidwesen erfahren, daß die Post, die uns bis hieher gefoͤrdert hatte, eine ganz neue Anlage sey, und nicht weiter als bis hieher fahre. Wir mußten daher zwei Tage hier verweilen; jedoch benutzten wir diese Zeit dazu, uns auf dem Lande etwas umzusehen. Die Amerikanischen Landg ü er haben im All- gemeinen wenig und sehr schlechte Gebaͤude. Ein kleines erbaͤrmliches Haͤuschen, von uͤber einander gelegten Balken erbauet, beherbergt oft den Be- sitzer von 1000 Acres Landes. Mag es auch seyn, daß er oft reich ist; es ist so die Mode des Landes. Dieses Haͤuschen enthaͤlt oft nur ein einziges Zimmer, welches die Kuͤche, die Wohn- stube und Schlafkammer einer zahlreichen Familie ausmacht. Doch keine Regel ohne Ausnahme! Es gibt auch Landguͤter mit großen und praͤchti- gen Gebaͤuden. Auch die Gebaͤude zum Haus- halt sind von weit geringerer Beschaffenheit, als es in Europa fast durchgehends der Fall ist. Das Korn wird meistentheils im Freien gedroschen, das Vieh geht Sommer und Winter draußen umher; alles dieses macht die in Deutschland dazu erfor- derlichen Gebaͤude hier entbehrlich. Alle Kornfel- der sind eingehegt, um sie gegen das frei herum- gehende Vieh zu beschuͤtzen. Diese Einhegung wird in diesem holzreichen Lande hoͤchst einfach und 2 zweckmaͤßig eingerichtet. Man legt 10½ Fuß lange Holzscheite in bestaͤndigen stumpfen Winkeln, oder im Zickzack, uͤber einander. Durch das Vorstehen der stumpfen Winkel uͤber die gerade Linie wird es moͤglich, 7 bis 9 Scheite so uͤber einander zu schichten, daß kein Vieh durchzudringen vermag. Die Fruͤchte, womit wir die Felder bebauet fanden, waren Mais, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Klee, Timotheusgras, Kartoffeln, auch wol etwas Flachs. Das Hornvieh, so wie die Pferde, haben ein gutes Ansehen. Man war hier bereits mit dem Maͤhen des Roggens beschaͤftigt, und der Weizen war an vielen Stellen der Reife sehr nahe. Haͤgerstown wurde vor 30 Jahren ange- legt. Die Einwohner sind meistens Deutsche. In den drei Kirchen der Stadt wird der Gottesdienst Deutsch und Englisch gehalten. Es wird hier ei- ne Deutsche Zeitung und ein Deutscher Kalender sehr gut gedruckt. In Pensylvanien werden jaͤhr- lich uͤberhaupt gegen 60,000 Deutsche Kalender gedruckt und verbraucht. In der Zeitung wurde ein nuͤtzliches Handbuch fuͤr Deutsche empfohlen, worin die gesetzlich vorgeschriebenen Formeln bin- dender Urkunden in unserer Sprache enthalten seyen, mit der Bemerkung: daß solche alsdann eben die Guͤltigkeit haͤtten, als wenn sie in Eng- lischer Sprache abgefaßt waͤren. Es macht auf den Europaͤer einen angeneh- men Eindruck, hier Jedermann nach einer und derselben Mode gekleidet zu sehen. Des Sonntags, wo Alles im groͤßten Staate ist, glaubt man sich in einem Lande zu befinden, wo Jedermann reich und wohlhabend ist. Der Schnitt des Kleides ei- ner Dienstmagd ist von dem der reichen Kauf- mannsfrau um nichts verschieden. Die reichern Stoffe geben den einzigen Unterschied. * Wheeling den 1sten Jul. 1819. In drei Tagen sind wir uͤber die Alleghany- Gebirge hieher — man kann sagen — geflogen. Mor- gens 2 Uhr in die Postkutsche, ½ Stunde zum Fruͤhstuͤck, eben so lange und nicht laͤnger zum Mittagsessen, alle 10 — 12 Englische Meilen 4 frische muthige Pferde, welche in 4 Minuten ge- wechselt sind, — so ward man bis Abends 10 oder 11 Uhr in der uͤbervollen unbequemen Post- kutsche im Fluge fortgeschleudert. Wird es dun- kel, so zuͤndet man eine oben auf der Postkutsche befindliche Laterne an. Schon am ersten Tage, als wir Haͤgerstown verließen, kamen wir uͤber die blauen Berge, wel- che mit diesen Thaͤlern abwechseln. Die Gegend wurde wilder, und wenige bebauete Plaͤtze fanden sich. Doch selbst auf dem Alleghany fehlen sie nie ganz, und Wirthshaͤuser findet man auch in hinreichender Anzahl. Auf dem hoͤchsten Gipfel des Alleghany stand Mittags den 28sten Jun. der Thermometer auf 95° Fahrenheit; es war dabei eine druͤckende Hitze. Gegen Abend stieg ein Ge- witter auf, welches uns einen herrlichen Anblick gewaͤhrte. Ueber die Gebirge hin rollte der Don- ner fuͤrchterlich; flammende Blitze beleuchteten in kurzen Zwischenraͤumen die hohen Berge und tie- fen Thaͤler. In letztern schwaͤrmten unzaͤhlbare Feuerwuͤrmchen in der Luft wie Funken umher. In unserer Naͤhe wurden uns die praͤchtigen Waldbaͤume am Ufer des Potomak, den man hier passirt, durch das Licht unserer Laterne, welche einen sehr kleinen Kreis um uns her erleuchtete, sichtbar. Am zweiten Abend erreichten wir Bronsville am Monohella. Dieser Fluß vereinigt sich zu Pittsburg mit dem Alleghany und beide bilden von hier an den Ohio. Wird ausgesprochen: Oheio . An der Straße, welche kuͤnftig die Hauptverbindung der westlichen Staa- ten mit den oͤstlichen seyn soll, wird fleißig gear- beitet; doch fehlt auch noch Vieles, um solche in eine Chaussee umzuwandeln. Sie geht von Wa- shington uͤber das Gebirge nach Wheeling am Ohio, in einer Strecke von 298 Englischen Meilen fort. Am 29sten Jun. kamen wir hier sehr spaͤt an. Das Reisen im Postwagen waren wir nun herz- lich muͤde, und zu Wasser den Ohio hinab zu fahren, hatten wir auch keine Lust, vorzuͤglich des niedrigen Wassers wegen. Ich kaufte daher ein Pferd und einen kleinen Wagen, worin wir mit Bequemlichkeit unsere Reise weiter fortzusetzen hoften. Alle Nachrichten versichern, daß gewoͤhnlich der Preis der Pferde am Ohio, und vorzuͤglich zu Pittsburg gering sey. Dießmal fanden wir das nicht, im Gegentheil war Alles hier theurer als in Baltimore. Ueberhaupt wuͤrden wir weit besser gethan haben, in Baltimore Wagen und Pferde zu kaufen, und so die Reise uͤber das Gebirge zu machen. Oberhalb Wheeling ist die Straße kuͤnstlich in Felsen gehauen. An der einen Seite ist der Abgrund beinahe funfzig Fuß hoch aufgemauert, an der andern aber der Felsen 60 Fuß tief nieder- gehauen. Von dieser Stelle ab hat man eine der herrlichsten Aussichten i. das Thal, welches der kleine Fluß Wheeling bildet, so wie auf die Stadt selbst und den Ohio. Am Fuße dieser Anhoͤhe befindet sich eine reiche Steinkohlenmine. Der Ohio ist bei hohem Wasser oft 40 Fuß hoͤher als jetzt. Dann koͤnnen Schiffe von 3 — 400 Tonnen hinab in den Meerbusen von Mexiko gehen, und es sind schon Seefahrzeuge in Pitts- burg gebauet worden, welche wirklich den Fluß hinab in See gegangen sind. Dampfschiffe koͤn- nen jetzt auch nicht einmal hinaufkommen, weil der Fluß so ungewoͤhnlich niedrig ist. Es wurde hier eben ein neues Dampfschiff gebauet. Wir sahen hier den ersten Weinberg; tiefer im Lande sollen mehrere Anlagen der Art sich befinden. Ueber die brennende Quelle zu Kenowha in Virginien liefert die Haͤgerstowner Deutsche Zeitung folgende Beschreibung: „Diese Quelle kann man als eine der groͤßten „Seltenheiten in der Natur ansehen. Sie „liegt ohngefaͤhr 68 Meilen oberhalb des Zu- „sammenflusses der Stroͤme Kenowha und „Ohio in Kenowha-County in Virginien auf „dem Lande von Lorenz-Washington. Das „Wasser ist in einem Loche in der Erde ent- „halten, welches ohngefaͤhr 3 Fuß Tiefe und „9 Fuß im Umkreise hat. Das Wasser ist „immer truͤbe und es brauset aus demselben „eine Luft auf, welche Blasen auf der Ober- „flaͤche verursacht. Wird Flammenfeuer da- „zu gebracht, so faͤngt es sehr leicht Feuer „und brennt manchmal so lange bis alles „Wasser verzehrt ist. Dieß dauert zuweilen „etliche Wochen. Das Wasser ist sehr kalt; „allein es wird durch die daraus aufbrausen- „de Luft, wie kochendes Wasser in einem „Topfe, in Bewegung gesetzt, und gibt ei- „nen sehr starken schweflichen Geruch.“ Nach dieser sehr genauen Abschrift mag man auch die Deut- sche Schreibart unserer hiesigen Landsleute beurtheilen. Der Herr Dr. Eoff in Wheeling erzaͤhlte mir uͤber die Art, wie diese Quelle entdeckt wor- den sey, Folgendes: Vor etwa 30 Jahren befan- den sich 8 Baͤren-Jaͤger in jener Gegend. Ei- nes Abends hoͤrte einer von ihnen ein Gebrause, und fand beim Scheine des Mondes eine kochen- de Quelle; er naͤherte sich behutsam, untersuchte mit großer Vorsicht das Wasser, fand es aber zu seinem Erstaunen ganz kalt. Als er seinen Be- gleitern dieses erzaͤhlte, waren alle begierig, diese wundervolle Quelle zu sehen. Sie kamen an Ort und Stelle an, als der Mond schon untergegan- gen war. Um nun die Quelle leichter zu finden, zuͤndeten sie ein Feuer an, um sodann mit einem Feuerbrande die Quelle zu suchen. Kaum hatten sie einige Zeit auf der Erde herumgeleuchtet, als der Feuerbrand die brennbare Luft der Quelle be- ruͤhrte und die erschrockenen Baͤren-Jaͤger auf einmal in Feuer huͤllte. Vom Schrecken ergriffen fielen sie betaͤubt zur Erde; aber die Flamme be- schraͤnkte sich bald bloß auf die Oberflaͤche der Quelle. Einer dieser Menschen, ein Methodist, war uͤber diese Begebenheit vorzuͤglich heftig er- schrocken. Er fing zu beten an, und sagte zu den Uebrigen: es sey unzweifelhaft der juͤngste Tag nun vor der Thuͤr; die Erde werde durch dieses Feuer, welches sie selbst angezuͤndet hatten, nun verzehrt werden. Diese Vorstellung ergriff nun auch die Uebrigen. Sie bemuͤhten sich daher auf alle Weise das Feuer zu loͤschen, aber alle Ver- suche und angewandte Muͤhe waren fruchtlos. We- der durch das Aufgießen von Wasser, noch durch das Aufwerfen von Erde, noch durch das Zudek- ken mit ihren Kleidern konnte der gefaͤhrliche Brand geloͤscht werden. Mehrere Stunden hatten sie so vergebens gearbeitet, und durch das viele Wuͤhlen in der Quelle waren ihre Kraͤfte bereits sehr geschwaͤcht. Jetzt gerieth Einer auf den Ein- fall, mit seinem großen Huthe das Feuer auszu- wehen. Da sich zu gleicher Zeit ein frischer Wind erhoben hatte; so gelang dieser Versuch und die Flamme erlosch. Zwei Meilen oberhalb dieser Quelle befinden sich die beruͤhmten Bergwerke von Kenowha . Das Salzwasser wird auf folgende Art gewonnen: Der obere Boden besteht aus 10 — 15 Fuß ho- hem Sande und Schlamm; in diesen wird ein ausgehoͤhlter Sycamore-Stamm bis auf den unterliegenden Felsen eingelassen. Dieser Cylinder wird gereinigt, und auf dem Felsen wohl verkuͤt- tet, damit weder Sand noch Schlamm ein- dringen kann. Alsdann wird in den Felsen ein 2½ bis 3 Zoll weites Loch gebohrt, oft zur Tiefe von 150 — 200 Fuß. Man trifft oft auf Adern von wildem Was- ser, welches auf folgende Art abgehalten wird: Hat man das Salzwasser gefunden; so treibt man eine zinnerne Roͤhre in das Loch, bis auf die Ader des Salzwassers, und verkuͤttet solche gleich- falls oben auf dem Felsen, um das Eindringen alles fremden Wassers abzuhalten. Das Salz- wasser sprudelt im Anfange oft 20 Fuß hoch in die Luft, und wird nachgehends durch Pumpen in die Siedekessel geschafft. Es ist so salzhaltig, daß 90 Gallonen oft ein Buͤschel Salz geben, da andere Salinen oft erst von 500 Gallonen ein Buͤschel gewinnen. Es werden auf diesem Salzwerke jaͤhrlich uͤber 200,000 Buͤschel Salz verfertigt. Eben so merkwuͤrdig als die brennende Quelle ist die Oelquelle, welche 100 Meilen oberhalb Pittsburg in den Alleghany faͤllt. Bei ihrem Ursprunge schwimmt eine solche Menge Oel auf der Oberflaͤche des Wassers, daß eine Person des Tages leicht einige Gallanen davon einsammeln kann. Dieses Oel wird bei rheumatischen Schmer- zen mit großem Vortheile durch Einreibungen an- gewandt. Das Wasser der Quelle selbst wirkt, getrunken, als eine gelinde Abfuͤhrung. Im Han- del geht es unter dem Namen Seneca-Oel , und wird von Pittsburg jaͤhrlich sehr vieles davon versandt. New-Lankaster am Ohio den 6ten Jul. 1819. Von Wheeling fuhren wir am 2ten Jul. mit unserm kleinen Wagen weiter. So wie man den Ohio passirt hat, geht der Weg eine Weile im Flußthale hin. Hier hat Alles das Ansehen der uͤppigsten Fruchtbarkeit. Vorzuͤglich setzen die riesenhaften Sycamore-Baͤume ( Plantanus oc- cidentalis L. ) den Reisenden in Erstaunen. Ihr gewoͤhnlicher Durchmesser ist 4 Fuß; doch gibt es weit groͤßere, sogar bis 60 Fuß im Umfange. In Sciota-County, auf dem Guthe des Hrn. Muͤl- ler, findet sich sogar eine hohle Sycamore, in wel- cher am 26ten Jun. 1808 dreizehn Reiter her- umreiten konnten, und das Pferd des vierzehnten war zu scheu, sonst haͤtte es auch noch Platz genug gefunden in diesem Ungeheuer von hohlem Bau- me. S. the Navigator. p. 29. Wenn man das Thal des Ohio verlassen hat, wird die Gegend sehr huͤgelicht, und ist nicht sonderlich fruchtbar; aber dennoch findet man herr- liche Weizenfelder und schoͤnes Hornvieh. Mehrere Heerden fettes Vieh von Kentuky (oft 100 — 150 Stuͤck an der Zahl) begegneten uns; man- che darunter konnten an 1000 Pfund schwer seyn. Fast jeden Tag trafen wir auf einige unserer Landesleute. In einer kleinen Stadt Washing- ton logirten wir bei einem Wirthe, dessen Groß- vater aus Deutschland heruͤbergekommen war. Da er die Ueberfahrt nicht an den Schiffer be- zahlen konnte, so mußte er 3 Jahre dienen, und doch hinterließ er bei seinem Tode jedem seiner 7 Kinder 200 Acker Land (ohngefaͤhr 300 Mor- gen Calenbergisch.) In dem Wirthshause zu Cambridge fanden wir einen jungen Burschen aus dem Wuͤrtember- gischen, welcher auch fuͤr die Ueberfahrt diente. Ich suchte Gelegenheit mit ihm allein zu reden; er versicherte mich, er sey mit seiner Lage wohl zufrieden, denn er werde als ein Glied der Fa- milie behandel t. Er war hier bereits 1½ Jahre. Ohnweit Zainsville fanden wir einen Deut- schen Pflanzer, welcher 3 Jahre zuvor hieher ge- zogen war, fuͤr das in Wald und Wildniß be- stehende Land 8 Dollars p. Acre bezahlt, und nun schon herrliche Weizenfelder hatte, wo er 25 bis 30 Buͤschel ( à 60 — 70 Pf.) p. Acre aͤrndtete. Sein Großvater war aus Deutschland gekommen, und lebte noch, 96 Jahr alt. Man bemerkt uͤberhaupt, daß die hieher gekommenen Deutschen gemeiniglich ein hohes Alter erreichen; die Kinder werden dagegen hier, durch das viele Kaffetrinken, gleich in der Jugend verdorben. Unter den vielen kleinen Staͤdten, welche wir passirten, zeichnet sich Zainsville am Mus- kingum vortheilhaft aus. Am Muskingum liegen oberhalb Zainsville , die Deutschen Staͤdte Gnadenhuͤtten und Schoͤnbrunn . Am Jonathanflusse sahen wir am 4ten Jul. Abends 9 Uhr zuerst den Cometen. Er ging in Nordwest nach 9¾ Uhr unter. Bei der großen Neigung der Amerikaner zum Reisen fehlt es weder auf den Straßen noch in den vielen Gasthaͤusern an Gesellschaft. Sehr angenehm aber ist es, an einem Sonntage einen Zug wohlgekleideter Reiter und Reiterinnen nach der Kirche eilen zu sehen. Hier haͤlt der Zug bei einer aͤrmlichen Huͤtte an, und, siehe da! es tritt ein elegantes Paar aus derselben, besteigt die schon wartenden Pferde, und schließt sich dem stattlichen Zuge an. Jetzt blickt die Sonne her- vor, und im Nu sind die niedlichen gruͤnen Son- nenschirme ausgebreitet, um die Schoͤnen wider die Sonnenstrahlen zu schuͤtzen. Am 5ten Mittags kamen wir in New-Lan- kaster (120 Meilen von Wheeling und 416 Meilen von Washington entfernt) an. Diese Stadt ist eine Pflanzstadt von Lankaster in Pen- sylvanien. Fast alle Einwohner sind Deutsche. Wir logirten bei Herrn Steinmann, welcher noch vor 6 Jahren hier fuͤr seine Ueberfahrt 3 Jahre dienen mußte, und jetzt ein Vermoͤgen besitzt, was auf 20,000 Dollars geschaͤtzt wird. — Eine Meile noͤrdlich von New-Lankaster ist ein etwa 400 Fuß uͤber die Ebene erhabener Fels, von welchem man eine reizende Aussicht auf die Stadt und Umge- gend hat. Oben, dicht am jaͤhen Felsenabhange, ist ein Stein durchhoͤhlt, wo, der Sage nach, die Indianer vormals ihre Hirschfelle bereiteten, indem sie unter dem 12 Zoll weiten Loche ein Feuer anzuͤndeten und oberhalb desselben die Felle raͤucherten. New-Lankaster hat viele huͤbsche Haͤuser. Vorzuͤglich zeichnet sich das Gerichtshaus (Court- House) in der Mitte der Stadt, auf einem freien Platze aus. Inwendig besteht es aus einem großen Gewoͤlbe, in dessen Mitte sich der Sitz der Sherifs, an den Seiten die Baͤnke fuͤr die Geschwornen, dann fuͤr die Advokaten, und endlich die Sitze und Gallerie fuͤr die Zuhoͤrer befinden. Oben sind die Zimmer, wo die Geschwornen, nach verhandelter Sache, bei verschlossenen Thuͤren ihr Urtheil faͤllen. Die Impfung der Schutzblattern wird von den Amerikanern gewissenhafter als in Deutsch- land betrieben. Das Gesetz bestimmt, daß jedes Kind vor Erreichung des dritten Jahrs geimpft seyn soll. Aber die Einwohner lassen die Kinder viel fruͤher impfen. Der Preis fuͤr die Impfung eines Kindes ist ½ Dollar. Vevay am Ohio den 22ten Jun. 1819. Am 6ten des Abends verließen wir New- Lankaster und setzten unsere Reise auf Chiliko- the (75 Meilen von New-Lankaster) weiter fort. Da ich in Neu-Lankaster ein Pferd gekauft hatte: so trennte ich mich hier von meinem Reisegefaͤhr- ten, dem Herrn Hollmann, indem er uͤber Limstone, ich uͤber Cincinnati die Richtung nahm. Von New-Lankaster nach Chilikothe kommt man durch sehr große Waldstriche, welche von Land- speculanten erkauft sind, und nun so hoch im Preise gehalten werden, daß solche unbebauet blei- ben. In diesen Waͤldern fand ich verschiedene sehr hohe Waldrosen-Stauden in voller Bluͤthe, welche in der Nachbarschaft des wilden Wein- stocks einen lieblichen Anblick gewaͤhren. Der Weinstock waͤchst fast durch alle Theile der vereinig- ten Staaten wild, oft in riesenhafter Staͤrke. Ich sah Reben, welche auf dem Stamme 1½ Fuß Durchmesser hielten, und die Gipfel der hoͤchsten Eichen mit ihren Blaͤttern und Ranken bedeckten. 3 In diesen unermeßlichen Waͤldern findet man folgende Waldbaͤume: Platanus occidentalis. L. Juglans nigra L. — — cinerea. — — squamosa. — — porcina. — — amara. Linodendron tulipifera. Fraxinus quadrangularis. — — americana. — — aquatica. Fagus sylvestris. — — castanea. Quercus alba. — — rubra. — — tinctoria. — — prinos monticola. — — falcata. — — nigra. — — aquatica. — — ferruginea. — — lyrata. — — macrocarpa. — — obtusiloba. — — phellos. Acer saccharinum. Acer rubrum. — — negundo. Annona triloba. Populus angulata. — — tremula. Robina pseudo-acacia. Pavia lutea. Gleditsia triacanthos. Laurus sassafras. Magnolia acuminata. Cercis canadensis. Pinus abies. Prunus virginiana. Carpinus americana. — — ostrya. Tilia pubescens. — — americana. Morus rubra. Salix nigra. Betula nigra. Diospiros virginiana. Juniperus — — Ulmus americana. — — rubra. Celtis erassifolia. Nyssa sylvatica. Cornus florida. * Als sichere Zeichen eines sehr reichen Bodens gelten Annona triloba (pawpaw); fraxinus quadrangularis (blue ash); prunus virginiana (cherry); Juglans nigra (black walnut); Quercus alba, macrocorpa et tinctoria (whi- te, overcap and black oak); Gleditsia (la- cust). — Dagegen quercus obtusiloba (post- oak) ein sicheres Zeichen eines feuchten aͤrmeren Bodens ist. Chilikothe am großen Sciota, ist eine der bedeutendsten Staͤdte im Staate von Ohio. Gleich hinter dieser Stadt fangen die Waͤlder wiederum an; doch fehlt es nicht an Pflanzungen, obgleich es dem Ansiedler hier sehr schwer wird, sich in den dicken Wald hineinzuarbeiten. Zuerst hauet man den groͤßten Theil der Baͤume nieder, so daß etwa alle 10 — 20 Schritt einer stehen bleibt. Diesen wird bloß rund um den Stamm herum die Borke abgehauen, damit sie absterben. In der Folge werden sie als Feuerungsbedarf nach und nach aus den Feldern genommen. Alsdann werden die gefaͤllten Baͤume von dem Platze weg- gebracht, der Boden mit einem Pfluge ohne Raͤder aufgebrochen und mit Mais bestellt. Hierauf wird der Platz auf die naͤmliche Art eingehegt, wie oben beschrieben worden. In dem kleinen Staͤdtchen Salem logirte ich zum erstenmale bei einem Quaͤker. Es sind dieß gute Leute, welche viel Moral zu haben scheinen. Geistige Getraͤnke trinken sie nicht nur nicht, sondern fuͤhren sie auch nicht in ihren Haͤu- sern; daher sie auch, wenn sie Wirthe sind, sich nicht der Schilder bedienen, sondern bloß uͤber der Hausthuͤre die Aufschrift fuͤhren: Entrete- ment. — Mein Mantelsack, worin ziemlich viel Geld sich befand, wurde unachtsam auf die Haus- flur hingeworfen. Auf meine Erinnerung dage- gen sagte man mir: ich moͤge nur ohne Sorgen seyn, er befaͤnde sich da ganz sicher. Ich fand dieß unbegreiflich, indem ich bemerkte, daß im ganzen Hause noch keine einzige Thuͤre war; aber dennoch war meine Sorge unnoͤthig; denn am andern Morgen fand ich Alles unversehrt. Ei- nem Europaͤer muß es unbegreiflich vorkommen, daß hier noch nicht einmal ein Argwohn wegen Stehlens Statt findet; auf meiner ganzen Reise ist mir — ich moͤchte sagen bei der großen Sorg- losigkeit — auch nicht fuͤr einen Cent, Der Dollar hat 100 Cents. entwen- det worden. In das Thal des kleinen Miami hat man, auf dem Wege von Salem nach Chilikothe, nach lange durchreisten Waͤldern, ploͤtzlich eine sehr uͤberraschende Aussicht. Von einer Anhoͤhe uͤber- sieht man das angebauete Thal; im Vordergrunde ein medliches Landguth; im Hintergrunde den nicht unbedeutenden Fluß. Vor Cincinnati wurde in einer Ziegelei der Thon durch einen Ochsen zerstampft. Er war an eine Stachelwalze gespannt, welche, im Mittel- punkte befestigt, durch ihre Umdrehungen den Thon zermalmte. Cincinnati ist die groͤßte und volkreichste Stadt im Ohio-Staate. Sie ist an eine auf- steigende Anhoͤhe am Ohio erbauet, jetzt gegen 20 Jahre alt und fuͤr diese kurze Zeit außerordentlich bevoͤlkert. Sie hat uͤber 400 Haͤuser und zaͤhlt uͤber 3000 Einwohner. Ihr Handel ist uͤberaus bluͤhend. Im Museo (wo uͤbrigens nichts sonder- liches zu sehen war) sah ich eine lebendige Klap- perschlange. Dieses furchtbare Thier schien sehr traͤge; nur durch vieles Zerren mit einem Stabe konnten wir sie bewegen, ihre Klapper hoͤren zu lassen. Auf dem Ohio lagen 2 Dampfboͤte, welche jedoch des aͤußerst niedrigen Wassers wegen nicht weiter gehen konnten. Am 10ten Jul. setzte ich uͤber den Ohio, und betrat den Staat Kentuky , nahm meinen Weg nach Bigbon , beruͤhmt durch die vielen Mam- muth-Gebeine, welche man hier gefunden hat. Die gefundenen Zaͤhne von 3 — 11 Pf. Schwere sind theils nach Beschaffenheit der fleischfressenden ( Carnivora ), theils der grasfressenden ( Grami- nivora ) Thiere gebildet, so, daß zwei Geschlech- ter dieser ungeheuren Thiergattungen vormals hier existirt haben muͤssen. Nach Jeffersons Notes on Virginia erzaͤhlte ein Chef der Delaware-India- ner, daß sie von ihren Vaͤtern Folgendes uͤber diese Thiere erfahren haͤtten: „Vor alten Zeiten kam „eine große Anzahl dieser schrecklichen Thiere nach „ Bigbon , und begann unter den Baͤren, Hir- „schen, Elenden, Buͤffeln und andern Thieren, „welche zum Nutzen der Indianer erschaffen waren, „eine allgemeine Vertilgung, anzurichten. Der „große Geist dort oben sah herab, erblickte den „Unfug und ergrimmte daruͤber dermaßen, daß er „seinen Blitz an die Seite stellte, selbst auf die „Erde herabstieg, sich auf einen benachbarten Berg „niederließ und zwar auf einen Felsen, wo man „bis diesen Augenblick noch seinen Sitz und den „Abdruck seiner Fuͤße sehen kann. Von hier aus „schleuderte er seine Pfeile unter sie und erschlug „sie alle, ausgenommen den großen Bullen, welcher „mit seiner Stirn die ankommenden Pfeile ab- „wehrte, aber doch endlich einen verfehlte, wel- „cher ihm die Seite verwundete, worauf er zur „Seite sprang, uͤber den Ohio, Wabasch, Juinois „und endlich uͤber die großen Seen setzte, allwo „er bis den heutigen Tag noch lebt.