Schlesische privilegirte Zeitung . No. 24. Sonnabends den 20. Maͤrz 1813. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben mit Sr. Majestaͤt dem Kaiser aller Reußen ein Off- und Defensiv-Buͤndniß abgeschlossen. An Mein Volk . So wenig fuͤr Mein treues Volk als fuͤr Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft, uͤber die Ursachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Haͤlfte Mei- ner Unterthanen Mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfe- stungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelaͤhmt so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Staͤdte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfuͤllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Jch Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den franzoͤsischen Kaiser endlich zu uͤberzeugen, daß es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhaͤngigkeit zu lassen. Aber Meine rein- sten Absichten wurden durch Uebermuth und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Vertraͤge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Taͤuschung uͤber unsern Zustand aufhoͤrt. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Jhr wißt was Jhr seit fast sieben Jahren erduldet habt, Jhr wißt was euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfuͤrsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Guͤter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkaͤmpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhaͤngigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer maͤchtigen Verbuͤndeten der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Voͤl- ker sind fuͤr gleiche Guͤter gegen maͤchtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmuͤthigen Schweitzer und Niederlaͤnder. Große Opfer werden von allen Staͤnden gefordert werden: denn, unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Jhr werdet jene lieber bringen, fuͤr das Vaterland, fuͤr Euren angebornen Koͤnig, als fuͤr einen fremden Herrscher, der wie so viele Beispiele lehren, Eure Soͤhne und Eure letzten Kraͤfte Zwecken widmen wuͤrde, die Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Aus- dauer, Muth, und der maͤchtige Beistand unserer Bundesgenossen, werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewaͤhren. Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden moͤgen, sie wiegen die heiligen Guͤter nicht auf, fuͤr die wir sie hingeben, fuͤr die wir streiten und siegen muͤssen, wenn wir nicht aufhoͤren wollen, Preußen und Deutsche zu seyn. Es ist der letzte entscheidende Kampf den wir bestehen fuͤr unsere Existenz, unsere Unabhaͤngigkeit unsern Wohlstand; keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvol- len Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem wuͤrdet ihr getrost entgegen gehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben ver- mag. Allein wir duͤrfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Willen werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen Frieden und Wiederkehr einer gluͤcklichen Zeit. Breslau den 17. Maͤrz 1813. Friedrich Wilhelm . An Mein Kriegesheer . Vielfaͤltig habt Jhr das Verlangen geaͤußert, die Freiheit und Selbststaͤndigkeit des Vaterlandes zu erkaͤmpfen. — Der Augenblick dazu ist gekommen! — Es ist kein Glied des Volkes, von dem es nicht gefuͤhlt wuͤrde. Freiwillig eilen von allen Seiten Juͤnglinge und Maͤnner zu den Waffen. Was bei diesen freier Wille, das ist Beruf fuͤr Euch , die Jhr zum stehenden Heere gehoͤrt . Von Euch — geweiht das Vaterland zu vertheidigen — ist es berechtigt zu fordern, wozu Jene sich erbieten. Seht! wie so Viele Alles verlassen, was ihnen das Theuerste ist, um ihr Leben mit Euch fuͤr des