Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter- Geist oder Hexen- Gespenst/ Welches sich bißhero zu St. Annaberg in einem wohl gebaueten Wohnhause vom 4. Augusti an biß zu Ende des Septembris dieses 1691sten Jahres/ so wohl am hellen Tage/ als des Nachts/ durch allerhand Unfug und gestifftete Ungelegenheit mercken und spuͤren lassen. Nebenst einem kleinen Vor- und Nachbericht/ Was von dergleichen Begebenheiten zu halten. Leipzig / druckts Justus Reinhold/ bey dem es auch im Durch- gange des Rathhauses zu bekommen. D Aß der Menschen Furcht und Angst des Satans groͤste Freude/ unser Erschre- cken und Weheklagen sein Saitenspiel und Jauchtzen/ unsere Schmertzen nnd Thraͤ- nen sein Gelaͤchter seyn/ hat man unter andern auch gnugsam daraus zu erkennen/ wenn der alte Boͤsewicht durch Gottes Verhaͤngniß sich noch iezuweilen in abscheulicher Gestalt sehen laͤsset/ oder durch sein hoͤllischen Gesinde mancherley Verdruß und Ungluͤck stifftet/ die Leute aͤffet/ und sie desto zaghafftiger und furcht- samer zu machen/ es aufs wunderlichste beginnet und vor- nimmet. Manchmahl setzet er mit seinen Plagen fuͤr andern an fromme Christen/ weil er ihnen sonst nichts zu schaden oder anzuthun vermag/ als daß er sie etwa durch ungewoͤhn- liche Gesichte/ Traͤume/ Schatten/ Poltern/ Spotten/ Lachen und dergleichen Haͤndel blendet und verunruhiget; Sintemahl er die von GOTT selbst gesetzten Schrancken nimmermehr uͤberschreiten darff. Unterweilen aber koͤmmt er auch uͤber seine liebe Getreue/ nemlich die Gottlosen/ die ein boͤses Gewissen haben/ um selbige desto hefftiger und grausamer zu martern und zu qvaͤlen/ ie weniger sie selbst ihnen etwas guts bewust seyn. Wiewohl man nun niemanden in dergleichen Faͤllen richten/ sondern das Privat-Urtheil schlechter Dings ein- stellen soll; Hiernaͤchst auch weder die Frommen um ihrer Froͤmmigkeit willen stoltziren/ noch die bußfertigen Suͤnder B 2 an an Gottes Gnade und Christi Erbarmen zweiffeln duͤrffen: So ist doch nach aller verstaͤndigen und hocherleuchteten Maͤnner Aussage und Bekaͤntnis dieses gewiß und ohnfehl- bar/ daß/ wer dem Satan Trutz bieten/ und sein Affenspiel hertzhafft verachten wolle/ bey unsern lieben HErrn GOtt in guten Concept stehen muͤsse. Aus den Historien ist zwar auch von einem Heydnischen Spartaner bekandt/ daß/ als ihm auf einem Grabe ein Gespenst in weißer Toden-Gestalt erschienen/ er alsbald seinen Spieß ergriffen/ und damit auf das Gespenste loß gerannt/ der Meynung/ es sey ein Geist eines Verstorbenen; Als es aber im Augenblicke verschwun- den/ hat er zwar geschrien: Wo fleuchst du hin/ du verzagter Geist? Komm! ich will dich zum andern mahl wieder hin- unter in den Abgrund schicken. Allein das Gespenste hat sich nicht mehr sehen lassen. So demnach der Teuffel mit seiner Phantasey auch von einem blinden Heyden abgelassen/ weil er gesehen/ daß bey ihm kein Zittern noch Entsetzen/ sondern vielmehr ein trotziger Muth und tapffere Standhafftigkeit anzutreffen sey: Wie vielmehr wird er dem guten unerschro- ckenen Muth eines glaͤubigen Christen ausweichen/ wenn er nicht zwar in Vermessenheit/ so leichtlich Gefahr lauffen kan/ sondern in rechter Gottes Gelassenheit stehet/ bey allen Anlaͤuffen und Pfeilen des hoͤllischen Feindes seinem lieben GOtt vertrauet/ und in seinem Beruffe und Ambts-Ge- schaͤfften getrost fortfaͤhret. Natuͤrlich ist es zwar/ und dem itzigen Zustande des Menschen gemaͤß/ daß er uͤber iedwedes Teufels-Gespinste Grauen und Schauer fuͤhlet; Gestalt denn auch die Heiligen Gottes/ ob ihnen gleich gute Engel erschienen/ sich dennoch gefuͤrchtet. Allein ein Christen-Hertz muß sich alsbald erman- nen/ und zwar durch die von GOtt zugesprochenen Trost- Worte: Fuͤrchte dich nicht/ Jch bin bey dir. Laß seyn/ daß Beelzebub alles uͤbrige wie Stroh und Stoppeln achtet/ so wird wird er dennoch uͤberwunden/ und muß es mit seiner Unge- stuͤmmigkeit ein Ende haben/ wenn der Glaube und das Gebeth als ein bewehrter Harnisch das Hertz der Frommen waffnet und ausruͤstet. Jnsgemein pfleget man den guten Rath mitzutheilen/ daß/ wo Gespenster sich mercken lassen solten/ man alsobald ein Creutz vor sich schlagen moͤchte. Wie denn auch viel der alten Kirchen-Lehrer in ihren Schrifften lehren und schreiben/ daß/ wer sein Angesicht mit dem heiligen Creutze bezeichnet/ vor dem Verderber sicher sey/ und von ihme in geringsten nicht gezwacket oder beleydiget werden koͤnne. Welches denn nicht dahin zu deuten/ als ob sie nur dem aͤusserlichen Zeichen eine solche Krafft und Wuͤrckung zugeschrieben/ welches aberglaͤubisch gethan seyn wuͤrde; sondern sie haben durch solch aͤusserlich Merckmahl den gecreutzigten Heyland vor die Augen gleichsam gemahlet/ und zu verstehen gegeben/ daß man das theure Verdienst JEsu Christi in stetem Gedaͤcht- niß haben solte. Denn dieser gebenedeyete Weibes-Saamen ist es eintzig und allein/ vor dem alle Teufel selbst sich fuͤrchten und erzittern/ nachdem Er der hoͤllischen Schlangen den Kopff zertreten/ und alle seine Macht und Gewalt durch einen herrlichen Triumph zu seinen Fuͤssen niedergeleget. Allermassen Er auch darzu in die Welt kommen/ daß Er die Wercke des Satans zerstoͤre; Und bezeuget fuͤrnehmlich Athanasius in lib. de humanitate Verbi ejusq́ve corporali adventu, daß zwar die boͤsen Geister hiebevor viel Leute bethoͤret/ und sich da und dort/ bald an Wassern und Fluͤssen/ bald auf Gebuͤrgen und Felsen/ bald in Gebuͤschen und Waͤldern aufgehalten/ und den armseligen Menschen offt- mahls Schrecken verursachet; Nunmehro aber/ da der Sohn Gottes im Fleisch erschienen/ haͤtten dergleichen Ge- spenster und Teufels-Larven ihren Abschied nehmen muͤssen. Freylich ist es nicht zu leugnen/ daß nach hell-aufgegangenem A 3 Licht Licht des Evangelii in aller Welt/ die Teufel/ so wohl von besessenen Menschen/ als auch von besessenen Oertern ver- jaget und ausgetrieben worden/ und nun nicht mehr in solcher Menge/ als etwa vorhin in der tieffsten Finsterniß der Heyden/ allenthalben rumoren duͤrffen. Keinesweges aber hat man sich einzubilden/ daß der Fuͤrste dieser Welt nun- mehro gaͤntzlich ruhe/ und nicht noch heutiges Tages in den Kindern des Unglaubens sein Werck habe. Ein anders berichtet uns hiervon Gottes Wort/ wie daß