Herrn Albrecht von Hallers Praͤsidenten der Koͤnigl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Goͤttingen, Mitgliede der Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften zu Paris, der Koͤniglichen Chirurgischen in Frankreich, der Kaiserlichen, Berlinschen, Schwedischen, Bononischen, ꝛc. ꝛc. Anfangsgruͤnde der Phisiologie des menschlichen Koͤrpers. Fuͤnfter Band, Die aͤusserlichen und innerlichen Sinne. Aus dem Lateinischen uͤbersezt von Johann Samuel Hallen, Professoren des Koͤnigl. Preußischen Corps des Gadets in Berlin. Berlin und Leipzig, Jm Verlag Christian Friedrich Voß , 1772. Vorrede. Mein Schikksal verhaͤngt es, ge- neigter Leser, ob ich gleich al- len Gelehrten wohl will, und ihren Namen, sie moͤgen von mir halten, was sie wollen, niemals zu verkleinern suche; und ob ich gleich ausserdem keinen jemals, nur Coschwizzen aus- genommen, angegriffen, ja auch die Entdekkung dieses Mannes, da ich noch jung, und beinahe * 2 noch Vorrede. noch ein Kind war, in den Jahren 1725 und 1727, jedoch mit geziemender Bescheidenheit widerlegt habe, daß ich demohngeachtet doch, bei diesen meinen Gesinnungen, fast Jahr vor Jahr bittre Schmaͤhschriften wider mich erscheinen sehen mus. Und dennoch weis ein jeder, wie ich dem H am- berger bei seinem Leben Jn den 1754. zu Lausanne herausgegebnen Opuseulis. , und nach seinem Tode Jn dem Mem. sur la Respirat. zu Lausanne 1758. edirt, und in den ohnlaͤngst wieder aufgelegten Opusculis, und in phisiol. Element. T. III. , nachdem Haens Buch schon erschienen, welches beinahe eben so bitter schreibt, geantwor- tet habe. Und es kann jedermann leicht entschei- den, wie ich Gunzens Verdienste gelobt, und Albins, sowol vor seiner scharfen Censur, als nach derselben Erwaͤhnung gethan habe. Mein Entschluß ist keine leichte Sache. Jch eile, dieses lange Werk zu Ende zu bringen, und bediene mich des Landlebens, welches nur allein im Stande ist, mir Ruhe zu verschaffen, wiewol ich jezzo einige oͤffentliche Geschaͤfte weniger zu besor- gen Vorrede. gen habe Directorium Rupénse, et vices Gubernatoris Aquiljeæ. . Jch mag diese fuͤr mich angenehme Arbeit, welche mehr Nuzzen, als alles Gezaͤnke stiftet, nicht auf die Seite legen, um Schmaͤh- schriften zu zergliedern, und Knoten aufzuloͤsen, wodurch man deutliche Erfahrungen verwikkeln, und unterdruͤkken will. Je mehr diese Versuche von kundigen Maͤn- nern, die sich der Vorfaͤlle in der Wundarznei- kunst bedienen wollen, wiederholt werden, desto besser werden sie ihnen den Weg zeigen, die Zwei- fel der Unglaͤubigen zu entkraͤften. Vor kurzen hat Hunter, Camper, Caldan unsre Arbei- ten mit seinem Zeugnisse beehrt; bei solchen Exem- peln laͤst sich schon auch was mehreres hoffen. Doch Sie halten sich, wenden mir meine Freunde ein, denen wie es scheint, meine Ehre, mehr, als mir selbst am Herzen liegt, Sie halten sich indessen so geruhig. Sie hoͤren die Schmaͤ- hungen an, und heissen sie durch ihr Stillschweigen gut; sie staͤrken Leute in ihrer Verwegenheit, und diese wagen alles, weil sie sich fuͤr nichts fuͤrchten. * 2 Jn Vorrede. Jn der That haben sie, wie ich an mir erfahre Recht, und dennoch bleibe ich bei dem obigen Ent- schlusse. Jch schone mich lieber. Vielleicht koͤnn- te ich mich nicht enthalten, wenn ich auf ihre bit- tre Reden, und ungerechte Verleumdungen ant- worten wollte, die dem Menschen angebohrne Empfindlichkeiten aufzuopfern, und vielleicht wuͤr- de meine Antwort einige Hizze verrathen. Nun- mehr ist es mir ertraͤglicher, daß die Erbitterung meiner Feinde der Nachwelt in die Hand komme, als daß sie meine Hizze lesen soll. Ein redlicher Mann zu sein, der auch mit seinen Gegnern bil- lig verfaͤhrt, scheint mir mehr, als alle Ehre der Gelehrsamkeit werth zu sein; und es ist keine Schande, gar zu redlich zu sein, wofern bei dieser Tugend zugleich das Laster Plazz finden kann. Den Feinden hart zu fallen, und sich uͤbel verdienten Personen furchtbar zu machen, scheint mir eine leichte Rolle zu sein, und es gehoͤrt kein grosser Wizz dazu, daß man schimpfen kann, wenn wir von dem Widerwillen unterstuͤzzt werden. Jn- Vorrede. Jndessen habe ich doch in der Haenischen Vindiciæ \&c. Viennæ. 1762. Schrift, dasjenige sorgfaͤltig heraus gesucht, und auch meine Freunde haben es gethan, was die Sache selbst einigermaassen naͤher angeht. Es trug dieser beruͤhmte Mann keinen einzigen Ver- such vor, wenn man nicht darunter dasjenige ver- stehen will, welches, wenn es gelten soll, offen- bar fuͤr mich ist, daß er naͤmlich die Sehne eines Menschen, ohne daß derselbe Mensch davon Em- pfindung gehabt, mit den Fingern ergriffen p. 112. . Er brachte zwar die Versuche des Radnizki, ei- nes Arzneibeflissnen, und des Vandelli, der ebenfalls noch kein Anatomicus ist bei, auf diese aber hatte ich bereits zwei Jahre zuvor geantwor- tet. Doch es sagte einer von meinen Freunden, diese Schatten abgelebter Feinde, wuͤrden gegen mich, als ob sie noch lebten, aus dem Reiche der Schatten aufgerufen. Da er mir uͤbrigens die Widerspruͤche mehr- malen zur Last legt, die, wie er sagt, uͤberall vor- * 4 kom- Vorrede. kommen, so will ich hier diese Anklage beantwor- ten, weil man darauf kuͤrzlich antworten kann. Wenn ich die Versuche mit den Folgerungen daraus, erwaͤge, so habe ich oft gefunden, daß diese jenen entgegen sind. Jch gebe also beiden Partheien Gehoͤr, und ein Mensch, dem die Wahr- heit am Herzen liegt, kann sich dieses zu thun nie- mals entbrechen. Zum Exempel, Schlagadern scheinen, ihre groͤste Staͤmme ausgenommen laut den Versuchen weder reizzbar, noch geschikkt zu sein, sich zusammen zu ziehen; indessen scheinen sie sich doch, vermoͤge andrer Schluͤsse, die nicht zu ver- werfen sind, zusammen ziehen zu koͤnnen. Folg- lich mus man gestehen, daß Schlagadern unter dem Messer nicht reizbar, doch aber unter andern Umstaͤnden es zu sein scheinen. Die Blutadern sind uͤberhaupt nicht reizbar pag. 204. , sie haben aber auch keine fleischige Haͤute be- kommen: doch hat die Holader in der Brust, die obere sowol, als die untere, Fasern, sie ziehet sich zusam- Vorrede. zusammen, und sie ist dem Reizze unterworfen. Jch lehre beides, und dadurch, widerspreche ich mir auf solche Art selbst, daß man meinen Ver- suchen keinen Glauben beimessen kann, und eben so wenig gefallen ihm auch meine uͤbrige Gruͤnde. Sehnen sind nicht reizbar pag. 146. , und sie lassen sich weder von einer angebohrnen Kraft, noch durch die Nerven zusammen ziehen. Und dennoch ziehen sich Sehnen, auch lange nach dem Tode, noch von der todten Kraft zusammen, und eben solche Beschaffenheit hat es auch mit den Blut- aderklappen des Herzens. Diese Wahrheiten, diese jedermann bekannte Wahrheiten, meinet Haene, widersprechen sich einander auf das un- anstaͤndigste. Man sollte glauben, das Pericranium pag. 48. , habe nach der Analogie zu urtheilen, keine Em- pfindung, weil es von der Art des Knochenhaͤut- chens ist; und dennoch scheinet es nach andern Versuchen, zu empfinden. Es kriechen am Pe- * 5 ricra- Vorrede. ricranio tiefe Nerven, welche man nothwendig mit zerschneidet, wenn man das Pericranium be- schaͤdigt. Folglich sind hier keine solche Versuche, die die Liebhaber der Wahrheit uͤberzeugen koͤnnten. Daher rede ich von der Empfindlichkeit des Pericranii in so fern, daß ich dennoch der Ana- logie der harten Gehirnhaut mehr Einfluß zu- schreibe. Und dennoch ruft der beruͤhmte Mann diese so einfaͤltigen Dinge, mit einer schmaͤhenden Mine, fuͤr Saͤzze, eines sich widersprechenden Menschen aus. Von dem Marke der Knochen pag. 172. , habe ich keinen eignen Versuch, ich sehe, daß dergleichen schwer zu machen ist, und daß ihm gegenseitige Versuche im Wege stehen. Jch nehme also, so lange bis jemand auftreten wird, der einen Ner- ven nebst der Schlagader, und einer ernaͤhrenden Blutader bis ins Mark verfolgen kann, den Sazz an, und will alsdann gerne zugeben, das Mark habe eben solche Empfindung, als ein Nerve hat Vorrede. hat. Auch dieses soll sich wieder, meinem Geg- ner zu Folge widersprechen. Jch sage pag. 175. 177. \&c. , das Herz habe so viele Nerven, daß sie folglich zur Empfindung hinreichen koͤn- nen, sie waͤren aber so klein, daß sie zu einer sehr scharfen Empfindung nicht hinlaͤnglich sein koͤnn- ten. Jch gestehe endlich, daß sich die Nerven vom Messer in innerliche kleine Muskelstreife, die vom Blutaderblute blos durch ihre zarte Beklei- dung getrennt werden, zertheilen lassen, oder we- nigstens doch nicht zertheilt worden. Und den- noch scheine es gewis zu sein, daß in diese Gegend des fast nakkten Herzfleisches, kleine Nerven hin- laufen, weil uͤberall im Koͤrper des Menschen Ner- ven zu den Muskelnstreifen gehen; hier aber im Herzen dergleichen Muskelstreife vorkommen. Bil- lige Richter moͤgen urtheilen, wie sich diese voll- kommne Wahrheiten einander zuwider sein koͤnnen. Jch habe eingestanden, daß ich in Thieren, durchs Reizzen keinen Husten pag. 180. hervorbringen koͤnne Vorrede. koͤnne, ausser einmal an einem Lamme, und nicht einmal voͤllig. Am Menschen verursacht eben dieser Reizz, oder eben der angefuͤhrte Schwe- felrauch, leicht einen Husten. Und dieses ist wirklich wieder, wie der beruͤhmte Mann will, ein abscheulicher Widerspruch. Es ist wider die Wahrheit, daß sich das Herz blos an kalten Thieren ausleeren soll pag. 228. . Es leeret sich ganz augenscheinlich, im Huͤhnchen im Eie aus, und ich habe es oft im Menschen, doch nicht allezeit, leer gefunden. Jst es nicht allezeit in todten Koͤrpern leer, so stekkt die Ursache in der zustossenden lezzten Schwachheit, welche nicht hinlaͤnglich ist, daß das Herz die lezzten Blutklum- pe austreiben kann. Daß das Herz pag. 236. seq. lang und kurz werde, ob es sich gleich nicht ausleert, folgt aus der allgemei- nen Natur der Fasern, welche wenn sie von Wech- selrichtungen hin und her gezogen wird, zittert. Dieses Vorrede. Dieses ist sehr widersprechend, sagt Hacn, ob man gleich beide Phaͤnomena zuverlaͤßig gesehen. So viel finde ich, herauszuziehen, und zu wi- derlegen. Alles uͤbrige thut zur Sache nichts, ob es gleich meinen guten Namen angeht. Doch ich glaube, daß sich dieser, ohne durch meine laster- hafte Handlungen, nicht beflekken laͤst. Die einzige, und wie ich felbst davor halte, verdiente Nachrede, trift die Citationen. Da, bei deren unendlichen Menge, meine alte Hand, wenn ich die Charactere ziehe, zittert, da ich von der Pres- se entfernt lebe, da der Corrector oder Drukker leicht einen andern Zug, statt des Vorgeschriebnen, greifen kann, so kann mir dieses, wenn ich die Blaͤtter aus der Presse nachsehe, nicht so sehr ver- dacht werden, da ich in einem obrigkeitlichen Amte sizze, und mit ernsthaften Sorgen beschaͤf- tigt bin; ja ich glaube selbst, daß hier Fehler mit untergelaufen, und ich bitte deswegen um Verge- bung. Doch halte ich nicht davor, daß man Drukfehler von Wichtigkeit bemerken werde. Was zur Vorrede. zur Bestaͤttigung eines Sazzes gehoͤret, habe ich aus dem gegenwaͤrtigen Buche des Autors genom- men, oder dabei erinnert, wenn ich dieses Buch nicht eben bei der Hand gehabt. Und dennoch wiederhole ich auch hier billig, daß ich die citirte Stellen nicht darum anfuͤhre, weil beruͤhmte Maͤnner mit mir einerlei Gedanken davon gehabt. Es ist gewis, und geschicht oft, daß Leute, was die Sache selbst betrift, das Gegentheil behaup- ten, so oft ich die Namen der Schriftsteller nicht auf die Art anfuͤhren wollen, daß ich sie widerleg- te, weil ich mich daran begnuͤgte, durch das An- fuͤhren derselben zu zeigen, daß ich ihre Gruͤnde gelesen. Mit diesem Abschiede, empfehle ich, unsre Arbeit, geneigter Leser, Deinem Wohlwollen, den 11. April 1763. Des Des eilften Buches der Anfangsgruͤnde der Phisiologie Zweeter Abschnitt, Die Erscheinungen in der Muskel- Bewegung. §. 1. Die Kraft, sich zusammenzuziehen, uͤberhaupt betrachtet. E s erstrekker sich diejenige Kraft, vermoͤge welcher sich die Grundstoffe einer Faser einander naͤhern, nicht nur uͤber das thierische Reich allein, sondern auch eben so wohl uͤber das Reich der Pflanzen Es ist der elastische tonus in den Pflanzen groͤsser. BOSE secr. hum. plant. p. IX. . Diese Kraft scheinet nicht nur uͤberhaupt die Ursache des Zu- H. Phisiol. 5. B. A Thierische Bewegung. XI. Buch. Zusammenhaͤngens zu sein, sondern sie laͤst sich auch durch eine leichte Erfarung deutlich machen, wenn man eine Faser, der Laͤnge nach, aus einander zieht, wieder los laͤst, und beobachtet, wie sie in wenig Augenblikken ihre erste Kuͤrze wieder bekoͤmmt, und diese Bestrebung, wodurch sie sich zu verkuͤrzen sucht, nie verliert, son- dern so lange anstrengt, bis sie ihre erste Kuͤrze wieder gewonnen hat BOERHAAVE de viri- bus medieament. p. 66. . Diese Bewandnis hat es mit dem Hanfe, dem Flachse, der Feder, den Haren, mit den Membranen, mit den Zellfasern, mit einem abgestorbnen Muskel, mit den Darmsaiten aus Thieren; ja hiervon ist nicht einmal der aus B. LANGRISCH musc. mot p. 48. 49. vergl. SCHREI- BER almagest. p. 89. A. Franc. PAWLOWSKY de fibra de- bili. Thieren oder Pflanzentheilen gemachte Leim selbst ausgenommen. Sie ist in den kleinsten Theilgen staͤrker, als in den grossen, weil von den einzeln losgezerrten zarten Faͤden Es besizzen die zaͤrteste Sei- denfaͤdengen eine Kraft, welche sich zur Schweinsborste verhaͤlt, wie 33915 zu 7970, das ist, eine viermal groͤssere. MVSSCHEN- BROECK de cohaes. corporum. Es wird die Elasticitaͤt einer thie- rischen Faser durch die Waͤrme ge- schwaͤcht. MUSSCHENBR. in- stit. p. 440. mehr Gewicht, als von ihnen zusammengenommen, getra- gen wird. Es koͤmmt auch diese Kraft nicht von dem Gewebe, oder einiger Verdrehung her, indem diese Ver- kuͤrzungskraft an einer geraden und einfachen Faser groͤs- ser ist, und hingegen durch ein Zusammendrehen vermin- dert wird Eben der, das. p. 509. seq. WALLERIUS act. reg. soc. Suec. 1739. Trim. I. n. 7. NOL- LET leçons de physique. Tom. III. p. 158. . Andre grosse Maͤnner, die man selbst nachschlagen kann BELLIN de villo con- tract. Prop. 52. SANTORIN de fibra in edit. oper. BAGLI- VIANORUM p. 761. 762. , erklaͤren den Faserbau nach dem Sinne ihrer Hipotese. Doch II. Abschnitt. Erscheinungen. Doch es hat das Ansehn, daß sich diese Kraft um so viel staͤrker aͤussere, je groͤsser die Gewalt ist, welche eine Faser hervorbringt, so wie eine musikalische Saite an sich haͤrter ist, und sich mit einer groͤssern Gewalt zusammen- zieht, wenn sie hundert Pfunde traͤgt, als sie sich sonst zusammenziehen wuͤrde, wenn man sie blos mit zehn Pfunden ausspannen wollte. Sie bedarf also, da sie von einem so grossen Gewicht ausgedehnt worden, wenn man sie weiter ausspannen will, einer groͤssern Kraft, und springt daher, wenn man sie los laͤst, auch viel staͤrker und geschwinder wieder zuruͤkke. Es erfordert die Menschen- haut SAUVAGES physiol. p. 16. Theor. tumor. p. 7. VARENNE in thesi: Ergo uieri contractio praecipua partus causa. , wenn sie noch einmal so lang ausgedehnt wer- den soll, eine zehnmal groͤssere, und wenn sie sechsmal laͤnger gemacht werden soll, zwanzigmal mehr Kraft SAUVAGES theor. tu- mor. p. 7. . Man hat einen Hautriemen durch ein einfaches Gewicht auf vier Linien, durch ein gedoppelt Gewichte bis sieben, durch ein dreifaches Gewicht, bis auf neun Linien ausge- spannt Idem ibid. . Jndessen hat doch auch diese Gewalt ihr be- stimmtes Maas, und wenn man eine Faser uͤber ihr Ver- moͤgen verlaͤngert, so zernichtet sich diese Kraft voͤllig, und leidet von der Zerrung dergestalt, daß sich die Grund- stoffe von einander trennen, und eine Tonsaite zersprin- gen mus. Eben so scheint auch diese natuͤrliche Verkuͤrzungskraft, gegenseitig in dem Beruͤhrungspunkte stille zu stehen, wenn sich naͤmlich die Grundstoffe einander so nahe bringen lassen, daß man sie nicht naͤher bringen kann. Sie suchen sich einander selbst so nahe zu kommen, als es ihre Natur und die Freiheit verstattet. Es zerris ein Hautrieme, als man ihn von drei bis sechs Zoll ausspannte, und seine Enden waren wieder, zusammengenommen, drei Zoll lang, und wie Abschnitte einer gezerrten Schlagader anzusehen ibid. p. 8. . A 2 Jn- Thierische Bewegung. XI. Buch. Jndessen ist es doch warscheinlich, daß auch alsdenn noch eine geheime Verkuͤrzungskraft ruͤkkstaͤndig sei, wel- che sich kuͤnftig aͤussern kann, wofern man die Hindernisse aus dem Wege zu raͤumen vermag, welche dem Beruͤren der Grundstoffe hinderlich sind. Wir kennen naͤmlich kein koͤrperliches Wesen, welches nicht seine Poros und Raͤume zwischen den Grundstoffen haͤtte, durch welche sich die Grundstoffe einander naͤhern koͤnnen. §. 2. Jn welchen Theilen diese Verkuͤrzungskraft angetroffen werde. Vielleicht ist kein einziger Theil im menschlichen Koͤr- per von dieser Gewalt voͤllig ausgeschlossen. Sie offen- baret sich indessen am deutlichsten an den Muskeln, und naͤchst diesen an den Membranen, an der Ribbenhaut, dem Knochenhaͤutchen, dem Mittelfelle, wie auch an den Sehnen, Baͤndern, und am Zellgewebe. Wenn sie ja mangelt, so mangelt sie den ungemein weichen Theilen, dergleichen das Mark, die Markrinde im Gehirne, oder das Nezhaͤutchen im Auge ist; oder sie felet auch den ganz harten Theilen, als den Knochen und Zaͤhnen. Alle die Theile, welche sich wieder zusammenziehen, geben alle nach, wenn man sie durch Gewichter ausdehnt, sie werden laͤnger, behalten aber immer noch das Bestre- ben, sich, sobald sie koͤnnen, wieder in ihre erste Kuͤrze zuruͤkke zu ziehen. Man kann leicht begreifen, daß ver- schiedne Theile auch eine verschiedne Staͤrke besizzen. Un- ter allen scheinen die Muskeln darunter die schwaͤchsten zu sein, und diesen folgen die Muskelnstreifen an der Mem- bran oder Harnblase, am Magen, welche doch an den Schlagadern noch etwas haͤrter sind Physiolog. die ohnlaͤngst in hollaͤndischer Sprache heraus- gekommen, und mir viel zu spaͤt zu Haͤnden gekommen, als ein kur- zer Begriff der albinischen Vor- lesungen. p. 384. . Staͤrker sind die II. Abschnitt. Erscheinungen. die Membranen, als die harte Gehirnhaut, das Wesen der Schlagadern, das Knochenhaͤutchen, die Haut, Sehne und das Band. Jch will von jedem besonders einige Versuche melden. Jch weis nicht, ob das Kopfhaar nicht, wenn man dessen Zaͤhigkeit in Betrachtung zieht, alles uͤbrige darinnen, nebst der Seide, deren Faͤden, weil sie zaͤrter, auch zum Wiederstehen am geschikksten und staͤrksten ist, uͤbertreffe. Es traͤgt ein Faden von der Seidenraupe, ehe er zer- reist, 85 Gran MVSSCHENBROECK de cohaesione corporum p. 521. . Ein Spinnenfaden haͤlt 15 Gran aus p. 522. . Ein Kopfhaar, welches sieben und funfzigmal dik- ker, als ein Seidenfaden war, vertrug 2069 Gran p. 521. . Ein Pferdshaar, das siebenmal dikker ist, zerris erst von 7970 p. 522. bis 7920 Gran. Eine musikalische Saite stand ein dreimal groͤsseres Gewichte aus p. 524. . Ein Riemen aus Leder geschnitten, der \frac{4}{10} Zoll breit und \frac{18}{100} dikk war, hielte 380 Pfunde ibid. , und in einem andern Ver- suche hielt ein solcher Riemen, der eine Linie im Quadrat war, 200 Pfunde aus SAUVAGES theor. tu- mor. p. 5. . Die sogenannte Achilles oder Sprungsehne trozzte dem schwersten Gewichte LOUIS disc. hist. critic. p. 23. und die Sehne des dunnen Schienbeinsmuskels, die doch nicht viel dikker, als zwo Linien ist, stand den Druck von achtzig Pfunden aus CROONE p. 11. . Man hat ohnlaͤngst in Frankreich angefangen, zu den Trageriemen an den Kutschen Thiersehnen zu gebrauchen, weil sie staͤrker als Riemen befunden worden Hist. de l’ Acad 1755. p. 145. . Es haben blos die Kap- selbaͤnder an einem Kalbsfusse Instep Anglis. 119 Pfunde getragen HALES haemastat. p. 170. , so wie blos das Knochenhaͤutchen 431 Pfunde p. 171. , A 3 und Thierische Bewegung. XI. Buch. und da es einen Zoll gros war, 100 Pfunde ausgehal- ten HALES haemast. p. 172. . Das Band an der Fuswurzel Hock joint. zerris erst bei 830 Pfunden p. 172. . Hingegen ist der Muskel schon viel schwaͤcher. Es laͤst sich naͤmlich ein, aus der Haut geschnittner Riemen, drei- mal laͤnger ausdehnen SAUVAGES l. c. p. 5. . Hingegen laͤst sich eine Magen- faser nur bis zum siebenten Theil ihrer Laͤnge ausspannen, da sie denn zerreist, und das thut eine Blasenfaser SAUVAGES physiol. p. 20. noch viel eher ibid. , und noch eher die Faser von der Karotis ibid. . Es ist diese Kraft, sich zusammen zu ziehen, welche man blos durch die Anziehungskraft der Grundstoffe gegen einander bestimmen koͤnnte, und die den Thieren mit den Metallen gemein ist, ein wenig von unsrer eigentlichen Absicht entfernt, und wir naͤhern uns also derselben wieder. §. 3. Daß sich die todte Faser eines Thieres noch zusammenziehe. Es koͤmmt dasjenige Zusammenziehen, welches sich an einer thierischen Faser bestaͤndig und so lange das Thier lebt, aͤussert, um sich zu verkuͤrzen bei dem VANDERMONDE 1757. Janu. , und welches eben sowohl, an einem feuchten Leichname noch fortdauret, hingegen mit der Trokkenheit allmaͤhlich verschwindet, schon den Ursachen der Muskelbewegung naͤher. Es ist das Maas dieses Zusammmenziehens derjenige Raum, welchen eine von den Nebenfasern abgesonderte Faser, um sich kuͤrzer zu machen, durchlaͤuft. Es pflegt naͤmlich jede Membran, wenn man sie durchschneidet, die Wunde immer groͤsser und groͤsser dadurch zu machen, daß sie ihre Fasern gegen den noch festen und unbeschaͤdigten Theil zu- ruͤcke zieht. Man kann diese Kraft an den Wunden SAUVAGES theor. tu- mor. p. 9. lebendiger Thiere deutlich sehen, indem sie die Lefzen der Wunde II. Abschnitt. Erscheinungen. Wunde von einander zerret, und aus einer einfachen Spalte eine weite Oefnung macht. Sie bezeugt sich an dem Mittelfelle PERRAULT T. III. p. 74. LORRY beim VANDER- MONDE. 1757. Janv. , der Ribbenhaut LORRY bei dem VANDERM. loc. cit. dem Darmfelle, der Haut SAUVAGES l. c. p. 9. , dem Zellgewebe v. GEUNS de vita p. 17. und an der Sehne Denn es gehen die zer- schnittnen Theile derselben aus- einander. PAGANI und BO- NIOLI. p. 158. . Sie ist am Zellgewebe so gros, daß ich blos von dieser in Krankheiten zugenommenen Kraft am Unterleibe und der Huͤfte eine offenbare Haͤrte wargenommen, davon die Huͤfte, ohne allen Feler der Muskeln zusammengezogen und gebogen war Opus patholog. obs. 52. . Von dieser Art war diejenige alte Kruͤmmung des Kniees, welche man durch Baͤder heilte MA- LOET hist. de l’Acad. 1728. . Es aͤussert sich diese Kraft an den Mus- keln noch deutlicher und verschwindet am getrokkneten Flei- sche fast ganz und gar. Es ziehet naͤmlich ein Muskel, dessen Bauch man mitten durchschneidet, seine Fleischfa- sern mit Gewalt gegen die Enden zuruͤkke GALEN. de motu musc. T. I. p. 623. , da- von auch in todten Koͤrpern ein grosser Zwischenraum ent- steht. Schneidet man seine beiden Enden von den Kno- chen los, so ziehet sich der Muskel gegen die Mitte seines Bauches zusammen VESAL pag. 519. FA- BRIC. ab AQVAP. de act. musc. p. 88. . Trokknes Fleisch behaͤlt hinge- gen wenig von dieser Kraft uͤbrig. Wenn man eine Schlagader, die in diesem Stuͤkke mit den Muskeln viel Aenlichkeit hat, an beiden Enden bindet, und sie alsdenn dies und jenseits von dem uͤbrigen Stamme losschneidet, so verkuͤrzt sie sich ebener maaßen, und sie wird uͤberhaupt um die Helfte kuͤrzer STVART loc. cit. p. 40. und SAUVAGES physiol. p. 23. ; ist sie hingegen schon steif, so zieht sie sich weniger und langsamer zuruͤkke. Es zog sich eine Fleischfaser um etwas hurtiger, bis auf ein Drittheil ihrer Laͤnge zusammen SAUVAGES l. c. . A 4 Es Thierische Bewegung. XI. Buch. Es scheint diese Kraft in thierischen Theilen bestaͤndig zu wirken, ob man ihre Wirkungen gleich nicht allemal gewar wird. Es scheint naͤmlich das, einem jeden Theil- chen eigene Zusammenziehen, von dem gegenseitigen Zu- sammenziehen zweener benachbarten Grundstoffe bestritten und gezerrt zu werden, indem beide nicht kuͤrzer werden koͤnnen, ohne den mittlern Theil aus einander zu ziehen. Jndem nun dieses in allen geschieht, so scheint daraus eine Ruhe zu entstehen, welches die Summe der gegenseitigen und sich einander zerstoͤrenden Kraͤfte ist. Sobald aber ein Theilchen von den Nebentheilen durch eine Verwun- dung| abgesondert wird, so wird alsdenn die Lefze oder Wunde frei, und da sie nicht mehr von der Gegengewalt feste gehalten wird, so ziehet sie sich gegen das benachbarte Theilchen, von dem sie gezerrt wird, oder gegen den noch ganzen Theil der verlezzten Membran zuruͤkke. Uebrigens hat diese Kraft mit dem Leben nichts zu thun vergl. SAUVAGES theor. tumor. p. 7. . Denn ob sie sich gleich an einer feuchten und biegsamen thierischen Materie deutlicher aͤussert, so ver- haͤlt sie sich doch nach voͤlligem Tode, an ausgeschnittnen Gliedmaaßen, Muskeln und Membranen noch lange. Jch rechne zu dieser Kraft auch diejenige Art einer ab- gestorbnen Reizbarkeit, welche sich nach den chemischen Giften in allen Theilen des menschlichen Koͤrpers, beson- ders aber nach dem rauchenden Nitergeiste, Vitrioloele, Spiesglasbutter, und andern dergleichen wieder aͤussert. Es pflegen naͤmlich diese so hizzige Fluͤssigkeiten, das Zell- gewebe ZIMMERMAN. Exp. 62. , die Haut memoir. sur les part. irrit. et sensib. p. 397. ZIMMERM. Exp. 63. 64. , die aus dem Zellgewebe beste- henden Membranen Meninges BIKKER. nat. hum. p. 47. Die Membranen im Schafe. BIKKER. Das Ge- kroͤse. LORRY Journ. de med. 1756. Dec. , den Mutterkuchen BIKKER. natur. hum. p. 47. LVPS. de. irritab. p. 34. , die Ein- ge- II. Abschnitt. Erscheinungen. geweide LORRY 1757. Janv. prem. mem. \&c. p. 53. 397. ZIM- MERMAN. Exp. 60. 61. , Schlagadern Mem. sur les part. irrit. p. 56. Exp. 267. 268. 280. 565. seqq. PAGANI et BONIOLI p. 177. BIANCHI. apud VAN- DERMONDE. pag. 171. 172. ZIMMERM. Exp. 67. 68. 69. , Blutadern Mem. sur les part. irrit. p. 58. Exp. 286. 288. 289. 291. 292. 565. seqq. PAGANI et BON- IOLII. ZIMMERM. Exp. 70. sqq. , Milchge- faͤsse memoir. sur les part. irrit. p. 58. Exp. 293. 295. 296. 298. , Auswurfsgaͤnge Der Gallengang. PAGA- NI et BONIOL. p. 193. me- moir. sur les part. irrit. p. 59. Exp. 314. ZIMMERM. Exp. 59. URETER. Mem. loc. c. Exp. 333. 336. ZIMMERMAN. Exp. 56. URETER ibid. ZIMMERM. Exp. 57. , die Harnsaͤkkchen PAGANI etc. Es ist aber solches ein wirklicher Muskel. , Gallenbehaͤlter Mem. sur les part. irrit. p. 59. Exp. 299 300. 303. 304. 308. 310. 311. 313. FELIX. Exp 6. PAGANI. p. 193. ZIMMERM. Exp. 58. , die Nerven BIANCHI p. 173. Exp. nost. 565. 566. 567. ZIMMERM. Exp. 74. 75. 76. , Sehnen Exp. nostr. 565. 566. 567. ZIMMERMAN. Exp. 65. 66. , selbst die Muskeln und das Herz, wenn sie gedachte Theile be- ruͤren, zu veranlassen, daß sie sich in ihrer Laͤnge verkuͤr- zen muͤssen. Von ihnen wird das Zellgewebe, nebst dem Fette selbst benagt und verzehrt; alles uͤbrige, was eine groͤssere Festigkeit hat, zieht sich blos zusammen, bekoͤmmt tiefe Furchen Exp. 300. 377. 407. 486 etc. , verengert sich, wenn es hole Behaͤlt- nisse sind, und ziehet sich zu einer Kruͤmme zusammen; wenn es hingegen lange und gerade Schnuͤre sind prem. mem. sur les part. irrit. p. 52. , so krichen sie ein. Wir nehmen dieses Zusammenziehen mit dem obge- dachten zusammen, weil eben so wohl alle Theile des Menschenkoͤrpers von den Giften zusammen schrumfen, welche, wie wir gleich melden werden, kein andrer Reiz noͤthigt, sich zusammen zu ziehen; ferner weil sich auch lange nach dem Tode noch die Gifte an diesen Theilen durch das Benagen und Zusammenziehen eben so, und so lange aͤussern als diese Theile feucht und biegsam sind, A 5 an Thierische Bewegung. XI. Buch. an denen die Erfarung gemacht wird; sie moͤgen noch am thierischen Koͤrper feste sein, oder laͤngst schon davon abgeschnitten sein, und zwar seit vielen Stunden, und gan- zen Tagen, und wenn keine Spur von Empfindlichkeit mehr vorhanden ist, oder sich keine Bewegung von gereiz- ten Nerven mehr dazu mischen kann. Den Giften koͤmmt das Erfrieren sehr nahe, denn vom Froste werden ebenfalls alle thierischen Theile BIRCH. T. IV. pag. 254. Leblose Koͤrper werden vom Froste welk. steif oder starre gemacht, und die Kaͤlte ziehet eine belebte Haut BIANCHI pag. 173. KRAUSE von der Reizbarkeit. KüHN de nonnullis motu musc. momentis p. 13. 14. VANDEN- BOS. de viv. corp. hum. sol. 39. bald mit Runzeln zusammen. Es mag uͤbrigens das Zusammenziehen seinen Sizz, in welchem thierischen Theile es will, seinen Sizz haben, so geschicht es doch ebenfalls und allezeit BICKER p. 50. response a M. WHYTT p. 117. ohne ein wechsel- weises Nachlassen, und zwar vermoͤge ein fortgesezztes und gemeiniglich langsames Annaͤhern der Faser gegen einan- der durch dieses Merkmal unterscheidet es sich offenbar von der Verkuͤrzungskraft der meresten Muskeln. §. 4. Die den Muskeln angeborne Kraft, sich zusammen zu ziehen. Es ist fast kein einziger Theil eines belebten Koͤrpers vorhanden, welcher nicht die beschriebne Gewalt ausuͤben sollte, wenn man nicht vielleicht die Knochen, die Zaͤhne und das breiartige Wesen des Gehirns ausnehmen will. Die folgende Kraft, welche sich schon wirksamer bezeugt, ist allein den Muskeln eigen. Man wird naͤmlich an dem Muskelfleische eines leben- den oder auch vor kurzem gestorbnen Thieres, oft von selbst eine Bewegung gewar, welche sich zusammenzieht, schnell II. Abschnitt. Erscheinungen. schnell, lebhaft erfolgt, vermoͤge der sich die Muskelstreifen wechselsweise gegen die Mitte des Bauches zusammenzie- hen und sich wieder LAWRENCE mot. musc. p. 66. de TOPPIS apud PACCHIONEUM pag. 61. WOODWARD p. 94. de HEYDE de mytul. p. 384. PA- GANI. BONIOLI. pag. 184. HOFMANN. de vi elastica p. 8. ANDREAE p. 25. Und in un- sern haͤufigen Versuchen. An den cirrhis des mytuli. A. de HEY- DE mytul. p. 46. Am pannicu- lus carnosus. STENONIVS myolog. spec. p. 58. von dieser Mitte entfernen, denn ich mag hier keine Erscheinungen mehr erzaͤlen, indem solche an ihrem gehoͤrigen Orte vorkommen sollen. Es haben vorlaͤngst SWAMMERDAM. bibl. p. 845. Daß ein Muskel an le- bendigen Thieren niemals gaͤnzlich ruhig sei. und noch vor kurzem beruͤmte Maͤnner ROGER de perpetua fi- bra muscul. palp. I. C. n. 1. sqq. von dieser Bewegung behauptet, daß sie von einer Muskelfaser bestaͤndig hervorgebracht werde, indem diese Faser niemals gaͤnzlich ruhen, und so gar aus dem Sausen der Ohren, wenn wir die Hand ans Ohr halten, erwiesen werden soll ROGER. n. 2. . Nun erhellt es noch zur Zeit aus dem Augenscheine nicht, daß sich abgeloͤste, und entbloͤßte Muskeln an einem lebenden Thiere, bestaͤndig wechselsweise zusammenziehen und wieder nachlassen. Es scheinen selbst die Gedaͤrme oft ganz ruhig zu sein Premier mem. p. 70. FE- LIX. de motu peristalt. n. 11. BROKLESBY loc. cit. p. 244. CALDAN. p. 138. Unsre Aus- gabe. , so bald man den Bauch oͤfnet, und es haͤtten beruͤmte Maͤnner die Darmbewegung nicht unter widernatuͤrliche Erscheinungen rechnen koͤnnen, wenn sie selbige bestaͤndig an allen lebendigen Thieren ge- sehen haͤtten, die sie aufgeschnitten vergleichet unter- dessen praelect. BOERHAAV. T. I. p. 379. . Doch ich habe oft genung mit Augen gesehen, daß diese Bewegung ohne eine aͤussere Kraft erfolgt ist, und zwar an verschiednen Muskeln am Magen Exp. 345. 347. 361. , am Her- zen Exp. 54. et , an der Gebaͤrmutter daß sie sich wechsels- weise , an den Muskeln der Schen- Thierische Bewegung. XI. Buch. Schenkel, der Schlaͤfe, der Brust, an den geraden Mus- keln des Unterleibes, an dem Hebemuskel der Hoden, des Brustbeins und der Ribben, den Schliesmuskeln Sieh. Premier. mem. p. 61. Exp. 226. 233. 235. 236. 237. 241. , an der Gebaermutter und es war diese Kraft an dem Fleische des Brustbeins und der Ribben Ibid. et exp. 240. 242. auch STRENONIUS l. c. p. 58. so gar vermoͤgend, in Wechselzeiten die Knorpel der Ribben zu kruͤmmen, und solche wieder zuruͤkke springen zu lassen. Man hat uͤbrigens Ursache genung zu glauben, daß diese Kraft ohne Unterlaß wirke, ob man sie gleich nicht gewar wird, und dieses ist auch die Meinung vieler Phi- siologisten gewesen SCHARBOROUGH. bei dem CROONE p. 2. B. LANGRISCH musc. mot. p. 14. 51. BATTIER. princip. anim. p. 37. KRUGER l. c. p. 15. Von den Schliesmuskeln. SIMSON. musc. mot. pag. 10. . Besonders bringen uns die Er- scheinungen an den Gegenmuskeln (Antagonisten) auf diese Gedanken. Man gibt diesen Namen solchen Muskeln, deren wiedrige Wirkungen einander aufzuheben suchen. Es ist aber gewis, daß wenn einer dieser Gegenmuskeln durchschnitten VIEUSSENS du Cœur. p. 129. B. LANGRISCH l. c. GALENUS mot. muso. pag 622. Am Schlaͤfenmuskel. HARDER. obs. 26. (doch von ihm leugnet es ROUHAULT P. S. playes de la tete p. 94. da der rechte vom linken ein Gehuͤlfe und kein Antagonist ist) An der Hand GALENUS. Die Hand blieb ausgestrek, und konnte nicht aeschlossen werden, als man den Biegemuskel derselben zerschnitten hatte. SANCTORIUS in sen. Aric. p. 14. , oder geschwaͤcht wird, der andre so gleich augenscheinlich zu wirken anfange, und daß ein Glied, wenn dessen Ausstrekker nachlaͤsset, den Augenblikk, auch wieder des Menschen Willen, gebogen werde, daß die Muskeln das verrenkte Glied mit Heftigkeit und Gefar wieder an Ort und Stelle zu ziehen anfangen, sobald es nur seiner Knochenpfanne gerade uͤber gebracht ist, daß es in dieselbe einfallen kann, ob diese Bewegung gleich ohne alle Beyhuͤlfe des Willens unternommen wird. Nun laͤst weise bewegt, beweist BVZOS. der gewis allen Glauben verdient, in seinem Tr. dec. acouch. p. 160. II. Abschnitt. Erscheinungen. laͤst sich dieser Vorfall gar nicht auf die Art erklaͤren, daß man glauben koͤnnte, der Muskel bekomme von der Zer- stoͤrung des Gegenmuskels eine neue Kraft. Man siehet deutlich, da noch beide Gegenmuskeln unverlezzt und ganz waren, daß ein jeder derselben das Glied auf seine Seite gezogen hat, und daß sich diese von der Natur abgemess- ne Kraͤfte, einander zerstoͤrt haben Es nannte dieses schon mo- tum tonicum selbst der GALE- NUS, de motu musc. T. I. p. 625. et. und dessen fleissiger Leser RIOLANUS. , um ein Gleichge- wicht herauszubringen. Da nun also die eine Kraft ver- nichtet ist, so mus diejenige nothwendig allein spielen, welche allein noch da ist. Und daher koͤmmt es denn auch, weil fast uͤberall die Muskelbieger staͤrker, als die Ausstrekker sind Am Ellbogen der Hand, Schienbein. RIOLANVS, p. 363. und den meisten Schenkel- gelenken. Jn der colica pictonum werden die Ausstrekker der Hand unnuͤzzlich, und es ziehen sich die Beugemuskeln mehr und mehr zu- sammen. Journal med. 1762. WATSON electr. der Hals bog sich in einer Laͤhmung zu einem sehr spizzen Winkel. com. litt. nor. 1737. , und die Gelenke merentheils etwas wenig gebogen sind BORELL. prop. 129. , daß sich die Knochen gegen die Seite hin kruͤmmen PETIT mal des os T. II. p. 503. Mem. de l’Acad. 1722. p. 31. GOOCH faits. PROT- TENIUS. act. HAFN. V. I. III. obs. 24. COURTIAL des os- p. 43. MERY Mem. de l’Acad. 1706. HILDAN. L. VI. obs. 74. Der Koͤrper wurde davon bis auf 62 Zoll verkleinert. GOOCH erzaͤhlt dieses; und dergleichen hat auch MERY. PROTTE- NIUS. SPON. voy. de Dalmat. T. II. p. 293. , wo sie die uͤberwichtige Staͤrke der Biegemuskeln hinzieht, daher werden sie zuerst weich, und gehorchen also der Gewalt der Muskeln. Daher kruͤmmen sich die Gliedmaaßen in der Laͤmung, welche die Kraft der Nerven zerstoͤrt und die angeborne Kraft ohne Verlezzung uͤbrig laͤst, nach der Weise der gewoͤnli- schen Biegung de hemi- plegia. des HAIS. . §. 5. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 5. Der Reiz. Ob sich aber gleich nicht allemal, von freien Stuͤkken, die dem Muskel eingepflanzte Kraft aͤussern will, so kann solche doch in der That dadurch in Bewegung gesezzt wer- den, daß man den Muskel dazu anreizet. Es dienen aber viele Dinge zu einem solchen Reizmittel, dergleichen das ebenberuͤrte chimische Gift ist GLISSON de ventric. et intest c. 7. n. 3. p. 149. ZIM- MERMANN. p. 19 etc. Exp. 45. 46. 47 48. 49. 50. 51. 52. 53. LORRY 1757. Jan. CROONE p. 30. Am Muskel der Huͤfte eines Menschen. p. 72. SVPPRIAN. p. 72. BERMOND. mem. de 1739. p. 746. PAGANI p. 184. Am Herzen. Prem. mem. p. 73. Exped. 520. Am Gedaͤrme. Exp. 408. 418. 424. 425. SVPPRIAN. p. 72. , wiewohl dieses keine ge- nau bestimmte Bewegungen hervorbringt Exp. 498. 514. prem. mem. p. 74. HOUSSETT pag. 408. OEDER. Exp. 10. . Man kann ferner ein Muskelfleisch mit Nachdrukk reizen, wenn man es mit Salze OEDER p. 2. , reinem Weingeiste An den Gedaͤrmen, pre- mier mem. p. 70. Exped. 443. T. IV. Exp. 3. An dem Zwerch- felle, Exp. 239. , mit kaltem Wasser VATER. physiol. p. 18. , mit grosser Waͤrme WOODWARD. p. 74. Eine durchgaͤngige Erstarrung vom Opio ward durchs Elektrisiren ge- heilt. WATSON. wie auch die Laͤhmung, mem. de l’Acad. 1755. PIVATI. refl. Journ. med. 1762. Eine schadhafte Zunge und Spei- chelfluß des HAIS. Jm Schlage JALLABERT. WHYTT nov. edit. phys. Holl. matschap. T. VI. , vornaͤmlich aber mit Zerfasern oder Zerreissen Exp. 233. 317. 344. p. 274. T. IV. Exp. 1. ZIMMERM. p. 19. etc. Exped. 45. CAL- DANI Epist. I. obs. 36. , das durch das Schaben mit einem Metalle geschicht. Endlich ist unter allen Reizmit- teln der aus einem Muskel herausgelokkte elektrische Fun- ken VANDENBOS. Exp. 9. CALDANI. Epist. I. Exp. 60. 61. 63. 70. 71. SPENGLER. de curat. electric. p. 53. FON- TANA. Ep. p. 205. JALLA- BERT p. 79. Le ROI mem. de l’Acad. 1755. p. 65. Auch ohne elektrischen Funken. CALDAN. p. 145. , welcher oft eine Bewegung erwekkt, wenn bereits alle Reize zu ohnmaͤchtig sind, das allerwirksamste CALDAN. vide Ep. 1. Exp. 70. und noch mehr Exp. 71. FON- . Es II. Abschnitt. Erscheinungen. Es pfleget aber diese Kraft des Lebens, und zwar ganz anders als sie an der todten Reizbarkeit wargenommen wird, gleich nach der ersten Beruͤrung eines jeden, und besonders des scharfen Reizmittels, zu erfolgen, aber lan- ge Zeit und dergestalt fortzudauren, daß eine ordentliche vollstaͤndige und gewechselte Reihe von Zusammenziehun- gen und Nachlassungen auf einander folgt, indem sich an diesem Muskel die Fasern ziemlich lange Zeit an einander schlissen, und die nahe Beruͤrungspunkte wieder fahren lassen Premier mem. p. 64. 73. STENONIUS p. 58. mem. de 1749. p. 35. . Doch werden die Schwingungen allmaͤlich immer matter Ibid. WHYTT. p. 18. , bis endlich eine voͤllige Ruhe erfolgt. Es unterscheiden sich die meresten holen Muskeln in so fern von den uͤbrigen, daß sie sich, wenn man sie reizt, vermittelst eines bestaͤndigen Zusammenziehens, immer enger zu machen bestreben, ohne daß sie wechselweise nach- lassen oder erschlaffen. Und so habe ich die Sache an der Harnblase bemerkt Premier mem. p. 64. Exp. 315. 316. 318. . Eben so ziehen sich auch die Ge- daͤrme, wenn man ihre Nerven beruͤrt, ohne ein gewech- seltes Nachlassen blos zusammen Exp. 406. 407. 420. 422. Denn es ist dieses einerlei Versuch in dem Exp. 424. 425. 433. 437. 459. T. IV. Exp. 3. ZIMMER- MANN. Exp. 50. . Folglich laͤst sich das wechselweise Erschlaffen von der Bewegung eines Muskels trennen WHYTT. on vital mot. p. 243 348. . Eben diese hole Muskeln lassen sich vom Aufblasen mit Luft, sehr gut reizen Exp. 483. 496. 498. 499. 500. 504. 520. 538. 539. pag. 388. 389. Tom. IV. 2. 3. HOUSSET p. 407. ZIMMERM. Exped. 42. 44. , welches auch von allerlei Fluͤssigkeiten, vom Blute, Wasser (in dem Beispiele der Harnblase) von harten Koͤrpern, dergleichen der Kot ist, und von der Frucht geschicht. §. 6. FONTANA. p. 205. auch an einem gestorbnen Thiere. de Re- spir. Exp. 140. ob es gleich un- billig leugnet ROI loc. cit. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 6. Diese Kraft ist von der todten Kraft verschieden. Es haben viele Schriftsteller diese lebendige Kraft BIANCH. LORY. Jm Tagebuch des VANDERMON- DE. M. 1756. Dec. 1757. M. Jan- vier. mit der todten, eben beschriebnen Kraft verbunden, und sie halten beide vor eins, indem sie blos in lebendigen Thieren etwas besser als in todten wirken soll. Damit man aber wisse, ob sie einerlei oder verschieden sei Von der Elastici- taͤt unterscheidet diese Kraft der beruͤhmte WHYTT, weil sich die gereizte Kraft des Stals nicht zu- sammenzieht, und elastische Koͤrper keinen Reiz emfinden; siehe des ber. WHYTT tract. vital mot. p. 231. , so mus man nach den Zeichen urteilen, woran man wis- sen kann, was beiderlei Bewegungen gemein oder ver- schieden an sich haben. Anfangs koͤnnte es das Ansehn haben, als ob beide Kraͤfte einerlei waͤren, indem alle beide noch nach dem Tode fortdauren. Selbst die alten Dichter haben diese Zuͤkkungen des Fleisches an eben getoͤdteten Thieren nicht uͤbersehen, die an Thieren von warmen Blute war nicht so lange, aber doch viele Stunden HOUSSET p. 359. 407. ANDREÆ. p. 25. Am Fleisch- felle. Und am abgelederten Ochsen. PARSONS. mot. musc. p. 68. , und fast so lange noch waͤhren, so lange noch einige Waͤrme zu spuͤren ist Second. mem. p 341. OE- DER. p. 64. HOUSSET. p. 344. 408. WOODWARD. p. 73. CALDAN. racolta p. 318. , indem der lezte Zeitpunkt dieser Bewegung die wirk- liche Kaͤlte ist, kraft welcher ein Fett gerinnt, und mit eben dieser Zeit endigt sich auch das Vermoͤgen eines Mus- kels, gereizt und wieder ermuntert zu werden WOODWARD. CAL- DAN. . Man koͤnnte hieruͤber viele Schriftsteller anfuͤhren, ich will mich aber nur bey wenigen begnuͤgen, welche HIGHMOR. pag. 137. CROONE. pag. 10. B. LAN- GRISCH. l. c. p. 51. WOOD- WARD. l. c. p. 74. 75. 76. MA- ZIN. mechan. med. p. 13. PAR- SONS. de mot. musc. pag. 68. LAWRENCE mot. musc. p. 66. OEDER. p. 3. SCHWENKE hæ- mit Augen II. Abschnitt. Erscheinungen. Augen gesehen, wie die Muskeln geklopft, sich nach dem Zerschneiden zuruͤcke gezogen B. LANGRISCH. , durch Reizmittel wieder aufgewekkt worden WOODWARD pag. 76. ZIMMERMANN. Exp. 45. und sich bisweilen von freien Stuͤ- cken wieder in Bewegung gesezzet haben, und daß diese Bewegungen am Herzen obs. sur le poulet. obs. 226. und zwar viele Stunden lang, wie auch T. IV. Exp. 2. 3. , an den Gedaͤrmen T. IV. Exp. 2. noch fortgedauret haben, wenn gleich der uͤbrige thierische Koͤrper schon voͤllig kalt gewesen. An Thieren von kaltem Blute zeigt sich dieser Trieb zur Bewegung noch etwas bestaͤndiger PARSONS. SCHWENKE. OEDER. Exp. 9. HOUSSET. p. 342. Eine bleiche Faser bewegt sich laͤnger als eine rothe. HART- LEY. p. 97. Es bestimmt diese Sache der HEUERMANN so, daß er diesen Vorzug einer blassen Thierfaser der groͤssern Menge Ruͤkkenmarkes zuschreibt. Be- siehe davon dieses beruͤmten Man- nes T. III. p. 155. und des AN- DREÆ p. 4. . Es waren naͤmlich an einer Schildkroͤte nach ihrem Tode die Schwanzmuskeln so heftig gespannt, daß man sie kaum von zwo starken Personen umbiegen lassen konnte PERRAULT. mov. peri- stalt. p. 170. , es bewegen sich die Theile dieses Thieres, wenn man sie nach dem Tode reizt, noch lange Zeit Phil. Trans. n. 36. , und ganzer 3 Tage lang HEUERMANN. l. c. . Wenn man den Nattern die Haut ab- zieht, so leben sie noch zwoͤlf Stunden und nach ausge- nommenem Eingeweide ganzer 24 Stunden SEVERIN. Viper. Pyth. p. 118. 119. . Man hat von den Nattern angemerkt, daß, wenn sie gleich voͤllig todt sind, und man diese Thiere in Faͤßchen zusammen- pakkt, noch der blosse Kopf gefaͤrliche Bisse verursacht vergleicht damit REDUM degl. anim. viv. p. 8. 9. 10. de vipera. p. 58. Epist. T. II. p. 106. VALISNER. opusc. filol. T. III. p. 208. Dieses war die Todesart, an der KNIPSMACOPPE, ein beruͤmter Professor sterben mu- ste. RHOD. Gent. M. obs. 89. SEVERINVS l. c. , und hæmatol. p. 28. ROGER p. 13. Exper. nostra 226. 227. 228. 229. 230. 231. 233. 234. 235. 236. 237. 239. 240. 241. 243. H. Phisiol. 5. B. B Thierische Bewegung. XI. Buch. und zwar bis nach dreien Tagen ANDREÆ ibid. , ja bis acht und zwoͤlfe noch REDI. degl. anim. viv. p. 9. , ihre ganze Koͤrper ziehen sich nach eben so langer Zeit noch bei der Beruͤrung zusammen BOYLE de util. phil. Exp. 114. , und wenn gleich das Herz nicht mehr schlaͤgt, so ist doch noch bisweilen einige Reizbarkeit am Koͤrper zu spuͤren WOODWARD. p. 87. seqq. lege 82. . Man weis, daß der zusammengezogne Kinnbakken eines todten Krokodils, jemanden der ihm unvorsichtiger Weise zu nahe kam, den Finger abgebissen THEVENOT Itiner. T. I. c. 72. . Man lieset, daß die vom Koͤrper abgesonderten Schwaͤnze der Eidechsen, wiewohl nicht so lange als der Kopf, lebendig bleiben VANDELI. Ep. II. p. 243. conf. hist. natur. des anim. T. II. P. 2. p. 199. . Wenn man die Theile eines Aales zwo Stunden nach dem Tode beruͤrt, so aͤussern sie noch einige Zitterungen BRADLEY mat. med. p. 151. . Ja es machen noch die Koͤpfe von Fischen, welche ich oft zerschnitten, viel Stunden nach der Abloͤsung des Kopfes Erschuͤtterungen, so bald man die Nerven beruͤrt. Daß Jnsekten lange nach dem Tode noch ein Leben haben Journ. de savans 1683. n. 3. , und sich so gar einige Tage nach ab- geschnittnem Kopfe SWAMMERDAM bibl. p. 855. noch bewegen, wiederhole ich im Vorbeigehen, indem bey diesen Thierchen der Kopf zur Erhaltung des Lebens keinen sonderlichen Vorzug zu haben scheint LYONNET theol. T. II. p. 84. 85. . Es hat Antonius von Heyde das Schla- gen der Fasern an den Fasern der Fliegen Epist. physiolog. p. 119. , der Bie- nen p. 120. und Muͤkken p. 188. , wie auch einige Tage nach dem Tode, das wechselweise Zusammenziehen und Erweitern der Fasern an der Keilmuschel angemerkt de mytulo. p. 46. . §. 7. II. Abschnitt. Erscheinungen. §. 7. Ein Einwurf, nebst andern Versuchen. Es wenden dagegen beruͤmte Maͤnner, und Anbaͤnger der Stahlischen Lehrart ein, daß die Merkmale des To- des an sich sehr unsicher sind WINSLOW in dem be- ruͤmten Sazze: Ergo signa mor- tis incerta funt. Es blieb noch drei Tage nach dem Tode ein Hundskrampf uͤbrig. de HAEN rat. med. VI. MORGAGNI sed. caus. I. p. 33. , und daß diejenigen Thiere, welche wir vor todt angeben, ohngeachtet sich noch einige von ihren Muskeln bewegt haͤtten SAUVAGES de anim. imper. in cor. p. 19. und bei dem VANDERMONDE T. III. WHYTT on vital mot. p. 367. 369. , zu der Zeit noch gelebt haben koͤnnen, und daß diese Bewegung von den Lebenskraͤften, gleichsam aus dem Quelle des Lebens nachgeflossen, da wir dieselbe hingegen vor ein ruͤkkstaͤn- diges Leben ansehen. Folglich muͤssen wir auch diesem Einwurfe unter die Augen treten. Man hat naͤmlich schon vor langer Zeit, und mit Zuverlaͤßigkeit bemerkt, daß ein vom uͤbrigen Koͤrper losgerissener Muskel entweder von freien Stuͤkken ZIMMERMANN. p. 199. CALDAN. p. 191. BAGLIV. p. 278. BATTIE princip. anim. p 75. , oder doch nach einem Reize in Bewegung gerate CROONE p. 30. ZIM- MERM. Exp. 46. . Wir haben viele solche Beispiele vom Herzen ange- fuͤhrt L. IV. p. 470. seqq. . Endlich so ist auch das nichts neues mehr, daß sich an Thieren das zerschnittne Herz ibid. p. 472. VANDEN- BOS. Exp. 9. PAGANI, BONIOLI, p. 178. auch am Hunde. oder andre Theile, noch bewegen, zusammenziehen, und erweitern. Man findet dieses sonderlich an Jnsekten, indem sich deren los- gebrochne Beine lange Zeit verkuͤrzen, und wieder aus- strekken WOODWARD pag. |94. an den Spinnen. . B 2 Wenn Thierische Bewegung. XI. Buch. Wenn man einer Biene den Stachel ausreist, so be- muͤhet sich dieser noch, von den Muskelfasern gereizt, in die Haut einzudringen SWAMMERDAM p. 464. , und es bewegt sich noch der Schnekkenruͤssel der Sommervoͤgel, wenn man ihn vom Kopfe trennt, drei oder vier Stunden lang de GEER. p. 77. . Man kann auch die verwundernswuͤrdige Bewegung der Saamenfasern an den Needhamischen Polipen hieherziehen, welche noch lange nach dem Tode fortfaͤhret, und die sich wieder von neuem erwekken laͤst Microscop. obs. . Man siehet, wie sich die Reizbarkeit an dem abgeschnittnen Fusse der Schnekke ohne Haus aͤussert ANDREÆ. p. 5. . Es ist an den Eidechsen schon was altes, daß sie sich, wenn man sie in Stuͤkke zerschneidet, 12 bis 15 Stunden noch regen LABAT. voy. d’Ital. T. V. p. 230. , welches auch von den Nattern oder Schlangen gilt An der geringelten Natter, siehe WOODWARD pag 82. An einer zerschnittnen Blindschlei- che zween Tage lang, ANDREÆ pag. 5. . Ein aalfoͤrmig Thierchen (Wasseraal) Der beruͤmte SCHÆFFER vom Wasseraale, p. 87. laͤst sich ebenfalls zerstuͤkken, ohne die Bewegung zu verlieren, wie man auch, nach des beruͤmten Abraham Trembley Ver- suchen, von dem Polipus dieses uͤberall eingesteht. Eben dieses Vorrecht genissen, wenigstens eine Stunde lang, auch die Aale ANDREÆ. pag. 4. . Es bewegen sich auch die, so gar aus warmen Thie- ren, herausgerissene Gedaͤrme WOODWARD. p. 80. Experim. nostra, 412. 459. T. IV. Exp. 3. BROKLENSBY. p. 227. noch mit ziemlicher Leb- haftigkeit, und zwar noch heftiger als im Koͤrper selbst FELIX n. 11. . Jch habe diesen Versuch bis dahin erweitert, daß ich aus einem Thiere von warmen Blute, das Gedaͤrme heraus- gezogen, und darauf in vier Theile zerschnitten. Es kro- chen in dieser Gestalt noch alle Theile wie Wuͤrmer und von II. Abschnitt. Erscheinungen. von selbst herum Exp. 460. 461. 462. 463. SPROEGEL Exp. 53. p. 110. , wenn man sie aber reizte, so veren- gerten sie sich, wie es lebendige Muskeln zu thun pfle- gen Exp. 460. . Es hat endlich, doch auf einerlei Schlag und vor andern, der Ehrwuͤrdige Vater Felix Fontana, aus einer Menge von Versuchen, die Erfarung gelernt Jn dem Sendschreiben an den HALLER. p. 153. et CAL- DANUS. Exp. 35. , daß sich erst alsdenn die Gedaͤrme in eine heftige Bewe- gung sezzen, wenn das Thier vor kurzem gestorben, und daß diese Gedaͤrme, wenn man sie nach dem Tode des Thieres zu reizen anfange, eine viel lebhaftere Empfindung aͤussern, als sie damals hatten, da das Thier noch am Le- ben war pag. 154. . Jch habe diese Anmerkung oͤfters nachge- macht, und ich sehe, daß sich das Fleisch an geoͤfneten, aber noch lebenden Thieren viel traͤger bewege, als wenn man es ausschneidet, aufhaͤngt, und ausser allen Ver- dacht der Empfindung sezzt. Man weis auch mehr als zu wohl, daß ein sterbendes Thier, und besonders ein solches, welches zu heftige Ausleerungen gelitten, an kramfhaften Bewegungen sterbe PECH- LIN. obs. 1. n. 55. wo derselbe von der Wade redet, welche ich bei galliger Schaͤrfe, vom uͤberfluͤßigen Gurkenessen ebenfalls Kraͤmpfe lei- den gesehen habe. BATTIE princip. anim. p. 124. BAGLIV. p. 101. Ein toͤdtlicher Krampf vom Safte der Niesewurzel, beim HIPPOCR. aph. V. n. 1. und vom Bluten, n. 2. . Es erlangt endlich ein Muskel, der doch bereits seine Reizbarkeit verloren, solche dadurch wieder, wenn man ihn in Stuͤkke zerschneidet F. FONTANA. Ep. p. 205. . Nun scheint es gar nicht mit der Vernunft uͤbereinzu- stimmen, daß diese Bewegung von dem Leben herruͤhre, indem diese Bewegung erst alsdenn recht deutlich wird, wenn das Leben voͤllig zerstoͤrt worden. B 3 Doch Thierische Bewegung. XI. Buch. Doch es haben es auch beredte Schriftsteller nicht ein- mal bei diesen Versuchen bewenden lassen wollen. Sie wol- len naͤmlich, daß die Seele diese zerstuͤkkte Thiertheile noch bewohnen soll, und behaupten nach ihren Lehrsaͤzzen, daß die Seele gleichsam in jede Theile des abgerissenen Ge- daͤrmes, Pflanzvoͤlker absenden soll, um selbige zu regie- ren, und in Bewegung zu bringen L. IV. pag. 467. premier mem. pag. 51. Respons. a M. WHYTT p. 121. . Wir haben aber auf diese Einwendungen bei andrer Gelegenheit geantwor- tet, und sehen, daß wir beruͤmten Maͤnnern oder Jour- nalisten ein Gnuͤgen geleistet haben. Jndessen ist doch auch in diesen Versuchen die Zusam- menziehungskraft des Lebens, von eben dieser todten Kraft, gar sehr unterschieden. Jene dauret naͤmlich nur wenige Stunden, oder Tage nach dem Tode fort, und sie findet sich nicht an getrokkneten thierischen Theilen; sie ist an keinem Muskel mehr zu finden, welcher kalt und steif ge- worden. Hingegen wird die Zusammenziehungskraft nach dem Tode noch groͤsser, wenn man die Saite getrokknet hat. Sie ist staͤrker, und es ziehet sich eine gesponnene musikalische Saite mit groͤsserer Kraft zuruͤkke, als sich der Darm der Kazze zu verkuͤrzen pflegte, woraus der Kuͤnstler diese Saite gedreht hat. §. 8. Die Verkuͤrzungskraft unterscheidet sich nach den Stellen, wo man sie antrift. Doch es sind auch alle beide Kraͤfte, der Gegend nach, sehr von einander verschieden. So ist die todte Zusam- menziehungskraft einer jeden thierischen Faser wesentlich; hingegen eben diese lebendige Kraft nur dem Muskel eigen. Dieses mus ich hier mit Sorgfalt entwikkeln, weil viele beruͤmte Maͤnner GLISSON. c. 7. BIRCH. T. IV. 537. GOURAIGNE de , sowohl vor Zeiten, als in unsern II. Abschnitt. Erscheinungen. unsern Tagen, andre Gedanken hiervon hegen, und eine jede thierische Faser mit der Kraft sich zu verkuͤrzen, nicht mit der todten, sondern mit der lebendigen, welche mit der unsrigen einerley ist, aufs freigebigste beschenken. Sie haben sich auch durch gewisse Versuche verschan- zen, und durch die Einschrumpfungen, der nicht musku- loͤsen Theile LORRY, Journ. de Med. 1757. Janv. , durch die Schwankungen der Membra- nen ASTRUC. des tumeurs. p 58. und durch die so genannte motus tonicos (Span- nungskraͤfte des Lebens) KüHN. nonnull. mot. musc. mom. p. 9. , wie auch durch das Zuruͤkk- ziehen der zerschnittnen Theile rechtfertigen wollen LORRY 1756. M. Dec. Am Gekroͤse; an den Eingeweiden, 1757. Jan. am Mittelfelle, ibid. an der Haut, 1756. Dec. , wozu sie auch die Kraͤfte der Gifte zu Huͤlfe genommen. Und daher folgerten sie endlich, daß auch die Haut BIANCHI. etc. , der Mutterkuchen BIKKER. p. 50. CAAR- RERE fedus animi et corp. p. 18. , das Zellgewebe BIKKER. nat. hum. p. 50. v. GEUNS. p. 20. , die Dekken der Gehirnmasse BIKKER. ibid. BAR- THES. in duodecim quæst. p. 28. Es glaubt der beruͤhmte Mann, der Einwurf sei vergebens, daß man sagt, daß sowol die harte Gehirn- haut, als das Knochenhaͤutgen an den Knochen feste sizze, und er ver- muthet, ob sie gleich unbeweglich sind, daß sie dennoch von kramf- haften Bewegungen angegriffen werden koͤnnen. , die Membranen im Eie BIKKER. ibid. , und die Nerven reizbar GAUBIUS p. 268. v. GEUNS. p. 19. BIANCHI Ep. I. p. 173. edit. VANDER- MONDE. sein muͤssen. Doch ich halte dieses fuͤr viel zu uͤbertrieben, nach- dem man die Versuche daruͤber wiederholt hat. Es be- wegt sich naͤmlich weder von selbst, noch nach dem Reize, B 4 das de febribus. MORGAN. p. 139. KRüGER. diff. elat. et toni. WINTER. orat. inaug. p. 86. LORRY des Alimens. T. I p 27. BIKKER. pag. 44. 45. 46. 47. v. GEUNS. p. 20. Thierische Bewegung. XI. Buch. das Zellgewebe prem. mem. p. 53. ZIM- MERM. Exp. 1. ANDREÆ p. 8. HOUSSET p. 334. von dem Nezze. TOSSETTI T. I. Epist. 2. Exp. 2 Exp. 18. , die Membran Ueberhaupt. Piemier me- moir. p 54. HOUSSET 334. ANDREÆ p. 10. , die Ribbenhaut ZIMMERMANN p. 4. 5. Exp. 6. Diese Haut ward weder durch Messer, noch durch Vitriol- oel gereizt. , das Darmfell ZIMMERMANN Exp. 8. LORRY 1756. Dec. , die harte Gehirnhaut ZIMMERM. LORRY. ANDREÆ, p. 10. Man ver- gleiche damit Exp. de irrit. , der Herzbeutel ZIMMERMANN Exp. 7. LORRY. , das Mittelfell, der Regenbogen prem. mem. p. 64. 65. Exp. 250. 254. 257 261. CALDAN. p. 143. 368. MüL- LER. in disput. Basil. die da han- delt, de irrit. et irrid. . Eben so wenig sind die Haut Premier mem. pag. 45. HOUSSET. , die nervigen Membra- nen des Speiseweges, die mit der Haut in eins fortlau- fenden Membranen, das Knochenhaͤutchen, die Baͤnder, die Ausfuͤhrungsgaͤnge, die Gallenwege prem. mem. p. 59. , die Harn- gaͤnge Exp. 336. , die Eingeweide als die Leber ZIMMERM. Exp. 61. HOUSSET p. 335. CAL- DAN. p. 65. prem. mem. p. 53. TOSETTI l. c. , die Lunge CALDAN. Ex. 65. ZIM- MERM. Exp. 60. prem. mem. TOSETTI Ep. II. , die Milz ZIMMERM. Exp. 61. HOUSSET p. 335. CAL- DAN. ibid. TOSETTI ibid. , der Mutterkuchen, und die Ne r ven, welche auch in der Muskelbewegung vollkommen ruhig sind, reiz- bar HOUSSET p. 335. 379. CALDAN. Exp. 68. et p. 455. 458. Confer. L. X. p. 195. , ja dieses gilt auch von den Sehnen prem. mem. p. 54. Exp. 8. 10. 232. CALDAN. 334. ANDREÆ pag. 10. HOUS- SET pag. 335. Journ. de Med. 1756. Dec. Nicht einmal am Zwerchfelle. Sie ruhen bei der Bewegung. WILLIS. p. 118. Daß von verletzten Sehnen keine Bewegung erfolge, THOM- SON. p. 140. , welche doch so gar eine Fortsezzung der Muskeln, und bisweilen gar zu Knochen geworden sind An den Krebsscheren, HOO- CKE beim BIRCH. T. III. p. 396. conferat. L. X. p. 275. . Jch rede aber von einer, und zwar augenscheinlichen Bewegung, welche sich durch Versuche erweislich machen laͤst, und nicht von einer solchen, welche man sich etwa nur einbildet Rep. gener. pag. 90. . Folg- II. Abschnitt. Erscheinungen. Folglich ist die Muskelfaser blos der einzige Theil VESALIUS pag. 264. LAURENTIUS p. 182. WIL- LIS mot. musc. p. 110. CIGNA. diss. cit. n. 4. BIRCH. T. III. pag. 396. ANDREÆ pag. 8. HOUSSET p. 379. 408. , welcher sich an lebendigen Thieren von selbst in Bewe- gung sezzt, und von der Ruhe wieder durch Reizmittel und Eisen, zur Bewegung erwekkt wird. Zu den Mus- keln gehoͤren das Herz L. IV. p. 465. seqq. , die Gedaͤrme Second. mem. Sect. 16. , der Ma- gen Sect. 15. , der Schlund CALDAN. p. 139. 140. Sect. 15. p. 310. seqq. , die Harnblase Exp. 315. 317. 318. 327. 328. 329. HOUSSET. p. 335. CAL- DANI p. 115. TOSETTI Ep. II. Exp. 18. , die Ge- baermutter PUZOS. l. c. prem. mem. p. 60. Exp. 337. 338. 339. 340. 341. 342. CALDANI p. 117. , und ein Theil der Schlageadern L. II. pag. 71. 72. L. IV. p. 435. 440. L. VI. p. 206. seqq. . Von der Gallenblase hat man noch keine voͤllige Gewis- heit Daß solche nicht reizbar sei, zeigt premier mem. p. 59. Exp. 313. daß sie sich zusammen ziehe, HOUSSET. p. 105. , und man koͤnnte es von den Blutadern vielmehr verneinen als bejahen L. II. pag. 126. . Aus den Versuchen, welche man an lebendigen Menschen angestellt, scheinet zu erhel- len, daß auch die Schleimsinus, und die Druͤsen an der Reizbarkeit Theil nehmen L. VII. p. 438 prem. mem. pag. 59. HARTLEY 174. . Hingegen lassen sich diejenigen Bewegungen, welche von den schaͤrfsten Giften hervorgebracht werden, so lange noch nach dem Tode, so sehr in trokknen und kalten Mem- branen wieder herstellen prem. mem. p. 45. 397. sqq. résponse générale, p. 90. Die Gifte erweisen hier nichts, besiehe davon den ANDREÆ pag. 8. BORDENAVE p. 250. , und sie werden mit so grosser Zuverlaͤßigkeit in denjenigen Theilen erregt, denen Nie- mand eine wirkliche und eigentuͤmliche Bewegung jemals zuschreiben kann, daß man also diese Bewegungen zu kei- ner lebendigen Kraft mitzaͤlen darf. B 5 Wenn Thierische Bewegung. XI. Buch. Wenn man endlich das vorhergehende wiederholt, so ersieht man daraus, daß die todte Kraft eine Fortsez- zung, hingegen die lebendige eine Abwechselung sei, und daß auch diese ein groͤsseres Zusammenziehen hervorbringe, weil sie eine Faser uͤber ihren Zustand der Ruhe verkuͤrzt SCHULZE de tono part. p. 13. . Da folglich nicht einmal die Gesezze der Bewegung, in beiderlei Kraͤften einerlei sind, und beide weder in der Dauer, noch in der Gegend uͤbereinstimmig sind, so mus man die lebendige Kraft allerdings von der todten absondern Damit stimmen uͤberein SCHREIBER almagest. p. 90. SAUVAGES de convuls. p. 13. PAGANI et BONIOLI p. 173. Der Verfasser der hist. de l’Ame, p. 147. Elem. de Phy- siol. p. 188. seqq. LAWREN- CE de mot. musc. p. 75. etc. . Diese lebendige Kraft einer Muskelfaser selbst scheint das einzige Merkmal herzugeben, wodurch sie sich von den Zellfaͤden unterscheiden laͤst prem. mem. p. 53. . Ein beruͤmter Mann hat, so sonnenklaren Gegenver- suchen zuwieder, dennoch zu behaupten Lust gehabt, daß weder das Herz, noch die Blase eine Emfindung haben de HAEN difficult. p. 141. etc. . §. 9. Ob diese Kraft, mit dem Vermoͤgen zu empfin- den, einerlei sei. So bald unsre Versuche, ich weis selbst nicht wie, die Menschen darauf gebracht, an das reizbare Wesen einer Faser zu gedenken, so haben die meisten diejenige Kraft, vermoͤge der sich ein Muskel von freien Stuͤkken bewegt, mit der Kraft zu empfinden vermengt WHYTT aller Orten. Essays p. 154. LORRY allent- halben. BRUNING. de sin- gultu p. 5. und vor kurzem der beruͤhmte BARTHES. in der letzten Thesi duodecim thes. ; an- II. Abschnitt. Erscheinungen. andre hingegen, wenn sie nicht eben beide Wesen, das empfindende Wesen und das bewegende vermengen, so glauben sie doch, daß der Nerve reizbar sei WINTER p. 84. 85. , daß dieses reizbare Wesen im Nerven von der Empfindung herruͤhre, und daß, ohne Empfindung, keine Reizbar- keit sei BIKKER p. 59. AN- DREÆ p. 35. . Es sei der Grundstoff zur selbigen die Zartheit SAUVAGES patholog. pag. 61. und Spannung der Nervenfasern, und es verhalte sich die Kraft der Reizbarkeit, wie die Menge der Nerven ANDREÆ pag. 36. . Sie haben auch zum Beweise ihrer Meinung Versu- che aufgewiesen, daß alle reizbare Theile, oder die mit einer lebendigen Kraft begabt sind, Empfindungen haben, daß sie nach Proportion reizbar sind, wie sie empfindlich sind WHYTT Essays p. 189. 196. , daß die Theile, welche maͤßig reizbar sind, wenn sie durch Entzuͤndung oder auf andre Art empfind- lich gemacht worden, nunmehr staͤrkere Kraͤmfe leiden Essays p. 191. 195. nach dem Exempel des Schlukkens, welcher sich bei entzuͤndetem Ma- gen einstellt. ANDREÆ p. 38. , daß junge Thiere empfindlicher sind ANDREÆ pag. 4. 36. CIGNA p. 24. MANITIUS de irritabil. WHYTT p. 189. BATTIE princ. anim. p. 34. TOSETTI Epist. II. obs. 12. und ein groͤsseres Gehirn haben, und viel reizbarer sind, daß Hunde, wel- che durch den Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden, sehr reizbar werden ANDREÆ p. 36. , daß das klopfende Voͤgelchen im Eie grosse Empfindlichkeit aͤussere HARVEI gener. anim. p. 52. Daß die Bewegung vom Beruͤhren beschleunigt werde. , und daß diejeni- gen Theile, welche in einem neugebornen Thiere reizbar waren, mit den Jahren so wohl unempfindlicher WHYTT p. 184. , als zur Bewegung traͤger werden, daß, wenn die Empfindung abnimmt, auch die Reizbarkeit abnehme, und wenn jene aufhoͤrt, auch diese zugleich mit aufhoͤre ANDREÆ p 38. , WHYTT p. 195. , daß das Opium Thierische Bewegung. XI. Buch. Opium die zusammenziehende Kraft des Herzens WHYTT. vit. mot. p. 371 372. phys. obss. p. 206. 213. et in T. II. essays and obs. phy- siol. and. litter. read before a So- ciety at Edimb. art. 20. , und der Gedaͤrme Second. mem. Exp. 368. 372. 373. 444. 446. 451. 452. 453. 458. 528. 529. 531. vernichte, daß der gereizte Muskel eines sterbenden Thieres nur schwache Schwankungen hervor- bringe ANDREÆ. p. 41. , daß sich die Bewegung einer Muskelfaser wie das Reizmittel BELLIN. de stimul. L. II. und die Schaͤrfe verhalte, von der sie ihren Ursprung bekaͤme, oder sich auch wie die Ent- bloͤsung des Nerven verhalte BOERHAAVE. de vi- rib. med. p. 126. . §. 10. Sie ist mit der Empfindungskraft nicht einerlei. Es ist zwar unter diesen Einwendungen manche War- heit mit begriffen, wir koͤnnen aber dennoch auf keinerlei Weise einzusehen beredet werden, daß die Kraft, womit wir empfinden, und die Kraft, welche sich bei den Reiz- mitteln durch neu entstandne Bewegung verraͤth, einerlei sein soll, indem die Kluft, welche beide von einander trennt, viel zu gros ist. Sie sind demnach vors erste dem Orte nach von einander unterschieden. Es wird blos eine Muskelfaser von der lebendigen Kraft zusammengezo- gen p. 455. , es empfindet blos der Nerve, und diejenigen thierischen Theile, zu denen Nerven hingehen L. X. p. 269. etc. . Es empfinden also sehr viel Theile, welche doch nicht reizbar sind, und das thut vor allen andern der Nerve, der, da er unter allen Theilen die staͤrkste Empfindung hat, nicht das mindeste von der zusammenziehenden Kraft be- sizzt, diejenige todte Kraft ausgenommen L. X. p. 195. , welche von Giften in Bewegung gesezzt wird. Es gilt eben dieses auch von dem Marke des Gehirns und dem Marke des Nezz- II. Abschnitt. Erscheinungen. Nezzhaͤutchens im Auge. Es ist aber weit gefehlt, daß die Kraft, welche empfindet, und die, von der die Lebensbe- wegungen erwekkt werden, einerlei sei, und daß demohn- geachtet doch diese Lebenskraft in dem Orte und dem Quelle der Empfindungskraft aufhoͤren sollte. Es hat dagegen das Herz, welches doch vor allen andern Theilen des Koͤrpers zu Bewegungen am geschikktsten ist, uͤberhaupt eine so stumfe Empfindung prem. mem. pag. 46. Elem. phys. L. IV. p. 489. LORRY Journ. de med. 1756. pag. 405. CARRERE. de federe anim. et corp. p. 29. , daß es Gegner gibt, welche ihm die Empfindung absprechen de HAEN. in diffic. . Es erstrekkt sich aber auch die zusammenziehende Kraft viel weiter, als die Gewalt der Nerven. Es besizzen die Polipen Phil. trans. n. 469. TREM- BLEY. p. 27. , und was sich unter den Wasserinsekkten un- foͤrmliches, und des Kopfes und der Nerven beraubtes finden laͤst, dennoch eine sehr scharfe Verkuͤrzungskraft, und die ihnen demohngeachtet doch einen Kopf, oder der- gleichen was zugestehen FONTANA p. 208. 209. , nehmen sich in der Naturhi- storie in der That zu viel Freiheit WHYTT Essays p. 164. LAGHIUS. p. 464. bei dem CALDAN. , indem sie so was behaupten, welches doch wieder allen Augenschein streitet. Endlich so trift man sogar in Pflanzen etwas an, welches einer reizbaren Kraft nicht so gar unaͤnlich ist v. GEUNS p. 28. LUPS. pag. 24. TISSOT. Epist. ad ZIMMERMANNUM p. 59. . Wenn man an einem lebenden Thiere prem. mem. p. 48. Exp. 243. 245. 246. 247. 248. de BRUNN. p. 18. 19. 20. um den Nerven eine Schnur wirft, so hebt diese die Kraft zu em- finden auf, sie hebt aber, unsern vielfachen Versuchen gemaͤs, durchaus nicht die von selbst wirksame, oder durch Reizze wieder zu erwekkende Zusammenziehungskraft auf, ob sich gleich an einem Muskel, der viele Stunden lang einen Nerven im Bande feste haͤlt, die Zusammenzie- hungskraft vermindert du BOIS. de fluido ner- veo. JAUSSERAND. p. 13. Daß . Eben Thierische Bewegung. XI. Buch. Eben diese Bestaͤndigkeit aͤussert sich auch an der Zu- sammenziehungskraft eines Muskels, dessen Nerven man zerschneidet prem. mem. p. 46. 47. Exp. 244. STENON. Myolog. spec. 59. . Ein durch die Kaͤlte geschwaͤchter Mus- kel gerieth in ein Zittern HOUSSETT p. 347. . An einem gelaͤmten be- kam der Muskel von der Beruͤrung eines elektrisirten Ei- sens, seine vorige Bewegung wieder de HAIS. hemipleg per electric. san. p. 10. le ROI l. c. mem. de l’Acad. 1749. pag. 32. JALLABEAT. und es geschicht eben dergleichen an einem durchschnittnen Muskel HOUSSET. pag. 372. und an einem abgestorbnen Thiere Exp 140. de respir. . Man weis ferner, daß sich an einem unterbundnen THOMSON p. 140. RO- BINSON Oecon. anim. p. 90. le ROI in Mem. de l’Acad. 1755. und durchschnittnen ROGER. p. 18. KAAUW. impet. fac. no. 288. Daß diese Bewegung vom Nerven nicht her- komme, sagt ROGER. 23. 24. confer. CARRERE. pag. 21. GEUNS. p. 28. Nerven diejenige Bewe- gung verstaͤrken laͤst ROGER. p. 25. , welche der Muskel von Natur besizzt, und daß ein sterbendes Thier von kramfhaften Zuͤkkungen angegriffen werde p. 452. . Eben so dauret auch diese reizbare Kraft noch an Thie- ren fort, denen man den Kopf bereits abgeschlagen L. X. p. 353. ; an Muskeln, welche man aus dem Koͤrper eher ausreist pag. 451. und an Gliedmaßen, oder andern koͤrperlichen Thei- len, welche man von dem Koͤrper absondert pag. 451. 152. ; und es kann diese Kraft nach voͤlligem Tode, und wenn kein wei- terer Verdacht einiger Empfindung mehr statt findet pag. 450. , den- Daß ein Muskel schneller absterbe, und in 26 Stunden, wenn der Nerve gebunden ist, spaͤter und in 27 Stunden, wenn nichts veraͤn- dert worden. Davon hat man nur einen einzigen Versuch. Es ist auch die Sache wohl glaublich, weil von der Wegschaffung des Nerven dem Muskel was abgehen kann. Denn durch schmerzhaftes Reizen bekoͤmmt ein Muskel eine staͤrkere Bewegung, wenn er matt geworden. Blasenziehende Sal- ben, ans Heiligbein aufgelegt ho- ben den Urinfluß. Med. obs. at Lond. II. Abschnitt. Erscheinungen. dennoch von neuem wieder erwekkt werden, wenn man den, nach dem Tode unbeweglich gewordnen, Muskel in Stuͤkke zerschneidet pag. 453. Die nach dem Tode noch daurende Kraft koͤmmt nicht von den Nerven her. Denn der Nerve des achten Paares gibt, ausser dem Magen, noch vielen Theilen die Bewegung. Doch hat das der Magen allein voraus, daß er sich nach dem Tode zusammen- zieht. LEVELING. pylor. pag 19. . Endlich so gehoͤret vieles, was beruͤmte Maͤnner vor wahr angegeben, zu derjenigen Bewegung, welche uͤber- haupt von den Nerven in die Muskelfaͤser uͤbergetragen wird, und welche nach aufgehobner Gemeinschaft mit den Nerven von selbsten wegfaͤllt und aufhoͤrt. Man gibt aber diejenige Bewegung, welche wir sogleich beschreiben wollen, nach der Zusammenziehungskraft als eine Zugabe zu, da doch die zusammenziehende Kraft ohne alle Huͤlfe der Nerven fortdauren kann. Es heben ferner Dinge, welche die Reizbarkeit auf- heben, dennoch nicht eben die Empfindung auf. Es hem- met der beizende Rauch die Reizbarkeit CALDANI II. p. 369. VANDENBOS. Exp. 13. BIK- KER. p. 40. , da doch der- gleichen Daͤmfe vielmehr den Schmerz rege machen. Schwaͤchliche Koͤrper empfinden staͤrker, starke hingegen wemger BATTIE. princip. p. 153. . Es mindert das Opium das Empfindungsvermoͤgen, und es zerstoͤrt die zusammenziehende Kraft, oder den To- nus des Magens, der Gedaͤrmen, und des Regenbogens im Auge. Es schadet aber uͤbrigens dem Herzen nicht, indem das Leben fortdauret SPROEGEL. Exp. 15. 17. 21. 24. Second. mem. Exp. 528. 529. 531. , indessen daß die uͤbrigen gedachte Bewegungen aufgehoben werden, und sich viel- mehr der Umlauf des Gebluͤtes, nach dem Gebrauche des Opium, noch verstaͤrket VOUNGE. tr. on Opium p. 161. TRALLES. Opii usus salubris et noxius, T. I. pag 89. 194. . Was Thierische Bewegung. XI. Buch. Was sonst von der groͤssern Gewalt dieses Giftes, der beruͤmte Robert Whytt Essays and observations phy- sical and literary T. II. art. 20. meldet, als ob das Opium die reizbare Kraft um desto besser vernichte, wenn das Nervensistem noch in seinem vollkommnen Zustande ist, hingegen traͤger wirke, wenn man dem Thiere den Kopf abreist und das Nervengebaͤude zerstoͤrt, alles dieses ist nicht nur ein wenig zu fein ausgedacht, sondern es laͤst sich auch durch bessere Versuche wiederlegen. Jch sage, zu fein ausgedacht, weil dieser beruͤmte Mann dem Thiere ungeheure Wunden beibringt, den Kopf abschlaͤgt, den Bauch oͤffnet l. c. et Essays O. 210. 211. , solglich laͤst sich bei einer solchen Mar- terbank schwerlich urtheilen, was das Opium zu dem ohnedem toͤdlichen Wunden, entweder beitrage, oder an denselben mildere. Ferner so sind es wirkliche Unwarhei- ten, da man uͤberhaupt gezeigt hat, daß Opium den Nerven nicht die Kraft Muskeln zu reizen, raube FONTANA Exp. 44. 45 ‒ ‒ 54. CALDANI. reflex. XXXV. , wenn man es, wie Whytt gethan, von aussen an die Nerven bringt. Es stehet ferner die Zusammenziehungskraft, und die Empfindungskraft nicht in einerlei Verhaͤltnisse gegen ein- ander Dieses gestehet aus andern Gruͤnden zu angefuͤhrter BARTHES. l. c. pag. 40. , indem sich die erstere nach der Groͤsse und Bloͤsse der Nerven richtet, die leztere hingegen sich nach der Menge der Fasern bequemt Auch die Dauer der Bewe- gung richtet sich nach der Anzal der Fasern. Besiehe davon den HOUSSET. p. 406. Eine angeborne Kraft nehmen an LOE- SECKE physiol. p. 258. MAR- TIN. neurol. GERHARD. triga diss. und SIEGWARD. dynam. Spec. IV. p. 25. , welche dem Reize ausgesezzt werden, und es scheint dieses eben die Ursache zu sein, warum der elektrische Funke kraͤftiger, als ein jedes andre Reizmittel ist, indem derselben uͤber alle andre Reize durchdringend ist, und sich in das innerste der Fa- sern II. Abschnitt. Erscheinungen. sern einschleicht FONTANA p. 206. . Und daher laͤst sich auch begreifen, warum sich ein durchschnittner Muskel so heftig zusam- menziehe Idem ibid. . Es laͤuft ferner gegen die Warheit, daß sich das Zu- sammenziehen, wie die Schaͤrfe der Reizmittel verhalte, und folglich nicht, wie die vom Reize entstandne Empfin- dung beschaffen sei v. GEUNS p. 40. . Wir haben gezeigt, daß sich das Herz viel besser von dem Einblasen der Luft, als von sau- ren Geistern reizen, und in Bewegung bringen lasse. Es erregt ein elektrischer Strudel an den Muskeln Bewegun- gen, oͤhne denselben Schmerzen zu erwekken. Es gibt Reize, welche Kraͤmfe nach sich ziehen, wie man an der Niesewurzel ein Exempel hat, da doch andre, und viel schaͤrfere Dinge, nichts von dergleichen Dingen verursa- chen G. A. MüLLER. Ne- benstunden p. 116. . Es entstehen oft auch in histerischen Bewe- gungen sehr gewaltige Kraͤmfe, ohne daß eine Frauens- person, welche ihrer nicht bewust ist, dabei Schmerzen und Empfindungen Idem p. 115. verspuͤren sollte. Es geschicht eben das in Thieren, deren Muskeln man entbloͤst, indem sel- bige auch ohne einige Klagen wirksam sind HOUSSETT p. 375. . Dahin- gegen sind die allerheftigsten Schmerzen des Krebses und des Steines fast ohne alle beigemischte Bewegungen MüLLER, p. 117. Phil. trans. 1755. p. 244. WEPFER, de cicut. anim. , und so schmerzen auch selbst die gelaͤmten Glieder sehr selten MüLLER. . Folglich bewegt sich auch das Unempfindliche, und es empfindet, was ohne Bewegung ist BATTIE. princ. anim. p. 125. , und man mus demnach das Empfinden von der Kraft sich zusammen zu ziehen absondern v. GEUNS. p. 43. 44. . Und H. Physiol. 5. B. C Thierische Bewegung. XI. Buch. Und so haben beruͤmte Maͤnner HOUSSET p. 347. 354. 355. 369. CIGNA p. 274. von der Empfindung unterscheidet sie auch FRANC GLISSON et BAGLIVIUS de fibra motrice et morbosa, p. 12. et FRID. WINTER p. 86. recht, wenn sie die Emfindlichkeit von der Reizbarkeit unterscheiden. §. 11. Man hat dieser Kraft, sich zusammen zu ziehen, den Namen der Reizbarkeit beigelegt. Da also diese Kraft so wohl von der Elasticitaet, als auch von der, allen Fasern gemeinen todten Zusam- menziehungskraft, unterschieden ist, so scheinet selbige uͤberhaupt eine besondre Kraft auszumachen, welche einer thierischen Faser eigen ist, und den Karakter einer solchen Faser zu bestimmen, das Ansehn hat, daß man also sagen kann, es sei eine jede Muskelsaser reizbar, und dagegen, was reizbar ist, ist auch eine Muskelfaser A. KüHN l. c. p. 12. etc. . Sie ist aber eine fuͤr sich ganz eigne Kraft prem. mem. p. 78. GAU- BIUS p. 66. , welche sich von einer jeden andern Kraft unterscheidet, und die man unter die Quellen der Bewegungen zaͤlen mus, ob man ihre innere Ursache gleich nicht kennt. Sie ist den Fasern angeboren und wesentlich v. GEUNS. pag. 30. 38. Daß sie von einem zarten Fluͤssigen herruͤhre. GAUBIUS p. 78. , und stroͤ- met nicht von anders woher in sie. Diese Kraft hat verschiedne Namen erhalten, und ist zur Zeit in so weit bekannt geworden, daß man sie einiger maaßen festgestellt, und bestimmt hat. Es hat Franz Glisson, der den gesammten Elementen der Koͤrper eine Bewe- gungskraft de Vita naturæ. beilegt, auch unsre Kraft Reizbarkeit de ventriculo et intestin. C. 7. p. 147. edit. Angl. 4. genannt, nicht aus der Ursache, weil sie niemals ohne eine Anreizung gesehen wird, sondern darum; weil sie nach einer Reizung gewis erfolgt. Jndessen behauptet dieser be- II. Abschnitt. Erscheinungen. beruͤmte Mann doch, daß diese Kraft theils von einer natuͤrlichen Empfindung l. c. p. 147. 148. 169. und theils von dem aͤussern Gefuͤle pag. 148. , wie auch von dem Reize des Blutes im Herzen herruͤhren soll. Er theilt selbige allen Theilen des menschlichen Koͤrpers mit, und laͤst so gar die Knochen C. 9. p. 170. und unsre Saͤfte reizbar sein. Folglich ver- bindet er offenbar alle Arten des todten Zusammenziehens mit unsrer, unter Haͤnden habenden Kraft. Doch hat er recht, wenn er sie von der Nervenbewegung C. 8. p. 157. eqq. 169. , die von der Einbildungskraft entsteht, unterscheidet. Er hat mit Augen gesehen, wie dieselbe uͤbermaͤßig werden koͤnne, und es hat dieses Uebermaas Boerhaave nach gedach- tem Schriftsteller die Rraft des Jukkens pag. 173. genannt. Walther Charleton gibt von ihr keine unebene Beschrei- bung, wenn er sie eine natuͤrliche Empfindung, sich bei verdrieslichen Beruͤhrungen zusammenzuziehen, nennt pag. 148. 149. . Es beschreibt Lorenz Bellin die Zusammenziehungs- kraft weitleuftig, welche von scharfen Dingen erwekkt wird, sich von den Ursachen der Beschwerlichkeit loszuma- chen sucht, zu dem Ende die Muskeln in Bewegung sezzt, den Zulauf des Blutes beschleunigt, eine Entzuͤndung, Ableitung, und Ausleerung vornimmt, und dieses alles laͤst derselbe, der Hipotese gemaͤs, ganz mechanisch, aber ohne Versuche geschehen de stimulis et de sanguinis missione. . Ausserdem scheinet sowohl dieser beruͤmte Mann als dessen Nachfolger, die lebendige Kraft des Zusammenziehens von der todten, und diese von der, von den Nerven abhaͤngenden, nicht hinlaͤng- lich genung zu unterscheiden. Solchergestalt hat es auch das Ansehn, daß des Stahls sein Tonus gar artig zu der Reizbarkeit gezogen werden koͤnne, da er mit Grunde schreibt, daß diese Ton- C 2 bewe- Thierische Bewegung. XI. Buch. bewegung, von der obenein hinzukommenden Nervenbe- wegung, verstaͤrkt und groͤsser gemacht werde pag. 548. Dieses ist auch beinahe die Meinung des beruͤmten KRüGERI diff. elat. et toni, pag. 15. . Dem- ohngeachtet schreibt doch dieser Arzt seinen Tonus nicht nur allen und jeden Theilen in einem Thiere, sondern auch insonderheit den Pareuchimatibus (Mittelsubstanzen, zwischen Fleisch und Blut) zu, ja, er lehret ausserdem, daß derselbe von der Seele beherrscht und die Fasern von der Seele gespannt, oder nachgelassen werden. Fast eben dieses ist auch die Lebenskraft des Sorters de motu vitali. , welche ebenfalls allen Fasern gemein sein soll. Die Oscillation (Schwingung), wie sie Boerhaave de viribus medicam. p. 140. nennt, weicht nicht sehr von unsrer Kraft ab, nur daß dieser vortrefliche Mann, die Kraft der Nerven, an kei- nem Orte von der Muskelkraft absondert. So nennt auch Friederich Winter Orat. inaug. p. 80. 82. 85. die Reizbarkeit ein Princi- pium der Bewegung, und er geht in so fern von uns ab, daß er lehrt, sie habe ihren Sizz in den Nerven, und werde von dem Reize des Geistes zur Bewegung veranlast. Als hierauf meine Versuche bekannt wurden, so ge- wann die Reizbarkeit ploͤtzlich ein so grosses Ansehn, daß man von derselben im menschlichen Koͤrper uͤberhaupt alle Bewegungen des Lebens, und die unwillkuͤrliche Bewe- gungen Idem ibid. p. 88. 89. PAR- SONS musc. mot. pag. 64. 65. ZIMMERM add. BIKKER. p. 60. CIGNA n. 2. p. 272. v. GEUNS p. 36. ANDREÆ p. 45. J. Vinc. PETRINI in præf. n. 304. Die Reizbarkeit ist die Natur selbst BIKKER p. 47. 48. J. MAN. de natura ho- min. p. 10. Est ευορμουν GAU- BIUS p. 75. 76. 77. oder wenigftens doch die meresten darunter Die unwillkuͤrlichen, und die Bewegungen des Lebens, WHYTT p. 325. KRüGER etc. , sonderlich die Schlaͤge des Herzens CARRERE p. 14. KRü- GER Grundriß ꝛc. n. 20. PAR- SONS I. C. Die Bewegung der Holader haͤngt von selbiger ab. CARRERE p. 12. herleitete. So- II. Abschnitt. Erscheinungen. Sobald ich mich aber, fuͤr meine Person, an die Ver- suche selbst machte Von dem reizbaren Wesen habe ich zuerst gehandelt im Jahr 1739. in Comm. ad BOERHAAV. n. 187. p. 1. 2. nach dieser Zeit aber im Jahr 1743. in eben dem- selben Comm. T. IV. p. 586. und noch umstaͤndlicher in primis phy- siologiæ lineis anno 1747. , glaubte ich nicht nur etwas weiter, als man bisher gekommen, darinnen gehen, sondern auch diejenigen Versuche etwas naͤher einschraͤnken zu koͤnnen, mit welcher sich beruͤmte Maͤnner etwas zu gute gethan hatten. Jch trennte naͤmlich das reizbare Wesen, einer Seits von der todten Kraft, andrer Seits von der Kraft der Nerven, und von der Herrschaft der Seele, und ich zeigte, daß von ihr die Bewegung des Her- zens L. IV. p. 465. und die reizbare Natur der Gedaͤrme einzig und allein abhinge. Jch schraͤnkte sie blos auf die Muskelfaser ein, und in diesem Stuͤkke hegen die hol- laͤndischen Phisiologisten nicht mit uns einerlei Gedan- ken; sie werden aber, wie ich verhoffe, meines Sinnes werden, wofern es ihnen beliebt, von der einem Muskel eignen reizbaren Natur, die Zusammenziehungskraft ab- zusondern, welche einer thierischen Faser gemein ist. Jch zeigte ferner, daß zwar diese Kraft bestaͤndig, als eine lebendige Kraft zugegen sei, und oft, so viel wir wenig- stens begreifen koͤnnen, keinen aͤusserlichen Reiz vonnoͤthen habe, um in eine wirkliche Bewegung auszubrechen pag. 446. 447. , daß sie aber demohngeachtet doch ungemein leicht, so oft sie gleichsam einschlafe, von Reizmitteln wieder erwekkt werden koͤnne. Jch unterscheide in dieser Bewegung L. IV. p. 505. tum. illust. GAUBIUS pag. 72. 73. ausser daß er noch das Empfinden hinzu- fuͤgt, wie solches auch GLIS- SONIUS thut. den Reiz, der nur klein sein darf, und die von diesem Reize hervorgebrachte Bewegung, welche ungemein gros sein kann. Blos in dieser Anmerkung stekkt schon die Antwort, auf die Einwendungen einiger beruͤmten An- haͤnger der Stahlischen Theorie, welche sich die Sache C 3 so Thierische Bewegung. XI. Buch. so einbilden, daß man von der Seele die Ursache zur Be- wegung hernehmen muͤsse, weil der Koͤrper keine andre, als eine von ihr erborgte Bewegung hervor zu bringen vermoͤgend sei Davon soll an einem andern Orte weitlaͤuftiger gehandelt wer- den, siehe SAUVAGES disp. cit. . Allein diese Ordnung steht den leich- testen Erfahrungen FONTANA p. 239. im Wege, aus denen man lernt, wie von dem Schlage einer Lanzette, dessen Gewicht man leicht berechnen koͤnnte, ein Kramf in unzaͤlbaren Mus- keln auch so gar an todten Thieren, und eine Gewalt her- vorgebracht werde, welche tausend Pfunde uͤber den Hau- fen werfen koͤnnte. Jch machte auch den Anfang, an dieser Gewalt einige Grade feste zu sezzen, und zu zeigen, daß unter den Muskeln das Herz L. IV. p. 466. prem. mem. p. 69. 78. du poulet. Exp. 268. 269. 270. T. IV. Exp. 1. second. mem p 385. ZIMMERMAN. p. 38. Exp. 43. Ob dieses gleich nach unsren Erfarungen nicht sehr ungewoͤnlich oder seltsam ist; wie auch nach den Versuchen des AN- DREÆ p. 25. daß manche Mus- keln eine laͤngere Bewegung als das Herz selbst gehabt haben; in- dessen hat doch hierinnen das Herz und in kalten Thieren fast allezeit den Vorzug. Da bei einem allge- meinen Kramfe, tetanus genannt, alles steif und unbeweglich war, konnte der Kranke doch noch schlin- gen und Atemholen. Med. Muf. T. II. n. 1. Einer, der vom Stein- kolendampfe ohne Gefuͤl war, und an dem keine Muskeln ihr Amt verrichteten, konnte noch Atem holen, Phil. trans. Vol. L. II. P. 2. Alle Gelenke waren zusammen- gewachsen, und nur die Ribben, wegen bestaͤndiger Bewegung, srei. COLUMBUS de re anat. p. 264. mit den Herzohren die allerstaͤrkste Reizbarkeit besizze, daß auf dieses die Gedaͤrme zu folgen scheinen prem. mem. p. 387. Se- cond. mem. p. 340. Es schreibt solches allein der blossen Waͤrme zu, ZIMMERMANN. l. c. OEDER Exp. 5. , und daß gemeiniglich die uͤbrigen Muskeln viel ehe einschlafen, als das Herz oder das Gedaͤrme. Jch mutmaße, daß das Zwerchfell uͤber alle andre Mus- keln einige Vorzuͤge besizze Prem. mem. p. 65. L. VIII. pag. 84. Second. mem. pag. 387. OEDER Exp. 1. ZIMMERM. disp. p. 19. ANDREÆ p. 25. . Und daraus glaube ich, begreiflich machen zu koͤnnen, warum die Lebenstheile, das Herz und das Gedaͤrme prem. mem. p. 77. , auch sogar im Schlafe, seine Be- II. Abschnitt. Erscheinungen. Bewegungen in eins fortsetzen, indem gedachte Theile nicht nur aͤusserst reizbar an sich selbst sind, sondern auch bestaͤndig gereizt werden. Es scheinet naͤmlich der ein- faͤltigste Grund, warum andre Muskeln, die unter den Befelen des Willens stehen, nicht von selbst Bewegungen machen, dieser zu sein, weil sie weniger reizbar sind; denn wenn sich auch diese Muskeln bewegen, so bald man einen groͤssern Reiz an sie bringt, es mag selbiger entwe- der von einer aͤusserlichen reizenden Ursache, wodurch der Kramf erwekkt wird, oder von dem Willen der Seele, auf den der Strom des reizenden Nervensaftes bis zu den Muskeln zu folgen scheinet, herruͤhren, so laͤst sich uͤber- haupt sehr warscheinlich daraus schliessen, daß solche Mus- keln darum von den geringern Reizen des menschlichen Lebens, und von der leichten Beruͤhrung der benachbar- ten Schlagadern nicht zur Bewegung ermuntert werden, weil diese Reize viel zu schwach, und nicht geschickt sind, die traͤge Reizkraft bis zu einem voͤlligen Zusammenziehen zu vermoͤgen. Man kann es also diesen unsern Arbeiten zuschreiben, daß der alte Name Reizbarkeit TISSOT in præf. PE- TRINI p. 293. CALDANUS Lett. III. p. 13. FONTANA p. 241. CIGNA. hin und wieder zu- gleich mit meinem Namen wiederholet, und von grossen Maͤnnern diese Kraft, als was neues, unter die Erfindun- gen der Deutschen mit eingeruͤkkt wird Comes de ROEDER in hist. de l’Acad. de Berlin T. XI. . Doch ich nehme mir deswegen nichts vor andern voraus Rep. a M. WHYTT p. 124. , indem ich die Arbeiten andrer Maͤnner vor mir mit Danke der meinigen vorziehe Ibid. , und mich gern bescheide, daß ich von dem voͤlligen Lichte der Warheit noch weit genung entfernt bin. Einige beruͤmte Maͤnner unter den Neuern nennen sie lieber die Lebenskraft GAUBIUS pag. 75. allein dieser Na- me gefaͤllt mir nicht so gut, weil unsre Kraft, die Kraft C 4 des Thierische Bewegung. XI. Buch. des Lebens noch ein wenig uͤberlebt. Folglich wuͤrde ich sie lieber die angeborne, wesentliche, oder eigene Kraft des Muskels nennen. §. 12. Ob diese Kraft in dem thierischen Leime stekke. Man erlaube mir, diesem noch etwas weniges beizufuͤ- gen, welches seinen Grund in der Mutmaßung hat. Da es uͤberhaupt in allen menschlichen Fasern zwei Grund- stoffe gibt L. I. p. 2. 4. , naͤmlich eine Erde, und ein bindender Leim, so laͤst sich fragen, in welchem von beiden Elemen- ten diese dem Muskel wesentliche Kraft eigentlich befind- lich sei. Jch habe mich geaͤussert prem. mem. p. 79. 80. , daß selbige vor- naͤmlich in dem Leime verborgen liege. Es zieht sich naͤm- lich der Leim selbst, vermoͤge seiner todten Kraft, und es ist dieses gleichsam der allererste Grad der Materie, welche auf das Zusammenziehen Anspruch macht. Bringt man hingegen die Erde in ihre Anfaͤnge, so ist sie zerreiblich, ohne allen Zusammenhang, und gelangt, wenn man ihr den verlornen Leim wiedergibt, zu der vorigen Zaͤhigkeit. Alle Metalle bekommen ihre Strekkbarkeit unter dem Ham- mer, die aufs genaueste mit der anziehenden Kraft ihrer Theile verbunden ist, wenn sie solche verloren, von Fet- tigkeiten wieder, wenn man solche unter die schmelzende Metalle mischet. Thiere, welche fast nichts als ein beleb- ter Gallert sind BEROE Act. helv. T. IV. p. 37. Medusa p. 38. , und deren viele im Wasser leben, be- sizzen diese reizbare Kraft in einem hohen Grade, so daß der Polipus so gar vom Lichte gereizt zu werden scheint, da er keine Augen hat, und alle Thiere an der Kuͤrze sei- ner Hoͤrner (Aerme) uͤbertrift um zehnmal, Phil. trans. n. 469. Es kann sich ein Vielfus bis auf eine Linie, vom Zolle, d. i. auf den 12ten Theil seiner Laͤnge, zusammenziehen. TREMBLEY T. I. f. 3. 6. p. 25. Conf. Phil. trans. n. 284. etc. , welche er nach Ge- fal- II. Abschnitt. Erscheinungen. fallen verlaͤngern kann. Es sind Muskeln anfangs gleich- sam gallertartig SWAMMERDAM p. 855. , und eben diese Art hat auch das Herz eines Huͤnchens, wenn es zur Bewegung am geschikktesten ist. Junge Thiere haben viel Leim, hingegen sehr wenig Erde, und ein Kalb gibt viel Erde, und weniger Leim von sich. Und so lehrt auch die Erfarung, daß junge Thiere viel reizbarer, als die alten sind p. 456. Vom Bienenwurm. Idem p. 416. Conf. BATTIE p. 34. . Es sind die Theile eines belebten Koͤrpers biegsam, und weich, und folglich bestehen sie aus einer Menge Leim, und sie sind reizbar; dahingegen diejenigen Theile, welche an Erde Ueberflus haben, als die Knochen und Zaͤhne, und die Sehnen, welche schon haͤrter als ein Muskel sind, von dieser Kraft der Reizbarkeit ausgeschlossen sind. Jch sage dieses so, wie ich es einsehe, da man weis, daß dieses beruͤmte Maͤnner, als eine gleichguͤltige Sache bestreiten, WHYTT Essays p. 182. 184. SCHREIBER Almagest. p. 90. GAUBIUS p. 77. AN- DREÆ p. 34. Ant. de HAEN difficult. p. 146. , und es sagt ein grosser Mann, daß diese Kraft in den belebten festen Theilen, und nicht im Leime, noch in den Grundstoffen wohne Pathol. p. 76. 77. , doch auch in belebten festen Theilen trift man entweder Erde, oder Leim an Fuͤr mich. ROESNER de lacte n. 60. . Es scheint uͤbrigens diese Kraft, um es im voraus zu sagen, gleichsam in der Leibesfrucht zu schlafen, welche in der Mutter ihrem Eigen liegt, und nur erst erwekkt und belebt zu werden, sobald sie von dem maͤnnlichen Saa- men gereizt wird. Sie scheint von der Nahrung endlich zu wachsen, und von der Kraft des Lebens, mit einem gewissen Grade der Festigkeit, immer mehr und mehr zuzunehmen. Es bezeiget sich naͤmlich das Gedaͤrm eines jungen Huͤhngen, noch vor dem sechszehnten Tage ganz reizlos T. II. sur le poulet p. 131. , und stimmt nach diesem Tage mit dem ange- C 5 brach- Thierische Bewegung. XI. Buch. brachten Reize uͤberein. Es laͤst sich eben diese Kraft, wie es scheint, vom Gebrauche des Opium Sie kann im Zuvielen, und im Zuwenigen suͤndigen. GAU- BIUS I. C. p 79. schwaͤchen, weil sich alsdenn im ganzen Koͤrper das Wasser anhaͤuft, wie auch von dem Einschmieren mit Oel, von erweichen- den Arzneien, und allen Entkraͤftungen verringern. Sie waͤchst von einer mittelmaͤßigen Ausdehnung des reizba- ren Theiles, wie man an dem Einblasen der Luft sehen kann. Sie hoͤrt in einer zu heftigen Spannung auf. So verliert das Herzohr Exp. 545. oder die Kammer des Her- zens HOUSSET p. 343. 405. 407. , wenn sie sehr mit Blut angefuͤllt sind, das Ge- daͤrme CALDAN. p. 115. 116. , wenn es eben so von der Luft ausgedehnt ist, und die Harnblase, die mit Harn uͤberladen wird dergleichen toͤdliches Ver- halten des Harnes geschicht oft auch ohne aͤusserliche Feler. Jn einem Exempel schien die Reizbar- keit voͤllig aufgehoben zu sein, da bei einer toͤdlichen Harnverhaltung auch so gar die Klistire am Ge- daͤrme keine Bewegung hervor- brachten. MARTII obs. 4. , ihre reizbare Beschaffenheit. Es verstattet mir die weit- laͤuftige Arbeit, und die gegenwaͤrtige Sache nicht, daß ich dieses umstaͤndlicher ausfuͤhre. Es scheinen uͤbrigens die kleinen Thiere mehr Reiz- barkeit und die grossen weniger zu besizzen BONSI hippiat. pag. 97. 115. Es ist die Dosis von Purgir- mitteln gegen den Menschen ge- rechnet 16 pla et 36 pla. MO- RIGI riflessioni p. 37. Es ver- tragen die Ochsen vier bis sechs Qventgen Spiesglasleber. MAU- CHART de lue vaccar. . Man mus einem Pferde uͤbermaͤßige Dosen von Brechmitteln und Klistiren reichen, wenn die Gedaͤrme gereizt werden sollen, um sich auszuleeren. Es scheint auch, daß diese oder jene Theile des Koͤr- pers von einerlei Reizmitteln anders angegriffen werden WHYTT. vital mot. p. 50. Conf. de Man. p. 4. . So vertraͤgt die Harnblase einen sehr scharfen Urin, aber nicht so gut laulich Wasser, welches man in sie sprizzt. Der II. Abschnitt. Erscheinungen. Der Magen wird vom Spiesglase zum Erbrechen ge- bracht, ob das Auge gleich dadurch nicht gereizt wird. Hierzu koͤnnen die verschiedne Bekleidungen das ihrige mit beytragen, indem diese Koͤrper so, und andre wieder anders in selbige einzudringen geschikkt sind. §. 13. Die Graden der Reizbarkeit. Eben so scheint auch bei manchen Menschen die reiz- bare Natur groͤsser, bei andern hingegen schwaͤcher zu sein. Man weis mit Gewisheit, daß einige Frauens- personen von einer geringen Gemuͤtsbewegung so gleich in kramfhafte Verzuͤkkungen verfallen, und daß hingegen Mannspersonen nicht so leicht davon angegriffen werden, ob gleich einige dennoch zu zittern anfangen, bei bleichem Urine Frost empfinden, und das Herzklopfen bekommen. So werden einige von Freude, oder Zorn sehr heftig er- hizzt, dahingegen andre weder von der Furcht, noch vom Zorne leicht in Bewegung gebracht werden. Einige wer- den von musikalischen Thoͤnen so gleich zum Weinen ge- bracht, da sich andre hingegen auch am Wiehern der Pferde belustigen. Es gibt ferner viele Personen, die von dem geringsten Reizmittel Stuͤle bekommen; da es hingegen bey andern sehr schwer damit haͤlt, und es muͤs- sen ganze Voͤlker Dosen haben, welche man, ohne sich lustig zu machen, in einer andern Himmelsgegend gewis nicht verschreiben duͤrfte LENTILIUS in Jatromnem. . Und von dieser Sache koͤnnte man unzaͤhliche Exempel anfuͤhren, wenn nicht jederman mit uns eins waͤre. So verhaͤlt sich die Sache mit den Nerven. An den Muskeln aͤussert sich ebenfalls bald eine ungemeine Staͤrke, bald wieder eine Welkheit, und man kann so gar an Muskeln, welche durch oͤftere Bewegungen gebraucht werden, den Unterscheid sehr leicht, und so gar durch das Anfuͤlen bemerken. Nun Thierische Bewegung. XI. Buch. Nun scheint die Ursache dieses gedoppelten Unterschie- des in den festen Theilen zu stekken, weil in einem und eben demselben Menschen, wenn er gleich noch so fremd- artige Speisen geniesset, immer einerley Beschaffenheit da ist, und nach schweren Krankheiten, und wenn sich der Koͤrper an seinen Saͤften erschoͤpft hat, eben die vorige Mischung wieder einstellt. Es scheinen die Saͤfte, welche die Gefaͤsse unsers Koͤrpers durchwandern, mehr Gaͤste, als Theile von uns selbst zu sein. Folglich mus die Ur- sache in dem Leime verborgen liegen. Von dieser Sache laͤst sich nun die zwote und vor- naͤmste Ursache der verschiednen Temperamenten herleiten. Es scheint die Faͤhigkeit, heftige sinnliche Eindruͤkke, wel- che sich mit einer Muskelstaͤrke verbinden, das cholerische Temperament auszumachen. Eben diese Faͤhigkeit, doch bei einer schwachen Faser Von reizbaren Frauens- versonen bey gespannter und loser Haut, handelt A. de HAEN diffic. p. 141. , macht das hipochondrische und histerische Temperament. Eine geringere Geschikk- lichkeit, zu den Bewegungen des Leibes und der Seele, aber mit Staͤrke verbunden, scheint das sangvinische, und bei einer schwachen Faser, das phlegmatische Tempera- ment hervorzubringen. Jch gebe hier von der Sache blos die ersten Grundzuͤge, weil ich weis, wie noͤthig es sei, sie stuͤkkweise durchzugehen, und ich gestehe es gern, daß ein jeder Mensch in der Anlage des Reizbaren, seine besondre Verbindung mit der Beweglichkeit des Nerven- sistems habe. §. 14. Die Fortpflanzung des Reizes. Es ist gewis, daß sich der Reiz von einer Faser zur andern fortpflanzt, und daß sich das ganze Gedaͤrme weit und breit zusammenzieht, wenn gleich nur wenige Fasern vom II. Abschnitt. Erscheinungen. vom Gifte, oder einem andern Reize beruͤrt werden; eben so sieht man, daß sich diese Bewegung bisweilen bis in die benachbarte Theile verbreitet, wie man an der Ue- bereinstimmung des Zwerchfells bei dem Erbrechen gewar wird, ob die Ursache des Reizes zum Erbrechen gleich im Magen liegt Von elektrischer Erschuͤt- terung erfolgte an einem Gelaͤm- ten, im steifen Gliede, eine durch- gaͤngige Bewegung. Mem. de l’Acad. 1749. p. 32. . Es scheinet diese Uebereinstimmung entweder durch die Nerven zu geschehen, welche beiden Theilen gemein sind, oder durch das Zellgewebe fortzulaufen WHYTT vit. mot. p. 250. Essays p. 50. 51. Journ. de Med. 1756. Dec. . So zieht sich der Regenbogen offenbar zusammen, nicht weil er dazu eine eigene Kraft hat, denn er ist nicht reizbar, sondern vermoͤge des gereizten Nezzhaͤutgen CALDANI Epist. II. p. 367. Oper. Min. pag. 372. seqq. . Man ersiehet daraus, daß wenn eine Faser des Mus- kels angezogen, und nunmehr kuͤrzer wird, die benach- barte Fasern selbst, vermittelst der zellfoͤrmigen Fesseln, mit angezogen, und solchergestalt gereizt werden; eine ge- reizte Faser zieht sich aber zusammen. §. 15. Die Nervenkraft. Es offenbaret sich, ausser der einer Muskelfaser we- sentlichen Kraft, noch eine andre in derselben, welche der vorigen in so fern gleich ist, daß sie ebenfalls ganz allein in der Muskelfaser ihren Sizz hat. Dieses lehren die Versuche so, und es wiederspricht dieser Erfarung Nie- mand, indem ich denjenigen Schriftsteller uͤbergehe LIBERTUS de mecha- nism. in corp. hum. absent. n. 16. , welcher die Theile des menschlichen Koͤrpers nicht von den Muskeln, sondern von der tonischen Kraft der Knochen- haͤutgen, und der Membranen bewegen laͤst. Man haͤtte bei Thierische Bewegung. XI. Buch. bei diesem Sazze, entweder den Versuchen des Galens Admin. anat. L. VIII. C. 3. , welcher beim Zerschneiden der Ribbenmuskeln, das Atemholen und Ausatmen verloren gehen gesehen, oder auch den Versuchen der Hollaͤnder NUEK exper. Chir. XXVI. pag. 85. ihr Recht thun muͤssen, welche den Hals, der zu sehr auf eine Seite ver- dreht ist, dadurch wieder in die Hoͤhe richten, daß sie den zizzenfoͤrmigen Muskel der staͤrkern Seite durchschneiden; oder man haͤtte auch die Erfarung des Vesalius beant- worten muͤssen L. VII. p. 819. , welcher bewiesen, daß ein Glied un- beweglich werde, dessen Muskeln man queer durchschnitten. Sie ist von der angebornen Kraft aus dem Grunde verschieden, weil sie vom Gehirne durch die Nerven in die Muskeln eingeht, und selbige in Bewegung sezzt. Dieses scheint mir so einfach zu sein, und aus unzaͤlichen Versuchen L. X. p. 322. seqq. so gewis zu folgen, daß ich nie begreifen koͤnnen, wie es Maͤnner, welche in der Kunst so erfaren sind, noch in Zweifel ziehen koͤnnen. Es aͤussert sich naͤm- lich in allen Thieren, welche Nerven haben, einerley Zu- sammenlauf der Nerven in die Muskeln vom Petro LYONNET wird das Nervensistem einer Raupe mit unglaublichem Fleisse abge- zeichnet; doch es hat auch dieses Jnsekt, ebenfalls wie der Mensch, an jedem Muskel seine Nerven. , es erfolgt eben solche Laͤhmung von der Unterbindung der Nerven L. X. p. 323. , und ein eben solcher Kramf, Ibid. p. 322. 325. wenn man die Ner- ven reizet, und es hoͤrt dieser ebenfalls vom Opium, und wenn man den Nerven enzwei schneidet, auf. Uebrigens gehet diese Bewegung mit dem Leben zu Ende, und sie ist in Thieren von kaltem Blute fast eben so bestaͤndig, als die angeborne Bewegung ist, indem an einem ohnlaͤngst gestorbnen Thiere Ibid. p. 337. 338. , welches nun keine Emfindung und willkuͤrliche Bewegung mehr uͤbrig zu ha- ben scheint, der noch feuchte und ganze Muskel kramfhafte Be- II. Abschnitt. Erscheinungen. Bewegungen hervorbringt, wenn man seinen Nerven reizt. Es verhaͤlt sich diese Sache eben so bei den Thieren von warmen Blute WHYTT Essays p. 172. , sie zeigt sich in ihnen noch staͤrker, als in den kalten, und verlangt noch mehr, daß sich der Nerve in vollkommnem Zustande befinde, indem auch die Muskeln selbst von dem Reize der Nerven Kraͤmfe be- kommen, wenn der gebundene Nerve unterhalb dem Bande gereizt pag. 337. Exp. 218. 221. 222. 223. 224. , durchschnitten pag. 337. Exp. 201. 214. 220. 225. , oder endlich der Muskel und der Nerve vom Koͤrper abgeschnitten wird Bibl. p 846. 847. , wie man aus einem Versuche des Swammerdams sieht, und wenn sonst keine Zeichen des Lebens mehr vor- handen sind pag 338. Exp. 215. Wenn wir den Zwerchfellsnerven reizten, lage das Thier lange vorher wie todt. . §. 16. Die Nervenkraft ist nicht bestaͤndig. Ob die meisten Schriftsteller gleich BORELLUS L. II. pro- pos. 6. BOERHAAV. n. 402. Abhandlung vom Nervensafte p. 53. n. 23. der Beschrei- bung der Nervenkraft mit einzuverleiben pflegen, daß sie gegenwaͤrtig sein und mangeln koͤnne, so haben wir doch mehr, als eine Ursache, mit dieser Erscheinung genauer zu verfahren. Es sind auch einige, welche sagen, daß sie bestaͤndig wirke, und daß nur das Gleichgewichte un- ter den Gegenmuskeln, diese Nervenkraft nicht sichtbar werden lasse, indem sie unterdessen ein geheimes Gegen- bestreben gegen diese wiedrige Gewalt ausuͤbe. Jch habe gesagt, daß die reizbare Kraft allezeit in den Muskeln zugegen sei, aber dieses behaupte ich nicht von der Nervenkraft. Man glaubt wenigstens, daß sie als- denn mangele, wenn das Glied welk wird, und man an dem Muskel diejenige Zufaͤlle bemerkt, welche wir an sei- Thierische Bewegung. XI. Buch. seinem Orte erzaͤhlt haben pag. 470 seqq. , doch in diesem Zustande befindet sich ein jeder Muskel in einem lebendigen Men- schen, oder in einem lebendigen Thiere, der Natur gemaͤs, ausser wenn man will, daß er sich in Bewegung sezzen soll. Man betrachte nur das Fleisch der Ribbenmus- keln, denn diese gehoͤren mit zu den willkuͤrlichen Mus- keln, wie solches nach der Thaͤtigkeit wieder ruhig wird de respir. Sect. I. uͤberall, wie auch hier, p. 480. , welk, weich, lang, flach wird, und in diesem Zustan- de bestaͤndig verharrt, in welchen es kraft des Ausatmens versezzt worden, bis in dieses Fleisch irgend eine neue Kraft einflist, von der sie gereizt werden, das Einatmen vorzunehmen. Jn andern Muskeln aͤussert sich eben diese Kraft, und sie liegen noch laͤngere Zeit stille, da sie unter diejenigen Muskeln mit gehoͤren, denen die Seele lange Zeit Ruhe laͤst, ehe sie sie wieder gebrauchet, dergleichen die Wendemuskeln des Kopfes sind. Diese sind die ganze Zeit uͤber, da sie die Seele nicht zu Huͤlfe nimmt, weich, lang, und sie ruhen nicht im Zustande des Zusammenzie- hens, sondern der Nachlassung. Man muß hierbei noch ferner anmerken, daß ein Muskel bei der willkuͤrlichen Thaͤtigkeit Schmerzen fuͤlt, wenn er selbige zu lange fortsezzen mus, daß er davon muͤde wird, und daß wir endlich davon ungemeine Be- schwerlichkeit ausstehen muͤssen. Folglich muß man nicht behaupten, daß sich die will- kuͤrlichen Muskeln sogar im Schlafe ohne auszuruhen im Zustande des Zusammenziehens befinden, und eben so be- staͤndig wirken, als das Herz, die Schliesmuskeln, der Magen, und das Gedaͤrme, als deren Bewegung, weil sie von der, den Muskeln anerschaffnen Kraft abhaͤngt, von keiner Ruhe unterbrochen wird, und welche auch durch keine Ermuͤdung Beschwerlichkeiten nach sich zieht. Es II. Abschnitt. Erscheinungen. Es wuͤrde naͤmlich der Einwurf nichtig sein, wenn man sagen wollte, daß Muskeln, welche von der Ner- venkraft getrieben werden, nicht in eine wirkliche Thaͤtig- keit ausbrechen, folglich waͤre die Arbeit der Natur da- bei geringer; man zeigt naͤmlich, wie es kommen koͤnne, daß sie eden so gros werde, und daß ein Muskel alsdenn nicht weniger arbeite, wenn er gegen einen gleichstarken Gegner hundert Pfunde aufzuheben bemuͤht ist, welche jener niedergedruͤkkt, als er damals arbeitete pag. 447. , da er ohne einen Gegner wirklich hundert Pfunde in die Hoͤhe hob. Es waͤre ferner diese aͤusserste Verschwendung der Kraͤfte ohne eine gewisse Absicht und man kann ohnmoͤg- lich von der weisen Natur erwarten, daß sich die Biege- muskeln bestaͤndig, vermoͤge der Nervenkraft, anstrengen, und diese Kraft zugleich von dem Wiederstande der aus- strekkenden Muskeln verzeren lassen sollte. Mit einem Worte, es herrscht in den Muskeln eine, denselben eingepflanzte Kraft pag. 453 seqq. , wodurch die Glieder in ein gewisses Gleichgewichte gesezzt werden. Hingegen wirkt die Nervenkraft nicht, ohne den Befel des Willens, und es ist sich die Seele dieses Bestrebens, welches sich durch das Verlangen nach einer Bewegung aͤussert, mehr als zu wohl bewust. Nun ist sie sich eines dergleichen Be- strebens in der Ruhe nicht bewust, und da sie uͤberhaupt eingeschraͤnkt ist vide Sect. 3. , und in einerlei Zeit nur wenig Ge- genstaͤnde empfinden kann, so wuͤrde die Seele einer so grossen Arbeit, naͤmlich das auf gewisse Weise eingerichtete Bestreben so vieler Muskeln, im Schlafe und in allerlei Lebensumstaͤnden in Ordnung zu bringen und daruͤber die Aufsicht zu fuͤhren, schwerlich gewachsen sein. Die Na- tur H. Phisiol. 5. B. D Thierische Bewegung. XI. Buch. tur hat uns dieser ganzen Last uͤberhoben, da sie die Staͤrke der gegenseitigen Muskeln in ein so gutes Gleich- gewicht brachte, daß sie, vermoͤge der Abwaͤgung ihrer anerschaffnen Kraͤfte, die Glieder in einer mittelmaͤßigen Schlafheit und so lange erhalten bis der Befel der Seele einen oder den andern Gegner zur Thaͤtigkeit aufbietet. §. 17. Die Erscheinungen bei dieser Bewegung. Es geraten die Fasern in ein Zittern, sie werden angezogen, und machen Runzeln. Es hat diese von den Nerven herruͤhrende Bewegung mit der dem Muskel anerschaffnen Kraft, die meresten Merkmale gemein, ausser daß sie gemeiniglich etwas schneller und staͤrker geschehen. Jch sage mit Fleis, ge- meiniglich, weil bei Kraͤmfen pag. 453. , welche bei dem Verlu- ste des Blutes, und in sterbenden Thieren vorkommen, und welche man nicht leichtlich andern Ursachen, als der angebornen Kraft zuschreiben kann, weil ebendergleichen noch alsdenn, wenn das Leben vernichtet worden, in den abgerissnen Gliedern vorhanden ist, kein Abgang an die- ser Kraft zu spuͤren ist. Diejenigen Ausleger, welche hier Gegenkraͤfte, dergleichen die Federkraft LAMI mouvem. c. 6. , oder das natuͤrliche Zusammenziehen ist, annehmen, und davon einen Muskel nach der Vollendung des Zusammenziehens schlaff werden lassen, haben dasjenige Zusammenziehen, welches in einem bereits abgestorbnen Muskel, der sich selbst uͤberlassen wird, vorgeht, nicht mit Aufmerksamkeit betrachtet BELLIN. mot. cord. prop. 14. . Jch werde, bei Beschreibung dieser Erscheinungen, sonderlich auf die, dem Willen unterworfene, Muskeln mein II. Abschnitt. Erscheinungen. mein Augenmerk richten, damit man die angeborne Kraft, mit der Nervenkraft nicht vermengen moͤge; und ich werde mich dabei derjenigen Anmerkungen bedienen, welche ich in Erforschung der Natur so oft an den Muskeln des Atemholens wahrgenommen, und vordem in meine Auf- saͤzze eingetragen habe. Man bemerkt erst an den Muskelstreifen, und Fasern der Muskeln Exp. 23 -- 28. 30. 34. Se- cond. mem. Exp. 234 236. 241. einen gewissen Zug, vermoͤge dessen sie von ihren Enden schnell gegen die Mitte Exp. 41. Denn es ist die Rede von den untersten Fasern, ferner Exp. 45 - - 48. 53. Second mem. Exp. 226. 227. 229. 231. 241. In corde second. mem. Exp 468. 470. 475. 492. 501. 515. 525. 533. 534. 536. 539. 542. 543. 555. Du poulet T. II. p. 115. Conf. WIL- LIS. mot. musc. p. 131. zu laufen, und kurz darauf von dieser Mitte wieder gegen ihre Enden zuruͤkke gehen Exp. 226. 227. 229. Conf. HARTLEY p. 89. PAGANI et BONIOLI p. 184. . Beide Zuͤge folgen ungemein schnell auf einander, und man kann diese kleine Zwischenzeiten schwerlich bestimmen Exp. 477. 507. 508. 509. 534. 536. Du poulet Exp 123. 125 139. PAGANI et BON- IOLI p. 184. . Jch habe dieses an den Rib- benmuskeln, am Zwerchfelle gesehen, und eben dieses ge- schicht auch am Herzen. Selbst der Honig der Bienen bewegt sich, vermittelst wechselsweiser Ausdehnungen und Zusammenziehungen, durch den Saugeruͤssel hindurch SWAMMERDAM. Biblia p. 450. . Jndem die Fasern angezogen werden, so erscheinen an denselben Runzeln De respir. Exp. 9. 34. 41. 45. 46. 47. et Second. mem. Exp. 229 von dem Herzen, Exp. 471. 477. 481. 484. 490. 496. 524. 526. 527. Le CATT. Mem. pag. 61. De altern. cord. mot. caus. n. 15. Adde de HEYDE Exp. p. 33. 36. 37. MAYOW pag. 301. SCHELHAMMER in analect etc. WEPFER. de cicut. pag. 91. Corrugari et Crispari BAGLIV oper. pag. 405. PAGANI et BONIOLI pag. 184. VER- HEYEN T. H. p. 157. BER- TIER loc. cit. p. 291. und gleichsam Falten, wie man am Zwerchfelle sehen kann. Doch es zertheilt sich auch am Herzen die so bekannte rote Farbe der Fasern in glaͤnzende D 2 weisse Thierische Bewegung. XI. Buch. weisse Atlastheilgen, zwischen denen sich Falten zeigen. Lower beschreibt sie pag. 79. BERTIER pag. 281. WINSLOW Expos. n. 48. wie kleine Saͤgen. Jch habe gemeiniglich zugleich an dem ganzen Mus- kel eben diese Erscheinungen gesehen, es geschahe aber doch auch, daß sich das Klopfen und Ziehen der Fasern, in irgend einem Theilgen allein Exp. 229. et de respir. Exp. 45. 46. , oder in mehrern Theil- gen aͤusserte, und sich endlich durch den ganzen Muskel ausbreitete Second. mem. Exp. 476. . So faͤngt sich auch die Bewegung bei irgend einer Stelle des Muskels an, und sie laͤuft allmaͤ- lich von einem zum andern fort Vom Herzen, Exp. 482. 533. 537. . §. 18. Es verkuͤrzen sich die Fasern eines Muskels. Es ist dieses die vornemste Erscheinung an einem Muskel, von der die ganze Handlung desselben abhaͤngt, und ich weis nicht, wie dieselbe von einigen beruͤmten Maͤnnern angesehen worden Daß das elastische Zusam- menziehen die einzelne Fasern nach- lasse und verkuͤrze, das muskelhafte Zusammenziehen hingegen die ein- zelne Fasern ausstrekke und ver- laͤngere, indem es diesen Muskel verkuͤrzt, sagt SAUVAGES physiolog. p. 141. , wenn sie behaupten, daß sich der ganze Muskel, nicht aber dessen einzelne Fasern, wenn er wirket, kuͤrzer mache. Folglich verkuͤrzen sich die einzelne Fasern, die Strei- fen, und die aus diesen Faserstreifen zusammengesezzte Muskeln, indem sie wirksam sind; und ob das Maas gleich nicht immer einerlei ist, so ist es dennoch, auch an den lebendigen Muskeln augenscheinlich, indem sich die aͤussersten Enden des Muskels einander nahe kommen, wenn nicht eins dieser Enden unbeweglich ist, und alsdenn naͤhert Von dem Herzen, Second. mem. Exp. 476. 484. 499. 536. 537. und am Huͤhngen, Exp. 125. 282. II. Abschnitt. Erscheinungen. naͤhert sich das schwache Ende dem staͤrkern. Das Zu- sammenziehen der Ribben Second. mem. Exp. 240. 242. , welches die zusammenge- zogne Muskeln hervorbringen, zeiget sich am allerdeut- lichsten, wie auch das Abnehmen der Zwischenraͤume an den Ribben de respir. Exp. 10. 12. 13. 14. 16. 19. 21. 22. 23. 24. 25. 27. 31. . Es ist selbiges gros von 63 Theilen bis 55. von 57 bis 56. von 61 bis 46 und 43. ibid. Exp. 28. , wenn das andre Ende um ein vieles staͤrker ist, und hingegen klein Exp. 27. 29. 30. 31. , wenn alle beide Enden fast gleich feste sind. Es ist gewis, daß ein Muskel, von der Annaͤherung der Ribben gegen einander, um die Haͤlfte kuͤrzer werden koͤnne Auf die Helfte Exp. 16. 17. 20. 24. 30. , und mit diesem stimmt auch dasjenige uͤberein, was wir taͤglich am Zwerchfelle sur la respir. Exp. 45. 46. und zwar sehr Exp. 53. , an den uͤbrigen Mus- keln Second. mem. Exp. 229. CALDANI lettr. 3. p. 20. , an den Lefzen zieht sich uͤber die Helfte zu- sammen, SEGNER de volvula coli p. 17. , oder an andern Schliesmus- keln wahrnehmen. Oft verwandelt sich das Gedaͤrme Second. mem. Exp. 409. 414. 416. 424. 435. in ein Nichts, es scheint gar keine Hoͤlung uͤbrig zu blei- ben, und man sieht, wie auch die allerkleinste Koͤrpergen und selbst die Graͤten und Stacheln der Fische darinnen fortruͤkken, und vom Magen gegen den Hintern getrieben werden koͤnnen. An dem gallertartigen Thieren verkuͤr- zen sich die Muskeln weit uͤber alle Erwartung Polipen ziehen sich vom Zoll bis auf eine Linie ein, TREM- BLEY l. c. Sie werden zehnmal kuͤrzer, FOLKES Philos. trans. n. 469. Ueberhaupt wie p. 64. . Wenn nun die Matematiker schreiben, ein Muskel verliere ein Drittheil von seiner Laͤnge im Zusammenziehen Joh. BERNOULLI mot. musc. n. XV. KAAUW. imp. n. 277. KRüGER physiol. p. 756. Jacobus KEIL macht ihn kleiner, als bis \frac{72728}{100000} p. 149. Joh. TABOR ad \frac{58}{100} pag. 91. Dan. BERNOULLI ad ⅕ oder \frac{2}{11} Comm. Acad. Petr. Vol. I. bei einem , so haben sie sich blos nach ihrer Hipotese gerichtet; D 3 denn Thierische Bewegung. XI. Buch. denn wenn eine lose Faser aus zwo Linien besteht, deren Laͤnge 1 ist; und wenn nun diese zwo Linien, von irgend einem fluͤßigen Wesen ausgedehnt, und zu einer Kugel werden, so sieht man mehr, als zur Gnuͤge, wenn man die Sache auf einen Kreis sezzt, daß der neue, aus zween Durchmessern entstandne Kreis, zum Durchmesser \frac{2}{314} habe, und daß folglich der eine Durchmesser desselben et- was kuͤrzer, als die zwei Drittheile des vorigen sei, in- dem er so gros, als die Laͤnge der zwo Linien, aus wel- chen er entstanden Die Kuͤrze wird noch klei- ner sein, wenn sie von der Zusam- menziehung des Muskels herruͤhrt, weil sich eine Faser niemals gaͤnz- lich in eine Kugel verwandeln kann; wie solches eingestanden wird vom BERNOULLIO n. 15. und KEILIO p. 186. , oder als die eine Linie ist, weil sie beide gleich gros sind. Es ist aber uͤberhaupt weiter nichts, als eine Hipotese, wenn man vorgibt, daß sich in der Muskelbewegung die Fasern in kleine Kugeln ver- wandeln, und es lassen sich also auch diese matematische Eigenschaften einer Faser nicht auf eine lebendige Faser, denn diese zeigt sich niemals kuglig, anwenden. Es hat bereits vorlaͤngst Fr. Bayle Oper. p. 78. mit Grunde erinnert, daß dieses ein Feler in der Theorie der Blaͤsgen sei, weil sich ein Muskel nicht uͤber \frac{4}{11} zusammenziehen kann. Frie- drich Winter de musc. pag. 22. zeigt, daß Bernouilli das Zusam- menziehen viel zu klein gemacht, und der vortrefliche Se- nac, daß sich das Zusammenziehen weiter als auf ⅓ er- strekke pag. 302. . Des Johann Tabor Versuch hat den Feler, daß nicht der obere Schulterblatsmuskel, sondern der Delta- muskel, die Schulter hebt. Jndem sich die Muskelfaser zusammenzieht, und im Wirken verkuͤrzzt, so geschicht es, daß sie aus einer schie- fen einem am Auge gemachten Ver- suche. Alle thun es, doch auf verschiedene Weise. TABORUS und der beruͤhmte LORRY, ver- moͤge des Versuches Journ. de med. 1757. Jan. II. Abschnitt. Erscheinungen. fen Lage in eine gerade uͤbergeht Exp. 11. 13. 16. 25. 30. , wenn sie den Ab- stand zweier Knochen, die sich nicht biegen lassen, bezeich- net. Folglich wird die Faser des Ribbenmuskels gerade werden. §. 19. Es naͤhern sich die Enden, mit denen ein Muskel angewachsen ist, einander. Wenn ein Muskel, indem er in Bewegung geraͤth, kuͤrzer wird, so muͤssen sich notwendig die Enden dieses Muskels einander naͤhern, und zwar allein, wenn es ein einzelner Muskel ist, indem zugleich die festen Theile, die Knochen, Knorpeln, und andre Theile, wofern sie an eini- gen Fasern angewachsen sind, mit naͤher herbei gezogen werden. Es ist dieses an sich so einfach, daß es blos eine Wiederholung von dem bereits erzaͤlten zu sein scheint. Jch habe davon, und zwar an den einsamen Mus- keln, dergleichen das Herz ist, Beyspiele gesehen Exp. 469. 470. 492. , des- sen Basis gegen die Spizze, und die Spizze wieder gegen die Basis anruͤkkt, wie auch an dem Gedaͤrme, dessen Umkreis von allen Seiten gegen den Mittelpunkt angezo- gen wird, und es hat Johann Swammerdam Bibl. pag. 839. den Versuch, an einem, aus dem Koͤrper gerissenen Muskel gemacht, welchen er mit Nadeln befestigt hatte. Jndem derselbe in dieser Lage den Nerven reizte, so naͤherten sich diese Nadeln einander. Es geschicht eben dergleichen auch an den Muskeln, welche an Knochen feste sind, als an den Ribben, und es wuͤrden sich die Raͤume zwischen denselben nicht verringern, wofern nicht eine Ribbe der andern naͤher kaͤme sur la respir. p. 290. . Eben dieses laͤsset sich auch an den Ribben, wenn sie vom Zwerchfelle angezogen werden sur la respir. Exp. 36. 47. 53. , D 4 bemer- Thierische Bewegung. XI. Buch. bemerken. Man sieht aber leichtlich ein, daß sich Theile einander gleichfoͤrmig naͤhern muͤssen, wenn solche gleich feste, wie die gleichnamigen rechten, und linken Ribben sind sur la respir. Exp. 7. 8. 36. 47. 48. 53. , indessen daß das Zwerchfell sein Geschaͤfte fort- sezzt. Es erhellet von selbst, daß derjenige Theil, welcher beweglicher ist, zu dem festern Theile, doch aber unter der Bedingung heraufsteigen muͤsse, daß der bewegliche Theil einen laͤngern Weg, und der feste, einen kuͤrzern durchlaͤuft. Man kann die Sache am allerdeutlichsten am Herzen wahrnehmen, indem sich die Spizze desselben der Basis Second. mem. Exp. 469. 470. 474. 481. 492. 496. 501. 515. 519. 533. 535. 547. 555. T. IV. Exp. 3. sehr naͤhert, hingegen die Basis nicht so sehr gegen die Spizze vorruͤkt Exp. 470. 492. 501. 515. 519. 555. T. IV. Exp. 3. Nichts im Exp. 481. . So sinkt auch unter den obern Ribben, die obere weniger hernieder, als die untere hinaufsteigt. So sinkt die Spizze des Herzohres zu seiner dikkern Basis hernieder Exp. 477. 482. 510. 537. 538. 539. 541. 555. 556. T. IV. Exp. 3. , und so zieht sich endlich in dem Huͤhngen die rechte Herzkammer, als die schwaͤchere, mehr gegen die linke, hingegen die linke ge- gen die rechte schon schwaͤcher Exp. 186. 259. 269. hin. Wofern endlich das eine Ende des Muskels unbeweg- lich ist, wenigstens was die Kraͤfte des Muskels, von dem die Rede ist, betrift, alsdenn naͤhert sich blos der andere bewegliche Theil gegen diejenigen, dessen Festigkeit un- uͤberwindlich ist. Man hat davon ein Exempel an der oͤbersten Ribbe de respirat. Exp. 16. 17. 18. 19. 20. 25. 26. , welche mit ihrer Unbeweglichkeit wi- dersteht, indessen daß sich die zwote ganz allein der ersten naͤhert besiehe Exp. 18. 21. 24. 25. 28. 30. ausser diesen ferner noch 17. 20. 26. 27. 28. indem der oͤberste Zwischenraum um die Helfte kleiner wird, und die oͤberste Ribbe nicht herabsinkt. . Da II. Abschnitt. Erscheinungen. Da sich aber die Festigkeiten der Theile, die vom Muskel herbei gezogen werden, und vermoͤge derselben auch die Lage, kraft der vereinigten Bemuͤhung der an- dern Muskeln, ungemein veraͤndern lassen, so kann es geschehen, daß einerlei Muskel unter dieser oder jener Be- dingung, bald sein Ende A, entweder einzig und allein, oder doch mehr gegen B, und wieder das Ende B, ein- zig und allein, oder doch mehr gegen A anzieht. Wir sind diese Betrachtung, in der Bestimmung der Muskel- handlung, sonderlich dem Jakob Benignus Winslow ferner in den Memoir. de l’Academie des Sciences 1720. p. 90. auch im Opere anatomico SCHREIBER in præf. ad DOU- GLASS. Myolog. schuldig; und es verdient derselbe, auch schon wegen dieser Untersuchung, bey allen dankbaren und aufrichti- gen Personen den groͤsten Ruhm. Wir wollen aber von dieser Sache an einem andern Orte handeln. §. 20. Es schwillt der Muskel auf, wenn er wirksam ist. Da sich das Fleisch eines wirksamen Muskels, von seinen Enden gegen die Mitte zuruͤkke zieht WILLIS. mot. musc. p. 31. B. LANGRISCH Croo- nian. lect. n. 70. DEIDIER in proprio scripto. , so mus derselbe notwendig, weil er kuͤrzer wird, zugleich auch dikker werden de HEYDE Exp. p. 33. , indem sich das Fleisch desselben gleich- sam gegen die Mitte zu anhaͤuft, und daselbst aufschwillt. Folglich schwellen die Baͤuche der Biegemuskeln, auch alsdenn, wenn der Muskel nicht von dem Willen der Seele, sondern von der staͤrkern Gewalt seines Gegners verkuͤrzt, und das Glied gebogen wird, auf CROONE p. 3. RID- LEY p. 103. ed. bat. . Es mus auch dieses in der That geschehen, da die Muskeln nach der Uebereinstimmung der Zergliederer, der Bild- hauer und Maler, sehr aufschwellen, und sich erheben, wenn sie bei verschiednen Handlungen des Lebens in eine D 5 hef- Thierische Bewegung. XI. Buch. heftige Bewegung geraten. Ja es gehoͤrt keine geringe Kenntnis der Maler COWPER ad Tabul. III. BIDLOI und in vielen Kupfern seiner Myologiæ, als XI. XII. XIII. CHESELDEN T. 19. 20. ROSSI in der Anatomie, wozu den Text gemacht hat Bernhar- dinus GENGA in tabulis 27. 35. etc. den Ausstrekker des Ell- bogens zeichnet tab. 33. den Ge- saͤsmuskel tab. 32. den Delta- muskel tab. 27. Er nimmt aber die Muskeln her von den Bildsaͤu- len des Fechters Faunus Laokoons, und des Farnesischen Herkuls. und Bildhauer, wenn sie leben- dige Koͤrper kopiren, dazu, das fleischige des Zweikoͤpfigen, des Deltamuskels, des geraden Huͤftemuskels, des Gesaͤs- muskels, der Wadenmuskeln und der uͤbrigen Muskeln, die bei jeder Handlung und den gebognen Gliedern vorkom- men, regelmaͤßig und gruͤndlich auszudruͤkken. Es schwillt aber ein Muskel, wenn er sich zusammen- zieht, von allen Seiten auf sur la respir. Exp. 6. 8. 9. 10. 11. 16. 17. 22. 23. 24. 25. 27. 30. 35. , und er stoͤsset den auf- liegenden Finger zuruͤkke, wie man solches an dem Kaͤu- muskel eines beissenden Menschen VESAL. p. 291. KEIL musc. mot. p. 156. Abhandlung vom Nervensafte p. 49. am Her- zen, Exp. 470. , leicht bemerken kann. Man nennt dieses das Hart-und Rauchwerden des Muskels Dies ist der Ausdrukk STENONII, dergleichen G. HARVEY p. 28. WEPFER cicut. p. 91. . Je staͤrker wir zubeissen, desto staͤr- ker schwillt besiehe sur la respir. Exp. 8. 11. 12. 27. 33. 36. An der Urinblase Exp. 316. 471 485. p. 393. dieser Muskel auf, und desto haͤrter wird er BORELL L. II. prop. 14. WINSLOW Mem. de l’Acad. 1720. p. 106. Expos. Tr de musc. n. 46. , entweder weil sich der Knochen des Kinnbakkens, dem Schlaͤfenknochen mehr naͤhert, oder weil blos die Ur- sache des Zusammenziehens schon, welche dem Wieder- stande kraͤftiger wiedersteht WINSLOW Mem. de 1720. p 87. Expos. n. 46. , gegen die Mitte zu mehr Fleisch anhaͤuft. Da nun ein Muskel also von allen Sei- ten aufschwillt, so wird davon ein holer Muskel enger, und er hebt die vorige Hoͤlung auf L. IV. pag. 395. Muskeln werden sehr hart und fast knochig, wenn man am Frosche den Ruͤk- kenmark durchschneidet. Jhr Fleisch ist alsdann sehr zusammengezogen, und nicht weiter reizbar, CAL- DAN. estrav. . §. 21. II. Abschnitt. Erscheinungen. §. 21. Der Muskel wird nicht bleich. Es behaͤlt ein Muskel uͤberhaupt, wenn er in Be- wegung ist, seine Farbe unveraͤndert. Man mus dieses mit allem Fleisse zeigen, weil man davon gemeiniglich ganz anders denkt, und die naͤchstfolgende Frage davon ab- haͤngt, indem man gemeiniglich zu behaupten pflegt, daß ein Muskel, wenn er sich zusammenzieht, blas werde SWAMMERDAM p. 852. BERTIER p. 280. 291. HAM- BERGER physiolog. pag. 48. BOERHAAVE. STUART p. 62. 63. der doch der einzige ist, welcher die Blaͤsse mit dem Er- schlaffen, pag. 63. und nicht mit dem Aufschwellen verbindet. , daß die Gefaͤsse alsdenn zusammengedruͤkkt Daß in der Thaͤtigkeit die Gefaͤsse zusammengedruͤkkt werden BOERHAAVE pag. 406. VIEUSSENS p. 247. KAAUW impet. n. 299. , und das Blut ausgetrieben werde, welches sich in dem Muskel befindet Daß sie vom Blute leer werden, le CAT. Mem. p. 60. BOERHAAVE. B. LANG- RISCH n. 81. Daß im spielen- den Muskel die Blutader zusam- mengedruͤkkt werde, und das Blut stokke, CROONE p. 28. die Muskeln werden in der Thaͤtigkeit nicht blas. Siehe den beruͤhmten BRASDOR bei dem ber. BER- TIER Jour. d. savans 1764. Dec. . Man weis es aber von den Muskeln, die nicht hol sind, und von dem Gedaͤrme, so zuverlaͤßig sur la respir. Exp. 23. 45. 46. sur les parties irrit. Exp. 226. 227. 229. 234. 240. 241. 242. et pag. 257. , daß sie in ihrer Thaͤtigkeit nicht bleich werden, daß ich nicht glaube, es habe es jemand auf sich genommen, einen Versuch auf die Bahn zu bringen, da das Fleisch derselben bleich geworden. Und wenn man ein Vergroͤsserungs- glas zu Huͤlfe nimmt Exp. 238. , so sind die Gefaͤsse, welche zwi- schen den Streifen eines Muskels krichen, sowol wenn er sich zusammenzieht, als wenn er nachlaͤst, voll und rot. Es sind einige beruͤmte Maͤnner durch das Beispiel des einzigen Holmuskels des Herzens verfuͤhrt worden, denn dieses wird in der That im Huͤhngen Format. du poulet T. II. p. 109. obs. 56. 59. 63. 68. 71. 74. 78. 79. 81. 82. 83. 85. 105. 119. 121. 127. 132. 138. 148. , im Frosche Conf. L. IV. p. 369. 336. , in Thierische Bewegung. XI. Buch. in der Schlange, der Eidechse und andern zarten Thieren, waͤhrend des Zusammenziehens blas, und im Nachlassen wieder rot. Man weis aber mehr als zu gewis, daß diese Roͤte nicht von der Aufname des Gebluͤtes in die Gefaͤsse des Herzens, sondern in die Hoͤlung selbst, und von der Blutwelle herruͤhre, welche das Herzohr in die Kammer getrieben. Und so entsteht die Blaͤsse wieder, wenn diese Welle, die die Herzhoͤle von sich gestossen, in die Schlagader uͤbertritt. Folglich veraͤndert sich am Herzen der grossen Thiere L. IV. p. 369. , welches viele Faserschichten an sich traͤgt, und seine eigene Roͤte in seinem Fleische hat, die Farbe nicht im geringsten, es mag sich das Herz zusammenziehen, oder erschlaffen. Es scheinet naͤmlich, in einem dergleichen Her- zen, die in die Kammer aufgenommene Welle nicht durch das dikke Fleisch durch, folglich macht weder ihre Einnah- me Roͤte, noch ihre Ausstroͤmung Blaͤsse. An einem Huͤhngen wird das Herz, bevor es aus der Schale gekro- chen, wechselsweise bleich und rot, aber dieses wiederfaͤh- ret keinem ausgekrochnen Huͤhngen sur le poulet, obs. 255. 264. 268. 269. . Endlich hat die Gewalt der Warheit beruͤmte Maͤn- ner dahin gebracht, daß sie die bleiche Farbe des Herzens dem Blute zuschreiben, welches aus den Kammern getrie- ben wird KAAUW impet. fac. n. 301. WINTER de motu musc. pag. 35. , und daß sie das Gestaͤndniß ablegen, wie die Muskeln KAAUW n. 301. WIN- TER ibid. KUHNBAUM de respir. p. 15. Abhandlung vom Nervensafte, Physiolog. Amstel. edita p. 403. , auch nicht einmal an lebendigen Men- schen, bleich werden, wenn man sie zufaͤlliger Weise ent- bloͤst siehet OSTERDYCK de motu musc. p. 16. . Wir hegen die gute Hofnung von der Aufrichtigkeit dieser Maͤnner, daß auch andre nach und nach, welche zur Zeit noch dem falschen Wahne anhaͤn- gen, ihrem Beyspiele folgen werden. §. 22. II. Abschnitt. Erscheinungen. §. 22. Ob ein Muskel, indem er wirksam ist, einen groͤssern Umfang bekomme. Es wird ein Muskel in der Thaͤtigkeit kuͤrzer, und er schwillt alsdenn zugleich auf. Man koͤnnte hierbei fragen, ob diese zwo Veraͤnderungen dergestalt schadlos gehalten werden, daß der Muskel, wenn er sich zusammenzieht PARSONS musc. mot. n. 29. FABRIC. p. 101. etc. , oder wenn er nachlaͤsset, gleich gros bleibt; ob derselbe eine Abname leidet, und ein wirkender Muskel an sich kleiner wird SWAMMERDAM p. 851. STUART. SIMSON musc. mot. p. 56. CALDAN. Lett. 3. p. 20. Disp. XX. sur le mecan du mouvem. p. 81. der von dem ber. SAUVAGES herruͤhrt, und in dessen Physiolog. p. 134. Abhand- lung vom Nervensafte p. 49. daß er nicht aufschwelle, VIEUS- SENS. p. 247. ; ob er endlich staͤrker aufschwillt, als er sich verkuͤrzt, daß er alles zusammengenommen, dennoch einen groͤssern Raum einnimmt de mot. anim. L. II. pro- pos. 18. . Es hat eine jede von diesen Meinungen ihre Vertheidiger. Daß ein Muskel nicht aufschwelle, wenn er sich zusam- menzieht, suchte J. A. Borellus durch einen Versuch zu erweisen. Er legte einen Menschen auf eine scharfe Holzkante, bis er ihn ins Gleichgewichte brachte. Hier- auf lies er selbigen die Muskeln des untern Gliedes in Bewegung sezzen, und dennoch bekamen die Fuͤsse nicht das Uebergewichte dahin neigt sich BOERHAAVE, auch HAM- BERGER physiol. pag. 581. . Daß die Groͤsse der Muskeln, waͤrend ihres Spieles, abnehme, soll durch eine beruͤmte Erfahrung bestaͤtigt werden, welche entweder Goddard, Glissonius, oder Swammerdam gemacht haben. Sie stekken naͤmlich den Muskel, oder ein ganzes Glied in ein glaͤsernes Ge- faͤsse, welches sie voll Wasser gissen. Sie befelen hierauf, das ganze Glied anzustrengen, damit alle Muskeln zusam- men Thierische Bewegung. XI. Buch. mengezogen werden; oder sie noͤtigen, wenn nur ein Muskel zur Probe gebraucht wird, denselben dadurch sich zu verkuͤrzen, daß sie seinen Nerven reizen. Und so fin- den sie, ob bei dieser Anstrengung das Wasser niedersinkt, oder in die Hoͤhe steigt; sinkt es nieder, so ist der Muskel kleiner geworden; steigt es in die Hoͤhe, so hat derselbe an Groͤsse zugenommen. Nun hat Johann Swammerdam an dem Mus- kel des Herzens im Frosche wahrgenommen pag. 846. 847. , daß das Wasser, wenn das aufgeblasene Herze schlaͤgt, niedersinkt, und dagegen in die Hoͤhe steigt, wenn das Herz schlaff wird. Nach eben dieser Art sahe der beruͤmte Goddard BIRCH. T. II. p. 356. 412. T. III. p. 403. und Fr. Glisson de ventric. et int. p. 167. , als sie den ganzen Arm in Was- ser eintauchten, das Wasser im Gefaͤsse niedersteigen, wenn man sich anstrengte, und wieder in die Hoͤhe steigen, wenn der Mensch die Anstrengung nachlies BIRCH. l. c. . Es haben andre diesen Versuch anders ausgelegt ASTRUC. apud MAN- GET. theatr. pag. 37. nach der Theorie BOERHAAV. prælect. T. III. pag. 411. 412. 413. B. LANGRISCH elect. p. 81. . Swammerdam zweifelte selbst von seinem Versuche pag. 849. 850. , daß die Luft von dem zusammengezognen Herzen habe zu- sammengedruͤkkt werden koͤnnen, und er will nicht, daß man dieses auf andre Muskeln anwende, weil der Erfolg an denselben nicht eben so gut von statten gehen wollte pag. 849. . Den glissonischen Versuch hat Boerhaave loc. cit. , und Franz Boissier de Sauvages dergestalt veraͤndert, daß sie Physiolog. p. 133. Disp. XX. sur le mouv. de muscles p. 81. 82. anfaͤnglich das Wasser niedersinken lassen, wenn das Blut aus dem Muskel herausgetrieben wird; und es steigt II. Abschnitt. Erscheinungen. steigt, nach ihrem Berichte, wieder in die Hoͤhe ibid. physiol. p. 134. 182. BOERHAAVE p. 412. als ob es so erzaͤlt wuͤrde vom GLIS- SONIUS, doch ohne Grund, da derselbe von dieser Meinung weit abweicht. , wenn das Blut wieder in den Muskel einfaͤllt; ich kann aber, fuͤr meine Person, nicht sagen, ob sie sich eines besondern Versuches dabei bedient haben moͤgen. Mir scheint ein Muskel, in seiner Anstrengung, gar nicht groͤsser zu werden Auch nicht der ber. BER- TIER p. 72. aut CALDANI Lett. pag. 20. . Denn da derselbe sast um die Helfte kuͤrzer wird, so scheint derselbe nicht unterdessen bis zur Helfte aufzuschwellen CALDANI Lett. M. p. 20. das Gegenteil lehret der be- ruͤmte CROONE. Doch es ist offenbar, daß das Kuͤrzerwerden eines Muskels nach dem Augen- maaße groͤsser, als sein Aufschwel- len ist. . Es naͤhern sich serner uͤberhaupt die Fleischstreifen der Achse des Muskels SIMON musc. mot. p. 56. , es mag sich der Muskel entweder von freien Stuͤkken zusam- menziehen, oder es mag ihn der elektrische Funke, oder auch ein andrer Reiz dazu veranlassen SAUVAGES l. c. p. 133. Von der Annaͤherung eines eiser- nen Cilinders, des HAYS de hemipleg. per electr. sanand. p. 10. 24. an dem gelaͤmten zwei- koͤpfigen Muskel. . Und daher koͤmmt es denn, daß zwischen den einzelnen Fleischstreifen und den uͤbrigen benachbarten, waͤhrend ihres Bestrebens, Linien und Rizzen entstehen sur la respir. Exp. 8. 9. 11. 12. 25. 36. 44. von der Mitte des Muskels gesteht es G. CROONE p. 12. doch sagt er noch, daß sich an den aͤussersten Enden die Raͤume verengern, welches ich weder gese- hen, noch statt haben kann, wo- fern die Enden sehnig sind. , weil sich die Fleischstreifen offenbar in einander zuruͤkke ziehen, und einschrumfen. Denn sie wuͤrden, wofern sie aufschwellen, einander viel- mehr naͤher kommen, und alle Zwischenraͤume verdrengen. Ueberhaupt kann der Versuch des Glissonius nichts erweisen, weil, wenn die Biegemuskeln zusammengezogen worden, und die Faust geschlossen wird, unterdessen die Ausstrekker schlaff bleiben, und das Blut aus Blutadern, die Thierische Bewegung. XI. Buch. die nicht dem wirksamen Muskel, sondern vielmehr den zwischenliegenden Muskeln eigen sind, und aus dem Ar- me herausgetrieben werden kann, weil uͤberhaupt benach- barte Blutadern vom Anstrengen ausgeleert werden Dieses erinnert vorlaͤngst Robertus HOOKE apud BIRCH T. III. SWAMMERDAM pag. 853. . Man haͤtte an einem einzigen Muskel die Probe machen muͤssen. Ja es behauptet auch ein Ungenannter Abhandlung vom Nerven- safte, p. 50. , daß Glissonius die Sache nicht recht angegriffen habe. Jch kann deswegen nicht sagen, daß das Blut aus einem zusammengezogenen Muskel ausgetrieben, oder in einen erschlaffenden wieder aufgenommen werde; denn es verstattet das, oben pag. 46. von der unveraͤnderten Farbe eines Muskels gemeldete, nicht, daß man dieses vor wahr halte. Es kann seine Masse aber ein wenig kleiner wer- den, wenn sich seine Grundstoffe einander um etwas naͤ- hern, oder wenn die Materie, die in den Muskeln stekkt, zusammengedruͤckt wird; ich glaube aber, daß sich der Leim zusammendruͤkken, und in eine kleinere Masse bringen lasse. Es hat endlich Hamberger das Glied mit einem Faden umlegt loc. cit. , und wahrgenommen, daß ein Mensch, wenn er willkuͤrliche Bewegungen vornahm, Schmerzen empfunden, und er glaubt daher erweisen zu koͤnnen, daß die Muskeln in der Thaͤtigkeit allerdings aufschwellen muͤssen. Es braucht aber nur die Schnur ausgedehnt zu werden, wenn das Glied aus der rundli- chen Figur, von irgend einem schwellenden Muskel, in eine unregelmaͤßige verwandelt werden soll. Es spannt sich naͤmlich, wie jedermann weis, die Schnur, wenn gleich das Glied weder groͤsser, noch angezogen wird. §. 23. II. Abschnitt. Erscheinungen. §. 23. Blos die Sehne folgt dem Zuge des Fleisches. Wir haben gemeldet, was eine Muskelfaser, indem sie sich zusammenzieht, vor Eigenschaften an sich habe. Da die Sehne aber ohne alle Reizbarkeit ist pag. 454. , so lei- det sie auch inzwischen keine Veraͤnderungen, sie wird nicht hart, sie schwillt nicht auf, und sie leidet uͤberhaupt gar nichts Second. mem. Exp. p. 229. 232. sur la respir. Exp. 41. 48. , ausser daß sie dem Zuge des Fleisches ge- horcht Second. mem. loc. cit. et 47. 48. 59. WINSLOW Expos. n. 45. und sich demjenigen Ende des Muskels naͤhert, welchem sich das Fleisch selbst naͤhert. Ja es sezzt nicht einmal eine gereizte Sehne den Muskel in Bewegung Mem. sur la respir. Exp. 48. et second. mem. Exp. 233. THOM- SON p. 140. . Man kann die Sache an einem lebendigen Thiere augenscheinlich sehen, und sie zeigt sich alsdenn daher noch deutlicher, weil die Sehnen, so wohl an Thieren vom Geschlechte der Krebse und der Voͤgel gemeiniglich kno- chig, und ohne alle Verkuͤrzung sind, als auch nicht selten im Menschen hart werden pag. 454. . Es hat auch bereits vor mir Bagliv mit Augen ge- sehen, daß die Sehnen unbeweglich liegen bleiben, wenn indessen die Fleischfasern ihre Schwingungen fortsezzen An der Ente. BAGLIV p. 317. daß sie sich kaum veraͤndern. B. ROBINSON Oecon. p. 87. . Die Alten schrieben der Sehne, als dem vornemsten Werkzeuge in der Bewegung FABRIC. musc. util. p. 122. eine Kraft, sich zusam- menzuziehen sur la respir. Exp. 24. , und zwar ganz allein, zu. Sie rechne- ten aber die Muskelfasern mit unter die sehnige Theile. §. 24. H. Phisiol. 5. B. E Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 24. Das Nachlassen eines Muskels. Sobald die Gewalt des Willens und die Kraft der Nerven zu wirken aufhoͤrt, so eraͤugnen sich am Muskel Dinge, welche gerade davon das Gegentheil sind, was waͤrend seines Zusammenziehens mit demselben vorgeht. Es verschwinden naͤmlich, oder es entrunzeln sich die kleine Falten an den Fasern (y), es ziehen sich die Fasern der Muskeln von der Mitte Second. mem. Exp. 226. 227. 229. 234. 236. gegen ihre Enden zuruͤkke und sie erlangen ihre erste Laͤnge wieder sur la respir. Exp. 6. 8. 9. 12. 23. 25. 30. Second. mem. Exp. 483. 524. 525. 532. , welches man sonderlich an den Ribbenmuskeln offenbar sehen kann sur la respir. Exp. 10. 22. 24. 25. 30. 31. , es entfernen sich die Enden derselben, indem beide Eigen- schaften unzertrennlich beisammen sind, von einander, es vergeht der ganze Geschwulst des Muskels sur la respir. Exp. 6. 8. 11. 12. 23. 27. , er wird wieder weich Second. mem. Exp. 242. sur la respir. Exp. 6. 8. 12. 22. 23. 25. 27. 30. 33. 35. , es verschwinden die Linien, und Furchen zwischen seinen Fleischstreifen sur la respir. Exp. 9. , und es verharret der Muskel in diesem Zustande, so lange bis ein neuer Reiz, und gleichsam ein neuer Zuflus von Nervenkraͤften dazu koͤmmt ibid. Exp. 9. 30. . §. 25. Die Zeit, in der das Zusammenziehen verrichtet wird. Jch habe gesagt, daß die Muskelfasern mit der groͤsten Geschwindigkeit angezogen werden. Doch es verrichten auch die Muskeln in ihrem natuͤrlichen Zustande das Geschaͤfte des Zusammenziehens mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Es hat der beruͤmte Boissier das erste II. Abschnitt. Erscheinungen. erste Maas davon gegeben Disp. XX. sur le mouvem. des muscl. Daß sich innerhalb einer Sekunde der Arm beuge, der zweikoͤpfige Muskel um drei Zoll verkuͤrze, und diese Reise achtmal in einer Sekunde verrichte, naͤm- lich 2 Fus durchlaufe, p. 80. denn dieses Zusammenziehen erfordert \frac{1}{16} Sekunde, oder fast 4 Terzen. Es hat der beruͤmte Uffenbach englische Pferde in 6 Minuten eine franzoͤsische Meile, in einer Mi- nute 266 Ruthen, in einer Sekun- de 25 Fus durchlaufen gesehen. Itin. III. p. 116. Ausserdem legen die englischen Pferde 41⅔ und 46½ Fus innerhalb einer Sekunde zu- ruͤkke, von denen Condamine nach- zusehen. Mem. de l’ac. 1757. Die- ser lezzten Schnelligkeit habe ich mich bei meinen Berechnungen bedient. Eine Reise ward zu Fusse von vier Meilen, innerhalb drei Stunden gemacht. Act. mar. Balth. anni 1700. p. 48. Dieses betraͤgt 360000 Fus in 180 Minu- ten, und in einer Sekunde fast 7½ Fus. . Es schlaͤgt das Herz in einem Huͤhngen, welches noch in dem Eie eingeschlossen ist, in einer Minute 150 mal, und folglich laͤst es nach, und zieht es sich zusammen innerhalb ⅖ einer Sekunde, folglich wuͤrde das Zusammenziehen allein, wofern man es eben so lang, als das Nachlassen macht, innerhalb ⅕ einer Sekunde, oder in zwoͤlf Terzen verrichtet werden. Es wird aber das Schlagen eines Herzohrs, oder einer Kammer noch viel geschwinder vor sich gehen, da ein jeder Herzschlag in drei Schlaͤge, als in den Schlag des Herz- ohres, der Kammer, und des Aortenknollen eingetheilt werden kann sur le poulet T. II. p. 106. . Solchergestalt wird das Klopfen des Herzohres innerhalb \frac{1}{900} einer Minute, oder in vier Terzen geschehen. Man muß aber hierbei die Anmerkung nicht ausser Acht lassen, daß auch alsdenn, wenn zwischen den Schlaͤgen lange Pausen vorkommen, dennoch das Zusammenziehen immer einerlei Geschwindigkeit uͤbrig be- halte ibid. p. 111. . Es wird sich diese Bewegung noch um etwas schneller aͤussern, wenn man das Pferd zum Beispiele nimmt CONDAMINE in der 1757 gehaltnen Rede. , es laͤuft naͤmlich ein Pferd aus der Barbarei 36¾ Fus in- nerhalb einer Sekunde, ein englisches Pferd 41⅔. 54 bis E 2 82 Thierische Bewegung. XI. Buch. 82½ Fus, oder seine Laͤnge in einer einzigen Sekunde, oder in \frac{6}{7} bis \frac{6}{14} einer Sekunde dreimal durch. Es wird dieses Pferd, wenn man seinem Schritte sechs Fus gibt, beinahe 14 Schritte in einer Sekunde, zuruͤkke legen; wenn man dieses mit dem Aufheben des Fusses, mit dem Fortschritte, welcher eine gedoppelte Er- hebungszeit erfordert, mit dem Hinablassen und mit der Festigkeit des Trittes vergleicht, so wird man fast eben so viel, naͤmlich 70 Zusammenziehungen auf eine Sekunde herausbringen. Und es wird die durchlaufene Laͤnge um etwas groͤsser, als im Menschen sein, weil die Muskeln an sich laͤnger sind. Eben so gros ist auch die Geschwindigkeit am Men- schen THEVENOT suite du Voiage, L. II. c. XI. Ueber das Laufen besiehe auch den ROBIN- SON of the spleen p. 242. 243. . Es legen die Laͤufer in Persien in einem einzigen Tage 36 kleine Meilen zuruͤkke, sie laufen sie aber in zwoͤlf Stunden, oder in 43200 Sekunden durch. Folglich werden sie, wenn man auf eine dergleichen Meile 2200 Schritte oder 13200 Fus rechnet, in 36 Meilen 475200 Fus, und in einer Sekunde 11 Fus durchlaufen sein, wel- ches auf einen Menschen von mittelmaͤßiger Leibeslaͤnge oder von sechstehalb Fus 4⅖ Schritte, in einer Sekunde, oder einen Schritt fast in 14 Terzen betraͤgt. Es gehoͤrt aber zu einem jeden dieser Schritte das Aufheben des Fusses, welches von dem geraden Muskeln bewerkstelligt wird, ferner das Fortbewegen, welches, damit wir uns kurz fassen moͤgen, von eben diesem Muskel geschicht, wie auch das Niederlassen auf die Erde, und der feste Tritt gegen die Erde, welches gleichsam der Grund von dem naͤchsten Schritte ist. Wir sezzen von diesen vier Theilen, daß das Fortbewegen gedoppelt so gros, als ein einfaches Erheben sei. Folglich wird sich der genannte Muskel, um den Fus zu erheben, in einer Minute 70 mal zusam- men- II. Abschnitt. Erscheinungen. menziehen; es werden eben so vielmal die Fuͤsse niederge- lassen, eben so viel feste Auftritte, und endlich 35 Fort- bewegungen geschehen, und es wird sich der gerade Muskel des Schienbeins innerhalb einer Zeit, welche sich zu der ganzen Zeit eines Schrittes, wie 1 zu 5 ver- haͤlt, folglich um etwas schneller, als in einer Terze zu- sammenziehen. Wenn es endlich wahr ist, daß Philippis 1140 und Philonis 1200 Stadien in einem Tage durchgelaufen, und wenn man ein Stadium, auf 600 Fus sezzt; so haͤt- ten sie einen Weg von 720000 Fus zuruͤkke gelegt, und folglich haͤtte sich der gerade Muskel fast halb so geschwinde, oder in \frac{1}{140} einer Sekunde zusammengezogen. Es wuͤrde aber diese Geschwindigkeit um desto groͤsser sein, wenn man bedenkt, daß das bestaͤndige Laufen den ganzen Tag durch, die Geschwindigkeit sehr schwaͤche, da ein Mensch bei derselben wenige Spruͤnge machen kann, und wir wuͤr- den nicht Unrecht thun, wenn wir bei diesen, obgleich wenigen, und nicht fortwaͤrenden Spruͤngen, die Ge- schwindigkeit gedoppelt so gros, als die Mittelgeschwin- digkeit ansezzen. Solchergestalt wird die Bewegung des geraden Schienbeinmuskels innerhalb \frac{1}{280} Theil einer Sekunde, oder innerhalb 10 \frac{4}{7} einer Quart verrichtet wer- den, wenn man nun den geraden Muskel von 15 Zoll sezzt, so wird das Zusammenziehen beinahe drei Zoll betragen, welches innerhalb dieser Zeit von einem einzigen Fleisch- streifen dieses Muskels durchlaufen wird. So wird auch das gewechselte Zusammenziehen und Nachlassen in kleinen Thieren, dergleichen ein Hund ist, der eben so schnell laͤuft, ob seine Schritte gleich viel kuͤr- zer sind, schnell vor sich gehen BUCHNER miscell. 1727. p. 559. . Es hat ein kleiner Hund, innerhalb 24 Stunden, 65 Ungarische Meilen zuruͤkke gelegt, welches eine Strekke von 1690000 E 3 Fus Thierische Bewegung. XI. Buch. Fus betraͤgt, und weil der Schritt eines Hundes kaum etwas uͤber einen Fus betraͤgt, so hat derselbe eben so viel Schritte verrichtet, und die Schenkel so oft gehoben, naͤmlich zwanzigmal innerhalb einer Sekunde. Wenn man aber den Schritt theilt, so steigt, wie im vorigen Ex- empel, das Zusammenziehen des Muskels auf \frac{1}{100} einer Sekunde, und wenn man ferner den Sprung doppelt so schnell als einen mittelmaͤßigen Lauf rechnet, so geschehen innerhalb einer Sekunde 200 Erhebungen des Schenkels. Wuͤrde er aber blos zwoͤlf Stunden 65 Meilen zu durch- laufen anwenden, so wuͤrde jedes Heben des Schenkels in \frac{1}{400} einer Sekunde geschehen. So bewegen sich auch in einem sprechenden Menschen die Muskeln ungemein geschwinde, indem derselbe mit Huͤlfe dieser und jener Muskeln in einer Minute 1500 Buchstaben auszusprechen vermag, wie ich an der Aeneis des Virgils die Probe gemacht. Solchergestalt wirkt ein Muskel, der die Buchstaben bildet, in dem 1500sten Theile einer Minute, und da das Nachlassen des Mus- kels eben so lange dauret, so mus sein Zusammenziehen innerhalb \frac{1}{3000} einer Minute, oder fast in einer Terze, geschehen, und zwar noch viel geschwinder, wenn sich darunter Buchstaben befinden, wobey sich einerlei Mus- kel oͤfters und zu wiederholten malen, wie man an dem Buchstaben R sieht, zusammenziehet. Wenn man nun das Zittern desselben fuͤr 10 rechnet; so werden sich die Griffelzungenmuskeln, innerhalb einer Minute 30000 mal, oder ein einzigesmal in \frac{1}{30000} einer Minute, oder in ⅛ einer Terz zusammenziehen. Wenn es endlich erlaubt wuͤrde anzunehmen, daß eine Taube, innerhalb 9 bis 10 Minuten, 30 Meilen durch- fliegt BRADLEY country Lady’s direct. p. 6. , so wuͤrde diese Schnelligkeit die obige um ein vieles uͤbertreffen. Wenn man naͤmlich den Sprung des II. Abschnitt. Erscheinungen. des Vogels, der von einer Fluͤgelschwingung hervorge- bracht wird, so gros, als die Laͤnge des Vogels, welche eine Spanne betraͤgt, macht, so wuͤrden uͤberhaupt 201387 Fluͤgelschlaͤge, um 30 Meilen zuruͤcke zu legen, herauskommen, wenn man den Himmelsgrad auf 57100 Ruthen sezzt, und 70 Meilen annimmt. Da aber in 10 Minuten 36000 Terzen enthalten sind, und da das Schwingen des Fluͤgels in der Helfte des Aufhuͤpfens geschicht, so wird zugleich die Bewegung des Fluͤgels in einer kuͤrzern Zeit, als der eilfte Theil einer Terz ist, oder uͤberhaupt innerhalb sechstehalb Quarten verrichtet werden. Folglich wird das Zusammenziehen der Muskeln aͤus- serst schnelle, und so hurtig geschehen, daß sie eine viel kuͤrzere Zeit, als eine Terz ist, zum Zusammenziehen noͤtig haben. §. 26. Die Staͤrke eines Muskels, wenn er sich zusammenzieht. Wir haben die ungeheure Geschwindigkeit berechnet, mit welcher sich ein Muskel zusammenzieht. Es ist aber auch die Gewalt desselben, oder das Gewichte schwerlich zu glauben, welches ein Muskel, wenn es an sein eines Ende angehaͤngt wird, waͤrend des Zusammenziehens, in die Hoͤhe hebt, und man mus auf diese Betrachtung, auf welche sich das beruͤmte Werk des Borelli fast ganz und gar bezieht, allen Fleis verwenden. Hier wollen wir die zwar unbestimmte, aber doch uͤber- maͤßige und seltene Beispiele von Staͤrke an Menschen und Thieren beruͤhren, womit sich Menschen oͤffentlich sehen lassen. So rollte August der zweete, Koͤnig von Polen, silberne Teller zusammen, er zerbrach Hufeisen RZASCYNSKI pag. 443. , E 4 und Thierische Bewegung. XI. Buch. und es konnte ein andrer viel geringerer Mann eine eiserne Stange, welche einen Zoll dikk war, mit den Haͤnden biegen und ausstrekken. Ein andrer zog zwei Pferde, ob dieses gleich so viel groͤssere Thiere sind DESAGULIERS course of experim. philos. Tom. I. p. 290. BAGLIV p. 591. , und noch ein andrer sechs Pferde RZASGYNSKI histor. natur. polon. T. I. et O. p. 313. zuruͤkke, ja er zog den Fus eines Ochsen mit solcher Gewalt an sich, daß die ruͤkstaͤn- dige Klaue davon flog PAUSANIAS Eliac. II. p. 325. . Ein wuͤtender Loͤwe lies im Eisen Merkmale von den Zaͤhnen zuruͤkke Phil. trans. n. 310. , und ein rasender Mensch zerbrach ein eisernes Gitter PANAROLUS pentec. IV. obs. 49. , und riß auf einmal alle Strikke entzwei MEAD. of poisons p. 136. Conf. ROBINSON l. c. , womit man ihn angebunden hatte. So hat man Exempel, daß die Huͤfteknochen von einem Kramfe KULMUS Eph. nat. cur. Vol. 7. obs. 126. und von uͤbermaͤßigem Anstrengen Journ. de med. 1759. m. Oct. entzwei gebrochen, und ein andrer schleuderte mit einer Steinschleuder ATKINS navy surgeon pag 39. den Schulterknochen in Stuͤkken. Es gehoͤrt auch keine mittelmaͤßige Staͤrke dazu, wenn die so starke Achillessehnen Da auf den Tisch eine ge- wisse Person, Namens Cochois, und auf ein noch mehr entferntes Ufer ein Schiffer beim KULMUS ungluͤkklich sprang, zerrissen an beiden Personen die Achyllessehnen, die so stark sind, daß man einen Menschen daran sicher aufhaͤngen kann, ploͤzzlich. und die Sehnen der Schienbeinbieger Eph. nat. cur. Cent. VI. obs. 24. Conf. PETIT Malad. des os L. II. c. 12. RUYSCH advers. anat. II. n. 2. ohne eine Wunde zerreissen. Es ging der Knochen der Schulter, vom Schulterblate, einen ganzen Querfinger los BOERHAAVE prax. medic. T. I. p. 853. , da jemand 300 Pfunde aufhob; und wir haben gezeigt, wie stark im Menschen die Baͤnder sind Daß der . End- II. Abschnitt. Erscheinungen. Endlich scheint auch der Kramffisch zu den Beweisen der heftigsten Zitterungen zu gehoͤren, welche die Muskel- faser auszustehen vermoͤgen. Es wirkt naͤmlich dieser Fisch nicht durchs Wasser Obgleich dieses so heist bei dem PLINIUS. BOYLE mirah. offi. effic. c. 4. oder einen Dunst, son- dern durch feste Koͤrper, Harpunen Die Fischer bei dem REDI p. 27. GALEN. de util. respir. , Spiesse PLINIUS L. XXXII. n 2. auch eine Ruthe. Id. durch Nezze. THEOPHYLACTUS. SI- MOCATES durch Borsten und Rohr, OPPIANUS L. III. Jm schweren Gebrechen sind die Zaͤhne zerbrochen. G. v. SWIETEN III. pag. 397. Vom Pferde ward ein Stokk zwischen den Ribben zerbrochen, durch die Kraft der Brustmuskeln. DUVERNEY posth. II. , oder Staͤbe COLL. de voy. t. 7. REAUMUR M. de 1714. p. 457. KOLBE descript. du Cap de b. Esper. p. 127. . Und wenn sich jemand wagt den Kramf- fisch mit der Hand zu ergreifen LORENZINUS. KÆM- PFER Amœn. Exot. Fasc. III. ob- serv. 2. , so empfindet man eine hoͤchstbeschwerliche Fuͤllosigkeit, als ob ein Nerve getroffen worden LORENZINUS. REDUS. , wobei sich Kaͤlte, Schauer, ein Zittern, gleichsam die Verrenkung des getroffnen Gliedes KÆMPFER. , und eine kurze Laͤhmung REAUMUR. einstellt, welche in kal- ten Himmelsstrichen schwaͤcher Jn Jrrland. Histor. of WATERFORD p. 272. , im gemaͤßigten schon deutlicher ist Jn dem heissern Asien. KÆMPFER. Jn Afrika. Col- lect. de voy. L. VIII. et KOLBE. , und bis zur Schulter REDI. LORENZINI. , und zum Kopfe Jn Frankreich und Jta- lien. REAUMUR l. c. REDI pag. 26. LORENZINI. heraufsteigt, so daß man so gar einen Schwindel verspuͤrt; da sonst diese Empfindungen in heis- sen Gegenden Eine Unempfindlichkeit am Kopfe. REAUMUR p. 450. das Herz in Unordnung bringen, die Gedanken verwirren, und die Kraͤfte darnieder schlagen Daß die Kraͤfte verschwin- den OPPIANUS. . Es scheinet diese Fuͤllosigkeit uͤberhaupt von einer E 5 sehr der Kramffisch das Wasser, wor- innen er liegt mit der erstarrenden Kraft anfuͤlle, ÆLIANUS L. XI. c. 14. dieses befand falsch REDUS p. 27. et LORENZINUS 68. Thierische Bewegung. XI. Buch. sehr heftigen Erschuͤtterung herzuruͤhren LORENZINUS 67. 69. REAUMUR. STENONIUS Act. Hafn. Vol. II. pag. 224. REDI pag. 30. gelinder beim BORELLUS L. II. prop. p. 219. , welche dieser Seefisch mit der groͤsten Schnelligkeit, und dadurch her- vorbringt, daß er seinen Koͤrper allmaͤlich gerade aus- strekkt, und wieder schnell zu kruͤmmen weis REAUMUR p. 457. t. 13. H. G. . Auf diese Art empfaͤngt der Finger, welcher ihn beruͤhrt, von den cilindrischen holen Muskeln REAUMUR. LOREN- ZINI pag. 16. REDI pag. 13. , Stoͤsse, indem sich diese Muskeln mit einem Gallerte erfuͤllen, welcher hinauf getrieben wird. Folglich schadet kein todter Kramffisch mehr KÆMPFER. MOORE. COLL de Voy. REDI p. 27. , und es ist seine Wirkung heftiger, je heftiger er erschuͤttert wird LORENZINI p. 69. . Man hat sich auch ehedem dieses Erschuͤtterns, das Podagra ANTEROS ein Freige- lassner des Caͤsars bei dem MAR- CELLUS. EMPIRICUS p. 247. , und das Fieber zu hei- len LUDOLF hist. Æthiop. L. I. c. 11. Und aus diesem REAUMUR pag. 466. , bedient. Man hielte ihn an die Fussole, oder an die Gliedmaßen. Es besizzet noch ein andrer Fisch, welcher mit den Lampreten sehr uͤbereinkoͤmmt BIRCH T. IV. pag. 28. RICHER descrip. de la Cayenne, pag. 325. Memoires avant 1699. p. 176. 177. de la CONDAMINE p. 158. 298. BARRERE hist. natur. p. 169. WARREN de- script. of Surin. c. 1. GUMILLA hist. natur. de l’Orinoque P. III. p. 136. ADANSON relat. de Senegal p. 135. Verhand. van de Holl. maatschappy T. II. p. 376. Act. helvet. T. IV. pag. 30. 34. Jch gestehe es, laut den neuern, an dem fuͤllos machenden Aale ( gymnoto ) angestellten Versuchen, daß uͤberhaupt aus diesem Thiere ein elektrischer Damf heraus zu gehen scheine. Er stekkt naͤmlich sogar das Wasser mit seinem Gifte an, daß er schon von weiten fuͤllos macht, und die Fische toͤdtet, welche mit ihm in einerlei Fasse gehalten werden. Verhand. der Hollandz maatschapp. T. VI. P. II. GRONOV. Zoophylac. I. p. 42. der dem Kramffische den Finger ins Herz gestekkt hatte, empfand solchen Stich, wie vom elektri- schen Funken. Hamburg. Ma- gazin. Auch die Meernessel, wenn sie sich zusammen zieht, duͤnstet einen giftigen Dampf aus, BER- THOLOT anim. venen. gall. pag. 10. Wie der Blackfisch fuͤllos macht, PERRAULT ess. de phys. III. p. 298. Auch KÆM- PFER. Dieser glaubwuͤrdige Autor schrieb die Gewalttaͤtigkeit des Kramffisches einem heraus- farenden Damfe zu. , und den II. Abschnitt. Erscheinungen. den einige beruͤmte Maͤnner vor kurzem Gymnotus nen- nen Act. helvet. loc. cit. , eine aͤnliche Kraft, fuͤllos zu machen, und diese dringt so gar bis zum Gehirn, indem viele Menschen, wenn sie in den Seen schwammen, ploͤtzlich alle Kraͤfte verloren, und von der Wirksamkeit umkamen WARREN. , indessen daß ein stehen- der Mensch den Schwindel bekoͤmmt, und sinnlos zur Erden faͤllt Mem. avant. 