D. Joh. Friedr. Blumenbach koͤnigl. grosbrittannischer Hofrath und Prof. zu Goͤttingen Über die natuͤrlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte . Nach der dritten Ausgabe und den Erinnerungen des Verfassers uͤbersetzt, und mit einigen Zusaͤtzen und erlaͤuternden Anmerkungen herausgegeben von Johann Gottfried Gruber Doktor der Philosophie . Mit Kupfern . Leipzig , bey Breitkopf und Haͤrtel 1798 . Blatt, nach angegebener Seitenzahl, Statt dessen eingeheftet. Seiner Hochwuͤrdigen Magnifizenz dem Herrn Vize-Praͤsidenten Herder in Weimar aus innigster Verehrung gewidmet . G ewiß ist es, wenn auch nicht eben fuͤr den Naturforscher von Profession, welcher ein so trefliches Original wohl mit keiner Uibersetzung vertauschen moͤchte, so doch fuͤr den Naturliebhaber, ein weder unangeneh- mes noch ungewuͤnschtes Geschenk, was ich ihm hier uͤbergebe. Uiberhaupt hoffe ich auf keinen Fall wegen Uibertragung dieses Werks getadelt zu werden, es muͤßte denn die Ausfuͤhrung desselben Tadel verdienen. Denn abgerechnet das Interesse, welches die behandelte Materie, fuͤr den philosophi- schen Geschichtsforscher der Menschheit, ja gewissermaßen selbst fuͤr den bloßen Univer- salhistoriker hat, wuͤßte ich auch uͤberhaupt keine, welche fuͤr den Menschen als solchen wichtiger seyn koͤnnte. Ich getraue mich zu behaupten, und was sich von selbst versteht, mit Beweisen zu belegen, daß in Europa allgemeine Duldung, aͤchte Humanitaͤt, nie so so verbreitet gewesen sind, als seit die Be- handlung dieser Materie von einigen Schrift- stellern, welche Einfluß auf das Publikum hatten, auf die Bahn gebracht worden ist. Und, wie natuͤrlich, unvermerkt erweiterten sich die vorher engen Begriffe uͤber Charakter und Werth der Menschheit. Indem man erst die verschiedenen Veraͤnderungen durchgieng, welche der physische Mensch erfahren konnte, gewoͤhnte man sich schon, ihn nicht so einsei- tig mehr zu nehmen, als leider es vorher geschehen war. Und als man dann den Ursachen nachspuͤrte, welche diese Veraͤn- derungen hervorgebracht hatten, und sie in Klima, Nahrungsmitteln und andern aͤhn- lichen Dingen fand, — dabey aber, durch eine natuͤrliche Verbindung der Ideen, auch immer mehr einsehen lernte, welchen maͤch- tigen Einfluß dieses hinwiederum auf den Geist, dessen mehrere oder geringere Aus- bildung, und dann selbst mittelbar auf Moralitaͤt und Religion habe, fieng man nach gerade an, zu fuͤhlen, daß man sich selbst selbst veraͤchtlich, und wenigstens einer Gedankenlosigkeit verdaͤchtig mache, wenn man fortfuͤhre, Menschen etwas zuzurech- nen, was wir bey einer nur etwas anders modifizirten Lebensweise, und unter einem andern Himmelsstriche ebenfalls thun wuͤr- den — oder in ihrer aͤußern Bildung von uns abweichende Bruͤder als Lastthiere zu betrachten, da es wiederum nur auf einige zufaͤllige Umstaͤnde ankommt, um vielleicht unsere Urenkel schon mit derselben Bildung zu sehen. Genug die Eroͤrterung dieser Frage war ein aͤußerst schoͤner Kommen- tar uͤber den Text: „alle Menschen sind Bruͤder!“ welcher jeden an die vergeßnen Worte aus dem Katechismus: „du sollst deinen Bruder lieben wie dich selbst“ neuer- dings heilsam erinnerte. Allein es gab da Leute, und unter die- sen ist auch der Toleranzprediger Voltaire, welchen das Ansehen des Katechismus ein großer Dorn in den Augen war. Das haͤtte er nun immerhin seyn moͤgen, nur haͤtten sie nicht nicht deshalb alle Resultate einer vernuͤnfti- gen Geschichtsforschung, und nebenbey auch der Physiologie, Physik, Chemie u. f. um- stoßen sollen, wie dies z. B. Voltaire — freylich mit aus dem Grunde, weil er nicht sonderlich darin bewandert war — that. Nichts aber wird so abgeschmacktes oder al- bernes behauptet, das, wenn es ein großer, oder vielleicht auch nur namhafter Gelehrter (oft wohl wider eigne Uiberzeugung) gesagt hat, nicht wenigstens ein Dutzend Juͤnger aus leidigem Drange — doch auch etwas zu sagen, und etwas recht Genie verrathen- des zu sagen — nachbeten sollten. So gieng es auch hier. Indeß ist nichts so schlimm, das nicht auch seine guten Folgen haͤtte, und es gab noch immer Mittel, die Sklavenhaͤndler — gepriesen sey der britti- sche Aedelsinn und die brittische Regierung, welche sie dulden! — aus ihrem Schlum- mer zu erwecken. Genug es bestaͤtigte sich auch hier, daß man eine Wahrheit nur be- zweifeln oder ablaͤugnen duͤrfte, wenn sie uͤber uͤber kurz oder lang sich in einem neuen Glanze, und von einer vorher vielleicht uͤber- sehenen Seite zeigen soll. Unter den mancherley Gelehrten von verschiedenen Nationen, welche die Einheit des Menschengeschlechts zu vertheidigen such- ten, meist Maͤnnern von nicht geringer Be- deutung, trat unter uns auch Herr Hofrath Blumenbach auf. Im Jahr 1776 erschien sein erster Versuch uͤber diese Materie, wel- cher schon nicht mehr als Versuch im Jahr 1781 neubearbeitet ins Publikum kam. Man kann schon daraus beurtheilen, wie viel die zweyte Auflage vor der ersten voraus haben muß, wenn ich sage, daß in dieser der Herr Verfasser von der damals so beliebten Ein- schachtelungshypothese anhebt, in jener aber schon vorlaͤufig von dem Bildungstriebe, — zu dessen Hauptvertheidiger ihn vorerst der unerwartete Erfolg eines Versuchs (mit ei- nem gruͤnen Armpolypen) machte, den er recht in der Absicht angestellt hatte, um die Richtigkeit jener Evolutionstheorie zu erwei- sen sen — ausgeht. Uibrigens noch sehr erwei- tert, bleibt aber dennoch diese zweyte Ausga- be in Plan und Darstellung der ersten aͤhnlich. Nach vierzehn Jahren aber, 1795, er- schien die dritte Ausgabe von diesem Werk. Man weiß, daß der Herr Verfasser keiner von jenen ist, die um eine einmal gesagte Meinung zu behaupten, lieber aller Wahr- heit Hohn sprechen; man weiß, daß sein philosophischer Forschungsgeist nicht ge- wohnt ist, die Sachen von der Oberflaͤche zu greifen, sondern immer ins Innere derselben dringt; man weiß, daß sein Fleiß keine Muͤhe, wie groß sie sey, scheut, wenn es gilt eine neue Wahrheit zu entdecken, oder eine verkannte in ihr wahres Licht zu setzen, — und jedermann endlich kennt seine streng logische Darstellungsweise. Uiberdieß mit einer Menge der ausgesuchtesten Huͤlfsmit- tel, seinem und des Goͤttinger Museums anthropologischem Vorrathe, haͤufiger Av- topsie, u. a. ausgeruͤstet, wie konnte diese Ausgabe da anders werden, als: „innu- „innumeris modis aucta, emendata et ad ipsam naturam perfecta“ wie sie der Herr Verfasser selbst nennt, und welche Worte um so mehr Gewicht erhal- ten, je bescheidner dieser Gelehrte sich stets gezeigt hat. Von dem darauf verwandten Fleiße des Verfassers kann folgendes, was er in seinen Beytraͤgen zur Naturgeschichte S. 71. dem Herrn Hofrath Meiners auf ge- wisse Einwendungen entgegnet, als eine klei- ne Probe dienen: „Ich habe zu diesem Zweck“ (den Ge- brauch der Reisebeschreiber, und anderer faͤhigen und glaubwuͤrdigen Zeugen bey dieser Untersuchung zu benutzen) „etwas „gethan, was vielleicht nicht viele thun, daß „ich, nachdem ich ihrer schon eine Menge „gelesen hatte, vor ohngefaͤhr zehn Jah- „ren anfieng, die ganze sehr betraͤchtliche „Sammlung von Reisebeschreibungen „auf der hiesigen Universitaͤtsbibliothek „von vorne bis zu Ende durchzugehen, so „so daß ich mehrere Jahre hindurch im- „mer ein halbes Dutzend nach dem andern, „so wie sie der Ordnung nach im Fache „folgten, zu Hause hatte, und die, so ich „nicht vorher schon benutzt hatte, zu mei- „nem Gebrauch excerpirte, so daß ich nun „seitdem blos die immer neu hinzukom- „menden gelegentlich nachzuholen suche.“ Die unerwartete Guͤtigkeit des Herrn Hofrath Blumenbachs selbst, womit die- ser wuͤrdige Gelehrte — was in Israel sel- ten funden wird — mir nicht allein die Er- laubniß dies Werk zu uͤbertragen, sondern auch so manche zu benutzende Bemerkung mitgetheilt hat, muß ich hier zugleich mit ruͤhmen. Habe ich vorher ihn bloß verehrt; so hat er mich jetzt auch gezwungen ihn zu lieben, und ich wuͤnsche nichts so sehr, als Gelegenheit, ihm dies irgend thaͤtig zu be- weisen. Dem Herrn D. Ludwig statte ich ebenfalls meinen Dank fuͤr die guͤtige Unter- stuͤtzung mit Huͤlfsmitteln, deren ich bey die- ser Arbeit bedurfte, hier oͤffentlich ab, eine Un- Unterstuͤtzung, die man in Leipzig um so mehr zu schaͤtzen hat, je stiefmuͤtterlicher diese alma mater die oͤffentlichen Bibliotheken verabsaͤumt, und — wer sollte es glauben! — an ein Naturalienkabinet gar nicht ge- dacht hat. Und so haͤtte ich jetzt nun nichts mehr zu sagen, als die Angabe einiger Gruͤnde, wel- che mich einige kleine Nebensachen — wenn es anders welche sind — beyzufuͤgen, be- wogen haben. Aus der ersten und zweyten Ausgabe manche wichtige Stelle noch auszuheben, ha- be ich um so nothwendiger erachtet, je selt- ner beyde geworden, und im Buchhandel gar nicht mehr zu finden sind. So habe ich auch daraus z. B. das os intermaxillare nachstechen lassen, denn außerdem, daß es fuͤr meine Leser sehr erlaͤuternd seyn wird, werde ich auch denen keinen unangenehmen Dienst dadurch erwiesen haben, welche we- gen demselben bey Herder, Feder, Meiners, Ludwig und andern, auf Blumenbachs Schrift Schrift hingewiesen, es in der dritten Aus- gabe nicht gefunden haben wuͤrden, und doch die aͤlteren nicht bekommen koͤnnten. Dieses aber glaubte ich um so mehr, da es mir ehe- mals selbst so ergangen ist. Warum ich das menschliche Skelett habe beyfuͤgen lassen, daruͤber brauche ich aber, nach meiner obi- gen Erklaͤrung, wohl weiter nichts zu sagen. So sehr uͤbrigens diese Arbeit selbst mich schon dadurch reichlich belohnt hat, daß ich durch sie so gluͤcklich war, einem unserer ge- schaͤtztesten Gelehrten bekannt zu werden; so sehr soll es mich doch noch freuen, wenn ich hoͤren sollte, daß sie seinen Beyfall nicht gaͤnzlich verfehlt. Leipzig zur Ostermesse 1798. Gruber . An An Herrn Baronet Joseph Banks, Praͤsidenten der koͤnigl. Soc. zu London . M ehr als Ein Grund bewegt mich, Ihnen diese Schrift zu widmen. Denn, abgerechnet das Vergnuͤgen , wel- ches ich darin finde, Ihnen das Gefuͤhl meiner Dankbarkeit fuͤr jene, seit ich Ihnen genauer bekannt wurde, so vielen mir aufgelegten Ver- bindlichkeiten, einmal oͤffentlich erkennen geben zu koͤnnen; so verdankt auch gerade die gegen- waͤrtige Ausgabe dieses neubearbeiteten Werks, die vortreflichsten Zusaͤtze , und merkwuͤrdigsten Verzierungen, wodurch sie die vorhergehenden uͤbertrift, groͤßtentheils Ihrer Guͤte. Denn außerdem, daß Sie seit mehrern Jahren her weder Muͤhe noch Kosten gespart haben, haben, meine Sammlung der Hirnschaͤdel ver- schiedener Voͤlker mit solchen Stuͤcken zu berei- chern, nach welchen mich gerade am allersehn- lichsten verlangte, mit Hirnschaͤdeln naͤmlich von Amerikanern und Insulanern des Suͤd- meers, erlaubten Sie mir, als ich vor drey Jahren in London war, noch besonders mit der- selben edelmuͤthigen Uneigennuͤtzigkeit, mit wel- cher Sie unserm Gaͤrtner einst Ihre Baum- schule, andern andere Reichthuͤmer Ihres Mu- seums zu benutzen verstatteten, von allen fuͤr das Studium der Anthropologie gesammelten Schaͤtzen, womit Ihre Bibliothek prangt, als der Gemaͤhlde, der von den besten Kuͤnstlern nach der Natur selbst gezeichneten Abbildungen auch einen so gaͤnzlich uneingeschraͤnkten Gebrauch, daß ich mir Kopien davon machen, von allem nach Belieben Abschrift nehmen, und also mit so vielen und so wichtigen Huͤlfmitteln versehen, zu einer neuen Auflage meines Werkes schreiten konnte, so daß ich es nun ohne Verdacht von Pralerey unendlich vermehrt, verbessert und nach der Natur selbst vollendet zu nennen wage. Nehmen Sie also diese kleine Schrift, wo- von ein großer Theil Ihr Eigenthum ist, und welches Ihnen auch deshalb nicht unange- nehm seyn wird, weil es einen, zwar an Wich- tigkeit keinem andern nachstehenden, doch aber zum zum verwundern, unter allen am laͤngsten ver- nachlaͤßigt und unbearbeitet gelegenen Theil der Naturgeschichte in Ordnung bringt, ge- faͤllig an. Dem unsterblichen Linnée bleibt auch dies Verdienst, daß er, so viel ich weiß, unter den Schriftstellern uͤber die Naturgeschichte, der erste gewesen, welcher schon vor sechzig Jahren in der Hauptausgabe seines Systems der Na- tur, die Menschengattung nach den aͤußern Kennzeichen unter gewisse Varietaͤten zu brin- gen sich bemuͤht hat; und dies zwar nach der Kenntniß der damals nur bekannten vier Theile unsers Erdwasserballs und deren Bewohner, ziemlich adaͤquat. Nachdem aber seit der von Ihnen unternommenen dreyjaͤhrigen Erdumseglung die Liebhaber der Naturgeschichte und An- thropologie eine genauere Kenntniß von denen auf den Inseln des Suͤdmeers weit und breit verstreuten Voͤlkerschaften bekamen, sah man leicht ein, daß jene linn é esche Eintheilung des menschlichen Geschlechts nun nicht laͤnger an- wendbar seyn koͤnne; weshalb ich denn auch kein Bedenken getragen habe, in diesem Werk- chen, nach anderer Beyspiel von dem großen Manne darinn abzugehen, und die Varietaͤten der Menschen der Natur und Wahrheit, welche ** haupt- hauptsaͤchlich durch Ihre Sorgfalt und aͤußerst genaue Beobachtung uns bekannt gemacht wor- den ist, gemaͤßer zu ordnen. Ja sogar im Allgemeinen achtete ich es fuͤr Forscher der Zoologie nuͤtzlich und vortheilhaft, Linnées Methode, die Saͤugthiere nach dem Verhaͤltniß der Zaͤhne zu ordnen, welche eben- falls zu der Zeit, wo er sie aufstellte, tauglich genug war, aber jetzt, nachdem so viele und so wichtige neue Gattungen dieser Ordnung ent- deckt worden sind, sehr mangelhaft ist, und ungeheuer viel Ausnahmen erfordern wuͤrde, zu verlassen, und statt jenes kuͤnstlichen Systems, ein natuͤrlicheres von dem ganzen Habitus der Saͤugthiere hergenommenes, aufzustellen. Denn wiewohl ich ganz nicht der Meinung jener bin, welche sich, besonders in neuerern Zeiten, in ihrem Gedankenspiele von, ich weiß nicht welcher Stetigkeit oder Stufenfolge der Natur, wie sie es nannten, so wohl gefielen, daß sie des Schoͤpfers Weisheit und der Schoͤ- pfung Vollkommenheit darinn suchten, daß die Natur, wie sie sagen, keinen Sprung mache, sondern die Naturdinge aus allen drey Reichen in Ansehung ihrer aͤußern Bildung gegenseitig wie die Stufen an einer Leiter, oder die Glie- der und Ringe an einer Kette auf einander fol- gen: da doch denen, welche vorurtheilsfrey und und ernstlich zu Werke gehen, leicht einleuchtet, daß es sogar einerseits im Thierreiche ganze Ordnungen, als der Voͤgel, oder Gattungen, z. B. der Blakfische (Dintenfische, sepiae ) gebe, welche sehr uͤbel, und nur durch gewisse Affektation in einem solchen Schema der Stu- fenfolge in den Naturdingen mit andern benach- barten verbunden werden; anderer Seits aber sich Thierarten finden, z. B. die Schildlaͤuse (cocci), wo zwischen der Beschaffenheit beyder Geschlechter ein so großer Unterschied eintritt, daß man, um sie in eine solche Leiter zu passen, die Maͤnnchen von ihren Weibchen sehr weit entfernen, und die verschiedene Geschlechter von einerley Art an ganz verschiedenen Orten an- bringen muͤste; daß es aber im Gegentheile in diesen Schematen unlaͤugbar sehr große Luͤcken gebe, wodurch die Naturreiche sich am offen- barsten von einander unterscheiden; und ande- res der Art mehr; wiewohl, sage ich, alles recht erwogen, ich jene gewoͤhnliche von den Physikotheologen insgemein ausgeschmuͤckte und gepriesene Wichtigkeit und Wuͤrde in der Lehre von der Stufenfolge der Natur, auf keinen Fall an- erkennen kann, so gebe ich doch sehr gern das zu, daß diese metaphorischen und allegorischen Spie- le einen unlaͤugbaren Nutzen fuͤr die Erleichte- rung der Methobe in der Naturgeschichte haben. **2 Denn Denn sie legen gleichsam den Grund fuͤr jedes natuͤrliche System, worin die Dinge nach ihrem Totalhabitu und den aͤußern Eigenschaf- ten, in denen sie gegenseitig am allermeisten mit einander uͤbereinkommen, geordnet werden, da die kuͤnstlichen hingegen nur ein einzelnes Merkzeichen zum Grunde ihrer Eintheilung an- nehmen. Da es aber keinem Zweifel unterworfen ist, daß solch ein natuͤrliches System vorzuͤglicher sey, als ein kuͤnstliches, weil es die Urtheils- kraft schaͤrft, und dem Gedaͤchtniß seine Be- schaͤftigung ungemein erleichtert; so habe ich mir um so mehr Muͤhe gegeben, die Klasse der Saͤugthiere auf eine solche Ordnung eines na- tuͤrlichen Systems zuruͤckzufuͤhren, da Linn é es kuͤnstliches, von dem Verhaͤltniß der Zaͤhne hergenommenes, durch die Hinzukunft so vieler neuerdings entdeckten Gattungen, taͤglich laͤsti- gere Anomalien und Ausnahmen bekaͤme. Denn so, um dies wenigstens nur zu be- ruͤhren, kennen wir jetzt zwey Gattungen vom Rhinozeros, welche nach ihrem Habitus sich voͤllig aͤhnlich, den Zaͤhnen nach aber so ver- schieden sind, daß man, um Linn é es Systeme noch zu folgen, die eine Gattung eben so gut zu den großen Saͤuge- (belluae), als den Nagethieren ( glires ) und die andere zu den Saͤuge- Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne ( bruta ) rech- nen muͤßte! Eine Abbildung ihrer Schaͤdel s. in Herrn Blu- menbachs naturhistorischen Abbildungen 1. Heft 7. Tafel. Das Afrikanische Rhinozeros hat nur vorn am Gaumen ein ganz kleines und blindes os intermaxillare . Beym asiatischen hingegen ist dieser beruͤhmte Knochen groͤßer, und faßt zwey kurze stumpfe Vorderzaͤhne, der Unterkiefer zwey von fast pfriemenartiger Gestalt. Auch reichen bey diesem die Backenzaͤhne nicht so weit vor als bey jenem, sondern sind durch einen ansehnlichen leeren Zwischenraum von den Schneidezaͤhnen ge- trennt. G. So muͤßte man denn auch das aͤthiopische Schwein ohne Schneidezaͤhne von den uͤbrigen großen Saͤugethieren wegbringen, und es zu Linn é es Saͤugethieren ohne Schneidezaͤhne rechnen. Von dem gezaͤhnten afrikanischen Ameisen- fresser, welcher nun von jener, Linn é es Mei- nung nach, zahnlosen Art; oder von einigen Faulthieren (lemures), (dem Lori und wollig- ten indrum et lanigerum ), welche aus Erman- gelung der Zaͤhne, von Linn é es Faulthierarten weggerechnet werden muͤßten, u. s. w. sage ich gar nichts. Dieser Verwirrung, welche fuͤr das Stu- dium der Zoologie unlaͤugbar sehr beschwerlich wird, habe ich durch folgende festgesetzte zehn natuͤr- natuͤrliche Ordnungen der Saͤugethiere abzuhel- n mich bemuͤht, von welchen mir, weil ihrer n gegenwaͤrtigen Werke hin und wieder ge- cht ist, hier eine Uibersicht zu geben erlaubt yn wird. I. Zweyhaͤndige . 1. Der Mensch. II. Vierhaͤndige . 2. Der Affe. 3. Der Pavian. 4. Die Meerkatze. 5. Der Maki. ( Lemur ). III. Traͤgfuͤßige , ( Bradypoda ), 6. Das Faulthier. 7. Der Ameisenbaͤr. 8. Das Schuppenthier, (formosa- nisches Teufelchen, Manis ). 9. Armadill, (Panzerthier) Ich bin ganz kein Freund von jener Neuerungs- wuth einiger Neueren, welche sich darin, daß sie solchen Naturdingen, die jedermann unter ihren Namen kennt, neue beylegen, außerordentlich gefallen; denn dies Spiel der Namenmacher ist dem Studium der Naturgeschichte ungemein nach- theilig gewesen; und deshalb bin ich von dem Systemsnamen der Saͤugthiere nur sehr ungern, und sehr selten von Linn é es Terminologie abge- gan- . IV. Hand- IV. Handgefluͤgelte , ( Chiroptera ). 10. Fledermaus. V. Nagethiere , ( Glires ). 11. Eichhoͤrnchen. 12. Ratze, Billich. 13. Maus. 14. Murmelthier. 15. Halbkaninchen. 16. Haase. 17. Erdhaase, ( jaculus ). 18. Biber. 19. Stachelschwein. VI. Reis- gangen, dann naͤmlich, wenn der von dem gro- ßen Manne gebrauchte Name einen ganz irrigen und falschen Begriff enthielt. So habe ich z. B. dem Armadill den angebornen Geschlechtsnamen Tatu wieder beygelegt, da der von Linn é e Dasy- pus sich auf keine Weise vertheidigen laͤßt. Be- kanntlich stammt dieser Name aus dem Griechi- schen her, und bezeichnet ein rauchfuͤßiges Thier, weshalb er von den Alten dem Haasen und Ka- ninchen beygelegt worden ist, weil bey diesen selbst die Tatzen und Fußsohlen haaricht sind, da es hingegen kaum einer Erinnerung bedarf, daß dies auf die von der Beschaffenheit der Kaninchen wun- derbar weit abweichenden Panzerthiere der neuen Welt nicht passe. So glaube ich auch, muͤsse man bey dem Fle- dermausgeschlechte, jener Gattung, welche Lin- nee das Gespenst (spectrum) genannt hat, den Na- VI. Reissende, oder sonst fleischfres- sende Thiere , ( Ferae ). 20. Ygel. 21. Spitzmaus, ( Sorex ). 22. Maulwurf. 23. Beutelratte. 24. Stinkthier, ( Viverra ). 25. Wiesel. 26. Fischotter. 27. Robbe. 28. Dachs. 29. Baͤr. 30. Hund. 31. Katze. VII. Thiere mit Hufen , ( Solidungula ). 32. Pferd. VIII. Wie- Namen Vampyr wieder geben, da er hingegen die Benennung Vampyr jener in Ostindien und auf den Inseln des Suͤdmeers befindlichen Fleder- maus, welche man insgemein den fliegenden Hund nennt, gegeben hat, denn es ist bekannt, daß das Wort Vampyr gleichbedeutend ist mit dem „blutsaugendes Thier;“ und da paßt es denn wohl auf jene amerikanische, eben deshalb andern Thieren, und selbst Menschen, feindselige Fledermaus; aber keinesweges auf die benannte hundische, welche blos von Vegetabilien lebt, und meines Wissens nie das Blut anderer Thiere saugt. VIII. Wiederkaͤuende Thiere mit ge- spaltenen Klauen , ( Pecora ). 33. Kameel. 34. Ziege. 35. Antilope. 36. Ochse. 37. Giraffe. 38. Hirsch. 39. Visamthier . IX. Große, aber unfoͤrmliche, bor- stige oder duͤnnbehaarte Saͤuge- thiere , ( Belluae ). 40. Schwein. 41. Tapir. 42. Elephant. 43. Nashorn. 44. Nilpferd. 45. Wallroß, ( Trichechus ). X. Fischartige Saͤugethiere , ( Ce- tacea ). 46. Seeeinhorn, ( Monodon ). 47. Wallfisch. 48. Potfisch, ( Physeter ). 49. Delphin. Dies Dies und vieles andere, worin ich in dem Werke, dem ich dies vorsetzen zu muͤssen glaub- te, hin und wieder von Anderer Meinung ab- gewichen bin, unterwerfe ich nun mit eben so viel Ehrfurcht als Achtung Ihrem Urtheil, dem Urtheil des Mannes, an welchem die koͤnigliche Gesellschaft der Wissenschaften, welche seit ih- rer ersten Entstehung den goldnen Wahlspruch fuͤhrte: „Schwoͤre auf keines Menschen Wort!“ einen so wuͤrdigen und verdienten Praͤsidenten zu haben sich erfreut. Leben Sie denn wohl, und schenken auch ferner Ihre Gewogenheit Georg-Augusts-Universitaͤt am 11. April 1795. Ihrem ganz ergebenen Diener. Inhalts- Inhaltsverzeichniß . Verzeichniß von dem anthropologischen Vorra- the des Verfassers. Seite 1 1. Schaͤdel verschiedener Voͤlker. 2 2. Ungemein charakteristische Foͤtus von dem Mittelschlage und der beyden Extreme. 10 3. Haare von verschiednen Voͤlkern. 11 4. Anatomische Praͤparate — 6. Sammlung von Abbildungen von verschie- denen Voͤlkern, von geschickten Kuͤnstlern nach der Natur gezeichnet. — Erster Abschnitt . Von dem Unterschied des Menschen von den uͤbrigen Thieren. 17 I. Eigenheiten des menschlichen Koͤrpers in Ansehung der aͤußern Bildung. 19 A) Aufrechte Stellung. — B) Das menschliche Becken breit und flach. 24 Rundliche Hinterbacken. 25 Richtung der weiblichen Scheide. 26 Das Hymen. 28 Etwas von den Nymphen und der Klitoris. 29 C) Der Mensch ein zweyhaͤndiges Thier. 30 Die Affen und verwandten Thiere hingegen sind vierhaͤndig. — D) Eigenheiten der menschlichen Zaͤhne 32 Was noch sonst dem aͤußern Menschen eigen scheint, als ein unbehaarter Koͤrper u. s. w. 33 II. Merk- II. Merkwuͤrdige Eigenheiten des menschlichen Koͤrpers in Ansehung der innern Einrich- tung. Seite 35 A) Innere Theile, welche dem Menschen fehlen. — Fleischfell. 36 Wundernetz. — Aufhaͤngemuskel des Auges. 37 Hornhaut. — Asellische Gekroͤsedruͤse. — Leberblasengaͤnge — Koͤrper des Highmore. — Nickhaut. — Aufhaͤngeband des Halses. — Zwischenkinnladenknochen. 38 B) Die Unterschiede einiger innern Theile des Menschen von denen anderer Saͤuge- thiere. 42 Verhaͤltniß des Gehirns zu den Nerven. 43 Steinchen der Zirbeldruͤse. — Lage des Herzens. 44 Besonderheiten der menschl Speiseroͤhre. — und der weiblichen Sexualtheile. 45 Nabelblaͤschen des Embrio. — III. Eigenheiten des Menschen in Ansehung der Berrichtungen der thierischen Oekonomie. — Zartheit des Schleimnetzes. 46 Durch dieses fuͤgt sich der Mensch jedem Klima. 47 Langsames Wachsthum des Menschen. — Spaͤtes Ende des menschlichen Lebens. — Der Mensch ist am Morgen groͤßer als am Abend. — Der Mensch ist zur Befriedigung des Liebes- triebes auf keine bestimmte Zeit im Jahre eingeschraͤnkt. 48 Vorzug der naͤchtlichen Saamenergießungen. — Monatsfluß. — IV. Eigen- IV . Eigenheiten des Menschen in Ansehung der geistigen Vermoͤgen. Seite 49 Gebrauch der Vernunft. 51 Erfindungsgeist. — Der Mensch ein Geschoͤpf, das seine Werk- zeuge selbst verfertigt. — Erfindung der Sprache. — Etwas uͤber Lachen und Weinen. 52 V . Merkwuͤrdigste, dem Menschen eigene Krank- heiten. 53 VI . Kurze Uibersicht von allen dem, wodurch man, aber faͤlschlich, den Menschen von den Thieren unterscheiden zu koͤnnen geglaubt hat. 56 Daß die Augen nahe bey einander stehen. — Wimpern auf jedem Augenliede. — Prominirende Nase. 57 Unbewegliches aͤußeres Ohr. — Tastungsorgan. — Zaͤpfchen. — Ruͤlpsen. — Und daß der Mensch nicht gemaͤstet werden kann. — Zweyter Abschnitt . Von den Ursachen und Arten der Degeneration der Thiergattungen im Allgemeinen. 58 Vorausgeschickte Untersuchung der Frage: was heißt Spezies in der Zoologie. 59 A ) Haupterscheinungen von Degeneration der Thiere. 64 Farbe. — Textur der Haare. 65 Statur. 66 Figur und Proportion der Theile. — Besonders der Formen der Schaͤdel. 67 B ) Ur- B ) Ursachen der Degeneration. Seite 68 Macht des Bildungstriebes. 69 Klima. 73 Nahrungsmittel. 77 Lebensart. 79 Bastardzeugung. 80 Eigenheiten, die von krankhafter Schwaͤche angeerbt sind. 83 Problematische Frage: ob auch wohl Ver- stuͤmmelungen und andere Kuͤnsteleyen zu natuͤrlichen Verschiedenheiten unter den Thieren Veranlassung geben koͤnnen? 85 Vorsichtigkeitsregeln, welche bey Untersu- chung von den Ursachen der Degeneration zu beobachten sind. 87 Dritter Abschnitt . Von den Ursachen und Arten der Degeneration des Menschengeschlechts insbesondere. 91 Hautfarbe. 92 Sitz derselben. 93 Verschiedenheit der Nationalfarbe. 94 Ursachen derselben. 96 Besonders der Neger Schwaͤrze. — Von den Kreclen. 105 Von den Mulatten. 106 Schwarze Haut mit weißen Flecken. 112 Aehnliche besondere Veraͤnderungen der Haut- farbe. 115 Einige andere Nationaleigenheiten der Haut. 119 Uebereinstimmung des Haupthaars mit der Haut. 121 Nationale Hauptverschiedenheiten des Haars. 122 Die Sehen stimmen mit der Farbe des Kopf- haars zusammen. 125 Hauptfarben der Augen. 127 Nationalgesicht. 128 Verschiedenheiten desselben. 129 Ursa- Ursachen desselben. Seite 133 Nationalform der Schaͤdel. 143 Bemerkungen uͤber Campers Gesichtslinie. 145 Scheitelnorm, als Maas, die Nationalcha- raktere der Schaͤdel zu bestimmen. 147 Nationalverschiedenheiten der Schaͤdel. 149 Ursachen derselben. 152 Einige Nationalverschiedenheiten der Zaͤhne. 161 Ursachen derselben. 164 Aeußeres Ohr. 167 Bruͤste. 169 Geschlechtstheile. 172 Schenkel. 175 Haͤnde und Fuͤße. 178 Nationalverschiedenheiten in Ansehung der Statur. 179 Patagonen. 182 Quimos. 186 Von den Ursachen der Nationalstatur. 188 Fabelhafte Verschiedenheiten des Menschen- geschlechts. 190 Sage von geschwaͤnzten Voͤlkern. 192 Nationalverschiedenheit durch krankhafte Be- schaffenheit bewirkt. 195 Menschliche Leukaͤthiopie. 196 Vierter Abschnitt . Das Menschengeschlecht hat fuͤnf Hauptvarietaͤten, aber nur Eine Gat- tung. 203 Unzaͤhlige Verschiedenheiten des Menschenge- schlechts fließen durch unmerkliche Gradation mit einander zusammen. — Doch unterscheidet man fuͤnf Hauptvarietaͤten der- selben, als: 204 A ) die Kaukasische. B ) ‒ Mongolische. C ) ‒ Aethiopische. D ) ‒ Amerikanische und E ) ‒ Malayische. Charak- Charaktere und Grenzen dieser Varietaͤten. 205 Eintheilungen anderer Schriftsteller von den Va- rietaten des Menschengeschlechts. 208 Einige Anmerkungen uͤber die fuͤnf hier festgesetz- ten Varietaͤten. 212 Uiber die Kaukasische 213 — — Mongolische 214 — — Aethiopische 215 — — Amerikanische 217 — — Malayische 223 Schluß 224 Anmerkungen und Zusatze aus den beyden fruͤhern Ausgaben dieses Werks. 225 Erlaͤuterung der Kupfertafeln. 289 Ver Verzeichniß von dem anthropologischen Vorrathe des Verfas- sers, dessen er sich bey Vervollkommnerung dieser neuen Ausgabe hauptsaͤchlich bedient hat. A us drey Gruͤnden hielt ich es der Muͤhe werth, dieses Verzeichniß hier einzuschalten. Einmal, damit der gelehrte und billige Leser saͤhe, mit welchen, und mit wie wichtigen, aus der Natur selbst hergenommenen, Huͤlfsmitteln versehen, ich zu einer neuen Ausgabe dieses Buchs geschrit- ten bin. Dann aber auch, um ein Zeugniß meiner Dank- barkeit aufzustellen, fuͤr die besondere Milde, mit welcher meine Goͤnner und Freunde diesen Vorrath zum Gedeihen des anthropologischen Studiums bis- her zu bereichern so guͤtig gewesen sind. Und endlich, um zu zeigen, welche mir noch mangeln, und mit welchen sie, wenn sie ferner Gelegenheit und Guͤtigkeit haben, denselben noch vermehren koͤnnten. Versch. d. M. A I . I . Hirnschaͤdel von verschiedenen Voͤlkern . Eine Auswahl dieser, in Ansehung ihrer Groͤße und Verschiedenheit, meines Wissens einzigen Samm- lung, (denn weder Kampers noch Joh. Hunters aͤhn- liche koͤnnen in diesem Betreff ihr gleich gestellt wer- den,) habe ich in drey Dekaden ausfuͤhrlicher beschrie- ben, und mit den genauesten Abbildungen versehen, wo ich auch von der Gelegenheit und dem Wege, worauf ich jeden Schaͤdel erhalten, Rechenschaft abgelegt habe. Um den aͤchten Ursprung eines je- den zu beweisen, bewahre ich einen, mit diesem Schatze verbundenen, Apparat eigenhaͤndiger Briefe auf, welcher statt Dokumente dient. Die einiger- maßen zweifelhaft oder zweydeutig scheinen koͤnnten, stelle ich besonders. Zu gegenwaͤrtiger Untersuchung gehoͤren: A ) Fuͤnf ausgesuchteste Musterschaͤdel der Haupt- varietaͤten des menschlichen Geschlechts. a ) von dem Mittelschlage, naͤmlich der kaukasi- schen Varietaͤt. 1) Den Schaͤdel einer Georgerin. Taf. 1. Fig. 2. Taf. 2. Fig. 3. (Dritt. Zehnd erlaͤut. Hirnschaͤdel. Taf. 21.) Ein Geschenk des Freyherrn von Asch. Dann zweyer Extreme, naͤmlich: b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 2) Eines Rehnthier-Tungusen . ( Tungusa rangifer .) Taf. 1. Fig. 1. Taf. 2. Fig. 2. (Zweytes Zehnd, Taf. 16.) Ein Geschenk des Herrn von Asch. Und Und c ) der aͤthiopischen Varietaͤt. 3) Einer guineischen Negerin. Tafel 1. Fig. 3. Taf. 2. Fig. 5. (Zweytes Zehnd. Taf. 19.) Ein Geschenk des beruͤhmten Steph. Joh. van Geuns, Prof. zu Utrecht. Endlich zweyer Uebergaͤnge ( Varietas in- termedia ) naͤmlich: d ) Der amerikanischen Mittelrasse. 4) Eines karaibischen Fuͤrsten von der Insel St. Vinzenz. Taf. 2. Fig. 2. (Erstes Zehnd. Taf. 10.) Geschenk des Herrn Baronet Banks. Und e ) der malayischen Varietaͤt. 5) Eines Otaheiten . Taf. 2. Fig. 4. (Drittes Zehnd. Taf. 26.) Geschenk von eben demselben. B ) Fuͤnf andere Proben auf eben die Weise ge- sammelt; als: a ) Von der kaukasischen Varietaͤt. 6) Den Schaͤdel eines Natoliers aus Tokat . Ein Geschenk des Herrn von Asch. b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 7) Eines sinischen Tungusen oder Dauriers . (Drittes Zehnd. Taf. 23.) Ein Geschenk von demselben. A 2 c ) Von c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 8) Eines Mohren . (Erstes Zehnd. Taf. 8.) Ein Geschenk von Herrn Michaelis, Hes- senkasselischem Hofrath und Professor zu Marburg. d ) Von der amerikanischen Varietaͤt. 9) Eines nordamerikanischen Indianers . (Erstes Zehnd. Taf. 9.) Ein Geschenk von demselben. e ) Von der malayischen Varietaͤt. 10) Eines Neuhollaͤnders . (Drittes Zehnd. Taf. 27.) Ein Geschenk des Baronet Banks. C ) Zum Erweis fuͤr die Scheitelnorm (s. §. 61.) a ) Von der kaukasischen Varietaͤt. 11) Den Schaͤdel eines kasanischen Tatarn . (Zweytes Zehnd. Taf. 12.) Ein Geschenk von Herrn von Asch. b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 12) Eines Jakuten . (Zweytes Zehnd. Taf. 15.) Ein Geschenk von eben demselben. c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 13) Eines Mohren . Ein Geschenk von dem beruͤhmten Soͤm- mering, Hofrath und Prof. zu Mainz. D ) Drey D ) Drey andere Proben, woran sich, trotz der, theils durch den Gebrauch beym Studiren, theils durch Einwirkung einer Krankheit, damit vorgegan- genen Umformung, doch der Karakter und Ha- bitus der Scheitelnorm deutlich zeigt. a ) Von der kaukasischen Varietaͤt. 14) Den Schaͤdel eines Tuͤrken. Ein Geschenk von dem Herrn von Asch. b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 15) Eines Kalmucken . (Zweytes Zehnd. Taf. 14.) Eben so wie der folgende Schaͤdel, ein Geschenk des Herrn von Asch. c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 16) Eines Mohren . (Zweytes Zehnd. Taf. 17.) E ) Dreyerley Schaͤdel, welche zwar von Kindern, doch die Scheitelnorm aufs klarste darthun. a ) Von der kaukasischen Varietaͤt, 17) Der Schaͤdel eines Judenmaͤdchen . (Drittes Zehnd. Taf. 28.) b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 18) Eines buraͤtischen Kindes . (Drittes Zehnd. Taf. 29.) Geschenk von Herrn von Asch. c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 19) Eines eben gebornen Mohrs . (Drittes Zehnd. Taf. 30.) Ein Geschenk von dem beruͤhmten kassel- schen Wundarzt Herrn Billmann. F ) Pro- F ) Proben, welche wegen des ausgezeichneten Ueberganges, wodurch sie verschiedene Varietaͤ- ten des Menschengeschlechts gleichsam mit einan- der verbinden, merkwuͤrdig sind: So stehen z. B. α ) zwischen der kaukasischen und mongolischen Varietaͤt mitten inne 20) der Hirnschaͤdel eines donischen Kosaken . (Erstes Zehnd. Taf. 4.) Dieser und die naͤchstfolgenden sind Ge- schenke von Herrn von Asch. 21) Eines Kirgis-Kaisaken . (Zweytes Zehnd. Taf. 13.) 22) Ein anderer desselben Stammes, dem vo- rigen sehr aͤhnlich. β ) Zwischen der kaukasischen und aͤthiopischen Varietaͤt. 23) Einer aͤgyptischen Mumie . (Zweytes Zehnd. Taf. 1.) 24) Eines aͤchten Zigeuners . (Zweytes Zehnd. Taf. 11.) Ein Geschenk von dem beruͤhmten Patoki, Arzt zu Clausemburg. γ ) Zwischen der mongolischen und amerikani- schen Varietaͤt. 25) Eines Eskimo . (Drittes Zehnd. Taf. 24.) Nebst dem folgenden Geschenk von dem be- ruͤhmten Joh. Lorenz. 26) Ein anderer von einem Eskimo . (Drittes Zehnd. Taf. 25.) G ) Schaͤ- NB . Dieser Bogen wird zerschnitten, G ) Schaͤdel, die einst im Kindesalter, durch be- sondere Kuͤnsteleyen, vergestaltet worden. 27) Eines, wahrscheinlich tatarischen Lang- kopfs, ( Macrocephali .) (Erstes Zehnd. Taf. 3.) Geschenk vom Herrn von Asch. 28) Einer Karaibin . (Zweytes Zehnd. Taf. 20.) Geschenk vom Herrn von Banks. H ) Der uͤbrige Vorrath dieser Art. 29) Der Schaͤdel eines Teutschen . 30) Einer teutschen Frau . 31) Eines juͤdischen Juͤnglings . 32) Eines juͤdischen Greises . 33) Eines Hellaͤnders . Ein Geschenk von dem beruͤhmten Utrech- ter Arzte Herrn Wolff. 34) Eines Franzosen . Ein Geschenk von Herrn Soͤmmering. 35) Eines Italieners . 36) Ein anderer, von einem Italiener , und zwar von einem Venediger . Nebst dem folgenden ein Geschenk von dem beruͤhmten Herrn D . Michaelis, hannoͤverischem Feldarzt. 37) Eines Lombarden . 38) Eines alten roͤmischen Soldaten von der Leibwache . Ein Geschenk Sr. Eminenz, des Herrn Kardinal Steph. Borgia. 39) Ei- 39) Eines sarmatischen Litthauers . (Drittes Zehnd. Taf. 22.) Ein Geschenk vom Herrn von Asch. 40) Die Hirnschale eines alten Cimbriers . Ein Geschenk von Sr. Hochwohlgeboren, dem kaiserlichen Hauptkonsul bey den Daͤnen, Herrn Bozenhord. 41) Der Schaͤdel eines Finnen . Geschenk, nebst allen folgenden, bis No. 80. von Herrn von Asch. 42) Ein anderer eines Finnen . 43) Einer finnischen Frau . 44) Eines eingarischen Russen . 45) Eines russischen Juͤnglings . Die folgende Reihe russischer Schaͤdel bis zu No. 63 ist wegen der wunderbaren Zweifels ohne von ehelicher Vermischung herstammenden Verschiedenheit, vermoͤ- ge welcher viele derselben sich mehr oder weniger dem mongolischen Habitu naͤhern, hauptsaͤchlich merk- wuͤrdig. 46) Eines russischen Greises . 47) Eines Russen aus Moskau . 48) Eines andern. 49) Eines dritten. 50) Eines vierten. 51) Eines fuͤnften. 52) Einer Frau aus Moskau . 53) Eines Russen aus Sweingorod . 54) Eines jungen Urussers . 55) Eines Russen aus Wenewks . 56) Ei- 56) Eines Russen aus Romanos . 57) Eines andern aus Ribnock . 58) Eines andern aus Ribnisk . 59) Eines Kostromers . 60) Einer Krasnoi Cholmerin . 61) Eines Nischnei Nowgoroders . 62) Eines Kurskers . 63) Eines Orlowers . 64) Eines Tataren aus Orenburg . 65) Eines Tataren , (wahrscheinlich aus Kasan.) 66) Eines dritten Tataren . 67) Eines vierten. 68) Eines fuͤnften. 69) Eines Tschuwaschiers . 70) Eines Lesghiers . 71) Eines Georgiers . 72) Eines Tuͤrken . 73) Eines andern. 74) Eines dritten. 75) Eines Kalmucken aus Orenburg . 76) Eines andern Kalmucken . (Erstes Zehnd. Taf. 5.) 77) Eines dritten. 78) Eines vierten. 79) Eines fuͤnften . 80) Eines sechsten . 81) Ei- 81) Eines Neger-Kreolen aus Neu-York . (Erstes Zehnd. Taf. 7.) Ein Geschenk von Herrn Michaelis aus Marburg . 82) Eines Negers von Kongo . (Zweytes Zehnd. Taf. 18.) Geschenk von Herrn von Asch. II. Ungemein charakteristische Foetus des Mittelschlags, und der beyden aͤußersten Varietaͤten. a ) Von der kaukasischen Varietaͤt. 1) Teutsche Zwillinge verschiedenen Ge- schlechts, durch außerordentliche Schoͤnheit sich auszeichnend. Vier Monathe alt. b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 2) Den Foͤtus eines Kalmucken aus Oren- burg , weiblichen Geschlechts, drey Mo- nate alt. Ein Geschenk von Herrn D . Kosegarten. c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 3) Eines maͤnnlichen Negers von fuͤnf Mo- naten. Ein Geschenk von dem beruͤhmten Herrn Meyer, hannoͤverischem Archiater. III . III. Bloße Haare und Haupthaare verschiedener Voͤlker. Wiewohl dieses beym ersten Anblick kaum hieher gezogen werden zu koͤnnen scheint, so ist doch un- leugbar, daß auch eine solche Sammlung, wenn sie durch Mannichfaltigkeit sich auszeichnet, auf jeden Fall fuͤr ein forgfaͤltigeres Studium der Anthropolo- gie ihren Nutzen hat. Diese enthaͤlt Proben von al- len fuͤnf Hauptvarietaͤten des Menschengeschlechts: und unter diesen ziemlich merkwuͤrdige, von denen hinten an seinem Orte hin und wieder ist geredet wor- den, als von dem zweyfarbigen Haupthaar eines mit weißen Flecken untermischten Nigritiers , wel- chen ich zu London sah u. a. m. IV. Anatomische Praͤparate . Der groͤßte Theil hiervon geht auf die Naturge- schichte des Mohren. In dem Buche selbst habe ich hin und wieder umstaͤndlichere Nachricht davon ertheilt. V. Eine Sammlung von Abbildungen verschiedener Voͤlker, nach der Natur selbst, von geschickten Kuͤnstlern, aufs sorgfaͤltigste gezeichnet. Es erhellt an sich Vergleiche die hierauf Bezug habende Stelle bey Vol- ney in seinen Ruines, ou meditation sur les Revo- lutions des empires. S. 349. schon, daß ein solcher Ap- parat, besonders, wenn man ihn immer mit der ge- nann- nannten Hirnschaͤdel-Sammlung zusammen haͤlt, zu den ersten vorzuͤglichen und untruͤgbaren Quellen des Studiums der Anthropologie gehoͤre; und deshalb ha- be ich seit zwanzig Jahren mir alle Muͤhe gegeben, solcher nach der Natur selbst , und was ein Haupt- umstand ist, von geschickten Kuͤnstlern verfertigten Abbildungen viele mir zu verschaffen. Zwar findet man in Reisebeschreibungen eine Menge aͤhnlicher Abbil- dungen; allein sobald man sie unter das Messer der Kritik bringt, so findet man in der That sehr wenige, denen man trauen koͤnnte. Denn rechnet man eini- ge, z. B. die aus Korn. de Bruͤn persischer und indi- scher Reise, und aus der Erdumsegelung des unsterb- lichen Kook von ihm selbst beschrieben, und mit den schoͤnen, von dem beruͤhmten Hodges gezeichneten Kupfern versehen, hinweg; so wird man leicht fin- den, daß die uͤbrigen, nur nicht alle, bisweilen zwar wohl mit sehr glaͤnzenden Kupfertafeln prangen, welche bey genauerer Besichtigung aber, und einer Vergleichung mit richtigen Abbildungen, oder der Natur selbst, kaum irgend einen Nutzen fuͤr die Na- turgeschichte des Menschengeschlechts haben. Man muß also zu diesem Behuf vielmehr andere hie und da befindliche Abbildungen fremder Voͤlker verglei- chen, welche man theils in Kupfer gestochen einzeln herausgegeben, oder zerstreut in Buͤchern eingeschal- tet, theils als eigne Handzeichnungen von der ge- schickten Hand eines Kuͤnstlers antrift. Von jenen habe ich mir eine nicht gemeine Menge angeschaft, worunter sich hauptsaͤchlich des in dieser Art großen Kuͤnstlers Wem. Hollar geaͤtzte Figuren, und die nicht gemeinen Blaͤtter der neueren englischen Ku- pfer- pferstecher auszeichnen, welche jedoch einzeln aufzu- zeichnen, der Raum dieser Anzeige nicht gestattet. Indeß duͤrfte ich doch wenigstens eine Uebersicht von den merkwuͤrdigsten Handzeichnungen beyfuͤgen: a ) Von der kaukasischen Varietaͤt. 1) Ein Tuͤrke . Mit Roͤthelstift zu Berlin nach dem Leben gezeichnet, von dem unge- meinen Kuͤnstler: Dan. Chodowieki, wel- cher mir mit dieser Handzeichnung ein Ge- schenk gemacht hat. 2) Eine Frau aus Indostan , von einem in- dianischen Mahler mit bewundernswuͤrdiger Genauigkeit und Feinheit gezeichnet. Ich erhielt es zu London von dem gelehrten Herrn Sam. Lysons. b ) Von der mongolischen Varietaͤt. 3) Cossim Ali Chan , einst Praͤsident ( Na- bob ) von Bengalen, der nachher zu Delhi ein Priester Muhameds ( Faquir ) wurde. Mit lebendigen Farben von einem muha- medanischen (maurischen) Mahler gemahlt. Nebst dem folgenden ein Geschenk des nun der Erde entnommenen Baron Braun, englischen Residenten zu Bern, ehema- ligen englischen Obristen in Indien. 4) Die Gattin des letzten mongolischen Kaisers, Scha Allun, welcher im Jahr 1790 starb. Mit aͤhnlicher kuͤnstlicher Hand gemahlt. Des Ursprungs halber habe ich diese beyden Abbil- dungen von den Fuͤrsten des neueren Indiens zu mongo- 5) Das 5) Das Bildniß eines Kalmucken , Feodor Iwanowitsch, zu Rom, wo er mit dem gluͤcklichsten Erfolge sich auf die Mahlerey legt, von ihm selbst, mit eigner Hand, ganz unvergleichbaren Kunst und Geschmack und einer Aehnlichkeit zum Sprechen, mit schwarzer Kreide gezeichnet. Dies besondere Geschenk erhielt ich von Rom, von dem beruͤhmten koͤniglichen großbrittannischen Gesandtschaftssekre- taͤr, Tatter. S. Herrn Hofrath Blumenbachs naturhistorische Abbildungen. Erstes Heft, erste Kupfertafel. Goͤt- tingen 1796. Mit Begierde muß man die Fort- setzung dieser Abbildungen erwarten, denn durch sie duͤrfte Herders Wunsch erfuͤllt werden: „ Daß Je- mand, der es kann, die hie und da zer- streuten treuen Gemaͤlde der Verschie- denheit unsers Geschlechts sammelte und damit den Grund zu einer sprechen- den Naturlehre und Physiognomik der Menschheit legte .“ S. Ideen z. Ph. d. G. d. M. Th. 2. S. 82. G. A. 6) Zwey sinesische Schiffer . Zu Wien ge- mahlt. Ein Geschenk von Sr. Hochwohlgeboren, des Herrn Nik. Jos. von Jacquin, kai- serlichem Finanzrath. 7) Ettuiak, ein eskimoscher Zauberer, wel- cher im Jahr 1773 von der Kuͤste Labrador nach London gebracht wurde. Dies mongolischen Varietaͤt gerechnet, obschon sie in der Gesichtsbildung sich wenigstens von den Hindus ent- fernen, wovon man die Gruͤnde unten sehen kann. Dies und das folgende Gemaͤhlde ist nach der Handzeichnung des Nathan Donce im Museum des Herrn von Banks von dem treflichen Londonschen Mahler G. Hunnemann abgemahlt. 8) Ein eskimosches Weib, Namens Laubwik (welcher Name in der Muttersprache jener Barbaren einen einaͤugigen Baͤr bedeutet) welche mit eben genannten vorigen von dem beruͤhmten Cartwright zugleich nach London gebracht wurde. c ) Von der aͤthiopischen Varietaͤt. 9) Eine Hottentottin aus Amak. Nebst der folgenden ebenfalls aus der Bibliothek des Herrn von Bauks. 10) Ein waldbewohnender Hottentotte (holl. Boschmann) mit Weib und Kind. 11) Eine Hottentottin . Dieses und die vier folgenden Gemaͤhlde wurden auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung nach dem Leben gezeichnet, und an Kayser Joseph nach Wien ge- schickt. Die sehr sorgfaͤltigen Kopien davon habe ich von Herrn von Jacquin zum Geschenk erhalten. 12) Karmup, ein Hottentotte aus Amak . 13) Kosjo, ein Hottentotte aus Chonoga , an der Grenze des Kaffernlandes. 14) Koba, ein Fuͤrst der Kaffern . 15) Puseka, die Tochter desselben . d ) Von d ) Von der amerikanischen Varietaͤt. 16) Ein Einwohner der Magellansstraße , aus dem Feuerlande . 17) Ein Weib von demselben Volke. e ) Von der malayischen Varietaͤt. 18) Zwey neuseelaͤndische Maͤnner . 19) Ein neuseelaͤndischer Fuͤrst . 20) Zwey Juͤnglinge von demselben Volke . Alle, so wie die Abbildungen der Anwoh- ner der Magellansstraße, sind aus der Sammlung der Schaͤtze, welche der Herr Baronet von Banks von seiner Erdumsegelung mitgebracht hat. Erster Erster Abschnitt . Von dem Unterschied zwischen dem Menschen und den uͤbrigen Thieren. §. 1. Schwierigkeit der Untersuchung . W er von der Verschiedenartigkeit des Menschenge- schlechts schreiben, und die Unterschiede aufzaͤhlen will, welche in Hinsicht auf ihren Koͤrperbau zwi- schen den verschiedenen Menschenstaͤmmen statt finden, muß vor allen Dingen eine Untersuchung anstellen uͤber jene Unterscheidungen, welche den Menschen und die uͤbrigen Thiere von einander sondern. Da trift es denn aber auch hier, was bey dem Studium der Naturgeschichte, und zwar insonderheit der Zoo- logie oͤfters der Fall ist, daß man bisweilen eine Gattung von ihren Nebengeschlechtern weit leichter auf die erste Ansicht, und zwar zu Folge eines ge- wissen sinnlichen Eindrucks, unterscheiden, als diese unterscheidenden Merkmale selbst aufzaͤhlen, und mit Worten ausdruͤcken kann. So ist es ziemlich leicht die Ratte von der Maus, das Kaninchen von dem Haasen zu unterscheiden, schwer hingegen die charak- teristischen Zeichen, auf denen diese allgemein be- merkte Verschiedenheit beruht, heraus zu suchen. Daß aber die Materie, welche wir jetzt bearbeiten, dieselbe Schwierigkeit habe, haben in diesem Fache Versch. des M. B große große Maͤnner frey und offenherzig gestanden, ja selbst Linn é , dieser unsterbliche Mann, der in der That dazu geboren war, die unterscheidenden Merk- male an den Gegenstaͤnden der Natur zu erforschen, und um diese systematisch zu ordnen, nennt es in der Vorrede zu seiner schwedischen Fauna, eine der schwierigsten Untersuchungen, den eigentlichen spezisischen Unterschied des Menschen anzugeben; ja bekennt, daß er kein Merkmal habe ausfindig machen koͤnnen, wodurch man den Menschen von dem Affen unterscheiden koͤnne; und hat es in dem System der Natur fuͤr wunderbar gehalten, daß der duͤmmste Affe von dem kluͤgsten Menschen so wenig abweiche, daß der Marschbestimmer der Natur noch zu suchen sey, welcher diese Grenz- scheidungen festsetze; und endlich hat er wirklich dem Menschen weder ein generisches noch spezifisches Merkmal beygelegt, sondern ihn im Gegentheil mit dem langhaͤndigen Affen (Linn é s Homo Lar, Gib- bon) zu einer Gattung gerechnet. §. 2. Die gehoͤrige Behandlungsart dieser Materie. So will ich denn einstweilen das aufzaͤhlen, wo- durch sich der Mensch, wenn ich irgends richtig be- obachtet habe, von den uͤbrigen Thieren zu unter- scheiden scheint, wobey ich folgendermaßen verfahren will, daß ich 1) das aufzaͤhle, was zur aͤußern Bildung des menschlichen Koͤrpers; 2) zur innern Einrichtung, 3) zu den Geschaͤften seiner animalischen Oekonomie , gehoͤrt; 4) was 4) was Bezug hat auf die Geistesfaͤhigkei- ten ; welchen ich 5) weniges uͤber die dem Menschen eigenthuͤm- lichen Krankheiten beyfuͤgen werde. Und 6) werde ich endlich jene Merkzeichen durch- gehen, durch welche man insgemein, aber faͤlschlich, den Menschen von den Thieren unterscheiden zu koͤn- nen geglaubt hat. §. 3. Aeußere Bildung . Hierher ziehe ich auch einige Merkzeichen, welche zwar zunaͤchst in eine Zusammenstellung des Skelets gehoͤren, allein sich doch in der aͤußeren, von jener ab- haͤngenden, Beschaffenheit des Koͤrpers zeigen, wo denn folgende, zumal wenn man sie zusammenge- stellt betrachtet, eine vollstaͤndige Erklaͤrung von der menschlichen Gattung zu enthalten scheinen: A ) Aufrechte Stellung. B ) Breites, flaches Becken. C ) Zwo Haͤnde. D ) Zaͤhne in gleicher Ordnung an einander ge- reiht und aufrechtstehende Unterscheidezaͤhne. Hierauf wird man, als auf seine Hauptstuͤcke, alles uͤbrige, was die Beschaffenheit des menschlichen Koͤrpers besonderes hat, fuͤglich beziehen koͤnnen; und wir wollen daher von jedem einzelnen besonders handeln. §. 4. A ) Aufrechte Stellung . Hier liegt uns der Beweis von zwey Punkten ob: daß naͤmlich B 2 1) die 1) die aufrechte Stellung zur Natur des Men- schen passe; und 2) daß sie dem Menschen eigenthuͤmlich sey. Dieses wird unten erhellen (s. §. 10.). Jenes bestaͤtigt a priori der Bau des menschlichen Koͤrpers selbst, und a posteriori die einmuͤthige Uibereinstim- mung aller uns bekannten Voͤlker jedes Zeitalters. Um bey der Sache nicht lange zu verweilen, bedarf man keines weiteren Beweises als dessen, welchen man fuͤr das Gegentheil anzufuͤhren, und von den Beyspielen vierfuͤßiger, unter Thieren aufgewachse- ner Kinder, herzunehmen pflegt. Denn wer die- ser Sache ernstlicher nachdenkt, sieht leicht, daß man sich keinen andern Zustand des Menschen den- ken koͤnne, worin er weiter von dem ihm von der Natur bestimmten abwiche, als eben diesen, worin wir die ungluͤcklichen Kinder gesehen haben; denn mit ebendemselben Rechte koͤnnte man jede Mißgeburt fuͤr die ideale Norm der menschlichen Bildung halten, als man das Beyspiel solcher wilden Kinder miß- braucht, um die dem Menschen natuͤrliche Art zu gehen und zu leben, daraus zu beweisen. Und den- noch darf man nur diese Nachrichten von den wilden Kindern etwas genauer beseitigen, so erhellt aus den aͤchtesten, der Ungewißheit und dem Zweifel wirklich nicht ausgesetzten Beyspielen darunter, als unsers beruͤhmten Peters von Hameln Man vergleiche Voigts Magazin fuͤr Physik und Naturgeschichte 4ter Theil, 3ter Abschn. S. 91. Und (Monboddos) ancient metaphysics , 3ter Theil, Lond. 1784. 4. S. 57. und 367. Wie (Peter the wild boy, Juvenis Hannoveranus, Linn.); des Maͤdchens aus aus Champagne (de la Condamine) histoire d’une jeune fille sau- vage . Paris 1761. 12. ; des pyrenaͤischen Mannes Vergl. Leroy sur l’exploitation de la Mâture dans les Pyrenées . Lond. 1776. 4. S. 8. und anderer, klar, daß diese Ungluͤcklichen aufrecht gegangen sind; in der Geschichte der uͤbrigen aber, welche man gemeiniglich fuͤr vierfuͤßige gehalten hat, als des irrlaͤndischen Juͤnglings unter den Schaafen Linn . stoͤßt man auf verschiedenes, was sie sehr zweifelhaft macht Man sehe z. B. was der uͤbrigens sehr verdiente Tulpius von diesem irrlaͤndischen Juͤnglinge erzaͤhlt im 9ten Kap. des 4ten Buchs seiner Observat. medi- car. „Ein Juͤngling von 16 Jahren, der in Irrland unter den wilden Schaafen von Kindheit an auferzogen war, hatte gleichsam die Natur der Schaafe angenommen — hatte wilden Blick — war roh, kuͤhn, unerschrocken. — Er hatte auf rauhen Gebirgen, in wilden Gegenden gelebt, selbst so wild als ungebaͤndigt“ u. s. w. — Wie moͤgen denn wohl die wilden Schaafe in Irrland beschaffen seyn? Wel- ches mag ihre Natur seyn? Wild und ungebaͤndigt? Gewiß jeder, der dieses Geschichtchen mit dem Messer der Kritik zerlegt, wird auf die Vermuthung kom- men, daß dieser dumme Klotz, der des Schauspiels halber als ein Wunderwerk durch Holland gefuͤhrt wurle, leicht eben so wenig zu den unter Thieren erzogenen Menschen gehoͤrt habe, als einst eben da- selbst ein aͤhnliches von einem listigen Betruͤger fuͤr einer Eskimo ausgegebenes Wunderwerk (man sehe hierueber Recherches philosoph sur les Améric . Th. 1. S. 258.) zu den wahren Eingebornen der Kuͤste La- bradir. ; ja jener wilde Mensch des Linn é ( Homo sapiens ferus, S. N. Ausg. 12. 1ster Th. S. 28.) scheint in der That mit nicht groͤßerem Rechte Wie wichtig diesem schottischen Philosophen vor al- len andern Peter von Hameln ist, bekennt er in fol- genden Worten: „Diese Erscheinung daͤucht mich ist außerordentlicher, denn der neue Planet, oder eine Entdeckung von noch 30,000 Fixsternen, außer denen kuͤrzlich entdeckten.“ b ) Rechte vierfuͤßig als behaart benennt werden zu koͤnnen. §. 