Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit/ wo die schaͤdliche Irgeisterey des Herrn Grafen von Zinzendorf aus desen neuesten Schriften entdecket wird von D. Johann Hermann Benner Fuͤrstl. Hess. Prof. und Superint. Zweiter Theil. Giesen / bey Joh. Philipp Krieger . 1747 . Vorrede. S Treitschriften sind mein liebstes geschaͤfte nicht. Aber ich liebe doch die warheit, und setze mei- nen beruf nicht fuͤrsetzlich aus den augen. Wenn man in dem benachbarten Herrnhag, oder Marien- born koͤnte stille seyn, so wolte ich mit freu- den schweigen. O wie vollkommen wuͤr- de mein wunsch erfuͤllet, wann sich die warheit endlich an denen bezeugen wolte, die sich ein geschaͤfte daraus machen, sie mehr und mehr zu unterdruͤken. Aber seit vielen jahrhunderten weiß man keine sekte, welche mit groͤserer arglist das letzte unter- nommen hat, als die synagoge des Herrn Grafen von Zinzendorf. So nennet er selbst die parthie verfuͤhrter menschen, die er fast in allen theilen der welt, mit seinem wink regieret. Man muß ihm das zeug- nis geben, daß er das maas eines recht grosen irgeistes, uͤberfluͤßig erfuͤllet hat. Unter so vielen falschen aposteln und pro- pheten, die von zeit zu zeit in die welt aus- gegangen sind, wird kein einziger seyn; der ihm den rang duͤrfte streitig machen. Herrnhut. II. Th. )( So Vorrede. So verschmitzt ist er zu werke gegangen, seinen plan zu entwerfen! so viel kunste hat er im vorrath, dasjenige durchzutrei- ben, wodurch ein ganzes vor ihn gemacht werden kan! Seit deme er etwas vester, als im anfang sitzet; hat sich eine neue art von ungemessener unverschaͤmtheit sei- ner gleisnerei an die seite gestellet. Er fuͤhlet sich, und gehet nicht mehr leise, son- dern faͤhret frech daher, uͤber alles, was seinem reich im wege stehet: solte es auch der Heiland und seine apostel seyn. Ich halte seine predigen/ die er nach und nach durch den druck unter die leute bringen laͤ- set, vor einen seiner schaͤdlichsten griffe. Man merket sehr deutlich, daß die meiste, sonderlich die neueren, recht darzu ausge- sonnen sind, daß er die geheimnisse seiner schalkheit/ in der form erbaulicher schrif- ten, algemein machen will. Dieses koͤnte nicht so fuͤglich geschehen, wenn jene in ei- nem naketen lehrgebaͤude aufgedeckt erschei- nen solten. Hier aber kan er einen guten gedanken darunter mengen. Er kan zwei- deutiger sprechen, er kan einen spruch der schrift voransetzen, und seine triegerei zu desen inhalt machen. Mit dem letzteren hat Vorrede. hat er es soweit gebracht, daß er gar nicht mehr schamroth wird, wenn er alles wa- get. Doch es haben seine predigen vor sei- nen plan, noch einen andern nutzen. Sie sollen, wie man offenbarlich siehet, zum theil die stelle einer wiederlegung seiner gegner, vertreten. Weil er diesen aufrich- tig unter die augen zu gehen nicht getrauet, und es selber vor unmoͤglich halten muß; so kostet es ihm nicht viel muͤhe, in seiner synagog uͤber sie zu triumphiren, da ein unbedingter gehorsam die regel der warheit ist. In seinen versamlungen, wo er als ein prediger auftrit, sind die ohren und herzen der zuhoͤrer, durch gewisse vorberei- tungsmittel einer sinnlichen andacht, ganz unverruͤkt vor ihn eingenommen. Er hat sie ohnehin mit dem vorurtheil einer un- fehlbarkeit geblendet. In diesen umstaͤn- den wird ihnen alles zum abscheu, was er als einen satz seiner gegner beschreibet. Sie halten es ohne anstand vor giftig und vor hoͤllisch, ehe der Graf noch ausgeredet hat. Er braucht keinen beweis darzu. Beweis gnug, wenn man hoͤret, daß es der Graf haben, oder nicht haben will. Mir sind wiederum verschiedene solcher predigen zu- )( 2 gefer- Vorrede. gefertigt worden. Das halte ich vor eine stille erinnerung zu dem, was durch ge- genwaͤrtige blaͤtter bewerkstelliget wird. Es duͤrfte vielleicht etwas beitragen, die tiefen der argheit in dem herrnhutischen reich, weiter aufzudecken, und die ehre der goͤttlichen warheit zu retten. Zwar es scheinet diese meine bemuͤhung weniger ins ganze zu gehen, als die erste. Dann ich nehme nur graͤfliche predigen zu mei- nem gegenstand. Der Herr Graf kan irren, schwaͤrmen, laͤstern, und darum thut es die gemeine nicht. So moͤchte man wohl glauben. Allein ich hoffe grund zu haben, warum ich in diesem fal anders denke. Der Herr Graf ist stifter der ge- meine, und sie ein werk seiner haͤnde. Das werk tadelt seinen meister nicht. Der Herr Graf prediget dieses oͤffentlich, und laͤset es in der drukerei der gemeine, nem- lich zu Marienborn, zum nutzen der bruͤ- der, und zum aͤrgernis der Christen, in die welt laufen. Einiges davon stehet im lehrbuͤchlein, oder bekentnis der gemeine. Das meiste ist eine beschreibung desen, was in der gemeine, nach ihrer wesentli- chen verfassung geschiehet, gelehret, und gebilli- Vorrede. gebilliget wird. Ja es waͤre ganz wun- derlich, den Herrn Grafen von der gemei- ue zu unterscheiden. Er hat seine verdek- te tyranney, und den blinden gehorsam, so hoch getrieben, daß in keiner geschichte seines gleichen ist, und die nachwelt darob erstaunen wird. Man lese die 73. beilage in seinem creutzreich/ s. 216. wo die ge- meine ihm uͤber den ganzen grundplan, in lehre und leben, eine unumschrenkte voll- macht ertheilet, und das im namen GOt- tes, des allerhoͤchsten: ja sie spannet seine unfehlbarkeit so hoch, daß sie vermittelst ei- nes von ihme, auf den fal seines hintrits, zu bestellenden oberhauptes, auch nach sei- nem tode, von ihm will regieret seyn. Und der Herr Graf haͤlt es gar vor eine belei- digung seiner erzmeisterschaft, wenn je- mand die grundsaͤtze der gemeine, von den seinen unterscheiden will. Der um die kirche GOttes so sehr verdiente Herr D. Baumgarten/ hat dieses, nebst vielen andern graͤflichen mishandlungen, an sei- nem theil erfahren. Mit desen gewissen- haften bescheidenheit war dem Herrn Gra- fen nicht gedienet: er wolte nicht anders als Paulus angesehen seyn. Gleichwie man )( 3 aus Vorrede. aus den schriften Pauli/ die lehrsaͤz- ze der Christlichen gemeinen/ mit ge- wisheit behaupten kan; also will der Herr Graf, daß man die gemeinen, die sich zu seinen grundsaͤzzen bekennen/ noth- wendig auch nach seinen schriften richten und schlichten soll. Er will leute haben, die Siehe Herrn D. Baumgarten theol. be- denken/ St. 24. s. 158. ganz mit ihm sind. Daher ist es gekommen, daß die gemeine, wie ich im ersten theil erwiesen habe, die schaͤnd- lichste unwarheiten des Herrn Grafen, auf ihre rechnung genommen, und in ei- ne Apologie ihres glaubens verwandelt hat. Und eben das ist die ursache, war- um die saͤmtliche sogenannte maͤhrische kir- chen, bereits im jahr 1745. alle die graͤf- liche betriegereien, die von erstgedachtem Herrn D. Baumgarten so gruͤndlich, als redlich entdekket worden, als ein schuld- opfer uͤbernommen hat. Dann weil der Herr Graf, der seinen gegnern mit nichts, dann laͤsterungen antworten kan, sogar blos und beschaͤmt stehen muste, daß er ge- gen Vorrede. gen die wafen des lichts sich nicht mehr se- hen lassen durfte: siehe, so trat die liebe kreutzgemeine ganz gehorsamlich an seine stelle. Die unmuͤndige uͤbernahm die vor- mundschaft vor ihren vormund, und Es ist 1745. unterm 6. Aug. nahmens der gesamten maͤhrischen kirche, ein schreiben in 4to, an Ihro Koͤnigl. Maj. in Preussen abgefasset worden: in welchem der Herr Graf seine sooft entdeckte betriegereien, und zwar an manchen orten auf eine seltsame art, erneuert. Die macht der warheit, welche Herr D. Baumgarten ihn fuͤhlen lassen, suchet er unter dem namen der ganzen kirche durch schimpfen und verklagen zu entkraͤften. der weltliche arm solte ihre zuflucht wer- den, als trug und list sie nicht mehr schuͤ- tzen wolte. Hieraus wird hoffentlich zu ersehen seyn, daß die wenige blaͤtter des gegenwaͤrtigen theilgens, ebenfals wieder das ganze zu gehen, sich versichert halten koͤnnen. Wiewohl es kan mir dieses gleichguͤltig seyn. Gnug, daß die aͤrger- liche predigen des Grafen, in das ganze laufen, und nicht nur die protestantische kirchen, sondern uͤberhaupt die Christliche, zu Vorrede. zu vergiften suchen. Ich wuͤrde meinem eigenen gewissen nicht antworten koͤnnen, wann ich gegen solche schaͤndliche gebur- ten, die sich in diesen gegenden, und an orten meiner aufsicht, ausbreiten, ohne daß eine hoͤhere hand diesem frevel steuren will, allerlei, sonderlich unverwahrte le- ser, ohne warnung liese; zumalen da mir manche samlung dieser predigen ohne mein zuthun uͤberliefert, und meine Amtssor- ge dadurch aufgefodert wird. Daß uͤbri- gens verschiedene stuͤke dermalen zuruͤke bleiben muͤssen, das ist wieder mein ver- muthen geschehen. Der HErr der maͤch- tig ist, und des name heilig ist, wolle sich gefallen lassen, des satans trug und list zu steuren, und seine warheit zu erhalten. Giesen, den 26. Jenner, 1747. Die Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit . I. Des Graf Zinzendorfs Predig von dem eigentlichen Geschaͤfte der Boten des Lammes gehalten zu Marienborn am Himmelfahrts- Fest 1745. den 27. May. Erstes Hauptstuͤk. Die Schalkheit im Gesang. Inhalt. 1) Die Befugnis neue Lieder einzufuͤhren/ und deren Schranken §. 1. 2. 3. 2) Das schaͤdliche und schalkhafte in den neu- en Liedern der Zerrn- huter/ uͤberhaupt/ §. 4. 3) Neue Proben davon in dem Gesang der die- ser Predigt beygedrukt worden/ §. 5. 4) Enrdeckung und Wie- derlegung derselben/ §. 6. 7. §. 1. I Ch habe nicht noͤthig, uͤberhaupt zu erinneren, daß die Herrnhutische Sekte sich eigene Lieder gemacht und noch taͤglich mache, um sich von allem was evangelisch heiser, desto sichtbarer zu unterscheiden. Herrnhut. II. Theil. A Daß Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Daß die innere Gemeinschaft des Geistes unter den Gliedern Christi, gar wohl bestehen koͤnne, wann gleich besondere Heerden, nicht alle und jede Stuͤcke, von der Art und Weise, oder Zufaͤl- ligkeiten des aͤuserlichen Gottesdienstes, worzu der offentliche Gebrauch der Lieder gehoͤret, un- tereinander gemein haben; das verstehet sich von selbsten. So lange aber die gebraͤuchliche und in dem gantzem evangelischen Zion eingefuͤhrte Lieder, zu ihrem Zweck tauglich, geschickt, und hinreichend, auch so zu reden ein Bekentniszei- chen derjenigen Verbindung sind, in welcher alle besondere Gemeinen desselben, stehen und behar- ren; solange ist man verbunden, aus Liebe zur Eintracht, und zum Beweis der Ubereinstimmung, sowol mit den ehemaligen, als jedesmal gegen- waͤrtigen Gliedern der aͤuserlichen Gemeine, die Fruͤchte ihrer Andacht gemeinschaftlich zu genie- sen, mithin auch in gewissem Verstande hier ein- gedenck zu seyn, was der Heilige Geist in noch wei- term Sin und Umfang befielet, daß wir mit ei- nem Munde loben sollen GOtt und den Va- ter unsers HErrn JEsu Christi. §. 2. Wer den HErrn Christum lieb hat, mithin sein Wort haͤlt, und daher sein koͤnigliches Ge- bot von der Liebe, und dem Band des Friedens gebuͤhrend verehret; bey demselben wird vorge- dachte Verbindlichkeit desto groͤser, je mehr er wahrnimt, daß aus der Liederneuerung, wegen anderer miteinfliesenden Umstaͤnde, ein Tren- nungs- anderer Theil. nungsgeist nicht unbillig gemuthmaset werden kan. Ja woferne nur ein eintziger schwacher Bruder Anstos daran nehmen wuͤrde, um wel- ches willen Christus gestorben ist; so haͤtte ich kein Bedencken, diesen Misbrauch einer allen- fals unlaugbaren Freiheit, unter diejenige Ver- gehungen zu rechnen, deren Paulus in seinen Briefen hin und wieder gedencket. §. 3. Wer eine Gabe dem HErrn zu dichten und zu spielen, empfangen hat, dem ist freilich eben da- durch die Befugnis ertheilet, sie dem HErrn und seiner Gemeine zum Opfer zu bringen. Aber das kan ohne Neuerung geschehen. Und die Ex- empel sovieler alten und neuen geistreichen Dich- ter, lehren uns, wie es geschehen muͤsse. Hin- gegen sehe man die Herrnhutische Gewonheit an. So manche neue Predig, so manches auf die Sekte gerichtetes und sogleich eingefuͤhrtes Lied. Aus diesen Gesaͤngen nimt man sodann die Losun- gen, oder deren Beyschrift, man fuͤhret sie in Predi- gen stat der Bibel an. Wer die Spuren einer Selbstgefaͤlligkeit, und gefliesentlichen Trennung hier nicht siehet, zumalen wann er die neue Bibeluͤ- bersetzung, den neuen Catechismus, nebst den uͤbri- gen duͤrftigen Satzungen dieses Volcks, daꝛzu nimt, der muß sich vorgenommen haben, nichts zu sehen. §. 4. Das schlimmste aber bey dieser neuen Lieder- sucht ist noch uͤbrig. Es bestehet nicht darinnen, daß allerley kauderwelsche Woͤrter, Zinzen- A 2 dorfische Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dorfische Formeln, griechische, lateinische, frantzoͤische, ja gar judische Aus Herrnhutischem Gesang-Buch XII. Theil Num. 1997. pag. 1901. 1. Am Schabbas sind wir stille, Und reden in der K’hille Wir thun uns was zu gut Wir acheln von dem Tolah Der fuͤr uns ward ein Olah Und trincken auch von seinem Blut. 2. Er ward fuͤr uns zum Fluche Drum haben wir Menuche Wir sind gebenschte Leut Er macht in uns Hadloke Und sein Sechus und Z’doke Ist unser Schmuck und Schabbas Kleid. 3. Die Ausdruͤcke, und was eine verruͤkte Phantasie sonst vor Ausschwei- fungen ausheken kan, haͤufig in den Herrnhuti- schen Singreimen zu finden sind: obgleich die- ses so laͤppische und nie erhoͤrte Flickwerk, zu- mal bey der heutigen Reinigkeit unserer Mutter- fprache einen an sich noch so geistreichen Inhalt eines Kirchenliedes, abgeschmackt und veraͤchtlich machet. Ja wer kan es einem Leser verargen, wann er dencket, es habe der Verfasser eines teutschen Kirchengesangs, der wie ein Bettlers- mantel, nebst dem teutschen, aus judisch, frantz- maͤnnisch, lateinisch, und anderen Lappen zu- sammen geflickt ist, mit geistlichen Sachen ge- fliesentlich sein Gespoͤtte, wenigstens eine Kurtz- weil treiben wollen? §. 5. anderer Theil. §. 5. Aber, wie gedacht, das ist nicht das aͤrgste. Der neue Reimsprecher in Herrenhut, hauchet noch uͤberdas sein Gift in solche unseelige Poesien. Im gegenwaͤrtigen Lied stehet dieser Satz aus- druͤcklich: die Herrnhutische Gemeine (als Herrnhutisch, und von andern Religionspar- thien unterschieden) ist diejenige/ welche Chri- stus meinet/ wann er die Verheisung gibt/ es solle dieselbe auf einem Grunde stehen/ der von den Pforten der Hoͤllen nimmermehr uͤ- A 3 berwun- 3. Die Parsche und Haphtore Ist immer nur die B’sore Daß GOttes ein’ger Sohn Am Creutz vor uns gestorben Und uns mit Blut erworben Man singt und darschet nur davon. Num. 1999. 1. Der Bore ist erschienen Seiner armen Berje zu dienen Er half ihr aus der Noth Er hat sich makriv gewesen Col echad kan genesen Wer glaubt und achelt von seinem GOtt. 2. Sein Boser ist die Achile Das Korben fuͤr die Mechile Die K’hile lebt davon Sein Dam ist die Schetije Das ihm an der Telije Aus seiner ofnen Seite ronn. 3. Wir gehn bey ihm zu Tische Der Isch mit seiner Ische Aguddas Bocherim Und seine liebe Jonah Die Alme und Almonah Die Olelim Vejonekim. 4. Wohl Herrnhuterey in ihrer Schalkheit berwunden werden koͤnne. Dann er redet von einer Gemeine, von welcher Herrenhut der Erst- ling seye v. 5. wo es anfangs durch manches Gewirre schlimm gegangen v. 6. bis endlich beym Streiteressen und heiligen Wunden- tranck/ der alte Meinungszanck vergessen/ und man ein Hertz und eine Seele worden seye v. 6. Zu der Stunde soll diese Gemeine allererst entstanden seyn/ v. 7. 8. Da ist sie zu der Ge- meine worden die noch heute stehet/ und durch den Eingang sovieler Bruͤdern und Schwestern vormehret wird v. 9. die mit ihrer Predig/ daß wir mit Blut bezahlet sind/ die Seelen in al- len 4. Wohl dem der sich so nehret Und von dem Tolah zehret Sein Boser Vedam genießt Der stirbt nicht addrabba Er hat vest olam habba So vest Techijas hammesim ist. Pag. 1907. N. 2011. Mel. Wer JEsum bey sich hat. 1. Nichts ist doch freundlicher als unser Herr- gen Nichts liebet sich so sehr als seine Naͤrr- gen. 2. Nichts predigt kraͤftiger als Wunden Pfaͤrrgen Nichts singet lieblicher als JEsu Lerchen. 3. Drum bleib ich unverruckt im Bund der Naͤrrlein Und liebe ewiglich der Naͤrrlein Herrlein. anderer Theil. len Landen und an jedem Ort bereits in Brand gestecket. v. 5. Du hast erfahren was JEsus Gnade thut, Von vielen Jahren in unsers Herren- huth, Dem Erstling unserer Gemeinen Der dich noch oft macht vor Freuden weinen. v. 6. Durch manch Gewirre giengs da im An- fang schlimm Durch das Gekirre der treuen Hirtenstimm, Das brachte seine arme Schaafe, Bald zu dem sanftesten Glau- bens-Schlafe. v. 7. Beym Streiteressen und heilgen Wun- dentranck Da ward vergessen der alte Meinungs-Zanck, man sang dem Lamm mit froher Kehle, Und ward ein Hertz und eine Seele. v. 8. Das war die Stunde, die sich das Lamm ersehn, Daß auf dem Grunde die Kirche solte stehn, Den Satan und die gantze Hoͤlle, Nimmer bewege von seiner Stelle: v. 9. Sie steht noch heute, die seelige Gemein, Erwehlte Leute gehn taͤglich zu ihr ein, Und ihren Schwestern allenthalben, Kirchen sind Suͤndern wies Nest den Schwalben. v. 10. Und seit die Warheit daß wir mit Blut bezahlt, Mit solcher Klarheit in den Ge- meinen strahlt, So wird fast alles hinge- rissen, Und man will nichts als die Wun- den wissen. v. 11. Das ist die Beschreibung von A 4 Her- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Herrenhut, theils wie es anfangs von dem graͤf- lichen Schwarmgeist ausgebruͤtet, theils wie es bis auf diesen Tag von eben demselben gesaͤuget, genehret, und je mehr und mehr mit immer neuen Trebern des Irsals recht ausgefuͤttert worden. Und darauf zielet dann der grose Lobspruch und der goͤttliche Freibrief: v. 8. daß sie die Kirche seye, auf den Grund gebauet, den der Satan und die gantze Hoͤlle nimmermehr wanckend machen, vielweniger uͤberwaͤltigen solle. Ich will es aus seinen Worten noch etwas deutlicher zeigen. §. 6. Die Gemeine, welche zu derselben Stunde/ in Herrnhut ihren Anfang genommen hat, ist kei- ne andere, als die von dem Herrn Graf Zinzen- dorf v. 11. Wir koͤnnen sagen, daß fast in jedem Land, In diesen Tagen die Seelen stehn im Brand, Und man an einem jeden Orte Hoͤren will von dem Versoͤnungs-Worte. Den Inhalt des 10. und 11. Vers besinget der Graf in einem eigenen Lied, mit hochpran- genden Namen der frembden Voͤlcker und Nationen, auf eine recht eitele Art ange- fuͤllet. Herrnh. Gesangb s. 2034. Wie sind wir doch so herzlich schlecht ꝛc. und eben daselbst: O Haupt vom Kirchen-Spren- gel! ꝛc. anderer Theil. dorf gestiftet worden. Er ist ihr Haupt, ihr Fuͤhrer, ihr groser Goͤtze; was er lehret, setzet, ordnet, und befielet, das ist Gottes Wort und Heiliger Geist bey diesem Volck; wie die Er- fahrung bezeuget, und die Schriften wackerer Leute; welche den Greuel des Herrnhutischen Frevelgeistes bisher entdecket, und unwieder- sprechlich dargethan haben. Dieweil nun hier die Herrnhutische Kirche, soferne sie Herrnhutisch ist, oder zu Herrnhut ihren Anfang genommen hat, von dem Grafen betrachtet wird, nicht aber soferne noch ein und die andere evangelische War- heit bey ihr unvergiftet geblieben: so siehet man hieraus, wie frech und verwegen der Graf seine eigene Brut erhebet, wie unverschaͤmt und hoch- farend sein Rottengeist sich geberdet, da er sein Gesindel absingen laͤset, dieser verblendete Sek- tenschwarm, sofern er eine Sekte und zu Herren- hut von einem unruhigen leichtsinnigen Menschen gezeuget worden ist, seye die Kirche, welche ei- nen Grund habe, den der Satan mit allen hoͤlli- schen Heeren nicht von der Stelle bewegen solle? §. 7. Ist aber dieses Beginnen nicht schaͤndlich und vor dem wahren Heiland unverantwortlich? siehet man nicht deutlich hieraus, auf was fuͤr Hoͤhen der graͤfliche Geist von dem Versucher sich fuͤhren lassen? Was Herrnhutisch bey sei- nem Volck ist, (und davon redet er an diesem Ort §. 6.) von wem komt das anders, als von ihm selber? Ist nicht Er, der Graf durch seine A 5 unum- Herrnhurerey in ihrer Schalkheit unumschrenkte Verwegenheit/ der Grund, der Anfang, der Stifter, der Vater, der Saͤmann von allem diesem Ubel? Hat nicht seit der Stun- de/ die er selber als die Geburtsstunde seines Reichs angibt (§. 5.) dieser sogenante Erstling des Graͤflichen Unwesens, ein gantzes Heer von gleichem Ungeziefer ausgehekt? Hat sich nicht eine Tiefe der Bosheit nach der andern offenba- ret? Ist nicht Luͤgen, Irsaal, Tuͤcke, Betrug, Mordbegierde, Laͤsterung gegen GOtt und Men- schen die Grundveste seiner Herrschaft uͤber die Seelen? Der Zaun und die Mauer um sein Her- renhag? sein Bollwerck und Geschuͤtz gegen goͤtt- lich- und menschliche Warheiten und Gesetze? Ist das nicht das Feuer bis daher gewesen, mit welchem er uͤberall so manches in Brand gesteckt? wie seine Worte lauten (§. 5.). Und siehe, dieser Grund soll der Heiland seyn! dieser Grund soll vor den Satan und die gantze Hoͤlle so fuͤrchter- lich aussehen, daß sie ihre Hoͤrner daran ablau- fen muͤssen! Eben als wan von der Herrnhuti- schen Stunde an, der Satan sich in einen Fel- sen, und Heiland der Gemeine verwandelt, mit- hin seine alte Maximen geaͤndert haͤtte, und mit ihm selbst uneins worden waͤre, das zu bestuͤrmen, welches er doch selbst gebauet hat, und noch taͤg- lich zu Trotz dem Heiland, bauet; welches die- ser maͤchtige Heiland wie Holtz, Heu und Stop- peln zu seiner Zeit gewiß verzehren wird. Das anderer Theil. Das andere Hauptstuͤk. Schalkheit in Erwehlung des Textes. Inhalt. 1) Ursachen/ warum der Graf diese Worte Christi/ und keinen Lammes-Text dieses- mahl erwehlet hat/ §. 8. 9. 10. 11. 2) Warum er Luthers Ubersetzung geaͤndert/ und seine eigene einge- fuͤhret hat/ §. 12. 13. 14. 3) Ungrund der Graͤfli- chen Ubersetzung/ §. 15. 16. 17. 4) Des Grafen Unfug in dieser Sache/ wird entdecket/ §. 18. §. 8. A Uf den heiligen Himmelfahrtstag erscheinet diesesmal weder Lammestext noch Lo- sung wie sonst geschiehet. Was muͤssen die Bruͤder von ihrem Prediger hiebei gedacht ha- ben? Doch diese Frage ist bei ihnen leicht beant- wortet. Es war der Herr Graf der Prediger. Wer wuͤrde sich erkuͤhnen, ihn zu fragen: war- um thust du das? Hat er doch die Lammestexte und die Losungen, gleichwie alles uͤbrige, selbst geboten. Wie solte es ihm nicht frei stehen sein Gebot, wan und wie es ihm gefaͤllet, wieder aufzuheben? Nicht allein was er gebietet und fuͤrschreibet, sondern auch was er thut, ist ein Gesetz: und der Gehorsam seiner Leute gibt sich von Herrnhuterey in ihrer Schalkheit von selbsten, eben deßwegen, weil sie seine Leute sind, die er hernach, wann sie ihm gehuldiget ha- ben, des Heilandes Leute nennet. §. 9. Doch die Idee und der Plan des Herrn Gra- fen bei Erwelung dieses Textes, hat sich sehr deutlich geaͤusert. Nemlich sein Hauptplan ist dieser, daß alles was der Heiland geseegneres, seeliges, vorzuͤgliches, von seiner Gemeine gere- det, verheisen, oder derselbigen befolen, und verordnet hat, auf niemand anders, als den Herrn Grafen und sein Reich zu deuten seye. Wann er seinem Volk dieses einpraͤgen und recht lebhaft einbilden kan, so ist sein Zwek voͤllig er- reichet. So muß alles was auser Herrenhut, Religion ist und heiset, unter des neuen Hei- land Zinzendorfs Fuͤsen liegen, hingegen das Herrnhutische Reich in allen seinen Maximen, Wegen und Unternehmungen gerade und wesent- lich dasjenige seyn, was der HErr Christus als sein eigenes abgemalet hat. §. 10. Der Herr Graf, dichtet demnach und studie- ret eintzig darauf, wie man es machen muͤsse, damit des Heilandes Worte zum Behuf der Bosheit solange gefoltert werden, bis obgedach- ter Plan sich darinnen bilden moͤge; damit seine Bruͤder den Betrug seiner eigenen Schalksgriffe desto weniger merken, und gegentheils sie desto- mehr vor ein Werk GOttes und des Heilandes anbeten sollen. Deswegen hat er den gegenwaͤr- tigen anderer Theil. tigen Ausspruch des HErrn JEsu zu dieser ver- zweifelten Mishandlung bequemer, als irgend ei- nen Lammestext/ erachtet. Er hat geglaubet, man koͤnne hier unter dem Namen des Heilandes und mit seinen Worten, theils die evangelische Kirchen vor der Herrnhutischen Gemeine geisseln, theils dem Beginnen der Herrnhutischen Land- streicher aus der Hand JEsu einen Freibrief und schriftlichen Beruf verschaffen, damit sie jeder- man vor wuͤrkliche damals von Christo bestelte Apostel und des Heiligen Geistes Stellbetreter, ungezweifelt halten, aufnehmen und verehren moͤge. Wie sogleich aus dem Anfang der Predig s. 6. 7. 8. deutlich erhellet. §. 11. Mit diesem schaͤndlichen Fuͤrsatz ist der Graf- am Tage der Himmelfahrt JEsu, auf die Herrn- hutische Kantzel getreten. Und diese vorher aus- gebruͤtete boshafte Fabel, hat er unter dem Schein und Namen einer Predig uͤber JEsu Worte, seinem Volk vor diesesmal aufgebunden. Waͤ- re es nicht besser, er naͤhme des Esopus Fabeln vor? Der Betrug bliebe einerlei, die Worte des Heilandes aber kaͤmen unmißhandelt davon, und die Verantwortung waͤre ertraͤglicher als sie nun ist, da man die allerheiligsten Ausspruͤche des Erloͤsers, zum Vorschub seines Gauckelwerks wissentlich und fuͤrsetzlich auf die Folter spannet, und eine daraus erzwungene Luͤgenrede, vor eine biblische Warheit verkaufet. §. 12. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 12. Hier muß ich beilaͤufig noch etwas erinnern, welches zu einem neuen Beweis der Herrnhuti- schen Redlichkeit dienen kan. Bei Gelegenheit, daß der Graf das neue Testament auf eine sehr leichtfertige Art uͤbersetzet, und sein Geselle, Na- mens Muͤller, den sie ihren Bischof nennen, die- ser Verwegenheit in einer offentlichen Schrift, auf ausdruͤcklichen Befehl GOttes, wie dieser Muͤller heiliglich behauptet, nicht nur das Wort geredet, sondern auch als ein vom heiligen Geist dem Grafen befolenes Werck sie gebilliget und gepriesen hat, ist auch des S. Luthers Ubersetzung in Betracht gekommen. Man hat unserer seits billig gefraget, warum doch der Graf, der sich bei aller Gelegenheit einen Lutherischen Prediger nennet, in gedachter Ubersetzung soweit gegan- gen seye, daß er fast nicht eine Sylbe von des S. Luthers Dolmetschung beibehalten, sondern alle Ubereinstimmung mit derselben, auch sogar in der geringsten und gleichguͤltigsten Redensart, auf das sorgfaͤltigste vermieden habe? §. 13. Hierauf gabe der Graf, und sein Bischof Muͤller, folgendes zur Antwort: Erstlich: die graͤfliche Ubersetzung seye eine Schuͤlerprobe, dabei der Herr Graf nur habe gewahr werden wollen, wieviel griechisch er koͤnne, und wie sich griechisch gegen teutsch verhalte. Mit nichten aber seye es eine Ubersetzung, die man in der Kir- che oder sonst als ein neues Testament gebrau- chen anderer Theil. chen solle. Zum andern hat man alle evangeli- sche Lehrer aufgefodert, nur eine eintzige Probe zum Exempel anzufuͤhren, wo man in Herrnhuti- schen Versamlungen, nicht Luthers sondern des Grafen Ubersetzung, gebrauche? Nun habe ich diese verwegene Ausfluͤchte, im Zinzendorfischen Unfug (lerna Z.) und in einer besondern Dispu- tation, das Zinzendorfische Predigaͤrgernis (noxa homil. Z.) der Gebuͤhr nach abgewiesen, und mehr dann eine Stelle beigebracht, wo man Luthers Ubersetzung, theils in der Herrnhuter Catechismus, theils in ihren Predigen, ausge- mustert, und die graͤfliche sogenante Schuͤlerpro- be eingefuͤhret hat. Es ist demnach das treuher- tzige Vorgeben dieser Leute offentlich bekant, und vor den Augen einer nur buͤrgerlichen Ehrlichkeit, blos gestellet worden. §. 14. Gleichwol aber haben diese offene und gerade Bruͤder, eine so unerschrockene Stirne, daß sie aus ihrer eigenen schriftlichen Protestation eben keine so fuͤrchterliche Regel machen, die man ih- rem Gewissen aufbuͤrden muͤsse. Dan was die Verlesung des gegenwaͤrtigen Textes, Act. I, 7. 8. belanget, so siehet einjeder, daß des S. Lu- thers Ubersetzung abermal wissentlich ausgemer- tzet, und eine neue graͤfliche an jener Stelle ge- brauchet worden. Wer kan aber Leuten eine Warheit zu- trauen, welche sich also auffuͤhren? Sie sagen: es ist eine Verlaͤumdung der Kreutzgemeine, wenn man Herrnhuterey in ihrer Schalkheit man die Welt weiß machet, man gebrauche nur ein einigmal in offentlicher Versamlung eine an- dere als des S. Luthers Ubersetzung. Sie zeh- len diese Nachrede zu dem vielfaͤltigen Unrecht, welches dem Suͤnderkirchlein und den Leuten des Heilandes, muthwillig von uns evangelischen Re- ligionsleuten zugefuͤget werde. Und doch betrit man sie bei aller Gelegenheit wiederum auf fri- scher That, und wird gewahr, daß der Geist der Luͤgen sie alsdann am meisten zu seinen Dien- sten habe, wann sie diesen Frohndienst, mit dem Vorwand der Unschuld und des Marterthums, am beweglichsten abzulehnen suchen. §. 15. Man siehet also gar deutlich eine neue herrn- hutische Warheit, in der Vorlesung dieses Tex- tes. Aber auch eine Leichtfertigkeit und Neue- rungsseuche. Dann liebet! was hat doch der S. Luther in diesem Vers versehen, das von dem Grafen haͤtte verbessert werden muͤssen? Hat Luther den griechischen Text nicht getrofen? oder hat er einen unverstaͤndlichen Ausdruk im teut- schen gebraucht, den man deutlicher und mit ei- ner besseren Redensart geben muͤste? Wandieses waͤre, so wolte ich kein Wort mehr sagen. Al- lein ich sehe das Gegentheil. Wo der Graf vom Luther abgewichen ist, da ist er auch von der Grundsprache und vom Sin des heiligen Geistes abgewichen. Und wo er es deutlicher hat machen wollen, da komt es unverstaͤndlicher heraus. §. 16 anderer Theil. §. 16. Der griechische ausdruk ομχ ὑμν ςι, heiset in seinem ganzen verstande soviel, als in Luthers Ubersetzung stehet: es gebuͤhret euch nicht. Es ist uͤber euren horizont, ihr seyd zu gering darzu, es ist uͤber eure wuͤrdigkeit, zu erkundi- gen und zu wissen, was die weise Allwissenheit des Allerhoͤchsten sich vorbehalten hat. Der Graf spricht: es ist euer Amt nicht/ ihr seyd dispen- siret/ es wird von euch nicht gefodert. Aber das ist es nicht, was Christus sagen wolte. Nicht allein war dieses das Amt der Apostel nicht: sie waren nicht nur davon dispensiret/ es war nicht nur eine Sache, die nicht von ihnen gefodert wurde: sondern es war sogar ein Vorrecht der goͤttlichen Weisheit, Macht und Allwissenheit, daß kein Mensch und kein Engel, ja gar des Men- schen Sohn nicht, (in seiner Erniedrigung) ir- gend eine zeit und stunde wissen solten, die der Vater ausdruͤcklich seiner Macht alleine vorbe- halten hatte. Es kan jemand vieles wissen, das eben sein Amt nicht erfodert, oder das er zu sei- nen Amtsverrichtungen nicht nothwendig zu ge- brauchen hat, obgleich dieses wissen nicht nur moͤg- lich sondern auch ruͤhmlich ist. Wer demnach saget: dieses zu wissen ist deines Amtes nicht, der spricht deswegen dem andern sein wissen nicht ab. Christus aber hat es seinen Juͤngern hier schlechterdings abgesprochen. Nicht nur weil es nicht ihres Amtes, sondern weil es durchaus un- erlaubet, und nach dem goͤttlichen Rathschluß Herrnhut. II. Th. V unmoͤg- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit unmoͤglich ware, daß sie dieses wissen solten. Weil aber der Graf seine Landlaͤufer an die stel- le derjenigen setzet, die der HErr Christus da- mals angeredet hat; und gleichwol jedermaͤn- niglich bekant ist, daß diese Schwaͤtzer, obwol sie Wunderthaͤter seyn wollen, dennoch das nicht wissen, was der Vater seiner Macht vorbehal- ten hat: so dencket er, es seye seinem Plan ge- maͤser, daß Christus sagen muͤsse: es ist eurer Amt nicht/ ihr seyd davon dispensiret. Son- sten aber siehet man aus seiner Predig (s. 15.) gar deutlich, daß nicht allen Herrnhutern diese Wissenschaft, die Christus seinen Juͤngern ab- spricht, versaget seye. Dann ein anders ist ein herrnhutischer Juͤnger oder Apostel, ein anders der herrnhutische Heiland, der ihn sendet. Die- sem und jenem seinem Knecht kan es der Hei- land/ wann er Macht und Erlaubnis darzu hat von seinem Vater/ erklaͤren/ es ist genug daß es dieser Knecht weiß/ und andern gele- gentlich saget. ꝛc. Daß aber der Heiland im Stande seiner Erhoͤhung (davon hier offenbar- lich die Rede ist) von dem himmlischen Vater erst Macht und Erlaubnis erhalten muß, wann er seinen Knechten etwas offenbaren will; das gehoͤret zu den herrnhutischen Glaubenslehren, die wir unten beleuchten wollen. §. 17. Der andere Ausdruck in diesem Zinzendorfi- schen neuuͤbersetzten Text, ist dieser, daß der Va- ter im Himmel, obgedachte Zeiten und Stun- den anderer Theil. den in seiner eigenen Hand behaͤlt. Ich weiß nicht ob dieses zierlicher, oder deutlicher, oder beides zugleich, hat seyn sollen, als des S. Lu- thers Ausdruck. Das aber ist gewiß, daß es am natuͤrlichsten lautet, wie es der S. Luther gege- ben hat. Der Vater hat es seiner Macht vor- behalten. So ist es meines Erachtens auch deutlich gnug, und zierlich gnug, nach unserer teutschen Sprache. Und so stehet es ausdruͤck- lich im Grundtext. Weil aber der Herr Graf durch einen dreisigsaͤhrigen Gebrauch unseres von dem S. Luther uͤbersetzten neuen Testamen- tes, es meist auswendig gelernet hatte, (wie an- derswo seine Worte lauten) und er doch gleich- wol kein rechter Reformator sich zu seyn beduͤn- ket, wenn er dem alten Luther etwas stehen liese; so schaffet er sich lieber neue Redensarten, die ganz und eben so sein eigen sind, wie seine uͤbri- ge Satzungen. Diese Texte prediget er, und erklaͤret den vor einen Satan und Bruͤderseind, der sich nur erkuͤhnet zu sagen: Der Graf Zin- zendorf behaͤlt Luthers Ubersetzung nicht. §. 18. Aber die Schalkheit dieses Verfahrens verraͤth sich von selbsten. Haͤlt es der Graf vor billig, nothwendig und loͤblich, und dringet ihn sein Gewissen darzu, daß er mit Hintansetzung der Lutherischen Dolmetschung, eigene Ubersetzun- gen bei offentlichem Gottesdienst gebrauchet; wie er dan wuͤrklich solches thut: warum will er, wann es zur Sprache kommt, dieses nicht ge- B 2 than Herrnhuterey in ihrer Schalkheit than haben, sondern die Leute bereden, daß er bei dem Luther bleibe? Hat man sich etwa desen zu schaͤmen, was man aus Trieb seines Gewis- sens gethan hat, und taͤglich thut? Der Graf thut es: und wann er fertig ist, und die Leute se- hen es, so spricht er: ich habe es nicht gethan, wer es mir nachredet, ist ein Luͤgner. Heiset aber dieses nicht, eine und eben dieselbe Sache werkthaͤtig billigen, und mit Worten vor unan- staͤndig und unbillig erklaͤren? Und wo ist ein red- licher Man, der dieses ohne Verletzung der wah- ren Aufrichtigkeit thun und unternehmen darf? Ist aber gegentheils der Graf in seinem Gewis- sen uͤberzeuget, daß es unrecht seye, sich vor ei- nen Lutherischen Prediger, und seine Gemeine vor Lutherisch auszugeben, gleichwol aber eine gemeinschaftliche Ubersetzung der Lutherischen Kir- che eigenmaͤchtig abzuschaffen, und manchesmahl nicht einen einzigen gleichguͤltigen Ausdruk davon zu behalten: warum thut er dann gegen diese Uberzeugung, so oft es ihm einfaͤlt? das ist, war- um suͤndiget er muthwillig gegen sein Gewissen? Und was noch mehr ist, warum haͤufet er diese Suͤnde mit offenbaren Luͤgen, und laͤugnet un- verschaͤmter weise, was man siehet und hoͤret? ja warum uͤberhaͤufet er auch diese Argheit mit Verlaͤumdung seines Nechsten, und nennet die- jenige Laͤsterer und salsche Zeugen, die nur sagen und bemerken, was er ohne scheu und bedenken offentlich begehet? Warum will er mit Schmaͤ- hen und Bannen erzwingen, daß man ihm zu gefallen anderer Theil. gefallen luͤgen und betriegen soll? Er urtheile selbst, ob man dieses von einem ehrbaren Heiden jemals vermuthet hat. Das dritte Hauptstuͤk. Schalkheit in der beigefuͤgten Erklaͤrung des Textes. Inhalt. I. Der wahre Sinn der Worte Christi / §. 