1699. . Er pflanzt diese seine toͤdliche Wirkung ebenfalls durch einen Stab fort Mem. avant. 1699. de la CONDAMINE. . Wir wollen die Kraft der Muskeln einzeln betrachten. Es wird demnach blos durch das Beissen, folglich vermit- telst der Schlaͤfenmuskeln, der Kaͤumuskeln und der in- nern Fluͤgelmuskeln, deren Fleisch doch zusammengenom- men nicht zwei Pfunde wiegt, eine erstaunliche Kraft aus- geuͤbt. Es konnte ein Mensch ein leeres Bierfaß PLEMP. van Spieren p. 44. BOERHAAVE prælect. I. p. 151. , welches er mit den Zaͤnen aufhob, ruͤkklings uͤber den Kopf werfen, und es trank ein andrer ein Fas mit 116 Unzen Wein in einem Atem aus, und warf es uͤber den Ruͤkken ROLFINK disp. p. 524. et fere J. Anton v. d. LINDEN physiolog. p. 540. , dieses verrichtete ein andrer mit einem grossen Fusschemel, und mit einer Bank RHOD. Cent. obs. 97. , welche 15 Haͤnde lang war, wie auch mit einem Balken BAGLIV pag. 591. Bresl. Samlung p. 827. CARDAN subtil. p. 358. ; ein andrer konnte eine eiserne Stange von 25 Pfunden tragen, und dergestalt uͤber den Ruͤkken werfen, daß sie in einem Balken stekken blieb VESAL L. II. c. 15. . Man hat von den Kraͤften gewisser Menschen ein genaueres Maas, indem selbige ein Gewicht von 50 RHOD loc. cit. , 56 PLOT natur. histor. o Staffordshir. p. 293. , 160 BORELL L. I. prop. 87. p. 171. und so gar von 300 Pfunden ibid. , mit den Zaͤhnen aufzuheben vermochten; andre haben Thierische Bewegung. XI. Buch. haben die Steine in Pfirschen und Morellen zerbissen, welche doch erst zerbrechen, wenn man sie mit 200 HEISTER Mastic. p. 29. und 300 Pfunden beschwert Ibid. . Erstaunlich war die Staͤrke, mit welcher Thomas Topham DESAGULIERS p. 290. einen sechs Fus langen Tisch, an dessen Ende noch 50 Pfunde hin- gen, in die Hoͤhe hob. Es tragen die ausstrekkende Muskeln der Huͤfte Idem pag. 256. die Lasten, womit man die Schultern beladet, sobald der Mensch fortgeht, und folglich den Fus auf hebt, auf welchem das Gewichte liegt, oder wenn man damit eine Treppe be- steigt Von 290 Pfunden laͤst ihn aufheben la HIRE Memoir. de l’Acad 1699. p. 98. 154. doch hat er Unrecht, wenn er sagt, daß er sich nicht uͤber 2 Zoll hoch erheben koͤnne. , besonders aber, wenn man sich nach der Befrach- tung in die Hoͤhe richtet, nachdem man sich mit gekruͤmm- tem Leibe oder gebognen Knieen die Last aufpakken lassen. Ein Mensch trug einen Ambos von 200 Pfunden eine halbe deutsche Meile weit fort LEHMANN Bergmannschronike, p. 857. 858. . Es tragen die Lasttraͤger zu Londen den ganzen Tag 300 Pfúnde herum DESAGULIERS p. 282. , so wie diejenigen, welche auf der Kampechekuͤste das Faͤrbeholz faͤllen DAMPIER Voyage to Campeachhay II. p. 80. , so gar bis 400 Pfunde auf sich nehmen, und es tragen so gar die Wei- ber zu Missusipi, den ganzen Tag uͤber, bis 300 Pfunde Voyage au Nord, T. I. pag. 296. . Die Tuͤrken koͤnnen noch einmal so viel, als die Englaͤnder tragen DESAGU- LIERS p. 264. . Noch ein andrer trug 627 Pfunde CARDAN var. gegen das Ende zu. . Ein Englaͤnder Tour through great Bri- tain. konnte einen Ochsen, der, wie ich davor halte, zwischen 700 bis 1000 Pfunde wog, weggetragen; und so trug auch Milo von Kroton einen Ochsen, ja ein andrer ging mit einem Pferde, wor- auf II. Abschnitt. Erscheinungen. auf zween Leute saßen, davon Bresl. p. 823. . Athamas, wie ihn Vlinius nennt L VII. c. 20. , ging unter einer Last von 1000 Pfunden, indem er einen bleiernen Harnisch von 500 Pfunden, und einen bleiernen Panzer von gleicher Schwere an sich hatte. Jch habe auch an dem Ruͤkkenkramfe eines zarten Maͤdgen gesehen, an dem der Leib wie ein Bogen und das dergestalt gekruͤmmt war, daß der Ruͤkken um einen ganzen Fus weit vom Bette abstand, und die gesammte Gewalt von vier darauf liegenden Maͤnnern, welche folglich 800 Pfunde schwer waren, nicht vermoͤgend war, den Ruͤkken niederzudruͤkken. Eben diese Muskeln richten noch vielmehr aus, wenn sie einen Strikk zerreissen, welcher kaum von 1680 Pfunden zerreisset pag. 270. Bresl. Samlung 1717. m. Aug. 826. . Diese Kraft ist groͤsser, als die Kraft zweier Pferde zusammengenommen betraͤgt DESAGULIERS p. 270. , hieher gehoͤrt noch ein Esel La HIRE pag. 156. von 200 Pfunden, den jemand an den Haaren aufhob. Blos die Biegemuskeln des Schienbeins heben 200 Pfunde auf DESAGUL. pag. 272. Bresl. Samlung p. 828. , wenn ein Mensch, der auf den Huͤften liegt, mir gebogner Huͤfte aufsteht. Und wie gros ist nicht die Staͤrke der Seiltaͤnzer, welche den ganzen Leib, entweder blos mit den Biegemuskeln des Fusses mit einem einzigen Fusse, oder mit der Hand, und endlich blos mit der Ferse CARDAN subtil. p. 496. , den Leib unterstuͤzzen, indem hier blos die grossen Waden-und Fussolenmuskeln dadurch wirken, daß sie die Ferse niederdruͤkken. Die ausstrekkenden Muskeln des Ruͤkkens koͤnnen eine aufgeladene Last von 800 bis 900 Pfunden tragen, welche Thierische Bewegung. XI. Buch. welche man dem untern Theile des Ruͤkkens zu tragen giebt DESAGULIER p. 274. . Eben dieselben tragen und erheben, wenn man ihnen mit einer bequemen Maschine zu Huͤlfe koͤmt, welche einen Theil der Last auf die ausgestrekkte Huͤften uͤberleitet, 1900 Idem p. 281. Bresl. Sam- lung p. 827. und so gar 3000 Pfunde DESAGUL. p. 268. . Es ist der Ruͤkken so stark, daß man 200, 250 Idem p. 256. wobey sie zugleich geschwinde gehen. Ein Pferd traͤgt kaum uͤber 224 Pfund. Idem die Heuschrekken springen 20mal weiter, als ihr Koͤrper lang ist. SWAMMERDAM bloe- delooz. dierti. p. 121. 300, oder 400 Bresl. Samlung loc. cit. , 600 AMAT. C. V. c. 95. Von einem Riesen. , 800 DESAGUL. p. 281. 282. 290. 292. Es behauptete de la HIRE, daß nicht uͤber 160 Pfun- de aufgehoben werden koͤnnen, pag. 155. Pfunde, welches mit dem Gewichte des eignen Koͤrpers fast 1000 Pfunde betraͤgt, blos vermittelst der Haͤnde aufheben kann, indem diese Kraft nicht auf den Aermen beruht, welche nur statt der Seile da sind. Es schaͤzzt Philipp de la Hire pag. 154. die Muskeln des Armes auf 160 Pfunde; ihre Staͤrke aber ist gewis viel groͤsser. Als ich im Jare 1737 die Rammelsbergergru- ben befuhr, hatte eben ein Bergmann einen mit Erz an- gefuͤllten Kuͤbel, um ihn an dem Haspel heraufzuwinden, an die Kette gehaͤngt. Dieser Ungluͤkkselige hatte noch den Finger in dem Ringe stekken, als die Maschine den Kuͤbel schon hinaufzog. Er blieb solchergestalt blos mit dem einen Finger daran feste haͤngen, und da er die aͤus- serste Kraft anstrengte, um nicht den Finger auszurenken, und ums Leben zu kommen, so kam er endlich oben aus dem Berge zugleich mit dem Kuͤbel, nachdem er ohngefehr 600 Fus hoch hinaufgezogen worden, gluͤkklicher Weise wieder heraus. Dieses ist ein sehr seltnes Beispiel, daß er sich so lange erhalten koͤnnen, indessen daß er die Schwere II. Abschnitt. Erscheinungen. Schwere seines Koͤrpers nebst 150 Pfunden blos an den zween Biegemuskeln eines einzigen Fingers haͤngen hatte. Man mus dieses so verstehen, daß einer oder etliche wenige Muskeln ihre gewisse Kraͤfte haben, und es thut bei unsrer Rechnung keinen Eintrag, daß einige beruͤmte Maͤnner BOISSIER de l’inflam- mat. p. 229. die bestaͤndigen willkuͤrlichen Kraͤfte im Menschen 70 Pfunden gleich schaͤzzen, welche, innerhalb einer Sekunde einen Fus hoch aufgehoben worden. Sie reden naͤmlich von der Last, welche diese Kraͤfte lange Zeit und mit Bestand aufzuheben vermoͤgend waͤren, da ich hingegen von denjenigen Kraͤften schreibe, welche diese Muskeln ohngefehr auszuuͤben tuͤchtig sind. Endlich so uͤbersteigen die Kraͤfte der Jnsekten unsre Maaße um ein Ausserordentliches, so wie sie an der Reiz- barkeit die grossen Thiere selbst uͤbertreffen; indem ein Floh eine Last, die 70 bis 80 mal schwerer als er selbst wiegt, fortschleppt VALISNER Oper. T. III. p. 445. ROBERT. HOOCKE p. 210. von der schnel- len Bewegung der Kaͤsemilbe, in- dem sie den Kopf am Schwanze abstoͤst. Davon besiehe die Abbil- dung bei dem GRIENDEL F. 3. t. 3. pag. 31. , da ein Pferd schwerlich uͤber 2000 Pfunde DESAGUL p. 283. , das ist, ohngefehr eine dreimal schwerere Last, als es selbst wiegt, zu ziehen vermag. §. 27. Die Muskeln koͤnnen sich nicht mit ihrer ge- sammten Kraft offenbaren. 1. Weil sie dem Ruhepunkte zu nahe liegen. Wir haben bisher nur den allerkleinsten Theil von derjenigen Gewalt betrachtet, welche in den Muskeln liegt. Diesen haben wir dergestalt mit angehaͤngten Ge- wichtern verglichen, daß wir annahmen, wie sich die ganze Kraft eines Muskels mit Nuzzen anstrenge, um das Thierische Bewegung. XI. Buch. das Gewichte zu erheben, so wie an einer Wage das ge- sammte Gewichte einer Schale dazu dient, daß das Ge- wichte der andern Schale aufgehoben werde. Allein die ganze Sache verhaͤlt sich in dem menschlichen Koͤrper an- ders; und es hat der Schoͤpfer Die Natur hat sich der Maschinen bedienet, GALENUS, um dadurch Kraͤfte zu ersparen, BORELL. p. 17. so wenig eine Erspa- rung der Kraͤfte bei der Anlage der Muskeln zur Absicht gehabt, daß er vielmehr alle Muskeln dergestalt an den Knochen gelagert, daß der groͤßte Theil von der Mus- kelkraft verloren geht. Wir muͤssen dieses stuͤkkweise er- weislich machen. Es verhalten sich in dieser ganzen Betrachtung die Knochen, wie Hebel, welche von den Muskeln, wie von Strckken in Bewegung gesezt werden, und da die einge- pflanzte Kraft diese Muskeln dergestalt anzieht, daß man sie wirklich berechnen kann, so schaͤzzt man diese Kraft so gros, als das Gewichte, welches an einem Hebel hinge, und eben die Wirkung thaͤte, die ein von der eingepflan- ten Kraft angezogner Muskel verrichtet. Ruhepunkt ist derjenige unbeweglich feste Theil des Hebels, um den sich der Hebel herum bewegt. Es durch- schneidet die Achse des Knochen, der sich am Gliede be- findet, die Laͤnge desselben, und sie stimmet mit der Mitte des Gelenkes zusammen, ob dieses gleich nicht so ganz genau wahr ist; und um dieses Ende der Achse drehet sich der ganze Knochencilinder herum; folglich stekkt der Ruhepunkt mitten im Gelenke BORELL. L. I. prop. 9. etwas anders sagt der beruͤmte PARENT. Memoir. de l’Acad. 1702. p. 100. doch scheint er auf eben diese Erklaͤrung zu verfallen. . Wenn man nun dem Hebel eine Gewalt mittheilt, so wirkt diese um desto staͤrker, je weiter diese vom Ruhe- punkte abliegt, und den Hebel belebt; und dieses ist eine mehr II. Abschnitt. Erscheinungen. mehr als zu bekannte Sache; hingegen wirkt sie um desto schwaͤcher, je naͤher am Ruhepunkte sie den Hebel zu bewegen sucht. Es sind aber die meresten Muskeln im menschlichen Koͤrper an ihren Knochen, dem Ruhepunkte, viel naͤher angeschlossen PARENT. p. 96. als das angehaͤngte Gewicht, und so tragen wir z. E. an dem Gelenke des Ellbogens eine Last, welche von dem Deltamuskel, der die Schulter aufhebt, getragen wird. Es befindet sich aber der Ruhe- punkt der Schulter in der Vergliederung derselben mit dem Schulterblate. Die Einlen ung des Deltamuskels lieget dieser Vergliederung viel naͤher, als das Gewichte, welches von dem aͤussersten Unterende der Schulter getra- gen wird, und es ist wenigstens, wie 1 zu 3, naͤher; wenn man daher annimmt, daß der Ellbogen ein Ge- wichte von 55 Pfunden BORELL. p. 167. t. 8. f. 11. aufhebt, und man die Schwe- re des Armes mit dazu nimmt, welchen ich 5 Pfund schwer schaͤzze, wenn man ferner, des Einfachen wegen, diese ganze Last auf den aͤussersten Theil des Ellbogens zu- sammenwirft, so wird die Kraft, mit welcher der Delta- muskel diese Gewichte aufhebt, nicht 60 oder 30 Pfunde, sondern uͤberhaupt 180 Pfunde gros sein. Hierzu hilft der innere Muskel des Armes nicht das mindeste mit, denn ich sezze, daß die Last an der untersten Schulter, oberhalb der Vergliederung, und oberhalb der Einlenkung dieses Muskels angehaͤngt sei. §. 28. 2. Des Winkels wegen, unter dem sich der Mus- kel an den Knochen anschlist, und der viel kleiner, als ein rechter Winkel ist. Wenn ein Muskel uͤberhaupt mit demjenigen Kno- chen, welchen er zu bewegen hat, parallel liefe, so waͤre der H. Phisiol. 5. B. F Thierische Bewegung. XI. Buch. der Widerstand des angehaͤngten Gewichtes unendlich gros BORELL. propos. 12. . Waͤre ein Muskel unter einem rechten Win- kel an den Knochen gefuͤgt, so wuͤrde er seine gesammte Kraft FABRIC. p. 151. NOL- LET leçons de physique T. III. p. 42. auf die Bewegung des Gliedes mit Vorteil ausuͤben, so wie das an eine Waage angehaͤngte Gewicht seine ganze Staͤrke anwendet, den Koͤrper des Wagebal- ken herabzuziehen. Man findet selten Muskeln von dieser Art, und von der vorhergehenden uͤberhaupt gar keine, und es hat die Natur nirgens Kraͤfte geschaffen, welche unwirksam waͤ- ren. Hingegen sind die meresten Muskeln unter kleinen Winkeln, die viel kleiner, als rechte Winkel sind, an ihrem Knochen befestigt PARENT. loc. cit. p. 96. . So ist der Deltamuskel, von dem die Rede ist, beinahe unter einen Winkel von zehn Graden in den Knochen der Schulter eingefugt. Es verhaͤlt sich aber die Kraft, welche schief zieht, zu derjenigen Kraft, welche nach der senkrechten Linie zieht, wie sich der Sinus der Jnclination zu dem Sinus totus verhaͤlt WOLF Mechanic. theor. 184. BORELL. prop. 13. etc. v. GRAVEZANDE n. 311. DESAGULIERS p. 147. . Und es betraͤgt dieses Verhaͤltnis, um ein Exempel zu geben, wie 1736482 zu 10,000,000. Wenn demnach, laut obiger Betrachtung, der Delta- muskel, um 55 Pfunde aufzuheben, so viel Kraft anwen- det, als zum Erheben von 180 Pfunden erfordert werden, so wird derselbe, laut dieser zwoten Betrachtung, so viel Kraft anwenden, als 1058 Pfunde aufzuheben noͤtig ist. Es hat diese Sache J. Alphonsus Borellus etwas veraͤndert vorgetragen. Er verbindet naͤmlich unsre beide Speculationen, welche wir von einander getrennt haben, mit f. 11. SEGNER ad NIEU- WENTYT Wereldheschouw. p. 105. STURM Eph. nat. cur. Dec. II. ann. IV. app. f. 8. Sie sezzen 55 Pfunde. Jch habe bei einer gleichguͤltigen Sache die ein- fachere Zal lieber gewaͤlt. II. Abschnitt. Erscheinungen. mit einander. Er betrachtet den Muskel, wie er queer uͤber das Gelenke fortgeht, und bemerkt, daß derselbe, wegen Geschwulstes des Knochenkopfes, ein wenig von dem Centro der Bewegung und der Knochenachse abweiche; und daraus schlist er, daß seine Kraft, welche ausserdem, so viel als Nichts sein wuͤrde, in so fern zunehme, und daß selbige gegen die ganze Kraft, die ein senkrecht in den Kno- chen eingelassener Muskel ausuͤben wuͤrde, wie die halbe Dikke des Gelenks oder wie die senkrechte Linie sei, die vom Ruhepunkte, zur Directionslinie gezogen, zu dem Abstande der Einlenkung vom Ruhepunkte ist prop. 13. 14. SEGNER loc. cit. p. 105. CHESELDEN pag. 63. SAUVAGES disp. X. sur le mouv. musc. p. 89. . Man pflegt naͤm- lich in allen dergleichen schiefen Zuͤgen die wirksame Kraft nach dem senkrechten Abstande des Ruhepunktes von der Linie zu schaͤzzen Conf. DESAGULIERS T. I. p. 147. MUSSCHENBR. Essays p. 153. 155. etc. , laͤngst welcher der Zug geschicht. Es hat Borell diesen Sazz in verschiednen Beispielen auf die Muskeln des Ellbogens prop. 22 - - 26. und des Fusses prop. 27 - 29. ange- wandt, und es erweiset Sturm Eph. natur. cur. Dec. II. ann. 11. an einem wirklichen Hebel, auf den ein andrer bald so, bald anders schiefer Hebel in einem beweglichen Gelenke aufliegt, daß sich die ganze Sache wirklich so verhalte. Waͤre daher ein Gewichte an den Fingern angehaͤngt, so wuͤrde sich die thaͤtige Kraft des Muskels, welcher dieses Gewicht aufheben will, zu dem Gewichte verhalten, wie der Abstand der Muskelachse, oder der Linie, laͤngst welcher der Zug verrichtet wird, von dem Centro der Vergliederung, zur Laͤnge des Ell- bogens, oder der Hand, denjenigen Theil der Finger aus- genommen, welcher sich ausserhalb dem Gewichte befindet. Wenn daher die Dikke des Gelenkes zunimmt, so nimmt zugleich die Kraft des Muskels zu. Dieses stimmt aber mit unsern Saͤzzen uͤberein, und es koͤmmt auf den Win- kel an, unter welchem ein Muskel an seinen Knochen befe- F 2 stigt Thierische Bewegung. XI. Buch. stigt ist. Es koͤnnen auch andre Ursachen als der Ge- schwulst des Gelenkes vorhanden sein, oder es kann eine Muskel mit dem Knochen einen ziemlich grossen Winkel machen, dergleichen an dem Brustmuskel, der sich an die Schulter und dem kleinen gezakkten, der sich an den Fort- sazz des Schulterblates anschlist, wahrzunehmen ist. Man will, daß sich die Muskeln in den Jnsekten in einer groͤssern Weite von der Gelenkmitte lagern CHESELDEN introd. , und daß ihnen diese Lage zur Verstaͤrkung der Kraͤfte befoͤrder- lich sei. §. 29. 3. Weil sich die Fasern gegen die Sehne zu neigen. Es befinden sich die Fleischfasern in vielen Muskeln, doch aber nicht in allen und jeden, mit ihrer Sehne nicht in einerlei Richtung. Sie pflegen an den gefiederten Muskeln, unter einem abwaͤrts stumfen Winkel, in die Sehne zu laufen; und sie sind an den gestralten Mus- keln noch schiefer in die Sehne eingefugt; und dieses thun die aͤussersten Fasern noch mehr, als die innersten. Nun verliert ein Muskel uͤberhaupt mehr von seiner Kraft, je groͤsser der Winkel ist, unter dem seine Fasern in die Sehne laufen, und es wuͤrde unter einem rechten Winkel gewis sehr wenig von der Thaͤtigkeit eines Mus- kels uͤbrig bleiben. Es werden sich aber die thaͤtigen Kraͤfte, wie der mittlere Theil der Direktionslinie verhalten, die durch die, von der schiefen Richtung gezogne senkrechte Linie abgeschnitten wird, welche zu eben demjenigen Theile der Richtungslinie hingeht, von dem die senkrechte aus- laͤuft. Oder es verhalten sich, um einfacher zu rechnen, die aufgewandte Kraͤfte zu den wirksamen Kraͤften, wie der Sinus totus zum Sinus desjenigen Winkels, unter wel- II. Abschnitt. Erscheinungen. welchem sich die Fasern in ihre gemeinschaftliche Sehne werfen. Man sehe davon die Berechnung bei dem J. Alphonsus Borell BORELL p. 162. propos. 81. SEGNER p. 106. 107. add. CHESELDEN anat. ed. T. VI. p. 63. nach. Es ist in einem Winkel von 30 Graden die angewandte Kraft zu der wirksamen Kraft 100 zu 87. Hat man 45 Grade, so verhaͤlt sich die Kraft, wie 100 zu 70. Sind es 26 Grade, so verhaͤlt sie sich, wie 100 zu 89. Sie ist bey 14 Graden, wie 100 zu 97. Bei 8 Graden, wie 100 zu 99. J. Chri- stoph Sturm Append. ad Ann. 4. Dec. II. E. N. G. hat auch diese Abnahme der thaͤtigen Kraͤfte durch seine Versuche bestaͤtigt. Man siehet aber hieraus, daß man die Mittelzal zwischen den aͤussersten Fasern eines straligen Muskels, deren Richtung von der geraden Mittellinie am meisten abweicht, und zwischen den innersten Fasern sezzen muͤsse, welche von gedachter Linie wenig abweichen. Nach unsrer Rechnung waͤre der grosse Winkel der aͤussern Fasern am Deltamuskel = 30 °: der kleine, oder der Winkel der innern Fasern = 8 °. Daher ist die Kraft des Deltamuskels, wenn man damit 55 Pfunde auf hebt, uͤberhaupt so gros, als 1284 Pfunde zu erheben kostet, wenn solche eben dieser Muskel in die Hoͤhe zoͤge, wofern dieser Muskel an seiner Kraft keinen Abgang gelitten haͤtte Etwas anders giebt es HAMBERGER p. 605. . §. 30. 4. Weil er dem Hebel eine Festigkeit mittheilen mus. Es mag der uͤbrige Abgang oder Verlust der Kraͤfte, die ein angestrengter Muskel einbuͤst, so gros sein, als er wolle, so mus man diesen Abgang doch an einem jeden F 3 Mus- Thierische Bewegung. XI. Buch. Muskel gedoppelt so gros schaͤzzen, weil ein jeder Mus- kel, indem er sich zusammenzieht, so viel Kraft anwendet, um demjenigen Knochen, der dem Muskel sein festes Lager macht, zu widerstehen, als er auf die Aufhebung des Gewichts BORELL. prop. 31 - - 36. Conf. GRAVEZAND. p. 60. verwendet. Er wirkt naͤmlich, weil er sich kurz macht, und seine Fasern gegen die Mitte des Muskels p. 472. herbeizieht; nun wird er zwar einer Seits von der Last ausgespannt, und er uͤberwindet dieses Aus- strekken durch sein Vermoͤgen, sich zusammen zu ziehen; andrer Seits wird er mit gleich grosser Kraft von dem Wiederstande des Knochens ausgestrekkt, und er mus also dieser Ausstrekkung eben so grosse zusammenziehende Kraͤfte entgegen stellen, wenn er sich nicht ausstrekken lassen will. Um die Sache besser zu verstehen, haben einige beruͤmte Maͤnner PEMBERTON introd. ad COWPERI Myotomiam. Zweifel aufgeworfen, und man sezze, daß der Muskel eine Saite sei, die theils an einen Nagel, an einer unbeweglichen Wand, aufgehaͤngt, theils von einem Gewichte herabgezogen wuͤrde: hier, sage ich nun, daß die Saite nicht blos von dem einfach angehaͤngten Gewichte, sondern von diesem Gewichte gedoppelt herab- gezogen wird, indem es der Nagel so sehr zuruͤkke zieht, als es das Gewichte ausstrekkt. Damit man auch den Widerstand der festen Wand einfacher machen koͤnne, so nehme man an, daß, an ihrer Statt, der Nagel auf einem unbeweglichen Hebel auf liege, und daß er queer uͤber die- sem Hebel im Gleichgewichte ruhe. Man siehet alsdenn leicht ein, wie der Hebel ein Gewichte haben muͤsse, welches uͤber dem Nagel an ihn angehaͤngt, und das so gros, als das angehaͤngte Gewicht sei, wenn das Gleich- gewichte herauskommen soll. Folglich wird ein Seil sowol von dem Gewichte, wel- ches an ihm haͤngt, herab, als auch von dem Gewichte hinaufgezogen, welches mit diesem im Gleichgewichte steht. Es II. Abschnitt. Erscheinungen. Es mus aber ein Muskel bei diesem Zuge, der ihn aus- strekkt, und seine Fasern verlaͤngert, notwendig allemal kuͤrzer werden, und in der That einigen wirklichen Wie- derstand thun. Folglich wendet derselbe gedoppelt so viel Kraͤfte an, als das einfach angehaͤngte Gewichte sonst er- fordern wuͤrde. Jm menschlichen Koͤrper und am Deltamuskel ist die feste Wand der Schulterknochen, und das Schluͤssel- bein, das angehaͤngte Gewicht, wie wir gesagt haben, 55 Pfunde; folglich mus der Schulterknochen dem Delta- muskel um so viel Widerstand thun, als er vom Gewich- te herabgezogen wird, und es verzehrt sich die halbe Kraft des Deltamuskels im Aufheben der Last, und die andre Helfte im Widerstande gegen die Festigkeit des Knochens, welche eben so als ein zuruͤkkziehendes Seil wirkt, folglich betraͤgt die aufgewandte Kraft = 2568 Pfunde. Dieses hat J. Christoph Sturm Append. ad Eph. nat. cur. Dec. II. Ann. III. p. 456. den Ver- such p. 457. dieses nimmt auch an SCHREIBERUS p. 107. ebenfalls durch Gruͤnde und Versuche erwiesen. §. 31. 5. Andre Abgaͤnge, die aber nicht bey allen Muskeln vorkommen. Es laufen viele lange Muskeln uͤber zwei bis drei Gelenke fort, dergleichen der hohe Strekkmuskel der Finger thut. Dergleichen Muskel kann sein besondres Gelenke, welches das allerletzte von den Gelenken ist, uͤber welche er laͤuft, nicht anders beugen, als daß zugleich seine Mittelgelenke mit gebogen werden. Da aber der Wille der Seele dergleichen Beugungen verwirft, und nicht statt finden lassen will, so verhindert er sie durch die Gegenmuskeln, welches die Ausstrekker dieser Gelenke sind; demohngeachtet aber wendet doch der F 4 Mus- Thierische Bewegung. XI. Buch. Muskel hier vergebens alle die Kraft mit an, womit er die Mittelgelenke beugen wuͤrde, und welche von dem ge- genseitigen Anstrengen der ausstrekkenden Muskeln ver- nichtet wird CHESELD. p. 65. . So muͤssen, um ein Exempel zu geben, die Gelenke des Ellbogens an der Handwurzel, die Ge- lenke der Handwurzel an der Mittelhand, und die Gelenke der Mittelhand an den Fingern zuruͤkke behalten werden. Es hat Henrich Pemberton propos. 42. et c. 12. fast ganz durch Versuche bestaͤtigt die- ses STURMIUS in appendice ad ann. III. Dec. Eph. nat. cur. pag. 458. doch weicht es von uns ab. diesen Abgang, nach- dem er die Berechnung des Borelli einigermaßen verbes- sert pag. XXV. , so geschaͤzzt, daß sich der bei der Kraft, unter einige Gelenke vertheilte Theil des, am aͤussersten Hebel, (den Fingern), angehaͤngten Gewichtes, wo er bei jedwe- dem Gelenke ruhet (und dieses ist eben der Abgang der aufgewandten Kraft) gegen dieses ganze Gewichte, wie das zusammengesezzte Verhaͤltnis, aus dem Verhaͤltnisse der senkrechten Linie, die mitten aus diesem Gelenke nach der Richtungslinie des Muskels, wovon die Rede ist, ge- zogen wird, und womit derselbe auf dieses Gelenke wirkt, gegen die senkrechte Linie, welche aus eben diesem Gelenke nach der Richtungslinie gezogen wird, kraft der das auf- liegende Gewichte wirkt; ferner aus dem Verhaͤltnisse der senkrechten Linie, welche aus dem Gelenke nach eben dieser vornemsten Linie (des Fingers) gezogen wird, gegen die senkrechte Linie, die man von diesem Gelenke nach der Richtungslinie des Muskels zieht, verhalte. §. 32. Unrichtige Abgaͤnge. Von der Lage uͤber einem gebognen Gelenke. Es hat J. Alphonsus Borellus zuerst die richtige Anmerkung gemacht, daß sich an einem jeden Muskel, welcher II. Abschnitt. Erscheinungen. welcher uͤber ein Gelenke laͤuft, das sich gegen die Achse des Muskels beugt, die Fasern dieses Muskels, mitten in seinem Spiele, kuͤrzer machen, indem das untere Glied gegen das obere Glied heraufgezogen wird propos. 10. 11. Disp. XX. sur le mouv. des musc. pag. 89. BARTHES. l. c. p. 7. . Es ziehet aber, sagt dieser vortrefliche Mann, eine ungespannte Saite nicht; folglich mus ein nachgelassner Muskel von einer grossen Kraft ausgedehnt werden, damit er nicht erschlaffe. Diese einblasende Kraft wird zum Aufheben der Last nicht angewendet, und man kann sie fuͤr einen Abgang ansehen. Es scheint mir aber an dieser Stelle dieser Gelerte eine thierische Faser mit einem todten Seile gar zu sehr zu verwechseln; indem eine thierische Faser sowol in diesem Falle, als auch allemal zugleich kuͤrzer und dennoch gespannt ist; ja sie braucht auch nicht aufgeblasen zu werden, weil sie blos durch eine dichtere Annaͤherung ihrer Theilgen gegen einander ihr Amt verrichten, und doch zugleich gespannt und kurz sein kann. §. 33. Wegen der Menge der innerlichen Blaͤsgen. Doch auch dieser Verlust scheint der Muskelkraft wirk- lich nichts zu entwenden. Es hielte J. Alphonsus Bo- rellus Cap. 16 et 17. toto append. STURMII ad ann. V. Dec. II. Eph. nat. cur. SEGNER apud NIEUWENTYT p. 108. sq. , die Fasern vor eine Kette von Blasen, oder Rauten, damit er eine einfachere Figur zu berechnen ha- ben moͤchte. Von diesen Rauten sezzte er auf die Laͤnge eines Zolles etwa zwanzig propos. 115. STURM. ibid. . Er zeigte ferner, daß in- dem sich ein Muskel zusammenziehe blos diejenige Raute prop. 119. Conf. SEGN. p. 115. STURM. p. 129. , in einer jeden Faser, welche der Sehne am naͤchsten liege, das Gewicht aufhebe, und daß die uͤbrigen neun- zehn hintern Rauten die Bewegung vollstaͤndiger machen F 5 hel- Thierische Bewegung. XI. Buch. helfen STURM p. 130. . Daher koͤmmt es, daß ein Muskel, nachdem er lang ist, in jeder Faser, vierzig bis sechszig Blaͤsgen enthaͤlt, und daß von der angestrengten Kraft nur der vierzigste oder sechzigste Theil die Last aufhebt, ferner, daß man die aufgewandte Kraft des ganzen Muskels, wie wir sie bisher erlaͤutert haben, um vierzig propos. 124. , bis sech- zigmal groͤsser annehmen muͤsse, um dieselbe vollstaͤndig zu erhalten. Und davon ruͤhrt es nun her, daß man an dem Deltamuskel die Staͤrke von 61600 Ibid. , oder 71600 STURM p. 131. SEGN. 716800. p. 112. bis 698286 TOBOR p. 195. Pfunden gefunden haben will. Doch es bestehen die Muskelfasern so wenig aus Blaͤs- gen, als sie nach einem Zirkelschnitte ausgedehnt wirken, und man braucht also auch nicht anzunehmen, daß blos der vierzigste oder hunderte Theil eines Muskels die Last aufhebe. Die Versuche lehren es naͤmlich, daß Fasern blos von einer etwas heftigern Anstrengung der Muskeln zer- reissen MEAD of poisons p. 136. An einem Wasserscheuen. Ein Beispiel giebt auch CHESELDEN p. 207. oder auch von einem geringen angehaͤngten Ge- wichte entzwei gehen BERTIER loc. c. p. 292. , daher es denn gar nicht war- scheinlich ist, daß sie ohne Zerreissen auf irgend eine Art den Widerstand von 70000 Pfunden uͤberwinden koͤn- nen BIRCH. T. IV. pag. 140. , indem die Geschwindigkeit der Wirkung solches noch mehr befoͤrdern, als aufhalten wuͤrde. §. 34. Das Maas der Muskelkraͤfte. Wir erlernen aus dem bisher beigebrachten Comment. BOERH. T. III. pag. 452. 453. SCHREIBER almagest. p. 166. , daß man die aufgewandte Kraͤfte eines Muskels, nach den II. Abschnitt. Erscheinungen. den wirksamen oder thaͤtigen Kraͤften desselben bestimmen muͤsse. Es ist aber das Maas der thaͤtigen Kraͤfte das aufgehobene Gewicht. Und dieses mus man so vielmal groͤsser nehmen, als der Muskel seinem Ruhepunkte naͤher liegt, als das Gewichte an ihm haͤngt pag. 489. . Man mus ferner den Sinus des Winkels aufsuchen, unter welchem sich der Muskel in den Knochen wirft, und denn mus man die Vergleichung so anstellen, daß man schlisset, wie sich dieser Sinus zum Sinus totus, so verhaͤlt sich die wirksame Kraft (welche bereits, nach der vorigen Betrach- tung, Abgang erlitten) zu der angewandten Kraft. Eben so mus man nach einer andern Analogie aus dieser Kraft die angewandte Kraͤfte finden, wenn die schiefe Richtung der Fasern gegen die Sehne zum Grunde genommen wird p. 491 seq. , man mus naͤmlich abermals die gesammte Kraft zur thaͤtigen Kraft, wie den Sinus totus zum Sinus des Einfuͤgungwinkels schaͤzzen. Ferner wenn ein Muskel uͤber mehr als ein Gelenke streicht, so mus man nach Anweisung der Regel p. 493 seq. diesen Abgang ausfin- dig machen, und wieder die aufgewandte Kraft groͤsser machen. Und endlich mus man selbige verdoppeln p. 492 seq. . Nun waͤre noch die uͤbermaͤßige Kraft uͤbrig, in- dem die Lasten und der Widerstand oft nicht langsam, son- dern mit grosser Hurtigkeit von unsern Muskeln aufgeho- ben werden. Doch es ist diese ganze Theorie noch viel zu neu, und zur Zeit noch nicht berechnet worden, indem ein Mensch nicht blos sich erhebt, sondern auch ausserdem noch bis funfzig Fus de φαυλλω. SUIDAS T. III. p. 586. fortspringt, welches einige Thiere bis acht und zwanzigmal weiter verrichten, als ihre eigene Laͤnge betraͤgt SWAMMERDAM pag. 747. Conf. ex HOOKIO den Flohsprung, welcher geschicht nach Microgr. p. 210. wenn der Floh die Beine an den Leib heran- zieht, und stark abstoͤst. Aber pag. 490. Thierische Bewegung. XI. Buch. Aber so leicht laͤst sich nicht die Verhaͤltniskraft der Muskeln herausbringen. Pitkarne de modo, quo cibi u. s. f. hat sie schlecht- hin nach der Staͤrke, wie die Lasten, berechnet, und es schaͤz- zen sie andre nach der Menge der Fasern HAMBERGER p. 604. n. 1190. et p. 605. , oder nach dem Queerdurchschnitte SAUVAGES physiol. p. 137. und nach der Dikke Mem. avant. 1699. T. I. p. 249. Die absoluten Kraͤfte der verschiednen menschlichen Koͤrper und Glieder verhalten sich fast in ratione sequestriplicata der Men- schen, und der Glieder. MAR- TIN. simil. p. 87. . Doch es kann das Gewicht eines Muskels vom fetten Blute, und von der Sehne anwachsen, ohne daß eben die Mus- kelkraft zunehmen darf. Es kann ferner die Kraft eines Muskels uͤberhaupt von der Anzal der Nerven, und von ihrer Entbloͤssung L. IV. p. 489. Von einem sehr starken Menschen. BAGLI- VIUS loc. cit. , bald so, bald anders werden, und diese Veraͤnderung laͤst sich auch von der angebornen Reizbarkeit, von der Gewalt eines Reizes wovon die Kraͤfte ein Be- weis sind, die von scharfen, am Nerven nagenden Saͤften entste- hen, oder auch die aͤusserst hefti- gen Bewegungen zeugen, die in rasenden Personen entstehen. , der dem Muskel beigebracht worden, und vielleicht auch von der natuͤrlichen Der Loͤwe hat harte, krau- se und feste Muskelfasern. BA- GLIVIUS p. 267. sie sind hart in den schnellen Voͤgeln. oder verursachten Haͤrte der Fasern be- greiflich machen Die Muskeln sind allezeit haͤrter, welche ein Kuͤnstler am meisten gebrauchet. CHEYNE sanit. infirm. p. 124. . Das Herz, welches doch kleiner, als die meisten Muskeln ist, uͤbertrift dennoch an Staͤrke, und Dauer alle andre. So sind die tuͤrkischen Traͤger noch einmal so stark, als die Lasttraͤger in England, und es verhaͤlt sich die Staͤrke der Englaͤnder, gegen die Staͤrke der Franzosen DESAGULIERS T. I. p. 264. , wie 7 zu 5. Was die Groͤsse der Bewegung betrift, so haͤnget selbige von der Laͤnge der Fasern ab BOERHAAVE Comm. p. 484. Mem. avant. 1699. l. c. SAUVAGES phys. pag. 138. theor. tumor. p. 7. , und es biegen sich II. Abschnitt. Erscheinungen. sich ihrentwegen die Glieder geschwinder Daß sie staͤrker ziehen, sagt mit Unrecht, CHARLO- TON on motion p. 537. . Wenn man naͤmlich die Verkuͤrzung auf beiden Seiten gleich gros sezzt, so ziehet ein Muskel, der einen Fus lang ist, ein Glied durch eine Laͤnge von vier Zoll nach sich, indes- sen daß solches von einem Muskel, der einen Zoll lang ist, durch vier Linien geschicht. Uebrigens ist eine jede lange Faser schwaͤcher SAUVAGES physiol. pag. 138. , und sie laͤst sich von einer gerin- gen Gewalt, von ihrer geraden Richtung, verschieben, und entzweireissen MUSSCHENBROECK de cohaes. corporum p. 474. . §. 35. Warum die Muskelkraft dergleichen Abgaͤnge auszustehen habe. Man koͤnnte hierbei fragen, warum der weiseste Schoͤpfer dergleichen Bau in Thieren verhaͤngt habe, wo- bei notwendig ein grosser Theil von den aufgewandten Kraͤften zunichte gehen mus. Hierauf laͤst sich leicht antworten. Es kommen alle menschliche Ersparungen der Kraͤfte darauf an, daß die bewegende Macht einen grossen Weg beschreiben, indessen daß das Gewicht eine kleine Linie zu durchlaufen hat. Folglich wirkt dieselbe in einer groͤssern Zeit, indessen daß das Gewichte, welches uͤberwaͤltigt werden mus, seinen Weg geschwinder zuruͤkke legt. Nun konnte aber diese Regel in menschlichen Dingen nicht statt finden, und es muste uͤberhaupt der Widerstand einen grossen Zir- kelbogen, und die Gewalt einen kleinen beschreiben. Es mus die Hand, wenn sie was umspannt, und der Fus im Gehen, mit den aͤussersten Fingern oder Zeen uͤber dem Gelenke des Ellbogens, oder des Kniees, einen grossen Bogen beschreiben, damit im Schritte eine Thierische Bewegung. XI. Buch. eine anstaͤndige Weite herauskomme, oder damit die ergriffene Koͤrper von der Erde bis zum Munde, um nur ein einziges Exempel zu geben, heraufgebracht werden moͤgen. Man muste, mit einem Worte, darauf sehen, daß das Gewichte einen grossen Weg, und die Gewalt einen kleinen durchlaufen moͤchte. Man haͤtte aber weder fort- schreiten oder einen Fus vor den andern sezzen, noch den untern Kinnbakken vor dem obern in die Hoͤhe bewegen koͤnnen, noch die Zunge aus dem Munde strekken moͤgen, wenn nicht der Muskel, welcher diese Bewegungen her- vorbringen mus, anstatt in das Ende des zu bewegenden Hebels, vielmehr in den Ruhepunkt desselben eingefugt waͤre. Und indem eine menschliche Gewalt, die naͤher an den Ruhepunkt gebracht wird, einen kuͤrzern Bogen, hingegen der an dem aͤussersten Hebeltheil angehaͤngte Widerstand, einen groͤssern Bogen beschreibt, so waͤchset nothwendig die Geschwindigkeit in der Aufhebung des Widerstandes. Und dieses war auch die Ursache, war- um der Schoͤpfer sein Absehn nicht auf den Abgang Fr. BAYLE oper. pag. 94. DESAGULIERS T. I. p 157. PARENT. hist. de l’Acad. 1702. p. 97. PLUCHE spect. de la Nat. T. V. p. 136. von der dem Ruhepunkte naͤher gelagerten Kraft ge- richtet hat pag. 489. . So war es ferner notwendig, den Ursprung der Mus- keln vom Koͤrperstamme, und den Theilen, die dem Stamme unsers Koͤrpers nahe liegen, und das Ende der- selben, wofern sie bewegt werden sollten, uͤber die aͤussersten Gelenke herzuleiten. Wenn demnach die Beduͤrfnisse des Menschen ein Glied verlangten, welches sich uͤber viele Gelenke beugen lassen muste, so geschahe es, daß der Muskel uͤber etliche Zwischengelenke fortgefuͤhrt wurde pag. 493. . Es musten ferner die Gliedmaßen rundlich Von der Zierlichkeit ihrer Figur in MANGETTI theatr. pag. 35. und kegelfoͤrmig sein, damit sie nach der Reihe leichter werden koͤnnten, II. Abschnitt. Erscheinungen. koͤnnten, so wie sie vom Koͤrperstamme weiter entfernt sind. So rundlich und klein sie waren, konnten die Gelenke doch nicht so dikke gemacht werden, daß der Muskel weit von dem Mittelpunkt der Bewegung und von der durch diese Mitte gezogene Achse, in die Hoͤhe gehoben wuͤrde. Und folglich muste man wieder denjenigen Theil Kraft einbuͤssen, welcher wegen der Kleinheit der senkrechten Linie verloren geht, die vom Mittelpunkte der Bewegung nach der Rich- tungslinie des Muskels gezogen wird p. 490. 491. . Wenn man das Muskelfleisch von dem Stamme des Koͤrpers immer gegen ein kleineres und leichteres Glied hinfuͤhren muste, wenn die Natur uͤberhaupt viele Fasern vereinigen muste, um das Glied durch eine schmale Sehne zu bewegen, wenn sie oft weit vom Knochen eine Reihe Fasern herbeiziehen muͤssen, um nur Fasern genug zu ha- ben, so erhellet daraus, warum die Natur gestralte pag. 434. und gefiederte Muskeln ibid. daß sie zur Vermerung der Anzal der Fasern gemacht sind, LAWRENCE mot. musc. pag. 48. geschaffen, ob dergleichen Muskeln gleich an ihren Kraͤften einige Einbusse leiden. §. 36. Die Huͤlfsmittel bei der Muskelbewegung. Die Dikke an den Fortsaͤzzen und Koͤpfen der Gelenke. Jch unterstehe mich nicht, das Verhaͤltnis stossender Kraͤfte gegen ihren ruhenden Widerstand, fuͤr unendlich auszugeben, ob dieses gleich Borell L. II. p. 150. gethan hat, da gezeigt worden, daß diese stossende Kraft allerdings berech- net werden, und mit dem Gewichte des druͤkkenden Was- sers ins Gleichgewicht gebracht werden kann ZANOTTI Comm. Aca- dem. Bonon. . Dage- gen Thierische Bewegung. XI. Buch. gen hat der Schoͤpfer, welcher wohl wuste, was vor grosse Triebraͤder zur Bewegung er in die Nerven, und ins reizbare Wesen der Muskeln hineingelegt hatte DESAGULIERS T. I. pag. 157. , auf die Vermerung der Geschwindigkeit in der Bewegung, und auf andre Vorteile mehr seine Absicht gerichtet, in- dem er erlaubte, daß die aufgewandten Kraͤfte Abgang leiden sollten. Er hat aber auch demohngeachtet doch diesen Abgang auf allerlei Weise zu verringern gesucht, und das zwar in so fern, als es die Vortheile verstatteten, welche er durch- aus nicht verabsaͤumen wollte. Es hat derselbe nirgend, so viel ich weis, einen Mus- kel von dem Ruhepunkte weiter weg verlegt, als das zu bewegende Gewichte, wenigstens nicht der Hauptabsicht gemaͤs, entfernt war. Jndessen geschicht es doch zufaͤlliger Weise, daß bisweilen das Ende eines Muskels vom Ru- hepunkte weiter abliegt, als das Ende des zu bewegenden Gewichtes. Hiervon hat man an dem hohen Biegemus- kel, und dem langen Kopfe des tiefen ein Beispiel. Man sezze, daß man ein Gewicht nicht mit der Hand ergreifen, sondern irgendwo am Ellbogen, zwischen dem Gelenke desselben, an der Schulter oder Handwurzel anhaͤngen wollte. Hier werden in der That diese Muskeln, welche uͤber das Gelenke des Ellbogens weglaufen, dasselbe beu- gen und den Ellbogen folglich in die Hoͤhe heben, und es wird diese Maschine ein wirklicher Hebel sein, an dem der Ruhepunkt an der Vergliederung des Ellbogens mit der Schulter, das Gewicht etwas von dieser Mitte der Bewe- gung ab, und die Gewalt noch viel weiter davon abliegt. Doch hat die Natur viel oͤfter ihr Augenmerk darauf ge- richtet, daß sie denjenigen Winkel vergroͤssern moͤchte Diesen Nuzzen der Vorra- gungen bestimmet CHARLE- TON of voluntary mot. p. 533. , den der Muskel mit dem Knochen macht, in den er sich hin- pag. 494. II. Abschnitt. Erscheinungen. hineinwirft. Sie hat denselben uͤberhaupt groͤsser, und die Enden aller Knochen, da, wo sie an einander gefuͤgt sind, dikker gemacht. Solchergestalt waͤchset der Abstand von dem Mittelpunkte der Bewegung, worinnen sich die Achsen der zusammengefuͤgten Knochen vereinigen, da- durch. Es findet sich an manchen Stellen, daß sie einige Fortsaͤzze, welche aus dem Knochen selbst hervorgehen, her- ausgefuͤhrt, oder doch wenigstens andre Knoͤchgen mit Gelenken versehen hat, welche vorragen, und von dem Muskel, und dem Mittelpunkte der Bewegung abstehen sollten. Jn diese Fortsaͤzze, in diese Knochen hat sie fer- ner Muskeln eingefuͤgt, welche solchergestalt von der Achse des Muskels, und dem Mittelpunkte der Bewegung noch mehr abstehen. Diesen Nuzzen verschaffet der grosse Um- dreher ( trochanter ), an dem der eingefuͤgte mittlere Gesaͤs- muskel ALBIN. tab. musc. VI. 1. mit dem Huͤfteknochen einen weit groͤssern Win- kel macht, als er sonst ohne diesen Umdreher machen wuͤrde. Von der Art ist auch der Fortsazz, welcher ruͤkk- waͤrts aus der Ferse T. VI. E. D. T. 24. f. 9. 10. Des Affen Ferse ist nicht lang ge- nung, um lange Zeit stehen zu koͤnnen. RIOLAN. osteol. p. 533. herauslaͤuft, damit die sehr star- ken Ausstrekker des Fusses weiter von der Vergliederung des Schienbeins mit dem Sprungknochen eingelenkt wuͤrden. Und von dieser Art ist auch die Kniescheibe COWPER T. 61. AL- BIN. T. musc. II. χ. λ. μ ν ξ T. 23. f. h. i. m. , dieses besondre Knoͤchgen, welches die in das Schienbein eingefuͤgte Strekkmuskeln auffaͤngt, damit von diesem Knochen die Sehne unter einem groͤssern Winkel in das Schienbein eingepflanzt werden koͤnne. Diese Bewandnis hat es auch uͤberhaupt mit dem waren Linsenknochen ( sesamoidea ), welche sich an den Fin- gern, besonders an den Daumen Der Daumen C. STE- PHAN. l. 1. c. 20. VESAL. L. II. c. 25. EUSTACH. oss. exam. p. 186. MONROV. etc. und an den Zeen be- H. Phisiol. 5. B. G Thierische Bewegung. XI. Buch. befinden VESAL L. I. c. 33. f. 1. WINSLOW n. 960. MON- ROV. p. 330. ; denn ich rechne die uͤbrigen callos, welche oft knochig sind, und die bei dem Ursprunge der Waden- muskeln Duo VESALIUS p. 271. DRAKE L. IV. c 8. MUN- NIKS p 214. T. BARTHO- LIN. anat. RIOLAN. en- chiridion pag. 39. DIEMER- BROECK p. 559. VERDIER I. G. WELSCH tab. 21. Act. cit. Suec. 1726. p. 202. SCHAAR- SCHMIDT pag. 141. HEISTER Compend. pag. 203. tab. I. f. 2. TREW oder einen EUSTACH. oss. exam. p. 158. FALLOP. pag. 77. MORGAGN. Ad- vers. II. p. 64. COWPER ad BIDLOUM tab. 83. et 103. f. 2. Auch im Affen sind zwei. RIO- LANUS Osteolog. Sim. p. 535. FALLOP. I. SYLVIUS de ossib. HUNAULT Mem. de l’Acad. 1735. p. 383. , und im Durchgange des langen Roͤhrenmuskels ( peroneus longus ), laͤngst dem Wuͤrfelknochen ( os cupoi- des ), an der untern Seite des Schiffknochens, an der Seh- ne des hintern Schienbeinmuskels CRELL. p. 23. , unter die Krank- heiten. Es ist das rundliche Knoͤchgen der Handwurzel vom Geschlechte der Linsenknochen ALBIN. tab. muscul. 19. f. 10. , und es thut eben dieses Knoͤchgen dem Spindelbeuger der Handwurzel eben die Dienste, als die Knieescheibe dem Ausstrekker des Schienbeins. Obgleich einige beruͤmte Maͤnner unter den Neuern dergleichen kleine Knochen nicht vor Maschinen, sondern vor ausserordentliche Theile halten THOMSON p. 104. 105. CRELL p. 22. LIEUTAUD pag. 112. , welche vom Rei- ben und einer starken Bewegung aus dem schwellenden Kapselbande entstehen sollen CRELL pag. 29. etc. , so sind sie doch viel zu bestaͤndig, und zwar in allen Arten der Thiere und es ver- raͤt ihr genauer Anschlus Der Affe. RIOLAN. l. c. in allen Gelenken. EUSTACH. t. 47. f. 25. 37. der Elefant. Phil. trans. n. 327. das Pferd. SNAPE T. 41. der Hund. TREW de chylos. fet. p. 49. Rana RON- DELET pisc. pag. 218. Absichten und keinen Zufall. Jch gebe leicht zu, daß sie in ihren Anfaͤngen knorplich sein RAU Myolog. pag. 82. ALBIN. tab. 25. f. 5. COW- PER T. 62. n. T. 66. n. 11. SYLVII calumn. de cap. XII. II. Abschnitt. Erscheinungen. sein moͤgen CRELL p. 17. ALBIN oss. fet. f. 150. 151. . Doch sie haben dieses mit allen uͤbrigen Knochen gemein. Uebrigens werfen sich an der Hand, in diese Knochen die Beuger der Vergliederung des Daumens mit der Mittelhand ALBIN t. 20. f. 17. . Am Fusse wirft sich von aussen in den Knochen der abziehende Muskel des grossen Zees t. 25. f. 12. a. b. c. und der Beuger Ibid. q. r. ; von innen thut es der Beuger f. 12. q. r. , und der mit dem Beuger zusammengewachsene Abzieher f. 14. . Aus dem waren Linsenknochen verlaͤngert sich ein Band nach der naͤchsten Knochenreihe ( phalanx ), welches davon bei Anziehung des Muskels in Bewegung gesezzt wird. Jn diesem Verstande bekommen auch die Knochen selbst vom Wachsen einige neue Staͤrke. Sie sind an- fangs rundlich und einfach. Doch die Kraft der ziehen- den Muskel BARTHOLIN anat. p. 244. ziehet fast uͤberall die aͤussersten Knochen- plaͤttgen von den innern ab, und es entstehen hervor- ragende Kaͤmme oder scharfe Kanten, in welche sich Mus- keln werfen, die daher wenigstens um einige Linien von der Knochenachse weiter abliegen. Daß sich Fortsaͤzze er- zeugen, davon hat man ein ganz offenbares Beispiel an dem zizzenfoͤrmigen Schlaͤfenhoͤkker. Es erzeugen sich bei dem Anfange und Ende aller etwas starken Muskeln rauhe Stellen, welche zwo bis drei Linien hoch sind, der- gleichen diejenigen sind, welche sich die dreikopfige Mus- keln an der Huͤfte machen. §. 37. Die Griffe an Knochen ( ansae ). Hieher gehoͤren noch andre Fortsaͤzze, welche sowol zur Erweiterung der Bewegung, als auch zur Vergroͤsse- G 2 rung Thierische Bewegung. XI. Buch. rung des Abstandes des eingelenkten Muskels von der Achse, das ihrige mit beitragen, und gemeiniglich das ver- richten, was die Griffe an den Maschinen thun muͤssen. So sind in dem grossen Umdreher die vereinigte Muskeln der Piramidenmuskel ALBIN t. 21. f. 6. , die gedoppelten f. 11. und der innere Verstopfer 10. nebst dem vierseitigen dergestalt ein- gefugt f. 8. , daß sie wie Zuͤgel in den Griff des Knochens eingelenkt sind, und den Kopf des Knochens aus der Pfanne ALBIN. hist. musc. a. cap. 186. ad 189. nach vorne, und nach aussen zu, und zwar viel freier, leichter und weiter bewegen oder ruͤkken koͤnnen, als sonst geschehen wuͤrde, wofern das Huͤftbein gerade gewesen waͤren, und sich in dasselbe diese Muskeln gewor- fen haͤtten. Nun beschreibt der Umdreher nach Art der menschlichen Maschinen den Bogen von einem groͤssern Zirkel, der Huͤftekopf hingegen den Bogen von einem klei- nern Zirkel, und folglich erspart man dadurch wirklich Kraͤfte. Es kann leicht sein, daß diese Zuname an Kraͤf- ten dreifach groͤsser ist. Von eben der Art ist auch der allerlaͤngste Fortsazz des Atlas, als welcher die Einlenkungen beider schiefen ALBIN t. 17. f. 3. 4. und des geraden Seitenmuskels Ibid. f. 5. von dem Mittel- punkte verschiebt, damit sich der Kopf von einer geringern Staͤrke umdrehen lasse. Die Querfortsaͤzze der uͤbrigen Wirbelbeine helfen wenigstens die Beugung und Neigung erleichtern. Doch dieses wuͤrden nur Beispiele ohne Ende sein. Mit diesen Griffen haben auch die Schluͤsselbeine eini- ge Aenlichkeit. Dem zufolge hat die Natur an klettern- den Thieren Die Fledermaus MEYER tab. 3. oder an solchen, die sich mit den Haͤnden erhalten, und die Speise mit der Hand ergreifen Mus ARNAULD hist. natur. des anim. T. 6. f. 3. HIL- DAN. VI. n. 97. MEYER tab. 181. 182. 183. 184. Das Thier Opas- und an II. Abschnitt. Erscheinungen. an Voͤgeln FABRIC. de gressu p. 64. ALDROVANDUS or- nithol. p. 311. Folglich hat der Mensch nicht allein zween, wie PLINIUS XI. c. 8. sagt, χλειδες ut RUFUS appell. L. I. p. 29. , sonderlich aber am Menschen, den Arm vom Leibe entfernt, und mitten zwischen das Brustbein und das Schulterblat einen Knochen eingeruͤkkt. Dieser Knochen ist an Thieren gar nicht vorhanden Jm Geschlechte der Hunde, Kazzen, Jltisse, Schweine, der wiederkaͤuenden, der Pferde, Ele- fanten, Eidechsen. Die Schluͤs- selbeine am Krokodile, obs. de math. et de phys. p. 39. Am Kamaͤ- leon scheinen die Schluͤsselbeine den Parisern vielmehr Schulter- blaͤtter zu sein. Siehe die Kupfer vom Krokodille tab. 3. und vom Kamaͤleon, tab. 6. beim CHE- SELDEN. , welche schlechtweg gehen, nicht sehr klettern, noch mit den Haͤn- den die Speise ergreifen. Man siehet leicht, daß auf sol- che Weise die Aerme freier werden, und daß sie nunmehr einen ganzen Zirkel beschreiben koͤnnen, welchen sie aber ohne das Schluͤsselbein nicht beschreiben koͤnnten. §. 38. Die Scheiden der langen Muskeln. Ob in den langen Muskeln gleich nicht eine Faser p. 410. 411. sondern viele nach der Reihe verbundene Fasern, in eine einzige lange Faser zusammen wachsen, so konnte doch die Kette der Fasern nicht anders, als schwach p. 410. sein, und von der geringsten Kraft bewegt werden, wofern die Dikke derselben zur Laͤnge fast ganz und gar kein Verhaͤltnis hat. Es ist aber vieler Ursachen wegen viel daran gelegen, daß sich diese Fasern nicht beugen lassen, indem die Beugung an den geraden Muskeln des Bauches, den Bauch nur erweitern wuͤrde, welcher doch von den gesammten Bauch- muskeln verengert werden sollte. Es muste aber auch an den uͤbrigen Muskeln das Beugen verhuͤtet werden, weil eine gebogene Faser uͤberhaupt laͤnger wird, und sich aus G 3 einer Opassum, descr. COWPERI. Der Maulwurf, CHESELDEN T. 2. 4. Der Affe, MEYER tab. 13. 14. CHESELDEN in icon. ad introductionem. TY- SON p. 68. Der Baͤr, MEYER tab. 27. CHESELDEN ad c. 4. Thierische Bewegung. XI. Buch. einer Sehne in einen Bogen verwandelt; es streitet aber diese Laͤnge mit derjenigen Verkuͤrzung pag. 472. , worinnen eben das Wesen eines jeden Muskelgeschaͤftes bestehet. Folglich hat die Natur zum Theil das Beugen ver- mieden, indem eine Muskelfaser zu gleicher Zeit kuͤrzer wird 494. , wenn sie ein Glied beugt. Demohngeachtet hat doch die Natur die grosse Beugungen der langen Muskeln durch diejenige sehnige Scheiden verhuͤtet, die sich von aussen um sie herumlegen, von den Knochen ent- springen, und nach Knochen wieder zuruͤkke laufen, und die Muskeln gegen die Knochen andruͤkken. Wo es also lange Muskeln gibt, da wird man auch dergleichen Schei- den, am Ruͤkken pag. 437. , an der Schulter ibid. , dem Ellbo- gen ibid. , der Huͤfte pag. 436. , dem Schienbeine pag. 437. , und dem Unterleibe antreffen. Da die Natur aber in diesem sehr langen Zwischenraume keinen Knochen hatte Die Sehnen liegen in der Mitte, weil nicht alle Fasern vom Knochen entspringen koͤnnen. CHE- SELDEN anat. p. 66. , an wel- chen sie den geraden Muskel befestigen konnte, so hat sie sich dabei mehr als eines Huͤlfsmittels bedient. Sie hat ihn erstlich in eine sehnige Scheide eingeschlossen L. X. p. 71. , wel- che von den schiefen Muskeln hervorgebracht wird. Nach- her hat sie den Muskel an diese Scheide und zwar an des- sen Vorderflaͤche, an drei oder vier Orten mit einem sehr festen Gewebe von Sehnenfasern angehaͤngt p. 72. , und hier ist uͤberhaupt, wie an demjenigen Theile der Mus- keln, welcher an die Knochen angewachsen ist, das Wesen des Muskels sehnig. Solchergestalt zertheilt sich ein jeder gerader Muskel in vier bis fuͤnf, zuweilen kuͤrzere Mus- keln, darunter die aͤussersten an den Knochen und die mit- telsten an der Scheide gepflanzt sind, und es machen die schiefen Muskeln, indem sie diese Scheiden ausdehnen, solche noch fester. §. 39. II. Abschnitt. Erscheinungen. §. 39. Das Fett. Es hat das Fett einen vielfachen Nuzzen, wovon be- reits oben gehandelt worden L. I. Sect. 4. , und unter andern auch den, daß es eine Muskelfaser mit einem weichen und schluͤpfrigen Schmeer befeuchtet, wodurch das Reiben in allen Arten bewegter Koͤrper vermindert, und die zur Bewegung noͤtige Biegsamkeit erhalten werde. Daher hoͤrt die Bewegung der Muskeln, und selbst ihre reizbare Kraft auf, wenn das Fett zerstoͤrt wird ibid. p. 46. , oder auch verhaͤrtet L. XI. p. 449. . Man hat zwar geleugnet p. 65. , daß sich das Fett uͤber die wirksame Muskeln ergissen soll. Doch es ist gewis, daß wenigstens jeder Muskel, wenn er im Spiele aufschwillt p. 75. , alles Fett, welches um ihn herum- liegt, sowol gegen die benachbarte Muskeln, als auch noch staͤrker gegen die darunter liegende Knochen stoͤst. Da die Fleischstreifen ferner, woraus Muskeln bestehen pag. 479. , waͤrend des Spiels einander naͤher kommen, so wird auch das inwendige, und zwischen den kleinen Streifgen ergossene Fett, von allen Seiten zusammengetrieben und gedruͤkkt. Da nun auf diesen Drukk kurz darauf die Er- schlaffung des Muskels erfolgt, so hat es das Ansehn, daß dieses Oel in allen Theilen des Muskels, und bei einer jeden Anstrengung des Muskels ausgeprest, kurz darauf verbreitet, verduͤnnt und ausgedehnt werde. Das Fett mindert auch das Reiben, wenn sich Kno- chen uͤber Knochen bewegen muͤssen; und hierher gehoͤrt das Fettsaͤkkchen, welches sich zwischen der Huͤfte, dem Schienbeine und der Kniescheibe befindet ZAMBECCARI apud CORTE Med. Medioli p. 223. . Was das Fett den roten Muskeln thut, leistet auch die zaͤhe, schmierige, doch eiweisartige pag. 428. , Fluͤßigkeit den G 4 Seh- Thierische Bewegung. XI. Buch. Sehnen. Jndessen stekkt doch im Fette etwas, welches unsre Absicht naͤher angeht; indem es naͤmlich die Raͤume, welche zwischen den Muskeln liegen, ausfuͤllt L. I. p. 47. , so legt es sich an vielen Orten zwischen Knochen und Mus- keln, und es noͤtigt die Muskeln, daß sie sich von den Knochen entfernen, von der Achse des Knochens abwei- chen, und dadurch etwas an Staͤrke gewinnen. Es haͤu- fet sich dergleichen Zellgewebe in runde, grosse, und bei ihrer Weichheit dennoch widerstehende Kugeln an, wor- innen sich theils Fett befindet, theils etwas eiweisartiges wie ein Gliedwasser inwendig zeiget. Es nennt sie der vortrefliche Albin p. 319. 694. Saͤkkgen ( bursa ), und er er- waͤnt verschiedene derselben. Die vornemsten liegen in der Kniescheibe, und unter den Beugemuskeln des Schien- beins. §. 40. Die Knorpel. Das Gelenkfett. Jch beruͤre nur mit einem Worte, die Leichtigkeit, mit der sich Knochen, ohne alles Reiben, uͤber einander bewegen, und dieses sind die knorplige Rinden, deren Natur so unveraͤnderlich ist, daß sie schwerlich jemals knochig werden MONROV p. 52. , und sich sehr selten abreiben. Da ein Schlagadersakk die Knochen, das Knochenhaͤutchen, die Sehnen, und die Haut entbloͤst hatte, so konnte blos noch der Knorpel der Ribben Widerstand thun. Es sind hoͤchst elastische GAGLIARDI C. II. obs. 3. NESBIT pag. 8. und besonders HUNTER philos. trans. n. 470. t. 4. f. 1. de la SONE Mem de l’Acad. 1752. p. 171. , kurze, im Knochen nach der senk- rechten Linie gelagerte, hoͤchst dichte und durch ein schwer- lich sichtbar zu machendes Zellgewebe Dieses wird durchs Trokk- nen an der Sonne, und durch Calcination sichtbar gemacht, in- dem alsdenn kleine Membranen erscheinen, nach dem GAGLIARDI. verbundne Faͤ- den II. Abschnitt. Erscheinungen. den, welche ein wenig nachgeben, wenn sich die Knochen an einander druͤkken, und kurz darauf, vermoͤge ihrer eig- nen Kraft conf. la SONE p. 172. 173. , zuruͤkke springen. Es koͤmmt ungemein selten vor, aber doch habe ich es an einer alten Frau wargenommen, daß sich die knorplige Rinde von der Oberflaͤche des Schlaͤfenknochens, welche bestimmt ist, den untern Kinnbakken auszunehmen, der- gestalt abgerieben hatte, daß eine Menge rundlicher Kluͤmpgen in der Gelenkkapsel zu sehen war. Unter den Wirbelbeinen An anderm Orte wollen wir dieses mit besserm Rechte un- tersuchen. findet sich ein beson- deres Geschlecht von elastischen und straligen Knorpeln, welche die verbundne Knochen so nachdruͤkklich von einan- der ruͤkken, daß der Mensch nach der Ruhe des Morgens laͤnger, hingegen des Abends, wenn diese Knorpel den ganzen Tag uͤber gedruͤkkt worden und nachgegeben, wie- der kleiner ist. Die Knorpel werden in ihrem vollkommnen Zustande von dem Gelenksafte erhalten, und es scheint die Natur die Erzeugung desselben selbst durch die Bewegung der Muskeln zu befoͤrdern. Er ist haͤufiger in Thieren, welche eine grosse Reise verrichtet haben SENAC Essay de physi- que ed. 1753. T. I. p. 66. , und es hat das Ansehn, als ob sich das Knochenmark vermittelst der Bewegung in die Gelenkhoͤle desto reichlicher ergisse Idem ad BERTIN. osteol. pag. 61. . §. 41. Die Muskelrollen ( trochleae ). Es verstaͤrkt die Rolle zwar nicht die Bewegung eines Muskels, doch lenket sie selbige dergestalt, damit sie mit den Absichten des menschlichen Lebens desto fuͤglicher uͤber- einstimmen moͤge. Wir verstehen aber unter diesem Na- G 5 men Thierische Bewegung. XI. Buch. men ein jedes festes Hindernis, um welches sich der Mus- kel zuruͤkke beugt, und mit der andern Helfte dergestalt gegen seine erste Richtung zuruͤkke laͤuft, daß er den zu bewegenden Theil nach der Gegenseite hinzieht, da er ihn sonst nach einer andern hinziehen wuͤrde, wenn er dieses Hindernis nicht vor sich faͤnde. Einfacher geschicht dieses, wenn die Sehne eines Mus- kels durch eine Furche, oder einige Erhabenheit des Kno- chens dergestalt durchgeleitet wird, daß sie gegen die Ge- gend zu zuruͤkke laͤuft, von der der Muskel herkam. Man hat davon ein Beispiel an dem umgebognen Mus- kel des weichen Gaumens, welcher von der Gegend der Trompete, wo sie aus den Knochen herauskoͤmmt, herab- geht, und hiernaͤchst um das Haͤkgen des besondern viel- foͤrmigen Knochens herumgeht und zum weichen Gaumen hinaufsteigt WINSLOW T. I. p. 98. ALBIN tab. 10. f. 16. , damit er solchen niederdruͤkken moͤge, da er diesen sonst, ohne dieses Kunststuͤck uͤberhaupt in die Hoͤhe gehoben haͤtte. So laͤuft der inwendige Verstopfer, wenn er aus dem Umkreise seines Loches entspringt, dergestalt nach aus- sen zu, daß er eingefugt in die Huͤfte dieselbe einwerts ziehen wuͤrde. Nun aber beugt er sich, um die grosse und sehr glatte Furche des Huͤftbeins, und um den Rand, und zwar nach einer gegenseitigen Richtung herum WINSLOW n. 909. tr. des os secs n. 690. vide ALBIN T. 6. W. Y. Z. f. 7. . Und so beugt er sich so einwerts, daß er zugleich mit den noch unerzaͤlten Nebenmuskeln, die Huͤfte nach aussen heraus kehrt WINSLOW n. 1084. conf. VERDU suite d’osteologie. . Selbst die Augenkugel hilft mit ihrer Erhabenheit den Muskel, z. E. den Hebemuskeln Conf. L. XVI. S. 2. , daß sie um den groͤßten Durchmesser der Kugel zuruͤkke gebogen erschei- nen, II. Abschnitt. Erscheinungen. nen, herablaufen, und das Auge, oder das Augenlied in die Hoͤhe heben, welches sie sonst blos ruͤkkwerts ziehen wuͤrden, wenn diese kuͤnstliche Anlage unterblieben waͤre. Zusammengesezzter ist schon der Bau, wenn noch aus- ser der, in den Knochen gedruͤkkten Furche, ein Kanal vom Bande und Knorpel ausgeschnitten wird, durch den die bewegliche Sehne hindurchgeht, und von da nach veraͤndertem Laufe, gegen ihren Ursprung zuruͤkke kehrt. Man hat davon ein Exempel an dem obern schiefen Au- genmuskel Fascic. VII. T. 6. f. 1. 2. WINSLOW T. I. n. 246. ZINN hist ocul. t. 3. f. 1. 4. T. 5. f. 1. 2. 4. T. 6. f. 1. 2. . Bei andrer Gelegenheit nehmen Muskeln zwar keinen gegenseitigen aber doch verschiednen Lauf, wenn sie sich um irgend eine knochige Erhabenheit herumbiegen, und darauf einer neuen Richtung folgen. So laͤuft der innere Muskel des Hammers durch die Furche, die von den aͤussern einwerts hineinstreicht, dermassen fort, daß er den Hammer nach vorne zu lenken wuͤrde. Allein nun findet er ein Haͤkgen vor sich, um welches sich die Sehne beugt, nun den Zug nach aussen zu verrichtet, und den Hammer einwerts zieht WINSLOW T. I. n. 402. DUVERNEY tr. de l’org. de l’ouie, Tab. VI. n. 1. F. ic. IV. D. ic. V. F. VIEUSSENS traité de la reille tab. 2. f. 3. n. 3. . §. 42. Die zusammengesetzte Kraͤfte. Gegenmuskeln. Es scheint die groͤste Huͤlfe, welche von den Nerven herruͤhrt, auf die Regierung der Gegenmuskeln anzukom- men Daß ohne Antagonisten der Koͤrper nicht bewegt werden koͤnne SWAMMERDAM p. 847. . Man trift naͤmlich im menschlichen Koͤrper keine einzige Muskelkraft an, welche nicht ihre Gegenkraft haͤtte. So mus das Herz und die uͤbrigen Holmuskeln die Thierische Bewegung. XI. Buch. die ausdehnende Kraft, das Bestreben des Gewichtes, und dem Widerstand des Blutes, Wasser des Harns, der Luft und des Kotes uͤberwaͤltigen. Den Ribbenmus- keln widersezzt sich selbst die elastische Kraft der Ribben. Und so widersteht die Schwere des Kopfes und der uͤbri- gen Gliedmaßen den Hebemuskeln und den Ausdehnern. Dennoch haben die meisten Muskeln andre Muskeln, welche gegenseitig wirken, und mit denen sie ihre Gewalt abwaͤgen. Den Ausstrekkenden stehen andre gegenseitige Beuger, den Aufhebern stehen die niederziehenden; den Schliesmuskeln stehen die erweiternden, den ruͤkkwerts zie- henden die vorwaͤrts ziehende, und so stehen sich die Ge- genmuskeln in verschiednem Verstande einander entgegen. Wir nennen aber uͤberhaupt diejenigen Beugemuskeln, welche machen, daß zween Knochen, an denen sie feste sind, in der Gegend des wirkenden Muskels, einen Winkel machen. Dagegen strekken die Ausdehner zween zusammengefuͤgte Knochen in eine gerade, und in eins fortgehende Linie aus. Die Natur hat die Kraͤfte dieser Muskeln dergestalt abgewogen, daß alle Vergliederungen in einem gewissen und merentheils mittelmaͤßigen Grade ruhen, wenn keine Kraft von den Nerven in sie wirkt, wie man deutlich an schlafenden Thieren gewar wird. Dieses hat die Natur dadurch erhalten, daß sie die Beuger merenteils etwas staͤrker, als die Ausstrekker gemacht hat pag. 447. . So sind am Ellbogen die Beuger staͤrker, als die Ausstrekker, wel- ches auch an der Hand, den Fingern, am Fusse, und dessen Zeen zu bemerken ist. Doch gibt es Faͤlle, wo das Gewicht eines zu tra- genden Theiles, wenn sich solches gegen die Beugetheile zuneigt, staͤrkere Ausdehner, als am Kopfe, Nakken und Ruͤkken erforderte. So erforderte auch die Staͤrke des Ste- II. Abschnitt. Erscheinungen. Stehens, wozu zuruͤkkgezogne, und ausgestrekkte Huͤften gehoͤren, daß die Ausstrekker der Huͤfte staͤrker waren, und dieses gilt auch von der Natur des Schienbeinsge- lenkes, welches ganz und gar nicht nach vorne nachzuge- ben vermag, hingegen sich leicht zuruͤkke beugen laͤsset. Demohngeachtet koͤnnen wir doch uͤberhaupt zugeben, daß die widrigen Muskeln einander das Gleichgewicht halten; und wenn die eine Art hierinnen vor der andern einen Vorzug besizzet, so biegt sich, nach dem Maaße ihrer Kraft, das Glied gegen diese Theile hin. Nun verstaͤrkt aber die Nervenkraft die dem einen unter den Gegnern angeborne Kraft, wie am Ausdehner geschicht. Folglich wird der Widerstand des Beugemus- kels, als ob man in die eine Wagschale ein neues Gewicht wuͤrfe, uͤberwaͤltigt, und das Glied dieser neuen Nerven- kraft gemaͤs, die der Ausstrekker zum Ueberschusse bekom- men, ausgestrekkt. Solchergestalt entsteht nicht ploͤzzlich eine Kraft, die den Ausstrekker auf bliese, und alle dessen Grundstoffe zum Zusammenziehen vermoͤchte. Sondern diese Kraͤfte bekommen nur ein Uebergewicht, und es wird von diesem Uebergewichte kein voͤlliges Zusammen- ziehen des Ausstrekkers, durch alle seine Grundteile, in so kurzer Zeit erfordert, indem diese Kraft vorlaͤngst im Muskel war, sondern es ist nur dazu einiges Uebermaas an Kraft notwendig BOERHAAVE prælect. T. III. p. 386. sqq. . Dennoch wird auf diese Weise zur Zeit noch keine Kraft erspart, ob die Geschwindigkeit des Muskelspiels gleich dadurch sehr vergroͤssert wird, und dennoch ist blos die neu erzeugte Nervenkraft wirksam uͤbrig. Hingegen wuͤrden die Kraͤfte wirklich erspart werden koͤnnen, wenn man ausserdem zugeben wollte, daß durch die, dem Ausstrekker zugeteilte Kraft, etwas von der zusammenziehenden Kraft des Beugemuskels abgenom- men Thierische Bewegung. XI. Buch. men wuͤrde. Wenn man solchergestalt den Beuger er- schlaffen liesse, und blos mit der einzigen Nervenkraft den Ausstrekker reizte, so koͤnnten von dem Zutritte eines noch so kleinen neuen Theilgen, grosse Bewegungen erfolgen, daß diese erfolgen, haben wir durch einen Versuch gezeigt pag. 447. , und ich habe dergleichen an todten Koͤrpern wirklich gesehen. Daß kraft des Willens der zusammenziehenden Kraft der Muskeln wirklich etwas benommen werden koͤnne, haben einige, an sich selbst leicht, warzunehmen geglaubt WINSLOW Mem. de 1720. p. 86. , wenn sie z. E. um die Last abzulegen, den Ruͤkken und Kopf nach vorne sinken lassen, indem diese Bewe- gung nicht von dem schnell wirkenden Gewichte, noch von einiger Gewalt der Beuger, denn diese ruhen zu der Zeit, sondern von der Erschlaffung der Ausstrekker erhalten wird. Wenn daher die Kraft des Ausstrekkers a waͤre, die Kraft des Ausstrekkers b = a, so koͤnnte, wenn man von a erst welchen Theil der Nervenstaͤrke c abnaͤme, und ohne eine neue Kraft, wenn eine gleiche Kraft c zum Muskel b ge- than wuͤrde, die uͤbrige Kraft des Beugers in a — c die Kraft des Ausstrekkers in a = c verwandelt werden, und so wuͤrde das Uebergewichte des Ausstrekkers sein = 2 c, weil keine neue Kraft erzeugt worden, und um desto groͤs- ser wuͤrde das Uebergewichte sein, folglich waͤre die wirk- same Kraft des ausstrekkenden Muskels um desto staͤrker, je groͤsser die Gewalt c zu a ist. Und wenn c = a waͤre oder wenn man die ganze Kraft des Beugers vernichtete, so wuͤrde uͤberhaupt die Kraft, welche nunmehr im Aus- strekker ganz ist, gedoppelt so gros, gegen diejenige sein, welche vorher in ihm verborgen war. Viele beruͤmte Maͤnner PERRAULT Mecan. des anim. t. 3. f. 2. p. 72. seqq. et du mouvem. peristalt. Doch es schreibt die- haben sich dieser oder einer aͤnlichen Auslegungsart bedienet, die Bewegungen durch die Muskeln zu erlaͤutern. Es II. Abschnitt. Erscheinungen. Es hat diese Erlaͤuterung keinen andern Feler, als daß sie die Kraft der Nerven entweder fuͤr bestaͤndig annimmt, oder ihr doch so viel zuschreibt, daß sie eben so geschikkt wird, die angeborne Kraft zu vermindern, als solche zu vermeren. Keins von beiden ist aber warscheinlich, denn wenn man die Nerven druͤkkt, oder zerstoͤrt, so wird die Muskelkraft blos auf ihr angebornes Wesen reducirt pag. 468. etc. und vermindert; es scheinet aber nicht warscheinlich zu sein, daß diese angeborne Kraft von der Vollstaͤndigkeit der Nervenkraͤfte vermindert und vermert werden koͤnne, weil widrige Erfolge auch widrige Ursachen haben muͤssen. Daß die Nervenkraft eben so bestaͤndig wirke pag. 469. Dies leugnete schon BORELLUS L. II. pro- pos. 6. als die angeborne Kraft wirkt, haben wir bereits bei andrer Gelegenheit verworfen. Es ist ausserdem aus Versuchen gewiß, daß, wenn einer der Gegenmuskeln zerschnitten worden, sich der an- dre nicht kraft des Willens, sondern vermoͤge der ange- bornen Kraft zusammenziehe; indem eben diese Erschei- nung auch an sterbenden und todten Thieren statt findet pag. 447. , wenn nunmehr keine Nervenkraft mehr uͤbrig ist. Es kann aber auch an lebendigen Menschen der Wille die Wirkungen des Gegenmuskels auf keinerlei Weise aufhal- ten, wovon der Hundekramf, und die Kraͤmfe in einer Art dieser beruͤmte Mann blos die Schlaffheit des Muskels dem Willen, das Zusammenziehen aber der angebornen Kraft des Muskels zu. Ohne diese Hipotese MERY in du HAMEL Hist. Acad. Reg. pag. 421. 422. Augustinus BU- DÆUS in disp. de mot. musc. Leidæ anno 1724. excusa. Alex. STUARTUS T. 4. Dieser sagt, die Antagonisten wirken durch eine solche mechanische Notwen- digkeit, als an einer Waage. HAMBERGER de corde qui- dem n. 185. etc. Doch es hat sich CARTESIUS der Antagoni- stenmaschine nicht nur bedient, sondern auch Mitteilungskanaͤle, und in selbigen Klappen ausge- dacht, durch welche die Nerven- kraft von einem Muskel in den Antagonisten uͤbergeht. Man be- sehe dessen Tract. de homine, edit. de la FORGE p. 40. 41. CRAA- NEN p. 458. 459. Thierische Bewegung. XI. Buch. Art des Schlages ( paraplegia ), ein Beispiel gegeben, wenn die eine Seite gelaͤmt worden an dem verrenkten Gliede, welches die Muskeln freiwillig und mit grossem Nachdrukke, sobald die Hindernisse gehoben worden, wie- der in das Gelenke zuruͤkkeziehen. Ferner, wenn ein Mus- kel, der vom elektrischen Funken getroffen worden, sich zusammenzieht, so wirkt selbiger schnell, er zieht das Glied in seine Gegend nach, und er wartet nicht erst auf den Wink des Willens, daß derselbe die Gegenmuskeln nach- lassen, oder erschlaffen lassen soll Mem. de l’Acad. 1749. p. 35. v. GEUNS p. 19. CAL- DANI Lett. III. p. 21. Disp. sur la mecan. du mouvem. p. 91. 95. 96. . Da endlich die allerstaͤrksten Muskeln keine andre Muskeln zu Gegnern haben, durch deren Erschlaffung ihre Thaͤtigkeit gehemmt werden koͤnnte, wie man am Herzen und dem Gedaͤrme Exempel hat, und da ferner die Seele keine Gewalt uͤber das Blut, uͤber die Luft, den Kot, die im Herzen und den Gedaͤrmen enthalten sind, oder uͤber die Elasticitaͤt der Ribben, die den Ribbenmuskeln Widerstand thut, besizzet, so ist offenbar, daß die allergroͤste und bestaͤndige Bewegungen von den Muskeln ohne alle Beihuͤlfe der Nervenkraft hervorgebracht werden koͤnnen. Folglich kann man noch zur Zeit nicht mit Zuverlaͤs- sigkeit annehmen, daß die Gegenmuskeln Kraͤfte ersparen helfen. §. 43. Die zusammengesezzte Kraͤfte. So viel muͤssen wir schon dem Wechselspiele der Ge- genmuskeln zueignen, daß die Seele Bewegungen von allerlei Art und Richtung nicht nur alsdenn hervorzubrin- gen vermag, wenn sie die Gewalt des einen von den Gegenmuskeln aufhebt, und auf das Beugen ein Aus- strekken folgen laͤsset, sondern daß auch in eben dieser Zeit die Gegenmuskeln zu einer dritten und mittleren Bewegung das ihrige uͤbereinstimmig mit beitragen. Es II. Abschnitt. Erscheinungen. Es koͤnnen also verschiedne Bewegungen, die aus der besondren Kraft des Muskels, der diese Bewegung kommandirt, und aus der verneinenden Nervenkraft des Gegners entspringen, nach einerlei Sinn wirken, naͤm- lich das Beugen, wenn die Kraft des Beugemuskels zu- genommen, und die Kraft des Ausstrekkers abgenommen hat, oder aus der verneinenden Kraft des Gegenmuskels allein. Es hindert hier nichts, daß sich nicht bei der- gleichen langsamen Nachlassen der Ausstrekker des Ruͤk- kens, welche am oͤftersten langsam und nach bestimmten Graden, nach dem Willen der Seele, und niemals ohne Festigkeit und Widerstand wirken, den Koͤrper vorwerts beugen sollte WINSLOW loc. cit. pag 86. Es koͤnnen ferner die Muskeln eines und eben dessel- ben Theiles ihr Spiel auf allerlei Weise verbinden. Nichts ist einfacher als das Auge, dessen gerade Muskeln, ob gleich nicht vollkommen, dennoch aber die vier Weltge- genden der Augenkugel einnehmen, und denselben ziemlich nahe kommen. Folglich kann aus zween geraden und zu gleicher Zeit wirkenden Muskeln das Auge nach der Dia- gonallinie v. GRAVENSANDE pag. 360. gelenkt werden, deren Seiten die Direk- tionslinien der beiden geraden Muskeln sind. Wenn daher der gerade inwendige, und der obere zugleich wirken, so kann das Auge gegen die Nase, und dennoch zugleich in die Hoͤhe gezogen werden. Es kann aber entweder durch die mittlere Diagonallinie ein schiefer Zug, oder ein dergleichen, wenn einer der verwanten Muskeln mehr, der andre weniger gezogen wird, nach allerlei Winkeln geschehen, welche in dem rechten Winkel begriffen sind; und so kann das Auge nach Belieben mehr in die Hoͤhe gehoben, oder mehr einwerts gedreht werden. Eben H. Physiol. 5. B. H Thierische Bewegung. XI. Buch. Eben dieses Beispiel findet bei allen Gliedmaßen statt. Es fuͤgte Jakob Benignus Winslow pag. 88. , demjenigen Muskel, welcher mit dem geraden z. E. dem obern uͤber- einstimmt oder dem mittlern an seinem Gliede, die Sei- tenmuskeln als Helfer bei. Man hat hiervon an den Fingern deutliche Beispiele, indem der Ausstrekker selbige gerade ausstrekkt, und die beigefuͤgte Knochen und wurm- foͤrmige Muskeln solche zwar ausstrekken, aber auch zu- gleich nach der Ellbogen - oder Daumengegend ziehen, so wie entweder der Ellbogenmuskel zwischen den Knochen, wenn der Spindelmuskel erschlaffet, oder der Spindel- muskel zwischen den Knochen, nach Erschlaffung des Ell- bogenmuskels wirket. Jn den zusammengesezzten straligen Muskeln kann einerlei Muskel schiefe Bewegungen verrichten, und es sind die aͤussersten Fleischstreifen desselben die Leiter der mittlern Sehne WINTER loc. cit. . Es kann der Deltamuskel die Schul- ter theils ruͤkkwerts in die Hoͤhe ziehen, wenn blos die vom Schulterblate herkommende Fasern wirken, oder wenn sie staͤrker wirken, und theils nach vorwerts lenken, wenn die von dem Schluͤsselbeine herruͤrende Fasern die Oberhand haben, denn es ist gewiß, daß sich etliche Fleischstreifen dieser Muskeln zusammenziehen koͤnnen, wenn die uͤbrige gleich in Ruhe bleiben pag. 471. . Da ausserdem Muskeln keine Linien, sondern Koͤrper sind, und da sie sich nicht in einem rechten flachen, son- dern in einem rechten festen Winkel bewegen lassen, fer- ner drei Linien sind, nach welchen sich Gliedmaßen bewe- gen koͤnnen, naͤmlich hinauf, nach vorne, und denn ein- werts (oder auch nach den Gegenrichtungen), so koͤnnen allerdings drei verwante Muskeln zugleich und dergestalt wirken, daß sich ein Glied nach einer jeden in diesem Win- kel begreiflichen Schiefheit bewegen lasse. So kann am Auge II. Abschnitt. Erscheinungen. Auge der obere schiefe Muskel das Auge nach vorne zie- hen, daß es aus der Augenhoͤle hervortreten mus; der innere ziehet es einwerts, und der obere zugleich hinauf- werts. So wie ferner ein jeder dieser Muskeln mit mehr Lebhaftigkeit wirkt, und sein Gegner mehr erschlaft, so wird auch das Auge nach derjenigen Linie hingerissen, wel- che der Wille der Seele haben will, mehr aufwerts, als einwerts, oder mehr vorwerts, als aufwerts. Diese zusammengesezzte Bewegungen, welche von der Lage der verwanten Muskeln und der Groͤsse der Kraͤfte auf verschiedne Art entstehen, hat Josias Weitbrecht nach den Verbindungsregeln berechnet, und gefunden, daß von zehn Muskeln, und zwo intensitatibus, wie er es nennt, nicht weniger mannigfaltige Bewegungen, als 1.048.575 hervorgebracht werden koͤnnen, um das Re- sultat von zwanzig oder dreissig Muskeln zu uͤbergehen Comm. Acad. Scient. Petrop. p. 277. . Man wird aber bald einsehen, daß dieses nicht unwar- scheinlich sei, wenn sich viele Muskeln in einem Spiele mit einander vereinigen. §. 44. Wie sich die Wirkungen der Muskeln, mit der veraͤnderten Festigkeit der Theile, selbst veraͤndern. Ausser denjenigen Muskeln, welche aus einem Kno- chen entspringen, und in einen weichen Theil laufen, als zum Auge, zur Zunge oder Schlunde, haben die uͤbrigen Muskeln selten eins von beiden Enden vollkommen un- beweglich, und es ist gemeiniglich das eine Muskelende viel fester, und das andre viel beweglicher; fester, wel- ches sich gegen den Koͤrperstamm und gegen das Bekken H 2 hin Thierische Bewegung. XI. Buch. hin kehrt, beweglicher, welches sich gegen die aͤusserste Gliedmaßen wendet. Nun kann des einen Muskels Ende auf unzaͤliche Weise durch andre weit entlegne Muskeln fester, oder be- weglicher gemacht werden, daß also uͤberhaupt die Kraͤfte fast des ganzen Koͤrpers mit einander harmoniren, und sich wechselsweise einander helfen oder im Wege stehen. So muͤste der Deltamuskel, wenn er am sizzenden und ruhigen Menschen die Schulter in die Hoͤhe hebt, zugleich das Schulterblat und das Schluͤsselbein niederziehen, in- dem beide Theile beweglich sind. Solchergestalt wuͤrde dieser starke Muskel aber, da die Schulter mit dem Schulterblate vergliedert ist, gar nicht wirken, es wuͤrde das Aufheben das Niederdruͤkken aufheben, und so umgekehrt. So oft wir also die Schulter aufheben wollen, muͤs- sen wir das Schulterblat und Schluͤsselbein anhalten, daß sie nicht niedergehen, damit dasjenige Ende unbeweglich gemacht werde, mit welchem der Deltamuskel an diesem Knochen feste sizzt. Folglich mus man zugleich den He- ber des Schulterblates, den Rautenmuskel, den tischfoͤr- migen und einige ungleich dreiseitige mit zusammenziehen oder verkuͤrzen. Diese Muskeln aber kommen von den verschiednen Halswirbelbeinen her, die auch selbst beweglich sind, und sich beugen lassen. Wuͤrden sich aber diese Wir- belbeine von den angefuͤrten Muskeln beugen lassen, so wuͤrden sie diesem Fleische keinen festen Punkt verschaf- fen, da solches doch dem Deltamuskel helfen muͤste, und es wuͤrde folglich auch der Deltamuskel an den Kno- chen, in welche dieses Fleisch eingefugt ist, keinen festen Grund II. Abschnitt. Erscheinungen. Grund haben. Folglich muͤssen die Ausstrekker des Nak- kens zugleich mitwirken, das ist, es muͤssen die vielspal- tigen, heilige Lendenmuskeln, die allerlaͤngste Muskeln, die absteigende Nakkenmuskeln, und diejenige ganze Na- tion Muskeln zugleich mitwirken, welche auf der Ruͤkken- seite der Lenden und heiligen Wirbel aufliegen. Und nun kann erst der Deltamuskel von der vereinigten Kraft so vieler Muskeln, seine voͤllige Gewalt erlangen, und er kann vermittelst der Kraft, welche ihm eigen ist, die Schulter aufheben. Und daraus erhellet abermals, daß ein Abgang an aufgewandten Kraͤften, wie oben gezeigt worden, unvermeidlich sei. Da naͤmlich der Deltamus- kel das Schulterblat Wenn die Fasern des Mus- kels gegen die Mitte zusammen- laufen, p 492. und das Schluͤsselbein eben so herniederzieht, als er die Schulter in die Hoͤhe hebt, und da das Schulterblat und Schluͤsselbein in der Erhebung der Schulter nicht niedersteigen muͤssen, so mus notwen- dig diejenige ganze halbe Kraft des Deltamuskels zunichte gehen Dieser Fall beziehet sich auf denjenigen Fall, der p. 492. 493. gemeldet worden. , welche die angefuͤrten Muskeln, die das Schluͤsselbein und Schulterblat zuruͤkke halten, uͤberwaͤl- tigen muͤssen. Und folglich geht am Deltamuskel die Helfte Kraft, und die Kraft der Hebemuskel, welche die- ser Mittelkraft gleich ist, verloren. Doch man lasse nunmehr den Menschen auf der Erde liegen, und man sezze, daß er sich an einem Baumaste aufhelfen, oder an einem andern festen Koͤrper in die Hoͤhe richten wolle, welchen er ergriffen haͤtte: so ist nun seine Hand unbeweglich, und da dieselbe durch ihre Beu- gemuskeln zuruͤkkgehalten wird, so bekoͤmmt sie mit dem ergriffnen Aste einerlei Festigkeit. Alsdenn ist der Stamm des Koͤrpers unten, und der Arm oben. H 3 Als Thierische Bewegung. XI. Buch. Alsdenn wird der Deltamuskel sowol das Schulter- blat, als das Schluͤsselbein, und zugleich den ganzen Koͤr- perstamm mit aufheben, ich sage, der Deltamuskel, der Kuͤrze wegen, denn es stimmen in diesem Handel alle die- jenige Muskeln mit uͤberein, welche hier im Schulterblate, dort in der Schulter stekken, naͤmlich der Muskel uͤber, und unterhalb der Ruͤkkengraͤte, beide rundliche Muskeln, der lange Ausstrekker des Ellbogens, der grosse Brust- muskel, selbst der breiteste Ruͤkkenmuskel Ein ander Exempel vom Stehen, an den Ausstrekkern des Schenkels hat I. B. WINSLOW loc. cit. p. 91. wie auch vom Zwei- koͤpfigen des Ellbogens. p. 94. , und auch der zweikoͤpfige; doch es sei genung nur den Deltamuskel zu besehen. Jndem sich dieser naͤmlich gegen die Schulter zusammenzieht, so erhebt er den ganzen Koͤrper, und das Schulterblat, und er zieht das Schluͤsselbein gegen die Schulter heran. Alsdenn geben ihm alle die Muskeln die Festigkeit, und sie befestigen die Schulter, und dieses thun die Muskeln, welche sich zwischen der Schulter, und der aͤussersten Hand befinden; was aber die Niederzieher des Schulterblates betrift, welche von dem Stamme des Koͤrpers entspringen, so erschlaffen sie alle, und verhalten sich blos als mechanische unbewegliche Strikke. Jndessen ist die halbe Kraft des Deltamuskels, welche auf das Nieder- ziehen der Schulter verwendet wurde, verloren gegangen, und es ist von der Kraft der Muskeln, welche die Schul- ter zuruͤkke hielten, so viel verloren gegangen, als die nie- derziehende Kraft des Deltamuskels gros war. Jch habe bereits davon ein Beispiel gegeben, und es laͤst sich die Sache selbst auf alle Muskeln des menschli- chen Koͤrpers anwenden. Es wirkt, indem man geht, der laͤngste Ruͤkkenmuskel, und er haͤlt den Ruͤkkgrad feste, damit sich uͤber diesen unbewegten Theil die Huͤfte bewe- gen koͤnne COWPER ad BIDL. tab. 28. . Doch II. Abschnitt. Erscheinungen. Doch entsteht in andern Faͤllen einige Veraͤnderung in den thaͤtigen Kraͤften, wofern beide Enden eines Mus- kels nicht blos beweglich sind, sondern sich auch wirklich zugleich mit bewegen. Denn alsdenn kann es durch die vereinigte Kraft andrer Muskeln geschehen, daß das eine schlaffe Ende ein groͤsseres Stuͤkk in der vorhabenden Be- wegung vollendet, indessen daß das andre feste Ende we- niger niedergeht. Man hat ein Exempel am zweibaͤuchi- gen. Wir bedienen uns dieses Muskels gemeiniglich beim Herunterschlingen dergestalt, daß er das Zungenbein, und den damit verbundnen Schlundkopf, gegen die angezogne Kinnbakken, wie gegen ein unbewegliches Ende, in die Hoͤhe zieht. Und dennoch koͤnnen wir, obwol mit Be- schwerlichkeit, einiger maßen hinabschlingen, oder das Zungenbein und den Luftroͤhrenkopf in die Hoͤhe heben, daß zugleich der Mund offen stehen bleibe, oder auch um den Mund zugleich zu eroͤfnen. Jn diesem Falle halten die Schlaͤfen- Kaͤu - und innere Fluͤgelmuskeln den Kinn- bakken zwar aber doch dermaßen zuruͤkke, daß sie nach Belieben der Seele etwas erschlaffen, und man kann zu- gleich warnemen, wie die Kraͤfte, welche den Kinnbakken niederziehen, naͤmlich der Hautmuskel des Halses, und der erste Kopf des Zweibaͤuchigen, in einer heftigen Ar- beit begriffen sind. Folglich steigt der Kinnbakken allmaͤ- lich und mit Widerwillen herab, und zugleich steigt das Zungenbein, der Schlundkopf, der Luftroͤhrenkopf viel freier, weil er von andren Muskeln, und durch sich selbst in die Hoͤhe gezogen wird, in die Hoͤhe. Unter diesen Muskeln befindet sich auch der Zweibaͤuchige zweite, der in seiner Thaͤtigkeit den Kinnbakken allmaͤlich oͤffnet, und das Zungenbein viel besser in die Hoͤhe zieht. So naͤhert sich in der Bewegung des Zwerchfelles, das Zwerchfell den Ribben, indessen daß sich die Ribben gegen das Zwerchfell ziehen lassen de respir. exp. 48. Der vortrefliche CAMPERUS I. pag. . H 4 Es Thierische Beweg. XI. Buch. II. Abschn. Es gibt tausend andre Arten, wie die Wirkung der Muskeln von der veraͤnderten Festigkeit veraͤndert werden kann. So beugen die wurmfoͤrmige Muskeln, wenn die Handbeuger stark wirken, selbst das erste Fingergelenke. Eben diese strekken auch, wenn die Kraft der ausstrekken- den Muskeln zunimmt, das zweite und dritte Gelenk aus, und sie koͤnnen, wenn sie die Muskeln zwischen den Knochen zu Huͤlfe nehmen, die Finger auf die Seite ziehen. pag. 3. da die willkuͤrliche Muskeln ohne Bewustsein der Seele bewegt worden. An einem gelaͤmten Fusse und den Zeen entstand, ohne sein Wissen eine Bewegung, die er erst glaubte, als er die Zeen entbloͤste; und so ward das Glied nach und nach gesund. Dritter Dritter Abschnitt. Die Ursachen von der Bewegung der Muskeln. §. 1. Die Ursachen von der elastischen und todten Zusammenziehungskraft. H ier sehe ich mich wiederum, obschon wider meinen Willen, in Hipotesen verwikkelt, nicht, weil ich etwa eine eigne Mutmassung vorzutragen habe, sondern weil sich gemeiniglich die Schriftsteller von phisiologischen Sachen, um den Quell der wunderbaren Kraͤfte, welche ein belebtes Fleisch in Bewegung sezzen, zu erklaͤren, mehr durch Speculationen, als durch Versuche bemuͤhen. Und man mus sie in der That anhoͤren, da ausserdem unter ihnen eine Partei bluͤhet, deren Herrschaft sich weit uͤber die gesamte Arzneikunde erstrekket. Wir muͤssen aber unsern Vortrag so theilen, daß wir die Ursachen von allen Bewegungen erklaͤren, die von einer Muskelfaser verrichtet werden, hernach aber auch die Ursachen von der Erschlaffung angeben, welche auf eine jede Bewegung folgt. Wir uͤberlassen beide Kraͤfte, die elastische pag. 440. , und die todte den Naturkuͤndigern, indem solche eigentlich nicht der Muskelfaser, sondern uͤberhaupt allen, sowohl thieri- schen als vergetabilischen Fasern, gemein sind. Vielleicht wuͤrden beide durch eine Anziehungskraft der Theile hin- laͤnglich erklaͤrt werden, vermoͤge der sie sich bestaͤndig bestreben, sich einander naͤher zu beruͤren. Verlangt man eine Hipotese, so findet man solche beim Bellin, H 5 und pag. 443. Thierische Bewegung. XI. Buch. und es laͤsset dieser rechtwinkliche Theilgen, wie Dachziegel, theils sich einander beruͤren, theils aber vor einander vor- ragen. Diese bestreben sich, ihre Zwischenraͤume zu ver- engern, und sie lassen sich nach einer langen Parallelrich- tung ausstrekken, ohne zu befuͤrchten, daß sie von einander weichen wuͤrden, wenn sie nicht von aller Beruͤrung los- gemacht worden Opusc. prop. 52. f. 8. 9. 10. SANTOR. de fibris. . §. 2. Ursache von der einer Muskelfaser anerschaffnen Kraft. Jch untersuche hier weder die mechanische, noch uͤber- haupt die phisische Ursache von dieser Kraft, weil ich glau- be, daß eine thierische Faser ihre besondre eingepflanzte habe prem. mem. p. 82. confer. p. 462. etc. PETRINI p. 294. , von der man keine andre Ursache weiter sehen muͤsse, es mag nun selbige entweder einzig und allein ein staͤrkrer Grad des todten Zusammenziehens, oder eine an- dere Kraft sein, um daraus zu schlissen, daß die todte Kraft einer jeden thierischen und vegetabilischen Faser, diese hin- gegen der Muskelfaser in einem lebendigen Koͤrper eigen sei pag. 455. BATTIE prin- cip. pag. 33. 34. . Gesezzt, sie sei groͤsser, als in den uͤbrigen Fasern, so ist sie doch ein natuͤrliches Zusammenziehen der Theile PEMPERTON apud HARTLEY pag. 89. 90. seqq. MORGAN. prop. 12. pag. 148. CHEYNE fibra morb. pag. 5. KNIGTH. vindic. p. 53. , und eine Verschiebung eines Grundstoffes unter den an- dern Grundstoff BOERHAAVE de vi- rib. medic. p. 143. . Jch bin wenigstens nicht dawider. Ein beruͤmter Mann liefert auch so gar eine Hipotese dar- uͤber. Er zeigt, daß der Leim, welcher die Erdstoffe der Theile verbindet, die Fasern staͤrker nach der Runde binde, und daselbst haͤufiger anzutreffen sei; daß er nicht so stark nach der Laͤnge binde, und wenn sich also ein Muskel zu- sam- III. Abschnitt. Ursachen. sammen zieht, so muͤsse derselbe kuͤrzer werden KRAUSE in le CATT. pag. 48. . Nach meiner Einsicht, scheint das natuͤrliche Beruͤren, welches von dem Leime verrichtet wird, der sich gleich zur Kuͤrze und runden Figur bequemt, am allereinfachsten zu sein. Von diesem Bande werden die beugsamen Erdtheilgen veranlasset, sich einander naͤher zu beruͤren, doch ich ver- lange so wenig, fuͤr diese Meinung zu streiten, als jeman- den zu beunruhigen, welcher anders denket. Ob ich aber gleich gestehen mus, daß ich fuͤr entfernte Ursachen wenig neugierig bin, so kann ich doch die Frage uͤberhaupt von der besondren Stelle dieser Gewalt, und von ihrer naͤchsten Ursache, nicht vorbei gehen. Da diese Kraft bestaͤndig, und zwar in nicht wenig Muskeln wirksam ist pag. 447. , selbst wenn kein bekannter Reiz zugegen ist, so fraͤgt es sich, wenn man den Reiz bei Seite sezzt, woher sie thaͤtig gemacht werde. Es scheinet aber in den Gegenmuskeln ibid. , die sich mit ihrem Zusammenzie- hen einander die Waage halten, im leeren Herzen L. IV. pag. 490. , das bisweilen auch ohne Blut wieder zu schlagen anfaͤngt, in dem aufgehaͤngten Fleische todter Thiere L. IX. pag. 446. , welches sich selbst uͤberlassen wird, in dem ruhigen Gedaͤrme sterbender Thiere Ibid. Ohne alle aͤusserliche Ursache. BIKKER p. 48. , welches oft schnell eine heftige peristaltische Schlaͤngelung bekoͤmmt, ganz und gar kein Reiz anzu- treffen zu sein. Jch verlange nicht, mich der Versuche zu bedienen, wodurch ich diese, ohne allen Reiz hervorgebrachte Thaͤ- tigkeit verwerflich machen koͤnnte CALDANI Lettr. L. pag. 134 - - 137. . Jch gestehe viel lieber, wie es mir vorkomme, daß den Muskeln eine immerwaͤrende Kraft anerschaffen sei pag. 447. , wodurch sie ge- Thierische Bewegung. XI. Buch. gemeiniglich in den Zustand des Zusammenziehens versezzt werden Ibid. , wiewol dieselbe bisweilen waͤrender Er- schlaffung untaͤtig und ruhig wird, wie wir am Her- zen ein Exempel haben. Jch gestehe es, daß sie gemei- niglich von dem bekannten Reize L. IV. p. 467. seqq. des Blutes, der Luft, des Saamens, der Galle, des Harns, Speise und Wassers erwekkt werde, daß sie aber auch von nicht genung bekannten Ursachen, und von einem vielleicht noch schwachen Reize Von einer inwendigen Be- wegung vermutet es HOUSSET pag. 410. ermuntert werden koͤnne, welcher wiederholt und gleichsam in gewissen Zeitpunkten gesam- melt werden mus, wenn er in eine Bewegung ausbrechen soll; oder daß solches von keinem Reize, sondern von einer ihr eignen Ursache herruͤhre, welche sich allmaͤlich anhaͤufen mus, um an Vermoͤgen groͤsser zu werden, so wie, nach der Hipotese, die allergelindeste Anziehungs- kraft der Grundtheile erst in eine sichtbare Bewegung ausbrechen kann, wenn sie die anziehende Kraft, wie die Entfernungen verkehrt und vervielfaͤltigt verhaͤlt. Sol- chergestalt wird es geschehen, daß ein unsichtbares Annaͤ- hern der Grundtheile ploͤzzlich in die Augen fallen mus, so bald selbige die benachbarte Anziehungskraͤfte, welche sie verstaͤrken, zu erreichen im Stande ist. §. 3. Der verschiedne Sizz dieser und der Nervenkraͤfte. Um desto leichter den Ausspruch uͤber die Ursache der angebornen, oder der durch die Nerven hervorgebrachten Bewegung zu thun, so muͤssen wir untersuchen, ob bei- derlei Ursachen an einerlei Orte ihren Sizz haben. Es ist dieser Ort insofern einerlei, weil beide in der Muskelfaser angetroffen werden p. 467. . Es giebt ferner keine Muskelfaser p. 446. 447. , in welcher nicht die angeborne Kraft III. Abschnitt. Ursachen. Kraft auch alsdenn noch wonen sollte, wenn die Nerven- kraft in Ruhe ist. Doch ist der Unterscheid zwischen bei- den nicht nur wirklich, sondern er hat auch in der That viel zu bedeuten. Es wonet die angeborne Kraft im Herzen, im Ge- daͤrme, im Schlunde, Magen, in der Harnblase, in den waren Ausstrekkern der maͤnnlichen oder weiblichen Ruthe, in den grossen Schlag- und Blutadern, in den undeut- lichen Muskeln der kleinsten Schliesmuskeln, welche sich um die Milchgefaͤsse, und die wieder einsaugende Gefaͤsse der Haut herumlegen. Jn diesen Muskeln bleibt auch, ohne alle Nerven, und wenn selbige zerstoͤrt, und die Muskeln losgerissen worden pag. 451. 452. , dennoch eine Bewegung, und ein Trieb, dem Reize zu gehorchen, noch uͤbrig Ibid. . Wenn die Kraft diesen Werkzeugen angeboren ist, warum bekommen sie Nerven? Wenn diese nicht den Befel der Seele ausrichten, was thun sie denn anders? Sie theilen die Empfindung mit, denn diese ist ohne Ner- ven unbegreiflich L. X. pag 296. seqq. . Sie bringen auch vom Gehirne wirksame Befele; keine Vorschriften des Willens, sondern Gesezze zu uns, die dem belebten Koͤrper vorgeschrieben sind, und welche wollen, daß bei gewissen Reizen gewisse Bewegungen entstehen sollen. Es empfangen die Strekk- muskeln der maͤnnlichen Ruthe, naͤmlich die waren, von den Nerven diejenige Kraft, womit sie die Ruthe aus- einander dehnen, und es haͤngt diese Kraft nicht vom Willen ab, da sie von der Seele weder verursacht noch zerstoͤrt werden kann, sondern es ruͤhret selbige vom Ge- hirn, bei lustigen Bildern und wolluͤstigen Vorstellungen her. Sie sezzen das Herz im Zorn in Feuer, und machen ein Herzklopfen, nicht, weil es der Wille so haben will, son- Thierische Bewegung. XI. Buch. sondern weil das Gehirn und die Seele Reize von feind- lichen Vorstellungen empfindet, von denen sie sich auf das eilfertigste befreien will. Folglich sind die Nerven Boten zwischen den Ge- schaͤften der Seele, und den Theilen des Koͤrpers, ob sie gleich in diesen Beispielen keine Befele des Willens uͤber- bringen. Vielleicht tragen auch sonst noch auf andre Art die Nerven etwas zur Vermerung der Reizkraͤfte mit bei, indem es gewiß ist, daß die meresten Theile mit Schmerz reizbar werden Die Bewegung des Lebens erstrekkt sich nicht weit ohne Bei- stand der Nerven. v. GEUNS pag. 26. 27. Etwas, aber nur wenig, tragen die Nerven zum Schlagen des Herzens mit bei. CALDAN pag. 471. Die thie- rische und Lebensbewegung helfen einander. GAUBIUS patheol. pag. 75. . Man hat ohnlaͤngst die Mutmaßung vorgetragen ROGER p. 22 - - 25. , daß Nerven nicht die Urheber, sondern die Aufseher der reizbaren Kraͤfte, oder wirkliche Antago- nisten sind. §. 4. Folglich wird die angeborne Kraft nicht vom Willen beherrscht. Wir muͤssen hier mit Bedacht anhoͤren, was die vor- mals und noch jezzo maͤchtige Partei des gelerten Stahls, um die Ursache der angebornen Bewegung, welche in den Theilen bestaͤndig wirksam ist, ihrer Seele zuzueignen, vorzutragen habe Jch konnte hier eine Wie- derholung nicht vermeiden. Denn da ich vor sechs Jahren in L. IV. de cordis motu handelte, war ich gezwungen, STAHLII Saͤzze zu beruͤren, und zwar pag. 481. seqq. Jch wuste in der That nicht, ob ich bis zu diesem Theile noch leben wuͤrde, und wollte doch nicht gern darinnen, was ich von dem Herzen zu sagen hatte, Luͤkken lassen. . Sie sagen demnach, es koͤnne vom Koͤrper keine einzige Bewegung herruͤhren, und es muͤsse alle Bewegung, die Schwere nicht einmal ausge- nom- III. Abschnitt. Ursachen. nommen WHYTT physiol. Ess. p. 187. STAHL in σχι μαχια. und anderswo. , von einem belebten Principio KRUGER diæt. p. 523. c. 5. etc. CHEYNE English Malad. p. 68. sqq. 94. etc. SAU- VAGES de inflamm. et ad fin. pathol. med. III. p. 190. CAR- RERE de federe etc. p. 56. herkom- men, denn es sei dasjenige, was man Bewegung nenne, etwas immaterielles, es widerstehe die Materie der Be- wegung SAUVAGES Journal de Med. l. c. T. III. n. 2. , und es sei nur laͤcherlich zu sagen, daß die Materie eine Bewegung hervorbringen koͤnne SAUVAGES ibid. . Folg- lich muͤsse auch alle Bewegung in unserm Koͤrper von der Seele herruͤhren. Die Seele erzeuge im menschlichen Koͤrper alle Bewegungen, sie beherrsche selbige mit Klug- heit, um das gute Vernemen mit dem Koͤrper auf das allerlaͤngste zu erhalten STAHLIUS uͤberall. SAUVAGES physiolog. p. 145. PAPI critica sacra p. 266. . Wenn sich die Seele in der Mutter ihren Koͤrper erbaut GALEN. de form. fet. PORTERFIELD of the Eyes T. II. TABOR p. 338. conf. PERRAULT du toucher pag. 105. , so richte sie alle ihre Gedanken dahin, daß sie denselben auf das beste bedienen moͤge, und wenn der Koͤrper verwundet worden, so sei sie bemuͤht, die verlorne Theile wieder zu ergaͤnzen STAHL de autocratia naturæ . Man habe sich wegen der willkuͤrlichen Muskeln keine Bedenklichkeit zu machen SAUVAGES Journal de Med. loc. cit. , und man muͤsse auch derentwegen ohne Sorge sein, welche ohne Einstimmung des Willens, und ein Bewustsein zu wirken scheinen, der- gleichen das Schlagen des Herzens LAWRENCE prælect. pag. 75. PAPI critica sacra. KIRKPATRIK pag. 4. , oder das Ge- schaͤfte des Gedaͤrmes oder der Absonderungen ist LAWRENCE pag. 71. . Es waͤren anfaͤnglich alle Bewegungen, auch des Herzens, willkuͤrlich gewesen RIDLEY of the brain pag. 163. PORTERFIELD Essays und sie waͤren noch fer- ner in einigen Thieren und Menschen, davon sie einen Mann Thierische Bewegung. XI. Buch. Mann vom Soldatenstande zum Exempel anfuͤren, will- kuͤrlich. Es unterdruͤkke naͤmlich die Schnekke LISTER. de conchyl. bivalv. exerc. II. p. 249. de bum. pag. 49. wie auch am girino. de hum. c. 2. p. 43. vor Furcht die Schlaͤge des Herzens, und es habe ein Ober- ster Townshend bei dem CHEYNE Eng- lisch Malad. 307. PORTER- FIELD loc. cit. pag. 222. 224. of the Eye. T. II. p. 153. SAU- VAGES in Journal de Med. T. III. art. 2. physiolog. p. 142. vor seinem wirklichen Tode, nach Belieben die Herzschlaͤge mindern und endlich gar auf he- ben, und nach Verlauf einer halben Stunde durch An- strengung das Herz von neuem in Bewegung sezzen koͤn- nen. Ein andrer, welcher waͤrend des Absterbens er- muntert worden, habe kraft der starken Gemuͤtsbewegung eine Stunde wieder gelebt, und sobald das Gemuͤthe be- ruhigt worden, sei derselbe im Ernste verschieden ROBINSON oecon. prop. XXI. . Und man wisse von Leuten, welche nach Gefallen zu schwizzen, und sich zu erbrechen verstuͤnden. Daß die mehresten Menschen die Herrschaft des Wil- lens uͤber ihr Herz verloren, ruͤre von der Gewonheit her, welche uns die offenbar willkuͤrliche Bewegung des Regenbogens PORTERFIELD on the Eye T. II. p. 153. WHYTT vit. mot. pag. 283. , der Augenlieder WHYTT loc. cit. und andrer Theile raube, daß es schiene, als ob solche von selbst entstuͤnden; wenn der Gebrauch dieser Theile oft wiederholt werde, so verliere sich die Ueberlegung RIDLEY. und das Bewustsein da- bei SAUVAGES physiol. pag. 142. . Es gibt auch Schriftsteller, welche zween Wil- len angeben, einen, den Willen des Lebens, der allezeit gut, und von der Vernunft geleitet werde, den andern, welcher boͤse sei, und vom Vernunftschlusse gefuͤrt werde JUNKER p. 128. STAH- LIUS de differ. et ratiocin. , und dahin ziehen sie den in der heil. Schrift gemel- deten Essays of a Societ. at Edimburg. T. IV. p. 214. 215. 216. of the Eyes T. II. p. 31. 152. BOND. of the nightmare pag. 70. III. Abschnitt. Ursachen. deten Streit zwischen Geist und Fleisch SAUVAGES de imper. anim. p. 7. , wie auch die Zufaͤlle der Wasserscheuen, welche wider ihren Willen Reize zu beisen empfinden SAUVAGES physiolog. pag. 153. Beispiele davon giebet CODRONCHUS p. 100. RID- LEY obs. p. 110. SAVIARD. obs. 99. art de faire les raports p. 221. RHOD. Cent. I. obs. 46. Lond. Mag. 1735. p. 391. . Sie glauben auch, die Seele wuͤrde das Gedaͤrme und Herz nach Belieben bewegen, wofern sie nur sehen koͤnnte Dav. HARTLEY p. 177. adde SAUVAGES de animæ imper. in cor. p. 6. 7. ; Man sehe offenbar, was die Gemuͤtsbewegungen uͤber das Herz vor Gewalt haͤtten, da das Schrekken, und der Zorn, die Kraͤfte des Herzens Conf. SAUVAGES de inflam. n. 283. , und des ganzen Koͤr- pers, um dem Uebel auszuweichen, aufbiete. Die Furcht, bei Verzweiflung des Lebens, die Kraͤfte wieder zuruͤkk- bringe, und es waͤren dieses keine blinde Bewegungen, sondern sie haͤtten ihre gewisse Absicht, welche auf die Be- wegungen der Seele folgten SAUVAGES pathol. me- theol. pag. 189. . Das Fieber, oder dieser staͤrker gewordne Lerm des Herzens CAMPANELLA medi- cin. p. 603. SAUVAGES de la fievre, c. 5. GODART. de l’ame p. 69. , sei eine offenbare Gegenmine der Seele SIMSON musc. mot. pag. 11. gegen die anruͤkkenden Uebel. Es lasse sich keine Maschine erdenken SAUVAGES de imper. anim. pag. 10. 11. seqq. , welche sich gegen einen vergroͤsserten Wider- stand mit vergroͤsserten Kraͤften zur Gegenwehr stelle, und es schienen nur die Kraͤfte, ob sie gleich noch eben diesel- ben waͤren, dennoch nach dem Vorwurfe der Schwierig- keit kleiner zu sein Von Bewegungen, die von gestochenen Nerven herruͤhren, KRAZENSTEIN diabet. n. 39. , weil nunmehr der groͤßte Theil der- H. Phisiol. 5. B. J SAUVAGES de imper. anim. p. 8. Thierische Bewegung. XI. Buch. derselben von dem Widerstande vernichtet wird, und der kleinere Theil nur noch thaͤtig uͤbrig bleibt, dahingegen sehe man deutlich, wie sich die Kraͤfte im Herzen gegen die Hindernisse, und im lebendigen Hunde gegen die Un- terbindung empoͤren. Die Seele bediene sich aber, um die Gefaͤsse zu regieren, des Fasergewebes, welches diese Gefaͤsse umgebe STAHL de obstructione vasor. sanguin. de motu tonico etc. . Man sehe die weisen Absichten der sorgenden Seele STAHL aller Orten. NICHOLLS. LAWRENCE hydrops pag. 16. SAUVAGES pathol. method. Edit. m. p. 43. an dem Wechsel der Krankheiten, wenn sich diese selbst entscheiden, an den Absonderungen, wenn sich diese zum Behufe des Koͤrpers mehren, und am Schlafe STAHL Theor. med. p. 437. NENTER physiol. c. 10. pag. 316. JUNKER. SAU- VAGES de somno. MOR- GAN. princip. pag. 345. NI- CHOLLS anim. med. p. 26. , denn dieser sei eine willkuͤrliche Ruhe, welche die Seele ihrem Koͤrper zugestuͤnde, damit er nicht von bestaͤndiger Arbeit zu fruͤhzeitig erschoͤpft werde. Jm Schlagflusse werden die Willenskraͤfte fuͤr die Lebenskraͤfte als ein Huͤlfs- corps aufbehalten SAUVAGES de hemi- pleg. , und die Seele nehme im Fieber, von diesen Willenskraͤften etwas weg, um damit die Kraͤfte des Herzens zu verstaͤrken. Es waͤren die Nerven, um ein jedes Widrige aus- zutreiben, offenbar, wie im Niesen SAUVAGES action des medic. pag. 16. , bei den scharfen Objecten in der Nase, bei dem Weinen, um die rauhen Dinge, die das Auge beruͤhren, abzuwaschen, in der Er- weiterung des Regenbogens, um von der verengerten Pu- pill einen Theil des zu haͤufigen Lichtes abzuwenden, und beim Krazzen, um das Jukken zu stillen TABOR pag. 239. , wirksam. Diesen fuͤgen sie noch die simpathetische Bewegungen, und SAUVAGES de inflam. pag. 227. SAUVAGES de la fie- vre n. 128. III. Abschnitt. Ursachen. und andre von einer widrigen Jdee herruͤhrende Begier- den, zu den Auswuͤrfen STAHL autocratia natu- ræ germ. 296. ALBERTI von der S pag. 167. wie das Er- brech Stulgehen von unan- geneht Jdeen. WHYTT mot. pag. 253. bei. Es sei das Bewustsein der in diesen Bewegungen wirksamen Seele, gar nicht bei der Thaͤtigkeit des Her- zens Nach einer Vermutung vom Herzen. BORELLUS prop. 80. SAUVAGES Journal de medic. l. c. PORTERFIELD act. Edimb. loc. cit. p. 216. 217. RIDLEY p. 163. WHYTT p. 302. etc. zugegen, so wie es bei andern CRUSIUS Naturlehre, pag. 1089. WHYTT vital mot. p. 300. STAHL diff. rat. et ra- tiocin. wie bei dem Atemholen. NICOLAI Einbildungskraft, pag. 73. recht willkuͤrli- chen Bewegungen vermisst werde, so bald selbige uns sehr gewoͤnlich geworden, indem man, wenn man Sachen uͤberlege, gehen, essen und verschiedenes verrichten koͤnne, ohne sich desselben bewust zu sein, und dahin rechnen sie auch die Bewegungen des Regenbogens und das Anstren- gen der Gehoͤrmuskeln, welches man ohne Bewustsein ver- richte. Wir waͤren uns oͤfters des Wollens uͤberhaupt, doch nicht des einzelnen Muskels bewust, welcher sich dem- ohngeachtet doch bewege PORTERFIELD of the Eye T. II. p. 138. . Man verrichte offenbar willkuͤrliche Bewegungen SAUVAGES Journal de med. loc. cit. adde HART- LEY pag. 108. , als mit den Fingern in der Musik, wobei doch das Bewustsein des Willens sehr dun- kel sei, und es wuͤrden die Saiten nicht gut klingen, wo- fern die Seele nicht so lange vergesse, daß sie Finger habe (p). Sie vergesse, daß sie aritmetische Aufgaben vor sich habe, und zaͤle dennoch die Schwingungen im Ohre Ibid. . Die Seele regiert, sagen sie, auch ihr Eingeweide, durch den blossen Verstand, ohne alle Ueberlegung und Vernunftschluͤsse SAUVAGES de imper. anim. n. 11. , hingegen stelle sie sich blos die aus- J 2 ser Thierische Bewegung. XI. Buch. ser ihr befindlichen Objecte, mit Ueberlegung, oder mit Bewustsein des Empfindens und Handelns vor STAHL Theor. p. 266. JUNKER Conspect. p. 126. . Man habe Exempel, da die Bewegungen, die im Menschen willkuͤrlich waͤren, schon durch blosse Entwoͤ- nung aufhoͤren, vom Willen beherrscht zu werden WHYTT vit. mot. p. 25. 321. , und in andern Beispielen wuͤrden diejenige Bewegungen, welche notwendig waͤren, nunmehr willkuͤrlich HARTLEY pag. 104. , so wie im Gegentheil bei verstaͤrktem Reize alle willkuͤrliche Mus- keln unwillkuͤrlich werden koͤnnten Id. pag. 283. . Es haͤtten Weibspersonen, blos kraft ihres heftigen Willens, histeri- sche Kraͤmfe hervorbringen koͤnnen ROBINSON on the spleen p. 222. , so wie nicht selten einige das verstellte schwere Gebrechen in ihrer Ge- walt haben. Folglich waͤren die willkuͤrliche Bewegungen von den freiwilligen nicht unterschieden. Einige gestehen lieber, die Seele regiere die gedachte Bewegungen, durch verworrne Gedanken PERRAULT du tou- cher p. 102. 103. et p. 547. 548. SAUVAGES anim. imp. p. 14. STRUVE anthrop. subtil. p. 75. WHYTT p. 322. CARRERE pag. 61. 64. der diese von dunklen Jdeen entstandne Bewegungen von den Erfolgen eines deutlichen Wil- lens unterscheidet. . Aus diesem allen und dergleichen schlissen die beruͤmte Maͤnner, daß dasjenige, was man Reizbarkeit nenne, eine Anstrengung der Seele sei, welche die Reize nicht ver- tragen wolle WHYTT vital mot. p. 241. 255. 265. etc. , und daß sie die Fasern, um die Ursache der unangenehmen Empfindung zu entfernen WHYTT p. 288. POR- TERFIELD pag. 139. , verkuͤrze; es sei dieses Anstrengen bei dunkeln Empfindungen gerin- ger Des Lichtes in den Regen- bogen, des Biutes aufs Herz, WHYTT pag. 295. 322. So erklaͤrt es gemeiniglich vormals PERRAULT tr. des sens ex- ter. p. 38. , oder auch wohl offenbar schmerzhaft, wofern die Ur- III. Abschnitt. Ursachen. Ursache dazu gefaͤrlicher sei. Daher entstehe ohne Em- pfindung keine Bewegung pag. 456. NICOLAI Einbildungskraft n. 13. , und uͤberhaupt ohne die Seele ganz und gar keine Bewegung pag. 517. ; hingegen kommen diejenigen Zusammenziehungen von der Seele her, welche nicht blos im gereizten Muskel, sondern auch weit und breit in den uͤbrigen WHYTT pag. 249. auch durchs Gehirn, und Seele, wie in dem Erbrechen, Essays p. 178. , auch schon von dem blossen Erinnern der verhasten Sache, hervorgebracht werden pag. 253. . Doch es weichen die beruͤmte Maͤnner in dem Stuͤkke von einander ab, daß Robert Whytt der Seele blos ein notwendiges HARTLEY prop. 21. CARRERE loc. cit. , unwiderstehliches WHYTT vital mot. p. 306. 307. , und nicht durch Klugheit Er lachet NICHOLL- SIUM aus, und glaubt nich t, daß die Seele ihren Koͤrper WHYTT vit. mot. pag. 267. 279. 285. vorhergesehenes Zusammenziehen der Faser zuschreibt, wodurch sie vermocht wurde, den Reiz von sich zu entfernen; hingegen glaubt Stahl und vor kurzem der vortrefliche de Sauvages, nebst vielen an- dern, die Seele regiere die Bewegungen ihres Koͤrpers zu kuͤnftigen und vorhergesehenen Endzwekken, und zwar mit der ihr wesentlichen Freiheit. Doch es misfaͤllt auch dem beruͤmten Wilhelm Porterfield on the Eye T. II. p. 1. 2. , daß Whytt der Seele den Willkuͤr bei ihren Reizen abgesprochen. Jndessen folgen doch die meisten unter den neuern, als Halbstahlianer, dem Whytt darinnen nach, daß die Ursache, welche die Bewegungen erwekkt, im Reize, und die wirksame Ursache der Bewegung, in der Seele zu suchen sei. J 3 §. 5. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 5. Schriftsteller, welche fuͤr die Seele eingenommen sind. Es gibt viele Liebhaber dieser Partei aus den vorigen und den neuern Zeiten, welche sowohl des Hippokratis kluge und heilende Natur hieher ziehen, als auch den Galen de form. fetus. offenbar auf ihrer Seite haben. Aus dem siebenzehnten Jarhunderte, worinnen die mechanische Erklaͤrungsart in der Medicin aufkam, zeigt sich Johann Swammerdam Bibl. pag. 844. , J. Alphonsus Bo- rellus de motu anim. L. II. prop. 80 , und Klaudius Perrault du toucher p. 547. 548. du mouvements des yeux p. 587 588. du bruit p. 277. etc. als ein Freund von dieser Hipotese. Aus der naͤchstfolgenden Zeit Der beruͤmte PERRAULT schrieb im Jar 1680. hingegen STAHL im Jar 1685 de motu tonico pag. 37. nenne ich den Georg Ernst Stahl Allenthalben, et de motu tonico et vitali theor. medica p. 260. 567. etc. , diesen scharfsinnigen Metaphisiker, der diese Sache vor allen andern, die vor ihm gelebt, aus- geschmuͤkkt, ob sie gleich durch ganz Deutschland vom J. Daniel Gohl Vom an Vorurtheilen kran- ken Verstande, und in den Actis Berolinensibus etc. , Andreas Ottomar Goͤlike, G. Da- niel Coschwitz, J. Samuel Karl, George Philipp Nenter, Johann Junker verbreitet worden, wie auch den Michael Alberti, Daniel Longolius, so wie auch Augustin Friederich Walther, dieser Meinung beige- pflichtet, ferner den ber. G. G. Krazenstein Diabet n. 39. , Jo- hann Gottlob Kruͤger, H. Friedr. Delius, ohne an die uͤbrigen zu gedenken. Dahin gehoͤrt auch E. Kamera- rius de medio motus animalis. . Jn de fibra motrica n. 14. III. Abschnitt. Ursachen. Jn Grosbritannien war Georg Cheyne in exerc. Med. der erste, wie auch Johann Tabor Englisch Malady pag. 68. Sanit. infirm. p. 190. , ferner Thomas Mor- gan Ein gottloser Mann, wor- aus zu sehen, daß die Religion nicht allein das Seelensistem an die Hand giebt. , Richard Mead, Franz Nicholls Anima medica. , Thomas Lawrence loc. cit. , und unter den neuern ist Ro- bert Whytt, ein beherzter Vertheidiger dieser Meinung, wie auch der beruͤmte Kirkpatrik Analysis p. 4. , und Bryan Ro- binson of food and discharg p. 81. Er schreibt die Ausfuͤrungen auf Rechnungen der klugen Seele. . Als Stahl auf der hohen Schule zu Montpellier an dem Franz de Sauvages einen Anhaͤnger fand, so breitete sich seine Meinung weiter aus. Sie fand auf den hollaͤndischen Schulen, wegen des Ansehens des Boerhaavens Ausgenommen den HART- SOEKER, welcher glaubte, die Seele bewege das Herz. Sur les passions. , und auf den italienischen PAPI pag. 266. criticæ sacræ. wenig Beifall. Es koͤmmt dieser Meinung der Vortrag derjenigen Maͤnner ziemlich nahe, welche uͤber diese Lebensbewegungen zwar nicht eine unsterbliche Seele, sondern einen andern Geist, eine empfindende Seele AMOS. COMENIUS. GASSENDUS. HAMMOND. WILLIS. A. Q. RIVINUS. A. RIDIGER. Q. BIUMI. Canalett. c. XL. clariss Nic. le CATT. THADDÆUS. BAYER etc. Der Lebensgeist empfindet Jdeen, sezzt zusammen, erfaͤrt die Leidenschaften und bringt im menschlichen Koͤrper alle Bewegungen hervor. RI- VIN de spir. vit. oder ein empfindendes Wesen, oder den Archaͤus Joh. Baptistæ v. HEL- MONT. , oder einen Regierer des Nervensistems WEPFERI. , zum Vorsteher sezzen, und dieses Mittelwesen fast mit der Seele einstimmig wirken lassen. J 4 §. 6. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 6. Man beantwortet die Gruͤnde der Gegner. Jch glaube, daß es mir bei der Nachwelt zu keiner Schande gereichen werde, wenn ich der Meinung des Boerhaavens und Werlhofs beitrete, besonders da ich mich, bei meiner allen Hipotesen so zuwider lebenden Gemuͤtsart, nicht uͤberreden kann, daß meine Gedanken die rechten sind, und daß das Warheit sei, was mich meine Sinnen in einem so langwierigen Geschaͤfte ge- lehrt haben GALEN. mot. musc. L. II. c. 6. . Jch gebe gerne zu, daß die ber. Maͤnner darinnen recht haben, wenn sie zur Entschuldigung ihrer Sache be- haupten, daß mit den willkuͤrlichen Handlungen nicht allemal ein Bewustsein verknuͤpft sei Den Schlus vom Mangel des Bewustseins gebrauchte Gui- lielmus BATTIE princ. anim. pag. 119. etc. und noch vor ihm der sehr beruͤmte Josephus PIT- TON (gemeiniglich von TOUR- NEFORT genannt) in der Jn- augural - Thesis, anno 1695 her- ausgegeben: non est anima cor- poris facultatum principium, und in der andern: Ergo ex sanguinis circuitu morbi. . Es hat die Seele, als ein endliches Wesen gemeiniglich ein besonde- res Object vor Augen, mit welchem sie sich beschaͤftigt. Jndem sie sich nun demselbigen ganz und gar uͤberlaͤst, so vergist sie indessen diejenigen Dinge, die sie wirklich empfin- det, und deren sie sich wirklich bewust ist, sehr leichtlich, und sie glaubt selbige nicht empfunden zu haben, um so mehr, je schwaͤcher deren Eindrukk auf unsre Sinnen ist. Wenn ich mich selbst betrachte, so erinnere ich mich oft, bei keiner einzigen Lage des Koͤrpers, ohne allen Schmerz gewesen zu sein, und dieses ist auch die Ursache, warum wir auch in dem weichsten Bette einmal nach dem andern die Lage des Koͤrpers veraͤndern. Doch ich besinne mich nicht, eben diese Schmerzen, welche ich, wenn ich auf auf mich Acht gab, nur gar zu sehr empfand, empfunden zu III. Abschnitt. Ursachen. zu haben, so lange ich eben diese meine phisiologische Ent- wuͤrfe mit Bedachtsamkeit schrieb. Es ist auch gewis, daß ich, wenn ich gehe, zwar meines Willens bewust bin, allein ich weis durchaus nicht, was ich in dieser Absicht vor Bewegungen machen, und mit welchen Muskeln ich den Koͤrper fortruͤkken mus. Doch ich leugne deswegen nicht gaͤnzlich, daß das Herz den Reiz empfinden, oder empfunden haben koͤnne, ob ihn gleich die lange Gewon- heit ziemlich vertilget hatte. Doch es sind noch andre Gruͤnde vorhanden, warum ich mit diesen beruͤmten Maͤnnern nicht einerlei Meinung hegen kann. Sie sagen, es werden alle Muskeln durch- gaͤngig von dem Willen beherrscht, wiewohl einige kein Bewustsein des Wollens andeuten. Doch es haben die beruͤmte Maͤnner bisher, indem ich die meresten Schriften uͤber diese Materie gelesen habe, nichts vorgetragen, wo- durch sie erklaͤrt haͤtten, wie einerlei Bewegung willkuͤrlich sein koͤnne, ohne doch dem Willen der Seele zu gehorchen, oder vom Willen erwekkt, und von selbigem gehemmt zu werden: Sie scheinen hier, so viel ich einsehe, Redensarten zu gebrauchen, welche ihnen selbst zuwider laufen, und sie nennen einen unwillkuͤrlichen Willen. Es ist das Schlagen des Herzens zur Erhaltung des Lebens notwendig, und so auch das Atemholen, denn ob das letztere gleich etwas langsamer geschicht, so kann den- noch ein Mensch eine Zeitlang und die Thiere noch laͤnger sowohl das Atemholen als das Schlagen des Herzens ver- missen. Nun erfaren wir, was zwischen der willkuͤrlichen und der notwendigen Bewegung vor ein Unterschied sei. Es gehorcht das Atemholen, welches zur Erhaltung des Lebens erfordert wird, dennoch dem Willen L. VIII. pag. 262. . Wir koͤnnen J 5 selbi- Thierische Bewegung. XI. Buch. selbiges staͤrker machen, anhalten und hemmen und uns selbst durch diesen Kunstgriff so gar das Leben nehmen pag. 252. GALEN. de mot. musc. L. II. c. 6. . Wenn dieses nicht so leicht und gemein ist, seinem verdruͤs- lichen Leben auf solche Weise ein Ende zu machen, so macht die Aengstlichkeit dieses Verbrechen seltner CIGNA diss. n. 3. , weil uns solche bei Verhaltung des Atems uͤberfaͤllt, und un- sern Willen noͤtigt, der gegenwaͤrtigen Beschwerlichkeit, die uns unertraͤglich faͤllt, abzuhelfen. Wer diese Be- schwerlichkeit nicht achten wollte, ist von seinem Atem Herr, so wie von seinem Leben; es ist aber moͤglich, und es haben es einige wirklich gethan. Folglich holen alle Sterbliche und alle Thiere, kraft ihres Willens, Atem; und es benimmt hier die Gewon- heit, oder die Notwendigkeit, der Gewalt nichts, und man kann hier keine unsichtbare Bauart des Zwerchfelles mit ins Spiel bringen. Wir koͤnnen alle, und wir koͤnnen jederzeit die Werk- zeuge des Atemholens nach unserm Belieben regieren. Wir sehen das Herz, dessen Geschaͤfte mit der Lunge so nahe verknuͤpft ist, nicht, ob wir gleich das Schlagen desselben fuͤlen. Kein einziger Mensch hat jemals durch seine Anstrengung das Schlagen desselben hemmen, oder, wenn es matt geklopft, verstaͤrken koͤnnen. Es traͤgt hierzu nichts bei, daß wir das Herz nicht sehen, indem wir weder das maͤnnliche Glied nach Willkuͤr regieren, noch diejeni- gen Personen, denen das Gedaͤrme aus einer Wunde, oder dem verkerten Mastdarm, vorgefallen, dieses Gedaͤrme kraft ihres Willens verengern, oder erweitern koͤnnen, und ich habe selbst gesehen, daß an einer Frauensperson we- nigstens zwo Ellen Gedaͤrme durch den Hintern vorgesun- ken L. IV. pag. 480. seqq. vide clar. GAUBIUM in der akade- mischen Rede anni 1747. SCHREI- BER almag. pag. 104. III. Abschnitt. Ursachen. ken waren, welche diese elende Person leichtlich mit der Hand angreifen konnte. Sie gehorchten dem Reize, sie schwizzten beim Beruͤhren eines scharfen Koͤrpers ein Waͤs- sergen aus, und runzelten sich; sie wurden aber auf den Befel der Seele, ob diese gleich die Probe machte, weder enger, noch weiter. Es hat der ber. Wundarzt D. Tenon in einem aͤnlichen Exempel gleichfalls gesehen, daß der Wille, uͤber ein im Bruche vorgefallnes Gedaͤrme, nicht die geringste Gewalt hatte. Folglich werden unsre beruͤmte Gegner von der Staͤrke der Warheit dergestalt in die Enge getrieben, daß sie uͤber- haupt einen Theil derselben zugestehen SAUVAGES in Journ. de med. T. III. p. 2. LAWREN- CE mot. musc. p. 80. Es koͤmmt nicht von der Seele her, daß selbige vernuͤnftig ist. GODART p. 67. Das Schlagen des Herzens koͤmmt nicht vom Leben, sondern von der Reizbarkeit her. CARRERE pag. 14. naͤmlich, daß unser Herz, nicht eben so, als ein andrer willkuͤrlicher Muskel vom Willen regiert werde; oder wenn sie ja be- haupten, daß es von selbigen regiert werde, so lehren sie, daß es durch Umschweife und durch das Atemholen, und durch Ursachen, die von der Seele abhingen, die ich aber nicht untersuchen will, regiert werde SAUVAGES de anim. imp. in cor. pag. 8. Conf. clar. CRANZ in solut. diffic. . Was die Geschichte des Townschend betrift, so erklaͤre ich selbige durch das Liegen, in welchem das Blut uͤberhaupt langsamer zu dem Herzen geht, und dasselbe folglich schwaͤcher reizet Essays of a Societ. phys. et litter. Edimburg T. I. p. 4. 39. . Daß in der Schnekke das Herz, nach veraͤndertem Atemholen, und wenn keine Luft zu- gelassen wird, wieder ruhig werde, gesteht Lister de Humor pag. 112. , der diese Erscheinung auf die Bahn bringt. Doch auch dieses kann ein Mensch eben so wohl thun. §. 7. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 7. Andre Einwuͤrfe. Doch es veraͤndert sich, so sagen beruͤmte Maͤnner SAUVAGES loc. cit. , das Schlagen des Herzens, nach den Gemuͤtsbewegun- gen der Seele; nun hat die Seele uͤber die Gemuͤtsbewe- gungen, und folglich auch uͤber das Herz, Gewalt. Hiervon ist ein Theil wahr, und ein Theil falsch. Es ist gewis, daß das Schlagen des Herzens von scharfem Weingeiste, von Gift, und von der Jdee eines mir ge- genwaͤrtigen Misvergnuͤgens, sehr heftig werde. Doch es ist darum nicht wahr, daß diese Veraͤnderungen will- kuͤrlich sind, oder daß das Herz im Zorne, auf Befel der Seele schlagen soll. Es haͤngt gar nicht von dem Willen ab, unberauscht zu bleiben, wenn man zu viel Wein getrunken; es haͤngt vom Willen nicht ab, in einer geruhigen Gemuͤtsfassung zu verharren, wenn wir Dinge, die unsrer Ehre zuwider sind, fuͤr ein Uebel ansehen, welches wir unverdienter Weise leiden. Es stand in unserm Belieben, keinen Wein zu trinken, und dasjenige fuͤr kein grosses Uebel zu halten, was man wider unsre Ehre vornahm, und wir koͤnnten dieses Uebel dadurch niederschlagen, daß wir es mit demjenigen Uebel vergleichen, welches die Erfahrung, oder die Religion, als eine Folge des Zorns angiebt. Wenn die Nerven einmal, entweder von den Wein- duͤnsten, oder von der Empfindung eines erlittnen Un- rechts, in Bewegung gesezzt worden, so hat die Seele keine freie Gewalt mehr, dem Herzen das schnelle Schla- gen zu verbieten, dergleichen ein gesunder und ruhiger Mensch hat. Wir koͤnnen freylich verhindern, daß in uns keine Leidenschaften entstehen, allein, sind sie schon ent- III. Abschnitt. Ursachen. entstanden, so koͤnnen wir die damit verbundne Erschei- nungen im Koͤrper nicht verwehren. Was sich im Zorne eraͤugnet, das geschicht im Herzen, in der Leber, an der Galle, im Antlizze, und dem ganzen Koͤrper, ohne unser Bedacht, ohne alle Absicht, und auf eine tumultuarische Weise, eben so wie von uͤbermaͤßigem Weintrinken nicht vernuͤnftige Folgen, sondern der Ver- nunft widrige Dinge erwartet werden muͤssen III. WERLHOF obs. de febrib. pag 307. . Doch es klopft auch alsdenn das Herz, wenn es von zu heftigen Gemuͤtsbewegungen heftiger schlaͤgt, wider unsern Willen; und wir koͤnnen es nicht durch unsern Willen dazu vermoͤ- gen, daß es staͤrker schlagen mus, so wie alles, was im Zorne vorgeht, groͤstenteils wider unsern Willen, und so gar mit unserm hoͤchsten Mißfallen geschicht. Man siehet, daß ein Mensch das Gift des Weines nach Belieben in sich trinkt, daß eben dieser Wille das ihm so widrige Gift zu sich nimmt; allein was vom Weine und von dieser Jdee in dem veraͤnderten Herzen vorgeht, geschicht alles wider seinen Willen. Doch es hat der blosse Wille so wenig, als die Nerven selbst, uͤber das Herz zu befelen, indem durch die Nerven allein die Befele der Seele nach allen Muskeln versendet werden. Wenn diese gereizt werden Lib. IV. pag. 383. Second. mem pag. 390. CALDANI Lett II. p. 470. FONTANA p. 213. 230. ROGER p 23. 24. , so wird das Herz nicht zu schlagen veranlast, und wenn diese gebunden werden CALDANI pag. 149. L. IV. pag. 463. , so wird es nicht im Schlagen gehemmt. Nun ist die Kraft, welche die Nerven reizt, viel staͤr- ker, als alle Kraft des Willens WHYTT vital. mot. p. 21. 23. L. IV. pag. 461. 462. , indem sie einen Mus- kel, aus der Klasse der Willkuͤrlichen, wider unsern besten Willen zwingt, daß er sich zusammenziehen mus SPENGLER epist. pag. 53. . Und den- Thierische Bewegung. XI. Buch. dennoch aͤndert diese Kraft, die sich im Nerven des Her- zens aͤussert, nicht das mindeste an dem Herzschlage. Es gelangt aber blos durch die Nerven, was auch andre beruͤmte Maͤnner dagegen einwenden, oder mehr vermuten, als deutlich sagen SAUVAGES de imperio etc. pag. 18. ohne einen Weg an- zugeben, auf welchem die Seele, ausser den Nerven wirken koͤnnte. , der Befel der Seele zu den bewegenden Theilen pag. 467. 468. . Folglich steht auch aus diesem Grunde das Herz un- ter einer andern Herrschaft, als ein willkuͤrlicher Muskel, indem weder der Wille, noch die Nerven einige Gewalt uͤber dasselbe haben. Wir haben vom Herzen gewisse Versuche, doch es er- regen auch die Nerven des Gekroͤses, wenn man sie reizt, an dem Gedaͤrme eines lebendigen Thieres kein Zusam- menziehen, und wir haben von der Harnblase, oder den Magen keinen Versuch, woraus man sehen koͤnnte, daß sie sich, nachdem man die Nerven gereizt, ausgeleeret haͤtten. §. 8. Es lassen sich die Klassen derer dem Willen un- terworfenen, und nicht unterworfenen Bewegungen bestimmen. Man hat wider alle Warheit vorgegeben, daß sich die Klassen der willkuͤrlichen Bewegungen und der Bewe- gungen des Lebens, von der Gewonheit in Unordnung bringen lassen. Es sind diejenigen Bewegungen, welche in einem erwachsnen Menschen dem Willen unterwor- fen sind, allezeit im Kinde und Knaben solches gewesen. Die Seele des Kindes bedienet sich einiger Schliesmus- keln nicht, und sie hatte auch nicht Lust, solches zu thun. So- III. Abschnitt. Ursachen. Sobald sie daruͤber getadelt und gestraft wurde, wollte sie lieber den Urin an sich halten, und sie wuste sich ihrer Muskeln zu bedienen. Folglich war das Wesen der Schliesmuskeln LANGRISCH mot. musc. n. 12. 13. geschikkt, daß sie dem Willen gehor- chen konnten. Wir lernen reden Jch wundere mich, daß dieses Exempel hier angefuͤrt wird, vom David HARTLEY p. 106. daß sie allmaͤlich den Gebrauch der Mus- keln erlerne, und daß Kinder nicht hoͤren koͤnnen, weil sie die schoͤnste Musik nicht lieben, schreibt CAR- DANUS in Tract. de subtilitate pag. 490. et HAMBERGERUS physiol. pag. 573. welcher aber nie gesehen haben mus, daß Kinder durch Singen eingewiegt werden. , da doch diese ganze Sache eine Sache der Kunst ist, und auf eine Verabre- dung mit andern Menschen ankoͤmmt. Es stekkt aber in dieser Sache etwas bewundernswuͤr- diges, welches wir an einem andern Orte weitlaͤuftiger erwaͤgen wollen. Wir erlangen den Gebrauch der will- kuͤrlichen Muskeln so wenig durch die Gewonheit, daß so- wohl der Mensch, als das Thier, sobald sie an des Ta- ges Licht kommen, diejenige Muskeln, die bei ihnen voll- kommen sind, ohne eines andern Anweisung, und ohne Versuche zu gebrauchen wissen Add. n. 30. . Es thut uns nichts, daß man ein verstelltes schwere Gebrechen aufzuzeigen hat Eben dieses erinnert der be- ruͤmte de LIGNAC lettre d’un Americain. T. VIII. pag. 153. und von der Fliege, die aus dem acarus wird SWAMMERDAM p. 716. . Denn hier werden blos die Muskeln in Bewegung gebracht, welche dem Willen ohnedem unterworfen sind. Es entzieht sich ferner ein willkuͤrlicher Muskel, so lange man lebt, niemals dem Befele des Willens REAUMUR des insect. T. V. Mem. XI. . Man fuͤhrt deswegen die Augenlieder nur vergebens an, indem sel- bige jederzeit dem Willen unterworfen, und auch niemals demselben ungehorsam sind. Wir nikken damit tausend und hundert tausend mal, ohne daß die Seele eine beson- dere Jdee dazu bekaͤme. Allein wir koͤnnen doch, wenn es Thierische Bewegung. XI. Buch. es uns gefaͤllig ist, unser Gemuͤt darauf wenden, um das Nikken zu bemerken, uns dessen enthalten, und uͤber die Zeit erst, blos des Versuches wegen, nikken. So konnte jener Fechter Plin. L. XI. c. 37. PORTERFIELD Essays of Edimb. T. IV. pag. 215. die verstellte Stoͤsse eines gegen sein Auge gerichteten Degens vertragen, weil er dieses thun wollte, und ich habe dieses, nach drei oder viermaliger Wiederholung, ebenfalls gethan. Es nikken die Kinder nicht, weil sie sich nicht fuͤrchten, und keine Gefar kennen. Doch auch bei ihnen faͤllt das Augenlied, bei vielem Lichte, nieder. Folglich wird keine Gewohnheit verursachen, daß das Herz, welches die beruͤmte Maͤnner in der Frucht vor eine willkuͤrliche Sache ausgeben, nunmehr aufhoͤren sollte, dem Willen Gehorsam zu leisten. Wir haben ge- zeigt, daß das Herz viele Stunden, Tage und Jare nicht geschlagen habe; daß die Darmbewegung in uns selbst oͤfters unterbrochen werde, und daß diese in Thieren, welche den Winter uͤber viele Monate lang schlafen, gar aufhoͤre, und daß der Regenbogen in einem dunkeln Gefaͤngnisse, so wie die maͤnnliche Ruthe in einem keu- schen Menschen und Thiere, die vom Anblikke und Er- innern des andern Geschlechts frei sind, ganze Jare lang ohne alle Bewegung sind. Hier war keine Gewonheit bei ganzen Jaren und keine Wirksamkeit im Herzen, Regenbogen, Gedaͤrme, und dem maͤnnlichen Gliede. Man bringe aber zum Thiere Waͤrme, Sommer, blosses Wasser, Licht, Speise, oder das Weibliche seines Geschlechtes, so wird sogleich das Herz, Gedaͤrme, Regenbogen, und der Zeugungs- theil wieder in Bewegung geraten. Und doch werden diese Theile der Seele eben so wenig gehorchen, als sie in uns derselben gehorchen, in denen das Herz taͤglich schlaͤgt, das Gedaͤrme sich schlaͤngelnd fortwaͤlzt, und der Regen- bogen III. Abschnitt. Ursachen. bogen beim Anblikke des Lichtes enger oder weiter wird. Folglich ist dasjenige, was die beruͤmte Maͤnner von der Gewonheit vorgetragen haben, blos zum Behufe ihrer Partei erdacht worden. Daher ist der Bezirk des Willens von dem Gebiete der Reizbarkeit durch ein ewiges Gesezze getrennt. Es hat bisher kein einziger Sterblicher, so viel man Exempel hat, mit seinem Willen uͤber das Herz, Gedaͤrme, den Magen, eine Schlagader, oder uͤber ein anderes Werk- zeug des Lebens eine Herrschaft ausgeuͤbt, und diese Be- wegungen weder erwekken, noch verspaͤten, beschleunigen, oder unterdruͤkken koͤnnen. So hat auch kein einziger Sterblicher die dem Willen unterworfne Muskeln, wo- fern diese gesund gewesen, ungehorsam gegen den Willen befunden. Es verstehen alle Menschen, alle diese Mus- keln sowol in Bewegung zu bringen, als auch noch weiter anzustrengen, oder nachzulassen, und wenn sie es verlan- gen, sogar wieder ruhen zu lassen. §. 9. Fortsezzung davon. Man sagt, ohne alle Beweise, daß Fieber auf Befel der Seele Conf. HOFMANN de differ. systemat. Stahl. et mechan. etc entstehen sollen, da der Wille weder die Crises Die Natur hat keinen Wil- len, weil sie immer auf einerlei Art, und ohne Absichten handelt. BARKER pag. 25. , noch die Auswuͤrfe, z. E. des Gedaͤrmes, in seiner Gewalt hat, indem wir die Muskeln des Unter- leibes vergebens anstrengen, sobald die peristaltische Be- wegung in dem Anfange der hizzigen Fieber aufhoͤrt. Es L. IV. pag. 483. 484. de anguillis clavorum secalinorum et pastae librariorum LEDER- MULLER fraͤnkische Anmerkun- gen T. III. etc. H. Physiol. 5. B. K Thierische Bewegung. XI. Buch. Es haben andere gezeigt, wie verkert BERGER de natur. morb. medic. pag. 47. BARKER loc. cit. dieses gestehen aber die STAH- LIANI, und einige derselben schrei- ben es der Seele zu, die durch den Fall Adams verderbt worden. Man vergleiche PERRAULT du tou- cher pag. 114. etc. STAHL de anim. errore med. MADAI von dem Wechselfieber pag. 90. SAU- VAGES de anim. imper. n. 20. die meresten Bewegungen in Krankheiten geschehen, die man, aus Liebe zu seiner Partei, der Seele zugeschrieben. Die Aerzte sehen sich gezwungen, die heftige Wallungen des Herzens, so viel an ihnen ist, durch ein Aderlassen, und durch Laxirmittel, so wie die Kraͤmpfe, welches allemal vergebliche Reize sind, mit eben diesen Mitteln, und mit Opium zu stillen. Es entstehen einige mitleidende Bewegungen von der Gegenwart des Reizes in dem Werkzeuge, und andre hingegen von dem Dasein des Reizes im Gehirne. Von dieser Art hat man ein Exempel an der Nierenkolik, wenn bei Gelegenheit, da ein Reiz im Harngange feste stekkt, ein Erbrechen erfolgt. Hier geschicht eben das, welches sonst bei den groͤssern Nervenreizen vorkoͤmmt, naͤmlich ein Krampf L. X. p. 334. Conf. BER- TIER 334. , welcher sich von dem besondern Nerven in die benachbarte und damit verbundene, ja endlich in alle uͤbrige Nerven fortpflanzt, wenn der Krampf recht heftig wird. Hierzu kann der Wille gar nichts beitragen, sondern es verrichtet solches blos der notwendige Zusam- menhang der Nerven mit dem gereizten Nerven. Jn andern Exempeln, als im Erbrechen, welches von einer ekelhaften Sache herruͤhrt, oder wenn man bei widrigen Arzneimitteln genoͤtigt wird, zu Stule zu gehen, gehorcht der menschliche Koͤrper dem Gesezze der Einbil- dungskraft davon soll gehandelt werden in Lib. XVII. , und er verhaͤlt sich hier nicht anders, als wenn uns bei der Erneurung eines Schmerzens die Traͤhnen in die Augen treten. Hierinnen treffen wir keine ein- III. Abschnitt. Ursachen. einzige Spur des Willens an, sondern es lieget blos in der Spur einer ekelhaften oder traurigen Jdee so viel Gewalt, daß davon eben dieselben Bewegungen hervor- gebracht werden, als von einem gegenwaͤrtigen und jezzt in uns wirkenden Objekt erfolgen wuͤrden, welches seine Spur in der Seele zuruͤkke gelassen hat: Es ist naͤmlich das Erbrechen so wenig, als das Weinen selbst eine will- kuͤrliche Sache. Das das undeutliche Empfinden die Ursache sei, warum sich das Herz, oder das Gedaͤrme bewege, ist ein Vorgeben, welches dem allersichersten Zeugen, dem Em- pfinden selbst, widerspricht Es ist das Wort Empfindung waͤrend der Wirkung des Reizes irrig und gefaͤrlich. v. GEUNS pag. 43. 44. . Jch sehe, wie wir, da wir unsre Empfindungen zu vernachlaͤßigen pflegen, die schwachen nicht gewar werden, oder doch wenigstens nicht im Sinne behalten. Wenn wir aber aufmerksam sind, Ueberlegungen machen, und alle andre Empfindungen ausser Acht lassen, alsdenn empfinden wir auch die schwache Empfindungen, und den kleinsten Wind, der viel leichter, als die vier Unzen Blut ist, welche das Herz anfuͤllen. Und dennoch wird Niemand diesen ins Herz eindringen- den Reiz, oder den Unterscheid zwischen der Erweiterung und Verengerung des Herzens wahrnehmen. Und doch bewegt sich noch das Herz, wenn es gleich aus dem Leibe herausgerissen, oder das Gedaͤrme, wenn solches zer- schnitten wird, noch, wenn gleich keine Empfindung mehr zu vermuten ist. Wenn die beruͤmte Maͤnner sagen, das Bewust- sein pag. 520. , und die Macht des Willens, werde durch die Gewonheit ausgeloͤscht, so sollten sie sich erinnern, daß vor allem andern die Staͤrke des Reizes durch Gewon- heit geschwaͤcht werde Man sehe, wie sich in Ent- wikklung dieses Sazzes zermartere J. Gottlob KRüGER diætet. pag. 63. 64. . Und dennoch ist das Herz K 2 im Thierische Bewegung. XI. Buch. im gesunden Menschen, nach tausend Millionen Schlaͤgen, nicht weniger reizbar, als es vor zwanzig Jaren war. Sollte wohl derjenige die Seele fuͤr eine Baumeiste- rin halten, welcher Acht darauf giebt, wie selbige einen einfaͤltigen Thierkoͤrper, von unglaublicher Kunst, gerade so, wie einen der allerkluͤgsten Menschen erbaut; und welcher nicht den mindesten Unterscheid in der gehoͤrigen Bildung eines Kindes, das niemals seine gesunde Ver- nunft gebraucht Solches bekennt WHYTT pag. 285. , gegen ein Kind antrift, woraus ein Newton werden soll? Es pfleget mir bei dieser Gelegenheit das Exempel von einem dummen Menschen- geschlechte beizufallen, daran das benachbarte Walliser- land einen Ueberflus hervorbringt. Es sind hier die Leute zu allen Geschaͤften des menschlichen Lebens untuͤch- tig, und sie sizzen entweder bestaͤndig in der Sonne, oder sie liegen in ihren Betten, ihr ganzes Leben hindurch un- beweglich. Jch glaube daher, daß nie ein Dichter so was unglaubliches gesagt haben kann, als diese Macht einer Seele ist, die so spaͤt und so wenig klug wird, und den- noch die Macht des grossen Schoͤpfers nachahmen soll; denn wenn Gott Pflanzen erschafft Unsers geliebten TISSOTT inocul. justif. p. 130. BOROS- NAY disput. die Seele bedoͤrfe nicht, daß fuͤr sie Luft, Waͤrme und Erde geschaͤftig sind. PER- RAULT du toucher pag. 81. als ob Thiere nicht die Kraft der Waͤrme empfaͤnden, L. IV. p 437. oder Luft schoͤpften, und alle Pflan- zen von der Erde ernaͤrt wuͤrden. , so erbaut sich hier die Seele belebte Koͤrper, die doch wuͤrdiger, als Pflanzen sind, auf eigne Rechnung. Wer ausserdem die grosse Aenlichkeit zwischen einer wachsenden Pflanze, und einem wachsenden Thiere, und die fast gleich grosse Macht der Waͤrme, bei Entwikkelung beider Keime, ge- nauer betrachten will, der wird sich nimmermehr bereden koͤnnen, daß Pflanzen ohne Seele, und Thiere von der Seele erbaut werden koͤnnen. §. 10. III. Abschnitt. Ursachen. §. 10. Es kann die Bewegung einen andern Ursprung, als von der Seele her haben. Endlich wundre ich mich noch, wie kluge Maͤnner sagen koͤnnen, daß im Koͤrper keine zeugende Kraft zu Bewegungen statt finden moͤge Vielmehr ist der Materie die Bewegungskraft eingepflanzt, BATTIE princip. pag. 87. . Solchergestalt wer- den das Aufbrausen Viele andre Kraͤfte haͤngen nicht von der Seele ab. v. GEUNS pag. 41. Dieselben erzaͤlt KRAFT physic. gener. p. 50. , die Faͤulnis, Gaͤrung, Schwere, elastische Kraft, und die todte Zusammenziehungskraft, Werke irgend einer Seele sein, welche im Steine den Fall hervorbringe, den Most schaͤumen macht, die aufge- rollte Uhrfeder aufwikkelt, und den aus dem Schiespulver erzeugten Damf Thuͤrmer uͤber den Haufen zu werfen ver- anlasset. Jn den Pflanzen bewegen und scheiden sich endlich nicht die Saͤfte ab, sie reifen, ergaͤnzen ihre Theile wieder, und bringen Fruͤchte hervor; wird also nicht auch jeder Schwamm seine Seele haben? und hat er keine, warum ist die thierische Faser zur Bewegung so traͤge, da doch die Pflanzenfaser so hurtig wirkt? da wir doch nach den Versuchen an der thierischen Faser eine gemeinschaft- liche, bestaͤndige und gierige Reizbarkeit, hingegen an den Pflanzen eine schwaͤchere und traͤgere warnehmen. Und doch hat eine vom Koͤrper losgerissene und zerschnittne, wie auch von allem Wirken der Seele, oder des Willens befreite Muskelfaser pag. 458. 459. , eine eben so der Reizbarkeit gehorsame Zusammenziehungskraft, und ein eben so grosses Vermoͤgen, Bewegungen hervorzubringen, noch uͤbrig. Jch wundere mich endlich, daß ein beruͤmter Mann SAUVAGES in der ohnlaͤngst ausgefertigten disp. de anim. imper. in cor. , zu wiederholten malen, den Beweis von der ver- vielfaͤltigten Kraft der Wirksamkeit der Nervenreizungen K 3 vor- Thierische Bewegung. XI. Buch. vortraͤgt, nachdem bereits vorlaͤngst von mir oft genung, wie auch von demjenigen beruͤmten Manne darauf geant- wortet worden J. Peter EBERHARD de motu cordis ex aucta vasorum resistentia Hall. 1757. p. 19. 20. 21. add. F. FONTANA p. 239. et v. GEUNS pag. 39. , welchen er, waͤrend seines Schreibens, vor den Augen hatte EBERHARD, welches ich vormals in der Recension des Commentarii Francisci BOISSIER. in Stephani HALES. hæmastatiks gezeigt, die nicht nach der neuern italienischen Ausgabe dieses Werks, wie in dem Journ. de med. T. III. p. 2. steht, sondern nach der vor- hergehenden vom Jahre 1744. ge- macht ist, in Diario Bibl. raisonn. T. 34. pag. 116. Diese schreibt dieser beruͤmte Mann, da er sie billiget, zu, dem beruͤmten Medico MASSUET, ob sie gleich von mir herkoͤmmt. . Es ist die Staͤrke in einem Krampfe, der von gereizten Nerven entspringt, eine kleine leichte Nadel, von zwei Gran, die so schnell bewegt wor- den, daß sie in einer Sekunde eine Klafter durchlaͤuft; es erfolgt aber ein Krampf, wovon tausend Pfunde schwer aufgehoben, zerbrochen, und Eisenwerk gebogen, und zerstuͤkkt wird. Folglich wird, nach der Aussage des beruͤmten Mannes, der Erfolg groͤsser, als dessen Ursache sein. Allein, er wird es nicht sein. Die Ursache ist die Zusammenziehungskraft der Muskeln in der menschlichen Maschine, welche allen diesen aufzuhebenden Lasten ge- wachsen ist. Jch verwundre mich gar nicht, daß diese Kraft von einem so kleinen Koͤrper erregt wird; denn wir wissen von Kraͤften weiter nichts, als was wir aus den Versuchen erlernen. Wir haben dem beruͤmten Manne den Pulverblizz zu bedenken gegeben. Es faͤllt ein Stein, der ein Quentgen schwer wiegt, einen Fus hoch herab, auf einen andern Kieselstein, so faͤhrt aus diesem Stosse ein Funken heraus, der ganze Berge umkehrt, wenn hinlaͤngliches Pulver darunter ist. Jst nun wohl zwi- schen dem vom Falle des Steins erlangten Nachdrukke, und zwischen dem daher entstehenden Erfolge eine Pro- portion? Es III. Abschnitt. Ursachen. Es ist keine vorhanden Solches sagt der beruͤmte BOISSIER in nupera disp. p. 16. 17. , sondern es verursacht solches die im Schiespulver erhizzte Materie, die vom klein- sten Nachdrukke erregt werden kann, herausbricht, und von Schritt zu Schritt immer neue Kraͤfte gewinnt. Dabei mag es bleiben; wenn aber die Folge des Fun- kens, der das Schiespulver anzuͤndet, gleich gros mit dem Erfolge einer Lanzette ist, die einen Nerven sticht, so ist im Buͤchsenpulver, wie im Nerven- und Muskelsistem einerlei zu grossen Bewegungen aufgelegte Ursache ver- borgen, und vielleicht ist sie im Schiespulver eben dieselbe, als im Muskel, indem viele glauben, daß ein mit elektri- schem Feuer erfuͤllter Dunst vergl. BIKKIER nat. hum. p. 56. 57. et L. X. p. 378 379. , wie der beruͤmte Bois- sier will, oder wenigstens doch ein hoͤchstbewegliches und kraͤftiges fluͤßige Wesen, die Bewegung in den Muskeln verursachen. Jenes wird in dem salpetrigen Schiespul- ver, und dieses sowohl vom Funken, als von andern bestimmten Reizen in Bewegung gebracht. Es sei ferner dieses kein fluͤßiges Element, sondern blos eine Anziehungskraft, die unter ihren besondern Ge- sezzen stehe, und einen unbekannten Ursprung habe; so kann es geschehen, daß diese Anziehungskraft (a) in verkertem vervielfaͤltigten Verhaͤltnisse der Entfernungen wachsen, und von dem erst erwekkten Reize vergroͤssert werden mag, und zwar nicht von dem Nachdrukke des Reizes, sondern von dem Gesezze seines Wachstums, und dergleichen Wachsen sehen wir in den Stufen des Falles schwerer Koͤrper. Dergleichen wuͤrde schon zur Erklaͤrung unsrer Erscheinung hinlaͤnglich sein, wofern die Kraft des Muskels, von denen sich einander naͤhernden Grund- stoffen in groͤsserm Verhaͤltnisse verstaͤrkt wird, wovon wir ohngefehr am Magnetsteine ein Exempel haben. Es kann auch noch eine andere Ursache darinne stecken ευορμουν ist die Ursache der , K 4 und Thierische Bewegung. XI. Buch. und es verstattet unsre Unwissenheit dem beruͤmten Manne kein Recht, die Ursache der Bewegung auf die Seele zu schieben, wenn wir selbige gleich nicht gekannt haben. Was hat man denn nun damit gesagt, daß man der Seele diese erregte Bewegungen zuschreiben will? Stahl gestand es ehedem Jn der Vorrede uͤber des JUNKERI Conspectum phy- siolog. , es heisse dieses gar nichts gesagt; und er habe leicht dieser ganzen Erklaͤrung uͤberhoben sein koͤnnen. Es bleibt hier naͤmlich noch immer, wie zuvor, zu zeigen uͤbrig, welches doch die phisische Ursache, und nicht der metaphisische Wille sei, die in den Muskeln Bewegungen verursache. Wenn man naͤmlich sagen wollte, daß die Seele selbst in der Naͤhe, und, ohne eine koͤrperliche Ursache, in dem Muskel ein Zittern, eine Haͤrte, und Verkuͤrzung hervorbringe, so wuͤrde man der Seele in der That Eigenschaften des Koͤrpers, als die Ausdehnung, den Widerstand und die Haͤrte beilegen. Jch schreibe nicht der Seele diese Kraͤfte zu, sondern ich sage nur, daß diese Eigenschaften auf Befel der Seele hervorgebracht werden. Folglich mus es eine Materie sein, von der sie herruͤren. Dieses ist die gewoͤnlichste Formel ihres Gestaͤndnisses. Wenn diese Materie aber zur Hervorbringung der Erweiterung, des Widerstandes, und der Verkuͤrzung des Muskels hinlaͤnglich ist, was lehren denn diese Herren uͤber unsrer Erklaͤrung wohl anders, als daß sie noch zu einer hinlaͤnglichen, gewissen, und erwiesenen, und von ihnen erkannten Ursache, eine zwote, unnoͤtige hinzufuͤgen, ohngeachtet schon die erste hinlaͤnglich ist; doch, sie wuͤrde gewis nicht hinlaͤnglich sein, sondern eine andre koͤrperliche Kraft erfordern, wo- fern diese erste koͤrperliche Ursache nicht zulaͤnglich waͤre. Es der Bewegnngen im thierischen Koͤrper, GAUBIUS sermon. 1740. III. Abschnitt. Ursachen. Es hat bereits ein beruͤmter Schriftsteller von der Stahlischen Partei PORTERFIELD l. c. 163. 164. 165. eingesehen, daß Whytt die Seele vergebens der Kraft des Reizes beifuͤge, indem solche, ohne ihre Einwilligung, genoͤtigt wird, dem Reize durch eine unvermeidliche Bewegung zu folgen, und daß derselbe nur etwas uͤberfluͤßiges zu unsern Principien hin- zusezze; indem man die Frage niemals in die Weite spielen mus, sobald man von einer Erscheinung hinlaͤngliche Ursachen angiebt. Und dieses ist die erste Regel New- tons, und der Vernunft. Doch es hat auch J. August Unzer Hamb. Magazin T. X. n. 4. , welcher der Stahlischen Meinung in so fern beipflichtet, daß er einen phisischen Einflus zulaͤsset, behauptet, wie man Unrecht thaͤte, daß man die Materie von den Quellen der Kraͤfte ausschliesse; und es bekennt es der beruͤmte Whytt on vital motions p. 267. , wie auch selbst Franz Boissier Doch nehme er sich noch mehr vor den Materialisten in Acht, physiol. pag. 156. Wir fol- gen aber denselben, jedoch nicht den Jrrtuͤmern derselben. , daß Stahl seiner Seele zu viel zugetraut habe. Es war ferner ehedem Asklepiades in der Medicin mit den koͤrperlichen Kraͤften Keine heilende Seelen lies selbiger zu, also auch nicht BAT- TIE princip. pag. 287. zufrieden, und deswegen fuͤhrte ihn vor kurzem der beruͤmte Cochius Jn dem neulich ausgegeb- nen Leben des ASCLEPIADES. mit grossem Beifall an. Wir uͤbergehen andre beruͤmte Maͤnner, deren gewis nicht wenige sind, und welche sich sowohl vordem Die Natur ist nichts. Die- ses sagt BONTEKOE L. I. p. 1. und uͤberall. Jn der Seele liegt keine bewegende Kraft, TAR- GIRUS pag. 113. de BIKKER pag. 38. Die Natur ist die vis tonica der Theile, HECQUET med. theolog. p. 8. 529. 530. etc. vergl. damit den scharfsinnigen SCHELHAMMERUM præf. ad physiol. P. LXXII. et in opere pag. 432. QUESNAI œcon. anim. T. III. p. 185. 195. , als ohnlaͤngst erkuͤnet haben, von der Natur ohne Aberglauben zu reden. Jch nenne hier K 5 Aber- Thierische Bewegung. XI. Buch. Aberglauben, was von derjenigen Verehrung herruͤrt, mit welcher die Aerzte die hippokratischen Schriften verfolgt haben. Und dennoch stammen diejenigen Stel- len, welche der Natur so viel zuschreiben, gemeiniglich nicht von den aͤchten Werken dieses grossen Vorfaren her. Endlich hat noch der beruͤmte Cigna die Stahlische Theorie durch die Bestimmung der Reizbarkeit uͤber den Haufen fallen gesehen, weil es eine andre Ursache zu den bewegenden Kraͤften Disp. n. 2. p. 18. giebt, die da notwendig, und koͤrperlich ist. Jch mag auch die Ursache nicht zu ergruͤn- den suchen, warum die Anhaͤnger dieser Partei ihre Kraͤfte so sehr angestrengt, mich zu unterdruͤcken. §. 11. Die Ursache, warum diese Klasse von reizbaren Muskeln dem Willen keinen Gehorsam leistet. Nunmehr |ist es, da wir das vorhergehende mit Fleis untersucht haben, nicht mehr schwer, diese Sache zu be- antworten. Erstlich werden alle Muskeln von einem Reize in Bewegung gesezzt pag. 448. . Es bringt aber die Natur zu den Kraͤften des Lebens und des Willens fol- gende Reizmittel. Das Herz und die Schlagadern be- kommen das Blut, der Magen und das Gedaͤrme, Luft und Speise, die Harnblase den Urin, die Gallenblase die Galle, die Saamengefaͤsse den Saamen, die Gebaͤr- mutter die Frucht, der Regenbogen das Licht Naͤmlich am Nezzhaͤutgen, das mit dem Regendogen einstim- mig ist. . Wenn nun diese Muskeln gereizt werden, so muͤssen sie notwen- dig zu wirken anfangen; denn sie wuͤrden bei Empfindung des Reizes wirksam werden, wenn sie gleich auch willkuͤr- lich waͤren Besiehe die unwillkuͤrliche Bewegungen an den Kaͤumuskeln, an dem grossen Zeen, am Schen- kel, Arme u. s. w. ap. Marc. DONATUM L. II. c. 3. Ein drei- . Wir III. Abschnitt. Ursachen. Wir haben ausserdem durch Versuche gezeigt, daß diese Werkzeuge, und wenigstens das Herz pag. 463. , und sonderlich dessen Ohren ibid. , nebst dem Gedaͤrme ibid. , den Reiz durchaus nicht vertragen koͤnnen, daß sie lange Zeit ihre Bewegungen fortsezzen, und so gar in diesem Stuͤkke die unwillkuͤrliche Muskeln uͤbertreffen. Ob man gleich bisweilen ibid. die willkuͤrliche Muskeln sich zusam- menziehen gesehen, wenn das Herz, und das Gedaͤrme ruhig waren, so geschicht doch solches selten, und es hat dagegen das Herz und das Gedaͤrme, wie wir solches so oft gezeigt haben ibid. , an dem Huͤhngen im Eie, an dem immer bestaͤndigen Exempel der kalten und der meisten warmen Thiere, jederzeit die Oberhand gehabt. Wenn daher diese Werkzeuge sehr reizbar sind, und wenn sie bestaͤndig gereizt werden L. IV. p. 505. , so darf man sich uͤberhaupt gar nicht wundern, daß sie sich bestaͤndig bewegen. Man nehme dem Gedaͤrme und dem ausgeleerten Herzen den Reiz L. IV. p. 490. seqq. , so wird man sehen, daß auch diese Muskeln ohne Bewegung bleiben. Dahingegen geraten die Muskeln, welche dem Willen unterworfen sind, da sie weniger reizbar sind pag. 463. , und von den Gegenkraͤften der Antagonisten pag. 506. 507. in Schranken erhalten werden, von freien Stuͤkken nicht in deutliche Bewegungen. Allein, wenn man sie durch Gift, Eisen, elektrische Funken, oder irgend andre Schaͤrfe, reizt, so machen sie ebenfalls ihre unwillkuͤrliche Bewegungen, indem sie sich zusammenziehen pag. 448. . Es hat aber das Anfehn, daß die Natur selbigen, bei Gelegenheit des Willens Der Wille wirket wie ein Reiz, SIMSON on moscul, mot. p. 93. , anstatt des Reizmittels, eine dreimonatlich Hammern wider Willen, Tulp. I. obs. 13. Thierische Bewegung. XI. Buch. eine Lebhaftigkeit der Nervengeister mittheile. So lange dieser Reiz waͤhret, so lange ziehen sie sich zusammen, und sie ruhen, wenn dieser auf hoͤrt. Folglich stekkt in dem Unterscheide zwischen den un- willkuͤrlichen, und zwischen den uͤbrigen, dem Willen der Seele unterworfnen Muskeln, kein solcher Knoten, den die Seele von einander hauen muͤsse. §. 12. Der Quell der Nervenkraͤfte. Es empfangen auch die dem Willen unterworfene Muskeln von den Nerven ebenfalls ihre Wirksamkeit her. Dieses will ich zum voraus annehmen, ohne dabei dasje- nige ausser Acht zu lassen, was man dagegen geschrieben. Es sind diese Muskeln aber die Muskeln der Glied- maßen insgesamt, die Muskeln des Antlizzes, der Augen, des Schlundes, der Stimme, des Koͤrperstammes, aus- genommen die ausstrekkende Muskeln der maͤnnlichen und weiblichen Ruthe. Von den Muskeln des inwendigen Ohres liesse es sich noch zweifeln, da sie nur klein, von den Sinnen entfernt sind, und keine Bewegung hervorbringen, welche sich fuͤlen liesse. Alle diese bekommen ihre Nerven, nach deren Reize sie in Kraͤmpfe gerathen, und wenn man ihre Nerven unterbindet, oder zerschneidet, so gehorchen sie nicht wei- ter den Befelen des Willens, sondern sie behalten nur blos noch ihre eingepflanzte Kraft uͤbrig. Folglich siehet man offenbar, daß die Ursache ihrer Bewegung von den Nerven herruͤhre, und daß der Wille solche blos durch die Nerven veranlasse, indem sonst kein andrer Theil des Koͤrpers, wenn solcher gereizt wird, diese Bewegung in den Muskeln erregt, oder wenn solcher gebun- III. Abschnitt. Ursachen. gebunden und zerschnitten wird, die Herrschaft des Wil- lens aufhebt. Man erlaube uns aber, zu untersuchen, wie die Nerven, die an sich unbeweglich sind, einen Mus- kel bewegen koͤnnen, ob es gleich schwerlich moͤglich ist, diese Sache zu entdekken. Wir muͤssen aber erstlich zei- gen, wie der Nerve den Muskel noͤtige, sich zusammen zu ziehen, und denn, wie er solchen wieder schlaff mache, indem beide Handlungen ein Werk des Willens sind. §. 13. Hipotesen davon. Die Nerven, als ziehende Seile. Jndem wir den Galen uͤber diese Schwierigkeit befragen, so hoͤren wir von ihm eine Antwort, welches zugleich die allgemeine Meinung vierzehn ganzer Jarhun- derte gewesen. Es liegt, sagt er, der Ursprung von der Bewegung der Muskeln in dem Anfange der Nerven, der sich im Gehirne, und dessen Kammern befindet de mot. muscul. L. I. c. 13. , und er bekoͤmmt von dem Willen sein Entstehen de loc. adfec. L. III. c. 6. . Von hier pflanzen sich die Geister, wodurch die Muskeln bewegt werden, durch die Nerven in die Muskeln fort de HIPP. et PLAT. decret. L. II. c. 12. de utilit. part. L. XVII. c. 2. de mot. musc. L. I. p. 620. de mot. musc. . Es entstehen aber da, wo sich der Nerve im Muskel zertheilt, Faͤden ( villi ), die sich abermals in der Sehne wieder mit einander vereinigen de mot. musc. loc. cit. Conf. FABRICIUM p. 6. , in welche sich die mit dem Bande vermengte Nerven verwandeln. Ferner laͤuft der Nerve in den Anfang des Muskels de mot. musc. p. 620. in aphor. hipp. n. 66. , und es ist die Sehne das Ende des Muskels. Folglich wird der Muskel, und die Sehne, gegen diesen Anfang hin Thierische Bewegung. XI. Buch. hin gezogen de loc. adfect. loc. cit. der Muskel zieht sich gegen die Sehne zusammen, als Eisen gegen den Magneten. FABRICIUS p. 106. , und es bewegen die Nerven, wie Seile, die Muskeln aber, wie ein Hebel, ihre Knochen de HIPP. et PLATT. decret. L. I. c. ult. . §. 14. Die anwachsende Geschwindigkeit der Geister, und einer erweiterten Faser. Es schrieb C. Hoffmann, daß die vom Gehirn kommende Geister den Muskel aufschwellen machen, und daß solchergestalt die zu bewegende Theile herbeigezogen werden Apolog. GALEN. p. 79. . Kartesens Theorie ist die allereinfachste, wenn man ihr die Kanaͤle, welche die Nerven der Gegen- muskeln vereinigen pag. 508. , und deren Klappen nimmt ibid. . Es glaubt derselbe, wie auch dessen Anhang de homine p. 21. 34. des FORGES ad CARTES. p. 31. REGIUS phil. natur. p. 410. GRANEN. p. 455. TARGI- RUS pag. 209. 220. LAMY du mouvem. volont. p. 199. , nebst dem Molinett Disp. p. 71. , R. Hooke Præf. ad posth. p. XIX. , B. Vieussens de cerebro p. 446. clar. DEIDIER et FANTONUS Disp. pag. 14. , H. Ridley c. 12. , und Abraham Kaauw impet. fac. n. 271. 