er zufoͤrderst auch in den letzten Zeiten umher gehe als ein bruͤllender Loͤwe/ und suche/ welchen er verschlingen moͤge; Ja/ daß er einen grossen Zorn gegen die Menschen trage/ und wohl wisse/ daß nun zu seinem voͤlligen Gerichte gar wenig Zeit mehr uͤbrig sey. Drum wuͤtet und tobet der Satan wider die Menschen/ nicht nur heimlicher und verdeckter weise/ sie unversehens/ wo muͤglich/ in Suͤnde und Todt zu verstricken/ sondern er strecket auch wohl oͤffentlich seine Krallen herfuͤr/ und giebet von seiner Gegenwart augenscheinliche Spuren. Sind Leute/ die Lebens-lang nichts unheimliches weder gesehen noch gehoͤret/ und deßwegen dem lieben GOtt zu dancken haben/ so finden sich doch auch deren nicht wenig/ die aus eige- ner Erfahrung viel von dergleichen Dingen zu sagen wissen. Jn den alten Kirchen-Historien und Schrifften der heiligen Vaͤter lieset man unterschiedliche Exempel/ daß Gespenster erschienen. Nach der Zeit aber haben auch die Muͤnche gantze Buͤcher mit dergleichen Erzehlungen ange- fuͤllet/ welche iedoch mehrentheils bessern Grund und Be- weißthum erfordert/ zumahl da es auf lauter Aberglauben und endlich auf Teufels-Beschweren eines gewissen Ordens der Exorci sten hinaus gelauffen/ und ihrer viele darinnen eiteln Ruhm gesuchet/ als ob sie die Kunst gehabt/ mit gewissen Formulen/ oder mit Weyhwasser und Ave Maria die die Geister zu bannisiren. Jnsgemein sind sie durch die Lehren der Teufel/ denen sie gefolget/ in die greulichen Jrrthuͤmer vom Fegfeuer/ von Seelen-Messen/ von Anruffung der vermeynten Heiligen/ und so fort/ gefallen. Doch weil sie sich mit Erscheinungen der Geister auch offtmahls der Truͤ- gerey und Unwahrheit beflissen/ und der gemeine Mann hinter ihr falsches Blendwerck und erdichtete Kuͤnste kommen/ haben Atheisten dadurch sich desto mehr in ihres Hertzens Gedancken verhaͤrtet/ und zuletzt alles/ was man von Ge- spensten geredet/ vor Maͤhrlein halten wollen. Allein/ so es gantz und gar keine Gespenster geben solte/ so wuͤrden nicht die Juͤnger des HErrn Christi diesen ihren allerliebsten und holdseligsten Freund das erstemahl auf dem Meere/ auf welchem Er zu ihnen kam/ und das andere mahl in der Ver- sammlung nach seiner Auferstehung/ vor ein Gespenst ange- sehen haben. Jch will geschweigen/ was glaubhafftige neue Exempel von Gespenstern/ der Alexander ab Alexandro Lib. 2. Genial. dierum Cap. 9. Baptista Fulgosus de dictus \& factus memorabilibus l. I. c. 8. Hieronymus Cardanus in seinen Buͤchern de subtilitate \& varietate rerum, deßglei- chen der beruͤhmte teutsche Scribent Erasmus Francisci in seiner Schaubuͤhne/ nebenst vielen andern Autoribus hin und wieder angefuͤhret haben. Der Wittenbergische Theo- logus, Philippus Melanchthon meldet in seinem Buche/ welches er von der Seele geschrieben/ daß er selbst einige Gespenster gesehen/ und von vielen andern glaubwuͤrdigen Leuten vernommen/ daß auch sie mit ihren Zeugnissen beyge- stimmet/ und dergleichen Erscheinungen bekraͤfftiget. Unnoͤthig ist es/ daß wir uns daruͤber aufhalten/ nach- dem annoch leider! zu diesen unsern Zeiten es die Erfahrung giebet/ daß sich Hexen