19‒ 2 ) . II. Die spoͤttliche Mis- deutung des Grafen 1. Beschaffenhen der Seelen/ welche bekehret werden sol- len / §. 25-32. 1) Schalkheit des Grafen bei dieser falschen Erklaͤ- rung / §. 32. 2) Noch eine schalk- heit / §. 33. 34. 3) Wiederlegung derselben / §. 35. 36. II. Von der Art der graͤflichen Bekeh- rung / §. 37. 1) Zustand der Wil- den/ als angeblich bekehrten/ wird a) vom Grafen erdichtet / §. 38. b) ist eine fanatische Schwaͤrmerei / §. 39-44. a) Die Bekehrung selbst / a) Erster Greuel der schalkheit/ die Entkraͤftung des goͤttlichen Worts / §. 44. 45. b) Zweiter Greuel/ der Betrug in die- ser Bekehrung / §. 46. 47. c) Dritter Greuel/ die Zuflucht zu ei- ner abermaligen fanatischen Of- fenbarung / §. 48. 49. 50. d) Vierter Greuel/ Misbrauch der H. Schrift/ zu dieser Betriege- rei / §. 51. B 3 e) Fuͤnfter Herrnhuterey in ihrer Schalkheit e) Fuͤnfter Greuel/ von den geschliffenen und gespaltenen Ohren / subtiler Stimme und sanften Sausen des Geistes / §. 52. §. 19. V Orlaͤufig haͤtte der Herr Graf bestimmen sollen ob unser Heiland, in dieser seiner Antwort, die Aufrichtung des Reichs Israel ein- geraͤumet oder verworfen, ingleichem, wann er sie eingeraͤumet habe, in welchem Verstande sol- ches geschehen seye? Dann dieses hat einen star- ken Einfluß in die nachmalige Abhandlung und Anwendug dieser Zinzendorfischen Predig, damit nicht bald das Das hat der Graf sehr listig angegriffen. Nemlich, er drehet es dahin, daß er nicht nur denen, welche das tausendjaͤhrige Reich glauben, in seiner Synagog die Brand- marke gibt, und sie Zeichendeuter nennet, s. 15. 16. f. sondern auch uͤberhaupt auf die privat-Zusammenkuͤnfte faͤllet, ja auf die Erwekungen insgesamt, die nicht herrnhu- tisch sind. Er stellet diese Sachen als eine seit 60. oder 70. Jahren gesuchte neue Re- formation, vor, s. 9. und leitet die Folge dar- aus, daß man Quacker/ Inspirirte und Naturalisten dadurch mache, s. 20. Er gehet bis dahin, daß er seinen Bruͤdern er- zehlet, s. 28. Man habe wuͤrklich in den letzten eine, bald das andere von die- sen anderer Theil. sen beiden angenommen werde, je nachdem es zu einer gewissen Absicht vortheilhaftig scheinet. B 4 §. 20. letzten 50. Jahren geglaubet: am Glau- ben fehlete es nicht/ wann wir nur dar- nach thaͤten. Dieses, und dergleichen, schildert er so verhaßt, schaͤndlich, gefaͤhr- lich, und der Obrigkeit nachtheilig, ab, daß eine nicht geringe Bitterkeit und bos- hafte Absicht, sich uͤberall zu tage leget. Seine Synogoge soll soviel von ihm hoͤren: Die Lutherische Kirche hat laͤngst eine Re- formation noͤthig gehabt. Aber die beste unter ihnen, die etwa noch reformiren wol- ten, haben die Sache durch Unwissenheit, und schaͤdliches Beginnen, erst recht ver- dorben. Bis wir Herrnhuter gekommen sind. Bisher also nimt er an, daß die Wor- te Christi: Euch gebuͤhret nicht zu wis- sen ꝛc. von keiner Reformation der Zeiten handeln: und daß diejenige sich gewaltig ir- ren, und Rebellionen anstiften, s. 20. wel- che Christo dergleichen Prophezeiung an- dichten wolten. Hingegen gibt er doch den Bruͤdern nicht undeutlich zu verstehen, daß vor die Herrnhuter und deren kuͤnfrige er- wuͤnschte Schicksaale, etwas herrliches in diesen Worten liege. s. 19. Vielleicht wer- den sie denken/ sie haben uns (die Herrn- huter) Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 20. Die Frage der Juͤnger ( v. 6.) heiset also: Die aber, so zusamenkommen waren, fragten ihn, und sprachen: HErr/ wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? Darauf antwortet der Sohn GOttes ( v. 7.) Es huter) vertilgt/ sie werden denken/ wie sie 100. Jahr von den Boͤmischen Bruͤ- dern gedacht haben/ es sind keine mehr. NB. In dem point de vuë muͤsen wirs an- sehen; wenns darnach auf einmal nicht wahr seyn wird/ wann sie sich darnach auf einmal in ihrer Hofnung werden be- trogen finden/ da sie gedacht haben/ es waͤren NB. keine Christen mehr: ja/ her- nach kan man leicht denken/ was daraus entstehen wird. Es wird das daraus entstehen/ daß sie uns werden in Ernst vertilgen wollen: und das wird nicht angehen/ da werden sie zu kurz langen. Nichts sinnreichers aber haͤtte der Herr Graf erfinden koͤnnen, als die herrliche An- merkung, die er in dieser Predig der Sy- nagoge mittheilet. Wann er sie nemlich mit der artigen Fabel unterhaͤlt, es seye die sogenante allzufruͤhe Reformation seit 60. Jahren, aus dem dreisigjaͤhrigen Krieg entstanden. s. 10. f. Das ist erquiklich zu lefen! weit schoͤner als der Eulenspiegel. anderer Theil. Es gebuͤhret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde/ welche der Vater seiner Macht vor- behalten hat (v. 8.) Sondern ihr werden die Kraft des heiligen Geistes empfahen/ welcher auf euch komen wird/ und werdet meine Zeu- gen seyn zu Jerusalem/ und in gantz Judaͤa und Samaria/ und bis an das Ende der Er- den. §. 21. Daß die Juͤnger Christi, welche diese Frage thun, als gebohrne Juͤden, uͤbel von dem Meßia berichtet waren, kan als eine bekante Sache vorausgesetzet werden. Sie hatten von ihren Judischen Lehrern dieses schaͤdliche Vorurtheil mit der Muttermilch eingesogen. Kurtz vor dem Leiden JEsu, da Er seiner tiesesten Erniedrigung am nechsten war, gedachten sie an die weltliche Hoͤhen, und trieben sich um den Vorzug der obersten Staats-Bedienungen in seinem Koͤnig- reich. Luc. 22, 24. Nach seiner Auferstehung, die sie noch nicht glauben konten, bedaureten sie fast nichts mehr, als daß die Hofnung von ei- ner Erloͤsung Israels durch seinen Todt fehl ge- schlagen und verschwunden seye Luc. 24, 21. Die vielfaͤltige Belehrungen des HErrn, waren nicht vermoͤgend, diese Thorheit endlich zu be- siegen, und ihnen ein noͤthiges Licht zu geben. Deswegen versparet es der weise Lehrer bis auf die voͤllige Erleuchtung, worzu die seelige Zeit taͤglich naͤher trate. Diesesmal aber gesellet sich zu obgedachtem eitelen Wahn, eine neue, und B 5 noch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit noch niemal geaͤuserte Verwegenheit. Sie se- tzen voraus, und nehmen vor bekant an, das weltliche Reich Christi seye nun vest gestellet, durch die Auferstehung und den Triumph ihres Oberherren. Aber sie begehren nun naͤhere Nach- richt davon. Sie wollen auch die Zeit und Stun- de wissen, wann es mit allen feierlichen Ceremo- nien eintreten solle? Dieses kan der Heiland nicht unbeantwortet lassen. Ihre Frage hat zwei Stuͤke in sich. Die Zeit des Reichs, und das Reich selber. Beides fertiget die Weisheit JE- su, kurtz und nachdruͤcklich ab. Erstlich begeg- net er den neuen Fuͤrwitz, den sie dermahlen mit der alten Blindheit verknuͤpfen. Sodann der blinden Einbildung, die er schon manchesmal mit Wehmuth bemerket hatte. §. 22. Demnach ist dieses der Inhalt seiner verweis- lichen Antwort: „Daß ihr die Unbesonnenheit „so weit gehen lasset, und sogar Zeit und Stunde „bestimmet haben wollet; das ist bei dem Uber- „bleibsel eurer juͤdischen Blindheit vollends un- „ertraͤglich. Dann von solchen grosen Werken, „wie ihr euch das ertraͤumte Reich Israels einbil- „det, gebuͤhrete allenfals keinem Menschen die „Zeit und Stunde zu forschen: weil uͤberhaupt „die Ausfuͤhrung groser Anstalten, dem goͤttli- „chen Rath vorbehalten, und solange den Men- „schen ein Geheimnis bleibet, als der alweise „Vater es in sich selbst verborgen haͤlt. Joh. „2, 4. Am allerwenigsten schikt sich dieses Zeit- „forschen anderer Theil. „forschen fuͤr die gegenwaͤrtige Verfassung. „Dann ihr habt meine Verheisung, kraft de- „ren, in diesen Tagen ein gantz anderes Werk „erfolgen soll.„ Soweit gehet die Antwort, womit uͤberhaupt das fuͤrwitzige Forschen der Rathschluͤsse GOttes/ und deren eigentlichen Offenbahrungs-Zeit / geahndet wird, ohne noch auf das zu sehen, was die Ausschweifung der Frage zum Gegenstand hatte. §. 23. Damit aber der Irthum selbst, nicht unbe- ruͤhret bleiben moͤge, so wird auch demselben die noͤthige Gegenbelehrung nicht verweigert. Sie haͤtten sonst denken moͤgen, mit dem Weltreich habe es seine Richtigkeit, und der auferstandene Heiland gebe wuͤrklich zu, was er nicht wieder- leget haͤtte. Es solle nur die Zeit ein Geheimnis bleiben, das Reich aber seye vestgestellet. Dem- nach heiset es weiter in der Antwort Christi: „Was aber die grundlose Gedancken von dem „irdischen Reich Israels betrift, so wisset, daß „ich weit hoͤhere Sachen auszufuͤhren habe. „Nicht ein Reich in den Grentzen Israel, ist „meine Absicht, sondern ein Reich das sich aus- „breiten muß bis an das Ende der Erden. „Nicht ein Reich darzu ich grose Staatsbediente „noͤthig habe, sondern Zeugen an die Suͤnder. „Ihr werdet keine Regenten und Stadthalter, „keine gewaltige und gnaͤdige Herren / sondern „ meine Zeugen seyn. Keine weltliche Pracht „und Erhebung in glaͤntzende Wuͤrden, ist hierzu „noͤthig, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „noͤthig, sondern die Kraft des heiligen Gei- „stes davon es licht wird in den Seelen, und „dadurch die Blindheit und Bosheit nebst dem „Unglauben der Welt maͤchtiglich bezwungen „werden soll: Mund und Weisheit, Lehre und „Wunder, werden eure Wafen, die Ehren- „zeichen meiner Herrschaft und die Siegel eurer „Bedienung seyn ꝛc. ꝛc. §. 24. Hieraus erhellet, daß diese Verheisung un- mittelbar auf die damalige Juͤnger des HErrn gerichtet seye: Die sind es, welche die Kraft des heiligen Geistes / anstat der eingebildeten Vor- zuͤge und Staatsbedienungen im Reich Israels, durch ein Wunder, Apostelg. 2, 1. empfangen solten. Die sind es, welche zu Jerusalem/ in gantz Judaͤa und Samaria/ und bis ans En- de der Erden das Zeugnis von JEsu ausge- breitet haben. Diese Vorzuͤge koͤnnen die heuti- ge Zeugen des HErrn nicht auf sich deuten. Sie sollen uͤberhaupt die noͤthige Gaben des heiligen Geistes empfangen, in ihrer Maase, und durch die hinreichende Mittel die seine Weisheit ver- ordnet hat. Keinesweges aber soll der heilige Geist uͤber sie kommen auf eine solche Art, welche in diesem besonderen Ausdruck der Uber- kunft lieget. Sie sollen Christi Zeugen seyn, ein jeder in seiner Ordnung, und in seinen ange- wiesenen Schrancken. Demnach kan dieses Verheisungswort in keine Weissagung verwan- delt werden, welche noch itzt oder kuͤnftighin, nach anderer Theil. nach erstgedachten Besonderheiten, erfuͤllet wer- den muͤste. Das wuͤrde man vergeblich hoffen, weil in der Rede Christi so wenig Grund zu einer solchen Hofnung vorhanden ist, als die Juͤnger Grund hatten, das Reich Israel zu hoffen. §. 25. Dieses vorausgesetzt, soll der Herr Graf nun reden. Ich gehe vorbei, was er von Jahrhun- derten/ grosen Zeitlaͤuften/ und Special-Pe- rioden prediget. Der S. Luther stimmet besser mit dem Lucas. Er nennet Zeiten und Stun- den / weil der Heiland hier uͤberhaupt redet; nemlich von allen sonderbaren Werken GOttes, die aus den Tiefen seines unerforschlichen Raths, wann ihre bestimte Zeit und Stunde komt, her- fuͤrbrechen. Er nennet kein besonderes Werk, davon er eine eigentliche Prophezeiung stellen wolte. Sonst haͤtte er von Zeiten und Termi- nen in der Zahl der Vielheit nicht geredet. Es waͤre schicklich gewesen einen Termin, und nicht viele zu nennen. §. 26. Um ordentlich von der graͤflichen Dolmetschung oder Deutung zu reden, so last uns erstlich die Beschaffenheit der Seelen erwegen, an welche das Zeugnis der Apostel ergehen soll. Er spricht es wuͤrde (s. 7.) das menschliche Geschlecht seyn. Doch bestimt er den Augenblick diese Re- densart, und nennet solche Leute/ die seine subtile Stimme noch nicht hoͤren koͤnnen/ die noch nicht solche geschliffene und gespaltene Ohren Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Ohren haben/ daß sein sanftes Sausen durch- dringen und sich verstaͤndlich machen koͤnte. ‒ ‒ Ihr werdet aber wohl wissen/ daß ihr nur so des heiligen Geistes seine vices, sein Amt auf euch habt/ daß ihr nur da oder dort hin geschickt seyd und zu solchen Leuten/ da der heilige Geist schon angeschlagen hat/ die er schon hat/ da es aber doch noͤthig ist/ daß man auch menschlich mit ihnen redt/ um der Schwachheit und Menschlichkeit willen/ da wird man euch rufen/ da solt ihr geholt wer- den/ da wird euch der heilige Geist (wie es z. e. im nachfolgenden mit dem Philippo ge- schehen Apostelg. 8, 26.) nehmen/ und euch dahin stellen dorthin stellen/ an jenen Men- schen. Das werden aber eben doch lauter Seelen seyn/ die schon nach Gnade suchen und verlangen/ die schon so was gemerkt ha- ben die nur noch sagen/ wie sollen wirs ver- stehen/ da wir niemand haben der es uns aus- legt, und wan ihr werdet sagen das ists/ so wirds ihnen gleich so seyn. Sie werden schon lange haben glauben wollen/ und werden nur nichts gewust haben zu glauben/ und wann ihrs ihnen nun werdet nennen ohne weitere argumentæ ; so werden sie ausrufen Eine Judianische Manier/ mit Ver- wunderung auszudrucken/ daß man ver- stehe/ was gemeinet ist. Also gloßiret der Herr Graf das Kehelle ! s. 8. Kehelle ! das anderer Theil. das wars/ das ists: HErr nun laͤssest du dei- nen Diener im Friede fahren/ dann nun hoͤr ichs/ ich sehe es nun/ nun weiß ichs/ nun verstehe ichs/ nun ist mirs klaar/ was ich so lange bey mir herum getragen habe; ich habs nun erlebt/ nun weiß ich nichts was ich mehr veriangen soll? mich beschwemmt die Gnadenfluth. §. 27. Sehet doch, wie vollkommen herrnhutisch der liebe Heiland auf Befehl des Herrn Grafen re- den muß! Sogar das Indianische Kehelle! muß auch in seinen Worten stecken. Das ist den Aposteln nicht zu verzeihen, daß sie so herrliche Sachen ausgelassen, und die Rede des HErrn nicht mit dem Indianischen Zuruf an die graͤfli- che Landstreicher bestaͤtiget haben: da doch die Erfuͤllung solcher Rede in dem Kehelle! sonnen- klar vor Augen lieget. Doch wir wollen eines nach dem andern durchgehen. §. 28. Unser Heiland soll seine Zeugen an solche Leu- te abgeordnet haben, mit welchen der Graf in Indien seine Sekte vermehret, oder die er durch seine Teuscherei beruͤkt zu haben glaubet. Die ploͤtzlich durch das Kehelle sagen / zu Herrnhu- tern geworden sind. Die Weissagung Christi geher nach dem Inhalt seiner Rede, der aus den damaligen Umstaͤnden begreiflich wird, (§. 24.) aufs genaueste auf die Apostel, und ist durch die Predig derselben, an den benahmten Orten, erfuͤllet Herrnhuterey in ihrer Schalkheit erfuͤllet worden, zu Jerusalem/ in ganz Ju- daͤa und Samaria/ und bis ans Ende der Erden / so daß ihr Schall in alle Land ausge- gangen/ und in alle Welt ihre Worte / wie schon Paulus zu seiner Zeit bezeuget Rom. 10, 18. §. 29. Ich laͤugne damit nicht, was an sich unlaug- bar ist. Nemlich, daß alle wahre und von Chri- sto berufene Lehrer, noch itzt und kuͤnftig an die Menschen sein Zeugnis uͤberbringen, und zu sol- chem Ende die Kraft seines Geistes uͤberkommen. (§. 24.) Aber es ist auch keiner unter ihnen so frevelhaft, daß er alle Eigenschaften der Apostel, die in dieser Weissagung enthalten sind, auf sich und seine Verrichtungen deuten wolte. Ich mei- ne, daß er ohne goͤttlichen Beruf in die Gren- zen Samaria und Judaͤa, oder in Indien lau- fen, und daselbst die Stelle des heiligen Gei- stes vertreten wolte. Vielweniger wird sich je- mand erfrechen, dem Sohne GOttes nachzuaͤf- fen, eine Juͤngerschaft aus allerlei zusammenge- raften unerfahrnen Leuten aufzurichten, ihnen die Kraft des heiligen Geistes, sogar auch die Wun- derkraft mitzutheilen, und solcher Gestalt, sie in seinem Nahmen auszusenden. Dieses alles thut immittelst der Graf Zinzendorf, unter dem Vor- wand der Gemeine. Er ruͤhmet, daß Wun- der in der Gemeine geschehen, davon er der Stif- ter ist. Er ordnet eine Juͤngerschaft, einen Strei- ter- und Zeugen-Plan, er laufet mit, wann es seine anderer Theil. seine Absicht erfodert, und treibt mit aller Macht auf das Kehelle! bei den Indianern. Und wann das gerufen ist, so lehret er sein Gesinde, hier seye das erfuͤllet worden, was der Sohn GOt- tes gewelssaget habe. Da sind die graͤfliche Sek- tenknechte, nach allen Eigenschaften des Lam- mes Boren. Diese aufgerafte, blinde, unge- gruͤndete, aber mit unsaͤglicher Schwulst aufge- blehete Schleicher und Muͤßiggaͤnger, muͤssen sodan in ihrem Wahnsinn erhalten und gestaͤrket werden, damit sie fortfahren sich vor Apostel zu halten. Darum mahlet er sie ab als solche, die der Heiland gerade und persoͤnlich vor Augen ge- habt, als er sagte: Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen/ und meine Zeu- gen seyn. §. 30. Doch wieder auf die Sache zu kommen: die Menschen, an welche das Zeugnis ergehet, sind ganz nach des Grafen seiner Idee oder Plan ge- bildet; deswegen muß sie auch der Heiland in seiner Verheisung just also abgeschildert haben, wie sie der Graf haben will: obwol der wahre Heiland nicht ein Wort davon gedenket. Ja er wuͤrde nichts weniger als ein Heiland seyn, wann er dem heiligen Geist so sichtbarlich, wie ihm der Graf andichtet, wiedersprochen haͤtte. Es sol- len Leute seyn, die der heilige Geist schon hat. Was er damit seinen Herrnhutern sagen wolle, das ist wohl zu mercken. Damit ich ehr- Herrnhut. II. Th. C lich Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lich mit ihm umgehe, so sollen seine eigene Wor- te die richtigste erklaͤrung geben. §. 31. Leute, die der heilige Geist schon hat / sind solche, die das Kehelle! sagen. Dann das Wort ist das eigentliche Kennzeichen dieser Leu- te. So heist es s. 30. Der heilige Geist hat schon dran gemacht/ und alle Schwierigkei- ten und Hindernisse aus dem Wege geraͤumet/ und schon eine Conversation angezettelt mit der Seele/ und sie sind schon lange gezehlte Leute/ es fehlet nur noch jemand/ der komt und fraget sie: was hat dir dann der heilige Geist gesagt? Antwort: ach wann ichs sa- gen koͤnte! Ich will dirs sagen: Hat er nicht so und so gesagt? Ja/ Kehelle! Das ist auch wahr/ das hat er gesagt. Es ist als wann einer seinen Traum vergessen haͤtte/ und haͤt- te ihn wiedergefunden. Und s. 23. Aber wir/ wann wir einem Wilden seinen Heiland predi- gen/ seinen Schoͤpfer der ihn erloͤset hat/ so ist der heilige Geist gewiß schon zehen Jahr vorher da gewesen/ und wann wir also nur koͤnnen so weit kommen/ ein gescheut wort mit dem menschen zu reden/ ein deutliches/ vernemliches wort/ so sind wir nur Zeugen von dem Lamm/ von seinem fuͤr ihn am Kreutz geschlachteten Schoͤpfer; so sind wir Zeugen des heiligen Geistes/ wir versicherns ihm/ wir bekraͤftigens ihm/ wir druͤken das siegel auf das/ was er schon lange hatte/ und nur nicht lesen anderer Theil. lesen oder aussprechen koͤnnen. Wir schaffen ihm weder kopf/ noch hand/ noch fus/ noch herz/ sondern wir geben ihm einige Instru- mente/ machen ihm gedanken und worte/ die den vorigen helfen/ und lehrens ihn an- wenden. §. 32. Man siehet aus dieser wascherey, worauf die herrnhutische Schalkheit ziele. Nemlich die von dem heiligen Geist vorgeschriebene Bekehrungs- art / sol dadurch in eine herrnhutische kaperey verwandelt werden. Wan jemand zu den Zin- zendorfischen Juͤngern, die er Lammesboten nennet, Kehelle saget, und mit diesem Losungs- wort ein herrnhutischer Bruder zu werden schei- net; so soll er auch ploͤtzlich bekehret, und des Heilandes Juͤnger seyn. Der Herr Graf spot- tet sonsten der Evangelischen, und dichtet ihnen an, was er nimmermehr erweisen wird. Er spricht: Sein brief stehet in Herrn S. Winklers Zinzendorfischen Unternehmungen s. 57. Warum bin ich soviele Jahre eine uner- muͤdete Pfaffenstuͤtze gewesen/ und habe meine Bruͤder geaͤngstiget/ sich mit ih- nen zu schliesen. Habe ichs nun gleich aus guter hofnung mit den Pfarrherrn gehalten/ so habe ich doch niemals be- gehret/ meinem Heiland etwas zu verge- ben / sie erkenneten die Leute vor neuge- C 2 bohrne / Herrnhuterey in ihrer Schalkheit bohrne/ weil sie uͤbereinstimmen/ und vor un- gegruͤn- ben/ dann ich will nimmer eins werden mit dem schaͤdlichen Stuhl/ der das Ge- setz uͤbel deutet/ der die Leute vor neuge- bohrne erkennet/ weil sie einstimmen/ und fuͤr ungegruͤndet/ weil sie dissen- tiren. Wolte irgend der Herr Graf sagen, er verstehe dieses uͤbereinstimmen nicht von dem beifall, den man der warheit, sondern den Sekten und Parthien gebe: so wird er bedenken muͤssen, daß er von den Pfarrern der evangelischen, oder von den Lehrern, die keine Herrnhuter sind, uͤberhaupt rede, so- ferne sie Pfarrer, oder Prediger der evan- gelischen warheit sind. Gesetzt aber, er re- dete von einer uͤbereinstimmung mit Par- thien, (welches jedoch sein vortrag nicht lei- det) so bliebe doch dieses unstreitig, daß er selbst thue, was er an andern schilt, ja was er vor eine ursache ausgibt, warum man von ihnen ausgehen muͤsse. Dann das Ke- helle sagen, ist nicht einmal bis dahin zuver- laͤsig, daß es eine ernste und gruͤndliche bei- stimmung versichern moͤchte, ich geschweige eine vollkommene bekehrung. Es soll nach seiner eigenen erklaͤrung (§. 26. *) nur die verwunderung anzeigen, die jemand bli- cken laͤset, wann er einen vortrag verstehet. Dieses anderer Theil. gegruͤndet/ weil sie nicht einstimmen. Wann dieses jemand von uns thun wuͤrde/ so hiese es leichtsinnig, ungegruͤndet, betrieglich und schaͤd- lich. Dann obwohl das letzte wahr ist, daß nie- mand gegruͤndet seyn kan, welcher mit der heil- samen Lehre nicht stimmet/ 1. Tim. IV, 1. so kan doch das erste deswegen nicht gelten. Es stimmen manche buchstaͤblich uͤberein, und blei- ben auser Christo. Das bekennen wir alle, und der Herr Graf bleibet nicht bei der warheit, wann er obiges gegen die Prediger, die er Pfaffen nennet, behaupten will. Aber siehe, wie ihn die Eingenliebe geblendet hat. Er haͤlt seine Wilden fuͤr ploͤtzlich bekehrte, wann sie Kehelle! sagen. Bekehrt werden, und wuͤrklich oder auch nur dem schein nach, herrnhutisch werden, ist bei ihm einerley. §. 33. Doch, wir wollen den graͤflichen Zeugenplan naͤher beleuchten. Die Wilden / die er so schnell bekehret haben will, soll der heilige Geist zehen Jahre zuvor schon gehabt haben. Es soll nur noch noͤthig seyn/ daß man auch menschlich mit ihnen redet. (§. 26.) Das erklaͤret er s. 7. noch ferner, und leget dem Heiland folgende wor- C 3 te Dieses ist noch vielweniger ein zeugnis der neuen Geburt / als die uͤbereinstimmung mit der warheit, ein solches unbetriegliches zeugnis heisen kan. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit te in den mund: da solt ihr (herrnhutische Lam- mesboten) an seine stelle treten/ und das zeug- nis/ das der Heil. Geist von meinem Leiden und Creutz/ und von der einzigen suͤnde der welt/ daß sie nicht an mich glaubet/ bei der welt ablegen will/ das solt ihr in worte fas- sen/ in foͤrmelchen vortragen/ das solt ihr nach ihrem verschiedenen begrif/ nach der mancherley fassung des menschlichen gemuͤths an der Leute herz legen/ daß sie sich werden einbilden/ ihr habt sie uͤberzeugt/ daß sie werden denken/ ihr habt sie gewonnen fuͤr mich. §. 34. Man ist jetzt im stande, die andere schaͤdliche absicht dieser schwaͤrmerei, leichter zu entdecken. Nemlich, in dem Plan des Zinzendorfischen ge- werbes, ist dieses eine hauptmaxime, man muͤsse zu Seelen gehen/ die schon erweckt seyen / und die von den Religionsmaͤnnern, als Donatisten und Dienern Mosis / nicht recht bearbeitet wer- den koͤnten. Dan den Leuten Siehe den Ersten Theil, s. 161. Erkaͤntnisse beizubringen/ das ist nicht sein Plan. Durch diese betriegerei hat er manche redliche Seelen, ihren Lehrern, von welchen sie auf eine goͤttliche art erwecket, und zu einer weiteren fuͤhrung vor- bereitet worden, arglistig entwendet. Das wis- sen die Bruͤder, und zum theil sind sie selber zeu- gen anderer Theil. gen davon. Wann er nun gleichwol zu den Wil- den gehet, und daselbst vor seine Sekte werben will, so moͤchten seine Boten stutzig werden, und ihn fragen: wie? wer gibt uns dann erweckte herzen bei den rohen Indianern? und wer kan sie erwecket haben, da kein Wort GOttes unter ih- nen wohnet? Diesen Zweifel zu heben, muß der Herr Graf ein Mittel erfinden. Und damit er keinen weitern beweis brauche; so laͤst es sich mit dem Heiland machen. Wann dieser zu seinen Aposteln spricht: Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen/ und werdet mei- ne zeugen seyn bis ans ende der erden / so hei- set das soviel: ihr Herrnhuter werdet von eurem Meister dem Grafen Zinzendorf, zu solchen voͤl- kern gesendet werden, die mein Geist schon hat, und die nichts weiter als foͤrmelchen beduͤrfen, die er euch fuͤrgeschrieben hat. So verwegen, unverschaͤmt, und arglistig, mißbrauchet dieser Man den Heiland, wann er seine schaͤdliche grife nicht anders bei ehren erhalten kan. §. 35. Es bedarf diese Schalkheit desto weniger wie- derlegung, je deutlicher des HErrn Christi wor- te sind, und je weniger anlaß zu einer solchen ver- drehung ein nur vernuͤnftiger Mensch darinnen finden wird. Es lieget 1) nicht eine sylbe von der Graͤfl. traͤumerey in dieser Verheisung unsers Erloͤsers, sondern der Graf hat es aus dem, was in seinem reich uͤblich ist, freventlich hinein- geschoben, und auf des Heilandes credit geschrie- C 4 ben, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ben, wie er gewohnt ist. So streitet auch 2) diese freche unwarheit mit der wuͤrklichen Amtes- fuͤhrung der Apostel. Dann diese giengen zu den voͤlkern, welche in heidnischer blindheit, finster- nis und abgoͤtterey, in juͤdischer verstockung, und teuflischen wercken der bosheit gefangen la- gen. Denen das kreutz des HErren JEsu ein aͤrgernis und eine thorheit war, 1. Cor. 1, 23. Man lese doch die Geschichten der Apostel / von anfang bis zu ende. Cap. 5, 33. 13, 50. 14, 19. 16, 19. 17, 5. 6. 18. 32. 18, 17. 18. 19, 29. 20, 22. 21, 30. ꝛc. ꝛc. Man vergleiche damit, was sie selber bekennen, daß bande und truͤbsaal ihr lohn gewesen, daß wiederspruch, laͤsterung, schlaͤge, gefangnis, und endlich ein schmaͤhlicher todt ihnen zu theil geworden. Man halte die weissagnng Christi dagegen Joh. 15, 20. 16, 1. welche diesen erfolg deutlich gnug beschreibet. Gewiß, wann sie nur zu solchen seelen waͤren geschiket worden, welche der heilige Geist schon so lange gehabt, und welche nur noch auf herrn- hutische Foͤrmelgen gewartet haͤtten, so waͤre es mit ihrem amte so blutig nicht abgelaufen. So haͤtte es keine muͤhe gebraucht ihnen erkentnisse beizubringen. So haͤtte Paulus keine argu- mente noͤthig gehabt bei den Heiden zu Lystra / denen er die bekehrung prediget von den fal- schen, zu dem lebendigen GOtt, mithin das erste Gebot Apostelg. 13, 15. und sogleich den ersten Artikel von der Schoͤpfung v. 15. 16. 17. zum grunde leget. So haͤtte er nicht einen au- genblick anderer Theil. genblick bei den Heiden zu Athen bleiben, viel- weniger argumente gebrauchen und sie zur buse ermahnen duͤrfen, wie er doch gethan hat Apost. 17, 22. Dann hier faͤngt er 1) mit strafen an, gegen ihren aberglauben v. 22. 23. 24. Weiter, braucht er 2) argumenten von der Schoͤpfung und Erhaltung v. 24--28. und von dem zeugnis ihrer eigenen lehrer v. 28. 29. auch von dem ernsten willen GOttes daß die Heiden buse thun solten, ingleichem, von der goͤttlichen langmuth v. 30. Und endlich vom letzten gerich- te v. 31. Zuletzt von dem gestorbenen und auf- erweckten JEsu / und von der heilsordnung / nach welcher allen Menschen der glaube darge- boten werde v. 31. Diese Predig war voll geist und leben. Dennoch hatten es einige ihren spot; andere wurden geruͤhret, etliche aber hien- gen Paulo an, und wurden glaubig v. 32. 33. 34. Wie schlecht aber haͤtte sich Paulus zu ei- nem graͤflichen juͤnger, und zu dem streiterplan geschickt? Er wuͤrde gewiß von dem herrnhuti- schen Heiland ausgemustert worden seyn. Dann dieser nennet solche bekehrungsart ein breitschla- gen s. 22. Wann ihr werdet sagen; liebe seele! es ist ein Lamm vor dich geschlach- tet/ aber ein GOtteslamm/ dein Hei- land ist fuͤr dich gestorben/ dein Schoͤpfer hat sein Leben fuͤr dich gelassen/ er hat dich (ein ausdruk aus der sprache der gau- C 5 diebe Herrnhuterey in ihrer Schalkheit diebe und raͤuberbanden) ja er ist seiner sache so gewiß, daß er den lammesboten ganz zornig befielet: dich erloͤst; da denkt bei leibe nicht/ daß euch der Heide oder der wilde fragen wird: was ist das? wie kan das moͤglich seyn? und daß ihr da erst werdet alle eure Phi- losophie zusammen nehmen/ und alles was ihr euer tage gelernt habt; und wenn ihr eins nicht koͤnnet/ daß ihr die ande- re methode nehmen muͤsset/ und wenn ein argument nicht helfen wolte/ ihr ein anders nachschlagen muͤsset/ und alle moͤgliche argumenta aufsuchen/ bis ihr endlich das findet/ was fuͤr den Man ist/ womit ihr den menschen auf kurz oder lang/ breitschlagen koͤnnt/ darum weil er das noch nicht zu beantworten weiß. So raisoniren die leute/ die kei- ne geistliche koͤpfe/ und keine geistliche herzen haben. Aber wir/ wann wir ei- nem wilden seinen Heiland schon predi- gen/ seinen Schoͤpfer/ der ihn erloͤset hat/ so ist der heilige Geist gewiß schon zehen Jahre vorher da gewesen ꝛc ꝛc. Nemlich, der Herr Graf hat diese me- thode sehr noͤthig. Dann er und seine lam- mesboten wuͤrden sehr uͤbel dran seyn, wann die Heiden solten grund der hofnung sodern. Wann sie mit warheiten, ich will nicht sa- gen anderer Theil. befiehlet: gehet geschwind fort! gleich gehet fort! wann die wilden nicht auf euch gewartet haben, gen der vernunft, sondern der schrift, und mit einem ordentlichen zusammenhang der heilsordnung wolten uͤberzeuget seyn. Sei- ne boten wissen weniger davon als die wil- den. Sie sind rohe elende leute, die der Graf zu Aposteln macht, weil sie seiner leichtsinnigkeit und verwegenheit theilhaftig worden: das heist, den heiligen Geist von ihm empfangen haben. Darum macht er ihnen die gruͤndliche Erkentnis GOT- TES und seines worts auf alle weise ver- hast: und nennet es eine kunst, die leute breit zu schlagen. Nach seinen grundsaͤ- tzen muß man diejenige, welche in irthum stecken, und gruͤnde der gewisheit fodern, in ihrem elend verderben lassen, und gleich/ gleich/ geschwind/ geschwind / davon laufen. Was Paulus auf befehl GOt- tes von den wahren boten des Lammes fo- dert, daß sie zu rechter zeit und zur unzeit anhalten/ wiederlegen draͤuen und ermah- nen sollen mit aller gedult/ 2. Tim. 4, 2. daß sie den frechen und unnuͤtzen schwaͤ- tzern/ die ganze haͤusser verkehren/ und lehren das nicht taugt/ das maul stopfen sollen/ Tit. 1, 10. 11. daß sie eben so maͤchtig seyn sollen, die wiedersprecher ein- zu- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit haben, und sprechen: ey willkommen! ey! wie haben wir auf den Man gewartet! Seine worte stehen unten (§. 45. *) Er versichert sogar, weil er sich nicht mehr schaͤmet, daß er diesen befehl vom Heiland habe. §. 36. Daß aber 3) je zuweilen auch erweckte seelen sich gefunden haben, die eine weitere belehrung von den Aposteln erwarteten, das hat seine rich- tigkeit. Dergleichen war der Kaͤmmerer der koͤ- nigin Candaces, Apostelg. 8, 27. und Corne- lius Cap. 10, 1. Aber deren sind wenige: und es zutreiben / als die unwissende zu lehren, Tit. 1. 9: ja, was unser Heiland selbst unzehligmahl mit seinem beispiel bestaͤtiget, da er die gegengruͤnde der Pharisaͤer, Sad- ducaͤer ꝛc. wiederleget: das alles verbietet der Graf seinen boten, mit dem groͤsten Ei- fer. Und damit niemand gegen dieses ver- bot muchse; so setzt er dabei: so spricht der Heiland. Dadurch gewinnet er auf zwei seiten. Erstlich das, daß seine lammesbo- ten nichts zu lernen brauchen, als die for- mul: dein Schoͤpfer ist dein Heiland. Da- bei sind sie dennoch statthalter des H. Gei- stes. Zum andern, daß niemand diese fre- che schwaͤtzer wiederlegen darf. Dann das wiederlegen heist nach der graͤflichen sprache nur ein breitschlagen. anderer Theil. es ist eine gefliesentliche schalkheit, aus diesen so seltenen exempeln einen schlus zu machen, der al- so heisen soll: ihr zeugen der goͤttlichen lehre, sol- let nur dahin gehen, wo die leute schon laͤngst haben glauben wollen/ wo sie der heilige Geist schon hat/ wo ihnen die gespaltene ohren nur noch fehlen/ mit welchen sie seine subtile stim- me / das ist, die foͤrmelchen des herrnhutischen handgrifs, vernehmen sollen. Und gleichwol ist der Graf so ehrerbietig gegen den Heiland der welt, daß er ihn zum weissager solcher schaͤdli- chen erfindungen macht, und seine den Aposteln gegebene so theuere verheisung in dergleichen mis- geburten einer verduͤsterten arglist verwandelt, blos zu dem ende, damit sein verfuͤhrisches unwe- sen und vermessenes beginnen, apostolisch und goͤttlich heisen solle. §. 37. Bisher haben wir die beschaffenheit derer seelen (§. 26.) erwogen, an welche die lammes- boten gesendet werden muͤssen. Das andere das wir noch zu sehen haben, gehet auf die art der bekehrung / welche der Graf hier beschreibet, und womit er seine schalkheit abermal bei denen, welche den geist der pruͤfung haben, allzudeutlich verrathen hat. Es komt hierbei auf zwei dinge an: 1) auf den zustand der vermeintlich bekehr- ten aus den wilden, vor der angeblichen bekeh- rung, 2) auf die art ihrer bekehrung. §. 38. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 38. 1) Was den zustand dieser leute betrift, in welchem sie der Herr Graf gefunden haben will, so erhellet derselbe aus desen eigenen beschreibung, die wir oben (§. 26. 31. 33) mitgetheilet haben. Wo man alles zusammen nimt, was er daher- plaudert, so komt soviel heraus: Diese zwei saͤtze liegen deutlich in des Gra- fen worten. Der erste wird also von ihm vorgetragen: (§. 31.) Der heilige Geist hat schon daran gemacht/ und alleschwie- rigkeiten und hindernisse aus dem wege geraͤumet/ und eine conversation ange- zettelt mit der seele/ und sie sind schon lange gezehlte leute. Der heilige Geist hat ihnen NB. das schon lange gesagt/ was die herrnhuter ihnen sagen sollen. Es ist ihnen nur so/ wie einem/ der seinen traum vergessen hat/ den ein an- derer/ der den traum weiß/ nur wieder daran erinnern muß. Ingleichem: der H. Geist ist schon zehen Jahre zuvor da gewesen. Durch die herrnhuter wird nur das siegel darauf gedruckt/ was ein sol- cher mensch schon lange hatte/ aber nur nicht lesen oder aussprechen konte. Wie- derum, (§. 26.) es sind Leute, bei welchen der H. Geist schon angeschlagen hat/ die er schon hat / die nur solche gespaltene und diese leute waͤren anderer Theil. waͤren 1) durch innere offenbarungen des hei- ligen Geistes schon soweit erleuchtet/ daß es 2) und geschlifene ohren noch nicht haben/ daß sein sanftes sausen durchdringen/ und sich verstaͤndlich machen koͤnne. Der andere satz, lautet mit des Grafen worten also: wann wir nur koͤnnen so weit kom- men/ ein gescheutes wort mit einem sol- chen menschen zu reden/ ein deutlich ver- nemliches wort/ so sind wir nur zeugen von dem Lam/ von seinem fuͤr ihn am kreutz geschlachteten Schoͤpfer/ so sind wir zeugen des H. Geistes/ wir versi- cherns ihm/ wir druͤckeu das siegel auf das/ was er schon lange hatte. ꝛc. ꝛc. Dieses gescheute, deutliche, vernehmliche wort, nennet er anderswo gewisse foͤrmel- chen/ (§. 32.) an welche man das zeug- nis des H. Geistes von dem kreutz Chri- sti/ und von dem Unglauben der welt/ abzufassen habe. Und fast noch deutlicher redet er (§. 31.) Sie sind schon lange ge- zehlte Leute/ mit denen der H. Geist ei- ne conversation angezettelt hat; NB. es fehlet nur noch jemand/ der komt und fraget sie/ was hat dir dann der H. Geist gesagt? Antwort: ach wan ichs sagen koͤnte! Ich will dirs sagen: Hat er nicht so und so gesagt? Ja/ Kehelle! das ist auch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit 2) an nichts weiter fehle/ als daß man ihnen das mit worten und foͤrmelchen nenne/ was schon in ihren herzen liege. §. 