“ Hier befindet sich eine starke Schwefel-Quelle, wo man bereits einige Einrichtungen zum Baden getroffen, auch ein sehr großes Haus errichtet hat, um die Badegaͤste zu beherbergen. Noͤrdlich von Vevay auf der Seite von Kentuky befindet sich das niedliche Landguth des Herrn Augiel , eines sehr gastfreien und artigen Franzosen. Er hat einen guten Weinberg und einen reichen Weinkeller, nur Schade, daß er durch Zusatz von starkem Spiritus und Zucker dem Weine eine Aehnlichkeit mit dem Madeira zu ge- ben sucht; aber die Amerikaner lieben solche Art Weine. In seiner Nachbarschaft lebt der be- ruͤhmte Revolutionsmann Lacannal . Ich be- suchte ihn, und wurde mit vieler Artigkeit von ihm aufgenommen. Welche Gedanken durchkreuz- ten meinen Kopf, als ich diesen sonst so maͤchti- gen Mann in einer gewoͤhnlichen Americanischen Huͤtte antraf. Ich gab ihm auf irgend eine schickliche Art meine Verwunderung uͤber seine jetzige Lage zu erkennen; doch Lacannal sagte, auf seine Buͤcher zeigend: hier ist meine Unterhaltung; ich kann nach Frankreich zuruͤckkehren, aber ich wuͤnsche hier zu bleiben. Von Herrn Augiel geht der Weg an den Ufern des Ohio hin. Hier hatte ich Gelegenheit, mich zu uͤberzeugen, daß der Fluß 40 Fuß hoch steigen koͤnne. Ich sah naͤmlich an den Aesten eines Baums, welcher 10 Fuß uͤber der jetzigen Wasserflaͤche stand, in der Hoͤhe von mehr als 30 Fuß einen ungeheuern Baumstamm aufgehangen, welchen die Gewaͤsser des Ohio dorthin getragen hatten. Gegen Vevay uͤber liegt ein kleines Staͤdt- chen Gent . Es war Abend, als ich in Vevay anlangte. Am andern Morgen besuchte ich sogleich einen der ersten hiesigen Anbauer, Herrn Mon- rot . Dieser gute alte Schweizer, aus dem Pay de Veau, empfing mich mit aller Gastfreundschaft. Sogleich ward der Tisch mit dem hiesigen Weine besetzt, und mit Vergnuͤgen trank ich mit dem freundlichen Alten ein Glaͤschen. Ich sah es ihm an, daß er es gut meinte und gern den Reben- saft mittheilte. Dieser Wein war rein; und war er gleich nicht von jener Guͤte, wie Deutschland und Frankreich ihn hervorbringen; so war er doch in diesem Lande ein herrliches Getraͤnk, welches dem Koͤrper außerorbentlich wohlthat, und besser als alle auslaͤndische Weine, welche ich hier auch oft gefunden habe. Monrot erzaͤhlte mir: als er, Betang und ein Dritter, dessen Namen ich ver- gessen habe, hier ankamen, bestand ihre ganze Baarschaft nur noch in 7 Dollars. Nun fingen sie an, mit der groͤßten Anstrengung den Boden zu bauen; aber, leider, zog ihnen dieses, verbun- den mit dem Clima, Fieberkrankheiten zu, und Alle waren im ersten Jahre krank. Doch jetzt, nach 16 Jahren, sind alle Schwierigkeiten uͤber- wunden. Sie haben schoͤne Haͤuser von Backstei- nen erbauet und mit guten Weinkellern versehen; ihr Wein, kaum ausgegohren, wird ihnen, die Bouteille zu ½ Dollar, aus dem Hause geholt; kurz sie befinden sich in sehr großer Wohlhabenheit. Die Rebe, welche sie bis jetzt fuͤr den hiesigen Boden und Clima am angemessensten gefunden haben, ist die vom Vorgebuͤrge der guten Hoff- nung, welche dort den herrlichen Capwein liefert. Fuͤr dieses Jahr versprachen die Weingaͤrten einen guten Ertrag. Sie hatten im Durchschnitt vom Acre Wein 80 bis 300 Dollars, vom Acre Weizen 15 — 25 Dollars, vom Acre Mays 20 bis 30 Dollars jaͤhrliche Einnahme gehabt. Der Weinbau verdient also von jedem Landwirthe in dieser Gegend betrieben zu werden, insofern Lage und Clima es erlauben; denn die mehrere Arbeit koͤmmt gegen den hoͤhern Ertrag nicht in Betracht. Harmonie am Wabasch im Staate von Indiana den 20sten Jul. 1819. Von Vevay nach Louisville ist der Weg am Ufer des Ohio herab ziemlich schlecht und wuͤrde zu Wagen nicht zu passiren seyn. Auch auf die- sem Wege hieher traf ich oft auf Deutsche. Beilaͤufig muß ich, der Wahrheit zur Steuer, bekennen, daß man bei einem von Englaͤndern ab- stammenden Amerikaner fast ohne Ausnahme besser logirt, als bei Wirthen, die von Deutschen ab- stammen. Bei Ersterm herrscht fast durchgehends die groͤßte Reinlichkeit und Ordnung. Die letz- tern haben zwar ihrer Voraͤltern Fleiß und Ar- beitsamkeit; aber auch oft ihre Sorglosigkeit in jener Ruͤcksicht beibehalten. Doch von allen die- sen Deutschen, welche man hier trifft, kann man durchaus nicht auf die Nation den Schluß ma- chen. Gemeiniglich sind es ja nur Menschen aus der niedrigsten Volksklasse, welche von Deutschland heruͤber kamen, um hier Ackerbau zu treiben. Jeffersonsville , ein kleines niedliches Staͤdtchen am rechten Ufer des Ohio. Gegen- uͤber, etwas suͤdlicher, liegt Louisville , eine ziemlich bedeutende Stadt, welche einen lebhaften Handel nach Neu- Orleans treiht. Ich hatte da- selbst mit Herrn Vetter und Comp . ein klei- nes Geldgeschaͤft abzumachen, und war ihnen durch meine Freunde von Baltimore aus noch besonders empfohlen worden. Zur Warnung jedes Reisen- den, welcher in diesem Lande Geldsachen abzu- thun hat, muß ich hier die Art und Weise er- zaͤhlen, wie die Herren Vetter und Comp . mit mir Fremdlinge in diesem Lande verfuhren. Herr Vetter sagte zu mir: „Hier ist Alles in Vincennes-Noten, welche Landoffices Geld sind“ Ich war damit sehr zufrieden, und glaubte Wun- der, was ich fuͤr gute Papiere erhalten haͤtte. Als ich aber in Harmonie und an andern Orten von diesen Noten Gebrauch machen wollte, weigerte man sich, sie anzunehmen, und machte mir bemerklich, daß ich hintergangen sey, wenn mir diese Papiere fuͤr Vincennes-Noten gegeben worden waͤren. Die letztern waͤren allerdings sehr gut; aber die mir gegebenen waͤren alle Branch- bank-Noten von Vincennes, welche nicht courant seyen. Unterhalb Louisville sind die sogenannten Wasserfaͤlle des Ohio (Falls of Ohio), Der Fluß draͤngt sich mit großem Geraͤusch und starkem Gefaͤlle durch mehrere Felsen, welche jetzt bei dem ungewoͤhnlich niedrigen Wasserstande sichtbar waren. Oberhalb des Falles ist der Fluß breit und tief. Gegen Louisville, da, wo der Baͤrgrasfluß sich mit dem Ohio vereinigt, beginnt der Fall, und in den 2 Meilen, bis zum Fuße des Falls, ist das Gefaͤlle 22½ Fuß. Boote, und alle Arten von Fahrzeugen finden in Jeffersons- ville, so wie in Louisville erfahrne Lootsen, wel- che die Schiffe sicher uͤber diesen Fall fuͤhren. Bei sehr hohem Wasser ist fast gar keine Gefahr, in- dem alsdann die Felsen gegen 20 Fuß hoch mit Wasser bedeckt sind, und das Ganze mehr einem reissenden Strome als einem Falle gleichsieht. Von Jeversonsville fuͤhrt die große Straße nach Vincennes zuerst auf Albani , einem klei- nen Staͤdtchen am Ohio. Der Gastwirth in der goldnen Glocke beschaͤmt manchen Wirth erster Klasse in Deutschland durch Hoͤflichkeit, Reinlich- keit, Eleganz, und — was am Ende doch die Hauptsache bleibt — durch seltene Billigkeit. Im Innern von Indiana findet man zu- weilen meilenlange Strecken, wo der Wald wahr- scheinlich durchs Feuer vertilgt ist; doch sind die Plaͤtze meistentheils schon wieder mit jungen Loh- den bedeckt. Uebrigens ist dieser Theil eben nicht sehr fruchtbar und uͤberaus huͤgelich. Am 16ten Jul. sah ich in einer kleinen Stadt Peola den ersten Hafer einfahren. Vier und funfzig Meilen diesseits Vincennes findet man eine Schwe- fel-Quelle, welche sich schon in weiter Ferne durch einen starten Schwefelgeruch zu erkennen gibt. Das Wasser hat eine blauweiße Farbe. Vincennes unterm 38° 43′ Nordbr. ist am oͤstlichen Ufer des großen Wabasch, in einer etwas sandigen Wiese erbauet. Im Jahre 1775 legten die Franzosen hier zuerst einen Posten an. Die Entfernung von hier bis zur Muͤndung des Wabasch betraͤgt 150 Meilen. Am Wabasch finden sich die vorzuͤglichsten Pflanzungen im Staate Indiana. Zu Fort Har- rison , 262 Meilen von der Muͤndung des Flus- ses, aͤrndtet der Capitain Hamilton (wie man mich versicherte) jaͤhrlich uͤber 60,000 Buͤschel Mais zu 60 — 70 Pf. pr. Buͤschel. Der Fluß ist bis Fort Quiatanon fuͤr Fahrzeuge schiff- bar, welche bis 3 Fuß im Wasser gehen. Klei, nere Boͤte gehen noch 197 Meilen hoͤher, da, wo der Fluß nur 9 Meilen von Miami am See Erie entfernt ist. Am 18ten Jul. gegen 8 Uhr Abends kam ich in die Naͤhe von Harmonie . Die Thurm- uhr schlug 8 — ein erfreuliches Zeichen der Cul- tur fuͤr einen Reisenden, welcher 800 Meilen zu- ruͤckgelegt hat, ohne einen Glockenschlag gehoͤrt zu haben. Als ich n Wirthshause ankam, war es, als ob ich mitten in Deutschland mich befaͤnde. Kleidung, Sprache, Sitten und Gebraͤuche — Alles ist bei diesen Colonisten unveraͤndert geblie- ben. Man setzte mir einen Krug Bier vor, und ich erstaunte nicht wenig, hier ein aufrichtiges, echtes Bamberger Bier zu finden. Fruͤh am an- dern Morgen wurde ich durch das lebhafte Ge- toͤs arbeitender Zimmerleute geweckt. Ich ging nach dem Fruͤhstuͤck zu Hrn. Rapp , Vorsteher dieser Colonie, welcher mir zuvoͤrderst seinen Gar- ten zeigte, wo unter mehrern seltnen Gewaͤchsen sich auch eine bluͤhende Passionsblume befand. Dann fuͤhrte er mich zu Hrn. Becker , und bat ihn, mir Alles Sehenswuͤrdige zu zeigen. Herr Becker ist ein Mann von feiner Bildung und sehr angenehmen Aeußern; er fuͤhrt die Aufsicht uͤber die Handlung. Wir gingen nun zuerst die Wol- lenzeug-Manufaktur zu besehen. Eine Dampf- maschine, mit der Kraft von 30 Pferden, kratzet, kaͤmmet und reinigt die Wolle, liefert von ihr kleine Docken, welche auf der Spinnmaschine durch ein Maͤdchen und vier Kinder sehr egal und schnell (40 Faden auf jeden Zug) gesponnen wer- den. Das Weben, Scheeren u. s. w. geschieht wieder durch die Dampfmaschine, welche oben- drein noch eine Mahl- und eine Schleifmuͤhle treibt. Weit merkwuͤrdiger war jedoch fuͤr mich die Droͤschmaschine , welche ich als durchaus feh- lerfcei anerkennen mußte. Sie liefert in Zeit von einer Stunde 20 Buͤschel Weizen (1300 Pfund), rein, wie irgend eine gute Kornmuͤhle ihn liefert, drischt ganz rein aus, selbst wenn die Frucht feucht ist, (so droͤschte man heute Morgen gleich vom Aerndtewagen den vom Thau ziemlich ange- feuchteten Weizen), und laͤßt das Stroh ganz, so daß es zum Futterschneiden, ja auch wol zum Binden benutzt werden kann. In der Folge soll der Dampf auch diese Maschine in Bewegung setzen, jetzt sind 8 Pferde und, mit Einschluß der Kinder, 20 Personen zur Arbeit erforderlich. Man spart schon jetzt Dreiviertel der Arbeit, Al- les sehr gering angeschlagen, ohne irgend fuͤr die Zeitersparung etwas zu rechnen. Man war nicht geneigt, mir das Innere der Maschine ausfuͤhr- lich zu zeigen; aber die Haupteinrichtung erfuhr ich doch. Die Welle, welche die Pferde herum- drehen, setzt erstens eine Trommel, fast wie die ist, worin wir die Kartoffeln waschen, m Be- wegung, und diese Trommel thut das Ausdroͤ- schen. Dann drehet sie 2 Walzen gegen einan- der, (wie unsere Kartoffelmuͤhle), die Walzen lassen einen Zwischenraum von 1½ Zoll, welche Oefnung gegen einen Tisch gerichtet ist, auf 4 welchen eine Person die Frucht, (jedesmal einen mittelmaͤßigen Arm voll), und zwar die Aehren jedesmal gegen die Maschine gerichtet, ausbreitet. Die Walzen ziehen die Frucht schnell ein, und die Trommel schlaͤgt augenblicklich die Frucht rein aus. Das Stroh scheint nicht in die Trommel zu kommen, sondern, zwischen ihr und den Wal- zen durch, tiefer hinab zu fallen, wo es durch den Wind, welcher zur Reinigung der Frucht dient, und durch eine Vorrichtung, welche wie unsere Schuͤttegabel wirkt, hinten hinausgewor- fen wird. Vorn erhaͤlt man das reine Korn und an der Seite den Kaf und das Echter- Korn, jedes allein. Letzteres ist in nicht groͤßerer Men- ge als bei unserer Art des Reinigens vorhanden; auch habe ich es nicht mit zur ausgedroschenen Frucht gerechnet. In Hinsicht der Wirkung der Maschine muß ich noch bemerken, daß ich die ganze Zeit gegenwaͤrtig gewesen bin und Alles genau beobachtet habe. Die Branntweinbrennerei und Brauerei sind ebenfalls sehr gut eingerichtet. Die erstere wuͤrde noch dadurch zu verbessern seyn, daß einige hoͤl- zerne Geraͤthe, worin Maische gekocht wird, von Kupfer angefertigt wuͤrden. Die Hauptvortheile ihrer Einrichtung bestehen darin, daß durch sie- dende Wasserdaͤmpfe alles Destilliren geschieht, wo- durch das Product an Qualitaͤt so sehr gewinnt. Diese Art ist auch in jedem Lande, wo der Bla- senzins nicht existirt, die beste. Auch die Feldwirthschaft von Harmonie un- terscheidet sich von der ihrer Nachbarn sehr vor- theilhaft Hier goͤnnt man dem Boden, ob er es gleich nicht bedarf, zuweilen ein halbes Jahr Ruhe; man hat halbe Brache zu Weizen, um den Acker mehr zu reinigen. Winter-Gerste wird mit großem Vortheil gebauet, und oft schon An- fangs Junius geaͤrndtet. Die hiesigen Weinberge, etwa 8 — 10 Acres enthaltend, liefern einen guten Wein, der jedoch mit Zucker und Spiritus gemischt zu seyn scheint. Von dem Huͤgel dieser Weinberge hat man eine herrliche Aussicht auf den Fluß, die Stadt, auf die Gaͤrten und Felder herab. Das ganze Besitzthum der Harmoniten be- steht etwa in 20,000 Acres oder 30,000 Calen- berger Morgen. Die Stadt ist im Viereck ange- legt, der oͤffentliche Platz, von der Kirche, Rapps Wohnhause, dem Kaufhause, der Schule und dem Gasthause eingefaßt, so wie die sehr breiten Straßen, sind saͤmmtlich mit 2 Reihen Pappeln bepflanzt, welches dem Ganzen ein liebliches und freundliches Ansehen gibt, und man ist jetzt mit der Erbauung sehr niedlicher Wohnhaͤuser fuͤr jede * Familie beschaͤftigt. Wenn diese Arbeit beendigt ist, muß Harmonie die schoͤnste Stadt des west- lichen Amerika seyn, indem Alles in der vollkom- mensten Symmetrie erbauet wird, welches in keiner andern Stadt moͤglich zu machen steht; denn dort bauet Jemand eine Huͤtte, waͤhrend sein Nachbar vielleicht einen Pallast neben an bauet. Ueber die religioͤse Einrichtung dieser Gemei- ne konnte ich nur unbestimmte Nachrichten erhal- ten. In der Kirche war so wenig ein Altar als andere Verzierungen zu finden; auf einer Erhoͤ- hung von etwa 3 Fuß befand sich ein Sitz fuͤr Rapp, neben diesem ein Pult, auf welchem die Bibel lag. An jedem Sonntage redet er hier zum Volke, und soll sich zuweilen einen Propheten Gottes nennen. Dann werden geistliche Lieder mit Musikbegleitung gesungen. In dem Noten- buche fand ich die Arie: „ In diesen heiligen Hallen ꝛc. “ aus der Oper die Zauberfloͤte von Mozart. Oft werden Sonntags feierliche Prozes- sionen mit Musik in die Fruchtfelder von Harmo- nie gehalten. Hier gibt es denn eine schoͤne Ge- legenheit fuͤr den Vater , (so nennen die Har- moniten den alten Rapp ,) im Angesichte aller herrlichen Fruͤchte des Fleißes und der Eintracht, seine Kinder zu fernerer Ausdauer und Einig- keit zu ermahnen. Es scheint zwar, als ob Kapp unumschraͤnk- ter Dirigent des Ganzen sey, und doch werden in einem sogenannten Brudergerichte, welches aus den Vormuͤndern der Schmiede-Schuster Sattler- und Zimmerleute-Gesellschaft besteht, alle wichtige Angelegenheiten in Berathung gezogen. Der Hauptgrundsatz der Gesellschaft besteht, nach dem, was ich daruͤber theils von verschiede- nen Gliedern der Gemeine, theils von Rapp selbst erfahren habe, in Folgendem: Nach der Lehre Christi muͤssen wir uns wie eine einzige Familie be- trachten, wo Jeder nach seinen Kraͤften und Faͤhigkeiten ohne al- len Eigennutz, bloß zum Wohle des Ganzen und seiner Mitbruͤder arbeitet. Man behauptet allgemein, Rapp habe, als die Gesellschaft (jetzt 800 Seelen stark) vor 5 Jah- ren von Pensylvanien hieher zog, das unnatuͤrli- che Gesetz gegeben: alle Verheiratheten sollten sich innerhalb dreier Jahre der ehelichen Beiwohnung gaͤnzlich enthalten, um dadurch mehr Zeit und Haͤnde zur Arbeit zu erhalten, und es schien auch beinahe, als ob die Kinder meistens von einerlei Alter waͤren Rapp selbst versicherte mich, es seyen Verlaͤumdungen des Neides; er lehre nach Christo, und ermahne zur Moral und Bruderliebe. Die Harmoniten haben in der That gute Nahrung, Kleidung und Alles, was sie vermoͤge ihres Standes beduͤrfen, und, sind sie von der Wahrheit des obigen Grundsatzes uͤberzeugt, so muͤssen es die gluͤcklichsten Menschen der ganzen Christenheit seyn. In ganz Amerika habe ich sel- ten den Namen Harmonie nennen hoͤren, ohne zugleich die Deutschen wegen ihres Fleißes, ihrer Ausdauer und ihrer Rechtlichkeit loben zu hoͤren. — Gegen Mittag (29sten Jul.) traf ich auf der sogenannten Englischen Wiese ein, wo die Englaͤnder Birkbeck und Flower seit 3 Jah- ren sich angebauet haben. Diese Maͤnner, welche eines Theils keine durch Fruchtbarkeit sich sonder- lich auszeichnende Gegend gewaͤhlt haben, und andern Theils nur wenig Fleiß im Anbau des Landes zu zeigen scheinen, haben dennoch bereits eine solche Menge Menschen an sich gezogen, daß schon eine kleine Stadt, Neu-Albion erbauet, und, der sehr unguͤnstigen Localumstaͤnde ohnerach- tet, diese Gegend bald sehr bevoͤlkert seyn wird. Birbeck’s Notes on a Journay in Ame- rica etc. habe ich zwar jederzeit der Wahrheit gemaͤß bestaͤtigt gefunden; aber in seinen Lettres From Illinois werden schon jedem unbefangenen Landwirthe die aufgestellten Berechnungen (S. 69 bis 73) nicht begruͤndet genug erscheinen, ge- schweige einem solchen, welcher an Ort und Stelle in oͤkonomischer Hinsicht untersuchte und pruͤfte, und weder von dem in den ersteren Jahren der Cultur besonders nothwendig werdenden In- dianischen Korn (Mais) noch von Weizen, auch nicht einen einzigen Acre in den weiten Wiesen- laͤndern fand; da doch viele Hunderte derselben in den Berechnungen aufgefuͤhrt sind. Auch ist mir keine einzige, fuͤr die Oekonomie so nothwen- dige, und in diesem Clima fuͤr die Gesundheit so hoͤchst heisame Obst- Anlage zu Gesichte gekom- men, da doch der Pfirsichbaum schon im dritten Jahre fruchttragend wird, und also schnell und leicht angezogen werden kann. Es war nicht moͤglich, von hier aus direct uͤber den kleinen Wabasch nach Kaskaskia zu ge langen. Daher sah ich mich genoͤthigt, wiederum suͤdlich gegen den Zusammenfluß des großen und kleinen Wabasch meine Wanderungen fortzusetzen, wohin ein sehr schoͤner fahrbarer Weg auf Car- mi fuͤhrt. Diese Stadt liegt am kleinen Wabasch etwa 30 Englische Meilen oberhalb seiner Vereini- gung mit dem großen Wabasch. Sie treibt einen ziemlich lebhaften Handel mit Waaren, welche, des naͤhern und sehr schoͤnen Weges wegen, von Shawaneetown meistens zu Lande hier an- kommen. Ehe man Carmi erreicht, fuͤhrt der Weg durch mehrere sehr gute angebauete Pflanzungen, wo das Auge durch die uͤppigsten Maisfelder er- goͤtzt wird. Hier ist der Strich, wo im Jahre 1813 ein fuͤrchterlicher Orkan seine schrecklichen Verwuͤstungen anrichtete. Der Weg fuͤhrt durch einen Wald, in welchem alle Baͤume etwa 7 — 10 Fuß uͤber der Erde wie Weiden umgedreht, und ihre Haͤupter oft in entgegengesetzter Richtung zur Erde geworfen sind. Auf dem Ohio ergriff dieser Orkan ein Boot, und warf es weit vom Ufer ans Land. Er durchstrich in einer Breite von 1 Englischen Meile beinahe das ganze feste Land von Amerika in der Richtung von Westen nach Osten. Nicht weit von Carmi laͤuft der Weg durch eine Wiesenflaͤche, (Big-Prairie) in welcher, wegen ihrer großen Fruchtbarkeit, sich bereits eine ziemliche Anzahl Pflanzer niedergelassen haben. Dieser sogenannten Prairien (Wiesenflaͤchen) finden sich im Illinois- Staate sehr viele, und man koͤnnte wol annehmen, daß sie die Haͤlfte des ganzen Flaͤchenraums betragen moͤchten. Sie sind, nach Beschaffenheit ihrer Fruchtbarkeit, mit hoͤhern oder niedrigern Graͤsern und Stauden uͤp- pig bedeckt, und in der That, es kann fuͤr einen Fremden nichts Einladenders gedacht werden, als sich hier niederzulassen, und in dieser Fuͤlle der Natur zu leben und zu weben. Er braucht weiter nichts zu thun, als den Pflug in diesen meistens ganz ebenen Wiesenflaͤchen nur ein mal anzusetzen, und seine Aecker prangen von den reichsten Fruͤch- ten und den gesegnetsten Aerndten. Wie viel leich- ter ist hier der Anfang eines Pflanzers, als in den dichten Waͤldern am Ohio und Indiana! Zum Beweise dieses erlaube ich mir nur anzufuͤhren, daß von allen Laͤndereien, welche bis jetzt im Staate Illinois zum Verkauf gestellt sind, noch kein Plaͤtzchen unverkauft geblieben ist, wo in fruchtbaren ebenen Wiesen nur gutes Wasser und Waldgrund sich beisammen fand. Leider fehlt aber das gute Wasser im suͤdlichen Theile nur zu sehr; dabei haben die Fluͤsse keinen starken Abfluß, welches, vereint mit mehrem Nebenumstaͤnden, jaͤhrlich viele Fieberkrankheiten zur Folge hat; aber man findet doch, daß dieses Uebel in eben dem Maaße abnimmt, wie das Land nach und nach mehr an- gebauet wird. Eben so verschwinden mit der zu- nehmenden Anbauung eine Menge anderer Uebel, als: die Fliegen, Muskiten u. s. w. Die Fliegen werden in den Sommermo- naten Julius, August und September, in den großen Wiesen dem Reisenden zu Pferde aͤußerst laͤstig; ja man behauptet sogar, daß diese Insekten bei großer Hitze in kurzer Zeit ein Pferd zu toͤdten im Stande seyen. Es gibt von diesen Fliegen zweierlei Arten: die kleinen gruͤnen , und die großen Pfer- de-Bremsen . Die erstern von der Groͤße der gemeinen Fliege, die zweite oft so groß als eine Hornisse. Da sie fast immer nur den Kopf, Hals und die Brust des Pferdes anfallen: so genuͤgt eine Bedeckung von Leinwand, um diese Theile zu schuͤtzen. Gebraucht man noch außerdem die Vorsicht, groͤßtentheils vor Sonnen-Aufgang und nach Sonnen-Untergang zu reisen: so ist dieses Uebel nur von geringer Bedeutung. Was die Fliegen den Pferden sind, das sind die Muskiten dem Menschen. Die Muskite ist wol weiter nichts, als die Europaͤische Muͤcke; wenigstens habe ich zwischen den Muskiten in den noͤrdlich vom Ohio belegenen Staaten und unserer Muͤcke keinen Unterschied gefunden. Ihr Biß ist durchaus nicht schmerzhafter; ihre Groͤße, Gestalt, und daß sie nur an feuchten Orten und in der Nachtzeit sich einstellt; alles dieses hat sie mit jener gemein. In großer Menge findet sie sich an den niedrigen Ufern der Fluͤsse und in un- angebaueten sumpfigen Gegenden. Alles, was ich fruͤher uͤber diese Insekten, so wie Alles, was ich uͤberhaupt fruͤherhin uͤber Amerika je gehoͤrt oder gelesen habe — es sey Gutes oder Boͤses — ist meistens etwas uͤbertrieben. Auf der andern Seite des kleinen Wabasch findet man vielen Wald und wenigere Anpflan- zungen. Je naͤher man aber gegen Kaskaskia koͤmmt, desto mehr vermehren sich die Wiesen mit abwechselnden Waͤldern, welche oft die nied- lichsten Ansichten bilden. Fehlte es hier nicht zu sehr an Wasser, so wuͤrden diese Gegenden zu den schoͤnsten und angenehmsten gerechnet werden koͤnnen. Am andern