und Unholde in ein unseliges Bindniß mit dem Teufel einlassen/ und also mit Gespenstern und Kobalden/ deren Nahme dort beym Propheten Esaia cap. 34. cap. 34. v. 14. zu finden/ erschrecklicher und unchristlicher Weise zu thun und zu schaffen haben. Leider GOtt erbarms! hat dergleichen grausames Exempel zu itziger Zeit die uhralte Berg-Stadt/ Annaberg / betroffen/ und dermassen erschrecket/ daß diese liebe Stadt nach ihrem uhralten Nah- men fast wiederum Schreckenberg moͤchte genennet werden/ allwo hiebevor die noch iederman bekandte und ange- nehme alte Muͤntze der Schreckenberger geschlagen worden. Weil daß aber der schaͤndliche Luͤgengeist auch mitten unter seinem Rumoren daran meist seine Lust und Ergoͤtz- lichkeit hat/ daß die Wahrheit durch vielfaͤltigen Anhang und falschen Zusatz geteuschet und verfaͤlschet werde; So hat er es gewiß auch vor dieses mahl an solchem seinen Meisterstuͤck nicht fehlen lassen/ sondern zugleich allerhand Luͤgen hin und wieder in der Welt von dieser Begebenheit ausgestreuet. Dannenhero soll allhier dem geneigten Leser/ der Wahrheit zum besten/ der eigentliche Verlauff ohne fernere Weitlaͤuff- tigkeit erzehlet und mitgetheilet werden. Es ist demnach zufoͤrderst zu wissen/ daß Herr M. E. Z. in itzt gemeldtem Annaberg vor einiger Zeit das nunmehro beschriehene Hauß rechtmaͤßiger Weise erkauffet/ und an eine des Orts so wohl als anderwerts ihrer Gottesfurcht halben wohlbekandte Pfarr-Wittwe vermiethet/ welche denn solches Hauß in aller Stille und Vergnuͤgen uͤber Jahr und Tag bewohnet. Nachdem sie aber auf etliche Wochen zu denen Jhrigen nach Stollberg verreiset/ hat sich in ihrer Abwesenheit am 2. Augusti erstlich zur Nacht ein Gestoͤber unter den Huͤnern im Hof-Gewoͤlbe ereignet/ welches man aber als nichts sonderliches hingehen lassen/ biß auf den 10. Augusti/ da es weit aͤrger worden/ und man von widrigen Dingen zu murmeln angefangen. Jndessen ist auch der Eigenthums-Herr selbst nach Schneeberg verreiset gewesen. Dahero Dahero nach seiner Ruͤckkunfft den 13. Augusti die im Hauß gebliebene Magd sampt der im Hintergebaͤude wohnenden Haußgenoßin referi ret/ wie bißhero in der Nacht sich etwas haͤtte hoͤren lassen/ und hernach bey Tage mit Steinen nach ihnen geworffen/ auf dem Gange gekehret/ und mit etwas gekugelt/ auch aufm Saal herum gegangen/ daß man es gar eigentlich rauschen hoͤren. Auf sothanen Bericht gieng der Besitzer nach Mittags im Nahmen Gottes ins Hauß/ betete mit denen Seinigen zu GOtt/ ermahnete und examini rte die Anwesenden Christlich/ der Meynung/ es waͤre nur etwa/ wie mehrmahl zu geschehen pfleget/ eine weibliche Furchtsamkeit und bloße Einbildung/ oder auch ein eingeschlichener schalck- haffter Dieb gewesen; aber es hat sich stracks folgenden Tages wieder spuͤren lassen. Denn am 14. Augusti/ da die Fr. Pachterin nach Hause kommen/ ist nichts minder das werffen angegangen/ wiewohl es Nachts darauf gantz stille worden. Wie denn dieses wun- derlich und verdaͤchtig nachmahls stets geschienen/ daß inner- halb gantzer 8. Wochen kaum 8. oder 10. Naͤchte gewesen/ da man etwas gemercket/ sondern nur