272. , daß hierzu ein schnellerer Einflus des Nervensaftes hinlaͤnglich sei. So vermutete der vortrefliche Jsaak Newton, daß der Aether vom Willen in die Nervenroͤhrgen getrieben werde, und die thierische Bewegungen verursache QUERY 24. post L. III. opticor. . Man mus in der That nichts vor ungereimt halten, was ein so grosser Geist vor warscheinlich angesehen. Santorin erklaͤrte die Muskelbewegung dergestalt, daß er zwar eine Faser fuͤr einen Fortsazz des Nerven hielte III. Abschnitt. Ursachen. hielte Tr. I. post BAGLIVIUM pag. 759. SIMSON musc. mot. pag. 25. , aber dennoch beifuͤgte, diese Faser sei nicht von freien Stuͤkken gespannt SANT. pag. 760. , sondern sie schwelle von dem Nervengeiste auf pag. 769. , sie endige sich in ein blindes Ende n. 29. , und werde daher von dem eindrin- genden Geist ausgedehnt, welchem sich die Faser mit ihrer eignen Zusammenziehungskraft widersezze n. 39. . Solcher- gestalt leitet er die Ursache des Zusammenziehens von dem drengenden Geiste, und die Ursache des Erschlaffens von der Faser her, welche sich nach dem Ausdehnen zu der ersten geraden Laͤnge wieder ausstrekke. Auf eine etwas feinere Art laͤst Johann Tabor p. 212. die Nervenfaser sich nicht blos mit einem blinden Ende endigen, sondern er zeiget auch ausserdem, daß in diesem Bau die Geister sehr concentrirt wuͤrden, indem ein Ci- linder, so bald nur ein geringer Theil, als der zwoͤlfte Theil seiner Breite zunehme, um ein Drittheil dadurch kuͤrzer gemacht werden, da man sonst in der Hipotese der Blaͤsgen, welche Mode ist, um die Faser zu verkuͤrzen, eine erstaunliche Erweiterung, und eine fast funfzig mal groͤssere Flaͤche p. 198. noͤtig habe, wenn sich der vierte Theil verkuͤrzen soll. Es hat aber auch Willis de motu musc. p. 143. gesehen, wie die Ner- ven aufgeschwollen, wenn der Muskel dikker geworden, ja daß in einer Schnekke ohne Gehaͤuse die Geister sicht- barer Weise in den Muskel eintreten, und sich vom Kopfe gegen den Schwanz zu bewegen H. REGIUS apud G. CHARLETON p. 220. . Dahingegen leitet Richard Jones Disp. de motu musc. p. 18. die Bewegung eines Muskels von den Geistern her, welche einen Nerven- faden ausdehnen, er laͤst aber die Geister sich dabei ver- Thierische Bewegung. XI. Buch. verzoͤgern, und also, kraft dieser Verspaͤtung, denjenigen Seitendrukk verrichten, wodurch das Faͤsergen erweitert wird Confer. MUSSCHEN- BROECK essays pag. 381. . §. 15. Das Blaͤsgen, in welches sich eine Faser endigt. Da der Nervensaft vide L. X. p. 384. , nach den Freunden dieser Meinung, hoͤchst langsam fortfliest, und dessen Menge und Gewicht notwendig sehr geringe ist, so wird man bei der aͤussersten Zartheit L. XI. p. 415. der Fasern in Gefar stehen, daß der Einflus des Nervensaftes, wenn er gleich schnell genung geschicht, zur Erzeugung der ungeheuren Gewalt nicht hinreichend sei, dergleichen die Erfarungen und Berechnungen an einer Muskelfaser wahrnehmen. Da ausserdem, um die ganze Laͤnge des voͤlligen Muskels auf- zublaͤhen, bis derselbe zu einer Kugel wird, eine unglaub- liche Menge Geister erfordert wird, und doch am Muskel nur eine maͤßige Verkuͤrzung, laut der Erfarung, noͤtig ist; und da ferner dieses wargenommen worden, so haben sich beruͤmte Maͤnner des boylischen hidrostatischen Pa- radoxons BOYLE parad. hydrost. vi. VARINGON mem. avant. 1699. T. X. p. 14. NOLLET leçons de physique T. II. p. 253. 269. f. 17. BOERHAAVE de usu rat. mech. etc. , kraft dessen ein klein Roͤhrgen in ein wei- tes Wassergefaͤs die Fluͤßigkeit, vermoͤge der Schwere fallen laͤst, und den Boden dieses Wassergefaͤsses eben so stark druͤkkt, als solcher gedruͤkkt werden wuͤrde, wenn das Roͤhrgen eine eben so grosse Muͤndung, als das Wasser- gefaͤsse an seinem Boden haͤtte, zu dieser Erklaͤrung bedient. Es stekkt der Grund dieses Paradoxi in der Geschwindig- keit, mit welcher das Wasser durch die Roͤhre in die Was- serschale faͤllt, und welche offenbar um desto groͤsser ist, je weiter das Wassergefaͤsse in Vergleichung gegen das Roͤhr- gen ist. Um III. Abschnitt. Ursachen. Um also den Nachdrukk in den kleinsten Faserroͤhrgen zu vermeren, nahmen einige beruͤmte Maͤnner an ASTRUC. in MAN- GETTI theatr. et de motu musc. Monsp. 1718. 12. Doch hat MANGETTUS den Astruc in etwas veraͤndert. , es erweitere sich das Ende eines Roͤhrgen in eine Blase, die viel breiter, als das Roͤhrgen sei. Jndem diese leer ist, und zusammengedruͤkkt wird, so hat sie eine nur geringe Breite. Nunmehr dringt aber eine Fluͤßigkeit in selbige ein, wovon sie ausgedehnt, und zu einer Kugel wird. Hier wird nur in dem ausdehnenden Safte eine kleine Kraft erfordert, da sich der Drukk auf die Seitenwaͤnde der Blase um so viel groͤsser, als das Roͤhrgen gedenken laͤst, als zur Ueberwaͤltigung fast jedweden Gewichtes noͤtig ist. Da sich aber die Blase zu einer Kugel auf- blaͤht, so wird sie zugleich kuͤrzer pag. 473. ASTRUC ap. MANG. p. 30. 31. , und zwar nicht viel uͤber den dritten Theil ihrer Laͤnge, und es steiget ihr Gewichte, welches am blinden Ende haͤngt, in die Hoͤhe; dieses blinde Ende aber stekkt, nach dieser Hipotese, in der Sehne. Sie verwandelt sich aber beinahe in eine voͤllige Kugel BERNOULLI mot. musc. pag. 12. sqq. HAMBER- GER pag. 597. , weil das Fluͤssige in einen gleich dehnbaren Cilinder faͤllt, und selbigen von allen Seiten mit gleich- maͤßiger Staͤrke ausdehnt. Die Sache ist an sich selbst wahr, und es konnte Boyle MARIOTTE tract. du mouvem. des eaux p. 368 tab. 14. f. 20. ed. Batav. WOLF nuͤzz- liche Versuche, T. III. n. 69. T. I. n. 53. Elem. hydrostat. theor. 13. s’ GRAVEZANDE n. 1451. 1452. T. 47. f. 5. MUSSCHEN- BROECK essays n. 731. sein Paradoxon leicht erweislich machen. Man hat selbiges auch durch vielfache Erfarungen bestaͤ- tigt. Man macht ein wuͤrfliches Wasserbehaͤltnis, das von allen Seiten mit Stalplatten eingeschlossen ist, und man H. Phisiol. 5. B. L Thierische Bewegung. XI. Buch. man legt auf dessen Dekkel die schwersten Gewichte. Aus der Seite des Kaͤstgens geht ein langes und duͤnnes Roͤhr- gen, um der Luft den Ausgang zu verschaffen. Man giesset durch die Roͤhre Wasser, bis auf eine oder zwo Unzen hinein. Solchergestalt wird der Dekkel des Kaͤst- gens mit den 500 Pfunden aufgehoben Mit achthundert, WOL- FIUS. , und wenn das Kaͤstgen groͤsser waͤre, und mehr Wasser hineinginge, koͤnnten wohl 1000 Pfunde aufgehoben werden. Es laͤst sich dieses an den Wasserkaͤsten in Holland beobachten, welche in den Haͤusern, durch eine aus verzinnten Eisen zusammengeloͤtete Roͤhre, das Regenwasser von den Daͤ- chern auffangen; denn wenn der obere Theil des Wassers in der Cisterne (Wasserbehaͤlter) zu Eise wird, und un- beweglich dem herabkommenden Wasser widersteht, die Sonne aber vom Dache BOERHAAVE T. III. prælect. p. 456. indessen etwas Schnee schmelzt, und dieses geschmolzene Wasser in die Cisterne herabfliest, so koͤnnen davon ganze Haͤuser aufgehoben werden. Um ein naͤheres Beispiel von den Muskeln zu geben, so haͤnge man an den Untertheil einer Blase etliche Ge- wichter an CROONE pag. 35. . Man bringt bei dieser Blase eine Roͤhre an, und man blaͤset sie dadurch voller Luft. Solcherge- stalt lassen sich mit geringer Muͤhe 36 STURM Colleg. phys. ex II. 50. 60 D. HOFMANN tent. 26. 70. 80 ibid. 150 STURM ibid. 160 BERNOULLI l. c. n. 14. Pfunde aufheben. Je enger hierbei die Roͤhre, gegen die Weite der Blase ist, desto mehr Last kann man dadurch auf heben lassen CAMERAR. de med. mot. anim. p. 16. Die Kraft war, durch Huͤlfe der Blase, siebenmal groͤsser. Idem ibid. . Es ist bei dieser Theorie auch noch der Vortheil, daß die Kraͤfte der Muskeln nicht nach Proportion des Wider- standes vermehrt werden doͤrfen, und kaum gedoppelt so viel III. Abschnitt. Ursachen. viel Geister erfordert werden, um ein doppelt so schweres Gewichte aufzuheben BERNOULLI n. 18. PO- LENUS epist. mathem. ad Guid. GRANDI. . §. 16. Die Faser, als eine Reihe von Blaͤsgen. Man siehet leichtlich, wenn man eine einzige derglei- chen Blase an der aͤussersten Muskelfaser annimmt, daß das Aufheben unendlich klein, und nicht groͤsser sein werde, als der dritte Theil von der Laͤnge dieser Blase ist. Doch die Erscheinungen verlangen ein weit groͤsseres. Hierzu kam noch, daß sich einige sehr beruͤmte Maͤn- ner uͤberhaupt einbildeten, wie eine Muskelfaser aus Faͤchergen zusammengesezzt sei. Aus diesem Grunde fand die Theorie des J. Alfonsi Borelli J. Alphons. BORELL. propos. 113. 114. 117. G. GROO- NE. R. HOOKE in philos. col- lect. BIRCH T. III. p. 40. etc. J. BERNOULLI n. 2. MAZIN. mechan. inst. pag. 180. KEIL p. 139. GOTTSCHED mot. musc. c. 3. REGIS physique L. VII. P. I. p. 536. VERDUC mouv. myolog. p. 5. SENAC essays de physiqu. ed. 1735. p. 97. STUART pag. 49. SEGNER ad NIEUWENTYT loc. cit. p. 108. Le CATT pag. 55. sqq. FLEM- MING physiolog. p. 168. leichtlich Beifall. Es kann nach derselben eine jede Muskelfaser fuͤr eine Reihe Blaͤsgen angesehen werden, welche einige Schriftsteller, um sich leichter zu erklaͤren, fuͤr Rauten ausgeben. Auf solche Art wird eine einzige Muskelflaͤche aus Blasenlinien, die neben einander liegen, bestehen, und der ganze Muskel ein Koͤrper sein, in welchem unendliche Ketten von dergleichen Blaͤsgen gedacht werden muͤssen. Es sind aber diese hole Blasen duͤnne, und lassen sich durch schiefwinklige Rauten vorstellig machen. Nunmehr soll der Geist eindringen, und folglich wer- den sich die zarte Ellipsen in Kugeln verwandeln. Und L 2 die Thierische Bewegung. XI. Buch. die Kraͤfte wachsen, vermoͤge der Vervielfaͤltigung der Blasenreihen STURM. loc. cit. p. 197. . Es haben ferner beruͤmte Maͤnner den Vorteil an Kraͤften in der Zartheit der Blaͤsgen gesucht Sie sind nicht groͤsser, als \frac{1}{20} Zoll. BORELL. prop. 115. , damit man nicht CROONE l. cit. STURM colleg. physic. exp. II. pag. 159. F. BAYLE oper. p. 81. 82. KEIL musc. mot. p. 140. Le CATT Mem. pag. 52. 53. Pr. de MOL- LIERS mem. de l’acad. des Scien- ces 1724. p. 48. SENAC ess. de phys. ed. 1735. p. 97. eine gar zu grosse Menge Geister zu ihrer Erweiterung noͤtig haͤtte. Man erkennt naͤmlich leicht, daß ein Blaͤsgen, welches einen Zoll lang ist, um zu einer Kugel zu werden, viel mehr Fluͤßiges, als eine Blasen- kette erfordere, welche zwar, alle Blasen zusammengenom- men, eine Zolllaͤnge ausmacht, einzeln aber betrachtet, um den hunderten Theil eines Zolles breit sind. Da sie eigentlich zu Kugeln werden, so ist die Verschiedenheit unglaublich; denn es wird die grosse Kugel wie 11001. oder wie 1000.000, und die kleinen Kugeln wie 10+1 sein, wenn man die Kugeln so, wie Wuͤrfel der Durch- messer ansieht conf. KEIL loc. cit. . Es hat auch der beruͤmte Sturm Colleg. phys. exp. T. II. pag. 200. die Sache in Versuche gebracht, und aus einem leinenen Saͤkkgen eine Reihe Blaͤsgen gemacht, wodurch er, durch eingeblasene Luft, und bei einer maͤßigen Ausdehnung, ziemlich schwere Gewichter auf heben lassen. Man hat auch dergleichen Versuche vom Robert Hooke posthum. p. XX. . §. 17. Betrachtungen uͤber diese Hipotesen. Wir haben erstlich die Meinungen dererjenigen be- ruͤmten Maͤnner, welche die Muskelfasern fuͤr Fortsaͤzze der Nerven ausgeben, an einem andern Orte beantwor- tet III. Abschnitt. Ursachen. tet pag. 425. . Denn sie sind davon ihrem ganzen Wesen nach unterschieden, und jene besizzen eine Reizbarkeit, hingegen diese ganz und gar nicht. Es laͤsset sich der blaͤsige Bau der Fasern durch kein richtiges Experiment bestaͤtigen p. 427. , und es wuͤrde ein einziges Blaͤsgen nur eine ganz kleine Erhebung hervor- bringen. Man erspart oder gewinnt an Kraͤften bei den aufge- blasenen Blasen, einzig und allein aus dem Grunde, weil das Gewichte wenig erhoben wird, indessen daß sich diese Blasen sehr erweitern; oder, weil der Durchmesser der Faser, queer uͤber genommen, sehr anwaͤchst, indem der senkrechte Durchmesser abnimmt. Folglich geschiehet hier eben das, was man an einem Bache wahrnimmt, welcher sich in einen See ergiest, und der desto langsamer laufen wird, je breiter der See, gegen den Bach ist L. VI. p. 176. . Man verliert naͤmlich an der Zeit, was man an dem Vortheile gewinnt, oder, es geschicht die Bewegung in den Blasen um desto langsamer SAUVAGES de la fievre p. 303. 304. BERTIER disp. p. 35. 37. WINSLOW Mem. de 1720. p. 90. MOLIERES Mem. de l’Acad. loc. cit. pag. 41. FRACASSINI febr. p. 59. , um desto kleiner die einblasende Kraft gegen das aufzuhebende Gewichte ist, und es hat uͤberhaupt ein jeder Seitendrukk nur eine traͤge Wirkung, welche allmaͤlich staͤrker wird. Doch es findet diese Minderung der Geschwindigkeit uͤberhaupt bei menschlichen Dingen nicht statt, indem man bei densel- ben nicht auf den Vortheil an Kraͤften, sondern auf Er- sparung der Zeit, sehen mus, indem sich die Muskeln mit unglaublich schneller Geschwindigkeit bewegen. Es verschwenden ferner die Blasenketten unermeslich viel Kraͤfte, und es ist der Aufwand viel zu gros. Denn da ein Blaͤsgen, von der Kraft des Einblasens, um so viel auf beiden Seiten aus einander gezerrt werden mus, L 3 als Thierische Bewegung. XI. Buch. als es von dem Gewichte herabgedruͤkkt wird, so wird auf jedes Blaͤsgen, welches sich in eine Quadratfigur verwan- deln soll, gedoppelt so viel Gewicht erfordert Conf. ASTRUC loc. cit. p. 30. 31. SEGNER apud NIEU- WENTYT p. 110. 111. 112. Jm Versuche hob die doppelte Kraft des Gewichtes das Gewicht bis \frac{2}{9} hoch von der gesamten Laͤnge. TABOR 199. 200. ; und da bei einem jeden Blaͤsgen einer vollstaͤndigen Kette eben so viel Kraͤfte verloren gehen, so wird endlich zu dem Auf- heben des Gewichtes eine so viel staͤrkere Gewalt erfordert, als die Anzal der Blaͤsgen, zweimal genommen, groͤsser als die Einheit ist. Eben so ist gezeigt worden, daß dazu eine unglaubliche Erweiterung PEMBERTON loc. cit. p. XXIV. seqq. TABOR p. 188. des Muskels gehoͤre, wenn nur eine geringe Verkuͤrzung geschehen soll, und daß man sie bei der borellischen Rautenhipotese um siebenzigmal (k) groͤsser machen muͤsse, um nur selbigen um den hunderten Theil zu verkuͤrzen, hingegen fuͤnf und zwanzigmal mehr pag. 189. um ein Drittheil, wie doch oft mehr geschicht, zu ver- kuͤrzen. Doch es findet dergleichen Erweiterung nie bei einem Muskel statt, und es mus selbige nicht viel uͤber dreifach bei der Verkuͤrzung auf ein Drittheil sein, da ein Muskel uͤberhaupt entweder ganz und gar nicht, oder doch um ein sehr geringes an Dikke zunimmt pag. 479. . Man nimmt aber nur vergeblich zu der Kleinheit der Blaͤsgen seine Zuflucht, daß selbige ihre Erweiterung nicht sichtbar werden lassen. Denn da der ganze Muskel, vermoͤge der Hipotese, aus dergleichen Ketten besteht, so muͤste sich der Muskel auch, nach dem Verhaͤltnisse, als eine einzige Blase erweitern. Ja, es erfordern kleine Blaͤsgen eine groͤssere Kraft zum Einblasen CHESELDEN p. 62. . Es kann endlich, selbst nach den Hipotesen der beruͤm- ten Maͤnner, leicht geschehen, daß ein Muskel nach die- ser III. Abschnitt. Ursachen. ser Bauart so wenig kuͤrzer werde, daß derselbe vielmehr laͤnger gemacht wird GODDART reg. of the Royal soc. T. IV. p. 95. MOR- GAN princip. p. 132. . Es werden alle blinde thie- rische Saͤkke laͤnger, wie an der maͤnnlichen Ruthe Comparat BERTIER disp. pag. 60. , der Gallenblase, und dem Magen zu ersehen ist. Denn da sich Membranen von allen Seiten erweitern lassen, so werden selbige nicht nur laͤnger, sondern auch ebenfalls breiter. Da also weder die Anatomie die Blaͤsgen erweislich macht, noch bei diesem Baue Kraft oder Geschwindig- keit, oder Verengerung in dem zusammengezogenen Mus- kel erhalten wird, wenn es nicht gar an dem ist, daß daher ein widriger Erfolg zu erwarten ist, und sich der Zug in einen Ruͤkkstos verwandelt, so haben wir weiter keinen Grund, daß wir diese Hipotese annehmen soll- ten vergl. gegen diese Hipotese den vortreflichen WINTER p. 38. DESAGULIERS T. II. p. 392. physiolog. Amstelod. p. 401. . §. 18. Hipotese, darinnen eine Muskelfaser voller Blut ist. Auch in dieser Hipotese herrscht die Neigung fuͤr die Rauten und Blaͤsgen, nur daß die Materie, womit eine Muskelfaser erfuͤllt sein soll, von der vorhergehenden ver- schieden, und dagegen die Faser mit Blut angefuͤllt ist KING philosoph. transact. n. 18. tum Dan. TAUVRY anat. rais. P. II. c. 5. BAGLIVIUS pag. 405. 406. VERHEYEN L. II. p. 156. R. VIEUSSENS in dessen neuern Schriften, du cœur. J. ASTRUC p. 28. . Sie unterwerfen auch nicht dieses Blut, wie diejenigen, welche wir so gleich anfuͤhren werden, der Gewalt des Her- zens, sondern der Nerven. Daniel Tauvry ist der erste loc. cit. Es hatte zuerst eine aͤnliche Theorie gegeben J. B. v. LAM- , welcher eine Faser zu einem Schlagaͤdergen macht, er L 4 laͤst Thierische Bewegung. XI. Buch. laͤst selbige, da wo sie sich zu einer Blutader zuruͤkke biegt, von einen herumgelagerten Nerven eingeschnuͤrt werden, und solchergestalt dehnt das verhaltene Blut, und der da- von entstehende Seitendrukk die Faser aus einander. Es nimmt ferner der beruͤmte Daniel Bernoulli die Faser als cilindrische, hole und mit Blut angefuͤllte Schlagaderfortsaͤzze Comm. Acad. Petrop. T. I. p. 299. MORGAN. princip. p. 124. FOURNEAU an per- turbationes animi motum cordis augeant, minuantve. J. ASTRUC loc. cit. p. 30. 31. an, um welche Qveernervenfasern laufen, die sie zusammen schnuͤren, und zu Blasen verwan- deln, die von der krummen elastischen Linie gebildet wuͤr- den pag. 306. . Diese Meinung hat auch D. Privat de Mo- lieres Mem. de 1724. pag. 33. nebst andern beruͤmten Maͤnnern L. BELLINI in discors. anat. X. pag. 231. 232. et Josephi BRUN. otia physiol. pag. 30. HEUCHER select. anat. p. 493. BERGER physiolog. pag. 303. 304. FICES conspect. p. 88. 89. QUESNAI Oec. anim. Ed. I. pag. 225. adde Journal de Med. 1756. Dec. behauptet. Eben diese Qveerfasern hielt auch J. Alfons Borell propos. I. und andre TAUVRY. WILLIS mot. musc. p. 116. VERHEYEN loc. cit. p. 25. L. II. pag. 196. GOTTSCHED mot. musc. P. d e MOLIERES. l a CHAR- RIERE pag. 29. vor Nerven. Es zeigte auch der vor- trefliche Teichmeyet Antropol. pag. 200. durch einige Versuche, daß sich ein Gedaͤrme, welches hie und da mit Schnuͤren, die man anziehe, umflochten werde, verkuͤrze, und das Gewicht auf hebe. Noch feiner bediente sich vor kurzem der beruͤmte Joh. Ziegler de mechanism. mot. muscu- lor. Basil. 1752. dieser Fasern, indem er sezzte, daß solche krumm waͤ- v. LAMZWEERDE respir. Swamm. exspir. pag. 138. Diese gefiel dem VERHEYEN L. II. pag. 56. Fast dergleichen lehrte der beruͤmte BIUMI pag. 142. daß die vom Geiste aufgeblasene Nerven die Bewegung des Blutes in den Haargefaͤssen hervorbringen. Eben dergleichen behielte LAN- CISIUS bei. Corod. et an. prop. 55. et de MOOR instaur. med. p. 76. III. Abschnitt. Ursachen. waͤren, und wechselweise Erhabenheiten haͤtten, darunter einige z. E. nach Morgen, andre dagegen nach Abend zu gekehrt waͤren. Diese zoͤgen sich zusammen, und so wuͤrde eine Muskelfaser, die durch wechselweise Biegungen einge- schlossen waͤre, genoͤtigt, sich nach Art einer Schlange zu kruͤmmen, und zu verkuͤrzen. Ohnlaͤngst verband der beruͤmte Bertier die Nerven- bewegung mit der Bewegung des Blutes. Er macht das Blut zur Ursache dieser Bewegung physique des corps animes p. 249. 266. , indem es die Mus- kelfaser so anfeuchten soll, wie etwas Wasser ein ganzes Strikk kuͤrzzer macht pag. 278. 291. 307. . Es zerret aber mit Huͤlfe des kleinen Nerven die Fasern auf die Seite, und noͤtigt das Blut des Muskelnezzes, das die Faser bedekkt, derge- stalt einwerts zu wirken, daß daher eine Strikkmaschine von abgewechseltem Zuge entsteht, welche, wenn sie sich ver- kuͤrzt, das Gewichte aufhebt. §. 19. Cowpers einfachere Theorie. Cowper will, daß die Fleischfasern ebenfalls von den Schlagadern Blut empfangen, und daß das Blut, wel- ches in dieselben eindringt, und von da nicht wieder zu- ruͤkke kehrt, die Muskelbewegung verursache Ad. t. 64. BIDLOI in- troduct. ad myolog. an. 1694. pag. 11. daß das Blut die Muskeln als ein Gewichte in Bewegung sezzen soll. Dagegen thut Erin- nerungen BOULTON p. 20. sqq. und sagt, daß, wenn eine Menge Blutes, vermoͤge der Lage, ins Blut eindringt, davon vielmehr die Kraft der Bewegung schwaͤcher werde. . Stuart pag. 62. schreibt dem in die Schlagader getrieb- nen Blute die Roͤthe, und den Geschwulst zu, welcher, nach seinem Sazze, in der ersten Zeit der Muskelbewegung statt findet. Dieses waren auch die Gedanken des Jo- hann Swammerdams Biblior. p. 856. . L 5 Eben Thierische Bewegung. XI. Buch. Eben von dieser Art ist auch fast die Meinung des Baglivs Oper. p. 404. 405. de fibra motrice pag. 7. 8. 9. , welche die Blutkuͤgelgen durch die Raͤume zwischen den Muskelfasern pag. 405. sich bewegen, und die Fa- sern reizen laͤsset, daß sie sich an den Beruͤrungspunkten kraͤuseln und verkuͤrzen muͤssen. Es konnten diejenigen beruͤmten Maͤnner, welche der- gleichen Theorien beiflichten, den Versuch zu ihrem Be- hufe anwenden, welchen man gemeiniglich dem Stenonio zuzuschreiben pflegt Myolog. spec. p. 87. ; naͤmlich wenn man die Aorte bin- de, daß die hintern Gliedmaßen lahm wuͤrden, und ihre Kraͤfte wieder bekaͤmen, so bald man das Band auf die Seite schaffe. Es haben viele beruͤmte Maͤnner diesen Versuch mit einem aͤnlichen Erfolge wiederholt J. SWAMMERDAM de refpir. p. 62. ante STENO- NIUM. C. BARTHOLINUS in Epist. ad Jacobæum. BRUN- NER de pancr. pag. 187. 188. VIEUSSENS Neurolog. pag. 161. 247. du cœur p. 130. KOE- NIG reg. anim. p. 170. BOHN circul. anat. p. 102. 103. 297. 398. KING apud BIRCH T. III. p. 261. 300. 306. COWPER l. c. p. 11. COURTEN philos. trans. n. 335. ASTRUC. in dissert. bei dem MANGET. p. 23. 24. et in dissert. de mot. muscul. pag. 87. KAAUW. n. 291. PASCOLI de homine p. 33. B. LANGRISCH musc. mot. p. 17. etc. La MURE quæst. XII. HINGANT ergo mot. muscul. a spir. Le CAT Mem. p. 7. 8. 9. LORRY Journal de med. 1757. Janv. Jch habe auch diesen Versuch gemacht. de motu sanguin. Exp. 52. . So stirbt auch die Bewegung an einem besondern Muskel, wenn man seine Schlagader bindet, ab KAAUW n. 289. HAM- BERGER p. 582. , und man hat am Schienbeine und Schenkel SCHWENKE pag. 8. dieses wargenommen. Gemeiniglich wird ein Glied unter ei- nem Schlagadersakke fuͤllos BAGLIV p. 403. , und es ist schwaͤcher, wenn seine Schlagader knochig MORG. Ep. XV. fin. , oder durchhauen wor- den LANCIS. de corde p. 105. . Andre beruͤmte Maͤnner bemerkten, wie auch der Muskel aufschwelle RIDLEY p. 109. BOHN p. 69. , und sein anhaͤngendes Glied III. Abschnitt. Ursachen. Glied an sich ziehe, wenn man in die Schlagader Wasser einsprizzt VIEUSSENS nov. sy- stem. p. 105. Le CATT Mem. p. 162. BERTIER p. 309. . Andre behaupten dieses blos von kaltem Wasser BOHN apud FORE- STUM de motu cordis. VATER physiol. p. 18. . Diesem koͤmmt die Theorie des beruͤmten le Cat nahe, welcher sich einbildet, daß die Schlagaͤdergen in die Mus- kelfaͤcher eine dem Nervensafte aͤnliche Limphe ausschuͤtten Mem. pag. 58. , und daher waͤren Thiere aus dem Grunde stark, weil sie bei wenigem Gehirne mehr Blut haͤtten. §. 20. Einwuͤrfe gegen diese Hipotesen. Es ist offenbar, daß man die Bewegung eines Muskels nicht von dem blossen Triebe des Herzens, und von dem haͤufig in den Muskel eindringenden Blute, herleiten koͤnne, da das Herz nicht vom Willen beherrscht wird pag. 520. etc. , die Muskeln aber nach Gefallen, entweder ruhen, oder in Bewegung sind; und da man keine kuͤnstliche Erfindung angiebt, wie in einem besondern Muskel das Blut, nach einer andern Regel, als in andre sehr benachbarte Mus- keln eindringt, welche aus einerlei Stamme ihr Blut em- pfangen, und doch den vorigen entgegen handeln, wie sehr oft geschicht. Es bekommen naͤmlich die ausstrekkende Muskeln conf. Fasc. icon. anat. VI. des Ellbogens ihr Blut von den Schlag- adern zwischen den Knochen her, welches Fortsaͤzze von der Spindel und Ellbogenschlagader sind, von denen auch die Beugemuskeln Aeste empfangen. Es ist auch die Bewe- gung des Blutes viel traͤger, als die Bewegung der Mus- keln Diss. sur le mecan. du mou- vem. des muscl. p. 83. Daß es sich bewege bis zu einem halben Zolle, in einer Sekunde; ein Muskel hingegen bis auf 2 Zolle; allein, diese Geschwindigkeit ist groͤsser. pag. 481. seqq. und die Kraft des Herzens viel zu schwach dazu (s*) Thierische Bewegung. XI. Buch. HALES hæmastat. p. 57. Jn einer haarfeinen Schlagader macht eine 80 Zoll hohe Saͤule ein Bestreben, das \frac{1838}{1000} Thei- len eines Grans gleich ist. . Es ist aber auch gezeigt worden, daß ein Muskel- faden subtiler, als die rothen Kuͤgelgen sind, und das Blut nicht in seine kleinsten Stoffe aufnehme pag. 418. . Es erstrekkt sich ferner das Gebiete der Muskeln wei- ter, als das Schlagadersistem, da die Jnsekten viele und starke Muskeln, ohne Blut Aus dem vortreflichen Wer- ke des LYONETTI. und ohne Pulsadern haben. Es ist ein Muskel ferner aͤusserst reizbar pag. 455. etc. , dagegen die Schlagader nur undeutlich reizbar L. II. p. 71. . Was die Qveerfasern betrift, welche beruͤmte Maͤn- ner zum Einschnuͤren der Muskelfaser anwenden, so sind dieselben nichts weiter als faͤchrige Faͤden, die sich nicht anders auf todte Weise zusammenziehen pag. 443. KAAUW impet. n. 291. B. LANGRISCH p. 17. LORRY loc. cit. BOHN p. 102. Diss. sur le mouv. des muscl. p. 91. Die Bewegung waͤrete den ganzen Tag fort. SCHWENKE pag. 8. . Jch habe endlich den Versuch an der Aorte, und an der Schlagader eines Gliedes wahr befunden; doch es hoͤrt deswegen nicht ploͤtzlich die Bewegung desselben Thei- les auf, wie bei einem gebundnen Nerven zu geschehen pflegt. Es erfolgt eine langsame Laͤhmung, wenn das Thier oft lange genung mit der gebundenen Aorte herum- laͤuft. Und man weiß auch, daß dieser Versuch nicht von statten gehen wollen ASTRUC. loc cit. p. 23. BIRCH T. II. pag. 155. mit Fuͤl- losigkeit zween Tage lang war ein Hund, dem die Aorte gebunden, unvermoͤgend, und am dritten be- kam er die Bewegung wieder. Jn des beruͤmten LAMURE Versu- che bekam der Hund vom Aorten- bande gelaͤmte Schenkel, quæst. duodec. pag. 56. Am hinkenden war die linke arteria hypogastrica schmaͤler. MORG. sed. caus. II. BOHN pag. 102. . Jch habe auch gesehen, daß an Menschen die Laͤhmung langsam erfolgt ist, wenn man ihre Schlagadern wegen starker Wunden notwendig ver- bin- III. Abschnitt. Ursachen. binden mußte. Es entsteht in einem solchen Gliede einige Fuͤllosigkeit, es vergeht zugleich mit der Bewegung das Gefuͤhl ALBIN de abortu pag 5. ASTRUC apud MANGET. theatr. p. 22. KAAUW n 294. 305. VANDELLI Epist. II. 235. davon kam einige Traͤgheit. PA- RISOT Journ. Oecon 1756. , und kurz darauf schlaͤgt der Brand dazu SCHWENKE pag. 8. . Es verloren die Finger das Gefuͤl, da man die Spindel- schlagader, an der ein Sakk war, unterbinden muste HEUERMANN Oper. T. III. pag. 201 . Deswegen ruͤhrt aber das Gefuͤl nicht von der Schlagader her. Es gehoͤrt nemlich zur Vollstaͤndigkeit des Lebens, daß die Schlagader frei sei, und sich das Blut nach allen Theilen hin bewegen koͤnne. Wird solches aber gehemmt, so raͤumt man zugleich die vornemste Ursache des Lebens aus dem Wege, und folglich hoͤrt alles dasjenige mit auf, was eine Folge des Lebens ist, als die Bewegung, Em- pfindung und die Waͤrme BOHN pag. 103. . So hoͤrt auch an einem Muskel, oder besondern Glie- de Idem p. 102. die Bewegung von einer unterbundenen Schlag- ader entweder langsam, oder ganz und gar nicht auf, wenn gleich eine Schlagader des ganz gesunden Gliedes unterbunden wird BRUNNER de pancreat. POZZI Comm. Epist. p. 79. La MURE quæst. XII. pag. 5. B. LANGRISCH m. mot. I. p. 14. 15. HINGANT thes. inaug. DEI- DIER mot. musc. pag 24. An keinem von beiden Schenkeln. Exp. nostr. 58. loc. cit. . Es verursacht das Einsprizzen an einem lebendigen Thiere, daß auch ein Wasser, welches man nicht durch die Schlagadern, sondern durch die Blutadern einsprizzt, an den Muskeln des lebendigen Thieres ein Zittren erregt DUVERNEY apud du HAMEL loc. cit. . Man kan noch hinzufuͤgen, wie es sich von dem Er- folge einer gebundenen Schlagader auch daher nicht auf einen SCHWENKE KAAUW n. 294. Dazu erfordert einige Anfuͤllung der Gefaͤsse und Fasern mit ihrer Fluͤssigkeit WHYTT vit. mot. p. 12. KAAUW n. 289. Thierische Bewegung. XI. Buch. einen Einflus von der Schlagader schlissen lasse, weil auch nach Unterbindung der Blutadern, zwar nicht allemal Dies leugnet VIEUSSENS system. vasor. p. 105. et POZZI pag. 80. da die Holader gebunden war. , aber doch oft, eine dergleichen Laͤhmung erfolgt BATTIE princip. p. 58. 60. KAAUW n. 292. 293. add. ASTRUC loc. cit. pag. 22. . Daß aber die Schnur an der Aorte, wegen der zu- gleich mit gebundnen Nerven La MURE loc. cit. oder auch wegen der auf- gehobnen Gemeinschaft des Ruͤkkenmarkes ASTRUC apud MAN- GET p. 22. HINGANT in Thes. E. m. mufcularis a spiritu. LALLEMANT thes. mit dem Blute, eine Laͤhmung verursache MORGAGN. adv. II. anim. 8. , scheint nicht mit den Erscheinungen bei der Laͤhmung uͤberein zu stimmen, in- dem solche nur nach Unterbindung der Schlagadern zu erfolgen pflegt Diesem Versuche trauet wenig zu SWAMMERDAM bibl. pag. 850. . Der Geschwulst, die Steifigkeit, und Bewegung an einem Gliede, nach Anfuͤllung der Schlagader gehoͤret zu der Ausdaͤmpfung des eingesprizzten Wassers in das Zell- gewebe So urtheilt mit uns der vortrefliche KAAUW n. 303. 304. et illustr. WINTER pag. 33. 34. , und diese bringt nicht nur einen Geschwulst, Steifigkeit, sondern auch ein Zusammenziehen an todten Koͤrpern zum Vorschein, und ich habe diesen lustigen Ver- such sehr oft an todten Kindern mit Fischleim vorgenom- men. Was die Ursache der hervorgebrachten Bewegung an ganz frischen Leichnamen, oder an lebendigen Thieren anbelangt SWAMMERDAM de respirat. Coroll. 3. 4. , so koͤnnte man solche auf Rechnung des reizbaren Wesens der Muskeln schreiben. Und daher erfolgt auch eben dergleichen, wenn man Blutadern mit Wasser aussprizzt HALES pag. 116. . §. 21. III. Abschnitt. Ursachen. §. 21. Noch andre Hipotesen. Jch beruͤre die uͤbrige Muthmassungen, wodurch man versucht hat, den Bau der Muskelfaser ausfuͤndig zu ma- chen, um die Erscheinungen an dem Muskel desto gemaͤch- licher zu zergliedern, nur ganz obenhin. Robert Hooke, dessen Wizz in Erfindung dergleichen Hipotesen, sehr fruchtbar war, stellte die wechselweise Bewegung und Ruhe einer Muskelfaser, durch einen Darm vor, welchen er wie eine Schnekke zog, und einen geraden Faden daran anbrachte. Blies man den Darm auf, so ward derselbe kuͤrzer, und schnekkenfoͤrmig. War er leer, so ward der Faden gerade, und der Darm waͤlzete sich wieder in eine Schnekke zuruͤkke BIRCH T. III. pag. 401. Dergleichen sagt fast KüHN mot. musc. momenta præc. p. 28. . Vor kurzem verglich der beruͤmte Krusius die Faser mit einer Schnekke, in deren Gruben Nervenfaͤden be- findlich waͤren, die die Schnekke verengern, und ein Ge- wichte aufheben in phys. germ. pag. 1100. . Vor kurzem trug auch der beruͤmte junge Mann, J. Friedrich Kuͤhn loc. cit. pag. 32. seqq. , eine andere Mutmassung vor, welche nicht nur von der wechselweisen Ruhe eines Muskels, son- dern auch von dem Unterscheide zwischen den Muskeln, die dem Willen unterworfen sind, und zwischen den Mus- keln, die von der blossen Nothwendigkeit regiert werden, und ausserdem bestaͤndig wirken, Rechenschaft gibt. Es bilden sich daher die Fasern in den willkuͤrlichen Muskeln zu wechselweisen und geschlaͤngelten Windungen, welche doch alle einander parallel sind, zwischen welchen die Ner- venfasern frei durchlaufen. Dahingegen haben die Mus- keln, welche blos der Notwendigkeit des Reizes gehorchen, zwar Thierische Bewegung. XI. Buch. zwar wellenfoͤrmige Fasern, doch so, daß sich die Bukkel der Wellen einander zugekehrt sind, und indem sich selbige beruͤren, so druͤkken sie den dazwischen liegenden Nerven, und entwenden sich also die Ursache der Bewegung selbst. Jch uͤberlasse diese, und vielleicht noch andre Mutmas- sungen, der Ueberlegung des Lesers. §. 22. Die gedrehte Faser. Wenn etwas einfach zu sein scheinet, so ist es gewis die Hipotese von der gedrehten Faser. Es scheint selbst die Zergliedrungskunst dieser Meinung das Wort zu reden. Ausserdem lehrt die Mechanik, daß todte angefeuchtete Strikke blos von einigen Tropfen Wassers kuͤrzer gemacht werden, und unglaubliche Gewichter auf heben. Man hat eine beruͤmte Geschichte von dem Baumeister Fontana Catalogue de BONNIER de la Mosson. CHARLETON third. lectur. pag. 94. 95. TA- GLINI de aere pag. 115. , welcher, auf Befel des Pabstes Sixtus des 5, einen Obelisk aufrichten wollte, und da die auf hebende Kraͤfte nicht hinlaͤnglich waren, und bereits alles den Umsturz drohte, die erstaunliche Last mit angefeuchteten Strikken in die Hoͤhe hob, und auf ihre Grundflaͤche niedersezzte. Jch weiß, daß einige dieses vor eine mechanische Fabel hal- ten NOLLET T. III. p. 168. wenigstens erzaͤlt man dergleichen von dem Obelisk zu Konstantino- pel vor dem FONTANA. AUGE- RII de BUSBEQ. oper. p. 70. . Allein die Sache ist an sich selbst wahr, indem das Wasser Strikke verkuͤrzt und Muͤlsteine spaltet, wenn man NOLLET leçons de phy- sique T. I. p. 88. T. III. p. 164. damit beide wie mit einem Thaue besprengt. Man hat auf solche Weise hundert Pfunde aufgehoben BOYLE subtil. effluv. p. 184. . Es hat zuerst J. Majow pag. 78. Daß die Faser- gen von den Geistern zusammen- gedreht werden. und nach ihm Wal- ter Charleton loc. cit. et MISTICHELLI apopless. pag. 26. , so wie vor kurzem der beruͤmte Ber- tier III. Abschnitt. Ursachen. tier pag. 282. 285. 287. 288. diesen Versuch zur Erklaͤrung der Muskelbewe- gung angewandt. Es begegnet zugleich der scharfsinnige Mann einem Einwurfe, welchen man gegen diese Thaͤtig- keit einer gedrehten Faser, von der Langsamkeit ihrer Be- wegung herzunehmen pflegt. Er fand naͤmlich, daß war- mes Wasser ein Strikk besser verkuͤrze, und daß ein Seil mit kaltem Wasser besprengt, acht Zoll pag. 287. 288. , mit heissem hingegen zween Fus kuͤrzer werde; folglich koͤnne die Waͤr- me des Blutes, wenn dieses eine Faser anfeuchtet pag. 543. , die Bewegung schneller machen. Doch wenn gleich die Hizze eines siedenden Wassers, die doch gewis groͤsser ist, als die Waͤrme im Blute, das Seil etwas mehr verkuͤrzen kann, so ist doch dieser Vorteil gegen die unglaubliche Geschwindigkeit nichts, mit der die Muskeln spielen. Denn da das Wasser, kraft der An- ziehung in das Seil eindringt, und in die Hoͤhe steigt, wie es uͤberhaupt zwischen zwo Glasplatten in die Hoͤhe steigt, oder im Zukker eindringt, so kann dieses niemals anders, als langsam geschehen, weil die Wege verdreht und verwikkelt sind, durch welche sich das Wasser hindurch zieht, und selbiges nicht ehe die Anziehungskraͤfte eines festen Grundstoffes empfindet, als bis es demselben ganz nahe koͤmmt, oder ihn beruͤhrt. Man betrachte nur, wie langsam das Wasser in eine zollhohe Piramide von Zuk- ker, und in ein zolllanges Strikk eindringe. Jndem das Wasser nun diesen Raum zuruͤkke legt, so durchlaͤuft die be- wegende Kraft der Muskeln tausend Fus und druͤber pag. 483. . Es dringt aber Wasser geschwinder ein, wenn Koͤr- per, von denen es angezogen wird, trokken sind, und schwerlich, wenn solche feuchte sind. Es sind aber unsre Fasern allezeit in einem feuchten Zustande. End- H. Phisiol. 5. B. M Thierische Bewegung. XI. Buch. Endlich ist es noch nicht ausgemacht, daß die Fasern gedreht sind pag. 414. , und ich glaube, daß dieses nur so zu sein scheine, weil sehr kleine Zellfaͤden um dieselbe herum- liegen. §. 23. Die Stenonianische Rauten. Wir koͤnnen auch diese Theorie bei dem Muskelbaue nicht uͤbergehen, und sie ist in der That die allereinfachste. Es meinet naͤmlich dieser vortrefliche Mann, daß ein jeglicher Muskel aus zwo Sehnen, und aus Fleischfasern bestehe, welche mit beiden Sehnen schiefe Winkel machen Myolog. spec. f. 10. tab. 1. f. 4. , und dieses finde uͤberhaupt in allen Thiergeschlechtern statt pag. 23. etc. . Wenn sich nun diese Winkel veraͤndern, und groͤsser werden, so erfolgen alle Erscheinungen der Muskelbewe- gung pag. 470. sqq. , indem der Muskel kuͤrzer werde, aufschwelle, und die Sehnen angezogen werden. Diese sinnreiche Muthmassung bekam Beifall Conf. BAGLIV. p. 400. VERHEYEN L. II. p. 156. , und sie konnte auch dadurch noch bestaͤrket werden, was wir von der Verdrehung und den groͤsser werdenden Win- keln der Muskelpaͤkke an den Ribbenmuskeln bei deren Spiele vorgetragen haben. Es hat aber auch Stephan Hales an dem Muskel eines Frosches, den er im Brenn- punkte eines Brennspiegels zur Bewegung brachte, die Fasern zittren und sich aus ihrer parallelen Lage in Rauten- zuͤge p. 61. verwandeln gesehen, ob sie gleich vielmehr aus Rautenfiguren zu parallelen Koͤrpern haͤtten werden muͤssen. Allein der Bau laͤuft wider alle Warheit. Es sind dergleichen Muskeln, deren Fleischfasern mit beiden Seh- nen schiefe Winkel machen sollten, was Seltenes. Die meresten machen mit der Sehne sehr spizze Winkel. Wenn pag. 479. III. Abschnitt. Ursachen. Wenn ja einige diesen Bau zu haben scheinen, so sind es doch nicht die Elementarfasern, sondern die grossen und deutlichen Fleischstreifen an den Muskeln, welche dieser schiefen Richtung folgen. Es vergist auch der vortrefliche Stenonius an einen Vorrat von fluͤssiger Materie zu gedenken, welche sich nach seiner Hipotese in die Zwischenraͤume der Fasern ergissen muͤste, wenn er selbige nicht leer lassen will. Denn indem sich die Rauten in Vierekke verwandeln, so werden auch zugleich ihre Flaͤchen weiter und geraͤumiger. Folglich muste man diese Rauten voll machen Conf. BORELLUS pro- pos. 5. . §. 24. Die harte Gehirnhaut. Es haben bereits vor langer Zeit beruͤmte Maͤnner vermutet, daß in dieser Bekleidung des Gehirns eine Kraft, sich zusammen zu ziehen, anzutreffen sei L. X. p. 177. 178. , und da selbige nach allen Seiten des Koͤrpers ihre Fortsaͤzze versende pag. 92. WINTER apud LUPS. irritab. n. 35. , und selbst die Muskelfasern von der harten Gehirnhaut gebildet wuͤrden LUPS. n. 36. , so leiteten sie die ver- schiednen Bewegungen MAJOW p. 332. PIC- QUER med. nov. anat. p. 28. , wie auch das Schlagen des Herzens B. LANGRISCH p 57. und vorlaͤngst MAJOW durch Vermutung, p. 32. EREMOND thes. par. 1726. defens. , nebst allen andern Bewegungen LUPS. n. 35. ex WIN- TER. , von der zusammenziehenden Kraft dieser Membran her. Doch es hat die harte Gehirnhaut so wenig ein Ver- moͤgen, sich zusammen zu ziehen pag. 179. 180. , als von ihr Nerven pag. 186. 190. oder Muskelfasern entspringen. M 2 §. 25. Thierische Bewegung. XI. Buch. §. 25. Die fluͤssige Ursachen zu der Bewegung der Muskeln. Wir haben bisher diejenige Lehrarten vorgetragen, welche man uͤber den Bau der festen Theile einer Faser ausgesonnen. Da aber die meisten von diesen Hipotesen wenig Gruͤndlichkeit haben, um ein so grosses Vermoͤgen zu begreifen, als Muskeln auszuuͤben gewont sind, so nah- men die vornemsten Schriftsteller des verflossnen Jarhun- derts ihre Zuflucht zu dem Aufbrausen widerwaͤrtiger Sal- ze, um damit die Vorfaͤlle in der Phisiologie zu erleutern. Es trug zuerst Thomas Willis de motu musc. p. 134. de morb. convuls. p. 3. , wiewohl auf eine be- scheidene und mistrauische Art das Aufbrausen zwischen dem geistsalzigen Nervenfluͤssigen, und dem schwefligen, oder salpetrigen Blute vor. Saure Geister, und ein alka- lisches Blut fuͤhrte J. Alphons Borellus L. II. propos. 27. 79. ein, weil er durch eine groͤssere Notwendigkeit zu dieser Hipotese ver- leitet wurde, da er selbst gestand, daß die Mechanik der Muskeln zur Verminderung, und nicht zur Verme- rung derselben angeordnet sei. Daher konnte er sast nicht umhin, eine Kraft, wodurch Muskeln ausgedehnt wuͤr- den, und welche vom Zusammenziehen der festen Theile verschieden sei, zu Huͤlfe zu nehmen. Dergleichen, naͤm- lich einen Streit zwischen dem Nervensafte und dem Blute, und das daher ruͤhrende Verduͤnnen und Erweitern der Faͤsergen, trug auch Bellin Ad Lector. de mot. musc. n. 15. dis. 10. pag. 233. , Wilhelm Croone Wenn sie sich in der Fasern Zwischenraͤume ergossen haben. p. 23. 24. , nebst andern vor DUNCAN p. 309. BAYLE oper. p. 72. PITCARNE Elem. II. c. 29. n. 8. . Peter Chirac leitet die Sache von dem luftigen Nitergeiste, welcher mit den alkalischen Salzen des Blutes in Kampf gerathe, her BESSE Anal. T. I. p. 132. PURGEL of vapours p. 105. . J. Ber- III. Abschnitt. Ursachen. J. Bernoulli beschreibt das Aufbrausen in so fern noch mechanischer, daß er die kleinen Stacheln der Gei- ster die Schalen der Blutkuͤgelgen durchboren laͤst, um dem elastischen Aether, der in der holen Blutkugel verbor- gen liege, und auch bisweilen der Luft selbst Plazz zu ma- chen n. 7. , damit dieselbe herausdringen, und die Blaͤsgen ausdehnen koͤnne n. 5. 6. . Mit diesem stimmet fast die Theorie des Jakob Keils pag. 135. uͤberein. Dieser will, daß die Kuͤgelgen des Blutes Luft enthalten sollen, die mit einer Blutrinde uͤberzogen sei. Es begegnen diesen Kuͤgelgen in den lezzten Blaͤsgen, die thierischen Geister. Jhre kleine Massen ziehen das Blut sehr an sich pag. 136. , entreissen der Luft die Blutrinde, und eignen sich selbige selbst zu. Solchergestalt dehne sich die befreite Luft, die bisher in einem Blutblaͤsgen gefan- gen war, aus. Es entstehe kurz darauf vom Geiste und Blute eine neue Rinde, in welche die wilde Luft einge- schlossen wuͤrde. Nicht weit von diesem Gleise entfernt sich G. Ehr- hard Hamberger pag. 591. add. SCHROE- DER de convuls. ex hæmorrhag. , wenn er lehrt, daß sich die thieri- schen Geister an die Blutkuͤgelgen anhaͤngen, solche durch- dringen, und daß sie den Widerstand mindern, den die Blutrinde gegen die eingeschlossene Luft ausuͤbt, und da- von schwellen die Kuͤgelgen des Blutes, oder des Salz- wassers auf. J. Parsons leitet die Kraft der Muskeln von der Luft selbst her, welche stuͤrmend die Faͤcher aufbleht, und den Widerstand der in den Zwischenraͤumen stekkenden Luft auf hebt Musc. mot. p. 51. 56. , indem zugleich die gedruͤkkte Blutadern, vermittelst des aufgehaltnen Blutes, das Schwellen eines Muskels verursachen. M 3 Ein Thierische Bewegung. XI. Buch. Ein anderer beruͤmter Mann leitet die Ursache von einem Hauche her, welcher in den Zwischenraͤumen der Fasern vorhanden sei, und der aus unsern Saͤften und dem Aether gemischt, bestuͤnde GEORGI de homine c. XI. propos. 67. 68. . Von der bewegenden Materie LIEUTAUD physiol. pag. 268. , die aus den klei- nen Nerven in die offene Fasergaͤnge herausfare, und solche erweitere, ist ein andrer eingenommen, indessen daß ein andrer die Sache von den elastischen Lufttheilgen her- leitet, wovon die Fasern ausgedehnt wuͤrden VIEUSSENS du cœur pag. 135. VATER physiol. p. 132. TABOR p. 223. . Hieher koͤnnte man auch noch den Versuch mit ziehen, aus wel- chem erhellet, daß Raupen von der Laͤhmung uͤberfallen werden, so bald man die Luftloͤcher an ihnen verstopft LYONNET præf. p. X. . Vor kurzem verband ein beruͤmter Mann mit dem Zusammenziehen so gar eine Explosion Gerh. Andr. MüLLER Entwurf eines Lehrgebaͤudes, n. 192. . Jsaak Newton ist der erste, welcher dem Aether das Geschaͤfte, unter der Einschraͤnkung aufgetragen BIRCH T. III. pag. 252. Etwas dergleichen hat sich ausge- sonnen der beruͤmte FLURANT splanchnolog. T. I. p. 180. wel- chen man nachlesen kann. , daß die Seele Kraft habe, den Aether im Muskel zu verdich- ten, und zu verduͤnnen. Denn wenn solchergestalt das Gleichgewichte aufgehoben worden, so koͤnne im Muskel entweder ein Geschwulst oder eine Zusammendruͤkkung er- folgen, nachdem der innere Aether, uͤber den aussen be- findlichen Aether, die Oberhand bekoͤmmt, oder dagegen vermoͤge der Verduͤnnung demselben weichen mus. Die- sem fuͤgte Newton noch bei, es koͤnne der Aethergeist von der Seele pag. 253. 254. in diesen, oder jenen Nerven getrieben wer- den, es wuͤrde aber das Herz sein Schlagen ohne Bei- huͤlfe der Seele behalten, wenn sich in selbigem durch die Gaͤrung der Saͤfte ein Aether von der Art erzeuge, der- gleichen im Gehirne erzeugt wird. Zu III. Abschnitt. Ursachen. Zu dem Aether nahmen die neuern Englaͤnder THOMSON on musc. mot. pag. 142. ROBINSON œcon. pag. 82. in den Zwischen- raͤumen der Fasern. und der beruͤmte Kesler in einem besondern Werkgen. seine Zuflucht, welcher sich ebenfals die Sache so vorstellt, daß die in den Fasern ent- haltene Feuchtigkeit von diesem Elemente verduͤnnt wird. Jakob Shebbeare SHEBBEARE princip. pag. 80. Dieses ist auch die Mei- nung des beruͤmten GAUTIER observ. de physiq. P. V. p. 268. schreibt, daß sich die ausge- breitete Nerven in das Zellgewebe endigen, und daß die Bewegung der Muskeln von dem, durch den Willen da- hin gelenkten Feuer verrichtet werde pag. 108. , das sich in die Faͤcher ergiesse pag. 89. und die Blaͤsgen ausdehne. Dieses Feuer verfliege kurz darauf pag. 84. , die Elasticitaͤt der Fasern bekomme ihre erste Geschlankheit wieder ibid. , und eben die- ses sei der Nuzzen des Zellgewebes pag. 89. . Daher komme es daß die Muskeln alle Bewegung verlieren, sobald das Zellgewebe zerstoͤret wuͤrde p. 191. . Auf eine andre Weise bediente sich der vortrefliche de Sauvages der elektrischen Materie. Es entfernen sich zween Fleischfaͤden, oder Hanf- und Seidenfaͤden, die mit einem Ende verbunden sind, und an einen elektrisirten Ei- sendrat feste gemacht werden, von einander, sobald man elektrisirt, und sie gehen desto mehr von einander, je staͤrker die elektrische Kraft ist; sie weichen auch von ein- ander, wenn man sie an beiden Seiten anbindet, und man siehet daher, weil eben dergleichen am ganzen Muskel von allen Seiten geschicht, daß daraus der geschwollne Bauch entstehen muͤsse Diss. sur la cause du mouv. des muscl. p. 104. Noch vor ihm den beruͤmten des HAIS de he- meplegia disp. . Es verfliege ein Theil dieses elektri- schen Fluͤssigen und vielleicht ruͤhre von ihm das brennliche Wesen im Fette her pag. 107. , das uͤbrige bleibe, weil es nicht rein sei, zuruͤkke. Hieraus entstehe offenbar in dem vom M 4 elek- Thierische Bewegung. XI. Buch. elektrischen Funken getroffenen Muskel pag. 95. CALDANI Lett. III. pag. 21. diejenige Be- wegung, welche dieser Muskel habe. Vielleicht laͤsset sich auch die grosse Gewalt der Waͤr- me, welche sich auch bei der Muskelbewegung so wie bei der willkuͤrlichen aͤussert, hieher ziehen, indem Jnsekten sowohl in der Winterkaͤlte die willkuͤrliche Bewegung der Mus- keln verlieren, als solche von der Fruͤlingswaͤrme SWAMMERDAM pag. 853. oder jeder andrer kuͤnstlichen Waͤrme wieder erlangen. Es hat ehedem Entius an den Schnekken Apolog. pag. 245. , und an dem klo- pfenden Herzen der Frucht Harvey solches wargenommen, und wir haben bereits davon an einem andern Orte gere- det. Doch es erlangen auch die Eidechsen ebenfalls, wenn sie im Winter unbeweglich sind, am Feuer ihre Kraͤfte mit der Waͤrme wieder QUESNAI Oecon. I. p. 181. , wie solches auch, was die Thiere von warmen Blute betrift, von der Bergmaus L. IV. pag. 437. 348. von der Schwalbe ibid. und vom Menschen gilt. Denn auch dieser verliert in der Kaͤlte den Gebrauch seiner Fuͤsse und Haͤnde, und er erholt sich bei der Waͤrme wieder. §. 26. Alle diese Erlaͤuterungen scheinen ohne Grund zu sein. Wir haben vorlaͤngst gezeigt, daß im Blute keine wi- derwaͤrtige Salze sind L. VI. pag. 291. und daß davon keine Bewegun- gen entstehen. W. Charleton Third lecture p. 103. adda- tur DEIDIER in opusculo a 1699. Monspelis edito. BOER- HAAVIUS, und andre mehr. ist einer von den ersten, der solches angemerkt hat. Es III. Abschnitt. Ursachen. Es sind auch nicht die Blutkuͤgelgen Luftblasen L. V. pag. 60. und es wonet weder im Blute L. VIII. pag. 336. seqq. noch in den Nerven ein elastisches Element L. X. pag. 336 seqq. . Von dem Aether glaube ich ibid. pag. 378. seqq. , daß er sich in unsren Nerven nicht verschliessen lasse. Daß der elektrische Funken den Nerven in Bewegung sezze, ist gewis, da ein Nerve die Reize am liebsten auf- nimmt; es ist aber gar nicht warscheinlich, daß unsre Gei- ster mit der elektrischen Materie einerlei Wesen haben pag. 380. . Waͤrme gehoͤrt zwar zu allen Bewegungen, und es hemmt die Kaͤlte die Reizbarkeit L. XI. pag. 449. ; allein es scheint nicht die Waͤrme durch die Nerven, sondern durch die Schlag- adern in alle Theile des menschlichen Koͤrpers einzudrin- gen L. VI. pag. 305. seqq. , und folglich kann solche auch nicht vermoͤge dessen, was wir vor kurzen erwaͤnt haben, Ursache von der Be- wegung der Muskeln sein pag. 545. . §. 27. Ob uͤberhaupt nichts an der Nervenbewegung sei, sondern ob sich Muskeln blos vermoͤge ihrer angebornen Kraft bewegen. Es gibt nicht wenig beruͤmte Maͤnner, besonders zu unsren Zeiten, da man sich aus den Hipotesen wenig mehr macht, welche uͤberhaupt das Gehirn SIMSON essays pag. 211. ENT. pag. 559. und die Nerven ALBIN adnot. III. pag. 89. 90. FLURANT T. I. p. 19. BATTIE princip. p. 128. 134. von aller Muskelbewegung ausschliessen, und zwar auch aus dem Grunde, weil weder einige Empfindung, noch einiger Reiz, die so grosse Bewegungen zu erwekken hinlaͤnglich ist, die doch mit groͤster Heftigkeit blos von der Ausleerung der Gefaͤsse hervorgebracht werden BATTIE princip. anim. pag. 84. 124. add. SCHWEN- KE pag. 77. . M 5 Folg- Thierische Bewegung. XI. Buch. Folglich sei das Zusammenziehen der natuͤrliche Zu- stand eines Muskels FABRICIUS pag. 98. SWAMMERD. p. 856. BER- TRAND de motu musculor. STENONIUS pag. 158. STUARD pag. 68. PERRAULT mecan. de anim. L. II. c. 2. , und solches ruͤhre blos von den festen Theilen her KNIGTH vindication p. 53. HEUERMANN physiol. T. III. p. 151. QUINCY stat. med. pag. 387. ; das Erschlaffen komme von den Nerven und Lebensgeistern her STUART. PERRAULT. BERTRAND. ENT. pag. 559. LOWER de corde p. 80. Nach Vermutung QUINCY. , und es finde zwischen dem natuͤrlichen und willkuͤrlichen Zusammenziehen des Muskels kein Unterschied statt SWAMMERDAM bibl. p. 844. Man sehe aber den Unter- scheid nach, L. XI. pag. 468. . Andere wollen, daß die elastische Kraft der festen Theile ein groͤsseres Ver- moͤgen habe CHEYNE diseases p. 32. , und der beruͤmte Perrault ess. de phys. T. III. pag. 72. mouvem. peristalt p. 161. etc. , von der Stahlischen Partei, schreibt das Zusammenziehen, welches den Membranfasern eigen sei, die Bewegung des Muskels zu. Es ist dieses wenigstens die allereinfachste unter den uͤbrigen Hipotesen; allein, sie ist deswegen nicht so gleich wahr, und sie entsteht aus Vermischung der eingepflanz- ten Bewegung, mit der Bewegung, die von den Ner- ven herstammt. So passet auch diese Theorie nicht mit den Erscheinungen zusammen, indem selbige lehren, daß die heftigste Bewegungen hervorgebracht werden, sobald man einen Nerven reizt L. XI. p. 325. , und daß solche auf hoͤren, wenn man ihn bindet pag. 323. 324. , (indem blos noch ein Klopfen uͤbrig bleibt) daß sie nach seiner Befreiung oder Entbin- dung wiederkommen, und nach seiner Zerschneidung nicht, als nur bisweilen lange Zeit hernach erst wiederkommen Soll anderswo gezeigt wer- den. . Obgleich einige Bewegungen ferner, entweder einzig und allein, oder doch hauptsaͤchlich, von der angebornen reiz- pag. 324. III. Abschnitt. Ursachen. reizbaren Kraft, ohne alle Nervenkraft vollbracht werden L. XI. pag. 457. 458. etc. , wenn gleich der Muskel herausgeschnitten, und das Thier todt ist, so haͤngen doch in der That die groͤsten und maͤchtigsten Bewegungen der Muskeln von der Nerven- kraft ab. Es ist die Bewegung viel schneller, und lebhaf- ter GALEN mot. musc. L. I. c. 8. 9. , wenn der Wille den Deltamuskel anstrengt, und viel matter, wenn selbiger Muskel an einem abgehauenen Gliede oder gebundenen Nerven klopft. Es zeigt Borell L. II. prop. 5. BERTHER phys. du Corps anim. pag. 292. , und es sind die Erfarungen auf seiner Seite, daß sich ein Muskel eines todten Koͤrpers von einigen wenigen Pfunden leicht zerreissen lasse, da er doch dieses Gewichte, als er noch sein Leben hatte, leicht tragen konnte. So koͤnnen die Beugemuskeln des Schien- beins, die doch den ganzen Koͤrper im Gehen tragen, von wenig angehaͤngten Pfunden BERTIER. zerrissen werden. Sie zerreissen zwar auch an lebendigen Koͤrpern bisweilen, aber hoͤchst selten, und nur nach den heftigsten Anstren- gungen Die Muskeln des Schien- beins zerrissen von einem Kram- pfe. CHESELDEN pag. 207. Es zerrissen, wie der beruͤmte Mann glaubte, alle Muskelfasern. MEAD of poisons pag. 136 Da bei einem Wasserscheuen alles gelaͤmt war. Man sieht am Bienenruͤssel ein Exempel, wie sich die Fasern ein- ander naͤhern, und dadurch das Zusammenziehen hervorbringen. SCHAEFER Maͤurerbiene tab. 3. f. 4. 5. . Endlich gelangen die Befele der Seele selbst bis zu den Muskeln hin. Diese aber erzeugen, es mag geschehen, auf welche Weise es wolle, diejenige Bewegung, wodurch Muskeln thaͤtig werden, und sogar Gewichter aufheben. Es gelangen aber die Befele des Willens zu den Muskeln, blos vermittelst der Nerven, und es hat die Seele uͤber diese noch so gesunde Muskeln, wenn deren Nerven ge- druͤkkt oder zerschnitten werden, oder alsdenn uͤberhaupt keine Gewalt, wenn das Gehirn gehemmt worden. Folg- lich Thierische Bewegung. XI. Buch. lich erzeugt die Seele nicht diese Kraft in den Muskeln selbst, womit sie spielen, sondern sie senden ihnen solche, sie sei auch, wie sie sei, durch den Canal der Nerven zu Man vergleiche damit BEL- LIN praef. ad I. de urin. et puls. . §. 28. Es ruͤhrt die Bewegung der Muskeln von dem verstaͤrkten natuͤrlichen Zusammenziehen her. Die Sache scheint mir in so weit klar zu sein, daß ich glaube, die natuͤrliche und angeborne Kraft sich zusammen zu ziehen, die ein Muskel hat, lasse sich durch den Einflus des Willens vergroͤssern. Da aber was koͤrperliches dazu gehoͤrt, welches die Masse eines Muskels vergroͤssere, und denselben haͤrter und kuͤrzer macht, so scheint mir dazu eine, obwohl unbekannte SCHARBOROUGH apud CROONE p. 2. MORGAN pag. 137. STAHL theor. med. p. 538. CHEYNE fibra natur. pag. 5. PEMBERTON apud HARTLEY pag. 89. 90. B. LANGRISCH pag. 76. 78. n. 74. 75. BRUNN. pag. 35. Tel. FONTANA pag. 234. CAL- DAN. L. II. pag. 460. Abhand- lung vom Nervensafte, p. 61. So was aͤnliches lehret uns CROONE pag. 32. Conf. v. GEUNS pag. 32. 33 daß es vom Blute gereizt werde. LAWRENCE in mot. pag. 69. , dennoch aber aͤusserst schnelle und subtile Nervenfluͤssigkeit, das allerwarschein- lichste zu sein, welches sich wie ein Reizmittel verhaͤlt, und die Elementen einer Fleischfaser nach ihrer durchdringenden Subtilheit von allen Seiten reizet, sich zusammenzuziehen. Jch stelle mir die Sache so vor, wie die elektrische Materie pag. 448. auch im Muskel die groͤste Bewegungen, ohne alle Beihuͤlfe des Willens, erregt, nicht als ob beide Elementen von einerlei Natur waͤren, sondern weil beide F. FONTANA pag. 206. CALDAN pag. 460. 478. 479. einerlei aͤusserste Geschwindigkeit besizzen, und sich allen Elementen hurtig naͤhern koͤnnen. Jch halte aber, nach dem oben Erwaͤnten davor, daß sich der Leim pag. 464. 465. von dem Reize des Nervensaftes viel eher, als der irdene Grundteil in Bewegung sezzen lasse. §. 29. III. Abschnitt. Ursachen. §. 29. Was diesen Reiz in Bewegung bringe. Man bildet sich gemeiniglich ein, daß der Wille ein subtiles Element in die Nerven, und folglich auch in die Muskeln, einfuͤhre. Zu diesem Einfuͤhren aber gehoͤrt eine Kraft, und die Entelechia, von der die Folge ist, daß im Nervenfluͤssigen eine Bewegung hervorgebracht wird, vermoͤge welcher dieses Fluͤssige, noch gewaltsamer, als vorher, in die Muskeln eindringt. Es ist nun die Frage, was dieses Vermoͤgen vor eine Ursache habe. Die Stahlianer, und welche sonst den phisischen Einflus verfechten, sagen, es sei die Seele. Jhr komme es zu, entweder fuͤr sich allein pag. 517. , oder wenigstens doch zu- gleich nebst dem Koͤrper, Bewegungen zu erzeugen. Folg- lich wuͤrde von der Seele eine neue Bewegung erzeugt werden, vermoͤge welcher die Nervengeister in den Delta- muskel eindringen muͤsten, so oft ich dieses haben wollte. Jch mag mich in diese schwere Fragen nicht einlassen und sie kurz zu beruͤren, ist mir nicht moͤglich. Es be- hauptet demnach Kartesius, Leibniz, und die meisten Mathematiker, daß in der ganzen Natur keine neue Be- wegung entstehe oder verschwinde; daß hingegen Koͤrper nach dem Kreise stossen und gestossen werden, und daß in einem Theile des Ganzen, von der Bewegung so viel verlo- ren gehe, als dem andern Theile zuwachse; da Neuton gegenteils, mit Genemhaltung der ganzen Natur, behau- ptet, daß sich neue Bewegungen erzeugen, und die alten zernichten lassen. Folglich wuͤrde diejenige Bewegung, welche meinen Nervensaft mit Gewalt in den Deltamus- kel treibt, von der Seele nicht hervorgebracht werden. Man hat die Sache von einer andern Seite her an- gegriffen, um den Ursprung dieser Entelechia zu erklaͤ- ren. Thierische Bewegung. XI. Buch. ren. Kartesius schreibt die Ursache Gott zu QUESNAI Oecon. anim. T. II. pag. 195. , wel- cher, bei Gelegenheit der in der Seele entstandnen Ge- danken, Bewegungen entstehen laͤsset, welche mit diesen Gedanken verwant sind. Da es auf solche Weise das Ansehn hatte, daß Gott, bei gottlosen Gedanken, im Koͤrper unanstaͤndige Bewe- gungen hervorbringe, so behauptete Gottfried Willhelm Leibniz, daß das goͤttliche Gesezz, nicht zur Erzeugung der einzelnen Bewegung des menschlichen Koͤrpers, son- dern zur Erzeugung der saͤmtlichen Bewegungen gegeben sei, vermoͤge dessen die Seele, und der mit der Seele ver- einigte Koͤrper, kraft der vorherbestimmten Harmo- nie, von dem ersten Entstehn eines Menschen an, derge- stalt mit einander vereinigt waͤren, daß im Koͤrper, bei einem gewissen Gedanken, oder auf Verlangen der Seele, eine Bewegung zum Vorschein komme, welche geschikkt sei, dieses Verlangen zu stillen. Und auf diese Meinung lenkte sich auch unser ehemaliger Lehrer. Wenn ich also, um ein Exempel zu haben, den Arm aufheben will, so ruͤhrt die Bewegung, welche den Delta- muskel zusammenzieht, und den Arm auf hebt, nicht von der Seele her, sondern es erzeugt sich diese Bewegung nach dem laͤngst bestimmten Gesezze im Koͤrper, und zwar ohne allen phisischen Einflus der Seele. Jch gestehe es, daß mir diese Meinung, nachdem ich die Erscheinungen bei derselben in Erwegung gezogen, besser gefaͤllt. Denn ob gleich einige Verteidiger der Stahlischen Theorie WHYTT vital. mot. pag. 319. Tum. cl. BEAUMONT psycholog. pag. 123. Doch es soll von dieser Frage gehandelt werden, L. XVII. die Sache leugnen, so ist doch gewis, daß sich die Seele eine einzige Sache deutlich vor- stelle, und eine einzige Sache gedenke. Waͤrend des Gedenkens spricht sie einen Buchstaben nach dem andern aus III. Abschnitt. Ursachen. aus, uͤberhaupt, wie man lieset, und sie nennt nicht zween Buchstaben zugleich. Ausserdem kann sie dunkel em- pfinden, und Schmerzen oder Wollust fuͤlen, aber sich nichts deutlich weiter vorstellen. Wenn sie siehet, so sieht sie nur einen einzigen Punkt auf einmal deutlich, weil sie, wenn sie lieset, Buchstaben vor Buchstaben ausspricht, und nur einen einzigen deutlich sieht, die uͤbrigen aber nach der Reihe mit dem Auge und Kopfe verfolget. Dieses waren des Boerhaavens praelect. Tom. IV. n. 541. Wegen des Gesichtes stimmet mit uns uͤberein HARTLEY p. 232. et le CLERC, und alle uͤbrigen. , und meine Gedanken, als Robert Whytt loc. cit. dawider schrieb. Es koͤmmt aber der Einwurf dieses Mannes darauf an, daß sich nebst der deutlichen Jdee, noch andre undeutliche in der Seele zugleich vorstellen lassen. Und das ist auch ausgemacht, weil ich das ganze Buch vor mir sehe, wenn ich einen einzigen Buchstaben lese. Doch dadurch leidet unser Schlus nichts. Nunmehr sage ich, wie es gar nicht scheine, daß unsre Seele, welche sich nur eine einzige Sache deutlich vorstellt, so viel Muskeln im Koͤrper in Bewegung sezzen koͤnne, welche sie doch wirklich, so oft sie will, in Bewegung sezzt. Wir wollen einen Sprung vor uns nehmen, man soll uͤber einen Graben, der vier Fus breit ist, sezzen. Die Seele bequemt sich dazu. Es stossen demnach die gebogne Fuͤsse, nachdem die Bewegung beliebt worden, von der Erde ab, es heben die Ausstrekker des Schienbeins, und die Beuger der Huͤfte den Leib in die Hoͤhe, sie entfernen ihn von der Erde, der Leib wirft sich vorwerts hin, und erreicht den Ort, wohin die Seele den Koͤrper bestimmt hatte. Die Seele hat von den Muskeln, welche sie regiert, keine Kenntnis QUESNAI loc. cit. pag. 125. , und sie macht sich von der aͤusserst schweren Aequation keinen Begriff, durch welche das Gleich- Thierische Bewegung. XI. Buch. Gleichgewichte so vieler Muskeln am ganzen Koͤrper, und das Ausstrekken oder Beugen so vieler Gliedmaßen, zu dem bestimmten Endzwekke abgewogen wird. Es muͤste die Seele von allen dem Willen unterwor- fenen Werkzeugen eine Landkarte vor Augen, und auf das allergegenwaͤrtigste vor sich haben, um nach selbiger besser, als auf dem albinischen Kupfer, die helfende, thaͤtige, lenkende, beitretende, und uͤbrige Muskeln, zu der bestim- ten Bewegung anzustrengen. Allein, wir kennen diese Karte so wenig, daß wir nicht einmal im Schmerzen die rechte Stelle genau treffen koͤnnen. Jch uͤbergehe, daß, nach der Theorie unsrer Gegner, auch die dem Willen nicht unterworfne Werkzeuge pag. 518. seqq. ebenfalls von dem Winke der Seelen regiert werden, und daß alle Gefaͤsse, durch den motus tonicus, den andre Neuere die Schwingungskraft des Lebens ( oscillatorius vitali, ) nennen, bald nachgelassen, bald verengert werden, damit die besondre und rechtmaͤßige Geschwindigkeit in dem Umlaufe der Saͤfte erhalten werden moͤge. Es mus uns diese unendliche Menge Jdeen so wenig zur Last fallen, daß wir sie als gegenwaͤrtig empfinden und regieren, ob wir gleich nicht einmal wissen, daß wir eine so grosse Beschwerlichkeit zu ertragen haben, und zu den feinsten Betrachtungen vollkommen geschikkt sind, welche dennoch von den geringsten Stoͤrungen der Sinne so leicht aus ihrer Sphaͤre gebracht werden; welches aber alles wider die Erfarung laͤuft. — Gewonheit erwirbt Fertigkeiten: wir haben durch Fallen springen gelernt. Dieses aber verhaͤlt sich nicht so pag. 527. . Es haben Thiere, welche uͤberhaupt haͤrtere Knochen besizzen, wenn sie an des Tages Licht gebracht werden, nichts gelernt, nichts versucht, und dennoch laͤuft das Lamm, wenn es die Gebaͤrmutter verlaͤst, es folgt der Mutter III. Abschnitt. Ursachen. Mutter nach, und saugt an den Eitern. Die Biene, diese kuͤnstliche Bearbeiterin des Wachses und des Honigs, wird kaum aus einer Made zur Fliege, als sie schon mit allen vereinigten Kraͤften ihres kleinen Leibes Wachs und Honig zu sammeln weis, und ein so schweres Problem aufzuloͤsen versteht, wie naͤmlich der stumfe Winkel des Dekkels so beschaffen sein muͤsse, um das Zellgen an der Wachstafel mit dem kleinsten Aufwande Wachs zu versie- geln REAUMUR. . Die Seele eines Schmetterlings, welche in der ehemaligen Raupe andre Gliedmaßen hatte, versteht, so bald sie aus der Puppenhuͤlse gekrochen, die Fluͤgel zu entwikkeln, und die ihr unbekannte Luft zu durchstreichen. Der ohnlaͤngst geborne Polipus faͤngt sich Wasserwuͤrmer- gen, und er bezeugt sich nicht traͤger, als seine Mutter, aus deren Seite er vor kurzem hervorwuchs. Die Voͤgel stimmen, einer leichter, als der andre, den gehoͤrten Ge- sang an, um denselben vermittelst ihrer Werkzeuge nach- zuamen. Selbst das neugeborne Kind weinet, sauget, und schlingt die Milch hernieder. Es weis sich einer Menge Muskeln, die sich waͤrend dem Einatmen verei- nigen, und die es nie vorher versucht, dergestalt zu gebrau- chen, daß die niemals gekostete und begerte Milch, wenn es die Warze der Brust niederdruͤkkt, in den Magen fliessen kann. Eben dieses Kind versteht zu weinen, und eine Stimme von sich zu geben, wenn es noch in der Mutterscheide halb lebendig stekkt, es muͤssen aber unzaͤ- liche Muskeln zusammen treten, um das Kindergeschrei hervorzubringen. Endlich entstehen diese Bewegungen in den Pflanzen, welche zur Absonderung der Saͤfte, zur Ernaͤhrung, Wachstum, zur Fortpflanzung ihrer Art, noͤtig sind, oder auch diejenige Bewegungen, vermittelst deren einige Pflanzen das Licht fliehen, oder suchen; ferner die Bewegungen, welche offenbar den Reiz nicht ver- H. Phisiol. 5. B. N Thierische Bewegung. XI. Buch. vertragen, oder auch den reifen Saamen auswerfen: alle diese so verschiedne Bewegungen, welche zu einerlei Zeit, nach ihrem verschiednen Gebrauche, aufgefordert werden, entstehen, ohne daß man auf die Seele Verdacht werfen kann pag. 531. , und wir haben dieses hier wiederholt, weil wir es vor noͤtig finden. Wenn ich nun die Seele einiger maßen kenne, und von der Ursache einen Begriff habe, so scheint die Seele keine Ursache von einer solchen Bewegung zu sein, von der sie weder die Jnstrumenten, noch das Maas im geringsten kennt, die sie vorher nie gebraucht, und dennoch jezzt zu gebrauchen weis, die unzaͤlbar sind, dennoch aber alle zu- gleich, und auf einmal, wiewohl nach hoͤchst verschiednen Maaßen, wirken. Folglich scheint mir diejenige Meinung der Warheit am naͤchsten zu kommen, nach der nicht von dem Einflusse der Seele in den Koͤrper die Entelechia, oder wirksame Ursache der neuen Bewegung herruͤhrt, sondern in den Nerven und Muskeln, nach dem Willen der Seele, der- gleichen Bewegung entsteht, welche erfordert wird, um die Befele der Seele auszurichten. Wie dieses Gesezze aber beschaffen, und ob dieses eine neue Bewegung sei, welche aus dem Willen entspringt, ob dieses eine Bewegung eines von andern Orten her beweglichen Elements sei, welches sich, blos zur Bewegung des Muskels, anhaͤuft, davon gestehe ich, daß ich nicht das geringste weis. Wir sehen die Folge von der Bewegung, naͤmlich die Versezzung der Koͤrper an andre Oerter, vor uns, ob wir gleich die Natur der Bewegung nicht verstehen. §. 30. Die Ursache von der Erschlaffung des Muskels. Wie es dem Muskel wesentlich ist, sich zusammen zu ziehen, so ist es ihm noch viel natuͤrlicher, schlaff zu wer- den III. Abschnitt. Ursachen. den pag. 480. . Es ist naͤmlich die Kraft des Willens gemei- niglich von kurzer Dauer, und sie verschwindet gleichsam den Augenblikk mit allen ihren Erscheinungen wieder, indem die Faser diejenige Erschlaffung und Laͤnge wieder bekoͤmmt ibid. , aus der sie durch den Willen verruͤkkt wor- den, und die sie, sowohl sich selbsten uͤberlassen, als auch im Tode so gar uͤbrig behaͤlt. Diese Erschlaffung LE CATT. memoir. p. 48. ist nicht blos eine Traͤgheit; denn es zieht sich ein Muskel, den man in seinem allerschlaffsten Zustande entzwei schnei- det, stark zuruͤkke. Sondern sie ist nur eine Abwesenheit des staͤrkern Zusammenziehens, welches vom Willen her- ruͤhrte. Man verlangt die Ursache zu wissen, welche den Mus- kel in diesen Zustand versezzt. Die Mehresten fuͤhren hier die Gegenmuskeln an pag. 447. LANGRISCH pag. 51. BERTRAND. , welche mit Beschwerlichkeit ausgedehnt sind von den zusammengezognen Gegnern, und solche wechselsweise durch ihr Zusammenziehen mit ausdehnen. Andre sagen, das kurz zuvor gehemmte Blut oͤffne sich einen Weg in den Muskel SWAMMERDAM pag. 856. , und mache also den Mus- kel lang und weich. Andre verbinden beide Handlungen mit einander SWAMMERDAM. B. LANGRISCH lectur. n. 85. . Andre schreiben uͤberhaupt den Nervengeistern nicht das Zusammenziehen, sondern das Erschlaffen zu PERRAULT mouv. perist. pag. 161. mecan. des anim. P. II. pag. 76. . Noch andre, welche an der Fleischfafer Blaͤsgen be- haupten, und deren Ausdehnung von den Geistern her- schreiben, schreiben das Erschlaffen dieser Blaͤsgen dem natuͤrlichen Zusammenziehen KAAUW loc. cit. n. 315. BERTIER 313. zu. N 2 Wir Thierische Bewegung. XI. Buch. Wir haben einige von diesen Hipotesen schon an dem Orte erwogen, wo wir die Ursachen des Zusammenziehens untersuchten. Es tritt naͤmlich das Blut eben so wenig aus einem zusammengezognen Muskel pag. 476. 477. , als es in einen erschlaffenden eindringt Ibid. . Wir haben hier das Wechselspiel der Gegenmuskeln nicht noͤtig; indem sich die Fasern des Herzens schlaff machen, und zusammenziehen, ohngeachtet sie keinen Gegner haben. Es findet auch in einem und eben dem- selben einzelnen Muskel, welcher keinen Gegner hat, den- noch das Wechseln des Zusammenziehens und Erschlaffens statt pag. 471. . Endlich folgt erst die Handlung eines Gegners, wenn die zusammenziehende Nervenkraft aus dem wirken- den Muskel zuruͤkke gewichen. Man kann nun bei der einfachern Hipotese, welche wir den uͤbrigen vorgezogen haben, die Erschlaffung des Muskels, der Unterbrechung des Zuflusses der Nervengeister, welche den Faserleim zum Zusammenziehen vermoͤgen und reizen, zuschreiben. Sol- chergestalt wird zwar die Zusammenziehungskraft bleiben, sie wird aber nur so maͤßig sein, als sie an einem schlaffen oder erschlafften Muskel ist. Es koͤnnte aber, nach dem Belieben der Seele, entweder die gesamte Nervenkraft den Muskel dergestalt verlassen, daß er vollkommen er- schlafft, oder nur ein Theil dieser Gewalt verloren gehen, daß sich ein Muskel nur um die Helfte, oder noch weniger, zusammen zu ziehen vermag. Jndessen bleibt hier doch noch ein Knoten uͤbrig, wel- cher mir viel Muͤhe zu machen scheint. Wo geht dieser Nervengeist hin, welcher, wenn er uͤberfluͤßig in den Muskel eindrang, am Muskel eine Bewegung hervor- brachte? Es mus aber gezeiget werden, wohin sich der- selbe so ploͤzzlich zuruͤkke ziehe, indem ein Tonkuͤnstler schnel- ler, als in einem Augenblikke, einige Fingermuskeln erschlaffen laͤst, indem er andre in Bewegung sezzt. Keh- III. Abschnitt. Ursachen. Kehren die Geister wieder ins Gehirn FLEMMING loc. cit. , oder in das allgemeine Nervenbehaͤltnis zuruͤkke, welches man vor ein Sistem elektrischer Saiten halten koͤnnte, das von einer geistigen Fluͤssigkeit, wie die Saiten von der elektrischen Materie, angefuͤllt waͤren. Es scheinet diese Erklaͤrung mit einer gewissen Muͤdig- keit nicht uͤberein zu stimmen, welche man bei der Bewe- gung der Muskeln gewar wird, und welche die Kraͤfte dergestalt erschoͤpft, daß man eine Menge Geschichte von Helden lieset, welche blos von der Ermuͤdung so entkraͤf- tet worden, daß sie nach langem Widerstande, lieber den toͤdtlichen Streich erwaͤlt, als daß sie die zu sehr entkraͤf- tete Aerme laͤnger gebrauchen wollen. Es scheinet diese Ermuͤdung von der Verschwendung des zur Muskelbewegung notwendigen Nervensaftes her- zuruͤhren, indem sie durch Speise und Trank, besonders durch geistige Getraͤnke viel geschwinder, als durch blosse Ruhe wieder verbessert wird. Folglich scheint es mir nicht rathsam zu sein, die Geister von den kleinsten einsaugenden Blutaͤdergen der Muskelfaser wieder aufnehmen zu lassen, von denen der vortrefliche Kaauw n. 310. 313. add. BOUL- TON pag. 63. schreibt, daß sie waͤrend des Aufschwellens des Muskels zusammengedruͤkkt, und bald darauf wieder nachgelassen werden, die Geister wieder einsaugen, und solche den Blutadern wieder uͤber- liefern. Denn auf solche Art wuͤrde der Bewegungssaft eben so wenig verloren gehen. Daß sich die Lebensgeister in den Sehnen, als in Vorrathshaͤusern WILLIS pag. 118. 131. , versammeln sollen, ist nur eine blosse Vermutung. Verzehrt sich uͤberhaupt der Nervengeist, waͤrend der Handlung auf solche Art BORELL. L. II. prop. 28. , wie man von den widrigen N 3 Sal- Thierische Bewegung. XI. Buch. Salzen sagen koͤnnte, welche nach dem Aufbrausen zwar nicht verschwinden, dennoch aber durch den gegenseitigen Kampf stumpf, und zu einem traͤgen Koͤrper werden? Allein, es findet in der Thaͤtigkeit der Muskeln kein Streit gegenseitiger Salze statt pag. 554. . Oder duͤnsten die Geister erst wohin aus, und ver- liert man durch die Bewegung so viel Geister, als durch die Schweisloͤcher der bewegten Faser, die zwar sehr klein, aber doch noch so gros sind, daß davon eine Faser aufschwellen kann, obgleich unmer etwas verloren geht SANTORIN loc. cit. n. 29. , entwischen koͤnnen? Oder haͤngt sich vielmehr etwas von den Nervengei- stern an den Leim des Muskels an? und verwandelt es sich in seiner Verhindung zu einer festen Masse, wie wir gesagt haben, daß sich die Luft an den Leim anhaͤngt L. VIII. p. 184. 185. 352. ? Oder hat es damit eben die Beschaffenheit, wie Muskeln staͤrker, und auch dikker werden, wenn sie oͤfters ange- strengt werden Sect. IV. n. 5. ? Ruͤhren davon die derben Muskel- koͤrper der alten Ringer, und der Vorzug der rechten Hand her, welche nicht bei allen Menschen, oder bei neu- gebornen Kindern einerlei ist, und von der Nachahmung, und dem oͤftern Gebrauche des rechten Armes herzukom- men scheint So sagt auch ANDRY Orthop. pag. 275. . Es sei damit beschaffen, wie es wolle, so scheint sich doch die Bewegungskraft allmaͤlich zu verzeren. Es kann der Schmerz an dem wirksamen Muskel von den oftmali- gen Abwechselungen des Biegens, und Ausstrekkens ent- stehen, denn dieses vertraͤgt keine auch nicht einmal eine metallische Faser BELLIN de vill. con- tract. pag. 263. Daß Nerven, durch zu starke Anstrengung, den tonus verlieren, GAUBIUS p. 270. . Jch habe an den geraden und aus- strek- III. Abschnitt. Ursachen. strekkenden Muskeln des Schienbeins einen fast unertraͤg- lichen Schmerz erlitten, da ich zween ganzer Tage die Klausthalische und Goslarische Gruben bereiste und auf Leitern, welche wenigstens 700 Fus hoch waren, in die tiefste Gruben herabstieg Jch finde uͤberhaupt, daß lange Muskeln am leichtesten muͤde werden, und daß da- her grosse Thiere weniger, als kleine arbeiten koͤnnen Ein Pferd haͤlt nicht so lan- ge zu laufen aus, als der Mensch, BUFFON T. II. p. 552. . Die Lasttraͤger tragen zu London den ganzen Tag uͤber 300 Pfunde DESAGULIERS L. I. pag. 282. , da ein Pferd kaum eine Zeitlang 240 Pfunde zieht pag. 251. , und kein Pferd 2000 Pfunde zu tragen ver- mag BUFFON. T. II. p. 551. . Die Voͤgel halten in der Arbeit laͤnger aus. Man faͤngt oft kleine Voͤgel, weit vom Ufer und mitten auf dem Meere HUXHAM. Epidem. II. pag. 34. Der Meerschwamm, ein unfoͤrmlich Thier, zieht sich zu- sammen, REDUS insert. pag. 95. . Die Fische thun die laͤngste Reisen, aber sie werden vom Wasser getragen. Jn allen Thieren verrichtet das Herz, ohne Ermuͤdung und Schmerz, die dauerhafteste Bewegung; es arbeiten aber auch die Ner- ven bei den Herzschlaͤgen, entweder sehr wenig, oder auch ganz und gar nicht pag. 516. weil solches reiz- barer ist, CRANZ, quæ sint causæ motric. musc. . N 4 Vier- Vierter Abschnitt. Der Nuzzen von der Bewegung der Muskeln. §. 1. Das Fortschreiten. E s ist der erste Nuzzen, den die Muskeln verschaffen, die- ser, daß sie, nach dem Willen der Seele, entweder den ganzen Leib, oder doch einige Theile desselben, von einem Orte zum andern versezzen. Es bewegen diejenigen Thiere, welche gleichsam mit einer unbeweglichen Wurzel in dem Jnwendigen einer Meerpflanze stekken, und in so fern unbeweglich sind, dennoch ihre Hoͤrner Siehe an den meresten Orten pulcherr. ELLISIANAM Coralli- narum historiam. TREMBLEY pag. 27. , und Werkzeuge, womit sie ihre Nahrung suchen, sehr geschwin- de, und es gibt kein so traͤges Pflanzenthier, das sich nicht beim Beruͤhren zusammenzoͤge, und sich wieder ausdehnen, und schmaͤler machen koͤnnte Conf. DONATI historiæ maris adriatici prodromum. . Folglich ist die willkuͤrliche Bewegung uͤberhaupt das Merkmal eines thierischen Lebens, wodurch es sich von dem Pflanzenleben unterscheiden laͤsset. Daher haͤlt man die Saamenthiergen fuͤr wirkliche Thiere, weil sie dergleichen Bewegung zu haben scheinen, und weder eine gewisse Richtung halten, noch untuͤchtig sind, sich in Acht zu nehmen, noch auf die vorstehende Gegen- staͤnde anstossen. Da nun Pflanzen nichts willkuͤrliches an sich haben, so haben sie auch keine Muskeln. Wir koͤnnen uns nicht in alle thierische Bewegungen hier einlassen. Die Phisiologie hat blos einige, als das Kaͤuen, Hinabschlukken, Reden, Atemholen, Auswerfen des Saamens, Ausleeren des Kotes, und die Bewegung der IV. Abschnitt. Thierische Beweg. Nuzzen. der Augen naturalisirt. Sie ist gewont, die meisten aus- ser Acht zu lassen. Jndessen wollen wir doch einige der vorzuͤglichsten Bewegungen, die im menschlichen Leben am oͤftersten vorkommen, einiger maßen kuͤrzlich entwerfen. §. 2. Das Stehen. Der Mensch allein kann mit einiger Sicherheit eine Zeitlang stehen, ob der Baͤr gleich einen breiten Fus hat, und den Koͤrper zum Kampfe in die Hoͤhe richtet. So kann auch der Affe Wegen der kurzen Ferse, und des schmalen Fusses. RICOLA- NUS osteolog. simiæ. pag. 533. , und noch besser der Pigmaͤe TYSON anat. of the pyg- my pag. 79. seqq. , stehen. Jndessen hat doch der Mensch einen breitern Fus, und es ist insonderheit dessen inwendiger Theil fester; und so hat der einzige Mensch vor allen andern Thieren den grossen Zee, welcher fester und laͤnger als alle uͤbrige Zeen ist, da derselbe auch am Affen kuͤrzer, und dem Daumen aͤnlich ist. Folglich koͤnnen alle Voͤlker des menschlichen Geschlechtes stehen, und es haben auch diejenige wilde Maͤgdgen, welche unter den Thieren in Wildnissen gros gewachsen, und welche fern von aller menschlichen Erzie- hung ohnlaͤngst in Frankreich gefunden worden, stehen koͤnnen. Wenn ein Mensch stehen soll, so mus die senkrechte Linie, welche zwischen dem Schamknochen und dem Hin- tern, durch den Mittelpunkt der Schwere durchgeht BORELL. Lib. I. prop. 132. 137. , in den vierseitigen Raum einfallen, der sich zwischen den zwo Fussolen befindet idem ibid. prop. 137. , oder sie mus auf die Fussole selbst fallen, wofern der Mensch auf diesem Fusse allein zu stehen beliebt, und diese Bewegung kann kein einziges vierfuͤssiges Thier, auch nicht auf einen Augenblikk, nach- machen. N 5 Doch Thierische Bewegung. XI. Buch. Doch es wuͤrde zum Stehen nicht hinlaͤnglich sein, den todten Koͤrper so zu stellen, daß seine Fussolen den- jenigen Raum beschrieben, worinnen sein Schwerpunkt liegt. Denn da der Mensch bewegliche Gelenke hat, und da sein Kopf und Unterleib vorne mehr vorliegen COMPER ad T. 88. adde HAMBERGER pag. 642. , als irgend ein andrer Theil hinterwerts vorragt, so wuͤrde ein todter Koͤrper, weil sich die Gelenke so gleich biegen und niedersinken, umfallen, und nach vorne zu sinken. Es gehoͤret demnach eine unendliche Menge Muskeln dazu, wenn wir uns aufrecht erhalten wollen. Wir wollen von diesen Kraͤften kuͤrzlich handeln. Man pflegt also die Fussolen beider Fuͤsse, so eben als moͤglich auf die Erde zu sezzen; und sie geben einen desto festeren Stand, wenn man die Fuͤsse etwas von einander zieht, die grossen Zeen auswerts kehrt, und einen groͤssern Standraum einnimmt. Zugleich scheinen die Beugemus- keln der Zeen, sonderlich wenn man recht feste stehen will, ihre Zeen gegen die Erde zu kruͤmmen. Da aber nicht die Mitte des Fusses das Schienbein auf sich traͤgt, sondern uͤberhaupt ein viel groͤssrer Theil mehr nach vorne, als dieses Gelenke, und ein andrer Theil nach hintenzu vorliegt, so mus das Schienbein gegen den Fus, der der Pfeiler des ganzen Leibes ist, dergestalt geruͤkkt werden, daß er nicht nach vorne falle. Dieses geschicht mit Huͤlfe der grossen Wadenmuskeln, und des Fussolen- muskels, welche das Schienbein und die unterste Huͤfte ruͤkkwaͤrts ziehen, damit man nicht nach vorne fallen moͤge. Es wird ferner zu eben derselben Zeit, damit sich das Schienbein und die Huͤfte nicht zuruͤkke ziehe, und der Koͤrper ruͤkkwerts falle Dieses scheinet zu leugnen, BORELLUS Lib. I. prop. 136. doch es ist nichts seltenes, daß ein Mensch schnell von Wunden, oder Schrekken schwach wird, und zu- ruͤkke , das Gelenke des Fusses mit dem Schienbeine, vermittelst des vordern Schienbein- mus- IV. Abschnitt. Nuzzen. muskels, des vordern Roͤhrenmuskels, der Ausstrekker der Zeen, und des grossen Zees feste gehalten, welche das Schienbein so viel als genug ist, nach vorne hin ziehen und schwaͤcher, als die grossen Wademuskeln sind, welche von der Neigung des Koͤrpers unterstuͤzzet werden. Der Fus wird endlich an den Seiten, damit das Schienbein nicht uͤber dem Fus wakkle, von eben dem vordern und hintern Schienbeinmuskel, von dem grossen Roͤhrenmuskel, und von den entgegengesetzten Kraͤften der Zeebeuger, befestigt. Solchergestalt wird das Schienbein uͤber dem Fusse an vier Seiten unbeweglich erhalten, als ob es von eben so viel an der Erde befestigten Seilen feste gehalten wuͤrde. Da ferner an einem stehenden Menschen das Bekken gemeiniglich mehr nach hinten zu liegt, als das Knie, und die Huͤfte vorwerts, gegen das Schienbein zu, geneigt ist, so mus man sich in Acht nehmen, daß das Bekken und die Huͤfte ruͤkkwerts falle. Folglich ziehen die grossen Mus- keln des Schienbeins, und der Schenkelmuskel Die sehr starken Ausstrekker des Schienbeins, sind um sechsmal vermoͤgender, als die Muskeln der Lenden. DESAGULIERS I. pag. 281. die Huͤfte gegen das Schienbein, welches die vorigen Kraͤfte unbeweglich machen, nach vorne zu, und sie halten sie feste, damit sich das Knie, wenn die Huͤfte zuruͤkke gezogen wird, nicht biegen moͤge. Die entgegen gesezzte Bewegung, wodurch man ver- hindert, daß die Huͤfte und das Bekken nicht nach vorne sinken, verrichten die zweikoͤpfige Beuger des Schienbeins, der halbmembranoͤse, der halbsehnige und geschlanke Mus- kel, welche das Bekken und die Huͤfte, so viel als genug ist, ruͤkkwerts ziehen, damit sie nicht nach vorne vorsinken koͤn- nen Dieses laͤst zu BORELLUS prop. 136. L. I. . Eben diese Muskeln beschuͤzzen auch die Seiten des Kniees ruͤkke faͤllt, daß sich die Zeen und der ganze Fus vorne aufheben, die Ferse niedersinkt, und der Mensch mit dem Hinterkopfe auf die Erde faͤllt Dieses aber hindern die er- zaͤlten Kraͤfte. Thierische Bewegung. XI. Buch. Kniees, damit die Huͤfte nicht auf eine, oder die andre Seite falle. Es stehen die Huͤften am Menschen weiter als an ir- gend einem Thiere von einander, und es ist der Winkel, wel- chen der Hals der Huͤfte mit dem Koͤrper dieses Knochens macht, blos am Menschen fast ein halbrechter Winkel. Dadurch erhaͤlt die Natur, daß die Grundflaͤche breit ist, welche das Bekken uͤber den Knochen der Huͤfte traͤgt, da- mit das Bekken aber nicht ruͤkkwerts fallen moͤge, so sind vornaͤmlich die Gesaͤsmuskeln da, welche dasselbe gegen die feste Huͤfte zuruͤkke ziehen. Damit sich aber das Bekken nicht zu sehr zuruͤkke biegen lasse, und man mit dem Hintern auf der Erde zu sizzen komme Dies leugnet BORELLUS loc. cit doch es geschicht der Fall sehr oft, daß wir auf die Erde zu siz- zen kommen. , so verhuͤten solches eben diese Ausstrekker des Schienbeins besonders der gerade, und des- sen Gehuͤlfe der Darmknochenlendenmuskel ( iliacopsoas ). Das Bekken traͤgt den ganzen uͤbrigen Koͤrper. Wird sich dieser selbst uͤberlassen, so faͤllt er nach vorne, da sich die Lendenwirbel nach vorne beugen, und nicht nach hinten zuruͤkke beugen lassen, und da der Kopf ausserdem, und die gewoͤnliche Lage der Aerme und die aufgeschwollnen Ein- geweide des Unterleibes den Koͤrper nach vorne sinkend machen. Daher fallen diejenigen gemeiniglich aufs Ant- lizz, welche sich der Natur uͤberlassen. Folglich werden die staͤrksten ausdehnende Muskeln, welche im Bekken liegen, uͤber das unbewegliche Bekken den Koͤrper zuruͤkke ziehen, und dieses thun die heiligen Lendenmuskeln, die allerlaͤngsten Muskeln, und so viel andere, welche wir genannt haben L. VIII. de respiratione die Ausstrekker wirken im Stehen mehr GALENUS de util. part. L. 15. c. 8. BORELLUS loc. cit. . Da der Koͤrper von selbsten nach vorne faͤllt, so wird derselbe von dem ein- zigen Darmknochenlendenmuskel, und auch einigermaas- sen von den geraden Muskeln des Unterleibes, nach vor- ne gezogen. End- IV. Abschnitt. Nuzzen. Endlich geben die Wirbelbeine, wenn sie durch ihre Ausstrekker zuruͤkke gezogen werden Die Ausstrekker des Ruͤkkens sind sehr stark. COWPER ad T. 88. , die Stuͤzze fuͤr den Kopf ab. Da dieser Kopf vorne weit uͤber das Gelenke am Atlas vorliegt, und wenn wir schlafen allezeit von selbst nach vorne sinkt, so waren hier wieder viel Ausstrekker noͤtig, welche von den Graͤten, und den Querfortsaͤzzen des Halses und Ruͤkkens entspringen, und den Kopf zuruͤkke ziehen. Da derselbige gegenteils von sehr wenigen und viel schwaͤ- chern Muskeln, als dem geraden grossen, dem kleinen, und dem langen Halsmuskel nach vorne gezogen wird. Die Seiten des Halses werden auch von den ungleich dreisei- tigen und andern von den Queerfortsaͤzzen herkommenden Muskeln unterstuͤzzt, welche durch den Gegenzug hindern, daß der Kopf, oder Hals nicht auf eine andre Seite uͤber- nikken kann. Da so viele Kraͤfte, ob ich gleich nicht einmal alle ge- nannt habe, bei dem Stehen zusammen wirken, so darf man sich nicht wundern, daß solches so sehr muͤde macht FABRICIUS de gressu p. 16. COWPER loc cit. BAY- LE pag. 213. , und zwar um desto mehr, weil eben diese Muskeln in eins weg fortarbeiten. Daher pflegen diejenigen, wel- che stehen, bald auf den rechten Fus BORELL. L. I. prop. 143. , indem der linke gleichsam so lange muͤßig ist, bald auf den linken aufzutreten, und bald wieder etwas weiter zu spazieren, damit wenigstens einige Muskeln, die das Stehen zu ver- richten haben, indessen ausruhen moͤgen. §. 3. Das Fortgehen. Das Fortgehen ist sowohl fuͤr den Menschen, als fuͤr den Beschreiber leichter, als das Stehen war. Man sezze, es stehe eine Person pag. 564. seqq. ; folglich bleibt der eine Fus unbeweglich stehen, welches der feste Punkt fuͤr dieje- nige Thierische Bewegung. XI. Buch. nige Kraͤfte werden soll, die den andern Fus weiter ruͤk- ken muͤssen. Es sei dieses der rechte Fus, und er werde durch seine Kraͤfte feste erhalten. Hierauf erhebt man den linken Fus, vermittelst seiner Ausstrekker, naͤmlich des vordern und hintern Schienbeinmuskels, des Roͤhren- muskels, der Ausstrekker der Zeen und des grossen Zees. Hierauf erhebt sich das Schienbein maͤßig, kraft seiner Ausstrekker, welche wir erwaͤnt haben. Dieses thut die Huͤfte, vermittelst der Darmknochen und Lendenmuskel noch staͤrker, damit der Fus um ein ansenliches kuͤrzer wer- de FABRIC. p. 86. de gressu. Jm Gehen wirken die Beugemus- keln mehr. GALENUS de util. part. L. XV. c. 8. , und sich zugleich das Knie nach vorne verlaͤngre. Wenn nun das Knie senkrecht uͤber dem Orte steht, wohin wir den linken Fus niedersezzen wollen, denn uͤber- lassen wir es, indem wir die Kraͤfte nachlassen, denen er- hebenden, welche es gerade machen, und wir treten auf die Erde aber doch dergestalt auf COWPER T. 12. , daß die Huͤfte vor- werts uͤberhaͤngen bleibt. Solchergestalt steht der linke Fus feste, und er druͤkkt sich, da ihn seine Biegemuskeln kruͤmmen mit den aͤussersten Zeen an die Erde an. Nun folgt, daß wir auch mit dem rechten Fusse gehen, oder selbigen vorwerts uͤber den linken voraussezzen. Wir erheben also die Ferse des rechten Fusses derge- stalt ruͤkkwerts in die Hoͤhe id. ibid. , daß er anfaͤnglich blos mit den Zeespizzen die Erde beruͤrt, und sie darauf auch mit denselben wieder verlaͤst. Wir strekken zugleich das Schien- bein ein wenig aus, indessen daß wir die Huͤfte Idem ad t. 88. , ver- moͤge des Darmknochen Lendenmuskels, so beugen, daß der Fus kuͤrzer wird, und so werfen wir dieses ganze Glied gebogen nach vorne hin. Es gibt aber das, uͤber dem rechten Fusse feste Bekken denen Muskeln die Standfestig- keit, welche die Huͤfte in die Hoͤhe heben. Wir pflegen dieser Bewegung dadurch zu Huͤlfe zu kommen, daß wir den IV. Abschnitt. Nuzzen. den Unterricht der Natur beibehalten, und uns an die eingebildete Gesezze des Wohlstandes nicht keren. Wir biegen naͤmlich den ganzen Koͤrperstamm, wenn er uͤber der Huͤfte des rechten unbeweglichen Fusses feste ist, nach vorne uͤber, theils vermittelst einer bestimmten Nachlassung der Ausstrekker, theils vermittelst der Anstrengung des Darmknochen Lendenmuskels, doch aber an der festen Seite, und vermittelst des geraden Unterbauchsmuskels TAUVRY pag. 415. und der schiefen. Auf diese Art pflegen die Alpenbewoner das Gebirge zu besteigen, indem sie den Leib nach vorne uͤberbiegen, wodurch sie weniger muͤde werden, als wenn wir es vor ein Stuͤkk des Wohlstandes halten, den Koͤr- per gerade zu halten. Nun wuͤrden wir aber bei dem vorgebeugten Leibe notwendig fallen muͤssen, weil die durch den Schwerpunkt gezogene Linie nunmehr vor dem auf die Erde aufge- stemten Fus niedersinkt, und wir fallen auch wirklich, wenn wir den rechten Fus BORELL. prop. 140. feste zu sezzen verabsaͤumen. Allein wir sezzen, wenn wir gesund und aufmerksam sind, nunmehr den rechten Fus, sobald die erhebende Muskeln nachlassen, hingegen die Beugemuskeln das Gegentheil thun, auf die Erde nieder BORELL. prop. 158. , damit die senkrechte Linie zwischen ihn, und den linken Fus fallen moͤge. Hierbei ergreifen wir gleichsam, wie vorher, mit den Beuge- muskeln der Zeen den Erdboden. §. 4. Das Laufen und Springen. Das Laufen unterscheidet sich nicht blos vom Gehen, durch die Geschwindigkeit der Bewegung, sondern auch durch die Art und Weise. Es wird der Fus, welcher sich vermittelst des Wadenmuskels, und den helfenden grossen Wadenmuskeln erhebt, dergestalt ruͤkkwerts in die Hoͤhe ge- hoben Thierische Bewegung. XI. Buch. hoben und verkuͤrzt, daß er anfaͤnglich die Erde blos mit den Zeen beruͤrt, nachher nicht einmal mit den Zeen erreicht SHEW. the heels. , sondern sich ganz nach hinten zu in die Hoͤhe begibt, und die Fussole nach dem Hintern gekert wird COWPER tab. 12. . Da- her sind diejenigen Thiere traͤge, welche auf dem ganzen Fusse aufstehen, wie der Mensch, und Baͤr; geschwinder welche auf die ganze Zeen auftreten, als die Voͤgel; und am geschwindsten, welche blos auf den Zeespizzen gehen, wie die Hunde, und Pferde FABRIC. pag. 32. . Solchemnach wird so wohl das Schienbein, vermittelst seiner Beugemuskeln in die Hoͤhe gezogen, als das Knie vorwerts vorgeruͤkkt, und die Huͤfte zugleich staͤrker erho- ben, daß die Wechselwinkel von den Knochen, welche in den Fusgelenken des Schienbeins und der Huͤfte an ein- ander haͤngen, deutlicher werden, und diese ausgestrekkte Knochen uͤber denjenigen Knochen einen groͤssern Zirkelbo- gen beschreiben, welche ihnen zu einem festen Ruhepunkte dienen, wodurch also der Koͤrper um einen groͤssern Raum fortgeruͤkkt wird. Zugleich schwebt der Koͤrper deutlicher und mit einer unvermeidlichen Unanstaͤndigkeit, nach vorne uͤber, welches auch die Aerme zu gleicher Zeit thun, da- mit der Koͤrper selbst durch sein Gewicht nach vorne zu eilen koͤnne, welches vielleicht eine Ursache von dem ge- woͤnlichen Keuchen mit ist, indem sich nicht gar zu wohl atmen laͤst, wenn man den Koͤrper nach vorne zu uͤberbiegt. Der Sprung geschicht um so viel schneller, als der Lauf gegen das Gehen geschicht. Es geschehen im Sprunge anfangs grosse Beugungen BORELLUS L. I. prop. 170. tab. 12. F. 4. . Man biegt die Fuͤsse schief gegen die Erde FABRIC. pag. 85. , man laͤst das Schienbein uͤber die Fuͤsse, vermittelst der vordern und hintern Schienbein- muskeln, wie auch der Roͤhrenmuskeln und Zeebeuger, nach vorne hinabsinken, und man thut, als ob man mit den IV. Abschnitt. Nuzzen. den Fuͤssen in die Erde eine Grube eindruͤkken wollte, wobei am Sprungknochen ein deutlicher Winkel entsteht. Es stehet ferner das Knie sehr ansenlich vorwerts hervor, die Huͤften sinken, vermittelst eben derselben Beugemuskeln, uͤber das Schienbein, hingegen das Bekken und der ganze Koͤrper uͤber die Huͤfte nieder. Hierauf verlaͤngern sich die Huͤften nach vorne hin, und es wird auf solche Weise der ganze Mensch viel kleiner, als er an sich selbst ist BORELLUS fig. cit. . Kurz darauf strekket sich der ganze Leib, schnell und mit grosser Gewalt aus Idem pag. 173. , die Fuͤsse heben sich vermit- telst der Fussolenmuskeln ruͤkkwerts in die Hoͤhe, das Schienbein hebt sich mittelst der Ausstrekker nach vorne zu, und die Huͤfte zu gleicher Zeit mittelst der Gesaͤsmuskeln nach hinten zu, der ganze Koͤrper wirft sich ruͤkkwerts, und zugleich stoͤst der ganze Koͤrper von der harten, und widerstehenden Erde, welche wir mit den Fuͤssen druͤkkten, ab und in die Hoͤhe. Das Springen ermuͤdet wegen der grossen Beugungen, und Ausstrekkungen ungemein sehr Diese Kraft wird so gros gemacht vom BORELLUS, daß das Bestreben 2900 mal groͤsser, als die Schwere des aufgehobnen Koͤrpers ist. . Doch ich darf mich, wegen der diesem Werke bestimm- ten Schranken, hieruͤber nicht weitlaͤuftiger erklaͤren. Wir finden davon etwas in den Alten ARISTOTELES de in- cessu n. 9. GALEN. de util. part. L. XV. c. 8. de gressu et statione. , und denen, welche ihren Grundsaͤzzen gefolgt sind; unter den Neuern schreibt davon sonderlich J. Alfonsus Borellus VERDUC. tum BAYLE, REGIS L. VII. pag. 612. vom Sprunge MAJOW p. 378. oper. , der aber die Natur, die sonst zusammen gesezzte Kraͤfte gebraucht, auf eine matematische Einfachheit zu bringen gesucht. Unter an- H. Phisiol. 5. B. O FABRICIUS de gressu. Doch er laͤst sich nicht in die Ge- nauigkeit ein. Thierische Bewegung. XI. Buch. andern zeigt sich noch George Ehrhard Hamberger C 13. sect. 3. tot. und J. Rudolf Staͤfelin Die Probe, so zu Basel im Jar 1751 bekannt gemacht wor- den, gehet vornemlich das Auf- richten eines Koͤrpers an, der auf dem Ruͤkken lag. . Allein man hat diese Betrachtung, welche eine der schoͤnsten ist, noch zur Zeit nicht erschoͤpft. Jch will nur dieses einzige noch beifuͤgen, daß im menschlichen Koͤrper viel mehr Bewegungen verborgen lie- gen, als wir gemeiniglich hervorzubringen pflegen. Diese lassen sich erst alsdenn sehen, wenn uns die allergroͤste Not zwingt, die Natur zu Huͤlfe zu nehmen, und sie zu er- schoͤpfen Es ist nichts gemeiner, als Menschen FABRICIUS de gressu pag. 91. FABER ad HER- NANDER pag. 487. RHO- DIUS Cent. 3. obs. 60. BLAN- CARD. Jaarregister I. Cent. 3. n. 5. zu fin- den, welche keine Haͤnde haben, und mit den Fuͤssen zu schreiben, naͤhen, und alles dasjenige zu machen gelernt haben, was wir sonst mit den Haͤnden verrichten. Folg- lich lagen in ihren Koͤrpern gewisse notwendige Kraͤfte, welche man gemeiniglich verabsaͤumt. So lehrt uns auch die vielfaͤltige Gewonheit, das Gleichgewichte genau zu halten, den Koͤrper an einem Finger aufzuhaͤngen, unge- woͤnliche Spruͤnge zu machen, und was dergleichen andre Kuͤnste sind, die der Magen, welcher Menschen wizzig macht, lehrt, dennoch aber die philosophische Untersuchung sehr wohl verdienen, indem es Denkmaͤler von solchen Kraͤften sind, von denen wir ohne diese Beispiele nichts wissen wuͤrden. §. 5. Anderweitiger Nuzzen der Muskeln. Sie vergroͤssern ihre eigne Staͤrke. Wir kennen die Ursache von demjenigen Vorteile, welcher der allernuzzbarste bei der Muskelbewegung ist, noch IV. Abschnitt. Nuzzen. noch nicht voͤllig. Wenn man die Koͤrper der Leibes- fruͤchte, Weiber, Kaͤmfer, der zamen und wilden Thiere betrachtet, daß alle Muskeln um desto haͤrter werden, je oͤfter man sie gebraucht Das Fleisch des Loͤwen ist sehr hart. BAGLIV. . Daher ist das Fleisch von wilden Thieren oder Wildprett hart, von zamen Viehe hingegen weich, indem sich ein wildes Thier Muͤhe geben mus, um das Leben zu erhalten, da ein zames vom Menschen die Speise erwartet. Vielleicht ruͤhrt davon die Staͤrke der Maͤnner her, woran sie das weibliche Ge- schlecht uͤbertreffen. Wenigstens findet sich an der Frucht kein Unterschied zwischen dem maͤnnlichen und weiblichen Geschlechte, welcher doch an einem erwachsenen Menschen gar zu deutlich in das Auge faͤllt, welches auch bei den Geschlechtern der vierfuͤßigen Thiere statt findet. Viel- leicht ruͤhrt auch der Vorzug der rechten Hand daher. Denn obgleich einige die Sache von der rechten Schlag- ader herleiten, welche groͤsser ist, so ist dennoch gewis, daß sich ein Kind sowohl der rechten, als linken Hand bedient, und daß ihm folglich alle beide zu seinen Absichten gleich nuͤzzlich sind, indem sich blos der Unterscheid an den er- wachsenen Mannspersonen am deutlichsten zeigt Hist. de l’acad. des inscr. et des belles lettres 1713. T. II. pag. 82. ANDRY orthoped. pag. 275. . Woher koͤmmt nun diese von dem Muskelgebrauche herruͤhrende Staͤrke? entsteht selbige von den aus den Fa- sern vertriebenen Fluͤssigkeiten, weil davon der festen Theile mehr werden? wenigstens werden die erst fleischigen Mus- keln sehnig, blos vom Gebrauche, und diese sehnigen Muskeln verwandeln sich endlich in knochige Wesen pag. 454. . Man wuͤrde leicht vermuten, daß das Fett abnehme L. I. gegen das Ende. ; allein das Blut wird von einem Muskel, indem er sein Spiel verrichtet, nicht so sehr zuruͤkke gewiesen, daß da- von eine lebhaftere Roͤthe entstehen sollte, nachdem ein Muskel staͤrker arbeitet, wovon wir an den Muskeln ein O 2 Exem- Thierische Bewegung. XI. Buch. Exempel haben, vermittelst deren die Voͤgel ihre Fluͤgel bewegen, indem diese rot sind, indessen daß die uͤbrigen weis bleiben GREW of the guts. p. 41. . Das Herz ist fast in allen Thieren rot. Doch es haben auch die Alten angemerket, daß sich an den Kaͤmpfern die Muskeln von der heftigen Uebung dikker ausbilden GREW ibid. . Folglich scheinet die ausgetriebene Fluͤssigkeit nicht die ware Ursache von der erlangten Staͤrke zu sein. Die Federkraͤfte und die von Menschen erfundne Ma- schinen haben nichts von dergleichen an sich. Diese wer- den alle durch den Gebrauch schwaͤcher, und vom oft wie- derholten Biegen bruͤchig. Jch werde eine Mutmassung wagen. Vielleicht ist hier schon hinlaͤnglich zuzugeben, daß zu der groͤsten Staͤrke eines Muskels, eine gewisse Steifigkeit im thierischen Lei- me erfordert werde, und daß sich diese durch denjenigen Drukk erhalten lasse, welche ein Muskel leidet, wenn sich seine Fleischstreifen einander naͤhern. Daher sind alte Personen zu Leibesuͤbungen untauglich, da ihr Leim bereits viel zu zaͤhe und hart ist, und daher koͤmmt es, daß eine gar zu arbeitsame Lebensart ein fruͤhzeitiges Alter hervor- bringt CHEYNE sanit. infirm. pag. 225. . §. 6. Sie bilden die Knochen. Die Muskeln haben grossen Anteil an der Bildung der Knochen. Diese sind an der Frucht durchgaͤngig rund, und ohne Vorragungen an den erwachsenen fast alle dreiekkig, wie ich oft an der Schulter, (die nicht deut- lich dreiekkig ist,) noch besser aber an der Huͤfte, dem Schienbeine, der Schienroͤhre, Ellbogen, Spindel und am Knochen der Mittelhand wargenommen habe. Eben so entsteht die rauhe Figur an den Fortsaͤzzen und Linien der Knochen von dem Gebrauche der Muskeln. Die IV. Abschnitt. Nuzzen. Die Muskeln wirken auf allerhand Art. Jndem sie an dem Knochen anliegen, und waͤrend ihres Spieles oͤfters aufschwellen, machen sie an selbigem Eindruͤkke, wofern sie lang und rund sind, und auf langen Knochen liegen. Daher entstehen die Schlaͤfegruben, die an der Frucht schwach, an erwachsenen Personen deutlicher, und an wilden reissenden Thieren am allergroͤsten sind. Doch sie druͤkken nicht nur die Knochen nieder, son- dern sie verhaͤrten solche auch, indem sie das zellfoͤrmige Faͤchergewebe wegdruͤkken und die Knochenplaͤttgen naͤher an einander pressen. Folglich sind Knochen um desto haͤr- ter, je groͤsser die Muskeln sind, denen sie ausgesezzt wer- den JANKE oss. maxill. septenn. Diss. I. , als die Huͤfte, das Schienbein, und die Schul- ter, und es sind uͤberhaupt die lange Knochen viel haͤrter als die kurzen, da man die Knochen der Fus- und Hand- wurzel allezeit schwammig findet, indem bei diesen vielmehr Sehnen, als Fleisch liegt. Nach der zwoten Art druͤkken sie die nahe beiliegende Knochen zwar nicht zusammen, sie hindern aber solche doch, daß sie nicht Auswaͤchse bekommen, indem sie einen groͤsse- ren Widerstand thun, als der Knochen zuruͤkke druͤkkt. Auf diese Weise druͤkken sogar die Sehnen in die Kno- chenfurchen, welches sonderlich an der Fuswurzel, vor- naͤmlich aber an der Handwurzel und der untersten Spin- del vorkoͤmmt. Die dritte Art wie die Knochen von Muskeln gebildet werden, geschicht dadurch, daß die aͤussern Knochenplaͤtt- gen vermittelst des bestaͤndigen Zuges der Muskeln, von den innerlichen Plaͤttgen, wohin die Gewalt der Muskeln nicht zu reichen vermag, abgeruͤkkt und genoͤtigt werden, in einen Fortsazz auszulaufen. Auf diese Art entsteht der zizzenfoͤrmige Fortsazz, und die rauhen Striche an der Huͤfte, dem Schienbeine und den uͤbrigen langen Knochen. O 3 Es Thierische Bewegung. XI. Buch. Es gehoͤret auch hieher das Kruͤmmen der Knochen, welche erst gerade waren, und nachher durch die groͤssere Gewalt der Muskeln, vermittelst des bestaͤndigen Zuges, auf deren Seite gezogen werden. Daher ist die Huͤfte krumm, weil uͤber und unterhalb ihrer Mitte die ziehende Kraͤfte staͤrker sind, und diese den sonst sehr starken Kno- chen zuruͤkke ziehen, dahingegen der mittlere Theil ohne Veraͤnderung stehen bleibt. Solchergestalt verwandelt sich die Schienenroͤhre an einigen Koͤrpern fast in eine schnek- kenfoͤrmige Windung Es sind an der Schienen- roͤhre eines erwachsenen Menschen drei verdrehte rauhe Striche Der Vordere laͤuft nach inwendig herab, der Jnnere ist von obenher, sehr un- gleich, und verliert sich fast zu un- terst. Der Aeussere wird allmaͤlich zur hintern Linie. Auf solche Art sind an einerlei Knochen, inwendig drei Flaͤchen. Diejenige, welche im Gehen gemeiniglich vorne zu liegen kommt: die aͤussere, woraus endlich die hintere wird. Die hintere, wel- che nun zur innern wird. Von der Gewonheit wird die Lebhaftigkeit der Muskeln groͤsser gemacht, wie an dem neunjaͤrigen Maͤgdgen er- hellet, das in den Waͤldern ohne Eltern erzogen worden, und unge- mein hurtig, und an den Aermen sehr stark war, und welches unter dem Namen LEBLANC bekannt geworden. . Sie kruͤmmt sich oft auf eine felerhafte Art von dem bestaͤndigen Sizzen, indem immer einerlei Muskeln wirken LORRY des alimens T. II. pag. 227. , wie auch von dem Kram- pfe SEIDEL obf. 4. . Es ist uͤberdem die Bewegung der Muskeln so notwendig, daß an einer Frauensperson, an der ein Theil des Schenkels zusammengezogen war, und seine Bewegung verloren, der Arm aber den Gebrauch seiner Muskeln erhalten hatte, die Muskeln am Schenkel ver- worren wirkten, und die Knochen an der Huͤfte duͤnne, kurz, durchsichtig und bruͤchig geworden waren, dahinge- gen der Theil, welcher gesunde Muskeln hatte, auch or- dentliche Knochen hervorbrachte HEUERMANN phy- fiolog. T. IV. pag. 37. . Daher koͤmmt es, daß die Knochen des rechten Arms schwerer, als die am linken Arme wiegen AMAT. Cent. IV. cur. 100. . Jch IV. Abschnitt. Nuzzen. Jch schreibe aber deswegen nicht die ganze Bil- dung und Verhaͤrtung der Knochen den Muskeln zu, in- dem ich mich der Zaͤhne, und Gehoͤrknoͤchgen erinnere, welche ohne allen Muskeldrukk zu harten und ordentlich gebildeten Knochen werden. Doch ist das, was wir bis- her gesagt haben, allerdings zuverlaͤßig, und es sind die Knochen eines erwachsenen Menschen, von den Knochen der Frucht in den wenigsten Stuͤkken unterschieden, da- von wir nicht den Grund in den Muskeln finden sollten. §. 7. Die Muskeln bewegen die Saͤfte des Koͤrpers aus ihrer Stelle fort. Wir haben bereits an einigen Orten gezeiget, wie die Muskeln L. III. p. 205. L. VI. p. 216. 217. 327. sowohl das Blut in den Blutadern L. VI. pag. 327. als auch in den Schlagadern selbst weiter forttreiben L. VI. pag. 216. 217. . So haͤlt der Muskelguͤrtel der schiefen Bauchmuskeln nebst dem Queermuskel des Bauches, den ganzen Bauch, und alle Eingeweide desselben pag. 218. zusammen, er druͤkkt solche zusammen, daß das Blut nicht so wohl nach den untern, als nach den obern Theilen, zum Herzen und Kopfe laufen mus Daher schwillet das Gehirn auf, de motu sanguinis Sect. IX. . Daher entsteht im Erbrechen das rote und ge- schwollene blaue Angesicht, und es zerreissen oft die Blut- adern bei dieser Anstrengung. Hiermit stimmen auch die uͤbrigen Kraͤfte des Ausatmens uͤberein. Und auf diese Art leert sich auch die Leber und Milz aus, weil sich das Blut in diesen Eingeweiden sehr lang- sam bewegt, und das Blut durch die Gefaͤsse des Gekroͤ- ses beschleunigt zu werden scheint, wie solches der boͤrhaa- vensche Versuch lehret, da die Gefaͤsse des Gekroͤses dik- ker und knochig werden Exp. 45. 103. , wenn man die Muskeln des O 4 Bau- Thierische Bewegung. XI. Buch. Bauches zerschneidet. Dahingegen treibt das Zwerchfell die Eingeweide niederwaͤrts, um den Bauch auszuleeren L. VIII. pag. 360. . Doch es geschicht auch das Atemholen, wenn sich eine gar zu grosse Menge Blut in der Lunge anhaͤuft, oͤf- ter, wodurch das Blut in seinem Umlaufe eine neue Kraft bekoͤmmt L. VIII. pag. 296. 297. . Daher haben streitbare Thiere, und wel- che starke Leibesuͤbungen machen, ein groͤsseres Herz ROBINSON discharges pag. 118. 119. . Die Speise, der Kot, und die Frucht wird von der peristaltischen Bewegung weiter geschaft. Die Muskeln thun auch noch einige andere kleine Dienste, wenn sie das Blut anhalten, und anspornen, wie man an den Zeugungsteilen sehen kann, an denen man ein Aufschwellen, eine Roͤthe, Waͤrme und andre Erschei- nungen des gereizten Blutes warnimmt, von denen man glaubt, daß sie von den Muskeln herruͤhren. Endlich treiben auch selbst die zarten Fleischfasern das Blut hie und da weiter, so wie sich die Gebaͤrmutter, die waͤrend der Schwangerschaft voller Blutaderblut ist, durch die zusammenziehende Kraft ihrer Fasern dergestalt aus- leert, daß ihre Blutadern um eilfmal kleiner werden. Ob die zusammenziehende Kraft des Zellgewebes gleich nur geringe ist, so haͤlt es doch so lange es wirksam ist, die Gefaͤsse aller Eingeweide, und fast des ganzen Koͤrpers in einer solchen Lage, daß sie vermittelst ihrer bestimmten Muͤndung den Saͤften weder zu viel noch zu wenig Wi- derstand thun. Folglich entsteht sogleich ein Pulsader- sakk, wenn das Zellgewebe durchschnitten wird Exper. de motu sanguinis. 93. 94. 96. 97. 98. 101. 230. . Da- von ruͤhren die zusammengebogene Gefaͤsse und der veraͤn- derte Bau des Herzens in der Frucht her, weil die Natur dabei nur langsam verfaͤrt. Selbst IV. Abschnitt. Nuzzen. Selbst die unwillkuͤrliche Bewegung spornet das Blut ebenfalls an. So haͤuft sich im schweren Gebrechen das Blut im Gehirne an, daß das ganze Angesicht violbraun aufschwillt LAWRENCE prælect. p. 229. BOERHAAVE morb. nerv. pag. 781. . Der Leib bekoͤmmt von den histerischen Kraͤmpfen Flekke, und es schwellen die Schlag- und Blut- adern des Kopfes ungemein auf MATANI aneurysm. pag. 110. . Die Muskeln bekommen nicht blos von den elektri- schen Funken ihre Bewegung wieder, sondern es werden auch dadurch die ausgemagerten Glieder wieder ernaͤhrt phys. Belustig. T. II. p. 512. 513 etc. . Folglich helfen die Muskeln dem Herzen L. VI. pag. 217. 326. , indem sie, auch ausser den Bemuͤhungen desselben, das Blut in Bewegung setzen. Es scheint auch die Natur, indem sie uns Muskeln gegeben, auf diese Huͤlfe bei ihren Rechnun- gen mit gesehen zu haben, und man kann vermuten, daß ohne ihren Beistand nicht Kraͤfte genung vorhanden sind, welche das Blut nach der Oberflaͤche zu treiben koͤnnten. Daher entsteht, wie wir bereits gesagt haben, ein uͤbermaͤs- siges Fett loc. cit. , ein Wassergeschwulst, es haͤuft sich das Blut in den guͤlden Blutadergefaͤssen an, und es ruͤhrt davon, bei dem Feler der Eingeweide des Bauches, eine schwache Verdauung der Speisen, und die Hipochondrie, wie auch die gewoͤnliche Krankheit der Gelerten her GELS L. IV. c. 18. . Daher werden diese Uebel des Koͤrpers vornaͤmlich durch die Bewegung geheilt, und durch Arbeiten verbes- sert, die zugleich Annemlichkeit bei sich fuͤhren. Die Na- tur hat den Menschen zum Akkersmanne und Gaͤrtner gemacht, und daher sagt Hoffmann, er wisse von vielen Dummkoͤpfen de motu opt. med. pag. 11. , welche durch Leibesuͤbungen klug ge- macht worden. O 5 Einen loc. cit. Thierische Bewegung. XI. Buch. Einen dergleichen dummen Menschen hat Herodi- kus, wie ich vermute, durch koͤrperliche Bewegungen wie- der gesund gemacht PLATO. ; Straton AELIAN. var. L. IV. c. 15. welcher Milzbe- schwerungen hatte, nahm die Leibesbewegungen zu Huͤlfe, er ward nicht nur gesund, sondern konnte sich auch unter die Kaͤmpfer in den Olimperspielen mischen. Hisinoneus, welcher eine Schwaͤche an den Nerven litte, uͤbte sich in dem fuͤnffachen griechischen Spiele, bis er seine Krankheit durch diese Uebungen dergestalt uͤberwand, daß er viele Siegeskraͤnze verdienen konnte PAUSANIAS Eliæ L. II. . Laomedon muste sich auf Vorschrift der Aerzte in Leibesbewegungen uͤben, davon er so gesund ward, daß er vor andern im Wettlaufe Preise davon trug PLUTARCHUS in De- mosthene. . Man hat einen Kranken, vermittelst des Elektrisirens von histerischen Zufaͤllen befreit Hamb. mag. T. XIX. p. 228. . Der Koͤrper kann die Leibesbewegungen nicht missen, um das Fett los zu werden L I. pag. 39. 40. 41. , FULLER gymnostic. p. 20. , daher sind die zamen Thiere fett, und die wilden mager, wovon bereits oben Erwaͤnung geschehen ist. Dennoch will ich nach dem Stahl Theor. pag. 374. noch eine wunderbare Erscheinung hier anfuͤh- ren. Es sind die Lerchen des Nachts am allerfettsten, wenn sie sich wohl gesaͤttigt zur Ruhe begeben; sie werden bei Tage magrer, und sie sind in der Demmerung nicht einmal fett genung; so geschwinde verzert die Bewegung der Muskeln das Fett. §. 8. Die Absonderungen und Ausfuͤhrungen. Es ist zwar nicht unsre Meinung, daß die Absonde- rungen der Saͤfte, von der reizbaren Beschaffenheit der schei- IV. Abschnitt. Nuzzen. scheidenden Werkzeuge abhaͤngt; doch aber bekoͤmmt diese Theorie von den Erscheinungen einige Warscheinlichkeit. Denn da es gewis ist, daß die Absonderung der Milch, der Traͤhnen, des Nasenschleims, des Saftes im Magen, den Gedaͤrmen, der Harnroͤhre, und der Schweis der Haut schon von dem blossen Reize L. VII. p. 438. 439. 440. anwaͤchst, so scheint es nicht unwarscheinlich zu sein, wenn gleich keine gar zu grosse Schaͤrfe in diesen Saͤften vorhanden ist, daß den- noch in dem scharfen Wesen dieser Saͤfte etwas liegen muͤsse, wodurch ihre besondre Werkzeuge zur Absonderung gereizt werden. Es ist die Ausfuͤhrung eine deutlichere Folge des Rei- zes, indem kein Zweifel ist, daß nicht der Reiz L. VII. pag. 455. seqq. 138. seqq. CIGNA pag. 281. , den man an irgend ein Scheidewerkzeug anbringt, die Aus- fuͤhrung der Saͤfte beschleunigen sollte, es mag nun dieser Saft blos von Gefaͤssen abgeschieden werden, als der Spei- chel, die Traͤhnen, oder aus Blaͤsgen geschehen, als der Schleim der Harnroͤhre, oder der Nase, oder es mag sich diese Fluͤssigkeit in hole Blasen sammeln, als der Urin und Saamen. Folglich laͤst es sich vermuten, daß das reiz- bare Wesen von grossem Umfange sei, und daß so leicht keine Ausfuͤhrungswege ohne Reizbarkeit sind. Man hat angemerkt, daß sich Fasern, nicht bei allen Arten von Reizen, gleich reizbar verhalten WHYTT vital. mot. p. 50. de MAN. de natur. pag. 4. . Es zieht sich das Herz, und Gedaͤrme, wenn man in sie Luft einblaͤst, staͤrker, als vom Wasser, oder irgend einem Gifte zusammen. Es kann die Harnblase einen scharfen Urin vertragen, aber keinen Eiter, oder Blut CHESELDEN. . So vertragen die Augen scharfe Spiesglasarzneien, aber kei- nen Rauch oder scharfe Zwiebelduͤnste. Die Nase nieset nicht bei allen, ja den schaͤrfsten Sachen nicht, wie von pag. 442. Thier. Bew. Nuzzen. XI. B. IV. Abschn. von der Niesewurzel bekannt ist; der Magen bekoͤmmt Kraͤmpfe, und erbricht sich von seinen Arzneien, und die Ge- daͤrme thun dieses von andern wieder. Die Luftroͤhre ver- traͤgt nicht einmal das so weiche Wasser. Es haben eini- ge beruͤmte Maͤnner CIGNA. Es kann in der That der Todtenkrampf ( tetanus ) das Blut dergestalt in die Blut- adern treiben, daß der Koͤrper da- von schwarz wird. SULLY mem. X. pag. 335. und in die Lunge OR- TESCHI II. pag. 409. in den Kopf, welches auch das schwere Ge- brechen zu thun vermoͤgend ist. Jm Todtenkrampfe war ein schneller Puls, ein Herzklopfen. JERMIN malad. de Surin. pag. 91. den Renn- pferden stuͤrzt das Blut aus der Nase. Uffenbachs Reisen II. auf diese besondre Beschaffenheit gegen die Reize, ihre Theorie von der Jdiosincrasie gebaut. Allein dieses Feld ist noch lange nicht genung gebaut, und es ist zu vermuten, daß wir mit der Zeit noch mehr Fruͤchte davon einerndten werden. Jndessen tragen die verschied- nen Bekleidungen dieser Theile, die von diesen oder jenen Koͤrpergen leichter durchdrungen werden koͤnnen, ein vieles zu den verschiednen Verhaͤltnissen gegen die Reize bei. Eben diese ungeduldige Wachsamkeit der Natur, wel- che bei der Empfindung der Reize gegenwaͤrtig ist, veran- staltet auch das Wiedereinsaugen der Saͤfte. So wird der Chilus von den Milchgefaͤssen, hingegen kein scharfer Weingeist oder das Gift der beissigen Thiere eingesogen. Regi- Register des eilften Buches. Zweiter Abschnitt. Die Erscheinungen an einem lebendigen Muskel. §. 1. D ie zusammenziehende Kraft Seite uͤberhaupt betrachtet 1 ist vielen Koͤrpern gemein 2 Jhre Gesezze 3 §. 2. Wo sie anzutreffen sei ist fast im ganzen thierischen Koͤrper 4 Jhre Kraͤfte nach Versuchen 5 §. 3. todte Zusammenziehungskraft der thierischen Faser 6 Wo sie zu finden 6. 7 Jst allezeit vorhanden 8 sie hat nichts mit dem Leben gemein 8 Sie ist es, die durch Gifte 8. 9 und durch Kaͤlte erwekkt wird 10 besizzt kein wechselweises Erschlaffen eb. das. §. 4. Die den Muskeln angeborne Kraft ob sie bestaͤndig wirke 11 Es scheint nicht an lebenden Thieren zu geschehen 11 ist aber doch mutmaslich zugegen 12 f. §. 5. Sie wird vom Neizen erwekkt und dauret auch noch nach aufgehobnem Neize eine Zeitlang fort 14. 15 §. 6. Diese Kraft ist unterschieden von der todten Kraft 16 Warum sie beisammen sind eb. das. Waͤret noch nach dem Tode eb. das. auch ziemlich lange fort 17 . u. f. §. 7. Register des eilften Buchs §. 7. Sie stekkt an Muskeln, Seite die vom Leibe getrennt worden 19 . f. wie auch in den Theilen eines zerschnittnen Muskels eb. das. auch in warmen Thieren 20 ist staͤrker wenn der Todt erfolgt 21 Entschuldigungen der Gegner 22 §. 8. Unterscheidet sich sonderlich durch die Lage der Theile 22 denn sie gehoͤrt blos dem Muskel an eb. das. Wie sie dem ganzen Koͤrper gemein sei 23 dieses findet nicht statt 23 . f. Wohnt allein in Muskeln und muskuloͤsen Theilen 25 §. 9. Ob selbige mit der Empfindungskraft einerlei sei 26 . f. §. 10. Sie ist es nicht 28 Was am reizbarsten ist, das hat keine lebhafte Empfindung, als das Herz 29 Was am schaͤrfsten empfindet, ist nicht reizbar, als die Nerven 28 Reizbar sind Thiere, die weder Koͤpfe noch Nerven haben 29 Die Reizbarkeit vergeht von Ursachen, welche die Empfindung nicht aufheben 31 Sie ist nach der Zerstoͤrung der Sinne noch uͤbrig 30 auch an losgerissenen Gliedern 30 f. Whyttens Einwurf vom Opso 32 hebt aber nicht die Reizbarkeit des Herzens auf 31 Die reizbaren Kraͤfte verhalten sich nicht, wie die Reizmittel 33 §. 11. Die Reizbarkeit Glissonii Verdienste darum 34 Andrer 35 Dieselbe gebuͤrt dem von Haller 36 f. Und er nennt sie lieber eingepflanzte Kraft 40 §. 12. Ob sie im Leime flekke, es scheint zu vermuten 40 Diese Kraft schlaͤft in der Frucht 41 ist groͤsser in jungen Thieren 42 und bei gewissen Reizmitteln 42 f. §. 13. Stusen der Reizbarkeit 43 davon die Temperamente kommen 44 §. 14. Deren Fortpflanzung 44 f. §. 15. Die Nervenkraft mus nicht von der Muskelbewegung getrennt werden 45 f. ist verschieden von der angebornen oder eingepflanzten Kraft 46 und geht mit dem Leben zu Grunde 46 f. §. 16. Sie wirkt nicht bestaͤndig laut Versuchen 47 u. f. §. 17. Zweiten Abschnitts. §. 17. Erscheinungen bei der Nerven- Seite bewegung 50 Die Fasern zittern, 51 werden angezogen, eb. das. machen Runzeln. 51 f. §. 18. werden kuͤrzer 52 Maas dieser Verkuͤrzung 52. 53 Die Mathematiker messen diese Verkuͤrzung nach Theorien 53 f. §. 19. Folglich naͤhern sich die Enden, an denen der Muskel angewachsen ist, einander, 55 laut Versuchen eb. das. nach dem gegenseitigen Verhaͤltnisse der Festigkeit 56 §. 20. Der Muskel schwillt auf, wenn er thaͤtig ist, 57 wird hart, 58 §. 21. aber nicht bleich 59 warum man sagt, daß derselbe blaß werden soll. 59 f. §. 22. Ob ein Mufkel groͤsser werde, wenn er wirksam ist 61 Versuche uͤber diese Frage eb. das. er scheint nicht groͤsser zu werden. 63 §. 23. Eine Sehne gehorcht, wenn sie nicht bewegt wird, blos dem Muskelfleische. 64 §. 24. Erscheinungen am Muskel, der schlaff wird. 66 §. 25. Die Zeit, in der ein Muskel sein Zusammenziehen verrichtet 66 wird am Huͤhngen im Eie geschaͤzzt 67 am Rennpferde 67 u. f. Menschen 68 u. f. Hunde 69 u. f. Aussprechen der Buchstaben 70 im Fluge 70 u. f. §. 26. Staͤrke des muskuloͤsen Zusammenziehens 71 obenhin geschaͤzzt 71 u. f. Wirkung des Krampffisches 73 u f. genanere Berechnung von bestimmten Muskeln des untern Kinnbakken 75 u. f. von den Ausstrekkern der Huͤfte 76 u. f. Beugemuskeln des Schienbeins 77 Ausstrekkern des Ruͤkkens 77 f. Muskeln des Arms 78 eines Fingers 78 an Jnsekkten 79 §. 27. Die Kraft, die ein Muskel anwendet, wird nicht ganz angebracht, 1. Wegen des Abstandes des Gewichtes von dem Ruhepunkte 79 f. §. 28. 2. wegen des Winkels, den ein Muskel mit dem Knochen macht, an den er befestigt worden 81 f. Borell hat die Sache anders betrachtet 82 f. §. 29. Register des eilften Buchs, §. 29. 3. wegen des Winkels, den die Muskelfasern mit Seite der Sehne machen 84 f. §. 30. 4. weil der Hebel Festigkeit haben mus. 85 f. §. 31. 5. weil manche Muskeln uͤber einige Gelenke weglaufen 87 f. §. 32. Falsche Abgaͤnge, 88 wegen der Lage uͤber einem gebogenen Gelenke 89 §. 33. wegen der Menge der innerlichen Blaͤsgen 89 u. f. §. 34. Wie man die vom Muskel aufgewandte Kraͤfte messen soll 90 f. es koͤmmt ein Uebergewichte dazu 91 Ob man die beziehende Kraft schaͤzzen koͤnne 92 Die Groͤsse der Bewegung von der Laͤnge 92 f. §. 35. Warum die Natur dergleichen Abnamen an Kraͤften zugelassen 93 Weil bei der Bewegung Geschwindigkeit sein muste 93 und Groͤsse eb. das. u. f. und die Glieder kleiner, als der Koͤrperstamm 94 und rundlich sein musten eb. das. f. §. 36. Huͤlfsmittel bei der Muskelbewegung 95 bisweilen liegt ein Mnskel weiter vom Ruhepunkt ab 96 Ursache, warum die Fortsaͤzze und Linsenknochen entstanden eb. d. f. wie die Staͤrke kraft des Lebens anwachse 99 §. 37. Die Knochengriffe. Dreher. Schluͤsselbeine 100 f. §. 38. Scheiden der langen Muskeln 101 Aufschriften 102 §. 39. Nuzzen des Fettes und der Saͤkkgen 103 f. §. 40. Der knorpligen cristarum 104 Die Bandknorpel zwischen den wirbelhaften 105 Der Gelenksaft eb. das. §. 41. Die Winden von allerlei Art 105 es dient die Erhabenheit eines Theiles statt der Winde 106 Zusammengesezzte Winden 107 §. 42. Zusammengesezzte Kraͤfte der Muskeln 107 Gegenmuskeln antagonistæ 108 wie die Nervenkraft ihre Wirkung veraͤndere 108 f. ob sie der angebornen Kraft Schaden zu thun vermoͤge 109 f. Dieses scheint nicht zu geschehen 111 Wenn einer der Gegenmuskeln zerstoͤrt worden, so bewegt die angeborne Kraft den andern unbewegten 111 f. §. 43. Zusammengesezzte Kraͤfte vieler Muskeln 112 Kraͤfte zweener Muskeln auf eine Diagonallinie 113 Dreier 114 wie aus diesen Gruͤnden zusammengesezzte Bewegungen werden. 114 f. §. 44. Dritten Abschnitts. §. 44. Es aͤndern sich die Thaͤtigkeiten der Muskeln, wie sich Seite die Festigkeit der festen Theile aͤndert 115 f. Beispiele davon 116 f. es entsteht eine der vorigen widrige Thaͤtigkeit 116 f. bisweilen bewegen sich auch alle beide Enden 119 f. Dritter Abschnitt. Die Ursachen und Quellen der Muskelbewegung. §. 1. Man uͤbergeht die Ursache der Elasticitaͤt 121 und die Zusammenziehungskraft der todten Faser eb. das. §. 2. Ursache von der angebornen Kraft 122 sie ist die besondre Kraft eines Muskels 123 sie wirkt ohne Unterlaß 123 f. deutlich oder undeutlich 124 §. 3. Der Sizz der geteilten angebornen Kraft, und der todten 124 f. was Nerven zur angebornen Kraft beitragen 125 f. §. 4. Es wird die angeborne Kraft nicht von den Nerven regiert 126 die Stahlische Theorie 126 f. dessen Gruͤnde 127 f. es heist, die Seele sei die Ursache von allen Bewegungen im Thiere 127 daß alle Bewegungen willkuͤrlich gewesen 127 f. wie sie freiwillig werden. 128 Beweise von den Leidenschaften der Seele hergenommen 129 vom Fieber 129. f. von den crisibus 130 f. von dem nuͤzzlichen Endzwekke der thierischen Bewegungen, 130 daß oft bei willkuͤrlichen Bewegungen das Bewustsein mangle 131 Exempel von willkuͤrlichen Bewegungen, die zu Bewe- gungen geworden, welche von selbst entstehen 131 f. Folglich sei die Reizbarkeit ein Bestreben der Seele, sich von den Beschwerlichkeiten los zu machen 132 f. Uneinigkeit der Gegner 133 §. 5. Die Urheber dieser Partei 134 f. §. 6. Antwort auf ihre Einwuͤrfe 136 leichte Eindruͤkke verschwinden voͤllig aus unserm Gedaͤchtnisse 136 Doch es hat der Wille uͤber einige Muskeln allezeit 137 uͤber andre aber niemals Gewalt. 138 f. Wie ein willkuͤrlicher Muskel unterschieden sei von dem unwillkuͤrlichen 137 f. H. Phisiol. 5. B. P Register des eilften Buches Die Gewonheit ist nicht Ursache, daß der Wille Seite seine Herrschaft verliert 138 f. Woher der Wille uͤber das Herz, nach der Angabe der Autoren, Gewalt habe. 139 §. 7. Die Leidenschaften der Seele 140 auf die Folgen von denselben hat der Wille keine Gewalt eb. das f. Das Herz leidet von gereizten Nerven keine Veraͤnderung. 141 u. f. §. 8. Die Natur hat die Graͤnzen der willkuͤrlichen Muskeln bestimmt 142 die Schliesmuskeln gehorchen dem Willen 142 f. Die Muskeln des Willens entziehen sich niemals dem Befele der Seele 143 f. Die Gewonheit vermag nicht die Klassen der Muskeln zu veraͤndern 144 §. 9. Die Fiebern ruͤhren nicht vom Willen der Seele her 145 noch die mitleidende Kraͤmpfe 146 leichte Empfindungen sind nichts. eb. das u. f. Die Seele baut ihren Koͤrper nicht auf. 148 §. 10. Der Koͤrper erzeugt auch ohne Seele Bewegungen. 149 Warum die Folgen des Reizens zur Ursache werden koͤnnen auch in andern Exempeln 150 f. Stahls Theorie erklaͤrt nichts, weil sie keine koͤrper- liche Ursache angiebt, die den Erfolgen gleich waͤre 152 Das Gestaͤndniß der Gegner. 153 f. §. 11. Warum sich einige Muskeln von selbst bewegen, 154 andre hingegen blos vom Willen in Bewegung gebracht werden eb. das. Diese sind reizbarer, 155 sie werden bestaͤndig gereizt, eb. das. und bewegen sich auch wider Willen, wenn man sie reizt, eb. das. § 12. Ursachen der Nervenkraͤfte 156 f. §. 13. Hipotesen 157 Nerven ziehen die Muskeln gegen ihre Theile eb. das. §. 14. Schnell in den Muskel eindringende Lebensgeister 158 in eine blinde Faser, 159 die cilindrisch ist. eb das. §. 15. ins Blaͤsgen, 160 Beweis von dessen Erfolge eb. das. Exempel 161 f. § 16. Die Faser als eine Reihe von Blaͤsgen 163 Theorie des Borells eb. das. §. 17. Betrachtungen uͤber diese Hipotesen 164 Blaͤsgen schikken sich nicht zur Geschwindigkeit der Muskelbewegung, 165 Blaͤs- Dritten Abschnitts. Blaͤsgen Seite verschwenden die Kraͤfte, 165 verkuͤrzen nicht die Fasern. 166 u. f. §. 18. Hipotese von einer mit Blut erfuͤllten Muskelfaser 167 f. §. 19. Theerie des Cowpers 169 gruͤndet sich auf den Versuch an einer unterbundenen Aorte 170 §. 20. Der Muskel kann nicht seine Bewegung von dem Stosse des Herzens herhaben 171 Warum von einer unterbundnen Schlagader die Laͤhmung entsteht 172 f. oder ein Aufschwellen, wenn sie angefuͤllt ist 173 f. §. 21. Verschiedne Hipotesen, welche aus einem willkuͤrlichen Muskelbau entstanden sind 175 f. §. 22. Die Befeuchtung einer gewundnen Faser 176 f. §. 23. Stenonische Rauten 178 f. §. 24. Die reizbare Kraft der harten Gehirnhaut 179 §. 25. Ursachen von der Muskelbewegung hergenommen 180 Von den Saͤften eb. das. Vom Aufbrausen eb. das. Von der frei gemachten Luft 181 Von dem gedruͤkkten oder ausgedehnten Aether eb. das. f. Hipotese von dem elektrischen Grundstoffe 183 Wirksamkeit der Waͤrme 184 §. 26 Was dabei vermist werde 184 f. §. 27. Ob es uͤberhaupt keine Nervenbewegung giebt 185 ob das Erschlaffen von den Geistern komme. 186 Die eingepflanzte Kraft ist nicht allein hinlaͤnglich eb. das. f. und ertraͤgt nicht die Befele der Seele 187 §. 28. Sondern es ist die Muskelbewegung das natuͤrliche aber verstaͤrkte Zusammenziehen derselben 188 §. 29. Die bewegende Ursache dieses Reizes 189 ob solches die Seele sei eb. das. ob Gott bei den gelegentlichen Ursachen wirke 190 ob dies Gesezze von Gott einmal fest gestellt sei eb. das. solches scheint warscheinlicher zu sein 190 u. f. die Seele kennt die Karte der Muskeln nicht 191 u. f. und lernt nicht Muskeln durch Gewonheit gebrauchen 192 f. §. 30. Ursachen des Erschlaffens werden abgefertigt 194 u. f. wohin verliert sich der Reiz, der den Muskel in Bewegung brachte. 196 u. f. Vielleicht liegt der Grund im Leime. 198 Der Mensch ermuͤdet nicht so leicht als die Thiere. 199 P 2 Vier- Register des eilften Buches 4. Abschnitt. Vierter Abschnitt. Der Nuzzen der Muskelbewegung. §. 1. Das Gehen eines Thieres Seite von einem Orte zum andern 200 §. 2. Dessen Arten. 201 Das Stehen wird weitlaͤuftig beschrieben eb. das. §. 3. Das Gehen 205 f. §. 4. Das Laufen, 207 Springen 208 im Koͤrper liegt mehr Geschicklichkeit sich zu bewegen als man auszuuͤben pflegt 210 §. 5. Muskeln werden vom Gebrauche staͤrker 211 Mutmassung, wie solches zugehe eb. das. f. §. 6. Sie bilden die Knochen 212 weil sie daran liegen 213 und sie druͤkken, eb. das. das Anliegen ohne Drukk 213 durch das Ziehen eb. das f. sie kruͤmmen den Knochen 214 §. 7. Treiben das Blut aus der Stelle 215 zusammenziehende Kraft des Zellgewebes 216 Wie die Muskelbewegung zur Gesundheit noͤtig sei 217 f. Exempel, die durch Bewegung wieder gesund geworden 218 verhindern uͤberfluͤssiges Fett 218 §. 8 Das Reizen vermert die Absonderungen 218 f. und Ausfuͤhrungen eb. das. Manche Reize reizen einige Theile vor andern kraͤftiger. 219 f. An- Anfangsgruͤnde der Phisiologie. Fuͤnfter Band Zwoͤlftes Buch. Der Anfangsgruͤnde der Phisiologie Fuͤnfter Band, Zwoͤlftes Buch. Das Gefuͤhl. * * * * * * * Erster Abschnitt. Das Werkzeug des Gefuͤhls. §. 1. Das Gefuͤhl uͤberhaupt. M an nimmt das Wort Gefuͤhl auf zwiefache Weise. Jn dem weitleuftigen Verstande bedeutet dasselbe beinahe eben das, was Empfinden bedeutet, naͤmlich, von einem dergleichen Koͤrper, die unsern Koͤrper beruͤhren, Veraͤn- derung leiden. Jn diesem Sinne ist das Gefuͤhl uͤber- P 4 haupt Das Gefuͤhl. XII. Buch. haupt ein Geschaͤfte des Nerven: indem nicht nur der Nerve ganz allein Zehndes Buch. , sondern auch alle und jede Ner- ven Eben daselbst. von den Koͤrpern, die den menschlichen Koͤrper beruͤhren, dergestalt veraͤndert werden, daß davon in unsrer Seele eine Veraͤnderung entsteht, wodurch sich die Seele bewust wird, daß in ihrem Koͤrper einige Veraͤn- derung vorgegangen ist. Folglich empfindet der Nerve Waͤrme und Kaͤlte, er unterscheidet das Rauhe und Glatte, das Harte und Wei- che, das Feuchte und Trokkene, das Schwere, welches durch seine Figur oder durch Schaͤrfe, Schmerzen macht, die Blutanhaͤufungen, woraus Beaͤngstigung erwaͤchst, die Schaͤrfe, welche auch ohne Schmerzen reizt Ein Exempel davon ist die Nase mit dem fliessenden Schnu- pfen. , die Ur- sachen des Kizzels, woraus ein Jukken wird, und alles, was nur unser Koͤrper von andern Koͤrpern leidet. Jch habe oft daruͤber einen unbarmherzigen Versuch an dem entbloͤsten Nerven eines zerfressnen Zahnes angestellt, wel- cher alle diese Eigenschaften der Koͤrper auf das lebhafteste empfindet. Folglich herrscht diese Art des Gefuͤhls allent- halben im menschlichen Koͤrper Dieses ist das Gefuͤhl, wel- ches keiner Waͤrzchen bedarf, nach dem Claudius Perrault du tou- cher. pag. 94. des sens exterieurs pag. 39. wo es, wiewohl nicht zum besten, so gegeben ist, das Gefuͤhl sei ein Geschaͤfte, da die Seele auf die staͤrkre Bewegungen acht giebt, welche den Zusammenhang der Theile aufheben. Des HAIS nennt es, eine Empfindung des Schmerzens, am angefuͤrten Orte. , und nicht nur in der Haut allein, sondern auch inwendig im Koͤrper, wovon man am Magen und den Gedaͤrmen ein deutliches Bei- spiel hat, noch mehr aber, wo viele Nerven liegen, als am Auge, an der Zunge, und der Spizze des maͤnnlichen Glie- des, hingegen weniger, wo es weniger Nerven giebt, als an einigen Stellen der Haut Ueber dem inneren Knopfe des Schulterbeins, SAUVAGES diss. sur l action des medec. p. 14. dennoch fuͤlt meine Haut auch an dieser Stelle. , an den Eingeweiden (e*), I. Abschnitt. Werkzeug. Lib. 10. , am Herzen L. 4. , und es mangelt dieses Gefuͤhl uͤber- haupt voͤllig, wo die Natur keine Nerven angebracht hat, als im Oberhaͤutchen, an den Haaren, am Knochen, den Naͤgeln, den Knorpeln, den Baͤndern, Sehnen, und der nakkten Membran der Nerven L. 10. . Es ist ferner die Empfindlichkeit groͤsser und schaͤrfer, wo entweder ein Nerve an die Werkzeuge, welche ihn um- geben, nakkt angrenzt, wie an einer abgezognen Haut, oder wo er doch in zaͤrtere Huͤllen eingeschlossen ist, wie an der Mannseichel, am Magen und den Gedaͤrmen. Wenn also blos der Nerve empfinden kann, so sind diese Erscheinungen an sich schon so einfach, daß sie keines fernern Erweises beduͤrfen. §. 2. Die Haut. Jedoch man n i mmt das Gefuͤhl in einem andern Ver- stande Beruͤhren nennt es der be- ruͤmte PLOHR de sapor. n. 3. , wenn man diejenigen Kraͤfte eines aͤusserlichen Koͤrpers mit allem Fleisse erforschen will, die wir eben ge- nannt haben. Alsdenn bedienen wir uns blos der Haut, und zwar insonderheit der aͤussersten Finger, ob das Gefuͤl gleich an den Fuͤssen, wenn wir diese eben so blos truͤgen, und man solche weich erhielte, nicht stumpfer sein wuͤrde. Und eben so ist auch die Zunge zu allen solchen Sachen gleich geschikkt. Folglich ist die Haut diejenige Dekke des menschlichen Leibes, welche die Luft abhalten soll; genauer aber zu reden, so heist eigentlich der inwendige, dichte und feste Boden dieser Dekke, Haut. Wir haben gesagt, daß die Haut allenthalben die aͤus- sersten Theile des Koͤrpers bedekke. Sie scheint durch- P 5 loͤchert Das Gefuͤhl. XII. Buch. loͤchert zu sein an den Augen, Ohren, der Nase, dem Munde, Nabel, und den Geburtstheilen, so wie am Hin- tern. Allein man weis nunmehr mehr als zu gut, daß sie an diesen genannten Stellen nicht aufgeschlizzt, sondern nur einwerts Davon soll an seinem Orte genauer geredet werden. Vergl. MORGAGN. adv. II n. 6. gezogen und allmaͤlich veraͤndert sei, daß sie die Hoͤle der Nase und des Mundes, der weiblichen Schaam und des aͤussersten Darmes uͤberzieht, daß sie im Gehoͤrgange uͤber die Trummelhaut gespannt ist, und end- lich an den Augen in eines fort, mit der Haut der Augen- lieder, unter dem Namen der gemeinschaftlichen weislichen Augenhaut, vor der dunkeln Hornhaut herablaͤuft. Man hat bemerkt, daß ihre Empfindung desto stumpfer sei, je weiter sie von der Zunge abliegt HARTLEY of man. pag. 151. . Jhr Bau ist uͤberhaupt wie an den Membranen L. 1. , naͤmlich aus Faͤden und Plaͤttchen Vergl. Memoires de l’acad. 1751. p. 109 , die kurz verwik- kelt sind, und enge zusammenhaͤngen, zusammengesezzt Dav. Christoph. SCHO- BINGER de cellulosa tela cet. LUDWIG de humore cutem inungente p. 6. 7. . Jhre aͤussere Flaͤche ist dichter LUDWIG eben daselbst. , hingegen die inwen- dige, welche sich nach dem faͤchrigen Daselbst. Zellgewebe unter der Haut zukehrt, allmaͤlich loser, so daß sie sich endlich in einer fortlaufenden Ausartung in eben dieses Zellgewebe verwandelt, und man findet nirgends auf beiden Seiten die richtige Grenzen bestimmt. Macerirt man die Haut im Wasser, so schwillt sie allmaͤlich auf, sie wird lokker, scheidet sich in ihre Plaͤttchen und Fasern, woraus sie geworden ist Loͤset sich zu Faͤden auf, RUYSCH cat. mus. rar. p. 138. , sowohl im Menschen als Thieren HOOKE micograph. pag. 39. und 160. , und ich betrachte dieses an der Haut des Elefanten, welche ich eben vor Augen habe, und daran nur die Plaͤttchen brei- I. Abschnitt. Werkzeug. breiter sind. Sie besizzet aber eine verschiedne Dichtheit und Haͤrte. Sie ist zart an den Augenliedern, Wangen, Lippen, Weiberbruͤsten, und der Vorhaut, und haͤrter an dem behaarten Kopfe. Sie kann eine bewunderns- wuͤrdige Ausdehnung vertragen, wenn diese langsam ver- richtet wird, wie man an den schwangern Frauen, und den fetten und wassersuͤchtigen Menschen siehet. Man hat von einem einzigen Finger 22 Zoll abgeschnitten DISDIER splanch- nol. T. I. p. 15 . Ein Scirrhus, der drei oder vier Theile eines Pfundes wog, befand sich in der Gegend des Stirn- und Schlaͤfenbeins RICHA constit. III. p. 117. . Ein Rieme von der Groͤsse eines Quadratzolles, traͤgt 200 Pfunde SAUVAGES theor. tumor. 15. . Diejenigen, welche geschrieben haben, daß die Seh- nen STENONIUS insonder- heit. Daß daraus der groͤste Theil der Haut bestehe, GREW cat. musc. pag. 6. in den Bau der Haut aufgenommen werden, brin- gen eine Meinung auf die Bahn, welche, wenigstens in Absicht auf den Menschen, nicht wahr ist Dieses leugnet nebst uns der beruͤmte LUDWIG und ALBIN. . Es zeigen sich naͤmlich an der weissen Bauchlinie Stephan LORENZINI Krampffisch, p. 14. FANTO- NUS. BARTHOLIN spec. anat. pag. 28. HEUCHER magna ars anat. n. 64. , und am Ruͤk- ken, dem Halse LORENZINI. FAN- TON. , dem Knie FANTON anat. ed. 3. pag. 7. und Ellbogen FANTON. BARTHO- LIN. HEUCHER. sehr leicht die sehnigen Fasern ohne Veraͤnderung und fuͤr sich, wenn man die Muskeln davon absondert, und sie werden jederzeit durch ein Zellgewebe von der wahren Haut ent- fernt gehalten. Der lange Muskel der flachen Hand, ( palmaris longus ) An der Hand und dem Fusse LORENZINI. Am Ellbogen- hoͤkker des Hundes GARENGEOT myol. T. II. p. 122. , und eine aͤnliche breite Sehne am Fusse wirft allerdings sehnige Faͤden in die Haut, welche ich Das Gefuͤhl. XII. Buch. ich, wenn ich nicht irre, in Augenschein genommen habe, ob sie gleich Albin pag. 474. 604. daselbst nicht zulassen will. Jch unterstehe mich nicht zu sagen, ob in den Thieren einige sehnige Fasern in die Haut mit uͤbergehen An den Fischen STENO- NIUS myol. spec. p. 75. An der Eidechse, eben derselbe. Am Bauche des Krampffisches, LO- RENZINI pag. 14. Am Jgel, FANTON anat. pag. 22. Am Loͤwen, die Pariser. . Die Haut ist an den Vierfuͤßigen, beinahe wie am Menschen beschaffen, und an den Voͤgeln duͤnne, da sie von so vielen uͤber einander liegenden Federbogen beschuͤzzt wird. §. 3. Die Schlag- und Blutadern. Der vortrefliche Albin zaͤlt die meisten von diesen Schlagadern, welche Ruysch der Haut zuschreibt, zu dem Zellgewebe. Und ich habe es uͤberhaupt gefunden, daß sich die Sache wirklich so verhaͤlt. Es krichen viele und grosse Blutadern durch das Zell- gewebe unter der Haut mit ihren Staͤmmen herum, wie man an beiden Rosenadern Tab. EUSTACH. XXII. XXIV. , an der Kopf- an der Medianader, und der aͤussern Drosselader ein Beispiel hat. Diese Blutadern faͤrben die Haut an einer weissen lebenden Frau auf eine angeneme Art blau. Sie werfen in die Haut Aeste, die nicht eben sehr bekannt sind, weil die Blutadern unter der Haut ziemlich mit Klappen versehen sind. Unter der Haut kommen Schlagader, die niemals lang sind, mit zalreichen und kurzen Zweigen heraus, und diese Zweige sind da, wo sie tiefer liegen, mit Muskeln bedekkt. Die kleinen Staͤmmchen eben dieser Schlagadern verteilen sich ins KAAUW n. 82. ALBIN adnot. L. 2. c. 9. t. 6. t. 1. An der Hirnschale erkannte der gute Greis den Unterscheid, daß die Schlagadern im Zellgewebe klei- nen Baͤumchen aͤnlich, und in der Haut nezzfoͤrmig sind. Thes. max. n. 99. add. 15. 16. 156. Cur. re- nov. n. 52. I. Abschnitt. Werkzeug. ins Zellgewebe: ihre erste Aeste laufen schon nach der Haut, wo sie sich von diesem Zellgewebe trennt, sie sind zalreich, wiewohl nicht gros, und sie machen dasjenige Nezz aus, welches Ruysch Thes. VIII. n. 90. Thes. IX. n. 2. 35. Thes. X. n. 161. Thes. max. n. 10. 11. 12. 13. 17. 32. Jch erinnere mich, daß mir solches dieser gute Alte selbst gezeigt hat. Cur. ren. n. 38. 46. Advers. III. n. 8. p. 26. KAAUW n. 81. auszusprizzen pflegte, wenn die Haut, nach Art einer Entzuͤndung, rot werden sollte. Je weiter die Schlagadern gegen das Oberhaͤutchen in die aͤussern Haut- faͤserchen fortlaufen, desto kleiner werden sie ALBIN. cit. loc. , es kom- men die allerkleinsten in derjenigen Flaͤche vor, welche das Oberhaͤutchen beruͤhrt, und die sich zuerst, nach Fort- schaffung dieser Dekke zeigt, so wie auch einige in den Warzen RUYSCH cur. renov. n. 38. KAAUW persp. n. 65. 81. zu Gesichte kommen. Auch an dieser Stelle hat die Haut eine angeneme Roͤthe, so wohl an lebendigen Menschen, an denen blasenziehende Mittel das Oberhaͤut- chen abgezogen haben, als an todten Koͤrpern, in deren Schlagadern man rotgefaͤrbten Fischleim sprizzt. Der neugeborne Mensch ist uͤber und uͤber ganz rot ROEDERER obstet. ed. II. pag. 38. zwei und vierzig Tage lang. SEVERINUS PINÆUS de Virginit. not. p. 161. , und faͤngt erst nach und nach an blasser zu werden. An den Wangen PECHLIN de nigred. æthiop. p. 161. ad SCHWENKE pag. 52. kann das Auge bei vielen Menschen nicht nur eine verworrne Roͤthe, sondern auch an einigen sogar die roten Gefaͤsse und deren Aeste warnehmen. An Thieren ist die Haut gemeiniglich weis, und dieses ist die natuͤrliche Farbe aller faͤchrigen Membranen. Wenn an andern Orten die Gefaͤsse von der kleinen Art WINSLOW III. tr. des tegum. n. 17. KAAUW n. 801. helle Saͤfte enthalten, so hindert das nicht, daß nicht in der Haut dergleichen Gefaͤßgen sein sollten, und dieses scheint die hoͤchstzarte Ausscheidung des Hautdunstes, wo- Das Gefuͤhl. XII. Buch. wovon wir nachgehens reden wollen, vermutlich zu ma- chen. Man glaubt, daß in diese Gefaͤsse das Blut in Entzuͤndungen dringe, und daß ein einziger verwirrter roter Flekke alsdenn vor der ganzen Haut da sei SCHWENKE. . Al- lein ich glaube vielmehr, daß dieses Blut aus seinen Ge- faͤssen ausgetreten sei. Denn warum erscheinen an einer entzuͤndeten Haut keine groͤsser aufgeschwollne rote Ge- faͤsse, sondern aller Orten eine durchgaͤngig gleiche Roͤthe. Nuck erwaͤhnt einige limphatische Blutadern, die von den Fingern und Zeen an Haͤnden und Fuͤssen entsorin- gen (f*). Allein diese nehmen von den bekannten Faden- gewebe ( cellulosa tela ) ihren Ursprung her Ebenda. . §. 4. Die Nerven Aus Schlag- und Blut- adern und Nerven besteht die Haut. ARISTOTELES de spir. c. 5. . Jn der ganzen Haut befindet sich eine grosse Menge Auch Raupen krichen in die Haut ein, LYONNET. pag. 195. von deutlichen Nerven, und es enthaͤlt die Haut nicht viel weniger Nerven, als der Muskel Auch VIEUSSENS neurol. Vorrede. . Obgleich die gesammte Haut eines Menschen, vermoͤge angestellter Versuche, nicht viel uͤber vier und ein halbes Pfund schwer wiegt LOESEL ren. p. 67. . Es verzeren sich naͤmlich an den Glied- maassen, nicht nur ganze Nervenstaͤmme, von denen ich an gehoͤrigem Orte Meldung gethan L. X. , sondern auch unzaͤlige Zweige von andern Nervenaͤsten in der Haut: so wie an der Huͤfte Eben da. , am Arme Eben da. , Halse und Kopfe geschicht, allwo von harten Nerven Das Kupfer des beruͤmten Meckels, Mem. de l’acad. de Berlin. , vom fuͤnften Zweige der drei Aeste, vom Hinterhauptnerven des zwei- ten I. Abschnitt. Werkzeug. ten Nakkennerven Kupfer des beruͤmten Asche. , vom Ohrnerven, der vom dritten entspringt, sehr haͤufige Fortsaͤzze in die Haut laufen, da- von die meresten gemeiniglich nach der Lefze und der Nase gehen. Diese Nerven pflegen mit ihren langen Staͤmmen durch die faͤchrige Raͤume unter der Haut zu wandern Vergl. tab. EUSTACHII 19. 20. 21. 23. , und hierauf krichen sie mit ihren zarten Aesten Daher lengnet EUSTACH. daß viele Nerven in der Haut sind, und doch laͤst er dem Fadengewebe viele zu, de mult. p. 159. , welchen das kleine Messer schwerlich nachfolgen kann, in die Haut hinein. Man kann diese Aeste, da sie sich von keinerlei Kunst bedienen lassen, nicht weit verfolgen, und sie verschwinden in der Haut. Sie machen nicht GLISSON hep. c. IV. die ganze Haut aus, indem diese ein Fadengewebe ist, allein sie sind in einer so zalreichen Menge gegenwaͤrtig, und sie lassen zwischen ihren Zweigen so kleine Zwischenraͤumchen blosliegen, daß ein jeder Theil der Haut empfindlich ist, und nach allen unsern Versuchen ein scharfes Gefuͤhl hat Reponse gener. pag. 77. TOSETTI L. 4. . Doch es wissen es auch die, welche mit ihren Haͤnden Arzeneien machen, mehr als zu wohl, daß ein Mensch alsdenn Schmerzen leide, wenn die Haut zerteilt wird, und daß fast alles uͤbrige ohne Empfindung verrichtet wird. Nach dem Versuch neuerer Gelerten POUTEAU p. 49. schmerzt die Haut an ihrer aͤussern Flaͤche mehr, als an der innern, die sie unempfindlich Ohne Empfindlichkeit will sie GIRARD gefunden haben. , oder wenig empfindlich Nicht empfindlicher als an- dre Theile LORRY Journal de medec. 1756. mens. Nov. befunden haben wollen, koͤnnen von der aͤussersten Schwaͤche eines sterbenden Thieres, oder von der Furcht hintergangen worden sein. §. 5. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 5. Die muskelhafte Beschaffenheit der Haut. Die Haut wird in vielen Thieren FABRICIUS de inte- gum. pag. 44. Die Pariser am Elefanten. PLIN. C. VIII. c. 10. von starken Muskeln dergestalt beherrscht, daß sie uͤberhaupt alle Jn- sekkten durch Erschuͤtterungen aus der Stelle treibt, und sich das ganze Thier mit Veraͤnderung seiner Figur und vermittelst der zuruͤkkgezognen Gliedmaaßen Am Jgel WEYGAND Bresl. Supplem. T. IV. pag. 60. MURALT. Vademec. p. 269. COITER. pag. 127. 128. BLAS. anat. anim. pag. 64. Am Taru oder Armadillo PISO hist. na- tur. Ind. L. III. pag. 101 in eine kugliche Form verwandelt. Dergleichen Bewegungen geschehen, vermittelst der Schicht der Muskelfasern, welche unter dem gesammten Koͤrper zwischen der Haut und dem Fette vorkommen, und welche an dem vierfuͤßigen fast allezeit zugegen sind Am Phocæna, einer Wall- fischart, TYSON anat. turs. p. 18. wo wirklich Fasern in die Haut laufen. Am Hunde GAREN- GEOT myol. T. II. pag. 122. BLAS. miscell. pag. 172. An der Muskusrazze, Memoir. von 1725. pag. 329. . Wenn man dieses auf den Menschenkoͤrper anwen- det Diese Erfindung eignet sich N. MASSA zu, Introduct. p. 3. VESALIUS pag. 179. GU- NEUS apolog. p. 37. verteidigt sie weitlaͤuftig. JESSENIUS prag. anat. pag. 76. J. v. HOR- NE micros. pag. 221. C. BAR- THOLIN anat. p. 22. MO- LINETTUS L. I. cap. ult. WELSCH t. 27. PASCOLI BOURDON pag. 29. LAU- RENTIUS lagert die Haut un- terhalb das Fett, pag. 276. Auch am Affen, TYSON pag. 26. BLASIUS verteidigt sie gegen die Leugner. Miscell. p. 53. und PETRIOLUS apol. med. p. 8. , so pflegt man es unter dem Namen der Fleisch- haut ( panniculus carnosus ) fuͤr die besondre Bekleidung des Menschen zu halten. Aus der Ursache haben viele beruͤmte Maͤnner L. XI. , welche wir bereits angefuͤhret haben, die Haut reizbar gemacht, weil die Haut bald gespannt KüHN nonnull. mot. musc. mom. p. 13. 14. , bald lose ist, weil I. Abschnitt. Werkzeug. weil sie in der Kaͤlte, und in den Gemuͤtsbewegungen starre wird VANDENROS viv. corp. hum. p. 34. , sich nach der Ausdehnung zuruͤkke zieht LORRY Journal de me- dic. 1756. m. Dec. , und sich so gar die Haare in der Kaͤlte, und im Zorne TABOR p. 244. , sonderlich an den vierfuͤssigen Thieren, in die Hoͤhe richten. Am Menschen werfen sich einige, doch nicht zalreiche Muskeln in die Haut, und sie theilen derselben einige Be- wegung, wie an der Stirn, der Nase, den Lefzen, dem Kinne, dem Angesichte und der Kehle mit. An dem uͤbrigen Menschenkoͤrper und dem groͤsten Theile seiner Oberflaͤche bemerkt man dergleichen nicht. An der Run- zelhaut des Hodensakkes liegt unter der Haut kein Muskel, sondern es haͤnget blos ein Fadengewebe daran feste. Es liegt aber unter der ganzen Haut am Menschen, ohne alle Ausname, ein Fadengewebe, welches an den mei- sten Stellen voller Fett, an einigen dagegen, welches aber selten geschicht, sehr mager ist, als am maͤnnlichen Gliede, am Ohre und den Augenliedern B. 1. . An den Fischen er- scheint ein sehr haͤufiges Fett unter der Haut Am Tursio, dem kleinsten Wallfische, dennoch 1 Zoll dikk. . Dieses bereits oben beschriebene Fadengewebe verbin- det die Muskeln dergestalt mit der Haut, daß dieselbe bei aller Beweglichkeit dennoch eine Festigkeit hat. Man weis so gleich, daß ein Feler vorhanden ist, so bald sich die Haut nicht uͤber die aufgeschwollne Eichel ziehen lassen will. Dagegen hat bisweilen die gar zu grosse Beweglichkeit TULP. L. I. c. 57. ein Exempel in BLANCAARD Jahrregister, Cent. IV. n. 76. verursacht, daß man die Haut von der Kehle weit uͤber die Nase heraufziehen konnte, und daß solche von den Mus- keln aller Orten zuruͤkke gezogen wurde MEKERN p. 29. . Jch H. Phisiol. 5. B. Q Das Gefuͤhl. XII. Buch. Jch habe sie so rot befunden, daß man sie vor eine kuͤnstliche Fleischmembran ausgeben konnte Dergleichen sahe auch an Neugebornen RIOLANUS An- throp. L. II. c. 6. Jst anfangs an den Kindern fleischig, nach dem POSTHIUS beim COLUMBUS pag. 500. Muskelaͤnlich anthro- potom. p. 178. . Und die Natur selbst bildet keine andre, die von einer Fettmem- bran verschieden waͤre Dieses erkannte der beruͤmte STEPHANUS L. II. c. 2. Er sahe an fetten Leuten keins, und an den magern ein Zusammen- wachsen von der Farbe des Bluts; ferner BARTHOLIN, der Enkel, meth. demonst. spec. anat. n. 16. 31. TASSIN administ. pag. 59. COWPER ad BIDLOUM t. 4. f. ult. MORGAGNI advers. II. anim. VI. COLLINS p. 74. 75. Dieser befielt, sie im Menschen die Fetthaut zu nennen, DIONIS. pag. 150. . An der Haut selbst erscheinen keine Muskelfasern, und die Haut hat keine so reizbare Kraft, als die Muskelfasern, ob sie gleich in der Kaͤlte starr wird, und sich zusammen- zieht; denn sie bequemt sich den Reizen nicht L. XI. . §. 6. Die Waͤrzchen. Dieses ist, so viel ich finden koͤnnen, eine Entdekkung des Malpighi, welcher an den unvernuͤnftigen Thieren, und insonderheit an dem Fusse des Schweins, zuerst be- merkt hat De externo tactus organo. Neap 1665. p. 8. seq. DUVER- NEY Journal des Savans 1689. n. 19. und aus ihm HAMEL de corp. anim. L. II. c. 1. Selbst an den Raupen ist die Haut von aussen koͤrnig, LYONNET p. 68. , daß die Haut nicht in einer gleichfoͤrmigen Ebene fortlaͤuft, sondern sich uͤberhaupt an ihrer aͤussern Flaͤche zu einigen Huͤgelchen erhebt, welche unter dem Oberhaͤutchen vorragen. Weil aber nur gar zu oft der Bau in den unver- nuͤnftigen Thieren, der doch von dem unsrigen verschieden ist, mit dem menschlichen vermengt wird Besiehe die erdichtete Figu- ren des BIDLOI t. 4. f. 6. An den Voͤgeln beschreibet sie MERY beim du HAMEL p. 315. , so muß man sich I. Abschnitt. Werkzeug. sich huͤten, etwas baraus in unsre Beschreibungen mit ein- zumischen. Demnach sind die Koͤrnerchen an dem groͤ- sten Theile der menschlichen Haut so klein, daß man uͤber- haupt, ausser einer leichten Ungleichheit, nichts weiter be- merken kann, das von der uͤbrigen Haut unterschieden waͤre. So hat nicht einmal Ruysch Advers. I. n. 3. p. 10. an dem erhabnen Theile des Fusses einige Waͤrzchen finden koͤnnen, und er gesteht es, daß solche anderswo tief in der Haut stekken Advers. I. n. 5. p. 15. , und nicht ehe zum Vorschein kommen, als bis man Farbensaͤfte einsprizzt. Ferner schreibt derselbe nebst an- dern beruͤmten Maͤnnern, daß diese Waͤrzchen sich so gar durch Vergroͤsserungsglaͤser schwerlich entdekken lassen, so wie andre sie gar uͤberhaupt leugnen PERRAULT essay de physiq. T. III. p. 53. du toucher. pag. 11. Er sagt, daß so gar am Elefanten keine sind, p. 92. , oder doch sagen, daß das Gefuͤl nicht durch dieselbe verrichtet werde Eben der. Memoir. avant. 1699. p. 344. CHESELDEN ed. VI. p. 135. SBARAGLI ocul. et ment. vigiliac p. 85. . Doch das heist, zu weit gegangen. Jch habe naͤm- lich am grossen Zee und dessen Theile, wo er mit der Fus- sole zusammengrenzt, wenn ich das Oberhaͤutchen von der macerirten Haut abzog, deutlich gesehen, daß sich die Waͤrzchen, wie Faͤden Mit Fuͤden vergleicht sie ALBIN de color. æthiop. p. 7. HINZE de nat. papill. n. 5. daß sie laͤnger sind, mein Lehrer ad- not. L. I. c. 3. p. 24. , oder Haare von diesen Schnekkenlinien Jn den Furchen malt sie stumpf RUYSCH t. 17. f. 2. 3. Epist. XV. Sie hat WINSLOW n. 11. erhoben: und so verhalten sie sich auch an der flachen Hand und der Fussole HINZE. . Eben so koͤmmt an eben den Zeen oder Fingern der Hand, wenn die Naͤgel behutsam und blos durch Mace- ration weggeschaft werden, die darunter liegende Haut, laͤngst aus in Furchen geteilt, zum Vorschein, und sie zerteilt sich in Faͤden, welche sich laͤngst dem Nagel beu- O. 2 gen C. BARTHOLIN specim. anat. pag. 12. An der Fussole, RUYSCH thes. I. ass. 3. n. 4. Das Gefuͤhl. XII. Buch. gen, und vorwerts fortgehen Keglich nennt sie WINS- LOW n. 13. Doch ich habe sie allerdings so gesehen, wie ich sie beschreibe. LUDWIG progr. ALBIN malt und beschreibt sie adnot L. II. p. 57. tab. 7. f. 4. . Doch sind dieselben an den kleinsten Zeen und Fingern unvollstaͤndiger, sie beu- gen sich nicht so und erscheinen verhaͤltnismaͤßig kleiner ALBIN loc. cit. f. 5. 6. . An der flachen Hand, und der innern Seite der Finger findet man sie zugleich faserhaft Physiolog. Amstel. p. 412. . An den Lefzen WINSLOW l. c. n. 12. RUYSCH Thes VIII. t. 2. f. 2. Thes. III. t. 4. f. 1. Thes. VII. t. 2. f. 5. MALPIGHI posth p. 28. , den Wangen RUYSCH Thes. X. t. 1. f. 1. C. und im Ange- sichte Eben der ad BOERH. p. 59. erscheinen sie wie Zotten. An der Eichel des maͤnnlichen Gliedes zerteilt sich die hoͤchstweiche und schwammige Haut zugleich nach Rissen ALBIN adnot. L. III. p. 34. t. 4. f. 1. RUYSCH malt sie viel- mehr gar zu eifoͤrmig und deutlich. Epist XV. t. 19. f. 1. Piramida- lisch an der Eichel der Ratte. MALPIGHI posth. p. 28. Am Arme, Ruͤkken und Schenkel fand DUVERNEY die Waͤrzchen ke- gelfoͤrmig, posth. I. pag. 284. er zeichnet sie an der Fussole t. 15 f. 9 und unter dem Nagel zu Faͤde n verlaͤngert. die nach der Laͤnge laufen, p. 296. die vorder- sten dieser Waͤrzchen sind hornig, pag. 297. An den Lefzen p. 289. t. 15. f. 5. sind es Pinsel von Faͤ- den, p. 285. Am Elefanten rund- liche Hauthuͤgelchen, BUFFON T. XI p. 105. f. 4. und spizze f. 5. Es haben die Waͤrzchen in der flachen Hand und an der Fussole die Gestalt von dichten Faͤden; sie sind laͤnger an der Ferse und beim grossen Zee, am uͤbrigen Koͤrper rund, und dichte neben einander gelagert ALBIN adnot. L VI. pag. 62. An der Ferse malt er dieselben mitten auf dem hintern Theile groͤster, hingegen gegen die Mitte der Fussole, und an den Seiten kleiner, t. 2. und ein ein- zelnes Waͤrzchen cilindrisch-oval. t. 4. f. 2. Die Waͤrzchen gehoͤren zu den Gruben des nezzfoͤrmigen Haͤutchen, und es kommen aus den Huͤgelchen keine Haare her- aus, pag. 66. , von denen die vorwerts vorliegende Flokken abgeson- dert werden ALBINUS. HINZE n. 6. . Sie sind an der Weiberbrust vielmehr stumpf und ke- gelfoͤrmig ALBIN adnot. L. III. t. 4. f. 2. pag. 57. RUYSCH Thes I. t. 4. f. 14. Thes. VI. n 8. cet. und aus einem Thiere f. 1. . An I. Abschnitt. Werkzeug. An den meresten uͤbrigen Stellen der Haut sind sie ungemein klein Vergl. pag. 8. und das Ku- pfer im RUYSCH advers. II. T. I. f. 3. an dem Zee. , und noch kleiner, als ein Sandkoͤrn- chen Thes. max. n 14. Cur. re- nov. n 116. Capita aciculorum HARDERI apiar. pag. 30. 137. 138. und so gar am Elefanten macht sie nicht groͤsser A. MOU- LINS pag. 9. Sie sind auch an diesem grossen Thiere ungemein klein. Mus. Petropol. T. I. p. 14. , so daß sie in der Haut nur eine sehr geringe Un- gleichheit hervorbringen. Sie erscheinen unter dem Ver- groͤsserungsglase stumpf Stumpf nach dem Vergroͤs- serungsglase RUYSCH Epist. I. t. 1. f. 4. Kegelfoͤrmig f. 5. Apla- ties WINSLOW n. 10. Am Elefanten knoͤpfig, die Pariser. Piramidalisch MOULINS. Rund Phisiolog. Amstelod. ed. p. 412. und etwas breit. Eirund zeich- nete sie vor kurzem der beruͤmte David Kornelius von Courcelles Mus. cap. t. 1. f. 2. 3. am Arme, nach dem Vergroͤsserungs- glase. §. 