Johannis Angeli Silesii Geistreiche Sinn vnd Schlussri- me. Denen Hochwuͤrdig: in Gott Geistlich/ auch Ed- len vnd Hochgelehrten: Hoch vnd Wolgebornen Herren/ Herren/ auch Edlen Gestrengen Herren/ N: Einer Loͤbl: Landtschafft deß Ertzhertzogthumbs Oesterreich vnter der Ennß Herren Verordneten/ ꝛc. G Naͤdige vnnd Hochgebiet- tunde Herren/ Herren/ ꝛc. Niemahlen kan ein rechte/ messige deß grossen vnnd vbergos- senen Meers vnergruͤndlichkeit/ ei- ne gebrauchung deß Menschlichen Leben erwachsen; Niemalen auch wirdt jemandt/ desselben koͤstli- chen Magnetischen Bergs eintzige Frucht/ oder Ergoͤtzlichkeit ver- spuͤret haben/ welcher nicht in disem seine jhme selbst zustaͤndige Ge- heimbnuß/ vnd Clausulas suchende A 2 er- DEDICATIO . ereignet: in jenem aber villeicht die schoͤne gebahnte Strassen der ge- schwinden Schifffahrt erfragende gepfleget hette: Dann weme wirdt doch deß groben Ackersmann in de- nen wolriechenden Gaͤrten der vil- faͤrbigen Blumen seine vnfruchtba- re Vnpaͤßlichkeit verborgen be- halten? Dahero wir haben/ daß wir alle Sachen bey moͤglichst dem be- sten Orth oder Gelegenheit zu vol- kommener begebung deß glůcklichen Außgangs vnd ansehen erholen vnd abfordern. Dieweilen aber gleichs- fals auch nichts sich befindet/ wel- ches da/ ob zwar geringes durch gu- te erfindung der Anstalt zu dem er- heblichsten Ansehen nicht gebraucht werden koͤnte; Also befindet es sich mit anjetzigen meinen Tractaͤtl der schoͤ- DEDICATIO . schoͤnen Schlußreimen Johan- nis Angeli/ also/ daß/ weilen diß ein recht schoͤn vilfaͤrbiger Garten der edlen Blumen/ welchen ja keiner vorbey gehet/ deme nicht seine selbst außerlesene Blumen belieben moͤch- te; oder vilmehr ein schoͤne weitge- babnte Heyden deß grossen Meers zu nennen/ auff welchem dann auch der geringste mit dem hoͤchsten seine ersuchte Schiffung zu dem ge- wůntschten Port/ der ermessenen Fruchtbarkeit einholt vnd einpflan- tzet. Habe demnach gaͤntzlichen er- wogen/ dise Tractatische Blumen- Wurtzel erstenmals denen Hoch- wuͤrdigen/ Hochgebiettunden vnd Hochgelehrten Herꝛn/ Herꝛn einer Hochloͤbl: N: Oe: Landtschafft Herꝛn Verordneten/ ꝛc. ꝛc. als de- A 3 nen DEDICATIO . nen erweglichsten diser gepflantzten Sachen Fautoribus mit vnter- thaͤnig: gehorsambsten Affection vnnd Meynung zu dediciern, gantz vnterthaͤnigist bittente/ solches mit gnaͤdigisten affect zuerwoͤhlen. Lebe also vngezweifflet diser Hoff- nung/ es werde dises ein mehrere be- liebung in andern erwecken/ wofern es durch die grossen Gemůter wirdt behelliget werden. Wienn den 1. Julij, Anno 1657. Ewr Hoch: vnd Gn. Gehorsamber Johann Jacob Kuͤrner/ Einer Loͤbl: N: Oe: Landschafft Buchdrucker/ Erinnerungs Vorrede an den Leser. G uͤnstiger Leser/ nach dem folgende Reimen vil seltzame paradoxa oder widersinnische Reden/ wie auch sehr hohe und nicht jederman bekandte schluͤs- se/ von der geheimen GOttheit. Jtem von Ver- einigung mit GOtt oder Goͤttlichem Wesen/ wie auch von Goͤttlicher Gleichheit vnd Ver- goͤttung oder GOttwerdung/ und waß der- gleichen/ in sich behalten; welchen man wegen der kurtzen Verfassung leicht einen Verdam- lichen Sinn oder boͤse Meinung koͤnte andich- ten: Als ist vonnoͤthen dich deß halben zuvor zuerinnern. Unnd ist hiermit einmal fuͤr allemal zuwis- sen/ das deß Urhebers Meinung nirgends sey/ daß die Menschliche Seele jhre Geschaffenheit solle oder koͤnue Verliehren/ und durch die Ver- goͤttung in GOtt oder sein ungeschaffenes We- sen verwandelt werden: welches in alle Ewig- keit nicht seyn kan. Denn obwol GOtt Allmaͤch- tig ist/ so kan er doch dises nicht machen (und wann Ers koͤnte/ waͤre Er nicht GOtt) daß eine Creatur natuͤrlich und wesentlich GOtt A 4 sey. Erjnnerungs Vorred sey. Derowegen sagt Thaulerus in seinen Geist- lichen Unterrichtungen c. 9. weil der Aller- hoͤchste nicht machen kondte/ daß wir von Na- tur GOtt waͤren (denn diß steht Jhm alleine zu) so hat Er gemacht/ daß wir GOtt waͤre auß Gnaden; damit wir zugleich mit Jhm in jmmerwehrender Liebe besitzen moͤgen eine See- ligkeit/ eine Freuͤde/ und ein einiges Koͤnig- reich: Sondern dieses ist sein Sinn/ daß die Gewuͤrdigte und Heilige Seele zu solcher naher Vereinigung mit GOtt und seinem Goͤttlichen Wesen gelange/ daß sie mit demselben gantz und gar durchdrungen/ uͤberformet/ Vereinigt und eines sey; dermassen/ daß wenn man sie sehen solte/ man an jhr nichts anders sehen und erken- nen wuͤrde als GOtt; wie dann im ewigen Le- den geschehen wird: Weil sie von dem Glantze seiner Herꝛlichkeit gleichsamb gantz Verschlun- gen sein wird. Ja daß sie zu solcher Vollkomner gleichnuͤß GOttes gelangen koͤnne/ daß sie eben daß Jenige sey (auß Genaden) was GOtt ist (von Natur;) und also in disem Verstande recht und wol ein Liecht in dem Liechte/ ein Wort in dem Worte/ und ein GOTT in GOtte (wie in den Reimen geredet wird) koͤn- ne genennet werden. Sinthemal/ wie ein alter Lehrer sagt/ GOtt der Vatter hat nur einen Sohn/ und derselbe sind wir alle in Christo. Sind wir nun Soͤhne in Christo so muͤssen wir auch an den Leser. auch sein was Christus ist/ und dasselbe Wesen haben/ welches der Sohn GOttes hat: Denn eben darumb (spricht Thaulerus in der vierd- ten Predigt am H. Christage) daß wir dasselbe Wesen haben/ werden wir Jhm gleich/ und se- hen Jhn wie Er wahrer GOtt ist. Und diesem Satze stimmen bey alle Heilige GOttesschawer; jnsonderheit jetzt gedachter Tauler in der 3, Predigt am 3. Sontag Trinit. da er spricht: Die Seele wird (durch daß wider erlangte Ebenbild) GOtte gleich und Goͤtt- lich: Ja alles wird sie auß genaden was GOtt ist von Natur. Jn diser Vereinigung und ein- senckung in GOtt/ wird sie uͤber sich selbst in GOtt gefuͤhrt/ und GOtte so gleich/ daß wann sie sich selber saͤhe/ sie sich fuͤr GOtt wuͤrde schaͤtzen: Und wer sie sahe/ der wuͤrde sie sehen/ nicht zwar in dem Natuͤrlichen/ sondern in dem auß Genaden jhr mit getheiltem Wesen/ Form und weise GOttes/ und wuͤrde also Seelig von dem Gesichte. Sinthemal GOtt und die Seele in solcher Vereinigung eines sind; wiewol nicht von Natur/ sondern auß Genaden. Und nach wenigem: Die lautere und Goͤttliche Seele welche von der Creaturen Liebe so frey ist wie GOtt/ wird von andren gesehen werden/ auch sich selber in Ewigkeit ansehen alsGOtt (denn GOtt und eine solche Seele sind in der ob- gemeldten Vereinigung eins) und wird jhre A 5 See- Erjnnernngs Vorred Seeligkeit in und auß sich selbst nehmen in diser Vereinigung. Rusbroch im dritten Buch vom Zierrath der Geistlichen Hochzeit c. 1. Jn der Wesent- lichen Einheit GOttes sind alle Andaͤchtige und jnnige Geister eins mit GOtt durch jhre Lieb- habende einsenckung und zerschmeltzung in jhn: Und sind auß Gnaden eben dasselbige Eins daß die selbe Wesenheit in sich selber ist. Und eben daselbst: GOtt uͤber alle gleich- nuͤsse/ wie Er in sich selber ist/ fassen und Ver- stehen/ daß ist etlicher massen GOtt mit GOtt sein ohne mittel/ (oder daß ich so sage) ohne ei- ne empfindliche Anderheit. Und eben im sel- ben Buche c. 2 spricht Er: Wann der Geist deß Menschen durch die genießliche Liebe sich selber verlohren hat/ so empfaͤngt er die Klar- heit GOttes ohne mittel: Ja er wird auch selbst/ (sovil einer Creatur zusteht) ohne un- terlaß dieselbe Klarheit welche er embfaͤngt. Gleichermassen redet auch S. Bernard. im Buche vom Einsamen Leben/ da er spricht: Wir werden daß sein was Er ist. Denn wel- chen die Macht gegeben ist GOttes Kinder zu werden/ denen ist auch die Macht gegeben/ nicht zwar daß sie GOtt seyn/ sondern daß sie seyn was GOtt ist. Und nach disem: Dise gleichnuͤß GOttes wird die Einheit deß Gei- stes genennt/ nicht alleine weil sie der Heilige Geist an den Leser. Geist zu Wercke richtet/ oder den Geist deß Menschen damit anthut: Sondern weil sie selbst der Heilige Geist/ GOtt die Liebe ist/ weil durch Jhn/ welcher die Liebe deß Vatters und deß Sohnes ist/ und Einheit/ und Anmuͤtig- keit/ und Gut/ und Kuß/ und umbfassung/ und alles was beyden kan gemein sein/ in jener hoͤch- sten Vereinigung der Warheit/ und Warheit der Vereinigung/ eben dasselbe dem Menschen auff seine Art zu GOtt geschicht/ was mit der selb staͤndigen Einheit dem Sohne zum Vat- ter/ oder dem Vatter zum Sohne/ wann in der umbfahung und Kuß deß Vatters und deß Sohns sich etlicher massen mitten inne befindet daß seelige Gewissen; da auff eine unauß- sprechliche und Ungedaͤnckliche weise der GOt- tes Mensch verdienet zu werden/ nicht GOtt; sondern doch was GOtt ist auß Natur/ der Mensch auß Genaden. Und dises Bernardus. Fragstu wie daß zugehen koͤnne/ weil daß Goͤtt- liche Wesen unmittheilhafftig ist? So antwort ich dir fuͤrs Erste mit dem heiligen Bonaven- tura: So du es wissen wilt/ so frage die Ge- nade/ und nicht die Lehre: Daß Verlangen/ und nicht den Verstand: daß Seufftzen deß Gebeths/ und nicht daß fleissige lesen: Den Braͤutigam/ nicht den Meister: GOtt/ nicht Menschen: Die tunckelheit/ nicht die Klarheit: Nicht daß Liecht/ sondern daß Fewer welches A 6 gantz Erjnnerungs Vorred gantz und gar anflammet/ und in GOtt mit brennenden Begierden fuͤhret/ welches Fewr GOtt selber ist. Fuͤrs ander/ daß das Goͤttliche Wesen zwar unmittheilhafftig sey/ solcher gestalt/ daß es sich mit einem Dinge vermengen solte/ und eine Na- tur oder Wesen mit jhm werden: Daß es aber auff gewisse Weise wegen der so nahen und jn- niglichen Vereinigung/ mit welcher es sich in die Heylige Seelen ergiest/ gleichwol mit theilhafftig koͤñe genennet werden: Massen auch Petrus sagt/ daß wir theilhafftig werde der goͤtt lichen Natur: und Johannes/ daß wir Gottes Kinder seynd/ weil wir auß GOtt gebohren seynd. Nun koͤnnen ja die jenige nicht Gottes- Kinder/ und theilhafftige der Goͤttlichen Na- tur genennet werden (spricht Thomas à Jesu l. 4. d. orat, divin. c. 4.) wann dieselbige nicht in Uns/ sondern weit von Uns abgesondert ist. Denn so wenig ein Mensch kan weise seyn ohne Weißheit (wie Thauler. in der vierdten Ser- mon im H. Christage redet) so wenig kan einer auch ein Kind Gottes seyn ohne die Goͤttliche Kindtschafft/ daß ist/ er habe dann daß war- hafftige Wesen deß Sohnes GOtts selber. De- rohalben soltu Gottes Sohn oder Tochter seyn/ so mustu auch eben daß Wesen haben/ welches der Sohn GOttes hat/ sonsten kanstu GOttes Sohn nicht seyn. Aber solche grosse Herꝛlich- keit an den Leser. keit ist uns noch zur Zeit verborgen. Darumb schreibt auch S. Johannes an obgemeldtem Ort weiter also: Meine allerliebsten wir sind zwar Gottes Kinder/ aber es ist noch nicht offenbahr was wir seyn werden/ wir wissen aber wann es erscheinen wird/ daß wir jhme werden gleich seyn/ das ist/ dasselbe Wesen daß er ist werden wir auch seyn ꝛc. Darumb sagt Nicolaus à Jesu Mar. l. 2. c. 16. Elucid. Theologic. in Joan. à cruce: Daß die Seele durch die Wuͤr- ckungen der Liebe mit welchen sie GOtt liebt/ Erlange/ daß jhr GOtt nicht allein seine Ga- ben mittheile/ sondern daß auch selbst die selb- staͤndigkeit und Wesen GOttes der Seelen mit sonderbahrem Titel selbstaͤndig zugegen sey. Und solches bestaͤttigen auch die Worte deß hei- ligen August. S. 185 de tempore da er spricht: der heilige Geist ist in disem Tage zu bereitung der Hertzen seiner Apostel wie ein Platzregen der Heiligung eingefallen/ nicht als ein Eil- fertiger besucher/ sondern als ein jmmerweh- render Troͤster/ und ewiger beywohner. Dann wie er Matth. am 28. von sich selbst seinen A- posteln gesagt hatte: Siehe ich bin bey euch alle Tage biß zum Ende der Welt; Also sagt er auch von dem heiligen Geiste: Der Vatter wird euch den Troͤster geben der bey euch sey in Ewigkeit/ derowegen ist er in disem Tage bey seinen Glaͤubigen nicht nur durch die Gnade A 7 der Erjnnerungs Vorred der Rechtfertigung/ sondern selbst durch die gegenwart seiner Majestaͤt gewest; und ist in die Gefaͤsse jetzo nur nicht der Geruch deß Bal- sams/ sondern selbst die selbstaͤndigkeit der Heiligen Salbe geflossen. Dises aber eygentlicher und ohne jrꝛthumb zuverstehen und zu erklaͤren/ hab ich mir allzeit sehr belieben lassen die Gleichnuͤsse welche die heiligen Vaͤtter von der Vereinigung der Son- nen mit der Lufft/ deß Fewers mit dem Eysen/ deß Weins mit dem Wasser/ und was derglei- chen/ sich gebrauchen/ dise hobe Vereinigung GOttes mit der Seelen etlicher massen da- durch zu beschreiben. Unter welchen der heilige Bernard: im Buche wie man GOtt lieben sol/ in der mitten also spricht: Gleich wie ein tro- pfen Wassers in vil Wein gegossen von sich gantz zuvergehen scheint/ in dem es deß Weins geschmack und Waͤrmde an sich nimbt: Und wie ein fewriges gluͤendes Eysen dem Fewer gantz und gar gleiche wird/ und seine alte und eigentliche Gestalt außziehet: und wie die Lufft mit der Sonnenliecht durchgossen in desselben Liechtes Klarheit uͤberformet wird; also gar daß sie nicht so wol Erleuchtet/ als daß Liecht selber zu sein scheinet: Also wird vonnoͤthen seyn/ daß in den Heiligen alle Menschliche be- gierlichkeit auff unaußsprechliche weise von jhr selbst zerschmeltze/ und in Gottes willen gaͤntz- lich an den Leser. lich eingegossen werde: dann wie wolte sonst GOtt alles in allen seyn/ wenn in dem Men- schen noch etwas vom Menschen uͤbrig waͤre? Und in dem 25. Cap. deß Buchs von der Liebe/ nach dem er eben dise Gleichnuͤsse angefuͤhret hatte/ spricht er darauff: Also ist deß Menschen Geist/ wann er mit Goͤttlicher Liebe angethan ist/ gantz Liebe. Derowegen wer GOtt liebt/ ist jhm selbst Todt/ und in dem er GOtt alleine lebt/ machet er sich etlicher massen (daß ich so rede) mit Wesentlich oder mitstaͤndig dem ge- liebten ( consubstantiat sedilecto. ) Denn so die Seele Davids der Seelen Jonathe vereinigt ist; oder so der welcher GOtt anhaͤngt ein Geist mit jhm wird: so gehet nit ohne ungleiches Ur- theil der Vereinigung auff eine gewisse Art der mit Wesenheit die gantze Begierde in GOtt/ ꝛc. Und derogleichen findet man auch beym Rus- broch Harphio, Thauler. und anderen. Jn- sonderheit beym Ludovico Blosio da er im zwoͤlfften Cap. seiner Geistlichen Unterrichtun- gen sehr schoͤn also Redet. Jn der geheimen ver- einigung verfleust die liebhabende Seele/ und vergehet von jhr selbst/ und verfoͤllet/ als waͤre sie zunichte worden/ in den Abgrund der ewigen Liebe: Allda sie jhr Todt ist/ und GOtt lebet/ nichts wissende/ nichts fuͤhlende/ als die Liebe welche sie schmaͤkket; denn sie verliehret sich in der uͤbergrossen Wuͤste unnd Finsternuͤß der Gott- Erjnnerungs Vorred GOttheit. Aber sich so verliehren/ ist mehr sich finden. Da wird Warlich/ was da ist daß Menschliche außziehende/ und daß Goͤttliche anziehende/ in GOtt verwandelt. Gleich wie daß Eysen im Fewer die Gestalt deß Fewers annimbt/ und ins Fewer verwandelt wird. Es bleibet aber doch daß Wesen der also vergoͤtte- ten Seelen gleich wie daß gluͤende Eysen nicht auffhoͤret Eysen zuseyn. Derohalben die Seele welche zuvor kalt war/ ist jetzt brennend/ die vor Finster war ist jetzt leuchtend: Die vor harte war/ ist jetzt weich: Gantz und gar GOttfar- big; weil jhr Wesen mit Gottes Wesen durch- gossen ist: Gantz mit dem Fewer der Goͤttlichen Liebe verbrennet/ und gantz zerschmeltzend in GOtt uͤbergangen/ und jhm ohne mitel Verei- nigt/ und ein Geist mit jhm worden ist; gleich wie Gold und Ertzt in einen Metallischen klum- pen zusammen geschmoltzen werden. Nun mit solchen und dergleichen Worten und Reden haben sich die H. Gottesschauer bemuͤhet die jnnigliche Vereinigung Gottes mit der geheiligten Seelen etlicher massen außzu- drukken; deñ dieselbe gruͤndliche zubeschreiben/ sagen sie/ daß man nicht Wort sinden koͤnne. Wann derowegen der Guͤnstige Leser in di- sen Reimen hin und wider derogleichen finden wird; so wolle er sie auch nach disem Verstande richten und verstehen. Wie wol ich nun was disen Punctt anbe- an den Leser. langt zur genuͤge mich vermeine erklaͤrt zuha- ben; so muß ich doch noch einen schoͤnen Text auß Dionijsio Carthusiano allher setzen: diser redet Artic. 42. in Exod. also/ Alsdañ wird die Seele gantz in daß unendliche Licht außgebrei- tet/ der uͤberwesentlichen GOttheit und uͤber- seeligsten Dreyeinigkeit/ so strahlend/ Liebreich und nahe copulirt oder verbunden/ daß sie nichts andres verspuͤret/ noch jhre eigne Wuͤr- ckung warnimbt: sondern sie Verfleust von jhr selbst/ und fleust wider in jhren eigenen Bron- nen/ und also wird sie in die Reichtuͤmber der Glorien verzukket/ in dem Fewr der ungeschaf- fenen unaußmaͤßlichen Liebe verbrennet; in dem Abgrunde der Gottheit vertieffet und ver- schlukket/ daß sie scheint etlicher massen daß ge- schaffene Wesen auß- und daß ungeschaffene und erste Musterwesen ( esse ideale ) wider an- zuziehen. Nicht daß die Selbstaͤndigkeit ver- wandelt oder daß eigene Wesen weg genommen werde/ sondern weil die Weise zuseyn/ und die Eigenschafft oder qualitet zuleben Vergoͤttet wird: Daß ist/ GOtte und seiner uͤberseeligsten Seeligkeit uͤbernatuͤrlich und genaͤdiglich ver- gleichet wird: und also wird fuͤrtrefflich erfuͤl- let deß Apostels Wort: Wer dem HErren an- haͤngt ist ein Geist mit jhm/ ꝛc. Wenn nu der Mensch zu solcher Vollkomner gleichheit GOttes gelangt ist/ daß er ein Geist mit Erjnnerungs Vorred mit GOtt/ und eins mit jhm worden/ und in Christo die gaͤntzliche Kind- oder Sohnschafft erreicht hat/ so ist er so groß/ so reich/ so weise und maͤchtig als GOtt/ und GOtt thut nichts ohne einen solchen Menschen/ denn Er ist eins mit jhm; er offenbahret jhm alle seine Herꝛlich- keit und Reichtuͤmber/ und hat nichts in seinem gantzen Hause/ daß ist/ in sich selber/ welches er fuͤr jhm verborgen hielte; wie er zu Mosi sagte/ ich will dir all mein Gutt zeigen. Derowegen sagt der Urheber nicht zuvil wann er N. 14. in der Person eines solchen Menschen spricht; ich bin so Reich als GOtt: Denn wer GOtt hat/ der hat mit GOtt alles was GOtt hat. Also was N. 8. 95. und sonsten gesagt wird/ ist auch nach diser Vereinigung zuverstehen. Wiewol auch dise zwey ersten ein absehen auff die Peer- son Christi haben/ welcher wahrer GOtt ist/ und mit seinen unvergleichlichen Liebe Wercken uns zu verstehen gegeben/ als ob GOtt gleich- sam nicht wol waͤre/ wann wir solten Verloh- ren werden. Deßwegen Er auch nicht alleine in dises Elende kommen und Mensch worden/ son- dern auch so gar deß aller schmaͤhlichsten Todes hat Sterben wollen/ daß Er nur uns wider zu sich bringen/ und sich mit Uns ewig erfrewen und ergoͤtzen koͤnte: Wie er auch sagt/ meine Lust ist bey den Menschenkindern. O deß verwun- derlichen und unaußsprechlichen Adels der See- an den Leser. Seelen! O der unbeschreiblichen Wuͤrdigkeit zu welcher wir durch Christum gelangen koͤn- nen! was bin ich doch mein Koͤnig und mein GOtt! und was ist meine Seele O unendliche Majestaͤt! daß du dich ernidrigest zu mir/ und mich erhebst zu dir! daß du Lust suchst bey mir/ der du doch die ewige Lustbarkeit bist aller Gei- ster! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und mich mit dir/ der du in und an dir selbst Ewig- lich genug hast! Ja was ist meine Seele/ daß sie dir auch gar so Gemein sol seyn/ wie eine Braut jhrem Braͤutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben! O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du warhafftig waͤrest/ so koͤnte ich nicht glauben das zwischen mir vnd dir/ als der unvergleichen Majestaͤt solche Gemeinschafft jemahls moͤglich waͤre. Weil du aber gesprochen du wollest dich mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; so muß ich nur dise uͤbervernuͤnfftliche Genade/ welcher ich mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig schaͤtzen/ mit de- muͤttigem Hertzen und verstarꝛtem Geiste ver- wundern. Du O GOtt bist der allein unver- gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch alleine GOtt bist. Dir sey Lob/ und Preiß/ und Danck/ und Herꝛlichkeit von Ewigkeit zu E- wigkeit. Was sonsten vil andre nicht jederman Ge- meine Reden und Spruͤche anbelangt/ so hoffe ich sie werden/ dem guͤnstigen Leser/ im fall er in den Erjnnerungs Vorred den Lehrern der geheimen GOttes Weißheit bekandt ist/ nicht alleine nicht frembde; sondern auch sehr Lieb und Angenehm seyn: in dem er hier als in einem kurtzen Begriff wird finden/ was er bey jhnen nach der laͤnge gelesen/ oder ja selbst durch genaͤdige besuchung GOttes in der That geschmaͤkket und empfunden hat. Jst er aber noch Unerfahren/ so wil ich jhn freundlich zu jhnen gewisen haben: Jnsonderheit zum Rusbrochio, Thaulero, Harphio, Authore Theologiæ Teutonicæ \&c: Und neben disen sonderlich zum Maximil. Sandæo Societatis Jesu, welcher sich mit seiner Theologia Mysti- ca, und dem clave, uͤber die massen gegen die Liebhaber diser Goͤttlichen kunst verdienet hat. Denn eine gantze und lautere Außlegung uͤber alle und jede Worte zumachen/ wuͤrde eine gros- se weitlaͤufftigkeit erfordern/ und nur dem Leser verdrießlich seyn. Es ist deß Buͤcherschreibens ohne diß keine maß/ daß anjetzo fast mehr ge- schriben als gelesen wird. Dise Reimen/ gleich wie sie dem Urheber meisten theils ohne Vorbe- dacht und muͤhsames Nachsinnen in kurtzer Zeit von dem Ursprung alles guten einig und allein gegeben worden auffzusetzen; also daß er auch daß erste Buch in vier Tagen verfertiget hat; sollen auch so bleiben/ und dem Leser eine auff- munterung sein/ den in sich verborgenen GOtt/ und dessen heilige Weißheit selbst zusuchen/ und an den Leser. und sein Angesichte mit eignen Augen zube- schawen. Jedoch wo der Verstand zweiffelhaff- tig oder gar zu Tunckel zu sein vermeinet wird/ so sol dabey eine kurtze Erinnerung geschehen. Der Leser denke aber weiter nach/ und lebe in betrachtung der Goͤttlichen wunder mit unge- faͤlschter Liebe/ zu grossen Ehren GOttes; deme besohlen Gegeben in Schlesien den 7. Heumo- natstag deß sechzehenhundert und Sechs und funfftzigsten Jahres. Jo APROBATIO . E Go infrascriptus legi Domini Joannis Angeli Silesij libellum qui inscri- bitur Geistreiche Sinn und Schluß-Reime; quo amœ- nitatem lusumque Poëticum ita pieta- ti sacrisque salibus miscet, ut Lectorem inde \& recreandum sperem, \& ad pios animi senfus commovendum. Ideoque dignum censui, qui luci publicæ com- mitteretur. Viennæ ex Cæsareo Aca- demico Collegio Societatis Jesu die z. Aprilis Anno 1657. NICOLAVS AVANCINVS è Soc: JESV, S. S. Theol: Do- ctor ejusdemq́ Facultatis Vien- nensis Decanus. Imprimatur JOANNES GVILIELMVS IVNCHER, p. t. Vniver- sitatis Rector, Johannis Angeli Silesii Erstes Buch Geistreicher Sinn- und Schluß- Reimen. 1. Was fein ist daß besteht. Rein wie daß feinste Goldt/ steiff wie ein Felsenstein/ Gantz lauter wie Crystall/ sol dein Gemuͤthe seyn. 2. Die Ewige Ruhestaͤdt. Es mag ein andrer sich umb sein Begraͤbniß kraͤnken/ Und seinen Madensak mit stoͤltzen Bau bedenken. Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und Jn dem ich ewig Ruh/ sol’s Hertze JEsu seyn. (schrein 3. GOtt kan allein vergnuͤgen. Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nit erquikken? Weg weg jhr Heiligen/ und was an euch thut blikken: Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein/ Jns ungeschaffne Meer der blossen GOttheit ein. 4. Man muß gantz Goͤttlich seyn. HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Englisch diene Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne: Es ist mir vil zuschlecht/ und meinem Geist zu klein: Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich seyn. 5. Man weiß nicht was man ist. Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nit was ich weiß: Ein ding und nit ein ding: Ein stuͤpffchin und ein kreiß: 6. Du Johannis Angeli 6. Du must was GOtt ist seyn. Sol ich mein letztes End/ und ersten Anfang finden/ So muß ich mich in GOtt/ uñ GOtt in mir ergruͤnden. Und werden daß was Er: Jch muß ein Schein im Schein: Jch muß ein Wort im Wort: ein GOtt in GOtte seyn. Thaul. instit. spir. c. 39. 7. Man muß noch uͤber GOtt. Wo ist mein Auffenthalt? Wo ich uñ du nicht stehen: Wo ist mein letztes End in welches ich sol gehen? Da wo man keines findt. Wo sol ich dann nun hin? Jch muß noch (b) uͤber GOtt in eine wuͤste ziehn. b. i. e. uͤber alles daß man an GOtt erkennt oder von jhm gedaͤnken kan/ nach der verneinen den beschawung/ von wel- cher suche bey den Mijsticis. 8. GOtt lebt nicht ohne mich. Jch weiß das ohne mich GOtt nicht ein Nu kan leben/ Werd’ ich zu nicht Er muß von Noth den Geist auff- geben. 9. Jch habs von Gott/ uñ Gott von mir. Daß GOtt so seelig ist und Lebet ohn Verlangen/ Hat Er so wol von mir/ als ich von Jhm empfangen. Schawe in der Vorrede. 10. Jch bin wie Gott/ und Gott wie ich. Jch bin so groß als GOtt: Er ist als ich so klein: Er kan nicht uͤber mich/ ich unter Jhm nicht seyn. 11. Gott ist in mir/ und ich in Jhm. GOtt ist in mir daß Feur/ und ich in Jhm der schein: Sind wir einander nicht gantz jnniglich gemein? 12. Man Erstes Buch. 12. Man muß sich uͤberschwenken. Mensch wo du deinen Geist schwingst uͤber Ort uñ Zeit/ So kanstu jeden blik seyn in der Ewigkeit. 13. Der Mensch ist Ewigkeit. Jch selbst bin Ewigkeit/ wann ich die Zeit verlasse/ Und mich in GOtt/ und GOtt in mich zusamen fasse. 14. Ein Christ so Reich als Gott. Jch bin so Reich als GOtt/ es kan kein staͤublein sein/ Daß ich (Mensch glaube mir) mit Jhm nicht hab ge- mein. 15. Die uͤber GOttheit. Was man von GOtt gesagt/ das gnuͤget mir noch nicht: Die uͤber GOttheit ist mein Leben und mein Liecht. 16. Die Liebe zwinget GOtt. Wo GOtt mich uͤber GOtt nicht solte wollen bringen. So will ich Jhn dazu mit blosser Liebe zwingen. Vid. no. 7. 17. Ein Christ ist GOttes Sohn. Jch auch bin GOttes Sohn/ ich sitz an seiner Handt: Sein Geist/ sein Fleisch und Blut/ ist Jhm an mir be- kandt. 18. Jch thue es GOtt gleich. GOtt liebt mich uͤber sich: Lieb ich Jhn uͤber mich: So geb ich Jhm sovil/ als Er mir gibt auß sich. 19. Das seelige Stilleschweigen. Wie seelig ist der Mensch/ der weder wil noch weiß! Der GOtt (versteh mich recht) nicht gibet Loh noch Preiß. Denotatur hic Oratio seilentij, de qua vide Maximil. Sandæ Theol. mystic, lib. 2. com- ment. 3. B 20. Die Johannis Angeli 20. Die Seeligkeit steht bey dir. Mensch deine Seeligkeit kanstu dir selber nem̃en: So du dich nur dazu wilt schiken und bequemen. 21. GOtt laͤst sich wie man wil. GOtt gibet niemandt nichts/ Er stehet allen frey: Daß Er/ wo du nur Jhn so wilt/ gantz deine sey. 22. Die Gelassenheit So vil du Gott gelaͤst/ so vil mag Er dir werden/ Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be- schwerden. 23. Die Geistliche Maria. Jch muß MARJA seyn/ und GOtt auß mir ge- baͤhren/ Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewchren. 24. Du must nichts seyn/ nichts wollen. Mensch/ wo du noch was bist/ was weist/ was liebst und hast: So bistu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Last. 25. GOtt ergreifft man nicht. GOtt ist ein lauter nichts/ Jhn rührt kein Nun noch Hier: Je mehr du nach Jhm greiffst/ je mehr entwird Er dir. i. e. Zert und Ort. 26. Der geheime Todt. Todt ist ein seelig Ding: Je kraͤfftiger er ist: Je herꝛlicher darauß/ daß Leben wirdt erkist. 27. Das Sterben machet Leben. Jn dem der weise Mann zu tausendmalen stirbet/ Er durch die Warheit selbst umb tausend Leben wirbet. 28. Der allerseeligste Todt. Kein Todt ist seeliger/ als in dem HErren sterben Und umb das Ewige Gutt mit Leib und Seel ver derben. Umb Erstes Buch. i. e. Umb GOttes willen auch Leib und Seel ins aͤuserste verderben hingeben: Wie Moses und Paulus sich erbotten/ und vil andere Heiligen. 29. Der Ewige Todt. Der Tod/ auß weichem nicht ein Neues Leben bluͤhet. Der ists den meine Seel auß allen Toͤden fliehet. 30. Es ist kein Todt. Jch glaube keinen Tod: Sterb ich gleich alle Stun- So hab ich jedesmahl ein besser Leben funden. (den/) 31. Das jmmerwehrende Sterben. Jch sterb’ und lebe GOtt: wil ich jhm ewig Leben/ So muß ich ewig auch fuͤr Jhm den Geist auffgeben. mystice i. e. resignare. 32. GOtt stirbt und lebt in uns. Jch sterb’ und leb’ auch nicht: GOtt selber stirbt in mir: Und was ich leben sol/ (b) lebt Er auch fuͤr und für. Quia originaliter ab ipso profluit vir- tus mortisicationis. Item secundum Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem Jesu . b. vivo, jam non ego, sed Christus in me. 33. Nichts lebet ohne Sterben. GOtt selber/ wenn Er dir wil leben/ muß ersterben: Wie daͤnckstu ohne Tod sein Leben zuererben. 34. Der Todt vergoͤttet dich. Wann du gestorben bist/ uñ GOtt dein Leben worden/ So trittstu erst recht ein der Hohen Goͤtter Orden. 35. Der Tod t ists beste Ding Jch sage/ weil der Tod allein mich machet frey: Daß er das beste Ding auß allen Dingen sey. B 2 36. Kein Johannis Angeli 36. Kein Todt ist ohn ein Leben. Jch sag es stirbet nichts: nur daß ein ander Leben/ Auch selbst daß Peinliche/ wird durch den Tod gegebẽ. 37. Die Unruh kombt von dir. Nichts ist daß dich bewegt/ du seibet bist daß Rad/ Das auß sich selbsten laufft/ und keine Ruhe hat. 38. Gleichschaͤtzung machet Ruh. Wann du die Dinge nimbst ohn allen unterscheid: So bleibstu still und gleich/ in Lieb vnd auch in Leyd. 39. Die Unvollkom̃ne gelassenheit. Wer in der Hoͤlle nicht kan ohne Hoͤlle leben/ Der hat sich noch nicht gantz dem Hoͤchsten uͤbergeben. 40. GOtt ist daß was Er wil. GOtt ist ein Wunderding: Er ist daß was Er wil/ Und wil daß was Er ist ohn alle maß und Ziehl. 41. GOtt weiß jhm selbst kein Ende. GOtt ist unendlich Hoch/ (Mensch glaube daß be- haͤnde)/ Er selbst findt Ewiglich nicht seiner GOttheit Ende. 42. Wie gruͤndt sich GOtt? GOtt gruͤndt sich ohne grund/ und meßt sich ohne maß! Bistu ein Geist mit jhm/ Mensch so verstehstu daß. 43. Man liebt auch ohn erkennen. Jch Lieb ein eintzig Ding/ und weiß nicht was es ist: Und weil ich es nicht weiß/ drumb hab ich es erkist. 44. Daß etwas muß man lassen. Mensch so d u Etwas liebst/ so liebstu nichts fuͤrwahr: GOtt ist nicht diß uñ daß/ drumb laß daß Etwas gar. 45. Daß Vermoͤgende Unvermoͤgen. Wer nichts begehrt/ nichts hat/ nichts weiß/ nichts liebt/ nichts wil. Der hat/ der weiß/ begehrt/ und liebt noch jmmer vil 46. Daß. Erstes Buch. 46. Daß seelige Unding. Jch bin ein seeligs Ding/ mag ich ein Unding seyn/ Daß allem was da ist/ nicht kundt wird/ noch gemein. 47. Die Zeit ist Ewigkeit. Zeit ist wie Ewigkeit/ und Ewigkeit wie Zeit/ So du nur selber nicht machst einen unterscheid. 