Ufer des Kaskaskia (Oka), ei- nes hier sehr bedeutenden Flusses, liegt die Stadt Kaskaskia, wo sich gegenwaͤrtig der Sitz der Staats-Regierung befindet. Sie wurde schon vor laͤnger als 50 Jahren von den Canadischen Franzosen angelegt und ist eben nicht sehr bedeu- tend; auch scheint sie keine ganz gesunde Lage zu haben, indem sie in dem Thalgrunde des Missis- sippi ( American botam ) liegt, welcher durch- gehends als sehr ungesund bekannt ist. Doch auch dieses Uebel, welches von den Ueberschwemmun- gen des Mississippi und dem feuchten Boden her- ruͤhrt, bessert nach und nach die Zeit. Man hat bemerkt, daß von Jahr zu Jahr dieses Thal theils mehr abtrocknet, theils auch gegenwaͤrtig vom Flusse nur selten, und nur an den niedern Stel- len uͤberschwemmt wird. Seit 30 Jahren ist Kaskaskia nicht mehr uͤberschwemmt worden. — In der katholischen Kirche daselbst fand ich eine ziemlich zahlreiche Gemeine versammelt. Des junge wohlgebildete Prediger erbauete in Franzoͤ- sischer Sprache mit einer so seltenen Wohlredenheit und einer so schoͤnen Aussprache, daß ich mich hoͤchlich daruͤber wunderte, weil mir dergleichen ganz unerwartet gewesen war. Nachmittags hatte ich die Ehre, beim Herrn Gouverneur Bond zum Thee eingeladen zu wer- den, wo ich zum erstenmale in der neuen Welt mich in eine Gesellschaft vornehmer Damen ver- setzt sah. Man bewies mir allgemein eine große Aufmerksamkeit und zuvorkommende Guͤte. Das, was dem Fremden, mit der Landessprache und den Sitten gewoͤhnlich zu wenig Vertrauten, sehr angenehm zu Statten kommt, ist die Verbannung aller sogenannten Etiquette und unnoͤthigen Com- plimente aus hoͤhern und niedern Gesellschaften. Der Amerikaner gruͤßt nie mit Abnehmung des Huthes, sondern durch einen traulichen Haͤnde- druck. Man tritt zu den vornehmsten Personen mit bedecktem Haupte. Zum Essen und Trinken wird wenig oder gar nicht genoͤthigt; Jeder be- dient sich der vorhandenen Speisen und Getraͤnke nach Maaßgabe seines Appetits. Dennoch herrscht in allen Gesellschaften die groͤßte Ordnung und Wohlanstaͤndigkeit, wobei den gegenwaͤrtigen Da- men eine hohe Achtung und Aufmerksamkeit be- wiesen wird. So wie in einem freien Staate der Unter- schied der Staͤnde nicht in Betracht kommt, so war dieß auch hier der Fall zwischen dem Gou- verneur und seinen Gaͤsten. Ich machte von hier einen Spaziergang zu dem 1½ Englische Meilen entfernten Mississippi. Dieser gewaltige Strom, der alle Gewaͤsser des großen Innern von Nordamerika in seinem unge- heuern Bette sammelt, war gegenwaͤrtig sehr nie- drig; dennoch floͤßten mir seine schnell dahin flie- ßenden Wassermassen Erstaunen ein. Sein Was- ser ist truͤbe, und die Schoͤnheit des Stroms wird durch die vielen in seinem Bette hie und da hervorragenden Baumstaͤmme sehr vermindert. Diese Baͤume reißt der Strom bei hohen Wasser- fluthen an seinen Ufern aus, und laͤßt sie auf seichten Stellen ruhen, bis eine hoͤhere Wasser- fluth sie weiter befoͤrdert. Jedoch geschieht es haͤufig, daß der Stamm mit seinen von Erde beschwerten Wurzeln, im Boden des Flusses sich senkend, haͤngen bleibt und festschlaͤmmt; alsdann heben sich die durch den Verlust ihrer Zweige leichter gewordenen Schaͤfte uͤber die Oberflaͤche und ragen, als eingerammte Pfaͤhle, aus dem Wasser hervor. Man hat noch vor Kurzem ein Beispiel gehabt, daß ein Stromaufwaͤrts gehen- des Dampfschiff die gewaltsamen Wirkungen eines solchen, durch den Abbruch seines Hauptes zuge- spitzten Stammes in seinem Bauche erfuhr, und nach einiger Zeit sinken mußte. Um dieser Gefahr auszuweichen, faͤngt man jetzt an, die Dampf- schiffe mit einem doppelten Boden zu versehen, damit, wenn der erste durchbohrt wird, der zweite die gewuͤnschte Sicherheit gewaͤhre. Jene, die Schif- fahrt unsicher und gefaͤhrlichmachenden Baumstaͤm- me, nennen die Amerikaner Log’s oder Shnag’s . Alle von den Franzosen angelegten Staͤdte ha- ben gewoͤhnlich einen gemeinschaftlichen Weideplatz, so wie mehrere gemeinschaftliche Grundbesitzungen. Auf dieser Gemeinde-Weide vor Kaskaskia sah ich, zum erstenmal in Amerika, jenen schoͤnen gruͤnen Rasengrund, welchen Europa in so man- chen das Auge ergoͤtzenden Abstufungen so lieblich darstellt, und dessen Daseyn bekanntlich nur den Zaͤhnen des darauf weidenden Viehes zu verdan- ken ist. Edwardsville den 30ten Jul. 1820. Von Kaskaskia ab faͤngt der sogenannte Ame- rikanische Boden an, welcher das Thal des Mis- sissippi bildet. Gleich oberhalb Kaskaskia dehnt das Thal sich bis an das Staͤdtchen Prairie des roches auf 7 Englische Meilen breit aus, und ist oͤstlich von steilen Felsenwaͤnden eingeschlossen, von welchen haͤufig die lieblichsten Quellen herab- sprudeln. Der Fluß ist ganz mit Wald bekraͤnzt; dann folgen bis zum Fuße der Felsen ebene Wie- sen, deren Fruchtbarkeit alles uͤbersteigt, was man sich in der Art denken kann. Hier sah ich Maisfelder, auf welchen seit 30 Jahren, und zwar niemals geduͤngt, Mais gebauet worden war. Sie ließen noch nichts zu wuͤnschen uͤbrig, denn ihre Stauden prangten 15 Fuß hoch. Dieser Boden besteht aus sehr fetti- gem schwarzen, mit Sand vermischten Schlamm, welcher mitunter fahl und, wegen des Ueberflusses von Humus, sehr leicht ist. Die Huͤgel uͤber den steilen Felsen sind theils mit Wald, theils mit schoͤnem gruͤnen Rasen geziert. Hiedurch er- haͤlt das Thal eine sehr einladende Einfassung, so wie es uͤberhaupt eine der reizendsten Gegenden des Illinois-Staats ausmacht. Oberhalb Krairie des roches verlieren sich die steilen uͤberhaͤngenden Felsenwaͤnde in hohe Ra- sen- und Waldhuͤgel. Auch hier sah ich die Fort- setzung der Zerstoͤrungen, welche der oben schon er- waͤhnte Sturmwind angerichtet, und seinen Weg bei Harrisonville uͤber den Mississippi genommen hatte. Doch schien seine Kraft hier nicht so ver- nichtend gewesen zu seyn, als am Wabasch. Wie vorsichtig der Fremde hier in der Wahl des Trinkwassers seyn muß, habe auch ich erfah- ren. Eines Abends verirrte ich mich vom Wege, und langte erst spaͤt bei einem Pflanzer an, wel- cher mir, wie gewoͤhnlich, sehr willig ein Nacht- lager in seiner Wohnung gestattete. Das mir von ihm gereichte Wasser schmeckte mir zwar nicht, aber ich mußte meinen Durst damit zu loͤschen suchen. Allein am andern Morgen wurde ich von einer heftigen Diarrhoͤe befallen. Es ist daher ei- nem Reisenden sehr zu empfehlen, etwas starken Branntwein und Zucker jederzeit bei sich zu fuͤhren. Ein Achtel Branntwein mit 7 Achtel Wasser und be- liebigem Zucker vermischt, gibt ein gutes gesundes Getraͤnk in diesem Clima. Am 27ten Jul. fuhr ich uͤber den Mississippi nach St. Louis , einer am rechten Ufer des Flusses auf einer hohen Bank belegenen Stadt, deren Unterlage aus Felsen besteht. In diesen 5 Steinen (Kalksteinen) findet man hoͤchst merkwuͤr- dige Abdruͤcke, z. B. vollkommene Eindruͤcke von Fuͤßen, Haͤnden, Bogen und Pfeilen der India- ner, so, daß man geneigt wird, zu glauben, dieser Stein sey in fruͤhern Zeiten eine so weiche Masse gewesen, daß er dergleichen Eindruͤcke habe annehmen koͤnnen, worauf denn durch Natur und Zeit diese haͤrtern Steinmassen gebildet worden seyen. — Ein solcher Stein befindet sich zu Har- monie , wohin ihn die dasige Colonie, seiner Merkwuͤrdigkeit wegen, mit großen Kosten, 180 Englische Meilen weit, transportiren ließ. Eine herrliche Quelle, welche aus dem Fel- senufer sprudelt, verbunden mit der waldfreien erhabenen Gegend, war vermuthlich der Beweg- grund zur ersten Anlage von der Stadt St. Louis. Ihre Gruͤndung faͤllt in den Zeitraum, in welchem Philadelphia angelegt wurde. Erst seitdem die Umgegend und die Muͤndung des Mississippi im Besitz der vereinigten Staaten sich befindet, ist St. Louis auch erst im Aufbluͤhen begriffen. Daher kann man diesem wichtigen Platze sein verhaͤltnißmaͤßiges hohes Alter nicht zum Vorwurfe machen. Gegenwaͤrtig wird, außer der bereits bewohnten Stadt, oben auf der Hoͤhe des Ufers die Stadt vergroͤßert, und dieser Theil wird die fruͤhere Anlage, welche im ersten Zuschnitte verdorben war, bald an Schoͤnheit uͤbertreffen. Man findet hier bereits verschiedene sehr huͤbsche Gebaͤude, und allenthalben ist man mit Erbauung neuer Haͤuser beschaͤftigt; daher die vielen Saͤge- muͤhlen in der Nachbarschaft, unter denen sich auch Eine befindet, welche durch Dampf getrieben wird. St. Louis liegt unterm 38°, 39′ noͤrdlicher Breite und mag leicht 4000 Einwohner zaͤhlen. Die Umgegend landeinwaͤrts ist Wiesengrund, wel- cher jedoch nicht so fruchtbar ist, als die Wiesen im Illinois-Staate gewoͤhnlich sind. Diese Stadt ist der Sitz der Territorial-Regierung des Mis- souri-Territoriums. Der Antrag, zum Staate erhoben zu werden und sich eine eigne Verfassung zu geben, fand beim Congresse Schwierigkeiten, indem der Congreß die Bedingung machen wollte, daß die Sclaverei im Staate von Missouri abgeschaft werden solle. Jetzt findet man fast taͤglich in den verschiedenen Zeitungen Aufsaͤtze uͤber diesen Ge- genstand, deren Mehrzahl fast immer gegen die Einfuͤhrung der Sclaverei im Missouri-Staate eifert. Ueberall wird uͤber die Moͤglichkeit, die Sclaverei, als ein anerkanntes großes Uebel, im gan- zen Umfange der Freistaaten abzuschaffen, jetzt viel * geschrieben, so daß man allgemein wirklich die Hoff- nung faßt, auch die suͤdlichen Staaten bald von dieser Plage befreiet zu sehen. Die Missouri-Bill ging am 1sten März 1820 im Hause der Repräsentanten nach mancherlei Debatten über die Sclaverei in jedem Gebiete durch, und das Missouri-Gebiet wurde den vereinigten Staaten einverleibt. Die Sclaverei oder unfrei- willige Dienstbarkeit wurde nur in dem Sinne, als Bestra- fung für Verbrechen, deren der Angeschuldigte gesetzlich über- wiesen worden, zugestanden, in jedem andern Sinne aber auf immer verboten. Anm . d. Verl. Das linke Ufer des Flusses ist dem Einstuͤr- zen und Wegschwemmen sehr ausgesetzt, waͤhrend am rechten Ufer sich Steine und Felsen befinden, welche die reißenden Wirkungen des Stroms ab- wehren. Dieses Wegspuͤlen des Ufers betraͤgt oft 10 — 20 Fuß in einem Jahre, so daß nicht sel- ten ganze Pflanzungen dadurch verloren gehen. Zwei kleine Staͤdtchen, die Illinoisstadt und Jak- sonsville, welche St. Louis gegenuͤber erbauet sind, laufen Gefahr, mit der Zeit gleichfalls im Missis- sippi ihr Grab zu finden. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß alle Flußufer in Amerika ungesunde Aufenthalts- oͤrter sind, und vorzuͤglich die Ufer der groͤßern Fluͤsse. In St. Louis findet man dieses Jahr das kalte Fieber haͤufiger wie gewoͤhnlich. Man schreibt dieses der großen Hitze dieses Sommers zu, weil sich alle Gattungen der Fieber in diesem Jahre haͤufiger zeigen. Als ich uͤber den Mississippi zuruͤckgekehrt war, und mich wieder im Staate Illinois befand, wen- dete ich mich aufwaͤrts, um dieses Thal bis an die Muͤndung des Missouri hinauf zu bereisen. Einige Meilen von der Stadt Illinois fand ich die Muͤhle des Herrn Jarrot, eines Franzosen, welche das Eigene in ihrer Einrichtung hat, daß die Wasserraͤder liegend im Wasser laufen und die Welle aufwaͤrts stehend drehen; es soll durch diese Erfindung, selbst bei 7 — 10suͤßigem Stauwasser die Bewegung dieser Raͤder nicht ge- hemmt werden. Man findet in diesem Thal mehrere kleine Staͤdte angelegt, welche aber nicht sonderlich fort- kommen und zwar eben der ungesunden Lage wegen. Z. B. St. Marie , gerade der Muͤndung des Missouri gegenuͤber, hat zwar 4 — 5 Haͤuser, aber ohne einen einzigen Bewohner. Es ist im hohen Grade zu bedauern, daß diese so fruchtbare und zum Handel so schoͤn gelegene Gegend so unge- sund ist. Aber jaͤhrlich wird der hin und wieder sumpfige Boden immer fester und trockner, und man darf sich der Hoffnung uͤberlassen, daß auch hier die Zeit das Uebel heilen wird. In einer andern Stadt Namens Gibraltar , 3 Meilen hoͤher hinauf, fand ich ziemlich viel Ein- wohner und man war mit Bauen beschaͤftigt. Mei- ne Krankheit hatte indessen zugenommen und war in voͤllige Dissenterie ausgeartet; ich hatte mir in St. Louis ein Abfuͤhrungsmittel geben lassen, aber die Krankheit schien dennoch nicht weichen zu wollen. Ich nahm nun deshalb etwas Opium und trank Reiswasser, worauf sich das Uebel sofort ver- minderte. Von Gibraltar schlug ich den Weg nach Ed- wardsville ein. Man findet von hier ab bis auf die Thalhuͤgel (Bluffs) einige große Pflan- zungen, und, was mir noch erfreulicher war, Je- dermann war gesund und wohl. Gegen Abend den 27ten Jul. erreichte ich Edwardsville, eine niedliche Stadt etwa 6 bis 7 Meilen von den Thalhuͤgeln des Mississippi, und 25 Meilen von St. Louis entfernt. Die frucht- bare Umgegend ist herrlich mit Pflanzungen be- deckt, wo man die erstaunliche Fruchtbarkeit des Bodens zu bewundern Gelegenheit hat. Ich fand den Mais (Indion-Korn) fast durchgehends 12 bis 15 Fuß hoch. Diejenigen Gaͤrten, welche be- reits das Alter zu Obstanlagen haben, prangen von volltragenden Pfirsichen und andern Obstbaͤu- men. Die Pfirsiche ist diejenige Obstsorte, wel- che hier zur Verwunderung gut gedeihet. In 4 Jah- ren liefert der gelegte Pfirsichkern bereits Fruͤchte, und traͤgt nachher fast ohne Ausnahme jedes Jahr so voll, daß seine Zweige gestuͤtzt werden muͤssen. Pfir- sichbranntwein und getrockenete Pfirfichen sind hier sehr gewoͤhnlich. Dagegen habe ich in ganz Ame- rika den Zwetschenbaum selten gefunden, außer in Harmonie; Aepfel dagegen gibt es in groͤßter Men- ge, vorzuͤglich in allen aͤltern Anlagen, und ich habe manche herrliche Sorten unter ihnen ange- troffen. Außerdem liefern die Gaͤrten Melonen, besonders Wassermelonen, in großer Menge und von seltner Groͤße; die letztern werden fuͤr eine ge- sundere Speise gehalten als die erstern. Daß hier auch alle uͤbrige Gartenfruͤchte gut gedeihen werden, laͤßt sich aus dem Vorhergehenden erwarten; der Kuͤrbis erreicht zuweilen die riesenmaͤßige Groͤße von 3 Fuß im Durchmesser. Braunen und rothen Kohl habe ich aber nirgends in Amerika angetroffen, auch scheint den Kartoffeln und vielen andern Ge- waͤchsen der Boden zu fett zu seyn. Die Kartof- feln duͤrfen z. B. nur erst sehr spaͤt, oft erst im Julius gepflanzt werden; fruͤhgelegte gerathen fast nie. Mais, Weizen und Hafer wachsen vortreff- lich; Gerste und Roggen habe ich nicht gefunden. Hier in Edwardsville traf ich mit meinem Reisegefaͤhrten, Herrn Hollmann wiederum zu- sammen, und es wird dem Leser nicht unangenehm seyn, auch von seiner Reise einige Nachricht zu erhalten. Ich werde daher aus seinem Tagebuche einen kurzgegefaßten Auszug hier mittheilen. Limstone (Maisville) Ohio-Staat den 11ten Jul. 1819. Von Chilikothe wurde mir, sagt Herr Hollmann , der Weg uͤber Limstone als der beste fuͤr Wagen angerathen. Gleich hinter Chili- kothe wird die Gegend sandig, steinig und bergig. In der kleinen Stadt Bembridge erwiederte mir der Wirth auf meine Frage: ob hier in der Nachbarschaft auch Deutsche wohnten? „er habe nie gehoͤrt, daß ein Deutscher in dieser Gegend sich niedergelassen habe;“ — kein uͤbles Compli- ment fuͤr meine Landsleute! — Die Gegend gleichet so ziemlich der Luͤneburger Heide, und da es in diesem Lande so viele gute Laͤnderei gibt, so ist es in der That zu bewundern, daß man hier in dieser so schlechten Gegend noch so viele Pflanzun- gen findet. Es sind aber diese Anbauer fast lau- ter Irrlaͤnder, und zuweilen gerathen diese armen Leute durch die Betruͤgerei von Speculanten auf sol- che schlechte Laͤnderei. Ein hiesiger Kaufmann kauft z. B. eine Menge Land in einer oͤffentlichen Ver- steigerung. Hierauf schreibt er seinen Correspon- denten in Neuyork, Philadelphia ꝛc. zeigt ihnen die Nummern der Section an und ertheilt ihnen den Auftrag, solches an neuankommende Emigran- ten als gutes Land zu verkaufen. Dadurch er- haͤlt er gleich die ganze baare Summe fuͤr das erkaufte Land, wofuͤr er jedoch erst im 5 Jahren das Ganze zu bezahlen hat. Dieser Vortheil wuͤrde schon hinreichend seyn; aber der Kaͤufer muß auch in den meisten Faͤllen noch 30 — 50 pCt. mehr dafuͤr bezahlen, als der Einkaufspreis dafuͤr ge- wesen war. In Uniontown hatte ich einen besondern Vorfall. Ich gerieth naͤmlich mit einem Menschen ins Gespraͤch, welcher bald darauf in Franzoͤsischer Sprache sagte: er habe mir ein paar Worte unter vier Augen zu sagen. Ich erfuͤllte seinen Wunsch, und, siehe da! er war ein Methodist, welcher mich zu bekehren die Absicht hatte. Er schwatzte mir so Vieles von der einzigen Seligkeit und Inspira- tion unsers Heilandes vor — daß mir angst und bange wurde. Auch wurde er, wie es schien, bei dieser Rede selbst inspirirt; denn er machte ver- schiedene convulsivische Gebaͤrden, und schien end- lich mir um den Hals fallen zu wollen. Ich sagte ihm aber kalt und kurz: Alles, was er mir jetzt gesagt habe, sey mir nicht recht deutlich, und es fehle mir an Zeit, mir es von ihm deutlich ma- chen zu lassen. Hierauf ließ ich ihn stehen; the rascal !“ (der Schurke!) murmelte er hinter mir her. Von Uniontown fuͤhrt ein ziemlich schlechter Weg fortwaͤhrend nach Limstone . Die Ueber- raschung ist groß, wenn man das Ende des Waldes erreicht hat, wo man sich auf einem hohen steilen Berge befindet, unter dessen jaͤher Wand der Ohio dahinfließt, und auf dessen anderm Ufer man eine Ebene voller Pflanzungen und Obstgaͤrten, welche die Stadt Limstone umgeben, erblickt. In der unglaublichen kurzen Zeit von 3 Minuten wird man uͤber den ziemlich breiten Fluß gesetzt. Das Faͤhrschiff ist rund; in der Mitte ist der Platz fuͤr 6 Pferde, welche die Maschinerie in Bewe- gung setzen, die ein Ruderrad 14mal geschwinder umdreht, als die Pferde gehen; daher die unglaub- liche Geschwindigkeit dieses Fahrzeugs. Es ist mit einer Gallerie umgeben und hat einen Pavillon von 2 Etagen fuͤr die Passagiere; der untere Raum auf dem Deck ist fuͤr Wagen und Pferde bestimmt. Oben auf dem Pavillon findet der Ueberfahrende Zeitungen ꝛc.; auch jede Art von Erfrischung ist am Bord zu haben. Hier in Limstone befindet sich eine Dampfmuͤhle, welche taͤglich 160 Buͤschel Weizen verarbeitet. Gegenwaͤrtig lagen 130,000 Tonnen Weizenmehl, welche nach Neu-Orleans verkauft waren, vorraͤthig; aber des niedrigen Was- serstandes wegen noch nicht hatten abgefuͤhrt wer- den koͤnnen. Vincennes den 18ten Jul. 1819. Lexington , die Hauptstadt des Staates Kentuky, ist von Maisville (Limstone) 120 Mei- len entfernt. Der Weg fuͤhrt durch die fruchtbar- sten Gegenden, bereits allenthalben mit bluͤhenden Pflanzungen und recht huͤbschen Landguͤthern be- setzt. Denkt man sich hier in diese so herrlich ange- baueten Gegenden um 20 Jahre zuruͤck, wo noch alles Wald und Wildniß war, und nur hin und wieder ein Jaͤger sich angesiedelt hatte: so braucht man eben kein großer Prophet zu seyn, um vor- hersagen zu koͤnnen, was Ohio, Indiana, Illi- nois, kurz das gesammte westliche Amerika in wenigen Jahren seyn wird. Die Stadt Lexington , obgleich erst 20 Jahre alt, ist die reichste und schoͤnste Stadt im westlichen Amerika. Ihre Umgebungen sind mit herrlichen Landhaͤusern wie uͤbersaͤet, deren einige auch Weinberge haben. Man ist jetzt eben allent- halben mit der Weizenaͤrndte beschaͤftigt. Alle Fruͤchte werden hier, wie im ganzen Lande, mit der Sichel geschnitten. Weizen, Mais, Tabak, Hafer und Hanf sind die gewoͤhnlichen Producte der hiesigen Landbauer. Diese Gegend war vor 20 Jahren, als man anfing sich hier anzubauen, als eine der allerungesundesten verschrieen, und zwar mit Recht; jetzt weiß man von keinen Krank- heiten mehr, und die Gegend gilt weit und breit umher fuͤr aͤußerst gesund. Louisville am Ohio entsprach meinen Er- wartungen keinesweges. Ich hatte mir diese Stadt groͤßer und schoͤner gedacht; auch soll der Aufent- halte daselbst sehr ungesund seyn. In einem Dampf- faͤhrschiffe setzte ich von hier uͤber nach Neu-Al- bani im Indiana-Staate. Diese Stadt ist erst 4 Jahre alt und hat dennoch bereits 70 ziem- lich ansehnliche Haͤuser. An Gesellschaft fehlt es einem Reisenden in Amerika selten. Heute z. B. besteht unsere Reise- Gesellschaft aus 14 Personen, und so geht es fast alle Tage. Fast mehrentheils durch Waͤlder fuͤhrt der Weg nach Vincennes . An Wirthshaͤusern fehlt es auch in diesen wilden Gegenden doch nicht, und oft ist das Innere derselben weit besser, als das Aeu- ßere versprach; fast allenthalben findet man Rein- lichkeit und gute Bedienung. Vincennes ist eine der bedeutendsten Staͤdte im Indiana-Staate, welche von Franzosen zu- erst angelegt wurde; man findet auch jetzt hier de- ren noch viele. Ebwardsville den 29sten Jul. 1820. Am 11ten Jul. setzte ich, in Gesellschaft von 10 Reisenden zu Pferde, uͤber den Wabasch, und betrat den Illinois-Staat. Hat den Reisenden von der Kuͤste des at- landischen Meers her das ewige Reisen in Waͤl- dern ermuͤdet: so glaubt er sich in eine andere Weltgegend versetzt, sobald er uͤber den Wabasch koͤmmt und jene großen Wiesenflaͤchen (Prairies) mit kleinen Holzrevieren abwechselnd, vor seinen Augen ausgearbeitet sieht. Doch diese ist Eine der groͤßten und durch den Holzmangel zur Be- bauung eben nicht sehr geeigneten Wiesen. Nach einer 22 Meilen langen Reise, fort- waͤhrend durch diese Prairien, erreichten wir das Wirthshaus. Es war ganz mit Reisenden ange- fuͤllt. Demohnachtet wurde Jeder genuͤgend be- dient, die Pferde gut in Acht genommen, und nur in Ansehung des Nachtlagers war die Be- quemlichkeit freilich nicht groß; Jeder mußte sich auf dem Fußboden sein Bette zubereiten so gut er konnte, und auch hier zeigt der Amerikaner ei- ne besondere Unbefangenheit, welche Folge der edeln Freiheit ist; Alles macht sich ohne Umstaͤnde und Complimente. Diese Art zu leben, welche mir Anfangs aͤußerst fremd und unangenehm war, erhielt bald meinen ganzen Beifall; man fuͤhlt sich nach und nach selbst frei unter freien braven Menschen. Der Character der Amerikaner, wel- cher mir anfangs so wenig zusagen wollte, ist dennoch im Ganzen gut; sey es, daß die Ange- woͤhnung, mit ihnen zu leben, nach und nach mein Urtheil geaͤndert hat, oder daß das Volk selbst hier wirklich besser als in den oͤstlichen Staaten ist. Der Weg fuͤhrt durch Wiesen, wo man den ganzen Tag kein Haus, ja nicht einmal einen Baum antrift, in dessen Schatten man vor der brennenden Sonnenhitze geschuͤtzt, ausruhen koͤnnte. Hier waͤre der Platz, wo meine fleißigen Lands- leute, welche in dieses Land einwandern, mit Leichtigkeit und schnell ein eintraͤgliches Eigenthum erwerben koͤnnten. Es wuͤrde sehr vortheilhaft seyn, wenn mehrere wohlhabende Maͤnner, sey es in Amerika oder Europa, eine Gesellschaft bildeten, welche armen Landsleuten einen hinreichenden Vor- schuß machten, um hier eine Pflanzung zu er- richten. Wie manches theure Leben wuͤrde durch eine solche Vereinigung und zweckmaͤßige Maaß- regeln gerettet werden! Auch wuͤrde ein solcher in diesem Staate, bei Fleiß und Thaͤtigkeit, in we- nigen Jahren das wohlhabende Haupt einer freien Buͤrgerfamilie werden. Wandert der Deutsche, der Europaͤer uͤberhaupt, ohne alle Kenntniß des Landes und der Sprache ꝛc. — wie es meistens der Fall ist — nach Amerika: so kann man sich eben nicht wundern, wenn derselbe aller Orten betrogen wird, im Lande selbst in schlechte Gegen- den und auf schlechte Laͤndereien geraͤth, wo er unter anstrengenden Arbeiten einen guten Theil seines Lebens vertrauert, und wodurch er nicht selten Alles einbuͤßt. „Was aber soll der Europaͤer uͤberhaupt — oder der fleißige Deutsche insbesondere — thun, wenn er in seinem Vaterlande keine Aussicht zu seinem Fortkommen weiter sieht und nun sein Heil in der neuen Welt zu suchen waͤhnt? Wie soll ers anfangen, so lange jene Gesellschaft nicht existirt, sich vor den Prellereien zu huͤlen, die sei- ner in Amerika warten?