7. Jhr Bau. Da sie ungemein klein sind, so lassen sich die Grund- zuͤge eines so zarten Theilchen nicht leicht erklaͤren. Doch scheinen sie warscheinlich mit der Haut einerlei Bestand- theile zu haben, und dieses laͤsset sich durch das Beispiel der Zungenwaͤrzchen bekraͤftigen, an denen man alles die- ses vor Augen zu legen im Stande ist. Folglich werden sie erstlich Nerven bekommen, welche der beruͤmte Kaauw Er bediente sich dabei der Nadel, und des Vergroͤsserungs- glases n. 63. Ein Kupfer giebt VATER de consensu t. 2. 3. pag. 26. Auch MALPIGHI pag. 29. nach Vermutung, und GORTER pag 260. sehr muͤhsam ESCHENBACH leugnet, daß sie bis dahin geleitet werden koͤnnen, Anat. pag. 311. bis zu den Waͤrzchen der Haut verfolgt hat. Man fuͤgt hierzu noch, daß nicht blos ein einziger Faden, sondern mehrere RUYSCH nennt es, viele Nerven. Thes. max. n. 193 fer- ner DUVERNEY beim BLEGNY Zodiac. gall. ann. III. p. 4. , in ein einziges Waͤrzchen zusammen laufen. Mit einem straligen Pinsel O. 3 ver- Das Gefuͤhl. XII. Buch. vergleicht sie ein beruͤmter Mann WINSLOW n. 8. und ein andrer erin- nert, daß sie sich nach Art eines Pinsels in Faͤden zer- trennen RUYSCH Thes. L. tab. 4. f. 8. 9. thes. V. n. 80. . Man glaubt, daß die Nerven an diesem Orte blos liegen, und ihre Bekleidungen ablegen KAAUW n. 64. , nicht nur, weil die Koͤrnerchen hoͤchst zart sind, wenn sich das Oberhaͤut- chen von den blasenziehenden Arzeneien loshebt, da man sie denn mit einem Gallerte verglichen hat BOERHAAV. praelect. T. III. pag. 524. Doch leugnet GORTER l. c. daß sie sich in Kleber verwandeln. , sondern weil auch die Analogie ausserdem solches zu rathen scheint. Sie bekommen ferner an ihrer Grundflaͤche auch rote Gefaͤsse Zalreich RUYSCH cur. renov. n. 38. KAAUW n. 65. COURCELLES pag. 4. SCHAAP de tactu pag. 31. SACRELAIRE de tegum. p. 8. Eins oder Zwei HINZE n. 13. , welche mit gefaͤrbten Saͤften, die man ein- sprizzt, ausgefuͤllt werden koͤnnen, und sich durch das Waͤrzchen in Aesten zerteilen. Man sezzt noch hinzu, daß diese Gefaͤsse, wenn sie ausgesprizzt werden, das Waͤrz- chen in die Hoͤhe heben HINZE. An der flachen Hand und an der Fussole entsteht das Waͤrzchen aus Faͤden, die un- ter einander parellel laufen. Durch jeden einzelnen Faden laͤuft ein Gefaͤschen bis zum Ende herab, und es gehen auch an den Huͤbel- chen der uͤbrigen Haut kleine Ge- faͤsse bis zum aͤussersten Waͤrzchen fort. ALBIN adnot. L. VI. p. 64. t. 2. f. 4. , und daß sie endlich an der Spizze des Waͤrzchen zusammen kommen, dergestalt daß sie zu einem einzigen Staͤmmchen werden, der sich in das Loch des Oberhaͤutchen past Ebend. n. 17. . Andre Schuͤler des Albins wollen, daß das Staͤmmchen in den Umkreis des Waͤrzchen Schlagaderaͤste, mit weiten und offnen Muͤn- dungen, werfen Physiol. Belg. p. 413. . Sie entspringen aus den kleinen Schlagadern der Haut KAAUW n. 80. . Folg- I. Abschnitt. Werkzeug. Folglich ist dasjenige, was man ein Waͤrzchen nennt, kein einzelner kleiner Huͤgel, sondern ein Haufe kleiner Huͤgel, und wenn man es macerirt SCHAAF de tactu p. 31. Aus fuͤnf bis sechs kleinen HINZE n. 16. Am Elefanten, Philos. Trans. n. 326. DUVERNEY Jour- nal des Sav. 1689. n. 19. , so zerteilt es sich in dergleichen. Es sind naͤmlich diese kleine Gefaͤsse, und diese kleine Nerven, ohne Zweifel durch ein Fadengewebe mit einander verbunden, wodurch sie ihre Festigkeit erhal- ten GORTERI. c. Daß sie groͤsser als die Nerven sind, und noch etwas anders in sich nehmen, erinnert billig SIMSON essays pag. 243. , und wodurch diese kleine Huͤgel also ihr Entstehen bekommen. Man sagt, daß die Waͤrzchen an ihrer Spizze durch- loͤchert sind, und ein Haar durchlassen Der beruͤmte de COUR- CELLES l. c. Am Elefanten Phil. Trans. n. 326. , welches ich von einigen zugeben will. Allein es hat nicht das Ansehn, daß ein wirkliches Haar mit dem Waͤrzchen was zu thun habe. Es koͤmmt naͤmlich weder an dem fuͤlenden Brei der Hand, noch des Fusses, oder an der Mannseichel und der Zunge ein Haar zum Vorschein, wo dieser Brei unter der Haut liegt. Man darf nicht zweifeln, daß sie das Gefuͤl verrich- ten, weil sie an diesen Stellen groͤsser sind, und daselbst mehr entbloͤst liegen, wo das Gefuͤl seinen vornemsten Sizz hat, wie an der Eichel der maͤnnlichen Ruthe, und an der Spizze der Finger und der Zeen, oder der Zunge, oder da sie kleiner sind, wo die Natur ein schwaͤcheres Gefuͤl verlangt. Da Nerven in sie laufen, und da sie den aͤussern Gegenstaͤnden um desto mehr ausgesezzt sind, je heftiger ein ausgestrekkter und erhabner Theil, der sich in Faͤden verlaͤngert, von einem widerstehenden Koͤr- per getroffen wird, als eine flache oder niedergedruͤkkte Flaͤche. O. 4 Man Das Gefuͤhl. XII. Buch. Man koͤnnte noch, nach der Hipotese der Schwin- gungen, hinzusezzen, ob dieses gleich eine Sache von Sub- tilitaͤt ist, daß an einem einzigen Waͤrzchen immer kleinere Sektionen auf einander folgen, und daß das Wesen der Nerven zu groͤssern oder kleinern Schwingungen dadurch geschikkt gemacht wird Beim BONNET finde ich jezzo diese Vermutung anal. pag 53. . Daß die kleinen Gefaͤsse der Waͤrzchen einen zarten Dampf ausduͤnsten KAAUW n. 80. , widerspricht der Analogie nicht, indem sie Theile der Haut sind, welche ganz und gar zum Ausduͤnsten aufgelegt ist. §. 8. Das Oberhaͤutchen. Die Trokkenheit, oder die Schaͤrfe der Luft ist von der Beschaffenheit, daß die entbloͤste Haut das Gefuͤl derselben nicht ertragen kann. Sie vertrokknet, wenn man sie der Luft aussezzt, und wird zu einer Art von har- tem Leder. Eben dieses Element verwandelt auch an todten Koͤrpern die Nerven in sehr harte, durchsichtige, bernsteinartige und zerbrechliche Strikke, und fast eben so arten auch die Sehnen aus. So gar sterben Knochen, die man an die Luft legt, bald ab, und es gehen die ent- bloͤste Schuppen von einem belebten Knochen bald ab. Ja ich kenne keinen einzigen Theil des menschlichen Koͤr- pers, den man, ohne Schaden, der Luft ausstellen koͤnnte, es muͤste denn der mit einer Glasrinde bedekkte Theil der Zaͤhne, und das Oberhaͤutchen sein. Man pflegt naͤmlich Oberhaͤutchen ( epidermis, cuti- cula ) uͤberhaupt diejenige Bekleidung von sonderbarer Art SANTORINUSL. I. c. 1. MEKEL mem. de l’academ. de Berlin T. 13. p. 65. tom. 9. p. 89. So habe ichs oft gesehen, allein endlich loͤst es sich doch zu Schleim auf, MEKEL mem. T. 13. p. 62. I. Abschnitt. Werkzeug. Art zu nennen, welche trokken ist, sich an der Luft nicht veraͤndert, im Wasser schwer zergeht (t), zu keinem Fa- dengewebe aufschwillt, uͤberall gleichartig und von einerlei Natur, unempfindlich RUYSCH thes. VI. n. 115. ist, und womit die gesammte Haut uͤberzogen ist, so wohl wenn man die aͤusserste duͤnne Haut, welche uͤber das Weisse im Auge gezogen ist, ( conjunctiva ) als den saftigen und schwam- migen Bau der Lefzen Epithelium nennts RUYSCH thes. III. n. 23. und thes. VI. n. 115. , die Rutheneichel, oder die Eichel der weiblichen Ruthe und das Zahnfleisch darunter begreift Cur. post. n. 120. . Doch es laͤuft eben dieses Oberhaͤutchen offenbar, und wie es so gar das Messer zeigt, in eins fort, es begiebt sich in den Hintern KAAUW n. 16. , in die weibliche Schaam, in den Harn- gang Jm Jungferhaͤutchen, KAAUW n. 16. und n. 13. Doch ich habe es bis in die Gebaͤrmut- ter laufend verfolgt. , in die Hinterbakken KAAUW n. 16. Ohren hin, und es fuͤllet aller Orten KAAUW n. 13. 15. , diese gesammte lange Hoͤlungen aus, bekleidet selbige inwendig, wohin diese Loͤcher hin- fuͤhren. Sie wird alsdann zur zottigen Membran des Gedaͤrms, des Magens RUYSCH advers. III. p. 34. PRICE vol. 35. Phil. Trans. MON- ROO Edimb. III. p. 118. KAAUW n. 109 , des Schlundes MONROO ib. , Gau- men KAAUW n. 105. LEEU- WENHOFCK Phil. Trans. n. 326. , sie ist gleichsam die aͤussere Scheide der Trum- melhaut Deutlich mit ihren Furchen KAAUW n 16. , sie ist das aͤusserste Plaͤtichen der Schleim- haut, und sie ist endlich die Bekleidung der Luftroͤhre, und deren Aeste, welche von der Luft beruͤhrt wird L. VIII. . Nach meinen Gedanken ist kein Thier An der Raupe, LYONNET chenille p. 68. , kein Pflan- zenblat, noch Stengel ohne dergleichen Oberhaͤutchen. Jch verstehe unter Kindern, die ohne ein Oberhaͤutchen O. 5 auf Das Gefuͤhl. XII. Buch. auf die Welt gekommen sein sollen BLANCAARD Jahtre- gist. l. c. 2. n. 17. welches mit Oel geheilet worden. , weiter nichts als eine Fabel; denn es ist an der zaͤrtesten Frucht bereits gleich anfaͤnglich mit da DIONIS. pag. 150. AL- BIN adnot. L. I. c. 5. pag. 27. . Es laͤst sich am Oberhaͤutchen und dessen Theilen kein Unterscheid warnehmen CHESELDEN p. 134. , ohne nur daß es von ver- schiednen Furchen durchlaufen wird LEEUWENH. Exp. et contemp. p. 50. ALBIN L. I. T. I. f. 1. Auch am Elefanten Mus. petrop. l. c. , welche an dem Ruͤkken der Hand vielekkig sind und viele Diagonallinien haben. Sie sind an der flachen Hand parallel gerade, und an den aͤussersten Fingern auf sonderbare und kuͤnst- liche Weise schnekkenfoͤrmig gewunden BIDLOO tab. 5. f. 4. RUYSCH Ep. 14. tab. 17. f. 3. GREW phil. Trans. n. 199. . An diesen Furchen liegen, zwischen den Parallellinien, einige Punkte, die ohngefaͤhr wie Loͤcher aussehen, in denen das Oberhaͤutchen am nezzfoͤrmigen und an der Haut feste haͤngt ALBIN pag 25. 26. ; allein man hat nach genauen Nach- suchen nicht gefunden, daß diese Loͤcher durch die Haut, durchgehen LEEUWENHOECK anat. ad. cont. pag. 101. 197. ALBIN adnot. L I. c. 4. . Diejenigen aber, durch welche die Haare heraus gehen, gehen freilich durch die Haut durch. Man glaubt, die Ursache von diesen kleinen Gruͤbchen darinnen gefunden zu haben, daß das Oberhaͤutchen loser und wei- ter als die Haut ist, und sich folglich notwendiger Weise in Runzeln zusammen zieht Physiol. Amstel. ed. p. 417. . Das Oberhaͤutchen haͤngt mit der uͤbrigen Haut ziem- lich genau zusammen, vermittelst kleiner Faͤden, von denen ihre inwendige Flaͤche gleichsam rauh anzusehen ist welche so gleich wieder weg- zunehmen DAUBENTON III. pag. 169. , doch aber dergestalt, daß es vom Feuer, oder kochenden Wasser KAAUW n. 90. 92. losgeht, und eben so von der nagenden Kraft eini- I. Abschnitt. Werkzeug. einiger an die Haut gebrachten Mittel, oder in Krankhei- ten abgesondert wird. Oft geht es auch nach Fiebern SALMUTH L. I. n. 58. MARCEL DONAT. p. 32. Comm. Nor. 1737. hebd 19 BOC- CONS oss. p. 382. BINNINGER Cent. IV. n. 2. A CASTRO beim SACHS gammarol. p. 466. , Blattern HAASE de renov. tun. vill. n. 51. , Friesel Bresl. Samml. 1726. p. 307. Comm. Nor. 1741. hebd. 36. Hist. de l’acad. 1715. pag. 14. , nach andern schweren Krank- heiten Vom Essen des Delphins ging in 24 Stunden das Oberhaͤut- chen ab. BOCCONE pag 388. Von gegessnem Baͤrenfleische, voy. au Nord. T. III. p. 154. Vom Coloquintenessen, SALMUTH L. III. n. 2. , oder nach dem Podagra in ziemlich breiten Stuͤkken ab BOCCONE. BINNIN- GER. a CASTRO. . Es laͤsset gemeiniglich die Haut wie eine Kleie, von kleinen Schuppen LEEUWENHOECK Exp. et Cont. p. 51. BOERHAAVE prælect. T. III. p. 717. , die allerlei Figuren haben, zuruͤkke, und vielleicht ruͤhrt es daher, daß ein in mikroskopischen Versuchen beruͤmter Schriftsteller das ganze Oberhaͤutchen fuͤr ein Schuppendach, beinahe wie an den Fischen Anno 1674 exper. et cont. p. 46. WINSLOW n. 33. phil. Trans. n. 106. Diesen Bau nimmt an COWPER ad tab. 4. BIDLOI. ansieht. Er sagt, die Schuppen waͤren fuͤnfekkig pag. 46. f. 1. K. M oder rundlich arc. et cont. pag. 106. am Munde. , um fuͤnf und zwanzigmal breiter, als sie dikk sind pag. 47. , und sie laͤgen in drei Reihen uͤber ein- ander Eben da. . Ob nun aber gleich in Krankheiten oͤfters dergleichen schuppiges Wesen an dem Oberhaͤutchen entsteht PANAROLUS Jatrolog. Pentec V. n. 9. MARTINEZ de monstr. p. 3. VATER phil. trans. n. 440 HOFFMANN disquis. p. 138. C. STALPART. Cent. II obs 35. Jm Aussatze wird es zu Schuppen DAMPIER Travels T I p. 334. in der Krank- heit der Leute zu Paragay. BUF- FON hist. natur. T. III. p. 507. , so hat man doch in neuern Zeiten nach vielen Bemuͤhen ge- funden, daß das Wesen des Oberhaͤutchen einfach flach, gleichsam pergamenthaft, und ohne Schuppen ist CAMERAR. spec med. ell. diss. VII. v. UFFENBACH in itin. descr. Tom. III. p. 357. . Wenn Das Gefuͤhl. XII. Buch. Wenn der Zergliederer genau verfaͤhrt, so gehen ganze Handschue SCHELHAMMER physiol. p. CCCXXXVIII. RUYSCH Thes. III. ass. I. n. 13. tab. 3. , oder Stiefel von der Haut los, und diese pflegen weiter zu sein, als sie erst waren KAAUW n. 41. RIED. de tactu. p 9. . Jch habe es aus der Erfahrung gefunden, daß dieses an der Frucht und Kindern, mittelst einer langen Maceration, leichtlich von Statten geht. §. 9. Die Gefaͤsse. Nerven. Diejenigen, welche sagen, daß im Koͤrper alles von Nerven erzeugt werde, nehmen dennoch das Oberhaͤut- chen davon aus, weil sie an demselben keine Empfindung warnehmen, und wenn es abgehoben ist, die Haut aufs heftigste schmerzt. Doch es finden sich auch im Oberhaͤutchen keine Ge- faͤsse, wenigstens solche nicht, welche bis jezzt von einem Zergliederer mit einigem Safte ausgesprizzt sein sollten. Einige haben sie zugelassen PASCOLUS beim FANTON p. 22. BLAIR Botan. ess. pag. 373. MIEG Spec. anat. botan. n. 25. GARENGEOT Splanchnol p. 46. De SWAMMERD ADOLPHI de friction op pag. 436. , theils weil man sie ver- mutete DRACKE L I. c. 1. Die Pariser am Elefanten. , theils kraft der gemachten Versuche. Jch selbst habe es mit Augen gesehen, und durch ein Ver- groͤsserungsglas betrachtet, wie die kleine Schuppen des Oberhaͤutchen, an einem Schweizerischen Wundarzte, S. Andre, auf dessen innrer Flaͤche Gefaͤsse liefen, mit Qvek- silber ausgesprizzt waren. Doch hat es auch sein koͤnnen, daß mit einem Stuͤkkchen dergleichen Oberhaut zugleich ein wenig Haut mit weggenommen worden, und daran sizzen geblieben ist. Daß dieser Mann sehr leichtglaͤu- big gewesen, bewis die laͤcherliche Fabel von einer Frau, welche Kaninchen zur Welt gebracht haben sollte; und er glaubte I. Abschnitt. Werkzeug. glaubte nicht nur dieses Maͤhrchen selbst, sondern er be- muͤhte sich auch, dasselbe andern glaublich zu machen. Leute, welche sich in der Aussprizzung der Gefaͤsse sehr geuͤbt haben RUYSCH Thes. III. ass. 1. n. 19. adv. III. n. 8. , behaupten, daß sie nie ein Gefaͤß im Ober- haͤutchen gesehen, und ich selbst habe niemals dergleichen warnehmen koͤnnen, da doch ein gefaͤrbter Saft aus den allerkleinsten Gefaͤssen der Haut offenbar ausschwizzt. Noch zur Zeit rede ich nicht von den ausduͤnstenden und schweisfuͤhrenden Gefaͤssen. Man hat sehr gestritten, wenn es keine Gefaͤsse im Oberhaͤutchen giebt, wie sich denn das Oberhaͤutchen an- faͤnglich erzeuge, wie es sich nach dem Verluste wieder ergaͤnze, und wie sich die langen Lappen, welche sich bis- weilen an der Haut, dem Gaumen, der Zunge, dem gesammten Speisenkanale, und wo es sonst seinen Sizz mehr hat, losloͤsen, wieder ersezzen lassen Einem Kinde ging in der Geburt das ganze Oberhaͤutchen ab, und da ein neues wuchs, blieb das Kind am Leben. STOCK de partu pag. 55. . Man weis, daß die Natur auch die inwendige Membran der Harnblase, des eitrigen Gedaͤrms, und das Oberhaͤut- chen des ganzen Mundes und der Luftroͤhre wiederherstellt. Es geht auch an Thieren nicht nur ganz und gar ab, son- dern es waͤchst auch alle Jahre von neuem wieder. Man kennt die gewoͤnliche Schlangenbaͤlge SEVERIN viper. pyth. p. 231. 247. VESLING ep. p. 72. PERRAULT. mecan. des anim. FABRICIUS l. c. de tegum. anim. p. 10. Auch die Salamander wech- seln ihre Haut, FAY mem. de l’acad. 1725. p. 142. , woran so gar ein Theil des Oberhaͤutchen sizzt, welches vor die Horn- haut im Auge vorgespannt ist, und man weis, daß sich die Raupen Raupen, LYONNET Theol. des Insect. T. II. pag. 16. FABRIG. p. 14. Milben, BA- KER micr. made casy. n. 23. Kefer, SWAMMERDAM p. 309. Heuschrekken, ZINNANI Ca- vallette pag. 49. An der Nimphe des , Spinnen, und andre Jnsekten, nicht einmal, sondern oͤfters haͤuten. Eini- Das Gefuͤhl. XII. Buch. Einige haben auch diese Membran von dem Auf- bluͤhen der Nervenwaͤrzchen herzuleiten gesucht RUYSCH Thes. II. ass. 4. n. 6. Thes. III. n. 13. Thes. VI. n. 115. Thes. IX. n. 37. . Andre, wenn sie im Oberhaͤutchen ausduͤnstende Ge- faͤsse entdekkten, liessen die Oberhaut aus eben diesen zu- sammengewachsenen Gefaͤssen beim FABRICIO findet sich diese Meinung pag. 2. , die von dem Beruͤhren der Luft ein wenig calloͤse geworden, entstehen LEEUWENH. anat. et cont. p. 206. Epist. physiol. XLIII. BOERHAAVE prælect. T. III. pag. 557. . Jn diesem Verstande laͤst sich das Exempel von einem Kinde anfuͤhren MACHIN phil. tranf. n. 424. , an welchem die ganze Oberflaͤche des Koͤr- pers in Haufen von vorragenden calloͤsen Roͤhrchen ab- ging, welche einmal nach dem andern wieder wuchsen. Diese Bemerkung mit dem Vergroͤsserungsglase schien die Leeuwenhoekische Theorie zu bestaͤtigen. Ausserdem beobachtet die Natur an der Oberhaut des Manati, dem Wallfische Comment. Acad. Petrop. nov. Tom. II. p. 296. 297. , und anderen Meerthieren einen hoͤchstaͤn- lichen Bau. Jndessen ist die Meinung doch alt, daß die Oberhaut aus Feuchtigkeit entstehe Aus einem feuchten Dam- pfe ARISTOTELES FABRICIUS p. 4. aus fluͤßigen trokken geworde- nen Theilchen, CHEYNE phil. princ. 322. aus geronnener Fluͤs- sigkeit REVENHORST de ling. n. 53. , und dieses wird so gar durch das Beispiel der Pflanzen bestaͤtigt, in denen die Ober- haut ohne Nerven ist. Damit man also die Gruͤnde beider Partheien desto besser einsehen moͤge, so muͤssen wir einige Anmerkungen voranschikken. §. 10. des Asili, woraus eine Fliege wird, geht die Haut vom ganzen Auge zugleich mit ab. SWAMMER- DAM pag. 686. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 10. Die Plaͤttchen der Oberhaut. Die Oberhaut hat nicht uͤberall einerlei Dikke. Jn der flachen Hand, an der Fussole, an der Ferse, und den Gelenken der Zeen ist die Oberhaut, so gar in der Frucht selbst ALBIN. KAAUW. , dikker GREW mos. 1. pag. 4. 31. Wenigstens vor dem ber. ALBIN adnot. L. I. c. 5. L. V. pag. 16. KAAUW n. 33. WINSLOW n. 38. . Sie ist am Ruͤkken der Hand, an der haarigen Haut, und der Eichel der Mannsruthe am allerzaͤrtesten RUYSCH cur. renov. n. 117. Der beruͤmte HUNTER hat aus der Haut mit blossem Auge in die schleimige nezzfoͤrmige Faͤden gehen gesehen. Med. obs. of a Societ. at. Lond. II. p. 53. t. 1. f. 1. 2. . Viele unter den Alten haben bereits zwei Plaͤttchen an dieser Membran FABRICIUS p. 2. MUN- NIKS de re anat. p. 3. BERGER natur. hum. p. 185. FANTON pag. 20. 21. Daß viele Schichten sind, COWPER ad Tab. 4. BIDL. f. 1. Daß sich die dikke Schuppen wieder in 3 bis 4 andre theilen. Daß auch zwei Plaͤttchen daselbst sind, wo sie am allerzaͤr- testeu ist, RUYSCH Thes. III. ass. I. n. 13. naͤmlich am Ruͤkken der Hand. Vergl. mus. Petrop. I. princ. An den Lefzen, COW- PER l. c. , ein aͤusseres zartes, und ein zwei- tes festes von Fasern behauptet. An denenjenigen Theilen des Menschenkoͤrpers, die vom Reiben und Gebrauche calloͤse oder hart werden, zaͤlt man nicht zwei, sondern viele Plaͤttchen der Oberhaut, welche man wie Blaͤtter eines Buches, oder Zwiebelhaͤute losreissen kann, sonderlich an der Fussole, die inwendig vorragt, und die Last des Koͤrpers vornemlich traͤgt COWPER loc. cit. . Sobald als die Oberhaut vom Reiben, von der Hizze des siedenden Wassers, oder von Beruͤhrung eines schar- fen chimischen Giftes Vom Geiste des Vitriols, oder Schwefels DESLANDES, daß sie Feuer verschlingen koͤnnten, Brem. Magaz. T. I. pag. 665. zerstoͤrt wird, so waͤchset erstlich eben solche wie zuvor wieder, die sich ebenfalls runzelt, aber zaͤrter ist. Koͤmmt nun ein wiederholtes Reiben, oder neue Waͤrme hinzu, so schliessen sich an das erste calloͤ- Das Gefuͤhl. XII. Buch. calloͤse Plaͤttchen immer mehr neue an WINSLOW n. 37. MEKEL mem. de Berlin T. XIII. p. 65. , welche sich endlich in einen dikken hornartigen Es ist dieses der Callus PECHLIN nigred æthiop. p. 77. Ein Callus, wie eine Haselnus in der Haud eines Pferdearztes entstan- den BARTHOLIN Cent. V. hist. 85. Huͤgel verwandeln, und da sie unempfindlich sind, so dekken sie die darunter liegende Hautnerven vor dem Eindrukke der Koͤrper, so uns umgeben, mit solchem Nachdrukke, daß man gluͤhende Kolen Nigrita SERVIUS de ungu. armar. p. 30. 31. SACHS Gam- marol. pag. 467. Eine Jungfer, BARTHOLIN Cent. IV. h. 82. PECHLIN obs. L. II. n. 43. Ein Tuͤrke pyrotechn. L. I. P. I. III. c. 1. und zwar am Fusse. Add. DESLAN- DES mem. de phys. T. II. p. 31. , gluͤhendes Eisen PECHLIN obs 9. L. III. memoir. avant 1699. T. X. p. 588. in der Hand herumtra- gen, und die Haͤnde in geschmolznes Blei Mem. avant. 1699. Tom. X. p. 590. BARTHOLIN c. VI. n. 51. COSTAEUS de ign. med. præs. p. 85. sagt, daß die Haͤnde durch den Saft der Wurzel des Pappel- mistels ( hibiscus ), der Portulak, der Hundsmelde ( mercurialis ) ge- schikkt gemacht werden, dieses Metall auszustehen. Blos durch Baumoͤl, HEUCHER ignis non urens, pag. 1115. oper. , Eisen Prælect. T. IV. pag. 12. BUSBEQ oper. p. 330. 331. oder Kupfer BINNINGER L. I. obs. 8. eintauchen lernt, ohne von dieser heftigen Hizze was zu leiden, die ein Metall fluͤßig macht. Der- gleichen pflegte Boerhaave T. III. pag. 700. von einigen Eisenschmie- den zu erzaͤlen, man hat noch andre Zeugen hiervon WEPFER cic. aquat. p. 86. KAAUW n. 101. la CHARRIERE pag. 429. Mem. avant. 1699. T. X. pag. 589. , und ich selbst habe ehedem dergleichen in der Glashuͤtte, in den Bergen von Basel gesehen. Blos von dem heissen Sande bekommen die Egiptier so harte Fussolen RADZIVIL it. p. 144. , als die Ochsen, daß man sie ohne Schmerzen mit Eisen be- schlagen kann. Die Leute koͤnnen im Reiche Siam ohne Schaden Allgem. Samml. der Reisen, T. X. pag. 257. auf gluͤhenden Kolen, und in Malabar so gar ganze 20 Minuten lang gehen Mißionsberichte, Cont. VI. pag. 1448. . Ehedem hatte man Exempel, da es mit gluͤhenden Kolen in einer Gegend anging, die nicht so heis war PLINIUS L. VII. p. 372. . §. 11. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 11. Die wahren Plaͤttchen der Oberhaut. Alles dieses mus man entweder auf die Rechnung ge- wisser Krankheiten rechnen, oder mit andern Kunststuͤkken vergleichen, wo alle Arten der Membranen mit der Zeit zu Plaͤttchen werden, die man darum nicht vor Hervor- bringungen der Natur ansehen mus. Die waren Plaͤtt- chen muͤssen von einer verschiednen Beschaffenheit, von der Zwischenlage des Fadengewebes, und von einem ver- schiednen Bau abgesondert werden. Doch es hat der Fleis der Neuern an der Oberhaut eine andre Art vom zweiten Plaͤttchen entdekkt, da beson- ders der Farbenunterscheid an der Mohrenhaut behuͤlflich gewesen, diese Sache weiter zu untersuchen. Es laͤst sich demnach an den Negren, die im westlichen Afrika wohnen, die Oberhaut, vermittelst der spanischen Fliegen, in zwei Plaͤttchen absondern, deren beide voͤllig so dikk als das europaͤische Oberhaͤutchen, uͤbrigens flek- kig, und durch faserige Bande verbunden sind MITCHELL Phil. Trans. n. 474. p. 110. Auch der beruͤmte LIEUTAUD unterscheidet den Schleimkoͤrper in den Moren von dem Nezzkoͤrper p. 116. . Alsdenn erst entdekkt man unter beiden Plaͤttchen, wovon geredet worden, eine braunschwarze MALPIGHI p. 21. PECH- LIN de colore Æthiop. pag. 71. CURTIUS raro morb. p. XXII. SANTORIN p. 2. ALBIN icon cut. æthiop. KAAUW n. 36. LITTRE. RUYSCH advers. III. n. 8. cur. renov. m. 6. 59. 87. TREW comment. Nor. 1731. n. 18. MEKEL mem. de Berlin Tom. 9. pag. 88. Mus. Petrop I. pag. 7. BAECK. SCHWENK acad. handl. 1748. p. 12. LIEUTAUD Es ist, wie ich davor halte, die mittlere braune Haut von der Farbe der eingemachten Oliven. A JOSSE- LYN voyag. p. 187. Beklei- dung, welche sich leicht vom Oberhaͤutchen absondern laͤst, zu welchen die Oberhaut dennoch einige Fasern sendet. Diese H. Phisiol. 5. B. R. Das Gefuͤhl. XII. Buch. Diese Bekleidung haͤngt an der Haut fester an, ist dikker als an den Europaͤern, und einer waren Membran aͤnlich, da jene vielmehr einen geronnenen Schleim haben pag. 311. . Dieserwegen habe ich lieber einen beruͤmten Mann ausgeschrieben, der haͤufige Gelegenheit hatte, Mohren- koͤrper auf der Jnsel Jamaika zu oͤffnen. Andre sehr be- ruͤmte Zergliedrer nehmen nicht zwei Oberhautplaͤttchen in den Moren an AIBIN de col. Æthiop. p. 5. , sondern sie halten das, was man nezzfoͤrmiges Gewebe ( reticulum ) nennt, vor das innere Plaͤtichen der Oberhaut L. I. c. 3. pag. 2. MEKEL Tom. 9. p. 94. Es sondert es nicht ab. A BAECK pag. 9. 10. nach GARENGEOT pag. 49. . Jch habe keine Gelegenheit gefunden, diese Sache gehoͤrig zu untersuchen. Ferner erhellet aus den Moren viel deutlicher, daß dieses Nezzchen ( reticulum ) nicht so gebaut ist, als die Fuͤsse an den Voͤgeln Man vergleiche vom Straus- sen die Pariser und den MERY beim Du HAMEL p. 315. , und die Warzenzunge an den Thieren, in denen das Nezzchen sehr lange Waͤrzchen, die sich in die Scheiden der Oberhaut einsenken, durch deut- liche Loͤcher MALPIGHI p. 25. DU- VERNEY l. c. LITTRE l. c. RUYSCH Epist. I. f. 4. 5. 6. 7. Thes. I. tab. 4. f. 8. WINSLOW n. 14. Am Ochsen hatten es die Pariser beschrieben. ALBIN adnot. I. p. 23. durchlaͤst. Es hat naͤmlich der Mensch ALBIN de cute Æthiop. p. 7. adnot. p. 24. KAAUW n. 44. GARENGEOT pag. 50. SACRE- LAIRE n. 9. und der Elefant Mus. Petrop. Tom. I. p. 14. Die Pariser. eine vollstaͤndige und durchgaͤngig fortlaufende Membran, welche undurchloͤchert ist, auf den Waͤrzchen aufliegt, und von selbigen eingedruͤkkte Gruͤbchen bekoͤmmt, welche, da sie an sich duͤnner sind, auch nicht so schwarzbraun sind ALBIN adnot. L. II. p. 58. t. 4. f. 6. . So wie die Waͤrz- chen unter den Naͤgeln lang sind, so hat auch daselbst diese Bekleidung lange Furchen Adnot. L. II. p. 17. t. 7. f. 4. . So pag. 112. I. Abschnitt. Werkzeug. So wie auch das Nezzchen in den Moren nicht uͤberall am ganzen Koͤrper einerlei Farbe hat ALBIN p. 8. RUYSCH an verschiednen Orten. TREW l. c. , so hat es desto- weniger an den Europaͤer dergleichen. An denjenigen naͤmlich, deren Haut weis ist, findet man das Nezzchen selbst bald weis ALBIN L. I. p. 8. Daher will er es nicht an allen Theilen des Koͤrpers zugeben. LIEUTAUD essay. pag. 116. , bald braunschwarz ALBIN p. 8. 9. , und es laͤst sich von der Oberhaut nicht so gut, als von der Haut ab- sondern WINSLOW n. 40. PECH- LIN p. 71. GARENGEOT p. 48. . Es ist am Kinde weis, es wird mit den Jahren gelblich, und es haben beruͤmte Maͤnner aus den Farben desselben die Kennzeichen der Temperamenten hergenommen RUSSEL Oecon. nat. pag. 136. 156. . Es ist gelb RUYSCH thes. I. ass. 3. n. 1. Thes. III. ass. 2. n. 34. 81. Thes. V. n. 5. Thes. 10. n. 2. Thes. Max. n. 9. Advers. III. n. 8. Cur. renov. n. 79. GUNZ de humor. p. 140. , und endlich bisweilen fast ganz schwarz, denn ich habe es an der Schaam einer Frauensperson so schwarz gefunden, daß es von der Morenschwaͤrze nicht sehr verschieden zu sein schien ALBIN p. 9. An einem Manne. KAAUW n. 39. . Da es am Pferde weich ist, so zerfliest es SANTORIN p. 2. KAAUW n. 36. 92. ALBIN adnot. L. I. c. 4. p. 20. MEKEL Mem. de l’acad. de Berlin T. 13. p. 62. T. 9. p. 83. 84. 85. 89. BAECK I. c. p. 11. Es leug- nete solches Alexius LITTRE hist. de l’Acad. des scienc. 1701. hist. 13. und der beruͤmte MITCHELL l. c. n 4. DUVERNEY giebt am Menschen, doch nur ein zaͤrteres Nezzchen zu l. p. 287. Ein Kupfer giebt ALBIN adnot. VI t. 3. f. 4. DUVERNEY zeichnet an der Fus- sole die Waͤrzchen und einpassende Gruͤbchen, in einer Lage von Paral- lellinien. t. 15. f. 9. p. 286. und im Elefanten kegelfoͤrmige Hauben, die auf den Waͤrzchen liegen. f. 1. Doch der beruͤmte BUFFON hat auch Loͤcher an der Oberhaut, die mit den Huͤgeln der Haut zusammen- passen, T. XI. p. 105. f. 5. Daß das ganze Nezzchen der Negern sich endlich im Wasser aufloͤsen lasse. CAMPER I. , und giebt erst in der Maceration seine Farbe von sich. Auch die Faͤulnis loͤset es zu einem schwarzen Mele auf BAECK pag. 13. . R 2 §. 12. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 12. Der Sizz der Schwaͤrze in den Moren, und die Bildung der Oberhaut. Mit dem Orte der Schwaͤrze hat es wenig Schwie- rigkeit. Denn da das Nezzchen der Moren lebhaft braun- schwarz, die Oberhaut hingegen schwach Weis nach dem CURZIO p. XXII. Mus. petrop. I. p. 7. MAL- PIGHI p. 12. Alex. LITTRE p. 110. , aschfarben RUYSCH cur. renov. n. 6. 59. 87. ALBIN de color. Æthiop. p. 6. WINSLOW n. 41. KAAUW n. 30. JOSSELYN l. c. schwarz macht sie RIOLAN L. II. c. 3. SANTO- RINUS p. 2. BARRERE pag. 4. BAECK p. 9. schwaͤrzlich RUYSCH Thes. II. ass. 5. n. 12. MORGAGN Advers. 2. pag. 14. LEEUWEN- HOECK exp. et contempl. p. 80. , und fast durchsichtig MITCHELL n. 4. PECH LIN p. 74. MEKEL pa. 92 BAECK p. 12. einem schwarzen Horne gleich, ALBIN p. 6. Weis mit schwarzen Flekken MITCHELL p. 110. Daher koͤmmt es, daß die Roͤthe durch selbige an den Lefzen und Fuͤssen durchscheint. MIT- CHELL ibid. Daselbst ist auch das Nezzchen nicht so schwarz. Phisiol. Amstelod. edit. 423. Journ. de Trev. 1738. Juin. , die Haut aber eben so, wie an den Europaͤern, weis ist MITCHELL l. c. pag. 112. BAECK p. 11. 12. PECHLIN pag. 69. SANTORIN pag. 2. MALPIGHI. , so scheint kein Zweifel mehr uͤbrig zu sein, warum man nicht der Meinung des Malpighi beipflichten sollte pag. 21. Schon RIOLAN und FLORENTINUS, ein nicht zu verachtender Autor, haben im Oberhaͤutchen einer Morin die Schwaͤrze gesunden, de lacte p. 39. und daß die Schwaͤrze sich nicht weiter uͤber die Oberhaut erstrekke. Damals rechuete man naͤmlich das Nezzchen zur Oberhaut. , der den Sizz dieser besondern Farbe in das Nezzchen sezzt. Findet sich bisweilen an einem Moren eine Schwaͤrze, so wird alsdenn die Oberhaut in der That von dem schleimigen Nezzchen geschwaͤrzt PECHLIN p. 72. RUYSCH cur. renov. p. 59. ALBIN p. 4. BAECK. MORGAGN. advers. II. an. 4. . Es stekkt auch keine Schwaͤrze in der Haut, welche weis ist, noch in der Oberhaut, denn sie haben weder den in- wendigen Mund, noch die zottige Darmhaut schwarz. Ausserdem halte ich nunmehro davor, daß man einen guten Schritt darinnen gethan habe, wie sich die Ober- haut I. Abschnitt. Werkzeug. haut eigentlich erzeuge. Da selbige naͤmlich offenbar, und sonderlich am weissen Menschen, die aͤussere Schicht des Nezzchen ist pag. 18. , da ferner das Nezzchen ein geronnener Schleim ist, der im Wasser zergeht pag. 11. Fett und schleimig im Moren, PECHLIN nigred. æthiop. pag. 71. . Da sich eben dieses Nezzchen MEKEL mem. de Berlin Tom. 13. p. 62. Tom 9. p. 89. so wohl durch Wein- geist, als durch Trokkenhert in eine Membran bringen laͤst: da selbst die Oberhaut in dergleichen Schleim ver- wandelt werden kann pag. 11. : da sich zugleich das Nezzchen wiederherstellen laͤst, wenn die Oberhaut wiederwaͤchst MEKEL l. c. T. 9. p. 95. ; so scheint nichts im Wege zu stehen, daß nicht die Ober- haut aus diesem Schleime durch die Wirksamkeit der Luft, durch eine jegliche Zusammendruͤkkung, durch Austrokk- nen und Ausduͤnsten, zu einer Art von Membran wer- den sollte Idem ib. pag. 88. Tom. 13. pag. 64. MITCHELL p. 112. . Die Undurchsichtigkeit derselben verur- sacht die menschliche Furcht Auch KAAUW n. 43. , an der sich die Ober- haut mitten in den Wassern befindet Daß es sich von allen Saͤften zusammendruͤkken lasse, MOR- GAGN. advers. II. anim. 4. . Dennoch aber ist diese Oberhaut viel feuchter, als am erwachsenen Men- schen, breiiger, und viel schleimaͤnlicher. Daß sie von der harten Gehirnhaut entstehen soll, ist die Vermutung eines Mannes, welcher von dieser Ge- hirnhaut alles herleitet le CAT pag. 209. . §. 13. Ursache von ihrer Farbe. Ueberhaupt ist es ausgemacht, daß das Nezzchen um desto schwaͤrzer werde, je mehr es der Sonnenhizze aus- gesezzt ist. Es ist an den Einwonern der kalten Gegen- R 3 den Das Gefuͤhl. XII. Buch. den weislich Blos von den Winden, Un- flat und Salben werden sie schwaͤrz- lich RAI topograph. pag. 417. Wenigstens sind schwarzbraun die Groͤnlaͤnder, und die Samojeden. Folglich wonen nicht alle schwarze Voͤlker zwischen dem 20. und 35. Grade der alten Welt. BUFFON Tom. III. p. 432. , an den mittaͤgigen Franzosen und Jta- lienern olivenfaͤrbiger, noch gefaͤrbter an den suͤdlichen Spaniern; schwaͤrzlich an den Mauren Rotschwarz. ADANSON relat. p. 38. und denen Kuͤstenbewonern von Afrika, 18 Grade von der Mit- tagslinie, nach beiden Seiten, herauf und herab gerech- net BUFFON Tom. III. p. 449. Die groͤste Sonnenhizze ist daselbst bis 48 Grad, nach dem REAU- MUR L. V. , fast schwarz an den Malabaren, welche Koro- mandel und das eigentliche Malabar bewonen, so wie an den Malayern und den Bewonern der heissen Jnseln von Asien. Daß diese dunkle Farbe vornaͤmlich ein Werk des Sonnenbrandes sei, erhellet auch so gar aus dem Exem- pel der Weiber, welche in ihren Zimmern eingesperrt, nie- mals an die freie Luft kommen, und in Asien weis Auch auf den mendocinischen Jnseln, voyage des terres Austra- les, Tom. I. p. 256. Die Toͤch- ter der Mauren sind schoͤn. SHAW voy. p. 304. , und von den Europaͤern wenig verschieden sind. Eben so zeiget sich auch an uns Europaͤern, wie sehr die Stirn, wenn sie mit dem Hute bedekkt, oder der Arm, wenn er mit Kleidern bedekkt ist, von der uͤbrigen blossen Haut des Gesichtes, oder der Hand verschieden ist. Dahinge- gen ist es gewis, daß alle Neger in den brennenden Erd- strichen wonen, und daß auch diejenigen, welche die Jn- seln des stillen Meeres bewonen Voyage aux terres Austral. Tom. I. p. 160. 441. , wie die natuͤrlichen Einwoner des brennenden Erdguͤrtels aussehen Ebenda Tom. II. pag. 378. , da die Bergbewoner in Amerika beinahe weis sind BOUGUER introd. p. CI. . Man ersiehet daraus, daß der Schweis gelb sei, in- sonderheit derjenige, den eine scharfe Sonnenhizze erregt, daß I. Abschnitt. Werkzeug. daß von dieser Feuchtigkeit nicht nur die Oberhaut von aussen befeuchtet, sondern auch das Nezzchen von inwen- dig durchdrungen wird, weil der eingesprizzte Leim an todten Koͤrpern von der Haut dergestalt ausschwizzt, daß sie die Oberhaut oͤfters abstoͤst, und sich unter derselben zu Blasen erhebt. Jndem dieses an gesunden Menschen vorgeht, so kann dergleichen gelbe Feuchtigkeit, wenn sie sich an das Nezzchen haͤngt, dasselbe nicht nur dikker, son- dern auch wegen der angesezzten Plaͤttchen schwaͤrzer machen, und dergleichen Gesichter bringen Soldaten, die viel ausgestanden haben, oder Leute, die heisse Laͤnder be- reist haben, oft aus entfernten Landen mit sich nach Hause, wodurch man sie leicht von ihren zuruͤkkgebliebnen Landes- leuten unterscheiden kann. Man weis, daß die Portu- giesen, welche nunmehr in Guinea seit hundert Jahren leben, eben so schwarz, als die Moren selbst sind Samml. allgem. Reisen L. VI. p. 148. MITCHEL l. c. . Hingegen wissen wir, daß die Abißiner MITCHEL. , und Moren im oͤstlichen Afrika, oder wo die Hizze nicht so heftig ist, weis werden (h. BUFFON Tom. III. p. 519. , daß die um das Vorgebirge der guten Hoffnung, nicht so schwarz sind Die Hottentotten sind die weisseften unter den Afrikanern, BUFFON Tom. III. p. 481. , und daß sie in den mitternaͤchtigen Laͤndern allmaͤlich bleicher werden PECHLIN pag. 128. . Wenigstens scheint auch jezzo eine Morin zu Londen die europaͤische Farbe angenommen zu haben, und die Ver- wandlung ist bereits zum Theil vollkommen geschehen Phil. Trans. Vol. LI. P. I. p. 176. 177. Lond. chronicle ann. 1760. Jun. 16. und Phil. Trans. n. 235. . Noch helfen einige Dinge die Farbe der Moren in Nigritien mehr zu schwaͤrzen. Sie haben naͤmlich eine weichere Daß das Blut in die dikkere Hautgefaͤsse der Moren eindringe, SENAC Ess. de phys. pag. 47. , zarte BARRERE pag. 47. , gleichsam geoͤlte BARRERE pag. 5. mit Gestank. Haut, und ihr Schweis ist bestaͤndig scharf, so wie er sich an den R 4 meisten Das Gefuͤhl. XII. Buch. meisten afrikanischen Nationen durch einen besondern Ge- stank MITCHEL n. 4. verraͤth, welches ein deutlicher Beweis ist, daß sich in diesem Schweisse weniger Wasser, hingegen mehr geschmolznes und verduͤnntes Oel befinde Sie sind den boͤsartigen Fiebern fehr unterworfen, MIT- CHEL pag. 153. und den Haut- krantkheiten. . Es sind ferner alle uͤber der Haut liegende Membranen an sich dikker, weil sie uͤberhaupt mehr schwizzen, und eine groͤs- sere Menge von dem stinkenden (gleichsam branstigen) Oele ins Nezzchen eindringt N. Voyage de Guin. p. 149. Allmaͤlich MüLLER Beschr. vom fetu p. 30. du TERTRE II p. 506. KOLBE p. 91. ; denn sie werden weis geboren und bleiben eine Zeitlang beinahe weis Einen Monat lang, MüL - LER. in 5 Monaten KUNDMANN Seltenh. p. 350. ein Jahr lang die Jesuiten im Journ. de Trevoux. pag. 38. . Die Narben ihrer Haut sind ebenfalls weis PECHLIN pag. 83. BOYLE color. p. 165. MITCHEL p. 124. , und sie gehen nach den Blattern erst nach und nach wieder durch die gelbe Farbe in die voͤllige Schwaͤrze uͤber MEKEL Tom. 9. p. 91. . So wer- den auch die Negern nach Krankheiten gelb Die Jesuiten im Journ. de Trevoux. 1738. m. Juin. . Jhr Blut ist schwarz, und dieses koͤnnte schon fuͤr sich der Schluͤssel zur Aufloͤsung des Problems sein. Denn was laͤst sich von einem schwarzen Gebluͤte anders, als ein brauner Schweis erwarten BARRERE schrieb, er sei rotschwarz p. 5. Er ist schwarz, und faͤrbt das Leinenzeug, MEKEL mem. de Berlin t. 13. p. 73. schwarz machen ihn auch TOWNE. BUF- FON Tom. III. pag. 524. Diesem Blute schreibt die Morenschwaͤrze zu VANDENESSE Disp. Paris. 1742. edita. MITCHELL leugnet es, pag. 115. . Man sagt, es sei auch die Galle der Moren schwarz BARRERE p. 4. um desto schwaͤrzer, je schwaͤrzer die Haut sei, BUFFON Tom. III. pag. 524. Doch andre widersprechen. Journ. d. Savans 1742. Mai. , und es scheine zwischen Galle und Haut, oder doch dem Nezzchen eine natuͤrliche Verbindung zu sein, wie man an der gelben und schwarzen Sucht ein Exempel hat I. Abschnitt. Werkzeug. hat BARRERE p. 5. SAN- TORIN. p. 3. PECHLIN p. 165. . Es sei im Seefische, Mullus genannt, als welcher eine sehr geschwollne Haut hat, die Leber von eben derselben Farbe, indem dieser Fisch keine Gallenblase hat SANTORIN p. 4. . Ferner sei das Gehirn der Moren von dieser ihnen eignen Schwaͤrze nicht frei L. X. . Folglich haben beruͤmte Maͤnner die Farbe der Negern einzig und allein vom Sonnenbrande hergeleitet BUFFON. hist. nat. T. III. p. 481. 526. Journal de Tre- voux 1738. m. Jun. Ein Unge- nannter. MITCHELL verwitft dieses nicht, pag. 133. , und es wuͤrden auch weisse Menschen in dergleichen Himmelsstriche allmaͤlich in das Schwarze ausarten (e). Hierzu koͤnnte noch das Nakktgehen MITCHELL l. c. p. 138. , das Sal- beneinreiben, und die groͤssere Dikke der Oberhaut etwas mit beitragen Eben der. pag. 121. 124. . §. 14. Ob diese Gruͤnde erheblich genung sind. Ein Mensch, dem es um Warheit zu thun ist, beru- higt sich nicht, so lange noch ein Zweifel uͤbrig bleibt, den er sich selbst nicht benehmen kann. Es stekkt naͤmlich in dieser Ursache der Morenschwaͤrze etwas, welches vielmehr von den Verschiedenheiten im menschlichen Geschlechte herzuruͤhren scheint, indem in den alleraͤltesten, und uns unbekannten Zeiten, in dem Menschengeschlechte Unter- scheide entstanden sind, welche sich niemals allgemein ver- breitet haben, sondern von den Vaͤtern und Muͤttern, bis auf die lezzte Enkel, in einer ununterbrochnen Geschlechts- folge fortgepflanzt haben. So hat ein Neger Journal des Savans 1684. n. 12. nicht blos die bereits gemeldete Merkmale an sich, sondern auch ausserdem geschwollne R 5 Lef- Das Gefuͤhl. XII. Buch. Lefzen, eine flachgedruͤkkte Nase, woran man ihn auch in einer Bildsaͤule kennen kann, ohne daß man die Farbe dabei zu Huͤlfe nehmen darf. Dagegen ist es den Europaͤern, um die Farbe ausser Acht zu lassen, natuͤrlich, gerade Haare, kleine Lippen, und eine vorstehende Nase zu haben. Ferner werden die Europaͤer in diesen brennenden Morenlaͤndern zwar schwarz, doch so, daß sie ihre uͤbrige Statur, Haare und Natur genau behalten LOPEZ Congo pag. 9. Auch die Kinder derjenigen Por- tugiesen, die hundert Jahre dar- auf, mit einem Weibe von Congo, erzeugt worden, werden weislich. , und niemals weder zu schwarzen Moren werden, noch die uͤbrige Leibesbeschaffenheit derselbe annehmen Zwischen dem 12ten und 14ten Grade auf dem heil. Geist- lande. Voyage aux terres austr. 1. pag. 325. Auf dem Eilande Pa- schal, T. II. pag. 232. und 245. Einen Grad vom Aequator abgete- gen, I. p. 160. Dergleichen mehr erinnert PECHLIN. . Doch es arten auch die Mauren nicht, welche unter den Moren leben, in dieser ihre Statur aus, und sie haben keine oͤlige Haut. Ja, man erblikkt in diesen heissen Laͤndern ganze weisse Nationen. Dagegen sind die Negern, welche von ihren Vaͤtern und Grosvaͤtern in den am wenigsten europaͤischen Pflanz- staͤdten gezeugt worden, ebenfalls schwarz Nach vielen Zeugungen, KALM Amer. resa, T. II. p. 481. 482. 542. , und sie bleichen nicht von der Kaͤlte des Himmelsstriches aus. Es ist gar nichts neues, daß in eben diesen Gegenden, unter gleicher Sonnenhizze, weisse Nationen, mit schwar- zen vermischt, gefunden werden T. austral. l. c. de V. voy. au Madagascar c. 28. Auf Ma- dagaskar sind die Eingebornen weis; hingegen die Ankoͤmmlinge von Mozenbika schwarz. . Dahingegen lesen wir, daß in eben diesem Afrika, oder auf den heissen Zukkerinseln, vom Beischlafe eines weissen Mannes mit einer schwarzen Frau, oder umgekehrt, die Farbe I. Abschnitt. Werkzeug. Farbe bleicher wird, und Menschen daraus werden, die von europaͤischem und Morenkarakter gemischt sind, naͤm- lich gelbe v. CAERDEN II. voy. pag. 362. seqq. Menschen mit krausen Haaren Histoire de l’academ. 1724. pag. 17. . Es bleibet diese Gilbe unveraͤndert, wenn sich diese Mulatten unter sich von neuem vermischen Eben da, pag. 18. . Wenn sich dieser Mittelmensch, der von einem Weissen und einem Schwar- zen gezeugt worden, mit einem weissen Menschen von neuem vermischt, so wird daraus eine Frucht, die den Europaͤern schon naͤher koͤmmt, bis endlich, fast nach der vierten Zeugung GUMILLA T. I. p. 115. Die Stufen, wie sie sich in Euro- paͤer oder Moren verwandeln, be- stimmt genauer ULLOA usage, L. I. c. 5. , nachdem naͤmlich das Morenwesen gleichsam von der europaͤischen Natur, zu wiederholten malen, vertilget worden, ein Mensch zum Vorschein koͤmmt, der gelbe Haare hat, und von den uͤbrigen Eu- ropaͤern in nichts verschieden ist Griffith HUGHES hist. of Barbad. pag. 14. DOUGLASS hist. of Northamer, T. I. p. 158. ULLOA loc. cit. . Giebt sich aber eben dieser Mulatte mit einer Morin ab Hist. de l’Acad. l. c. p. 17. ULLOA loc. cit. , so ver- schwindet eben so, durch oͤftere Vermischungen mit schwar- zen Weibern, ebenfalls in der vierten Zeugung, des Euro- paͤers Natur, und es behaͤlt blos die morische die Ober- hand. Doch es scheinen nicht blos die Moren ein anderes Volk, als die Europaͤer auszumachen. Man weis, daß die Amerikaner eine Kupferfarbe an sich haben, und braun sind WAFER auf der Erdenge von Darien, relat. pag. 134. Am Flusse Maragnon, la CONDA- MINE, p. 226. BOUGUER p. CI. Memoir. de l’acad. 1744. p. 274. Journ. de Trevoux 1733. p. 1932 LAFITEAU moeurs des Sauvages pag. 32. Von den Kanadensern CHARLEVOIX hist. de la Nouvelle France, T. III. p. 310. 311. Diese Merkmale er- zaͤlt ULLOA mit groͤsserer Ge- nauigkeit, loc. cit. c. 5. ; doch sind ihre Haare lang, schwarz und hart. Eini- Das Gefuͤhl. XII. Buch. Einige behaupten, daß sie keine Baͤrte haben BOUGUER. Andere sagen, sie rissen sich selbige von Jugend auf aus. Philos. Trans. n. 454. LAFITEAU p. 104. ; allein, sie reissen sich selbige aus LAFITEAU voy au Misis. p. 333. Die Nation, welche roh Fleisch frist, die Estimanziks, haben Baͤrte. CHARLEVOIX Tom. III. pag. 179. . Auch diese bekommen in der andern, oder dritten Zeugung ein europaͤisches Ge- sichte GUMILLA pag. 110. ULLOA L. V. c. 5. . Die Samojeden, Groͤnlaͤnder und Lappen haben ein plattes Gesicht, eine breite kurze Nase, sie sind von Statur klein, vierschroͤtig BUFFON hist. natur. T. III. SCHEFFER Lappon. pag. 31. Gal. min. V. pag 131. GASPESII nouv. relat. de la Gaspes. p. 392. seqq. , und haben schwarzes Haar und einen kleinen Bart. An den Chinesen sind die Augen klein, der Bart duͤnne, die Nase klein, und das Gesichte flach Journal des Savans l. c. . Dennoch aber, damit man nicht auf die Meinung verfalle, und glaube, das Menschengeschlecht sei von ver- schiedenen Staͤmmen entsprossen M. R. diss. sur l’origine des Negres 1744. MAILLET de l’Egipte. , und behalte seine Unterscheidungszeichen in seinen Arten, so erblikken wir, dieser Meinung zuwider, weisse Moren, weis, wie ein Schimmel, mit rosenfarbnen Regenbogen im Auge, welche kein Licht vertragen koͤnnen, schwach und zaͤrtlich sind. Von ihnen finden wir hin und wieder einzelne Exempel PISO de re nat. Ind. p. 43. 44. CAMELLI Phil. Trans. n. 307. Hist. de l’acad 1734. p. 15. 16. 1744. n. 5. Venus physi- que p. 14. ; ferner, ganze Voͤlkerschaften auf der Jnsel Java Die Kakerlaks aus dem BUFFON, T. III. p. 399. 501. 502. Bedas Recueil d’observ. T. XI. pag. 324. Daß es Kalerlaks, im Lande Hitto, hin und wieder gebe, welche so weis, als Leichen, von gelbem Haare, schwachen Au- gen und kraͤzziger Haut sind. Daß es auch unter den Vornemsten die- ser Nation eine Art von Krankheit sei. Allgem. Reisen, t. 18. p. 97. , auf I. Abschnitt. Werkzeug. auf der Erdzunge von Darien WAFER pag. 134. Die Tondenmoren hat schon PECHLIN pag. 174. Jn Senegal, Venus physique l. c. , im westlichen Afrika (b). J. Atkins erwaͤnt von gelben Voͤlkern in den nordlichen Theilen von Aethiopien. Diese weisse Menschen werden von schwarzen Moren Venus physique BUFFON T. III. pag. 501. 502. PISO. GUMILLA p. 132. wenigstens von der Weisse. und roten Jndianern erzeugt WAFER pag. 134. . Eben diese Menschen haben nun ihre Farbe weder von der Sonne, noch von ihren Eltern her. Beruͤmte Maͤnner halten es vor eine Krankheit MAUPERTUIS loc. cit. Mem. de Berlin T. XI. p. 13. . Doch es er- zaͤlen auch alte Schriftsteller MONTANUS Amer. pag. 383. von den Riesen Guaye- nures, diesen weissen wilden Menschen in Brasilien. Es klingt dieses nicht unwarscheinlich, da man auch geflekkte Leute und Halbschwarze sieht pag. 21. LABAT voyage d’Italie, T. I. p. 172. Phil. Trans. n. 474. GEYER epist. Itiner. (wie getiegert); ferner Hamb. Magaz. T. 19. pag. 400. Von einer ganzen Tartarnation, STRAHLENBERG ed. gall. T. II. pag. 183. 184. , und da wir auch an dem flekkigen Gaumen der Widder und Hunde sehr oft warnehmen, wie sich das schwarze vom weissen Nezzchen nicht einmal an der Stelle absondert, und An einem Maͤdchen von 16 Jahren, Phil. Trans. n. 323. wie die Schwaͤrze, gleichsam als eine Krankheit, in Europa REAUMUR art de faire eclorre, T. II. pag. 307. dazu gekommen, da auch an alten Voͤgeln die Federn schwarz werden. Dieses scheint blos daraus zu fliessen, daß die Schwaͤrze oder Weisse des Nezzchen von den Eltern auf die Kinder fortgepflanzt werde, daß sie sich durch Krankheit und ver- borgne Ursachen, ohne die Elemente des Saamens, erzeuge, und daß der Himmelsstrich zu beiderlei Farben viel bei- tragen koͤnne, doch daß nicht der Himmelsstrich allein, oder Das Gefuͤhl. XII. Buch. oder der Grundstoff des Saamens, der Grund sei, uͤber das Entstehn der Farbe den Ausspruch zu thun. §. 15. Die Naͤgel. Es ist die Geschichte der Naͤgel mit der Oberhaut verbunden, indem sie an derselben feste anhaͤngen, und mit derselben, waͤrend der Maceration, zugleich abgehen ALBIN adnot. L. II. p. 59. WINSLOW n. 87. 88. FABRI de plantis p. 185. Auch mit dem Balge der Fliegen gehen die Klauen ab. SWAMMERDAM pag. 722. . Sie verhalten sich, wenigstens an den Europaͤern, anders, als an den Thieren. Bei diesen sind sie dikk und kegelfoͤrmig gebogen; dagegen sind sie am Menschen und wenigen Thieren Am Affen, Opassum. COWPER in der Anatomie dieses Thiers. flach und duͤnne. Jch habe am grossen Zee den Nagel folgender gestalt befunden. Man koͤnnte an diesem Nagel drei Schichten unterscheiden, ob dieselben gleich alle sehr mit einander ver- bunden sind. An dem menschlichen Nagel unterscheide ich die Ober- haut, das wirkliche Wesen des Nagels, das in Furchen getheilte Nezzchen, das unter dem Nagel liegt, und die Waͤrzchen, welche in diesem Nezzchen, wie in Scheiden, stekken. Der Nagel selbst ist an der Frucht, und am erwach- senen Menschen, wenn er wieder waͤchst, weich und faltbar, hernach elastisch, haͤrter als ein Knorpel, und mehr wie ein Horn zu betrachten; er hat eine platte Oberflaͤche, die vom angewachsnen Oberhaͤutchen glatt ist, und dagegen eine in Furchen abgetheilte untere Flaͤche. Denn da er ganz und gar aus Fasern besteht, welche nach der Laͤnge liegen DUVERNEY Journal des Savans 1689. n. 19. KAAUW n. 380. WINSLOW n. 89. , und in vielen Schichten uͤbereinander aufge- haͤuft I. Abschnitt. Werkzeug. haͤuft sind, so sind diese Fasern inwendig oder gegen den Knochen zu, wo keine Oberhaut ist, in Furchen abgetheilt KAAUW n. 379. LEEU- WENHOECK epist. phisiol. p. 416. , welche ebenfalls nach der Laͤnge laufen. Der ganze Nagel ist, wie die Oberhaut, ohne Empfin- dung MEKERN erwaͤnt, daß schlimine Zufaͤlle zugeschlagen sind, wenn man den Nagel gestochen, weil er empfindlich sei, c. 63. es muß eine uns unbekannte Ursache diesen beruͤmten Mann hinter das Licht gefuͤhrt haben. , und ohne Gefaͤsse. Er hat seinen Anfang oder Wurzel her WINSLOW n. 93. aus der zakkigen Linie, welche in eine Schaͤrfe auslaͤuft, da, wo sie aus der anhaͤngenden Haut gegen das Zeegelenke ent- springt Vom zweiten Gelenke COW- PER ad t. 105. BIDLOI. , an dessen Kapsel es blos, vermittelst des Fa- dengewebes feste haͤngt. Doch es reicht die Sehne nicht bis dahin Daß sie bis dahin gehe, POZZI Comm. Epist. pag. 55. LUDWIG de unguibus pag. 8. Daß die Naͤgel von den Sehnen entspringen, CHIRAC des che- veux pag. 76. Nachdem er die Sache genauer untersucht, habe er gefunden, daß sie blos mit dem Fadengewebe anhaͤngen. , und man hat Naͤgel wieder wachsen gese- hen, wenn gleich der dritte Knochen, und folglich zugleich die Sehnen verloren gegangen waren De hydrop. ovar. . Der hintere Rand dieser Wurzel, und ihre zwo Seiten, machen den Anfang zu der vierseitigen Figur KAAUW n. 367. . Es ist dieser Theil des Nagels weis, beigsamer, er koͤmmt aus der Haut heraus, und wird sichtbar, und end- lich scheidet er sich mit einem kleinen Bogen des groͤssern Zirkels von dem uͤbrigen roten Nagel ab ALBIN L. II. c. 13. p. 56. t. 7. f. 4. f. . Nachdem er sich hierauf flach verlaͤngert, so verstekkt er sich allmaͤlich mit seinen auseinander laufenden Seiten, er ist nun roͤter, wird allmaͤlich auch dikker, und verbindet sich mit dem Brei der Waͤrzchen. Endlich endigt er sich, wie Das Gefuͤhl. XII. Buch. wie es an den Europaͤern gewoͤnlich ist, mit einem freien Bogen, der so gleich auswaͤchst, wenn man ihn ver- schneidet. Wir haben gesagt, daß seine innere Flaͤche, die nach dem Knochen gekehrt ist, voller Furchen sei, und dieses verhaͤlt sich dergestalt, daß die Furchen gleichsam von mem- branosen Waͤnden abgesondert werden. Doch ist blos derjenige Theil furchig, welcher sich uͤber dem kleinen Halb- monde entbloͤst, verlaͤngert ALBIN L. II. ic. cit. g. , und es reichen nicht die Furchen bis an diesen Halbmond Idem f. . Nun begiebt sich die Oberhaut an zweien Stellen zum Nagel. Sie pflegt bei dem obern Anfange der Haut gleichsam mit einer Mondfigur ausgeschnitten zu sein, da- mit die Haut zugleich auch den Nagel in sich nehmen koͤnne. Doch ist sie nicht ausgeschnitten, sondern sie biegt sich wie- der gegen sich selbst zuruͤkke, und kehrt wieder zur Wurzel des Nagels zuruͤkke, und waͤchst theils im Anfange dieser Wurzel damit zusammen KAAUW n. 363. 364. 365. 366. 368. ALBIN loc. cit. , theils verlaͤngert sie sich auch vorne her, bis in einen deutlichen Theil des Nagels, wofern dieser nicht beschnitten wird. Solchergestalt wird daraus ein Blatt der Oberhaut, welches die entbloͤfte Flaͤche des Nagels bekleidet, und mit derselben weggeschnitten wird. Doch es ist auch die inwendige Flaͤche des Nagels, wiewol an einer andern Stelle, an die Oberhaut angewach- sen. Wenn also die Oberhaut von dem empfindlichen Brei des aͤussersten Zees, der voller gewundenen Furchen ist, gegen den Ursprung des Nagels zuruͤkke kehrt, so waͤchst sie selbst daselbst an den Nagel an, wo die Waͤrzchen auf- hoͤren, und es faͤngt der Nagel an frei zu seyn, so daß man ihn ohne Schmerzen beschneiden kann ALBIN pag. 57. . Von I. Abschnitt. Werkzeug. Von diesem Anwachsen laͤuft der Nezzkoͤrper ferner gegen den Ursprung des Nagels fort, und er dekkt die unten liegende Haut so viel ALBIN L. II. c. 9. KAAUW n. 370. 376. 378. sqq. SCHAAF p. 40. f. , als der Nagel Furchen hat. Derowegen stekkt auch in dieser Gegend die Schwaͤrze im Moren ALBIN col. Æthiop. p. 3. B. in icon. KAAUW n. 374. Schwarze Naͤgel an Moren, ARI- STOT. hist. animal. L. 3. c. 9. . Wenn sich dieses Nezze weiter verlaͤngert, so wird es da, wo es von der Wurzel des Nagels bedekkt ist, nunmehr weis ALBIN ib. C. Der Nezz- koͤrper, und die Oberhaut machen unter der Haut Scheiden, in wel- che sich die lange Waͤrzchen bege- ben, DUVERNEY pag. 296. , und die Haut laͤuft mit dem Nezze zu den Seiten des Nagels weiter fort. Dieses Nezzchen ist auf verschiedne Weise von dem Nezzchen am uͤbrigen Koͤrper unterschieden. Denn es ist mit Furchen bezeichnet, welche laͤngst dem Nagel laufen KAAUW n. 376. 378. ALBIN g. , daß es die untenliegende Waͤrzchen vollkommen dekkt, und ausserdem weich, wo es zunaͤchst unter der Haut liegt, hingegen allmaͤlich haͤrter wird MALPIGHI pag. 99. , wo es dem waren Nagel naͤher liegt, bis es endlich gar nicht mehr vom Nagel weiter unterschieden werden kann; daher es sich gar nicht bestimmen laͤst, wo eigentlich der Nagel aufhoͤrt, und wo sich das Nezzchen anfaͤngt. Daher pflegen es andre beruͤmte Maͤnner WINSLOW n. 90. vom Nagel nicht einmal zu unterscheiden. Nun wollen wir die Haut betrachten. Es scheinet selbige, wie die Oberhaut, eben so von einer Parabel- furche ausgeschnitten zu sein, um den Nagel aufzunehmen: allein sie laͤuft in der That weiter fort. Die Haut bedekkt, nachdem sie sich mit dem Knochenhaͤutchen vermischt, und einem roͤtlichen Fadengewebe aͤnlich ist, deutlich die Wur- zel H. Phisiol. 5. B. S Das Gefuͤhl. XII. Buch. zel des Nagels, sie verstekkt sie, und haͤngt sich an den hintern gezakkten Rand dieser Wurzel ALBIN f. cit. a. MAL- PIGHI loc. cit. WINSLOW n. 92. . Doch es laͤuft ausserdem die Haut sowohl von der Gegend des Gelenkes, nachdem sie sich mit dem Kno- chenhaͤutchen vermischt Damit stimmt einiger- maaßen der vortrefliche LUDWIG uͤberein p. 10. Uebrigens wird das Periosteum nicht zum Erzeugen der Naͤgel erfordert. Denn an den Zungen der wilden Thiere sind die Waͤrzchen so hart, als Naͤgel. HEUERMANN Phisiolog. T. IV. p. 514. Doch es wachsen auch anderswo felerhafte Naͤgel aus, als an der Schulter, dem Ellbogen, Fingern und erstem Fingergelenke, FRANCK. dissert. de unguibus monstros. PECHLIN L. II. obs. 42. , als auch von beiden krummen Aesten der bereits gedachten Parabel, zwischen dem lezz- ten Knochen und dem Nagel fort, und sie geht bis zum aͤussersten empfindenden Brei, der bisher noch entbloͤst liegt, in einem ununterbrochnen Gange fort KAAUW n. 359. s. AL- BIN loc. cit. b. WINSLOW n. 92. . Doch ist die Haut nicht allhier einfoͤrmig, sondern sie wirft gleichsam zarte Faͤden von sich, die sowohl ober- waͤrts, als gegen die Naͤgelwurzel entspringen, sich herab- neigen MALPIGHI l. c. add. DUVERNEY l. c. ALBIN b. KAAUW n. 360. 375. 381. WINSLOW n. 91. LUDWIG p. 4. HINZE de papill. n. 5. , und von den Furchen des Nezzchen aufge- nommen werden, und, wenn sie endlich ihre Laͤnge durch- laufen, sich an das Nezzchen des Nagels anhaͤngen, ob man sie gleich durch Maceriren leicht wieder davon los- machen kann. Diese Faͤden entspringen nicht alle ober- halb dem Nagel, sondern nachgehens MALPIGHI l. c. COW- PER ad tab. 105. DUVERNEY. , wo sich die Haut unter dem Nagel verlaͤngert; folglich wird der Nagel im Fortgehen immer dikker HINZE. , und es sind die erste Faͤden kuͤrzer, die folgenden hingegen laͤnger. An die Wurzel, da diese keine Furchen hat, haͤngen sich keine Faͤden an. Sie sind erst sehr weich, werden hernach haͤr- I. Abschnitt. Werkzeug. haͤrter nach und nach MALPIGHI. , sind nicht mehr so rot, und haͤngen sich ganz vorwerts gar nicht an den Nagel an, sondern es nimmt die Haut ihren gewoͤnlichen Bau wie- der an, und es streichen die Waͤrzchen auf die Seiten auseinander KAAUW 381. . Von diesen Waͤrzchen ruͤhrt die hoͤchstscharfe Em- pfindlichkeit in dem Fingerwurme her, einem Uebel, das unter der Haut liegt, so wie die grausame Marter unter Barbaren daraus begreiflich wird, daß sie den Elenden die Naͤgel ausreissen. Denn alsdenn muͤssen notwendig alle Waͤrzchen, welche an dem Nagel feste sizzen, zerrissen werden. §. 16. Der Ursprung und Nuzzen der Naͤgel. Die Naͤgel haben in der That vieles mit der Ober- haut gemein; sie werden ebenfalls in Krankheiten, durch auf einander liegende Plaͤttchen, dikker, die Oberhaut ver- wandelt sich oft zu Verhaͤrtungen ( callos ), die nicht viel weicher sind, sie fallen ab, und wachsen eben so wieder, sie haben keine Gefaͤsse und Empfindungen, und es laͤst sich das Nezzwesen nicht von ihnen absondern. Boerhaave Prælect. T. III. pag. 714. Dergleichen hat BOYLE de po ros. corp. HELMONT Parad. disc. on man. pag. 51. 94. Jn 81. Tagen wieder gewachsen, KRAFT Act. Petrop. nov. T. II. p. 241. 242. Daß sie zwei- drei- bis vier- mal an denenjenigen sich veraͤn- dern, welche mit ihren Haͤnden in heissem Wasser handthieren, FALLOP part. sunil. pag. 178. Von Gift abgegangne sind wieder gewachsen, ROGER BACON beim FREIND. BOYLE uti- lit. phil. exp. p. 258. BROMEL act litt. Suec. 1726. p. 186. Auch schadhaft gewordne Hoͤrner fallen ab, und wachsen wieder, Phil. Trans. n. 257. MANGET bibl. T. I. pag. 34. JACOBÆUS cat. rar. p. 2. machte den Versuch, daß er den Mond des Nagels mit einem roten unausloͤschlichen Flek- ken, vermittelst eines in Koͤnigswasser aufgeloͤsten Goldes, S 2 beizte Das Gefuͤhl. XII. Buch. beizte, und bemerkte, daß der Flekken allmaͤlich gegen das freie Ende des Nagels und so lange fortruͤkkte, bis er mit dem Nagelschnitte voͤllig verschwand. Jch lese, daß die Naͤgel auch nach dem Tode noch wachsen, und daß man sie an der Leiche der Katharina Vicri WRIGTH travels p. 437. , die man nunmehr 250 Jahre erhalten, noch alle Jahre abschneiden koͤnne. Dennoch findet sich am Nagel mehr, als an der Ober- haut zu betrachten; denn er nimmt nicht nur die Haut, welche an ihm feste haͤngt, auf, sondern sein Nezzwesen ist auch viel haͤrter und fester, und es sind an diesem Nezz- wesen die Waͤrzchen angewachsen. Hieran zweifelte auch Albin L. II. c. 15. . J. Duverney loc cit. verglich die Naͤgel in so weit mit den Hoͤrnern, daß sich an den Hoͤrnern mehr Schichten von Fasern und Plaͤttchen befinden, die noch deutlicher hol sind, um die Waͤrzchen in sich zu nehmen DUVERNEY l. c. . Doch es liegen ebenfalls diese Waͤrzchen an den Klauen der Thiere tief. Wenigstens verwandeln sich die schadhafte Naͤgel in wirkliche Hoͤrner, die aus Plaͤttchen bestehen Phil. Trans n. 297. Frank de FRANKENAU de unguibus monstros. MALPIGH. posth. t. 19. f. 3. INGRASSIAS de tumoribus pag. 336. . Hist. de l’acad. 1719. Hist. 1. . An einem Hasen wuchsen, statt der Klauen, feste Fasern, wie Borsten, heraus TEICHMEYER Pa- thol. pag. 43. . Mit den Haaren verglich sie der vortrefliche Ludwig Progr. cit. . Malpighi schrieb die Naͤgel den Nervenwaͤrzchen zu Posth. pag. 100. , und es glaubte bereits Empedokles ARISTOTELES de spiritu c. 6. , daß sie MALPIGHI de tact. org. pag. 9. du HAMEL de corp. anim. L. II. c. 1. I. Abschnitt. Werkzeug. sie vermittelst der Gerinnung aus den Nerven entstuͤnden. Allein, das Nezzwesen, und der Nagel noch mehr, laͤst sich leicht von den Waͤrzchen unterscheiden. Aus dem beschriebnen Bau scheint genung zu erhellen, daß aus einem verhaͤrteten Nezzkoͤrper BOERHAAV. morb. nerv. n. 320. ein Nagel werde, daß derselbe aber sich nach dem geneigten Waͤrz- chen, als nach einem Modelle richte. Jch sehe aber nicht die Ursache ein, warum sich hier das Nezzwesen vornaͤm- lich verhaͤrtet; wiewohl es wachsen in Krankheiten uͤberall felerhafte Hoͤrner Aus der Stirn, ZACUT prax. admir. l. 3. obs. 97. am Manne BARTHOLIN de Uni- cornu pag. 3. hist. 27. Cent. V. RUDBEK propag. plant. HIL- DAN. II. obs. 25. Aus der Brust BARTHOLIN loc. cit. p. 15. Aus dem Kopfe zwei Hoͤrner LEIGH lancath. tab. 7. Ein Horn, das 9 Zoll lang war, vom Kopfe einer Frauensperson abgeschnitten, THO- RESBY topogr. of Leeds p. 431. DOLÆUS Epist. III. Aller Orten aus der Haut des Kopfes, INGRASSIAS de tumorib. p. 336. Aus allen Fingern, Phil. Trans. n. 230. Aus der Huͤfte ei- ner alten Frau. Journ. de medic. 1761. feor hist de la chir. T. III. p. 7. 8. Aus einer Kuiewunde, Alex. BENEDICTUS p. 13. Aus der Ferse, ZACUTUS obs. 188. Aller Orten, aus den Haͤn- den, Fuͤssen, Kopfe, Stirn, IN- GRASSIAS de tumor. p. 336. An einem Maͤdchen und dergleichen Hamb. Magaz. T. XXII. p. 514. Aus den Gelenken der Gliedmaa- sen, dem Hintern, den Bruͤsten, Zach. SYLVIUS nouv. republ. des lettres 1686. Aus dem Leibe eines Maͤdchen, da die Haut cal- loͤse war, Phil. Trans. n. 176. . Es ist offenbar, daß die Naͤgel bei dem Gefuͤle nuͤzz- lich sind. Dieses Gefuͤl geschicht vermittelst der Waͤrz- chen, die am Brei der aͤussersten Finger, nach gewundnen Linien, geordnet sind. Es konten diese Waͤrzchen nicht vom Knochen allein unterstuͤzzt werden, weil dieser Brei notwendig haͤtte kuͤrzer werden muͤssen, damit er Dekke genung haben moͤchte. Nirgend hat die Natur Knochen, ohne eine hinlaͤngliche Dekke von Fadengewebe und Haut, blosgestellt. Waͤre nun nichts an der Ruͤkkenseite der Finger, welches den Waͤrzchen Widerstand thaͤte, so wuͤr- den sie diesem Drukke nachgeben, und in einander zuruͤkke S 3 sin- Das Gefuͤhl. XII. Buch. sinken. Nunmehr aber haben sie den Nagel, als ein vorgehaltnes Schild Physiol. Amstel. p. 432. , auf sich liegen. Sie koͤnnen auch behuͤlflich sein, kleine Koͤrperchen fester zu ergreifen HEUCHER p. 482. . Bei den Thieren vertreten sie die Stelle der Waffen; allein, sie sind an ihnen anders gebaut, indem sie mit den Knochen der Zeen vergliedert sind, und ihre eigne Mus- keln bekommen haben PLIN. L. VIII. c. 15. Die Pariser am Loͤwen. PERRAULT essay de phys. Tom. III. t. 4. f. 1. Am Adler haben sie eine knochige Wurzel, CHESELDEN osteogr. c. 3. . Sie wachsen an den Menschen Zween Zoll lange von Krank- heit, LINDENIUS physiolog. pag. 744. , so oft man sie aus Wildheit Ehemals die Oriten beim NEARCHUS ARRIAN. ex- ped. Alex. Auf einer bei Kali- farnien nahen Jnsel, DRAKE bei de BRY Amer. T. VIII. p. 13. , oder aus altem Gebrauche zu verschneiden unterlaͤst, lang, und bis drei Bei den Chinesen, HAMIL- TON voy. to the East Ind. T. II. p. 279. Man sehe noch nach Re- lat. au Nord. T. VI. pag. 419. vier Zoll OVINGTON voy. de Su- rate, T. II. p. 70. Einen Finger langen PEYER travels p. 102. oder eine Spanne lang An einem Schwaͤrmer un- ter den Malabaren, die daͤnischen Heidenbekehrer, Cont. relat XXI. pag. 624. . Dergleichen eraͤugnet sich auch bei Krankheiten Einen, und zween Zoll lange, Phil. Trans. n. 297. fuͤnfte- halb JACOBÆUS rarior p. 2. BARTHOLIN anat. p. 757. . Doch es hat die Natur dem Menschen weit bessere Waffen gegeben, indem sich auch die allerwildesten Na- tionen des Pruͤgels und Bogens zu bedienen wissen. Diese Waffen wuͤrden viel zu schwach sein, wenn die Menschen mit solchen die zottigen Thiere angreifen woll- ten. Es sollen sich die Floridaner De BRY Americ. L. II. ad t. 19. der Naͤgel in Kriegszeiten bedient haben. Doch es ist diese ganze Ge- schichte fabelhaft, und man sieht zu unsern Zeiten keine einzige Spur von so leichten Waffen mehr. §. 17. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 17. Die Haare. Die Haare sind zwar nicht uͤberall mit der Haut ver- bunden, aber sie sind es doch an den meisten Stellen. Der Mensch ist, seiner Natur nach GLISSON de ventr. et intest. p. 54. Holl. Ausg. BOER- HAAVE prælect. T. III. p. 517. 528. Die vierfuͤßigen Thiere haben Haa- re, BUFFON hist. nat. T. II. , ein haariges Thier, ganz voller Haare, auch am Gesichte, der Brust, und einem grossen Theile der Aerme und der Schenkel; und wenn irgendwo gar keine Haare sind, so scheinen sie an der Fussole, in der flachen Hand, und an der maͤnnlichen Ruthe zu felen. Gemeiniglich giebt man den Menschen fuͤr ein glattes Thier aus, weil seine Haare, einige gewisse Theile am Koͤrper ausgenommen, kurz und weich sind; doch giebt es einige die rauh sind. Wir werden BARTHOLIN Cent. 3. obs. 8. RUYSCH Thes. III. t. 2. Thes. V. n. 74. MALPIGH. posth. pag. 93. ROEDERER loc. cit. pag. 99. An einer fruͤh- zeitigen Frucht, LEHMANN pag. 326. Einer vor einen Affen gehalten, LANGGUTH pilo- rum pars non ignob. An den Bruͤsten Haare, PANAROLUS V. obs. 37. Jm Angesichte einer schoͤnen Frau, idem. rauh geboren, und es hat die schoͤnste Frauensperson ein ganz rauhes Gesicht. Uebrigens ist der Mensch, um sich fuͤr den widrigen Winden und dem Regen besto besser zu schuͤzzen, an der Brust und dem Vorderleibe seines Koͤrpers rauh Dennoch ein Mensch, dessen Ruͤkken voller Haare war, MELLI Lancetta mis in pratica, p. 172. . Thiere, denen der Regen auf den Ruͤkken faͤllt, haben am Ruͤkken laͤngere Haare ARISTOT. hist. anim. L. II. c. 3. . So oft diejenigen Haare, welche gemeiniglich kurz bleiben, am Menschen herauswachsen, und mit den Haaren der gemeiniglich rauhen Theile gleiche Laͤnge bekommen, erblikkt man rauhe Menschen Ein ganz rauher Knabe, HILDAN Epist. Med. THO- RESBY topogr. of Leeds p. 601. ein haariges Maͤdchen, WELSCH episagm. obs. 96. BARTHO- LIN. anat. p. 452. Gent. I. hist. 42. Ein , baͤrtige Frauensper- S 4 sonen Das Gefuͤhl. XII. Buch. sonen Eine rauhe und baͤrtige Frau, ZACCHIAS med. leg. p. 603. Zwei junge Maͤdchen, C. BAR- THOLIN de cerebro n. XI. Id. Anat. p. 452. hist. I. obs. 42. 43. Beispiele hat auch LEHMANN chron. p. 67. LANZON. anim. 49. SPINDLER obs. 97. HELWIG obs. 34. PARSONS heimaphrod. pag. 23. Bresl. Samml. 1724. Jul. LINDEN physiol. p. 553. ULMUS p. 307. FABER ad HERNANDEZ pag. 763. Auch ARISTOTELES hist. 3. c. XI. , von denen man in den Jahrbuͤchern zu erzaͤlen pflegt, daß es dergleichen ganze Voͤlkerschaften geben soll Haarige Satirs hat DIO- DORUS und ARRIANUS Wilde rauhe Menschen auf der Jnsel St. Gall. FRIKE Reisebeschreibung pag. 194. und vom Hoͤrensagen PEIRESCUS vit. p. 286. 287. , scheint blos eine Fabel zu sein. Das Haar ist kein wesentlicher Theil der Haut, obgleich das kleine und weiche Haar aus der Haut hervorzukommen scheint Jm Gesichte WITTHOF diss. p. 11. Comment. Gotting. T. pag. 370. auch anderswo, BASTER E. N. C. v. VIII. c. 12. GARENGEOT Splanchnol. pag. 84. KAAUW n. 311. 320. 323. So schreibt LIEUTAUD als ob es was Seltenes sei, daß sie tiefer staͤkken, pag. 117. daß sie gemeiniglich nicht tiefer als unter der Haut waͤren, Physiol. Amst. pag. 434. . Doch Leute, die dieses genauer untersucht haben, haben gefunden, daß auch diese weiche und weisse Haare im Gesichte von dem Fadengewebe unter der Haut herruͤhren LUDWIG de humor. cut. inung. pag. 13. 18. . Endlich habe ich an dem Menschen- gesichte die Sache so befunden, daß beide Meinungen wahr sind; denn sie haͤngen hin und wieder an der in- wendigen Flaͤche der Haut feste, wo dieselbe an das Fett grenzt. Daß Ein Mann mit haarichem Gesichte ZACCHIAS pag. 602. Eph. nat. cur. Vol. VI. obs. XI. Idem WOLF obs. 20. ZACUT prax. obs. 95. auch mit haarigen Ohren, Opusc. seient. philol. T. XIII. p. 407. Hispanus, er vestalis CO- LUMB. p. 255. Er nimmt die Hand und Gesicht aus. Andre Exempel hat LEHMANN p. 755. BLANCAARD Jahrreg. Cent. V. n. 99. LENTIL. Ja- tromnem. p. 196. SCHULZE Haarkrankheit. pag. 105. 114. 118. Act. Hafn. ann. I. p. 184. V. n. 103. Jn Polen, RSASCYNSKY hist. nat. T. II. p. 464. Ein rau- her baͤrtiger Mensch wurde vor eine Frucht der Baͤren gehalten, RIO- LAN de monstr. pag. 9. Von einem dergleichen rauhen Satir, der nicht reden konnte, schreibt etwas VANDENBROECK voy. 426. Von verschiednen in Waͤldern erzogenen Menschen, DIGBY p. 51. 54. SCHULZE trichias. p. 104. 118. GLISSON l. c. I. Abschnitt. Werkzeug. Daß das Fett der wirkliche Sizz der Haare sei SBARAGLI schreibt sich die Erfindung zu, vig. ment. et ocul. pag. 502. , erhellet augenscheinlich aus dem Exempel der Theile des menschlichen Koͤrpers, wo oͤfters Haare aus Versehen der Natur wachsen. An selbigen aber ist Fett, und weder Oberhaut, noch Nezz, noch Haut. Jch selbst habe in einem Breigeschwulste des Eierstockes RHOD Cent. III. obs. 44 TYSON phil. Trans. n. 309. HORST Ep. p. 394. Hist. de l’acad. 1700. n. 5. Mem. de l’ac. 1746. p. 162. CASTEL Jour- nal des Sav. 1751. TARGIONI obs. 46. p. 65. 66. . BLANCAARD chir. p. 430. Phil. Trans. n. 309. Frank. Anmerk. T. III. pag. 66. An der Stirn, PARE des monstr. p. 462. Jn der Blase eine halbe Elle lange Haare, Memoir. von 1728. pag. 411. An einem Haar- balle im Schmeerbauche einer Jungfer, Phil. Trans. n. 309. Haare aus einem Schenkeige- schwuͤre, DIEMERBROECK pag. 329. Jn einem Baͤlglein nahe an den Nieren, VALISNER II. pag. 60. die Faͤcher- chen voller krausen und schwarzen Haare gesehen, und es ist dieses gemein, wie auch an den Breigeschwulsten ande- rer Theile, so wie an den Thieren zu sehen Jm Rindfleische ein Baͤlg- lein mit verwirrten Haaren ge- funden, BARTHOLIN Cent. I. hist. 100. Eine aͤnliche Historie Act. Hafn. Vol. II. pag. 140. Jm Sakke des Muskusthieres waren zwischen den Druͤsen Haare, Mem. de l’acad. 1731. p. 450. . Doch es keimen auch am Nezze RUYSCH obs. Cent. n. 17. Mus. pag. 129. Thes. III. n 63. IX n. 50. X. n. 1. max. n. 74. , Magen RUYSCH advers. III. p. 2. t. 2. f. 4. 5. So fanden sich auch Pflaumfedern in dem Magenfette einer Gans, HANOW Selten- heiten, T. I. p. 255. , und anders- wo hin und wieder an der Haut SCHULZE pag. 74. 75. 94. ein Haarball uͤber dem gera- den Muskel des Unterbauches. , Haare hervor, und sie sind an denen Moschbaͤlglein KAAUW n. 307. zu sehen gewesen, oder mit dem Urin WITHOF comm. p. 369. abgegangen, oder durch den Hin- tern ausgeworfen worden Memoir. de l’acad. des Scienc. 1728. p. 411. 1731. p. 450. . Die Zunge, woran sich oftmals Haare zeigen AMAT. L. VI. cur. 65. Am Pferde, BOURGELAT T. II. P. 2. pag. 322. koͤnnte man zur Haut mitrechnen. S 5 §. 18. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 18. Der Bau der Haare. Jch werde hier den Anfang von den vollkommnern Exempeln machen, dergleichen am Menschen die Haare sind, die am Hodensakke und der Schaam wachsen; wie auch der Bart an der Schnauze der wilden Thiere. Es finden sich unter der Haut im Fadengewebe Auch aus Baͤlglein im Fadengewebe, BASTER E. N. C. Vol. VIII. obs 12. MORGAGN. adv. IV. p. 61. u. f. und Talg- druͤsen, Idem adv. I. p. 2. gefaͤrbte, und fast eirunde Zwiebeln LEDERMüLLER mi- kroskopische Belustigungen Tab. V. f. 99. MALPIGHI posth. t. 16. f. 1. 2. 3. 4. HOOKE pag. 156. WITHOF diss. pag. 17. Auch an den Haaren des Muskussakkes Druͤsen, Mem. de l’acad. 1731. p. 450. Doch einige haben keine solche Haare, ibid. , welche so gar auch an den kleinen Haaren im Gesichte bestaͤndig vorkommen. Doch sind sie am Kopfe und der Schaam oval, an den Augenwimpern und Augenbranen rund, und daß sie am Milchbarte geschlank sind, lehrt ein beruͤmter Mann WITHOF pag. 371. 372 Geschlank zeichnet sie LUDWIG hum. cut. inung. f. 2. . Folglich sind die Zwiebeln, mit ihrem halbkuglichen, zarten KAAUW n. 315. WIT- HOF Comm. Gotting. pag. 371. Anfange, welches voller Gefaͤsse ist, mit dem Fadengewebe vereinigt; sie bekom- men von diesem Gewebe Gefaͤsse Vielleicht, g. g. g. LEDER- MüLLER ad LUDWIG humor. cut. inung. pag. 19. KAAUW n. 317. WINSLOW n. 98. BOERHAAVE cert. ex phys. WITHOF diss. p. 14. , und, wie die Zer- gliederer, welche die Sache subtiler einsehen wollen, behaupten, auch Nerven LEDERMüLLER ibid. WINSLOW n. 98. LUD- WIG ibid. , und endlich Faͤden vom Fadengewebe Hieher rechne ich das Faͤ- denwerk des WITHOF pag. 22. und in Comm. Gotting. daß man an Kindern blos Haare in der Haut finde, DUVERNEY tab. 16. f. 9. . Mit- I. Abschnitt. Werkzeug. Mitten um den Bauch der Zwiebel legt sich eine glaͤnzende, harte CHIRAC lettre sur les chev. p. 13. f. 1. A. f. 2. D. MALPIGH. post. pag. 93. t. 16. f. 2. F. WINS- LOW n. 98. Die Scheide des Haares, LUDWIG humor. cut. inung. pag. 15. Bekleidung an, welche sich zerschich- ten laͤst WITHOF pag. 372. diss. pag. 21. , und welche gegen die Haut zu zaͤrter, roͤtlich, und schmaͤler ist WINSLOW n. 97. , und sich unterhalb dem Loche der Haut endigt. Jhre Figur ist laͤnglich elliptisch, sie hat schmale Enden, und die Mitte des Bauchs ist dikker. Durch sie laufen rote Gefaͤsse durch BOERHAAVE. POZZI pag. 53. . Jm Menschen findet man auch die Zwiebel, von eben derselben Farbe, als die Haut hat WITHOF p. 272. LEDER- MüLLER l. c. am Hodensakke, RUYSCH Ep. I. t. 1. f. 1. , so daß man sie kaum in zwo Haͤute abschaͤlen kann. Wenigstens geben ihr beruͤmte Maͤnner nur eine einzige Bekleidung. Wenn man diese harte Bekleidung oͤffnet, so laͤuft Blut CHIRAC p. 13. MALPIGH. p. 93. FANTON anat. pag. 31. genung und uͤberfluͤßig heraus, daß es scheint, als ob es sich aus einer Hoͤlung ergiesse. Jn andern befin- det sich ein duͤnner, etwas zaͤher Saft MALPIGH. pag. 93. f. 4. Eine traͤge Fluͤßigkeit an der Wur- zel des Haares. ARISTOT. part. anim. L. III. c. XI. Ein Leim, WINSLOW n. 99. LUDWIG hum. cut. inung. p. 20. , welcher im Fadengewebe seinen Sizz hat. Nachdem man aber das Blut herausgeschaft, so er- scheint eine andere inwendige Zwiebel Eine druͤsige Membran, CHIRAC p. 13. f. 2. E. Ein eifoͤr- miger Koͤrper, MALPIGH. p. 93. Die Zwiebelwurzel, ib. f. 2. E. f. 3. H. f. 4. I. I. ist es die Zwiebel, die einem Gallert aͤnlich ist, beim SORACI. Etwas weiches brei- artiges, WITHOF diss. p. 23. , die langweg cilindrisch ist, ein rundliches Ende hat, welches in einer zarten halbkugligen Scheide stekkt, und uͤbrigens weis, und ein wenig hart ist. Wenn Das Gefuͤhl. XII. Buch. Wenn auch diese zwote Schale des Haares eroͤffnet ist, alsdenn erscheint erst das Haar blos WITHOF pag. 371. 372. diss. pag. 19. 20. . Sein An- fang stekkt in dem zaͤrtern Theile der ersten Scheide. Es ist daselbst duͤnner gebogen, und kegelfoͤrmig LEDERMüLLER. MAL- PIGH. f. 2. 3. 4. . Wo es in der Zwiebel stekkt, ist es weicher WITHOF diss. pag. 23. . Zwischen ihm und der innern Zwiebel befindet sich noch in dem Fa- dengewebe eine zaͤhe, und fette Schmierigkeit Idem pag. 14. 19. 20. Beim SORACI E. pili partes corporis viventes. . Von da steigt das Haar, mit seiner innern cilindri- schen, und aͤussern Scheide, bis zum Schweisloche der Haut herauf, und hier hoͤrt die aͤussere Scheide auf WINSLOW n. 99. : die inwendige aber bekleidet ferner das Haar WITHOF pag. 373. . Sie findet entweder in irgend einem offnen Mittelpunkte der Linien der Oberhaut pag. 12. , oder in einer Talgdruͤse WITHOF pag. 374. WINS- LOW n. 100. RUYSCH adv. I. n. 10. physiol. Amst. l. c. , oder, wie viele beruͤmte Maͤnner wollen WITHOF pag. 374. MAL- PIGH. p. 95. ic. 10. MORGAGN. adv. I. tab. 4. f. 1. TABARRAN obs. p. XIX. , in einem Waͤrz- chen, eine offne Strasse. Andre leugnen dieses KAAUW n. 334. BASTER l. c. folglich sind die Waͤrzchen nicht so verlaͤngert, wie RUYSCH Thes. VIII. n. 97. X. n. 3. adv. anat. I. n. 3. fabric. gland. p. 19. , und es ist ausgemacht, daß sich die Haare von der Stelle des Gefuͤls, und folglich von den vornemsten Waͤrzchen entfernen. Durch ein dergleichen Loch geht das Haar heraus, und indem es die Oberhaut beruͤhrt, so durchbort es selbige nicht wirklich, sondern es macht selbige zu einer Art von Trichter RUYSCH Thes. III. pag. 13. Thes. VIII. n. 97. KAAUW n. 316. 322. WITHOF p. 374. , um sich aus der Oberhaut selbst eine Scheide zu machen, welche mit einem unaufloͤslichen Zusammen- hange I. Abschnitt. Werkzeug. hange an die zwote Scheide angewachsen ist BOERHAAVE. Am Ele- fanten, Phil. Trans. p. 326. Daß sie nur um zwo Linien fortlaufe, WITHOF diss. p. 24. Doch es gebt auch an der Raupe die Ober- haut von den Haaren ab, wenn sie sich haͤutet. SWAMMERDAM bibl pag. 36. , die von der Zwiebel herruͤhrt; die Scheide aber, welche die Oberhaut hinzu giebt, ist hornig, von grosser Elasticitaͤt und Haͤrte, und so gar an Mumien noch ruͤkkstaͤndig. Wenn man daher die Oberhaut abreist, so reist man die Haare mit ab RUYSCH Thes. V. n. 2. \&c. . Wenn man diese Scheide zerschneidet, so sieht man fuͤnf bis zehn WITHOF p. 375. diss. p. 31. MALPIGHI pag. 93. 94. f. 7. CHIRAC p. 26. 28. 29. MARIOT- TE mem. avant 1699. Wolfs Versuche pag. 88. elastische Faͤden, welche unter sich mit dem Fadengewebe, und mit der Rinde verbunden sind WITHOF ib. Derham Theol. phys. L. IV. c. 12. p. 221. HOOKE pag. 157. 158. GREW rat 22. am Muskusthier, LEEU- WENHOEK epist. physiol. p. 49. 52. Anat. et contempl. P. II. p. 34. Phil. Trans. n. 140. . Sie lassen eine maͤßige Oefnung zuruͤkke, welche mit einem gegitterten Fadengewebe WITHOF p. 376. diss. p. 2. LEDERMüLLER. d. d. MALPIGH. p. 94. f. 6. 9. Es heist es le Fetu CHIRAC pag. 16. seq. und zeichnet es schnekkenfoͤrmig in f. angefuͤllt ist, worinnen wie in der Zwiebel eine zaͤhe Feuchtigkeit WITHOF p. 376. diss. p. 2. LEDERMüLLER e MALPIGH. p. 93. CHIRAC p. 34. SORACI l. c. ist, die eben- so vertrokknet und verschwindet CHIRAC p. 19. 34. Keines macht HOOKE pag. 156. im Men- schen, Pferde, Kazzen. Leere Plaͤzze macht MALPIGHI p. 95. LEEU- WENHOEK p. 49. Die Kopf- haare sind hol, PANAROLUS Pentec. IV. obs. 34. Vielleicht sind die Keulen, welche gleichsam aͤftig sind, und aus denen Haaren kommen, die Fettfaͤcher im Kupfer des DUVERNEY p. 17. f. 8. er hat aͤussere Zwiebeln, t. 16. f. 11. 12. 13. 14. tab. 17. f. 3. inwendige tab. 16. f. 10. 12. 13. 14. Die am Hodensakke oval sind, pag. 306. ferner blaͤsige kristallne Roͤrchen, in welchen das Haar eingeschlossen ist, pag. 306. und das, aus einem Huͤgelchen, von dem untersten Bo- den der Zwiebel herauskommende Haar, pag. 308. welches man fer- ner vergleichen mag. Er fuͤgt, wie er meint, Gefaͤsse pag. 306. ein Zellgewebe, tab. 16. f. 12. 13. 14. tab. 17. f. 3. ein nakkt Haar, t. 16. f. 12. pag. 307 hinzu. Die laͤng- liche dikke Wurzel des Haares stekkt in der Haut. Idem pag. 61. Eine von der Oberhaut fortgesezzte weisse . §. 19. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 19. Die Farbe der Haare. Jhr Wachstum, Krankheiten u. f. Das folgende ist schon leichter, und Jedermann bekant. Es sind die Haare, wenigstens am Menschen, cilin- drisch Viele Haare in einem einzigen Loche, t. 16. f. 7. Ein Haar aus einer Hautdruͤse, mit einem bekleidenden Safte, pag. 294. ALBIN adnot. Auch viele Drüsen, die bei einem Haare offen sind im Ochsen, ib. Ein binsenfoͤnniges Haar aus langen Faͤ- den gemacht, pag. 307. darunter jeder Faden hol ist ibid. Das En- de eines Haares in Fasern zerthei- let, DUVERNEY t. 16. f. 6. Das Haar ist voller Mark, p. 317. u f An den holen Haaren des faͤchri- gen Marks kann man verwikkelte Fasern und ein zaͤhes Wesen unter- scheiden, WITHOF diss. de pilo. c. 7. Die Rinde ist in Erwachsnen hart, daß sie sich wenn man das Haar zerreist, von dem inwendi- gen Wesen desselben absondert, und gegen das Jnnere zusammen zieht, pag. 26. Unrecht ist es, daß der SPIGELIUS die Haare vierekkig macht, p. 206. und LIEUTAUD pag 17. winklig. , und von einem kegelfoͤrmigen Ende WITHOF pag. 377. . Es hat auch eine genauere Sorgfalt an ihnen, weder Kno- ten Dergleichen hat am Jnsekte BONANNUS icon. 107. 108. am Menschen, LEDERMüLLER Tab 5. Am Meerkalbe, ALBIN adnot. III. pag. 66. dikke und wel- lenfoͤrmige Haare. , noch Aeste BIDLOO tab. 4. An der Milbe aͤstige, LEUWENH phil. Trans. n. 333. , noch Zerfaserungen an der Spizze Jn Krankheiten spalten sie sich fuͤr Trokkenheit, KAAUW n. 377. LEDERMüLLER p. 12. f. 2. , bestaͤtigen koͤnnen Von den Knoten, WITHOF pag. 377. Die anklebende Floͤkk- chen ruͤhren her vom Staube, oder Schuppen der Oberhaut oder Fett- theilchen, WITHOF diss. II. c. 8. Comm. pag. 377. . Jhre Dikke ist verschiedentlich, gemeiniglich \frac{1}{700} vom Zoll, bis zu \frac{1}{300} MUSCHENBROECK l. c. , ROBINSON essays of nat. oeconom. p. 320. \frac{1}{317} . \frac{1}{350} . . Es rechnet der beruͤmte Wit- hof weisse Materie, schlist im Nezz- chen die Wurzel des Haares ein. ALBIN adnot. VI. pag. 58. Jn der Oberhaut und im Nezzchen ist ein Loch fuͤrs Haar, ibid. Jedes Haar stekkt in einem Porus, und kein Porus ist ohne Haar, p. 59. Daher ist in der flachen Hand, oder an der Fussole kein Haar. pag. 60. Diese Pori sind klein fuͤr die Haare, fuͤr die Kopfhaare gros. t. 3. f. 3. so sieht man Poros f. 5. Haare aus der Oberhaut, f. 4. 5. und vom Nezzchen schwebend. f. 4. I. Abschnitt. Werkzeug. hof auf eine Zolldikke 572 pechschwarze, 608 braune, und 790 bleiche Haare pag. 379. , welche also duͤnner, als die uͤbrigen sind. Es laͤst sich ein trokknes Haar wie 5, ein feuchtes wie 35 ausdehnen ROBINSON p. 296. . Es besizzt eine ungemeine Festig- keit. Wir haben bereits von den Seidenfaͤden geredet L XI. . Man weis, daß das Menschenhaar 2069 Gran aus- gehalten MUSCHENBROECK de cohaer. corp. firm. pag. 521. Es war um sieben und funfzigmal dikker als ein Seidenfaden. , ein Pferdshaar hingegen, das sieben- mal dikker ist, trug 7970 Gran pag. 522. . Withof rechnet uͤberhaupt vier Lot Comm. pag. 380. . Das Haupthaar eines acht- jaͤhrigen Menschen trug 7812, eines jungen Menschen von 22 Jahren 14285 Theile, eines von 57 Jahren uͤberhaupt 22222 Theile, nach einem andern Versuche ROBINSON ibid. p. 320. . Jn einem andern, von gleichen Jahren, waren die Zalen 10309. 12967. und 25000 Idem pag. 319. . Von heissem Wasser werden die Haare sehr merklich schwach, und verlieren bis zum zehnten Theile von ihrer Staͤrke Idem pag. 297. . Man bestaͤtigt es, daß ihr Wesen fast unzerstoͤrlich sei, da welche in den alleraͤltesten Graͤbern gefunden worden. Die Farbe ruͤhrt vom Safte her WITHOF pag. 376. , der das inwen- dige Fadengewebe anfuͤllt, das man das Mark heist. Die Farbe ist an der Frucht gemeiniglich weis ROEDERER l. c. , und bleibet auch in kalten Gegenden, doch nicht in den aller- kaͤltesten Gegenden, weis. Denn hier haben die Leute braunes Haar p. 24. und dikk, HARMENS med. Lapp. . Von da waren, wenigstens ehedem, die Haupthaare bis zum 50 Grade oͤfters gelb. Gelb hatten sie die Deutschen, und Burgundier. Je waͤrmer die Das Gefuͤhl. XII. Buch. die Laͤnder sind, desto haͤufiger findet man die Haupt- und andre Haare schwarz, sie sind blos schwarz an den Moren, ausgenommen an den weissen Moren, die sie milchfaͤrbig haben Doch werden gelbe Haare bis 14. Grade erwaͤnt in Polynesia, voy de terres austral. pag. 364. . Man glaubt, daß pflegmatische und rohe Saͤfte weisses Haar machen. Daß ein cholerisches Temperament GALENUS art. med Von der Galle ruͤhrt die Farbe der Haare her, ANDRY orthoped. II. p. 17. rote Das Mark ist in roten Haa- ren blutig, CHIRAC pag 18. die Rothaͤrigen werden schwer geheilt, DESAULT mal. Vener. pag. 224. Vergl. de ruforum sanguine L. V. , und ein hizziges und blutreiches Temperament die schwarzen hervorbringe. Gruͤnes Haar findet man HARNISCH Gedanken uͤber das kupferne und eiserne Geschirr. BARTHOLINI Sent. I. h. 40. BLANCAARD Jahrreg C. I. n. 86. in den Kupfergruben HARNISCH ibid. BAR- THOLIN. . An den Alten werden die Haare in allen Laͤndern grau, da hier nur blos die Farbe der Oberhaut noch uͤbrig ist Leer und hol, GRIENDL. Microsc. f. 6. , und das Alter das Mark ausgetrokknet hat, von welchem die Farbe herruͤhrt. Gemeiniglich sind sie zugleich mit durchsichtig Vergl. POWER obs. 50. WITHOF diss. pag. 18. 26. GLIS- SON pag. 58. , wie es ein Glas ist. Man sagt auch, daß alsdenn ihre Zwiebeln kleiner werden. Viele schreiben, daß Leute vom Schrekken ploͤzzlich grau geworden BOYLE util. phil. exp. p. 354. BORELL hist. 26. Cent. I. Miscell. Berolin. Cont. II. MAR- CEL. DONAT. L. l. c. 1. Bresl. Samml. 1724. pag. 420. T. BAR- THOLIN in C. pag. 243. Frank. Anmerk. IV. pag. 465. TURNER diseales of the skin. pag. 164. 165. TARDINUS de pilis pag. 246. RUMLER obs. 63. RASKINSKI T. II. pag. 338. 455. , die Geschichte scheint aber sehr un- warscheinlich zu sein Solches verwirft BLONDEL pewer of imag. pag. 164. . Das glaube ich wohl, daß man von Krankheiten Von einem sehr heftigen Arzneimittel verwandelten sich die schwarzen Haare ploͤzzlich ins gelbe. Journ. de Trevoux 1703 m. Jul. , jedoch nur nach und nach HILARI Barbad. pag. 342. ARISTOT. hist. III. c. XI. , grau werden koͤnne. An den Hasen und Kaninchen, wenn I. Abschnitt. Werkzeug. wenn diese zur Winterzeit ihre Farbe zu wechseln scheinen, oder weislich werden PAULI lagogr. p. 41. Phil. Trans. n. 337. 465. DIEREVILLE Acadie p. 93. RAI topogr. p. 335. WALLIN de hirund. alb. pag. 7. BOYLE colde. p. 212. , so sind entweder die braunen, unter die weisse gemischte Haare weniger BUFFON hist. nat. T. VII. pag. 244. , oder es bleichen blos die Haarspizzen aus Von den Kaninchen in der Hudsonsbucht, ELLIS p. 176. Von den Hasen, E. N. C. app. Vol. X. p. 475. Lokkige die Gui- neer, DAMPIER T. III. p. 205. Jn Neuholland, Voyage des terres australes T. II. pag. 84. . Jn den nordlichen Laͤndern wachsen die Haare gerade, sie sind kraus in den mittaͤgigen (p), und gemeiniglich auch an der Schaam. Dahingegen wird die Wolle der Schaafe in kalten Laͤndern kraus, in heissen lang und nicht dichte ADANSON relat. p. 37. . Die Haare wachsen in eins fort. An der Frucht und dem Kinde sind die Haare des Bartes und der Schaam, so wie die Haare der Schaam am Maͤdchen, unter der Haut im Fette verstekkt Vom Milchbarte, LANG- GUTH pil. pars non ignob. , und keimen erst zu seiner Zeit hervor, so wie sie gemeiniglich haͤrter sind. Man lieset hin und wieder, daß sie nach dem Tode gewachsen Isag. anat. p. 43. KIRK- PATRIK de putred. pag. 26. Vom Barte, Sat. Siles. III. n. 4. . Wenn daran etwas wares ist, so moͤgen sie vielleicht von der zuruͤkkgezognen Haut laͤnger geworden zu sein scheinen. Nach dem Verschneiden wachsen sie, wie die Oberhaut wieder, sie wachsen am Kopfe, innerhalb sieben Tagen, beinahe eine Linie lang Jn 81 Tagen wachsen die Kopfhaare wieder, KRAFT comm. Acad. Petrop. nov. T. II. pag. 242. Die Augenbranen wach- sen nicht einmal in zwei Jahren wieder, LANGGUTH. . Bis vier Zoll im Jahre, WITHOF pag. 378. , und endlich in nicht gar langer Zeit ganz wieder nach. Wenn man die Haut los- ge- H. Phisiol. 5. B. T Das Gefuͤhl. XII. Buch. gerissen, sind zugleich die Haare wieder mit gekommen BARTHOLIN Centur. III. hist. 76. Doch wachsen keine auf der Narbe, DUVERNEY mal des os T. II. pag. 429. . Alten Personen, und einigen Familien Bei uns ist ein Patricien- geschlecht, darinnen auch die Frau- enspersonen, Soͤhne und Enkel aus diesem Hause fruͤhzeitig kal werden. , oder Voͤlkern fallen sie von selbst aus Die Mikoniaten sind von 20 und 25 Jahren schon kal, TOUR- NEFORT voy. au Levant. T. I. p. 333. . Sie sind am zalreichsten auf dem Kopfe Die Verhaͤltnisse nennt der beruͤmte WITHOF p. 378. daß im Viertheil eines Quadratzolles auf dem Kopfwirbel sind 293, am Hinterhaupte 225, am Vorder- haupte 211, am Kinne 39, an der Schaam 34, am Arme 23, u. s. f. , und am laͤngsten Zwo Ellen lange WITHOF pag. 378. auf vier Ellen wachsen sie an den Fakiris, FRYS travels pag. 102. an einem Tungusischen Prinzen, IDES Reis. pag. 92. Die Priester in Mexiko hatten das laͤngste und schwerste Haar, a CO- STA hist. nat. L. 5. c. 26. , sowohl in der ganzen Haut, womit die Hirnschale bedekkt ist, die Stirn und einen Theil der Schlaͤfe ausgenommen, als am Mannsgesichte, unterhalb dem vorragenden Bakkenkno- chen und Kinne. An den unvernuͤnftigen Thieren wachsen in warmen Laͤndern wenige, hingegen in kalten uͤberfluͤßige Haare Sammlung der Reisen. . Unsre nach Afrika gebrachte Hunde werden kal. Ohne Zweifel ruͤhrt die Ursache und Materie des Wachs- tums von dem Marke her, welches, kraft seines Triebes, aus der Zwiebel bis ins Haar aufsteigt CHIRAC p. 20. SO- RACI loc. cit. , und sich durch sein schwammiches Wesen ausbreitet MALPIGHI pag. 95. Wenn man Kopfhaare destillirt, so kom- men aus zwo Unzen an trokknem fluͤchtigen Salze 25 Gran, oder \frac{1}{28} ; an sehr stinkendem Oele 310 Gran (fast ⅓), an Geiste 140 Gran, oder fast ein Siebentheil. BARCHUSEN post acroam. exp. 13. so, daß also ungemein wenig Wasser in den Haaren ist. . Ob die Haare ausduͤnsten, das soll an einem andern Orte untersucht werden. Jn Polen ist diejenige Krank- heit, unter dem Namen des polnischen Zopfes (Haar- flechte) I. Abschnitt. Werkzeug. flechte), bekannt, da die Haare uͤbermaͤßig Bis sechs Fus, JACOBÆUS pag. 2. bis vier Ellen, Phil. Trans. n. 417. 426. , und fast unglaublich, wachsen, und eine groͤssere Dikke bekom- men An den Pferden, TAR- GIONI viag. Tom. IV. pag. 2. Ein sehr unreiner polnischer Zopf durchs Abscheeren geheilt, TRI- OEN obs. . Jn Deutschland gesehen, GOEKEL Cent. II. conf. 16. Jon LUDOLF de plica n 5. pag. 6. Jn Sicilien, de CASTRO mul. morb. pag. 68. Jm Elsasse, Journ de Medic. 1761. Oct. . Man sagt, sie waͤren zugleich mit Blut Durch den Schnitt fliesse Blut aus dem Zopf, GLISSON pag. 38. 39. Hollaͤnd. Ausgabe. und viel Saft angefuͤllt. Doch es sind nicht wenig be- ruͤmte Maͤnner, welche diese ganze Krankheit der Unflaͤ- tigkeit und Unreinigkeit zuschreiben DAVISSON Journal des Sav. 1688. n. 3. , welches andre hingegen leugnen Andre wollen ihn nicht von der Unsauberkeit entstehen lassen, Phil Trans. n. 483. RASCYNSKI T. I. pag. 378. , und ich habe keine besondre Gruͤnde, diese Streitigkeit entscheiden zu koͤnnen. Haare sind ohne Empfindung. Denn ob man sie gleich mit Schmerzen ausreisset, und man die schlimmsten Zufaͤlle vom Ausreissen der Haare in der Nase hat erfol- gen gesehen STALPART van der Wiel Cent. II. n. 7. , so waren doch dieses keine Nerven der Haare, die da schmerzten, sondern es thun die dikke Zwie- beln, weil sie durch die Haut nicht folgen koͤnnen, einen Widerstand, und man zieht die Haut nach sich. Zugleich wurde die Scheide der Oberhaut mit gezerrt, und die Haut mit Empfindlichkeit erhoben. Wenn man endlich die Haare im Feuer untersucht, so geben sie fast eben die Grundstoffe, welche andre Theile des Menschenkoͤrpers darbieten, jedoch aber weniger Was- ser, und viel Salz. Aus einem Pfunde Es mus ein Pfund von 18 Unzen sein. Kopfhaare vom Menschen bekam Neumann T. III. pag. 760. 46 Quentchen harnhaften Geist, an fluͤchtigem Salze 17 Quentchen Aus dergleichen Salze und Kupfer koͤnne man das Ens Vene- ris bereiten, RONCALL. Europ. med. pag. 434. , T 2 an Das Gefuͤhl. XII. Buch. an Oel 30 Quentchen, am todten Kopfe 35 Quentchen, worinnen sich an Feuer bestaͤndigem Salze 21 Gran be- fanden, folglich war ungemein wenig Wasser dabei. Seide, die mit den Haaren sehr verwandt ist Ibid. , gab, in gleichem Gewichte, an Uringeiste 34 Quentchen, an branstigem Oele eine Unze, an fluͤchtigem Salze 30, an fixem Salze zwei Quentchen. Aus dem folgt, daß sowohl die Seide, als die Haare, mehr fluͤchtiges Salz, als Hoͤrner und Knochen enthalten. Es gab nemlich die Seide von 15 Unzen, 18 Quentchen, Hirschhorn aber nicht uͤber fuͤnftehalb Quentchen Mem. de l’acad. 1700. p. 72. . Vormals wollte Quicenna aus den Knochen schon mehr Wasser bekommen haben, als aus den Kopfhaaren. Endlich haben die Kopfhaare des Menschen mehr fluͤchtig Salz und Oel, als die Seide selbst. Daher bereitete J. Godard seine Tropfen, welche lange her unter dem Namen der englischen Tropfen be- kannt sind, und vom Koͤnige Karl dem Andern erkauft wurden, aus der rohen Seide LISTER trav. to Paris pag. 243. . Es wuͤrde sehr leicht sein, selbige aus Haaren zu verfertigen. §. 20. Die Saͤkkchen und fette Sinus. Da die ganze Haut uͤberhaupt keine Trokkenheit ver- traͤgt, so wird selbige allenthalben mit mehr als einer Art von Schmier angefeuchtet. Beruͤmte Maͤnner haben zuerst in den Fischen die Schleimquellen gefunden, da die Haut an diesen Thieren durch den Schleim, wider die macerirende Gewalt des Wassers, in Sicherheit gesezzt wird. Diese Haut ist an den Wallfischen mit einem sehr haͤufigen Oele, welches sich durch die Faͤcherraͤume ergiest, und I. Abschnitt. Werkzeug. und durch besondre Schweisloͤcher ausschwizzt LEEUWENHOEK Phil. Trans. n. 334. , ange- feuchtet, und sie wird davon so klebrigschluͤpfrig, daß man kaum darauf stehen kann MARTENS Reise nach Spizzbergen, pag. 103. 117. . An den Regenwuͤrmern sind dergleichen Schweisloͤcher DERHAM Theol. phys. L. IV. c. 4. TYSON Phil. Trans. n. 147. . An andern Fischen liegen theils einfache, theils zusam- mengesezzte Druͤsen unter der Haut Am Schnabelrochen (squa- tina), COLLINS pag. 51. PECH- LIN aer. et alim. defect. p. 437. . LORENZINI pag. 15. , welche durch eigne Gaͤnge und deutliche Loͤcher STENONIUS hist. pisc. et can. gener. pag. 112. Rajæ anat. pag. 42. 43. COLLINS loc. cit. MURALT p. 363. PECHLIN aer. et alim. defect. FEUILLET T. 2. In Carcharia piscis Sauger. Dieser Saugerfisch verdikkt das Wasser mit dem haͤufigen Schlei- me, der aus der Haut ausschwizzt, KALM Amerikanische Reisen, T. I. pag. 118. 119. ihren Schleim uͤber die Haut ergiessen. Dergleichen Gaͤnge sind bisweilen lang und aͤstig CALDES. tab. 2. f. 1. p. 5. 14. 15. 16. MALPIGHI posth. pag. 25. PERRAULT ess. de phys. T. III. pag. 286. tab. 20. f. 2. Am Schmerl beschreibt man einen limphatischen Saft und Gefaͤsse, E. N. C. Dec. II. ann. I. obs. 46. GERING F. G. Am Hechte aͤstige Gaͤnge, Act. erud. 1687. pag. 160. u. f. und GERING. Am Rachen in viele Aeste getheilt, M. 5. ROBERGIANA. , und krichen vorher unter der Haut herum, bevor sie sich durch ihre Poros den Weg oͤffnen. An dem grossen Seehunde zeigen sich daselbst leere Hoͤ- lungen FEUILLET t. 2. . An den Eidechsen VALISNER T. II. p. 432. , und Froͤschen SWAMMERDAM pag. 834. Zwoͤlf PEYER exer. an. p. 162. , doch an jenen noch deutlicher, sieht man an dem Anfange der Huͤfte Schweisloͤcher, durch welche man aus einer einfachen Druͤse etwas Zaͤhes ausdruͤkken kann, welches wie Milch an den Rubetis Roͤsel von Jnsekten VII. ist von besondrem Gestanke, p. 108. und Salamandern aussieht Die Pariser, anat. VA- LISNER T. III. p. 449. LISTER humor. p. 362. Phil. Trans. n. 20. MAUPERTUIS Mem. de l’acad. 1727. Mit diesem Safte, glaubte man, daß sie das Feuer ausloͤschen, BLANCAARD Jahrreg. C. VI. n. 80. VALISNERI Tom. II. pag. . T 3 An Das Gefuͤhl. XII. Buch. An den Schnekken sind SWAMMERDAM bibl. pag. 111. 121. unter der Haut viele schleim- fuͤhrende Druͤsen, und mit diesem Schleime uͤberzieht sich die Haut, wenn sie sich verbirgt BOERHAAVE de fa- bric. gland. p. 8. Prælect. T. III. pag. 552. . Am Menschen sind, nach Verschiedenheit der anzu- feuchtenden Theile, bald solche, bald andre, jedoch allezeit zaͤhe Saͤfte, zum Einschmieren der Haut vorhanden, und zwar so entsteht erstlich ein oͤliger entzuͤndbarer KAAUW n. 219. MOR- GAGN. advers. IV. p. 59. , sanfter (e) und traͤger Saft in den haͤutigen COWPER ad t. 5. f. 1. BOERHAAVE pag. 7. 8. 11. RUYSCH adv. I. n. 3. pag. 11. KAAUW n. 217. Zusammen- gesezzte Hautdruͤsen hat DUVER- NEY p. 294. an der Nase, t. 17. f. 1. und im Angesichte, t. 16. f. 2. 3. mit Gaͤngen, die in einen einzigen Gang zusammenlaͤufen. , runden und einfachen Blaͤschen der behaarten Haut des Kopfes, und es ergiest sich dieser Saft durch lange Gaͤnge KAAUW n. 218. 220. 222. , und das Schweisloch der Haut BOERHAAVE loc. cit. . Jn einem dergleichen Holweg oͤffnen sich uͤberall Schlagadern KAAUW n. 218. , es fliesset aber, wenn man diesen Hol- weg druͤkkt, ein oͤliger Saft heraus, welcher die Haupt- haare selbst anfeuchtet Idem n 224. , und an der Luft zu Schuppen vertrokknet. Fast eben solchen butterartigen Saft schwiz- zen die erhabnen Druͤsen im Ohre von sich BOERHAAVE p. 8. , und hie- her rechne ich sowohl die Ohrenschmalzdruͤsen, als die Druͤsen unter den Aermen COWPER ad t. 4. f. 6. , deren Schweisloͤcher gros sind. Ausser den Kopf haaren entsteht LUDWIG de humor. cut. inung. n. 15. noch eine andre traͤgere, trokknere, weisse, teigige BOERHAAVE pag. 8. Schmier, welche sich pag. 449. 450. wenn das Feuer klein waͤre. Sie werden von einer ausschwizzenden Feuchtigkeit uͤber- zogen, JACOBÆUS de ran. p. 113. Der Salamander Gaekko schwizzt einen gelben stinkenden Eiter aus, der toͤdlich ist, BON- TIUS L. IV. I. Abschnitt. Werkzeug. sich zu Wuͤrmer bilden laͤst KAAUW n. 230. 231. VALISNERI contra ANDRY p. 215. BOERHAAVE praelect. Tom. IV. pag. 512. und de fabric. gland. pag. 9. u. f. dahin gehoͤren die Haare, welche aus der Mosch- materie geworden, Mem. de l’acad. 1728. pag. 411. Daß die Mitesser nichts anders sind, CHUDEN atroph. infant. n. 10. womit ziem- lich uͤbereinstimmet LYONNET theol. des Insect. p. 214. Doch hat andre runde Wuͤrmer mit lan- gen Schwaͤnzen ANONYMUS Act. erud. Dec. I. num. I. p. 317. , aus den meisten einfachen, doch aber auch bisweilen aus den zusammengesetzten Druͤ- sen MORGAGN. Epist. III. n. 4. BOERHAAVE p. 8. MALPIGHI posth. p. 95. t. 16. f. 10. , unter den Augen BOERHAAVE p. 9. MOR- GAGNI advers. I. pag. 9. , an den Wangen MALPIGHI loc. cit. MORGAGN. ibid. , Lefzen MORGAGN. advers. I. pag. 11. , der Nase Groͤssere und kleinere Schweisloͤcher RUYSCH Thes. V. n. 92. Thess. I. ass. 2. n. 46. MORGAGN. loc. cit. p. 9. . VALSALVA de aur. hum. c. 1. , den auswendigen Ohren MORGAGN. advers. I. pag. 9. , dem Nakken MORGAGN. I. p. 11. , Ruͤkken KAAUW n. 92. , dem Hofe an den Bruͤsten MORGAGN. I. pag. 11. tab. 4. f. 2. KAAUW n. 235. , am Hintern MORGAGN. I. pag. 11. FANTON. , den Hinterbakken MORGAGN. I. pag. 11. KAAUW n. 92. , an dem Gesaͤsse MORGAGN. ibid. , am Hofe des Nabels Ibid. , an den Nimphen BOERHAAVE pag. 12. MORGAGN. advers. I. pag. 8. tab. IV. pag. 56. , an den Lippen der Schaam MORGAGN. I. pag. 11. BOERHAAVE pag. 12. , am Ho- densakke MORG. I. pag. 11. , an der Schaam Ibid. , vielleicht auch an der maͤnnlichen Ruthe COWPER Tab. 48. f. 1. MORG. I. p. 7. 8. tab. 4. f. 4. , am Kranze der weiblichen Ruthe MORGAGN. I. p. 11. , bei den Knieen MORGAGN. , Schulterblaͤttern Idem ibid. , und fast allenthalben, wenn man die Fussolen und flache Hand nebst dem Fingermarke ausnimmt KAAUW n. 232. Viel- leicht ein wenig zu freygebig. Al- lenthalben Physiol. Amstel. pag. 426. 427. . T 4 Man Das Gefuͤhl. XII. Buch. Man trift sie aber allenthalben an, wo eine Falte oder die Verrichtung des Gliedes ein notwendiges Reiben ver- langt An der Eichel der maͤnn- lichen Ruthe, den Bruͤsten, in der Falte der Schaamseite, unter dem Arme und Kniekehle. ; oft auch daselbst, wo eine scharfe Feuchtigkeit Auch an der Eichel der Mannsruthe und neben der weib- lichen Ruthe, bei den Nimphen, und dem Hintern. die zarte Haut beruͤhrt; oder, wo dieselbe der Luft ausgesezzt ist Jm Gesichte. . Alle diese Druͤsen rechne ich in eine Klasse, obgleich der Saft in einigen um etwas weniges weicher sein kann. Wenigstens hat die weisse feste Schmierigkeit der maͤnn- lichen und weiblichen Ruthe die groͤste Aenlichkeit mit dem Talge (Fette) des uͤbrigen Koͤrpers, und der Schmierig- keit der Bruͤste. §. 21. Die schweisfuͤhrende Druͤsen. Die genannte Druͤsen bestaͤtigt der Augenschein selbst. Doch es haben, ohne dieses Zeugniß, beruͤmte Maͤnner, als Nikolaus Stenonius Epist. ad BARTHOLIN Cent. III. n. 65. anat. Rajæ pag. 42. , und Malpighius De ext. tact. org. p. 38. 39. , wie es zu geschehen pflegt, nebst andern Anhaͤngern grosser Maͤnner, in dem ganzen Umfange des Koͤrpers Druͤsen angenommen, durch welche der Schweis abgesondert werden soll, und die in der Fettmembran liegen, und Schlagadern, Blutadern und Nerven MALPIGHI ibid. p. 39. haben sollen, mit einer kleinen Muͤndung eroͤffnet Die schweisfuͤhrende Roͤhr- chen, die am Moren sichtbar sind, PECHLIN nigr. æthiop. p. 86. waͤren, vor die sie, damit ja nichts fele, eine Klappe vorlegten, welche Contulus Tr. de lapidibus podagra, u. f. nach Mutmaßung. und Manget Theat. anat. T. 25. so zeichneten, daß sich durch diese Klappe eine Laus frei hindurch bewegen, und I. Abschnitt. Werkzeug. und sie auf keinerlei Weise dem Auge unsichtbar bleiben koͤnnten Diese Klappen widerlegt WINSLOW n. 46. . Man kann viele beruͤmte Maͤnner nennen, welche dergleichen schweisfuͤhrende Druͤsen angenommen haben LITTRE hist. de l’acad. 1702. pag. 40. DUVERNEY Zodiac. gall. p. 208. 212. COW- PER ad tab. 4. f. 6. VERHEYEN L. II. pag. 134. BERGER p. 184. LISTER de humor. pag. 376. ESCHENBACH anat. p. 322. 327. PERRAULT Ess. T. III. p. 284. . Jch sehe, daß die saͤmtliche Haut garstig werden kann, daß die Haut allenthalben angefeuchtet werden mus, und man trift einige Spuren von diesen Druͤsen bisweilen hin und wieder im menschlichen Koͤrper an, als die kernfoͤrmige Theilgen in der Menschenhaut RUYSCH Thes. max. n. 99. , die Druͤsen in der Haut des Elefanten MOULINS p. 12. , in ausgezehrten Menschen BOHN loc. cit. p. 208. , oder Wassersuͤchtigen DRELINCOURT bei dem PECHLIN de purg. p. 472. , oder die in der Kaͤlte deut- licher zu sehen sind FERREIN beim RAM- SPEK Specim. pag. 23. die in Gruben liegen, und mit ihrem Gange die Haut durchboren. , oder anderswo an menschlichen Koͤrpern ins Gesichte fallen STÆHELIN Spec. anat. botan. 1721. . Allein, man hat zur Zeit noch nicht Versuche genung, um diese Druͤsen in der ganzen Haut zuzugestehen. Denn es hat der Schweis nicht nur offenbar andre Quellen pag. 45. , sondern es erzeugt auch die ausschwizzende Fettigkeit pag. 44. haͤufig Schmuzz, und man mus nicht leicht Theile am Menschenkoͤrper an- nehmen, welche uns die Sinne nicht an die Hand geben Sie verwirft auch der be- ruͤmte LUDWIG de hum. cut. inung. p. 12. 16. 17. HEISTER Comp. T. II. n. 35. 36. FLU- RANT Splanchnol. I. pag. 107. RAYMOND mal qu’il est danger. de guerir. pag. 71. . Doch darum will ich nicht glauben, daß es Waͤrzchen RUYSCH ad BOER- HAAVIUM, pag. 53. 58. 59. RAYMOND l. c. pag. 71. 75. Gegen ihn schreibt MORGAGN. Epist. III. pag. 5. Auch Wasser, wel- gewesen, was beruͤmte Maͤnner gesehen, von deren T 5 Mut- Das Gefuͤhl. XII. Buch. Mutmaßung wir Gegner sind. Es ist moͤglich, daß sie Talgdruͤsen gesehen haben koͤnnen, welche an vielen Orten der Haut gefunden werden, und sie koͤnnen diese im gan- zen Koͤrper allgemein gemacht haben. Sie koͤnnen eine felerhaft angehaͤuste Materie im Fettblaͤschen gesehen ha- ben, dergleichen an den Schweinen die Finnen sind. §. 22. Das Ausduͤnsten des Fettes. Die duͤnne und warme Feuchtigkeiten duͤnsten nicht blos durch deutliche und organische Gaͤnge aus. Die Haut des Menschen und des Thieres haͤlt auch weder das warme Wasser SENAC Essays de phys. pag. 194. , noch das traͤgere Bestreben des war- men Oeles zuruͤkke. Wir haben dieses bereits von den Wallfischen gemeldet vorhergehender §. 20. ; doch es dringt auch am Menschen ebenfalls ein Theil von dem unter der Haut gelagerten Fette RUYSCH Ep. pag. 55. 56. durch die Haut hervor, und zwar auf verschiedne Weise. Das Fett umgiebt naͤmlich das Haar LUDWIG n. 13. pag. 18. , es gehet durch einerlei Oefnung mit selbigem heraus, und es feuchtet das Haar an Idem n. 15. p. 20. . Es dringt noch leich- ter durch die Haut hindurch, und es haͤuft sich zu den Kluͤmpchen an, welche sich in die Gruben der Haut anle- gen LUDWIG loc. cit. n. 12. pag. 17. . Es verursacht dieses Oel, daß die Haare an allen Thieren das Wasser abhalten MUSSCHENBROECK Essay pag. 343. . An- welches sich unter der Haut er- gossen, schwizzt durch ihre Schweis- loͤcher aus, Journ. Med. 1763. m. Nov. Wenn man den elektrischen Stral erregt, so werden die Haupt- haare am Menschen steif, NOL- LET leçons, T. VI. pag. 398. Am Gesichte sind die Schweis- loͤcher in der Haut klein; sie sind gros an der Nase, und der Ober- lefze, ALBIN adnot. L. VI. t. 3. f. 1. am Ohre sind sie uͤberall klein, f. 2. gros in der Muschel und gegen das Laͤppchen, ibid. I. Abschnitt. Werkzeug. Anderswo und auch im Gesichte befinden sich hie und da Pori KAAUW n. 299. 303. , welche eben nicht klein sind, sondern sehr gut gesehen werden koͤnnen, welche nicht eben in eine ihnen eigene Druͤse, sondern zum Fette unter der Haut fuͤhren, welches sie in fluͤßiger Gestalt durchlassen. Diese Schweisloͤcher erscheinen um die Nase Idem ibid. , am Knie und Halse Am Mohren deutlich PECHLIN nigred. æthiop. p. 86. . Jn der Oberhaut oͤffnet sich nach dem Tode das Fett einen Weg, und macht Flokken TREW Comm. Nov 1743. hebd. 31. , welche sich an die Oberhaut anhaͤngen. Dieses ist dasjenige Oel, welches Leeuwenhoek Epist. phys. p. 405. 406. 407. anat. et cont. p. 197. , und unser Lehrer Boerhaave BOERHAAVE prælect. T. III. pag. 519. 551. epist. ad RUYSCH pag. 55. KAAUW n. 299. 300. 302. 303. Daher glaͤnzt ein abgewischtes Angesicht, HELMONT paradox. en man. II. pag. 93. , doch aber dergestalt beschrieben, daß es nicht vom Oele in den Blaͤschen sehr verschieden sei. Wir werden an seinem Orte melden, daß das Wasser unter der Haut durch eben diese Schweisloͤcher ausduͤnstet. Daß endlich die Haare selbst ausduͤnsten POZZI loc. cit. p. 53. An der Schweinsborste. Daß haarige Thiere nicht so fruchtbar sind, ver- mutet BUFFON, weil sie durch die Haare staͤrker ausduͤnsten, T. II. p. 310. Doch die meisten Jnsekten haben viele Haare, und sind sehr fruchtbar. , nehmen nicht wenige Schriftsteller an, und sie fuͤhren so gar die Loͤcher an, durch welche das Mark ausschwizzen soll. Gewis, es mus das Mark, ob wir gleich die Wege nicht kennen, dennoch notwendig, da es bestaͤndig frisch zuwaͤchst, einigen Abgang leiden und ausschwizzen, wenn das Haar einen Zuwachs verlangt. Daß die elektrische Materie, welche funkelt und knakkt, ausduͤnste, bestaͤtigen viele Ver- suche, die sich entweder von selbst Epist. ad WORMIUM p. 720. JALLABERT pag. 52. 53. HELMONT loc. cit. Eph. Nat. Cur. Vol. V. obs. 9. BO- RELL Cent. II. obs. 69. Cent. IV. obs. 43. Aus den Pferdshaaren, NOLLET phys. exper. T. V. p. 36. n. VI. , oder vermittelst der Kunst eraͤugnen JALLABERT pag. 51. . §. 23. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 23. Die schweisfuͤhrende Gefaͤsse. Jn gewissen Umstaͤnden des menschlichen Lebens wird die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche durch die, merenteils unsichtbare, Schweisloͤcher der Ober- haut dringen. Es ist gewis KAAUW n. 85. 86. KEIL abridgem. p. 11. , daß diese Feuchtigkeit durch die Schlagadern in die Schweisloͤcher der Haut eindringt, weil die Gefaͤsse, die von der Haut nach der Oberhaut zu gehen, wie Baͤnder GUNZ. de humor. p. 180. , die beide Haͤute umgeben, ab- gerissen werden, indem man die Oberhaut losreist. Gott- fried Bidloo T. 4. f. 6. schmeichelte sich, Wassergaͤnge gefunden zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verstattete selbige nicht, und man hat sie auch bisher nicht deutlich machen koͤnnen. Daß aber der Schweis seinen Ursprung von den Schlagadern her habe, bestaͤtigt sonderlich folgender leichte und unveraͤnderliche Versuch. Man mag in die Schlagader, wessen Gliedes man will, oder in den Stamm der Aorte an jungen Personen Wasser, oder in Weingeist aufgeloͤsten Fischleim, den man mit dem Purpur von Mexiko lebhaft gefaͤrbt hat, einsprizzen, so wird man nicht leicht irren koͤnnen, daß nicht fast uͤber die ganze Haut Ueberall KAAUW n. 97. breite Blasen Vergl. MEKEL mem. de l’acad. de Berlin T. 13. p. 67. auffahren sollten, worinnen der gefaͤrbte Fischleim selbst ist KAAUW n. 96. , der aus der Haut aller Orten aus- schwizzt, und sich ohne Zweifel in passende Schweisloͤcher der Oberhaut Die nicht organisirt sind, MEKEL loc. cit. p. 67. , welche nach dem Tode enger geworden sein muͤsten, treiben lassen, und sich unter die Oberhaut er- I. Abschnitt. Werkzeug. ergossen hat. Es sind naͤmlich die Wege enge, und es erscheinen selbst an der Oberhaut des Moren uͤberhaupt keine Schweisloͤcher, sondern blos zarte MEKEL loc. cit. p. 63. und fast durch- sichtige Stellen. Aber die Oberhaut wird von den Saͤften leicht durchdrungen Idem pag. 68. An den Baͤumen hat sie offne Loͤcher, du HAMEL phys. des arbr. I. p. 9. . Das Fett folgt diesem Wege hurtig genung, wie auch das Talg RUYSCH beim BOER- HAAVE de fabric. gland. p. 6. , ob dieses gleich oft farbenlos ist, doch aber auch bisweilen ALBIN beim KAAUW n. 66. beim HINZE loc. cit. n. 18. die zuge- mischte Farbe an sich behaͤlt. Jch uͤberrede mich, daß dieses der wahre Quell Nicht aus den Druͤsen, GUNZ humor. loc. cit. des Schweisses sei, weil sich uͤberall am menschlichen Koͤrper Schlagaderroͤhrchen befinden, die einen Saft aus- schwizzen, so wie der Schweis durch den ganzen Koͤrper ausbricht; hingegen sind die Druͤsen blos auf gewisse Gegenden des Koͤrpers eingeschraͤnkt, und es ist der Schweis nicht bestaͤndig, ja an gewissen Menschen, wovon ich ein Exempel an einer Frauensperson vor mir sehe Ein Mann, der uͤberhaupt gar nicht schwizzte, und kaum in sechs oder sieben Jahren das Hem- de veraͤnderte, BLANCAARD Jahrregist. Cent. I. n. 19. Nach einer Hauptkrankheit blieb aller Schweis aus, CURZIO discus- sione p. IX. , hoͤchst selten, da doch notwendig in dergleichen Exempeln die Druͤsen aussernatuͤrlich aufschwellen muͤsten, die man fuͤr die Werkstaͤtte des Schweisses zu halten pflegt, da sie in so viel Monaten nicht ausgeleert worden. Endlich so ist der Schweis fluͤßiger, und mehr waͤssrig, als alle diese Arten von Schmierigkeit, wovon die Haut angefeuchtet wird. Doch ich will nicht in Abrede sein, daß nicht die Materie des Schweisses, wenn dieselbe in einem Theile des Koͤrpers haͤufig zusammenfliest, auch in diesen Druͤsen ihre ihre Niederlage nehme, und durch die Ausfuͤhrungs- gaͤnge derselben herausgehen soll. Eben so gebe ich zu, daß dasjenige Oel, von welchem wir eben sagten, daß es durch die Haut ausschwizzt, mit dem waren Schweisse vermenget werde, und denselben faͤrben koͤnne, sowohl mit seiner Farbe, als Zaͤhigkeit, und stinkendem Geruche, den der Schweis leichtlich unter der Achsel und an den Schaam- seiten annimmt, wo es viele von diesen Druͤsen giebt. Zweeter Abschnitt, Der Schweis. Das Ausduͤnsten und Einduͤnsten. §. 1. Der Schweis uͤberhaupt. B isher haben wir die Werkzeuge beschrieben, nunmehr wollen wir sehen, was man aus andern Versuchen vornaͤmlich zu erlernen hat. Es ist der Schweis ein sichtbarer Ausbruch der Feuchtigkeit durch die Schweis- loͤcher der ganzen Haut. Wir schwizzen, doch nicht allezeit, und es schwizzen nicht alle Menschen. Es giebt unter den Thieren, wenn solches gleich hizzige Thiere sind, dennoch welche, die nie- mals schwizzen, als die Hunde HARVEI generat. p. 282. BIRCH T. III. p. 341. MOR- TON natur. hist. of Northamp. p. 473. MEAD of Poisons p. 158. HEUCHER oper. p. 470. DUNTZE exper. circa calor. BARICELL hydronos. nat. p. 62. Daß sie wenig schwizzen, FLOYER pulsewatch. Tom. II. pag. 348. Daß auch Kazzen nicht schwizzen, HARVEY loc. cit. MORTON loc. cit. HEU- CHER. Doch unser beruͤmter DUNTZE de calore pag. 30. bezeugt, daß sie allerdings schwizzen. , und Voͤgel BARICELLUS l. c. p. 63. , ob wir XII. Buch. II. Absch. Das Gefuͤhl ꝛc. wir gleich nicht die Ursache davon begreifen. Es dringen aus der Haut ganz kleine Troͤpfchen hervor, welche, wenn sie mit ihres gleichen zusammenkommen, sogleich zu groͤs- sern Tropfen werden. Der Mensch schwizzt, so bald er uͤber den Grad der Mittelmaͤßigkeit heis wird. Daher schwizzen die Leute in denjenigen Laͤndern, wo die Luft heisser ist, in eins fort LIGON pag. 107. Phil. Trans. n. 27. Daher ist die Haut der Frauenspersonen bestaͤndig kle- brig, LIGON ibid. . Der heftigste Schweis erfolgt, wenn man unter den Wendezirkeln reiset, mit grossen Tropfen Phil. Trans. n. 27. 37. ZU- CHELLI relaz. di Congo p. 70. . Wir schwizzen aber, die Waͤrme mag herkommen, woher sie will, von der Hizze des Bades Am gelindesten im Kaisers- bade, MONNIER p. clxxxviii. Von den warmen Baͤdern des Goldberges, Memoir. von 1744. pag. 167. , von Leibesuͤbungen, von Bemuͤhung, wie an den Gebaͤ- renden, von der Anstrengung der Seelenkraͤfte, von hef- tigen Leidenschaften, von warmen Getraͤnke, von zu vie- lem Essen, von Schmerzen Auf der Folter, LABAT voyag. d’Italie, T. VII. p. 6. , von Beaͤngstigung, vom Fieber, von der zu heftigen Erschlaffung der Schweis- loͤcher, von der Furcht, von Ohnmachten HALES hæmastat. p. 7. Am Pferde, das an Verblutung umfiel. , und vielleicht kann man auch den Todesschweis hieher rechnen BADI anastasis cort. Pe- ruv. p. 58. Vom Kirch, einem beruͤmten Sternkundigen, lieset man dergleichen. . Man kann nicht leicht sagen, in welchem Grade der Hizze man schwizzt. Jch habe bei der groͤsten Fluͤchtig- keit des Pulses, von 136 Schlaͤgen, keinen Schweis zum Vorschein kommen gesehen, und es ist bei den Prakticis diejenige trokkne Hizze mehr als zu bekannt, welche sich im Anfange der Fieber einfindet, in besondern Paroxismis hoͤchst beschwerlich ist, und sehr leidlich wird, sobald ein Schweis auszubrechen anfaͤngt. Unser Freund, den wir vor kurzem verloren, dieser scharfsinnige J. Friedrich Schreiber SCWHENKE p. 56. . de peste edit. nup. p. 83. , bezeugte, daß bei einer Hizze von 108 Das Gefuͤhl. XII. Buch. 108 Fahrenh. Graden kein Schweis gewesen, bei 102 Graden aber ausgebrochen sei. Ein andrer schwizzte im Quartanfieber beim hunderten Grade SCHWENKE p. 100. . Jn einem Bade, dessen Hizze mit dem 34 Grade des Reaumur uͤberein kam le MONNIER Mem. de l’Acad. 1747. , floß der Schweis, obgleich der Puls kaum vermehrt war. So wie das Hin- und Herwerfen den Schweis sehr hindert, so befoͤrdert eine vollkommene Ruhe, wenn man die Glieder unter dem Dekkbette haͤlt DOMERGE moyen de con- server la santé, er fuͤgt hinzu, man muͤsse sich den Bauch auf- blasen. , den Schweis ungemein. Wir wollen zum Voraus die Ursache geben. Es erweichet naͤmlich die Ausduͤnstung, welche sich um einen ruhigen und gekruͤmmten Koͤrper anhaͤuft, die Haut dergestalt, daß sie der duͤnstenden Naͤsse viel leichter nach- giebt. Vielleicht ist dieses der willkuͤrliche Schweis des Oligerius Paulus Act. Hafn. ann. IV. obs. 82. . Es schwizzte der beruͤmte Adanson Rélation pag. 162. nicht einmal in der groͤsten Hizze, wenn ein trokkner Wind dabei wehete. Jn nassen Sommern findet sich bei Fiebern kein Schweis, und dieser erfolgt erst bei erfolgendem Regenwetter. Es geschicht nicht selten, daß irgend ein Theil des Leibes allein schwizzt, als die Stirn, die Achsel und die Schaamseiten. So ist auch der Schweis an einer Seite allein nicht ungewoͤnlich, und wenn ich merkte, daß meine rechte Seite schwizzte, so duͤnstete die linke noch nicht. Ein Schweis an der rechten Wange ist von andern bemerkt worden MARCELL. DONAT. p. 21. HARTMANN sudor unius Jateris p. 37. Hist. de l’acad. 1740. p. 1. hier von zerstoͤrter Oberhaut. . §. 2. GALEN. Comm. ad Pro- gnost. III. p. 4. II. Abschnitt. Schweis. §. 2. Die Materie des Schweisses. Es ist der Schweis eines gesunden Menschen, und der sich reinlich haͤlt, beinahe waͤssrig, von Farbe etwas weniger durchsichtig, als Wasser, und er faͤrbt doch das Leinenzeug nicht anders, als das Wasser zu thun pflegt; er ist fluͤßig, doch ein wenig zaͤhe, ohne Geruch, von etwas salzigem Geschmakke THEOPHRASTUS de sudoribus. , und zugleich mit elektrischer Materie angefuͤllt Ein leuchtender Schweis, mit der Farbe des Phosphorus, an gesunden Menschen, HENKEL kleine Schriften. . Leeuwenhoeck Phil. Trans. n. 106. hat dar- innen Kuͤgelchen wargenommen. Man hat wenig chimische Scheidungen vom Schweisse aufzuzeigen; indessen aͤussert er doch Grundtheile, die mit dem Urin viele Aenlichkeiten haben Aenlich macht ihn RAY- MOND loc. cit. pag. 80. BOHN pag. 204. Der Schweis ist ein duͤnner Urin, LISTER humor. pag. 376. , nur daß er eine geringere Schaͤrfe hat TACHEN hippocr. chem. P. XII. . Petit hat einen alka- lischen Schweis bemerkt Daß der Violensyrup davon gruͤn ward, Epist. II. pag. 31. . Doch es aͤndert sich einerlei Schweis auf allerhand Art. Es geschicht oͤfters, daß sich Fett und das Oel aus den Blaͤschen und Schweisloͤchern darunter mischt, von denen oben die Rede war Vorhergehender §. 22. . Der Schweis ist von jenem weiß, und von diesem faͤrbt er sich gelb Der das Hemde safranfaͤr- big macht, der vortrefliche VAL- CARENGHI med. rat. pag. 274. Jm Fieber, HILDAN VI. pag. 77. gelb vom Rheo. BARTHOLIN Cent. IV. hist. 62. . Die Geschichte der Aerzte erwaͤnt hie und da eines gruͤnen BOERHAAVE prax. med. pag. 285. , eines blauen LOWERI vindici Willis. pag. 62. Edm. MEARA pag. 93. Am Hipochondrischen, E. N. C. Dec. I. n. 6. 7. obs. 67. , und schwarzen Schweisses. Viele Din- H. Phisiol. 5. B. U Das Gefuͤhl. XII. Buch. Dinge machen ihn riechend und stinkend ZACUT I. III. obs. 76. BARTHOLIN Act. Hafn. I. pag. 155. . Ja, es giebt Voͤlker, deren Schweis uͤbel riecht, als die westlichen Moren PYRARD voyage T. II. pag. 38. le PAGE de la Loui- siane, T. I. pag. 343. Doch nicht alle, und auch nicht einmal die Schwaͤrzesten der Galloffen. Idem pag. 344. , und die Juͤden. Ausserdem bringt eine unflaͤtige Lebensart und beson- dere Absondrung einer ungesunden Feuchtigkeit, an den Fuͤssen, und bei vielen Menschen am ganzen Leibe, einen Gestank hervor. Jn dem Falle pflegen gute Folgen da- von zu entstehen, und schlimme auf seine Unterdruͤkkung zu folgen Davon entstehen geschwollne Druͤsen, Fieber, MADAI von Wechselfiebern, pag. 76. RAY- MOND ein Schweis der Fuͤsse, der mit dem weissen Flusse abwech- selte, E. N. C. Vol. VIII. obs. 38. . Den Gestank unter der Achsel, an den Weichen, verursacht ein beigemischtes Fett. Selbst die Speise traͤgt dazu viel bei: indem Knoblauch, Zwiebeln, und andre Speisen sowohl den Schweis zaͤhe, als riechend machen, und dieses thut auch das Bokksfleisch, nach der Erzaͤlung oder Fabel der Alten Ein starker Athlete, aber von entsezzlichem Gestanke, wegen dieser Speise. , der Wein BARTHOLIN hist. 62. Cent. 4. FANTON pag. 233. LANGE cat. morb. per ebr. cur. pag. 3. BERNIER beim VER- DUC usag. I. pag. 228. , das Franzosenholz ( guajacum ) BOERHAAVE loc. cit. , das Baumoͤl SCHROEDER pharmac. L. IV. pag. 133. , Bier SALMUTH L. II. n. 28. , die Dekokten CONSTANT. abr. de la Medic helo obs. 52. , abgekochte Kraͤuter, und Opium TRALLES de opio, pag. 175. . Ausserdem macht der Ueberflus an sauren Speisen, und eine nach und nach gesammelte Menge der sauren Saͤfte, den Schweis selbst sauerriechend LEIGH dissert. pag. 99. QUESNAI essays T. III. p. 62. WOODWARD cases pag. 256. 257. Gesalzen mit Saͤure, OTIO de sang. const. n. 21. BENNET theatr. tab. ex 29. LUDWIG pathol. pag. 64. 122. Von Arzenei HOMBERG Mem. de l’acad. 1712. pag. 274. , und die- ses II. Abschnitt. Schweis. ses eraͤugnet sich auch in einigen langsamen Krankhei- ten An der Frau SOUPIOT wurden die Knochen von selbst weich, NAVIER amoliss. des os, p. 62. Ein salziger Schweis von Salzkoͤrnern, Nouvell. de la republ des lettr. 1716. Dec Jm Schweisse eine figirte Luft, MA- CRIDE essays pag. 237. Ein uͤbeler Geruch, da der Friesel aus- brechen wollte, MOLINARI miliar. pag. 47. Ein uͤbelriechen- der, zaͤher, suͤslicher Schweis bei boͤsartigem epidemischen Fieber, MEDICUS Beobachtungen Dagegen berichtet F. B. de SAU- VAGES, daß er an sich selbst einen Moschgeruch bemerkt, da er von einem febris amphimerina gesund geworden, Nosol. T. ult. p. 161. . Ein besondrer Geruch, den ein praktischer Arzt unter- scheiden mus, dampft in den Blattern, im Friesel Ein saurer unangenehmer in febris anomala GRAINGER febr. Batav. pag. 33. , Podagra COSTE sur la goute, p. 22. 23. , in der Pest FALLOP de bubon. pestil. pag. 3. SYDENHAM p. 174. POELZER de sudore. HOD- GES de peste, Londin. 159. LIEUTAUD precis pag. 47. , im Flekkfieber HOFFMANN descript. const. epid Halens. , im Fieber der Gefaͤngnisse hoͤchst stinkend aus PRINGLE diseases of the army pag. 299. . Er bricht oft mit Vorteil POLZER. HODGES. DEIDIER de la peste pag. 407. SYDENHAM. , und so zaͤhe aus, daß er sich an die Kleider, und den Hausrat anhaͤngt, und so gar in kochen- dem Wasser zu Boden faͤllt De la peste pag. 373. Suͤs- lich unangenem, LIEUTAUD. . Es kann das Fett unter der Haut zugleich mit dem Schweisse durch die Schweisloͤcher ausduͤnsten, von denen wir geredet haben Vorhergehender §. 22. . Hierauf beruht die Heilung der Wassersucht, vermittelst des Sandes, die ehedem beruͤmt war, und es noch in den warmen Gegenden von Frank- reich ist, wie ich von dem liebsten Jthius erfaren habe. Und solche Kraft haben auch die Dampfbaͤder des Chri- sippus, die Galen lobte de util. persp. . U 2 Selbst Das Gefuͤhl. XII. Buch. Selbst das Blut scheint Eine Feuchtigkeit, wie Blut, THEOPHRASTUS de sudorib. pag. 457. in der groͤsten Som- merhizze Jn Afrika, ADANSON pag. 162. Auf den antillischen Jnseln, HELVETIUS perte de sang. pag. 87. 88. , in heftigen Bewegungen Jn Ballhaͤusern, SLEVOGT de sudorib. pag. 21. Vom Tan- zen, ROSEN anat. pag. 227. , bei Wein- trinkern, im Schrekken SCHNEIDER de ca- tarrh. L. III. pag. 369. , in Beaͤngstigungen Am Exempel des Welt- erloͤsers. , von Blutaufloͤsungen VALISNERI Tom. III. pag. 305. HORST, woraus Schwachheit und der Tod erfolgte. , und von verschiednen andern Ursachen WELSCH episagm. obs 93. BINNINGER Cent. IV. obs. 52. An Kindern, THEOPHRASTUS de sudoribus pag. 457. HORST Phil. Trans. n. 171. 109. VALIS- NER T. III. pag. 304. BOER- HAAVE prælect T. III. pag. 585. seqq ALLIOT de sudor sang. RUYSCH advers. Dec. III. n. 3. BORELLUS. , den Weg des Schweisses zu nehmen; wo- bei nicht die geringste Folge gewesen SCHURIG hæmatolog. pag. 285. FALLOP. vulner p. 371. BINNINGER Cent. V. n. 58. Von dessen Unterdruͤkkung folgte der Schlag, RAYMOND malad. danger a guerir. pag. 268. Ein kritischer Blutschweis, ZACUT prax. admir. L. III. obs 75. , zu einem offen- baren Beweise, daß die schweisfuͤhrende Gefaͤsse nicht viel kleiner, als die roten Schlagaͤderchen sind, und daß es nur beim Blute auf eine lebhafte Heftigkeit ankomme, um auch in dieselben uͤberzugehen So haͤufig, daß der Koͤr- per ohne Blut blieb, und der Tod erfolgte, VIGNEUL de MAR- VILLE miscel. . Es mus auch die Galle auf diesem Wege ausdampfen, weil man die Gelbesucht durch einen gelben Schweis Hist. de l’acad. 1737. p. 49. geheilt hat, und dieses gilt auch vom verstopftem Urine S. M. D. vom Signo dem Urin, Comment. ad n. 384. . Bei einigen Menschen ist zugleich ein zarter Sand HENKEL. Bergsucht, pag. 78. J. Dan. HORST. SCHURIG lithol. pag. 235. mit dem Schweisse zum Vorschein gekommen, und ich habe selbst auf dem Gesichte der Glasmacher Salz zu Kristallen geworden gesehen, welches auch der beruͤmte Theo- II. Abschnitt. Schweis. Theodor Tronchin Vom Misbrauche des Meer- salzes, Coliq. de Poitou. bezeugt. Man lieset von Salz- strichen, die von der Haut abgewischt worden BOHN pag. 204. . An der Haut der Wallfische bemerkt man eine Menge Salz- koͤrner LEEUWENHOECK Phil. Transact. n. 335. . §. 3. Die Menge des Schweisses. Die gesundesten Menschen koͤnnen ohne Schweis sein, und es ist derselbe eine Art von Krankheit Diocles CARYSTIUS beim CÆLIUS acut. pass. II. c. 7. RYE pag. 291. Der Schweis ist allezeit eine gewaltsa- me Sache, SANCTORIUS S. I. n. 110. Sect. V. n. 3. LISTER humor. pag. 377. COLE cas. epilept. pag. 83. und wenig nuͤzz- lich, GORTER pag. 174. , die uns unertraͤglich fallen wuͤrde, wofern sie nicht nachliesse. Folglich schadet er sehr den Schwachen Sie muͤssen nicht schwizzen, CHEYNE san. infirm. pag. 17. , er richtet die Schwindsuͤchtige hin HIPPOCRATES (peri Topon) S. IV. pag. 86. , so wie diejenigen, welche von Wechselfiebern matt sind GORTER pag. 154. . Es ist in Bengalen die Krankheit gemein, da ein uͤbermaͤßiger Schweis, wofern er nicht gemaͤßiget wird, den Tod bringt Lettres edis. et curieus. T. XV. . Die Krankheit stekkt in demjenigen Theile, wo der Schweis ist HIPPOCRAT. aphorism. 38. L. IV. . So bricht er in Fiebern die Paroxismos, und er schaft gemeiniglich eine Erleichterung, wenn er auf eine mit dem Fieber verbundne trokkne Haut folgt; es sei, daß er einige alkalische und hizzerregende Theile vom Blute losmacht, oder daß er die Stelle der unterbrochnen Aus- duͤnstung ersezze COLE loc. cit. , oder daß er die Hautwaͤrzchen, denen eine trokkne Hizze beschwerlich faͤllt, mit einem sanf- ten Wasserdunste anfeuchte. U 3 Man Das Gefuͤhl. XII. Buch. Man will nicht FREIND ad Epid. L. 3. , daß Hippokrates eines kritischen Schweisses Erwaͤnung thue; doch habe ich dergleichen hie und da bei ihm angemerkt Aphorism. IV. n. 36. (peri Krisioon) ab init. COAC. L. IV. cap. 2. n. 1. Jm hizzigen Fie- ber, (causus) Epid. II. Sect. 3. im hizzigen Fieber, Epidem. III. Sect. 2. aegr. 6. Jm Seitenste- chen, n. 8. im nachlassenden Fie- ber, n. 10. , und ich finde auch, daß ihn dieser gelehrte Greis durch Arzeneien zu befoͤrdern gesucht hat Siehe die Stellen beim TRILLER Epist. critic. gegen den FREIND pag. 74. . Der Schweis ist gemeiniglich im Anfange der hizzigen Krankheiten schaͤdlich COAC. L. IV. Sect. II. n. 3. ; und er geht alsdenn besser von statten, wenn die schaͤdliche Materie, nach geschehener Kochung, geschikkt ist, durch die Haut ausgeworfen zu werden. Doch heilt er fuͤr sich selber weder die Flekkfieber, noch den Friesel, oder Blattern, und man sucht ihn mit Gefar durch hizzige Arzeneien Jn den Blattern von 1666. SYDENHAM pag. 183. Jm Friesel, HAMILTON c. 6. u. f. zu erzwingen, so daß nicht einmal ein warmes Getraͤnke sicher genung ist, wie ich von den gelindesten Kraͤuterdekokten erfaren habe, daß davon ein Kranker, der am Friesel lag, innerhalb drei Tagen zweimal in eine heftige Raserei verfiel, der, sobald man von allen Seiten Kuͤlung machte, Erleichterung fand, und endlich wieder gesund wurde. Es laͤst sich nicht wohl bestimmen, wie viel man schwizze. Jch lese, daß man bis ⅜ einer Pinte NICHOLLS hist. gener. des voy. L. 4. c. 6. Daß diese Menge an einem Menschen fast zur Gewohnheit wurde. , bis drei Pfunde WILLIS pharmac. p. 114. Schweis verloren, daß ganze Becher damit angefuͤllet worden Aelius SPARTIANUS vom Kaiser Maximin. , daß man in der Kur der Venusseuche, welche man damals mit dem Dekokte von Franzosenholze zu bewirken suchte, im Hemde gegen hun- dert CARDAN. aphorism. pag. 287. Unzen gesammelt habe. Schon lange hat man die II. Abschnitt. Schweis. die Anmerkung gemacht, daß der Schweis einen staͤrkern Verlust der menschlichen Saͤfte nach sich ziehe, als die Ausduͤnstung, wenn er mit einmal erfolgt, wie in der Abname der Wechselfieber QUINCY de perspirat. pag. 219. . §. 4. Die unmerkliche Ausduͤnstung. Diese andre Ausduͤnstung durch die Haut ist zwar nicht so merklich, aber dennoch bei den Aerzten viel be- ruͤmter. Die Sache selbst ist ungemein alt, und bereits vom Hippocrates Peri trofis. Epidem. VI. Sect. 6. , Throphrast De sudoribus. Er nennt das, was bestaͤndig und ohne Ver- merkung ausgeworfen wird, Pnev- ma. , Erasistra- tus Beim GALENUS de venæ section. advers. ERASI- STRAT. c. 9. , Asklepsades Von ihrer Hemmung ent- stehen Krankheiten, CELSUS pag. 9. AURELIANUS. , Galen GALENUS meth. med. L. III. VIII. de natur. humor. L. I. c. 12. de atra bile c. 4. , und den uͤbrigen Schuͤlern der alten Schule angemerkt worden. Sanctorius Medecina statica, die zuerst zu Venedig 1614 die Presse ver- lassen, und nachgehends unzaͤliche Ausgaben veranlast hat. hat sie in Ruf gebracht, und es ist sein Name in dem Artikel der Ausduͤnstung noch bestaͤndig denkwuͤrdig, weil er der erste gewesen, der, mittelst Erfa- rungen und Versuche, die Ursachen und Maaße dieser Ausdaͤmpfung untersucht hat. §. 5. Die Grundstoffe der Ausduͤnstung. Das Wasser. Man hat diese Ausduͤnstung unmerklich genannt, weil sie nicht so, wie der Schweis im Gesichte, faͤllt; allein, darum ist sie doch nicht unsichtbar. U 4 Es Das Gefuͤhl. XII. Buch. Es hat Ezech. de Castro an einem raͤudigen Men- schen, wenn er sich krazzte, beobachtet, daß die abgehende Schuppen einen Rauch erwekkten Ign. lamb. pag. 60. . Eine Hand, die man gegen das Eis haͤlt, raucht, wenn sie gleich trokken ist, an allen Stellen PERRAULT Ess. T. III. des sens ext. pag. 37. 283. . Bonnet sahe, wenn ihm die Sonne auf den Ruͤkken schien, und der Schatten auf den freien Sessel fiel, einen Dampf aufsteigen Prodro. anat. pract. c. 3. . Man lieset von einem Advokaten, an dem, wenn er seinen recht- lichen Vortrag that, ein Rauch von der Pfeil- und Kranz- naht aufstieg MALVICINI collect. pag. 322. . Laurenz Bellin Discors. anat. II. pag. 55. versichert, daß er an einem dunklen Orte, der nur von einem einzigen Licht erhellt wird, seine Hand rauchend zeigen koͤnne, und er glaubte, eben dieses bei Beruͤhrung eines Metalles zei- gen zu koͤnnen, indem dieses beschlaͤgt, und sich der Flekke in Tropfen sammlet pag. 57. ; Allein, der Versuch wird durch das Angreifen, und beigemischte Oel und Fett felerhaft, und es laͤst sich der Hauch viel besser an einem entfernten Metalle auffangen n. 17. . Benignus Winslow pag. 59. konnte den Schatten von diesem Rauche, der vom Kopfe auf- stieg, zur Sommerzeit mit Augen sehen. Endlich laͤst sich die Ausduͤnstung am leichtesten in einer dichten Luft warnehmen. Jn den unterirdischen Berggruben zu Klausthal und des Rammelberges habe ich aus jeglichem Finger, aus dem Angesichte und allen blossen Theilen des Koͤrpers einen Dampf und Wolke aus- duͤnsten gesehen. Der vortrefliche von Buffon L. c. T. VI. pag. 262. und vorlaͤngst GAFFAREL opusc. T. II. pag. 352. be- zeugt, daß von weitem am Hasen wie eine Wolke zu sehen sei. Der beruͤmte Penrose beobachtete dergleichen im Bette, wenn er seine Hand zwischen die Augen und das Licht II. Abschnitt. Schweis. Licht hielte Essays pag. 26. . Von einem fluͤchtenden Wallfische steigt ein Dampf, wie vom kochenden Wasser auf MARTENS Spizzberg. Reise pag. 103. 117. . Seine eigne Ausduͤnstung fing Tachenius Morb. princ. pag. 153. unter einem beoͤlten Gewebe, bis zu vier Unzen auf. Martin Lister De humoribus pag. 370. GREISSEL Eph. Nat. Cur. I. ann. 3. obs. 46. bekam von seinem Arme, den er in ein Glas stekkte, ein salziges Wasser aus den Daͤmpfen, und dergleichen Versuch machte auch Abraham Kaauw loc. cit. , doch der- gestalt, daß er den Dampf in Salmiac gehen lies, womit er das Glas angefuͤllt hatte, um eine Kaͤlte zu machen. Die Nasentropfen, welche im kalten Winter aus der Nase herablaufen, sind ebenfalls eine gesammelte Aus- duͤnstung KAAUW n. 18. . Das ausduͤnstende Wasser hat sich in einen so zarten Dampf aufgeloͤst Auch NERUCCI lettere pag. 116. , daß davon zwar das Glas beschlaͤgt, allein, er zerfliest uͤbrigens von selbst wie- der GORTER loc. cit. p. 342. . Wenn daher die Ausduͤnstung in den Koͤrper zuruͤkke schlaͤgt, so vermert sie entweder den Urin, oder sie macht einen Durchlauf, oder den Speichelfluß GORTER pag. 145. . Bei ge- sunden Menschen, und die gehoͤrig ausduͤnsten SANCTOR. I. n. 72. II. n. 13. III. n. 30. 104. , ist der Stulgang hart. Von einem umgewechselten Seiden- kleide, statt eines Pelzes, erfolgte die Ruhr RIVIN morb. œsoph. pag. 7. . Nichts ist vermoͤgender, den Leib zu oͤffnen, als eine ploͤzzliche Kaͤlte STEVENSON Ess. of a Societ. at Edimb. P. II. p. 895. INNES de ileo pag. 35. . Der Durchlauf mindert die Aus- duͤnstung ROBINSON discharges pag. 80. . U 5 Das Das Gefuͤhl. XII. Buch. Das, was die Pflanzen ausduͤnsten, ist vornaͤmlich Wasser HALES veget. stat. pag. 17. , doch nicht ein reines, indem es geschwinde verdirbt Du HAMEL phys. des arbr. T. I. pag. 144. . §. 6. Die elektrische Materie. Man kann die Ausduͤnstung auch noch auf andre Weise deutlich machen, wenn solche naͤmlich, in Gestalt der Funken, von erschuͤtterten Haaren, oder frisch vom Leibe gezogenen Kleidern faͤhrt. Man hat diese Erschei- nung in den Schriften so erzaͤlt, daß man glauben sollte, daß sie einigen Thieren An Pferden, LICET gener. spont. pag. 128. NOLLET le- çons de phys. T. V. pag. 36. Dergleichen Pferde, glaubten die Dummen, wuͤrden von den Teu- feln besessen. An der Kazze, Hyæ- na, HEUCHER pag. 103. und Menschen gleichsam eigen, und eine Seltenheit waͤre Von Christian dem 4ten, wenn er ein reines Hemde anzog, oder die Haare auskaͤmmte, und die Koͤniginn, wenn sie sich an- kleidete, WORM epist. 720. von dessen Prinzen, Christian dem 5ten, BARTHOLIN de luce pag. 78. vom Koͤnige Philipp dem 5ten, BETBEDER pag. 5. Eine Frauensperson, aus deren Koͤrper, wenn man ihn gelinde beruͤhrte, Funken sprangen, Ezech. de CASTRO ign. lamb. pag. 14. Mehr Exempel, BIANCHINI parere, p. XXXIX. Eine Frau dampfte Feuer aus, daß die Klei- der funkelten, Joh. de VIANA de peste Malagensi pag. 14. Licht aus einem reinen geriebnen Hemde, BIRCH T. IV. pag. 70. Hizzige Menschen geben Funken von sich, wenn sie sich nakkt binden, LICET Spont. pag. 128. eine Flamme von einer Frauensperson, die keinen Schaden verursachte, opusc. scient. fil. T. II. pag. 6. Eine Matrone zu Verone druͤkkte sich aus der Haut Funken, wie Bartholin gesehen, de luce anim. pag. 262. 263. Ein anderes Exempel hat MAFFEI de fulmine pag. 94. Ein gelerter Mann hoͤrte aus seinem Kopfe Funken kommen, wenn er sich er- schuͤtterte, PLOT Staffordshire pag. 126. Noch sind Exempel beim ROGER pag. 42. Auch an einem Schlafrokke bemerkte man schwim- mende und leuchtende Theilchen, Hist. de l’acad. 1746. pag. 23. der einen Guͤrtel ablegte, warf Funken von sich, C. a REYER Quæst. 35. pag. 420. Eine Flamme in der Hand sahe Frau und Mann ploͤzz- lich entstehen. VALISNER T. III. pag. 215. . Hieher gehoͤren diejenigen Thiere, welche, in ihrem lebendigen Zustande, und nicht, wenn II. Abschnitt. Schweis. wenn sie todt sind, einen Schein von sich werfen, als die Skolopender Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. I. obs. 138. LINN. singul. insect. pag. 26. , die amerikanischen Johanniswuͤrmer, welche nur schwach, und todt gar nicht leuchten Du TERTRE hist. des Antill. T. II. pag. 281. LABAT T. II. c. 19. Waͤrend der Bewe- gung faͤhrt ein Licht aus den Schen- keln, in der Ruhe keines, Phys. des anim. , so wie der Fullo Bresl. Samml. 1721. M. Nov. , und andre Jnsekten CAMERAR. Cent. II. n. 50. . Doch es ist uͤberhaupt und allen gemein, daß von uns ein Licht ausdaͤmpfe, und ich weis nicht anders, als daß Mercur von Hellmont dieses zuerst beobachtet hat Durch die Schweisloͤcher der Haut bricht Feuer aus, lect. on man. II. pag. 93. und Frauens- personen, wenn sie sich kaͤmmen, erregen ein Feuer. . Nur vor kurzem machte man bekannt, daß, wenn man jemanden elektrisire, lichte Punkte aus den Kopf- haaren, mit der Empfindung eines Stechens, wie von Ameisen, und mit Schmerzen herausfuͤhren JALLABERT pag. 51. . Doch man siehet auch die aͤussersten Federn Von den Haupthaaren, CARDAN L. VIII c 13. LI- CET Spont. pag. 128. Von den Haaren an Pferden, loc. cit. Vergl. LINCET monstr. p. 162. und Spizzen der Haare mit dergleichen leuchtenden Punkten erhellt JALLABERT p. 52. 53. . Die elektrischen Daͤmpfe machen einen Theil der Transpiration aus Hist. de l’acad. 1747. p. 8. . Blos vermittelst des Reibens und Stoͤssen trokkner Haͤnde hat der beruͤmte Wilson WILSON on electric. pag. 213. ein blaues Licht her- vorgebracht. Uebrigens koͤmmt diese Materie mit den elektrischen Elementen so augenscheinlich uͤberein, daß der Geruch in der elektrischen Atmosphaͤre eben so, als an dem Ruͤkken der Das Gefuͤhl. XII. Buch. der Kazze VERATTI med. electric. pag. 77. , beschaffen ist, welcher vom Reiben fun- kelt, und endlich knakkt Pest. Malagens. pag. 46. . Vermoͤge der artigen Ver- suche des beruͤmten Symmers Phil. Trans. T. 51. P. I. wird ein trokkner Strumpf, wenn man ihn nur uͤber die blosse Haut an- zieht, vollkommen elektrisch, er zieht an, und stoͤst weg leichte Koͤrper, so wie eine eiserne Ruthe elektrisch gemacht wird, welche man nahe an eine umgedrehte Glaskugel haͤlt. So werden auch die Haupthaare von den Wan- gen angezogen, und zuruͤkke gestossen. Es wird eben diese Materie heis, und wenn man eine Hand an die andre haͤlt, so nimmt sie eine Waͤrme von zwoͤlf Graden an sich Idem pag. 57. . Des Morgens fruͤhe sind die Haͤnde am meisten elektrisch ROGER pag. 86. . Ausserdem faͤhrt dergleichen Materie auch aus todten Koͤrpern JALLABERT pag. 52. 53. Von den Haaren und Federn, vorlaͤngst WAIZ electr. pag. 158. 225. er sagt, daß es schwach sei Leuchtendes Fleisch, Fabric. ab AQUAPEND Musc. act. p. 405. Fische, MONCONIS T. I. p. 20. 23. Austern, Phil. Transact. n. 12. seqq. , und aus den Blaͤttern der Pflanzen NOLLET Mem. de l’acad. 1748. pag. 175. Aus den Blaͤttern einer Pflanze, die man electrisirt hat. heraus. Dieses scheinet eben diejenige Materie zu sein, welche nicht selten, das Fleisch leuchtend macht Du HAMEL hist acad. pag. 156. PLOT Staffordshire pag. 265. , und welche in Gestalt der Flammen aus todten Koͤrpern BOTTONUS de igne Mes- san. Es scheint dieselbe gewesen zu sein, die den Brandwein an- zuͤndete, daß die, welche dieses Getraͤnke trunken, verbrannten. BIANCHINI historia Comi- tissa Z angarini Bandi, ferner MAFFEI de fulmine pag. 898. BARTHOLIN hist. 56. Cent. III. Cent. I. hist. 70. Act. Hafn. Vol. I. obs 118. ROGER electr. anim. pag. 52. , wie auch aus Thieren Als man die Haut eines Schweins oͤffnete, MORTON pag. 454. , gefahren sein soll. §. 7. II. Abschnitt. Schweis. §. 7. Die fluͤchtige stinkende Theile. Die dikkere halbstinkende und uͤbelriechende Materie des ausduͤnstenden Dampfes BAYLE pag. 283. NI- CHOLLS pag. 51. , die die Spuͤrhunde leichtlich, und bisweilen auch wir selbst riechen, koͤmmt entweder zugleich mit dieser Materie hervor, oder sie ist gar ein Theil von derselben. Daß solches die Materie des thierischen Koͤrpers Daß er ein Auswurf von der dritten Kochung sei, SAN- CTORIUS Sect. III. n. 84. GORTER pag. 25. 26. COLE post cas. epileps. pag. 97. 99. von den festen Theilen und dem ernaͤ- renden Safte. Auch die festen Theile dun- sten aus, DODART pag. 243. GORTER pag. 26. selbst sei, die in ein fluͤßiges Wesen gebracht worden, erhellet daraus, daß die spuͤrende Thiere leicht die Arten von andern Thieren, und so gar die Jndividua unterschei- den, indem unterrichtete Hunde Auch bisweilen die Men- schen, wie die Waldbewoner von Akadien, DIERVILLE hist. de l’Acad. pag. 120. 122. Hirsche fahren lassen, und blos Hasen, oder, mit Verachtung der Hasen, blos Fuͤchse verfolgen: und was die einzelne Thiere betrift, so hezzen sie unter zehn Hirschen denjenigen allein, den man ihnen aufgegeben, sie wissen ihren Herrn, unter einem Haufen Menschen, bisweilen viele Tage nach einander, und hundert Meilen weit, uͤber gebahnte Strassen nach- zufolgen, dergleichen man von der bewundernswuͤrdigen Geschicklichkeit dieses getreuen Thieres auf dem Schlosse Altenklingen in einer Tafel aufgezeichnet lieset. Es koͤnn- ten aber auch die allerbesten Spuͤrhunde nicht die Perso- nen unterscheiden, und blos die ihnen anbefolene auf- suchen, wo nicht die Ausduͤnstungen eines jeden Menschen was eignes an sich haͤtten. Diese aber koͤnnten der Per- son nicht eigen sein, wo sie nicht von den alten Saͤften und den daselbst schwebenden Theilen abwichen. Daß Das Gefuͤhl. XII. Buch. Daß sich auch unter diese Materie einige Geister COLE. De GORTER pag. 20. 21. BERGER pag. 187. QUINCY essays on gout p. 400. H. HAGUENOT de perspir. insens. mit mischen, welche aus den Waͤrzchen der Haut aus- daͤmpfen BERGER ibid. GOR- TER pag. 21. , ist eine Mutmaßung beruͤmter Maͤnner, woraus zu folgen scheinen wuͤrde, daß die Ausduͤnstung in den Kraͤften einen Verlust hervorbringe. Duͤnstet etwa die Luft Dieses leugnet MERY Mem. de l’acad. 1700. und 1707. An den Raupen dampft sie aller- dings durch die Haut aus, REAU- MUR Mem. pour servir a l’histoire des Insectes IX. T. I. , welche unsern Koͤrper durchlaufen hat, endlich durch die Haut aus? Wir haben bereits L. VIII. gesehen, daß es von einer elastischen Luft nicht geschicht. Hingegen ist von der fixen Luft kein Zweifel, daß sie nicht dem Wasser folgen sollte. §. 8. Die Theilchen der Speisen und der Getraͤnke. Jn der That ruͤhrt ein grosser Theil der Ausduͤnstung vom Getraͤnke her Ein grosser Theil des Chy- lus duͤnftet aus, GORTER pag. 26. 30. , so oft eine maͤßige Waͤrme dazu koͤmmt. Es duͤnstet naͤmlich fast alles Wasser, welches man trinkt, von einem gesunden Menschen, unter dem Dekkbette, bei einer sanften Waͤrme aus, daß kaum etwas uͤbrig bleibt, im Nachttopfe. Eben dieser Dampf wird, wenn man den Leib der Kaͤlte aussezzt, ploͤzzlich einwerts gekehrt, und man giebt ihn hell, fast wie ein reines Wasser, durch den Urin von sich KAAUW n. 1077. . Doch es duͤnstet auch ein ziemlicher Theil der Speisen Dieses leugnet COLE loc. cit. von uns, welche bisweilen ihren besondern Geruch verrathen, dergleichen der Knoblauch GORTER pag. 422. n. 283. Aus dem Chil selbst pag. 26. 30. , die Zwiebel, und II. Abschnitt. Schweis. und der Teufelsdrekk ist; oder sie offenbaren sich durch ihre Farbe, wie man von dem Weine, und dem Aethiops Mineralis lieset beim CHEYNE p. 49. . Oft ist es eine gedaͤmpfte und in einen Dunst aufgeloͤste Materie, welche kein deutliches Merkmal uͤbrig behalten hat. Es zeigt sich dieses daraus, daß man viel mehr Speise zu sich nimmt, als man durch den Stulgang von sich giebt, obgleich zum Kote noch viel Galle und Darmschleim hinzukoͤmmt. G. Rye genos, wie wir gezeigt haben, fast zwei Pfund Der beruͤmte RYE nahm an Speise und Trank zu sich 5 Pfunde 4. Unter diesen waren an Speise 2 Pfund, 4 Unzen, pag. 212. oder unter 30 und 24 Unzen beim ROBINSON tab. 9. Speise, nebst vier Unzen, innerhalb 24 Stunden; er gab durch den Stul fast vier Unzen von sich De ponderibus n. 59. Das Verhaͤltniß des Getraͤnkes zur Speise sezzt SANCTORIUS wie 10 zu 3. L. CORNARO wie 7 zu 6. G. RYE wie 4 zu 3. ROBINSON, wie 5 zu 2. of discharg. pag. 35. . Folglich giengen die zwei Pfunde durch die Haut verloren. Man wird ein- zeln sehen, wie viel von jeder Speise SANCTORIUS III. n. 4. 8. 23. 24. 45. 82. 87. u. f. durch die Haut ausduͤnstet. §. 9. Jn wie fern die Materie der Ausduͤnstung von dem Schweisse verschieden sei. Man hat fuͤr beide Meinungen gestritten, und es haben einige beruͤmte Maͤnner daraus einerlei Materie BAYLE S. 283. SECKER medic. stat. n. 18. gemacht, und behauptet, daß der Schweis nichts, als eine dichter angehaͤufte Ausduͤnstung sei; andre hingegen unterscheiden beide von einander COLE loc. cit. pag. 70. sq. . Beide koͤnnen in der Materie, aber auch im Werk- zeuge unterschieden sein. Die Materie ist in so fern verschieden, daß bei der Ausduͤnstung alle Arten von Oel S. 48. 49. und Fett mangelt, daß Das Gefuͤhl. XII. Buch. daß die Ausduͤnstung weder gelb noch oͤlig, noch zaͤhe ist: daß sie fluͤßiger und waͤssriger ist, daß sie nach dem Gut- befinden der Natur ohne Unterlaß THEOPHRASTUS l. c. ausschwizzt; der Schweis hingegen eine Art von Krankheit ist. Was das Werkzeug betrift, so scheinet solches aller- dings einerlei zu sein PERRAULT essays T. III. S. 284. LISTER de hu- morib. p. 325. BOHN pag. 207. De GORTER pag. 143. LOE- SEKE Arzeneien pag 151. SA- CRELAIRE de tegum. p. 9. , so daß einzig und allein eine maͤßige Kraft des bewegten Saftes einen Dampf verur- sachet, dessen Tropfen einander von ferne folgen, die eine uͤbermaͤßige Heftigkeit so schnell einander erreichen laͤst, daß die kleinen Troͤpfchen in groͤssere Tropfen zusammenfliessen. Leeuwenhoeck sahe funfzehn Troͤpfchen der ausduͤnsten- den Materie in einen einzigen Tropfen Schweis zusammen- laufen. Jch habe das Geschaͤfte der Natur oft an mir selbst beobachtet, wenn ich haͤufig duͤnstete; es war alsdenn meine Haut weich, roͤtlich, gleichsam aufgedunsten, beim Anfuͤlen nicht trokken, dennoch aber nicht waͤssrig, es stan- den, auch dem Augenschein nach, die Schweisloͤcher offen, und es waren auch die Durchgaͤnge der Haare groͤsser. Wenn daher die Oberhaut an einer Stelle zerstoͤrt ist, und die Gefaͤsse der Haut loser geworden, so schwizzt ein sol- cher Ort bestaͤndig Wenn sich der Graf von Thun die Struͤmpfe ausziehen lies, so fuhren Funken aus der Haut, mit einem Knistern und brennender Hizze, Lond. Magaz. 1757. pag. 74. Von einer Frau, deren Hemde eine Flamme mit Geraͤusch von sich gab, Phil. Trans. n. 476. Eine Ausduͤnstung, wie Storax, ORTESCHI Diar. Venet. II. pag. 3. und nach Pome- ranzenspiritus, pag 2. Das Aus- duͤnsten geschicht theils ausserhalb der Haut und Oberhaut, und es ist die duͤnstende Materie, welche aus dem belebten Koͤrper geht, ge- meiniglich bekannt. Ein anderes ist das Ausduͤnsten ausserhalb der Haut, aber unter der Oberhaut. Dieses macht die Haut sanft, und dieses verursacht, daß, wenn die Oberhaut weggeschaft worden, und dieser Dampf sich zerstreut hat, die Haut trokken wird, HUNTER med. obs. of a Socier. at Lond. II. pag. 17. 48. So brach, nach ge- stilltem Verbluten, das Blut unter der . Bald II. Abschnitt. Schweis. Bald darauf erfolgte, unter eben diesem Dekkbette, nach dem Dunste, ein deutliches Wasser, welches sich in weisliche Tropfen, die sich einander anzogen, sammelte, und wovon die Oberhaut naß wurde, daß nunmehr die Finger feuchte wurden. Folglich scheint es, daß der Schweis durch eben dieselbe, nur mehr erweiterte, Poros, auf den Dunst folge Schweis dringt aus weni- gern offnen Muͤndungen, die Aus- duͤnstung aber aus mehrern hervor, LUDWIG physiol. n. 465. . Da also der Schweis Schweis- loͤcher verlangt, die uͤber ihr natuͤrliches Durchmessermaas geoͤffnet sein muͤssen, so ist er auch nicht eben der Natur gemaͤs Die unmerkliche Perspira- tion wird sichtbar, wenn die Be- wegung groͤsser ist, GALENUS method. medendi L. III. . Der Weg scheint gleichfalls eben derselbe zu sein, wo- von die eingesprizzte Saͤfte den Beweis geben, da sie allent- halben aus der Haut durch die kleinste Poros herausdrin- gen, wie ein Schweis, doch aber so gedrengt, daß an der Haut keine einzige Stelle frei ist, die nicht so beschwizzen sollte. Geschiehet dieses durch die unorganische STAHL theor. med. pag. 338. 339. Ein Theil des Schweisses, BOHN pag. 212. Po- ros der Oberhaut? Daß die Saͤfte in die Saͤfte der Cadavers ausduͤnsten HOOKE microgr. p. 203. DODART med. stat. gall. p. 228. KRAFT phys. gen. pag. 103. KRüGER Physiolog. pag. 153. Auch die Knochen, BOYLE de porosit. corpor. ? Geschiehet das Ausduͤnsten durch die anziehende Kraft, nicht aber durch den Austrieb, weil sie gar zu subtil ist, noch von den Gefaͤssen fortgedrengt werden kann ARRIGRI beim COR- NACHIN rispost. apologet. HAMBERGER l. c. p. 276. sq. ? Ge- der Oberhaut, aus dem ganzen Koͤrper hervor, und machte blaue Flekken, ROUPPE morb. navig. pag. 174. s. Auch bei der melan- cholischen Schwaͤrze war gleichsam ein Pulver unter der Oberhaut zuruͤkkgeblieben, welches schwarz war, und, an Leinwand gerieben, faͤrbte, der vortrefliche LORRY melanchol. pag. 19. Histoir. de l’Acad. 1740. obs. 1. H. Phisiol. 5. B. X Das Gefuͤhl. XII. Buch. Gewiß ist es, daß dieser Dampf aus den Schlagadern PERRAULT l. c. p. 284. CHEYNE phil. princ. of relig. p. 295. RUYSCH. KAAUW pag. 84. 93. LEFUWENHOECK glaubt, Gefaͤsse gesehen zu haben, in jeder Schuppe fuͤnfe, Anat. et contempl. T. II. p. 206. 207. der Haut koͤmmt, und dieses wusten auch so gar die Alten Das waͤrmere Aederchen, HIPPOCRAT. (peri trofis) Sect. IV. pag. 50. GALENUS in Comment. de Hippoer. et Plat. decret. L. 8. NEMESIUS c. 3. Der Verfasser der Jasog. anat. c. 4. . Wir meinen die kleinsten Schlagaͤderchen, die aber dennoch fuͤr Wasser offen genung sind Daß mit einem einzigen Pulsschlage ausdaͤmpfen 5,625,000, 000,000 Theile eines Grans, SIEVERS de s. mot. circ. p. 15. . Es widerspricht sich durchaus, daß das Ausduͤnsten ohne Schlagadern, gleichsam als aus einem duͤnstenden Safte, geschehen sollte. Es beschuͤzzt naͤmlich die trokkne Ober- haut die weiche Haut vor der Luft, und es ist die Ausduͤn- stung nichts bedeutend, wenn keine Merkmale eines schar- fen Antriebes von Schlagadern, keine Waͤrme, Roͤthe, oder Pulsirung dabei ist. Es duͤnstet aber nicht nur die ganze aͤussere Haut, sondern auch die inwendige im Munde, der Nase, den Geburtsgliedern, und dem Speise- und Luftkanale KAAUW perspir. n. 18. HIPP. Epid. VI. Sect. 6. GA- LEN. de usu puls. c. 5. aus. §. 10. Die Menge der Transpiration uͤberhaupt. Die Erfinder. Die Groͤsse des Werkzeuges, die unzaͤlbare Menge der Roͤhren, die in einem kleinen Raume dicht beisammen liegen, die Geschwindigkeit, womit wir den Dampf aus der Hand duͤnsten und auf einander folgen sehen, die unge- heure Menge von Schlagadern an der gesamten Haut, ob sie gleich an sich nur klein sind, alles stimmt darinn uͤberein, daß diese Ausduͤnstung der Haut in groͤstem Ueber- flusse geschehen muͤsse. Es mus uns auch, was wir beim Sanctorius lesen, nicht so gar paradox vorkommen, da Pflan- II. Abschnitt. Schweis. Pflanzen blos von der Waͤrme mehr ausduͤnsten, als ein Mensch, und der Mensch sowohl eine groͤssere Waͤrme, als einen starken Antrieb des Herzens besizzet. Taͤglich uͤbersteigt der wegdampfende Dunst das Gewicht eines Astes, aus dem er aufsteigt Memoir. de l’Acad. 1748. pag. 573. HALES veget. stat. p. 12. er nimmt 31 Unzen auf die mensch- liche Ausduͤnstung, p. 10. . Das Ausduͤnsten der Sonnenblume zur Ausduͤnstung des Menschen verhaͤlt sich wie 17 zu 1. Man will, daß der Kardinal Cusani der erste ge- wesen Daß SANCTORIUS nicht das Seinige aus ihm hergenom- men, I. fen. avic. pag. 81. , welcher die Ausduͤnstung zu waͤgen gesucht. Jch habe aber seine Werke niemals zu sehen bekommen. Nach ihm gab sich der beruͤmte Sanctorius lange Zeit darauf viele Muͤhe, die Ausduͤnstung nach angestellten Versuchen auf ein bestimmtes Gewichte zu bringen. Weil er aber noch nicht gelernt hatte, Versuche in Tagebuͤcher und Tabellen zu sezzen, so liefert er uns Aphorismos, die einen Wald von Beobachtungen zum Grunde haben, welche er zugleich herausgeben muͤssen, damit Jedermann wuͤste, ob die Schluͤsse dieses beruͤmten Mannes auch richtige Folgerungen waͤren. Nunmehr mus man also seine Saͤzze auf Treu und Glauben annehmen, ob man gleich die Versuche nicht hat, auf welche er sich gegruͤndet hat. Ja man hat gewiesen Daß vieles nicht recht ge- wiß sei, SCHELHAMMER physiol. pag 388. , daß viele Stellen des San- ctorius nach den Galenischen Saͤzzen SECKER n. 6. 7. , und einer Vergleichun der Theorie abgefast sind; andre hingegen der Theorie dieses beruͤmten Mannes so gar widersprechen I. n. 56. und III. n. 76. IV. n. 29. SECKER n. 16. . Vieles scheint mir so besonders zu sein, daß ich es, ohne unendliche Versuche, nicht begreifen kann. X 2 Nach Das Gefuͤhl. XII. Buch. Nach ihm hat in Frankreich ein frommer und gelehrter Mann, Dionisius Dodart Memoir. de l’Acad. avant. 1699. p. 276. , viele Jahre lang, an seinem eignen Koͤrper Versuche gemacht, welche sich mit dem Jahre 1688 anfingen, als er 33 Jahre alt war Stat. gall. pag. 217. 