48. GOttes Tempel und Altar. GOtt opffert sich jhm selbst: Jch bin in jedem n u Sein Tempel/ sein Altar/ sein Bettstul so ich ruh. 49. Die Ruh ists hoͤchste Gutt. Ruh ist das hoͤchste Gutt: und waͤre GOtt nicht ruh/ Jch schliesse fuͤr Jhm selbst mein’ Augen beede zu. 50. Der Thron GOttes. Fragstu mein Christ wo Gott gesetzt hat seinen Thron? Da/ wo Er dich in dir gebuͤhret seinen Sohn. 51. Die gleichheit GOttes. Wer unbeweglich bleibt in Frewd/ in Leid/ in Pein: Der kan nunmehr nit weit von Gottes Gleichheit seyn. 52. Daß geistliche Senffkorn. Ein Senffkorn ist mein Geist/ durch scheint jhn seine Sonne/ So waͤchst er GOtte gleich mit freuͤdenreicher Woñe. 53. Die Tugend sitzt in Ruh. Mensch wo du Tugend wirkst mit Arbeit uñ init Muͤh/ So hastu sie noch nicht/ du kriegest noch umb sie. 54. Die wesentliche Tugend. Jch selbst muß Tugend seyn/ und keinen Zufall wissen: Wo Tugenden auß mir in Warheit sollen fliessen. 55. Der Brunquell ist in uns. Du darffst zu GOtt nicht schreyn/ der Brunnquell ist in dir: Stopffstu den Außgang nicht/ er fluͤsset für vnd fuͤr. B 3 56. Daß Johannis Angeli 56. Daß mißtrawn schmaͤhet GOtt. So du auß Mißvertrawn zu deinem GOtte flehest/ Und jhn nicht sorgen laͤst: schau daß du Jhn nicht schmaͤhest. 57. Jn Schwachheit wird Gott sunden. Wer an den Fuͤssen lahm/ und am Gesicht ist blind/ Der thue sich dann umb/ ob er Gott jrgends sind. 58. Der Eigen gesuch. Meusch suchstu GOtt umb Ruh/ so ist dir noch nicht recht/ Du suchest dich/ nicht Jhn? bist noch nicht Kind/ nur Knecht. 59. Wie GOtt wil sol man wollen. Waͤr e ich ein Seraphin/ so wol t e ich lieber seyn Dem Hoͤchsten zugefalln/ daß schnoͤdste Wuͤrmelein. 60. Leib/ Seele/ und Gottheit. Die Seel ist ein Kristall/ die GOttheit ist jhr schein: Der Leib/ in dem du Lebst/ ist jhrer beider schreyn. 61. Jn dir muß GOtt gebohren werden. Wird Christus tausendmahl zu Bethlehem ge- bohren/ Und nicht in dir/ du bleibst noch Ewiglich verlohren. 62. Daß aussre hilfft dich nicht. Daß Kreutz zu Golgatha kan dich nicht von dem boͤsen/ Wo es nicht auch in dir wird auffgericht/ erloͤsen. 63. Steh selbst von Todten auff. Jch sag/ es hilfft dich nicht/ daß Christus aufferst andẽ/ Wo du noch ligen bleibst in Suͤnd/ und todesbanden/ 64. Die geistliche Saͤeung. Gott ist ein Ackersmann/ daß Korn sein ewges Wort/ Die Pflugschar ist sein Geist/ mein Hertz der saͤungs- ort. 65. Ar- Erstes Buch. 65. Armut ist Goͤttlich. Gott ist daß aͤrmste ding/ Er steht gantz bloß uñ frey: Drumb sag ich recht und wol/ daß armut Goͤttlich sey. 66. Mein Hertz ist GOttes Herd. Wo GOtt ein Fewer ist/ so ist mein Hertz der Herd/ Auf welchem Er daß Holtz der Eittelkeit verzehrt. 67. Daß Kind schreyt nach der Mutter. Wie ein entmilchtes Kind nach seiner Mutter weint: So schreyt die Seel nach GOtt/ die Jhn alleine meint. 68. Ein Abgrund rufft dem andern. Der Abgrund meines Geists/ rufft jm̃er mit Geschrey/ Den Abgrund GOttes an? Sag welcher tieffer sey. 69. Milch mit Wein staͤrket fein. Die Menschheit ist die Milch/ die GOttheit ist der Wein. Trink Milch mit Wein veꝛmischt/ wiltu gestaͤrket sein. 70. Die Liebe: Die Lieb’ ist vnser GOtt/ es lebet als durch Liebe: Wie seelig waͤr’ ein Mensch der staͤts in jhr verbliebe! 71. Man muß daß Wesen sein. Lieb’ uͤben hat vil Muͤh: wir sollen nicht allein Nur Lieben: sondern selbst/ wie GOtt die Liebe seyn. 72. Wie sicht man GOtt? Gott wohnt in einem Liecht/ zu dem die bahn gebricht: Wer es nicht selber wird/ der siht jhn Ewig nicht. 73. Der Mensch war GOttes Leben. Eh ich noch etwas ward/ da war ich GOttes Leben: Drum̃ hat er auch fuͤr mich sich gantz und gar gegeben. Joh. 1. Quod factum est in ipso, vita erat. B 4 74. Man Johannis Angeli 74. Man sol zum Anfang kommen. Der Geist den GOtt mir hat im Schoͤpffen einge- haucht/ Sol wider Wesentlich in Jhm stehn eingetaucht. Warhafftig/ gaͤntzlich/ inniglich/ also Wesentliche einkehrung beyin Blo- sio instit c. 3. num. 8. 75. Dein Abgott/ dein begehren. Begehrstu was mit GOtt/ ich sage klar vnd frey/ (Wie Heylig du auch bist) daß es dein Abgott sey. 76. Nichts wolln macht Gotte gleich. GOtt ist die Ewge Ruh/ weil Er nichts sucht noch wil: Wiltu ingleichem nichts/ so bistu eben vil. 77. Die dinge sind geringe. Wie klein ist doch der Mensch/ der etwas groß thut schaͤtzen/ Und sich nicht uͤber sich in GOttes Thron einsetzen! 78 Daß Geschoͤpff ist nur ein stuͤpffchen. Schau alles was Gott schuf/ ist meinem Geist so klein/ Daß es jhm scheint in jhm ein eintzig Stuͤpfchen sein. 79. Gott traͤgt vollkom̃ne Fruͤchte. Wer mir Vollkom̃enheit wie Gott hat ab-wil-sprechẽ/ Der muͤste mich zuvor von seinem Weinstok brechen. 80. Ein jedes in dem seinigen Der Vogel in der Lufft/ der Stein ruht auff dem Land/ Im Wasser lebt der Fisch/ mein Geist in Gottes Hand. 81. GOtt bluͤht auß seinen Zweigen. Bistu auß GOtt gebohrn/ so bluͤhet GOtt in dir: Und seine GOttheit ist dein Safft und deine Zier. 82. Der Himmel ist in dir. Halt an wo lauffstu hin/ der Himmel ist in dir: Suchstu Gott anders wo/ du fehlst Jhn fuͤr und fuͤr. 83. Wie Erstes Buch. 83. Wie kan man GOttes geniessen? GOtt ist ein Einges Ein/ wer seiner wil geniessen/ Muß sich nicht weniger als Er/ in Jhn einschliessen. 84. Wie wird man GOtte gleich? Wer GOtt wil gleiche seyn/ muß allem ungleich werden/ Muß ledig seiner selbst/ und loß seyn von beschwerden. 85. Wie hoͤrt man GOttes Wort? So du daß Ewge Wort in dir wilt hoͤren sprechen: So mustu dich zuvor von Unruh gantz entbrechen. 86. Jch bin so breit als GOtt. Jch bin so breit alß GOtt/ nichts ist in aller Welt/ Daß mich (O Wunder ding!) in sich umbschlossen helt. 87. Im Ekstein ligt der Schatz. Was marterstu daß aͤrtzt: der Ekstein ists allein/ Jn dem Gesundheit/ Gold/ und/ alle Kuͤnste sein. 88. Es liget als im Menschen. Wie mag dich doch O Mensch nach etwas thun Ver- langen/ Weil du in dir haͤltst GOtt/ und alle Ding’ umb- fangen? 89. Die Seel ist GOtte gleich. Weil meine Seel in GOtt steht ausser Zeit und Ort/ So muß sie gleiche seyn dem Ort und Ewgen Wort. 90. Die Gottheit ist daß gruͤne. Die GOttheit ist mein Safft: was auß mir gruͤnt und bluͤht/ Daß ist sein Heilger Geist/ durch den der trib ge- schicht. B 5 91. Man Johannis Angeli 91. Man sol fuͤr alles danken. Mensch so du Gott noch pflegst umb diß und daß zu- danken/ Bistu noch nicht versetzt auß deiner Schwachheit- schranken. 92. Wer gantz Vergoͤttet ist. Wer ist als waͤr’ er nicht/ und waͤr’ er nie geworden: Der ist (O seeligkeit!) zu lauter Gotte worden. 93. Jn sich hoͤrt man daß Wort. Wer in sich selber sitzt/ der hoͤret GOttes Wort/ Vernein es wie du wilt/ auch ohne Zeit und Ort. 94. Die Demut. Die Demut ist der Grund/ der Dekkel/ und der schrein/ Jn dem die Tugenden stehn und beschlossen seyn. 95. Die Lauterkeit. Wann ich die Lauterkeit durch GOtt geworden bin/ So wend’ ich mich umb GOtt zufinden nirgends hin. 96. Gott mag nichts ohne mich. GOtt mag nicht ohne mich ein eintzigs Wuͤrmlein machen: Eꝛhalt’ ichs nicht mit Jhm/ so muß es straks zukrachen. 97. Mit GOtt vereinigt seyn/ ist gut fuͤr Ewge Pein. Wer GOtt vereinigt ist/ den kan Er nicht veꝛdam̃en/ Erstuͤrtze sich dann selbst mit jhm in Tod und Flam̃en. 98. Der todte Wille herꝛscht. Dafern mein Will’ ist todt/ so muß Gott waß ich wil: Jch schreib Jhm selber vor daß Muster und daß Zil. 99. Der Gelassenheit gilts gleiche. Jch lasse mich Gott gantz/ wil Er mir Leyden machen/ So wil ich Jhm so wol/ als ob den Frenden lachen. 100. Eins Erstes Buch. 100. Eins haͤlt daß ander. GOtt ist so vil an mir/ als mir an Jhm gelegen/ Sein wesen helff ich Jhm/ wie Er daß meine hegen. 101. Christus. Hoͤrt wunder! Christus ist daß Lamb und auch der Hirt/ Wenn GOtt in meiner Seel ein Mensch gebohren wirdt. 102. Die geistliche Goldmachung. Dann wird daß Bley zu Gold/ dañ faͤllt der Zufall hin/ Wann ich mit GOtt durch GOtt in GOtt verwan- delt bin. 103. Auch von derselben. Jch selbst bin daß Metall/ der Geist ist Feur und Herd/ Messias die Tinctur, die Leib und Seel verklaͤrt. 104. Noch von jhr. So bald durch Gottes Feur ich mag geschmeltzet sein/ So drukt mir GOtt alßbald sein eigen Wesen ein. 105. Daß Bildnuß Gottes. Jch trage GOttesbilde: wenn Er sich wil besehen/ So kan es nur in mir/ und waͤr mirgleicht/ geschehen. 106. Daß ein’ ist in dem Andern. Jch bin nicht ausser GOtt/ und GOtt nicht ausser mir/ Jch bin sein Glantz und Liecht/ und Er ist meine Zihr. 107. Es ist noch alls in GOtt. Jsts/ daß die Creatur auß GOtt ist außgeflossen: Wie haͤlt Er sie dannoch in seiner Schoß beschlossen? 108. Die Rose. Die Rose/ welche hier dein aͤußres Auge siht/ Die hat von Ewigkeit in GOtt also gebluͤht. idealiter. B 6 109. Die Johannis Angeli 109. Die Geschoͤpffe. Weil die Geschoͤpffe gar in Gottes Wort bestehn: Wie koͤnnen sie dann je zerwerden und vergehn? 110 Daß Gesuche deß Geschoͤpffes. Vom Ersten Anbegin/ und noch biß heute zu/ Sucht daß Geschoͤpffe nichts als seines Schoͤpffers Ruh. 111. Die GOttheit ist ein nichts. Die zarte GOttheit ist ein nichts und uͤbernichts: Wer nichts in allem sicht/ Mensch glaube/ diser sichts. 112. Jn der Sonnen ists gut sein. Wer in der Sonnen ist/ dem mangelt nicht daß Licht/ Daß dem/ der ausser jhr verjrret geht/ gebricht. 113. Jehova ist die Sonne. Nimb hin der Sonnen Liecht: Jehova ist die Sosie/ Die meine Seel erleucht/ und macht sie voller Woñe. 114. Die Sonn ist schon genug. Wem seine Sonne scheint/ derselbe darf nicht guͤken/ Ob jrgend wo der Mon/ und andre Sterne bliken. 115. Du selbst must Sonne sein. Jch selbst muß Sonne seyn/ ich muß mit meinen Strahlen/ Daß farbenlose Meer der gantzen GOttheit mahlen. 116. Der Thau. Der Thau erquikt daß Feld: Sol er mein Hertze laben/ So muß er seinen fall/ vom Hertzen JEsu haben. 117. Nichts suͤsses in der Welt. Wer etwas in der Welt mag suͤß’ und Lieblich nennen: Der muß die Suͤssigkeit/ die Gott ist/ noch nicht keñen. 118. Der Erstes Buch. 118. Der Geist bleibt allzeit frey. Schleuß mich so streng du wilt in tausendt Eysen ein/ Jch werde doch gantz srey/ und ungefaͤsselt seyn. 119. Zum Ursprung mustu gehn. Mensch in dem Ursprung ist daß Wasser rein uñ klar/ Trinkstu nicht auß dem Qual/ so stehstu in Gefahr. 120. Die Perle wird vom Thau. Die Schneke lekt den Thau/ und ich HErꝛ Christ dein Blut: Jn beeden wird gebohrn ein kostbahrliches Guk. 121. Durch die Menschheit zu der GOttheit. Wiltn den Perlethau der edlen Gottheit fangen/ So mustu unverrukt an seiner Menschheit hangen. 122. Die Sinnlichkeit bringt Leyd. Ein Auge daß sich nie der Lust deß sehns entbricht: Wird endlich gar Verblendt/ uñ siht sich selbsten nicht. 123. GOtt klagt umb seine Braut. Die Turtel Taube klagt/ daß sie den Mann veriohren/ Und GOtt/ daß du den Tod/ fuͤr Jhn dir hast er- kohren. 124. Du musts hinwider seyn. Gott ist dir worden Mensch/ wirstu nicht wieder Gott/ So schmaͤhstu die Geburt/ und hoͤnnest seinen Tod. 125. Die Gleichheit hat nicht Pein. Wem alles Gleiche gilt/ den ruͤhret keine Pein/ Und solt’ er auch im Pful der tieffsten Hoͤllen sein. 126. Begehrn erwart gewehrn. Mensch wann du noch nach Gott/ begihr hast und verlangen/ So bistu noch vom Jhm nicht gantz ufi gar um̃fangẽ. B 7 127. Es Johannis Angeli 127. Es gilt GOtt alles gleich. GOtt hat nicht Unterscheid/ es ist Jhm alles ein: Er machet sich so vil der Flieg’ als dir gemein. 128. Als ligt an der Empfaͤnglichkeit. Vermoͤcht’ ich Gotts so vil/ als Christus zuem- pfangen/ Er liesse mich darzu im Augenblick gelangen. 129 Daß boͤß’ entsteht auß dir. Gott ist ja nichts als gut: Veꝛdamnuͤß/ Tod/ uñ pein/ Und was man boͤse neñt/ muß Mensch in dir nur sein. 130. Die bloßheit ruht in GOtt. Wie seelig ruht der Geist in deß Geliebten schoß! Der Gotts/ uñ aller ding’/ und seiner selbst steht bloß. 131. Daß Paradeiß in Pein. Mensch bistn GOtt getreu/ und meinest Jhn allein: So wird die groͤste Noth ein Paradeiß dir sein. 132. Bewehret muß man seyn. Mensch in daß Paradeiß komt man nicht unbewehrt/ Wiltu hinein/ du must durch Feuer uñ durch schwerdt. 133. GOtt ist ein Ewges Nun. Jst GOtt ein Ewges Nun/ was faͤllet dann darein/ Daß Er nicht schon in mir kan alls in allem sein? 134. Unvollkomne gestorbenheit. Wo dich noch diß und daß bekuͤmmert und bewegt/ So bistu noch nicht gantz mit GOtt ins Grab gelegt. 135. Bey GOtt ist nur sein Sohn. Mensch werd, auß GOtt gebohrn: bey seiner GOtt- heit Thron/ Steht niemand anders/ als der eingebohrne Sohn. 136. Wie ruhet GOtt in mir? Du must gantz lauter seyn/ und stehn in einem Nun/ Sol GOtt in dir sich schaun/ und saͤnfftiglichen ruhn. 137. GOtt Erstes Buch. 137. GOtt verdam̃et niemand. Was klagstu uͤber GOtt? Du selbst verdam̃est dich: Er moͤcht’ es ja nicht thun/ daß glaube sicherlich. 138. Je mehr du auß/ je mehr Gott ein. Je mehr du dich auß dir kanst außthun uñ entgiessen: Je mehr muß Gott in dich mit seiner GOttheit fliessen. 139. Es traͤgt und wird getragen: Daß Wort/ daß dich und mich/ und alle dinge traͤgt/ Wird widerumb von mir getragen und gehaͤgt. 140. Der Mensch ist alle Dinge. Der Mensch ist alle ding’: Jsts daß jhm eins gebricht/ So kennet er fuͤrwar sein Reichthumb selber nicht. 141. Es sind vil tausendt Sonnen. Du sprichst im Firmament sey eine Sonn’ allein Jch aber sage/ daß vil tausendt Sonnen seyn. 142. Je mehr man sich ergiebt/ je mehr wird man geliebt. Warumb wird Seraphin von GOtte mehr geliebt Als eine Muͤk? Es ist/ daß er sich mehr ergiebt. 143. Die Selbheit die verdambt. Dafern der Teufel koͤnt’ auß seiner seinheit gehn/ So sehestu jhn straks in GOttes Throne stehn. 144. Der Schoͤpffer kans alleine. Was bildestu dir ein zu zehin der Sternenschaar? Der Schoͤpffer ists allein/ der sie kan zehlen gar. 145. Jn dir ist was du wilt. Der Himmel ist in dir/ und auch der Hoͤllen Qual: Was du erkiest und wilst/ daß hastu uͤberall. 146. Gott liebt nichts ausser Christo. So lieb GOtt eine Seel in Christi glantz uñ Licht: So unlieb ist sie Jhm/ im fall’ er jhr gebricht. 147. Die Johannis Angeli 147. Die Jungfern Erde. Daß feinest’ auff der Welt ist reine Jungfern Erde: Man saget daß auß jhr daß Kind der weisen werde. 148 Daß gleichnuß der Dreyeinigkeit. Der Sinn/ der Geist/ daß Wort/ die lehren klar und frey: (So du es fassen kanst) wie GOtt Drey Einig sey. 149. Es laͤst sich nicht bezirken. So wenig als dir ist die Weite GOttes kundt: So wenig ist die Welt/ wie du sprichst Zirkelrund. 150. Eins in dem Andern. Jst meine Seel im Leib: uñ gleich durch alle Glieder: So sag ich recht und wol/ der Leib ist in jhr wieder. ( verstehe idealiter. ) 151. Der ist von Ewigkeit. Da GOtt daß erstemahl hat seinen Sohn gebohrn/ Da hat er mich und dich zum Kindbett außerkohrn. 152. Du selbst must GOttes Laͤm- lein seyn. Daß GOtt ein Laͤmmlein ist/ daß hilfft dich nicht mein Christ: Wo du nicht selber auch ein Laͤmmlein GOttes bist. 153. Du must zum Kinde werden. Mensch wirstu nicht ein Kind/ so gehstu nimmer ein/ Wo GOttes Kinder seynd: die Thuͤr ist gar zu klein. 154. Die geheime Jungfrauschafft. Wer lauter wie das Licht/ Rein wie der Ursprung ist/ Derselbe wird von GOtt fuͤr Jungfrau anßerkꝛst. 155. Hier muß der Anfang sein. Mensch wiltu ewiglich beym Laͤmlein Gottes stehn/ So mustu schon allhier in seinen tritten gehn. 156. GOtt Erstes Buch. 156. GOtt selbst ist unßre Weide. Schaut doch daß Wunder an! GOtt macht sich so gemein/ Daß Er auch selber wil der Laͤmmer Weide sein. 157. Die Wunderliche verwandnuß GOttes. Sag an O grosser GOtt/ wie bin ich dir verwandt? Daß du mich Mutter/ Braut/ Gemahl/ und Kind genandt. 158. Wer trinkt den Lebensbrunn? Wer dorte bey dem Brunn deß Lebens daͤnkt zusitzen: Der muß zuvor allhier den eignen Durst außschwitzen. 159. Die ledigkeit ist wie GOtt. Mensch wo du ledig bist/ daß Wasser quillt auß dir/ Sowol als auß dem Brunn der Ewigkeit herfuͤr. 160. GOtt duͤrstet/ traͤnk Jhn doch. Gott selber klaget durst: Ach daß du Jhn so Kraͤnkest! Uñ nicht wie jenes Weib die Samaritin Traͤnkest. 161 Daß Ewge Liecht. Jch bin ein Ewig Liecht/ Jch brenn ohn unterlaß: Mein todt uñ oͤl ist Gott/ Mein Geist der ist das Faß. 162. Du must die Kindschafft haben. So du den hoͤchsten Gott wilt deinen Vatter nennen/ So mustu dich zuvor sein Kind zu seyn/ bekennen. 163. Die Menschheit sol man lieben. Daß du nicht Menschen liebst/ daß thustu recht uñ wol/ Die Menschheit ists die man im Menschen lieben sol. 164. Gott schaut man mit gelassenheit. Der Engel schauet GOtt mit heitern Augen an: Jch aber noch vil mehr/ so ich GOtt lassen kan. 165. Die Johannis Angeli 165. Die Weißheit. Die Weißheit findt sich gern wo jhre Kinder find. Warum̃? (O wun der ding!) sie selber ist ein Kind. 166. Der Spiegel der Weißheit. Die Weißheit schauet sich in jhrem Spiegel an. Wer ists? sie selber/ und wer Weißheit werden kan. 167. So vil du in GOtt/ so vil Er in dir. So vil die Seel in GOtt/ so vil ruht GOtt in jhr: Nichts minder oder mehr/ Mensch glaub es/ wird er dir. 168. Christus ist alles. O Wunder! Christus ist die Wahrheit uñ daß Woꝛt/ Licht/ Leben/ Speiß/ und Tranck/ Pfad/ Pilgram/ Thuͤr und Ort. 169. Nichts verlangen ist Seeligkeit. Die Heilgen sind darumb mit Gottes ruh umbfangen/ Und haben Seeligkeit/ weil sie nach nichts verlangen. 170. GOtt ist nicht hoch noch tieff. GOtt ist nicht hoch/ nicht tieff: wer endlich anderst spricht/ Der hat der Wahrheit noch gar schlechten Unterricht. 171. Gott findet man mit nicht-suchen. Gott ist nicht hier noch da: wer jhn begehrt zufinden Der laß’ jhm Haͤnd’ und Fuͤß’/ und Leib und Seele binden. 172. GOtt sihet ehe du gedaͤnkst. Wo Gott von Ewigkeit nicht sihet die Gedanken/ So bistu eh’ als Er: Er stuͤpffchen/ und du schranken. 173. Der Mensch lebt nicht vom Brodt allein. Daß Brod ernaͤhrt dich nicht: was dich im Brodte speist/ Jst Erstes Buch. Jst GOttes Ewigs Wort/ ist Leben/ und ist Geist. 174. Die gaben sind nicht GOtt. Wer GOtt umb gaben Bitt/ der ist gar übel dran: Er bettet daß Geschoͤpff/ und nicht den Schoͤpffer an. 175. Sohn sein ist schon genug. Sohn ist daß liebste Wort/ daß GOtt zu mir mag sprechen/ Spricht Ers: so mag mir Welt/ und GOtt auch selbst gebrechen. 176. Eins wie daß Ander. Die Hoͤll wird Him̃elreich/ noch hier auf diser Erden/ (Und diß scheint wunderlich) wann Himmel Hoͤll kan werden. 177. Jm Grund ist alles eins. Man redt von Zeit und Ort/ von Nun und Ewigkeit: Was ist dann Zeit und Ort/ uñ Nun und Ewigkeit? 178. Die Schuld ist deine. Daß dir im Sonnesehn vergehet daß Gesicht/ Sind deine Augen schuld/ und nicht daß grosse Licht. 179. Der Brunnquell GOttes. Dieweil der Gottheit Stroͤm? auß mir sich solln er- giessen:(sen. Muß ich ein Brunquell seyn: sonft wuͤrden sie verflies- 180. Ein Christ ist Kirch’ und alles. Was bin ich endlich doch? Jch sol die Kirch ’ ? und Stein/ Jch sol der Prister Gotts/ und auch daß Opffer sein. 181. Man muß Gewalt anthun. Wer sich nicht draͤngt zu sein deß hoͤchsten liebes Kind/ Der bleibet in dem Stall wo Vieh und Knechte sind. 182. Der Johannis Angeli 182. Der Loͤhner ist nicht Sohn. Mensch dienstu Gott um̃ gutt/ um̃ seeligkeit/ um̃ Lohn: So dienstu jhm noch nicht auß liebe wie ein Sohn. 183. Die geheimbe Vermaͤhlung. Was Frewde muß doch seyn! wenn GOtt Jhm seine Brant/ Jn seinem Ewgen Wort durch seinen Geist vertraut. 184. GOtt ist mir waß ich wil. GOtt ist mein Stab/ mein Licht/ mein Pfad/ mein Zil/ mein Spil/ Mein Vatter/ Bruder/ Kind/ und alles was ich wil. 185. Der Orth ist selbst in dir. Nicht du bist in dem Orth/ der Orth der ist in dir! Wirfstu jhn auß/ so steht die Ewigkeit schon hier. 186. Der ewigen Weißheit Hauß. Die Ewge Weißheit baut: Jch werde der Pallast: Wann sie in mir/ und ich in jhr gefunden rast. 187. Die weite der Seele. Die Welt ist mir zu aͤng/ der Himmel ist zu klein: Wo wird doch noch ein Raum fuͤr meine Seele sein? 188. Die Zeit und Ewigkeit. Du sprichst: Versetze dich auß Zeit in Ewigkeit: Jst dann an Ewigkeit und Zeit ein unterscheid? 189. Der Mensch der macht die Zeit. Du selber machst die Zeit: daß Uhrwerk sind die siñen: Hemstu die Unruh nur/ so ist die Zeit von hinnen. 190. Die Gleichheit. Jch weiß nicht was ich sol! Es ist mir alles Ein: Orth/ Unorth/ Ewigkeit/ Zeit/ Nacht/ Tag Freud- und Pein. 191 Wer Gott sol schaun/ muß alles sein. Wer selbst nicht alles ist/ der ist noch zugeringe/ Daß Erstes Buch. Daß er dich sehen sol Mein GOtt und alle Dinge. 192. Wer recht Vergoͤttet ist. Mensch allererst wenn du bist alle Dinge worden/ So stehstu in Dem Wort/ uñ in der Goͤtter Orden. 193. Die Creatur ist recht in GOtt. Die Creatur ist mehr in GOtte dann in Jhr: Zerwird sie/ bleibk sie doch in Jhine fuͤr und fuͤr. 194. Was bistu gegen GOtt? Mensch duͤnke dich nur nicht fuͤr Gott mit werken vil/ Denn Aller Heitgen thun ist gegen GOtt ein Spil. 195. Daß Liecht besteht im Feuer. Daß Licht gibt allem krafft: Gott selber lebt im Lichte: Doch/ waͤr’ Er nicht daß Feur/ so wuͤrd es bald zu nichte. 196. Die geistliche Arch und s’ Maña- Kruͤeglein. Mensch ist dein Hertze Gold/ und deine Seele rein/ So kanst auch du die Arch/ uñ s’ Mañakrüglein sein/ 197. GOtt macht Vollkom̃en seyn. Daß GOtt Allmaͤchtig sey/ daß glaubet jener nicht/ Der mir Vollkom̃enheit/ wie GOtt begehrt/ abspricht. 198. Daß Wort ist wie daß Feuer. Das Feur ruͤgt alle Ding’ uñ wird doch nicht bewegt: So ist daß Ewge Wort daß alles hebt und regt. 199. GOtt ausser Creatur. Geh hin/ wo du nicht kanst: sih/ wo du sihest nicht: Hoͤr wo nichts schallt und klingt/ so bistu wo GOtt spricht. 200. GOtt Johannis Angeli 200. GOtt ist nichts (Creatuͤrlichs.) GOtt ist warhafftig nichts: und so er etwas ist: So ist Ers nur in mir/ wie er mich Jhm erkist. 201. Warumb wird GOtt gebohrn? O Unbegreifflichkeit! GOtt hat sich selbst verlohrn/ Drumb wil er widerumb in mir seyn Neugebohrn. 202. Die hohe Wuͤrdigung. O hohe Wuͤrdigung! Gott springt von seinem Thron/ Und setzet mich darauf in seinem lieben Sohn. 203 Jmmer dasselbige. Jch ward daß was ich war/ und bin was ich gewesen/ Und werd’ es ewig seyn/ wenn Leib und Seel genesen. 204 Der Mensch ists hoͤchsie Ding. Nichts duͤnkt mich hoch zuͤ seyn: Jch bin daß hoͤchste Ding/ Weil auch GOtt ohne mich Jhm selber ist gering. 205. Der Ort ist daß Wort. Der ort unds’ Wort ist Eins/ uñ waͤre nicht der ort/ (Bey Ewger Ewigkeit!) es waͤre nicht daß Wort. 206. Wie heist der Neue Mensch? Wiltu den Neuen Mensch und seinen Namen kennen/ So frage GOtt zuvor wie er pflegt sich zunennen. 207. Die schoͤnste Gasterey. O suͤsse Gasterey! GOtt selber wird der Wein/ Die Speise/ Tisch/ Musik/ und der bediener sein. 208. Die seelige Voͤllerey. Zu vil ist niemals gutt! ich hasse Voͤllerey: Doch wuͤntsch’ ich daß ich Gotts so Voll als Jesus sey! 209. Wie der Mund so der Trank. Die Hure Babylon trinkt Blutt/ und trinkt den Todt: O grosser unterscheid ! Jch trinke Blutt und GOtt. 210. Je Erstes Buch. 210. Je auffgegebner/ je Goͤttlicher. Die Heilgen sind so vil von Gottes Gottheit trunken/ So vil sie sind in jhm verlohren und versunken. 211. Daß Himmelreich ist der Gewalt- samen. Nicht GOtt gibts Him̃elreich: du selbst musts zu dir ziehn/ Und dich mit gantzer macht uñ Eyfer drumb bemuͤhn. 212 Jch wie GOtt/ GOtt wie ich. GOtt ist daß was Er ist: Jch bin daß was ich bin: Doch kennstu einen wol/ so kennstu mich und Jhn. 213. Die Suͤnde. Der durst ist nicht ein Ding/ und doch kan er dich plagen: Wie sol dann nicht die Suͤnd den boͤsen Ewig Nagen! 214. Die Sanfftmuth. Die Sanfftmut ist ein sammt auf dem GOtt ruht und liegt: Er dankt dir/ bistu sie/ daß er sein Polster kriegt. 215. Die Gerechtigkeit. Was ist Gerechtigkeit? daß/ welches allen gleich/ Sich gibt/ entbentht/ gelaͤst/ hier und im Him̃elreich. 216. Die Vergoͤttung. Gott ist mein Geist/ mein Blutt/ mein Fleisch/ und mein Gebein: Wie sol ich dann mit jhm nicht gantz durchgoͤttet sein. 217 Wuͤrken uñ Ruhn ist recht Goͤttlich. Fragstu was Gott mehr liebt/ jhm wuͤrken oder ruhn? Jch sage daß der Mensch/ wie Gott/ sol beides thun. 218. Das Goͤttliche Sehen. Wer in dem Naͤchsten nichts als Gott uñ Christum sihẽ Der sihet mit dem Licht daß auß der Gottheit bluͤht. 219 Die Johannis Angeli 219. Die Einfalt. Die Einfalt ist so wehrt/ daß wann sie GOtt gebricht/ So ist er weder GOtt/ noch Weißheit noch ein Licht. 220. Ich auch zur rechten GOttes. Weil mein Erloͤser hat die Menschheit aufgenom̃en/ So bin auch Jch in Jhm zur rechten GOttes kom̃en. 221. Der Glaube. Der Glaube Senffkorns groß versetzt den Berg ins Meer: Daͤnkt was Er koͤnte thun/ wann er ein Kuͤrbis waͤr. 222. Die Hoffnung. Die Hoffnung ist ein Seil: koͤnt’ ein Verdambter hoffen: GOtt zug’ jhn auß dem Pful in dem er ist ersoffen. 223. Die Zuversicht. Die Zuversicht ist gut/ und daß Vertrauen fein: Doch/ bistu nicht gerecht/ so bringt es dich in Pein. 224. Was GOtt mir/ bin ich Jhm. GOtt ist mir GOtt und Mensch: ich bin Jhm Mensch und GOtt: Jch loͤsche seinen Durst/ und er hilfft mir auß Noth. 225. Der Anti-Christ. Was gaffstu vil mein Mensch? der Anti-Christ unds Thier (Jm Fall du nicht in GOtt) sind alle zwey in dir. 226. Die Babel. Dubist die Babel selbst: gehst du nicht auß dir auß/ So bleibstu ewiglich deß Teufels Polter-Hauß. 227. Die Rachgier. Die Rachgiehr ist ein Rad daß nimmer stille sieht: Je mehr es aber laufft/ je mehr es sich vergeht. 228. Die Erstes Buch. 228. Die Abscheuligkeit der Boßheit. Mensch soltestu in dir daß Ungeziefer schauen/ Es wuͤrde dir fuͤr dir als fuͤr dem Teufel grauen. 229. Der Zorn. Der Zorn ist hoͤllisch Feur/ wann er in dir entbrennt/ So wird dem heilgen Geist sein Ruhbettlein ge- sehaͤndt. 230. Die seeligkeit ist leicht zuerlangen. Es dunkt mich leichter seyn in Him̃el sich zuschwingen: Als mit der Suͤnden muͤh in Abgrund ein zudringen. 231. Der Weltliebende Reiche. Christ wenn ein Schifseil wird durchs Nadeloͤhr ge- zogen/ So sprich/ der Reiche sey ins Himmelreich geflogen. 232. HErꝛ dein Wille geschehe. Daß Wort daß GOtt von dir am allerliebsten hoͤret/ Jst wañ du hertzlich sprichst: Sein Wille sey geehret. 233. GOttes Nachgeklinge. Mein Lieb und alle Ding’ ist Gottes nachgeklinge/ Wann Er mich hoͤret schreyn: Mein GOtt und alle Dinge. 234. GOtt umb GOtt. HErꝛ liebstu meine Seel/ so laß sie dich umbfassen: Sie wird dich nimmermehr um̃ tausend Gotte lassen: 235. Alles mit GOtt. Jch bette GOtt mit GOtt auß Jhm/ und in Jhm an: Er ist mein Geist/ mein Wort/ mein Psalm/ und was ich kan. 236. Der Geist vertritt unß. GOtt liebt und lobt sich selbst/ so viel er immer kan: Er kniet und neiget sich/ Er bett sich selber an. C 237. Jm Johannis Angeli 237. Jm jnnern bettet man recht. Mensch so du wissen wilt was redlich betten heist: So geh in dich hinein/ und frage Gottes Geist. 238. Das Wesentliche Gebette. Wer lautres Hertzens lebt/ uñ geht auff Christi Bahn/ Der bettet wesentlich Gott in sich selber an. 239. GOtt lobt man in der stille. Meinstu O armer Mensch/ daß deines Munds ge- schrey. Der rechte Lobgesang der stillen Gottheit sey? 240. Daß stillschweigende Gebette. GOtt ist so über als daß man nichts sprechen kan: Drum bettestu Ihn auch mit schweigen besser an. Vid. Max. sand. Th. myst. l. 2. com. 3. per. tot. \& Balthas. Alvar. in ejus vita â Lu- dovic. de Ponte conscripta. 241. GOttes Leibgedinge. Mein Leib (O Herꝛlichkeit!) ist Gottes Leib-gedinge/ Drumb schaͤtzt er Jhn darinn zuwohnen nicht geringe. 242. Die Thuͤr muß offen seyn Eroͤffene die Thuͤr/ so komt der heilge Geist/ Der Vater/ und der Sohn Dreyeinig eingereist. 243. Daß Wohnhauß GOttes. Christ/ so du Jesum liebst und seine Sanfftmutt hast/ So findet Gott in dir sein Wohnhauß/ Ruh/ uñ rast. 244. Die Lieb ist der weisen Stein. Liel’ ist der weisen Stein: sie scheidet Gold auß koth/ Sie machet nichts zu jchts/ und wandelt mich in Gott 245. Es muß Vereinigt werden. Jm fall die Liebe dich versetzen sol auß Peyn/ Muß deine Menschheit vor mit Gottes Eines seyn. 246. Die Erstes Buch. 246. Die Tingierung. Der heilge Geist der schmeltzt/ der Vater der verzehrt/ Der Sohn ist die Tinctur, die Gold macht und verklaͤrt. 247. Daß alte ist hinweg. So wenig du daß Gold kanst schwartz und Eisen nennen: So wenig wirstu dort den Mensch am Menschen kennen. 248. Die genaue Vereinigung. Schan doch wie hoch Vereint die Goldheit mit dem Bley/ Und der Vergoͤttete mit Gottes wesen sey! 249. Die Goldheit und GOttheit. Die Goldheitmachet Gold/ die Gottheit machet GOtt: Wirstu nicht Eins mit jhr/ so bleibstu Bley und Koth. 250. Wie die Goldheit also die Gottheit. Schau/ wie die Goldheit ist deß Goldsfluß/ schwer ’ und schein: So wird die Gottheit auch im seelgen alles seyn. 251. Daß liebste Kind Gottes. Sag wie ich moͤge seyn deß Vaters liebstes Kind? Wann Er sich selbst und allß/ und Gottheit in dir findt. 252. Die Goͤttliche Kindtschafft. Jst GOttes GOttheit mir nicht jnniglich gemein/ Wie kan ich dann sein Kind/ und Er mein Vater sein? 253. Der Kinder ists Him̃elreich. Christ so du kanst ein Kind von gantzem Hertzen werdẽ/ So ist daß Himmelreich schon deine hier auf Erden. 254. Die Kindheit und GOttheit. Weil sich die GOttheit hat in Kindheit mir erzeigt/ Bin ich der Kindheit und der Gottheit gleich geneigt. C 2 255. Kind Johannis Angeli 255. Kind und GOtt. Kind oder Gott gilt gleich: hastu mich Kind genennt/ So hastu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt. 256. Die widergiltliche Kind-und Vatterschafft. Jch bin GOttes Kind und Sohn/ Er wieder ist mein Kind: Wie gehet es doch zu daß beide beides sind! 257. Die Dreyeinigkeit in der Natur. Das GOtt Dreyeinig ist/ zeigt dir ein jedes Kraut/ Da Schwefel/ Saltz/ Mereur/ in einem wird geschaut. 258. Daß Tingiren. Betrachte daß Tingirn/ so sihstu schoͤn und frey/ Wie dein’ Erloͤsung/ und wie die Vergoͤttung sey. 259. Die GOttheit und Menschheit. Die Ewge GOttheit ist der Menschheit so verpflicht! Daß Jhr auch ohne sie Hertz/ Muth uñ Sinn gebricht. 260. Heut ist der Tag deß Heyls. Brant auf der Braͤntgam komt! Man geht nicht mit jhm ein. Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet seyn. 261. Die Hochzeit deß Lammes. Die Mahlzeit ist bereitt/ daß Lam̃ zeigt seine Wunden: Weh dir/ hastu noch nicht GOtt deinen Braͤutgam funden. 262. Daß Hochzeitliche Kleid. Daß Hochzeitkleid ist Gott uñ seines Geistes liebe: Zeuchs an/ so weicht von dir was deinen Geist macht truͤbe. 263. GOttforscht sich niemals auß. Die Ewge GOttheit ist so reich an Raht und That/ Daß sie sich selbst noch nie gantz außgforschet hat. 264. Die Erstes Buch. 264. Die Creaturen sind GOttes Widerhall. Nichts weset ohne Stim̃: GOtt hoͤret uͤberall/ Jn allen Creaturn/ sein Lob und Widerhall. 265. Die Einigkeit. Ach daß wir Menschen nicht wie die Waldvoͤgelein/ Ein jeder seinen thon mit Lust zusammen schreyn! 266. Dem Spoͤtter tauget nichts. Jch weiß die Nachtigall strafft nicht deß Guk Guks- thon: Du aber/ sing ich nicht wie du/ sprichst meinem Hohn. 267. Ein ding behagt nicht offt. Freund/ solln wir allesambt/ nur jm̃er Eines schreyn/ Was wird daß vor ein Lied/ und vor Gesinge sein? 268. Veraͤnderung steht fein. Je mehr man Unterscheid der Stimmen vor-kan- bringen Je wunderbahrlicher pflegt auch daß Lied zuklingen. 