5. Daß die Natur den Menschen aufrecht gebildet habe, wird aus seiner Einrichtung dargethan. Zwar ist es ein verdruͤßliches Geschaͤft, eine an sich klare und einleuchtende Sache mit langen Bewei- sen zu unterstuͤtzen; allein sie gaͤnzlich unberuͤhrt zu lassen, verbieten ein paar beruͤhmte Maͤnner, der Italiener P. Mascati naͤmlich, und der Hollaͤnder A. Schrage S. dessen Verhandeling over de Longteering in dem Handbuche, welches den Titel hat: Genees-Natuur- en Huishoud-kundige Jaarboeken, 3ter Theil, 1sier Abschnitt S. 32. , die paradoxen Beguͤnstiger der ent- gegengesetzten Meinung. Indessen wird es hinrei- chen, nur weniges aus dem sehr vielen herauszuheben. Daß also der Mensch von Natur zum aufrechten Gange bestimmt sey, bezeugt gleich auf dem ersten Anblick die Laͤnge der Schenkel im Verhaͤltniß des Rumpfes und der Aerme. Denn kann ich schon dem Daubenton nicht beystimmen, wenn er meint, daß kein Thier, außer dem Menschen, so große Hinter- fuͤße habe S. Memoires de l’acad. des sciences de Paris 1764. S. 569. , deren Laͤnge gleich waͤre der Laͤnge des Kopfes und Rumpfes; welches die Beyspiele ver- schiedener Saͤugthiere, als des Gibbon Simia lar und des kapschen Springers ( Jerboa Capensis ) wi- derlegen; so ist doch jedem klar, daß der also ge- baute Mensch auf keine Weise wie die vierfuͤßigen Thiere gehen koͤnne; da selbst die Kinder nicht anders, als als mit den Knien aufgestemmt, kriechen koͤnnen, ob- schon ihre Schenkel in diesem zarten Alter in dem schon benannten Maaße kuͤrzer sind, als bey Erwachsenen. Allein nicht bloß die Groͤße, sondern auch die besondere Staͤrke der Schenkel, mit den schwaͤcheren Aernen verglichen, zeigen deutlich, daß diese einzig von der Natur zur Stuͤtze des Koͤrpers bereitet sind; was hauptsaͤchlich durch einen aus der Osteogonie entlehnten Beweiß dargethan wird, wo man naͤmlich weiß, daß bey einem juͤngstgebornen Kinde die Kno- chen des Vorderfußes und zwar hauptsaͤchlich die Ferse weit geschwinder hart werden und zur Voll- kommenheit gedeihen, als die Knochen in der Hand, und das, wie es die Natur der Sache mit sich bringt, da die zarten Haͤndchen in den ersten Lebensjahren kaum einige Kraftaͤußerung noͤthig haben, die Fuͤße aber schon beym Verlauf des ersten Jahres zur Stuͤtze des Koͤrpers und zum aufrechten Gange geschickt seyn muͤssen. Von den starken Muskeln der Wade, haupt- saͤchlich des Schienbeinmuskels mit seinen beyden, durch Sehnen verwachsenen Muskeln (solei musc. c. gemello suo), c ) welche zur Aufrechthaltung des Menschen so stark und auszeichnend von der Natur bereitet sind, daß die alten Anthropologen deshalb mit Aristoteles meinten, man koͤnne dem Menschen allein wahre Waden zuschreiben, will ich nicht ein- mal etwas sagen. Ferner lehrt die ganze Zusammenfuͤgung der Brust , daß der Mensch auf keinen Fall wie die Thiere gehen koͤnne. Denn wenn diese langfuͤßig sind, ist ihre Brust an den Seiten gleichsam zusam- mmengedruͤckt, vorwaͤrts aber gebogen, und die Schluͤs- Schluͤsselbeine mangeln ihnen, damit die Fuͤße von beyden Seiten einander besser ausweichen, und mit- hin die Last des Koͤrpers leichter und fester tragen koͤnnen. Uiberdieß haben die vierfuͤßigen Thiere ent- weder ein laͤngeres Brustbein, oder mehrere Rippen, welche weiter an den Rand des Huͤftbeines ( Crista ilei ) herabgehen, um die Eingeweide des Unterlei- bes in der Lage des horizontalen Rumpfes zu halten. Dies alles aber verhaͤlt sich anders bey dem zweyfuͤ- ßigen Menschen. Seine Brust ist flacher, die Schul- tern durch die Schluͤsselbeine weit von einander abge- sondert, der Brustknochen kurz, der Unterleib mehr als bey den genannten Thieren der beinernen Stuͤtzen entbloͤßt, und anderes der Art mehr, was keinem, der auch nur wenige Skelette vier- besonders lang- fuͤßiger Thiere, etwas aufmerksam mit dem mensch- lichen vergleicht, wird entgehen koͤnnen, was denn alles zeigt, wie unpassend der Bau des Menschen zum Gange auf Vieren sey, daß er nicht anders als unsicher, schwankend, aͤußerst beschwerlich und er- muͤdend fuͤr ihn seyn koͤnnte Mehreres hieruͤber siehe in Ger. Vrolik unter Seb. Just. Brugmanns Praͤs. vertheidigter Dissert. de ho- mine ad statum gressumque erectum per corporis fabri- cam disposito. Leiden 1795. 8. . §. 6. B ) Das menschliche Becken breit und flach . Dem bisher gesagten giebt die Betrachtung des menschlichen Beckens die groͤßte Bekraͤftigung, dessen ganz besondere Bildung ebenfalls ein unterscheidendes Kennzeichen ist, wodurch sich der Mensch wunderbar weit von den Menschenaͤhnlichen Affen, und im Allge- Allgemeinen von allen und jeden uͤbrigen Saͤugthie- ren am weitesten und offenbarsten entfernt. Die Behauptung, daß nur dem menschlichen Skelette ein wahres Becken beyzumessen sey, koͤnnte, so paradox und affektirt sie auch scheinen duͤrfte, doch zu vertheidigen seyn. Wenn man naͤmlich unter Becken versteht, eine solche Zusammenfuͤgung der Huͤft- mit dem heiligen und Kukuksbeine (os coc- cygis), welche der Gestalt eines Beckens nahe kommt; so weichen die laͤnglichten Huͤftbeine der uͤbrigen Saͤugthiere von dieser Beckenbildung außerordentlich weit ab. Denn ob schon des Orangutang ( simiae satyri ) und des Elephanten Huͤftblaͤtter, etwas mehr Aehnlichkeit mit der Gestalt des menschlichen Beckens zu haben scheinen, als die der andern Saͤug- thiere, deren Skelette ich untersucht habe: so sind sie doch nichts destoweniger bey dem erstern laͤnger als breiter, bey dem letztern aber ragt eine sehr verlaͤn- gerte Verknorpelung des Schaambeines hervor, und so faͤllt bey beyden offenbar die Aehnlichkeit des Bek- kens, von welcher wir reden, hinweg, welche sich also bloß bey dem Menschen, durch die Ebnung der Huͤftknochen uͤber dem Schloßbeine, ihrer zarten Verknorpelung, der Kruͤmmung des heiligen Beines von der Erhebung an und der vorwaͤrts gerichteten Schwanzbeinwirbel ( os coccygis ) aͤußert. §. 7. Verhaͤltniß der benachbarten weichen Theile zur Gestalt des menschlichen Beckens. Die hintere Seite des Beckens dient den Steiß- muskeln zum Fundament, deren aͤußersten oder großen kein kein anderer Muskel des Koͤrpers an Dicke gleich ist, und welche mit einer sehr starken Lage Fett bedeckt die Hinterbacken bilden, deren fleischigte, gefuͤgige, und gerundete Fuͤlle, welche den After verbirgt, nicht minder klassische Schriftsteller der Naturgeschichte, wie Aristoteles Von den Theilen der Thiere. IV. 10. und Buͤffon Hist. nat. 2ter Theil S. 544. „Hinterbacken sind bloß der menschlichen Gestalt eigen.“ als die groͤßten Physiologen, ein Galenus De usu partium. XV, 8. Den physikotheologischen Zweck dieses Vorzuges hat Spigel sehr scharfsinnig ausgedacht in seinem Werke de humani corporis fabrica , S. 9. „Einzig der Mensch kann unter allen Thieren be- quem sitzen, denn er erhielt fleischigte und große Hin- terbacken, welche ihm statt Unterlage, Kissen und ge- polsterten Sopha dienen, damit er durch das Sitzen keine Beschwerlichkeit empfindend, den Geist besser be- schaͤftigen koͤnne, mit Nachdenken uͤber goͤttliche Dinge.“ und Haller De corp. hum. functionibus , 1ster Theil, Seite 57. „Auch werden die Affen durch ein anderes Zeichen nicht leicht von den Menschen unterschieden.“ fuͤr das Hauptkennzeichen halten, durch welches der Mensch sich von den Affen, welche ganz ohne Gesaͤß sind, am meisten unterscheide. Ferner haͤngt von der benannten Kruͤmmung des Heiligen- und des Schaambeines eine merkwuͤrdige Richtung der innern weiblichen Geburtsglieder, und besonders der Mutterscheide ab, deren Achse sich weit mehr als bey den uͤbrigen weiblichen Saͤugthie- ren von der sogenannten Achse des Beckens vorwaͤrts neigt, was zwar die Geburt etwas zu erschweren pflegt, hingegen andern Unbequemlichkeiten, welchen die aufrechtgehende Frau, besonders bey dauernder Schwangerschaft, unterworfen seyn koͤnnte, unge- mein vorbeugt. Der- Derselben Richtung der Mutterscheide ist es bey- zumessen, daß das andere Geschlecht in der menschli- chen Gattung, nicht wie die Thierweibchen den Urin hintenaus laͤßt; und das um so weniger, da bey diesem (so viel bis jetzt bekannt ist) die Oeff- nung der Harnroͤhre nicht wie bey dem menschlichen Weibe zwischen den Schaamlefzen ausgeht, sondern ruͤckwaͤrts in die Mutterscheide selbst tritt, welche Erfahrung ich sogar bey Menschenaͤhnlichen Thieren, als dem Teufel oder Maimon und dem Makako, ( papio maimon, Sim. cynomolgno ) die ich dem anatomischen Messer unterworfen, gemacht habe d ). Und nach eben dieser Richtung der Mutterscheide, wird man den seit Lukrezens Zeiten oͤfters erregten Streit uͤber die Frage, welche Stellung dem Men- schen beym Beyschlafe am angemessensten sey, „Und auf welcherley Art man behandle die suͤße- ste Wollust?“ beylegen koͤnnen; denn wiewohl der Mensch auf meh- rerley Art diese Feyer begehen kann, und diese ver- schiedene Art, sie zu begehen, von Menschen aus den moͤnchischen Zeiten Man vergl. z. B. Carpus (Berengarlus) Commen- taria super anatomia Mundini S. 13. „Unter den uͤbrigen Thieren haͤlt der Mensch in verschiedenen La- gen Beyschlaf, giebt Umarmungen und Kuͤsse, worin er verdammlich ist, weil das lasterhafter, wolluͤstiger und teuflicher ist, als vernuͤnftig.“ zu jenen Stuͤcken gezogen worden, wodurch er sich von den Thieren unterschei- de, ja unterweilen wohl physische Ursachen eintreten koͤnnen, welche ihn „nach Art und Sitte der Thiere“ zum Beyschlaf reizen koͤnnen S. Kaͤmpfs enchiridion medicum. S. 181. , so scheint doch im Allge- Allgemeinen der wechselseitige Bezug der Mutter- scheide auf die maͤnnliche Ruthe der obwaltenden Liebe am gemaͤßesten Als ich vor zwey Jahren (1793.) in London den ungeheuren Schatz von Zeichnungen durchgieng, wel- che in der Bibliothek des Koͤnigs von Großbritannien aufbewahrt wird, bewunderte ich von allen, und be- trachtete ich sorgfaͤltiger einen beruͤhmten Band Ge- maͤhlde, welche fuͤr die menschliche und verglichene Zergliederung sehr nuͤtzlich sind, und von dem großen Mahler Leonardo de Vinci mit der Feder gemacht waren, unter welchen hauptsaͤchlich eine ganz besondere, und in ihrer Art einzige Zeichnung, von einem Manne, der mit einem Weibe im Beyschlaf begriffen ist, sich auszeichnete. Beyder Rumpf aber war so durchschnit- ten, daß man das schicklichste Berhaͤltniß der ausge- dehnten maͤnnlichen Ruthe auf die Richtung der Mut- terscheide, worauf ich hingewinkt habe, deutlich sehen konnte. — Der Freundschaft des Herrn Jo. Cham- bertaine, des Aufsehers dieser koͤniglichen Sammlung, dieses menschenfreundlichen Mannes und ungemeinen Kuͤnstlers verdanke ich eine sehr genaue Copie dieses s ch arfsinnigen Blattes. . §. 8. Kurze Nachricht von dem Hymen, den Nymphen und der Clytoris. Um die dem weiblichen Geschlechte der menschli- chen Gattung eigenthuͤmlichen Schaamtheile, mit einemmale abzufertigen, muͤssen wir des Hymens noch erwaͤhnen, welches Haͤutchen, so viel ich weiß, bisher bey keinem andern Thiere ist gefunden worden. Weder bey den Weibchen der gemeinen Affen, noch der Paviane sind mir, so oft ich sie untersuchte, ir- gend eine Spur davon, oder in Warzen verwandelte Ueberreste vorgekommen; eben so wenig als in dem weiblichen Elephanten, dem man vor mehreren Jah- ren durch Teutschland fuͤhrte, und dessen Geburts- theile theile ich deshalb sorgfaͤltiger untersuchte, weil mir war berichtet worden, daß der selige Trendelenburg, ein damals sehr beruͤhmter Arzt zu Luͤbeck, in diesem Thiere eine Art von Hymen bemerkt habe. Mir ist dieser Theil im weiblichen Koͤrper uͤbrigens merkwuͤr- dig, da ich schlechterdings durch keine Muthmaßung irgend einem physischen Nutzen desselben auf die Spur kommen kann. Was die Physiologen uͤber den Zweck des Hymen vorgebracht haben, ist kaum annehmbar; unter allen aber am wenigsten die von Hallern hier- uͤber geaͤußerte, nicht sehr scharfsinnige Meinung: „da man es bloß bey dem Menschen finde, so sey es ihm auch zu moralischem Zwecke verliehen, als Zeichen der Keuschheit.“ In Ansehung der Nymphen und Clytoris scheint Linn é ungewiß zu seyn, ob sie außer dem weiblichen Geschlechte der menschlichen Gattung auch andere Weibchen haben? Ich aber habe selbst erfahren, daß keiner von diesen Theilen dem Menschen eigenthuͤm- lich sey, denn die Clytoris habe ich nach so viel an- dern nicht verwerflichen Zeugen, in mancherley Saͤug- thieren verschiedener Ordnungen haͤufig beobachtet und zum Theil sehr groß gefunden, wie in dem Teu- fel oder Maimon und dem Faulthieraffen, am unge- heuersten aber, in der Groͤße einer Faust, in einem 52 Fuß langen Wallfisch, welchen ich, als er vor Kurzem im Monat December 1791 bey Sandfort in Holland ans Ufer geworfen worden, sorgfaͤltig be- trachtet habe. Die Nymphen aber habe ich an einem Mongus, den ich selbst einige Jahre lebendig aufgezogen habe, den menschlichen sehr aͤhnlich gefunden. §. 9. §. 9. C ) Der Mensch, ein zweyhaͤndiges Thier . Aus dem, was uͤber des Menschen Stellung bisher gesagt worden ist, ergiebt sich der groͤßte Vor- zug seiner aͤußern Bildung, naͤmlich: der freyste Gebrauch zweyer sehr vollkommener Haͤnde; durch deren Bildung er so weit uͤber den uͤbrigen Thieren steht, daß dadurch des Anaxagoras abgedroschenes, von Helvetius in unsern Zeiten wieder aufgewaͤrmtes Sophisma entstanden ist: „Der Mensch scheine des- halb am weisesten zu seyn, weil er mit Haͤnden aus- gestattet ist.“ Dies ist wirklich zu paradox; weni- ger scheint sich im Gegentheile die Behauptung des Aristoteles von der Wahrheit der Natur zu entfernen, „daß bloß der Mensch wirklich Haͤnde habe, welche wirkliche Haͤnde seyen;“ da selbst bey den Menschen- aͤhnlichen Affen ein Haupttheil der Haͤnde, ich meine der Daumen, nach Verhaͤltniß kurz, fast abgekippt, und, um mich eines Ausdrucks des großen Enstachins zu bedienen, sehr laͤcherlich ist; daß mithin wirklich keine Hand, außer die menschliche, die Benennung eines Organs der Organe verdient, womit derselbe Stagirite sie beehrt hat. §. 10. Die Affen und verwandten Thiere hingegen sind vier- haͤndig. Die Affen und andere Thiere, welche man ins- gemein Menschenaͤhnliche nennt, von der Gattung der Paviane, Meerkatzen und Faulthieraffen ( Le- mur ) sind in der That weder zwey noch vierfuͤßig, sondern vierhaͤndig zu nennen. Denn ihre Hinter- fuͤße fuͤße haben ebenfalls einen aͤchten Daumen und keine Zehen, welche der zweyfuͤßige Mensch allein erhalten hat Der so große paradoxe Freund Robinet hat im fuͤnften Theile seines Werks de la nature auf der neunten Tafel die Abbildung eines Embrio geliefert, den er fuͤr einen Waldmenschen ausgiebt, da doch aus den bloßen Fuͤßen, welche mit einem Finger, nicht mit einer Zehe, versehen sind, auf den ersten Anblick erhellt, daß es eine menschliche Frucht sey. , daß sie demnach mit groͤßerem Rechte als ihre Vorderfuͤße den Namen der Haͤnde verdienen, da sie bekanntlich geschickter zum Greifen eingerichtet sind, als jene, auch giebt es eine Art von Meerkaz- zen, (den Coaita, Paniscus, Waldtenfel), welche an den Vorderhaͤnden keinen Daumen hat, da man hingegen nirgends ein vierhaͤndiges Thier dieser Gat- tung gesehen, welches an der Hinterhand desselben ermangelt haͤtte. Daraus kann man leicht den Streit schlichten, der daruͤber gefuͤhrt worden ist, ob naͤmlich die Wald- menschen ( sim. satyrus ) und andere Menschenaͤhn- liche Thiere ihrer Natur nach in den Waͤldern auf Zweyen oder Vieren gehen. In der That keins von beyden. Denn da die Haͤnde nicht zum Gehen, son- dern zum Greifen eingerichtet sind, so ist an sich klar, daß die Natur diese Thiere bestimmt habe, ihr Leben meist auf den Baͤumen hinzubringen. Auf diese klet- tern sie, und suchen ihren Unterhalt darauf, wo ih- nen dann das eine Paar Haͤnde zum Anhalten, das andere zum Abreissen der Fruͤchte und andern Ver- richtungen dient; und zu diesem Behufe hat die Na- tur die mit unvollkommenen Haͤnden versehenen Meer- katzen mit einem Wickelschwanze versorgt, mit wel- chem sie auf den Baͤumen sich sicherer halten koͤnnten. Und Und nun ist es kaum einer Erinnerung beduͤrftig, daß es das Werk erlernter Kunst sey, wenn man unterweilen aufrechtgehende Affen entdeckt hat, da schon aus genauen, nach dem Leben gezeichneten Abbildungen des Waldmenschen S. z. B. des beruͤhmten Wasmaer Monographie. klar zu sehen ist, wie unbequem und widernatuͤrlich erzwungen eine solche Stellung sey, wo man sich mit den Vorder- haͤnden auf einen Stock stuͤtzt, indessen die hintern auf eine nicht paßliche Weise zu einer Faust verschlun- gen sind Linne behauptet daher ohne gehoͤrigen Grund: „daß es Affen gebe, welche eben so gut als der Mensch mit aufrechtem Koͤrper, auf zwey Fuͤßen gehen, und daß sie wegen des Gebrauchs, den sie von Haͤnden und Fuͤßen machen, zu der Menschengattung gehoͤren.“ S. Herrn Hofrath Blumenbachs naturhistorische Ab- bildungen. Zweyt. Heft, Taf. 12. Goͤtting. 1797. a) . . Und noch ist mir nirgends ein Bey- spiel von einem Affen, oder einem andern Saͤugthie- re außer dem Menschen bekannt geworden, welches wie dieser, auf beyden Fuͤßen aufrecht stehend, das Gleichgewicht halten konnte. Hieraus erhellet, daß die aufrechte Stellung nicht minder zur Natur des Menschen passe, wie wir gesehen haben, als sie ihm eigenthuͤmlich ist. (§. 4.) Demnach „hebt allein das Menschengeschlecht das Haupt in die Hoͤhe und stehet leicht auf geradem Koͤrper.“ §. 11. D ) Eigenthuͤmlichkeiten der menschlichen Zaͤhne. Die Zaͤhne sind bey dem Menschen mehr, als bey den uͤbrigen Saͤugthieren in gleicher Ordnung aneinander gereiht . Die Die untern Schneidezaͤhne gehen mehr auf- waͤrts, was ich unter die Hauptunterscheidungsmerk- male des menschlichen Koͤrpers rechne. Die Hundszaͤhne stehen weder heraus, noch weit ab, sondern sind in gleicher Ordnung mit den benachbarten verbunden. Die Backenzaͤhne haben besondere krumme stumpfe Spitzchen, wodurch sie sich von den Backen- zaͤhnen des Waldmenschen, des Gibbon, und aller Thierarten dieser Gattung, von deren Schaͤdeln ich viele untersucht habe, am augenscheinlichsten unterscheiden. Endlich zeichnet sich der menschliche Kinnbacken durch drey Merkmale aus; naͤmlich durch die unge- meine Kuͤrze, durch das etwas hervorragende zu den aufrechten Schneidezaͤhnen passende Kinn, am mei- sten aber durch die besondere Form der Knorren an dem Hinterkopfe ( Condyli ) und ihre Richtung und Verbindung mit den Knochen der Schlaͤfe e ), wodurch er sich von den Kinnbacken, wenigstens aller mir bekannten Saͤugthiere, unterscheidet, und welches alles deutlich zeigt, das der Mensch von der Natur bestimmt sey, alle Arten Nahrung zu verzehren, oder zu einem Allverzehrer. §. 12. Das uͤbrige, was dem aͤußern Menschen eigenthuͤmlich scheint, als ein glatter Koͤrper u. a. m. Ich uͤbergehe einiges minder Wichtige, was man ebenfalls zu dem auszeichnend Charakteristischen des Menschen zu rechnen pflegt, als das Ohrlaͤppchen, schwellende Lippen, besonders die Unterlippe, und anderes der Art mehr. Versch. des M. C Von Von der kahlen Glaͤtte des menschlichen Koͤrpers muß wenigstens etwas gesagt, und untersucht werden, in wie fern sie zu den unterscheidenden Zeichen, durch welche der Mensch von den uͤbrigen, ihm einigerma- ßen aͤhnlichen Saͤugthieren, sich trennt, koͤnnen ge- rechnet werden. Nach Linn é s Behauptung „giebt es zwar irgendwo Affen, welche unbehaarter sind, als der Mensch“; aufrichtig aber gestehe ich, daß ich bis- her nach diesem Irgendwo vergebens geforscht habe. Hingegen weiß man aus der einmuͤthigen Ueberein- stimmung glaubwuͤrdiger Reisebeschreiber, daß jene Menschenaͤhnlichen, auf Angola und der Insel Bor- neo einheimischen, Affen, welche man gewoͤhnlich unter dem gemeinsamen malagischen Namen Oran- utan begreift, nicht minder als der Langarm ihrer Natur nach , weit behaarter sind als der Mensch, und die Beyspiele jener hin und wieder in Europa gesehenen Thiere bestaͤtigen es, welche, wiewohl noch nicht voͤllig ausgewachsen, und von schwaͤchli- cher Gesundheit, doch nichts desto weniger mehr Haare hatten, als der Mensch. Das aber ist außer Zweifel gesetzt, daß man hin und wieder, und zwar hauptsaͤchlich auf einigen In- seln des stillen Meeres, Einwohner bemerkt hat, wel- che durch behaartere Koͤrper sich ausgezeichnet haben: von denen jedoch bis jetzt noch eine Beschreibung mangelt. Zuerst hat ihrer der durch seine Seefahrten be- ruͤhmte Spangberg Muͤllers Sammlung russischer Geschichte , 3ter Theil, S. 174. Meldung gethan, der von den Japanischen Kuͤsten nach Kamtschatka zuruͤckkeh- rend rend auf der suͤdlichern von den kurilischen Inseln (im 43° 50′ der Breite) ein solches Volk gefunden zu haben erzaͤhlt Zweifels ohne die Insel Nadigsda , von deren Einwohnern dieses, aber nur durch Sage der Gefaͤhr- ten des großen Cook, Jac. King, gehoͤrt hatte, in voyage to the northern hemisphere, 3ter Th. S. 377. . Der beruͤhmte J. R. Forster S. dessen Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt . S. 218. hat unter den Einwohnern der Inseln Tanna, Mallicolle und Neu- kaledonien nur zuweilen solche abweichende Indivi- duen wahrgenommen. Man erzaͤhlt noch von einer aͤhnlichen Race auf Sumatra, welche im Innern der Insel wohnen soll, und Oranggugu genennet wird Der uͤber diese Insel klassische Schriftsteller Mars- den erzaͤhlt es nach Hoͤrensagen History of sumatra . S. 35. Not. *) . Wiewohl nun aber im Allgemeinen die Haut des Menschen durch Glaͤtte und Haarlosigkeit sich aus- zeichnet, so scheinen doch im Gegentheile einige be- sondere Theile des menschlichen Koͤrpers haarigter als bey den Thieren, z. B. die Schaam und die Hoͤhlung unter dem Arm, welche die Alten deshalb ebenfalls zu den dem Menschen eigenthuͤmlichen Merkmalen gerechnet haben. §. 13. 11) Merkwuͤrdige Eigenheiten des menschlichen Koͤrpers, in Ansehung der innern Einrichtung. Da wir, was von den Eigenheiten des aͤußern menschlichen Koͤrpers zu erinnern war, abgemacht haben, kommen wir nun auf den zweyten Punkt der Abhandlung (§. 2.) naͤmlich seine innere Einrich - C 2 tung ; tung ; wobey uns jedoch die engen Grenzen dieses Orts auferlegen, dem Neoptolemus zu folgen, und unser Philosophiren nicht weitlaͤuftig auszudehnen. Man wird diese ganze Untersuchung wieder auf zwey Hauptstuͤcke zuruͤckfuͤhren koͤnnen, indem wir A ) das ausforschen, wessen entweder der Mensch allein, oder naͤchst ihm nur einige wenige Thiere, ermangeln ; und B ) das, was im Gegentheile ihm eigenthuͤm- lich ist. §. 14. Die inneren, dem Menschen fehlenden, Theile. Diese Theile, welche man in den Saͤugthieren, hauptsaͤchlich den zahmen findet, wurden sonst, da die Gelegenheit menschliche Kadaver zu zerlegen selt- ner war, oder aus Liebe zur Zootomie vernachlaͤßigt wurde, sonst durchgaͤngig alle auch dem Menschen zugeschrieben. Hierher gehoͤrt z. B. das Fleischfell , oder der Hautmuskel, welcher von Galenus und dessen An- haͤngern, ja sogar von dem Reformator der mensch- lichen Zergliederungskunst, der sie von den galeni- schen Irrthuͤmern so streng reinigte, ich meine von Vesalius, dem Menschen faͤlschlich beygelegt, von Nikolaus Steno aber abgesprochen, und einzig den unvernuͤnftigen Thieren zugeschrieben wurde f ). Das wunderbare Netz (aus Blutadern beste- hend hinter dem kleinen Gehirne) zaͤhlte Galenus unter die Theile des menschlichen Koͤrpers, Vesalius aber zeigte nach Berengarius, einem Anhaͤnger des Carpus, daß es der Mensch nicht habe g ). Daß Daß der Mensch keimen Aufhaͤngemuskel des Auges oder Augapfel, oder siebenten Muskel habe, womit die vierfuͤßigen Saͤugthiere versehen sind, hat nach der natuͤrlichen Wahrheit zuerst Fallopius gelehrt h ). Daß die menschliche Frucht in keine Harnhaut ( allantois ) eingewickelt sey, was bey den uͤbrigen, nur nicht allen, Saͤugthieren der Fall ist, hat man nur neuerlich erst dargethan i ). Ich uͤbergehe andere Theile, welche, wiewohl sie nur in wenigern Thiergattungen angetroffen, doch um nichts minder eine Zeitlang auch dem Menschen faͤlschlich beygelegt worden sind, als die sogenannte Asellische Gekroͤsedruͤse, die eigenen Kanaͤle aus der Leber in die Gallenblase, den Koͤrper des High- morus (Hodenkamm) u. s. w. Oder die Theile, welche auch nur einigen Ord- nungen der Saͤugthiere zukommen, und dem Men- schen so offenbar verweigert sind, daß sie ihm nicht leicht jemand wird zuschreiben koͤnnen, wohin ich z. B. die innere Augendecke rechne (welche ich der Ordnung der Darstellung gemaͤßer hier nennen zu muͤssen glaubte, obschon sie mehr zu den aͤußern Thei- len gehoͤrt) und das Spannaderband des Halses ( ligamentum suspensorium colli ) und noch mehre- res von dieser Art k ). Das Zungenloch an den obern Vorderzaͤhnen ( foramen incisiuum ) hat der Mensch zwar mit den vierfuͤßigen Thieren gemein, doch ist es nach Ver- haͤltniß kleiner bey ihm, und einfach, da es bey den meisten uͤbrigen Saͤugthieren doppelt, und bey vielen ungeheuer groß ist. §. 15. §. 15. Das Zwischenkinnladenbein . Dieses merkwuͤrdige Bein muß aus mehr als ei- ner Ursache einzeln abgehandelt werden. Denn die Knochen, welche in der obern Kinnlade bey dem Menschen zusammenstoßen, und alle und jede Ober- zaͤhne fest in sich halten, sind bey den Thieren durch einen gewissen dritten vorwaͤrtsgehenden Knochen, der wie ein Pfahl zwischen ihnen steht, von einander getrennt worden, welchen Haller deshalb, weil die obern Schneidezaͤhne (wenn welche vorhanden sind) in ihm stehen, den Namen Schneideknochen gege- ben hat. Allein da man ihn auch in jenen Saͤug- thieren findet, welche diese Oberzaͤhne nicht haben, wie die wiederkaͤuenden Thiere und der Elephant, und das afrikanische zweygehoͤrnte Rhinozeros sind, oder in ganz zahnlosen, als dem Ameisenbaͤr und Wall- fisch; so glaubte ich ihn eher den Zwischenkinnladen- knochen nennen zu muͤssen Bey den sehr beruͤhmten Zootomikern Vitet und Vicq d’Azvr heißt es das Unterkinnbackenbein , und bey Blair in der Osteographie des Elephanten, das Gaumenbein . . Bey einigen ist es ein einziger ungetheilter Knochen, bey vielen hinge- gen ist er in zwey Stuͤcken getheilt, bey andern aber durch eigne Naͤthe von den benachbarten Knochen des Hinterhauptes gesondert, deren eine bey sehr vielen im Gesicht auf beyden Seiten nach der Nase, zu den aͤußersten Hoͤhlen der Schneidezaͤhne, die an- dere im Gaumen von dieser Hoͤhle gegen das vordere gewoͤlbte Gaumenloch hinlaͤuft. Da nun Kamper den Mangel dieses Knochens zu den Hauptmerkma- len gerechnet hat, wodurch der Mensch von andern Saͤug- Saͤugthieren sich unterscheide, so entsteht freylich die doppelte Frage: 1) ob er dem Menschen wirklich mangele, und 2) ob er in allen uͤbrigen Saͤugthieren sich findet? Das erste hat vor drittehalb Jahrhunderten den Anatomikern der damaligen Zeit Stoff zu einem sehr heftigen Streite gegeben. Denn da Galenus die ebenbenannte Nath des Zwischenkinnladenbeins zu den uͤbrigen des Hirnschaͤdels rechnet, so bediente sich Vesalius nach so viel andern Zeugnissen auch die- ses, zu beweisen, daß er sein, so lange fuͤr ein Ka- non gehaltenes osteologisches Handbuch nicht nach dem menschlichen, sondern nach dem Skelett des Affen verfertigt habe. Nach den vergeblichen Ver- suchen des Jak. Sylvius aber, durch elende Vorwaͤn- de seinen Galen zu retten Er quaͤlt sich dergestalt mit der Rettung seines goͤttlichen Galenus, daß er endlich auch zu der Ent- schuldigung sich herablaͤßt, daß die Menschen, wiewohl sie jetzo keine Zwischenkinnladenbeine mehr haͤtten, doch zu Galens Zeiten allerdings dieselben gehabt haben, und daß man deshalb den Fuͤrsten der Anato- miker nicht anzuklagen habe, — „sondern einige Verhinderungen der Natur, welche in un- sern Zeiten die Folgen der Leckerey und einer unzeitigen und uͤber maͤßigen Liebe gewesen waͤren.“ , hielt man diese ganze Untersuchung fuͤr so vollkommen beendigt, daß der neuerliche Versuch des beruͤhmten Vicq d’Azyr, die Analogie zwischen der Einrichtung des Menschen und der Thiere, in Ansehung des Zwischenkinnladenbeins, zu beweisen, in der That wider alles Vermuthen und alle Erwartung war S. Memoires de l’ academie des sciences de Paris. 1780. . Denn die einzige Spur einer Aehnlichkeit, worauf diese Analogie sich gruͤn- det, det, ist eine Luͤcke im halben Bogen, welche man an den Kinnbackenbeinen der menschlichen Fruͤchte und Kinder schraͤg uͤber bey den Hoͤhlen der Schneidezaͤhne erblickt, und welche, wie allgemein bekannt, auch jezuweilen bey Erwachsenen noch uͤbrig ist Man sehe schon Vefalius und Coiters Abbildungen. . Daß aber diese Luͤcke unrichtig durch die Benennung Nath bezeichnet werde, hat schon vor zweyhundert Jahren und druͤber weislich und nach der wahren Natur der scharfsinnige Fallopius angemerkt Ich bin nicht der Meinung derer, welche oͤffentlich bezeugen, daß man unter dem Gaumen eine Nath finde, die schraͤg uͤber zu den beyden Hundszaͤhnen gehoͤre, welche bey Kindern erkennbar sey, bey Er- wachsenen aber so vertilgt werde, daß keine Spur davon uͤbrig bleibe. Denn ich finde, daß dies mehr eine Theilung oder Luͤcke ist, als eine Nath, da sie Knochen nicht von Knochen trennt, noch aͤußerlich sichtbar wird. . Daß sich aber auf der Gesichtsoberflaͤche der Kinnla- denknochen im menschlichen Schaͤdel nicht einmal durch eine solche Spalte, geschweige eine Nath be- merkbar mache, welche bey dem Affen so sichtbar ist S. Eustathius Tab. anat. 46. 2te Fig. , verdient kaum eine Erinnerung. Was aber die andere Frage betrift, ob dem Menschen allein unter den Saͤugthieren der Zwischen- kinnladenknochen mangle, da muß ich freylich beken- nen, daß ich ihn in mehrerern Hirnschaͤdeln vierhaͤn- diger Thiere vergebens gesucht habe. Die Naͤthe, welche diesen Knochen umschraͤn- ken, fehlen in dem Skelett der unzeitigen Meerkatze, welches in dem akademischen Museum aufbewahret wird, an deren Hirnschaͤdel sonst die uͤbrigen Naͤthe ziemlich deutlich zu sehen sind. Eben Eben so wenig habe ich sie in einem andern Ske- lett von derselben Spezies gefunden, welches der beruͤhmte Bellmann, dieser geschickte kasselsche Wund- arzt, aufbewahrt. Es ist von einer sehr alten Meer- katze, worin mehrere Naͤthe vertilgt sind, daß man also aus diesem einzigen Belege nichts schließen kann. Allein ein drittes Beyspiel einer solchen Meer- katze ist mir durch den Herrn Prof. Schacht zu Her- ford, meinen sehr lieben Freund, bekannt gewor- den, an welcher jener Knochen ebenfalls mangelte. Von einem vierten Beyspiele einer solchen Meerkatze, woran die Spur eines Zwischenkinnladenbeins gaͤnz- lich mangelt, hat mir der sehr beruͤhmte Arzt zu Manchester, Herr Holme, in einem Briefe Nach- richt gegeben. Es duͤrfte wohl der Muͤhe werth seyn, wo dies Thier sonst angetroffen wird, zu untersu- chen, ob der Zwischenkinnladenknochen an ihm zu finden sey oder nicht. In dem entsetzlichen Skelett eines wirklich unge- heuer großen Menschenaͤhnlichen Affen von der Insel Borneo, welches ich in dem Naturalienkabinet des Fuͤrsten von Oranien zu Haag sorgfaͤltig und zu wie- derholtenmalen untersucht habe, habe ich auch nicht die geringste Spur von jenen Naͤthen entdeckt; daß aber dieser Affe alt gewesen, zeigt sowohl die ganze Beschaffenheit des Skeletts, als besonders das Ver- wachsen der meisten Hirnschaͤdelnaͤthe Ich wundere mich, wie Camper die entgegengesetzte Meinung hat in Schutz nehmen koͤnnen. Er behauptet naͤmlich, daß dieses das Skelett eines noch nicht alten Menschenaͤhnlichen Affen gewesen sey. S. dessen Na- turgeschichte des Orang-Utang . S. 146. . Mit Mit dem Hirnschaͤdel eines juͤngern Menschen- aͤhnlichen Thieres, dessen Skeletts Ueberreste ich zu London im britannischen Museum entdeckte, verhaͤlt es sich aber anders. Dem alten noch daran han- genden Zettel zu folge, war es ein Orang-Utang, welchen der Schifskapitain Aprix von der Insel Su- matra mitgebracht hatte. In diesem Hirnschaͤdel war auch nicht ein Schatten von den Naͤthen des Zwischenkinnladenbeines, ob schon die uͤbrigen ins- gesamt vorhanden waren. Aber auch weder Ed. Tyson hat sie in seinem Troglodyten von Angola gefunden, noch sind sie sichtbar in Daubentons Abbildung eines aͤhnlichen Hirnschaͤdels von einem ebendaselbst erzeugten Thiere. Dem sey indessen, wie ihm wolle, so ist doch dieses ausgemacht, was man ebenfalls zu den Merk- zeichen des Menschen rechnen kann, daß die Kinn- backen in den Hirnschaͤdeln der genannten Affen und uͤbrigen Saͤugthiere bey weitem mehr vorwaͤrts ragen. §. 16. B ) Die Unterschiebe des Menschen von den andern Säug- thieren in Ansehung einiger innern Theile. Man sieht leicht ein, daß hier nur von wenigen und zwar den besondersten Unterschieden der Art die Rede seyn koͤnne. Um also von dem Kopfe anzufangen, so hat der Mensch einiges minder Wichtige, z. B. die Kry- stall- oder Augenlinse, welche (das Wallfischgeschlecht etwa ungerechnet) bey ihm nach Verhaͤltniß sehr klein scheint, und bey dem Erwachsenen nicht so erhaben, als bey andern Thieren, ist das große Hin- Hinterhauptsloch ( foramen occipitale ), welches wei- ter vorwaͤrts liegt, als bey den vierfuͤßigen Thie- ren d’ Aubenton in Memoires de l’ acad. des sciences de Paris 1764. und anderes der Art mehr, ausgenommen; hat der Mensch, sage ich, die groͤßte Gehirnmasse, und nicht (welche Meinung seit Aristoteles Zeiten sich behauptet hatte) nach dem Verhaͤltniß des ganzen Koͤrpers, sondern nach des beruͤhmten Soͤmmering schoͤner Beobachtung in Ruͤcksicht der zarten Ner- ven, welche hier ihren Ursprung haben S. dessel. Abhandlung: De basi encephali. Goet- ting. 1778. S. 17. Derselbe uͤber die koͤrperliche Verschie- denheit des Negers vom Europaͤer . S. 59. Auch J. Gottfr. Ebel observ. nevrol. ex anatome comparata. Frankf. an der Oder 1788. . Wird nun also das gesamte Nervensystem in physiologischer Hinsicht in zwey Theile getheilt, in den sogenannten Nerventheil, als welcher die Nerven selbst, und die Masse beyder Gehirne, und des ihrem Ursprunge am naͤchsten liegenden Ruͤckenmarks enthaͤlt, und in den Empfindungstheil, welcher naͤheren Bezug hat auf das Band, durch welches die Verrichtungen der Ner- ven mit den Seelenvermoͤgen verknuͤpft sind; so hat der Mensch die groͤßte Masse jener edleren Empfin- dungstheils erhalten. Gleich merkwuͤrdig ist eine andere Entdeckung, ebenfalls des scharfsinnigen Forschers Soͤmmering, daß die, von andern zwar oͤfters bemerkten Stein- chen der Zirbeldruͤse, von dem vierzehnten Jahre an, so durchgaͤngig in den menschlichen Hirnschaͤdeln gefunden werden, daß sie gleichfalls zu den Eigen- thuͤmlichkeiten des Menschen gezaͤhlt zu werden ver- dienen, dienen Soͤmmering de lapillis vel prope vel intra glandu- lam pinealem sitis. Mainz 1785. Eine Abbildung hat er geliefert in der Dissert. de decussatione nervorum opticorum, das. 1786. . Nur einmal hat er aͤhnliche Steinchen in der Zirbeldruͤse des Dammhirsches gefunden. Und haben sie ja einmal in dem Gehirne eines erwachsenen Menschen gefehlt, so gehoͤrt dies in der That zu den seltensten Anomalien, und das Beyspiel einer solchen Ermangelung verdanke ich dem nicht gemeinen Phy- siologen C. M. A. Caldani zu Padua, welcher in einem Briefe mir berichtete, daß unter vier mensch- lichen Gehirnen, welche er im Jahre 1786 insgesamt zu diesem Behuf untersucht habe, eins gewesen sey, und zwar von einem dem Greisesalter nahen Maune, worin sich keine Spur derselben gefunden habe. In der Brust muͤssen wir die Lage des Herzens dem Menschen eigenthuͤmlich nennen, denn dieses Eingeweide liegt nicht wie bey vierfuͤßigen Thieren, auf dem Brustknochen auf, sondern wie es die auf- rechte Gestalt mit sich bringt, auf dem Zwergfelle. Auch ist die Grundflaͤche desselben nicht wie bey jenen, dem Kopfe, sondern den Brustwirbeln entgegen, so wie die Spitze der linken Brust, weshalb bey jenen rechtes und linkes Herz, was bey diesem im Gegen- theile vorderes und hinteres ist. Auch stoͤßt bey sehr wenigen andern Saͤugthieren, außer dem Menschen, der Herzbeutel mit dem Zwergselle zusammen. Die Speiseroͤhre ist vollkommen so, wie sie ein alles fressendes Thier haben mußte. Man duͤrfte naͤmlich sagen, daß sie gewisserma- ßen aͤhnlich sey der der fleischfressenden Thiere, in Anse- Ansehung des Baues des Magens, und der Kuͤrze des Blinddarms: Der der Kraͤuterfressenden hingegen in der Laͤnge der duͤnnen Daͤrme, und dem auszeichnenden Unter- schiede von den dicken; in dem faltigen Grimmdarm; dem Mangel der scharfen Druͤsen, welche bey dem After den Reinigungssaft ( Smegma ) absondern; u. s. w. Endlich findet man bey den Geburtsgliedern des Menschenweibes außer den obenbenannten Stuͤk- ken noch ein besonderes Mittelgefaͤß, die Gebaͤrmut- ter; (Uterus) und die Leibesfrucht zeichnet sich durch das Gewebe des Mutterkuchens, (Nachgeburt) die Laͤnge der Nabelschnur, und eine einzige Nabelblut- ader, aus. Dem noch sehr zarten menschlichen Embrio aber, ist, so viel ich weiß, das bisher raͤthselhafte Nabel- blaͤschen eigen, von dem ich schon an einem andern Orte angemerkt habe, daß es allen menschlichen Fruͤchten bis ohngefaͤhr zum vierten Monat nach der Empfaͤngniß gemein sey, und ihrer Natur gemaͤß zukomme Im 9ten Theile der Commentationum societatic Regiae scient. Goettingensis. S. 116. , wo ich auch von einiger Analogie desselben mit der Dotterhaut des gebruͤteten Kuͤchel- chens gehandelt habe. §. 17. III. Eigenheiten des Menschen in Ansehung der Verrich- tungen der animalischen Oekonomie. Vorzuͤglich muß hier die ganz besondere Zartheit und nachgiebige Weichheit des schleimichten Ge- webes webes (des insgemein sogenannten Zellgewebes) unter der menschlichen Haut erwaͤhnt werden. Denn es ist die bekannteste Sache, daß in Hinsicht auf die Dichtigkeit dieses netzfoͤrmigen Schleimes unter den verschiedenen Thiergattungen und ihren Arten, ein auszeichnender Unterschied statt findet; bey der Schlange z. B. ist sie zaͤhe, bey der Forelle weicher: und schon vorlaͤngst bemerkte auch unser Zinn, dieser so genaue Anatom, daß der Mensch vor den uͤbrigen Saͤug- und andern Thieren, das feinste und zarteste Schleimnetz habe. Wo mich nun nicht alles truͤgt, so glaube ich die Weichheit dieses Mittelgefaͤßes ( parenchyma ) zu den Hauptvorzuͤgen des Menschen rechnen zu muͤssen, durch welche er vor den uͤbrigen Saͤugthie- ren sich auszeichnet. Denn da dieses Netz einerseits von der Haut an uͤber den ganzen Koͤrper bis zu des- sen Innerstem sich verbreitet, und gleichsam als ge- meinsames Band, zwischen alle und jede Theile der ganzen Maschine, eingewebt ist; von der andern aber den Sitz der allgemeinsten unter allen Lebens- kraͤften, der Elasticitaͤt ( contractilitas ) naͤmlich, bestimmt, wovon Stahls Tonus scheint entstanden zu seyn l ); so ist es mir ausgemacht, daß der Mensch eben dieser nachgiebigen Weichheit des netz- foͤrmigen Schleimes es verdanke, daß er leichter, als irgend ein anderes Saͤugthier an jedes Klima sich gewoͤhnen, und unter jedem Himmelsstriche leben kann. Wie also die Natur — was wir vorhin gesehen haben — den Menschen in Ansehung der Nahrung zu einem Allverzehrer gemacht hat; so hat sie auch gewollt, gewollt, daß er in Ansehung des Aufenthaltes jedem Boden und Klima angehoͤre (ταντοδαπον) sey; und deshalb hat sie seinen Koͤrper aus dem nachgiebigsten Schleimnetze bereitet, damit er desto leichter nach den mannichfaltigen Einwirkungen der verschiedenen Klimate sich fuͤgen und einrichten koͤnne. Dieser Gefuͤgigkeit sich zu gewoͤhnen, kommt eine andere physiologische Eigenheit des Menschen ungemein zu statten, naͤmlich langsames Wachs- thum, lange Kindheit, spaͤte Mannbarkeit. Bey keinem andern Saͤugthiere waͤchst die Hirnschale so spaͤt zusammen, brechen so spaͤt die Zaͤhne hervor, keins, außer dem Menschen, lernt so spaͤt erst auf den Fuͤßen stehen, waͤchst so spaͤt voͤllig aus, oder reift so spaͤt zur Ausuͤbung der Geschlechtsverrich- tungen. Hingegen giebt es von der andern Seite auch kein Saͤugthier, dem in Betracht der maͤßigen Koͤr- permasse die Natur ein so spaͤtes Lebensende gesetzt haͤtte Das natuͤrliche Ende des menschlichen Lebens (wel- ches man naͤmlich fuͤr das gewoͤhnlichere und gleichsam festbestimmte Ziel des Greisesalters halten koͤnnte) kann man kaum bestimmen. Doch ist es merkwuͤrdig, was ich durch genaue Vergleichung mehrerer Morta- litaͤtslisten gelehrt worden bin, daß, nach Verhaͤltniß, ziemlich viel europaͤische Greise das 84 Jahr erreichen, wenige aber es uͤberleben. Nun erhellt bey einer Be- rechnung des menschlichen Lebensalters , durch eine Vergleichung desselben mit dem Lebensende an- derer Saͤugthiere, leicht, welch ein großer Vorzug auch in diesem Betracht, oder wenigstens, welche Ver- guͤtung mit Wucher fuͤr die lange Kindheit dem Men- schen ist zugestanden worden. . Die Koͤrpergroͤße, deren ich erwaͤhnte, erinnert mich an eine sonderbare Eigenheit, welche man, so viel viel ich weiß, außer an dem Menschen ebenfalls an keinem andern Thiere beobachtet hat, und welche von seiner aufrechten Stellung abhaͤngt, daß naͤm- lich das Maas seines Koͤrpers am Morgen um einen Zoll breit und druͤber laͤnger ist, als am Abend Dies beobachtete zuerst ein englischer Geistlicher, Wasse, im Jahr 1724. S. Philosophical Transactions, Theil 33. . Die Geschlechtsverrichtungen, deren ich gedachte, erinnern mich an einiges hierher gehoͤrige, welches ich nach der Reihe anfuͤhren will. Es ist dem Menschen keine besondere Jahreszeit zu dem Verlangen nach Beyschlaf bestimmt, wie den Thieren Wenn man nicht lieber dem Augustinus Niphus trauen will, der in einem besondern Werke uͤber die Liebe (das er Johannen von Arragonien, so beruͤhmt durch ihre außerordentliche Schoͤnheit zugeeignet hat) die Ursachen zergliedert, woher es komme, daß die Maͤdchen im Sommer wolluͤstiger und verliebter, die Maͤnner es hingegen im Winter sind. . Den Maͤnnern ist der Vorzug naͤchtlicher Saa- menergießungen zu Theil geworden, welche ich in sofern zu den natuͤrlichen Absonderungen eines gesun- den Menschen rechne, als er durch sie, wenn es ihm nach Verhaͤltniß des Temperaments und der Koͤrperbeschaffenheit zutraͤglich ist, von einem be- schwerlichen und sonst reizenden und uͤberfluͤßigen Saamen befreit wird Mehreres hieruͤber sehe man in Chr. Rudolph Jaͤ- nisch Dissert, de pollatione nocturna. Goͤtt. 1775. 4. . Dagegen haben die Weiber nicht minder eigen- thuͤmlich, aber allgemeiner und alle insgesamt den monatlichen Blutfluß, so daß ich glaube, Plinius habe das Weib mit Recht das einzige monatliche Thier Thier genannt. Ich weiß zwar wohl, daß hin und wieder Schriftsteller einen solchen Fluß auch weibli- chen Thieren, und hauptsaͤchlich aus der Klasse der vierhaͤndigen zugeeignet und gesagt haben, daß z. B. die Dianen ( simia Diana ) durch die Schwanzspitze die monatliche Reinigung halten, u. dgl. m. So oft ich aber seit zwanzig Jahren in Menagerien oder bey Herumfuͤhrern Affenweibchen, Paviane u. a. zu sehen bekommen, und diesen Umstand untersucht habe, habe ich zwar unterweilen eines oder das an- dere gesehen, welches einen Mutterblutfluß hatte, allein keins, wo er, nach der Aussage aufrichtiger Waͤrter, periodisch gewesen waͤre, diese hingegen hielten ihn fuͤr die Wirkung einer Krankheit und wi- dernatuͤrlich, ja mehrere bekannten offenherzig, daß man ihnen gemeiniglich fuͤr einen monatlichen Fluß ausgaͤbe, um die Bewunderung des Poͤbels dadurch desto mehr zu erregen. Die fabelhaften Erzaͤhlungen des leichtglaͤubigen Alterthums von ganzen Voͤlkerschaften, deren Wei- ber keinen monatlichen Fluß gehabt haͤtten, wollen wir an einem andern Orte mit wenigem beruͤhren. §. 18. IV. Die Eigenthuͤmlichkeiten des Menschen, in Ansehung der Seelenvermoͤgen. Hierher zaͤhlen alle mit einem Munde als den hoͤchsten und groͤßten Vorzug des Menschen, den Gebrauch der Vernunft. Wenn man nun aber uͤber die Bedeutung dieses Worts genau nachforscht; so muß man in der That uͤber die himmelweit ver- Versch. des M. D schie- schiedenen Erklaͤrungen erstaunen, welche die ver- nuͤnftigsten Philosophen von dem Begriffe der Ver- nunft geben. Nach einigen ist sie ein ganz besonde- res, dem Menschen allein eigenes Seelenvermoͤgen, nach andern wenigstens ein ungemeiner und vorzuͤg- licher Grad desselben, von dem man in der thierischen Seele nur schwache Spuren vorfinde. Nach diesen ist sie der Einigungspunkt aller hoͤheren Vermoͤgen des menschlichen Geistes, nach jenen eine besondere Richtung der geistigen Vermoͤgen des Menschen, u. s. f. Unser ist’s nicht unter diesen so wichtige Streite zu schlichten. Kuͤrzer aber und sicherer, glaube ich, kann man diese Untersuchung abthun, wenn man a posteriori, wie es heißt, diesen Vorzug des Menschen darein setzt, daß er ihn zum Herrscher und Herrn der uͤbrigen Thiere macht Wer auch immer das Loos des Menschen unter seiner Wuͤrde schaͤtzt, der bedenke, welche wichtige Vorzuͤge unser Vater uns verlieben hat, wie wir weit staͤrkere Thiere unterjochen, weit schnellere verfolgen, wie alles, was irrdisch ist, unsern Streichen unter- liegt. Seneca . . Daß er diese Herrschaft habe, liegt am Tage. Eben so offenbar aber ist es, daß die Ursache dieser Herrschaft nicht in der koͤrperlichen Kraft des Menschen liege. Sie muß also einzig auf die Geistesgaben und deren Vorzuͤge bezogen werden. Und diese Gaben, durch welche nun der Mensch vor allen uͤbrigen Thieren den Vorrang hat, moͤgen sie uͤbrigens von welcherley Art und Natur seyn, wol- len wir Vernunft nennen. Die Die Natur hat den Menschen, wie wir gesehen haben, so eingerichtet, daß er alles essen und den ganzen Erdkreis bewohnen kann. Diese unbegrenzte Freyheit aber im Genuß der Nahrung, und in der Wohnung, bringt nach den unendlich verschiedenen Klimaten, Boden und andern Umstaͤnden eben so mannichfaltige Beduͤrfnisse in dem Menschen hervor, denen er auf einerley Art nicht abhelfen kann. Der Schoͤpfer steuerte ihn also mit Vernunft und Erfin- dungsgeist aus, durch welche er diesen Bedingungen gemaͤß sich einrichten kann. Deshalb haben auch schon im hoͤchsten Alterthu- me die weisesten Voͤlker, diesem groͤßten Herrschafts- geber des Menschen, dem Erfindungsgeiste naͤmlich, goͤttlichen Dienst erwiesen. Thoth hies er bey den Aegyptern, Hermes bey den Griechen. Denn so, um vieles in wenigem zu fassen, ver- fertigt sich der Mensch Werkzeuge, weshalb ihn Franklin scharfsinnig als ein Instrumentmachendes Thier beschreibt ( a tool-making animal ); so hat er Ruͤstung und Pfeile sich selbst verfertiget, so hat er die Arten Feuer hervorzulocken sich ausgedacht, und so hat er, damit einer sich des Beystandes und der Huͤlfe des andern bedienen koͤnne, sich die Sprache erfunden, welche ebenfalls unter die Eigenthuͤmlich- keiten des Menschen zu rechnen ist Die Spitzfindigkeiten der alten und neuern Schola- stiker uͤber die Sprachen der Thiere sind zahllos. Es wird genug seyn, wenn ich zur Probe Alberten, mit dem Zunamen der Große, anfuͤhre, der außer dem Menschen, auch einem menschenaͤhnlichen Affen, dem kleinen Gibbon naͤmlich, Sprache zuschreibt, jedoch nicht , da sie nicht D 2 wie wie die Stimme der Thiere ihm angeboren, sondern, was schon die willkuͤhrliche Verschiedenheit derselben zeigt, von ihm zum Gebrauche erdacht worden ist Daß der Mensch sich die Sprache erfunden habe (woran noch in unsern Zeiten der sonst so sehr verdiente Suͤßmilch zweifelt), hat schon Hobbes eingesehen: „ Die edelste und vortheilhafteste Crfin- dung unter allen andern, war die Spra- che, wodurch die Menschen einander ihre Gedanken zum wechselseitigen Nutzen, und zur Unterhaltung erofnen, ohne wel- che unter den Menschen weder allgemei- nes Wohl noch Gesellschaft haͤrte beste- hen koͤnnen, so wenig, als unter Loͤwen, Baͤren und Woͤlfen .“ S. dessen Leviathan S. 12. Ausg. von 1651. M. . §. 19. Einige fluͤchtige Bemerkungen uͤber Lachen und Weinen. Außer der abgehandelten Geistesaͤußerung, der Sprache naͤmlich, muͤssen wir nun noch zwoer ande- rer erwaͤhnen, von welchen es weniger außer Zweifel gesetzt ist, ob sie, wie die Sprache, dem Menschen einzig zukommen, indem sie nicht von ihm erfunden, sondern ihm gleichsam angeboren sind, und nicht so- wohl zum Vernunftgebrauch, als zu den Leidenschaf- ten des Gemuͤths gehoͤren; Lachen naͤmlich, der Be- gleiter der Froͤhlichkeit, und Weinen, dieser beste Theil unserer Empfindung. Daß nicht ohne eine merkwuͤrdige Einschraͤnkung. „ Der kleine Gibbon — sagt er — spricht, ob er gleich ein vernunftloses Thier ist, allein er disputirt nicht (hat nicht zweyerley Mei- nung uͤber ein Ding?) spricht auch nicht von den Dingen im Allgemeinen, sondern seine Toͤne sind vielmehr auf das Einzel- ne der Dinge gerichtet, von denen er spricht .“ Daß außer dem Menschen noch viele Thiere Thraͤnen vergießen, ist etwas allbekanntes. Allein es fragt sich, ob sie auch aus Kummer weinen. Von einigen behaupten es zwar giltige Zeugen, als Stel- ler Nov. Comment. acad. scient. Petropolit. Theil 2. S. 353. von der Baͤrenrobbe ( phoca ursina ), und der beruͤhmte Pallas S. dessen Nachricht uͤber die mongolischen Voͤlkerschaften . Theil 1. S. 177. von den Kameelen. Ob aber die Thiere durch Lachen ihre Heiterkeit offenba- ren, scheint zweifelhafter, wiewohl Schriftsteller hin und wieder Beyspiele davon aufgezeichnet haben. Le Cat z. B. behauptet, den Troglodyten von An- gola lachen und weinen gesehen zu haben S. dessen Traité de l’ existence du fluide des nerfes. S. 35. . §. 20. V. Die merkwuͤrdigsten dem Menschen eigenthuͤmlichsten Krankheiten. Obschon diese pathologischen Bemerkungen beym ersten Anblicke nicht mit zur Naturgeschichte des Men- schen zu gehoͤren scheinen, so duͤrfte ich deshalb doch die ihm eigenen Hauptkrankheiten mit einigen Worten durchgehen, da auch diese widernatuͤrlichen, bey ihm allerdings ausschließlich sich ereignenden Erscheinun- gen in der natuͤrlichen Beschaffenheit, Haltung und animalischen Oekonomie seines Koͤrpers ihren Grund haben: und also auch hier mit demselben Rechte be- merkt zu werden verdienen, als man auch die ge- wissen Thieren eigenen Krankheiten in ihrer Naturge- schichte schichte aufzuzaͤhlen pflegt, wie die Rindviehseuche, den Rotz der Pferde, oder die Hundswuth. Indessen versteht sich von selbst, daß hier bloß von den merkwuͤrdigsten Krankheiten die Rede seyn kann, und daß auch dies wenige, aus mehrern aus- gehobene noch nicht außer allen Zweifel gesetzt ist, da die Krankheitslehre der Thiere, wenige von un- sern Hausthieren ausgenommen, wegen der vielen und zum Theil unuͤberwindlichen Schwierigkeiten, noch fast gaͤnzlich unausgearbeitet ist. Doch kann man mit vieler Wahrscheinlichkeit unter die der Menschengattung allein eigenen Krank- heiten folgende rechnen: Ausschlagsfieber, ( Febres exanthematicae ) nur nicht alle, oder von diesen vorzuͤglich: die Pocken Der vortrefliche Arzt Jonson hat mir gemeldet, daß vor einigen Jahren bey einem Affen zu Amster- dam durch eine Blatteransteckung sich zwar ein oͤrtli- ches Geschwuͤr, aber keine mit Fieber vergesellschaftete Blattern zusammengezogen haben. , ( Variolae ). Masern, ( Morbilli ). Scharlachfieber, ( Scarlatina ). Friesel, ( Miliares ). Fleckfieber, ( Petechiae ). Pest. Von den Blutstuͤrzen. Nasenbluten, (?) ( Epistaxis ). Haͤmorrhoiden, (goldne Ader). Blutgang, ( Menorrhagia ). Von Von den Nervenbeschwernissen. Den Hypochonder. Mutterbeschwerung, ( Hysteria ). Eigentlich sogenannte Gemuͤthskrankheiten, als: Melancholie, Heimweh, ( Nostalgia ) u. s. w. vielleicht auch Satyriasis und Nymphomanie. Kretinenkrankheit ( Cretinismus ) n ). Von der Cachexie. (Geschwulst durch uͤble Mi- schung der Saͤfte). Zweywuchs, (?) ( Rachitis ). Kroͤpfe, (?) ( Scrofula ). Lustseuche. Podagra. Aussatz nebst der Elephantiasis. Von lokalen Krankheiten. Amenorrhoͤe, (Ausbleiben des Blutflusses). Krebs (?). Leichdorn, (Huͤhneraugen), ( Clavus ). Angeborner Bruch, (?) ( Hernia congenita ). Vorfaͤlle verschiedener Art, als jener der ein- waͤrtsgehenden Urinblase, dessen genauere Kenntniß wir dem Scharfsinne des vortreflichen Bonn verdanken Die Ursache, warum dieser so merkwuͤrdige Fehler der Bildung so oft an menschlichen Geburten, und meines Wissens noch niemals an den Jungen anderer Saͤugthiere ist bemerkt worden, glaube ich in der nach Ver- . Schuppiger Ausschlag, (?) ( Herpes ). Boͤser Grind. Ich Ich bin sehr zweifelhaft, ob ich die Eingewei- dewuͤrmer des Menschen, und zweyerley außer ihm, so viel ich weiß, an keinem andern Saͤug- thiere wahrgenommene Arten Laͤuse auch hieher rech- nen soll. Von jenen Krankheiten, welchen der Mensch, obschon sie ihm nicht allein eigen sind, doch weit oͤf- ter unterworfen ist, als andere Thiere, als schweres Zahnen, Geburt von Mondkaͤlbern, unzeitige, schwere Geburt, u. a. m. sage ich gar nichts. §. 21. VI. Kurze Uebersicht der Merkmale, welche gemeiniglich, aber faͤlschlich, fuͤr den Menschen vom Thiere unterschei- dend sind gehalten worden. Mehreres hieher gehoͤrige ist schon oben gelegen- heitlich angemerkt worden. Das uͤbrige, was man von der Art noch angefuͤhrt hat, soll hier beysammen aufgezaͤhlt werden: So gehoͤrt z. B. hieher das Naheaneinander- seyn der Augen, denn diese stehen bey den Affen weit naͤher aneinander, als bey dem Menschen. Die Wimpern an beyden Augenliedern, wel- che außer dem Menschen noch viele andere, besonders vierhaͤndige Thiere, ja selbst der Elephant haben. An Verhaͤltniß bey dem Menschen engern Verknorpelung der Schaam, in einer besondern, (ebenfalls von dem beruͤhmten Bonn sehr genau untersuchten) gleichsam zweygespaltenen Ritze suchen zu muͤssen. Vergl. Roose Diss. de nativo vesicae urinariae inuersae prolapsu. Goͤttingen 1793. 4. mit K. An hervorragender Nase uͤbertrift den Men- schen der Ruͤsselaffe S. Buffon hist. des quadrupedes, supplement . Th. 7. Taf. 11. 12. , ( sim. rostrata ) und Blumenbachs naturhistorische Abbildungen 2tes Heft. Taf. 13. wo der Ruͤsselaffe aus diesem Supple- mentbande des buͤffonischen Werks genommen ist. G. . Das aͤußere Ohr ist nicht bey allen Menschen unbeweglich, und nicht bey allen uͤbrigen Saͤug- thieren beweglich. Der Ameisenbaͤr z. B. macht eine Ausnahme. Das Tastungsorgan haben sehr viele vierhaͤn- dige Thiere mir dem Menschen gemein. So auch das Zaͤpfchen . Fast aber schaͤme ich mich folgende allzuunschick- liche Meinung aufzufuͤhren, wo man das Ruͤlpsen unter die Vorzuͤge des Menschen gezaͤhlt hat S. Aemilianus de ruminantibus S. 50. „ Da der Mensch allein aufrecht geht, so ruͤlpst er auch unter so viel Thieren allein; denn da die Winde leichter sind, erfordern sie eine hoͤhere Region, und werden durch einen gewissen natuͤrlichen Trieb in die Hoͤhe gehoben .“ . Und daß der Mensch nicht wie die Thiere koͤnne gemaͤstet werden Lorry in histoire de la societé de médecine . J. 1779. und anderes von dieser Sorte mehr. Zwey- Zweyter Abschnitt . Von den Ursachen, wodurch, und der Weise, wie die Thierspezies im Allgemeinen verarten. §. 22. Behandlungsweise . B isher forschten wir nach dem Unterschiede des Menschen von den uͤbrigen Thieren. Jetzt sind wir dem eigentlichen Zwecke der ganzen Abhandlung naͤher gekommen, denn wir werden untersuchen, welche und welch eine große natuͤrliche Verschiedenheit unter den Voͤlkern und mancherley Nationen der Menschen selbst statt finde, und erwaͤgen, ob diese Verschiedenheit durch Verartung habe entstehen koͤnnen, oder ob sie so groß sey, daß man eher mehrere urspruͤngliche Spezies des Menschengeschlechts annehmen muͤsse. Allein bevor dies geschieht, muͤssen noch zwo Fragen eroͤrtert werden. I. Was man in der Zoologie unter Spezies verstehe? II. Wie die Urspezies im Allgemeinen in Va- rietaͤten ausarten? Wir handeln jede besonders ab. §. 23. §. 23. I. Was heißt eine Spezies . Thiere werden zu einer und derselben Spezies (Gattung) gehoͤrig genannt, in wiefern sie an Ge- stalt und Verhaltungsweise so zusammenpassen, daß ihre Verschiedenheit von einander bloß durch Abar- tung hat entstehen koͤnnen. Diejenigen Gattungen hingegen nennen wir ver- schieden, deren Unterscheidendes so wesentlich ist, daß sie aus den bekannten Quellen der Abartung sich nicht erlaͤutern laͤßt. Als abgezogener Begriff waͤre dies gut. Nun aber die Kennzeichen darzustellen, wodurch wir in der Natur selbst die bloßen Verschiedenheiten und aͤchten Spezies von einander unterscheiden koͤn- nen — das ist eben das Schwierige. Ray, der unsterbliche Mann, hat schon im vo- rigen Jahrhunderte, also lange vor Buͤffon, dieje- nigen Thiere zu einer Gattung zaͤhlen zu muͤssen ge- glaubt, welche sich mit einander vermischen, und fruchtbare Junge erzeugen. Da aber dieses Merkzeichen bey den, von dem Menschen unterjochten Hausthieren, der gezwunge- nen Lebensweise halber, zweydeutig und unsicher scheint, so hat es der scharfsinnige Frisch schon zu Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts blos auf die wilden Thiere eingeschraͤnkt, und diejenigen zu einer Gattung gehoͤrig erklaͤrt, welche von Natur sich mit einander paaren „Wenn sich Thiere von Natur mit einander gat- ten, so ist solches ein unfehlbares Kennzeichen, daß sie von einerley Spezie sind.