allein bey lichten und hellen Tage/ deren kaum zwey diese gantze Zeit uͤber ruhig gelassen worden/ und die uͤbrigen nur bißweilen den halben Tag. Auch hat man vom Anfang observir et/ daß wenn mehr Leute im Hause gewesen/ sonderlich Manns-Volck/ es wenig oder gar nichts gethan; worbey auch dieses vor eine goͤttliche Gnadenschickung und Verschonung/ wie auch vor eine sonst merckliche Begebenheit geachtet worden/ daß die gantze Zeit uͤber der Eigenthums-Herr nicht mehr als einen eintzigen Stein fallen hoͤren. Sonst hat es allezeit geruhet/ so lange er zugegen gewesen/ welches doch alle Tage bald fruͤh/ bald Mittags/ bald gegen Abend/ wie sichs etwa fuͤgen wollen/ geschehen. B Den Den 15. August ist fruͤh morgens der Tumult noch heff- tiger worden/ indem es in kurtzem wohl 10. Steine/ wie auch ein Stuͤckgen Eisen geworffen. Die Steine sind meistens gewesen/ als waͤren sie itzo aus dem Pflaster gezogen. Hier- auf hat es ferner auf dem Boden/ Saal und Gange gesprun- gen/ gefallen/ gerauschet und gekugelt; besonders wolte die Haußgenoßin einen nackenden leibhafften Arm/ der die Treppe herunter geworffen/ gesehen haben. Die Wuͤrffe sind uͤberall im Hause/ bald in die Kuͤche/ bald in Hof/ und so fort/ geschehen. Der Magd/ als sie sich in der Kuͤche niederbuͤcket/ greiffts/ wie sie es beschrieben/ mit einer kalten Hand ins Ge- sichte/ und zeucht sie hinter sich nieder/ daß sie uͤberlaut ange- fangen zu schreyen. Einige Gestalt hat niemand gesehen/ ohne die Haußgenoßin und die Magd zu unterschiedlichen mahlen/ wie auch/ ihren Vorgeben nach/ zwey Buͤrger. Es hatte sich aber præsenti ret/ wie ein grauer dicker Schatten/ und das Angesicht gleich einem alten hagern Weibe. Viel Personen aber haben es um/ neben und vor sich rauschen hoͤren/ sind ihm auch auf dem Fuß nachgefolget aus einem Zimmer ins andere/ biß es etwa einen Fall gethan/ und also dahin gewesen. Den 16. August hat es der Magd einen kuͤpffernen Hel- ler auf d e n blossen Fuß geworffen/ und am 21. Ejusdem hat es ein Metall in der Kuͤche fallen lassen/ wie einen Zien- Groschen/ den die Fr. Pachterin in der Stube auf den Tisch geleget/ und mit dem Teppich zugedecket/ willens/ selbigen dem rechten Wirth zu weisen; Als sie aber zur Stuben- thuͤr genaus gehet/ und wieder hinein koͤmmt/ ist er vom Tische weg. Den 25. August hat es angefangen an die Stuben- und Gewoͤlb-Thuͤren zu klopffen und zu schlagen/ auch folgende Tage damit fortgefahren. Hingegen hat es vom 28. August her mit dem oͤfftern Steinwerffen ein wenig nachgelassen/ und und destomehr andere lose Haͤndel getrieben; als/ daß es gruͤn Reisig auf die Haußthuͤr/ auf den Stubenleuchter/ an das Gewoͤlbschloß/ an den Spiegel/ und sonderlich auch der Magd auf die Haube gestecket/ und zwar solches gantz unver- merckt/ iedoch haben sie den Leuchter ungewoͤhnlich schwan- ken sehen. Am 3. Septembr. hat es angefangen auch mit Kleidern sein Unwesen zu treiben/ indem es einen alten Peltz zusammen gewickelt und ins Kuͤchen-Fenster gestellet/ einen Rock aus dem Hinter- ins Foͤrder-Hauß getragen/ zwey Muͤtzen oben aufs Ofengelaͤnder gehaͤnget; deßgleichen ein