“ — Ich habe einen ziemlichen Theil des Ameri- kanischen Festlandes durchstrichen, und glaube faͤ- hig zu seyn, einige Rathschlaͤge daruͤber ertheilen zu koͤnnen. Vorausgesetzt, daß ein nicht ganz huͤlfloser, von allen Mitteln Entbloͤßter, der Arbeit unge- wohnter Armer; und angenommen, daß ein thaͤ- tiger, ruͤstiger, mit einigen Mitteln versehener fleißiger Landmann diese Fragen thut: so glaube ich folgende Ansicht dem letztern hier aufstellen zu koͤnnen. Gesetzt ein in Europa lebender Tagloͤh- ner oder Besitzer einiger Grundstuͤcke kann bei allem Fleiß und Streben nicht vorwaͤrts kommen, und er ist mit sich einig geworden, sein Gluͤck in Ame- rika zu versuchen: so kann das vernuͤnftiger Weise nicht anders geschehen, als wenn er so viel Baar- schaften besitzt, um die Reise bezahlen zu koͤnnen- und so viel uͤbrig behaͤlt, um dort ein Landstuͤck sich zu erwerben. Gesetzt nun ferner, ein sol- cher machte in seinem Vaterlande seine Grund- stuͤcke, Moͤbeln, Vieh ꝛc. zu Gelde, und vermoͤchte davon 4 bis 500 Rthlr. zusammenzubringen, so wuͤrde dieß im Mittel-Durchschnitt etwa 300 Dollars betragen. Davon bedarf er bis zum naͤchsten Seehafen, wo er sich einschifft _ _ 10 Dollar. Die Ueberfahrt nach Amerika kostet _ _ 60 — Die Reise zu Lande daselbst von einem oͤstlichen Hafen bis in den Staat Illinois _ _ 50 — Der Ankauf von 160 Acres (oder 240 Morgen Calenbergisch) à 2 Dollars, wovon er den 4ten Theil gleich baar bezahlt mit _ _ 80 — (Die uͤbrigen ¾ werden in 5 Jahren bezahlt.) Summa 200 Doll. 6 Nach Bestreitung dieser unvermeidlichen Aus- gaben behaͤlt er noch 100 Dollars uͤbrig, welche er zur Anschaffung des nothwendigen Inventariums anwenden muß. Dann wird er aber, wenn er seinen Deutschen Fleiß auch hier anwendet, nicht allein im Stande seyn, die uͤbrigen Dreiviertel fuͤr den Ankauf des Landes in 5 Jahren zu bezahlen, sondern er wird auch ohne Zweifel noch einigen Ueberschuß behalten koͤnnen. Nach 5 Jahren aber wird er nicht nur voͤlliger Besitzer von 160 Acres freien Landes seyn, sondern er wird auch im Be- sitze eines bedeutenden Viehstapels sich befindem welcher ihm in diesen Jahren, durch die reichen fetten Wiesen genaͤhrt, ohne alle Kosten zugewach- sen seyn wird. Stellt man nun eine Vergleichung an, was ein solcher Mensch innerhalb 6 Jahren in Europa erworben haben wuͤrde; so kann wol mit aller Sicherheit folgendes Resultat angenommen werden: In Europa vermochte er in den gluͤcklichsten besten Jahren vielleicht kaum, oder vielmehr hoͤch- stens 50 Rthlr jaͤhrlich zuruͤckzulegen; (aber wie Viele gibt es nicht, welche nicht nur Nichts uͤbrig behalten, sondern wol noch Gott danken, wenn sie nur keine Schulden machen, und wer hat wol, unter den vorausgesetzten Umstaͤnden, solche 6 hin- tereinander folgende gluͤckliche Jahre erlebt? — Aber dieß angenommen, so wuͤrde sich sein effec- tives Vermoͤgen innerhalb 6 Jahren um 300 Rthlr. (oder 200 Dollars) vermehrt haben. In Amerika sieht es dagegen anders mit ihm aus. Dort hat er nach 5 Jahren ange- strengten Fleißes (denn 1 Jahr muß auf die Ueberfahrt und die Vorbereitungen verwandt wer- den) wirklich 160 zum Theil schon urbar ge- machten und eingehegten Acres Landes ( à 4 Dollar pr. Acre) _ _ 640 Dollars. 2 Pferde à 30 Doll. _ _ 60 — 30 Stuͤck Hornvieh à 15 Doll. 450 — 100 Schweine à 1½ Doll. _ _ 150 — 20 Schaafe à 2 Doll. _ _ 40 — in dieser Zeit erworben _ _ 1340 Dollars. Zieht man von diesen 1340 Dollars die aus Europa mitgenommenen 300 Doll. ab, so bleiben ihm 1040 Dollars, also ⅘ mehr als er in Euro- pa zu erwerben vermochte, uͤbrig. Daß der Acre Land nach 5 Jahren von 2 Dollars auf 4 Dollars steigt, ist aber auch die allergeringste Annahme, weil fuͤr die Gebaͤude, Befriedigung u. dgl. nichts gerechnet ist; oft steigt der Acer in 5 Jahren auf 20 Dollars. * Noch ist zu beruͤcksichtigen, daß er hier einer der freien Buͤrger des freiesten Staats ist; seine Verhaͤltnisse sind durch die weisesten Gesetze auf das genaueste bestimmt; ihm und seinen Kindern steht der Weg zu den hoͤchsten Wuͤrden des Staats offen; nur Tugend, Verdienst und Wuͤrdigkeit, nicht Geld oder Geburt, sind die Mittel, um zu ihnen zu gelangen. So weit meine Ansichten uͤber diesen Gegen- stand. — — Ich fahre in meinen Reiseberichten fort. In der Mitte der oben erwaͤhnten, 24 Mei- len im Durchmesser enthaltenden Prairie, brach an meinem Wagen eine Achse, wodurch ich in nicht geringe Verlegenheit gerieth. Die berittenen Reisegesellschafter konnten mir nicht helfen und mußten mich verlassen; aber zwei Fußgaͤnger, wel- che von Baltimore her auf diese Art die Reise gemacht hatten, waren mir thaͤtige Helfer in der Noth. Sie gingen 3 Meilen wieder zuruͤck, um einen Baumstamm zu holen, welchen wir dort am Wege liegen gesehen hatten. Mit vieler Muͤhe brachten wir alsdann den Wagen bis zum naͤch- sten Hause. Diese braven Amerikaner vergalten mir Boͤses mit Gutem; sie waren bisher schon lange in unserer Gesellschaft gewesen, und bei der Durchfahrt eines Flusses hatte ich es ihnen nicht erlauben wollen, sich auf meinen Wagen zu setzen. Als wir beim naͤchsten Wirthshause ankamen, hatten die uͤbrigen Reisegefaͤhrten bereits einen Stellmacher herbei holen lassen; und so war es mir, durch die menschenfreundliche Beihuͤlfe mei- ner Reisegefaͤhrten moͤglich, bereits am andern Morgen die Reise mit ihnen fortzusetzen. Die Hitze wurde gegen Mittag so druͤckend, und die Fliegen so unertraͤglich, daß wir uns entschließen mußten Halt zu machen; erst gegen 6 Uhr Abends setzten wir unsere Reise weiter fort. In diesen Prai- rien ist das Reisen zur Nachtzeit sehr vorzuziehen. Den schoͤnen ebenen Weg kann man auch ohne Mondschein finden, und die Pferde werden weder von der Hitze noch von den Fliegen geplagt. Der Wirth in der naͤchsten Taberne empfing uns mit der Anrede: „er betreibe die Wirthschaft nur beizu, und verlange von seinen Gaͤsten, daß sie sich nach ihm richten muͤßten; wem das nicht anstehe, der moͤge weiter reisen.“ Die Reisege- sellschaft fand diese Anrede des Wirths zwar sehr sonderbar, beschloß jedoch, hier einzukehren, indem das naͤchste Wirthhaus sehr weit entfernt, Roß und Mann aber sehr ermuͤdet waren. Nach ver- zehrtem Abendbrodt begann der Wirth mit seiner Familie zu beten und zu singen, daß uns muͤden Wanderern die Ohren gellten. Mancher der Rei- senden wuͤrde sich diese Unterhaltung gern verbe- ten haben, wenn der Wirth sich bei unserm Ein- tritt nicht obgedachter Maaßen verwahrt gehabt haͤtte. Nach verrichtetem Gebet erzaͤhlte mir der Wirth, daß er in seiner Religionsuͤbung oft von Reisenden gestoͤrt und manchmal sogar schaͤndlich verspottet worden sey, weshalb er sich genoͤthigt gesehen habe, bei der Aufnahme von Gaͤsten jene Bedingung zu machen. Er war ein Quaͤker. Am 23ten Jul. traf ich zu Ewardsville ein. Die vorzuͤglichste Merkwuͤrdigkeit, welche mir hier aufstieß, war das Lager der Kikapou-India- ner , welche sich jetzt hier aufhielten, um mit den Bevollmaͤchtigten der vereinigten Staaten einen Vertrag abzuschließen, wodurch sie allen ihren Rech- ten und Anspruͤchen auf die Laͤndereien am San- goͤmo, Onaquispasippi und im ganzen Staate Illinois entsagten, solche an den Congreß abtraten und dann sofort den Staat von Illinois raͤumten. Ihre Farbe ist rothbraun, ihr Gesicht unregelmaͤßig, oft schauderhaft mit hellrother Farbe bemahlt, ihre Haupthaare sind abgeschoren bis auf einen Schopf auf dem Scheitel, und mit verschiedenen Farben bemahlt. Bekleidet sind nur sehr wenige; im Sommer ist eine wollene Decke, im Winter eine Buͤffelhaut ihre ganze Bedeckung. Zierrathen von Silber, als: Ringe um den Hals und Arme- auch Schilder vor der Brust getragen, scheinen bei ihnen sehr beliebt zu seyn. In Edwardsville wurde mir gesagt, 4 Mei- len von da wohne ein Deutscher Pflanzer Namens Barensbak ( Baͤrensbach ), welcher ein sehr schoͤnes Landwesen besitze; ich saͤumte nicht, ihn zu besuchen, und zu meiner hoͤchsten Freude fand ich einen Braunschweiger Landsmann in ihm. Sein Vater war fruͤherhin Ober-Salz-Inspektor zu Salzgitter gewesen, und hatte das Guth gro- ßen Heerde im Fuͤrstenthum Hildesheim in Pacht gehabt. Man mag sich unsere gegenseitige Freude selbst denken! Wie bruͤderlich, wie innig wurde ich von diesem meinem braven Landsmanne aufgenommen! wie groß war seine Freude, als er hoͤrte, daß ich in seiner Nachbarschaft geboren sey! In 19 Jahren hat er nichts aus seiner Vaͤter Heimath vernommen. Anfangs hatte er in Kentuky gewohnt, wo er auch noch 500 Acres Land besaß; seit 9 Jahren wohnte er nun hier im Illinois-Staate, war Besitzer von 800 Acres gu- ter Laͤnderei, 6 Pferden, 50 Stuͤck Hornvieh, 70 Schweinen und 40 Schaafen. In seinem Garten fand ich, außer vielem Gemuͤße ꝛc. eine Menge Pfirschenbaͤume, welche zum Zerbrechen voller Fruͤchte hingen. Er fuͤhrte mich in seine Felder, wo ich denn Gelegenheit hatte, die Ueppigkeit des hiesigen Bodens zu bewundern. Der Mais war meistens 12 bis 15 Fuß hoch; Weizen und Hafer war be- reits eingescheuert. Der schwarze Boden scheint nur aus Dammerde, mit etwas Sand vermischt, zu bestehen. Er hat gemeiniglich eine Tiefe von 4 — 6 Fuß, dann folgt gelber Lehm, zuweilen auch Kies. Vandalia den 10ten Sept. 1819. Gleich nachdem ich mich in Edwardsville mit meinem Reisegefaͤhrten wieder vereinigt hatte, be- suchten wir unsern Landsmann Baͤrensbach - um ihn zu ersuchen, daß er uns die Laͤndereien zeigen moͤchte, welche am 1sten August d. J. im Landoffice zu Edwardsville oͤffentlich versteigert werden sollten. Er erfuͤllte unsern Wunsch nicht nur mit der groͤßten Bereitwilligkeit; sondern wir verdanken diesem braven Manne auch noch man- che andere nuͤtzliche Nachricht; seine gepruͤften Er- fahrungen und seine uns gegebenen Rathschlaͤge haben wir jederzeit fuͤr uns sehr heilsam gefunden. Er ist in der ganzen Umgegend so sehr geachtet, daß wir seinen Namen fast niemals von den Einwoh- nern haben nennen hoͤren, ohne daß er mit großen Lobeserhebungen begleitet worden waͤre. Trotz seiner Abneigung gegen jeden oͤffentlichen Dienst, hat man ihn doch zu dem wichtigen Amte eines Richters berufen. Die 24 Townships, welche zum Verkauf kamen, liegen zwischen hier und Edwardsville, am Shoolkreek, Sugarkreek und Silberkreek. Es ist viele sehr gute Laͤnderei darunter, und wie wuͤr- den gewiß auf dieser Auction Land gekauft ha- ben, wenn es moͤglich gewesen waͤre, in der Naͤhe von der nun erst anzulegenden Stadt Vandalia etwas recht gutes zu erhalten. Diese Stadt soll, laut der am Ende ange- fuͤgten Constitution des Illinois-Staats, der Sitz des Gouvernements seyn, und die Lots (Baustellen) werden am 6ten Sept. d. J. gleich- falls oͤffentlich verkauft werden. In der Umge- gend dieser Stadt befindet sich eine große Menge sehr schoͤner Laͤnderei; aber Jedermann ist voll des Lobes derjenigen, welche etwa 60 bis 80 Meilen nordwaͤrts am Flusse Sangoͤmo liegen. Die Indianer haben ihren Vertrag mit dem Con- gresse abgeschlossen, und der letztere ist nun im voͤlligen Besitze dieser so hochgeruͤhmten Landstriche. Alles dieses in Erwaͤgung gezogen, hielten wir es fuͤr gerathener, die Zeit abzuwarten, und beschlos- sen, vorerst uns in der Stadt Vandalia anzu- siedeln, und dann von hier aus zu seiner Zeit Land anzukaufen. Um indeß die Zwischenzeit so gut als moͤglich zu benutzen, fingen wir an, hier ein klei- nes Haus, nach Art der Amerikaner, von Balken, (welche aufeinander gelegt und an den Enden eingefalzt werden), zu erbauen. Sobald dieser Bau so weit gediehen war, daß mein Reisegefaͤhrte. solchen allein zu vollenden im Stande war, machte ich mich auf die Reise, um auch das Wunder- land am Sangoͤmo zu besehen, ehe ich nach Eu- ropa zuruͤckkehrte. Am 27sten August trat ich in Begleitung eines Wegweisers diese kleine Reise an. Wir waren beide zu Pferde, und hatten un- sere Mantelsaͤcke, so reichlich als moͤglich, mit Proviant fuͤr Mann und Roß angefuͤllt, weil auf dergleichen in jenen Gegenden nicht viel zu rech- nen ist. Von Edwardsville fuͤhrt eine große sehr befahrne Straße dorthin. Um diese zu erreichen, ritten wir von Vandalia aus uͤber den Shool- kreek und dann in den Wiesen nordwaͤrts. Wir ließen die Waͤlder der Quellen des Sugar- und Silberkreeks suͤdlich, und trafen bei den Waͤldern der Quellen des Macopin auf diese Straße Man beruͤhrt nun noch die Waldspitzen einiger Arme die- ses Flusses und kommt dann in jene große Wiese, welche, vom Illinoisflusse an, durch den groͤßten Theil des Staats von Westen nach Osten fort- laͤuft und sich an dem Ursprunge der Oka (Kas- kaskia) und an den Ufern des Wabasch verliert. Diese große Wiese ist zwar die Scheidung der Gewaͤsser, welche zum Mississippi suͤdlich und zum Sangoͤmo noͤrdlich laufen, aber deshalb doch von keiner sonderlichen Hoͤhe. Oestlich der Straße be- finden sich einige Seen oder Suͤmpfe, aus welchen die beiden Arme des Shoolkreeks ihre ersten Ge- waͤsser erhalten. Die ganze Gegend suͤdlich dieser Wiesenhoͤhe zeichnet sich dadurch besonders aus, daß die Wiesen sehr erhaben, dabei meistens eben und sehr fruchtbar sind, jedoch nirgend sich einiges Quell- oder Flußwasser darinn befindet. Ueber- haupt sind die wenigen Quellen, welche sich etwa hier befinden, nur in den Waͤldern zu suchen. Die Ufer der Fluͤsse sind sehr hoch und huͤgelich; nur einzig an diesen befinden sich die Waldpar- thien. Auch haben alle Fluͤsse nur wenig Fall, bilden viele stehende Wassermassen, waͤhrend in trockenen Jahrszeiten der Fluß beinahe gaͤnzlich austrocknet, und dadurch jene Duͤnste verursacht werden, welche die Luft ungesund machen. Sobald man auf die Hoͤhe und noͤrdliche Seite dieser Wiese anlangt, aͤndert sich das Gras der Wiese und der Boden wird sichtbar besser. Die Flußufer laufen in sanfter Abdachung von den Wiesen dem Wasser zu und sind ebenfalls mit Wald bedeckt; und auch dieser zeigt von groͤ- ßerm Reichthum des Bodens. Man findet hier im Illinois-Staate fast alle jene Holzarten, wel- che oben im Ohio-Staate (Seite 34 ff.) angefuͤhrt sind, außer daß ich neben dem Zucker-Ahorn ( Acer saccharinum L., Sugar Muple ) auch noch den Zuckerbaum ( Sugar tree ) fand, welcher sich durch seine Blaͤtter nur sehr wenig von jenem unterscheidet. Die Ein- wohner halten diesen letztern zur Gewinnung des Zuckers fuͤr weit besser. Am Sugaxkreek, wo wir die zweite Nacht zubrachten, fanden wir gleich bei der Spitze des Waldes eine Familie, welche ihre Wohnung noch nicht vollendet hatte. Eine halbe Meile weiter hatten sich drei Familien rund um eine vortreff- liche Quelle angesiedelt. Hier uͤbernachteten wir. An diesem kleinen Flusse, welcher ohngefaͤhr 15 Meilen noͤrdlich von seinem Ursprunge in den Sangoͤmo faͤllt, sind bereits gegen 60 Pflanzun- gen angelegt, und zwar alle erst seit diesem Fruͤh- jahre (1819); sie haben den Boden der Wiese mit dem Pfluge einmal umgebrochen, das Korn (Mais) hineingepflanzt, und nun sieht man diese praͤchtigen Felder, fast ohne alle Ausnahme, mit 10 — 15 Fuß hoher Frucht bedeckt. Es ist kein Wunder, daß ein so hoher Grad von Frucht- barkeit die Menschen anziehet, den mancherlei Ge- fahren zu trotzen, die einer solchen Ansiedelung bisher bevorstehen konnten, und man kann daher voraussagen, daß vielleicht keine Gegend im gan- zen weiten Amerika sich so schnell bevoͤlkern wird, als diese. Aber demohngeachtet muß man alle Ansiedler, welche bis jetzt sich hier niederließen, fuͤr tollkuͤhne Waghaͤlse halten; denn sie wagten sich auf die Besitzungen der Indianer, und muß- ten befuͤrchten, diesen Herbst, bei dem großen Jagen der Indianer Die Indianer halten jeden Herbst im ganzen Umfange ihrer Graͤnzen eine große Jagd. Dann zuͤnden sie das trockne duͤrre Gras der Wiese an, die Gluth laͤuft mit unglaublicher Schnel- ligkeit uͤber die Gegend hin, vor ihr entflieht das Wild, aus seinen sichern Schlupfwinkeln aufgeschreckt, und erliegt dem toͤdlichen Geschoß der Jaͤger. Diese verderbliche Gewohnheit, die Wiesen abzubrennen, ist der Grund, daß der Wald nur einzig und allein auf die Flußufer und andere wenige Orte beschraͤnkt ist, indem die Gluth des Feuers nicht nur seine wei- tere Ausbreitung gaͤnzlich hinderte, sondern ihn auch wol noch verminderte. Bei diesen Jagden treiben die Indianer alle weißen Ansiedler von ihrem Bezirke mit Gewalt fort. d. V. , saͤmmtlich von ihren Be- sitzungen vertrieben zu werden, waͤre nicht gluͤckli- cher Weise jener Vertrag in Edwardsville abge- schlossen worden, in Folge dessen nun der Staat bis an den See Michigan von allen Indianern geraͤumt ist. Wie Viele werden aber nun jetzt nicht einwandern, da Alles sicher und ruhig hier ist. Betrachten wir aber diese jetzigen Pflanzer in Ruͤcksicht ihres Eigenthums-Rechts auf diese ihre Pflanzungen: wie aͤußerst gefaͤhrlich ist in dieser Ruͤcksicht ihre Lage! Das Land ist noch nicht ein- mal vermessen, und und kann daher erst nach 3 bis 4 Jahren zum Verkauf kommen. Dann steht es aber einem Jeden frei, eine schon bebauete Pflan- zung dem jetzigen Anbauer zu uͤberbieten. Wenn nun aber alle diese Bedenklichkeiten und großen Gefahren die Menschen von der Einwanderung in dieses Gebiet nicht abhalten konnten: so ist dieß schon der uͤberzeugendste Beweis, daß es wirklich mit Recht das schoͤne Land am Sangoͤmo genannt wird. Von dem Sugarkreek wandten wir uns so- gleich westlich, in der Absicht, die Muͤndung des Sangoͤmo in den Illinois zu erreichen, und dort uͤber denselben auf das noͤrdliche Ufer uͤberzusetzen. Wir paßirten den Laͤkskreek (Seenfluß), dann die zwei Arme des Springkreeks , welche beide in der offenen Wiese laufen, was ich hier in Amerika noch nie gefunden hatte. Jenseits des Springkreeks ist eine Lagerstelle der Indianer; die Wiese erhebt sich in sanfte Huͤgel; dann finden sich zwei herrliche Quellen in der Wiese, bloß von einigen Baͤumen beschattet; das Wasser dieser Baͤ- che fließt schnell und klar durch die uͤppige Wiese, deren hohes Gras dem Reuter oft uͤber den Kopf reicht. Von diesen beiden kleinen Baͤchen erhebt sich eine Ebene, welche bis an den Fluß des (frucht- baren) Landes (Richlandkreek) fortlaͤuft. Hier uͤbernachteten wir bei dem Pflanzer Schaͤffer . Er war eben beschaͤftigt, die Wiese weiter aufzu- brechen; es war mir eine Lust zu sehen, daß die- ser erste Aufbruch eine Ackerkrume gab, wie der beste Kleeacker. Ich rieth ihm, wenigstens einen kleinen Theil mit Weizen zu bestellen, welches dem Ansehen ohnfehlbar die beste und paßlichste Frucht fuͤr diesen Boden seyn muͤßte. Er aber behauptete, Mais im kommenden Fruͤhjahre dar- auf gepflanzt, sey vortheilhafter. Doch versprach er- eine Probe auch mit Weizen zu machen, er habe aber schon das dießjaͤhrige Maisfeld fuͤr den Wei- zen bestimmt. Mais, Ruͤben und Melonen wo- ren die Fruͤchte, welche er in diesem Jahre im ersten Aufbruche der Wiese erzielte. Daß diese Gegend auch in Ruͤcksicht der Gesundheit nichts zu wuͤnschen uͤbrig lasse, ward mir durch die gesunde Aussicht seiner Bewohner hinlaͤnglich be- wiesen. In der folgenden Wiese fanden wir abermals einige Quellen, und gegen Mittag erreichten wir — immerfort westlich fortreitend — einen andern kleinen Fluß, an welchem sich wiederum 3 oder 4 Pflanzungen befanden. Der Wald dieses Fluß- users bestand fast ausschließlich aus Zuckerbaͤumen, und gab zur Gewinnung des Zuckers diesen Leu- ten die vortheilhafteste Aussicht fuͤr das kommen- de Fruͤhjahr. Nach allen Erkundigungen, die wir einzogen, war von allen diesen Pflanzern noch Nie- mand am Ufer des Illinois, noch an der Muͤn- dung des Sangoͤmo, gewesen; der Wald und das muͤhsam zu durchdringende Gestraͤuch hatte sie davon abgehalten; sie schaͤtzten indeß die Entfer- nung auf 25 — 30 Meilen. Da die Hitze druͤckend und die Fliegen unertraͤglich waren: so mußten auch wir es aufgeben, bis an den Illionis vorzu- dringen. Wir wandten uns daher wieder an den Sangoͤmo und erreichten gegen Mittag seine Wal- dungen. Auch hier fanden wir drei Pflanzungen, den Fluß konnten wir jedoch nicht paßiren, denn er war sehr hoch. Dieser Fluß ist ziemlich be- deutend, und muß den groͤßten Theil des Jahrs fuͤr mittelmaͤßige Fahrzeuge schiffbar seyn. Er unterscheidet sich sehr vortheilhaft von allen uͤbri- gen Fluͤssen des westlichen Amerika dadurch, daß sein helles Waͤsser, selbst in dieser so trocknen Zeit, eine mittelmaͤßige Hoͤhe behaͤlt, und daß er unge- woͤhnlich fischreich ist. Wir mußten uns nun am Flusse hoͤher hinauf wenden, und fanden zwischen den Muͤndungen des Spring und Zuckerkreeks eine Fuhrt, wo sich ein Canot befand, in welchem wir uͤbersetzten und die Pferde nebenher schwim- men ließen. Das Ufer des Flusses ist hier gegen 50 Fuß hoch, von der Wasserflaͤche des Sangoͤmo gerechnet, wo sich eine weite Ebene bildet, herr- lich zur Anlegung einer Stadt. Unten am Ufer des Flusses fand ich einen sehr guten Thon zu Toͤpfer- und Ziegelarbeit. Sobald wir am andern 7 Ufer die Waldung des Sangoͤmo verlassen hatten kamen wir in eine große Wiesenflaͤche, wo ein nicht unbedeutender Huͤgel mit Wald bedeckt un- sere Aufmerksamkeit fesselte. Es war das Elk- hart (Elendherz). Dieser Ort ist wegen seiner anmuthigen und vortheilhaften Lage beruͤhmt. Ein nicht gar zu jaͤher Huͤgel, etwa 2 Meilen im Um- fange, mit zwei herrlichen Quellen versehen, ist der einzige Waldfleck in einer 6 bis 8 Meilen weiten Wiese. Seine Waldbaͤume zeigen von der uͤppig- sten Fruchtbarkeit des Bodens. Ich fand Zucker- baͤume von 3 — 4 Fuß im Durchmesser, und der sich hier angesiedelte Pflanzer, Herr Letham , hatte 30 Acres mit dem Holze der blauen Esche eingehegt. Dieser Huͤgel verliert sich gegen den Sangoͤmo, so wie noͤrdlich gegen den Onaquispa- sippi zu in abwechselnden Huͤgeln ohne Wald, welche mir, vermoͤge ihrer Grasarten, die sie tru- gen, zu Schaafweiden oder Weinbergen sehr gele- gen und anwendbar schienen. Oestlich am Fuße des Huͤgels ist ebene reiche Wiese. Hier hatte Herr Letham 30 Acres Mais in diesem Fruͤh- jahre angepflanzt, welcher uͤber alle Erwartung uͤppig stand. Ich nahm von diesem Boden eine kleine Probe mit, welche aus reiner Dammerde und einer