“ — Das- . Allein Allein ich muß gestehen, daß wir auch mit dieser Einschraͤnkung wenig gewonnen haben. Denn fuͤrs erste, wie fast ganz nichtig ist die Hoffnung, so viel wilde Thiere, besonders sich selbst uͤberlassene, (bey denen uns am meisten daran liegt zu wissen, ob man sie fuͤr bloße Verschiedenheiten, oder zu verschiedenen Gattungen gehoͤrig zu halten habe) jemals zu dieser Vereinigung zu bringen? Hauptsaͤchlich wenn ihr Vaterland weit von einander entfernt liegt: Z. B. den Troglodyten von Angola, ( Schim pansé ) mit dem Waldmenschen von der In- sel Borneo, ( Orang-Utang ). Dann aber ist die Unsicherheit und Dunkelheit in benannter Hinsicht bey wilden Thieren lange nicht so groß und wichtig, als gerade bey denen, welche man in dieser Liste nicht mit aufzaͤhlt, naͤmlich bey den zahmen; denn hier stokt es am meisten. Da giebt es denn unter den Schriftstellern außer- ordentliche Uneinigkeiten, z. B. uͤber den Hund, von deren Racen einige mehrere Urgattungen auffuͤh- ren; andere sie fuͤr bloße Verschiedenheiten halten, abgeartet von jenem Stamme, welchen man Haus- hund, (Schaͤferhund, Chien de berger ) nennt; noch Dasselbe Kennzeichen von einer Species hat neuer- lich Berthout von Berchem der Sohn angenommen: „ Wenn die Thiere im natuͤrlichen Zustan- de sich begatten u. s. w.“ Er erwaͤhnt aber we- der Frischens, noch selbst Ray’s, ja behauptet sogar: „ Herr von Buͤffon, welcher zuerst von den wenig sichern Kennzeichen der Nomen- klatoren abgewichen sey, sey auch der Er- ste, welcher bemerkbar gemacht habe, daß die Vermischung am besten hinleite zur Erkennung der Arten o ). S. Mem. de la se- ciété des sciences physiques de Lausanne. T. II . S. 49. noch andere diese Verschiedenheiten alle von dem Goldhunde (Schakal) ableiten; und wieder andere endlich behaupten, daß auch dieser nebst allen Ver- schiedenheiten des Haushundes von dem Wolfe ent- sprossen sey, u. s. f. So unzulaͤnglich als dieser von der Begattung hergeleitete Grund ist, den Begriff der Spezies und seinen Unterschied von der Abart festzusetzen, sind jedoch andere nicht, welche man zu diesem Behufe hervorgebracht hat, z. B. das Bleibende eines ge- wissen Kenuzeichens; denn die weiße Farbe, und rothen Augensterne in der weißen Abart der Kanin- chen, sind so durchaus bleibend, als jemals ein spe- zifisches Kennzeichen seyn kann: So, daß ich fast alle Hoffnung aufgebe, in dem Studium der Zoologie den Begriff der Spezies aus etwas anderm, als der Analogie und Wahr- scheinlichkeit herauszubringen. Ich sehe z. B. daß die Backenzaͤhne des afrika- nischen Elephanten in ihrer Bildung von denen des asiatischen wunderbar weit abweichen. Zwar weiß ich nicht, ob die Elephanten dieser so von einander abgelegenen Theile der Erde je sich vermischen wer- den; und eben so wenig weiß ich, wie bleibend diese Bildung der Zaͤhne bey beyden sey; da ich aber bey allen bis jetzt mir bekanntgewordenen diese Verschie- denheit beobachtet habe, und mir noch kein Beyspiel vorgekommen ist, daß blos durch Verartung die Backenzaͤhne so waͤren veraͤndert worden, so muth- maaße ich nach der Analogie, daß diese Elephanten nicht bloß fuͤr Spielarten, sondern fuͤr wirklich ver- schiedene Gattungen zu halten sind. Hin- Hingegen scheint mir das Frettchen, nicht fuͤr eine besondere Gattung, sondern fuͤr eine bloße Abart des Iltis gehalten werden zu muͤssen, nicht sowohl weil ich weiß, daß beyde sich mit einander gatten, sondern weil jenes rothe Augensterne hat, und mei- nes Dafuͤrhaltens alle jene Saͤugthiere, deren inne- res Auge des dunkeln Pigments ermangelt, nach der Analogie fuͤr bloße Abarten von ihrer Urspezies zu halten sind. §. 24. Anwendung des Gesagten auf die Untersuchung, wie man in dem Menschengeschlecht entweder Abarten oder Gattun- gen zu setzen habe? Man sieht leichtlich ein, wohin das bisher Ge- sagte ziele. Es giebt ihm zufolge außer der Analo- gie keinen andern Weg, auf welchem man das oben angefuͤhrte Promblem zu loͤsen im Stande waͤre (§. 22.) Wer aber diesen Weg einschlaͤgt, muß immer die zwo goldnen Regeln des großen Newton im Phi- losophiren vor Augen haben. Die erste heißt: „Fuͤr natuͤrliche Wirkungen von einerley Gattung muß man auch einer- ley Ursachen auszeichnen.“ Wir muͤssen also fuͤr die koͤrperliche Verschieden- heit der Voͤlker des Menschengeschlechts dieselben Ur- sachen anzeichnen, welche wir bey aͤhnlicher koͤrper- licher Verschiedenheit anderer zahmen, weit auf der Erde verbreiteter Thiere, anzeichnen. Die Die andere Regel ist: „daß man bey Ereignis- sen der Natur nicht mehrere Ursachen anfuͤh- ren muͤsse, als zur Erklaͤrung ihrer Er- scheinungen hinlaͤnglich sind.“ Wenn sich denn nun ergeben wird, daß die Ur- sachen der Verartung zureichen, die Erscheinungen der koͤrperlichen Verschiedenheit im Menschengeschlecht zu entwickeln, so muß man keine andere, von meh- rern Menschengattungen hergeleitete, annehmen. §. 25. II. Wie arten die Urspezies in Verschiedenheiten aus? Jetzt, da wir von der Art und Weise der Ab- artung handeln wollen, werden wir hoffentlich fuͤr die Deutlichkeit der Darstellung am besten sorgen, wenn wir sie wieder auf zwey Hauptabschnitte zu- ruͤckbringen; in deren ersterem A ) bloß die vornehmsten Erscheinungen der Ab- artungen der Saͤugthiere , ( brutorum ani- malium ) erzaͤhlt, und im zweyten dann B ) die Ursachen dieser Verartung der Thiere untersucht werden sollen; denn wenn dies deutlich gemacht ist, so wird es leich- ter seyn, im folgenden Abschnitte die Erscheinungen von Verschiedenheiten im Menschengeschlecht mit jenen von Verartung der Thiere, und zugleich die Ursachen davon mit einander zu vergleichen. §. 26. §. 26. A ) Die Haupterscheinungen von Verartung der Saͤug- thiere . Wenige Beyspiele werden hinreichen zu beweisen, daß es in der Menschengattung gar keine natuͤrlichen Abaͤnderungen gebe, welche man nicht ebenfalls an andern zahmen Thieren, und als eine bloße, durch Verartung entstandene Verschiedenheit bemerken koͤnne. Diese Beyspiele wollen wir von warmbluͤti- gen Thieren hernehmen, und zwar, so viel als moͤglich, bloß von Saͤugthieren, indem diese in An- sehung der koͤrperlichen Beschaffenheit dem Menschen unter allen am aͤhnlichsten sind. Es wird aber gut seyn, auch dies in einzelne Hauptstuͤcke zu vertheilen. §. 27. 1) Die Farbe . So sind z. B. in Ansehung der Farbe die Schwei- ne in der Normandie insgesamt weiß, in Savoyen schwarz, in Bayern rothbraun Vergl. Voigts Magaz . B. 4. Th. 1. S. 10. u. s. w. Das Rindvieh in Ungarn ist mehrentheils grau- weißlich, in Frankreich roth u. s. w. Auf der Insel Korsika sind die Hunde und Pfer- de auszeichnend gefleckt. In der Normandie sind die Puter schwarz, die unsrigen hingegen meistentheils weiß. Auf der Kuͤste von Guinea sind die Voͤgel und besonders aus der Ordnung der Huͤnerart S. Dan. Beckmanns Voyage to and from Borneo , Lond. 1718. und die die Hunde schwarz, wie die eingebornen Menschen; und vorzuͤglich merkwuͤrdig ist an dem guineischen Hunde (welchen Linn é e, ich weiß nicht mit welchem Rechte, den Aegyptischen nennt) die an ihm so gut als an den Menschen jenes Himmelsstrichs befindli- che seidne Weichheit der glatten Haut, und die groͤ- ßere, fast spezifische, Ausduͤnstung derselben Vergl. Boͤchlin de habitu et solore Aethiopum , Kiel, 1677. S. 56. . §. 28. 2) Gewebe der Haare . Welch eine maͤchtige Verschiedenheit finden wir bey Betrachtung des Gewebes der Haare nicht bloß an der Wolle der Schaafe in verschiedenen Klimaten, von der so zarten tibetischen an, bis zur fast starren und groben aͤthiopischen. Oder in den Schweineborsten, welche z. B. in der Normandie so weich sind, daß sie auch zu Kehr- buͤrsten nicht einmal taugen. Und welcher Unterschied in dieser Hinsicht zwi- schen den zahmen Schweinen und dem Eber, beson- ders im Betreff der kurzen zwischen den Borsten be- findlichen Wolle! Und wie wunderbar hingegen ist die besondere Wirkung eines gewissen Erdstrichs auf die Haare, nicht Einer Gattung zahmer Saͤugthiere, als des galazischen Klimas auf die Ziegen von Anzyra, die Kaninchen und Katzen, bey welchen sie durch eine Sammetweiche, und ungewoͤhnliche Laͤnge sich nicht minder Versch. des M. E minder als durch einen fast schneeweißen Glanz aus- zeichnen. §. 29. 3) Groͤße . In Ruͤcksicht auf die Groͤße ist der Unterschied zwischen den Lappen und Patagonen weit geringer, als der, welchen man hin und wieder an andern zah- men Thieren verschiedener Erdstriche beobachtet. So sind z. B. die aus Europa auf die Insel Kuba gebrach- ten Schweine um das zweyfache groͤßer geworden S. Voigts Magaz a. a. O. . Eben so verhaͤlt es sich mit denen, nach Para- guay gebrachten Ochsen, u. s. f. Vergl. J. Saver Clavigero storia antlca del Messico . T. IV. p. 142. . §. 30. 4) Gestalt und Verhaͤltniß der Theile . Wie auszeichnend ist in Ansehung des Verhaͤlt- nisses der Theile die Verschiedenheit zwischen den arabischen, oder den syrischen und noͤrdlich deutschen Pferden; und zwischen den langfuͤßigen Ochsen auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, und den kurz- fuͤßigen Englands. Bey den Schweinen in der Normandie sind die hintern Pfoten weit laͤnger als die vordern. In einigen Provinzen von England, Island, u. s. f. haben die Ochsen gar keine Hoͤrner Vergleiche auch Hippocr. de aevibus, aquis et loois, Obs . 44. , in Sizilien hergegen ungemein große; um der ungeheu- ren Hoͤrner abyssinischer Ochsen, wovon der Herr Baro- Baronet Banks mir eins gezeigt hat, nicht einmal zu gedenken, weil diese, wenn Bruce recht hat, mehr die Wirkung einer Krankheit zu seyn scheinen. Allein das vielgehoͤrnte Schaaf muß hier mit Recht genannt werden. Und im Betreff der Varietaͤt der Hufe, ganze Staͤmme Schweine, ( stirpes ) sowohl mit Hufen als gespaltenen Klauen Voigts Magaz . a. a. O. . In Ansehung anderer Theile die breitgeschwaͤnz- ten Schaafe, Kanarienvoͤgel mit Hauben, (die Kapvoͤgel, fringillae canariae cristatae ) und ande- res der Art mehr. §. 31. 3) Besonders die Form der Hirnschaͤdel . Man hat beobachtet, daß die Formen der Hirn- schaͤdel bey den Verartungen des Menschengeschlechts hin und wieder von einander abweichen; Allein dies Abweichen ist um nichts groͤßer, ja kaum einmal so groß, als jenes, welches man an verschiedenen Ge- schlechtern anderer zahmen Thiere beobachten kann. Der Schaͤdel des Aethiopiers z. B. weicht von dem des Europaͤers nicht mehr ab, als der Kopf des Schweines von dem des Ebers, oder der Kopf eines neapolitanischen Pferdes, welchen man der Aehnlich- keit halber Widderkopf nennt, von dem des ungari- schen, von welchem die Kenner wissen, daß er durch besondere Kuͤrze und Weite der Kinnlade sich aus- zeichnet. E 2 An An dem Aurochsen, dem Stamme des Zweiges der zahmen Ochsen, sieht man, nach Campers Be- obachtung, die Thraͤnengruben sehr deutlich; welche hingegen an unsern Ochsen durch Verartung gaͤnzlich vergangen sind. Die ganz wunderbare Verartung des Schaͤdels an jener Varietaͤt von Huͤnern, welche mau batavi- sche nennt, uͤbergehe ich ganz S. Pallas Spici l eg. zool. IV . Samml. S. 22. Und Sandiforts Museum anat. acad. Lugd. Batav . Th. 1. Seite 306. . §. 32. B ) Ursachen der Verartung . Das thierische Leben setzt zwey von den Lebens- kraͤften abhaͤngige Vermoͤgen, gleichsam als erste und Hauptbedingungen aller und jeder Verrichtun- gen desselben voraus. Erstens naͤmlich das Vermoͤgen einer solchen Em- pfaͤnglichkeit der auf den Koͤrper wirkenden reizenden Eindruͤcke, ( stimuli ) daß die Theile dadurch ange- regt werden; und zweytens, daß diese nach dieser Anregung so zuruͤckwirken, daß dadurch die Bewegungen des lebenden Koͤrpers rege gemacht, und wirklich verrich- tet werden q ). Es giebt also in der thierischen Maschine keine Bewegung ohne einen vorhergegangenen Reiz, und eine nach diesem zuruͤckwirkende Thaͤtigkeit. Dies sind die Angeln, in welchen die ganze Physiologie der thierischen Einrichtung sich bewegt. Und Und dies sind auch die Quellen, woraus eben so das Geschaͤft Arten hervorzubringen selbst, als die Ursachen der Verartung, herfließen; und um dies auch denen deutlich zu machen, welche nur we- nige Kenntnisse in der Physiologie haben, muß et- was aus dieser Lehre vorausgeschickt werden. §. 33. Bildungstrieb . Ich habe schon anderswo in einer besondern Schrift uͤber diese Materie Uiber den Bildungstrieb. Goͤtting. 1791. welche der Herr Verfasser selbst in seinem Handbuch der Natur- geschichte mit einer andern unter aͤhnlichen Titel von 1781. nicht zu verwechseln bittet. S. 17. mich bemuͤht zu zeigen, daß jenes gemeine, sogenannte Entwickelungssystem ( S. evolutionis ) (welchem zu folge keine Pflanze und kein Thier erzeugt wird, sondern alle Individuen organischer Koͤrper gleich in der ersten Schoͤpfung als Keime eingeschlossen liegen, und nun nur allmaͤhlich sich entwickeln), daß dieses weder den Erscheinun- gen der Natur selbst, noch einer uneingenommenen Philosophie entspreche: sondern im Gegentheile eine schickliche Verbindung zweyer Hauptsaͤtze zur Erklaͤ- rung des Wesens organischer Koͤrper, der physisch mechanische naͤmlich, und teleologische, nebst den Erscheinungen der Erzeugung, und einem gesunden Vernunftschlusse uns vielmehr noͤthigen zu bestimmen: Der Zeugungssaft sey nichts als der ungeform- te Stoff zu organischen Koͤrpern, unterschieden von dem Stoffe zu Koͤrpern aus dem unorganisirten Na- tur- turreiche, durch eine angeborne, durch die Er- scheinungen sich offenbarende Kraft, vermoͤge wel- cher er unter den erforderlichen Umstaͤnden der Reife, der Vermischung, des Orts seiner Bestim- mung u. s. w. erst die ihnen festgesetzte und be- stimmte Form der Zeugung annimmt, dann durch das Geschaͤft der Ernaͤhrung bestaͤndig erhaͤlt, und falls sie etwa verstuͤmmelt worden, soviel moͤglich durch das Reproduktionsvermoͤgen wieder herstellt. Damit man diese Kraft nicht mit andern Arten der Lebenskraft, oder andern schwankenden, und unbestimmten Ausdruͤcken der Alten, als der plasti- schen Kraft und andern mehr vermenge, so wollen wir sie durch die Benennung des Bildungstriebes unterscheiden Da ich gefunden habe, daß selbst sonst gute Natur- historiker, den Nisus formativus und die vis plastica fuͤr fast synonim hielten; so erlaube man mir hier anzumerken, daß man unter der letztern nichts anders zu verstehen habe, als: eine bildende oder vielmehr zusammenordnende Kraft nach den bloß mechani- schen Regeln und Gesetzen der Natur, z. B. der che- mischen Affinitaͤt und daß sich Trieb von Kraft besonders dadurch unterscheide, daß jener schon eine gewisse Lebenskraft voraussetzt, welche nach ihren eigenen Gesetzen wirkt, und den Begriff von Zweck- maͤßigkeit involvirt. Demnach duͤrste vis plastica auf das Mineralreich eingeschraͤnkt werden muͤssen, und nisus formativus hauptsaͤchlich auf organisirbare We- sen, Vegetabilien und Locomoventia gehen. G. : wodurch ich jedoch nicht sowohl eine Ursache, als eine gewisse, immer dauernde, sich stets gleiche, a posteriori von der Bestandheit und Allgemeinheit abgezogene Wirkung bezeichnen will: fast auf dieselbe Weise, als man sich der Ausdruͤcke Schwere oder Anziehung bedient, gewisse Kraͤfte da- dadurch anzudeuten, deren Ursachen doch auch in eimmerischer Finsterniß begraben liegen r ). Wie also andere Lebenskraͤfte, wenn sie durch ihre ihnen zukommenden Reize aufgeregt worden, wirksam und zum Gegenwirken geschickt werden; so wird auch der Bildungstrieb durch ihm entsprechende Reize, z. B. durch das Eindringen der Waͤrme in das bebruͤtete Ey, aufgeregt. Da aber andere Lebenskraͤfte, als Elasticitaͤt, Reizbarkeit u. s. f. bloß durch Bewegung sich aͤußern, aͤußert sich diese hingegen, von welcher wir jetzt spre- chen, durch Wachsthum, und daß sie der Materie eine ihr bestimmte Form ertheilt; wodurch denn jede Pflanze, jedes Thier (geschehe dies nun unmittel- bar oder stufenweise durch allmaͤhliges Hinzukom- men oder Wechseln anderer Reize, durch Meta- morphose) seine Gattung auf seine Jungen fort- pflanzen kann. Auf dreyfache Art aber kann der Bildungstrieb von der ihm bestimmten Richtung und Norm abwei- chen. Einmal durch die Hervorbringung von Miß- geburten; ( monstrosa fabrica ) dann durch Erzeu- gung von Bastarden ( hybrida generatio ), aus ei- ner Mischung des Zeugungsstoffes verschiedener Gat- tungen; und endlich durch Ausartung in eigentlich sogenannte Verschiedenheiten. Die Mißgeburten, wo die organischen Koͤrper, sey es nun durch Stoͤrung und gleichsam Verirrung des Bildungstriebes, oder auch durch ungefaͤhren Zufal, als Pressung von außen, u. a. eine ganz fehler- fehlerhafte und ungestaltete widernatuͤrliche Bildung erhalten, gehen uns gegenwaͤrtig nichts an. Eben so wenig gehoͤren die aus einer Zeugungs- vermischung verschiedener Gattungen entstandene Bastarde hieher, da nach einem sehr weisen Gesetze der Natur (wodurch einer grenzenlosen Verwirrung der spezifischen Formen vorgebeugt wird) solche Ba- starde, besonders im Thierreiche, kaum jemals ohne Zwang des Menschen entstehen; und dann, nur nicht immer, unfruchtbar sind; daß sie also eine neue, aus ihrer anomalen Liebe entstandene, von der Aeltern ihrer abweichende, Form weiter fortzu- pflanzen unvermoͤgend sind. Indessen kann doch die Geschichte der von verschiedenen Gattungen er- zengten Bastarde uns Erlaͤuterung in der gegenwaͤr- tigen Untersuchung geben; theils wegen der Analo- gie mit jenen aus verschiedenen Spielarten ( variera- tibus ) entsprossenen Bastarden, von welchen unten wird geredet werden; theils weil sie statt aller die- nen jene Theorie von der Auswickelung der praͤfor- mirten Keime zu widerlegen, und die Kraft und Wirksamkeit des Bildungstriebes offenbar darzuthun, welche jeder wird kennen lernen, der jene so bekann- ten und sehr merkwuͤrdigen Versuche gehoͤrig beseitigt hat, nach welchen, den seltnern Beyspielen zeugen- der Bastarde zu Folge, deren Befruchtung mehrere Zeugungen hindurch vermittelst des maͤnnlichen Saa- mens derselben Spezies oͤfters wiederholt wurde, die neue Bildung der Urenkelbastarde von der urspruͤng- lichen Form der Mutter so sehr abgewichen, daß sie gegentheils mehr und mehr in die Form des Vaters einer andern Spezies uͤbergegangen, und so end- lich lich jene in diese (— gleichsam durch willkuͤhrliche Metamorphose —) gaͤnzlich verwandelt erschienen ist Koͤlreuter dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen u. s. w. Seite 51 und 24. nebst der Nachricht: Gaͤnzlich vollbrach- te Verwandlung einer Pflanzengattung in die andere s ). . Wie aber die Vermischung spezifisch verschiedener Geschoͤpfe, obschon sie nicht jede Regung des Bil- dungstriebs untergraͤbt, und gleichsam erstickt, ihm doch eine besondere und unregelmaͤßige Richtung giebt, so traͤgt auch ein fortdauernder, langwieriger, durch lange Reihen von Zeugungen hindurch fortgesetzter Einfluß gewisser besonderer reizender Eindruͤcke auf organische Koͤrper, ebenfalls viel dazu bey, den Bildungstrieb nach und nach von dem gewoͤhnlichen Wege abzulenken; welche Abweichung nun der haͤu- figste Ursprung der Ausartung und der eigentlich sogenannten Spielarten Mutter ist. So wollen wir denn nun die hauptsaͤchlichsten dieser reizenden Eindruͤcke durchgehen. §. 34. Das Klima . Daß die Macht des Klima, wie auf alle orga- nische Koͤrper, so besonders auf die Thiere mit war- men Blute ohne Grenzen sey, wird ein jeder leicht einsehen, wenn er erstens erwaͤgt, durch welch ein inniges und unaufloͤsliches Band diese Thiere, so lange sie leben, mit der Einwirkung der atmosphaͤ- rischen rischen Luft zusammenhaͤngen; dann aus wie man- chen Elementartheilchen, theils gasfoͤrmigen Grund- stoffen, theils hinzugekommenen des Lichts, der Waͤrme, der elektrischen Materie, u. a. diese (sonst selbst fuͤr ein einfaches Element gehaltene) Lust wun- derbar zusammengesetzt ist; endlich aber, wie viel- fach sie nach dem Verhaͤltniß dieser Elemente modi- ficirt ist, und wie verschieden dieser Veraͤnderung zu Folge die Einwirkung der Atmosphaͤre auf die eben- benannten Thiere seyn muß: hauptsaͤchlich, wenn man noch so viel anderes mit in Rechnung bringt, durch dessen Hinzukommen das Klima so sehr veraͤn- dert wird, als die Lage der Gegenden in Ansehung der Erdguͤrtel, der Sonnenhoͤhe, Gebirge, Nachbar- schaft des Meeres, oder Seen und Fluͤsse, endemi- scher Winde, und unzaͤhliges der Art mehr. Die von benannten Thieren nun von jung auf eingesogene, nach Veraͤnderung des Klima so sehr modifizirte Luft, wird in ihren Lungen gleichsam als in einem lebendigen Laboratorium zersetzt; ein Theil davon wird mit dem Blute in den Schlagadern durch den ganzen Koͤrper vertheilt, nach Verhaͤltniß dieses Theils aber werden hingegen andere Elemente von hier weggeschaft, und legen theils an die peripheri- schen Bedeckungen des Koͤrpers an, theils werden sie durch den Strom der Blutadern zu den athmen- den Eingeweiden zuruͤckgefuͤhrt. Daher denn die mancherley Modifikationen des Blutes selbst, und deren merkwuͤrdiger Einfluß auf die Absonderung der Fluͤssigkeiten, besonders der oͤlichten, als des Fettes, der Galle, u. a. Daher Daher endlich die Einwirkung von dem allen, gleichsam als von eben so viel reizenden Eindruͤcken auf das dichte solidum-vivum Wenn ich hier den lateinischen Ausdruck beybehalte, so mag der Herr Verfasser mich selbst vertreten, wel- cher in seinen Beytraͤgen zur Naturgeschichte S. 49. sagt: „ich bediene mich dieser beyden ( stimuli ) in der Physiologie der organisirten Koͤrper so allgemein angenommener und allgemein verstaͤndli- cher Kunstwoͤrter ohne sie zu verteutschen, da sie, so wie das Wort organisirte Koͤrper selbst u. a. m. gewiß durch die Verteutschung an Deutlichkeit ver- lieren wuͤrden t ).“ , und die davon abhaͤngige Ruͤckwirkung dieses wirksamen solidi, und was unsere Untersuchung zunaͤchst betrift — die Rich- tung und Bestimmung des Bildungstriebes . Obschon diese große und ununterbrochene Macht des Klima auf die thierische Oekonomie, Haltung und Bildung des Koͤrpers von aufmerksamen Be- obachtern zu allen Zeiten ist anerkannt worden, hat man sie doch hauptsaͤchlich zu unsern Zeiten, theils durch die großen Fortschritte, welche man in der Che- mie gemacht hat, theils durch ein genaueres Stu- dium der Physiologie, erst in ihr Licht gesetzt und gewuͤrdigt. Nichts desto weniger ist es doch bey Untersuchung der Varietaͤten oft nur zu schwierig genau zu bestim- men, wie viel davon bloß dem Klima, oder viel- mehr andern Ursachen der Ausartung, und wie viel endlich dem Zusammentreffen dieser beyden zuzuschrei- ben sey. Judeß duͤrfte ich doch ein oder anderes Beyspiel von Ausartung anfuͤhren, welches offenbarer von dem dem Einflusse des Klima scheint muͤssen hergeleitet zu werden. Die weiße Farbe z. B. vieler Thiere unter dem Nordpole, welche in gemaͤßigten Zonen eine andere haben. Beyspiele liefern der Fuchs, die Haasen, das Zugvieh, die Falken, die Raben, die Kraͤhen, die Amseln, die Buchfinken, u. a. m. Daß die Weiße von der Kaͤlte herkomme, lehrt die Analogie solcher Thiere, welche unter demselben Himmelsstriche im Winter die Sommerfarbe in eine weißliche oder graͤuliche verwandeln; wie das Her- melin, und gemeine Wiesel, die Haasen, Eichhoͤrn- chen, Rennthiere, das Schneehuhn, die Schnee- ammer, u. a. Vergl. nach andern Linnée in flora Lapponica . S. 55, 352, nach Smidt’s Ausgabe. . So schreibe ich auch das durch seine Sammet- weiche und Schneeweiße sich auszeichnende Fell der genannten Thiere auf Anzyra (§. 28.) mehr dem Klima als dem Futter zu, weil auch die von der ver- schiedensten Nahrung lebenden Thiere, die Fleisch- fressenden, wie die Katze, eben so gut, als die Kraͤuterfressenden, wiederkaͤuenden, z. B. die Ziege, es mit einander gemein haben. Einen aͤhnlichen Grund scheint die Kohlenschwaͤr- ze zu haben, welche unter gewissen Thieren der hei- ßen Erdzone, als auf den Kuͤsten von Guinea, die Thiere verschiedener Klassen, sowohl Saͤugthiere als Voͤgel, bekommen haben. (§. 27.) Und am merkwuͤrdigsten ist, daß diese Mohren- schwaͤrze eben sowohl, als jene Weiße der syrischen Thiere, Thiere, auch wenn sie in entfernte Gegenden von weit verschiedenem Klima-versetzt worden, doch be- staͤndig lange Reihen von Zeugungen hindurch sich erhalten. Nicht geringer ist die Kraft und Macht des Kli- ma auf die Groͤße ( statura ) organischer Koͤrper; da die Kaͤlte ihr Wachsthum hindert, die Waͤrme hingegen es offenbar vermehrt und befoͤrdert. So z. B. die schottischen Pferde, oder die Fuͤllen in dem kalten Nordwales; auf Schonen sind die Pferde und das Rindvieh, wie die eingebornen Menschen, groß und stark von Statur, in Seeland werden sie all- maͤhlig kleiner, und im noͤrdlichen Ostgothland end- lich sind sie nach Verhaͤltniß am kleinsten. §. 35. Nahrungsmittel . Zwar ist des beruͤhmten G. Fordyce scharfsinnige Meinung sehr wahrscheinlich, daß die ersten Urbe- standtheile aller Arten von Nahrung, gleichviel ob aus dem Thier- oder Pflanzenreiche genommen, die- selben seyen; und daß deshalb von den vielerley Fleisch- und Kraͤuterfressenden Thieren mit warmen Blute, von den verschiedensten Nahrungsmitteln, ein aͤhnlicher Chylus, und im allgemeinen aͤhnliches Blut zubereitet werde, sobald sie nur von den Ver- dauungswerkzeugen gehoͤrig verarbeitet worden. Al- lein, so wahrscheinlich als diese Sache auch immer seyn moͤge, so ist doch keinesweges zu laͤugnen, daß die unzaͤhligen, der verschiedenen Nahrung zukom- menden Eigenschaften, bey der Veraͤnderung des We- Wesens, und der Eigenthuͤmlichkeiten der Thiere von großem Gewichte sind. Wenige Beyspiele werden zureichen, dies zu beweisen. Daß z. B. die Macht gewisser besonderer Nah- rung auf die Farbe der Thiere spezifisch sey, lehren die Singevoͤgel, besonders von den Geschlechtern der Lerchen und Finken, von welchen man weiß, daß sie nach und nach schwarz werden, wenn sie bloß Hanfsaamen fressen. Daß sich das Gewebe der Haare bey veraͤnder- ten Nahrungsmitteln außerordentlich veraͤndere, sieht man an dem Beyspiele des afrikanischen, nach Eng- land uͤbergefuͤhrten Schaafes, dessen von Natur schlechte und wie Kameelhaare stehende Wolle, nach einer jaͤhrigen Weidung auf englischer Trift, die feinste Weichheit erhielt Vergl. Jam. Pates on the literal doctrine of Origi- nal Sin . London, 1766. 8. S. 224. . Wie maͤchtig aber die Nahrung auf Veraͤnde- rung der Statur und Verhaͤltniß der Groͤße ( pro- portio ) wirke, erhellet deutlich aus einer Verglei- chung der Hausthiere. Die Pferde z. B. welche in den Marschlaͤndern ( terris uliginosis ) eine fette Wei- de haben, als die friesischen, u. a. m. werden sehr groß, da sie hingegen in felsigten und steinigten Laͤndern, wie in Oeland, oder auf trockenen Hei- den niedrig bleiben. So werden die Ochsen, auf fettem Boden auch ungewoͤhnlich fett und bauchigt, aber mit verhaͤltnißmaͤßig kuͤrzern Schenkeln; die auf trockener Trift geweideten aber, wie auf dem Kap z. B. z. B. sondern weniger Fett ab, zeichnen sich aber durch staͤrkere und fleischigte Schenkel aus; um vie- lerley ebenfalls von veraͤnderter Nahrung abhaͤngige Verschiedenheiten des Fleischgeschmacks, oder Ge- wichts, u. s. w. ganz zu uͤbergehen. §. 36. Lebensart . Wenn ich von der Lebensart als einer Ursache des Ausartens rede, so ziehe ich hier alle jene Stuͤcke her, welche außer dem Klima und der Nahrung in einem solchen Verhaͤltnisse mit der natuͤrlichen Oeko- nomie der Thiere stehen, daß sie nach einem langen und unausgesetzten Wirken auf dieselbe, den Habi- tus des Koͤrpers endlich auf einige Art umzuaͤndern im Stande sind; wozu denn verfeinernde Ausbil- dung ( cultura ) und Macht der Gewohnheit am meisten beytragen, deren kraͤftige Wirksamkeit am allersichtbarsten an unsern Hausthieren wird. Bedenken wir z. B. den gewaltigen Unterschied zwischen der Bildung und Proportion eines aͤdeln schulgelernten, und eines wild im Walde herum- schweifenden Pferdes. Wenn dieses mit andern streitet, beißt es mehr, als daß es ausschlaͤgt; jenes hingegen, anf gezaͤumt und mit eisernen Hufen be- wafnet, fordert den Feind mehr mit diesen heraus, und hat das Beissen fast verlernt. Mehrere von den Menschen unterjochte Saͤugthierarten mit haͤngendem Schwanze und schlappen Ohren, zeigen ein sanftes, und durch Sklaverey verdorbenes Gemuͤth. Bey vielen aͤndern sich die eigensten koͤrperlichen Verrich- tungen, tungen, der Absonderung, Zeugung, u. a. m. auf die außerordentlichste Weise. So waͤchst z. B. bey dem Schweine eine sehr große Fetthaut, welche der Eber nicht hat, dessen weichere gleichsam wolligte, mit Borsten untermengte Haare im Gegentheil sich bey der Varietaͤt der Hausschweine nach und nach verlieren. Bey diesen Hausthieren findet man weit mehr mißgestaltete Geburten, als bey ihrem wilden Originalstamme; eine Menge neuer Krankheiten, ja sogar ganz neue Arten von Wuͤrmern, von denen man an ihrer wilden und originalen Art nicht einmal eine Spur antrift: welche, wiewohl paradoxe, doch gewiß unlaͤugbare Behauptung zu bewaͤhren, man bloß das Beyspiel der Finnen ( hydalides intereutes, ital. Lazaroli ) zum Beweis anfuͤhren kann S. Malpighi opera posthuma . S. 84. London, Ausg. 1697. Fol. — U. J. A. E. Goeze Entdek- kung; daß die Finnen im Schweineflei- sche keine Druͤsenkrankheit, sondern wah- re Blasenwuͤrmer sind . Halle 1784. 8. . Hieher rechne ich auch die durch einen fruͤhzeitigen und uͤbermaͤßigen Genuß der Liebe unvollkommen ge- bliebene Statur, u. a. der Art mehr. §. 37. Bastard-Erzeugung . Die bisher aufgezaͤhlten dreyfachen Quellen der Verartung koͤnnen bloß durch ein sehr langwieriges und sehr viele Reihen von Zeugungen hindurch fort- gesetztes Einwirken, den Charakter, und die Beschaf- fenheit der Originalthiere nach und nach umaͤndern, und Spielarten hervorbringen. Ganz Ganz anders verhaͤlt sich dies, und schon die naͤchste Zeugung bekommt einen neuen Charakter, wenn verschiedene solche, aus jenen Ursachen endlich entstandene, Varietaͤten mit einander gepaart werden, woraus denn Bastarde entstehen, welche keinem von den Aeltern ganz aͤhnlich sind, sondern von beyder Form etwas haben, und gleichsam ein Mittelding zwischen beyden ausmachen. Gemeiniglich nennt man zwar diejenigen Ba- starde, welche von Aeltern ganz verschiedener Gat- tung entstehen, wie die vom Pferd und Esel erzeug- ten Maulesel, oder die durch eine Begattung des Kanarienvogels mit dem Haͤnfling entstandenen Voͤ- gel. Allein von solchen ist hier nicht die Rede, in- dem sie unter den Verartungen des Menschenge- schlechts nicht vorkommen. Zwar fehlt es nicht an scheußlichen Erzaͤhlungen von Begattung des Men- schen mit Thieren, wo entweder Maͤnner mit Thier- weibchen sich eingelassen (sey es aus ungebaͤndigter Geilheit Vergl. z. B. Th. Warton zu Theokr. Idyll. 1, 88. S. 19. „ Von einem gewissen gelehrten Freunde, welcher auf einer Reise durch Sizilien die alten Denkmaͤler und die Volkssitten daselbst genauer untersucht hatte, hoͤrte ich, daß bey den einsam auf den Bergen lebenden sizilischen Ziegen- hirten, unterden Bekenntnißpunkten von eigenen Priestern auch gewoͤhnlich nach dem geforscht werde, ob sie nichts mit ih- ren Ziegen zu thun gehabt .“ , oder aus einer wahnwitzigen Meinung von Enthaltsamkeit geschehen S. Ritters Mart. v. Baumgarten peregrinatio in Aegyptum, Arabiam etc. S. 73. „ Beym Ausgang aus Alchanic in Aegypten kamen wir an ein , oder weil sie etwa Bersch des M. F etwa einen medizinischen Nutzen von einer solchen Handlung hofften So z. B. erzaͤhlt Pallas in den neuen nordi- schen Beytraͤgen Th. 2. S. 38. daß die Perser, welche am Huͤftweh leiden, in dieser Hinsicht mit den wilden Eseln sich einlassen. ,) oder wo Weiber Thiermaͤn- nern untergelegen haben (entweder genothzuͤchtigt Z. B. von Pavianen. Vergl. Th. Phillips Reise nach Guinea in Churchill’s collection of voyages Th. 6. S. 101. „ Es giebt hier eine ungeheure Menge sehr großer starker Paviane, eini- ge so groß wie ein großer Bullenbeißer, welche Truppenweise zu 50 und 100 mit einander gehen. Es ist sehr gefaͤhrlich ihnen zu begegnen, besonders fuͤr das Frauenzimmer; denn glaubwuͤrdige Leu- te haben mir versichert, daß sie diesen oft nachgesetzt sind, sie ergriffen, und so eins nach dem andern gemißbraucht und so getoͤdtet haben “ v ). , oder von rasend geilen Weibern dazu gereizt So erzaͤhlt Steller in der Beschreibung von Kamtschatka S. 289. daß sonst die Frauenzimmer in Kamtschatka mit den Hunden sich gepaart haben. , oder weil diese aus religioͤsem Aberglauben sich der Schande Preiß gaben Wie die Weiber aus Mendesta sich dem heiligen Bocke: von welchem Ritus man d’ Hancarville nach- lesen kann, welcher in seinen Recherches sur l’ origine des arts de la Grèce Th. 1. S. 320. sehr weitlaͤuftig davon handelt. .) Allein es ist uns doch kein ein gewisses Dorf Belbes, wo wir zu ei- ner nach Damaskus gehenden Karawane stießen. Daselbst sahen wir einen saraze- nischen Heiligen, so wie er aus Mutter- leibe gekommen war, nackt zwischen Sand- haufen sitzen. — Wir hoͤrten, daß dieser hier sitzende Heilige von Staatswegen sehr empfohlen wurde: er sey ein heili- ger, goͤttlicher Mann, von vorzuͤglicher Unbescholtenheit, denn er habe nie mit Maͤdchen oder Knaben, sondern bloß mit Eselinnen und Maulthieren zu thun ge- habt.“ kein von einem glaubwuͤrdigen Zeugen erzaͤhltes Bey- spiel vorgekommen, wo eine solche Verbindung frucht- bar gewesen, und aus der abscheulichen Begattung des Menschen mit dem Thiere ein Bastard erzeugt worden waͤre. Sondern wir handeln blos von jenen Bastarden, welche aus einer Verbindung verschiedener Ausar- tungen einer und derselben Thierspezies entsprießen, wie z. B. die aus der Verbindung des gruͤnen Ka- narienvogels mit der weißen Varietaͤt entstandenen, sind; welche Vermischung zur Umaͤnderung der Far- be, und Bildung der neuen daraus entstehenden Nach- kommenschaft so auffallend wirkt, daß man sich ih- rer auch zur Verbesserung und Veraͤdlung der Zucht der Hausthiere, besonders der Pferde und Schaafe, mit sehr großem Nutzen bedient. §. 38. Thieren durch Kraͤnklichkeit angeerbte Eigenschaften. Die durch Kraͤnklichkeit angeerbte Verfassung scheint zwar beym ersten Anblick mehr zur Patholo- gie, als zur Naturgeschichte zu gehoͤren. Erwaͤgt man aber die Sache sorgfaͤltiger, so wird man leicht einsehen, daß sie aus mehr als einem Grunde auch zu diesen jetzt abgehandelten Ursachen der Verar- tung koͤnne gerechnet werden. Denn erstens scheinen gewisse aͤußere Beschaffen- heiten der Thiere, wiewohl man sie nach den gemei- nen Begriffen gar einem wirklich kranken Zustande nicht zuzuschreiben pflegt, doch zunaͤchst von ihm herzukommen, indem sie mehrentheils widernatuͤrlich F 2 mit mit einer gesunden Wirksamkeit verknuͤpft sind. Hie- her ziehe ich z. B. eine besondere Weiße gewisser Thie- re, welche schon der weise Verulam die Krankheits- farbe genennt hat „ The colour of defect . “ . Wenigstens lernt man an dem ungarischen Ochsen, dessen Fell bloß durch die Verschneidung so weiß wird, daß man nicht selten eine fehlerhafte Konstitution, und Mangel in der Oekonomie des Koͤrpers als Ursache davon anzusehen habe; andererseits aber erhellt aus den Beyspielen der Angorischen Katzen und Hunde, welche nach ei- ner sehr gemeinen Bemerkung fast alle sehr schwer hoͤren, daß auf ein solches besonderes Weiß auch Symptome von Krankheiten folgen. Dann aber scheinen auch einige wirkliche Krank- heiten, wenn die Natur der Thiere lange Reihen von Zeugungen hindurch sich gleichsam an sie ge- woͤhnt hat, nach und nach gelinder und ihnen selbst minder beschwerlich zu werden, so daß man sie endlich kaum mehr fuͤr Krankheit zu halten pflegt. Ein Beyspiel davon liefert jene Art von fehlerhaftem Weiß, welches in Verbindung mit dem Mangel des, das innere Auge der Thiere mit war- men Blute uͤberziehenden schwarzen, Pigments, unter der Benennung der Levkaͤthiopie (weiße Negerart) bekannt ist. Wenn ein oder anderer Foͤtus damit behaftet ist, (denn diese Beschaffenheit ist immer angeboren) zeigt sie sich offenbar als eine Art Ca- chexie, welche fast an Aussatz grenzt; Bey andern hingegen, wo sie gleichsam durch Erbschaft von vielen Zeugungen her angestammt, ist sie zur andern Na- tur tur geworden, wie z. B. in der weißen Varietaͤt der Kaninchen auch nicht die Spur von einer vormaligen krankhaften Beschaffenheit zuruͤckgeblieben ist (welche doch die Analogie mit andern anomalisch weißen Thieren mit rothen Augensternen offenbar beweißt): so, daß Zoologen das Frettchen auch fuͤr eine beson- dere Gattung des Wieselgeschlechts gehalten haben, von welchem ich jedoch schon oben erinnert habe (§. 23.) daß man es, wo mich nicht alles truͤgt, fuͤr eine bloße Abartung von dem Iltis, und zwar lev- kaͤthiopisch kranken Ursprungs zu halten habe. §. 39. Problematische Frage: ob auch Verstuͤmmelungen, oder andere Kuͤnsteleien, zu angebornen Verschiedenheiten un- ter den Thieren Gelegenheit geben koͤnnen? Man hat sich gestritten, ob auch Verunstaltun- gen oder Verstuͤmmelungen, welche Zufall oder Ab- sicht an den Thieren hervorgebracht, hauptsaͤchlich wenn sie durch lange Reihen von Zeugungen wieder- holt werden, mit der Zeit gleichsam zur andern Na- tur werden koͤnnten, so daß nun, was vorher Wir- kung der Kunst gewesen, zu einer an den Geburten sich fortpflanzenden Bildung anarte. Von einigen ist es behauptet Schon vom Hippokrates und Aristoteles. Noch neuerdings von Herrn Kluͤgel. S. Th. 1. der Ency- klop . S. 541. der 2ten Ausgabe. , von andern gegentheils ver- worfen worden Z. B. von Kant in der Berliner Monats- schrift 1785. Th. 4. S. 400. . Die Die welche es behaupten, fuͤhren die Beyspiele junger Thiere verschiedenen Geschlechts an, von Hunden, z. B. Katzen, u. a. welche, indem sie mit verstuͤmmeltem Schwanz oder Ohren geboren wurden, wenn diese Theile ihren Aeltern vorher ver- stuͤmmelt worden, keine unguͤltigen Zeugen sind: ferner, daß bey Voͤlkern, welche ihre Knaͤbchen be- schneiden, unterweilen einige mit kurzer Vorhaut gleichsam beschnitten ( apellae ) geboren werden Vergl. Voigts Magaz . Th. 4. Absch. 1. S. 22. fg. u. Absch. 4. S. 40. fg. , oder daß Kindern Zeichen von Narben, welche bey den Aeltern aus einer Wunde entstanden waren, nachher angeboren worden. Ja Buͤffon leitete sogar aus einer aͤhnlichen Quelle gewisse besondere Merk- zeichen einiger Thiere her, als die Schwielen auf Brust und Schenkeln der Kameele, oder die kahle schieferfarbige Stirn der Saatkraͤhe ( Corvus fru- gilegus ). Die dies nicht annehmen wollen, werden diese Meinung Buͤffons aus dem Grunde, weil er den zu erweisenden Satz schon als Beweißgrund annimmt ( petitio principii ), nicht ganz mit Unrecht verwer- fen, die uͤbrigen genannten Beyspiele aber vielmehr einem ungefaͤhren Zufall beymessen zu muͤssen glauben. Bis jetzo nun trete ich zwar weder durch Beja- hen noch Verneinen einer von diesen beyden Meinun- gen bey, ich werde aber willig den Kalkul der Ver- neinenden unterzeichnen, wenn sie zuvor Rechen- schaft abgelegt haben, warum solche Besonderheiten der Bildung, sie moͤgen nun urspruͤnglich durch Kunst Kunst oder Zufall entstanden seyn, auf keinen Fall auf die Nachkoͤmmlinge fortgepflanzt werden koͤnnen, da doch andere Geschlechtszeichen, welche aus an- dern, bis jetzt noch unbekannten Ursachen, haupt- saͤchlich in der Physiognomie entstehen, als Nasen, oder Lippen, oder Augenbraunen, u. a. m. in Fa- milien unterweilen mehrere oder wenigere Zeugungen hindurch, mit mehr oder weniger anhaltender Aehn- lichkeit, sich eben so gut fortpflanzen, als Fehler an den Sinnorganen Ein merkwuͤrdiges Beyspiel liefert der beruͤhmte Hacquet in Voigts eten angefuͤhrtem Magazine, Th. 6. St. 4. S. 34. fg. , z. B. Fehler in der Rede und Aussprache, und anderes der Art mehr; falls sie nicht etwa Lust haben, auch dieses alles ei- nem besonderen Zufalle zuzuschreiben Von glaubwuͤrdigen Personen ist mir versichert wor- den, daß die Pferde in England, seit das Stutzen der Schwaͤnze Mode geworden, oͤfters mit weniger Schwanzwirbelbeinen geboren wuͤrden. — Wenn sich diese und aͤhnliche Erfahrungen bestaͤtigen; so wuͤßte ich in der That nicht, was auch mehr gegen die Evolutionshypothese und fuͤr den Bil- dungstrieb sprechen koͤnnte. G. . §. 40. Einige Verwahrungsregeln der Vorsichtigkeit bey Eroͤrte- rung der Ursachen der Verartung. Viele von den bisher aufgefuͤhrten Ursachen der Verartung springen so klar in die Augen und sind so außer allen Zweifel gesetzt, daß man die meisten oben aufgezaͤhlten Erscheinungen der Verartung mit leich- ter Muͤhe, und unbezweifelt auf sie, wie die Wir- kungen auf ihre Ursachen beziehen kann. Von Von der andern Seite aber stoͤßt man auch hin- wiederum auf einen Punkt, wo man sieht, daß mehrere dieser Ursachen zwar zusammenwirken, aber sich gegenseitig aufheben; man sieht so verschiedent- lich und vielfach, theils eine Geneigtheit, theils ein Widerstreben der organischen Koͤrper zur Verartung; dann wieder eine verschiedne Wirkung jener Ursachen auf diese Koͤrper, in wiefern sie mittelbarer oder un- mittelbarer auf sie wirken; und endlich die Verschie- denheit dieser Wirkungen, wodurch sie einmal gleich- sam in einer beharrlichen Bestandheit lange Reihen von Zeugungen hindurch sich unversehrt erhalten, und dann weit veraͤnderlicher in einem kurzen Zeit- raum sich wieder verwischen; daß man dieser vielar- tigen und mannichfaltigen Beziehung halber bey Er- oͤrterung der Varietaͤten auch wieder die groͤßte Vor- sichtigkeit noͤthig hat. Deshalb moͤchte ich wohl der Ungeuͤbteren halber beym Schlusse dieser Abhandlung, bevor wir zu den Menschenvarietaͤten selbst uͤberge- hen, wenigstens einige Hauptvorsichtigkeitsregeln, die bey gegenwaͤrtiger Untersuchung sehr in Erwaͤ- gung gezogen werden muͤssen, als Corollarien bey- fuͤgen. 1) Je mehrere Ursachen der Verartung ver- eint zusammen kommen, und je laͤnger sie auf eine und dieselbe Thiergattung wirken, um desto offenbarer wird diese von ihrer Originalbildung abweichen koͤnnen . In dieser Hinsicht kann man also kein Thier mit dem Menschen vergleichen, dem Allverzehrer, der unter jedem Himmelsstriche lebt, und vor allen an- dern dern den Namen eines Hausthiers verdient, was er seit dem ersten Beginne seines Geschlechtes war; auf welchen also des Klima, der Nahrung und Le- bensart, vereinte Kraft am laͤngsten wirken mußte. 2) Im Gegentheile aber kann auch eine sonst hinlaͤnglich wirksame Ursache der Verartung ver- aͤndert, ja geschwaͤcht werden, durch Hinzukunft anderer Bedingungen, besonders wenn sie jener, als entgegnende zuwiderwirken . Hier bemerkt man z. B. in verschiedenen Stri- chen unsers Erdwasserballs, auch wenn sie unter demselben Grade geographischer Breite liegen, doch unterweilen die verschiedenste Temperatur der Luft, und eine eben so verschiedene und mithin fast entge- gengesetzte Wirkung derselben auf die Beschaffenheit der Thiere, denn diese sind nach der hoͤhern oder niedrigern Lage, der Nachbarschaft von Meer, Fluͤs- sen, Bergen oder Waͤldern, dem Unterschied des neblichten oder reinen Himmels, oder der besondern Beschaffenheit des Bodens, und andern Umstaͤnden der Art mehr, verschieden. 3) Und so muß denn eine besondere Erschei- nung von Verartung nicht sowohl auf einen un- mittelbaren, als einen mittelbaren, entfernteren, auf den ersten Anblick verborgenen Einfluß einer gewissen Ursache bezogen werden . Hier muß man z. B. die dunklere Farbe von Voͤlkern nicht bloß von der geraden Wirkung der Sonne auf die Haut, sondern auch von einer ent- fern- fernteren, als ihrer besondern Macht auf das Ge- schaͤft der Leber herleiten. 4) Veraͤnderungen, welche aus einem mit- telbaren Einfluß solcher Ursachen entstanden sind, scheinen hernach desto tiefer Wurzel zu fassen, und auch desto bestaͤndiger auf die folgenden Ge- nerationen fortgepflanzt zu werden . Hier z. B. muß man, wo ich nicht irre, den Grund aufsuchen, warum die unter der heißen Zone roͤthlich gewordene Hautfarbe (§. 35.) auch unter anderm Himmelsstriche fortdauernder ist, als die weiße Farbe der Nordlaͤnder, wenn sie gegen Suͤ- den kommen. 5) Und endlich koͤnnen die mittelbaren Ein- wirkungen solcher Ursachen so versteckt und ver- borgen liegen, daß auch die Muthmaßung, sie noch nicht heraus zu bringen, und man die bisher raͤthselhaften Erscheinungen von Verartung, auf sie als auf ihre Quellen zuruͤckzufuͤhren, nicht im Stande gewesen ist . So z. B. muß man zweifelsohne solchen mittel- baren, und großentheils uns unbekannten Ursachen die bleibenden und Nationalformen der Hirnschaͤdel, die Nationalfarben der Augen, u. a. m. zuschreiben. Drit- Dritter Abschnitt . Von den Ursachen und Arten, wodurch und wie die Gattung des Menschengeschlechts degenerirte. §. 41. Verhandlungsweise . S o wollen wir denn nun, was bisher von den Arten und Ursachen der Verartung der Thiere im Allgemeinen erklaͤrt worden, auf die durch Geburt fortpflanzenden Varietaͤten des Menschengeschlechts anwenden, wo wir die Arten der Verartung einzeln aufzaͤhlen, und was bey jeder von den Ursachen, welchen sie zugeschrieben werden koͤnnen, bekannt ist, beyfuͤgen wollen. Den Anfang wollen wir mit der Hautfarbe machen, denn wenn gleich kein ganz irr- thumsfreyes, ist sie doch vor allen uͤbrigen ein sehr bestaͤndiges und forterbendes Merkzeichen S. Kant in der Berliner Monatschrift 1785. St. 6. S. 391. und im teutschen Merkur 1788. St. 1. S. 48. , wel- ches auch bey Bastarderzeugungen entstanden, aus einer Verbindung von Varietaͤten verschiedener Far- be (§. 37.) am offenbarsten in seiner Vermischung von der Tinktur beyder Aeltern sich zeigt; und hat dann dann auch viel Zusammentreffendes mit der Farbe der Haare und des Augensternes, und Bezug auf das Temperament der Menschen; und springt dem- nach im Allgemeinen auch allen Ungelehrten am mei- sten in die Augen. §. 42. Sitz der Hauptfarbe . Das Schleimnetz, insgemein Zellgewebe ge- nannt, von dessen sehr hohen Wichtigkeit in der Oe- konomie des menschlichen Koͤrpers wir oben (§. 17.) geredet haben, dient nicht bloß der ganzen Maschine gleichsam zum Fundament, in wiefern es den uͤbri- gen, nur nicht allen, aͤhnlichen Theilen bis zum Mark der Knochen eingewebt ist, sondern ist auch auf der aͤußern Oberflaͤche des Koͤrpers in Verbin- dung gebracht mit der weißen und zaͤhen allgemeinen Bedeckung, der eigentlichen Haut naͤmlich, welche den uͤbrigen Koͤrper umfaßt und einschließt, und welche außer andern, besonders von einem großen Apparate von Hautnerven und lymphatischen Venen, endlich aber auch von sehr engverbundenen und feinen Netzen blutfuͤhrender Gefaͤße angeschwellt ist. Jene, die Nerven naͤmlich, ertheilen der Haut Empfindung, damit sie das Gefuͤhlsorgan, und gleichsam Waͤchter des ganzen Koͤrpers sey. Die andern, die lymphatischen Venen naͤmlich, machen wiederum die Haut zum Werkzeug des Aus- duͤnstens und Einsaugens. Diese aber, ich meine die blutfuͤhrenden Ge- faͤße, gehoͤren zunaͤchst zu gegenwaͤrtiger Streitfrage, indem indem die allgemeinen Bedeckungen des Koͤrpers, nebst der Lunge und dem Darmkanale einen großen Reinigungs- und chemischen Verarbeitungsplatz fuͤr die menschliche Maschine durch sie errichten, welcher, wie sich bald ergeben wird, bey Festsetzung der Hautfarbe sehr großen Antheil hat. Das Fell ist mit einem sehr zarten Schleime uͤberzogen, welchen man nach der irrigen Beschrei- bung des Erfinders das Malpighische Netz nennt. Es macht dieses gleichsam ein leimigtes Band aus, wodurch die aͤußerste Lage der Bedeckungen, das die Oberflaͤche des Koͤrpers uͤberziehende und zu oberst bedeckende, halb durchsichtige, und bey dem gebor- nen Menschen zunaͤchst der atmosphaͤrischen Luft ausgesetzte Fellhaͤutchen naͤmlich, endlich mit der Haut zusammenhaͤngt. Netz und Fellhaut sind durch ihren ganz einfa- chen von Nerven und Gefaͤßen voͤllig entbloͤßten Bau, von der Natur des Felles sehr weit unter- schieden, kommen aber in mehr als einem Stuͤcke mit einander uͤberein, so daß eine Verwandschaft dieser gleichartigen Theile, ja gewissermaaßen das Entspringen der aͤußersten Haut aus diesem unterge- legten Netze, sehr wahrscheinlich scheint. Diese beyden verwandten Unterlagen bestimmen insofern den Sitz der Farbe der Bedeckungen, daß sie bey den weißen Menschen, wo sie kein Pigment haben, die natuͤrliche roͤthliche Weiße des Fells durch- schimmern lassen; da bey den Oliven- oder anders- farbigen hingegen das Hauptpigment der Haut auf dem malpighischen Netze haftet, und das, obschon blaͤssere Fellhaͤutchen offenbar an dem Farbenanstrich dessel- desselben Theil nimmt; und daß, je schwaͤrzer das Netz, es auch um desto dicker und der Gattung Mem- brau, davon es eine Art ist, aͤhnlicher, je durchsichtiger hingegen es ist, um desto zarter wird, und nur die Beschaffenheit eines fluͤßigen Schleimes bekoͤmmt. §. 43. Die Nationalverschiedenheiten der Farbe. Wiewohl zwischen dem reinen Weiß der Euro- ropaͤerin, und dem hoͤchsten Schwarz der senegambi- schen Negerin die Hautfarbe der Menschen in zah- lenlose Nuͤancen Was bey dem Studium der Naturgeschichte uͤber- all ungeheure Schwierigkeiten erzeugt, der unbestimm- te und willkuͤhrliche Sinn naͤmlich, in welchem die mehresten Schriftsteller die Namen der Farben brau- chen; das ist gewiß bey gegenwaͤrtiger anthropologi- scher Untersuchung besonders beschwerlich. Damit man mich nun nicht desselben Fehlers beschuldige, muß ich anmerken, daß ich zwar alle die Benennungen, wel- che ich jeder von den fuͤnf unterschiedenen Hauptfar- ben gab, keineswegs fuͤr reine Synonimen halte, als die englischen Ausdruͤcke yellow und Olive tinge, u. a. m. sondern daß ich bloß habe andeuten wollen, daß diese Ausdruͤcke von verschiedenen, und zwar klassischen Schriftstellern gebraucht worden, die Na- tionalfarbe eines und desselben Volkes zu bezeichnen. zu spielen scheint: und keine von diesen weder allen Menschen eines und desselben Vol- kes gemein, noch irgend einem Volke so eigen ist, daß man sie nicht auch bisweilen bey andern, uͤbri- gens von diesen sehr verschiedenen, antreffen sollte; so scheinen doch im Allgemeinen alle Nationalver- schiedenheiten der Farbe sehr bequem auf folgende fuͤnf Hauptklassen zuruͤckgefuͤhrt werden zu koͤnnen. 1) Die 1) Die weiße Farbe, wie bey den meisten euro- paͤischen Voͤlkern. Diese Varietaͤt hat die Roͤthe der Wangen fast eigenthuͤmlich, welche man an den uͤbrigen wenigstens seltner bemerkt. 2) Die Gelbe (englisch yellow, olive tinge ) welche gleichsam das Mittel haͤlt zwischen der Farbe vom Waizen und gekochten Quitten, oder getrockne- ten Citronenschaalen; bey den mongolischen Voͤlkern gewoͤhnlich. 3) Kupferartige (engl. copper-colour, franz. bronzé ) oder dunkel Goldgelbe, und fast rostfarbige, dem Zimmet oder Lohfarbe nicht unaͤhnlich; den Amerikanern fast eigenthuͤmlich. 4) Die Braune ( badius, engl. tawny, franz. basané ) oder Mittelfarbe zwischen neuem Mahago- nyholze: und den Gewuͤrznaͤgelein oder Kastanien; der malayischen Rasse, und den Suͤdseeinsulanern gemein. 5) Endlich die schwarze (engl. tawny-black ) welche bey gewissen aͤthiopischen Voͤlkerschaften pech- schwarz (engl. iet-black ) ist: doch ist diese Ruß- schwaͤrze keinesweges den Aethiopiern eigenthuͤmlich, sondern man trift sie auch an andern sehr verschiede- nen, und von einander weitentfernten Varietaͤten des menschlichen Geschlechts, in Mischung mit der Hauptfarbe der Haut an, wie bey den Brasiliern, Californiern Von den Brasiliern vergl. z. B. G. Forsters Anmer- kungen zu Wilsons Nachrichten von den Pelew- Inseln S. 36. Von den Kaliforniern Begert, Nachrichten von Kalifornien S. 89. , Indiern und Suͤdseeinsulanern, wo die Neukaledonier z. B. einen in dieser Hinsicht un- merkli- merklichen Uibergang von der hellbraunen Farbe der Otaheiter durch die kastanienbraune der Bewohner der Insel Tongatabu zu der schwarzen der Neuhol- laͤnder machen. §. 44. Ursachen dieser Verschiedenheir . Der Sitz der Hautfarbe ist zu unsern Zeiten au- ßer allen Zweifel gesetzt. Die Eintheilung und Ver- theilung in Klassen, obschon sie willkuͤhrlich ist, scheint doch ziemlich plan und deutlich. Allein nun die Ur- sachen dieser Verschiedenheit aufzusuchen — dies ist das Schwierige bey der Sache. Und zwar besonders haben die Schriftsteller mit der Erklaͤrung der Neger- farbe sich gemartert, welche vor allen uͤbrigen Na- tionalfarben schon in den aͤltesten Zeiten den Euro- paͤern auffallen, und die Koͤpfe zu Untersuchungen reizen mußte. Kein Wunder denn, daß zu diesem Behuf mancherley Hypothesen erdacht wurden, wel- che ich aber als hinlaͤnglich bekannt Dem Klima z. B. schreiben das Meiste zu Buͤffon histoir. natur . Th. 3. S. 526. Zimmermann geogr. Geschichte des Menschen u. s. w. Th. 1. S. 77. Der Abt Nauton im Journal de Physique Th. 18. 1781. Der Galle Peter Barrere in einer Diss. sur la cause physique de la couleur des negres . 1741. 12. Dem Blute außer so viel andern besonders Th. Towns in den philosophical Transactions Th. 10. S. 398. welcher im Gegentheile an der Wirksamkeit der Sonne bey dem Faͤrben der Haut der Neger zweifelte. Den Kuͤgelchen im Blute, welche an der Haut anschießen, der Verf. der mehr als einmal z. B. von des Moles im Jahr 1742. von Mounier 1775. ver- theidigten Pariser medizinischen Untersuchung. Einem und schon von andern andern zusammen aufgestellt So hat z. B. die Meinungen der Alten daruͤber ge- sammelt B. S. Albin de sede et causa coloris aethio- pum u. s. w. Leiden 1737. 