paar alte Hosen uͤber die Haußthuͤr hinaus/ und Struͤmpffe/ Handschuh/ Muͤtzen/ ꝛc. rings umher an den mitten in der Stube hangen- den Leuchter: Auch hat es Kleider in die Roͤhre/ in Ofentopf/ in ein Waschfaß/ untern Ofen/ unter das Bette/ und so weiter gestecket. Den 9. Septembr. hat es in der Kuͤche einen neuen Topf in kleine Scherblein zerbrochen/ mit welchen es die Magd klimpern und spielen hoͤren; als sie aber dieselben aufgerafft und hinaus getragen/ hebt es an zulachen. Und dergleichen kickerndes Lachen hat man zu unterschiedlichen mahlen ge- hoͤret. Auch hat es diesen Tag das Feuer in Ofen dermaßen zerworffen/ daß man es in der Stube hoͤren koͤnnen. Den 10. Septembr. hat es aus der Haußgenoßin Kam- mer Betten/ Kleider und andere Sachen auf dem Saal hin und her geschleppet/ und unter die Treppe ein brennend Licht/ so zuvor in der Kammer unangezuͤndet gestanden/ neben einem Kuͤssen gesetzet/ welches denn ein großes Schrecken ver- ursachet/ und den Haußwirth billich bewogen/ solches inson- derheit der Obrigkeit anzuzeigen. B 2 Den Den 11. Septembr. hat es der Haußgenoßin im Hinter- Hause eine Ohrfeige gegeben; sonst hat es/ dafuͤr GOtt zu dancken/ niemanden angetastet. Den 12. Septembr. stellet es unter andern die Ofengabel und Ofenkruͤcke creutzweiß in die Kuͤchenthuͤr; deßgleichen einen langen Porschtwisch mit einem weißen Tuͤchlein bedeckt uͤber die Haußthuͤr hinaus/ daß es die vorbey gehenden gese- hen und angemeldet. Jtem/ der Haußgenoßin wirfft es die Muͤtze/ so sie im Hof niedergeleget/ in Wassertrog; und haͤlt ihr nachmahls die Kuͤchenthuͤre zu/ daß sie ruffen muß heraus gelassen zu werden. Den 13. Dieses hat es derselben Frau einen Topff Birnen vor der Kuͤchenthuͤr weggenommen/ und auf die Treppe ge- setzet; Nachmahls und zu andrer Zeit hat es auch der Frau Pachterin Essen aus dem Schrancke genommen und ver- stecket: Jtem/ ein Zugemuͤß aus dem Ofen herfuͤr gezogen/ unter das Ofenloch/ und einen alten Flederwisch hinein ge- stecket; Jtem/ es versteckte einsten 5. Paar Messer/ zog die Schluͤssel ab/ welches aber alles nachmahls sie bald hier bald da/ in Toͤpffen/ im Rauchloch/ ꝛc. wieder gefunden. Wenn es denn etwas hatte gestifftet/ oder stifften wolte/ pflegte es sich lachend hoͤren zu lassen. Den 14. dieses zog es beyden Wassertroͤge ab/ und ver- steckte die Zapffen/ deren nur einer sich nach etlichen Stunden wieder fand an einem Ort/ da man zuvor schon gesuchet; Jtem/ es hat abermahl ein brennend Licht erstlich auf die Haußbanck/ hernach auf den Hauß-Leuchter gestecket. Den 15. hat sichs mit der Rolle hoͤren lassen; Jtem/ die Magd hat es im Hofe gar eigentlich niesen/ und in der Kuͤche ihr gar vernehmlich etliche mahl bissen hoͤren; Jtem/ es hat derselben zweymahl an das Bein gegriffen. Den Den 18. Septembr. haben sie es Abends aus der Ober- Stube durch das heruntergehende Loch herab rauschen hoͤ- ren/ welches man hernach zunageln lassen. Den 25. Septembr. hat es den gantzen Tag etlich zwan- tzigerley Unrath gestifftet/ daß die Anwesenden fort nachzu- gehen/ zu suchen und zu huͤten gehabt. Den 26. Septembr. Sonnabends vor Mittage