269. Bey GOtt ist alles gleiche. GOtt giebet so genau auf daß koaxen acht/ Als auf daß direlirn/ daß jhm die Lerche macht. 270. Die Stimme GOttes. Die Creaturen sind deß Ewgen Wortes Stim̃e: Es singt uñ klingt sich selbst in Anmuth uñ im Grim̃e. 271. An Gott ist nichts Creatuͤrlichs. Liebstu noch was an GOtt/ so sprichstu gleich dabey/ Daß GOtt dir noch nicht GOtt und alle dinge sey. 272. Der Mensch ist Gottes gleichnuͤß. Was Gott in Ewigkeit begehrn und wuͤntschen kan/ Daß schauet Er in mir als seinem gleichnuͤß an. C 3 273. Steig Johannis Angeli 273. Steig uͤber die Heiligkeit. Die Heiligkeit ist gutt: wer druͤber kommen kan/ Der ist mit GOtt und Mensch am allerbesten dran. 274. Der Zufall muß hinweg. Der Zufall muß hinweg/ und aller falscher schein: Du must gantz wesentlich und Ungefaͤrbet seyn. 275. Der Mensch bringt alles in GOtt. Mensch alles liebet dich: um̃ dich ists sehr gedrange: Es lauffet allß zu dir/ daß es zu GOtt gelange. 276. Eins deß andern Anfang uñ Ende. GOtt ist mein letztes End: Weñ ich sein Anfang bin So weset er auß mir/ und ich vergeh in Jhn. 277. Daß Ende GOttes. Daß GOtt kein ende hat/ gesteh ich dir nicht zu: Denn schau/ Er sucht ja mich/ daß er in mir beruh. 278. GOttes ander-Er. Jch bin GOtts ander-Er/ in mir findt Er allein Was Jhm in Ewigkeit wird gleich und aͤhnlich sein. 279. Die Jchheit schaffet nichts. Mit Jchheit suchestu/ bald die bald jene sachen: Ach tissest dus’ doch Gott nach seinem willen machen! 280. Der wahre weisen Stein. Dein stein Chimist ist nichts: d’Ekstein den ich mein’ Jst meine Gold Tinctur, und aller weisen Stein. 281. Seine Gebette sind nicht schwer. Mensch lebestu in GOtt/ und stirbest deinem Willen/ So ist dir nichts so leicht/ als sein Gebott erfuͤllen. 282. Jn GOtt der beste Standt. Was hilfft michs daß den Herrn die Morgensteren Loben/ So ich nicht über sie in Jhn bin aufgehoben. 283. Gott Erstes Buch. 283. GOtt ist uͤber Heilig. Schreyt hin Jhr Seraphin/ daß was man von euch list: Jch weiß daß Gott mein Gott noch mehr als Heilig ist. 284. Vber alle erkaͤndtnuͤß sol man kommen. Was Cherubin erkennt/ daß mag mir nicht ge- nuͤgen/ Jch wil noch uͤber Jhn/ wo nichts erkandt wird/ fliegẽ. 285. Daß erkennende muß das er- kandte werden. Jn GOtt wird nichts erkandt: Er ist ein Einig Ein. Was man in Jhm erkennt/ daß muß man selber fein. ita quoq́ue Divus Rusbr quod contem- plamur, sumus \& quod sumus contempla- mur. 286. Jmmer weiter. Maria ist hochwehrt: doch kan ich hoͤher kommen/ Als sie und alle Schaar der Heiligen geklommen. Christus ist unser hoͤchsres Ziehl. 287. Die Schoͤnheit. Die Schoͤnheit ist ein Licht: je mehr dir Licht gebrist/ Je greulicher du auch an Leib und Seele bist. 288. Die gelassene Schoͤnheit. Jhr Menschen lernet doch von Wiesenblümelein/ Wie jhr koͤnt Gott gefalln/ uñ gleichwol schoͤne seyn. Denn sie nehmen sich jhrer schoͤn- heit nicht an. 289. Ohne warumb. Die Ros’ ist ohn warumb/ sie bluͤhet weil sie bluͤhet/ Sie acht nicht jhrer selbst/ fragt nicht ob man sie sihet. C 4 209. Laß Johannis Angeli 290. Laß GOtt sorgen. Wer schmükt die Lilien? Wer speiset die Narcissen? Was bist dañ du mein Christ auf dich so sehr beflissẽ? 291. Der Gerechte. Daß der gerechte Mensch waͤchst wie ein Palmenbaum Verwunder ich mich nicht/ nur daß er noch findt raü. 292. Der Seeligen Lohn. Was ist der Seelgen Lohn? Was wird nur nach dem Streit? Es ist die Lilien der lautren Goͤttlichkeit. 293. Wenn man Vergoͤttet ist. Mensch/ wann dich weder Lieb berührt/ noch Leid verletzt/ So bistu recht in GOtt/ und GOtt in dich versetzt. 294. GOtt ist ohne Willen. Wir betten es gescheh mein Herr uñ Gott dein wille: Und sih/ Er hat nicht will’: Er ist en’ Ewge stille. Versteh einen zufaͤlligen willen/ denn was GOtt wil/ daß wil Er wesentlich. 295. Es muß in dir vor seyn. Mensch wird daß Paradiß in dir nicht erstlich seyn/ So glaube mir gewiß/ du kommest nimmer drein. 296. Die Naͤchsten GOtts gespielen. Got’ ist nicht alles nah: die Jungfraw ufi daß Kind/ Die zwey die sinds allein die Gottsgespielen sind. 297. Nicht Nakt und doch unbekleidt. Nakt darf ich nicht fuͤr Gott: uñ muß doch unbekleidt/ Jns Him̃elreich eingehn/ weil es nichts fremdes leidt. 298. Daß Erstes Buch. 298. Daß Him̃elreich ist innwendig in uns. Christ mein wo lauffstu hin? der Himmel ist in dir. Was suchstu jhn dann erst bey eines andren Thuͤr ? 299. Mit schweigen hoͤret man. Daß Wort schallt mehr in dir/ als in deß andern Munde. So du jhm schweigen kanst/ so hoͤrstu es zur Stunde. 300. Trink auß deinem eignen Broñen. Wie thoͤricht thut der Mann der auß der Pfuͤtze trinkt/ Und die Fontenie laͤst/ die Jhm im Hauß entspringt. 301. Die Kinder GOttes. Weil Gotteskinder nicht daß eigne Lauffen lieben/ So werden sie von jhm und seinem Geist getrieben. 302. Stehn ist zuruͤkke gehn. Wer in den Wegen GOtts gedaͤchte still zustehn/ Der wuͤrde hintersich und ins Verderben gehn. C 5 An- Johannis Angeli. Andertes Buch Geistreicher Sinn-uñ Schluß-reimen. 1. Die Lieb ist uͤber Forcht. GOtt fuͤrchten ist sehr gutt: doch ist es besser lieben: Noch besser uͤber liebe in Jhn seyn aufgetrieben. 2. Die Lieb’ ist ein Magnet. Die Lieb ist ein Magnet/ sie ziehet mich in GOtt: Unnd was noch groͤsser ist/ sie reisset GOtt in Tod: 3. Mensch in GOtt/ GOtt im Menschen. Wenn ich bin Gottes Sohn/ wer es dann sehen kan: Der schauet Mensch in GOtt/ und GOtt im Men- schen an. 4. Daß Ewge Ja und Nein. GOtt spricht nur jm̃er Ja; der Teufel saget nein: Drumb kan er auch mit GOTT nicht Ja und eines seyn. allusio ad Nomen Dei 5. Daß Licht ist nicht GOtt selbst. Licht ist deß HErꝛen Kleid: gebricht dir gleich daß Licht/ So wisse daß dir doch GOtt noch nicht selbst gebricht. 6. Nichts ist der beste Trost. Nichts ist der beste Trost. Entzeucht GOtt seinen Schein: So Andertes Buch. So muß daß blosse Nichts dein Trost im Untrost seyn. 7. Daß wahre Liecht. Gott ist daß wahre Licht/ du hast sonst nichts als glast: Jm falle du nicht Jhn daß Licht der Lichter haft. 8. Mit Schweigen lernet man. Schweig allerliebster schweig: kanstu nur gaͤntzlich schweigen: So wird dir GOtt mehr gutts/ als du begehrst/ er- zeigen. in Apocal. 9. Daß Weib auf dem Monden. Was sinnestu so tieff? daß Weib im Sonneschein Daß auf dem Monden steht/ muß deine Seele seyn. 10. Die Braut ist doch daß liebste. Sag was du wilt: die Braut ist doch daß liebste kind/ Daß man in GOttes schoß/ und seinen armen findt. 11. Die beste Sicherheit. Schlaf meine Seele schlaf: Dann in deß Liebsten Wunden Hastu die sicherheit und volle Ruh gefunden. 12. Die Jungfrauschafft. Was ist die Jungfrauschafft? frag was die GOtt- heit sey: Doch kennstu Lauterkeit/ so kennstu alle zwey. 13. Die GOttheit uñ Jungfrauschafft. Die GOttheit ist so nah der Jungfrauschafft ver- wandt/ Daß sie auch ohne dir nicht GOttheit wird erkandt. 14. Wer eins nur liebt ist Braut. Die Seele/ die nichts weiß/ nichts wil/ nichts liebt/ dann Ein: Muß beute noch die Braut deß Ewgen Braͤutgams seyn. 15. Die Johannis Angeli 15. Die geheime Armutt. Wer ist ein armer Mensch? der ohne Huͤlff und Rath Noch Creatur/ noch GOtt/ noch Leib/ noch Seele hat. 16. GOttes Sitz. Mensch bistu nicht so weit als GOttes GOttheit ist/ So wirstu nimmermehr zu seinem Sitz erkiest. 17. GOtt waͤigert sich niemand. Nim̃/ Trink/ soviel du wilt uñ kanst/ es steht dir frey: Die gantze GOttheit selbst ist deine Gasterey. 18. Die Weißheit Salomons. Wie? schaͤtzstu Salomon den weisesten Allein? Du auch kanst Salomon und seine Weißheit seyn. 19. Daß hoͤchste ist Stille seyn. Geschaͤfftig seyn ist gutt: Viel besser aber Betten: Noch besser Stum̃ uñ still fuͤr Gott den Herren tretten. 20. Daß Lebens Buch. GOtt ist deß Lebens Buch/ ich steh in Jhm geschrieben Mit seines Lam̃es Blutt: wie solt’ Er mich nicht liebẽ. 21. Du solt daß Hoͤchste seyn. Die Welt ist Eitel nichts/ die Engel sind gemein: Drum̃ soll ich Gott uñ Mensch in Christo Jesu seyn. 22. Erheb dich uͤber dich. Der Mensch der seinen Geist nicht uͤber sich erhebt/ Der ist nicht wehrt daß er im Menschenstande lebt. 23. Jn Christo komt man hoch. Weil mein Erloͤser hat die Engel uͤberstiegen: So kan (wo ich nur wil) auch ich sie uͤberfliegen. 24. Der Mittelpunct. Wer jhm den Mittelpunct zum wohnhauß hat er- kiest/ Der siht mit einem Blik was in dem Umbschweif ist. 25. Dein Andertes Buch. 25. Dein’ Unruh machstu selbst. Noch Creatur noch GOtt kan dich in Unruh bringen/ Du selbst Verunruhst dich (O Thorheit!) mit den Dingen. 26. Die Freyheit. Du edle Freyheit du/ wer sich nicht dir ergiebet/ Der weiß nicht/ was ein Mensch/ der Freyheit liebet/ liebt. 27. Auch von jhr. Wer Freyheit liebt/ liebt GOtt: wer sich in GOtt versenkt/ Und alles von sich stoͤst/ der ists/ dem GOtt sie schenkt. 28. Die Gleichheit. Die Gleichheit ist ein Schatz: hastu sie in der Zeit/ So hastu Himmelreich und Volle Seeligkeit. 29. Todt und GOtt. Tod ist der Suͤnden Sold: Gott ist der Tugend Lohn: Erwirbstu diesen nicht/ so traͤgstu den darvon. 30. Zufall und Wesen. Mensch werde wesentlich: deñ wañ die Welt vergeht/ So faͤlt der Zufall weg/ daß wesen daß besteht. 31. Goͤttliche geniessung. Wer GOtts geniessen wil/ und Jhm sich einverleiben/ Sol wie ein Morgenstern bey seiner Sonne bleiben. 32. Mit Schweigen singt man schoͤn. Die Engel singen schoͤn: Jch weiß daß dein Gesinge/ So du nur gaͤntzlich Schwigst/ dem hoͤchsten besser klinge. 33. Wer aͤlter ist als GOtt. Wer in der Ewigkeit mehr lebt als einen Tag/ Derselbe wird so Alt/ als GOtt nicht werden mag. C 7 34. Rech- Johannis Angeli 34. Rechter gebrauch bringt nicht Schaden. Mensch sprichstu daß dich jchts von GOttes Lieb’ abhaͤlt: So brauchstu noch nicht recht wie sichs geblihrt der Welt. 35. GOtt wil was koͤstlich ist. Sey lauter/ Licht’ und steif/ gleich wie ein Demank- stein/ Daß du in Augen Gotts moͤgst wehrt geschaͤtzet seyn. 36. Daß Buch deß Gewissens. Daß ich GOtt fuͤrchten sol/ und uͤber alles lieben/ Jst mir von Anbegin in mein Gemuͤtt geschrieben. 37. An einem Wort liegt alles. Ein eintzigs Wort hilfft mir: schreibts GOtt mir einmal Ein/ So werd’ ich staͤtts ein Lamb mit Gott gezeichnet seyn. 38. Der Braͤutgam ist doch suͤsser. Du magst GOtt wie du wilt fuͤr deinen Herꝛn er- kennen: Jch wil jhn anderst nicht als meinen Braͤntgam nennen. 39. Der anbetter im Geist und in der Wahrheit. Wer in sich uͤbersich in GOtt verreisen kan/ Der bettet GOtt im Geist und in der Wahrheit an. 40. GOtt ist daß kleinst’ und groͤste. Mein GOtt wie groß ist GOtt! Mein GOtt wie klein ist GOtt/ Klein als daß kleinste ding/ uñ groß wie als/ von noth. 41. Der Andertes Buch. 41. Der gute Tausch. Mensch gibstu GOtt dein Hertz/ Er gibt dir seines wider: Ach welch ein wehrtrer Tausch! du steigest auf/ Er nieder. 42. Daß untre schadet nicht. Wer uͤber Berg und Thal/ und dem Gewoͤlke sitzt/ Der achtets nicht ein Haar/ wenns donnert/ kracht und blitzt. 43. Die mittelwandt muß wegg. Wegg mit dem mittelweg/ sol ich mein Licht anschauen/ So muß man keine Wand fuͤr mein Gesichte bauen. 44. Was Menschheit ist. Fragstu was Menschheit sey? Jch sage dir bereit: Es ist/ mit einem Wort/ die uͤber Engelheit. 45. GOtt liebet sich allein. Es ist gewißlich wahr/ GOtt liebet sich allein/ Und wer sein ander-Er in seinem Sohn kan seyn. 46. Wer GOtt ist/ siehet GOtt. Weil ich daß wahre Licht/ so wie es ist/ sol sehn: So muß ichs selber seyn: sonst kan es nicht geschehn. 47. Die Liebe sucht nicht Lohn. Mensch liebstu GOtt den HErꝛn/ und suchest Lohn dabey/ So schmaͤkestu noch nicht was Lieb’ und lieben sey. 48. GOtt kennt man am Geschoͤpffe. GOtt der verborgne GOtt wird kundbahr uñ gemein Durch seine Creaturn/ die sein’ entwerffung seyn. 49. GOtt liebt die Jungfrauschafft. GOtt trinkt der Jungfraun milch/ zeugt durch diß hell und frey/ Das wahre Jungfranschafft sein Trank uñ Labsal sey. 50. GOtt Johannis Angeli 50. GOtt wird ein kleines Kind. GOtt schleust sich unerhoͤrt in Kindes kleinheit ein: Ach moͤcht’ ich doch ein Kind in diesem Kinde sein! 51. Daß unaußsprechliche. Denkstu den Namen GOtts zu sprechen in der Zeit/ Man spricht jhn auch nicht auß in einer Ewigkeit. 52. Daß Neu Jerusalem. Daß Neu Jerusalem bistu fuͤr GOtt mein Christ/ Wenn du auß GOttes Geist gantz Neugebohren bist. 53. Es mangelt nur an dir. Ach koͤnte nur dein Hertz zu einer Krippe werden/ GOtt wuͤrde noch einmal ein Kind auf dieser Erden. 54. Entbildet mustu seyn. Entbilde dich mein Kind/ so wirstu GOtte gleich: Und bist in stiller Ruh dir selbst dein Himmelreich. 55. GOtt ist/ Er lebet nicht. GOTT ist nur Eigendlich: Er liebt uñ lebet nicht/ Wie man von mir und dir uñ andren Dingen spricht. 56. Armut und Reichthum. Der/ was er hat/ nicht hat/ und alles schaͤtzet gleich/ Der ist im Reichthum arm/ in Armuth ist er reich. 57. Man muß Jhm selbst entwachsen. Entwaͤchsestu dir selbst und aller Creatur/ So wird dir eingeimpfft die Goͤttliche Natur. 58. GOtt sterben und GOtt leben. Stirb oder leb in GOtt: du thust an beiden wol: Weil man GOtt sterben muß/ uñ Gott auch leben sol. 59. Wer ist mehr GOtt als Mensch? Wer ohn empfinden liebt/ und ohn erkennen kennt: Der wird mit guttem recht mehr GOtt als Mensch genennt. 60. Vom Andertes Buch. 60. Vom lieben. Mensch wilst-uñ liebstu nichts/ so wilst uñ Liebstu wol: Wer gleich liebt was er wil/ liebt doch nicht was er sol. 61. Wer sich verlaͤst/ findt GOtt. Wer sich verlohren hat/ und von sich selbst entbunden/ Der hat GOtt seinen Trost/ und seinen Heyland funden. 62. Jn beiden muß man seyn. Mein GOtt wie kalt bin ich! Ach laß mich doch er- warmen Jn deiner Menschheit Schoß/ und deiner GOttheit armen! 63. Der taube hoͤrt daß Wort. Freund glaub es oder nicht: ich hoͤr’ in jedem nu/ Wann ich bin taub und Stumm dem Ewgen Worte zu. 64. Ein Seufftzer saget alles. Wenn meine Seel erseufftzt/ und Ach und O schreyt hin: So ruffet sie in sich jhr End und Anbegin. α \& ω 65. Die Ewigkeit wird nicht gemaͤssen. Die Ewigkeit weiß nichts von Jahren/ Tagen/ Stunden: Ach daß ich doch noch nicht den Mittelpunet gefunden! 66. Eins hilfft dem andren fort. Mein Heyland der ist Gott/ uñ ich der andren dinge: Jm fall sie sich in mich/ und ich in Jhn mich schwinge. 67. Die Abgeschiedenheit. Weil Abgeschiedenheit sich niemand macht gemein: So muß sie ohne sucht und eine Jungfrau sein. 68. Mit Johannis Angeli 68. Mit Schweigen wirds gesprochen. Mensch so du wilt daß seyn der Ewigkeit außsprechen/ So mustu dich zuvor deß Redens gantz entbrechen. 69. Die geistliche Schiffart Die Welt ist meine See/ der Schifmann GOttes Geist/ Daß Schif mein Leib/ die Seel ists die nach Hause reist. 70. Die Lauterkeit. Vollkomne Lauterkeit ist Bild-Form-Liebe-loß: Steht aller Eigenschafft/ wie GOttes wesen bloß. 71. Der wesentliche Mensch. Ein wesentlicher Mensch ist wie die Ewigkeit/ Die unveraͤndert bleibt von aller aͤusserheit. 72. Wer singet mit den Engeln? Wer sich nur einen blik kan uͤbersich erschwingen/ Der kan daß Gloria mit GOttes Engeln singen. 73. An den Suͤnder. Ach Suͤnder wend dich umb/ uñ lerne GOtt erkennen: Jch weiß du wirst Jhn bald den lieben Vatter nennen. 74. Du must Vergoͤttet werden. Christ/ es ist nicht genug daß ich in GOtt nur bin: Jch muß auch GOttessafft zum wachsen in mich ziehn. 75. Du must auch Fruͤchte tragen. Trinkstu deß HErren Blut/ und bringest keine Frucht/ So wirstu kraͤfftiger als jener Baum versiucht. 76. Auch dir ist nichts versagt. O Edler Geist entreiß/ laß dich doch nicht so binden: Du kanst GOtt herꝛlicher/ als alle Heilgen finden. 77. A B ist schon genug. Die Heyden plappern vil: wer Geistlich weiß zubetten/ Der kan mit A und B getroͤst fuͤr Gott hintretten. A B B A 78. Ein Andertes Buch. 78. Ein Lieb verzukt daß andre. Wenn meine Seele GOtt im Geist begegnen kan/ So start ( O JEsu Christ! ) ein Lieb daß Ander an. 79. Der geistliche Tempel GOttes. Die Pforten deiner Stadt/ Mein GOtt/ sind Perle- fein: Was muß doch fuͤr ein Blitz mein Geist dein Tempel sein. 80. Daß geistliche Zion. Fuͤhr auf HErꝛ deinen Bau/ hier ist die Friedens- St a d t / Hier ist wo Salomon dein Sohn sein Zion hat. 81. Der Oelberg. Sol dich deß Herren Angst erloͤsen von beschwerden/ So muß dein Hertze vor zu einem Oelberg werden. 82. Daß Hertze. Mein Hertz ist unten eng’ und obenher so weit/ Daß es GOtt offen sey/ und nicht der Jrꝛdigkeit. 83. Der geistliche Berg. Jch bin ein Berg in GOtt/ und muß mich selber steigen/ Daferne GOtt mir sol sein liebes Antlitz zeigen. 84. Die erleuchtung. Hin auf. Wo dich der Blitz mit Christo sol umb- gehen/ Mustu wie seine drey auf Thabors hoͤhe leben. 85. Dein Kaͤrker bistu selbst. Die Weit die haͤlt dich nicht: du selber bist die Welt/ Die dich in dir mit dir so stark gefangen haͤlt. 86. Du Johannis Angeli 86. Du musts auch selbst gewinnen. GOtt hat wol gnug gethan: doch du traͤgst nichts darvon/ Wo auch nicht du in Jhm erkriegest deine Kron. 87. Daß geistliche Kaͤuchelein. Mein Leib ist eine Schal’ in dem ein Kaͤuchelein/ Vom Geist der Ewigkeit wil außgebruͤttet seyn. 88. Eben vom selbigen. Daß arme Kaͤuchelein kluchst und pikt fuͤr und fuͤr: Wird es dann nicht bald sehn deß Ewgen Lichtes Zihr! 89. Gegen Aufgang mustu sehn. Freund wiltu an Jhm selbst daß Licht der Soñen sehn So mustu dein Gesicht hin zu d em Aufgang drehn. 90. Die Unterwuͤrfflichkeit. Der Blitz deß Sohnes GOtts durchleucht in einem Nun Die Hertzen/ welche sich Jhm gaͤntzlich unterthun. 91. Die Gedult. Gedult ist uͤber Gold: sie kan auch GOtt bezwingen/ Und was Er hat und ist gantz in mein Hertze bringen. 92. Die geheimste Gelassenheit. Gelassenheit faͤht GOtt: GOtt aber selbst zulassen Jst ein Gelassenheit die wenig Menschen fassen. 93. Der geheime GOttes Kuß. GOtt kuͤst mich seinen Sohn mit seinem heilgen Geist/ Weñ Er mich liebes Kind in Christo JEsu heist. 94. Eins ist deß andern Trost. GOtt ist der Lichter Licht/ Mein Heyland ist die Soñe/ Maria ist der Mon/ ich Jhrer aller Wonne. 95. Daß Andertes Buch. 95. Daß Lam̃ und auch der Loͤw. Wer alles untertritt/ und alles dultet fein/ Der muß ein Lam̃ und Loͤw in einem wesen seyn. 96. Der Geist ist eine Taube. Warumb daß GOttes Geist wie eine Taub’ erscheint? Er thuts/ weil Er/ mein Kind dich zu erkeucheln meint. 97. Der Heilgen Tauben naͤst Wenn du ein Taͤublein bist/ und keine Galle hast/ So findestu mein Christ im Hertzen JEsu rast. 98. Am sichersten am besten. Fleuch meine Taube fleuch/ uñ rast’ in Christi Seelen/ Wo wiltu dich sonst hin verbergen und verhoͤlen? 99. Die Wiederguͤltige Taͤubelein. O wunder! GOtt ist mir/ ich Jhm ein Taͤubelein: Schau doch wie alle Zwey ein ander Eines seyn! 100. Gib Ruh/ so ruhstu wieder. Wenn GOttes Taube kan in deinem Hertzen ruhn/ Wird sie dir widerumb daß Hertze GOtts aufthun. 101. Die geheime Vberschattung. Jch muß GOtts Schwanger sein: sein Geist muß ob mir schweben/ Und GOtt in meiner Seel wahrhafftig machen leben. 102. Daß außre troͤst mich nicht. Was hilfft michs Gabriel/ daß du Mariam grüst Wenn du nicht auch bey mir derselbe Botte bist! 103. Die geistliche Geburt. Beruͤhrt dich GOttes Geist mit seiner wesenheit/ So wirdt in dir gebohren daß Kind der Ewigkeit. 104. Die Johannis Angeli 104. Die geistliche Schwaͤngerung. Jst deine Seele Magd/ und wie Maria rein/ So muß sie Augenbliks von GOtte schwanger sein. 105. Ein Rieß’ und auch ein Kind. Wenn Gott sich wesentlich in mir gebohren findt/ So bin ich (Wunder ding!) ein Rieß’ und auch ein Kind. Wahafftig. also wesentliche Busse be yin Thaul. instit. c. i. 106. Erweitert mustu seyn. Erweitere dein Hertz/ so gehet GOtt darein: Du solt sein Himmelreich/ Er wil dein Koͤnig seyn. 107. Die Neugeburt. Hat deine Neugeburt mit wesen nichts gemein/ Wie kan sie ein Geschoͤpff in Christo JEsu seyn? 108. Die Braut GOttes. Kind werde GOttes Braut/ entbenth dich Jhm allein: Du wirst seins Hertzens Schatz/ und er dein liebster sein. 109. Die Welt vergehet nicht. Schau/ dise Welt vergeht. Was? sie vergeht auch nicht/ Es ist nur Finsternuß was GOtt an Jhr zerbricht. 110. Die Verklaͤrung. Mein Leib der wird fuͤr GOtt wie ein Carfunkel stehn/ Wenn seine grobheit wird im Feuer untergehn. 111. Maria. Du preist Mariam hoch: ich sage noch darbey/ Daß sie die Koͤnigin der Koͤniginnen sey. 112. Auß Andertes Buch. 112. Auß und ein/ Gebaͤhren und Gebohren seyn. Wenn du in Wahrheit kanst auß Gott gebohren seyn/ Und wider GOtt gebaͤhrn: so gehstu auß und ein. 113. Man sol vernuͤnfftig handeln. Freund so du trinken wilt/ so setz doch deinen Mund/ Wie ein Vernuͤnfftiger recht an deß Fasses spund. 114. Die Creaturn sind gut. Du klagst/ die Creaturn die bringen dich in Pein: Wie? muͤssen sie doch mir ein Weg zu GOtte seyn. 115. Die geistliche Jagt. Wie wol wirstu gejagt von Hunden lieber Christ: So du nur williglich die Hindin GOttes bist. 116. Die beste Gesellschafft. Gesellschafft acht’ ich nicht: Es sey dann daß das Kind/ Die Jungfrau/ und die Taub’/ und’s Lam̃ beysam- men sind. 117. Die Einsamkeit. Die Einsamkeit ist noth: doch/ sey nur nicht gemein: So kanstu uͤberall in einer Wuͤsten seyn. 118. Goͤttlich Leben. Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kañ Was Goͤttlich Leben sey: so sprich den Henoch an. Henoch heist ein GOtt ergebener. 119. Goͤttliche gleichheit. Ein Gott ergebner Mensch ist Gotte gleich an Ruh/ Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu. 120. Man jßt und Trinket GOtt. Wenn du Vergoͤttet bist/ so jßt- und trinkst-du GOtt/ (Und diß ist ewig wahr) in jedem bissen Brodt. 121. Daß Johannis Angeli 121. Daß Glied hat deß Leibes wesen. Hastu nicht Leib und Seel und Geist mit Gott gemein: Wie kanstu dann ein Glied im Leꝛbe JEsu seyn? 122. Die geistliche Weinrebe. Jch bin die Reb’ im Sohn/ der Vatter pflantzt und speist/ Die Frucht die auß mir waͤchst ist GOtt der heilge Geist. 123. Gedult hat jhr warumb. Ein Christ traͤgt mit Gedult sein Leyden/ Creutz und Pein/ Damit er ewig mag bey seinem JEsu seyn. 124. GOtt ist voller Sonnen. Weil der gerechte Mensch glaͤntzt wie der Sonnen- schein/ So wird nach dieser Zeit GOtt voller Sonnen seyn 125. Du must daß wesen haben. GOtt selbst ists Him̃elreich: wiltu in Him̃el kom̃en/ Muß GOttes wesenheit in dir seyn angeglommen. 126. Die Gnade wird Natur. Fragstu warumb ein Christ sey From/ Gerecht und Frey? So fragestu warumb ein Lamm kein Tieger sey. 127. Daß Liebst’ auf dieser Erden. Fragstu was meine Seel am Liebsten hat auf Erden? So wisse daß es heist: mit nichts beflekket werden. 128. Der Himmel steht staͤtts offen. Verzweifle nicht mein Christ/ du kanst in Him̃ el drabẽ/ So du nur magst darzu ein Mannlich Hertze haben. 129. Eins jeden Eigenschafft. Daß Thier wird durch die Art/ der Mensch durch den Verstandt/ Der Andertes Buch. Der Engel durch daß schaun/ durchs wesen GOtt bekandt. 130. Es muß Vergoldet sein. Christ alles was du thust/ daß uͤberzeuch mit Gold: Sonst ist GOtt weder dir/ noch deinen Werken hold. Gold der Liebe. 131. Nimb also/ daß du hast. Mensch nimbstu GOtt als Trost/ als sussigkeit/ und Licht: Was hastu dañ wenn Trost/ Licht/ suͤssigkeit gebricht? 132. GOtts Eigenschafft. Was ist GOtts Eigenschafft? sich ins Geschoͤpff er- giessen Allzeit derselbe seyn/ nichts haben/ wollen/ wissen. Versiehe accidentaliter oder zufaͤlli- ger weise; dann was Gott wil und weiß/ daß wil und weiß er wesentlich. Also hat er auch nichts (mit Eigenschafft.) 133. Die Gelassenheit. Freund glaub es/ heist mich GOtt nicht in den Him- mel gehn/ So wil ich lieber hier/ auch in der Hoͤlle siehn. 134 Die Gleichheit. Wer nirgends ist gebohrn/ uñ niemand wird bekandt. Der hat auch in der Hoͤll sein liebes Vaterland. 135. Die Gelassenheit. Jch mag nicht Krafft/ Gewalt/ Kunst/ Weißheit/ Reichthum/ Schein: Jch wil nur als ein Kind in meinem Vater sein. 136. Eben von derselben. Geh auß/ so geht Gott ein: Stirb dir/ so lebstu Gott: Sey nicht/ so ist es Er: thu nichts/ so gschicht’s Ge- both. D 137. Schrifft Johannis Angeli 137. Schrifft ohne Geist ist nichts. Die Schrifft ist Schrifft sonst nichts. Mein Trost ist Wesenheit/ Und daß GOtt in mir spricht daß Wort der Ewigkeit. 138 Der Schoͤnest’ im Himmelreich. Die Seele/ welche hier noch kleiner ist als klein/ Wird in dem Himmelreich die schoͤnste Goͤttin sein. 139. Wie kan man Englisch seyn? Kind wiltu Englisch seyn/ so kanstu es bereit: Wie dann? sie leben staͤts in unannehmlichkeit. 140. Die Selbst-vernichtigung. Nichts bringt dich uͤber dich als die Vernichtigkeit: Wer mehr Vernichtigt ist/ der hat mehr Goͤttlichkeit. 141. Der Grundgelassene. Ein Grundgelassner Mensch ist Ewig frey und Ein: Kan auch ein Unterscheid an jhm und GOtte sein? 142. Du must es selber seyn. Frag nicht was Goͤttlich sey: Denn so du es nicht bist/ So weistu es doch nicht/ ob dus’ gleich hoͤrst mein Christ. 143. Jn GOtt ist alles GOtt. Jn GOtt ist alles GOtt: Ein eintzigs Wuͤrmelein/ Daß ist in GOtt so viel als tausend GOtte sein. 144. Was ist Gelassenheit? Was ist Gelassenheit? Jch sag’ ohn Heucheley: Daß es in deiner Seel der wille JEsn sey. 145. Daß wesen GOttes. Was ist das wesen GOtts? Fragstu mein aͤngigkeit? Doch wisse/ daß es ist ein’ uͤberwesenheit. 146. GOtt ist Finsternuß vnd Liecht. GOtt ist ein lautrer Blitz/ und auch ein Tunkles nicht/ Daß keine Creatur beschaut mit jhrem Licht. 147. Die Andertes Buch. 147. Die Ewge Gnadenwahl. Ach zweifele doch nicht: Sey nur auß GOtt gebohrn/ So bistu ewiglich zum Leben außerkohrn/ 148. Der arme im Geist. Ein wahrer armer Mensch steht gantz auf nichts ge- richt: Gibt GOtt jhm gleich sich selbst/ ich weiß er nimbt jhn nicht. 149. Du selbst bist alle Dinge. Wie magstu was begehrn? du selber kanst allein/ Der Himmel und die Erd’/ und tausend Engel sein. 150. Die Demut ist dir Noth. Sieh nur fein unter dich: du fleuchst den Blitz der Zeit/ Was meinstu dann zu schaun in Blitz der Ewigkeit. 151. Deß Christen Edelstes. Was ist daß Edelste? Was ist daß fein-Perlein Deß Neugebornen Christs? Jhm allzeit gleiche sein. 152. Daß Allergoͤttlichste. Kein ding ist Goͤttlicher (im fall du es kanst fassen/) Als jetzt und ewiglich sich nicht bewegen lassen. 153. Die Ewigkeit. Was ist die Ewigkeit? Sie ist nicht diß/ nicht daß/ Nicht Nun/ nicht Jchts/ nicht Nichts/ sie ist/ ich weiß nicht was. 154. Ein Stern geht fuͤr die Sonne. Jch frage nicht so viel nach tausend Sonneschein/ Wenn ich nur mag ein Stern inn Augen JEsu sein. 155. Es ligt an dir allein. Ach Mensch versaͤum dich nicht/ es ligt an dir allein/ Spring auf durch GOtt/ du kanst der groͤst’ im Him- mel sein. D 2 156. GOtt Johannis Angeli 156. GOtt kennt man durch die Sonne Die Sonn ist nur ein Glast/ und alles Licht ein schein: Was muß doch fuͤr ein Blitz/ Gott meine Sonne seyn! 157. GOtt schauet man an sich. Wie ist mein GOtt gestalt? Geh schau dich selber an/ Wer sich in Gott beschaut/ schaut Gott warhafftig an. 158. Die Seele kombt von GOtt. Die Seel ist eine Flamm auß GOtt dem Blitz ge- gangen: Ach solte sie dann nicht in Jhn zuruͤk gelangen! intellige creaturaliter. 159. Der Geist ist wie das Wesen. Mein Geist ist wie ein seyn: er ahnt dem wesen nach/ Von dem erurgestandt/ und Anfangs außgebrach. 160. Der Geist stirbt nimmermehr. Der Geist lebt in sich selbst: gebricht jhm gleich das Licht/ (Wie ein verdampter wird) so stirbet er doch nicht. 161. Jm jnnern Wohnt man wol. Was meines Geistes Geist/ meins wesens wesen ist/ Daß ists/ daß ich fuͤr mich zur Wohnung hab crkiest. 162. Hinein kehr deine Strahlen. Ach kehrt nur meine Seel jhr Flammen umb und ein! So wird sie mit dem Blitz/ bald Blitz und Eines sein. 163. GOtt wuͤrket wie daß Fewr. Daß Fewer schmeltzt uñ eint: sinckstu in Ursprung ein/ So muß dein Geist mit GOtt in Eins geschmeltzet sein. 164. Die Unschuld brennet nicht. Entschulde dich durch GOtt: die Unschuld bleibt be- wehrt/ Und wird in Ewigkeit von keiner Glutt verzehrt. 165. Ein Andertes Buch. 165. Ein Troͤpfflein ist genug. Wer nur ein croͤpfflein Blutts auß Christo kan ge- niessen. Der muß gantz seeliglich mit Jhm in GOtt zerflissen. 166. Die Boßheit hat kein wesen. Mensch wenn du durch-das Blutt deß Lammes bist genesen. So bistu ewiglich kein boͤser Mensch gewesen. 167. Der Mittler ist nur JEsus. Jch weiß kein mittel nicht als meinen JEsum Christ: Sein Blutt daß ists/ in dem sich GOtt in mich ergist. 168. Eins ist so Alt als daß andre. Ein Kind/ daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt/ Daß wird so Alt/ als man Mathusalem beschreibt. 169. Die Gleichheit schauet GOtt. Wem nichts wie alles ist/ und alles wie ein nichts: Der wird gewuͤrdiget deß Liebsten Angesichts. 170. Die scheydung muß geschehn. Die Unschuld ist ein Gold daß keine Schlakken hat: Entzeuch dich auß dem Kiß/ so bistus’ in der that. 171. Der Adler fleuget hoch. Ja wer ein Adler ist/ der kan sich wol erschwingen/ Und uͤber Seraphim durch tausend Him̃el dringẽ. 172. Ein Phœnix sol man seyn. Jch wil ein Phœnix seyn/ und mich in GOtt ver- brennen/ Damit mich nur nichts mehr von Jhme koͤnne trennen. 173. Die Schwachen muͤssen warten. Du armes Voͤgelein/ kanstu nicht selber fliegen/ So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft hast ligẽ. D 3 174. Es Johannis Angeli 174. Es wil geuͤbet seyn. Versuch mein Taͤubelein: mit uͤbung lernt man viel: Wer nur nicht sitzen bleibt/ der kombt doch noch zum Ziel. 175. Der Geist fuͤhrt in die Wuͤste. Kanstu dich auf den Geist in deinem Heyland schwin- gen/ So wird er dich mit sich in seine Wuͤste bringen. 176. Bestaͤndig muß man seyn. Verstockt ist halb verlohrn: doch wer im gutten kan/ Ein Stok und Eysen seyn/ sieht auf deß Lebens bahn. 177. Es wird nicht alls gerichtet. Die Menschen die in Gott mit Christo sind verschlun- gen/ Sind durchs Gericht’ und Tod gantz seelig durchge- drungen. 178. Als steht im Jch vnd Du (Schoͤpffer vnd Geschoͤpffe.) Nichts ist als Jch und Du: und enn wir zwey nicht sein/ So ist GOtt nicht mehr GOtt/ uñ faͤllt der Him̃el ein. Besihe den Begihrer am Ende. 179. Es sol ein Einigs werden. Ach ja! waͤr’ ich im Du/ und Du im ich ein Ein! So moͤchte Tausendmahl der Himmel Himmel sein. 180. Der Mensch ist nichts/ GOtt alles. Jch bin nicht Jch noch Du: Du bist wol Jch in mir: Drumb geb ich dir mein GOtt allein die Ehrgebuͤhr. 181. Der Suͤnder ist verblendt. Der Suͤnder siehet nicht: Je mehr er laufft uñ rennt/ Jn seiner Eigenheit/ je mehr er sich verblendt. 182. GOtt’ Andertes Buch. 182. GOtt’ ist alles gegenwaͤrtig. Es ist kein Vor noch Nach: was Morgen sol geschehn/ Hat GOtt von Ewigkeit schon wesentlich gesehn. 183. Jn der mitten siht man alles. Setz dich in Mittelpunct/ so sihstu alls zugleich/ Was jetz und dann geschicht/ hier und im Him̃elreich. 184. Der Cherubin schaut nur auf GOtt. Wer hier auf niemand siht/ als nur auf GOtt allein: Wird dort ein Cherubin bey seinem Throne sein. 185. Der Sohn und Gnadenthron. Weg mit dem Schattenstul: der Eingebohrne Sohn/ Jst nun in mir daß selbst/ uñ mein Versoͤhnungsthron. 