220. . Auch von diesem Manne haben wir keine Aufsaͤzze, son- dern uͤberhaupt nur wenige Corollarien. Karl der Zweite, Koͤnig von Grosbritannien BIRCH L. I. n 393. , machte sich ebenfalls ein Vergnuͤgen daraus, Versuche mit der Abwaͤgung an sich selbst anzustellen. Nachher machte Jakob Keil Medicina statica Brittannica. , ein Arzt in der Stadt Northampton, zehn Jahre lang an sich Versuche, und es war diesem Manne gegeben, daß er ein vollkommen freies Leben fuͤhren, gut speisen und gut punschen konnte. Doch ist er der erste, welcher von seinen Versuchen ein Tagebuch herausgegeben RYE pag. 199. add. SE- CKERUM ad. . Schon genauer sind die Versuche des Bryans Ro- binson On food and discharges. , die derselbe in Jrrland angestellet, und die G. Rye Jm Briefe an den beruͤmten ROGERS, der zu Dublin 1734 mit seinem Essays on epidemica diseases herauskam. , ebenfalls in Jrrland, in der Stadt Cork, sehr genau veranstaltet hat. Johann von Gorter Es giebt zwo Ausgaben, da- von die eine vollstaͤndiger ist. hat uͤber den Sanctorius gelert kommentirt, ebenfalls Versuche gemacht, allein, er hat selbige nicht besonders herausgegeben. Endlich unternahm es der beruͤmte Linings Phil. Trans. n. 470. und 475. , unter einem heissen Himmelsstriche, im suͤdlichen Karolina, genaue Versuche zu machen, und ordentlich aufzuzeichnen. Zur Zeit haben wir noch nichts vollstaͤndigeres. Vor kurzem fuͤgte Franz Home In Medical facts. noch einige von seinen Versuchen hinzu. Die- II. Abschnitt. Schweis. Diejenigen Versuche, welche unser vortreflicher Amts- gehuͤlfe, George Gottlob Richter, seit vielen Jahren an jungen Personen gemacht, sind zur Zeit noch nicht gemein gemacht. Hartmann De sudore unius lateris pag. 25. hat einige edirt, die er an sich selbst angestellt. Folglich haben wir Versuche, die gemacht sind unter dem Grade 56 der Breite zu Edimburg, unter dem Grade 53, und hinter Dublin; unter dem Grade 52, und dar- uͤber zu Northampton, und ebenfalls zu Helmstaͤdt, oder in deren Nachbarschaft, unter dem Grade 51, und dar- uͤber zu Cork, ferner unter dem Grade 49 zu Paris, unter dem Grade 45 zu Venedig, und unter dem Grade 33 in dem mittaͤgigen Karolina. Damit die Versuche richtig von statten gehen moͤgen, so gebraucht die Art, sie anzustellen, einige Sorgfalt. Man mus eine Wage in einem gedoppelten Kasten bei der Hand haben, in dessen einem Verschlage aller Aus- wurf gesammelt, und alle Tage ins Register verzeichnet werden kann. Jn dem andern befindet sich die Speise mit dem Getraͤnke, welches sich leicht abwaͤgen laͤst, wenn man die Gefaͤsse, sowohl, wenn man sie herbeibringt, als wenn man sie wieder wegschaft, in der Wage waͤgt. Der- gleichen Schranken ist eine Erfindung des vortreflichen Segners. §. 11. Behutsamkeit dabei. Es laͤst sich nicht gleich so geschwinde von den Ver- suchen Schluͤsse machen. Die Ausduͤnstung kann auf allerhand Art, bald gar zu gros, und bald wieder zu klein werden. Folglich mus man feste sezzen, daß aller der Verlust des Gewichtes, welcher nicht von dem Kote oder Urin herruͤhrt, fuͤr Ausduͤnstung angerechnet werde. Es X 3 wie- Das Gefuͤhl. XII. Buch. wiege ein Mensch 160 Pfunde: er nimmt schwerlich acht Pfunde Narung zu sich, denn dieses wuͤrde ein Exem- pel von seltsamer Gefraͤßigkeit sein, sondern es geniesset ein Mensch, innerhalb 24 Stunden, an Speise und Trank sechs Pfunde. Der Abgang an Urin sei z. E. 33 Unzen, an Kote gegen vier Unzen. Es muͤste dieser Mensch, weil er sechs Pfunde zu sich genommen, und drei verloren, nunmehr 163 Pfunde waͤgen; allein, er wiegt darum nicht mehr, als vorher, sondern blos seine vorige 160 Pfunde. Folglich sind die drei Pfunde, welche un- bewust verloren gegangen, das Maas der unmerklichen Ausduͤnstung. So rechnet Sanctorius, und so rechnen alle andre Schriftsteller. Allein, man uͤbertreibt hier die Vermehrung des Ausduͤnstens uͤberhaupt. Es verlor naͤmlich der Mensch, ausser Kot und Urin, auch Speichel, den die, welche stark auswerfen, nicht in geringer Menge Man sehe unterdessen Præ- lect. T. I. von sich geben; ferner verliert man den Schleim der Luftroͤhre, der Nase, das Hauptfett und den Schweis; und ausser allem diesen noch die Ausdaͤmpfung aus der Lunge. Wenn man die- ses betrachtet, so kann man jene drei Pfunde auf die Helfte reduciren. Die Lunge duͤnstet naͤmlich uͤber ein Pfund aus L. VIII. BERGER p. 184. , man wirft leichtlich, wenigstens wenn man schon bei Jahren ist, etliche Unzen Speichel aus, und an Unflat kann man ein halbes Quentchen rechnen DODART p. 243. . Hingegen wird die Ausduͤnstung aus andern Ursachen wieder groͤsser, als man sie nach dem Obigen findet. Man weis, daß Pflanzen, Thiere und Menschen viele Duͤnste in sich ziehen, obgleich Niemand das Maas am Menschen bestimmt hat. Es sei, daß derselbe ein Pfund einatme: so mus dieses ganze Pfund durch die Ausduͤnstung wieder ersezzt worden sein; denn sonst wuͤrde diese Materie der Schwe- II. Abschnitt. Schweis. Schwere des Koͤrpers noch zuwachsen. Hiervon wuste Sanctorius SECKER. nichts, denn sonst haͤtte er dieses in Rechnung mit bringen muͤssen ARBUTHNOT on air. pag. 65. RICHTER de ab- stinentia. . Es sei demnach die Ausduͤnstung x, das Einatmen y, Speise und Trank a, der Urin b, der Kot c, Schweis und Unflat z, Schleim und Speichel v, die Lungen- duͤnstung t, so wird das ware Maas der Ausduͤnstung sein, = a ✠ y — b — c — z — v — t. Da aber die meresten von diesen Dingen unbekannte Groͤssen sind, so ist es geschehen, daß man sie gemeiniglich bei der Be- rechnung weggelassen hat. Da ferner die Waͤrme, sonderlich eine feuchte, eine erstaunliche Wirkung hat, da Getraͤnke, und besonders die warmen, das Ausduͤnsten ansenlich vermehren, da das Alter viel dabei veraͤndert, so mus man dieses alles mit in Betracht ziehen, wenn man den Vorsazz fasset, eine Regel zu bestimmen. Man haͤtte dieselbe von dem Resul- tate vieler Beobachtungen, und der naͤchsten waren Theo- rie hernehmen koͤnnen. Es vergroͤssert naͤmlich eine heisse Gegend, die Jahreszeit, welche ausserdem das Getraͤnke forttreibt, ein jugendliches Alter, die Zalen zu sehr: hin- gegen wird die Rechnung in kalten Gegenden, in hohem Alter, und in kalter Witterung viel zu klein. §. 12. Die Ausduͤnstung in den nordlichen Gegenden. Wir muͤssen dieses folglich stuͤkkweise durchgehen, um eine Mittelzal anzutreffen. Was den Franz Home be- trift, so hat derselbe wenig Versuche: er giebt an Speise und Trank nur vier Pfund, drei Unzen Exp. 5. pag. 243. , an Kote viertehalb Unzen ibid. , an Urin drittehalb Pfunde ibid. , X 4 und Das Gefuͤhl. XII. Buch. und viertehalb an Ausduͤnstungsmaterie, fuͤr die Stunde zwei Unzen und ein Drittheil Exp. 14. , eine Unze Exp. 1. 4. 5. 6. , an- derthalb Unzen Exp. 14. und fast 18. , zwei Unzen Exp. 2. pag. 240. 241. Exp. 19. , und daruͤber Exp. 3. pag. 241. Exp. 5. pag. 243. , drei Exp. 3. 10. , vier Exp. 9. , und eine halbe Exp. 5. , endlich sechs Von der Leibesuͤbung, Exp. 3. Unzen in freiem Sonnenschein. Die Nacht uͤber betraͤgt die Ausduͤnstung innerhalb zwoͤlf Stunden 12 Unzen Exp. 11. , 13 Exp. 3. 5. , 14. 15 Exp. 15. und etwas weiter- hin. Exp. 16. , 16. 17 Exp. 7. , und 18 Unzen Exp. 6. 13. , und in 23, und einer halben Stunde, 3 Pfunde, viertehalb Unzen ibid. pag. 241. , und fast 2 Pfunde und siebentehalb Unzen pag. 243. . Der beruͤmte Rye verglich die Ausduͤnstung in der Stadt Corke, im Monate December pag. 277. , mit dem Urin, wie 5 zu 4, und es war der Urin von beinahe 66 Pfun- den, und 14 Unzen, innerhalb 26 Tagen, folglich betrug er in 30 Tagen 1234 Unzen; da die Ausduͤnstung 80 Pfunde, 4 Unzen, oder in einem Monate 1531 Unzen war. Jm Monate Januar Ibid. machte innerhalb 15 Tagen der Urin 31 Pfunde, 2 Unzen, folglich in einem Monate von 30 Tagen 1489 Unzen, so wie die Ausduͤnstung 50 Pfunde, und in 30 Tagen 1600 Unzen. Jm Februar war der Urin 55 Pfunde, 10 Unzen pag. 277. in 22 Tagen, oder in 30 Tagen fast 1214 Unzen, die Ausduͤnstung 76 Pfunde, 6 Unzen, und innerhalb 30 Tagen 1666 Unzen. Jm II. Abschnitt. Schweis. Jm Maͤrzmonate war der Urin 42 Pfunde, 15 Unzen ibid. in 17 Tagen, oder in 30 Tagen 1212 Unzen, die Ausduͤnstung 56 Pfunde, 13 Unzen, und in 30 Tagen 1604. Der Kot 6. 2. und in 30 Tagen 184 Unzen. Jm April war der Urin 65. 11. pag. 278. in 28 Tagen, und in 30 Tagen 1126 Unzen; die Ausduͤnstung 116. 14. und in 30 Tagen 2004 Unzen; der Kot 8. 15. und in 30 Tagen 153. Jm Maimonate pag. 275. befand man den Urin 73. 11. in 29 Tagen; und in 30 Tagen 1220 Unzen; die Ausduͤn- stung 110. 11. und in 30 Tagen 1797 Unzen; den Kot 9. 3. und in 30 Tagen 152 Unzen. Jm Junius ibid. waren an Urin 67. 13. in 28 Tagen, und in 30 Tagen 1270 Unzen; an Ausduͤnstung 105. 6. und in 30 Tagen 1806 Unzen; an Kote 8. 12. und in 30 Tagen 140 Unzen. Jm Julius fand man an Urin 66. 3. ibid. und in 30 Tagen 1056 Unzen; an Ausduͤnstung 110. 5. und in 30 Tagen 1765 Unzen; an Kote 9. 6. und in 30 Tagen 150 Unzen. Jm August waren an Urin 42. 2. pag. 276. in 20 Tagen, und in 30 Tagen 1026 Unzen; an Ausduͤnstung 83. 4. und in 30 Tagen 2148 Unzen; an Kote 6. 4. und in 30 Tagen 150 Unzen. Jm September ibid. wog der Urin 53. 5. in 26 Tagen, und in 30 Tagen fast 984; die Ausduͤnstung 97, und in 30 Tagen fast 1663. Jm Oktober ibid. war der Urin 51. 13. in 21 Tagen, und in 30 Tagen 1184 Unzen; die Ausduͤnstung 61. 4. und in 30 Tagen 1400 Unzen. X 5 Jm Das Gefuͤhl. XII. Buch. Jm November pag 276. wog der Urin 75. 1. oder in 30 Tagen 1201 Unzen; die Ausduͤnstung 88. oder in 30 Tagen 1408 Unzen. Es laͤst sich aus diesen Registern ziemlich genau fol- gern, daß innerhalb den drei Wintermonaten, im Decem- ber, Januar und Februar, fuͤr den Urin 3937 Unzen, und fuͤr die Ausduͤnstung 4797 Unzen herauskommen; daß die Fruͤlingsmonate, Maͤrz, April und Mai 3558 Unzen Urin, und 5405 Unzen Ausduͤnstung herausbringen; daß in den Sommermonaten Junius, Julius und August 3352 Unzen Urin, und 5719 Unzen Ausduͤnstung abgeschieden werden; und daß die drei Herbstmonate September, Oktober und November 3369 Unzen Harn, und 4471 Ausduͤnstung liefern. Wenn man also die Mittelzal herauszieht, so ist der Urin in einem Wintertage 42 \frac{7}{10} Unzen; die Ausduͤn- stung 53 Unzen. Nach der Vergleichung des beruͤmten Rye verhalten sich beide, wie 5. 4. und wie 5. 3. p. 185. . Ein Fruͤlingstag bringt an Urine 40 Unzen, an Aus- duͤnstung 60 Unzen hervor; ein Sommertag an Urin 37 Unzen, an Ausduͤnstung 63 Unzen. Rye sezzt das Verhaͤltnis wie 4. 3. und 4. 2. p. 284. 260. . Jn einem Herbst- tage betraͤgt der Urin ebenfalls 37 Unzen, und beinahe eine halbe, und das Ausduͤnsten fast 50 Unzen. Nach dem Verhaͤltnisse dieses beruͤmten Mannes kommen die Zalen wie 4. 3. und 5. 4. heraus ibid. . Wenn man dieses ebenfalls maͤßigt, so ist die mittlere Menge des Urins, auf jeden Tag des Jahres, etwas weniger als 40 Unzen, die Menge der Ausduͤnstung aber 56 Unzen, und eine halbe, daß sich also die allgemeine Zal fuͤr den Urin gegen die Ausduͤnstung im suͤdlichen Jrrland verhaͤlt wie 10 zu 14, und zwar aufs ganze Jahr, ob die Ausduͤnstung gleich, wiewohl in ungewissem Verhaͤltnisse, den Ueber- schuß macht. Bei II. Abschnitt. Schweis. Bei diesen Registern bemerke ich einzig und allein, daß die Winterausduͤnstung gros sei, aber nicht daher, daß der Frost der Ausduͤnstung keine Hindernis in den Weg legt, sondern daß mit der Ausduͤnstung am Tage von 6 Unzen, die Nachtausduͤnstung 40 und 65 Unzen betraͤgt, wenn der Mensch 9 Stunden in einem warmen Bette liegt pag. 596. . Diese Ausduͤnstung ist an einem Men- schen gedoppelt so gros, welcher ausser dem Bette ruht pag. 284. , und diese schaͤzzt unser beruͤmter Autor auf 38. Das Mittelgewichte fuͤr den Kot sind auf den Tag fuͤnftehalb Unzen. Jm Winter war die groͤste Ausduͤnstung 60 Unzen pag. 305. , und in einem andern Jahre 51 Unzen pag. 310. . Jm Sommer ist die groͤste Ausduͤnstung nicht groͤsser, als 93 pag. 310. 260. , die kleinste 33, und die mittlere 63 Macht 6. p. 310. . Fuͤr Speise und Trank sind 96 Unzen, und etwas druͤber, das Mittelmaas. Wir nehmen hier blos die Mittelzalen, weil es uns nicht moͤglich ist, alles und jedes einzeln zu bestimmen. Es macht Jakob Keil die Ausduͤnstung, mittelmaͤßig gerechnet, 31 Unzen gros Aphor. stat pag. 13. 14. , den Urin 38 Unzen Ibid. , folglich ist mehr Urin, als Ausduͤnstung. Der Kot wiegt 5 Unzen, und die Speise nebst dem Getraͤnke 75 Unzen. So giebt der beruͤmte Robinson zu, daß sich im Sommer der Urin vermindert, und daß sich die Ausduͤn- stung um ein ansenliches vermert, so daß die Mittelunzen im Sommer 27, im Winter hingegen uͤber 30 sind, sich einander wechselsweise aufheben p. 76. Essays pag. 260. , und sich in den Sommermonaten die Ausduͤnstung und der Urin, wie 5 zu 3 Essays 261. , aber in den Wintermonaten, wie 2 zu 3 ver- hal- Das Gefuͤhl. XII. Buch. halten, und im April, Mai, Oktober, November und December fast gleich gros sind pag. 54. Essays pag. 260. . Jm Winter ist die Ausduͤnstung fast 28 Unzen, im Fruͤlinge uͤber 28 Tab. 2. . An jungen Personen betraͤgt die Ausduͤnstungsmaterie gegen den Urin 1340. 1000. in Alten 967 zu 1000 pag. 60. . Er rechnet die mittlere Menge verschiedentlich Tab. I. und II. , Speise zu 86, und als er aͤlter wurde, zu 58 Unzen; den Urin zu 35, und 28 Unzen, die Ausduͤnstung zu 46 und 27¼, den Kot zu 5½, und 3½ pag. 35. , und folglich ver- mindern sich mit den Jahren Von 65 Jahren. sowohl die Speise, als alle offenbare Auswuͤrfe. Der beruͤmte Hartmann fand fuͤr Speise und Trank 80 Unzen, fuͤr den Urin 28, fuͤr den Kot 6 und 7, und folglich fuͤr die ausduͤnstende Materie 45 und 46 Unzen L. c. pag. 25. . Johann von Gorter schaͤzzt in Geldern Speise und Trank 91 Unzen, die Ausduͤnstung 49 Unzen, den Urin 36 Unzen, den Kot 8 Unzen De insensib. perspir. p. 15. . Dodart giebt zum Verhaͤltnisse der Ausduͤnstung zu dem Kote die Zalen wie 7 zu 1 an Med. stat. gall. pag. 224. ; die Aus- duͤnstung zu den sichtlichen Auswuͤrfen pag. 222. wie 15 zu 12 oder 10 an. Er rechnet ferner die Ausduͤnstung im Som- mer 40 Unzen, 3 Quentchen, 26 Gran; im Winter 26 Unzen, 46 Gran pag. 238. , und zur Mittelschaͤzzung 33 Unzen, 2 Quentchen. Es schaͤzzt aber derselbe diejenige Perspiration, welche langsam naͤsset, auf 5 bis 6 Unzen, fuͤr eine Stunde pag. 242. . Jn Frankreich schaͤzzt man die Ausduͤnstung in einer Stunde auf eine Unze Memoir. de l’Acad. 1747. pag. 270. , und in II. Abschnitt. Schweis. in den waͤrmern Provinzen desselben den Tag uͤber auf 33 Unzen, den Urin auf 22 Unzen, den Kot auf 5, die Speise auf 60 Unzen, nach dem beruͤmten Boißier Physiolog. pag. 201. . Der beruͤmte Everhard Zevianus giebt die Transpi- ration fuͤr halb so viel, als die sichtbaren Auswuͤrfe an Flato Hypochondr. p. 158. . §. 13. Die Ausduͤnstung in einer heissen Himmels- gegend. Es macht Sanctorius de Sanctoriis zu Venedig in einer warmen und feuchten Luft Speise und Trank De ponderat. I. n. 6. acht Pfunde schwer; die Ausduͤnstung bestimmt er auf fuͤnf Pfunde Ibid. , den Kot auf vier Unzen ibid. , den Harn auf 16 Unzen, in einer Nacht n. 59. , und in 24 Stunden, nach den uͤbrigen Rechnungen, auf 44 Unzen. Folglich hat der beruͤmte Arbuthnot recht, wenn er erinnert, daß das Verhaͤltniß wie 5 zu 3, welches San- ctorius zwischen der unmerklichen und deutlichen Aus- fuͤhrung sezzt, blos fuͤr die Sommerwaͤrme in England wahr sei on aliments. Ed. I. p. 175. . Mehr an Gewichten fuͤgt derselbe nicht hinzu. Doch es hat der vortrefliche Johann Linings Siehe L. V. p. 32. , fuͤr die warme Gegenden genaue Register gegeben. Die- semnach war im Monate December das mittlere Gewichte der Speise und des Getraͤnkes 318 ✠ 1186 = 1504 Unzen, die Ausduͤnstung 574½, der Urin fast 906, der Kot 50¼, und die Ausduͤnstung in einem Tage, nach der mittlern Zal geschaͤzzt, 42, 55; der Urin, eben so gerechnet, 70. 81. Jm Das Gefuͤhl. XII. Buch. Jm Januar war fuͤr einen Tag Speise 331. zunaͤchst ✠ … das Getraͤnke 1324⅔ = 1655½ Theile, die Aus- duͤnstung 560 Theile, der Urin 1014 Theile, der Kot 56¼. Der Urin auf einen Tag, Mittelgewichte, 72. 43. Die Ausduͤnstung, Mittelgewichte, 39. 97. Jm Februar betrug die Speise 344 Theile ✠, der Trank 1313, die Ausduͤnstung 524, der Urin 1090, der Unflat 45. Jn einem Tage war der Urin, an Mittelgewichte, 77. 86. Die Ausduͤnstung 37. 45. Jm Maͤrzmonate die Speise 315, das Getraͤnke 1154½, die Ausduͤnstung 540½, der Urin 882½, der Unflat 44½; der Urin, Mittelgewicht, 70. 59. Die Ausduͤnstung 43. 23. Jm Aprilmonate, die Speise 277½, Trank 975, Ausduͤnstung 549 zunaͤchst, der Urin 680. Kot 39. Mittelgewichte, Urin 59. 17. Ausduͤnstung 47. 72. Jm Maimonate, auf den Tag 395¾, Getraͤnke 1362, Ausduͤnstung 872, Urin 842, der Kot ‒ ‒ ‒ ‒ Urin auf einen Tag, Mittelmaas, 56. 15. Ausduͤn- stung 58. 11. Jm Junius, Speise 329, Trank 1491½, Aus- duͤnstung 1034¾, Urin 710 zunaͤchst ‒ ‒ ‒ Mittel- urin 52. 90. Ausduͤnstung 71. 39. Jm Julius, Speise 378, Trank 1700¾, Aus- duͤnstung 1344 ✠ Harn 683 ✠; Mittelurin 43. 77. Ausduͤnstung 86. 41. Jm August, Speise 383 beinahe, Trank 1528, Ausduͤnstung 1014 zunaͤchst, Harn 1013¾, Mittel- urin 55. 41. Ausduͤnstung 70. 91. Jm September, Speise 351, Trank 1422 zunaͤchst, Ausduͤnstung 1156. ✠ Urin 600¾ Faß. Mittelurin 40. 60. Ausduͤnstung 77. 90. Jm II. Abschnitt. Schweis. Jm Oktober, Speise 371 zunaͤchst, Trank 1127, Ausduͤnstung 632, Urin 779, Kot 34. Mittelurin 46. 67. Ausduͤnstung 40. 78. Jm November, Speise 348 ✠ Trank 1083, Aus- duͤnstung 526, Urin 821, Kot 36 ✠. Mittelurin 63. 16. Ausduͤnstung 40. 47. Man ersiehet aus diesem Register, so wie aus dem Robinsonschen, daß in heissen Monaten die Ausduͤn- stungen, und in kalten der Urin die Oberhand behalte. Dennoch aber hatte der Urin in sieben Monaten die Oberhand, und nur in fuͤnfen war die Ausduͤnstung groͤsser. Am meisten Urin kam im Monate December, und die groͤste Ausduͤnstung im Monate September, naͤm- lich der Urin war im December 143½, und die Ausduͤn- stung im September 130 Unzen. Das ganze Jahr verhielt sich die Narung zum Urin :: 2. 02. 1. doch oft ist sie wie 3 zu 2, zur Ausduͤnstung wie 2. 18. zu 1. zum Kote:: 30. 13. zu 1. und die Ausduͤnstung des ganzen Jahres zum Urin 1. 1. 08. pag. 509. . Mittelgewichte auf das ganze Jahr: an Speise — — — 27. 18. an Getraͤnke — — 102. 17. an Urin — — — 64. 84. Ausduͤnstung — — 60. 10. Kot — — — — 4. 35. Unzen beim ROBINSON t. 9. . Dieses widerspricht den Sanctorischen Saͤzzen, und dem G. Rye darinnen, daß der Urin in heissen Laͤn- dern dennoch die Oberhand hat. Es schiebt die Ursache davon der beruͤmte Robinson auf das zu haͤufige Trin- ken des Punches, der ein Harntreibendes Mittel ist Foe and discharg. p. 87. . Es Das Gefuͤhl. XII. Buch. Es erzaͤlt dieser beruͤmte Mann in einer andern neuern Dissertation Phil. Trans. n. 475. n. 20. fast eben diese Erfarungen. Er giebt den Fruͤlingsurin 53. 93 Unzen, den im Sommer 36. 62. den im Herbste 37. 67. den im Winter 53. 53. an; folglich ist die Summe 18175. Zur Ausduͤnstung im Fruͤlinge sezzt er 33. 77. im Sommer 51. 39. im Herbste 48. 34. im Winter 31. 91. in Summa 16541. Den Kot rechnet er im Fruͤlinge 263, im Som- mer 266, im Herbste 402, im Winter 290. in Sum- ma 1221. Und so verhielte sich der Urin zur Ausduͤn- stung fast wie 9 zu 8, und zum Kote, wie 15 zu 1. Die mittlere Perspiration das ganze Jahr hindurch ist auf 24 Stunden 4 Pfunde, 29; der mittlere Urin von 24 Stunden 4 Pfunde, 90 pag. 323. . Es war die mittlere Ausduͤnstung fuͤr eine Stunde bei Tage, 1 Unze, 68, bei Nacht 2. 61. beide 2. 145 Ibid. . Der mittlere Urin war bei Tage 2. 55. bei Nacht 2 Pfund, 35. Mittelgewicht 2. 45. Wenn man dieses alles mit einander vergleicht, so scheint es uͤberhaupt zweifelhaft zu sein, ob die Ausduͤn- stung den Urin uͤbertreffe, wenn man naͤmlich die Mittel- zalen von den verschiednen Himmelsstrichen, Altern und Jahreszeiten hernimmt: folglich wird die Menge der Ausduͤnstung weit unter den Sanctorischen Zalen zu stehen kommen, indem sie in den heissesten Provinzen wenig uͤber 60 Unzen steigt, und in den kaͤltesten von 56. 46. und 30 Unzen ist, da ausserdem noch davon dasjenige abgeht, was wir bereits gemeldet haben. §. 14. II. Abschnitt. Schweis. §. 14. Was die Ausduͤnstung vermehrt. Der staͤrkere Umlauf des Blutes. Man erlaube uns, auf diese so beruͤmte Verrichtung des menschlichen Koͤrpers einige wenige Blaͤtter zu ver- wenden. Demnach wird die Ausduͤnstung staͤrker und vermehrt 1) von allen denjenigen Dingen, welche erwaͤr- men, und verursachen, daß innerhalb einer gegebnen Zeit mehr und staͤrkere Pulsschlaͤge geschehen. Hierzu traͤgt 2) alles dasjenige mit bei, welches die duͤnne und laufende Fluͤßigkeit in unserm Koͤrper vermehrt. 3) alles, was unsre Haut und die Duͤnstungsgefaͤsse loser spannt, und es erreicht die Ausduͤnstung ihr hoͤchstes Maas, so bald sich die Kraͤfte von diesen drei Ursachen mit einander ver- einigen. Diejenigen ARRIGHI, HAMBER- GER physiolog. p. 276. 278. , welche die Kraͤfte des Herzens von der Transpiration ausgeschlossen haben, weil sie glauben, daß diese Kraͤfte in den kleinen Gefaͤssen viel zu klein waͤ- ren, irren hierinnen, wie anderswo gezeigt worden, offen- bar; weil man die Stoͤsse des Herzens in den haarkleinen Gefaͤssen unterscheiden kann. Uebrigens haben sie auf das, was nun folgen wird, nicht Acht gegeben, indem sie aus diesen Erscheinungen deutlich sehen koͤnnten, daß eine noch so trokkne Luft der Ausduͤnstung nicht befoͤrderlich ist Man sehe das Zeugnis des beruͤmten ADANSON von der trokknen Haut bei einem sehr trokk- nen und heissen Winde. , da sie ihr doch, der Hipotese zu Folge, hoͤchst dienlich sein muͤste HAMBERGER l. c. p. 280. : daß hingegen zum Ausduͤnsten nicht ein- mal Luft noͤthig sei Idem pag. 278. 279. , da man im Bade mitten im Wasser, und dessen Dampfe, und in feuchten Daͤmpfen, die von den Bettdekken zuruͤkke gehalten werden, am aller- be- H. Phisiol. 5. B. Y Das Gefuͤhl. XII. Buch. besten duͤnstet Daß dieses nicht ohne grosse Gewalt des Herzens geschehe, in- dem der Dampf des Wassers im Verrauchen, gegen einen Drukk von 6,912,000 ausgetrieben wird, QUINCY med. stat. pag. 126. ad WAINEWRIGHT of Ba- thing. p. 139. Nach abgezogner Jmbibition schaͤzzt WHYTT die mittlere Ausduͤnstung in England auf 40 Unzen taͤglich, in Karolina auf 54. Physic. ess. p. 90. : daß endlich die vermehrten Kraͤfte des Herzens das Duͤnsten vermehren, daß die schwachen Herz- schlaͤge sie hemmen, und zwar in einer und eben derselben Luft, ohne daß die Menge der duͤnstenden Theilchen im geringsten verringert worden, und die Haut vielmehr lose gespannt ist, wie man an der Ohnmacht, und einem sehr heftigen Schrekken ein Exempel hat. Folglich vermehrt die Muskelbewegung allein dadurch, daß sie eine Waͤrme erzeugt, die Menge der Ausduͤnstung. Es verlor der beruͤmte Home Facts pag. 251. sechs Unzen, nach dem Spazierengehen im Sonnenschein, in einer einzigen Stun- de. Jn einem Morgen duͤnstete G. Rye bei Bewegung 29 Unzen, und in drei Stunden, da er spazieren gieng, 23 Unzen pag. 254. , ja in einer einzigen Fruͤstunde ein ganzes Pfund aus RYE p. 290. ROBINSON discharg. p. 84. . Karl der Andre war, wenn er sich im Ballhause BIRCH T. I. p. 393. Bewegungen machte, um zwei Pfunde und drei Unzen leichter geworden, und G. Rye duͤnstete innerhalb drei Stunden zwei Pfunde und ein halbes aus RYE pag. 291. . Von einer andern Uebung verlor derselbe innerhalb einer halben Stunde, ohne zu schwizzen, ein Pfund ibid. . Folglich war diese Ausduͤnstung nicht dreifach De GORTER pag. 128. mit Schweis. , sondern vier- zehnmal groͤsser, wenn man sie mit der gewoͤnlichen Schaͤz- zung in Vergleichung stellt, indem die mittlere Menge des Sanctorius zwei Unzen und ein Drittheil Dunstmaterie be- II. Abschnitt. Schweis. betraͤgt. Sich sieben Stunden nach dem Essen bis zur zwoͤlften Stunde uͤben, macht eine starke unmerkliche Ausduͤnstung SANCTOR. V. n. 7. . Wenn die Ausduͤnstung einem ge- sunden Menschen mangelt, so wird sie durch Leibesuͤbung ersezzt Idem ibid. n. 34. . Unser Koͤrper kann durch Bewegungen so duͤnstend gemacht werden, daß er sich daruͤber verzert n. 8. . So gar ist die Winterkaͤlte nicht einmal hinderlich, wofern nur die Kraft des Herzens hinlaͤnglich ist. Es verzerte naͤmlich die Muskelbewegung von acht und einem halben Pfunde Speise und Trank, die man in einem Tage zu sich nahm, vier, oder die Helfte des Gewichtes RYE n. 297. . Die Wallfische werden, wenn sie schnell schwimmen, im Eismeere so heis, daß sie stinken und rauchen MARTENS Spizzbergi- sche Reisen. . Die kalte Luft macht starke Koͤrper leichter SANCTOR. f. 2. n. 5. Ergo hyeme transpiratio perfe- ctior. B. MURRY Paris 1736. . Daher sind Menschen, die sich in der groͤsten Kaͤlte uͤben, bei voll- kommner Gesundheit Am Exempel der Hollaͤnder, welche bei der Meerenge Weigats uͤberwinterten. add MARTENS Spizzbergische Reisen, pag. 127. LORRY alim. II. p. 329. , sie essen stark, vertragen die haͤrteste Speisen LISTER de humor. pag. 386. 387. , und fuͤlen, nach dem Exempel des Brutus Da er Apollonia im Schnee belagerte, PLUTARCHUS in vita. BARTHOLINUS de nive pag. 187. RHAZES ad MAN- SOREM L. V. c. 6. BOERHAAV. loc. cit. und vorlaͤngst XENO- PHON in expedit. Cyri Min. , oft einen unersaͤttlichen Hundshunger. Jm Winter ist der Magen hizziger HIPPOCRATES apho- rism. I. n. 15. . Endlich vermert auch ein kaltes Bad die Ausduͤnstung KINNEIR. p. 66. ; davon werden die Schotten und Jrrlaͤnder, wenn sie aus dem Bade kommen, rot und heis COLE perspir. p. 149. , und sie werfen sich in den Schnee, um warm zu werden LISTER in aphorism. p. 137. BOERHAAVE prælect. T. III. p. 620. . Diese Gewonheit Y 2 herrscht Das Gefuͤhl. XII. Buch. herrscht auch unter den Russen. Man hat die Disenterie durch Baden im Flusse geheilt, weil man naͤmlich dadurch die Ausduͤnstung befoͤrderte Idee de l’homme physique pag. 141. . Die Ursache ist nicht dunkel; denn es reiben sich die Saͤfte stark an einander, wenn die Muskeln in eine heftige Bewegung geraten, und die Gefaͤsse starr sind, um desto besser zu widerstehen GORTER pag. 52 ‒ ‒ 55. 102. SCHWENKE p. 34. . So vermehrt auch das Elektrisiren sowol den Umlauf der Saͤfte Univ. Magaz. 1753. Mai. Vegetatio. April. ibid. Beschleu- nigt den Puls, Diss. sur le mou- vem. des muscl. p. 96. , als die Ausduͤnstung NOLLET philos. trans. n. 486. Univers. Magaz. 1753. Maj. an einer Taube, Memoir. de l’acad. 1748. , nicht nur Von ⅕ bis ¼. KRA- ZENSTEIN electr. n. 40. von \frac{16}{80} naͤmlich eines Pfundes, bis 4 Unzen, oder \frac{20}{80} . um den vierten Theil mehr, oder um 58 und 66 Gran, innerhalb vier Stunden, in einer Kazze Memoir. de l’Acad. 1748. pag. 178. , oder auf sieben Gran, in fuͤnf Stunden, in kleinen Voͤgeln Ibid. pag. 180. Er verlor in fuͤnf Stunden \frac{1}{57} seines Ge- wichtes, und die Taube \frac{1}{140} . Diese \frac{1}{57} ist so viel als 3 Pfunde am Menschen. , und bis 38 und 55 Gran, welches das hoͤchste ist, in Tau- ben pag. 179. , sondern auch endlich in ganz kleinen Voͤgeln um 22. 24. 25 Gran Ibid. p. 183. 184. , und bis \frac{1}{57} ihrer Masse, welches mit den drei Pfunden fuͤr den Menschen uͤbereinkoͤmmt pag. 187. Daß der elektri- sche Feuerwirbel die Perspiration vermere, NOLLET leçons T. VI. pag. 447. . Ein Mensch duͤnstete innerhalb fuͤnf Stunden vier Unzen und anderthalb Quentchen aus pag. 190. . Es scheint dieses freilich wohl nicht viel zu sein, und dennoch uͤbersteigt es um 324 Gran die gemeine Exhalation Ibid. dieses Menschen. Unterdessen waͤchst die Waͤrme ganz und gar nicht Memoir. de l’acad. 1748. pag. 189. . So vermehrt der maͤßige Gebrauch eines guten Weins die Ausduͤnstung RYE pag. 288. SAN- CTOR. Sect. IV. n. 62. mit Knoblauch. . So II. Abschnitt. Schweis. So macht der Zorn, und die Pericharia SANCTOR. S. VII. n. 1. 11. 24. 25. ROBINSON di- scharg. pag. 77. den Koͤr- per leichter, Furcht und Traurigkeit hingegen schwer, am allerleichtesten aber n. 1. 15. ROBINSON ib. die Gemuͤtsberuhigung n. 6. 19. . Aber auch das Reiben vermert die Ausduͤnstung KEIL pag. 176. SAN- CTORIUS S. V. 22. , ob einige beruͤmte Maͤnner gleich dawider sind; denn es zeigt die Waͤrme und Roͤthe der Haut, so wie die Sache selbst GORTER n. 95. , daß die Ausduͤnstung zunimmt. So vermert eine warme Luft NERUCCI pag. 57. , in Vergleichung mit allen andern, die Ausduͤnstung, und diefe ist in allen vor kurzem angestellten Versuchen in den Sommermona- ten RYE pag. 295. Daß man wenig ausduͤnste, ausgenommen beim Feuer. groͤsser, als in den Wintermonaten Die Blutadern der Haut sind kleiner, SWAMMERDAM respir. pag. 102. , naͤmlich bei Tage Von 16 Unzen am Tage, RYE pag. 296. ; denn bei Nachte geschiehet dieselbe des Winters in einer warmen Luft. Man fand beim Ofen die Ausduͤnstung im Winter so gros, als die im Som- mer KEIL pag. 175. . Uebrigens war sie zur Sommerszeit in zehnte- halb Tagen 27 Pfunde, des Winters in 27 Tagen 26 Pfunde, folglich doppelt so gros im Sommer DODART pag. 238. . Diese Sachen erhalten von den Versuchen des be- ruͤmten Rye pag. 62. sq. , Linings pag. 66. sq. und Keils aphor. stat. pag. 174. ihre Bestaͤtigung. Folglich mus man dasjenige anders aus- legen, was Sanctorius Sect. II. n. 41. von der freiern Winter- ausduͤnstung ruͤhmt. Es scheint naͤmlich die Staͤrke anzugehen, weil der Koͤrper im Winter ohne Schaden, eine Verminderung der Ausduͤnstung vertraͤgt, welche auf den Tag zwei Pfunde macht Sect. II. n. 7. 524. . Y 3 §. 15. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 15. Die Menge der vermehrten Ausduͤnstungs- materie. Die erste Art, wie die Ausduͤnstung groͤsser wird, geschicht durch haͤufiges und warmes Getraͤnke. Jch finde zwar daruͤber keinen Versuch; allein, es laͤst sich dieses leichtlich aus der rotwerdenden Haut, welche weich und loser wird, so, wie aus dem zarten und naͤssenden Dampfe erkennen, der aufs Theetrinken folgt, und vor dem Schweisse vorangeht. Hiernaͤchst gehoͤren die Speisen hieher, und wer sich derselben enthaͤlt, wird gewis sehr wenig ausduͤnsten. Wer des Abends nicht speiset, wird die Nacht darauf um den dritten Theil weniger ausduͤnsten SANCTORIUS Sect. IV. n. 20. . Da der beruͤmte Home nicht des Abends as, so duͤnstete derselbe so wenig, daß er so gar an Gewichte zunahm Auf zwo Unzen, p. 250. , da er nach einer Leibesuͤbung ungegessen zu Bette gieng. Das Fasten mindert die Ausduͤnstung einer einzigen Nacht um 22 Unzen SANCTOR. Sect. IV. n. 20. , indem dasjenige auf 18 Unzen herab- gesezt wird, was 40 sein muͤste. Nach einem langen Fasten wird die Ausduͤnstung, wenn man dem Koͤrper mit Speisen wieder etwas zu gute thut, um ein Pfund staͤrker S. III n. 71. Idem. . Gegentheils, da der beruͤmte Rye acht und ein hal- bes Pfund innerhalb 24 Stunden verzeret hatte, so war seine Ausduͤnstung von einer Stunde vier Pfunde, acht Unzen, mitten im Winter pag. 297. . Ein andrer, der an Speise und Trank 7 Pfunde, 7 Unzen zu sich nahm, duͤn- stete 5 Unzen pag. 260. aus, also 13 Unzen mehr, als Sancto- rius; von dem dennoch der beruͤmte Secker n. 13. urtheilt, daß Idem Sect. III. n. 2. II. Abschnitt. Schweis. daß er wegen des starken Abendessens so sehr des Nachts ausgeduͤnstet habe, da man uͤberhaupt sieht, daß er ein starker Esser gewesen, weil er uͤber das Mittelmaas aller, die Versuche gemacht, an Essen und Trinken gegangen; so wie das Mittelmaas der Sanctorischen Ausduͤn- stung die allergroͤste Rechnung, und noch groͤsser, als die in Karolina gefundene Erfarung, ist. Dahingegen hatte Keil, der des Abends wenig spei- sete, des Nachts eine ganz geringe Ausduͤnstung DODART p. 236. : er duͤnstete naͤmlich 12 Unzen pag. 14. , und ⅖ aus, hingegen Sanctorius 40, 50 bis 80 Unzen. Daher ruͤhrte die Anmerkung des Robinsons, daß die Ausduͤnstung von der Waͤrme und Kaͤlte um desto mehr Veraͤnderung leide, je mehr man speise, und so umgekehrt Food an discharg. p. 59. . Vor andern aber verwandelt sich die Speise in Aus- duͤnstung, wenn selbige nach etlichen Stunden die Ver- dauung ausgestanden, ins Blut aufgenommen, und so duͤnne geworden ist, daß sie aus dem Koͤrper durch die kleinste Gefaͤsmuͤndungen ausdaͤmpfen kann. Jch habe diesen Versuch oft genung gemacht, wenn ich nach schweren Krankheiten ganze Jahre lang schwaͤchlich blieb, und kaum eine Unze Fleisch verzerte. Nach fetten Speisen, oder Fleisch empfand ich eine langwierige Kaͤlte, wobei die Haut ganz trokken war, und der Urin haͤufig und bleich flos. Diese Kaͤlte verwandelte sich allmaͤlich in eine trokkne Hizze, und endlich in Schweis und Schlaflosigkeit. Die Zeit, wenn die Ausduͤnstung kleiner ist, faͤllt als- denn ein, wenn der Magen angefuͤllt ist SANCTOR. Sect. III. n. 52. . Man duͤn- stet drei Stunden Weniger als in einer Fruͤh- stunde, GORTER pag. 120. nach dem Essen SANCTORIUS Sect. I. n. 53. , oder vier GORTER pag. 13. 16. 90. Doppelt sparsamer, als in andern Stunden. Y 4 wenig Das Gefuͤhl. XII. Buch. wenig aus. Waͤrend dem Essen selbst duͤnstet man in einer Stunde eine Unze aus DODART pag. 233. . Jn vier Stunden duͤn- stet kaum ein Pfund aus SANCTOR. Sect. III. n. 76. . Von der fuͤnften Stunde bis zur neunten betraͤgt die Ausduͤnstung im Schlafe zwei Pfunde Ibid. . Es findet sich, daß in der fuͤnften Stunde noch nicht ein halbes Pfund, und in der achten drei ausge- duͤnstet sind, oder daß auf eine Stunde ein Pfund geht Idem Sect. IV. n. 29. . Zwischen der ersten und sechsten Stunde seit dem Essen duͤnsten vier Unzen in einer Stunde aus, doch in jeder der folgenden Stunden verrauchen neun Unzen DODART pag. 233. . Eine Leibesuͤbung sieben Stunden nach dem Essen bis zur 12ten Stunde, hilft dreimal mehr verduͤnsten, als in einer an- dern Stunde geschicht SANCTORIUS S. V. n. 7. Von der Groͤsse dieser Aus- duͤnstung COLE hinter den Con- sil. de Epilept. pag. 89. . Die Ausduͤnstung ist des Morgens fruͤhe gedoppelt so gros, naͤmlich von drei Un- zen GORTER pag. 13. Neue Ausgabe. , oder auf die Stunde ein Pfund; dahingegen betraͤgt sie nicht ein Viertheilpfund, wenn die Verdauung nicht gehoͤrig geschehen ist SANCTOR. Sect. IV. n. 7. . Des Morgens ist der Koͤrper am meisten elektrisch ROGER pag. 57. sq. . Man begreift auch leicht, daß man nach leichten und duͤnnen Speisen, die sich leichtlich verdauen lassen, viel besser, und schlechter nach fetten, zaͤhen Speisen, die sich schwer aufloͤsen, und davon ein grosser Theil, wegen der Unaufloͤsbarkeit, zu groben und sichtbarem Auswurfe wird, ausduͤnste. Fleischwerk duͤnstet vom Abendessen bis zum Mittags- male achtzehn Unzen aus SANCTORIUS S. III. n. 4. , duͤnne Speisen vierzig Unzen n. 5. . Schweinefleisch Idem Sect. III. n. 23. 24. 45. und Pilzen mindern die II. Abschnitt. Schweis. die Ausduͤnstung um ein Drittheil; Austern hindern die Ausduͤnstung RYE pag. 210. , und Melonen nehmen den vierten Theil weg SANCTOR. S. III. n. 25. . §. 16. Eine lose Haut. Diese Schlafheit der Haut richtet ungemein viel aus. Junge Personen, die eine weiche, ausgedehnte und feuchte Haut haben, duͤnsten haͤufiger aus Anc. Memoir. p. 276. Hi- stoir. de l’Acad. 1707. pag. 234. beim du HAMEL I. pag. 65. , und sie schwizzen staͤrker Er habe, da er jung gewe- sen, viel mehr geschwizzt, vom fuͤnf und dreissigsten Jahre an mehr Urin gelassen, CARDAN apho- rism. p. 286. , als die Alten, deren Haut trokken und hart ist, und sich runzelt. Ferner gehoͤrt die starke Ausduͤnstung hieher, die des Nachts unter dem Dekkbette vor sich geht. Wenn wir naͤmlich mit Federn oder Haaren von Thieren RYE pag. 296. bedekkt liegen, welche den aus unserm Koͤrper steigenden Dampf aufhalten, und ihn nicht verfliegen lassen, so sammelt sich um unsre Haut ein laulicher feuchter Dunst, von dem die Haut allmaͤlich weich, und die Muͤndungen in der Haut geoͤffnet werden. Dieses geschiehet nun zwar nicht mit einem mal, es mus aber doch fruͤher oder spaͤter gewis erfolgen. Boerhaave pflegte die feuchte Haut an den Kindern, welche unter dem Finger nachgiebt, und ihre feuchte Weichheit in dem Morgenschlafe, sehr artig zu beschreiben. Bei diesem Dampfe duͤnsten wir so stark aus, daß diese Ausduͤnstung, ob gleich das Herz sanft schlaͤgt, und der Koͤrper vollkommen ruht, dennoch staͤr- ker als am Tage ist, wenn man den Leib bewegt. Des Winters stieg die Ausduͤnstung, die bei Tage und bei Bewegung nicht uͤber 16 Unzen war, des Nachts bis Y 5 35 Das Gefuͤhl. XII. Buch. 35 DODART pag. 236. , 40 und 60 Unzen, und alsdenn ist die Ausduͤn- stung RYE pag. 295. wenigstens doppelt so gros, als am Tage pag. 284. . Es hat aber Sanctorius vornaͤmlich angemerkt, daß der Koͤrper bei Leibesuͤbungen weniger, und im Schlafe mehr ausduͤnstet Sect. IV. n. 6. S. V. n. 21. . Jm Schlafe theilen sich die guten oder schlimmen Eigenschaften der nebenliegenden Koͤrper besser mit Sect. IV. n. 58. . Entzieht man sich etwas vom Schlafe, so vermindert man die Ausduͤnstung Sectio IV. n. 30. . Nach einem ungewoͤnlichen Wachen vermehrt ein siebenstuͤndiger Schlaf die Ausduͤnstung um ein Pfund Sect. IV. n. 54. . Jn sieben Stunden duͤnstet man bis 35 Jn zwoͤlf Nachtstunden bis 1. Fen. p. 557. , 40 Sect. III. n. 1. Sect. IV. n. 19. , 50 Sect. IV. n. 1. Unzen, bis fuͤnf Pfunde Sect. IV. n. 2. 18. und gedoppelt so viel, als im Wachen aus Sect. III. n. 69. . Ehedem sammelte Tachenius, wie wir gesagt haben, unter einem beoͤlten Gewebe, vier Unzen Wasser Morb. princ. pag. 153. : und es fliest auch aus den Hautgeschwuͤren des Nachts uͤber mehr Eiter aus Elem. de physiolog. p. 126. . Bei einer vollkommnen Ruhe duͤnstet man besser, weil sich alsdenn der Dampf besser sammelt. Blos durch diese Kunst wandte Harvey COLE pag. 145. bisweilen Krankheiten ab, wenn er, wie es scheint, die Ausduͤnstung vergroͤsserte. Und vielleicht ist dieses die Ursache, warum der Koͤrper, der sich im Bette umher waͤlzt, weniger ausduͤnstet SANCTORIUS Sect. I. n. 90. mit Sect. IV. n. 13. 5. und Sect. V. n. 4. daß sie vermert wer- de, GORTER pag. 274. wenn sich der Koͤrper unter Dekkbetten bewegt. , und sie ist es auch, die da macht, daß der Schmerz das Ausduͤnsten vermindert SANCTORIUS Sect. I. n. 49. . Die- II. Abschnitt. Schweis. Dieses ruͤhrt weder vom Schlafe, noch von einer groͤs- sern Bewegung des Herzens her. Wir werden an einem andern Orte weitlaͤuftiger zeigen L. XVII. Sect. III. , daß im Schlafe ein langsamer Puls und ein langsames Atemholen vorgeht, und es wuͤrde ein Mensch, der blos in seinen Kleidern schlaͤft, gewis in einerlei Luft frieren. Die mit blossen Fuͤssen schlafen, duͤnsten des Nachts uͤber ein Pfund we- niger aus SANCTORIUS Sect. IV. n. 12. KEIL p. 16. . Einem Schlafenden schadet eine kleine Kaͤlte mehr, als eine heftige Kaͤlte dem Wachenden SANCTORIUS Sect. IV. n. 14. . Ein abgeworfnes Dekkbette thut mehr Schaden, als wenn man im Wachen die Kleider ablegt Sect. IV. n. 52. Sect. I. n. 50. II. n. 36. ; dahingegen schlaͤft es sich in warmen Kleidern besser Sect. I. n. 91. , man duͤnstet besser, und die sich mit Kleidern gut versehen, haben eine bessere Ausduͤnstung Sect. II. n. 47. . Jm Winter mus man sich also, wenn die kalte Luft das Ausduͤnsten mindert, laͤnger im Bette verweilen RYE pag. 295. 296. in zehn Stunden. , um zu duͤnsten, so viel als genung ist. Jm Winter stiftet der Schlaf groͤssern Nuzzen SANCTOR. S. IV. n. 41. . Dennoch verschwindet diese Wolthat der warmen Naͤchte von selbst wieder, und es steigt der Puls, der erst haͤufiger war, zu seiner vorigen Anzal Schlaͤge wieder hinauf. Wenn der Koͤrper zehn Stunden nach dem Abendessen ruht, so wird er stark duͤnsten, schlaͤft er laͤnger, so wird die Ausduͤnstung gehemmt SANCTOR. S. V. n. 11. . Von zu langem Schlafe frieren die Koͤrper Sect. IV. n. 50. , sie wollen nicht duͤnsten, und werden schwerfaͤlliger. Man duͤnstet von der neun- ten Stunde, nach dem Abendessen, bis zur sechszehnten kaum ein Pfund Sect. III. n. 76. aus. Daher koͤmmt es, daß wir durch Das Gefuͤhl. XII. Buch. durch Schlafen fett werden, indem wir am Gewichte zu- nehmen. Uebrigens stimmen nicht alle Schriftsteller in dieser Menge der naͤchtlichen Ausduͤnstungen uͤberein. Es macht der beruͤmte Linings sowol in seinen erstern Philos. Trans. n. 470. , als leztern Registern n. 475. die Tagausduͤnstung anderthalb mal so gros, als die bei der Nacht erfolgt, so daß sich beide gegen einander fast wie 1 zu 0.644 verhalten n. 475. p. 323. . Doch es macht auch Keil bis \frac{2}{125} Unzen, da er die Ausduͤnstung bei Tage anderthalb mal so gros macht p. 14. die Nachtausduͤnstun- gen sehr klein, und bisweilen schaͤzzt er selbige fuͤr nichts, um in einen Zuwachs des Gewichtes auszuarten. Dodart schaͤzzt die Nachtausduͤnstung fuͤr kleiner Jm Sommer ist die naͤcht- liche Ausduͤnstung 31¼ Unzen, die am Tage 48⅓ beim A. Claudius DORIGNY. Ergo in somno perspiratio diminuitur. , welches auch J. von Gorter bis 24 Unzen, als das hoͤchste. , und B. Robinson thut Jm Verhaͤltnisse wie 1298 zu 896. p. 72. und tab. 3. 11. . Vielleicht ruͤhrt dieses bei den Meisten von der geringen Abendmalzeit KEIL und GORTER; denn die Hollaͤnder essen zu Abends sehr maͤßig. , vielleicht auch von dem wenigen Ge- brauche der Dekkbetten, und von der sehr heissen Luft in Karolina her, welche Ursache ist, daß sich die Menschen des Nachts schlecht bedekken, und bei Tage in der heissen Luft mehr ausduͤnsten. Sanctorius hat bisweilen die Nachtausduͤnstung Sect. III. n. 4. doch blos bei schwer zu verdauenden Speisen, bis auf 18 Unzen herabgesezzt. Dieses Maas uͤbersteigt der beruͤmte Home nicht eben sehr p. 244. u. f. 248. 250. und ein Pfund, 15 Unzen, 15¾ Unzen. . Wenigstens laͤst die rote und weiche Haut eines gesunden Menschen, der sich des Nachts, nach europaͤischer Art, bedekkt, nicht daran zwei- II. Abschnitt. Schweis. zweifeln, daß nicht das Ausduͤnsten frei von statten gehen sollte. Endlich weis man von keinen andern Arten, die Aus- duͤnstung staͤrker zu befoͤrdern, als vom Bade, ob es gleich scheint, daß sich etwas Wasser mit in die Haut einzieht. Denn dabei vereinigen sich die Kraͤfte der Waͤrme MARTYN philos. Trans. n. 407. und der Erschlaffung. Jn einer halben Stunde duͤnsteten 15 und eine halbe Unze le MONNIER Mem. de l’Acad. 1747. mit der Waͤrme von 34 Reaumur. Graden, ohne ge- schwinden Puls. , 16 und eine halbe Unze Ibid. p. 270. Nur fuͤnf Unzen gestattet MARTYNE p. 270. seq. INGRAM cases. , und in einer Stunde anderthalb Pfunde KEIL pag. 16. im Bade aus. Ein Mensch wurde innerhalb vierzehn Tagen, vom Gebrauche der Baͤder, um 28 Pfunde leichter WAINEWRIGTH of bathing pag. 164. . §. 17. Was die Ausduͤnstung vermindert. Dieses thun die Gegenursachen des vorhergehenden Textes, und man sieht leicht, daß die Ruhe, eine muͤßige Lebensart, davon die Haut bleich wird, und der Koͤrper friert SANCTORIUS Sect. V. n. 12. , dieses bewerkstelliget. Bei Kaͤlte und Ruhe betraͤgt die Ausduͤnstung in einer Stunde kaum eine halbe Unze KEIL pag. 15. . Und man nimmt bei Ruhe, in feuchter und kalter Luft, an Gewichte um 13 Unzen zu RYE p. 206. . Wir haben gezeigt, daß die aͤusserliche Kaͤlte auf die Ausduͤnstung einen grossen Einflus hat, da die Winter- ausduͤnstung jederzeit kleiner als die im Sommer ist pag. 71. . Eben so mindert auch die feuchte Luft, welche doch die Feuertheilchen sehr rauben muͤste SHEBBEARE II. pag. 22. , die Ausduͤnstung um loc. cit. p. 27. Das Gefuͤhl. XII. Buch. um ein vieles, daß sie selbige vielmehr in eine Anziehungs- kraft verwandelt KEIL de vi adtrah. corp. anim. p. 43. und tab 4. dec. . Wegen Kaͤlte der Luft war das Einatmen acht und eine halbe Unze in drittehalb Stun- den LININGS n. 470. p. 497. . Bei feuchter und kalter Luft mus man weniger essen, weil man weniger ausduͤnstet Man mus nicht uͤber vier Pfunde zu sich nehmen, RYE p. 210. . Trokkne Wit- terung ist gesuͤnder, als Regenwetter, und macht die Koͤrper leichter SANCTORIUS Sect. II. n. 8. . Jm Herbste nehmen die Koͤrper an Gewichte zu, weil man alsdenn weniger ausduͤnstet GORTER pag. 320. Neue Ausgabe. . Selbst die leuchtende Funken, welche aus der Haut springen, leuchten heller, und sind haͤufiger, wenn der Nordwind weht, so wie ihrer zur Zeit der Suͤdwinde weniger werden BETBEDER hydroceph. pag. 7. 8. . Wenn auf einen heissen Koͤrper eine ploͤzzliche Kaͤlte auffaͤllt, so ziehen sich die Gefaͤsse schnell zusammen, die in der Haut die Ausfuͤhrung zu besorgen haben Der vortrefliche LUDWIG leitet diese Huͤgelchen von einem schmierigen Safte her, der sich in der Scheide zusammengezogen, und sich, wegen der Verengerung des Mundloches, gesammelt, de hum. cut. inung. n. 24. Doch es scheint die Ausfuͤhrung dieses schmierigen Wesens nicht eben so geschwinde zu geschehen. , und es werden gleichsam auffahrende Blasen daraus, so daß es das Ansehen bekoͤmmt, als ob viele Gefaͤsse in ein ein- ziges zusammengezogen waͤren, dessen Porus vielen gemein ist; wenn sich aber dieser Porus von der Kaͤlte einiger- maßen zuschliest, so scheint es, daß sich das ausdaͤmpfende Wasser uͤber die Oberflaͤche der Haut ergiest. Dieses wird geschwinde von den resorbirenden Gefaͤssen wieder einge- sogen, es verschwindet, und es befoͤrdert den Stulgang, wie wir oft erinnert haben, oder den Urin. Beruͤmte Maͤnner argwoͤnen, daß dieses die Hautsphinkters sind, welche diese Gefaͤsse bei der brennenden Kaͤlte zuschnuͤren (s). II. Abschnitt. Schweis. LISTER anat. exerc. II. pag. 28. BOERHAAVE præ- lect. n. 8. 423. . Doch es kann, auch ohne eine Muskelkraft, das Faͤdengewebe mit seinen Fasern von der Kaͤlte zusammen- gezogen und gerunzelt werden; denn es zeigt sich auch nach dem Tode dergleichen Gaͤnsehaut Comm. litt. Nor. 1740 hebd 35. Von Empfindung der Kaͤlte schwoll der ganze Koͤrper auf SAUVAGES nosol. T I. p. 305. erfolgte die Wassersucht. CLOSSY p. 95. 92. HOFFMANN morb. lien. n. 3. Wenn die Transpira- tion im Regenwetter gehemmt wird, erfolgt leicht ein toͤdtlicher Durchlauf. Trankenbar. Mißions- Berichte Cont. 98. . Bei anderer Gelegenheit wendet sich die Ausduͤnstung, wie wir oft erinnert haben, auf die Urinwege. Es wurde die Hemmung des Urins gehoben, so bald man einen brei- ten Guͤrtel, mit kaltem Wasser benezzt, anlegte RUTTY Synops. of min. wat. p. 21. . Bei andrer Gelegenheit wendet sich selbige auf die Lunge Von einem ploͤzzlichen Un- tertauchen in kalt Wasser erfolgte ein toͤdtlicher Schnupfen, YOUNG enrny triumph. tereb. p. 8. , und aufs Fadengewebe der Haut Von einem Spaziergange in der Kaͤlte erfolgte ein wunder- bares Schwellen des Hodenbeutels, HOFFMANN de aere microcos. factis. Von schneller Erkaͤltung entstand die Wassersucht, Idem de morbis u. s. f. Vom kalten Trin- ken schwoll der Hodenbeutel, und ganze Koͤrper, Diomed. CORN. obs. c. 3. DEIDIER des tum. pag. 182. 183. Dergleichen hat HERELIUS de usu poros. p. 12. Bresl. Samml. 1723. Febr. . Da die Schweis- loͤcher von der selenitischen (frauenglasfoͤrmigen) Erde des Karlsbades verstopft waren, erfolgte ein allgemeiner Ge- schwulst Springsfeld Karlsbad pag. 254. . Das Schrekken, welches Kaͤlte verursacht, verwandelt auch ploͤzzlich die Dunstmaterie, die zu Wasser geworden, in Huͤgelchen. Der Mangel pag. 72. , oder die uͤble Verdauung der Speisen raubt diese Materie; denn so oft die Materie der Speisen von unsern Kraͤften nicht so uͤberwaͤltigt wird, daß sie, ins Blut aufgenommen, geschikkt ist, durch die kleinste Gefaͤsse zu laufen, so mangelt es allerdings an Vorrath der ausdampfenden Feuchtigkeit, und alsdenn pflegt Das Gefuͤhl. XII. Buch. pflegt ein andrer deutlicher Auswurf an die Stelle der Ausduͤnstung zu treten. Ein starker Mensch, spricht Sanctorius, verzehrt Sect. III. n. 14. die Speisen, mittelst der Ausduͤnstung, ein weniger starker, mittelst des Urins, ein Schwacher durch Faͤulnis, naͤmlich durch den Stulgang, oder durchs Erbrechen; oder es stellt sich endlich eine Krankheit ein Sect. I. n. 43. . Wer demnach mehr, als gewoͤnlich ist, durch sichtbare Ausfuͤh- rungen verliert, der duͤnstet nicht gehoͤrig aus Sect. I. n. 13. , und es ist dieses eine Krankheit Sect. I. n. 14. . Ein gesunder Mensch mus weder schwizzen, noch viel harnen, noch einen duͤn- nen Leib haben Sect. I. n. 12. 13. 14. 21. . Bei hipochondrischen Personen findet sich, wie ich er- innert habe pag. 73. , weil sie schlecht verdauen, in den ersten Stunden nach dem Essen, haͤufiger Urin, und den folgen- den Morgen ist der Stulgang duͤnne. Bei einer weichen Haut ist der Stulgang harte HIPP. . Der Bauchfluß mindert die Ausduͤnstung SANCTOR. Sect. I. n. 54. . Daher koͤmmt es, daß in einem gesunden Menschen der Stulgang durch einen Feler schluͤpfrig ist n. 104. : und die Leibesuͤbung macht den Leib hart Sect. V. n. 18. , so wie sie eine haͤufige Ausduͤn- stung hervorbringt. Das Zeichen, daß eine Speise gut ausduͤnste, ist, wenn der natuͤrliche Unrat von ihr abgeht Sect. III. n. 30. . Der Durchlauf mindert die Ausduͤnstung ROBINSON discharg. pag. 80. . Der Salat mindert die Ausduͤnstung, so wie er den Stulgang befoͤrdert RYE pag. 288. . An dem Tage, da man eine Purganz nimmt, duͤnstet man wenig aus SANCTORIUS Sect. I. n. 53. sect. III. n. 86. , es sei denn, daß man eine ganz ge- linde II. Abschnitt. Schweis. linde Purganz eingenommen Kassia I. n. 48. add. KEIL. . Es kann auch sein, daß das Purgiren, das in einem gesunden Menschen die Ausduͤnstung hemmt, sie bei einem Kranken dadurch be- foͤrdert, daß sie das Verdorbne wegraͤumt GORTER ed. pr. p. 107. . Wenig- stens wollte Keil nicht zugeben, daß die Ausduͤnstung von Purgirmitteln vermindert werde pag. 17. . Und G. Rye will nicht, daß sie von einem Durchlaufe verringert werde pag. 273. Da der Unrat zwei Pfunde wog. . Jndessen ist doch zuverlaͤßig genung, daß die Diarhoe in hizzigen Krankheiten, wo die Haut lose sein mus, der Ausduͤnstung so zuwider sei, daß die gluͤkklichsten Aerzte, und selbst Werlhof, durch Opium selbige stillen. Und aus dieser Ursache sind Speisen, die nicht gut zu verdauen sind, auch nicht zum Ausduͤnsten tauglich, als die Austern RYE pag. 269. 288. , Plattfische, Schwaͤmme und Kuͤrbisse. Wenn daher die Ausduͤnstung zuruͤkke tritt, so reizt sie zum Stulgehen, z. E. die Erkaͤltung der Fuͤsse, und das Besprengen mit kaltem Wasser STEVENSON ess. of a Societ. at Edimb. T. V. p. 895. Neue Ausgabe. INNES de ileo p. 35. Eine Ruhr, da die Speisen roh wieder weggehen, als man Sommerkleider, statt der Winter- kleider, mit einmal umwechselte, RIVIN. de morbo vestit. p. 7. . Das Erbrechen leitet ebenfalls die Ausduͤnstung ab SANCTORIUS Sect. I. n. 54. 89. . Daher heben sich die Auswuͤrfe einander auf RUSSEL œconom. nat. Der Schweis mindert den Durch- lauf und die Ausduͤnstung, GOR- TER II. p. 178. 379. : und man hat angemerkt, daß die Feuchtigkeiten von einem Geschwuͤre auf den Stulgang, von diesem auf den Schweis, von da auf Traͤhnen, weiter auf den Speichel, wieder auf den Stulgang, und endlich wieder auf die Haut gefallen GORTER ed. II. p. 175. . Weil die Hautdruͤsen viele Feuchtigkeiten auswerfen, so wird eine doppelt so grosse Kraft eines Purgirmittels erfor- H. Phisiol. 5. B. Z Das Gefuͤhl. XII. Buch. erfordert, um den Leib zu oͤffnen RUSSEL ibid. . Selbst die Aus- duͤnstung der Lunge BERGER pag. 84. erstattet den mangelhaften pag. 46. , oder sehr wenigen Schweis FLOYER pulsewatch II. pag. 348. QUINCY stat. p. 46. . Endlich duͤnstet eine harte und dichte Haut weniger aus, wie man an den Alten ein Exempel, und an einigen besondern Personen hat. Daher gab beim Curzius DISCUSSIONE p. IX. die verhaͤrtete Haut keinen Schweis, keine Ausduͤnstung von sich, und es wurde an einem andern Menschen, der sich des Nachts mit den Betrachtungen der Gestirne be- schaͤftigte, die Haut so hart, daß er weder schwizzte, noch uͤberhaupt die Haut schmuzzig machte TURNER diseas. of the Skin. pag. 127. Ein Exempel der verhaͤrteten Haut, ZACUT. prax. admir. L. III. obs. 100. . Auch in diesem Falle wird die gehemmte Ausduͤnstung durch andre Absonderungen wieder ersezzt CURZIO ibid. . §. 18. Der Nuzzen der Ausduͤnstung. Jndem ein sanfter Dampf aus den Schlagadern zwi- schen der Haut und der Oberhaut ausduͤnstet KAAUW n. 773. 774. thes. Paris. 1742. BARON und du ROCHER. , so scheint derselbe die Weichheit und ohnentbehrliche Zartheit der Waͤrzchen MALPIGHI de organo tact. LISTER loc. cit. p. 380. zu erhalten, und die Oberhaut, wider das uͤbermaͤßige Austrokknen, anzufeuchten PERRAULT Ess. III. pag. 286. . Man glaubt, daß sie in dem ganzen Koͤrper viel Gu- tes stiftet, weil das Ausduͤnsten sowol allen Thieren ERASISTRATUS beim GALEN. adv. sect. Erasistr. c. 9. Eine Raupe frisst in 24 Stunden doppelt so viel, als sie schwer ist, und nimmt um ⅒ zu. Die Puppe selbst duͤnstet sehr aus. LISTER de humor. pag. 27. und die After- raupe, REAUMURV. p. 96. , als II. Abschnitt. Schweis. als Gewaͤchsen so gemein ist. Um desto weniger darf man sich verwundern, wenn Asklepiades berichtet, daß Krankheiten auf eine zuruͤkkgetretene Ausduͤnstung folgen beim CELSUS loc. cit. . Galenus leitet die Fieber von der Hemmung der Dunstmaterie, die da ausduͤnsten sollte, her Meth. medend. L. VIII. QUINCY anim. sibr. pag. 290. BOHN pag. 213. , wo dieser Dunst nicht durch eine andre Ausleerung abgefuͤhrt wuͤrde; und Sanctorius nimmt uͤberhaupt von einer vollkommnen Ausduͤnstung das vornemste Zeichen zu einer vollstaͤndigen Gesundheit her, und er glaubte, daß wir nicht krank werden koͤnnten, so lange dieselbe in ihrem freien Gange bliebe. Der Koͤrper befindet sich bei voͤlliger Gesundheit, wenn er, ohne eine sinnliche Ausleerung, sein voriges Ge- wichte behaͤlt I. n. 10. 15. II. n. 54. , wenn naͤmlich die Ausduͤnstung den groͤsten Theil der Speisen verzehrt. Die festen Koͤrper sind die Sect. I. n. 69. , welche in etlichen Jahren ihr Gewichte nicht veraͤndern, und diejenigen befinden sich nicht wohl, deren Schwere sich veraͤndert II. n. 55. . Man kraͤnkelt, wenn die Ausduͤnstung oft unterbrochen, und oft wieder hergestellt wird I. n. 16. . So redet Sanctorius. Vor jeder Krankheit geraͤth die Ausduͤnstung in Un- ordnung I. n. 11. 43. , und daran laͤst sich der Anfang einer Krank- heit spuͤren I. n. 42. . Wenn sie abnimmt, wird der Koͤrper schwach I. n. 40. . Und es leidet der ganze Koͤrper, und jeder Theil desselben, so bald man nicht ausduͤnstet I. n. 86. . Eben derselbe. Die gut duͤnsten, sind schwaͤcher, aber gesuͤnder, und sie werden leichter von Krankheiten geheilt HIPPOCRATES (peri trofis.) . Selbst die Thiere scheinen vom Ausduͤnsten viel Nuzzen zu haben, Z 2 so Das Gefuͤhl. XII. Buch. so wie die Pferde von der Striegel glatter und gesunder werden LETTERA d’un Coc- chiere. . Der beruͤmte Mann fuͤgt noch hinzu, daß wir eine Abnahme in der Ausduͤnstung an uns warnehmen, wenn unser Koͤrper an Schwere zunimmt. Folglich befinde man sich wohl auf, wenn der Koͤrper nach dem Schlafe leicht wird, und wenn man des Morgens fruͤhe aus dem Bette leicht aufsteht Sect. I. n. 38. IV. n. 42. . Es ist das zuverlaͤßigste Zeichen einer guten Gesundheit, wenn der Koͤrper nach der Waage schwer, und dennoch nach der Empfindung leicht befunden wird I. n. 30. . Dahingegen kuͤn- digt eine von freien Stuͤkken entstehende Ermattung HIPPOCRAT. aphor. L. II. n. 5. Uebel und Krankheiten an, und man haͤlt es fuͤr das schlimmste Zeichen, wenn der Koͤrper, ob er gleich leichter geworden, dennoch, wie es einem vorkoͤmmt, schwer zu sein scheint SANCTORIUS Sect. I. n. 35. . Man ist einstimmig, daß eine Hemmung der Dunst- materie in der trokknen Haut der bejahrten Personen Ursache zum Podagra Idem Sect. IV. n. 69. DE- SAULT de la goute pag. 29. und des Reissens in den Glie- dern sei; daß die Stoͤrung des Ausduͤnstens schaͤdlicher sei in kurzen, als langwierigen Krankheiten, weil man die Faͤulnis in jenen mehr zu befuͤrchten hat GORTER pag. 240. . Daß die epidemische Ruhr auf den Antillen grassire, wenn eine kalte Witterung die Ausduͤnstung hemmt, weil die schar- fen Theile, wie es scheint, auf den Mastdarm zuruͤkk- getrieben worden HILLARII Barbad. HUGHES natur. hist. of Bar- bad. pag. 35. . Bei warmer Witterung bringen eben diese Ursachen Fieber hervor, und davon gerathen die Saͤfte in eine Faͤulnis PRINGLE pag. 429. , weil ein fluͤchtiges und schar- II. Abschnitt. Schweis. scharfes Element im Koͤrper stekkt. Galenus GALENUS de atra bile. sagt, daß Auswuͤrfe, von duͤnner Art, auf diesem Wege ausge- fuͤhret werden. Man hat Exempel von sehr schlimmen Uebeln, die von der gehemmten Ausduͤnstung entstanden sind, wenn sich ein heisser Koͤrper ploͤzzlich erkaͤltet, und daß manche Per- sonen in die heftigste Krankheiten, in Fieber ALEXANDER nach dem Baden im Flusse Cidno. Ein toͤdlich Fieber in etlichen Stunden, DEFAUT de la pierre pag. 31. , und in Todtenkraͤmpfe Obs. Soc. med. Lond. I. n. 12. ULLOA pag. 422. Eine Fuͤllosigkeit in den Gliedern, PISO de re nat. Ind. L. II. pag. 32. daruͤber verfallen sind, die in Lima toͤdlich waren, so bald die in Hizze Liegenden Luft schnapp- ten FEUILL. Journal. Ein Exempel hat LAWRENCE præ- lect. pag. 210. . Unter den Beriberiern in Jndien entsteht eine Krankheit, die von Kraͤmpfen und der Laͤhmung zusam- mengesezzt ist, auf keine andre, als auf diese Art BONT. med. Ind. L. II. c. 1. Von einer ploͤzzlichen Erkaͤl- tung die Colica Pictonum, TRON- CHIN pag. 94. . Manche sind uͤberhaupt ploͤzzlich umgekommen LORRY des alim. II. p. 328. DESAULT de la goute, pag. 86. 87. . Und man kann glauben, daß dahin der heisse Brand an den Fuͤssen zu rechnen ist, welcher blos im Fadengewebe seinen Sizz hat, und welcher oft von der feuchten Luft seinen Ursprung her hat HOME facts p. 82. 83. . Man lieset in den talmudischen Schriften, daß ein Maͤdchen dadurch das Leben eingebuͤst, daß sie ihre Haut allenthalben mit Oel beschmiert GUNZBURGER med. talm. pag. 23. . Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß dieses der Weg sei, auf welchem sich das Gebluͤte in dem fortdaurenden Laufe des Lebens von den schaͤdlichen Theilen, und sonderlich in den Fiebern, reinigen muͤsse, so bald diese Theile uͤber- fluͤßig vorhanden sind. Gewis ist es, daß sich die Wech- selfieber und Catarrhen blos bei Merkmalen einer ge- hemmten Ausduͤnstung, wenn die Haut bei der Kaͤlte feuchte ist, erzeugen. Z 3 §. 19. Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 19. Betrachtungen daruͤber. Es hat Schellhammer Daß der Versuch weder zu- verlaͤßig genung, noch notwendig sei, Physiol. T. I. pag. 384. , und es haben auch andre beruͤmte Maͤnner vorlaͤngst eingesehen, daß sich Sanctorius mit seiner erklaͤrten Ausduͤnstung zu viel zu gute gethan hat. Daß der vornemste ausdaͤmpfende Theil Wasser sei NERUCCI Ep. l. p. 116. , und daß Speisen eben dieses Vorrecht haben. Daß Wasser mit solcher Leichtigkeit durch andre ausfuͤhrende Gefaͤsse, schlecht verdaute Speise aber durch den Stulgang ausgefuͤhrt werden; daß man von einer gestoͤrten Ausduͤnstung pag. 78. 79. eben keine sonderliche Gefar zu befuͤrchten habe. Daß gesunde Personen bestaͤndig bald diesen, bald jenen Theil der Hautdaͤmpfe ausgeduͤn- stet haben, und wenn diese um den doppelten und drei- fachen Theil vermindert worden, so entstehe keine Krank- heit davon, und wenn die Ausduͤnstung in eben so grossem Verhaͤltnisse vermert worden, so sehe man keinen Zuwachs in der Gesundheit davon. Es duͤnstete der beruͤmte Home zwei Quentchen Exp. 8. Mit Unbequem- lichkeit, da er an Gewichte zu- nahm, Exp. 17. , etwas weniger, als eine Unze Exp. 4 8. 11. 14. , eine Unze Exp. 1. , anderthalb Unzen Exp. 4. , zwo Unzen Exp. 3. pag. 2. 3. pag. 241. Exp. 5. 6. 7. 13. 19. , drei Unzen Exp. 3. 7. 10. , und daruͤber Exp. 3. pag. 241. , vier Unzen Exp. 9. , und sechs Unzen aus Exp. 3. , und folglich war seine Ausduͤnstung um vier und zwanzig mal groͤsser, als wenn sie recht klein war. Nicht geringer war die Verschiedenheit in der Menge der Ausduͤnstung beim George Rye pag. 62. u. f. . Sie ist auch eben so veraͤnderlich bei den Pflanzen, ohne daß es denselben Schaden thaͤte HALES Exp. 1. . Daß II. Abschnitt. Schweis. Daß endlich die gesamte Ausduͤnstung gehemmt, und in eine Jnhalation, ohne allen Schaden, verwandelt wor- den HOME Exp. 17. KEIL. RYE pag. 207. ; daß ganze Voͤlker Die Hottentotten beim NERUCCIUS pag. 109. Die Negern und verschiedne Einwoner von Ostindien und Amerika, DAM- PIER T. I. 537. , in den heissesten Laͤn- dern, ihre Haut mit Oel und allerhand Salben so ver- kleistern, daß keine freie Schweisloͤcher zum Duͤnsten uͤbrig bleiben, und daß sie doch wenig von dieser Sorgfalt leiden, sondern vielmehr glauben, daß sie fuͤr ihr Bestes bedacht sind. Eine Wassersucht wurde durch die Einreibung mit Oel, und dadurch erregten Urinfluß REAUMUR II. pag. 2. 52. 54. GALEN. simpl. med. L. IX. c. 2. geheilt. Franz Bakon hofte von einer geringen Ausduͤnstung die Ver- laͤngerung des Lebens, so wie vor kurzem A. von Reau- mur pag. 252. , und woruͤber man sich wundern mus, auch Sanctorius selbst In 1 fen. pag. 557. . Die im Winter erstarrte Haut Der vortrefliche SENAC de febrib. interm. pag. 9. NE- RUCC. loc. cit. kann ebenfalls zum Beweise dienen, daß Menschen entweder ganz und gar nicht, oder doch uͤberhaupt sehr wenig ausduͤnsten, ohne deswegen in Krankheiten zu verfallen. Ferner sagen sie, ist in den Versuchen ein Versehen begangen worden, daß sich die Ausduͤnstung bei bevorste- henden Krankheiten so zuverlaͤßig verringern soll FLOYER nahm nichts dergleichen vor der Engbruͤstigkeit gewahr. Die Russen begraben sich, wenn sie aus den heissen Stuben kommen, zwo Stunden lang in den Schnee. , und daß in den meisten und gefaͤrlichsten Fiebern in den ersten Tagen die Ausduͤnstung und der Schweis sehr haͤufig erfolge, ohne daß sich dadurch die Heftigkeit der Krankheit in etwas braͤche: daß die gluͤkklichsten Aerzte, sowol in Blattern, als dem Friesel, auf die Ausduͤnstung so wenig dringen, daß sie vielmehr die Wut des Uebels Z 4 durch Das Gefuͤhl. XII. Buch. durch Emulsionen und leichte Bedekkung des Koͤrpers zu besaͤnftigen suchten. Man koͤnne die ploͤzzliche Todesfaͤlle von Erkaͤltungen nicht wohl einer gehemmten Transpiration Schuld geben, und diese koͤnnten ausserdem in ploͤzzlich erschuͤtterten Ner- ven und in geronnenem Blute ihren Grund haben Das Blut war in den gros- sen Gefaͤssen, und in dem Herzen geronnen, DESAULT de la goutte, pag. 86. 87. LORRY schreibt es der Verengerung der Luftroͤhrenaͤste zu alim. II. p. 328. . Eine uͤbermaͤßige Ausduͤnstung, wie sie in den heissen Laͤndern, zu Karthagena, auf der Jnsel Barbados LIGON pag. 27. , zu Surinam und in Persien gewoͤnlich ist CHARDIN T. IV. p. 115. 116. , entkraͤftete die Europaͤer schnell, und nicht weniger als es ein Durch- lauf thut WAINEWRIGTH of bathing. pag. 176. Med. Exp. pag. 323. , und auch unter uns waͤren diejenigen schwaͤchlich, welchen die Haͤnde schwizzen. Die Perser aͤßen weniger, haͤtten weniger Blut, und koͤnnten die Leibesuͤbungen weniger ausstehen CHARDIN. . Es koͤnnten schaͤd- liche Saͤfte durchs Ausduͤnsten mit Nuzzen ausdaͤmpfen, und man koͤnne bei haͤusigen und riechenden Ausduͤnstun- gen, oder Abwechselungen derselben, dennoch eben sowol gesund bleiben. Uebrigens hilft das Ausduͤnsten sowol dadurch, daß es einige scharfe Theile verjagt, als daß es zu einem guten Zeichen dient, weil es vermuten laͤst, daß die Speisen dergestalt verdauet worden, daß sie zum Ver- duͤnsten subtilisirt genung sind. Eben diese Autoren fahren weiter fort, und sagen, daß die Empfindung vom Schwerer- und Leichterwerden gar nichts mit der Ausduͤnstung zu schaffen habe. Ge- sunde Menschen fuͤlten nicht GORTER persp. n. 167. , wenn ihr eigner Koͤrper an Gewichte zunehme, weil sich in unsern Nerven und Muskeln Kraͤfte genung befinden, diese neue Last zu heben und II. Abschnitt. Schweis. und weiter tragen zu koͤnnen. Wir merkten allerdings unser Gewicht alsdenn, so bald unsere Kraͤfte einen Abgang erleiden, und zwar mehr bei feuchter Luft, weil diese an den Kraͤften der festen Theile einigen Abbruch thut, und hingegen weniger bei einer trokknen Luft ROBINSON discharg. pag. 68. . Jn Fiebern aber schienen unsre Kraͤfte, aus Ursachen, die uns noch nicht voͤllig bekannt waͤren, abzunehmen; nicht daher, weil das Herz einen zu grossen Theil von Kraͤften fuͤr sich wegnaͤhme, denn es scheint das Herz in den aller- aͤrgsten Fiebern nicht heftiger zu schlagen, weil alsdenn die Pulsschlaͤge klein sind, sondern dieses ruͤhre vielmehr von der sonderbaren Kraft her, die die Faͤulnis habe, die Kraͤfte niederzuschlagen TRALLES exam. terr. p. 191. 389. SAUVAGES phy- siol. p. 158. , und weil uͤberhaupt diese Art von Theilchen die das Fieber hervorbringen, die erste Ursache der Nervenkraͤfte im Gehirne zerstoͤrt. Wir haben bereits L. VIII. pag. 214. 215. von der schnellen Wirksamkeit eines faulen Geruches auf das Toͤdten geredet. Eine aͤnliche Kraft hat die boͤsartige und verdorbene Feuchtigkeit, diese Mutter der Krankheit, auch in Fiebern. Jch habe es selbst empfunden, und ich wundre mich, daß ich wieder gesund geworden, um ein Zeugnis davon ablegen zu koͤnnen, ich habe es selbst empfunden, sage ich, wie bei mir die Materie des Friesels zuruͤkke getreten, und auf den Magen gesun- ken ist; und diese Empfindung war mit einem schwachen Bestreben zum Erbrechen und mit Ohnmacht verbunden, dergleichen diejenigen Personen erfaren, welche sich auf Hoͤhen in der Luft schaukeln, und welche von diesem S iele, wegen einer bevorstehenden Ohnmacht, abzustehen gezwun- gen sind. Diese Ursache entsteht, und sammelt sich vor dem Ausbruche des Fiebers, und sie bringt hervor und ernaͤhrt das Fieber; allein, sie ist nicht die gewoͤnliche Ausduͤnstungs- Z 5 ma- Das Gefuͤhl. XII. Buch. materie; sondern ein neues und widernatuͤrlich angehaͤuf- tes Element, welches von keinem Zuwachse der Ausduͤn- stung uͤberwaͤltigt, oder ausgetrieben werden kann. Jch halte, fuͤr meine Person, nicht eine gehemmte Ausduͤnstung, sondern die Verstopfung des Leibes auf einen einzigen Tag fuͤr das gewisseste Zeichen einer schweren Krankheit. §. 20. Die Jnhalation. Wir wollen zuerst zeigen, daß Wasser, Quecksilber, und allerlei zarte Theilchen durch die Haut eines Menschen einen Weg finden; ferner, daß in einem lebendigen Men- schen dergleichen Theilchen allerdings durch unsre Haut in das Blut selbst eindringen; und daß endlich einige Theil- chen, auf eben diesem Wege, in die Masse unsrer Saͤfte kommen. Es lassen alle Membranen des menschlichen Koͤrpers Wasser durchgehen, und solches thut die Haut, der Magen und die Harnblase. Wenn man Sal Tartari in eine Blase verschliest, und diese in Wasser legt, so zerfliest es BOYLE poros. corp. p. 19. add 47. . Ganz unverlezzte Leichname, die im Wasser schwimmen, schwellen von eingezognem Wasser auf KAAUW perspir. n. 437. 438. . Man kann Quecksilber leicht durchs Leder druͤkken, und dieses thut auch das Menschenleder BOYLE p. 10. 12. , ja, es entfaͤrben sich auch Metalle im Leder von Saͤften, die von aussen dasselbe umgeben Idem pag. 84. . So gar haben die Eier viele Schweis- loͤcher, und sie salzen sich, wenn man sie in Salzlake wirft Idem ibid. p. 21. . Doch wir wollen hier zeigen, daß dieses keine unorga- nisirte Schweisloͤcher sind, durch welche diese Theile in die Me- II. Abschnitt. Schweis. Metalle eindringen, sondern daß es vielmehr Blutader- oͤffnungen sind, welche zum Herzen fuͤhren. Wenn man Quecksilber, in einem sehr bekannten Exempel, auch mit fetten Salben in die Haut einreibt, so verliert sich dasselbige, und, wenn es haͤufig genung genommen worden, so erregt es einen Speichelfluß, und heilt die venerische Seuche auf eben die Art, wie es, durch den Mund genommen, thut. Doch es dringt auch ohne Einreiben ein HILD. V. obs. 93. 94. , und erwekkt den Speichel. Es entstand die Braͤune, als es in die Beinkleider gefallen war KAAUW n. 432. . Da man solches an ein Blech brachte, worinnen ein verborgner Krebs ver- wahrt wurde, so bekam dieser Krebs Geschwuͤre, und es flos aus dessen Geschwuͤren wieder heraus BARTHOLIN. Cent. I. hist 7. . Es war im vorigen Jahrhunderte, da man sich fast blos der Mer- kurialsalben allein bediente, sehr gewoͤnlich, daß sich das eingezogene Quecksilber im ganzen Gebluͤte ausbreitete, und eine in den Mund gelegte Muͤnze versilberte VALOASOR Ehre des Herz. Krains, Vol. I. pag. 406. , oder auch dieses that, wenn man es blos an die Haut brachte VALISNER oper. T. III. pag. 563. ; ja man bekam dieses Metall im Urine VALOASOR ibid. DEI- DIER mal. Ven. pag. 60. 241. VERCELLONI. BURGHARD. Venerische Krankheiten, p. 940. BREYER ophtalm. Vener. n. 13. , in den Knochenfaͤchern MEAD of poisons p. 206. der es sonderlich vom aͤusserlichen Gebrauche herleitet. BONNET prodr. anat. pract. c. 67. CAR- DAN subtil. L. V. BOYLE loc. cit. pag. 61. FANTON consult. et respons. p. 100. Marc. DONAT. L. I. c. ult. am Zahne, BOYLE pag. 62. , und in der Gesaͤshaut wieder zu sehen MEAD p. 193. CHEY- NE. . Hieher gehoͤrt auch, daß manche in der Kur der Seuche den Merkurialrauch von angezuͤndetem Zinnober blos an den nakkten Koͤrper gehen lassen Daß dieses hinlaͤnglich sei, PORTIUS diss. pag. 306. . Auch Das Gefuͤhl. XII. Buch. Auch Blei dringt durch das Reiben in die Haut ein. Auf der Achsel getragne Silberglaͤtte verursachte ein schwe- res Atemholen MALOUIN T. II. p. 49. . Ohnmacht, Ekel, Erbrechen ZELLER docimas. vini litharg. mangonis. pag. 18. , und dergleichen Uebel eraͤugneten sich, da man Bleyweis beim Wundwerden der kleinen Kinder Idem. gebrauchte. Vom Staube des gestossnen Arseniks erfolgte ein schweres Atmen, und ein Schmerz an den Nieren Journal de Medec. 1758. April. , und der Blase. Von einem arsenikalischen Pflaster, das man auf den Kopf auflegte, erfolgte der Tod ASTRUC des tumeurs, p. 400. WEPFER cicut. pag. 209. MEAD pag. 110. u. f. , und eine andre Person konte kaum gerettet werden, der man dergleichen mit Honigseim aufgelegt hatte Eph. Nat. Cur. Vol. IX. obs. 37. . Vom Crocus Metallorum, den man aussen auf Flechten legte, erfolgte ein Erbrechen Eph. Nat. Cur. Dec. 2. an. 1. obs. 43. . Da Jemand den Kupfer- dampf, aus Kupfer, das in Scheidewasser aufgeloͤst war, mit den Fingern beruͤhrte, so empfand er an der ganzen Hand Schmerzen, die den ganzen Koͤrper durchwitterten, als ob sich aus einem brennenden Punkte Funken ausbrei- teten Phil. Trans. Vol. I. P. 1. . Da man Steinoͤl auf den Wirbel troͤpfelte, kostete man den Geschmakk desselben im Munde Storch Krankheiten der schwangern Frauen pag. 175. . Aus Pflanzen gemachte geistige Arzeneien berauschen, wenn man sie aͤusserlich gebrauchet LOUBET obs. pag. 125. und im Munde getragen, G. v. SWIETEN T. III. pag. 213. Physiolog. Amsterdam. Ausgabe, pag. 312. : wenn man Ter- pentin mit den Haͤnden behandelt, so aͤussert derselbe seine Kraft dadurch, daß er dem Urin einen Violengeruch mit- theilt KAAUW n. 430. : das Oel Cayput, auf die Fussole gerieben, giebt seinen Geschmakk im Munde zu erkennen SCHWENKE p. 200. : Ta- II. Abschnitt. Schweis. Tabaksoͤl auf die Zunge einer Kazze, da die Zunge ein fortgesezzter Theil der Haut ist, getroͤpfelt, durchdrang das ganze Thier mit seinem Geruche BIRCH T. II. p. 42. 43. , und ein Dekokt von dieser Pflanze, mit dem man den Kopf wusch, machte ein Erbrechen. Eine Ohnmacht KRAMER med. mil. II. p. 80. BOYLE poros. p. 23. , Kraͤmpfe Journ. de Medec. 1757. Juill. , Trunkenheit BOYLE mil. exper. phi- los. p. 276. Poros. p. 23. und Erbrechen folgte, als man es uͤber den Magen legte Ess. of a Societ. at Edimb. T. II. pag. 46. , und ein andrer, den man mit dem chimisch verfertigten Oele dieser Pflanze beschmierte, pur- girte davon BOYLE p. 24. . Brod uͤber den Magen gelegt, staͤrkt KAAUW n. 426. . Doch es hat auch Opium, im Pflaster uͤbergeschlagen, Wahnwizz Impet. fact. n. 437. LOR- RY in Journal Encyclop. 1756. Jan. , und einen toͤdlichen Schlaf hervorge- bracht, als man es an einen Zahn strich Alexander BENEDICT L. II. c. 6. ; doch ich erzaͤle dieses mit einer Art von Ruͤkkhalt, weil andre das Gegentheil behaupten Pract. de chir. T. II. pag. 204. da man sagt, daß es, aͤusser- lich angebracht, nicht einschlaͤfre. . Es findet sich ein zuverlaͤßiger Autor, welcher berich- tet, daß Maͤdchen durchgehends schwach geworden, wenn sie sich Straͤusser von Eisenhuͤttlein vorgestekkt hatten; und ich lese, daß ein Erbrechen erfolge, wenn man sich die Wurzel von der weissen Niesewurz uͤber den Magen legt VIRIDET du bon chyle pag. 203. und vor kurzem der be- ruͤmte SCOPOLI flor. Carin- thiæ. . So wissen wir, daß von bittern Arzneimitteln, die man aͤusserlich auf den Unterleib legt, die Wuͤrmer abgehen ETTMüLLER præf. chir. infus. ; daß Pillen, uͤber das Herz geschlagen, purgiren BAGLIV pag. 435. von der Salbe von Saubrod (cycla- men arthanita) PECHLIN p. 408. , und daß vom Handthieren der Koloquinte ein Das Gefuͤhl. XII. Buch. ein starker Stulgang erfolgt FALLOP med. purg. simpl. p 22. 46. . Jch lese, daß die Conganer ein Gift wissen, welches, sobald man es mit der Hand beruͤhrt, umbringt BRASSAVOL simpl. p. 449. BUFFON T. III. p. 466. . Und es ist eine alte Sage, daß sich der Urin roth faͤrbe, wenn man Faͤrber- roͤthe ( rubia ) in der Hand haͤlt CARDAN subtil. p. 577. NONNUS p 54. Sim. SETHI . Jch uͤbergehe die Versuche PIVATI reflession. pag. 49. 50. , da die Daͤmpfe von peruvianischen Balsame, mittelst der Elektrisirung, in den Koͤrpern eingedrungen, und da die Kraͤfte der Pur- girmittel BIANCHI beim VE- RATTI obs. XI. , welche man in der Hand gehalten, auf den Stulgang gewirkt haben sollen; denn ich weis gar zu gut, daß dergleichen Versuche verdaͤchtig zu sein pflegen. Das Gift der spanischen Fliegen, wenn man sie ein- sammelt und in den Haͤnden haͤlt HEERS obs. pag. 100. BOYLE mir. subt. c. 4. p. 29. ESSICH de sorbendi modo p. 14. ALLEN synops. L. X. n. 16. add. Hist. natur. des anim. I. p. 390. De HEYDE corp. p. 38. 97. Sie machen ein Fieber und Trokkenheit im Munde, LAN- GRISCH pract. med. p. 166. , oder in Pflastern auflegt La MOTTE chir. complet. T. IV. p. 13. eine solche Stran- gurie, daß man es fuͤr den Stein hielte. Act. Uratisl 1724. April. , macht den Schleim in der Harnblase los, und verursacht ein Brennen im Urin, ob dieses gleich nicht allemal geschicht GEYER de Canthar. p. 39. 1717. Mem. de l’Acad. 1732. pag. 233. . Um naͤher auf den menschlichen Koͤrper zu kommen, so giebt es viele Schriftsteller, welche darinnen uͤberein- stimmen, daß die Venusseuche, durch Betastung ange- stekkter Geburtsglieder Eph. Nat. Cur. Vol. VII. obs. 75. PALFYN anat. chir. p. 50. LOUBET obs. p. 199. BORELLUS Cent. II. obs. 92. HILDAN Cent. I. obs 100. welches eine traurige Geschichte ist. , oder durch die Haut, fort- gepflanzt worden, indem es andre leugnen Journ. de Medec. T. III. n. 1. , aber den- noch gestehen, daß davon Maͤngel in der Haut und Ruͤk- II. Abschnitt. Schweis. Ruͤkkengeschwuͤre Andre widersprechen und sa- gen, es koͤnne nur die Lustseuche durch den Beischlaf fortgepflanzt werden. Pandect. VALENTINI P. I. Sect. II. c. 12. ererbt worden. So geschahe es auch, daß ein Arzt, welcher seinen Arm in den Schlund eines Thieres stekkte, das an der Hornviehseuche gestorben war, viel Schmerzen davon ausstehen muste, und es erfolgte in einem aͤnlichen Falle der Tod darauf BERGIUS Försök. 1756. pag. 87. . Dahingegen bestaͤtigt der heilsame Erfolg von den menschlichen Ausduͤnstungen, oder den Duͤnsten eines Thieres, in Zertheilung der mit Blut unterlaufnen Quet- schungen Die unterlaufne Stellen mit Blut werden zertheilt, BUR- RHUS p. 58. , in Ueberstehung der schlimmsten Krank- heiten Das Exempel des Caͤsar Borgia, den man in einen Maul- esel einnaͤhete, da er Gift bekom- men hatte, und schwer darnieder lag, erzaͤhlt CARDANUS de venenis p. 89. und RHODIUS Cent. III. obs. 37. Bresl. Samml. 1724. p. 321. 1726. p. 851. , daß die Jnhalation wirklich ihren guten Grund habe. Man bewerkstelligte eine gewisse Kur, da man einen Schwamm an die Gegend der Milz anbrachte SCHWARZ de decas. II. obs. 9. . Eine verwundete Hand, welche steif geworden war, wurde, da man sie in lebendige Hunde stekkte, und etwas zurechte gebracht hatte, wieder geheilt BOYLE poros. corp. p. 49. . Hieher gehoͤren andre wohlbekannte gluͤkkliche Erfolge, wenn man naͤmlich steife Gliedmaßen in ein warmes Ge- daͤrme stekkt und baͤht, und eben so wird auch die Glieder- schwindung kurirt BECKET obs. 30. Das Glied wurde taͤglich in ein frisches Fell eingeschlagen. . Jch uͤbergehe die Blutbaͤder im Aussazze, welche toͤdlicher sind, als das Uebel selbst, das man zu heilen sich bemuͤht RICHTER de balneo cet. p. XIII. . Endlich schlukkt die Hand den Dampf des heissen Wassers ein KAAUW n. 426. , und es schwillt an einem Menschen, der im Das Gefuͤhl. XII. Buch. im Bade sizzt, die Haut auf, sie wird roth HENKEL Bethesda pag. 126. 127. , der Leib nimmt an Schwere zu DESAULT mal. Vener. pag. 54. , der Durst loͤscht sich KAAUW n. 423. CAS- SIUS n. 5. , und man wird alle Zeichen, von eingezognem und ins Blut aufgenommnen Wasser, gewahr Springsfeld Karlsbad, pag. 293. Burghardt Landek- kerbad pag. 194. . BELLIN miss. sang. p. 147. . Von einem Fuswaschen erfolgte, wegen des eingesog- nen Wassers, eine Diarhoea SIMSON diss. p. 183. . Heut zu Tage ist man auch von den Daͤmpfen, die in der Luft schweben, versichert, daß dieselbe in die Haut eindringen, so wie man von den Terpentindaͤmpfen MERY Memoir. de l’Acad. 1707. p. 167. , die sich im Schlafzimmer ausbreiten, weis, daß davon der Urin hizziger wird. Es wurde die Schwindsucht durch das Beiliegen mitgetheilt SCHURIG Spermatol. p. 560. , so wie das Podagra Das in die junge Hunde uͤbergeht, BORELL. Cent. III. obs. 28. , und man empfal dagegen den berufnen Rath des Hermipps Jan. DAMASC. aphor. p. 54. bei Laͤhmungen, BAR- THOLIN morb. bibl. n. 9. SYDENHAM p. 79. Baco de VERULAMIO hist. vit. et mort. p. 360. KEIL p. 11. 20. und in diss de corp. anim. vi adtrah. , und das Beiliegen frischer muntrer Maͤdchen den Greisen. Endlich so ziehen Menschenkoͤrper in einer feuchten Luft CHEYNE sanit. inf. tuend. p. 129. LANGRISCH med. pract. pag. 214. die Duͤnste so sehr in sich, daß dieses Gewichte mehr, als die Ausduͤnstung selbst, betraͤgt Bis zwo Unzen, F. HOME p. 250. bis vier Unzen, LININGS Phil. Trans. n. 470. p. 497. bis 13 Unzen, G. RYE p. 206. auf achtzehn KEIL p. 11. . Und es schaͤzzet der beruͤhmte von Gorter pag. 244. 245. die naͤchtliche Jnhalation auf 2, 4 bis 6 Unzen. Auf II. Abschnitt. Schweis. Auf Jamaika schwizzt man in der feuchten Luft bestaͤn- dig, und dennoch laͤst man nicht weniger Harn Phil. Trans. n. 27. LIGON Barbad. p. 27. . Die Leute trinken nicht viel, und Pferde und Ochsen thun es wenig, und selten LIGON. . Die auf dem stillen Meere gebo- ren wurden, trunken erst am neunten oder gar am sieb- zehnten Tage Voyage des terr. austr. II. p. 72. . Daß es endlich eine ansenliche Menge Wasser sei, welches die Haut aus der Luft in sich saugt, zeigt sowohl die Groͤsse des resorbirenden Werkzeuges, als auch die gehemmte Ausduͤnstung, welche, wie man glauben mus, etwas zu bedeuten hatte, ob die Jnspiration gleich groͤsser war, und dieses lehren auch einige zuverlaͤßige Exempel von Leuten, welche eine grosse Menge Urin von sich gaben, ob sie gleich dazwischen wenig getrunken hatten. Vordem nannte Kastell den Maskardus, welcher in drei Jah- ren zehnmal mehr Urin gelassen hatte Jm Tripode Delphico p. 50. , als er getrun- ken. Ein andrer lies zweimal mehr, und truͤben Urin, als er getrunken hatte HORNUNG cist. med. p. 371. 372. , und noch ein andrer dreimal mehr DONAT. hist. med. IV. n. 27. Die Ziegen saufen auf der Insula ascensionis nicht, OSBEK Resa p. 290. und das Zibetthier sehr selten, Phil. Trans. n. 30. . Man lieset bei dem Mathias de Gradibus die Geschichte von einer Frau, welche, da sie alle genossene Speisen durch Erbrechen wieder von sich gab, und mehr durch Erbrechen ausschuͤttete, als sie Speise genossen hatte, sich die Woche zweimal zur Ader lies, und ganzer sechs oder acht Monaten lang sieben bis acht Unzen Blut weg- lies, dennoch leben geblieben. Man lieset, daß Jemand taͤglich zwoͤlf Pinten Urin Phil. Trans. n. 56. , ja vier Eimer Delic. med. chir. pag. 762. 763. , von sich gegeben. Ein Mann, der an der Brust krank war, harnete in sieben Stunden sieben Pfund, in andern An- faͤllen H. Phisiol. 5. B. A a Das Gefuͤhl. XII. Buch. faͤllen stieg dieses bis auf zehn, und ferner in drei oder vier Tagen hintereinander bis auf 70 Pfunde PISSINIUS de diabet. pag. 6. 7. . Nach dem Gatinaria CARDAN. variet. L. VIII. c. 44. aus dem MARLIANO und GATINARIA. SCHENK excerp. pag. 566. harnete ein Maͤdchen alle Tage, sechzig Tage hintereinander, 16 Becher voll, deren sie drei getrunken hatte, so daß damals der Urin das Ge- traͤnke um 1740 Pfunde uͤberstieg, und sie hatte, ausser Speise und Trank, wiewohl mit gutem Erfolge, 1740 Pfunde verloren. Eine Nonne gab den Urin in unglaub- licher Menge von sich KENELM DIGBY pulv. simpath. pag. 168. 200. J. Peter SERVIUS de ungu. ar- mario. . Eine Jungfer verlor inner- halb 60 Tagen, ohne Durst zu empfinden oder krank zu sein, 20 Pfunde PISSIN. pag. 5. vielleicht ist diese Historie eben die, welche wir aus dem GATINARIA ange- fuͤhrt haben. . Gauzer 97 Tage lang gab Jemand taͤglich 40 Pfunde Harn von sich MUNDINUS Comm. Bono. T. I. pag. 145. . Fast eine dergleichen Erzaͤlung thut Boerhaave n. 416. , und es vermutet Antonius von Haen Rat. med. P. IV. p. 118. , die wassersuͤch- tigen Koͤrper haͤtten die Art an sich, Luft in sich zu saugen. Jn diesen Beispielen, da man mehr Urin laͤst, als Speise und Trank liefern koͤnnten, und da sich der Koͤrper selbst wenige Tage lang, bei so ansenlicher Einbuße erhielt und daurete, wenn er gleich ganz und gar zu Wasser ge- worden zu sein schien, glaubt man FONTENELLE de puella gratianopolitana BOERHAAVE cet. , daß diese Feuch- tigkeiten uͤberhaupt aus der Luft eingezogen worden. C. Taglini hat durch Rechnungen gefunden De aere p. 167. , daß durch das Atemholen allein so viel Wasser nicht einge- schlukkt werden koͤnne. Da PISANI pag. 32. Diese Geschichte ist fast zu wunderbar. II. Abschnitt. Schweis. Da also ausserdem todte Schwaͤmme GORTER nov. p. 131. und Saiten ibid. , Kleider KEIL u. f. und alle Pflanzen HALES stat. veget. p. 150. ebenfalls Feuch- tigkeiten in sich saugen, so wie sie ausduͤnsten, so scheint nichts im Wege zu sein, daß man nicht glauben koͤnnte, daß Thiere durch die Haut inhaliren, so wie sie exhaliren. Dieses war dem Hippokrates Peri trofis p. 50. Epidem. IV. (Sarkes olxoi exoten.) nicht unbekannt, und Galen De usu puls. c. 5. , die gesammte Schule, und alle Neuern gestehen es Cromwell MORTIMER diss. de humor. introitu in corp. hum. QUINCY stat. p. 126. GORTER loc. cit. p. 41. ed. I. HAGUENOT transp. insens. Corn. CONSENTIN. pag. 230. le FEVRE physiol. I. p. 100. DOULLET. Ergo dantur vasa absorbentia. J. de SANDEN morb cut. n. 158. ROSEN anat. p. 228. . Allein, es ist nicht warscheinlich, daß man die Luft auf eben diesem Wege resorbire MUSCHENBROECK de aere p. 40. 211. . Es steht sehr zu vermuten, daß man meistens durch die Hautblutaͤderchen inhalire, wiewohl es nicht leicht ist, sie so auszufuͤllen, daß sie schwizzen Daß man durch die Haare etwas zum Leben gehoͤriges an sich ziehe. HELMONT de homin. et mort. p. 116. . Es giebt auch noch eine Art von Einduͤnstung (Jn- halation), welche aus der Luft nicht in sich zieht, sondern dieses aus der Oberflaͤche der Haut, unter der Oberhaut, bekoͤmmt. Notwendig muͤssen Blutadern vorhanden sein, welche Feuchtigkeiten resorbiren, die sich vom Verbrennen in die Brandblasen ergießen, wenn das unbewegliche Oberhaͤutgen nichts durchlaͤst BARON und DESRO- CHERS in thesi, zu Paris 1742. abgehandelt. . §. 21. Von welchen Ursachen sie zunehme. Die Jnhalation scheint gerade das Gegentheil von der Exhalation zur Ursache zu haben. Wenigstens inha- A a 2 liren Das Fuͤhlen XII. Buch. liren Pflanzen, die bei Tage und in der Waͤrme ausduͤn- sten, des Nachts uͤber in der Kaͤlte, sie schwellen, und nehmen an Groͤsse zu. Hieher gehoͤrt auch, laut dem Obigen, eine feuchte pag. 77. und zugleich kalte Luft: Ruhe Ibid. und Muße: trau- rige Gemuͤtsbewegungen Vergl. pag. 71. , die oft und schnell den Urin waͤssrig machen, weil die Dunstmaterie zuruͤkk tritt L. XVII. ; und die Furcht, die den Durchlauf erwekkt. Man glaubt, die Furcht erweitre die inhalirende Gefaͤsse der Haut, daß sie sich gegen die schaͤdliche Ausduͤnstungen, sonderlich in der Pest, leichter oͤffnen RIVINUS glaubte, man erbe die Pest blos durch Furcht. Doch davon soll anderswo gehan- delt werden. . Dritter Abschnitt, Das Fuͤhlen. §. 1. Was das Fuͤhlen, besonders betrachtet, eigentlich sey. W enn wir die Eigenschaften der Koͤrper, welche uns umgeben, genauer bestimmen wollen, und die wir weder nach dem Urteile des Augenscheins, noch mit Huͤlfe andrer Sinnen zu erkennen vermoͤgend sind, so pflegen wir uns dazu unsrer Fingerspizzen, und zwar an der Stelle zu bedienen, wo die Oberhaut, schnekkenfoͤrmig gewunden, Runzeln aufwirft: wir koͤnnten uns aber dabei eben so- wohl der aͤnlich gebauten Zeespizzen bedienen, wofern nicht das Gehen und Reiben der Schue diese Zeen untauglich dazu machte, ob sie gleich einerlei Anlage zum Fuͤhlen haben. Die- III. Abschnitt. an sich. Dieses Fleisch der Fingerspizzen ist ganz voller Nerven, welche theils laͤngst den Fingergelenken, theils seitwaͤrts herkommen Vier Staͤmme beschreibt ESCHENBACH n. 1022. , und, wie es scheint, mit ihren lezten Zweigen zu diesen Waͤrzchen laufen: es sind auch die Waͤrzchen groͤsser, als auf dem Ruͤkken der Finger, und fast uͤberall am uͤbrigen Koͤrper pag. 8. . Es ist dieses fuͤr uns Menschen ein grosses Vorrecht, weil, die Affen ausgenommen, kein einziges vierfuͤßiges Thier dergleichen weiches Fleisch hat, um die Eigenschaften der Koͤrper zu erforschen; denn da sie gemeiniglich auf ihren aͤussersten Zeespizzen gehen, so entstehen dadurch vom Gange, Gewichte, und dem Reiben an diesem Theile, Verhaͤrtungen, davon man schon die ersten Anfaͤnge an der Frucht der Thiere selbst gewar wird; denn ich habe an jungen Hunden sowohl die Verhaͤrtung, als den Be- wegemuskel schon eingepflanzt gefunden. Auch an Voͤgeln ist diese Stelle schwuͤlig. Es fuͤgt der beruͤmte Buffon auf subtile Art hinzu Hist. general. et partic. T. III. pag. 358. u. f. Der Mensch hat im Fuͤhlen den Vorzug. Idem T. IV. pag. 31. , daß sich der Mensch, wegen der zertheilten Zeen Auch CONDILLAC I. pag. 339. VANDERMONDE moyens de perfectionnes l’espece humaine. T. II. p. 447. , fuͤr den unvernuͤnftigen Thieren, deutlichere Begriffe von Koͤrpern machen koͤnne: daher waͤren die unbegliederte Fische pag. 360. dumm; hingegen sey es eine besondere Eigen- schaft der Schlangen, sich um die Koͤrper herumzuwinden: ja es wuͤrde das Fuͤhlen viel vollkommner sein pag. 359. Dieses leugnet CONDILLAC des sensat. I. p. 339. Gelehrige Schlangen P. ALBIN hist. nat. I. pag 62. 244. Eine Spinne lehrte PELISSON aus seiner Hand essen, NICERON t. 10. pag. 107. , wenn die Hand in eine Menge von Fingern zertheilt waͤre. A a 3 Zum Das Fuͤhlen XII. Buch. Zum Theil ist dieses wahr, und zum Theil auch falsch. Es sind Thiere mit Hufen, als das Pferd, viel mehr gelehriger, und weniger dumm, als die Thiere mit zwo Klauen, dergleichen das Schwein ist, und dummer findet man einige mit gespaltnen Zeen, als das Kaninchen, und der Affe selbst, der doch beinahe Menschenhaͤnde hat. Jch sehe auch nicht ein, warum das Fuͤhlen nicht eben sowohl mit einem oder dem andern Finger allein subtil genung von statten gehen sollte; da wir selbst, meist einen, hoͤch- stens aber nur zween Finger zum Fuͤhlen gebrauchen. Doch die Finger haben ein andres Vorrecht, weil sie einzig und allein einen kugligen Koͤrper, und folglich alle Koͤrper besser umfassen koͤnnen, und feste halten, indem der allerlaͤngste den Pol, die kuͤrzesten die Enden des Aequators, und die Mittelfinger die mittlern Meridiane umspannen. Um aber genauer zu fuͤhlen, so reiben wir die Finger sanft an demjenigen Koͤrper, dessen Eigenschaften wir kennen lernen wollen, und folglich druͤkken wir viele Punkte dieses Koͤrpers an unsre Waͤrzchen, oder einerlei Punkt an viele Waͤrzchen an, und wir pressen die Waͤrzchen durch verschiedne Verschiebungen an diesen Koͤrper an, nachdem sich dieser Koͤrper den Waͤrzchen naͤhert, oder nahe drunter liegt, oder sich wieder davon entfernt. Man hat sich die Gedanken gemacht, daß sich die Waͤrzchen aufrichten De organo tact. pag. 7. 8. wenn mein Lehrer diese Stelle ver- sieht. VATER consens. part. BOERHAAVE praelect. T. IV. pag. 4. , und gleichsam aus ihren Hoͤlen hervortreten, um die umliegende Koͤrper desto aufmerksa- mer zu betrachten. Man verfiel auf die Mutmassung, sie koͤnnten, wenn das Blut dahin gerichtet sei, davon ange- fuͤllet werden, um vorzuragen, wie man an der Warze der Weiber, an der maͤnnlichen Ruthe, und an den Waͤrz- III. Abschnitt. an sich. Waͤrzchen der Zunge BOERHAAVE praelect. T. IV. p. 419. Exempel habe. Wenigstens werden die Waͤrzchen an einem lebendigen Menschen, und an Koͤrpern, deren Schlagader der Kuͤnstler mit gefaͤrbten Saͤften aussprizzt, erhabner, und sie ragen mehr, als an Leichnamen, hervor ibid. . Das uͤbrige behauptet man fast in der Sprache der Vermutung, ob man gleich gestehen mus, daß diese nicht allerdings unwarscheinlich sei. Man erkennt naͤmlich leicht, daß vorragende und gesteifte Waͤrzchen nicht nur dem zu beruͤhrenden Koͤrper eine groͤssere Oberflaͤche ent- gegen stellen, sondern daß sie auch, weil sie zu einiger Groͤsse gelangen, leichter von demselben gestossen und be- wegt werden koͤnnen. Eine spizze und kegelfoͤrmige Figur wird aber besser beruͤhrt, und faͤngt die Begegnungen der Koͤrper besser auf HARTLEY pag. 43. Die aͤussersten spizzen Theile des Koͤrpers fuͤhlen schaͤrfer. Idem. . §. 2. Die Beschaffenheit der Koͤrper, welche man durch das Fuͤhlen erkennt. Erstlich erkennen wir die verschiedne Figuren der Koͤr- per. Die Spizzen erkennen wir, wenn das Objekt so klein ist, einen heftigen Drukk verursacht; die Rundung erken- nen wir aus der maͤßigen Wirkung eines groͤssern Objekts, und aus derjenigen Beruͤhrung, welche an der Mitte groͤsser ist, und an den Seiten abnimmt; und den Umfang aller Figuren nehmen wir gemeiniglich aus den nachsol- genden Graden der Erhabenheiten, und der also wirk- samern Grenzen, ab, worinnen eine Figur eingeschlossen ist, oder es sind diese vorstehende Enden zwar uͤberhaupt nicht wirksamer, aber sie ruͤhren uns doch auf verschiedne Weise, als wir sonst von dem uͤbrigen Koͤrper geruͤhrt werden. Wir empfinden die Rauhigkeit und Ungleichheit, A a 4 weil Das Fuͤhlen XII. Buch. weil einige Theile der Finger staͤrker geruͤhrt werden, die- jenigen naͤmlich, welche man den Vorragungen des Koͤr- pers entgegen haͤlt, andre hingegen davon weniger leiden, welche mit den mittlern Austiefungen zusammen zu passen scheinen. Bei der Glaͤtte empfinden alle gleich viel. Zu den subtilern Ungleichheiten zaͤle ich diejenigen Farben, von welchen so viel Zeugen vorhanden sind, daß ich es nicht leugnen darf, und die man durch das Fuͤhlen zu unterscheiden gewust. Ein durch Krankheit blind gewordner Der Organiste zu Amerfort. BOYLE de color. p. 42. aus der Erzaͤlung Eduard FINCH. Eben diesen Mann sahe PECHLIN L. III. obs. 8. Du HAMEL de corp. adfect. p. 278. MECKERN c. 15. Ein andrer in Kundmanns Seltenheiten, p. 700. Ein Graf von Mannsfeld, BARTHOLIN hist. 44. Cent. III. ein andrer STURM physic. general. p. 403. Andre Bruͤder MURALTUS Vademec. p. 497. GRIMALDUS de lumin. et color. RASZYNSKI hist. nat. Polon. p. 347. MURA- TORI della Fantasia. p. 28. konnte die vermengte Farben durch das Fuͤhlen dergestalt unterscheiden, daß er auch so gar an liniirten und gemischten Farben erkennen konnte, ob sie gemischt waren oder nicht Hamburg. Magazin. T. 20. . Er sagte, es waͤre die schwarze Leinwand Daß sie wie Nadeln stechen Kundmann. am allerrauhsten, und die rothe am glaͤttesten. Man sagt, er habe sogar an den Spiel- karten die Farben unterscheiden koͤnnen le CAT des sens. p. 211. Fritsch seltsame Haͤndel, T. II. n. 9. p. 771. MECKERN loc. cit. Doch glaube ich nicht, daß er die Farben auf dem Papiere, sondern nur die Umrisse der Figuren habe unterscheiden koͤnnen. . Ein hartes Objekt erkennen wir, wenn das fuͤhlende Fleisch an unsern Fingern nachgeben mus; ein weiches, wenn es unter unsern Fingern ausweicht; ein schweres, wenn wir von einer kleinen Masse sehr gedruͤkkt werden; ein leichtes, wenn uns eine grosse Masse wenig entgegen druͤkkt; ein feuchtes, wenn sich an die Haut Wasser an- haͤngt; und ein trokknes, wenn es dergleichen nicht thut. Die III. Abschnitt. an sich. Die Waͤrme messen wir, wenn wir die Waͤrme unsers Blutes und besonders unserer Haut damit vergleichen. Warm scheinen uns diejenigen Dinge, welche waͤrmer als wir selbst sind. Kalt, die unter diesem Grade sind. Daher versteht der Mensch kein wirkliches Maas der Waͤrme; und es ist ihm dieses, bis auf die Erfindung der Thermometer, voͤllig unbekannt geblieben. Daher sind uns die Keller des Winters warm, und im Sommer kalt, ob sie gleich eine unveraͤnderte Waͤrme haben, weil die Waͤrme darinnen im Winter nicht so, wie in der uns umgebenden Luft abnimmt, und im Sommer nicht eben so zunimmt. Daher haben die franzoͤsischen Akademisten von den Reisenden, welche von den Gebirgen in Quito nach dem flachen Seeufer niedersteigen, oder gegentheils von dem garstigen Ufer die Berge an steigen, angemerkt, wie sich beide zanken, indem jene versichern, wie die Luft mitten auf dem Berge warm sei, da sie diese hingegen kuͤhl finden. Die Erfarung hat zu dem Urtheile des Kartesiani- schen Blinden De homine p. 58. 59. , uͤber die Entfernung der Dinge, Anlaß gegeben. Ein solcher bedient sich zweener gegen einander geneigten Staͤbe, die vor ihm vorstehen muͤssen, und er urtheilt aus dem Winkel, unter welchem sie sich durchschneiden, von der Naͤhe des Objekts, daß es naͤmlich nahe bei sei, wenn dieser Winkel gros, und entfernt, wenn dieser Winkel klein ist. Jch bin nicht der Meinung, daß uns die Geometrie angeboren sei, und ich gruͤnde dieses blos auf oft wiederholte Versuche, woraus man von der Winkelgroͤsse nichts lernt; denn dieses sind dem Blinden unbekannte Sachen, sondern man erkennt blos, daß ein nahes Objekt den Stab mit groͤsserer Kraft gegen uns stoͤst. Doch dieses wird an seinem Orte untersucht werden. A a 5 §. 3. Das Fuͤhlen XII. Buch. §. 3. Ob uns das Fuͤhlen betruͤge. Viele beruͤmte Maͤnner haben sich zu unsern Zeiten zu zeigen bemuͤht, daß die Jrrtuͤmer der uͤbrigen Sinne, und besonders des Gesichtes, durch das Fuͤhlen sich ver- bessern lassen BUFFON hist. natur. T. III. pag. 363. , und daß dieses Fuͤhlen lebhafte Ein- druͤkke von Jdeen verursache, welche dauerhaft sind: so wie ein blinder Bildhauer vom blossen Fuͤhlen lerne, ganz aͤnliche Bildsaͤulen Personen aͤnlich nachzuschnizzen le CAT loc. cit. . Dieses ist zum Theil wahr, zum Theil falsch. Jn der That hat das Fuͤhlen das Vorrecht, daß wir von dem Koͤrper selbst unmittelbar geruͤhret werden, von dessen Beschaffenheiten wir unser Urtheil sagen, da z. E. beim Sehen, das Auge nicht von dem gesehenen Koͤrper, son- dern von einem andern, naͤmlich dem gefaͤrbten Lichtstrale getroffen wird. Allein, darum truͤgen die uͤbrigen Sinne, und selbst das Gesicht viel weniger, als man gemeiniglich zu schrei- ben pflegt. Ein Pferd misset, ohne alle Gefuͤhlhuͤlfsmittel, wozu ohnedem ein vierfuͤßiges Thier ganz und gar ungeschikkt ist, die Weite mit seinem Auge auf das beste, und springet genau uͤber den anbefolenen Graben. Neugeborne Thiere, z. E. Laͤmmer, suchen sogleich ihre Muͤtter, und finden sie: die eben aus dem Ei kriechende Fliege, die vor kur- zem erst Augen bekam, fliegt, ohne alle erlernte Erfarung, gerades Weges, vom Geruche geleitet, zu dem stinkenden Koͤrper hin. Doch hiervon soll anderswo geredet werden. Ferner so truͤgt das Fuͤhlen eben so wohl. Jch will nicht den Versuch des Sturms anfuͤhren STURM sensus unius ge- minus p. 8. , da die uͤbers III. Abschnitt. an sich. uͤbers Kreuz gelegte Finger eine einzige Kugel uns so an- geben, als ob ihrer wirklich zwo da waͤren. Sondern ich will nur uͤberhaupt sagen, daß wenn wir durch das Fuͤhlen von den Beschaffenheiten der Dinge urtheilen, wir diese bekannte Beschaffenheiten niemals aus dem Fuͤhlen so lernen, wie sie wirklich am Koͤrper sind, sondern nur, wie sie durch die von der Natur zwischengeordnete Mittel- bekleidungen von unsern Waͤrzchen empfunden werden koͤnnen, so daß also in diesem Stuͤkke das Fuͤhlen vom Sehen gar nicht verschieden ist. Man sezze, es sei im Nerven irgend eine solche Be- schaffenheit, daß er keine Anstrengung vertragen will, welches bei der Hipochondrie sehr oft vorkoͤmmt Comm. Nor. 1758. hebd. 49. , so kann einem solchen die bestaͤndige Empfindung von einer kalten Luft beschwerlich fallen, weil auch die allergelindeste Beruͤhrung der Luft seine Nervchen mit unangenemen Eindruͤkken ruͤhren wuͤrde. Anna von Oesterreich, Koͤ- nigin von Frankreich, schlief blos auf dem sehr feinen Zeuge, welches man Batist nennt, und es kamen ihr die Bettlaken von der feinsten hollaͤndischen Leinwand ganz rauh vor. Eine andere Person konnte weder die Beruͤh- rung des Sammets, noch die zarte Wollhaut der Pfersichen ausstehen POUTEAU obs. p. 172. . Wer seine Hand in heisses Wasser stekkt, bringt Fin- ger heraus, die von der Kraft der Ausdaͤmpfung fast zu- sammenfallen, und welche so empfindlich sind, daß man sich ohne Beschwerde kaum die Kleider anziehen kann, und ihm alles rauh vorkoͤmmt, was doch bei einem gesunden Menschen keine Empfindung macht. Deren Oberhaut an einer Stelle duͤnner ist, die empfinden auch sogar eine sanfte Luft auf eine unangeneme Art. Dahingegen werden die Finger fuͤhllos, wenn die Oberhaut ein wenig dikker ist, oder wegen eines sonst be- kann- Das Fuͤhlen XII. Buch. kannten Felers, wie ich an einer mir bekannten Frau gese- hen, deren Haut bis zum siebzigsten Jahre an den Fingern der Hand ohne Gefuͤhl war Ein aͤnliches Exempel hat BOYLE util. phil. exper. p. 154. BLANCARD Jahrregister I. c. IV. n 33. und an sich selbst, COLLINS pag. 58. der einen Freund anfuͤhrt, der am ganzen Koͤrper eine beschwerliche Fuͤhllo- sigkeit leidet. An einer Jungfer, BARTHOLIN Cent. IV. hist. 82. Ein ander Exempel hat DIEMER- BROECK p. 502. . Doch auch ein Callus unterdruͤkkt das Gefuͤhl, und ich habe starke Maͤnner gesehen, welche Dornen und Nesseln abbrachen, die doch die Haut eines zarten Maͤdchens aller Orten zum schwaͤren gebracht haben wuͤrden. Es giebt auch gesunde Menschen, welche kaum einiges Gefuͤhl uͤbrig behalten BARTHOLIN. loc. cit. daß er weder den Hunger empfand, noch etwas kostete. , und die weder eine Nadel unter dem Nagel, noch das Ver- brennen achten Ibid. . Folglich ruͤhrt auch von der Dikke der Bekleidung der Eindrukk der Rauhigkeit und der uͤbrigen Beschaffen- heiten an Koͤrpern her, welche wir beruͤhren. Dahin gehoͤrt auch, was ich kurz zuvor gesagt habe. Die Gewonheit macht es, daß uns eben diejenigen Dinge als kalt vorkommen, welche uns bei einer andern Gewon- heit heis scheinen wuͤrden. So ist die Hizze in den Glas- huͤtten unertraͤglich, da die Glasarbeiter das geflossne Glas mit eisernen Roͤhren aus dem Ofen herauslangen, es zu Kugeln aufblasen, und wir koͤnnen daselbst keinen Augen- blikk ausdauren. Wenn das Fuͤhlen einerlei Koͤrper, mit eben denselben Beschaffenheiten, bald so, bald wieder anders der Seele vorstellt, so kann es folglich in der Seele ebenfalls falsche Urtheile hervorbringen, weil beide gegenseitige Urtheile nicht wahr sein koͤnnen. Das III. Abschnitt. an sich. Das Fuͤhlen thut auf das Gedaͤchtnis, wie ich mir vorstelle, keine sehr starke Eindruͤkke. Wenigstens stelle ich mir Schloͤsser und Berge leicht vor, und druͤkke sie in mein Gehirn ein. Doch kann ich mir abwesende Ergoͤzzungen und Schmerzen nicht wieder vorstellen. Doch hiervon an einem andern Orte. §. 4. Wirkungen des Fuͤhlens auf den menschlichen Koͤrper. Ausser den Verhaͤltnissen, welche die Beschaffenheiten der Koͤrper zum Grunde haben, bringt das Fuͤhlen auch noch Wollust, das Kizzeln, und den Schmerz in der Seele hervor. Die Wollust ist, was das Fuͤlen betrift, derjenige Zustand des Koͤrpers, oder eines koͤrperlichen Theils, welchen man gerne fortdauren wissen moͤchte. Nicht eine jede Wollust sezzt die Nerven sehr in Bewegung. Es ist beim Jukken angenem, wenn man sich krazzt, weil die blosse Haut gerieben wird; und eben dieses kann zu heftig wer- den. Man weis aus der Entdekkung des geliebten Hia- cinth Cretons, daß es Jnsekten giebt, die dieses Jukken erregen, die zugleich im Mehle, und in den Beulen der Kraͤzze wohnen, und mit ihrem Kriechen und Saugen, und wenn sie die Nerven der Haut anstechen, diese juk- kende Empfindung verursachen. Heftiger und lebhafter sind die Wolluͤste, wenn die Waͤrzchen an den Theilen des menschlichen Koͤrpers, die am empfindlichsten sind, gerieben werden. Um die Ent- zuͤkkungen der Liebe nicht zu beruͤhren, so stekken die Chi- neser einen Pinsel ins Ohr und drehen ihn darinn herum; dadurch machen sie sich eine lebhafte Empfindung, welche sie, nach der Wohlthat der Venus und der Ceres, fuͤr das dritte Goͤttergeschenke halten. Die- Das Fuͤhlen XII. Buch. Dieses Reiben verwandelt sich, wenn ein grosser Nerve entbloͤst darunter liegt, in ein Kizzeln. Von einem sanften Reiben der Lefzen: von einem dergleichen Reiben der Fussole, oder der flachen Hand, und bei einigen Men- schen von dem Reiben der Haut, welche zwischen den Ribben und den Darmknochen liegt, entsteht dieses Kiz- zeln, welches in der That eine heftige Empfindung ist, da der Nerve gros ist, und eine unausstehliche Bewegung verursacht Der absterbende KLOEK- HOF de morb. anim. p. 53. . Andre Menschen, welche vom Kizzel we- niger ausstehen, scheinen in dieser Gegend entweder kleinere oder doch tiefer liegende Nerven, eine dichtere Haut, oder doch Nerven mit mehr Fett bedekkt, zu haben. Schmerz ist derjenige Zustand des Koͤrpers, der uns zuwider ist. Es wird an einem andern Orte gezeigt wer- den, daß L. XVII. Sect. II. n. 1. in den Nerven die Zerstoͤrung keine solche Statt findet, indem oft der allerunschuldigste Schmerz, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwindet; sondern daß irgend eine staͤrkere Bewegung darinnen vorgeht, ich sage, eine staͤrkere, denn es verursacht einerlei Ursache in einem Menschen, der calloͤse ist, Wollust, in einem zaͤrtlichen hingegen Schmerz, und folglich sind keine andre Zwischen- graden, als daß die geringere Bewegung der Seele wohl- thut, und die groͤssere misfaͤllt. Der Schmerz ist allen Nerven wesentlich, und hat also uͤberall in allen Theilen des Koͤrpers seinen Sizz, nur daß er groͤsser ist, wo die Nerven groͤsser sind, dem Gehirne naͤher liegen, und mehr entbloͤst getroffen werden. Der allerempfindlichste Schmerz trift eine entbloͤste Haut, da, wo sie viele Waͤrzchen hat. Die amerikanische Wilden, die sich eine Ehre daraus machen, wenn sie von ihren Feinden die aͤrgste Schmerzen leiden, und dieselbe eben so wieder bezahlen koͤnnen, verstehen, was die Standhaf- tig- III. Abschnitt. an sich. tigkeit am meisten beunruhige. Sie reissen die Naͤgel aus, um die an den Naͤgeln haͤngende lange Waͤrzchen zugleich mit zu zerreissen; oder sie schlagen die maͤnnliche Ruthe mit einer Keule entzwei, welche sie langsam regieren. Davon entstehen die Schmerzen des Wurms am Fin- ger Nicht von den Sehnen, denn diese haben keine Empfindung, HEUERMANN T. III. pag. 242. . Jch erfahre es oft, und auch jezo an mir selbst, daß ein Mensch niemals ganz von Schmerzen frei ist, und daß er nie so weich sizt oder liegt, daß er nicht an seinem ge- bognen oder gedruͤkten Gliede einige unangenehme Em- pfindung oder dergleichen verspuͤren sollte. Doch wir lassen dieses leicht wieder aus der Acht, und es ist dieses eine von den Sinnlichkeiten, deren wir uns nicht bewust sind. So bald wir das Gemuͤth aufmerksam machen, so wird unser ganzer Koͤrper, an dem wir nichts empfanden, ganz Sinn, und wir verspuͤren fast allenthalben Unge- maͤchlichkeit. Es ist dieses die Ursache, warum der Koͤr- per oft seine Lage veraͤndern mus, und warum wir uns im Bette herumwerfen. §. 5. Die Oberhaut. Um die Gewaltsamkeit des Fuͤhlens zu maͤßigen, hat die Natur die Oberhaut gemacht. Man nehme dieselbe von einem noch so kleinen Theilchen weg, so wird alsdenn das ganze Leben des Menschen zu einer Folter. Es ver- traͤgt naͤmlich die Haut, wenn solche durch die Kraft der Blasenpflaster von der Oberhaut entbloͤst ist, weder ein Kleid, noch die Luft mehr. Nun aber raubt die Ober- haut, und zwar an allen und jeden Stellen, von der allzulebhaften Empfindlichkeit der Waͤrzchen so viel, als es sich zum Gebrauche des Lebens rauben lies: sie entzieht der Das Fuͤhlen XII. Buch. der Eichel an der Mannsruthe wenig, wenig den Lefzen, die zum Kuͤssen gegeben sind, wo sie duͤnne ist; sie raubt ihr aber viel beim untern Anfange des grossen Zees, an der Haut unter der Ferse, worauf sich der Koͤrper stuͤzzen mus. Beides ist kein Werk der Notwendigkeit, sondern eine deutliche Anlage von der goͤttlichen Vorsehung; denn es hat nicht nur das Kind bereits eine zarte Oberhaut, ob es gleich von der maͤnnlichen Ruthe noch keinen Gebrauch macht, sondern man findet auch an der Fussole der Frucht eine harte Oberhaut, ob sie sich gleich noch nicht auf die Fersen aufstaͤmmt. Der Malpighische Schleim, der ein Oel nebst den Haaren ausschwizt, und die unter der Oberhaut zutre- tende Dunstmaterie, erhalten diese Waͤrzchen zart und weich. Ueberhaupt erwaͤrmen die Haare, und sie sind die ersten Kleider der Thiere: daher kann man sie am Men- schen, wenn der Kopf von zu grosser Hizze eingenommen ist, mit Nuzzen verschneiden. Jm Wahnwize bescheert Aretaͤus Curat. acut. , und andre in Kopfschmerzen die Koͤpfe der Kranken mit gutem Erfolge HELWIG obs. 73. p. 150. . Nach der Meinung des beruͤmten Ludwigs Hum. cut. inung. p. 28. befoͤrdern eben diese Haare die Ausdaͤmpfung des Oels, indem sie das Loch frei erhalten, durch welches dieses Oel ausduͤnstet, und indem sie das Fadengewebe um die Haar- zwiebel anschliessen helfen. An- Anfangsgruͤnde der Phisiologie. Fuͤnfter Band. Dreizehntes Buch. H. Phisiol. 5. B. B b Dreizehntes Buch, Der Geschmak. Erster Abschnitt, Der Sizz und Bau des sinnlichen Werkzeuges dazu. §. 1. Das Werkzeug des Gefuͤhls. D er Geschmak hat mit dem Gefuͤhle vieles gemein, und es empfindet auch die entbloͤste Haut diejenige Schaͤrfe, welche der Geschmak unterscheidet, als beschwerlich. Doch hat er auch einige andre Eigenschaf- ten, die ihm eigen sind. Der vornemste Sizz dieses Sinnes ist die Zunge, und besonders deren Spizze BELLINUS gust. organ. p. 224. Isag. anat. c. 58. NEME- SIUS L. II. c. 9. HAMBERGER p. 464. u. f. , und der naͤchste Rand; er ist stumpfer am Ruͤkken Isag. loc. cit. ganz und gar keiner BELLIN ibid. Die Gen- tianam (Enzianswurzeln) empfin- det, GREW. Den Saft von Eselsgurken empfindet man auf der ganzen Zunge. Idem. Auch die Wurzel der Zunge kostet. C. A. BERGEN pentas obs. n. 2. , und um desto weniger fein, je naͤher man dem Kehldekkel koͤmmt. Andre erinnern, daß B b 2 er Der Geschmak. XIII. Buch. er daselbst dauerhafter und lebhafter sei HAMBERGER. PAR- SONS. Phil. Trans. n. 404. , vielleicht weil er einzig und allein vom Salze entsteht. Die Zunge ist dasjenige Werkzeug allein, welches die sanftern Arten des Geschmaks empfindet, und es ruͤhrt die Suͤßigkeit des Zukkers selbst BOERHAAVE prælect. T. IV. p. 25. , und die Bitterkeit des Salis Ammoniaci BELLINUS gust. organ. c. 14. p. 224. nirgend anderswo die Seele, welches ich oft selbst versuchet habe, und hierdurch haben grosse Maͤnner zu schliessen Ursache gefunden BOERH. l. c. DUVERNEY posth. pag. 259. auch REVEN- HORST de fabr. et usu ling. n. 86. , daß die Zunge allein den Geschmak in ihrer Gewalt habe. Doch man hat noch andre Arten von Geschmak, welche wirksa- mer sind; und diese ruͤhren, ausser der Zunge, noch andre Werkzeuge. Die Lefzen, sagt der beruͤmte Nehemias Grew Anat. plant. p. 284. Die Bakken, LUCHTMANNS p. 58. , in dem Tone einiger Alten, werden von der Niesewurz angegriffen: der Gaume Auch der Gaume kostet. NOLLET Leçons de phys. T. I. p. 162. LUCHTMANNS p. 58. 76. LEEUWENHOECK Phil. Trans. n. 315. NEMESIUS. BELLINUS p. 226. RUYSCH Thes. II. ass. IV. n. 12. unterscheidet den Geschmak der Belladonna: das Zaͤpfchen LUCHTMANNS pag. 58. de absinthio, GREW pag. 285. empfindet die Pimpinelle und den Senf HARTLEY on man. T. I. pag. 156. : und der Schlund kostet le CAT pag. 221. den Geschmak des Wermuts. Der innerste Theil des Mundes und der Schlund haben auch an dem Geschmakke ihren Antheil NOLLET. PAULI in v. HORNE microcosm. pag. 25. BELLIN. p. 226. Zwischen dem Zaͤpfchen und dessen Nachbarschaft und an den Mandelplaͤttchen. Den Cortex peruvianus empfindet PE- TERSEN de cortice peruv. pag. 20. u. f. . Einige fuͤgen hier noch den Magen bei le CAT p. 221. : sie schliessen aber das Zahnfleisch vom Munde aus LUCHTMANNS. . Daher I. Abschnitt. Werkzeug. Daher koͤnnen wir die Natur erklaͤren, wenn wir lesen, daß der Geschmak noch da gewesen, wenn gleich die Zunge ausgeschnitten worden Phil. Trans. n. 464. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. le CAT pag. 225. , oder verloren gegan- gen. Ein Maͤdchen, welches nur ein Huͤbelchen statt der Zunge uͤbrig behalten hatte, konnte sehr gut kosten Mem. de l’acad. 1718. p. 8. . §. 2. Die Zunge. Die abgekuͤrzten Nervenwaͤrzchen. Und doch hat die Zunge allein das Vorrecht, die mei- sten Arten des Geschmakkes zu beurtheilen, und sie unter- scheidet alle lebhafter. Wir haben einige allgemeine Stuͤkke davon bereits beruͤhrt L. IX. , und nun folgen noch einige besondre Dinge, welche eigentlich das Schmekken betreffen. Es ist das Wesentliche der Zunge, welche ein Jnbe- griff von Muskeln ist, haͤutig LUCHTMANNS p. 64. REVENHORST n. 40. , sie ist eine Fortsezzung der Haut, welche den Mund und Gaumen bekleidet, aus Faͤden auf verschiedne Weise durch einander gewebt, doch aber um etwas weicher, gleichsam fetter, und mit dem Muskelfleische LUCHTMANNS p. 63. 64. REVENHORST ibid. , von dem sie eine Menge Nerven be- koͤmmt, doch ohne Bewegung verbunden. Die Flaͤche dieser Haut, welche die Muskeln auf- nimmt, und diesseits der Zungenspizze befindlich ist, zeigt sich gegen die Whartonianische Gaͤnge zu sehr einfach und kurz. Wo sie sich aber in den Gaumen wirft, wie auch an der Spizze, und den Raͤndern, sieht man sie allenthal- ben voller Waͤrzchen, die hier viel deutlicher, als an der Haut, ins Gesichte fallen Rimosa, lobosa DUVER- NEY posth. T. 18. f. 2. . B b 3 Jhre Der Geschmak. XIII. Buch. Jhre Natur ist am Menschen folgender Maaßen be- schaffen. Die erste Art derselben ist besonders geartet, und blos dicht am hintersten Theile, und oben am Ruͤkken zu finden: sie liegen fast nach der Figur des lateinischen Buchstaben V COLLINS 227. tab. 2. f. 2. in keiner guten Ordnung. SCHELHAMMER progr. valedict. n. 5. RUYSCH thes. III. p. 9. thes. I. ass. 2. n. 2. und tab. 4. f. 6. MORGAGNI advers. I. tab. 1. WINSLOW IV. n. 507. u. f. VATER de duct. saliv. tab. 2. COSCHWITZ de ductu saliv. f. 3. und in meiner Dispu- tation f. 2. premiere classe WINS- LOW n. 508. LIEUTAUD p. 175. Die groͤsten des DUVERNEY posth. pag. 251. t. 18. f. 5. Jm Kameele scheinen die Pariser sie gezeichnet zu haben. , oder eines Winkels, dessen Spizze mitten auf der Zunge hinterwerts zu, und oft selbst im blinden Loche VATER de ductu saliv. p. 23. 28. Mus. propr. pag. 89. MORGAGNI. TREW epist. ad HALLERUM p. 10. DU- VERNEY t. 18. f. 2. 5. p. 253. Auch zwei und drei f. 4. , angetroffen wird. Man koͤnnte sieben, acht oder neun dergleichen Waͤrzchen, fast in einer einzigen Reihe zaͤlen. Albin will nur drei L. I. adnot. c. 14. pag. 56. Sechs MORGAGNUS. , und Vater f. 2. ihrer fuͤnfe gefunden haben. Jch habe ihrer uͤber 20 gesehen, da eine im Blindloche, die andere vor demselben, eine andere hinter demselben lag, und zehn andre in zwo Reihen, noch andre aber hie und da herum, ausserhalb diesen Reihen, zerstreut waren. So beschreibt es auch beinahe Duverney tab. 18. f. 3. 4. Fast zehn f. 6. . Sie sind unter allen Waͤrzchen die groͤsten, und stellen abgekuͤrzte Kegel So scheint es auch Albin zu verstehen. L. I. c. 14. p. 56. vor, die, wenn sie an ihrer Grund- flaͤche frei waͤren, ihre Spizze in der Zunge stekken haben wuͤrden. Es ist diese Grundflaͤche bald deutlicher, bald undeutlicher, zu einer Art von Trichterhoͤlung gedruͤkt, und hat gleichsam einen Punkt zum Loche MORGAGN. im Kupfer. . Sie sind einiger Maaßen hart, und bekommen viele deutliche Ner- ven DUVERNEY tab. 18. f. 5. und Gefaͤsse, welche sich mit dem weissen Faden- gewe- I. Abschnitt. Werkzeug. gewebe in ein einziges Huͤgelchen verwandeln. Um sie pfleget ein gewisser zirkelrunder Graben Idem ibid. Ruysch hat einen Kreis und Grube. Thes I. Auch Morgagnus druͤkkt sich durch einen Kreis aus. zu gehn, den der etwas geschwollne Ring der Hautbekleidung endigt. Jch habe aus einer einzigen solchen Grube zwei bis drei Waͤrzchen kommen gesehen MORGAGN. adv. VI. pag. 126. . Vor den vordersten liegen einige dergleichen, doch nur wenige auf dem Ruͤkken der Zunge zerstreut. Sie lassen sich von den benachbarten Druͤsen, an ihrer Haͤrte und durchgaͤngiger Festigkeit, indem sie nicht hol sind Daß sie druͤsig sind, der be- ruͤmte VERDIER. Werkstaͤtten des Schleims COLLINS p. 228. , leicht unterscheiden. §. 3. Die schwammfoͤrmigen, kegelfoͤrmigen und uͤbrige Waͤrzchen der Zunge. Sowohl hinter diesen Reihen der abgekuͤrzten Waͤrz- chen, als vorne auf der Zunge, liegen die stumpfen ( obtusæ ) Waͤrzchen. Es sind dieses halbkuglige, durch- borte, zerstreute, deutlich abgesonderte Erhabenheiten, an der Zahl bis dreißig, und eben dieses Geschlechte von Waͤrzchen scheinet in die schwammfoͤrmige Unter den Mittlern des ALBINI p. 56. f. 6. tab. 1. se- conde classe LIEUTAUD p. 175. WINSLOW n. 510. Mit Lin- sen vergleicht sie le CAT p. 226. auszuarten. Die schwammfoͤrmigen Die Mittlern des Albins p. 56. LUCHTMANNS pag. 64. Capitatæ REVENHORST n. 41. schwammfoͤrmigen des RUYSCH Thes. I. t. 4. f. 6. DUVERNEY pag. sind gemeiniglich cilin- drisch, von einer stumpfen, rundlichen, dikkern Spizze, welche dennoch oft kaum breiter, als der Stiel ist. Sie fangen sich am hintern Theile des Ruͤkkens an, sind duͤn- ner gelagert, und hie und da zerstreut, sonderlich vor den B b 4 zwo LUCHTMANNS p. 74. Der Geschmak. XIII. Buch. zwo Reihen der abgekuͤrzten Waͤrzchen, dennoch aber auch hinter und neben denselben ALBIN p. 56. anzutreffen. Hierauf werden sie vorne her allmaͤlich kleiner Idem pag. 57. , und sie liegen gegen die Zungenspizze zu dichter beisam- men Idem p. 56. , wo sie zalreicher sind, als die kegelfoͤrmigen selbst, und so ihren Strich behalten. Jhre Lage ist nach Linien, welche mitten auf der Zunge von einander streichen, und sie verwandeln sich in die Geschmakwaͤrzchen der Zun- genspizze, die von den kegelfoͤrmigen einzig und allein dar- innen unterschieden sind, daß sie dennoch stumpfer aus- fallen. Sie sind uͤberhaupt zalreicher; und es machen die kegelfoͤrmigen Die kleinen ALBINI p. 57. zugespizzten RUYSCH thes. l. ad f. 6. t. 4. kegligen WINSLOW n. 512. ass. II. n. 2. Dritte Ord- nung LUCHTMANNS p. 64. troisieme classe LIEUTAUD p. 175. le CAT p. 226. Die klein- sten DUVERN. p. 252. t. 18. f. 2. u. f. spizze am Wiesel PEYER loc. cit. Waͤrzchen ALBINUS ibid. Er hat auch ekkige gesehen. , welche sowohl vorne, als hinten liegen Idem ibid. , wie auch hinter dem blinden Loche, den Hauptstamm der Zungenwaͤrzchen aus, ob ihr Ende gleich bald duͤnne, bald kuͤrzer kegelfoͤrmig ist. Die hin- tersten darunter sind gerader, die vordern neigen sich mehr herab, und haben eine freie und bewegliche Spizze. Diese nehmen den Rand und die Spizze der Zunge fast ganz allein ein. Just an der Spizze der Zunge wird ihre Groͤsse klein, sie laufen laͤngst der Zunge in Parallellinien herab; stehen senkrecht auf, und auf sie folget endlich die glatte Oberhaut. Zwischen diesen liegen andre Waͤrzchen, die kegelfaͤden- foͤrmig, cilindrisch, lang, duͤnne sind, dergleichen auch neben den abgekuͤrzten gefunden werden; sie sind vorne her kleiner, liegen gehaͤuft an den Seiten, und sind an dem pag. 252. t. 18. f. 2. 3. 6. WAL- THER p. 33. COLLINS t. 2. f. inf. an der mustela PEYER obs. 62. I. Abschnitt. Werkzeug. dem scharfen Rande haͤufig vorhanden. Unter ihnen siehet man einige groͤssere, andre sind wie ein Haar so duͤnne. Ruysch nennt sie bogige Waͤrzchen RUYSCHII, welche er die kleinsten nennt, und nach dem Vergroͤsserungsglase stumpf zeich- net, Thes. I. tab. 4. f. 6. er un- terscheidet sie von den kegelfoͤrmi- gen. . Die klein- sten des Albins p. 57. f. b. c. ALBINI REVENHORST l. c. LUCHT- MANNS p. 65. Van den EBO de lingua. sind vom Geschlechte der kegelfoͤrmi- gen, ganz allein kleiner, rundlich, und liegen auch an der Zungenwurzel zwischen den uͤbrigen. Jhnen fuͤgt der beruͤmte Albin noch Queerrunzeln bei pag. 58. , die man in der That an den Seiten der hinter- sten Zunge findet, und er glaubt, daß man diese Ausar- tungen einiger Maaßen zu den Waͤrzchen rechnen koͤnne. Beruͤmte Maͤnner pflegen unter den Waͤrzchen drei Gattungen zu unterscheiden Drei RUYSCH Thes. X. n. 14. MALPIGHIUS de ling. p. 55. LIEUTAUD. Le CAT. WINSLOW. , oder vier feste zu sezzen ALBIN adnot. L. I. p. 55. u. f. . Doch hierbei ist gewiß viel willkuͤrliches; denn sie arten in fortlaufender Reihe, und ohne Spruͤnge zu machen, allmaͤlich eine in die andere Art aus; so werden die fadenfoͤrmigen und allerkleinsten kegelfoͤrmig; diese schwammfoͤrmig, diese stumpf und endlich zu abgekuͤrzten Waͤrzchen, indem sie gleichsam die Mittelreihe der Farben durchlaufen. Man findet auch an dieser oder jenen Zunge Verschiedenheiten ALBINUS pag. 58. , welche mir uͤberhaupt gros vorkommen, indem diejenige Arten, welche wir unter verschiednen Titeln aufgefuͤhrt haben, sowohl in der Menge Waͤrzchen, als auch an der Bauart derselben, von einan- der abweichen. B b 5 §. 4. Der Geschmak. XIII. Buch. §. 4. Bau der Waͤrzchen. Hier zeigt sich der Bau der Waͤrzchen viel deutlicher, als in der Haut, sowohl weil sie gros, als weil sie hart sind, und mit den Waͤrzchen an den groͤsten Thieren viel Aenlichkeit haben. Sie bestehen aber nicht blos aus einem einzigen Huͤgelchen, sondern es vereinigen sich gleichsam viele Erhoͤhungen in eine einzige Idem c. 15. p. 59. f. 7. 8. er nennt es stamina. Aus ihm MOERS de nutrit. und andre Schuͤler des beruͤmten Mannes. Jn Faͤden zertheilt, wie ein Pinsel, DUVERNEY pag. 254. , sie werden durch ein weisses Haͤrter, und was weisses, ALBINUS. , ziemlich festes REVENHORST n. 42. , kurzes und verwikkeltes Fadengewebe zusammengehaͤngt, daran die Faͤden ganz klein sind. Jn dieses Gewebe begeben sich sehr viele Schlagadern, die sich leicht aussprizzen lassen Albin hat eine einzige Schlagader p. 61. ferner LUCHT- MANNS p. 66. es laͤuft eine einzige in jedes tuberculum ele- mentare f. 10. Daß die Waͤrz- chen Gefaͤsse haben, RUYSCH Thes. I. ass. 2. n. 2. der groͤste Theil bestehe aus Gefaͤssen, RE- VENHORST n. 42. , und eine jede derselben wirft sich in ein oder mehrere Waͤrzchen. Diese Schlagadern verbreiten sich in einem solchen Waͤrz- chen dergestalt, daß dasselbe ohnschwer ganz und gar, durch diese Gefaͤsse roth gefaͤrbt werden kann ALBIN. p. 60. . Aus diesem Gefaͤschen, oder durch das Schweisloch des oͤbersten Waͤrzchen, oder uͤberhaupt durch andre undeutliche Loͤcher schwizzet ein eingesprizter waͤssriger Saft leichtlich aus Offen vermutet sie ALBIN pag. 62. Ausdaͤmpfende Loͤcher hat REVENHORST n. 56. KAAUW n. 107. 112. . Oft ist auch auf diesem Wege Blut herausgedrungen VALISNER t. III. p. 304. . Eben so gehen auch Blutadern, von denen man aber zur Zeit wenig weis Daß es warscheinlich sei, ALBIN p. 64. , in das Waͤrzchen, und sie sau- gen mit ihrem Ende eine zarte Feuchtigkeit in sich REVENHORST n. 57. Vergl. KAAUW n. 442. . Ner- I. Abschnitt. Werkzeug. Nerven lassen sich hier ALBIN mutmast, daß sie dahin gehen, p. 64. leichter als irgendswo, und auch am menschlichen Koͤrper in die Waͤrzchen verfolgen, und ich habe selbige nicht selten von den Zweigen des fuͤnften Paares bis zu den Waͤrzchen, sonderlich wo diese nahe an den Seiten der Zunge liegen, mit dem Messer begleitet. Das aber weis ich nicht, wie sie in dem weissen Fadengewebe ihr Ende finden Am Kalbe zeigt es Horatius de FLORIANIS p. 175. Pedi- culi nervei FRACASSATUS p. 158. BELLIN p. 210. u. f. MALPIGHI de lingua f. 3. n. 2. LANGIUS beim SCHAMBERG de gustu n. 13. . Daß nun diese Waͤrzchen das Werkzeug zum Ge- schmakke sind, laͤst sich ohne Schwierigkeit zeigen. Es ist an der Zunge keine einzige, auch nicht die geringste Stelle, welche davon nicht bedekt waͤre, folglich mus ein jeglicher Koͤrper erst die Waͤrzchen beruͤhren, wenn man ihn schmek- ken soll. Man weis ferner durch Versuche, daß derjenige Theil der Zunge, wo keine sind, nicht zu kosten vermag Zwischen dem Baͤndchen und der Spizze, BELLINUS pag. 224. 225. und zwischen den Waͤrz- chen. Das Fleisch kostet nicht DUVERNEY p. 259. , daß hingegen die Spizze der Zunge BELLIN p. 224. 225. , wo nicht nur das Geschlecht der kegelfoͤrmigen uͤberfluͤßig vorhanden ist, das gegen seine Grundflaͤche die groͤste Oberflaͤche hat, sondern die auch am allerbeweglichsten ist, den schaͤrfsten Geschmak besizt, und wir trauen also diesem Versuche, da wir erfah- ren, daß sie fuͤr allen uͤbrigen Waͤrzchen das Amt zu kosten auf sich haben. Ein Theil dieser Empfindung gehoͤrt in- dessen der abgekuͤrzten Art Idem ibid. Keins BEL- LIN pag. 225. an den Tabaks- kiebhabern, HAMBERGER p. 464. , ein Theil den schwamm- foͤrmigen BIRR requis. ad demonstr. anat. n. 57. , und den allerkleinsten LUCHTMANNS ibid. zu. Lorenz Bellin loc. cit. ist der erste, welcher durch Versuche den Sizz des Geschmakkes in den Waͤrzchen entdekt hat. §. 5. LUCHTMANNS p. 74. Der Geschmak. XIII. Buch. §. 5. Die schleimige Bekleidung der Zunge. Die Oberhaut an der Zunge ist dikke ALBIN. c. 16. p. 65. und dikker, als am uͤbrigen Koͤrper, einer glatten Membran aͤnlich, klebrig, weiß, durchgaͤngig gleichartig, und hat von den Waͤrzchen leichte Zeichnungen und Eindruͤkke ALBIN. p. 66. REVEN- HORST n. 51. KAAUW n. 106. : sie ist undurchloͤchert MOERS de gustu AL- BIN u. f. , ohne nur, wenn man sie von den Waͤrzchen ungeschikt abloͤset und sie zerreisset an derjenigen Stelle ALBIN p. 67. , wo sie auf der Erhabenheit der Waͤrzchen aufliegt; und dieses traͤgt sich sehr leicht zu, weil sie an den Waͤrzchen fester haͤngt Idem p. 66. und an der Haut, REVENHORST n. 51. . Allein, man kann sie durch das Maceriren absondern ALBIN ibid. . Sie ist ebenfalls wie die Oberhaut ohne Gefaͤsse, ohne Empfindung, und waͤchst wieder nach. Ein Exempel von einer solchen abgegangnen und wieder hergestellten Beklei- dung einer vereiterten Zunge berichtet Marcellus Do- natus L. III. c. 4. . Fallop nannte es eine zottige Zungen- rinde pag. 161. verwandt mit der zottigen Rinde des Magens. Scharfe Sachen, wie sie den Schlund und Zunge verschieden angreifen, nennt der beruͤmte ADANSON preface of famil. plants. Auf der Zunge selbst wirkt das Elaterium mehr auf die Wur- zel, der Helleborus von der Spizze gegen die Wurzel, die Gentiana mitten auf der Zunge. . Der wahre Erfinder der Struktur der Zunge am Menschen ist entweder Johann Mery Diesem schreibe ich zu, was man beim LAMY des sens lieset. P. I. p. 44. , der an einer abgekochten Menschenzunge eine dikke, einfache Membran beschreibt, die sich ganz und gar nicht in zween Theile zertheilen laͤst, unter der sogleich die Waͤrzchen befindlich waͤren, und in deren niedergedruͤkten Zwischenfellen die Waͤrzchen laͤgen Jm Jahre 1687. : oder auch Wilhelm Cowper Introduction. , wel- I. Abschnitt. Werkzeug. welcher an der Zunge des Menschen eine Bekleidung, die da weich, und der Oberhaut aͤnlich war, gefunden. Allein, er hat den Bau der Menschenzunge mit der thierischen nicht gut verglichen. Ruysch will nicht Thes. X. n. 18. die Nezmembran an der Zunge gefunden haben. Nachher hat J. Benignus Winslow erinnert, daß sich dieser Bau an Thieren anders, als am Menschen verhalte n. 529. , und es habe der Mensch an der Zunge keine Nezzmembran; er sagt ferner, daß sich in den Thieren eine schleimige helle Substanz zwischen die Waͤrzchen er- giesse, so wie zwischen die Waͤrzchen, die sich gekocht in eine Art von Membran verwandeln. Sie sei am Menschen duͤnne, und der Oberhaut aͤnlich n. 506. . Aus der Schule dieses vortreflichen Mannes tadelt J. R. C. Garengeot den Heister, da er eine durchloͤcherte Nezzmembran be- schrieb, mit Bitterkeit Neue Ausgabe der Splan- chnologia. . Nach diesem, da die Schriftsteller in der Zergliede- rungskunst immerfort HEISTER compend. anat. f. 20. BOERHAAVE n. 1185. DUVERNEY posth. p. 253. ein nezzfoͤrmiges Wesen und Loͤcher daran, nach den Thieren, lehrten, erwies der vor- trefliche Albin dergleichen, und nannte diese Oberhaut Periglottis Jn seinen Vorlesungen, ohn- laͤngst aber in adnot. L. I. im Jahr 1756 herausgegeben, und adnot. L. III. p. 92. 93. , er trug den wahren Bau derselben vor, welches auch die Schuͤler dieses beruͤmten Mannes thaten REVENHORST p. 50. 51. 52. u. f. LUCHTMANNS p. 67. MOERS de gustu. , welche seine Erfindungen noch ehe, als ihr Lehrer, oͤffentlich bekannt machten. Jch habe den wahren Bau theils nach dem Unterrichte dieses vortreflichen Mannes, theils aus der Natur Comm. T. IV. pag. 17. ferner in beiden Ausgaben prun. lin. Physiolog. bereits vorlaͤngst vorgetragen. Es Der Geschmak. XIII. Buch. Es geschieht wegen der Oberhaut, daß es keine grosse Seltenheit ist, an gluͤhendem Eisen oder gluͤhenden Kohlen zu lekken Anc. Mem. X. p. 585. 586. , geschmolznes Glas hinabzuschlingen, Feuer zu speien PECHLIN L. III. obs. 9. , oder es kann auch der Vitriolgeist die Oberhaut Journal des savans 1677. und 1680. n. 22. calloͤse gemacht haben ibid. , wenn die Zunge nicht von selbst die Empfindung verloren gehabt. §. 6. Der Zungenbau in den vierfuͤßigen Thieren. An der Zunge der Schafe, oder Ochsen, und der meisten vierfuͤßigen Thiere, sind die Waͤrzchen viel deutli- cher, als im Menschen, sowohl was die wahren schwamm- foͤrmigen MALPIGHIUS de lingua f. 2. pag. 56. BELLIN p. 208. 209. BUFFON hist. nat. T. V. pag. 495. , zum Schmekken bestimmten, und von Nerven belebten MALPIGH. ibid. Jch fuͤge dieses zum thierischen Bau. DROUIN du cerv. tab. 5. LEEU- WENHOECK phil. trans. n. 315. HOFFMANN de gustu pag. 22. DUVERNEY p. 256. und im Kupfer. , als die piramidenfoͤrmigen be- trift MALPIGHIUS ibid. f. 3. p. 57. BELLIN pag. 183. 184. . Diese Waͤrzchen geben, wenigstens nach der Kochung, durch ein Nezz, oder eine weisse, weiche, und mit so viel Loͤchern durchborte Membran MALPIGH. p. 53. BELLIN pag. 191. 198. BOURGELAT II. P. 2. p. 319. LEEUWENHOECK loc. cit. f. 13. , als aus der Haut der Zunge Waͤrzchen gehen, die sie durch ihre Loͤcher durch- laͤst, es mag nun dieses die aͤussere Platte und Oberhaut, oder eine besondre Membran sein. Endlich bedekkt eine starke Oberhaut, die in so viel hole Scheiden gebildet ist, als sich Waͤrzchen von der Haut der Zunge erheben MALPIGH. pag. 52. , die Zunge. Jn diese Scheiden verlaͤngern sich diese Waͤrzchen BELLIN p. 199. 200. , wie sich ein Degen in sei- I. Abschnitt. Werkzeug. seiner Scheide verbirgt. Es scheinen diese knorplige Be- kleidungen an den Piramidalwaͤrzchen Knorplich im Ochsen. MAL- PIGH. p. 50. Hornig im Loͤwen, BORRICH. hermet. Æg. sap. pag. 250. Act. Hafn. I obs. 17. Die Pariser. COLLINS p. 228. PERRAULT T. III. p. 173. SBA- RAGLI p. 82. Jm Hasen, die Pariser. Jm Kazzenparder DU- VERNEY Comm. Petropol. T. I. Jm Stachelthiere, Mem. avant. 1699. tab. I. p. 403. Jn der Kazze sind die Waͤrzchen knochig. BEL- LIN p. 189. DUVERNEY p. 258. Jm Schweine LEEUWENHOECK Phil. Trans. n. 315. Sie finden sich auch in den Voͤgeln, als im Adler, BORRICH. herm. sap. Ægypt. p. 258. Jm phœnicoptero Phil. Trans. n. 350. BLAS anim. p. 146. Jm Schwane ALDRO- VAND. L. 19. p. 15. Jm Black- fische sind knochige Hoͤrnerchen, SWAMMERDAM bibl. nat. pag. 883. einen andern Nuzzen zu haben; es sei nun entweder den Mund auszu- kehren, oder die Speise feste zu halten, daß diese, wenn sie lebendig ist, nicht entwische, indem sie ihrer Schwere ent- gegen in den Schlund steigen mus BORRICH ibid. MON- ROO anat. compar. p. 48. . Diese vom Malpighio und Bellin entdekkte Bau- art haben anatomische Schriftsteller und Phisiologisten DIEMERBROECK p. 439. J. G. de BERGER nat. hum. p. 363. u. f. TAUVRY c. 11. BOURDON descr. anat. pag. 238. LIEUTAUD p. 176. naͤmlich der Nezzkoͤrper ist loͤcherig. ohne Widerspruch angenommen, und sogar durch erdich- tete Kupfer auszudruͤkken gesucht BIDLOO tab. 10. Vom Mercurius sublimatus entriß man den Kranken dennoch dem Tode, da die Zunge ihre Bekleidung ab- legte. Hamburg. Magaz. XV. pag. 538. . Sie weichen aber darinnen von dem menschlichen Baue ab, daß in den Thieren sowohl das Nezzchen durchloͤchert, als die Ober- haut in hole Scheiden verlaͤngert ist. §. 7. Die Zungendruͤsen, oder das blinde Loch. Die Zunge kostet nicht, wenn sie trokken ist, und es ist ihr die Empfindung von ihrer Unsauberkeit so unbequem, daß so gar der Erloͤser selbst die ewige Strafen dadurch ausgedruͤkt hat. Hingegen hat die Natur auf vielfache Art Der Geschmak. XIII. Buch. Art davor gesorgt, damit dieses Uebel nicht leicht entste- hen moͤchte. Die Zunge selbst duͤnstet aus G. 4. , es flist der Speichel haͤufig aus verschiednen Quellen in die Hoͤle des Mundes zusammen Man sehe unterdessen prim. lin. n. 600. u. f. , und es schwizzen nicht nur der Mund selbst allenthalben, sondern auch die Wangen einen feuchten Dampf aus ibid. p. 386. KAAUW n. 112. , so wie die Zunge fuͤr sich schon einen Schleim verfertigt, eine Schmierigkeit, welche in der That wider die Austroknung der Luft ein guter Schuz ist. Es besizzt demnach der obere und hintere Theil der Zunge, der dem Kehlendekkel nahe liegende Theil, bis zum Blindloche hin, wie auch die Seiten der Zunge, der untere Theil der Wurzel, auch vor dem Blindloche, zwi- schen dem Fleische, und der aͤussern Bekleidung, eine grosse Menge Druͤsen EUSTACHIUS. SCHRA- DER Dec. I. obs. 3. COLLINS tab. 2. gg. f. inf. WHARTON p. 139. MORGAGN. adv. I. tab. 1. add. adv. VI. pag. 129. COWPER app. f. 24. WAL- THER de lingua t. 3. f. 1. n. 34. 35. Die Druͤsen an der Basis der Zunge, PERRAULT Ess. III. pag. 52. Am Krokodille die Pa- riser. , welche einfach, deutlich, rund oder langrund sind, indem sich die halbkuglige Bekleidung von der Oberhaut, und der Boden Am Grunde sind sie biswei- len mit kleinern Loͤchern versehen. MORG. adv. VI. bis zur Haut der Zunge erstrekkt. Eben diese Druͤsen haben, mitten auf ihrer Erhabenheit ein oder mehr Loͤcher, welche den Schleim zu machen WHARTON. MOR- GAGNUS VI. pag. 124. und adv. I. TREW ep. tab. 3. , zu behalten, und bei jedweder Bewegung der Zunge auszuwerfen tuͤchtig befunden werden. Man wuͤrde es schlecht eine zusammengesezzte Druͤse nennen So nannte sie VATER de novo ductu salivali linguæ p. 29. 31. 33. 34. u. f. t. l. f. 3. t. 2. Den Druͤsenkoͤrper der Zunge, COLLINS pag. 225. , weil ein jedes Beutelchen seinen eignen Gang hat. Jch I. Abschnitt. Werkzeug. Jch habe sie einfache genannt. Jndessen befindet sich mitten auf der Zunge, in der schwacheingedruͤkkten Furche, vor dem Kehlendekkel ein Loch WALTHER f. 1. VATER f. 2. MORGAGNUS adv. I. tab. 1. HALLER duct. saliv. COSCHWITZ duct. saliv. f. 3. , welches vorne her offen ist, und sich hinterwerts gegen den Kehlendekkel zu in das Zungenfleisch verlaͤngert: es ist uͤbrigens blind, bald laͤn- ger, bald kuͤrzer, bisweilen undeutlich, daß man es kaum bemerken kann VATER cat. mus. p. 89. An der Helfte Koͤrper MORG. adv. VI. p. 121. . J. Friedrich Schrader hat es zu- erst beschrieben Dec. I. obs. 3. nach MEI- BOMS Demonstration. ; und Samuel Collins F. 2. inf. , noch genauer aber Morgagnus Adv. I. tab. 1. p. 4. 5. adv. VI. p. 121. davon ein Kupfer ge- geben. Jn diesen Holweg, welches mir kein wirklicher Gang zu sein scheint Daß es vielmehr ein Sinus, als Kanal sei, MORG. adv. I. pag. 4. Einen Kanal fand nicht TREW p. 10. noch WALTHER pag. 34. , ergiessen die herumgelagerte einfache Druͤsen ihren Schleim, als in einen gemeinschaftlichen Behaͤlter aus HEISTER loc. cit. g. g. WALTHER loc. c. DUVERNEY f. 4. . Morgagnus bemerkte dergleichen Gang allezeit im vierten Koͤrper. Hier zeiget sich auch oft ein abgekuͤrztes Waͤrzchen, und bisweilen auch mehrere pag. 101. . Ehedem wollen beruͤmte Aerzte hier wirkliche mem- branoͤse Gaͤnge gesehen haben VATER nennt es den ge- meinschaftlichen Gang, Mus. prop. pag. 89. und de ductu saliv. f. 1. 2. pag. 32. und er sagt, daß er auch von dem beruͤmten SERMES ge- funden sei. , die dem Speichel- gange Ein einziger vornemster Speichelgang. VATER p. 22. 23. anni 1720. in programm. 5 Jul. Ed. 2. p. 111. 112. aͤnlich waren, oder es sollen ihrer zween HEISTER f. 34. not. 56. daß sonst nur ein einziger gabliger Gang sei. , sich einander gleiche, und parallellaufende gewesen sein; allein, H. Phisiol. 5. B. C c Der Geschmak. XIII. Buch. allein wir, und andre grosse Maͤnner WALTHER de lingua pag. 34. TREW ad HALLER. p. 10. tab. 3. wissen davon nichts. Es ist nicht zu vermuthen, daß sie zu der Schild- druͤse COSCHWITZ defens. duct. saliv. gehoͤren sollten. Wenn Vater pag. 21. 29. 33. 34. und WALTHER p. 35. in sie Wasser sprizzte, und die druͤsige Ausdehnung bis zu den Druͤfen, die unter der Zunge liegen, bis zu den Mandeln, gegen den Schlund und Luftroͤhrenspalte, erweiterte, so trieb er das Wasser in der That bis in ihr Fadengewebe. §. 8. Die Schlagadern der Zunge. Man erlaube mir, die Gefaͤsse der Zunge, die gewis wenig bekannt sind Man sehe die Beschreibung des beruͤmten LUCHTMANNS pag. 67. , zu beschreiben. Es koͤmmt die vornemste Schlagader Die dritte des FALLOPII pag. 132. b. , welche ich die Zungenschlag- ader nenne Icon. anat. fasc. III. tab. pharyng. p. 5. , andre beruͤmte Maͤnner hingegen WINSLOW III. n. 53. GUNZ gland. maxill. pag. 14. LIEUTAUD pag. 47. sublingualis heissen, gemeiniglich mit einem besondern Stamme aus der aͤussern Carotis, oberhalb der Ober- schildader Tab. art. phar. Das Blind- loch mit dem abgekuͤrzten Waͤrz- chen darinnen, DUVERNEY tab. 18. f. 2. 4. 5. 6. und p. 252. auch deren zwei pag. 253. , unter der Lefzenader, und in jedem fuͤnften Koͤrper aus der Lefzenader selbst her Fasc. III. p. 5. TREW l. c. tab. 1. . Sie laͤuft uͤber dem Zungenbeine gekruͤmmt und ein- werts fort Angefuͤhrte Tab. , und macht einige kleine Zweige, deren einer den Zungenbeinbogen beschreibt, und zu dem breiten Seitenmuskel der Zunge, zu dem zweibaͤuchigen, zum breiten Muskel des Zungenknochens, zum Brustknochen- muskel des Zungenbeins, zum Schulterblatmuskel des Zun- I. Abschnitt. Werkzeug. Zungenbeins, zum Zungenknochenmuskel des Schildes Fascic. III. pag. 15. laͤufet: bisweilen strekkt er noch einen in die Kieferdruͤse, und ferner nach den Seiten, und dem hintern Theile der Zunge aus, wo der Griffelmuskel der Zunge zutritt Fasc. VIII. . Nachdem sie sich von dem breiten Seitenmuskel der Zunge, und dem Grundmuskel der Zunge bedekken lassen Tab. art. phar. , so reicht sie diesen und den uͤbrigen benachbarten Muskeln des Zungenbeins Zweige, aus denen der Bogen am Kinnmuskel des Zungenbeins entspringt; sie erzeugt ferner die Ruͤkkenader der Zunge Fasc. III. p. 5. TREW R. , welche zum Grif- felzungenmuskel, und dem Ruͤkken der Zunge laͤuft, und beim Kehldekkel und der benachbarten Wurzel der Zunge das Nezz macht, welches mit Blutaderzweigen vermischt ist. Bisweilen versorget sie auch den benachbarten Schlundkopf und die Mandeln, und bisweilen streicht sie, wenn sie groͤsser ist, gegen den beweglichen Gaumen zu. Bei dem Ende des Grundmuskels der Zunge erzeugt die Zungenschlagader gemeiniglich einen Ast, den ich lieber den Ast unter der Zunge G. tab. art. phar. pag. 6. TREW I. nenne, weil er zwischen dieser Druͤse und dem Kinnmuskel des Zungenbeins, vor- werts bis zum Kinne hin lang fortlaͤuft, und sich auf diese Druͤse und auf diesen Muskel, und endlich in dem Ende des breiten Muskels des Zungenbeins, und des Zwei- baͤuchigen verzehrt. Eben diese Ader entspringt fast in jedem fuͤnften Subjekte, von der Ader unter dem Kinne, die ein Astausschuß der Lefzenader ist. Das uͤbrige koͤnnte man nunmehr den Froschast TREW g. g. von dem Namen der gepaarten Blutader benennen. Es laͤuft diese Schlagader zwischen dem Kinnzungenmuskel und dem Seitenfleische der Zunge durch das Thal gebogen PETSCHE n. 40. fort, und sie verliert sich endlich unter der Haut an C c 2 der Der Geschmak. XIII. Buch. der Spizze der Zunge RUYSCH thes. I. tab. 3. f 4. ; daher ihre Verwundung gefaͤrlich wird. Sie ist die groͤste Schlagader, und noch groͤsser als die Lefzenader, daher man von ihr auch, aus diesem Grun- de, einige Absonderung erwarten kann. An den Seiten und dem Ruͤkken der Zunge erscheinen zwo kleinere Zungenschlagadern, die von den Aesten der Lefzenschlagader, dem Gaumen Fasc. III. p. 7. und Mandelnaste her- ruͤhren Ibid. Vielleicht sind es die Zungenschlagadern, die aus dem Schlunde kommen, im RUYSCH thes. I. ass. 2. n. 15. , und auch von den kleinen Zweigen herkom- men, die sich in der Kieferdruͤse erzeugen Fasc. III. p. 6. . §. 9. Die Blutadern der Zunge. Es lassen sich diese viel schwerer, als ihre Neben- schlagadern, erweislich machen, sie sind mehr zusammen- gesezzt, in den verschiednen Koͤrpern verschieden, dennoch aber nicht ausser Acht zu lassen, da sie sonderlich fuͤr eine andre und beruͤmtere Art von Gefaͤssen gehalten worden sind. Die erste ist die Blutader unter dem Kinne, welche von der Lefzenader, oder der Schild- oder Zungen- ader entspringt, gegen das Auswendige des zweibaͤuchigen Muskels, zwischen diesem Muskel, zwischen der Kiefer- druͤse, und dem Kinnbakken fortkriecht: sie giebt dieser Druͤse, dem Muskel, und dem breiten Muskel des Zun- genknochens Zweige, schleicht sich am Ende des eingehaͤng- ten Zweibaͤuchigen, des breiten Muskels des Zungenbeins und des Kinnes queer durch die Haut; und begleitet mit einem ansenlichen Stamme den Whartonischen Gang, und hat an der Seite des Kinnmuskels der Zunge und der Druͤse unter der Zunge, nachdem sie dahin Aeste ab- gegeben, mit der vorigen Gemeinschaft Fasc. nostr. III. V. . Eine I. Abschnitt. Werkzeug. Eine andre, oder die Blutader der Oberflaͤche der Zunge Icon. nostr. III. T. entspringt vom Blutaderstamme auf der Oberflaͤche der innern Drosselader, welcher die mereste Aeste der aͤussern Carotis begleitet, auf vielerlei Weise, bald mit einem, bald mit zween Staͤmmen; ein andermal entsteht sie dennoch aus der Zungenader Ibid. TREW q. q. , welche zu allernaͤchst folgt; bald streicht dieselbe von der winkligen gegen das Vorderende des breiten Seitenmuskels der Zunge fort. Sie macht unter dem Kinnmuskel der Zunge und dem breiten Seitenmuskel der Zunge, mit ihrer Ge- faͤrtin einen merkwuͤrdigen Bogen TREW Tab. nost. X. , und kriecht ferner zwischen dem Kinnmuskel der Zunge und der Druͤse unter der Zunge, zur Zungenspizze, als eine Begleiterin des fuͤnften Nerven fort. Nahe an dieser Spizze tritt sie mit einem Aste der Lefzenblutader Fasc. nostr. V. TREW q. q. o. o. in Gemeinschaft, von welchem wir geredet haben, und sie dringt mit einem an- dern Stamme oft auf der Oberflaͤche fort, in den zwei- baͤuchigen Muskel und in den vierseitigen Kinnmuskel Wo ihn nicht diejenige er- zeugt, von der ich eben geredet habe. , indessen daß sie, mittelst eines andern, in die Froschader mit dem folgenden zusammenlaͤuft. Ein andrer Zweig dieses oder des folgenden Stammes, oder der Schildader, ist die zwote Froschblutader, welche vor dem breiten Seitenmuskel der Zunge TREW q. q. den Nerven des neunten Paares begleitet, und zur Spizze der Zunge wandert, und zwischen dem Kinnmuskel der Zunge, und der Druͤse unter der Zunge durch viele Mus- kelaͤste mit der Froschader zusammenhaͤngt, und mit selbiger in den gemeinschaftlichen Stamm laͤuft. Eben dieser Zweig versorgt auch den Schlundkopf. Ferner begleitet bisweilen eine tiefe, bald eine sehr kleine Blutader, ein andermal ein wirklicher Zungen- C c 3 stamm, Der Geschmak. XIII. Buch. stamm, von der Froschader, oder von irgend einer Schlund- kopfsader, die Schlagader zwischen dem Kinnmuskel der Zunge und zwischen der Zunge. Von ihr koͤmmt auch der schoͤne Bogen des Zungenbeins her. Die Blutadern des Zungenruͤkkens entspringen von der Zungenader, die dem fuͤnften Nerven zur Begleitung dient, wie auch von der Lefzenader, bei dem Eintritte des Griffelmuskels der Zunge, oder von der Schlundkopfs- blutader, oder von der Blutader des Luftroͤhrenkopfes, auf verschiedne Weise. Die Zweige dieser Blutadern machen ein schoͤnes Nezz Idem f. 2. DUVERNOI f. 2. Tab. nost. 1. 2. COSCH- WITZ f. 3. defens. f. 3. und nicht allein den Bogen zwischen dem blinden Loche und dem Kehlendekkel aus, es ist dieses Nezz aber mit einigen andern leeren Blutaderaͤsten, fuͤr einen neuen Speichelgang vom George Daniel Coschwitz gehalten worden, weil dieser beruͤmte Mann die Klappenblutadern sowohl leer, als auch vielleicht, wie in ertrunknen Personen voll Wasser gefunden haben mag. Er beschrieb aber einen Gang, oberhalb dem breiten Seitenmuskel der Zunge Diss. p. 8. , welcher in die Druͤse unter der Zunge ging Ibid. p. 9. , mit dem Kiefergange Gemeinschaft hatte, und mit den limphati- schen Gefaͤssen und mit der Schilddruͤse Ibid. p. 11. vor dem Keh- lendekkel einen Bogen machte, der sich in die Waͤrzchen der Zunge oͤffnete. Er fuͤgt hinzu, er habe dieses in ver- schiednen Koͤrpern so befunden, und ihn durch den Blind- gang der Zunge aufgeblasen Defens. p. 11. 12. , ob dieses gleich nicht so leicht von statten gehe. Ob er aber gleich die Vertheidi- gung der neuen Entdekkung selbst uͤbernahm, und einige Anhaͤnger der Stahlischen Lehrart diesen Gang annah- men KULMUS descript. monstr. JUNKER tab. physiol. p. 87. , so stimmen doch Heister Not. ad Compend. p. 56. , Walther loc. cit. p. 38. , und I. Abschnitt. Werkzeug. und andere beruͤmte Maͤnner mit nur uͤberein TREW ep. tot. DUVER- NOI de ductu saliv. COSCH- WITZ. BURMANN de chylo- pojesi n. 6. , daß dieses Blutadern sind; da uͤberdem Coschwitz, ob man ihn gleich aufforderte, niemals weder Blutadern, noch Gaͤnge besonders erweislich machen konnte, und der Gang selbst offenbar einen Blutaderbau und viele Aeste, die vom Stamme an abnehmen, und sich in die kleinste Zweige endigen, an sich hat. Die Zweige eben dieses Nezzes machen durch den Schildgaumenmuskel, mit den Aesten der Adern des Schlundkopfes ein Adergeflechte. Flieswassergefaͤsse laufen nahe bei der Zunge, in dem Kinnmuskel des Zungenbeins, im eigentlichen Schlund- muskel, und an andern benachbarten Orten der Zunge COSCHWITZ tab. 1. 2. DUVERNOY| f. 1. , wie wir solches in menschlichen Koͤrpern gesehen, und sonst gemeldet haben; sie scheinen aber nicht, zuverlaͤßig der Zunge selbst anzugehoͤren L. II. . §. 10. Die Zungennerven. Wir haben drei Zungennerven, einen hintern L. X. p. 232. , der vom achten Paare entspringt, einen mittlern pag. 235. , vom neunten Paare, und einen vordern pag. 217. , vom dritten Aste des fuͤnften Paares, beschrieben. Es liesse sich fra- gen, welcher unter diesen Nerven eigentlich das Geschaͤfte des Geschmakkes verrichte. Die Alten schrieben dem neunten die Bewegung zu, vom fuͤnften leiteten sie die Empfindung Idem ib. VIEUSSENS pag. 173. her, weil die Aeste des fuͤnften Paares C c 4 in GALENUS de usu parti. L. IX. c. 13. ORIBASIUS p 274. SERAPIO L. II. c. 14. MASSA introduct. p. 67. b. VESALIUS pag. 807. PICCOLOMINI p. 296. Der Geschmak. XIII. Buch. in die aͤussere Haut der Zunge eingeflochten waͤren, nicht ins Fleischige giengen, die Nerven aber des neunten Paa- res sich in die Muskeln vertheilten. Hingegen bildete sich unser ehemaliger Lehrer I. R. M. n. 486. ein, daß blos der neunte Nerve in die Zunge gehe, daß sich der fuͤnfte auch in andre Theile des Koͤrpers erstrekke, folglich scheine es billig zu sein, das besondere Amt der Zunge von einem Nerven zu erwarten, welcher schon selbst der Zunge eigentuͤmlich angehoͤrt. Auch andre folgten dem Gedanken dieses vortreflichen Mannes, wie es zu ge- hen pflegt, nach MONROO beim CHE- SELDEN p. 238. SCHLICH- TING ad VERBRUGGE p. 150. . Doch es scheint, daß man beide Saͤzze dieses vortref- lichen Mannes bestreiten koͤnne. Denn die Zunge ver- richtet nicht durchgaͤngig den Geschmak allein Buch XIII. Abschn. 1. §. 1. , und es theilt sich der Nerve des neunten Paares, ausser der Zunge, noch vielen andern Nerven mit Buch X. . Es ist aber billig, den Geschmak von demjenigen Nerven zu erwarten, dessen Aeste sich in den Theilen der Zunge ausbreiten, die die meiste Empfindung haben. Nun erstrekkt sich blos der fuͤnfte in die Spizze der Zunge BIDLOO tab. 14. f. 1. BERRETTINI tab. 10. 12. 13. f. 2. , wo der schaͤrfste Geschmak seinen Sizz hat, und der neunte endigt sich viel ehe. Und von diesem Nerven allein, der tief in die Zunge eindringt, habe ich die kleine Aeste bis in die Waͤrzchen verfolgt. Doch es scheinen auch die Krankheiten unsrer Meinung zu statten zu kommen. Es hoͤrte der Geschmak im Hunds- krampfe auf, woran ein Fehler des fuͤnften Nerven Schuld zu sein schien Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obs. 86. : wenigstens war der Speichel- fluß und Hundskrampf davon entstanden MONROO on nerves p. 392. . Dieser ist es und nicht der neunte, welcher den Muskeln des Kinn- I. Abschnitt. Werkzeug. Kinnbakkens Aeste giebt. Lazarus, welcher Glas ver- schlukkte, hatte keinen Geschmak COLUMB p. 264. ROL- FINK diss. p. 333. , und ihm fehlte die vierte Verbindung, weil kein dritter Ast des fuͤnften Paares vorhanden war; doch wir verlassen uns nicht eben auf diesen Bericht. Vielleicht koͤnnte man den Geschmak sowohl vom neunten als fuͤnften Paare herleiten WILLIS anim. brut. p. 115. : und es scheint in der Erzaͤlung des beruͤmten Heuermanns physiolog. T. II. pag. 293. obgleich nicht recht deutlich. der Geschmak verloren gegangen zu sein, da man den Ast des neunten Paares, wegen einer scirrhoͤse gewordnen Druͤse weggeschnitten hatte. §. 11. Werkzeug des Geschmakkes, ausser der Zunge. Wofern sich am Gaumen, den Bakken, im Schlunde, und im Umfange des Mundes der Geschmak einiger maas- sen aͤussert, so scheint die Analogie einige aͤnliche Werk- zeuge, und dergleichen Waͤrzchen zu erfordern, von denen sich eine aͤnliche Empfindung erwarten laͤst. An den Thieren zeiget sich uͤberhaupt dergleichen an den Bakken An der Schildkroͤte, RUY- SCHII adv. II. n. 9. Am Kalbe Mem. avant. 1699. T. II. p. 245. An der Gazelle die Pariser; an Ochsen und andern Thieren, MAL- PIGH. pag. 58. , am Gaumen RUYSCH loc. cit. HOFF- MANN p. 84. am Schafe; ge- spizzte Koͤrperchen und Piramiden hat LEEUWENHOECK phil. transact. n. 320. und im Ochsen, MALPIGH p. 58. , am Schlunde I. M. HOFFMANN de gustu pag. 24. Am Kalbe. Jm Schlunde des Schweins p. 25. , den Mandeln Idem p. 24. , der Schlundroͤhre An der Schildkroͤte RUYSCH loc. cit. und Thes. VIII. t. 2. f. 4. in Fischen FRACASSANUS pag. 168. , in einigen Arten, wo man Waͤrzchen angebracht findet, und es hat die Oberhaut ihre Scheiden. C c 5 Jm Der Geschmak. XIII. Buch. Jm Menschen hat es hingegen schon mehrere Schwie- rigkeiten damit, obgleich Kuysch den Wangen, Lefzen und dem Schlunde eine waͤrzige Bekleidung zum Ueber- zuge giebt, und dergleichen auch dem Magen und dem Gedaͤrme Adv. II. P. 9. p. 25. 26. zuschreibt. Eben dieser Autor sahe am Gaumen kostende Waͤrzchen, die kleiner, als Sandkoͤr- nerchen waren Thes. II. ass. 4. n. 12. . Der beruͤmte Kaauw erwaͤhnt, um die Muͤndung des Stenonianischen Ganges zottige Waͤrzchen Thes. X. n. 136. tab. 1. f. 1. und nach dem Mikroskopio f. 2. und Zotten, die vom eingesprizten Wachse steif wurden n. 113. , gefunden zu haben. Die neuern Aerzte glauben daß diese Waͤrzchen der Bakken und des Gaumens das Schmekken verrichten LUCHTMANNS pag. 76. . Es giebt hier viele dunkle Stellen. Es scheint wun- derbar zu sein, daß einerlei Sinn durch Werkzeuge von verschiednem Baue verrichtet werden soll, und man kann nicht mit vollkommner Zuverlaͤßigkeit angeben, ob diese Zotten am Gaumen und den Bakken Waͤrzchen sind, ob es ausduͤnstende Flokken, oder uͤberhaupt nur fuͤhlende Waͤrzchen sind. Und dennoch koͤnnte man fast glauben, daß Thiere An den Voͤgeln sind wenig Waͤrzchen SBARAGLI vigil. p. 80. An den Fischen gar keine. Idem. , die kaum eine Zunge, noch deutliche Waͤrzchen, noch einen Kopf haben, eines Sinnes beraubt sein sollten, der mit dem Geschmakke verwandt waͤre, weil sie blos solchen Speisen nachgehen, die sich fuͤr sie schikken, und sich hin- gegen der andern enthalten. Selbst die Polipen Roͤsel Jnsekten T. III. p. 550. ver- stehen, Thierchen, die nicht fuͤr ihren Mund sind, wieder auszuspeien. Zwei- Zweiter Abschnitt, Der Geschmak. §. 1. Das Gefuͤhl an der Zunge. E s verrichten diese ansenliche und nervige Zungen- waͤrzchen, welche wir beschrieben haben, ein gedop- peltes Geschaͤfte; sie besizzen naͤmlich ein schaͤrferes Gefuͤhl, als die Finger selbst, da sie bestaͤndig angefeuchtet, weich, und mit einer weichern Haut bezogen sind, und weil sie groͤsser und kegelfoͤrmig sind, so stellen sie demjenigen Koͤrper, welchen sie beruͤhren, eine grosse Flaͤche entgegen. Aus dieser Ursache schmerzt die Zunge, wenn sie gereizt und angegriffen wird, heftig, wie ich mich erinnere, sehr lebhafte Schmerzen daran empfunden zu haben, als man eine calloͤse Wunde an der Zunge mit Vitriol beruͤhrte, da doch dieses Sauersalz an der Haut uͤberhaupt nur eine sehr maͤßige Empfindung hervorbringt. Aus eben dieser Ursache dauern auch die Schmerzen an der Zunge viel laͤnger, wiewohl die Wunden ohne Schwierigkeiten hei- len BAUSCH proœm. hæmat. pag. 52. Purmann Lorbeerkranz pag. 68. SCHOUTEN Verwon- ders hoofd. p. 236. PALFYN anat. chir. pag. 121. , vielleicht weil sie bestaͤndig feucht ist. §. 