hat es auch unterschiedliches gethan; absonderlich hat es aus dem verschlossenen Wasser-Troge junge Tauben genommen/ und in die Kuͤche getragen/ da man es sonst noch niemahls an einem verschlossenen Orte gespuͤret. Auch hat man sonst alles Verlohrne wieder gefunden/ ohne diesen Tag ist Waͤsche aus dem Garten wegkommen/ die man nicht wieder finden koͤnnen. Fuͤrnehmlich aber war dieser Tag ungluͤcklich/ indem es Mittags nach 12. Uhr im Holtz-Stalle ein Feuer mit Vaß-Tauben angezuͤndet/ daß sie schon lichterloh gebrennet. Hingegen war darbey das von GOtt geschickte Gluͤck und geschwinde Rettung/ indem sie ungefehr aus der Stube gehen/ den Dampff mercken/ demselben nach- schleichen/ das Feuer finden/ stracks Lermen machen/ und es bald mit Wasser daͤmpffen. Worauf ein groß Schrecken/ Auflauff und Anstalt zur Verhuͤtung groͤsserer Ungelegen- heit gemachet wurde; absonderlich durch Besetzung des Hauses mit 25. Buͤrgern/ welche folgends Tag und Nacht gewachet haben. Weil man aber von selbiger Zeit an/ in drey Wochen/ gar nichts mehr gemercket/ hat man die Anzahl der Waͤchter verringert/ und nur noch eine Zeit lang mit 10. Buͤrgern das Hauß bewachen lassen/ welches alsofort wieder von den geraus gewichenen Miethleuten sicher und ruhig bewohnet werden koͤnnen. Mittler Zeit aber hat ein Ehemann des Orts bey der Obrigkeit klagend angebracht/ daß sein Weib der Zauberey halben ihm sehr verdaͤchtig sey/ B 3 und und er so gar des Nachts einige sichtbarliche Thiere bey ihr erblicket; woruͤber sie denn in gefaͤngliche Hafft genommen worden. Und weil man aus einigen andern Anzeigungen vermuthet/ daß von ihr die Unsicherheit in obbemeldtem Hause hergeruͤhret/ als duͤrffte sie nicht nur zeitlich ihren verdienten Lohn bekommen/ sondern auch/ wo sie nicht annoch durch Gottes Beystand aus des Satans Stricken entrissen wird/ dort ewiglich in dem Pfuhl/ der mit Feuer und Schwefel brennet/ zu gebuͤhrenden Danckhab vor ihre verfluchte Teufeley geworffen werden. Von dem Ausgange der Sache wird kuͤnfftig ein mehrers zu hoͤren und zu ver- nehmen seyn; Wie man denn auch ferner von demjenigen Polter-Geiste ausfuͤhrlichen Bericht erwartet/ welcher eben- falls nach der Zeit zu Wiesenthal/ so zwey Meilen von Anna- berg gelegen/ in eines Geistlichen Behausung sich sehr unge- stuͤmm erzeiget/ und die Leute nicht wenig molesti ret. Aus obigem Exempel aber/ welches hiermit/ so viel die Wahrheit der Geschicht antrifft/ kuͤrtzlich vorgestellet wor- den/ hat man allerdings zu schliessen/ daß alles/ was vor- gegangen/ auf goͤttliches Zulassen/ von niemand anders/ als von dem boͤsen Geiste geschehen; welcher/ gleich wie er sich stracks bey unsern ersten Eltern in eine verfuͤhrische Schlange verkappet; wie er ehemahls durch die Egyptischen Weisen und Zauberer vor Pharao grosse Zeichen und Wun- der gethan; wie er auch durch Vermittelung einer Hexen ein augenscheinliches Gespenst unter Samuels Gestalt dem Koͤnig Saul gepraͤsentiert; und wie er zu Zeiten der Apostel durch Simon und Elimas/ Kinder des Teuffels voll aller List und aller Schalckheit/ das Volck mit Zauberey bezaubert: Also ist er