39. Lasset uns nun diesen von dem Grafen abge- mahlten zustand seiner wilden, die er geherrnhu- tert, oder nach seinem vorgeben, bekehret hat, bei dem lichte der goͤttlichen warheit betrachten. Wann auch wahr/ das hat er gesagt. Oder: man muß nur menschlich (§. 26.) mit ih- nen reden/ um der schwachheit und menschlichkeit willen ꝛc. Am allerdeut- lichsten aber bindet er dieses seinen juͤngern ein, s. 31. bei dem schluß seiner predig: Und wenn wir nun in dem treu bleiben/ und verhuͤten/ unserm geschwister/ und NB. allen leuten auf dem erdboden/ din- ge zu predigen/ die uns nicht befohlen sind/ und werden hingegen mit allem ernst dabei halten/ was der H. Geist den leuten schon auf geistlich/ in der gnaden- sprache/ in des lieben GOttes seiner na- tursprache gesagt/ und wir werden nur kommen/ und werdens ihnen in ihrer sprache sagen/ da werden wir sehen/ daß wir einen wahren/ obgleich nicht so weit- laͤuftigen/ nicht so haͤufigen/ nicht so lermhaftigen/ aber auch einen bleiben- den seegen haben. anderer Theil. Wann es leute sind, die der heilige Geist schon lange, schon von zehen jahren hatte, und denen er eben das schon gesaget hatte, was die herrn- huter ihnen von neuem sagen; so entstehen drei fragen hierbei. 1) Was ihnen der heilige Geist eigentlich gesagt haben muͤsse? die antwort hier- auf ist leicht zu finden. Dann er hat ihnen eben das gesagt, was ihnen die bruͤder sagen. Die- se aber sagen wie der Graf bekennet, nichts an- ders, als dein Schoͤpfer ist fuͤr dich am kreutz geschlachtet, und der heilige Geist zeuget da- von/ und zugleich von dem unglauben der welt. 2) Die andere frage: Ob denn diese Leute noch wissen, was der heilige Geist ihnen gesaget habe? Die antwort des Grafen ist etwas zwei- deutig. Einmal spricht er: Ja, sie wissen es, es fehlet nur an jemand/ der sie es ausspre- chen lehret. Wir druͤcken das siegel auf das/ was sie schon lange hatten. Ein andermal heiset es, es waͤre ihnen wie einem, der seinen traum vergessen haͤtte/ den man wieder daran erinnern muͤsse. Seelen, (§. 26.) die schon nach gnade suchen und verlangen/ die schon so was gemerkt/ und schon lange was bei sich herum getragen haben/ das man ihnen nur nennen muͤsse. Die schon lange haben glau- ben wollen/ und nur nichts gewust haben zu glauben/ bis man es ihnen nennet. 3) Wie und auf was art der heilige Geist ih- nen dieses gesaget habe? Diese frage hat die graͤf- liche schalkheit uneroͤrtert gelassen. Dann hier Herrnhut. II. Th. D lieget Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lieget ein geheimnis seiner argheit verborgen, wel- ches wir nun beleuchten werden. §. 40. Es redet der Herr Graf von den wilden, wel- che das Kehelle! sagen. Wann der heilige Geist diesen menschen schon eben das gesagt hat, was ihnen die herrnhuter sagen, so und dergestalt, daß sie der heilige Geist schon hat / und daß sie nach gnade hungern und verlangen: so lie- get ein verborgener glaube in ihren herzen, der nur noch weitere erweckung brauchet. Und da gehet keine eigentliche bekehrung vor, sondern ei- ne vermehr- und staͤrkung des glaubens, der nach seinem anfang, bereits vorhanden ist. Dann die bekehrung begreifet Buse und Glauben in sich, als ihre zwei wesentliche stuͤcke. Da nun diese wilden keine buse, oder zerknirschung des herzens noͤthig haben, wie der Herr Graf traͤu- met: ja, da ihnen der heilige Geist bereits das evangelium von JEsu geprediget, und einen hun- ger nach gnade bei ihnen dadurch erwecket hat: so ist nicht begreiflich, warum dieser heilige Geist noch eines herrnhutischen bruders noͤthig haben soll, der ihnen mit foͤrmelchen, oder menschlichen worten eben das und nichts anders sagt, als was er selbst ihnen bereits gesaget hat. Dann, wenn dieses geschehen ist, so hat der heilige Geist son- der zweifel es besser, oder wenigstens eben so gut, ihnen sagen koͤnnen, als der herrnhuter, der zu ihnen komt. Er hat eben so menschlich, und for- melmaͤsig reden koͤnnen, wann dieses zu der be- kehrung anderer Theil. kehrung so unumgaͤnglich war; er hat sich nach der schwachheit der wilden eben so gut richten koͤn- nen, als der Graf mit seiner ganzen Synagoge. Dann lieber! warum soll der heilige Geist den wilden das hauptwerk ins herz gegeben, und das nebenwerk der foͤrmelchen davon gelassen haben, davon das hauptwerk nur einen namen bekomt? warum soll er ihnen auf geistlich/ in des lieben GOttes seiner gnadensprache und naturspra- che es schon lange gesaget, und die muttersprache dieser wilden, nur noch vergessen und weggelassen haben? vielleicht hat er die muttersprache dieses volks nicht so gut verstanden, als die bruͤder? §. 41. Noch besser wird sich dieses laͤutern, wann wir die dritte frage werden untersuchet haben; als worzu wir nunmehro schreiten muͤssen. Wann der heilige Geist den wilden das vorlaͤngst gesa- get hat, was ein herrnhuter ihnen noch einmal saget: so ist solches entweder unmittelbar oder mittelbar/ geschehen. Unmittelbare offenbarun- gen des evangelii zu behaupten, zu einer zeit, da GOttes wort in aller welt erschallet, und da alle voͤlker gelegenheit haben, seiner theilhaftig zu wer- den, ja, da nach des Grafen eigenem angeben wuͤrklich die boten des friedens kommen, und nach dem weisen rath GOttes, Christum und die heils- ordnung verkuͤndigen: das heiset nichts anders als fanatische haͤndel anfangen, und das pro- phetische amt Christi verkleinern, das er mittel- bar durch sein verordnetes kraͤftiges wort und D 2 durch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit durch die Sakramenten fuͤhret. Daß aber der heilige Geist mittelbar/ das ist, durch sein wort und desen verkuͤndigung, zu den wilden geredet haben soll, das kan mit dem lehrgebaͤude des Grafen So lauten seine worte s. 8. 9. So siehets mit den leuten aus/ die wir bekehren/ mit den nationen der heiden/ mit den einzelnen menschen. Es ist eine ganz verdrehte/ verkehrte Idee/ daß man denkt/ wann wir nicht kaͤmen/ so wuͤrde aus den leuten nichts. Wann wir nicht kaͤ- men/ so kaͤme jemand anders: wann kein mensch kaͤme/ so schickte er wieder einen Engel: wann kein Engel kaͤme/ und wann keine andere gelegenheit waͤre an eine solche secle/ so erloͤsete sie der H. Geist von gewissen beschwerlichen hin- dernissen/ daß sie unmittelbar hoͤren koͤn- ten/ das ist gewiß. nicht bestehen. Dann waͤre es mit- telbar auf jetztgedachte art geschehen; so muͤste es auch in der sprache geschehen seyn, in welcher die wilden das Kehelle sagen. Solcher gestalt muͤ- sten dan die menschliche worte und foͤrmelchen/ an welchen es nur noch fehlen soll, schon damals ihnen bekant geworden seyn, als der heilige Geist angeblich mit ihnen geredet hatte. Dann der glaube komt aus der predig/ und das predi- gen aus dem wort GOttes. Rom. 10, 17. Wie sollen anderer Theil. sollen sie aber glauben/ von dem sie nichts ge- hoͤret haben? wie sollen sie aber hoͤren ohne prediger? wie sollen sie aber predigen/ wo sie nicht gesandt werden? v. 14. 15. Was haͤtte doch den heiligen Geist bewegen sollen, auf die herrnhuter wohl zehen jahre (wie der Graf ver- sichert) zu warten? Konten dann die erste zeugen der warheit, durch welche er den wilden schon eben das gesaget hat, was jetzt die bruͤder sagen, nicht eben sowol ein gescheutes wort reden als die juͤngerschaft und der zeugenplan, den der Graf errichtet hat? Warum hat nicht der heilige Geist schon damals diesen plan gemacht? Warum hat er die arme wilden ihren traum wieder vergessen lassen, bis der plan fertig war? Gewis der Graf muß kein mittelbares sagen des heiligen Geistes zugeben. Sonst waͤren alle seine worte gegen ihn. Er muß ein inneres sprechen des heiligen Geistes verstehen, das kein Apostel, wann er zu den wilden kame, vorgefunden hat. Diese wah- re und berufene zeugen JEsu, predigten Buse und Glauben. Sie fanden ihre wilden in lau- ter tod und finsternis, Eph. 2, 1. und in des Sa- tans gewalt, Apostelg. 26, 17. 18. 1. Cor. 12, 2. §. 42. Wir sehen hieraus, wie der Graf, da er die liebe zur warheit einmal verabscheuet hat, aus gerechtem verhaͤngnis GOttes in kraͤftige irthuͤ- mer verfallen muß/ daß er den luͤgen glaubet/ 2. Thess. 2, 10. 11. und ein werkzeug wird, sol- D 3 che Herrnhuterey in ihrer Schalkheit che immer mehr auszubreiten. Dann weil ihn der wahnwitz vorerst bethoͤret hat, die goͤttliche wuͤrkungen durch das Gesetz, von der buse gaͤnz- lich auszuschliesen: so wird er dadurch genoͤthi- get, auf die schaͤdlichsten abwege zu gerathen. Er muß seine juͤnger bereden, der heilige Geist habe schon uͤberal, wo sie hinkommen, den glau- ben unmittelbar den leuten eingepflanzet, und das verhalte sich wie ein traum/ an welchen man sie durch die foͤrmelchen von dem lamm, erinnern muͤsse; so seye es den augenblick geschehen. Re- helle! HErr nun laͤsestu deinen diener im frie- de fahren! mich beschwemmt die gnaden- fluth! §. 43. Sehr schaͤdlich ist es, daß nun sogar die heili- ge Schrift zu dieser schalkheit misbrauchet wird. Dann er nimt das, was der heilige Geist von Philippo und dem Kaͤmmerer erwehnet, (§. 26.) und machet es zu der einzigen maasregel aller be- kehrung uͤberhaupt. Seine schlusfolge gehet da- hin: Wie Philippus den Kaͤmmerer bekehret hat, so werden alle Menschen bekehret, welche zu gnaden kommen. Nun aber ist jener oh- ne gesetz, blos durch die predig vom marterlam bekehret worden: demnach geschiehet es gleicher weise bei allen menschen, die zu Christo kommen. Das ist sein arglistiger grif, mit welchem er sein gottloses beginnen zu beschoͤnigen suchet. Weil diese luͤgenhafte ausschweifung bereits anders- wo anderer Theil. wo Im ersten Theil/ s. 96. 97. von uns entdecket worden ist, da wir bewiesen haben, daß der Kaͤmmerer durch den gebrauch der ordentlichen gnadenmittel, in die heilsordnung getreten seye, ehe und bevor ihn Philippus gesehen hatte; so ist nicht noͤthig wei- ter davon zu sprechen. §. 44. Nachdeme wir den zustand derer erwogen ha- ben, welche der Graf bekehret haben will: (§. 37.) so wird die art solcher bekehrung noch kuͤrzlich zu pruͤfen seyn. Der schaͤndlichste Greuel, welcher sich hierbei offenbaret, muß zuerst bemerket wer- den. Nemlich, da der Graf diesen fanatischen grundsatz einmal angenommen hat, daß bei leu- ten, die man bekehren soll, der heilige Geist schon vorlaͤngst die sache richtig gemacht, und zu den seelen eben das geredet habe, was man nur mit foͤrmelchen ihnen noch einmal sagen solle: (§. 41.) so ist leichtlich hieraus zu ermessen, wieviel krast und wuͤrkung dem worte des HErrn, als dem einzigen bekehrungsmittel, uͤbrig bleibe. An das gesetz wird mit keinem wort gedacht, weil er die- ses vorlaͤngst als eine giftig schaͤdliche lehre vor die aus den heiden/ Im ersten Theil/ s. 126. erklaͤret hat. Und das Evangelium ist nichts weiter, als ein gescheu- tes menschliches wort/ ein foͤrmelgen/ (§. 38.*) desen man sich bedienet, das was wuͤrklich in dem D 4 men- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit menschen lieget, ihme verstaͤndlich zu machen, und ihn zu lehren, wie er solches aussprechen sol- le. Es ist ein leeres werkzeug, das dem guten blos einen namen gibt, damit der mensch das was er schon lange in sich hat/ lesen und aus- sprechen lerne. So heisen des Grafen worte. Auf das hoͤchste, ist es ein bloses erinnerungsmit- tel desen, was der heilige Geist schon laͤngst wie einen traum/ in die Seele geleget hat. Und so viel thut es nicht einmal, bis ein herrnhutischer dienstbote seines Grafen, es in foͤrmelchen fasset, und so an die herzen leget. Alsdann sollen sie seyn wie leute/ die wieder zu sich selbst kom- men/ welche der Alp zuvor druͤcket/ wie sei- ne worte lauten. s. 29. Kan aber der Heiland und sein evangelium aͤrger geschimpfet werden, als durch diese boshaftige verkehrung geschiehet? §. 45. Das ist nun der erste greuel der schalkheit, wel- cher in dieser bekehrungsart des graͤflichen reichs verborgen lieget. Es wird nemlich dem seelig- machenden wort GOttes seine kraft geraubet. Ein arger grif des boͤsen geistes! desen er sich je- desmahl zur grundlegung eines seelengefaͤhrlichen plans bedienet hat. Wer auf die macht der fin- sternis acht gibt, wie sie von anbegin bis auf die- se stunde, in die kirche jedesmal eingedrungen ist; der wird finden, daß kein einziger fal vor- handen seye, wo sie nicht mit geringhaltung des goͤttlichen worts, und desen vorbeigehung in sa- chen, welche die seeligkeit betreffen, ihren betruͤb- ten anderer Theil. ten anfang genomgenommen, und nachher wie das dunkel in Egypten, sich ausgebreitet hat. Nach des Grafen erfindung, kan die ganze Bibel hin- geleget werden. Man darf nur zu dem Suͤnder sagen: dein Schoͤpfer ist dein Heiland/ oder dieses in eine formul einkleiden, so ist alles ge- schehen, was zur bekehrung und Heiligung er- fodert wird. Um die So spricht der Graf, s. 25. Ihr werdet meine zeugen seyn/ sagt der Heiland. Der Heiland sagt nicht: ihr werdet den leuten die H. Dreieinigkeit klaar machen/ ihr werdet den leuten erklaͤren koͤnnen/ wie das und das capitel in der Offenba- rung Johannis/ oder im Propheten Da- niel u. s. w. zu verstehen seyn wird; ihr werdet koͤnnen zeigen/ was in dem accent vor eine kraft liegt/ und was in der con- struction fuͤr eine emphasis ist; sondern so: ‒ ‒ ‒ wo ist jemand/ da der H. Geist gewesen/ da der H. Geist sich gemeldet hat? ich soll ihm was sagen. Und wann ihr werdet kommen/ ey werden die spre- chen/ willkommen/ ey! wie haben wir auf den Man gewartet/ ey! wie haben wir ihn verlangt. Und wann sie euch das nicht sagen/ spricht der Heiland/ so gehet geschwind wieder fort/ gleich ge- het fort/ haltet euch nicht auf/ dann es wird uͤbrige eben so theure D 5 warhei- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit warheiten bekuͤmmert man sich nicht. Ja die obgedachte, daß der Schoͤpfer am kreutz fuͤr uns gestorben seye, soll nicht mehr darzu dienen, wor- zu sie verordnet ist. Sie soll den glauben nicht pflanzen, nicht den geist reichen, wie Paulus Galat. 3, 2. davon bezeuget; sondern nur anzei- gen, wie ein wilder den schon lange bei sich ge- tragenen glauben, nennen muͤsse. Auf diese art ist Gesetz und Evangelium zugleich verlohren. Dann wer wird das ein evangelium, eine kraft GOttes zur seeligkeit Rom. 1, 16. nennen duͤr- fen, was nur ein leeres benennungswort derjeni- gen wuͤrkung ist, die der heilige Geist schon ze- hen jahre vor dieser predig, So erklaͤret sich der Graf nochmals s. 24. So ists mit der bekehrung ‒ ‒ ‒ wir at- testiren die goͤttliche warheiten/ und le- gen sie aus/ wir expliciren sie/ und ma- chen sie faßlich/ die durch des H. Gei- stes seine wuͤrkung im herzen erreget sind/ und die sich kaum mehr halten koͤnnen. Wir sagen: der unsichtbare prediger hat recht/ so wahr ich dein freund den du siehest und lieb hast/ ein ehrlicher Man bin 1. Joh. 4, 20. Und das ist eine Oeco- in der seele voll- fuͤhret hat? §. 46. wird nichts seyn. Gebt euch nicht erst die muͤhe/ und bleibt ein paar tage da/ und beredt die leute ꝛc. ꝛc. anderer Theil. §. 46. Wie nun die graͤfliche bekehrung beschaffen seyn muͤsse; das laͤset sich hieraus leichtlich er- messen. Oeconomie/ daruͤber werden sich die Theo- logi und Philosophi todt studiren/ und todt lehren/ und todt schreiben/ und werden nicht eine gescheute definition heraus bringen/ von der wuͤrkung des H. Geistes an den seelen/ bis sies selbst erfahren haben/ und aus den klaren und deutlichen worten des Heilands einmal die natur der sache ein bisgen einsehen lernen. Ich glaube jedoch, der Herr Graf kan dieser letzteren furcht uͤberhoben seyn. Wann er seine verwirte phantasie nur erst in eine natuͤrliche ordnung bringen wolte, so koͤnte er ein bisgen verstehen lernen, daß der heilige Geist mit dem wort, und durch das wort dasjenige wuͤrke, was er aus der erfahrung, die aber falsch und erlogen ist, so hoch uͤber alle Theologen und weltweisen gelernet haben will. Wann der gute Man erst lernen wolte, ehe er nicht nur lehren, sondern auch richten, schmaͤhen und verur- theilen will; so koͤnte er aus den klaren zeug- nissen GOttes die gefaͤhrlichen gaͤnge seines schwarmgeistes einsehen. Die heilsame er- kentnis ist von der erfahrung unzertrennlich. Und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit messen. Sie ist oben (§. 40.) schon zum theil be- schrieben. Nemlich, sie bestehet darinnen, daß man den leuten, die der heilige Geist schon hat/ nur worte machet, und foͤrmelchen beibringet, die dem kind den namen geben. Die neue geburt lebet schon durch eine fanatische innere aussprache des heiligen Geistes. Er zeuget sie nicht durch das wort der warheit, wie er zu der Apostel zei- ten bis daher gethan hat, sondern, seitdeme herrn- hutische Ohrenschleifer da sind, zeuget er sie durch innere offenbarungen: worzu das ordentliche gna- denmittel nichts beitraͤget, als den namen und die erinnerung an das, was wohl zehen jahre zu- vor, Und die Erleuchtung, wodurch jene entste- het, ist von dem gebrauch des goͤttlichen worts unzertrennlich. Diese Erleuchtung ist eine wuͤrkung des heiligen Geistes, wie unser Catechismus aus der Schrift lehret. Wer aber solche wuͤrkungen behauptet, ehe das wort GOttes sie herfuͤrbringet, der wie- derspricht dem heiligen Geist auf eine fana- tische art, und laͤstert, was er nicht verste- het, oder aus boͤsen Absichten nicht verste- hen will. Die bruͤder sind erhabene leute, da sie in den graͤflichen predigen hoͤren, wie weit sie mit ihrem meister uͤber alle Theolo- gen und Philosophen hinauf gestiegen sind. Wolten sie doch Paulum hoͤren 1. Timoth. 1, 7. anderer Theil. vor, da gewesen ist. Das evangelium: dein Schoͤpfer ist dein Heiland/ ist nur ein mittel zum ohrenschleiffen und ohrenspalten. Dann es fehlet bei denen, die bekehret werden sollen, weiter nichts, (§. 26.) als daß sie die subtile stimme des heiligen Geistes/ (das sind die foͤr- melchen/ und das gescheute menschliche wort!) noch nicht hoͤren koͤnnen/ daß sie noch nicht solche geschliffene und gespaltene ohren haben/ daß sein sanftes sausen durchdringen/ und sich verstaͤndlich machen koͤnne. Mit einem wort, es ist eine bekehrung ohne buse, ohne heilsord- nung, ohne erkentnis seiner selbst, und GOttes, und Christi, ohne gesetz und evangelium. (§. 44. 45.) Das ist der hauptgrund der herrnhutischen bosheit, worauf das ganze reich als auf die grund- saͤule gebauet ist. Die predig Christi und der Apo- stel: thut buse/ und glaubet an das evange- lium/ ist hier gaͤnzlich ausgethan, und das rin- gen/ einzugehen durch die enge pforte/ in ein spielendes Kehelle verwandelt. Wann nun Paulus die Heiden bekehret von der finsternis zum licht/ und von der gewalt des Satans zu GOtt/ Apostelg. 26, 17. 18. so ist offenbar, daß seine und des Grafen bekehrungasart him- melweit von einander unterschieden sind. Dann Paulus findet seine wilden in des Teufels ge- walt und in der Finsternis. Die graͤfliche oh- renspalter haben an ihren wilden lauter solche leute, die das zeugnis und die kraft von JEsu schon lange bei sich herum getragen haden/ denen Herrnhuterey in ihrer Schalkheit denen es der heilige Geist schon lange gesaget hat/ bei denen man nur darauf das siegel druͤ- cket/ was sie schon lange hatten. Paulus findet noͤthig seinen heiden die augen aufzuthun/ daß sie die gewalt des Satans sehen, von wel- chem sie gefesselt sind in ihrer finsterniß. Das heist, er muß ihnen das gesetz verkuͤndigen. Der Graf und seine boten, beduͤrfen dieses nicht. Seine wilden sind schon durch ein inneres wort, das der heilige Geist zu ihnen geredet hat, soweit fertig gemacht, daß ihnen nur noch die formein fehlen, und das aussprechen dieser formeln ist die bekehrung. Das Kehelle sagen ist der beweis, daß sie ploͤtzlich die formeln verstehen, das ist, vollkommen bekehret sind. Ich mag also diese bekehrung nach ihren wuͤrkenden ursachen/ oder nach dem welen/ oder nach ihren kennzeichen ansehen, so ist sie ein leerer betrug des boͤsen gei- stes. Dann 1) die wuͤrkende ursachen sind ein bloser traum des Grafen. Die vorgaͤngige ein- gebungen des heiligen Geistes sind vorsetzlich von dem Grafen erdichtet. Das gescheute und mensch- liche wort der bruͤder, ist weder gesetz, noch das kraͤftige evangelium, (§. 44.) in seinem gehoͤri- gen Umfang. 2) Das wesen dieser vermeinten bekehrung bestehet in einer gleichfals erdichteten erinnerung an die ehemalige einsprache des H. Geistes, und in einer benennung derselben, (§. 40.) worzu keine innere hauptveraͤnderung kommen soll. (§. 26. *) Das kennzeichen dieser bekehrung ist das wort Kehelle. Man gehe nun alle predigen Christi, anderer Theil. Christi, der Apostel und Propheten durch, und sehe, ob man diese bekehrungsart bei ihnen finde. §. 47. Wenn man des Grafen schalkheit aus nichts anders erweisen koͤnte; so waͤre diese leichtfertige bekehrungsart der sicherste beweis davon. Wer will glauben, daß ein solcher mensch von GOtt gesendet seye, das reich Christi zu bauen, der mit dem goͤttlichen wort und hochwichtigen bekeh- rungsgeschaͤfte ein solches Gaukelspiel zu treiben sich erfrechen mag? wer siehet nicht die hand- greifliche betriegereien, wann dieser spotgeist die form einer apostolischen gemeine von ausen nach- aͤffet, darbei aber alles, was Christus und sei- ne Apostel, zur seeligkeit der menschen gethan, ge- lehret und verordnet haben, ganz freventlich mit fuͤsen trit? sich selbst zu einem stifter einer neuen bekehrungsweise aufwirft, dadurch dem heiligen Geist und seinen zeugen ins angesicht wiederspro- chen, die wahre bekehrung in ein dockenwerk, und in eine arbeit von einer halben So heist es s. 30. Es soll dem wilden seyn, wie einer frau zu muthe ist, wann sie in dem moment erfaͤhret, ihr Man lebe noch, den sie vor todt gehalten. So ist den gnadenhungrigen seelen/ wann sie die predig vom kreutz hoͤren/ wann sie eine halbe minute davon reden hoͤren/ wann sie minute, ver- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit wandelt, und die allerheiligste Religion der Chri- sten auf das aͤuserste verspottet wird? §. 48. Der betrug wird sich naͤher zeigen, wenn man den Grafen fragen darf: woher ihm doch bekant seye, daß die wilden schon so lange vom heiligen Geist unterrichter worden, ehe er ihnen die ohren durch seine juͤnger schleifen laͤset? Hat ihm etwa der heilige Geist durch eine gleiche innere offenba- rung das ins ohr gesaget: dort sind leute von den wilden, die ich schon vor zehen jahren habe, mit denen ich laͤngst eine conversation angezettelt hat- te? Es fehlet nur daran, daß die bruͤder hinlau- fen, und das siegel darauf druͤken, was schon da ist? Auf demnach! und ruͤste deine streiterbande, daß sie dort ihren angrif thun! Gewis, der Graf muß sich dieses einbilden. Deswegen vergleicht er seine elende kreaturen mit dem Philippo, (§. 26.) sie drei zeilen davon lesen hoͤren. Und wo- mit beweiset er dieses von seinen wilden? mit nichts anders, als seinem alten fanati- schen traum: dann sie haben, oft schon ze- hen jahre/ daruͤber gedacht. Und wie haben sie als wilde, daruͤber denken koͤn- nen? antwort: der heilige Geist hat schon druͤber gearbeitet/ der heilige Geist hat schon dran gemacht/ und alle schwierig- keiten und hindernisse aus dem wege ge- raͤumet ꝛc. ꝛc. anderer Theil. (§. 26.) welchem der heilige Geist, und ein En- gel, den ausdruͤklichen unmittelbaren befehl er- theilete, sich eilends zu dem Kaͤmmerer zu verfuͤ- gen Apostelg. 8, 26. 29: Dann solche besonde- re umstaͤnde der seelen, kennet niemand, als der Herr, der herzen und nieren pruͤfet. Der kan allein wissen, ob und welche herzen er zubereitet habe, wann dergleichen zubereitung wuͤrklich ge- schehen waͤre. Der kan es allein denen offenba- ren, die er allenfals zu einer weitern seelenfuͤh- rung gebrauchen wolte. Aber wo hat der Graf, der diese schleicher alleine ruft und Er sorget, man moͤge diesen betrug mer- ken, darum beuget er vor, s. 22. wißt ihr meine bruͤder/ was ihr zu thun kriegt? ihr werdet eine vollmacht kriegen vom H. Geist: euch wird aufgetragen werden von der theuren und lieben kirchenmut- ter: Gehet hin/ es hat da eine seele/ dort eine seele. Und die seele wird nicht nur bei euch in der nachbarschaft seyn/ son- dern es kan seyn/ daß ihr nach der einen seele muͤsset laufen bis ans ende der er- den ꝛc. Wer ist aber diese theure und lie- be kirchenmutter? die eine so schaͤdliche und dem Heiland wiedersprechende bekehrungs- art ihren boten eingepraͤget hat? Ist das der heilige Geist? so muͤste der Graf Zinzen- dorf sendet, eine solche verheisung empfangen, daß GOtt auf der- Herrnhut. II. Th. E Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dergleichen art mit ihm reden, und ihm befehl er- theilen wolle, wohin er seine bruͤder schiken solle, und wie es mit den seelen aussehe, denen sie hel- fen wollen? Aus der offenbarung in der schrift, kan er dieses unmoͤglich wissen. Er muß dem- nach in diesem stuͤk wiederum auf fanatische Ein- gebungen verfallen, und einen schwaͤrmerischen traum mit dem andern schuͤtzen. Kan er aber nicht erweisen, daß ihm der heilige Geist dieses offen- baret habe: so verraͤth er hiedurch augenschein- lich, daß sein ganzes werk auf luͤgen und falschen traͤumen beruhe, die wieder GOttes wort, und seine ordnung sind. §. 49. Wolte er etwa sagen, er habe merkmale da- von, an diesen leuten selbst, die er bekehren will, gefunden: so wird er am allerwenigsten damit auskommen, und gegentheils ein neues traum- werk dichten. Dann die angezettelte conversa- tion des heiligen Geistes mit den wilden, und die innere ansprache desselben an ihre herzen, ist eine freche erfindung des Grafen, die gegen die heili- ge schrift, und gegen das prophetische amt des Sohnes GOttes laufet, als welcher in den ta- gen des neuen testamentes sein geoffenbartes wort zur ansprache an die menschen gebrauchet, und keine unmittelbare eingebungen in seinem reich ge- stattet. Was demnach gar nicht vorhanden ist, davon dorf der heilige Geist seyn. Da seye der HErr fuͤr! anderer Theil. davon kan auch der Graf kein merkmal sehen. Ja, was das meiste ist, seine vorgespiegelte be- kehrungsart hat selber offenbare merkmale der schalkheit. (§. 46.) Wie kan aber der heilige Geist leute an die seelen bestellen, welche nichts anders thun, als sich selbst samt den seelen, auf das erbaͤrmlichste betriegen? wiewol auch keine merkmale stat haben, wo eine vorlaͤufige sendung behauptet wird (§. 48.) §. 50. Spricht er: die wilden werden doch gleichwol von den bruͤdern geruͤhret. Dann sobald jene ihre foͤrmelchen ausgesprochen, und ein gescheu- tes wort zu ihnen geredet haben, so hoͤret man die wilden flugs ihr Kehelle sagen. Das heiset so- viel: HErr/ nun laͤsest du deinen diener im frieden fahren! mich beschwemmt die gnaden- fluth! So ist diese marktschreierei kaum wuͤr- dig, daß ein vernuͤnftiger darauf antworten soll. Dann 1) stehet es noch dahin, ob, und wievie- le Indianer das Kehelle sagen. Wer wird die- ses einem manne zu gefallen glauben, der mit den wichtigsten religionssachen so untreu und be- trieglich umgehet? Nechst deme so hat der Graf 2) zu erweisen, wann die wilden ihr Kehelle! sagen, was sie damit anzeigen wollen? das wort leget er selbst beliebig aus, (§. 26. *) und es ge- faͤlt ihm vielleicht deswegen, weil er es das erste mahl bei einer suͤssen einbildung gehoͤret, oder weil es ein Indianer mit solchen minen begleitet hat, die dem Grafen artig und wunderbar vor- E 2 ge- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gekommen sind. Gesetzt aber, 3) es heise das, was der Graf darunter verstehet, und es seye ihm bei uͤbersetzung der Indianischen sprache mehr zu glauben, als wann er sogar das wort GOttes nach seiner phantasie uͤbersetzet: so sa- gen ja die wilden mit ihren Kehelle nichts anders, als daß sie verstuͤnden/ was gemeinet seye- und das mit einiger verwunderung. Auf diese art konten alle Feinde Christi und seiner Apostel, das Kehelle sagen: Dann sie verstunden oft gar zu wohl, was gemeinet waͤre. Und die zu Naza- reth, die sich an Christo aͤrgerten, sagten eben- fals mit verwunderung: woher komt dem diese weisheit? ist er nicht der zimmermann? Marci 6, 3. Wer heiset dann den Grafen daraus den schlus machen, sie haͤtten deswegen das innere wort des heiligen Geistes nunmehr voͤlliger ver- standen, das er etwa zehen jahre zuvor in ihnen ausgesprochen? Wer heiset ihn einen bleibenden seegen daraus machen, den er dem wahren see- gen einer goͤttlichen bekehrung entgegen setzt, und vor den ohren seiner Synagogisten, so hoch uͤber den letzteren erhebet. Dann der andere seegen, der nicht im Kehelle lieget, soll zwar weitlaͤuf- tiger/ haͤufiger und lermhaftiger/ aber doch so kein wahrer und bleibender seegen seyn, s. 31. Ist das nicht ein leichtfertiger sprung, von ei- nem solchen schluͤpferigen stufen auf eine solche zinne, die in der luft schwebet? Sagen doch viele HErr/ HErr/ zu Christo, und sind doch gleichwol deswegen keine leute, die der heilige Geist anderer Theil. Geist schon hat, und mit denen die voͤlli- ge Bekehrung zu stande gekommen. Siehe oben (§. 32.) §. 51. Aber was soll ich von der verwegenheit sagen, daß der Graf die worte der heiligen schrift zu die- sem seinem unfug fo freventlich misbrauchet? Ein Indianer, der Kehelle spricht, ist in seinen augen ploͤtzlich ein Simeon, den die gnadenflut beschwemmet, und der von der stelle gen himmel fahren soll. Das Kehelle heiset jetzt nicht mehr, ich verstehe, was ich hoͤre, sondern: HErr! nun laͤsest du deinen diener im frieden fahren. Ehe Simeon dieses sagen konte, war er durch die ordentliche gnadenmittel erleuchtet und gehei- liget worden. Er war fromm und gottesfuͤrch- tig, und wartete auf den trost Israels, Luc. 2, 25. und der heilige Geist war in ihm ꝛc. Wer kan sich aber traͤumen lassen, daß ein wilder, wann er zum erstenmal eine formul, oder ge- scheutes wort der herrnhuter aussprechen hoͤret, ehe er eine sylbe von Buse, Glauben, Heils- ordnung, und ewigen Leben, vernommen hat, sogleich urploͤtzlich in den himmel eilen wolle, und in die ewige herrlichkeit, die er zeit seines lebens noch keinmal hat nennen hoͤren. Der Graf muß sich dieser seelenbetriegerei selbst schaͤmen. Dar- um hat er das fanatische maͤhrlein erdacht, diese leute waͤren schon zehen jahr zuvor, vom heiligen Geist belehret worden. E 3 §. 52. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 52. Von den geschlifenen und gespaltenen ohren noch etwas zu beruͤhren. Diese werden den wilden abgesprochen, bis die herrnhuter daran geschliffen und gespaltet haben. Sobald das geschiehet, so koͤnnen sie die subtile stimme und das sanfte sausen des heiligen Geistes al- lererst wahrnehmen, daß es ihnen verstaͤndlich wird. Sehet misgeburten von einfaͤllen und von ausdruͤcken! wer meinet wohl, daß der Sohn GOttes so gedacht und geredet haben solle, wie der Graf ihn redend einzufuͤhren sich nicht schaͤ- met? Dan dieses soll der sinn der worte Christi seyn, da er zu seinen Aposteln saget: ihr wer- det die kraft des heiligen Geistes empfangen/ und meine zeugen seyn. (§. 26.) Ein klein we- nig weitlaͤufiger heißts/ (so spricht der Graf s. 6.) ihr solt des H. Geistes seine dolmetscher seyn ‒ ‒ ‒ an leute/ die seine subtile stimme noch nicht hoͤren koͤnuen/ die noch nicht sol- che geschliffene ꝛc. Wenn der Graf sich doch erklaͤren wolte, wie das zugehen muͤste. Vor ze- hen jahren soll der heilige Geist schon bei den wil- den gewesen seyn, und das zu ihnen gesaget ha- ben, was die bruͤder sagen, wann sie hinkom- men. Hatte dann dieser heilige Geist damals noch keine subtile stimme, als er ohne zuthun der herrnhuter, und zwar auf geistlich/ in des lieben GOttes seiner gnaden- und naturspra- che/ (§. 38.) mit diesen heiden redete? war sein sausen noch nicht sanft und verstaͤndlich? ist die stimme anderer Theil. stimme der graͤflichen leute soviel subtiler, und ihr sausen sanfter als jenes, das doch gleichwol vom heiligen Geist sich herschreiben soll? ich daͤch- te, wem der heilige Geist ins herz geredet, mit- hin ihm das herz geoͤfnet hat, (wie vor bekant angenommen wird,) bei dem seye das ohrenspal- ten und schleifen eine vergebliche muͤhe. Dann was bedarf der heilige Geist der ohren, wann er einen unmittelbaren weg in das herz genommen hat? Gewiß, dem waͤren die ohren gnug geschlif- fen, wer den heiligen Geist in dem heiligthum des herzens reden hoͤret. Man erwege doch das leichtfertige gewaͤsche dieses predigers. Die lam- mesboten sollen des H. Geistes stelle vertreten. Dieses thun sie, wann sie mit den wilden ein ge- scheutes und ein menschliches wort reden in der sprache dieses volks: nachdem der H. Geist sein geistlich wort schon ehedem in des lieben GOt- tes natursprache zu ihnen geredet hat. Wann nun die herrnhuter solcher gestalt ihr wort thun, so ist das die subtile stimme und das sanfte sau- sen des H. Geistes. Also war die erste anspra- che des H. Geistes weder sanft, noch subtil, und doch war es die geistliche ansprache, die natur- sprache GOttes. Die soll so grob und un- sanft gewesen seyn, bis der Graf leute gefunden hat, die durch ihr gescheutes und menschliches wort/ ihr das sanfte und subtile verleihen, wo- durch die ohren recht ausgeschliffen, und zaͤrter gespaltet werden, als von dem H. Geist gesche- hen seyn soll. Wer siehet nicht, daß diese ganze E 4 erfin- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit erfindung des Grafen nur dahin zielet, daß er seine werkzeuge, nicht aber den heiligen Geist, verklaͤren will. Diese schleifer sollen erst das sie- gel drauf druͤken/ und das ganz machen, was der heilige Geist nur halb vollfuͤhret hat. Dar- um spricht er getrost: sie waͤren des heiligen Gei- stes stellbetreter/ und haͤtten zu diesem spalten die kraft des heiligen Geistes empfangen. II. Von den Laͤsterungen des Grafen gegen die heilige Schrift. Inhalt. I. Verbindung dieses stuͤks mit dem ersten/ §. 53. II. Laͤsterung des Gra- fen gegen die heilige Schrift / daß ihre schreibart rabbinisch/ duͤster/ und miserabel seye/ daß niemand oh- ne aufschlus des H. Geistes daraus klug werden koͤnne/ §. 54. III. Wiederlegung/ 1) viele biblische buͤcher sind aͤlter als die Rab- binen/ und der Graf ist 2 weder der Rab- binen noch der grund- sprachen so kundig/ daß er davon uꝛtheilen koͤn- te/ §. 53. Es redet 3) der H Geist selbst in der Schrift/ §. 5. und 4) die angegebene son- derliche geisteswuͤr- kung ist erdichtet/ §. 57. dieweil sie streitet a) gegen die deut- lichkeit der schrift/ b) gegen anderer Theil. b) gegen die goͤttli- che weisheit und guͤte/ § 58. c) wieder die erfah- rung/ §. 59. d) wieder alle ge- wisheit der erklaͤ- rung. Demnach ist sie fanatisch/ §. 60. e) wieder die innere kraft des goͤttli- chen worts/ §. 61. IV. boshafte schalkheit des Grafen bei dieser laͤsterung wird aufge- deckt und wiederleget/ §. 62. Verbotenes bi- bellesen. Beschuldi- gung Pauli; angege- bene irthuͤmer der Apostel. V. Bemaͤntelung dieser schalkheit. Ob die H. schrift gelehrt geschrie- ben seye? §. 63. Ob sie zusammenhaͤnge? §. 64. Warum der Graf den zusammen- hang nicht leiden will? §. 65. Ob der Graf geist und leben in der schrift zugebe? §. 66. §. 53. W Ir haben in dem ersten stuͤk dieses zweiten theils, den fanatischen frevel des graͤfli- chen schwarmgeistes entdeket. Er schaͤmet sich nicht, eine einsprache des heiligen Geistes in die herzen, zu erdichten, ohne daß die schrift darzu noͤthig seye. Damit seine bosheiten desto deutli- cher eingesehen werden, so will ich nun sein ohn- gescheutes laͤstern auf die heilige schrift, aus sei- nen eigenen worten erweisen. §. 