unbedeutenden Beimischung von Sand zu bestehen scheint. In der umliegenden Wiese findet sich der Wiederausbruch der beiden Quellen, welche beide am Rande des Waldes sich wieder im Boden verlieren. Gegen Suͤden hin sind meh- rere Quellen in der Wiese, von denen einige oft 3 — 4 Fuß hohe kleine Wasserfaͤlle bilden. Alle diese Umstaͤnde machen das Elkhart nicht nur zu einer schoͤnen, sondern auch, in landwirthschaft- licher Hinsicht, zu einer ganz unschaͤtzbaren Besi- tzung; denn wer das Holzrevier des Elkhart besitzt, der beherrscht zugleich den groͤßten Theil der um- liegenden großen und reichen Wiese, wo dann wegen Mangel an Holz eine Pflanzung schwer an- zulegen seyn wuͤrde. Diese Pflanzung ist bis jetzt diejenige, welche im ganzen Illinois-Staate am noͤrdlichsten belegen ist — (Militair-Laͤnderei jen- seits des Illinois ausgenommen). Jedoch wird sie es nicht lange mehr bleiben, indem bereits 15 Meilen weiter, wo ehemals der Kikapou-Indaner Hauptstadt stand, einige Maisfelder angelegt sind, und gegen Fruͤhjahr eine Pflanzung daselbst an- gelegt werden wird. Wir setzten unsere Reise weiter noͤrdlich fort und erreichten bald die reizenden Ufer des Ona- quispasippi (Satzriver). Leider war auch die- ser Fluß zu hoch, um ihn mit dem Pferde zu passiren. Hier laͤuft ein ziemlich gangbarer Weg * noͤrdlich zum Fort-Clair am See Pioͤria . Der Boden noͤrdlich am Sangoͤmo hat bei weitem mehr Sand, als im uͤbrigen Theile des Staats Illinois, und das Einzige, was zu befuͤrchten staͤnde, waͤre, daß seine ausnehmende Fruchtbar- keit mit den Jahren abnehmen moͤchte. Allein dieser Zeitpunkt ist gewiß noͤch sehr fern, und fuͤr die Gegenwart bietet dieser Boden große Vortheile dar; denn erstens ist sein Gras von seltner Guͤte und gibt das schoͤnste Heu; und zweitens ist seine Cultur nur halb so beschwerlich, als weiter suͤd- lich. Noch ein anderer unschaͤtzbarer Vorzug ist seine hohe Lage, welche durch den ungehinderten Luftzug ein gesundes Clima hervorbringt. Der Onaquispasippi ist ein noch schoͤnerer Fluß als der Sangoͤmo; denn er hat alle die Ei- genschaften des letztern, aber in einem noch hoͤ- heren Grade; er ist gleichfalls fuͤr mittelmaͤßige Fahrzeuge schiffbar. In dieser Wiese findet man viele Klapper- schlangen; jedoch nur eine kleinere Gattung von grauer Farbe. Vielfaͤltig sind die Mittel wider den Biß dieser giftigen Schlange. Die Amerika- ner wenden den Trank eines Decocts der Borke der blauen Esche mit Erfolg dagegen an; ferner die Wurzel der an feuchten Stellen in der Wiese haͤufig sich findenden Serpentaria ; sie bluͤhet roth, gleich unserm Fuchsschwanz. Auch haͤlt man es fuͤr gut, wenn es moͤglich ist, das Thier zu toͤdten, ihm den Kopf abzuschneiden, und den abgeschnit- tenen Theil des Rumpfes sofort auf die Wunde zu halten, wodurch das Gift ausgezogen wird. Die Indianer wenden folgendes Mittel an: So- bald Jemand von einer Klapperschlange gebissen worden ist, ergreifen ihn die Uebrigen, binden ihn an Pfaͤhle neben einer Quelle dergestalt fest, daß der verwundete Theil von fließendem Wasser uͤber- stroͤmt wird. Der Patient empfindet alsobald die fuͤrchterlichsten Schmerzen, bricht in die jaͤm- merlichsten Klagen aus und bittet die Umstehen- den, ihn lieber zu toͤdten, als ihn so fuͤrchterlichen Qualen auszusetzen; diese aber, des gluͤcklichen Erfolgs gewiß, lassen sich dadurch nicht beschwichti- gen. Nach Verlauf einer halben Stunde faͤllt der arme Gequaͤlte in einen sanften Schlaf, aus welchem ihn die Indianer nach einer halben Stun- de erwecken und losbinden. Nun ist er so wohl, als ob ihm nichts widerfahren sey. Diese Curart war im letzten Kriege an einem Amerikaner mit gluͤcklichem Erfolg angewendet worden, wie mir von einem Augenzeugen erzaͤhlt wurde. Auch habe ich auf meiner ganzen Reise von keinem Todes- falle gehoͤrt, der durch den Biß dieser giftigen Schlange verursacht worden waͤre. Aufgehalten durch das hohe Wasser des Ona- quispasippi, mußten wir auf die Untersuchung jener Gegend, wo die Kakapootown stand, Ver- zicht leisten und unsere Ruͤckkehr wieder antreten. Wir hatten aber auch genug gesehen, um versi- chern zu koͤnnen, daß diese Gegend eine der aller- wichtigsten und bedeutendsten im Illinois-Staate ist, oder vielmehr durch eine schnelle Bevölkerung in kurzer Zeit es werden wird. Eins der groͤßten Hindernisse, welches einer zahlreichen Bevoͤlkerung anfangs im Wege stehen moͤchte, sollte wol das wenige dort befindliche Holz seyn; doch ist fuͤr eine maͤßige Bevoͤlkerung, und fuͤr eine, nach dem Urtheile der Amerikaner, außerordentliche Ansie- delung hinreichendes Holz daselbst vorhanden; auch koͤnnen die Fluͤsse Sangoͤmo und Onaquispa- sippi die Zufuhr dieses Artikels sehr erleichtern. Ueber dem wird der Waldbestand sich sehr bald ver- mehren, da er durch das verwuͤstende Wiesen- brennen in der Folge nicht mehr vermindert wer- den kann. Eben so werden diese beiden Fluͤsse den Absatz aller Producte nach St. Louis und Neu-Orleaus nicht nur eroͤffnen, sondern auch ihre Naͤhe beim Illinois diesen Gegenden noch eine andere viel versprechende Aussicht ge- waͤhren; weil durch den Canal von Reuyork In der Assembly des Freistaats Neuyork wurde über diesen Gegenstand Bericht erstattet. Wir theilen folgende Stelle aus der Rede des Gouverneurs de Witte Clinton zu Albany vom 4ten Jan. 1820 mit: „Jetzt hat unser Staat die mittlere Section des Westcanals und den Seitencanal nach Salina vollendet.“ In einer Länge von 96 Englichen Meilen ist dadurch die inländische Schiffahrt ge- sichert worden. Am 23ten October schiffte man zum erstenmal von Utica nach Rom, und am 23ten Novemb. war der Cham- plaincanal beendigt. In den 29 letzten Monaten haben wir 96 Meilen neue Canäle gegraben, ohne neue Auflagen zu schaf- fen und in einer Periode, wo uns Europa verarmt glaubte. Unsere inländischen, westlichen und nördlichen Seen sind jetzt sämmtlich bis zum Meere auf unsern Canälen schiffbar. Noch bedürfen wir 5 Jahre, und jede Grafschaft hat außer ihren Landstraßen auch Wasserstraßen nach dem Meere. Noch müssen die Flüsse Severn und Genesee bei Rochester durch einen Canal communiciren und vom Cayugamorast das Weizenmehl seiner fruchtbaren angrenzenden Aecker leicht in die Häfen gelangen können. — Wir müssen dann aus dem innern Westen unser einheimisches Salz beziehen können und das fremde wird nicht mehr eingeführt werden. Das Alles wird noch 4 Millionen Dollars kosten. Die vielen beendigten Canal- eine Verbindung jener Stadt mit den Seen be- werkstelligt wird. Der Illinois ist aber sehr leicht mit den Seen durch einen nur 12 Meilen langen Canal zu vereinigen, und schon bei hohem Was- ser zu passiren. Durch diesen Canal wird sodann die Landschiffahrt von Neuyork bis Neu-Orleans eroͤffnet — eine Entfernung von 3000 Englischen Meilen! Eine solche Binnenschiffahrt aber existirt weder jetzt in der ganzen uͤbrigen Welt, noch wird sie jemals irgendwo existiren. Ueberdem erfreuet sich dieser Staat einer Schiffbarkeit seiner Graͤnze und innern Fluͤsse, welche 3094 Meilen betraͤgt, und alle werden durch den Mississippi mit einan- der in eine Verbindung gesetzt. Kurz ich glaube nicht, daß irgend einer der Staaten im freien Amerika solcher Beguͤnstigungen der Natur in je- der Hinsicht sich erfreuen kann, als der Staat von Illinois. Auf unserer Ruͤckkehr hielten wir uns etwas nordoͤstlich, durchritten in der großen Wiese, wel- che die Gewaͤsser des Sangoͤmo vom Shoolkreek trennt, die Seen, welche nur 3 Fuß Wassertiefe haben, und deren schlammiger Boden nicht grund- bauten lehrten uns manche Schätze unserer Erde zufällig ken- nen, z. B. den Gyps, den unsere grünen Aerndten zur Be- streuung bedürfen, erhielten wir einst aus Europa, und haben ihn in gleicher Güte durch die gegrabenen Canäle im Lande ent- deckt. Jetzt können wir Gyps in die andern Staaten ausfüh- ren. Wir haben Kalksteine nahe bei unsern Canälen entdeckt, die uns bisher fehlten. Eben so Basalt und Sandsteine zu Bau- ten und zum Straßenpflaster oder Brückenbauten, die noch häufig fehlen. Alles verräth, daß unser Staat einst Europa entbehren kann und daß der innere Handel bald größer wer- den wird, als der auswärtige. Der Verl. los ist. Wir gelangten, nachdem wir die Quellen des Shoolkreek passirt hatten, abermals auf eine große gangbare Straße; sie fuͤhrt nach dem noͤrd- lichen Theile des Sangoͤmo, welcher noch weit mehr angebauet ist, als der Theil, wo wir gewe- sen waren. Die Pflanzungen erstrecken sich bereits mehrere 100 Meilen oͤstlich an den Nebenfluͤssen des Sangoͤmo hinauf, wo die Fruchtbarkeit dieselbe, ja wie Einige behaupten, noch groͤßer seyn soll. Des Sangoͤmo ganze Laͤnge ist zwar noch unbe- kannt; doch weiß man, daß er wenigstens 300 Meilen von seiner Vereinigung mit dem Illinois schiffbar ist. Etwa 60 Meilen von seiner Muͤn- dung theilt er sich in 2 Arme, deren suͤdlicher den Namen Mooqua fuͤhrt, welches in der Sprache der Kikapoo-Indianer Wolfsgesicht bedeutet. Die- ser Arm ist bis jetzt am besten bekannt, und er ist bereits ziemlich mit Pflanzungen besetzt. Ober- halb des Ursprungs des Sangoͤmo findet sich ein 50 Fuß hoher Felsen, welcher in der Mitte eine Spalte hat. Die Indianer legten in diese Spalte Taback, Mais, Honig und andere Erzeugnisse des Landes, um sie dem hoͤchsten Wesen als Dank- opfer darzubringen. Die Indianer bauen meistens etwas Mais, und sind sehr große Verehrer dieser nuͤtzlichen Frucht. Sobald dem Oberhaupt die erste reife Maisaͤhre dargebracht wird, so veranstaltet er ein großes Fest, wo Musik und Tanz die Gesellschaft erfreuen; da- bei muß fleißig aus der großen Friedenspfeiffe ge- raucht werden. Vielfaͤltig ist auch der Nutzen des Mais Dem Indianer wie dem Amerikaner gibt er, sobald die Aehren einige Reife erlangt haben, eine gute, gesunde Nahrung. Die Aehren wer- den entweder in Wasser gekocht, oder am Feuer geroͤstet. Aus seinem Mehl wird Brodt bereitet, auch macht man einen Brei daraus, welcher mit Milch ein herrliches Essen ist. Außerdem wird alles Vieh, vorzuͤglich Pferde und Schweine, da- mit gefuͤttert. Auch sein trocknes Blatt wird sorg- faͤltig in Dimmen (Haufen) aufbewahrt; es dient den Pferden und dem Hornvieh bei schlechter Witterung zum Futter. Nach einer aͤußerst muͤhseligen Tagereise er- reichten wir, gegen 11 Uhr Nachts, die ersten Pflanzungen am Shoolkreek, wo wir uͤbernachteten. Hier graßirte ebenfalls das kalte Fieber, vorzuͤg- lich unter denen, welche erst in diesem Jahre aus den oͤstlichen Staaten hier angekommen waren. Doch liegt auch Vieles an der Lebensart dieser Leute; denn sie leben theils nur von trocknem Hirschfleische, Wassermelonen u. dgl. und setzen sich oft der Naͤsse aus. Eine solche Art zu leben muß nothwendig Krankheiten nach sich ziehen. Auf- fallend ist bei diesen Fiebern die heilsame Wirkung der Chinarinde. Ich hatte eine Quantitaͤt der- selben von Baltimore mitgebracht, und Jedem, dem ich davon mittheilte, half dieses Mittel sehr bald. Jedoch muß, wenn die Krankheit von verdorbe- nem Magen herruͤhrt, zuvor eine Abfuͤhrung, — und ruͤhrt sie von Erkaͤltung her, ein Fußbad ge- nommen werden; dann wird, eine Stunde nach dem Fieber, die China mit Madeirawein oder Wasser, jede Stunde ein Theeloͤffel voll genom- men. In Europa wird die Beschreibung von die- sem Uebel auch gar sehr uͤbertrieben. Werden obige Mittel angewendet, so ist der Patient in wenigen Tagen voͤllig hergestellt. Dagegen kennt man hier die Schwindsucht, welche in Europa so manches hoffnungsvolle Leben hinwegraft, fast nur dem Namen nach. Auch epileptische und hipo- chondrische Krankheiten, so wie hitzige Brustfieber, sind selten. Am 5ten Septemb. kam ich nach Vandalia zuruͤck. Diese Stadt soll, in Gemaͤßheit der Con- stitution, der Sitz des Gouvernements werden. Sie ist 50 Meilen von Edwardsville, und ohn- gefaͤhr 60 Meilen von Wabasch entfernt, so daß sie fast in dem Mittelpunkte des Staats belegen ist. Ihre Lage ist vortrefflich gewaͤhlt, auf einer 50 Fuß hohen Bank der Oka (des Kaskaskia) mit herrlichem Bauholz und gutem Quellwasser, so wie mit einer Umgebung des herrlichsten Lan- des, reichlich versehen. Der Fluß, welcher bis hieher schiffbar ist, bildet gegen diese Bank eine starke Kruͤmmung, welche beinahe einen rechten Winkel betraͤgt, aus Osten kommend und nach Suͤden gehend. Der beiliegende Plan (S. die Kupfertafel) gibt eine anschauliche Uebersicht der zu erbauenden Hauptstadt Vandalia . Sie wird ein regelmaͤßiges Viereck bilden, welches wiederum in 64 regelmaͤßige Quadrate getheilt, und wovon in der Mitte der Raum von 2 Quadraten zu ei- nem oͤffentlichen Platze bestimmt ist. Jedes Qua- drat mit 8 Hausstellen enthaͤlt 320 Quadratruthen, jede Hausstelle ist 80 Fuß im Lichten breit und 152 Fuß tief. Von Suͤden nach Norden wird jedes Quadrat wiederum durch eine 16 Fuß breite Straße durchschnitten. Die groͤßern regelmaͤßigen und geraden 80 Fuß breiten Straßen von Osten nach Westen sind auf der Kupfertafel durch a b c d e f g benannt, und die von Suͤden nach Norden durch 1 2 3 4 5 6 7 angegeben. Erst vor etwa 4 Wochen machten die Com- missaire den Verkauf dieser Stadtplaͤtze ( Lots ) bekannt, (er wird morgen Statt haben) und be- reits faͤngt es an, sehr lebhaft zu werden. Charles Reuvis und ich waren die Ersten, welche zu bauen anfingen. Wie schwer war es damals, durch den dicken Wald zu dringen, wel- cher den ganzen Umfang der Stadt inne hat. Jetzt sind schon mehrere sehr gangbare Wege er- oͤffnet, welche hieher fuͤhren. Nun werden die lebhaftesten Vorbereitungen zur Erbauung von Haͤusern getroffen, und taͤglich werden wir von Reisenden besucht. Aber wie wird es in 10 oder in 20 Jahren sich veraͤndert haben! Dann wer- den alle diese gewaltigen Waldmassen verschwun- den seyn, und eine bluͤhende Stadt mit herrli- chen Gebaͤuden wird an ihrer Stelle stehen. Ein freies Volk wird dann durch seine Vertreter von hier aus sich selbst regieren, und uͤber sein Wohl und seine Freiheit wachen. — St. Louis am Mississippi den 26ten Sept. 1819. Die Lots (Baustellen) in Vadalia waren verkauft, (ich hatte deren 4 erstanden) und nach- dem ich die erforderlichen Maaßregeln zur Vollen- dung des Hauses ꝛc. getroffen hatte, mußte ich nun auf meine Ruͤckkehr nach Europa bedacht seyn. Als ich in St. Louis anlangte, war das Dampfboot Harris vor einigen Tagen abgefah- ren, und man erwartete erst in 8 Tagen ein an- deres. Um diese Zeit nicht unnuͤtz hier in dieser Stadt zuzubringen, nahm ich einen Platz auf der Post nach St. Charles am noͤrdlichen Ufer des Missouri. Der Weg fuͤhrt durch huͤgelichte Wie- sen, welche, dahier schon seit einiger Zeit die Wiesen nicht mehr abgebrannt werden, schon an- fangen, sich mit Holz zu bestauden. So werden alle Wiesen dem Holzanwuchse nach und nach weichen muͤssen, sobald die Feuer aufhoͤren ihren jungen Ausschlag jaͤhrlich zu vertilgen. Auf der ersten Station wohnt ein alter Pflanzer, in dessen Garten die Reisenden sich an den reifen Pfirsichen erquickten. Der Missouri-Thalgrund (Botom) ist hier etwa 6 Meilen breit, und verraͤth, durch seine Holzarten, so wie durch seine Aussicht, die hoͤchste Fruchtbarkeit. Gegen Mittag erreichten wir den truͤben reis- senden Missouri, und fuhren in einem Boote nach St. Charles uͤber. Diese Stadt ist jetzt sehr im Aufbluͤhen begriffen; es werden mehrere sehr huͤbsche Haͤuser aus Backsteinen erbauet. Die Post faͤhrt nicht weiter; daher machte ich eine kleine Fußreise in die Umgegend. Wald und kleine Wiesen wechselten mit einander ab; aber eben sehr fruchtbar fand ich den Boden nicht. Die Wein- trauben waren nun reif, und boten sich dem Wanderer zur Labung dar. Oft sind niedrige von Reben uͤberzogene Baͤume, wenn man die Zweige von einander biegt, inwendig ganz schwarz von den dunkeln Trauben. Ihr Geschmack ist suͤßsauer, oft pikant. Sie sind durch ganz Ame- rika zu Hause, vorzuͤglich in fruchtbaren Wiesen. Spaͤt gegen Abend erreichte ich eine Woh- nung, deren Bewohner mich sehr freundschaftlich bewirthete. Neben ihm wohnte ein Schwarzbur- ger, Namens Krieter , welcher 1817 aus Eu- ropa gewandert war. Er war vielfaͤltig, vorzuͤg- lich in Holland, betrogen worden, gerade so, wie es der Herr Fuͤrstenwerther in seiner Schrift: „ der Deutsche in Amerika ,“ beschreibt. Dieser gute Mann fuͤhrte mich zu einem Canadi- schen Franzosen, Namens Bernhard , welcher hier bereits seit 42 Jahren wohnt. Seine Pflan- zung stoͤßt an den Fluß Les Dardennes , wel- cher in den Mississippi faͤllt. Hier befindet sich eine katholische Kirche, wo alle Monate einmal durch den Pfarrer von Portages des Sioux der Gottesdienst gehalten wird. Dann machte er mich mit einem Deutschen Gastwirth, Namens Knutz , bekannt, dessen Vater aber bereits in Amerika geboren war. Er besaß einen großen Obstgarten voller Aepfelbaͤume, unter denen ich die herrlich- sten Sorten fand. Hier fuͤhrt die große Straße nach Boonstik und Franklin vorbei. Diese Oer- ter sind sehr gut angebauet, daher diese Straße ziemlich viel bereiset wird. Knutz hatte bereits einen guten Cider bereitet, womit er uns bewir- thete. Ich wandte mich nun nach Portages . Auf diesem Weg passirt man jene beiden Huͤgel, wel- che unter dem Franzoͤsischen Namen Les Mam- melles bekannt sind. Von hier aus uͤbersieht man das Thal, wo der Missouri und Mississippi sich vereinigen. Auch hier macht man die Be- merkung, daß diese Thaͤler von Jahr zu Jahr trockner werden, und die Ueberschwemmungen sich seit dem Erdbeben 1811 sehr vermindert haben. Es scheinen diese Huͤgel ehemals die Vereinigung des Missouri und Mississippi begraͤnzt zu haben; jetzt sind diese Gewaͤsser beinahe 6 Meilen zuruͤck- getreten, und haben ein fruchtbares Thal zuruͤck- gelassen. Gegen Mittag kam ich nach Portage des Sioux am Mississippi, ausschließlich von Franzo- sen bewohnt, welche von Canada auf dem Illinois herabkommend, sich hier niedergelassen und diesen Ort angelegt haben. Es sind gute Leute, welche den alten ehrlichen Charakter behalten haben, den ihre Vorfahren vor laͤnger als 150 Jahren aus Europa nach Canada hinuͤberbrachten. Ich bestieg hier ein Canot, in welchem mich ein Franzose auf dem Mississippi hinaufruderte. Die jenseitigen Ufer des Mississippi im Illinois-Staate bestehen aus Felswaͤnden, worin sich einige sehr große Hoͤh- len befinden. Wir besuchten zwei dieser Hoͤhlen, worin ich Tropfstein, jedoch nicht allgemein, auch nicht in so langen Stangen, als in den Hoͤhlen am Harz und in Franken, fand. Der Lauf des Mississippi ist ziemlich reissend; um so mehr sticht das stille dahin fließende Wasser des Illinois ge- gen ihn ab. Wir erreichten diesen Fluß gegen Abend, und fuhren etwa 3 Meilen denselben hin- auf, wo wir bei einem Franzosen uͤbernachteten, welcher auf dem Militair-Lande am rechten Ufer desselben wohnte. Es ist gewiß kein Fluß in Nord- Amerika, welcher zur Schiffahrt stromaufwaͤrts sich besser eignet, als dieser. Sein stilles Wasser hat 8 allenthalben die gehoͤrige Tiefe, und ist rein von Holzstaͤmmen (Logs), welche den Missouri und Mississippi so gefaͤhrlich machen. Der Illinois nimmt von seiner Muͤndung aufwaͤrts folgende Fluͤsse auf: Ostwaͤrts : 1) River fauche. 2) Maras. 3) Macoupin , schiffbar 9 Meilen. 4) Negro. 5) Sangömo , schiffbar 250 Meilen. 6) Michillimackinack , schiffbar 90 Meilen. Neunzehn Meilen oberhalb dieses Flusses bildet der Illinois den See Piaria, 20 Meilen lang und 1½ Meile breit, außer in der Mitte, wo sich die Ufer bis auf eine Viertel Meile naͤhern. Dieser See ist tief, sein Wasser hell, und hat einen Ueberfluß der herrlichsten Fische. Ober- halb dieser See nimmt der Illinois noch 7) den Vermillon , 8) - Manon , 9) - Fox river , oder des pages , 10) - River des planes und 11) - Kankakee auf. In den ebenen Wiesen, wo der Kankakee sei- nen Ursprung hat, ist ein kleiner See, ungefaͤhr 5 Meilen lang und 40 Schritte breit, wodurch der Kankakee mit dem Chicagoriver vereinigt wird, der eigentlich eine Bay des See Michigan ist. Von obigem See theilt er sich in 2 Arme, wovon der suͤdliche 6 Meilen von seiner Trennung in den See Michigan faͤllt, der noͤrdliche vereinigt sich erst 30 Meilen westlich mit diesem See und nimmt unterwegs einige kleine Gewaͤsser auf. Diese Ver- einigung der Seen mit dem Illinois durch den kleinen See oder Canal am Ursprunge des Des planes , scheinen die Franzosen und Indianer ge- macht zu haben, um bei hohem Wasser mit ihren Boͤten in den Illinois zu gelangen. Mit gar leich- ter Muͤhe wird diese Fahrt auch fuͤr groͤßere Fahr- zeuge hergestellt werden koͤnnen. Die Indianer und Franzosen haben jetzt in der trockensten Zeit ihre Fahrzeuge nur 12 Meilen zu tragen, und es wird auch deshalb diese Strecke Portages ge- nannt. Westwaͤrts nimmt der Illinois auf: 1) den M’kee’s , 2) - Crooketkreek , 3) - Spoon-river, 4) - Kikapoo. Diese Fluͤsse sind von keiner sonderlichen Be- deutung und nehmen saͤmtlich im Militair- lande ihren Ursprung. Dieses Land umfaßt die ganze Gegend zwischen dem Mississippi und Illi- * nois, vom 38° 47′ bis 41° 47′ noͤrdlicher Br. und vom 12° bis 14° westlicher Laͤnge von Wa- shington. Es wird nahe an 15 Millionen 530,000 Acres enthalten. Am folgenden Tage ging ich in den Missis- sippi und nach Portages zuruͤck. Von hier be- suchte ich jene Landspitze zwischen dem Mississippi und Missouri, wo vormals eine Niederlassung von einigen Familien der Kikapoo-Indianer sich be- fand. Es ist dies eine Wiesenflaͤche, welche oͤst- lich den Mississippi beruͤhrt, von dem Missouri aber durch eine etwas tiefer liegende Waldeinfas- sung getrennt ist. Die Groͤße dieser Wiese be- traͤgt ohngefaͤhr 1 Engl. M. im Umfange. Jetzt wohnt hier ein Niederlaͤnder Dethier , welcher diese Laͤnderei in der Absicht ankaufte, um eine Pulvermuͤhle daselbst anzulegen, da er aber der niedrigen Pulverpreise wegen seine Rechnung nicht dabei fand; so gab er dies Vorhaben auf. Da- gegen prangen nun seine Felder von herrlichem Mais, und seine Obstanlagen versprechen den schoͤn- sten Erfolg. Er pfropfet, copulirt ꝛc. alle Staͤmme so dicht auf der Wurzel, daß die Stelle mit Erde bedeckt wird, wodurch das Anwachsen jedesmal ganz unfehlbar ist. Am andern Morgen verließ ich diese gastfreien Pflanzer und wandte mich an dem Missouri aufwaͤrts, wo sich eine Faͤhre befin- den sollte. Ein seltenes Schauspiel hat man gerade auf dieser Landspitze, wo die zwei groͤßten Stroͤme des westlichen Amerikas sich vereinigen. Der bei wei- tem staͤrkere Missouri draͤngt die klaren, und in Vergleich mit dem reissenden Missouri stillen Flu- then des Mississippi an das jenseitige Ufer des Illinoisstaats, wo das Wasser bis beinahe 12 Meilen abwaͤrts fortwaͤhrend hell und klar bleibt, waͤhrend der uͤbrige Theil durch die truͤben Ge- waͤsser des Missouri das Ansehen eines durch starke Regenguͤsse und Schlamm uͤberfuͤllten Flusses er- haͤlt. Der Missouri kann vielleicht einst der Canal werden, wodurch die