Eigentliche und accurate Vorstellung Des den 30. Octobr. A o . 1746. in der Kayserl. Residenz Stadt Wien um 11. Uhr vormitags auf ei- nem mit 8 Pferden bespanten Wagen, unter begleitung 8. Curassiers , wie auch zu München A o . 1747. den ii. Febr. um 1. Uhr auf einem mit 9 Pferden bespanten Wagen, neu angekom̃enen Asiati schen Wunder-Thiers Rhinoceros oder Nasen-Horn genañt, so in der Provinz Asem , unter dem Gebiet des Groß-Moguls gelegen gefangen worden. D ieses Rhinoceros Nasen-Horn, oder wie es auch sonsten genennet wird, Elephanten-Meister, verdienet von Jederman gesehen oder betrachtet zu werden, weilen es wohl das erste von dieser Sorte ist so jemahlen, will nicht sagen in Teutschland, sondern gar in gantz Europa lebendig gesehen worden. Gegenwärtiges Wunder-Thier ist in Asia in der Landschafft Asem unter die Herrschafft des Groß- Moguls gehörig, mehr als 4000. Meilen von hier entlegen, mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter von den schwartzen Jndianern, mit Pfeilen todt geschossen, und wel- len es damahlen erst einen Monat alt gewesen, gantz zahm gemacht und gewöhnet worden, in denen Zimmern, wo Damen und Herrn gespei- set, zur Curiosi tät um den Tisch zu laufen. Anno 1741 da es drey Jahr alt war, ist es durch den Capitain Douvemout aus Bengala nach Holland überbracht worden. Ob es gleich jetzo ohngefähr 8. Jahr alt, und bey 5000 Pfund oder 50. Zentner wieget, so ist es gleichsam doch noch ein Kalb, weill es noch viele Jahre wächset, wie dann diese Art Thiere auf hundert Jahre alt werden. Dieses Rhinoceros ist dunckel-braun, hat keine Haare, gleich wie der Elephant, doch an den Ohren und am Ende von dem Schwantze sind einige Häärlein; auf der Nase hat es sein Horn, welches krumm wie ein halber Mond, da- mit kan es die Erde viel geschwinder umgraben, als niemahls ein Baur mit dem Pflug thut, und wird dieses Horn in denen Kunst Kam̃ern zur Rari tät aufbehalten. Jm lauffen ist dieses Thier ungemein schnell, kan im Wasser schwim̃en und tauchen wie eine Endte, welches in betrachtung seiner Grö- ße und schwere fast unglaublich scheinet. Sein Kopf ist nach und nach vorne zu spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen nach Proportion võ dem grossen Thier sehr klein, und kan es nicht anders als über die Seite von sich absehen: die Haut ist, als ob sie mit Schilden gedeckt wäre, dieselben schlagen wohl eine Hand-breit über einander hin und sind zwey Zoll dicke. Die Füsse sind kurtz und dick, als wie des Elephanth versehen mit drey Klauẽ. Wañ es vollkom̃en ausgewachsen, so ist es insgemein so groß, als ein mittelmäßiger Elephant. Wider disen hat der Rhinoceros von Natur eine unauslöschli- che Feindschafft, dahero derselbe, wañ er einen Elephanten antrifft, ihme mit sei- nem Horn unten den weichen Bauch aufreißet und also tödtet. Jn denen Wüs- tenenyẽ Africæ und an unterschiedene Orten in Asia , als in Bengala , Faca- tru sind derẽ am meisten befindlich. Der Eigenschafft nach ist der Rhinoceros ein listiges ũ. fröliches Thier auch über die massen sorgfältig vor seine Junge. Endlich ist anzumercken, daß gegenwärtige Nase Horn oder Rhinoceros zu seiner täglichẽ Unterhalt 60. Pfund Heu ũ. 20. Pf. Brod frißt, auch 14. Aymer Wasser säufft. So wunderbahr ist Gott in seinen Creaturen, Man findet überall der Allmacht weise Spuhren. Von so viel Tausenden ist keins so groß und klein, Wo dessen Herrlichkeit nicht wird zu sehen seyn. Betrachte dieses Thier, so du hier vor dir siehest, Und mach den Schluß, ob du mit Recht dich nicht bemühest, Jm Buche der Natur nach Gottes Wunder-Macht Zu forschen emsiglich sowohl bey Tag als Nacht. Das Auge wundert sich, der Mund muß frey bekeñen: Gott ist wie Allmachts-voll so wundersam zu neñen. Und dieses treibet uns zu dessen Lobe an, Der wohl niemahlen gnug gepriesen werden kan, Besonders wann man auch noch dieses hinzusetzet: Gott hats gemacht, daß sich der Mensch darob ergötzet. Augspurg, zu finden bey Elias Buck a. H. Kupferstecher, wohnhafft auf dem Unter-Graben.