noch diese Stunde der arge Tausend-Kuͤnstler/ welcher auch anitzo dasjenige/ was zu Annaberg geschehen/ angerichtet/ und hierzu ein in zauberischer Kunst bethoͤrtes Werck- Werckzeug gebrauchet. Wie nun solches ausser allen Zweifel zu setzen/ so sollen wir billich diese und andere Erzehlungen von umgehenden Gespenstern uns allen zur guten Fuͤrsich- tigkeit und Beobachtung unsers Wandels dienen lassen/ daß wir ja dem abgesagten Menschen-Feinde/ dem leidigen Teufel/ der uns auf allen Seiten nachstellet/ im geringsten nicht trauen/ sondern uns vielmehr/ so lieb uns zeitliche und ewige Wohlfahrt seyn mag/ aufs fleißigste durch die Gnade des Heiligen Geistes huͤten/ daß er uns nicht/ wie er stets verlanget/ in sein Netz bringe/ und mit sich hinunter in den Abgrund ziehe. Das sey ferne/ daß wir durch freventliches Abweichen von GOTT mit Belial in einige Gemeinschafft treten/ und hin in das hoͤllische Reich/ daraus uns Christus erloͤset/ wiederum muthwillig und spornstreichs rennen solten. Lasset uns nicht uͤbels thun/ dadurch der Satan destomehr Gelegenheit erhaͤlt/ uns aller Orten zu aͤngstigen. Vor allen Dingen lasset uns GOttes allein seligmachendes Wort in hohen gebuͤhrenden Werth halten/ und nach dieser Regul einher gehen/ damit nicht GOtt durch unsere schnoͤde Verachtung dieses reinen Lichtes gezwungen werde/ boͤse und falsche Geister aus gerechten Gerichte außzusenden und zuzugeben/ daß/ nachdem die Liebe zur Wahrheit erloschen/ die Blindheit und Finsterniß uͤberhand nehme. Wo ein helles Licht leuchtet/ koͤnnen die duͤstern Schatten nicht bestehen; Und ie heller das Licht des Evangelii scheinet/ und in aller Menschen Hertzen hinein strahlet/ muß sich um so viel destomehr der Fuͤrst der Finsterniß sampt den Geistern/ die in der Finsterniß dieser Welt herrschen/ verbergen und verkriechen. Solte aber dennoch GOtt der HErr aus verborgenen Ursachen nach seinem heiligsten Rath und Willen eben auch uͤber uns/ gleich wie uͤber Hiob/ dem Satan erlauben/ so haben wir in solchen Versuchungen GOtt hertzlich in den Nahmen Nahmen unsers HErrn JEsu Christi anzuruffen/ daß Er unsere Kleinmuͤthigkeit mit festen Glauben/ Christlicher Gedult und unbeweglicher Standhafftigkeit unterstuͤtze/ und uns durch seinen Arm wider die Macht und List des Teufels streiten helffe. Boͤsen Leuten giebt der Satan selbst ins Hertz/ als sey ihm durch Laͤstern und Fluchen viel abzu- gewinnen/ und diese thun ihm eben hierdurch einen sehr an- genehmen Dienst. Alleine wir/ so wir Christlich gesinnet seyn/ halten es mit Christlicher Wachsamkeit/ mit Beten und Fasten/ und mit dem Schild des Glaubens/ damit außzuleschen alle feurige Pfeile des Boͤsewichts. So wird denn auch der Staͤrckere/ der mit uns ist/ den artlistigen Schlangen-Kopff unter unsere Fuͤsse treten/ und vollends zerknirschen; Er wird uns nicht weniger als Paulum/ da ihn des Satans Engel mit Faͤusten ins Angesicht geschlagen/ mit seiner Gnade vergnuͤgen/ und seine Krafft in uns Schwa- chen maͤchtig seyn lassen; Biß Er uns endlich aushelffe zu seinem Himmelreich; alsdenn hat alle Plage und Beschwerung ein erwuͤntschtes ENDE .