Amerikaner ihren Handel in die Suͤdsee, nach China ꝛc. treiben werden. Man spricht jetzt schon viel daruͤber, daß das Gou- vernement den nicht sehr weiten Weg, zwischen dem Ursprung des Missouri uͤber die weißen Berge, bis zu den Gewaͤssern des Colombia , welcher sich westlich in die Suͤdsee ergießt, in Stand setzen lassen wolle. Auch ist bereits wieder in die- sem Jahre von der Regierung ein Militair-Detasche- ment in 2 Dampfschiffen den Missouri aufwaͤrts gesandt worden, um dort einige Militairposten, zur Sicherstellung der Schiffahrt, anzulegen. Auf jeden Fall wird dieser Weg nach der Suͤdsee der kuͤrzeste, und in der Folge gewiß der sicherste und gangbarste seyn. Was werden dann St. Louis und Neu-Orleans fuͤr bluͤhende Staͤdte wer- den! wie wird die ganze Umgegend sich heben! Der Weg von der Landspitze der Missouri- Muͤndung bis zu der Faͤhre betraͤgt beinahe 7 Meilen. Man wandert fortwaͤhrend in einem Walde, dessen uͤppige Waldbaͤume von der groͤß- ten Fruchtbarkeit zeugen. Der Pawpaw (Annona triloba L.), dessen Aepfel jetzt reif sind, findet sich hier vorzuͤglich haͤufig. Diese Frucht, einer großen Nierenkartoffel aͤhnlich, sehr wohlschmeckend und gesund, waͤchst oft traubenweise an den Spi- tzen der Zweige. Vor ihrer Reife ist sie gruͤn, und bei voͤlliger Reife veraͤndert sich die Farbe in gruͤngelb. Ihr Fleisch ist hochgelb und sehr saftig. Die Kerne erlangen die Groͤße kleiner Gartenboh- nen und sind von dunkelbrauner Farbe. Als wir uͤber den Missouri fuhren, sahen wir oft Schildkroͤten, welche sich auf den Baum- staͤmmen sonneten, aber sogleich ins Wasser hin- abgingen, sobald sie Jemand wahrnahmen. Auch im Mississippi habe ich ihrer viele gefunden. Gegen der Faͤhre uͤber liegt Jamestown , eine Stadt in welcher aber nur erst 2 bis 3 Haͤu- ser errichtet sind. Das Wasser des Missouri ist dieses Jahr un- gewoͤhnlich niedrig, und zwei Dampfschiffe, welche nach Franklin hinauf gefahren sind, koͤnnen des- halb noch nicht zuruͤckkommen. Alles, was man gemeiniglich von dem außer- ordentlich gesunden Clima an den Ufern des Missouri erzaͤhlt, fand ich keinesweges bestaͤtigt: denn an den Ufern dieses Flusses fand ich das kalte Fieber so haͤufig, wie an jedem andern. Ich setzte meinen Weg sogleich weiter fort, und erreichte am Nachmittage das Fort La belle Fontaine am Missouri, wo ein Detaschement Soldaten sich befindet. Unter dem Huͤgel dieses Forts sprudelt eine starke herrliche Quelle hervor, welche dem Orte den Namen gegeben hat. Auch hier hatten die Haselnuͤsse ihre Reife erlangt; sie kommen demnach um 4 Wochen spaͤ- ter als in Deutschland, und tragen zum Erstaunen voll. Ihre Schaale ist dicker, ihr Kern kleiner, ihr Geschmack besser, als in Deutschland. Gegen Abend erreichte ich die Pflanzung des Obristen de Lanay aus St. Louis. Dieser sehr gebildete Mann hat hier eine Saͤgemuͤhle angelegt, welche mit Ochsen in Bewegung gesetzt wird, und deren Producte alsdann auf dem Missisippi nach St. Louis gefuͤhrt werden. Am andern Morgen fuhr ich mit meinem gast- freien Wirthe in einer Piroge nach St. Louis. Zu meinem großen Leidwesen erfuhr ich daselbst, daß das angekommene Dampfboot vorerst nicht wie- der abgehen werde. Um also meine Ruͤckkehr moͤg- lichst zu beschleunigen, kaufte ich sofort einen klei- nen Kahn und fuhr, in Gesellschaft eines Pensyl- vaniers am 27. September von St. Louis den Missisippi hinab. Am ersten Abend erreichten wir Hercula- neum , welches etwa 30 Engl. Meilen von St. Louis entfernt ist. In dieser Stadt faͤllt vorzuͤg- lich ein sehr schoͤnes Haus am Ufer des Flusses den Vorbeireisenden in die Augen, dessen Besitzer Herr Matlock ich zwar sprach, aber seine beruͤhmte Hagelfabrik, welche ihren Bedarf aus den sehr er- giebigen Bleiminen der 50 Engl. Meilen von hier belegenen Stadt Bourton bezieht, wegen Man- gel an Zeit, leider! nicht in Augenschein nehmen konnte. 20 Meilen unterhalb Herculaneum findet sich am rechten Ufer des Mississippi eine Mineral- quelle, deren Wasser einige Aehnlichkeit mit dem Selterser in Deutschland hat. St. Geneviefe , 60 Meilen von St. Louis mit etwa 2000 Einwohnern, hat eine schoͤne katho- lische Kirch e . Das Gemeindefeld von 7000 Acres gibt der Gegend ein sehr freundliches Ansehn. Es herrscht hier der sonderbare Gebrauch, daß die Fruͤch- te dieses Feldes, nach vollendeter gemeinschaftlicher Bestellung und Bearbeitung, unter die Eigenthuͤ- mer, nach Verhaͤltniß ihres Besitzthums in der Stadt, vertheilt werden. Unterhalb Kaskaskia ist jener merkwuͤrdige Engpaß (the great tower) , wo der Fluß durch die an beiden Ufern befindlichen Felsenhuͤgel sich einen Durchgang erzwungen zu haben scheint. Es ist sehr wahrscheinlich, daß, vor dem Durchbruche der Gewaͤsser an dieser Stelle, alle jene Thaͤler und Ebenen, oberhalb des westlichen Amerika, unter Wasser standen und einen großen See bildeten. Diese Meinung scheint auch noch dadurch an Wahr- scheinlichkeit zu gewinnen, daß an den sehr hohen Felswaͤnden sich ein bemerkbarer alter Wasserstand, in einer Hoͤhe von 100 Fuß uͤber die jetzige Was- serflaͤche, zeigt, wodurch theils die Felsen ausge- spuͤlet sind, theils die Farbe derselben veraͤndert worden ist. Der sogenannte große Thurm (great tower) ist ein, 150 Fuß hoher und 100 Fuß im Umfange haltender, ganz vom Strome umgebener Felsen. Der Strom ist an dieser Stelle, wegen seiner starken Gefaͤlle, außerordentlich rei- ßend, und es waͤre daher dieser Platz wohl zur Anlegung von Wasserwerken geeignet. Hier an den Ufern des Mississippi sah ich den erster Baͤr, welcher der großen Hitze wegen sich in dem Flusse badete. Wir kamen mit unserm Kah- ne ihm unbewerkt ziemlich nahe; allein er nahm bei unserm Anblick die Flucht, und suchte mit gro- ßer Schnelligkeit den dichten Wald zu erreichen, was ihm jedoch, wegen seines mit Wasser beschwer- ten Pelzes sehr sauer zu werden schien. Hirsche sieht man sehr haͤufig am Ufer, um ihren Durst zu loͤschen. Sie sind kleiner als der edle Hirsch, heller von Farbe und mit kleineren krumm gebogenen Geweihen. Die Jagd dieser Thiere ist — besonders am Mississippi — merk- wuͤrdig, und gewaͤhrt dem Jaͤger großes Vergnuͤ- gen. Sie geht im Herbste vor sich. In den Waͤldern finden sich naͤmlich viele Kletten, welche sich in den Haaren dieser Thiere festsetzen. Dieser ihnen hoͤchst beschwerliche Umstand treibt sie an den Fluß, um sich derselben durchs Baden zu entledi- gen. Dieserhalb fahren die Jaͤger des Nachts in Kaͤhnen in den Fluß, und schießen davon oft so viel, als ihr Kahn nur immer fassen kann. Bei andern Jagden besitzen einige Jaͤger die besondere Geschicklichkeit, die Stimme der Hindinnen mit einer Pfeife oder mit dem Munde nachzumachen, um dadurch den Hirsch in ihre Naͤhe zu locken und ihn dann zu erlegen. Pelikane und wilde Gaͤnse sieht man auf den Sandbaͤnken dieses Flusses in unzaͤhlbarer Menge. Sie jagten uns oft Nachts Graus und Schrecken ein, indem der schnelle Aufflug von Tau- senden dieser großen Voͤgel die Luft mit einem furchtbaren Geraͤusch erfuͤlle. Fuͤnf Meilen unter dem großen Thurme (great Tower) nimmt der Mississippi den aus dem Illinois-Staate kommenden Muddy-River auf. Ungefaͤhr 25 Meilen oberhalb der Muͤndung jenes Flusses finden sich an seinen Ufern sehr bedeutende Steinkohlen-Minen, welche nicht allein fuͤr den Bedarf des Illinois-Staats hinreichend sind, son- dern auch noch in Menge nach Neu-Orleans ver- sandt werden. Am 30. September fuhren wir bei dem Cap Girardeau vorbei. An der rechten Seite des Flußufers liegt auf einer hohen Bank die nicht unbedeutende, jetzt im schnellen Zuwachs begriffene, Stadt gleiches Namens. Am 1. October Morgens 8 Uhr erreichten wir die Muͤndung des Ohio, eine fuͤr Schifffahrer sehr gefaͤhrliche Stelle, indem der Mississippi, gegen die Gewaͤsser des Ohio kaͤmpfend, mehrere boͤse Wirbel bildet. Gegen Abend um 8 Uhr begegnete uns das Dampfboot Henderson . Ein solches Boot gewaͤhrt in der Nacht einen einzigen Anblick in seiner Art, indem es bei einer aus seinem Rauch- fange aufsteigenden Feuersaͤule, unter fuͤrchterlichem Getoͤse seiner Maschinerie, stromaufwaͤrts eilt. Es fahren gegenwaͤrtig gegen 36 Dampfboͤte auf dem Mississippi und seinen Nebenfluͤssen. Die Fahrt von Neu-Orleans bis St. Louis, 1200 Engl. Meilen weit, legen sie bei hohem Wasser in 10 bis 20 Tagen aufwaͤrts, und abwaͤrts oft in 6 Tagen zuruͤck. Die Fracht fuͤr Guͤter von Neu- Orleans bis St. Louis ist 3 Dollars fuͤr 100 Pfund. Passagiere in der Cajuͤtte zahlen 100 Dol- lars, haben aber dafuͤr auch alle moͤgliche Bequem- lichkeit und einen sehr guten Tisch. Stromab- waͤrts ist der Preis fuͤr einen Passagier 50 Dol- lars. Am andern Morgen begegnete uns ein an- deres Dampfboot Alabama nach St. Louis be- stimmt. Neu-Madrid ist auf einer hohen Bank am rechten Ufer des Mississippi seit 1790 durch den Obristen Georg Morgan angelegt worden. Sein Aufbluͤhen wurde aber theils durch das ungesunde Clima und theils durch das schreckliche Erdbeben am 16. December 1811 gehemmt. Durch dieses fuͤrchterliche Naturereigniß wurden fast alle Schorn- steine der Haͤuser eingestuͤrzt, viele Haͤuser umge- worfen und andere stark beschaͤdigt. Der Erdbo- den hob sich an der einen Stelle, waͤhrend er an einer andern Stelle in die Tiefe versank, aus wel- cher Wasser in allen Richtungen hervorbrauseten. Baͤume schlugen mit ihren Gipfeln zusammen, an- dere wurden abgeschlagen, noch andere zersplittert. Hier wurden sie mit ihren Wurzeln herausgeris- sen, dort kamen sie sogar mit ihren Gipfeln auf die Erde zu stehen. Der Fluß kam eben so wie das Land in Aufruhr. In der Luft krachte der Donner furchtbar, und Blitze fuhren unaufhoͤrlich zur Erde herab. Todes-Schrecken ergriff das Volk; die Thiere und Voͤgel theilten ihn mit den Menschen. Das Hornvieh rennte angstvoll und wild umher, und suchte bei den Menschen in frei- em Felde Schutz. Man nimmt an, daß die Bank, auf welcher die Stadt Neu-Madrid erbauet ist, damals wenigstens um 8 Fuß gesunken sey. Ein anderes dieser Colonie unguͤnstiges Hin- derniß ist das unaufhoͤrliche Einfallen und Weg- schwemmen seines Ufers. Wo jetzt der Mississippi fließt, war die erste Anlage der Stadt Neu-Ma- drid, indem seit dieser Zeit beinahe 500 Schritte des Ufers durch die Fluthen des Stroms hinweg gerissen sind. Von dieser Stadt fuͤhrt eine gute Landstraße zu der Muͤndung des Osage in den Missouri, eine Entfernung zu Lande von 150 und zu Wasser uͤber 500 Meilen. Unterhalb Neu-Madrid sieht man allenthal- ben an den Ufern des Flusses die Spuren des Erdbebens. 150 Meilen vom Einflusse des Ohio verschlang es die Insel Nr. 32 gaͤnzlich. Diese Gegend scheint uͤberhaupt durch dasselbe am haͤr- testen gelitten zu haben. Im Flusse siehet man Baumstamm an Baumstamm, saͤmtlich mit dem Wurzelhaupte empor stehend. Es scheint, als ob diese mit Baͤumen dicht bedeckt gewesene Insel durch jenes Naturereigniß gaͤnzlich umgestuͤlpt worden sey, so daß die Gipfel in die Tiefe der Fluthen eingeschlammt, und, nachdem die Wurzeln von der Erde abgewaschen, nur diese den Blicken der Menschen noch sichtbar geblieben sind. Bei der Insel Nr. 35 gerieth unser kleines Fahrzeug, durch die Unvorsichtigkeit meines Beglei- ters, zwischen zwei Baumstaͤmme. Der aͤußerst reißende Strom warf es sogleich auf die Seite; es schoͤpfte bereits Wasser und wir glaubten schon jeden Augenblick versinken zu muͤssen, als ich noch gluͤcklicher Weise mit der einen Hand einen dieser Baumstaͤmme erreichen, das Boot im Gleichge- wicht erhalten konnte, und wir so der nahen au- genscheinlichen Gefahr entgingen. Ein Umstand, daß wir einer Frau es hartnaͤckig verweigerten, sie oberhalb dieser Stelle auf eine kurze Strecke mit in unser Boot zu nehmen, mochte vielleicht unsere Rettung nur allein moͤglich machen. Die hohen Ufer der Inseln Nr. 34 — 36 (Chickasaw — Bluffs) des Mississippi betragen an Hoͤhe gegen 200 Fuß. Sie sind saͤmtlich am linken Ufer des Flusses sehr steil, und bestehen aus gelber und rother Erde. An der Muͤndung des St. Francisflus- ses findet man die bedeutende Pflanzung des gast- freien Herrn Horners . Da ich seit einigen Tagen, durch das Nachtreisen auf dem Flusse in einem offenen Kahne, mir das kalte Fieber wieder zugezogen hatte; so konnte mir nichts Erwuͤnsch- teres begegnen, als bei Herrn Horner China vorzufinden, durch deren Gebrauch ich auch auf der Stelle wieder davon befreiet wurde. Der St. Francisfluß , an seiner Muͤndung gegen 200 Schritte breit, ist bei sehr hohem Wasser gegen 200 Meilen hinauf schiffbar. Außerdem aber wird durch die zahlreichen, von den Wasserfluthen losge- rissenen und in eine Art von natuͤrlichen, in en- gen Ufern zusammen gedraͤngten, Holzfloͤßen in trocknen Jahrszeiten die Schifffahrt sehr gehemmt. Unterhalb des Forts Pickering sieht man zuerst jenes Moos, welches unter dem Namen Spanisches Moos bekannt ist. Es wird, gleich den Pferdehaaren, zu Matratzen ꝛc. gebraucht. Indessen erfordert es zuvor viele Arbeit; es muß gut getrocknet und ausgeklopft werden. Den Baͤu- men giebt es ein hoͤchst trauriges Ansehn, indem es, gleich grauen Baͤrten, von den Zweigen herab- haͤngt. Der White-River (weiße Fluß), von der Muͤndung des St. Francis zu Lande 40, zu Was- ser 81 Meilen entfernt, entspringt suͤdlich in den schwarzen Bergen. 3 Meilen von der Muͤndung desselben aufwaͤrts wird solcher, vermittelst eines gegenseitigen Wasserpasses (einem natuͤrlichen Ka- nal), mit dem Arcansas , 20 Meilen oberhalb seiner Muͤndung, in Verbindung gesetzt, von wo ab noch 20 Meilen aufwaͤrts die Stadt Arcansas liegt; daher die den Mississippi herab kommenden Schiffe diese Stadt, durch die Muͤndung des Whi- te-River und diesen Canal, schon in 28 Meilen, dagegen durch die Muͤndung des Arcansas erst in 55 Meilen erreichen koͤnnen. Der Arcansas ist einer der laͤngsten Stroͤ- me in dem westlichen Amerika. Sein Ursprung faͤllt in den 42° N. B. und 36° 20′ Westl. L. von Washington, oder 113° 20′ Westl. L. von Greenwich. Sein Lauf geht durch 7 Breiten- und 19 Laͤngengrade; sein Wasserlauf betraͤgt jedoch mehr als 2500 Engl. Meilen, wovon er 2000 Meilen weit schiffbar ist. An seinen fruchtbaren Ufern werden bereits mehrere Staͤdte angelegt; auch ist dieser Landstrich schon vom Missouri-Territorio getrennt, und besteht unter dem Namen des Ar- cansas-Territori als selbststaͤndig. An seinen Nebengewaͤssern befinden sich jene beruͤhmten, sehr haͤufig von Leidenden besuchten, warmen Quellen, welche, nach den Angaben des Herrn Dr. Hunter, in 4 Hauptquellen von 154° bis 132° Fahrenheit bestehen, und in jeder Minute 165 Gallonen Was- ser geben, welches getrunken, einen leichten Auf- stoß verursacht. Sein Gewicht ist dem destillirten Wasser gleich. Es enthaͤlt Kohlensaͤure, Schwefel- saͤure, etwas Kalk und Eisen. Die Entfernung dieser Quellen von Neu-Orleans betraͤgt zu Lande 253, zu Wasser aber 645 Meilen, von St. Louis auf dem geradesten Landwege, 472 Meilen. Beinahe 200 Meilen weiter suͤdlich den Mis- sissippi hinab, faͤllt der Yazoo-River oͤstlich in denselben. Dieser Fluß ist zwar nur 50 Meilen aufwaͤrts schiffbar; aber deshalb nichts desto we- niger von bedeutender Laͤnge. Er entspringt im Staate von Georgien, und seine Ufer sind eben- falls mit einigen Staͤdten bevoͤlkert. Sein Lauf geht durch eine Menge sehr reicher Laͤnderstriche, welche theilweise von den Chaitow - und Chik- kasow -Indianern bisher bewohnt wurden, aber gegenwaͤrtig, vermoͤge eines vom General Jakson (Siegers von Neu-Orleans) mit denselben abge- schlossenen Vertrags, geraͤumt werden. Auf diese Weise werden die sich außerdem immer mehr und mehr vermindernden Ur-Ein- wohner aus ihrer vaͤterlichen Heimath, in die noch 9 unbewohnten Wildnisse an der Suͤdsee zuruͤckge- draͤngt, wo sie sich auch, durch noch reichlich be- setzte Jagd-Reviere, fuͤr hinlaͤnglich entschaͤdigt halten. Gleich unterhalb des Yazoo-River liegen die sogenannten Wallnußhuͤgel , mit einer bedeu- tenden Pflanzung des Herrn Turnbull , auf dem linken Mississippi-Ufer. Diese Huͤgel, mit vielen Gebaͤuden und Baumwollen-Pflanzungen bedeckt, geben der Gegend ein anmuthiges Aeußere. Hierauf folgen weiter unterwaͤrts Point- Pleasant und das Staͤdtchen Warrington , bei welchem sich kupferhaltige und deshalb fuͤr schaͤdlich gehaltene Mineralquellen befinden, wes- wegen die Einwohner und Schifffahrer das durch- aus gesunde Mississippi-Wasser jenem Quellwasser vorziehen. Endlich gelangten wir am 21sten October des Morgens nach Natches , wo gluͤcklicher Weise in eben dem Augenblicke das Dampfschiff Volkana abfahren wollte. Wie froh war ich, als ich nach einer hoͤchst beschwerlichen und gefahrvollen, in einem kleinen offenen Kahne und auf einem reissenden Strome vollendeten Reise von 895 Engl. Meilen, jenes si- chere, schoͤne, mir jede Bequemlichkeit darbietende Dampffahrzeug besteigen konnte! — Ein Kano- nenschuß kuͤndigte die Naͤhe der Abfahrt an. Das Feuer unter den beiden Wasserkesseln wurde ange- schuͤrt; knallend machten sich nun von Zeit zu Zeit die sich entwickelnden Daͤmpfe durch das Sicher- heitsventil Luft. Nach dem zweiten gegebenen Zeichen setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Das furchtbar tosende Stampfen der Cilinder, das Rauschen der Ruderraͤder im Wasser, die schnell vorbei fliegenden Ufer des Flusses ꝛc. fesseln lange des Reisenden Auge und Ohr. — Die Schnellig- keit dieser Schiffe stromabwaͤrts uͤbersteigt alle Be- griffe. Man versicherte mich, daß bei hohem Was- ser der Weg von Natches nach Neu-Orleans — 300 Meilen Entfernung — oft in 29 Stunden zuruͤckgelegt werde. Die Reisenden haben auf die- sem geraͤumigen Fahrzeugen alle erdenklichen Be- quemlichkeiten, zwei große, schoͤn meublirte Zimmer, und auf dem Verdeck einen Spatzierplatz unter dem Schatten eines geraͤumigen Zeltes. Gutes Essen und Trinken vermehren die Annehmlichkeiten auf diese Art zu reisen. Der Preis von Natches nach Neu-Orleans ist 15 Dollars, von Neu-Orleans stromaufwaͤrts 30 Dollars. Am andern Morgen gegen 8 Uhr fuhren wir der Muͤndung des Red-River (des rothen Flus- ses) vorbei. Dieser Fluß, bedeutender als der Ar- kansas, wird auch bereits mit Dampfboͤten bis * Alexandria befahren. Sein Wasser nimmt von der, mit sich fuͤhrenden Erde eine rothe Farbe an, wel- che er auch auf die Ufer des Mississippi verschie- dentlich absetzt. Der Red-River entspringt noͤrdlich von St. F é e im Spanischen Gebiete. Im Fruͤhjahr schwillt sein Wasser oft bis zu 60 Fuß Hoͤhe an, da er sonst nur 8-10 Fuß tief ist. Wie sehr seine fruchtbaren Ufer bereits bewohnt sind, ist schon daraus abzunehmen, daß uns das Dampfboot Neuport und ein Kielboot, beide in Handelsan- gelegenheiten nach Alexandria bestimmt, begegneten. Der Eigenthuͤmer des letztern, ein Rheinlaͤnder, hatte es unter andern mit der Maschinerie einer Dampf-Saͤgemuͤhle beladen, welche am Red River ohnweit Alexandria errichtet werden sollte. Der Schnitt geschieht mit einer Circular-Saͤge in Ge- stalt eines Rades, und verrichtet daher die Saͤge das Doppelte, im Vergleich der sonst uͤblichen Landsaͤgen. Außerdem ist sie auch auf die dicksten Bloͤcke anwendbar. In der Nacht fuhr auch noch das Dampfboot Ramapon nach Natches bei uns voruͤber. In dieser suͤdlichen Gegend sieht man haͤufig den Allegator . Er sonnet sich gern am Ufer, und scheint nicht sehr geschwind in seinen Bewegungen zu seyn. Seine Farbe ist blaugrau; seine ganze Gestalt die des Nilkrokodils. Die groͤßten darun- ter mochten gegen 1 — 8 Fuß Laͤnge haben. Ihr Fell wird von den Sattlern zu Satteldecken ꝛc. bereitet. Unterhalb Baton-rouge sind die beiden Mississippi Ufer ununterbrochen mit Baumwollen- und Zucker-Plantagen bedeckt. Fast jede hundert Schritt findet man ein niedliches Landhaus, um- geben mit Trauerweiden und Orangenbaͤumen. Sowohl die Baumwollenfelder mit der jetzt sich geoͤffneten reifen Fruchtkapsel, als auch die Zucker- felder mit ihrem 7 — 10 Fuß hoch prangenden Zuckerrohr, gewaͤhren dem Auge eines Europaͤers den uͤberraschendsten schoͤnsten Anblick. Am 24sten Oktober erreichten wir Neu-Or- leans . Unsere Reise wurde dadurch etwas auf- gehalten, daß der Capitain unsers Fahrzeugs an verschiedenen Orten Brennholz einnahm, und weil die finstern Naͤchte bei niedrigem Wasser die Schiff- fahrt auf gefahrvollen Fluͤssen nicht gestatten. Neu-Orleans wurde bereits 1720 von den Franzosen gegruͤndet, hat jetzt gegen 1400 C vohner, und liegt unterm 29° 57′ Noͤrdl. Br. — Die Stadt ist regelmaͤßig gebauet, hat verschiedene sehr ansehnliche und große Gebaͤude, als den Dom, das Stadthaus, die Caserne, das Hospital ꝛc., und verschoͤnert sich fast taͤglich immer mehr. Was fuͤr eine bedeutende und bluͤhende Stadt wird Neu-Orleans dann erst werden, wenn alle jene Laͤnder am Ohio, Mississippi, Missouri, Illi- nois, Arkansas, Redriver ꝛc. und so vieler anderer schiffbarer Stroͤme und Fluͤsse, welche ihre Gewaͤs- ser, dieser Stadt vorbei, in den Meerbusen von Mexico entladen, nur erst in ihrer Bevoͤlkerung und ihrem Culturzustande dem Staate von Ken- tucky gleichen werden; — einem Lande, welches, wie bekannt, vor 20 Jahren noch kaum erst dem Namen nach existirte, und jetzt schon jaͤhrlich Mehl, Fruͤchte aller Art, Taback, Rindfleisch, Schweine- fleisch, Branntwein, Gefluͤgel, Pferde, Ochsen, Die- len, Eisenwaaren ꝛc. in großer Menge nach Neu- Orleans sendet, von wo aus die westindischen In- seln ꝛc. wieder mit solchen versorgt werden. Scha- de nur, daß bis jetzt im Sommer fast jaͤhrlich das gelbe Fieber unter seinen Bewohnern so große Verheerungen anrichtet. Diese Krankheit bricht jedesmal nur des Sommers in den Seestaͤdten aus, und verbreitet sich in deren Nachbarschaft; im Innern des Landes kennt man sie nicht. Bei meiner Ankunft zu Neu-Orleans war diese pi- demie bereits im Abnehmen; doch wurde ich von einem deutschen Arzte, Herrn Dr. Hermann , ge- warnt, mich nicht zu lange in der Stadt aufzu- halten, um so mehr, weil ich damals von den bis- herigen Anstrengungen noch an einer allgemeinen Schwaͤche litt. Ehe ich Neu-Orleans verlasse, halte ichs fuͤr Pflicht, den hieher reisenden Fremden noch das Haus des Herrn Ravel , der Ecke des Doms gegenuͤber, zu empfehlen. Man findet bei ihm ei- ne gute Kuͤche, und im Falle, daß man das Un- gluͤck haͤtte, krank zu werden, die Pflege eines ge- faͤlligen und sehr menschenfreundlichen Wirths. Am 30sten Oktober ging ich an Bord des Schiffs la jeune Corinne, gefuͤhrt vom Capitain Bessier, nach Bordeaux ab. Erst am 1sten November se- gelten wir am Fort Plakemine vorbei, und erreichten nun die offene See. Auf diesem Fort wehete noch die Flagge der vereinigten Staaten. Mit wehmuͤthiger Stimmung verließ ich ein Land, das meinen Wuͤnschen und Hoffnungen so sehr ent- sprach und in welches ich bald wieder auf immer zuruͤck zu kehren gedenke. Nach einer ziemlich langweiligen Reise, waͤhrend welcher wir fast unauf- hoͤrlich Regenwetter hatten, gingen wir am 28sten December auf der Rhede von Rochelle vor An- ker und segelten mit einem frischen Ostwinde am 1sten Januar 1820 in die Garonne ein. Reise-Route nach einigen der wichtigsten Oerter der vereinigten Staaten. I. Wegweiser auf der Straße von Washington lity nach St. Louis. Engl. Meilen. Washington 3 3 Georgetown 12 15 Montgomery Court-house 28 43 Fredericktown 31 74 Hägerstown 30 104 Honcoktown 34 138 Old town 14 152 Cumberland 62 214 Foot of Laurel hill 4 218 Union town 12 230 Bronsville 25 255 Washington (in Pensylvanien) 16 271 Alexandria 16 287 Wheeling (am Ohio in Virginien) 11 298 St. Clairsville 12 310 Morris town 22 332 Washington (in Ohio) 10 342 Cambridge 25 367 Engl. Meilen. Lanes ville 33 400 New Lankaster 6 416 Jarlton 18 434 Chilicothe 57 491 West Union 17 508 Limstone oder Mais- ville [am Ohio] 4 512 Washington [in Kentucky] 20 532 Blue Licks 21 553 Paris 22 575 Lexington, Frankfort 13 588 Versailles 8 596 Petersburg [am Kentucky-River] 42 638 Bairds town 16 654 Bealsburg 16 670 Elisabeth town 37 707 Hardensburg 47 754 Yellow bank 25 779 Henderson 21 800 Morgan-field 15 815 Shawanee Town [am Ohio] 12 827 U. S. Saline 47 874 East Fork river 10 884 Waisseaux river 11 895 Beaucoup 45 940 Kaskaskia 15 955 Engl. Meilen. Prairie des roches 47 1002 Cahokia nach St . Louis 3 1005 II. Wegweiser von St. Louis auf den Mississippi herab nach Neu-Orleans . Vitepush [rechts] 8 8 Herculaneum [rechts] 25 33 Gabarre creek kleiner Fluß, [Muͤndung rechts] 24 57 Occa oder Kaskaskia river [links] 24 81 the great Tower [rechts] 30 111 Cap Girardeau [rechts] 31 142 Muͤndung des Ohio [links] 38 180 Ironbanks, [links] 20 200 Neu-Madrid, [rechts] 50 250 Little prairie, [rechts] 32 282 the long Reach, [rechts] 31 313 Insel Nr. 32 [vom Erdbeben verschlungen] 17 330 Erste Chikasow Bluffs [Bank] links 27 357 Dritte Chikasow Bluffs desgl. 