186. Man sol GOtt nit versuchen. Sey Zuͤchtig/ Keusch und Still: wer unbedachtsam rennt/ Wird von der Majestaͤt gestuͤrtzet und verbrennt. 187. Jch darf kein Ferꝛn-Gesicht. Freund/ so ich fuͤr mich selbst kan in die woite sehn: Was darf es dann erst durch dein ferꝛn Gesicht ge- schehn? 188. Man mißt daß wesen nicht. Es ist kein Anfang nicht/ es ist auch nicht ein Ende/ Kein Mittelpunct noch Kreiß/ wie ich mich jmmer wende. 189. Der Anfang findt daß Ende. Wann GOtt sich mit mir Mensch vereinigt und ver- bindt/ So siht der Anbegin/ daß er sein Ende findt. 190. Von GOtt. Gott der geneust sich selbst: wird seiner auch nicht satt/ Weil Er an sich allein die hoͤchste gnüge hat. D 4 191. Ver- Johannis Angeli 191. Verbothnes muß man meyden. Wer sich nicht mit der Frucht die Gott verbothen speist/ Wird auß dem Paradeiß nicht einen tritt ver- weist. 192. Rechtschaffen muß man seyn. Ach Bruder werde doch: was bleibstu Dunst und Schein? Wir muͤssen wesentlich ein Neues worden seyn. 193. Der Sieg ist wesentlich. Mensch weil es nicht im wolln uñ eygnen Lauffen ligt/ So mustu thun wie GOtt/ der ohne willen Sigt. 194. Daß Licht gibts zu erkennen. Geh/ ruff dem Morgenstern: denn wann der Tag anbricht So siehet man erst recht/ was Schoͤn ist oder nicht. 195. Regiern ist Koͤniglich. Wer wol regieren kan im Streit/ in Freud’ und Pein: Der wird in Gottes Reich Ein ewger Koͤnig sein. 196. Die Demut ist sehr gut. Jch mag kein Koͤnig seyn: und so ich es je muß/ So werf ich mich doch straks mein GOtt fuͤr deinen Fuß. 197. Verlaͤugnung seiner selbst. HErꝛ nimb die Krone hin: Jch weiß ja nichts vom Mein: Wie kan sie dañ mit recht mein’ und nicht deine sein? 198. GOtt spielt mit dem Geschoͤpffe. Diß alles ist ein Spiel/ daß Jhr die GOttheit macht: Sie hat die Creatur umb Jhret willn erdacht. 199. Auch GOtt verlaͤugnet sich Wenn GOtt zum Heilgen spricht: du du hast Mich erzihlt: Sag/ Andertes Buch. Sag/ ob er nicht mit jhm recht der Verlaͤugnung spielt? Matth. 25. * Weil GOtt jhm Gna- de und Krafft darzu gegeben; oder es selbst durch seinen Geist in jhm dem Menschen gethan. 200. Die Aufgegebenheit. Wer seine Seele hat verlohren und vergeben/ Der kan gantz seeliglich mit GOtt die wette leben. 201. Der Mensch der andre GOtt. Sag zwischen mir und GOtt den eingen Unterscheid? Es ist mit einem Wort/ nichts als die Anderheit. 202. Alleine seyn gleicht GOtt. Wer staͤts alleine lebt/ und niemand wird gemein: Der muß/ ist er nicht GOtt/ gewiß Vergoͤttet sein. 203. Die Demut steigt am Hoͤchsten. Wer in der Demut GOtts am tieffsten ist versunken/ Der ist der hoͤchste Glantz auß allen Himmelsfunken. 204. Der Mensch Jmmanuel. Wer staͤts in sich die Schlang’ und Drachen kan er- morden/ Der ist Jmmanuel in Christo JEsu worden. 205. Daß Boͤse scheyd vom Gutten. Jß Butter iß mein Kind/ und Hoͤnig (GOtt) dabey: Damit du lernst wie boͤß’ und gutt zuscheyden sey. 206. Ein Mann und auch ein Kind. Ein Mañ ist nicht ein Kind: doch wisse daß ein Mañ/ So du nur wilt in dir mein Kind/ wol Leben kann. 207. GOtt ist in dir daß Leben. Nicht du bist der da lebt: denn daß Geschoͤpff ist Tod: Daß Leben/ daß in dir dich leben macht ist GOtt. D 5 208. Ge- Johannis Angeli 208. Gelassen muß man ewig seyn. Wer auch im Paradiß nicht noch sol untergehn/ Der Mensch muß ewiglich/ auch GOttes/ ledig stehn. 209. Die wahre Ledigkeit. Die wahre Ledigkeit ist wie ein edles Faß/ (waß.) Daß Nectar in sich hat: Es hat/ und weiß nicht 210. Die Goͤttliche Heiligkeit. Mensch ists dein Ernst/ du kanst ohn allen falschen Schein/ So heilig und gerecht/ als GOtt dein Schoͤpffer sein. 211. Was ist die Heiligkeit? Rechtschaffne Heiligkeit ist wie ein guldnes Glaß/ Durchauß polirt und rein. Geh/ und betrachte daß. 212. Sechs Dinge seynd nur Eins. Rath/ wie ein Mensch und GOtt/ ein Loͤw/ Lam̃/ Rieß’/ und Kind/ Jn einer Creatur ein einigs wesen sind? 213. Die Woͤrtlein Auß und Ein. Zwey Woͤrtlein lieb ich sehr: sie heissen Auß und Ein: Auß Babel/ und auß mir/ in GOtt und JEsum ein. 214. Die Werke gelten gleiche. Hab keinen nnterscheid: heist Gott den Mist verfuͤhrẽ/ Der Engel thuts so gern als ruhn und Musiciren. 215. Man muß sich recht bequemen. Wer sich zum Aufgang kehrt/ und wartt auf seinen GOtt/ Jn dem kombt bald herfür daß gnaͤdge Morgenroth. 216. Was heisset Englisch Leben? Rein/ Lauter/ g’lassen seyn: recht lieben/ dienen schauen// Heist wol mit guttem recht ein Englisch leben bauen. 217. Der Andertes Buch. 217. Der Achtmal seelige. Sey Hungrig/ Arm/ und Sanfft/ Barmhertzig/ Friedlich/ Rein/ Betrübt/ Verfolgt umb GOtt: so kanstu seelig sein. 218. Die Weißheit wird gemeistert. Die Weißheit tadelt nichts: sie aber muß allein/ Von jhrer Creatur so offt getadelt sein. Und GOtt sahe daß es alles gut t war/ was Er gemacht hatte. 219. Die gutten Werke. Mit Speise/ Trank und Trost/ Beherbrigen/ Be- kleyden/ Besuchen in der Noth/ heist GOttes Laͤmmlein weiden. 220. Wachen/ Fasten/ Betten. Drey Werke muß man thun/ wenn man fuͤr GOtt wil trethen/ Er fordert sonst auch nichts: als/ Wachen/ Fasten/ Bethen. 221. GOtt sieht nur zwey Dinge. Zwey Dinge siht nur GOtt/ den Bok/ und mich sein Lamm: Vom Bokke scheydet mich Ein Einge Liebesflamm. 222. Es muß Gewuchert seyn. Knecht wuchre daß du haft: denn wann der HErꝛ wird kommen: So wird von jhm allein der Wuchrer angenommen. 223. Gott liebt die Keuschheit sehr. Die Keuscheit ist bey GOtt/ so kraͤfftig/ wehrt uñ rein: Als tausend Lilien fuͤr einer Tulpe sein. 224. Die liebreiche Busse. Freund so du ja nicht wilt ein Junggeselle bleiben/ So wolle dich doch nur mit Magdalen beweiben. D 6 225. Die. Johannis Angeli 225. Die Feuer-Tausse. Getauffet muß man seyn: wen Geist und Feuer taufft/ Der ists der Ewiglich in keinem Pful ersaufft. 226. Die Tauffe. Ach Suͤnder trotze nicht/ daß du getauffet bist: Die schoͤnste Lilge wird im Koth zu Koth und Mist. 227. Auch darvon. Was hilfft dichs daß du bist mit Wasser abgewaschẽ? So du in dir nicht daͤmpffst die Lust vom Koth zu- naschen. 228. Nur eins wil GOtt von unß. Ein Eintzigs Wort spricht GOtt zu mir/ zu dir/ und allen/ Lieb: thun wir daß durch Jhn/ wir muͤssen jhm gefallẽ. 229. Daß Bildnuß halt in Ehren. Sveystu die Bilder an/ und bist doch selbst ein Bild? Was meinstu dann von dir/ wie du bestehen wilt? 230. Der Lebensbaum. Sol dich deß Lebensbaum befreyn von Todsbe- schwerden/ So mustu selbst in GOtt ein Baum deß Lebens werdẽ. 231. Die Sonnen wende. Verwundre dich nicht Freund/ daß ich auf nichts mag sehn/ Jch muß mich allezeit nach meiner Sonne drehn. 232. Gruͤn und Weiß/ hat den Preiß. Zwey Farben halt’ ich hoch/ und suche sie mit fleiß: Gruͤn in Gerechtigkeit/ in Christi Unschuld Weiß. 233. Die Tugend lebt in Liebe. Fuͤrwar die Tugend lebt/ ich sags ohn deuteley: Lieb/ und so sihestu/ daß Lieb jhr Leben sey. 234. Er- Andertes Buch. 234. Erwoͤhle was du wilt. Lieb’ ist die Koͤnigin/ die Tugenden Jungfrawen/ Die Maͤgde Werk und That: wem wiltu dich ver- trauen. 235. Die geheimbe Maͤssigkeit. Wer keines Dings zuviel/ in sich pflegt einzusauffen: Auch Gotts (versteh mich recht) den muß ich maͤssig tauffen. denotatur hic gula Spiritualis. 236. Friedreich heist Gottes Sohn. Nenn mich nicht Seraphin/ nicht Cherubin/ nicht Thron: Jch wil der Friedreich seyn: deñ so heist Gottes Sohn. beati pacifici, quoniam filij Dei vo- cabuntur. 237. GOtt wil vollkommne haben. Entwachse dir mein Kind: wiltu zu GOtt hinein: So mustu vor ein Mann vollkomnes Alters sein. 238. Auß Tugend waͤchst der Friede. Fried ist der Tugendlohn/ jhr end und Unterhalt/ Jhr Band und Seeligkeit: ohn jhn zerstaͤubt sie bald. 239. Der jnnerliche Friede. Jn sich mit GOtt und Mensch befriedigt seyn und Ein/ Daß muß/ bey gutter Trew/ Fried uͤber Friede sein! 240. Der Goͤttliche Friede. Ach! wer in GOtt sein End/ und seinen Sabbath kommen/ Der ist in Frieden selbst Verformbt uñ auffgenom̃en. 241. Die Vierfache uͤberwindung. Mit listigkeit/ Gedult/ Gehorsam/ Maͤssigkeit/ Erhaͤltstu wieder dich/ GOtt/ Welt/ und Feind den Streit. D 7 242. Je- Johannis Angeli 242. Jerusalem ligt mitten. Wer in der mitten ligt/ und lacht zu Spott und Hohn: Der ist Jerusalem deß Koͤnigs Stadt und Thron. 243. Die Sanfften sind die Laͤmmer. Wen weder GOtt noch Feind bringt auß der Sanff- ten Orden/ Der ist nu gantz ein Lamb im Lamme JEsu worden. 244. Verachtet seyn bringt Wonne. Verlacht/ Verlassen stehn/ viel leyden in der Zeit/ Nichts haben/ koͤnnen/ seyn/ ist meine Herꝛlichkeit. 245. Die GOttheit ist meine Mutter. Auß GOtt bin ich gebohrn: ists ohne deuteley: So frage mich nur nicht wer meine Mutter sey. 246. Der Teufel. Der Teufel hoͤret nichts/ als Donnern/ poltern/ kra- chen: Drumb kanstu jhn mit Lust durch Sanfftmuth thoͤ- richt machen. 247. Du kanst dem Feind vergeben. Entbrenne doch mein Kind/ und sey ein Licht in GOtt: So bistu Belials Gifft/ Finsternuͤß/ und Tod. 248. Die Stille gleicht dem Ewgen nicht. Nichts ist dem Nichts so gleich als Einsamkeit und Stille: Deßwegen wil sie auch/ so er was wil/ mein Wille. 249. Der Teufel sicht kein Licht. Mensch wikle dich in GOtt/ verbirg dich in sein Licht: Jch schwehre dir beym Jah/ der Teufel siht dich nicht. 250. Die Sanfftmuth zeigt es an. Kan ich an deiner Thuͤr vergoldet Oelholtz kennen: So wil ich dich deß Bliks den Tempel Gottes nennen. 251. Es Andertes Buch. 151. Es muß von GOtt herkommen. Sol meine Lampe Licht und lautre Strahlen schissen/ So muß daß Oel auß dir mein liebster JEsu fliessen. 252. Die hoͤchste benedeiung. Kein Mensch hat jemals GOtt so hoch gebenedeit/ Alsder Jhm/ daß er jhn zum Sohn gebüehrt/ ver- leiht. 253. Mit meyden muß man streiten. Hastu verworffenheit/ verachten/ meiden/ fliehn/ So kanstu thurstiglich mit GOtt zu Felde ziehn. 254. Daß Seraphinische Leben. Auß Liebe gehn und stehn/ Lieb aͤthmen/ reden/ singen: Heist seine Lebenszeit wie Seraphim verbringen. 255. Fuͤnff Staffeln sind in GOtt. Fuͤnff Staffeln sind in GOtt: Knecht/ Freund/ Sohn/ Braut/ Gemahl: Wer weiter kombt / verwird/ und weiß nichts mehr von Zahl. annihilatur, â seipso diffluìt, deficit \&c. sc: moraliter. 256. Nichts Unreins kombt fuͤr GOtt. Ach Mensch werd’ uͤberformt: fuͤrwar du must so fein Fuͤr GOttes Angesicht/ als Christi Seele sein. 257. Du auch must fuͤr Jhn Sterben. Deß HErꝛen Christi Tod hilfft dich nicht eh mein Christ/ Biß auch du selbst fuͤr Jhn in Jhm gestorben bist. 258. Die Ewigkeit. Jm fall dich laͤnger duͤnkt die Ewigkeit als Zeit: So redestu von Peyn und nicht von Seeligkeit. Drit- Johannis Angeli Drittes Buch Geistreicher Sinn/ uñ Schluß-Reime. 1. Auf die Krippe JEsu. Diß Holtz ist koͤstlicher als Salomonis Thron: Weil drein geleget wird der wahre GOttes Sohn. 2. Uber den Stall. Ach Pilger kehr hier ein/ der Stall zu Betthlehem Jst besser als die Burg und Stadt Jerusalem. Du Herbergest hier wol: weil sich daß Ewge Kindt/ Mit seiner Jungfrau Braut und Mutter hier befindt. 3. An die Jungfraw Maria. Sag an/ O wehrte Frau/ hat dich nicht außerkohrn Die Demut/ daß du GOtt empfangen und gebohrn? Sag/ obs was anders ist? Damit auch ich auf Erden Kan eine Magd uñ Braut und Mutter Gottes werden. 4. Ein Seufftzer. Man legte GOtt aufs Stro/ als Er ein Mensch ward/ hin: Ach daß ich nicht daß Heu und Stro gewesen bin! 5. An den Gelehrten. Du gruͤbelst in der Schrifft/ und meinst mit Kluͤgeley Zu finden GOttes Sohn: Ach mache dich doch frey Von diser Sucht/ uñ kom̃ in Stall jhn selbst zu küssẽ: So wirstu bald der Krafft deß wehrten Kinds ge- niessen. 6. Die Drittes Buch. 6. Die GOtts gewuͤrdigte Einfalt. Denkt doch/ was Demut ist! seht doch was Einfalt Die Hirten schauen GOtt am allerersten an. (kan!) Der siht Gott nim̃er mehr/ noch dort noch hier auf Erdẽ/ Der nicht gantz jnniglich begehrt ein Hirt zu werden. 7. Daß wolbethaute Heu. Kein Vieh hat besser Heu/ weil Graß waͤchst/ je genos- Als was mein Jesulein der aͤrmste hat begossen (sen/ Mit seiner Aüglein thau: Jch daͤchte mich/ allein Durch diese Kost gerecht und Ewig satt zu sein. 8. Die seelige Nachtstille. Merk/ in der stillen Nacht wird GOtt ein Kind ge- bohrn/ Und widerumb ersetzt/ was Adam hat verlohrn: Jst deine Seele still/ und dem Geschoͤpffe Nacht/ So wird GOtt in dir Mensch/ und alles wiederbracht. 9. An die Hirten. Gieb Antwort liebes Volk/ was hastu doch gesungen Als du in Stall eingingst mit den erbebten Zungen/ Und GOtt ein Kind gesehn? Daß auch mein Jesulein Mit einem Hirten Lied von mir gepreist kan sein. 10. Daß Unerhoͤrte Wunder. Schaut doch jhr lieben schaut/ die Jungfrau saͤugt ein Kind/ Von welchem ich und sie/ und jhr/ gesaͤuget sind. 11. Der eingemenschte GOtt. GOtt trinkt der Menschheit Milch/ laͤst seiner GOtt- heit Wein: Wie solt er dañ numehr nicht gar durch Menschet sein. 12. Es traͤgt und wird getragen. Daß Wort daß alles traͤgt/ auch selbsten GOtt den Alten/ Muß hier ein Jungfraͤulein mit jhren aͤrmlein halten. 13. Jch Johannis Angeli 13. Jch die Ursach Sag allerliebstes Kindt/ bin ichs umb den du weinst? Ach ja du siehst mich an: ich bins wol den du meinst. 14. Kuͤssungs Begierde. Ach laß mich doch mein Kind mein GOtt an deinen Fuͤssen/ Nur einen Augenblik daß minste Bruͤnklein kuͤssen. Jch weiß werd’ ich von Dir nur bloß beruͤhret sein/ Daß straks verschwinden wird/ mein’/ und auch deine Pein. 15. Der beste Lobgesang. Singt singt jhr Engel singt: Mit hundert tausend Zungen/ Wird dieses wehrte Kind nicht wuͤrdiglich besungen. Ach moͤcht’ ich ohne Zung/ und ohne Stimme sein! Jch weiß ich saͤng’ jhm straks daß liebste Liedelein. 16. Er mir/ ich Jhm. Wißt/ GOtt wird mir ein Kind/ ligt in der Jung- frau Schoß/ Daß ich jhm werde GOtt/ und wachs jhm gleich und groß. 17. Am Naͤchsten am besten. Mensch werde GOtt verwandt auß Wasser/ Blutt und Geist/ Auf daß du GOtt in GOtt auß GOtt durch GOtte seist. Wer jhn Umbhalsen wil/ muß jhm nicht nur allein/ Befreundet/ sondern gar sein Kind und Mutter sein. 18. Die beweglichste Musica. O seht/ daß liebe Kind wie es so suͤsse weint! Daß aͤlle Stoͤsserlein Hertz-grund-beweglich seind. Laß doch mein Ach und O in deins vermengt erschallẽ/ Daß es fuͤr allem thon GOtt koͤnne Wolgefallen. 19. Die Drittes Buch. 19. Die seelige Uber-formung. Jch rahte dir Verformt ins JEsulein zu werden/ Weil du begehrst zu seyn erloͤset von beschwerden. Wem JEsus helffen sol/ vom Teuffel/ Tod und Pein: Der muß Warhafftig auch gantz einge JEset sein. 20. GOTT -Mensch. Je denkt doch Gott wird ich/ uñ kombt ins Elend her/ Auf daß ich komm ins Reich/ und moͤge werden Er! 21. GOtt ist etn Kind/ warumb? Der Ewge GOttes Sohn wird heut erst Kind ge- nennt/ Da Er doch tausend Jahr den Vatter schon gekennt: Warumb? Er war kein Kind. Die Mutter machts allein Daß Er warhafftiglich kan Kind gegruͤsset sein. 22. Daß groͤste Wunder. O Wunder GOttes Sohn ist ewiglich gewesen/ Und seine Mutter ist doch heut erst sein genesen! 23. Die Geistliche Mutter GOttes. Marien Demut wird von GOtt so werth geschaͤtzt/ Daß Er auch selbst jhr Kind zu seyn sich hoch ergoͤtzt: Bistu demuͤttiglich wie eine Jungfrau rein: So wird GOtt bald dein Kind/ du seine Mutter sein. 24. An daß JEsus Kindlein. Wie sol ich Dich mein Kind die kleine Liebe Nennen/ Dieweil wir deine Macht unendlich groß erkennen? Und gleichwol bistu klein! ich sprech dann/ groß und klein/ Kind/ Vater/ GOtt und Mensch/ O Lieb’ erbarm dich mein. 25 Ein Johannis Angeli 25. Ein Kind seyn ist am besten. Weil man nunmehr GOtt selbst den groͤsten kleine findt/ So ist mein groͤster Wuntsch zu werden wie ein Kind. 26. Der Mensch daß wuͤrdigste. GOtt weil Er wird ein Mensch/ zeigt mir daß ich allein Jhm mehr und wehrter bin als alle Geister sein. 27. Der Nahme JEsus. Der suͤsse JEsus Nahm’ ist Hoͤnig auf der Zung: Jm Ohr ein Brautgesang/ im Hertz ein Freuden- sprung. 28. Der Kreiß im Puncte. Als GOtt verborgen lag in eines Maͤgdleins Schoß/ Da war es/ da der Punet den Kreiß in sich beschloß. 29. Daß Grosse im Kleinen. Du sprichst/ daß Grosse kan nicht in dem Kleinen sein/ Den Him̃el schleust man nicht ins Erdenstuͤpffchen ein. Komb schau der Jungfraun Kind: so sihstu in der Wiegen/ Den Himmel und die Erd’/ uñ hundert Welte liegen. 30. Auf die Krippe JEsu. Hier liegt daß wehrte Kind/ der Jungfrau erste Blum/ Der Engel Freud und Lust/ der Menschen Preiß und Ruhm. Sol Er dein Heyland seyn/ und dich zu GOtt erheben/ So mustu nicht sehr weit von seiner Krippe leben. 31. Dein Hertz wanns leer/ ist besser. Ach elend! Unser GOtt muß in dem Stalle seyn! Raͤum auß mein Kind dein Hertz/ und giebs Jhm eylends ein. 32. Der Himmel wird zur Erden. Der Himmel senket sich/ er kombt und wird zur Erden: Wann Drittes Buch. Wann steigt die Erd’ empor/ und wird zum Himmel werden? 33. Wann GOtt empfangen wirdt. Als dann empfaͤhstu Gott/ wañ seines Geistes guͤtte/ Beschattet seine Magd die Jungfrau dein Gemuͤtte. 34. Auf daß Creutze unsers Erloͤsers. Gewiß ist dieser Baum vom Lebens Baum gehaͤgt/ Weil er solch’ edle Frucht daß Leben selber traͤgt. 35. Daß allersuͤsseste. Süß ist der Hoͤnigseym/ suͤß ist der Rebenmost/ Suͤß ist daß Himmelbrod der Jsreliten kost. Suͤß ist was Seraphin von anbegin empfunden/ Noch suͤsser ist HErꝛ Christ daß suͤsse deiner Wunden. 36. Die uͤbertreffliche Liebe. Gantz unbegreiflich ist/ die Lieb’ auß der sich GOtt Jn eines Maͤgdlein Schoß zum Braͤutgam mir ent- both. Doch gleichet diesem nichts daß er auch Leib und Lebẽ/ Am Creutze wie ein Schelm fuͤr mich hat hin gegeben. 37. Der verliebte GOtt. GOtt liebet mich allein/ nach mir ist Jhm so bange/ Daß Er auch stirbt fuͤr Angst/ weil ich Jhm nicht an- hange. 38. Die heylsame Wunde. Die Wunde die mein GOtt fuͤr mich ins Hertz em- pfaͤngt/ Verursacht/ daß Er mir sein Blutt uñ Wasser schenkt: Trink ich mich dessen Voll/ so haben meine Wunden/ Jhr wahres Balsamoͤl/ und besten Heyltrank funden. 39. Der beste Standt unter dem Creutze. Daß Blutt daß unserm HERRN auß seiner Wunden fleust Jst Johannis Angeli Jst seiner liebe Thau damit Er unß begeust: Wiltu befeuchter seyn/ und Unverwelklich bluͤhen/ So mustu nicht einmal von seinem Creutze fliehen. 40. Aus Creutze Christi. Schau deine Sünden sinds die Christum unsern GOtt/ So unbarmhertziglich verdammen biß in Tod. Jedoch verzweiffle nicht: bistu nur Magdalen/ So kanstu seeliglich bey seinem Creutze stehn. 41. An den Creutzfliehenden. Ach Kind ists dir denn auch zur Zeit noch nicht be- wust/ Daß man nicht jmmer liegt an unsers HErꝛen Brust? Wen Er am liebsten hat/ der muß in Creutz und Pein/ Jn Marter/ Angst und Tod/ der Naͤchsie bey jhm sein. 42. An den Suͤnder. Wach auf du todter Christ/ Schau unser Pelican/ Sprengt dich mit seinem Blutt und Hertzenwasser an. Empfaͤngstu dieses recht mit aufgethanem Mund/ So bistu Augenbliks lebendig und Gesund. 43. Daß Oster Lamb. Der Juden Oster Lamb war Fleisch und Blutt von Thieren: Und dennoch konte sie der Würger nicht beruͤhren: Ess’ ich mein Oster Lamb/ und zeichne mich mit Blut/ Daß sein verwundter Leib/ fuͤr mich vergissen thut: So ess’ ich meinen HErꝛn/ GOtt/ Bruder/ Braͤut- gam/ Buͤrgen: Wer ist dann nu der mich kan schlagen uñ erwürgen? 44. Auf daß Grab JEsu. Hier ligt der welcher ist/ und war/ eh Er geworden: Ein Held/ der seinen Feind mit Leyden kan ermorden. Wiltu jhm werden gleich/ und Uberwinder sein/ So leyd/ meid/ fleuch und stirb/ in Wollust und in Pein. Weistu Drittes Buch. Weistu nicht wer Er ist? so merke diese Drey/ Daß Er ein Mensch und GOtt/ und dein Erloͤser sey: 45. Grabschrifft der H. Mechtildis. Hier ligt die Jungfrau GOtts/ die bluͤhende Mech- thild, Mit der er offt sein Hertz gekuͤhlt hat und gestillt. 46. Eine andre. Hier liget Gottes Braut Mechthild daß liebe Kind/ Jn welches Vater/ Sohn/ und Geist verlibet sind. 47. Auf den Grabstein. S. Francisci. Hier ligt ein Seraphin/ mich wundert wie der Stein/ Bey solchem Flam̃en-Feur noch gantz kan blieben sein! 48. Der einige Tag. Drey Tage weiß ich nur: als gestern/ heut/ uñ morgẽ: Wenn aber gestern wird ins heut uñ Nun verborgen/ Und morgen außgeloͤscht: so leb ich jenen Tag/ Den ich/ noch eh ich ward/ in GOtt zu leben pflag. 49. Grabschrifft deß Gerechten. Hier ist ein Mann gelegt der staͤts im Durste lebte/ Undt nach Gerechtigkeit bey Tag und Nachte strebte/ Und nie gesaͤttigt ward. Nun ist jhm Allbereit/ Sein Durst gestillt mit GOtt der suͤssen Ewigkeit. 50. Daß Grosse im Kleinen. Mein GOtt wie mag daß seyn? mein Geist die nich- tigkeit/ Sehnt zuverschlingen dich den Naum der Ewigkeit! 51. Braut und Braͤutigam. Ein Braͤutgam seyn ist viel: noch mehr der Braut genissen/ Und jhren suͤssen Mund mit Hertzer-Liebe kuͤssen: Jch Johannis Angeli Jch aber liebe mehr die Hochzeit/ da ich Braut GOtt meinem Braͤutigam werd’ innig eingetraut. 52. Grabschrifft der H. Jungfrauen Gertrudis. Glaub hier in diesem Grab ligt nur ein blosser schein/ Es kan Gertrudis nicht wie man vermeinet sein. Wo sie nicht solt jhr Grab im Hertzen JEsu haben/ So muste JEsus seyn auß jhrem außgegraben. 53. Was GOtt am liebsten ist. Nichts ist daß GOtt so sehr als eine Jungfrau liebt/ Daß er auch jhr sich selbst zur Frucht uñ Kind ergiebt: Wilstu sein Liebstes seyn noch hier auf dieser Erden/ So darffstu anders nichts als eine Jungfrau werden. 54. Auf das Bildnuß deß kleinen Jo- hannis mit dem JEsus Kindlein. Die grosse Lieblichkeit/ mit welcher GOttes Kind/ Johannes/ und daß Lamb allhier gemahlet sind/ Macht daß ich jnniglich begehre gantz zusein/ Johannes/ oder ja ein lautres Laͤmmelein. 55. An den Suͤnder. O Suͤnder wann du wol bedaͤchst daß kurtze Nun/ Und dann die Ewigkeit/ du wurdst nichts boͤses thun. 56. Vom dem GOttsbegierigen. Dem GOttsbegierigen wird dieser Punct der Zeit/ Viel laͤnger als daß seyn der gantzen Ewigkeit. 57. Deß Christen Kriegens-Art. Gewoͤhne dich mein Kind auf Christi Art zu kriegen/ So wirstu deinen Feind gar Ritterlich besiegen: Wie da? mit Liebe streit/ mit Sanfftmut und Gedult Weich seinen streichen auß/ und sey jhm gerne Huld. 58. Es muß gestritten seyn. Freund wer den Himmel nicht erobert und bestuͤrmt/ Der ist nicht wehrt daß jhn sein Oberster beschirmt. 59. Die Drittes Buch. 59. Die Liebe zwinget GOtt. Daß Himmelreich wird leicht erobert/ und sein Leben: Belagre GOtt mit Lieb: Er muß dirs uͤbergeben. 60. Majestaͤt mit Liebe. Waͤrs wahr daß Majestaͤt nicht koͤnte stehn mit Liebe: So sage mir wie GOtt ein Ewger Koͤnig bliebe? 61. Die Demut macht bestehn. Mensch uͤberheb dich nicht/ die Demut ist dir noth: Ein Thurn ohn rechten Grundt faͤllt von sich selbst in Koth. 62. Vom S. Laurentius. Verwundere dich nicht daß mitten auff der Glutt St. Laurentz seinen Mund so unverzagt auffthut: Die Flamme die jhm hat in jhm sein Hertz entzuͤndt/ Macht daß er aͤuserlich daß Kohl-Feur nicht empfindt. 63. An die H. Clara. Wer dich genennet hat/ hat dir den Nahmen geben/ Den du mit Wahrheit hast/ hier und in jenem Leben. 64. An S. Augustin. Die weil dein Hertz nach GOtt so lodert Augustin, Nennt man dich billicher hinführo Seraphin. 65. Von Maria Magdalene. Die Thraͤnen welche du bey unsers HErꝛen Fuͤssen Die nasse Madalen so haͤuffig sihst vergissen/ Seind jhr zerschmoltznes Hertz: diß kraͤnket sie allein/ Daß nicht jhr Seel und Leib gantz sollen Thraͤnen seyn. 66. Von der Allerseeligsten Jungfrauen. Der Jungfraͤuliche Leib/ der unser Himmelbrodt/ Jn sich beschlossen hilt/ ist warlich nicht mehr Todt. Es fault kein Cederbaum: so waͤr’ es auch nicht fein/ Wann ausserm Tempel GOtts sein’ Arche solte seyn. E 67. An Johannis Angeli 67. An Sanct Bernhard. Bernhard weil mit dem Mund dein Hertz stimmt überein/ So kan es anders nichts als lauter JEsus seyn. 68. Die Secligkeit. Was ist die Seeligkeit? Ein zufluß aller Freuden: Ein staͤtes anschaun Gotts? Ein lieben ohn Verdruß: Ein Leben ohne Tod: Ein suͤsser JEsus- Kuß: Nicht einen Augenblik vom Braͤutgam seyn gescheidẽ. 69. Deß heiligen Reichthumb. Sey arm/ der Heilige hat nichts in dieser Zeit/ Als was er ungern hat/ den Leib der Sterblichkeit. 70. GOtt der freygebigste. GOtt gibt sich ohne maß: Je mehr man jhn begehrt/ Je mehr und mehr Er sich erbietet und gewehrt. 21. Jrꝛdischer Seraphin. Du bist ein Seraphin noch hier auf dieser Erden: Wo du dein Hertze laͤst zu lauter Liebe werden. 72. Ewiges Leben in der Zeit. Wer GOtt in allem Thun von Hertzen Loben kan/ Der hebt schon in der Zeit daß Ewge leben an. 73. Von S. Bartholomæ. Sag ob auch jemand ist/ der mehr verlassen kan/ Al s S. Bartholomæ zur Leydenszeit gethan? Di e andern liessen zwar dem Herꝛn zu Ehrn jhr Leben: Er a ber hat auch noch die Haut darzu gegeben. 74. Der Fromen uñ Boͤsen Eigenthum. Die Fromen haben gar nichts Eignes in der Welt/ Und die Gottlosen nichts im Ewgen Himmels Zelt. 75. Daß koͤstlichste Grab. Kein Grab ist koͤstlicher biß heute zu gewesen/ Als was von Lazari deß armen wird gelesen: Und Drittes Buch. Und doch verlang’ ichs nicht: ich wuͤnsche mir allein Jn meines Heylands Schoß tief einversenkt zu seyn. 76. Die Seel ist GOttesbild. Daß Bildnuͤß GOttes ist der Seelen eingepraͤgt/ Wol dem der solche Muͤntz’ in reiner Leinwand traͤgt. 77. Der Rosenobel. Wie Thoͤricht ist der Mensch/ der Gold fuͤr GOtt er- kiest: Und weiß daß seine Seel ein Rosenobel ist. 78. Die geistliche Sulamith. GOtt ist mein Salomon, ich seine Sulamith, Wenn ich jhn hertzlich Lieb’/ und Er sich mir enꝛbiet. 79. Die geistliche Hochzeit. Die Braut ist meine Seel: der Braͤutgam GOttes- Sohn: Der Priester Gottes Geist/ und seiner Gottheit Thron Jst der Vermaͤhlungs Ort: der Wein der mich macht trunken Jst meines Braͤutgams Blutt: die Speisen allzumal Sind sein Vergoͤttet Fleisch: die Kam̃er uñ der Saal/ Und s’ Beth/ ist s’ Vaters Schoß/ in der wir seind versunken. 80 GOtt kan nicht alls Alleine. GOtt der die Welt gemacht und wider kan zunichten: Kan nicht ohn meinen willn die Neugeburth auß- richten. 81. Der beste Wucherer. Dem Wuchrer fall ich bey der jhm sovil erlauffen/ Daß er jhm kan ein Gutt im Himmelreich erkauffen. 82. Ein jeders von dem seinen. Der Schiffmann redt vom Meer/ der Jaͤger von den Hunden/ Der Geitzige von Gold/ uñ ein Soldat von Wunden: E 2 Mir Johannis Angeli Mir weil ich bin Verliebt/ wil anders nichts gebuͤhrn/ Als GOtt und seine Lieb im Munde staͤtts zufuͤhrn. 83. Der groͤste Titel. Wer meiner Seele wil den groͤsten Titel geben/ Der nenn sie GOttes Braut/ sein Hertze/ Schatz und Leben. 84. Von den Rosen. Die Rosen seh ich gern: denn sie sind weiß und roth/ Und voller Dornen/ wie mein Blutt-Braͤutgam mein GOtt. 85. Du solst seyn Weiß und Roth. Von Hertzen wuͤnsch ich mir ein Hertze/ HErꝛ mein GOtt/ Jn deiner Unschuld weiß/ von deinem Blutte roth. 86. Auch untern Dornen bluͤhen. Christ/ so du Unverwelkt in Leyden Creutz und Pein/ Wie eine Rose blühst/ wie seelig wirstu seyn! 87. Dich auffthun wie die Rose. Dein Hertz empfaͤhet GOtt mit alle seinem Gutt/ Wann es sich gegen jhm wie eine Ros aufthut. 88. Es muß Gecreutzigt seyn. Freund wer in jener Welt wil lauter Rosen brechen/ Den müssen vor allhier die Dornen gnugsam stechen. 89. Die Schoͤnheit. Die Schoͤnheit lieb’ ich sehr: doch nenn ich sie kaum schoͤn/ Jm fall’ ich sie nicht staͤtts seh’ untren Dornen stehn. 90. Jetzt mustu bluͤhen. Bluͤh auf gefrorner Christ/ der Maͤy ist fuͤr der Thuͤr: Du bleibest ewig Todt/ bluͤhstu nicht jetzt und hier. 91. Die Drittes Buch. 91. Die geheimbe Rose. Die Ros’ ist meine Seel’/ der Dorn deß Fleisches- lust/ Der Fruͤhling Gottes gunst/ sein Zorn ist Kaͤlt und Frost: Jhr bluͤhn ist guttes thun/ den Dorn jhr Fleisch nicht achten/ Mit Tugenden sich ziehrn/ uñ nach dem Him̃el trachtẽ: Nim̃t sie die Zeit wol war/ uñ bluͤht weils Fruͤhling ist/ So wird sie ewiglich für GOttes Ros’ erkiest. 92. Daß edelste und schnoͤdeste. Nichts Edlers ist nach GOtt als weine Seel allein: Wendt sie sich von jhm ab/ so kan nichts schnoͤders sein. 93. Daß groͤste Heiligthum. Kein groͤsser Heiligthum kan man auf Erden finden/ Als einen teuschen Leib mit einer Seel ohn Suͤnden. 94. Daß wehrteste. Kein ding ist auf der Welt so hoch uñ wehrt zuachten/ Als Menschen die mit fleiß nach keiner Hochheit trachten. 95. Daß Schaͤdlichste. Die Suͤnde weil sie GOtt erzoͤrnt/ und dich verletzt/ Wird billich schaͤdlicher als Satan selbst geschaͤtzt. 96. Der aͤrmste. Der reichste Teuffel hat nicht einen Kieselstein: Du Suͤnder bist sein Sclav: kan auch was aͤr- mers seyn? 97. Die Gluͤkseelige Suͤnden. Gluͤkseelig preiß ich dich und alle deine Suͤnden/ Wo sie nur endlich daß/ was Magdalene finden. E 3 98. Sich Johannis Angeli 98. Sich nicht verstelln ist nicht suͤn- digen. Was ist nicht sündigen? du darffst nicht lange fragen: Geh hin/ es werdens dir die stummen Blumen sagen. 99. Ein reines Hertz schaut GOtt. Der Adler siht getrost grad in die Sonn hinein: Und du in Ewgen blitz/ im fall dein Hertz ist rein. 100. Die Sanfftmut besitzt daß Erd- reich. Du strebst so embsiglich nach einem Fleklein Erden : Durch Sanfftmut koͤntestu der gantzen Erbherꝛ wer- den. 101. Daß lebendige Todtengrab. Mensch ist dein Antlitz schoͤn/ und deine Seele bleich/ So bistu lebendig den Todtengraͤbern gleich. 102. Der Weg zum Schoͤpffer. Du armer sterblicher/ ach bleib doch nicht so kleben/ An Farben dieser-Welt/ und jhrem schnoͤden Leben: Die Schoͤnheit deß geschoͤpffs ist nur ein blosser steg/ Der unß zum Schoͤpffer selbst/ dem schoͤnsten zeigt den Weg. 103. Gerechtigkeit macht Seelig. Wer seelig werden wil/ der muß mit weisser Seiden/ So zierlich als er kan/ sein Leib und Seel bekleiden. 104. Grabschrifft einer heiligen Seelen. Hier ligt die grosse Brant/ der Menschheit Christ- Lohn/ Der GOttheit Ehr und Ruhm/ deß heilgen Geistes Thron. 105. Wie man GOtts Hold erlangt. Jm Munde Hoͤnigseim/ im Hertzen trage Gold/ Ein Augen lautres Licht/ so wird dir Christus hold. 106. An Drittes Buch. 106. An den Suͤnder. Ach Suͤnder trane nicht/ weil du die Magdalen Befridigt und getrost von unsrem HErꝛn sihst gehn: Du bist jhr noch nicht gleich : wiltu deß Trosts geuies- So lege dich zuvor wie sie zu seinen Fuͤssen. (sen/) 107. Ein unbeflekter Mensch ist uͤber die Engel. Ein Engel seyn ist viel: Noch mehr ein Mensch aud Erden/ Und nicht mit jhrem wust und Koth besudelt werdenf 108. Der Volkomne ist nie sroͤlich. Mensch/ ein Volkomner Christ hat niemals rechte freu- Auf diser Welt: warumb? Erstirbet allezeit. 109. Der Leib ist Ehren werth. Halt deinen Leib in Ehrn/ er ist ein edler Schrein/ Jn dem daß Bildnuͤß GOtts sol aufbehalten seyn. 110. Der seelige Suͤnder. Kein Suͤnder ist so wol und seelig je gestorben/ Als der deß HErꝛen gunst wie Magdalen erworben. 