54. Ich bin erstaunet, als ich den abschaum seiner giftigen gegen die goͤttliche, in der heiligen schrift liegende offenbarung, zum erstenmal erbliket ha- be. Was von jeher auf das theure wort GOt- E 5 tes, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit tes, von desen abgesagtesten feinden, gelaͤstert worden ist, das hat der geist, welcher den Gra- fen treibet, welcher sein herz und seine feder re- gieret, ganz ohne scheu ausgestossen. So heist es in des Grafen von Zinzendorfs theologi- schen bedenken/ in dem eventual-testament vom 27. Decomb. 1738. s. 173. Es ist eine unverantwortliche thorheit/ die bibel so aus- kuͤnsteln/ daß man wieder allen sinn und ver- stand glauben soll/ daß sie gelehrt/ zusam- menhangend/ und nach unserer art/ metho- disch geschrieben seye/ da doch ihr goͤttlicher geist und leben/ in die gestalt und form eines miserablen Hirten-Fischer- und Visitator-styli/ oder/ welches noch unangenehmer vor die oh- ren ist/ in eine claßicalische duͤsterheit und schul-terminologie der alten Rabbinen/ ein- gewikelt ist/ daraus unsere zeiten nimmer- mehr klug werden wuͤrden/ wann nicht der geist/ der die heilige zeugen schreiben machte/ auch uns lesen und hoͤren machte/ und sein wort selber erklaͤrete. §. 55. Wir wollen diese giftige pfeile des Satans auseinander legen. 1) Er redet von der bibel. Diese bestehet aus dem alten und neuen testament, nach dem bekentnis aller Christen. Ist ihre schreibart miserabel, duͤster, hirtenmaͤsig, und rabbinisch: so muß Moses, David, Salomon, Jesaias, ꝛc. wenn wir diese maͤnner auch blos nach ihren natuͤrlichen eigenschaften betrachten, in anderer Theil. in den schulen der alten Nabbinen gewesen seyn, wo sie diese claßicalische duͤstere schreibart geler- net haͤtten. Wo waren aber die alte Rabbi- nen/ als diese maͤnner GOttes durch eingebung des heiligen Geistes, schreiben musten? dem Gra- fen lieget ob, aus den alterthuͤmern zu erweisen, ob diejenige, welche die Juden ihre Nabbinen nennen, und die bekantlich in den neueren jahr- hunderten der juͤdischen kirche, allererst aufge- kommen, schon zu Mosis, und der alten Pro- pheten zeiten, ja noch vorher, gelebet, Mosen nebst den Propheten, zu schuͤlern gehabt, und nachher durch eine Pythagorische seelenwande- rung, in den spaten zeiten wieder aufgelebet ha- ben. Oder, ob der heilige Geist diese rabbini- sche broken ihnen mit fleis eingegeben habe, um den Rabbinen vorzuspielen, und ihre claßicali- sche duͤsterheit, vorlaͤufig zu canonisiren. Wer hat aber dieses den Grafen weiß gemacht? oder was will er vor gruͤnde angeben, welche uns da- von uͤberzeugen sollen? 2) Man muß sich wun- dern uͤber die kentnis vom alterthum, der rabbi- nischen sprache, lehrart und kunstwoͤrter, welche in dem ungemessenen umfang der graͤflichen weis- heit sich sehen laͤset. Es gibt heut zu tage nicht gar zu viele gelehrten, welche mit den Rabbinen so bekant sind, daß sie derselben kunstsprache und schulterminologie, so puͤnctlich wissen, und so gluͤklich entdeken koͤnnen. Und wieviel wuͤrde darzu erfodert, wo man sogar die griechische schreibart des neuen testaments, in ihren beson- deren Herrnhuterey in ihrer Schalkheit deren ausdruͤken, mit der claßicalisch duͤsteren schulsprache der Rabbiner, so scharfsinnig verglei- chen, und die uͤbereinstimmung so witzig bemer- ken solte. Ich glaube, der Graf wuͤrde sich die- ser verwegenheit schaͤmen, wann er sich mit dem maas seines talents messen, und nicht wie ein sinnloser marktschreyer, uͤber das ziel erheben wolte. Was verschiedene gelehrte maͤnner von den ausdruͤken der Evangelisten und Apostel, in den schriften des N. T., in vergleich mit den for- meln, oder sprachgewonheit der juͤdischen kirche, angemerket haben, das ist loͤblich, und nuͤtzlich. Aber es flieset aus anderen quellen, und der geist, der den Grafen treibet, hat kein theil daran. Es sind auch dergleichen stellen so wenige, gegen die ganze bibel gerechnet, daß man die bosheit des graͤflichen schlusses mit haͤnden greisen kan. §. 56. Der Hirten-Fischer- und Visitator-stylus/ der in den augen des Grafen so miserabel aus- siehet, ist 3) ebenfals ein solcher einfall, den er dem eingeben des luͤgengeistes so gewiß zu danken hat, als gewiß und ausgemacht es bei den Chri- sten ist und bleibet, daß die heilige Schrift von GOtt eingegeben ist. Waren unter den maͤn- nern GOttes Hirten und Fischer; so war doch der heilige Geist der redner, der ihre zunge wie einen grifel brauchte, und sowol die Gedanken in das herz, als die worte in den mund gab. Welches ich, als sonst erwiesen, hier um des- willen annehmen kan, weil selbst der Graf es anders- anderer Theil. anderswo nicht laͤugnen will. In Pens. Reden/ s. 200. f. Es haben die H. maͤnner in der zierlichkeit nichts gesucht; wann man aber auf die accu- ratesse der gedanken/ auf die puͤnktlich- keit und unfehlbarkeit des ausdruks sie- het/ den sie gebraucht/ dann trift mans/ darum/ weil sie ihre NB. ausdruͤke nicht selber gemacht/ sondern die sind ihnen vom H. Geist selbst gemacht worden. Redete aber der heilige Geist durch ihre zungen, was hatte er noͤthig, einen miserablen stylum mit fleis zu er- wehlen, woraus unsere Zeiten nicht klug wer- den koͤnnen? Anderswo spricht der Graf, es ha- be der Herr JEsus selbst/ als ein zimmerge- sell/ seine redensarten und baͤuerliche ausdruͤ- ke/ von den handwerkspurschen zu Narareth oft entlchnet/ und solche den Evangelisten und Aposteln hernach eingegeben/ also und dergestalt/ daß wir itzt ganz andere Sachen darinnen suchten/ weil wir die sprachgewon- heit dieser handwerksgesellen nicht verstuͤn- den. So spricht der Graf in der erinnerung an seine gegner/ s. 23. Die Apostel ha- ben sehr schlecht griechisch geschrieben/ und ich will nicht sagen ebraͤische redens- arten/ (ebraismos) NB. davon sie wohl wenig moͤgen verstanden haben/ sondern syrische/ Heist aber dieses mit der heiligen Schrift, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Schrift, und den reden JEsu besser umgegan- gen, als der Satan damit umgehet? Sind die- se laͤsterungen geringer, als die, welche die hei- den und unglaubige Juden von zeit zu zeit darge- gen ausgeschaͤumet haben? §. 57. Nach des Grafen bekentnis, hat der H. Geist die sachen und die worte den heiligen menschen GOttes eingegeben. (§. 56. *) Er hat aber ei- nen rabbinischen duͤstern miserablen hirten- und fi- scher-stylum mit fleis erwehlet. Wir wollen dan 4) fragen: warum doch der heilige Geist, deme es an weisheit, guͤte, und macht nicht gefehlet haben kan, lieber eine solche duͤstere und elende schreib- art syrische/ mit einfliesen lassen. Ich glau- be/ unser Heiland selbst mag sehr platt geredet/ und vielleicht manche Bauern- ausdruͤke gebraucht haben/ dahinter wir jetzt etwas ganz anders suchen/ weil wir die leibsprache (idiotismum) der hand- werkspursche zu Nazareth nicht wis- sen. ‒ ‒ ‒ Dann der Heiland war ein zim- mergesell zu Nazareth. Deswegen lehret auch der Graf seine bruͤder also singen: Komt alle/ und buͤcket euch nieder zur schwellen Des gnadenstuls JEsu/ des zimmer- gesellen. anderer Theil. art erwehlet habe, als eine ordentliche, deutliche, verstaͤndliche, welche nach Davids zeugnis, die alberne weise machen soll? die antwort ist sogleich bei der hand, womit der Graf dieses behaupten will. Nemlich, unsere zeiten sollen aus dieser duͤsterheit, und elendein schreibwerk nicht klug werden, bis der heilige Geist uns sein wort le- sen und hoͤren mache/ und selbst erklaͤre. (§. 54.) §. 58. Dieses laset uns genauer an die richtsnur der warheit halten. 1) Wann wir nicht ehe aus dem so dunkel und elend geschriebenen wort GOt- tes klug werden, bis der heilige Geist uns lesen/ und hoͤren machet, und es erklaͤret; so ist es unmoͤglich, daß jemand nur den buchstaͤblichen verstand des goͤttlichen worts, aus eigenen kraͤf- ten fassen koͤnne. Dann der heilige Geist soll uns erst die claßicalische duͤsterheit, und die schul-ter- minologie der alten Rabbinen verstehen lehren. Sonst wird kein mensch zu unsern zeiten klug dar- aus. Mithin hat die heilige Schrift nicht ein- mal soviel klarheit, als eine menschliche schrift, die vernuͤnftig, und nach der Gewonheit einer uͤblichen sprache, abgefasset worden. Ich will folgendes dabei zu uͤberlegen geben. Es laufet dieses 2) wieder die goͤttliche weisheit, und guͤ- tigkeit. Ein mittel zur seeligkeit, wie die heilige Schrift unstreitig ist, in einer gewissen sprache vorzulegen, und dennoch zu machen, daß diejenige, welchen dieses mittel bestimt ist, wegen gefliesent- lich Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lich verursachter duͤsterheit, es nicht verstehen, noch daraus klug werden koͤnnen, bis er selbst mit einer neuen offenbarung darzu komt. Der heilige Geist konte deutlich reden; aber nach des Grafen meinung wolte er nicht. Also war er nicht so guͤtig gegen die menschen, als er haͤtte seyn muͤssen, wann sie ihn verstehen solten. Wie stimmet das mit der weisheit des heiligen Gei- stes, daß er eine goͤttliche schrift verfertigen solle, die zuvor dem leser, wegen ihrer ekelhaften duͤ- sterheit, zum abscheu werden muß, ehe sie diesel- be zu lesen begehren? machte sich der heilige Geist nicht selbst dadurch ein hindernis, das er durch ein neues wunder erst wieder heben muͤste, ehe nur der leser einen vernuͤnftigen verstand aus die- sem wort herausbringen koͤnte? Ist nicht die ver- derbte menschliche natur vorhin wiederspenstig gnug, gegen alles, was geistlich heiset? Muß der heilige Geist, da er diesen wiederwillen heben will, erst neue gelegenheit zu einem billigen eckel verschaffen? Muͤste sein wort nicht laͤcherlich wer- den, wann es wahr waͤre, daß er ohne alle noth und ursache, von einer zunst thoͤrichter und blin- der Rabbinen, die art der sprache erborget haͤt- te, mit welcher alle voͤlker belehret, und zur sce- ligkeit klug gemacht werden solten, 2. Tim 3, 15. §. 59. Doch, man nehme nur 3) die eigene Erfah- rung zu huͤlfe. Ich frage einen jeden, welcher das neue testament lieset, ob er die claßicalische wort- anderer Theil. wort-kuͤnstlerei (terminologie) der alten Rabbi- nen erst lernen muͤsse, ehe er desen warheiten ver- stehen, und daraus klug werden kan. Es sind geschichten und lehrsaͤtze in demselben enthalten. Man darf nur der sprache kundig, und des ge- brauchs seiner vernunft maͤchtig seyn, so verste- het man, was der heilige Geist sagen will. Ti- motheus konte es von kind auf begreifen. 2. Tim. 3, 15. in solchen jahren, da man die kunst-woͤr- ter der elaßicalischen duͤsterheit zu begreifen noch nicht faͤhig ist. Sogar die abgesagten feinde die- ses worts, die kein rabbinisch buch jemahls gese- hen hatten, waren dennoch im stande, das zu verstehen, was in den heiligen buͤchern stunde. Sonst haͤtten sie es so schrecklich nicht verlaͤstern koͤnnen. Die lebendige, uͤbernatuͤrliche Erkent- nis des goͤttlichen worts, entstehet freilich durch die mit und in demselben wuͤrkende kraft des hei- ligen geistes, der uns erleuchtet. Aber keine er- leuchtung ist uns darzu verheisen, daß wir erst die sprache selbst, und deren natuͤrliche bedeu- dungskraft, durch eine unmittelbare einsprache des heiligen Geistes erlernen sollen. Das waͤre sonst eben soviel, als wann der heilige Geist bei der Taufe, nicht allein das himlische, das mit dem wasser verbunden ist, in uns wuͤrken, son- dern auch jedesmal durch ein wunder, das was- ser, das schon da ist, schaffen, oder es erst zu galle machen, und sodann ploͤtzlich wieder in was- ser verwandeln muͤste. Herrnhut. II. Th. F §. 60. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 60. Aber es kommen 4) noch schlimmere folgen hieraus. Dann wo es wahr seyn koͤnte, daß ei- ne solche rabbinische duͤsterheit das wort des HErrn umzogen haͤtte, welche zu vertreiben, der heilige Geist unmittelbar hand anlegen muͤste: so bliebe uns keine richtschnur der warheit forthin uͤbrig. Ein spruch der schrift, der noch so deut- lich waͤre, koͤnte von einem so, von dem andern ganz wiedrig erklaͤret werden. Womit wolte ei- ner gegen den andern die gewisheit seiner ausle- gung behaupten? es wuͤrde einjeder sagen: die worte dieses spruchs, sind eine duͤstere schul-ter- minologie der alten Rabbinen, ein fischer- und hirten-stylus. Mir hat der heilige Geist ihn so erklaͤret, wie ich sage. Er hat mich lesen, hoͤren, und verstehen gemacht. Der andere wuͤrde den gegentheiligen verstand behaupten, und seinen heiligen Geist, nebst desen rabbinersprache, fuͤr eben so guͤltig halten. Wer solte hier den streit schlichten? Die alte Rabbinen aus Olam Habba wieder zu rufen, und sie zu richtern uͤber die spra- che der bibel zu machen, wuͤrde wohl niemand rathen. Ja ich sorge, ein heutiger verstokter Jude, der sich in der wortkunst seiner Rabbinen ziemlich vestgesetzet haͤtte, muͤste uns Christen am besten eintreiben, und aus allen spruͤchen des N. T. machen koͤnnen, was ihm einfiele. Dann er duͤrf- te nur den graͤflichen erklaͤrungsschluͤssel nehmen. Er duͤrfte nur sagen: euer Meßias und Paulus haben dieses auf gut rabbinisch geredet. §. 61. anderer Theil. §. 61. Ja, was wuͤrde 5) das geschriebene wort GOttes nuͤtze seyn? es ist nach des Grafen aus- spruch nichts, dann eine duͤstere decke der alten Es laͤset sich hieraus begreifen, warum der Graf rabbinische kirchenlieder mache. Davon wir eine probe im ersten stuͤk bei- gefuͤget haben. Er meinet nemlich dem hei- ligen Geist damit nachzuaͤffen, damit der stylus seiner kirchenlieder dem rabbinischen heiligen Geist, den der Graf erfunden hat, nichts nachgeben moͤge. Rabbinersprache. Das waͤre noch aͤrger, als eine decke Mosis/ die uns der heilige Geist gefliesentlich vor die augen gehaͤnget haͤtte. Pau- lus duͤrfte die Juden nicht mehr beschuldigen, daß sie aus fuͤrsatz selbst muthwillig, 2. Cor. 3, 14. 15. herzen und augen in die decke Mosis ein- gehuͤllet haͤtten. Dann der Graf bezeuget, daß der heilige Geist eben dieses gethan habe. Bei gelegenheit, daß jemand die decke Es waͤre auch eine uͤberfluͤßige muͤhe vor den H. Geist, wann er erst die rabbinische decke wegthun muͤste, die er den seelen selbst vorgespannet haͤtte, und hernach erst wuͤr- ken koͤnte. Oder es koͤnte und muͤste der H. Geist bei einem jeden spruch eine jede wuͤrkung verrichten, ohne den inhalt des spruchs zu dieser wuͤrkung zu gebrauchen. Und ansiehet, komt F 2 der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit der heilige Geist, und lehret ihn etwas ver- stehen, und gibt ihm heilige gedanken ein, die er noͤthig hat, wann er seelig werden will. Hie- se Und dieses letztere stehet dem Herrn Grafen nicht uͤbel an. Seine haͤßliche Osterpredig ist ein zeugnis davon. Da heißt es s. 4. vom jahr 1744. Die condescendentz des Hei- landes ist so gros: daß/ wann auch manchmal ein falsch verstandener spruch/ ein ungeschikter ort/ auf was gedeutet wird/ wo er gar nicht hingehoͤrt/ so hats deswegen nicht allemahl den effect/ den die vernuͤnftigen leute/ die nichts glauben/ davon haben/ es wird nicht allemal ein gespoͤtte daraus: sondern das herz/ das dem Heiland nicht entgegen ist/ das hat manchmal aus der gering- sten gelegenheit einen nutzen und seegen/ und wird durch einen spruch uͤberzeugt/ der das gar nicht beweist. Und daraus siehet man die grose macht JEsu aufs herz/ und seine treue gegens herz/ und daß es ihm nicht darauf ankomt/ daß die worte richtig uͤbersetzt und an- gebracht sind: sondern/ wo nur ein herz da ist/ das faͤhig ist/ die gnade aufzu- fassen/ so wirds dem einen NB. unter dem saͤftgen/ dem andern unter jenem vehiculo/ beigebracht. anderer Theil. se dann solcher gestalt das seelige wort des HErrn, eine kraft GOttes, die menschen zu bekehren? ein licht, das da scheinet in einem dunkelen ort? 2. Petr. 1, 19. ein lebendiger saame, 1. Petr. 1, 23. aus welchem wir wiedergebohren werden? §. 62. Man siehet demnach, wohin die boshafte schalkheit, bei dieser verlaͤsterung des goͤttlichen worts, abziele. Er suchet es auf alle weise ver- aͤchtlich, kraftlos, und verabscheuenswuͤrdig zu machen, damit seine enthusiasterei an stat dessel- ben gelten moͤge. Er verraͤth sich nach und nach handgreiflich. Man weiß nun, warum er mit der uͤbersetzung des N. T. so leichtfertig umge- gangen ist. Warum er bekehrungen dichtet, die der heilige Geist zehen jahre vorher vorgenom- men haben soll, ehe das wort GOttes darzu ge- kommen ist. Er verbietet Es spricht der Graf in seinem theologi- schen bedenken: s. 187. Ich komme auf den wichtigen punkt der H. Schrift. Es ist wahr/ ich habe vielmal sorge ge- tragen/ daß das bibel-lesen/ wann es mit einer genauen collation/ erforschung/ und art eines studirens verknuͤpfet ist/ der gemeine eher schaͤdlich/ als nuͤtzlich seyn koͤnne/ vor jetzige zeit. ( pro nunc ) Das ist aber aus respect vor die bibel ge- schehen/ um ihren misbrauch zu verhuͤ- ten/ weil ich zu der gnade des Heilands hoͤffe/ es seinen bruͤdern F 3 zu Herrnhuterey in ihrer Schalkheit hoffe/ er werde eine zeit kommen lassen/ (die ist nun kommen) daß kein wort in der schrift seyn werde/ das unserer ge- meine nicht von ausen und innen bekant/ und mit unserer salbung und ganzen fuͤh- rung in der schoͤnsten harmonie seye. Bis dahin wuͤnsche ich/ daß der generalgeist der schrift/ des gesetzes/ der psalmen/ der weissagungen/ der geschicht von JE- su/ des kirchenplans/ der Von diesem schaͤdlichen unterschied/ der grund- und special-lehren der Apostel/ siehe unten/ §. 84. grund- und special-lehren der Apostel/ in unserer ge- meine lebe: und uͤberall der aufschlus/ (commentarius) der spruͤche/ und die bibel ein woͤrterbuch (levicon) sey/ dar- innen wir aufschlagen und finden koͤn- nen/ was wir in lehr und wesen taͤglich und stuͤndlich brauchen. Es ist ohn- moͤglich/ daß ich diesen gedanken nach seiner wichtigkeit gnugsam ausdruͤken kan. Ich will aber weiter nichts hin- zuthun ꝛc. Anderswo in der neujahrsre- de 1746. heiset es, s. 12. vom alten testa- ment: Uberhaupt ist die heilige schrift/ und die lesung derselben/ nicht auf die art gaͤng und gaͤbe gewesen/ wie heut zu tage; und also darf man sichs gar nicht concipiren/ daß die leute so tief nachge- dacht haben. Man darf nur ein Christ, und kein ge- lehrter seyn, so faͤllet der frevelhafte wieder- spruch anderer Theil. spruch gegen GOtt und sein wort, uͤber welches der Graf sich eine unumschrenkte macht herausnimt, von selbst in die augen. Dann folgende warheiten sind goͤttlich, 1) der HErr hat uns sein wort gegeben, daß wir soviel von seinem sinn und willen dar- aus erkennen, als er hinein geleget hat. Das heist, es soll reichlich unter uns woh- nen/ mit aller weisheit. Col. 3, 6. Es stehet keinem menschen, keiner gemeine frey, soviel davon zu lesen, und zu lernen, als ihr beliebet. Sogar ist der seelig/ der da lieset und behaͤlt die worte der weissa- gung Offenbar. 1, 3. Sodann ist es 2) ausgemacht, daß ein fleißiges forschen, zu- sammenhalten (collation) derer stellen, die einander aufschliesen, und erklaͤren, oder ein studiren in dem buch des HErrn, zu einer dem zwek der schrift gemaͤsen erkentnis erfodert werde. Das nennet Paulus ein pruͤfen des guten/ wohlgefaͤlligen/ und vollkommenen willens des HErrn. Rom. 12, 2. Und dadurch waͤchset man in dem erkentnis Christi/ in aller weisheit, erfa- rung und fruchtbarkeit zu guten werken, wel- ches GOtt befolen Col. 1, 8. 10. 12. und die ganze schrift darzu verordnet hat, daß wir daraus lehre/ wiederlegung/ besserung/ zuͤchtigung in der gerechtigkeit, als aus ei- ner reichen vorrathskammer, hernehmen sollen, 2. Tim. 3, 16. 17. Weil nun eine, und F 4 Herrnhuterey in ihrer Schalkheit und eben die warheit, in mancherlei buͤ- chern und stellen der schrift vorkommt, und bald ausfuͤhrlicher an einem, bald kuͤrzer am andern ort, bald deutlicher und leichter, bald etwas schwerer, vorgetragen wird: so hat der weise urheber der schrift, keine an- dere absicht hierbei, als daß wir eine stelle mit der andern vergleichen sollen, sonder- lich das alte mit dem neuen testament; Matth. 22, 31. 32. 43. 1. Cor. 15, 1. 3. 4. das heist die collation; daß wir daruͤber nachdenken, die darinnen verborgene schaͤtze der weisheit, mittelst fleis und gebet so tief als moͤglich, einsehen, und auf unsern zu- stand ziehen sollen; das heist erforschen und studiren/ Joh. 5, 39. daruͤber nachden- ken/ forschen, suchen, Matth. 24, 15. Jesa. 34, 16. Dieses ist 3) die pflicht al- ler menschen/ sie moͤgen in der gemeine/ oder auser der gemeine, anfaͤnger oder star- ke, seyn. Dann die heilige schrift macher die alberne weise/ Psal. 19, 9. und soll von kind auf studiret werden, 2. Tim. 3. 15. Und an den neubekehrten zu Berrhoen, wird das taͤgliche forschen in der schrift, uns zur nachfolge geruͤhmet, Apostelg. 17, 11. Diesen goͤttlichen warheiten wiederspricht der graͤfliche schwindelgeist, mit einer ver- wegenen herschsucht, und verbietet seiner Synagoge, was GOtt geboten hat. Er spricht 1) das erforschen, vergleichen, stu- diren, anderer Theil. diren, seye ein misbrauch der schrift, mehr schaͤdlich/ als nuͤtzlich. 2) Er setzet nach seinem gefallen eine zeit/ wielange solches unterbleiben solle; und wann 3) diese zeit vorbei ist, wie er dann sie vorbei zu seyn achtet: so soll ein generalgeist in ihnen seyn, und ohne dieses vorgaͤngige erforschen und lesen, sogleich das alles den bruͤdern auf- schliessen, und entdecken, was im alten und N. T. stehet, also, daß durch eine vorgaͤn- gige salbung, ihnen alles von wort zu wort bekant werde, und sie die bibel nur wie ein lexicon brauchen sollen, welches ihnen woͤr- rer machen, und die innere schon vorhande- ne salbung, vom ersten grundsatz der lehre, bis auf den herrnhutischen kirchenplan, be- nennen soll, damit hernach alles, was man in der heiligen Schrift siehet und lieset, lau- ter herrnhutischer lehr- und kirchenplan seyn moͤge. Das ist ein recht satanischer En- thusiastengrif, der nur dahin abzielet, daß der Graf, als der generalgeist, erst die ar- men leute nach seinen schaͤndlichen grundsaͤ- tzen bilden und formen, und sodann, wo zuvor alle gelegenheit, solcher verfuͤhrung kun- dig zu werden, ihnen mittelst warnung vor dem bibel-lesen, entzogen worden, mit diesen vorgefaßten meinungen sie in die schrift schi- cken will, welche uͤberall, wie ein woͤrter- buch, das sagen soll, was er ihnen vorher schaͤdliches eingepflanzet hat. Das ist sein wich- F 5 Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zu lesen. Er findet sogar Die worte heisen also: Es ist sehr merkwuͤrdig/ daß der H Geist nicht ein- mal das habe sein werk bei der Schrift seyn lassen/ daß er in den historischen umstaͤnden/ den heiligen maͤnnern GOt- tes/ einen wunderbaren besonderen auf- schlus und erkentnis gegeben haͤtte. Daher es NB. gar nichts neues ist/ wenn man/ was die historische umstaͤnde be- trift/ in der Schrift vielmal solche din- ge findet/ die einander gerade wiederspre- chen. Pens. reden/ s. 200. f. Ich irthuͤmer und fal- sche wichtiger gedanke/ den er ohnmoͤglich gnugsam ausdruken kan. Dann es liegt ihm alles daran, dieweil, wie er spricht, die zeit dieses general- irgeistes/ oder Anti- christen, wuͤrklich vorhanden ist. Und das heiset sein angeruͤhmter respect vor die bibel! welcher darinnen bestehet, daß sie niemand ehe lesen soll, er seye dan von dem Grafen vorher bezaubert worden, daß er der war- heit nicht gehorche/ wie Paulus von der- gleichen verfuͤhrern redet Gal. 3, 1. So muß man es machen, wann die Schrift der eigenen auslegung eines boshaftigen men- schen unterworfen werden soll, wie Petrus von den letzten zeiten geweissaget hat 2. Petr. 1, 20. anderer Theil. sche nachrichten in demselben. Er spricht, Pau- lus Ich merke hierbei an: wenn die histo- rische umstaͤnde in der Schrift einander wiedersprechen, so faͤllet die glaubwuͤrdig- keit des geschichtschreibers nothwendig hin- weg. Dann GOtt verbietet uns mittelst der gesunden vernunft, keine geschichte vor wahr, vielweniger vor goͤtttlich anzuneh- men, welche ihren ungrund durch wieder- sprechende umstaͤnde selbst an den tag leget. Und es ist ein unlaugbares kennzeichen der hoͤhern offenbarung, daß sie sich selbst nicht wiedersprechen muß. Wann die histori- schen umstaͤnde der schrift, einander wieder- sprechen, so faͤllet unser ganzer glaube da- hin. Dann es beruhet die ganze lehre von den anstalten GOttes zu unserm heil, auf historischen umstaͤnden. Daß Christus zu der zeit des kaysers Augusti, in Bethlehem gebohren ist. Daß er am dritten tage auf- erstanden, daß er vierzig tage gesehen wor- den, daß sein leiden und todt unter Pon- tio Pilato erfolget ist ꝛc. ꝛc. Die Apostel sind in ihren schriften die zeugen davon. Zeugen, die sich in den historischen umstaͤn- den wiedersprechen, sind verdaͤchtig. Ein glaube, der auf einer verdaͤchtigen zeugen- sage beruhet, ist ein aberglaube. Ein aber- glaube ist kein mittel zur seeligkeit. Hat der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lus habe das ungluͤk Auch dieses saget der Graf, ohne sich zu besinnen, in den Pens. reden/ s. 134. Paulus/ weil er ein gelehrter/ hat das ungluͤk gehabt (also ist die goͤttliche einge- bung ein ungluͤk vor ihn, dann er getraute nichts zu reden, das nicht Christus in ihm wuͤrkete, 1. Cor. 2, 4. 13. 2. Cor. 13, 3. ꝛc. ꝛc.) daß er am wenigsten verstan- den wird/ dann wann er eine warheit hingeschrieben/ so ist ihm gleich einge- fallen/ was kuͤnftig dagegen koͤnte ein- gewendet werden/ daher er mit lauter furcht gehabt, unverstaͤnd- lich der heilige Geist kein antheil an solchen hi- storischen umstaͤnden, die einen theil der schrift ausmachen; so kan eben so leicht ge- laͤstert werden, daß er auch an den uͤbrigen ausspruͤchen der schrift keinen antheil habe. Und so muß nicht mehr wahr seyn, daß die ganze schrift von GOtt eingegeben ist/ 2. Tim. 3, 16. Der Graf trit durch seine recht laͤsterliche bosheit, ohngescheut auf die seite der unglaubigen juͤden, heiden, naturalisten und spoͤtter, welche von alters- her darauf ausgegangen sind, wiederspre- chende umstaͤnde in der heiligen schrift zu finden. Der neue laͤsterer in dem Moses mit aufgedektem angesicht/ ist sein treuer gehuͤlfe in diesem unsinn. anderer Theil. lich und mit lauter furcht zu schreiben, weil er ein gelehr- furcht geschrieben/ und gesucht hat/ durch das eine wort das andere zu verwahren. Das haben die andere nicht noͤthig ge- habt/ sondern sie haben ihre sachen weggeschrieben/ wie es ihnen war/ und habens dem HErrn uͤberlassen/ wie sie kuͤnftig wuͤrden verstanden werden/ und die hat GOtt einfaͤltig lassen hinhan- deln/ und eigentlich nur in lehrsachen/ mit fermetaͤt aufschreiben lassen/ was wahr ist/ das andere aber ihrer natuͤr- lichen notiz uͤberlassen. GOtt hats al- so geschehen lassen/ daß sie die natuͤrli- che/ leibliche sachen/ nicht anders ha- ben schreiben koͤnnen/ als sie selbige ge- wust haben/ und wenn es ein anderer anders gewust hat/ so hat ers wieder anders geschrieben. Wenn nun die zwei zusammenkommen sind/ und haben ih- re buͤcher gegeneinander gehalten/ ha- ben sie dieselbe dennoch nicht corrigiret/ sondern aus respect vor der goͤttlichen gnadenarbeit/ so gelassen/ wie sie einem jedem gerathen war ꝛc. Wir wollen diese gottslaͤsterliche frevelre- den ein wenig zergliedern. 1) Paulus hat aus eingeben des H. Geistes, und zwar mit groser freudigkeit geschrieben. Weil wir Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gelehrter gewesen waͤre. Die Apostel haͤtten mit fleis wir eine solche hofnung haben/ (daß un- ser amt ein amt des geistes ist, v. 5. 6.) brauchen wir grose freudigkeit/ so bezeu- get er 2. Cor. 3, 12. Dem Grasen aber hat sein generalgeist gerade das gegentheil eingegeben; daß nemlich Paulus das un- gluͤk habe, nicht verstanden zu werden, und zwar deswegen, weil er ein gelehrter war/ und mit lauter furcht schriebe. Weshal- ben auch der Graf die worte Petri, 2. Petr. 3, 16. durch antrieb eben dieses generalgei- stes, der ihn alle worte der schrift soll ver- stehen lehren, so schaͤndlich uͤbersetzet hat: Paulus hat etliche sachen undeutlich vorgetragen. Siehe seine uͤbersetzungs- probe des N. T. an gedachtem ort. 2) Die heilige maͤnner GOttes haben durch eben den heiligen Geist geredet, der sie nach Christi verheisung in alle warheit leiten sol- te, 2. Petr. 1, 21. Johan. 16, 13. also, daß ihr wort ein goͤttliches wort der war- heit ist, 1. Thess. 2, 13. Joh. 17, 17. kein evangelium zum irthum/ 1. Thess. 2, 3. Hieruͤber wird nun die graͤfliche sal- bung/ und sein generalgeist, zu einem aus- leger ( comentario ) folgender masen: die andere apostel haben zwar keine solche furcht/ wie Paulus/ noͤthig gehabt: sie anderer Theil. fleis irthuͤmer in ihren schriften stehen gelassen, aus respect vor solche gnadenartbeit. §. 63. sie haben nicht besorget/ es moͤchten gruͤnde des wiederspruchs in ihren schrif- ten gesuchet werden. Aber Paulus hat mit lauter furcht/ und deswegen dun- kel geschrieben. Warum? Er hat a ) als ein gelehrter/ mithin nicht als ein erleuch- teter vom heiligen Geist, geschrieben. b ) Er hat etwas gethan, das die andere apo- stel, als ungelehrte, nicht noͤthig hatten. c ) Die andere apostel haben ihre sachen weggeschrieben/ wie ihnen war. Pau- lus aber hat anders geschrieben, als ihm war. Wie war dann den uͤbrigen, wann sie schrieben? ohne zweifel war ihnen also, wie der heilige Geist sie haben wolte, und wie er sie lehrete, wann sie schrieben. Aber dem gelehrten Paulu war nicht al- so/ wann er seine briefe an die Christen schriebe. Wer will dann, wo dieses wahr ist, was der Graf lehret, dem H. apostel Paulo glauben? d ) Die andere habens dem HErrn uͤberlassen/ wie sie kuͤnftig wuͤrden verstanden werden. Paulus hat dieses nicht gethan. Anstat es dem HErrn zu uͤberlassen, hat er seinen eigenen geist der furcht und kuͤnstlerei, gegen das vertrauen auf den HErrn, in sich herrschen lassen, und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 63. Nun suchet zwar der Graf dieser laͤsterung ei- nigen schein zu geben. Er will das ansehen ha- ben, und dadurch das ungluͤk gehabt/ daß er ein wort durch das andere verwahren wollen/ und damit ist es geschehen, daß er am wenigsten verstanden/ mithin in der that unbrauchbar wird. e ) GOtt hat die uͤbrige apostel einfaͤltig lassen hinhan- deln; aber Paulum nicht; den hat GOtt, weil er gelehrt, und voller furcht war, aus dieser einfalt seiner mitbruͤder, auf ei- genes wuͤrken verfallen lassen. f ) Insge- samt hat GOtt die heilige maͤnner nur in lehrsachen/ mit gewisheit und zuver- laͤßigkeit/ ( fermeté ) schreiben lassen/ und zwar das, was wahr ist: das andere hat er ihrer natuͤrlichen notiz uͤberlassen. Da- her ist es g ) gekommen, daß einer in die- sen sachen dem andern wiedersprochen hat, weil sein natuͤrliches wissen, dem natuͤrli- chen wissen eines andern apostels, schnur- straks entgegen war, mithin einer von bei- den unrecht und falsch schreiben muste. h ) Solche einander wiedersprechende, sind dann manchesmal zusammen gekommen, und haben ihre schriften gegeneinander ver- glichen. Was soll geschehen? wann sie nur von natuͤrlicher ehrlichkeit waren, so anderer Theil. ben, als eifere er nur gegen den wahn derer, wel- che so wird jederman von ihnen hoffen, daß ei- ner dem andern seinen fehler gezeiget, und die falsche natuͤrliche notiz, mit einer wah- ren natuͤrlichen notiz verwechselt haͤtte? dann zu was ende haben sie sonst ihre schrif- ten gegeneinander gehalten? aber der Graf weiß es viel besser, wie sie es gemacht ha- ben. Nichts haben sie corrigiret. So wenig war diesen maͤnnern GOttes an der warheit gelegen! so gleichguͤltig war es ih- nen, ob wir sie als luͤgner, oder warhaf- tige, in ihren schriften finden moͤchten. Ja, sie musten nach des Grafen einsicht, vol- staͤndige und ganze luͤgner werden. Sie haͤtten corrigiren koͤnnen, was sich bei der vergleichung beiderlei schriften, falsch be- funden hatte. Aber sie liesen das wohl bleiben. Sie berichteten demnach mit fuͤr- satz, und gegen bessere belehrung, was un- gegruͤndet war. Und einer wiederspricht dem andern gefliesentlich, auf den heurigen tag. Aber wie komt das? antwort, das, was sie haͤtten corrigiren koͤnnen, weil es wiedersprechend war, muste, als einmal niedergeschrieben, also stehen bleiben. Auch dieses falsche und irrige war eine goͤttliche gnadenarbeit/ die muste so gelassen wer- den/ wie sie einemjeden gerathen war. Und Herrnhut. II. Th. G Herrnhuterey in ihrer Schalkheit che die unverantwortliche thorheit begiengen, die Und das erfoderte der respect vor solche goͤttliche gnadenarbeit. Sie haͤtten demnach eine goͤttliche gnadenarbeit ver- schimpfet, wann sie das irrige weggethan, und das falsche verbessert haͤtten. Gnug, daß die goͤttliche gnadenarbeit nicht besser gerathen war. Die zusammenkunft sol- cher zwei goͤttlichen maͤnner, die gegenein- anderhaltung ihrer schriften, und die ent- dekung manches wiederspruchs und ir- thums, welche bei dieser gelegenheit gescha- he, dienete nur zum zeitvertreib; und sie lerneten dabei, daß die goͤttliche gnadenar- beit, das ist, die eingebung GOttes, auch irthuͤmer, und sachen wider die warheit, haben wolle. Ja, dieser geist des irthums, erfoderte einen solchen respect, kraft desen man sich nicht erkuͤhnen durfte, den irthum wegzuschaffen, ob man ihn gleich mit haͤn- den grife. Diesen grundsatz hat sich der Graf vest- gestellet, und wann er kuͤnftig selber diesem exempel nachfolget, irthuͤmer und unwar- heiten, wissentlich und mit fuͤrsatz, in die welt zu schreiben, so muß kein mensch sich in den sin kommen lassen, ihm zu sa- gen: heiliger vater! warum thust du die- ses? Er wird gleich fertig seyn mit der ant- wort: anderer Theil. die Schrift auszukuͤnsteln/ daß man wider al- len sinn und verstand/ glauben solle/ sie seye gelehrt/ zusammenhangend/ und nach unse- rer art/ methodisch geschrieben/ (§. 54.) Allein, dieser ausweg ist uͤbel ausgedacht. Wenn man nur sagen will, es seye thoͤricht, an der schrift zu kuͤnsteln; so ist gar nicht noͤthig, daß man sie G 2 deswe- wort: so haben es ja die apostel gemacht. Es ist eine goͤttliche gnadenarbeit/ die muß man aus respect lassen/ wie sie ge- rathen ist. Ja, was wird man antwor- ten koͤnnen, wann kuͤnftig eben das auf die heilige Schrift von jemand gezogen wird, was der Graf den symbolischen buͤchern, und religionsleuten vorwirft: desto liederli- cher ists/ dergleichen aus goͤttlicher vor- sehung/ mit sichtbaren kennzeichen der menschlichkeit versehene geburten (pro- ductiones) zu canonisiren. Predig vom Vater/ dem GOtt der gemeine/ s. 8. Das sind nun die gesalbten einfaͤlle des Grafen. Das ist sein generalgeist/ der ihm alle worte der schrift erklaͤret hat. GOtt gebe doch, daß diese teuflische spoͤtte- rei gegen sein wort, welche nicht verruchter seyn koͤnte, die tuͤken dieses menschen bei al- len, die nur noch eine natuͤrliche scheu vor goͤttlichen sachen haben, moͤge kennbar ma- chen. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit deswegen als ein rabbinisch, miserables, mit allerlei irthuͤmern angefuͤltes buch, beschreibe. Dann diese thorheit ist ja noch weit schlimmer, und bringet ungleich mehr verantwortung, als die erste, welche alle eigenschaften einer laͤsterung hat. Man siehet also deutlich, daß der Graf nicht im sinn hat, einen an der schrift begangenen fehler zu strafen, sondern der schrift selbst die schaͤnd- lichsten fehler aufzubuͤrden. Was kan die schrift darzu, wenn jemand eine lehrart ihr anmessen will, die dem H. Geist nicht beliebet hat? Aber folget dann daraus, daß sie weder gelehrt/ noch zusammenhangend geschrieben seye? Sie ist nicht allein gelehrt, sondern uͤber alle vernunft und gelehrtigkeit. Die heimliche weisheit GOt- tes spiegelt sich in derselben, und das geheimnis des goͤttlichen willens/ 1. Cor. 2, 6. 