4. Unter den Neuern s. Haller elementa physiolog . Th. 5. S. 20. Eine Menge Schriftsteller citirt Krunitz im Hamburgischen Magazin , Th. 19. S. 379. , unberuͤhrt lasse. Ich werde bloß jene Meinung aufstellen, welche, wenn ich nicht irre, der Natur und Wahrheit am naͤchsten zu kommen scheint. Ich glaube dann, daß man die naͤchste Ursache der verbrannten oder schwarzen aͤußeren Hautbedek- kungen, in einem Uibermaaße von Kohlenstoff ( car- bonaceum elementum ) im menschlichen Koͤrper su- chen muͤsse, welcher mit dem Hydrogen durch das Fell ausgesondert, durch den Zutritt eines atmosphaͤ- rischen Oxygens aber praͤcipitirt, und an dem mal- pighischen Schleime angesetzt wird x ). Es ist allgemein bekannt, daß selbst den Negern ihre Nationalfarbe nicht angeboren wird, sondern daß Einem Eisenuͤberflusse im Negerblute, welcher durch die Transpiration der Phosphorsaͤure auf dem Schleim- netze praͤcipitirt werde, Kant in Engels Philoso- phen fuͤr die Welt , Th. 2. S. 151. Jene, ich weiß nicht welche Mischung des Nerven- safts und eines gewissen in den Spitzen der Bedek- kungsnerven und Arterien verborgenen Liquidums, die sich zur Erklaͤrung der Negerschwaͤrze der in Traͤu- men große Physiolog le Cat in Traité de la couleur de la peau humaine , Amsterdam 1765. 8. erfand, uͤber- gebe ich. Oder der Eingebornen von Nubien verlaͤngerte Fi- bern, ihr rothes aufgeloͤßtes Blut, ausduͤnstendes Fließwasser, die festen in der Haut zuruͤckbleibenden Salz-, Oel- und Fetttheilchen des Bluts, durch welche Liste Artumonelli die Negerschwaͤrze zu erklaͤren sich bemuͤht in elementi di fisiologia medica , Neapel 1787. Th. 1. S. 140. Bersch. des M. G daß sie dieselbe nach der Geburt, wenn das Band, welches die Frucht mit der Mutter zusammengehal- ten hatte, getrennt ist, durch Hinzukunft der aͤu- ßern Luft erhalten. Ferner scheint zum Absondern und Ansetzen des Kohlenstoffes die Wirkung der blutfuͤhrenden Gefaͤße des Fells (§. 42.) erforderlich. Denn wird diese gestoͤrt, oder hoͤrt sie gar auf, so bekommen auch die Schwarzen und Neger zuweilen eine widernatuͤrliche fehlerhafte Weiße der Haut. Dagegen hat man die Erfahrung gemacht, daß auf der weißen Haut, wenn jene Wirkung der Fell- gefaͤße hervorgebracht worden, Sommersprossen und Flecken von schwarzer Farbe entstanden sind, ja daß sie fast eine Negerschwaͤrze angenommen hat. Jener Kohlenstoff scheint nun im Allgemeinen bey Schwarzgalligten am haͤufigsten zu seyn; denn zwischen der Verrichtung der Galle und der allge- meinen Bedeckungen (wozu auch die Haare gehoͤ- ren) ist eine offenbare Uibereinstimmung; indem beyde Organe, Leber naͤmlich und Haut, zu den hauptsaͤchlichsten und wechselseitig zusammenstimmen- den Reinigungsoͤrtern der Blutmasse gehoͤren. Dann aber ist die Einwirkung der Klimate auf das Geschaͤft der Leber uͤberaus stark, welches durch die heftigere Sonnenhitze zwischen den Wende- zirkeln außerordentlich aufgeregt und verstaͤrkt wird. Deshalb giebt es zwischen den Wendekreisen mannich- faltige und endemische Gallenkrankheiten. Deshalb ferner ist das Temperament der meisten zwischen den Wendekreisen eingebornen Voͤlker cholerisch und zum Zorn geneigt. Deshalb ist auch, wie die Aerzte vor- vorlaͤngst beobachtet haben S. v. Haen praelectiones in Boerhavii institut. patho- logicas . Th. 2. S 155. , die Beschaffenheit und der Habitus derer in Indien lebenden Europaͤer, und hauptsaͤchlich ihrer daselbst gebornen Kinder gallicht. Kein ander Klima kann in Heftigkeit und An- halten der Hitze, und den ganz besondern hievon ab- haͤngigen chemischen Eigenschaften der Atmosphaͤre, z. B. spezifischen Winden, Regen u. a. m. mit jenem heißen und brennenden Himmel verglichen werden, welcher uͤber den nassen und sumpfigten Gegenden des oͤstlichen und westlichen Afrika unter der heißen Zone haͤngt. Die eingebornen Aethiopier sind am laͤngsten, und schon durch eine lange Reihe von Generatio- nen hindurch , der Wirkung jenes Klima’s ausgesetzt gewesen, indem sie zweifelsohne unter die aͤltesten Voͤlker der Erde zu zaͤhlen sind Fuͤr wen diese Untersuchung Interesse hat, der sehe die Werte dreyer großer Gelehrten: Jac. Bryant neur system of ancient mytholog . Th. 1. Jac. Bruce Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils . Th. 1. Und Wilh. Jones Dissert. in den Asiatic Resear- ches . Th. 2. und 3. . Deshalb ist es denn auch kein Wunder, wenn sie dieselbe Beschaf- fenheit, welche seit ihrem entfernten Ursprunge in ihren Voraͤltern so tiefe und feste Wurzeln geschlagen, auch unter fremden Himmelsstrichen auf die naͤchsten Zeugungen unveraͤndert fortpflanzen. Andererseits aber scheint auch aus eben dieser bleibenden Anhaͤng- lichkeit des aͤthiopischen Habitus um so deutlicher zu G 2 erhel- erhellen, daß er nur in langen Reihen von Zeugun- gen habe anarten koͤnnen, und daß es also zu den widernatuͤrlichen Wundern gehoͤren wuͤrde, wenn die Erzaͤhlung, welche wir hin und wieder lesen, wahr waͤre, daß die heutigen Enkel im 15ten Jahrhundert nach Guinea gezogner, portugisischer Kolonisten in ei- nem so kurzen Zwischenraume von wenigen Jahrhun- derten bloß durch die Macht des Klima Daß man an dem Gambiafluß Schwarze findet, de- ren Voraͤltern Portugiesen waren, ist allgemein be- kannt. Daß aber der Grund ihrer Schwaͤrze in einer Verbindung der Vaͤter mit eingebornen Negerinnen zu suchen sey, wird auch dadurch sehr wahrscheinlich, weil bekanntlich Europaͤerinnen , welche unmit- telbar aus ihrem Vaterland nach Guinea gebracht worden, nur sehr selten dort dauern konnten, indem die Macht des Klima sie zu starken monatlichen Rei- nigungen aussetzte, welche, wiewohl nicht immer, in kurzer Zeit in toͤdliche Mutterblutfluͤsse auszuarten pflegen. jenen aͤthiopischen Habitus schon angenommen haͤtten. §. 45. Fernere Erlaͤuterung der Ursachen von der Hautfarbe. Was wir eben von den Ursachen der Hautfarbe als Resultat und in einzelnen Saͤtzen aufgestellt ha- ben, wird bey einem genaueren Forschen durch viel- fache aber richtig mit einander uͤbereinkommende und aus Beobachtungen uͤber die Natur des Menschen selbst hergenommene Beweise, ungemein bestaͤtigt. Daß der Kohlenstoff zu den Grundstoffen ( radi- calia elementa ) des thierischen Koͤrpers gehoͤre, und auch der Grund einer dunklern Farbe, gleich viel ob einer einer gelben, braunen oder schwarzen sey, hat die antiphlogistische Chemie der Franzosen gelehrt S. Hrn. Girtanners Anfangsgruͤnde der an- tiphlogistischen Chemie . S. 202. A a ) . Der Beschwerlichkeit und Gefahr aber, welche ein Zuruͤcktreten dieser Materie der thierischen Oeko- nomie bringen koͤnnte, ist durch mancherley Aussau- gungswerkzeuge vorgebeugt, worunter Leber und Haut nicht die unterste Stelle behaupten. Das Zusammenstimmen der Werkstaͤtte der Galle mit den gemeinschaftlichen Bedeckungen, erlaͤutert, außer den schon erwaͤhnten Erscheinungen, auch die Pathologie, welche, wie oft so auch hier, die Physiolo- gie belehrt. Denn wiewohl ich die Analogie zwischen der Gelbsucht und der Nationaltinktur der Farbe nicht zu weit treiben moͤchte, so stoͤßt man doch auf man- cherley besondere, Aufmerksamkeit verdienende Er- scheinungen, welche die Gelbsuͤchtigen und die gefaͤrb- ten Voͤlker gemeinschaftlich haben, wohin ich z. B. die in den Augen gelbgetuͤnchte weißliche Haut ( albugi- neam ) rechne, welche die schwarzen Voͤlker und na- mentlich die Indier An denen disseits des Ganges habe ich es selbst be- obachtet. Von denen disseits des Ganges merkt es an: Laubere in Déscription du Royaume de siam . Theil 1. Seite 81. Theil 3. Seite 151. Von den Nicoba- ren Nic. Fontana in Asiatik Researches . Theil 3. S. 151. Von den Maynas, den Einwohnern vom suͤdlichen Amerika am obern Maragnon s. Xav. Veigl in v. Muers Journal zur Kunstgeschichte . Th. 16. S. 115. „ In ihren Augen ist das, was bey uns weiß ist, ein wenig gelb gefaͤrbt .“ , Amerikaner Von den Karaiben s. Rochefort Histoire naturelle des Antilles . S. 383. und Aethio- pier Soͤmmering uͤb. die koͤrperl. Verschied. des Negers vom Europaͤer . S. 11. gewoͤhnlich haben. Und Und auch daß die Gelbsuͤchtigen ihre nach der Verschiedenheit der Krankheit selbst mehr oder minder gefaͤrbte, der farbigen Voͤlker ihrer sehr aͤhnliche Haut, nach gehobener Krankheit nicht selten be- halten S. z. B. Stracks observationes de febribus inter- mittentibus Buch 3. Kap. 2. de ictero ex febre inter- mittente . „ Ich habe gesehen , sagt er S. 194. daß die von einer Gelbsucht entstandene Oliven- farbe, wie sie die Asiaten haben, in der Folge geblieben ist . „ Einer wurde durch ein Fieber fast so schwarz als ein Indianer . „ Ein anderer behielt eine schwarze Haut am ganzen Koͤrper, als wenn er von einem Indianer mit einer Europaͤerin erzeugt worden waͤre: und auf aͤhnliche Weise wa- ren die flache Hand und die Fußsohlen weiß .“ . Aber auch davon hat man Beyspiele, daß bey schwarzgallichten Krankheiten sich unterweilen gleich- sam durch eine kritische Verwandlung eine wahre Rußschwaͤrze in der Haut festgesetzt habe Vergl. z. B. Lorry de melancholia Th. 1. S. 273. . Aus der Verwandschaft der Galle mit dem Fette S. Fourcroy philosophie chimique . S 111. ergiebt sich ferner ganz deutlich die an den schwarzen Voͤlkern beobachtete An den Mohren bemerkte sie J. Fr. Meckel, s. Hi- stoire de l’Académie des sciences de Berlin , Jahr 1753. S. 92. Und Soͤmmering a. a. O. S. 43. Wachstinktur des- selben. Wenn ich nicht irre, muß bievon der Grund her- geleitet werden, warum die Voͤlker, welche haͤufig das Fette von Thieren essen, nicht nur nach diesem Fette riechen, sondern auch eine schwarze Hautfarbe anneh- annehmen Die schwarze Haut der Groͤnlaͤnder z. B. schreibt Cranz in seiner Historie von Groͤnland Th. 1. S. 178. hauptsaͤchlich ihrer thranichten Speise zu. Sloane berichtet, daß die Haut der Europaͤer in Westindien von dem haͤufigen Genuß der gruͤnen Schildkroͤten ( testudo mydas ) gelblich werde. S. dessen voyage to Jamaica , Th. 1. Einl. S. 18. und Th. 2. S. 331. ; da hingegen die reinlicheren Ota- heiter, die gern eine blasse Hautfarbe haben wol- len, alljaͤhrlich einige Monate hindurch bloß von der Frucht des Brodbaums leben, welchem Nah- rungsmittel sie eine große Wirkung auf das Bleichen der Haut zuschreiben S. den Bericht des Wundarztes Anderson in Cooks voyage to the northern hemisphere Th. 2. S. 147. ; obschon ein Theil dieser Wirkung daraus herzuleiten ist, daß sie zugleich diese Zeit uͤber zu Hause bleiben, und mit einer Men- ge Kleider angethan, sich nicht oͤffentlich sehen lassen. Wieviel ein solches Enthalten von freyer Luft und offnem Himmel dazu beytraͤgt, die Haut weiß zu erhalten, lehrt auch bey unsern Landsleuten die jaͤhrliche Erfahrung; im Fruͤhling haben die den Winter hindurch eingezogner lebenden Frauenzimmer eine glaͤnzendweiße Haut, welche aber bey denen, die fuͤr die Erhaltung dieser Schoͤnheit weniger be- sorgt sind und sich nachher der Sommerluft und Son- ne aussetzen, vor Anfang des naͤchsten Herbstes, jenen Fruͤhlingsreiz verliert, und allmaͤhlich braͤunt Aus der Menge von Zeugen, welche diese sehr be- kannte Wirkung der Lebensart auch unter andern Erd- guͤrteln beobachtet haben, will ich nur einen anfuͤhren. Poi- . Wenn Wenn nun schon verschiedene Jahreszeiten unter einem und demselben Himmelsstriche die Farbe der Haut aͤndern, was Wunder, wenn Klimate, von so wesentlicher Verschiedenheit als oben (§. 34.) ange- fuͤhrt worden ist, eine sehr große und dauernde Macht auf die Nationalfarbe haben; welche zuweilen schon innerhalb weniger Grade geographischer Breite Es wird genug seyn, von vielen Beyspielen nur einige auszuheben: Es ist bekannt, daß die Biskaye- rinnen glaͤnzend weiß, die Granaderinnen hingegen schwaͤrzlich sind, daß sogar Ol. Toree Reise nach Surate u. s. w. S. 9. beobachtet hat, daß man in dieser suͤdlichern Provinz selbst die Bilder der Maria von eben dieser Nationalfarbe mahlt. Von den Malabaren wird ausdruͤcklich gesagt, daß ihre schwarze Farbe sich immer mehr der braunen und gelben naͤhere, je weiter sie nach Mitternacht wohnen; In den tranquebarischen Missionsberich- ten 22ste Forts. S. 896. Die Negern am noͤrdlichen Ufer des Senegal sind braun, die am suͤdlichen schwarz. S. außer andern Barbot in Churchill’s Collection of voyages Th. 5. Seite 34. , ja sogar, bey dem Zusammenflusse der oben genann- ten Poiret, welcher in voyage en Barbarie Th. 1. S. 31. von den Mohren spricht. „ Die Mohren sind nicht von Natur schwarz, wie das Sprich- wort sagt, und wie mehrere Schriftsteller glauben; sondern sie kommen weiß zur Welt, und bleiben Lebenslang weiß, wenn ihre Arbeiten sie nicht der Sonnenhitze aussetzen. In den Staͤdten sind die Wei- ber so glaͤnzend weiß, daß sie die meisten unserer Europaͤerinnen verdunkeln wuͤr- den; aber die mohrischen Bergbewohner, welche unaufhoͤrlich von der Sonne gebra- ten werden und fast immer halb nackt ge- hen muͤssen, werden von Kindheit an so braun, daß sie beynahe rußig aussehen .“ ten Ursachen So bemerkt z. B. Marsden die Wirkung der See- luft auf die Hautfarbe in history of Sumatra S. 43. und Wallis in Hawkesworths Collection of voyages . Th. 1. S. 260. Der Waldluft , Hartsink Beschryving van Guia- na . Th. 1. S. 9. Der Bergluft , Bouguer figure de la terre . Einl. Seite 101. Der Erdhoͤhenluft , de Pinto in Robertsons history of America . , auch unter einerley Breite S. hieruͤber die von Herrn Zimmermann bey Ge- legenheit des Problems, warum nicht auch auf dem unter dem Aequator gelegenen Striche von Amerika Mohren erzeugt werden, angestellte muͤhsame und gelehrte Untersuchung, in der geographischen Geschichte des Menschen . Th. 1. S. 86. sich an den Einwohnern offenbar verschieden zeigt. §. 46. Die Kreolen . Eine vortrefliche Erlaͤuterung uͤber die Macht des Klima auf die Bereitung der Farbe geben die (selbst von klassischen Schriftstellern Z. B. von G. Hyde in den Anmerk. zu Abr. Peri- stol itineribus mundi , in Ugolinis thesauro antiqui- tatum sacrarum . Th. 7. S. 141. hin und wieder faͤlschlich mit den Mulatten verwechselten) Kreolen Der Ursprung dieser Benennung schreibt sich von dem im 16ten Jahrhunderte nach Amerika gefuͤhrten Negersklaven her, welche zu allererst die von ihrer Nation daselbst gebornen Kinder Criollos und Criollas nannten; welchen Namen die Spanier nachher von ihnen entlehnten, und ihrer eigenen in der neuen Welt gebornen Nachkommenschaft beylegten. S. Gar- cilasso del origen de los Incas . S. 255. Jetzo wird dieses Wort in Westindien auch sogar auf die Haus- thiere ausgedehnt, welche in Amerika nicht eingebo- ren, , oder diejenigen Menschen, welche in Ost- Ost- und Westindien Von diesen, den antillischen Creolen naͤmlich, lese man die trefliche Abhandlung von Herrn Hofrath Gir- tanner uͤber die franzoͤsische Revolution . Th. 1. S. 60-72. der 2ten Ausgabe. , welche von europaͤischen Aeltern geboren worden sind). Diese haben eine so unverkennbare, gleichsam Suͤden athmende Ge- sichtsbildung ( vultus ) und Farbe, auch besonders der Haare und der brennenden Augen, daß man die weißesten und schoͤnsten Weiber durch diese Eigenheit leicht von andern, und selbst von ihren in Europa gebornen Blutsverwandten unterscheiden kann Vergl. Hawkesworth’s Collection of voyages . Th. 3. S. 374. „ Wenn zwey geborne Englaͤnder in ihrem Vaterlande heyrathen, und dann in Westindien sich niederlassen, so wer- den die vorher erzeugten Kinder jenen Habitus und jene Gesichtsbildung bekom- men, welche die Kreolen auszeichnen; kehren sie aber zuruͤck, so werden die nach- her gebornen Kinder so etwas Charakte- ristisches nicht an sich haben “ u. s. w. . Ja dies gilt nicht bloß von den Europaͤern, sondern auch von Asiaten, welche in Ostindien von dahin gezognen persischen oder mongolischen Aeltern gezeugt werden S. Hodges’s Travels in India . S. 3. . §. 47. Mulatten u. a. Merkwuͤrdig ist ferner die bleibende Mittelschat- tirung der Hautfarbe, welche die Nachkommen von Aeltern verschiedener Farbe, gleichsam als Mischung von diesen beyden an sich haben. Denn wiewohl uns ren, von den Europaͤern dahin verpflanzt worden sind. S. Oldendorps Geschichte der Mission auf den caraib. Inseln . Th. 1. S. 232. uns hin und wieder sonderbare Beyspiele von derglei- chen Bastardkindern berichtet worden sind, welche aus einer solchen Verbindung verschiedener Ra ę en entsprossen waren und (§. 37.) bloß die Farbe des Einen von den Aeltern hatten Vergl. z. B. Jac. Parsons in den philosophical Transactions . Th. 55. S. 47. ; so ist jene ge- mischte Schattirung im Allgemeinen doch so fest und erblich, daß Jac. Bruce’s Erzaͤhlung von den Ne- gern in gewissen Gegenden des Koͤnigreichs Tigre, welche die schwarze Farbe unversehrt erhielten, auch wenn einer von ihren Aeltern eine andere gehabt haͤtte; und von den Arabern, welche mit Negerin- nen weiße, bloß dem Vater aͤhnliche Kinder zeug- ten Reisen nach den Quellen des Nils , Th. 3. S. 106. und Th. 4. S. 470. Vergl. zu dieser Stelle Herrn Tychsens Anmerkungen, Th. 4. S. 357. , verdaͤchtig scheint. Da man aber solche Bastardgeburten von Ael- tern verschiedner Farbe, mit besondern Namen be- geichnet, so duͤrfte es der Muͤhe werth seyn, diese hier in gedraͤngter Kuͤrze aufzustellen. A ) Aus der ersten Zeugung . Von Europaͤern mit Negern werden Mulat- ten Einen Prozeß uͤber den Habitus und die Kennzei- chen der Mulatten s. in Kleins Annalen der Ge- setzgebung in den preussischen Staaten . Th. 7. S. 116. geboren. Die Kinder von Europaͤern mit Indianern heis- sen Mestizen Die Abbildung eines eingalischen Mestizen s. in de Bruin Reinen ever Moscovis u. s. w. S. 358. . Eben Eben so Garcilasso a. a. O. Um anzuzeigen, daß sie Mischlinge zweyer Nationen sind .“ B b ) nennt man die von Europaͤern mit Amerikanern Erzeugten, auch Westindier Twisses Travels trough Portugal and Spain , S. 332. nach Blaͤttern von Malaga, die er gesehen. , Me- tifen Labat voyage aux Isles de l’ Amérique , Theil 2. Seite 132. und Mamelucken v. Hauterive in Histoire de l’Acad. des sc. de Paris , J. 1724. S. 18. . Kinder von Negern mit Amerikanern heißen Zamben Gily, Storia Americana , Th. 4. S. 320. , welche einige aber ebenfalls Mulat- ten nennen Garcilasso a. a. O. , andere Loben Twiß a. a. O. und noch andere Kuriboken und Kabuglen Marcgrav, tractatus Brasiliae , S. 12. . Diese alle haben eine durch die Mischung von beyden Aeltern entstandene Mittelfarbe und Gesichts- bildung, und zwar mehr oder weniger schwaͤrzlich oder gelblich, ohne kaum einiges auf den Wangen sichtbares Roth; die Haare der Mulatten sind meh- rentheils kraus, bey den uͤbrigen schwach, und bey allen, fast durchgaͤngig, schwarz; die Augentrau- benhaut aber ganz schwarz. B ) Aus der zwoten Zeugung . Mulatten, welche sich mit einander vermischen, zeugen Kasquen v. Hauterive a. a. O. . Die Eines aus Ternate, aber minder treu darstellend, in Valentyns oud en nieuw Oost-Indien , Th. 1. Ab- schnitt 2. S. 18. Die Europaͤer mit den Mulatten Terceronen (Ed. Long) History of Jamaica , Theil 2. Sei- te 260. welche einige aber Quarteronen Aublet, Histoire des plantes de la Guiane , Th. 2. Anh. S. 122. , andere Mo- riscen Twiß. , ja selbst Mestizen nennen S. Moreton’s manners and customs in the West- India-Islands , S. 123. . In Gesichtsbildung und Haaren gleichen sie den Euro- paͤern, die Haut hat einen ganz leichten schwaͤrzli- chen Teint, die Wangen aber eine schwache Roͤthe. Die Lippen und Schaamlefzen der Weiber sind dun- kelroth, der Hodensack der Maͤnner schwaͤrzlich. Die Neger mit den Mulatten zeugen Griffen v. Hauterive a. a. O. sonst auch mulattische Zamben History of Jamaica a. a. O. und Cabern genannt Bomare Dictionnaire d’histoire naturelle , 4. Ausg. Th. 9. Art. Neger . . Die Europaͤer mit indianischen Mestizen, Ka- stizen Tranquebarische Missionsberichte . Fort- setz. 33. S. 919. . Die Kinder von Europaͤern und indianischen Mestizen aber nennt man Quarteronen Gumilla, Orinoco illustrado , Th. 1. S. 83. , oder Quatralven Garcilasso, a. a. O. „ Um anzuzeigen, daß sie vierten Theils von den Indianern, und drittens von Spaniern sind .“ C c ) . Die Spanier nennen sie auch Kastizen Twiß. . Die Die Amerikaner bringen mit eben diesen Mesti- zen die sogenannten Tresalven Garcilasso. „ Umanzuzeigen, daß sie drit- ter Seits von Indianern und einer von Spaniern sind .“ D d ) hervor. Die Kinder von Amerikanern und Mulatten werden auch zuweilen Mestizen genannt History of Jamaica . . So werden auch die Kinder erster Zeugung von Europaͤern und Zamben oder Loben zuweilen wie- derum Mulatten genannt Fermiu sur l’oecon. animale , Th. 1. S. 179. . Die von den Amerikanern und eben diesen Zam- ben oder Loben heißen Zambaigen Garcilasso. . Die Nachkommenschaft dieser Zamben oder Lo- ben selbst aber nannten die Spanier Verachtungs- weise Choles Twiß. . C ) Aus der dritten Zeugung . Die von Europaͤern und Terceronen Erzeugten nennen einige Quarteronen History of Jamaica . — Man nenne die Nachkom- menschaft von einem solchen Quarteronen und Terce- ronen zwoter Zeugung Tente-enel-apre . , andere Ochavo- nen Gumilla a. a. O. S. 86. oder Oktavonen , die Spanier auch Alvi- nos Twiß. . Sehr scharfsichtige Beobachter behaupten, daß man bey diesen schon keine Spur ihres aͤthiopi- schen Ursprungs mehr vorfinde Z. B. Aublet. . Die Die Kinder von Mulatten und Terceronen nen- nen sie Saltatros History of Jamaica . . Von Europaͤern und indianischen Kastizen Po- stizen Tranquebarische Missionsberichte a. a. O. . Von Europaͤern und amerikanischen Quartero- nen zweyter Zeugung, Oktavonen Gumilla a. a. O. S. 83. . Von Quarteronen und amerikanischen Mestizen ersterer Zeugung Coyoten Twiß. . Von den Griffen oder mulattischen Zamben mit Zamben ersterer Zeugung Giffern History of Jamaica . . Von den Zambaigen und Mulatten Cam- bujen Twiß. . Einige dehnen nun die Genealogie der Bastarde bis zur vierten Zeugung aus, und sagen, daß man die Kinder von Europaͤern und Quarteronen dritter Zeugung Quinteronen History of Jamaica . , spanisch Puchuelen Gumilla S. 86. , nenne, welche Benennung aber ebenfalls den Kin- dern von Europaͤern und amerikanischen Oktavonen beygelegt wird Ders. S. 83. ; daß aber an diesen Geburten selbst die kleinste Spur des gemischten Ursprungs noch fortdaure So berichtet der oft angefuͤhrte Twiß, daß man die Kinder von Coyoten dritter Zeugung und Ameri- kanern Harnizen ; von Cambujen und Mulatten, Albarassados ; und endlich von diesen und Mu- latten erzeugte Barzinos nenne. , scheint nach den Berichten der glaub- glaubwuͤrdigsten Augenzeugen von den Menschen dritter Zeugung, daß sie naͤmlich im Betreff der Farbe und ihres Habitus den europaͤischen Urgroßaͤl- tern vollkommen aͤhnlich seyen, nicht einmal kaum glaublich. §. 48. Schwarze Haut weiß gefleckt . Dem was wir eben (§. 44.) uͤber die Wirkung der blutfuͤhrenden Gefaͤße des Fells zur Aussonde- rung des Kohlenstoffs, welcher nachher durch Zu- treten des Oxigens praͤcipitirt werden muß, gesagt haben, dem geben die Beyspiele schwarzfarbiger Menschen noch ein besonderes Gewicht, besonders derjenigen Negern, bey welchen sich die Haut und zwar fast immer, von der ersten zartesten Kindheit an Ein Beyspiel von einem Negerknaben, an welchem die Flecke erst im vierten Jahre zum Vorschein ge- kommen waren, und mit Verlauf der Zeit an Um- fang zugenommen hatten, erzaͤhlt W. Byrd, in Phi- losophical Transactions , Th. 19. S. 781. , durch weiße Flecke auszeichnet. (franz. Ne- gres-pies, engl. piebald-Negroes. ). Ich habe einen solchen Neger, Namens Joh. Richardson, zu London gesehen, welcher bey T. Clarke diente, welcher (in Exeter-change-house ) lebendige auslaͤndische Thiere sehen laͤßt, und ver- kauft. Der junge Mensch war vollkommen schwarz bis an den Unterleib um die Oberbauch- und Nabel- gegend, und in der Mitte beyder Fuͤße, welche die Kniee mit den Gegenden des Oberschenkels und der Tibia einnimmt, waren doch, wiewohl sie durch eine eine glaͤnzende, ich moͤchte sagen, Schneeweiße sichaus- zeichneten, wiederum mit einzelnen schwarzen Flecken, gleichsam pantherartig gesprenkelt. Sein Haar war ebenfalls zweyfarbig. Der mittlere Theil des Hin- terhaupts naͤmlich, welcher von dem Scheitel nach der Stirne in einen spitzigen Winkel zulaͤuft, war weiß, doch nicht so, wie die eben genannten Haut- stellen schneeweiß, sondern fiel ein wenig mehr ins Gelblichte. Sonst war er wie die uͤbrigen Haare, wie es bey den Negern gewoͤhnlich ist, kraus: und die Probe der Haare, die ich von beyderley Farbe von ihm abkaufte, behaͤlt noch heute nach zwey Jahren unversehrt ihre Krausheit. Ich habe eine Abbildung von diesem Menschen mitgebracht, und besitze außer- dem noch drey andere von aͤhnlichen Negern, von einem Knaben und zwey Maͤdchen. Wenn ich diese vier mit einander vergleiche, da scheint mir dieß merkwuͤrdig, daß bey allen die Gegenden des Unter- leibes und der Unterschenkel bey einigen groͤßere, bey andern kleinere weiße Flecken haben, Fuͤße und Haͤn- de aber, gerade die Theile, welche bey neugebornen Negern wirklich zu allererst schwarz werden, voll- kommen schwarz sind, die Vertheilung der weißen Gegenden aber im Allgemeinen ziemlich symmetrisch ist. Das Zahnfleisch, um auch dies nicht zu vergessen, war bey dem, welchen ich sah, eben so wie die Zunge und der ganze Schlund, von einerley schoͤnem Roth. Beyde Aeltern, sowohl dessen, den ich sah, als auch der uͤbrigen gefleckten Neger Die Abbildung eines solchen Maͤdchens siehe bey Buͤffon, Nachtraͤge, Th. 4. Taf. 2. S. 565. Es ist, wo , so viel ich deren Bersch. des M. H deren von andern beschrieben finde, sind vollkommen schwarz gewesen, daß also Buͤffons Muthmaßung, der diese Geburten einer Verbindung der Neger mit weißen Negerinnen von krankhafter Beschaffenheit der Haut und Augen, wovon hinten ausdruͤcklich wird ge- handelt werden, zuschreibt, auf schlechtem Grunde ruht. Auch muß man sich im Allgemeinen sehr vorse- hen, um diese Flecke, von welchen hier geredet wird, nicht mit einander zu verwechseln. Bey die- sen bleibt das Fellhaͤutchen, und sie unterscheiden sich von der uͤbrigen Haut bloß durch ein glaͤnzendes Weiß, dahingegen jene andern, womit die Bedeckungen zu- weilen behaftet sind, nicht bloß an der verschiednen Farbe, sondern auch an einer verdorbnen, rauhen, gleichsam schuppichten Textur des Felles selbst er- kannt werden. Diese Hautkrankheit haben die Schrift- steller, besonders bey den Malabaren Tranquebarische Missionsberichte . Fort- setzung 21. S. 741. heißt es: „es sey ein mit dem Aussatz verwandtes Uibel.“ und tschu- lymischen Tatarn v. Strahlenberg sagt, Nord-Ostlich Europa und Asien , S. 166 es habe sonst eine einzige tata- rische Horde der Art gegeben, welche Piegaja oder Pe- raja Orda geheißen. J. G. beobachtet. Allein wo ich nicht irre, dasselbe, das Gumilla beschreibt, Orinoco illustrado , Th. 1. S. 109. Andere Beyspiele von solchen Negern liefern z. B. La Mothe in der Bibliotheque impartiale , Monath April. 1752. D. Morgan in den Transactions of the philosophical society at Philadelphia , Th. 2. S. 392. Allein jene weißen und weichen Flecke, welche nur bey einer veraͤnderten Wirkung der kleinsten Fell- gefaͤßchen erfolgen, kommen nicht bloß bey den Ne- gern, sondern auch zuweilen in unsern Gegenden vor; und ich selbst habe Gelegenheit gehabt, zwey solche Beyspiele an Teutschen, an einem jungen und einem sechzigjaͤhrigen Manne zu beobachten. Bey beyden war die schwaͤrzliche Haut hin und wie- der mit den weißesten Flecken von verschiedener Groͤße untermischt: keinem von beyden aber waren sie angeboren, sondern bey diesem in der Kindheit, bey jenem hingegen im Mannesalter nach und nach und von freyen Stuͤcken entstanden. §. 49. Aehnliche besondere Veraͤnderungen der Hautfarbe. Diese eben angefuͤhrten Beyspiele scheinen die Wirkung der kleinsten Fellgefaͤße auf die Bereitung der Hautfarbe zu beweisen; es kommen aber hin und wieder auch andere hieher gehoͤrige Erscheinungen vor, welche meine oben angefuͤhrte Vermuthung (§. 44. 45.) bestaͤtigen, daß jene Farbe den naͤchsten Grund in einem auf dem malpighischen Schleime an- gesetztem Uiberflusse von Kohlenstoff habe. H 2 Hier- J. G. Gmelin schreibt sie einer Krankheit zu, Rei- se durch Sibirien , Vorr. Th. 2. Und zwar einem scorbutischen Uibel. J. Bell Tra- vels from st. Petersburg to diverse parts of Asia . Th. 1. S. 218. Hierher rechne ich vor allen eine besondere, an Europaͤerinnen nicht seltene Veraͤnderung der Haut „ Bey vielen Weibern wird der Unter- leib und die Ringe um die Bruͤste, so oft sie schwanger sind ganz schwarz.“ Cam- per kleinere Schriften Theil 1. Abschnitt 1. Seite 471. „ Neuerdings hat sich eine gleiche Me- „tamorphose in der Person einer Dame „von Stande, von schoͤnem Teint und „sehr weißer Haut jaͤhrlich von neuem ge- „zeigt. Von der Empfaͤngniß an begann „sie braun zu werden und gegen das En- „de ihrer Schwangerschaft wurde sie eine „wahre Negerin. Nach der Niederkunft „schwand die schwarze Farbe allmaͤhlig, „ihre erste Weiße kam wieder, und ihre „Frucht hatte keine schwarze Hautfarbe .“ S. Bomare a. a. O. Art. Neger . E e ) Mehreres vergleiche hiemit aus Le Cat a. a. O. z. B. S. 141. „ Eine Baͤuerin aus der Ge- gend . Bey Frauenzimmern, welche sonst sehr weiß waren, faͤrbten sich waͤhrend der Schwanger- schaft mehrere oder wenigere Theile des Koͤrpers mit einer Kohlenschwaͤrze: diese aber schwand allmaͤhlig nach der Entbindung, und die vorige frische Farbe des Koͤrpers kam wieder. Eine Anwendung der neuern Chemie auf die Physiologie der Schwanger- schaft wird dieses raͤthselhafte Problem uns aufloͤsen. Bey der nicht schwangern Mutter naͤmlich sondert sich die uͤberfluͤßige Kohlenstoffmasse des eignen Koͤr- pers durch eine maͤßige Ausduͤnstung der Haut, be- quem aus, bey der schwangern hingegen kommt zu jener eignen Masse noch eine andere von dem Foͤtus hinzu, welche in dem Schafwasser ( liquor amnii ) enthalten ist und noch nicht ausduͤnstet. Das Blut der der Mutter hat also jetzt einen zu großen Uiberfluß von Kohlenstoff; denn dieser ist aus zwey Koͤrpern gleichsam in einen einzigen zusammengefuͤhrt worden. Natuͤrlich kann sich also die ganze Masse desselben nicht wie gewoͤhnlich durch Ausduͤnstung absondern, sondern bleibt zum Theil praͤcipitirt auf dem mal- pighischen Schleime haͤngen, und faͤrbt die Haut, bis nach der Entbindung das ehemalige Gleichgewicht zwischen dem Kohlenstoff des eignen Koͤrpers, und den Ausduͤnstungsgefaͤßen der Haut wieder hergestellt ist, und das Oberhaͤutchen, welches sich mit seiner bestaͤndigen Schleimunterlage nach und nach abnutzt, und wieder neu herstellt, seine natuͤrliche Weiße wieder erlangt hat. Dieselbe Bewanduis scheint es auch, nach den noͤthigen Veraͤnderungen, mit so viel andern Bey- spielen von Europaͤern zu haben, an welchen einige Koͤpertheile widernatuͤrlich mit einer Rußschwaͤrze gefaͤrbt waren. Es mag ebenfalls ein Zusammen- fluß von Kohlenstoff statt gefunden haben. So hat man eine aͤhnliche Schwaͤrze an Weibern bemerkt, die niemals einen Monatsfluß gehabt hatten Vergl. z. B. Jac. Yonge in philos. Transact. . Bd. 26. S. 425. . Auch „ gend von Paris, die sich als Amme naͤhrt , „ hat in der Regel bey jeder Schwanger- „ schaft einen ganz schwarzen Leib, und „ diese Farbe verliert sich im Kindbett .“ „ Bey einer andern ist in diesen Umstaͤn- „ den die rechte Huͤfte schwarz “ u. s. w. F f ) Auch Lorr, de melancholia , Th. 1. S. 298. u. s. w. Auch an andern Menschen Ich habe selbst unter meinem anatomischen Vorra- the ein Stuͤck von den Unterleibsbedeckungen eines vor einigen Jahren hier verstorbenen Bettlers, wel- ches in Ansehung seiner Schwaͤrze der Negerhaut nicht nachsteht. Eine Menge solcher an Europaͤern beobachteter Bey- spiele stellen andere auf, s. z. B. Haller elementor. physiologiae , Th. 5. S. 18. Ludwig in epistolis ad Hallerum scriptis, Theil 1. Seite 393. V. Riet de organo tactus , S. 13. Albin de sede et causa coloris aethiopum . S. 9. Klinkosch de cuticula , S. 46. Soͤmmering uͤber die koͤrperliche Verschie- denheit des Negers vom Europaͤer . S. 48. Loschge im Naturforscher , St. 23. S. 214. Eine Beschreibung von dunkelbraunen Flecken ver- schiedener Große, und bis zu zwey Zoll im Durch- schnitt, welche man an einem sechszigjaͤhrigen Manne beobachtet hat, bey welchem sie in seinem Juͤnglings- alter durch ein viertaͤgiges Fieber entstanden waren, s. ebend. St. 16. S. 170. , besonders aus der niedrigsten Volksklasse, an Schwarzgallichten, und Cachektischen, Entkraͤfteten und Schmutzigen, zu- weilen auch an Skorbutischen Vergl. unter andern, Ja. Narborough’s voyage to the streights of Magellan , S. 64. „ Ihre Schen- kel und Beine wurden so schwarz, wie ein schwarzer Hut .“ u. s. w. G g ) Und und andern. Dagegen hat die Erfahrung gelehrt, daß selbst die Schwaͤrze der Neger zuweilen lichter, oder gar in die weiße Farbe verwandelt werden koͤnne. Denn man hat allerdings Nachrichten, daß Neger, wenn sie in zarter Kindheit aus ihrem Vaterlande in ge- maͤßig- maͤßigtere Zonen versetzt wurden, nach und nach gelblichter geworden sind „ Ein Schuster von dieser Nation lebt noch zu Venedig, dessen Schwaͤrze, durch den langen Zwischenraum von Jahren, (denn er kam als Knabe von dieser Kuͤste) sich allmaͤhlich so vermindert hat, daß er bloß eine gelinde Gelbsucht zu haben scheint .“ Caldani institutiones physiologicae , Seite 157. Aus- gabe 1786. Vergl. auch Pechlin de habitu et colore Aethiopum , Seite 128. Und Oldendorp, Th. 1. S. 406. . Dasselbe pflegt, und zwar weit schneller, bey den Negern sich zu ereignen, welche schwere Krankheiten uͤberstehen „ Man hat ihrer so gebleichte gesehen, daß man sie kaum von einem schwaͤchlichen Weißen unterscheiden konnte .“ Labat Re- zation d’ Afrique occidentale . Th. 2. S. 260. Hh ). Auch Klinkosch a. a. O. S. 48. . Aber auch davon hat man sehr bekannte Bey- spiele Vergl. z. B. Jak. Bat in philosophical Trans- actions , Band 51. St. 1. S. 175. , daß sich ohne eine bedeutende Krankheit die angeborne Schwaͤrze der Negerhaut von freyen Stuͤcken allmaͤhlig in Weiß, wie das der Europaͤer ist, verwandelt hat. §. 50. Einige andere Nationaleigenheiten der Haut. Außer der Farbe legt man der Haut einiger Voͤlker zuweilen auch noch andre Beschaffenheiten bey, Und Philipp’s voyage to Botany bay , S. 229. bey, welche wir wenigstens mit einigen Worten be- ruͤhren wollen. Ich rechne hieher die sammtne Glaͤtte und Weichheit der Haut, welche von Schriftstellern hin und wieder an verschiednen Voͤlkern, z. B. den Karaiben „ Ihr Fleisch ist schwaͤrzlich und sehr weich, und ihre Haut, wenn man sie an- fuͤhlt, scheint von Atlaß zu seyn “ Birt, voyage de la France équinoxiale . S. 352. Ii ). , Negern Pechlin a. a. O. S. 54. Soͤmmering a. a. O. S. 45. , Otaheiten „ Ihre Haut ist sehr zart, weich und sanft .“ Hawkesworth collection Th. 2. S. 187. Kk ). ; selbst an den Tuͤrken „ In Asien (der Tuͤrkey) ist keine Frau eines Tageloͤhners oder Bauers, deren Haut nicht so glatt waͤre, daß sie sich nicht wie feiner Sammet anfuͤhle. “ Belon Ob- servations , S. 198. Ll ). bemerkt worden ist. Es liegt am Tage, daß sie bey allen entweder von einem zartern Fellhaͤutchen, oder einer dickern Unterlage von mal- pighischem Schleim herruͤhre. Einen andern und mehr auf die chemische Ver- wandschaft des Koͤrpers und der Elemente der At- mosphaͤre zu beziehenden Grund scheint gegentheils die an manchen afrikanischen Bruce’s Reisen nach den Quellen des Nils . Th. 2. S. 552. Th. 4. S. 471 u. 489. und ostindischen Von den Indianern s. Kant in Engels Philo- soph fuͤr die Welt . Th. 2. S. 154. Von Voͤlkern merkwuͤrdige kaͤltlich anzufuͤhlende Haut zu haben. Endlich gehoͤrt auch hieher die von Sanctorius zuerst mit Genauigkeit beobachtete Ausduͤnstungsma- terie, terie Mm ), welche ebenfalls bey gewissen Nationen, z. B. den Karaiben „ Sie haben alle einen starken und un- angenehmen Geruch. Ich finde nichts aͤhnliches ihm zu vergleichen. Wenn man anderwaͤrts einen aͤhnlichen Geruch fin- det, so nennt man ihn auf den Inseln (den Antillen) Karaibengeruch: welches die Schwierigkeit beweißt, worin man ist, ihn zu bezeichnen .“ Thibault von Chanvalon voyage à la Martinique . S. 44. Nn ). , Negern Vergl. nach andern Schotte on the synochus atra- biliosa . S. 104. History of Jamaica . Th. 2. S. 352. 425. und andern So z. B. erzaͤhlt Pausanias, daß unter den Pho- caͤern die Ozolen, eingeborne Voͤlker von Lokris, wegen der Eigenheit der Luft durchaus uͤbel riechen. Vergl. auch Lavater phosiognomische Frag- mente . Th. 4. S. 268. Auch Jak. Friedr. Ackermann de discrimine sexuum praeter nitalia . S. 10. einen besondern Geruch hat. Man bemerkt etwas aͤhnliches an gewissen Raßen von Hausthieren, wo unter den Hunden, z. B. der aͤgyptische, unter den Pferden die Rothschimmel bekanntlich auch eine spezifische und ganz besondere Ausduͤnstung haben. §. 51. Uibereinstimmung des Haupthaars mit der Haut. Da die Haare, und zwar hauptsaͤchlich die Haupthaare von den allgemeinen Integumenten er- zeugt und genaͤhrt werden, treffen sie auch im All- gemei- Von den Sumatranen Marsden, Seite 41. seines klassischen Werks. gemeinen mit diesen sehr und vielfach uͤberein. So haben aus diesem Grunde die gefleckten Neger, von welchen wir geredet haben, auch Haare von unglei- cher Farbe, und die Menschen, deren weiße Haut Sommersprossen hat, rothes Haupthaar Unter den Enkopaͤern ist dies etwas sehr gemeines. Allein es ist auch bey den entferntesten Voͤlkern be- obachtet worden; z. B. auf der Insel Otaheiti im stillen Meer. S. I. R. Forster Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt . S. 205. An vielen kupferfarbigen und rothhaarigen Timo- tern s. Van Hagendorp Verhandelingen van het Bata- viaasch Genootschap , Th. 1. S. 319. Marc- u. f. Ja die Haupthaare stehen sogar im Verhaͤltniß mit der ganzen Constitution und Mischung des Koͤrpers. Dies lehren selbst pathologische Erscheinungen; denn bey den Blonden brechen wegen des nachgiebigern Zell gewebes die Blattern und aͤhnliche Hautausschlaͤ- ge leichter aus; die schwarzhaarigten hingegen haben beynahe alle einen festern Habitus und schwarzgal- lichte Saͤftemischung, weshalb man auch in Toll- und Zuchthaͤusern bey weitem die meisten Menschen von sehr schwarzem Haare findet. §. 52. Die hauptsaͤchlichsten Nationalverschiedenheiten der Haupthaare. Der Nationalunterschied der Haupthaare scheint im Allgemeinen auf vier Hauptverschiedenheiten zu- ruͤckgebracht werden zu koͤnnen. 1) Schwaͤrz- 1) Schwaͤrzliches oder nußbraunes (franz. cen- dré ) einer Seits ins Gelbe und anderer Seits ins Schwarze spielendes Haar. Weich, lang und wel- lenfoͤrmig fliessend. Man trift es haͤufig an den Nationen des gemaͤßigten Europa: sonst wurde es besonders an den alten Germaniern geruͤhmt Conring de habitus corporum Germanicorum antiqul ac novi causis . S. 85. . 2) Schwarz, starrer, gerade und duͤnn, wie es gewoͤhnlich an den mongolischen Voͤlkerschaften und den Amerikanern ist. 3) Schwarz, weicher, gelockt, dicht und reich- lich: wie es die meisten Bewohner auf den Inseln des stillen Meeres haben. 4) Schwarz und krauß, welches man insgemein mit der Schaafwolle vergleicht, haben es die Reger. Eine solche Eintheilung wird im Allgemeinen statt finden und von Nutzen seyn koͤnnen. Indeß bedarf es jetzt keiner Erinnerung mehr, daß sie von der Natur selbst nicht mehr als die andern Einthei- lungen der Nationalverschiedenheiten im Menschen- geschlecht beschraͤnkt worden ist. Um jedoch dies, wiewohl es nicht eben nothwendig ist, durch ein oder das andere Beyspiel zu beweisen, so ist weder das Krause an den Negerhaaren, noch die Schwaͤrze an den drey letztgenannten Verschiedenheiten allen gemein und Maregrav sah eine Afrikanerin mit ganz rothen Haaren Tractatus Brafiliae . S. 12. und eigenthuͤmlich. Es giebt naͤmlich Staͤmme von Negern, welche langes Haar Vergl. z. B. von den Gallas Bruce, Reisen nach den Quellen des Nils . Th. 2. S. 214. Von den Einwohnern des Koͤnigreichs Boruͤn pro- seedings of the African Association . S. 201. und gegentheils kupferfarbige Voͤlker, welche krauses Kopfhaar, wie die Neger, haben Z. B. die Einwohner der Insel des Herzogs von York ( the Duke of Yorks Island ) unfern Neu-Irr- land im Sue;dmeer. S. I. Hunters Historical Jour- nal of the Transactions at Port Jackson u. s. w. S. 233. — „ Sie haben eine lichte Kupfer- farbe — ihr Haar ist wollig “ Oo ). . Es giebt andere, z. B. die Neuhollaͤnder, deren blondes Haar, wie ich aus den Proben sehe, die ich zur Hand habe, zwischen dem krausen Haar der Neger und dem lockigten der Bewohner der Inseln im stillen Meere, so vollkom- men das Mittel halten, daß die Reisebeschreibungen von dem ersten der Hollaͤnder aus dem vorigen Jahr- hunderte bis zu dem neuesten der Englaͤnder; aͤußerst uneinig daruͤber sind, ob man es eher zu der einen oder richtiger zu der andern Verschiedenheit der Haa- re rechnen solle. Im Betreff der verschiedenen Farbe der Koͤrper- haare aber, welche auch bey denen Voͤlkern vor- koͤmmt, deren Haupthaar mehrentheils schwarz ist, darf ich bloß giltige Zeugen anfuͤhren, welche be- richten, daß man in allen drey Varietaͤten, außer der zuerst aufgefuͤhrten, sehr viel rothe gefunden habe Z. B. von den Esthen vergl. ein Ung. im tent- schen Merkur 1788. Th. 2. S. 341. J. G. . §. 53. §. 53. Die Regenbogenhaut der Augen ( Irides oculorum ) kommt mit der Farbe der Haupthaare uͤberein. Daß die Haupthaare mit den gemeinsamen Be- deckungen des Koͤrpers uͤbereinkommen, haben wir gesehen. Daß aber die Farbe der Augen sich nach der Hautfarbe richte, daß die Weißfarbigen blauaͤu- gig, die Schwarzen schwarzaͤugig seyen, sah vor- laͤngst Aristoteles Problemat . Abth. 10 S. 416. in Casaub. Ausgabe. . So z. B. haben die neuge- bornen Kinder bey uns meist blaue Augen und blei- ches Haar, welches sich bey denen, die nachher bruͤ- nett werden, gleichsam in gleichem Schritte allmaͤhlig braͤunt. So verliert gegentheils im Greisesalter, wenn die Haare grau werden, auch das Pigment des innern Auges viel von der sonstigen dunkelbraunen Farbe. Die weißen Neger endlich, von welchen hin- ten J. G. Gmelin erzaͤhlt, daß er mehrere Wotjaͤken gesehen, welche roth gewesen. Reise durch Si- birien . Th. 1. S. 89. Von blondhaarigen Eskimos erzaͤhlt Charlevoix in Histoire de la nouvelle France . Th. 3. S. 179. Von rothen Negern s. Lopez, Retazione del Reame di Congo . S. 6. Einen Mulatten mit rothem Haupthaar habe ich selbst gesehen, und habe eine Probe von den Haaren. Dasselbe bemerkt von den Mulatten, die er an Sierra Liona sah, van der Groͤben, guineische Reisebeschreibung . S. 29. Von den Papus bey Neu-Guinea, Sonnerat, Voyage à la nouvelle Guinée . S. 153. Von den Neu-Seelaͤndern, Marion und Ducles- meur, Nouveau voyage à la mer du Sud . S. 138. Von Otaheiten, Wallis in Hawkesworth’s Colle- ction . Th. 1. S. 260. ten ausdruͤcklich wird geredet werden, deren Haupt- haar von einer besonderen weißgelblichen Farbe ist, haben gar kein Pigment des Auges, und aus diesem Grunde ist die Iris blaßroth. Auch ist im Allgemeinen merkwuͤrdig, daß nur bey denen Thieren eine Verschiedenheit der Augen sich findet, bey welchen auch die Farbe der Haut und Haare variirt, welches bekanntlich nicht nur bey den Menschen und Pferden, wie die Alten meinten, sondern auch bey andern, hauptsaͤchlich aus der Ord- nung der Hausthiere, sich ereignet. Ja man sieht sogar bey denen, deren Fell ge- fleckt ist, daß auch die Regenbogenhaut sehr oft in mehr als eine Farbe spielt. An den verschiedenfar- bigen Hunden z. B. hat man diese Bemerkung schon laͤngst gemacht Vergl. Molinelli in Commentar. instituti Bona- niensis , Th. 3. S. 281. . Daß man an den Schaafen und Pferden etwas aͤhnliches bemerke, an keinem andern Thiere aber so offenbar, als an den Kanin- chen, ist allgemein bekannt. Ich habe bey den weißlichen, (die naͤmlich die angeborne Farbe ihres wilden Zustandes behalten haben), die Iris durchaus braun, bey den gefleckten aber, deren Fell aus schwarz und weiß bestand, auch die Iris auf diese Art gefleckt gefunden. Bey den ganz weißen aber, welche Aehnlichkeit mit den wei- ßen Negern haben, ist sie von bleicher Rosenfarbe. §. 54. §. 54. Hauptfarben der Augen . Schon der oben angefuͤhrte Aristoteles hatte, und zwar sehr gut, drey Originalfarben der Iris im menschlichen Auge festgesetzt, und zwar: 1) die blaue, 2) die dunkelgoldgelbe, oder sogenannte ziegen- farbige (franz. yeux de chévres ) Die Mittelfarbe zwischen blau und goldgelb ist ein besonderes lauchenfarbiges Gruͤn, welches man oͤfters an Menschen mit fast feuerrothem Haar und einer Haut voll Sommersprossen beobachten kann. Vergl. ein besonderes Werk: De coloribus oculo- rum vom Sim. Portius. Florenz, 1550. 4. und 3) endlich die schwarzbraune. Alle drey kommen zwar unterweilen an Personen von einem und demselben Volke vor, allein man beobachtet sie auch an verschiedenen Staͤmmen eines Landes innerhalb dem Bezirk weniger Grade geogra- phischer Breite in groͤßerer Bestandheit und gleichsam als national. So z. B. legte Linn é Fauna Suicica . S. 1. unter den schwedischen Voͤlkern den Gothen weißes Haupthaar, aber graͤulichblaue Sehen; den Finnen mit blondem Haupthaar, braune; den Lappen endlich mit schwar- zem Haar, schwaͤrzliche bey. Blaue Augen und blondes Haar rechnete man sonst zu den angebornen Kennzeichen der alten Ger- manen. manem. Allein zuweilen trift man sie auch unter den entferntesten Nationen Beyspiele habe ich zusammengetragen in den An- merkungen zu Jak. Bruce Reise zu den Quel- len des Nils . Th. 5. S. 239. . Bey den Negern sind die Regenbogenhaͤute am schwaͤrzesten, so daß man sie, besonders in lebhaf- ten Augen, nur nach naͤherer Untersuchung von dem Sehpunkt selbst unterscheiden kann So muß man die Ausdruͤcke I. Gottl. Walters de venis oculi S. 23. „ Die Neger haben kei- nen Augenstern “ u. s. w. erklaͤren. . §. 55. Nationale Gesichtsbildung . Von den Augen gehen wir nun sehr fuͤglich zu der uͤbrigen Gesichtsbildung fort, welche im Allge- meinen bey den einzelnen Menschen so sehr und so merkwuͤrdig verschieden ist, daß es nah an Wunder grenzen duͤrfte, wenn man auch nur zwey mit nicht unterschiedenem, und, wie man gemeiniglich sagt, in eine Form gegoßnem Munde faͤnde. Ja es ist nur mehr als zu gewiß, daß man diese Gesichtsunter- schiede nicht bloß an Europaͤern, sondern auch an unkultivirten Voͤlkern beobachten kann Dies ist z. B. geschehen von dem sehr sichern Be- obachter Willh. Anderson an den Eingebornen der Freundschaftsinseln im suͤdlichen Ocean ( the Friendly Islands ): „ Ihre Gesichtszuͤge sind sehr verschieden; daß es kaum moͤglich ist au- ßer ihren sehr dicken Nasenspitzen, welche sie mit einander gemein haben, eine allge- meine sie charakterisirende Gleichheit fest- . Ob schon schon aber diese Wahrheit voͤllig ausgemacht ist, so ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen, daß verschiedene Varietaͤten des Menschengeschlechts (ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin- zen) So sagte vorlaͤngst, schon vor zweyhundert Jah- ren, Libavcus, ein nicht zu verachte der Schriftsteller: „Eine andere Gesichtsbildung haben die Thuͤringer, eine andere die Sachsen, eine andere die Sueven, und jeder Gau hat fast seine eigene, daß man, wenn maneiniger- maßen Muͤhe darauf verwenden wollte, jedem beynahe sein Vaterland wuͤrde an- sehen koͤnnen.“ In seinem Werke : De Ae- thiopibus Virgilianis, Singularium , Th. 1. S. 659. im Allgemeinen eine nationale, jeder der- selben eigenthuͤmliche und gemeinsame Gesichtsbil- dung haben, wodurch man sie von den uͤbrigen Va- rietaͤten leicht unterscheiden kann. §. 56. Nationale Gesichtsverschiedenheiten . Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli- che Anzahl von geschickten Kuͤnstlern nach dem Leben gemachte Abbildungen auslaͤndischer Menschen mit Versch. des M. I großer festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen wir zu hunderten von wirklich europaͤi- schem Gesicht, und einige unter ihnen hatten aͤchte roͤmische Nasen.“ Siehe Cooks letzte Reise, Th. 1. S. 380. Pp ). Andere Beyspiele der Art, welche unter aͤthiopi- schen und amerikanischen Voͤlkern beobachtet worden sind, sollen unten angegeben werden. Gegenseitig trift man bey einzelnen Europaͤern in Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr haͤufig Aehnlichkeit mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum Sprichwort geworden. großer Muͤhe angeschaft, und dam eine große An- zahl derselben auf Messen, welche vorzuͤglich von fremden Voͤlkern bezogen werden, besonders zu Lon- don und Amsterdam, selbst gesehen hatte, einen Versuch gemacht, diese Verschiedenheiten der Natio- nalgesichter in sichere Klassen zu bringen, und da ergeben sich, wo mich nicht alles truͤgt, fuͤnf, wel- che Muster und Hauptformen der uͤbrigen Verschie- denheiten von minderer Erheblichkeit sind. Es koͤn- nen wohl besondere Ausnahmen dabey statt finden, allein sie sind doch wirklich der Natur gemaͤß. 1) Ein ovales, ziemlich gerades Gesicht mit nicht zu stark hervorspringenden einzelnen Theilen. Flaͤchere Stirn. Schmaͤlere, leichtgebogene Nase, oder mit nur etwas erhoͤhtem Ruͤcken. Die Backenbeine nicht sehr hervorstehend, der Mund klein, mit nur sanft geschwellten Lippen, (welches besonders von der Unterlippe gilt). Volles gerundetes Kinn. Dies ist im Allgemeinen, nach unserm Urtheile von Symmetrie, die schoͤnste und wohlgebildeteste Gesichtsform. Sie ist gleichsam die Mittelform, welche nach beyden Seiten hin durch Verartung in die entgegen- gesetztesten Extreme uͤbergegangen ist, wovon das eine ein in die Breite gezogenes, das andere ein nach unten verlaͤngertes Gesicht darstellt. Beyde Beyde aber enthalten wiederum zwey ver- schiedene Unterarten, welche sich hauptsaͤchlich im Profil von einander unterscheiden. Bey der einen dieser Unterarten sind naͤmlich die Nase und uͤbrigen Theile nicht so regelmaͤßig, und fließen gleichsam in einander. Bey der andern aber sind sie, um mich so auszudruͤcken, gleichsam von einander abgeschnit- ten und winklicht hervorspringend. Demnach muͤssen, außer jener ersten Mit- telform des Gesichts, die folgenden vier Varietaͤten festgesetzt werden. Als A ) Zwey, mit in die Breite gezogenen Gesichten: 2) naͤmlich, ein breites und zugleich plattes Gesicht, also mit minder von einander gesonderten, sondern gleichsam in einander fließenden Theilen. Die Glabelle (der unbehaarte Zwischenraum zwischen den Augenbraunen) ist sehr breit. Stumpfe Nase. Fast runde, seitwaͤrts erhobene Backen. Enggeschlitzte linienfoͤrmige Augenlieder (franz, yeux bridés ). Hervorstehendes Kinn. Diese Gesichtshildung haben die mongolischen Voͤlkerschaften (und deshalb heißt sie nach dem ge- woͤhnlichen Sprachgebrauch, der die Tatarn mit den Mongolen vermengt, wovon wir hinten sprechen werden, bey den Englaͤndern the Tartar face ). I 2 3) Ein 3) Ein zwar breites Gesicht mit sehr vollen Backen, aber nicht flach und platt, sondern en pro- fil besehen von ausgearbeitetern, gleichsam tiefer ausgegrabenen Theilen. Kurze Stirn. Tiefer liegende Augen. Zwar etwas stumpfe, aber doch hervortreten- de Nase. Dies ist das Gesicht der meisten Amerikaner. B ) Zwey nach unten verlaͤngerte Gesichtsvarie- taͤten. 1) Ein schmaͤleres, unterwaͤrts hervorstehendes Gesicht. Kleine hoͤckerichte Stirn. Hervorragendere Augen ( à fleur-de-tête ). Dicke und mit den vorstehenden Backen gleich- sam zusammengefloßne Nase ( le nez épaté ). Wulstige Lippen (besonders Unterlippe). Hervorragende Kiefern. Zuruͤckgezogeneres Kinn. So ist die Gesichtsbildung der Negern (engl. ( the Guinea face ). Ein etwas breiteres Gesicht, doch unterwaͤrts ein wenig herausstehend, im Profil besehen aber mit hervorspringendern und von einander abgesonderten Theilen. Volle- Vollere, ziemlich breite, gleichsam ausgedehnte Nase, mit dickerer Spitze (engl. bottled ). Großer Mund ist das Gesicht des malayischen Stammes, beson- ders der Suͤdseeinsulaner. §. 57. Ursache der Nationalgesichter . Vor allen Dingen muß ich erinnern, daß hier nicht von der Gesichtsbildung im physiognomischen Sinne (Blick, Ausdruck) dem Zeiger der Ge- muͤthsbeschaffenheit, die Rede sey, welche indeß doch auch bisweilen national, gewissen Voͤlkerschaf- ten eigenthuͤmlich seyn, und ebenfalls aus jenen Ur- sachen hergeleitet werden kann. Als Ursache dieser physiognomischen Gesichtsbil- dung koͤnnte man z. B. nicht ohne Grund die Nah- rungsmittel mit in Anschlag bringen, denn es ist nicht unwahrscheinlich, daß die sanften Mienen der enthaltsamen Braminen und Banianen in Indien, und gegentheils die wilde der menschenfresserischen Boticuden in Brasilien Die Kenntniß dieser sehr wilden menschenfresseri- schen Nation verdanke ich den portugiesischen Duumvirn zu Brasilien, von Camara und von Andrada. von ihnen herruͤhrt. Eben so auch die Religion, welche Madonnen- gesichter hervorgebracht hat, wodurch sich besonders das andere Geschlecht in einigen Laͤndern des suͤdli- chern Europa auszeichnet: Oder Oder auch Verfeinerung und Luxus, worin z. B. die weichen und weibischen Otaheiten so weit uͤber den maͤnnlichen und festen Neu-Seelaͤndern stehen. Nicht von dieser physiognomischen Gesichtsform also, sondern von den Ursachen der Nationalgesich- ter, der eigensten Figur, Verhaͤltniß und Richtung ihrer Theile handeln wir, in welchen Stuͤcken allen die verschiedenen Racen des Menschengeschlechts al- lerdings, wie wir gesehen haben, etwas Eigenthuͤm- liches und Charakteristisches haben. Allein die Untersuchung dieser Ursachen hat so große Schwierigkeiten, daß man wohl bloße Wahr- scheinlichkeit durch Muthmaßung herausbringen duͤrfte. Mich uͤberzeugen besonders drey Gruͤnde, daß in der That das Klima eine Hauptursache des Na- tionalgesichts sey. 1) Sehen wir, daß das Nationalgesicht bey gewissen Voͤlkern eines gewissen bestimmten Him- melsstriches so gemeinsam, und bey den Menschen verschiedner Staͤnde und Lebensarten immer eins und dasselbe sey, daß man es kaum einer andern Ursache zuschreiben kann. Zum Beyspiel dienen die Sineser, welche alle ihr gleichsam flaches Gesicht eben so gut charakterisirt, als bey uns Europaͤern die Englaͤn- der und Majorkauer S. Memoires du Cardinal de Retz . Th. 3. S. 343. ihre symmetrische und unge- meine Schoͤnheit. 