111. Daß Menschliche Hertze. GOtt/ Teuffel/ Welt/ und alls wil in mein Hertz hinein: Es muß ja wunder schoͤn und grosses Adels seyn! 112. Daß Hertz ist unermaͤßlich. Ein Hertze welchessich vergnuͤgt mit ortund Zeit/ Erkennet warlich nicht sein’ unermaͤßlichkeit. 113. Der Tempel GOttes. Jch bin der Tempel GOtts/ und meines Hertzens- schrein Jsts allerheiligste/ wann er ist leer und rein. E 4 114. Die Johannis Angeli 114. Die Uberformung. Dann wird daß Thier ein Mensch/ der Mensch ein Englisch wesen/ Und dieses GOtt/ wann wir Vollkoͤmmlich seynd ge- nesen. 115. Du must zuvor daß seyn. Mensch sol GOtt und sein Lamm dein Ewger Tem- pel seyn/ So mustu jhm zuvor dein Hertz zu einem weihn. 116. Der geistliche Opfferzeug. Mein Hertz ist ein Altar/ mein will’ ists Opffer-Gutt/ Der Priester meine Seel/ die Liebe Feur und Glutt. 117. Der Ekstein ist daß beste. Den Goldstein suchet man/ und laͤst den Ekkestein/ Durch den man ewig reich/ gesund/ und klug kan seyn! 118. Der weisen Stein ist in dir. Mensch geh nur in dich selbst. Denn nach dem Stein der weisen/ Darf man nicht allererst in frembde Lande reisen. 119. Der Ekstein macht was ewig wehrt. Der Goldstein machet Gold daß mit der Welt ver- Der Ekstein einen Bau der ewiglich besteht. (geht:) 120. Die beste Tingirung. Den halt’ ich im Tingirn fuͤr Meister und bewehrt/ Der Gott zu Lieb sein Hertz ins feinste Gold verkehrt. 121. Wir habens besser als die Engel. Den Engein geht es wol: noch besser uns auf Erden: Denn keiner jhrs Geschlechts kan GOtts Gemahlin werden. 122. Daß groͤste Wunderwerk. Kein groͤsser Wunderwerk hat man noch nie gefundẽ: Als daß sich GOtt mit Koth (dem Menschen) hat ver- bunden. 122. GOtt Drittes Buch. 122. GOtt geht doch etwas ab. Man sagt/ GOtt mangelt nichts/ Er darff nicht un- srer gaben; Jsts wahr/ was wil Er dañ mein armes Hertze haben? 123. Die geistliche Drachenstuͤrtzung. Wann du auß dir Verjagst die Suͤnd’ und jhr ge- tuͤmmel/ So wirfft S Michael den Drachen auß dem Him- mel. 124. Die Hoffart und Demut. Die Hoffart wird gehast/ die Demut wird geliebt: Und doch ist kaum ein Mensch der sie für jener uͤbt. 125. Der Weg zur Heiligkett. Der allernaͤchste Weg zur wahren Heiligkeit/ Jst Demut auf dem Pfad der keuschen Reinigkeit. 126. Der Ewge Sabbath in der Zeit Ein Mensch der sich in sich in GOtt versamblen kan/ Der hebt schon in der Zeit den Ewgen Sabbath an. 127. Sich selbst regiern ist Koͤniglich. Ein Mensch der seine Kraͤfft’ uñ Sinne kan regieren: Der mag mit guttem recht den Koͤnigs Titel fuͤhren. 128. Der grade Weg zum Leben. Wann du wilt grades Wegs ins Ewge Leben gehn/ So laß die Welt und dich zur linken Seiten stehn. 129. Der Mundtrank GOttes. Der Trank den Gott der HErꝛ am allerliebsten trinkt/ Jst Wasser daß vor Lieb auß meinen Augen dringt. 130. Daß geheime Koͤnigreich. Jch bin ein Koͤnigreich/ mein Hertz daß ist der Thron/ Die Seel ist Koͤnigin/ der Koͤnig GOttes Sohn. E 5 131. Daß Johannis Angeli 131. Daß Hertze. Mein Hertze weil es staͤts in GOtt gezogen steht/ Und jhn herwieder zeucht/ ist Eisen und Magnet. 132. Von der H. Teresa . Teresa wil sonst nichts als Leyden oder sterben: Warumb? die Braut muß jhr den Braͤutgam so er- werben. 133. Der liebste Mensch bey GOtt. Der allerliebste Mensch den GOtt hat in der Zeit/ Jst der viel Creutz und Pein umb seinet willen leidt. 134. Ein Hertz umbschliesset GOtt. Gar unaußmaͤßlich ist der Hoͤchste/ wie wir wissen: Und dannoch kan jhn gantz ein Menschlich Hertz umbschliessen! 135. Mittel zur Heiligkeit. Dein Geist sey aufgespannt/ dein Hertze leer und rein/ Demuͤttig deine Seel: so wirstu heilig sein. 136. Die Lieb ist alle Tugenden. Die Lieb ist nie allein/ wer sich mit jhr beweibt/ Dem wird daß gantze Chor der Jungfern einverleibt. 137. Die Lieb ist Todt. Ach ach die Lieb ist todt! wie ist sie dann gestorben? Fuͤr Frost/ weil niemand sie geacht/ ist sie verdorben. 138. Was man sucht daß findt man. Der Reiche suchet Gold/ der arme suchet GOtt: Gold sindt der arme Mensch warhafftig/ jener Koth. 139. Daß Koͤnigliche Leben. Gieb deinen willen GOtt: dann waͤr jhn aufgegeben/ Derselbe fuͤhrt allein ein Koͤnigliches Leben. 140. Wir sollens GOtt wider seyn. Gott der bequemt sich unß/ Er ist unß was wir wollẽ: Weh unß/ wann wir jhm auch nicht werden was wir sollen. 141. Jn Drittes Buch. 141. Jn Sanfftmut wohnet GOtt. Versaͤnfftige dein Hertz: GOtt ist in starken Windẽ/ Jn Erdbewegungen/ und Fewer/ nicht zufinden. 142. Die Lampe muß recht brennen. Ach Jungfrau schmücke dich/ laß deine Lampe brenne , Sonst wird der Braͤutigam dich nicht fuͤr Braut er- kennen. 143. Die Morgenroͤth’ und Seele. Die Morgenroͤth’ ist schoͤn/ Noch schoͤner eine Seele/ Die GOttesstral durchleuckt in jhres Leibes Hoͤle. 144. GOtts suͤssester Geruch. Der suͤsseste Geruch der GOtt so sehr beliebt/ Steigt auf vom Lob daß jhm ein reines Hertze giebt. 145. Die Macht der Seelen. Die Seel ist groß von Macht/ GOtt selbst muß ihr gestehn/ Und kan jhr nimmer ohn jhren Willn entgehn. 146. GOtt wil alleine seyn. Verschleuß GOtt in dein Hertz/ laß keinen andern drein/ So muß er staͤts bey dir und dein gefangner seyn. 147. GOtt ist mein Punct und Kreiß. Gott ist mein mittelpunct weñ ich Jhn in mich schlisse: Mein Umbkreiß dann/ wenn ich auß Lieb’ in jhn zer- flisse. 148. Daß Hochzeit Kleyd ist noth. Der Him̃el thut sich auf/ der Braͤutgam komt gegangẽ O Braut wie wiltu jhn ohns’ Hochzeit Kleyd emb- fangen! 149. Die Last unds Joch deß HErꝛen. Süß ist deß HErrenjoch/ und sanffte seine Last. Wol dir/ wann du sie staͤts auf deinen Achseln hast. E 6 150. Der Johannis Angeli 150. Der Heilige trauret nie. Der Heilige kan nie im Geist betruͤbet seyn: Warumb? er lobt GOtt staͤts auch in der groͤsten Peyn. 151. Der Him̃lische auf Erden. Wer reines Hertzens ist/ und Zuͤchtig in Geberden/ Vnd hochverliebt in GOtt/ ist Him̃lisch auf der Erdẽ . 152 Die Knechte Freund’ und Kinder. Die Knechte fürchten GOtt: die Freunde lieben jhu: Die Kinder geben jhm jhr Hertz und allen Sin. 153. Vom S. Ignatius. Wie daß Ignatius vom Thieren wird zerbissen? Er ist ein Weitzenkorn GOtt wils gemahlen wissen. 154. Es weiset uns zur Freuden. Ein Hertze voller GOtt mit einem Leib voll Leyden/ Thut unß am besten kundt den Weg zur ewgen freudẽ. 155. Die Lieb’ ist uͤbers wissen. Mit GOtt vereinigt seyn/ und seinen Kuß geniessen/ Jst besser als viel Ding ohn seine Liebe wissen. 156. S. Agneten Grabschrifft. S Agnes lieget hier/ die Jungfran und die Braut. Die keinem andern Mann als Christo sich vertraut/ Doch/ nein sie ligt nicht hier: wer sie wil sehen stehn/ Der muß so nah man kan zum Laͤm̃lein GOttes gehn. 157. Die Jungfrauschafft muß fruchtẽ. Gott liebt die Jungfrausch afft um̃ jhrer suͤssen Fruͤchte: Alleine laͤst Er sie nicht fuͤr sein Angesichte. 158. Die lieblichste Music. Die iteblichste Music/ die GOtt den Grim benimbt/ Entsteht wenn Hertz und Mund iu jhm zusammen stimmet. 159. Die Drittes Buch. 159. Die Lieb ist ewig. Die Hoffnung hoͤret auf: der Glaube kombt zum schauen/ Die Sprachen redt man nicht/ uñ alles was wir bauẽ/ Vergehet mit der Zeit: die Liebe bleibt allein: So last unß doch schon jetz auf sie befliessen seyn. 160. Was GOtt nicht kennet. GOtt der sonst alles siht/ und alles bringt aus Licht/ Rennt einen losen Mann und leere Jungfrau nicht. 161. Der Jrꝛwisch. Wer ohne Liebe laufft/ komt nicht ins Himmelreich: Er springt bald hin bald her/ ist einem Jrꝛwisch gleich. 162 Die geheime Widergeburt. Auß GOtt wird man gebohrn/ in Christo stirbet man: Und in dem heilgen Geist faͤht man zu Leben an. 163. Die Lieb’ ists Glauben Seele. Der Glaub allein ist Todt: Er kan nicht eher Leben/ Biß daß jhm seine Seel die Liebe wird gegeben. 164. Deß GOttverliebten Wunsch. Drey wuͤnsch’ ich mir zu seyn: erleucht wie Cheru- bim/ Geruhig wie ein Thron/ entbrandt wie Seraphim. 165. Daß Creutze. Vor Zeiten war daß Creutz die groͤste Schmach und Hohn: Nu traͤgts der Keiser selbst auf seinem Haupt und Kron! 166. Der Geitz ist manchmal gut. Der Geitzhaiß scharꝛt und kratzt umb zeitlichen Ge- win Ach daß wir unß nicht so umb ewigen bemuͤhn! E 7 167. Die Johannis Angeli 167. Die GOttheit Die GOttheit ist ein Brunn/ auß jhr kombt alles her: Uñ laufft auch wider hin/ drum̃ ist sie auch ein Meer: 168. Die Busse. Die Buß ist’ wie ein Strom/ sie daͤmpfft mit jhren Wellen Den groͤsten GOttes Zorn/ und loͤscht daß Feur der Hoͤllen. 169. Vom Ewigen bewegen. Du suchst mit solchem fleiß daß ewige bewegen/ Und ich die Ewge Ruh: woran ist mehr gelegen? 170. Ein Narꝛ sucht vielerley. Der weise sucht nur eins/ und zwar daß hoͤchste Gut: Ein Narꝛ nach vielerley/ und kleinem streben thut. 171. Daß edelste daß gemeinste. Je edeler ein ding/ je mehr ist es gemein: Daß spuͤret man an GOtt/ und seiner Sonnenschein. 172. Daß Merkmahl ist die Liebe. Mensch wann du wilt im Volk die Freunde GOtts er- fragen/ So schau nur welche Lieb’ in Hertz uñ Haͤnden tragen. 173. Nur GOtt sey dein warumb. Nicht du/ noch Freund/ noch Feind/ nur GOttes Ehr allein/ Sol eintzig dein warumb/ und end-ursache seyn. 174. Was GOtt von Ewigkeit gethan. Was that GOtt vor der Zeit in seinem Ewgen thron? Er liebete sich selbst/ und zeugte seinen Sohn. 175. Eins muß verlassen seyn. Mensch anderst kans nicht seyn: du must’s Geschoͤpffe lassen/ Wo du den Schoͤpffer selbst gedaͤnkest zu umbfassen. 176. Die Drittes Buch. 176. Die lange Marter. Es ist den Martyrern gar herꝛlich wol gelungen/ Daß sie durch kurtzen Tod zu GOtt sind eingedrungẽ: Wir werden fort und fort die gantze Lebenszeit/ Gemartert: Und von wem? von der begierlichkeit. 177. Wer reich im HErꝛn/ den Lieb ich gern. Den armen bin ich huld: doch lieb ich mehr die reichẽ/ Die keinem Fuͤrstenthumb im Himmel duͤrffen weichẽ. 178. Vom Lieben. Die Liebe diser Welt die endt sich mit betruͤben: Drumb sol mein Hertz allein die Ewge Schoͤnheit lieben. 179. GOtt weiß jhm keinen Anfang. Du fragst/ wie lange GOtt gewest sey? umb bericht: Ach schweig: es ist so lang’/ Er weiß es selber nicht. 180. Auch von GOtt. GOtt ist noch nie gewest/ und wird auch niemals seyn/ Uñ bleibt doch nach der Welt/ war auch vor jhr allein. 181. Es muß gestritten seyn. Streit hurtig dapffrer Mañ/ biß du erlangst die Kron Wer in dem Streit erligt/ hat ewig Spott und Hohn. 182. Beharꝛlichkeit ist Noth. Daß groͤste daß ein Mensch bedarff zur seeligkeit/ (Wo er im gutten steht) ist die beharꝛligkeit. 183. Du must dich noch gedulden. Erwart’ es meine Seel: daß Kleyd der Herꝛlichkeit Wird keinem angethan in diser wüsten Zeit. 184. Der Weißheit anfang mittel und Ende. Die Furcht deß HErren ist der Weißheit anbeginn/ Jhr End’ ist seine Lieb/ jhr mittel kluger Sinn. 185. Haß Johannis Angeli 185. Haß und Liebe. Daß gutte Lieb’ ich hoch/ dem boͤsen bin ich feind/ Schau ob nicht Lieb und Haß wol bey einander seind? 186. Man solls auffs hoͤchste bringen. Mein thun geht nur dahin/ daß ich noch moͤg’ auf Erden Maria/ oder ja der Juͤnger Christi werden. 187. Daß Wort wird noch gebohren. Fuͤrwahr daß Ewge Wort wird heute noch gebohrn/ Wo da? da wo du dich in dir hast selbst verlohrn. 188. Johannes an der Brust. Ach wer Johannes ist/ der ligt nach aller Lust Jn seines Meisters Schoß und süssen Jesus Brust! 189. Vom Suͤnder und Geiste GOttes. Der Geist deß HErrn erfuͤllt den gantzen Erdenkreiß: Wo ist der Suͤnder dann/ der jhn nicht suͤhlt noch weiß? 190. GOtt liebt man nie zuviel. Wer GOtt recht lieben wil/ der thu’s ohn maß und Ziehl/ Er ist so suͤß’ und gutt/ man liebt jhn nie zu viel. 191. Drey Worte sind erschroͤklich. Drey Worte schrekken mich: daß Jmmer/ Allezeit/ Und Ewig/ sein Verlohren/ Verdampt/ Vermaledeit. 192. Die Liebe ist die beste. Jch mag mich auf der Welt in keiner Kunst so uͤben/ Als wie ich meinen GOtt aufs innigste sol lieben. 193. Die Weißheit ist daß beste Weib. Begehrestu ein Weib/ die praͤchtig reich und fein: So nimb die Weißheit nur/ sie wird dir alles sein. 194. Die Drittes Buch. 194. Die Welt ist von einer Jung- frau gemacht. Von einer Jungfrau ist die gantze Welt gemacht: Durch eine Jungfrau wird sie neu und wieder- bracht. Der Weißheit. 195. Die Weißheit und die Liebe. Die Weißheit schauet GOtt/ die Liebe kuͤsset Jhn: Ach daß ich nicht voll Lieb und voller Weißheit bin! 196. Die Weißheit ist GOttes Rath. Wer die Geheimnuͤsse deß HErren gerne hat: Der muß zur Weißheit gehn: sie ist geheimer Rath. 197. Auf Hoffnung saͤet man. Man wirfft daß Weitzenkorn auf Hoffnung in die Erden: So muß daß Himmelreich auch außgestreuet werden. 198. Die wuͤrkung der H. Dreyfal- tigkeit. Die Allmacht haͤlt die Welt: die Weißheit die re- giert: Die Guͤtte segnet sie: wird hier nicht GOtt gespuͤrt? 199. Der Weise redet wenig. Ein Weiser/ wann er redt was nutzet und behagt/ Ob es gleich wenig ist/ hat viel genug gesagt. 200. GOtt gibt gern grosse Gaben. GOtt/ weil Er groß ist/ gibt am liebsten grosse Gabẽ: Ach daß wir arme nur so kleine Hertzen haben! 201. Man kan auch GOtt verwunden. GOtt wird von nichts verletzt/ hat nie kein Leyd em- pfunden: Und doch kan meine Seel Jhm gar daß Hertz ver- wunden. 202. Der Johannis Angeli 202. Der Mensch ist groß fuͤr GOtt. Wie groß sind wir gesehn! die hohen Seraphim Verdekken sich fuͤr GOtt: wir duͤrffen bloß zu Jhm. 203. Man acht daß Ewge nicht. Ach weh! umb eitle Lust verschertzt man Gutt und Blutt: Und umb die Ewige fast niemand werben thut! 204. Der allerverliebste der Allerheiligste. Wer ist der heiligste? der mehr verliebet ist: Die Liebe machts das man fuͤr heilig wird erkiest. 205. Vom Gewissen. Ein gutt Gewissen ruht/ ein boͤses beist und billt: Jst wie ein Kettenhund/ der schwerlich wird gestillt. 206. Vom wissen. Viel wissen ist zwar fein: doch gibts nicht solche Lust/ Als jhm von Kindheit an nichts boͤses seyn bewust. 207. Deß Weisen Goldmachung. Der Weise machet Gold/ veraͤndert Ertz und Stein/ Wann er die Tugend pflantzt/ und unß macht Eng- lisch seyn. 208. GOtt ist mein Himmelbrodt. Jch habe nichts so gern in meiuem Mund’ als Gott: Er schmaͤkt mir wie ich wil: Er ist mein Him̃elbrodt. 209. Du must geuͤbet werden. Freund habe doch geduld: wer fuͤr dem HErꝛn sol stehn/ Der muß vor Viertzig Jahr in der Versuchung gehn. 210. Die Gliedmassen der Seele. Die Seel sieht mit Verstand/ geht mit begierden fort/ Mit Andacht redet sie/ kombt mit Verharꝛn an Port. 211. Daß Drittes Buch. 211. Daß Vieh lebt nach den Siñen. Wer nach den Siñen lebt/ den schaͤtz ich für ein Vieh: Wer aber Goͤttlich wird/ dem beug ich meine Knie. 212. Die Weißheit ist ein Qual. Die Weißheit ist ein Qual/ je mehr man auß jhr trinkt/ Je mehr und maͤchtiger sie wider treibt und springt. 212. Die Heilgen maͤssen GOtt. Wer gruͤndt die tieffe GOtts? wer schaͤtzt wie hoch Er flammt? Wer mist Jhn lang und breit? die Heilgen alle- sambt. Ephes. 3. 214. Der da war/ ist und kommen wird/ in Apocal. Der Vater war zuvor/ der Sohn ist noch zur Zeit/ Der heilge Geist wird seyn im Tag der Herꝛlichkeit. 215. GOtt thut es alles selbst. GOtt ist nur alles gar: Er stimmt die Seiten an/ Er singt und spilt in unß: wie hast dañ du’s gethan? 216. GOtt ist uͤber all und nirgends. Daͤnkt/ uͤberall ist GOtt der grosse Jehova, Und ist doch weder hier/ noch anderswo/ noch da. 217. Jm Himmel ist kein Mann noch Weib. Jm Himmel ist kein Mann noch Weib/ was dann zu- schauen? Jungfraͤulich’ Engel sinds/ und Englische Jungfrauẽ. 218. Wer viel verlaͤst/ empfaͤht viel. Laß alles was du hast/ auf daß du alles nimst/ Verschmaͤh die Welt/ daß du sie Hundertfach bekoͤmst- 219. Der Johannis Angeli 219. Der Seelen hoͤchster Standt. Niemand hat seinen Stand so hoch und groß gemacht/ Als eine Seel die jhr Gemuͤth in Ruh gebracht. 220. Der Boͤse kan nicht ruhen. O wunder! Alles laufft daß es zur ruh gelange! Und einem boͤsen Mann ist bey derselben bange! 221. Deß Him̃els und der Hoͤllngeschrey. Jm Himmel rufft man staͤts O-Sanna in der hoͤh: Und in der Hoͤllen nichts als Jam̃er Ach und Weh! 222. Dein Wille kan dir helffen. Verzage nicht mein Kind/ hastu nur gutten Willen/ So wird sich endlich wol dein Ungewitter stillen. 223. Die Jungfrau muß auch Mutter seyn. Die Jungfrauschafft ist wehrt: doch muß sie Mutter werden: Sonst ist sie wie ein Plan von Unbefruchter Erden. 224. Bedenk daß kuͤnfftige. Bey GOtt ist Ewge Lust/ beym Teufel Ewge Peyn: Ach Suͤnder daͤnke doch bey welchem du wirst seyn! 225. Allein und nicht Allein. Jch fliehe zwar daß Volk/ bin aber nie Allein: Denn weh! wie solte mir ohn meinen Heyland seyn? 226. Die dreyfache Zukunfft Christi. Die Zukunfft unsres HErꝛn/ war/ ist/ und wird ge- schehn/ Jm Fleisch/ im Geist/ und wann man jhn wird Herꝛ- lich sehn. 227. Die Augen der Seele. Zwey Augen hat die Seel: eins schauet in die Zeit/ Daß andre richtet sich hin in die Ewigkeit. 228. Der Drittes Buch. 128. Der Haß seiner selbst. Jch lieb und hasse mich/ ich fuͤhre mit mir Kriege/ Jch brauche List und Macht/ daß ich mich selbst besige: Jch schlag’ und toͤdte mich/ ich mach’ es wie ich kan Daß ich nicht ich mehr bin: rath was ich vor ein Mann? 229. Der Glaube/ Hoffnung/ Liebe und Andacht. Der Glaube greifft nach GOtt: die Hoffnung nimbt jhn wahr Die Lieb’ umbhalset Jhn: die Andacht jßt Jhn gar. 230. Daß fein Perlein. Der HErꝛ vergleicht sein Reich mit einem fein Per- lein/ Daß es sol wol bewahrt/ und wehrt geschaͤtzet sein. 231. Miß dir doch ja nichts zu. Freund so du etwas bist/ so bleib doch ja nicht stehn: Man muß auß einem Licht fort in daß andre gehn. 232. Drey Feinde deß Menschen. Drey Feinde hat der Mensch: sich/ Belzebub und Welt: Auß diesen wird der Erst am langsamsten gefaͤllt. 233. Die Seel ists theureste. Jch halte meine Seel fuͤrs theurest’ auf der Erden: Weil sie mit Gottesblutt erkaufft hat muͤssen werden. 234. Der Dreyfache GOttes Kuß. Drey Staͤnde kuͤssen GOtt: die Maͤgde falln zun Fuͤssen/ Die Jungfern nahen sich die milde Hand zukuͤssen. Die Braut so gantz und gar von seiner Lieb ist Wund Die liegt an seiner Brust und kuͤst den Hoͤnig Mund. 235. Deß Johannis Angeli 235. Deß Teuffels/ Engels/ Menschens/ und Viehes Kennzeichen. Die Teufel laͤstern Gott/ daß Vieh daß acht jhn nicht/ Die Menschen lieben jhn/ die Engel schann sein Licht Staͤts unverwendet an. Auß diesem kanstu kennen/ Wen du solt Engel/ Mensch/ Vieh/ oder Teufel nennẽ. 236. Wer Christo gleich ist. Wer ist dem HErꝛen gleich? der seine Feinde liebt/ Fuͤr die Verfolger bitt/ und gutts umb boͤses giebt. 237. Die jnnerliche Geburt GOttes. Ach freude! GOtt wird Mensch/ und ist auch schon gebohren! Wo da? Jn mir: Er hat zur Mutter mich erkohren. Wie gehet es dann zu? Maria ist die Seel/ Daß Krippelein mein Hertz/ der Leib der ist die Hoͤl: Die neu Gerechtigkeit sind Windeln und sind Bindẽ: Der Joseph GOttesfurcht: Die Kraͤffte deß Gemuͤtts Sind Engel die sich freun: Die Klarheit ist jhr Blitz: Die keusche Sinnen sind die Hirten die jhn finden. 238. Bedeutung deß Nahmens JEsus. Kein Nahm ist unter alln so hoch gebenedeit Als JEsus: denn Er Jst ein Schatz voll Seelig- keit. 239. Die Drey geistliche Weisen. Drey Weisen tragen GOtt in mir drey Gaben an: Der Leib zerknirschungs Myrꝛhn/ die Seele Gold der Liebe/ Der Geist den Weyherauch der Andacht wie er kan: Ach daß ich jmmerdar so dreymal Weise bleibe! 240. Die geheimbe Seelen flucht. Herodes ist der Feind: Der Joseph der Verstand/ Dem macht GOtt die Gefahr im Traum (im Geist) bekandt. Die Drittes Buch. Die Welt ist Bethlehem/ Egypten Einsamkeit: Fleuch meine Seele fleuch/ sonst stirbestu fuͤr Leyd. 241. Die Wunder Geburt. Maria ist Crystall/ jhr Sohn ist Himmlisch Licht: Drum̃ dringt er gantz durch sie/ uñ oͤffnet sie doch nicht 242. Die wunderliche umbwechßlung. Schaut wunder! Gottes Sohn wird jung in lauter Freuden/ Und muß mit lauter Angst von hiñen wieder scheidẽ: Wir tom̃en auff die Welt mit Thraͤnen/ und vergehn Mit Lachen: wo wir recht in seinem Geiste stehn. 243. Sey niemals sicher. Ach Jungfrau sieh dich vor! denn wann du Mutter worden So suchet straks der Feind dein Kindlein zuermordẽ. 244. Die Unerhoͤrte Verkehrung. Es kehrt sich alles umb: die Burg ist in der Hoͤle/ Die Krippe wird ein Thron/ der Tag kombt in der Nacht/ Die Jungfrau bringt ein Kind: Ach Mensch biß auch bedacht/ Daß sich verkehre wol/ dein Hertze Geist und Seele. 245. Von der Krippe. Die Krippe halt’ ich un fuͤr einen Kleinod-schrein/ Weil JEsus drinnen liegt/ der mein Carfunkelstein. 246. Von der Jungfrawen Maria. Daß Weib umbgiebt den Mann/ der Jungfrau wird vertraut Der Held. Wie da? Sie ist daß Brauttbett und auch Braut. 247. Die Perlen gebuͤhrt. Die Perle wird vom Thau in einer Muschel Hoͤle Gezeuget und gebohrn/ und diß ist bald beweist Wo Johannis Angeli Wo du’s nicht glauben wilt: Der Thau ist Gottes- Geist/ Die Perle JEsus Christ/ die Muschel meine Seele. 248. Der Jahrs Beschluß. Es wird daß alte Jahr/ daß sich nu schleust/ gehalten Als wañs vergangen waͤr’: uñ diß ist war mein Krist/ Wo du ein Neuer Mensch in GOtt geworden bist: Jsts nicht: so lebstu noch wahrhafftig in dem alten. Vierdtes Buch Geistreicher Sinn/ uñ Schluß-Reime. 1. GOtt wird waß Er nie war. Der ungewordne GOtt wird mitten in der Zeit/ Was Er nie ist gewest in aller Ewigkeit. 2. Der Schoͤpffer wirdt’s Geschoͤpffe. Daß Unerschaffne Licht/ wird ein erschaffnes Wesen: Daß sein Geschoͤpffe nur durch selbes kan genesen. 3. An daß JEsus Kind. Jch habe dich mein Kind/ du zarter Nazarener/ Den Lilgen offt vergleicht: Nu aber geb ichs an/ Daß ich dir viel zu kurtz und Unrecht hab gethan: So viel du edler bist/ so viel bistu auch schoͤner. 4. Daß geheimbe Nazareth und geist- liche Verkuͤndigung. Maria/ Nazareth/ und Gabriel der Both’/ Jst meine Seel/ mein Hertz/ uñ neues Lieht von Gott. Mein Vierdtes Buch. Mein Hertze zwar wa es ein Blumenthal geworden/ Die Seele wann sie steht im kenschen Jungfern Ordẽ/ Und wohnt in diesem Thal: daß neue Guaden Licht/ Wann Gott sein Ewges Wort in jhrem Geiste spricht. 5. Vom dem JEsus Kind an der Mutter Bruͤsten. Wie schlecht ist Gottes Sohn bewirthet auf dem Hen! Man siehet nichts umb jhn als lauter Armuthey! Er achtets aber nicht/ und laͤst jhm wol genuͤgen/ Weil Er kan an der Brust der süssen Mutter liegen. 6. GOtt auf dem Stroh. Je! daß jhm GOtt den Stall unds’ Stroh hat auß- erkiest! Es ziemet sich also/ weil Er ein Laͤmmlein ist. 7. Der Fall Ev æ ist Ursache daß GOtt Mensch worden. Der Ewge GOttes Sohn kombt her in diese Wuͤsten/ Uñ naͤhrt sich wie ein Kind an einer Jungfrau Brüstẽ. Wer hat jhm dieses weh verursacht und gemacht? Ein abgefallnes Weib hat jhn darzu gebracht. 8. Der Nahm JEsus. Der Nahme JEsus ist ein außgegossnes Oele: Er speiset/ und Erleucht/ und stillt daß weh der Seele. 9. Daß Unaußsprechliche. Daß Unaußsprechliche daß manpflegt Gott zuneñen/ Giebt sich in einem Wort zusprechen und zukennẽ. 10. Die volle Seeligkeit. Der Mensch hat eher nicht vollkom̃ne Seeligkeit: Biß daß die Einheit hat verschlukt die Anderheit. 11. Mit schweigen Ehrt man GOtt. Die Heilge Majestaͤt (wiltu jhr Ehr erzeigen) Wird allermeist geehrt mit heilgem stillesch weigen. F 12. Jn Johannis Angeli 12. Jn Einem alles Heyl. Jn Einem steht mein Heil/ in Einem meine Ruh: Drumb lauff ich mit Verlust viel dings dem Einem zu. 13. Die Eigenschafft der dreyen Staͤnde. Die Buͤsser stehn Gott an/ die freyen danken Jhm/ Die Braͤute sind voll Lieb’ und Ruh wie Seraphim. 14. GOtt giebt daß groß’ im kleinen. Nimb was der HErꝛ dir giebt/ Er giebt daß groß im kleinen/ Jn schlechten schlakken Gold/ ob wirs zwar nicht ver- meinen. 15. Uberschrifft der Heiligen Agatha . Diß war die keusche Seel/ die GOtt von freyer Hand Geehrt hat/ und erloͤst jhr Volk und Vaterland. 16. Der Schnee in der Sonne. Wie schoͤne glaͤntzt der Schnee/ wann jhn der Son- nenstrahlen Mit Himmelischen Licht bestreichen und bemahlen! So glaͤntzt auch deine Seel/ so sie ist weiß wie Schnee: Wann sie beschienen wird vom Aufgang auß der Hoͤh. 17. Zu dem HErren JEsu. Jch nah mich HERR zu dir als meinem Sonneschein/ Der mich erleueht/ erwaͤrmt/ und macht lebendig sein. Nahstu dich wiederumb zu mir als deiner Erden/ So wird mein Hertze bald zum schoͤnsten Fruͤling werden. 18. Der Tugend Ziel ist GOtt. GOtt ist der Tugend Ziel/ jhr antrieb/ jhre Kron’/ Jhr eintziges warumb/ und ist auch all’ jhr Lohn. 19. Ein gutt Gewissen. Waß ist ein gutter Muth der wol mit GOtte steht? Ein staͤttes froͤlich sein/ und ewiges Panket. 20. Die Vierdtes Buch. 20. Die Weltlust. Mensch schau die Lust der Welt/ die Endet sich mit Peyn: Wie kanstu jhr daun auch so gantz ergeben seyn? 21. Der unerkandte GOtt. Was GOtt ist weiß man nicht: Er ist nicht Licht/ nicht Geist/ Nicht Wahrheit/ Einheit/ Eins/ nicht waß man Gott- heit heist: Nicht Weißheit/ nicht Verstand/ nicht Liebe/ Wille/ Gütte: Kein Ding/ kein Unding auch/ kein Wesen/ kein Ge- muͤtte: Er ist was ich/ und du/ und keine Creatur/ Eh wir geworden sind was Er ist/ nie erfuhr. 22. An S. Augustin . Halt an mein Augustin: Eh du wirst Gott ergruͤndẽ Wird man daß gantze Meer in einem Gruͤblein findẽ. 23. Goͤttliche beschawung. Daß überlichte Licht schaut man in diesem Leben Nicht besser/ als wann man ins tuntle sich begeben. 24. Die Uberformung. Du must den Leib in Geist/ den Geist in GOtt ver- setzen/ Wann du dich/ wie dein Wuntsch/ vollkoͤmlich wilt er- goͤtzen. 25. Die GOttesschauer. Was thun die schauer Gotts? sie thun daß inder Zeit/ Was andre werden thun dort in der Ewigkeit. 26. Moses. Daͤnkt Mosis Antlitz ward so glaͤntzend als die Soñe/ Da er daß ewge Licht im dunkein nur gesehn! F 2 Was Johannis Angeli Was wird nicht nach der Zeit den Seeligen geschehn/ Wann sie GOtt werden schaun im Tag der ewgen Wonne? 27. Die Seeligen. Was thun die seeligen/ so man es sagen kan? Sie schaun ohn unterlaß die ewge Schoͤnheit an. 28. Die Heiligen und Gottlosen. Die Heiligen sind GOtt ein lieblicher Geruch: Die Boͤsen ein Gestank/ ein Abschen/ und ein Fluch. 29. Die Liebe. Die Lieb ist wie der Tod: sie toͤdtet meine Sinnen/ Sie brichet mir daß Hertz/ und fuͤhrt den Geist von hinnen. 30. GOtt uͤber alle Gaben. Jch bitte dich mein GOtt zwar offt umb deine Gaben/ Doch wisse daß ich dich viel lieber selbst wil haben. Drum̃ gieb mir was du wilt/es sey auch ewges Lebẽ: Giebstu mir dich nicht selbst/ so hastu nichts gegeben. 31. Die gluͤckseelige Muͤsse. Johannes an der Brust/ Maria bey den Fuͤssen/ Thun alle zwey sonst nichts/ als daß sie Gotts geniessẽ: Wiewol sind sie daran! koͤnt’ ich so müssig sein/ Jch regete mich nicht/ fiel auch der Himmel ein. 32. Eins jeden Element. Jm Wasser lebt der Fisch/ die Pflantzen in der Erdẽ/ Der Vogel in der Lufft/ die Sonn im Firmament: Der Salamander muß im Feur erhalten werden: Jm Hertzen JEsu ich/ als meinem Element. 33. Daß Paradeiß auf Erden. Du suchst daß Paradeiß/ und wuͤnschest hin zukommen/ Wo du von allem Leid und Unfried bist entnommen. Befriedige dein Hertz/ und mach es Rein und weiß: So bistu selbst noch hier dasselbe Paradeiß. 34. GOtt Vierdtes Buch. 34. GOtt lieben geht vor alles. Laß einen alle Lust der gantzen Welt geniessen/ Uñ einen dreymal mehr als Salmon wuste wissen: Laß einen Schoͤner sein als Davids Absalon: Gieb einen der mehr Staͤrk’ und Macht hat als Simson; Und einen der mehr Gold als Crœsus hat zuzeigen/ Und noch der alles kan wie Alexander beugen: Ja der diß alles ist: So sag ich doch gantz frey: Daß auch ein schlechter Mann der Gott liebt besser sey. 35. Die tieffe/ hoͤhe/ breite/ und laͤnge GOttes. Durch Weißheit ist GOtt tieff/ Breit durch Barm- hertzigkeit/ Durch Allmacht ist er hoch/ lang durch die Ewigkeit. 35. Beschauligkeit. Sey rein/ schweig/ weich’ und steig auf in die Tun- kelheit/ So kom̃stu uͤber alls zur GOtts beschauligkeit. 37. Bescheidenheit. Daß Richtscheid deß Gemuͤtts ist die Bescheidenheit: Wer sich nach jhr nicht mißt/ der fehlt der Tugen - weit. 38. GOtt nichts und alles. GOtt ist ein-Geist/ ein Feur/ ein Wesen und ein Licht: Und ist doch wiederumb auch dieses alles nicht. 39. Der Gelassene ist schon Seelig. Ein Mensch der Gott sich laͤst in allen faͤlln und weisen/ Den kan man warlich schon im Leibe seelig preisen. 40. Die Braut GOttes. Die Braut deß Ewgen Gotts kan jede Seele werdẽ: Wo sie nur seinem Geist sich unterwirfft auf Erden. F 3 41. Daß Johannis Angeli 41. Daß Abendmahls deß Lamms. Daß Lamm daß hat sein Mahl zur Abendszeit be- stimt: Warumb? weil man darauf zur Ewgen ruhe koͤm̃t. 42. Maria. Maria wird genennt ein Thron und Gotts Gezelt/ Ein’ Arche/ Burg/ Thurn/ Hauß/ ein Brunn/ Baum/ Gartenspiegel/ Ein Meer/ ein Stern/ der Mon/ die Morgenroͤth’ ein Huͤgel: Wie kan sie alles seyn? sie ist ein’ andre Welt. 43. Der Juͤnger den GOtt liebt. Ein Mensch der gantz und gar sich abwendt von der Welt/ Und seinen Leib und Seel dem HErren heilig haͤlt/ Stirbt noch verdirbet nicht/ ob man im gleich vergibt. Fragstu warumb? er ist der Juͤnger den er liebt. 44. Roth und Weiß. Roth von deß HErren Blut wie Sammet Roͤselein/ Durch Unschuld weiß wie Schnee sol deine Seele sein. 45. Von Maria Magdalene an dem Creutze. Wie daß die Magdalen daß Creutze so umbschrenkt? Es ist weil JEsus dran jhr Allerliebster haͤngt. 46. Auf die Wunden JEsu. Jch seh die Wunden an als offne Himmelspforten/ Und kan numehr hinein an fuͤnff gewissen orten. Wo komm ich aber straks bey meinem GOtt zustehn? Jch wil durch Fuͤss und Haͤnd’ ins Hertz der Liebe gehn. 47. Dort geht es anders zu. Hier haͤngt daß Lamb am Creutz/ dort sitzts auf Got- testhron/ Hier traͤgts den Dornenkrantz/ dort eine Kaiserkron: Hier Vierdtes Buch. Hier ist es Unterthan/ dort herꝛscht es uͤberalle: Hier thuts den Mund nicht auf/ dort redts mit hel- lem Schalle: Hier weints/ und dorte Lachts: drumb troͤste dich mein Christ/ Daß sich dein Creutz verkehrt/ wo du diß Lam̃ nur bist. 48. Daß Creutz. Jch habe mir daß Creutz fuͤr allem Schatz erkiest/ Weils meines Leibes Pflug und Seelen Anker ist. 49. Die Herꝛlichkeit Christi in dieser Welt. Der Scepter ist ein Rohr/ ein Dornenpusch die Kron/ Die Naͤgel aller Schmuk/ ein toͤdlich Creutz der Thron: Sein Blutt ists Purpurkleid/ die Moͤrder die Tra- banten/ Daß Hoffgesind eln Schaum von Buben und Scher- ganten: Der Mundtrank bittre Gall/ die Musik Hohn und Spott. Diß ist die Herꝛlichkeit die hier hat unser GOtt! 50. Die Schaͤdelstaͤdt. Jst diß die Schaͤdelftadt? wie kombt es dañ daß hier Die Roß’ und Lilge steht in unverwelckter Ziehr? Und da der Lebensbaum? der Brunn mit den vier Flüssen? Es ist daß Paradiß: doch sey es was es wil: Bey mir gilt diese staͤdt unds Paradiß gleich viel. Maria und Johannes. 51. Die Dornene Kron. Die Dornen die daß Haupt deß Herꝛn zerstechen gantz/ Sind meines Haubtes Kron und ewger Rosenkrantz: Was auß den Wunden fleust ist meiner Wundẽ heil: Wie wol wird mir sein Spott/ und seine Pein zutheil : F 4 52. Die Johannis Angeli 52. Die Liebe hats erfunden. Daß GOtt gekreutzigt wird! daß man jhn kan ver- wunden! Daß Er die Schmach vertraͤgt/ die man jhm ange- than! Daß Er solch’ Angst außsteht! uñ daß Er sterben kan! Verwundere dich nicht/ die Liebe hats erfunden. 