23 380 Fort Pickering desgl. 43 423 Council Island Nr. 53. desgl. 39 462 St. Francis-river [rechts] 31 493 White-river desgl. 85 578 Arcansas-river desgl. 15 593 Illecheko Settlement (Pflanzung) 44 637 Engl. Meilen. Yazoo-river [links] 143 780 Wallnut-hills desgl. 12 792 Warrington desgl. 10 802 Point Pleasant [rechts] 28 830 Natches [links] 66 896 Red-river [rechts] 70 966 Batton rouge [links] 108 1074 nach New-Orleans [rechts] 136 1210 III. Von St. Louis bis zur Muͤndung des Colombia-Flusses in die Suͤdsee, bei Wasser auf dem Missouri und Colombia. St. Charles 21 21 Charretts-village 47 68 Ogases-river 65 133 Grand-river 106 239 Kanzas-river 102 341 Platte-river 253 594 Fort Mandan 989 1583 Yellow-Stone river 259 1842 Chippevan -Gebirge, in welchem der Mis- souri und Colombia entspringen 742 2584 Muͤndung des Colombia 946 3548 IV. Von Pittsburg zu Wasser bis zur Muͤndung des Ohio . Von Pittsburg nach Steubenville [rechts] 78 78 Engl. Meilen. Wheeling desgl. 18 96 Mariette, an der Muͤndung des Muskin- gum [rechts] 87 183 Muͤndung des Gr. Kenhova Flusses [links] 100 283 Portsmuth, Muͤndung des Sciota [rechts] 107 390 Limstone oder Maisville [links] 151 441 Cincinnati [rechts], Newport [links] 72 513 Vevay rechts 97 610 Louisville [rechts] Jeffersonsville [links] 80 690 Shawaneetown [rechts] 312 1002 Muͤndung des Ohio in den Mississippi 119 1121 Die Constitution des Illinois-Staats . Aus dem Englischen uͤbersetzt . Constitution des Illinois-Staats. Angenommen in der Versammlung zu Kas- kaskia den sechs und zwanzigsten August im Jahre unsers Herrn Ein tausend acht hundert und achtzehn, und im drei und vierzigsten der Unabhaͤngigkeit der verei- nigten Staaten. Graͤnze des Staats . D ie Muͤndung des Wabasch-Flusses; dann die- sen Fluß aufwaͤrts folgend und mit der Linie von Indiana bis zu der noͤrdlichen Ecke dieses Staats; dann oͤstlich mit der Linie desselben Staats zu der Mitte des Sees Michigan; dann noͤrdlich laͤngs der Mitte dieses Sees zur noͤrdlichen Breite von zwei und vierzig Graden und dreißig Minu- ten; dann westlich zu der Mitte des Strombettes des Mississippi-Flusses; dann in der Mitte dieses Flusses hinab bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Ohio-Flusse, und dann am nordwestlichen Ufer dieses Flusses hinauf bis zur Muͤndung des Wabasch. Artikel I. Enthaltend die Vertheilung der Ge- walten des Gouvernements . Section 1. Die Gewalten des Gouvernements des Illi- nois-Staaten sollen in drei verschiedene Departe- ments vertheilt, und jedes derselben einer beson- dern obrigkeitlichen Corporation anvertrauet wer- den, naͤmlich: die Gesetzgebende einer; die Ausuͤbende einer andern; und die Richter- liche einer dritten. Section 2. Keine Person, oder Versammlung mehrerer Personen, welche in einem dieser Departements befindlich sind, soll irgend eine Gewalt ausuͤben, welche zu einem andern Departement gehoͤrt, aus- genommen wenn hieruͤber nachgehends besonders verfuͤgt und Erlaubniß dazu ertheilt wuͤrde. Artikel II. Section 1. Eine Generalversammlung soll die gesetzge- bende Autoritaͤt bekleiden. Sie soll bestehen aus einem Senat und einem Hause der Volks- vertreter . Beide werden vom Volke erwaͤhlt. Section 2. Die erste Wahl der Senatoren und Volks- vertreter soll am dritten Donnerstage des naͤchsten Septembers anfangen, und diesen und die zwei folgenden Tage dauern; die naͤchste Wahl soll aber gehalten werden am ersten Montage im Au- gust 1819, und alsdann soll jedesmahl alle zwei Jahre die Wahl auf den ersten Montag im August gehalten werden, und zwar in jeder Grafschaft ( County ) und an solchen Orten, welche durch das Gesetz bestimmt werden. Section 3. Niemand kann Volksvertreter seyn, welcher nicht das ein und zwanzigste Jahr erreicht hat, nicht Buͤrger der vereinigten Staaten und Ein- wohner dieses Staats ist; welcher in den Gren- zen der Grafschaft oder des Districts, wo er er- waͤhlt wird, nicht die naͤchsten zwoͤlf Monate vor seiner Wahl gewohnt hat, wenn die Grafschaft oder der District so lange errichtet gewesen ist; wo nicht, so muß er im Umfange der Grafschaft oder Grafschaften, des Districts oder der Districte ge- wohnt haben, wozu diese sonst gehoͤrt, es sey denn; 10 daß er in oͤffentlichen Geschaͤften der vereinigten Staaten oder seines Staates abwesend gewesen sey, und keiner, welcher weder Staats- noch Graf- schafts-Abgaben bezahlt hat. Section 4. Die Senatoren, welche als solche in der er- sten Session bestimmt sind, sollen durchs Loos von ihren verschiedenen Grafschaften und Districten, so bald als moͤglich, in zwei Classen getheilt wer- den. Die Stellen der Senatoren erster Classe sollen nach Ablauf des zweiten Jahrs gewechselt werden, und die der zweiten Classe nach Ablauf der vier Jahre, so, daß die eine Haͤlfte alle zwei Jahre wieder gewaͤhlt werden kann. Section 5. Die Anzahl den Senatoren und Volksvertre- ter soll in der ersten Generalversammlung, [gehal- ten nach den zu gebenden Bestimmungen,] be- stimmt werden, und zwar nach Verhaͤltniß der Grafschaften und Districte und der Anzahl der weißen Einwohner. Die Zahl der Volksvertreter soll nicht unter sieben und zwanzig, und nicht uͤber sechs und dreißig seyn, bis die Volkszahl dieses Staats die Anzahl von hundert tausend uͤbersteigt; und die Zahl der Senatoren soll nie unter einem Drit- tel noch uͤber die Haͤlfte der Volksvertreter betragen. Section 6. Keine Person kann Senator seyn, welche nicht das fuͤnf und zwanzigste Jahr erreicht hat, welche kein Buͤrger der vereinigten Staaten ist, und welche nicht ein Jahr in der Grafschaft oder in dem Districte vor seiner Wahl gewohnet hat, wenn die Grafschaft oder der District schon er- richtet war, wo nicht in den Thielen, woraus sie fruͤher bestanden, ausgenommen, er sey in Geschaͤf- ten der vereinigten Staaten oder dieses Staats abwesend gewesen, und keiner, welcher weder Staats- noch Grafschafts-Abgaben bezahlt hat. Section 7. Wenn der Senat und das Haus der Volks- vertreter versammelt sind, soll jedes einen Spre- cher und andere Beamtete waͤhlen, [ausgenommen den Sprecher des Senats.] — Jedes Haus soll uͤber die Faͤhigkeiten und Wahlen seiner Glieder urtheilen und kann sich adjourniren. Zwei Drit- tel jedes Hauses machen es vollzaͤhlig; eine ge- ringere Zahl aber mag sich von Tage zu Tage ad- journiren, und die Abwesenden zur Versammlung antreiben. Section 8. Jedes Haus soll ein Tagebuch seiner Ver- handlungen fuͤhren und es bekannt machen. Die * Bejahungen und Verneinungen einer jeden Frage sollen auf das Verlangen zweier Mitglieder ins Tagebuch eingeruͤckt werden. Section 9. Je zwei Glieder irgend eines der Haͤuser sollen die Freiheit haben, irgend einen Akt oder einen Beschluß anzugreifen oder sich demselben zu widersetzen, wenn sie ihn dem allgemeinen oder dem Privatwohl fuͤr nachtheilig halten, und koͤn- nen die Gruͤnde ihres Widerspruchs zu Protocoll geben. Section 10. Jedes Haus mag die Regeln seines Verfah- rens festsetzen, die Mitglieder wegen ordnungswi- drigem Betragen strafen, und durch eine Majori- taͤt von zwei Drittel ein Mitglied ausstoßen; doch nicht ein Zweitesmal derselben Ursache wegen. Section 11. Wenn Vacanzen eintreten, schreibt der Gou- verneur, oder wer seinen Posten vertritt, die Wahl aus, um die Vacanzen auszufuͤllen. Section 12. Senatoren und Volksvertreter sollen in allen Faͤllen [Verraͤtherei, Todesverbrechen oder Frie- densbruch ausgenommen] nicht verhaftet werden koͤnnen, sowohl waͤhrend der Dauer der Sitzun- gen, als auch auf der Hin- und Zuruͤckreise, und sollen gleichfalls nicht wegen ihrer Reden und Debatten in einem der Haͤuser an irgend einem andern Orte angegriffen werden koͤnnen. Section 13. Jedes Haus mag mit Gefaͤngniß bestrafen eine jede Person, (Nicht-Mitglied), welche die schuldige Achtung des Hauses durch ordnungswi- driges und veraͤchtliches Betragen nicht beobachtet, vorausgesetzt, daß dieser Arrest zu keiner Zeit vier und zwanzig Stunden uͤbersteigen darf. Section 14. Die Thuͤren jedes Hauses und jeder Com- mittee sollen offen seyn, ausgenommen in Faͤllen, wo nach der Meinung des Hauses Geheimhaltung erforderlich sey. Keines der Haͤuser kann ohne Zustimmung des andern sich laͤnger als zwei Tage adjourniren, oder sich in einen andern Ort bege- ben als den, wo die beiden Haͤuser ihre Sitzun- gen halten. Section 15. Vorschlaͤge koͤnnen in einem Hause gemacht werden, doch das andere kann sie annehmen, aͤn- dern, oder verwerfen. Section 16. Jeder Vorschlag soll in jedem Hause an drei verschiedenen Tagen verlesen werden, ausgenom- men Nothsachen; drei Viertel des Hauses muͤssen dafuͤr stimmen, daß der Vorschlag der Art sey, eine solche Ausnahme zu verdienen, und jeder Vorschlag von beiden Haͤusern angenommen, soll von den ver- schiedenen Sprechern der Haͤuser unterzeichnet seyn. Section 17. Die Gesetze des Staats sollen jedesmal an- fangen mit: „Das Volk des Staats Illinois, „vertreten durch die General-Ver- „sammlung, beschließt:“ Section 18. Die General-Versammlung dieses Staats soll keinem der folgenden Beamteten des Gouver- nements groͤßere oder geringere Gehalte aussetzen als folget, bis zum Jahr Ein taufend acht hun- dert und vier und zwanzig: der Gouverneur 1000 Dollars, und der Secretair des Staats 600 Dollars. Section 19. Kein Senator oder Volksvertreter soll, waͤh- rend der Zeit, fuͤr die er erwaͤhlt ist, zu irgend ei- nem Amte in diesem Staate berufen werden, welches waͤhrend dieser Zeit eingefuͤhrt, oder dessen Gehalt in dieser Zeit vermehrt worden ist. Section 20. Kein Geld soll vom Schatze bezogen werden koͤnnen, als in Folge einer gesetzlichen Bewilligung. Section 21. Es soll eine genaue Rechnung uͤber Einnah- me und Ausgabe der oͤffentlichen Gelder gefuͤhrt werden, und sie soll bei dem Anfange jeder Si- tzung der General-Versammlung mit den Gesetzen oͤffentlich bekannt gemacht werden. Section 22. Das Haus der Volksvertreter soll allein das Recht des Anklagens haben; doch muß die Majo- ritaͤt aller anwesenden Mitglieder in die Anklage einstimmen. Jede Anklage soll vom Senate un- tersucht werden, und in dieser Sitzung sollen die Senatoren an Eides Statt versichern, Recht zu sprechen nach dem Gesetze und nach Ueberzeugung. Niemand kann verurtheilt werden ohne Zustimmung von zwei Drittel aller gegenwaͤrtigen Senatoren. Section 23. Der Gouverneur und alle andere Civilbeamte dieses Staats koͤnnen einer Anklage, wegen irgend eines Verbrechens, unterworfen werden; aber die Verurtheilung soll sich nicht weiter ausdehnen, als uͤber Entfernung vom Dienste, Erklaͤrung fuͤr un- faͤhig in diesem Staate ein Ehrenamt zu beklei- den, Gehalt zu beziehen, oder Auftraͤge zu erhalten. Die beklagte Partei, schuldig oder unschuldig be- funden, soll nichts desto weniger einer Anklage, Untersuchung, Verurtheilung und Bestrafung nach den Gesetzen in allen Faͤllen unterworfen seyn. Section 24. Die erste Sitzung der General-Versammlung soll ihren Anfang am ersten Montag des naͤchsten Octobers nehmen, und soll demnaͤchst allezeit auf den ersten Montag im Monat December, welcher auf die Wahl der Mitglieder folgt, und zu keiner andern Zeit, ausgenommen als durch diese Con- stitution festgesetzet ist, bestimmt seyn. Section 25. Kein Richter irgend eines Gerichtshofes, Se- cretair des Staats, General-Anwald, Staats- Anwald, Registrator, Secretair irgend eines Ge- richtshofes oder Canzlei, Landrichter oder Einneh- mer, Mitglied eines Hauses des Congresses, oder irgend Jemand, der ein Amt mit Gehalt von den vereinigten Staaten bekleidet, (vorausgesetzt, daß Stellen bei der Miliz, Postmeister und Friedens- richter, nicht als eintraͤgliche Aemter der Art an- gesehen werden,) soll Sitz in der General-Ver- sammlung haben; noch soll irgend Jemand, der von den vereinigten Staaten ein Ehrenamt oder Einkommen hat, in diesem Staate ein Ehrenamt oder Einkommen erhalten koͤnnen. Section 26. Jede Person, welche irgend ein Amt erhaͤlt, soll vor der Einfuͤhrung in dasselbe schwoͤren: Die Constitution der vereinigten Staaten und dieses Staats zu unterstuͤtzen , — und außerdem den gewoͤhnlichen Diensteid leisten. Section 27. Bei allen Wahlen sollen alle weißen Ein- wohner uͤber 21 Jahr alt, wenn sie 6 Monate vor der Wahl im Staate gewohnt haben, zuge- lassen werden; aber nur in der Grafschaft oder in dem Districte, wo Jemand wirklich sich aufhaͤlt, kann er seine Stimme abgeben. Section 28. Alle Stimmen sollen mit lautem Ausruf ge- geben werden, bis hierin die General-Versamm- lung eine Aenderung macht. Section 29. Die Waͤhler sollen in allen Faͤllen, [Landes- verraths, Todesverbrechens und Friedensbruch ausge- nommen,] von Verhaft frei seyn, auch waͤhrend der Wahl, und auf der Hin- und Herreise zu derselben. Section 30. Die General-Versammlung hat die Macht, Jemand von der Wahl selbst, so wie von dem Recht erwaͤhlt zu werden, auszuschließen, wenn er der Bestechung, des Meineids, oder anderer entehren- der Verbrechen uͤberwiesen ist. Section 31. Im Jahre 1820, und nachher alle 5 Jahre, soll eine Zaͤhlung der weißen Einwohner des Staats Statt finden in der Art, wie es die Gesetze vorschreiben. Section 32. Alle Vorschlaͤge uͤber Erhebung einer Steuer sollen in dem Hause der Volksvertreter beginnen, sind jedoch der Abaͤnderung oder Verwerfung un- terworfen, so wie in allen andern Faͤllen. Artikel III. Section 1. Mit der ausuͤbenden Gewalt des Staats soll ein Gouverneur bekleidet werden. Section 2. Die erste Wahl eines Gouverneurs soll be- ginnen am ersten Donnerstage des naͤchsten Sep- tembers, und soll an diesem und den folgenden Tagen dauern; die folgende Wahl soll den ersten Montag im August des Jahrs 1822 gehalten werden. Alsdann soll alle 4 Jahre am ersten Montage im August die Gouverneurswahl gehal- ten werden. Der Gouverneur soll von denselben Waͤhlern erwaͤhlt werden, welche die Glieder der Versammlung waͤhlen, an denselben Orten, und auf dieselbe Art. Das Resultat jeder Wahl eines Gouverneurs soll versiegelt dem Sprecher des Hau- ses der Volksvertreter, am Sitze der Regierung, zugesandt werden, welche dasselbe oͤffnet, und in Gegenwart der Majoritaͤt der Glieder des Hauses bekannt macht. Wer die hoͤchste Anzahl der Stimmen hat, ist Gouverneur. Sind aber zwei oder mehrere gleich; so soll unter diesen durchs Ballottement beider Haͤuser der Versammlung der Gouverneur erwaͤhlt werden. Streitige Wahlen sollen, nach zu gebenden Vorschriften, durch beide Haͤuser der General-Versammlung entschieden werden. Section 3. Der erste Gouverneur soll sein Amt bis zum 1sten December 1822 bekleiden, und bis ein an- derer Gouverneur erwaͤhlt und mit diesem Amte beauftragt ist. Und in der Folge soll der Gouver- neur sein Amt jederzeit bis zum Ablauf des Zeit- raums von 4 Jahren und bis ein anderer Gou- verneur erwaͤhlt und mit dem Amte bekleidet ist, behalten, aber er kann in 8 Jahren nur einmal erwaͤhlt werden. Er muß wenigstens 30 Jahre alt, und 30 Jahre Buͤrger der vereinigten Staaten seyn, wovon er die letzten 2 Jahre in dem Bezir- ke dieses Staats zugebracht hat. Section 4. Er soll der General-Versammlung von Zeit zu Zeit Nachricht von dem Zustande der Regie- rung geben, und ihnen solche Maaßregeln zur Be- rathung anempfehlen, welche er fuͤr diensam haͤlt. Section 5. Er soll die Macht haben, Aufschub und Gna- de nach Verurtheilung zu ertheilen, ausgenommen in Faͤllen oͤffentlicher Anklage. Section 6. Der Gouverneur soll zu festgesetzten Zeitraͤu- men einen Gehalt fuͤr seine Dienste ausbezahlt erhalten, welcher jedoch waͤhrend seiner Dienstzeit weder erhoͤhet noch vermindert werden kann. Section 7. Er kann sich von allen Beamteten des Exe- cutiv-Departements uͤber Dienstsachen Bericht er- statten lassen, und muß wachen uͤber treue Erfuͤl- lung der Gesetze. Section 8. Wenn irgend ein Beamteter, dessen Ernen- nung, vermoͤge der Constitution, der General-Ver- sammlung, oder dem Gouverneur und Senate zu- stehet, außer der Versammlungszeit stirbt, oder sein Amt auf irgend eine Weise vacant wird; so soll der Gouverneur die Macht haben, die Stelle zu besetzen durch Ernennung einer Commission, welche mit der naͤchsten General-Versammlung aufhoͤrt. Section 9. Er kann in außerordentlichen Faͤllen die Staͤn- de durch eine Proclamation zusammenrufen, und soll denselben bei ihrer Versammlung die Ursachen vortragen, warum er sie berufen hat. Section 10. Er soll die Land- und Seemacht dieses Staats en Chef befehligen, ausgenommen, wenn sie in den Dienst der vereinigten Staaten berufen werden. Section 11. Es soll fuͤr jede Grafschaft des Staats durch die Waͤhler der General-Versammlung, und zu derselben Zeit, und an denselben Orten, ein She- rif und ein Coroner (Mord-Beschauer) erwaͤhlt werden, und zwar nach den Vorschriften, welche das Gesetz hierin vorschreibt. Der Sherif und Co- roner sollen, von dem Zeitraume ihrer Wahl ange- rechnet, ihr Amt zwei Jahr bekleiden, und sollen vom Dienste entfernt und fuͤr unfaͤhig erklaͤrt werden, nach dem wie daruͤber durch das Gesetz bestimmt wird. Section 12. In Faͤllen, wo die beiden Haͤuser uͤber das Adjournement nicht einig werden koͤnnen, soll der Gouverneur die Macht haben, die General-Ver- sammlung zu vertagen, nachdem er es fuͤr noth- wendig erachtet, vorausgesetzt, daß es nicht zur Zeit der gesetzlichen Versammlung Statt findet. Section 13. Mit dem Gouverneur soll zu gleicher Zeit und unter gleichen Bedingungen ein Vice-Gou- verneur erwaͤhlt werden. Bei der Stimmung die- ser Wahlen sollen die Waͤhler bemerken, wem sie ihre Stimme als Gouverneur oder Vice-Gou- verneur geben. Section 14. Er soll, kraft seines Amts, der Sprecher des Senats seyn, hat das Recht, in der Versamm- lung zu debattiren und uͤber alle Gegenstaͤnde mit- zustimmen, und sollte der Senat in zwei gleiche Theile getheilt seyn, so gibt seine Stimme den Ausschlag. Section 15. Wenn die Regierung von dem Vice-Gou- verneur verwaltet wird, oder er nicht im Stande ist, sein Amt als Sprecher des Senats zu ver- walten: so sollen die Senatoren aus ihrer Mitte einen Sprecher fuͤr diesen Zeitraum erwaͤhlen, und sollte, waͤhrend der Vacanz des Gouverneurs, der Vice-Gouverneur angeklagt oder vom Amte ent- fernt werden, oder sein Amt ablehnen oder nieder- legen, sterben, oder aus dem Staate abwesend seyn: so soll der Sprecher des Senats in gleichem Maaße die Regierung verwalten. Section 16. Waͤhrend der Vice-Gouverneur als Sprecher des Senats in Thaͤtigkeit ist, soll er fuͤr seine Dienste denselben Gehalt beziehen als der Spre- cher des Hauses der Volksvertreter, und nicht mehr; und waͤhrend er die Regierung verwaltet, soll er denselben Gehalt genießen wie der Gouverneur, wenn er seinen Dienst verwaltet. Section 17. Wenn der Vice-Gouverneur aufgerufen wird, die Regierung zu verwalten, und er sollte solches ablehnen, sterben oder abwesend seyn, und dieß in den Zeitraum fallen, wo die Staͤnde nicht ver- sammlet sind: so soll der Secretair verpflichtet seyn, den Senat zusammen zu berufen, damit er fuͤr diesen Fall einen Sprecher erwaͤhle. Section 18. Im Fall einer Anklage des Gouverneurs, sei- ner Entfernung vom Dienste, seines Todes, der Ablehnung oder Niederlegung seines Amtes, oder Abwesenheit aus dem Staate, soll der Vice-Gou- verneur alle Macht und Gewalt desselben ausuͤben bis zu der Zeit, daß, Kraft der Constitution, die Wahl des neuen Gouverneurs herangeruͤckt ist, ausgenommen, wenn die General-Versammlung hieruͤber anders beschließen oder die Vacanz er- setzen sollte. Section 19. Der Gouverneur im Dienste und der Rich- ter des obersten Gerichtshofes, oder die Majoritaͤt desselben mit dem Gouverneur, soll, Kraft dieses, einen Rath bilden, um alle Vorschlaͤge der Staͤn- de, bevor sie Gesetzes Kraft erhalten, zu revidiren, und soll sich zu diesem Zweck, waͤhrend der Staͤn- de-Versammlung, von Zeit zu Zeit versammlen; jedoch sollen sie dieserhalb unter keiner Bedingung irgend eine Entschaͤdigung oder Gehalt beziehen, und alle Vorschlaͤge des Senats und des Hauses der Volksvertreter sollen, bevor sie Gesetzes Kraft erhalten, diesem Rathe zur Durchsicht und zum Gutachten vorgelegt werden. Findet der Rath oder die Majoritaͤt desselben, daß es unthunlich sey, den Vorschlag zum Gesetz zu erheben: so soll er seine Gegenreden und Gutachten ad marginem setzen, und den Vorschlag demjenigen Hause zuruͤck- senden, worin er vorgebracht ist. Sollte aber als- dann der Senat oder das Haus der Volksvertre- ter, dieser Einreden des obigen Raths ohngeachtet, mit der Mehrheit aller erwaͤhlten Glieder den Vor- schlag genehmigen: so soll derselbe dem anderen Hause zugesandt werden, und geht er dort in eben der Art durch: so soll er Gesetzes Kraft er- halten. Jeder Vorschlag, welcher nach 10 Tagen, von der Praͤsentation an gerechnet, vom Rathe nicht zuruͤckgesandt wird, soll Gesetzes Kraft er- halten, ausgenommen, wenn durch das Adjourne- ment der General-Versammlung solches unthunlich wird; dann soll der Vorschlag am ersten Tage der Wiederversammlung zuruͤckgesandt werden. Section 20. Der Gouverneur, in Uebereinstimmung mit dem Senate, soll einen Secretair des Staats er- nennen, welchem obliegt ein richtiges Journal der Diensthandlungen des Gouvernements zu fuͤhren, und auf Verlangen der General-Versammlung solches nebst allen Papieren, welche dahin zielen, vorzulegen, und alle jene Obliegenheiten zu er- fuͤllen, welche die Gesetze ihm auflegen werden. Section 21. Der Staatsschatzmeister und die oͤffentlichen Buchdrucker des Staats sollen alle 2 Jahre durch die Stimmenmehrheit beider Haͤuser erwaͤhlt wer- 11 den, vorausgesetzt, daß, wenn waͤhrend ihres Ad- journements eine Vacanz entsteht, der Gouverneur das Recht haben soll, solche zu besetzen. Section 22. Der Gouverneur soll, mit Wissen und Zu- stimmung des Senats, alle jene Aemter besetzen, welche durch die Constitution oder die Gesetze er- richtet sind, vorausgesetzt, daß deshalb nicht bereits anderweitig disponirt sey. Es sollen indessen die Inspectoren, Einnehmer und ihre Deputirte, Land- messer der Heerstraßen, Constables, Gefangenwaͤr- ter, und solche Stellen niedern Ranges, deren Amtsuͤbung sich auf die Graͤnzen ihrer Grafschaft beschraͤnkt, auf die Art besetzt werden, wie die General-Versammlung es vorschreiben wird. Artikel IV. Section . 