7. Ephes. 1, 9. Sie hat auch natuͤrlichbekante warheiten, welche den gelehrtesten ein licht anzuͤnden koͤnnen. Sie schlieset uns in deutlichen saͤtzen auf, was die schaͤrfste vernunft, durch muͤhsames nachsinnen als wahr und richtig befunden hat, wann sie oh- ne dieses uͤbernatuͤrliche licht, von GOtt und von der welt richtig zu urtheilen, bemuͤhet war. §. 64. Daß man aber laͤugnen will, die schrift seye nicht zusammenhangend geschrieben, weil etwa ein fuͤrwitziger mensch, ihr einen frembden und erdichteten zusammenhang aufbuͤrden will, das ist, wann ich mit den graͤflichen worten reden soll, eine anderer Theil. eine unverantwortliche thorheit. Es haͤnget al- les, was in der schrift stehet, dadurch zusam- men, daß es zum glauben an Christum, zur gott- seeligkeit, zur ewigen wolfahrt ein mittel ist; ein- jedes in seiner maase. Es ist, alles zusammen- genommen, ein- und eben das mittel zum heil der suͤnder. Ist das nicht ein edler zusammenhang aller warheiten dieser offenbarung? Es haͤngt al- les zusammen, da ein zeugnis das andere erklaͤ- ret, erlaͤutert, beweiset. Wie dann alles, was wahr ist, mittelbar und unmittelbar zusammen- haͤnget. Der heilige verfasser eines jeden buchs, und einer jeden materie, hat alles, entweder nach der natur und beschaffenheit der sache, oder nach seiner weisen absicht, auf GOttes eingeben, aneinader gehaͤnget, und verbunden. Einjede geschichte in der schrift, haͤnget zusammen, so, daß ein umstand aus dem andern verstanden wird, und kein wiederspruch aus eben dieser ursache ent- stehen kan. Obgleich der Graf dieses letztere nicht leiden will. Die glaubenslehren haͤngen derge- stalt zusammen, daß man erklaͤrungen, beweis- gruͤnde, anwendungsgruͤnde, mit vergnuͤgen sie- het, und die weisheit des hoͤchsten verfassers be- wundert. Kan doch ein boshafter mensch seine raͤnke in einen zusammenhang bringen, so, und dergestalt, daß eine tuͤke der andern, eine luͤge der andern, wenigstens auf eine zeit lang, und bei den verfuͤhrten und verblendeten, nach den ab- sichten des betriegers, vorschub thut. Warum solte dann die himlische weisheit ihre warheiten G 3 nicht Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nicht zusammenhaͤngen koͤnnen? oder warum sol- te sie das nicht thun wollen? §. 65. Ich wuß doch sagen, wo es dem Herrn Gra- fen stekt, wann er den zusammenhang so uͤbel lei- den kan. Nemlich, sein generalgeist, wie oben erinnert worden, (§. 62. *) bringet ihm ein lehr- gebaͤude, und einen kirchenplan in das gehirne, ehe man noch die schrift zu lesen brauchet. Im fal nun die heilige schrift nachher in diese form passen soll; so ist unmoͤglich, daß ihr zusammen- hang mit jenem zusammenhang stimmen koͤnne. Einzelne stuͤke der schrift liesen sich zur noth von ihm Wie unzehligemahl dieses geschehen seye, ja, wie alle freche reden des Grafen, die er predigen und gemeinreden nennet, fast nichts anders, wo spruͤche der heiligen schrift angefuͤhret werden, als eine gewaltsame mishandlung des goͤttlichen wortes sind, das liegt am tage. Siehe das erste stuͤk. Eine andere schaͤndliche probe davon, stehet in der rede auf das kirchweihfest der maͤh- rischen bruͤder/ s. 10. da heist es also: es ist bekannt/ daß die juͤden in dem wahn stunden/ sie waͤrens allein/ und wuͤr- dens bleiben. David macht selbst das epiphonema: So ehut er keinen heiden/ noch martern, und in die schnur des general- geistes anderer Theil. geistes flechten. Aber der zusammenhang, den der wahre heilige Geist gemacht hat, ist eben dem G 4 lieben noch laͤset sie wissen seine rechte. Hallelu- jah! anstat daß wir heut zu tage/ und vor uns schon die apostel/ wenigstens Paulus/ singen koͤnnen: Mein GOtt/ du siehst sie weiden/ und dich vermei- den/ durch satans bloses neiden/ und dir zum hohn/ ꝛc. ꝛc. das klinget so ein bisgen weinerich: so sang David/ der Patriarch: du laͤsest die heiden ihre wege gehen/ du laͤsest sie deine rechte nicht wissen/ Hallelujah! GOtt lob und dank! Der zusammenhang der worte Davids mit dem vorheꝛgehenden, faͤlt einem kind in die augen. Nemlich, David preiset den HErrn vor die unaussprechliche wolthat, daß er die juͤden vor allen andern voͤlkern, zu seinem eigenthum erwehlet hatte. Es ist der 147. Psalm. Man lese daselbst, v. 1. 2. 12. 19. Der Graf aber preiset in dieser rede die vor- zuͤge seines herrnhuts, und fuͤrnemlich die- sen, daß es die heiden bekehre. Damit nun die bruͤder sich desto groͤser darauf duͤnken moͤgen, so setzet er den herrnhutischen ge- sang, dem loblied Davids entgegen. Je- ner ist apostolisch, oder zum wenigsten (dann die uͤbrige Apostel scheinen ihm kaum soviel verstand zu haben,) aus dem geiste des Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lieben Grafen der starke zaun, den er nicht durch- brechen kan; die kette, die er mit seinen losen striken des Paulus. Die herrnhuter singen wei- nerig/ oder mit weinen und erbarmen, daß die arme heiden so in der irre gehen. Aber der David, der doch ein Patriarch seyn will, und noch mit dem juͤdischen wahn geblendet ist, singet das mit froloken, und spricht, hallelujah! GOtt lob und dank, daß die heiden so blind dahin gehen! was war nun David, wann dieses wahr seyn soll? 1) er wird zum exempel, eines juͤdi- schen wahns, angefuͤhret. Also redet er in diesem Psalmen, den ihm der geist GOttes eingegeben hat, als ein blinder juͤde. 2) Folglich misbrauchet er auch den namen GOttes nicht wenig, und ist ein schaden- froh uͤber das ungluͤk der heiden. Dann er meinet, die juden waͤrens allein/ und wuͤr- dens bleiben. Und weil die heiden ihre we- ge gehen, so singet er GOtt lob und dank! da er doch mit den herrnhutern weinen, und des Grafen sein lied haͤtte singen sollen. Ich glaube nicht, daß unwissenheit, und mangel der einsicht, den Grafen auf diese schaͤndliche abwege bringen. Es muͤste dann die rabbinische deke ihm vor den augen haͤn- gen. Es ist vielmehr eine arglistige bosheit. Seine synagoge uͤber alles zu erheben, als wohin anderer Theil. striken nimmermehr durchfahren wird. Daher ihm viel lieber waͤre, man schafte das buch der G 5 schrift wohin seine thaten und werke einzig abzie- len, muß David, und der H. Geist, der durch David geredet hat, ein armer suͤnder seyn. 1) David lobsinget dem GOtt Israel fuͤr die wolthaten, womit die goͤttli- che barmherzigkeit das volk des eigenthums, vor allen voͤlkern der welt, begnadiget hat. Dahin gehet sein Hallelujah. Das zeuget der zusammenhang des ganzen Psalmen. Der Graf aber ist so schwuͤlstig und feindsee- lig, daß er ihn schriftlich verlaͤumdet, und sein Hallelujah, als eine wuͤrkung seines schadenfrohen herzens, uͤber das elend der heiden, angibt. 2) David soll einen juͤ- dischen wahn damit verrathen. Und wer wuste besser von der bekehrung der heiden, aus trieb des H. Geistes zu singen, als Da- vid? wer hat sich im geiste mehr daruͤber erfreuet? wer spricht von dem Meßias: heische von mir/ so will ich dir die heiden zum Erbe geben/ und der welt ende zum eigenthum? Psalm 2, 8. Man lese doch Ps. 67, 3. 47, 9. 82, 8. 117, 1. Wer weiß nicht, daß Paulus diese letzte stelle, als ein zeugnis aufuͤhret, die bekehrung der heiden damit zu erweisen, Roͤm. 15, 11. Diesen David, den Paulus mit grosem respect, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit schrift gaͤnzlich ab, und liese das armseelige rab- binen-hirten- und fischerzeug, im finstern liegen. Dieweil aber dieses noch zur zeit gar zu plump heraus kaͤme: so laͤst er es dermalen noch bei uͤbersetzungsproben, duͤsterheiten, irthuͤmern, ver- bieten des lesens und erforschens, salbungen, fuͤh- rungen, und bei dem generalgeist, bewenden. Kuͤnftighin wird es sich schon besser fuͤgen. Er schmaͤlet oft gegen die gelehrten, gegen argumen- ten/ und endlich gegen Paulum, der ein wort mit dem andern verwahret/ alles so genau zu- sammenhaͤnget, und aneinander schlieset, daß man ohne zerschellen des herrnhutischen kopfs, nicht wohl durchdringen kan. Die uͤbrige Apo- stel gelten in so weit, als sie mit fermeté, schrei- ben, das ist, in soweit sie der Graf vor guͤltig und zuverlaͤsig erkennet. Das sind des Herrn Grafen seine gnadenvolle cautelen/ die er son- sten nur in der Augspurgischen confeßion, zum gluͤklichen symbolisiren, gefunden hat, ( theol. bedenk. s. 166.) nun aber, in dem bibelbuch eben so respect, als einen zeugen dieser warheit, auf- fuͤhret, schaͤmet sich ein solcher elender schwin- delgeist sogar nicht, mit schmach zu belegen! und seine heillose haͤndel mit den wilden, vor eine grose heidenbekehrung auszugeben. Doch, darin gebe ich ihm beifal, daß we- der David, noch der heilige Geist, diese be- kehrung besingen konte. anderer Theil. so weislich anbringet. So kan man die irthuͤ- mer der Apostel weglassen/ und alle noͤthige warheiten hinzuthun/ das ist, in der duͤstern claßicalterminologie der alten rabbinen, mittelst der salbung, alles zu einer warheit machen, was in dem miserablen buch sonst niemand finden wird. §. 66. Doch, der Graf hat vielleicht mehr respect vor die schrift, als wir glauben. Er spricht doch gleichwol, ihr goͤttlicher geist und leben seye in obgedachte miserable windeln eingewikelt. Dem- nach gestehet er dem wort GOttes einen goͤttli- chen geist und leben. Es ist wahr, daß er durch dergleichen untermengte schoͤne lobspruͤche, man- chen barmherzigen leser zu blenden suchet. Al- lein, man halte nur dagegen, was er oben ge- aͤusert hat, so wird auch diese schalkheit hand- greiflich werden. Erstlich, nimt er sich ohne scheu die freiheit, das wahre und das irrige in der schrift, nach belieben zu bestimmen. Wie kan aber geist und leben in denen stellen seyn, die er selbst vor irrig ausgibt? wie kan er den lehrschrif- ten Pauli, geist und leben zutrauen, wann sich Paulus bei aufzeichnung seiner saͤtze, so uͤbel auf- gefuͤhret hat, wie der Graf oben gegen ihn kla- get. Zum andern, wie kan geist und leben in der schrift seyn, wann, ehe sie gelesen, und be- trachtet werden darf, der generalgeist erst geist und leben in das herz bringen muß, die schrift aber sodann zu einem woͤrterbuch dienen soll? Was Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Was er demnach von dem goͤttlichen geist und leben ruͤhmet, das gehet auf nichts anders, als auf seinen generalgeist, den er erst in die schrift hineintragen, und in deren rabbinische Lumpen einwikeln muß. Wann dieses geschehen ist, so hat er den handgrif, ihn wieder heraus zu wik- keln. Das ist dann der ganze hochgeruͤhmte re- spect/ den der Graf vor die bibel traͤget. So, wie ein Apostel des andern unwarheiten, als ei- ne gnadenarbeit, respectiret haben soll, (§. 62. ***) III. Vom Vater, dem GOtt der gemeine. Predig in der Schloskirche zu Marienborn/ den 19. Decemb. 1745. Erstes Hauptstuͤk. Verlaͤumdung der symbolischen Buͤcher. Inhalt. Eingang dieser predig/ und absicht desselben/ §. 67. 68. Die GOt- tesvergessenheit die- ses eingangs/ der stat des gebets/ aus lau- te! verlaͤumdungen be- stehet/ §. 69. (1) Vorwuͤrfe gegen die symbolische buͤcher / werden abgelehnet/ nemlich/ daß sie ir- thuͤmer anderer Theil. thuͤmer in sich fassen/ §. 70. Daß wir alle moͤgliche warheiten darinn suchen/ §. 71. (2) Vorhabende abwei- chung des Grafen von diesen buͤchern/ §. 71. num. 4. (3) Ausschliesung der ev- angelischen/ aus der christlichen kirche/ §. 72. num. 5. (4) Angemaßte ausspruͤ- che des H. Geistes/ zu beschoͤnigung der schaͤndlichen irlehren/ num. 6. §. 67. I N dieser rede gedenket der Herr Graf etwas rechts vorzutragen, einen glaubensartikel vom ersten rang. Er siehet 1) voraus, daß es sehr schwer seyn werde, die gedanken in der rich- tigen ordnung zu halten. Darum faͤngt er mit diesen worten an: Die wichtigkeit der heuti- gen materie ist so gros/ daß ich nur wuͤnsche/ daß die gedanken einander in der richtigen ordnung folgen/ s. 3. Dann es gehoͤret aller- dings etwas darzu, solche unseelige gedanken in der ordnung zu halten, welche der geist der un- ordnung erzeuget hat. Wann Paulus leute von zerruͤtteten sinnen beschreibet, so nennet er die, welche mit solchen gedanken schwanger ge- hen. Das ist demnach der voreingang zu seiner predig. Der rechte eingang handelt 2) von der systematischen theologie, oder von denen aus der schrift gesamleten warheiten, welche in einem zu- sammenhangenden lehrgebaͤude stehen. Daruͤber critisiret er sehr ungnaͤdig, wie auch uͤber das be- ten aus dem kopf, s. 3. 4. Und komt endlich auf Herrnhuterey in ihrer Schalkheit auf die Bekentnis-Buͤcher der Religionen: zuletzt aber auf die Augspurgische Confes- sion, s. 6. 7. Er meinet, der plan dieses Aug- spurgischen kirchenbuchs, seye keines weges der, daß man gewisse lehren habe vest setzen/ son- dern/ daß man nur zeigen wollen/ wie man diese und jene irthuͤmer nicht habe. Und das letzte seye der nutzen/ der von dem rechten ge- brauch dieserlei versehungen zu hoffen waͤ- re/ ꝛc. ꝛc. s. 7. §. 68. Man hat billige ursachen, hierbei nachzusin- nen. Warum faͤngt doch dieser prediger von den bekentnisbuͤchern, insonderheit von der Aug- spurgischen conseßion, seinen vortrag an? dann sein text hat mit diesen sachen die geringste ver- wandschast nicht. Er heiset: Ich fahre auf zu meinem vater/ und zu eurem vater/ zu mei- nem GOtt/ und zu eurem GOtt/ Joh. 20, 17. wie er s. 3. der predig vorgedrukt worden. Die drei Christliche religionen, und ihre bekent- nisbuͤcher, verstehen diesen spruch voͤllig nach dem sinn Christi, und es ist gar kein streit daruͤber. Allein, es erfodert kein tiefes nachdenken, die absicht des geistlichen redners gleich zu errathen. Der Graf hat sich ehedem zur Augspurgischen con- feßion bekennet, und macht nicht wenig ruͤhmens davon, wie im ersten theil gezeiget worden. Da er nun, aus obgedachten worten, seiner gemeine ihren Vater darstellen will; so muß er ohne zwei- fel anderer Theil. fel voraus merken, daß es der Vater nicht seyn werde, den man in der Augspurgischen conseßion findet, nemlich, GOtt Vater, Sohn, und H. Geist. Also war es noͤthig, von dieser schaͤdli- chen confeßion, sich zum voraus wieder loszusa- gen, und sie den bruͤdern theils als eine Er erinnert zuvor, s. 7. welch ein groser schade es seye, daß man solche bekentnisse der bibel gleich setze. Er wird aber auch wissen, daß in unserer kirche kein mensch dieses zu thun begehre. Sonst muͤste er, in einer so heiligen rede, seine bruͤder ge- fliesentlich mit unwarheiten berichten. Wir verabscheuen das als einen greuel, wann jemand menschliche, an sich auch gute und heilige buͤcher, der heiligen schrift gleich se- tzet. Noch viel schaͤndlicher ist das in un- sern augen, wann jemand die heilige schrift viel aͤrger als ein menschlich buch, mis- handelt, (siehe das zweite stuͤk ) und sei- ne boshafte erfindungen, der heiligen schrift entgegen setzet, ja dieselbe noch weit uͤber die schrift erhebet, wie wir bald sehen wer- den. Wir glauben demnach, und sehen offenbar, daß dem Herrn redner die hoch- achtung vor GOttes wort, so sehr nicht am herzen liege, wie er vorgeben will: sonst muͤste er ganz anders davon sprechen, als oben geschehen ist. Hierauf folgen nun die mis- geburt, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit geburt, abzumahlen, theils die gnadenvolle cau- tel (§. 65.) ihnen beizubringen, daß gedachte bekentnis die vestsetzung der warheiten, nicht zur absicht habe. (§. 67.) §. 69. die schoͤne Gedanken des Grafen von den confeßionen: 1) daß in einerjedweden of- fenbare fehler stehen/ daß fast in einer jedweden falsch uͤbersetzte/ auch wohl nur vergriffene spruͤche stchen/ daßspruͤ- che angefuͤhret werden/ die entweder nicht so/ oder gar nicht in der bibel ste- hen/ daß zuweilen einem Apostel zuge- schrieben wird/ was ein Prophet ge- sagt hat/ oder etwa dem apostel Pau- lus/ was nur Petrus/ (nur Petrus! der ist gewiß anitzt geringer in des Grafen au- gen, als Paulus) autores angefuͤhrt/ die ihr lebtag nicht in der welt gewesen sind/ spruͤche auf eine art exegesirt wer- den/ von welchen kein professor auf ei- niger universitaͤt/ kein schulrector/ kein tertius/ das herz in seinem leibe nichr haͤtte/ die auslegungsregeln zu unter- legen/ weil er gewiß weiß/ da es nicht zutrift. 2) Daß man das nun eingeste- het/ das ist gut/ aber desto liederlicher ists/ ‒ ‒ ‒ gar 3) zu behaupten/ daß alle warheit drinnen ist/ von Christi ge- burt an/ bis auf den juͤngsten tag/ und daß anderer Theil. §. 69. Es ist recht gut, daß uns der Herr Graf zum eigentlichen verstand seiner Predig, so treuherzig hat und daß NB. die wuͤrklich 4) darinnen befindliche warheiten bei taͤglichem an- wachs der einsicht/ und der demonstra- tion/ mit eben den modificationen muͤs- sen fortgeprediget werden/ die damals gegolten haben/ und das/ was um die goͤttlichen warheiten herum zu beden- ken/ und zu deuten/ und manchmal ein annexum ihres grundes ist/ in dieselbi- ge schranken mit eingeschlossen werden muͤsse/ und daß man in der art/ um die sachen begreiflich zu machen/ sich nicht einmal einer bequemern und bessern me- thode bedienen duͤrfe/ wann sie gleich/ nach einer schon algemeingewordenen art zu denken/ nun anders und besser praͤsentiret. Sehet 5) dergleichen Ideen sind kirchenfehler/ exitialfehler/ die die religionen durch die ungluͤkseeligen fol- gen/ von dem recht/ eine kirche Christi zu seyn/ ausschliesen/ (welches eine mi- serable sache ist) die 6) dem H. Geist zum voraus alle gelegenheiten praͤripi- ren/ jemals selbst zu predigen/ jemals selbst lehrer zu seyn/ und in seiner spra- che zu reden/ ‒ ‒ ‒ weil es gewisse leh- ren Herrnhut. II. Th. H Herrnhuterey in ihrer Schalkheit hat vorbereiten wollen. Dann dieser eingang gehet schon bis auf die neunte seite, und noch wei- ter. Und wir haben noch kein wort von seinem text: Ich fahre auf zu meinem Vater ꝛc bis daher vernommen. Obgleich die herrliche war- heiten dieser worte JEsu, ihm sachen gnug an hand gegeben haͤtten. Waͤre dann nicht ohn- maßgeblich ein kleiner seufzer, zu GOtt diesem Va- ter, oder allenfals auch ein gebet aus dem kopf und herzen/ viel schiklicher gewesen, als dieses gewissenlose geschwaͤtz, das nicht allein aus einem zerruͤtteten kopf, sondern erzverlaͤumderischen her- zen flieset, wo man theils die sachen, theils die absichten desselben, betrachtet. Wie konte die andacht der bruͤder dadurch erweket, und auf die so theuren worte des Erloͤsers, gerichtet werden? der getreue GOtt wird verhuͤten, daß auf die kanzeln der Lutherischen kirche, solche gottesver- gessene, liederliche plauderer, in ewigkeit nicht steigen duͤrfen. §. 70. Doch, von der sache nur einige worte zu spre- chen. 1) Die vorwuͤrfe, (§. 68. * num. 1.) sind so kennbar gegen die symbolische buͤcher ge- richtet, ren gibt/ die man mit der groͤsten praͤ- caution und praͤcision/ in ausdruͤken lehren muß/ sonst werden aus den theu- resten warheiten/ in des hoͤrenden ge- muͤth/ irthuͤmer. anderer Theil. richtet, aber auch so verlegen, verrochen, und abgestanden, daß der Graf, ohne bestrafung sei- nes gewissens, sie unmoͤglich hat aufwaͤrmen koͤn- nen. Aber man siehet, daß er recht im eifer ist, und mit allem ernst spotten will. Daß ( num. 2.) eingestanden wird, es haͤtten die theure bekenner, ein und andere stellen der H. schrift, nicht so scharf verstanden, als wir es etwa nunmehr koͤn- nen, nachdeme sie uns den weg gebahnet haben; das hindert ja die warheit ihrer saͤtze nicht. Der Graf ist so gottlos, daß er in der heiligen schrift irthuͤmer dichtet, und eben so verlaͤumderisch auf Paulum, und alle Apostel redet, (siehe das 2. stuͤk/ ) als hier auf die symbolische buͤcher. Nach dieser seiner laͤsterhaften meinung, waͤre die heili- ge schrift eben das, was diese so verhastgemach- te bekentnisbuͤcher seyn sollen. Und er will den- noch den namen haben, dieser angeblichen irthuͤ- mer ohngeachtet, sie vor GOttes wort zu hal- ten, das sie wuͤrklich ist. §. 71. Es ist 3) noch niemanden in den sin kommen, zu behaupten, daß in diesen bekentnisbuͤchern, alle warheiten enthalten waͤren, von Christi geburt an/ bis auf den juͤngsten tag. Er will mit dieser verlaͤumdung nur seine bruͤder gegen die bekenner der warheit, und deren nachfolger verhetzen, und diese in den augen seiner synagoge laͤcherlich machen. Man findet diese betriegerei bestaͤndig in seinen schriften wider die gegner. An- stat ihre zurechtweisung anzunehmen, und die H 2 vorge- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit vorgestelte warheit aus GOttes wort zu erken- nen, wann sie ihm unwiedersprechlich gezeiget worden, hilft er sich mit einer art der bosheit, die seinen absichten ganz natuͤrlich ist. Er ver- wandelt nemlich die goͤttlichen lehren in einen ab- geschmakten wahn, und in eine ausschweifung von der mittelstrase auf einen abweg, den er so- dann mit hoͤhnischen worten abmalet, damit die bruͤder sich nicht einmal die muͤhe nehmen sollen, der warheit nachzudenken. Welche argheit sich kaum in eine zeche, ich geschweige auf die kanzel, vor einen prediger schiket, der die verehrenswuͤr- digste warheiten des Erloͤsers abgelesen, und zu erklaͤren, sich vorgenommen hat. Allein, er trauet auch selbst dieser fabel nicht. Deswegen gehet er ( num. 4.) diesen buͤchern noch naͤher auf den leib, und will soviel sagen, die aufgeklaͤrte einsichten der jetzigen zeit, leiden nicht mehr, daß man bei so altfraͤnkischen buͤchern bleiben duͤrfe. Dann das boͤse gewissen erinnert ihn an sein lie- derliches vorhaben, nicht sowol von diesen buͤ- chern, als von der lehre der heiligen schrift, oh- ne alle scheu und furcht GOttes, abzuweichen. Er gibt vor, das seye nur von der lehrart/ nicht aber von der sache/ abgegangen, und nur eine bessere art zu denken, mit der schlechteren ver- tauschet. Gerade, als ob in unserer kirche je- mand an gewisse formuln einer gezwungenen lehr- art gebunden, und nicht vorlaͤngst manche be- quemlichkeiten, der sache selbst unbeschadet, ja zum wachsthum und vorschub der warheit, durch GOttes anderer Theil. GOttes gnade, verschaffet worden waͤren. Zu welchem behuf, der elende und unlautere ver- wirrungsgeist eines falschen propheten, ohnehin untauglich bleibet. §. 72. Er bricht endlich los, und kan den schalk nicht mehr bergen: ( num. 5.) wir haͤtten uns durch dergleichen ideen/ (welche doch nur ideen seines boͤsen herzens sind,) aus der kirche Christi ausge- schlossen, weil er voraus siehet, daß die ausfuͤh- rung seines schaͤndlichen fuͤrsatzes in diser predig, von der wahren Christlichen kirche nicht anders, als ein greuel, angesehen werden muͤsse: so bauet er arglistig vor, und lehret die bruͤder den schluß machen: wann kuͤnftig diese herrnhutische reli- gionssaͤtze, an irgend einem Christen einen gegner finden werden, so muß man sicher glauben, es seye einer von denen, die excommuniciret sind: er gehoͤre zu den heiden: es seye eine miserable sache mit ihm: er verdiene mehr mitleiden, als gehoͤr und antwort. Zuletzt ( num. 6.) siehet er wohl, daß man seine wahnwitzige, in aben- theurliche woͤrter eingekleidete fratzen, ohnmoͤg- lich ohne eckel wuͤrde lesen koͤnnen. Deswegen verwahret er die bruͤder mit dem befehl, sie sol- ten es als lehren des H. Geistes annehmen, de- me die religionsleute bisher alle gelegenheiten, in seiner sprache zu reden, und recht gesalbte aus- druͤkke zu gebrauchen, abgeschnitten haͤtten. Das ist das geheimnis der bosheit, das in diesem ein- gang der predig, verborgen lieget: der grif der H 3 falschen Herrnhuterey in ihrer Schalkheit falschen Apostel, die sich, schon zu Pauli zeiten, durch verlaͤumdung der warheit, und der diener Christi, einen eingang in die herzen zu machen, bemuͤhet waren. Diese nennet Paulus des Sa- tans apostel, wann sie gleich wie engel des lichts, einhergiengen. Der brief an die Corinther, und Galater, zeuget davon. Zweites Hauptstuͤk. Schaͤndliche schwaͤrmerei, gegen die lehre, von dem Vater JEsu Christi, und von der Gottheit des Sohnes. Inhalt. Die worte des Grafen werden angefuͤhret/ §. 73. von dem Vater JE- su Christi. I.) Ob diese warheit im A. T. stehe? boshaf- tes laͤugnen des Gra- fen/ §. 74. u. vorgeben/ 1) Daß den spruͤ- chen des A. T. ge- walt geschehe/ §. 75. 2) daß nur der Zei- land im A. T. be- kant gewesen/ §. 76. 3) daß aus dem na- men Jehova Elo- him/ etwas unge- wisses zu schliesen gewesen/ §. 77. 4) daß das lesen des A. T. nicht uͤblich gewesen/ wie heut zu tage/ §. 78. II.) Ob die offenbarung der Gottheit Christi an die welt/ ein grundir- thum seye/ aus wel- chem die verlaͤugnung der Gottheit Christi entstanden? §. 79. 80. Vier anderer Theil. Vier saͤze des Grafen/ §. 81. und wiederle- gung/ 1) des eꝛsten sazes/ daß die warheit/ von der Gottheit Christi/ al- lein in Panli briefen stehe? §. 82. 83 2) des zweiten/ daß diese warheit nur vor die geschwister gehoͤre/ §. 84. 85. 86. 87. 3) des dritten/ daß die bekantmachung dieser warheit/ aus den briefen Pauli/ ein verschul- den seye/ §. 88. 89. 90. 4) des vierten/ daß die Christen schuld an verlaͤugnung der Gottheit Christi/ und die Socinianer zu entschuldigen seyen/ §. 91. 92. 93. Socinianische bos- heit/ und religions- betrug des Grafen/ §. 93. ** §. 73. D Och der Graf, nachdem er mit dem geis- seln, schelten, ud begraben der bekentnis- buͤcher, fertig worden, komt nun allmaͤhlich auf seinen plan. Es faͤlt ihm ein, daß Paulus et- lichmal gesaget habe, der Vater unsers HErrn JEsu Christi. Ihr wißt/ (spricht er,) was die venerable kirchenwarheit/ die in den epi- steln Pauli etlichmal stehet/ von dem GOtt und Vater unsers HErrn JEsu Christi/ nach der zeit/ da die episteln Pauli publiciret wor- den/ und in aller menschen haͤnde kommen sind/ angerichtet: ihr wißt/ was sich auf den spruch: wir haben nur einen GOtt/ den Vater/ von welchem alle dinge sind/ und ei- nen HErrn/ JEsum Christ/ fuͤr eine grose/ H 4 weit Herrnhuterey in ihrer Schalkheit weit um sich greifende secte/ in der Christen- heit wuͤrklich berufen hat. Erstlich/ die Aria- ner/ darnach die Saracenen/ ꝛc. Pauli wort ist eine goͤttliche warheit/ eine unwiedertreib- liche warheit/ aber man bedenkt nur nicht/ an wen sie geschrieben ist. Nachdem nun das aus den episteln Pauli herausgenommen/ und zum algemeinen lehrsatz gemacht ist; so haben die arme kopfgelehrten gedacht/ sieha- ben die sache bei allen vier zipfeln/ sie haben gedacht/ das kan nicht fehlen/ die andern menschen muͤssen doch nicht gescheut seyn/ keine augen im kopf haben/ daß sie nicht se- hen koͤnnen/ daß/ wann man den HEern JEsum zum GOtt macht/ so trit man der ehre des Vaters zu nahe. Ists nicht wahr/ meine geschwister/ man kan das den alten und neuen Umtariis so uͤbel nicht nehmen/ oder man muß ihren irthum in dem grundirthum suchen/ daß die theologie nicht auseinander gesetzt ist/ daß kein mensch auf des Heilands klare worte achtung gibt: ich habe deinen namen meinen juͤngern klar gemacht/ und de- nen will ich ihn ferner kund thun/ (dann das ist ein himmlisch leben/ wann dich eins vor seinen genuinen GOtt/ und mich fuͤr seinen kirchenengel ansehen kan/) sondern/ daß/ da die apostel/ aus einer besondern gefaͤlligkeit/ (complaisance) an ganze gemeinen ihr herz ausgeschuͤttet/ man die/ an die oder jene ge- meine geschriebene herzeroͤfnung/ aller kreatur in anderer Theil. in der ganzen welt/ in die haͤnde gegeben hat/ das evangelium fuͤr die geschwister/ zur theo- logie der welt gemacht/ wieder des Heilands ausdruͤklich verbot: ihr solt das heiligthum nicht den hunden geben/ und eure perien solt ihr nicht vor die saͤue werfen. s. 9. f. §. 74. Wir wollen uns diese geheimnisvolle rede in etwas bekant machen. Daß die erste Person der Gottheit, ein Vater seye unsers HErrn JEsu Christi, das ist freilich eine verchrenswuͤrdige warheit. Desto heiliger soll sie von jederman gehalten werden. Desto noͤthiger ist es, daß je- derman, der seelig werden will, sie aus der schrift lerne, und zur gemeinschaft mit Christo, und sei- nem Vater gebrauche. Desto mehr sind wir ver- bunden, sie nach dem sinn des H. Geistes, rein und unveraͤndert zu behalten, und unsern nach- kommen zu uͤbergeben. Wir wollen aber hoͤren, wieviel ehrerbietung der Graf vor dieselbe traͤget. 1) Er setzet voraus, daß die lehre von GOtt/ dem Vater unsers HErrn JEsu Christi/ gleich- wie von der ganzen heiligen Dreieinigkeit eine im Dieser in unserer kirche schon laͤngst ver- worfene, und der schrift zuwieder laufende satz des Grafen, erhellet auch daraus, daß er diese warheit vor so geheim ausgibt, daß nicht alten testament meist unbekante sache gewesen, H 5 mithin, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit mithin, daß die glaubige alten testaments, ohne die nicht einmal im N. T. alle menschen diesel- be wissen solten, weil sie eine kirchenwar- heit, die nicht vor die saͤue zu werfen, und die ganz unvorsichtig, durch die schriften Pauli, unter die leute gebracht worden seye. Er hat dieses bereits in seinem herrn- hutischen catechismus gelehret. Die alten seyen auf den unterschied zwischen Vater und Sohn gefallen/ aber Christus ha- be zuerst den menschen etwas deutliches davon gesaget. Das A. T. rede ordent- licher weise von dem Sohn/ dem Icho- va/ der unsere gerechtigkeit ist/ fr. 91. 92. f. s. 45. vom Jahr 1742. Aber noch schoͤner spricht er davon in der neujahrsrede/ 1746. von der haushal- tung des Lammes, in dieser zeit/ s. 4. Bei uns (herrnhutern) wird vorausge- setzt/ daß die theologie vom Vater/ vom Geist/ und uͤberhaupt von der H. Dreieinigkeit/ eine im alten testament meist unbekante sache/ gewesen ist/ die heutiges tages mit gewalt in die spruͤ- che hineingezogen wird/ daran aber die alten vaͤter wohl nicht gedacht haben. Man hat damals von einem GOtt ge- wust/ auf den sind alle zehen gebote/ alle glaubrnsartikel/ alle opfer und got- tesdienste anderer Theil. die erkentnis des Vaters JEsu Christi, seelig worden seyen. Ich sehe nicht, wie ihme solcher gestalt diese sogenante kirchenwarheit/ sogar verehrenswuͤrdig seyn muͤsse. Dann nach sei- nem plan, ist sie entbehrlich zur seeligkeit. Da sonsten, nach dem zeugnis der schrift, derjenige den wahren GOtt nicht erkennet, der ihn nicht als Vater/ Sohn und heiligen Geist/ erken- net, so weiß der Graf eine zeit, nemlich das al- te testament, wo den glaubigen nur die person des Sohnes/ bekant gewesen. Da bestunde das ewige tesdienste gegangen/ und das ist JE- sus Christus gewesen/ der hat damals Jehovah geheisen. Wann einer haͤtte den geist der heiligen Goͤtter gehabt/ daß er haͤtte koͤnnen in das geheimnis des namens Jehova Elohim/ hineinse- hen/ und haͤtte es wollen erklaͤren: Je- hova/ unter den Goͤttern/ so waͤre es eben kein groser irthum gewesen/ es wuͤr- de aber ein tiefes nachdenken gemacht haben/ dem/ ders gesagt haͤtte mit ver- stand/ und dem/ ders observiret haͤtte. Uberhaupt ist die heilige schrift/ und die lesung derselbigen/ nicht auf die art gaͤng und gaͤbe gewesen/ wie heut zu tage; und also darf man sichs gar nicht concipiren/ daß die leute so tief nachge- dacht haben. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ewige leben nicht darinnen: daß sie dich Vater/ daß du allein wahrer GOtt bist/ und den du gesandt hast/ JEsum Christum/ erkennen. Joh. 17, 3. §. 75. Hierbei waͤre kuͤrzlich anzumerken, 1) wann die lehre von der H. Dreieinigkeit/ mithin von GOtt dem Vuter/ mit gewalt heutiges ta- ges in die spruͤche hineingezogen wird/ so wird den spruͤchen des alten testaments gewalt gethan, und ihnen ein verstand irrig aufgedrungen, den sie nicht haben. Nun aber hat unser Heiland ausdruͤklich gelehret, daß David im 110. Psalm/ v. 1. einen HErrn, den Jehova/ redend ein- fuͤhre, und zwar also, daß dieser Jehova zu dem HErrn Davids, oder zu dem Sohn des Jeho- va, zu dem Meßias, sage: setze dich zu meiner rechten. Matth. 22, 43. 44. Also hat Christus erkannt, daß der Geist GOttes, durch David, von dem Vater/ und dem Sohn rede. Und kein Pharisaͤer konte ein wort darauf antworten, v. 47. sondern sie musten diesen beweis vor die Gottheit des Sohnes, gelten lassen. Dannen- hero muͤste ja der Sohn GOttes selbst, dem aus- spruch des heiligen Geistes gewalt gethan, und einen irrigen verstand hineingeschoben haben. Und eben so verhaͤlt es sich mit Paulo, Ebr. 1, 5. Dieser fuͤhret den spruch Davids an, Psalm 2, 7. da spricht GOtt der Vater zu dem Sohn: du bist mein Sohn/ heute habe ich dich gezeu- get. Dieses erklaͤret Paulus in eben dem ver- stand, anderer Theil. stand, in welchem es der heilige Geist geredet hat. Nemlich, der Vater habe dieses zu dem Sohn gesaget, und dadurch uͤber alle engel ihn unendlich erhoben. Also muͤste Paulus auch von denen seyn, die heut zu tage einen falschen sinn in dieses zeugnis Davids hineingezogen, und die schrift dadurch verkehret haben, daß sie den Va- ter und Sohn im alten testament schon offenba- ret sehen. Vom heiligen Geist vergleiche man Jesa. 34, 16. und 2. Sam 23, 2. 3. mit 2. Petr. 1, 21. wo Petrus bezeuget, daß der, durch wel- chen die heilige maͤnner GOttes geredet haben, die dritte Person der GOttheit, nemlich, der hei- lige Geist seye. Folglich hat auch Petrus einen solchen, so zornig vom Grafen ausgescholtenen falschen dolmetscher abgegeben. Dann die hei- lige maͤnner GOttes im A. T. sagen ausdruͤk- lich, der GOtt Israelis, der heilige Geist, ha- be durch sie geredet. Und Petrus erklaͤret dieses eben so, wie sie es meinen, nemlich, von der drit- ten Person der H. Dreieinigkeit. Doch, der Herr Graf kan den beweis noch naͤher haben. Er fuͤhret selbst den spruch Pauli an- 1. Cor. 8, 6. Wir haben doch nur einen GOtt/ den Vater/ von welchem alle dinge sind/ und einen HErrn/ JEsum Christum/ durch welchen alle dinge sind. Hier wird der Schoͤpfer der welt genennet GOtt der Vater. Nun aber nennet Moses den Schoͤpfer 1. Buch Mos. 1, 1. den Jehovah/ von welchem alle din- ge sind. Demnach bezeuget Paulus hiedurch ganz Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ganz deutlich, daß derjenige, den Moses den Schoͤpfer und den Jehova nennet, nicht der Sohn allein, sondern gleichmaͤsig der Vater seye. Hat dann nun abermal der heilige Geist durch Paulum einen so straf baren misgrif gethan, daß der Graf ihn deshalben staͤupen muß? Hieraus moͤchte der Graf ohnschwer sehen, daß es nicht damit gnug seye, wann er spricht: es wird von uns vorausgesetzt/ daß die lehre von der H. Dreieinigkeit/ mit gewalt in die spruͤche hineingezogen wird. Dann wer heiset ihn etwas voraussetzen, das dem heiligen Geist wiederspricht? dergleichen dinge setzet er soviel voraus, und bauet hernach seine gaukeleien dar- auf, daß man mit gutem grund voraussetzen kan, er habe sich ordentlich vom luͤgengeist zu einem tuͤchtigen werkzeug vor sein reich, bestellen lasen. §. 76. 