52. Umb einen Kußists GOtt zuthun. Was wil doch GOttes Sohn daß Er ins Elend toͤmbt/ Und ein solch schweres Kreutz auf seine Schultern nimbt? Ja daß Er biß in Tod sich aͤngstet fuͤr und fuͤr? Er suchet anders nichts als einen Kuß von dir. 54. Die Welt ist im Fruͤling gemacht. Jm Fruͤling ward die Welt Verneut/ und wieder- bracht: Drumb sagstu recht daß sie im Fruͤling ist gemacht. 55. Die geistliche Aufferstehung. Die Auferstehung ist im Geiste schon geschehn: Wenn du dich laͤst entwirkt von deinen Suͤnden sehn. 56. Die geheimbe Himmelfahrt. Wann du dich uͤber dich erhebst und laͤst GOtt waltẽ: So wird in deinem Geist die Himmelfahrt gehalten. 57. Die geistliche Trunkenheit. Der Geist praust ja wie Most: die Juͤnger alle- sambt/ Sind gleich den Trunkenen entzuͤndt und angeflambt Von seiner Hitz und Krafft: so bleibt es doch dabey/ Daß diese gantze Schaar voll suͤsses Weines sey. 58. Der verlohrne Groschen. Die Seele GOttesbild ist der verlohrne Groschen/ Die Kertze him̃lisch Licht/ daß durch den fall verloschẽ: Die Vierdtes Buch. Die Weißheit ist daß Weib die es aufs neu entzuͤndt: Wie seelig ist der Mensch den sie nu wider sindt! 59. Daß verlohrne Schaff. Jch bin daß arme Schaaff daß sich verjrꝛet hat/ Und nunmehr von sich selbst nicht kennt den rechten Pfad. Wer zeigt mir dann den Weg/ daß ich nicht gantz er- liege? O daß doch JEsus kaͤm’/ und mich nach Hause truͤge! 60. Der verlohrne Sohn. Kehr umb verlohrner Sohn zu deinem Vatter GOtt: Der Hunger bringt dich sonst (sein’ Ungunst) gar in Tod: Haͤttstu gleich tausendmahl jhm diesen Schimpff ge- than/ So du nur wiederkoͤmbst ich weiß Er nimbt dich an. 61. Die verlohrne und wider gefun- dene Drey. Der Groschen/ Sohn/ unds Schaaff/ bin ich mit Geist/ Leib/ Seele. Verlohrn in frembdem Land/ in einer Wüst’/ uñ Hoͤle. Die heilige Dreyfalt kombt uñ sucht mich alle stundẽ: Den Groschen sindt der Geist/ der Vatter nimbt den Sohn/ Der Hirte JEsus traͤgt daß Schaaff mit sich davon. Schau wie ich Dreyfach bin verlohren und gefunden! 62. Der Punct/ die Linie und Flaͤche. GOtt Vatter ist der Punct: auß Jhm sieust GOtt der Sohn Die Lienie: GOtt der Geist ist beider Flaͤch’ uñ Kron. 63. Vom reichen Mann. Man wil dem reichen Mann kein troͤpfflein Wasser geben/ Weil er daß Maß mit Wein schon voll gemacht im Leben. 64 Auch Johannis Angeli 64. Auch von jhm. Wie daß der reiche Mann den Armen jetzo kennt? Er sieht wol daß sich hat daß Blaͤttlein umbgewendt. 65. Der arme Lazarus. Wie ungleich ist der Tod! die Engel tragen jhn Den armen Lazarum zur ewgen ruhe hin. Der reiche da er stirbt wird voller Angst und Pein: So gutt ists auf der Welt nie reich gewesen sein! 66. Von Maria Magdalene. Was daͤnkt doch Magdalen daß sie so offentlich Dem HErꝛn zu Fusse faͤllt/ und schuldig giebet sich? Ach frage doch nicht erst: schau wie die Augen funkẽ: Du sihst wol daß sie ist von grosser Liebe trunken. 67. Martha und Maria. Die Martha laufft uñ rennt daß sie den HErꝛen speise Maria sitzet still: und hat doch solcher weise Daß beste theil erwoͤhlt: sie speiset jhn allein/ Die aber findt auch sich von jhm gespeiset sein. 68. Von Maria Magdalene. Maria kombt zum HErꝛn voll Leids und voller Schmertzen/ Sie bittet umb Genad/ und thut doch jhren Mund Mit keinem Woͤrtlein auf: wie macht sie’s im dann kundt? Mit Jhrer Thraͤnen fall und dem zerknirschten Hertzẽ. 68. Die Suͤnde. Die Suͤnd’ ist anders nichts/ als daß ein Mensch von GOtt Sein Angesicht abwendt/ und kehret sich zum Tod. 70. Der Mensch. Daß groͤste Wunderding ist doch der Mensch allein: Er kan/ nach dem ers macht/ GOtt oder Teufel sein: 71. Der Vierdtes Buch. 71. Der Himmel allenthalben. Jn GOtt lebt/ schwebt/ und regt sich alle Creatur: Jsts war? was fragstu dann erst nach der Him̃el- spuhr? 72. Den Braͤutgam wuͤnscht die Braut. Verwundere dich nicht daß ich nach GOtt vorlange: Der Braut ist allezeit nach jhrem Braͤutgam bange. 73. Hier muß man Buͤrger werden. Streb nach der Buͤrgerschafft deß Himmels hier auf Erden: So kan er dir darnach dort nicht versaget werden. 74. Huͤtt dich vor sicherheit. Laß dir vom Himmelreich nicht gar so sicher traͤumen/ Du sihst wol daß es auch die Jungfern selbst ver- saͤumen. 75. Daß troͤstlichste Wort. Daß allertroͤstlichste daß ich an JEsu find’/ Jst/ wenn Er sprechen wird: kom benedeiles Kind. 76. Trauben von Dornen. Wer seinen neider liebt/ uñ gutts von feinden spricht: Sag ob derselbe nicht von Dornen Trauben bricht? 77. Daß geistliche Sterben. Stirb ehe du noch stirbst/ damit du nicht darffst sterbẽ/ Wann du nu sterben solst: sonst moͤchtestu verderben. 79. Die Hoffnung haͤlt die Braut. Die Hoffnung haͤlt mich noch: sonst waͤr’ ich laͤngst dahin: Warum̃? dieweil ich nicht bey meinẽ Braͤntgam bin. 79. Der beste Freund und Feind. Mein bester Freund mein Leib/ der ist mein aͤrgster Feind: Er bindt und haͤlt mich auf/ wie gut ers jmmer meint. F 6 Jch Johannis Angeli Jch haß’ und Lieb jhn auch: und wann es kombt zum scheiden/ Sv reiss’ ich mich von jhm mit Freuden uñ mit Leidẽ. 80. Mit Lieb’ erlangt man Gnad. Wañ dich der Suͤnder fragt wie er sol Gnad erlangẽ. So sage daß er GOtt zulieben an sol fangen. 81. Der Todt. Der Todt bewegt mich nicht: ich kom̃e nur durch jhn/ Wo ich schon nach dem Geist mit dem Gemuͤtte bin. 82. Die heilige Schrifft. Gleich wie die Spinne saugt auß einer Rose Gifft: Also wird auch verkehrt vom boͤsen Gottesschrifft. 83. Trompeten. Trompeten hoͤr’ ich gern: Mein Leib sol auß der Erdẽ Durch jhren Schall erwekt/ und wieder meine werden. 84. Daß Antlitz GOttes. Daß Antlitz GOttes sehn ist alle Seeligkeit: Von dem verstossen sein daß hoͤchste Hertzeleid. 85. Der Artzt haͤlt sich zum Kranken. Warumb pflegt doch der HErꝛ mit Suͤndern umb- zugehn? Warumb ein trewer Artzt den Kranken beyzustehn? 86. S. Paulus. Sanct Paulus wuste nichts als Christum und sein Leiden/ Da er doch war gewest im Paradiß der Freuden. Wie kont jhm diß so gantz entfallen sein? Er war Jn den Gekreutzigten Verformet gantz und gar. 87. Die Liebe. Die Liebe dieser Welt wil alls fuͤr sich allein/ Die Liebe GOttes macht dem Naͤchsten alls gemein: Die wird ein jeder Mensch für Liebe wol erkennen/ Jen’ aber sol man Neid/ und keine Liebe nennen. 88. Auß Vierdtes Buch. 88. Auß dem Hohen Lied. Der Koͤnig fuͤhrt die Braut in Keller selbst hinein/ Daß sie jhr mag erwoͤhln den allerbesten Wein. So machts GOtt auch mit dir/ wann du bist seine Braut/ Er hat nichts/ in sich selbst/ daß Er dir nicht vertraut. 89. Kinder und Jungfrauen. Jch liebe nichts so sehr als Kinder und Jungfranen: Warumb? im Him̃el wird kein andres sein zuschauẽ. 90. Die Tugend. Die Tugend spricht der weis’/ ist selbst jhr schoͤnster Lohn: Meint er nur zeitlich hier/ so halt’ ich nichts davon. 91. Die GOttliebende Einsamkeit. Du sprichst Theophilus sey meisten theils allein: Macht sich der Adler auch den Voͤglichen gemein? 92. Die Tagezeiten. Jm Himmel ist der Tag/ im Abgrund ist die Nacht/ Hier ist die Demmerung: wol dem ders recht be- tracht! 93. Von Johannes dem Taͤuffer. Johannes aß fast nichts/ er trug ein rauhes Kleid/ Saß in der Wuͤsteney die gantze Lebenszeit. Er war so from: was fiel er GOtt so hart zu Fusse? Die groͤsten Heiligen die thun die groͤsie Busse. 94. Die Welt. Zu GOtt kombt man durch GOtt: zum Teufel durch die Welt: Ach daß sich doch ein Mensch zu dieser Hure haͤlt! 95. Daß Ende kroͤnt daß Werk. Daß Ende kroͤnt daß Werk/ daß Lebeu ziehrt der Tod: Wie herꝛlich stirbt der Mensch/ der treu ist seinem Tod. 96. Von Johannis Angeli 96. Die Fiaur ist Vergaͤnglich. Mensch die Figur der Welt vergehet mit der Zeit: Wastrotzstu dann so viel auf jhre Herꝛlichkeit? 97. Auf beiden sein ist gut. Den Him̃el wuͤntsch’ ich mir/ Lieb’ aber auch die Erdẽ; Denn auf derselbigen kan ich GOtt naͤher werden. 98. Von den Lilgen. So offt ich Lilgen seh/ so offt empfind’ ich Pein/ Und muß auch bald zugleich so offt voll Freuden seyn. Die Pein enstehet mir/ weil ich die Ziehr verlohren/ Die ich im Paradiß von anbegin gehabt. Die Frewde kombt daher/ weil JEsus ist gebohren Der mich nu widerumb mit jhr aufs neu begabt. 99. Von S. Alexio. Wie kan Alexius ein solches Hertz’ jhm fassen/ Daß er kan seine Braut den ersten Tag verlassen? Er ist jhr Braͤutgam nicht: Er hat sich selbst als Braut Dem Ewgen Braͤutigam verlobet und Vertraut. 100. Der Buͤsser loͤscht daß Feur. Du sprichst daß Hoͤllsche Feur wird nie geloͤscht gesehn: Und sieh der Buͤsser loͤschts mit einem Augenthraͤn. 101. Vom Tode. Der Tod ist doch noch gut: toͤnt’ jhn ein Hoͤllhund haben/ Er liss’ im Augenblik sich Lebendig begraben. 102. Auch von ihm. Man wuͤnschet jhm den Tod/ uñ fliehet jhn doch auch: Jens ist der Ungeduld/ und diß der Zagheit brauch. 103. Daß Leben und der Tod. Kein Tod ist herꝛlicher als der ein Leben bringt: Kein Leben edler/ als daß auß dem Tod entspringt. 104. Der Vierdtes Buch. 104. Der Tod der Heiligen. Der Tod der Heiligen ist wehrt geacht fuͤr GOtt: Sag wo es dir bewust/ was ist es vor ein Tod? 105. Der Tod ist gut und boͤse. So gut der Tod auch ist dem der im HErꝛen stirbt/ So ungut ist er dem/ der ausser jhm verdirbt. 106. Von den Maͤrtyrern. Der Maͤrtrer Lebenslauff ist wenig aufgeschrieben: Die Tugenden die man zur Leidenszeit gespürt/ Die Lobt uñ preist man nur/ uñ sind statt jenes bliebẽ: Dieweil ein schoͤner Tod daß gantze Leben ziehrt. 107. Die nuͤtzlichsten Gedanken. Daͤnk an den Tod/ mein Krist: was daͤnkstu anders viel?(wil. Man daͤnkt nichts nuͤtzlichers als wie man sterben 108. Der Mensch ist dreymal Englisch. Der Thronfuͤrst ruht in GOtt: Jhn schaut der Chern- bin: Der Seraphin zerschmeltzt fuͤr lauter Lieb’ in Jhn. Jch finde diese Drey in einer Seel allein: So muß ein hellger Mensch ja dreyfach Englisch sein. 109. Der Weise. Der Weise suchet ruh/ und fliehet daß Getuͤmmel: Sein elend ist die Welt/ sein Vaterland der Himmel. 110. Daß Wolfeilste. Wie wolfeil haͤlt doch GOtt sein Reich unds Ewge Leben! Er darffs dem Buͤssenden fuͤr einen Fußfall geben. 111. An den sich selbst liebenden. Narciß ersaͤuffet sich da er sich selbst wil lieben. Philautus lachestu? es ist von dir geschrieben. 113. Von Johannis Angeli 112. Von dem Hertzen der heiligen Clara de Montefalco. Hier ist der Speer und Schwam/ die Naͤgel/ Saͤul und Kron/(Sohn: Die Geisseln/ und auch gar daß Creutz mit GOttes- Drey Kugeln eines halts: Es kan nicht anderst sein/ Diß Hertz ist GOttesburg/ und seines Leydensschreyn. 113. List wieder List. Mit List hat unß der Feind gefaͤllet und bekriegt/ Mit List kan er von unß sein wiederumb besiegt. 114. Ein Lamb bezwingt den Drachen. Vertraue Gott/ der Drach wird leichtlich uͤberwundẽ/ Hat jhn doch nur ein Lamm gefaͤllet und gebunden. 115. Die Nachreu kombt zu spaͤt. Da GOtt auf Erden gieng/ ward Er fast nicht geacht: Nu Er im Himmel ist beklagt Jhn jedermann Daß Jhm nicht groͤsser Ehr ist worden angethan. So thoͤrichk ist die Welt/ daß sie’s nicht vor bedacht! 116. Eins folgt und weicht dem andern. Eins ist deß andren end’/ und auch sein anbegin. Wenn GOtt gebohrn wird/ so stirbet Adam hin. 117. Die Welt unds Neu Jerusalem. Die Welt scheint Kugelrund dieweil sie sol vergehn: Gevierdt ist Gottes Stadt: drum wird sie Ewig stehn. 118. Der Spiegel. Der Spiegel zeiget dir dein aͤussres Angesicht: Ach daß Er dir doch auch daß jnnre zeiget nicht! 119. Daß Faß muß reine seyn. Wasch auß deins Hertzensfaß? wañ Haͤfen driñe sein/ So geust GOtt nimmermehr dir seinen Wein darein. 121. Der Vierdtes Buch. 120. Der Himmelspaͤhende. Ein Him̃elspaͤhender ist dem Geschoͤpffe tod/ (GOtt. Wie komts? Er lebt allein dem Schoͤpffer seinem 121. Jm Himmel sind auch Thiere. Man sagt es kan kein Thier zu GOtt dem HErꝛn eingehn: Wer sind die Viere dann die nah bey Jhme stehn? 122. GOtt sieht nicht uͤbersich. GOtt sieht nicht uͤbersich: drumb uͤberheb dich nicht: Du koͤmst sonst mit Gefahr auß seinem Angesicht. 123. Von der H. Martha an den Po- lypragmon. Der HErꝛ spricht Eins ist noth: und was die Mar- tha thut/ Daß ist auch an sich selbst gar loͤblich/ fein/ und gutt: Und dennoch strafft Er sie. Merks Polypragmon Daß man mit vielerley sich nicht zerruͤtten sol. (wol: 124. Von GOtt. GOtt ist ein solches Gutt/ je mehr man Jhn empfindt: Je mehr man Jhn begehrt/ verlangt/ uñ Lieb gewiñt. 125. Deß GOtts verliebten Pein. Der GOttverliebte Mensch hat sonsten keine Pein/ Als daß er nicht kan bald bey GOtt dem Liebsten sein. 126. Die unerforschliche Ursache. GOtt ist Jhm selber alls/ sein Himmel/ seine Lust: Warumb schuff Er dann unß? es ist unß nicht bewust. 127. Die Wohnung GOttes. GOtt wohnet in sich selbst/ sein Wesen ist sein Hauß: Drumb gehet Er auch nie auß seiner GOttheit auß. 128. An den Weltliebenden. Die Seele weil sie ist gemacht zur Ewigkeit/ Hat keine ware Ruh inn Dingen dieser Zeit: Drumb Johanis Angeli Drumb wunder ich mich sehr/ daß du die Welt so liebst/ Und aufs zergaͤngliche dich setzest und begiebst. 129. GOtt redt am wenigsten. Niemandt redt weniger als GOtt ohn Zeit und ort: Er spricht von Ewigkeit nur bloß Ein Eintzigs Wort. 130. Von der Eitelkeit. Wend ab dein Augesicht vom glast der Eitelkeit: Jemehr man jhn beschaut/ jemehr wird man verleitt. Jedoch kehrs wider hin: denn wer jhn nicht betracht/ Der ist schon halb von jhm gefaͤllt und umbgebracht. 131. Von der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist weg! wohin? sie ist in Himmel. Warum̃? sie traute sich nicht mehr bey dem Getuͤm̃el Was kont’ jhr dañ geschehn? sie waͤre von der Welt Schon laͤngst an jhren Ehren geschwaͤchet und gefaͤlt. 132. Verlust und Gewinn. Der Tod ist mein Gewinn/ Verlust daß lange Leben: Und dennoch dank ich GOtt daß er mir diß gegeben. Jch wachs und nehme zu/ sd lang ich hier noch bin: Darumb ist auch gar wol daß Leben mein Gewinn. 133. Der Mensch ist eine Kohle. Mensch du bist eine Kohl/ Gott ist dein Fenr uñ Licht Du bist schwartz/ finster/ kalt/ liegstu in Jhme nicht. 134. Die Krafft der zurukkehrung. Wann du dich meine Seel zuruk hinein begiebst/ So wirstu was du warst/ uñ was du Ehrst und Liebst. 135. Die Bach wird daß Meer. Hier fluͤss’ ich noch in GOtt als eine Bach der Zeit: Dort bin ich selbst daß Meer der ewgen Seeligkeit. 136. Der Strahl wird die Sonne. Mein Geist/ kombt er in GOtt/ wird selbst die ewge Wonne: Gleich Vierdtes Buch. Gleich wie der Strahl nichts ist als Sonn’ in seiner Sonne. 137. Daß Fuͤnklein im Fewer. Wer kan daß Fuͤnkelein’ in seinem Fewr erkennen? Wer mich/ wann ich in GOtt/ ob ich es sey/ beneñen. 138. Die Liebe macht Beliebter. Mit was macht sich die Braut beim Braͤutgam mehr beliebt? Mit Liebe wenn sie sich jhm mehr und mehr ergiebt. 139. Die gluͤkseelige Ertrinkung. Wenn du dein Schiffelein aufs Meer der GOttheit bringst: Gluͤkseelig bistu dann/ so du darinn Ertrinkst. 140. Daß edelste Gebette. Daß edelste Gebett ist wenn der Better sich/ Jn daß für dem erkniet verwandelt jnniglich. 141 Nichts ist suͤsser als Liebe. Es ist doch keine Lust/ und keine Seeligkeit/ Der uͤbertreffen kan der Liebe suͤssigkeit! 142. Der Furcht und Liebe Wuͤrdigkeit. Wer GOtt liebt/ schmaͤkt schon hier seins Geistes suͤssigkeit: Wer aber Jhn nur fuͤrcht/ der ist darvon noch weit. 143. Der allerlieblichste Thon. Es kan in Ewigkeit kein Thon so Lieblich sein/ (ein. Als wenn deß Menschen Hertz mit GOtt stimbt uͤber- 144. Die heilige Uberformung. Die Ruhe deines Geists macht dich zu einem Thron/ Die Lieb zum Seraphin/ der Fried zu Gottessohn. 145. Wir sind edeler als die Seraphine. Mensch ich bin edeler als alle Seraphin’: Jch kan wol sein was sie/ sie nie was ich je bin. 147. Was Johannis Angeli 146. Was der hoͤchste Adel deß Menschẽ. Mein hoͤchster Adel ist/ daß ich noch auff der Erden/ Ein Koͤnig/ Kaiser/ Gott/ uñ was ich wil/ kan werdẽ. 147. Die weite deß Menschen ist nicht zubeschreiben. Wer ist der mir wie weit und breit ich bin zeigt an? Weil der U nendliche (GOtt) in mir wandeln kan. Cor. 6. 148. Was die Seele erweitert. Was macht deß Menschen Hertz uñ seine Seele weit? Die Liebe GOttes giebt jhm die Beschaffenheit. 149. Was ohne Lieb ist Stinkt. Mensch komstu ohne Lieb/ so steh nur bald von ferꝛn: Was nicht nach Liebe reucht/ daß stinkt fuͤr GOtt dem HErꝛn. 150. Der hoͤchste GOttesdienst. Der hoͤchste GOttesdienst/ ist GOtte gleiche werden: Christfoͤrmig sein an Lieb/ am Leben/ und Geberden. 151. Die Wahre Weißheit. Die Wahre Weißheit die dir zeigt die Himmelsthür/ Stcht in Vereinigung und Feurger Liebsbegiehr. 152 Wie die Liebe die Suͤnden verzehrt. Wie du den Flaks unds Werk im Feuer siehst ver- schwinden: So brennen auch hinweg durch Liebe deine Suͤnden. 153. Daß Meer in einem Troͤpfflein. Sag an wie geht es zu/ wenn in ein Troͤpffelein (ein. Jn mich/ daß gantze Meer GOtt gantz und gar flenst 154. GOtt ist allenthalben gantz. O Wesen dem nichts gleich! Gott ist gantz ausser mir/ Und jnner mir auch gantz/ gantz dort/ und gantz auch hier! 156. Wie Vierdtes Buch. 155. Wie GOtt im Menschen. Mehr als die Seel im Leib/ Verstand in dem Gemuͤtte Jst GOttes Wesenheit in dir und deiner Huͤtte. 156. Noch darvon. GOtt ist noch mehr in mir/ als wann daß gantze Meer Jn einem kleinen Schwamm gantz und beysam̃en waͤr. 157. GOtt ist in und umb mich. Jch bin der GOttheit Faß in welchs sie sich ergeust: Sie ist mein tieffes Meer daß mich insich beschlenst. 158. Daß grosse ist im kleinen verborgen. Der Umbkreiß ist im punit/ im Saamen liegt die Frucht/ GOtt in der Welt: wie King ist der jhn drinne sucht! 159. Alles in allem. Wie sah S. Benedict die Welt in einer Kohlen? Es ist in allem alls verborgen und verholen. 160. GOtt ist uͤberall Herꝛlich. Kein Staͤublein ist so schlecht/ kein Stuͤpffchin ist so klein: Der Weise sihet GOtt gantz herꝛlich drinne sein. 161. Alles in einem. Jn einem Senffkoͤrnlein/ so du’s verstehen wilt Jst aller oberern und untrern dinge Bild. 162. Eins ist im andren. Das Ey ist in der Henn/ die Henn ist in dem Ey: Die zwey im Eins/ und auch daß Eines in der Zwey. 163. Alles kompt auß dem verborgenen. Wer haͤtte daß vermeint! auß Finsternuͤß komts Licht/ Daß Leben auß dem Tod/ daß etwas auß dem Nicht. 164. Daß Conterfeet GOttes. Jch weiß GOtts Conterfect: Er hat sich Abgebildt/ Jn seinen Creaturn/ wo du’s erkennen wilt. 166. Johannis Angeli 165. GOtt schafft die Welt noch. GOtt schafft die Welt annoch: komt dir diß fremde für? So wiss’ es ist bey jhm kein Vor noch nach/ wie hier. 166. Die Ruh und Wirckung GOttes. GOtt hat sich nie bemuͤht/ auch nie geruht/ daß merk: Sein Wirken ist sein ruhn/ und seine Ruh sein Werk. 167. Deß Kristen Joch ist leichte. Krist es kan ja dein Joch dir nie beschwerlich sein: Denn GOtt und seine Lieb die spannt sich mit dir ein. 168. Daß Unbestaͤndigste. Nichts Unbestaͤndigers im wol sein und im Schmertz/ Jst/ daͤnke hin und her/ als/ Mensch dein eigen Hertz. 169. Die Klugheit wird gelobt. Verwirff nicht was du hast. Ein Kauffman der sein Wol an zulegen weiß/ den lobet alle Welt. (Geld 170. Artzney der Kranken Liebe. Ein Hertz daß Krank vor Lieb/ wird eher nicht ge- sund/(wundt. Biß es GOtt gantz und gar durchstochen und ver- 171. Die Lieb ist zerschmeltzende. Die Liebeschmeltzt daß Hertz/ und machts wie Wachs zerfliessen: Erfahr es wo du wilt die suͤsse Wuͤrkung wissen. 172. Der Adel deß geruhigen Hertzen. Mein Hertze wenns GOtt ruht/ ists’ Braut Bett sei- nes Sohns: Wañs dañ sein Geist bewegt/ die saͤnffte Solomons. 173. Der hoͤchste Friede. Der hoͤchste Friede den die Seele kan geniessen/ Jst sich aufs moͤglichst’ eins mit GOtteswillen wissen. 175. Der Vierdtes Buch. 174. Der Uberfluß der seeligen. GOtt schenkt den seeligen so uͤber flüssig ein/ Daß sie mehr in dem Trank/ als der in jhnen/ sein. 175. Die wunderbahrlichste Heyrath. Schaut doch die Heyrath an! der Herꝛ der Herꝛ- lichkeit Hat eines Sclaven Magd deß Menschen Seel gefreit! 176. Die Hochzeit deß Lammes. Wenn ich zu GOtt eingeh/ und kuͤss’ jhn mit begier/ Dann iß es daß daß Lamb die Hochzeit haͤlt in mir. 177. Verwunderung uͤber der Gemein- schafft Gottes. Es ist erstaunungs voll/ daß ich Staub/ Asch/ und Koth/ So freundlich und gemein mich machen darf mit Gott . 178. Was die Creatur gegen GOtt. Was ist ein Staͤubelein in anfchanung der Welt? Und was bin ich/ wenn man Gott gegen dir mich haͤlt. 179. Wie GOtt so hertzlich liebet. GOtt liebt so hertzlich dich: Er wuͤrde sich betruͤben/ Jm fall es moͤglich waͤr/ daß du Jhn nicht wilt lieben. 180. Der Tag und Morgenroͤth der Seele. Der Seelen Morgenroͤth/ ist GOtt in dieser Zeit: Jhr Mittag wird er sein im Stand der Herꝛlichkeit. 181. Vom Seeligen. Die seelge Seele weiß nichts mehr von Anderheit: Sie ist ein Licht mit GOtt und eine Herꝛlichkeit. 182. Gleichnuͤß der Freude in GOtt. Freund was der Hoͤnig dir ist gegen Koth und wust: Daß ist die Freud’ in GOtt auch gegen s’ Fleisches- lust. 184. Was Johannis Angeli 183. Was du wilt ist alles in dir. Mensch alles was du wilt/ ist schon zu vor in dir: Es liget nur an dem daß du s’ nicht wuͤrkst herfuͤr. 184. Daß wunderlichste Geheimnuͤß. Mensch kein Geheimnuͤß kan so wunderbahrlich sein: Als daß die heilge Seel mit GOtt ein Einges ein. 185. Wie die Creatur in GOtt. Wie du daß Feur im Kieß/ den Baum im Kern sichst sein: So bild dir daß Geschoͤpff in Gott dem Schoͤpffer ein. 186. Nichts ist jhm selber. Der Regen faͤllt nicht jhm/ die Sonne scheint nichtjhr: Du auch bist anderen geschaffen/ und nicht dir. 187. Man soll den Geber nehmen. Mensch laß die Gaben Gotts/ uñ eyl Jhm selbsten zu: Wo du ann Gaben bleibst/ so koͤmstu nicht zur Ruh. 188. Wer der freudigste Mensch ist. Kein Mensch ist freudiger als der zu aller Stund/ Von Gott uñ seiner Leib entzuͤndt wird und verwundt. 189. Der Suͤnder ist nie gantz froͤlich. Die Suͤnder ob sie gleich in lauter Freude leben/ So muß doch jhre Seel inn groͤsten Furchten schwebẽ. 109. Daß Kreutz offenbahrt was ver- borgen. Jn Trost und süssigkeit kennstu dich selbst nicht Krist: Daß Kreutze zeigt dir erst wer du im junern bist. 191. Wie man alles auf einmal laͤst. Freund weñ du auf Einmal die gantze Welt wilt lassẽ So schau nur daß du kanst die eygne Liebe hassen. 192. Der weiseste Mensch. Kein Mensch kan weiser sein/ als der daß Ewge Gutt Fuͤr allem andrem liebt und fucht mit gantzem Mutt. 193. Daß Vierdtes Buch. 193. Daß geruffe der Creaturen. Mensch alles schreyt dich an/ und predigt dir von Gott/ Hoͤrstu nicht daß es rufft lieb jhn/ so bistu todt. 194. Waß Gott am liebsten thut. Daß liebste Werck daß Gott so jnniglich ligt an/ Jst daß er seinen Sohn in dir gebehren kan. 195. Der wesentliche Danck. Der wesentlichste Danck den Gott liebt wie sein Leb e n / Jst wenn du dich bereitst daß Er sich selbst kan geben. 196. Der Heiligen groͤste Arbeit. Der Heilgen groͤstes Werck und arbeit auf der erden Jst Gott gelassen sein/ und jhm gemeiner werden. 197. Waß Gott vom Menschen fordert. Gott fordert nichts von dir alß daß du ihm solt ruhn/ Thustu diß/ so wird Er daß andre selber thun. 198. Waß die geistliche Ruh ist. Die Ruh die Gott begehrt/ die ist von suͤnden rein/ Begehr- und willen-loß/ gelassen/ innig/ sein. 199. Wie daß Hertze muß beschaffen seyn. Christ wo der Ewge Gott dein Hertz sol nehmen ein/ So muß kein bildnüß driñ/ alß seines Sohnes seyn. 200. Wie man die Zeit verkuͤrtzt. Mensch wenn dir auf der Welt zu lang wird weil und zeit: So kehr dich nur zu Gott ins Nun der Ewigkeit. 201. Warumb die Seel ewig. Gott ist die Ewge Sonn’/ ich bin ein strahl von jhme: Drumb ist mirs von natur/ daß ich mich ewig rühme. G 203. Der Johannis Angeli 202. Der Strahl ohne die Sonne. Der Strahl ist nichts wenn er sich von der Sonn ab- bricht; Du gleichfalls/ laͤstu Gott dein wesentliches licht. 203. Wie man sucht so findt man. Du findest wie du suchst: Wie du auch klopffest an/ Und bittest/ so wird dir geschenckt und auffgethan. 204. Wer nicht von Gott geschieden kan werden. Wen Gott zu seinem Sohn gebohren hat auff erden/ Der Mensch kan nimmermehr von Gott geschieden werden. 205. Der punct der Seeligkeit. Der Punct der Seeligkeit besteht in dem allein: Daß man muß wesentlich auß Gott gebohren sein. 206. Jn wem der Sohn Gottes ge- bohrn ist. Wem alle ding ein ding und lauter Friede sind/ Jn dem ist wahrlich schon gebohrn daß Jungfraun Kind. 207. Kennzeichen deß Sohns Gottes. Wer staͤts in Gotte bleibt/ verliebt/ gelassen ist: Der Mensch wird allermeist für Gottes Sohn erkiest. 208. Nach der zeit ist kein wircken. Mensch wircke weil du kanst dein Heil uñ Seeligkeit: Daß wircken hoͤret auf mit endung dieser zeit. 209. Wer zuviel glaubt. Es ist zwar wahr daß Gott dich seelig machen wil: Glaubstu Er wils ohn dich/ so glaubestu zu viel. 210. Waß die Armuth deß Geistes ist. Die Armuth unsres Geists besteht in jnnigkeit/ Da man sich aller ding’ und seiner selbst verzeiht. 211. Der Vierdtes Buch. 211. Der aͤrmste der Freyeste. Der Armuth eigenthum ist freyheit allermeist: Drumb ist kein Mensch so frey/ als der recht arm im Geist. 212. Armuth ist daß wesen aller tugendẽ. Die laster sind bestrickt/ die Tugenden gehn frey: Sag ob die Armuth nicht jhr aller wesen sey? 213. Der Alleredelste Mensch. Der Alleredelste den man ersinnen kan/ Jst ein gantz lauterer und wahrer armer Man. 214. Der herrliche Tod. Christ/ der ist herrlich todt/ der allem abgestorben/ Und jhm dadurch den Geist der armuth hat erworben. 215. Die zeit begreifft nicht die ewigkeit. So lange dir mein Freund im sinn liegt ort und zeit: So faßstu nicht was Gott ist und die ewigkeit. 216. Die empfaͤngliche Seel. Die Seel die Jungfran ist/ und nichts als Gott em- pfaͤngt/ Kan Gottes schwanger seyn/ so offt sie dran gedenckt. 217. Der aufgespannte Geist. Der Geist der allezeit in Gott steht aufgericht/ Empfaͤngt ohn underlaß in sich das ewge licht. 218. Kennzeichen der Braut Gottes. Die Braut verliebet sich inn Braͤutigam allein: Liebstu was neben Gott/ schau wie du Braut kanst seyn. 219. Daß wandelnde gezelt Gottes. Die Seel in der Gott wohnt/ die ist (O Seeligkeit!) Ein wandelndes Gezett der ewgen Herrligkeit. 220. Gott versorgt alle Creaturen. Gott der versorget alls/ und doch ohn alle müh/ G 2 Ein Johannis Angeli Ein’ jede Creatur bedenckt er spat und früh . 221. Auch daß kleinste Wuͤrmelein. Kein Wuͤrmlein ist so tief verborgen in der Erden/ Gott ordnets daß jhm da kan seine Speise werden. 222. Gott ist die allvorsichtigkeit Leichte. Mensch glaubstu Gotts deß Herrn allgegenwaͤrtigkeit: So siehest u wie leicht Jhm die vorsichtigkeit. 223. Gott soll der Seelen bekandt sein. Ein Herr in seinem Hauß/ ein Fuͤrst in seinem Land: Jn jhrem Erbtheil Gott sol seyn die Seel bekandt. 224. Wie man zur Einigkeit gelangt. Wenn sich der Mensch entzieht der mannigfaltigkeit/ Und kehrt sich ein zu Gott/ kombt er zur Einigkeit. 225. Der Lustgarten Gottes. Die ewge Lustbarkeit sehnt sich in mir zu sein: Warumb? ich bin (O hoͤrt!) jhr Blum- und Wuͤrtz- gaͤrtlein. 226. Die Majestaͤt deß Menschen. Jch bin (O Majestaͤt!) ein Sohn der Ewigkeit/ Ein Koͤnig von natur/ ein Thron der Herrligkeit. 227. Wer auß Adlichem Gebluͤte. Der so auß Gott geborn/ sein Fleisch bat und Gemütte: Fuͤrwahr er ist allein auß adlichem Gebluͤte. 228. Gott sieht die ankunfft an. Die ankanfft hilfft doch viel: Weil Christus gnug gethan/ So sieht Gott sein Verdienst und Adel in anß an. 229. Wer Gott dient ist hoch edel. Mir dient die gantze Welt: Jch aber dien’ allein Der ewgen Majeftaͤt: Wie edel muß ich sein! 230. Die hoͤchste Benedeyung. Kein Mensch hat niemals Gott so hoch Gebenedeyt/ Alß der jhm/ daß er jhn zum Sohn gebuͤhrt/ verleiht. Fuͤnfftes Buch. Geistreicher Sinn-uñ Schluß-reimen. 1. Alles muß wider in Eins. Alls kombt auß einem her/ und muß in Eines ein: Wo es nicht wil gezweyt/ und in der vielheit sein. 2. Wie die zahlen auß dem Einß/ so die Geschoͤpffe auß Gott. Die zahlen alle gar sind auß dem Eins geflossen: Und die Geschoͤpff zumahl auß Gott dem Einß ent- sprossen. 3. Gott ist in allen wie die Einheit inn Zahlen. Gleich wie die Einheit ist in einer jeden Zahl: So ist auch Gott der Ein’ inn Dingen uͤberall. 4. Nichts kan ohn das Eins bestehn. Wie all’/ und jede zahln ohns eines nicht bestehn: So muͤssen die Geschoͤpff ohn Gott das Ein vergehn. 5. Die Nulle gilt vornen an nichts. Das Nichts die Creatur/ weñ sichs Gott vorgesetzt/ Gilt nichts: steht’s hinter Jhm/ dann wirdt es erst geschaͤtzt’ 6. Jm Eins ist alles Eins. Jm Eins ist alles Eins: kehrt zwey zu ruck hinein/ So ist es wesentlich mit jhm ein einges Ein. 7. Alle Heiligen sind ein Heiliger. Die Heilgen alle sind ein Heiliger allein: G 3 Weil Johannis Angeli Weil sie ein Hertz/ Geist/ Sinn/ in einem Leibe sein. 8. Die geheime Kronenzahl. Zehn ist die Kronenzahl: sie wird aus eins und nichts: Wenn Gott und Creatur zusammen kom̃n/ geschichts. 9. Es muß ein jeder Christus sein. Der wahre Gottes Sohn ist Christus nur allein: Doch muß ein jeder Christ derselbe Christus sein. 10. Gottes Pallast. Gott ist Jhm selbst sein Thron/ der Himmel ist sein Saal/ Der Vorhoff’s Paͤradeiß/ der Erdkreiß ist der Stal. 11. Die Suͤnd’ ist allein das uͤbel. Kein übel ist alß Suͤnd’: und waͤren keine Suͤnden/ So waͤr’ in ewigkeit kein uͤbel auch zu finden. 12. Ein wachendes Auge siehet. Daß liecht der Herrligkeit scheint mitten in der Nacht. Wer kan es sehn? Ein Hertz daß Augen hat uñ wacht. 13. Daß jrrdsche Gutt ist ein Mist. Daß jrrdsche Gutt ist Mist: die Armen sind der Akker: Wer’s außführt und zerstreut/ geneusts zur Erndte wakker. 14. Der außgang geschicht umb den ein- gang. Kein anßgang der geschicht/ als umb deß eingangs willen: Mein Hertz entschuͤttet sich/ daß es Gott an sol fuͤllen. 15. Verdamnuͤß ist im wesen. Koͤnt’ ein Verdambter gleich im hoͤchsten Him̃el seyn: So fuͤhlet’ er doch staͤts die Hoͤll/ und jhre Peyn. 16. Durch dich entwirdt Gott nichts. Mensch woͤhle was du wilt Verdamnüß oder Ruh: Eß gehet Gott durch dich nichts ab und auch nichts zu. 17. Daß Fuͤnfftes Buch. 17. Daß groͤste Wunder. Der Wunder hat es viel/ kein groͤssers kan ich sehen/ Als daß das auferstehn deß Fleisches wird geschehen. 18. Die geistliche Jahrszeiten. Der Winter ist die Suͤnd/ die Busse Fruͤlingszeit/ Der Sommer Gnadenstand/ der Herbst vollkom̃en- heit. 19. Auch von denselben. Jm Winter ist man todt/ im Fruͤling steht man auf/ Jm Som̃er und im Herbst verbringt man seinen lauf. 20. Der steiffe Felsenstein. Ein tugendthaffter Mensch ist wie ein Felsenstein: Es stuͤrme wie es wil/ er fellet doch nicht ein. 21. Der Suͤnd und Tugend eigenschafft. Die Busse ruͤchet wol/ die Suͤnden alle stincken: Die Tugenden gehn recht/ die Laster aber hincken. 