Vaterlandes Sache zu geben. — Fuͤhlt also doppelt Eure heilige Pflicht! Seyd Alle ihrer eingedenk am Tage der Schlacht, wie bei Entbehrung, Muͤhseligkeit und innerer Zucht! Des Einzelnen Ehrgeiz — er sey der Hoͤchste oder der Geringste im Heere — verschwinde in dem Ganzen: Wer fuͤr das Vaterland fuͤhlt, denkt nicht an sich. Den Selbstsuͤchtigen treffe Verachtung, wo nur dem allgemeinen Wohl es gilt. Diesem weiche jetzt Alles. Der Sieg geht aus von Gott! Zeigt Euch sei- nes hohen Schutzes wuͤrdig durch Gehorsam und Pflichterfuͤllung. Muth, Ausdauer, Treue und strenge Ordnung sey Euer Ruhm. Folgt dem Beispiel Eurer Vorfahren; seyd ihrer wuͤrdig und Eurer Nachkommen eingedenk! Gewisser Lohn wird treffen den, der sich auszeichnet; tiefe Schande und strenge Strafe den, der seiner Pflicht vergißt! Euer Koͤnig bleibt stets mit Euch ; mit Jhm der Kronprinz und die Prin- zen Seines Hauses . Sie werden mit Euch kaͤmpfen — Sie und das ganze Volk werden kaͤmpfen mit Euch , und an Unserer Seite ein zu Unserer und zu Teutschlands Huͤlfe gekommenes, tapferes Volk, das durch hohe Thaten seine Unabhaͤngigkeit er- rang. Es vertraute seinem Herrscher, seinen Fuͤhrern, seiner Sache, seiner Kraft — und Gott war mit ihm! So auch Jhr ! — denn auch Wir kaͤmpfen den großen Kampf um des Vaterlandes Unabhaͤngigkeit. Vertrauen auf Gott, Muth und Ausdauer sey Unsere Loosung!“ Breslau, den 17ten Maͤrz 1813. Friedrich Wilhelm . Urkunde uͤber die Stiftung des eisernen Kreuzes . Wir Friedrich Wilhelm , von Gottes Gnaden Koͤnig von Preußen ꝛc. ꝛc. Jn der jetzigen großen Katastrophe, von welcher fuͤr das Vaterland Alles abhaͤngt, verdient der kraͤftige Sinn, der die Nation so hoch erhebt, durch ganz eigenthuͤmliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Standhaftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Uebel einer eisernern Zeit ertrug, nicht zur Kleinmuͤthigkeit herabsank, bewaͤhrt der hohe Muth, welcher jetzt jede Brust belebt und welcher, nur auf Religion und auf treue Anhaͤnglichkeit an Koͤnig und Vaterland sich stuͤtzend, ausharren konnte. Wir haben daher beschlossen, das Verdienst welches in dem jetzt ausbrechenden Kriege, entweder im wirklichen Kampf mit dem Frinde oder außerdem im Felde oder da- heim jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um Freiheit und Selbststaͤndigkeit, erworben wird, besonders auszuzeichnen und diese eigenthuͤmliche Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen. Dem gemaͤß verordnen Wir wie folget: 1. Die nur fuͤr diesen Krieg bestehende Auszeichnung des Verdienstes Unserer Un- terthanen um das Vaterland ist das eiserne Kreuz von zwei Klassen und einem Groß-Kreuz. 2. Beide Klassen haben ein ganz gleiches in Silber gefaßtes schwartes Kreuz von Gußeisen, die Vorderseite ohne Jnschrift, die Kehrseite zu oberst Unsern Namenszug F. W. mit der Krone, in der Mitte drei Eichenblaͤtter und unten die Jahreszahl 1813. und beide Klassen werden an einem schwarzen Bande mit weisser Einfassung wenn das Verdienst im Kampf mit dem Feinde erworben ist, und an einem weissen Bande mit schwarzer Einfassung wenn dies nicht der Fall ist, im Knopfloch getragen; die erste Klasse hat neben dieser Dekoration noch ein Kreuz von schwarzem Bande mit weisser Einfassung auf der linken Brust; und das Großkreuz, noch einmal so groß als das der beiden Klassen, wird an dem schwarzen Bande mit weisser Einfassung um den Hals getragen. 3. Die Militair-Ehrenzeichen erster und zweiter Klasse werden waͤhrend der Dauer dieses Krieges nicht ausgegeben; auch wird die Ertheilung des rothen Adler-Ordens zwei- ter und dritter Klasse so wie des Ordens pour le mérite, bis auf einige einzelne Faͤlle, in der Regel suspendirt. Das eiserne Kreuz ersetzt diesen Orden und Ehrenzeichen und wird durchgaͤngig von Hoͤheren und Geringeren auf gleiche Weise in den angeordneten zwei Klassen getragen. Der Orden pour le mérite wird in außerordentlichen Faͤllen mit drei goldenen Eichenblaͤttern am Ringe ertheilt. 