1. Die richterliche Gewalt dieses Staats soll durch einen obersten und durch untere Gerichtshoͤfe ausgeuͤbt werden, wie solche von Zeit zu Zeit durch die General-Versammlung angeordnet und errich- tet werden moͤgen. Section 2. Die Gerichtsbarkeit des obersten Gerichtshofs, welcher seinen Sitz an demselben Orte hat, wo der Sitz der Regierung ist, soll bloß appellatorisch seyn, ausgenommen in Faͤllen, wo von den hoͤchsten Behoͤrden des Staats anders verfuͤgt wird, in An- gelegenheiten der Staats-Einkuͤnfte und in An- klagefaͤllen, wo die Untersuchung diesem Gerichte allein zustehet. Section 3. Der oberste Gerichtshof soll aus einem Praͤ- sidenten und drei Assessoren bestehn, je zwei der- selben machen ihn vollzaͤhlig. Die Zahl der Ju- stizraͤthe mag indessen nach Ablauf des Jahrs 1824 von der General-Versammlung vermehrt werden. Section 4. Die Richter des obersten Gerichtshofs und der untern Gerichtshoͤfe sollen durch die vereinte Stimme beider Haͤuser erwaͤhlt werden, und wer- den durch den Gouverneur bestallt. Sie sollen (bei gutem Betragen) ihr Amt behalten bis zum Ende der ersten Sitzung der General-Versamm- lung, welche nach dem 1sten Januar 1824 ge- halten wird, um diese Zeit soll ihre Bestallung zu Ende gehen. Bis zu dieser Zeit sollen die obgedach- ten Richter Kreisgericht in verschiedenen Grafschaf- ten halten, wie und wann es ihnen die General- Versammlung gesetzlich vorschreibt. Nach dem Ab- lauf des obgedachten Zeitraums sollen jedoch die * Richter des obersten Gerichts ihr Amt behalten, so lange sie es gut verwalten, und diese Richter sollen nicht verpflichtet seyn Kreisgericht zu hal- ten, ausgenommen, wenn das Gesetz es erheischt. Section 5. Die Richter der untern Gerichtshoͤfe sollen ihr Amt behalten, so lange ihr Betragen tadellos ist. Sollten sich jedoch Klagen erheben — wenn gleich nicht hinreichend zur oͤffentlichen An- klage — so, daß zwei Drittel beider Haͤuser ihre Entfernung vom Amte fordert: so sollen sie, so wie die Richter des obersten Gerichtshofes, entlassen werden. Es wird jedoch hiebei festgesetzt, daß we- der ein Mitglied der Versammlung, noch irgend einer, der mit ihnen verwandt ist, eine Stelle bekleiden kann, welche durch eine solche Dienstentlassung va- cant geworden ist. Die Richter des obersten Ge- richtshofes sollen waͤhrend ihrer zeitigen Anstellung einen jaͤhrlichen Gehalt von 1000 Dollars, in vier- teljaͤhrigen Raten aus dem Staatsschatze erhalten. Die Richter der untern Gerichtshoͤfe und die Rich- ter des obersten Gerichtshofes, welche nach dem 1sten Januar 1824 ernannt werden, sollen einen aͤhnlichen und hinreichenden Gehalt erhalten, wel- cher waͤhrend ihrer Amtsfuͤhrung nicht vermindert werden kann. Section 6. Der oberste Gerichtshof oder dessen Mehrheit sollen, so wie die Kreisgerichte, ihre Secretaire er- nennen. Section 7. Alle Prozeßschriften oder andere Erlasse sol- len allezeit: Im Namen des Volks des Staats Illinois ; alle executivische Ausfertigungen: Im Namen und in Vollmacht des Volks des Staats Illinois beginnen und schließen: Wider den Frieden und die Wuͤrde des Volks des Staats Illinois . Section 8. Die General-Versammlung soll in jeder Grafschaft eine Anzahl Friedensrichter ernennen, und das Gesetz soll deren Dienstzeit, Macht und Obliegenheit anordnen und bestimmen. Ein auf solche Weise ernannter Friedensrichter soll durch den Gouverneur bestellt werden. Artikel V. Section 1. Die Kriegsmacht des Staats Illinois soll aus allen freien Mannspersonen (Neger, Mulat- ten und Indianer ausgenommen,) welche im Staate wohnen, vom 18ten bis 45sten Jahre bestehen, ausgenommen solche Personen, welche jetzt oder kuͤnftig durch die Gesetze der vereinigten Staaten davon befreiet sind. Diese Macht soll bewaffnet, gekleidet, und in den Waffen geuͤbt werden, nach den Anordnungen der General-Versammlung. Section 2. Niemand, welcher, den Grundsaͤtzen seiner Religion zu Folge, keine Waffen tragen darf, soll in Friedenszeiten zur Waffenuͤbung aufgefordert werden, vorausgesetzt, daß er fuͤr diese Befreiung eine Entschaͤdigung erlegen muß. Section 3. Compagnie- Bataillons- und Regiments- Offiziere — Staabsoffiziere ausgenommen, — wer- den durch die Glieder derselben Compagnie, dessel- ben Bataillons und Regiments erwaͤhlt. Section 4. Brigadiers und General-Majors werden durch das Corps der Offiziere der Brigaden und Divi- sionen erwaͤhlt. Section 5. Alle Offiziere der Kriegsmacht erhalten ihre Bestallung vom Gouverneur, und behalten ihr Amt so lange sie es gut verwalten, bis zu ihrem 60sten Jahre. Section 6. Die Kriegsmacht soll in Zeit der Waffen- uͤbung, der Wahl der Obern, und auf der Hin- und Herreise zu derselben nicht in Verhaft ge- nommen werden koͤnnen, es sey denn wegen Ver- rath, Todesverbrechen und Friedensbruch. Artikel VI. Section 1. Weder Sclaverei noch unfreiwillige Dienst- barkeit soll hinfuͤhro in diesem Staate geduldet werden, es sey denn, um Verbrechen zu bestrafen, deren der Schuldige voͤllig uͤberfuͤhrt ist. Es soll keine Mannsperson nach zuruͤckgelegtem 21sten Jahre, und keine Frauensperson nach zuruͤckgelegtem 18ten Jahre in Dienstbarkeit gehalten werden koͤn- nen, wenn auch deshalb Vergleiche sollten abge- schlossen seyn, es sey denn, daß die Personen, im Stande und Genusse ihrer voͤlligen Freiheit, diesen Vergleich erneuern und eingehen. Noch soll ir- gend ein Vertrag, welcher mit einem Neger oder Mulatten außerhalb oder innerhalb dieses Staats abgeschlossen, und dessen Bedingung eine einjaͤhrige Dienstbarkeit uͤbersteigt, guͤltig seyn, ausgenom- men die Lehrjahre. Section 2. Niemand, der sich in einem andern Staate zu Diensten oder Arbeit verpflichtet hat, soll ver- bunden seyn, diese Verpflichtung zu erfuͤllen, aus- genommen die Arbeiter an den Salzwerken, bei der Stadt Shawaneetown, doch auch dort nicht laͤnger als ein Jahr; noch soll es dort laͤnger erlaubt seyn, als bis zu dem Jahre 1825. Jede Uebertretung dieses Artikels hat gaͤnzliche Befrei- ung von allen Obliegenheiten des Verpflichteten zur Folge. Section 3. Alle und jede Person, welche, in Kraft der fruͤhern Gesetze des Territoriums von Illinois, Vergleiche zur Leistung von Dienstbarkeit einge- gangen haben, sollen verbunden seyn, dieselben zu erfuͤllen, und solche Neger und Mulatten, welche damals einregistrirt waren, sollen die Zeit ausdie- nen, welche das Gesetz bestimmt; doch sollen die Kinder, welche hinfort von diesen Negern oder Mulatten geboren werden, frei seyn, die maͤnn- lichen nach dem 21sten, die weiblichen nach dem 18ten Jahre ihres Alters. Alle Kinder, welche von solchen zur Dienstbarkeit verbundenen Personen geboren werden, sollen durch den Secretair der Grafschaft in ein Register eingetragen werden, und zwar innerhalb 6 Monaten nach ihrer Geburt. Artikel VII. Section 1. Sollte jemals ⅔ der General-Versammlung es fuͤr diensam erachten, diese Constitution zu ver- aͤndern oder zu verbessern, so sollen die Waͤhler aufgefordert werden, fuͤr oder gegen eine solche Uebereinkunft zu stimmen, und, sollte es sich fin- den, daß die Mehrheit des Volks von Illinois dafuͤr stimmt, so soll die General-Versammlung bei der naͤchsten Zusammenkunft eine Commission fordern von eben so viel Mitgliedern, als in der General-Versammlung befindlich find, gewaͤhlt auf gleiche Weise wie die General-Versammlung, und diese Commission soll drei Monate nach ihrer Wahl sich, behufs der Verbesserung oder Abaͤnderung der Constitution, versammlen. Artikel VIII. Damit die allgemeinen großen und erhabenen Grundsaͤtze der Freiheit und einer freien Staats- verfassung anerkannt und unveraͤnderlich befolgt werden moͤgen, so erklaͤren wir hiermit: Section 1. Daß jeder Mensch gleich frei und unabhaͤn- gig geboren ist, und sich im Besitze gewisser ihm angehoͤrender unbestreitbarer Rechte befindet. Dazu gehoͤren das Recht uͤber sein Leben und Freiheit zu verfuͤgen und sie zu vertheidigen; Eigenthum und Ehre zu erlangen, zu besitzen und zu verthei- digen; sein eigenes Gluͤck zu befoͤrdern. Section 2. Daß alle Oberherrschaft im Volke ruhe, und daß jede freie Regierungsform sich auf das An- sehn des Volks stuͤtze und seine Ruhe, Sicherheit und Gluͤck zum Zwecke habe. Section 3. Daß jeder Mensch ein natuͤrliches und unbe- streitbares Recht hat, Gott den Allmaͤchtigen nach der Ueberzeugung seines Gewissens zu verehren; daß keine menschliche Gewalt hierin einigen Zwang auflegen kann; und daß nie irgend ein gesetzlicher Vorzug irgend einer Religionsparthei zugestanden werden soll. Section 4. Daß alle Wahlen frei und unabhaͤngig sind. Section 5. Daß das Recht der Verhoͤre durch eine Jury unverletzlich seyn soll. Section 6. Daß die Personen, Haͤuser, Papiere und Be- sitzungen des Volks vor unvernuͤnftigen Durchsu- chungen und Einziehungen gesichert seyn sollen; und daß jeder Beamte, der einen verdaͤchtigen Ort durchsuchen soll, eine General-Vollmacht haben muß, (in Bezug auf das Factum ausschließlich;) auch soll Niemand verhaftet werden koͤnnen, dessen Name nicht genannt ist, oder dessen Vergehungen nicht besonders beschrieben oder durch den Augen- schein dargethan sind, weil dieses der Freiheit ge- faͤhrlich ist und nicht geduldet werden darf. Section 7. Daß kein freier Mann verhaftet, seiner Frei- heit, seines Eigenthums oder seiner Rechte beraubt, geaͤchtet oder Landes verwiesen, oder auf sonstige Weise an seinem Leben, seiner Freiheit oder sei- nem Eigenthum anders beeintraͤchtigt werden darf, als durch das Urtheil der Pairs und durch die Landesgesetze. Section 8. Daß, bei allen Untersuchungen von Verbre- chen, der Angeklagte das Recht hat, selbst oder durch seinen Anwald gehoͤrt zu werden, zu ver- langen, daß ihm die Natur und Ursache der An- klage offenbaret werde; daß die Zeugen einander gegenuͤber gestellt werden und er volle Macht hat, die Zeugen zu seinen Gunsten aufmerksam zu ma- chen. Bei Untersuchung einer Anklage oder um Nachricht daruͤber einzuziehn, soll eine schleunige Untersuchung durch eine unpartheiische Jury der Nachbarschaft Statt finden, und der Angeklagte darf nicht aufgefordert werden, gegen sich selbst ein Zeugniß abzulegen. Section 9. Gegen Niemand soll wegen eines anklagungs- wuͤrdigen Verbrechens sogleich criminaliter verfah- ren werden, ausgenommen bei der Land- und See- macht, oder bei der Miliz im Dienst in Zeiten des Kriegs und der oͤffentlichen Gefahr, oder auf Befehl eines Gerichtshofs wegen Unterdruͤckung und Mißbrauch der Amts-Gewalt. Section 10. Niemand soll, wegen eines und desselben Ver- gehens, zweimal an Leib und Leben gefaͤhrdet wer- den koͤnnen. Auch soll Niemandes Eigenthum dem allgemeinen Besten aufgeopfert werden, ohne Zustimmung der General-Versammlung, und ohne ihm eine gerechte Entschaͤdigung zu geben. Section 11. Jedermann in diesem Staate soll das Recht haben, die Gesetze zum Schutze anzurufen, wenn er an seiner Person, seinem Eigenthum oder an seiner Ehre irgend gekraͤnkt wird, es soll ihm Recht und Gerechtigkeit werden, ohne daß er noͤthig haͤtte, solche zu erkaufen; und zwar vollstaͤndig ohne Verweigerung, und schnell ohne Verzug, den Ge- setzen gemaͤß. Section 12. Jedermann kann, bei hinreichender Sicher- heit, einen Buͤrgen stellen, außer fuͤr Hauptverbre- chen, wo der Verdacht uͤberzeugend und die Wahr- scheinlichkeit groß ist; und das Recht der Habeas- Corpus Acta soll nicht aufgehoben werden koͤnnen, es sey denn daß die oͤffentliche Sicherheit bei Auf- ruhr und feindlichem Einfall es erfordern. Section 13. Alle Strafen sollen den Vergehungen ange- messen seyn; der wahre Zweck aller Strafmittel soll Besserung, nicht Vertilgung des Menschenge- schlechts seyn. Section 14. Niemand soll Schulden halber verhaftet wer- den koͤnnen, es sey denn, daß er sein Vermoͤgen nicht den Glaͤubigern uͤberlassen wolle, wie es die Gesetze vorschreiben, oder in Faͤllen, wo großer Ver- dacht eines Betrugs Statt findet. Section 15. Es soll kein Gesetz ex post facto, noch ir- gend gegen die Rechte fruͤherer Vertraͤge gegeben werden, und kein Urtheil soll die Ehre der Nach- kommen angreifen oder Einziehung des Vermoͤgens zur Folge haben. Section 16. Verweisung aus dem Staate soll nie als Strafmittel angewandt werden. Section 17. Es ist zur Bewahrurg der Freiheit unum- gaͤnglich nothwendig, oft die Grundregeln der buͤr- gerlichen Regierungs-Verfassung in Anwendung zu bringen. Section 18. Das Volk hat das Recht, sich in friedlicher Art zu versammlen, um uͤber das allgemeine Wohl zu berathschlagen, seine Vertreter anzuweisen, und um sich an die General-Versammlung wegen Ab- huͤlfe von Beschwerden zu wenden. Section 19. Die Erlegung von Abgaben soll sich jederzeit nach dem Werthe von Eigenthum richten, so daß Jeder nach Verhaͤltniß des Werthes seines Besitz- und Eigenthums Abgaben erlegt. Section 20. Daß in diesem Staate nicht mehr Banken oder dergleichen aͤhnliche Einrichtungen errichtet werden sollen, als bereits gesetzlich errichtet sind, außer einer Staats-Bank und ihrer Zweige, deren Einrichtung der General-Versammlung uͤberlassen bleibt. Section 21. Die Presse soll frei seyn. Jeder kann uͤber das Verfahren der General-Versammlung und jedes andern Zweiges der Regierung frei sich aͤu- ßern, und nie soll ein Gesetz gegeben werden koͤn- nen, wodurch dieses Recht beschraͤnkt wuͤrde. Die freie ungehemmte Mittheilung der Ge- danken und Meinungen ist eins der hei- ligsten Rechte des Menschen , und jeder Buͤrger dieses Staats mag freimuͤthig reden, schrei- ben und in Druck ergehen lassen, was ihm be- liebt; nur fuͤr den Mißbrauch dieser Freiheit bleibt er verantwortlich. Section 22. Bei Anklage wegen Bekanntmachung von Schriften, um die Diensthandlungen von Beam- teten und eines jeden, der in amtlicher Angelegen- heit handelt, zu untersuchen, oder sonstigen Din- gen, welche sich zur Aufklaͤrung des Volks eignen, muß die Wahrheit der Klage uͤberzeugend darge- than werden. In allen Anklagen wider Schriften soll dem Geschwornen-Gerichte die Entscheidung unter der Leitung des Gerichtshofes, wie in an- dern Faͤllen, zustehen. Schluß . Section 1. Damit durch Veraͤnderung der Territorial- Regierung in die bleibende Staats-Regierung keine Nachtheile entstehen moͤgen, so erklaͤrt die Ver- sammlung: daß alle Rechte, Prozesse, Handlungen- Anklagen, Anspruͤche und Vertraͤge, sowohl unter Einzelnen als unter Gesellschaften, nach den jetzi- gen Gesetzen in Kraft bleiben, als ob keine Veraͤn- derung Statt gefunden haͤtte. Section 2. Alle Geldstrafen, Strafen und Leistungen, welche das Territorium von Illinois zu fordern hatte, stehen nun dem Staate zu Gebote. Die Verpflichtungen des Gouverneurs und aller Be- amtelen des Territoriums sollen unveraͤndert nun- mehro dem Staate geleistet werden. Section 3. Kein Sherif oder Einnehmer oͤffentlicher Gel- der soll waͤhlbar zu irgend einem Staatsamte seyn, bevor er nicht alle Gelder gesetzlich abgelie- fert hat, welche er Kraft und in Gemaͤßheit sei- nes Amtes erhoben hat. Section 4. Es sollen fuͤr jede Grafschaft 3 Commissaire erwaͤhlt werden, welche die Angelegenheiten der Grafschaft abthun sollen, und deren Dienstzeit, Macht und Obliegenheit gesetzlich bestimmt werden soll. Section 5. Der Couverneur, Secretair, die Richter und alle andere Beamteten sollen ihre Amtspflichten fortwaͤhrend erfuͤllen, bis sie, nach Anleitung dieser Verfassunsurkunde durch andere Beamtete ersetzt sind. Section 6. Der Gouverneur dieses Staats kann sein Privat-Segel gebrauchen, bis ihm ein Staats- Siegel uͤtrgeben wird. Section 7. Die vorgeschriebenen Eidesleistungen koͤnnen vor jedem Friedensrichter abgelegt werden, bis die General-Versammlung bieruͤber anders verfuͤgt haben wird 12 Section 8. Bis zum ersten Census, wie er durch diese Constitution bestimmt ist, soll die Grafschaft Madison 1 Senator und 3 Volksvertreter, St. Clair 1 — 3 — Bond 1 — 1 — Monroe 1 — 1 — Randloph 1 — 2 — Jakson 1 — 1 — die Grafschaft Johnson und Franklin, beide einen Senatorial-Bezirk bildend 1 Senator und jede Grafschaft 1 Volksvertreter, Union 1 Senator und 2 Volksvertreter, Pope 1 — 2 — Galatin 1 — 3 — White 1 — 3 — Edward 1 — 2 — und Crawfort 1 — 2 — erwaͤhlen. Section 9. Der Praͤsident der Versammlung soll Aus- schreiben zur Wahl erlassen, solche an die verschie- denen Sherifs der Grafschaften, in deren Abwe- senheit an die deputirten Sherifs, und in Abwe- senheit dieser, an die Coroners erlassen und ihnen aufgeben, daß sie eine Wahl veranlassen: fuͤr einen Gouverneur und Vice-Gouverneur, Vertreter beim jaͤhrlichen Congreß der vereinigten Staaten, Glie- der zur General-Versammlung, und Sherifs und Coroners der Grafschaften. Die Wahl soll den dritten Donnerstag im naͤchsten Monat Septem- ber beginnen, und die zwei folgenden Tage dauern. Auch soll sie in derselben Art, wie die bisherigen Territorial-Wahlen gesetzlich eingeleitet werden. Section 10. Die General-Versammlung mag einen Re- visor der oͤffentlichen Rechnungen, einen Staats- Anwald, und sonst nothwendige Beamtete ernen- nen, und ihre Obliegenheiten muͤssen gesetzlich be- stimmt werden. Section 11. Es soll der General-Versammlung zur Pflicht gemacht werden, solche Ge- setze und Verfuͤgungen zu erlassen, welche dem Gebrauche des Zweikampfs (Duells) vorbeugen . Section 12. Jeder weiße Einwohner maͤnnlichen Geschlechts uͤber 21 Jahr alt, welcher zur Zeit der Unterzeich- nung dieser Constitution in diesem Staate wohn- * haft ist, hat ein Recht, der oben bestimmten Wahl beizuwohnen und seine Stimme dabei abzugeben. Section 13. Bis die General-Versammlung ein Anderes verfuͤgt, soll der Sitz der Regierung zu Kaskaskia bleiben. Die General-Versammlung soll in ihrer ersten Sitzung dem Congreß eine Bittschrift uͤber- geben, damit derselbe diesem Staate einen Bezirk Landes einraͤume. Dieser Bezirk soll nicht mehr als 4 und nicht weniger als 1 Section betragen; und soll an dem Kaskaskia Flusse ( Oca ), so nahe als moͤglich oͤstlich von der 3ten Haupt-Mittags- Linie liegen. Sollte diese Bitte gewaͤhrt werden; so soll die General-Versammlung 5 Commissaire ernennen, welche das besagte Land auswaͤhlen und daselbst eine Stadt anlegen sollen; diese Stadt soll alsdann fuͤr den Zeitraum von 20 Jahren der Sitz der Regierung seyn. Sollte die Bitte abge- schlagen werden: so mag die General-Versamm- lung den Sitz der Regierung nach Gutbefinden anderweitig bestimmen. Section 14. Jeder, welcher das 30ste Jahr zuruͤckgelegt, 2 Jahre hier im Staate gewohnt hat, und ein Buͤrger der vereinigten Staaten ist, kann auf der naͤchsten Wahl zum Vice-Gouverneur erwaͤhlt werden; vorausgesetzt, daß ihm die Vorschriften des Art. III. Sect. 13. nicht im Wege stehen. Gegeben in der Versammlung zu Kaskaskia den 26sten August im Jahre des Herrn 1818, und dem 43sten Jahre der Unabhaͤngigkeit der verei- nigten Staaten. Urkundlich dessen haben wir hier unsere Na- men unterschrieben: Jesse B. Thomas , Praͤsident der Versammlung und Volksvertreter der Grafschaft St. Clair . John Messinger James Lemen jr. St. Clair (Grafschaft) Georg Fischer Elias Kent Kone Randolph — B. Stephenson Joseph Borough Abraham Pripett Madison — Michael Jones Leonard Whete Adolphus Frederik Hubbart Gallatin — Hezekiel West William M’ fatridge Johnson (Grafschaft Seth Gard Levi Compton Edward — Willis Horgrave William M’ Henry White — Caldwell Carus Enoch Moore Monroe — Samuel Omelveny Hamlet Ferguson Pope — Conrad Will James Hall jr. Jakson — Joseph Kitschell Ed. N. Cullom . Crawfort — Thos Kirkpatrick Samuel G. Morse Bond — William Echols John Whitianer Union — Andrew Banson ( Washington ( Grafschbft ) Isham Harrison Thomas Roberts Franklin — beglaubigt W. M. C. Grunup , Secretair der Versammlung. Durch eine Ordonanz derselben Versammlung wurde zugleich von dem Congreß eine Township (24040 Acres Land) erbeten, welche lediglich zur Errichtung einer Universitaͤt bestimmt ist. Der Congreß hat beides bewilligt. Diese Laͤndereien der Universitaͤt sind von dem Sitz der Regierung ohngefaͤhr 4 Engl. Meilen entfernt. Goslar , gedruckt bei Ernst Wilhelm Gottlieb Kircher und Sohn. Verbesserungen . Bei der Entfernung des Druckorts sind nachste- bende Druckfehler stehen geblieben, die man vor dem Lesen abzuaͤndern bittet: Vorrede. S. IV. Z. 4. von u. statt: in dem lies: indem. ‒ V. ‒ 1. v. u. st. nachdem l. nach dem ‒ VI. ‒ 1. v. o. st. Fuͤrstenwerther l. Fuͤr- stenwaͤrther. Text S. 11 Z. 7 v. o. desgl. ‒ 20 ‒ 8 — st. so ward l. so wird ‒ 25 ‒ 5 v. u. st. Bergwerke l. Salz- werke ‒ 26 ‒ 2 — st. Gallanen l. Gallonen ‒ 28 ‒ 7 v. o. st. Plantanus l. Pla- tanus ‒ 36 ‒ 5 — st. macrocorpa l. ma- crocarpa ‒ 37 ‒ 21 — st. großen l. groͤßten ‒ 65 ‒ 1 — st. Krairie l. Prairie ‒ 77 ‒ 8 — st. Aufenthalte l. Aufenthalt ‒ 78 ‒ 11 — st. ausgearbeitet l. aus- gebreitet ‒ — ‒ 17 — st. demohnachtet l. dem- ohngeachtet ‒ 82 ‒ 6 v. u. faͤllt die) bei aber weg ‒ 64 ‒ 14 v. o. st. une und l. und es ‒ 96 ‒ 3 — seine hinter Ansehen nach ‒ 102 ‒ 16 v. o. dem Urtheile l. dem Begriffe ‒ 107 ‒ 4 v. u. st. von Wabasch l. vom W. ‒ 110 ‒ 13 — st. dahier l da hier ‒ 111 ‒ 5 — st. Fuͤrstenwerther l. Fuͤr- stenwaͤrther S. 112 Z. 11 v. u statt: Weg lies: Wege ‒ 113 ‒ 3 v. o. st Portage l. Portages ‒ 123 ‒ 3 — st. erfuͤlle l. erfuͤllt ‒ 131 ‒ 16 — st. diesem l. diesen ‒ 133 ‒ 2 — st. 1 — 8 l. 7 — 8 ‒ 136 ‒ 6 — st. Washington lity l. Wa- syinaton City ‒ 137 ‒ 3 v. u. st. Waisseaux l. Vais- seaux ‒ 146 ‒ 11 — st. den l. der ‒ 147 ‒ 8 v o. st. Thielen l. Theilen ‒ 173 ‒ 10 — st. Habeas-Corpus Acta l H. C. Acte ‒ 174 ‒ 8 — st. Bewahrurg l. Bewah- rung ‒ 178 ‒ 8 — st. Randloph l. Ran- dolph. Einige weniger auffallende Kleinigkeiten wird der aufmerksame Leser ohnedem zu verbessern wissen.