22. Die Keuschheit bleibt verschlossen. Die Keuschheit ist ein Schloß daß niemand auf kan- schliessen/ Was sie im innern ist/ daß mag kein fremder wissen. 23. Die Zeit die ist nicht schnell. Man sagt die Zeit ist schnell: wer hat sie sehen fliegen? Sie bleibt ja unverruckt im Welt-begriffe liegen. 24. Gott sieht man nicht mit Augen. Wann du denkst Gott zu schaun/ bild dir nichts sinn- lichs ein: Daß schaun wird jñer uns/ nicht außerhalb uns sein. 25. Was daß beste an der Seeligkeit. Was an der Seeligkeit mein Hertz vors best’ erkiest/ Jst daß sie wesentlich/ und nicht von aussen ist. G 4 26. Gott Johannis Angeli 26. GOtt wirdt wie wir. Gott gibt dir wie du nimbst/ du selbst schenkst auß und ein/ Er wird dir wie du wilt/ wie nach dem faß der Wein. 27. Die Wegescheide zur Ewigkeit. Die Wegescheid ist hier: Wo lenkstu dich nu hin? Zur Lincken ist verlust/ zur Rechten ist gewien. 28. Was Gott den Tag durch thut. Deß Morgens geht Gott auß/ zu mittag schlaͤffet er/ Deß Nachts ist er erwacht/ reist’s Abends ohn be- sch wehr. 29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe betrachten. Ein ungrund ist zwar Gott/ doch wem er sich soll zeigen/ Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge steigen. 30. Der Teuffel der ist gut. Der Teuffel ist so gutt dem wesen nach als du. Waß gehet jhm dann ab? Gestorbner will’ und ruh. 31. Die ichheit und verleuͤgnung. Der ichheit ist Gott feind/ verlaügnung ist er bold: Er schaͤtzt sie beyde so/ wie du den Koth unds Gold. 32. Der eigne Wille stuͤrtzt alles. Auch Christus/ waͤr’ in jhm ein kleiner eigner Wille: Wie seelig er auch ist/ Mensch glaube mir erfielle. 33. Wenn Gott am liebsten bey uns ist. Gott dessen wollust ist bey dir O Mensch zu sein/ Kehrt/ weñ du nicht daheim/ am liebsten bey dir ein. 34. GOtt liebt nichts als sich. GOtt hat sich selbst so lieb/ bleibt jhm so zugethan. Daß er auch nimmermehr was andres lieben kan. 35. Gott Fuͤnfftes Buch. 35. GOtt kan mehr viel als wenig. Nichts ist das Gott nicht kan. Hoͤr Spoͤtter auf zu- lachen: Er kan zwar keinen Gott/ wol aber Goͤtter machen. 36. Viel Goͤtter/ uñ nur einer. 1. Cor. 8. 5. Ein einger Gott/ und viel/ wie stimbt daß über ein? Gar schoͤne: Weil sie all’ in einem Einer sein. 37. GOtt schaut auf den Grund. Gott schaͤtzt nicht was du guts/ nur wie du es gethan: Er schaut die Fruͤchte nicht/ nur kern und Wurtzel an. 38. GOtt bricht von Disteln Feigen. GOtt liest von Dornen Wein/ von Disteln bricht er Feigen/ Wenn er dein suͤndigs Hertz zur Busse komt zu neigen. 39. Die Seeligen sind nie satt. Die Seelgen duͤrffen sich daß sie nie satt sind freun! Es muß ein susser Durst/ und lieber Hunger seyn! 40. Christus ist wie ein Felß. Wer sich an Christum stoͤst/ (er ist ein Felßenstein) Zerschoͤlt: wer ich ergreifft/ kan ewig sicher sein. 41. Je mehr erkandnuͤß je weniger ver- standnuͤß Je mehr du Gott erkennst/ je mehr wirstu bekennen/ Daß du je weniger Jhn/ waß er ist/ kanst nennen. 42. GOtt muß sich selber lieben. Gott ist daß hoͤchste Gutt/ er muß jhm selbst gefallen/ Sich selber auf sich kehrn/ sich lieben/ ehrn/ für allen. 43. Wie Gott so sehr gerecht. Schan Gott ist so gerecht: Waͤr’ etwas uͤber jhn/ Er ehrt’ es mehr als sich/ und kniete fuͤr dem hin. G 5 44. Gott Johannis Angeli 44. GOtt liebt sich nicht als sich. Gott liebt sich nicht als sich/ nur als das Hoͤchste gut: Drumb schau/ daß er auch selbst/ waß er befihlet/ thut. 45. Die Laster scheinen nur. Die Laster gehn bekleidt/ die Tugend stehet bloß/ Die ist warhafftiglich/ jen’ aber scheinen groß. 46. Du bist der erste Suͤnder. Schweig Suͤnder/ schreyhe nicht die Ev’ uñ Adam an: Waͤrn sie nicht vorgefalln/ du haͤttestes selbst gethan. 47. Der Geistliche Feuerzeug. Mein Hertz ists Fenuerzeug/ der Zunder gutter Wille: Schlaͤgt Gott ein Fuͤnklein drein/ so brennts und leuchts die voͤlle. 48. Eins kans nicht ohn daß andre. Zwey mussen es vollziehn: ich kans nicht ohne Gott/ Und Gott nicht ohne mich: Daß ich entgeh dem Todt. 49. Die schoͤnste Weißheit. Mensch steig nicht allzu hoch/ bild dir nichts übrigs ein: Die schoͤnste Weißheit ist nicht gar zu weise sein. 50. GOtt ist nicht tugendhafft. Gott ist nicht tugendhafft: Auß jhm kombt tugend her/ Wie auß der Sonn die Strahln/ und Wasser auß dem Meer. 51. Nach Gott ist alles gebildet. GOtt ist von anbegin der Bildner aller dinge/ Und auch jhr Muster selbst: Drumb ist ja keins ge- ringe. 52. Du Fuͤnfftes Buch. 52. Du must der Himmel sein. Jn Himmel komst du nicht/ (laß nur von dem getuͤm- mel) Du seyst dann selbst zuvor ein lebendiger Himmel. 53. Die ewige Erwoͤhlung. GOtt woͤhlt dich wie du bist: Boͤß ist bey jhm ver- lohren/ Gut ist von ewigkeit zum Leben außerkohren. 54. Der Tugenden und Laster beschaf- fenheit. Die Tugend liegt in ruh/ die laster stehn im streit: Sie haben Pein in sich/ jen’ aber Seeligkeit. 55. GOtt strafft nicht die Suͤnder. Gott strafft den Suͤnder nicht. Die Suͤnd’ ist selbst jhr Hohn/ Jhr’ Angst/ Pein/ Marter/ Tod: Wie Tugendt selbst jhr Lohn. 56. GOtt thut deine Verdamnuͤß nicht weh. Der Sonne thuts nicht weh/ wenn du von jhr dich kehrst/ Also auch Gotte nicht/ wen du in Abgrund fehrst. 57. Wann du wilt/ wirstu seelig. Gott laͤst dich jede zeit gar gern in Himmel ein: Es stehet nur bey dir ob du wilt seelig sein. 58. Wie du bist/ so wirstu gewirket. Die Sonn erweicht daß Wachß/ und machet hart den Koth: So wirkt auch Gott nach dir daß Leben und den Tod. 59. Herren gunst wehret jmmer. Daß Herꝛn gunst ewiglich/ und nicht nur kurtz bestehe/ Beweiß ich mit der gunst des Herren in der Hoͤhe. G 6 60. Der Johannis Angeli 60. Der weg zum Himmel. Wenn du mein Pilger wilt in Himmel dich erhoͤhen/ So mustu nahe zu/ grad uͤbern Kreutzweg gehen. 61. Alles ist vollkommen. Mensch nichts ist unvollkommn: der Kieß gleicht dem Rubin: Der Frosch ist ja so schoͤn alß Engel Seraphin. 92. Deß Menschen groͤster Schatz. Der groͤste Schatz nach Gott ist gutter will’ auf erden: Jst alles gleich verlorn: Durch jhn kans wider werdẽ. 63. Bey Gott sind keine Jahre. Fuͤr Gott sind tausend Jahr wie ein vergangner Tag. Darumb ist gar kein Jahr bey jhm/ wers fassen mag. 64. Wir dienen uns/ nicht Gott. Mensch/ Gott ist nichts gedient/ mit fasten/ bethen wachen: Du dienst mehr dir damit/ weils dich kan heilig machen. 65. GOtt kan sich nicht verbergen. GOtt kan sich nim̃ermehr verbergen wie du sprichst: Es sey dann daß du auch fuͤr jhn ein Loch erdichst. 66. GOtt ist in unß selbst. GOtt ist so nah bey dir mit seiner Gnad und Guͤtte/ Er schwebt dir wesentlich im Hertzen und Gemuͤtte. 67. Wie weit der Weg in Himmel. Christ schaͤtze dir die Reiß: in Himmel nicht so weit: Der gantze Weg hinein ist keines Schrittes breit: 68. Der Weise begehrt nicht in Him̃el. Der Weise wann er stirbt/ begehrt in Himmel nicht: Er ist zuvor darinn eh jhm das Hertze bricht. 69. Deß Fuͤnfftes Buch. 60. Deß boͤsen und gutten Unterscheid. Ein Jrꝛliecht ist der boͤß’: ein gutter Mensch ein stern: Er brennet von sich selbst/ der leuchtet von dem Herꝛn. 70. Man darff nicht viel zur Seeligkeit. Christ du bedarffst nicht viel zur ewgen Seeligkeit: Es hilfft ein eintzigs Kraut daß heist gelassenheit. 71. Die Buß’ ist leicht zuthun. Die Buß’ ist bald gethan/ daß dich Gott loß muß sagen/ Du darffst nur an die Brust wie jener Suͤnder schla- gen. 72. GOtt ist allem gleich nahe. GOtt ist dem Belzebub nah wie dem Seraphin: Nur daß Beelzebub den Ruͤkken dreht auf jhn. 73. GOtt kan sich nicht entziehn. GOtt kan sich nicht entziehn/ er wuͤrket für und fuͤr: Fuͤhlstu nicht seine Krafft/ so gib die schuld nur dir. 74. Jn der Hoͤll ist keine Ewigkeit. Betracht’ es eigentlich: bey Gott ist Ewigkeit/ Beym Teuffel in der Hoͤll da ist ein’ ewge Zeit. 75. Nichts besteht ohne genuß. Nichts dauret ohn genuß. Gott muß sich selbst ge- niessen/ Seinesen Wwuͤrde sonst wie Graß verdorren muͤssen. 76. Wie die Gesellschafft/ so der gesellte. Zu wem du dich gesellst/ deß wesen saufstu ein: Bey Gotte wirstu Gott/ beym Teuffel Teuffel sein. 77. An den Suͤnder. Du schreyhest auf den Dieb/ und schiltst jhn unverholẽ: Schweig/ du hast Gott viel mehr alß er der Welt gestohlen. G 7 78. War- Johannis Angeli 78. Warumb wenig zur Thuͤr deß Lebens eingehn. Daß nach der Him̃elthuͤr so wenig Menschen greiffen! Es wil jhm keiner dran den alten Balg abstreiffen. 79. Am Creutz am sichersten. Man ligt am seeligsten in Leyden Creutz und Pein: Wo aber sind die gern auf disem Bette sein? 80. Die armut ist am reichsten. Die Armuth ist ein Schatz dem keine Schaͤtze gleichen: Der aͤrmste Mensch im Geist hat mehr als alle Reichẽ. 81. Jm Reinen erscheinet Gott. Mensch denkstu Gott zuschaun/ dort oder hier auf Erden: So muß dein Hertz zu vorein reiner Spiegel werden. 82. Am Creutz ist die lieb’ am Liebsten. Sag wo die Liebe wird am liebesten gefunden? Am Creutz/ wenn sie umb deß geliebten willn gebundẽ. 83. Freud’ und Leid beysamen. Ein Christ erfreuet sich in Leyden Creutz und Pein: So kan ja freud’ und Leyd gar wol bey sammen sein. 84. Eins wissen hat den Preyß. Viel wissen blaͤhet auf: dem geb ich lob und preyß/ Der den Gekreutzigen in seiner Seele weiß. 85. Wer nichts weiß/ ist geruhig. Haͤtt’ Adam nie vom Baum der wissenschafftẽ gessen’ Er waͤr’ im Paradeiß in ewger Ruh gesessen. 86. Der Schoͤpffer im Geschoͤpffe. Die Schoͤpffung ist ein Buch: Wer’s weißlich lesen kan: Dem wird dariñ gar fein der Schoͤpffer kundt gethan. 87. Eins Fuͤnfftes Buch. 87. Eins ist daß beste Buch. Viel Buͤcher viel beschwehr: Wer eines recht gelesen/ (Jch meine JEsum Christ)/ ist ewiglich genesen. 88. Du must dich uͤber setzen. Der Leib muß sich in Geist/ der Geist in Gott erhebẽ/ Wo du in Jhm mein Mensch wilt ewig seelig leben. 89. Du must es hier erwerben. Hier muß es sein gethan: Jch bilde mir nicht ein/ Daß der kein Reich erwirbt/ dort wird ein Koͤnig sein. 90. Nichts zeitlichs ist in Gott. Ein Augenblik ist kurtz: Noch kan ich kuͤhnlich sagen/ Daß Gott so lange nicht gewest vor Zeit und Tagen. 91. Jn welchem Jahr die Welt er- schaffen. Da Gott die Welt erschuf/ waß schrieb man vor ein Jahr? Kein andres nicht alß daß seins Urstands erstes war. 92. GOtt sieht nichts zuvor. * Gott siehet nichts zuvor: Drumb leugstu weñ du jhn Mit der Vorsehung mißt nach deinem bloͤden Sinn. * Jn Gott ist kein vor oder darnach sehen? sondern Er siehet von Ewigkeit alles gegenwertig fuͤr jhm/ wie es geschiehet/ nicht wie es geschehen wirdt oder geschehen ist. 93. GOtt kan nicht zoͤrnen. GOtt zoͤrnet nie mit unß/ wir dichtens jhm nur an: Unmoͤglich ist es jhm daß er je zoͤrnen kan. 94. GOtt ist nicht beweglich. Wer saget daß sich Gott vom Suͤnder abewendt/ Der giebet klar an Tag daß er Gott noch nicht kennt. Merke. Gott wendet sich nicht ab/ sondern der Suͤn- der wendt sich von Gott. 95. Waß Johannis Angeli. 95. Was Gott den Seeligen und Ver- dambten ist. Gott ist den Seeligen ein ewger freuden Gast/ Und den Verdammeten ein’ ewge uͤberlast. 96. Daß Hoͤllische brennt nur. Die Hoͤlle schadt mir nichts/ waͤr’ ich gleich staͤts in jhr: Daß dich jhr Feuer brennt/ daß liget nur an dir. 97. Der weise klagt nur Suͤnde. Der Weise wann er sol von Pein und Ungluͤk sagen/ Wird dir sonst uͤber nichts als uͤber Suͤnde klagen. 98. GOtt kan dem Willn nicht steuren. Nichts staͤrkers ist als Gott: doch kan er nicht ver- wehren/ Daß ich nicht was ich wil sol wollen und begehren. Durch seine vorhin der Seelen eingeschaffene ge- walt. Er kan aber wol verhindern daß der Wille daß Werk nicht verbringe/ welches er wil. 99. Was GOtt gern jsset. Gott jsst die Hertz gern: Wiltu jhn stattlich speisen/ So richt’ jhm deines zu: Er wird es ewig preisen. 100. Wie Gott daß Hertze wil zubereitet haben. Wie Kocht man Gott das Hertz? Es muß gestossen sein/ Geprest/ und stark verguldt: Sonst geht es jhm nicht ein. 101. GOtt wil ein gantzes Hertze. Christ mit dem halben theil wirstu Gott nicht begeben: Er wil daß Hertze gantz und nicht die helffte haben. 102. War- Fuͤnfftes Buch. 102. Warumb niemand von Engeln besessen wirdt. Wie daß kein heilges Hertz von Engeln wird besessen? Sie thuns nicht weil es Gott fuͤr sich hat abgem ssen. 103. Gott ist nicht’s erste mahl am Creutz gestorben. Gott ist nicht’s erste mahl am Creutz getoͤdtet worden: Denn schau er ließ sich ja in Abel schon ermorden. 104 Christus ist gewesen/ eh’ er war. Daß Christus lang zuvor/ eh daß er war gewesen/ Jst klar: Weil man jhn aß und tranck/ daß man ge- nesen. 105. Den Himmel kan man stehlen. Wer heimlich guttes wirckt/ sein Geld außtheilt ver- holen/ Der hat daß Himmelreich gar meisterlich gestohlẽ. 106. Daß Leben muß dir selbst ein ge- schriben sein. Mensch wird dein Hertze nicht das Buch deß Lebens sein: So wirstu nimmermehr zu Gott gelassen ein. 107. Christus gestern/ heut/ und Morgẽ. Messias der ist heut/ ist gestern/ und ist Morgeu/ Und biß in ewigkeit/ entdekket und verborgen. 108. Der glaub’ allein ist ein holes Faß. Der glaub’/ ohn lieb’/ allein/ (wie ich mich wol besiñe) Jst wie ein holes Faß: Eß klingt und hat nichts driñe. 109. Wer Gott hat/ hat alles mit ihm. Bey Gott ist alls und jeds: Wer neben Jhm traͤgt ein/ Der muß ein rechter Narr/ und tum̃er Geitzbalß sein. 110. Dem Johannis Angeli. 110. Dem Schoͤpffer lauffen alle Ge- schoͤpffe nach. Wenn du den Schoͤpff er hast/ so laufft dir alles nach/ Mensch/ Engel/ Sonn uñ Mond/ Lufft/ Feuer/ Erd/ und Bach. 111. Ausser Gott leben ist Todt sein. Mensch glaube diß gewiß: Wo du nicht lebst in Gott/ Lebstu gleich tausend Jahr/ du bist so lange todt. 112. Nicht alles gutte ist gut. Nicht alles gut’ ist gut: Mensch uͤberred dich nicht: Waß nicht im Lieboͤl brennt daß ist ein falsches Licht. 113. Gewien ist Verlust. Der Reiche dieser Welt/ was hat er vor gewin? Daß er muß mit verlust von seinem Reichthumb ziehn. 114. Nach Ehre streben ist thoͤricht. Wie thoͤricht sind wir doch daß wir nach Ehre streben! Gott wil sie ja nur dem/ der sie verschmaͤhet/ geben. 115. Erfahrung ist besser als wissen- schafft. Jß doch/ waß redstu viel von krafft der Wurtzel Jesse: Mir schmaͤkket nichts so gut als waß ich selber esse. 116. Du must der erste im Him̃el sein. Christ lauffe was du kanst/ wiltu in Hmmel ein: Es heist nicht stille stehn/ du must der erste sein. 117. Der Demuͤtlge wird nicht gericht. Wer staͤts in demut lebt/ wird nie von Gott gericht: Warumb? er richtet auch niemand und suͤndigt nicht. 118. Gott ist nicht mehr barmhertzig als gerecht. Gott der wird nicht vor Gott vom weisen Mañ erkiest: Wo er barmhertziger mehr als gerechter ist. 119. Die Fuͤnfftes Buch. 119. Die wuͤrckung des heiligen Sa- craments. Daß Brodt der Herꝛ in uns wirkt wie der weisen stein. Es machet uns zu Gold/ wo wir geschmoltzen sein. 120. Der mensch ist zwey Menschen. Zwey Menschen sind in mir: Der eine wil was Gott: Der andre was die Welt/ der Teuffel und der Todt. 121. Nichts ist herꝛlicher als die Seele. Solt’ auch was herꝛlichers alß meine Seele sein? Warumb? weil Jehova sich selbst verwandelt drein. 122. Es sind nicht Heiligen. Es koͤnnen wie du sprichst nicht viel der Heilgen sein. Warumb? denn Jesus ist der Heilge ja allein. 123. Gleichnuß der H. Dreyeinigkeit. Gott Vatter ist der Brunn/ der Quall der ist der Sohn/ Der heilge Geist der ist der strom so fleust davon. 124. Von Gott wird mehr gelogen als wahr geredt. Waß du von Gott ver jahst/ dasselb ist mehr erlogen/ Als wahr: weil du Jhn nur nach dem geschoͤpff erwogẽ. 125. Zeit ist edler alß Ewigkeit. Die Zeit ist edeler alß tausend Ewigkeiten: Jch kan mich hier dem Herꝛn/ dort aber nicht bereittẽ. 126. Der Jchheit Tod/ staͤrckt in dir Gott. So viel mein Jch in mir verschmachtet und abnimbt/ So viel deß Herren Jch darvor zu kraͤfften koͤm̃bt. 127. Die Seel ist uͤber Zeit. Die Seel ein ewger Geist ist über alle Zeit: Sie lebt auch in der Wett schon in der Ewigkeit. 128. Der Johannis Angeli. 128. Der Seelen wird es nie Nacht. Mich wundert daß du darffst dentag so sehr verlange! Die Sonn ist meiner Seel noch niemals untergangen. 12 9 . Daß jnnre bedarf Nicht deß auͤserẽ. Wer seine Sinnen hat ins jnnere gebracht/ Der hoͤrt was man nicht redt/ und siehet in der Nacht. 130. Der geistliche Magnet und Stahl. Gott der ist ein Magnet/ mein Hertz daß ist der Stahl: Eß kehrt sich staͤts nach jhm/ weñ ers berührt einmahl. 131. Der Mensch ist etwas grosses. Der Mensch muß doch was sein! Gott nimbt sein we- sen an: Umb aller Engel willn haͤtt er solchs nicht gethan. 132. Der gelassene leidet keinen schaden. Wer nichts mit eigenthum besitzet in der Welt/ Der leidet nicht verlust wann jhm gleich’s Hauß ein- faͤllt. 133. Der Weise graͤmt sich nie. Der Weise wird sich nie in Pein und Ungluͤk graͤmen: Er bitt Gott nicht einmahl/ daß ers von jhm soll nehmen. Er bettet nur Herꝛ dein Wille geschehe. 134. Ein Koͤnig und ein knecht ist Gott gerecht. Mensch allererst bistu fuͤr Gott geschikt und recht: Wenn du zugleiche bist ein Koͤnig und ein Knecht. 135. Vorbereitung macht weniger emp- findligkeit. Wie daß den Weisen nie betruͤbet Weh und Leid? Er hat sich lang zuvor auf solchen Gast bereit. 136. Dem Weisen gilt alles gleiche. Alls gilt dem Weisen gleich: er sitzt in ruh und stille: Geht Fuͤnfftes Buch. Geht es nach seinem nicht/ so gehts nach Gottes wille. 117. Gott hoͤret auch die Stum̃en. Mensch wo du Gott umb gnad nicht kanst mit worten ehren/ So steh nur stum für jhm/ er wird dich schon erhoͤren. 138. Wen Gott nicht ewig verdammen kan. Den Suͤnder/ welcher sich nicht ewig wendt von Gott Kan Gott auch nicht verd am̃n zur ewgen Pein uñ Tod. 139. Daß Alleradelichste. Bin ich nicht adelich! die Engel dienen mir/ Der Schoͤpffer buhlt umb mich/ und wart fuͤr meiner Thuͤr. 140. Der Weise fehlt nie deß Ziehls. Der Weise fehlet nie: er trifft allzeit daß Ziehl: Er hat ein augenmaß/ daß heisset wie Gott wiel. 141. Der Welt thun ist ein Trauerspiel. Freund goͤnn’ es doch der Welt/ jhr gehts zwar wie sie wil: Doch ist jhr gantzesthun nichts als ein Trauerspiel? 142. Jm Himmel mag man thun waß man wil. Mensch zaͤhme doch ein kleins auf erden deinen willen: Jm Himmel wirstu jhn wie du wirst wolln erfuͤllen. 143. Der Unempfindliche ist mehr als Englisch. Wer in dem Fleische lebt/ und fühlt nicht dessen pein: Der muß schon auf der Welt weit mehr als Englisch sein. 144. Die Jchheit schadt mehr als tau- send Teuffel. Mensch huͤtte dich fuͤr dir. Wirstu mit dir beladen/ Du Johannis Angeli. Du wirst dir selber mehr als kausend Teuffel schaden. 145. Christus verursacht nur haß und streit. Meinstu daß Christus dir bringt Lieb und Einigkeit: Nein wahrlich: wo er ist entstehet haß und streit. 146. Die Welt ist von Ewigkeit. Weil Gott der ewige die Welt schuf ausser zeit: So ists ja Sonnen-klar daß sie von ewigkeit. 147. Jn Gott ist alles gleiche. Jn Gott ist alles eins. Der minst im Himmelreich: Jst Christo unsrem Herꝛn und seiner Mutter gleich. 148. Jn der Ewigkeit geschiht alls zu- gleiche. Dort in der Ewigkeit geschihet alls zugleich Es ist kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich. 149. Alle Menschen muͤssen ein Mensch werden. Der vielheit ist Gott feind: Drumb zieht er uns so ein: Daß alle Menschen solln in Christo einer seyn. 150. Jm Himmel ist alles gemein. Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein: Was einer hat/ daß ist den Seelgen alln gemein. 151. Ein jeder geneust der andrẽ Seelig- keit. Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß suͤssen/ Werd’ ich so voͤlliglich alß beyde selbst geniessen. 152. Was ein Heiliger hat/ daß ist der andren auch. Was hier die Heiligen mit grosser muͤh erlangt/ Wird in der Seeligkeit mir alls umb sonst geschankt. 153. Ein Fuͤnfftes Buch. 153. Ein jeder im Him̃el freuet sich ob dem andren. Der groͤste Heilige wird sich so hoh erfreun Ob mir: als sehr ob jhm ich werde froͤlich seyn. 154. Wer friede sucht muß vil uͤbersehn. Mensch wenn du so genau daß deine wilt beschuͤtzen/ So wirstu nimmermehr in wahrem friede sitzen. 155. Christus ist der erste und letzte Mensch. Der erst’ und letzte Mensch ist Christus selbst allein/ Weil all’ auß jhm entstehn/ in jhm beschlossen sein. 156. Wer viel begehrt dem mangelt vil. Wer gnugsam reich/ hat alls. Wer viel begehrt und wil/ Der gibet zu verstehn daß jhm noch mangelt viel. 157. Der Reiche ist wahrhafftig arm. Der Reiche wann er viel von seiner Armuth spricht/ So glaub es jhm nur gern: er leugt warhafftig nicht. 158. Die abgestorbenheit ist eine Wittib. Die abgestorbenheit muß eine Wittib seyn: Denn sie hat keinen Mann/ und gehet staͤts allein. 159. Daß Leiden Christi ist noch nicht gar vollbracht. Daß Leiden Christi ist am Creutz nicht gar vollbracht: Er leidet heute noch bey Tag und auch bey Nacht. 160. Der Mensch muß daß Leidẽ Christi erfuͤllen. Mensch du soist Paulus sein/ und in dir selbst er- fuͤllen/ Was Christus nicht gethan/ wo sich der zorn sol stillẽ. 161. Nie- Johannis Angeli. 161. Niemands liegt an der brust Christi als Johannes. Kind bilde dir nicht ein/ ch du Johannes bist/ Daß du ligst an der Brust deß Herren Jesu Christ. 162. Daß Lob deß Suͤnders. Daß Lob daß Gott dem Herꝛn ein Ungerechter giebt/ Wird weniger von jhm als Hundsgebell geliebt. 163. Gott hilfft dem groͤsten Suͤnder am liebsten. Die Suͤnder liegẽ krant/ jhr artzt ist Jesus Christ: Am liebsten hilfft er dir wo du der groͤste bist. 164. Gott nimbt nur die Laͤmmer an. Gott wil daß alle solln zu seinem Sohne kommen: Und dennoch werden uur die Laͤmmer angenom̃en. 165. Wer GOtt siehet. Gott ist ein ewger Blitz/ wer kan jhn sehn und leben? Wer sich in seinen Sohn sein Ebenbild begeben. 166. Wer boͤse bleibt/ hat nichts an Christo. Mensch bleibestu verbost/ so ist dir nichts erworben: Gott ist nur fuͤr das Schaf nicht für den Bok gestorbẽ. 167. Die Suͤnde bringt was Gutes. Die Sünd bringt doch was gutts: Sie muß den Fro- men dienen/ Daß sie viel edeler fuͤr Gott dem Herren gruͤnen. 168. Der Suͤnder thut nichts gut. Mensch speise wen du wilt/ zeuch tausend Armen an: Wo du ein Suͤnder bist/ du hast nicht wol gethan. 169. Wie man vor die Majestaͤt gehet. Wer vor der Majestaͤt wil unerschrokken stehn/ Der muß gewaschen sein/ und tief gebukket gehn. 170. GOtt Fuͤnfftes Buch. 170. GOtt sind alle Werke gleich. GOtt sind die Werke gleich/ der Heilge wañ er trinkt/ Gefaͤllet Jhm so wol/ als wann er Bett und singt. 171. Die Tugenden haͤngen alle anein- ander. Die Tugenden sind so verknuͤpffet und verbunden/ Wer ein’ alleine hat der hat sie alle funden. 172. Alle Tugenden sind eine Tugend. Schau alle Tugenden ist ein’ ohn unterscheid: Wiltu den Rahmen hoͤrn? sie heist Gerechtigkeit. 173. GOtt hat keine Gedanken. Mensch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm Gedanken(wanken. So koͤnt’ Er hin und her/ welchs Jhm nicht zusteht/ 174. Was der Heilige thut/ thut GOtt in jhm. Gott thut im Heligen selbst alls was der Heilge thut: GOtt geht/ sieht/ liegt/ schlaͤfft/ wacht/ jßt trinkt/ hat gutten Muth. 171. Daß Gewissen ist ein Wegweiser. Mensch wenn du jrre gehst so frage dein Gewissen: Du wirst ohn alln Verzug die Strass-erkennen muͤssẽ. 176. Christus ist ein Lebendiges Buch gewest. Daß Lebendige Buch deß Lebens unß zulesen/ (wesen- Jst Christus auf der Weit mit Red’ und That ge- 177. Wer daß Buch deß Lebens lieset. Mensch wer dem HErren folgt in seinem Thun und lassen/ Der liest deß Lebens Buch/ uñ kan die Meinung fassen. H 178. Chri- Johannis Angeli 178. Christus war was Er redte. Was Christus auf der Welt geredt hat und gethan/ Daß ist Er selbst gewest: wie ers auch zeiget an. 179. GOtt macht nichts Neues. GOtt macht kein neues Ding/ obs uns zwar neue scheint: Fuͤr Jhm ist ewiglich was man erst werden meint. 180. GOtt komt nur in keusche Hertzen. Den Braͤutgam deiner Seel verlanget ein zu ziehen Bluͤh auf; er kommet nicht biß daß die Lilgen bluͤhen. 181. Daß allergeitzigste. Wie Geitzig ist ein Hertz! weñ tausend Welten waͤrẽ/ Es wuͤrde sie gesambt/ und mehr darzu begehren. 182. Daß Hertz muß auß dem Hertzen. Schuͤtt auß dein Hertz fuͤr GOtt: Erzeucht nicht bey dir ein: Wenn er dein Hertze nicht sieht aussrem Hertzen sein. 183. Deß Christen Natur. Umb boͤses guttes thun/ umb Schmach sich nicht eut- ruͤsten: Vor undank dank ertheiln/ ist die Natur deß Kristen. 184. Ein Heiliger sicht sich im andren. Ein jeder Heiliger wird sich in allen sehn: Wann nicht all’ einer waͤrn/ so koͤnt es nicht geschehn. 185. Der Weise weil er nichts hat/ ver- liehrt nichts. Der weise Mann ist nie umb einen Heller kommen: Er hat nie nichts gehabt/ man hat jhm nichts genom̃ẽ. 186. Die Eigenheit ist alles uͤbels Ur- sache. Mittheilen schaffet Ruh: Bloß auß der Eigenheit Entstehet alles Weh/ Verfolgung Krieg und Streit. 187. Der Fuͤnfftes Buch. 187. Der groͤste Trost nach GOtt. Der groͤste Trost nach Gott duͤnkt mich im Him̃el sein: Daß man einander gleich ins Hertze siht hinein. 188. Es sind viel Seeligkeiten. Es sind viel Wohnungen/ und auch viel Seeligkeiten: Ach thaͤtestu dich doch zu einer recht bereiten! 189. GOtt ist Ewig in seine Schoͤnheit GOtt ist so uͤberschoͤn/ daß Jhn auch selber gantz Von Ewigkeit verzukt seins Angesichtes Glantz. 190. Die Seeligkeit in der Zeit. Dem Heilgen geht nichts ab: er hat schon in der Zeit An GOttes wollgefalln die gantze Seeligkeit. 191. Der Seeligen und Verdampten Eigenschafft. Der Seelgen Eigenschafft ist gantz nach GOtte lebẽ: Und der Verdampten art Jhm gaͤntzlich wiederstrebẽ. 192. GOtt macht mit Huͤlffe der Crea- tur daß beste. Den ersten Adam den hat GOtt allein gemacht: Den anderen hat er mit mir zu wege bracht. 193. GOtt liebt einen wie alle. GOtt liebet mich so sehr als alles was auf Erden: Waͤr’ Er nicht Mensch gebohrn/ er wuͤrde mirs noch werden. 194. Aller Heiligen Werke sind nur ein Werk. Was alle Heilgen thun/ daß kan ein Mensch allein: Ja? schau sie thun soust nichts als GOtt gelassen sein. 195. Gott wird im Muͤssig sein gefunden. Viel eher wird dir GOtt wenn du gantz muͤssig s i t z t: Als wenn du nach Jhm lauffst daß Leib und Seele schwitzt. 196. GOtt Johannis Angeli 196. GOtt hat alle Nahmen/ uñ keinen. Man kan den hoͤchsten Gott mit allen Nahmen neñen: Man kan jhm widerumb nicht einen zu erkennen. 197. GOtt ist nichts und alles. GOtt der ist nichts und alls ohn alle deutelei: (sey? Dann nenn was daß Er ist? auch was daß Er nicht 198. Christus ist unser Muster. Mensch wenn du dich wilt GOtt zum Tempel aufer- bauen/ Mustu daß rechte Maß an Christo dir abschauen. 199. Der Lieb gegenwurf. Der Liebe gegen-wurff ists hoͤchste Gutt allein: Liebt sie was ausser dem/ so muß sie Naͤrrisch sein. 200. Was man liebt/ in daß verwandelt man sich auß S. Augustino. Mensch was du liebst in daß wirstu verwandelt werdẽ GOtt wirstu liebstu GOtt/ und Erde liebstu Erden. 201. Die wolgeordnete Liebe. Liebstu GOtt uͤber dich/ den Naͤchsten wie dein Leben/ Was sonst ist/ unter dir: so liebstu recht und eben. 202. Die Vereinigung mit GOtt ma- chet alles Edeler. Krist alles was du thust/ muß dir zu Golde werden: Wo dus Vereinigest mit Christi thun auf Erden. 203. Der Welt Mensch ist Verblendt. Mensch thu die Augen auf/ der Himmel steht ja offen: Du hast dieh mit der Welt/ wo dus nicht siehst besoffẽ. 204. GOtt ist guͤttiger als wir vermeinẽ. GOtt ist so gut auf unß/ daß ichs nicht sagen kan: Begehren wir Jhn gleich nicht/ er bieth sich selber an. 205. Auf. Fuͤnfftes Buch. 205. Auf Gottes seithen ist kein Mangel. GOtt wirkt ohn unterlaß: Er goͤsse tausend Freudẽ: Jn dich auf einmal ein/ wo du Jhn koͤntest leyden. 206. GOtt kan sich keinem Demuͤtigen entziehn. GOtt koͤnte sich auch gar den Teufeln nicht entziehn/ Wo sie nur umbgekehrt fuͤr Jhn hin wolten knien. 207. Daß groͤste Werk. Daß allergroͤste Werk daß du fuͤr GOtt kanst thun/ Jst ohn ein eintzigs Werk GOtt leiden uñ Gott ruhn. 208. Die Neue Creatur. Mensch allererst bistu die neue Creatur/ Wenn Christi froͤmigkeit ist deines Geists Natur. 209. Daß allerhoͤchste Leben/ Freund wo du’s wissen wilt/ daß allerhoͤchste Leben/ Jst abgeschieden sein/ und GOtt stehn uͤbergeben. 210. Die Neue und alte Liebe. Die Liebe wenn sie neu/ praust wie ein junger Wein: Je mehr sie alt und Klar/ je stiller wird sie seyn. 211. Die Seraphische Liebe. Die Liebe welche man Seraphisch pflegt zunennẽ/ Kan man kaum aͤuserlich weil sie so still ist kennen. 212. Der liebe Mittelpunct und Umb- kreiß. Der liebe Mittelpunct ist GOtt und auch jhr Kreiß: Jn Jhm ruht sie/ liebt alls in jhme gleicherweiß. 213. Der Thron GOtts ist im Friede. Jn wem die Majestaͤt sol ruhen wie in Thronen/ Muß zu Jerusalem auf Sions Berge wohnen. H 3 214. GOtt Johannis Angeli 714. GOtt ist in allem alles. Jn Christo ist GOtt GOtt/ inn Engeln Englisch Bild/ Jnn Menschen Mensch/ und alls in allen was du wilt. 215. GOtt thut alles in allem. GOtt thut in allen alls. Er liebt inn Seraphinen/ Jnn Thronen herꝛschet Er/ beschant inn Cherubinen. 216. GOtt ist ein Brunn. Gott gleicht sich einem Bruñ/ Er fleust gantz mildiglich Herauß in sein Geschoͤpff/ und bleibet doch in sich. 217. Jn GOtt schaut man alles auf einmahl. Freund wann man GOtt beschaut/ schaut man auf einmahl an/ Was man sonst ewig nicht ohn jhn durchschauen kan. 218. GOtt kan nichts boͤses wolln. GOtt kan nichts boͤses wolln: wolt’ Er deß Suͤnders Tod/ Und unser Ungeluͤk/ Er waͤre gar nicht GOtt. 219. Der Mensch sol nicht ein Mensch bleiben. Mensch bleib doch nicht ein Mensch: man muß aufs hoͤchste kommen. Bey GOtte werden nur die Goͤtter angenommen. 220. Wie GOtt gefunden wird. Wer Gott recht finden wil/ muß sich zuvor verliehren/ Und biß in Ewigkeit nicht wieder sehn noch spuͤren. 221. Der Todte hoͤret nicht. Ein abgestorbner Mensch/ ob man jhm uͤbel spricht/ Bleibt unbewegt. Warumb? die Todten hoͤren nicht. 222. Vor den Freuden muß man leydẽ. Mensch wo du dich mit Gott im Him̃el daͤnkst zu freun/ Mustu vor auf der Welt seins Tods gefaͤhrte sein. 223. Wann Fuͤnfftes Buch. 223. Wann der Mensch so gerecht wie Christus. Wenn du vollkom̃en Eins mit Gott dem HErren bist/ So bistu so gerecht als unser JEsus CHrist. 224. Dem Todten ist alles Tod. Wenn du gestorben bist/ so scheinet dir von Noth Mein Mensch die gantze Welt/ und alls Geschoͤpffe Todt. 225. Die ungekreutzigten Kreutze. Viel sind der Welt ein Kreutz/ die Welt ist aber jhnẽ Nicht dieses widerumb: weil sie sie noch bedienen. 226. Die Natur der Heyligkeit. Der Heyligkeit Natur ist lautre Lieb O Christ: Je lauterer du liebst/ je heyliger du bist. 227. Die Gleichheit. Der Heilge nimbt es gleich: laͤst jhn GOtt liegen Krank/ Er saget Jhm so gern als vor Gesundheit dank. 228. Der Mensch stekt in einem Thier. Kreuch doch herauß mein Mensch/ du stekst in einem Thier: Wo du darinnen bleibst/ kombstu bey GOtt nicht für. 229. Anmassung ist der Fall. Mensch ist was gutts in dir/ so masse dichs nicht an: So bald du dirs schreibst zu/ so ist der Fall gethan. 