4. Die zweite Klasse des eisernen Kreuzes soll durchgaͤngig zuerst verliehen werden; die erste kann nicht anders erfolgen, als wenn die zweite schon erworben war. 5. Daraus folgt, daß auch diejenigen, welche Orden oder Ehrenzeichen schon besiz- zen und sich in diesem Kriege auszeichnen, zunaͤchst nur das eiserne Kreuz zweiter Klasse erhalten koͤnnen. 6. Das Großkreuz kann ausschließlich nur fuͤr eine gewonnene entscheidende Schlacht, nach welcher der Feind seine Position verlassen muß, desgleichen fuͤr die Wegnahme einer bedeutenden Festung, oder fuͤr die anhaltende Vertheidigung einer Festung die nicht in feindliche Haͤnde faͤllt, der Kommandirende erhalten. 7. Die jetzt schon vorhandenen Orden und Ehrenzeichen werden mit dem eisernen Kreuz zusammen getragen. 8. Alle Vorzuͤge, die bisher mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster und zweiter Klasse verbunden waren, gehen auf das eiserne Kreuz uͤber. Der Soldat, der jetzt schon das Ehrenzeichen zweiter Klasse besitzt, kann bei anderweitiger Au sz eichnung nur zuerst das eiserne Kreuz der zweiten Klasse erhalten; jedoch erhaͤlt er demselben zugleich die mit dem Besitz des Ehrenzeichens erster Klasse verbundene monatliche Zulage, die aber fernerhin nicht weiter vermehrt werden kann. 9. Jn Ruͤcksicht der Art des verwirkten Verlusts dieser Auszeichnung hat es bei den in Ansehung Unserer uͤbrigen Orden und Ehrenzeichen gegebenen Vorschriften sein Be- wenden. Urkundlich unter Unsere allerhoͤchsteigenhaͤndigen Unterschrift und beigedrucktem Koͤniglichen Jnsiegel. Gegeben Breslau den 10ten Maͤrz 1813. Friedrich Wilhelm . Was Jch heute wegen Bestrafung von Verbrechen gegen die Sicherheit der Armeen an die commandirenden Generale erlassen habe, gebe Jch Jhnen aus der Anlage zu ersehen, und beauftrage Sie zugleich, solche als gesetzliche Vorschrift zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Es versteht sich dabei von selbst, daß die den commandirenden Generalen uͤbertragene Gewalt auch den Gouverneurs der Provinzen und den Festungs-Commandanten zustehen muß. Breslau, den 17ten Maͤrz 1813. Friedrich Wilhelm . An den Staats-Kanzler Freiherrn von Hardenberg . Nicht weil Jch glaube, daß es Verraͤther an der Sache des Vaterlandes unter Meinem Volke oder in Teutschland geben koͤnne, sondern um die Schwachen, besonders unter den Staats- dienern, welche Drohungen nachzugeben geneigt sind, durch die Gewißheit groͤßerer Gefahr, von Uebelthaten abzuhalten; setze Jch Folgendes fest: 1. Jeder, der ohne durch vaterlaͤndische Behoͤrden dazu beauftragt zu seyn, mit dem Feinde in Verbindung bleibt, oder in solche tritt, sey es durch schriftliche oder muͤndliche Mit- theilungen, 2. jeder, der dem Feinde Pferde, Waffen, Munition, oder Kleidungsbeduͤrfnisse zukommen laͤßt, 3. jeder, der dem Feinde erweisliche Fourage oder Mundbeduͤrfnisse zufuͤhrt, ohne anders als durch uͤberwiegende, durch Gewalt nicht abzutreibende Militair-Macht dazu gezwun- gen zu seyn, soll vor ein Kriegs-Gericht gestellt und hingerichtet werden. 4. Das Kriegs-Gericht wird von dem commandirenden Generale in dessen Bereich das Verbrechen vorfaͤllt, in der gewoͤhnlichen Form ernannt. Es muß jedoch ein Staats- diener der naͤchsten hoͤheren Civil-Behoͤrde, als Mitglied des Kriegs-Gerichts, zugezoͤ- den werden. 