2) Auch 2) Auch findet man Beyspiele von Voͤlkern, welche, nachdem sie ihre Wohnsitze veraͤndert haben, und anderwaͤrts hingewandert sind, im Verlauf der Zeit auch die vorige Gesichtsbildung in eine neue, dem neuen Klima eigenthuͤmliche, veraͤndert haben. Die Jakuten z. B. werden von den meisten Geschicht- schreibern der aͤltern nordischen Geschichte als ein Zweig von den Tatarn aufgefuͤhrt. Genaue Augen- zeugen aber versichern, daß sie jetzt mongolische Ge- sichtsbildung haben, und ich sehe es selbst an dem Schaͤdel eines Jakuten, welcher durch die Freigebig- keit des Freyherrn v. Asch in meinem anthropologischen Vorrath gekommen ist Zweytes Zehnd Hirnschaͤdel . S. 11. . Etwas aͤhnliches wird unten von den Amerikanern beyder kalten Zonen be- merkt werden (§. 88.). Daß gleicherweise die von englischen Aeltern und Voraͤltern auf den Antillen entsprossenen Kreolen endlich die natuͤrliche Physiognomie der Englaͤnder mit der charakteristischen der amerikanischen Einge- bornen einigermaßen vermischt, und die tiefern Au- gen und hervortretendern Backen der letzteren ange- nommen haben, hat man schon vorlaͤngst beobach- tet History of Jamaica . Th. 2. S. 261. . Allein die augenscheinlichsten Beyspiele liefern Aegypten und die Halbinsel jenseits des Ganges. Die ersten Einwohner, waren in einem so ent- nervenden Klima weichlich geworden, und wurden im- immer von andern tapferern nordischen Voͤlker schas- ten besiegt. Es wurde also diese Halbinsel von den verschiedensten Voͤlkern nach und nach unterjocht, allein jedesmal scheint sich die Gesichtsbildung dieser neuen Ankoͤmmlinge nach dem neuen Himmel gleich- sam umgewandelt zu haben, daß man z. B. die na- tionale und voͤllig charakteristische Physiognomie der aͤltesten Besitzer Indiens jetzt bloß aus den aͤltesten Kunstwerken Indiens, den ungeheuern mit ungemeiner Kunst in den unterirdischen Tempeln der Juseln Sal- sette und Elephanta ausgegrabenen Statuͤen kennt, von welchen ich zu London im britannischen Museum und unter den antiquarischen Schaͤtzen des so huma- neu Herrn Karl Towuley Archaeologia . Th. 7. Taf. 25. 26. 27. bewundernswerthe Proben gesehen habe. Daß aber auch die neuern Eroberer Indiens, die Mongolen naͤmlich, seit Ti- murs Zeiten viel von ihrer angebornen Gesichtsbil- dung unter dem neuen Himmel verloren, und der indischen sich genaͤhert haben, hat mir ebendaselbst ein großer Kenner Indiens, Herr Jo. Walsh, mit Belegen von Portraits augenscheinlich dargethan. Im Betreff der Nationalgesichtsbildung der Ae- gypter, so kann ich mich nicht genug wundern, wie die beruͤhmtesten Archaͤologen, die groͤßten Untersu- cher alter aͤgyptischer Kunst, allen und jeden eine und dieselbe Physiognomie haben beylegen koͤn- nen Z. B. Winkelmann Description des pierres gra- vées de stosch . S. 10. und noch an andern Orten. d’Han- ; da eine genauere Betrachtung und Verglei- chung chung dieser Denkmale mich voͤllig deutlich gelehrt hat, man habe drey Gesichtsgattungen bey ihnen zu unter- scheiden; eine den Negern; die andere den Indianern ziemlich aͤhnliche; die dritte aber, in welche im Ver- lauf der Zeit, und durch Einfluß des spezifischen, Aegypten eigenthuͤmlichen, Klimas, beyde uͤberge- gangen sind, ist an dem schwammigen und schlap- pen Habitus, kurzem Kinn, und hervortretenden Augen kennbar Weitlaͤuftiger habe ich uͤber diesen dreyfachen Cha- rakter der Denkmaͤler alter aͤgyptischer Kunst gehan- delt in den philosophical Transactions , Jahr 1794. St. 2. S. 191. . 3) Sehen wir, daß Voͤlker, welche bloß fuͤr Zweige eines und desselben Stammes gehalten werden, unter verschiedenem Himmelsstriche auch eine ver- schiedene Nationalgesichtsbildung bekommen haben. Die Ungarn z. B. werden mit den Lappen zu dersel- ben Urrace gerechnet Vergl. Ol. Rudbecks des Sohns analogia linguae Finnonicae cum Ungarica am Ende des specim. usus linguae Gothicae . Upsal 1717. 4. hauptsaͤchlich S. 77. Und noch andere Neueren J. Hager Neue Be- weise der Verwandschaft der Hungarn mit den Lapplaͤudern . Wien 1794. 8. . Diese aber haben im aͤußersten Norden eine den noͤrdlichen Voͤlkern haupt- saͤchlich eigene Gesichtsbildung angenommen, da je- ne gegentheils in der gemaͤßigten Zone in der Nach- barschaft Griechenlandes und der Tuͤrkey eine schoͤ- nere Gesichtsform bekamen. Allbe- d’ Hancarville, Récherches sur l’ origine des arts de la Gréce . Th. 1. S. 300. Allbekannt ist uͤbrigens hierbey, daß auch den ehelichen Verbindungen zwischen verschiednen Voͤlkern vieles beyzumessen sey, und ich selbst werde bald ei- niges von der Macht derselben auf die Umaͤnderung des Nationalgesichts vortragen. Ja es wird sogar sehr wahrscheinlich, daß das Klima schon an und fuͤr sich eine große Gewalt auf sie habe, hauptsaͤch- lich wenn man sie mit dem zusammenstellt, was wir oben von den Ursachen und Arten der Degeneration der Thiere erinnert haben. Schwieriger ist es indeß, den Grund anzugeben, warum ein Klima dieses und ein anderes jenes Na- tionalgesicht bilde; und doch haben die scharfsinnig- sten Maͤnner den Versuch gemacht, die Verschieden- heit der Nationalgesichter zu erklaͤren; wie Kant des mongolischen In Engels Philosoph fuͤr die Welt . Th. 2. S. 146. ; Volney des aͤthiopischen Voyage en Syrie et en Egypte . Th. 1. S. 74. „ Wirklich beobachte ich, daß die Zuͤge der Neger genau jenen Zustand von Verzie- hung des Gesichts dar stellen, welche es au- nimmt, wenn es vom Lichte und den star- ken Strahlen einer Flamme geblendet wird: Die Stirn runzelt sich dann, die Wange zieht sich in die Hoͤhe, das Augen- lied schließt sich, der Mund wird aufge- worfen. Diese Verziehung des Gesichts, welche in den nackten und heißen Laͤndern der Neger unaufhoͤrlich vorkommt, muß- te endlich ihrer Physiognomie eigen- thuͤmlich und charakteristisch an ihr wer- den? “ Q q ) . Daß Daß zuweilen endemische, einem besondern Kli- ma eigene, Ursachen, z. B. bestaͤndige Wolken von Schnacken, etwas zur Bereitung einer eigenthuͤmli- chen Gesichtsbildung der Einwohner beytragen koͤn- nen, scheint Dampiers Beobachtung uͤber die Be- wohner des westlichen Neu-Holland, zu lehren „ Die Augenlieder sind immer halb ge- schlossen, um zu verhindern, daß die Muͤcken nicht in die Augen kommen. — Daher kommt es, daß sie, weil sie von Kindheit an von diesen Insekten beunru- higt werden, die Augen niemals oͤfnen wie andere Voͤlker .“ Th. 2. S. 169. Rr ) . Ob die Muthmaßung unsers Leibnitz von der Aehnlichkeit der Nationen mit denen in ihrem Lande eingebornen Thieren, daß naͤmlich die Lapplaͤnder in ihrer Physiognomie dem Baͤre aͤhnelten, die Neger den Affen, von welchen aber auch die aͤußer- sten Morgenlaͤnder etwas haͤtten S. Fellers Otium Hannoveranum . S. 150. Der Aehnlichkeit des Inhalts halber moͤchte ich dieser noch einey Stelle aus Marsden History of sumatra S. 173. beyfuͤgen. „ Einige Schriftsteller haben be- merkt, daß gewoͤhnlich zwischen der Be- schaffenheit und den Eigenschaften der einem Lande eigenen Thiere und der ein- gebornen Bewohner, wo eine Vermi- schung mit Fremden ihren aͤchten Charak- ter nicht vertilgt hat, eine Aehnlichkeit statt finde. Die Malayen koͤnnen mit dem Buͤffel und dem Tieger verglichen werden. In seinem haͤuslichen Zustand ist er fuͤhllos, traͤg und wolluͤstig, wie der erste, und auf seinen Abentheuern hinterlistig, blutduͤrstig und raͤuberisch wie der letztere. So soll der Araber sei- nem Kamele, und der sanfte Gentoo sei- nem Schaafe gleichen .“ S s ) u. s. w. ob die- se se auch von dem Einflusse des Klimas auf die Bil- dung der Menschen und großen Landthiere erklaͤrt werden muͤsse, daruͤber ist meine Meinung noch schwankend. Daß aber außer dem Klima auch die Lebensart etwas zur Nationalgesichtsform beytragen koͤnne, wird aus dem Beyspiel der Neger behauptet, de- ren dicke Nase und schwellende Lippen hin und wie- der der Art und Weise zugeschrieben werden, auf welche sie in ihrer zartesten Jugend von den saͤugen- den Muͤttern, waͤhrend diese Reis ausdreschen oder andre harte und schwere Arbeiten verrichten, ge- woͤhnlich auf dem Ruͤcken getragen werden Vergl. z. B. außer so vielen andern, Barbot in Churchills Collection of voyages , Theil 5. Seite 36. „ Man hat beobachtet, daß die Weiber von der bessern Klasse, die nicht so harte Arbeiten verrichten, Kinder haben, de- ren Nasen nicht allgemein so platt sind, als bey den andern; weshalb man muth- maßen kann, daß die Nasen dieser armen Kinder dadurch geplaͤtscht werden, daß sie, so lange sie von ihren Muͤttern auf dem Ruͤcken getragen werden, immer von diesen bestaͤndig muͤssen gestoßen wer- den, wenn die Bewegung ihrer Aerme oder Koͤrper einigermaßen heftig ist; be- sonders wenn sie alle Morgen ihren Hir- sen stoßen oder schlagen, welches der be- staͤndige Gebrauch der Weiber aus dem niedern Range ist .“ T t ) . Ja durch sehr haͤufige Beyspiele der glaubwuͤr- digsten Augenzeugen ist es außer Zweifel gesetzt, daß bey bey verschiedenen rohen Voͤlkern, Negern S. nach so vielen andern Zeugen: Report of the Lords of the Committee of Council for the conside- ration of Slave - Trade , 1789. Fol. Erste Abtheilung. C. 1. 6. , Bra- siliern Lery Voyage en la terre du Brésil . S. 98. 265. , Karaiben de la Borde Relation des Caraibes , in Melchis. Thevenots kleinerer Samml. Paris 1674. 4. S. 29. , Sumatranern Marsden History of sumatra , S. 38. , den Bewohnern der Gesellschaftsinseln im Suͤdmeere J. R. Forster, Bemerkungen auf seiner Reise um die Welt , S. 482. 516. u. a. die Nase der neugebornen Kinder mit Gewalt eingedruͤckt wird; obschon die Erzaͤhlungen von sol- chen verquetschten oder aus den Fugen getriebenen Nasenknochen zuweilen uͤbertrieben seyn moͤgen S. z. B. Kolbe Beschreibung des Vorge- birges der guten Hofnung , S. 567. . Allein kaum bedarf es einer Erinnerung, daß durch einen solchen gewaltsamen und lange wieder- holten Druck der Nase ihre natuͤrliche Bildung bloß verstaͤrckt und nur so erhalten, keineswegs aber erst geformt werde, da es allgemein bekannt ist, daß man schon in abortirten Fruͤchten das Nationalge- sicht erkennen koͤnne. Endlich aber wird diese Nationalgesichtsbildung bey der Nachkommenschaft aus Verbindung ver- schiedener Varietaͤten des Menschengeschlechts eben so wie ihre Hautfarbe gemischt, und fließt gleichsam zusammen, so daß sie dann ein Mittelgesicht zwi- schen schen dem beyder Aeltern ausmacht. Daher schreibt sich die gemischte Gesichtsbildung der Mulatten, da- her die durch Vermischung mit den Kalmucken all- maͤhlig verunstaltete Nachkommenschaft der Kosacken und Kirgisen Von den Kosacken s. Erstes Zehnd von Hirn- schaͤdeln , S. 18. Von den Kirgisen zweytes Zehnd , S. 8. und gegentheils die verschoͤnerte der nogayischen Tatarn durch Mischung mit Geor- giern Peyssonel Sur le commerce de la mer noire . Th. 1. S. 177. . Beyspiele von Veraͤnderlichkeit der Gesichtszuͤge bey Voͤlkern, welche sich nicht durch Heyrathen mit andern Nationen vermischt haben, gaben sonst die alten Germanen Tacitus de moribus Germanorum , C. 4. , jetzt aber die aͤchten Cingaren, eingeborne Siebenbuͤrgen Zweytes Zehnd der Hirnschaͤdel , S. 3. und vor allen die juͤ- dische Nation, die unter jedem Himmelsstriche ihre urspruͤngliche Gesichtsbildung Deshalb haͤlt man fuͤr den hoͤchsten Beweis der Kunst des hollaͤndischen Kupferstechers Bern. Picart, daß er in dem sehr bekannten Werke: Ceremonies et coutumes religieuses fast unzaͤhlbare Juden dargestellt hat, welche, bey aller Verschiedenheit unter sich, doch alle jenen Nationalcharakter an sich tragen, durch welchen sie sich von den Nationen unterscheiden, deren Abbildungen mit den ihrigen vermischt sind. beybehaͤlt und sich durch den, diesem Volk fast durchgaͤngig eigenen Na- tionalcharakter auszeichnet, ein Charakter, der auch ohne Kenntniß der Physiognomik beym ersten Anblick unter- unterschieden, obwohl schwer durch Worte bezeichnet und ausgedruͤckt werden kann Dem großen Kuͤnstler Benj. West, Praͤsidenten der koͤnigl. Akademie der Kuͤnste, mit dem ich mich uͤber die Nationalgesichtsbildung der Juden unter- hielt, schien es, daß sie außer andern hauptsaͤchlich etwas besonders und charakteristisches ziegenartiges haͤtten, welches nicht sowohl in dem Bug der Nase, als in dem Uibergang und der Verbindung der Na- senscheide mit der Oberlippe laͤge. Deshalb scheint Camper die Meinung des schaͤtz- baren Kuͤnstlers nicht ganz genau gesaßt zu ha- ben, da er, zu meiner Verwunderung, in seiner Schrift: uͤber den natuͤrlichen Unterschied der Gesichtszuͤge , S. 7. behauptet, die Nase der Juden sey der mongolischen aͤhnlich. . §. 58. Nationalform der Schaͤdel . Daß zwischen der aͤußern Oberflaͤche des Ge- sichts und dem ihr untergelegten Knochenbau ein we- sentliches Verhaͤltniß sey, erhellt an sich Vergl. Th. Brown’s Discourse of the sepulchral Urns found in Norfolk , S. 13. Derfelde schar f sichti- ge Mann hat meines Wissens zuerst auf die Natio- nalform der Negerschaͤdel gemerkt: „ es ist schwer sich im Unterscheiden der Negerschaͤdel zu betruͤgen .“ V v ) , so daß ein Blinder sogar, wenn er nur einige Kennt- niß von dem großen Unterschiede haͤtte, wodurch die mongolische von der Negergesichtsbildung abweicht, durch das bloße Gefuͤhl sogleich den Hirnschaͤdel eines Kalmucken von dem eines Negers sicher unterschei- den koͤnnte, und daß man auch den Unkundigsten nicht wuͤrde uͤberreden koͤnnen, daß einer von beyden ein Gesicht von jener Bildung an sich getragen habe, nach nach welcher die goͤttlichen Werke altgriechischer Kunst gebildet worden sind. Und eben dies gilt im Allge- meinen von jedem Nationalhabitus. Eine genauere anatomische Untersuchung aͤchter Schaͤdel Die Regeln und Kriterien, deren ich mich bey Beurtheilung der Schaͤdel in jener Hinsicht bediene, habe ich in dem ersten Zebud der Schaͤdel- sammlung S. 5. aufgezaͤhlt. von verschiedenen Voͤlkerschaften wuͤrde auch deshalb auf das Studium der Verschiedenheit des Menschengeschlechts vieles Licht verbreiten, weil die von den weichen und veraͤnderlichern Theilen des Gesichts, entbloͤßten Schaͤdel, das feste und blei- bende Fundament des Kopfes aufstellen, und beque- mer bey der Untersuchung gebraucht und in verschie- denen Ansichten betrachtet und mit einander vergli- chen werden koͤnnen. Zwar zeigen sich bey einer solchen Vergleichung, der Schaͤdelformen eben solche stufenweise Abweichun- gen, wie bey der Hautfarbe oder andern solchen Ei- genheiten, doch so, daß verwandte Schaͤdel sich nur durch unmerkliche Uibergaͤnge einander naͤhern. Im allgemeinen behaupten sie jedoch eine so unleugbare, ja auszeichnende Bestaͤndigkeit der Charaktere, wel- che zum Nationalhabitus sehr viel beytragen und mit der, den Nationen eigenthuͤmlichen Gesichtsbildung im Ganzen uͤbereinstimmen. Diese Bestaͤndigkeit der Form hat einige vortrefliche Anatomen seit Adr. Spiegel De corporis humani fabrica . S. 17. darauf gefuͤhrt, ein allgemeines Maas und und Verhaͤltniß festzusetzen, durch welches man die Schaͤdelverschiedenheiten gleichsam nach Graden be- rechnen, und in Classen abtheilen koͤnnte; worun- ter denn vor allen uͤbrigen des scharfsinnigen Cam- pers S. bessen kleinere Schriften , Th. 1. Ab- schnitt 1. S. 15. Dessen Naturgeschichte des Orang-Utang , S. 181. 212. Und ein besondres Werk uͤber den natuͤrlichen Unterschied des Gesichtszuͤge u. s. w. Gesichtslinie einer besondern Erwaͤhnung verdient. §. 59. Campers Gesichtslinie . Er stellt sich naͤmlich im Profil des Hirnschaͤdels zwey gerade, sich durchschneidende, Linien vor. Die erste ist horizontal durch den aͤußern Gehoͤrgang und den Nasengrund gezogen. Die andere aber faͤllt von dem hervorragenden Theile des Stirnknochens herab bis zum aͤußersten Zahnhoͤlensaum der obern Kinnlade. Nach dem Winkel, in welchem sich diese beyde Linien durchschneiden, glaubte dieser scharfsinnige Forscher den Unterschied der Schaͤdel sowohl bey den Thieren als bey den verschiedenen Na- tionen des Menschengeschlechts berechnen zu muͤssen. §. 60. Bemerkungen uͤber diese Gesichtslinie . Dieses Verfahren zu Ausmessung der Schaͤdel ist jedoch, nach meiner Einsicht, auf mehr als eine Weise unrichtig. Denn 1) ist, wie aus dem oben uͤber Versch, des M. K uͤber die Varietaͤten der Nationalgesichtsbildung ge- sagten (§. 56.) von selbst erhellt, diese ganze Ge- sichtslinie hoͤchstens nur auf diejenigen Varietaͤten des Menschengeschlechts anwendbar, welche in der Richtung der Kinnladen von einander abweichen, keineswegs aber auf jene, welche auf ganz entge- gengesetzte Weise sich vielmehr durch ein in die Breite gezogenes Gesicht auszeichnen. 2) Trift es sehr oft, daß an Hirnschaͤdeln sehr verschiedner Voͤlker, welche, man moͤchte sagen, wie Tag und Nacht, von einander unterschieden sind, doch die Richtung der Gesichtslinie die naͤmliche; und umgekehrt, an mehrern Schaͤdeln eines und desselben Volks, welche im Ganzen mit einander uͤbereinstimmen, einerley Habitus haben, die Ge- sichtslinie sehr verschieden ist. Denn aus dem bloßen Umrisse des Gesichts im Profil kann man wenig schließen, wenn man nicht zugleich auf seine Breite Ruͤcksicht nimmt. So habe ich z. B. indem ich dieses schreibe, zwey Schaͤdel vor mir, den eines Negers aus Congo Zweytes Zehnd der Schaͤdelsammlung . Taf. 18. und eines Litthauers Drittes Zehnd . Taf. 22. ; an beyden ist die Gesichtslinie fast eine und die- selbe; und der Habitus doch aͤußerst verschieden, wenn man den engen und fast schifffoͤrmigen Kopf des Negers mit dem viereckigtern des Litthauers vergleicht. Dagegen aber habe ich zwey andere Schaͤdel von Negern bey der Hand, die im Profil erstaun- erstaunlich weit von einander abweichen Vergl. des ersten Zehends Taf. 7 und 8. und bey- de bezeugen, wenn man sie von vorne betrachtet, durch die enge fast zusammengedruͤckte Hirnschale, hoͤckerichte Stirne u. a. m. offenbar ihren Neger- ursprung. 3) Bedient sich Camper selbst, in den seinem Werke beygefuͤgten Abbildungen, seiner beyden Nor- mallinien so willkuͤrlich und unbestaͤndig, variirt so oft mit den fixirten Punkten, nach welchen er jene Linien richtet, und von welchen alle ihre Wirkung und Richtigkeit abhaͤngt, daß er hierdurch selbst still- schweigend eingesteht, er sey uͤber ihren Gebrauch ungewiß und zweifelhaft. §. 61. Uiber die senkrechte Linie, als Maas, um die National- verschiedenheiten der Scheitel zu bestimmen. Je groͤßer und genauer taͤglich meine Bekannt- schaft mit meiner Sammlung von Schaͤdeln verschie- dener Nationen wird, desto unmoͤglicher kommt es mir vor, diese Nationalabweichungen, bey der so großen Verschiedenheit in der Proportion und Bil- dung der mannichfaltigen einzelnen Theile der Schaͤ- del, welche mehr oder minder zum Nationalcharakter beytraͤgt, auf die Grade und Winkel einer gewissen Hauptlinie zuruͤckzufuͤhren. K 2 Inzwi- Inzwischen hat diese Methode zu Bestimmung der Schaͤdelverschiedenheiten den Vorzug, daß sie die meisten und die vornehmsten Theile des Kopfes, nach welchen sich die Nationaleigenthuͤmlichkeiten am leichtesten vergleichen lassen, mit einem Blick uͤbersehen laͤßt; und ich bin durch Erfahrung uͤberzeugt worden, daß sie diesem Zwecke vor al- len ungemein entspreche, wenn man die Schaͤdel ohne die untern Kinnladen mit ihren Jochbeinen alle auf Einer horizontalen Linie richtet, und in Einer Reihe auf den Tisch stellt, sodann aber sie von hin- ten betrachtet. Denn auf diese Art faͤllt alles, was hauptsaͤchlich den Nationalcharakter der Hirnschaͤdel ausmacht, sey es nun die Richtung der Kinnladen oder der Jochbeine, die Breite oder Enge der Hirn- schaale, die Flachheit oder Erhabenheit der Stirn u. s. w. auf einen Blick so deutlich ins Auge, daß man diese Ansicht nicht unschicklich die Scheitelnorm nennen duͤrfte, deren Grund und Anwendung die erste Tafel leicht darthun wird, wo z. B. drey auf diese Weise gestellte Schaͤdel abgebildet sind. Der mitt- lere (Fig. 2.) der die meiste Symmetrie und Schoͤn- heit hat, ist von einer Georgierin; von diesem weichen die zu beyden Seiten gestellten Schaͤdel auf ganz entgegengesetzte Art ab. Der eine (Fig. 3.) welcher von vorne verlaͤngert ist und gleichsam schnabelartig zulaͤuft, ist von einer Negerin aus Guinea; der an- dere aber (Fig. 1.), welcher nach den Seiten hin ausgetrieben und gleichsam platt gedruͤckt ist, ist von einem Rennthiertungusen. In In dem ersten verbergen sich der Augenhoͤlen- rand, die schoͤnverengten Jochbeine und selbst die Kinnbacken unter der Peripherie des sanftgeebneten Stiruknochens. In dem zweyten hingegen ragen die auf beyden Seiten eingedruͤckten Kinnladenknochen hervor; Und in dem dritten endlich stehen die Jochbeine, welche mit den Nasenknochen und der uͤber ihnen be- findlichen Vertiefung fast in einer und derselben ho- rizontalen Flaͤche stehen, auf beyden Seiten unfoͤrm- lich heraus. §. 62. Nationalverschiedenheiten der Hirnschaͤdel. Die ganze Verschiedenheit des knoͤchernen Ko- pfes der verschiedenen Nationen scheint sich eben so gut, als die oben abgehandelte der Nationalgesichts- bildung (§. 56.) auf fuͤnf Hauptabaͤnderungen zu- ruͤckbringen zu lassen, und die zweyte Tafel enthaͤlt Beyspiele davon, welche aus vielen herausgesucht worden sind. 1) Das Mittel von allen haͤlt der Kopf, an welchem man das meiste Ebenmaas, eine sanft ge- rundete Form, eine maͤßig geebnete Stirn und enge- re Jochbeine findet, welche nirgends hervorspringen und von dem Jochfortsatze des Stirnknochens her- ablaufen. Der Der Zahnhoͤlenrand ist ziemlich rund, die Vor- derzaͤhne in beyden Kiefern stehen senkrecht. Zum Muster dient die dritte Figur auf der zwey- ten Tafel, ein sehr schoͤner Schaͤdel von einer Geor- gierin. (— Vergl. §. 56. No. 1. —) Diese schoͤne Schaͤdelform ist das Mittel zwischen zwey Extremen und an deren einem ist 2) der Kopf gleichsam viereckigt; die Joch- beine stehen heraus; die Nasenvertiefung und der Knochen der stumpfen Nase stehen mit den Jochbei- nen fast horizontal; die Augenbraunenbogen sind kaum merklich; die Nasenloͤcher sind enge; die Wangengrube nur leicht gehoͤlt; der Zahnhoͤlenrand macht vorwaͤrts einen flachen Bogen; das Kinn ragt hervor. Diese Schaͤdelform ist den mongolischen Voͤlker- schaften eigen. Man findet eine aͤhnliche von einem Rennthier- tungusen auf der zweyten Tafel, Fig. 1. (— s. §. 56. N. 2. —) An dem andern Extreme hingegen 3) ist der Kopf schmal und an den Seiten ein- gedruͤckt; die Stirn sehr uneben und hoͤckericht; die Jochbeine hervorstehend; die Nasenloͤcher weit; die Wangengrube neben den Furchen am untern Rande der Augenhoͤlen sind tiefer gehoͤlt; die Kinnbacken stehen hervor; der Zahnhoͤlenrand ist schmaͤler, laͤn- ger und ovaler; die obern Vorderzaͤhne stehen schraͤg hervor; die untere Kinnlade ist groß und stark; der obere Hirnschaͤdel dick und schwer. Sol- Solche Schaͤdel haben die Neger, wie der von einer Negerin aus Guinea Taf. 2. Fig. 5. zeigt (— s. §. 56. N. 4. —) Endlich folgen zwey Varietaͤten, welche zwi- schen jener ersten, und den beyden Extremen das Mittel halten, naͤmlich: 4) diejenigen, welche zwar breitere aber doch gebognere und gerundetere Wangen hat, als die mongolische Varietaͤt (— N. 2.) und wo sie nicht wie bey dieser auswaͤrts ragen, und winklicht sind. Sie hat gemeiniglich tiefe Augenhoͤlen; die Form der Stirn und des Scheitels ist bey den meisten durch Kunst bewirkt; die Hirnschaͤdel sind leichter. Dies ist die amerikanische Varietaͤt. S. Taf. 2. Fig. 2. Den Kopf eines karaibischen Fuͤrsten von der Insel St. Vinzent (— s. §. 56. N. 3. —) 5) Eine maͤßig verengte Hirnschaale; eine et- was aufgeschwollne Stirn; keine nicht hervorragen- de Backenknochen; der Oberkiefer etwas hervorste- hend; die Scheitelbeine nach den Seiten ausgebogen. So ist der malayische Stamm in der Suͤdsee. Eine Probe davon liefert der Hirnschaͤdel eines Otaheiten. Taf. 2. Fig. 4. (— s. §. 56. N. 5. —) Und zwar bleibt sich diese nationale Schaͤdelform immer so gleich, daß sie auch in den Koͤpfen sehr zarter Kinder schon bemerkbar ist. Denn so besitze ich z. B. den Schaͤdel eines buraͤtischen Kindes Drittes Zehnd . Taf. 29. , wel- welcher offenbar den mongolischen Charakter an sich traͤgt; und ein anderer von einem neugebornen Ne- ger Daselbst Taf. 30. verraͤth den Negerhabitus. §. 63. Ursachen der Nationalverschiedenheit der Schaͤdel. Zwar sind die Knochen unter allen gleichartigen Theilen des menschlichen Koͤrpers die festesten und bestaͤndigsten, und dienen in der Verbindung mit den uͤbrigen festen Theilen gleichsam als Grundlage und Stuͤtzen. Nichts destoweniger aber sind sie immerwaͤhren- den Veeaͤnderungen weit mehr als die weichen Theile des Koͤrpers ausgesetzt, wie dies physiologische Ver- suche und pathologische Erscheinungen augenschein- lich lehren. Die Bestandtheile der Knochen werden unmerklich aufgeloͤst, und wieder eingesogen; dagegen sondern sich aus dem Blute neue ab, setzen sich statt jener an, werden fest, und ersetzen den Verlust. Was also schon seit der ersten Bildung der Kno- chen geschah, wird durch diese ununterbrochne Um- wandlung der Knochenmaterie fortgesetzt und vollen- det; sie fuͤgen sich naͤmlich nach der Form der be- nachbarten Theile, und werden durch ihre Einwir- kung gleichsam geformt und ausgebildet. Am Am augenscheinlichsten erhellt dies besonders an den Formen des knoͤchernen Kopfes eines bejahrteren Menschen. Denn bey diesem giebt die innere Ober- flaͤche des Schaͤdels gleichsam einen Abdruck der Lap- pen und Windungen des Gehirns ab, welchem sie angepaßt war, von außen hingegen zeigt das Ge- sicht des Schaͤdels unlaͤugbare Spuren, sowohl von der Einwirkung der Muskeln, als auch der ganzen Gesichtsbildung, deren allgemeinen Habitus und Verhaͤltnis man ziemlich leicht aus dem fleischlosen Schaͤdel bestimmen koͤnnte. Wenn nun das Klima (wie es denn hoͤchst wahr- scheinlich ist), zu der Nationalgesichtsbildung sehr maͤchtig mitwirkt (§. 57.); so folgt von selbst, daß dieselbe Ursache auch an der Bereitung der nationa- len Schaͤdelform, besonders bey den Gesichtskno- chen, großen, wiewohl mittelbareren, Antheil habe. Doch ist zu glauben, daß außer dieser Haupt- ursache auch andere Nebenursachen, als ein gewalt- samerer, lang anhaltender Druck u. dergl. auf die Gesichtsknochen wirken koͤnnen. Meine Sammlung verdankt der Freygebigkeit des Herrn Baronet Banks den sehr seltenen Schaͤdel eines Neuhollaͤnders Drittes Zehnd. Taf. 27. aus der Nachbarschaft der Botany-Bay, der sich unter andern durch eine besondre Flachheit des Oberkiefers, da wo die vor- dern und Eckzaͤhne stehen, auszeichnet. Nun ist bekannt, daß jene rohen Voͤlker die sonderbare Sitte haben, haben, sich mit einem Querholze die Scheidewand der Nase zu durchbohren, und die Nasenloͤcher gleichsam mit einem Riegel so zu verstopfen, daß sie bloß mit offnem Munde Athem holen koͤnnen. Es ist also glaublich, daß jene Flachheit durch den be- staͤndigen Druck dieses Querriegels nach und nach entstehe. Weit haͤufiger aber erleiden die flachen Knochen der Hirnschaale durch einen langen Druck eine be- sondere und zuweilen auch wohl nationale Umwand- lung der Bildung, die sich entweder von der, ge- wissen Nationen eignen, Sitte, die Kinder in Wiegen zu legen, oder von einem gewaltsamen, taͤglich absichtlich wiederhohlten Druck der Hand herschreibt. Daher zeichneten sich zu den Zeiten des Vesalius, nach dessen Aussage die Teutschen mehrentheils durch ein eingedruͤcktes Hinterhaupt und einen breiten Kopf aus, weil die Knaben in der Wiege immer auf dem Ruͤcken laͤgen. Den Hollaͤndern aber schrieb er laͤnglichere Koͤpfe als den uͤbrigen zu, weil die Muͤtter ihre in Windeln gewickelten Kinder gewoͤhnlich auf der Seite und auf den Schlaͤfen schlafen ließen. Daher zeichnen sich die rohen amerikanischen Voͤlkerschaften um Nord-Karolina bis nach Neu- Mexico hin, durch eine eingedruͤckte Hirnschaale aus, welche sie den Kindern durch eine abschuͤssige Lage in der Wiege zuziehen, in welcher sie mit dem Schei- tel tel und mit dem ganzen Koͤrpergewicht unbeweglich auf einem mit Sand gefuͤlltem Sacke liegen S. Adair’s History of the North-American In- dians , S. 9. „ Sie legen ihre zarten Kin- der in eine Art von Wiege, wo ihre Fuͤße eingewickelt sind, etwa einen Fuß hoͤher als in horizontaler Lage; — ihre Koͤpfe haͤngen hinterwaͤrts in ein Loch, welches zu diesem Behufe gemacht ist, wo der groͤßte Theil ihrer Schwere auf dem Scheitel liegt, und da liegen sie auf ei- nem Saͤckchen mit Sand, ohne sich im ge- ringsten bewegen zu koͤnnen; durch diese Pressung und Zusammendruͤckung ihrer Scheitel, werden natuͤrlich ihre Koͤpfe dick, und ihre Gesichter breit .“ X x ) . Mehrere dergleichen Gebraͤuche, die Koͤpfe neu- geborner Kinder durch Druͤcken der Haͤnde, durch Binden und andre Mittel in eine gewisse nationale Form zu bringen, sind bey den aͤltesten, wie bey den neuern Voͤlkern, und unter uns sowohl, als unter den entferntesten Nationen herrschend gewe- sen „ Von dem Urheber unsers Wesens wuͤr- den unsere Koͤpfe uͤbel gestaltet seyn: da muͤssen von außen die Kinderweiber und innen die Philosophen sie erst formen. — Die Karaiben sind zur Haͤlfte gluͤcklicher als wir .“ J. J. Rousseau Emil , Theil 1. Seite 19. Y y ) . Wir wissen aus mehreren Zeugnissen, daß solche Gebraͤuche entweder sonst uͤblich gewesen, und es zum Theil in manchen teutschen Provinzen Von den jetzigen Vogtlaͤndern s. J. Chr. Gottl. Ackermann in Baldingers neuen Magazin fuͤr die Aerzte . Th. 2. S. 506. Von noch sind; sind; bey den Hollaͤndern Spiegel de humani corporis fabrica . S. 17. , Franzosen Von den Parisern, s. Andry Orthopedie , Theil 2. S. 3. , Italienern Von den Genuesern z. B. s. Vesalius de corporis hamani fabrica , S. 23. Spiegel a. a. O. , den griechischen Insulanern des Ar- chipelagus Namentlich von den Chiern hat es mir ein Au- genzeuge erzaͤhlt, mein ehemaliger Zuhoͤrer, Herr Philites, Arzt zu Epirus. , den Tuͤrken Herr v. Asch meldete mir in einem Briefe vom 20sten Jul. 1788, daß zu Konstantinopel die Hebam- men nach der Geburt gewoͤhnlich die Mutter fragen, welche Form sie fuͤr den Kopf ihres eben gebornen Kindes wuͤnsche, und daß denn die Asiaten diejenige vorzoͤgen, welche durch eine, Stirn und Hinterhaupt fest umschließende Binde entsteht, weil sie glauben, daß die rothen Turbane, welche sie gewoͤhnlich tra- gen, dann besser sitzen. Vergleich die zweyte Tafel des ersten Zehnds von Hirnschaͤdeln. , den alten Sigy- niern Strabo B. II. S. 358. Ausg. d. Casaubonus. und den Langkoͤpfen an dem Pontus Eu- xinus Hippokrates de aeribus, aquis et loeis . Charters Ausg. Th. 6. S. 206. , den jetzigen Sumatranern Marsden History of sumatra , S. 38. , den Nikobaren Nik. Fontana in den Asiatik Researches , Theil 3. S. 151. , besonders aber bey mehreren ame- rikanischen Voͤlkern, z. B. den Anwohnern des Nootka-Sundes S. Meares’s Voyages , S. 249. , den Schakten, einer georgi- schen Von deu Hamburgern seiner Zeit s. Laurembergs Pasicompse , S. 63. schen Nation Adair a. a. O. S. 8. 254. Vergl. Taf. 9. des ersten Zehnds von Hirnschaͤdeln. , den Waxsawen in Karolina Lawson’s History of Carolina , S. 33. , den Karaiben (Oviedo) Historia general de las Indias . Sevil- la 1535. Fol. S. 256. Rapmond Breton, Dictionnaire Caraibe-Francois . Auxerre 1665. 8. S. 58. 92. 145. 289. Vergl. Taf. 10. des ersten Zehnds von Hirn- schaͤdeln , und die zweyte Figur der diesem Werke beygefuͤgten zweyten Tafel. Auch Taf. 20. des zweyten Zehnds . , Peruanern Torquemada Monarchia Indiana . Sevilla 1615. Fol. Th. 3. S. 623. De Ulloa Relacion del viage para medir algunos Grados de Meridiano . Madrit 1748. Fol. Theil 2. S. 533. , ja auch bey den freyen Negern auf den antillischen Inseln Thibault v. Chawalen Voyage à la Martiniqus . Seite 39. . Es ist in der That zu verwundern, daß neuer- lich Schriftsteller aufgestanden sind, welche diese ganze Kuͤnsteley mit der Kinderkopfsbildung in Zwei- fel ziehen wollten S. Haller, Camper, Sabatier u. a. ; eine Sache, die, meines Erachtens, durch einmuͤthige Uibereinstimmung von Augenzeugen außer Zweifel gesetzt ist; von welcher mehrere Nationen, sowohl des suͤdlichen „ Der Name Omaguas bedeutet in der Sprache der Peruaner und der Name Campevas, welche ihnen die Portugie- sen in der brasilischen Sprache geben, Flachkopf: wirklich haben diese Voͤlker die , als des des noͤrdlichen Amerika Kugelkoͤpfe und flache Koͤpfe . Vergleiche Charleroix Histoire de la nouvelle France , Th. 3. S. 187. 223. A a a ) , ihren Namen haben; welche bekanntlich schon vor zweyhundert Jahren auf den Concilien des spanischen Klerus den Wilden in der neuen Welt untersagt wurde Jos. Saenz v. Aguirre Collectio maxima concilio- rum omnium Hispaniae et novi orbis , zweyte Ausg. Rom 1755. Fol. Th. 6. S. 204. wo in der Geschichte der dritten Synode limaischer Dioͤces vom Jahre 1585. d. 17. Jul. ein Beschluß steht, daß die India- ner die Koͤpfe ihrer Kinder nicht durch Formen bilden sollen. — „ Da wir den aberglaͤubischen Misbrauch der Indianer, die Koͤpfe ihrer Kinder in Formen zu pressen, welche sie Caito, Omma, Ogalla nennen, gaͤnzlich auszurotten wuͤnschen, so haben wir be- schlossen und gebieten u. s. w.“ naͤmlich ver- schiedene Strafen auf den Uibertretungsfall, daß z. B. ein Weib, welches dieses thue, „ fuͤr das er- stemal ganzer zehn Tage lang fruͤh und Abends dem Unterrichte beywohne; fuͤr das zweyte Mal aber zwanzig “ u. s. w. ; von deren Ausuͤbung, und den dazu gebrauchten Huͤlfsmitteln, Binden u. s. w. Vergl. z. B. die genauen Abbildungen solcher Bin- den, deren die Karaiben sich bedienen, in dem Jour- nal de Physique , Monat Aug. 1791. S. 132. , mit welchen sie durch Jahre lang fortgesetzten bestaͤndigen und einfoͤrmigen Druck der nachgiebigen Kindeshirnschaale die ihnen ange- nehme Form verschaffen, wir die genauesten Be- schrei- die seltsame Gewohnheit, die Stirn der eben gebornen Kinder zwischen zwey Bret- ter zu druͤcken, und ihnen die fremde Ge- stalt zu verschaffen, welche sie, wie sie sa- gen, dem Vollmond aͤhnlicher machen soll .“ De la Condamine in den Mémoires de l’A- cad. des sc. de Paris 1745. S. 427. Z z ) schreibungen haben; und welchen allen endlich die Schaͤdel von jenen rohen Voͤlkern selbst, die nach Europa gebracht, und hin und wieder schon fruͤher abgebildet worden sind Z. B. in den Memoires de l’Acad. des sc. de Paris . 1740. Taf 16. Fig. 1. , aufs genaueste und voͤl- lig entsprechen. So sehr indeß die Sache selbst außer allen Zwei- fel gesetzt ist, so laͤßt sich doch jene seit Hippokrates oͤfter wiederhohlte gelesene Behauptung nicht so leicht annehmen, daß solche besondre Schaͤdelformen, die anfangs mit Fleiß und durch Kuͤnsteleyen gebildet und durch viele Generationen hindurch durch gleichen Gebrauch beybehalten worden, dann durch die Laͤnge der Zeit gleichsam erblich und zur andern Natur geworden waͤren. Es findet sich naͤmlich in der vortreflichen Schrift des Hippokrates von der Luft, den Wasserarten und den Gegenden, eine beruͤhmte Stelle von den Lang- koͤpfen, einem Volke aus der Naͤhe des Pontus Euxinus, von welchem er zuerst und hauptsaͤchlich handelt, weil uͤberall kein andres Volk sich finde, das aͤhnliche Koͤpfe habe. Anfaͤnglich, sagt er, habe die bey ihnen uͤbliche Gewohnheit diese langen Koͤpfe hervorgebracht; spaͤterhin aber habe die Na- tur mit der Gewohnheit gestimmt. Es werde aber bey diesem Volke fuͤr vornehm gehalten, einen sehr langen Kopf zu haben. Und zwar sey der Anfang folgender Gewohnheit gewesen: Sie druͤckten den Kindern Kindern gleich nach der Geburt, den noch ganz wachsweichen und gleichsam einem feuchten und wei- chen Leimen aͤhnlichen Kopf zwischen den Haͤnden zusammen und trieben ihn dadurch ins laͤngliche; sie zwaͤngten ihn sogar durch Binden und andre Huͤlfs- mittel zusammen, um die runde Form desselben in eine laͤnglichte umzugestalten. Diese Gewohnheit sey Anfangs die Ursache solcher langen Koͤpfe gewesen. In der Folge aber habe die Natur diese Form frey- willig hervorgebracht, so, daß man sie durch die vorige Gewohnheit nicht mehr zu erzwingen brauchte. Hippokrates sucht den Grund dieses sonderbaren Phaͤnomens aus seiner beruͤhmten Zeugungshypothese zu erklaͤren, welche von der buͤffonischen nicht gar viel abweicht. Dieser zufolge glaubte er, daß der Zeugungssaft aus allen Gliedern des Koͤrpers hervor- komme und gleichsam aus ihnen ausfließe, wodurch die Formen der Theile des zu bildenden Foͤtus gleich- sam nach einer Urform gemodelt wuͤrden. Und dies sey denn der Grund, warum von Kahlkoͤpfen wieder Kahlkoͤpfe, von Blonden Blonde und von Langkoͤ- pfen Langkoͤpfe erzeugt wuͤrden. Etwas aͤhnliches hat man in neuerer Zeit auch von andern Voͤlkern, z. B. den Peruanern Von den Einwohnern der Provinz Puerto Viejo Cardamus de rerum varietate , Theil 3. Seite 162. Spons Ausg. und den Genuesern Jul. Caͤs. Scaliger Commont. in Theophraslum de causis plantarum . S. 287. erzaͤhlt. Ohne Ohne uͤberhaupt uͤber diese Sache noch zu ent- scheiden, verweise ich blos anf das, was ich oben (§. 39.) uͤber andere aͤhnliche Erscheinungen gesagt habe. §. 64. Einige Nationalverschiedenheiten der Zaͤhne, nebst ihren Ursachen. In der Ordnung folgen nun zunaͤchst auf die Formen der Schaͤdel einige an gewissen Voͤlkern be- merkte Verschiedenheiten der Zaͤhne. So habe ich z. B. schon im Jahr 1779. sowohl in einem Stuͤcke von einem einbalsamirten aͤgyptischen Leichnam, als in dem ganzen Hirnschaͤdel einer Mu- mie Zweytes Zehnd von Hirnschaͤdeln, Taf. 1. eine besondere Anomalie in den Vorderzaͤh- nen bemerkt, deren Kronen nicht in die Breite gezo- gen und mit einem duͤnnen Rande versehen, sondern dick und abgestumpften Kegeln aͤhnlich waren. Die Hundszaͤhne aber konnte man in Ansehung der Kro- ne blos durch ihren Stand von den benachbarten zweyspitzigen unterscheiden. Und dieselbe ganz be- sondere Bildung hat man auch an andern Mumien bemerkt; wie an der zu Cambridge Midleton monumenta antiquitatis . im 4ten Theil seiner Werke Seite 170. „ Alle Zaͤhne in dem Oberkiefer findet man noch fest stehend; was aber sonderbar und bey nahe fuͤr ein Wunder zu halten ist, ist, daß die vor- dern oder Schneidezaͤhne nicht scharf und zum schneiden eingerichtet, sondern eben Bersch. des, M. L so und zu Kas- sel sel Vergl. des braunschweigischen Archiaters Bruͤck- manns Bericht von dieser Mumie. Braunschweig 1782. 4. ; auch etwas aͤhnliches an der zu Stutt- gard Storr prodr methodi mammalium . Tuͤbingen 1778. 4. S. 24. ; ich selbst fand, als ich vor zwey Jahren zu London war, in einer jugendlichen Mumie, wel- che mir ihr Besitzer, Herr Jo. Symmons, zu zer- legen erlaubte, sehr aͤhnliche Schneidezaͤhne Philosophical Transactions , J. 1794. Abschnitt 2. S. 184. S. auch Observations on some Egyptian Mummies opened in London by J. F. Blumenbach . From the Philosophical Transactions. 4. Gr. . Es bedarf aber freylich kaum einer Erinnerung, daß bey einer so großen Reihe von Jahrhunderten, seit das Einbalsamiren der Leichname in Aegypten Sitte war, und bey dem Wechsel so verschiedner Herren und Bewohner dieses Landes, auch eine große Ver- schiedenheit unter den Mumien und deren Schaͤdeln herrschen muͤsse, und daß man daher sehr Unrecht haben wuͤrde, die erwaͤhnte besondre Form der Zaͤhne an allen Mumien zu erwarten. Doch scheint es immer eine merkwuͤrdige Varietaͤt, die viel- leicht noch einst als unterscheidendes Merkmal an- gewandt werden koͤnnte, um die Mumien eines Zeitalters und Volks von den uͤbrigen zu unterschei- den. Die Ursachen dieser besondern Bildung auszu- mitteln, moͤchte freylich schwer seyn, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß sie wenigstens großen- theils so wie die Backenzaͤhne, breit und stumpf sind .“ theils in den Nahrungsmitteln zu suchen seyen, von welchen Diodorus Siculus ausdruͤcklich anfuͤhrt, daß sie bey den alten Aegyptiern aus Standen und Wur- zeln bestanden haben. Dadurch wurden die Zaͤhne mehr abgerieben; daß aber Zaͤhne, welche staͤrker abgerieben, oder mit Fleiß abgestumpft werden, in die Dicke wachsen, ist eine Bemerkung, die man an Menschen Birch’s History of the Royal Society , Th. 4. S. 3. und Thieren Von den elfenbeinenen Stoßzaͤhnen der Elephan- ten, s. tranquebarische Missionsberichte , 106te Forts. gemacht hat. Diese Muthmaßung bekoͤmmt noch mehr Gewicht durch Winslovs Siehe Mémoires de l’Acad. de sciences de Paris 1722. S. 323. Beobachtung, welcher in dem Hirnschaͤdel eines Groͤnlaͤnders von der Hundsin- sel Die Hundsinsel ( Hond-Eyland ) ist eine so be- kannte Insel bey der Meerenge Disko an der westli- chen Kuͤste von Groͤnland, die auf allen genauen Land- charten seit Zorgdragers Zeiten vorkommt, daß ich Campern nicht begreifen kann, wenn er Winsloven der Unwissenheit beschuldigt, und ihn aus Huͤbners Geographie eines bessern zu belehren sucht, in welcher naͤmlich die Hundsinsel richtiger in das stille Meer und unter den suͤdlichen Wendekreis u. s. w. gesetzt werde. Wußte er denn nicht, daß diese suͤdliche Insel von Schouten, der sie im J. 1616 entdeckte, in seiner bekannten Reisebeschreibung als vollig unbewohnt be- schrieben wurde, ja sogar seit jener Zeit, meines Wissens, von keinem Europaͤet wieder besucht worden ist! Da jenes noͤrdliche Land hingegen, aus welchem Winslov seinen Schaͤdel erhalten hatte, von unzaͤhli- gen Europaͤern des Wallfischfanges halber besucht wird. eine solche ungewoͤhnliche Dicke der Schnei- L 2 dezaͤhne dezaͤhne und Aehnlichkeit mit den Backenzaͤhnen be- merkt hat, und sie der Art und Weise zuschreibt, wie jene Wilden das rohe Fleisch essen „ Die Schneidezaͤhne sind kurz ;“ — dies sind Winslovs Worte, — „ sie sind von vorn nach hinten breit und flach, statt daß sie scharf seyn sollten, und den Backenzaͤhnen aͤhnlicher als den Schneidezaͤhnen .“ „ Herr Riecke — der diesen Schaͤdel gefunden hatte, — sagte mir, daß die Bewohner die- ser Insel ganz rohes Fleisch essen. — Sie machen verschiedene außerordentliche Be- wegungen mit dem Kinnbacken, und ver- zerren das Gesicht beym Kauen und Ver- schlucken. Dieser Anblick besonders war es, welcher Herrn Riecken veranlaßte, einige Leichname dieser Insulaner aufzu- suchen, um zu sehen, ob ihre Kiefer und Zaͤhne eine besondre Bildung haͤtten “ u. s. w. B b b ) . Wirklich entsprechen dieser Beobachtung die dik- ken und wunderbar abgeriebenen Zaͤhne in zwey Hirn- schaͤdeln von Eskimos, welche ich aus der Kolonie Nain von der Kuͤste Labrador neulich erhalten ha- be Siehe drittes Zehnd von Hirnschaͤdeln . Taf. 24. 25. . Denn daß die Eskimos mit den Groͤnlaͤn- dern zu einem und demselben Stamme gehoͤren, und daß selbst der Name dieses Volks insgemein von dem Essen rohen Fleisches abgeleitet wird, ist laͤngst bekannt. Mehrere Schriftsteller Vergl. z. B. Buͤffon, Erxleben u. a. haben angemerkt, daß die Kalmucken laͤngere und weiter auseinander- stehende stehende Zaͤhne haͤtten; diese Nachricht haben sie jedoch, wie ich itzt finde, und zwar nicht mit gehoͤ- riger Genauigkeit aus dem im Jahr 1243 gelieferten Berichte Yvo’s, eines Geistlichen zu Narbonne ge- schoͤpft, von welchem unten mehreres angefuͤhrt werden soll; sie stimmt auch keineswegs mit den Schaͤdeln jetziger Mongolen, welche ich in meiner Sammlung aufbewahre, uͤberein. Andre Nationaleigenheiten der Zaͤhne endlich ruͤhren blos von Kuͤnsteleien her; wie bey einigen Negerstaͤmmen, welche sich die Zaͤhne durch Fei- len van Linschoten schipvaert naer Oost , Theil 1. S. 60. von der Groͤben guineische Reisebeschrei- bung , S. 51. 94. Barbot in Churchill’s collection of voyages , Theil 5. S. 139. 143. 385. Schotte in Philosophical Transactions , Theil 73. Abschn. 1. S. 92. Report of the Lords of the Committee of Council for the consideration of slave Trade , Fol. L. und M. wie Pfriemen spitzen Es ist zu verwundern, daß einige vortrefliche Schriftsteller, wie Roͤmer und der beruͤhmte Niebubr, diese kuͤnstliche Verunstaltung der Zaͤhne fuͤr ihre na- tuͤrliche Bildung angeseben haben. S. des Ersteren Efterredning om Kysten Guinea , S. 21. und dieses Ab- handlung im deutschen Museum 1787. St. 1. Seite 425. ; oder wie bey ei- nigen malayischen Voͤlkern, welche den glasartigen Ueberzug der Zaͤhne großentheils vertilgen Von den Philippinen, Maginbanao, s. Forrest voyage to New-Guinea , s. 237. , oder oder ihnen auch uͤberdies Furchen eingraben Von den Peruanern, Hawkesworth’s collection of voyages , Th. 3. S. 349. u. s. w. Etwas aͤhnliches habe ich selbst an einigen Sine- sen von Japan beobachtet, welche sich die glasartige Rinde von dem aͤußersten Rande der Vorderzaͤhne sehr sorgfaͤltig weggerieben hatten. §. 65. Einige andere Nationalverschiedenheiten in Ansehung ein- zelner Theile des Koͤrpers. Bisher haben wir die Hauptvarietaͤten verschie- deuer Voͤlker, welche in Ansehung der Farbe (ihrer Haut, Haare und Augen) der Gesichtsbildung und Schaͤdelform zu bemerken waren, eroͤrtert. Es finden indeß noch einige solche Abweichungen an den andern Theilen des Koͤrpers statt, welche zwar minder erheblich sind, doch keineswegs uͤber- gangen werden koͤnnen. Ich will sie kuͤrzlich nach einander anfuͤhren. Koͤnnen auch gleich nicht von allen die Ursachen und Gruͤnde mit voller Gewißheit angegeben werden, so wird doch keine so unerklaͤrbar und gaͤnzlich raͤth- selhaft seyn, daß man sie nicht durch Vergleichung mit analogen Erscheinungen, dergleichen von Saͤu- gethieren hergenommene Analogien wir im vorigen Ab- Abschnitte zusammengestellt haben, begreiflicher soll- te machen koͤnnen. §. 66. Aeußeres Ohr . Den Alterthumsforschern ist bekannt, daß viele Goͤtterbilder des alten Aegyptens, sie moͤgen nun aus Erz und Thon oder aus verschiedenen Steinar- ten bereitet, oder aus aͤgyptischem Feigenholz ge- schnitzt, oder endlich auf Sarkophagen gemahlt seyn, sich durch ziemlich hohe Ohren auszeichnen. Einem neueren Schriftsteller hat es beliebt, dies kurz weg den Kuͤnstlern als einen Fehler der Zeichnung anzu- rechnen Récherches philosophiques sur les Egyptiens , Th. 1. S. 212. . Dies aber kann ich um so weniger zu- geben, da ich an manchen solchen Werken eine nicht gemeine Kunst und einen richtigen Geschmack gefun- den habe; dann aber auch, weil ich es hauptsaͤchlich an solchen Bildern beobachtet habe, welche indiani- sche Gesichtsbildung hatten S. Philosophical Transactions , J. 1794. St. 2 S. 191. Taf. 16. Fig. 2. , und eine aͤhnliche aͤußerst genau gezeichnete Stellung auch an aͤcht in- dianischen Portraits angetroffen wird. Im Allge- meinen aber ist diese Verschiedenheit nicht groͤßer, als jene, welche wir auch an Varietaͤten der Haus- thiere, besonders der Pferde und der Schweine be- merken, bey welchen die Stellung und Lage der Ohren sich verschieden zeigt. Ja wenn wir an die- sen sen aͤgyptischen und indianischen Figuren zugleich auf die Richtung der Augenwinkel von der Nasenwurzel nach den Ohren zu, Ruͤcksicht nehmen, so scheint diese Hoͤhe der Ohren großentheils blos von der Art und Weise, wie sie den Kopf tragen, naͤmlich mit erhobenerem Hinterhaupte und gesenkterem Kinne herzukommen. Daß auch die alten Bataver eine ganz besondere Form und Lage der Ohren gehabt haben, bezeugen sowohl Stellen alter Schriftsteller, als auch Bild- nisse Abbildungen liefern des smetius antiquitates Neomagenses , S. 70. und Cannegieter de Britten- burgo, matribus Brittis u. s. w. S. 144. . So sollen sich auch die Ohren der Bewohner Biscajas durch Groͤße auszeichnen Rélation du voyage d’Espagne , von der Graͤfin d’Aunoy, Th. 1. S. 23. Auch bestaͤtigt dies mein Freund Dieze in den Anmerkungen zu Puente’s Reise durch Spanien. Th. 2. S. 271. . Daß bey den Wilden die Ohren mehr von dem Kopfe abstehen und beweglich sind, ist eine sehr be- kannte Sache, so auch, daß viele Voͤlkerstaͤmme, besonders aus Ostindien und dem stillen Meer sie durch mancherley Kuͤnsteleien sehr groß und unnatuͤr- lich lang machen; welche seltsame Sitte zu den maͤhrchenhaften Erzaͤhlungen einiger alten Schrift- steller von den ungeheur großen Ohren gewisser Voͤl- ker Veranlassung gegeben hat. §. 67. §. 67. Bruͤste . Daß bey manchen rohen Voͤlkern, besonders in Afrika Ueber die Negerinnen, s. Fermin sur l'oeconomie animale , Th. 1. S. 117. Von den Hottentottem, Kolbe S. 474. und auf einigen Inseln des stillen Mee- res S. die Einwohner der Insel Horn bey Schouten in Dalrymple collection , Th. 2. S. 58. , die Weiber lange und schlaff herunterhaͤn- gende Bruͤste haben, ist durch eine Menge Zeugen außer Zweifel gesetzt. Doch sind diese Erzaͤhlungen zum Theil uͤbertrieben Z. B. Towrson’s Behauptung in Hakluyt’s collection , Th. 2. S. 26. von den Negern am St. Vinzenzflusse. „ Verschiedne Weiber haben so außerordentlich lange Bruͤste, daß manche von ihnen sie auf die Erde legen, und auf denselben liegen .“ C c c ) Bruce sagt von den Bruͤsten der Schangallas, daß sie bey einigen fast bis auf die Kniee herabhingen. Reisen nach den Quellen des Nils , Th. 2. S. 546. Eben so wenig Glauben verdienen Mentzels Erzaͤh- lungen von den Tabacksbeuteln, welche aus den Bruͤ- sten von Hottentottinnen gemacht, und auf dem Vor- gebirge der guten Hoffnung in Menge feil geboten wuͤrden. Beschreibung des Vorgebirgs der guten Hoffnung , Th. 2. S. 564. , auch findet sich diese Eigenheit nicht an allen Weibern eines und desselben Volks; denn es giebt sehr viele Suͤdseeinsulanerin- nen J. R. Forster Bemerkungen u. s. w. S. 242. und nicht weniger Negerinnen, die man taͤglich in europaͤischen Handelsplaͤtzen sehen kann, welche welche durch schoͤn geformte Busen sich auszeichnen; endlich aber ist auch diese Verlaͤngerung keineswegs blos den wilden Voͤlkerschaften eigen, sondern man hat sie hier und da auch bey europaͤischen Weibern, z. B. sonst an den irrlaͤndischen Lithgow’s rare Adventures and painefull pere- grinations , S. 433. — „ In den noͤrdlichen Theilen von Irrland sah ich Weiber, wel- che auf der Straße arbeiteten, oder heim- waͤrts gingen, und ihre Kinder auf den Nacken trugen, und ihre Bruͤste uͤber die Schultern gelegt, die Saͤuglinge hinter ihren Ruͤcken saugen ließen, ohne sie in ihre Arme zu nehmen. Solche Art von Bruͤsten deucht mich, waͤren sehr passend, Geldbeutel fuͤr ost- oder westindische Kauf- loute daraus zu machen; denn sie sind laͤnger als eine halbe Elle und so zuge- richtet, als nur immer ein Lohgerber solches Leder zurichten koͤnnte .“ D d d ) und noch in neuern Zeiten bey den morlachischen Fortis viaggio in Dalmazia . Th. 1. S. 81. , gefunden. Die Ursache davon scheint hauptsaͤchlich in der Gewohnheit, die Kinder, auf dem Ruͤcken der Mut- ter hangend, zu saͤngen, zum Theil auch in einem langen, mehrjaͤhrigen Saͤugen der Kinder zu liegen. Hin und wieder wird uns sogar berichtet, daß bey Voͤlkern, welche diese Verlaͤngerung fuͤr schoͤn hiel- ten, die Bruͤste durch Kunst verlaͤngert worden sind Von den Bewohnern der oͤstlichen Kuͤste Afrikas, zwischen dem weißen Vorgebirge und dem Fluß Se- nega. Cadamosto in Ramusius Sammlung, Theil 1. S. 100. Vergl. L’amiral l’Afrique et le peuple Africain . Paris 1789. 8. S. 43. „ In . An- Andere Nationen zeichnen sich durch weite und dicke Bruͤste aus, wie die Aegyptier, und schon Juvenal spricht „Von Warzen auf Meroens Brust Die groͤßer, als ein dickes Kind gewesen“ als von einer bekannten und nicht ungewoͤhnlichen Sache. Ja nicht die Weiber allein, sondern auch die Maͤnner in Aegypten sollen ungewoͤhnlich starke Bruͤste haben Alpinus, historia naturalis Aegypti , Th. 1. S. 14. . Unter den europaͤischen Nationen haben die Por- tugiesinnen die vollsten Bruͤste Dies erzaͤhlte mir Herr Abildgaard, welcher neu- lich von einer Reise durch Portugall zuruͤckgekom- men ist. , da sie hingegen bey den Spanierinnen schwach und klein sind, denn sie suchten, wenigstens im vorigen Jahrhundert, das Wachsthum derselben durch Einpressen zu ver- hindern Graͤfin d’Annoy a. a. O. Th. 2. S. 128. . Daß dagegen durch andere Mittel die Dicke der Bruͤste noch vergroͤßert werden koͤnne, ist außer Zweifel; wieviel uͤbrigens eine zu fruͤh ausgeuͤbte Befriedigung des Geschlechtstriebes dazu beytragen koͤnne, davon geben die noch nicht ganz erwachsenen und unmannbaren feilen Weibspersonen ein auffal- lendes „ In Senegal wenden die jungen Frauen- zimmer alles an, ihren Busen schlapp zu machen, damit man sie fuͤr Weiber halte, und ihnen mehr Achtung bezeige .“ E e e ) lendes Beyspiel, welche nach London aus den naͤch- sten Vorstaͤdten zusammenstroͤmen, um ihren Koͤrper fuͤr Geld Preis zu geben, und die Straßen des Abends in unglaublicher Menge durchsteifen. §. 68. Geschlechtstheile . Linn é verwirft zwar in seinen Prolegomenen zu dem System der Natur eine ausfuͤhrlichere Untersu- chung der Geschlechtstheile und verabscheuet sie; al- lein in der Folge seiner Untersuchungen hat er anders davon gedacht, wie dies augenscheinlich seine Ter- minologie der Conchylien, und vor allen die aͤchte Venusmuschel ( Venus Dione ) beweißt, welche er in einer in der That sehr schluͤpfrigen metaphorischen Sprache beschrieben hat. Die Manen des großen Mannes moͤgen mir es daher verzeihen, wenn auch ich hier einige nicht unmerkwuͤrdige Nationalverschie- denheiten der Geburtstheile, einzeln aufzaͤhle. Von den Negern sagt man insgemein, daß ihr Geburtsglied ziemlich lang sey. Wirklich entspricht dieser Behauptung ein ausgezeichnetes Praͤparat von den Geburtsgliedern eines Negers, welches ich in meiner anatomischen Sammlung aufbewahre. Ob aber diese Eigenschaft allgemein und der ganzen Na- tion eigen sey, weiß ich nicht Dasselbe sagt Faust von den noͤrdlichen Schotten, welche niemals in Beinkleidern gehen. Wie der Geschlechtstrieb der Menschen in Ordnung zu bringen ꝛc. S. 52. Daß . Sehr wolluͤsti- ge ge Frauenzimmer sollen den Beyschlaf mit den Ne- gern andern vorziehen Siehe Saar, ostindische Kriegsdienste Seite 45. . Umgekehrt versichert man auch, daß die Euro- paͤer die beste Befriedigung bey den Negerinnen Chanvalon voyage à la Martinique , S. 61. Svarrmann Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, S. 72. und Mulattinnen S. de Werken van W. V. Focquenbroch Theil 2. S. 421. finden. Die Ursache dieses Vorzugs, deren es verschiedene geben kann, ist mir unbekannt. Ob sie etwa darin den mongolischen Georgi Beschreibung aller Nationen des russischen Reichs , Abschn. 