2. Der Geschmak selbst. Doch es hat die Zunge eine Eigenschaft voraus, die der uͤbrigen Haut fehlt. Sie empfindet naͤmlich von einigen Koͤrpern, die dazu geschikt sind, und sich an die feuchte Waͤrzchen anschliessen, und fluͤßig, oder im Spei- chel aufgeloͤst sind, auf mancherlei Weise, wovon die Haut nichts Der Geschmak. XIII. Buch. nichts weis, entweder angenehme oder unangenehme Vor- stellungen, und dieser Sinn kann von keinem andern Theile nachgeahmt werden. Durch diesen Geschmak werden wir gereizt, gewisse Speisen oder Getraͤnke zu uns zu nehmen, oder er verekelt sie uns. Wenn wir schmekken sollen, werden gewisse Bedin- gungen nothwendig erfordert. Es mus die Bekleidung der Zunge, welche mit der Oberhaut viel Aenlichkeit hat, weder gar zu dikk, noch trokken, noch zu zart, oder weich sein. Jst sie zu dikke, so kostet man die Dinge nicht besser, als man durch eine calloͤse Oberhaut Koͤrper fuͤhlt. Man sollte fast glauben, daß bei solchen Menschen, die fast alles ohne Unterscheid verschlungen, dergleichen Fehler zum Grunde gelegen haben muͤsse. Eine trokne Zunge, dergleichen in Fiebern nicht un- gewoͤnlich ist, empfindet entweder gar keinen Geschmak, oder doch nicht den rechten, sondern vielmehr einen falschen. Ursache zur Trokkenheit ist der Mangel an Speichel, an ausduͤnstender Feuchtigkeit im Schlunde, an der Zunge, und der Mangel des Schleims selbst. Jn den Fiebern scheint eine so dikke Materie in diese Gefaͤsse getrieben zu werden, daß sie durch die Muͤndungen nicht wieder her- ausfliessen kann. Wenigstens habe ich die Zunge oft ganz gelbe, oder braun, und wie es gewoͤnlich ist, weiß gesehen: ich verstehe hierunter aber nicht den Schleim, womit sich die Zunge an Kranken uͤberzieht, sondern uͤberhaupt die Waͤrzchen. Wenn eben diese Bekleidung der Zunge losgeht, so fuͤhlt man, statt des Geschmakkes, einen Schmerzen CORBETTA beim MALPIGH. p. 74. vom Pfeffer selbst. , oder einen mit Geschmak vermischten Schmerz, nachdem der Koͤrper, der die Zunge beruͤhrt, scharf ist. Wenn ich mir die Zunge noch so leicht verwundet hatte, und dennoch ver- II. Abschnitt. Werkzeug. vermoͤge meines Amtes auf dem Lehrstuhle eine lange Zeit reden muste, so erinnere ich mich, bei der Mittagstafel einen unglaublichen Schmerz waͤrend des Essens ausge- standen zu haben, wofern ich nicht die sanfteste Speisen aussuchte. Ferner mus unser Speichel seine natuͤrliche Beschaf- fenheit an sich haben. Waͤre er bitter, so wuͤrden wir seinen Geschmak fuͤr den Geschmak der Speisen halten: ist er suͤsse Jn Skorbutischen Act. Hafn. T. IV. n. 72. Jm Hipochondri- schen HOFFMANN de saliv. in- spiss. p. 26. An Histerischen VI- RIDET du bon chyle pag. 288. , so verfaͤlscht er die Speisen durch seine suͤsliche Beimischung, und dieses Uebel ist sehr gemein, und nach hizzigen Krankheiten, so wie bei den Hipochon- dristen gewoͤnlich, ob es gleich nicht eben sehr gefaͤrlich ist BENNETUS theatr. tabid. p. 67. . Sauer scheinet der Speichel gewesen zu sein, wenn er Ursache war, daß auch Suͤßholz sauer schmekte LANZON de saliv. p. 532. . Endlich kann er schleimig sein, wenn uns alles ungeschmakt vorkoͤmmt. Vielleicht ist es notwendig, daß sich die Waͤrzchen hervorstrekken und aufrichten KUSTNER de lingua p. 12. Daß sich die Waͤrzchen aufrichten, koͤnnte das Exempel der Darm- waͤrzchen wahrscheinlich machen, welche sich allerdings bei Beruͤh- rung eines geschmakhaften Koͤr- pers in die Hoͤhe richten, wie man beim LEIDENFROST voloul. nachlesen kann. ? sie schwellen ein wenig auf, wenn man dem Munde eine angenehme Speise an- bietet, und dieses weis ein Freund an der Zunge eines Freundes zu unterscheiden. Folglich schmekket man das- jenige weniger, welches man ohne Acht zu geben herunter- schlingt, indem diejenigen, welche waͤrend dem Essen eine Sache mit Aufmerksamkeit uͤberlesen, kaum wissen, wie die Speisen geschmekket haben. Endlich mus der Koͤrper selbst, den wir durch den Geschmak unterscheiden sollen, nothwendig in einen fluͤs- sigen Zustand gebracht werden. Auf einer troknen Zunge bringt Der Geschmak. XIII. Buch. bringt ein trokner Zukker blos die Empfindung des Ge- fuͤhls, und seine Trokkenheit zum Vorschein. Sobald derselbe aber aufgeloͤst ist Aufgeloͤste Salze machen den Geschmak. BELLINUS c. 6. pag. 3. und in die Poros der Haut eindringen kann, sogleich kosten wir seine Suͤßigkeit. Aus der Ursache haben Erden, die sich nicht weiter aufloͤsen lassen, keinen Geschmak, so wie ein jeder Koͤrper, der nicht zerfliest, geschmaklos bleibt. Und daher ruͤhrt vielleicht das von dem vortreflichen Sekondat beobachtete Phaͤ- nomenon, da die Kristallen, von denen die Bagneren entstehen, anfaͤnglich auf der Zunge ungeschmakt sind, nachher aber, wenn sie die Oberhaut der Zunge allmaͤlich durchdrungen, einen scharfen Geschmak hervorbringen Obs. de physique pag. 50. . Doch es ist nicht genung, daß ein Koͤrper in Wasser aufgeloͤst, oder fluͤßig sei, wenn man ihn schmekken soll; nein, er mus etwas salziges enthalten. Wir kennen Salz vornaͤmlich daran, daß es geschikt sei, gekostet zu werden, und es scheinet dasselbe, ausser Wasser und Erde, welches eine unrichtige Zusammensezzung der Phisiker ist Stahl von Salzen p. 58. Ob aber gleich das Mecksalz, durch wiederholte Aufloͤsung sich in eine unaufloͤsliche Erde verwandelt, so hat es doch dasjenige fluͤchtige Sau- ersalz verloren, welches eben macht, daß es Salz ist. , vor- naͤmlich ein kraͤftiges und scharfes Element zu enthalten, welches eben nicht allein tauglich ist, unsre Waͤrzchen in Bewegung zu sezzen, sondern auch vermoͤge dieser eindrin- genden Kraft aufgelegt ist, Koͤrper aufzuloͤsen. Man vermutet, daß dieses bewegliche Principium von dem all- gemeinen Sauersalze abhaͤngt L. VIII. , und daß die Sauer- salze mit verschiednen Erden, so wie die alkalische Salze mit einem Phlogiston und ihrer besondern Erde, bei einer gewissen Beimischung der uͤbrigen Elementen, alle Arten des Geschmakkes ausmachen. Wir wissen nicht recht, ob der Lebensgeist selbst einen Geschmak hat, und ob derselbe vielmehr ausser dem brenn- baren II. Abschnitt. Werkzeug. baren noch ein hoͤchstzartes Salzelement enthalte, ja ich sehe, daß erfahrne Maͤnner in dem Alkohol, solglich in dem Lebensgeiste, davon der hoͤchst geschaͤrfte Weingeist, oder Alkohol, eine Art ist, einige subtile Saͤure annehmen NEUMANN Vol. I. P. II. Vol. II. P. IV. p. 254. . Es sei aber, wie ihm wolle, so scheint uns doch in der That dieser Lebensgeist, oder das aͤtherische hoͤchst- fluͤchtige Pflanzenoͤl in dem Zimmet, den Gewuͤrznelken, im Kampfer und andern Gewuͤrzen, seinen eignen Ge- schmak zu haben. Es ist das Principium, welches ohne Verminderung seines Gewichtes ausduͤnstet, zart und fluͤchtig BOERHAAVE Elem. chem. T. I. p. 74. 75. . §. 3. Die Arten des Geschmakkes. Das Auge unterscheidet Farben stufenweise, und ein jeder Mensch empfindet ihren Unterschied ohne Schwie- rigkeit; was aber die Ursache dieser Unterscheide betrift, so sind solche entweder bis auf die Zeiten Newtons ver- borgen geblieben, oder auch noch bis zur Stunde verbor- gen. Eben so unterscheidet die Zunge an schmakhaften Koͤrpern die Art ihres Geschmakkes, das ganze mensch- liche Geschlecht stimmt damit uͤberein; allein, die Ursache, warum dieser Geschmak von jenem abweicht, gehoͤrt unter die verborgne Ursachen. Unter diesen Geschmakarten macht sich einer vor dem andern deutlicher, z. E. der Geschmak des Sauren, des Suͤssen, des Bittern, des Salzigen, des Scharfen, wie- wohl dieser vielfach ist, wie an der Pflanze Hanenfus, an dem beissenden Floͤhkraut ( Persicaria acris ), an der mut- tellina, und an so viel andern Pflanzen, die auf so viel- faͤltige Weise scharf sind. Ausserdem kennt man den gei- stigen Geschmak. Andre Der Geschmak. XIII. Buch. Andre Arten haben nicht so deutliche Unterschiede, und sie scheinen sich mit einer der vorhergehenden Arten, wie Arten mit ihren Geschlechtern, vergleichen zu lassen. Dergleichen sind der herbe und der strenge, welche man zu dem geistigen Geschmakke bringen koͤnnte. Andre bezie- hen sich auf andre, und sie sind nur schwaͤchere Arten von rechtmaͤßigem Geschmakke Um sechszehnmal nach dem Nehemias GREW pag. 288. , wie der stumpfe; oder sie verbinden sich mit dem Geruche, wie der faule und ekel- hafte GREW ibid. Das geistige in den Pflanzen entsteht aus einer verschiednen Saͤure, und aus ver- schiednen Salzen, die mit einem Oel versezzt sind. WALLER fun- dam. agric. chym. pag. 28. und vielleicht auch der geistige Geschmak selbst. Diese Arten des Geschmakkes werden von diesen oder jenen Personen anders empfunden, und man findet sie angenehm oder unangenehm. Hierbei thut die Entbloͤssung der Zungenwaͤrzchen et- was. Davon koͤmmt es, daß Kinder uͤberhaupt Suͤsses lieben, und Alte HARTLEY pag. 162. , bei denen diese Suͤßigkeiten schon matter wirken, und die verhaͤrtete Nerven wenig ruͤhren, sich mit dem Weine was zu gute thun. Selbst in einem und eben dem Menschen vergleicht die Zunge den gegen- waͤrtigen Geschmak mit dem kurz zuvor gekosteten. Wer daher Suͤßigkeiten genossen, findet den Wein hoͤchst sauer, und dieser koͤmmt ihm angenehm vor, wenn er vorher sanfte und geschmaklose Dinge gekostet hat. Aus dieser Ursache scheint uns weder das Wasser, noch der Speichel gesalzen zu sein, ob beide gleich Salz enthalten; und wir finden nur Dinge gesalzen, wofern sie mehr Salz als unser Speichel in sich haben. Die Begierde, gewisse Dinge zu essen, laͤst sich schwer- lich erklaͤren. Verschiedne Menschen verschlingen Beispiele hat HELMONT. RZASCZYNSKY pag. 347. faulgewordne Dinge, ob dieselben gleich unsrer Natur aͤus- I. Abschnitt. Werkzeug. aͤusserst zu wider zu seyn scheinen. Amatus berichtet uns Obs. p. 191. , daß die Bengalen keine andere, als bebruͤtete, und halbfaule Eier verzeren, und ich lese von den Ein- wonern von Siam eben dergleichen. Wer kan die un- natuͤrliche Begierde, Erde RZASCZYNSKY l. c. pag. 346. , Holz, Kalk, Kolen, Sand aus den Streubuͤchsen REINES varior. p. 35. , Spinnen IACOBI problem. 61. zu essen, alle er- zaͤlen. So lieben andre Thiere andre Speisen; so ver- gnuͤgen sich an Wermut, Pfeffer, Galgant, an der Ja- lappe, an Bertram einige Jnsekten, und diese finden an diesen hoͤchst scharfen Wurzeln ihre Kost HILL essays p. 92. Eine Salzbruͤhe von macerirten und fau- len Fischgedaͤrmen. PLIN. L. XXXI. n. 43. Die beliebteste wa r von Skomber. ib. vom Thunfische, und kleinen Fischen, CONSTANTIN. L. II. c. 45. Vom Wels CAEL chron. II. c. 1. Jn Lothringen, STEPHAN de nutrit. pag. 55. OVINGTON. Jn Siam GER- VAISE iter Siam. p. 105. in Tunkin DAMPIER voyag. II. p. 28. . §. 4. Schmakkhafte Koͤrper. Der saure Geschmakk herrscht im Pflanzenreiche und bewont diesen Theil der sichtbaren Natur. Die zeitigen Gartenfruͤchte, diese fleischige Bekleidungen des Saa- menbehaͤlters in Baͤumen, die viel Bluͤtfaͤden haben, sind alle mit einander eine Zeitlang sauer gewesen, oder es gehen doch endlich ihre Fruͤchte in eine Saͤure uͤber. So ist der Geschmakk an den meisten Beeren, entweder von selbst sauer, oder er wird doch durch die Gaͤhrung sauer. Das Mehl der Pflanzen verwandelt sich, mit Wasser ver- mischt, in eine Saͤure, es erzeugt Bier, und aus Bier wird Eßig. Auch die scharfen Pflanzen nehmen an dem sauren Wesen Antheil, wie der Senf und andre, welche doch, sich selbst uͤberlassen, in die Faͤulnis uͤbergehen. Wenn man im Feuer die Feuchtigkeit aus einer Pflanze austreibt, so giebt solche mehr, oder weniger roten Geist, worinnen die Saͤure stekkt. Jm H. Phisiol. 5. B. D d Der Geschmak. XIII. Buch. Jm thierischen Reiche ist die Saͤure etwas sparsamer, und dennoch stekkt selbige in dem roten Geiste L. V. von thierischen Theilen, im Fette und dessen Fluͤßigkeit, in den scharfen Saͤften pag. 91. 92. einiger Pflanzen, besonders aber in der Milch, welche unter allen Fluͤßigkeiten am ersten sauer wird, oder auch von der veraͤnderten Mischung der Luft, oder vom Donnerwetter eine Saͤure an sich nimmt. Unter den Salzen der ersten Art befindet sich dasje- nige Sauersalz, welches in der Luft L. VIII. und in den mei- sten Wassern stekkt, und mit den verschiednen Erden von saurem Bestandwesen Salze macht, als Vitriol, Alaun, Salpeter, Meersalz, aus denen allen blos das Feuer eine sehr starke Saͤure austreibt. Eben diese Saͤure theilt den mineralischen Wassern ihren Geschmakk mit, wie wir nunmehr nach den ehemaligen Demonstrationen des vor- treflichen Seip, vom Karl Lukas deutlich lernen. Es faͤrbte der Dunst des Spaawassers, den man des Mor- gens fruͤh untersuchte, den Violensirup rot. Doch man empfindet auch eben diese Saͤure im Meerwasser WALLER ad HIÆRNE. pag. 64. . Der suͤsse Geschmakk, ob ihn gleich die Zunge von sauren Dingen weit zu entfernen scheint, ist doch der Sache nach wenig davon unterschieden, und man findet ihn nicht leicht ohne eine offenbare Saͤure. Beeren und zeitige Gartenfruͤchte sind die kurze Zeit ihrer Dauer uͤber suͤsse; denn die Sonne verfertigt aus den hoͤchst sauren Wein- beerfafte einen suͤssen Wein, welcher von selbst wieder zu ei- ner scharfen Eßigsaͤure wird; und eben diese Verwandlung steht auch der Zukker, der Honig und alle wirkliche Suͤßig- keiten aus. Sobald man Feuer an sie bringt, destillirt man aus den Suͤssesten Sachen saure Tropfen BORRICH de natur. dule. pag. 69. . Doch es ist auch die Suͤßigkeit im Mineralreiche was Sel- tenes, wiewol sie sich in den bleuschen Arbeiten zeiget, und die- I. Abschnitt. Werkzeug. diejenige Suͤßigkeit, welche man im suͤssen Vitrioloͤle an- trift, ist ohne Zweifel der Saͤure zuzuschreiben. Jm Alaune stekkt von selbst schon eine Suͤßigkeit Idem p. 74. , und man kann selbige durch wiederholte Aufloͤsungen, und Abzie- hung des Phlegma besonders haben. Jn den Thieren ist die Suͤßigkeit seltner, und dennoch laͤsset sich ein suͤsses Salz aus der Milch kochen: obgleich das ganze Wesen der Milch, sonderlich der Molken, woraus der so genann- te Milchzukker gekocht wird, sauer ist. Man pflegt dieses so zu erklaͤren, daß die saͤure Spiz- zen so lange eine Suͤßigkeit verursachen, als sie gleichsam in Scheiden stekken. Diese Scheide ist oftmals Oel, bisweilen Erde, oder ein metallischer Kalk. Das Wein- oͤl theilt der vitriolischen Saͤure Idem de natur. dulced. pag. 80. eine Suͤßigkeit mit. Der bittre Geschmakk gehoͤrt vornaͤmlich fuͤr die Pflanzen, er ist mannigfaltig, allein alle sind darinnen einstimmig, daß derselbe zu einerlei Klasse gehoͤre, wie man vom Wermut, Enzian, Gottesgnadenkraute, von der gemeinen Rhapontik, Aloe, Koloquinte, von den meisten milchigen flachblaͤttrigen Pflanzenblumen weis; ferner gehoͤren hieher die Gummata der heissen Laͤnder, welche mehrenteils aus dem Geschlechte der fuͤnf blaͤttrigen irregulaͤren Blumenbuͤschel (Umbellen) sind, als das Galbanum, Mirrhen, und des verdorbnen Oels. Jn Thieren giebt die Galle, und das Ohrenschmalz ein Exem- pel von der Bitterkeit. Unter den Mineralien hat man einige bittre metalli- sche Aufloͤsungen BOYLE de mechan. form. product. exp. 3. 5. BORRICH, l. c. pag. 77. sonderlich wenn man Silber im Ni- tergeiste aufloͤset. Jn dem Thierreich scheint sich das Bittre mit dem Oele zu verbinden, aber nicht so in den Metallen, noch deutlich genung in allen Pflanzen. Doch ist die Milch der flachblumigen Pflanzenarten, und die Gummen der aus- laͤndischen Gewaͤchse, in vielen Exempeln ziemlich harzig. D d 2 Der Der Geschmak. XIII. Buch. Der salzige Geschmakk ist eine mineralische Geburt, und er geht aus diesem Reiche in verschiedne Pflanzen uͤber REDI op. T. II. pag. 103. BELLIN. p. 69. FRACASSATUS p. 226. CAPPELLERI p. 17. MO- DEL de borace. Ed. II. pag. 27. LUCHTMANNS t. 1. f. 2. 16. 17. , die mit vielem Miste und Urin, worinnen viel Salz stekkt, oder von dem gesalznen Meerwasser genaͤhrt werden. Dennoch liefern viele ein Alkali, und andre Salpeter Die meisten Pflanzen, welche prismatisch und piramidalisch sechs- ekkige Salze haben, BELLIN. pag. 68. 69. 70. FRACASSATUS pag. 225. u. f. . Jn den Thieren herrscht das Meersalz L. V. wegen des haͤufigen Gebrauches, wie auch das besondre Thiersalz, welches eine fluͤchtiglaugenhafte Ibid. Klasse ausmacht, und dieses waͤchset entweder memals, oder doch sehr selten, ausserhalb den Thieren. Das Scharfe ist in Pflanzen uͤberfluͤßig vorhanden, sonderlich aber in den Wasserpflanzen, wie auch in den kleinen Thierarten, den Jnsekten, und in den Thiergiften. Doch auch das Mineralreich enthaͤlt viel von dieser Art, welche man zu keinerlei Salz rechnen kann, naͤmlich das Giftige, welches im Spiesglase und im Arsenik stekkt. Doch man wird diese Mineralschaͤrfe nicht sowohl durch den Geschmak, als durch andre Wirkungen gewahr. Es scheint naͤmlich, daß Gott unser Werkzeug des Ge- schmakkes nicht auf dergleichen Koͤrper eingerichtet habe, die von Menschen willkuͤrlich zu Arzneimitteln bearbeitet worden, weil uns blos die Sorge aufgetragen ist, durch den Geschmakk Dinge zu unterscheiden, welche sich im Thierreiche, im Geschlechte der Pflanzen, und in den ge- wachsenen Salzen fuͤr unsere Natur schikken. §. 5. Ob der Unterscheid des Geschmakkes von den Figuren der Salzkristallen herruͤhre. Wenn Salze im Wasser schwimmen, so sind sie im Wasser zertheilet, dem Auge unsichtbar, aber dennoch mit I. Abschnitt. Werkzeug. mit ihrer voͤlligen Kraft, soviel man aus dem Geschmakke, und der ganzen Analisirung derselben schliessen kann, darin- nen vorhanden. So bald aber der groͤßte Theil Wasser, mittelst des Feuers, davon verjagt worden, und nicht Feuchtigkeit genung mehr uͤbrig ist, das verborgene Salz schwimmend zu erhalten, so haͤngen sich die Salze an die Seiten der Gefaͤsse an, und sie bilden sich zu deutlichen Figuren, welche allesammt ekkig, aber doch bei diesem oder jenen Salze anders ekkig sind. Man giebt gemeiniglich dem Meersalze kubische Kri- stallen; ob hier gleich bisweilen ein Jrrthum mit unter- laͤuft: der Salpeter hat sechsekkige prismatische stumpfe Kristalle, deren Seiten oft ungleich, und von sechs holen Roͤhren durchbort sind BAKER. l. c. p. 64. mit einem Kupfer Stahl von Salzen pag. 281. . Die Figur des Vitriols ist ein langrautiges Parallelepipedum MARSIGLI G. di Parm. 1688. Die Ekken am ciprischen Vitriol, sind von 55. Graden, im Roͤmischen uͤber 75 Graden. . Der Alaun hat achtekkige Kristallen, so wie die uͤbrigen Demantarten BAKER employement for the microscope. Tab. 3. Dennoch macht sie trapezoidisch CAPPELER t. 3. 10. p. 27. Saͤure stekkt im Loͤffelkraute, in der Kresse, im Rettig, weil sie auch blau Papier faͤrben, NAVIER amolissement des os. n 58. . An dem sublimirten Queksilber LUCHTMANNS t. 2. f. 10. BAKER p. 126. , wie auch an dem Salzgeiste LUCHTMANNS f. 17. , und am Geiste des Schwefels f. 18. , so wie an den Silberkristallen f 24. sieht man die Salzstacheln ganz deutlich. So haben ferner die alkalischfluͤchtigen Salze etwas regelativisches, oder baumfoͤrmiges an sich, und es stellt der Salmiak beinahe solche Blumenfiguren, als der Frost dar Mikroskop. Belustig. t. 23. . Die Luftdaͤmpfe frieren blos vom Froste, in geraden Linien, die sich fast unter rechten Winkeln wiederholt ver- einigen, und die allmaͤlich abnehmen. Wenn man nun sezzt, daß ein jedes Salz seine eigne Figur hat, welche es bestaͤndig wieder erlangt: wenn man D d 3 uͤber- Der Geschmak. XIII. Buch. uͤberdem diesem Salze seine Figur so eigenthuͤmlich zuge- steht, daß kein andrer Koͤrper dieselbe annehmen kann, so ist man geneigt zu vermuten DEMOCRITUS erklaͤrte den Geschmakk nach den Figuren beim THEOPHRAST. caus. plant. L. III. c. 2. , daß die wesentliche Natur der Salze, und folglich auch ihr besondrer Ge- schmakk von diesen Ekken abhaͤnge, unter denen Salze zu Kristallen anschiessen. Und dennoch fuͤhrt uns dieser Weg ganz leicht zu Jrrthuͤmern NEUMANN p. 1634. Ausg. ZIMM. WALLER. . Erstlich giebt einerlei Salz nicht eine gewisse bestaͤndige Kristallfigur. Es haͤngt naͤmlich der Charakter eines Salzes von seiner Saͤure POTT Sendschreiben an IUSTI. p. 10. u f. , und die Figur seiner Kristallen oftmals von der Erde ab Not. ad STAHL vom Sal- peter, p 7. und uͤberhaupt macht der Nitergeist mit dem gewachsnen Alkali einen wahren Salpeter. WALLER. p 260. Ess. of a So- ciet. phys. and. litter. at Edimb. T. I. p 318. und mit allen alkali- schen Salze. POTT l. c. , in welche sich die allgemeine Saͤure einzieht. Man hat davon am Salpeter einen Beweis: denn man kann die- sen eben so gut, und nach allen seinen Merkmalen vollkom- men haben, wenn man ihn aus seiner besondern Saͤure Stahl von Salzen, p. 287. vom Salpeter, pag. 7. 66. MAL- GUER pag. 135. 136. Daß dieses blos durch wiederholte Aufloͤsungen geschehe SCHELHAMMER. c. 10. und aus der Erde des Meersalzes herstellt, welches man den wuͤrfligen Niter nennt NEUMANN T. I. P. 2. pag 140. Ausg. KESSEL Vol. IV. P. 2. p. 293. 338. . Hier ist die besondre Ni- tersaͤure, die Erde, und die Figur des Meersalzes. Das Meersalz, welches durch Sieden bereitet wird, verwandelt sich zu holen Piramiden So beschreibt sie BAKER p 51. Der ber. LUCHTMANNT p. 28. er sagt, daß sie nicht kubisch sind. Vergl. Mikroskop. Belustig. f. 7. , welches sich aus flachen Vierekken, die sich stufenweise uͤber einander legen, aufthuͤrmet. Wenn man eben dieses Salz, nach unsrer Art, mit ansehnlicher Kostenersparung an der Sonne ent- stehen laͤst, so wird dasselbe zu festen Wuͤrfeln, die voll und nunmehr mit keiner Piramidenfigur zu vergleichen sind Stahl fuͤgt noch hinzu, daß sie an der einen Seite doppelt so lang anschiessen. Von Salze p. 276. und . End- I. Abschnitt. Werkzeug. Endlich so machen jedwede kleinste Ursachen und Um- staͤnde eine Veraͤnderung in der Figur der Kristallen, indessen daß ihre Natur bestaͤndig dieselbe bleibt WALLER chem. lat. p. 259. Die Figuren der Salze sind unbe- staͤndig. SBARAGLI. apolog. p. 526. . Jn den neuern Versuchen zeigt sich eine wunderbare Verschie- denheit in den Figuren, welche aus einen und eben den- selben Salze, nach dessen Aufloͤsung entstohen LUCHTMANNS uͤberall. . Eben so wenig kan man irgend einige Verwandschaften aus den Figuren der gemachte Salze herausbringen REDI oper. T. II. p. 100. . Wenn einerlei Salz unter verschiednen Figuren er- scheinen kann, so laͤst sich auch eben diese Figur der Kri- stallen, mit einem hoͤchst verschiednen Geschmakke, und den medicinischen Kraͤften vereinigen. So findet sich die Wuͤrfelfigur in dem Bertrams- infuso LUCHTMANNS T. I. f. 7. , im Arsenik f. 9. , im Zukker f. 27. und CAPPELER. t. 1. pag. 17. , im Wermuts- salze, in der Lauge von Pottasche LUCHTMANNS f. 21. 25. , im Apfelsafte MODELL de borace. Ed. II. p. 27. , im Weine von Orleans CAPPELER. t. 3. f. 11. p. 32. , und in der Lake des Tarta- rus Emeticus Tab. I. p. 17. in den Salzen von Baldrian ib. , von Saueramfer Ibid. , Jngwer, und Frauenhaar FRACASSAT. p. 227. . So kommen die prismatischen Niterfiguren, im Salze der Endivie, der Wolfsmilch, der Wassermelonen vor: und dergleichen Figur haben auch die Salze des Koles, des Laktuks, des Rosmarins, der Mechoakanna, des weis- sen Lorbeers, der Niesewurz Idem. p. 226. , der Schale der Gra- nataͤpfel, der schwarzen Niesewurz Idem. p. 227. . Eben so erscheint die kuglige Figur im Zitronensafte, aber auch im Oele LUCHTMANNS pag. 34. 40. . D d 4 Auf und vom Steinsalze LUCHT- MANNS und Mikrosop. Belustig. f. 7. Dieses habe ich nicht gesehen. Der Geschmak. XIII. Buch. Auf eine andere Art stehen die Kraͤfte der Salze in einer solchen Verwandschaft, daß sie alle purgiren, wie- wol einige wuͤrflich, andre wieder anders ausfallen REDI. I. c. p. 103. Es sind die Kristallen des Meersalzes in Po- len und Siberien lang; auch lang- rautig in Polen. Der vortrfliche CRANZ mat. med. II. pag. 105. Die Figuren der Edelsteine finden sich in Act. Societ. Columbar doch es scheint einerlei Edelstein nicht blos eine Figur zu haben, nach dem Exempel des Rubins und Tapasers. . Endlich trift man gewisse und bestaͤndige Kristallfiguren in Koͤrper an, welche von der Natur der Salzarten WALLERIUS chem. lat. p. 258. 268. sehr verschieden sind: so sieht man von Piramiden gekroͤn- te Prismata im Bergkristalle, und im Amethiste Memoi. della societ. Co- lumb. p. 18. : ein Zwoͤlfekk im Demant CAPPELER t. 3. f. 14. , ein Achtekk im Rubin F. 13. und Sapphir F. 16. , der Topaser besteht aus langrautigen vier- seitigen Kristallen Societ. Columb. l. c. , und man erblikkt im Smaragd sechsekkige abgestumpfte Kegelkristallen Ibid. . Hier entste- hen sie also offenbar von keiner Saͤure, oder Figur. Folglich haͤngt die Ursache der Kristallfiguren nicht vom Salze selbst, sondern vielmehr von den Verhaͤltnisse und der wechselweisen Wirksamkeit der Salze und der Saͤfte ab, von denen die Salze aufgeloͤst werden: und folglich ist der Geschmakk, der vom Salze herruͤhrt, nicht wegen der verschiedner Figur verschieden. Vielmehr scheint derselbe von allerhand unter einander wirkenden Ursachen zusammen gesezzt zu seyn LUCHTMANNS p. 39. 46. , naͤmlich von der Figur, Dich- tigkeit, Bewegung, Anziehung, und sonderlich von den Grundstoffen, woraus schmakkhafte Koͤrper zusammen ge- sezzt sind; oder es scheint endlich der Geschmakk, um mich so einfaͤltig als moͤglich auszudruͤkken, theils von der Fi- gur, Dichtigkeit, und andern Kraͤften der Bestandtheile, theils aus der Zusammenfuͤgung, Ordnung, Verhaͤltnis der verschiednen Anziehungskraft herzuleiten zu sein, Kraft der diese Grundstoffe unter sich zu einem schmakkhaften Koͤrper vereinigt sind. §. 6. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 6. Der Nuzzen des Geschmakkes. Ohne Zweifel ist die vornemste Ursache, warum die Natur den Thieren diesen Sinn verliehen, diese gewesen daß wir durch die Annemlichkeit eines schoͤnen Geschmakkes gereizt wuͤrden, zur Erhaltung des Lebens, und zur muͤh- samen Anschaffung der Speisen nach Proportion bekuͤm- mert zu sein, als uns der Hunger dazu zwingt. Der Schoͤpfer hat durch diese hoͤchstweise Einrichtung vorbeu- gen wollen, daß wir nicht unser Leben der so geschwinden Gefar umzukommen, Preis geben sollen, und es mus der Mensch darinnen eine Ergoͤzzung finden, daß er sich selbst erhaͤlt, und den unertraͤglichen Schmerz zu vermeiden suchen, welcher von der Vernachlaͤßigung seiner Erhal- tung eine empfindliche Folge ist. Es laͤßt sich ferner glauben, daß uns auch der Geschmakk gegeben sei, Pflanzen zu unterscheiden, und die Natur der uͤbrigen Speisen zu erkennen, um uns blos derjenigen zu bedienen, die uns bey maͤßigem Gebrauche heilsam sind, und daß wir von den uͤbrigen, die kein nahrhaftes Wesen enthalten, durch eine Bitterkeit oder andre Ursachen, ja selbst durch die Geschmakkloßigkeit abgehalten werden moͤchten. Dieses Geschaͤfte scheint der Geschmakk mit dem Geruche zu theilen. Wenigstens leiden die unvernuͤnftige Thiere, welche sich mitten unter giftigen und schaͤdlichen Kraͤutern aufhalten, selten davon was, indem sie solche nicht einmal anruͤhren. Es waͤchst auf den felsigen Alpen eine uͤbermaͤßige Menge von der blauen Wolfswurz ( na- pellus ) und noch eine groͤssere Menge auf den niedrigen Alpenwiesen von der weisen Niesewurz, da doch beide Pflanzen von keinem Vieh angeruͤhrt werden. Doch es giebt auch der Geschmakk die meisten medicini- sche Kraͤfte der Pflanzen mit Zuverlaͤßigkeit zu erkennen FLOYER in pharmacobasano im ganzen Buche. . D d 5 Allein Der Geschmak. XIII. Buch. Allein man muß diese Sache nicht uͤbertreiben Dieses erinnerte schon WAL- LERIUS in disput. de hist. natur. usu medico. p. 23. . Man hat naͤmlich Exempel, daß Thiere aus Noth, oder Unwis- senheit betrogen worden, schaͤdliche Speisen zu geniessen Idem. ibid. . Raupen erwaͤlen sich zwar ihre eigne Baͤume, essen aber doch auch, vom Hunger gezwungen, fremde Blaͤtter De GEER memoir. pour servir a l’histoire des Infectes pag. 319. . Die Schwedische Ziegen essen das ihnen ungewoͤnliche Kraut Napell Acta Acad. Suecicae. zu ihrem Schaden, ob es gleich unsre Ziegen, die gleichsam durch Erfahrung kluͤger geworden, nicht anruͤhren. Man glaubt, daß sich hin und wieder Seuchen unter die Heerden verbreiten, wozu der Genuß des Ranunculus lanceolatus, des Wasserschierlings, des phellandrii Anlas geben soll, und doch wachsen zwischen den Alpen einige, welche keiner gewis unter die schwachen Gifte zaͤhlen wird. Die Menschen irren sich darinnen schon leichter. Da man eine Pflanze aus Virginien unter den Salatkraͤutern mit gebrauchte Phil. Trans. n. 454 , starben einige Seefahrer. Von ge- wissen Nuͤssen, welche wie Muskatnuͤsse aussahen, entstand in Amerika unter den Seeleuten eine Krankheit, und ein Sterben Voyage de la florte de Nas- sau p. 18. . Doch es gehoͤren die Betruͤgereien mit dem giftigen Safte der Mancenilla, des Bilsenkrauts, der Bel- ladonna, und Oenanthe, des Wasserschierlings, der Stech- aͤpfel, wovon jedermann weis, nicht hieher. Wahrscheinlicher Weise schaͤrfet sich der Geschmakk bei den Thieren dadurch, daß sie unter den Kraͤutern eine auserlesene Wal anstellen, so wie sie auf der Zunge groͤs- sere Waͤrzchen dazu haben. Was die Einsaugung, welche an der Zunge vorgeht, da sich besonders die geistigen Saͤfte in dieselbe hinein bege- ben, und den Nuzzen der Zunge zum Hinabschlagen betrift; dieses soll an anderm Orte bequemer untersucht werden GREW Cosmolog. sacr. pag. 26. . An- Anfangsgruͤnde der Phisiologie, Fuͤnfter Band. Vierzehntes Buch. Vierzehntes Buch. Der Geruch. Erster Abschnitt. Das Werkzeug zu diesem Sinne. §. 1. Die Knochen der Nase. E in Theil desjenigen Werkzeuges, womit wir die Geruͤche unterscheiden, erhebt sich vor der Flaͤ- che des Antlizzes, und macht ein ansehnliches Stuͤkk davon aus: ein Theil ist in die knochige Hirnscha- le eingeschlossen. Der in die Augen fallende Theil heißt Nase. Er besteht aus Seitentheilen, aus einem Mittelstuͤkke ALBIMUS de assib. tab. 4. f. 6. SUE in den praͤchtigen Kno- chentabellen, welche mir spaͤt zu Haͤnden gekommen sind. Tab. X. . Dieses Mittelstuͤkk entsteht aus zwei Knochen, welche man von der Sache selbst die Nasenbeine nennt. Es sind dieselben laͤnglich und beinahe Parallelogrammen, doch so, daß sie abwerts breit werden; sie sind zugleich stark, gegen das Antlizz zu erhaben, sie schliessen mit einer schwachen Linie, die inwendig rauher ist, an einander, und ihr breiteres Ende ist aufgeschlizzt MONROO. p. 129. BER- TIN. p. 132. ALBIN. T. I. . Sie bringen gegen die Nasenloͤcher, der ganzen Laͤnge von aussen, noch einen Fortsazz hervor, der etwas rauch ist Vergl. BERTIN. p. 133. , und an welchen sich der Kieferknochen anschliest; an seine innern und un- tern Flaͤchen, ist der Knochen von einer rundlichen Fur- che Der Geruch. XIV. Buch. che ausgehoͤlt MONROO. p. 129. BER- TIN. p. 132. ALBIN. f. 37. , und es laufen fuͤr die Gefaͤsse Spal- ten hernieder. Diese Knochen haben einige Loͤcher, zu beiden Seiten eins SUE. l. c. MONROO p. 129. DUVERNEY postum. p. 207. , durch welche einige Schlagaͤder- chen Daß durch diesen Theil eine Blutader durchgehe. PETIT beim BERTIN. p. 131. Daß aber an die- ser Stelle der durch den Knochen im Nasentheile gezognen Furche eine Schlagader sei, bestaͤtigen DUVER- NEY, nach meinem Begriffe tab. 14. f. 3. 6. BERTIN. p. 132. vom Antlizzstamme zu den Membranen der Na- se dringen, und sich weit herabwerts begeben. Die Seitentheile der Nase haben ihre Unterstuͤzzung an einem starken Fortsazze, den das eigentlich so genann- te Kieferbein ALBIN. T. I. SUE. Nasen- fortsazz WINSLOW. I. n. 257. MONROO. pag. 134. BERTIN. pag. 157. heraufstrekket, und welcher dikker, et- was gekruͤmmt, gegen das Antlizz zu an seiner innern Flaͤche fast flach ist, an der aͤussern hingegen gegen die Augenhoͤle einen leichten Ausschnitt hat: gegen die Na- senloͤcher machen ihn zween schiefe und nicht tiefe Kanaͤle ungleich, und diese werden von der vorragenden Mittel- linie getheilt BERTIN. p. 166. . Zugleich siehet man an ihm diejeni- gen Loͤcher NESBIT. pag. 85 MONROO. p. 138. BERTIN. p. 157. 165. , durch welche die Leffzengefaͤsse nach den Membranen der Nasenloͤcher zu laufen. Sowol das Nasenbein, als der Kieferfortsazz stekken mit ihrem rauhsten und gezakkten Theile in dem Stirn- knochen ALBIN. T. I. u. f. . §. 2. Die Knorpel der Nase. Vom untersten Ende der Nase, und von der innern Grenzscheide des Nasenfortsazzes, des obern Kinnbakken- knochens, verlaͤngert sich derjenige Knorpel, welcher die Nase ausmacht, ich verstehe naͤmlich denjenigen Seiten- theil, welcher uͤberhaupt die Figur eines Triangels hat, dessen I. Abschnitt. Werkzeug. dessen Hipothenuse an dem gedachten Nasenfortsazze eine Fortsezzung ist, die Basis hingegen vorwerts laͤuft, und die Seite sich mitten an die Scheidewand anschließt, die Spizze aber stumpf ist. Doch es ist dieser Knorpel im Menschen nicht einfach, und er aͤussert uͤberhaupt Mannigfaltigkeiten. Die obern Knorpel sind beinahe vierseitig, dreiseitig RUYSCH epist. 8. tab. 9. f. 4. A. , oder von einer andern TARIN giebt die Figur vom Kehldekkel an Tab. 36. f. I. 14. Parabolisch COWPER beim DRA- KE. tab. 17. f. 3. Vierseitig VER- HEYEN tab. 28. f. 4. A. Seiten- theile nennt es WINSLOW. T. 4. n. 324. Figur, durch einen Gra- ben abgesondert, mit der Scheidewand der Nasenloͤcher zusammen gewachsen TARIN. p. 117. SANTO- RIN. c. 5. n. I. pag. 84. WINS- LOW ibid. , und sizzen an Nasenknochen feste. Ein jeder derselben endigt sich mit einem dreiek- kigen Anhaͤngsel, welcher nach Art eines Pfeiles etwas uͤber die Mitte des Knorpels fortlaͤuft. Zwischen dem- selben, und dem Nasenbeine liegen einige kleine Schlag- adern, die von den Augenadern bis zu den Naseloͤchern fortreichen. Es liegen ferner an beiden Seiten laͤngliche Schluͤs- selknorpel, die ohne Form sind SANTORIN. n. 4. p. 86. RUYSCH. l. c. B. DUVERNEY. p. 209. , und zwischen den obern und untern Knorpeln ihr Lager haben. Bald sie- het man an diesem Orte statt des Knorpels eine blosse Membran, und bald erscheinen Knorpelkerne daselbst SANTORIN. pag. 86. RUYSCH (einen) c. VERHEYEN. f. 4. D. f. 5. D. d. . Die untern Knorpel stellen einen Sonnenzeiger vor RUYSCH. D. u. f. . Ein andrer Schenkel, der mit dem Rande des Nasenbeins parallel laͤuft, macht dem Nasenfluͤgel inson- derheit aus TARIN. f. 1. f. RUYSCH. D. Jst der vordre Theil WINSLOW. n. 315. COWPER l. c. 1. VER- HEYEN T. 28. f. 4. 5. 8. Er Der Geruch. XIV. Buch. Er faͤngt sich an der untersten Nasenspizze, gleichsam mit einem Kuͤgelchen an, er wird darauf breit, und ver- wandelt sich gegen der Scheidewand der Nase, in eine flache und eifoͤrmige Platte. Von da wendet er sich ruͤkkwerts, er ergreift auf bei- den Seiten die Mitte der Scheidewand der Nasenloͤcher, mit einer flachen Platte, welche sich endlich bei dem hin- tern Theile der Scheidewand der Nasenloͤcher mit einem stumpfen Ende endigt h. TARIN. f. 1. SANTO- RIN p. 87. n. 5. RUYSCH. E. Die hintern WINSLOW. n. 326. . Anstatt dieses Knorpels sind bisweilen zween da, de- ren einer eine Spizze macht, und der andre die Scheide- wand von beiden Seiten ergreift. Endlich steigt die knorplige Scheidewand der Na- senloͤcher, wovon an seinem eigentlichen Orte geredet wer- den soll, von der Spizze der Nasenknochen vorwerts her- ab, es theilt entbloͤßt die Nasenloͤcher, oder es ist mit den untern Knorpeln zusammen gewachsen, oder wenigstens doch durch ein kurzes Fadengewebe verbunden. Uebrigens kommen an diesen Knorpeln viele Verschie- denheiten vor. Gemeiniglich zaͤlt man ihrer fuͤnfe La CHARRIERE. n. 33. u. f. , die Scheidewand, die obern, und die untern. Santorin geht sogar bis eilf. §. 3. Die Muskeln der Nase. Es wird der knorplige Theil der Nase im Menschen, und den vierfuͤßigen Thieren von Muskeln regiert, welche bei einem lebhaften Atemholen, und schaͤrfern Riechen ih- re Wirksamkeit aͤussern. Plemp hat gegen den Spi- gel, der dieses bestritte, diese Bewegung an sich selbst erweislich gemacht Van den Spieren. p. 67. , und ich habe sie selbst, sonderlich an Kranken, die einen schweren Atem hatten, ja so gar an den I. Abschnitt. Werkzeug. den Froͤschen Auch vorlaͤngst I. MU- RALT vademec. I. anat. p. 590. , beobachtet. Der vornemfte, welcher die Nasenloͤcher erweitert, ist der Hebemuskel des Nasenfluͤgels ALBIN. c. 8. t. 11. f. 10. C. , welcher zugleich auch die Oberleffze mit erhebt. Er entspringt zu oberst aus dem Nasenfort- sazze des Kieferknochens, laͤuft herab, und wirft einen aͤussern Muskelzweig in die Oberleffze, und deren Haut Der Piramidalis socius des SANTORINI c. 1. n. 9. pag. 11. T. I. T. der kleinere WALTHER anat. repetit. p. 5. Pinnae fibrae insertae Quinti FALLOP. p. 67. b. Dilatator nasi CANT. p. 3. pars in- cisivi WINSLOW. n. 562. steigen schief herab LIEUTAUD. p. 164. VERDIER portion de l’incisif. PETIT. II. p. 443. Lateralis nasi WINSLOW n. 331. The second DOUGLAS. p. 18. EUSTACHIUS tab. 41. f. 1. RIOLANUS p. 310. DUVERNEY. p. 211. u. f. , wovon an einen andern Orte geredet werden soll: mit seinem innern Theile senkt er sich, nahe an der Vereini- gung des obern Knorpels mit dem untern, ein COWPER beim DRAKE. tab. 17. f. 3. C. , und dekkt den Zusammendruͤkker. Der hohe Muskel wird beim Stirnmuskel mit vor- kommen SANTORIN. n. 10. L. I. L. bb. u. f. DUVERNEY posthum. p. 211. , und es glaubt ein beruͤmter Mann von ihm, daß er die Haut der Nase beiseits ziehe und runzle. Hingegen druͤkken andre Muskeln die Nasenloͤcher zusammen, indem sie die beweglichen Seiten der Nase ge- gen die Mitte der Scheidewand ziehen. Albins Zusammendruͤkker der Nase ALBIN C. 7. p. 150. tab. XI. f. 7. COURCELLES. t. 1. D. d. t. 2. D. d. , oder der Queermuskel Santorins n. XI. c. 15. T. I. a. a. WAL- THER. anat. repet. pag. 6. a. a. WINSLOW. 332. Ein andrer flei- schiger Muskel FALLOPIUS p. 67. b. Der Heber des Nasenfluͤgels COWPER Ausgabe 1724. c. 10. ist ein zarter Mus- kel, er entspringt zunaͤchst an der Einfuͤgung des kurz gedachten Hebemuskels, aus der Wurzel des Nasenfluͤ- gels von aussen ALBINUS. COURCELLES. , er ist schmal und mit dem Nieder- druͤkker vereinigt ALBINUS. WALTHER. . Er wird, wie er fortgeht, breit, und H. Phisiol. 5. B. E e Der Geruch. XIV. Buch. und steigt durch den Obertheil des Nasenfluͤgels zum Ruͤk- ken der Nase gekruͤmmt herauf, er beruͤhrt den Ruͤkken selbst, und ist theils mit seinem Nebenmuskel SANTORIN, auch WAL- THER. p. 7. ALBIN. , theils mit dem Stirnmuskel, doch zwar so COURCELLES. vermischt, daß sich ein Theil disseits in den untersten Fluͤgeln endigt SANTORIN. n. 12. pars inferior transversi. . Der Nebenmuskel des Niederdruͤkkers, wenn dieser die Nase anhaͤlt, sobald |sie hinabwerts gezogen worden, so druͤkkt er selbst die Fluͤgel nieder, und zieht sie gegen die Scheidewand; denn er ist der einzige Muskel, welcher sie in die Hoͤhe hebt. Der Niederdruͤkker des Nasenfluͤgels ALBIN. c. 18. T. XI. f. 8. COURCELLES. t. 2. W. t. 3. K K K K. Der Fluͤgelerweiterer, oder mirtenfoͤrmige. SANTORIN. n. 14. c. c. incisif mitoyen WINS- LOW n. 565. Constrictor alae na- si COWPER nyot. 1694. f. 3. ed. 1724. t. 25. f. 37. ARENT. CANT. p. 3. t. 1. f. 1. mirtenfoͤrmige VER- DIER. p. 208. LIEUTAUD. p. 150. eigentliche Herabdruͤkker CHESEL- DEN. p. 76. EUSTACHIUS Tab. 41. f. 1. 3. MORGAGNI advers. II. p. 29. koͤmmt vom Knochen des Oberkinnbakkens, und von den Behaͤlt- nissen der Scheidezaͤhne, und des Hundezahnes, mit ei- nem halbzirkligen Anfange her, und zwar etwas mehr nach inwendig zu, als der Zusammendruͤkker; er steigt in die Hoͤhe, wird breit und etwas krumm BIDLOO. T. 12. f. 4. EU- STACHIUS. , und wirft sich in die Scheidewand der Nase, und die unterste Wurzel des Fluͤgels, und legt sich bisweilen um die Nasenfluͤgel herum SANTORIN. n. 16. . Er zieht die Nase herab, und druͤkkt sie zu- sammen RINÆUS DOUGLAS n. 17. nimmt beides zusammen, und der mirtenfoͤrmige LIEUTAUD p. 158. Beide haben einen gemeinschaft- lichen Ursprung, WALTHER musc. ten. p. 610. u. PETIT. T. II. p. 444. MORGAGN. konnte den erstern nicht abgesondert finden, Advers. II. p. 29. . Bisweilen liegt noch ein Pakk, das vom Knochen entspringt, und wieder zum Knochen zuruͤkke kehrt, der mit I. Abschnitt. Werkzeug. mit diesem verwant Anomalus ALBINI. p. 167. der obere des SANTORINI. d. oder der Seiten und Rautenmuskel der Nase. F. , aber von der Nase unterschie- den ist, daneben. Der Nasenmuskel der Oberleffze ALBIN. c. 15. p. 161. Tab. XI. f. 10. 11. 12. SANTORINI. dritte Faserreihe, n. 10. J. J. Die kreisfoͤrmige Leffzenfasern, VER- DIER. p. 202. Portio orbicularis nares deprimens RIOLANI. p. 310. musculus a sphinctere labiorum. MORGAGN. T. II. p. 29. an the third DOUGLAS. p. 18. entsteht von der lezten Spizze der Nase, und von dem naͤchsten Theile der Scheidewand, er steigt ruͤkkwerts zur Oberleffze her- nieder, gegen den Winkel des Mundes, und verliert sich in dem rundlichen. Er kann auch die Scheidewand der Nase und die Spizze niederziehen. Andre Schriftsteller nennen noch einen kleinen Mus- kel, welcher sich von dem untersten Fluͤgel gegen den Ruͤk- ken zu, erweitert SANTORIN. n. 15. e. e. WALTHER p. 7. Es koͤnnte schei- nen der Muskel F. CASSER. pen- tristhes. org. olf. t. 2. f. 1. zu sein, wofern dieser nicht groͤsser waͤre. . §. 4. Die Hoͤlung der Nase. Es ist diese Hoͤlung vielfach schwer zu beschreiben, und mus dennoch einigermaassen auch bestunmt werden, wofern man das Werkzeug des Geruches kenntlich ma- chen will. Es oͤffnet sich naͤmlich die Nase selbst vorneher mit zween Ausgaͤngen gegen die Luft, und diese machen in ih- rer Verbindung ein Dreiekk aus, und werden durch die Scheidewand mitten durch abgesondert: die uͤbrigen Hoͤ- len sind enger, als das Nasenloch DUVERNEY p. 210 . Eben so oͤffnet sich hinterwerts eben diese Nasenhoͤle, in dem Kopfe des Magenschlundes, uͤber dem Munde mit zwei dergleichen Eingaͤngen, welche durch die Schei- dewand unterschieden, aber eifoͤrmig, und nach der senk- rechten Linie laͤnger sind. E e 2 Es Der Geruch. XIV. Buch. Es ist die ganze Hoͤlung, zu beiden Seiten der Schei- dewand einfach, und sie steigt von ihrer Dekke bis zum untersten Gange senkrecht hernieder, sie ist ziemlich vier- seitig, doch so, daß der vordere Winkel in eine dreiekkige Spizze TARIN. tab. 7. t. 4. AL- BIN. t. 4. f. 1. 2. Ic. nostr. narium f. 1. 3. 4. RUPPERT. f. 3. vorlaͤuft, welchen der aͤusserste Knochen der Nase schliest, und ein Theil vom hintern abgeschnitten ist. Die Dekke ist kuͤrzer, als die uͤbrigen Seiten, und entsteht von dem untern Theile des vordern Fortsazzes des vielfoͤrmigen Knochen ALBIN T. 1. f. 1. i. Icon. nost. I. AURIVILLIUS de nar. inter. p. 8. . Von der untern Flaͤche der siebfoͤrmigen Platte ALBIN f. 1. m. Icon. nost. I. m. , von der benachbarten Platte des Stirnknochens, und endlich von dem Knochen der Nase ALBIN icon. nost. und der Stirn. Die hintere Linie wird oberwerts durch die in die Nasenloͤcher vorragende Erhabenheit der Schleimhoͤle des Keilknochens TARIN. l. c b. e. tab. 7. d. ALBIN. f. 1. 2. Icon. nost. 1. 2. 4. RUPPERT tun. pituir. f. 2. 3. geendigt; unterhalb derselben oͤffnen sich die Nasenloͤcher zu beiden Seiten der Pflugschaar in den Hals. Die vordere Linie schliest der mit der Scheidewand der Nasenloͤcher vermischte herabsteigende Fortsazz des Stirnknochens ALBIN f. 1. c. CHESEL- DEN. t. 7. f. 2. Ic. nost. 1. . Dieser hole Theil der Nasenbeine TARIN tab. 7. ALBIN f. 1 w. CHESELDEN ib. t. Ic. nost. 1. ist, so wie die Nasenfluͤgel, welche bedekt mit der Scheide- wand verbunden sind, ihr uͤbriger Theil ist im Antlizze offen. §. 5. Der unterste, mittlere und oͤberste Gang der Nase. Der innerste Theil der ganzen Nasenhoͤlung, der zu naͤchst an der Scheidewand ist, laͤuft von der oͤbersten Aushoͤlung des Siebbeins, bis zum unstersten Gange fort, den I. Abschnitt. Werkzeug. den die Knochen des Kinnbakkens, und des Gaumens aus- machen. Hingegen wird der aͤussere Theil der Nasenhoͤ- lung von den vorragenden Knochen, die ich beschreiben werde, in drei Theile abgetheilt. Der unterste Gang liegt fast der Queere nach Icon. nost. I. III. TARIN. Tab. 7. f. 1. , doch aber dergestalt, daß er sich sowohl gegen die Kehle MORGAGNUS advers. VI. anim. 51. p. 66. , als gegen das Angesicht ein wenig herabneigt. Und dennoch schlagen die Umlaͤufer, an lebendigen Thieren, und so gar an Menschen, durch diesen Gang einen Nagel tief durch. Er ist am Knochen des Oberkiefers PALFYN. f. 1. 00. 00. AL- BIN t. 4. f. 1. 2. T. T. , ferner am Gaumenknochen PALFYN. ib. X. ALBIN d. fast wie ein Halbcilinder ausge- hoͤlt PALFYN. f. 1. 00. 00. X. Ic. nost. 2. TARIN. t. 6. . Ein ziemlicher Theil desselben liegt blos, ein Theil wird hingegen von dem untersten schwammigen Knochen bedekkt Ic. nost und f. 2. ALBIN. f. 1. mit 2. verglichen. . Er wird von dem Mittelgange durch diesen Knochen unterschieden, so wie durch die untere Queerlinie ALBIN. f. 2. X. , wel- che sich unter der Wurzel des Nasenfortsazzes des Kiefer- knochens befindet: hinterwerts wird er auch, doch nur durch eine undeutliche Linie, von dem Fortsazze des Na- sengaumenbeins, abgeschieden Idem ib. f. . Der Mittelgang ist laͤnger, als die uͤbrigen, und mitten zwischen den zwo rauhen Queerlinien des Knochens des Oberkinnbakkens TARIN tab. 7. g. g. e. e. n. h. Icon. nost 1. C. g. t. 4. Z. K. e. , und den aͤnlichen Linien des Gaumenknochens ALBIN T. 4. f. 1. 2. inne gelagert, so daß auch das obere Schwammbein zum Theil denselben einnimt, und den aͤussersten Winkel bedekkt id. 2. f. 1. 2. Icon. nost. I. b. e. a. . Jn seinen Grund ragt der unterste Schwammknochen ein wenig vor Idem ib. f. nost. I. 1. . E e 3 Er Der Geruch. XIV. Buch. Er steigt zu diesem Gange vorwerts hinauf ALBIN. f. 1. 2. , von da legt er sich fast nach der Queere. Zu Waͤnden dienen ihm der eigentlich so genannte Kieferknochen mit seinem Nasenfortsazze Icon. nost. I. C. g. , ferner der Traͤnenknochen ALBIN f. 1. 2. , die Platte, welche zwischen den zweien Schwammknochen Icon. nost. f. 1. 2. die Gemeinschaft unterhaͤlt, der hintere aufsteigende Fort- sazz des Kieferknochens, und der Nasenfortsazz des Gau- menknochens ALBIN. l. c. F. nost. Z. Y. . Kuͤrzer ist schon der obere Gang. Diesem dient vorwerts zur Wand derjenige Theil des Siebknochens ALBIN f. 1. n. Ic. nost. IV. d. D. , welcher die Schleimhoͤlen des Siebknochens enthaͤlt, hinten zu endigt er sich mit dem Keilsinus Idem. f. 1. O. F. nost. T. I. V. f. 4. S. , und es zeigt sich zwischen diesem Sinus, und dem obern Schwamm- knochen ein und andrer blinder schiefer Winkel ALBIN f. 1. F. nost. I. 5. t. , welche zu einem einzigem werden, und sich dergestalt ruͤkkwerts hinabsenken, daß sie sich hinter dem obern Schwamm- knochen mit dem Mittelgange vereinigen. §. 6. Die Schwammknochen. Das Siebbein. Mittlerer Theil. Es ist einerlei, ob man die zween Schwammknochen zum Siebbeine rechnen will, oder ob man vier, oder uͤber- haupt sechs bis acht Stuͤkke daraus macht Vier oder Sechs SCHNEI- DER cribri f. p. 27. . Die Platte, welche den mittlern Schwammknochen mit dem untern verbindet, pflegt nicht gar zu selten gaͤnzlich von dem mittlern zugespizzten Knochen, in den aufsteigenden Fortsazz des untersten gleichnamigen Knochens herabzu- stei- I. Abschnitt. Werkzeug. steigen HUNAULD mem. de l’acad. des scienc. 1730. n. 7. n. 7. PETIT. ad PALFYN. p. 77. BERTIN osteolog. T. II. p. 118. 119. und die- ser ber. Mann haͤlt diesem Bau fuͤr ziemlich gemein So rechnete ehedem Wilhelm Cheselden die Schwammknochen zum Siebkno- chen osteogr. c. 2. Doch dieser scheint nur ein einziges Paar Schwammknochen zu machen. , und alsdenn sind alle diese Knochen, die man schwammige nennt, Knochen des einzigen Siebbeins. Doch geschicht es, daß sich zwischen dieser Platte, und dem untersten schwammigen Knochen, eine Membrane dazwischen legt; es eraͤugnet sich, daß zwischen eben die- sen zwo Platten eine Naht angetroffen wird; und sol- chergestalt entstehen drei Knochen, der Siebknochen, und zween untere schwammige Knochen. Wollte man ausser- dem die zwei Hoͤrner des Keilbeins fuͤr besondre schwam- mige Knoͤchgen halten, so bekoͤmmt man in allem acht Schwammknochen. Der Theil des Siebbeins ist es vorzuͤglich, warum die Alten Itmoidis RUFI. L. III. p. 67. ORIBASII. p. 18. Itmos ist der Theil der Nase, durch welchen man Athem holt, POLLUX. p. 192. den ganzen Knochen mit diesem Namen be- legt haben; er ist wie ein kleines Schiff anzusehen, gegen das Gehirn zu hol, ganz und gar durchbort ALBIN t. 5. f. 3. XX. SUE. t. f. 3. BOEHMER t. 4. f. 5. von al- lerlei Art Gaͤngen, welche von der Hoͤle der Hirnschale Nerven, und Gefaͤsse in die hole Nase versenden. Von der hintersten Gegend derselben erhebt sich ein knochiger Huͤgel, der in eine Schaͤrfe auslaͤuft, er ist uͤberhaupt hoͤher, und wird zu einem runden BERTIN p. 113. ALBIN t. 5. f. 3. l. SUE t. 8. f. 4. und et- was dikkem Berge auch hol WINSLOW. l. c. . Zwischen diesem, und dem Stirn- knochen liegt das Blindloch BERTIN. ibid. . An dessen Seiten waͤchst ein kleiner halbzirkliger Huͤgel zu beiden Seiten hervor, der sich vorne erhebt, und einer Seits zu dem Vorderende des gedachten Berges, andrer Seits zur Scheidewand der Nase wird. Zwischen diesem Huͤgel Vielleicht nennt es BERTIN eine Rizze, die Niemand beschrieben. T. II. p. 113. und dem Berge giebt es andre groͤssere und undeutlichere Loͤcher. E e 4 Aus Der Geruch. XIV. Buch. Aus der untern, mittlern, und vordern Gegend dieses Knochens geht eine Platte Icon. nost. 4. F. TARIN t. 5. f. 1. 2. tab. 7. f. 2. SUE. , welche ohngefehr ein Pa- rallelogramma vorstellt, vorneher dikke, hinten duͤnne, unter der untern Schaͤrfe etwas dikke ALBIN tab. 5. f. 1. F.F. und schwammig ist, und vorne mit der Nasenplatte des Stirnknochens Idem. T. 3. f. 2. Icon. nost. , unterwerts mit der knorplichen Scheidewand Icon. nost. , und hin- terwerts mit der obern Furche der Pflugschaar zusammen- haͤngt ALBIN T. 3. , und mit dieser in erwachsnen Koͤrpern nicht selten zusammengewachsen ist Icon. nost. Daher haͤlt SAN- TORINUS die Pflugschaar fuͤr eine Verlaͤngerung des Siebknochens, pag. 88. und LIEUTAUD. p. 51. und vormals VESALIUS exam. obs. FALLOP. pag. 31. und LIN- DEN physiol. p. 378. . Die hintere Grenze vereinigt sich mit der Erhabenheit des Keilknochens, die diesen Sinus vorne theilt ALBIN. f. 3. icon. nost. BOEHMER t. 4. f. 7. RUYSCH mus. rar. p. 115. not. nost. 12. . §. 7. Die Seitentheile. Es ist schwer diesen Knochen mit Worten zu beschrei- ben, da man ihn kaum mit dem Pinsel treffen kann. Es ist aber uͤberhaupt an beiden Seiten sein Seitentheil eins, der rechte wie der linke, welcher von dem Rande des Siebknochens seiner ganzen Laͤnge nach herkoͤmmt. Fast die obere Mitte die einiger maassen einem der Queere nach langen Parallelepipedo gleich ist, macht denjeni- gen Papierknochen aus Zween schwammige Theile INGRASSIAS. p. 103. SCHNEI- DER de osse cribrifor. p. 85. La- birinthus WINSLOW n. 248. , der inwendig ganz und gar in Faͤcher von verschiedner Anzal Die Siebfaͤcher hat ALBIN. t. 4. f. 10. t. 5. f. 3. SUE. t. 8. f. 3. VERHEYEN. pag. 104. t. 28. f. 8. PALFYN t. 1. O. O. O. COWPER beim DRAKE t. 17. f. 4. G. L. III. c. 10. Der sie dem Stirnknochen zuschreibt. , in drei Drei oder vier macht RIO- LAN. tract. Isag. p. 36. 37. drei auf beiden Seiten VIEUSSENS p. 102. Fuͤnf oder daruͤber BU- DAEUS miscel. Ber. T. II. n. 14. Nicht bestaͤndig sechs MORGAGN. advers. I. p. 38. Sieben auf bei- den Seiten SANTORINUS. p. 89. 90. bis eilf REININGER. n. 13. de cav. oss. cap. , in vier I. Abschnitt. Werkzeug. vier Icon. nost. 1. , oder mehr, nach keiner Gewisheit, noch gewis- ser Figur eingetheilt ist, und darunter einige, jedermann bekannte, inwendig und der Scheidewand naͤher liegen, andre weniger bekannte hingegen, nach aussen und unten zu, auf allerlei Weise Not. nost. 7. vorkommen, wobei sich doch diese Faͤcher mit ihren Ausgaͤngen, in den oͤbersten, von uns beschriebnen Nasengang oͤffnen. Jhr Dach macht an wenig Stellen den Knochen selbst, in den sie eingegraben sind, mehrenteils aber den Stirnknochen aus ALBIN t. 5. f. 2. VID. t. 4. f. 7. SIDREN de basi calo. n. 13. Syllab. part. corp. hum. t. 3. f. 4. SUE t. 6. f. 3. , dessen beiderseitige Mitte laͤngst der siebfoͤrmigen Platte in Faͤcher ausgehoͤlt ist, welche uͤber den Siebbeinen liegen, und diese Beine ausmachen. Es pflegt sich auch in das vordre Fach der Siebfaͤcher der Stirnsinus zu oͤffnen, und sich durch dessen Ausgang CASSERIUS t. 18. p. 117. WINSLOW n. 202. BUDAEUS. n. 12. 16. in den obern Nasengang auszuleeren. Folglich wird seine vordere Flaͤche von diesen Stirn- knochen, und von dem Traͤnenknochen gebildet. Die Hinterflaͤche bekoͤmmt vom vordern Fortsazze des Gaumenknochens BERTIN T. II. p. 120. 204. IANKE de oss. cap. c. XII. WINSLOW. n. 249. MONRO. p. 112. verschlossene Faͤcher, und es ge- schieht an dieser Stelle nicht selten, daß der Gaumen- knochen mit dem schwammigen Knochen gaͤnzlich zusam- men waͤchst BERTIN. IANKE. Die innere Flaͤche siehet nach der Nasenscheidewand und es ragt Le premier Cornet. BER- TIN 117. La face interne WINS- LOW. n. 248. Ein andres knochi- ges Schuppchen AURIVILLI. p. 13. Supremum os turpinatum MOR- GAGN. adv. VI. t. 2. f. 3. 9. 9. eine rauhe, gegitterte Platte wie eine Keilmuskel ALBIN. t. 4. f. 1. m. BOEH- MER. t. 4. f. 6. i. i. TARIN. T. 5. oo. oo. Icon. nost. f. 4. , in dieselbe vor. E e 5 Die Der Geruch. XIV. Buch. Die untere Flaͤche ist so duͤnne, als Papier, und aus ihr laͤuft das folgende schwammige Bein, das gemei- niglich das obere heißt, fort. Die aͤussere Flaͤche ist groͤstentheils flach, ziemlich vier- ekkig ALBIN. t. 5. f. 3. t. 4. f. 10. SUE tab. 8. f. 4. BERTIN T. II. p. 116. , und erscheint in der Augenhoͤle; man hat die- sen Theil so wohl vormals, als ohnlaͤngst fuͤr einen be- sondern flachen Knochen CORVINUS de organ. olfact. p. 17. gehalten. Da er kuͤrzer, als die Siebfaͤcher ist, so wird dasjenige, welches vorne vom flachen Knochen nicht vollendet wird, vom Traͤnenkno- chen ausgefuͤllt WINSLOW. n. 249. ROSEN p. 11. Icon. nost. f. 1. Warum leugnet es RUPPERT de membr. pinuit. p. 15? , und haͤngt oft so feste daran, daß man es fuͤr einen Theil des Siebknochens mit gezaͤlt hat MOMROO of the bones. p. 113. INGRASSIAS p. 105. . Es oͤffnen sich die vordern Faͤcher in den zweeten Na- sengang Von einem einzigen Icon. nost. f. 2. D. zwischen der nieder- steigenden Platte des mittlern Schwammknochens und dem zu- gespizzten Theile. add. BUDAEUS n. 15 , die hintern in den obersten und dessen hin- tern Winkel Icon. nost. f. 1. BUDAEUS n. 15. , und zwar mit runden, und oft schie- fen Eingaͤngen. Aus dem flachen Knochen BOEHMER. t. 4. f. 5. 6. PETIT tab. 12. f. 1. E. E. SUE. t. 8. f. 3. 4. 5. 6. , bisweilen auch aus dem hintern Stuͤkke der siebfoͤrmigen Platte BOEHMER ib. wachsen knochige Platten hervor Idem ib. ALBIN. t. 4. f. 4. D. E. , welche sich in einen dreiekki- gen Knochen verwandeln Id. ib. und fig. 7. SUE. , der zum Theil ein wenig erhaben, zum Theil ein wenig hol ist, und sich durch drei Fortsaͤzze vervielfaͤltigt SUE. IANKE. p. XI. ; die flachen inwendigen Seiten desselben machen den grossen Schlund des Keilsinus aus BOEHMER. f. 7. SUE p. 93. BERTIN mem. de l’acad. 1744. p. 298. 300. AURIVILLIUS. p. 18. , und sie haͤngen mit der vorragenden vordern Graͤte dieses I. Abschnitt. Werkzeug. dieses Knochens zusammen BOEHMER. ib. BERTIN osteol. T. II. p. 100. mem. de l’a- cad. 1744. p. 299. AURIVILLIUS p. 17. ALBIN t. 5. f. 2. 6. CHE- SELDEN. t. 8. f. 8. . Andre beruͤmte Maͤnner sehen es lieber, daß man sie vor besondre Knoͤchgen an- sieht, und ihnen den Namen der Keilhoͤrner giebt DUVERNEY posthm. p. 219. BERTIN mem. de l’acad. 1744. p. 295. SUE. IANKE. p. X. XI. CASSEBOHM. BOEHMER. AU- RIVILL. p. 18. , ob sie gleich mit den Jahren mit diesem Knochen PALFYN anat. chir. p. 74. AURIVILL. p. 18. bei dem Sieb- beine SCHAARSCHMIDT osteol. tab p. 35. der ber. MONTAGNAT leugnet, daß es verschiedne Kno- chen sind, Lettre a M. BERTIN. p. 34. MOSOA del Paria. T. II. p. 10. sagt, er habe einen Menschen gesehen, der die Nasenspizze bewe- gen konnte. Der vort. ALBIN unterscheidet von den Siebfaͤchern fuͤnf obere Faͤcher, die untern haͤt- ten keine gewisse Anzal, scelet. p. 166. Zur Geschichte dieser Faͤcher ziehe man uͤberhaupt den beruͤmten WALTHER zu der ohnlaͤngst her- ausgegebnen Osteographie zu Ra- the. pag. 105. 106. 142. 144. Er sagt vom Keilhorne, es sei biswei- len ein eigner Knochen, welcher den Keilsinus bilde; ein andermal sei es ein Theil vom Keilknoche: oft sei es ein Theil des Siebknochens, niemals aber ein Theil des Gau- mens pag. 110. Selten haͤnge es am hintern Theile des Jrrganges (des Knochens, der die Siebfaͤcher enthaͤlt) feste; bisweilen babe es viel Wurzeln, die am Keilknochen und den Siebtheilen saͤssen. Idem. und bisweilen mit dem Gaumenknochen AURIVILL. p. 18. zusammenwach- sen. Blos in diesem Knochen allein befindet sich ent- weder der Eingang des Keilsinus Mem. de l’Acad. 1744. 298. IANKE. pag. XI. not. nost. 2. LIEUTAUD. p. 250. AURIVILL. p. 17. , oder doch wenig- stens ein Theil dieses Einganges. Casserins Unter den Namen kleiner Flaschen, die inwendig hol sind, t. 6. f. 6. nach AURIVILLII Er- innerung. zeichnet abgebrochne, und mit dem Keilknochen zusammengewachsene Partikelgen. Wenn die Hirnschale noch ganz, und dieser Knochen noch nicht entbloͤßt ist, so erscheint derselbe in der Gestalt einer einfachen, oder gedoppelten Muschel, welche sich von dem oͤbersten Horne des Siebbeins gegen den Keilsinus zu erstrekkt TARIN. T. VII. f. 1. 6. Icon. nost. f. 3. . Hiervon ist man nur vor kurzem unterrichtet worden, ob man gleich diejenige schwammige Knochen vor- laͤngst Der Geruch. XIV. Buch. laͤngst gekannt hat, welche man gemeiniglich die obern nennt Vom FALLOPIUS. , und welche billig uͤberhaupt die Mittlern heissen sollten, und sie sind der Keilmuschel nicht unaͤnlich Concha superior WINS- LOW. n. 250. . Es steigen selbige naͤmlich von dem faͤchrigen Theile Ic. nost. 1. ALBIN T. 5. f. 1. T. 4. f. 1. des Siebbeins, diesseits den oͤbersten Schwammknochen herab BERTIN osteol. T. II. 117. , bestehen aus einer langen und zarten Platte, und ragen Mit Membranen COWPER bein DRAKE t. 17. f. 4. I. I. Ic. nost. 3. Entbloͤste Knochen TA- RIN. T. 7. f. 1. T. 5. Ic. nost. 1. vom Traͤnenknochen, bis zum Eintritte der Staͤmme der Nasenschlagadern weit in die Nase her- vor. Vorwerts zeigt sich ein dergleichen zugespizzter stumpfer Knochen TARIN t. 7. f. 1. Ic. nost. ALBIN. t. 4. f. 3. , hinterwerts aber verlaͤngert er sich mit einem spizzen Ende TARIN. t. 7. f. 1. Ic. nost. 1. ALBIN. l. c. gegen den Keilsinus zu, und dieses Ende wird von dem rauhen Striche des Gau- menknochens ALBIN. t. 4. f. 2. getragen. Der vordere Theil ist dikke, rauh AURIVILLIUS. p. 13. Icon. nost. t. ALBIN. t. 4. f. 1. , gegittert. Der hintere hingegen zart, und ein- werts und oberwerts erhaben gebogen, abwerts aber und vorwerts hol. Die untere Schaͤrfe bestreicht eine Fur- che zu Gefaͤssen Ic. nost. 1. ALBIN. l. c. . Gemeiniglich ist dasjenige eine Grube, was ein beruͤmter Zergliedrer als einen besondern Sinus beschrieben hat SANTORIN. p. 89. . Endlich fuͤhrt derselbe aus dem vordern Theile des Jrrganges DUVERNEY. p. 216. Der es hakigt nennt. HUNAULD. mem. de l’acad. 1730. BERTIN. p. 118. TARIN. t. 7. f. 1. ad. e. Ic. nost. 1. und not. 8. BUDAEUS. n. 23. , eine Knochenplatte von verschiedner Fi- gur auf, die zart, zerbrechlich, und besser an einer un- verlezzten Nase, als an den angeloͤßten Knochenwerke zu erkennen ist; sie steigt schief und ruͤkkwerts herab, und laͤuft vor dem Kiefersinus, davon sie einen Theil schließt, zur aufsteigenden Platte des untern Schwammknochens hernie- I. Abschnitt. Werkzeug. hernieder, und vereinigt sich mit derselben p. 136. . Jch ha- be diese Platte zweispaltig gesehen, indem der Kiefersinus zwischen diesen auseinander weichenden Theilen seinen Eingang hatte Not. nost. 8. Jch habe dazwischen einen Mem- branstrich; und einen eignen langen, und schmalen Kno- chen gefunden Vielleicht sind es die ossa turbinata minora COWPER beim DRAKE. l. c. §. 8. Die untersten Schwammknochen Conchae inferiores WINS- LOW. n. 435. Cornets inferieurs BERTIN. p. 189. . Sie werden von den meisten Schriftstellern fuͤr be- sondre Knochen gehalten, sind ebenfals der Keilmuschel wie die bereits gedachte, aͤnlich, und liegen uͤbrigens un- terhalb denselben TARIN tab. 7. f. 1. i. h. tab. nost. f. 1. ALBIN. t. 4. f. 1. , sind laͤnger und vorne spizzig, so- wohl wo sie auf der rauhen Linie des Kieferknochens BERTIN. p. 192. ALBIN. ib. conf. Ic. f. 2. WINSLOW n. 441. sizzen, als hinterwerts, wo sie mit einem laͤngern Schna- bel TARIN. t. 7. f. 1. a. d. L. Ic. nost. 1. auf der rauhen Linie des Gaumenknochens auflie- gen BERTIN. n. 192. ALBIN. ib. conf. cum f. 2. WINSLOW. n. 441. , mit welcher sie bisweilen zusammen wachsen Daher rechnet SANTO- RIN, p. 88. den ganzen untersten Schwammknochen zum Gaumen- knochen. . Hinter diesem gleichsam knochigen Kerne, habe ich einen weichen membranoͤsem Fortsazz, wie das Halszaͤpfchen ge- stalt, ruͤkkwerts laufen gesehen COWPER beim DRAKE. t. 17. f. 4. 5. . Seine obere Flaͤche ist rauh, gegittert, und schwammig Ic. nost. u. f. von untenher wie inwendig gestaltet, von aussen duͤnner wie eine Keilmuschel hol, aber dennoch ein wenig rauh BERTIN p. 190. SUE. f. 9. tab. 10. . Es ist fast die ganze Laͤnge rauh, hinten aber hat sie eine Furche zu Gefaͤssen, und hier zeigt sich eine Schlagader Icon. nost. . Die Lage ist nicht allezeit dieselbe, Der Geruch. XIV. Buch. dieselbe, und es liegen diese Knochen bisweilen tiefer, ein andermal naͤhern sie sich der Scheidewand mehr, und ha- ben andre Verhaͤltnisse gegen einander Mem. de chirurg. T. II. p. 179. 180. . Aufwerts gegen diesen Knochen, gegen dem Kiefer- sinus zu, waͤchst ein breiter und kurzer Fortsazz schief heraus, welcher demjenigen Fortgange begegnet, wovon eben die Rede gewesen; er laͤuft von dem zugespizzten mitt- lern Knochen BERTIN p. 119. 190. TA. RIN t. XI. f. 13 4. c. tab. 7. f. 1. ad. d. PETIT. l. c. pag. 77. 78. AURIVILL. p. 18. BAGET. p. 106. ALBIN t. 4. f. 1. 11. M. Syllab. part. corp. hum. t. 5. f. 6. 76. BUDAEUS. n. 23. herab, und ist mit demselben, wie wir gesagt haben, oft genug vereinigt. Sein vordrer oder aͤnlicher Theil ist der Fortsazz, den er aufwerts herauf treibt, und ich habe gesehen, wie derselbe mit dem ab- steigenden Haken des Traͤnenknochens MONRO. p. 146. WINS- LOW. LIEUTAUD. p. 58. HEN- SING. Daher rechnet es zum Siebknochen I. B. Cephalatom. p. 368. zusammenge- wachsen war, und mit selbigen den Nasenkanal ausmach- te MONRO. p. 146. WINS- LOW. n. 442. BAGET. p. 106. BERTIN. l. c. p. 190. 192. TA- RIN. l. c. b. t. XI. tab. 7. zwischen G. vorwerts, und K. Ico. nost. f. 1. ALBIN. t. 4. f. 1. AURIVIL- LIUS. p. 14. SCHAARSCHMIDT p. 45. Syllab. Russ. I. c. pag. 73. HENSING de oss. apoph. p. 15. Vielleicht COWPER. T. 17. f. 5. A. . Andre haben mehr knochige Blaͤtter gesehen DUVERNEY. p. 220. . Endlich entspringt noch vom aͤussern Rande ein drit- ter, breiter, und zum Theil gegitterter Fortsazz, der nach hinten zu liegt; er laͤuft einwerts herab, macht mit den vorhergehenden eine Hoͤle aus, bildet einen grossen Theil von dem Eingange des Kiefersinus, und traͤgt den zuge- spizten Knochen WINSLOW. n. 441. BER- TIN p. 191. MONRO. pag. 146. PETIT. p. 78. BAGET. p. 104. SUE t. 10. f. 9. c. ALBIN. ibid. SCHAARSCHMIDT. p. 45. Syllab. Russ. t. 5. f. 3. 77 . Und da dieser bei den so genann- ten rauhen Linien nur ganz leicht befestigt ist, so dient er nur zu einem schwachen Schuzze seines Postens BERTIN. p. 193. 194. . Er I. Abschnitt. Werkzeug. Er beschreibt den untersten Nasengang Mit den Membranen COW- PER tab. 17. f. 4. K. f 5. A. B. ob es gleich das obere genannt wird. Tab. nost. 4. , wie auch einen Theil des highmorischen Sinus (Schleimhoͤle des obern Kinnbakkenknochens). §. 9. Die Scheidewand der Nase. Es zeiget sich zu beiden Seiten aus dem Knochen des obern Kinnbakkens, wo dieser mit seinem Nebenknochen zusammengrenzt, ein rauher Rand ALBIN. tab. 4. f. 1. 2. 3. PALFYN. tab. 1. f. 1. t. 2. f. 1. , welcher mit einem aͤnlichen Rande seines Wechselknochens eine Spalte macht. Dergleichen Spalte steiget auch von beiden Gaumenkno- chen herauf. Jn diese Spalte senket sich die laͤngste Seite der Pflugschaar herab BERTIN. p. 186. WINS- LOW. n. 430. ALBIN. t. 3. f. 3. , deren zwo Platten daselbst zusam- mengewachsen sind BERTIN. p. 184. . Jhre Schneide ist in der Mit- te, und die Seiten sinken herab MONRO. f. 3. Z. Dieser Knochen hat gemeiniglich die Figur eines Rhombus, er besteht aus zwo Platten, welche sich ein- ander hoͤchst aͤnlich sind, sie vereinigen sich sowohl an obern als untersten Rande mit einander, und weichen in der uͤbrigen Breite von einander ab BERTIN. p. 184. NESBIT. p. 94. ALBIN. oss. fet. f. 41. Syl- lab. Russ. tab. 5. f. 28. MONRO. Edimb. Ess. T. V. P. I. pag. 221. tab. 2. f. 2. d. e. . Bisweilen sieht man ihr knochiges Wesen unterbrochen, und es ist nur eine entbloͤßte Membran allein noch uͤbrig Syllab. Russ. f. 2. 8. . Man hat auch Exempel, da die ganze Pflugschaar durchbort ist, und sich die rechte Nase in die linke oͤffnet Not nostr. 13. . Die hintere Seite ist wie ein Ziegenfuß BERTIN. p. 186. WINS- LOW. n. 428. ALBIN. t. 3. f. 3. SUE tab. 10. f. 13. E. MONRO. f. 2. und 3. gespal- ten, und sie steiget von der Gegend des Keilsinus vor- werts Der Geruch. XIV. Buch. werts hernieder. Dieser Ziegenfuß nimmt die Graͤte des keilfoͤrmigen Knochens in sich EUSTACHIUS zeichnet es jederzeit mit dem Keilknochen in Verbindung, t. 46. f. 11. 13. 16. . Die obere kurze Seite ist mit der untern Flaͤche der Siebscheidewand zusammengewachsen Icon. nostr. , und macht mit derselben ALBIN. ib. die Nasenscheidewand aus. Die vordre Seite verwandelt sich von der Schaͤrfe zu einem Knorpel WINSLOW. n. 429. Icon. nost. CASSERIUS schreibt sich die- ses, als seine eigne Entdekkung zu c. 10. Wird in Alten zu Knochen RUYSCH Ep. VIII. p. 9. , welche wie ich gesagt habe, von der Mitte der Siebplatte, und von der innern Flaͤche der Nasenknochen herab laͤuft. Solchergestalt bildet die Natur diese Scheidewand, theils aus Knorpel WINSLOW. n. 429. Icon. nost. CASSERIUS schreibt sich die- ses, als seine eigne Entdekkung zu c. 10. Wird in Alten zu Knochen RUYSCH Ep. VIII. p. 9. , theils aus Knochen, und sie theilt dadurch die Hoͤlung der Nase in zween Theile ab Icon. nostr. . Man hat vorgegeben, daß diese Scheidewand oͤfters die Nase in zween schiefe Theile theile DUVERNEY posth. p. 214. BERTIN. p. 114. 187. MONRO. QUELMALZ de septi nari. curvat. welcher allerlei Ursachen anfuͤhrt. Von der Pflugschaar, SCHNEI- DER catarrh. L. VI. p. 373. . Jch habe ge- sehen, daß der rechte Gang der Nase schmaͤler war, in- dem die Scheidewand erhaben war; ich habe eben dieses am linken wahrgenommen. Bei dergleichen Menschen findet die Luft in einen der beiden Nasenloͤcher keinen freien Durchgang, und sie leiten oͤfters Schnuppen GUNZ memoir. des Savans etrangers T. I. ib. p. 290. . Gunz sagt, daß sie sich gemeiniglich links neigen Id. ib. p. 288. , doch ich habe es in der That anders befunden. §. 10. Die Schleimsinus. Die Stirnhoͤlungen. Es ist das untere Ende des Stirnknochens, welches mit der Nase und dem Siebknochen zusammenhaͤngt, ganz und gar in Faͤchergen ausgehoͤlt, welche gleichsam ein An- I. Abschnitt. Werkzeug. Anhaͤngsel der Nase sind. Es laufen einige darunter, mit den darunter liegenden Siebhoͤlungen, in eins zusam- men p. 133. , von andern glaubt man, daß sie dem Stirn- knochen eigen sind, und dennoch stehen sie auch mit den siebfoͤrmigen in Verbindung, sie nehmen einen grossen Theil derjenigen Breite ein, welcher sich uͤber der Nase befindet, so wie einen Theil uͤber der Augenhoͤle, so daß dieser Bau uͤberhaupt in todten Koͤrpern eine grosse Ver- schiedenheit hat, und bald die ganze Breite der Augen- hoͤle AURIVILLIUS pag. 15. RUYSCH an einem Riesenmaͤdchen. , bald die halbe voller Faͤcher ALBIN. t. 3. f. 1. 2. Auch groͤsser TARIN. t. 6. kleiner REI- NINGER. n. 5. , und bald die- ser ganze Knochen feste ist MONRO. pag. 83. BIER- LING advers. p. 55. WINSLOW. n. 203. PALFYN. ex edit. BOU- DOU p. 109. KERKRING obs. 63. HIGHMOR. p. 203. SUE t. 9. BUDAEUS. n. 9. Daß es selten sei ALBIN. adnot. L. I. c. 11. , wie in der Frucht FALLOPIUS. INGRASSIAS. BERTIN. p. 11. MONRO. p. 84. , und an der Hirnschale eines erwachsenen Menschen, die ich eben vor mir liegen habe. Doch es folgen auch die Schei- dewaͤnde dieser Hoͤle keiner Regel, und es ist so wohl ihre Stellung als Anzal in den verschiednen Koͤrpern verschie- den, und bald ist der Sinus einfach, bald die Scheide- wand mit der Laͤnge des Sinus parallel, und gemeinig- lich unvollkommen LIEUTAUD. p. 25. , und sie theilt sich in das vordere und hintere Stuͤkk ab, welches auf der Augenhoͤle auf- liegt; bald sind wieder viele Scheidewaͤnde da DUVERNEY posthum. p. 220. . Sol- chergestalt hat man bald zween Sinus, einen rechten und linken, sie sind aber gemeiniglich ausser der Mitte ungleich getheilt MONRO. pag. 83. WINS- LOW. n. 202. AURIVILL. p. 16. REININGER. n. 7. SCHNEIDER demonstr. osteol. pag. 57. Nicht selten ist der linke Sinus groͤsser, MORGAGN. p. 38. : bald trift man drei AURIVILL. l. c. BUDAEUS. , vier MORGAGN. advers. 1. p. 38. und meh- rere an MONRO. p. 84. CHESEL- DEN. c. 1. SUE p. 94. BUDAEUS. p. 7. n. 8. : und endlich findet man auch nur einen einzi- gen H. Phisiol. 5. B. F f Der Geruch. XIV. Buch. gen Sinus, der durch eine unvollkommne Scheidewand BUDAEUS. n. 8. BERTIN. p. 11. WINSLOW. n. 202. le CLERC. p. 35. Eins zaͤlt MAR- CHETT. pag. 103. SCHNEIDER crib. p. 126. HIGHMOR. t. 15. f. 1. t. 6. f. 3. unterschieden wird. Endlich oͤffnet sich der Eingang dieser Sinuum, auf jeder Seite einer, gemeiniglich in das vorderfte Siebfach BERTIN. p. 12. BUDAEUS n. 12. , und er stehet mit diesem in demjenigen Winkel offen, welcher mitten zwischen dem Traͤnenknochen PALFYN. T. I. f. 1. MON- RO. p. 84. BUDAEUS. n. 11. , und dem schwammigen Knochen liegt, woraus also ein schiefer Schlupfwinkel wird, der in den mittelsten Nasengang fuͤhrt. Er steigt schief, und ruͤkkwerts hernieder. Es giebt Faͤlle, wo dieser Ausfuͤhrungsgang in zween Theile gespalten, oder gedoppelt ist, indem er sich in zwei Sieb- faͤcher eroͤffnet BERTIN. p. 12. BUDAEUS n. 11. . Es giebt aber auch Koͤrper, wo nur ein einziger Eingang, und einer von beiden Sinus blind ist le CLERC. . Die vordre Platte des Knochens, welche den Sinus verschließt, hat eine lokkre Knochensubstanz; wie an der Hirnschale bekannt ist ( diploe ) GAGLIARDI. L. I. tr. 15. e. 4. c. 2. obs. 1. MORGAGN. adv. VI. p. 116. BUDAEUS. p. 6. n. 8. zwischen den Platten naͤmlich der glaͤsernen Platte. Er hat es auch an der vordern Platte gesehen, da die Diploe hinterwerts lag, CORVINUS organ. olf. p. 21. , die hintere und duͤnnere Knochentafel hat hingegen schwerlich dergleichen diploe. Ueberhaupt entspringen diese Sinus IANKE de cavit. cran. und uͤbrigen Faͤcher der Nasen und Zizzenfortsazze aus den er- weiterten Faͤchern Man solte fast glauben, daß diese Faͤcher aus der Thaͤtig- keit des Runzlers der Augenbranen des hohen und andrer Muskeln ent- stehen, welche die aͤussere Platte von der innern wegziehen. . Man findet in den meisten vierfuͤßigen Thieren Jm grossen Luchse, die Pa- riser, Kazzenparder. Die Pariser, im Zibeththiere sind sechs Sinus, dieselben, im Koatimodi diesel- ben, Kalbe, WILLIS anat. cerebr. f. 6. , oder gar in allen dergleichen Sinus, welche vorlaͤngst, wenig- I. Abschnitt. Werkzeug. wenigstens vor dem Jakob Berengarius p. CCCCX. CCCCXIV. , und nach- her fast allen Zergliederern bekannt waren Der ber. STEPHAN. p. 250. VESAL. p. 51. 63. L. I. c. 6. f. 6. 7. c. 12. f. 4. FALLOPIUS de ossib. INGRASSIAS. u. f. . Und dennoch fehlt es nicht an Maͤnnern, die allen Ruhm ver- dienen, und dennoch nichts davon gewußt zu haben scheinen La MOTTE obs. 145. . §. 11. Die Schleimhoͤlen des Keilknochens. Es ist der so genannte vielfache Knochen, eben so wie der Stirnknochen in der Frucht feste, und im erwachsnen Menschen BERTIER. p. 101. u. f. zu einer grossen Vertiefung ausgehoͤlt. Die- se Hoͤlung befindet sich in der gesammten Mitte desjeni- gen Knochens IANKE. pag. IX. ALBIN. T. 3. f. 3. tab. 4. f. 1. 2. in dem- selben allein, TARIN tab. 7. f. 2. 3. VINK. T. IV. f. 1. , welchen man mit dem Tuͤrkensattel vergleicht, ferner mitten unter der erhabnen Stelle, wie auch innerhalb den Seiten, welche von hier gegen die Fluͤgel herablaufen, und endlich unter denjenigen Fortsazze, welcher zwischen den vordern Sattelfortsaͤzzen, und unter den Augenloͤchern Icon. nost. 3. 4. BAGET. p. 74. PALFYN t. 1. f. 1. P. WINSLOW. n. 236. auch einzig und allein vor dem Sattel hat sie gesehen, und sezzt sie MORGAGN. adv. I. p. 38. adv. VI. p. 110. und BUDAEUS. n 19. Vorwerts sind diese Sinus erstlich im Kinde sicht- bar. IANKE. p. IX. AURIVILL. p. 18. 19. BU- DAEUS. n 18. ALBIN. liegt, wie auch unter der Graͤte, welche von den vielfachen Knochen zum Siebknochen fort- laͤuft, oberhalb derjenigen Erhabenheit, welche sich vor dem Keilsinus, und hinter dem Sattel befindet; endlich zeigt sie sich noch in dem keilfoͤrmigen Fortsazze, welcher sich bis zum Knochen des Hinterhaupts erstrekkt Icon. nost. I. 4. ALBIN. de ossib. n. 39. AURIVILL. p. 18. . Der Schlupfwinkel, welcher in dem kleinen Fluͤgel dieses Kno- chens ausgehoͤlt ist, und sich, wie es mir vorkoͤmmt in den groͤssern Sinus zu oͤffnen scheint, scheint einzeln und F f 2 blind f. 6. COLLINS p. 961. Schafe, PALFYN. SYLV. Isag. pag. 73. Pferde, Ebendas. La fosse de la Morve. Der Geruch. XIV. Buch. blind in demjenigen Koͤrper gewesen zu sein, den der be- ruͤmte Bertin II. p. 363. beschrieben. Es ist dieser Sinus entweder einfach BUDAEUS n. 18. WINS- LOW. n. 236. CHESELDEN, MORGAGN. l. c. REININGER. VIEUSSENS. pag. 9. Einer, bis- weilen zween, VIEUSSENS. p. 9. , oder durch eine Scheidewand Icon. nost. 3. PALFYN. t. 3. f. 3. BERTIN. p 102. BUDAEUS. CHESELDEN tab 8. f. 31. , wie es oͤfters zu geschehen pflegt, doch gemeiniglich in ungleiche Raͤume abgetheilt MONRO. p. 23. AURIVIL- LIUS. p. 16. BERTIN. pag. 102. BUDAEUS n. 18. WINSLOW. n. 236. CHESELDEN tab. 8. f. 7. SUE tab. 8. f. 2. TARIN. tab. 9. f. 1. daß der linke allezeit groͤsser sei, ROLFINK. , und alsdenn hat man einen rechten und linken Sinus. Ein jeder derselben bekoͤmmt ausserdem noch sehr oft von un- vollkommnen Waͤnden allerlei Verschlaͤge BAGET p. 74. Der rechte gleichsam gedoppelt, SCHNEIDER de catarrh. p. 210. . Er ist auf allen Seiten blind, und einzig und allein vorne zu, mit einem breiten, und unfoͤrmlichen Eingan- ge PALFYN T. 2. H. H. f. 3. M. M. SUE tab 8. f. 2. am entbloͤßten Knochen geoͤffnet, doch es schliesset das anschliessende Horn des Siebbeins AURIVILL. p. 18. BOEH- MER t. 4. f. 1. BERTIN. p. 102. ALBIN. T. 5. f. 2. 6. CHESEL- DEN tab. 8. f. 8. ein grosses Stuͤkk von oben, und ein unteres Stuͤkk der hintere auf- steigende Fortsazz des Gaumenknochens zu, so wie eine Membran den uͤbrigen Theil bildet. Man findet Koͤrper, wo der ganze Eingang im Horne angetroffen wird p. 134. . Es ist dieser Eingang Ic. nost. fig. 1. g. f. 3. K. auf beiden Seiten einfach, rundlich, vorwerts und abwerts ein wenig offen, er oͤff- net sich nicht vollkommen im oͤbersten Theile des Sinus, unter dem hintersten Siebfache, und laͤuft in den Winkel des oͤbersten Nasenganges, welcher sich zwischen diesem Sieb- fache und zwischen dem untersten Horne befindet. Einige Schriftsteller bezeugen BUDAEUS n. 22. INGRAS- SIAS. pag. 93. REININGER. SCHNEIDER u. f. , daß auch ganz und gar kein Eingang vorhanden gewesen. Nicht BERTIN. p. 102. 204. BU- DAEUS. n. 17. MONRO. p. 123. AURIVILL. p. 19. IANKE p. IX. WINSLOW. n. 320. I. Abschnitt. Werkzeug. Nicht gar zu selten fuͤhren einige Loͤcher auch von der Hoͤle der Hirnschale, wo diese sich nach dem Gehirn zu kehrt, in diesen Sinus hinein Not. nost. 11. I. Ber. Carp. p. CCCCXL. Iac. SYLV. Vesan. calumn. depuls. p. 11. A. LAU- RENT. hist. p. 77. BUDAEUS. n. 22. CHARRIERE. p. 117. , und diese Loͤcher lassen Gefaͤsse durch. Bisweilen mangelt der ganze Sinus uͤberhaupt Icon. nost. not. 11. INGRAS- SIAS. pag. 98. SCHNEIDER. l. c. VATER mus. pag. 9. WINSLOW. n. 236. Iourn. de medec. 1757. Dec. BUDAEUS n. 20. sehr oft RIOLAN enchir. p. 19. 20. anthrop. p. 470. CHESELDEN. MONRO. n. 123. MORGAGN. l. c. le CLERC. p. 74. voll von schwaminiger Materie, BORGARUCCI. p. 361. Daß Och- sen und Schafe dergleichen Sinus nicht haben G. CUNEUS. n. 16. und die Thiere uͤberhaupt, VIEUS- SENS. p. 9. doch sind welche im Pferde, BOURGELAT hippiatr. T. II. P. 2. p. 256. SCHNEIDER. p. 211. und im Ochsen derselbe. , wie am Pigmaͤen TYSON. . Schon vorlaͤngst waren die Schleimhoͤlen im Keil- knochen, sowol dem Vesal L. IV. c. 3. u. f. , als Jakob Sylvius Calumn depuls. , Fallopius Obs. et de oss. und allen Zergliederern ihres Jahrhun- derts bekannt, und folglich sind sie keine Erfindung des guten Ruysch ERNDL. scheibt die Entdek- kung diesem ber. Manne zu. It. angl. p. 85. , der keines fremden Ruhmes beduͤrf- tig ist. §. 12. Die Sinus des Kinnbakkens TARIN tab. 6. COWPER. HIGHMOR. Es ist was sehr selt- nes, daß keiner gewesen, MOR- GAGN. Adv. I. p. 38. BUDAEUS n. 25. . Selbst in der Frucht sind schon die Anfaͤnge des Si- nus des Kinnbakkens deutlich zu sehen IANKE. p. XIII. ALBIN. f. 29. NESBIT. pag. 90. er wird zuerst gebildet, ZIMMERMANN physiol. p. 334. , ob sie gleich kleiner sind IANKE puer septenn. oss. max. I. p. 40. , und es wird dadurch die ganze hintere Erhabenheit dieses gleichnamigen Knochens dergestalt weitlaͤuftig ausgehoͤlt, daß diese Schleimhoͤle unter allen Schleimhoͤlen die geraͤumigste ist Icon. nost. f. 2. 3. u. f. . Auf ihr liegt die F f 3 Au- Der Geruch. XIV. Buch. Augenhoͤle, und unter ihr fast alle Bakkenzaͤhne deren Kanaͤle wie Huͤgelchen in den Sinus vorragen MONRO. BUDAEUS. n. 23. HIGHMOR. Sie dringen auch bis in den Sinus durch T. II. p. 168. . Es ist dieses eine alte Sache VESALIUS L. I. c. 4. f. 1. EUSTACHIUS. t. 47. f. 6. 7. FALLOP. de oss. INGRASSIAS p. 97. CASSERIUS t. 5. f. 2. 3. , und man hat den Sinus im Kieferknochen nicht dem Highmor zuzuschreiben, ob dieser gleich von der Krankheit dieses Sinus nuͤzzliche Er- innerungen gethan hat Tab. 16. f. 1. 2. 3. p. 226. Dergleichen neuere Historien fin- den sich hie und da, COLLINS p. 212. PLATER program. 1734. ZELLER de morb. ex strict. gland. Ess. of a Societ. at Edimb. V. p. 403. u. f. . Es ist sein hintrer Theil glatt, und es wird der vor- dre Theil durch unvollkommne Scheidewaͤnde F. nost. 2. Das der ganze Sinus getheilt gewesen, HIGH- MOR. t. 15. f. 2. t. 16. f. 2. BU- DAEUS pag. 23. PALFYN. anat. chir. p. 91. Viele Faͤcher sahe le CLERC. pag. 96. DUVERNEY. p. 220. in klei- ne Kanaͤle getheilt BERTIN. T. II. p. 170. . Er hat, wenigstens an den Hirnscheideln, welche ich besizze, zween Ausgaͤnge. Der erste ist ein unfoͤrmliches Loch Idem ibid. MONRO. P. 138. ALBIN. t. 4. f. 1. 2. 8. COWPER beim DRAKE. p. 18. f. 1. 2. SUE T. 10. f. 4. , womit er sich unten in den Nasengang oͤffnet WINSLOW. n. 280. Icon. nost. , und diese Oefnung wird von der niedersteigenden Platte des mittlern Schwammknochens, wie ein rundes Loch verengert BERTIN. p. 169. 170. IAN- KE. p. XII. BUDAEUS n. 23. , wozu auch die zwo Platten des untersten Schwammknochens, der vordre Fortsazz des Gaumen- knochens DUVERNEY. p. 218. MON- RO p. 138. IANKE. p. XIII. EU- STACHIUS. T. 47. f. 6. 7. , und der Traͤnenknochen das ihrige mit bei- tragen, indem diese Platten, nebst einem Stuͤkke der Membran MONRO. BUDAEUS n. 26. den groͤßten Theil dieses Ausganges besez- zen Zwei oͤcher behaupten, MONRO. COWPER beim DRAKE t. 17. f. 6. CORVINUS mehrere WINSLOW. n. 281. . Jch habe eben denjenigen Kopf vor mir liegen, nach I. Abschnitt. Werkzeug. nach welchem ich mein Kupfer habe zeichnen lassen F. I. bei t. Nicht groͤsser als eine Schreibefeder, BERTIN. p. 170. oder Rabenfeder MONRO. . Es liegt dieser Ausgang an den Vordertheilen derjenigen Platte, welche von dem untersten zugespizzten Knochen nach dem Traͤnenknochen hinaufsteigt Nach der Note m. des AU- RIVILLIUS p. 21. . Hiernaͤchst nenne ich diejenige Hoͤlung dieses Sinus Icon. nost. II. K. K. not g. , die dennoch nicht voͤllig unbekannt, laͤnglich ist Vergl. mit diesem den ber. AURIVILL. p. 21. DEMICELLU- LES BERTIN. T. II. p. 179. und unterhalb dem innern Theile der Augenhoͤle liegt, das Anhaͤngsel. Es ist diese Hoͤlung inwendig ge- faͤchert, und verbindet sich f. 2. V. fast an der Mitte des un- tersten Schwammknochens, ein wenig hinter dem Aus- gange des Traͤnenknochens mit dem Kiefersinus. Die Waͤnde dieser Hoͤlung macht der Traͤnenknochen, der flache Knochen und die Augenhoͤlenwand des Kiefer- knochens, wie auch die etwas gefaͤcherte Platte, welche den Papierknochen aus einem der Vorderfaͤcher in den un- tersten Schwammknochen herabwirft. Sie haͤngt mit den vordern Siebfaͤchern, und vermittelst derselben mit dem Sinus des Stirnknochens auf das deutlichste zu- sammen, und es koͤnnen sich also diese Schleimhoͤlen in den Kiefersinus ausleren. Budaͤus n. 26. und Aurivill p. 21. nennen dieses den gekruͤmmten Kiefersinus. Tarin zeichnet seinen Ausgang Tab. 6. b. . Dieses ist der Zugang, den der Kiefersinus den Siebfaͤchern darbietet WINSLOW. n. 281. COR- VIN. n. 11. . Dieses ist der Kanal des Vieussens p. 102. 103. , vermittelst dessen der vordere Siebsinus mit dem Kiefersinus Gemeinschaft un- terhaͤlt. Casserius hat auch vorlaͤngst Erwaͤhnung da- von gethan p. 117. 118. Drei Fortsaͤzze des untersten zugespizzten Knochens hat auch der ber. WALTHER ei- nen kleinen Nasenfortsazz, der mit dem Traͤnenknochen verbunden ist: einen . Jch rechne hieher, was ein ber. Mann F f 4 von Der Geruch. XIV. Buch. von dem Ausgange des Nasensakkes, welcher ihm in der That am naͤchsten liegt, und der sich in den Sinus des Highmors oͤffnet, schreibt VATER. Miscel. BEROLIN. contin. III. p. 331. 332. Mus. propr. p. 12. . Endlich ist die untere Wand von dem vordern Loche der Augenhoͤle an, bis zum Ende der Augenhoͤleplatte des Kieferknochens, ganz und gar zu Faͤcher ausgehoͤlt. Es sind selbige in ziemlicher Anzal vorhanden Com. BOERHAV. t. 4. p. 43. n. 5. Not 10. ad iconem. 2. fascic. II. Ic. narium. O. O. O. , wenig tief, doch vorneher groͤsser F. 3. L. L. L. , und da sie Niemand, so viel ich weis, vorher kannte, so habe ich sie die Faͤcher der Augenhoͤle genannt. Es sind selbige von aussen hol, und oͤffnen sich vorwerts in irgend eins der Sieb- faͤcher, von denen naͤmlich, welche zwischen den hinter- sten und vordern mitten inne liegen Der ber. IANKE p. XIII. XIV. Cellules sur le bord du sinus maxillaire. BERTIN. p. 119. . Jn den Thieren ist der Kiefersinus gros, und von einer Menge Scheidewaͤnde abgetheilt GIBSON dis. of the hors. p. 35. La FOSSE de la morve cum ic. . §. 13. Die Schleimmembran. Es hat ein jeder von den bisher beschriebenen Kno- chen sein Knochenhaͤutchen SBARAGL. ocul. et ment. vigil. p. XXXV 1. RUYSCH Epist. VIII. f. 8. an den Gefaͤssen. , und an den Knorpeln seine einen breiten und duͤnnen Kiefer- fortsazz, welcher den Sinus des Highmors bildet, und einen ver- aͤnderlichen Siebfortsazz, der mit dem Haͤkchen des Jrrgartens in Verbindung steht. pag. 150. 151. Der Keilsinus unter dem halben Sattel, und vor demselben ver- laͤngert DUVERNEY. t. 1. Bis- weilen wird selbiger vom Gaumen- knochen gebildet; man hat auch gesehen, daß er sich bis zum gros- sen Loche des Hinterhaupts und oberhalb den fluͤgelfoͤrmigen Fort- saͤzzen erstrekkt ALBIN. scelet. p. 150. Die Spizze des Keilhorns schliesset den gleichnamigen Sinus zu. WALTHER p 109. 110. wel- ches auch der processus orbitarius des Gaumenknochens thut p. 99. Die cellulae orbitariae entstehen von dem aͤussersten Vorderende des Jrrgartens, und vom obern Kiefer- knochen, WALTHER. p. 133. I. Abschnitt. Werkzeug. seine Knorpelhaut. Doch es begiebt sich ausserdem noch Es ist eine, von der Schleim- haut unterschiedene Knochenhaut da, COWPER. t. 18. f. 3. A. B. RUYSCH respons. Epist. VIII. f. 8. auch an den Enden, RUPPERT p. 25. GUNZ will nicht, daß sie sich daselbst von der Knochenhaut absondern lasse, p. 180. und AU- RIVILLIUS. CORVINUS leugnet uͤberhaupt, daß die Schleimmem- bran in den Sinus sich begebe, n. 28. die Haut vom Angesichte zu beiden Seiten in die Nase WINSLOW. n. 334. u f. , und sie veraͤndert ihre Natur allmaͤlich derge- stalt, daß sie, wenn man sie erweicht, markig wird, aber ihre Zaͤhigkeit dennoch beibehaͤlt, doch aber desto duͤnner wird, und einer gemeinen Membran naͤher koͤmmt, nach- dem sie sich weiter von ihrem Ursprunge in die Winkel der Sinuum RUPPERT. p. 24. GUNZ de humor. pag. 180. AURIVILL. p. 29. WINSLOW. n. 336. verbirgt; indessen bleibt sie doch daselbst noch ziemlich dikke, und behaͤlt eine rote Farbe: sie ist aber mitten in der Scheidewand RUPPERT. AURIVILL. p. 28. MORGAGN. adv. VI. p. 114. WINSLOW. n. 336. und bei den zuge- spizzten Knochen RUPPERT. WINSLOW. dikker. Auf ihr liegt ihr Oberhaͤut- chen, sie hat ihr Fadengewebe Idem. l. c. WINSLOW. T. IV. n. 336. , wodurch sie mit der Knochenhaut zusammenhaͤngt. Man sieht auch offenbar an ihr, wenn man sie gleich nicht aussprizzt, eine Men- ge Gefaͤsse. Macerirt schwillt sie auf von dem eingesogenen Was- ser VIEUSSENS. p. 98. , und sie glaͤnzt vom schoͤnsten Purpur, wenn man gefaͤrbten Fischleim in sie sprizzt, welcher sich in die faͤch- rige Raͤume, die unter der Haut liegen, ergiesset. Sie laͤßt sich durch die grosse Menge Schlagadern SBARAGLI an der Nasen- scheidewand, RUYSCH Epist. VIII. t. 9. f. 6. Thes. III. t. 4. f. 5 leicht dergestalt anfuͤllen, daß sie eine der lebhaftesten Roͤthe an sich nimmt. Conrad Victor Schneider De catarrh. L. III. S. II. c. 2. 3. verdiente, nachdem er den alten Jrrthum wiederlegte, daß er dieser Mem- bran seinen Namen beilegen konnte, ob sie gleich unsern F f 5 Vor- Der Geruch. XIV. Buch. Vorfaren nicht unbekannt war, und mit ziemlicher Dikke in der Nase und dem Schlunde, bis zur Zunge, Luft- roͤhren und Schlundkopfe nebst der Kehle fortlaͤuft ORIBAS. p. 268. u. f. . §. 14. Die Druͤsen dieser Schleimhaut. Man findet diese Membran jederzeit sowohl in leben- digen, als todten Thieren feucht SCHNEIDER. L. III. S. II. p. 504. : es schwizzen so gar noch nach dem Todte, wenn man sie mit der Nadel sticht, Id. ibid. pag. 515. an den Fischen. Troͤpfgen heraus, deren viele in einen einzigen Tro- pfen zusammen laufen Idem. p. 513. . Es ist ein Schleim, wie ein Gallert SLEVOGT de gurgul. n. 17. , und von dem ich bereits oben eine Beschrei- bung gegeben habe L. VII. . Man koͤnnte fragen, woher diese Naͤsse komme, in- dem die Druͤsen in der Nase eines Menschen nicht so deutlich zu sehen sind, als man sie hin und wieder in den Kupfern zu zeichnen pflegt le CAT. p. 400. f. 5. BON- HOMME cephal. obs 16. . Erstlich laͤßt es sich leichtlich zeigen, daß die Schlag- adern der Schleimmembran allenthalben ausduͤnsten KAAUW. n. 112. . Schneider leitete den Rozz blos aus den Schlagadern her ROLFINK diss. pag. 1256 1257. , und Stenonius fuͤgte noch die Druͤsen bei. Es erscheinen ferner in der Nase und zwar hin und wie- der in ganzen Haufen an der Nasenscheidewand SANTORIN. p. 90. MOR- GAGN. adv. VI. p. 114. VIEUS- SENS p. 100. 101. RUYSCH ep. VIII. t. 9. f. 7. Blaͤsgen GUNZ de humor. p. 180. , laͤngst der Grundflaͤche derselben, neben dem Vorderende, wie auch in dem innern Theile des mittlern Des untersten SANTORIN. GUNZ. p. 180. und untersten Gan- Vergl. den SANTORINUS p. 91. MORGAGN. advers. VI. p. 114. Daß oft blos Punkte zu sehen sind, PALEYN. Ausgabe BAUD. p. 405. LIEUTAUD leug- net uͤberhaupt die Druͤsen in der Schleimhaut P. 160. SENAC. ess. de phys. neuen Ausgabe. p. 729. I. Abschnitt. Werkzeug. Ganges, und in dem Vordertheile des mittlern Schwamm- knochens Bei den zugespizzten Kno- chen, SANTORIN. Schweisloͤcher. Ob es gleich ferner keine recht grosse Druͤsen giebt, und auch nicht allezeit die kleinen erweislich gemacht wer- den koͤnnen, so siehet man doch bisweilen welche N. STENONIUS glad. oris. p. 105. COLLINS. p. 868. WINS- LOW. n. 337. BOERHAAVE de fabric. gland. KAAUW. n. 239. KEIL abridem. p. 202. Es fuͤgt noch N. STENONIUS als Erfin- der hinzu, daß sie vorne klein sind, und hinterwerts groͤsser werden. , und diese sind von dem Geschlechte der verstekkten, markig, etwas dikke, und runde oder eirunde Blaͤsgen, die sich mit dem gedachten Schweisloche in die Nase oͤffnen. Jch habe dergleichen Blaͤsgen an beiden Seiten der Scheide- wand SANTORIN. c. 5. n. 10. p. 90. einzig und allein. RUPPERT. p. 24. Eine Schicht Druͤsen hat MORGAGN. p. 115. und DUVER- NEY t 14. f. 1. , bei den mittlern und untern zugespizzten Kno- chen RUPPERT. Koͤrperchen, welche Druͤsen heissen. RUYSCH thes. I. ass. I. n. 4. Haufen von Gefaͤssen, welche Druͤsen sind. Thes. VI. n. 3. ohne die Stelle auszu- druͤkken. , bei dem untersten Nasengange, sonderlich aber an demjenigen Theile gesehen, welcher dem Schlunde nahe liegt MORGAGN. l. c. . Die vordern, und der Haut naͤher lie- gende Druͤsen sind Talgdruͤsen, und lassen Haare durch sich GUNZ. l. c. . Jn den Sinus habe ich niemals Blaͤsgen wahr- genommen RUYSCH Epist. BOERHAA- VE. SANTORIN. p. 91. AURI- VILL. 29. Weniger innerhalb den Sinus, RUPPERT. ; und wenn ja welche darinnen vorhanden sind, so muͤssen solche ungemein klein sein, und endlich nur durch Krankheiten zum Vorschein kommen Daß er sie aufgedunftet und so groß, als Linsen gesehen, VA- TER polyp. nasi. p. 15. Er hat an diesem Orte verstekkte Druͤsen, KAAUW perspirat. n. 239. . Endlich habe ich noch am vordern Theile der Schei- dewand, und vor mir Ruysch Thes. II. ass. 6. n. 7. Thes. III. n. 61. t. 4. f. 5. WINSLOW. n. 337. nennt es lange Gaͤnge. Daß sich viele Druͤsen in einen einzigen Porus oͤffnen, DUVERNEY posth. p. 222. einen grossen Sinus gesehen, welcher vielen Blaͤsgen gemein war, der Queere nach Der Geruch. XIV. Buch. nach fortlief, vorneher offen war, und den auch andre Schriftsteller bemerkt haben An der rechten Seite hat es gesehen GUNZ pag. 180. und RUPPERT. p. 25. , so wie sie andre aͤnliche Sinus wahrgenommen. Jch habe viele in der Pflug- schaar angemerkt Vielleicht sind es die kleinen Sinus des VIEUSSENS p. 98. Er sezzt sie aber in den hintern. Theil der Nase. . Sie besizzen einige Aenlichkeiten mit den Schleimge- faͤssen der Nase, die der fleißige Stenonius STENONIUS de gland. oris p. 105. 106. BARTHOLIN Cent. III. ep. 58. Auch I. M. HOFF- MANN uͤber den v. HORNE p. 216. COLLINS. p. 869. Walther NEEDHAM eignet sich es als seine Erfindung zu, de format. fet. c. 4. in den Schafen entdekkt, es liegt zu beiden Seiten ein Gang, der vielen Druͤsen gemein ist, um den aͤussersten Theil der Nase, er oͤffnet sich in den Sinus, welcher zwischen der knorplichen Vorragung der Fluͤgel deutlich zu sehen ist, deren Ausgang sich bei der Theilung der Fluͤgel oͤffnet. Es finden sich noch andere zalreiche gerade Gefaͤsse unter den Schlagadern, die das Wachs aufnehmen, und dennoch, wenn man sie druͤkken sollte, einen zarten Schleim von sich geben wuͤrden; es sind solches Schlagader- schleimgefaͤsse, welche auf der Oberflaͤche der Schwamm- knochen der Schafe Thes VII. n. 63. Tab. 3. f. 2. ad. BOERHAAVE p. 66. 67. und Kuͤhe Thes. VIII. n. 20. vom Ruysch gefunden worden. Man solte fast glauben, wie wohl ih- rer sehr viele sind, daß sie Schleimsinus sind. §. 15. Die Flokken an der Schleimmembran. Jch finde hie und da bei beruͤmten Maͤnnern, daß die Schleimmembran sonderlich nachdem sich die gefaͤrbte Gefaͤsse voll Saft gezogen haben, bei oft veraͤnderten Wasser flokkig werde SANTORIN. c. 11. 12. p. 91. u. f. WINSLOW. n. 338. , und daß diese Flokken Waͤrz- chen le CAT. 231. , und das vornemste Werkzeug des Geruchs SANTORIN. p. 92. sind: I. Abschnitt. Werkzeug. sind: da sie gegentheils vielmehr von andern fuͤr ausdaͤm- pfende Gefaͤsse angesehen werden RUPPERT p. 25. . Die Schuͤler Al- bins behaupten nach ihrem Lehrer, daß die weichen Waͤrz- chen in der Nase dennoch aus Gefaͤssen und kleinen Ner- ven bestehen SPEISEGGFR de olfactu. p. 14. Daß sie durchs Vergroͤssrungs- glas zu sehen sind. Physiol. zu Amsterd. aufgelegt, p 448. Dieses hatte vorlaͤngst DIEMERBROECK vorgetragen pag. 420. und SBA- RAGLI leugnet ihr Dasein vigil. p. 99 . Alles dieses habe ich nicht deutlich sehen koͤnnen, so wenig als der vortrefliche Morgagnus vor mir p. 114. . Jch befuͤrchte also sehr, es moͤgen beruͤmte Maͤnner diese in Flokken aufgeloͤste Membran gesehen haben, so wie sich uͤberhaupt im menschlichen Koͤrper alle Gewebe durch die Kraft des Wassers in Flokken und ein schwammiges Wesen aufloͤsen lassen. Doch ich will die- ses deswegen nicht vom Albin gesagt haben. §. 16. Die Schlagadern der Nase. Da die Theile der Nase, welche wir bisher beschrie- ben haben, von einer vielfoͤrmigen Figur sind, so hat die Natur auch an vielen, und zwar verschiednen Orten viele Gefaͤsse angebracht, welche ich ohnmoͤglich alle hernennen kann, ob ich gleich viele darunter entwikkelt habe. Der vornemste Stamm dieser Gefaͤsse Fascic. II. tab. art. max. not. a. a. tab. icon. GUNZ de arter. maxill. p. 36. AURIVILLIUS p. 30. ist ein Fortsazz der innern Kieferschlagader, welche gemeiniglich mit zween Aesten, oder auch mit drei, die nahe bei ein- ander laufen, zwischen der vordern Nasenplatte, und der hintern des Gaumenknochens Tronc sphenopalatin BER- TIN. T. II. p. 205. 423. MONRO. p. 122. Zeichnung vom ber. MEKEL nevo. quint. par. p. 56. DUVERNEY posthum. T. 14. f. 2. und 6. , theils zum oͤbersten Gange, und theils zu demjenigen Winkel hingeht, wo sich der mittlere Schwammknochen hinterwerts endigt. Jhre Der Geruch. XIV. Buch. Jhre Vertheilung habe ich bald so, bald anders gefun- den Fascic. VIII. p. 18. woselbst ich auch eine andre Geschichte ge- geben habe . Es waren zween Staͤmme, ein obrer und un- trer vorhanden. Der obere laͤuft mit einem Aste, in den Keilsinus: mit einem andern zu den hintern Siebfaͤchern, und zum hintern Theile der Nasenscheidewand: mit einem andern in den mittlern Schwammknochen DUVERNEY f. 6. : mit noch einem andern durch die zu Gefaͤssen ausgehoͤlte Furche dieses Knochens in die vordern Theile der Nase, in den genann- ten Knochen, und stehet mit den Siebschlagadern in Ver- bindung: andre Aeste, welche den Namen der Staͤmme zu fuͤhren verdienen, wenden sich zu dem hintern Theile der Nasenscheidewand RUPPERT. T. I. f. 2. X. H. VINK T. 4. f. 1. C. RUYSCH. Ep. VIII. t. 9. f. 6. zween hintere klei- ne Staͤmme. Also DUVERNEY t. 14. f. 2. zum Siebknochen, zur Pflug- schaar, und vereinigen sich mit der Siebschlagader, und der folgenden Nasenschlagader auf verschiedene Weise. Der untere Ast DUVERNEY f. 6. laͤuft uͤber die bezieferte Spalte der Platte des Gaumenknochens herab: er geht zu dem mittlern schwammigen Knochen, und mit einem andern Aste auch zu dem untersten Knochen dieses Namens fort, er laͤuft durch die Gefaͤsfurchen beider Knochen auf bei- den Seiten nach vorne zu, wirft sowohl in den untersten Nasengang, als in den mittlern Nasengang einige Zwei- ge, und es steigen auch aus diesen kleinem Stamme einige Aeste in den highmorischen Sinus, und in den untersten Nasensakk, dessen Membran artig mit Gefaͤssen bemalt ist Jn den Kifersinussen giebt es wenige Gefaͤsse, und kaum eins im Stirn und Keilsinus. MONRO. p. 139. uͤber. Naͤchst diesem sind die Siebschlagadern, die von der Augenader abstammen, die erheblichsten. Die vordere der- selben koͤmmt aus dem Augenstamme hervor, indem sich der- selbe I. Abschnitt. Werkzeug. selbe an die inwendige Wand der Augenhoͤle anschließt Genannt vom FALLOPIO. obs. p. 142. MONRO. p. 80. PAL- FYN. p. 81. GAUTIER. t. 2. f. 2. AURIVILLIUS pag. 30. BERTIN. p. 411. Besehe fascic. VII. p. 50. n. 7. tab. 6. f. 2. m. f. 3. S. . Sie findet hier einen Kanal, welcher uͤber das vordere Siebfach wie uͤber eine Bruͤkke fortgeht. Hierauf theilet sie sich, und sie bleibet mit einem Aste, wovon bereits oben gesagt worden I. K. p. 123. in der harten Gehirnhaut; mit- telst eines andern wirft sie durch die Loͤcher des Siebkno- chens DUVERNEY. t. 14. f. 2. RUPPERT. T. I. f. 2. X. RUYSCH. l. c. welcher zween Aeste hat. VINK. t. 4. f. 1. bei D. DEOUIN t. 3. f. 2. h. h. Zweige in die Nasenscheidewand, die sich auf allerhand Art mit dem vorhergehenden Stamme verbin- den: andre fendet sie in das vordre und mittelste Sieb- fach; und vermittelst desselben sowohl in den Stirnsinus, und die Sinus der Augenhoͤle, als in den Theil, der an den Sinus des Kinnbakkens angrenzt, so wie sie wie- der andre Zweige in den mittlern schwammigen Knochen wirft DUVERNEY. f. 6. . Die hintere Siebschlagader Fascic. VII. p. 41. n. 2. Auch WINSLOW. (doch unrecht von der infraorbitali) IV n. 297. besser MONRO. p. 80. BERTIN. p. 411. AURIVILLIUS p. 30. Ehedem ha- be ich sie die hintere Nasenader ge- heissen, Fascic. III. Descr. art. fa- cial. p. 16. ist gemeiniglich kleiner, nicht allezeit vorhanden, und laͤuft uͤberhaupt in einem aͤnlichen Loche uͤber das hintere Siebfach, und theilt sich dem vorigen und naͤchsten Keilsinus mit BERTIN. sagt, daß sie nicht zur Nase laufe, doch ich sehe das Gegentheil vor wir Vielleicht ist es f. 2. DUVERNEY. 1. . Auch von dem Augenftamme, und dessen tiefen Stirn- aste entspringen einige kleine Schlagadern des Stirnsinus, welche aus der Augenhoͤle durch irgend einen kleinen kno- chigen Kanal, oder durch mehrere, in der hintern Ge- gend desjenigen Einschnittes, welcher fuͤr diesen Augen- stamm und Nerven, um solche in die Stirn durchzulassen, gemacht ist, in den Stirnknochen eindringen, und es laufen eben diese Adern in das vordre Siebfach herab. Ausser- Der Geruch. XIV. Buch. Ausserdem vereinigt sich ein anderes Schlagaͤderchen wel- ches von dem Nasenaste der Augenader abstammt, die ein Loch im Nasenknochen antrift, und durch die in- wendige Furche dieses Knochens herablaͤuft, bei den vor- dern Theilen des Nasenkanals, und im Vordertheile des Mittelganges, mit den Schlagaͤderchen des vornemsten Nasenstammes, die aus dem untersten schwammigen Kno- chen in die Hoͤhe steigen DUVERNEY f. 6. und p. 207. hat ein Loch. . Andre kommen von eben diesem Staͤmmchen und gehen nebst dem Nasensakke selbst unten und vorne in die Nase. Jch uͤbergehe die uͤbrige Schlagaͤderchen, welche von den Leffzen und Augenadern durch den aͤussern Theil der Nase nach der Scheidewand und dem untersten Gange zuruͤkke laufen Zwo grosse macht RUP- PERT. l. c. bei J. Einige hat AURIVILLIUS p. 31. . Endlich koͤmmt von der innern Carotis, auf beiden Seiten ein kleines Schlagaͤderchen hervor, welches aus derjenigen Furche, die fuͤr dem Stamm der Carotis aus- gehoͤlt ist, in den Keilsinus laͤuft BERTIN. hat ein Schlag- aͤderchen. T. II. p. 363. . Die uͤbrigen Schlagadern der Nase, so viel ich kenne, entstehen von den verschiednen Aesten der innern Kieferschlagader. Erstlich giebt der Ast der Schlagader unterhalb der Augenhoͤle, indem derselbe durch den Kanal des obern Kieferknochens geht, von der Muͤndung des Kanals selbst zween oder mehr Aeste Fascic. III. art. tab. p. 15. Fascic. II. tab. art. max. not. u. WINSLOW. III. n. 61. GUNZ. p. 32. IANKE II. p. 34. hat Loͤcher. f. 6. c. f. p. 33. 34. , welche durch besondre Loͤcher nach dem Kiefersinus laufen. Einer derselben steigt bis zu den Vorderzaͤhnen herab, und vereinigt sich in der Furche, unter dem highmorischen Sinus mit der hintern Zahnader MEKEL. n. 41. BERTIN. T. II. p. 413. 414. AURIVILL. p. 32. . Von eben diesem Stamme laufen noch andre Aeste nach den mittlern Siebfaͤchern durch beson- dre Loͤcher des flachen Knochens, und zur Nase Fascic. III. l. c. Fascic. VIII. p. 17. not. . An- dre I. Abschnitt. Werkzeug. dre Zweige Fasc. VIII. l. c. kommen aus dem Antlizze selbst in die in- nere Theile der Nase zuruͤkke. Andre Aeste stammen aus der obern hintern Zahn- ader, welche selbst ein Sproͤsling der Schlagader der Zahnladen ist, sie laufen in eben diesen Kiefersinus Tab. art. maxill. not. t. AURIVILLIUS. p. 32. , und es entstehen sonderlich aus dem Vorderaste, welcher uͤber die Zaͤhne durch einen besondern Gang des Kiefer- knochens herablaͤuft Fascic. VIII. pag. 18. in die Nase BERTIN. T. II. p. 419. , Aeste, die in diesen Sinus ge- hen: und endlich laͤuft dieser kleine Stamm selbst bei dem Ursprunge des aufsteigenden Fortsazzes des Kieferknochens durch ein eignes Loch in den untersten Gang der Nase fort. Von der Gaumenschlagader, und indem solche durch den Kanal des Gaumenknochens herab geht, kommen einige Zweige in den highmorischen Sinus MEKEL. n. 45. IANKE. II. p. 33. 34. AURIVILL. p. 32. Tab. art. maxil. l. c. , und die vordern Staͤmmchen dieser Schlagader wandern nach den Hintertheilen der Nase zu AURIVILLIUS p. 11. Viel- leicht sind dieses die canales pte- rygo palatini des Bertins T. II. p. 425. . Der aus eben dieser Schlagader stammende Gaumen- ast, laͤuft vorwerts Fasc. II. art. max. int. not. 7. uͤber den knochigen Gaumen her- ab, und macht mit seinem Gefaͤrten in der Gegend der Schneidenaht einen Bogen Fascic. VIII. p. 18. , aus welchem erst ein ein- facher Zweig durch das Schneideloch, hierauf ein gedop- pelter entspringt, sich in die zwei Nasenloͤcher wirft, und sich endlich zum untersten Gange der Nase hinbegiebt AURIVILLIUS eben daselbst. . Noch giebt es anderswo zwischen der untersten Na- senhoͤle, und zwischen dem knochigen Gaumen eine grosse Menge Loͤcher, durch welche Gefaͤsse vom Gaumen in die Nase hinaufsteigen. Es H. Phisiol. 5. B. G g Der Geruch. XIV. Buch. Es ist diesen Schlagadern besonders eigen, daß sie sich unter allen Schlagaͤderchen des menschlichen Koͤrpers am leichtesten oͤffnen, Blut von sich lassen, und bald dar- auf, ohne eine Spur von einem Uebel zuruͤkke zu lassen, wieder zuheilen. Jch kann nicht mit Gewisheit sagen, aus welchem Schlagaderstamme dasjenige Blut herkom- me, welches die blutende Nase verliert, warscheinlich ist es, daß solches von den oͤbersten, und gemeiniglich aus den vordern herab komme, folglich daß es von den Aesten der Augenschlagader, und sonderlich von der vordern Siebschlagader herruͤhre. Da nun diese ein Sproͤsling der innern Carotis ist, so erhellet daraus, daß durch der- gleichen Abfluß das Blut vom Gehirne mit Nachdrukk weggeleitet werde, und es laͤßt sich nicht undeutlich dar- aus abnehmen, warum man in den schlimmsten Krank- heiten des Hauptes von einem starken Nasenbluten eine so offenbare Erleichterung bekoͤmmt, wie ich selbst in einer heftigen Rose am Kopfe, wobei ich innerhalb zween Ta- gen durch die Nase beinahe vier Pfunde wegblutete, em- pfunden, und dessen ich mich als einer besondern Wohl- that der Natur noch erinnere. Keine andre Schlagadern im menschlichen Koͤrper lassen ihr Blut so leicht von sich: denn es muͤssen die Schlagadern der Gebaͤrmutter etliche Wochen Zeit haben, das Monatsgebluͤte zum Durch- bruche vorzubereiten. So leicht aber diese Schlagadern dazu zu bringen sind, so groß ist die Menge Blut, welches sie einbuͤssen, wie wir an einem andern Orte gezeigt haben L. II. L. V. . Ein Barbier zu Venedig COLLADO Advers. II. 36. erwekkte, als er die Haare in der Nase beschneiden wolte, durch seine ungeschikkte Hand eine so starke Verblutung, daß der arme Mensch dar- uͤber das Leben einbuͤste. Jch habe oͤfters dergleichen grossen Blutverlust in den Frieselkrankheiten, und den Blattern sehr heilsam gefunden, ob er gleich bei alten Leu- ten leicht zur Wassersucht Anlaß giebt. §. 17. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 17. Die Blutadern der Nase. Wir vermissen fast die ganze Geschichte dieser Adern. Jndessen sind ihre Staͤmme fast eben so, wie der Schlag- ader ihre beschaffen. Jch habe gesehen, wie von der Augenblutader die Siebaͤste, entweder den Schlagadern ganz nahe, oder mit einer gemeinschaftlichen Muͤndung in die Nase gingen. Es hat die grosse Nasenschlagader eine Nebenblutader, welche von dem Schlaͤfenstamme, oder einem andern entspringt, der vom tiefen Aste der Drosselblutader entsteht, die Gefaͤsse des Schlundkopfes, Gaumens, und der hintersten Zunge von sich giebt, und mit dem Santorinischen Behaͤltnisse sehr zusammen- haͤngt Nach meiner Meinung zeichnet DUVERNEY die hintern Nasenblutadern, die den Schlag- adern zur Gesellschaft dienen, so wie die vordern Siebadern, und vielleicht auch andere mehr, von den unter der Augenhoͤle herkom- menden, her t. 14. f. 3. 5. Die incisiva aber. f. 3. . Jch lese bei einigen beruͤmten Maͤnnern PETIT ad PALFYN anat. chir. p. 50. , daß an- dre Nasenblutadern, die man aber nicht genung bestimmt hat, nach dem sichelfoͤrmigen Sinus zu laufen. Aus dem Keilsinus gehen Blutadern nach dem Sinus der harten Gehirnhaut VIEUSSENS p. 9. . §. 18. Die Nerven der Nase. Ende des ersten Nerven. Wir haben oben gesagt, daß sich in der Siebplatte viele Loͤcher befinden p. 131. . Diese Loͤcher siehet man an fri- schen und kurz verstorbenen Thieren voller kleiner Trich- terchen L. X. p. 206. , die von der aͤussern Platte der harten Ge- hirnhaut entstehen, und in die Nasenscheidewand fuͤhren, worinnen sie endlich verschwinden. G g 2 Jn Der Geruch. XIV. Buch. Jn dergleichen kleinen Trichtern, doch vornaͤmlich in frischen Koͤrpern, befindet sich das Mark des Geruch- nervens SCHNEIDER de oss. cri- briform. p. 202. 230. u in prae- fat RUYSCH Thes. IV. n. 3. Thes. V. n. 20. WINSLOW. III. n. 12. L. X. pag. 206. not. 4. DROUIN. t. 3. f. 2. B. B. Wenn man den Kopf unter Wasser taucht und erschuͤttert, erscheint es am Kalbe desto besser. phisiol. Amstel. edit. p. 449. , das mit seiner duͤnnen Gehirnhaut umgeben ist, und folglich steiget dieses Mark, fast ohne eine Ver- aͤnderung gelitten zu haben, in die Nasenscheidewand her- ab Jn den Voͤgeln, SCHNEI- DER. p. 186. Jch finde es roͤtlich. Er nennt es faciem pene cortico- sam. WEITBRECHT. Comm. Acad. Petro. T. 14. p. 283. , und hier endigt es sich mit Aesten. Diejenigen Schriftsteller, welche vorgeben, daß man in diesen Taͤfel- chen kein Mark antreffe Mem. de l’acad. de Berlin. T. IX. p. 133. MERY progr. de la medec. p. 25. CHESELDEN on Nerves. p. 13. An der Schildkroͤ- te leiten es die Pariser in die Nase. , scheinen diese schwere Sa- che in alten Koͤrpern vor die Hand genommen zu haben. Dergleichen, aus der vordern Vorragung des Ge- hirns verlaͤngerten Nerven, trift man in allen Thieren, und zwar in den Vierfuͤßigen vielfach getheilt, in den Voͤgeln COLLINS. t. 57. f. 1. t. 58. t. 59. WILLIS. p. 73. SCHNEI- DER. p. 186. 195. BOHN. p. 279. einfach, und in den Fischen COLLINS. t. 61. 62. 63. gar fasrig an, und seine Aeste laufen mit dem Stamme parallel, und zertheilen sich in zalreicher Menge durch das Werkzeug des Geruches aus Eben der. p. 871. Vide n. 3. Sect. III. . Sehr groß ist der Nerve in den Fischen An diesen verzert sich beinahe das Gehirn PERRAULT ess. T. 3. p. 164. Siehe an den Fischen COLLINS. T. 61. 62. 63. STE- NONIUS. l. c. , so wie in der Schildkroͤte Die Pariser CALDESI. t. 2. f. 5. Die Nattern beim CHARAS p. 18. 19. , und es sind auch die Staͤmme in den Voͤgeln groß SCHNEIDER p 195. ed. 12. Jm Falken, MURALT vademec. p. 341. , in denen sie in die Schwammkno- chen herabsteigen SCHNEIDER p. 186. , sie theilen sich offenbar in die Schleim- I. Abschnitt. Werkzeug. Schleimhaut aus, und verlieren sich endlich darinnen. Doch es sind auch diese Nerven gemeiniglich in den Vier- fuͤßigen groͤsser, als im Menschen Jm Schafe viermal groͤfser CARP. p. CCCCLI. , wie im Elendthie- re Pariser , im Baͤren, im Kaatimondi Eben dieselben. , im Stachelthie- re Dieselben. , Maulwurfe MURALT vademec. p. 542. , und sie sind uͤberhaupt um desto groͤsser, je schaͤrfer ein Thier die Spur beurteilt COITER p. 123. . §. 19. Die vom Augennerven, Fluͤgelnerven, vom Gau- mennerven, und dem Nerven unter der Augen- hoͤle abstammende Nasennerven. Jn allen Thieren laufen, so viel ich weis, ausser dem ersten Nervenpaare, immer andere Nerven nach der Nase. An den Voͤgeln durchlaͤuft ein besondrer weisser Nerve vom fuͤnften Paare, den vordern faͤchrigen Bau des Schnabels COLLINS. t. 57. 58. 59. CLAYTON misc. curios. T. III. p. 328. DERHAM phys. theol. p. 206. WILLIS. p. 73. 74. . Und so laufen an den Fischen zwei Paare COLLINS. p. 1043 im Fische WHITTING, aus dem Geschlech- te des Stokkfisches. Oekonom. Abhandl. T. IX. p. 116. im Hee- ringe. in die Nase. Jn den Vierfuͤßigen giebt das fuͤnfte Paar andre Aeste von den Geruchsnerven der Na- se SCHNEIDER os cribrif. p. 42. . Jm Menschen theilet eben dieses fuͤnfte Paar der Nase eine zalreiche Menge von Aesten mit. Anfaͤnglich koͤmmt ein Ast vom ersten Aste des fuͤnf- ten Paares, und dessen untern Zweiges Fascic. I. tab. art. cran. 28. FALLOP. p. 142. WINSLOW. T. III. n. 41 STAEHELIN soec. anat. bot 1721 n. 22. Zwei zaͤlet BER- TIN. p. 370. , indem er die aus der Augenader stammende Schlagader p. 148. Ein Nezz am Tursio hat KLEIN. miss. I. p. 27. beglei- tet, oder derselben nahe vorbeistreicht, uͤber dem Sieb- fache aus der Augenhoͤle nach der Hoͤle der Gehirn- G g 3 schale Der Geruch. XIV. Buch. schale zuruͤkke, und nachdem derselbe nach vorne zu den Strich genommen, so trift er ein Loch von den vor- dern Siebloͤchern an, durch dieses steiget er in die Vor- dertheile der Nasenscheidewand MEKEL n. 54. p. 42. , und auch in den obern Schwammknochen Eben der. p. 43. , und in den Stirnsinus hinab Idem ibid. . Eben dieser Ast vereinigt sich, nach dem Zeugnisse eines beruͤmten Mannes, mit dem ersten Paare WINSLOW. n. 13. 41. Dieses fand nicht MEKEL. p. 43. . Auch die Thiere haben einen dergleichen Nerven bekommen im Ochsen SCHNEIDER p. 226. . Ferner so giebt der zweete Nerve des fuͤnften Paares, an vielen Orten, der Nase seine Aeste. Darunter sind die vornemsten, die, welche der Fluͤgelast L. X. MEKEL. WINSLOW n. 53. RAV. p. 191. selbst aus seiner Wurzel, mit welcher er aus dem Gaumenstamme heraus koͤmmt, von sich strekket, und welche neben der vornemsten Nasenschlagader, zu drei oder in groͤssrer An- zal MEKEL. p. 51. durch ein, oder mehrere Loͤcher laufen, welche dem Gaumenknochen entweder eigen, oder ihm und dem Keilknochen gemein sind. Diese Nerven gehen nach dem oͤbersten Nasengange. Wenn ich sie weiter in der Nase selbst verfolgte, so fand ich, daß sie nach dem hintern Theile der Nasenscheidewand Idem gingen, und daß andre in den obern Schwammknochen, und in die hintern Sieb- faͤcher liefen Idem , so wie es uͤberhaupt die Aeste der Ne- benschlagader thun, Jm Menschen sind nicht nur eben diese Nerven, sondern auch die, welche ich jezzo nennen werde, weich. Diese giebt ebenfalls der Fluͤgelstamm, doch aber an seinem hintern Ende, und etwas tiefer, aus dem Kanale selbst durch Gaͤnge von sich AURIVILLIUS. pag. 34. 35. not. l. , welche zwischen der Wurzel MEKFL nerv. quint. par. th. th. th. Mem. de Berlin. 1749. p. 87. o. o. I. Abschitt. Werkzeug. Wurzel des Fluͤgelfortsazzes, und den Gaumenknochen ausgetieft sind, es giebt deren gemeiniglich drei, und es hat sie der vortrefl. Mekel Diss. cit. i. i. i. p. 51. 52. L. X. p. 213. zuerst beschrieben. Sie laufen nach dem hintern Theile der Nasenfcheidewand. Die zur Trompete laufende Aeste habe ich zu allererst gesehen Com. BOERH. T. IV. p 63. . Ferner theilt der unter der Augenhoͤle liegende Nerve, so wie seine Nebenschlagader p. 49. dem highmorischen Sinus zween Zweige mit WINSLOW. n. 48. FALLOP. p. 143. b. L X. p. 219. , darunter der groͤssere MFKEL. l. c. c. Tab. mat. max. int. K. uͤber die Wurzeln der Zaͤhne WINSLOW. ib. BERRETIN. T. 2. f. 1. ruͤkkwerts fortlaͤuft, und dem hintern Zahnnerven begegnet MEKEL ps. c. L. X. pag. 215. . Es laͤuft endlich zwischen den zalreichen obern Zahn- aͤsten des Kinnladennerven, einer der vordern und groͤssern Idem n. 72. pag. 65. 66. WINSLOW. n. 52. AURIVILL. p. 35. durch einen Kanal, den er mit dem Schlag- aderkanale MEKEL. ps. gemein hat, oder der doch nahe bei liegt, vorne uͤber die Zaͤhne weg, er giebt dem highmorischen Sinus Zweige, und haͤngt mit dem naͤchstgemeldeten zu- sammen. Doch es laufen auch Zweige aus dem vordern Gaumenstamme zur Nase, und insonderheit zum un- tern Schwammknochen Idem. p. 61. n. 69. f. 1. t. L. X. p. 213. Vielleicht sind es die Fluͤgelgaumenaͤste des BERTINI. p. 413. nach dem mittlern Nasengan- ge, und nach demjenigen Theile des obern Schwamm- knochens, der dem Rachen nahe liegt. Man mus eine genauere Geschichte von den Nerven innerhalb der Nase selbst, von der Geschikklichkeit des vortrefl. Mekels erwarten. G g 4 Zwei- Zweiter Abschnitt. Die kleinen Koͤrper, welche Geruch von sich geben. §. 1. J ch weis nicht, wie es gekommen, daß man uͤber die Salzfiguren, uͤber die Lichtstralen, das Zittern der Lufttheile, die feinste Versuche angestellt, Menschen aber, um die kleinen Koͤrperchen zu erkennen, welche in uns den Geruch hervor bringen, so wenig neugierig gewesen, daß man darinnen uͤberhaupt Ordnung und Sistem erst jezzo feste sezzen mus. Diesem zu folge will ich einige Erscheinungen, die ich hin und wieder gesam- melt, zum Grunde der Erklaͤrung dieses Sinnes, hier beibringen. Es ist naͤmlich nicht allein die Warheit von allen Materien nuͤzzlich, sondern sie verdient auch in der That, daß wir sie lieben, so wie der Sinn des Geruches zur Annemlichkeit des Lebens, zu unsrer Sicherheit, um der Gefahr und selbst dem Tode auszuweichen, wichtig genung ist, und uns nebst dem Geschmakke hilft, unter Speisen eine Wal anzustellen, und die Arzeneimittel ken- nen zu lernen. §. 2. Riechende Ausfluͤsse der Koͤrper. Die meisten Koͤrper, und vielleicht alle kleine Koͤrper, verlieren bestaͤndig Theile, welche in die Luft steigen, und sich um den Koͤrper, von welchem sie erzeugt werden, be- wegen, dichter sind, je naͤher sie sich an seiner Oberflaͤche befinden, und sich allmaͤlich in der Luft ausbreiten BOYLE de atmosphaer. corp. consist. p. 33. . Dergleichen Ausfluͤsse kommen aus den mehresten Koͤr- pern, auch so gar aus solchen, welche trokken und feste zu II. Abschnitt. Werkzeug. zu sein scheinen Idem. l. c. , und man weis nicht, ob ein Koͤrper irgend vorhanden sei, welcher nicht Ausfluͤsse von sich laͤst. Denn die Koͤrper, welche am allerfesten zu sein scheinen, werden dennoch von Reiben, von der Waͤrme, von dem elektrischen Feuer, und dem Brausen widerwaͤr- tiger Salze, von der Aufloͤsung durch scharfe Saͤfte, von der Verbindung mit andern Koͤrpern gezwungen, ihre Ausfluͤsfe fahren zu lassen. Alles, was ich hier gesagt habe, wird durch Versuche bestaͤtigt. Die meisten Metalle Eisen BOYLE. p. 18. u. f. , die meisten Steine, alle Pflanzen, Hoͤlzer Idem. p. 13. 14. , und alle Thiere geben dergleichen Ausfluͤsse bestaͤndig von sich. Es sind unendlich viel Koͤr- per, von denen der beruͤmte Beccarius gewiesen, daß sie gerieben bei Nacht leuchten, und folglich eine leuch- tende Atmosphaͤr ausdampfen De quamplur. phosphor. , sonderlich leuchten die haͤrtesten Steine und selbst die Demanten im Finstern das verschlukkte Licht wieder aus. Diese Ausfluͤsse sind hoͤchst zart, und ob sie gleich aus einem kleinem Koͤrper herruͤhren, so breiten sie sich doch in der Luft in einen gros- sen Raum aus, und verschiedne Koͤrper lassen diese Aus- fluͤsse, ohne Abgang des Gewichtes, von sich BOYLE. p. 36. . Die mehresten von diesen Ausfluͤssen geben Geruch von sich. Jn der That thun dieses die Metalle, wenn man sie reibt, sie geben einen besondern Geruch von sich, wie das Blei, Zinn, Eisen Idem. l. c. p. 20. 26. und Kupfer Idem. p. 22. . Gold zeigt von freien Stuͤkken keinen Geruch an, ausser in ge- wissen Aufloͤsungen, da es wie Rosmarin HENKEL flor. saturniz. p. 387. oder Mosch Jn Bereitung des Knallgol- des BOYLE de orig. mechan. form. et qualit. p. 140. 141. angenehm riecht. So ist Spiesglas Jm Safte der Kiesel, welche man mit Uringeiste lange Zeit di- gerirt hat, GLAUBER furn T. II. p. 133. Hiervon wird ein Mosch- geruch, HENSING. Schwalb. Sauerbr. p. 27. , Wismut MEAD de venen. p. 244. G g 5 und Der Geruch. XIV. Buch. und Arsenik Gemeiniglich riecht er nach Knoblauch, wenn man ihn auf Kolen wirft. Doch bezeugt Herr- mann BOERHAAVE, daß ihn TACHENIUS bis zum starken Ge- ruche zu bringen gewußt, de morb. nerv. p. 437. an sich ohne Geruch, wenn sie aber ins Feuer gebracht werden, und man ihnen andre Sachen zusezzt, so streuen sie bald angenehme und wirksame, bald wieder sehr stinkende Geruͤche aus. Steine, sie moͤgen so hart und rein sein als sie wollen, sind elektrisch Der Kristal, Demant, Ru- bin, BOYLE. p. 22. 40. 41. , geben im Reiben einen Geruch von sich, welcher in der That in denjenigen Funken heftig ist, die ein Kristall, den man mit dem andern zusammen schlaͤgt, hervorbringt. Doch es riechet auch der gerie- bene Marmor BOYLE. p. 56. , und zwar heftig und unangenehm. Alle Thiere, alle Pflanzen, sind entweder offenbar riechend, oder sie enthalten doch eine Geruchsmaterie, die das Feuer, und andre Mittel offenbaren. So gar empfinden Hunde diese riechende Daͤmpfe von weiten, unterscheiden sie genau, und sie koͤnnen dadurch ein Thier- geschlecht vom andern, so wie ein einzelnes Thier unter- scheiden L. XII. p 56. . Folglich mus man sehr wenige Koͤrper aus der Klasse der geruchgebenden Dinge ausschliessen. Dieses sind erst- lich die vollkommenen feuerbestaͤndige Koͤrper, welche durch kein Reiben, durch kein Feuer zu daͤmpfenden Ausfluͤssen werden. So ist reine Erde, sich selbst uͤberlassen, ohne Geruch und ohne Daͤmpfe; indem man den unangeneh- men, oder angenehmen Geruch an einigen BIRCH. T. IV. p. 400. einer frem- den beigemischten Materie zuzuschreiben hat. Selbst die Mittelsalze sind ohne Geruch, obgleich das Meersalz, wenn man es an der Sonne auskochen laͤßt, oder das Salz gesalzner Brunnen, wenn man es nach meiner Art, damit zu verfahren, von den Sonnenstralen berei- II. Abschnit. Werkzeug. bereiten laͤst, nach Violen riecht, und eben dieses Meer- salz, im Kohobiren einen Ambrageruch von sich giebt HENKEL Lauchstaͤtterbrunn, p. 74. . Dieses mus man von den beigemischten fremden Theilen herleiten. Unter die Dinge ohne Geruch zaͤlet man ferner das, was zwar ausgedaͤmpfet und Ausfluͤsse hat, aber so sanf- te duͤnstet, daß seine Daͤmpfe unsere Geruchsnerven nicht ruͤhren. Dergleichen sind die Ausfluͤsse von reinem Was- ser, und was im staͤrksten Froste von Eise und gefrornen Koͤrpern ausduͤnstet Eis duͤnstet aus, BOYLE p. 17. . Der gefrorne Spiritus ist ohne Geruch, der wieder aufgethau- te bekoͤmmt seinen Geruch wieder, IUNCKER Consp. chemi. T. VI. p. 156. . Die mehresten Schriftsteller schreiben dem Brennba- ren, oder entzuͤndlichen Theile der Koͤrper den Stoff des Geruches zu. Wenigstens ist das, was dem Feuer zur Nahrung dient, allezeit fluͤchtig, und geschikkt in die Luft aufzusteigen, und diese Dinge riechen alle entweder von selbst, oder im Feuer. Auch sind die Kalke oder Aschen von Thieren, Pflanzen und Metallen, aus denen man das Brennbare durch die Gewalt des Feuers herausge- trieben hat, ebensfalls ohne Geruch. Allein ich weis nicht, ob man mit Zuverlaͤßigkeit alle andre Materie, ausser dem Brennbaren, von der Kraft zu riechen, aus- schliessen koͤnne. Die Sauersalze, sowohl die minerali- schen, als die, welche man aus dem Gebiete der Pflan- zen hernimmt, haben oft einen sehr kraͤftigen Geruch, welcher mit dem sauren Geschmakke innigst verbunden ist, und beinahe schon in der Nase den Geschmakk hervor bringt. Dieser Geruch hat von demjenigen nichts an sich, den das Brennbare dieser Koͤrper, von deren Saͤure wir geredet haben, von sich giebt; indem der Es- sigdampf ganz anders als der Geruch des Alkohols ist. Das Glas scheinet die lezzte Verwandlung der irrdnen Koͤrper Der Geruch. XIV. Buch. Koͤrper zu sein WALLER. chem. T. I. , das kein Feuer weiter veraͤndern kann, und es wuͤrde nicht leicht sein, nach einer so heftigen Ge- waltsamkeit des Feuers, im Glase, welches aus einem feuerbestaͤndigen Salze und aus Quarz gemacht worden, irgend etwas Brennbares mehr zu erweisen. Und den- noch riechet ein geriebnes Glas stark BOYLE. p. 29. und unangenem, da ich jezzo eben den Versuch damit mache. Diejenigen, welche schreiben, daß blos Koͤrper, die an sich elektrisch sind, Geruch machen, muͤssen sich nicht auf den Geruch der Metalle besinnen, welche blos durch Mittheilung elektrisch werden. Es ist der elektrische Fun- ke kein brennbarer Stoff, sondern selbst ein Feuer, wel- ches sich oft, aber doch nicht notwendig, mit dem Brenn- baren verbindet, und seinem Wesen nach vom Brennba- ren weit unterschieden ist, indem das Brennbare ein sol- cher Stoff ist, der vom Feuer gluͤhend gemacht, und zer- streuet wird DELIUS bei Muͤllers Ne- benstunden p. 67. . §. 3. Die Natur der Geruͤche. Es ist schwer, die Elemente des Geruchs rein und blos darzustellen, da es oft mit dem Oele, bisweilen auch mit dem Sauerfalze, oder fluͤchtigen Alkali, wenigstens doch mit einem elektrischen Elemente, oder endlich mit Wasser verbunden ist. Es ist naͤmlich dasjenige waͤssrig, welches einem stark riechenden Spiritus, der die ganze wohlriechende Kraft des Zimmetoͤls ausmacht, zum Fahr- zeuge dient BOERHAAVE morb. nerv. p. 238. Aus dem Zimmetoͤle wird ein sehr fluͤchtiger und scharfer Spiritus gemacht, und wenn die- ser weggenommen worden, so ist das uͤbrige pechig. PECHLIN de purgant. p. 102. 103. Angezuͤndeter Alkohol dampft Wasser, BOER- HAAVE. : und Wasser ist es, welches die riechen- de Duͤnste von Menschen und Thieren aufnimmt. Wenig- II. Abschnitt. Werkzeug. Wenigstens ist es bekannt, daß es ein hoͤchst zartes Element sei, oder daß die Theilchen, welche in einem rie- chenden Koͤrper, in einem fast unendlich kleinen Raume eingepakkt sind, einem sehr grossen Plazz in der Luft ein- nehmen, wenn solche sich felbst uͤberlassen werden. Wir haben hievon viele Erfahrungen. Zwei Gran aufgeloͤ- sten Kamphers, erfuͤllen ein ganz Gemach mit ihrem Ge- ruche, daß jeder Theil der Luft damit angefuͤllet ist. Man hat hieraus gefolgert, daß unsre Nasentheilchen, die nicht groͤsser, als \frac{1}{2263783000} eines Grans sind, empfin- den koͤnne GRAVEL de aeolipila pag. 27. . Der genannte graue Ambra duͤnstet weit und breit einen sehr angenehmen Geruch aus, und den- noch verlor derselbe ganzer drei Tage lang nicht das min- deste von seinem Gewichte, und Teufelsdrekk nur sehr wenig in langer Zeit BOYLE p. 90. . Jch erinnere mich, daß ein einziger Gran Ambra eine grosse Menge Papier Von Handschuen, die mit Ambra patfumirt worden, BOYLE p. 107. mit seinem Geruche durchdrungen, welchen er ganzer vierzig Jahre lang noch an sich behalten. Nun erwaͤge man, daß es vierzig Disputationen gewesen, denn dergleichen waren es, die mir ehedem Johann Salzmann zum Ge- schenke machte. Jede bestand aus vierzig Seiten, und wenn man einem halben Fus vor jede nimmt, so macht es 8000 Fus aus, welche von dem Ambrageruche durch- drungen waren, Dieser duͤnstete nunmehr 14600 Tage lang in die Atmosphaͤr aus, wenigstens auf eine Dikke z. E. eines Fusses, und alle diese Daͤmpfe verflogen bei ihrer so grossen Fluͤchtigkeit, alle Tage groͤstentheils wie- der. Man sezze, es sei der hunderste Theil davon uͤbrig geblieben, so wird man, nach gemachter Rechnung fin- den, daß folglich ein Zoll Papier von dem \frac{1}{2691664000} Theile eines Grans Ambra den Geruch angenommen. Noch viel feiner ist die koͤrperliche Ausduͤnstung, wel- che ein Hund ausspuͤrt. Jener treue Hund, welcher aus dem Der Geruch. XIV. Buch. dem Schlosse Altenklingen, nach Paris lief, und seinen Herren unter dem Haufen entdekkte, folgte blos der Aus- duͤnstungsmaterie des Sanktorius, welche uͤber einem Wege schwebte, der hundert Meilen lang oder 1500000 Fus breit war, wenn man zehn Fus dazu annimmt, folglich eine Linie von 15000000 Quadratsus, und 2160000000 Zoll machte, welche man 144 mal nimmt, weil der Geruch des Hundes, der in seiner Nase einen Eindrukk machen soll, wenigstens eine Hoͤhe der Atmo- sphaͤr von zwo Menschenlaͤngen ausfuͤllen mus; es wer- den also 311040000000 kubische Fuͤsse voller Geruch- theile sein. Nun ist unsre Ausduͤnstung beinahe Wasser, welches mit einem feinem und wenig Geiste, den der Mensch nicht vom Wasser unterscheidet, maͤßig vermischt ist. Es hatte der Mensch auf seiner dreitaͤgigen Reise L. 12. § 7. dieses Werkes, und §. 13. , auf welcher er nach Paris gekommen war, etwa 12 Pfun- de Wasser, und etwa 12 Gran an Geruchtheilen ausge- duͤnstet. Diese waren auf dem betretenen Wege auf tau- senderlei Art wieder verflogen. Man sezze, es waͤre zwoͤlf Tage hernach noch der tausende Theil davon uͤbrig gewesen, so wird es, wenn man maͤßig rechnet, den \frac{1}{2593005000000} Theil eines einzigen Granes betragen, welcher eine Kubikzoll grossen Flaͤche, auf dem nach Pa- ris fuͤhrenden Wege, so wirksam anfuͤllte, daß der Hund seinen Herren aus diesem Geruch erkennen konnte Vergl. BOYLE. p. 98. 134. 135. . Folglich darf man sich nicht wundern, oder es fuͤr unglaublich halten, daß die Geier aus Asien, um die Koͤrper in der Pharsalischen Niederlage zu verzehren, zu- sammen geslogen, oder daß Eulen in einer wuͤtenden Pest auf denen Haͤusern sizzen, deren Geruch von einer, in den Kranken schon angehenden Faͤulnis, das von Aessern le- bende Thiere herbeilokkt SHAW travels. p. 182. : oder daß man die Kuͤste Spani- II. Abschnitt. Werkzeug. Spaniens Vom Geruche des Rosma- rins, BARTHOLIN de comet. p. 91 und des alten Arabiens Diodor. Sicul. L. III. n. 46. , oder die von Sumatra Relations de Voyages faits pour l’ Etablissement de la Com- pagnie des Indes T. I. pag. 261. WURFBAIN. Reise. p. 21. , oder Ceilon MANDELSLOH Itin. p. 327. Dieses leugnet ein Ungenannter Relat d’un voyage fait aux Indes orient. T. III. p. 124. Doch man hat davon ueuere Zeugen Malab. Mißions Berichte. T. XII, p. 981. Von der Jnsel Roquepaz Samml. der Reisen. L. III. c. 1. Von der Jnsel Annobon OVINGTON. T. I. p. 52. 53. Von einer andern Jnsel DAMPIER travels. T. III. p. 232. schon von weiten, und auf vierzig Meilen Von Spanien BARTHO- LINUS. bis drei Meilen OVING- TON. an dem Gewuͤrzgeruche erkennen koͤn- nen. Eine gewisse Frauensperson konnte, ehe noch ein Ungewitter ausbrach, schon den Schwefelgeruch in der Luft empfinden WOODWARD cases p. 341. . So zart auch diese Materie immer sei, so mus man sie doch fuͤr dikker, als das Licht, die Waͤrme, die magne- tische Materie, und die Materie der Elektricitaͤt halten, indem diese Elemente durch Glas dringen, und der Ge- ruch im Glase eingeschlossen bleibt Exp. cement. T. II. p. 181. BERGER nat. hum. p. 376. . Vielleicht wuͤrde aber auch diese Geruchsmaterie, wofern sie nicht von ih- rem Wasser und Oele, und deren anziehenden Kraft ge- bunden waͤre, auch dieses Gefaͤngnis durchbrechen. Das fluͤchtige Urinsalz und der mit Vitrioloͤl gemachte Salpe- tergeist dringen auch durch Glaͤser durch MUSSCHENBROECK essays. p. 46. . §. 4. Die Geruchsstoffe besizzen grosse Kraͤfte. Es ist den Elementen mehrentheils wesentlich, da ihre Theile aͤusserst zart sind, daß sie auch desto wirksamere Kraͤfte besizzen, je feiner ihre Stoffe sind; wir haben davon am Feuer und dem Elemente der Elektricitaͤt ein Exempel. Eben so groß sind auch die Kraͤfte derjenigen Materie, Der Geruch. XIV. Buch. Materie, welche den Geruch verursacht, und sie enthaͤlt uͤberhaupt die besondern Kraͤfte derer Koͤrper ganz, in welchen sie anzutreffen ist, so daß ihre besondre Kraft, nach Zerstoͤrung dieses Elements voͤllig verschwindet. Man hat davon an Dingen Exempel, welche offnen Leib machen, Verzuͤkkungen erwekken, an den einschlaͤfren- den, giftigen, kraftersezzenden, und toͤdtenden Mitteln, die den Menschen, man weis nicht auf welche Art, ploͤzz- lich ums Leben bringen. Von den Purgiermitteln hat bereits J. Nicolaus Pechlin L. c. 7. p. 93. die Salze erklaͤrt. Und es ist gewis Niemand, der nicht diesen eke haften Geruch der Sennesblaͤtter, des Rhei, und selbst der Jalappa, der noch feiner ist, scheuen sollte, so bald er nur ihre Kraͤfte erfahren hat. Ein jeder ploͤzlicher und heftiger uͤbler Geruch erregt so gleich Ekel und Erbrechen, so wie der Geruch des deutschen Jngwers ( arum ) und des Bil- senkrautes ( hyosciamus ) FLOYER pharmacobas. p. 30. . Doch hat man auch Exempel, daß schon der blosse Geruch des geriebenen hellebori BOYLE de natur. deter- min. effluve. p 165. , des rhei PECHLIN. P. 99. , Tabaks, der Koloquinten Idem ibid. (Eselkuͤrbisse) BOYLE. l. c. des Spiesglases PECHLIN. p. 115. , der bleichen Ro- sen Hist. de l’Acad. 1699. p. 57. , der pilularum cochiarum FALLOPIUS med. purg. simpl. p. 46. SALMUTH. L. III. n. 14. , und verschied- ner Arzeneien uͤberhaupt Von dem Leipzigerarzte Pfeifel, SCHNEIDER. l. c. SAL- MUTH. L. III. n. 8. Ein Exem- pel giebt Alexander BENEDICTUS de pestilentia. BLANCAARD. Jaarreg. l. c. n. 66. offnen Leib gemacht, und hiermit hat es eben die Beschaffenheit, als mit den Pul- vern vom Scammoneo, der jalappa, und dem rheo, wenn diese liegen, und nach Verfliegung dieser Kraͤfte allmaͤlich unwirksam werden PECHLIN. p. 133. der- gleichen beim SCHNEIDER de osse cribrif. p. 210. . Da II. Abschnitt. Werkzeug. Da also dasjenige hoͤchst zart ist, welches diese beson- dre Thaͤtigkeit hervorbringt, so verrichtet es auch bei oͤf- terer Wiederholung dennoch grosse Dinge, und dabei ver- ringert sich sein Gewichte entweder ganz und gar nicht, oder doch nur um ein sehr geringes Daß sich das Glas aus An- timonio nicht vermindere, wenn es gleich oͤfters dem Weine die er- brechende Kraft mittheilt, BOYLE p. 83. doch vermindert sich seine Schwere nach dem DODART mem. avant. 1699. T. I. pag. 28. Doch wie ich urtheile, um ein we- niges, und nur langsam. . Jedermann weis, daß an zarten Frauenspersonen, und bisweilen auch an Mannspersonen, deren Nervenbau zart ist HARDER apiar. pag. 181. Vom Mosch BIERLING adv. n. 54. Vom Geruche der aquae naphae PANAROLUS pentec. II. c. 38. , Kraͤmpfe und Ohnmachten von dem sonst an- genemen Ambrageruche, von Mosch, und so gar von Rosen erfolgen: und ich wuͤrde die Menge der Exempel niemals erschoͤpfen, wenn ich alle die Jdiosincrasien anfuͤhren wollte, welche machen, daß ein verhaßter Geruch, wie von Rosen SPIGEL. L. II. c 3. Vom Kardinal CARAFFA. ULMUS de occult. in re med. propr. vom Kardinal GONZAGA. p. 65. fer- ner DESSENIUS p. 881. BOYLE. p. 213. SCALIGER subtil. ex. 153. PORTIUS de odor. p. 18. BRU- NACLUS de chir. chin. pag. 96. Melchior ADAM de I. Echtio. SCHURIG chylolog. p. 130. BIN- NINGER. l. c. FABER ad HER- NANDEZ p. 541. u. f , von Kazzen, die man nicht einmal zu Ge- sichte bekoͤmmt BARTHOLIN. Cent. VI. hist. 58. VIRIDET du bon chyle. p. 143. Blaͤsse, Roͤthe, Schweis, Ohnmacht KAAUW imp. n. 409. STIEF de somno. p. 20. MANI- TIUS de idiosyncras. p. 34. BOC- CONE observ. p. 88. VALISNER galler. di minerv. T. VII. n. 4. oper. T. I. p. 84. SANCTORIUS method. vitand. error. pag 421. SCHULZE moment. corp. hum. alter. , von Kaͤse KAAUW. BRADLEY ladies direct. p. 86. , Obst Vom IAGELLO. RSA- ZYNSKY hist. nat. Polon. p. 333. SCHULZE l. c. und Fledermaͤu- sen, den ganzen Koͤrper angreift VALISNER. T. I. p. 83. 84. die man nicht gesehen. . Jch uͤbergehe, was wir von den kleinen Apfelkuͤrbissen, den Hasen, Voͤgeln MARANTA method. p. 262. , von der Jalappa, dem Huͤnerfleische, Fischen, Heeringen BIERLING advers. n. 14. ; der H. Phisiol. 5. B. H h Der Geruch. XIV. Buch. der Buttermilch, gekauten Papiere MENTZ de antipath. phys. , Maͤusen MURATORI forza della fantas , Violen BARTHOLIN Cent. III. hist. 28. , Nachteulen VALISNER. gal. min. l c. , Ferkeln, Pflaumen DES LANDES T. l. p. 138. und unzaͤlichen andern Dingen bei den Schriftstellern lesen SACHS gammarolog. pag. 583. Frisch seltsame Haͤndel. T. I. p. 56. SCHURIG chysolog. p. 130. BIERLING l. c. u. f. marcell. DONAT. p. 624. s. CAMER. Cent. memor. II. p. 26. 27. SCHOCK advers. casei. p. 225. u. f. , wobei der Geruch, wofern es kein Scherz gewesen, die Hauptsache ausmacht. Nicht nur an Frauenspersonen, sondern auch an den staͤrksten Mannspersonen bringen die scharfen Geruͤche ein uͤbermaͤßiges Niesen hervor L. VIII. . Wir wollen von der Gewalt der Gifte etwas weniges mit anfuͤhren: es ist das Beispiel der Klapperschlange sehr bekannt, welche nach einstimmigem Berichte der Rei- sebeschreibungen nach dem noͤrdlichen Amerika, die Voͤgel, Maͤuse, und Eichhoͤrner veranlassen soll Die Nachtigall Mocking. bird KIRKPATRIX. ed. II. p. 15. , sich in ihren Rachen, ob sie gleich stille liegt, zu werfen. Man schreibt, daß sie einen heftigen Gestank ausduͤnste I. KALM in K. Swensk Acad. Handl. 1752. Viertheiljahr 4. 1753. Vierth. 1. , andre wollen, daß sie, waͤrend ihrer Bezauberung, nach Mosch riechen soll KIRKPATRIX. l. c. . Wenn an dieser Geschichte was wahres ist, so mag dieser Geruch, der heftig ist, bei dem elenden Thiere vielleicht dergleichen Uebel anrichten, als die ebengedachte starke Geruͤche dem Menschen zufuͤ- gen. Eine Wieselart maritacaca verursacht, blos durch ihren haͤslichen Gestank PISO hist. natur. Brasil. p. 324. Voyages aux terres australes T. II. p. 174. , Ohnmachten, und sie scheint mit dem, vom Kalm In american. Resa. T. II. beschriebnen Stinktthiere einer- lei zu sein. Boerhaave Praelecti. T. IV. p. 77. pflegte, wie ich jezzo ge- funden, nach dem Delrius Disquisit. magicar. , zu erzaͤhlen, daß wenn man II. Abschnitt. Werkzeug. man Kroͤten und Nattern in Trummeln einsperre, dar- auf mit Stoͤkken schluͤge, und dadurch diese Thiere zu der aͤussersten Wut braͤchte, ihr Geruch einen ploͤzlichen Todt verursacht habe. Auch andere Arten von grossen Gestanke haben einen ploͤzzlichen Todt Add. L. VIII. nach sich gezogen, sonderlich die, wel- che von einer Faͤulnis entstanden. So erfolgte vom Ge- stanke eines verfaulten Ochsen LANCIS pest. bovill. p. 1. c. 8. ein schneller Todt, so wie vom Geruche todter Koͤrper Iourn. de Medeci. 1759. M. Aug. , vom Zusammenflusse des Auswurfschlammes ARCUDIO. contemplat. p. 5. u. s. f. Die Alten glaubten, daß Koth, der vom Gifte angegriffen sei SCALIGER de subtil. exerc. p. 154. HEUCHER oper. p. 429. MEAD of poison. p. 225. Er fuͤgt hinzu, er kenne dieses Gift, und es sei metallisch. , einen solchen Gestank hervorbringe, welcher die Umstehenden toͤdtete, und man koͤnne Briefe oder Handschue mit sehr durch- dringendem Gifte versehen WEPFER cicut. Der sich erst nach vielen Monaten wieder erholet. , davon sind viele die es glauben. Es starb jemand vom Arsenikdampfe BARNSTORF de amput. membr. , den derselbe in die Nase zog, ohne daß andre Zufaͤlle dazu gekommen waͤren. Man sagt, Dippel habe eben dieses Schikksal gehabt, der sich in seinen Schriften den Na- men Christiani Democriti gegeben hat. Einschlaͤfrende Kraͤfte haben angezuͤndete Kolen, der Wein, die Alraunwurzel ( mandragora ) Levin LEMN. herb. bibl. c. 2. , einige Ge- wuͤrze, und besonders der Saffran CARDAN. variet. VIII. L. BORELLI hist. 35. Gent. IV. v. L. XVII. ; denn man lieset, daß derselbe, wenn man ihn in Menge eingesammelt, die Menschen und so gar die Pakkesel FABER ad HERNANDEZ. p. 755. eingeschlaͤfert. Auch stark wohlriechende Dinge ziehen uns Beschwerun- gen zu, und es beraͤucherten einige Schiffer, welche vor H h 2 der Der Geruch. XIV. Buch. der Kuͤste Arabiens vorbei seegelten, weil sie sich fuͤr dem zu heftigen Geruche der Gewuͤrze fuͤrchteten DIODOR. SICUL. bibl. III. n. 46. 47. , ihre Schiffe mit Harz. Man lieset, daß Seefahrende vor kurzem von dem heftigen Geruche der Gewuͤrze Ephem. Natur. Curios. Dec. II. ann. 3. obs. 155. , das Leben verloren, und es lehren die Versuche, welche ein beruͤmter Mann vor kurzem gemacht hat L. VIII. , wie gefaͤrlich der Geruch von sehr angenehmen Pflanzen den Voͤgeln sei, und wie schnell er dieselbe toͤdte. Mit besserm Gluͤkke wendet man die Geruͤche bei denjenigen Menschen an, welche wie todte anzusehen, und fast wirklich todt sind, wofern man ihnen nicht mit dergleichen Mitteln zu Huͤlfe kaͤme, welche, sie geschwin- de wieder zu sich selbst zu bringen, die Kraft haben. Er- trunkene, die man wie Todte auf das Ufer zieht, brachte der Geruch vom Salmiaksgeiste Jm Iournal Helvetique 1754 m. Iunio. Von der Kraft dieses Geistes, BOYLE mir. subtil. effluv. p. 188. de submersis. L. VIII. , aus der tiefsten Ohn- macht wieder zum Leben. Und die Erfahrung ist bekannt, daß man Frauenspersonen, die histerisch sind, mit stin- kenden Geruͤchen, aus der Ohnmacht wieder zu sich selbst bringt ARETAEUS Acut. pass. L. II. c. XI. p. 124. Ausgabe des Boerhaave . Die Alten haben die Anmerkung gemacht, daß Ge- ruͤche eine naͤhrende Kraft besizzen, und man lieset vom Demokrit, daß ihn seine Schwester einige Tage mit dem Geruche des frischen Brodtes erhalten habe, damit er nicht waͤrend der Festtage verstuͤrbe. Hippokrates be- fielt uͤberhaupt, Personen, welche eine schnelle Erholung noͤtig haͤtten, durch den Geruch zu erquikken Peri trofis 43. . Von der Jnsel Ternate lieset man, daß sie nach Aus- rottung der Gewuͤrznelken BOYLE histor. of. air. p. 242. Eine gesunder zu bewonen ge- worden. §. 5. II. Abschnitt. Werkzeug. §. 5. Die Arten der Geruͤche. Jch versuche hier einen leichten Schattenriß von einer Eintheilung zu geben, in welcher viele Dinge aus der Chemie und den Thieren nicht bekannt genung sind, und bei welcher die Entschuldigung statt findet, daß man von den Geruͤchen, als Jndividuis, niemals, wie von andern Sinnen wohl, Klassen und Arten gesammelt hat. Jndessen kann man doch einigermaassen hoffen, daß man mit der Zeit einige Klassen und Verwandschaften der Geruͤche feste sezzen werde, da man auch schon jezzt aus einigen Exempeln weis, daß es Geruͤche giebt, die aus den Metallen, Thieren und Pflanzen hergenommen wer- den, und dennoch sehr mit einander uͤbereinstimmen. Wir haben erwaͤhnt, daß der Moschgeruch in einigen Goldaufloͤsungen angetroffen werde: diesen trift man in der That in einem Thiere, und im Saamen einer Art von Pappelrosen ( malva ) an, von dem man offenbar sagen mus, daß er aus einerlei Art bestehe, ob man ihn gleich aus verschiednen Naturreichen hergenommen. Der wiederliche Knoblauchsgeruch dampft nicht nur aus ver- brannten Arsenik, sondern auch aus einigen Thieren aus. Kalms Americanisches Stinkthier giebt einen solchen, doch noch schlimmern Geruch, als das Kraut Roberts, Storchschnabel ( geraninm Robertianum, Gottesgnade) genannt, von sich. Man findet den Violengeruch im Meersalze, in dem harzlichem ( Lichen Hercynius ) und in dem vom Terpentin veraͤnderten Urin. Der Saff- rangeruch offenbaret sich in den martialischen Floribus des Salmiaks. Einige Jnsekten riechen nach Rosen. Den stinkenden Wanzengeruch merkt man am Koriander, im Knabenkraute ( orchis ), den Bokksgeruch am Knaben- kraute, den Geruch des Mannssaamens an den Kaͤzzchen H h 3 oder Eine Jungfer buͤste von einer Men- ge Violen ihr Leben ein, welche an einem verschlossnen Orte, wo sie schlief, aufgeschuͤttet waren. TRILLER in einer besondern Dis- sertation. Der Geruch. XIV. Buch. oder Blumenzapfen des Kastanienbaums, an der Blume des Knabenkrautes und dessen Wurzel; den Geruch der weiblichen Schaam und der Heeringe in der stinkenden Melte ( vulvaria ) und den Aasgestank an der Stapelia. Es sei also unter den wohlriechenden Geruͤchen der erste, der Moschgeruch, mit welchen der Geruch der Ziebethiere viel Aenlichkeit hat. Er hat seinen urspruͤnglichen Sizz in dem thierischen Talge, den die Druͤsen in ein Behaͤltnis ausschuͤtten, worinnen er aufbehalten, und bis auf einen gewissen Grad faul wird. Es ist naͤmlich der Mosch selbst dergleichen schmierig Wesen, das sowohl im Mosch- thiere DENIS Amer. Septentr. p. 279. als in der Zibetkazze, im Krokkodile, Beutel- thiere DYSON, opassum p. 16. Von dem Wieselchen, BUFFON Hist. natur. T. VII. p. 165. , im Schmerlfische BARTHOLIN Cent. IV. Hist. 52. an der schwarzen Feuch- tigkeit so die Blase anfuͤllt. , vom einerlei Geruche angerroffen wird. Doch es riechet auch der auf Aekker ausgestreute Mist BOYLE, orig. form. p. 144. , sonderlich in der ersten Winterkaͤl- te, so wie der Koth der Schlangen RHOD, obs. 93 Cent. III. des Krokodils PLINIUS L. XXVIII. c. 27. , die Eule, dieser haͤsliche Vogel Histoir. natur. des anim. T. III. p. 600. , der durch Ausdaͤm- pfung verdikkte Urin der Kuͤhe RUTTY, synops. of. miner. wat. T. I. p. 457. , die trokkne Schaam der Kuh BARTHOLIN util. peregr. p. 30. , die Galle RAMSAY de bile p. 11. 12. ALSTON on quislim p. 35. , wenn man sie einige Monate lang digerirt, wie auch deren, Kraft der Faͤulnis im Wasser niedersinkender Bodensazz, das Ochsenblut, der Morgenschweis eines gesunden Menschen, auch an mir selbst, und digerirter Kohl nach Mosch. Wie also dieser Geruch bei Abnehmen der Faͤulnis wohlriechend wird, so riecht frischer Mosch so unangenehm, daß man davon ein Nasenbluten bekoͤmmt CHARDIN, voyage de Perse T. IV. p. 46. , und er entsteht dagegen, wenn wan das faul gewordne Fleisch der Krokodile dige- rirt BUFFON, T. IX. p 309. 313. . Eben so wenig kann man an einer lebendigen Zibet- II. Abschnitt. Werkzeug. Zibetkazze den Geruch ausstehen CHARLEVOIX St. Domin- gne T. I. p. 22. . Die branstigen thierischen Oele, riechen, wenn man sie rectificirt, ange- nehm MüLLER in dis. de iis oleis, p. 39. . Wenn der Athem nach Mosch oder Biesam riecht, so ist dieses ein Zeichen einer bevorstehenden Krank- heit PECHLIN, L. II. obs. 50. . Diesem Mosch oder Biesamgeruche kommen die Koͤr- ner des hibisci, die Blaͤtter des Moschstorchschnabels, der Moschrhapontik, des cardui nutantis, des Alpenmohns, des Biesamkrautes ( moschatellina ) der monotropa, der Biesamskabiose, so wie an verschiednen Pappelrosen ( malva ) Z. E. der Portugiesischen, und der, welche an der Sonne schimmert, bei. Wenn man ein Mengsel von sagapeno, galbano, Opopanax, und Judenharze macht, so nimt dasselbe einen Moschgeruch an sich Histoire de l’Acad. 1706. p. 6. . Wir ha- ben bereits erwaͤhnt, welche Mineralien nach Mosch rie- chen HENSING GLAUBER et p. 155. . Der Ambrageruch findet sich sowohl an der grauen Art von Harze, als auch in einem andern, welches uns Boerhaave unter dem Namen von Bernstein zeigte, und welches man aus Afrika gebracht haben wollte. Einen aͤnlichen Geruch haben diosina, die Beeren der wahren Syrischen Balsamstaude ( carpobalsamum ) fau- le Aepfel, und unter den Bergarten Ungarischer Vitriol, der oͤfters mit Salmiak gefaͤllt worden GUNKER ed. GALL. T. IV. p. 145. 146. . Ein andrer saffranartiger Geruch offenbart sich unter den Mineralien, an den mit Eisen versezzten floribus des Salmiaks. Ein andrer harziger von allerhand Art koͤmmt vor im Kampfer, im Aethiopischen Oelbaumharze ( elemi ) im Fichtenharze, chamaepitii, Rosmarin, Volcameria, in H h 4 der Der Geruch. XIV. Buch. der afrikanischen Ringelblume ( calendula ) und einigen Storchschnabelkraͤutern. Dergleichen bringt auch die obengedachte Goldaufloͤsung hervor HENKEL, flor. saturn. p. 387. . Ein andrer herzstaͤrkender Geruch stekkt in der Sal- vei und Muͤnze. Auf andre Art duͤnstet aus dem Benzoinharze, Sti- rax, und Peruvianischen Balsame ein balsamischer Ge- ruch aus. Nach Lavendel riechen Jsop, Thimian, Majoran, Diktam, Wohlgemut ( origanum ) und andre Stauden mit Blumen in abgetheilten Reihen um den Stengel. Aromatisch angenem riecht der Zimmet, feurig die Gewuͤrznelken, Nelkenbluͤhte, und etwas schwaͤcher die Sommerwurzel ( orobanche ). Scharf ist er im Pfeffer, und den Pfefferarten, dem Jngwer ( amomum ) Lorbeeren, Holwurzel ( aristolochia ) Haselwurzel ( asarum ). Unter den Magenstaͤrkungen koͤmmt derfelbe vor im Kalmus ( acorum ), als ein fetter in der Moschatennuß, und Blumen; fein in der Zitro- nenschale, Ceder und Melisse. Anders zeigt er sich im Obste, und dergleichen em- pfindet man an den Blaͤttern des Afrikanischen roten Strochschnabels, und der rosae eglanteriae, so wie des schmierigen melampyri, (Waldweizen) und wenn man Weingeist mit Salpetergeist zusammen giest HENSING, Schwalbacher Sauerbrunnen p. 27. Anders ist der Geruch an den Erdbeeren, und Hind- beeren. Damit verwandt, aber schwaͤcher ist der Geruch der wohlriechenden Violenwurz von der Schwerdtlilie, der Geruch der Violen, des durch Rußland zu uns gebrach- ten Thees, und des roten Steinflachses aus den Steinen des Harzes, des scari RONDELET, p. 168. , der Melonen KOLREUTER insect. collopter. p. 42. , des vom Ter- II. Abschnitt. Werkzeug. Terpentin durchwitterten Urins. Wenn der Urin vom selbst nach Violen riecht, so hat man eine Krankheit zu befuͤrchten PECHLIN, l. c. . Eine andre Art von starken Geruch koͤmmt von der Bluͤhte der Orangenbaͤume, und des gemeinen weissen Diptams ( fraxinella ). Einen andern suͤssen Geruch macht die Rose, die Ro- senwurzel ( radix rhodia ) lathyrus roseus, salix persica, das Wollkraut ( verbascum ) und ein Jnsekt vom Ge- schlechte der Jchnevmonsfliegen Car. de GEER memoir. pour servir a l’ hist. des Insecte s pag. 599. . Ein andrer Liliengeruch entsteht von der Lilie, Tube- rose, blauen Schwerdtlilie, Pflaumen und Weinstoͤkken. Dergleichen doch staͤrkerer und angreifender koͤmmt von der Narcisse mit Binsenblaͤttern, polyanthe tuberosia, Jasmin, Arabischen Jasmin mit dem Orangenblate, ( nyctanthe ) Levkoien, einigen Pfriemkraͤutern ( genista ) dem lathyro siculo und heliotropio. Ein andrer sanfter und zarter ist verschiednen Alpen- gewaͤchsen, der primulae, Aurikel, dem lilio convallio (Maiblumen) dem wohlriechenden polygonato, dem Sei- delbaste ( thymella ) der Linde, dem Saubrodte ( cycla- men ) der Hiacinthe, und vielen andern Blumen gemein. Anders aͤussert er sich an den Umbellenfoͤrmigen Blumen der Angelike, an der Meisterwurzel ( imperatoria ), trago- selino (Pimpinell), Anise, und an den Wurzeln des la- serpitii, und des oreoselini. Ein andrer starker an dem Baldrian ( valeriana ) an der spica celtica (welsche Spik) Baͤrenfenchel ( meum ) siler, Dill und Kuͤmmel. Ein beifusartiger Geruch ( artemisiacus ) koͤmmt vor an wohlriechenden achillea, am Wermute, abrotano, Beifusse, und dem wohlriechenden chamaemelo. H h 5 Ein Der Geruch. XIV. Buch. Ein andrer trokkner, etwas angenehmer ist im Stern- kraute ( gallium ) Geisbarte ( ulmaria ) Holunder, und dem Sternleberkraute ( asperula matrisylva ). Unter diesen Klassen sind einige sehr aͤnliche und sehr unaͤnliche Geruͤche begriffen, doch so, daß sie einige ge- meinschaftliche Merkmale an sich haben. Es herrscht das Oel vor in den Ambrageruͤchen, und den gewuͤrzhaften. Harz in den Harzen, und hizzigen Balsamen. Waͤssriger sind der Violen, Rofen, Safran, Lilien und derjenige Geruch, welchen ich den sanften Wohlge- ruch genannt habe. Mehrentheils geben Thiere einen wiederlichen Geruch, die biesamartigen ausgenommen, von sich. Wir nehmen wenige Jnsekten aus p. 164. Noch andre Jnsek- ten, bei dem GABRIELLI ad PA- ROLINUM Exp. I. RIRCH. T. II. p. 483. \&c. T. II. L. V. p. 95. . Man hat von Alexander dem Grossen, von der von Stephan Blankaard angefuͤhrten Frau Jaar-Register Cent. VII. n. 62. , und von einer andern, von der Camerarius Nachricht giebt, Exempel, daß auch aus Menschen ein angenehmer Geruch ausduͤnstet Diss. taurin. p. 12. . Sehr angenehm ist der Geruch der vom Alkohol aus dem Pflanzenreiche, und aus den Foßilien von der Saͤure des Vitriols zusammengesezzt ist. Die uͤbrige wenige ha- ben wir bereits beruͤhrt. §. 6. Die Mittelgeruͤche. Was man nicht eigentlich zur Klasse der Wohlriechen- den rechnen kan, davon hat man verschiedne, darunter die meisten angenehmer, als unangenehm sind. Hieher rechne ich den spirituoͤsen Geruch des Alkohols, den sauren Geruch des Weins und Eßigs; denn es hat schon die mineralische Saͤure einen heftigen Geruch. An- II. Abschnitt. Werkzeug. Angenehm branftig ist der Geruch des geroͤsteten Kaf- fees, und des geroͤsteten Brodts, der Geruch der Huͤl- senfruͤchte, sonderlich der Geruch der Bohnenbluͤhte, wel- cher fast unter die wohlriechende mit gehoͤrt, wilder rie- chen die Erbsen, und andre Saamen von Papilionfoͤrmi- gen Blumen. Der Mehlgeruch, dem viele Schwaͤmme aͤnlich sind, und darunter der Geruch des frischen Brodtes eine An- nehmlichkeit bei sich fuͤhrt. Bitter ist der Geruch des Wermuts. Zum Befoͤrdern der monatlichen Reinigung dient der Geruch des Poleis ( pulegium ) des Mutterkrautes, und des stinkenden chamaemeli. Kressgeruch stekkt in der Kresse, im Loͤffelkraute, in diesem ganzen Geschlechte, so wie in der marchantia. Ein wilder Kuͤrbisgeruch, in den Geschlechtern der Kuͤrbisse, welcher sich in der Melone mit einem Ambra- geruche vereinigt. Krautgeruch liegt in der roten Ruͤbe, im roten Hah- nenkamme ( blitum ) in der Melde ( atriplex ) Boragen, und der Ochsenzunge ( buglossum ). Der Grasgeruch. Der fuͤsse Geruch der Feige, des Honigs, des rohen Zukkers, ist von verschiedner Art, doch etwas angenehm. Der Geruch des Bieres. Der starke, nicht unangenehme Geruch der Wall- nuͤsse. Unter den Wollust erwekkenden, der Geruch des Knabenkrautes ( orchis ) der Kaͤzzchen an den Kastanien, und des maͤnnlichen Thiersaamens. Der Geruch des griechischen Heues ( foenum grae- cum ) des Steinklees ( melilotus ). Der starke Geruch des gale, und rostigen ledi (wilde Rosmarin. §. 7. Der Geruch. XIV. Buch. §. 7. Die uͤbeln Geruͤche. Uebel und misfaͤllig riechen fast aller Thiere Ausduͤn- stungen, so wie der Urin, die Milch, der Koth, und Schweis. Doch hat jedes Thier noch seinen besondern Gestank an sich. Uebel riechen fast alle mineralische Geruͤche, darunter einige sehr stinken, als ein angebrannter Arsenik, aufge- loͤstes Eisen, und des im Alkali zerfliessenden Schwefels. Vor andern ist der Geruch, um mich in die Arten ein- zulassen, ekelhaft von verfaulten, oder faulen Koͤrpern, der ziemlich einerlei ist, er mag aus einem verfaulten Thiere, oder von vermodernder Pflanzen herruͤhren. Unter den noch frischen Vegetabilien duͤnstet einen Leichengeruch aus die stapelia, so daß die blauen Fliegen dadurch betrogen wer- den, und ihre Eier in die Blume derselben, als in ein Aas legen. Mit diesem koͤmmt der Gestank des phalli sehr uͤberein. Stinkend ist der Geruch der Arten des Kothes, welche noch nicht verfault sind, besonders aber der Koth von fleischfressenden Thieren. Unter den Pflanzen duͤnstet die- sen Geruch aus das Geschlecht der Baumschwaͤmme, und einige Hoͤlzer in Jndien. Stinkend ist der ranzige Geruch des verdorbnen Trah- nes, und des Fettes andrer Meerthiere, der Voͤgel, wel- che sich von Fischen ernaͤhren; stinkend und ekelhaft von anderm Fette, welches alt und von der Zeit verdorben ist, so wie der Gestank ausserordentlich von dem Kothe derer- jenigen ist, welche Fettigkeiten schlecht verdauen. Eben so uͤbel riechen auch faule Eier. Jn diesen Arten von Gestanke stekkt gemeiniglich eine Art von Gifte, sie erregen ein Erbrechen, welches oft hartnaͤkkig ist, und sie machen Entzuͤndung an den Au- gen BELLINI Versuche von Wallfischfette MARTENS. Von den heimlichen Gemaͤchern ist es jedermann bekannt. . Unan- II. Abschnitt. Werkzeug. Unangenehm ist der Geruch des Kaͤses, und von ver- moderten Knochen, und es hat der Geruch des Krautes der blauen Heidelbeeren ( myrtillus ) einige Aenlichkeit damit. Unter den Thieren stinket der Bokk und einige Schlan- gen. Dem Bokksgestanke koͤmmt eine gewisse Art des Knabenskrautes und das stinkende Ruͤhrkraut ( gnapha- lium ) nahe. Zum Wanzengeruche gehoͤret frischer Koriander, und das Knabenkraut ( orchis ) dessen lateinischer Name vom Geruche entstanden ist. Unangenehm ist der Knoblauchsgeruch, dergleichen man auch an der Kroͤte und in gewissen ausartenden Fos- silien bemerkt, so wie am Knoblauchskraute ( alliaria ) am kleinen Schierling, an der lantana, chara dem Teufels- drekke ( asa foetida ) pag. 162. . Verwandt damit sind das stin- kende Gummi des galbani, und Sagapeni. Es ist bei diesem Geruche das Sonderbare, daß er stark und lange Zeit, so gar dem Athem und der Ausduͤnstung derjenigen Menschen anhaͤngt, welche sich dieser Pflanzen bedienen. Der Jltisgeruch, der Geruch des Kazzenurins, wel- cher in dem Rupertskraute ( geranium Robertianum ) ge- linder ist, und zugleich mit dem schwarzem Johannesbeer- strauche und der stinkenden Wiesenraute ( thalictrum ) viel Aenlichkeit hat. Gelinder ist der histerische Geruch der lamii, der tau- ben Nessel ( galeopsis ) einiger Salveiarten, der cattaria- rum, des schwarzen Andorns ( ballote ). Zart, aber wirksam ist das Gift der Pfingstrose ( paeonia ) der Niesewurz, der weisen Niesewurz ( vera- trum ) des Schierlings, des Eisenhuͤtleins ( aconitum ) des Rittersporns mit Eisenhutblaͤttern ( delphinium ) des Spa- nischen Schotenpfeffers ( capsicum ) der Schwalbenwurz ( asclepias ) der Jalappe, des Flachskrautes ( linaria ) des Wald- Der Geruch. XIV. Buch. Waldweizen ( melampyrum ) und beinahe der ganzen Klasse der didynamiae diangiae in der Kraͤutereinthei- lung. Heftiger ist das Gift in der Afrikanischen Sammet- blume ( tagetes ) in den Liebesaͤpfeln ( lycopersicum ) in den Sennesblaͤttern, in der stinkenden cassia, in der roten aufgeworfenen Lilie, in der Kiebizblume ( fritillaria ) und der Kaiserkrone. Auch dieser Geruch deutet eine giftige Natur an. Einen unangenemen Poͤkelgeruch ( muria ) haben die Schwaͤmme, viele frische Meerfische, und ihm ist die Heeringslake verwandt; dergleichen duͤnstet auch das Kraut Gaͤnsefuß aus ( chenopodium fœtidum ). Narkotisch ist der Geruch der Hundezunge ( cyno- glossum ) des lithospermi in den Apotheken, der Alraun- wurzel ( mandragora ) und noch beschwerlicher ist er im Bilsenkraute und Tabake. Der Opiumsgeruch koͤmmt im Opio und stachlichen Laktuk vor. Harzig ist er im Harze, in der in sandige Steine eingedrungnen Naphta, wovon die fabelhafte Felsen um Chavornay voll sind. An einigen Arten der passiflora, des Klees, der Wallwurz ( solidago ) des Hauhechts ( anonis ) bemerkt man etwas aͤnliches, so wie am Biber- geil. Es misfaͤllt uns auch der modrige Geruch des fuci, des Meergrases ( alga ) der Sumpfgewaͤchse, des Meerkal- bes ( phoca ). Scharf ist er an der Raute, den Schwaͤmmen, des schleimigen Erdmoosses ( mucor ) an frischen Leichen, an mancher Menschen Athem, und im giftigen Geruche der Berggruben. §. 