5. Der Beweis muß zur Ueberzeugung der Mitglieder des Kriegs-Gerichts gefuͤhrt seyn und 6. auf den Grund desselben ausgesprochen werden: ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig, oder Meiner Gnade zu empfehlen ist. 7. Jm ersten Falle, wird gegen den Angeklagten als Verbrecher eine Stunde nach dem Aus- spruche des Kriegs-Gerichts das Urtheil vollzogen; im zweiten wird er entlassen; im dritten wird Mir berichtet, und der Angeklagte unterdessen nach einer Festung gesandt. 8. Zwei Drittheile der Stimmen entscheiden. Nach diesen Vorschriften, welche der Staats-Kanzler zur allgemeinen Kenntniß im Va- terlande, und da, wo die Truppen sonst hinkommen, bringen wird, haben Sie in vorkommen- den Faͤllen strenge zu verfahren. Breslau, den 17, Maͤrz 1813. Friedrich Wilhelm . An den General von der Cavallerie von Bluͤcher , und an den General-Lieutenant von Yorck . Verbot . Es wird hiermit bei harter Ahndung verboten, auf den Ortschaften, wo Nervenfieber gras- siren, kranke Bewohner oder Dienstleute an andere gesunde Orte zu bringen. Breslau den 17ten Maͤrz 1813. (L. S.) Polizei-Deputation der Koͤnigl. Bresl. Regierung von Schlesien. Publicandum . Bei dem uns ruͤhmlichst bekannten Patriotismus unserer guten Mitbuͤrger und bei den mannigfaltigen, bereits in oͤffentlichen Blaͤttern erschienenen Anerbiethungen, zu Sammlung von Beitraͤgen fuͤr die freiwilligen aber unbemittelten Vertheidiger des Vaterlandes, haben wir es bisher fuͤr uͤberfluͤssig gehalten, auch uns zu einer solchen Sammlung zu erbieten. Um jedoch den uns geaͤußerten Wuͤnschen eines ansehnlichen und achtungswerthen Theils der hiesigen wohl- loͤblichen Buͤrgerschaft Genuͤge zu leisten, ist von uns eine besondere aus dem Herrn Stadt-Rath Biebrach und den beiden Stadtverordneten Hrn. Friedr. Wilhelm Kuh und Hrn. Lucius bestehende Commission ernannt worden, welche sich vom 16ten bis 19ten und vom 22sten bis 25sten dieses Monats inclusive, taͤglich Vormittags von 9 bis 12 Uhr, auf dem rathhaͤuslichen Fuͤrstensaale damit beschaͤftigen wird, Beitraͤge zu oben gedachtem Zweck, sie bestehen in Gelde, oder Kleidungs- und Armatur-Stuͤcken anzunehmen, und ihrer Bestimmung gemaͤß an die Behoͤrde zu befoͤrdern. Wir machen solches hierdurch zu Jedermanns Wissenschaft bekannt, mit der Bemerkung: daß, wenn auch nach dem 25sten dieses Monats noch Jemand ein Opfer auf den Altar des Va- terlandes niederlegen will, wir jederzeit bereit seyn werden, solches anzunehmen und fuͤr die weitere Befoͤrdernng desselben nach der Intent i on des Gebers zu sorgen. Breslau den 9. Maͤrz 18 1 3. Zum Magistrat hiesiger Haupt- und Residenz-Stadt verordnete Ober-Buͤrgermeister Buͤrgermeister und Stadt-Raͤthe. Breslau, vom 18. Maͤrz Seine Majestaͤt der Koͤnig haben dem von Riedesel Freiherrn zu Eisenbach , den Ge- bruͤdern Hans und Heinrich von Saldern , dem Dom Capitular Rudolph von Alvensle- ben und dem verabschiedeten Lieutenant von Tschirski in Gemaͤßheit vormaliger Expec- tanzen, auch dem Rittmeister Bernhard von Grabowski , den Koͤnigl. Preuß. St. Jo- hanniter-Orden zu verleihen geruhet. Breslau, vom 19. Maͤrz. Vorgestern Vormittags marschirte, unter feierlichem Gelaͤute der Glocken, ein Theil der hier in Garnison gestandenen Truppen aus, um sich an den Ort seiner weitern Bestimmung zu begeben. Diesen Truppen folgte gestern Vor- mittag eine andere Abtheilung von Cavallerie, unter feierlichem Glockengelaͤute. Se. Majestaͤt der Kaiser von Rußland und Se. Maje- staͤt unser Koͤnig begaben Sich, nebst des Kronprinzen, so wie der uͤbrigen Koͤnigli- chen Prinzen und Prinzessinnen Koͤnigl. Ho- heiten, vor das Schweidnitzer Thor, als wo- selbst an beiden Tagen der Sammelplatz der theils von hier aus- theils durchmarschirten Truppen war. Als die Allerhoͤchsten und Hoͤch- sten Herr s chaften daselbst angekommen und mit dem lautesten „ Hurrah !