2) Man hat damals von einem GOtt ge- wust/ der hat Jehovah geheisen/ auf den sind alle 10. gebote/ alle glaubensartikel/ alle opfer und gottesdienste gegangen/ und das ist JE- sus Christus gewesen. Aber (1) haͤtte man deswegen dann von zwei Goͤttern gewust, wann auch der Vater dieses Je- hova bekant gewesen? spricht dann eben dieser Je- hova nicht: ich und der Vater sind eins? (2) Wann der Heiland im alten testament, als Je- hova bekant gewesen, der Vater aber nicht: so folget daraus, daß dieser Jehovah nicht als die andere Person der Gottheit, mithin nicht als der Sohn anderer Theil. Sohn des ewigen Vaters bekant gewesen seye. Ohne erkentnis des Vaters, ist es unmoͤglich ge- wesen, den Sohn zu erkennen. Wie konte er ein Sohn seyn, ohne Vater? wer aber diesen Jehovah nicht als den Sohn erkennet, und we- der den Vater weiß, noch den heiligen Geist; der erkennet gar keine Person der Gottheit. Und wann es wahr ist, daß im alten testament alles von dem Jehovah/ und nicht von dem Vater, handelt; so konte auch niemand im alten testa- ment von der Person des Vaters belehret wer- den. Er muste demnach auf die frage: ob es noch eine Person in der Gottheit gebe, die Va- ter seye? mit nein antworten; mithin den Va- ter laͤugnen. Gleichwie es nun eine ewige war- heit ist, 1. Joh. 2, 23. wer den Sohnlaͤugnet/ der hat auch den Vater nicht: also gilt es auch umgekehrt: wer den Vater laͤugnet/ der hat auch den Sohn nicht. Dann wie kan er sich einen Sohn vorstellen, ohne vorstellung eines Va- tes? wann nun alle glaubensartikel/ und alle Gottesdienste auf einen solchen Jehova gegan- gen sind, der weder als Vater, noch als Sohn, noch als heiliger Geist, erkant worden ist: was muͤssen das vor glaubensartikel, und vor ein got- tesdienst, gewesen seyn? was muͤssen die leute im A. T. gedacht haben, wann der Vater durch David zu den Sohn sagte: du bist mein Sohn/ heute hab ich dich gezeuget? wann Michas/ 5, 1. dieses wiederholte, der Herzog uͤber mein volk Israel/ ist derjenige, des ausgang von anfang/ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit anfang/ und von ewigkeit her gewesen ist: muß nicht der unglaube ꝛecht gros gewesen seyn, der diese zeugnisse vor nichts gehalten hat? was fuͤr einen GOtt muͤssen eben diese Propheten, und ihre zuhoͤrer, sich vorgestellet haben, wann es hiese: Siehe/ ich komme/ im buch stehet von mir geschrieben/ deinen willen/ mein GOtt/ thue ich gerne/ Psalm 40, 8. wer war der GOtt, desen willen der Meßias gerne thut? Es wirft zwar der fromme Graf mit atheisten um sich, wann die Christen heut zu tage, sowol dem Vater, als dem Sohn, die schoͤpfung zuschreiben. Allein, es ist ganz natuͤrlich, daß er dieses thun muß. Dann unter dem schein, daß er dem HErrn Chri- sto die schoͤpfung, und Gottheit zuschreibet, die kein Christ ihm jemals abgesprochen hat, laͤugnet er die Gottheit des Vaters dadurch augenschein- lich, da er ihn vor keinen Schoͤpser haͤlt. Und dabei denkt er, es gebuͤhre sich, die bekenner des wahren GOttes, atheisten zu schelten, damit er seinem eigenen wahren titel vorbeugen moͤge. In der predig, 1746. den 30. Januar. vom aͤlte- stenamt des Heilandes/ heiset es, s. 7. wir wissen/ daß/ wenn ein natuͤrlicher mensch/ anstat dieses JEsu/ einen andern fuͤr seinen Schoͤpfer haͤlt/ fuͤr den Jehova unter den Elo- him/ fuͤr den GOtt im ungrunde/ von dem es heist: non erat, ubi non eras; wer irgend ei- nem andern manne/ als dem kinde in zerris- senen windeln/ die fundamenta aller Monar- chien zuschreibt/ und daß alles durch seinen othem anderer Theil. othem entstanden/ so mag er darnach einen GOtt/ den er den himlischen Vater heist/ an- beten/ oder sonst einen heiligen Geist/ so hab ich mich schon oft erklaͤrt/ daß ein solcher/ nach meinem erkentnis, von einem diener des Jupiters ꝛc ꝛc. Wir waren ohne Christo/ das sind Pauli eigene ausdruͤke/ da waren wir Atheisten. Ich mache den schlus hieraus: wer Christum nicht vor den Schoͤpfer erkennet, der ist ein atheist, und goͤtzendiener. Wer den Va- ter JEsu Christi, nicht vor den Schoͤpfer erkennet, der ist eben dieses. Nun haben die glaubige im A. T. nach des Grafen wahn, den Vater nicht gekannt, mithin nicht vor den Schoͤpfer gehal- ten: also waren sie lauter atheisten, und goͤtzen- diener. Ja, es will der Graf selbst nicht haben, daß man dem Vater die schoͤpfung zuschreiben soll: also macht er durch seine lehre lauter atheisten. §. 77. 3) Er meinet endlich, aus dem namen Je- hova Elohim/ haͤtten die alten etwas muth- masen koͤnnen. Darzu aber waͤre zweierlei noͤ- thig gewesen. Erstlich, es muͤste einer den geist der heiligen goͤtter gehabt haben. Hatten aber die propheten den geist GOttes nicht? ich sage, den geist GOttes: nicht einen wahrsagergeist, den etwa die heiden von ihren goͤttern erwarte- ten. Hatten die propheten den geist GOttes nur vor sich, oder solten sie das volk lehren, und die zur seeligkeit noͤthige geheimnisse ihnen offen- baren? konten sie den namen Jehova Elohim Herrnhut. II. Th. J nicht Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nicht erklaͤren? wurde nicht durch ihren dienst, der HErr seinem volk bekant? zum andern, haͤlt er fuͤr noͤthig, daß einer, der allenfals den geist der goͤtter gehabt, den namen Jehova Elohim haͤtte erklaͤren muͤssen: Jehova unter den goͤt- tern. Aber, was haͤtte dann diese erklaͤrung taugen koͤnnen? a ) der geist der heiligen goͤtter haͤtte ja solch einen groben schnitzer gegen die mut- tersprache, nicht machen duͤrfen. Er haͤtte ver- stehen muͤssen, daß es wieder die natur des namens Jehova seye, sich also mit Elo- him zusammensetzen zu lassen. Das weiß man heut zu tag blos aus der grammatik, wenn man noch ein schuͤler ist. Wie soll dann der geist der goͤtter ein solcher ignorant seyn, und doch die leu- te ein geheimnis lehren wollen? ich glaube, das ist der geist der goͤtter, der ganz in den Grafen gefahren ist, und man siehet, wie der Graf in seinem ebraͤischen so veste sitzet: wie geschickt er seye, die terminologie der Rabbinen heraus zu suchen, wie er oben, (im ersten stuͤk) angeruͤh- met hat. b ) Doch, wir wollen ihm dieses zu gut halten. Was waͤre dann herausgekommen, wann jemand die ebraͤische redensart so tiefsinnig erklaͤret haͤtte: der Jehova unter den goͤttern? hiese das soviel, als der Sohn GOttes, unter den zweien andern goͤttern? das waͤre eine herr- liche Dreieinigkeit; so, wie der Graf sie zuwei- len beschreibet, wann er den Sohn GOttes nen- net den Jehova in der Gottheit. Das hiese: die Gottheit in der Gottheit. Dann der Herr Graf anderer Theil. Graf wird hoffentlich wissen, daß Jehovah ein name des wesens, nicht aber ein unterschiedsna- me der personen ist. c ) Wiewohl er verlaͤst sich auch schlecht auf diese Erfindung. Dann es faͤllt ihm gleich dieses bei: wann jemand diese erklaͤ- rung gemacht haͤtte: Jehova unter den goͤt- tern: der haͤtte eben keinen grosen irthum be- gangen. Also braucht man einen geist der goͤt- ter darzu, damit man nur irthuͤmer vom zweiten rang begehe. Und dennoch haͤtte dieser irthum mit verstand gesagt werden/ und ein tiefes nachsinnen verursachen muͤssen. Sind das nicht schoͤne sachen vor eine predig im herrenhaag, die uns die heilige Dreieinigkeit erklaͤren soll! §. 78. 4) Allein, man muß hierbei wissen: daß die heilige schrift im A. T. nicht auf die art Jaͤng und gaͤbe gewesen/ wie heut zu tag: und die lesung derselben auch nicht. Und also darf man sichs gar nicht vorstellen/ daß die leute so tief nachgedacht haben. Herrliche anmer- kung! oben stunde, alle glaubensartikel im alten testament waͤren auf den Jehova Meßias ge- gangen/ mithin kein glaubensartikel auf GOtt den Vater. Da hatte der geist GOttes die schuld, daß er die sache nicht anders und besser offenbaren wollen, bis der HErr Christus im neuen testament sie erst entdeket habe. Jetzt aber heist es, die schrift/ und deren lesung waͤre nicht so gaͤng und gaͤbe gewesen/ wie bei uns. J 2 Hie- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Hiedurch komt der schaͤndliche unfleis der maͤn- ner GOttes, und der glaubigen im A. T. in die schuld. Hat es dann GOtt, der ihnen die schrift gegeben, etwa so haben wollen? oder war es viel- mehr seiner absicht zuwieder, daß sein wort nicht gaͤng und gaͤbe werden konte? a ) will der Graf das erste sagen: so muͤste GOtt im alten testa- ment eben so treulos und heimtuͤkisch gewesen seyn, wie der Graf ist. Dann oben (im zweiten stuͤk) haben wir gehoͤret, daß dieser Herr Graf das bibel-lesen/ und das tiefe nachdenken/ als ei- nen schaͤdlichen misbrauch der schrift, ganz abge- schaft wissen will, wann sein herrnhaag im flor bleiben soll. Ja, daß heut zu tag so eine boͤse sekte in der Christenheit entstanden, das schreibet er dem fuͤrwiz zu, daß man die schriften Pauli so gemein gemacht, und die warheit, von dem Va- ter unsers HErrn JEsu Christi, vor einen alge- meinen lehrsaz ausgegeben habe. (§. 73.) Ich haͤtte aber noch eins zu erinnern. Wann damals die schrift nicht so gaͤng und gaͤbe war: wie komts, daß die alttestamentische kinder GOttes, den Jehova in der Gottheit so genau kennen lerneten? und zwar, ohne den Vater? ich bins zufrieden, wann der Graf soviel dadurch sagen will, sie haͤt- ten diesen glaubensartikel aus der schrift nicht her- genommen. Dann ich weiß gewiß, daß er nicht darinnen befindlich ist, wann sie auch noch so gaͤng und gaͤbe bleibet. b ) War aber dieses der absicht GOttes zuwieder, daß man die schrift so liegen liese, und zwar in allen zeiten des A. T. so muͤssen anderer Theil. muͤssen die altvaͤter recht verruchte leute gewesen seyn, daß sie durchgehends das wort des Hoͤch- sten so unverantwortlich unter die bank gesteket, und nicht einmal die erste grundsaͤtze, von GOtt dem Vater, Sohn, und heiligen Geist, sich und andern bekant gemacht. So muß dann nicht wahr seyn, daß immer erleuchtete maͤnner GOttes vorhanden gewesen, die fleisig mit dem worte GOttes umgien- gen. Warum ruͤhmet aber David von sich, daß er tag und nacht darinnen forsche, und die zeug- nisse des HErrn, als seine rathsleute gebrauche, wie im 119. Psalm zu finden. Warum gibt der HErr Christus den damaligen juͤden, die doch in vergleich gegen die erstere zeiten des A. T., in ziemlichen verfall gerathen waren, das zeugnis: ihr forschet in der schrift/ Joh. 5, 39. Dann ich nehme jetzt die uͤbersetzung des Grafen an. Die heiset also: ihr gruͤbelt in der schrift: au- ser daß hierbei angemerket werden kan, worauf er mit dem wort gruͤbeln/ tuͤckisch gezielet habe. Das sind nun die schaͤndlichen raͤnke miteinan- der, darauf der Graf seine recht boshaftige ab- sichten, aber sehr ungluͤklich, gebauet hat. §. 79. Wir kommen 2) auf den andern grundsatz der graͤflichen predig. (§. 74.) Der ist so auserlesen, neu, und ausgekuͤnstelt, daß man sich daruͤber verwundern muß. Ich will ihn kurz zusammen ziehen: das ganze unheil/ daß verlaͤugner der gottheit Christi in der welt entstanden sind/ J 3 schrei- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit schreibet sich daher/ daß die theologie nicht recht auseinander gesetzet ist: das ist/ daß man die zeugnisse Pauli/ von GOtt dem Va- ter/ in aller menschen haͤnde kommen lassen/ daß man die herzenseroͤfnung der apostel/ an die/ oder jene gemeine/ aller kreatur in der ganzen welt/ in die haͤndegegeben/ das evan- gelium vor die geschwister/ zur theologie der welt gemacht/ wieder des Heilands ausdruͤk- lich verbot: ihr solt das heiligthum nicht den hunden geben/ und eure perlen solt ihr nicht vor die saͤue werfen. (§. 73.) §. 80. Das laͤst sich sich nun treflich hoͤren. Die theologie ist nicht recht auseinander gesetzt/ darum sind soviele feinde der Gottheit Christi ent- standen. Das ist ja nun eine schmach, und eine schande! wer soll aber die theologie auseinander setzen? warum sagt uns doch der Herr Graf die rechte kunstgriffe nicht, wie man diese auseinan- dersetzung gluͤklich bewuͤrken solle? doch, er hat ja dieses gethan. Dann es stehet dabei: ists nicht wahr/ meine geschwister/ man kan das den alten und neuen unitariis/ (feinden der Gottheit Christi, und des H. Geistes) so uͤbel nicht nehmen/ oder man muß ihren irthum in dem grundirthum suchen/ daß die theolo- gie nicht auseinander gesetzt ist/ daß kein mensch auf des Heilands klare worte achtung gibt: ich habe deinen namen NB. meinen juͤn- gern klaar gemacht/ und den will ich ihnen ferner anderer Theil. ferner kund thun ꝛc. (§. 73.) Daß man nun dieses aller welt hat kund gemacht, und das, was eine blose kirchenwarheit/ und ein evangelium vor die geschwister/ hat seyn sollen, den hun- den und schweinen, die keine geschwister sind, hin- geworfen: das ist der grundirthum/ woraus der irthum der Arianer, und Socinianer, den man ihnen nicht so uͤbel nehmen kan/ (hier muß das geschwister ja sagen: ists nicht wahr/ m. g. ) entsprossen ist. Ich will diese klage des Lutheri- schen predigers, in deutliche saͤtze saͤssen, da- mit man einen nach dem andern einsehen koͤnne. §. 81. Hier findet sich nemlich ein vierfaches geheim- nis der schalkheit. Das erste/ daß er das ge- schwister bereden will, ob stuͤnde obgedachte war- heit nur etlichemal in den briefen Pauli. Das andere/ es gehoͤreten diese zeugnisse nur vor die geschwister, und nicht vor die andere menschen, vor die kreatur, hunde, und saͤue. Das dritte/ es seye eine grose versuͤndigung vorgegangen, oder eine verwirrung der theologie, und ein grundirthum, daß man diese kirchenwarheit, den leuten in die haͤnde gegeben. Das vierte/ in diesem grund- irthum seye der irthum der Socinianer zu suchen, welche die Gottheit des Sohnes, und H. Gei- stes, verlaͤugnen. Man koͤnne diesen leuten es daher nicht so uͤbel nehmen, daß sie auf derglei- chen irthum verfallen waͤren. J 4 §. 82. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 82. Was nun das erste betrift, daß die warhei- ten, von GOtt, dem Vater unsers HErrn JE- su Christi, nur etlichemal in den briefen Pauli stehen, (§. 81.) das ist eine so freche unwarheit, daß ein sinnloser mensch nichts frechers erdenken kan. Das zu geschweigen, was wir oben von eben dieser warheit, schon aus dem A. T. ange- fuͤhret haben, so ist sie in allen Buͤchern des N. T. zu finden. Nur etwas zu gedenken: 1) als der Heiland sein lehramt anfieng, so wurde diese warheit, an das ganze menschliche geschlecht, vom himmel bezeuget. Der Vater sprach aus den wolkem, Matth. 3, 17. Das ist mein lieber Sohn/ an dem ich wolgefallen habe. Johan- nes der taͤufer, und vorlaͤufer Christi, predigte sie offentlich, Joh. 1, 34. 36. 2) Der Heiland hat den Juden, als den erzseinden seiner Gott- heit, diese warheit, daß er GOttes Sohn, mit- hin der GOtt Israelis, der Schoͤpfer aller din- ge, sein Vater/ und daß er und der Vater eins seyen/ daß er wuͤrke/ was der Vater wuͤrke/ mithin die Schoͤpfung und Erhaltung, Ihm so- wol, als dem Vater zukomme, so oft, so deut- lich, so nachdruͤklich bezeuget, daß sie endlich, zum behuf der laͤsterung, und peinlichen klage ge- gen Christum, dieses unter andern herfuͤrsuche- ten: Er habe sich selbst dadurch zu GOtt ge- macht, daß er sich fuͤr den Sohn GOttes aus- gegeben, Joh. 5, 18. 19. 8, 38. 49. 54. 10, 33. 36. Ja, was ist 3) bekanter, als der befehl des Heilandes, den er nach seiner auferstehung den anderer Theil. den aposteln gab? wie heiset derselbe? Gehet hin in alle welt/ lehret alle voͤlker/ und tau- fet sie im namen GOttes des Vaters, Soh- nes/ und heiligen Geistes, Matth. 28, 19. Marc. 16, 15. Man lese 4) die briefe aller Apostel, so wird eben diese grundlehre, sich uͤber- all darstellen, weil sie, und Paulus, durch ei- nen, und eben denselben heiligen Geist, redeten, und die seeligmachende lehre, von dem Vater und Sohn, Joh. 17, 3. unmoͤglich verschweigen konten, Jac. 1, 27. 2, 1. 1. Petr. 1, 3. 4, 11. 5, 10. 2. Petr. 1, 17. Johannes aber laͤset in seinem evangelio dieses sein hauptwerk seyn, daß er den Sohn GOttes, als das wort des ewi- gen Vaters/ anpreiset, und das Schoͤpfungs- werk, beiden mit unzertheiltem recht zuschreibet. Joh. 1, 1. Und in seinen briefen redet er fast in jeder zeile von dem Vater, und dem Sohn, mithin von dem Vater unsers HErrn JEsu Christi, der durch den Sohn auch unser Vater werden muͤsse, 1. Joh. 1, 3. §. 83. Dieweil nun die bekantmachung dieser war- heit, daß der Heiland der Sohn des ewigen Vaters, mithin der Vater gleichmaͤsig ein Schoͤpfer der ganzen welt, und durch den Sohn unser Vater seye, keines weges den schriften Pauli alleine, beizumessen ist, sondern der H. Geist in allen schriften der evangelisten, aposteln, (§. 82.) und propheten, (§. 75. f.) diese haupt- warheit, als nothwendig zu aller menschen seelig- keit, bezeuget hat; so offenbaret sich darinn die J 5 graͤfliche Herrnhuterey in ihrer Schalkheit graͤfliche schalkheit ganz handgreiflich, wann die- ser Man sich nicht schaͤmet, die ganze Christen- heit zu bereden, ob haͤtte Paulus nur in einigen stellen, die man geheim halten muͤste, dieselbe lehre vorgetragen. Nemlich, seine gottlose ab- sicht gehet dahin, daß er die schriften Pauli, wel- che ihm am allerwenigsten anstehen, seinem eige- nen gutachten unterwerfen, sich als ein wie- derchrist, freventlich uͤber dieselbe erheben, und zum richter setzen will. Dann, wo diese grund- regel einmal angenommen wird, daß ein leicht- fertiger mensch, diesem und jenem apostel eine be- sondere, geheime lehre, andichten darf, welche bekant zu machen, oder zu verschweigen, von sei- nem befehl und gutbefinden, abhangen soll; da ist es um das goͤttliche ansehen der heiligen schrift geschehen; und der Satan kan nichts bequemers vor sein reich erfinden, als diese bosheit, wodurch der grund aller glaubenslehren, auf einmal um- gerissen wird. Also hat der Satan, den Gra- fen zu einem recht ausnehmenden werkzeug, aus- ersehen, diesen verzweifelten kunstgrif zu probi- ren, desen sich seine vorige apostel noch etwa ge- schaͤmet haͤtten. §. 84. Das andere/ was der Graf erfindet, ist von gleicher art. Es soll die warheit, von dem Va- ter unsers HErrn JEsu Christi/ nur eine kir- chenwarheit/ oder evangelium/ vor die ge- schwister/ nicht aber eine theologie der welt/ seyn; er nennet sie ein heiligthum/ das vor die saͤue anderer Theil. saͤue nicht gehoͤre. (§. 81. 73.) Oben (§. 62. *) macht er deswegen einen unterschied zwischen den grundlehren und speciallehren der apostel. 1) Der Herr Graf theilet abermal nach seiner ge- wonheit. Das ganze menschliche geschlecht be- stehet aus zwei classen; in der einen sind die bruͤ- der, oder das geschwister, in der andern die welt, oder die saͤue. Doch dabei wollen wir uns nicht aufhalten, weil diese eintheilung bereits zu Christi zeiten uͤblich war; aber nur bei den Pha- risaͤern. Diese machten den unterschied zwischen ihren mitbruͤdern, und zwischen dem volk, das verflucht waͤre, Joh. 7, 47. 49. Aber der Hei- land theilet doch wieder anders, Matth. 23, 13. 15, 14. §. 85. 2) Die sache selbst, komt auf diesen schlus an: wie sich GOtt in der heiligen schrift offenbaret hat, also muß er von den menschen erkant wer- den. Nun aber hat er sich offenbaret, als Va- ter, Sohn, und heiliger Geist; deshalben muß er auch von den menschen so erkant werden. Daß aber die unbekehrte solange mit dieser er- kentnis warten sollen, bis sie bekehret worden sind; das ist ein satz, den der Graf beweisen muß; entweder durch einen ausdruͤklichen befehl GOt- tes in der schrift, oder durch das exempel Chri- sti, und der maͤnner GOttes. Wo hat aber der Graf diesen beweis gefuͤhret? welche schriftstelle hat er darzu beigebracht? sein bloses dichten und sagen, soll einen schaͤndlichen wahn zu glaubens- lehren, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lehren, zu speciallehren der apostel, machen. Ist aber dieses nicht der antichrist? ich will noch ei- nen schlus beifuͤgen: die warheit, welche von Christo, und den maͤnnern GOttes, im alten und neuen testament, zur bekehrung der unbe- kehrten, gebrauchet worden ist; muß vor alle menschen, vor die welt, und vor die kinder GOt- tes gehoͤren. Die warheit aber von GOtt, als dem Vater JEsu Christi, ist also gebraucht wor- den. Dann das haben wir (§. 75. 82.) deutlich erwiesen. Also muß auch diese warheit, vor be- kehrte, und unbekehrte, nach der goͤttlichen ab- sicht, gehoͤren. Mithin muß derjenige zu einem dieb und moͤrder an den seelen werden, Joh. 10, 8. der das den unbekehrten entziehet, was die barmherzigkeit GOttes, zu ihrer seeligkeit, als ein theures, reitzendes, und mit goͤttlicher kraft beseeltes evangelium, verordnet hat, und wel- ches zu dem ganzen Rath GOttes gehoͤret, den man den suͤndern zu ihrer bekehrung, verkuͤndi- gen soll, Apostelg. 20, 27. §. 86. 3) Nun will der Graf zwar den schein anneh- men, als ob er diese fanatische lehre in der schrift gefunden habe. Allein, daß ich seine worte ge- brauche, er hat sich so ganz auser allen respect gesetzer/ gegen den heiligen Geist, welcher in der schrift redet, daß er alle ausspruͤche des goͤttli- chen worts, mit seinen schaͤndlichen glossen zu ver- giften suchet. Er beruͤhret keinen spruch mehr, ohne ihn auf die abscheulichste weise zu verkehren, und anderer Theil. und zum behuf seiner bosheit zu gebrauchen. Die meisterschaft uͤber GOttes wort, welche er im an- fang seiner schwaͤrmerei, arglistig zu verbergen wuste, bricht nun von tag zu tage voͤllig heraus, und ist der letzte pfeiler seines reichs. Die worte Christi, welche er martert, stehen Joh. 17, 6. 26. Ich habe deinen namen offenbaret den men- schen/ die du mir von der welt gegeben hast. Es ist wahr, der heiland redet hier von seinen juͤngern, hauptsaͤchlich, durch deren wort ande- re an ihn glauben solten/ v. 20, und aus de- ren zahl keiner verlohren ward, als der einzige Judas/ v. 12. Er bezeuget in diesem gebet, zu seinem Vater, wie Er, des himmlischen Vaters namen / ihnen offenbaret habe. Was heiser aber 1) der name des Vaters? alles, wodurch der Vater im werke der seeligkeit, sich kennbar gemacht, und nach den umstaͤnden der damaligen zeit, und personen, sich offenbaret hatte. Nicht das blose benennungswort: Vater ´ konte es seyn. Auch war es nicht blos und allein diese warheit: ich bin der Sohn GOttes, des Vaters: sondern, daß um des Sohnes willen, dieser Va- ter ihr liebreicher Vater geworden seye, oder, daß sie den vaternahmen, als glaubige kinder, durch Christum, in der that und wuͤrkung selbst, erfahren konten. Joh. 16, 27. 1, 12. Eph. 1, 6. Was ist nun 2) diese offenbarung? nicht die blose bekantmachung an sich selbst. Dann diese war schon im A. T., auch bereits von Johanne dem taͤufer, und von Chri- sto, offentlich geschehen, sogar an die aͤrgsten feinde Herrnhuterey in ihrer Schalkheit feinde des reichs Christi, (§. 75. 82.) sondern die offenbarung, in soferne dadurch ein lebendiges erkentnis, und erfahrung dieser warheit, in den herzen der juͤnger, entstanden war. So wurde Christus, nebst dem Vater, ihnen offenbar, und nicht der welt/ Joh. 14, 21. 22. Nun halte man die graͤfliche foͤlgerung darge- gen. Weil die glaubige, von einer geoffenbar- ten warheit, eine lebendige erkentnis und empfin- dung haben: so folget daraus, daß eine solche goͤttliche warheit, keinem andern duͤrfe bekant ge- macht werden, als der schon an Christum glau- bet. Was wolte aus der H. schrift werden, wann dieses gelten solte? so koͤnte ich mit eben dem recht schliesen: weil das wort von der buse, und vom glauben, nur bei denjenigen, mit eige- ner erfahrung verstanden wird, welche wuͤrklich bekehret sind, und an Christum glauben, so soll man sich huͤten, daß ja keinen andern, als den bekehrten und glaubigen, die texte von der buse und glauben, bekant werden moͤgen. Und weil die herrnhuter allein, zwar nicht busfertige, dann sie wissen von keiner buse,) aber doch glaubige bruͤder seyn wollen, mit ausschliesung aller an- dern: so wuͤrden sie auch, nach dieser grundleh- re ihres abgotts, allein die bibel behalten, und allerlei, was ihnen einfiele, aus derselben ma- chen wollen, wie sie an dem exempel ihres mei- sters, schon wuͤrklich sehen. §. 87. anderer Theil. §. 87. Was den andern mißbrauchten ausspruch Christi betrift: ihr sollet das heiligthum nicht den hunden geben/ und eure perlen solt ihr nicht vor die saͤue werfen/ ꝛc. Matth. 7, 6. so ist das verfahren des Grafen eben so liederlich, wie es oben war, (§. 86.) dann die warheit von dem Vater unsers HErrn JEsu Christi / ist vom heiligen Geist aller welt kund gemacht wor- den, (§. 75. 82.) Also kan der heilige Geist an diesem orte nicht verbieten, was er selbst ohnlaug- bar gethan hat. Das heiligthum vor die hunde werfen, heiset nichts anders, als boshaftig wie- derstrebende, rachgierige feinde der warheit, in diesem ihrem zustande seelig preisen, den theuren evangelischen trost ihnen zueignen, der vor ihre herzensbeschaffenheit nicht gehoͤret. Auch wird von Christo so viel befohlen, daß man die geheimnisse des himmelreichs, bei solchen leuten, welche in der hoͤchsten raserei ihrer affecten, oder andern arten der schaͤndlichsten unreinigkeiten, be- grifen sind, und von denen man mit grund be- fuͤrchten kan, auch schon die probe hat, daß sie nur zum spotten, laͤstern, und verfolgen, dadurch aufgebracht werden, keines weges verschwenden, sondern die noͤthige klugheit vielmehr gebrauchen folle. Das heist ja nicht, was der Graf will: den leuten die schrift verbieten, und seeligma- chende warheiten verheelen, weil sie keine herrn- hutische bruͤder sind. Bei ihme ist der sogleich ein kind der welt, ein hund und schwein, wer Herrnhuterey in ihrer Schalkheit wer nur tiefer in die schrift siehet, als ihm lieb ist. §. 88. Das dritte / (§. 81.) woruͤber der Graf so bitterlich klaget, beziehet sich auf die schaͤdlichen leute, welche die warheit von GOtt/ und dem Vater unsers HErrn JEsu Christi/ aus den episteln Pauli heraugenommen/ und da die episteln Pauli publiciret worden/ mithin in aller menschen haͤnde kommen sind/ zum al- gemeinen lehrsatz/ zur theologie der welt ge- macht/ da es doch ein evangelium vor die ge- schwister bleiben sollen. Dadurch hat man gegen des Heilands ausdruͤklich verbot / sich versuͤndiget: ihr solt das heiligthum ꝛc. (§. 73.) Hier ist nun der Graf in seinem rechten ele- ment. Er sitzet auf seinem richtstuhl, und die ur- theile fallen fuͤrchterlich. Erstlich / verklaget und verurtheilet er die ganze heilige Dreieinig- keit. Dann sein schlus gehet also: wer die war- heit von dem Vater unsers HErrn JEsu Chri- sti/ aller welt in die haͤnde gebracht / und sie nicht vor die bruͤder, als ein eigenthumlich evan- gelium, zuruͤkbehalten, der hat sich wieder den befehl Christi versuͤndiget, und hat die theologie in Dann so heiset es: der Socinianer ihren irthum/ muß man in dem grundirthum suchen/ daß die theologie nicht ausein- ander confusion gebracht. Nun aber ist oben erwie- anderer Theil. erwiesen werden, daß der dreieinige GOtt, als urheber der H. schrift, diese zur seeligkeit ohnent- behrliche ander gesetzt ist / s. 10. Und noch weiter s. 11. 12. da ist die theologische confu- sion draus worden/ die am tage ist. Da sind die miserablen hundert und zwanzig/ oder 130. machtspruͤche jung worden/ die man vor die urewige Gott- heit Christi hat angefuͤhret/ davon ih- rer nicht zehen beweisen/ und davon ih- rer etwa sechs und neunzig/ das gegen- theil zu beweisen scheinen. Das ist die natuͤrliche folge des gemeinmachens/ (catholisation) tiefer/ und vom H. Geist sich vorbehaltener herzwarheiten/ und deren eintrichterung in die koͤpfe. Ob jemals ein Arianer, Socinianer, oder ge- fliesentlicher religionsspoͤtter, so freventlich und boshaftig gegen die zeugnisse der heili- gen schrift, geredet habe, das will ich dem christlicher leser anheungeben. Jedoch re- det dieser verwirte mensch, bei seinen bruͤ- dern, so oft es ihm nur einfaͤlt, von der confusion der theologie. Sein erstes wort, das er im jahr 1746. in der versamlung hoͤren laͤset, und damit er, anstat eines ge- bets, seine predig anhebet, ist ein giftiger hohnspruch, gegen die warheiten der christ- lichen religion: meine geschwister! wie- der Herrnhut. II. Th. K Herrnhuterey in ihrer Schalkheit behrliche warheit, allen menschen bekant gemacht hat. Also wird er sich dem urtheil des Grafen gedultig unterwerfen muͤssen. §. 89. Nechst dem HErrn unserm GOtt, kommen nun diejenige in das graͤfliche gericht, welche die briefe Pauli, ohne die obgedachte warheiten her- aus zu thun, aller kreatur in der ganzen welt/ in die haͤnde gegeben haben. (§. 73.) Also will der Herr Graf, man solte entweder alle briefe Pauli geheim gehalten, und unterdrukt, oder sie doch wenigstens an denen orten castrirt haben, wo die obgedachte warheiten befindlich sind. Er gibt hiedurch zu verstehen, wie er es gemacht ha- ben wuͤrde, wann er in den ersten jahrhunderten, nach der apostel zeiten, gelebet haͤtte. Dann er wuͤrde die heilsame verfuͤgung vor die Christen- heit gethan, und sorgfaͤltigst verhuͤtet haben, daß die briefe Pauli, oder wenigstens diejenige stel- len derselben, welche von dem Vater JEsu Chri- sti, und von der Gottheit des Sohnes, handeln, gewis in die haͤnde aller menschen, nicht gekom- men waͤren. Er haͤtte selbst eine bibel gemacht, wie er wuͤrklich thut. Daß nun die barmherzig- keit der die grose confusion der theologie/ ist nicht viel zu erinnern. Neujahrsrede von der haushalt. des lammes ꝛc. ꝛc. den 1. Januar. 1746. in Bethlehem/ bei Ma- rienborn. anderer Theil. keit GOttes, einen solchen boͤsewicht und kirchen- raͤuber, damals nicht aufkommen lassen, das ist eine wolthat vor seine Christenheit, dafuͤr sie ihn ewig preisen wird. Dann nunmehr wird es dem Satan wohl unmoͤglich bleiben, durch den Gra- fen auszufuͤhren, was er sich vorgenommen hat. Dieser vater der luͤgen hat ihm zwar verschiede- nes ins herz gegeben, (das sind seine herrnhuti- sche herzwarheiten /) aber es komt viel zu grob heraus. Die apostel sollen die zeugnisse von der Gottheit Christi, aus purer gefaͤlligkeit gegen gewisse gemeinen / (§. 73.) offenbaret haben. Wo ist aber der beweis davon? wann dieses von einer apostolischen warheit zugegeben wuͤrde, was wolten wir von den andern sagen? koͤnte es dem Satan nicht einfallen, von allen andern warhei- ten, endlich eben dieses zu sagen? so wuͤrde man zuletzt die bibeln aus der ganzen welt zusam- men tragen, und den herrnhutischen bruͤdern uͤber- liefern muͤssen. Dann die andere menschen sind nur hunde und schweine, vor welche diese perlen nicht gehoͤren. Und was wuͤrde man in herrn- hut mit der bibel machen? da der Graf ohnehin nicht leiden will, daß seine bruͤder sie lesen sollen, bis er mit ihnen fertig ist, und sie vorlaͤufig in sei- nen plan geformet hat, wie oben (im 2. stuͤk) gezeiget worden. Die leichtfertige uͤbersetzung des N. T., die der Graf verfertiget hat, kan uns eine billige vermuthung geben, was vor schicksa- le die bibel in den haͤnden der Geschwister haben moͤchte. K 2 §. 90. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 90. Ehe ich dieses beschliese, muß ich dem Grafen sein noch uͤbriges gewissen ruͤgen. 1) Das ev- angelium solte aller kreatur, auf befehl Christi, geprediget werden, Marc. 16, 15. zu diesem ev- angelio gehoͤrete die taufe, die im namen GOt- tes des Vaters, des Sohnes, und des H. Gei- stes, zu verrichten war, nach der einsetzung un- sers HErrn, Matth. 28, 19. So muste dem- nach alle kreatur, oder alle voͤlker, die man tau- fen solte, diese warheit nothwendig hoͤren, die ohnehin auch der Vater vom himmel, an das ganze menschliche geschlecht ergehen lassen: der GOtt der Christen seye der Vater unsers HErrn JEsu Christi, der Sohn des Vaters, und der heilige Geist. Also muß diese warheit kein vor- behalt vor die bruͤder seyn. Und der HErr Chri- stus, mit seinem Vater, muß die theologie nicht verwirret haben. 2) Wer etwas von diesen warheiten nimt, oder etwas darzu thut, mithin ein anderes verstuͤmmeltes evangelium, den un- bekehrten, oder bekehrten leuten prediget, der ist verflucht. So spricht der HErr, Offenbar 22, 18. 19. 5. B. Mos. 4, 2. 12, 32. Gal. 1, 7. 8. 3) Was Paulus, und seine mitgehuͤlfen, den gemeinen geprediget haben, das musten sie thun auf befehl GOttes, und unter vermeidung des fluchs, welcher den untreuen knechten gedrohet ist. Wehe mir/ wann ich das evangelium nicht predigte / spricht Paulus, 1. Cor. 10, 16. Daß sie demnach, aus bloser gefaͤlligkeit, vor ein und anderer Theil. und andere gemeinen, ihr herz eroͤfnet haben sol- len; das ist eine herrnhutische erfindung. Waͤ- re dann die warheit von dem Vater unsers HErrn JEsu Christi, so hoͤchstnoͤthig zur seeligkeit, wie die schrift doch davon bezeuget, wann es bei der gefaͤlligkeit, ( complaisance §. 73.) der apostel ge- standen haͤtte, sie nur ein und anderer gemeine zu offenbaren? Und 4) wie komt es, daß Paulus aus einer solchen gefaͤlligkeit sie den Corinthern/ 1. Cor. 8, 6. ꝛc. ꝛc. eroͤfnet haben soll, von denen doch der Graf so veraͤchtlich redet, daß er die herrnhuter, als wahre kinder GOttes, von je- nen unterscheidet. Dann es sollen ja Dieser schoͤne Lobspruch, welchen der Herr Graf, nebst seinem sehr feinen bischof Muͤl- ler, den Corinthern beileget, ist untersuͤcht, und desen greuel entdeckt worden, im Zin- zend. unfug, ( lerna Z. ) s. 304. huͤn- dische lehren und greuel bei der Corinthischen gemeine gaͤng und gaͤbe gewesen seyn. Solcher gestalt muͤste Paulus selbst das heiligthum den hunden vorgeworfen haben. §. 91. Die vierte klage, nebst dem graͤflichen urtheil, (§. 81.) ist gegen die Christen, wegen ihres vor- schubs, welchen sie den feinden der Gottheit Christi gethan, gerichtet. Es ist eine klage wie- der die Christliche kirche, und zugleich eine ver- antwortung, und schutzrede vor die Socinianer, K 3 worzu Herrnhuterey in ihrer Schalkheit worzu die geschwister, das amen zu sagen, be- fehliget werden. Die Christenheit hat darinnen einen grundirthum begangen, daß sie die war- heit, von dem Vater und Sohn, mithin von der Gottheit Christi, unter die leute gebracht, die keine bruͤder sind, (§. 88. * 73.) Dieweil aber die Christenheit hiermit nichts anders gethan hat, als was die ganze heilige Dreieinigkeit, und alle maͤnner GOttes gethan, und der Christenheit zu thun befohlen haben, (§. 82. 74. f.) so mag der Herr Graf diese beschuldigung, mit GOtt und seinen zeugen auf erden, ausfuͤhren, und sehen, wie er an jenem tage mit diesen gegnern zurechte kommen wird. Wann der lebendige GOtt ei- nen solchen grundirthum begangen, und einen andern irthum der Socinianer dadurch veranla- set, mithin ursache darzu gegeben hat, daß die Gottheit des Sohnes verlaͤugnet, und verlaͤstert worden: so muß GOtt noch viel aͤrger gehandelt haben, als die feinde der Gottheit Christi. Dann sein irthum ist ein grundirthum, und jene bege- hen nur einen gemeinen geringern irthum, der jedoch aus dem grundirthum GOttes erzeuget wird. Demnach wird der Herr Graf darauf bedacht seyn muͤssen, was er allenfals vor eine buse ihm auferlegen, oder wie er ihn gar aus dem herrnhag, samt seinen aposteln und evangelisten, verbannen will, wo es etwa nicht bereits gesche- hen ist. §. 92. anderer Theil. §. 92. Es ist aber doch kuͤnstlich ausgedacht: man hat die warheiten von dem Vater JEsu Christi, der welt bekant gemacht. Also kan man es den So- cinianern so uͤbel nicht nehmen, daß sie diese war- heit angefeindet, und verworfen haben, (§. 73.) was wollen wir nun weiter haben? Aber wie waͤre es dann gegangen, wo diese warheiten kein anderer mensch, als die bruͤder, zu sehen bekom- men haͤtte? waͤren dann bei verheelung dieser war- heit, keine Socinianer entstanden? oder muͤssen die leute nothwendig Socinianer seyn und blei- ben, bis sie bruͤder worden sind? wann die wil- den durch das wort bekehret werden: dein Schoͤ- pfer ist dein Heiland! wie der Herr Graf will: wissen sie dann sogleich, ob dieser Schoͤpser der Vater, oder der Sohn, oder der heilige Geist seye? ist derjenige dann besser, als ein Socinia- ner, der nur von einer person der Gottheit weiß, die er den Schoͤpfer, und den Heiland nennet? Ist das nicht ein herrlicher schlus: weil die war- heit offenbar worden, welche von den feinden dieser warheit verlaͤugnet wird, so ist die offen- barung der warheit ein grundirthum, daraus die verlaͤugnung derselben entstehet. Wann der Graf fortfaͤhret, solche folgerungen zu machen, so kan er bald zum ende kommen. Er kan mit eben dem grund sagen: weil der Schoͤpfer seine ewige kraft und Gottheit, durch die hervorbrin- gung einer sichtbaren welt, allen und jeden men- schen, auch den heiden, offenbaret hat, Koͤm. 1, 19. K 4 so Herrnhuterey in ihrer Schalkheit so hat er einen grundirthum dadurch begangen, woraus der irthum der atheisten, und der abgoͤt- ter, entstanden ist, und es kan diesen leuten ihr verfall so uͤbel nicht genommen werden. Ferner: weil GOtt sein gesetz offenbaret hat, so ist diese offenbarung ein grundirthum, woraus die suͤnde ih- ren ursprung hat, dadurch das gesetz uͤbertreten wird, und man kan einem suͤnder es so uͤbel nicht nehmen, als man es dem gesetzgeber nehmen muß. Und dergleichen exempel sind mit tausen- den anzufuͤhren. §. 