230. Daß boͤse ist deine. Daß gutte kom̃t auß Gott/ drum̃ ists auch sein s allein: Daß boͤs e entsteht auß dir: daß laß du deine sein. 231. Wahre Liebe ist bestaͤndig. Laß doch nicht ab von GOtt/ ob du solst elend sein: Wer jhn von Hertzen liebt/ der liebt Jhn auch in Pein. H 4 232. Daß Johannis Angeli 232. Daß schoͤnste Ding. Kein Ding ist hier noch dort/ daß schoͤner ist als ich: Weil GOtt die Schoͤnheit selbst sich hat verliebt in mich. 233. Wenn der Mensch GOtt ist. Eh’ als ich ich noch war/ da war ich GOtt in GOtt: Drum̃ kan ichs wieder sein/ weñ ich nur mir bin Todt. 234. Alles kehrt wieder in seinen Ur- sprung. Der Leib von Erde her wird widerumb zur Erden: Sag weil die Seel von GOtt/ ob sie nicht GOtt wird werden? 235. Die Ewigkeit ist unß angebohrn. Die Ewigkeit ist unß so jnnig und gemein: Wir wolln gleich oder nicht/ wir muͤssen ewig sein. 236. Eins haͤlt daß ander. Mein Geist der traͤgt den Leib/ der Leib der traͤgt jhn wieder: Laͤst eins vom andren ab/ so falln sie beide nieder. 237. Daß Kreutze bringt Freud uñ Leid. Daß Kreutze bringet Pein/ daß Kreutze bringet Freud: Pein einen Augenblik/ und Freud in Ewigkeit. 238. Daß mein und dein Verdammet. Nichts anders stuͤrtzet dich in Hoͤllenschlund hinein/ Als daß verhasste Wort (merks wol!) daß mein und dein. 239. Gott hat kein Muster als sich selbst. Fragstu warumb mich GOtt nach seinem Bildnuͤß machte? Jch sag’ es war niemands der jhm ein anders brachte. 240. Wann Fuͤnfftes Buch. 240. Wann der Mensch gaͤntzlich wie- derbracht ist. Wenn ist der Mensch zu GOtt vollkommlich wieder- bracht? Wenn er daß Muster ist darnach jhn GOtt gemacht. 241. Der Liebe ist alles Unterthan. Die Lieb beherꝛschet alls: auch die Drey einigkeit Jst selbst jhr Unterthan gewest von Ewigkeit. 242. Die Lieb ists hoͤchste Gutt. Es ist vom hoͤchsten Gutt viel redens und Geschrey: Jch schwere daß diß Gutt allein die Liebe sey. 243. Die Natur GOttes. Die Lieb’ ist Gotts Ratnr/ er kan nichts anderß thun- Drumb wo du Gott wilt sein/ Lieb auch in jedem nun. 244. Die Liebe macht auch GOtt seelig. Die Lieb besceligt alls/ auch GOtt den HErꝛn darzu: Haͤtt’ er die Liebe nicht/ er saͤsse nicht in Ruh. 245. GOtt hat keinen eignern Nahmen als Liebe. Kein Nahm ist welcher GOtt recht eigen waͤr’/ allein Die Liebe heist man Jhn: so werth ist sie und fein. 246. GOtt wil was Er ist. GOtt ist die Liebe selbst/ uñ thut auch nichts als liebẽ. Drumb wil er auch daß wir die Liebe staͤts solln üben. 247. GOtt kan nichts hassen. Mensch rede recht von GOtt: Er hasst nicht sein Ge- schoͤpffe:(Koͤpffe. (Unmoͤglich ist es Jhm)/ auch nicht die Teuffels- 248. Dreyerley Schlaf. Der Schlaf ist dreyerley. Der Suͤnder schlaͤfft im Tod/ Der muͤd’ in der Natur/ und der verliebt’ in GOtt. H 5 249. Die Johannis Angeli 249. Die dreyerley Geburt. Maria die gebiehrt den Sohn GOtts aͤusserlich: Jch jnner mir im Geist: GOtt Vatter ewiglich. 250. Die geistliche und Ewge Geburt sind eines. Die geistliche Geburt/ die sich in mir eraͤugt/ (zeugt. Jst eins mit der/ durch die den Sohn GOtt Vatter 251. Die Geburt GOttes wehret jm̃er. GOtt zeuget seinen Sohn/ und weil es ausser Zeit/ So wehret die Geburt auch biß in Ewigkeit. 252. Der Sohn GOttes wird in dir ge- bohren. Mensch schikstu dich darzu/ so zeugt GOtt seinen Sohn All’ Augenblik in dir/ gleich wie in seinem Thron. 153. Jedes ist in seinem Ursprung am besten. Daß Wasser in dem Brunn/ die Ros’ auf jhrem stam̃: Am besten ist die Seel in GOtt/ im Feur die Flam̃. 254. Die Seel ohne GOtt. Ein Hirtenloses Schaf/ ein Coͤrper welcher Todt/ Ein Brunnen ohne qual/ diß ist die Seel ohn GOtt. 255. Auf wehthun folgt wolthun. Der Krieg gewinnt dir Fried/ mit Streit erlangstu Freüd: Verdamnuß deiner selbst bringt dir die Seeligkeit. 256. Zuruͤkke sehn ist wieder Verlohren werden. Wenn du auß Sodom gehst/ und dem Gericht ent- fliehest/(siehest. So steht dein Heil darauf daß du nicht rukwerts 257. Daß Fuͤnfftes Buch. 257. Daß allersuͤsseste Leben. Der Himmel auf der Welt/ daß allersuͤsste Leben/ Jst der beschauligkeit auß Liebe sein ergeben. 258. Gott uñ die Seeligkeit ist ein Ding. Die Seeligkeit ist GOtt/ und GOtt die Seeligkeit: Waͤr’ eins daß ander nicht/ ich lebte staͤts in Leid. 259. GOtt wird ich/ weil ich vor Er war. GOtt wird was ich jtz bin/ nim̃t meine Menschheitan: Weil ich vor Er gewest/ drumb hat er es gethan. 260. Wie GOtt/ HErꝛ/ Vatter/ und Braͤutigam. Den Knechten ist Gott HErꝛ/ dir Vatter wo du Kind/ Mir ist Er Braͤutigam/ wenn er mich Jungfrau findt. 261. GOtt ist in allen Dingen/ und doch keinem Gemein. Daß wesen GOttes macht sich keinem Ding gemein: Und muß nothwendig doch auch in den Teufeln sein. 262. Die tieffe der Demut. Die Demut senket sich in solchen Abgrund ein: Daß sie sich schnoͤder schaͤtzt als alle Teufel sein. 263. Die Hoͤlle muß man schmekken. Krist/ einmal muß man doch im Schlund der Hoͤllen Gehstu nicht lebendig/ so mustu Todt hinein. (sein: 264. Wenn JEsus ins Hertze gebildet wird. Mensch wenn dein Hertz fuͤr GOtt wie Wachs ist weich und rein: So drukt der Heilge Geist daß Bildnuͤß JEsu drein. 265. Wer von der Liebe Gottes gebundẽ. Die Seel die nichts als Gott gedaͤnkt zu allen stundẽ/ Die ist von seiner Lieb bestrikket und gebunden! H 6 266. Daß Johannis Angeli 266. Daß rechte Leben der Seele. Dann lebt die Seele recht/ wenn GOtt jhr Geist und Leben Sie gantz erfuͤllet hat/ und sie Jhm Raum gegeben. 267. Wie die Schule/ so die Lehre. Jnn Schulen dieser Welt wird GOtt unß nur be- schrieben:(lieben- Jns Heilgen Geistes Schul lernt man Jhn schaun uñ 268. Man sol ohne Verdruß wirken. Die Sonne scheint und wirkt ohn alln Verdruß und Pein: So sol auch deiner Seel/ im fall jhr recht ist/ sein. 269. Wer GOtt vor-bey/ schaut GOtt. Braut/ suchestu zu schaun deß Braͤutgams Angesicht/ Geh GOtt und alls vorbey/ so fehlet dir es nicht. 270. Alles Heyl von GOtt. Auß Liebe wird GOtt ich/ ich auß Genaden Er: So kom̃t ja all mein Heyl nar bloß von jhme her. 271. Wenn du nicht Mensch bist/ ist es GOTT . Wenn du nicht Mensch mehr bist/ und dich verlaͤugnet So ist Gott selber Mensch/ uñ traͤget deine Last. (hast/ 272. Daß Antlitz GOttes jst seeligma- chend. Daß Antlitz GOttes zeucht an sieh wie Eisenstein: Nur einen Blit es schaun macht ewig seelig sein. 273. Wo Christus nicht wirkt da ist er nicht. Freund wo nicht Christus wirkt/ da ist er auch noch nicht/ Ob gleich der Mensch von Jhm viel finget oder spricht. 274. Der Fuͤnfftes Buch. 274. Der Seelige auf der Welt. Wer sich in Kreutz uñ Pein von Hertzengrund erfreut/ Der ist noch hier ein Kind der ewgen Seeligkeit. 275. Leiden ist nutzlicher als Freude. Mensch wistestu wie gut und nutzlich’s Leiden ist/ Du haͤttest’s dir vorlaͤngst fuͤr aller Lust erkiest. 276. Der Heilige thut nicht nach den Gebotten. Der Heilge was er thut/ thut nichts nach dem Gebot: Er thut es lauterlich auß Liebe gegen GOtt. 277. Der Gerechte hat kein Gesetz. Fuͤr boͤs’ ist daß Gesetz: waͤr kein Gebot geschrieben/ Die Frommen wuͤrden doch GOtt und den Naͤchsten lieben. 278. Der geistliche Krebsgang. Mensch senke dich herab/ so steigestu hinauf: Laß ab von deinem gehn/ so faͤngt sich an dein Lauf. 279. Was im Orte der Welt vor der Welt gewest. Eh GOtt die Welt erschuf/ was war in diesem Ort? Es war der Ort selb selbst/ Gott uñ sein Ewges Wort. 280. GOtt kan sich selbst nicht messen. GOtt ist so boch und groß/ wolt’ Er sich selber messen/ Er würd’ ob Er gleich GOtt/ deß Maßstabs zahl vergessen. 281. Daß wunderlichste/ beste/ und Schoͤnste an GOtt. Daß wunderlichst’ an GOtt ist die Vorsichtigkeit/ Langmüttigkeit daß best’/ und’s schoͤnste Grechtigkeit. 282. GOtt ist wie die Sonne. GOtt ist der Sonne gleich: wer sich zu Jhme kehrt/ Der wird erleucht/ uñ straks seins Angesichts gewehrt. H 7 283. War Johannis Angeli 283. Warumb Gott ruh un Freude hat. Weil GOtt Dreyeinig ist/ so hat Er ruh und Lust: Ruh komt von Einheit her/ Lust von der Dreyheit Brust. 284. GOtt komt eh du jhn begehrest. Wenn dich nach GOtt verlangt/ und wuͤntschst sein Kind zu sein: Jst Er schon vor in dir/ und giebt dir solches ein. 285. Die Geistliche Turteltaube. Jch bin die Turteltaub/ die Welt ist meine Wuͤste/ Gott mein Gemahl ist weg: drumb sitz ich ohn geniste. 286. Die Einfalt muß witzig sein. Die Einfalt schaͤtz’ ich hoth/ der Gott hat Witz be- schehrt: Die aber den nicht hat/ ist nicht deß Nahmens wehrt. 287. Der Einfalt Eigenschafft. Der Einfalt eigenschafft ist nichts vō Schalkheit wissẽ/ Aufs gutte Bloß allein in Demutt sein beflissen. 288. Der Weltlichen und Goͤttlichen Liebe Natur. Die Welt-Lieb hat die Art daß sie sich abwerts neigt: Der Goͤttlichen Natur ist daß sie aufwerts steigt. 289. Die Tugend ohne Liebe gilt nichts. Die Tugend nakt und bloß kan nicht fuͤr Gott bestehn: Sie muß mit Liebe sein geschmuͤkt/ Dann ist sie schoͤn. 290. Die Liebe ist Feuer und Wasser. Die Lieb ist Flutt und Glutt: kan sie dein Hertz emp- finden/(Suͤnden. So loͤscht sie GOttes Zorn/ und brennt hinweg die 291. Die Wuͤrdigkeit kombt von Liebe. Ach lauf doch nicht nach witz uñ Weißheit uͤber Meer: Der Seelen Wuͤrdigkeit kombt bloß von Liebe her. 292. Die Fuͤnfftes Buch. 292. Die Schoͤnheit kombt von Liebe. Die Schoͤnheit komt von Lieb: auch Gottes Angesicht/ Hat seine Lieblichkeit von jhr: sonst glaͤntzt’ es nicht. 293. Der Liebe Belohnung. Die Liebe hat GOtt selbst zum wesentlichen Lohn/ Er bleibet ewiglich jhr Ruhm und Ehren Kron. 194. Weißheit ohne Liebe ist nichts. Mensch wo du weise bist/ uñ liebst nicht Gott darbey: So sag ich daß ein Narꝛ dir vorzuziehen sey. 295. Je liebender je Seeliger. Daß Maß der Seeligkeit mißt dir die Liebe ein: Je Voͤller du von Lieb/ je Seelger wirstu sein. 296. Die Liebe GOttes in unß/ ist der H. Geist. Die Liebe welche sich zu GOtt in dir beweist/ Jst GOttes ewge Krafft/ sein Feur uñ Heilger Geist. 297. Man kan GOtt nicht lieben ohne GOTT. Mensch liebete sich GOtt nicht selbst durch sich in dir/ Du koͤntest nimmermehr Jhn lieben nach gebuͤhr. 298. Die Liebe hat keine Furcht. Die Liebe fuͤrcht sich nicht/ sie kan auch nicht verderbẽ: Es muͤste GOtt zuvor sambt seiner GOttheit sterben. 299. Wie die Person so daß Verdienst. Die Brant verdient sich mehr mit einem Kuß umb Als alle Mittlinge mit Arbeit biß in Tod. (GOtt/ 300. Wer GOtt recht liebet. Mensch niemand liebt GOtt recht als der sich selbst Veracht: Schau ob du es auch so mit deiner Lieb gemacht. 301. Was Johannis Angeli 301. Was daß freundlichste nach GOtt. Daß freundlichste nach GOtt ist die verliebte Seele- Drumb hat er seine Lust zusein in jhrer Hoͤle. 302. Daß Schnelleste. Die Lieb ist’s schnellste Ding: Sie tan fuͤr sich allein Jn einem Augenblik im hoͤchsten Himmel sein. 303. Kennzeichen der falschen Liebe. Wiltu die falsche Lieb von wahrer unterscheiden/ So schau sie sucht sich selbst/ und faͤllet ab inn Leiden. 304. Daß Kreutz probirt die Liebe. Jm Feuer wird daß Gold obs reine sey probirt/ Und deine Lieb im Kreutz/ wie lauter sie/ gespuͤrt. 305. Die Liebe GOttes ist wesentlich. Die Liebe gegen GOtt steht nicht in suͤssigkeit/ Suͤss ist ein zufall nur: sie steht in Wesenheit. 306. Ein unverwundtes Hertz ist unge- sund. Ein Hertze welches nicht von GOttes Lieb ist Wundt: Jst/ ob es zwar nicht scheint/ gantz Krank uñ ungesund. 307. Die Liebe ist GOtt gemeiner als Weißheit. Die Liebe geht zu GOtt unangesagt hinein: Verstand und hoher Witz/ muß lang’ im Vorhof sein. 308. Wie GOtt so allgemein. Wie allgemein ist GOtt! Er hat der Bauer Magd Die Kunst wie man jhn Kuͤst/ so wol als dir gesagt. 309. Daß erfreulichste der Seelen. Diß ist’s erfreulichste/ wie meiner Seel faͤllt ein- Daß sie wird jmmer Braut mit ewger Hochzeit sein. 310. Was Fuͤnfftes Buch. 310. Was der Kuß GOttes ist. Der Kuß deß Braͤutgams GOtts/ ist die Empfind- lichkeit Seins gnaͤdgen Angesichts/ und seiner suͤssigkeit. 311. Die Seele kan nichts ohne GOtt. So schoͤn die Laute sich auß eignen Kraͤfften schlaͤgt/ So schoͤn klingt auch die Seel die nicht der HErꝛ be- wegt. 312. Der guldene Begrief. Der guldene Begrief durch den man alles kan/ Jst Liebe: Liebe nur/ so hastu s’ kurtz gethan. 313. Daß Edleste Gemuͤtte. Kein Edleres Gemuͤtt ist auf der gantzen Welt/ (haͤlt. Als welchs mit GOtt vereint/ fuͤr einen Wurm sich 314. Barmhertzigkeit schleust den Him- mel auf. Kind mache dich gemein mit der Barmhertzigkeit: Sie ist die Pfoͤrtnerinn im Schloß der Seeligkeit. 315. Verkleinerung erhebt. Verkleinere dich selbst/ so wirstu groß mein Christ/ Je schnoͤder du dich schaͤtzst/ je wuͤrdiger du bist. 316. Der Evangelische Hirte. Der Hirt’ ist Gottes Sohn/ die Gottheit ist die Wuͤste/ Jch bin daß Schaf daß Er fuͤr andren sucht’ uñ küste. 317. Die Fruͤchte der Tugenden. Die Demut die erhebt/ die Armuth machet Reich/ Die Keuschheit Engelisch/ die Liebe GOtte gleich. 318. Wie man in Himmel sieht. Man darf kein Ferngesicht in Himmel einzusehen/ Kehr dich nur von der Welt/ und schau: so wirds ge- schehen. 319. Die Johannis Angeli 319. Die groͤste Seeligkeit. Die groͤste Seeligkeit die ich mir kan ersinnen/ (nen. Jst/ daß man Gott wie suͤss’ Er ist wird schmekken koͤn- 320. Der naͤchste Weg zu GOtt. Der naͤchste Weg zu GOtt ist durch der Liebe Thuͤr: Der Weg der wissenschafft bringt dich gar langsã fuͤr. 321. Worinn die Ruhe deß Gemuͤttes bestehe. Die Ruhe deß Gemuͤtts besteht in dem allein/ Daß es Vollkoͤm̃lich ist mit GOtt ein einges Ein. 322. Die Seeligkeit ist in dem hoͤchsten Gutt. Kein Mensch kanseelig sein/ als in dem hoͤchsten Gutt: Wie daß mans dañ verlaͤst/ uñ’s kleꝛne suchen thut? 323. Warumb Gott ewigen Lohn giebt. GOtt muß die Heiligen mit ewgem Lohn belohnen: Weil sie jhm/ wo Er wolt’/ auch ewig wuͤrden frohnẽ. 324. Die Kroͤnende Tugend. Die Tugend die dich Kroͤnt mit ewger Seeligkeit/ (Ach halte sie doch fest!) ist die beharꝛligkeit. 325. Wenn die Himmelfahrt verhandẽ. Wenn GOtt in dir gebohrn/ gestorben/ und erstandẽ: So freue dich daß bald die Himmelfahrt verhanden. 326. Unterschiedliche Gelegenheit der Seele. Deß Suͤnders Seele ligt/ deß Buͤssers richt sich auf/ Und deß Gerechten steht/ geschikt zum Tugendlauf. 327. Warumb GOtt deß Regiments nicht muͤde wird. GOtts uñ seins Geistesreich ist Liebe/ Freude/ Fride: Drumb wird Er deß Regierns in Ewigkeit nicht muͤde. 328. GOtt Fuͤnfftes Buch. 328. GOtt betruͤbt die Suͤnde nicht. GOtt thut die Suͤnde weh in dir als seinem Sohn: Jn seiner GOttheit selbst/ da fuͤhlt Er nichts davon. 329. Die gantze Dreyfaltigkeit hilfft zur Seeligkeit. Die Allmacht zeucht mich auf/ die Weißheit weist mich an/ Die Guͤtte hilffet mir/ daß ich in Himmel kan. 330. Wenn man GOtt reden hoͤrt. Wenn du an GOtt gedaͤnkst/ so hoͤrstu Jhn in dir: Schwiegstu/ und waͤrest still’/ Er redte für und fuͤr. 331. Was GOtt nicht thut/ gefaͤllt Jhm nicht. GOtt muß der Anfang sein/ daß Mittel uñ daß Ende/ Wo Jhm gefallen solln die Werke deiner Haͤude. 332. Wo der Mensch hinkomt/ wann er in GOtt vergeht. Wenn ich in GOtt vergeh/ so kom̃ ich wider hin Wo ich von Ewigkeit vor mir gewesen bin. 333. Deß Teufels Schlacht Vieh. Die Seele welche sich die Suͤnde laͤst ermorden/ Die ist (O grosser Spot!) deß Teuffels Schlachts Vieh worden. 334. GOtt schaͤtzt die Werke nach dem Wesen. Mensch deß Gerechten Schlaf ist mehr bey Gott geacht Als was der Sünder Beht/ uñ singt die gantze Nacht. 335. Unterscheid der drey Lichter. Daß Licht der Herꝛlichkeit lass’ ich die Sonne sein/ Die Gnade gleicht den Strahln/ Natur dem Wi- derschein. 336. Mit Johannis Angeli 336. Mit einem Auge muß man zihlen. Die Seele welche GOtt daß Hertze treffen wil/ Seh nur mit einem Aug/ dem rechten/ auf daß zihl. 337. Daß Geschoͤpff ist deß Schoͤpffers Trost. Jch sein Geschoͤpffe bin deß Sohnes GOttes Kron/ Die Ruhe seines Geists/ und seiner Leidenlohn! 338. Die Ewigkeit ist je laͤnger je un- durchschaulicher. Daß Meer der Ewigkeit je mehr’s der Geist beschifft Je undurchschifflicher und weiterers betrifft. 339. Die GOttheit gruͤndet kein Ge- schoͤpffe. Wie tief die Gottheit sey kan kein Geschoͤpff ergruͤndẽ: Jn jhrẽ Abgrund muß auch Christi Seel verschwindẽ. 340. Auch GOtt muß sich verdienen. Daß ich den hoͤchsten GOtt zum Braͤutgam ange- nommen/ Hat Er umb mich rerdient/ daß Er ist zu mir kom̃en. 341. Wo die Zeit am laͤngsten. Je weiter man von GOtt/ je tieffer in der Zeit: Drmb ist den Hoͤllischen ein Tag ein’ Ewigkeit. 342. Wo man die Goͤttliche Hoͤffligkeit lernt. Kind wer in GOttes Hof gedaͤnket zubestehn/ Der muß zum Heilgen Geist hier in die Schule gehn. 343. Daß geistliche Orgelwerk. GOtt ist ein Organist/ wir sind daß Orgelwerk/ Sein Geist blaͤst jedem ein/ uñ gibt zum thon die staͤrt. 344. Die Fuͤnfftes Buch. 344. Die Armuth ist im Geist. Die Armut steht im Geist: ich kan ein Kaiser werden/ Und doch so Arm sein/ als ein Heiliger auf Erden. 345. Wer inn Wunden Christi wohnt. Der Geist der voller Freud’ in Leiden wird gefundẽ/ Und ruhe hat in Pein/ der wohnt in Christi Wundẽ. 346. Den Kindern gebuͤhret Milch. Den Maͤnnern giebet GOtt zu trinken starken Wein: Dieweil du noch ein Kind/ floͤst Er dir süsses ein. 347. Wer eine tieffe mit GOtt. Der Geist/ der nunmehr ist mit Gott ein Einges Ein/ Muß eben solcher Hoͤh’/ und solcher tieffe sein. 348. Wie GOtt zumessen. Unmeßlich ist zwar Gott: jedoch kanstu Jhn messen/ Wo du mein Hertze mißt: denn’s ist von Jhm besessẽ. 349. Du must der Gnade Lufft machen. Raͤum weg/ uñ mache Lufft: daß Fuͤnklein ligt in dir: Du flammest es leicht auf mit heilger Liebsbegiehr. 350. Du must dich selbst ermuntern. Mein Christ du must dich selbst durch GOtt vom Schlaf erwekken: Ermunterst du dich nicht/ du bleibst im Traume stekkẽ. 351. Jm jñern sind alle Siñen ein Siñ. Die Sinnen sind im Geist all’ ein Sinn uñ gebrauch: Wer GOtt beschaut/ der schmaͤkt/ fuͤhlt/ reucht/ und hoͤrt Jhn auch. 352. Was daß suͤsseste und seeligste. Nichts süssers ist als Gott ein Menschen Kind zusehn: Richts Seelgers als in sich fuͤhln die Geburt ge- schehn. 353. Daß Johannis Angeli 353. Daß Antlitz Gottes macht trunkẽ. Daß Antlitz Gotts macht voll. Schstu einmal sein Licht Du wuͤrdest trunken sein von diesem Angesicht. 354. Ungekreutzigt komt niemand in Himmel. Christ flieh doch nicht daß Kreutz: du must gekreu- tzigt sein. Du tomst sonst nimmermehr ins Himmelreich hinein. 355. Woher die Ungleichheit der Heiligẽ. GOtt wirkt nach der Natur: diß macht den unter- scheid/ Daß dieser Heilige sich kraͤnkt/ der andre freut. 356. Daß Vollkomne vertreibt daß Un- vollkommne. Wenn daß Vollkommne koͤmt/ faͤllt’s Unvollkom̃ne Daß Menschliche vergeht/ weñ ich vergoͤttet bin. (hin: 357. Wenn sich GOtt ins Hertz ergeust. Mensch wenn dein Hertz ein Thal/ muß Gott sich drein ergiessen: Und zwar so mildiglich daß es muß uͤberfliessen. 358. GOtt wird was Er wil. GOtt ist ein Ewger Geist/ der alls wird was Er wil/ Und bleibt doch wie Er ist Unformlich und ohn Ziehl. 359. Gleichnuͤß der H. Dreyfaltigkeit mit der Sonne. GOtt Vater ist der Leib/ und GOtt der Sohn daß Licht/(pflicht. Die Strahln der heilge Geist/ der beiden ist ver- 360. Wenn man jhm den Tod deß HEr- ren zueignet. Freund/ wenn ich selber mir absterbe hier und nu/ Dann eign’ ich mir den Tod deß HErren erst recht zu. 361. Die Fůnfftes Buch. 361. Die Gnade Gottes fleust allzeit auß. Die Gnade fleust von GOtt/ wie Waͤrmde von dem Feur: Nahstu dich nur zu Jhm/ sie komt dir bald zu Steur. 362. Die hoͤchste Seeligkeit. Die hoͤchste Seeligkeit die mir GOtt selbst kan geben/ Jst daß er mich wie sich wird machen und erheben. 363. Deß Weisen verrichtung. Ein Narr ist viel bemuͤht: deß Weisen gantzes thun/ Daß zehnmal Edeler/ ist Lieben/ schauen/ ruhn. 364. Wer in dem Wirken ruht. Der Weise welcher sich hat uͤbersich gebracht/ Der ruhet wenn er laufft/ und wirkt wenn er betracht. 365. Der Larven Mensch. Ein Mensch der wie daß Vieh in alle Lust außbricht/ Jst nur ein Larven Mensch: er scheint und ists doch nicht. 366. Daß Lauttenspiel GOttes. Em Hertze daß zu Grund GOtt still ist wie er wil/ Wird gern von Jhm beruͤhrt: es ist sein Lautenspil. 367. Wer auf alle Faͤlle geschikt ist. Wer GOtt so leicht entbehrn/ als leicht empfangen Der ist auf allen Fall ein rechter Helden Mañ. (kan/ 368. Bey welchem GOtt gerne ist. Mensch wenn du Gottes Geist bist wie dir deine Hand/ Macht die Dreyfaltigkeit sich gern mit dir bekandt. 369. Die Seele ausser jhrem Ursprung. Ein fuͤnklein ausserm Feur/ ein tropffen aussrem Meer: Was bistu doch o Mensch ohn deinen wiederkehr? 370. Jn GOtt ist alles. Was deine Seel begehrt/ bekommt sie alls in GOtt: Nimbt sie es ausser Jhm/ so wird es jhr zum Tod. 371. Wenn Johannis Angeli 371. Wen GOtt nicht loß kan bitten. Mensch stirbstu ohne GOtt: es kan nicht anderst sein/ Baͤth’ auch Gott selbst für dich/ du must in Pful hinein. 372. Die Braut sol wie der Braͤutgam sein. Jch muß verwundet sein. Warumb? weil voller Wunden Mein ewger Braͤutigam der Heyland wird gefunden: Was Nutzen bringt es dir? Es stehet gar nicht fein/ Wenn Braut und Braͤutigam einander ungleich sein. 373. Daß allerseeligste Hertze. Ein reines Hertz schaut Gott/ ein heilges schmaͤket Jhn: Jn ein Verliebetes wil er zu Wohnen ziehn. Wie seelig ist der Mensch der sich befleist und uͤbt/ Daß Jhm sein Hertze wird rein Heilig und verliebt! 374. Man uͤberkoͤmt mit meiden. Freund meide was dir Lieb/ fleuch was dein Sinn be- gehrt/ Du wirst sonst nimmermehr gesaͤttigt und gewehrt. Viel waͤren zum Genuß der ewgen Wollust kommen/ Wenn sie mit Zeitlicher sich hier nicht uͤbernommen. Fol- Folget eine Zugabe von Zehn Klingreimen/ oder Sonneten. Daß Erste. Wie GOtt in der Heiligen Seele. Fragstu wie GOtt daß Wort in einer Seele wohne? So wisse wie daß Licht der Sonnen in der Welt/ Und wie ein Braͤutgam sich in seiner Kammer haͤlt: Und wie ein Koͤnig sitzk in seinem Reich und Throne: Ein Lehrer in der Schul/ ein Vatter bey dem Sohne: Und wie ein theurer Schatz in einem Akkerfeld: Und wie ein lieber Gast in einem schoͤnen Zelt: Und wie ein Kleinod ist in einer guldnen Krone. Wie eine Lilie in einem Binmenthal/ Und wie ein Seitenspiel bey einem Abendmahl: Und wie ein Zimmet-oͤl in einer Lamp’ entzünden: Und wie daß Himmelbrodt in einem reinen Schrein: Und wie ein Garten Bruñ/ und wie ein kuͤhler Wein. Sag ob er anderst wo so schoͤne wird gefunden? Daß Ander. An die Jungfrau Maria/ die geheime Lilie. Du Edle Lilie wer findet deines gleichen? Solt’ er auch alles Feld im Paradeiß durchstreichen. Du glaͤntzest wie der Schnee/ wann jhn zu schoͤner Zeit Der Himmel mit dem Gold deß Phatehons bespreit: Fuͤr dir muß Sonn uñ Mond uñ alle Stern’ erbleichẽ: Dein ansehn/ deine Pracht ist schoͤner als daß Kleid Deß Koͤnigs Salomons in seiner Herꝛlichkeit. Dir muß der klare Blitz der Seraphine weichen: Dein Edeler Geruch erquikt die gantze Welt/ J Und Zugabe. Und was sonst unsrem Gott dem HErrn zu Fuͤsse faͤlt. Jn dir findt man allein die Schoͤnheit der Jungfrauẽ/ Der Maͤrterer bestand/ und aller Heilgen Ziehr. Drumb edle Lilie kom̃ und erquik mich hier/ Daß ich moͤg ewig dich und deinen Saamen schauen. Das Dritte. Die gefallne Seele. Jch war ein Englisch Bild: nu bin ich gleich den Thieren: Jch schwebt’ im Paradeiß in lautrer Froͤlichkeit: Nu sitz’ ich auf der Erd’ in lauter Augst und Leid: Es konte mich kein Grimm der untren Welt beruͤhrẽ: Nu schmeltz’ ich fast fuͤr Hitz’/ und muß fuͤr Frost er- frieren/ Und fuͤhle tausend Weh. Jch war ein Herꝛ der Zeit: Nu meistert sie mich selbst. Jch war mir selbst mein Kleid/(ziehren. Nu muß ich mich auß Noth mit frembden Federn Gott sah mich freundlich an/ uñ hieß mich liebes Kind: Nu schroͤkket mich sein zorn/ uñ stoͤst mich weg die suͤnd. Jch bin mit staͤter Furcht erfuͤllet und umbgeben: Jch schau mein Ungeluͤk mit eignen Augen an: Der Teuffel und der Tod die stehn mir nach dem Lebẽ. Ach ach ich orme Seel! Was hab ich doch gethan! Daß Vierdte. Der Gerechtfertigte Suͤnder. Jch war deß Teufels Selav/ uñ gieng in seinen Bandẽ: Jch war mit Suͤnden-Wust verstellt uñ bluttig roth: Jn Wollust weltzt’ ich mich wie eine Sau im Koth: Jch stank fuͤr Eitelkeit die haͤuffig war vorhanden: Jch war dem Abgrund nah/ uñ sieng schon anzustran- den: Jch lebte wie ein Vieh/ und fragte nicht nach GOtt/ Jch war ein Schatten Mensch/ uñ noch lebendig Todt. Nu Zugabe. Nu bin ich widerumb in Christo auferstanden/ Und lebendig gemacht: die Ketten sind entzwey/ Der Teufel ist verjagt/ und ich bin loß und frey. Jch suche GOtt allein mit eifrigem Gemuͤtte/ Und gebe mich Jhm auf. Was Er mir jmmer thut Jn Zeit und Ewigkeit/ daß sprech’ ich alles gut. Ach daß Er mich doch nur fuͤr mehrerm fall behuͤtte! Daß Fuͤnffte. Der Außspruch uͤber die Verdambten. Geht jhr Verfluchten geht/ jhr Teuffels Rottgesellen/ Jhr Raben die jhr mich nie habt getraͤnkt/ gespeist/ Bekleidt/ besucht/ getroͤst/ noch eingen Dienst geleist: Geht in daß Ewge Feur uñ in den Schlund der Hoͤllẽ. Empfahet euren Lohn in jhren grimmen Wellen/ Blitz/ Donner/ Pestilentz und alls was boͤse heist. Geht und bleibt ewiglich von meinem Reich verweist. Jhr werdt nu Heuln und schreihn/ und wie die Hunde bellen/(nicht/ Jn Durst und Hunger stehn: Eur Wurm der stirbet Daß Feuer loͤscht nicht auß daß euch ist zugericht. Jhr muͤsset ewiglich in Peinen sein gerochen/ Wie jhr verdienet habt. Denn was jhr habt gethan Den Gliedern meines Leibs/ nemh ich mich selber an. Geht jhr Verfluchten geht/ daß Urtheil ist gesprochẽ. Daß Sechste Uberschrifft der Verdamnuͤß. Hier ist ein’ Ewge Nacht: man weiß von keinem la- Ein Jam̃er Ach uñ Weh/ achewig sein verlohrn! (chẽ/ Wird jm̃er fort geschriehn/ uñ waͤrn wir nie gebohrn! Beyneben hoͤrt man nichts als Donnern/ Hageln/ Krachen.(Drachen/ Man sicht den Basilischk mit Kroͤten/ Schlangen/ Und tausend ungeheur: Man ist fuͤr Kaͤlt’ erfrohrn/ J 2 Und Zugabe. Und schmeltzt für grosser Glutt: man schilt sich Narꝛn und Thorn/(rachen. Und kombt doch nimmermehr auß diesem Teufels- Man stirbt uñ stirbt doch nie/ man ligt im ewgen Tod/ Man wuͤttet tobt uñ zoͤrnt/ man flucht uñ laͤstert Gott. Man beist und Hadert sich/ man lebt wie Hund’ und Katzen: Man muß sich ewiglich mit allen Teuffeln kratzen: Man frisset Hüttenrauch/ Pech/ Schweffel/ Teuffels- mist: Ach Suͤnder thu doch Buss’ eh du darinnen bist! Daß Sibende. Der verdambte Ubelthaͤter. Ach weh! bin ich nu? bey lauter hoͤllschen Mohren/ Bey teufflischem Gesind: in Leviathans Schlund \&sr Jn einem feurgen Pful/ der ohne Maß und grund! Ach weh! verfluchter Tag in dem ich bin gebohren! Jch war zur Seeligkeit versehen und erkohren: Der Himmel stund mir frey: ich wuste kurtz uñ rund/ Was Gottes wille war: uñ hilt doch nicht den Bund! Nu muß ich ewig sein verstossen und verlohren! O du verfluchter Leib/ zu was hastu mich bracht! O du verflnchte Seel was hastu mir gemacht! Ach tausend Ach und Weh! Was hilfft mich nu mein Prangen/ Mein Geitz und boͤse Lust! Ach haͤtt ich gutts gethan! Nu ist die Reu zu spaͤt/ Gott nimbt sie nicht mehr an: Jch bleib in Ewigkeit mit hoͤllscher Oval umbfangen. Daß Achte. Der Spruch uͤber die Seeligen. Kombt jhr gesegneten/ embfahet eure Kronen Die jhr erworben habt durch meinen Lauf und Tod: Kombt Zugaͤbe. Kombt uñ besitzt daß Reich der Herꝛlichkeit mit Gott/ Jch wil euch ewiglich fuͤr eure Gutthat lohnen. Jhr habet mich getroͤst/ und bey euch lassen wohnen/ Jhr habet mich gespeist/ getraͤnkt/ besucht in Noth/ Bekleidet und bedekt nach meinem Liebsgeboth/ Nu solt jhr auch mit mir besitzen eure Thronen/ Und ewig triumphirn. Jhr sollet euch nu freun Fuͤr eure Trew und Muͤh/ und jmmer bey mir sein. Deñ was jhr habt gethan dem kleinsten auf der Erdẽ/ Dasselb’ ist mir geschehn/ und sol in Ewigkeit/ (den. Mit allem was jhr nur euch wuͤntscht vergolten wer- Kombt und geniest mich selbst und alle Seeligkeit. Daß Neundte. Uberschrifft der Seeligkeit. Hier ist es jmmer Tag/ hier scheint die Ewge Sonne/ Hier weiß man nichts von Weh/ von Kum̃er Angst und Leid: Man lebt in gantzer Lust und gantzer Seeligkeit. Man siht und hoͤret nichts als lauter Frewd und Wonne.(Bronne. Man trinkt sich satt und Voll beym suͤssen JEsus- Man sitzt in stoltzer Ruh/ man daͤnkt an keine Zeit/ Man leget niemals ab daß Kleid der Herꝛlichkeit. Hier rauschet wie ein Strom was vor nur tropffweiß ronne. Hier schaut man Gottesglantz und suͤsses Angesicht/ Hier wird man uͤberformt mit seiner GOttheit Licht. Hier senkt man sich in Jhn/ uñ giebt jhm tausendkuͤsse. Man liebt uñ wird geliebt/ man schmekt jhn wie er ist. Man singt sein Lob und alls worzu man ist erkiest. Ach JEsu hilff mir doch damit auch ichs geniesse! Daß Zehende. Der Abgeleibte Seelige. O GOtt wiewol ist mir! mein Leiden ist verschwundẽ J 3 Die Zugabe. Die Schmertzen sind dahin/ die Truͤbsal hat ein End’/ Und alles Hertzeleid ist von mir abgewendt: Jch bin nu Kaͤrkerloß und seeliglich entbunden: Jch habe Freudenreich gesiegt und uͤberwunden: Kein Feind beruͤhrt mich mehr/ uñ was man boͤse neñt: Es wird mit keinem Weh mein froͤ-lich sein getrent. Jch habe wahre Ruh/ und wahre Lust gefunden. Der Himmel lacht mich an/ die Engel nehmen mich Sambt allen Heiligen mit Freuden untersich. Jch bin so voller Trosts daß ich fast uͤberfliesse: Jch habe was ich wil/ und wil was ich geniesse: Jch habe nu genug: man fuͤhrt mich wie ich bin Zu meinem Braͤutigam und süssen JEsu hin. ENDE. Permissu Superiorum. APROBATIO . S Erenissimi \& Reverendissimi Principis ac Dn: Dn: Leopoldi Guilielmi, Archiducis Austriæ, Ducis Burgundiæ, Styriæ, Carinthiæ, Car- niolæ \& Wirttenbergæ, Comitis Habspurgi, Tyrolis \& Goritiæ, Administr: magni Gra- latus in Prussia, Ord: Teutonici per Germa- niam \& Italiam partesq́; transmarinas Ma- gni Magistri, Episc: Argentorat: Halbersta- tens: Passouiens: Olomucens: \& Vratislaui- ens: per Silesiam Officialis ac Vicarius Gene- ralis Nos Sebastianus à Rostock S. S. Theol: \& Philosophiæ Doctor, Protonotarius Apo- stolicus, Cathedralis Ecclesiæ Vratislauiens: Archidiaconus, ibidem apud S. Crucem Canonicus \&c. Fatemur Libellum piarum ac profundarum meditationum versibus Germanicis concinnatum sub nomine \& Ti- tulo Joannis Angeli Silesij Geistreiche Sinn- und Schluß-Reime Nobis exhibi- tum fuisse revidendum. Et quia ad pios animæ motus conciliandos aptissimus, im- primi posse meritò censuimus. In cujus rei fidem hasce Officij nostri Sigillo, ac pro- priæ manus subscriptione roborauimus. Vratislaviæ 6. Julij 1656 . Serastianus â Rostock. Gedruckt und Verlegt zu Wienn/ bey Einer Loͤbl: N: Ge: Landtschafft Buch- drucker/ Johann Jacob Kůrner. Anno . M. DC. LVII .