“ begruͤßt worden waren, wurden sowohl vorgestern als gestern von den dazu berufenen Geistlichen an die versam- melten Truppen ihrer hohen Bestimmung ange- messene Anreden gehalten und dieselben einge- segnet, worauf die Truppen von den innigsten Gluͤckwuͤnschen und den hoͤchsten Hoffnungen der ganzen Stadt begleitet ihren weitern Marsch fortsetzten. Vorgestern geruheten Se. Majestaͤt der Kaiser , und Se. Majestaͤt der Koͤnig nebst der Prinzen und Prinzessinnen Koͤnigl. Hoheiten, das Schauspielhaus mit Hoͤchst Jhrer Gegenwart zu beehren. Gestern Abend geruheten Allerhoͤchstdieselben einen Ball anzunehmen, welcher in dem auf der Schweidnitzer Straße befindlichen Locale der großen Provinzial-Ressource arrangirt war. Heute Vormittag gegen 10 Uhr haben Se. Kaiserl. Majestaͤt unter dem Donner der Kanonen, dem Laͤuten aller Glocken, und dem Paradiren der Truppen unsere Stadt wieder verlassen und den Weg nach Kalisch genommen; Se. Majestaͤt der Koͤnig begleiteten diesen erhabenen Monarchen bis uͤber 1 Meile von der Stadt. Sr. Maj. der Kaiser nehmen die tiefste Verehrung aller hiesigen Einwohner mit Sich, indem Sie sich durch Jhre herablassende Huld und Milde die Herzen Aller gewonnen haben. Die herzlichsten Segenswuͤnsche begleiten Al- lerhoͤchstdieselben auf Jhrer fernern Reise. Se. Majestaͤt der Kaiser haben des Koͤnigl. Preuß. General-Lieutenants Hrn. von Kleist Excellenz, eine mit Allerhoͤchstdero Portrait gezierte und sehr reich mit Brillanten besetzte Ta- batiere, desgleichen des Koͤnigl. General-Lieu- tenants Herrn von Scharnhorst Excellenz den Alexander-News k y-Orden, ferner Sr. Durchl. dem Koͤnigl. Obersten Prinzen Bi- ron von Curland die Jnsignien des St. An- nen-Ordens 1ter Classe in Brillanten, dem Koͤnigl. Oberst-Lieutenant Herrn von Wran- gel den St . Wladimir-Orden 2ter Classe, dem Koͤnigl. Major Herrn von Wedell den St. Annen-Orden 2ter Classe, und dem Koͤnigl. Capitain Herrn von Schack den St. Annen- Orden 2ter Classe in Brillanten, zu verehren geruhet. Auch diejenigen Personen, welche die Ehre hatten Se. Kaiserl. Majestaͤt zu be- dienen, sind von Allerhoͤchstdenenselben Kaiser- lich, beschenkt worden. Wartenberg, vom 15. Maͤrz. Hente Nachmittags um 2 Uhr trafen Se. Rußisch-Kaiserl. Majestaͤt mit Gefol- ge von Kalisch auf der Reise nach Breslau, un- ter Geleitung des Herrn Landraths v. Bosse und einiger fuͤrstl. Jaͤger, in allerhoͤchstem Wohlseyn hier ein. Zum Empfange war am Eingange der Stadt eine Ehrenpforte errichtet, wobei die hiesige Geistlichkeit, so wie saͤmmtliche Koͤnigl. und staͤdtische Behoͤrden nebst den bei- den Buͤrgergarden-Compagnien versammelt waren. Bei Ankunft Sr. Majestaͤt wurde von dem hiesigen Fuͤrstl. Hof-Prediger Herrn Sas- sadius eine passende Anrede an Allerhoͤchstdie- selben gehalten, welche Sr. Majestaͤt besonders huldreichst zu vernehmen geruheten. Hierauf erschallte ein „ Hoch lebe Kaiser Alexan- der !“ Unter diesem freudigen Zuruf und un- ter Glockengelaͤute langten Sr. Majestaͤt vor dem Schlosse Sr. Durchlaucht des Prinzen Biron von Curland an, woselbst Aller- hoͤchstdieselben, nachdem Sie vom Wagen ab- gestiegen waren, an dem Eingange von der Durchlauchstigsten Gemahlin des Prinzen em- pfangen wurden. Jm Schloßhause befanden sich zwoͤlf der gebildetsten hiesigen Maͤdchen gruppirt, von denen eines Sr. Kaiserlichen Majestaͤt einen Blumenstrauß zu uͤberreichen die Gnade genoß, die uͤbrigen aber den Weg mit Blumen bestreuten, woruͤber Sr. Majestaͤt Jhr besonderes Wohlgefallen mit dem freundlichsten Danke zu erkennen gaben. Nach einem ganz kurzen Aufenthalt bestiegen Allerhoͤchstdieselben wiederum den Wagen und setzten Jhre Reise, von tausend Segenswuͤnschen begleitet, unter abermaligem Getoͤne der Glocken und unter Ge- leitung Sr. Durchlaucht des Prinzen Biron von Curland, des Corps der Herren Offiziers der hiesigen Garnison, des Herrn Landraths v. Bosse und einiger Prinzl. Jaͤger, auf das naͤch- ste Relais nach Ober-Stradam fort, woselbst Allerhoͤchstdieselben von den saͤmmtlichen Staͤn- den des hiesigen Kreises empfangen wurden, und nach Wechselung der Pferde unter dem lau- ten Zuruf der von mehrern Ortschaften her zahl- reich versammelten Landbewohner „ es lebe Kaiser Alexander !