8. Die Ursachen dieser Geruͤche. Wir verstehen von dieser Ursache sehr wenig, und es hat sich Niemand gefunden, welcher dem fleißigen Robert Boyle II. Abschnitt. Werkzeug. Boyle darinnen nachgefolget waͤre. Wenn wir indessen uͤberhaupt entweder das Leben und das langsame Fortwach- sen der Pflanzen, oder der Thiere betrachten, so finden wir, daß die ersten Anfaͤnge beider Geschlechter gemeiniglich im maͤnnlichen Saamen einen sumpfen ( fatuus ) mehligen, oder wenigstens doch Wollust erwekkenden Geruch besiz- zen, welcher mit dem mehligen Wesen etwas hizziges ver- bindet. Derjenige ist nur zart, welchen ich an den ersten Grundzuͤgen der Voͤgel bemerkte, da ich ihrer Bildung nachspuͤrte; und er ist gleichfals zart, oder uͤberhaupt gar nicht vorhanden in dem Saamen der meisten Baͤume, und in dem Keime dieser Saamen. Das Leben der Thiere bekoͤmmt einen Zuwachs von wirksamen Veraͤnderungen, Pflanzen geniessen ausser einer waͤssrigen Narung und der Saame kaum etwas mehr. Und dennoch kommen aus diesem geruchlosen Mehle des Nelkensaamens allmaͤlich Blumen hervor, welche einen kenntlichen Kraͤutergeruch besizzen, um bei einem einfaͤlti- gen Exempel stehen zu bleiben. Allmaͤlich entwikkelt die angeneme Waͤrme, sonderlich von der Sonne an diesen Blumenblaͤttern nach der gruͤnen Farbe die weisse, nach der weissen einen lebhaften Purpur und die Natur streuet zu gleicher Zeit nebst der Farbe durch die Blaͤtter ein sehr angenehmes Gewuͤrze aus, welches nunmehr ganz was neues ist, dergleichen weder im Saamen noch in dem Safte war, von welchem die Pflanze ihr Wachstum er- hielt, und welcher blos waͤssrig haͤtte sein koͤnnen. Man siehet, daß aus Wasser und sehr wenig Mehl mittelst der Waͤrme gewuͤrzhafte Geruchstheile erzeugt werden, ob- gleich keine fremde Ursache dazu gekommen. Jm Menschen theilet eben diese Waͤrme dem geruch- losen Wasser zwar keinen angenemen, aber doch starken Geruch mit, so hat z. E. der frische Schweis an der Schaamseite, welcher sich an einer gesunden und schoͤnen Frauensperson eben einfindet, nichts als einen sumpfen Geruch Der Geruch. XIV. Buch. Geruch und das Ansehn eines weislichen etwas undurch- sichtigen Wassers. Bleibt dieser Schweis in der Falte der Weichen sizzen, und haͤuft er sich daselbst, wie ge- woͤnlich, oder in einer andern Falte an, so nimmt er in kurzer Zeit einen durchdringenden unangenemen Ge- ruch an sich, der keinem andern Geruche aͤnlich ist, ohne nur, daß er mit dem elektrischen Funken, ich weis selbst nicht, was uͤbereinstimmendes hat. Es wirkte die Waͤr- me in dieses Wasser, sie machte die sanfte Theile fluͤchtig, und sie fuͤgte ihnen eine stehende Schaͤrfe bei. So verursacht die Faͤulnis in der geruchlosen Galle, aus dem im duͤnnen Gedaͤrme geruchlosen Kothe erst einen durchdringenden Gestank, hierauf einen hoͤchst angene- men Geruch, und beide entstehen doch ohne allen Bei- tritt einer neuen Materie. Es scheinet demnach daß Theilchen, die im thierischen Wasser sumpf, ohne Geruch und sanfter Art sind, so- bald ein Theil des Wassers verraucht, von einer zarten Waͤrme geruchbar gemacht werden. Sie werden zu glei- cher Zeit zaͤrter gemacht, wenn ihre fluͤchtige Theile in der Luft verfliegen. Ueberhaupt scheint die Natur der Geruͤche auf eine Zartmachung der Theile anzukommen, welche uns durch die Luft zufliegen, so wie auf eine ge- wisse Schaͤrfe, welche macht, daß sie unsre Nase ruͤhren. Vielleicht ist selbst die unbezwingliche Haͤrte der Wasser- theile Ursache, daß das Wasser, indem es Geruͤche aus- dampfet, keinen Geruch annimmt; indessen sind beide Eigenschaften notwendig zu verbinden, wofern ein Ge- ruch entstehen soll Blos die Zartheit HERA- CLITUS; Er sagt, alles was zu Rauch wird, kann gerochen werden ARISTOTELES, de sensu n. 5. . Es sind die Mittelsalze scharf, aber ohne fluͤchtig zu sein; es ist das Wasser fluͤchtig, ohne scharf zu sein; es riechen die fluͤchtigen Salze, weil sie beide Eigenschaften mit einander verbinden. Ja es ist fast kein einziger Koͤrper, Wasser ausgenommen, welcher nicht, II. Abschnitt. Werkzeug. nicht, wenn man ihn im Feuer verfluͤchtigt, zugleich ei- nen Geruch ausbreiten sollte. Mit einem Worte, es ist die Waͤrme die Mutter des Geruches, und man kann sich also nicht wundern, daß sie die Kraͤfte der Geruͤche so sehr verfeinert PIVATI reflessioni p. 29. ; eben dieses wird auch von dem Reiben, wodurch das Feuer nachgeahmt, und ebenfalls Waͤrme erzeuget wird, erhal- ten Das Buͤchenholz erlangt unter dem Dreheisen des Drechs- lers einen angenemen Geruch, BOYLE de mechan. orig. forma, et qualitate p. 135. . Jch bin indessen nicht dawider, daß man nicht auch durch andre Ursachen, als durch die Aufloͤsung und durch Vermischung Geruͤche auf allerlei Art veraͤndern, und vermehren koͤnne. Wir haben bereits erwaͤhnt, daß aus Vermischung stinkender Gummen ein angenemer Geruch hervorgebracht werden koͤnne p. 163. 164. . Caͤsalpinus be- merkt, daß Melilotenwasser, welches sehr wenig riecht, den Geruch aller stark riechenden Koͤrper vermehrt, und Boyle zeigt, daß der schwache Geruch des wahren Ambra BOYLE p. 147. , wenn man ein wenig Biesam und Zibet zufuͤgt, aus- nehmend staͤrker gemacht werde. Von dem stinkenden Vitrioloͤle, und dem nicht sehr lieblich riechenden Wein- geiste, wird eine angenehmriechende Mischung Add. p. 120. 136. 137. . Da- hingegen steiget aus dem, mit Salmiaksalze gemengten Kalke so gleich ein harnhafter Geruch auf Idem exp. I. p. 131. , und es entstehet ein Schwefelgestank, wenn man Terpentinoͤl Idem exp. III. p. 132. 133. mit Vitrioloͤl zusammen giesset. Eben so wohl entstehen starke Geruͤche durch die Auf- loͤsung, z. E. des Eisens von einer mineralischen Saͤure, des Schwefels, den ein Lauchenholz zernagt, und in an- dern unzaͤlbaren Versuchen mehr, so wie sich auch ange- neme Geruͤche, wofern man dem Versuche des Boyle trauen H. Phisiol. 5. B. J i Der Geruch. XIV. Buch. trauen darf, erzeugen, welcher aus Edelgesteinen einen angenehmen Geruch hervor brachte, wenn er diese in Vi- triolspiritus aufloͤste p. 140. Exp. X. . Es erhellet aber hinlaͤnglich daraus, daß sich die Grundstoffe der Koͤrper, vermoͤge der Anziehungskraft dergestalt unter einander verknuͤpfen lassen, daß sie von ihren Theilchen nichts fahren lassen, so wie sich ein drit- ter beigefuͤgter Koͤrper, welcher mit einem der vorigen durch ein staͤrkeres Band verbunden worden, davon los- machen laͤsset, da denn das eine von den beiden wieder seiner fluͤchtigen Natur uͤberlassen wird. §. 9. Die Ursachen von der Annemlichkeit des Geruches. Bei der Annehmlichkeit der Geruͤche kommt es zum Theil auf etwas willkuͤrliches, zum Theil auf etwas Ei- gentuͤmliches an. So bedienen sich die Thiere der Ge- ruͤche zu ihrem Nuzzen, und sie nehmen selbige als an- genem an, wenn sie ihnen bequeme und zur Narung taugliche Koͤrper anbieten. So verachtet der Hund, wel- cher doch zum Ausspuͤren der Thiere ein so feines Geschikk hat, einzig und allein den Geruch einer Rose und Viole, und er scheint von diesen Geruͤchen keine Empfindung zu haben PERRAULT ess. de physi- que T. III. p. 60. Doch mag ich nicht sagen, daß die Thiere einen andern Geruch, als wir haben. Daher finden die Einwohner von Groͤnland den Ge- ruch des Fettes von Wallfischen, und Robben angenem; weil die Natur in diesem unfruchtbaren Winkel der wohn- baren Erde, kein ander Huͤlfsmittel, als diese Fische uͤbrig gelassen hat. Sie trinken daher diese noch so ranzig ge- wordne Fischfettigkeiten, mit eben der Wollust, als die Europaͤer die feurige Weinbecher ausleeren. Bei den Siamern ist der Geruch von bebruͤteten Eiern lekkerhaft, weil II. Abschnitt. Werkzeug. weil sie dergleichen Eier speisen, und der Kaͤse riechet denjenigen vortreflich, welche diese Speise gerne essen. Die Afrikaner genissen das faule Fleisch von Elephanten. Die Roͤmer rechneten die Salzbruͤhen von Fischrogen, oder diese Tunke von faulen Fischlebern, so widerlich sie auch rochen, unter die Lekkerbissen. Aber dennoch kann man nicht zweifeln, daß auch eine gewisse angeborne, und dem ganzen Menschengeschlechte eigne Neigung in der Natur statt habe, kraft welcher man Violen, Rosen und Zimmet gerne riecht, und den Gestank von menschlichen Leichnamen, von Koth, und vom Amerikanischen Stinkthiere verabscheut. Es scheinet diese Annemlichkeit auf eine mittelmaͤßige Temperirung des Geruches anzukommen. Gar zu schwa- che Geruͤche ruͤhren uns kaum, und die zu heftigen fallen uns beschwerlich. Wir haben bereits erwaͤhnt p. 163. , daß frischer Mosch unangenehm riecht, und wenn eben dieser in etwas geschwaͤcht worden, und einen Theil seiner Kraͤfte eingebuͤßt, so faͤngt er an zu gefallen. Eben so ist es mit einem faulen und eben gekochten frischen Eie beschaf- fen; der erstere Geruch ist uns widerlich, und der andre beliebt, und gefaͤllig. Jm Moselerweine stekkt ein zarter Geruch von Kazzenurin, der aber in den Muskateller- trauben, weil er schwach ist, angenem riecht. Der Ge- ruch der Tuberose, und Hiacinthe, so wie des sirischen Apocinum (Wolfsmilch) faͤllt uns mit seiner Heftigkeit beschwerlich. Dahingegen fehlet es den gar zu schwachen Geruͤchen an der Wirksamkeit, um uns zu gefallen. So riechet das Holz von der Buche, welches sonst keinen Geruch von sich giebt, wie wir eben gesagt haben, unter dem Dreheisen der Drechsler angenemer p. 169. . Und da- her koͤmmt es, daß Fleisch welches sonst ohne allen Ge- ruch ist, gebraten sehr angenem riecht. J i 2 Hier- Der Geruch. XIV. Buch. Hieraus erhellet nun, daß ein Geruch Jemanden an- genem sein koͤnne, wenn er gleich einer andern Person misfaͤllig ist. Derjenige, welcher einen scharfen Geruch besizzet, pflegt die heftigen Geruͤche nicht so gut vertra- gen zu koͤnnen. Aus dieser Ursache kann ich, da ich ei- nen scharfen Geruch besizze, Kaͤse, noch so wenig gefaul- tes Fleisch, und keine etwas starke Geruͤche vertragen, dahingegen die, welche sich des Schnupftabaks, des Wein- trinkens bedienen und dadurch die Werkzeuge der Nase angreifen, dergleichen Geruͤche leicht ertragen. §. 10. Ob die Materie die Geruch machet, auch zugleich den Geschmakk verursacht. Es stekkt in der That in beiden Sinnen eine grosse Analogie, welche bereits den Alten THEOPHRASTUS caus. pl. t. L. VI. c. 12. so wie den Neuern bekannt war Le GAT p. 230. . Aristoteles sagte, daß alles, was zugleich feuchte, und zugleich schmakkhaft ist, getrokknet einen Geruch von sich gebe, und es hat beruͤmte Maͤn- ner gegeben, welche fuͤr beide Sinnen einen gemeinschaft- lichen Grundsinn, oder einen herrschenden Lebensgeist an- nehmen BOERHAAVE prælect. T. IV. n. 507. p. 72. . Wenigstens giebt es Koͤrper, deren Ge- ruͤche ihren Geschmakk in der Nase vorstellig machen, dergleichen einige bittre Sachen, der Wein, der Eßig, und der saure Saft aus dem Franzosenholze ( guajacum ), oder gebratenes Fleisch sind Idem, morb. nerv. p. 735. . Sobald diese fluͤchtige Theile zerstoͤrt werden, welche den Geruch verursachen, so hoͤrt zugleich der Geschmakk auf. So verliert Zimmet, von welchem man sein Oel uͤberdestillirt hat, nebst den Geruche auch den Geschmakk, und es pflegen uͤberhaupt wohlriechende Kraͤuter, von denen man den geistigen und den waͤssrigen Extrakt ge- nom- De sensu n. 5. II. Abschnitt. Werkzeug. nommen, im Gefaͤsse trokken, geschmaklos und zugleich ohne Geruch zuruͤkke zu bleiben. Endlich verliert man in Schnupfen HARTLEY, p. 180 auch im polypo. LEURET de polyp. p. 359. Geruch und Geschmakk zu gleich. Hierzu fuͤgt man noch, daß diejenigen Membranen, wel- che beide Sinnen bedienen, einander gleich sind le GAT I. c. . Und dennoch stekkt in beiden Grundstoffen ein ganz deutlicher Unterschied Conf. P. G. ANDREÆ MüL- LER, rationes in I. Nebenstun- den p. 68. . Es giebt naͤmlich in der That heftig riechende Sachen, welche kaum einigen Geschmakk haben; so wie es Koͤrper von scharfen Geschmakke giebt, die ohne Geruch sind. So riechen die Blumen der Nel- ken schoͤn, ob ihr Geschmakk gleich von keiner Bedeu- tung ist, und eben diese Beschaffenheit hat es auch mit der Lilie, Viole, Rose, mit den meisten Blumen, mit dem Sandelholze, und mit andern wohlriechenden Hoͤl- zern. Dahingegen haben die Mittelsalze, und die laugen- haften Salze keinen Geruch, und dennoch einen durch- dringenden Geschmakk. Man hat auch angenehme Geruͤche, wenn der Ge- schmakk unangenem ist, und so umgekehrt. Angenehm riecht die Lilie und Zitronenschale, obgleich ihr Geschmakk sehr bitter ist. Das Oel Gayeput duͤftet einen sehr an- genemen Geruch von sich, ob es gleich im Munde uͤbel schmekkt, und man findet nichts angenemes im Geschmak- ke an denjenigen Geruͤchen, welche man von Thieren hernimmt. Da die Faͤulnis den Geruch vermehrt, so zerstoͤrt und verwirrt sie den Geschmakk, und sie macht dasjenige geschmakklos, was sonst hoͤchst angenem roch. Dahingegen ist der Geruch des durionis unangenem RUMPE, herbar. Amboin. L. L. c. 24. , und wie an verfaulten Zwiebeln, ob gleich der Ge- J i 3 schmakk Der Geruch. XIV. Buch. schmakk angenem und wie Mandelmilch ist. Der Ge- ruch, den der Kaͤse und das angelaufene Fleisch von Voͤ- geln und vierfuͤßigen Thieren von sich giebt, begleitet den Geschmakk mit einer grossen Annemlichkeit. Folglich leite ich den Unterschied zwischen dem schmakk- haften und riechendem nicht blos von den feinern Werk- zeugen, und den mehr entbloͤsten Nerven im Geruche her; denn sonst wuͤrden Dinge, welche den stumpfern Sinn, den Geschmakk, in Bewegung sezzen, auch den schaͤrfern Sinn, den Geruch reizen. Allein sie erregen denselben nicht. Es scheinet vielmehr der Geschmakk fast einzig und al- lein vom Salze herzuruͤhren, und dazu nichts zu helfen, ob sein Grundstoff fluͤchtig oder nicht sei. Hingegen mus der Stoff der Geruͤche notwendig ausduͤnsten koͤnnen, und es muͤssen ihre Theilchen viel zaͤrter, und mit dem Lebens- geiste oder brennlichen Wesen vermittelst der Waͤrme, oder Faͤulnis hoͤchst verfeinert und verbunden sein, wel- ches zugleich eine Narung fuͤr das Feuer, und die Ma- terie der Elektricitaͤt ist p. 156. . Darinnen kommen beide Sinnen mit einander uͤberein, daß sie etwas stechendes erfordern, welches ihre Nerven in Bewegung sezzen kann, das uͤbrige mag so verschieden sein, als es will. Jch empfehle diesen geringen Versuch den Kennern der Naturkraͤfte, und denen welche mehr Musse, als ich haben, zur Verbesserung und bessern Ausarbeitung. Drit- Dritter Abschnitt, Das Riechen an sich selbst. §. 1. Wie der Mensch rieche. E s dringt die Luft welche mit Geruchduͤnsten angefuͤllt ist, entweder von selbst, vermoͤge der Kraft des Einathmens in die Nase, oder sie wird vom Men- schen mit Fleis, wofern derselbe die Beschaffenheit eines Koͤrpers genauer untersuchen will, durch oͤftere, kleine und wiederholte Einathmungen herbeigezogen, wobei man die Nase wechselsweise erweitert p. 127. und verengert p. 128. , und man sieht zugleich, wie die Nasenfluͤgel dabei wech- selsweise in die Hoͤhe steigen, und wieder niedersinken. Diejenigen, welche schreiben, man rieche ohne Ein- athmen; und vielmehr waͤrend des Ausathmens PERRALAUT, de l’adorat. p. 151. CASSERIUS. , diese haben weder die Erscheinungen selbst in Obacht genom- men, noch die Lehrsaͤzze der Alten im Gedaͤchtnisse. Ga- len hat vor dem schon, weil er Versuche machte, gesagt, daß man keine Geruͤche anders apud ORIRASIUM, p. 48. adde p. 18. tum VAROLIUS. , als vermittelst des Einathmens empfinden koͤnne. Da ferner ein Polipus der Luft durch die Nase kei- nen freien Zug verstattete, so hatte der Kranke gar kei- nen Geruch LEVRET, des polyp. p. 359. HARTLEY, p. 180. , und ein Hund LOWER, apud Needham. de format. fet. pag. 165. PER- RAULT, ess. de Phys. T. III. p. 29. dem man bei einer Verwundung die Luftroͤhre oͤffnen muste, um die Luft durch die Wunde zu leiten, hatte uͤberhaupt gar keinen Geruch. J i 4 End- Der Geruch. XIV. Buch. Endlich kann man die Probe sehr leicht machen, daß wir durch Oerter voller haͤslichen Gestankes, und mitten durch heimliche Gemaͤcher gehen koͤnnen, ohne im ge- ringsten von diesem Gestanke belaͤstiget zu werden, weil es uns frei steht, waͤrend dieser Zeit ohne Einathmen zu bleiben. §. 2. Der Weg, welchen die Geruchtheile nehmen. Da diejenigen Theile, welche den Geruch beschaͤfti- gen, fluͤchtiger Art sind, so breiten sie sich ohne Zweifel so gleich uͤberall in der ganzen Nase aus. Es ist dieses naͤmlich die besondre Art der Geruchduͤnste, daß sie durch alle Loͤcher in alle Winkel einschleichen. Folglich werden sie die Nase anfuͤllen, und sich in den Schleimhoͤlen aus- breiten. Man koͤnnte noch fragen, ob die Geruchstoffe auch bis zum Gehirne gelangen, ob wir dieses gleich von der Luft schon gelaͤugnet haben L. X. p. 174. 175. Die Alten folgten der Theorie bestaͤndig, daß die Luft GALENUS, de util. respi- rat. fin. \&c. durch die Loͤcher des siebfoͤrmigen Knochens in die vordre Gehirnkammer, nebst den Geruchtheilen ge- lange AVICENNA, p. 9. 6. ; daß in dieser Kammer der Sinn des Ge- ruches vor sich gehe GALEN. instrument. odor. c. 4. ORIBAS. p. 48. 52. , daß das Gehirn selbst, Kraft der erweiterten Kammer, aus der Nase die Luft an sich ziehe, und daß aus diesem Grunde der untere Theil der Kammern auf den Siebknochen aufliege ORIBASIUS, p. 52. . Und folg- lich waͤren die Siebknochen aus dem Grunde unter einan- der verwikkelt, damit nicht die rohe Luft zum Gehirn kommen koͤnne Idem p. 18. . Schneider hat vorlaͤngst diesen Weg De CATARRH. L. II. s. 2. Er irret, daß sie nicht zum Stirn- sinus komme. wiederlegt, und seine saͤmmtliche Nachkommenschaft findet die Wege des III. Abschnitt. Werkzeug. des Siebknochens L. X. p. 175. L. II. f. 2. c. 1. p. 257. blind, und mit einem nervigen Marke angefuͤllt, so wie sie ferner von diesen Loͤchern im Menschen keinen Weg nach den Kammern zu entdekken kann. Es wuͤrde in der That die Wirksamkeit der Ge- ruͤche gar zu maͤchtig werden, wenn sie das entbloͤßte Ge- hirnmark beruͤhren koͤnnten, indem sie auch jezzo, wenn die Nasennerven mit vielen Membranen, und vielem Schleime bedekkt sind, so heftige Kraͤmpfe hervorbringen. Es wuͤrde nur uͤberfluͤßig sein, wenn man allerlei Gruͤnde beifuͤgen wollte, dergleichen das einer mit ist, daß die Thiere, welche am schaͤrfsten spuͤren, einen langen Kopf PERRAULT de l’odor pag. 152. , und bei ihnen der Weg der Geruchstoffe einen langen Weg bis zum Gehirne haben; daß der Mensch, oder die Kazze, weil sie einen runden Kopf haͤtte, einen stumpfern Geruch besizze, und es werden die Geruch- sachen dem Gehirne nahe gehalten. §. 3. Das naͤchste Werkzeug des Geruches. Man ist darinne ziemlicher maassen einstimmig, daß dieses Werkzeug auf die pulpoͤse Membran der Nase SCHNEIDER, fast im gan- ganzen Werke PERRAULT de l’odorat p. 153. , und auf diejenigen Nerven ankomme, welche durch diese Membran ausgetheilt sind. Nur ist die Frage, an welcher Stelle in der Nase besonders der Geruch verrichtet werde. Jch finde, daß man gewoͤnlicher maassen keinen Theil der Nase davon auszunehmen pflegt. Jndessen wollen einige doch, daß die Schleimsinus zu diesem Geschaͤfte nicht mit gehoͤren sollen SCHNEIDFR, de CA- TARRH. p. 216. AURIVILLIUS p. 40. ; uͤbrigens nennen sie vorzuͤglich die schwammigen Kno- chen SCHNEIDER de oss. cribrif. p. 245. , andre insonderheit die Nasenscheidewand GUNZ, de hum. p. 180. , J i 5 und Der Geruch. XIV. Buch. und noch andre halten die oͤbersten Theile der Nase und die unter der Siebplatte liegen, fuͤr das wesentliche Werk- zeug dieses Sinnes AURIVILLIUS, L. C. p. 38. . Doch es ist auch noch vom Nerven die Frage. Ge- meiniglich pfleget man alle Nasennerven unter diejenigen Theile, welche den Geruch verrichten, mit zu sezzen. Den- noch aber schliessen einige das erste Nervenpaar MERY progres de la medic. p. 25. aus, weil diese Nerven in einem Menschen, welcher einen guten Geruch hatte, hart und zerstoͤrt gewesen, folglich waͤren bloß die vom fuͤnften Paare stammende Nerven hinlaͤnglich, diesen Sinn zu verrichten. Dahingegen schlos vor kurzem der beruͤmte Aurivil- lius das fuͤnfte davon aus pag. 37. , und lies blos das erste zu, welches zu den scharfriechenden Theilen laufe, und in den spuͤrenden Thieren viel groͤsser sei. Wir muͤssen uns also aus diesen Zweifel herauszuwik- keln suchen; denn die Versuche langen nicht zu, um zu zeigen, welche Theile in der Nase davon auszuschliessen, oder anzunehmen sind. Um zu wissen, daß irgend ein gewisser Theil der Nase das Werkzeug des Geruches sei, so scheint es, daß sich dieser Theil in den verschiednen Gattungen der Thiere be- staͤndig finden muͤsse, welche das Vermoͤgen zu riechen haben. Es scheint dazu erfordert zu werden, daß dieser Theil einen besondern Bau, der von dem gemeinen Bau der Luft und Speisestrassen unterschieden sei, habe. Es scheint damit uͤbereinzustimmen, daß dieser Theil diesen Bau vollkommner, vollstaͤndiger habe, und daß er uͤberhaupt in den Spurthieren groͤsser sei, hingegen ei- ne kleinere Flaͤche und undeutlichern Bau in den Thieren haben werde, welche einen schwachen Geruch haben DUVERNEY, Phil. trans. n. 139. . Hierzu III. Abschnitt. Werkzeug. Hierzu koͤnnte man noch fuͤgen, wenn dieser Theil beschaͤdigt, oder die Strasse der Luft gehemmt, und davon der Weg der riechenden Ausfluͤsse abgeleitet worden, so muͤsse auch der Geruch schwach werden, und endlich gar verschwinden; und es ist sehr warscheinlich, daß dieser Theil, welcher an Nerven einen Ueberfluß hat, auch leichter fuͤr das Werkzeug des Geruches angesehen werden koͤnne. Wenn man dieses zum Grunde sezzet: so finden wir in der obern Nasenscheidewand eine Stelle, welche den Ausfluͤssen der Luft ausgesezzt ist, eine Menge Nerven, eine dikke Schleimhaut, und weiter nichts von einem beson- dern Bau. An den Schleimhoͤlen finden wir, daß die Kinder, welche doch einen scharfen Geruch haben, keine Schleim- hoͤlen haben, und daß sie auch einigen erwachsenen Per- sonen, bei denen doch dieser Sinn ganz gut ist, mangeln SCHNEIDER de Catarr. L. I. c. 6. ; daß sie eine zaͤrtere Membran, keine so deutliche Ner- ven, und einen knochigen Bau haben, welcher vielmehr geschikkt ist, den Schleim zu beherbergen, als einen be- sondern Sinn auszuuͤben. An den schwammigen Knochen finden wir beinahe alle Eigenschaften beisammen, welche wir anfangs ver- langten. Sie kommen vor in den Fischen, Voͤgeln, und in den vierfuͤßigen Thieren. Sie sind besonders plattenwei- se gebaut, und bestehen in den Fischen aus geraden PERRAULT, ess. de phys. T. III. p. 264. tab. 9. f. 3. einander parallelen, zalreichen Platten, wie im Stoͤr ( tursio ) TYSON, p. 39. an einem Fische aus dem Geschlechte der Seehunde STENON. Myolog. spec. tab. 7. f. 1. , am Karpen COLLINUS, tab. 64. f. 1. Rochen Idem tab. 61. f. 1. 2. t. 62. f. 1. p. 1043. , und der Schildkroͤte CALDESI, p. 14. . Diese Plaͤttchen sind in einer besondern Hoͤle oder Sinus der Gehirnschale enthalten. Sie be- stehen Der Geruch. XIV. Buch. stehen an den Voͤgeln aus allerlei zugespizzten, und wun- derlich zusammen gerollten kleinen Knochen SCHNEIDER, de oss. cri- brif. p. 184. 186. 712. BORRICH, hermet, ægyt. sapient. p. 164. 267. . Die meisten vierfuͤßigen Thiere besizzen einen vortreflichen Ge- ruch BUFFON, hist. natur. T. IV. p. 71. , womit die Raubthiere ihren Raub schon von weiten riechen, so wie die Thiere von sanftern Sitten, und welche von Kraͤutern leben, die schaͤdlichen Gewaͤch- se mit einer bewundernswuͤrdigen Feinheit auslesen. Jh- nen koͤmmt darinnen uͤberhaupt, die laͤngere Nase zu Huͤl- fe, wie wir am Baͤren, Schweine SCHNEIDER, p. 241. apud MANGET. , und dem Spuͤr- hunde BARTHOLIN organ. ol- fact. p. 16. f. 2. 4. aͤstige parallele, lange Platten. sehen. Ferner bemerkt man deutlichere, zal- reichere, schoͤner gebaute BOHN, p. 339. 340. DU- VERNEY, apud du HAMEL Hist. de l’Acad. 169. Memoires avant 1699. p. 248. Phil. trans. n. 139. Vom Hunde und vom Ochsen. INGRASSIAS. , groͤssere und artig gekruͤmm- te Schwammknochen an denjenigen Thieren, welche schaͤr- fer riechen. Am Windhunde SCHNEIDER de oss. cribrif. p. 158. oder 312. 327. BARTHO- LIN spec. f. 5. 6. Act. HAFF. T. 5. obs. 6. p. 68. 69. CASSERIUS tab. 5. f. 12. DERHAM theol. phys. L. IV. c. 4. siehet man mehr, und wunderlich in einander gedrehte Schwammknochen, wel- ches der einzige Vorzug ist, welchen dieses Thier voraus hat, indem es keine groͤssere zizzenfoͤrmige Nerven hat SCHNEIDER, I. c. p. 327. , wie man vorlaͤngst angemerket hat. Eben diese Knochen sind auch ansehnlich im Loͤwen PARISINI, p. 26. et in fig. R. , der Kazze CASSER, tab. 5. f. XI. CHESEDEN osteograph. c. 6. , dem Baͤr Dreißig Platten in vier Rei- hen LORENZINI, p. 9. add. BVFFON, T. VIII. p. 262. und dem Wiesel PEYER, obs. p. 63. , Ochsen MORAND mem. de l’Acad. 1724. p. 406. in ove BARTHO- LIN, f. 3. 4. , Schafe BARTHOLIN, I. c. f. 4. 1. 2. p. 13. 15. CASSER tab. 5. f. 1. , Pferde MORAND l. c. pag. 407. 408. SNAPET t. 24. pag. 119. BOURGELAT T. II. p. 2. p. 257. , Schweine SCHNEIDER, l. c. p. 341. DUVERNEY. COLLINUS, t. 54. hat gerade Platten. , Hasen SCHNEIDER, l. c. p. 288. 296. ed. MANGET, CASSER, tab. 6. f. 8. 9. COLLINUS pag. 866. PEYER, obs. 14. , Stachelschweine DUVERNEY l. c. , Hirsche III. Abschnitt. Werkzeug. Hirsche, Rehe und Elephanten BLAIS, Phil. trans. n. 327. . Jch habe die be- wundernswuͤrdige Artigkeit dieses Baues an einem Rehe betrachtet. Dieser Bau ist endlich am Menschen, den die mei- sten Thiere an feinem Geruche uͤbertreffen, einfach roͤh- rig MORAND l. c. p. 407. . Einfach ist er an dem Krampffische Ohne Platten LORENZI- NI p. 8. , diesem traͤgen Thiere, welches nur eine faule Beruͤhrung von seiner Beute erwartet. Ob man aber darum die Nasenscheidewand von dem Rechte, ein Werkzeug des Geruches zu sein, die untere Flaͤche der Siebplatte, und den mittlern und untersten Gang in der Nase, so wie die uͤbrigen Hoͤlen, ausschlies- sen muͤsse, das laͤßt sich nicht so leicht bestimmen. Es findet sich uͤberall einerlei Membran, von einerlei Bau, uͤberall sind zalreiche Nerven, und zwar an der Nasen- scheidewand von eben dem ersten Paare p. 151. , dem ein be- ruͤmter Mann den Geruch insonderheit zuschreibt. Es haͤngen aber auch die Schleimsinus mit zusammenhaͤngen- den Stufen mit den Siebfaͤchern zusammen, und es schei- net hart zu sein, wenn man sagen wollte, daß in diesen, als Theilen vom Schwammknochen, der Geruch nicht statt finden sollte. Endlich finde ich bei diesem Baue selbst keine Ursache, warum diesseits einer sichern Grenze der Geruch ausgeuͤbt werden sollte, und jenseits dersel- ben nicht. Jch gebe leicht zu, daß es einige Theile in der Nase gebe, welche mehr, als andre empfinden; daß diejenigen den groͤßten Antheil daran haben, welche nach vorne zu oben liegen, und den Geruchduͤnsten naͤher ausge- sezzt sind, welche mehr Nervenaͤste haben Jn der Nase der Schweine sind viel Nerven, SCHNEIDER l. c. , welche ihre Nerven naͤher an den Staͤmmen bekommen, und welche mehr entbloͤßt, weicher und zaͤrter sind. Jch glaube daß der Der Geruch. XIV. Buch. der Geruch an den hintern untern Theilen der Nase, an dem Stirnsinus Diesen schliesst nicht aus der beruͤmte ROEDERER thes. I. n. 5. , am Kiefersinus, an dem Keilsinus, schwaͤcher ist, indem an diesen Theilen der Nase die Ner- ven weniger, kleiner, von den Staͤmmen weiter entfernt, und daselbst auch mit einer groͤssern Menge Schleim be- dekkt sind. §. 4. Der insonderheit dem Geruche gewidmete Nerve. Wir haben das erste Paar fuͤr den Geruchnerven gelten lassen L. X. p. 206. . Jst aber deswegen der fuͤnfte davon auszuschliessen? Es scheinet dieses nicht statt zu finden, man mag nun die Nasenscheidewand, oder die zugespizzte Knochen fuͤr die Hauptwerkzeuge des Geruches halten. Nicht nur diese Scheidewand, sondern auch ein jeder der Schwamm- knochen empfaͤngt, wie vom ersten, so vom fuͤnften seine Aeste. Denn ob man gleich glauben wollte, daß unter den Nerven ein Unterschied waͤre, und daß der Ambra- geruch vom ersten empfunden, aber nicht so von andern Nerven erkannt werde BOERHAAVE. , und ob man gleich den ersten fuͤr weich, und den fuͤnften fuͤr haͤrter halten wollte, so wird man doch befinden, daß sich die Sache anders ver- haͤlt, so bald man die Natur genauer erforschen will. Es sind naͤmlich uͤberhaupt die Aeste des fuͤnften im Men- schen weich, und sie unterscheiden sich in ihrer Beschaffen- heit nicht im geringsten von dem ersten, den ich an Voͤ- geln, welche doch einen vortreflichen Geruch besizzen, bis ins Gehirn verfolgt habe. Jch mag nicht wiederholen, daß es Schriftsteller gebe, welche versichern daß in spuͤ- renden Thieren SCHNEIDER et p. 276. Nerven nichts vor andern voraus ha- ben, und daß eben so viel Nerven durch den Siebknochen im Menschen, als im Pferde durchgehen CHARLETON. propr. cereb. hum. p. 107. . Warum III. Abschitt. Werkzeug. Warum diese Nerven aber in der Nase vielmehr, als im Munde oder Gaumen das Riechen verrichten, darauf laͤßt sich nicht so leicht antworten. So viel sehen wir, daß in der Nase eine Menge Nerven vorkommen, welche alle weich und zart, und in der pulpoͤsen Membran ver- theilt sind, die durch ein hoͤchst zartes Oberhaͤutchen vor dem Eindringen der Geruchkoͤrper beschuͤzzt wird, ohne von einem deutlichen Nezzwerke bedekkt zu sein, indem die Nase an den Mohren keine andre Farbe hat. Wir sehen, daß die Zungenwaͤrzchen des Geschmakkes haͤrter sind, und daß sie viel von Fadengewebe, und viel von Gefaͤssen enthalten. So sind die Flokken der Gedaͤrme groͤßtentheils Gefaͤsse, und ihre Nerven in weit geringerer Anzal vorhanden, und viel haͤrter. Von dieser Weiche und Entbloͤssung der Nerven selbst leiten wir her, daß an keinem Orte im Menschenkoͤrper die angebrachten scharfen Koͤrperchen heftigere Wirkung thun. Es zwingt uns ein wenig Pulver von Niesewurz, daß wir uns fast zu Tode niesen muͤssen L. VIII. p. 303. , da es doch im Munde, ausser etwas Brennen, weiter nichts hervor- gebracht, und die blosse Augen nicht einmal gereizet ha- ben wuͤrde. So gar verursacht ein ploͤzliches Licht dem Menschen, welcher aus dem Finstern koͤmmt, ein Niesen BOYLE effects of languid motion p. 264. . Von dieser Entbloͤssung scheinet auch herzuruͤhren, daß so leicht eine etwas grobe Beruͤhrung, oder der Ge- ruch von Rosen CHARDIN L. IV. p. 46. oder frischen Mosch RHOD, Cent. III. obs. 99. , das Bluten verursacht, und daß endlich von selbst, wenn das Blut mit einiger Gewalt zum Kopfe steigt, ein Nasenbluten erfolgt. Jn diesem Stuͤkke koͤmmt auch der Bau der Thiere mit dem Menschen uͤberein, daß es Pferde giebt, wiewohl dieses nicht von den gemeinen gilt, welchen die Nase blutet. Schon Empedokles bemerkte, daß die blutlosen Blutadern im Koͤrper offen stehen. Ubrigens Der Geruch. XIV. Buch. Uebrigens koͤnnen manche Menschen blosse liegende, und empfindlichere Nerven haben, entweder weil die hoͤchst zarten Nerven vom Tabak zerstoͤrt werden, oder weil sie vom Kampfer angegriffen worden BARTHOLIN Cent. IV. hist. 91. , oder auch durch einen organischen Feler SCHNEIDER de osse cri- briformi p 113. Lege p. 213. Alex. BENEDICTUS, anat. p. 446. , oder von unbekannten Ur- sachen BORELL cent. II. obs. 88. untauglich geworden, welche vermutlich in den besser bedekkten Nerven oder in weniger Nerven stekken kann. Wenigstens lieset man hin und wieder von Menschen, welche kein Vermoͤgen zu riechen haben RIVIN, de morbo a vestitu pag. 18. ALEXANDER BENE- DICTUS p. 58. . Dahingegen kommen andre, oder auch ganze Voͤlker- schaften, oder einzelne Menschen mit ihrer scharfen Kraft zu spuͤren, so gar den Thieren nahe. Kardan erwaͤnt von sich selbst VARIET p. 16. auch so gar seinen eignen Koͤrper. , daß er allezeit was zu riechen pflege. Eine Frauensperson, welche den Schwefelgeruch vor dem Gewitter unterscheiden konnte, fuͤhret der beruͤmte Woodward CASER p. 341. an, wie wir vor kurzem erzaͤlt haben. Von andern trift man hie und da dergleichen Exempel an Vide de cephalatum p. 170. CHARLETON l. c. welcher Kin- der von ferne riechen konnte. I. DO- WOLF p. 80. welcher Wasserottern LEHMANN CHRONIC pag. 612. welcher nasse Kleider von trokknen unterschied, VIRIDET du bon chyle p. 659. den Weg im wuͤsten Arabien bava bathra. . Ja es giebet ganze Voͤlker, welche von feinem Geruche sind. Dieser Sinn ist fuͤr die Jndianer des nordlichen Amerika der Wegweiser, ihre Feinde auszu- spuͤren v. RECK Reise der Salzbur- ger T. I. p. 862. . Wir lesen bei glaubwuͤrdigen Schriftstellern, daß es auf den antillischen Eilanden Negers gebe, welche durch den Geruch die Spur eines Negers, von der Spur eines Franzosen zu unterscheiden wissen le CATT p. 256. . Es scheinet fast, daß einfache Speisen Ursache davon sind, daß manche Menschen einen reinern Geruch besizzen, wie III. Abschnitt. Werkzeug. wie wir eben von den Jndianern gesagt haben Letres sur la physionom. p. 190. . Denn eben diese verloren, bei veraͤnderter Nahrung, diesen Vor- zug VERDUC. . Ein Mensch, welcher unter den Thieren er- zogen war TULPIUS L. IV. c. 10. du HAMEL, de Corp. effect. p. 204. VERDUC usag. des part. T. II. p. 151. , konnte die Nahrungsmittel eben so gut von einander unterscheiden, als es die Schafe zu thun pflegen, und ich besinne mich, daß man mir von einem dummen Knaben, welcher auf den Alpen und unter den Thieren aufgewachsen, dergleichen erzaͤlt hat, daß er naͤmlich eine abgerissene Handvoll Kraut vorher berochen, um davon auszulesen, was ihm der Geruch zu nehmen anrieth. Die Geruchsnerven werden in Krankheiten, so wie andre Nerven gar zu empfindlich. Ein Wasserscheuer verstand sich so gut, als ein Hund, auf die Spur BORELL, Cent. III. obs. 68. . §. 5. Die Nothwendigkeit des Schleims. Da es in der Nase eine Menge Nerven giebt, welche schlecht bedekkt, und der Luft, die oft mit den schlimmsten Daͤmpfen angefuͤllt ist, ausgesezzt sind, so scheint die Na- tur eine weise Ursache gehabt zu haben, uͤber diese fast blos liegende Nerven einen weichen Schleime zu giessen. Es verlezzt naͤmlich schon die Luft an sich, durch ihre Aus- trokknung so gleich die Haͤute im Menschen, und wir rie- chen in einer trokknen Luft schlecht. Nur die Nase em- pfindet die Geruͤche wie sie soll, wenn sie feucht ist VANDERMONDE T. II. p. 356. . Diese Nerven finden also an dem ausduͤnstenden Rauche, und hierauf an dem sehr haͤufigen Schleime, woran nicht nur die Schleimsinus, sondern auch die ganze Nase einen Ueberflus hat, ihren Schuzz. Ob ich gleich gewar H. Phisiol. 5. B. K k Der Geruch. XIV. Buch. gewar werde, daß man gegen diese edle Verrichtung des Schleimes Der beruͤmte AURIVIL- LIUS p. 42. allerlei vorbringt; ob ich gleich lese, der- selbe sei da in Ueberflusse vorhanden, wo kein Riechen statt findet, als in den Sinussen; so erlaubt mir doch die Analogie der Natur hier nicht, von der in den Schulen angenommenen Meinung abzugehen. Es scheint naͤmlich gar kein Zweifel zu sein, daß nicht die Natur auf dem ganzen Weg, den in uns die Luft und Speise nimmt, zur Beschuͤzzung der Nerven den Schleim veranstalte, und es zwingen uns die Zufaͤlle, welche auf den Verlust des Schleimes auf diesen Strassen erfolgen, solches zu gestehen. Nun ist es mehr, als warscheinlich, daß ein aͤnlicher Bau in der Nase, auch eine aͤnliche Absicht gehabt haben mus. Nun finde ich diesen Schleim, welchen die alten Griechen coruza nannten, in der That in den Sinussen, sonderlich in dem Kiefersinus vorzuͤglich, wie auch in dem Keilsinus im sphenideo und Maxillari Sinu INGRASSIAS pag. 100. im Stirnsinus keinen Idem. Denn die- ser leert sich leicht aus. , und zwar bei dem Handgriffe am leichtesten, wenn ich die umliegende Knochen allmaͤlig wegnehme, damit blos die Membran des Sinus, die von ihrem Schleime aufgeschwollen ist, uͤbrig bleibe. Jch glaube es beruͤmten Maͤnnern, daß die Sinus ohne dergleichen Schleim SCHNEIDER oss. cribr. praef. et de anim. pag. 180. 181. 184. gewesen, allein nur in so fern, daß sie daraus nichts gegen meine Versuche, da ich diesen Schleim in Menschen so oft angetroffen habe, folgern. Es leeret sich der Schleim leicht aus dem Stirn und den Siebsinussen aus, an denen ihre Auswurfsgaͤnge, wie- wohl nach vorne zu und ruͤkkwaͤrts schief herablaufen p. 139. . Der Keilsinus p. 140. leeret sich leichter aus, wenn man den Kopf vorwerts herabbuͤkkt, der Kiefersinus, wenn man den III. Abschnitt. Werkzeug. den Kopf auf die gegen uͤber stehende Seite des Sinus biegt p. 142. 143. . Jndessen lehret doch der Fall der haͤufigen Eitergeschwuͤre, und der Aufenthalt der Nasengewaͤchse ( polypus ) Polypi RUYSCH obs. 77. Wuͤrmer in diesen Hoͤlungen, SCHAARSCHMIDT Berl. relat. 1738. n. 25. Eiter, Hist. de l’Accad. 1735. p. 18. Nasengeschwuͤr HIGH- MOR. COWPER l. c. RUYSCH, l. c. ZELLER, de morb. ex strict. glan. daß sich dieser Sinus nicht so leicht auslee- ren lasse. Es erzeugen sich im Stirnsinus bei Menschen und Thieren haͤufige Jnsekten HENCKEL, Samml. V. p. 28. 29. Bresl. Samml. 1725. m. Iun. di Parma 1688. p. 66. FULVIUS, ANGELINUS, TULP. L. IV. c. 12. KRAZENSTEIN, WüRMER, p 27. TRINCAVEL, et alii ap. DONAT. p. 485. CROUNE ap. BIRCH. T. III. p. 379. Ein Geschwuͤr in der Nase worinnen hundert Wuͤrmer waren, Nor. 1740. h. 17. Wuͤr- mer, gleich denen Wuͤrmern im Kaͤse ZACUTUS, hist. med mi- rab. obs. 68. welche mit Fuͤssen HARDER, apiar. obs. 98. denen Wuͤrmern in den Schafen gleich, VANDERMONDE, Iourn. 1758. p. 72. vom Geschlechte der Raupen BIANCHI gener. p. 320. tab. 3. f. 23. SALZMANN, verm. narib. excuss. eine Fliege, von der diese Wuͤrmer kommen VALISNERI in einer besondern Dissert. den Ge- daͤrmwuͤrmern gleich, Idem GAL. min. T. VI. p. 236. Von ihnen entstand Schwindel, BOERHAA- VE, morb. nervor. p. 634. VER- HEYEN, p. 262. Kopfwehe und Raserei, davon besiehe die Hist. de l’Accad. 1707. p. 42 43. cephalea FEHR, absinth. p. 79 KERKRING, obs. 43. SALZMANN de MOOR, instaur. T. III. f. 2. 3. 4. add. Act. Lit. Suec. 1721. p. 180. HARDER, ap. TELIGE p. 39. Iourn. de Me- dec. 1758. p. 72. Zod, GALL, T. I. p. 73. HILD, p. 8. BARTH. med. poet. p. 25. Mem. de Trev, 1707. Sept. davon der Todt VALS- NER, obs. p. 137. 138. Schafster- ben LINN. shonska resa. p. 128. phil. trans. n. 295. Jm Hunde WEPFER, cicut. p. 252. PEYER c. 13. MURALT, p. 5. 2. REAU- MUR, T. IV. p. 52. LESSER p. 211. Jn der Nase der Schafe, DERHAM, phys. theol. p. 380. der Pferde BOURGELAT mem. des savans etrang. T. III. p. 415. , von allerlei Art, nicht ohne grosse Schmerzen und Umbequemlichkeit. Es scheint, daß man davon die Ursache von der schiefen Strasse, wel- che von den geschwollnen Membranen noch mehr veren- gert wird, hernehmen muͤsse. Man kann glauben, daß sich in eben diesem Schleime die Geruchstoffe, und insonderheit die stinkenden BINNINGER Cent. II. obs. p. 86. , wel- che in der Nase laͤngere Zeit stekken bleiben, bis zwanzig Tage Der Gestank kranker Koͤrper SCHNEIDER, oss. cribrif. d. 123. und so gar bis zum Tode verwikkeln KIRKPATRIK analys. of inocul. p. 12. . K k 2 Damit Der Geruch. XIV. Buch. Damit der Schleim desto leichter aus der Nase her- ausfliessen moͤge, so bedienen wir uns des Ausschnaubens, oder des heftigen Luftstromes, den wir mit dem Athem in uns zogen, und nun im Ausathmen sich aus der Nase zu stuͤrzen zwingen. Zu eben dieser Absicht erregt auch die Natur das Niesen L. VIII. p. 303. . Der Schleim wird alsdenn durch die Traͤhnen verduͤnnt, welche in die Nase einflies- sen TAUVRY anat. rais. p. 368. Bresl. Nachricht 1740. n. 44. . Es schlukken die saugende Blutadern, nach angestell- ten Versuche, einen Theil des Nasenschleims wieder in sich, indem das Wasser, welches man einem Hunde in die Blutadern sprizzte, die Nase anfuͤllte HALES, hæmast. n. 117. . §. 6. Der Schleim ruͤhrt nicht vom Gehirne her. Man erlaube uns in einem Werke, welches vornaͤm- lich den Lehrlingen gewidmet ist, anzumerken, daß die Alten, welche sich einbildeten, der Weg vom Gehirn zur Nase stehe offen L. X. p. 175. L. XIV. pag. 173. 174. , auf eben diesem Wege den Schleim in die Nase herleiteten. Sie gaben diesen also vor einen Auswurf des Gehirns aus, und von ihm stammte das Wasser in den Gehirnkammern her L. X. p. 45. . Einige wenige unter den Neuern glauben, daß die Roͤhrchen dieses Kno- chens fuͤr den Schleim eroͤffnet sind DIEMERBROECK, p. 359. durch die Nervenhaͤute, welche vol- ler limphatischen Gefaͤsse G. F. CRENDAL, de quelques maladies de poitrine PARIS, 1739. p. 12. . Bernhard Verzascha Obs. 6. sahe einen mit dem Schleime zugleich ausgeworfenen kleinen Wurm fuͤr einen Gehirnwurm an. Da man hiernaͤchst die Loͤcher des Siebknochens gar zu deutlich verschlossen VESAL, p. 795. et prior, CARPENSIS P. CCCCXXXIX. conf. L. X. p. 175. , voll und untauglich fand, den Schleim durchzulassen, so suchte man bald diese, bald jene Wege III. Abschnitt. Werkzeug. Wege fuͤr den Schleim aus dem Gehirn ausfuͤndig zu machen. Vesal beliebte die auf beiden Seiten zerrissene Spalte, und Schlund zwischen dem Felsenknochen und Keilknochen neben den Loͤchern der Carotis p. 794. 795. . C. Ste- phan hingegen sahe die schwammige Karunkeln zwischen den Durchseichern der Nase und dem Gaumenknochen fuͤr die Strasse an, denen Feuchtigkeiten aus dem Gehirne Luft zu machen C. STEPHANUS, L. I. c. 84. . Doch es stuͤrzte leicht Hermontius CATARRH. deliram. p. 360. consentit, ROLFINK diss. p. 304. LOWER, p. 247. Major anat. I. p. 13. vor langer Zeit, und hierauf der in der That sehr gelehrte Kon- rad Viktor Schneider p. 404. de CATARRH. L. I. c. 6. , diesen in der Pathologie herrschenden Jrrthum voͤllig. Er zeigte auch, daß die heimlichen Abfluͤsse des Vesals Erdichtungen sind CATARRH. L. II. c. 17. p. 559. \&c Von der Rizze des kegelfoͤrmigen Knochens, besiehe noch den PLATTER p. 75. , da sie un Knochen der Hirnschale offen stuͤnden, an der un- verlezzten Hirnschale von dem harten Gehirnhaͤutchen verschlossen, und mit haͤufigen Knorpeln angefuͤllet waͤren. Jezzo ist also der, von alten angenommene Jrrthum endlich aus der Mode gekommen. §. 7. Der Nuzzen des Geruches. Es scheinet bei der Nuzzbakeit des Geruches kein Zweifel Statt zu finden. Denn ob der Mensch gleich seinen Raub nicht eben ausspuͤrt, so wird er doch von der schaͤdlichen oder unschaͤdlichen Kraft der Speisen durch den Geruch benachrichtigt, worinnen sich gewis eine gros- se Vorsorge der Natur zu Tage legt, indem der Ge- schmakk spaͤter und erst alsdenn eine Schaͤdlichkeit in der Speise entdekkt, wenn solche nach dem Kaͤuen Schaden anrichten konnte. Der sich selbst uͤberlassene Mensch un- terscheidet seine Speisen, wie es die Thiere zu thun pfle- gen, durch den Geruch. K k 3 Was Der Geruch. XIV. Buch. Was mich betrift, so glaube ich voͤllig, daß keine Speise gesund sei, welche stinket. So erregt die beige- mischte Faͤulnis in dem Kaͤse, in Fleisch und Fischen, wenn diese Speisen nicht frisch sind, einen uͤbeln Geruch. Diese Faͤulnis laͤsset sich bisweilen durch die Nothwendig- keit, ein andermal durch die Zartheit, des in seine Grund- theile schon zerfallenden Fleisches entschuldigen. Da uͤbri- gens die Faͤulnis das menschliche Wesen zerstoͤrt, so macht sie auch solche Speisen zum Fieber, Skorbut, und Durch- laufe geschikkt. Eine etwas staͤrkere Faͤulnis macht Eier und Fleisch emetisch. Es bekam der Kaͤse jemanden uͤbel, den er im Ekel aß BRADLEY ladies direct. p. 86. , es erfolgte ein gefaͤrliches Fieber, und ich erinnere mich noch ganz wohl, da mir einige Ver- wandte Kaͤse, als ich noch jung war, wider meinen Wil- len durch einen unzeitigen Spaß aufdrungen, daß ich denselben mit grosser Beschwerlichkeit, und erst nach lan- ger Zeit, nachdem er verdorben aufgestossen, verdauen koͤnnen. Die Frucht vom Durion, welche wie man sagt, angenehm schmekken soll, ob gleich der Geruch ekelhaft ist, laͤsset sich nur mit Gefahr essen. Denn so wie sie faul riecht, so erregt sie Durchlauf und andre Uebel RUMPER herbar. Anboin. L. I. c. 4. Dahingegen halte ich |davor, daß man so leicht keine Speise ungesund finden wird, welche einen angenehmen Geruch bei sich fuͤhrt. Jch kehre mich hier an die mine- ralischen Gifte nicht, welche entweder ohne Geruch sind Ein Wasser ohne Geschmakk und ohne Geruch war toͤdlich, und steht unter den Giften, BRINVIL- LIERS mem. avant. 1699. P. II. p. 183. , oder auch gefallen Der Arsenik hat einen lieb- lichen, aber giftigen Geruch, wenn er nach der Tachenianischen Art bereitet wird, BOERHAAVE morb. nerv. p. 437. . Die Natur hat diese Gifte uns nicht verliehen, und also auch nicht deswegen Unter- richt gegeben. Endlich koͤmmt der Geschmakk dem Ge- ruch zu Huͤlfe, wofern ja derselbe bisweilen stumm waͤre. Das Mezereon (Seidelbast, deutscher Pfeffer) hat eine Blume III. Abschnitt. Werkzeug. Blume von angenehmen Geruche, allein der scharfe Ge- schmakk der Frucht bewahrt uns vor der Schaͤdlichkeit derselben. Jch lese von der Mancenilla Phil. trans. T. 50. p. 2. p. 772. 173. , daß ihre Farbe, Geruch, und Geschmakk angenehm sei, ich traue diesem Obste aber nicht, da seine brennende Schaͤrfe im Munde und auf den Lippen Geschwuͤre hervorbringt, und folglich den Geschmakk nicht betruͤgen kann. Frisches Fleisch, zeitige Fruͤchte sind nicht ungesund, und was uns von Speisen die Natur anbietet, schmeichelt unserm Geruche, und erwekkt den Hunger, und es scheint diese Annehmlichkeit zugleich, so wie die Ergoͤzzlichkeit des Geschmakkes HARTLEY, p. 180. , den Menschen zur Speise einzuladen, so wie uns der Hunger zur Speise zwingt. Der Schoͤ- pfer regiert uns durch Strafen und Belohnungen. Mit dem erstern Nuzzen ist der andre verwandt, Kraft dessen der Geruch die medicinischen Gewaͤchse, oder Heilkraͤfte der Dinge entdekken hilft. Wenigstens giebt uns der Geschmakk zugleich mit dem Geruche, und bis- weilen schon der Geruch fuͤr sich allein, Gewuͤrze, die ve- getabilische Saͤure, Bitterkeit, und Gift zu erkennen; denn bisweilen befindet sich die wohlriechende Kraft ohne Geschmakk. Die unvernuͤnftigen Thiere bleiben ohne Unterricht, und sie lernen nur fuͤr sich allein, sie sorgen nur fuͤr sich, und nuͤzzen damit ihrer Nachkommenschaft gar nicht. Und daher war ihnen die Spuͤrkraft nothwendiger. Vermoͤ- ge dieser Gabe der Natur entdekken einige ihre Beute schon von weitem, als die Geier, die Hunde, und wie wir so gleich sagen werden, auch die Jnsekten selbst. Durch eben diesen Sinn unterscheiden Thiere, die ihnen schaͤdliche oder nuzzbare Kraͤfte der Dinge einzig und al- lein. Man sehe nur wie fleißig ein Schaf grase, wie es K k 4 auf Der Geruch. XIV. Buch. auf der Weide das Kraut schuͤttelt, und sich nur dasjeni- ge herauslieset, was ihm gesund ist. Man trift auf den Alpen grosse Striche von Niesewurz, und eine unendliche Menge vom Napellus (Wolfswurz) auf den felsigen Stie- gen an, und kein einziges Vieh ruͤhrt eins von beiden an. Dahingegen thun sich Menschen, welche in entfern- ten Wuͤsteneien von dem Unterrichte andrer Menschen sich verlassen sehen, leicht damit Schaden, und sie verderben ihre Gesundheit mit ungesunden Pflanzen, als mit Sa- laten In Virginia Phil. trans. n. 454. , Fruͤchten Den Muskatennuͤssen gleich voyage de la flotte de Nassau p. 18. , Honig GRÆCI illi ccIɔɔ, welche XENOPHON ins Vaterland zu- ruͤkkfuͤhrte. und andern Kraͤutern ANTONII, des Triumvirs Soldaten. . Es pflegen sich daher die Wandersleute diese Regel zu machen, daß sie blos diejenigen Fruͤchte essen, von welchen sie gewahr werden, daß sie von Affen oder Voͤ- geln zur Speise gewaͤlt werden. Aus der Ursache glauben wir auch, daß der Geruch allen Thieren gemein sei. So spuͤren auch Fische ARISTOTELES Part. anim. L. II. c. 10. RONDELET, p. 107. MONRO. comparat. anatom. p. 133. CHESELDEN. , und verstehen sich auf die Kraͤfte derjenigen Geruͤche, wel- che sie nicht vertragen koͤnnen. Sie kommen, wenn man Hanfsaamen ins Wasser wirft, hervor, werden davon schwindlich, und suchen nicht mehr der greifenden Hand zu entwischen RICHTER, Ichthyotheol. p. 271. . Man faͤngt sie auch, wenn man ge- wisse Geruchsachen ins Wasser streuet RONDELET, p. 107. , und sie ver- folgen die Wuͤrmer nicht mit dem Gesichte, sondern mit dem Geruche, welche man zu ihrem Fange an die Angel- ruthe stekkt MONRO. ibid. p. 134. . Selbst die Jnsekten ARISTOT. hist. L. IV. c. 8. haben offenbar einen Geruch Die Znsekten haben keine Nase, sagt dennoch LINN. syst. nat. X. p. 339. . Man mus sich wundern, in welcher Entfernung, und wie III. Abschnitt. Werkzeug. wie geschwinde, oder mit was vor Gierigkeit Wespen und Bienen, um Honig zu rauben, Schnekken zum Kaͤse SCHWAMMERDAM, bibl. p. 110. LISTER, cochl. p. 152. , Fleischfliegen zum faulen Fleische und nach den leichenhaf- ten Ausduͤnstungen des kranken Viehes ROESEL, insect. T. III. p. 599. , und zu der stapelia, die sie dem Geruche nach zu urtheilen, fuͤr ein Aas halten, herbeigeflogen kommen. Doch es unterschei- den auch die Bienen genau die nuͤzzlichen Kraͤuter, sie nehmen sich fuͤr die schaͤdliche in acht, so wie fuͤr die Narkotischen PURCHAS, of the hees p. 93. . Man kennet das Werkzeug nicht, des- sen sie sich im Geruche bedienen LYONNET, insect. theol. . Ein beruͤmter Mann muthmasset HARTLEY propos. 51. , daß dahin der kleine Bart oder Fuͤlspiz- zen gehoͤren, welche an der Seite ihres Mundes liegen. Man hat angemerkt, daß man bisweilen eine unge- sunde Luft aus dem Gestanke erkennen, und meiden koͤnne. §. 8. Nebennuzzen. Es ist zwar nicht ein Nuzzen des Geruches, aber dennoch ein Vortheil fuͤr die Nase, daß wir diesen Sizz des Geruches, wenn man Ertrunkene oder halbtodte Menschen wieder zu sich selbst bringen will, als den naͤchsten Weg zu der Kunst des Arztes anwendet L. VIII. p. 251. ; indem man an diese fast blos liegende, zalreiche, weiche, und dem Gehirne ganz nahe gelegnen Nerven scharfe Arzneimittel anbringt. Wir wiederholen hier nicht, daß die Luft durch die Nase einen freien Durchgang findet, aber wir erinnern doch dabei, daß sich dieser Weg fuͤr die Natur besser schikket, als der Weg durch den Mund, daß man bei einem Fehler der Nase mit offnen Munde zwar athme, K k 5 aber Der Geruch. XIV. Buch. aber davon eine unangenehme Trokkenheit empfinde. Da- her schlizzen die Auslaͤnder ihren Mauleseln, damit sie in heissen Gegenden desto leichter Luft holen moͤgen, die Nase auf RAY, toprogr. obs. Pag. 312. . Jch wiederhole auch nicht, daß sich der Ton der Stimme verstaͤrke, wenn die Luft frei durch die Nase gehen kann, die etwas aufgehobne Knochen zittern macht, und sich in den Schleimhoͤlungen in die wieder- schallende Gruben ROEDERER l. c. ausbreitet. Jn der That hat man eine unangenehme Aussprache, wenn die Nase ver- stopft ist AURIVILLIUS, p. 81. , und es ist die Rede an Personen dumpfig, welche durch die Lustseuche am Gaumen oder an der Nase gelitten haben. Doch es ist auch so gar aus der ver- glichnen Zergliederungskunst gewis, daß darum weder die Schleimsinus, noch die Nasenhoͤrner gemacht sind, indem auch in den stummen Fischen hole Faͤcher und Plaͤttchen da sind, welche mit unsern Hoͤrnerchen grosse Aenlichkeit haben. Funf- Funfzehntes Buch. Das Gehoͤr. Erster Abschnitt. Der Bau des Gehoͤrwerkzeuges. §. 1. D as Werkzeug des Geruches empfindet einige in der Luft umherfliegende Daͤmpfe, so wie das Ge- hoͤr die Zitterungen der Luft selbst. Um diesen Sinn zu erklaͤren, machen wir, wie sonst von der Zer- gliederung den Anfang. Es hat aber dieses Werkzeug gleichsam drei Bezirke: den aͤussersten, oder das so ge- nannte Ohr und den Gehoͤrgang; den mittlern oder die Trummel, und den innersten oder den Jrrweg. §. 2. Das Ohr. Diesen Theil vermissen die meisten Thiere, Jnsekten Sie haben kein Ohr, LIN- NÆUS, system. nat. Edit. X. p. 339. , Fische, auch die ein warmes Blut haben KLEIN, mantiss. p. 19. de phoca, ARISTOTELES, FABER, apud HERNAND, p. 825. HART- MANN, anat. phocæ. , die kaltbluͤtigen Vierfuͤßigen ARISTOTELES, part. anim. L. II. c. 12. CASSER, T. 8. f. 1. Lacertæ COITER, p. 120. , die Voͤgel COITER, ibid. ARISTO- TELES. PLINIUS. L. XI. c. 39. Alle lebendig gebaͤrende, ausser den Wallfischen, ARISTOTELES, Hist. I. c. 11. PARIRINI. , die doch sonst ein feines Gehoͤr haben. Man nennt ihn nicht, weil er sehr kurz ist, und nicht vorraget Jn den Gaͤnsen CASSE- RIUS, T. 8. f. 1. im tursione LEYSER. de auditu. Jn der Trap- pe ist es groͤsser, und wie in den vierfuͤßigen. ALDROVAND, or- nitholog. L. I. p. 527. . Der Mensch hat diesen Theil, wie auch die Thiere mit vier Fuͤssen, welche ein Das Gehoͤr. XV. Buch. ein warmes Blut haben, wenige oder gar keine ausge- nommen TALPA, DERHAM physic. theol. p. 117. , und auch diese haben eine undeutliche Spur vom Ohre. Am Menschen und auch beinahe am Affen Orang outang bei dem TY- SON pag. 10. Das Stachelthier hat fast solche Ohren, als ein Mensch PARISINI. , hat das Ohr eine laͤngliche Eirundung, es ist am Kopfe er- haben und einfach, und gegen vorne zu und nach einer kuͤnstlichen Faltung auswendig hol und von allerlei Bil- dung. Das Wesen des ganzen Ohres besteht aus Knorpeln, und dieses elastische Wesen wird durch ein Fadengewebe, und hierauf durch eine ziemlich zarte Haut, welche ge- spannt und kaum beweglich ist, dergestalt bekleidet, daß dieselbe fast eben so gut, als ein Knorpel selbst gespannt ist. Selten und nur unterwerts mischt sich Fett darunter. Doch hat dergleichen der beruͤmte Duverney de l’organe de l’ouie p. 2. war- genommen. Jn dem Fadengewebe koͤmmt eine Menge von Talgblaͤschen vor, welche in dem Theile, welcher dem Kopfe zugekehrt ist, eine buttrige Schmier absondern, so wie in den kleinen Tiefen ein wirklicher Talg BOERHAAVE de fabr. gland. pag. 8. WINSLOW expos. L. IV. tr. de la téte, n. 380. ent- steht, welcher sich zu einem weichen und schwammigen Schmalze verhaͤrtet, und wenn man es ausdruͤkkt, wie Wuͤrmer anzusehen ist VALSALV, de aure huma- na. L. I. c I. n. 3. MORG. ep. anat. III. , und eine Entdekkung unsrer Amsterdammer Freunde Jn cane coll. priv. Amstel. p. 31. ist. Jn den unvernuͤnftigen Thieren ist die Wurzel des Ohres fast wie an den Menschen beschaffen, und ebenfalls voller krummen Gaͤnge. Doch verlaͤngert es sich gemei- niglich oberwerts in einen Kegel Man besehe hie und da CASSERIUM. , der insonderheit in wehrhaften und wilden Thieren aufgerichtet oder stehend ist, indem furchtsame Thiere die Ohren sinken lassen. Man I Abschnitt. Werkzeug. Man hat bemerkt, daß der Hase Compar. anat. p. 53. auch von einer knochigen Roͤhre DER- HAM, phys. theol. 119. und das Kanin- chen BIRCH, T. III. p. 385. , welches schuͤchterne Thiere sind, ihre Ohren nach hinten zu offen halten, um den Laut ihrer Verfolger zu vernehmen; und daß der Loͤwe Compar. anat. l. c. und die Kazze, welche vom Raube leben, die Ohren vorne oͤffnen, um ihren Raub nach dem Gehoͤr zu verfolgen. Das Wiesel und Stinkthier, welche laͤngst der Erde jagen, kehren es nach vorne, und neigen es gegen den Horizont BIRCH, ibid. DERHAM, ibid. , der Fuchs, welcher von Baͤumen und Vogelnestern lebt, spizzet es aufwerts HDEM ibid. , die Eule, welche von der Hoͤhe herab- sieht, nach vorne zu, und herab BIRCH, ibid. der kuͤnstliche KLEINIUS sagt, ihr rechtes Ohr sei abwerts hol, das linke aufwerts, um die absteigende, und aufwerts steigende Schalle genau zu verneh- men. VöGEL, p. 54. . Das Pferd hat sehr bewegliche Ohrkegel, welche es leicht nach derjenigen Gegend zu kehrt, von welcher es den Schall vernimmt GIBSON, p. 44. 45. . Der Rehbokk GAZELLA, SEVERIN, Zootom. Democriti. p. 284. auf den Luchse, und andre Feinde von der Hoͤhe herabspringend, hat die Ohren nach oben zu offen. Wir haben eben ge- sagt, daß zame und knechtische Thiere die Ohren herab- haͤngen lassen. Jndessen giebt es doch in Sirien gewisse Ziegen mit langen und haͤngenden Ohren, und sie haͤn- gen auch am Elephanten, wenn dieser gleich wild ist, herab, wofern er nicht boͤse wird. Die Natur hat dem Menschen blose Ohren gegeben, und dieselbe vom Kopfe entfernet TYSON, p. 10. DOUVER- NEY, p. 9. tab. 3. f. 7. E. tab. 4. f. 1. C. Die Afrikaner haben offne Ohren PECHLIN Col. aethiop. , so wie sie nach vorne zu gerichtet sind. Es hat sie die Mode und besonders der bestaͤndige Gebrauch der Binden an den Europaͤern, der- gestalt an den Kopf angepreßt, daß sich das mehreste vom Fadengewebe, so aus dem erhabnen Theil der Schnekke, und Das Gehoͤr. XV. Buch. und dem Gehoͤrgange entspringt, an die sehnige Haube der Hirnschale, und die Dekke des Schlaͤfenmuskels an- schließt VALSALVA. WEIT- BRECHT. p. 205. . Hierauf folgt ein zusammengesezztes Band, welches oberhalb dem Zizzenfortsazze entspringt, und sich in die Wurzel des Gehoͤrganges, neben dessen Zugange wirft, und daneben in eine besondre Grube eingeschlossen ist PERRAULT du bruit. p. 190. Ligament posterieur VIEUS- SENS, p. 13. tab. 1. f. 2. H. WINS- LOW, n. 371. BERTIN, T. II. p. 78. , so bald man den hintern Muskel aus dem Wege raͤumt. Ein anders, so genanntes Valsalvianische Band, entspringt vorne VALSALV. pag. 9. n. 8. MORGAN. Epist. IV. n. 9. p. 73. 74. ligament anterieur, VIEUS- SENS de l’OREILLE, p. 12. WINS- LOW, n. 370. BERTIN, T. II. p. 78. bei der Wurzel des Jochsortsazzes, oberhalb der Einlenkung des Unterkiefers, an der Wur- zel des vordern Ohrblattes ( tragus ) und da wo sich dieser mit dem auswendigen Kreise vereinigt, und es fuͤgt sich, theils vorne an den knorpligen Gang, theils an den spizzen knorpligen Fortsazz des Ohres an. Jch habe bei- des von einander unterschieden, aber auch ausser dem Fa- denfasern nichts weiter gefunden etiam WEITBRECHT, p. 205. . Endlich wirft sich die lezzte knorplige Platte, welche den Gehoͤrgang ausmacht, der sich in kleine Streife endigt, an beiden Enden mit einer kurzen Membran, und Fa- denverbindung in den rauhen und knochigen Umfang, des Gehoͤrganges hinein Idem f. 78. b. c. . Die Europaͤer haben kleine Ohren, und diese sind gemeiniglich an andern Menschen, als an den Einwoh- nern von Siam La LOUBERE, Voy au siam T. I. p. 82. , den Malabaren PIRARD, Voyage|, p. 274. bis zu den Bruͤsten herab. und verschied- nen Amerikanern CONDAMINE, relat. pag. 85. 249. groͤsser, deren Ohrlappen bis fuͤnf Zoll I. Abschnitt. Werkzeug. Zoll lang herabhaͤngen. Doch vielleicht ruͤhrt diese mon- stroͤse Groͤsse von eingehaͤngten Gewichte her. §. 3. Die Vorragungen und Vertiefungen des aͤusserlichen Ohres. Ueberhaupt sieht das Ohr am Menschen wie eine Blechmuͤnze aus, welche zwo Flaͤchen hat, und an deren inwendigen Fleische diejenige Zuͤge hol sind, welche auf den auswendigen erhaben stehen, und so umgekehrt. Der helix, oder aͤussere Ohrkreis Helix RUFUS, appellat. L. I. p. 26. 49. POLLUX. p. 195. endigt ganz allein den obern Umfang des Ohres, er ist erhaben, und faltet sich gegen das Ohr wieder zuruͤkke TARIN, t. 35. B f. 3. . Es ist sein vorderes Ende breit, und flacher VALSALV. TARIN. SAN- TORIN. an der Vorragung, welche die Schnekke in zween Theile theilt VALSALV. tab. 1. f. 2. D. SANTORINUS. . Sein hinteres Ende erweitert sich theils in die Schnekke, theils nebst den innern Ohrkreise in einen parabolischen freien Streif herab, oder in den Fortsazz des aͤussern Ohrkreises VALSALV, I. c. TARINI c. d. , wozu dennoch der innere Ohrkreis das groͤste Stuͤkk hergiebt add. figuram TARINI. . Diesen Fortsazz beschreibt zuerst Fabri- cius F. Z. bis. , und hierauf J. Mery ad LAMY des sens t. I. f. a. h. , ausgeschnitten und gleichsam gablig tab. 3. f. 4. h. \&c. TARIN, f. 4. c. , und Santorin fast gleichfoͤr- mig. Jch habe ihn fast eben so, und spizz gefunden ut VALSALVA. . Anthelix, der innere Ohrkreis Anthelix, RUF, I. c. POL- LUX. , faͤngt sich vorne mit einem gedoppelten Schenkel an TARIN, f. 3. etwas un- deutlicher VALSALVA l. c. , und er wird vom ersten und breitern Theile des aͤussern Ohrkreises be- dekkt. Es vereinigen sich diese Schenkel unter einen, nach Das Gehoͤr. XV. Buch. nach vorne zu offen stehenden Winkel. Jhr vereinigter Huͤgel laͤuft ruͤkkwerts herab, und er endigt sich zum Theil in die Schnekke und den Anfang des Gegenbokkes, theils aber, wir wir gesagt haben, in den Fortsazz des aͤussern Ohrkreises. So wie diese Vorragungen ihre Namen haben, so haben auch die zwischen ihnen gelegne Vertiefungen ihre Benennungen. Scapha, Schiffchen An einem vollstaͤndigen Oh- re VALSALV. f. 1. F. F. VIEUS- SENS, tab. 2. f. 1. an dem ent- bloͤßten knorpligen f. 2. heisset die Tiefe, welche die Wurzel des aͤussern Ohrkreises allenthalben um- giebt, und indem sie nach hinten zu herablaͤuft, allmaͤ- lich flach wird, und verschwindet. Die ungenannte Tiefe ist eine kleine Erniedrigung zwischen den Schenkel des innern Ohrkreises VALSALV, f. 1. c. f. 2. inter A. et A. . Concha, Muschel Den Namen hat RUFUS, L. I. p. 49. heisset die mittlere Erhaben- heit WINSLOW. n. 365. , welche aus dem aͤussern Ohrkreise entspringt VALSALV f. 1. H. H. f. 2. , theilet sich in Figur einer Niere, deren Spalte nach vorne zu gekehrt ist, und sie ist einwerts erhaben TARIN, f. 4. 5. . Jn die- ser Muschel endigt sich sowohl der aͤussere, als der innere Ohrkreis. Jhr oberer Theil, welcher zwischen dem Ur- sprunge des aͤussern Ohrkreises, und zwischen dem innern Ohrkreise liegt, ist kleiner. Jhr untrer groͤsserer, und tieferer Theil macht mit dem Gehoͤrgange ein Stuͤkk aus, und zwar auf solche Art, wie ich gleich erzaͤlen werde. Tragus, der Bokk RUFUS p. 40. , ist eine fast rundlich viersei- tige VALSALV. tab. I. f. 2. C. B. TARIN, P. 3. o. knorplige ziemlich breite Erhabenheit, welche vorne in die Hoͤhe geht, vor dem Anfange des Gehoͤrganges liegt TARIN. , und aus der, an der Wurzel des aͤussern Ohr- kreises entstandnen Muschel, herauf steigt, dennoch aber von diesem Kreise durch einen membranoͤsen Theil abge- son- I. Abschnitt. Werkzeug. sondert wird. Jhn unterbricht der halbmondfoͤrmige Einschnitt VALSALV, C. DUVERNEY, t. 3. f. 3. . Der Gegenbokk antitragus RUFUS, ibid. , wird vom innern Ohrkreise, und von dem holen Theile der Muschel gebil- det, er ist dem vorigen gleich, nur kleiner, halbeirund VALSALVA mit der Haut. f. 4. c. D. Gar zu klein, beim TA- RINUS, m. hat eine knorplige Vorragung, welche vor der obern Muschel vorliegt, und liegt weiter nach hinten. Unterhalb beiden, und unterhalb dem Anfange des Gehoͤrganges, befindet sich der Ohrlappe, lobus, ein Theil, welcher blos haͤutig, mit vielem Fette ausgestopft, und diesen hat man von dem ersten Weltalter an mit Rin- gen und Zieraten zu puzzen pflegen. §. 4. Die Ohrmuskeln. Der Mensch ist der einzige, sagt Aristoteles L. c. XI. daß es was selte- nes sei, welches er niemals gesehen PLEMP l. c. , dessen Ohren unbeweglich sind. Und dieses verhaͤlt sich in der That so, jedoch ist daran der Zwang der Kleider und die Gewohnheit der ersten Menschen Schuld. Jndessen weis man hie und da von Menschen, welche die Ohren aufrichten VANDENBROECK, voya- ge p. 446. Ein Knabe, der seine Ohren in die Hoͤhe richten konnte n. 233. , oder auf andre Weise bewegen koͤnnen Der Narr des Prinzen von Orleans PLEMP, VAN SPIEREN p. 71. Andere CASSEBOHM, T. II. n. 23. KRüGER phisiolog. p. 693. PAULINUS de asino p. 42. BO- RELLUS, Cent. II. obs. 16. LIN- DEN, physiol. p. 25. FRANCUS, satyr XI. p. 204. , davon man ein beruͤmtes Exempel am Johann Mery PALFYN, osteolog. nouv. p. 130. Anat. Chir. T. I. p. 102. FANTON, diss. anat. XI. , Bourdelin PALFYN, Anat. Chir. ed. I. T. I. p. 103. , Muret SCHELHAMMER, p. 15. und Justinian ex PROCOPIO. hatte. H. Phisiol. 5. B. L l Der Gehoͤr. XV. Buch. hatte. Zu ihrer Schoͤnheit verlangt sie Brouzet Educat. T. II. p. 145. beweglich. Derjenige, der sie bewegen konnte, hatte ein vor- trefliches Gehoͤr Anecdot. de medicin. p. 156. . Esteve de l’ouie p. 16. sagt, daß viele das Ohr bewegen koͤnnen. Wenigstens findet man an den Ohren des Menschen deutliche, obschon geschlanke Muskeln Daß er in zehn Koͤrpern nicht einmal Ohrmuskeln gefun- den, SCHELHAMMER, anal. Sect. 13. n. 3. Die obern und hintern Ohrmuskeln moͤchte weglassen DIS- DIER, sarcolog. p. 222. , besonders an starken Koͤrpern, und es behauptet ein beruͤmter Mann LUDWIG, de membr. epicran. p. IX. , daß sich an einem solchen Menschen die Haut am Hinterkopfe ausdehne, wenn diese Ohrmuskeln wirken sollen. An den Thieren bewegen sich die Ohren deutlicher, und sie haben auch deutlichere und fleischige Muskeln, als das Pferd Eilf RUINO anat. de Ca- vallo. L. I. c. 24. L. II. tab. II. quatuor, BOURGELAT, T. II. p. 196. , Schwein CASSER. T. I. f. 3. , die Kazze Tab. 8. f. 10. , Rehe T. I. f. 6. , Ochs Idem T. 5. 6. und andre. §. 5. Die grossen Ohrmuskeln. Der Zuruͤkkziehende. Aufhebende. Der vornehmste Muskel, welcher die uͤbrigen an Ver- moͤgen uͤbertrift, ist der Zuruͤkkzieher, oder der hintere Muskel UNUM, COLUMBUS, L. V. c. 10. p. 25. Einen sehr klei- nen. Einen einzigen EUSTA- CHIUS, tab. 31. 32. 34. 35. UNUM RIOLANUS, enchir, p. 336. UNUM MERY, tab. I. B. c. und ALBINUS. Einen einzigen dreispaltigen FALLOPIUS, p. 63. ALBIN im Kupfer mehr als drei, tab. 5. et tab. 11. f. 3. ; denn es geben ihm beruͤmte Maͤnner nur einen einzigen Namen, ob er sich gleich in duos WALTHERUS. anat. musc. ten. VERDIER, MYOLOG. zwei, naͤmlich den hintern des VIEUS- zween, drei I. Abschitt. Werkzeug. drei Drei nennet CASSERINUS, pentaesthes. tab. 2. f. 1. A. B. O. tab. f. 1. C. E. G. tres VALSALVA tab. 1. f. 3. C. C. C. et SANTO- RINUS p. 45. et ALBINUS, c. 4. p. 144. et. WEITBRECHT, Comm. petr. T. VII. p. 336. et COWPER, tab. 25. f. 3. 39. tres vel quatuor D. de MARILETTIS p. 126. , vier Duos et tres L. L. L. LU- DEWIG l c. p. VII. MORGA- GNUS, Epist. IV. n. 4. und bisweilen in mehrere Paͤkke Viele Paͤkke zeichnet dagegen DUVERNEY tab. I. c. zertheilen laͤst. Jn der That habe ich zween, drei, und vier selbst gesehen. Diese Muskelpaͤkke sind fleischig, roͤtlich, und ziem- lich dikke; sie entspringen von der Wurzel des Zizzenfort- sazzes, naͤmlich von den Membranen, welche diesen Kno- chen uͤberziehen, und die Oberflaͤche der Nakkenmuskeln bedekken, meistentheils bei den inwendigen obern Theile, an diesem Fortsazze FALLOPIUS, MERY p. 420. unter dem Muskel des Hinter- hauptes, indem sie zum Theil von diesem Muskel bedekkt werden, und sie fassen Fasern in sich, die ihnen der Hinterhauptsmuskel mittheilt. Sie liegen nach der Quee- re, oder sie laufen bei dem Ohre hernieder. Es ist ihr Anfang und Ende sehnig CASSERIUS. , diese werfen sich in den erhabnen Theil der Muschel daselbst hinein, wo vorneher die mittlere Erhabenheit ALBINUS, ferner der Nie- derdruͤkker der Schnekkenscheide- wand. FRANGI NICHOLLS p. 36. der Muschel die Austiefung in zween Theile abtheilt, und auch oberhalb dieser Gegend. Jndem dieser Muskel die Muschel zuruͤkke zieht, so eroͤffnet er zugleich den Zugang zu dem Gehoͤrgange. Seine Erfinder lebten zu gleicher Zeit, und sind Co- lumbus, Fallopius, und Eustach, so wie ihn Kas- serius wieder bekannt gemacht hat. L l 2 Der VIEUSSENII, p. 9. und einen an- dern mittlern. Zween hintere, ei- nen obern, und untern GAREN- GEOT, T. II. pag. 157. Zween (denn ich ziehe den Wegziehenden hieher) MOULIN, pag. 12. zween BARTHOLIN p. 523. duos GAN- TIER T. I. et in ic. I. tab. 12. posth. DUVERNEY. Das Gehoͤr. XV. Buch. Der obere Muskel WINSLOW, n. 372. primus FALLOPII, p. 62. b 63. premier Mitoyen, VIEUSSENS, p 9. oder der Aufheber des Ohrs ALBIN. p 142. t. XI. f. 3. COURCELLES, t. I V. V. ist zwar breiter, aber auch ohngefehr so duͤnne, wie der Stirnmuskel, er schwebet auf der Bekleidung des Schlaͤfenmuskels, und bekoͤmmt am Umkreise gestralte ALBINUS \&c. Fasern von der Aponevrosis der Hirnschale, doch in so fern her, daß dieselben mehr nach hinten zu herablaufen SANTORIN. l. c. B. daß die Neigung der Fasern veraͤnder- lich sei, sagt MORGAGNUS epist. anat. p. 63. Gerade Fasern, be- schreibet der CASSERIUS t. 3. f. 1. 2. VASALVA, DOUVERNEY, EU- STACHIUS tab 21. 23. 31. 32. 34. 35. 41. f. 1. COWPER T. 25. f. 7. . Er ist zum Theil von derjenigen Aponevrosis bedekkt, welche von dem Hinterhauptsmuskel herkoͤmmt, er uͤber- kreuzt unter rechtem Winkel beide Schenkel des innern Ohrkreises, laͤuft in die unbenannte Hoͤlung des Ohrs ALBIN. p. 142. f. 3 tab. XI. oder in den benachbarten innern Ohrkreis, oder auch in den Obertheil des aͤussern Ohrkreises Jn die Schnekke und in das Schiffchen SANTORINUS, p. 39. VALSALVA, p. WINSLOW. MORCAGN, p. 63. . Von vorneher vereinigt er sich mit dem Stirnmuskel, hinterwerts giebt ihm die Sehne des Hinterkopfmuskels Fasern ab. Sein Amt ist das Ohr in die Hoͤhe zu heben, und den Gang zu eroͤffnen. Der vordere Ohrmuskel Anterieur. VALSALV. f. 3. E. p. 7. VIEUSSENS p. 8. t. 1. f. 2. tum ALBINUS, p. 143. DUVER- NEY posth. p. 172. et Tab. 12. f. 1. n. Myotomol. p. 11. WINSLOW n. 373. COURCELLES ibid. d. GANTIER, T. I. GARENGEOT MYOLOG. p 68. musculus con- chae novus, ob er gleich unter- scheidet des SANTORINI, p. 40. abducens auriculae ad anteriora MOULINUS, p. 12. ist fast eben so beschaf- fen, aber nur kleiner Groͤsser macht ihn COUR- CELLEY et ALBINUS f. 3. et VIEUSSENS; hingegen beschreibet ihn klein EUSTACHIUS. , und schwebt ebenfalls auf den- jenigen Membranen, die den Schlaͤfenmuskel bedekken, er hat einerlei Ursprung, er laͤuft mit seinen Fasern ge- linde nach hinten herab, und er naͤhert sich theils dem Obern, theils wirft er sich in den Fortsazz des aͤussern Ohr- I. Abschnitt. Werkzeug. Ohrkreises, und in die benachbarte Muschel hinein Die Schnekke, und das Schiffchen. VALSALVA, die Er- habenheit, welche die Schnekke unterscheidet ALBINUS, p. 144. t. cit. f. 3. Den vordern Theil der Schnekke WINSLOW. f. LUDWIG l. c. . Es wird von beruͤmten Maͤnnern mit dem Obern verbun- den (f), von andern geleugnet MERY, l. c. , oder man will doch wenigstens angemerkt haben, daß er oͤfters mangeln soll MORGAN. epist. p. 68. 69. . Allein ich habe an einigen untern Strichen gesehen Vidit etiam MORGAGNUS, p. 69. , daß einer unterhalb den Fasern des obern da gewesen, und daß dieses folglich ein besonderer Muskel ist. Zween hat der vortrefliche Walther anat. musc. tenuior. p. 614. bemerkt, davon der ei- ne vordere zum Schiffchen, der andre zur Muschel hin lief; und auch Morgagnus hat zween gefunden p. 69. . Auch dieser Muskel macht, so viel als ihm moͤglich ist, den Gehoͤrgang offen. Dennoch aͤusert ein beruͤmter Mann die Meinung, daß auch der Muskel des Hinterhauptes das Seinige zur Span- nung des Ohres, und den Ton schaͤrfer und genauer zu hoͤren, mit beitrage; und dieser Mann hat sich viele Muͤ- he gegeben, diese Theile mit allem Fleisse zu beschreiben LUDWIG, l. c. p. IX. RIOLANUS, enchir. p. 335. . Andre schreiben, daß noch andre Paͤkke, als die gemei- nen, von dem Hinterhaupte herkommen, um die Mus- kel zu erweitern Occipitales minores SAN- TORINI, p. 6. 6. WEITBRECHT, Comm. Acad. petrop. T. VII. pag. 336. . Daß auch noch Fasern, von dem breitesten Halsmus- keln CARP. Isag. p. 42. FALLO- PIUS, pag. 63. RIOLANUS, l. c. MONLINUS, p. 12. VALSALVA, p 7. COWPER, Myot. 1724. tab. 18. 21. ALBINUS an den vordern Theil des Lappen, und den untern des Knorpels, der den untern Theil der Schnekke macht p. 194. phy- siologia STUKIE VII. nach dem Ohre hin streichen, bezeugen einige beruͤmte Maͤnner; und ich lese von einem Niederzieher an der Wurzel des Ohres DIONIS, cours d’ anat. p. 573. ; so wie man noch einen andern L l 3 Mus- Das Gehoͤr. XV. Buch. Muskel nennt, der wurmfoͤrmig, unter der Ohrdruͤse von Griffelfortsazze entspringen, und in den Gehoͤrgang eingefuͤgt sein soll DUVERNEY, Myotomol. GARENGEOT, Myotomia, p. 68. . Alle diese Erzaͤhlungen mus man unter die seltne Erempel rechnen. §. 6. Die kleinen, den Ohrknorpeln eigne Muskeln. Es sind dieses von den kleinsten Muskeln des mensch- lichen Koͤrpers einige, und sie werden von den meisten der Neuern, und besten Zergliederer gar uͤbergangen IACOBO DRACKE, VIEUSSENIO. Sie haͤlt geringe, und legt ihnen keinen Namen bei WINSLOW, n. 375. . Doch da ich die mehresten selbst angetroffen habe, so er- laube man mir, sie kuͤrzlich zu beruͤhren. So habe ich den Muskeln des Gegenbokks VALSALVA, t. 1. f. 4. C. D. ALBINUS. Ganz kurz be- ruͤhrt ihn SIEVERT, COROLL. 7. , welcher nicht eben der kleinsten einer, und roth ist, ge- sehen MORGAGN. epist. 4. n 7. p. 71. . Dieser ist am obern Theile des Gegenbokks, wo derselbe aus dem aͤussern Ohrkreise entsteht, kegel- foͤrmig, er laͤuft ruͤkkwerts, und hinauf SANTORIN. t. 3 f. 4. 9. rectius ALBINUS. , von da wirft er sich in die Wurzel des innern Ohrkreises ALBINUS, p. 184. t. XI. f. 4. h. K. K. , und in die Kruͤmmung unterhalb dem Queerhoͤkker des aͤussern Ohrkreises, wo er die Muskel theilt So hat es fast VALSAL- VA p. 8. Ueber dem Lappen stel- let ihn WALTHER, n. 10. . Er scheinet den Gegenbokk hinauf und ruͤkkwerts zu ziehen, und den Eingang der Muskel ein wenig zu ver- engern. Der Bokksmuskel VALSALVA, t. 1. f. 4. B. ALBIN. p. 183. GANTIER, T. I. SANTORIN, f. 18. bekoͤmmt vom Bokke, auf welchem er liegt, seine Benennung. Er entspringt am Rande des Bokkes, in einer breiten und fast vierseitigen Figur VALSALVA, p. 8. et in Ic. ALBIN. I. Abschnitt. Werkzeug. Figur WALTHER, anat musc. tenuior. 8. zirkelrund nach dem VALSALVA, 8. fast eirund, AL- BINUS l. c. f. dreiekkig, SANTO- RINUS. f. 1. 8. und vergleicht ihn mit einem krummlinigen Dreiekke p. 42. , wird gegen den Anfang des Gehoͤrganges et- was enger, und bleibt im Bokke selbst; doch entsteht er auch bisweilen von der Muschel, neben dem Bokke ALBINUS, p. 183. , wie ich es gesehen habe. Jch habe es ziemlich undeutlich gefunden Dennoch ziemlich oftt fand ihn MORGAGN. l. c. , da der Muskel des Gegenbokkes deutlich zu sehen war. Man sagt, daß er dem Bokk flach mache SANTORINUS. , und die Muschel erweitere. Der Muskel des aͤussern Ohrkreises, den Santorin hat p. 41. , und welchen der vortrefliche Albin p. 148. 184. den groͤs- sern nennt, mangelt oͤfters, und auch Valsalva er- waͤhnt ihn nicht. Er ist ziemlich lang, gerade, entspringt von dem untern Theile des breiten Anfanges des aͤussern Ohrkreises, und steiget nach dem aͤussern Rande des aͤus- sern Ohrkreises, oberhalb dem Bokke in die Hoͤhe SANTORIN, t. 3. f. 4. b. \&c. t 1. 5. ALBIN, f. 4. a. b. . Morgagnus hat ihn schwerlich und selten finden koͤnnen epist. IV. n. 8. p. 73. , und Walther zeichnet ihn undeutlich WALTHER. 5. . Unter meinen Aufsaͤzzen finde ich ihn nicht. Der kleine Muskel des aͤussern Ohrkreises, bleibet L. c. Muskelfasern an der flachen Seite des helix SANTO- RIN. p. 42. nach dem vortreflichen Albin im aͤussern Ohrkreise, er entsteht vom untern Rande des Einschnittes des aͤussern Ohrkreises, wo sich dessen Anfang theilt, er laͤuft in die Hoͤhe Idem f. c. c. ALBINUS, I. c. c. uͤber die vordere Flaͤche des anfangenden aͤussern Ohrkreises, und laͤuft in den Rand des aͤussern Ohrkrei- ses. Jch habe ihn dreimal gesehen, er nahm aber fast an der Mitte der Muschel seinen Ursprung, und warf sich oberhalb dem vordern Ursprunge des aͤussern Ohrkreises L l 4 in Das Gehoͤr. XV. Buch. in denselben; doch diesem widerspricht das Kupfer des Albins nicht L. c. , noch des Walthers L. c. 7. . Mor- gagnus sagt L. c. , daß man ihn schwerlich finden koͤnne. Der Queermuskel des Ohres, den Valsalva fleischliche Queerfasern vom Bukkel der Schnekke in den an- thelix f. 3. D. D. beschrieben, ist vom Albin in Ordnung gebracht L. 186. , und zierlich gezeichnet worden, er liegt an den erhabnen Theile des Ohres, was dem Kopfe entgegen gestellt ist, ganz allein, er ist lang, wenn man von seiner Perpendi- kellinie redet, wenig breit, wenn man seine Queerlinie nimmt, er entsteht theils von der Muschel, und theils von dem holen Ruͤkken des innern Ohrkreises Idem paulo aliter SANTO- RINUS, p. 44. n. 9. , und wirft sich in das vorragende Schiffchen. Diese Fasern finde ich unter meinen Aufsaͤzzen ein einziges mal. Der neue Einschnittsmuskel kann nicht eher be- schrieben werden, als bis ich den Gehoͤrgang abgehan- delt habe. §. 7. Der knorplige Gehoͤrgang. Jn der Frucht, und im neugebohrnen Kinde CASSEBOHM t. 1. f. 1. WINSLOW, n. 496. , ist der ganze Gehoͤrgang entweder knorplig oder membranoͤs: mit den Jahren waͤchset an ihn, aus dem verlaͤngerten Ringe eine knorplige Platte an CASSEBOHM, n. 68. ME- RY, de l’oreile p. 423. add. RIO- LAN. Isag. tract. p. 100. , welche den naͤhern Theil des Ganges bei der Trummel, und den hintern Theil einnimmt DUVERNEY, T. 4. D. , indem der vordre und aͤussere Theil weich ist. Der knochige Theil, welcher sich mit dem rau- hen Ende endigt, nimmt den angewachsenen weichen Theil in sich. Der obere Theil dieses Ganges, welcher in der Frucht entbloͤßt war, und zwischen der Wurzel des Joch- beins ALBINUS, f. 5. I. Abschnitt. Werkzeug. beins und dem Zizzenfortsazze liegt, ist ein wenig hol, und machet nunmehr, wegen der vorliegenden eben gedachten Platte, den mittlern Theil des ganzen Ganges, welches aber nur ein kleines Stuͤkke ist, aus siehe CASSEBOHM, tab. 1. f. 2. . Der weiche Theil ist auch im erwachsenen Menschen, zum Theil knorplig, und zum Theil membranoͤse. Er ist ganz membranoͤse am untersten Theile, oder nahe an der Trummelhaut, und denn da, wo sich Knorpel befinden, am obern hintern Theile des ganzen Ganges. Das knorplige Wesen zeiget sich an dem untern Theile des ganzen Ganges. Es hat dieser etwas mit den Rin- gen der Luftroͤhre gemein, wo diese entweder aus dem Luftroͤhrenkopfe entspringt, oder wo sie sich in der Ver- breitung der Lungenaͤste auf etwas groͤbere Art zeraͤstelt. Auf solche Art habe ich den Gang in den vollkommensten Exempeln angetroffen. Aus dem Bokke TARIN. I. c. f. 3. DU- VERNEY, t. 3. f. 1. a. C. per. B. ad. Z. , den der halbmondfoͤrmige Ein- schnitt unterbricht, entstehet da wo selbiger nach hinten zuruͤkke laͤuft, ein unvollkommnes vierseitiges Plaͤttchen, welches sich an den naͤchsten Knorpel anschließt ALBIN, t. XI. f. 5. DU- VERNEY, prope 2. . Die- ses liegt, wo es weit vom Ende der Muschel entspringt, ALBIN. ibidem. DUVER- NEY, inter. 2. et 3. unten im Gange, und es wird kleiner und schmaͤ- ler und siehet wellenfoͤrmig gewunden aus, so wie es sich von der Muschel entfernt. Bisweilen laͤufet es nach vor- ne zu in Gestalt einer kleinen Zunge fort DUVERNEY. , welche sie unterhalb dem Bokke verstekkt, und zwischen diesem und dem innersten Ringe liegt. Dieses Plaͤttchen erzeugt aus der Vereinigung mit demjenigen, welches ich das erste genannt habe, hinter- werts, so wie der Bokk vorwerts, einen dritten DUVERNEY 3. L l 5 untern Das Gehoͤr. XV. Buch. untern und gablichen Knorpel, den der bis zum zizzenfoͤr- migen verlaͤngerte Fortsazz vergroͤssert, und welches der lezzte und der Trummel naͤchste Knorpel ist. Zwischen diese Knorpel legt sich ein membranoͤses Stuͤkk ein, so daß es zween Einschnitte giebt Verschiedenheiten an dem ersten Einschnitte hat MORCAGNI epist IV. n. 10. p. 75. tum VAL- SALVA, n. 10. dennoch macht nur zween MERY, t. 1. f. a. f. f. Zween oder drei WINSLOW, n. 369. , der erste zwischen dem Bokke und dem Fortsazze der Muschel TARIN, l. c. 9. ALBIN, l. c. DUVERNEY 2. , der zweete zwischen dem gemeinschaftlichen Ringe, und zwischen dem dritten ALBIN, ibid. ibid. DU- VERNEY, supra 3. . Nun laufen von dem mittlern Knorpel, nach dem dritten Muskelfasern uͤber, welche gar nicht undeutlich sind, die beiden Ringe vereinigen, und in der Thaͤtig- keit den weichen Theil des Gehoͤrganges kleiner, und den elastischen groͤsser machen. Dieses ist der Muskel des groͤssern Einschnittes beim Santorin n. 8. t. r. 9. t. 3. f. 4. e. undeutlich. Kuͤrzlich WALTHER, f. cit. 9. et n. 9. musculus meatus auditorii DUCLAS p. 29. , und wel- chen sowohl Albin, als Morgagnus L. c p. 76. ausser Acht gelassen haben. Auf Treu und Glauben unsrer Hand- schrift hat dieses der vortrefliche Kassebohm ebenfalls ge- sehen, und ich habe es auch einige male so gefunden. §. 8. Der knochige Theil des Gehoͤrganges. Es ist der ganze knochige Gehoͤrgang rundlich flach- gedruͤkkt, er biegt sich einwerts, und ein wenig nach vorne zu, so wohl da, wo er bei seinem Anfange aus der Mu- schel weicher ist, als da, wo er sich an die Trummelhaut anschlißt ibid. . Er ist in seiner Mitte enger, er bieget sich WINSLOW, expos. T. I. n. 495 VALSALVA, tab. 3. f. 1. 3. t. 7. f. tab. 1. 2. p. 9. VIEUS- SENS, p. 15. DUVERNEY posth. p. 174. , und WINSLOW, ibid. VIEUS- SENS, p. 15. I. Abschnitt. Werkzeug. und da er sich von seinem Anfange an ein wenig in die Hoͤhe bewegt, so laͤuft er nunmehr gerader nach vorne hin VALSALVA, ibid. VIEUS. SENS, p. 15. daß er herablaufe PERRAULT, p. 194. MERY, p. 422. LAMY ame sensit. pag. 59. Dieses Herablaufen geschicht von dem verlaͤngerten untern Theile. . Er endigt sich endlich schief, mit stumpfen Ende, er laͤuft nach vorne und unten weiter fort DUVERNEY t. 4. f. 1. 2. WINSLOW, n. 496. VALSALVA, p. 9. ; er endigt sich hinterwerts und oben so kurz, daß er eine Sektion macht, welche mit dem Kanale selbst einen schiefen Winkel be- schreibt DUVERNEY, ibid. . Alle Thiere haben eine Art von Gehoͤrgange, und so gar die Wallfische Doch einen sehr engen FA- BER ad HERNANDEZ, p. 825. KLEIN, MANTIS. p. 19. BAR- THOLIN Cent. II. hist. 25. in phoca RONDELET, p. 50. 454. , die Fische RONDELET ibid. DUVER- NEY, anc. mem I. p. 380. , die eierlegende Vier- fuͤßigen Mem. des savans etrang. T. II. p. 191. (et de CROCODI- LO PARISINI.) Ein andrer Gang ist am Gaumen, nahe am Gelen- ke des Unterkiefers VALISNER oper. T. II. p. 397. ; doch ist er laͤnger in den warmen Vierfuͤßi- gen. Jn den Wallfischen TURSIO, BARTOLIN Cent. II. hist. 25. phoca RONDELET, p. 50. FABER ad HERNANDEZ, pag. 825. Ueberhaupt KLEIN, MANTISS. p. 19. , und uͤberhaupt in den Fischen RONDELET. l. c. sind die Ohrloͤcher, oder Muͤndungen des Ge- hoͤrganges sehr enge; in den Schlangen CHARAS de la VIPERE, p. 13. und Eidech- sen werden sie mit einer Haut bedekkt PERRAULT, Essays T. III. p. 63. Jn der Schildkroͤte, Ka- maͤleon, und im Maulwurfe Idem. , und erscheinen sie gleichsam verschlossen. Bisher haben wir die knochige Platte, und knorplige Ringe dieses Gehoͤrganges beschrieben. Wenn man nun diese Stuͤkke wegraͤumt, so bleibet nur der membranoͤse Kanal uͤbrig, den eine wirkliche Haut bildet, die so gar bis zur Mitte des Ganges Haare hervorbringt VALSALV. p. 11. , sehr empfindlich ist, und es sind nicht nur die Ohrschmerzen fast Das Gehoͤr. XV. Buch. fast unertraͤglich Da ein Schabenkefer in den Gang kroch. KALM T. II. p. 561. , sondern sie sezzen auch leicht die Seele selbst in heftige Bewegung Schlimme Zufaͤlle, und eine Erstarrung des Arms davon HIL- DAN, Cent. I. obs. 4. Von Wuͤr- mern fast eine Dollheit Iournal de med. 758. febr. eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 6. 7. obs. 82. Ein Krampf. Iournal ibidem. Aug. ACRELL, HANDELS. I. p. 99. 100. Schwindel, und gleichsam Trunkenheit BINNINGER, L. IV. n. 81. von einer Fliege. Junge Leute sterben leicht am Ohrenweh. TRALLIAN, L. III. c. 2. . Die Chineser zaͤhlen das Kizzeln unter die vornehmsten Wolluͤste des mensch- lichen Lebens, welches sie mittelst eines besonders herum- gedrehten Jnstrumentes im Ohre hervorbringen Phil. trans. n. 246. . Es scheinet die Ursache dieser scharfen Empfindlichkeit auf die Zartheit des Oberhaͤutchens anzukommen. Jnwerts wird die Haut duͤuner, und endlich so zart, daß sie duͤnner, als das Oberhaͤutchen ist, und hier wird diese Membran vor die Trummel vorgespannt WINSLOW n. 394. BOEH- MER, osteolog. p. 84. . Diese Haut wird inwendig von demjenigen Oberhaͤut- chen bekleidet, welches mit dem gesammelten Schmier, welches sich an dasselbe anhaͤngt, in der Frucht zusammen- haͤngt DUVERNEY tab. 15. f. 9. DRAKE, T. II. p. 318. HOF- MANN idea pathol. p 233. GOR- TER chir. n. 945. 969. KERK- RING. osteogen. c. 5. RUYSCH, thes. anat. III. n. 76. et prius ep. VIII. WALTHER membran. tym- pan. p. 18 19. TREW, eph. Nat. cur. Vol. II. obs. 56. COMMERS. Litt. nor. 1731. spec. 2. p. 13. , und eine besondre pulpoͤse Membran VALSALVA p. 13. macht, welche einige fuͤr Schleim MUCUS CHESELDEN, WELSCH, de sono, n. 15. NESBIT pag. 70. toile mucilagineuse tres epaisse. WINSLOW, sic, DU- VERNEY, GELATINA, SCHEL- HAMMER, p. 91. MUCUS amnii. BOEHMER osteol. p. 86. gehalten haben, und welche die Trummelhaut anfeuchtet. Sie hat eben solche Runzeln, als das uͤbrige Oberhaͤutchen, und laͤuft mit ihr in einem Stuͤkke fort Fuͤr das Oberhaͤutchen sieht es an KERKRINGINUS et TRE- WIUS et VERDIER T. II. p. 5. tum MONRO. ed. III. p. 117. NES- BIT, p. 70. BOEHMER, p. 84. te RUYSCHIUS, et MORGAGNUS ep. V. p. 87. et CASSEBOHM, pag 31. n. 77. naͤmlich als eine wahrscheinliche Memung. . Sie ist vorhanden, wenn gleich in den neugebohrnen Kindern die Ohren uͤberhaupt undurch- loͤchert I. Abschnitt. Werkzeug. loͤchert sind DIONIS Cours. d’ anat. p. 433. . Weun eben diese Membran dikker ge- worden FABRIC. p. I. I. c. 4. p. 4. chir. oper. de aur. chir. , so entstehet daher eine Taubheit, welche da- durch gehoben worden, daß man kleine Laͤppchen von ihr abgezogen SCHROEDER de auditu p. 8. 9. , oder sie ganz und gar zerstoͤrt hat DRAKE L. III. c. 12. . §. 9. Die Druͤsen des Ohrenschmalzes. Es liegt um der aͤussern Oberflaͤche, wie sonst im menschlichen Koͤrper, ein Fadengewebe Fleischfasern nennt es VAL- SALVA p. 12. Vom Geschwuͤr des Gehoͤrganges ein Windgeschwulst ASTRUCK, des tum. II. p. 233. , welches aber hier mager, und einiger maassen VALS. t. 3. f. 3. in langrautige Bie- nenfaͤcher abgetheilt ist. Jn den Flaͤchen dieser Bienenfaͤcher sizzen VIEUSSENS pag. 14. VAL- SALV. p. 14. VALSALV. t. 3. f. BOERHAAVE de fabr. CLAN- DUL. DUVERNEY p. 7. runde eifoͤrmige Daß deren viele sind, sagt VALSALVA p. 12. Rund DU- VERNEY t. 3. f. 2. 3. 4. gelbbraune Druͤsen, die aus einer festen Membran gebildet sind, und welche so wohl an dem ent- bloͤsten membranoͤsen Theile DUVERNEY ibid. p. 2. , als in den Einschnitten, und im vordern Theile des knochigen Ganges Ad medium MORGAN. epist. p. 147. , als in der knorpligen Portion deutlich zu sehen sind. Jhr Erfinder ist Stenonius de Glandul. oris, p. 87. , und nach der Zeit erwaͤhnt sie auch Drelincourt prælud. Anat. p. 197. et PERRAUT, tr. du bruit. p. 191. . Es gehet aus je d weder Druͤse ein kurzer DUVERNEY, pag. 7. 8. VIEUSSENS, p. 15. add. KAAUW n. 238. cilindri- scher Gang heraus, welcher die Haut nebst dem Ober- haͤutchen durchbort, und sie in die hole Roͤhre des Ge- hoͤrganges oͤffnet. Aus Das Gehoͤr. XV. Buch. Aus diesen Druͤsen fliesset ein gelber Saft, wie ein duͤnnes Oel BOERHAAVE de fabr. glandul. p. 8. , der sich in dem Gange, an einem war- men Orte, und mit Beitritt der Luft, in eine Art von gelber, sehr bitterer, und im Feuer brennender Salbe verwandelt Idem. daß er den Schaum, des aus der Ader gelassenen Bluts aufloͤse du H a MEL, Corp. anim. L. II. c. 4. Mit dem Bibergeil vergleichts PECHLINUS. . Mann nennt es Ohrenschmalz. Wenn dieses stokkt, sich sammelt, so bildet es sich oftmals in feste Cilinder VALSALVA, pag. 12. DU- VERNEY, p. 72. 157. PECHLIN obs. L. II. c. 46. , die den Gehirngang verstopfen, und Leute gemeiniglich taub Idem KENNEDY, opth- ha l m. p. 108. oder schwerhoͤrend machen. Man kan solche Personen leicht, mit Seife, die man in Wasser zergehen lassen, und in den Gehoͤrgang sprizzet, wie ich oft gesehen, wieder herstellen PECHLIN ibid. . Man lieset hie und da, daß das Ohrenschmalz bei sterbenden suͤsse wer- den soll eph. Nat. cur. Dec. II. ann. 3. obs. 91. LISTER, p. 370. ex GALLENO. . Man glaubt, daß das Ohrenschmalz, nicht nur Jn- sekten, welche uns grosse Quaal verursachen koͤnnten, ein- wikkeln, sondern auch die gar zu grosse Heftigkeit starker Toͤne brechen koͤnnen BOURGELAT, hippiatr. L. II. p. 211. . Ausserdem beschuͤzzt es, wie sonst die Schmier die Haut wieder die Gewaltsamkeit der Luft, und erhaͤlt sie weich, und empfindlich Idem ibid. p. 209. . Eben diesen Nuzzen leistet auch die schleimige Membran in der Frucht GORTER l. c. . Die Voͤgel haben kein Ohrenschmalz, sondern nur diejenigen Thiere, die einen langen Gehoͤrgang besizzen DERHAM l. c. p. 121. . Es gehoͤren die Druͤsen des Bokkes VALSALVA t. 1. f. 1. in das Ge- schlecht der einfachen Druͤsen, dergleichen eine Menge in der Ohrendruͤse vorkommen. §. 10 I. Abschnitt. Werkzeug. §. 10. Der Ring, welcher die Trummelhaut in sich schließt. Es ist in der Frucht ein kleines Knoͤchgen da, welches man von den uͤbrigen Theilen des Felsenknochens leicht- lich absondern kann. Dieses ALBIN. ic. oss. fet. 16. 17. CASSEBOHM, t. 2. f. 5. 6. t. 3 f. 21. 22. 23. p. 24. 25. DUVERNEY tab. 15. f. 4. ist uͤberhaupt eifoͤrmig Es ist in der Frucht runder, in erwachsnen Knaben eirund. , wie ein Ring anzusehen, und mit einer Furche aus- getieft ALBIN. f. 17. 9. CASSE- BOHM. e. e. DUVERNEY I. c. , in welche die Trummelhaut einpasset. Eben dieser Ring zerfasert sich in einige kleine Fort- saͤzze MERY f. o. Jm neugebohr- nen Kinde habe ich schon hinter- werts einige Fortsaͤzze gesehen. an seiner aͤussern Oberflaͤche, woran der Gehoͤr- gang feste haͤngt. Oben ALBIN. f. 16. 17. a. b. c. CASSEBOHM a. b. fehlet ein Stuͤkk des knochi- gen Ringes, und derjenige Theil, der dieser Luͤkke ganz nahe ist, verwandelt sich vorwerts in einen unfoͤrmlichen Fortsazz, in dem eine besondre Furche eingegraben CASSEBOHM. t. 1. f. 5. 6. ALBIN. adnot. L. IV. t. 6. f. 6. ad e. , und an der Wurzel des Jochbeins feste angewachsen ist. Der diesem entgegen liegende Theil des Ringes, wird hinter- werts ALBIN. h. CASSEBOHM c. duͤnne, und haͤngt an dem Sinus zwischen den Wurzeln des zizzenfoͤrmigen Fortsazzes feste. Mit den Jahren waͤchset dieser Ring mit dem uͤbri- gen Felsenknochen zusammen, und in eins, und die Kno- chenfurche schliesset zugleich die Trummelhaut fester ein CASSEBOHM p. 30. n. 37. BOEHMER t. 4. f. 23. . §. 11. Die Trummelhaut. Dieser Name ist ihr angemessener, als wenn man sie Trummel So nannte sie EUSTA- CHIUS de audit. organo. p. 160. ed. 1561. nennt, und die Analogie der Sache verlangt es auch. Es Das Gehoͤr. XV. Buch. Es ist diese Membran uͤberhaupt eirund So fast allenthalben CAS- SERIUS, t. 9. et BOEHMER, tab. 4. f. var. et VALSALVA, p. 17. t. 3. f. 3. t. 7. f. 5. t. 10. f. 1. 2. Gar zu rund macht sie DUVER- NEY, tab. 5. f. 1. et VIEUSSENS p. 18. doch aber so, daß sie den obern Fortfazz Fast nach dem ALBINUS, adnot. L. IV. f 1. in die Luͤkke des Ringes wirft, welcher in der Frucht deutlicher, und ziem- lich lang ist, sie ist nach der senkrechten Linie laͤnger, schief und dergestalt gelagert, daß sie nach vorne zu herablaͤuft, und mit dem obern Theile des Gehoͤrganges einen stum- pfen Winkel, mit dem untern hingegen einen spizzen macht VALSALVA, p. 17. t. 3. f. 3. tab. 10. f. 1. 2. WINSLOW. n. 394. . So vorhaͤlt es sich mit der Trummelhaut im erwachsenen Menschen, denn in der Frucht ist sie, so wie die Membran runder WALTHER, p. 19. , so auch flacher und horizontal. Sie beschreibet keine geradlinige Flaͤche, und sie wird auf zweierlei Weise vom Hammer bauchig gezogen und ange- trieben. Jhre groͤssere Erhabenheit formiret fast die Fi- gur von der erhabnen Mitte eines Schildes, die auswen- dig hol, aber gegen die Trummelgegend zu einwerts er- haben ist VALSALVA p. 17. MERY f. c. ad d. et p. 428. WINSLOW, 393. 395. ALBIN. l. c. . Diese Figur des Schildbukkels befindet sich naͤher bei dem untern Ende. Jhre kleinere Erhabenheit WINSLOW. n. 393. aͤussert sich da, wo die Membran, von dem kurzen Fortsazze des Hammers, ein wenig nach aussen heraus getrieben wird, und sie ragt daselbst vor, und ist inwendig hol. Sie befindet sich oben und vorne. An dieser Membran lassen sich ohnschwer vier Plaͤtt- chen unterscheiden ita WINSLOW, n. 394. CASSEBOHM p. 32 n 78. BOEH- MER, osteolog. p. 84. , das Oberhaͤutchen, welches im Maceriren losweicht, und abgeht, die Haut des Gehoͤr- ganges, das Knochenhaͤutchen des Gehoͤrganges, und das Knochenhaͤutchen der Trummel NESBIT, osteolog. p. 69. . Zwischen dem zwei- I. Abschnitt. Werkzeug. zweiten und dritten befindet sich ein deutliches Fadenge- webe Dem ALBINO, wird diese Erweisung beigelegt vom beruͤmten PYL, de auditu p. 7. Auch hat es MONRO. Ess. of. societ. at. Edimb. T. III. p. 117. mit Gefaͤssen MONRO. ib. sie werden gezeichnet a RUSCHIO Epist. VIII. t. 9. Vidit SCHELHAMMERUS, c. 3. n. 3. , die sehr schoͤn sind, und ein Baͤumchen vorstellig machen; ein anderes dergleichen Ge- webe zwischen dem dritten und vierten, und zwischen die- sen ist auch LIEUTAUD, p. 144. Jst es duplicatura WINSLOW, dicta n. 395. der Fortsazz des Hammers groͤsser, oder dessen Stiel. Jch mag die harte Membran nicht, es sei denn vermittelst entfernter Verbindungen, hieher ziehen VALSALVA, p. 18. A. peri- cranio VIEUSSENS, p. 16. 17. SCHNEIDER, oss. temp. GLA- SER, de cerebr. p. 71. KENNE- DY, p. 18. 100. . Beide Knochenhaͤutchen verwandeln sich, wenn sie trokken werden in eine gespannte haͤsliche Membran, da sie doch in einem frischen Leichname weich und feuchte ist CASSEBOHM, pag. 31. n. 75. 76. . Diejenigen Autoren, welche nur zwei Plaͤttchen zaͤh- len VALSALVA, VIEUSSENS, WALTHER, RUYSCH, Tess. III. oss. 2. n. 36. drei hat er. Epist. VIII. p. 10. et Mus. petrop. T. I. p. 70. , oder drei zugeben, haben entweder aus dieser Zahl die Haut oder das Oberhaͤutchen weggelassen. Mor- gagnus Epistol. V. n. 10. 11. tum LIEUTAUD, p. 144. ob derselbe gleich anders Sinnes zu sein scheint, nimmt dennoch wirklich eben diese Anzahl von Plaͤttchen an, wofern man den Sinn dieses vortreflichen Mannes recht einsieht. Man findet uͤbrigens die Trummelhaut in den Vier- fuͤßigen Jm Stachelthiere. ALDRO- VANDUS, paralip. p. 178. Jch habe solches in der Kazze, Schafe gesehen. , auch an den mehresten von kaltem Blute, als in der Schildkroͤte PARISINI, FEUILLET, T. II. CALDESI, p. 11. GAU- TIER, T. III. p. 390. PLUMIER, Iourn. de Trev. 1703. M. Aug. , Schlange Memoire des Savans etrang. T. II. p. 179. , Krokodile Obs. des savans et physiq. Iesuit. SIAM pag. 46. PARISINI. Zwei , Ei- dechse H. Phisiol. 5. B. M m Das Gehoͤr. XV. Buch. dechse IACOBÆUS p. 39. An dem Ka- maͤleon VALISN. T. II. p. 424. in der groͤssern Eidechse habe ich einen Bukkel daran gefunden. Der Sa- lamander hat keine mem. pres. 185. , Frosche DERHAM, phys. theol. de 344. aus zwo Platten bestehend. , in den Voͤgeln CARTILAGINEA, GEO- FROI, mem. des Savans etrang. T II p 181. der Natter wird sie abgesprochen Idem, mem. pre 181. so wie der Kroͤte p. 76. und an den Wallfischen Jm Wallfische ANDERSON, GRoNLAND, p 192. Jm Meer- kalbe HARTMANN, p. 17. . Die Fische von kaltem Blute haben dagegen keine Jm Rochen mem. des Sa- vans etrang. T. II. p. 187. . Diese Membran in den Ohren ist bereits eine alte Sache, welche dem Verfasser der hippokratischen Schrif- ten perisarikon, n. 10. , und einem andern wohl bekannt war, dessen Werk man dem Aristoteles zugeeignet hat isag anat. c. 54. . Jn den ersten Zeiten der wieder hergestellten Zergliedrungs- kunst war sie dem Carpensi bekannt, so wie dem Achil- lino p. XV. . Man will angemerket haben KOEHLER, apud LOESE- KE obs. a n at. Med. Chjr. p. 24. t. 2. f. 4. et volaͤngst BUYTEN, apud PLEMPIUM, fund. Med. p. 108. Daß es gemeiniglich mit der Frucht vor den fuͤnften Monat die Beschaffenheit habe NESBIT, p. 71. , daß zwo und merklich von einander abliegende Membranen in Exempeln vorgekommen, wofern dieses nicht vielleicht Thei- le der Trummelhaͤute gewesen, oder verzerrte Plaͤttchen unsrer Membran vorgestellt hat. Oftmals wird sie kno- chig LOESEKE, p. 25. POHL, de fibra senili. p. 16. . Da sie eine Haut um sich gezogen hat, so mus sie allerdings empfinden. Man berichtet, daß das Krazzen der Trummelhaut Husten CABROL, alphab. anat. p. 74. PECHLIN, L. II. obs. 45. PECHLIN Ibid. und Erbrechen nach sich gezogen. §. 12. Das Loch dieser Trummelhaut. Schon das Alterthum kannte diese Strasse, ob man sie gleich gemeiniglich dem Rivin zuzueignen pflegt. J. Colle Zwei machet FEUILLET, Iourn. d. son Voyage T II. Zwei kommen vor in mem. d. sav etran. p. 168. I. Abschnitt. Werkzeug. J. Colle behauptete schon vorlaͤngst unter den Neuern ein Trummelloch MAPPUS de Cerumine. . Schon lange schrieb J. Heinrich Glaser de cerebro. p. 71. 72. , daß am Kalbe ein Ring ein kleines Loch zwischen der Trummelhaut, und dem Gehoͤrgange lasse, und daß daselbst zwar das Pericranium vorkomme, um die beschriebene Membran zu machen, die Feuchtigkeit aber von der Trummel zum Gehoͤrgange durchfliesse, aber nicht umgekehrt, und daß es folglich das Ansehen habe, daß im diesem Loche ein klappenfoͤrmiger Bau statt finde. Nach der Zeit berichtet Emanuel Koͤnig regn. anim. p. 163. , daß ihm diese Strasse vom Amman gewiesen worden, und daß durch dieselbe der Eiter im Kopf und Ohrenschmalze aus dem Ohre laufe. Man hat naͤmlich schon vor langer Zeit angemerket, daß im Kopfe oder Gehirnwunden der duͤnne SALVIARD, obs. I. Comm. Nor. 736. hist. 23. VALSALVA, p. 20. G. v. SWITEN, pag. 733. SCHRADER, dec. III. obs. oder dikke Eiter Hist. de l’Acad. 1754. n. 2. , oder Blut WEPFER, apoplex. p. 205. 299. VIGIER, chir. p. 169. VAL- SALVA p. 20. BINNINGER c. V. obs. 36. (da die Trummel voller Ge- hirn war. HOME med. fait. G. v. SWIETEN, l. c. durch die Ohren ablaufe. Man wuste, daß auf eben diesem Wege im Schlage BINNINGER Cent. III. obs. I. und in den Erwuͤrgten Letre histor. de l’ Accad. 1704. hist. 2. als sich ins Gehirn Blut ergossen hatte Blut herauslaufe. Eben so lief auf eben diesem Wege im Kopfwehe eine Menge Was- ser aus MARCELL, DONAT. hist. med. p. 229. , und man lieset, daß Wuͤrmer durch den Gehoͤrgang in den Stirnsinus gekrochen hist. de l’Accad. 1733. p. 36. Ein Wurm in der Trompete, Trummel und Jrrgange. Iourn. de savans 1692. n. 33. , und daß der Geschmakk von einem bittern Oele, welches man in diesen Gang gesprizzt hatte, bis zum Gaumen durchge- drungen HILDAN, Nuz. der anat. . Man behauptete ferner, daß Dinge, die ins Ohr gefallen, durch das Niesen ausgeworfen werden M m 2 koͤn- Das Gehoͤr. XV. Buch. koͤnnen RHAZES ad ALM. L. IX. c. 36. KULMUS, p. 61. . Vieussens sahe de l’oreille p. 30. , daß Daͤmpfe, die man in den Gehoͤrgang dringen lies, bis zur Trummel und den Jrrgang fortgiengen, so wie Rav apud ERNOL. iter ang. Bat. p. 117. anmerkt, daß Queksilber, welches man durch die Trompete des Eustachs eingegossen hatte, wie durch ein Leder, durch die Trummel- haut drang, und daß das, in diese Trompete gesprizzte Wasser, durch dieselbe wieder zuruͤkk kam MANGET THEATR. 388. . Ausser- dem schrieben schon die Weltweisen der aͤltesten Zeiten, daß Ziegen durch die Ohren Athem holen ARRISTOTILES, hist anim. L. I. c. 11. PLIN. L. VIII. c. 10. bestaͤtigt es von der Ziege, und leugnet ihr Athmen durch die Na- se BRANDEY farmers direct. p. 174. , und daß je- mand mit seinem Athem, die ans Ohr gehaltene Federn in Bewegung sezzen koͤnnen PALFIN, osteolog. L. II. c. 5. , daß Leute mit ihren Oh- ren Athem holen gekonnt TULP, L. I. obs. 35. CHE- SELDEN, L. IV. c. 5. p. 305. f. eph. Nat. cur. Dec. I. ann. VI. VII. obs. 85. HILDAN. NUZ der anat. , und wenn sie den Mund und die Nase zudruͤkkten, Luft durchs Ohr (f), und zugleich Eiter VALSALVA, p. 21. ausbliesen; endlich schrieben viele beim Anfan- ge des sechszehnten Jahrhunderts HILDAN, Cent. III. obs. 2. 3. COLLE l. c. LINDEN med. Physiol. p. 523. VESLING, p. 21. SCHNEIDER, de ofs. temp. SCHELH de aud. p. 256. add. MAPPUM, l. c. , daß man den Ta- baksrauch vom Munde durch die Ohren heraus blasen koͤnne, womit auch einige der allerneusten Schriftsteller uͤbbereinstimmen PLUMIER, mem. de TREV. 1703. m. Aug. pag. 119. VITALI dialog. IV. p. 108. MILVARD IN TRALLIANO Vervisc. pag. 158. COWPER, append. f. 8. CHESEL- DEN, p. 305. . Endlich schrieb Rivin Hinter der dissert. de audi- tus vit u s I. c. 12. im Jahre 1689 mit groͤs- serer Genauigkeit, er habe ohngefehr an der hintern Sei- te des obersten Hammerstieles nahe am Kopfe des Ham- mers unter der Sehne der Trummel ein Loch angetroffen; und man werde gewahr, daß dieses Loch von einem Schlies- I. Abschnitt. Werkzeug. Schliesmuskel RIVIN, ibid. oder Kappe beherrscht werde I. LL. TEICHMEYERUS, unser Schwiegervater, und Schuͤ- ler RIVINI, antropol. p. 221. Vindic. anat. p. 25. f. 7. derglei- chen hat HAMBERGER, physiol. p. 565. CHESELDEN, l. c. daß keine Borste von einwerts eingehe MUNNIKS. l. c. , wel- ches man durch Zugiessung des Wassers beweisen koͤnne RIVIN. ibid. . Seit der Zeit haben viele unter den Neuern das rivinische Loch bestaͤtigt MUNNIKS, l. c. DRAKE, p. 567. DISDIER, splan chnolog. T. II. p. 205. HOFFMANN. de auditu (an den Kaͤlbern) MAZI- NUS, inst. p. 121. , und einige auch damit Ver- suche gemacht. Der beruͤmte Maloet sagt, daß er es zweimal gesehen Histoi r e de l’ Accad. 1733. p. 36. , und biswetlen ist es auch, doch ge- meiniglich in einzelnen Exempeln VALSALVA, neben dem kuͤrzesten Fortsazze, p. 19. RESPIN- GER, thes. anat. bot. LEPROT TUS, comm. bonon. T. I. p 350. NICOLAI, Dec. obs. n. 11. eben daselbst, wo VALSALVA, LOE- SEKE, p. 75. andern beruͤmten Maͤnnern zu Gesichte gekommen. §. 13. Widerspruͤche gegen dieses Loch. Ein wirkliches, rundes Loch an einem menschlichen Theile, der nicht gros ist, haͤtte nicht lange verborgen bleiben muͤssen. Da also die neuern beruͤmtesten Zerglie- derer, von dergleichen nichts anzutreffen vermoͤgend wa- ren, so verwarfen sie diese Entdekkung, und zwar um desto eher, je mehr ein jeder Erfahrung hatte, und sie be- standen darauf, daß man dergleichen Loch weder in der Frucht, noch in erwachsenen Menschen erweislich machen koͤnne. Die Amtsgehuͤlfen des Rivins waren fast die ersten I. GUIL, PAULI, præf. ad. I. v. HORNE, m i crocos. MARTI- NUS, NABOTH, organ. audit. n. 10. , welche den neuen Gang wiederlegten, und eben dieses thaten auch damals DERHAM, physic. theol. p. 124. FRIDERICUS, RUYSCH, Thes. II. ass. 6. n. 4. Thes. VI. n. 1. 4. Thes. VIII. n. 6. HEYSTER, Compend. anat. n. 6. CASSE- BOHM, Tr. III. n. 80. NESBIT, p. 70. WALTHER. n. 17. 18. 19. , so wie jezzo, verschiedne beruͤmte Maͤnner Ios. BENEVENTUS de epidemica febri dominii LUCIEN- SIS . M m 3 Man Das Gehoͤr. XV. Buch. Man hat auch Versuche angegeben, daß das Quek- silber, welches man in den Gang gesprizzt, nicht in die Trummel gelangen koͤnne PAULI l. c. NABOTH l. c. MORGAGNUS, p. 95. . Salvator Apud NOLLET, LECONS, de phys. T. III. p. 450. Morand, welcher sich mit dieser Fra- ge besonders abgegeben, rechnet das Auslassen des Tabaks- rauches durch die Ohren, unter die Betruͤge, und Mor- gagnus bekennet, daß diese versprochene Wanderung des Rauches, zu Bononien weder von sehr erfahrnen Maͤn- nern, noch von ihn selbst gesehen werden koͤnnen p. 94. 95. . Endlich urtheilte unter allen zuerst M. Aurelius Se- verinus Noviss. obs. abscess. n. 15. , daß weder der Eiter noch die Luft durch ein Loch in die Trummel kommen koͤnne, und hievon hat Schneider einerlei Gedanken. Wenn sich daher das Blut in den Krankheiten des Gehirns diesen Weg erwaͤhlt, so kann dasselbe durch Loͤcher und Wege, welche wiedernatuͤrlich entstanden sind, wie solches von verschiednen Exempeln zuverlaͤßig ist, hervor- gedrungen sein, es kann das Felsenbein carioͤse Hist. de l’acad. 1754. , oder zerbrochen HOME. med. facts p. 179. und gespalten FABRICIUS, Siagraph. p. 46. , oder selbst die Trummel- haut zerrissen sein SCHNEIDER, de Catarth. L. III. p. 403. . Ein beruͤmter Mann hat vor- laͤngst vermuthet, daß selbige Risse bekommen haben muͤsse, woferne man im Stande gewesen, wirklich Tabaksrauch durch die Ohren zu lassen Idem ibid. . Sie war an der Person, von der Walther Erwaͤhnung thut, von einem Ge- schwuͤre angefressen n. 13. , und es konnte der Mensch schlecht hoͤren, an welchem Leprot ein Loch wahrnahm. Endlich SIS, p. 27. FLUBANT, II. p. 483. B. S. ALBINUS, apud de la CON- SEILLERE de audit. BOEHMER, osteogr. p. 87. GORTER, chirurg. n. 1005. et imprimus I. LL. MOR- GAGNUS, Epist. V. n. 14. 15. 16. I. Abschnitt. Werkzeug. Endlich weis man von Exempeln, daß entweder die Oeffnung des Ringes nicht voͤllig geschlossen, oder etwa in der Gegend, wo sich die Sehne der Trummel befin- det BOEHMER, prælect. p. 427. , und wo der laͤngste Muskel des Hammers her- aus koͤmmt, einige Luͤkke, und zwar an einem andern Orte gewesen, als es die Beschreibung des Rivins be- merket. §. 14. Die Trummel. Die Aenlichkeit hat diesem Theile den Namen der Trummel beigelegt, welchen ihm Fallopius gegeben observ. p. 24. b. und Boerhaave I. R. M. n. 554. BARTHO- LINUS, in anat. \&c. bestaͤtigt hat. Sie ist hol, in das Felsenbein der Schlaͤfe einge- hauen, ohngefehr rund Hemisphæricam, WINS- LOW, T. I. n. 499. Gar zu rund zeichnet solches DUVERNEY, t. 6. f. 1. t. 8. f. 1. 2. , dennoch aber von vorne nach hinten zu breiter, als von oben nach unten, oberwerts laͤnger, unten kuͤrzer CASSEBOHM, n. 85. . Von oben wird die Trummel von der aͤussersten und hintern Schuppe des Felsenbeins beschuͤzzt. Jnwendig liegt der Jrrgang an ihr, dessen Vorhof, nach der Art eines Vorgebirges zwischen zwei Fenstern, fast mitten in die Hoͤlung der Trummel rund hervor- ragt ALBIN. f. 3. b. f. 4. d. DUVERNEY, t. 8. f. 1. B. CAS- SEBOHM tab. 2. f. 3. t. f. 4. o. jam habet VESALIUS. exam obs. fall. p. 25. et PLATER. p. 32. . Von hinten liegt an ihr das Fach des zizzenfoͤrmigen Fortsazzes WINSLOW, n. 502. CAS- SEBOHM, n. 92. , doch so, daß es schwerlich ein Ganzes da- mit macht. Vorne und oben oͤffnet sich die knochige Trompete in die Trummel WINSLOW, n. 503. DU- VERNEY, tab. 6. f. 1. H. tab 7. f. 2. T. tab. 8. f. 1. 2. tab. 9. f. 1. . M m 4 Unter Das Gehoͤr. XV. Buch. Unter der Trompete ist der Kanal, durch welchen die Carotis eintritt CASSEBOHM, t. 3. f. 22. , und in dieser Gegend ist sowol oben, als hinten, die ganze Trummel von Faͤchern, Flaͤchen und kleinen Balken rauh Vide MORGAN. Epist. 7. n. 6. p. 179. 180. . Nicht selten verbindet sich auch zwischen den beiden Fenstern, hinterwerts, das Vorgebirge mit einem einzigen knochigen Balken, oder mit zween, oder auch mit dem Zizzenfortsazze, oder mit der Piramide des Steigbiegels WINSLOW, l. n. 500. CASSEBOHM, 98. Tab. I. f. 1. 9. . Die kleinen Knochen nehmen in der Trummel die obere, aͤussere ALBIN. f. 2. CASSEBOHM, t. 2. f. 6. tab. 3. f. 23. DUVER- NEY, t. 7. f. 1. Gegend ein; die innere und nach der Hoͤhe gemessene mittlere Gegend, nimmt der Steigbiegel ALBIN. ibid. , mit dem eirunden Fenster CASSEBOHM, t. 2. f. 3. 4. tab. 3. f. 23. ; das Vorgebirge die untere hintere CASSEBOHM, t. 3. f. 22. 23. WINSLOW, n. 500. , das runde Fenster die unterste ein ALBIN, GASSEBOHM, ibid. . Jhre ganze Hoͤlung ist durch das Knochenhaͤutchen PERRAULT, du bruit, p. 198. CASSEBOHM, n. 102. MOR- GAGN. epist. VI. n. 46. DU- VERNEY, tab. 9. f. 1. , welches voller Gefaͤsse ist, bezogen DUVERNEY, in Cone posth. p. 175. Jm Hunde sind so grosse Gefaͤsse, daß das aus ih- nen ergossene Blut, die Hoͤlung anfuͤllte. PERRAULT, p. 199. , die sowol von sich selbst ins Auge fallen, als sie sichtbar werden, wenn man ihre Staͤmme aussprizzt; sie laͤufet mit der Schlundmembran CASSEBOHM, n. 102. , die durch die Trompete des Eu- stachs koͤmmt, in eins fort, und von da thut sie es mit der harten Gehirnhaut Idem ibid. . Eben dieses Knochenhaͤut- chen breitet sich in die kleine Knochen aus, und bedekket selbige Idem ibid. . Jn der Frucht ist die Trummel gemeiniglich mit ei- nem roͤtlichen MORGAGNUS, epist. 7. n. 15. p. 194. 195. GORTER, chi- rurg. l. n. 969. zaͤhen Wasser angefuͤllt; so wie nicht selten in erwachsenen Menschen mit Schleim in pueris H. FABRICIUS, de Aure L. 3. c. XI. p. 37. Jst oft voller Eiter. DUVERNEY, p. 184. . §. 15. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 15. Der Hammer. Jn den Thieren sowol den vierfuͤßigen Der Affe hat einen Ohr- hammer SCHNEIDER, os temp. Le CAT. p. 278. Elephas, BLAIR phil. trans. n. 358. CAMELUS. Comm. PETROP. T. X. 155, Agnus CASSER, t. XI. ROL- FINCK p. 258. ovis. CASSE- RIUS, ibid. FELIS, ibid, LEPUS ibid. LEO SCHNEIDER os temp. MUSTELA, PEYER, obs. p. 64. TALPA DERHAM p. 117. Mus l ammer BARTHOLIN, Cent. 11. n. 73. Mus vulgaris CASSERIUS, ibid. als den Meer- thieren phoca HARTMANN. Anat. phoc. p. 17. add. RONDELET, p. 454. TURSIO, KLEIN, T. V. von warmen Blute, befinden sich gemeiniglich drei grosse Knoͤchgen in der Trummel, und ein kleines viertes. Die Voͤgel haben, anstatt dieser kleinen Knochen, gemeinig- lich nur ein einziges BIRCH, T. IV. p. 273. Phil- trans. n. 199. PERRAULT, du bruit tab. 8. f. 2. SALTZMANN, obs. 13. PEYER, obs. p. 45. 50. Jm Hahne, Jndian. Huhne, in der Nachteule, dem Raben u. s. f. DERHAM, p. 344. et in \&c. ALDROVANDUS, onithol. T. I. p. 526. 527. : und in den kalten Vierfuͤßigen als in der Schildkroͤte PLUMIER, mem. de TREV. 1703. M. Aug. PARIS, FEUIL- LEE, CALDESI, p. 11. 12. GAU- TIER, T. III. p. 390. 391. , Eidechse Jch finde ein aͤstig Knoͤch- gen, mit einem zweihoͤrnigen En- de, indem ein langer Cilinder die eifoͤrmige Platte traͤget. , Kamaͤleon VALISNER, T. II. p. 424. , der Schlange Mem. des savans etrans. T. II. p. 185, hat dennoch zwei Knoͤch- gen. , der Natter Ibid. p. 181. und Kroͤte Ibid. p. 177. t. 2. , hat es fast eben die Bewandnis, als mit den Voͤgeln. Dieser kleine einzige Knochen kann, wenn es Jemanden beliebt, auch fuͤr zwei angesehen werden, und er ist so gebildet, daß man in den uͤbrigen kalten Vierfuͤßigen zwei Knochen rechnen kann, als in der Eidechse PERRAULT, I. c. , im Krokodile Mem. des savans étrang. tab. I. p. 168. 169. GAUTIER, l. c. PLUMIER, l. c. , Frosch PARISINI. , der Schlange Mem. des savans etrang. p. 171. 172. IACOBÆUS, p. 79. et COITIER, p. 120. ; endlich hat der Sala- mander uͤberhaupt gar keinen Knochen Mem. \&c. pag. 185. ein Knoͤchgen wie in den Voͤgeln, fer- ner auch in der Blindschleich. ibid. p. 179. . Derselbe M m 5 hat Das Gehoͤr. XV. Buch. hat fast eben die Form, als den in Voͤgeln, er breitet sich aus einem duͤnnen Stengel zu einer fasrigen Breite aus, er haͤngt sich an das eirunde Fenster an, und der andre ist aͤstig, und schliesset sich gemeiniglich an die Trum- melhaut an Ibid. t. 2. p. 185. . Eben diese Beschaffenheit hat es auch mit den kalten Fischen. Jhnen fehlen die verschiednen Knochen in raja ibid. p. 187. , da- hingegen haben sie zwei RICHTER, CHARLETON, SCHÆFFER, pisc. bavar. pag. 27. in einer besondern Kapsel. oder drei Paar Steine KLEIN. in einer besondern Hoͤle RONDELET, p. 26. LIN- DEN, select. p. 412 LOCHNER, ad BESLER, gazophylac. p. 107. RICHTER, ichtyolog. pag. 155. (Zwei Paar) SACHS. gammarol. p. 308. Act. litt. SUEC. 1725. p. 64. SEVERIN. antiperipat p. 95. , sie sind uͤberhaupt auf eine an- dre Weise entstanden, und werden dennoch von beruͤmten Maͤnnern fuͤr Gehoͤrknoͤchgen angesehen KLEIN, miss. I. RICHTER, CHARLETON, Montisss. p. 81. . Die vierfuͤßigen Thiere haben wirkliche Knoͤchgen, die mit ihren Knochenhaͤutchen bekleidet Epist VIII. t. 9 SCHMIDT, de periost. org. audit, FABRIC. anat. pract. p. 20. MULLER, de ancylosi warum eignet es dem CASSEBOHMIO zu, der I. GLASS, in flavum oss. p. 257. in Camelo Musc. petrop. l. c. Ehedem sprach diesen Knoͤchgen eine Knochenhaut ab DUVERNEY et VALSALVA, et GONEY. und inwendig in subtile Faͤcherchen abgetheilet sind. Man findet sie in neu- gebornen Menschen schon vollkommen gebildet RUYSCH, mus. p. 106. , und im Huͤnern eben so gros, als im Pferde BOURGELAT, T. II. n. 2. p. 224. . Dasjenige Knoͤchgen, welches an der Trummelhaut haͤngt, und in einigen Thieren einzeln ist, wie gedacht worden, fuͤhrt den Namen Hammer von dem dikkern Kopfe, welcher oben steht. Er wurde gegen den lezzten Theil des funfzehnten Jahrhunderts bekannt MASSA, epistol. V. p. 556. naͤmlich der Hammer, und Am- bos sind zu ACHILLINI Zeit er- funden worden, und ACHILLI- NUS hat sie noch nicht. p. XV. , nicht daß Jakob Berengarius der Endekker, sondern nur der Bestaͤ- I Abschnitt. Werkzeug. Bestaͤtiger war in MUNDINUM, pag CCCCLXXVII. isag. anat. p. 60. . Es kommen mir im Menschen die uͤbrigen Gehoͤrknochen, so wie dieser, viel netter geformt vor, als in den Thieren. Dieses lange Knoͤchgen steht fast nach der senkrechten Linie gerade, wobei es sich dennoch nach der Schiefheit der Membran richtet, es lieget in der Luͤkke des Ringes, mehr als laͤngst uͤber die Mitte der Laͤnge der Trummel- haut, und an dieser Membran haͤngt der Hammer mit einem langen Stiele ALBIN. L. IV. t. 2. f. 6. DUVERNEY, t. 7. f. 1. NESBIT, f. 15. . Sein oberer dikker Theil sieht wie ein Kopf aus, er ist von vorneher fast kuglich, glatt, und lieget in dem Winkel des Felfenbeins CASSEBOHM, t. 2. f. 6. DUVERNEY, p. 21. ganz nahe an dem dikkern Ende des Ringes. An seiner hintern Seite wird er an einem kleinen Ende von zwo Gelenklinien, die vorragen DUVERNEY, p. 21. t. 6. f. 3. 1. 2. 3. utrinque MERY, pag. 431. BERTIN. T. IV. p. 324. und uͤber welche mitten durch eine Furche, die vorne breiter, hinten flaͤcher ist, schief laͤuft, durchstrichen, und alle diese Striche laufen schief nach vorne zu herab. Unterhalb dem Kopfe zeiget sich ein etwas engeres Genikke CASSEBOHM, n. 21. , welches nach auswendig zu, einen kurzen ziemlich dikken, festen Fortsazz von sich strekkt. Dieser bewegt die Trummelhaut WINSLOW, n. 516. DU- VERNEY, p. 21. BERTIN. 326. , und macht sie nach aus- wendig zu aufschwellend. Vorwerts aber, und etwas abwerts gehet aus eben diesem Nakken ein sehr langer Fortsazz, der gemeiniglich flach, diesseits fast wie ein Spatel so breit, aber nicht allezeit von einerlei Breite, und Figur Ein gerader blos an dem et- was krummen. NICHOLLIS tab. 6. C. RECTUS LOESEKE f. 1. t. 2. CASSEBOHM, t. 2. f. 6. ALBIN t. 2. f. 6. COWPER myolog. t. 26. f. 5. SUET, 7. f. 8. BERTIN, p. 325. so wie es das Ansehn hat. BON- HOMME. t. 17. f. 7. 8. DOU- VERNEY posth. T. 12. f. 6. b. , oft gesichelt ita FABRICIUS, FOLIUS, de aure intern. f. 3. b. TARIN t. 30. f. 1. MORGANUS pag. 135. ME- breiter Der Gehoͤr. XV. Buch. breiter als die Figuren CASSEBOHM. n. 126. T. 2. f. b. BOEHMER. ALBIN t. 2. f. b. WINSLOW n. 518. NESBIT osteogr. f. 7. 8. des Ringes, von der ich schon Meldung gethan habe, und endlich in eine Spalte, wel- che auswendig an dem hintern obern Ende der Trompete des Eustachius sizzet. Die Sache ist nicht neu, sonden bereits vom Vesal L. II. c. 8. fig. II. und Plater Processus elatior pag. 33. in Grund gelegt, von Hieronimus Fabricius de aure f. 16. und mit mehrerem Fleisse von Caecilius Folius de aure intern. f 3 et apud BARTOLINUM in epist. p. 257. f. 7. t. 1. abgezeichnet worden. Doch es hat auch Vesling diesen Fortsazz des Hammers im Kupfer vor- gestellt SYNTAG. c. 8. t. 1. f. 6. , und Samuel Collins mit Namen benennet 932. die Figur |finde ich nicht t. 12. f. 3. ; unter den neuern ist Rav der erste Naͤmlich bey seinen Schuͤ- lern, denn selbst hat er nicht davon geschrieben. , und von diesem bekam er auch den Namen. Es kostet keine grosse Muͤhe ihn zu praͤpariren, und zu erhalten, ob gleich einige denselben ganz uͤbergehen Dieses hat nicht Duverney wenn man nicht einige Worte in seinen posthum. dahin zieht. pag. 177. apohyse, plus gree et plus deliee neque PERAULAULT de bruit, t. 4. p. 207. PETIT ad PALFIN, tab. 14. et PALFYN VAN DE BEENDERN t. 1. f. 3. le Cat ad pag. 276. VIEVSSENS t. 3. f. 1. RVYSCH epist. t. 9. 11. MERY. f. k. und andre blos die Spuren Der kleinste VALSALVA pag. 33. von einem abgebrochnen Fort- sazze zeichnen, andre vortrefliche Maͤnner aber demselben spaͤter angenommen MORGAN. Epist. VI. n. 16. 17. p. 135. 136. , und er selbst an den Knoͤchgen des Rav oft fehlt ALBIN catalog. musc. pag. 28. 29. . Bei alten Leuten haͤngt er an der MECKEL t. 1. a. VESLING, SCHMIDT, periost. et NESBIT p. 15. und auch fast ALBIN ic. oss. fet. f. 49. ad not. t. 1. f. 2. oss. ic. t. XI. f. 30. 32. CASSEBOHM t. 3. f. 5. 9. BOEHMER t. 4. f. 1. TA- RIN t. 10. f 5 h. GANT. fig. 5. 6. 7. 8. gleichsam ungebrochen ALBIN. ic. oss. fet. 46. TARIN t. 10. f. 5. 1. HEISTER t. 1. f. CHESELDEN t. 4. f. 3. I. Abschnitt. Werkzeug. der Furche CASSEBOHM num. 126 MORGAGNUS pag. 136. BOEH- MER pag. 94. 95. , und an den Membranen feste, welche die Sehne etwa eines Muskels umwikkeln VALTHER anat. musc. ten. pag 616. . Endlich laͤuft sein Hammerstiel ein wenig einwerts herab, er ist zwischen den Platten der Trummelhaut laͤngst dieser Haut und uͤber ihrer Mitte feste, und en- digt sich mit einem nach aussen und vorne etwas krummen NICHOLES, SUE BERTIN, pag. 327 , und endlich breiter werdenden Ende BIFIDUM MERI k. . Der ganze Hammer wird geschwinde zum Knochen, indessen habe ich doch in einer Frucht einen kurzen dikken Fort- sazz, und einen knorpligen Stiel gefunden, so daß bald der blosse Kopf des Hammers knochig, und bald ausser- dem auch der sehr lange Fortsazz es war. Folglich schei- net es nicht sehr muthmaslich zu sein, daß er aus einer Sehne verhaͤrtet sei, und in Fasern, wie die Sehne pflegt, zertheilt werden koͤnnen HEISTER l. c. p. 160. . §. 16. Der Ambos. Man lernte den Ambos zugleich mit dem Hammer kennen, denn es konnte fast nicht anders sein, da beide Knoͤchgen so nahe bei einander liegen. Man vergleicht den Ambos nicht uneben mit einem Bakkenzahne, allein es sperren sich seine beide Schenkel ein wenig staͤrker aus- einander. Sein Lager ist in dem obern, auswendigen, hintern Theile der gesammten Trummel ALBIN L. IV. t. 2. f. 6. Et t. musc. XI. f. 28. 29. DUVER- NEY t. 6. f. 2. pag. 22. . Sein breiter Theil ist, wie die Krone an einem Zahne, ausgeschnitten, und er wird durch eine Furche mitten durch abgetheilt in einen obern MORGAN epist. VI. n. 9. pag. 124. antrorsum CASSEBOHM p. 127. t. 2. f. 6. BOEHMER t. 4. f. 1. ALBIN t. 2. f. 6. DOU, VERNEY, t. 7. f. 1. NESBIT, f. 8. Das Gehoͤr. XV. Buch. obern und untern Theil, welche beide durch eine etwas krumme Linie niedergedruͤkkt sind posth. pag. 178. Conf. CAS- SEBOHM t. 3. f 12. 13. daß die Li- nie undeutlich sei. BERTHIN pag 331. , und mitten durch von einer vorragenden Anhoͤhe getheilt werden. Durch diese Linien, welche nach vorne zu gekehrt sind, haͤngt der Ambos, vermittelst einer zarten Knorpelschale an beiden Knoͤchgen, und dergleichen Vergliederungskapsel zusam- men, so viel als es hier die Geschlankheit der kleinen Knoͤchgen verstattet, Nach dieser Breite zerspaltet er sich in zween kleine Schenkel. Der kuͤrzere WINSLOW n. 511. \&c. festere und kegelfoͤrmige steiget mit der obern Linie schief und ruͤkkwerts herab, mit dem untern liegt er horizontal MERY f. k. NICHOLES l. c. VALSALV. t. 3. f. 7. t. 10. f. 1. DUVERNEY t. 7. f. 1. t. 6. f. 1. MEKEL ic. CORTES miscell. f. 12. ziemlich aut , er endigt sich mit ei- nem gespaltenen Ende in eine Spizze CASSEBOHM, num. 129. verschwindet in erwachsenen Men- schen Idem Ein Loch bemerket AL- BINUS f. 47. , und stuͤzzet sich auf eins der Faͤchergen, deren viele in dem Knochen ausgehauen zu werden anfangen, und er verliert sich da- selbst in dem zizzenfoͤrmigen Faͤcherchen Zizzenfoͤrmigen Faͤcherchen VALSALVA pag. 28. in aditu. MOR G. Epist. VI. pag. 153. DU- VERNEY pag. 23. WINSLOW. num. 512. . Jch habe ihn in einer Frucht knorplich gefunden. Das geschlanke Schenkelchen, welches ein wenig laͤnger, und mit dem Hammerstiele fast parallel ist, laͤuft auf einige Entfernung von der Trummelhaut DUVERNEY t. 7. f. 1. , doch nicht nach der Mitte herab, es wendet sich mit seinem er- weiterten, und einwerts etwas gekruͤmmten Ende BERTIN pag. 332. NESBIT f. 17. ALBIN ad not. L. IV. t. 1. f. 2. t. 2. f. 6. MEKEL, VALSALV. pag. 28. DUVERNEY pag. 23. SUE t. 7. f. 9. 9* CHESELDEN t. 4. f. 3. gar zu klein, BOEHMER t. 4. f. 1. , von dieser Membran einwerts weg, und ist an diesem Ende mit einer kleinen Grube ausgetieft WINSLOW n. 512. \&c. . Das aͤusserste erhab- I. Abschnitt. Werkzeug. erhabne Ende dieses Muskels beruͤhret den Steigbiegel RUYSCH epist. VII. t. 9. f. 1 2. 3. , und haͤngt sich mit einer ungemein kleinen Verglie- derung an denselben an. Man findet in dem warmen Vierfuͤßigen ELEPHAS BLAIR phil. Trans n. 358 BOS CASSER t. 10. Pferd, ibid. Schaf ibid. Schwein, Hund, Kazze, ibid. Maulwurf. DERHAM pag. 117. LEPUS CAS- SER, ibid. mus BARTHOLIN Cent. II. Hist. 73. CASSER ibid. und Wallfischen RONDELET p. 49. , nicht aber in den uͤbrigen Thierklassen den Ambos. §. 17. Der Steigbiegel. Da der Steigbiegel an sich kleiner ist, so hat man denselben auch spaͤter kennen lernen, und es erfordert es die Billigkeit, die Ehre seiner Erfindung dem Eustach zuzueignen organ. audit p. 154. . Denn ob gleich Reald Columb de re anat. p. 27. , J. Philipp Jngraßias de ossibus p. 7. et p. 52. f. 5. ait se anno 1546 invenisse , Fallop oss. anat p. 26. , und Vesal Exam. obs. pag. 24. , darauf Anspruch machen, so scheint es doch, da Eustach mehr andre Stuͤkke des Gehoͤrwerkzeuges, und Columb und Jngraßias nichts entdekkt, wenigstens wahrscheinlich zu sein, daß dieser Theil von demjenigen ans Licht gebracht worden, welcher auf Erforschung dieser Theilchen viele Muͤhe verwandt hat. Es lieget dieses Knoͤchgen fast mitten, doch zugleich hinter der Trummel, uͤber dem Vorgebuͤrge, so daß es fast mit dem Horizonte parallel, und mit dem Koͤpfchen auswerts WINSLOW n. 523 ALBIN L. 4. t. 1 f 2. t. 2. f. 6 et f. musc. t. XI f. 28. 29. DUVERNEY, t. 4. f. 9. 10. t. 6. f. 1. , mit der Grundflaͤche aber einwaͤrts gekehrt ist. Es siehet ziemlich wie der Steigbiegel heut zu Tage aus, welches ein Huͤlfsmittel ist, das den alten roͤmischen Rittern unbekannt war. Sein kleines rundes DUVERNEY t. 4. f. 9. 10. t. 6. f. 1. LINDEN phys. ref. pag. 527. nach aussen Das Gehoͤr. XV. Buch. aussen etwas holes Koͤpfchen, nimmt den laͤngern Schen- kel des Ambosses in sich. Es pflegen die alten Zergliederer gemeiniglich die Schenkels des Stiebiegels gar zu gerade zu zeichnen MONENTE MORGAGNO haben es aus den Thieren abgezeich- net, wie CASSERIUS, epist. VI. pag. 155. Doch haben auch einige Thiere runde Schenkel am Steigbiegel, wie die Maus bei dem BARTHOLIN. Verbessert hat es CASSERIUS. PAREUS L. V. c. 10. de oss. pag. 54. et pridem VIDIVS pag. 322. tum PLATERUS et LIN- DEN n. 527. et RIOLANUS pag. 225. , so daß daraus ein dreiseitiger Knochen wird, da es doch an dem wahren Steigbiegel eine andere Beschaffenheit damit hat, weil sie etwas krumm gebogen sind, und es ist das vordere derselben zugleich kuͤrzer, und gerader, das laͤngere aber und kruͤmmere lieget hinten etiam in icone CASSERII, VESLINGII l. c. RUYSCHII t. 9. f. 3. TARINI t. 10. f. 7. LOESE- KE, t. 2. f. 4. ALBINI, f. 18. 51. et apud WINSLOW, p. 523. MOR- GAG. epist. VI. p. 157. Daß sie einwerts gekruͤmmt sind, sagte vor- laͤngst schon NARCHETTIS. pag. 225. Vielleicht durch Drukkfehler kehrt die Verhaͤltnisse der Schen- kel um, I. EXUPEIUS, BERTIN, t. IV. p. 339. et olim CASSERIUS t. XI. Beide sind, um eine angewachsene Membran in sich zu nehmen, mit einer Furche ausgehoͤlt CASSERIUS, t. 26. f. 4. VALSALV. t. 3. f. 8. 9. 10. 11. WINSLOW, p. 521. BERTIN. p. 340. MANFREDUS, SUE COW- PER. , wo ein jeder Schenkel nach seinem Nebenschenkel zugekehrt ist. Jhre Gestalt ist nicht immer einerlei vide etiam TARIN. ic. et MORGAGN. p. 157. ; und ich habe einen fast dreiseitigen Steigbiegel, mit langen geraden Schenkel, aber auch ei- nen runden mit sehr krummen Biegeln, und unfoͤrmlichen gesehen. Endlich hat die breitere, eifoͤrmige Grundflaͤche VALSALV. f. XI. DUVER- NEY \&c. , welche nach aussen zu an der Trummelhaut etwas we- niges hol CURVUM, T. V. de LIN- DEN, p. 527. gegen das eirunde Fenster aber erhaben ist MORGAG. p. 160. VAL- SALVA, p. 29. CASSEBOHM, n. 130. BERTIN, p. 341. MERY, p. 435. , oben einen Umkreis der kruͤmmer ist, so wie der un- tere I. Abschnitt. Werkzeug. tere Umkreis gerader wird t. 3. f. 17. 18. 19. n. 130. ALBIN t. 2. f. 6. BERTIN p. 341. HEUCHER, p. 536. daß das vor- dere Ende dikker sei, behauptet BERTIN p. 340. . Uebrigens ist sie feste, und keine siebfoͤrmige Platte ut COITER, et MAN- FREDI. Es leugnen es VAL- SALVA, p. 29. und MORGAGN. Daß es oben, unten und quer durch durchloͤchert sei, sondern daß die- se Loͤcher von einer Membran ver- schlossen werden, will HERVARD. hipposteolog. p. 5. . Er wird von einer besondern Furche des Felsenbeins, welche fuͤr ihn passet, und ihm einige Beweglichkeit verstattet, aufgenommen. Der ganze Zwischenraum, welcher sich zwischen den Schenkeln des Steigbiegels, zwischen der Basis und dem Kopfe befindet, ist mit einer Membran voller Ge- faͤsse DUVERNEY, ubique t. 5. f. 4. 6. 8. 9. et f. K. M. p. 436. VIEUSSENS, t. 3. BERTIN p. 340. LAMI ame sensit p. 64. MOLLINETT, diss. p. 168. MANFREDUS, in MANGETI Bibl. II. p. 273. DRELINCOURT, in prælud. p. 199. MORGAGN. p. 162. PALVIN, l. c. COW- PER, ADAMS, phil. trans. n. 311. , und welche an den Furchen der Schenkel an- gewachsen ist, bekleidet. Einige haben diese Haut ge- doppelt MORGAGN. Ep. VI. n. 40. p. 161. 162. 163. TEICHMEYER, Antroph. p. 229. et prior COW- PER, apud DRACKE, T. II. p. 334. t. 19. f. 3. I. L. L. MOR- GAGNUS leitet dieses von den Schenkeln her. und mit einem Mittelraume vorgestellet; und ich bin nicht dawider, wenn ich solches gleich nie- mals gesehen. Ein beruͤmter Mann LOESECKE, p. 16. hat diese Membran in Knochen verwandelt gefunden. Eben die Thiere, bey denen sich der Ambos findet, haben auch einen Steigbiegel ELEPHAS, BLAIR, l. c. animalia CASSERIANA, die angefuͤrt sind DERHAM. Maul- wurf, der Affe RIOLANUS ostcol. sim. p. 511. . Jn den Voͤgeln passet dieses Knoͤchgen sowohl an die Trummelhaut, als an das eirunde Fenster an. Er ist ein Knorpel, dessen aͤusseres Stuͤkk wie ein holer ungleichseitiger Triangel aussieht: seine Hipotenuse stekkt zwischen den Plaͤttchen der H. Phisiol. 5. B. N n Das Gehoͤr. XV. Buch. der Trummelhaut, die zween Schenkel stossen in der Spizze eines laͤngern Fusses zusammen, dessen innerstes Ende in ein auf beiden Seiten holes eirundes Plaͤttchen eingefuͤgt ist, welches auf ein aͤnliches Loch des eirunden Fensters paßt. §. 18. Das rundliche Knoͤchgen. Es hat der scharfsichtige Morgagnus einige Spu- ren von dem rundlichen Knoͤchgen Lenticulare MERY p. 403. LAMY sensit, p. 66. gemeinig- lich rund. bei dem Arantius Anat. obs. c. 17. angetroffen Epist. VI. n. 8. p. 122. . Uebrigens eignet man die Entdekkung dieses Knoͤchgen gemeiniglich dem Franz Silvius de le Boe apud LINDANVM physio- log. ref. p. 526. C. BARTHO- LINUM institut. anat. p. 158. T. BARTHOLINUM anat. renov. p. 714. VESLINGIUM Syntagm. p. 214. ob man gleich glanben sollte, daß sein Knoͤchgen zum fol- genden gerechnet werden muͤsse. zu; und es ist kein Wun- der, daß dieses so kleine Theilchen unter allen Knochen des menschlichen Koͤrpers am spaͤtesten bekannt ge- worden. Es ist eirund VALSALVA, p. 28. MORGAGN. epist. VI. n. 30. p. 154. scaphiforme, DUVERNEY, t. 4. f. 5. an beiden Seiten ein wenig aus- gehoͤlt von beiden Seiten erha- ben nennet es MERY l. c. und dieses findet in so fern auch statt, daß in dieser Erhabenheit ein kleines Thal vorkoͤmmt. Die drei Fortsaͤzze, die man bey dem LINDENIO p. 527. findet, hat Niemand wiederholt. , und ruhet zum Theil auf der innern, etwas holen Oberflaͤche, des langen Schenkels des Ambosses, ALBIN oss. fet. f. 47. 50. SUE. T. 9. f. 9. 9*. CASSEBOHM tab. 3. f. 13. b. VALSALV t. 3. f. 7. R. MERY K. zum Theil auf dem inwendigen Theile des Steigbie- gelkopfes, denn es lieget weder zwischen dem Ambosse ut LAMY l. c. MERY, 430. CASSEBOHM n. 131. VALSALVA l. c. VERHEYN. BERTIN, p. 334. DUVERNEY, l. c. f. 4. 5. TARIN, t. 10. f. 3. WINSLOW, n. 524. noch Steigbiegel. Doch es ist nicht nur bestaͤndig vorhanden, ob es gleich von einigen beruͤmten Maͤn- nern I. Abschnitt. Werkzeug. nern D. de MARCHETT, p. 138. KERKRING osteogen. p. 123. nicht angenommen worden, sondern es ist auch weder ein Fortsazz vom Ambosse ut in icone COWPER t. 26. f. 6. et apud RAVIUM. , noch vom Steig- biegel monet HENSING de apo- phys. p. 10. . Wenn man naͤmlich diesen auf die Seite schaft, so sizzet dennoch das rundliche Knoͤchgen noch im- mer auf dem Ambosse. Doch will ich nicht in Abrede sein, daß es nicht daran antrokknen koͤnnen sollte WINSLOW, l. c. . Daher glaube ich, daß man es fuͤr einen Ansazz gehal- ten habe DUVERNEY, posth. p. 179. . Ausser diesen bestaͤndigen Knoͤchgen, sind bisweilen von einigen beruͤmten Maͤnnern CASSEBOHM, num. 123. semel NICOLAI obs. 13. noch einige, ent- weder im Menschen, oder doch in den unvernuͤnfti- gen Thieren bemerkt worden. Das erstere ist seltener, aber dennoch im Menschen vorgekommen, und gleichsam ein Linsenknoͤchgen, welches zwischen dem Hammer und Ambosse liegt, und vormals von unserm Schwieger- vater TEICHMEYER vindiciae p. 21. s. 2. f. 6. instit. pathol. pract. p. 169. antropol. p. 222. davon schreibet auch SCHEL- HAMMER c. 3. n. 5. gemeldet worden. Ferner redete Schelhammer p. 45. 47. Eine fleischige Druͤse, doch aus Thieren genom- men, hat EUSTACHIUS, t. 7. f. inf. da er von dem Werkzeuge des Gehoͤres insonderheit schrieb, von einem Knoͤchgen an dem innern Muskel des Hammers, wel- ches noch niemand gefunden, und welches etwa ein knochiger Haken war DOUGLAS p. 27. , um welchen sich die Sehne dieses Muskels biegt. Ein anderes koͤmmt am Muskel des Steigbiegels vor, und man sollte glauben, daß Vesling not. I. p. 213. dasselbe meine, ob dieser gleich den beruͤmten Silvius fuͤr den N n 2 Urhe- Das Gehoͤr. XV. Buch. Urheber ausgiebt: dergleichen melden auch Rolfink Diss. p. 285. Folius F. 3. 9. I. f. 2. 1. Schelhammer SCHELHAMMER p. 47. T. Bartholin anat. p. 714. Ob er auch gleich selbst den SILVIUM an- fuͤrt, so ist es dennoch eine Be- schreibung dieses Knoͤchgen. und Bilsius aud. organ. anat. t. 3. L. . Die Neuern haben dergleichen mehrmalen ADAIR, apud COWPER. Myato. min. f. 9. p. 70. TEICH- MEYER, p. 16. f. 2. add. f. 8. K. anthroph. p. 223. Conf. HEI- STERUM, not. 6. doch in den Thieren CASSEBOHM n. 132. gefunden. Endlich soll noch ein anderes Knoͤchgen unter dem kuͤrzern Schenkel des Ambosses und daselbst gelegen haben TEICHMEYER, f. 5. a. p. 22. inst. path. l. c. , wo derselbe auf dem Anfange des zizzenfoͤrmi- gen Sinus aufliegt. Auch dieses hat man blos in Thie- ren gefunden. §. 19. Die Baͤnder der Gehoͤrknoͤchgen. Diese kleine Membranchen, denn dikker sind sie nicht als Haͤutchen, haben nicht allezeit einerlei Be- schaffenheit, ob ich sie gleich deutlich, besonders an eini- gen Trummeln an jungen Personen gesehen habe. Jch habe am Hammer zwei Baͤnder bemerkt. Das hintere quartum CASSEBOHM, n. 138. Nebst dem folgenden koͤmmt unterstuͤzzete wie ein krumliniges Dreiekk inwendig den laͤngern Schenkel des Ambosses, und von aussen den Stiel des Hammers; es endigte sich im Muskel des Steigbiegels, es lief in eins fort, vom Umkreise der Trummel queer durch, und nach vorne zu, uͤber die Sehne der Trummel. Das vordere, welches nahe am laͤngsten Fortsazze des Hammers, zwischen diesem und dem Steigbiegel aus der Trummel entsteht, lief abwerts zuruͤkke, warf sich zugleich in den Hammerstiel, und trennete nebst dem vori- I. Abschnitt. Werkzeug. vorigen, nach Art einer Scheidewand den obern Theil der Trummelhoͤle, von dem untern Das zweite Band des CASSEBOHMII, accessoire des LIEUTAUD, p. 146. . Der Ambos hat PLATER, p. 33. WINS- LOW, T. IV. n. 398. MOR- GAGN. n. 30. MERY, de l’o- reille, p. 432. zwei Baͤnder an den Fuͤssen des Ambosses beschreibt N. HABICOT, l. c. ein deutliches Membranbaͤndchen, welches sich in den kuͤrzern Schenkel, und dessen Furche wirft, und aus dem Zugange zu den zizzenfoͤrmigen Faͤcherchen entspringt, auf welchem dieser Schenkel sizzet. Der Steigbiegel wird mit seinem Trummelwinkel, welchen er beherrscht, wiederum vermittelst eines Mem- branchen von der groͤssern Trummelhoͤle abgesondert. Das Membranchen endigt sich bei dem Muskel dieses Steigbiegels. Noch andere Baͤnder hat der sehr genaue Casse- bohm gefunden Tertium, n. 138. davon eins sich von dem Rande zwi- schen den Schenkeln des Ambosses sich zu dem Hoͤkker ausstrekkte, unter welchem der halbzirkelfoͤrmige Canal von aussen verborgen liegt. Er sagt, daß oft eins, oder das andere fele. Jch habe auch die Sache anders gefunden, als ich sie hier beschrieben. §. 20. Die Muskeln der Gehoͤrknoͤchgen. Es haben zwei von diesen Knoͤchgen ihre Muskeln. So hat der Hammer seinen besondern Muskel, welcher nicht klein, sondern viel groͤsser, als sein ganzes Knoͤch- gen ist. Dieser innere Hammermuskel, oder Trum- melspanner ALBINI, p. 189. internus CASSERII, und der mehresten Musculus processus majoris VAL- SALVÆ, p. 24. quatrieme mu- scle, MERY, p. 440. liegt in derjenigen Furche DUVERNEY, t. 8. f. 1. H. t. , welche von N n 3 oben koͤmmt es vor beim N. HABI- COT, und er nennt es, zwei zum Hammer und Steigbiegel gehoͤ- rige Knochen D. V. leit. 10. Das Gehoͤr. XV. Buch. oben und auswendig an der Eustachstrompote liegt MORGAGN, p. 141. . Er ist in dieser Furche befindlich, und entspringt weiter vorwerts zwischen dem Durchgange der Gehirncarotis, und dem Loche der Schlagader der Gehirnhaͤute, von demjenigen Stuͤkke des Fortsazzes des vielfoͤrmigen Knochens, welches mit dem Fluͤgel den Einschnitt macht, in den der Knorpel der Trompete aufgenommen wird; und so entspringt er auch weit von dem knorplichen Theile der Trompete VALSALV, MORGAGN. p. 141. ALBIN, p. 189. 190. . So laͤuft derselbe, vorne und hin- ten sehnig, an der Mitte fleischig, gleichsam von einer Scheide bedekkt, zuruͤkke NICHOLLS, t. 6. utcunq. VALSALV, t. 10. f. 2. CAS- SEBOHM, t. 2. f. 4. LIEU- TAUD, p. 144. COWPER, t. 26. f. 3. n. 42. ALBIN, t. XI. f. 29. ein wenig nach aussen zu, bis zur Trummel fort, in welche sich ein Theil, der fuͤr diesen Muskel bestimmten Furche verlaͤngert DUVERNEY, CASSE- BOHM, n. 87. 89. WINSLOW, L. IV. n. 402. . Hier bildet an dem Ende seiner Furche, welches kno- chig ist DUVERNEY, p. 29. VIEUSSENS, t. 2. f. 3. COW- PER, t. 26. f. 3. 4. bec de cuil- lere. WINSL. n. 500. bisweilen das Band eine Rolle; bisweilen ist der Knochen allein CASSEBOHM, n. 89. wie im Kupfer NICHOLLS, t. 6. MORGAGN, t. 142. und der Muskel bieget seine Sehne herum. Von da aͤndert der Muskel seinen Gang DUVERNEY, t. 6. f. 5. WINSLOW, no. 402. Mit zu wenig veraͤnderter Richtung AL- BIN, t. XI. f. 31. 32. er neigt sich herab und nach aussen, zugleich mit seiner Scheide LIEUTAUD, p. 45. und wirft sich, unter dem Ham- merkopfe, dem kurzen Fortsazze gegen uͤber, in den An- fang des Hammerstieles, unterhalb dem laͤngsten Fort- sazze MORGAGN. p. 145. DU- VERNEY. . Es mus bisweilen der Bau eine andere Be- schaffenheit haben, und es mus diefer Muskel mit dem aͤus- H. t. 9. f. 1. t. 6. f. 1. 5. AL- BIN. t. XI. f. 29. MORG. p. 141. DUVER- NEY, p. 29. WINSLOW, n. 401. ALBIN, 190. I. Abschnitt. Werkzeug. aͤussern Muskel des Hammers vereinigt sein, und sich in den einbaͤuchigen VIEUSSENS, p. 40. t. 2. f. 3. WINSLOW, IV. n. 402. Muskel begeben, welcher vier Schenkel hat. Winslow schreibt, daß dieselben ganz nahe liegen. Doch es haben auch viele Alten diesem Mu- skel zwo Sehnen zugeschrieben CASSER, t. 9. f. XI. et c. 13. VESLING, p. 213. (dem gab- lichen Ende) COLLINUS, pag. 932. Es hat auch gesehen der ber. BOEHMER, doch daß sie an eben dem Orte eingefugt wa- ren fascic. 1. et præf. p. VII. osteo- log. p. 99. wo er auch ihrer drei gesehen: daß im Pferde zwo Sehnen statt finden, sagt GIB- SON, p. 45. . Jch habe bestaͤndig die Sehne einfach gesehen. Man glaubt, daß die Mem- bran beruͤmte Maͤnner hintergangen habe CASSEBOHM n. 150. Solches verwirft auch MOR- GAGNUS, p. 146. . Man pfleget diesen Muskel fuͤr den Ausspanner der Trummelhaut anzusehen MORGAGNUS p. 144. etc. , und er soll diesen Hammer, und die mit dem Hammerstiele verbundene Membran einwerts ziehen, den Bukkel der Mitte dergestalt mehr nach einwerts vorzuragen noͤthigen, daß er nachlasse, saget ARANTIUS, ohne Grund c. 14. p. 59. daß da der Win- kel zwo gerader Linien, die auf diesen Bukkel gelegt worden, spizzer wird, diese Membran dadurch laͤnger wird. Wenn man diesen Muskel zerschneidet, so wird die Trummelhaut laͤnger VALSALVA. . Folglich hat man ihn unrecht fuͤr den Nachlasser gehalten: denn es entstehet dieser Zustand der Membran nicht, wenn dieser Muskel wirkt, sondern wenn er zerstoͤret worden. Er ist ein wirklicher Muskel, indem so wohl sein Fleisch, als seine Sehne deutlich in das Auge faͤllt, und folglich kann man ihn weder fuͤr ein Band, noch fuͤr einen Nerven ansehen daß es Nerven sind, der ber. VAROLIUS, de nerv. opt- ed. Francf. p. 139. 140. . Man ist seine Erfin- dung dem Eustach schuldig de audit. org. p. 157. 158. , ob ihn gleich vor dem N n 4 Jahr VERNEY, t. 6. f. 4. 5. EU- STACH, t. 7. ALBIN, t. 32. 33. p. 190. Das Gehoͤr. XV. Buch. Jahre 1561. Vesal aus einem Kalbe dunkel beschrie- ben hat Unter dem Namen eines bulbi. ex obf. FALLOP. p. 25. . Jch glaube aber doch, daß Eustach sei- nen Muskel vor dem Vesal entdekkt hat, weil dieser vortrefliche Mann das ganze Werkzeug des Gehoͤrs, welches gewis ein langwieriges Werk und keine Sache von Einem Jahre ist, in diesem Buche beschreibt. Vesal erzaͤhlt schon neuere Dinge, und die gemachte Anmerkungen, seit dem er schon das Fallopische Werk, so im Jahre 1561. herausgegeben worden, ge- lesen hatte. §. 21. Die uͤbrige Muskeln des Hammers. Die Schriftsteller sind nicht eben so bei den uͤbrigen Hammermuskeln, unter sich eins. Es entstehet der aͤussere musculus externus alter. FOLIUS f. 2. 5. externus DU- VERNEY, p. 27. t. 6. f. 4. 5. des Caͤcil Folius, nach andern der vor- dere Anterieur WINSLOW, n. 400. troisieme MERY, p. 400. f. k. f. oder der schiefe obliquus COWPER, t. 26. f. 3. 4. DOUGLAS, musculus processus minimi. VALSALV. T. 3. f. 5. p. 26. MORGAGN. p. 150. premier tete du muscle monogastrique. VIEUSSENS p. 42. sed separat. MORGAGN. p. 151. aus dem vordern Ende des spizzen Fortsazzes, den der vielfoͤrmige Knochen zwi- schen dem schwammigen und felsigen macht ALBIN, p. 187. add. t. XI. f. 28. . Er tritt in die Rizze DUVERNEY t. 7. f. 2. WINSLOW, n. 400. ALBIN, f. 28. des Schlaͤfengelenkes mit dem Un- terkiefer, durch welche die Trummelsaite WINSLOW, n. 400. koͤmmt, und in dieser Rizze laͤuft dieser rundliche, fast gerade Mu- skel ruͤkkwerts, und ein wenig nach aussen, und legt sich von allen Seiten um den laͤngsten Fortsazz des Hammers herum CASSEBOHM, t. 3. f. 6. NICHOLLS, k. . Beruͤm- I. Abschnitt. Werkzeug. Beruͤmte Maͤnner nehmen diesen Muͤskel in Schuzz, und glauben, daß er den Hammer vom Ambosse nach vorne ziehe etiam ALBINUS, p. 187. NICHOLLS, p. 38. THOM- SON, of senses. damit die Wirkung eines grossen Kra- chens nicht mit ihrer ganzen Gewalt bis zu dem innersten Werkzeuge gelangen moͤge. Doch es sind vorlaͤngst SCHELHAMMER. und vor Kurzem Maͤn- ner gewesen, LIEUTAUD, MAKEL, p. 93. 94. welche an den wirklichen Fleischfasern dieses Muskels gezweifelt, Daß seine Fasern nicht al- lezeit eben so gut zu sehen sind. CASSEBOHM, n. 149. VAL- SALVA, p. 26. MORGAGNUS, p. 150. Es zweifelt DISDIER, splanchnol. II. p. 216. da sie sahen, daß zwar viel von der Membrane, die eine Fortpflanzung des Knochenhaͤutchens ist, Ligament interne LIEU- TAUD, p. 146. et olim SCHEL- HAMMER, p. 41. die Furche des Kiefers anfuͤllt, und um den laͤngsten Fortsazz herumwaͤchst, an derselben aber kein fleischiges Wesen wahrnahmen. Meine Ver- suche entwikkeln die Sache eben so wenig. Jch habe den Muskel, so oft ich wollte, gezeiget, aber immer bin ich zweifelhaft geblieben, ob ich auch wahre Fasern da- ran gesehen habe. Ein anderer Muskel, den sein Erfinder Casserius vormals den aͤussern pentæsthes. p. 220. de au- re p. 79. nannte, und Hieronymus Fabricius de aure L. I. c. 6. p. 7. Er sagt, daß er ihn ann. 1599. entdekkt, und daß er sich in die Trummelhaut einfuͤget. VES- LINGII tabula c. 16. f. 5. beschrieb, ist kleiner Gros zeichnet ihn der COWPER, t. 26. f. 4 gros CASSERIUS, tab. IX. f. 1. 2. 3. doch mit Grunde kleiner zeichnet ihn CASSEBOHM, t. 3. f. 6. und undeutli- cher, und soll von dem knochigen Gange des Gehoͤrs, daselbst seinen Ursprung nehmen, wo er mit der Mem- bran zusammengrenzt, naͤmlich am obern und hintern Theile ALBIN, in situ COW- PER, t. 26. f. 1. er soll mit der innern Membran bedekkt sein, N n 5 welche Das Gehoͤr. XV. Buch. welche das Ohrenschmalz absondert, allmaͤlich enger werden, einwerts durch die Furche des unterbrochnen Ringes CASSER, p. 220. WINS- LOW, n. 399. und oberhalb der Trummelhaut in die Sehne gehen, und sich neben der Wurzel des kuͤrzern und dik- ken Hammerfortsazzes in denselben werfen ALBIN, l. c. et tab. XI. f. 28. 30. WINSLOW, n. 399. Doch hat verbessert den FA- BRICIUM, CASSERIUS. Jn den Fortsazz selbst NICHOLLS, 1. DUVERNEY, myotomol. VAL- SALV, p. 25. CASSEBOHM, t. 3. f. 6. Jn den graͤtigen und laͤngsten Fortsazz SCHELHAM- MER. 43. . Wenn dieses ein Muskel ist, so laͤsset er in der That die Trummelhaut nach, und ziehet sie nach der auswen- digen Seite hin. Doch man hat laͤngst schon an diesem Muskel gezweifelt ROLFINK, p. 528. . Und ihn haben vor uns einige beruͤmte Maͤnner nicht DUVERNEYUS, ME- RYUS, VIEUSSENIVS. Jn den posthumis nennt es bandar- tige Fasern DUVERNEY, pag. 180. andre hingegen zwar gefunden und beschrieben, aber ihm dennoch wenig offenbare Kraft beigelegt VALSALVA, p. 25. ge- steht, daß er kaum zu sehen sei, wie auch der WINSLOW, n. 399. daß er nicht viel zu bedeu- ten habe WALTHER, musc. te- ner ed. nost. p. 600. 615. Und zweifelhaft beschreibet ihn auch der ALBINUS, p. 188. . Vieussen haͤlt ihn fuͤr Druͤsen, und mir scheint er eine Membran des Gehoͤrganges zu sein p. 17. . Der be- ruͤmte Lieutaud p. 145. 146. 154. nennt es das aͤussere Band. Jch habe niemals zuverlaͤßige Fasern, so wenig als Morgagnus bemerken koͤnnen, wenn dieser mit einem Vergroͤsserungsglase die Sache untersuchte Epist. VI. n. 25. p. 148. . Doch es hatte auch Casserius schwerlich einige hoͤchst zarte Fasern sehen koͤnnen; und Fabricius zeichnet sie dergestalt F. 17. r. daß man dasjenige, was der Zeichner aus- druͤckt, I. Abschnitt. Werkzeug. druͤckt, fuͤr keinen wirklichen Muskel halten kann: Cassebohm gestehet es, daß man ihn in den meisten Ohren kaum unterscheiden koͤnne n. 148. . §. 22. Der Steigbiegelmuskel. Dieser zuverlaͤßige Muskel, woran Niemand mehr zweifeln kann, ob er gleich der kleinste im menschlichen Koͤrper ist, wurde vom Varolius erfunden anat. L. I. c. 5. p. 28. edit. Francf. , olivare Corpus VESALII, exam. p. 29. 105. huc refert, CASSEBOHMIUS. Doch dieses ist sehr undeutlich, da am Mus- kel des Hammers und Steigbie- gels dergleichen Kupfer von einer Druͤse vorkoͤmmt. und vom Casserius CASSER, p. 80. Doch hat er im Pferde den Muskel- bauch gesehen t. 10. p. 22. et in cane, t. 9. f. 25. und andern (m) fuͤr ein Band gehalten vom RIOLAN, wenn er schreibt, daß das vierte Knoͤchgen ein Band sei, p. 225. VESLIN- GIO, p. 214. FABRICIO, L. 3. c. 5. C. BAUHINO, MANE- FREDO, WILLISIO, PER- RAULT, du bruit pag. 103. SCHELHAMMER, p. 46: Sein muskelhaftes Wesen verteidigt dennoch der ber. MERY, p. 438. ; so wie ihn andre fuͤr ein knochiges Kuͤ- gelchen ansahen BARTHOLINUS, apud FOLIUM, f. 2. 3. VESLING, c. 8. tab. 5. f. 6. d. c. 16. f. 7. Es ist offenbar ein Muskel, was da FOLIUS, f. 2. I. zeichnet, und es haͤlt ein Faͤdenwerk fuͤr eine Sehne VESLINGIUS. , ob er gleich nunmehr bekannt ge- nung ist. Es befindet sich ein knochiger Kegel CASSEBOHM, n. 97. 152. t. 2. f. 3. g. f. 4. n. n. AL- BIN, t. XI. f. 28. o. DUVER- NEY, t. 8. f I. an dem untern hintern Theile der Trummel: er raget nach vorne her- vor, und oͤffnet sich mit einer Muͤndung, welche sich gegen den Steigbiegel zu kehrt. Es ist dieser Kegel inwendig hol, und ganz und gar mit einem wirklichen Muskel, welcher fleischig ist, aus- gefuͤllt DUVERNEY, p. 30. VAL- SALVA, p. 32. ALBIN, p. 191. NICHOLLS, l. c. , dessen Sehne aus einem Loche des Kegels WINSLOW, Expeditus de sinu osseo, ALBINUS, f. 29. heraus Das Gehoͤr. XV. Buch. heraus koͤmmt, nach vorne laͤuft, Aufwaͤrts CASSEBOHM, n. 152. VALSALVA, l. c. BREN- DEL, f. 1. ALBIN p. 129. Ab- waͤrts MORGAGNUS p. 167. mit besserm Grunde, nach mei- nen Bemerkungen. und sich in den hintern Theil des Steigbiegelkopfes Wo der Schenkel laͤnger wird, WINSLOW. unter der Ein- lenkung mit dem Ambosse wirft CASSEBOHM, t. 3. f. 23. ALBIN, f. 28. f. 29. 34. daß er in die Membran gehe, welche das Ge- lenke mit dem Ambosse umgiebt. VIEUSSENS, p. 48. Contra MORGAGNUS, p. 166. 167. . Er ziehet den Steigbiegel dergestalt an sich, daß sein hinterer Theil hoͤher getrieben, auf das eifoͤrmige Loch trift, und der vordere Theil von diefem Loche ab- weicht ita etiam p. 192. LIEU- TAUD, p. 147. . Der Ambos hat keinen Muskel, denn es begiebt sich in dieses Knoͤchgen weder die eine Sehne des ein- baͤuchigen Muskels VIEUSSENS, p. 43. noch derjenige Muskel, welchen Ruysch Thes. II. ass. 4. n. 17. viel- leicht aus einem Drukkfeler. von ohngefehr bemerkt haben will, und den kein Neuerer wieder finden koͤnnen. Der gabliche Muskel, welchen der beruͤmte Mery, dem Hammer und Ambosse zuschreibet p. 437. F. K. progr. de la Medec. 1697. p. 27. 28. 105. apud DIONIS, p. 576. ist offenbar die Saite der Trummel, welche diesen sonst ruhmwuͤrdigen Mann hin- ter das Licht gefuͤhrt. §. 23. Die Faͤcher des zizzenfoͤrmigen Fortsazzes. Wir haben die Saite der Trummel bereits oben beschrieben L. X. p. 226. 227. . Ausser ihr trift man sonst an der Trum- mel nichts merkwuͤrdiges mehr an; und es ist nur noch uͤbrig, daß wir auch die verschiedne Ausgaͤnge, welche in die Trummel fuͤhren, beschreiben. Es befindet sich also I. Abschnitt. Werkzeug. also oberhalb dem Hammer, und Ambosse, und neben dem hintern Schenkel dieses Knoͤchgen, ein Faͤchgen ALBIN, adnot. L. IV. tab. 2. f. 6. 2. Eine Hoͤle nennt es VALSALVA, p. 22. MORGAG- NUS, Ep. V. n. 24. p. 106. si- nuositas mastoidea CASSEBOHM, T. 2. f. 3. Q. f. 4. I. davon schreibt auch DUVERNEY, t. 7. F. 1. f. 2. G. embouchure mastoi- dienne VINSLOW, IV. n. 397. und gleichsam ein Anhaͤngsel der Trummel, ohnge- fehr wie ein Sonnenzeiger, welche von obenher mit der Platte bedekkt ist, womit sich die Hirnschale endiget, hinten aber ist ein knochiges Huͤgelchen, welches nach Art eines hoͤkkrigen Vorgebirges vorragt, seine Grenze. Hinter diesem Fache faͤngt der felsige Knochen, wel- cher laͤngst schon oberhalb dem zizzenfoͤrmigen Fortsazze Faͤcher hatte, an, in Faͤcher ausgehoͤlt zu werden, welche hernach, so wie sich dieser Fortsazz mit den Jahren ver- laͤngert, dergestalt selbst mit herablaufen und sich ver- laͤngern. Sie werden groͤsser, bekommen allerlei Fi- guren, MORGAGNUS, I. c. p. 106. sind gros parvæ CASSEBOHM, t. 2. f. 4. DUVERNEY, t. 9. f. I. und klein Grandiores DUVERNEY, p. 7. f. 2. Jch sehe sie auch viel groͤsser vor meinen Augen. und stehen in ein- ander offen. Diejenigen Faͤcher, welche oberhalb dem Fortsazze sind, CASSEBOHM, n. 92. felen auch der Frucht nicht, in der ich jedoch, nach dem Jnhalte meiner Aufsaͤzze, oͤfters nur ein einzi- ges grosses Fach angetroffen habe Auch ebendaselbst CASSE- BOHM. Ein ansehnliches Loch bei dem SCHELHAMMERO, 3. n. 2. Vielleicht ist dergleichen, die besondre Hoͤle in der Kazze, die durch eine knoͤchige Scheide- wand von der Trummel abgeson- dert ist, beim ber. LOESEKE, obss. p. 6. und in der Kazze, und Hunde gedacht von dem CLAU- DIO, PERRAULT, du bruit, p. 195. . Die Faͤcher, welche im Fortsazze vorkommen, er- zeugen sich in der That mit demselben FALLOPIUS, BERTI- NUS, osteolog. T. II. p. 74. MORGAGN, l. c. p. 106. , da die aͤussere Platte des Knochens von dem zweibaͤuchigen Muskel nieder- Das Gehoͤr. XV. Buch. niedergezogen, von der innern durch die harte Gehirn- haut befestigt und weggezogen wird, und die mittlern Faͤcher der schwammigen Substanz der Hirnschale zwi- schen beiden nach der Laͤnge ausgestreckt werden. Auch der hintere Theil der Trummel ist gegen diesen Fortsazz zu von Faͤchern rauh WALTHER, membr. tymph. n. 7. . Thiere, welche ein scharfes Gehoͤr haben, besizzen bald diese oder jene Schallhoͤlungen in der Hirnschale, VESALIUS, exam. p. 20. Weiter ist die Hoͤlung der Trum- mel, wenn der zizzenfoͤrmige Fortsazz aufhoͤret. LOESEKE, obss. p. 16. und diese ist an dem so gelehrigen Elephanten Die Hoͤlung der Trummel ist in diesem Thiere voller Faͤcher, BLAIR, und die ganze Hirnschale faͤchrig Idem Phil. trans. n. 326. 327. et MOULINS, p. 38. et PARISINI, et STUCKELEY, phil. trans. n. 358. ganz und gar voller Faͤcher. Jn Voͤgeln, die ein mu- sikalisches Gehoͤr haben, haben beide Ohren oberhalb und unterhalb dem Gehirne inwendig, eins mit dem andern Gemeinschaft BIRCH, T. IV. p. 273. 546. phil. trans. n. 206. it. 199. CLAYTON, miscell. III. p. 331. und es sind die Faͤcher zwi- schen den beiden Platten der Gehirnschale NEBEL, de curat. electr. p. 20. anat. Compar. p. 112. ununter- brochen und in Menge vorhanden. An diesen Faͤchern, welche ich beschrieben habe, ist die Membran voller Gefaͤsse, und roten Saftes, wie an allen Orten an den Knochen, und ich finde hier nichts besonders druͤsiges, oder was den Schleimhoͤlen aͤnlicher waͤre WINSLOW, T. IV. n. 397. VIEUSSENS. Unter den acht si- nubus des Kopfes, ist es der vierte bei dem VIGIER, enchir. anat. I. c. 8. . Jch habe sie, wie die Trummel in der That ganz voller roten Schleim gefunden, und es ist kein Zweifel, daß zwischen ihnen und der Trummel keine offne Strasse sein sollte SCHNEIDER, de oss. temp. . An I. Abschnitt. Werkzeug. An dem untersten schwammigen Theile des Schlaͤfe- knochens zeigen sich Faͤcher, welche ebenfalls mit den zizzenfoͤrmigen Gemeinschaft haben BERTIN, osteol. T. II. p. 73. . §. 24. Die Trompete des Eustachius. Ein andrer Weg, welcher aus der Trompete fuͤhrt, ist groͤsser, und liegt weiter nach vorne. Er faͤngt sich mit dem halbgetheilten Kanale, welcher in der Trum- mel sichtbar ist, Vide ALBIN, t. XI. f. 29. DUVERNEY, tab. 9. f. I. B. ist hier sehr gros gezeichnet. vor dem Vorgebirge an, und laͤuft von da nach vorne, und zugleich ein wenig einwaͤrts fort. Er ist blos im innern Theile des Felsenkno- chens MORGAGNI, Epist. VII. n. 12. p. 190. ausgehauen, und oͤffnet sich endlich mit einer rauhen unfoͤrmlichen Muͤndung, zwischen der Graͤte des vielfoͤrmigen Knochens, und dem Gange der Caro- tis conf. EUSTACHIUM, p. 162. WINSLOW, T. IV. p. 388. . Er wird, so wie er fortgeht, immer enger, als der Zugang aus der Trummel CASSEBOHM, n. 88. VALSALVA, p. 41. t. 3. f. 3. H. f. 14. C. tab. 10. f. 7. ad. d. f. 2. 