2. S. 220. und amerikanischen S. Vespucci Lettera a Lorenzo de Medici , Seite 110. Bandinis Ausg. Riolani des Sohns anthropographia , S. 306. Weibern gewisser Voͤlkerschaften aͤhnlich sind, von welchen man sagt, daß sie auch nach der Verheyrathung und selbst nachdem sie schon Kinder geboren haben, enge Geburtstheile behalten? Eine ganz entgegensetzte Beschaffenheit der Schamtheile, schreibt Steller den Kamtschadalin- nen zu Beschreibung von Kamtschatka , S. 299. . Er Daß aber diese Behauptung von den Schotten nicht ganz richtig sey, habe ich durch sehr guͤltige Zeugnisse bewiesen in der medicinischen Bibliothek , Th. 3. S. 413. Er behauptet, daß sich viele unter ihnen durch lange und vorhaͤngende Nymphen auszeichnen, die, wie von mehreren Schriftstellern versichert wird Vergl. W. ten Rhyne de promontorio bonae spei , Schafh. 1686. 8. S. 33. , bey den Hottentottinnen zu fingerfoͤrmigen Laͤppchen werden sollen. Doch scheint dieser Schaambusen ( Sinus pudoris ) wie Linn é ihn nannte, mehr in einer Verlaͤngerung der Lefzen selbst zu bestehen S. Hawkesworth’s collection , Th. 3. S. 388. Verschiedene auf dem Vorgebirge der guten Hoff- nung nach der Natur selbst gemachte Abbildungen dieses Schaambusens verdanke ich dem Wohlwol- len des Herrn Baronet v. Banks. Bey einer darun- ter halten die so verlaͤngerten Lefzen sechs und einen halben Zoll thein. Maaß. , welche nicht natuͤrlich, sondern erkuͤnstelt seyn soll le Vaillant, voyage dans l’;intérieur de l’Afrique . S. 371. ; und sie hat eigentlich zu dem fabelhaften haͤutigen Bauchschurz Veranlassung gegeben, von welchem leichtglaͤubige Schriftsteller glaubten, daß er von dem Unterleibe herabhaͤnge S. eine Abbildung bey F. Leguat voyage et avan- tures , Th. 2. Taf. 13. und die Schaamtheile dieser Weiber bedecke Voltaire fuͤhrt unter anderen Beweisen von glei- chem Gewichte diesen fabelhaften Schurz an, um zu beweisen, die Hottentotten konnten nicht mit den Europaͤern zu derselben Menschengattung gerechnet werden. Lettres d’Amabed , Th. 45. seiner Werke S. 224. . §. 69. §. 69. Schenkel . Ferner wissen wir, daß gewisse Voͤlker in der Bildung und Proportion der Schenkel von einander abweichen. So zeichnen sich z. B. die Indianer durch die Laͤnge ihrer Schenkel De la Boullaye-le-Gouz voyages et observations , S. 153. Kant in Engels Philosoph fuͤr die Welt. Theil 2. Seite 155. , die Mongolen dage- gen durch die Kuͤrze derselben aus Yvo von Narbonne in Matthaͤus Paris, historia majore , nach Wats Ausgabe S. 530. . Die Irr- laͤnderinnen sollen sehr starke Lenden haben Twiß’s Tour in Ireland , S. 39. . Den Neu-Seelaͤndern legt man so dicke Schen- kel bey, daß sie die Speckgeschwulst F f f ) zu haben scheinen Monneron in de la Borde histoire de la mer du sud , Th. 2. S. 97. Andere sagen, daß diese Antipoden von uns; krumme und ungestaltete Schenkel haben, und diese Misgestalt durch die Lage des Koͤrpers bekommen, in welcher sie zu sitzen pflegen G. Forsters voyage round the world , Theil 2. S. 480. . Die sehr krummen Schenkel der Kalmucken leitet man theils von der Beschaffenheit ihrer Wiegen, theils theils von dem Reiten her, wozu sie sich schon in der zartesten Jugend gewoͤhnen Pallas uͤber die mongolischen Voͤlker- schaften , Th. 1. S. 98. . Aeußerst unfoͤrmlich werden die Fuͤße der Feuer- laͤnder beschrieben J. R. Forster Bemerkungen , S. 225. „ Die Fuͤße haben kein Verhaͤltnis zu dem Ober- leibe; die Schenkel sind duͤnn und hager; die Beine gekruͤmmt, die Knie ausge- dehnt, die Zehen einwaͤrts gekehrt .“ , welche Bougainville Pesche- rais benamt hat Voyage autour du monde , S. 147. — „ Wir haben sie Pescherais benamt, weil dies der erste Laut war, den sie von sich gaben, als wir landeten, und welchen sie uns unaufhoͤrlich wiederholten .“ G g g ) . Daß aber eine Mißgestalt der Schenkel und Fuͤße, besonders bey einigen afrikanischen Voͤlker- schaften, national sey, haben schon die Alten, haupt- saͤchlich von den Aegyptern Aristoteles problematum , 5. 14. S. 431. in Ca- saubons Ausgabe. , Aethiopiern Virgil. moretum , V. 35. Vergl. Heynens Anmerkungen zu dieser Stelle im vierten Theil von Virgils Werken, S. 215. fg. und Negersklaven Petron. Satyricon , K. 102. angemerkt. An den Schen- keln der schwarzen Sklaven muß man dreyerley Fehler unterscheiden, welche auch von verschiednen Ursachen herruͤhren: erstlich krumme Beine Soͤmmering uͤber die koͤrperliche Ver- schiedenheit des Negers u. s. w. S. 40. Chan- ( jam- ( jambes cambrées ) dann eine verunstaltende Dik- ke Albrecht Duͤrer von menschlicher Propor- tion , Fol. Theil 3. Ausgabe vom Jahr 1528. — „ Der Morn ire schinbeyn mit dem knie unn fuͤß sind zu knorret nit so gut zu se- hen alß der weyßeu .“ Ramsay on the treatment and conversion of African slaves , S. 217. und endlich Striemen und Risse, welche haͤu- fig daran aufspringen sollen Im Monat Januar 1789 erhielt ich das frische, uͤbrigens ganz gesunde rechte Bein eines eben zu Kas- sel verstorbenen Mohren, wovon ich einen Theil noch unter meinem anatomischen Votrath aufbewahre, woran die Oberhaut der Fußsohle außerordentlich dick, ritzig und in vielgespaltue Stuͤckchen aufgesprun- gen war, . Jene Kruͤmmung scheint hauptsaͤchlich von der Stellung herzuruͤhren, in welcher die Kinder auf dem Ruͤcken der Muͤtter haͤngen und sich mit ihren Knieen festhalten Chanvalon a. a. O. . Manche solche Unfoͤrmlich- keiten sind auch Folgen von Krankheiten Fr. Allamand in den Novis actis academiae na- turae curiosorum , Th. 4. S. 89. . Die Dicke der Fuͤße (wo sie nicht ebenfalls aus der Pathologie zu erklaͤren ist) kann auch wohl von starker und anhaltender Arbeit herkommen. Daß Chanvalon voyage à la Martinique , Seite 58. — „ Diese Form der krummen Beine ist auch unter den Amerikanern sehr gemein, al- lein sie ist zuweilen nicht so merklich als unter den Negern .“ H h h ) Versch. des M. M Daß aber die an der starken Haut, vorzuͤglich auf der Fußsohle, der Neger aufspringenden Spal- ten von dem brennenden sandigen Boden herruͤhren kann, ist nicht zu bezweifeln S. Hier. Mercurialis de decoratione , S. 103. . §. 70. Fuͤße und Haͤnde . Endlich haben aufmerksame Beobachter ange- merkt, daß bey gewissen Nationen Haͤnde und Fuͤße verhaͤltnißmaͤßig sehr klein sind. Dies wird z. B. von den Indianern „ An den haͤufig nach England gebrach- ten Waffen der Hindus hat man beobach- tet, daß die Saͤbelgefaͤße fuͤr die meisten europaͤtschen Haͤnde zu enge sind .“ Hod- ge’s Travels in India, S. 3. I i i ) , Si- nesern Dampier suite du voyage autour du mond , S. 100. de la Barbinais voyage autour du monde , Theil 2. Seite 62. Osbeck’s Ostindisk Resa , S. 171. , Kamtschadalen Steller a. a. O. , Eskimos S. H. Ellis, Dav. Cranz u. a. Der vortrefliche Astronom Wales in den Philoso- phical Transactions , Th. 40. S. 109. und Curtis daselbst, Th. 64. S. 383. , Peruanern de Ulloa Nachrichten u. s. w. Th. 2. S. 92. , Neuhollaͤndern Watkin Tench’s Account of the settlement at Port Jackson , S. 179. und Hotten- totten Sparrmann a. a. O. S. 172. gesagt. Daß Daß hiezu oft Verkuͤnstelung mitwirken koͤnne, lehren die straußfuͤßigen Sineserinnen. Sehr wahr- scheinlich moͤgen aber auch die harte Lebensart „ Ein (Amerikaner) Indianer hat kleine Haͤnde und Handgelenke aus ebendemsel- ben Grunde, aus welchem der Ruderer stark an Arm und breitschulterig ist, oder ein Lasttraͤger starke Schenkel und Beine hat .“ Jefferson in Morse’s American universat Geography , Th. 1. S. 87. K k k ) und die Nahrungsmittel S. Tench a. a. O. nach der Beobachtung eines Gouverneurs vom Cap: — „ Der Obrist Gor- don erzaͤhlte mir, daß dies von Armuth und elender Lebensart zeige. Er fuͤhrte mir die Hottentotten und Kaffern zum Beyspiel an: die erstern leben kuͤmmer- lich und haben kleine Haͤnde und Fuͤße; an den Kaffern, ihren Nachbarn, dage- gen, welche im Ueberflusse leben, findet man sie sehr groß .“ L l l ) Schuld daran haben. §. 71. Nationalverschiedenheiten in Ansehung der Statur. Nachdem wir nun die merkwuͤrdigsten Verschie- denheiten in Bildung einzelner Theile und ihrer Pro- portion unter einander beruͤhrt haben, muͤssen wir auch die Verschiedenheiten der ganzen Leibesstatur kuͤrzlich abhandeln; und zwar ist dieser Theil der Geschichte des Menschen bisher am meisten durch fabelhafte und uͤbertriebene Erzaͤhlungen verfaͤlscht und entstellt worden, welche jedoch itzt großentheils schon so weit widerlegt oder berichtigt und auf den wahren Grund zuruͤckgefuͤhrt worden sind, daß sie M 2 kaum kaum einer weitern Erwaͤhnung, geschweige einer wiederholten genauen Untersuchung, beduͤrfen. So hat man z. B. bewiesen, daß in den aͤthio- pischen Pygmaͤen der Alten nichts als eine symboli- sche Bedeutung der Grade auf dem Nilmesser zu suchen sey. So hat man ferner nach einem sorgfaͤltigern Studium der Knochenlehre gefunden, daß die sehr großen hin und wieder in unsern Erdgegenden aus- gegrabenen Knochen, welche das Vorurtheil sonst Giganten beygemessen hatte, von großen Land- und Seethieren ( belluae ) herruͤhren Es ist in der That unbegreiflich, wie ganz neuer- lich Buͤffon in dem funsten Supplementbande seines klassischen Werks, mehrere solcher zu verschiedenen Zeiten und Orten ausgegrabener fossiler Thierknochen wiederum Giganten habe beylegen koͤnnen, z. B. die- jenigen, welche im Jahr 1577. bey Luzern ausgegra- ben worden sind, und noch jetzt auf dem Rathhause dieser Stadt aufbewahrt werden, wo ich sie selbst untersucht, und beym ersten Anblick fuͤr Elephanten- knochen erkannt habe. Der verdiente Arzt und vor- krefliche Anatom. Felix Plater hingegen, hat diese geognostischen Denkmaͤler damals, als sie ausgegra- ben wurden, sehr sorgfaͤltig ausgemessen und unter- sucht und ganz zuversichtlich erklaͤrt, sie haben einem menschlichen Giganten von 17 Fuß Laͤnge zugehoͤrt. Er hat auch ein seltsames kolossalisches Gemaͤhlde ei- nes menschlichen Skeletts von dieser Groͤße mit vieler Sorgfalt verfertigen lassen, welches noch in dem Je- suitercollegium zu Luzern zu sehen ist: zum merkwuͤr- digen Beweise, wie maͤchtig die Herrschaft des Vor- urtheils auch in einem so großen Manne sey, wenn es einmal so tief eingewurzelt, daß es selbst gegen den Augenschein noch streitet. u. s. w. Viel- Vielmehr beweisen einstimmig alle auf uns ge- kommene Ueberreste und Alterthuͤmer, wonach wir die Statur der alten Voͤlker schaͤtzen koͤnnen, als Mumien, Knochen, besonders Menschenzaͤhne, wel- che in den aͤltesten Grabmaͤhlern und Urnen gefun- den worden sind Ich besitze durch die Guͤte des Herrn von Bozen- hard, kaiserl. Oberkonsuls in Copenhagen, die Hirn- schaale und andere Knochen eines erwachsenen Men- schen, welche unlaͤngst in einem sehr alten cimbrischen Grabmahle gefunden wurden, und die weder in Ver- haͤltniß noch der Groͤße von unsrer heutigen Statur abweichen. , Waffen u. a. m. daß jene Voͤlker wenig oder gar nicht groͤßer gewesen seyen, als die jetzigen. Zwar findet man auch unter den neuern Voͤlkern allerdings Nationalverschiedenheiten hierin. So sind z. B. unter den europaͤischen Nationen die Schonen, oder die Schweizer gewisser Kantons, z. B. die Schwytzer, langer, die Lapplaͤnder aber kleinerer Statur; in der neuen Welt sind die Abiponer von groͤßerem, die Eskimos von kleinerem Koͤrperbau; doch so, daß keins zu sehr von der Mittelgroͤße ab- weicht; und im Allgemeinen ist unter den Nationen der jetzigen Welt keine Verschiedenheit im Betreff der Koͤrpergroͤße so abweichend von der Regel, daß sie nicht nach der gewoͤhnlichen Degenerationsweise und analogen Erscheinungen an andern Saͤugthieren leicht erklaͤrt werden koͤnnte. Ich muß jedoch zwey solche Verschiedenheiten besonders beruͤhren, wovon selbst nach neuern Nach- richten, richten, die eine weit uͤber die gewoͤhnliche Men- schenstatur hinausgehen, die andere aber weit unter ihr bleiben soll. Ich meine die gigantischen Pata- gonen im suͤdlichsten Amerika, und die zwerg haften Quimos, die angeblichen Bergbewohner der Insel Madagaskar. §. 72. Patagonen . In dem suͤdoͤstlichen Theile des festen Landes von Suͤd-Amerika ist eine Nation, die seit Magal- haens Weltumseglung den Europaͤern bekannt wor- den, welche ihnen den zusammengesetzten Namen der Pata-gonen gaben, weil sie sie naͤmlich fuͤr ver- wandt mit den benachbarten Chonen hielten, ihre in Guanakofelle eingewickelten Fuͤße aber den behaar- ten Thierpfoten, welche die Spanier Patas nennen, aͤhnlich waren. Nach der eigenthuͤmlichen und Lan- desbenennung aber heißen sie Tehuelheten. Von diesen sogenanten Patagonen nun fabelte zuerst Anton Pigafetta, Magalhaens Reisegefaͤhrte, in seiner Erzaͤhlung, sie seyen Giganten, am Koͤr- perbau doppelt groͤßer als die Europaͤer S. dessen Viaggio atovne il mondo , bey Ramusius Th. 1. (4te Ausg.) S. 35. 36. . Von jener Zeit an bis nach drittehalb Jahrhunderten be- streiten und widersprechen sich gegenseitig die Berichte in denen von den Europaͤern nach dieser Gegend der neuen Welt angestellten Reisen in Betreff der Pata- gonen gonen so sehr, und sind sich so aͤußerst ungleich, daß sie ein merkwuͤrdiges Warnungsbeyspiel zur Behut- samkeit und zum Mißtrauen beym Gebrauch der Rei- sebeschreibungen abgeben koͤnnen. Wem daran liegt, diese verschiedenen Berichte und die Meinungen der Anthropologen daruͤber zu durchsuchen und zu vergleichen, der lese die unten angefuͤhrten zehn Schriftsteller Büffon histoire naturelle , Theil 3. und Supple- mente, Theil 5. de Brosses histoire des navigations aux terres au- strales , Th. 1. de Pauw Recherches sur les Americains , Th. 1. Ortega in Viage del comand . Byron al rededor del mundo, traduc. del Ingles . Robertsons history of America , Th. 1. In Schil- lers Uebersetzung S. 348-350. und S. 540. fgg. wo man noch mehrere Citate hieruͤber findet. G. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen , Th. 1. S. 60-63. J. R. Forster Bemerkungen . Com. Carli-Ruhbi Lettere Americane , Th. 1. Pennant of the Patagonians . Relacion del ultimo viage al Estrecho de Magallanes en 1785 y 86. . Zu unserm Zwecke ist blos noͤthig jene Folgerungen darzulegen, welche nach reiferer Pruͤfung die wahrscheinlich- sten sind. Es ist also ein Menschenstamm, der sich keines- wegs durch gigantische Groͤße, ob wohl durch einen langen Koͤrper und noch mehr durch robusten Habi- tus tus auszeichnet Denn so werden sie von den wahrhaftesten Augen- zeugen mit einem Munde beschrieben. So waren auch die, welche gegen das Ende des 16ten Jahrhun- derts nach Spanien gebracht wurden, die allereinzi- gen Patagonen, welche, wenigstens meines Wissens, Europa jemals gesehen hat. Diese sah zu Sevilla der große und wirklich klassische Reisebeschreiber von Linschoten, und sagt von ihnen: — „ waren wol gestatueert ende grof van leden “ u. s. w. (wohlgestaltet und stark von Glie- dern). . Das Maas der Laͤnge kann man zwar bey dem so sehr veraͤnderlichen und schwan- kenden Berichten keineswegs mit Sicherheit bestim- men; jedoch betraͤgt es nach der Autoritaͤt sehr glaub- wuͤrdiger Zeugen kaum uͤber sechs und einen halben englischen Fuß. Diese Laͤnge aber ist so außerordentlich nicht, da man vorlaͤngst weiß, daß auch andere eingeborne Staͤmme von Amerika (besonders dem suͤdlichern) von sehr langer Statur sind, welches besonders von denen Voͤlkern gilt, welche sich, so wie es Tacitus von den alten Germanen meldet, nicht mit andern Voͤlkerschaften durch Heyrathen verbunden, sondern sich als einen eignen unvermischten, und daher kei- nem andern Volke aͤhnlichen Stamm erhalten haben. Sie sind Nomaden, wie die Bewohner des Feuer- landes und andre herumziehende Voͤlkerschaften in Suͤd-Amerika; weshalb es kein Wunder ist, wenn die Europaͤer, welche zwar an einer und derselben Kuͤste dieses Landes, aber zu verschiedenen Zeiten, landeten, nicht immer Menschen von demselben lan- gen Stamme sahen. Von Von der andern Seite aber ist es auch nicht schwer zu errathen, wie die Fabel von den giganti- schen Patagonen habe entstehen koͤnnen. Denn erstlich waren uns aus der aͤltern Fabel- geschichte schon Giganten aus der alten Welt bekannt; sollten also wohl abentheuersuͤchtige Reisebeschreiber in der neuen Welt nicht an sie gedacht haben, da sie in der That lange und starke Menschen, auch außerordentlich große Begraͤbnisse Vergl. Ed. Brown’s Travels , S. 50. — „ Herr Wood, der sehr genaue Karten von der Magellansstraße gemacht hat … erzaͤhl- te mir, daß er in den suͤdlichen Theilen von Amerika verschiedne fast zwoͤlf Fuß lange Graͤber gesehen, welches ihn um so mehr gewundert habe, weil er nie einen sechs Fuß hohen Amerikaner gesehen haͤt- te; er oͤfnete deshalb eins dieser langen Begraͤbnisse von einem Ende zum an- dern, und fand darin einen Mann und ein Weib so gelegt, daß der Kopf des Wei- bes zu des Mannes Fuͤßen lag, wozu denn freylich ein Grab von jener Laͤnge erfor- dert wurde .“ M m m ) und bey diesen oͤfters Knochen von ungemeiner Groͤße fanden Nemlich Knochen von Pferden, deren Skelette sie bey den Graͤbern der Verwandten aufstellen. S. Falk- ner Beschreibung von Patagonien , S. 149. Im Allgemeinen konnte jene sehr alte, und bey sehr vielen Voͤlkern uͤbliche Sitte, die Pferde tapferer Krieger zugleich mit den Leichnamen dieser zu begra- ben, spaͤterhin den Irrthum veranlassen, diese Pfer- deknochen fuͤr Riesenknochen zu halten. So werden z. B. in den aͤltesten sibirischen Begraͤb- nissen Pferdeknochen gefunden: siehe J. G. Gmelin Reisen , Th. 3. S. 313. Auch ? Bey Bey den Spaniern konnte noch die Absicht da- zukommen, durch solche Nachrichten andere europaͤi- sche Nationen von der Schiffahrt nach der Magel- lansstraße abzuschrecken S. 10. Winter in Hakluyt’s Collection , Theil 3. S. 751. Auch Sir John Narborough’s Voyage to the Streights of Magellan , S. 90. ; bey diesen aber kam leichtglaͤubige Furcht und der Hang zum Wunderba- ren und zur Prahlerey dazu, wie denn noch in die- sem Jahrhundert der Verfasser der hollaͤndischen Be- schreibung von Roggeweins Erdumseglung sich ver- leiten lies, die Bewohner der Osterinsel im stillen Meere fuͤr Giganten von zwoͤlf Fuß Laͤnge auszu- geben S. eines Ungenannten tweejaarige Reyz rondom de wereld , Dordrecht 1728, 4. Weit wahrhafter und genauer spricht hiervon Beh- rens (ein Lebkuͤchlergeselle), der diese Reise mitge- macht hat, in der Reise durch die Suͤdlaͤnder und um die Welt , Frankfurt 1737. 8. wo er S. 87. die Bewohner der damals erst entdeckten Oster- Insel blos „ wohlgestalt, stark von Glie- dern “ nennt. . §. 73. Quimos . Nach einer alten Sage, welche jedoch schon im vorigen Jahrhundert von Steph. Flacourt , einem sehr Auch in den Sarkophagen christlicher Ritter, welche in dem sogenannten Mittelalter in die Kirchen begra- ben wurden, hat man außer ihren Gerippen und Ruͤ- stungen zuweilen auch Pferdeknochen gefunden. S. Dorville Sicula , S. 148. sehr glaubwuͤrdigen Schriftsteller, fuͤr eine fabelhafte Erdichtung erklaͤrt wurde, soll es in der innern Ge- birggegend der Insel Madagaskar ein zwar von Sta- tur pygmaͤenmaͤßiges, allein von kriegerischem Geiste beseeltes Volk geben, welches die uͤbrigen Einwoh- ner oft durch ploͤtzliche Ueberfaͤlle beunruhigte ꝛc. Diesem Voͤlkchen hatte man den Namen Quimos, oder Kimos beygelegt. Dieses Geruͤcht hat neuerdings wieder Verthei- diger an Moldave und dem beruͤhmten Botaniker Commerson gefunden. Nimmt man aber von die- sen Erzaͤhlungen das hinweg, was beyde nur vom Hoͤrensagen haben, und viele Dinge, in welchen sie sich einander selbst widersprechen, so laͤuft das uͤbrige da hinaus, daß Moldave irgend eine Zwerg- art von Sklavin, welche man ihm fuͤr eine Quimo- tin verkauft, erhalten hatte, die sich durch blaßgelbe Farbe, herabhaͤngende Bruͤste, und lange, fast bis auf die Kniee gehende, Arme auszeichnete. Allein der beruͤhmte Freyherr v. Clugny, welcher mit eben dieser Pygmaͤin einen ganzen Monath lang auf ei- nem Schiffe war, hat deutlich gezeigt, daß sie blos durch fehlerhaften Wuchs und krankhafte Beschaffen- heit eine Zwergin geworden sey; sie habe einen dik- ken Kopf und einen sehr bloͤden Verstand gehabt, und habe nur in einzeln abgerissenen Toͤnen gespro- chen u. s. w.; lauter Umstaͤnde, nach welchen ihre Krankheit hoͤchst wahrscheinlich fuͤr eine Art Kreti- nism zu halten war, da sich bey den Kretinen gleiche Symptomen zeigen; denn auch die langen Arme sind an vielen derselben, und namentlich den salzbur- gischen, gischen, von Beobachtern ausdruͤcklich angemerkt worden. Sonnerat hat diese ganze Tradition scharffinnig so erklaͤrt, daß man sie von der Zephe — Racqui- mussen (Zafferaminen) oder den sechs Oberhaͤuptern des Stammes zu verstehen habe, welcher die Pro- vinz Manatan auf dieser Insel bewohnt. Diese Oberhaͤupter sollen noch von dem aͤltesten Stamm- vater dieses Stammes abstammen, welcher ein Zwerg gewesen seyn soll, worauf auch obiger Name in ih- rer Sprache hindeutet Der beruͤhmte Pallas haͤlt die Quimos fuͤr ein Bastardgeschlecht. S. dessen Observations sur la for- mation des montagnes , Seite 14. wo er von dem Ur- sprung der Neger spricht: — „ Es ist nicht noth- wendig, hier eine solche unedle Vermi- schung ( Mesalliance ) des Menschengeschlechts anzunehmen, wie diese Statt gefunden haben muß, um die langhaͤndigen Bergbe- wohner, oder Quimos auf Madagaskar hervorgebracht zu haben .“ N n n ) . §. 74. Von den Ursachen der Nationalstatut . Es giebt also weder ganze Voͤlker von Giganten noch Pygmaͤen. Die Nationalverschiedenheit der Statur aber, welche wir oben (§. 71.) beylaͤufig erwaͤhnt haben, scheint verhaͤltnismaͤsig in engere Grenzen beschraͤnkt zu seyn, als jene, welche wir an Hausthieren hin und wieder finden (§. 29.). Auch wird, nach dem, was uͤber die Ursachen der Verartung angefuͤhrt worden ist, ihre Erklaͤrung nicht mehr schwierig seyn. Wie Wie viel das Klima hierbey mitwirke (§. 34.), zeigt außer so vielen andern Beweisen, die Verglei- chung der Lappen mit den Ungarn, welche beyde Voͤlker von gemeinschaftlichem Ursprunge abstam- men, jedoch unter verschiedenen Himmelsstrichen auch eine verschiedne Statur angenommen haben. Daß auch die Nahrungsmittel (§. 35.) viel da- zu beytragen, die Statur entweder zu vergroͤßern, oder zu verkleinern, lehrt die Physiologie sehr deutlich. So wird z. B. der schlanke Koͤrper der vorneh- mern Otaheiter den feineren Nahrungsmitteln zuge- schrieben, welche sie genießen J. R. Forster Bemerkungen , S. 236. , und gegentheils wird uns berichtet, daß die Statur gewisser wilder Voͤlker durch mehrere Generationen hindurch allmaͤh- lig abgenommen habe, weil sie sich an den unmaͤßi- gern Genuß des Brantweins gewoͤhnt hatten Von den wilden Anwohnern der Hudsonsbay, s. H. Ellis Reise nach Hudsons Meerbusen , S. 201. Umfreville uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand der Hudsonsbay , S. 21. . Ferner muß hier auch die bey verschiednen Voͤl- kern fruͤhere oder spaͤtere Mannbarkeit angefuͤhrt werden, welche gewiß in so fern auf die National- statur wirkt, daß bey Voͤlkern, welche spaͤter reifen, der Wuchs durch diese laͤngere Enthaltsamkeit aller- dings befoͤrdert werde, (wie Caͤsar von den alten Germanem angemerkt hat); wogegen nach den Beobachtungen glaubwuͤrdiger Schriftsteller uͤber die ver- verschiedensten und entlegensten Himmelsstriche, eine zu fruͤhe Ausuͤbung des Geschlechtstriebes den Koͤrper hindert, zur vollen Laͤnge auszuwachsen Vergl. z. B. nach so viel andern von den Kam- tschadalen: Behm in Cook’s Voyage to the northern hemisphere, Th. 3. Von den Otaheitern Cook in Hawkesworth’s Col- lection , Th. 2. S. 187 Von den Sumatranern, Marsden, S. 41. . Auch erhalten sich Nationen eine eigenthuͤmliche Statur, so lang sie sich von der Vermischung mit Fremden enthalten: dahingegen die Nationalstatur schon in einigen Generationen veraͤndert wird, wenn sie sich mit fremden Nationen von anderer Statur durch Heyrathen vermischt haben Maupertuis Venus physique , S. 131. . Daß eine gewisse Statur sich auf die Nachkom- menschaft forterbe, ist hierbey allerdings auch in Betracht zu ziehen, und wird durch unlaͤugbare Bey- spiele von Familien bestaͤtigt, die sich durch lange oder kleine Statur auszeichnen. §. 75. Fabelhafte Verschiedenheiten des Menschengeschlechts. Fast unzaͤhlich sind die Nachrichten, welche seit Herodot aus verschiedenen Quellen, hauptsaͤchlich aus dem Aristeus, Kthesias und Megasthenes durch die Erdbeschreiber von der monstroͤsen Bildung man- cher Nationen auf uns gekommen sind. Als z. B. von von einaͤugigen Arimaspen; von Cinamolgen mit Hundskoͤpfen; von einfuͤßigen Monoskelen; von Waldmenschen auf dem Imaus, mit hinterwaͤrts ge- kehrten Fuͤßen u. dgl. m. Vergl. Jo. Alb. Fabricius Abh. de hominibus or- bis nostri incolis etc. Hamburg 1721. 4. . Hier ist nun freylich der Ort nicht dazu, bey diesem Dingen laͤnger zu verweilen; wiewohl eine Untersuchung der Umstaͤnde, welche zu jenen Erdich- tungen Veranlassung gegeben haben moͤgen, gewiß nuͤtzlich und unterhaltend seyn wuͤrde, denn es ist bey der Geschichte des Menschen eben so gewiß, als bey den uͤbrigen Theilen der Naturgeschichte, daß nicht leicht in sie eine so ungereimte und widersinnige Fabel hineingebracht worden sey, bey welcher nicht etwas Wahres zum Grunde laͤge, welches blos durch hyperbolische Uibertreibung oder Misverstand ent- stellt worden ist So z. B. hat mein Freund Heyne die fabelhaften Berihte von den Hermaphroditen auf Florida auf ihre chten Quellen zuruͤckgebracht in den Commenta- tion. soc. reg. scient. Gottingens . Th. 1. S. 39. . Aus jenem Schwall von Abentheuerlichkeiten will ich nur ein einziges Beyspiel anfuͤhren. Das so oft wiederholte Geruͤcht von geschwaͤnzten Voͤlkern, deren Existenz von mehreren Schriftstellern in ver- schiedenen Zeitaltern wiederholt behauptet wor- den ist Der neuste Vertheidiger und Behaupter geschwaͤnz- ter Nenschen war Monboddo in den beyden Werken naͤmlch: of the origin and progress of language , Th. 1. S. 234. und ancient Metaphysics , Th. 3. S. 250. . §. 76. §. 76. Die Fabel von geschwaͤnzten Voͤlkern. Zu allererst haben Plinius und nach ihm Ptolo- maͤus und Pausanias geschwaͤnzter Voͤlker in Indien erwaͤhnt; dann hat sie im sogenannten Mittelalter der Geograph Nubiens, der Venezianer Marko Polo und andere neuerdings behauptet: und in den neuern Zeiten endlich haben mehrere Reisebeschreiber aͤhnliche Dinge von verschiedenen geschwaͤnzten In- sulanern des indischen Archipelagus S. außer dem noch bald anzufuͤhrenden Schrift- stellern Harvey de generatione animalium , S. 10. von den Borneern. : andere von solchen Einwohnern einer gewissen russischen Provinz Rytschkow orenburgische Topographie Th. 2. S. 34. Falk Beytraͤge zur Kenntniß des russi- schen Reichs , Th. 3. S. 525. : und noch andere Schriftsteller von andern Laͤndern Z. B. auf dem Feuerland siebe die Karten bey Alonzo d’ Ovaglie relatione del Regno di Cile . Rom 1646. Fol. angefuͤhrt. Wenn man nun diese Behauptungen naͤher be- leuchtet, so findet man leicht, wie wenig darauf zu achten sey. Die meisten Schriftsteller hatten diese Nachrichten blos von Hoͤrensagen; uͤberdies ist die Glaubwuͤrdigkeit mancher vorgeblichen Augenzeugen davon schon an sich sehr verdaͤchtig Z. B. von den Nikobaren, die mit albernen Maͤhr- chen angefuͤllte Beshrifning om en Resa genom Asia, Africa . Fer- Ferner aber werden ihre Berichte uͤber diesen Umstand schon durch ihre widersprechende Verschie- denheit verdaͤchtig Vergl. z. B. von geschwaͤnzten Formosanern drey vorgebliche Augenzeugen, Jo. Strauß, Jo. Otto Helbig und El. Hesse. Der erste, Reisen , S. 32. „ Ein Formosa- ner von der Suͤdseite mit einem Schwanz, einen guten Fuß lang, und rauch mit Haaren bewachsen .“ Der zweyte in Ephem. Naturae curiosor . erstes Jahrzehnd J. 9. Seite 456. — „ Die nackten Schwaͤnze glichen denen der Schweine .“ Der letzte, ostindische Reisebeschreibung, S. 216. — „ Unter andern unsern Sclaven bey dem Bergwerk hatten wir auch eine Scla- vin, welche gleich einer schaͤndlichen Be- stien mit einem kurzen Stiel oder Zie- genschwanz uͤber dem Hintern ausgeschaͤn- det war .“ . Die aufrichtigsten und genauesten Untersucher jener Gegenden aber, schweigen entweder ganz von diesen abentheuerlichen Mißgestalten, oder erklaͤren sie nach dem Zeugniß der Einwohner geradezu fuͤr fabelhafte Erdichtungen So von den Philippinern le Gentil Voyages dans les mers de l’ Inde, Th. 2. S. 52. . Andere endlich merken ausdruͤcklich an, was zu dem falschen Geruͤcht Veranlassung gegeben haben koͤn- Africa etc. af N. Matthss. Koͤping (Schiffslente- nant) S. 131. welche doch Linne eine aͤußerst glaub- wuͤrdige Erzaͤhlung nennt, in dem Briefe an Mon- boddo of the origin of language a. a. O. Dav. Tappe funfzehnjaͤhrige ostindische Reisebeschreibung , Seite 49. von den Suma- tranern. Versch. des M. N koͤnne: z. B. ein von dem Ruͤcken herabhaͤngender Zipfel der Kleidung Nic. Fontana on the Nicobar Isles in Asiatik Re- searches, Th. 3. S. 151. , oder Menschenaͤhnliche geschwaͤnzte Affen Mithin war die bekannte, oft wiederholte und gewoͤhnlich fuͤr einen geschwaͤnzten Menschen ausgege- bene Abbildung ursprunglich blos die Darstellung ei- nes aͤchten geschwaͤnzten Affen; welche aber spaͤterhin ein Schriftsteller von dem andern entlehnte, wobey sie beynahe jeder zugleich etwas menschlicher machte. Martini naͤmlich hat diese Abbildung in seiner Ueber- setzung des buͤffonischen Werks aus Linnés amo nita- tibus genommen, dieser aus Aldrovandi, dieser aus Geßnern, welcher selbst gesteht, die seinige aus einer gewissen deutschen Beschreibung des gelobten Landes genommen zu haben, deren Verfasser er zwar ver- schweigt, welchen ich doch in Beknard v. Breydenbach leicht erkannte; dieser liefert in der Hauptausgabe seines 1486. zu Mainz gedruckten Werkes: ( Reyss in das gelobte Land ) die Figuren gewisser auslaͤndi- scher Thiere, die er in dem heiligen Lande gesehen hat, und unter diesen auch gerade die ziemlich genaue Abbildung, von welcher hier die Rede ist, und welche einen wirklichen vierhaͤndigen Affen darstellt, bey welchem die Daumen naͤmlich von den uͤbrigen Fußzehen abstehen u. s. w. welche aber spaͤterhin durch Sorglosigkeit der Zeichner, beym Kopiren derselben, endlich in die menschliche zweyhaͤndige Figur um- gewandelt worden ist. . So daß auch nicht ein einziges aͤchtes, von mehreren glaubwuͤrdigen Augenzeugen bestaͤtigtes Beyspiel von einem geschwaͤnzten Volke uͤbrig bleibt; ja nicht einmal von einer Familie, welche durch diese widernatuͤrliche Bildung sich ausgezeichnet haͤt- te, da doch sonst Beyspiele von Familien, in wel- chen manche Misgestalten, z. B. die Uiberzahl des sechsten Fingers, in mehreren Generationen erblich bleibt, allgemein bekannt sind. Daß Daß aber von einzelnen Menschen, welche auch unter den Europaͤern hin und wieder durch ei- nen monstroͤsen Auswuchs am Schwanzbeine sich ausgezeichnet haben, hier eben so wenig, als von den andern Misgeburten die Rede seyn koͤnne, be- darf keiner Erinnerung. §. 77. Nationalverschiedenheit als Folge von Krankheit. Es ist schon (§. 38.) oben angemerkt worden, daß auch kraͤnkliche Schwaͤche die aͤußere Gestalt der Thiere und sonderlich ihre Farbe so veraͤndert, daß sie endlich, wenn sie sich durch mehrere Generatio- nen hindurch fortgeerbt hat, gleichsam zur andern Natur wird und in manchen Thiergattungen sonder- bare und bleibende Varietaͤten hervorbringt. Wir haben die bekanntsten Beyspiele von der weißen Haus- maus und den Kaninchen angefuͤhrt, deren weißes Fell und rothe Augensterne ohne allen Zweifel von einer krankhaften Schwaͤche, der Leukaͤthiopie, her- ruͤhren. Eben dergleichen angeerbte Krankheiten findet man auch hin und wieder bey Menschen. Doch zeig- ten sie sich bey ihnen nie so allgemein und bleibend, als unter den eben benannten Thieren, in so fern sie naͤmlich zu einer besondern und zahlreichen Varietaͤt ausgeartet ist. Dem ungeachtet muͤssen wir hier jene menschli- che Leukaͤthiopie noch beruͤhren und zwar nur beylaͤu- fig, weil sie bey den Menschen eigentlich nicht als N 2 eine eine besondere Varietaͤt angesehen werden kann, und weil ich nicht gern wiederholen moͤchte, was ich schon anderswo uͤber diese merkwuͤrdige Krankheit gesagt habe Commentation. sos. Reg. scientiar. Gottingens . Th. 7. S. 29. und medizinische Bibliothek, Theil 2. S. 537. . §. 78. Menschliche Leukaͤthiopie . Dieser krankhafte Zustand scheint unter die Ka- chexien zu gehoͤren: man erkennt ihn, und zwar immer, an zwey Syptomen. Das eine ist eine ungewoͤhnlich fehlerhafte Weiße der Haut, zu welcher oft eine unnatuͤrliche Roͤthe hinzukommt, die einem leichten Ausschlage gleicht Vergl. z. B. Hawkesworth’s Collection , Th. 2. S. 188. , dann aber in einem anomalen Weiße der Haare und der Schaam, nicht jener Schnee- weiße, wie bey Greisen, nach dem schoͤnen blassen etwas ins Grau spielendem Gelb, wie bey Personen, welche sehr blond sind, sondern einem Weiß, wel- ches vielmehr mit dem gelblichen Weiß des Milch- rahms ( cream colour ) der Englaͤnder verglichen werden kann. Das zweyte Symptom zeigt sich in den Gesichts- organen, welches der dunkeln Farbe beraubt ist, das einige innere Haͤute des gesunden Auges uͤber- zieht, zum Einsaugen des allzuvielen Lichtes be- stimmt, stimmt, und fuͤr ein richtiges und gutes Sehen von hoͤchster Wichtigkeit ist. Deshalb ist die Regenbo- genhaut des Auges der Leukaͤthiopier blaß rosenfarb und halb durchsichtig, die von einem dunklerem Roth schimmernde Pupille aber gleicht an Farbe einem bleichen Karneol. Diese Symptome findet man stets beysammen, so daß man, meines Wissens, diese sonderbare Roͤ- the der Augen nie allein und ohne jenes fehlerhafte Weiß der Haupt- und uͤbrigen Haare gesehen hat. Daß aber jene Roͤthe der Pupillen von den Beobach- tern oͤfters nicht bemerkt worden, ist kein Wunder, da die uͤbrigen genannten Symptome ihnen mehr in die Augen fielen, die Leukaͤthiopier aber, welche das Licht nicht gut vertragen koͤnnen, die Augenlieder mehrentheils geschlossen halten. Stets ist diese Krankheit angeboren , niemals, meines Wissens, nach der Geburt entstanden. Sie ist stets unheilbar; denn es findet sich kein einziges Beyspiel, daß sich jemals nach der Geburt eine dunklere Farbe noch angesetzt habe. Nicht selten ist sie erblich, denn faͤlschlich sind die Leukaͤthiopier von einigen fuͤr unfruchtbar und entweder zum Zeugen oder zum Empfangen fuͤr un- tuͤchtig ausgegeben werden. Im Allgemeinen aber ist die Kenntnis von dieser merkwuͤrdigen Krankheit durch vielerley irrige Mei- nungen verfaͤlscht worden. So z. B. sind einige ungewiß gewesen, ob sie die Leukaͤthiopie fuͤr einen wirklich krankhaften Zustand halten sollten; ande- andere haben sie unrichtig mit dem Kretinism, an- dere mit der Geschichte des Orang-Utang verwech- selt; und noch andere haben ohne Grund behauptet, man finde sie blos innerhalb der Wendekreise u. s. w. Freylich hat man sie zuerst unter den Aethio- piern beobachtet, denn das Weiß auf der Haut und den Haaren einer schwarzen Nation mußte besonders in die Augen fallen, und deshalb erhielten die mit diesem Zustand Behafteten dem Namen weiße Neger (franz. Negres blancs, die Hollaͤnder in Ostindien nennen sie verachtungsweise mit den Namen eines lichtscheuen Insekts Kackerlacken, die Spanier Al- binos , die Franzosen Blafards u. s. w.). Allein man findet sie doch nicht blos unter Negern, oder wohl gar blos in der heißen Zone, sondern es ist vielmehr nur zu gewiß, daß es keine Gegend der Erde giebt, wo sich diese Krankheit nicht erzeugen koͤnne. Denn mir selbst sind schon sechszehn Beyspiele von Leukaͤthiopiern bekannt, die in verschiednen Pro- vinzen von Teutschland geboren worden sind Von mehreren wird Nachricht gegeben in der medizinischen Bibliothek , Th. 3. S. 161. fg. , und noch mehrere von andern europaͤischen Laͤndern, von Daͤnnemark Ebendaselbst, S. 170. , England Benj. Duddell’s supplement to his Treatise on the Diseases of the Horny-coat . London 1736. 8. Seite 19. Auch Jo. Hunter on certain parts of the animal oeconomy , S. 206. , Irrland C. Perceval in den Transactions of the Irish Aca- demy , Th. 4. S. 97. , Frank- Frankreich Le Cat de la couleur de la peau humaine , S. 103. , der Schweiz Medizinische Bibliothek , Th. 1. S. 545. , Italien Von den Savoyern, von denen ich auch selbst Beschreibungen geliefert habe, s. Saussure voyages dans les Alpes , Th. 4. S. 303. Von den Venezianern erzaͤhlt es Bourguet in den Lettres philosophiques sur la formation des sels , Seite 163. Einen mailaͤndischen hat Buzzi seclrt, s. dessen Dissertazione sopra una varietà particolare d’Uomi- ni bianchi Eliofobi , Mailand 1784. 4. Jo. Hawkins erzaͤhlte mir, daß er ein aͤhnliches Maͤdchen zu Rom gesehen habe. , den Inseln des Archipelagus Ebenfalls nach Hawkin’s Zeugniß, welcher auf seiner erstern Reise nach den Archipelagus bey seinem Aufenthalte auf der Insel Cyprus zwey zu Larnika geborne leukaͤthiopische Bruͤder von ungefaͤhr zwoͤlf Jahren sah. und Ungarn Michael Klein Naturseltenheiten von Ungarn , Presburg 1778. 8. S. 15. . Ferner außerhalb Europa, unter den Arabern Ledgard in Proceedings of the African associa- tion , S. 45. , Malabaren Tranquebarische Missionsberichte, St. 46. S. 1239. und an noch andern Stellen. , Madagassen Cassigny in Histoire de l’Acad. des sc. de Paris J. 1744. S. 13. , Kaffern de la Nur, dessen Geschichte der Par. Akad. J. 1760. S. 17. , und Negern, sowohl unter den in Afrika selbst gebor- nen, als unter den Negerkreolen der neuen Welt Aus vielen Augenzeugen hiervon will ich wenig- stens drey der Neuern aufuͤhren. Oliv. . Dann Dann auch unter den Amerikanern auf der Landenge von Darien Waser’s Description of the Isthmus of America . 2. Ausg. S. 107. und in Brasilien de Pinto bey Robertson History of America , Th. 2. S. 405. . Endlich unter den wilden Insulanern des indischen und stillen Meeres; z. B. auf Sumatra van Ipern in Verhandelingen van het Batavi- aasch Genootschap , Th. 1. S. 314. , Bali Eben derselbe am angefuͤhrten Orte, nebst Ab- bildung. , Amboina Valentyn Beschryving van Amboina , Theil 2. Seite 146. , Manila Camelli in den Philosophical Transactions , Th. 25. S. 2268. , Neu-Guinea Argensola Conquista de las islas Molucas , S. 71. , den Freundschafts- Cook’s Voyage to the northern hemisphere , Th. 1. S. 381. und Societaͤtsinseln Hawkesworth’s Collection , Th. 2. S. 99. u. 188. . Diesen krankhaften Zustand findet man jedoch nicht blos an Menschen, sondern auch an vielen andern warmbluͤtigen Thieren; die bekanntesten Bey- spiele geben die Kaninchen, Maͤuse, Marder und Pferde (bey welchen vier Thiergattungen jene kraͤnk- liche Beschaffenheit durch Laͤnge der Zeit gleichsam zur Oliv. Goldsmith History of the Earth , Vol. 2. Seite 240. Buffon supplement à l’ histoire naturelle , Vol. 4. S. 559. nebst Abbildung. Und Arthaud in Journal de Physique , 8. 1789. zur andern Natur geworden ist (§. 38.)), doch findet man dies auch an Affen sir Rich. Clayton in den Memoirs of the soc. of Manchester , Th. 3. S. 270. , Eichhoͤrn- chen Wagner Historia naturalis Helvetiae , S. 185. Gunner an Lem de Lapponibus Finmarchiae , S. 207. , Ratten Gessner de Quadrupedibus , S. 829. , Hamstern Der beruͤhmte Sulzer, Verfasser der klassischen Monographie von diesem Thierchen, hat mir eines von dieser Art zum Geschenk gemacht. , Halbka- ninchen Boddaert natuurkundige Beschouwing der Dieren , Th. 1. S. 210. , Maulwuͤrfen Dasselbe ebendaselbst. , Beutelratten Dasselbe a. a. O. , Mardern Kramer Elenchus animalium austriacorum , S. 312. , Wieseln Boddaert a. a. O. und Rehen Themel im obererzgebirgischen Journal, Freyberg 1748. 8. St. 1. S. 47. . Unter den Voͤgeln findet man dies an Raben Nach dem Berichte meines Freundes Sulzer. , Amseln Jo. Hunter on certain parts of the animal oeco- nomy , S. 204. , Kanarienvoͤgeln, Rebhuͤhnern Busson Histoire naturelle des oiseaux , Thell 2. S. 416. , Huͤhnern und Pfauen. An kaltbluͤtigen Thieren aber hat man, so viel ich weis, auch nicht ein einziges merkwuͤrdiges Bey- spiel von diesem krankhaften Zustande beobachtet. §. 79. §. 79. Schluß dieses Abschnitts . So viel uͤber die mannichfaltigen Abartungen des Menschengeschlechts in Farbe, Bau, und Pro- portion und Statur des Koͤrpers, und uͤber die Ur- sachen derselben. Meines Wissens habe ich dabey keinen Umstand unberuͤhrt gelassen, welcher auf ei- nige Weise dazu beytragen kann, den bekannten Streit: ob es nur Eine oder mehrere Hauptgattun- gen des Menschen in diesem Geschlechte gebe, bey- zulegen. Wie nun diese Frage obigen Eroͤrterungen und der Natur und Wahrheit gemaͤs entschieden wer- den muͤsse, wollen wir im folgenden Abschnitt sehen. Vier - Vierter Abschnitt . Es giebt fuͤnf Hauptvarietaͤten des Menschenge- schlechts, jedoch nur Eine Gattung desselben. §. 80. Die unzaͤhligen Varletaͤten im Menschengeschlecht fließen durch unmerkliche Abstufungen in einander uͤber. W ir haben in der ganzen eben beendigten Uibersicht der wirklichen Varietaͤten im Menschengeschlechte, auch nicht Eine gefunden, welche nicht (wie im vorletzten Abschnitte gezeigt worden ist) auch bey andern warmbluͤtigen Thieren, besonders den Haus- thieren, und zwar bey diesen meist noch weit deutli- cher gleichsam vor unsern Augen aus den bekannten Ursachen der Verartung entstaͤnde; und eben so fin- det man hingegen, (wie in dem letzten Abschnitte dargethan worden ist) keine Varietaͤt in Farbe, Ge- sichtsbildung, oder Gestalt, so auffallend sie auch sey, die nicht mit andern Varietaͤten ihrer Art durch einen unmerklichen Uibergang so zusammenfloͤsse, daß darans deutlich erhellt, sie seyen alle blos rela- tiv, und nur in Graden von einander unterschieden. Eben Eben daher ist es auch nicht zu verwundern, wenn eine blos willkuͤhrliche Eintheilung dieser Va- rietaͤten Statt finden kann. §. 81. Die fuͤnf festgesetzten Hauptvarietaͤten im Menschen- geschlecht. Da jedoch auch bey solchen willkuͤhrlichen Ein- theilungen immer eine schicklicher und besser als die andere ist, so scheint mir, nach langer und genauer Erwaͤgung, das ganze bis jetzt bekannte Menschen- geschlecht am fuͤglichsten, und zwar der Natur ge- maͤs, in folgende fuͤnf Hauptvarietaͤten eingetheilt werden zu koͤnnen; welche sich mit den Namen: A ) der kaukasischen, B ) der mongolischen, C ) der aͤthiopischen, D ) der amerikanischen und E ) der malayischen bezeichnen und von einander unterscheiden lassen. Der kaukasischen habe ich den ersten Platz gege- ben, weil man sie, aus spaͤter aufzufuͤhrenden Gruͤnden, fuͤr die urspruͤngliche Race halten muß. Von beyden Seiten ging diese in die zwey ent- ferntesten und verschiedensten Extreme uͤber, von der einen Seite naͤmlich in die mongolische, von der andern in die aͤthiopische Varietaͤt. Die Die uͤbrigen zwey aber halten zwischen jener Urvarietaͤt und diesen Extremen das Mittel. Die amerikanische naͤmlich zwischen der kauka- sischen und mongolischen. Die malayische wieder zwischen der kaukasischen und aͤthiopischen. §. 82. Kennzeichen und Graͤnzen dieser Varietaͤten. Uiberhaupt lassen sich diese fuͤnf Varietaͤten durch nachfolgende Merkmale und Beschreibungen unterscheiden und bestimmen. Ehe ich diese Merk- male auffuͤhre, muß ich jedoch im voraus erinnern, daß man erstlich, wegen ihrer mannichfaltigen Ver- schiedenheit dem Grade nach, nicht blos eines oder das andere derselben, sondern mehrere in Verbindung mit einander betrachten muͤsse; dann aber, daß auch selbst diese zusammengenommenen Kennzeichen nicht so bleibend seyen, daß sie nicht in jeder Varie- taͤt unendlichen Ausnahmen unterworfen seyn sollten. Indes ist doch diese Uibersicht so abgefaßt, daß sie im Allgemeinen hinlaͤnglich deutliche und klare Be- griffe giebt. A ) Kaukasische Varietaͤt. Von weißer Farbe, mit rothen Wangen (§. 43.) schwaͤrzlichem oder nußbraunem Haar (§. 52.), ge- rundetem Kopf (§. 62.). Mit Mit ovalem regelmaͤßigerem Gesicht, in wel- chem die einzelnen Theile nicht zu stark ausgezeich- net sind, flacherer Stirn, engerer, leicht gebogner Nase, kleinem Munde (§. 56.). Mit senkrecht unter einanderstehenden Vorder- zaͤhnen des obern und untern Kiefers (§. 62.). Mit sanft hervorstehenden Lippen (vorzuͤglich der Unterlippe), vollem runden Kinn (§. 56.) Uiberhaupt von jener, nach unsern Begriffen von Ebenmaas, reizenden und schoͤnen Gesichtsform. Zu dieser ersten Varietaͤt gehoͤren die Europaͤer (mit Ausnahme der Lappen und uͤbrigen Finnen) die westlichern Asiaten bis zum Fluß Obi, dem ka- spischen Meere und Ganges. Endlich die Einwoh- ner des noͤrdlichen Afrika. B ) Mongolische Varietaͤt. Von gelbbrauner Farbe (§. 43.). Von schwarzem, haͤrtern, weder krausem noch dichtem Haar (§. 52.). Mit gleichsam viereckigtem Kopfe (§. 62.), brei- tem und plattem Gesicht; und deshalb mit minder abgesonderten, sondern gleichsam in einander flie- ßenden Zuͤgen, eine flache sehr breite Glabelle, eine kleine eingedruͤckte Nase, runde herausstehende Baus- backen, die Oefnung der Augenlieder enger gerad- linichter, das Kinn hervorragend (§. 56.). Zu dieser Varietaͤt gehoͤren die uͤbrigen Bewoh- ner Asiens (mit Ausnahme der Malayen auf der letzten letzten Halbinsel des Ganges) die finnischen Voͤlker in dem kalten Theile von Europa, Lappen und an- dere, und aus dem noͤrdlichsten Amerika die von der Beringsstraße bis zum aͤußersten bewohnten Groͤnland verbreiteten Eskimos. C ) Die aͤthiopische Varietaͤt. Von schwarzer Farbe (§. 43.), schwarzem und krausem Haar (§. 52.), schmalem an den Seiten eingedruͤcktem Kopfe (§. 62.), mit unebener, hoͤk- kerichter Stirne, herausstehenden Jochbeinen, mit mehr hervorliegenden Augen, mit einer dicken und mit den herausstehenden Oberkiefern gleichsam zu- sammenfließenden Nase (§. 56.), mit engerer vorwaͤrts verlaͤngerter Kinnladenwoͤlbung, schraͤg hervorragende Oberschneidezaͤhne (§. 62.), wulstige Lippen (besonders die Oberlippe) und ein zuruͤckge- bogneres Kinn (§. 56.). An vielen krumme Beine (§. 69.). Zu dieser Varietaͤt gehoͤren alle Afrikaner, bis auf die noͤrdlichen. D ) Amerikanische Varietaͤt. Von Kupferfarbe (§. 43.), schwarzem, har- tem und schwachen Haar (§. 52.), die Stirn nie- drig, die Augen tiefliegend, eine stumpfe, jedoch herausstehende Nase. Das Gesicht ist zwar insgemein breit und dick- wangig, jedoch nicht flach und platt, sondern die Theile Theile druͤcken sich en profil deutlich aus und son- dern sich von einander ab (§. 56.). Die Form von Stirn und Scheitel ist bey den meisten erkuͤnstelt (§. 62.). Hiezu gehoͤren alle Bew o hner Amerikas bis auf die Eskimos. E ) Malayische Varietaͤt. Ihre Farbe ist schwarzbraun (§. 43.), das Haar schwarz, weich und kraus, dabey dicht und voll (§. 52.), die Stirn schmaͤler (§. 62.), die Nase fleischiger, breiter und kolbig; der Mund groß (§. 56.), der Oberkiefer etwas hervorragend (§. 62.), die Gesichtszuͤge, en profil besehen, ziemlich her- vorspringend und von einander abgesondert (§. 56.). Diese letzte Varietaͤt enthaͤlt die Suͤdseeinsulaner nebst den Bewohnern der marianischen, philippini- schen, molukkischen, sundischen Inseln und der Halbinsel Malakka. §. 83. Die Eintheilung des Menschengeschlechts in Racen, nach andern Schriftstellern. Wir muͤssen jedoch auch die Meinungen anderer Schriftsteller, welche das Menschengeschlecht nach Racen abgetheilt haben, hier neben einander auf- stellen, um den Leser in den Stand zu setzen, sie mit einander zu vergleichen, zu wuͤrdigen, um dar- aus die annehmlichsten waͤhlen zu koͤnnen. Mei- Meines Wissens hat zu allererst ein gewisser Ungenannter am Ende des vorigen Jahrhunderts einen solchen Versuch gemacht; er vertheilt das Menschengeschlecht in vier Staͤmme, wo denn unter den Ersten ganz Europa bis auf das einzige Lapp- land, dann Suͤdasien, Nordafrika und ganz Ame- rika, unter den zweyten das uͤbrige Afrika, unter den dritten das uͤbrige Asien, nebst denen gegen den Vulturnus gelegenen Inseln, und unter den vierten Lappland gehoͤrt Im Journal des sçavans , J. 1684. S. 133. Vergl. Rob. de Vaugondy des Sohns Nouvel At- las portatif . Paris 1778. 4. 4tes Blatt. . Leibnitz brachte die Menschen in vier Ordnun- gen. Zwey naͤmlich waren die Extreme: 1) Lapp- laͤnder und 2) Aethiopier; die andern beyden stun- den zwischen ihnen inne; 3) der Orientalische naͤm- lich (Mongolische) und 4) Occidentalische den Eu- ropaͤern aͤhnliche Bey Feller in otio Hannoverano , S. 159. . Linné folgte der gemeinen Erdbeschreibung, und theilte die Menschen ein 1) in den rothen Amerikaner, 2) den weißen Europaͤer, 3) den gelben Asiaten und 4) den schwarzen Afrikaner In allen seit 1735 erschienenen Ausgaben seines un- sterblichen Werks. Der neuerlichen Ausgabe hat der beruͤhmte Gmelin, der Herausgeber derselben, mei- ne Eintheilung beygefuͤgt. Th. 1. S. 23. . Buͤffon unterschied sechs Menschenracen, 1) die Lapplaͤndische, oder Polarrace, 2) die Tatarische (so nannte er naͤmlich nach der gemeinen Sprache die Versch. des M. O die Mongolische), 3) die Suͤdasiatische, 4) die Europaͤische, 5) die Aethiopische und 6) die Ameri- kanische Diese sechs Varietaͤten findet man vortreflich be- schrieben und mit lebendigen Farben geschildert in Herders klassischem Werke: „ Ideen zur Philo- sophie der Geschichte der Menschheit . Th. 2. S. 273. . Unter denen, welche drey Urvoͤlker des mensch- lichen Geschlechts nach der Anzahl von Noahs Soͤh- nen annehmen, zeichnet sich der beruͤhmte Gouver- neur Pownall aus, welcher, meines Wissens, bey dieser Untersuchung zu allererst seine Aufmerksamkeit auf die Nationalform der Schaͤdel gerichtet hat. Er theilt jene Staͤmme nach den Hauptfarben, 1) in den weißen, 2) rothen und 3) schwarzen. In ei- nem mittlern faßt er die Mongolen und Amerikaner zusammen, weil sie außer andern Kennzeichen noch in der Gestalt der Hirnschaͤdel und der Beschaffenheit der Haare mit einander uͤbereintraͤfen Vergl. a new collection of voyages u. s. w. London 1767. 8. Th. 2. S. 273. . Der Abt de la Croix theilt die Menschen in weiße und schwarze. Jene aber 1) in eigentlich so- genannte weiße und 2) braune ( bruns ), 3) gelbe ( jaunâtres ) und 4) olivenfarbige ein S. dessen Géographie moderne , Th. 1. S. 62. 5te Ausgabe und Vaugondy a. a. O. 3tes Blatt. . Der beruͤhmte Kant leitet aus einer urspruͤngli- chen Menschenrace, einer weißen von bruͤnetter Farbe, vier Abarten ab: 1) die weiße des noͤrdli- chen Europa, 2) die kupferfarbige amerikanische, 3) die 3) die schwarze senegambische und 4) die olivenfar- bige indianische In Engels Philosoph fuͤr die Welt , Th. 2. und in der Berliner Monatsschrift , 1785. Theil 6. . Doct. John Hunter zaͤhlt sieben Varietaͤten auf: 1) schwarze Menschen, als Aethiopier, Papus u. a. 2) die schwaͤrzlichen Bewohner von Maurita- nien und dem Vorgebirge der guten Hofnung, 3) die kupferfarbigen in Ostindien, 4) die rothen Ame- rikaner, 5) die braunen, als Tataren, Araber, Perser, Sineser u. a. 6) die braͤunlichen, als die mittaͤgigen Europaͤer, z. B. Spanier u. a. die Tuͤrken, Abessinier, Samojeden und Lappen, 7) die wei- ßen, als die uͤbrigen Europaͤer, Georgier, Min- grelier und Kabardiner Disput. de hominum varietatibus . Edinb. 1775. Seite 9. . Herr Zimmermann tritt denen bey, welche den Urstamm des menschlichen Geschlechtes auf die asiatische Gebirgsebene zwischen den Quellen des Indus, Ganges und Obi setzen, und leitet davon folgende Varietaͤten ab: 1) die europaͤische, 2) die nordasiatische und noͤrdlichste amerikanische, 3) die arabische, indische und des indischen Archipelagus, 4) die suͤdoͤstliche asiatische, sinesische, corea’sche u. a. Er findet es wahrscheinlich, daß die Aethio- pier entweder aus der ersten oder dritten dieser Va- rietaͤten stammen In dem sehr reichhaltigen Werke: Geographi- sche Geschichte des Menschen u. s. w. Th. 1. . O 2 Herr Herr Meiners fuͤhrt alle Voͤlker auf zwey Staͤm- me zuruͤck: 1) von schoͤnen und 2) von haͤßlichen Voͤlkern; zu jenen rechnet er die weißen, zu diesen die dunkelfarbigen. Zu dem schoͤnen Stamme gehoͤren nach ihm die Celten, Sarmaten und morgenlaͤndische Voͤlker. Zu dem haͤßlichen hingegen das uͤbrige menschliche Geschlecht, so weit es verbreitet ist S. desselben Grundriß der Geschichte der Menschheit , 2te Ausg. Lemgo 1793. 8. . Herr Kluͤgel unterscheidet vier Staͤmme, 1) den Urstamm der ersten Menschen auf der eben genann- ten asiatischen Gebirgsebene, von welchen er die Bewohner des ganzen uͤbrigen Asiens, des ganzen Europa, des noͤrdlichsten Amerika und noͤrdlichen Afrika herleitet. 2) Die Negern, 3) die Amerika- ner, (jene noͤrdlichsten ausgenommen) und 4) die Suͤdseeinsulaner Vergl. dessen Encyklopaͤdie , Th. 1. S. 523. 2te Ausg. . Herr Metzger setzt nur zwey Hauptvarietaͤten als Extreme: 1) den weißen Menschen in Europa, und den noͤrdlichen Gegenden von Asia, Afrika und Amerika, 2) den schwarzen, oder Mohren im uͤbri- gen Afrika. Den Uibergang zwischen beyden mach- ten die uͤbrigen Asiaten, die suͤdlichen Amerikaner und Suͤdseeinsulaner S. dessen Physiologie in Aphorismen, S. 5. . §. 84. Anmerkungen uͤber die fuͤnf Varietaͤten des Menschen- geschlechts. Wir kehren nun zu unsern oben beschriebenen fuͤnf Abarten des Menschengeschlechts zuruͤck. Die Kenn- Kennzeichen, welche wir jeder beygelegt, haben wir in dem vorigen Abschnitte alle einzeln untersucht. Jetzt wollen wir zum Beschluß des Werks, der Voll- staͤndigkeit halber, uͤber jede dieser Abarten noch ei- nige allgemeine Anmerkungen beyfuͤgen. §. 85. A ) Kaukasische Varietaͤt . Diese Race erhielt ihren Namen von dem Berge Kaukasus, weil die ihm benachbarten Laͤnder, und zwar vorzuͤglich der Strich nach Suͤden, von dem schoͤnsten Menschenstamme, dem georgischen bewohnt sind Es wird genug seyn, aus der Menge von Augen- zeugen einen einzigen, aber klassischen, anzufuͤhren, Jo. Chardin Th. 1. S. 171. — „ Der Stamm der Georgier ist der schoͤnste des Orients, und ich kann wohl sagen der Welt. Ich habe in diesem Lande kein haͤßliches Ge- sicht unter keinem der beyden Geschlech- ter bemerkt; aber ich habe Engelsgesich- ter gesehen. Die Natur hat hier die mei- sten Weiber mit Reizen geschmuͤckt, wel- che man sonst nirgendssieht. Mir scheint es unmoͤglich sie zu sehen, und sie nicht zu lieben. Reizendere Gesichter, schoͤnern Wuchs als der Georgirinnen, kann man nicht mahlen , u. s. w.