“ und unter Geleitung des Koͤnigl. Marsch-Commissarii Herrn v. Schickfus aus dem Bezirke des Wartenberg- schen Kreises schieden. Berlin, vom 16. Maͤrz. Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben den bei dem De- partement fuͤr die Staats-Einkuͤnfte angestell- ten bisherigen Regierungsrath Paalzow , zum Geheimen Regierungsrath zu ernennen, und die desfallsige Bestallung hoͤchst eigenhaͤndig zu voll- ziehen geruhet. Gestern Vormittag trafen Se. Excellenz der Koͤnigl. Preußische General-Lieutenant von Yorck ganz unvermuthet zu Pferde, umgeben von einer sehr zahlreichen Suite hier ein und kehrten nach einigen abgestatteten Besuchen wie- derum zuruͤck nach ihrem eine kleine halbe Meile von der Stadt jetzt befindlichen Hauptquartier Weißensee . Das in der Naͤhe unserer Re- sidenz angekommene Koͤnigl. Preußische Armee- Corps, wird morgen gegen Mittag seinen fei- erlichen Einzug allhier halten. Am 14ten d. trafen Se. Excellenz der Koͤnigl. Preuß. General-Lieutenant Graf von Tauen- zien , aus Frankfurt a. d. O. hier ein. Abgegangen von hier ist: der Koͤnigl. Preuß. Geheime Staatsrath und Generalmajor, Graf v. Lottum , nach Breslau . Eben dahin ging auch gestern die Feld-Equipage Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen (Bruders Sr. Majestaͤt.) Gestern Abend um 7 Uhr marschirte ein Kai- serlich-Russisches Regiment Jnfanterie, nebst zwei Batterien, jede von 6 Kanonen und 36 Pul- verwagen, hier durch in die Gegend von Span- dau. Dreiundfunfzig und neunundzwanzig Fran- zoͤsische Gefangene sind hier von Oranienburg und von Brandenburg eingebracht worden. Am 9ten dieses gaben Sr. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Ferdinand von Preußen dem we- nige Tage zuvor hier eingeruͤckten Kaiserl. Rus- sischen General Fuͤrsten Repnin , einigen an- dern Kaiserl. Russischen Generalen, der inte- rimistischen Ober-Regierungs-Commission und mehreren Personen vom hohen Adel große Mit- tagstafel. Eben so war gestern bei Sr. Koͤnigl. Hoheit großes Diner, zu welchem der seitdem eingeruͤckte Kaiserl. Russische General der Ca- vallerie, Graf Wittgenstein Excellenz, nebst Gemahlin, die saͤmmtliche zu dem unter seinen Befehlen stehenden Armee-Corps gehoͤrige Ge- neralitaͤt und viele hohe Standes-Personen ge- zogen zu werden die Ehre hatten. Sonnabend, den 13ten d., gab Berlin den hier anwesenden Kaiserl. Russischen Herren Ge- neralen und Offizieren, im Concertsaale des National-Schauspielhauses, einen auf Sub- scription veranstalteten glaͤnzenden Ball. Die Schauspielstunden waren so eingerichtet worden (von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen Gaͤste, fuͤr welche der erste Rang Logen in Be- schlag genommen war, es vor Anfang des Balls besuchen konnten. Es wurde Adrian von Ostade , und der leichtglaͤubige Liebha- ber , neues komisch-pantomimisches Divertis- sement, vom Koͤnigl. Balletmeister Hrn. Telle, mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen- detem Schauspiel nahm der Ball um 9 Uhr sei- nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofstaaten waren eingeladen und gegenwaͤrtig; eben so alle hier noch anwesenden Mitglieder des diplomatischen Corps. Die zwischen 6 bis 700 starke Gesell- schaft, die