93. Die bosheit haͤtte den graͤslichen verstand nim- mermehr soweit verruͤken koͤnnen, wann nicht seine giftige feindschaft gegen alles, was nicht hernhutisch ist, auf den hoͤchsten grad gestiegen waͤre. Dann mit dieser unverschaͤmten tollheit suchet er den Christen, die schuld der Gottesver- laͤugnung des Sohnes, voͤllig beizumessen, und den Socinianern das wort zu reden, wodurch er aber zum laͤsterer des wahren GOttes wird, wie oben erwiesen worden. (§. 91. 82. 74. f.) Ja, man erwege nur, wieviel ihm selbst daran gelegen ist, daß die feinde der Gottheit Christi Man lese noch zur probe sein gespoͤtte, das er mit dem ausdruck Johannis treibet: im anfang war das wort ‒ ‒ ‒ und das wort ward fleisch/ ꝛc. ꝛc. Joh. 1, 1. 14. in recht behalten. Dann nachdeme man (wie er anderer Theil. er vorsetzlich dichtet,) gegen den befehl Christi, die warheit, daß er der Sohn des ewigen Va- K 5 ters in einer adventspredig/ den 28. Nov. 1745. gehalten zu Marienborn/ ꝛc. Da heiser es gleich mit dem ersten wort der pre- dig: Man kans bei uns nicht gut ver- tragen/ wenn man den Heiland/ ohne gute erlaͤuterung/ GOttes Wort nen- net ‒ ‒ ‒ das wort λόγος scheinet darum genommen zu seyn/ weil es nichts ei- gentlich heist/ und doch alles heist ‒ ‒ ‒ wir nennen ihn also das Gottesding ‒ ‒ ‒ wer weiß/ wo Johannes das wort λόγος gehoͤret hat: er hats vielleicht bei einer philosophischen demonstration/ vom wesen aller wesen/ gehoͤret/ und es hat ihm gefallen/ und hat gedacht/ es schikt sich gut/ den leuten ein bissel einen be- grif zu machen/ wer mein Herr ist/ daß sie doch nicht einen engel/ ministre- oder eigenschafes-begrif bekommen: ich will ihn lieber mit einem philosophischen ter- mino nennen/ bis wir was bessers ha- ben. Jetzt nehme man das zeugnis Jo- hannis, und uͤberweise damit einen Soci- nianer, von der Gottheit Christi, wie der heilige Geist durch Johannem gethan hat. Der Graf gestehet selbst, daß die herrnhu- ter das wort nicht gut vertragen koͤnnen, und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ters seye, kund gemacht, so soll den spruͤchen theils die kraft benommen, theils andern eine kraft, und gibt dem Socinianer alle moͤgliche ausfluͤchten an die hand. Dann es soll nichts bedeuten/ und doch alles / was man will. Es soll das Gottesding hei- sen. Das soll der name des Sohnes GOt- tes seyn. Und wer weiß/ wo es Johan- nes her hat: nicht vom heiligen Geist, der durch ihn redet. Dann das haͤlt der Herr Graf vor ein bloses maͤhrlein, daß Johan- nes durch eingebung des H. Geistes hier geredet haben soll. Der heilige Geist ist sein lehrmeister nicht gewesen, sondern Jo- hannes hat dieses so ohngefehr bei einem heidnischen weltweisen aufgefangen. Er will es nur zum behelf gebrauchen, bis wir was bessers haben. Ohne zweifel will der Graf eine bessere bibel machen, und ei- ne neue Dreieinigkeit. Wer kan veraͤchtli- cher von GOttes wort reden, als dieses geredet ist? ein heidnischer scribent, der die vermuthung vor sich hat, daß er nicht ganz ohne vernunft geschrieben, wird gewis von keinem ausleger so mishandelt, wie der heilige Geist, der durch Johannem gere- det hat, von dem liederlichen sinn und maul des Grafen mishandelt wird. Und das geschiehet auf der kanzel, vor den oh- ren anderer Theil. kraft, die sie nicht haben, von den auslegern ge- geben worden seyn. Da sollen die miserablen 120. machtspruͤche jung geworden seyn/ (§. 78. *) davon ihrer 96. das gegentheil zu be- weisen scheinen. Dann wo dieses wahr waͤre, wer koͤnte alsdann einem feind der Gottheit Chri- sti uͤbel nehmen / Es ist kein wunder, daß der Herr Graf es mit den Socinianern so treuherzig mei- net. Dann er ruͤhmet sich, sie seyen herrn- huter worden. Welches ich ihm glaube, wann es auch umgekehrt wird. Dann der strengste Socinianer / solange er auch die Gottheit Christi noch laͤugnet, ist ein guter herrnhuter, wann er nur vom blut redet, und in die versamlung der bruͤder komt. Er ist gleich bekehret, ob er wohl die Gott- heit Christi noch anfeindet. Er kan sich in der daß er eine lehre nicht glaube- ren einer gemeine, die christlicher, als an- dere, heisen will. Es offenbaret sich hie- durch sein geheimnis der bosheit, wann er von dem erkentnis GOttes in seinen sieben letzten reden schreibet, s. 7. Alles/ was sonst von der Gottheit gesagt/ und ge- schrieben wird/ das ist von heiden her/ von irgeistern/ von thoren/ oder fal- schen weisen/ mit deren beschreibung sich die theologi oft noch behelfen muͤssen/ weil sies nicht besser koͤnnen/ ꝛc. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit glaubete, deren gegentheil durch 96. machtspruͤ- che der lehre, vom verdienst Christi, bei den bruͤdern, vest setzen, davon uͤberzeuget wer- den, und doch ein verlaͤugner der Gottheit JEsu bleiben. So heist es in seiner rede von der bruͤderkirche/ ꝛc. oder, von des lammes seiner Esther / gehalten 1746. den 2. Jannar. s. 24. Da die Socinia- ner uͤberzeuget waren/ daß sie muͤsten ums bluts JEsu willen/ zu gnade kom- men/ daß man nicht koͤnte seelig wer- den/ als aus dem verdienst Christi: so- bald das nur unter den Socinianern an- fieng/ zwei leuten deutlich und klar zu werden/ da sie im uͤbrigen noch die strengste verlaͤngner des Sohnes/ und H. Geistes/ (unitarii) waren/ so war ihr erster gang zu den bruͤdern. So hat mancher groser theologus unter ih- nen/ jahr und tag hintereinander/ es hat schneyen oder regnen moͤgen/ keine bruͤderversamlung versaͤumet/ um sich in der lehre/ vom verdienst Christi/ vest zu setzen. Das muͤssen gewiß wichtige bruͤder gewesen seyn, welche den strengsten Soci- nianern so nahe an das herz gegriffen. Se- het, wie so mancher groser theologus un- ter den Socinianern, auf eine so wunder- same anderer Theil. che schiene bewiesen zu werden. Ja zu deren be- weis same weise, von den bruͤdern umgegossen, und durch regen und schnee, in die versam- lungen gezogen wird! Was muͤssen dann wohl diese respectable bruͤder in ihren versamlungen geprediget haben? das blut, und das lamm? dann die bruͤder duͤrfen ja nichts anders predigen. Ich daͤchte aber, die religionsleute, die keine bruͤder sind, haͤtten das den Socinianern schon lange aus der heiligen schrift mit nachdruk geprediget. Und nun muͤssen die bruͤder allererst die kraft darzu geben, daß so gro- se lehrer dieser Heilands-wiedrigen secte, erst vom blut Christi uͤberzeuget / und nach dieser uͤberzeugung, in den versamlungen der bruͤder, vest gesetzet werden. Doch, der Herr Graf hat uns diesen kunstgrif zu entdecken beliebet. Nemlich, die bruͤder sind mit den Socinianern, in diesem stuͤk vollkommen einig, daß man von der Gott- heit des Sohnes nicht viel wesens machen, sondern vom blut reden solle. Und kein Socinianer hat jemals das blut gelaͤugnet. Ein Socinianer kan immer sagen, er wol- le um des blutes JEsu willen, und aus desen verdienste, zu gnaden kommen. Wann er nur im uͤbrigen noch der strengste feind der Gottheit Christi bleiben kan, wie der Herr Herrnhuterey in ihrer Schalkheit weis man nichts anders, als verschiedene, ich weiß Herr Graf von den Socinianern, welche einen theil der bruderversamlung ausge- macht, ganz offenherzig bezeuget. Nem- lich, daß Christus blut vergossen, und ein groses verdienst vor das menschliche ge- schlecht habe, das sagten alle Socinianer, ehe die herrnhutische bruͤder in die welt ka- men. Aber dieses verdienst Christi suchen sie darinnen, daß der JEsus von Naza- reth, durch sein allerheiligstes exempel, uns den weg zu GOtt zeige, daß er zur rechten GOttes sitze, und uns vertrete. Ja, ei- ne parthie der Socinianer ist soweit ge- gangen, daß sie Christum vor anbetens- wuͤrdig erklaͤret hat. Und gewiß hat die- se mehr gethan, als der Graf seine bruͤder lehret. Dann er will nicht haben, daß sie Christum anbeten sollen: und das deswe- gen, weil er, der Heiland, wie ein ande- rer bruder, wie ein aͤltester, ein kirchendie- ner, anzusehen seye. Dann so schreibet der Graf, der auf seine blut-theologie so gewaltig trotzet: in eben dieser predig vom GOtt der gemeine / die aber in der that eine schmaͤhschrift auf den Sohn GOttes ist, s. 18. da er die worte des Erloͤsers: ich fahre auf zu meinem GOtt / nach seiner eigenen deutung also gibt: das ist eben anderer Theil. weiß nicht, wo jung gewordene / und noch dar- zu eben der GOtt/ den ihr durch mich habt kennen gelernet/ und welcher nun/ weil ich ein purer mensch bin/ weil ich vor mensch bestehen kan/ nach leib/ seele/ und geist/ auch mein GOtt worden ist. Dann in diesem gnadenreich, soll der Sohn GOttes nichts anders bei den bruͤdern seyn, als das lam, und der mitbruder der herrn- huter. Und seine glaubige / heist es s. 19. haben das vorrecht allein/ seinen Vater zum GOtt zu haben / oder, wie er sich noch frecher ausdruͤket, in der neujahrs- rede/ von der haushaltung des lammes / 1746. s. 8. wann ihr die Gottheit wer- det anbeten/ so wies die ganze welt bis- her auch gethan hat/ da solt ihr mei- nen Vater/ euren GOtt nennen/ da solt ihr meinen Vater NB. fuͤr einen einigen kirchengott/ anbeten/ darinn solt ihr privilegirt seyn vor der welt. Und s. 7. lautet es also: ich will nicht anders von euch tractiret seyn/ als daß ihr mich euer gebeine nennen solt. ‒ ‒ ‒ Ich will ordinarius unter euch seyn. Und damit sie ja verstehen moͤchten, wer gemeinet sey, so fuͤget er hinzu: ich meyne uns / das ist die herrnhuter. Wer demnach ein herrn- huter wird, der erlanget von dem heiland Zinzen- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zu miserable machtspruͤche / anzufuͤhren haͤtte? heiset Zinzendorf, das privilegium, oder den frei- brief, den Sohn GOttes nicht anzubeten, nicht als GOtt zu tractiren; sondern das uͤberlaͤset man immittelst der welt / und be- tet nur den Vater an. Wer also den Sohn GOttes, als GOtt anbetet, der ist ein weltmensch, ein unglaubiger, und aus- geschiedener aus der gemeine. Wer aber einig und allein den Vater anbetet, und den Sohn blos vor sein gebeine, vor seinen bruder, und bischof haͤlt, der ist ein aͤchter und wesentlicher bruder. Waͤre es dann nun ein so groses wunder, wann die Soci- nianer unter den herrnhutischen bruͤdern ei- nen kirchenstand haͤtten? ich bin sonst ver- sichert, daß der Graf hier waker dichtet, wann er die groͤste lehrer der Socinianer unter seine bruͤder zehlet. Dann seine ge- wonheit ist bekant. Aber er will doch so- viel sagen, daß niemand sich besser zu einem herrnhuter schicke, als ein Socinianer. Und darinn hat er recht. Nur muß ein So- rinianer alsdan noch ein wenig weiter her- unter gehen, als es seine secte mit sich brin- get. Er muß nemlich den geringen vorzug fahren lassen, den er dem Heiland vor an- deren gemeinen menschen, kraft seiner reli- gion, noch zugestehet. Das ist einem Soci- nianer anderer Theil. heiset das nicht, aus antrieb einer fanatischen argheit, nianer wohl noch moͤglich, wann er recht leichtsinnig seyn, und den Sohn GOttes, mit huͤlfe des Herrn Grafen, noch kleiner machen will, als er ihn zuvor gemacht hat, da er ihm seine Gottheit geraubet. Jetzt ler- nen wir, was der Graf mit den folgenden worten sagen will: von der gemeine zu herrn- hut, oder des lammes seiner Esther / s. 24. Der Heiland hat in der menschen ihren herzen/ in allen religionen/ die nicht di- rect gegens evangelium angehen/ son- dern sich mit dem evangelio behelfen wol- len/ in aller herzen sage ich/ die idee ge- leget/ man koͤnne sich der bruͤder NB. ohne gefahr bedienen/ sie sind nur die- ner/ sie werden mir NB. keine confusion in meiner religion/ in meiner kirche ma- chen/ ich kan sie zu dem zweck brauchen/ den mir GOtt in mein herz gegeben/ ꝛc. Ich muß diese tiefe des satans ein wenig entdecken. 1) Einejede religion kan die bruͤ- der ohne gefahr brauchen/ weil sie ihm in der religion keine verwirrung machen wer- den. Das ist, die bruͤder lassen den So- cinianer bleiben was er ist, sie machen ihm in seiner religion, dadurch er von andern religionen sich unterscheidet, die geringste irrung nicht. Nun ist der Socinianer glaube, Herrnhut. II. Th. L Herrnhuterey in ihrer Schalkheit argheit, die zeugnisse des goͤttlichen worts verlaͤ- stern, glaube, eben dadurch eine eigene religion, weil er die H. Dreieinigkeit, und die gnug- thuung Christi verlaͤugnet. Das gehet aber die bruͤder nicht an. Das lasen sie gelten, und wann nur der Socinianer den bruͤdern guͤnstig ist; so werden die bruͤder seine die- ner, und mitbruͤder, nur mit dem beding, daß der Socinianer Kehelle rufet, und vom blut redet. Sind aber die bruͤder, kraft dieser graͤflichen beschreibung, nicht grund- boͤse buben, und algemeine betrieger aller religionen? zumal, da sie sich vor Luthe- raner / mit ihrem Grafen bekennen, und die Augspurgische confeßion, wann es ihre boͤse absicht erfodert, vor ihre glaubensbe- kentnis ausgeben? siehet man nicht hieraus mehr als zu deutlich, warum es ihnen zu thun seyn muß? daß sie nemlich alle religio- nen, ohnabgeaͤndert ihrer irthuͤmer, herrn- hutisch machen wollen, wann sie nur eine herrnhutische formul gelten lassen? 2) Das abscheulichste bei dieser bosheit, bestehet dar- innen, daß, wann sich die bruͤder als werk- zeuge darstellen, die sich von einerjeden re- ligion, zu einem beliebigen zweck gebrau- chen lassen: der Herr Graf dieses vor ein goͤttlich werk ausgiebet. Dann er saget zweierlei davon. a) GOtt gebe den reli- gionen anderer Theil. stern, und den feinden die Christliche religion, als eine elende geburt, zum hohngelaͤchter preis geben? L 2 IV. gionen dieses ins herz / worzu sie die bruͤ- der, als zu einem zweck / gebrauchen, b) GOtt habe sogar allen menschen/ in al- len religionen/ die sich mit dem evange- lio behelfen/ dieses ins herz gegeben/ daß sie der bruͤder/ zu einem solchen zweck/ sich bedienen solten. Das heist: GOtt habe den menschen diese regel, wie ein na- turgesetz, in ihre herzen geschrieben, daß sie sich vom Graf Zinzendorf und seinen werk- zeugen betriegen lassen, und die ganze welt durch den dienst der bruͤder hinwiederum be- triegen solten. c) Wer das nicht glauben will, der ist, nach dem graͤflichen evange- lio, ein mensch, welcher schnurstracks dem evangelio zuwieder ist, oder, wie seine wor- te lauten, welcher directe gegen das ev- angelium angehet. Sehet! so muͤssen die teuflische tuͤcke, mit welchen der Graf die arme seelen verblendet, eingebungen des heiligen Geistes bedeuten. Allen menschen sollen sie ins herz gepflanzet seyn, welche nur noch einen schein des evangelii behalten wollen! Herrnhuterey in ihrer Schalkheit IV. Entdecktes Geheimnis der Bosheit, in der Herrnhutischen Lehre, von GOtt dem Vater, und dem Sohn. Inhalt. Ursache der benennung dieser lehre/ §. 94. Die lehre selbst/ in ih- rem zusaminenhang/ der erste satz dersel- ben/ §. 93. Der zwei- te/ §. 96. Der dritte/ §. 97. Der vierte/ §. 98. Der fuͤnfte/ §. 99. Der sechste/ §. 100. Der siebende/ §. 101. Der achte / §. 102. §. 94. E S ist noͤthig, den herrnhutischen greuel noch besser in seinem zusammenhang außude- cken, welcher sich, in ansehung ihrer unsinnigen schwaͤrmerei, hersuͤrthut, waun sie von GOtt dem Vater, und dem Sohn reden. Ich habe es mit bedacht ein geheimnis der bosheit ge- nennet. Man siehet mit verwunderung, wohin es der satan bringe, bei leuten, welche vernunft und offenbarung an die seite setzen. Dann ohne dieses gedoppelte licht, ist es unmoͤglich, auf dem wege der warheit zu bleiben. Wer nun beides mit fuͤsen trit, der handelt boshaftig gegen GOtt und menschen. Und diese bosheit, wo sie noch andere verstekte absichten hat, oder wenigstens der anderer Theil. der satan, als ihr urheber, noch immerfort mehr boͤses dadurch stiften will, als bereits ausgebro- chen, ist ein geheimnis der bosheit. Es ist ein herrnhutisch geheimnis, weil die barmherzigkeit GOttes, alle Christliche religionen bisher gnaͤ- diglich dafuͤr bewahret, und keine, mit den Zin- zendorfischen leuten, etwas davon gemein hat. Kein vernuͤnftiger heide / kan auf diesen wahn- sin verfallen, solange er auf die stimme der natur achtung gibt, von welcher Paulus zeuget, Koͤm. 1, 19. Kein Christ / wann er die heilige schrift gelten laͤset. Weshalben auch die drei Christli- chen religionen, und deren bekentnisbuͤcher, in der allgemeinen warheit, die von dem Grafen hier verspottet wird, durchgehends einig sind, und die wiederlegung, die sonst beizufuͤgen waͤre, mir dermahl ersparen. §. 95. Laset uns diese unerhoͤrte verwegenheit, und ihre brut, in ihrer rechten gestalt betrachten. Sie lieget in folgenden saͤtzen abgemahlet. 1) Im alten testament ist ein GOtt bekant gewesen/ der heiset Jehovah. Dieses stehet in des Grafen neujahrsre- de/ von der haushaltung des lammes in dieser zeit/ gehalten in Bethlehem/ den 1. Jan. 1746. s. 4. Man hat damals, (im A. T.) von einem GOtt gewust auf den sind alle zehen gebote/ alle glaubens- artikel / Das ist der Sohn L 3 GOttes. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit GOttes. Von desen menschwerdung und versoͤhnung/ von seinen menschlichen aͤmtern und artikel/ alle opfer und gottesdienste ge- gangen/ und das ist JEsus Christus ge- wesen/ der hat damals Jehovah gehei- sen. Und daselbst, s. 5. Die spuren/ die man im A. T. vom N. T. findet/ die ge- hen eigentlich alle auf die menschwerdung GOttes/ auf dieselbe grose versoͤnung/ die GOtt selbst machen wuͤrde zu seiner zeit/ aufs Heilands menschliche aͤmter und herrlichkeiten. Das sind propheti- sche sachen/ davon haben die leute kei- nen zusammenhang gehabt/ sie haben nur ein woͤrtgen davon sagen hoͤren/ und auch ein wenig gesehen/ wie der Heiland sagt: Abraham hat meinen tag gesehen. Aber/ uͤber seine Gottheit/ uͤber seine al- gnugsamkeit/ uͤber seine hoͤchste herr- schaft/ und alleinige gewalt (pantocra- tie und monarchie) uͤber alle welten/ uͤber seinen schoͤpfersrechten/ hat sich kein mensch besonnen/ das ist eine ausge- machte sache gewesen. Das war nun so der GOtt/ den sie hatten/ der GOtt/ der sie aus Egypten gefuͤhret hatte. Das war der GOtt Abraham/ Isaac/ und Jacob/ und sie durften keinen andern GOtt anbeten/ keinen andern GOtt eh- ren. anderer Theil. und herrlichkeiten/ hat man im alten testament einige spuren gehabt/ aber nichts ganzes. L 4 Allein / ren. Sie musten sich damals lediglich an den GOtt halten/ der sie erschaffen hatte/ an den GOtt/ der mit Adam im paradies geredet hatte/ der ihnen den Meßias versprochen/ an den GOtt/ mit dem die altvaͤter conversiret/ an den GOtt/ der den Moses gesandt hatte/ und er war immer einer/ der Heiland. Man merke hierbei, 1) wann die altvaͤ- ter den Jehovah, als ihren GOtt angebe- tet haben, so ist derselbe weder GOtt der Vater, noch der heilige Geist gewesen: 2) Wann die altvaͤter GOtt den Vater, oder den heiligen Geist angebetet haͤtten, so wuͤrden sie einen andern GOtt angebetet haben, welches ihnen nicht erlaubet war. Wann sie waͤren so wunderlich gewesen/ und haͤtten seinen Vater entdecken wol- len/ haͤtten wollen den heiligen Geist entdecken/ so haͤtten sie vielleicht noch zwei oder drei darzu gemacht/ es waͤre dabei nicht geblieben. Also setzet der Graf gleich darzu, s. 6. 3) Der GOtt, der sei- nem volk im A. T. den Meßias versprochen hat, ist der Sohn GOttes, (den sie aber als Sohn / nicht kannten, weil sie nichts von seinem Vater wusten,) und der Mes- sias, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Allein seine Gottheit/ und sein schoͤpfungs- recht ist bekannt gewesen. Sie erwarteten von diesem Jehovah einen Eingangspredig zum ersten gemein- tag/ 1746. gehalten in der schloskirche zu Marienborn/ den 9. Jan. s. 9. So- lang Jehovah noch nicht anders bekannt war/ als der GOtt uͤber alle welt/ und noch kein mensch wuste/ daß der Schoͤ- pfer ihr Heiland seyn wuͤrde/ so wuste auch noch niemand/ daß er einen Vater haͤtte/ sondern sahen immer den Jeho- vah Elohim fuͤr einfach an/ fuͤr dasje- nige guͤtige wesen/ das ihnen einmal ih- ren Heiland schicken wuͤrde/ welchen sie aber an einem geschaffenen individuo/ (einzelnen person/) an einer/ ob auch gleich uͤbermenschlichen und englischen/ doch auch nicht GOttesperson/ sondern als ein Etwas erwarteten/ das nicht Er selber waͤre: dann was bei uns alle kin- der wissen/ das ist damals keinem got- tesgelehrten/ (theosopho/) deutlich und nett eingefallen; so konte es nicht anders seyn; oder es muste eine unnatuͤrliche und uͤbernatuͤrliche kraft uͤber die leute kom- men / Heiland/ den sie sias, ist eine person, die von dem Sohn GOttes versprochen wurde, wie sogleich folgen wird. anderer Theil. sie aber vor ein bloses geschoͤpf hielten/ vor ein etwas/ das nicht Er selber waͤre. L 5 §. 96. men/ um sie zu dem grundsatz zu brin- gen/ um ihnen das gefuͤhl zu machen/ daß ihr Schoͤpfer ihr Heiland waͤre. Das thut nun mein Vater/ sagt JEsus: es kan niemand zu mir kommen/ es sey dann/ daß ihn ziehe der Vater/ der mich ge- sandt hat. Und wieder an einem an- dern ort: daß du weist/ daß ich GOt- tes Sohn bin/ daß dein Heiland GOt- tes Sohn ist/ daß dein bruder/ dein mitgenoß/ dein anfuͤhrer/ dein hausva- ter/ GOttes Sohn ist/ das hat dir nicht fleisch und blut/ das hat dir kein sterb- licher mensch/ weis gomacht/ das hab ich dir selbst nicht gesaget/ das hast du unmittelbar von meinem Vater. Hierbei ist anzumerken: 1) nach der graͤflichen bibel sind Abraham, Isaac, Ja- cob, David, ꝛc. lauter Socinianer gewe- sen. Dann ein Socinianer glaubet eben so- viel, als dieselbige: er glaubet, es seye ein einfaches, d. i. in einer person bestehendes guͤtiges wesen, welches man Jehovah nen- ne, weder Vater noch Sohn, sondern Je- hovah, und von welchem der Meßias, ge- schickt worden. Dieser Meßias seye ein Etwas, aber keine goͤttliche person. 2) Durch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 96. Diesen GOtt/ haben nun 2) die Vaͤter im alten testament/ mit ausschliesung der andern goͤttlichen personen/ anbeten muͤssen. Ja/ es ist ihnen nicht einmal erlaubt gewesen/ den Vater / Durch einen solchen Sociniauischen glau- ben kan man seelig werden. Dann er wird hoffentlich zugeben, daß Abraham seelig worden, als welcher ein Vater aller glau- bigen genennet wird, in desen schoos wir sollen getragen werden. 3) Er verbietet den bruͤdern, (wie bald folgen wird,) den Heiland im N. T. als GOtt zu verehren. Die gemeine soll ihn als einen blosen men- schen ansehen, und den Vater vor ihren GOtt. Das thun die Socinianer unge- heisen. Ja es ist bekannt, daß die eine par- thie der Socinianer, sogar vor die anbe- tung Christi streitet, folglich ihm noch mehr verehrung goͤnnet, als der Herr Graf er- lauben will. 4) Man siehet hieraus, weil solcher gestalt die glaubige des alten und neuen testamentes, Socinianer gewesen seyn muͤssen, daß ich diese grafliche schwaͤrmerei, auch um dieser ursache willen, mit recht ein ein geheimnis der bosheit nenne. Dann solcher gestalt hat er die ganze sekte der So- cinianer in seiner gemeine, oder, (wie sein wort heist,) im kirchensprengel. anderer Theil. Vater/ und den heiligen Geist zu entdecken. Die worte des Herrn Grafen stehen schon (§. 95. *) die er weder mit vernunft, noch schrift beweiset, wie auch unmoͤglich blei- ben wird. Also treibet er mit diesen, zur seeligkeit ohnentbehrlichen warheiten, nur sein possenspiel, und suchet sie zum gelaͤch- ter zu machen. Es laͤst sich aus die- sen graͤflichen saͤtzen das erklaͤren, was in seinem lehrbuͤchlein, oder catechismus, etwas versteckter, oder wenigstens kuͤrzer vorgetragen ist, wann von GOtt dem Va- ter, von der rechtfertigung der glaubigen im A. T. u. s. w. gehandelt wird. Dann der Graf sucher sogar in einem bekentnis- buch, seiner sekte, (wie dieser catechismus ist,) einen solchen ausgeschaͤumten unflat seiner vom verwirrungsgeist aufgewuͤhlten garstigen phantasie, zum glaubensbetent- nis zu machen. Sonst waͤre das auf eine abgoͤtterei hin- ausgelaufen/ sie haͤtten vielleicht noch zwei oder drei goͤtter darzu gemacht. §. 97. Nachdeme aber 3) der Schoͤpfer mensch geworden/ da hat sich eine So lieset man in der neujahrsrede/ von der haushaltung des lammes/ in dieser zeit/ den 1. Jan. 1746. s. 6. Da nun derselbe andere haus- haltung/ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit haltung/ (oͤconomie) mit seiner person ange- fangen. derselbe Schoͤpfer mensch wurde/ und das ewige gut sich in unser armes fleisch und blut verkleidete/ und der die fulle der Gottheit in sich hatte/ der der inbegrif der theologie/ die hauptsumme der gan- zen lehre von unserer seeligkeit war/ JE- lus Christus/ sich als mensch praͤsenti- rete/ GOtt offenbaret wurde im fleisch/ da gieng eine andere haushaltung, (oͤco- nomie/) mit seiner person an/ und er wol- te unter seinen kindern/ kuͤnftig nicht als GOtt tractiret seyn/ sondern als ihres gleichen/ als ihr fleisch und blut. Bis die Christin beim Christ wird seyn/ solte sie GOtt ihr fleisch und bein nennen. Was der Herr Graf mit diesen worten sagen wolle, ist wohl zu merken. Dann daß die person des Sohnes GOttes in der fuͤlle der zeit, die menschliche natur ange- nommen habe, das meinet der Graf nicht, wann er spricht, es seye mit der person des Sohnes/ eine neue oͤconomie ange- gangen. Dann daß dieses wuͤrklich gesche- hen seye, ist bei allen Christen ausgemacht. Sondern die graͤfliche oͤconomie bestehet dar- innen, daß der Sohn GOttes von seinen bruͤdern, oder von den herrnhutern, gar nicht mehr als GOtt wolle tractiret seyn; und anderer Theil. fangen. Waͤhrend dieser zeit/ will dieser Je- hovah/ und das nicht allein im stande seiner tiefen erniedrigung, (dann damals waren ja die herrnhuter noch nicht in der welt, und waͤh- rete sogar, nach des Grafen bekentnis, das alte testament noch) sondern in der ganzen zeit des neuen testamentes, bis zur wieder- bringung aller dinge. Das bezeugen des Herrn Grafen worte in der vorhabenden predig/ vom Vater/ dem GOtt der ge- meine/ s. 21. Bis die Christin beim Christ wird seyn/ haͤlt sie den Jehovah der ganzen welt/ (das ist, den Sohn GOt- tes) fuͤr ihr fleisch und gebein/ glaubt an ihn/ bis sie ihn sieht/ und unterdessen ehret sie den GOtt der gemeine/ (den Vater,) der die besondere barmherzigkeit fuͤr das weib des lammes/ fuͤr die ge- meine JEsu Christi hat/ ihr GOtt zu seyn; den GOtt/ den JEsus Christus/ als Mann der kirche/ auch zu seinem GOtt hat/ zu seinem partieulier-GOtt/ zu seinem special-GOtt/ zu seinem amts- GOtt/ und solange dazu haben/ und dafuͤr erkennen wird/ bis er ihm alle schoͤpfung/ bis er ihm/ wie oben gesagt/ die ganze armee seiner creatur/ wird ge- schenkt haben/ ꝛc. Da wird er/ s. 19. seinem Vater die ganze schoͤpfung praͤsen- tiren/ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit hovah/ unter seinen kindern nicht mehr als GOtt tiren/ wird gleichsam den sponton neh- men/ und vor allen creaturen der zeit und NB. ewigkeit hergehen/ und sagen: lieber Papa! du hast eine kleine heerde gehabt/ und eine grose guarde: aber da bring ich dir alles/ du bist fertig mit dei- nen siegen fuͤr mich/ da hast du alles wieder zuruͤkke/ was mein ist/ da sie- hestu/ daß ich NB. fuͤr alles/ auser GOtt/ (so mishandelt er den spruch Pauli, Ebr. 2, 9.) gestorben bin. Und s. 17. Darauf be- ziehet sich das ganze 17. cap. Johannis/ da der Heiland klaar und deutlich zeiget/ daß er und wir/ einerlei GOtt haben/ und daß/ wann wir wollen rechte seelige leute seyn/ so muß es mit uns dahin kom- men/ daß wir zu ihm sagen: meine ge- beine/ und zu seinem Vater: mein GOtt! Hieraus siehet man 1) daß Christus der Mann der kirche seyn soll, blos nach seiner menschlicher natur. 2) Daß dieses solange waͤhren soll, bis die Christin, oder das weib Christi, beim Christ wird seyn: das ist, bis ins andere leben. Da soll man erst anfan- gen, den Sohn als GOtt, zu verehren. 3) Daß Christus der Mann der kirche seye, mittelst einer solchen verbindung, dadurch er ihr fleisch und bein heiset. anderer Theil. GOtt tractiret seyn/ sondern als ihres glei- chen/ als ihr bruder/ als ihr fleisch und blut/ als ein wuͤrklicher Predig vom aͤltestenamt des Heilan- des/ s. 9. spricht der Graf: man muͤsse das fein grob hin glauben/ nicht allein/ daß GOtt Schoͤpfer/ ein wuͤrklicher natuͤr- licher mensch gewesen ist/ zu seiner zeit/ ‒‒‒ sondern daß er nach seiner heiligen mensch- heit/ nicht anders/ als da er der zim- merman von Nazareth war/ nicht an- ders/ als da er zu seiner eltern hause her- ausgieng/ und sich von Johanne taufen lies/ mitten unter uns (die herrnhuter) getreten ist/ wandelt mit dem blut’gen schrein/ hier in seiner huͤtten. Und s. 14. bekennet er diesen groben glauben noch deut- licher: wie man den bruder Anton/ bruder Johannes/ oder wie so ein bruder sonst heisen mag/ oder onst einen arbeiter un- ter uns/ sich vorstellet/ nahe/ simpel/ gemeinsam/ ꝛc. so ist der aͤlteste/ der Mann der kirche/ unter uns. Nur daß in an- sehung der ehe/ einjeder mann ein vice- christ ist/ weil ihm der Heiland das kin- derzeugen abgetreten hat. Doch, von die- sem schaͤndlichen geheimnis scheue ich mich, etwas weiter beizufuͤgen. Siehe den ersten theil/ s. 160. und 143. Es scheinet zwar dem herrnhutischer aͤltester. Und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Und wann das geschwister mit Paulo diesen Jehovah dem Grafen nicht lieb zu seyn, daß/ (wie er spricht) dies aͤltestenamt/ daß der Hei- land unter uns/ (herrnhutern) uͤbernom- men hat/ auf einen augenblik/ (s. 9.) eine publique sache worden/ das sonst/ und an sich betrachtet/ unter die geheimnis- se/ unter die perlen und heiligthuͤmer der gemeine gehoͤrt/ die man den schweinen und hunden nicht preis machen muß: aber er bildet sich doch ein, die weisheit GOttes habe es zu einem realen nutzen der menschen/ die keine herrnhuter sind, gefuͤget/ daß es herausgekommen. Dann es soll zu ihrer ewigen errettung gerei- chen; welches sich sonderlich bei leuten ereignen koͤnne/ die von den herrnhutern glauben/ daß sie weder auf die koͤpfe ge- fallen/ noch auch betrieger sind. Gera- de, als ob man beides nicht zugleich glau- ben, und erweisen koͤnne, theils, daß die erfinder dieses geheimnisses der bosheit, gro- se land-und seelen-betrieger, theils, daß die uͤbrige, die sich von ihnen betriegen lassen, recht hart auf die koͤpfe gefallen sind. Dieser entsetzliche betrug des teufels, kan ohne erstaunen nicht gelesen werden. Ein herrnhutischer aͤltester, ist eine blose mensch- liche kreatur, eine erfindung, die in des Grafen anderer Theil. Jehovah einen HErrn nennet/ so bedeutet dieses Grafen gehirne gewachsen ist. Und nun soll der Sohn GOttes, der zur rechten des Vaters erhoͤhet ist, und den alle engel an- beten, ohne betracht seiner Gottheit, und ohne daß ein bruder ihn anbeten duͤrfe, als ein bloser mensch, in der gestalt eines herrn- hutischen aͤltesten, mit dem blutigen schrein, da herumgehen, wo der Graf seine capellen und colonien errichtet hat; so, daß er wie bruder Anton, und Johannes, als zimmer- man von Nazareth, von den andern bruͤ- dern betrachtet werden muͤsse. Ja, dieser verfluchte wahn soll ein solches geheimnis seyn, das zur ewigen errettung anderer leute, die keine herrnhuter sind, durch ei- nen besonderen rathschlus der goͤttlichen weisheit/ gereichen muͤsse; und das den- noch vor die herrnhuter eigentlich, nicht aber vor hunde und schweine, gehoͤre. Diese se unverschaͤmte bosheit, (das fleischliche mit Christo betriebene gnostische ehegeheim- nis/ das noch abscheulicher ist, zu geschwei- gen,) hat dem Grafen seine sinnen dergestalt zerruͤttet, daß er endlich selbst auf den ge- danken faͤllt, ob nicht einjeder nur vernuͤnf- tiger mensch, der diese schandluͤgen hoͤret, ihn entweder vor einen ausnehmenden be- trieger/ oder im kopf verruͤkten waͤscher, hal- Herrnhut. II. Th. M Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dieses wort seine Gottheit nicht/ sondern nur soviel/ als einen Mann/ Davon will ich seine worte beisetzen. In der vorhabenden predig komt es zweimal vor: erstlich, s. 14. Meine bruͤder! das ist es eigentlich/ was auch in der lehre von unserm Vater/ von dem einigen GOtt der gemeine/ von unserm einigen manne/ den wir mit der Sara/ in eben der absicht/ wie sie den Abraham/ un- sern Herrn nennen/ nicht weil er uͤber NB. uns regieret/ nicht weil er das regiment uͤber die welt hat/ nicht weil er unser Schoͤpfer ist/ sondern weil er unser mann ist/ aus ehe-respect/ ꝛc. Das andere ste- het s. 20. Itzt ist nun die zeit/ da wir aus gnaden sagen koͤnnen/ wir haben nur einen GOtt/ den Vater/ von welchem alle und die ehre/ welche halten muͤste. Deswegen ist das der einige grund, den er zum glauben an sein geheim- nis legen kan, daß nemlich die leute, de- nen er dasselbe aufbinden will, ein fuͤr alle- mal glauben muͤssen, der Graf seye weder ein betrieger/ noch auf den kopf gefal- len/ wann er den Sohn GOttes vor einen solchen bruder Anton ausgibt. Wer nun zuerst diesen glauben hat, der ist sodann fer- tig gemacht zu dem andern glauben an das graͤfliche geheimnis selber. anderer Theil. welche ihm durch dieses wort geschiehet/ ist nichts anders/ als eine vorzuͤglichkeit/ der- gleichen ein eheweib seinem manne einraͤumet. M 2 Gleich- alle dinge sind/ und wir in ihm/ (vom lam stehet Joh. 17. Ich in ihnen/ und du in mir/ auf daß sie sich untereinan- der seyn/ wie wir uns sind/) und einen HErrn/ einen mann/ einen ehegatten/ einen eheherrn/ JEsum Christum/ durch den alles fabriciret ist/ ꝛc. Diese ganze brut der graͤflichen teusche- rei, ist so abscheulich, und gotteslaͤsterlich gegen den Heiland, daß ich es vor ganz un- verantwortlich halte, mitten in der Chri- stenheit, und der protestantischen kirche, der- gleichen schaͤndliche schmaͤhschriften auf die GOttheit, frei und ohngehindert druken zu lassen, da man doch, wie billig, gegen die laͤsterer der weltlichen majestaͤt, und ande- dere pasquillanten, ein behoͤriges einsehen, in allen, auch heidnischen staaten, zu gebrau- chen pfleget. Man denke doch, wie dieses tolle volk sich bruͤsten muß, wann es sich einbildet, der Sohn GOttes, ohne auf die unzertrennlichkeit der drei personen, in- gleichen seiner zwo naturen/ und auf die uͤberhimlische erhoͤhung seiner menschlichen verklaͤrten natur, im geringsten zu denken, seye dergestalt in die herrnhutische banden und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Gleichwie demnach im A. T der Vater nicht angebetet worden; also soll im N. T. der Sohn von dieser anbetung/ in den bruͤdergemeinen/ wie- und nester gebannet, Matth. 24, 23. 