“ O o o ). ; und weil alle physiologischen Gruͤnde dar- in zusammenkommen, daß man das Vaterland der ersten Menschen, nirgends anderswo suchen koͤnne, als hier. Denn erstlich hat dieser Stamm, wie wir gesehen haben (§. 62.) die schoͤnste Schaͤdelform, aus welcher, gleichsam als aus ihrer urspruͤnglichen Mittelform, die uͤbrigen, bis zu den zwey aͤußersten Extremen hin (der mongolischen auf einer Seite und der der aͤthiopifchen auf der andern) durch ganz einfache stufenweise Abweichungen entsprungen sind. Dann ist dieser Stamm von weißer Farbe, wel- che wir ebenfalls fuͤr die urspruͤngliche, aͤchte Farbe des Menschengeschlechts halten koͤnnen, da aus ihr, wie wir oben dargethan haben (§. 45.) eine Verar- tung in Schwarz leicht ist, weit schwerer hingegen aus Schwarz in Weiß (wenn naͤmlich die Sekretion und Praͤcipitation dieses Kohlenpigments (§. 44.) durch Laͤnge der Zeit Wurzel gefaßt hat). §. 86. B ) Die mongolische Race . Sie ist ebendieselbe, welche man sonst ziemlich unbestimmt die tatarische nannte Uiber den Ursprung dieser Verwirrung, nach wel- cher man den Namen der Tatarn auf die mongolischen Voͤlkerschaften uͤbertrug, sehe man Jo. Eberh. Fischer Conjecturae de gente et nomine Tatarorum , unter dessen quaestionibus Petropolit . S. 46. auch dessen siberische Geschichte, Th. 1. , eine Benen- nung, welche bey der Untersuchung der Racen des Menschengeschlechts, zu wunderbaren Irrthuͤmern Veranlassung gegeben hat, so daß z. B. Buͤffon und dessen Anhaͤnger, von diesem Ausdrucke verfuͤhrt, die von alten Schriftstellern entlehnten Nationalcha- raktere der Mongolen Die erste Quelle, aus welcher die so oft wieder- holte Beschreibung der Mongolen, unter dem Namen der Tatarn in die neuen Naturhistoriker gekommen ist, fand ich in einem Briefe Yvo’s, eines Geistli- chen von Narbonne, v. J. 1243. aus Wien an den Erzbischof Girald zu Bourdeaux, welchen ein gleich- zeitiger Moͤnch, Matth. Paris, seiner sogenannten groͤßern Geschichte, S. 530. Londn. Ausg. 1686. Fol. einge , welche sie unter dem Na- men men Tatarn beschrieben hatten, auf die wahren Ta- tarn selbst, (welche zweifelsohne zu der genannten ersten Race gehoͤren) faͤlschlich uͤbertrugen. Uibrigens fließen freylich die Tatarn durch die Kirgisen und angrenzenden Voͤlker eben so mit den Mongolen zusammen, wie diese durch die Tibeta- ner So darf ich auf jeden Fall aus den Abbildungen von Tibetanern schließen, welche der große Kuͤnstler Kettle nach der Natur gemahlt und Hr. Warr. Ha- stings mir gezeigt hat. zu den Indianern, und durch die Eskimos zu den Amerikanern, ja selbst gewissermaßen durch die Bewohner der Philippinen Vollkommen eine solche mittle Gesichtsbildung hatte zur malayischen Race uͤbergehen sollen. §. 87. C ) Aethiopische Race . Diese Race hat, besonders wegen ihrer von der unsrigen so weit abweichenden Farbe, sehr viele be- wogen, sie mit dem witzigem Gelehrten, aber schlechtem Physiologen, Voltaire, fuͤr eine beson- dere eingescholten hat. Dieser Brief Yvo’s handelt de horribili vastatione inhumanae gentis, quam Tarta- ros vocant , und diese (Tatarn) beschreibt er in fol- genden Worten: „ Ihre Brust ist hart und fest, ihre Gesichter hager und blaß; sie haben hohe Schultern, verquetschte und kurze Nasen, ein hervorragendes und spitzes Kinn; der obere Kiefer ist klein und tief, die Zaͤhne lang und weit von einander abstehend, die Augenbraunen gehen von den Haaren bis zur Nase, die Augen sind schwarz, sie schielen haͤßlich, ihre Glieder sind knochicht und nervig, auch die Schenkel sind dick, die Roͤhren aber kuͤrzer; doch sind sie uns an Statur gleich, denn was ihnen an den Roͤhren ab- geht, das ersetzt der obere Koͤrper. “ dere Gattung des Menschengeschlechts zu halten. Doch ist es nicht noͤthig, sich mit ihrer Widerlegung hier lange aufzuhalten, da schon aus dem vorigen Abschnitte erhellet, daß die Aethiopier keine so blei- bende und charakteristische Eigenheit haben, die man nicht hie und da auch unter andern Menschenracen faͤnde Zu dem, was im vorigen Abschnitte weitlaͤuftiger hieruͤber aus einander gesetzt worden ist, will ich nur noch hinzusetzen, daß der rußaͤhnliche Stanb, welchen man in der Haut der Schwarzen unterscheiden kann, keineswegs blos dem malpighischen Schleime der Aethiopier eigen sey, wie gewisse Schriftsteller ge- glaubt haben, da ich eben dieselbe Schwaͤrze an viel indianischen Schiffern, welche man Lascaren nennt, wiewohl ungleicher und nur stellenweise gefunden ha- be; bey einer Indianerin aus Bombay aber, welche bey mir dient, sehe ich denselben Ruß mit der Zeit im Gesicht und auf den Armen allmaͤhlig schwinden, da uͤbrigens der unter dem Fellhaͤutchen verbreitete praͤcipitirte Kohlenstoff der braunen Farbe unversehrt bleibt. und welche nicht auch selbst manchen Ne- gern mangelte, und keine endlich, welche nicht auch bey dieser Menschenrace durch unmerkliche Gra- dation mit den benachbarten in einander floͤsse, wie jeder finden wird, der die Verschiedenheit nur eini- ger Staͤmme dieser Race, z. B. der Fuhls, Wu- lufs und Mandingonen, und wie sie sich durch die Gradationen dieser Verschiedenheit immer mehr den Mauren und Arabern naͤhern, genauer erwogen hat. Was man aber von den Aethiopiern behauptet hat, daß sie sich den Affen mehr naͤhern, als die andern Menschen, das gebe ich in dem Sinne sehr gern zu, als man z. B. sagen kann, daß sich jene Race hatte der Indianer von den Philippinen, den ich bey Alex. Dalrymple zu London sah. Race von Hausschweinen mit Hufen (§. 30.) dem Pferde mehr naͤhere, als die uͤbrigen Schweine; indeß erhellt schon daraus, daß eine solche relative Vergleichung im Allgemeinen doch ohne Gewicht sey, weil es auch unter den uͤbrigen Hauptvarietaͤten des Menschengeschlechts keine einzige giebt, aus der nicht ebenfalls ein oder das andere Volk, und zwar von genauen Beobachtern, in Ansehung der Gesichts- bildung mit den Affen verglichen worden waͤre; wie uns z. B. von den Lapplaͤndern Deshalb schließt z. B. Regnard seine Beschreibung von den Lapplaͤndern mit diesen Worten: „ Hier ist die Beschreibung dieses kleinen Thiers, welches man Lapplaͤnder nennt, von dem man sagen kann, daß nach den Affen nichts so sehr dem Menschen sich naͤhere, als er .“ Oeuvres , Th. 1. S. 71. P p p ). , Eskimos Der Eskimo Ettuiak, dessen Abbildung nach dem Leben ich dem Hrn. v. Banks danke, fragte, als er zum ersten Male zu London einen Affen sah, voll Er- staunen seinen Begleiter Cartwright: „ Ist das ein Eskimo ?“ und dieser fuͤgt seiner Erzaͤhlung bey: „Ich muß gestehen, daß beydes, Farbe und Gesichts- bildung eine betraͤchtliche Aehnlichkeit mit dieser Na- tion hat.“ Q q q ). , den Caaiguern in Suͤdamerika Nic. del Techo nennt sie in seiner Relatione de Caaiguarum gente , S. 34. „ Den Affen so aͤhn- lich als den Menschen .“ und den Bewoh- nern der Insel Mallikollo Hieruͤber s. J. R. Forster, welcher in seinen Be- merkungen S. 217. sagt: „ Die Bewohner der ausdruͤcklich erzaͤhlt wird. §. 88. D ) Amerikanische Race . Es ist in der That wunderbar, wie viele und seltsame Erdichtungen man von charakteristischen Ei- genheiten dieser Race verbreitet hat. Einige Einige sprachen den Maͤnnern den Bart ab Z. B. de Paw in Recherches philosophiques sur les Americaius , Th. 1. S. 37. , andere den Weibern die monatliche Reinigung S. Schurigs parthenologium , S. 200. . Einige gaben allen Amerikanern nur einerley Far- be Z. B. Home in sketches of the history of Man , Th. 1. S. 13. , andere eine vollkommen gleiche Gesichtsbil- dung Vergl. Robertsons History of America , Th. 2. S. 404. . Daß die Amerikaner nicht von Natur unbaͤrtig sind, ist jetzt durch das einmuͤthige Zeugniß genauer und wahrer Beobachter so uͤberzeugend dargethan, daß mich die uͤberfluͤßige Muͤhe gereut, mit welcher ich ehemals eine Menge von Zeugen zusammenge- bracht habe Wenige von vielen habe ich schon vor mehreren Jahren angefuͤhrt im goͤttingischen Magazin 2ter Jahrg. St. 6. S. 419. , durch deren Aussage bestaͤtigt wird, daß es durch ganz Amerika von den Eskimos bis zu den Feuerlaͤndern ganze Staͤmme von Einwohnern gebe, welche Baͤrte tragen; und daß es sich auch von den uͤbrigen Bartlosen beweisen laͤßt, daß sie mit Fleiß die Wurzel des Barthaars ausreißen, wie dies auch viele, besonders mongolische S. unter andern J. G. Gmelin Reise durch Si- birien , Th. 2. S. 125. „ Man findet nicht leicht bey einem Tun- gusen so wie bey allen diesen Voͤlkern, einen Bart. Denn sobald sich derselbe einfindet, so raufen sie die Haare aus, und und malayi- sche Von den Sumatranern bezeugt es Marsden; von den Magindanern, Forrest; von den Pelewinsulanern Wilson; von den Papus, Carteret; von den Admirali- taͤtsinseln, Bougainville u. a. m. Voͤlker thun. Daß der Insel Mallikollo scheinen unter allen Menschen, welche ich je gesehn, die meh- reste Verwandschaft mit den Affen zu ha- ben .“ Daß das Barthaar bey den Amerikanern wie bey vielen mongolischen Nationen allerdings duͤnn und schwach sey, ist bekannt; doch kann man sie deshalb eben so wenig mit Recht bartlos nennen, als man etwa Menschen mit wenig Haaren kahl nennen koͤnnte. Die also die Amerikaner von Natur fuͤr bartlos hielten, fielen in denselben Fehler, welcher die Alten verleitete, sich und andere zu bereden, der Para- diesvogel, dem man die Fuͤße abzuschneiden pflegt, habe von Natur keine Fuͤße. Die andere fabelhafte Sage, daß naͤmlich die Amerikanerinnen keinen monatlichen Veraͤnderungen unterworfen waͤren, scheint dadurch entstanden zu seyn, daß die Europaͤer, welche in die neue Welt kamen, an den unzaͤhligen, fast ganz nackten Ein- wohnern vom andern Geschlechte, welche sie sa- hen, niemals Spuren dieser Reinigung sahen Lery voyage faict en la terre du Brésil , S. 270. . Davon giebt es aber wahrscheinlich einen doppelten Grund; theils werden bey jenen amerikanischen Voͤlkern die Weiber, waͤhrend ihrer Reinigungszeit, durch ein heilsames Vorurtheil gleichsam fuͤr giftig gehalten, und von allem gesellschaftlichen Umgange ausgeschlossen; und sie genießen indeß in abgelege- neren Huͤtten und von dem Anblick der andern ent- fernt, und bringen es endlich dahin, daß keine mehr wachsen .“ fernt, eine fuͤr sie wohlthaͤtige Ruhe Vergl. z. B. Sagard Voyage du pays des Hurons . S. 78. ; theils aber hat man auch bemerkt Von Berkel’s Reisen nach R. de Berbice und Su- rinam, S. 46. , daß ihre gepriesene koͤrperliche Reinlichkeit und bescheidene Umwicklung der Schenkel dazu beytragen, daß keine Spur des Blutabgangs sichtbar wird. Ueber die Hautfarbe dieser Race ist schon oben angemerkt worden, daß sie keineswegs sich immer so gleich bleibe, daß sie nicht hin und wieder ins Schwarze spielen sollte (§. 43.); und anderer Seits ergeben sich aus der Beschaffenheit des ameri- kanischen Klimas Zimmerman geographische Geschichte des Menschen , Th. 1. S. 87. und aus den Gesetzen der Ver- artung, welche man auf den sehr wahrscheinlichen Ursprung der Amerikaner aus dem noͤrdlichen Asien anwenden muß Kant im teutschen Merkur , Jahrg. 1788. St. 1. S. 119. , die Gruͤnde sehr deutlich und leicht, weshalb sie nicht so auffallenden Farbenver- schiedenheiten unterworfen seyn koͤnnen, als die uͤbrigen Nachkommen der urspruͤnglichen Bewohner Asiens, welche sich uͤber die alte Welt verbreitet haben. Fast dasselbe gilt von der Gesichtsbildung der Amerikaner. Schon haben sehr sorgfaͤltige Augen- zeugen die Ungereimtheit der fast laͤcherlichen Be- hauptung gezeigt, daß die saͤmtlichen Bewohner der neuen Welt in ihren Gesichtszuͤgen sich durchaus so gleich waͤren, daß wer einen gesehen haͤtte, sagen koͤnne, koͤnne, er habe sie alle gesehen u. s. w. S. Molina, sulla storia naturale del Chili S. 336. „Rido fra me stesso, quando leggo in certi scrittori moderni riputati diligenti observatori, che tutti gli Americani hanno un medesimo aspetto, e che quando se ne abbia veduto uno, si possa dire di aver gli vedutti tutti. Codeste autori si lasciarano troppo sedurre da certe vaghe apparenze di somiglianza procedenti per lo piu del colorito, le quali suaniscono tosto che si confrontano gl’ individui di una nazione con quelli dell’ altra. Un Chilese non si differenzia meno nell’ aspetto da un Peruviano, che un’ Italiano da un Tedesco. Io ho veduto pur dei Paraguaj, de’ Acja- ni, e dei Magellanici, i quali tutti hanno dei linea- menti peculiari, che li distinguono notabilmente gli uni dagli altri.“ R r r ) . Viel- mehr beweisen es viele von den groͤßten Kuͤnstlern verfertigte Abbildungen von Amerikanern, und die Zeugnisse der glaubwuͤrdigsten Augenzeugen, daß unter dieser Race des Menschengeschlechts allerdings eben so gut als unter den uͤbrigen, Verschiedenheit der Gesichtszuͤge Statt finde So z. B. beschreibt Nik. del Techo, um aus dem suͤdlichen Amerika einige Beyspiele anzufuͤhren, die Caaiguen mit Stumpfnasen; von den benachbarten Abiponern hingegen sagt Martiui Dobrizhofer, daß sie nicht selten durch Adlernasen sich auszeichnen; Pe- ruanern schreibt Ulloa eine enge und gebogne Nase zu; Molina den Chiliern eine etwas breite; G. For- ster den Insulanern des Feuerlands eine sehr platte. ; ob schon im All- gemeinen jene Nationalbildung, welche wir ihnen oben (§. 56.) beygelegt haben, fuͤr ihre fundamen- tale zu halten ist. Daß sie zunaͤchst an die mongo- lische grenze, haben schon die ersten Europaͤer, welche auf das feste Land der neuen Welt kamen, richtig ange- merkt S. Lettere di Amer. Vespucci S. 9. nach Bandi- nis Ausgabe. — „Non sono di volto molto belli, perche tengono il viso largo, che voglion parere al Tartaro.“ s s s ) , und dies bestaͤtigt aufs neue die sehr wahr- schein- scheinliche Meinung, daß die Amerikaner aus dem noͤrd- lichen Asien heruͤbergekommen, und von einer mongo- lischen Voͤlkerschaft entsprungen sind; daß aber mehre- re solcher Auswanderungen in langen Zwischenraͤumen erfolgt sind, wozu sowohl physische und geogenische als politische Katastrophen Veranlassung geben konnten, ist wahrscheinlich; und hieraus ist, wenn eine Ver- muthung bey solchen Eroͤrterungen statt finden kann, muthmaßlich der Grund abzuleiten, warum die Es- kimos noch weit mehr als die uͤbrigen Amerikaner diese Gesichtsbildung an sich haben Diese sehe ich sehr deutlich in zwey Schaͤdeln von Eski- mos von der Kolonie Nain auf Labrador, welche meine Sammlung ziereu, und in denen von sehr guten Kuͤnst- lern nach dem Leben gemahlten Portraits dieser Wil- den, welche ich der Guͤte des Hrn. Banks verdanke. ? theils naͤm- lich, weil sie weit spaͤter, durch eine neuere Kata- strophe vertrieben, aus dem noͤrdlichen Asien ange- kommen sind Denn Robertsons paradoxe Meinung, welcher in History of America , Th. 2. S. 40. die Esquimos von den Normannen herleitete, bedarf jetzo kaum einer ernsthaften Widerlegung. ; theils weil das Klima der neuen Erde, die sie jetzt bewohnen, dem Klima des vori- gen Vaterlandes aͤhnlicher ist. Ja man muß sogar, wenn ich nicht irre, derselben Macht des Klima auf Erhaltung oder Wiederherstellung der Nationalge- sichtsbildung, wovon wir oben (§. 57.) gesprochen haben, es zuschreiben, daß die aͤußersten kalten Be- wohner des andern Amerika, wie die wilden Be- wohner der Magellansstraße, wieder der vorigen mongolischen Gesichtsbildung sich naͤhern, und gleich- sam wieder darein zuruͤckfallen So z. B. vergleicht der klassische Seefahrer und beobachtende Augenzeuge Linschoten die Anwohner der Maga- . §. 89. §. 89. E ) Malayische Race . Wie die Amerikaner in Ansehung der National- bildung zwischen dem Mittelschlage im Menschenge- schlechte, welchen wir die kaukasische Race nannten, und einem der beyden Extreme, dem mongolischen naͤmlich, gleichsam das Mittel halten, so macht die malayische einen aͤhnlichen Uibergang von dieser Mit- telrace zur andern aͤußerßen, der aͤthiopischen. Die malayische kann man sie nennen, weil bey weitem die meisten Menschen aus dieser Race, be- sonders der an Malakka liegenden indianischen In- seln, der Sandwichs-, Societaͤts- und Freund- schaftsinseln, ja selbst die Madagassen, bis zu den Bewohnern der Osterinseln hinauf, die malayische Sprache reden Zuerst lehrte dies der Baronet Banks in Hawkes- worth’s Collection , Th. 3. S. 373. Nach ihm Bryant in Cooks Voyage to the Northern hemisphere , Th. 3. Anh. No. 2. zu S. 528. Und Marsden in Archaeologia , Th. 6. S. 154. . Indeß sind auch diese durch mannichfache Grade der Schoͤnheit und des uͤbrigen koͤrperlichen Habitus so sehr von einander unterschieden, daß es nicht an Leuten gemangelt hat, welche z. B. selbst die Otaheiter in zwey von einander verschiedne Racen theilten Z. B. Bougainville in Voyage autour du mende . S. 214. , die eine naͤmlich von blaͤsserer Farbe, schlanker Statur und einer von der europaͤischen we- nig oder gar nicht verschiedenen Gesichtsbildung; die an- Magalanstraße, welche er sah, im Betreff ihrer Phy- siognomie, Gesichtsbildung, Farbe, Haare und Bart mit den Samojeden, welche ihm von seiner beruͤhmten Reise an die nassauische Straße sehr bekannt waren. In den Anmerkungen zu Acostas, S. 46. b ) andere hingegen von mittlerer Statur, an Farbe und Gesichtsbildung wenig von den Mulatten ver- schieden, mit krausem Haar u. s. w. Deshalb hat auch schon der unsterbliche de Quiros, wel- cher die Societaͤtsinseln zuerst entdeckte, diese Varietaͤt der Insulaner des stillen Meeres genau unterschieden, da er einige fuͤr weißlich ausgiebt, andere aber den Mulatten, und noch andere den Aethioptern vergleicht. S. Dalrymple collect. of voyages to the South-pacific Ocean . Th. 1. S. 164. . Diese letztere also ist den Bewohnern der westlichern Inseln im Suͤdmeer am aͤhnlichsten, unter welchem beson- ders die Bewohner der neuen Hebriden sich allmaͤhlig den Papus und Neuhollaͤndern naͤhern, welche selbst endlich durch einen so unmerklichen Uibergang mit der aͤthiopischen Race zusammenfließen, daß man sie sogar, wenn man wollte, nicht unschicklich zu der Race, welche wir gegenwaͤrtig vor uns ha- ben, zaͤhlen koͤnnte. §. 90. Schluß . Und eben dieser unmerkliche Uibergang, durch welchen auch andere Racen, wie wir gesehen haben, in einander fließen, fuͤhrt uns endlich nach einer Vergleichung mit dem, was in den vorigen Abschnit- ten dieses Werks, von den Ursachen und Arten der Degenerationen und den analogen Erscheinungen von Verartung an andern Hausthieren, gesagt wor- den ist, zu dem Schlusse, welcher aus den Princi- pien der Physiologie, wenn sie mit Huͤlfe der zoolo- gischen Kritik auf die Naturgeschichte des Menschen- geschlechts angewendet wird, sich von selbst zu erge- ben scheint: „daß naͤmlich unstreitig alle bisher bekanntgewordene Abarten des Menschen nur zu Einer und derselben Gattung gehoͤren. Erlaͤuternde Anmerkungen zu vorstehendem Werke nebst Zusaͤtzen aus den fruͤhern Ausgaben desselben . Versch. des M. P Vorerinnerung . D er beste Erklaͤrer, der in einem Werke vor- kommenden Saͤtze, ist zweifelsohne der Verfas- ser selbst. Deshalb habe ich vorzuͤglich bey der Erlaͤuterung dieses Werks an Herrn Hofrath Blumenbach mich gehalten. Und an wen koͤnnte man sich in dieser Untersuchung sicherer wenden, als an ihn? Die in dem Werke vorkommenden anatomischen Stellen trug ich um so weniger Be- denken hier genauer auseinander zu setzen, da der Herr Verfasser selbst seine in der zweyten Ausgabe geaͤußerte Meinung, daß es laͤstig seyn duͤrfte, hierin so weit zu gehen, dadurch, daß P 2 er er in dieser dritten wirklich weiter gegangen ist, stillschweigend widerlegt hat. Den eigentlichen Zweck meiner Anmerkungen darf man uͤbrigens nicht aus den Augen setzen, wenn man mich nicht unbillig beurtheilen will. Alle mit Bl. bezeich- nete sind von dem vortreflichen Verfasser vorste- hender Abhandlung selbst. Erster Erster Abschnitt . §. 5. S. 24. D es solei mit seinem gemello . Die eigentliche Wade besteht aus folgenden Muskeln: den gastro- cnemiis großen Wadenmuskeln, dem soleo unteren Wadenmuskel, plantari Fußsohlenmuskel, und poplitaeo Kniekehlenmuskel. Die gastrocnemii bestehen aus zwey, oder wenn man lieber will, drey Muskeln, und werden in den externus und inter- nus eingetheilt. Der aͤußere besteht aus zwey sehr starken und großen Muskelkoͤrpern, welche unten in eine gemeinschaftliche Sehne uͤbergehn, und deshalb von Albin die Zwillingsmuskeln der Wade ge- nannt wurden, gemellus . — Der innere, wel- cher den groͤßten Theil der Wade bilden hilft, eine beynahe eyfoͤrmige Figur hat, und von den Zwil- lingsmuskeln bedeckt wird, heißt dann der soleus . — Diese Muskeln werden gleich nach ihrem Ur- sprung fleischig, nehmen an Dicke und Breite zu, und bilden unten, wo sie in eine sehr dicke und brei- te Sehne uͤbergehen, die sogenannte Achillessehne ( tendo Achillis ). Man wird sich nun die Mei- nung des Herrn Verfassers leichtlich erklaͤren koͤnnen. Laͤn- Laͤngeres Brustbein. Das Brustbein ( ster- num os xiphoides ) schließt gleichsam den Thorax nach vorn von der Halsgrube bis zur Herzgrube; — liegt zwar eigentlich nur zwischen den fuͤnf obern Rippenpaaren, doch reichen auch die knorplichen Anhaͤnge des sechsten und siebenden Paares hinauf. Der Mensch scheint unter allen warmbluͤtigen Thie- ren das allerkuͤrzeste erhalten zu haben; hoͤchstens kommt ihm etwa der aͤchte Orang-Utang darin bey S. Tysons anatomy of a Pygmy Fig. 5. . Bey den Menschen ist es ein laͤnglichter schmaler Knochen, nach vorn etwas convex, nach hinten etwas concav: — Bey den mehresten uͤbri- gen vierfuͤßigen Saͤugethieren aber ist es cylindrisch und gegliedert, selbst bey den meisten Affenarten, und bey dem Baͤren, dessen Gerippe sonst (Kopf und Becken ausgenommen) viel Analogie mit mensch- lichen hat. Mehrere Rippen. Gewoͤhnlich hat ihrer der Mensch 12 Paare, doch hat man hinwieder einzelne Variationen aufgefunden. — Die Saͤugthiere ha- ben mehrere. Viele Affen 14 Paare, — so auch der Marder u. a. — Der Iltis, Igel u. a. 15 Paare. — Der kleine brasilische Ameisenbaͤr 16 Paare, — so auch das Frettchen. — Das Pferd 18. — Der Elephant 19 Paare. Bl. Alles was noch uͤber den aufrechten Gang gesagt werden kann, ist aus den fruͤhern Ausgaben concen- trirt, folgendes: „Der „Der Kopf des Menschen ruht und bewegt sich „am bequemsten bey der aufrechten Stellung des „Leibes. Man stelle den Menschen auf vier Fuͤße: „dann haͤngt augenscheinlich der Kopf, seiner Schwe- „re uͤberlassen, gegen die Erde, da er hingegen jetzt, „wenigstens dem groͤßten Theil nach, unterstuͤtzt ist. „Da aber das kleine Gehirn und uͤberhaupt die groͤß- „te Masse des Gehirns in dem Hinterkopfe liegt, „und die vordern Theile des Kopfes, als die Nase „und das Innere des Mundes zum Theil hohl sind, „so uͤberwiegt der Hinterkopf augenscheinlich den „vordern, und es ist unlaͤugbar, daß durch die jez- „zige Stellung des großen Lochs ( foramen magnum „occipitale ) die Unterstuͤtzung des Kopf so vortreflich „eingerichtet ist, als es nur seyn koͤnnte. Ferner „gebe man auf die Einrichtung der Halswirbel acht; „sind diese nicht flach, ohne in einandergreifende „Fortsaͤtze, wie bey den Thieren, selbst bey den „meisten Affen 1) ? Gerade so waren sie auch nur „noͤthig, wenn der Kopf senkrecht auf ihnen ruhen, „und dabey frey alle noͤthige Bewegung vornehmen „sollte. Mit Recht bewundert Eustach, der scharf- „sinnigste Anatom seiner Zeit, diesen herrlichen Bau, „wo die Natur, wie er sagt, die staͤrksten Knochen „durch sehr schwache so vortreflich zu stuͤtzen gewußt „hat, daß sie dem Kopfe hinreichende Sicherheit „verschaften, ohne ihm irgend eine noͤthige Bewe- „gung fehlen zu lassen 2) . Und wie konnte es dem „Moskati einfallen, diese Lage des Kopfs fuͤr unsi- „cher, oder nicht gehoͤrig unterstuͤtzt zu halten 3) ? „Hat doch der Mensch nicht einmal das sogenannte „Haarwachs, ein weisses, starkes, tendinoͤses Li- „gament „gament, wodurch der Kopf der Thiere gehalten „und aufwaͤrts gezogen wird. Linné merkt aus- „druͤcklich an, daß dieses Ligament, welches er Pax- „wax nennt, sich weder bey den Affen noch bey dem „Menschen finde 4) . Gaͤbe man nun auch dem „Moskati zu, daß, im Fall der Mensch vierfuͤßig „waͤre, sich diese Haut nach und nach selbst erzeuge: „so ist es doch bey denen sich selbst uͤberlassenen Af- „fen, welche gleichfalls oftmals aufrecht gehen, nicht „da, wo aber die Struktur der in einander greifen- „den Halswirbelbeine diesen Mangel ersetzt, welches „bey den Menschen nicht ist. Uiberdem ist die Lage „der Augen und Ohren gar nicht fuͤr ein vierfuͤßiges „Thier eingerichtet. Die Augenaxe steht bey dem „Menschen beynahe senkrecht auf dem vertikalen „Durchschnitte des Kopfs, da sie hingegen bey den „Thieren, die großen Affen ausgenommen, einen „spitzigen Winkel macht; das heißt, das Auge des „Menschen waͤre, wenn er auf vier Fuͤßen stuͤnde, „mehr der Erde zugekehrt als bey den Thieren. „Auch hat die Natur den Thieren, bis auf den „Urang, einen eigenen Muskel (suspensorius ocu- „li), den Augapfel in die Hoͤhe zu ziehen, gegeben, „welcher dem Menschen fehlt. Wird Moskati die- „sen auch nach und nach wachsen lassen? Gingen „wir also auf Haͤnden und Fuͤßen; so waͤre nicht „nur das Gesicht des Menschen mehr als bey einem „andern Thiere eingeschraͤnkt, sondern dieses waͤre „auch ebenfalls der Fall mit dem Gehoͤr; denn die „Ohren stuͤnden gleichfalls der Erde zu. Wiederum „ist der Ruͤckgrad zu dem zweybeinigten Gange besser, „als irgend bey einem andern Thiere eingerichtet. „Neh- „Nehmen nicht die Wirbelbeine an Staͤrke zu, wo „sie mehr zu tragen haben? Daher sind die Lenden- „wirbel viel staͤrker als alle die uͤbrigen; sie tragen „den ganzen Stamm des Koͤrpers. Dies war bey „einer Horizontallaͤnge nicht noͤthig, und eben daher „findet sich dieses Verhaͤltniß nicht bey den Thieren. „Dann vergleiche man die breiten Huͤftbeine des „Menschen (ilia), welche sich in die verengten Sitz- „beine ( ischia ) endigen, ferner unser kurzes Becken, „das oben weit ist, und nach unten zusammenlaͤuft, „wodurch es gerade so geraͤumig wird, daß es der „Frucht hinreichenden Platz laͤßt, aber dabey den „Vorfall der Mutter hindert, mit den ovalen cylin- „derfoͤrmigen Becken der Thiere, nebst ihren breiten „Sitzbeinen, und auseinanderstehenden Huͤftbeinen; „dabey gebe man zugleich auf den Bau der Gesaͤß- „muskeln und Waden in beyden acht, und urtheile „dann, zu was fuͤr eine Art von Gange der Mensch „und das Thier eingerichtet sind. Auch gehoͤrt noch „hierher der laͤngere und nur allmaͤhlich schieflaufen- „de Hals des Schenkelbeins ( cervix ossis femoris ) „bey dem Menschen, welcher selbst bey den Affen „nur kurz ist, und in die Quere (oder beynahe hori- „zontal) in die große Pfanne ( acetatabulum ossis „ischii ) eintritt. Endlich sind die Waden, die sehr „starken Schenkelbeine, die ganze Zusammenfuͤgung „des menschlichen Fußes, die starke Ferse, lauter „Zeugnisse fuͤr den aufrechten Gang. S. 1ste Ausg. S. 22. 33. fgg. und 2te Ausg. S. 26. fgg. vgl. mit E. A. W. Zimmermann geographische Geschichte des Menschen u. s. w. Th. 1. Seite 124. fgg. 1) Vergl. Vergl. Taf. 3. Fig. 3. 4. Eustachius de motu capitis , in seinen opusc. anatom. Venet. 1563. S. 238. Moskati von dem koͤrperlichen Unterschie- de zwischen der Struktur des Menschen und der Thiere . S. 20. in der Note. syst. nat. XII. T. I. S. 48. §. 6. S. 24. fg. Was man unter der Benennung Becken eigent- lich zu verstehen habe, ist in diesem §. mit voͤlliger Bestimmtheit angegeben: allein nichts destoweniger duͤrften einige Worte uͤber die einzelnen Knochen, durch deren Zusammenfuͤgung das Becken gebildet wird, hier nicht am unrechten Orte stehen. Es faͤngt beym Vorgebirge an, und enthaͤlt das Kreuz- bein, Kuckuksbein und die ungenannten Knochen. Das Vorgebirge entsteht durch eine auszeichnende Eigenschaft des untersten Lendenwirbels. Sein Koͤr- per naͤmlich ist vorn auffallend hoͤher als hinten, und dadurch entsteht durch seine Verbindung mit den Kreuzbeinen, in der Fuge zwischen beyden, diese mit einem eigenen Namen benannte Erhoͤhung, wel- che man sonst auch den Winkel des Kreuzbeins nennt ( angulus ossis sacri ). Zu beyden Seiten lau- fen die groͤßten von allen flachen Knochen des gan- zen Gerippes, welche man die ungenannten nennt. Diese werden, da sie bey der Leibesfrucht und dem neugebornen Kinde aus drey abgesonderten, in der Huͤftpfanne zusammenstoßenden Knochenkernen beste- hen, welche ohngefaͤhr im siebenten Lebensjahr zu- sammen verwachsen; jedoch so, daß die Spuren die- ser Verwachsung selbst bis gegen die Mannbarkeit merk- merklich bleiben, in drey besondere Einschnitte ab- getheilt, als: 1) Die beyden obern großen ausgebreiteten Theile, die Huͤftknochen ( ossa ilium ). 2) Die mittlern vordern an einanderstoßenden, die Schaam- oder Schooßbeine ( ossa pubis s. pectinis ). 3) Die nach unten herabsteigenden, die Sitz- beine ( ossa ischii s. coxendicis ). Diese ungenannten Knochen sind vorn durch ein Knorpelband mit einan- der verbunden. Hinten fassen sie das heilige oder Kreuzbein, den bey weitem allergroͤßten Knochen am Ruͤckgrad, auf welchem dieses, und mit ihm auch Brust, Kopf und Arme, wie auf ihrer Basis, ruhen. Es ist nach vorn ausgeschweift und ziemlich glatt, und hat ohngefaͤhr die Gestalt einer gekruͤmm- ten, am Ende stumpf zugespitzten, keilfoͤrmigen Schaufel. Unterhalb diesen ist das Kuckuks- oder Steisbein, auch Schwanzbein genannt (os cau- dae), weil die Wirbel desselben bey den Thieren sich hintenaus in den Schwanz verlaͤngern, welches aus vier Stuͤcken besteht, die gleichsam einen Anhang des Kreuzbeins ausmachen, mit dessen unterem Ende in gleicher Richtung fortlaufen, von hinten in die untere Oeffnung des Beckens hineinragen, und be- sonders dem Mastdarm zur Stuͤtze dienen. — In den Huͤftpfannen des Beckens sind die Schenkelkno- chen gerade an der Stelle, wo im unreifen Alter die drey Stuͤcke des ungenannten Beins zusammenstoßen, eingelenkt. Der Der in diesem §. vorkommende stumpfe Rand (linea innominata), geht vom Vorgebirge des Kreuzbeins, abwaͤrts, unten am Huͤftbeine vorbey, und verlaͤuft sich nach dem obern und innern Rande der Schaambeine. Es wird leicht seyn, sich dieses alles mit Zuziehung von Fig. 1. Taf. 3. zu erlaͤutern und die Meinung des Herrn Verfassers einzusehen. Ich fuͤge nur noch seine Aeußerung, daß dem Men- schen das Becken eigenthuͤmlich zukomme, welche er mit Belegen aus der verglichnen Anatomie bewaͤhrt, bey. Dieser Bau des Beckens — sagt er — ist aus- schluͤßlich dem Menschengeschlechte eigen, und ent- spricht der Bestimmung desselben, zum aufrechten Gange, auf das vollkommenste, da der breite Rand des großen Beckens die benachbarten Gedaͤrme unter- stuͤtzt, und ihren sonstigen Druck auf die im kleinen Bek- ken enthaltenen Eingeweide abhaͤlt oder doch mindert. Ein Blick in die Osteologia comparata zeigt dies aufs unverkennbarste. Bey allen vierfuͤßigen Saͤugethieren ist das Becken im Verhaͤltniß laͤnglich- ter, schmaler, konischer, mit den Huͤften nicht so weit divergirend als bey dem Menschen. Man sehe z. B. die Abbildungen der Becken an den verschiede- nen Arten von Orangutangs bey Tyson a. a. O. Fig. 5. und in Prof. Campers natuurkundige Verhan- delingen , Taf. 3. Fig. 7. Am koyterischen Affengerippe (bey seiner Ana- logia ossium humanorum simiae et verae et caudatae, atque vulpis ) taugt hingegen das Becken gerade nichts, da die ungenannten Beine durch ein seltsa- mes mes Versehen bey der Zusammensetzung voͤllig ver- kehrt gestellt worden, mit den Huͤftbeinen nach un- ten, mit den Sitzbeinen nach oben u. s. w. Uiber die mannichfaltigen besondern Verschie- denheiten im Baue des Beckens bey den Saͤugthieren und bey den Voͤgeln vergleiche man die zahlreichen und uͤberaus genauen Abbildungen bey Koyter an seiner Ausgabe von Fallopii lectionibus de partibus similaribus und in Johann Daniel Meyer Vorstel- lung allerhand Thiere nebst ihren Skeletten. §. 7. S. 26. Ferner haͤngt von der benannten u. s. w. Wenn wir die Lage der innerlichen Geburtstheile im Becken im ungeschwaͤngerten Zustande betrachten, so finden wir, daß sich die Lage desselben nach der Achse des Beckens richtet. Folglich werden sie in dem beschwaͤngerten Zustande nach dieser in die Hoͤhe steigen und die aͤußerlichen Bedeckungen des Unter- leibes vorwaͤrts draͤngen muͤssen. S. mit mehrerem hieruͤber Sommer uͤber die Axe des weiblichen Beckens, Weissenfels 1797. Was uͤbrigens die Eigenthuͤmlichkeit der Weiber menschlicher Gattung, daß sie den Urin nicht wie die uͤbrigen Thierweibchen hinten auslassen, betrift, so darf man nur, um sich uͤber diese Einrichtung voͤllig sicher zu setzen, die hierher gehoͤrigen Abschnitte aus den Anfangsgruͤnden der Physiologie des Herrn Verfassers nachlesen. §. 9. §. 9. S. 30. Der Mensch ein zweyhaͤndiges Thier . Ich kann nicht umhin, die ganze Stelle auf welche sich der Herr Verfasser in diesem §. bezieht, hier noch mitzutheilen. „Der Mensch ist das weiseste unter „allen Thieren, aber seine Haͤnde sind auch Werk- „zeuge, wie sie einem weisen Geschoͤpf zukommen. „Zwar ist er nicht, wie Anaxagoras meint, das „weiseste Thier, weil er Haͤnde hat, sondern er „hat, wie Aristoteles richtig urtheilt, Haͤude, weil „er das weiseste Thier seyn sollte. Denn nicht die „Haͤnde, sondern die Vernunft haben den Menschen „die Kuͤnste gelehrt; jene sind aber die besten Werk- „zeuge, womit man sie uͤben kann.“ Galenus de usu partium B. 1. Cap. 3. Sonderbar stimmt mit dieser vernuͤnftigen Meinung eine andere von Mos- kati. Dieser Paradoxen Freund glaubt, daß die Menschen, wenn sie auch auf Vieren gingen, alles dies verrichten wuͤrden, weil es wohl eher Men- schen gegeben, die, bey verstuͤmmelten Haͤnden, oder in Ermangelung der Aerme, mit den Fuͤßen geschrieben, genaͤhet und andere kuͤnstliche Sachen verrichtet haben. Diese Meinung scheint mir gerade so viel werth als jene, wo man, trotz den uͤberzeu- genden Gruͤnden des Herrn Hofrath Blumenbachs, und gegen den Augenschein, nicht annehmen wollte, daß die Affen vierhaͤndige Thiere seyen, weil — Herr Hofrath Blumenbach darinnen sich selbst wi- derspraͤche, indem er bey dem Lemur tardigradus von Hinterfuͤßen desselben redet. §. 11. §. 11. S. 32. fgg. Es duͤrfte vielleicht nicht unnoͤthig seyn, uͤber die Zaͤhne etwas besonders anzumerken, zumal da Linn é und viele andere, von ihnen den Grund zur Klassifikation der Thiere nahmen. „Die Schneidezaͤhne haben bey den Menschen meiselartige Kronen und duͤnne einfache Wurzeln. Dies ist um so nothwendiger hier anzufuͤhren, weil sich in der Anzahl, Bildung und Richtung dieser Klasse von Zaͤhnen bey den verschiedenen Geschlech- tern der Saͤugethiere, nach der Erforderniß ihrer Lebensart und Lebensmittel, mannichfaltige Ver- schiedenheit zeigt. Bey den Raubthieren z. E. sind ihrer gewoͤhnlich sechs in jedem Kiefer mit ausgezack- ten Kronen, die wie Zangen fest auf einander grei- fen. Die Eichhoͤrnchen, Hamster, Ratten, Maͤuse und aͤhnliche Thiere; aber auch die Stachelschweine, der Biber und andere mehr, haben nur ein Paar Schneidezaͤhne in einem jeden Kiefer mit uͤberaus scharfen meiselartigen Schneiden; das untere Paar hat fast eine pfriemenfoͤrmige Gestalt, und zu der großen Kraft, die es beym Nagen an den Waͤnden anwenden muß, ganz außerordentlich lange Wur- zeln, die z. B. bey der gemeinen Hausmaus die ganze Laͤnge des Unterkiefers haben. Die Eckzaͤhne haben konische, stumpf zugespitz- te, uͤberaus robuste Kronen, einfache, starke, seit- waͤrts zusammengedruͤckte Wurzeln. Auch die Eck- zaͤhne fehlen manchen Saͤugethieren gaͤnzlich, wie den Maͤusen und andern nagenden Thieren; oder sie sind sind doch sehr klein, wie beym Pferd. Von ansehn- licher Groͤße und ausnehmender Staͤrke sind sie bey den reissenden Thieren; aber auch bey den mehresten Affen. Der Baͤr und Dachs haben hinter den gro- ßen Eckzaͤhnen in beyden Kiefern noch einige ganz kleine von sonderbarer Bildung. Der Backenzaͤhne sind fuͤnf hintereinander, wovon die beyden vordern kleinere Kronen mit einer meist halbmondfoͤrmigen Grube haben, da die drey hintern hingegen breite, mehrentheils auf der Oberflaͤche mit einer Kreuzfurche durchschnittene Kronen mit stumpfen Ecken haben. Die Backenzaͤhne der Saͤugthiere zeigen, zumal in Bildung ihrer Kronen, uͤberaus viel merkwuͤrdige Ver- schiedenheiten, die den Nahrungsmitteln, zu denen sie bestimmt sind, aufs genaueste angemessen sind. Bey den reissenden Thieren, zumal aus dem Hund- und Katzengeschlecht, sind sie scharf zugespitzt, schnei- dend ausgezackt, und die untern gleiten im Kauen dicht hinter den obern vorbey, fast wie die beyden Blaͤtter einer Scheere, wodurch das rohe Fleisch, zaͤhe Sehnen u. s. w. gleichsam zerschnitten werden. — Der Baͤr, der sich aus beyden Reichen naͤhrt, hat schon breitere Kronen, deren Zacken mehr gerade auf einander schließen. Auch die Menschenaͤhnlichsten Affen haben doch weit scharfzackigtere Zaͤhne als der Mensch. Bl . Kuͤrze des Unterkiefers . Nur der Elephant macht unter allen Thieren eine Ausnahme, denn dessen Unterkiefer ist wenigstens eben so kurz als der menschliche. Ausnehmend groß ist er hingegen schon bey bey den Affen; selbst bey einigen der Menschenaͤhn- lichsten. Bl . Die beyden Gelenkknoͤpfe ( condyli ) sind ein Paar rundliche aber flachgedruckte Koͤpfe, die auf einem engern Halse aufstehen, und in die Breite von aussen nach innen und zugleich in etwas nach hinten gerichtet sind, so daß sie nicht in gleicher Li- nie neben einander, sondern von vorn nach hinten stumpf convergirend laufen. Mittelst des processus condyloideus ist der ganze Unterkiefer mit dem Schaͤdel eingelenkt. Von der verschiedenen Bildung der condylorum bey den Thieren haͤngt die eben so verschiedene Beweglichkeit ihrer Kinnladen ab. Bey rundlichen Knoͤpfen bewegt er sich wie in einer Nuß ( arthrodia ) und folglich ist ihm eine vielseitige Be- wegung gestattet. Sehr breit in die Quere laufende hingegen bilden gleichsam ein Gewinde (charniere, ginglymus), und haben mithin eine weit einge- schraͤnktere, bestimmtere, einseitigere Einlenkung. Jenes ist der Fall bey vielen Gras fressenden Thie- ren, besonders beym Elephanten u. a. dieses hin- gegen bey den Raubthieren; auch bey dem Marder, Iltis u. s. w. Bl . Dies waͤre die aͤußere Beschaffenheit des Men- schen, wonach der Mensch Erectus bimanus; men- to prominulo; dentibus aequaliter approximatis; incisoribus inferioribus erectis ist. Man wird leicht finden, daß der Herr Verfasser in diesem letz- ten Zusatze einen Charakter der Humanitaͤt angegeben hat, wodurch sich der Mensch von den noch so men- Versch. des M. Q schen- schenaͤhnlichen Affen, und uͤberhaupt von allen Saͤugethieren, auszeichnet. Dagegen hat er einen andern, welcher noch in der vierten Ausgabe seines Handbuchs der Naturgeschichte steht, weggelassen. Dort beschreibt er naͤmlich den Menschen also: homo Animal erectum, bimanum, inerme , rationale, loquens. Dentes primores incisores supra et infra quatuor. Laniarii longitudine reliquis aequales approximati. Man sieht leicht, daß es das inerme ist, was ich meine, und ich trage deshalb um so weniger Be- denken, die sonst hieruͤber geaͤußerte Meinung des Herrn Verfassers beyzufuͤgen. „Außer der aufrechten Stellung aber und den „beyden Haͤnden, — sagt er, — haben wir auch „noch einiges andere zu betrachten, welches dem „Menschengeschlechte ebenfalls eigenthuͤmlich zuzu- „gehoͤren scheint. Unter allen Thieren ist allein der „Mensch waffenlos und nackt auf die Welt gesetzt „worden. Ihm ist weder Zahn noch Horn, weder „Klaue noch Bedeckung, oder rauches Fell, gege- „ben. Der Einwurf, den man vielleicht dagegen „machen koͤnnte, daß es auch Thiere gebe, denen „alles dieses mangelt, ist nicht giltig; denn immer „trift man doch etwas an ihnen, was zu ihrer Ret- „tung dient 1) . Der Mensch aber hat entweder „dieses alles gar oder groͤßtentheils nicht. Er ist „fast unbehaart, da hingegen die Quadrupeden, „welche ihre Ruͤcken dem freyen Himmel und der „Witterung entgegen tragen, mit rauchem Felle „oder „oder dickerer Haut, Schildern, Schuppen oder „Stacheln bewaffnet sind. Nur an wenig Gegen- „den des Leibes hat der Mensch Haare, der Ruͤcken „aber ist ganz kahl, was in der That einen neuen „Beweis fuͤr den aufrechten Gang des Menschen „abgiebt. Seine Zaͤhne stehen einander gleicher, „sind runder, ebener, und mit einem Worte so ge- „baut, daß man auf den ersten Hinblick einsehen „muß, sie seyen dem Menschen zum Kauen, und „gewissermaßen zur Rede, keinesweges aber als „Waffen gegeben 2) . Selbst die Zaͤhne der Affen „weichen von den menschlichen sehr ab; ihre Hunds- „zaͤhne sind laͤnger, spitziger, und von den benach- „barten mehr entfernt; die Backenzaͤhne aber tief „eingeschnitten und aͤußerst scharfzackigt. Aber „außer den Zaͤhnen zeigt auch der enge, mit Lippen „verzierte Mund, wodurch er sich ebenfalls von den „Affen und andern aͤhnlichen Thieren unterscheidet, „der Mensch sey ein friedliches, waffenloses Ge- „schoͤpf 3) .“ Der Polpp z. B. hat kaum irgend einen Feind, und wenn er etwa verwundet wird, so entstehen daraus neue Thiere seiner Gattung. Der Mensch ist ein sanftes in Gesell- schaft lebendes ( civile ) Geschoͤpf, dessen Staͤrke und Kraft mehr in Weisheit, als koͤrperlicher Uibermacht besteht .“ Eustach. de dentibus . S. 85. Ausg. 1. S. 27. 28. Ich wundere mich um so mehr, daß der Herr Verfasser den Grund, warum er diesen Charakter weglaͤßt, nicht angefuͤhrt hat, da er mir doch immer wegen seiner Konsequenz, die in Eustachs Worten Q 2 kuͤrz- kuͤrzlich aber vollstaͤndig angegeben ist, wichtig zu seyn scheint. Man kann mit mehrerem hieruͤber nachsehen: Herders Ideen zur Philosophie der Geschich- te der Menschheit. 1. Bd. S. 218. §. 14. S. 36. Das Fleischfell oder der Hautmuskel ( panni- culus carnosus seu musculus subcutaneus ) wurde sonst von vielen als die vierte gemeinsame Bedeckung des Koͤrpers beschrieben. Er besteht aus einer musku- loͤsen Haut zwischen dem Felle und Fette, allein er ist nur bey den Thieren, nicht bey den Menschen anzu- treffen. Vermittelst selner erschuͤttern sie das Fell, und verscheuchen so die Insekten. Das Wundernetz: ein netzfoͤrmiges Geflecht von Gefaͤßen, liegt neben der Schleimdruͤse der Nase unter der dura mater, und Ruysch, welcher es erst beschrieben und abgebildet hatte, zaͤhlte es nachher unter die Fabeln. S. Adversar. anatom. II. S. 45. Nach Willich dient es solchen Thieren, deren Kopf niederwaͤrts haͤngt, den zu heftigen und schnellen Lauf des Gebluͤtes in das Gehirn aufzuhalten. Was der Aufhaͤngemuskel des Auges sey, zeigt schon sein Name, so wie die Ermangelung desselben, daß der Mensch wohl schwerlich zum Gange auf Vieren bestimmt sey, denn er dient den Quadrupeden das Auge zu erheben, wenn sie uͤber sich blicken wollen. Die innere Augendecke ( membrana nictitans, Nickhaut ) ist eine dreyseitige Haut, die sich uͤber den den Augenstern zieht. Die eine Seite derselben ist in dem innern Augenwinkel desselben, an die harte Haut des Augapfels befestiget; der gegenuͤberstehen- de Zipfel haͤngt mit einem langen duͤnnen Muskel zu- sammen, der an dem Augapfel hinterwaͤrts um den Sehnerven in einen Winkel herumlaͤuft, und mit dem breitern Ende sich in die harte Haut neben dem innern Augenwinkel einfuͤgt. Dieser Muskel geht durch ein Loch in dem Ende eines kuͤrzern Muskels, der von dem andern Augenwinkel, von der Hinter- seite des Augenballes, bis nahe an den Sehnerven sich hin erstreckt, gleichsam als uͤber eine Rolle. Wenn nun beyde Muskeln sich verkuͤrzen, so wird die Nickhaut uͤber den Augenstern, nach dem aͤußern Augenwinkel, hingezogen; lassen sie nach, so zieht sich die Nickhaut, durch die Schnellkraft ihrer eige- nen Fibern, wieder zuruͤck. Jene Verbindung zweyer Muskeln war noͤthig, weil ein Muskel sich nur nach Verhaͤltniß seiner Laͤnge verkuͤrzen kann, ein gerade ausgespannter einzelner Muskel hier aber nicht lang genug gewesen waͤre. Die Nickhaut dient die Augen der Voͤgel fuͤr Staub zu bewahren, und gegen das blendende Sonnenlicht zu schuͤtzen, ohne ihm alles Licht zu nehmen, da sie doch duͤnn genug ist, daß die Voͤgel dadurch etwas unterscheiden koͤn- nen. Zugleich dient sie die vordere durchsichtige Haut im Auge feucht und geschmeidig zu erhalten, da aus der Thraͤnendruͤse ein Ausfuͤhrungsgang bis in die Mitte der Nickhaut geht, so daß sie bey der Bewegung derselben das Auge reinigt und erfrischt. Die meisten vierfuͤßigen Thiere haben auch eine Nick- haut. Das menschliche Auge wuͤrde durch eine solche Decke Decke alle Kraft des Ausdrucks verlohren haben; auch kann der Mensch seinen Augen mit den Haͤnden und mit Wasser zu Huͤlfe kommen. Kluͤgel Ency- clopaͤdie Th. 1. S. 290. fgg. An einigen habe ich nur schwache Spuren davon vorgefunden, wie an dem Mongus. An den gemeinen Affen ist sie sehr klein. Erste Ausgabe S. 34. N. a ). „Der Aufhaͤngemuskel des Auges ist fast allen „Quadrupeden 1) eigenthuͤmlich, so wie das Spann- „ aderband des Halses , welches bloß dem Men- „schen und Affen fehlt. Dieser weisse und sehnigte „Theil, welcher bey den unsrigen unter dem Namen „ Haarwachs bekannt ist, und welchen die Englaͤn- „der Paxwax, Taxwax, Fixfax, und Whitelea- „ ther nennen, dient den Quadrupeden darzu, daß „sie Kopf und Hals aufrecht halten. Wiewohl es „nun dem Menschen und Affen zugleich mangelt, so „folgt doch keineswegs daraus, daß diese letztern „auch aufrecht gehen muͤssen, da bey diesen eine sehr „artige Struktur der Halswirbel, bey dem Men- „schen aber blos der zweyfuͤßige Gang den Mangel „dieses Bandes ersetzt. Alles beruht auf diesen „Halswirbeln, und aus der Vergleichung dieser „Knochen in dem Gerippe des Menschen und Affen „sieht man sehr wohl, warum ich die ganze Zusam- „menfuͤgung der Halswirbel dieses Pavians ( man- „ dril, maimon ) habe abzeichnen lassen (Taf. 3. „Fig. 3.) weil sein Beyspiel die Sache am klarsten „macht, da er niemals auf zwey Fuͤßen geht. Von „den Menschen ist der fuͤnfte und sechste Halswirbel „beygefuͤgt (Fig. 4.). Diese sind parallel, flach „und „und diskusfoͤrmig, da sie hingegen bey den Affen „wie schuppigte Fortsaͤtze abschuͤssig auf die erstern „herunter gehen, und Dachkegelfoͤrmig uͤbereinan- „der liegen. Es mangelt dem Orangutang. Tyson S. 85. S. de gen. hum. nat. var. Ausg. 1. S. 34. fgg. Das Schneidezahnloch ( foramen incisivum ) ist in dem vordern Theile des Zahnhoͤhlenrandes und in dem Theile des Randes, welcher den Schneide- zaͤhnen gegenuͤber steht, befindlich. Bey Erwach- senen fehlt es oͤfters, allein bey jungen Leuten befin- den sie sich fast bestaͤndig. Sie sind sehr klein. Bertin. Traité d’ osteologie . Vol. II. S. 231. Halleri icon. anat . Fasc. II. S. 12. not. y. §. 15. S. 38. Zu diesem § habe ich bloß die Bemerkung beyzu- fuͤgen, daß das os intermaxillare sehr viel zur Ver- laͤngerung der hervorstehenden Schnauze beytraͤgt, die das thierische Profil so sehr von dem menschlichen auszeichnet. — Eine Abbildung dieses Knochens in dem Schaͤdel eines Mandril siehe Taf. 3. Fig. 2. Man kann uͤbrigens mit dem, was der Herr Verfas- ser hier uͤber dieses merkwuͤrdige Bein sagt, Herrn Hofrath Loders Bericht vergleichen. S. dessen ana- tomisches Handbuch Bd. 1. S. 85. fgg. §. 16. S. 43. fgg. Der Mensch hat die groͤßte Gehirnmasse . Die vergleichende Anatomie liefert uns hieruͤber sehr schoͤne schoͤne Beyspiele. In einem Menschen von hundert Pfund Gewicht haͤlt das Gehirn vier Pfunde; hin- gegen in einem Ochsen von acht bis neunhundert Pfund, haͤlt das Gehirn nur ein Pfund. Das Ge- hirn ist daher beym Menschen der fuͤnfundzwanzigste Theil seiner Masse; beym Ochsen ist es nur der acht oder neunhundertste Theil. Ein Hund von dreyzehen Pfund Schwere hat nur etwas uͤber zwey Unzen Ge- hirn. Im Haasen ist das Gehirn nicht einmal der zweyhundertste Theil vom Gewicht seiner ganzen Masse. Juzwischen giebt es hierbey einige merk- wuͤrdige Ausnahmen. Denn der Delphin scheint verhaͤltnißmaͤßig eben so viel Gehirn, als der Mensch zu haben, und bey den Seekaͤlbern ist dasselbe, in Proportion ihrer ganzen Masse, noch groͤßer als im Menschen gefunden worden. S. Bonnet in seinen Betrachtungen uͤber die Natur. Th. 1. Waͤre es nun der Fall, wie man hieraus fol- gerte, daß der Mensch das kluͤgste Geschoͤpf waͤre, weil er die groͤßte Gehirnmasse habe, so folgte hier- aus offenbar, daß der Delphin, wo nicht kluͤger, doch eben so klug seyn muͤßte, als der Mensch. Und der Schwierigkeiten dieser Art fanden sich mehrere. Wie nun sie heben? Wir wollen hieruͤber Herrn Hof- rath Soͤmmering, welcher durch seinen Scharfsinn sie zuerst bey Seite schafte, selbst hoͤren. „Man „vermuthete sonst, — sagt er, — oder nahm „auch wohl geradezu an, der Mensch habe das „groͤßte Gehirn. Wie bewies man aber dieses? „Man wog das Gehirn und den Koͤrper der Men- „schen, und eben so der gemeinsten Hausthiere: so „weit „weit hielt nun dieser Satz noch ziemlich die Probe. „Allein Physiologen, die weiter gingen, und diesen „Satz durch mehrere Thiergeschlechter genauer be- „stimmen wollten, kamen in nicht geringe Verle- „genheit, wenn sie fanden, daß z. B. die Voͤgel „in der Proportion des Gewichts ihres Gehirns, „verglichen mit dem Gewicht ihrer Koͤrper, gar „weit den Menschen uͤbertrafen. Auch die Delphine, „Seehunde, und noch mehr die kleinen Saͤugethiere „als Maͤuse, Eichhoͤrnchen u. s. w. schienen fuͤr ih- „ren kleinen Koͤrper ein ungeheuer groß Gehirn zu „besitzen. Diese Schwierigkeit machte, daß auch „Herder drey tuͤchtige Ursachen hinstellt, weshalb „dies Waͤgen keine reinen Resultate geben kann, „welche bey ihm nachzusehen sind. S. Ideen zur Ph. der G. d. M. S. 191. Th. 1. „Mit Genauigkeit, Sorgfalt und Nutzungen „gluͤcklicher Gelegenheiten, angestellte Vergleichung „der Gehirne aus verschiedenen Thierklassen, fuͤhr- „ten mich aber am Ende auf den sehr wichtigen, von „mir zuerst entdeckten, Hauptsatz: daß der Mensch „beym groͤßten Gehirn die kleinsten Nerven habe; „oder daß man nur in Ruͤcksicht der Vergleichung „des Gehirns mit seinen Nerven sagen koͤnne, „der Mensch habe das groͤßte Gehirn.“ S. Soͤmmering uͤber die koͤrperliche Verschie- denheit des Negers vom Europaͤer . Der- selbe uͤber Hirn- und Ruͤckenmark , Maynz 1788. Desselben Nervenlehre , Frft. a. M. 1791. Aus dieser schoͤnen Bemerkung entspringt die Eintheilung des Herrn Hofrath Blumenbachs von den den thierischen Verrichtungen des menschlichen Koͤr- pers. Die Werkzeuge derselben, als: das große und kleine Gehirn, das daran haͤngende Ruͤckenmark, und die aus dieser dreyfachen Quelle entspringenden Nerven, theilt er in zwey Hauptklassen ein, in das Sensorium, und die Nerven. Das Sensorium begreift alles dasjenige, was außer den Nerven und ihren ersten Anfaͤngen zum Nervensystem gehoͤrt und wodurch die Verrichtungen der Nerven mit unserm Seelenvermoͤgen verknuͤpft zu seyn scheinen. S. Blumenbachs Physiologie, 15. Abschn. Also nicht blos in der Groͤße der Gehirnmasse besteht der Vorzug des Menschen vor dem Thiere, sondern hauptsaͤchlich darin, daß er in Vergleichung mit der Hirnmasse sehr duͤnne Nerven hat. Je staͤr- kere Nerven zur Empfindbarkeit aus dem Hirnmarke auslaufen, desto stumpfer finden wir die Vorstel- lungskraft der Thiere. Hoͤchst wahrscheinlich duͤrfte es aber auch man- chem nicht unangenehm seyn, hier noch den Unter- schied zwischen der Bildung der inneren Theile von dem Gehirn eines Menschen und Menschenaͤhnlichen Affen zu finden, und dieses wird am fuͤglichsten mit den eigenen Worten des Herrn Verf. selbst geschehen. „Da — sagt er — das Gehirn als das aͤdelste „Eingeweide des thierischen Koͤrpers, unzaͤhlicher „leicht begreiflicher Ursachen halber, vor allen uͤbri- „gen Theilen die groͤßte Aufmerksamkeit verdient; so „haben sich die groͤßten Maͤnner 1) mit der verglei- „chenden Anatomie derselben aͤmsig beschaͤftigt, und „alle „alle, welche zu aͤhnlicher Arbeit Gelegenheit haben „moͤchten, ebenfalls dazu ermuntert 2) . Dieser „Erinnerung eingedenk, habe ich auch, als ich im „vorigen Winter (1775) Gelegenheit hatte, Affen „von mehrern Geschlechtern zu seciren, vor allem „meine Aufmerksamkeit auf die Gehirne derselben „gerichtet. Ich will hier die Beschreibung von dem „Gehirne eines Pavians, des Mandril, beyfuͤgen. „Bey dem großen Hinterhauptsloche abgeschnitten, „und aus dem Schaͤdel herausgenommen, wog es „drey Unzen und eine Drachme; das ganze uͤbrige „Cadaver des Affen aber acht und ein halbes Pfund. „Die Hauptstuͤcke, in denen die Basis desselben von „der Struktur des menschlichen abweicht, sind fol- „gende: die vordern Gehirnlappen sind fast ganz „verwachsen. Das Hirnlein ist im Verhaͤltniß des „Gehirns ziemlich groß, und groͤßer als in der „Pygmie. Die Varolsche Bruͤcke ist durch gar „keine Spalte von dem verlaͤngerten Ruͤckenmarke „abgesondert, sondern laͤuft immer ununterbrochen „mit demselben hinab. Von den Pyramidalkoͤrpern „und den ovalen Erhabenheiten ist, wie bey der „Pygmie, auch nicht eine Spur vorhanden. Das „Ruͤckenmark selbst ist weit dicker als in dem Men- „schen oder der Pygmie. Das zweyte Nervenpaar, „das in eine große Masse zusammen verwachsen ist, „theilt sich wieder bey dem Eintritte in die Augen- „hoͤhlen. Das Wundernetz ist nicht vorhanden.“ S. Sam. Collins comparative anatomy. Hallers Physiol. Th. 4. opp. minor. Th. 3. Haller Physiol. Th. 5. S. 529. S. de gen. hum. nat. var. Ausg. 1. S. 32. 33. Stein- Steinchen der Zirbeldruͤse . Entweder auf, oder selbst in den markichten Leistgen, also vor dem Zirbelkoͤrper, oder auch in der Substanz dieses Zir- belkoͤrpers selbst, habe ich nun der Reihe nach in achtundsiebenzig Koͤrpern allemal ohnausbleiblich, so wie auch andere Zergliederer fuͤr gewoͤhnlich eigen be- schaffne Steinchen gefunden; sie liegen mehrentheils vor dem Zirbelkoͤrper in einem Haͤufchen beysammen, sind Citronengelb und halb durchsichtig, werden aber durchs trocknen weißlicher und undurchsichtiger, und ich trage kein Bedenken, sie wegen ihres bestaͤndigen Daseyns und immer gleichen Ansehens als zum na- tuͤrlichen Bau des Gehirns gehoͤrig anzusehen. S. Soͤmmering uͤber Hirn und Ruͤckenmark S. 94. 95. und das Kupfer in Noͤthigs Dissertation de de- cussatione nervorum. Was die Gebaͤrmutter und die Nachgeburt betrift , so siehe hieruͤber Blumenbachs Physiolo- gie Absch. 