Damen in großer Parure, und die Herren und großem Costume, war eben so aus- gesucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die Balustrade mit einer Draperie von weißem Mousselin mit Rosenguirlanden versehen, und der Saal oben mit einfachem, aber symboli- schen Eichenlaub decorirt. Jn Nebensaͤlen standen Spieltische. Die Musik war in den Lo- gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend des Tanzes wurden Erfrischungen aller Art umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde gespeiset, von den Hoͤfen und der hohen Russischen Gene- ralitaͤt an besetzten Tafeln; von den Uebrigen, ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an der Tafel folgende Toasts ausgebracht und hun- dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majestaͤt dem Kaiser Alexander! 2) Sr. Majestaͤt dem Koͤ- nige von Preußen! 3) Der braven Kaiserlich- Russischen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn. Obergeneral, Grafen Wittgenstein! — Der Ball dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohsinn hatte ihn veranstaltet; Frohsinn beseelte, Frohsinn beschloß ihn. Aus einem Schreiben aus Saarmund, vom 12. Maͤrz. Die Gefahr, welche uns bevorstand, ist gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d., des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von Jtalien. Erst am 4ten gegen 11 Uhr traf das Franzoͤsische Armeecorps hier ein, und alles deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi- ziere im Ort, der von einem Ende zum ondern mit Wagen besetzt war. Kanonen und Pulver- wagen standen nahe bei der Stadt. Ein gro- ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker- buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und 50—60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den Haͤusern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps, der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern gelegen hatte. Es herrschte die groͤßte Stille. Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr brachen auch die hiesigen Trnppen auf. Nur etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin, die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesseits wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht. Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle- rie und die Kanonen zogen sich um 8 und 9 Uhr zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen, welches den Franzosen bei ihrem Ruͤckzuge, zum Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr sprengten die ersten Kosaken hinein. Bald darauf folg- ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka- nonen, im raschen Trab. Gegen 3 Uhr kamen von der Potsdammer Seite mehrere tausend Mann Kosaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge- neral Tschernitscheff . Sie blieben bis 7 Uhr, wo sie sich eben zum Essen angeschickt hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen mußte. Nur der General blieb die Nacht auf dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Kosaken, und folgte den andern Morgen fruͤh. Anclam . vom 11. Maͤrz. Hier ist die zuverlaͤssige Nachricht eingegan- gen, daß die franzoͤsischen nnd die mit ihnen verbundenen saͤchsischen Truppen, vorgestern Abend das ganze schwedische Pommern, mit Jnbegriff der Hauptstadt Stralsund und zugleich auch die Jnsel Ruͤgen geraͤumt und sich hinter die Elbe zuruͤckgezogen haben. Regensburg, vom 6. Maͤrz. Heute Nacht ist eine Abtheilung koͤnigl. saͤch- sischer Garden nebst einer Anzahl Kasse- und anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachsen selbst erwartet. — Auch ist ein betraͤchtlicher Zug koͤnigl. baierischer Artillerie und Munitions- wagen, von der Armee kommend, durchpassirt. Nachtrag