26. daß sie ihn als einen puren menschen betrachten, folg- lich duꝛchaus nicht anbeten, sondern als ihren bruder Hans, und Anton, ja leiblich, oder so- matisch/ (wie unten vorkommen wird,) als ihr fleisch und bein, mit ihnen zusam- menhangenden aͤltesten, tractiren muͤsten. Sie erheben sich damit, uͤber alle engel und auserwehlten, uͤber alles, was im himmel und auf erden ist, das seine Majestaͤt mit tiefster demuth verehret. Sie entkraͤften, zu diesem ende, die wichtigsten zeugnisse der heiligen schrift, welche ihn wegen der schoͤ- pfung und erloͤsung, wodurch theils die ganze welt wesentlich, theils die menschen eigenthuͤmlich, und die glaubige seeliglich- von ihm abhangen, einen HErrn/ GOtt/ und Jehovah nennen. Da Paulus spricht: 1. Cor. 8, 6. Wir haben einen HErrn/ JEsum Christum/ durch welchen alle dinge sind: so soll dieser JEsus nicht ein HErr, wegen des schoͤpfungsrechts, nicht weil er alles regieret, ein anbetenswuͤrdi- ger GOtt, sondern ein ehemann und bru- der heisen, den man nicht als GOtt tra- ctiren muͤsse. Ist nicht die weissagung Pe- tri anderer Theil. wieder abgesetzt/ und hingegen der Vater an- gebetet werden. §. 98. Dieweil nun 4) solcher gestalt die herrn- huter/ vor den Sohn GOttes/ den sie zu M 3 einem tri hier eingetroffen : Sie verlaͤugnen den HErrn/ der sie erkauft hat/ 2. Petr. 2, 1. Gewis, der satan selbst, hat zu gewissen zeiten, mehr eherbietung vor den Sohn GOttes blikken lasen, Marci 1, 24. als der Graf ihm unter seinen anhaͤngern uͤbrig lassen will. Und jederman wird hieraus ermessen, was vor ein glaube an JEsum, was vor ein Gottesdienst, unter diesem volk im schwange gehen muͤsse, wo die an- betung des HErrn JEsu verboten, und vor ein kennzeichen der hunde und schweine, (das ist derer, die keine herrnhuter sind,) aus- gegeben wird. Es solte wohl niemand ge- denken, daß ein mensch seinen frevel soweit treiben koͤnte. Um seinen anhang recht stolz, die sogenante aͤltesten untrieglich, und seine betriegereien gros, auch bei verlaͤug- nern der Gottheit Christi geltend und alge- mein zu machen, scheuet er sich nicht, den Sohn GOttes nach seiner ehre zu greifen, und alles, was der heilige Geist in der schrift dagegen zeuget, muthwillig unter die fuͤse zu treten. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit einem blosen bruder/ mann/ und aͤltesten ge- macht/ wieder So lautet es ohne scheu, in des Grafen mehrgedachten neujahrsrede/ 1746. s. 7. Er wolte von seinen kindern kuͤnftig nicht mehr als GOtt tractiret seyn/ son- dern als ihres gleichen/ als ihr fleisch und blut. Bis die Christin beim Christ wird seyn/ solte sie GOtt ihr fleisch und bein nennen. Da sagte nun der Heiland: ihr muͤst wieder einen GOtt haben: ich will euch einen geben/ ich will euch einen nennen/ ich habe einen Vater/ der euch gezeuget hat/ und das will ich euch/ als ein groses geheimnis/ sagen/ ich sags euch ins ohr/ ich hab einen Vater. Woraus man siehet, wie- weit die herrnhuter in ihrem gaukelspiel ge- hen, das sie mit der H. Dreieinigkeit trei- ben. Sie sagen sich dergestalt los von der Gottheit des Sohnes, daß sie sogar einen andern GOtt an desen stelle noͤthig haben, wann sie nicht mit grund verdaͤchtig wer- den sollen, daß sie gar keinen GOtt mehr haͤtten. Die absichten des satans bei die- sem geheimnis der bosheit, sind zwar so weit aussehend, daß man, auch in diesem betracht, einen GOtt an seiner stel- le noͤthig zu haben scheinen/ damit sie doch nicht gaͤnzlich ohne einen GOtt seyn moͤgen: so anderer Theil. so hat ihnen der Heiland wieder einen GOtt gegeben. Das ist dann die ursache/ und der eigentliche ursprung einer neuen offenbarung/ M 4 ver- betracht, dafuͤr erstaunen muß. Indesen fuͤhret der Herr Graf, als sein getreuer apostel, dieses zugleich im schilde, daß er den Socinianern, als verlaͤugnern der Gottheit Christi, dadurch luft machen, und die thuͤr zu seinem herrnhaag desto weiter oͤfnen will. Vom alten testament halten die Socinianer nicht viel. Das ist dem Grafen bekant. Deswegen arbeitet er so angelegentlich, die welt zu bereden, daß im A. T. die Gottheit des Sohnes geglaubet worden, jedoch so, und dergestalt, daß die erkentnis des Vaters, und heiligen Geistes dabei unterblieben seye. Das kan nun der strengste Socinianer leicht geschehen lassen, zumal unter den bedingungen, die ihnen der Graf oben (§. 95.) an hand gegeben hat. Aber im N. T. braucht man den Heiland nicht anders, als einen puren menschen an- zusehen, will man nicht unter die hunde und schweine gehoͤren: und man ehret nur den Vater als GOtt. Was heiset dieses aber anders, als an der Gottheit JEsu zum verraͤther werden, und die erkentnis derselben aufs moͤglichste verhindern, nur damit man seine parthie verstaͤrken, und den Herrnhuterey in ihrer Schalkheit vermittelst welcher/ der Heiland seinen Vater den bruͤdern kund gemacht/ jedoch dieses nur ins ohr gesagt hat/ damit es die hunde und schweine/ das ist/ alle/ die keine herrnhuter sind/ nicht erfahren/ noch sich des Vaters/ als ihres GOttes/ annehmen moͤgen. §. 99. Gleichwie nun 5) die bruͤder/ bei so be- wandten dingen/ der Gottheit Christi ent- uͤbriget/ und seiner puren bruͤderschaft theil- haftig worden: also koͤnnen doch die andere menschen/ und alle kreaturen/ der Gottheit des Sohnes nicht loß In ofterwehnter neujahrspredig/ s. 8. wird der Heiland also von dem Grafen re- dend eingefuͤhret: Dann die welt muß mich behalten ewiglich/ die welt und alle kreaturen koͤnnen mich nicht los wer- den/ solange bis alle kreaturen einen mund/ eine stimme/ einen sinn hat/ ein Heil erfahren hat. Darnach will ich sie in euer recht einfuͤhren/ da will ich vorangehen/ und will die ganze kreatur meinem Vater praͤsentiren/ und will den menschen und engeln/ und allen/ wis- sen lassen/ wie hoch ich meinen Vater liebe/ werden/ sondern die den verdamten goͤtzen seiner eigenen ehre, an Christi stat, auf den thron setzen moͤge. Ist das weniger, als der antichrist? anderer Theil. die muͤssen ihn als GOtt behalten/ bis zur wiederbringung aller dinge. Nach welcher jedoch wiederum eine abaͤnderung folget. M 5 §. 100. liebe/ wie hoch ich ihn ehre/ wie hoch ich ihn schon im ungrunde geehret habe. Aber bis dahin ists ein geheimnis/ das nur fuͤr euch gehoͤrt. Und in unsererer obhabenden graͤflichen predig/ vom Vater/ dem Gott der ge- meine/ heiset es, s. 18. Sehet meine ge- schwister/ darauf bezieht sichs auch/ wann manchmal im vorbeigehen gesagt wird/ daß eine zeit kommen wird/ da auch wir/ (die herrnhuter,) ihn werden muͤssen zu unserm ausdruͤklichen Gott ha- ben/ da auch wir/ ihm creatuͤrlich zu fuͤsen liegen/ da auch einmal die glau- bigen/ in conformitaͤt der ganzen uͤbri- gen creatur/ in den aͤonen der ewigkeit/ vor seinem thron niederfallen/ und vor seinem Schemhamphorasch/ (heiligen namen,) kindlich beben werden. Da- mit auch er seinen turnum/ (wechsel,) habe/ sogar auch bei seinen glaubigen. So wie er vorher ohnedem aller welt Gott gewesen ist/ ehe der welt grund geleget war/ so wird einmal das NB. gewesene lamm/ auch uns das numen catholicum/ (der algemeine GOtt,) seyn und Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 100. Wann demnach 6) die bruͤder eine Gott- heit zur anbetung haben wollen/ so wird ih- nen befolen/ in ihren zusammenkuͤnften Neujahrsrede/ s. 8. Da redet abermal der Heiland aus des Grafen mund also: Aber wann ihr (bruͤder) werdet zusam- menkommen/ wann ihr die Gottheit werdet wollen anbeten/ so wies die gan- ze welt bisher auch gethan hat; da solt ihr meinen Vater euren GOtt nennen/ da solt ihr meinen Vater vor euren NB. ei- nigen kirchengott anbeten. Darinn solt ihr privilegiret seyn vor der welt. Dann die welt muß mich behalten ewiglich/ die welt und alle creaturen koͤnnen mich nicht los werden/ solang ꝛc. den und heisen muͤssen/ wann einmal alle seelige creaturen ꝛc. ꝛc. Dann itzo/ (s. 19.) ist er noch aller welt Gott/ und seine glaubige haben das privilegium allein seinen Vater zum Gott zu haben. ‒ ‒ ‒ Aber (s. 20.) das waͤhret eben wieder aͤonen/ und es komt eben der turnus wieder aufs lamm/ auf den H. Geist/ und schliest zuletzt mit der ganzen H. Drei- einigkeit in folle, auf die fuͤlle/ die itzt in Christo wohnt/ und ihn zum Gott aller welt NB. alleine macht. ꝛc. anderer Theil. den Vater/ als ihren einigen kirchengott an- zubeten/ und sie sollen darinnen vor der welt privilegiret seyn/ daß die welt/ nach wie vor/ den Sohn; die geschwister hingegen/ nur den Vater anbeten/ den Sohn aber als einen In der gegenwaͤrtigen predig, vom Va- ter/ dem GOtt der gemeine/ s. 18. soll der Heiland also reden: Ich fahre auf/ zu eurem GOtt/ das ist eben der GOtt/ den ihr durch mich habt kennen gelernt/ und welcher nun/ weil ich ein purer mensch bin/ weil ich vor mensch beste- hen kan/ nach geist/ leib und seel/ auch mein GOtt worden ist/ und solange mein GOtt seyn wird/ als dieselbe gan- ze ewigkeit/ dieselbe ganze reihe der aͤo- nen bestehen wird/ die ich itzt mit mei- nem leiden und sterben angefangen habe/ und die ich mit der zeit/ mit ganz was neuem/ mit einer oͤconomie/ die das vorige gute und seelige alles beisammen/ auch/ und noch unaussprechlich mehr darzu/ haben wird/ wieder beschliessen werde. Hieher gehoͤret auch das graͤfliche lied, in der predig vom aͤltestenamt des Hei- landes/ s. 5. v. 2. Er ist zwar nach den zahren/ der aͤltste unsrer schaaren/ und nach puren menschen/ vor ihren bruder halten. §. 101. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 101. Es bestehet 7) die bruͤderschaft mit dem Heiland/ als dem gemeinaͤltesten/ dem zim- merman von Nazareth/ besonders darinnen/ daß die bruͤder/ des Heilandes fleisch und Dieses sagt der Graf unzehlichmal, z. e. in der predig vom Vater/ dem GOtt der gemeine/ s. 17. Wann wir wollen rechte seelige leute seyn/ so muß es mit uns dahin kommen/ daß wir zu ihm sa- gen: mein gebeine! und zu seinem Va- ter: mein GOtt! woraus man siehet, daß nur die recht seeligen leute zu dem Heiland sagen koͤnnen: mein gebeine! es muß dem- nach der grund dieser verbindung nicht seyn, daß der Sohn GOttes aller menschen natur, und warhaftigen leib, angenommen hat, in welcher absicht er unser aller fleisch und gebeine worden ist, wie die kinder fleisch und blut haben/ Ebr. 2, 14. So schrei- bet auch der Graf, s. 15. Daß/ welche eben den Vater zum GOtt haben/ den der Hei- land hat/ mithin welche bruͤder sind, de- ren annehmung an kindes stat bringe et- was bein nach dem merito: allein bei unsern choͤ- ren/ erweist man ihm die ehren/ als sonst einem supposito. Das heist, man thut dem Heiland keine andere ehre an, als sonst einem bruder. anderer Theil. bein sind/ welches diejenige/ die keine bruͤder sind/ was mehr mit sich/ als ein bloses recht; sie fasse etwas koͤrperliches in sich/ (et- was somatisches) Und in der oben an- gefuͤhrten stelle, aus der neujahsrede/ heist es, s. 7. Der Heiland wolte unter seinen kindern kuͤnftig nicht als GOtt tractiret seyn/ sondern als ihres gleichen/ als ihr fleisch und blut: bis die Christin beim Christ wird seyn/ solte sie GOtt ihr fleisch und bein nennen. Darinnen beste- het also das vorrecht der kinder GOttes, vor den andern, daß Christus ihr fleisch und bein wird. In der predig von dem mann der seele/ stehet folgendes, s. 9. Die worte 1. B. Mos. 22, 17. Dein saame be- sitze die thore seiner feinde/ sind ein com- pliment der gemeine an den Vater. Sein saame/ d. i. unser mann selbst/ und un- sers mannes schwester/ die kirche/ ‒ ‒ ‒ die sich fuͤhlt als seinen saamen/ als das fleisch und gebein seines kindes/ die/ bis sie einmal beim Christ seyn wird/ an GOtt/ als ihr fleisch und gebein glaubt/ und also durch den glauben ein heilig und keusch vermaͤhlungsrecht hat am Jehovah im fleisch ꝛc. Dieses erklaͤret er besser in der com- munionpredig/ 1745. den 15. Aug. s. 9. Daß Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sind/ nicht sagen koͤnnen. Diese koͤnnen auch Daß eine solche vereinigung der gebeine wird mit der menschheit JEsu/ und mit seinem marterleichnam/ und daß unser blut mit seinem gebluͤt vermenget wird. Es ist sehr zu besorgen, daß diese ausdruͤkke aus dem groben glauben der herrnhuter, (wie der Graf ihn oben nennet,) ihren ur- sprung haben. Dann das geheimnis der wahren vereinigung mit JEsu, beziehet sich zwar auf die menschliche natur desselben zu- gleich, und unser leib wird ebenfals dadurch geheiliget, worzu der genus des leibes und blutes Christi im H. abendmal ein geseegne- tes mittel ist, und bleibet. Aber mir grauet billig vor dem graͤflichen geheimnis, wann er den zusammenhang der bruͤder mit der menschheit JEsu, in eine vermengung un- seres gebluͤtes/ fleisches und gebeines, mit dem nunmehr zur rechten GOttes erhoͤheten Heiland, setzet. Zumahlen, da er diesen Heiland, in dieser vereinigung mit den bruͤ- dern, als einen puren menschen betrachtet, wie er sich im vorigen erklaͤret hat. Man halte die neujahrsrede/ s. 13. dagegen, wo er spricht: wer das recht zu herzen nimt/ dem wird freilich sein christenstand/ seine kindschaft/ sein zusammenhang mit dem lam/ sein geschlecht/ bein von seinem bein/ und anderer Theil. auch ihre gebete nicht schliesen mit den wor- und fleisch von seinem fleisch zu seyn/ un- aussprechlich gros. Mein GOtt! wie geschiehet mir/ wann ich auf die gnaden- gabe achtung habe/ des/ der meine seele kennt/ tochter nennt/ und sie zu den ehe- sachen/ mit dem lam will mannbar ma- chen: augenblikke/ (dann das ist was/ das will was sagen/ das reist das ganze gemuͤth hin das beugt vorm lam in staub) augenblikke komt behend. Gewiß, die vereinigung des Heilandes mit der seele, beruhet auf einem bestaͤndigen einflus seiner goͤttlichen kraft, (deren auch die menschliche natur theilhaftig ist,) in un- unsere seelen, und gehoͤret zum reich GOt- tes in uns. Soferne aber der Heiland mit den bruͤdern zusammenhangen soll, wird er als bloser mensch betrachtet, und sein reich unter ihnen, soll in nichts anders bestehen, als daß der mensch JEsus Christus/ ein ordinarius zu herrnhut, und in den bruder- gemeinen seye, wie die eingangspredig am ersten gemeintage/ 1746. s. 8. bezeuget. Und in der neujahrspredig/ s. 13. heiset es: wann ich das reich des gesalbten nenne/ das reich des Heilands/ so nenne ich die oͤconomie/ die er als erster diener im hei- ligthum/ die er als priester/ als ordina- rius Herrnhuterey in ihrer Schalkheit worten: durch deinen lieben Sohn JEsum Christum: rius des ganzen kirchenwesens/ als haupt des ganzen gemeinleibes/ so taͤglich vor sich hat ꝛc. Und s. 7. soll der Heiland sagen: weil ich nun zukuͤnftig euer bruder seyn werde/ euer herz/ und werde unter euch wohnen alle tage/ und euer hoherpriester seyn im al- lerheiligsten/ der erste zeuge/ der aͤlteste der kirche/ der hauptliturgus eurer reli- gion/ so will ich nicht anders von euch tractiret seyn/ als daß ihr mich eure ge- beine nennen solt/ ihr solt mich ansehen als einen boten GOttes/ als den ersten engel unter euch/ als einen erzengel von Philadelphia/ und von allen kirchen. Ich will ordinarius in Ephesus und Smirna/ und in allen gemeinen zugleich/ ich will or- dinarius unter euch seyn/ ich meyne uns ꝛc. Ja man gehet soweit, daß man dem erhoͤ- heten Heiland zweierlei gedanken/ reden und wollen zuschreibet, welche soweit als himmel und erden von einander unterschie- den seyn sollen. Nemlich, in ansehung sei- ner Gottheit und menschheit. Und die eine art soll nur gelten, wann er als der aͤl- teste betrachtet wird. Welches eine ernie- drigte, oder vielmehr von der Gottheit ge- trennte menschheit voraussetzet, ohnerachtet man anderer Theil. man dieses mit leeren worten wieder zu ver- tuschen suchet. Eingangspredig 1746. s. 8. Es ist bekannt/ (aber nirgends als bei den herrnhutern,) daß der Heiland auf zweierlei art denkt/ redt und will/ die einander nicht entgegen/ aber ohngefehr soweit wie der himmel von der erden/ un- terschieden sind/ in ansehung der obgleich unzertrennten/ doch auch inconfusen/ mithin/ wenigstens in praxi divers ge- henden idiomatum seiner Gottheit und menschheit. Mit der praxi der Gottheit wollen wir uns jetzt nicht tief einlassen/ und mit dem geschaͤfte/ das er im himmel und auf erden/ und in allen tiefen betreibt/ sondern wir wollen nur ansehen/ wie GOtt unser Mann/ sich als mensch freut/ wie er sich als haupt seines kirchleins freut ꝛc Die- ses zeiget offenbaꝛlich, daß man die verrichtun- gen der Gottheit JEsu, im stande seiner erhoͤ- hung, nur zum regiment des naturreichs rech- net, hingegen den zusammenhang Christi mit den gemeinen, blos aus seiner menschheit her- leitet, nach welcher sein denken, wollen, und re- den, von dem denken, wollen, und reden der goͤttlichen natur, him̃elweit unterschieden seyn soll. Als welches ohne trennung der persoͤnli- chen vereinigung, und aufwaͤrmung des Ne- storianischen irthums, mithin ohne wieder- spruch gegen die schrift, und Augspurgische confeßion, nicht behauptet werden kan. (**) So Herrnhut. II. Th. N Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Christum: So lauten davon die worte, in der neu- jahrsrede/ s. 8. Alle anbetung des Va- ters/ alle gebete/ die sich endigen: durch deinen lieben Sohn J. C. oder/ um dei- nes lieben Sohns J. C. willen/ und wer- den von einem unbekehrten menschen aus- gesprochen/ der den geist aus GOtt nicht hat/ der mit dem Heiland nicht ein herz/ der nicht sein fleisch und gebein ist/ die werden nicht anders angesehen in der ewigkeit und vor GOtt/ als wann die nonne den lateinischen psalter/ und der papagey/ aller augen warten auf dich HErr/ betet. Nun ist zwar dieser satz eine der ganzen Christenheit bekannte warheit, daß kein un- glaubiger deswegen erhoͤret, oder zu einem kind GOttes wird, weil er spricht, er be- te im namen JEsu des Sohnes. Aber nach des Grafen sinn ist es ganz anders, und sein satz enthaͤlt einen schaͤdlichen irthum. Dann er setzet voraus, ein unglaubiger ha- be kein recht, den Vater JEsu Christi zu wissen und anzurufen. Welches er aus- druͤklich vor verboten ausgibt, wie oben ge- zeiget worden. Warum soll aber der un- bekehrte den Sohn GOttes ohne versuͤndi- gung anbeten duͤrfen, und nur dadurch suͤn- digen, weil sie kein recht haben/ et- was anderer Theil. was von dem Vater JEsu Christi zu wissen. N 2 §. 102. digen, wann er seine anbetung auf den Va- ter richtet? wann die versuͤndigung blos darinnen bestuͤnde, daß ein gottloser die un- rechte person der H. Dreieinigkeit sich zum gegenstand seines gebets erwehlet haͤtte: so muͤste die ehre der anbetung unter die goͤtt- liche personen vertheilet seyn. So muͤsten die eigenschaften der personen unterschieden, folglich nicht mehr ein und eben das goͤttli- che wesen in den drey personen seyn. Ein solches gebet ist wenigstens ein gutes und schriftmaͤsiges bekentnis der H. Dreieinig- keit, und wegen des richtigen begrifs, den ein unglaubiger mit solchen schriftworten ver- bindet, mit nichten dem blosen wort eines papageyen zu vergleichen. Dann ein sol- ches gebet ist ein stuͤk des goͤttlichen wortes, und kan bei einem unglaubigen, zumal wann er den Vater JEsu Christi um die buse anrufet, auch indeme er betet, seine kraft beweisen. Weshalben man es nicht verbie- ten, sondern zum besten aller menschen, auch der suͤnder, einschaͤrfen, und nur den mis- brauch verhuͤten, keines weges aber den un- glaubigen gleichsam bei strafe anweisen soll, daß er mittelst verehrung des Sohnes/ nur einen GOtt glauben moͤge, als ob es ein anderer GOtt seye, wann jemand nebst dem Herrnhuterey in ihrer Schalk heit dem Sohn, auch den Vater bekennet. Das heiset nicht vor dem misbrauch des gebets warnen, sondern GOtt seine ehre rauben. Der Graf entdecket seine hierunter hegende schalkheit in dem liede bei der predig vom Vater/ dem GOtt der gemeine/ s. 24. v. 8. Drum ist ein generalvorbot/ fuͤr alles/ was natuͤrlich/ zu glauben mehr als einen Gott/ und den nicht eh figuͤrlich/ bis daß du erst- lich inne bist/ daß der Gott fleisch gewor- den ist/ dann ehr ihn NB. creatuͤrlich/ v. 10. was aber aus dem Gottes todt erlangt ein neues leben/ das hat hinfuͤhro kein verbot/ und darf sein herz erheben/ zu hoͤren was der liebe GOtt/ der mann mit den 5. wun- den roth/ ihm will zu hoͤren geben/ v 11. Der hoͤrt/ daß noch ein Vater ist/ vom schoͤpfer aller dinge ꝛc. 1) Was natuͤrlich ist, d. i. die menschen, die keine bruͤder sind, sollen nicht mehr als ei- nen GOtt, glauben, nemlich den Sohn Got- tes. Folglich schilt der Graf das eine vielgoͤt- terei, wenn wir drei goͤttliche personen glau- ben, und haͤlt einjede person der Gottheit, vor einen besonderen GOtt, der mit ausschliesung der zweien uͤbrigen, als andern Goͤtter, ge- glaubet werden koͤnne und muͤsse. 2) Es soll ein allgemeines verbot in die welt ausgegangen seyn, kraft desen die natuͤr- liche menschen nur einen GOtt, das ist, eine person glauben sollen. Gleichwol hat der wahre anderer Theil. wahre GOtt kein solches generalverbot irgend- wo gemacht; sondern im gegentheil sich in sei- nem wort als den Vater, Sohn, und heiligen Geist, in einem unzertrennlichen wesen offenba- ret. Und wer zu GOtt kommen will/ mithin auch diejenige, die noch nicht mit GOtt vereini- get sind, muͤssen glauben, daß der dreieinige GOtt/ der wahre GOtt seye, Ebr. 11, 6. und muͤssen in ihren suͤnden sterben/ wann sie nicht glauben, daß der Heiland GOttes Sohn seye, Joh. 8, 18. 19. 24. 27. mithin nach seiner goͤtt- lichen natur einen Vater habe. Also hat nie- mand dieses generalverbot gegeben, als der Herr Graf, der sich uͤber alles was GOtt ist, er- hebet, 2. Thess. 2, 4. und der ganzen welt sich selbst zu einem generalgoͤtzen aufdringen will. 3) Wenn man erst inne geworden, daß die- ser eine Gott/ nemlich der Erloͤser, mensch gewor- den ist, das heiset soviel: wenn man ihn vor sei- nen bruder und aͤltesten angenommen hat, als- dann hoͤret die anbetung auf. Dann ehret man ihn nur creatuͤrlich und figuͤrlich/ wie das weib seinen mann ehret, als eine creatur ihres glei- chen, nur daß er ihr haupt ist. 4) Und wann dieses geschehen, so hat man anstat des einen GOttes, nemlich JEsu Chri- sti, (der nun als ein bloser bruder angesehen wird,) wieder einen GOtt, nemlich den Va- ter. v. 11. Der hoͤrt/ daß noch ein Va- ter ist/ ꝛc. (*) Pred. N 3 Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 102. In soferne 8) der Heiland ein menschist/ wie andere menschen/ die noch keine bruͤder sind/ hat er Pred. vom Vater/ dem Gott der gemeine/ s. 16. Der Heiland hat als wahrer mensch/ denselbigen Gott/ den alle menschen haben/ nemlich Sich; und in ansehung/ daß er ein menschenkind ist/ so ist er der knecht seiner eigenen Gottheit. Und es ist gar nicht ungeschickt/ wenn man die stellen/ da der Hei- land Gottes knecht genennet wird/ so nimt/ daß man den knecht fuͤr Christum/ als JEsum haͤlt/ und Gott fuͤr eben den Christum/ als Jehovah/ und sei- ne menschheit an denselben orten seiner Gottheit subordiniret/ (unterwirft/) und zum minister/ die- ner/) seiner Gottheit macht. In welchem sinn der vers bei uns gesungen wird/ ‒ ‒ weil der knecht Gottes/ Christus/ des Zern Jehovah sein schelten aufs lam gewendet hat/ aufs Jesulein. sich selbst zum Gott/ wie die welt ihn zum Gott hat. In soferne aber der Heiland nach seiner menschheit ein herrnhutischer Eben daselbst, s. 17. Aber in ansehung sei- ner menschheit/ in soferne er ein bruder der glau- bigen ist/ in sofern er ein seeliger mensch ist/ sofer- ne er nicht nur in abstracto ein mensch/ sondern ins besondere/ in specie/ ein seeliger glaubiger mensch gewesen ist/ der durch seinen Vater gelebt hat in der welt/ der unter seines Z. Geistes hand gegan- gen ist/ und in desselben kraft: der gebetet/ und geflehet/ und sich abgeaͤngstiget hat/ wie wir/ und in tausend proben treue bewiesen hat/ wie wir sie beweisen koͤnnen/ der endlich aus der zeit in die hand seines Vaters ganz menschlich uͤbergangen ist/ bruder ist/ anderer Theil. ist/ ein glaubiger und seeliger mensch; da ist er nicht sein eigener Gott; sondern er hat den Va- ter/ als den Gott der gemeine/ zu seinem Gott/ wie die bruͤder. Und das ist der aufschlus von dem geheimnis/ daß der Heiland und die bruͤ- der einerlei Gott haben/ den sie beide anbeten/ und der Heiland eben die Neu ahrsrede/ s. 9. Wann hingegen die kin- der GOttes mit dem Vater JEsu Christi reden/ so nimt er ihren Gottes dienst an/ und sein Sohn ist der erste unter dem haufen/ der fuͤrst unter den Li- turgis/ unter den anbetern Gottes im geist und in der warheit. Dann er macht sich eine freude dar- aus/ daß er mit seinen glaubigen einerlei religion hat. Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater/ zu meinem Gott und zu eurem Gott. Dieser achte satz, muß nun ein wenig zerglie- dert werden. Nachdeme der Herr Graf alles in seine gemeine zu bringen beschlossen hat, was auf erden ist; so gehet er auch in den himmel, und suchet den lieben GOtt unter die herrnhuti- sche bruͤder zu treiben. Er glaubet, er habe sonst religion hat/ wel- che die bruͤder haben/ folglich ein vollstaͤndiger herrnhutischer bruder ist. ist/ wie wir nun in seine hand: in ansehung desen/ sag ich/ ist er nicht sein eigener Gott/ sondern in an- sehung desen hat er seinen Vater zum Gott/ wie wir. Und darauf beziehet sich das ganze 1 . cap. Johannis/ da der Heiland klaar und deutlich zeigt/ daß er und wir einerlei Gott haben/ und daß/ wann wir wollen rechte seelige leute seyn/ so muß es mit uns dahin kommen/ daß wir zu ihm sagen: mein gebeine! und zu seinem Vater/ mein Gott! N 4 Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sonst nichts rechts gestiftet, wann er nichts dann menschen unter sein joch gezwungen, und den HErrn, der im himmel wohnet, alleine frei ge- lassen haͤtte. Deswegen muß die heilige Drei- einigkeit flugs herrnhutisch werden. Ein ur- gott/ ein Gott im ungrunde/ ein Jehovah, der der Schoͤpfer ist, mit ausschliesung des urgotts/ ein schwiegervater der herrnhuter, eine mutter/ eine gemahlin des urgotts/ ein herrnhutischer aͤltester. Der urgott soll geschlafen haben, als der Jehovah die welt ausgesonnen, und her- nach geschaffen hat. Bisweilen sollen diese Goͤtter ein liebesmahl untereinander halten, sich einander kuͤssen/ und einer gewissen lust pflegen. Siehe das herrnhutische lied/ bei der predig vom Vater, dem Gott der gemeine, s. 23. v. 3. Als Gott dein Sohn und dein gemahl/ sich einmal heilig kuͤß ten/ vielleicht bei ihrem liebesmahl/ und gottgelassen luͤst ten/ der urgott aber goͤttlich schlief/ formirte sich ein perspectiv/ von tausend weltgeruͤsten. v. 4. Da brachte der welt architect/ der zeit und ewigkeiten/ in einen moͤglichen prospect/ vors urgotts un- grundheiten ꝛc. ꝛc. Ob es nun die alten Gnostiker und Valenti- nianer, so weit mit der Gottheit getrieben ha- ben, das uͤberlasse ich denen zu beurtheilen, welche dieser tiesen des satans kundig sind. Damit wir auf die zergliederung des achten satzes in diesem §. 102. wieder einlenken, so wird 1) Christus anderer Theil. 1) Christus als mensch, auf zweierlei art betrachtet. Einmal, soferne er ein mensch ist, in abstracto, das ist, aus leib und seele bestehend, wie andere menschen. Sodann in soferne er ein heiliger und seeli- ger mensch ist, wie die bruͤder. Es liese sich dieser unterschied noch entschuldigen, wann der schreckliche misbrauch davon ge- sondert bliebe, welcher sogleich hinzu gese- tzet wird, und davon wir hernach reden wollen. Es kan die menschheit Christi be- trachtet werden, soferne sie aus seele und leib bestehet, ohne an die obwol von beiden stuͤ- ken unzertrennte heiligkeit und unsuͤndlich- keit, auch ohne an die persoͤnliche vereini- gung, und theilnemung der goͤttlichen herr- lichkeit, in ansehung der menschlichen natur, zu gedenken: ohne endlich den stand der er- niedrigung und erhoͤhung in betracht zu zie- hen. Aber 2) der Graf setzt die menschheit Christi, welche gedachter masen betrachtet wird, in eine besondere klasse mit andern kreaturen, die GOtt den Vater nicht zum GOtt ha- ben. Und zwar in die klasse der unbekehr- ten menschen/ die deswegen den Vater nicht zum GOtt haben, weil sie fleischliche, natuͤrliche menschen sind. Er betrachtet ihn in zweierlei verhaͤltnis. Entweder als einen menschen, oder als einen heiligen seeligen menschen. Das ist der grund, warum er nicht N 5 Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nicht den Vater/ sondern sich selbst zum GOtt haben soll; dieweil die weltmenschen, die weder heilig noch seelig sind, nicht den Vater, sondern den Sohn zum GOtt ha- ben, desen sie nicht los werden koͤnnen, wie oben sein ausdruk lautet. Jetzt/ spricht er, ( vom Vater/ dem Gott der gemeine/ s. 19.) ist der Sohn noch aller welt Gott/ und seine glaubige haben das privilegium al- lein/ seinen Vater zum GOtt zu haben. Also hat der Heiland, nach der graͤflichen bibel, eben die verhaͤltnis gegen sich selbst, welche die unbekehrte menschen, als unbe- kehrte, gegen seine Gottheit haben. Und in diesem verhaͤltnis hat er kein privilegium, seinen Vater zum GOtt zu haben. Sol- chergestalt hat dann der Heiland um seines menschlichen wesens willen, (welches als nicht heilig/ und nicht seelig angesehen wird) nicht aber weil ihm unsere suͤnden zugerech- net sind, wobei er gleichwol nicht aufhoͤret ein heiliger seeliger mensch zu seyn, ein sol- ches verhaͤltnis gegen seinen Vater, kraft desen er ihn weder zum Vater, noch zum GOtt hat, sondern er gehoͤret unter die zahl der suͤnder, welche der Gottheit des Soh- nes nicht los werden koͤnnen, solange sie nicht heilige und seelige menschen sind. Die- se laͤsterung gegen den Heiland, zu verste- ken, spricht der Graf, es werde die mensch- heit Christi in abstracto betrachtet. Hiese das anderer Theil. das soviel: sie wird als ein geschoͤpf GOt- tes nach leib und seele, betrachtet; (wie doch der zusammenhang der graͤflichen wor- te nicht gestattet,) so sind ja in diesem ver- stande alle menschen gute geschoͤpfe GOttes. Die zwei verschiedene wesen, leib und seele, sind vollkommenheiten, welche der Dreiei- nige GOtt, als Schoͤpfer und Erhalter, her- fuͤrgebracht hat, und woruͤber wir im er- sten artikel des Christlichen glaubens, mit dem S. Luther ihn preisen: Ich glaube/ daß mich GOtt/ (die erste person,) ge- schaffen hat/ mir leib und seele ꝛc. Also muß ein mensch, der solchergestalt in ab- stracto betrachtet wird, das ist, ohne das gute oder boͤse, welches aus seinen freien handlungen herkomt, oder auch, ohne an das ebenbild GOttes und desen verlust zu gedenken, nothwendig den Dreieinigen GOtt zu seinem GOtt, Vater und Schoͤpfer ha- ben, wie dann der Vater im himmel, als der Vater JEsu Christi, den menschen als seinen geschoͤpfen gutes thut, Matth. 5, 45. Apostelg. 14, 17. Hat nun Christus, (sol- chergestalt in abstracto betrachtet,) den Va- ter nicht zum GOtt, so verlaͤugnet er den Schoͤpfer seiner menschheit. Noch weiter, wenn es erlaubet ist, den Heiland auf eine solche art in abstracto zu betrachten; so duͤr- fen wir sonder zweifel auch die herrnhutische bruͤder also betrachten. Also muͤsten sie ja ebenfals Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ebenfals a) den Vater, in dieser verhaͤltnis nicht zum GOtt haben, b) den Sohn GOt- tes im gegentheil als GOtt tractiren, wie die menschheit Christi ihn zum GOtt haben soll. Oder hoͤren die bruͤder auf menschen zu seyn, sobald sie bruͤder werden? wel- ches man fast glauben solte. Doch wie- der auf das erste zu kommen: wer hat sol- che schandlehren jemals erhoͤret, daß ein mensch, weil und soferne er ein heiliger mensch wird, von dem verhaͤltnis gegen GOtt den Sohn, als seinen schoͤpfer und erloͤser, mithin von dem verhaͤltnis, das er, auch als ein wahrer mensch hat, los- gesprochen seyn, und dennoch im gegen- theil, einjeder mensch, der noch nicht an Christum glaubet, unter der regierung des Sohnes, ohne den Vater zum GOtt zu haben, stehen soll? Und das sind gleich- wol die graͤfliche glaubensartikel, die we- der vernunft noch schrift, sondern der geist der luͤgen, und der atheisterei, aus- hecket. 3) Dieweil der Graf dem betrug und eingeben des satans einmal platz gegeben hat, es seye GOtt der Vater im alten te- stament nicht bekannt gewesen; so hat ihn dieser meister der luͤgen, den er anstat Got- tes zum lehrer annimt, noch weiter gefuͤh- ret. Nemlich wann der himmlische Va- ter im A. T. den Sohn seinen knecht nen- net: anderer Theil. net: Siehe mein knecht wird weislich thun/ ꝛc. Jesa. 52, 13. so soll die Gott- heit des Sohnes daselbst von ihrer mensch- heit reden. Jetzt nehme man den obigen lehrsatz des Grafen darzu, so muß dieses der verstand seyn: der knecht, der weis- lich gethan hat, ist die menschheit Christi, in soferne sie ein knecht der Gottheit des Sohnes ist; oder in soferne sie ihren eige- nen Jehovah zum GOtt hat. Nun aber wird die menschheit Christi in solcher ver- haͤltnis nicht anders als in abstracto betrach- tet. Das heiset nach des Grafen erklaͤ- rung soviel, sie wird weder als heilig/ noch seelig/ nicht in der persoͤnlichen ver- einigung, nicht einmal so gut als ein herrn- hutischer bruder, nicht wie sie den Vater zum GOtt hat, betrachtet. Und dennoch soll sie in dieser verhaͤltnis das erloͤsungs- werk vollfuͤhren, weislich thun/ ꝛc. Sie- oben ( not. *) wo es ausdruͤklich heiset, es werde der Heiland solchergestalt als JEsus betrachtet. Wodurch dann eine verviel- faͤltigung der personen, trennung der per- soͤnlichen vereinigung, vernichtung der ver- dienstes JEsu, mithin ein voͤlliger umsturz des hauptgrundes unserer seeligkeit verur- sachet wird. Aber das alles hat der Herr Graf thun muͤssen, weil sich der Heiland in die herrnhutische form anders nicht ge- schicket haͤtte. Der Graf fuͤhret seinen be- weis Herrnhuterey in ihrer Schalkheit weis (not.*) mit einem liede, das unter den herrnhutern uͤblich ist, wie er dann die hei- lige schrift laͤngst bei seite geleget, und seine lieder, oder doch eine falsche deutung untadel- hafter alter lieder, mithin uͤberall seine traͤu- me, zu beweisgruͤnden macht. Der verwir- rungsgeist ist in der deutung dieses liedes handgreiflich. Der Jehova ist der Sohn GOttes, wie daselbst im folgenden stehet. Der knecht GOttes soll Christus seyn, in abstracto betrachtet, in soferne er ein knecht seiner eigenen Gottheit ist, und das lamm ist eben der Christus, in sofern er ein herrn- hutischer bruder oder aͤltester ist, der nicht als ein GOtt tractiret werden darf, der einmal aufhoͤren wird ihr lamm zu seyn, wie es in der predig vom Vater ꝛc. heiset, s. 18. Es wird einmal das gewesene lamm auch uns der algemeine GOtt (nu- men catholicum) seyn und heisen muͤssen/ wann einmal alle seelige creaturen ꝛc. ꝛc. 4) Daß der Graf das ganze siebzehen- de cap. Johannis/ und also die letzte reden JEsu, zum behuf dieser laͤsterungen mis- brauchet, das ist ein neuer beweis von der grosen macht des satans, und von dem goͤtt- lichen gericht uͤber solche seelen, welche den weg der warheit einmal verlassen haben. Wir befehlen die sache diesem Heiland, der maͤchtig ist, seine ehre zu retten. Der trete den satan unter seine fuͤsse. Drukfehler. Der geneigte Leser wolle die einge- schlichene Drukfehler nicht unguͤtig deu- ten, in Betracht, daß der Abdruk aus- waͤrts geschehen, und von dem Verfas- ser nicht durchsehen werden koͤnnen. So ist es z. e. wider alles Vermuthen und gegen die deutliche Vorschrift des Con- cepts geschehen, daß Vorrede §. 6. eine Rotte verfluchter Men- schen, an statt verfuͤhrter Menschen gesetzt worden, siehe s. 75. Man ist ge- wohnt lieber zu seegnen als zu verfluchen. s. 22. ließ Corpori, ingleichen, unterste- hen wuͤrden. s. 33. lin. 6. ließ: und unterscheidet ihn von dem Sohn. s. 57. lin. 8. ließ der Vater und der H. Geist, und eben so lin. 15. s. 95. ließ faßlichern vor faͤlschlichen Wor- ten. s. 132. ließ nicht mittelbar. s. 139. lin. 4. ließ: heiligen Geist selbst. s. 144. ließ Moment an statt Monat ꝛc. Das uͤbrige wird der Guͤtigkeit des Lesers uͤberlassen.