41. von den weiblichen Geschlechtsver- richtungen. In eben dem Werke siehe uͤber das Nabelblaͤs- chen den 47sten Absch. Von dem Unterschiede des neugebornen und ungebornen Kindes, und das Kupfer in Blumenbachs specimen physiologiae com- puratae inter animantia calidi sanguinis vivipara et ovipara, wo der Herr Verf. S. 12. sagt: „Es sey wahrscheinlich, daß dieses Blaͤschen ebenfalls wie die Dotterhaut zur ersten Nahrung des gallertar- tigen Embrio beytrage, bevor er so groß geworden, daß schon das Blut der Mutter zu seiner Nahrung dienen koͤnne.“ §. 17. §. 17. S. 45. In diesem § spricht der Herr Verfasser von den Kraͤften in der animalischen Oekonomie, deren er an einem andern Orte fuͤnf aufzaͤhlt, als 1) Contrak- tilitaͤt, 2) Hallers Reizbarkeit, oder Muskelkraft, 3) Empfindbarkeit , welche drey er unter der Be- nennung der gemeinschaftlichen Lebenskraͤfte begreift. Hierauf folgt 4) das besondere Leben, worunter er diejenigen Kraͤfte versteht, welche man an einzelnen, zu einzelnen Berrichtungen bestimmten Organen, wahrnimmt. Und endlich 5) den Bildungstrieb . Hier haben wir es besonders mit der Contraktilitaͤt oder Zusammenziehbarkeit zu thun. Sie zeigt sich an dem ganzen Koͤrper, so weit er aus Zellgewebe besteht. Wenn wir nun auch nicht mit Platnern annehmen, daß alle festen Theile gaͤnzlich aus ihm bestehen, wiewohl seine Meinung die hoͤchste Wahr- scheinlichkeit fuͤr sich hat, so haͤngen doch alle Theile des Koͤrpers, mittelst desselben zusammen und es ist aufs innigste zwischen dieselben verwebt, macht also gleichsam die Grundlage des thierischen Koͤrpers aus, und so besteht durch dasselbe zwischen allen, auch den verschiedensten und von einander entferntesten, Theilen des Koͤrpers ein gemeinschaftlicher Zusam- menhang. Hieraus folgt denn, wie weit diese Kraft in dem Koͤrper sich aͤußern koͤnne. Auf ihr, sagt der Herr Versasser in seiner Physiologie, beruht hauptsaͤchlich die Staͤrke und Gesundheit des mensch- lichen Koͤrpers, denn um nur ein Beyspiel anzufuͤh- ren, so saugt das Zellgewebe in dem gesunden Koͤrper die ausgedunsteten Feuchtigkeiten wie ein Schwamm ein, und treibt sie, eben vermoͤge der Contraktilitaͤt, in in die lymphatischen Gefaͤße fort; da es hingegen im kranken erschlaften Zustande mit stockender Feuchtig- keit angefuͤllt, die Veranlassung zu Wassergeschwuͤl- sten und anderem der Art mehr giebt. Da nun diese Contraktilitaͤt des Zellgewebes uͤber den ganzen Koͤr- per geht, so sieht man ihren Einfluß auf die uͤbrigen Lebenskraͤfte gar bald ein. Dieses bisher gesagte macht mir es unnoͤthig, weiter etwas beyzufuͤgen, denn man sieht deutlich daraus ein, wie es moͤglich sey, daß der Mensch, eben vermoͤge dieser Kraft des Zellgewebes, leichter als jedes andere Saͤugethier, bey denen allen es bey weitem nicht so nachgiebig ist, unter jedem Him- melsstriche leben koͤnne. Was Stahl sich eigentlich unter seinem Tonus (Spannung) dachte, s. Stahl de motu tonico vitali, Halle 1702. 4. §. 18. S. 49 bis 52. Zu der in diesem § abgehandelten Materie ge- hoͤrt noch, daß der Mensch außer dem Begattungs- triebe wenig Spuren von Instinkt, von Kunsttrieben aber ganz und gar keine zeigt. Die Stelle, wo dieses in den fruͤhern Ausgaben dieses Werks abge- handelt wird, ist zu schoͤn, um sie hier nicht ganz beyzufuͤgen. „Demnach (heißt es) waͤre das Menschenge- „schlecht elend daran, wenn nicht der Gebrauch der „Vernunft es fuͤr Schaden sicherte, welche den „uͤbrigen Thieren gaͤnzlich fehlt. Der Instinkt bleibt „sich immer gleich, wird durch Kultur nicht besser, „und „und ist bey dem Thiere in zartester Jugend nicht „geringer oder schwaͤcher, als wenn es erwachsen „ist. Die Vernunft hingegen gleicht einem Keime, „der nur in dem Verfolg der Zeit, durch Hinzukunft „des gesellschaftlichen Lebens und anderer aͤußeren „Umstaͤnde, gleichsam entwickelt, ausgebildet, und „zur Vollkommenheit gebracht wird. Der junge „Stier spuͤrt seine Kraft schon so sehr, daß er mit „den noch nicht vorhandenen Waffen auf dich losgeht. Losgeht der junge Stier, wenn du ihn erzuͤrnst oder reizest, Auf dich, ehe noch ihm auf der Stirn die Hoͤrner gekeimt sind „sagt Lukrez. Woher kommt das, wenn er nicht „seinen Fuͤhrer in sich hat? Bey dem Menschen „zeigt sich so etwas nicht. Nakt und waffenlos „wird er geboren, uud mit keinem Instinkte bewaf- „net, haͤngt er ganz vom gesellschaftlichen Leben, „von der Erziehung, ab. Dieser regt das Flaͤmm- „chen der Vernunft allmaͤhlig an, welches am Ende „allein den Maugel alles dessen, wodurch das Thier „besser daran zu seyn schien, als der Mensch, gluͤck- „lich verguͤtet. Der Mensch unter Thieren erzogen, „des menschlichen Umgangs beraubt, wird wild: „nie aber ereignet sich das Gegentheil bey Thieren, „wenn sie unter Menschen leben. Weder Biber „noch Seehunde, die in Gesellschaft leben, noch „die Hausthiere, welche immer um uns sind, wer- „den je Vernunft erlangen. Vergl. hiermit Handb. d. Naturgesch. Ausg. 5. S. 60. “ „Hier- „Hieraus erhellt auch der Unterschied zwischen „Stimme ( vox ) und Sprache ( loquela ). Blos „dem Menschen koͤnnen wir Sprache, oder die „Stimme der Vernunft, den Thieren nichts als die „Stimme der Affekten zuschreiben. Der Geist des „Menschen, wenn er im Verlauf der Zeit seine Ver- „nunft entwickelt, strebt mit den Ideen Toͤne zu „verbinden. Kinder belegen im zartesten Alter Per- „sonen, die ihnen lieb sind, mit Namen, aber nie „noch hat dieses ein Thier gethan, obschon es seinen „Herrn, und andere die zum Hause gehoͤren, sehr „gut kennt. Alles was alte Reisebeschreiber von „von den Sprachen gewisser entfernter Voͤlker, wel- „che blos unartikulirte Toͤne hervorbringen sollen, „gesagt haben, verdient keine Aufmerksamkeit. Es „ist nur zu gewiß, daß die wildesten Voͤlker, die „Kalifornier, die Anwohner des Kap und andere, „eine besondere Mundart und eine Menge von Woͤr- „tern haben, dahingegen die Thiere, sie moͤgen nun „dem Menschen im Koͤrperbau aͤhneln, wie der „Orangutang, oder, um mit Plinius von dem Ele- „phanten zu sprechen, ihm in Ansehung der Sinne „nahe kommen, keine Sprache haben, und nur „wenige sehr gleichlautende Toͤne ausstoßen. Daß „die Sprache blos ein Werk der Vernunft sey, er- „hellt schon daraus, weil die uͤbrigen Thiere, wenn „sie auch dieselben Stimmorgane haben wie der „Mensch, doch gaͤnzlich derselben ermangeln.“ S. 1. Ausg. S. 20. bis 22. 2. Ausg. S. 25. fgg. Hierauf fuͤgt der Herr Verfasser in einer Note noch die Bemerkung bey, daß er an den Affen das Zaͤpfgen Zaͤpfgen und die uͤbrigen Stuͤcke dem menschlichen Kehldeckel sehr aͤhnlich gefunden habe. Hierbey will ich nur folgende Anmerkung mit Soͤmmerings Wor- ten anfuͤgen. „Selbst die sich den Menschen am meisten naͤhernden Affen — sagt er — besitzen noch einen sehr geraͤumigen haͤutigen Sack an ihren Stimm- werkzeugen 1) , der gleichsam den sich formirenden Laut verschluckt, und sie daher zu stummen Thieren macht. Bey andern Affenarten ist dieser Sack sogar knoͤchern. So besitze ich durch die Guͤte des Herrn Doktor Ehrmanns zu Frankfurt das merkwuͤrdige Zungenbein des Bruͤllaffen, das eine große Kno- chenhoͤhle bildet. Es waͤre wohl zu versuchen, ob etwa durch vorsetzliche kuͤnstliche Zerstoͤhrung des Sacks die Affen faͤhiger gemacht wuͤrden, auch menschliche Toͤne nachzuahmen.“ S. Camper in den Phil. Transact . von 1779 und seine Verhandeling over den Orangutang , durch vor- trefliche Zeichnungen erlaͤutert. §. 19. S. 52. Daß die Thiere weinen koͤnnen, ist gewiß, da sie Organe dazu haben 1) , die den menschlichen zum Theil sehr aͤhnlich sind. Es ist aber die Frage, ob sie dies aus Betruͤbniß thun, wie einige Schriftstel- ler vorgeben. Von dem Lachen als einer Wirkung der Freude ist es noch zweifelhafter. Zwar haben einige Thiere eine besondere Art ihre Freude zu aͤu- ßern, der Hund zieht zum Beyspiel den Schwanz ein, die Katzen schnurren, allein noch ist mir keine Beobachtung bekannt, daß sie dabey die Gesichts- muskeln veraͤnderten, oder ein Gelaͤchter ausstießen. Ausg. 1. S. 28. 29. Versch. des M. R 1) Ber- Bertin sur le sac nasal ou lucrymal de plusieurs Especes d’ animoux . mém. de Par. 1766. p. 281. sqq. §. 20. S. 54. 55. Masern , Paulets Erzaͤhlung, daß ein Affe die Masern soll bekommen haben, ist zuverlaͤßig eine Fabel. S. Berliner Sammlung . Bd. 5. S. 174. Cretinismus, von dieser Krankheit der Creti- nen, kleiner Bloͤdsinniger mit dicken Koͤpfen und lan- gen Armen, dergleichen sich im Salzburgischen, im Walliser Lande, vorzuͤglich aber im Piemontesischen in Menge finden, und deren Krankheit großentheils in einem Weichwerden der Knochen besteht, s. J. F. Ackermann uͤber die Cretinen oder Toͤlpel in den Alpen, Gotha 1790. Pelagra, s. Cerris Brief an J. P. Frank uͤber das Pelagra, in Weigels und Kuͤhns italienischer medizinischer Bibliothek. Bd. 2. St. 1. S. 226. Zwey- Zweyter Abschnitt . §. 23. E s ist eine allgemeine Klage unter den Naturge- schichtschreibern des Menschen, daß die Begriffe von Gattung, Art, Abart, Spielart u. s. w. so außer- ordentlich variiren. Wie der Herr Verf. die Woͤrter Species und genus gebraucht, wird man leicht aus dem Contexte sehen, und die Gruͤnde dazu kann man in der Vorrede von der neuesten Ausgabe seines Handbuchs der Naturgeschichte nachschlagen, wo man sie von Seite 7 bis 11 befriedigend finden wird. Uebrigens weiß ich nicht, warum sich die neuern Naturgeschichtschreiber des Menschen nicht der von unserm großen Kant gesetzten Bestimmungen bedie- nen. Ich zweifle, ob man eine bestimmtere finden wuͤrde. Sie ist im kurzen folgende: Natureintheilung in Gattungen und Arten — sagt er — gruͤndet sich auf das gemeinschaftliche Gesetz der Fortpflanzung. Schuleintheilung geht auf Klassen, welche nach Aehnlichkeiten; die Na- tureintheilung aber auf Staͤmme, welche die Thie- re nach Verwandschaften in Ansehung der Erzeu- gung eintheilt. R 2 Hier- Hierauf theilt er nun folgende Natureinthei- lung mit: Stamm enthaͤlt unter sich nicht Arten, denn diese bedeuten Verschiedenheit in der Abstammung, sondern Abartungen d. h. erbliche Abweichung vom Stamme. Hierauf folgen Nachartungen mit erblichen Merkmalen der Abstammung. Und endlich Ausartungen ohne Merkmal der urspruͤnglichen Stammbildung. Den Abartungen subordinirt er: 1) Racen d. h. diejenigen Abartungen, welche sich sowohl bey allen Verpflanzungen in langen Zeugungen unter sich bestaͤndig erhalten, als auch in der Vermischung mit andern Abartungen desselbigen Stammes jeder- zeit halbschlaͤchtige Junge zeugen. Anmerk. Der Ausdruck halbschlaͤchtige Kinder ist bey ihm synonym mit Blendlinge . 2) Spielarten d. h. die bey allen Verpflanzungen das Unterschei- dende ihrer Abartung zwar bestaͤndig erhalten, und also nacharten, aber in der Vermischung mit andern nicht nothwendig halbschlaͤchtig erzeugen, 3) Beson- 3) Besondrer Schlag d. h. welcher mit andern zwar halbschlaͤchtig erzeugt, aber durch die Verpflanzung nach und nach erlischt. Unter die Nachartungen subsumirt er: Varietaͤten die zwar oft, aber nicht bestaͤndig nacharten. Endlich hat Kant auch einen Familienschlag wo sich etwas Charakteristisches endlich so tief in die Zeugungskraft einwurzelt, daß es einer Spielart nahe kommt, und sich wie diese perpetuirt. S. Kant uͤber die Menschenracen . Was er daruͤber im teutschen Merkur 1788. Bd. 1. S. 48. sagt, konnte ich nicht zu sehen bekommen, und eben so wenig habe ich noch nachlesen koͤnnen, was Herr Girtanner hieruͤber sagt in seinem Werke uͤber das Kantische Prinzip fuͤr die Naturge- schichte . Goͤttingen 1796. Mit dem, was Kant hier gesagt hat, vergleiche man G. Forster uͤber die Menschenracen. Deutscher Merkur , Bd. 2. S. 57 und 150. Blumenbach uͤber Menschenracen u. Schwei- neracen . S. Lichtenbergs Magazin VI. 1. 1. §. 32. S. 68. Es daͤucht mich sehr nothwendig diesen §, der wegen der Folgerungen, die daraus gezogen werden, so wichtig ist, hier genauer aus einander zu setzen. In jedem belebten Koͤrper haben wir besonders auf drey Stuͤcke Ruͤcksicht zu nehmen: 1) auf seine festen, 2) seine fluͤssigen Theile, und ohne welches keine keine Einwirkung dieser Theile statt finden koͤnnte, sich wohl uͤberhaupt organisirte selbst wirkende Wesen nicht wohl denken liessen, 3) die Lebenskraͤfte, jene qualitates occultae, die wir blos aus ihren Wirkun- gen kennen, ohne irgend im Stande zu seyn, zu bestimmen, was sie eigentlich sind, wie sie entstehen oder wirken. Es giebt deren fuͤnferley Arten, die ich jetzo nicht einzeln aufzuzaͤhlen brauche, weil ich die Leser auf die Anmerkung zu §. 17., wo sie ein- zeln aufgefuͤhrt sind, zuruͤckweisen kann. Diese drey Stuͤcke sind in dem solido vivo in einer fortdauernden wechselseitigen Wirkung und Ge- genwirkung. Die fluͤssigen Theile wirken als eben so viel Reize auf die festen, und diese wirken hinwie- derum auf die fluͤssigen Theile, wozu der Koͤrper durch die ihm beywohnenden Lebenskraͤfte geschickt gemacht wird. Vergleiche Blnmenbachs Physiolo- gie Absch. 4. 5. Desselben Beytraͤge zur Natur- geschichte Absch. 8. Ausartung des vollkommen- sten aller Hausthiere, — des Menschen. 9. Eine hierher gehoͤrige physiologische Eigenheit des menschlichen Koͤrpers. Da also, wie hieraus erhellt, kein lebender Koͤrper selbstthaͤtig wirken kann, außer in wiefern er durch aͤußern Reiz dazu angeregt wird, so muß man die Wichtigkeit der daraus gezogenen Folgerungen, leicht begreifen. Verschiedene aͤußere Reize werden naͤmlich auch verschieden auf den Koͤrper wirken, und nach Modifikation derselben wird sich dann, was sich hier so zeigte, anderswo anders zeigen. Die verschie- verschiedenen Reize, welche dazu beytragen, den Koͤrper zu veraͤndern, sind in den naͤchstfolgenden § §. angegeben. §. 33. S. 73. „Selbst die Erscheinungen bey Zeugung der Ba- „starde widersprechen allen Begriffen von Praͤexistenz „eines praͤformirten Keims so schlechterdings, daß „man kaum absieht, wie bey einer reifen Erwaͤgung „der erstern, die letztern noch ernstliche Vertheidiger „haben finden koͤnnen. Mich duͤnkt, eine einzige Er- „fahrung wie die, da Herr Koͤlreuter durch wieder- „holte Erzeugung fruchtbarer Bastardpflanzen, end- „lich die eine Gattung von Tabak ( Nicotiana rusti- „ ca ) so vollkommen in eine andere ( Nicotiana pani- „ culata )verwandelt und umgeschaffen, daß sie nicht „eine Spur von ihrer angestammten muͤtterlichen „Bildung uͤbrig behalten hat, muͤßte doch die einge- „nommensten Verfechter der Evolutionstheorie von „ihrem Vorurtheil zuruͤckbringen. Dieser vortrefliche „Beobachter hatte naͤmlich durch die kuͤnstliche Be- „fruchtung der ersten Gattung von Taback mit dem „Blumenstaube von der letztern, fruchtbaren Ba- „stardsaamen erhalten, und hatte dann die daraus „gezognen Pflanzen, (die in ihrer Bildung schon „das Mittel zwischen ihren beyden Stammaͤltern „hielten), vom neuen und mit gleichem Erfolg mit „Blumenstaube von der paniculata befruchtet. Da „dies wiederum fruchtbaren Saamen, und dieser „wiederum Pflanzen gab, die von der muͤtterlichen „Gestaltung noch mehr abwichen, so hat er mit „diesen letztern den naͤmlichen Versuch noch einmal „wieder- „wiederholt, und so endlich sechs Pflanzen erhalten, „die saͤmmtlich, ihrer ganzen Bildung nach, mit „der natuͤrlichen paniculata vollkommen uͤberein- „stimmten, ohne sich im mindesten weiter von der- „selben zu unterscheiden, so daß er seinem klassischen „Werke, der Nachricht von diesen beruͤhmten Ver- „suchen, mit ganzem Rechte die Aufschrift giebt: „Gaͤnzlich vollbrachte Verwandlung einer natuͤr- „lichen Pflanzengattung in die andere.“ Siehe Blumenbach uͤber den Bildungstrieb. 1791. S. 74. fgg. Dieses ist das beruͤhmte Beyspiel, dessen der Herr Verfasser in dem Text erwaͤhnt, und welchem die Evolutionisten nichts weiter als Ausfluͤchte entgegen- setzen koͤnnen, welches aber den Nisus formatious aufs auffallendste bestaͤtigt. In Ansehung der Wirk- samkeit desselben zur Hervorbringung des Embrio im thierischen Koͤrper, welche S. 69. 70. blos im allge- meinen angegeben ist, druͤckt sich der Herr Verf. in seiner Physiologie Absch. 45. §. 592. Ausg. 1. folgen- dermaßen aus: „Die verschiedenen in den Koͤrpern „jedes Sexus befindlichen Fluͤssigkeiten, die sich bey „einem fruchtbaren Beyschlafe zugleich in die Hoͤhle „der Baͤrmutter ergießen, erfordern vor allem andern „eine bestimmte Zeit, um sich desto inniger mit ein- „ander zu vermischen, und die gehoͤrige Reife zu er- „langen. Erst wenn diese Vorbereitung voruͤber, „diese Fluͤssigkeiten verarbeitet sind, und ihre gehoͤ- „rige Reife erlangt haben, aͤußert sich der Bildungs- „trieb in ihnen, und dadurch wird der noch unge- „formte Zeugungsstoff, entweder in die Huͤllen des „Eyes, oder in die Gestalt des darin befindlichen „Foetus „Foetus ausgebildet und belebt. Dies ist auch der „Grund, warum wir unserer, gegenwaͤrtig so sehr „vervollkommnerten, dioptrischen Huͤlfsmittel unge- „achtet, in den ersten Wochen nach der Conception „nur eine ungeformte fluͤssige Masse in der Hoͤhle der „Gebaͤrmutter, aber keine ausgebildete Spur eines „Foetus entdecken koͤnnen. Erst in der dritten Wo- „che ohngefaͤhr erscheint er, fast ploͤtzlich, und als „ein nicht unbetraͤchtlicher Koͤrper.“ Durch die in jeder Organisation eigen bestimmte Wirksamkeit des Bildungstriebes werden die Gattun- gen in der organisirten Schoͤpfung erhalten, und da es fuͤr die ganze gegenwaͤrtige Untersuchung so wich- tig ist, ihn gehoͤrig zu kennen, so will ich die bis jetzt bekannten Gesetze, denen er zu folgen pflegt, noch beyfuͤgen. 1) Die Staͤrke des Bildungs- triebes steht mit dem zunehmenden Alter der or- ganisirten Koͤrper im umgekehrten Verhaͤltniß . 2) Doch ist dieser fruͤhe Bildungstrieb bey den neu empfangenen Saͤugethieren noch ungleich staͤrker, als bey den bebruͤteten Kuͤchelgen im Eye . 3) Bey der Formation der einzelnen Theile des organisirten Koͤrpers ist der Bildungstrieb bey manchem derselben von einer festern, bestimm- tern Wirksamkeit als bey andern . 4) Unter die mancherley Abweichungen des Bildungstriebes von seiner bestimmten Richtung gehoͤrt vorzuͤglich diejenige, wenn er bey Bil- dung der einen Art organischer Koͤrper, die fuͤr eine andere Art derselben bestimmte Richtung annimmt . 5) Eine 5) Eine andere eben so merkwuͤrdige Ab- weichung des Bildungtriebes ist, wenn bey Aus- bildung der Sexualorgane, die beym einen Ge- schlecht mehr oder weniger von der Gestalt des andern annehmen. 6) Wenn aber endlich der Bildungstrieb nicht blos wie in den vorigen Faͤllen eine fremd- artige, sondern eine voͤllig widernatuͤrliche Rich- tung befolgt, so entstehen eigentlich sogenannte Mißgeburten. S. mit mehrerem hieruͤber uͤber den Bildungstrieb, S. 101. bis 115. Natuͤrlich muß es bey dem Bildungstriebe ein ganz eignes Phaͤnomen geben, wenn Geschoͤpfe von zweyerley Spezies einander befruchten, woraus die Bastarde entstehen. Allein nicht blos bey der uranfaͤnglichen Forma- tion zeigt er sich wirksam, sondern er wirkt lebens- wierig fort, indem er sie durch das Nutritionsge- schaͤft erhaͤlt, und falls sie etwa verstuͤmmelt wor- den, durch das Reproduktionsvermoͤgen so viel moͤg- lich wieder herstellt. Hierbey ist er aber, wie alle Lebenskraͤfte der besondern Wirkung aͤußerer Reize unterworfen, denen gemaͤß er sich fuͤgen muß. Er artet allmaͤhlig aus und bringt Racen und Spiel- arten hervor. Die vorzuͤglichen aͤußern dieses be- wirkenden Reize s. im Texte. §. 34. S. 73. Es bedarf wohl kaum einer Erinnerung, daß hier immer nur auf das physikalische, keineswegs aber aber auf das geographische Klima gesehen werden muͤsse, eine Bemerkung, die ich gar nicht mitgetheilt haben wuͤrde, wenn ich nicht gefunden haͤtte, daß die Verwechslung derselben, selbst bey beruͤhmten Naturforschern, zu mancherley Irrungen Anlaß gegeben hat. §. 36. S. 79. Hierher muͤssen zweifelsohne bey den Menschen noch gerechnet werden: Sitten, — Gewohnhei- ten, — Gebraͤuche, — Wohnungen, — Klei- dung, — Erziehung, — Regierungsform. Uibrigens vergl. Voigts Magazin a. a. O. §. 37. S. 80. Bastarde . In den fruͤhern Ausgaben dieses Werks hat der Herr Verfasser diese Materie auf drey Fragen zuruͤckgebracht; 1) ob Thiere von verschie- dener Species sich mit einander begattet haben, 2) ob dadurch Junge entstanden sind, und endlich 3) ob diese Jungen auch fruchtbar und zeugungs- faͤhig gewesen? Was die erste Frage anbetrift, so meint er, koͤnne der Fall zwar wohl eintreten, daß geile Thiermaͤnnchen in Ermangelung von Weibchen ihrer Gattung bisweilen so auf andere brennen, daß sie versuchen, sich mit ihnen zu begatten, jedoch gestattet er einen wirklichen Erfolg davon nur dann, wenn die Gattungen sehr nahe mit einander verwandt waren. Die Gruͤnde, welche er fuͤr die Unmoͤglichkeit einer darauf folgenden Empfaͤngniß und Geburt anfuͤhrt, sind folgende: 1) die unglei- chen chen Verhaͤltnisse der Geburtstheile, welche fuͤr die Sexus von einer und derselben Species genau abge- messen sind, nicht so aber fuͤr entferntere; 2) wider- streiten dieser Meinung die besondern Gesetze, nach welchen sich die Bildung der Jungen und die be- stimmte Zeit von Schwangerschaft bey jeder Thier- gattung richten. Die zweyte Frage verneint er uͤbri- gens nicht, indem es hinlaͤnglich bekannt ist, daß sehr nahe verwandte Thiergattungen, wie z. B. Maulesel und Stute wirklich Junge erzeugen, und giebt auch nur die dritte unter dieser Bedingung zu. Daß aber Bastarde von Begattung der Thiere ganz verschiedner Ordnungen entstanden seyn sollen, laͤug- net er gaͤnzlich, wobey er unter andern aufuͤhrt, daß z. B. an eine Bastarderzeugung aus Begattung von Affen und Menschen nicht zu denken sey, weil ja selbst die Reisebeschreiber, welche von derselben erzaͤhlen, sagen, daß die Weiber unter den viehischen Umfassungen dieser Liebhaber elendiglich umgekom- men seyen. S. Text S. 82. Not. 17. Man vergl. hiermit Zimmermann geographische Geschichte des Menschen Bd. 1. S. 130. fgg. S. 142. sagt Herr Hofrath Zimmermann in der angefuͤhrten Stelle: „Wenn ich drey Arten wilder „Thiere finde, welche, dem Aeußern nach, dem „Hunde sehr gleich kommen, ferner einen gleichen „Grad der Zaͤhmung anzunehmen faͤhig sind, endlich „sich sogar mit ihnen fortpflanzen und fruchtbare „Junge zeugen: was haͤlt mich denn ab, den Hund „von diesen entsprungen zu glauben?“ Diese Stelle hat mich auf den Gedanken ge- bracht, daß man vielleicht diese ganze Streitfrage durch durch nur eine etwas naͤhere Bestimmung des Be- grifs Bastard beendigen duͤrfte. Bastard naͤmlich ist ein Geschoͤpf, das der Vermischung von Indi- viduen zweyerley Gattung, aber einerley Ge- schlechts, seinen Ursprung dankt. Irre ich nicht gaͤnzlich, so hatte der Herr Verfasser dieselbe Mei- nung, als er die Worte non nisi valde affinibus nieder- schrieb. Mir scheint die Erklaͤrung dieses Begrifs um so annehmbarer, da sie mit den richtigen Datis hier- uͤber vollkommen uͤbereinstimmt, alles hingegen, was dazu dienen koͤnnte, die Streitfrage zu verdrehen, sogleich ausschließt. Sollte uͤbrigens der Mangel an Zeugungsfaͤhig- keit bey Bastarden nicht in ihren eigen organisirten Geschlechtsgliedern liegen, welchen kein anderes in der Natur entspricht? Sollte nicht vielleicht genaue Vergleichung der Geschlechtstheile des Bastards mit denen der Aeltern desselben, uns hieruͤber einen naͤhern Aufschluß ver- schaffen koͤnnen? Man vergesse nur nicht, daß dieses nichts weiter als bescheidne Anfragen seyn sollen. Uibrigens glau- be ich nun nicht noͤthig zu haben, nur noch etwas uͤber jene scheuslichen Erzaͤhlungen von Vermischung der Menschen mit Thieren beyzufuͤgen. Man vergl. noch hieruͤber Zimmermann a. a. O. Bd. 1. S. 117. Not. h und was er zu dieser Stelle in der Vorrede zum dritten Theile dieses Werks sagt. Drit- Dritter Abschnitt . §. 42. S. 92. M an wird uͤber diesen § und auch einige folgende mit vielen Nutzen nachlesen: Experiments on the Insensible Perspiration of the human Body, shewing its affinity to Respiration. Published originally in 1779. and now republished with Additions and Corrections . By William Cruikshank; und in Blumenbachs Physiologie, Abschn. 14. §. 45. S. 101. Die in den Augen gelbgetuͤnchte Haut . Der vielleicht etwas groͤßere Augapfel — sagt Hr. Soͤm- mering — ist bis zu einer halben Linie rings um die durchsichtige Hornhaut schwaͤrzlich, und das uͤbrige nicht glaͤnzend weiß, sondern gelblich braun, fast wie bey einigen Affen, tingirt. Verwandschaft der Galle mit dem Fette . Die Galle ein oͤligter seifenartiger Saft, aus einem fast an den Zustand des Wallraths grenzenden Oele und aus Soda zusammengesetzt, mit einer dem Eyweiß- stoff aͤhnlichen Fluͤssigkeit vermischt, wird in der Le- ber, einem Eingeweide, das selbst eine große Menge Oel Oel enthaͤlt, gebildet. In dem ganzen System die- ser Druͤse von so großem Umfange, zeigt alles von einer Anlage und Organisation, welche bestimmt ist, aus dem Blute die große Menge Fett abzusondern, die darin durch den gehemmten Umlauf dieses Flui- dums in den Blutgefaͤßen des Unterleibes erzeugt wird. Diese Bemerkung, welche noch einst eine von den Hauptstuͤtzen der kuͤnftigen auf Chemie ge- gruͤndeten Physiologie ausmachen wird, erklaͤrt den Umfang der Leber im Foetus, der noch nicht geath- met hat, so wie in den Thieren, deren Respira- tionswerkzeuge denen des Menschen, der Saͤugethiere und der Voͤgel unaͤhnlich sind; sie erklaͤrt auch den Ursprung der Krankheiten der Leber, und besonders der Conkretionen in der Gallenblase oder Gallensteine. Das Fett ist eine Art von oͤligter Materie, wel- che an den aͤußersten Enden der Pulsader, so weit als moͤglich von dem Mittelpunkte der Bewegung und der thierischen Waͤrme entfernt, gebildet wird, und eine Art von Behaͤltniß abgiebt, worin sich die große Menge Wasserstoff, welche durch die Lungen nicht ausgefuͤhrt werden konnte, festsetzen kann; dieses Oel ist in sehr betraͤchtlichem Verhaͤltnisse mit Sauerstoff vermischt, und enthaͤlt noch außerdem die Fettsaͤure. Diese Art, das Fett zu betrachten, macht ebenfals einen der merkwuͤrdigsten Punkte in der neuern Physik des thierischen Koͤrpers aus. S. Fourcroy philosophie chimiqne a. a. O. §. 50. S. 120. Sanctorius Ausduͤnstungsmaterie . Nach der Meinung dieses Gelehrten nahm ein Mensch binnen vier- vierundzwanzig Stunden acht Pfund fester und fluͤs- siger Substanzen, wovon drey Pfund durch Stuhl und Urin weggingen, die uͤbrigen fuͤnf aber unmerk- lichen Ausduͤnstungen uͤberlassen blieben, wobey er die Ausduͤnstungen aus den Lungen auf ein Sechs- theil des ganzen setzte. Es ist — sagt Cruikshank — mehr als wahrscheinlich, daß wenn Sanctorius das Gewicht des Koͤrpers betraͤchtlicher fand, als er erwartete, ein gewisser Umstand, welchen er den gehemmten Ausduͤnstungen zuschrieb, diese Schwere vermehren mußte, die vermehrten unmerklichen Aus- duͤnstungen der Atmosphaͤre naͤmlich. Vergl. hiermit Blumenbachs Physiologie a. a. O. §. 186. fgg. §. 58. S. 143. Da man hauptsaͤchlich mit dem Herrn Verfasser uͤber die Meinung, daß man bey Klassificirung der Varietaͤten des Menschengeschlechts, sehr fuͤglich auf die Formen der Schaͤdel Ruͤcksicht nehmen koͤnne, uneinig ist, so wuͤrde ich mich bemuͤht haben, diese Meinung naͤher ins Licht zu setzen, wenn mich nicht der Herr Verfasser der Muͤhe voͤllig uͤberhoben haͤtte. So darf ich meine Leser blos bitten, in desselben Beytraͤgen zur Naturgeschichte Absch. 11. S. 62. bis 78. nachzulesen. Dafuͤr will ich aber, weil sich der Herr Verfasser selbst darauf beruft, aus seiner collectio craniorum diversarum gentium , Goͤttingen 1790. die Kriterien beyfuͤgen, deren er sich bey Be- urtheilung der Schaͤdel in dieser Hinsicht bedient, denn — so sind seine eigen Worte — omnis vis et usus ejusmodi rerum in studio anthropologico ex eo pendet, ut genuinae sint . Was das erste dieser Kri- Kriterien betrift, so ist dieses bereits vorn bey dem Verzeichniß vom anthropologischen Vorrathe des Herrn Verfassers, und zwar S. 6. angefuͤhrt wor- den, also 2) Ich bewahre alle die accessorischen Theile auf, welche etwa einem oder dem andern Schaͤdel anhangen, wenn sie naͤmlich von solcher Beschaffen- heit sind, daß sie schon an sich die Aechtheit desselben beweisen; z. B. bey Mumienschaͤdeln Uiberreste von Erdharz oder Byssus. So sind an dem Karai- benschaͤdel, welchen ich der Guͤte des Herrn Baronet Banks verdanke, mit gutem Vorbedacht die hin und wieder anhangenden, ziemlich geraden, starren Haare aufbewahrt worden, wodurch sogleich auf den ersten Anblick im noͤthigen Fall der Zweifel geho- ben werden kann, daß er nicht etwa von einem uͤber- gelaufenen Aethiopier sey 1) , welche seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bekanntlich die karaibi- schen Inseln, und hauptsaͤchlich die Insel St. Vin- cent in großer Anzahl bewohnen, und unterweilen die besondere Form des Kopfes der eingebornen In- dier, die sie durch Kunst bewirken, an sich haben 2) . 3) Nun muß aber der Schaͤdel selbst untersucht und eroͤrtert werden, ob er auch wirklich charakteri- stisch sey, und zu dem antropologischen Zwecke die- nen koͤnne. Denn es kann sich treffen, daß auch ein wirklich aͤchter Schaͤdel diesem Zwecke schlecht entspricht, wenn er etwa an kranker Beschaffenheit leidet, oder durch ein zufaͤlliges individuelles Mis- verhaͤltniß der Theile verunstaltet worden ist. So finden wir unterweilen unter unsern Landsleuten Versch. des M. S Men Menschen von einer so besondern Form des Kopfes, daß wir, wenn diese einem ganzen Volke gemein waͤre, dasselbe mit allem Fug und Rechte unter die Verschiedenheiten des Menschengeschlechts setzen wuͤr- den. Man hat sich also sehr in Acht zu nehmen, daß man eine aͤhnliche zufaͤllige Verunstaltung an ei- nem auslaͤndischen Schaͤdel nicht fuͤr national haͤlt; ein Irrthum, welchen man am besten dadurch ver- meidet, wenn man mehrere Schaͤdel von einer und derselben Nation mit einander vergleicht. 4) Wo dies nicht statt findet, muß man we- nigstens Portraits vergleichen, denen entweder die gelehrte Hand des Kuͤnstlers, oder das Zeugniß ei- nes erfahrnen Richters, der Avtopsie fuͤr sich hat, Glauben verschaft. 5) Hierher rechne ich auch, oder ziehe wohl gar noch vor, die Abbildungen, welche, obwohl sie keine Person darstellen, doch fuͤr den Charakter eines Volks ungemein viel beweisen, z. B. alte Siegel und aͤgyptische Goͤtzenbilder, oder Mignaturen von jetzigen Sinesen, Kalmucken, nordamerikanischen Indianern u. s. w. 6) Und endlich wende ich mich an die Schrift- steller, hauptsaͤchlich Reisebeschreiber, und mittle aus, in wie weit ihre Berichte mit der Natur selbst uͤbereinstimmen. Vgl. Labat voyage aux isles de l’Amérique Ausg. 2. Th. 2. S. 243. fg. „Die gleichfoͤrmige „Kleidung ist kein Hinderniß, daß man nicht sogleich „die Karaiben von den Negern unterscheiden sollte, „denn diese letzten haben krauses und feines Haar „wie „wie Wolle, bey den ersten hingegen ist es schwarz, „lang, gerade und sehr stark. Vergl. Thibault de Chanvalon voyage à la Martinique , S. 39. fg. „Die zu den Karai- „ben gekommenen Neger nehmen die Sitten und Ge- „wohnheiten derselben an. Sie platten, wie diese, „den Kopf ihrer Kinder nach hinten ab, indem sie „ihnen nach der Geburt denselben zwischen zwey „Seiten druͤcken, wodurch sie unfoͤrmlich und mon- „stroͤs werden.“ Uibrigens wird es wohl am besten seyn, wenn ich nun jeden auf jene Schaͤdelsammlung selbst hin- weise, die in der That hieruͤber aͤußerst belehrend ist. §. 59. S. 145. Campers Gesichtslinie . „Der Grund, worauf „sich der Unterschied der Nationen gruͤndet, bestehet „in einer graden durch die Hoͤhlen des Ohrs (Ge- „hoͤrgang) bis auf den Boden der Nase gezogenen „Linie, und in einer andern geraden Linie, welche „die Hervorragung des Stirnbeins oberhalb der „Nase beruͤhrt, und bis auf den am meisten hervor- „ragenden Theil des Knochens der Kinnbacken gezo- „gen wird, wohl verstanden, wenn man die Koͤpfe „im Profil betrachtet. In dem Winkel nun, den „diese beyden Linien beschreiben, bestehet nicht allein „der Unterschied der Thiere, sondern auch der unter- „schiedenen Nationen; und man wuͤrde sagen koͤn- „nen, die Natur habe sich gleichsam dieser Winkel „bedienet, alle Verschiedenheiten der Thiere zu be- S 2 „stim- „stimmen, und sie gleichsam stufenweise bis zum „Schoͤnen der schoͤnsten Menschen hinaufsteigen zu „lassen. Also beschreiben die Voͤgel die kleinsten „Winkel, und diese Winkel werden groͤßer, je nach- „dem das Thier sich mehr der menschlichen Gestalt „naͤhert, welches aus den Affenkoͤpfen erhellet, von „denen einer den Winkel von 42 Grad, der andere „(den man gemeiniglich den Todtenkopf nennt, und „der am meisten einem Menschen aͤhnlich sieht) ei- „nen von 50 Graden beschreibt; naͤchst dem der „Kopf eines afrikanischen Mohren, der, so wie der „Kalmucke einen Winkel von 70 bildet, der Euro- „paͤer aber macht einen Winkel von 80 Graden.“ — — — — — Siehe Camper kleinere Schriften Bd. 1. S. 15. und vergl. hiermit Herder am schon oft angefuͤhrten Orte S. 212. Außer dieser Gesichtslinie Campers fuͤhrt der Herr Verfasser in seiner Schaͤdelsammlung die Hin- terhauptslinie Daubentons und Albrecht Duͤrers Schema an. Daubenton denkt sich zwey gerade Linien. Die erste laͤuft von dem hintern Rande des großen Hinterhauptslochs durch den untern Rand der Augenhoͤhle herab: die andere aber ist durch die Ho- rizontalflaͤche dieses Lochs, in der Mitte zwischen beyden Gelenkhuͤgeln gezogen: und den Winkel, worin diese beyden Linien mit einander zusammenlau- fen, haͤlt er gleichsam fuͤr den normalen Charakter des Schaͤdels. Allein die Richtung der Flaͤche des großen Lochs ist oft an den Koͤpfen eines und des- selben Volks, z. B. an zwey Tuͤrkenschaͤdeln, wel- che ich, indem ich dieses schreibe, vor mir habe, oder in drey Negerschaͤdeln, hoͤchst verschieden. Fuͤgli- Fuͤglicher wird, in Ansehung der menschlichen Gesichter im Profil, zum antropologischen Zwecke das Schema von dem unsterblichen Duͤrer dienen, welches er in seinem treflichen Werke von der Proportion der Theile an der rechten Form der menschlichen Koͤr- per, in dem Abschnitte, wo er von der Zusammen- setzung des menschlichen Kopfes handelt, gleich oben angestellt hat, und welches drey Grenzlinien des Gesichts darstellt; an Stirn, Nase und Kiefer. Herr Hofrath Blumenbach selbst nimmt beson- ders auf zwey Knochen Ruͤcksicht, auf den Stirnkno- chen naͤmlich und die Kinnbacken. Denn — faͤhrt er fort — nach der Form des Stirnknochens richtet sich der Habitus beynahe der ganzen Hirnschaale, da die Richtung des plani circularis von dem an den Seiten verengerten oder erweiterten Kopfe beweist; der oberste Rand des Knochens aber, wo er mit der Pfeilnath zusammenlaͤuft, von dem spitzigen oder flachen Scheitel. Von den Verschiedenheiten an den Augenbraunenbogen und der Vertiefung zwischen den- selben ( glabella ), welche einzig auf diesem Knochen beruhen, will ich gar nichts sagen. Von dem Kinnbackenknochen aber haͤngt erstlich die Weite der Nasen, und dann die Richtung der Nasenbeine, und nach der jedesmaligen Bildung der Kinnbackenfortsaͤtze die groͤßere oder kleinere Pro- tuberanz der an ihm anliegenden Jochbeine, (und worauf bey dieser Untersuchung sehr viel ankommt) das Verhaͤltniß der Oberkiefergrube, wovon das Jochbein nach dem Vordertheil des Oberkiefers fort- geht, geht, und endlich die Enge oder Weite des Zahnzel- lenrandes, ab. Ja man kann sogar die Form und den Habitus des Unterkiefers, da seine Zellen und Zaͤhne denen im Oberkiefer entsprechen, nach dessen Einrichtung wuͤrdern. Von beyden Knochen aber, dem Kinnbacken- und Stirnknochen naͤmlich zusammen genommen, haͤngt auch die Richtung, Weite und Tiefe der Au- genhoͤhlen ab. Nimmt man nun also diese Normalknochen zum Fundament an, so wird man leicht feste und bestaͤn- dige Charaktere des Totalhabitus, auch in wie fern sie in den benachbarten Knochen liegen, weiter dar- aus herleiten koͤnnen. Feste und bestaͤndige, sage ich, denn was sich von diesen Knochen weiter ent- fernt, z. B. das Hinterhaupt, scheint mehr von ei- ner beytretenden Verschiedenheit der Weite und Figur herzuruͤhren, Dinge, welche oft an Schaͤdeln eines und desselben, sich uͤbrigens sehr aͤhnlichen Volks, sehr vielfach nuanciren. S. Decas prima S. 7. bis 10. vergl. hiermit Ch. Ludwig Grundriß der Naturgeschichte der Menschenspecies, Lpz. 1796. S. 101. §. 28. fgg. S. 129. §. 167. fgg. §. 61. S. 148. In diesem §. wird man, gegen das Original gehalten, einige Aenderung finden. Die Worte: junctim cum maxillis suis inferioribus naͤmlich sind weggelassen, statt deren aber (Zeile 7. S. 204. des Originals) eingeschaltet worden remotis maxillis infe- riori- rioribus . Ich verdanke diese Aenderung der Guͤte des Herrn Hofrath Blumenbachs. §. 74. 75. S. 190. Ich weiß zuverlaͤßig, daß es sehr vielen ange- nehm seyn wird, hier auch noch etwas von den er- kuͤnstelten Varietaͤten des Menschengeschlechts zu le- sen, und deshalb schalte ich hier aus der zweyten Ausgabe dieses Werks folgende Stelle von Seite 99 bis 105 ein. §. 68. Ausgabe 2. Beschneidung . Ich gehe nun zu denjenigen Theilen fort, wel- che verschiedne Nationen mit Huͤlfe der Kunst zu ver- aͤndern pflegen; und da will ich zuerst von den Ver- stuͤmmelten sprechen, wo Glieder und Theile des Koͤrpers abgeschnitten oder abgerissen werden. Die aͤlteste von diesen Verstuͤmmelungen ist die Beschnei- dung, wie die Bibel, Herodots Berichte von Kol- chiern, Egyptern und Aethiopiern 1) , und die weite Verbreitung dieses Ritus bezeugen. Und zwar ist er nicht nur bey dem maͤnnlichen, sondern unter mehreren morgenlaͤndischen Voͤlkern auch beym schoͤ- nen Geschlechte im Gebrauche, welchem jener Theil der Schaam, der dem Vorhaͤutchen des maͤnnlichen Gliedes entspricht, abgeschnitten wird; von welcher Ceremonie Martin Schurig 2) und Theodor Tron- chin 4) eine Menge Zeugnisse und Geschichten aus alten und neuen Schriftstellern gesammlet haben. 1) S. S. 102. 125. fg. in Gronovs Ausg. Die Negern von Angola Hughes barbad . S. 14. Die Otaheiten. N. Forster observations . S. 269. Muliebr. p. 116. sqq. 142. sq. parthenol. p. 379. sq . Diss. de clitoride p. m. 75. sqq . §. 69. Monorchiden . Die Evnuchen gehoͤren nicht sowohl zur gegen- waͤrtigen Materie, als die Monorchiden, denen in der Kindheit der eine Hode ausgeschnitten wird. Die- se Sitte ist besonders bey den Hottentotten im Ge- brauche gewesen, welche mehrentheils im achten, ja wenn man Kolben 1) trauen darf, bisweilen erst im achtzehenden Jahre, zu Monorchiden gemacht worden. Sie glauben dadurch schneller im Laufen zu werden, allein die Reisebeschreiber erinnern zugleich, daß es der Fruchtbarkeit schade 2) . Einen aͤhnlichen Verlust des Hoden erleiden nicht selten die Bauern in der Schweiz, denn die Quacksalber pflegen durch denselben nach alter Sitte die Bruͤche zu heilen 3) . Vorgebirge der guten Hofnung , S. 141. Jo. Schreyer ostindische Reise S. 34. v. Haller adv. Buss. operum minor . T. III. p. 183. §. 70. Die unbaͤrtigen Amerikaner. Zu den Verstuͤmmelungen rechne ich auch, daß einige Voͤlker an verschiedenen Theilen des Koͤrpers das Haar auszuraufen pflegen. So erhalten die Buratten blos den Bart unter dem Kinne, den uͤbri- uͤbrigen reissen sie aus 1) ; alle Tuͤrken vertilgen au- ßer dem Haupthaare und Barte die uͤbrigen Haare an dem Koͤrper durch verschiedene Salben 2) ; die Otaheiten reissen die Haare unter den Achseln aus 3) ; und die mehresten amerikanischen Voͤlkerschaften rot- ten den Bart aus, welcher Umstand zu jener alten Meinung Anlaß gegeben hat 4) , daß die Amerikaner von Natur bartlos seyen. Ich habe aber schon an- derwaͤrts beynahe aus allen Zonen von Amerika Beyspiele von wirklich baͤrtigen Voͤlkern angefuͤhrt 5) , und umstaͤndlich auseinander gesetzt, daß, wenn bey einigen von Natur kein Bart kommt, dies nach den Erscheinungen der Erzeugung, und den Gesetzen des Bildungstriebes geschehe 6) . Le Brun Voyage p. 120. Mémoir. sur les samojé- des etc. p. 39. sq . Leonh. Rauwolf Raiß p. 31. sq. Buff. T. III. p. 438. sq. Hawkesworth T. II. p. 188. Neuerdings wiederholt in Recherch. sur les Ameri- cains, T. I. p. 37. Quest. sur l’ Encycl. T. VII. p. 98 . S. auch Herr Zimmermann geograph. Geschich- te des Menschen S. 70. fg. Uiber den Bildungstrieb und das Zeu- gungsgeschaͤfte . S. 66. fgg. Ausg. 1781. §. 71. Andere Verstuͤmmelungen. Das bey den Bewohnern einiger Inseln des stillen Meeres gebraͤuchliche Abschneiden des kleinen Fingers 1) , das kuͤnstliche Schaͤrfen der Zaͤhne bey andern 2) und andere Verstuͤmmelungen von eben so wenig Belange, uͤbergehe ich. 1) Friend- Friendly Islands . Iac. Cook zweyte Reise. Vol. I. p. 222. Bey den Negern. Hemmersam p. 37. §. 72. Ungeheure Ohrlaͤppchen. Zu den Verunstaltungen der Theile rechne ich vorzuͤglich die ungeheuren und haͤngenden Ohrlaͤpp- chen, in welche sich so viele Voͤlker seit langer Zeit verliebt hatten, daß sie zu der alten Fabel von den scythischen Voͤlkern im Pontus Veranlassung gegeben haben, welche so große Ohrlaͤppchen gehabt haben sollen, daß sie den ganzen Koͤrper mit denselben be- decken koͤnnten 1) . Von den Malabaren 2) , Bey- naren, den Einwohnern der Molucken 3) und Mal- likolo 4) wissen wir es mit Gewißheit, daß sie diesel- ben durch verschiedne Kuͤnste uͤberaus groß und wirk- lich monstrds machen. An dem Gemaͤhlde eines Suͤdlaͤnders bey Cornelius le Brun sehen wir es auf eine wunderbare Weise zerfleischt 5) . Plin. IV. 13. VII. 2. Pompon. Mela Lib. III. de Hisp. et septentr. insulis. Schreyer a. a. O. S. 117. Maximil. Transylv. bey Zahn spec. T. III. p. 69. Sie durchbohren sie mit Pfriemen. n. 197. §. 73. Andere Verunstaltungen. Die Berichte von Reisebeschreibern belehren uns, daß einige Voͤlker die Vorhaut des maͤnnlichen Glieds mit Fleiß verlaͤngern, wie die Anwohner der Magel- lans- lansstraße 1) , Neuseelaͤnder 2) und andere. Die gro- ßen Naͤgel der Chinesen 3) , die durchbohrten Wangen und Lippen so vieler anderer Voͤlker, oder die durch- bohrten Scheidewaͤnde der Nase und Ohrlaͤppchen, um Ringe hineinzuhaͤngen, und anderes mehr, liefern eben so viele Beweise der bewundrungswuͤrdigen Sucht die natuͤrliche Schoͤnheit des Koͤrpers durch Kunst zu erhoͤhen, und vonder vielartigen, so sehr verschied- nen Meinung uͤber das Ideal des Schoͤnen. Oliv. v. Noort. p. 22. Hawkesworth Vol. III. p. 50. Die Abbildung bey Gregor sharpe de lingua sinens . zu Ende des syntagm. dissertationum Thomae Hyde , Vol. II. p. 512. §. 74. Gemahlte Koͤrper. Der Gebrauch der Mahlereien und der verschie- denen Arten von Schminke veraͤndert zwar die Form der Glieder nicht, ist aber doch bey gewissen Voͤlkern so konstant, daß es unrecht waͤre, ihn gar nicht zu beruͤhren. Einige uͤberstreichen blos die Haut mit verschiedenen Farben, aber andere durchstechen sie erst mit einer Nadel, und reiben hernach die Farben ein, wo sie dann bestaͤndig haften. Beyderley Ri- tus ist bey den entferntesten und verschiedensten Na- tionen im Gebrauche gewesen. Die Kanagysten z. B. Kalifornier, Tuͤrken, die Bewohner der Insel Santa Cruz, Mallikolo, Neuholland, des gruͤnen Vorge- birgs u. a. mahlen sich. Die Tungusen aber, Tschuk- tschen, Araber, Eskimos, Neuseelaͤnder, Otaheiten und viele Voͤlkerschaften aus ganz Amerika tatowiren sich ( acu in ipsa cute lineas ducunt ). §. 78. §. 78. S. 196. bis 201. Leukaͤthiopie. In gedraͤngter Kuͤrze ist alles, was uͤber diese besondere Krankheit zu sagen ist, von welcher irre gefuͤhrt der große Linné seinen homo nocturnus als eine besondre Varietaͤt des Menschen- geschlechts aufstellte, gesagt worden. Man kann uͤbrigens damit vergleichen Beytraͤge zur Naturge- schichte Absch. 14. S. 119. bis 126. und zu noch ge- nauerer Nachricht hieruͤber Blumenbach de oculis Leucaethiopum et iridis motu . Goettingae 1786. Statt aller weitern Bemerkungen hieruͤber will ich lieber folgende Bemerkung aus der zweyten Aus- gabe dieses Werks noch beyfuͤgen, s. daselbst §. 88. S. 122. Andere Krankheiten gehoͤren weit weniger hierher. Es wuͤrde ein ungeheueres, gar nicht hierher gehoͤ- riges Unternehmen seyn, wenn ich von allen bey Ver- fassern medicinischer Beobachtungen widernatuͤrlich vorkommenden Fehlern unsers Koͤrpers, eine Uibersicht geben wollte. Es wuͤrde von diesen leicht ein Uiber- gang zu den Mißgeburten und der ganzen Nosologie gemacht werden koͤnnen, und das goͤttliche Studium der Naturgeschichte wuͤrde zu einer verworrnen un- foͤrmlichen Masse auswachsen. Ich uͤberlasse also das schwarze und hornartige Fellhaͤutchen des italie- nischen Knaben 1) , oder des englischen Mannes 2) und anderer, und aͤhnliche besondre Verirrung von dem natuͤrlichen Zustande, den Physiologen und Pa- thologen. Auch gehoͤrt die harte Krankheit der Cretinen nicht hierher, welche nicht den Bewohnern des Walliser Landes allein eigenthuͤmlich, sondern auch auch anderwaͤrts beobachtet 3) , aber durch sonder- bare Fabeln hier und da verunstaltet worden ist 4) . Stalp. v. d. Wici Obs. Cent. II. p. 376. Tab. 11. et Tab. 12. Fig. 1. 2. 3. Der Stachelschweinmann G. Edwards Gleanings of natural history . T. I. t. 212. v. Fel. Plater Obs. med . S. 140. D. Langhans Merkw. des Siementhals , Bourrit Mont- Blanc p. 80. Haller de vento Rubensi Nov. Comm. Goett. T. I. p. 43. Z. B. in Guidant variat. de la nat. dans l’espece hum . à P. 1771. 8 in Encycl. de Par . etc. emendat. in Fed. Cl. de ylice T. XII. 312. §. 89. Die Centauren, Sirenen, Cynocephalen, Sa- tyren, Pygmaͤen 1) , Giganten, Hermaphroditen und andere erdichtete Species von diesem Schrot und Korne, brauchen hier kaum in Erwaͤhnung ge- zogen zu werden. Wer an solchen ungeheuren Maͤhr- chen Verguuͤgen findet, mag sich an die leichglaͤubi- gen Zusammenschreiber derselben Tevet, Maillet, Robinet wenden; Wer aber wuͤnscht, sie ihrer lee- ren Schminke entledigt zu sehen, der wende sich an den gelehrten Joh. Alb. Fabricius 2) . Vergl. uͤber diese Fabeln Tysons Werke. De hominibus orbis nostri incolis etc . Erst neulich aber hat uns Herr Hofrath Heine ein Muster von ei- ner solchen mit hoͤchstem Scharfsinn entwickelten und erlaͤuterten Fabel geliefert, wodurch alle Versuche sei- ner Vorgaͤnger uͤbertroffen worden sind, in seiner Abhandlung de maribus inter Scythas morbo effemi- natis et de Hermaphroditis Floridae . Comm. Soc. Goett. a. 1778. p. 28. sqq. Vgl. uͤbrigens hiermit Ludwig a. a. O. S. 148-160. Vier- Vierter Abschnitt . §. 82. S. 205. fgg. W ir sind jetzt durch die Bemuͤhungen des Herrn Verfassers in den Stand gesetzt die Avtopsie hieruͤber einigermaßen zu ersetzen. Man sehe dessen Natur- historische Abbildung Heft 1. Taf. 1 bis 5. §. 83. S. 208 bis 212. Erxleben zaͤhlt sechs Varietaͤten auf: 1) den Lappen, 2) den Tatar, 3) den Asiaten, 4) den Europaͤer, 5) den Afrikaner, 6) den Amerikaner. S. Ausg. 2. S. 50. Erxlebens Mammalia B. 1. Von der ersten Eintheilung des Menschenge- schlechts in vier Racen, welche der Herr Verf. in der ersten Ausgabe dieses Werks mitgetheilt hat (S. 41.) mill ich hier weiter nichts erwaͤhnen, da er sie selbst in allen seinen neuern Werken verworfen hat. §. 87. S. 216. Der Neger steht dem Affen naͤher als der Mensch. Vergl. hiermit Soͤmmering uͤber die koͤr- perliche Verschiedenheit des Negers vom Euro- paͤer. Vorrede S. 19. 20. und Text §. 72. Dies duͤrfte wohl das nothwendigste gewesen seyn, was zum leichtern Verstaͤndniß dieses vorstehenden Werks Werks zu sagen waͤre. Ich kann aber wohl meine Bemerkungen nicht besser schließen, als mit jener Stelle in der zweyten Ausgabe, welche von der Ent- stehung der Streitfrage: ob es nur Eine oder mehre- re Gattungen im Menschengeschlecht gebe, handelt. „Bosheit, Mangel an Aufmerksamkeit und „Neuerungssucht beguͤnstigten die letzte Meinung. „Denn seit den Zeiten des Kaisers Julians 1) fanden „alle, deren Interesse es war die Glaubwuͤrdigkeit „der Bibel herabzusetzen, ungemeines Behagen 2) „an der Meinung von mehreren Gattungen im Men- „schengeschlechte. Ferner war es leichter die Neger „oder bartlosen Amerikaner gleich beym ersten An- „blick fuͤr verschiedne Gattungen zu halten 3) , als „Untersuchungen uͤber die Struktur des menschlichen „Koͤrpers anzustellen, die Anatomen und so zahlrei- „chen Reisebeschreiber nachzuschlagen, und deren „Glaubwuͤrdigkeit und Leichtglaͤubigkeit mit Fleiß zu „untersuchen, aus dem ganzen Umfang der Natur- „geschichte parallele Beyspiele zusammen zu tragen, „und nur dann erst zu urtheilen und die Ursachen der „Verschiedenheit zu eroͤrtern. So hat z. B. der be- „ruͤchtigte Theophrastus Paracelsus, der liebe „Mann! wenn ich nicht irre zuerst nicht begreifen „koͤnnen, wie die Amerikaner eben so gut als die „uͤbrigen Menschen von Adam abstammen koͤnnten; „und um sich kurz aus der Sache zu ziehen, nahm „er an, daß Gott zwey Adams erschaffen habe, „einen in Asien und einen in Amerika 4) . Und end- „lich kommt noch hier hinzu die Neuigkeitsliebe des „menschlichen Geistes, welche so groß ist, daß viele „lieber eine neue Meinung annehmen, gesetzt sie „waͤre „waͤre auch bey weitem nicht hinlaͤnglich uͤberdacht, „als sich zu den alten Jahrtausende hindurch an- „genommenen Wahrheiten neuerdings bekennen „wollen.“ Ich fuͤr meinen Theil habe nach der bloßen Be- trachtung der unverhuͤllten Natur keinen Anstand ge- nommen, die entgegengesetzte d. h. die alte 5) Mei- nung von nur Einer Gattung im Menschengeschlechte anzunehmen, und ich habe das Vertrauen, daß ein- sichtige, Wahrheit liebende, und von den eben ge- nannten Schwaͤchen freye Leser, eben diese Wahrheit willig unterschreiben werden. Iuliani oper. p. 192 . v. c. (simon Tyssot de Patot) voyages et aventures de Iac. Massé. T. I. p. 36. sqq. Bazin (Voltaire) philosophie de l’histoire p. 45 . Derselbe in Quest. sur l’Eneyclop. T. IV. p. 112. T. VII. p. 98. 179. etc . widerlegt von Haller in den Briefenuber eini- ge Einwuͤrfe noch lebender Freygeister wi- der die Offenbarung , 1. Th. S. 102. 184. 196. So z. B. haben es Griff. Hughes nat. h st. of Bar- badoes p. 14 . (Henr. Home) sketches of the History of Man, Vol. 1. p. 12. sq . De phi osoph. occulta 1. 1 . cf. Io. Alb. Fabricii diss. de hominibus orbis nostri in- colis specie et ortu avito inter se non differentibus . Hamb. 1721. 4. Erlaͤu- Erlaͤuterung der Kupfertafeln . Tafel 1 . Liefert ein Schema zur Uibersicht der Erlaͤute- rung der Scheitelnorm, von deren Nutzen und Be- schaffenheit im anthropologischen Studium S. 148. gesprochen worden ist. Figur 1. entspricht der ersten Figur auf Tafel 2. Figur 2. der 3ten Fig. jener nachfolgenden Tafel. Figur 3. der 5ten Figur derselben Tafel. Tafel 2 . Stellt fuͤnf Schaͤdel aus meiner Sammlung dar, wodurch die fuͤnf Hauptverschiedenheiten des Men- schengeschlechts dargethan werden, wovon mit meh- rerem S. 149. Figur 1. Stellt einen sogenannten Rennthiertun- gusen dar. Er hieß Tschewin Amureew aus den gilgekirskischen Stamme, und lebte 350 Werste von der Stadt Bargusin, schnitt sich aber im Jahr 1791 selbst die Gurgel ab, weshalb der beruͤhmte Schilling, Oberchirurgus der Armee dorthin geschickt wurde, die Laͤsion und die Ursache des Todes gesetz- Versch. des M. T maͤßig maͤßig zu untersuchen. Dieser nahm den Kopf des Selbstmoͤrders mit, und uͤbersandte ihn dem Herrn Baron v. Asch. Figur 2. Ist der Kopf eines karaibischen Fuͤrsten von der Insel St. Vinzent, der vor acht Jahren dort verstarb, und dessen Knochen Herr Anderson, Aufseher des koͤniglichen Gartens auf jener Insel auf Verlangen des Hrn. Baronet Banks ausgraben ließ. Figur 3. Der Kopf einer jungen Georgierin, welche im neulichen Tuͤrkenkriege von den Russen ge- fangen genommen, und nach Moskau gebracht wur- de, wo der dortige wuͤrdige Professor der Anatomie, Herr Hiltebrandt, da sie sehr ploͤtzlich starb, die Ur- sache ihres Todes in einer gesetzmaͤßigen Sektion ex officio untersuchte. Er bewahrte den knoͤchernen Kopf wegen seiner ungemein eleganten Form sorgfaͤl- tig auf, und schickte ihn Herrn Baron Asch nach Petersburg. Figur 4. Der Schaͤdel eines Otaheiten, welchen der tapfere und muthige Schiffskapitain William Bligh, auf Bitten des Herrn Baronet Banks, bey der Ruͤckkunft von seiner merkwuͤrdigen Reise, auf welcher er Staͤmme von dem Brodtfruchtbaum von den Societaͤtsinseln im Suͤdmeer mit dem gluͤcklich- sten Erfolge nach Westindien uͤberbrachte, mitge- bracht hat. Figur 5. Einer Negerin von Guinea, der Bey- schlaͤferin eines gewissen Hollaͤnders, welche in ihrem 28sten 28sten Jahre zu Amsterdam gestorben ist, wo sie der verdiente Utrechter Professor Jo. von Geuns unter das anatomische Messer gebracht hat. Tafel 3 . Figur 1. Bedarf im Ganzen keiner Erinnerung, denn es dient zu einer leichtern Uibersicht bey den osteologischen Bemerkungen in diesem Werke. Es haͤtte aber wohl leicht besser gerathen koͤnnen. Figur 2. Ist der Hirnschaͤdel des Mandrill, in welchem der Zwischenkinnladenknochen aufs deutlich- ste bemerkt ist. Figur 3. Sind die Halswirbel desselben Pa- vians, wovon schon in den Anmerkungen gesprochen worden ist, so wie von Figur 4. welche den fuͤnften und sechsten Hals- wirbel von einem erwachsenen Manne darstellt. T 2 Einige Einige Aenderungen im Texte . S. 55. statt Kroͤpfe l. Druͤsenkrankheit. ‒ 71. Z. 9. st. Elastic. l. Zusammenziehungskraft. ‒ 84. Z. 11. nur nicht immer l. fast alle. ‒ 147. l. die Uiberschrift zu §. 61. also: Uiber die Schel- telnorm, als Maaß, um die Verschiedenheiten der Schaͤdel zu bestimmen. ‒ 161. §. 64. Z. 10. l. nicht meiselartig. ‒ 175. Z. 9. l. Wassergeschwulst. ‒ 205. §. 82. Z. 7. l. mannichf. gradweisen Verschiedenheit Verbesserungen . S. 6. Z. 19. lies statt Cingaren Zigeuner. ‒ 18. Z. 14. l. Marchbestimmer. ‒ 31. Z. 1. in der Note l. Paradoxenfreund. ‒ 47. Z. 2. streiche sey weg. ‒ 54. Z. 14. statt nur l. wo. ‒ 54. Z. 15. st. oder l. doch. ‒ 55. st. Podagra l. Palagra. ‒ 59. Z. 9. st. sie l. es. ‒ 60. Z. 20. st. deren l. dessen. ‒ 64. Z. 1. st. der l. von. ‒ 72. Z. 4. l. entstandenen. ‒ 72. Z. 9. st. nur l. wo. ‒ 83. Z. 11. streiche denn aus. ‒ 114. Z. 9. statt mit einander l. mit andern. ‒ 114. Z. 20. nach Fellhaͤutchen setze unversehrt hinzu. ‒ 142. Z. 11. l. Zigeuner ( Cingari ). ‒ 159. Z. 10. l. und viele Gen. hindurch im gleichen ꝛc. ‒ 172. Z. 4. l. durchstreifen. ‒ 196. §. 28. Z. 10. st. nach. l. noch. ‒ 220. Z. 3. st. Umwicklung l. Zusammenlegung.