6. VIEUSSENS, t. 3. f. 3. . Es ist sein Durchschnitt ungleich, und beruͤmte Maͤnner machen ihn elliptisch VALSALVA, p. 41. . Jn dieser Gegend schliesset sich eine zwote Trompete, an diesen knochigen Canal an, welche ebenfalls aus dem Kegelgeschlechte ist, und im Fortgehen weiter wird VALSALVA, p. 41. t. 3. f. 3. G. f. 14. D. D. tab. 10. f. 2. ad c. t. 4. K. L. p. 55. et t. 3. f. 3. vom mittlern A bis zu unterst. VIEUSSENS, WINSLOW, n. 391. ALBIN, tab. XI. f. 29. ad X. Y. bis temp. BERTIN, T. VI. p. 72. 74. daß sie immer leer sind, sagt MORGAGNUS, Ep. V. p. 107. Es laͤsset keine Gemeinschaft zu, IDEM, p. 107. 108. 109. Doch habe ich es meiner Beschreibung gemaͤs gesehen; ohne Zweifel mus es der ber. Mann anders gefunden haben. Das Gehoͤr. XV. Buch. bis zum Schlunde, wo sie sich oberhalb dem bewegli- chen Gaumen, zu naͤchst an der Wurzel des Fluͤgels, des innern fluͤgelfoͤrmigen Fortsazzes EUSTACH, p. 162. WINS- LOW, n. 381. An einem ganzen Knochen DUVERNEY, t. 9. f. 2. C. phil. trans. vol. 49. p. I. tab. I. , doch etwas mehr nach hinten zu, als der Zugang von der Nase ALBINUS, tab. 10. f. 16. VIEUSSENS. beim Schlunde oͤffnet, und mit einer weiten Muͤn- dung, die nach aussen laͤnger vorlaͤuft MORGAGN. n. 13. p. 191. die aber oben kuͤrzer, und nach einwerts und vorne zu offen ist, oͤff- net. Es umgiebt ein geschwollner DUVERNEY, p. 16. WINS- LOW, T. IV. n. 391. haͤutiger Ring ihre Muͤndung, in welcher sich Schleimdruͤsen zeigen. Es ist dieser Theil der Trompete von einer gemischten Beschaffenheit. Jhr oberster knochiger Theil ist rauh, ungleich, und aus dem Schlaͤfenknochen und dem viel- foͤrmigen Knochen WINSLOW, T. IV. n. 390. und einer gemischten Membran zusammengesezzt. Mitten an selbige schliesset sich ein Knorpel von der Figur einer Pflugschaar So zeichnet es TARIN, tab. 35. 6. I. m. n. nur daß es eben an die Trompete sezzet. Jn- wendig WINSLOW, T. IV. n. 390. hinterwerts DUVER- NEY, p. 15. Man vergleiche ALBINI iconem musc. t. XI. f. 92. n. w. v. an, welche den kleinern Theil, und die Seiten einnimmt. Das Ende ist membranoͤse. Jch habe diesen Knorpel in drei Theile an seinem Ende zerspalten gesehen, und daß er unterwerts eine Furche hatte, in welche ein knochiger Griffel lief. Jch habe auch gesehen, daß hier zween Knorpel waren: ein oberer, welcher aus dem Knochen selbst hervorkam So beschreibt es MOR- GAGNUS, I. c. p. 190. EU- STACHIUS, p. 162. ; und ein unterer, welcher die Muͤndung Halbzirkelrund MORGAG- NUS, n. 13. p. 191. versicherte. Jch habe an dessen Stelle gleichsam einen knochigen Ci- lin- I. Abschnitt. Werkzeug. linder den untern und mittlern Theil des knorplichen Stuͤkkes befestigen gesehen. Valsalva beschreibt die Sache dergestalt, daß der Knorpel den obern halben Theil des Canals einnahm p. 43. f. 14. D. D. tab. 10. et f. 2. c. , und einen Theil des Ringes ausmachte ibid. EUSTACHIUS, ibid. . Wiederum auf andere Art zaͤ- let der beruͤmte Lieutaud p. 148. zween Knorpel, einen grossen hintern dreiseitigen dikken, mit den Knochen ver- bundenen, aus denen die Trompete koͤmmt: und einen kleinen, welcher nicht an die Muͤndung der Trompete reichte. Jhre Seiten sind zusammengedruͤkkt, EUSTACHIUS, t. 162. und die Section stellet eine Ellipsis vor. Jn der Frucht ist sie ganz und gar membranoͤse HIRSCHEL, de differ. fet. p. 22. und ohne Knorpel. Die inwendige Membran der Trompete, welche bei ihrem Anfange am Schlunde weich, schleimig, und druͤsig ist, artet allmaͤlich zu der Zartheit eines Kno- chenhaͤutchen aus VALSALVA, p. 42. . Man glaubet, daß sie dem Alkmaͤon in so weit bekannt gewesen, daß er wenigstens wuste, wie zwi- schen dem Ohre, und dem Wege des Athemholens eine freie Strasse sei daß die Ziegen durch die Ohren Athem holen ARISTOTE- LES, histor. anim. L. l. c. 11. . Besser hat Aristoteles den Weg vom Ohre zum Gaumen beschrieben, durch welchen eine Blutader lief ibidem. . Vesal kannte die Trompete, ob er gleich annahm, daß sie zugleich zum Durchlassen der Luft, und des Nerven des fuͤnften Paares diene Examen obs. FALLOP. p. 28. ita PLATER, p. 31. IN- GRASSIAS, l. c. ohne Zweifel haben sie die Seite der Trummel gesehen, deren Furche ganz nahe bei der Trompete liegt. . Doch H. Phisiol. 5. B. O o Das Gehoͤr. XV. Buch. Doch es hat auch J. Philipp Jngraßias c. l. Comm. 8. p. 97. diesen Weg erwiesen. Allein Eustach hat denselben viel ge- nauer beschrieben audit. org. exam. 162. . Einige der Neuern DUVERNEY, p. 14. posth. p. 175. DIONIS, I. la CHAR- RIERE, DROVIN, p. 115. VIEUSSENS, p. 55. und nicht die Franzosen allein BOHN, BLAIR, WELSCH, tab. 30. 54. WOLF von den Absichten p. 14. ante eos IESSEN anat. Pragens. SCHNEIDER, de oss. temp. BARTHOLINI, Tho- mas et Casp., RIOLANUS, SCHENK, schol. part. c. 40. Diesen Feler verbessert aber SCHELHAMMERUS, p. 57. MORGAGNUS, WINSLOW, n. 386. haben sie unter dem Namen der Wasserleitung beschrieben; und man hat ihnen schon lange her vorgeworfen, daß sich dieser Name nur fuͤr einen Canal schikke, welcher den harten Nerven aus der Hirnschale herausfuͤhrt. Man findet sie jederzeit in den warmen Thieren Elephanto phil. trans. 358. und in den Voͤgeln MOULIN, phil. trans. n. 199. , und es ist diese Trompete in ei- nigen kalten Thieren CALDESI, p. 13. An der Schildkroͤte. GAUTIER, obs. period. III. p. 391. et VALISNER, T. II. p. 397. in chamaeleonte. die Hauptstrasse fuͤr den Schall. Der beruͤmte Geofroi Mem. pres. T. II. p. 185. will, daß sie nicht in der Schlange vorkomme. Jm Frosche ist sie gros und of- fen Auch in der Anmerkung- Kroͤte. Verhandel van de Holl. maatschapp. T. VI. p. 277. . §. 25. Wie sich diese Trompete in das Ohr oͤffne. Es stehet die Trompete bestaͤndig offen, und sie kehrt sich dergestalt, gegen den von uns so genannten untersten Nasengang p. 130. , daß die auf diesem Wege an- kommende Luft, nothwendig in die Trompete dringen muß DUVERNEY, p. 88. posth. nicht nur, wenn wir die Speise hinabschlin- gen I. Abschnitt. Werkzeug. gen, MERY, ibid. p. 428. DEI- DIER, anat. p. 307. SCHELHAM- MER, p. 256. sondern auch bei dem natuͤrlichen Einathmen, wel- ches wir mittelst der Nase verrichten. Wenn wir den Athem an uns halten, so scheinet die herabgedruͤkkte hin- tere weiche Gaumenseite ( velum palati ) den Weg in die Trompete freier zu machen, daß die Luft mit einem Rauschen ins Ohr dringt; EUSTACHIUS, p. 163. und man hat bemerkt, daß die angehaltene Luft die Trummelhaut zersprengt DUVERNEY, p. 177. . Man hat behauptet, daß sich auch auf diesem Wege durch das Niesen MORGAGN. Ep. VII. n. 14. p. 192. RHAZES, ad MAN- SOR, L. IX. c. 36. CAMERAR. mem. cent. II. n. 51. die Trummel reinige; daß Kuͤgel- chen, welche man ins Ohr gestekkt, durch den Mund wieder hervorgebracht worden: SCHELHAMMER, l. c. NABOTH, de audit. diffic. n. 8. et SCHNEIDER, de oss. cri- brif. p. 455. und in diesem Falle muͤsse nothwendig die Trummelhaut ein weiteres Loch ge- habt haben. Auch die neuern Wundaͤrzte haben gelernt, ihre Werkzeuge GUYOT, histor. de l’ A- cad. 1724. p. 53. WATHEN, phil. trans. vol. 49. P. I. Daß man beqvemer durch die Nase spruͤzze. PETIT, ad FALFYN, T. II. 472. durch den Mund in die Trompete zu stekken, und durch diesen Weg in Krankheiten heilende Feuchtigkeiten in die Ohren zu spruͤzzen. So sind auch der- gleichen medicinische Fluͤßigkeiten, welche man in ein Geschwuͤr, neben den zizzenfoͤrmigen Fortsaͤzzen ein- spruͤzzte, VALSALVA, p. 114. in der That in den Mund herabgelaufen. Sie steht wegen ihrer knorplichen Beschaffenheit bestaͤndig offen; und es zeiget sich auf diesem Wege keine Klappe COITER, c. 13. LAUREN- TIUS, BAUHINUS, WILLI- SIUS. so wenig, als dieselbe hier nothwendig O o 2 waͤre, posth. p. 176. VIEUSSENS, p. 55. LAMY, ame sensit. p. 89. Das Gehoͤr. XV. Buch. waͤre Dieses widerlegt K E M- PER, de valvul. n. 37. MOR- GAGNUS Epist. VII. n. 14. p. 192. , weil kein Weg aus dem Munde zur Trom- pete im Niederschlingen der Speise vorhanden ist. Denn in diesem Geschaͤfte verstattet der herabgedruͤkkte bewegliche Gaume, welcher an die Zunge gezogen wird, uͤberhaupt keinen Zugang zu der Trompete des Eu- stachs Vide in L. XVIII. Seet. III. . Es koͤnnte im Erbrechen, wenn die Spei- sen auf eine widerliche Art durch die Nase ausgeworfen werden, etwas davon hinein kommen; wiewol auch als- denn die Enge der knochigen Muͤndung, mit der die Trompete aus der Hirnschale hervor koͤmmt, gleichsam die Wache haͤlt. Eine Muthmaassung ist es, daß die Muskeln die Trompete erweitern, und wieder zusammen druͤkken, weil der herumgebogne Muskel des weichen Gaumens zum Theil von dem Knorpel der Trompete entspringt MORGAGN. ep. VII. n. 26. p. 212. VALSALVA, p. 43. 44. 117. t. 7. ALBIN, p. 246. WINSLOW, t. 18. n. 49. und selbige herabziehen kann, indem er gegen den Fluͤ- gelhaken, als gegen einen festen Ort niedersinkt. Solchergestalt liesse sich die Trompete des Eustachs er- weitern MORGAGN, VALSAL- VA, p. 93. WINSLOW. . Dahingegen behauptet der vortrefliche Albin, daß die Trompete von diesem Muskel ein klein wenig zusammengedruͤkkt werde; p. 247. und es will nicht der juͤngere Duverney, Myotomolog. p. 138. daß sie sich erweitern lasse. Mir scheinet es nicht wahrscheinlich zu sein, da der Knor- pel den untern Theil der Trompete einnimmt, daß sel- bige von dem Muskel, der sich laͤngst dem Fluͤgelhaͤk- chen herumschlingt, erweitert werde. Dahingegen lieget der bewegliche mittlere Theil der Trompete zwischen die- sem Muskel, und zwischen dem Aufheber des beweg- lichen Gaumens; Jam EUSTACHIO mo- nente, und er kann von dem aufschwellen- den I. Abschnitt. Werkzeug. den Hebemuskel in so ferne in Bewegung gesezzt werden, daß entweder der Schleim, oder dasjenige aus ihr her- ausgeworfen wird, was in dieselbe auf widernatuͤrliche Art herein geraten ist. §. 26. Das eirunde, und runde Fenster. Es zelget sich vornaͤmlich aus der Trummel nach dem Jnnersten des Ohres ein gedoppelter Weg: einer, welcher groͤsser, und deutlicher, fast mitten an der Trummel (t) und hinterwerts zwischen dem Vorgebirge CASSEBOHM, t. 2. f. 3. f. 4. o. DUVERNEY, t. 8. f. 12. Conf. ALBIN, t. XI. f. 28. 29. und der Wasserleitung liegt; und ein ovaler, oder wie eine Niere geformter, FOLIUS, f. 6. COT- TUGNUS, t. 1. f. 6. Hilus nferior. dessen unterer und vorde- rer Umkreis, eben so wie an der Basis des Steigbie- gels gerader, der obere und hintere aber mehr gekruͤmmt ist CASSEBOHM, l. c. n. 94. . Um ihn laͤuft gegen den Vorhoff ein vorra- gender Rand herum habet WINSLOW, t. I. n. 505. . Gegen die Trummel zu macht der Kanal einen Boden, welcher ziemlich tief ist Sinum nennt es MOR- GAGNUS, p. 176. ovalis pel- vis. COTUGNUS, aquæd. aur. intern. p. 2. und zwischen eben dieser Wasserleitung, und dem Vor- gebirge seine Stelle bekoͤmmt. Jn diesem Kanale liegt der Steigbiegel. Ein beruͤmter Mann macht dabey die Anmerkung, daß das Fenster vom Steigbiegel nicht voͤllig ausgefuͤllt wird; WALTHER, I. c. n. 8. welches an sich wahr ist, wenn die Rede von einer vollkommnen Ausfuͤllung ist. O o 3 Es nente, conf. VALSALVA, t. 4. ALBIN, t. 10. f. 13. 14. 15. COWPER, t. 29. f. 1. t. FAL- LOP. ALBIN. adnot. L. IV. t. 1. f. 3. 4. Das Gehoͤr. XV. Buch. Es findet sich an diesem Fenster keine Membran, welche sonst beruͤmte Maͤnner hieher sezzen, GONTER, chirurg. n. 976. TEICHMEYER, anthropolog. p. 229. LIEUTAUD, p. 149. weil es von der Basis des Steigbiegels besezzt wird: und ich verstehe unter der Membran, welche der vortrefliche Morgagnus erwaͤhnt, Epist VII. n. 1. p. 114. das Knochenhaͤutchen des Vorhofes. Es liegt das runde Fenster an einem schlimmern Orte, unterhalb dem vorigen CASSEBOHM, l. c. i. et e. ALBIN, l. c. im Winkel des Vor- gebirges hinten und unten und dergestalt ausgehauen, daß es schief nach der hintern und aͤussern Gegend zusieht, MORGAGN. l. c. n. 4. p. 178. WINSLOW, n. 506. und ebenfalls von einer ovalen Figur FOLIUS, f. 6. in eine Spizze herablaͤuft, und in dieser Richtung laͤnger er- scheint ALBIN, l. c. CASSE- BOHM, l. c. Parabolisch nach dem Cottugnus, p. 7. . Dieses Fenster enthaͤlt in einer eigenen Furche DUVERNEY, p. 20. CASSEBOHM, n. 95. eine Membran, wodurch es von der Leiter der Trum- mel abgesondert wird VALSALVA, p. 34. DU- VERNEY, l. c. , und gegen die Schnekke rund ist MORGAGN. Epist. n. 63. p. 469. ; denn es ist vielmehr ein Kanal, als ein Loch, wel- cher zwo Muͤndungen hat. Wir haben beide Fenster dem Fallopius obs. p. 27. zu verdanken. Ein aͤnlich oval Fenster haben alle diejeni- gen Thiere, deren Hammer sich in eine Art von Trom- pete erweitert, die vierfuͤßigen also, die Voͤgel und einige kalte Thiere ausgenommen die Schildkroͤte PLUMIER Iourn. de Trev. 1703. m. Aug. CALDESI, p. 11. 12. PARISINI, GAUTIER, l. c. Coluber GEO- FROI, mem. pres. T. II. p. 185. . Das I. Abschnitt. Werkzeug. Das runde Fenster steht nicht so weit offen, und man findet es nicht, ausgenommen in den Thieren von warmen Blute. §. 27. Die kleinen Loͤcher der Trummel. Es mag genug sein, diese Loͤcher hier zu nennen, da ich sie ohnedem an einem andern Orte wieder anfuͤhren mus. Es gehoͤren demnach darzu der Beitritt eines kleinen Nerven, welchen man die Trummelsaite nennt LIEUTAUD, p. 151. ZINN, p. 38. etc. , der Ausgang desselben aus der Trummel, der Lauf eines viel kleinern Nerven nach dem Steigbiegelmuskel ZINN, epist. ad WERLH. p. 38. LOESEKE, f. 1. etc. ; eine kleine Schlagader, welche aus der Griffelzizzenader zur Trummel geht Fasc. III. T. 1. n. 16. ZINN. , ein offenes Stuͤkkchen der Was- serleitung BERTIN, T. II. p. 405. wo der Nerve bei den zizzenfoͤrmigen Faͤ- chern entbloͤßt vorragt. Jnsonderheit aber laufen da, wo der felsige Theil des Schlaͤfeknochens mit dem schwammigen zusammen- haͤngt, etwa drei kleine Schlagadern Nach dem WALTHERUS, l. c. n. 16. p. 29. von dem Ge- hirnhaͤuteaste der aͤusseren Carotis zur Trummel hinab, und von diesen wollen wir an ihrem Orte Erwaͤnung thun. An einem Gerippe sieht man die Loͤcher entbloͤßt liegen. Man glaubt, daß dieses der Weg sei, auf welchem das Blut WEPFER, apopl. p. 105. 299. VALSALV. FABRIC. sciagr. p. 46. VIGIER, p. 169. , der Schleim Comm. Nor. 1736. hebd. 23. VALSALVA. und waͤssrige Ei- ter VALSALV. p. 36. 37. 38. da die Safrangelbe Feuchtigkeit, welche die harte Hirnhaut ver- dorben hatte, in der Trummel angetroffen wurde, besiehe p. 39. SALVIARD, obs. 1. VIGUIER, l. c. , oder das Gehirn BINNIGER, Cent. 5. obs. 35. aus der holen Hirnschale, und wofern aus der Trummel nach dem Gan- O o 4 ge Das Gehoͤr. XV. Buch. ge ein Weg vorhanden ist, in so vielen Exempeln aus dem aͤussern Gange herausgeflossen; ja es glauben be- ruͤmte Maͤnner, daß die natuͤrliche Feuchtigkeit der Trummel, auf eben diesem Wege, von der harten Ge- hirnhaut herkomme VALSALV. p. 40. . Andre stellen sich dagegen vor, daß die Luft auf eben dieser Strasse zur harten Gehirn- haut eindringe Idem 35. dergleichen Ver- suche beschreibet auch PACHIO- NUS, opuscul. scient. T. III. p. 135. . Man will auch, daß die durch die Eustachstrompete eingespruͤzzte Saͤfte auf eben diesem Wege in das Gehirn uͤbersteigen. Jn der That finden sich an einem Knochengeribbe die Wege dazu VALSALV. p. 34. seqq. CASSEBOHM, tab. 1. f. 3. n. et n. 22. Er sagt, daß es sich in Erwachsenen selten so befinde. Dergleichen hat auch CHAR - RIERE, p. 118. wenn ich nicht irre, et VAUGUYON, p. 321. Denn ich habe diese Schriften jezzt nicht bei der Hand. , allein sie sind in einem lebendigen Koͤr- per voller Gefaͤsse, welche nicht das mindeste durchlas- sen, wenn man nicht Gewalt gebraucht, sie zu erwei- tern. Jch habe bisweilen in einigen schlimmen Zufaͤl- len, so gar die Felsenknochen gesprengt gesehen, und es kann auch an einem andern Orte, als in der Hirnschale, eine Schlagader zerrissen gewesen sein G. de la MOTTE, Chir. Compl. II. p. 335. et WEPFER, l. c. . §. 28. Der Eingang, oder Mittelhoͤle des Jrrganges ( vestibulum. ) Es ist noch der innerste Theil des Gehoͤrwerkzeuges uͤbrig, welchen man mit einem gemeinschaftlichen Na- men Jrrgang belegt; weil die Alten, bevor man die Zergliederungskunst genauer bestimmte, in dieser Ge- gend eine unzaͤhliche Menge Kanaͤle annahmen Fabric. c. l. . Der I. Abschnitt. Werkzeug. Der Vorhoff bedeutet die mittlere Stelle CASSEBOHM, t. 1. f. 2. e. f. 6. VALSALV. t. 8. f. 1. 2. 4. 5. t. 10. f. 12. MERY, p. 426. ALBIN, adnot. L. 1. t. 1. f. 6. in diesem Jrrgange. Er ist eine rundliche Hoͤle, mitten am Felsenbeine, wo sich dieses nach der Trummel wendet, und das Vorgebirge macht. Wenn man die Sache genauer erforschet, so finden sich in dieser kleinen Kammer zween oder drei Winkel. Der untere derselben ist zirkelrund CASSEBOHM, t. 4. f. 8. f. fig. 11. h. f. 12. K. , oder halbkug- lich MORGAGN. Epist. XII. n. 5. p. 383. 384. ALBIN, t. 1. f. 6. n. COTTUGNUS, p. 3. T. 1. f. 3. h. . Der obere siehet wie ein halbes Ei, oder elliptisch aus; CASSEBOHM, t. 4. f. 8. 9. t. 5. f. 1. e. halbeifoͤrmig, MORGAGN. n. 5. p. 384. AL- BIN, l. f. 6. m. COTTGNUS, p. 3. T. 1. f. 3. g. und er lieget in der Gegend der Muͤndung des halbrunden mittlern Kanals. Der dritte furchaͤhnliche Winkel MORGAGN, n. 5. p. 385. ALBIN, t. 1. f. 6. o. hat seine Stel- le, da wo die Muͤndung des gemeinschaftlichen Kanals ist, welcher aus den beiden halbkreisigen eins wird. Diese Winkel werden von vorragenden knochigen Li- nien abgesondert COTTUGNUS, p. 4. . Die vornemste dieser Linien ist piramidenfoͤrmig, und endigt sich mit einer deutlich ge- zakkten Spizze IDEM, p. 4. t. 1. f. 3. K. . Jn diesem Vorhofe zeiget sich ein nerviges Fleisch Schleim nannte es in den Fischen und in Eidechsen GEO- FROI, p. 186. 188. hievon an- derswo, doch besiehe den CAS- SEBOHM, n. 231. 232. 233. 234. VALSALVA, p. 72. Houpe DOUVERNEY, p. 48. VIEUS- SENS, p. 70. add. LIEUTAUD, p. 149. welches von einem Knochenhaͤutchen eingeschlossen wird CASSEBOHM, n. 237. MORGAGN, Ep. XII. n. 154. VALSALV. p. 79. . Zwischen diesem Fleische und den knochigen O o 5 Waͤn- Das Gehoͤr. XV. Buch. Waͤnden wird man einen Dunst gewar, der sich in eine Feuchtigkeit CASSEBOHM, n. 234. MORGAGN, n. 64. VIEUS- SENS, p. 71. COTTUGNUS, p. 22. anhaͤuft. Folglich kan man nicht |mit Zuverlaͤßigkeit behaupten, daß darinnen Luft sein sollte, wenn gleich alle Schriftsteller einstimmig waͤren VIEUSSENS, VALSAL- VA, MUSSCHENBROECK, LAMY des sens. p. 76. \&c. . Jn diesen Vorhoff oͤffnen sich viele grosse Loͤcher: die Muͤndung der einen Schnekkenleiter CASSEBOHM, f. 9. i. conf. ALBIN, f. 6. T. I. t. II. f. 3. 5. , die obere Muͤndung des obern halbzirkligen Kanals CASSEBOHM, t. 4. f. 8. a. f. 9. ALBIN, t. 1. f. 6. 1. Conf. \& t. 2. f. 5. , die un- tere Muͤndung des untern halbzirkligen Kanals CASSEBOHM, f. 8. b. f. 9. b. ALBIN, t. 1. f. 6. 1. , die gemeinschaftliche Muͤndung des halbzirkligen obern und untern Kanals CASSER. f. 8. 9. c. AL- BIN, t. 1. f. 6. 1. , die obere CASSER. f. 8. 9. d. AL- BIN, t. 1. f. 6. d. und untere CASSER. f. 8. 9. e. AL- BIN, t. 1. f. 6. c. Muͤn- dung des aͤussern halbzirkligen Kreises; das eirunde Loch, welches sich gegen die Trummel oͤffnet CASSER. f. 9. g. ALBIN. t. 2. f. 5. 1. mit dem Steigbiegel. ; die kleinen nervigen Gaͤnge, welche das Mark vom weichen Nerven herbeileiten Fuͤnfe CASSEB. n. 217. 229. 230. VALSALV. t. 9. f. 2. t. 10. f. 2. zwei, drei, MORGAGN. Epist. XII. n. 41. , oder die kleinen Flekken, die fuͤr diese Strasse bestimmt sind MORGAGN. n. 48. ; und die Durchgaͤnge der klei- nen Schlagadern, welche ich wenig kenne CASSEBOHM, n. 24. , und die Gehoͤrschlagader entspringen, so wie die Wege der Blut- adern n. 212. . Man glaubt gemeiniglich, daß durch das eirunde Loch, Luft und Feuchtigkeit aus der Trummel in den Vorhoff kommen koͤnne VIEUSSENS, p. 30. add. LAMY, præfat. . Die I. Abschnitt. Werkzeug. Die zwote Hoͤle ist die Fallopische observ. p. 29. a. b. und das| | fo- rum metallicum des Vesals Exam. obs. FALLOP. p. 26. . Diese hat die Natur sowohl den Voͤgeln ALDROVANDUS, in der Trappe T. VIII. p. 527. PARI- SINI, \& CALDESI, an der Schildkroͤte, welche auch daselbst Nerven gesehen haben. als den kaltigen vierfuͤßigen Thieren mitgetheilt. §. 29. Die halbzirkligen Kanaͤle uͤberhaupt. Jn der Frucht enthaͤlt der felsige Knochen unter ei- ner duͤnnen und glatten Schale Elfenbeinern nennt es HEBENSTREIT, de diploe. viel vom Fadenge- webe, welches weich und voller Saft ist. Es befinden sich in diesem knochigen Fadengewebe wirkliche Kanaͤle von sehr verschiedener Natur, welche aus einem hoͤchst- zerbrechlichen Knochen gemacht, unterschieden, und schon zu der Zeit vollkommen ausgebildet sind, wenn der Mensch ans Tageslicht koͤmmt. Jn diesem Alter ist es nicht schwer, diese Roͤhren entbloͤßt und vom Fa- dengewebe frei zu praͤpariren; und es hat sie Folius F. 1. zuerst, und nach ihm Johann Mery in ihrem entbloͤß- ten Zustande abgezeichnet L. c. f. E. tunc CASSE- BOHM, t. 4. f. 4. 5. 6. 12. WINSLOVV, n. 531. . Jndem dieser Knochen groͤsser waͤchset, so wird das Fadengewebe hart, es ver- engern sich seine Raͤumchen, und endlich vereinigen sie sich mit der Schale der halbzirklichen Kanaͤle, ohne sich davon wieder absondern zu lassen, und alsdenn lassen sich diese Roͤhrchen nur durch die Kunst wieder herstel- len VVINSLOVV, l. c. . Sie nehmen die hintere CASSEBOHM, n. 171. ALBINUS, l. c. cit. VALSALV, t. 10. f. 1. 2. \& COTTUGNUS, t. 1. f. 3. , die obere und aͤussere Gegend des Felsenbeins ein. Sie zeigen sich in der Frucht von selbst, da sie nur mit einem duͤnnen Kno- chen Das Gehoͤr. XV. Buch. chen bedekkt sind icon. oss. fet. t. 3. f. 19. BERTIN, T. II. p. 89. COT- TUGNUS, t. f. 4. , weniger aber im erwachsenen Menschen infantis ALBIN, t. 2. f. 1. im Maulwurfe DERHAM. . Alle haben dieses unter einander gemein, daß sie et- was weniges mehr, als einen Halbzirkel VALSALV. t. 8. MOR- GAGN. p. 390. 391. Kruͤmmung machen; und alle haben ihre Muͤndungen in dem Vor- hofe, die gemeiniglich um etwas Nicht alle, MORGAGN. p. 390. breiter PLATER, p. 32. CASSE- BOHM, n. 173. VALSALVA t. 4. f. 5. 10. VIEUSSENS, p. 75. DU- VERNEY, t. 8. f. 9. p. 35. als al- lezeit der mittlere Kanal sind, uͤbrigens aber zum Theil elliptisch CASSEBOHM, n. 174. VALSALV, p. 62. MORGAGN. p. 386. DUVERNEY, p. 35. und zum Theil rund ausfallen CASSEBOHM, ibid. VALSALV, p. 61. MORGAGN. ib. DUVERNEY, l. c. , so wie der Durchschnitt des Kanals selbst zum Theil eine El- lipse, zum Theil aber ein Zirkel ist Ein elliptischer oder run- der Durchschnitt VALSALV, p. 60. . Alle haben auch noch inwendig ihr Knochenhaͤutchen, Dieses leugnet unbilliger Weise LAMY, ame sensit, pag. 75. das Ge- faͤsse hervorbringt, und ihre Feuchtigkeit, wie im Vor- hofe COTTUGNUS, p. 23. . Sie finden sich fast uͤberall im Thierreiche in den Vier- fuͤßigen von warmen Blute Elephanti BLAIR, Phil. trans. n. 358. etsi negabat, n. 327. im Maulwurfe DERHAM p. 117. , in den kaltbluͤtigen in Crocodilo PARISINI, Mem. des anim. T. III. P. 3. Drei in der Eidechse GEOFROI, l. c. p. 17. nur, daß die Kanaͤle fast gerade sind. GEOFROI. p. 173. 178. , Voͤgeln Von den Voͤgeln uͤber- haupt, PERRAULT du bruit. in ansere DERHAM, p. 344. Jm Raben ihrer drei PEYER, obs. 45. Jn der Trappe drei krumme Gaͤnge ALDROVAN- DUS, l. p. 527. und in den Fischen Von den warmbluͤtigen am tursio, KLEIN, T. 1. unter den kalten am Rochen allerley Ka- naͤle GEOFROI, p. 187. Am Galeo drei STENON, act. hafn. T. II. p. 221. An den Fischen viele DUVERNEY, Mem. avant. 1699. l. p. 280. Jn allen Fi- schen zwei, oder drei, PER- RAULT, p. 215. . Nur in den Schlan- I. Abschnitt. Werkzeug. Schlangen will man sie vermißt haben de Vipera GEOFROI, p. 181. de cæcilia p. 179. de co- lubre p. 185. Und von den Schlangen uͤberhaupt p. 191. . An der Zahl trift man sie gemeiniglich und im Menschen fast allezeit dreifach an FALLOP. p. 29. CASSER. de audit. organ. p. 29. tab. 10. f. 29. ; doch hat man bisweilen zween Ka- naͤle zwei im Salamander. GEO- FROI, p. 186. , niemals aber mehr ibid. gefunden. §. 30. Die halbzirkligen Kanaͤle insonderheit. Der obere senkrechte, und der untere hori- zontale. Man hat diesen Kanaͤlen allerlei Namen gegeben, und unter andern, nach den muͤhsamen Vermessungen, welche in der That allen Ruhm verdienen, hat man sie in den groͤsten, mittlern und kleinsten Diese Benennungen ver- theidigt weitlaͤuftig MORGAG- NUS, Epist. XII. n. 7. 8. p. 387. 388. 389. BOHM. n. 176. VALSAL- VA, p. 64. CASSEBOHM, leugnet, da er viel Erfahrung hierinnen hat, daß die Verhaͤlt- nisse bestaͤndig sind. n. 176. Aus- nahmen macht auch WINSLOW, T. 1. n. 530. abge- teilt. Weil man aber Dinge nach ihrer Lage am leich- testen abteilt, so wollen wir diese auch zum Grunde legen. Es liegt der obere superior DUVERNEY, p. 33. VIEUSSENS, p. 58. COT- TUGNI, p. 4. CASSEBOHM, n. 172. senkrechte Verticalis superior WINS- LOW, n. 529. vordere und kleine Minor VALSALV, p. 59. ALBINI. Kanal schief, er machet mit der Lage des Fel- senbeins fast rechte Winkel, und strekkt sich von vorne und aussen nach hinten und inwendig zu conf. ALBIN, t. 2. f. 3. 9. f. 4. a. f. 5. a. MERY, f. F. G. . Er hat zwo Muͤndungen, beide sind nach unten gekehrt. Die aͤussere Das Gehoͤr. XV. Buch. aͤussere ist ihm eigen ALBIN t. 2. f. 5. n. eirund MORGAGN. p. 385. COT- TUGNUS, p. 5. VALSALVA p. 62. CASSEBOHM, n. 174. t. 4. f. 8. 9. a. f. 13. h. ; und die innere, die er mit dem untern gemein hat ALBIN, t. 2. f. 5. mem. , zirkelrund MORGAGN. p. 385. CAS- SER, n. 174. . Doch es laufen noch vorher beide Kanaͤle in eins, und machen einen gemeinschaftlichen, fast cilindrischen Kanal mit einander aus VALSALVA, t. 8. f. 1. 2. 3. 4. 5. 10. FOLIUS, f. 4. DU- VERNEY, p. 34. t. 10. f. 9. . Der andre untere Inferior CASSEBOHM, n. 172. DUVERNEY, p. 34. VALSALVA, t. 10. , hintere posterior VIEUSSENS, COTTUGNUS. auch senkrech- te Verticalis posterior WINS- LOW, n. 529. und groͤssere Kanal Major VALSALVA, p. 59. ALBIN. lieget an einem niedri- gern Orte in situ t. 2. f. 2. 3. 4. 5. MERY, F. G. fast mit dem vorigen unter einem rechten Winkel, er hat seine Lage hinterwerts, und ist in Ver- gleichung der Laͤnge gemeiniglich groͤsser: und hat zwo Muͤndungen unten, die eine hintere, welche ihm ei- gen ALBIN, f. 5. c. zirkelrund MORGAGN. p. 385. VAL- SALVA, p. 61. , oder elliptisch ist COTTUGNUS, p. 5. , denn man findet diese Figur abwechselnd CASSEBOHM, n. 174. ; die obere und vor- dere hat mit dem obern Kanale eine gemeinschaftliche Rundung MORGAGN. p. 385. COTTUGNUS, p. 6. VALSAL- VA, p. 61. . Er ist bisweilen nicht groͤsser, als der vorhergehen- de MORGAGN, pag. 389. WINSLOW, n. 330. semel VALSALVA, p. 65. aber auch bisweilen wieder kleiner WINSLOW, nom. 5. . Der dritte horizontale Habet etiam PLATER, p. 32. etiam VESLING, c. 8. t. 1. f. 7. 8. tum VALSALVA. t. 10. f. 2. ALBIN. t. 2. f. 3. 4. 5. MERY, f. 3. G. , untere inferior VIEUSSENS, ho- rizontalis PERRAULT, tab. 5. f. 2. WINSLOW, n. 529. , aͤusser- liche COTTUGNI, CASSE- BOHM, n. 172. und kleinste VALSALV. p. 59. Medius DUVERNEY, p. 34. 35. lieget, doch nach aussen ab- haͤngig I. Abschnitt. Werkzeug. haͤngig COTTUGNUS, p. 6. zwischen den beiden vorhergehenden: er hat sein Lager unten, hinterwerts und nach aussen zu vide figuras VALSALVAE. ALBINI, MERY, VESLINGII, \&c. . Man siehet an ihm zwo Muͤndungen, die aͤussere, wel- che zirkelrund MORGAGN. p. 385. COT- TUGNUS, p. 7. VALSALV. p. 63. CASSEBOHM, n. 174. , die innere, welche oval ist MORGAGN. ibi. COT- TUGNUS, p. 7. CASSEBOHM, p. 174. . §. 31. Die Schnekke. Mir scheint vorlaͤngst diese kleine Maschine im mensch- lichen Koͤrper, eine der allerkuͤnstlichsten zu sein. Man nennt sie, von der grossen Aehnlichkeit So will sie mit Grunde benennet wissen FALLOPIUS, p. 30. , die sie mit der Sache hat, Schnekke; und man hat sie be- reits in den aͤltesten Zeiten einigermaaßen gekannt EMPEDOCLES sagt, das Gehoͤre entstehe, wenn der Spi- ritus einfalle, en to Kochliodei, in aure: PLUTARCHUS, peri ton areskonton. 15. L. d. Ein Theil des Ohres oion en strom- bo, Isag. anat. c. 54. der innere Theil des Ohres, der einer Schnekke gleich ist. ARISTO- TEL. Hist. anim. L. I. c. II. re- stituit EUSTACHIUS, und giebt das erste Kupfer tab. 45. . Man findet sie allein in den vierfuͤßigen Thieren Vieles findet man davon bei dem CASSERIO, tab. 10. in elephanto BLAIR, philos. trans. n. 358. und dem damit verwandten Wallfischgeschlechte KLEIN, miss. 1. tab. 5. Am tursio: dunkel redet davon TYSON, p. 41. : die Voͤgel haben sie nicht, Doch aber sind Kanaͤle nach einem Kreise gebogen phil. trans. n. 199. DERHAM, p. 344. SCHELHAMMER, c. 2. n. 4. so wenig, als die Schlan- gen vid. GEOFROI. und die Fische von kaltem Blute Dennoch beschreibt etwas schnekkenaͤnliches STENONIUS, in Galeo act. Hafn. vol. 221. . Sie ist in der Frucht besser bekannt, denn wenn man die innerste Schale, wie wir eben gesagt haben, am Felsen- Das Gehoͤr. XV. Buch. Felsenbein wegschaft, so erscheint die wahre, und aus sehr zerbrechlichen Knochen VALSALVA, p. 66. der es von den Kanaͤlen leugnet, er- kennet es doch. zusammengesezzte Schnekke, welche die vordere Gegend des Felsenbeins einnimmt VESLING, c. 8. tab. 1. f. 7. CÆCILIUS, FOLIUS, f. 1. \&c. , und zwar kurz vor dem vordern Ende des obern halb- zirklichen Kreises ALBIN. t. 2. f. 4. t. 1. f. 5. . Sie lieget, fast der Quere nach, dergestalt, daß ihre Basis nach dem Kanal der Gehoͤrnerven, die Spizze etwas weiter nach hinten, als der Kanal des Eustachi- schen Muskels vid. ALBIN, t. 2. f. 5. 6. vor dem Hammer, ein wenig aus- werts und vorwerts gewandt ist, insenderheit aber ab- werts geneigt ist MORGAGN. Epist. XII. n. 10. p. 391. WINSLOW, n. 533. . Sie waͤchset in erwachsenen Men- schen mit dem faͤchrigen Gewebe des Knochens zusam- men; und alsdenn laͤsset sich von ihr sagen, daß sie ein, in das Felsenbein eingehauener Kanal sei WINSLOW, n. 166. . Jn dieser Schnekke findet man zwo volle Kreiswin- dungen, mit einer dritten halben CASSER. t. 10. f. 24. 25. ferner in allerlei Thieren C. FO- LIUS, f. 6. MERY, f. E. CAS- SEBOHM, tab. 4. 5. ubique n. 150. COTTUGNUS, t. 1. f. 3. VALSALV. t. 8. ubique. verbunden, ohne eine mittlere Mit Unrecht trennet sie VALSALV. t. 8. f. 2. 4. 5. t. 10. f. 1. denn die Natur trennet sie so wenig, als sie die Natur leicht- lich trennen kann. wie man sonst im Geschlechte der Schaa- lenthiere antrift, und diese werden auch eben so wohl ge- gen die Spizze enger CASSEBOHM, n. 180. MERY, \&c. . §. 32. Die Schnekkenspindel ( modiolus ). Wenn es auf ein zusammengesezztes und undeutliches Theilchen ankoͤmmt, so beruhet die Hoffnung eines deut- lichen I. Abschnitt. Werkzeug. lichen Vortrages einzig und allein auf der Eintheilung. Es winden sich demnach die Zuͤge dieser Schnekke um eine Spindel, oder um einen knochichen Kegel VALSALVA, p. 66. BRENDEL, de auditu in apice choleæ f. 1. 2. 3. CASSEBOHM, t. 5. f. 6. 7. 8. 9. 10. Vergroͤs- sert im Jnnhalte DUVERNEY, t. 10. f. 5. Erfinder ist davon EU- STACHIUS, p. 160. habet SAL. ALBERTI orat. de discipl. anat. p. 90. et VIEUSSENS, p. 66. , wel- cher dergestalt geneigt ist, daß die ganze Schnekke, mit ihrer Basis gegen den Gehoͤrsinus zugekehrt ist, und mit ihrer Spizze gegen die Furche des innern Hammer- muskels zu steht. Sie durchlaͤuft nicht die ganze Laͤnge der Schnekke COTTUGNUS, p. 8. 9. ZINNIUS, Epist. ad illustr. WERLHOF, p. 32. BRENDEL, f. 1. 2. , sondern sie endigt sich mit ihrer Spiz- ze mitten an der zwoten Windung in dem Trichter. Es hat dieser Kegel von der Mitte der Basis bis zur Spiz- ze eine kleine hole Furche an sich MORGAGN. p. 406. BRENDEL, p. 402. CASSE- BOHM, t. 5. f. 9. , und die Spizze ist mit kleinen Loͤcherchen besezzt WINSLOW, n. 534. . Jhr Durchschnitt ist von einer Ellipsis hergenommen BRENDEL, p. 401. . Die Basis dieses Kernes ist einigermaaßen hol, und mit einer Menge Loͤcher durchbohret MORGAGN. Epist. XII. n. 20. p. 405. n. 44. 45. p. 441. 442. WINSLOW, T. 1. n. 534. VALSALV. p. 76. : sie empfaͤngt einen von den dreien kleinen Staͤmmen des weichen Nerven MORGAGN. n. 44. BREN- DEL, p. 402. ed. nostr. VIEUS- SENS p. 71. CASSEBOHM t. 5. f. , welcher weiter, nebst einigen Blutgefaͤs- sen MORGAGN. n. 62. 63. p. 486. 667. durch diese Furche, doch nicht bis zur Spizze hin, laͤuft. Es ist auch die ganze auswendige Oberflaͤche der Spin- del, welche zu der Hoͤle der Schnekke mit gehoͤrt, mit kleinen Loͤchern durchbohrt IDEM, p. 406. CASSE- BOHM, t. 5. f. 7. 10. VIEUS- SENS, p. 66. DUVERNEY, p. 39. t. 10. f. 5. , welche in gedoppelter Rei- he H. Phisiol. 5. B. P p Das Gehoͤr. XV. Buch. he liegen ZINN, ibid. , und an der Leiter der Trummel zahlrei- cher sind CASSEBOHM, n. 198. t. 5. f. 7. n. 10. . Endlich so wird das innere Ende der Spindel, wie- der von ihrem engsten Stuͤkke an, weiter zu werden; es verwandelt sich in einen holen Kegel coupe du nerfs, auditif. VIEUSSENS, t. 4. f. 1. 7. p. 72. welcher diesen kleinen Theil er- funden. Nach diesem Manne habe ich von dieser Sache abge- handelt in præl. BOERH. T. IV. p. 399. prim. |lin. n. 487. tum BRENDEL, p. 402. 403. 409. f. 1. 2. 3. Cucullus est, ZINN, p. 33. Etwas anders beschreibt solches COTTUGNUS, p. 9. et f. 7. t. I. , welcher in der Gegend des Kanals des Eustachischen Muskels weiter wird, und den die neueren Schriftsteller mit dem an- gemessenen Namen des Trichters belegen. Jn diese Schale oͤffnet sich aus der Spindel ein groͤsseres Loch BRENDEL, p. 403. VI- EUSSENS, p. 72. nebst andern ganz kleinen Loͤchern BRENDEL, p. 403. n. 4. prim. lin. n. 487. . §. 33. Der Schnekkenkanal. Die Scheidewand. Um diese Spindel windet sich, gleichsam als um eine feste Stuͤzze, ein Kanal ZINN, p. 31. CASSE- BOHM, t. I. f. 6. 7. 8. 10. halb- oval nennt ihn VIEUSSENS, p. 37. herum, welches eigent- lich die Schnekke ist, und welchen man, von anderen Augenpunkten betrachtet, PERRAULT, du bruit t. 6. welchen widerlegt MERY, p. 451. daß er solches zuerst erfunden, glaubet BARTOLUS, p. 318. fuͤr eine einzige, in einen Kreis zuruͤkklaufende Roͤhre ansehen koͤnnte. Doch es laͤuft aus der Spindel, und aus der Platte, welche ihre Oberflaͤche endigt, Cortex bei dem BREN- DELIUS, p. 402. in die Hoͤle der Schnek- ke ein knochiger Fortsazz, der sich in einen Kreis biegt, flach nach der Qveere gelegt, schnekkenfoͤrmig, und im Fort- I. Abschnitt. Werkzeug. Fortgehen immer duͤnner ist, und die Stiegen der Schnekken abtheilt WINSLOW, n. 535. 536. BRENDEL, f. 1. 2. 3. CAS- SEBOHM, t. 5. f. 6. 7. 8. DU- VERNEY, t. 10. f. 6. . Dieses ist die Spiralplat- te der Antoren DUVERNEY, p. 38. PER- RAULT, ob sie gleich andere theilen, und bloß die knochige Platte so nennen, wie WINS- LOW, n. 536. LIEUTAUD, p. 150. . Der innere Theil dieser Scheide- wand, welcher dem Kerne naͤher, groͤsser, vom Eu- stach genannt p. 160. und knochig ist, bestehet aus einem hoͤchst zarten und fast biegsamen Knochen MORGAGN. p. 411. Knor- pel aͤhnlich macht VALSALVA, p. 67. biegsam PERRAULT, p. 211. . Jhre Flaͤche, welche sich zur Stiege des Vorhofes kehrt, ist von Koͤrnern und Hoͤkkern ungleich ZINN, p. 31. ; die Flaͤche, welche an die Stiege der Trummel reicht, hat vorra- gende Striche, welche von der Spindel hervorkom- men ib. MORGAGN. p. 401. LIEUTAUD, p. 149. ALBIN, t. 1. f. 6. . Der aͤussere Theil, der vom Kerne weiter ab liegt, ist duͤnner, glatt und einfach, ZINN, ibid. COTTUG- NUS, p. 10. aber dennoch sehr zart liniirt. Das uͤbrige an der Scheidewand ist membranoͤse, und zuerst vom Kasserius erwaͤnt worden p. 59. tum SCHELHAM- MERO, p. 62. DUVERNEY p. 38. t. 10. f. 4. 5. WINSLOW, o. n. 536. \&c. . Diese Zo- ne des Valsalva p. 76. LIEUTAUD, p. 150. ist eigentlich das Knochenhaͤutchen der Schnekke, welches weniger Gefaͤsse enthaͤlt ALBIN, t. 2. f. 5. x. VALSALV. t. 8. f. 7. LIEUTAUD. MERY, p. 444. PERRAULT, p. 262. ed. belg. , und ebenfalls, wie der knochige Theil doppelt, ZINN, p. 32. indem es einen kleinen Raum zwischen sich laͤsset, in welchem Raͤumchen Nerven und Gefaͤsse befindlich sind. Sie scheidet voͤllig die hole Roͤhre der Schnekke in zwo Hoͤ- lungen ab, da sie an dem aͤussern Umkreise dieser Hoͤ- lung angewachsen ist. Es zeigen sich die Loͤcher dieser P p 2 Gefaͤs- Das Gehoͤr. XV. Buch. Gefaͤsse, mit welchen sie aus der Spindel kommen, zwi- schen beiden Platten der knochigen Scheidewand COTTUGNUS, p. 10. . Eben diese Bekleidung umschliesset anfaͤnglich die Kno- chenplatte; und sie laͤuft nachgehends, wenn diese Platte zu Ende geht, allein weiter fort. Doch in derjenigen Gegend, wo nunmehr keine Spin- del mehr ist, sondern die Schale, oder der Trichter, windet sich diese Spiralplatte, welche hier viel enger wird, blos mit ihrem glatten Theile COTTUGNUS, p. 11. auch um den Trichter herum BRENDEL, p. 403. 410. ZINN, p. 32. COTTUGNUS, p. 11. und sie endigt sich an dessen Seiten, erst in knochiger Gestalt, nachgehends aber als eine Membran, dergestalt, daß sie nahe an der Basis des Trichters BRENDEL, p. 403. mit einer kleinen Oefnung absteht, die der membranoͤse Theil der Platte auf die Art davon trennt, daß von beiden Stiegen, davon gleich die Rede sein soll, ein Zugang in den holen Trichter offen bleibt IDEM, p. 410. f. 2. auf beiden Seiten b. ZINN, p. 33. . Eben diese Platte, welche an dem oͤbersten Gewoͤlbe der Schnek- ke haͤngt, endigt sich daselbst BRENDEL, f. 3. b. in Gestalt eines Haͤk- chens, womit sie sich in die gegen uͤberstehende Seite, wo sich der letzte Kreis zu winden anfaͤngt, einsenkt ZINN, p. 33. . Cotugnus will, daß sie am Trichter aufhoͤren soll p. 11. . Auf eine andere Art hat diesen Bau der uͤberaus fleis- sige Cassebohm, Ein Haͤkchen beschreibt er n. 185. 197. den gemeinschaftli- chen Stiegen-Kanal n. 193. Be- siehe davon unter der n. 194. BOEHMER, de ossib. p. 104. verbessert hat es ZINNIUS, p. 34 anders wieder selbst Morgag- nus p. 414. 415. 416. beschrieben, der sich aber dennoch kein Gnuͤge leistet; anders erzaͤhlet es Cotugnus p. 9. 13. daß nur die Trum- melstiege, durch das dreiekkige Loch mit dem Trichter Gem ein- schaft unterhalte, COTTUG- NUS, p. 14. \&c. . Man koͤnnte aus I. Abschnitt. Werkzeug. aus den Worten des Bartolus p. 318. 320. schliessen, daß die Stiegen im Mittelpunkte, oder der Spizze der Schnek- ke, unter sich Gemeinschaft haben, daß also die Luft im Kreise herumgefuͤhrt wuͤrde. Das runde Loch, mit dem die Stiegen unter sich Gemeinschaft haben, hat Me- ry p. 446. f. G. f. inde puto DIONIS, p. 579. \& LAMY, dessens p. 76. \& WINSLOW, n. 540. \& T. IV. n. 406. davon redet auch physiologia batava p. 481. als einer wahrscheinlichen Sache, progress. de la medec. 1697. p. 28. zuerst deutlich gezeigt. |Denn es schrieb auch Willis daß die Scheidewand der Schnekke mit einem Loche durchbrochen sei Anim. brut. c. 15. Jch sehe, daß man ihn citirt, denn meine Ausgabe erwaͤnt nichts. . §. 34. Die Stiege des Vorhofes. Die Stiege der Trummel ( scala ). Es theilet demnach diese Platte, die in eine Kreisli- nie gewundne Schnekkenhoͤle, in zwo Hoͤlungen ab. Die- se Hoͤlungen bekommen von ihrem Anfange VALSALVA, p. 68. ihre rich- tige Benennungen her; denn es laͤßt sich von der Lage weder was gewisses, noch was hinlaͤnglich deutliches, bestimmen MORGAGN. l. c. p. 393. 394. 395. . Es faͤngt sich die Stiege des Vorhofes CASSEBOHM, t. 2. f. 6. c. c. f. 8. d. e. in dem untern Theile dieses Ganges VALSALV. t. 8. f. 5. r. CASSEBOHM, t. 4. f. 9. i. f. 11. h. f. 12. n. ALBIN, t. 1. f. 6. t. 2. f. 5. 1. FOLIUS f. 6. g. mit einer breitern Muͤn- dung an CASSEBOHM, n. 190. : sie liegt mehr nach aussen WINSLOW, n. 537. CAS- SEBOHM, n. 191. , mehr nach vorne MERY, p. 445. COT- TUGNUS, p. 12. und mehr nach unten VALSALVA, pag. 68. Obere, doch in anderm Verstan- de, nennt solches DUVERNEY. , als ihre Nebenstiege: P p 3 sie Das Gehoͤr. XV. Buch. sie ist schmaͤler COTTUGNUS, p. 13. VALSALV. p. 68. T. 8. f. 6. , laͤnger COTTUGNUS, p. 13. und besteht aus einem el- liptischen Schnitte VALSALVA, p. 69. . Sie oͤffnet sich in die Schale, zwischen dem Zinni- schen Haͤkchen der Spiralplatte, und zwischen dem Gewoͤlbe der Schnekke CASSEBOHM, t. z. f. 6. 7. 0. . Die Trummelstiege ALBIN, t. 1. f. 6. v. t. 2. f. 5. u. nimmt ihren Anfang von dem runden Fenster Idem c. l. FOLIUS, c. mit einer kleinern Muͤndung; sie liegt mehr inwendig CASSEBOHM, n. 191. , mehr nach hinten COTTUGNUS, MERY, p. 429. 444. 445. und hat einen breitern Durchschnitt COTTUGNUS, p. 13. VALSALV. p. 68. t. 8. f. 6. CASSEBOHMIUS will, daß sie im Anfange breiter, nachhero aber schmaͤler werde n. 206. . Sie oͤffnet sich ebenfalls in die Schale, zwischen eben demselben Haͤk- chen und der innern Wand der Schnekke ZINN, p. 33. . Jnwendig werden beyde Stiegen von dem Knochen- haͤutchen FALLOP. p. 30. COT- TUGNUS, p. 11. DUVER- NEY, p. 39. MERY, p. 444. 445. 460. 461. bekleidet, welches mit der Gefaͤssemembran des Vorhofes in eins fortgeht CASSEBOHM, t. 5. f. 8. . Ausserdem findet man in der Schnekke, so wie im Vorhofe, oͤfters ein Waͤsserchen COTTUGNUS, p. 23. , das oft roth und kle- brig ist. §. 35. Die Hoͤle des siebenten Nerven. Unter den Nerven des Gehoͤrwerkzeuges giebt es einige, welche auswendig, oder inwendig liegen. Jene, und auch nicht wenige von diesen, stammen vom Ner- ven I. Abschnitt. Werkzeug. ven des siebenten Paares her L. X. p. 779. . Wir haben ihren Stamm in den Gehoͤrsinus, oder bis in die Hoͤle des Felsenbeins begleitet: wir muͤssen sie also auch bis an ihre Enden fortfuͤhren. An dem hintern Steisse des Felsenbeins, fast mitten zwischen den vordern und hintern Enden dieses Knochens, befindet sich nahe am obern flachen Winkel gleichsam ein Loch, welches schraͤge nach vorne zu fuͤhrt, und vorne mit einer schwachen Furche die ankommende Nerven auf- nimmt, hinten aber sich mit einem Bogen endigt, wel- cher sich zu einer Spizze verlaͤngert Trou auditif. interne WINS- LOW, n. 541. ALBIN, t. 4. f. 1. LYSER, p. 127. . Von aussen endigt ein blindes Ende diese Hoͤle. Jn dieser zeigen sich zween Winkel. Der obere kleinere WINSLOW, n. 541. ALBIN, t. 7. f. 3. e. BRENDEL, f. 4. 5. 6. c. p. nimmt den harten Nerven auf, und laͤsset ihn nach der Wasserleitung laufen. Wir haben diesen Nerven, nebst den uͤbrigen beschrieben. Aus eben diesem Winkel fuͤhret ein Loch, das etwas kleiner, als die Wasserleitung ist, in die halbelliptische Hoͤlung des Vorhofes ALBIN. c. l. . Bertin ist zur Zeit noch der einzige, der einen kleinen Nerven aus dem harten Stamme, in einen einzigen halbzirklichen Kanal, durch ein besonderes Loch der Wasserleitung fortfuͤhrt BERTIN. tab. 16. . Der untere groͤssere Winkel WINSLOW, ALBIN. ist von dem vorher- gehenden durch eine hervorragende Linie abgesondert, und er wird auch selbst von einer vorragenden Linie in zween blinde Saͤkke abgeteilt; er oͤffnet sich mit vie- len Strassen, durch welche die Aeste des weichen Ner- ven aus dem siebenten Paare gehen. P p 4 Der Das Gehoͤr. XV. Buch. Der vordere Grund Sinuositas MORGAGN. Ep. XII. n. 11. 29. una VAL- SALV, p. 70. richtet sich nach der Schnek- ke, und deren Spindel, und oͤffnet sich oͤfters mit einem ziemlich grossen Loche BRENDEL, p. 408. CAS- SEBOHM, p. 215. t. 5. f. 15. c. t. 4. f. 2. f. add. MORGAGN. p. 440. so wie mit andern kleinen CASSEBOHM, t. 5. f. 15. d. MORGAGN. p. 439. 440. 441. n. 43. 44. 45. VALSALV. p. 76. t. 10. f. 2. COTTUGNUS, p. 19. DUVERNEY, p. 46. in dieselbe. Das grosse Loch laͤsset ausser dem Nerven auch eine Schlagader durch CASSEBOHM, n. 243. . Andere mehrere Loͤ- cher, oder auch nur ein einziges BRENDEL, ibid. COT- TUGNUS, p. 18. , gehoͤren zur Trum- melstiege. Der hintere Winkel liegt naͤher am Vorhofe BRENDEL, ibid. , und hat vornaͤmlich zwei Loͤcher, oder ganze Paͤkke von Loͤchern Foramina CASSEBOH- MIUS, DUVERNEY; Paͤkke von gegitterten Loͤchern MOR- GAGNUS, COTTUGNUS. , welche sich in diese Hoͤle oͤffnen. Das erste derselben fuͤhrt in die halbe kreisrunde Hoͤlung CASSEBOHM, t. 5. f. 15. e. t. 4. f. 8. f. f. 11. h. f. 12. K. COTTUGNUS, p. 21. Jst sol- ches der kleine Flekken MOR- GAGN. p. 446. , wel- che so wohl fuͤr die Schlagader CASSEBOHM, n. 241. , als fuͤr den Ner- ven bestimmt ist. Das andere CASSEBOHM, t. 5. f. 15. f. t. 4. f. 8. b. f. 12. m. An non MORGAGN. n. 42. p. 438. 439. oder der dritte Flekke MOR- GAGN. p. 447. habet COT- TUGNUS, p. 22. Jst es viel- leicht seconde branche DUVER- NEY, p. 48. l. c. b. Doch leugnet solches CASSEBOHM, n. 230. oͤffnet sich in die untere Muͤndung des untern halbzirkligen Kanales. Das dritte und vierte Loch, welche beide nur sehr klein sind CASSER. t. 5. f. 15. g. h. f. 8. 1. h. f. 12. i. , scheinen auch in den Vorhoff zu gehen. Valsalva zaͤlet ihrer fuͤnfe p. 72. t. 8. f. 2. g. t. 10. f. 1. 2. , drei bis vier Fallop p. 30. , etliche I. Abschnitt. Werkzeug. etliche Albin n. 2. f. 3. o. p. , zwei Duverney p. 47. 48. ; und die Natur folgt hierinnen nicht allezeit einerlei Regel MORGAGN. Epist. XII. n. 41. p. 438. 444. ALBINUS, l. c. . §. 36. Die Gehoͤrnerven. Aus dieser Hoͤle kommen, nachdem der harte Ner- ve abgesendet worden, die weichen Gehoͤrnerven, und sie laufen in den Vorhof, in die Schnekke, und in das halbzirkliche Fleisch. Es lassen sich diese Nerven so schwer auseinander sezzen, daß auch der Vortrag des Zergliederers schwer werden mus; und er wird um so viel undeutlicher, weil ich hier meine eigene Erfahrun- gen nicht, sondern andrer ihre erzaͤhle, indem mich mei- ne veraͤnderte Lebensumstaͤnde hindern, die Sache selbst zu untersuchen. Es zerspaltet sich also im Grunde selbst der Gehoͤr- sinus, in die Aeste der Schnekke, und in die Nerven des Vorhofes VALSALVA, p. 41. . Der groͤste Theil begiebt sich in den Vorhof IDEM, t. 8. f. 9. 10. ; und auf diesem Wege wandern jederzeit zween Faͤden des weichen Nerven, wie auch andre mehr, doch nicht allezeit. Derjenige ist immer vorhanden, welcher aus dem obern blinden Sinu der Gehoͤrgrube herkoͤmmt CASSEBOHM, n. 229. ramus secundus t. 5. f. 15. m. DUVERNEY, t. 10. f. 10. a. p. 47. (la plus considerable) COT- TUGNUS, p. 20. . Der andere, welcher durch das Loch des hintern Winkels, des untern Sinus geht, und sich in die halb- kreisige Hoͤle wirft, ist fast immer vorhanden CASSEBOHM, n. 229. t. 5. f. 15. n. ramus tertius COT- TUGNO, p. 21. n. 28. num haec potius seconde branche DUVER- NEY, p. 48. . P p 5 Der Das Gehoͤr. XV. Buch. Der dritte Ast, welcher sein Loch in dem Anfange des besondern Loches des groͤssern halbzirklichen Kanals hat CASSEBOHM, n. 229. cui ramus quartus est. , ist entweder da, oder er mangelt. Andre zween IDEM, ibid. Cui quintus t. 5. f. 15. p. \& sextus t. 5, f. 15. begeben sich durch Loͤcher, welche nicht bestaͤndig sind, in den Vorhof. Der letzte von ihnen koͤmmt von einem Nervenaste der Schnekke IDEM, n. 224. 229. . Folglich giebt es, wenn es viele sind IDEM, n. 230. VALSAL- VA, p. 72. , fuͤnf wei- che Staͤmme. Ein andermal findet man nur, wenn wenig da sind, zween EUSTACHIUS, p. 159. COTTUGNUS, p. 18. t. 2. f. 1. 2. 3. VIEUSSENS, p. 69. DU- VERNEY, n. 45. t. 11. f. | 3. wenn man naͤmlich den Nerven der Schnekke weggnimmt. . Und so koͤmmt hier wieder die Anmerkung vor, daß einige von diesen Fasern des weichen Nerven, in einem ganzen Pakke ita sumsit DUVERNEY, CASSEBOHM, VALSALVA. durch an einander grenzende Loͤcher, andere hingegen durch die kleinste Tuͤpfelchen der Sieb- platten, durchgefuͤhrt werden ita MORGAGNUS, pag. 444. COTTUGNUS, p. 20. , um sie mit den klei- nen Nerven, die den Siebknochen durchboren, zu vergleichen. §. 37. Die Nerven im Vorhofe. Das folgende ist ganz und gar undeutlich; denn wenn es schwer ist, die weiche Nerven in dem Werk- zeuge des Geruches zu verfolgen, welche doch lang sind, und von einer harten Membran besondere Scheiden be- kommen, so verstehet es sich von selbst, daß es unge- mein schwer seyn muß, ganz kurze, ganz weiche Ner- ven durch die allerhaͤrteste Knochen zu begleiten. Es I. Abschnitt. Werkzeug. Es verwandelt sich der Nerve des Vorhofes, den wir oben an gesezzt haben p. 20. , in dem Vorhofe in ein hoͤchst weiches Huͤgelchen CASSEBOHM, n. 231. tab. f. f. 1. 2. f. f. 3. 8. Une hou- pe DUVERNEY, t. 10. f. 10. p. 47. VIEUSSENS, p. 70. habet MORGAGNUS, p. 54. und zwar an dem vordern Ende des eirunden Loches. Der zweete Ast, dem wir die zwote Stelle gaben p. 240. , lieget blos auf dem Knochenhaͤutchen des Vorhofes un- ter der Gestalt einer dikken Membran auf CASSEBOHM, n. 231. t. 4. f. 12. u. . Der dritte Ast, der nicht allezeit vorhanden ist, macht ebenfalls an der eignen Muͤndung des untern halbzirkli- gen Kanals, eine kleinere Erhabenheit IDEM, ibid. t. 4. f. 9. b. tab. 5. f. 3. b. eo refert Cl. vir Eminence seconde DUVERNEY, l. c. p. 48. Doch er eignet solche dem ersten Nerven zu. . Von einem der uͤbrigen Nervchen entsteht eine, doch nicht bestaͤndige dritte sehr kleine Erhabenheit CASSEBOHM, num. 231. t. 5. f. 1. 2. g. , wel- che zwischen dieser Muͤndung, und der halbkreisigen Hoͤ- le liegt: das uͤbrige Nervenmark vermischt sich mit dem Knochenhaͤutchen des Vorhofes IDEM, 231. fin. . Von diesem nervigen Marke ( pulpa ) und von beiden Gehirnhaͤuten, bildet sich die Membran, welche in dem Vorhofe ausgespannt ist, n. 234. t. 5. f. 1. 2. h. f. 4. c. g. membrane nerveuse VIEUS- SENS, p. 70. habet VALSAL- VA, p. 72. MORGAGN. Epist. XII. n. 52. p. 452. 453. an dem Obertheile der Pi- ramide des Cotugni anhaͤngt, hierauf im Umkreise des Vorhofes vorkommt, und den Vorhof in den obern und untern Theil MORGAGN. p. 453. Einen vordern und hintern COT- TUGNUS, p. 10. absondert Septum nervosum vestibuli COTTUGNUS, n. 26. 27. p. 20. 21. Auch die Thiere haben sol- ches p. 41. . Von Das Gehoͤr. XV. Buch. Von dieser Membran begiebt sich das in eins fort gehende Mark in die halbzirkligen Kanaͤle VALSALVA, p. 72. 73. 74. 75. t. 8. f. 8. 9. 10. t. 10. f. 3. cui sunt zonæ sonoræ CASSE- BOHM, n. 234. 240. t. 5. f. 1. 2. i. , und man nennt es hier, doch nicht geschikkt genung, das Ner- venseilchen. Dasjenige nervige Fadenwerk, f. 3. d. e. f. welches Morga- gnus n. 55. p. 457. , Simoncell apud DESNOUES, in oft angefuͤhrter Stelle, im Schrei- ben ad GULIELMINUM. , Vieussens de l’oreille p. 70. Neuro- graph. p. 198. , Duverney, p. 48. t. 10. f. 10. Cassebohm n. 2. 38. und Mery p. 457. item LAMY, præf. in den halbzirklichen Kanaͤlen gesehen haben, scheinet mir vielmehr, Gefaͤs- se gewesen zu sein etiam MORGAGNO. . Endlich erwaͤnt Valsalva VALSALV. p. 75. Von den aufgehaͤngten Nerven redete schon MERY, in LAMY, praef. gewisse Zonen, welche gleichsam mitten an den Durch- messern der halbzirklichen Kanaͤle schwebten p. 72. 73. 74. 75. , und diese scheinen Ueberbleibsel entweder von dem trokknen Knochenhaͤutchen CASSEBOHM, n. 240. , oder der gedachten markigen Mem- bran p. 241. oder Stuͤkke von den Gefaͤssen gewesen zu sein MORGAGNUS, n. 56. p. 458. . Winslow konnte dergleichen Zonen T. IV. n. 405. so wenig, als Albin in den Schaafen, in denen sie doch Valsalva gefunden hatte, antreffen. Valsalva beschreibet noch einen, vom nervigen Marke, das in den Vorhof aufgenommen worden, auch in die Stiege des Vorhofes laufenden, Sproͤßling T. 8. f. 8. h. ; allein noch Niemand ist ihm hierinnen nachgefolgt, und es blieben ihm selbst, bei seiner Entdekkung noch Zwei- fel uͤbrig. §. 38. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 38. Die Nerven der Schnekke. Wir haben gesagt, daß ein anderer der vornemsten Staͤmme des weichen Nerven, fuͤr die Schnekke bestimmt sei p. 240. . Es begiebt sich also ein grosser Stamm CASSEBOHM, t. 5. f. 15. i. VIEUSSENS, t. 6. f. 1. 2. g. DUVERNEY, t. XI. f. 2. d. \& olim EUSTACHIUS, p. 159. \& FALLOPIUS, p. 30. , der zugleich vorne liegt, von diesem weichen Nerven groͤ- stentheils in die Kruͤmmung, welche sich unter der Ba- sis der Schnekke zeigt MORGAGN. n. 44. p. 440. VALSALVA, p. 71. 76. . Er scheinet sich CASSEBOHM, n. 224. t. 5. f. 15. etiam MORGAGNUS, l. c. p. 441. Sal. ALBERTI, l. c. VIEUSSENS,| p. 71. 72. in die Furche der Schnekkenspindel zu begeben, und durch sel- bige bis zur Schale hinauf zu steigen, denn es kan kei- ne Kunst den Nerven auf diesem Wege verfolgen Daran zweifelte EUSTA- CHIUS, p. 159. Negat MERY p. 457. \& ex eo LAMY, in præf. \&c. p. 78. Jm Elefanten ist solches deutlicher zu sehen phil. transact. n. 358. . Andere Zweige laufen durch kleine Loͤcher gegen die Schnekke zu CASSEBOHM, t. 5. f. 15. d. MORGAGN, n. 45. p. 441. 442. 443. DUVERNEY, p. 46. VALSALVA, p. 76. VIEUS- SENS, p. 71. WINSLOW, num. 409. Tractus spiralis foraminosus bei dem COTTUGNUS, p. 18. 19. und scheinen mit der Spindel weiter zu streichen. Jch habe aber niemals einigen Nerven unter der deutlichen Gestalt von Faͤden sich um die Windungen der Schnekke herumziehen gesehen Nach der Zeichnung des VALSALVA, tab. 8. f. 8. 9. t. 10. f. 3. SIMONCELLI, l. c. . Doch es hat noch nie eine noch so geschikkte anatomi- sche Hand Nervchen aus der Spindel durch die, von uns beschriebene Loͤcher, oder in eine von beiden Schnek- kenstiege Tympani, COTTUGNUS, p. 18. , oder in beide, oder auch in die Membran der Das Gehoͤr. XV. Buch. der Spiralplatte, am Zwischenraume des Knochenhaͤut- chens fuͤhren koͤnnen Daß sie ganz gewis dahin gehen, und daß er sie wenigstens dahin streichen gesehen, COT- TUGNUS, pag. 29. auch VI- EUSSENS, p. 71. , ob es gleich sehr wahrscheinlich ist, daß sie dahin laufen muͤssen MORGAGNUS, p. 442. 443. COTTUGNUS, p. 19. ALBINUS, ap. du BOIS, de auditu n. 40. VALSALVA, ver- muthet solches blos, p. 76. . Doch das laͤßt sich nicht vermuten, daß aus einem hoͤchst weichen Ner- ven, die harte und knochige Schale VIEUSSENS, p. 72. , welche sich an dem aͤussern Ende der Spindel befindet, gebildet wer- den sollte; und es laͤßt sich eben so wenig glauben, daß aus diesem Nerven die Spiralplatte werden sollte Ibid. n. 75. . §. 39. Die uͤbrige Nerven des Ohrs. Ausser denen Zweigen, welche wir bereits gemeldet haben, und sich ganz inwendig im Ohr befinden, aus- ser denen, von denen ich gesagt, daß sie vom harten Nerven L. X. p. 227. seqq. auf die Trummel, und die Mittelhoͤle des Gehoͤrwerkzeuges verwendet werden, muß ich auch noch diejenige beruͤren, welche ganz zu aͤusserst nach dem Ohre, nach dem aͤusserlichen Ohre, und nach dem Gehoͤrgange hin streichen. Zuerst giebt der harte Nerve, kurz darauf, wenn er aus der Muͤndung der Wasserleitung hervorgekom- men, einen Sproͤßling von sich, welcher sich um das aͤussere Ohr schmiegt, und dessen hintern Muskeln, selbst dem aͤussern Ohre, dem Bokk und Gegenbocke, Aeste zu- wirft ibid. pag. 228. MEKEL, mem. de Berlin T. IX. ann. 1752. p. 75. seqq. n. 75. VALSALV, tab. 2. 0. DUVERNEY, p. 50. . Jn ihn wirft sich der tiefe Ast vom dritten Nakkennerven WINSLOW, n. 183. ill. MEKEL, \&c. p. 99. n. 1. . Ein I. Abschnitt. Werkzeug. Ein andrer Zweig des fuͤnften L. X. p. 219. 220. und zwar von des- sen drittem Aste, laͤuft ebenfalls ins aͤussere Ohr, wirft sich mit einigen Zweigen laͤngst dem Unterkiefer in die Aeste des harten Nerven; giebet dem aͤussern sern Ohre, dem aͤussern Ohrkreise, dem Bokke, Gegen- bokke, dem innern Ohrkreise, dem Schiffchen und dem erhabenen Theile der Schnekke, Aeste; und sendet aus einem andern tiefe Zweige in den Gehoͤrgang ab. Wenn man diesen Nerven beim innern Ohrkreise, nahe am Bokke brennt, so sollen die Zahnschmerzen ver- gehen BARTHOLIN, cent. IV. hist. 80. CHESELDEN, anat. VI. edit. p. 234. DIEMER- BROECK, p. 412. . Der dritte Nerve des aͤussern Ohres entspringt vom dritten Paare der Nakkennerven, welches sich mit dem zweeten vereinigt; und es ist sein erster Zweig, der hin- tere Ohrnerve MEKEL, p. 100. n. 103. EUSTACHIUS Tab. 21. 23. BERRETTIN, t. 16. f. 1. DU- VERNEY, p. 53. t. 12. f. 3. WINSLOW, T. III. n. 184. denn bei ihm ist unser drittes Paar sein zweites, VALSALVA, t. 2. B. descripsit olim lob. a MEKERN, c. 55. , und er laͤßt einen tiefen Ast von sich, welcher sich an den harten Nerven anhaͤngt. Hier- auf entspringt von diesem Paare ein Zweig, welcher uͤber den zizzenfoͤrmigen Muskel in die Gegend der Schnekke streicht, und sich nach der obersten Spizze des aͤussern Ohrs in den Knorpel ohne Namen, und aͤussern Ohrkreis wendet IDEM, n. 270. 276. . Er hat auch mit den andern Aesten seines Stammes, von den Hinterhauptsnerven Zusammenhang. Jn andern Koͤrpern gehoͤrt er zum dritten der Nakkennerven. Ein Ast vom dritten der Nakkennerven ist der vor- dre Dhrnerve, und auch dieser unterhaͤlt mittelst der Ohrdruͤse mit dem harten Nerven Gemeinschaft. Die- ser verlieret sich bisweilen gleichsam in diesem Ner- ven MECKEL, n. 268. 272. Das Gehoͤr. XV. Buch. ven ita ill. MEKELIUS. . Ein andermal ist er um so viel groͤsser, daß er selbst das Ansehen eines Stammes behauptet; und er breitet sich, wie ich allerdings gesehen, im Bokke, Ge- genbokke, Ohrlaͤppchen, innern Ohrkreise und Schiff- chen aus. Zu den hintern Ohrmuskeln lausen von dem zwee- ten Paare der Nakkennerven Zweige hin primo VIEUSSENS, neu- rogr. p. 212. sed aliter numerat. . §. 40. Die Schlagadern des Gehoͤrwerkzeuges. Es besizzet dieses Werkzeug viele und kleine Schlag- adern, und man kennet sie noch zur Zeit nicht alle, da sie klein sind, und man sie nothwendig durch die haͤrteste Knochen verfolgen muß. Jndessen| wird der folgende Vortrag doch wahr sein, ob man gleich dabey das Voll- staͤndige vermisset. Wir haben diejenige Ader, welche entweder von der aͤussern Carotis, oder von der Hinterhauptsschlagader ein Sproͤsling ist, die hintere Ohrader genannt L. X. p. 113. DUVERNEY, t. 2. f. 1. 2. B. p. 4. VALSALV, tab. 2. corp. post. e. \& L. X. p. cit. . Jhr Stamm steiget in einer Falte zwischen dem Kopfe und Ohre in die Hoͤhe, und theilet einige Unteraͤste dem Ohrlaͤppchen, dem Bokke, Gegenbokke, dem Gehoͤr- gange mit, die sich in die tiefe Aestchen der Schlaͤfe- pulsader werfen: ausserdem verschwendet er andere Ober- aͤste auf die Schnekke, den aͤussern und innern Ohrkreis, und auf das uͤbrige Stuͤkk des aͤussern Ohrs, und diese verbinden sich mit den vordern Fascic. VIII. Tab. . Gemei- I. Abschnitt. Werkzeug. Gemeiniglich entspringet von dieser Griffelzizzenschlag- ader L. X. p. 113. diejenige Begleiterin der harten Nerven, wel- che dem Gehoͤrgange einen Ast und Zweig giebt, von welchem der Kranz der Trummelhaut seinen Ursprung nimmt. Jndem naͤmlich dieselbe um den Ring von aussen herumstreicht, welcher sich dem Gehoͤrgange zu kehrt, so macht sie gemeiniglich nebst dem ersten Zwei- ge derjenigen Schlagader, welche von der Schlaͤfenader koͤmmt, und nach dem Gelenke des Kinnbakkens geht, denjenigen Kranz aus, von welchem das Schlagader- baͤumchen RUYSCH, Epist. 8. t. 9. f. 9. \& p. 201. DUVERNEY, posth. T. 12. f. 2. 5. durch die Trummelhaut, und mit dem Hammerstiele parallel herablaͤuft. Der andere Zweig dieses Staͤmmchen geht uͤber der Trummelhaut vorwaͤrts in die Trummel, durch die Luͤkke des Ringes Jst es nicht derjenige, der mit dem aͤussern Muskel ankom- men soll, nach dem RUYSCHIUS, ep. 8. p. 11. \& CASSEB. n. 79. DUVERNEY, posth. tab. cit. f. 4. . Die Schlaͤfenschlagader theilet, so wie sie vor- waͤrts laͤngst dem Ohre zu den Schlaͤfen eilt, dem Ohre viele Aeste mit. Der erste derselben, welcher fuͤr das Gelenke des Kinnbakkens bestimmt ist, laͤsset durch die Spalte des Gelenkes einen Zweig von sich, welcher die Trummelsaite, und den vordern Hammermuskel beglei- tet. Von diesem Zweige koͤmmt derjenige her, welcher mit dem Ohraste, oder ganz allein, die Trummelader von sich giebt. Die untersten laufen zum Gehoͤrgange, und machen mit den Aesten der hintern Ohrenschlagader ein Nezze Ibid. 21. p. 18. . Die solgenden begeben sich zum Bokke zum Anfange des Ganges zum ersten Einschnitte vide Fasc. VIII. tab. corp. ant. B. C. E. F. G. DUVERNEY, t. 2. f. 1. ad C. D. p. 4. 5. VAL- SALVA, tab. 2. t. t. , so wie andre zum H. Phisiol. 5. B. Q q Das Gehoͤr. XV. Buch. zum aͤussern Ohrkreise, zum Schiffchen, zum innern Ohrkreise, zum obern Theil des Ganges wieder zum aͤussern Ohrkreise, zum innern Ohrkreise, und zur Schnekke, nachdem sie mit der hintern in groͤsserm Zu- sammenhange getreten, und hierzu gehoͤrt noch ein ande- rer, welcher sich um den aͤussern Ohrkreis herum biegt. Von der Hinterhauptsader, von der Griffelzizzenader, oder von der hintern Ohrader, kommen einige kleine Zweige, welche sich in die zizzensoͤrmige Faͤcher begeben ZINN, p. 39. . Von der innern Kieferader entspringet oberhalb dem Queerbande des Kinnbakkens ein Weg, welcher den Muskel der Trompete, die weiche Trompete selbst, und den Gehoͤrgang bedient. Das Jnwendige des Ohrs enthaͤlt viele Staͤmmchen. So laufen von der Griffelzizzenader Aestchen aus der Wasserleitung des Fallopius nach den zizzenfoͤrmigen Faͤchern L. c. p. 8. nach dem Steigbiegelmuskel, nach dem aͤussern halbzirkligen Kanale, wo derselbe dicht an die Wasserleitung grenzt, und es gelangt ein Aestchen zu dem hintern obern Theile der Trummelhoͤle, indem er sich mit dem verbindet, von welchem ich so gleich reden werde. Diese und die andre Aeste koͤnnte man mit bes- serm Rechte der Hirnhautschlagader zuschreiben. Von der Hirnhautschlagader koͤmmt ein Zweig zum Vorschein, dessen erster Sproͤsling Fasc. VIII. p. 16. Fasc. II. m. von diesen und des andern Loͤchern habe ich geredet, oben §. 27. zur Trummel- hoͤle geht, und sich bis zum eirunden Fenster, zur Ge- gend des Ambosses begiebt, und sich in dem Knochen- haͤutchen ausbreitet. Ein andrer Sproͤsling desselben, welcher groͤsser ist, laͤuft nach dem vordern obern Theile der Trummel, zum Vor- n. 23. I. Abschnitt. Werkzeug. Vorgebirge, zu der Gegend des runden Loches und zur vordern Gegend der Trummel herab. Auch dieser Sproͤsling faͤllt deutlich in die Augen. Eben dieses Staͤmmchen der Hirnhautschlagader strei- chet, indem es zum suͤnften Paar Aeste sendet, durch die Luͤkke des Fallopius L. X. p. 116. CASSE- BOHM, n. 105. 248. PLATER, p. 26. 1. 29. Dieser Zweig soll mit gegenseitiger Richtung zur harten Hirnhaut gehen. DIS- DIER, splanchnol. T. II. und wirft sich nunmehr in die sehr kleine Griffelzizzenader. Der dritte Zweig der Hirnhautschlagader, welcher ausserhalb der Hirnschale entsteht, bisweilen aber auch aus dem Stamme der innern Kieferader abstammt ic. art. max. in not. 1. begiebt sich in den Kanal des Hammermuskels CASSEBOHM, n. 105. 248. ZINN, p. 38. : er laͤuft mit diesem zur Trummel, indessen daß er mit einem andern Zweige der Trummelsaite, und Muskel des Folius folget Fascic. VIII. p. 16. , und zum Hammer laͤust, nach- dem er sich mit einem Aestchen der Griffelzizzenader durch einen geraden und ziemlich ansehnlichen Zusam- menhang verbunden. Ein andrer Zweig von der innern Carotis Fasc. p. 2. L. X. p. 119. VALSALV, t. 7. f. 1. p. 55. an. COLUMBUS, p. 182. 183. \& HABICOT, L. 10. d. 5. , wel- cher durch den Felsenknochen streicht, und die vordre Grenze der Trummel beruͤhrt, begiebt sich in das Vor- gebirge hinein. Doch es giebet auch die Schlagader des Schlundkopfes einen Zweig mit der Trompete zur Trummel ab. Endlich entspringt die vornehmste Schlagader des Jrrganges aus einem derer Aeste der arteriae basilaris an der Bruͤkke, und dieser Ast geht auch nach der untern Q q 2 Gegend Das Gehoͤr. XV. Buch. Gegend des kleinen Gehirns hin Fasc. VII. f. 1. l. m. p. 10. L. X. p. 133. WINSLOW, n. 101. Fuͤr eine Krankheit hielte es SE- VERINUS, occult. abscess. pag. 272. . Er laͤuft mit dem weichen Nerven zum Gehoͤrsinus, und soll mit seinem Hauptstamme durch die kleinen Loͤcher dieses Faches in den Vorhoff gehen CASSEBOHM, t. 1. f. 3. x. et. n. 241. DUVERNEY, t. 10. f. 7. a. , und von da sowohl durch alle ein- zelne halbzirkliche Kanaͤle, CASSEBOHM, t. 5. f. 15. i. t. 4. f. 8. f. 11. h. f. 12. k. aut. t. f. 8. b. f. 12. m. et num. 245. DUVERNEY, f. 8. in einander zuruͤkklaufen- de Kreise beschreiben, als auch durch die Schnekke her- umgefuͤhrt werden DUVERNEY, f. 8. B. . Die Schnekke hat eine andere Schlagader, welche von der Gehoͤrader entsteht CASSEBOHM, p. 243. COTTUGNUS, p. 72. , welche durch den Kanal der Spindel geht, endlich in die Schale dringt, und sich in selbiger mit sternfoͤrmigen Zweigen ZINN, p. 35. COTTUG- NUS, t. f. 7. o. endigt, und auch durch die kleinste Loͤcher der Schnekke CASSEBOHM, ibid. COT- TUGNUS, p. 72. in ihre Stiegen Aeste wirft. Doch es laͤuft auch durch beide Stiegen der Schnek- ke CASSEBOHM, nom. 244. t. 5. f. 8. ein Gefaͤßchen, welches sich in eben solche Win- dungen dreht, und hie und da ins Knochenhaͤutchen RUYSCH, Thes. II. ass. r . n. 9. Aeste abgiebt. Der Stamm der Vorhoffsstiege koͤmmt von der Schlagader des Vorhofes p. 246. : das Staͤmmchen der Trummelstiege von der mit der Drosselblutader ge- paarten Schlagader, es mag nun selbige von der Hin- terhauptsader, oder von der Ader des Schlundkopfes abstammen ZINN, p. 39. . §. 41. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 41. Die Blutadern des Gehoͤrwerkzeuges. Die aͤussern Blutadern des Ohres kommen auf eben die Art, wie die Schlagadern pflegen von beiden Schlaͤ- fenadern her, ARISTOTELES, hist. anim. L. III. n. 2. ex DIOGENE APOLLONIATA, von den Blut- adern des Halses. theils an der vordern Gegend des Ohres, theils an der hintern. Beruͤhmte Maͤnner haben die Blutader der Trum- mel DUVERNEY, tab. 9. f. 1. B. VALSALV, p. 55. Nicht der Trommelhaut, nach der Citation des CASSEBOHMIUS. in den grossen Sinus, oder den Aufenthalt der Drosselblutader Zwei, oder drei. CASSE- BOHMIUS, n. 106. geleitet, denn ich habe hier keine eigene Versuche aufzuweisen. Andere scheinen einem beruͤmten Manne IDEM, ibid. t. f. i. o. durch die zizzenfoͤrmige Faͤcher, und durch die kleinste Loͤcher um diesen Fortsazz zu laufen. Cassebohm vermuthete eine Blutader im Vor- hofe n. 242. . Eben derselbe sahe in den halbzirklichen Kreisen zwo Blutadern neben den Schlagadern laufen n. 245. , und er leitete ihren Ursprung von dem Quartiere der Drossel- blutader vielmehr her, als daß er sie mit den Augen verfolgt haͤtte n. 246. . Eben so redet Duverney p. 41. 42. von Blutadern neben Schlagadern in den halbzirklichen Kanaͤlen und in der Stiege des Vorhofes auf eine Art, daß er selbige nicht zuverlaͤßig genung gesehen zu haben scheint n. 244. . Q q 3 Casse- Das Gehoͤr. XV. Buch. Cassebohm erwaͤhnt von einem Blutaderloche an der Leiter der Trummel, und Zinn erklaͤrt dieses von der dritten p. 39. . Eben so vermuthet Cassebohm, n. 248. daß eine Blut- ader aus dem griffelzizzenfoͤrmigen Kanale zu dem ge- dachten Quartiere lause. Endlich versichert Cotugnus, daß die wahre Blut- ader der Schnekke, welche ihre Aeste durch die Zone und Stiegen werfe, wirklich gefunden werde p. 70. 75. : es flies- se ihr Stamm aus beiden Stiegen in die Trummelstiege zusammen duo rami t. 1. f. 5. g. , und er arbeite sich durch ein besonderes Loch t. 1. f. 1. r. dicht an der Muͤndung der Wasserleitung der Schnekke, durch die Hirnschale hindurch; er streiche ge- gen die Drosselblutader fort, und scheine sich in den un- tern Felsensinus zu oͤffnen pag. 71. . Eben diese Blutader empfaͤngt einen Ast vom Vorhofe p. 71. f. 1. f. 5. h. . Eine andre Hauptblutader des Vorhofes p. 72. , welche sich aus allen halbzirklichen Kanaͤlen, und aus dem Vor- hofe versammelt, gelangt durch ein Loch t. 1. f. 4. 1. an der Spal- te der Wasserleitung des Vorhofes in die Hirnschale, und oͤffnet sich in dem Seitensinus p. 92. . Folglich ver- misse ich hier in der That die vornehmste Blutader, die den Gehoͤrnerven begleitet; und diese habe ich zuver- laͤßig mit der Schlagader herankommen gesehen, ob ich gleich ihre Zweige nicht verfolgt habe. Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, daß von dieser Blutader haupt- saͤchlich die Gefaͤsse des Vorhofes abstammen. Denn es lassen Blutadern an kleinen Zweigen niemals leicht ihre Schlagadern im Stiche, wenn sie gleich an ihren Staͤmmen unter einander verschieden sind. §. 42. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 42. Die Flieswassergefaͤsse im Werkzeuge des Gehoͤrs. Jch finde keine Flieswassergefaͤsse, ob ich gleich weiß, daß man sie als eine wirkliche geschehene Sache zu beschreiben pflegt. So sind des Vieussens p. 27. lym- phatischnervige Gefaͤsse oͤfters lauter Gewebefaͤsern, und von diesen findet man nur bei diesem beruͤhmten Manne eine einzige Sylbe. Valsalva vermuthat sie blos p. 16. \& p. 55. . Cassebohm sagt, daß er nichts davon gefunden habe n. 107. . Ein anderes Geschlecht von Flieswassergefaͤssen, das ohne Klappen, aber dennoch geschikkt ist, die Feuchtig- keit aus der Schnekke und dem Vorhofe wieder einzu- saugen, beschreibt der beruͤhmte Cotugnus sehr muͤh- sam. Es laͤuft nehmlich der Kanal, welchen Mor- gagnus mit einer Furche verglichen COTTUGNUS, n. 59. p. 49. add. t. 1. f. 3. 1. durch das Fel- senbein fort, t. 1. f. 2. k. f. 3. m. und er fuͤhrt durch dessen Rizze p. 50. f. 1. i. f. 4. 1. t. 2. t. t. Flieswasseradern in seinen besondern kleinen Sinus n. 64. p. 54. n. 65. p. 65. t. 2. 5. und in den t. 2. XX. Z. Z. sehr bekandten Quersinus der harten Membran p. 56. , indem dieser Kanal auch in den wilden Thieren sichtbar ist id. p. 59. n. 69. . Die Wasserleitung der Schnekke aber p. 62. n. 73. p. 64. 65. n. 75. t. t. b. b. faͤngt sich nahe am runden Fenster, an der Stiege f. 3. p. der Trummel an, add. t. 1. f. 2. k. f. 3. 9. und oͤffnet sich durch einen eignen Halb- kanal f. 5. c. mit einer Muͤndung, die ein Bogen schließt p. 66. t. 1. f. 2. k. f. 4. I. t. a. k. , Q q 4 nahe Das Gehoͤr. XV. Buch. nahe an dem Wege, den der Zungenschlundnerve nimmt p. 68. n. 80. t. 1. f. 1. q. , in die Hoͤlung der Hirnschale. Wir hoffen, daß diese Neuigkeiten, die von Nieman- den erwaͤhnt worden, durch die Versuche anderer Zer- gliederer werden bestaͤtigt werden, damit nicht etwa Je- mand, da die Gefaͤsse in dem Sinus der harten Mem- bran mehr eingesprengt, als eingeschoben sind, von dem Ursprunge und Ende dieser Blutaͤderchen andere Mey- nung vorbringen moͤge. Zweiter Abschnitt. Die phisische Theorie des Schalles. §. 1. A uch hier wiederhole ich, das von mir mehr als einmal geschehene Gestaͤndniß. Jch bediene mich gesammelter Schaͤzze, und ich kan in die- ser Theorie nichts fuͤr meine eigene Entdekkung ausge- ben. Ausserdem verspreche ich meinen Lesern keinen voll- staͤndigen Vortrag, weil es die Natur eines weitlaͤufti- gen Werkes nothwendig verlangt, daß die zahlreichen Theile desselben kurz sein muͤssen. §. 2. Der Schall ist ein Zittren. Jch verstehe hier nicht unterm Worte Schall eine Empfindung der Seele, sondern ich sehe blos auf dieje- nige phisische Beschaffenheit in Koͤrpern, welche um uns herum liegen, wovon in der Seele die Empfindung des Schalles hervorgebracht wird, wofern das Werkzeug des Gehoͤrs gesund und frei wirkt. Es II. Abschnitt. Werkzeug. Es zeiget die Erfahrung, daß in demjenigen Koͤrper, welcher den Schall erregt, zu der Zeit abwechselnde Zit- terungen und Schwingungen vorgehen, in welcher er den Schall hervorbringt. Man kan diese Bebungen auf die allereinfachste Art so betrachten, daß man die Theilchen des zittrenden Koͤrpers, als Saiten ansieht, welche wechselweise aus einer geraden Linie zu einer krum- men werden, deren groͤste Kruͤmmung, oder groͤßte Ent- fernung von der geraden Linie vor dem Thongeben, in der Mitte dieser Linie befindlich ist, und daß diese Sai- ten wechselweise wieder so gerade werden, als sie in der vorigen Ruhe waren HELSHAM, Lectures, p. 258. t. 7. f. 11. NOLLET, lec. de physiq. exper. T. III. p. 398. t. 1. f. 3. EULER, de musica n. 2. ROHAULT, phys. ex edition. CLARKII, L. I. c. 26. n. 16. BIRCH, T. IV. p. 46. . Jndem nun dieses von allen Seiten in dem klingen- den Koͤrper vorgeht, so wird die ganze Glokke, wenn sie klingt, wechselweise weiter im Umfange, weil sich alle ihre einzelne Saiten nach einer Kruͤmmung bewe- gen, und sich der Quere nach in eine groͤssere Ellipsis verwandeln; bald aber verwandeln sie sich wieder in eine Ellipsis, welche nach dem andren Diameter gemes- sen, weiter, nach dem erstern aber kuͤrzer ist, wenn diese Saiten wieder gerade werden NOLLET, l. c. p. 399. f. 7. DESAGULIERS, T. II. p. 6. 7. 5. GRAVEZANDE. T. II. n. 2. 314. BIRCH, l. c. ROUHAULT, n. 19. WOLF, Versuche T. III. p. 32. 36. LE CATT, p. 262. KIRCHER, phonurg, p. 185. von einem Trink- glase PERRAULT, p. 208. 214. ep. belg. du BOIS, de sono \& auditu diss. 1. n. 3. An einem Trinkglase KIRCHER. phonurg p. 188. An einem nach Spiralli- nien geschnittenen Trinkglase, sind die Linien um ein ansehnliches laͤn- ger, und kuͤrzer, wenn man es mit dem Finger streicht. BOYLE, Of languid. motion. . Dieses ist nicht eine Sache der Theorie, sondern aus wirklichen Ver- suchen bekannt. Auch ein Ring, an welchen man Q q 5 schlaͤgt, Das Gehoͤr. XV. Buch. schlaͤgt, verwandelt sich in eine uͤberzwerch gemessene breitere Ellipsis WEDEL, de contra fissur. p. 32. in vitro, BIRCH, l. c. . Daher koͤmmt es auch, daß in einem Trinkglase, wel- ches voll Wasser ist, mit einem Finger gelinde gerieben wird, und einen Klang macht, das Wasser aufhuͤpft, und Tropfen wirft, und zugleich Wasser und Queksil- ber, auch von entlegnen klingenden Koͤrpern zum Zitt- ren gebracht wird BARTOLI, p. 137. 173. . Da es also blos die Eigenschast eines elastischen Koͤr- pers ist, wechselweise Schwingungen zu machen, und hin und her zu springen: so bringen auch keine andere, als elastische Koͤrper MUSSCHENBROECK, n. 1417. NOLLET, l. c. p. 398. und das um so viel mehr einen Schall hervor, je haͤrter sie sind, und je weniger sie sich zusammendruͤkken lassen, um von geringen Biegun- gen zu zerbrechen, dergleichen die zerbrechlichen Metal- le sind NOLLET, p. 403. , welche man aus Kupfer und Galmei, aus Kupfer und Zinn partes cupri tres, stanni quinque. KIRCHER, musurg. p. 520. , und aus Kupfer und Wismut MERSENN, harmonia in- strument. p. 155. zusammensezzt. Jn grosser Kaͤlte verstimmte sich die Saite eines Fluͤgels um einen ganzen Thon tiefer K. SOVENSK, acad. Handl. 1760. trim. 4. : hierzu pflegt man, wegen der Dehnung, welche sie lei- den, die Daͤrmer aus den Thieren, oder auch unter dem Holze dasjenige zu nehmen, welches am meisten elastisch ist. Daher geben weiche Metalle, als Gold oder Blei, wenig klang ROUHAULT, n. 24. Das Gold von Siam ist weicher, und also der Ton der Saiten groͤber, mem. avant. 1699. T. II. p. 21. . Aus II. Abschnitt. Werkzeug. Aus eben diesem Grunde klingt auch eine gespannte Saite und eine ungespannte ganz und gar nicht. §. 3. Aber ein Zittren der kleinsten Theilchen eines klingenden Koͤrpers. Die neuern Weltweisen haben vorlaͤngst erwiesen, daß zur Hervorbringung eines Schalles nicht genug sei, daß ein klingender Koͤrper in der Luft Schwingungen mache, sondern daß dazu uͤberhaupt das Zittren der fe- sten Grundstoffe dieses Koͤrpers F. tertius de LINIS, L. IX. c. 3. GRIMALDI, physica Mathes. de lumine colore et iri- de, Bonon, 1666. memoir d’ acad. 1716. p. 340. Ia HIRE, de la trompete max. p. 522. CARRE, Mem. 1709. p. 58. 59. MUS - SCHENBROECK, n. 1407. S. GRAVENZANDE, num. 2315. DESAGULIERS, T. II. pag. 7. DU BOIS, n. 4. 5. 22. , und das Hin- und Herschwanken derselben erfordert werde. Solcherge- stalt zittret, und schwingt sich eine eiserne Zange ganz, wenn man ihre Schenkel zusammenzieht, und darauf wieder los laͤsset, allein sie giebt keinen wirklichen Schall von sich, indem sie schwankt, und auch nur alsdenn, wenn man an sie schlaͤgt, macht sie nur einen leichten und schwachen Schall. Doch wenn eben diese Zange, mit ihren aͤussersten Enden an einen harten Koͤrper stoͤßt, so zittert sie MUSSCHENBROECK, n. 1414. add. la. HIRE, de la tromp. mar. dergestalt, daß man die Schwingung an dem Finger fuͤhlet, und sie klingt s’ GRAVEZANDE, l. c. . So zittert eine Saite des Klavirs, wenn solche von einem harten Koͤrper getroffen wird, und sie giebt einen Klang: wenn der Klavis, von dem bezognen Tuche herabfaͤllt MUSSCHENBROECK, n. 1408. , so schwankt sie zwar, aber sie klingt nicht; und sie klingt wie- derum, wenn sie auf einen harten Koͤrper faͤllt. Eine Das Gehoͤr. XV. Buch. Eine mit Schnee bedekkte Glokke ROUHAULT, num. 17. MUSSCHENBROECK, n. 1413. zittert, aber klingt nicht, und ein mit Oel bestrichner Bogen MUSSCHENBROECK, n. 1409. macht zwar, wenn er eine Saite anstreicht daß solche schwingen muß, aber nicht, daß sie klingen kan, weil sie von dem weichen Streifstosse die Grundstoffe nicht in ein Zittren bringt. Ob wir gleich hier einige Dinge voraussezzen, welche wir nachgehends erweisen wollen, so gehoͤret doch noch ein anderer Versuch hieher, welcher zeiget, daß alle Grundtheile eines klingenden Koͤrpers, und nicht die Oberflaͤche allein, das ihrige zum Schalle mit beitra- gen. Damit ein Cilinder die Octave vom Thone eines andern Cilinders von sich gebe, so muß derselbe nicht noch einmal, sondern achtmal groͤsser seyn, und diese Beschaffenheit hat es auch mit den Glokken und Cilin- dern MERSENN, harmon. L. I. artic. II. p. 267. Die Negers gebrauchen zur Musik hoͤlzerne Cilinder. LIGON, barbad. p. 49. . Es muͤssen naͤmlich achtmal mehr Grundthei- le zittren, wenn die Oktave des erstern gedoppelt sein soll CARRE, mem. de l’ acad. 1709. p. 58. 59. . Es laͤsset sich das Zittren in den kleinsten Theilchen leicht an den Fingern, und an einem nach Spirallinien geschnittnen Glase BOYLE, languid. and unheeded motion. einfinden, und es erregt, wie ge- sagt worden, an Gefaͤssen voller Wasser, die gemeldete Wellen p. 250. von denen man angemerkt hat, daß sie nicht vom Umkreise gegen den Mittelpunkt gehen, wie von einer einfachen Erweiterung des Glases geschehen muͤste, sondern daß zugleich das ganze Wasser schwanke BARTOLI, p. 140. 141. . Weil also die Theilchen der sehr klingenden Koͤrper leichtlich von einander los lassen, so lassen sie sich auch leicht- II. Abschnitt. Werkzeug. leichtlich von den Thoͤnen selbst zerbrechen. Man kannte vordem einen berufnen Gastwirth in London MORHOF, yaloklastis Kiel 1682. du HAMEL, de corpor. affect. p. 173. Petter, und einen andern, Conrad Meyer, in Holland, so wie man MORHOF, p. 243. de Lanis, II. p. 395. Nuperiores, p. V. UFFENBACH, Rei- sen T. III. p. 240. HEISTER. vit. p. 26. WOLF, Versuche T. III. n. 23. PILKINGTON. memoires. in neuern Zeiten andre gewinnsuͤchtige weis, welche diesen Versuch gemacht haben, wiewohl nicht alle dieses Kunststuͤkk zu treffen wissen. Der Kunstgriff dieses Gastwirthes bestand darinnen, daß er mit einem gewissen Thone, welchen wir anderswo angeben wollen, ein Glas zerschrie, und innerhalb einer halben Stunde fuͤnf und zwanzig Glaͤser nach der Reihe zerbrach MORHOF, p. 18. . Sie zerbrachen aber, wenn man den groben Thon in die Hoͤhe steigen laͤßt IDEM, p. 133. , und dadurch die Geschwin- digkeit der Schwingungen vermehrt. Sie zerbrechen auch ohne eine Menschenstimme, blos vom Anstreifen der Saiten BARTOLI, p. 1593. , welche man schnell, und noch einmal so fein, als der Thon der Glaͤser ist, klingen laͤßt, oder wenn ein Mann heftig mit der Hand daran faͤhrt MORHOF. . §. 4. Die Fortpflanzung des Schalles. Der Schall pflanzt sich uͤberhaupt durch die mehre- sten Koͤrper fort, und er theilet sich den entlegenen Gegen- den mit. Wir muͤssen also erstlich zeigen, wie sich der- selbe durch harte Koͤrper Consentit Clar. NOLLET lec. de phys. Tom. III. p. 415 BARTOLI pag. 173. ESTEVE, de l’onie p. 29. \&c. fortpflanzen lasse, da be- ruͤhmte Maͤnner behaupten wollen, daß sich der Schall blos durch die Luft fortpflanze. Dieses BARTOLI, p. 194. Das Gehoͤr. XV. Buch. Dieses zeiget erstlich die Art zu hoͤren deutlich, ver- moͤge der auch taube Personen hoͤren koͤnnen. Es koͤn- nen naͤmlich diejenigen, welche durch die Ohren keine Thoͤne hoͤren koͤnnen, dennoch hoͤren, wenn sie z. E. einen eisernen Stab zwischen die Zaͤhne nehmen, und derjenige, welcher mit ihnen reden will, an den Stab schlaͤgt porta Mag. natur. L. XX. C. I. Er redet hier de rastro INGRASSIAS, de ossib. p. 97. DUVERNEY, p. 88. SCHEL- HAMMER, p. 258. KIRCHER, musurg. II. 559. BOERHAAVE, prælect. T. IV. p. 415. . Auf solche Art wird der Kranke den Schall des schwan- kenden Eisens empfinden, und es wird eben dieses ge- schehen, wofern er ein musikalisches Jnstrument mit den Zaͤhnen haͤlt. Schwerhoͤrende koͤnnen sehr gut die Worte eines Redenden durch einen Stab, den der Re- dende und Hoͤrende mit den Zaͤhnen ergreift, verneh- men act. erud. ann. 1760. pag. 38. Comm. nor. 1743. hebd. 12. , und aus diesem Versuche ist die Methode |er- wachsen, Taube hoͤren zu lehren. Es muß aber hier- bei, der da hoͤren will, die obere Zaͤhne dazu anwenden, und der Redner das Jnstrument im Munde halten IORISSEN, diss. sistens nov. meth. surdos reddendi au- dientes physic. et medic. rat. Hall. \& BAUMER. in diss. de methodo surdos a nativitate fa- ciendi audientes \& loquentes ERFURT, 1749. nachdem man den Versuch an einem Taubge- borneu gemacht. . Wer mit verstopften Ohren ein Jnstrument mit einem Stabe beruͤhrt F. M. HELMONT para- dox discurs II. p. 73. , der wird, wenn dieses klingt, die Thoͤne der Musik vermittelst der Zaͤhne hoͤren. Man kann eine auf das Ende eines Stabes gelegte Uhr, sehr wohl gehen hoͤren, wofern man den Stab zwischen den Zaͤhnen haͤlt, nicht aber ohne Zaͤhne act. erud. l. c. p. 37. . Taube koͤn- nen durch ein Horn hoͤren, wenn sie dieses in den Mund nehmen WELSCH, episagm. obs. 24. , und sie vernehmen das Gehen einer Uhr, wenn sie solche im Munde halten BUFFON, Histor. na- tur. T. II. p. 345. . Ein Tauber konnte, II. Abschnitt. Werkzeug. konnte, wenn er einen Stab feste gegen die Kanzel an- druͤkkte, von der der Prediger redete, und diesen Stab zwischen die Zaͤhne brachte Breslauer Versuche n. 21. Auf eben solche Weise macht man das Geraͤusche, so man bei Nacht- zeit auf der Erde verursacht, ver- nemlich FABRIC. ibid. p. 38. , vernehmlich hoͤren. Ein musikalischer Tauber nahm den Wirbel zwischen die Zaͤhne, und spielte, wenn er nun die Thoͤne hoͤrte, die Laute nach der Kunst BOERHAAVE, ibid. IN- GRASSIUS, de ossib. p. 7. 9. DUVERNEY, p. 90. SCHEL- HAMMER. KIRCHER, pho- nurg. FABRIC. p. 78. Eph. nat. cur. Dec. 1. ann. I. obs. 35. welcher auf diese Art Tauben reden lehrte. ; oder es konnte auch Je- mand, wenn er die Finger an eine Zitter hielte, die Thoͤne unterscheiden KAAUW. pensprir. num. 1150. . Was man uͤber dem Arme oder Ruͤkken einer tauben Jungfer schrieb, konnte diese sehr gut hoͤren Iourn. de medec. 1757. Iun. . Ein Tauber, der die Person, so mit ihr spricht, bei der Hand haͤlt, kann gleichsam die Silben der Worte aus dem Zittren verstehen IDEM, ibid. . Es ist Tauben gemein, dasjenige zu hoͤren, was man uͤber ihrem Kopfe ausspricht, indem das Zittren ganz nahe in die Knochen des Hauptes eindringt, und sich dem Jn- nersten des Ohrs mittheilt F. de LANIS, pag. 928. Eph. nat. cur. Dec. I. ann. I. obs. 25. MORHOF, paradox sens. p. 31. HOFMANN, disquisit. p. 313. . Auch das kleinste Ge- raͤusche, welches man an einem Gefaͤsse macht, worin- nen Fische sind, wird von diesen empfunden ARDERN, phil. trans. n. 486. . Aus diesen Versuchen erhellet, daß das Zittern eines klingenden Koͤrpers, durch einen festen Koͤrper zum Menschen gelange, und gehoͤret werde, wenn nur die Knochen seiner Gehirnschale in aͤhnliche Erschuͤtterungen versetzt worden. So giebt in dem beruͤhmten Versuche, wodurch man zu erweisen sucht, daß die Luft allein das klingende Mit- tel Das Gehoͤr. XV. Buch. tel sei, daß die Glokke einer Uhr, welche man in einen luftleeren Raum bringt, wenn diese vom Hammer getrof- fen wird, allerdings einen Schall von sich gebe, wofern man sie nicht auf Baumwolle DESAGULIERS, II. p. 387. oder ein weiches Polster stellt, welches die Erschuͤtterung verschlukkt. Nun mangelt hier alle Luft, es folgt also, daß die klingende Erschuͤtterung NOLLET, l. c. T. III. p. 411. s’ GRAVEZANDE, n. 2339. durch den Tisch und die Glokke zu der aͤufserlichen Luft, und den Ohren der Umstehenden ge- langet sein muß. Doch es kommen auch die Thoͤne in groͤsserer Entfer- nung durch feste fortgehende Koͤrper, z. E. durch einen Balken F. tertius de LANIS, L. X. p. 224. BARTOLI, p. 174. Auch das Getoͤse des reibenden Fingers, besiehe davon KIRCHER, phonurg. p. 47. da der Balle 200. Fuß lang war. an dessen einem Ende ein klingender Koͤrper gehalten wird, und an das andre das Ohr; denn auch dieser zittert, wofern er trokken ist Wenn man ihn blos mit dem Finger stoͤßt BARTOLI, pag. 131. . Und so kann man das Geraͤusche auf der Erde vom Pferdetraben, wenn man das Ohr an eine Grube in der Erde haͤlt, bis auf zwo Meilen hoͤren CASATI, della tromba parlante. . Die Erde selbst uͤbertraͤgt den Schall bis auf weit entlegene Oerter, und man koͤnnte sonst nicht von ferne die Ankunft der Feinde wissen. Da man in Halle das Ohr an die Erde hielte, konnte man das grobe Geschuͤz- ze von der Roßbacher Schlacht auf etliche Meilen weit hoͤren BUCHNER I. Abhandlung in Collectione clariss. viri. ; und andere haben mit einem in die Erde ge- stekkten Stabe, welchen sie zwischen die Zaͤhne nahmen, den Knall von entferntem groben Geschuͤzze vernehmen koͤnnen II. Abschnitt. Werkzeug. koͤnnen SCHNEIDER, de oss. temp. FABRIC. de aure L. III. c. II. p. 38. . Selbst das Quekksilber bewegt sich von dem Schalle in der Erde zu Wellen F. T. de LANIS. p. 482. add. BARTOLI, p. 173. . Endlich so scheint es, wenn man alles mit einander vergleicht, daß in den Sprachgewoͤlbern Zu Glocester DERHAM, vinariæ BRUKMANN. Suze BASSOMPRERRE, mem. T. II. p. 545. Romae in aede D. Petri. KIRCHER, phon. p. 63. de LANIS, pag. 425. Caprarolae MONCONIS, Voyag. T. IV. p. 480. BARTOLI p. 96. 97. 98. \& p. 104. 105. 106. nach wel- chen der Schall durch die Luft fortlaufen soll. Zu London in der Paulskapelle whispering gal- lery, besiehe davon des ALBER- TI Reise T. I. p. 64 DERHAM physic. theol. p. 120. KALM, Reise T. 1. p. 378. und uͤberhaupt in den Kapellen KIRCHER, pho- nurg. p. 66. , worinnen die Stimme eines Menschen, welcher gegen die Wand leise spricht, an der gegenuͤberstehenden Wand leicht ge- hoͤrt wird, nicht aber in den mittlern Stellen, uͤber- haupt die Erschuͤtterung nicht der Luft, sondern der Wand der Mauer mitgetheilet werde, und daß sie von da, durch das Gewoͤlbe, nach der entgegengesezzten Sei- te zuruͤkkgefuͤhrt werde. Es haben naͤmlich diese vier- seitige Kammern nichts mit den zweien Brennpunkten einer Ellipse gemein Conf. BARTOLUM. , woraus man gemeiniglich die- ses Phaͤnomenon zu erklaͤren pflegt. Sie sind viersei- tig oder sphaͤrisch, oder von einer andern unelliptischen Figur, wenn sie nur gewoͤlbt sind, und keine Loͤcher haben, wodurch die Luft und der Schall durchfahren kann DERHAM, p. 121. , woraus man ofsenbar sieht, daß der Schall durch feste Mauren dringt. Es laͤßt sich besser ganz oben am Gewoͤlbe hoͤren TAGLINI, de aëre p. 244. , und es nimmt uͤberhaupt der Schall um desto mehr an Staͤrke zu, wenn er wei- ter laͤuft ALBERTI, DERHAM. . Der beruͤhmte Bartoli p. 112. gestehet selbst, H. Phisiol. 5. B. R r Das Gehoͤr. XV. Buch. selbst, bei anderer Gelegenheit, daß sich der Schall durch die Mauren fortpflanze. §. 5. Der Schall bewegt sich durch Wasser. Man wird sich nicht wundern, daß beruͤhmte Maͤn- ner den Schall nicht durch Wasser gehen lassen wollen, weil dieses unelastisch ist, die Elasticitaͤt aber mit Recht zum Zittern erfordert zu werden scheint, welches doch den Schall erzeugt. Es haben also beruͤhmte Maͤnner die Anmerkung gemacht, daß Fischer, welche unter der Taͤucherglokke unter Wasser sind, keinen Schall hoͤ- ren PANTHOT, apud SALZ- MANN, de urinat. p. 12. STURM colleg. exper. T. II. p. 3. DER- HAM, physic. theol. p. 163. , und daß so gar Taͤucher unter dem Wasser auf sechs Klafter tief, nicht einmal den Knall des geloͤßten Geschuͤzzes gehoͤrt haben wollen apud GASSENDUM, in LUCRETIUM, die Stelle habe ich jezzt nicht bei der Hand. . Es sei diesem, wie es wolle, so ist dennoch gewiß, daß sich der Schall durch das Wasser fortpflanze NOLLET, l. c. Memoir. de l’ Academ. 1743. pag. 204. ESTEVE. . Und man wird an seinem Orte zeigen, daß die Fische nicht taub zu sein scheinen. Ein beruͤhmter Mann sagt noch, daß der durch das Wasser gefuͤhrte Schall, vielmehr staͤrker werde Memoires de l’ Acad. ibid. p. 223. , als der durch die Lust ginge. Doch muͤsse man zweifeln, daß dieses geschehe, wenn er aus dem Wasser in die Luft faͤhrt Conf. etiam phil. trans. n. 486. . Daher koͤnnen Taͤucher hoͤren STURM, l. c. , sie wer- den aber von denen im Schiffe zuruͤkke gebliebenen Schiffsleuten nicht gehoͤrt IDEM, l. c. PANTHOT, l. c. DERHAM. . Endlich hat Nollet selbst II. Abschnitt. Werkzeug. selbst unter dem Wasser LEçONS de phys. T. III. p. 417. Mem. de l’ Acad. 1743. p. 205. apud KLEIN, de auditu pisc. p. 23. , bis auf achtzehn Fuß weit, hoͤren, und die Menschenstimme unterscheiden koͤnnen. Man hat davon mehr aͤhnliche Exempel Ein Schwedischer Soldat TISEL, efterligare försök p. 41. Auf zehn Ellen, doch nicht deut- lich, phil. trans. n. 486. . Jndessen schwaͤcht sich doch der Schall phil. trans. n. 486. s. GRA- VENZANDE, n. 2332. WOLF, Versuche T. III. n. 8. de LANIS, L. X. p. 424. NOLLET, leçons p. 418. , und er wird allerdings um einige Noten tiefer HAWKSBEE, philosoph. trans. n. 321. KIRCHER, Mu- surg. L. IX. p. 241. phonurg. p. 9. , und zugleich angenehmer. Eben so wird auch der Thon eines mit dem Finger am Rande gestrichenen Glases tiefer, oder etwas groͤber, wenn man das Glas mit Wasser anfuͤllt London Chronicle 1760. p. 37. MORHOF, Polyh. p. 103. 105. . Ein ge- wisser Mensch, welcher falsche Muͤnze praͤgte, hatte sich mit Vorsicht in einen Keller verstekkt, und die Grube mit Gefaͤssen voller Wasser besezzt Malab. Miss. Gesch. Cont. 2. p. 365. . Eine Schelle, welche sonst in der Luft klinget, aber doch nur denn, wenn diese Luft einen andern Raum voller Wasser oder Quekksilber um sich hat, giebt alsdenn nur sehr schwache Schlaͤge von sich s’ GRAVENZANDE, n. 2332. de LANIS, L. X. p. 424. . Doch es gehoͤrt darum nicht dieser, durch das Wasser fortgefuͤhrte Schall, zur Luft NOLLET, memoires de l’ Acad. 1743. p. 219. , welche im Wasser stekkt: denn man hat ihn noch vernehmen koͤnnen, wenn man gleich die Luft aus dem Wasser gepumpt p. 218. ; und es will daher ein beruͤhmter Mann dem Wasser lieber seine Elasticitaͤt wieder einraͤumen, um dem Drukke nachge- ben, und sich wieder herstellen zu koͤnnen Leçons, T. III. l. c. . Wenn es uͤberhaupt wenig und langsam zittert, so geschieht sol- ches wohl darum, weil seine Grundtheile aͤusserst hart R r 2 sind. Das Gehoͤr. XV. Buch. sind. Und endlich giebt es einen schwachen und groben Thon von sich. Hierzu koͤnnte man noch fuͤgen, daß das Wasser vom Schalle offenbar zu Wellen aufsteige, und huͤpfe p. 250. , und daß das Oel uͤberhaupt nicht davon runzlich wer- de MORHOF, stent. p. 104. , woraus zu folgen scheint, daß dieses nicht eine Eigenschaft aller fluͤßigen Dinge, sondern nur des Was- sers, und aller waͤsserigen Fluͤßigkeiten sei des Weingeistes, Bieres, Quekksilbers. . §. 6. Der Schall pflanzt sich durch die Luft fort. Jndessen pflanzet sich doch der Schall durch die Luft, diesen zugleich zarten und hoͤchst elastischen Koͤrper, am besten in die entfernte Luft fort, so daß uͤberhaupt, wenn man das Element der Luft, in dem Raume, durch wel- chen der Schall fortlaͤuft, vermehret, und gleichsam mehr als eine Atmosphaͤr in diesen Raum preßte, da- durch zugleich die Gewalt des Schalles zunehmen muͤßte WOLF, Versuche, T. III. n. 7. COTES, p. 298. 299. DERHAM, p. 132. HELSHAM, lect. 17. p. 257. HAWKSBEE, phil. tranf. n. 297. s’ GRAVE- ZANDE, p. 645. n. 2350. NOL- LET, p. 426. , und diese Kraft waͤchset, wie das Quadrat der Verdichtung NOLLET, leçons de phys. T. III. p. 428. 429. ZANOTTI, Comm. Bonon. T. I. p.| 176. , indem sich zugleich der Schall in einer groͤssern Weite vernehmen laͤßt HAWKSBEE, l. c. MUS- SCHENBROECK, ibid. n. 1442. NOLLET, p. 426. . Wenn man auf etwas andere Art die Elasticitaͤt der Luft groͤsser macht, so waͤchset zugleich der Nachdrukk des Schalles groͤsser. Hieher gehoͤrt die Erfahrung, daß der Schall im Sommer staͤrker, als im Winter s’ GRAVEZANDE, num. 2353. ist, und daß derje- II. Abschnitt. Werkzeug. derjenige Schall, welchen man in einer erhizzten Luft hervorbringt, weiter gehoͤrt wird IDEM, num. 2354. ZA- NOTTI, Comm. Bonon. Vol. l. p. 173. . Er waͤchset zu- gleich, wenn die Luft von Mauren eingeschraͤnkt wird, und nicht ausweichen kann NOLLET, Leçons de phys. p. 432. seqq. . Folglich erhellet, daß man die Lebhaftigkeit eines Schalles, entweder blos durch die Verdichtung, wie in der Glokke, in welche man zwo Atmosphaͤren einschlief- set L. VIII. p. 204. , oder blos durch die Elasticitaͤt, wie in einer erwaͤrmten, und zugleich verschlossenen Luft, oder endlich auf beiderlei Art verstaͤrken koͤnne, wenn man die Dich- tigkeit und Elasticitaͤt anwachsen laͤßt, wie an der unter- irrdischen, und zugleich erwaͤrmten und verschlossenen Luft zu sehen ist. Dahingegen vermindert sich der Schall in einer leich- tern oder weniger elastischen, oder zugleich leichten und unelastischen Luft. Man kann in einer regnigen, nebli- chen Luft, und diese hat eine Menge unelastischer Theil- chen bei sich, kaum den Schall vernehmen TAGLINI, de aëre p. 234. BARTOLI, p. 75. . Man sagt, daß man auf den hoͤchsten Bergen, wegen der duͤn- nen Luft FROELICH, apud VA- RENIUM, in Geograph. , den Flintenknall nur schwach hoͤre: allein wir haben diesen Versuch, der auf dem Karpatischen Ge- buͤrge gemacht worden, auf den Alpen, die doch viel hoͤ- her sind, niemals mit eben diesem Fortgange wiederho- len koͤnnen. Vielleicht waͤre dieses wahr, wenn man die hoͤchste Felsen besteigen koͤnnte, welche von allen Seiten frei in die Luft aufgethuͤrmt sind. Doch so weit koͤmmt man schwerlich jemals, und es befinden sich noch immer eini- ge umliegende Felsen, welche den Schall vielmehr ver- R r 3 staͤrken. Das Gehoͤr. XV. Buch. staͤrken. Und ich glaube kaum der Erzaͤhlung des Froͤ- lichs, da ich die volle Elasticitaͤt der Luft auf den hoͤch- sten Gebuͤrgen zum Athemholen erfahren habe. Doch es ist gewiß, daß eine Luft, welche in der Luft- pumpe verduͤnnet worden, matter wird, einen Schall hervorzubringen, und zwar um so viel mehr, je duͤnner sie ist HELSHAM, l. c. s’ GRA- VEZANDE, T. II. p. 640. Phi- losoph. transact. n. 297. COTES, p. 299. , und daß der Schall, wenn man mit Fleisse fast Luft aus der Glokke herausgepumpt, ganz und gar ver- schwindet. Zu diesem Versuche muͤßte ein Gehuͤlfe, der die Luft auspumpen will, die Arbeit etwas laͤnger sortsezzen, als zum vollem Falle des Quekksilbers im Ba- rometer s’ GRAVEZANDE, T. II. p. 640. noͤthig waͤre, indem auch noch in der Luft Elasticitaͤt uͤbrig bleibt, wenn man gleich ihre Dichtig- keit sehr vermindert hat, wie ich eben von der Luft auf Gebirgen erinnert habe. Allein, wenn man alles richtig veranstaltet, und die Glokke im luftleeren Raume vergebens geschlagen wird, so giebt sie freilich keinen Schall, und es laͤsset sich nichts davon hoͤren du HAMEL, de corp. adfect. p. 220. 221. BIRCH, T. II. p. 500. T. IV. p. 379. ex PA- PINI, exp. Camerar. tentam. p. 311. s’ GRAVEZANDE, num. 1323. WOLFS Versuche, T. III. p. 16. MARIOTTE, mem. de l’ Acad. 1699. p. 25. DESAGU- LIERS, T. II. p. 387. NOL- LET. Lec. III. p. 411. HAWKS- BEE, phys. Mechan. exp. \& phil. trans. n. 297. POLINIERE, Cours de phys. p. 245. 246. MUSSCHENBROECK, ad Ci- mentin. p. 88. phys. n. 1467. Vix ullus, VATER, physiolog. pag. 246. fere nullus, DERHAM, phys. theol. p. 131. Ein Gloͤkkgen macht nur ein Getoͤse, GERICKE, L. III. C. 15. Eine Floͤte wird nicht, und eine Glokke sehr schwer ge- hoͤrt. PAPIN, Cont. du digeit, p. 11. Exp. 10. Kein Schall, oder schwerlich zu vernehmen, BOYLE, l. c. denn der Ton verschwindet nicht allezeit, s’ GRAVEZANDE. , wosern man alle Luft sorgfaͤltig her- ausgezogen, und ausserdem die Vorsicht genommen hat, daß die Uhr ihren Klang nicht den festen Theilen der Maschine mittheilen kann. Denn auf solche Art koͤnnte der Versuch verfuͤhren, und ein Schall im luftleeren R r 4 Rau- II. Abschnitt. Werkzeug. Raume gehoͤrt werden DESAGULIERS, l. c. NOLLET, l. c. MUSSCHEN- BROECK, ibid. s’ GRAVE- ZANDE. , dergleichen auch in der Luft wiederfaͤhrt, welche man nicht mit aller Genauigkeit herausgepumpt hat. Daher ist es gekommen, daß be- ruͤhmte Maͤnner nicht zugeben wollen, daß der Schall im luftleeren Raume erstikke DU HAMEL, de Corp. adfect. pag. 220. 221. traͤgt die Gruͤnde derer vor, die es leug- nen. FLORENTINI, \& MER- SENNUS, harmon. fol. 1. n. 1. . Giebt man der Glokke ihre Luft wieder, so giebt sich der Schall wieder zu vernehmen BOYLE, nov. phys. Me- chan. exper. n. 41. s’ GRAVE- ZANDE. , und er nimmt mit der Menge Luft wieder zu HELSHAM, l. c. . Wenn auch eine Glok- ke in einem, mit Luft erfuͤllten Raume klingt, um diesen Raum aber ein anderer luftleerer Raum angebracht wird, so erstikkt der Schall in diesem luftleeren Raume eben so wohl, und er kann nicht zu unserem Ohr ge- langen HAWKSBEE, phil. trans. n. 321. . Folglich ist es offenbar, daß der Aether den Schall fortzupflanzen ungeschickt ist, und ich kann nicht absehen, was der beruͤhmte le Gat p. 261. Er fuͤgt die Ursa- che bei, daß der Glokkenklang ein Feuer nicht ausloͤscht, son- dern das Wehen mit dem Hute. Doch es macht auch der Schall keinen Wind. Ueberhaupt ist die zittrende Bewegung der Luftthei- le, die in ihren kleinsten Theil- chen Bebungen leiden, von dem Strome ganzer Luftmassen, oder einem Winde unterschieden. CO- TES, p. 309. fuͤr eine von der gemeinen Luft unterschiedene Luft verstanden haben will, wodurch sich der Schall fortpflanzen soll. Es koͤnnte auch ohne einen festen Koͤrper ein Schall in der Luft entstehen, wofern ein fluͤßiger Koͤrper inwen- dig Feuer saͤngt, und aus einander faͤhrt, wie im Don- nerwetter in der Luft feurige Kugeln zerplazzen. End- R r 4 lich Das Gehoͤr. XV. Buch. lich wird ein Schall entstehen, wenn die in Bewegung gesezzte Luft in eine ruhende Luft eindringt DODART, mem. d’ Acad. 1707. p. 92. 93. . §. 7. Wie die Luft den Schall empfange und fortsezze. Man sezze, daß es ein fester Koͤrper sei, welcher zu erst dergestalt zittert, daß er in seinen allerkleinsten Theilchen Schwankungen leide; man sezze den Ausgang dieses Koͤrpers aus einer Sehne in einen Bogen, vor den eine Sehne vorgespannt ist. Folglich stoͤsset dersel- be die Luft MUSSCHENBROECK, n. 1438. NEWTON, princ. Philos. natur. L. II. prop. 43. \&c. HELS- HAM, p. 259. seqq. COTES, p. 306. , die den Raum zwischen der Sehne, und diesem Bogen anfuͤllte, an, und treibet selbige nach der naͤchsten Luftgegend zu, naͤmlich denjenigen Theil der Luftwelle ungemein schnell, welcher sich zunaͤchst am klin- genden Koͤrper befindet, und denjenigen immer traͤger, welcher von dem Anfange der Bewegung mehr ent- fernt ist. Doch es giebt diese Luft, je weiter sie von dem zit- trenden Koͤrper abliegt, um desto langsamer nach: folg- lich wird die ruhende, oder langsam bewegte Luft, gegen die Luft einen Widerstand thun, die der klingende Koͤr- per durch das Zittern beweget. Es wird an der Gren- ze, an welcher die zitternde Luft von der widerstehenden uͤbrigen Atmosphaͤr zuruͤkke gedruͤkkt wird, die Luft am dichtesten, und gegentheils an der Oberflaͤche des Koͤr- pers duͤnner sein, welcher zittret, indem eben diese Be- bung einen grossen Theil der Luft vor sich her jagt. Folglich II. Abschnitt. Werkzeug. Folglich wird der dichteste Theil der Luft, vermoͤge der Gesezze der elastischen Koͤrper, die duͤnnere Luft gegen den klingenden Koͤrper, von dem sie herkoͤmmt, zuruͤkke stossen; und diesen Theil stoͤßt ferner eine zwote Bebung eben dieses Koͤrpers gegen die Atmosphaͤr zuruͤkke. Doch da ausserdem der auf solche Weise verdichtete Theil der Luft, auch ganz nahe an der Atmosphaͤr dich- ter wird, so wird sich diese dichter gewordne Luft nicht nur gegen den klingenden Koͤrper, sondern auch zu glei- cher Zeit gegen die freie Atmosphaͤr ausdehnen, und die Luft, die nahe bei ihr ist, anstossen: folglich muß, nach eben diesen Gesezzen, eine zwote Gegend von dichterer Luft entstehen, welche ebenfalls zum Theil die Luft gegen die erste Gegend der Verdichtung, und gegen den klin- genden Koͤrper zuruͤkke druͤkkt, und sich zum Theil ge- gen die Atmosphaͤr ausdehnt, und weil sie solche zugleich zusammendruͤkkt, so muß sie einen dritten Verdichtungs- bezirk bilden. Es wuͤrde aber diejenige Luft, welche zum klingenden Koͤrper zuruͤkke koͤmmt, stille stehen, wo- fern nicht ein neuer Stoß, der vom zitternden Koͤrper verrichtet wird, in der Luft eine neue Welle hervor- braͤchte NEWTON, Corollar. ad prop. 46. L. II. . §. 8. Die Fortpflanzung des Schalles. Es wird sich aber der Schall durch diese Wellen al- lenthalben, und gleichmaͤßig, durch eine Art von Holku- gel fortpflanzen, deren Radius der Abstand der lezzten Welle vom klingenden Koͤrper, und das Centrum der klingende Koͤrper selbst ist, indem sich jedwede Richtung fuͤr die Bewegung der Luft gleich gut schikkt, weil wir die Luft als einfoͤrmig annehmen. Jn einer dergleichen R r 5 Holku- MUSSCHENBROECK, n. 1438. COTES, p. 310. Das Gehoͤr. XV. Buch. Holkugel muͤssen alle zu gleicher Zeit hoͤren, wenn alles mit Menschenohren angefuͤllet ist. Es wird aber der Schall, wie das Quadrat der Entfernungen, schwach wer- den, weil bestaͤndig die eingebildete Rinden der kuͤglichen Hoͤlung wachsen, und sich die bebende Kraft des klingen- den Koͤrpers in einen groͤssern Raum verbreitet, je mehr sie also Luft fortstoͤßt, je mehr nimmt der Schall ab, bis der Widerstand groͤsser wird, als der Drukk, da denn der Schall endlich von selbst erstikkt. Diese Abnahme wird sich gedoppelt, wie die Entfernungen MUSSCHENBROECK, n. 1440. ESTEVE, p. 32. EULER, Music. p. 9. , verhal- ten; und eben dieses ist auch das Verhaͤltniß der bestaͤn- dig wachsenden, und gleich dikken Kugelrinden. Jn der That pflanzt sich der Schall, in ziemlich entle- gene Orte, und mit ansehnlichem Nachdrukke fort. Ein Glas voll Wasser, welches man zum Singen reibt, bringt auch andere Glaͤser in Bewegung KIRCHER, phonurg. , und es entsteht im Quekksilber von dem Klange einer Glokke ein Stru- del WOLFS Versuche, T. III. n. 10. , so wie vom Schall einer Trompete, oder Lau- te BARTOLI, p. 137. , im Wasser dergleichen Wellenkreise hervorgebracht werden, als wir gesagt haben, daß in der Luft entstehen, welche gegen das Centrum wechselsweise wachsen, und wechselsweise gegen den Umkreis des Glases zuruͤkke lau- fen, wodurch das Wasser gleichsam so kraus und runz- lich wird, daß es endlich in die Hoͤhe huͤpfet IDEM, p. 135. 136. . Doch es zittren auch die staͤrksten Saͤulen IDEM, p. 162. BOYLE, of languid mot. de LANIS, p. 431. , wenn solche gleich weit entfernt sind, von den starken Thoͤnen, und ich habe oft, wenn man die Orgel in der Kirche spielte BARTOLI, p. 113. , den eingestekkten Stokk wechselweise in die Hoͤhe MORHOF. II. Abschnitt. Werkzeug. Hoͤhe steigen, und niedersinken gesehen; woraus offenbar erhellet, daß das ganze Gebaͤude der Kirche in ein Zit- tern gerathe, und sich in die Hoͤhe begebe. Wir lesen, daß vom Freudengeschrei der Griechen, da der roͤmische Feldherr Griechenland in den Spielen fuͤr frei erklaͤrte, und von dem Geschrei der Armee, welche Ptolemais belagerte, die Voͤgel aus der Luft todt herabgefallen. Der Knall des Donners toͤdtet die jun- gen Kanarienvoͤgelchen, am siebenten oder achten Tage der Bruͤtung so gar in den Eiern HERVIEUX, des serins de Canarie p. 181. , und betaͤubt und toͤdtet die Fische RICHTER, Ichthyoth. p. 312. 313. . Endlich hat das grobe Geschuͤzze auf sieben, bis zehn BARTOLI, p. 111. , oder gar bis vierzig Meilen weit Iournal des Savans 1694. n. 30. , die Haͤuser erschuͤttert, und die Fenster. Die- ses thut der Aetna uͤberhaupt in einer Strekke von dreis- sig Meilen, doch blos an denjenigen Haͤusern, welche dem Schlunde der brennenden Spizze gegen uͤber liegen MORHOF, l. c. p. 191. . Die Wirkung des Schalles, ist vermoͤge dessen, was wir gesagt haben, in einer verdichteten Luft staͤrker. So hrachte der Trompetenschall einen Menschen unter der Taͤucherglokke ganz ausser sich STURM, colleg. experim. T. H. , und es werden die Fische unter dem Eise betaͤubt, wenn man auf das Eis stoͤßt, daß sie sich mit den Haͤnden greifen lassen Oeksnom. Nachrichten, T. V. p. 659. . Noch kennt man nicht die letzte Entfernung, welche ein Schall durchlaͤuft. Jch lese, daß derselbe neunzig Jtalienische Meilen durchgelaufen MUSSCHENBROECK, n. 1441. Stromboli accensi mugitus a 60. milliaribus exauditus, tor- mentum auditum a. 30. \& 40. BARTOLI, p. 86. , und daß er bis hundert Das Gehoͤr. XV. Buch. hundert und achtzig, oder zweihundert Englische Mei- len zuruͤkkgelegt DERHAM, physic. theol. p. 134. : ja ich erinnere mich, von glaub- wuͤrdigen Personen gehoͤrt zu haben, daß man den Knall der Stuͤkke in der Belagerung von Landau, fast acht und vierzig Meilen weit, zu Basel, verneh- men koͤnnen. Jch verstehe dieses nicht so, als ob der erste urspruͤng- liche Knall so viel Krast gehabt habe; denn dieser waͤch- set, wie ich sogleich sagen will, von dem fremden hinzu- gekommenen Schalle fester Koͤrper ungemein an. §. 9. Wie der Schall an Staͤrke zunehme. Es hat eine klingende Erschuͤtterung eben diejenige Eigenschaften, welche ein anderes fluͤßiges Element hat, beide beschreiben auf ihrem Wege eine gerade Linie, sie durchdringen die harten Koͤrper, auf welche sie |stossen, und sie fahren von diesen Koͤrpern unter einem Winkel zuruͤkke, der demjenigen gleich ist, unter welchem sie auf sie trafen KIRCHERVS, phonur- giae pag. 12. NOLLET, l. c. pag. 436. . Jch will nicht hoffen, daß es diesem augenscheinlichen Gesezze Abbruch thun wird, wenn ein Mensch, der durch eine Mauer redet, gehoͤret werden kann, und ich glaube daher nicht, daß sich die klingende Welle um die Hindernisse herumbeugen COTES, p. 311. . Es schwaͤ- chen naͤmlich die dazwischen liegende grossen Hindernisse, als die Huͤgel, den Schall ungemein, und sie erstikken ihn, so oft sie sehr dikke sind. Wenn aber eben diese Hindernisse von dem Schalle in eine zittrende Bewe- gung gesezzt werden koͤnnen, wie es eine Mauer aller- dings kann, so wird eben diese erschuͤtterte Mauer den Schall II. Abschnitt. Werkzeug. Schall durchlassen. Denn wenn gleich die Mauer von allen Seiten her verschlossen ist, und die klingenden Wellen weder von oben her, noch von der Seite durch Umbiegungen hinter der Mauer einen Weg finden; so kann man doch den Schall durch die Mauer hoͤren, wie man an benachbarten Kammern, die durch eine voͤllige Zwischenmauer abgeschnitten sind, erfahren kann. Folg- lich laͤßt es sich nicht wohl vorstellen, daß sich der Schall in krumme Linien biege POXTERFIFIELD, on the Lyes T. I. p. 252. , und sich auf solche Art vom Licht unterscheide, welches ich niemals fuͤr wahrschein- lich halten koͤnnen. Nun laͤßt es sich aus diesem Bestreben nach geraden Linien begreifen, wie es geschehen koͤnne, daß in einer Kammer von elliptischer Woͤlbung POLINIERE, p. 249. t. 10. f. 14. KIRCHER, pho- nurg. p. 98. seqq. Mufurg. pag. 300. BARTOLI, p. 101. MON- TANARI, galer. di Minerv. T. I. p. 252. WOLFS Versuche, T. III. n. 20. zwo Personen, welche in beiden Brennpunkten der Ellipse stehen, jeder leise reden, mit dem andern sprechen koͤnne, ohne daß die anderen, welche noch naͤher dabei stehen, das ge- ringste vom Gespraͤche vernehmen. Es ist naͤmlich ganz bekannt, daß eine Ellipse die Art an sich hat, daß eine gerade Linie, welche vom Brennpuncte nach der Circum- ferenz gezogen worden, mit einer andern Linie, welche man aus der Achse der Ellipse zieht, mit dem Tangen- ten gleich grosse Winkel macht, und daß diese in den zweeten Brennpunkt dieser Ellipse faͤllt Dieses leugnet in der Erfahrung so befunden zu ha- ben LANIS, doch es antwor- tet darauf der beruͤhmte HA- SE, de tubis stentor. pag. 31. seqq. und einen Versuch davon erwaͤnt SENAC, ess. de phys. pag. 623. . Man kann in Gemaͤchern, deren Gewoͤlber sphaͤrisch sind, fast eben dieses Phaͤnomenon beobachten, indem eine Ellipse (Eirundung) von einem Zirkel wenig unterschieden ist, und Das Gehoͤr. XV. Buch. und nur durch die ungleiche Groͤsse der beiden Achsen davon abweicht. Von dieser Gleichfoͤrmigkeit der Ruͤkkfallswinkel, mit dem Auffangswinkel koͤmmt es her, daß man den Schall im Brennpunkte eines parabolischen Spiegels Nach der Beobachtung MORLANDI \& GÆRT- NERI, apud HASE, p. 33. daß man den Klang einer trag- baren Uhr auf 60. Schritte hoͤren koͤnne. TAGLINI, pag. 242. staͤrker hoͤren kann, so wie man an hoͤlzernen paraboli- schen vergoldeten Spiegeln, die einander gegen uͤber ge- stellet werden Journ. de Trev. 1734. pag. 556. HAASE, p. 32. de LA- NIS, \&c. , den Schall, der in einem der Brenn- punkte ausgesprochen wird, beim andern vollkommen vernehmen kann, welches leichtlich bis auf sechszig Fuß weit angeht. Zur Erhaltung des Schalles dienet auch die vom Gravesand im Sprachrohr angebrachte Parabel n. 2380. 2381. . Einer parabolischen Glokke bediente sich der beruͤhmte Convers Purschall, in welche man eine cilindrische Roͤhre stekkte, durch welche man redete phil. trans. n. 141. . Die Kraft dieser krummen Linie hat ein beruͤhmter Mann mit der Ellipse verbunden. Er brachte naͤmlich an den Brennpunkt einer elliptischen Roͤhre den Mund an: und dadurch erhaͤlt man, daß die klingende Linien in dem andern Brennpunkte der Ellipse zusammenkom- men. Dieser Brennpunkt ist aber dem Bau nach eben der Brennpunct, den eine parabolische Roͤhre hat, die mit einer elliptischen Roͤhre verbunden. Folglich lau- fen, nach der Eigenschaft einer Parabel MERSENNUS, harmon. (fol.) p. 4. in Genesin p. 512. 513. HAASE. , alle Ra- dii, welche sich vom Brennpunkte verbreiten, wenn sie auf II. Abschnitt. Werkzeug. auf die Wand aufsallen, gegen die Achse der Parabel parallel Der Schall verstaͤrkt sich al- lerdings, doch aber von den ver- einigten Zittrungen des Kanals, WOLFS Versuche, T. III. n. 19. , und zerstreuen sich nicht. Zwar vermehrt sich nicht die Staͤrke des Schalles durch einige Sammlung, aber sie enthaͤlt sich doch, wenn man hindert, daß sich nicht die klingende Wellen, ihrer Natur nach, in eine sehr grosse Sphaͤre ausbreiten. Man erhaͤlt diesen Endzwekk an den Cilindern, welche die Stimme einschraͤnken, so daß man in einer Wasser- leitung die Stimme auf fuͤnfhundert bis sechshundert Fuß weit vernehmen kann, I. B. PORTA, welcher die Sprachroͤhren zuerst erfunden hat, siehe Mag. Nat. lib. 16. c. 12. KIR- CHER, phonurg. p. 45. 62. und solche am andern En- de hoͤrt. Die Stimme verstaͤrkt sich auch sehr in einem bleiernen Cilinder, wenn man in denselben schreyet BARTOLI, p. 292. 293. . Der Schall verstaͤrkt sich in einem stumpfen Kegel, weil, durch was vor Linien er auch eingetrieben wird, nach vielen wechselweisen Stoͤssen an die Waͤnde, und Abprallungen von den Waͤnden, lezztlich doch alle Klang- wellen in eine einzige zusammenfahren KIRCHER, phonurg. p. 48. . Hieher ge- hoͤren die gewoͤhnliche Sprachroͤhre, die sehr gut sind, wenn sie ein sehr enges Mundstuͤkk haben MAROTTE, apud du HAMEL, de Corp. L. II. c. 4. Dergleichen sind die Chinesischen Trompeten RENAUDOT, p. 25. . Wenn man gegentheils eben diese Kegel aus Ohr haͤlt, so thei- len sie dem Ohre den Schall sehr wohl mit MONTANARI, Gal. min. I. p. 248. . Die nach Spirallinien gebogne Trompeten, welche sich aus einem weiten Anfange zu einem engen Ende ziehen, pres- sen den Schall von der weiten Circumferenz gegen den engen Ausgang, und verstaͤrken denselben solcherge- stalt KIRCHER, ibid. IDEM, Musurg. p. 277. . Die Thoͤne aber verstaͤrken sich, OTT, de sono voc. hum. p. 407. SCHELHAMMER, pag. 157. und erhal- ten Das Gehoͤr. XV. Buch. ten sich nicht blos, wenn die klingende Radii nicht ein- zig allein zerstreuet, sondern auch zugleich in einen engern Brennpunkt getrieben werden. Daß ein spiralfoͤrmiges Sprachrohr eine grosse Wir- kung thue, hat ehedem der beruͤhmte Wedel Auris theodidactos. , un- ser Oheim, gezeigt; dergleichen Kircherus, wie ich davor halte, nach der Theorie gezeichnet hatte. Robert Hooke macht die Anmerkung In præfatione ad posthuma. , daß sich der Schall durch Huͤlfe einer holen Schnekke, mit der groͤsten Geschwindigkeit, auf eine grosse Weite, und in einem Augenblikke fortpflanzen lasse. Allen solchen Jn- strumenten aber ziehet der beruͤhmte Helsham die Trompeten vor, welche nach einer logaritmischen Spi- rallinie gemacht worden, welche sich um ihre Achse her- umwaͤlzt p. 76. . Das Schnekkenohr des Dionysius, wie es Kircher nannte phonurg. p. 71. 82. , ist keine wirkliche Schnek- ke, denn es ist von einem zuverlaͤßigen Augenzeugen an- ders befunden worden BARTOLI, p. 282. , allein es kann doch, von welcher Beschaffenheit es auch immer sein mag, seine Dienste thun, den Schall zu sammeln. Man bringt wechselweise einen Gang in dasselbe, welcher nach oben zu enger ist, und man bringt in diesem am aͤussersten Ende einen engern Kanal an, von dem man glaubt, daß er sich im Schlafzimmer des Dionysius geendigt habe, wo man freilich auch den kleinsten Schall wahr- scheinlicher massen vernehmen gekonnt. Wenigstens ist es auch noch ein gutes Sprachgewoͤlbe IDEM, ibid. della VALLE, itin. T. VIII. p. 192. . §. 10. II. Abschnitt. Werkzeug. §. 10. Wie der Schall vom Nachklange staͤrker wird. Hieher gehoͤret ein grosser Theil von der Wirksam- keit, welche man an den Sprachroͤhren in den unter- irrdischen Kanaͤlen, in den Hoͤlen, und in den schnek- kenfoͤrmig angelegten Kammern beobachtet. Es zwin- get naͤmlich die zitternde Luft, welche auf harte und ela- stische Koͤrper trift, diese Koͤrper mit zu zittren, naͤmlich gegen den ersten Koͤrper Schwingungen zu machen, oder so zu beben, wie die angeschlagene Luftwelle bebte. Diese Kraft uͤbet die Luft an allen Mauren, Felsen, Metallen, Hoͤlzern und andern harten Koͤrpern, welche widerste- hen, ja an der glatten Oberflaͤche des Wassers selbst aus. Daher koͤmmt es, daß die Kraft des Schalls ganz aus- nehmend wachsen muß, da sie von so vielen Springfe- dern wieder angeschlagen wird HELSHAM, pag. 74. 75. TAGLINI, p. 242. , welche einen aͤhnli- chen Schall hervorbringen. Denn wenn die Entfernung nicht groß ist, so fliesset der, von den umherstehenden Koͤrpern entstandene Schall mit dem urspruͤnglichen Schall in eins zusammen STURM, phys. general pag. 676. du BOIS, n. 49. 54. s’ GRAVEZANDE, num. 2378. MONTANARI, Galer. di miner. T. I. p. 255. , und es verwandeln sich die un- zaͤhlbaren Stimmen in eine einzige groͤssere, indem so viel Waͤnde ausser der ersten gleichsam noch eine Menge derselben nachsingen; daraus wird der Schall aber un- deutlicher, als er erst zu seyn schien, weil nun viele Thoͤ- ne in einen einzigen einstimmen BERKLEY, theor. of vi- sion, p. 339. . Es geben aber alle harte Koͤrper eine Resonanz (Nach- klang) von sich. Und davon entsteht der lebhafte Nach- klang H. Phisiol. 5. B. S s Das Gehoͤr. XV. Buch. klang Die Alten verstaͤrkten die Stimme, damit eine gewaltige Menge Menschen in den theatrali- schen Amphitheatern hoͤren konnte mit kuͤnstlich gestellten ledigen Faͤssern (oder kupfernen Gefaͤs- sen) wie solches bezeugt PLI- NIUS, lib. XI. c. 51. , welchen leere Gotteshaͤuser, Kammern, die noch mit keinem Hausgeraͤthe versehen sind, Felsen und Hoͤlen, von sich geben Von denen in den Schlund des Vesuvs geworfnen Steinen, besiehe den BARTOLUS, pag. 292. 293. . Selbst die Blaͤtter an den Baͤumen klingen nach KIRCHER, phonurg. p. 10. , so daß der Wiederschall in den Waͤldern zur Sommerzeit PERRAULT, p. 220. ed. belg. lebhafter, als im Winter ist, da die Baͤume nakkt sind. Es thoͤnt selbst das Wasser nach, wenn es ruhig und eben steht; und man kann musikalische Jnstrumenten weit und schoͤn ver- nehmen BARTOLUS, p. 86. Fr. Tr. de LANIS, p. 435. STURM, T. I. p. 658. MARTENS Spitzb. , wenn man sie bei stiller Nacht, und an stillen Seen spielt, so daß man auch die Reden der Schif- fer bis auf vier Meilen weit unterscheiden kann BARTOLUS, ibid. ibid. . Da einer von zween Freunden im Serail, der andere zu Skutari stand, und mit einander sprachen; so konn- ten sie ihre Worte uͤber dem stillen Meere auf zwo Mei- len weit verstehen GREAVES travels. Brun- nen voller Wasser thoͤnen besser. KIRCHER, phonurg p. 8. Auch das Echo wird von Schnee ge- schwaͤchet KIRCHER, phonurg. p. 11. . Weiche Koͤrper scheinen dagegen den Schall zu er- stikken, weil sie ihn nicht vermehren. Ein mit Schnee bedekktes Land KIRCHER lib. cit. , weicher Sand PLINIUS, Histor. natur. L. XI. c. 51. , nebliche waͤsse- riche Luft, grosse Wiesen, Kirchen mit Tapeten ge- schmuͤkkt, oder die mit Zuhoͤrern angefuͤllt sind STURM, T. I. pag. 654. NOLLET p. 433. , las- sen den Schall nicht zunehmen F. Tr. de LANIS, p. 429. . Die in einem Kahne mit einander sprechen, koͤnnen kaum ihre gewechselten Worte verstehen, wenn nicht Haͤuser am Felsen vorlie- gen, II. Abschnitt. Werkzeug. gen, wovon der Schall wieder abspringen kann, um ihre Worte so zu hoͤren, als ob sie in diesen Haͤusern ausgesprochen worden du BOIS, n. 49. . §. 11. Der Wiederschall. Wenn Koͤrper, welche den Schall abspringen ma- chen, in der Nachbarschaft unsers Ohres liegen, so flies- sen diese neuen Thoͤne, welche die nahe stehenden Koͤr- per darbieten, mit dem urspruͤnglichen Thone zusam- men MONTANARI, l. c. p. 253. . Doch man hat noch kein gewisses Maas durch Versuche bestimmt, und es ist solches nach der genauen, oder weniger zarten Empfindung Phonurg. p. 46. 110. Mu- surg. L. IX. p. 245. des Zuhoͤrers viel- fach, indem diese zweeten Thoͤne besonders von dem ersten vernommen werden, und unsere Seele sowohl die Silbe des urspruͤnglichen Schalles, als auch die aͤhnliche Silbe des nachgesprochenen Thons, unterscheidet. Kircher giebt diese Entfernung, mit sammt dem Ruͤkklaufe, auf hundert und zehn Fuß an Phonurg. p. 46. 110. Mu- surg. L. IX. p. 245. . Musschenbroek auf drei und funfzig Fuß, folglich mit dem Ruͤkkwege auf hundert und sechs Fuß n. 1458. an. Mortonus schaͤzzet den Weg auf neunzig natur. histor. of Nortamp- tonshire p. 358. ; Sturm auf hundert phys. gener. T. I. p. 66. . Robert Plot natural. history Stafford- shire, pag. 29. Oxfordshire, pag. 10. auf hundert und zwanzig Fuß: Mer- sennus auf zweihundert Fuß præfat. ad harmon. fol. MUSSCHENBROECKIUS, n. 69. ; denn ich erklaͤre sei- ne vierzig Schritte so. Um aber einen laͤngern Schall zu wiederholen, dazu gehoͤret eine weitere Entfernung. Einige verlangen zu zwo Silben vierhundert MERSENNUS. , andere S s 2 nur Das Gehoͤr. XV. Buch. nur hundert und fuͤnf MORTON. , noch andere, zweihundert und vierzig Fuß PLOT. . Zu drei manche sechshundert, MERSENNUS. andere hundert und funfzig, andere hundert und achtzig MORTON. : zu vier Silben hundert zwei und achtzig Fuß IDEM. : zu vier oder fuͤnf Silben zweihundert und zehn PLOT, Staffordshire pag. 28. , zu eilf Sil- ben 1320 Fuß ad 1320. PLOT, Stafford- shire p. 29. , als Mersennus; und zu zwoͤlf Sil- ben vierhundert achtzig Schritte MERSENNUS. , und so weiter zu laͤngern Silben, wiewohl hier einiger Unterscheid vor- koͤmmt. Wenigstens bezeuget Sturm Ibid. , daß von dreihundert Schritten, sechs oder sieben Silben, von vierhundert und dreißig neun, von vierhundert und acht- zig, eilf Silben wiederholt werden; dabei es zu ver- wundern steht, daß zu sieben bis neun Silben, viel mehr Weite, als zu andern erfordert wird. Kircher giebt ganz andere Distanzen an phonurg. p. 34. . Der Wiederschall prallt von den jezzterwaͤhnten Koͤr- pern ab Auch vom Wasser, KIR- CHER, l. c. p. 8. vom furchigen Akker. BARTOLI, p. 291. von den Waldblaͤttern. . Wenn man von einer Mauer zur andern redet, mit welcher die eine parallel steht, so kann es ge- schehen, daß man einerlei Silbe, nicht einmal, sondern uͤberhaupt mehrmal hoͤrt: und es giebt einige, nicht ge- nung bekandte Gebaͤude, wo man eine urspruͤngliche Stimme achtmal KIRCHER, phonurg. p. 7. , zwoͤlfmal, dreizehnmal Hist. de l’ Acad. 1710. pag. 19. NOLLET, T. III. CARDAN. subtil. p. 528. , vier- zehn MONTANARI, l. c. p. 247. , siebzehn, neunzehn PLOT, Oxfordshire p. 8. , vier und zwanzig, neun und zwanzig, zwei und dreißig Villa simonerta BARTOLI, p. 73. KIRCHER, phonurg. p. 56. , und sechs und funf- II. Abschnitt. Werkzeug. funfzigmal Simonetta villa. Phil. trans. n. 480. wieder hoͤren kann. Hieher gehoͤrt das beruͤhmte Echo im Dorfe Simonetta, wiewohl die gar zu nahe Mauren vielsilbige Worte daselbst verworren zu hoͤren geben WRIGTH, travels, pag. 473. 474. . Dergleichen vielfache Wiederholung entstehet auch, wenn bald diese, bald jene Hindernisse die Stimme ab- zuprallen noͤthigen, so daß einige hoͤher, als andere lie- gen, so wie sie entfernter sind MUSSCHENBROECK, n. 1459. Ein Beyspiel von vielen Hindernissen erwaͤnt PLOT, Ox- fordshire p. 15. : denn man wird die von dem ersten Gegenstande, hierauf die vom andern, denn die vom dritten abprallende Stimme hinter einan- der vernehmen koͤnnen. Doch das Echo wird immer schwaͤcher, weil die lezz- ten Thoͤne von einer groͤssern Weite zuruͤkke laufen muͤssen. Der Widerschall spricht nicht nur die Menschenstim- me und Buchstaben, sondern auch ganz genau musika- lische Thoͤne nach Acta Moguntina I. pag. 138. . Jch lese, daß der Buchstabe S vom Echo nicht nachgesprochen werden soll ROGER, effectus musi- ces p. 41. . §. 12. Die Geschwindigkeit des Schalles. Wir haben gesagt, daß sich der nachklingende Thon vom urspruͤnglichen nicht trenne, wofern das Hinder- niß gar zu nahe dabei liegt. Es kann naͤmlich die mensch- liche Seele zween schnell auf einander folgende Thoͤne nicht von einander unterscheiden, so wenig als zwei Bilder leuchtender Koͤrper; sondern es hat die Seele ein gewisses S s 3 Zeit- Das Gehoͤr. XV. Buch. Zeitmaas noͤthig, wovon wir an einem anderen Orte reden wollen; und dieses Maas hat sie noͤthig, um zwei naͤchst auf einander folgende Dinge zu unterscheiden. Nun bewegt sich der Schall mit aͤusserster Geschwindig- keit; und diese haben beruͤhmte Maͤnner theils durch Rechnungen, theils durch angestellte Versuche, ziem- lich genau bestimmt. Es legt naͤmlich das Licht seinen Weg so fluͤchtig zuruͤkke, daß der Zeitverlust, wenn es aus der Sonne koͤmmt, fuͤr nichts angesehen werden kann, wenn von Dingen, die auf unserer Erde vorge- hen, die Rede ist. Folglich loͤsen gewisse Personen ein grobes Geschuͤz- ze, damit dasselbe eine sichtbare Flamme und vernehm- lichen Knall von sich geben moͤge, indessen, daß an- dere, welche so und so viel Fuß davon entfernt stehen, nach einer guten Uhr Den Penduln zieht die Uh- ren vor DERHAM, phil. trans- act. n. 313. , oder den Pendulschwankun- gen, von dem Augenblikke des Blizzes, die Schlaͤge zu zaͤlen ansangen Die Methode beschreibt BARTOLUS, p. 54. , welche zwischen dem zuerst er- blikkten Blizze, und dem gehoͤrten Stuͤkkdonner ver- laufen. So fing ehedem Gassendus apud MUSSCHENBROE- CKIUM. die Geschwin- digkeit des Schalles zu berechnen an, und er fand auf eine Secunde 1473 Fuß: und Mersenn schreibt, der Schall durchlaufe innerhalb einer Secunde 1380 Fuß Harmon. prop. V. art. 4. Balistic. p. 138. . Die Mitglieder der Akademie del Cimento fanden, daß er innerhalb fuͤnf Secunden p. CCXXXXV. MUS- SCHENBROECK zaͤlet an Fuͤs- sen 1185. eine italiaͤnische Mei- le, folglich 1147 Fuß ⅘ in einer Secunde zuruͤkklege. Die Mitglieder der franzoͤsischen Akademie, Caßin der Aeltere, Pikard, und der beruͤhmte Daͤne Roͤmer, brach- II. Abschnitt. Werkzeug. brachten 1097 franzoͤsische Fuß heraus, welche der Schall durchlaufen hatte DUHAMEL, hist. de l’a- cad. pag. 168. MUSSCHEN- BROECK, numerat 1172. es waren aber an Ruthen 1280. pro 7. secundis . Der beruͤhmte Walker fand nicht immer einerlei Summe, sondern zwischen 1150 und 1526 Fuß phil. transact. n. 256. . Jsaak Newton brachte nach der feinsten Rechnung princ. mathem. II. propos. 50. 969 Fuß heraus, welchen er we- gen der Dikke der Luft noch 119 Fuß beifuͤgte, woraus 1086 werden; und er sand wegen der Daͤmpfe, welche die Luft verdichten, 1142 Fuß HELSHAM, p. 284. , welches 1020 Pari- ser Fuß betraͤgt: und diese Summe haben Flamsted und Halley durch Versuche bestaͤtigt, so wie G. Der- ham phil. transact. n. 313. und bei dieser Zal beruhet der beruͤhmte HELSHAM, p. 264. Euler, durch angewandte Berechnung 1100 Fuß bestimmt ROGER effectus musices p. 4. , da er doch sonsten die Geschwindig- keit des Schalles zwischen 1222 und 1069 Fuß einge- schlossen hatte de sono conf. miscell. Tau- rin. I. p. 92. . Die Franzoͤsischen Akademisten, welche sich der groͤssesten Entfernungen und Geschuͤzze bedienten, sezzten 1038 mem. de l’ acad. 1738. pag. 192. 193. und 1041 Fuß Ibid. 1739. . Jn der Naͤhe von Quito fand man 1044 Fuß La CONDAMINE, intro- duct. p. 98. und 1050, zu Cayenne aber uͤberhaupt 1198 Fuß Voyage, de la riviere des Amazons p. 206. . Diese Versuche, wenn man dabey genau verfahren, erweisen, daß von dieser oder jener Ursache die Ge- schwindigkeit des Schalles bald so, bald anders, be- schaffen sei. Und zwar so hat es das Ansehen, daß diese Geschwin- digkeit im Sommer HELSHAM, pag. 264. s’ GRAVEZANDE, n. 2302. , und in warmen Gegenden um S s 4 etwas Das Gehoͤr. XV. Buch. etwas groͤsser sei ut Cayennæ. , so daß sich das Verhaͤltniß bei- der Geschwindigkeit, wie 76 zu 78 verhaͤlt BIANCONI Epistolae, p. 86. 89. . Es hatte schon aus blosser Berechnung die Verschiedenheit der beruͤhmte Cotes p. 324. vorgetragen. Doch bisweilen beschleunigt auch ein guͤnstiger Wind den Lauf des Schalles ein wenig ESTEVE, p. 31. . Beruͤhmte Maͤnner wollen nicht, daß die Winde eine Gewalt haͤtten, den Schall in etwas aufzuhalten BOERHAAVE, pag. 308. 309. \& GASSENDUS, \& PER- RAULT, c. 4. \& Florentini p. CCXXXIII. . Da aber ein mittelmaͤßiger Wind fast dreizehn Fuß, und ein Wind, welcher noch nicht der groͤßte eben ist, entweder sechs und sechzig, oder gar hundert und neun- zehn Fuß conf. L. VIII. p. 202. , in einer Minute durchstreicht; so koͤnnte folglich der Wind durch seinen Widerstand fast den zehn- ten Theil von der Geschwindigkeit des Schalles, oder der klingenden Luft, rauben: und es stimmen auch in der That die Versuche damit uͤberein, daß der Wind der Geschwindigkeit des Schalles nach dem Verhaͤltnisse Abbruch thue, welches wie 112 Memoires de l’ acad. 1738. p. 197. zu 122 DERHAM, l. c. \& phys. theol. p. 134. add. s’ GRAVE- ZANDE, n. 2343. ist; und es hat endlich ein heftiger Sturmwind den Schall ploͤtz- lich gehemmt BARTOLUS, p. 73. . Und eben so uͤbertraͤgt im Gegen- theil ein guͤnstiger Wind den Schall in eine entferntere Distanz MUSSCHENBROECK, n. 1451. . Der Nebel vermindert die Geschwindigkeit des Schal- les um \frac{1}{77} Theil BIANCONI. . Dieje- II. Abschnitt. Werkzeug. Diejenigen, welche also die Entfernungen der Oerter nach dem Laufe des Schalles KSVVENSKA, vvetensk acad. handl. 1741. tum FLO- RENTINI, p. CCXXXV. messen wollen, muͤssen auf alles dieses ihre Gedanken mit richten. Jn der That weis man von dieser Verschieden- heit so viel, daß darinnen nichts gewisses stekke, was man von der Staͤrke des Schalles zu bestim- men pfleget. Welche meynen, daß ein starker Schall schneller fortlaufe KIRCHER, phonurg. p. 14. , deren Versuche wollen nicht uͤbereinstimmen, so wenig als die Natur der Sa- che selbst HELSHAM, pag. 264. s’ GRAVEZANDE, n. 2294. . Dieses erwies in der That Gassendus dadurch, daß er den Knall einer Buͤchse, mit dem Knal- le eines Stuͤkkes verglich apud BARTOLUM, pag. 62. 63. ; und es haben solches die Florentiner, welche sich verschiedener Arten des gro- ben Geschuͤzzes bedienten p. CCXXXXII. , wie auch unter den Neuern einige beruͤhmte Maͤnner bestaͤtigt PARISINI, p. 202. DER- HAM, phil. transact. l. c. physiol. theol. 135. . Doch es laͤuft auch nicht ein feiner Schall geschwinder, als ein grober fort KIRCHER, apud BAR- THOLUM, p. 63. . Eben so wenig ermuͤdet der Schall, oder er laͤuft nicht die letzte Strekke seines Weges langsamer, als die erste durch, und er legt bestaͤndig in gedoppelter Zeit einen gedoppelten Weg zuruͤkke GASSENDUS, SCHEL- HAMMER, pag. 127. FLOREN- TINI, p. CCXXXIV. DERHAM, phil. transact. l. c. PARISINI, mem. de l’ Acad. 1738. p. 203. . Selbst das Echo bringt in eben der Zeit den Schall vom Abprallsorte zum Ohr, als es denselben vom Ohre zum Abprallsorte bringt DERHAM, phil. transact. l. c. BARTOLI, p. 59. , welches auch von seiner dreißigsten Wiederkehr gilt. Daher misset man auch die Entfernung vom Echo, je spaͤter dasselbe zuruͤkk koͤmmt. ESTEVE, p. 51. . S s 5 §. 13. Das Gehoͤr. XV. Buch. §. 13. Die Schwingungen des klingenden Koͤrpers. Wenn ein klingender Koͤrper, der von der Luft oder einem andern harten Koͤrper getroffen worden, zittert, so ist diese Bebung nicht eine Sache von einem einzigen, oder ungetheilten Zeitpunkte, sondern sie wird noch lan- ge wiederholet, und es waͤchset, und es nimmt ein sol- cher Koͤrper wechselweise ab p. 250. . Man kann diese Be- bungen, wie wir erwaͤhnt haben, da sie lange Zeit fort- dauren, an einer klingenden Glokke leicht mit Augen se- hen; und es kann ein aufmerksames Ohr zugleich den, von der Glokke gemachten Thon, langsam durch wech- selnde Schlaͤge endlich verstummen hoͤren. Eben diese Fortdauer der Thoͤne kann man auch bei den musikali- schen Saiten, und uͤberhaupt bei allen klingenden Koͤr- pern, was ihr Zittern betrift, beobachten. Hieraus laͤßt sich leichtlich abnehmen, daß auch diese Schalle eines und eben desselben Koͤrpers, aus vielen auf einan- der folgenden Thoͤnen in eins zusammenfliessen, so daß ein zartes Gehoͤr in einem Schalle, so gar bis fuͤnf gleichartige unterscheiden kann BUFFON, Histoir. natur. T. III. p. 336. . Doch man hat vorlaͤngst schon die subtile Entdekkung gemacht, daß diese wechselnde Bebungen in einigen Exempeln sehr geschwinde auf einander folgen, in an- deren hingegen nur langsam, so daß ein klingendes Jnstrument, innerhalb einer gegebenen Zeit bald mehr, bald weniger Schlaͤge thut. Ferner, daß unser Ohr anders geruͤhrt werde, wenn der bewegte Koͤrper schnelle Bebungen macht, und an- ders, wenn derselbe langsam zittert. Man nennt da- her II. Abschnitt. Werkzeug. her einen groben Thon, denjenigen, welcher von we- nigen Bebungen entsteht, die langsam auf einander folgen; und dagegen einen feinen Thon, welcher von mehr Bebungen, die innerhalb einer gewissen Zeit un- gemein schnell auf einander folgen, herruͤhrt. Daß fer- ner und uͤberhaupt die Feinheit des Schalles sich, gera- de wie die Zahl der Schwingungen verhalte, und daß Thoͤne der Unterscheid von der Anzal der klingen Wel- len BUFFON, l. c. pag. 337. SAUVEUR, p. 138. \&c. sind. Ausserdem hat die Natur diesen Schwingungen ge- wisse Grenzen vorgeschrieben. Sind nur ungemein we- nige Bebungen vorhanden, so hoͤret man nicht einmal die Thoͤne, welche diese Schwingungen hervorbringen. Man hat angemerkt, daß ein Schall unvernehmlich bleibe, KIRCHER, Musurg. p. 429. welcher von zehn Vibrationen entsteht, und er laͤßt sich uͤberhaupt nicht empfinden, wenn das Auge die Anzahl seiner Schwingungen zaͤhlen kann. Daher verlangt Mersennus Harmoniæ in 4. L. I. art. 4. prop. 4. SAUVAGES, physiol. p. 166. sechs Vibrationen auf eine Secunde, wenn man einen Schall hoͤren soll; und er sagt, daß wenig Menschen so musikalisch sind, welche unter einen Thon von fuͤnf und zwanzig Vibra- tionen absteigen koͤnnten Harmoniæ L. I. l. c. . Er fand an der allersein- sten Saite 832 Ruͤkkschlaͤge Ibid. p. 274. . Daher fand der beruͤhmte Sauveur Memoires de l’ Acad. 1700. p. 139. 140. \&c. , welcher sich mit dieser Sache sehr abgab, daß eine Kirchenpfeife, welche vierzig Fuß lang ist, den allergroͤbsten Thon her- vorbringe, wenn selbige innerhalb einer Secunde, zwoͤlf und ein halbmal zittert. Er s’ GRAVEZANDE, num. 2358. MUSSCHENBROECK, n. 1418. \&c. Das Gehoͤr. XV. Buch. Er nahm sich zur festen Grenze denjenigen Thon an, welcher von hundert Schwingungen innerhalb einer Se- kunde hervorgebracht wird, und es sei dieses der aller- feinste Thon, dessen Schwingungen innerhalb eben die- ser Zeit 6400 machen. Folglich ist die ganze Thonlei- ter von vernehmlichen Thoͤnen zwischen dreizehntehalb und 6400 Vibrationen eingeschraͤnkt, und diese Zahlen verhalten sich wie 1 zu 512. Gemeiniglich pflegt man es mit diesem Manne zu halten MUSSCHENBROECK, n. 1434 numerat 12800. . Etwas anders berechnet der grosse Mathematiker, Leonhard Euler, diese Schwingungen, indem er 30 zur Grenze der Schwingungen macht, und dieses sei der tiefste Thon von allen vernehmlichen Thoͤnen, so wie er 7520 Schlaͤge dem allerhoͤchsten, oder feinsten Thone, vorschreibt. Hier ist das Verhaͤltniß wie 1 zu 250 ⅖ de Music. p. 8. . Die Feinheit ist uͤberhaupt von der Staͤrke unterschie- den, und es ist also ein lebhafter und ein feiner Thon eine ganz verschiedene Sache. Die Staͤrke ruͤhrt da- von her, wenn die Materie einerley ist, und sich der Nachdrukk des Schlages, und die Anzahl der geschlag- nen Theilchen im klingenden Koͤrper anders verhalten: die Feinheit koͤmmt dagegen auf die Geschwindigkeit der Ruͤkkschlaͤge an. Die groͤbsten Thoͤne, welche vom Ohr kaum begriffen werden koͤnnen, verursachen an Pfeilern starke Bebungen apud MERSENNUM, BARTOLI, p. 162. \& p. 254. a gravisono testudinis (liuco) 40. in aqua scyphi circuli, a sono acuto vix quatuor. BARTOLI. . Und es kann in einerlei Thone die Lebhaftigkeit des Schalles um zwei und siebenzigmal groͤsser, oder kleiner sein SAUVEUR, l. c. p. 141. . §. 14. II. Abschnitt. Werkzeug. §. 14. Ursachen von dem Unterschiede der Thoͤne. Wir muͤssen in Erwaͤgung ziehen, warum einige Sai- ten in einer gegebenen Zeit mehr Schwingungen ma- chen, als andere. Hierzu giebt es verschiedene Ursa- chen, und darunter ist die erste die verschiedene Span- nung der Saiten. Folglich kann man durch verschiedne Gewichte, welche eine und eben dieselbe Saite spannen, an derselben alle Thoͤne hervorbringen: man sieht aber leicht vorher, daß eine staͤrker gespannte Saite schnellere Ruͤkkschlaͤge macht, und daß eine weniger gedehnte Sai- te schwerer bewegt wird, und langsamer schwankt. Man hat durch Erfahrungen gelernt, daß die An- zahl der Vibrationen, oder die Feinheit des Thones sich gedoppelt, wie die spannende Gewichter verhalten MERSENNUS, har- moniæ pag. 266. NOLLET, pag. 460. HELSHAM, pag. 275. MUSSCHENBROECK n. 1430. . Wenn man daher eine Saite durch ein angehaͤngtes Pfund ausspannt, und der andern vier Pfunde zu tragen giebt, so werden sich ihre Schwingungen wie 1 zu 2 verhalten, und die Thoͤne werden um eine Oktave von einander un- terschieden sein. Wenn die Saite a durch ein Pfund gespannt wird, die andre b durch neun Pfunde, so wird sich auch alsdenn die Anzahl der Vibrationen von b, wie drei, zur Vibration des Koͤrpers a verhalten. Aus eben dem Grunde, werden ohne dehnende Ge- wichter, Koͤrper, die haͤrter und elastischer sind, feiner klingen, wie die aus zerbrechlichen Metallen zusammen- gefetzte Glokken oder staͤlerne und kupferne Saiten; hin- gegen werden diejenigen Koͤrper groͤber klingen, wel- che aus einem weichern Metalle gemacht sind. Am groͤb- sten klingen unter den metallischen Saiten die goldne BARTOLI, p. 276. ; und Das Gehoͤr. XV. Buch. und noch groͤber, welche aus dem Siamischen und wei- chen Golde gezogen werden Memoires avant 1699. T. 2. pag. 21. . Wir haben bereits ge- sagt, daß Klavirsaiten von grosser Kaͤlte um einen gan- zen Tohn verstimmt worden HELLANDT, ksvvensk Acad. handling. 1760. Trim. 4. . Es scheint das Was- ser, womit ein Glas angefuͤllet wird, die elastische Be- bungen des Glases aufzuhalten, indem der Thon davon groͤber wird MORHOF, p. 105. . Wenn Saiten gleich stark gespannt werden, oder von einerlei Metall, oder Materie sind, so werden sich die Zahlen der Vibrationen ebenfalls verkehrt verhalten, wie die Laͤngen der Saiten MERSENN. p. 268. KIR- CHER, musurg. p. 424. NOL- LET, p. 461. EULER, p. 7. 12. BARTOLI, tract. 4. num. 3. 4. MUSSCHENBROECK, n. 1423. 1427. SAUVEUR, p. 138. : so daß eine zweimal laͤngere Saite, zweimal weniger Schwingungen macht, oder eine Oktave niedriger angiebt; und unter den Or- gelpfeifen in tibiis EULER, pag. 20. An Floͤten macht blos die Laͤnge, und nicht die Breite in den Toͤ- nen Unterscheid, idem p. 16. 17. zittert eine, die achtmal groͤsser ist, auch um achtmal weniger SAUVEUR, p. 140. . Es laͤsset sich dieses durch aͤhn- liche Versuche NOLLET, l. c. pag. 462. BIRCH, T. I. pag. 447. HELS- HAM, pag 273. MUSSCHEN- BROECK, n. 1423. , und so gar durch das Monochordium beweisen. Selbst die Wellen, welche in einem mit Wasser angefuͤlltem Glase entstehen, theilen sich mit- ten durch, wenn der Thon durch die Oktave hinauf- steigt Mem. avant 1699. p. 322. BARTOLI, p. 140. \& olim GALILEI, Mechan. dialoghi, I. p. 90. . Folglich verhaͤlt sich A zu B wie l. L, wenn man die grossen Buchstaben fuͤr die Eigenschaften von A, und die kleinen fuͤr die Eigenschaften der Saite B nimmt. Endlich verhalten sich gleichgespannte Saiten, die gleich lang sind, in der Anzahl der Bebungen, ver- kehrt, II. Abschnitt. Werkzeug. kehrt, wie die Durchmesser NOLLET, p. 461. HELS- HAM, p. 274. Ein gedoppelt so grosses Verhaͤltniß sezzet MER- SENNUS, p. 268., doch ich sehe nicht, daß ihm einer unter den Neuern nachfolgt. , oder Dikken, so daß also eine doppelt so dikke Saite, doppelt so wenig Vibratio- nen macht. Folglich ist A zu B , wie c zu C. Folglich verhalten sich uͤberhaupt die Zahlen der Vi- brationen verkehrt, wie die Laͤngen und Dikken, und ge- doppelt wie die Spannungen, und es wird an der Sai- te A diese Zahl = l c v T, an der Saite B. L C. v t sein. Von beiden Saiten werden die Schwingungen gleich groß werden, wenn l c v T = L. C. v t, add. EULER, p. 7. ist. Die Feinheiten der Glokkenschlaͤge verhalten sich wie die Schweren, oder das dreimal groͤssere Verhaͤltniß der Durchmesser MERSENN. . Allein man muß sich hierbei erinnern, daß keine Sai- te, oder Pfeife ihren eignen Thon habe, sondern daß sie wegen der verschiednen Natur ihrer Theile, welche nicht auf einerlei Art gespannt sind, mehr als einen Thon KIRCHER, Musutg. L. IX. p. 103. F. tert. de LANIS, T. II. L. X. pag. 444. ad 450. PER- RAULT. ESTEVE, pag. 44. MAIRAN, Mem. de l’ acad. 1737. p. 15. von sich geben, und diese kann ein geuͤbtes Ohr, als fein und grob unterscheiden. Man hat Nach- richten, daß sie bei dem Hauptthone zugleich die Oktave, Quinte und Terz, die man zugleich hoͤren koͤnnen, von sich gegeben le CAT. pag. 167. PAR- DIES, Mem. de Trev. 1722. pag. 1733. daß zwo Oktaven von einer einzigen Saite gemacht werden die man hoͤren koͤnne, da an einem vollen Wasserglase der Ton um ei- ne Oktave in die Hoͤhe stieg, wur- den alle Wellen um die Helfte kuͤr- zer, GALILEI dialoghi. I. p. 90. ; und man weiß, daß ein jedweder Thon, aus einem Hauptthone, und aus zweien sehr feinen Thoͤ- nen, nehmlich dem zwoͤlften und siebenzehnten, RAMEAU, de l’ hatmonie p. 13. 15. zu- sammengesezzt sei, wie die geuͤbten Kuͤnstler lehren. Die Das Gehoͤr. XV. Buch. Die Alten schrieben schon MERSENN. harm. Instru- ment. p. 159. F. T. de LANIS, L. X. p. 430. du BOIS, num. 18. \& fistulis n. 38. , daß sich in einer einzigen Glokke verschiedene Thoͤne in eins vereinigen. §. 15. Die Verhaͤltnisse unter der Anzahl der Schwingungen. Pithagoras war der erste, welcher, vermoͤge sei- ner bewundernswuͤrdigen Scharfsinnigkeit, apud CENSORINUM. bei Gele- genhe it der harmonisch klingenden Schmiedehaͤmmer, durch eine Menge Erfahrungen dieses herausbrachte, daß die verschiedene Harmonien, verschiedene Verhaͤlt- nisse enthielten, und daß man sieben Stimmen in der Musik habe. Man nennt naͤmlich, seit dieser langen Zeit eine Con- sonanz BARTOLI, pag. 125. s’ GRAVEZANDE, p. 647. , wenn die Zahl der Vibrationen in zwo Saiten gleich groß ist, und sich folglich ihre Vibratio- nen, die zu einerlei Zeit geschehen, zu einem einzigen Thone vereinigen. Oktave nennt man, wenn die Laͤnge einer Saite, die uͤbrigens gleich ist, gedoppelt ist Dieser, als der einfaͤl- tigsten, bedienet man sich ge- meiniglich HELSHAM, pag. 373. BARTOLI, pag. 122. KIRCHERUS, phonurg. pag. 181. \&c. , und wenn uͤberhaupt die Anzahl der Schwingungen, an der Saite A doppelt so groß, als die Schwingungen der Saite B ist. Die Quinte nennt man, wenn sich die Laͤnge der Saite A, die eben so gespannt, und eben so dikke, als die Saite B ist, sich wie 3, und an der Saite B wie 3 verhaͤlt. Die II. Abschnitt. Werkzeug. Die Quarte ist, wenn eben dieses Verhaͤltniß, nebst der damit verbundenen Anzahl der Schwingungen, sich wie 4 und 3 verhaͤlt. Die grosse Terz hat eben dieses Verhaͤltniß, wie 5 zu 4. Jn der kleinen Terz ist das Verhaͤltniß, wie 6 zu 5. Die uͤbrigen Thoͤne einer Oktav uͤbergehen wir in diesem Werke, welches zu so viel andern Materien be- stimmt ist MERSENNUS, harmo- niar. L. IV. KIRCHER, phonurg. L. VI. c. 2. CARTESIUS, de ho- mine p. 72. BARTOLI, p. 122. von der Laͤnge allein s’ GRAVEZAN- DE, l. c. HELSHAM, pag. 273. MUSSCHENBROECK, n. 1426. . Obere Oktav heißt, wenn doppelt so viel Schwin- gungen vorgehen; untere, wenn halb so viel geschehen. Es sind alle vernehmliche Thoͤne entweder in acht Oktaven SAUVEUR, pag. 140. da 6400. die zehnte Potenz von der Zal 12 und ein halbes, ist. , oder in zehn EULER, p. 8. nempe in- ter. 30. et. 7520. enthalten, so daß die hoͤch- sten Verhaͤltnisse der Laͤngen an klingenden Saiten wie 1024 und 1 sind, und man kann uͤber dieses Maas keine Thoͤne mehr unterscheiden, so wenig als darunter SAUVEUR, EULER. . Zwischen zwo Oktaven kann ein feines und geuͤbtes Ohr 43 Thoͤne unterscheiden SAUVEUR, p. 136. 140. . Folglich laͤßt sich eine gewaltige Menge Thoͤne, naͤmlich bis 387, unter- scheiden. §. 16. Die mitklingenden Bebungen. Wenn eine angestreifte Saite, oder ein jedwedes musikalisches Jnstrument einen Thon von sich giebt, so entste- H. Phisiol. 5. B. T t Das Gehoͤr. XV. Buch. entstehen eben solche Schwingungen, und eben so viel Schwingungen an der Anzahl, in allen gleichthoͤnigen Jnstrumenten KIRCHER, phonurg. p. 187. Musurg. L. IX. pag. 210. CAMER, Cent I. n. 77. BAR- TOLI, p. 107. 126. 163. BIRCH, T. III. p. 337. MONTAGNAT, thes. MAIRAN, Mem. 1737. pag. 10. 11. du BOIS. n. 46. de lyra CARDAN, subtil. p. 414. Ein angeschlagnes Clavicimbel brachte auf drei andern Clavicimbeln Melodeien hervor KIRCHER, phonurg. Ein erfahrner Jnstru- mentmacher sahe, wenn eine Saite klang, daß an allen aufge- haͤngten Jnstrumenten dersekben Art die gleichstimmige Saiten zugleich mit klungen, besiehe BARTOLI, p. 163. Und das thun auch diese Saiten in der Ferne. WESLCH, de sono num. 12. , welche naͤmlich innerhalb eben der- selben Zeit so oft zu beben geschikkt sind, so oft als das zuerst zitternde Jnstrument zu vibriren pflegt. Es braucht nicht ein Jnstrument von eben der Art zu sein: denn es klingt eine Saite mit einer gleichstimmenden Stimme, eine Orgelpfeife BARTOLI, p. 112. WAL- LER, philosoph. transact. 134. mit einer Pfeife oder Floͤte BARTOLI, pag. 135. du BOIS, n. 46. LAN. p. 392. , oder mit einer Saite harmonisch zusammen; und ein Glas Wasser thut dieses BOYLE, of languid. mo- tion BARTOLI, p. 135. 136. 138. mit seiner gleichstim- migen Saite, wie auch damit eine Floͤthe Imperfectius MORHOF, pag. 22. , Trom- pete Das Wasser springt, und laͤuft allerdings heraus. MOR- HOF. , oder auch ein anderes gleichstimmiges Glas Idem pag. 75. KIRCHER, phonurg. FABRIC. de laryn- ge L. 3. c. XI. , oder eine Trummel mit dem Glase ROUHAULT, pag. 173. Daß die Glasfenster blos von ei- ner gewissen Trummel erzitterten. . Man kann an gleichstimmigen Glaͤsern das Zittren und die Bewegung der Wellen ganz deutlich wahrnehmen BARTOLI, p. 135. 136. MORHOF, p. 75. . Endlich klingen auch die Trummeln zusammen, so daß die Ku- geln auf der einen in die Hoͤhe springen, wenn man die andere schlaͤgt MORHOF, p. 78. . Ausser den Saiten, welche in gleicher Zeit, gleiche Anzahl von Vibrationen machen, zittren auch Saiten harmo- II. Abschnitt. Werkzeug. harmonisch zusammen, wenn sich ihre Schwingungen, gegen die Schwingungen des klingenden Koͤrpers ein- fach verhalten Staͤrker zittert auf die Saiten gelegtes Papir nach ein- fachen Proportionen CARRE. , das ist, wenn sie in einem doppel- ten Verhaͤltnisse gegen einander stehen, oder um eine Oktave unterschieden sind BARTOLI, p. 127. MAI- RAN, CARRER, Mem. de Trevoux 1708. s’ GRAVEZAN- DE, n. 2374. : ferner, wenn ihr Ver- haͤltniß anderthalbmal groͤsser ist, und sie um die Quin- te von einander entfernt sind CARRE, BARTOLI, le CAT, MAIRAN, s’ GRAVE- ZANDE, 2376. : schwaͤcher zittren Sai- ten zusammen, wenn sie um die Terz verschieden sind MAIRAN, \&c. bei der Quarte hoͤren sie auf. BARTOLI, p. 127. , und dieses gilt auch von den uͤbrigen Thoͤnen, deren Verhaͤltnisse durch mehr zusammengesezzte Zahlen aus- gedruͤkkt werden; endlich geben sie undeutliche und kaum vernehmliche Thoͤne von sich. Es zittren ferner an einer- lei Saite verschiedene Theile der Saite mit, so daß man neben dem Hauptthone noch zween andere fei- ne vernehmen kann, naͤmlich den zwoͤlften und sieb- zehnten RAMEAN, princip. de l’ harmonie p. 15. . Es ist glaublich, daß dieses Zittren vornehmlich durch die harten Koͤrper selbst, von der Hauptsaite zu den mit einstimmenden Saiten fortgepflanzt werde, weil nicht nur dieser Mitlaut erstikkt, wenn der erste klingende Koͤrper auf Wolle BARTOLI, p. 165. , oder einem andern weichen Pol- ster aufliegt, sondern auch grosse und harte Lasten gar zu stark mit beben, als daß man glauben koͤnnte, daß sie von der blossen Luft beweget wuͤrden de Columnis BARTOLI, p. 162. de muris, Idem p. 112. sed vide T. III. c. 5. tor. p. 165. \&c. . Daher beben auch aufgehaͤngte Saiten, welche uͤbrigens harmonisch sind, nicht mit, wenn man die Jnstrumenten auf- T t 2 haͤngt Das Gehoͤr. XV. Buch. haͤngt DUVERNEY, p. 82. F. T. de LANIS, T. II. p. 390. BAR- TOLI, p. 164. , es sey denn, daß sie sich ganz nahe dabei befinden de LANIS, p. 425. . Jndessen kann man doch auch mit beruͤhmten Maͤn- nern annehmen, daß dergleichen mitlautende Bebungen durch die Luft s’ GRAVEZANDE, num. 3372. Miscell. taurin. I. p. 109. , von der klingenden Saite zur gleich. stimmigen fortgepflanzt werden. Es ist naͤmlich offen- bar, daß die Luft selbst, und schon der blosse Wind vom musikalischen Jnstrumente seine Thoͤne erhalten habe BARTOLI, p. 108. KIR- CHER, phonurg. p. 106. \&c. . Wenn nun die Luft auch blos in ihrem Striche oder Zuge die musikalische Bebungen von den Saiten be- koͤmmt; warum soll sie nicht eben das bekommen, wenn fie selbst schon von den Musikbebungen in Schwingun- gen versezzt ist p. 257. seqq. ! Vielleicht giebt es daher, weil die sieben urspruͤngli- chen Lichtstrahlen sich bei ihren Brechungen verschiedent- lich verhalten, auch in der Luft Theilchen, von verschie- dener Schnellkraft, deren einige sich zu diesen, andere zu anderen Thoͤnen gleichstimmig verhalten, und jede Bebung mag in gewisser Zeit, ihre gewisse Anzahl Schlaͤ- ge thun, und also jedwede Art diejenigen Thoͤne ins Ohr bringen, welche mit ihr harmonisch sind F. MAIRAN, Mem. de l’ Acad. 1737. NOLLET, l. c. pag. 477. 479. 481. HARTLEY, p. 41. daß in der Luft Maschinen sind, die den Schall erwekken. MOS- CA, T. II. p. 107. . Ob es auch in anderen und harten Koͤrpern Theilchen von ver- schiedenem Grade Elasticitaͤt gebe, darunter jedes mit seines gleichen Thon mitbebe, und demselben harmonisch nachsinge F. tertius de LANIS, L. II. p. 444. 445. BOERHAAVE, præ- lect. T. IV. p. 321. den groben Ton machen dikke Theilchen, den feinen zarte oder duͤnne: ESTE- VE, p. 52. , ist ebenfalls noch die Frage. Auf II. Abschnitt. Werkzeug. Auf diese Gedanken bezog man sich, wenn man an- merkte, daß Fenster von einem gewissen Schalle der Trummel staͤrker gezittert ROUHAULT. , und das Echo gewisse Thoͤne getreuer und vollstaͤndiger, als andere nachge- sprochen habe PLOT, oxfordshire p. 12. , vielleicht, weil die Hindernisse, die das Echo zuruͤkke geben, an gewissen Theilchen einen groͤssern Ueberfluß haben. Man schreibt das Zittren der Kirchensaͤulen dergleichen bestimmten Uebereinstim- mung zu BOYLE, of languid and unhee ded motion. , und beruͤhmte Maͤnner scheinen das Phaͤ- nomenon derjenigen Saiten, welche nicht harmonisch mit einstimmen, wenn sie von sehr ungleichen Thoͤnen sind p. 275. , gewiß zu machen, indem in der That einerlei Mauer-Stimmen von allerlei Art, Thoͤne und Melo- dien Act. Moguntiaca I. p. 138. seqq. , so wie das Krachen des groben Geschuͤzzes, oder die sanfte Floͤthe, folglich die groͤbsten und feinsten Thoͤne getreulich wiederholet. Was die Lufttheilchen belangt, so macht der vortref- liche Leonhard Euler EULER, opusc. n. 59. 60. den Einwurf, es koͤnne nicht in den Theilchen der Atmosphaͤr eine verschiedene Elasticitaͤt in irgend etwas langer Zeit uͤbrig sein: denn wenn man annehme, daß Koͤrperchen in der Luft von ungleicher Schnellkraft waͤren, so muß den Augenblikk, wenn die obere ausgedehnt, und die untere zusammen- gedrukkt worden, allen das gemeinschaftliche Elastici- taͤtsmaas wieder gegeben werden. Wahrscheinlicher ist es, daß in harten Koͤrpern die Theilchen bald so, bald anders, elastisch und hart sind. Jndessen koͤnnte es doch wunderbar scheinen, daß sowohl die weichen Blaͤtter, als die harten Felsen, und dar- T t 3 unter Das Gehoͤr. XV. Buch. unter Steine von allerlei Haͤrte, eben sowohl Thoͤne von allerlei Art im Echo zuruͤkke werfen. Es ruͤhret uͤbrigens von diesen innerlichen mitstim- menden Durch den von der Stimme in Bewegung gesezzten Luftstrom erklaͤrts BARTOLUS, pag. 187. doch es erhellet, daß es von den innern Zitterungen herruͤhrt, da auch Glaͤser von einem andern geriebnen Glase zerspringen. Bebungen an gleichlautenden Koͤrpern BARTOLI, p. 194. 195. , die der klingende urspruͤnglich hervorbringt, das beruͤhm- te Zersprengen der Glaͤser her, wovon Morhof ge- denkt. Sie zersprungen naͤmlich durch eine Menschen- stimme Bisweilen zerspringen auch die aufgehaͤngten BARTOLI, p. 196. , durch einen Gleichlaut UFFENBACH Reisen, T. III. p. 240. MORHOF, 133. BARTOLI, p. 198. 199. , und noch nach- druͤkklicher von der schnellgeschryenen Oberoktav MORHOF, c. 9. BAR- TOLI, p. 189. du HAMEL, de corp. L. 2. c. 4. , de- ren schnellere Bebungen also, die Bestandtheile des Glases zu trennen, mehr Kraft haben muͤssen Tuba diapason sonante magis exsilit aqua \& tremores fortiores. MORHOF. . Denn es klingen auch grobe Saiten, wenn man feine an- schlaͤgt BARTOLI, p. 129. . Wenn man aus einer feinen Stimme in eine grobe abfaͤllt, zerspringen nicht die Trinkglaͤser Idem p. 190. 191. . Man muß sich wundern, daß sie nicht von einer Trom- pete zersprungen, obgleich das Wasser heraus sprang, und ausfloß MORHOF, BARTOLI, pag. 187. . Sie zersprungen aber nicht nur von der Menschenstimme, sondern auch vom Reiben eines andern Glases MORHOF, p. 244. , oder auch von einer mit dem Glase gleichstimmigen Laute BARTOLI, p. 189. . Ditter III. Abschnitt. Werkzeug. Dritter Abschnitt. Das Gehoͤr. §. 1. Es vereinigen sich die klingenden Strahlen in dem Gehoͤrgange. E s hat das menschliche Ohr eine breite Oberflaͤche, und es steht nach der Absicht der Natur vor dem Kopfe vor, um die fast von allen Seiten des Kopfes herkommenden Thoͤne aufzufangen TAGLIACOT, curt. chir. L. I. c. 10. , sonder- lich aber die von der vordern Seite herkommen, wie man an den jagenden Thieren gewahr wird. Der Ge- brauch der Kindermuͤzzen benimmt dieser natuͤrlichen Vollkommenheit der Ohren ein vieles pag. |188. Grosse, beweg- iche, gegen die Wangen verlan- gerte verlanget BROUZET, edu- cat. T. II. p. 45. . Klingende Strahlen nennen wir diejenige Linien, welche vom klingenden Koͤrper, als aus dem Mittel- punkte, auf die concentrische Wellen, und nach dem Umfange der Holkugel gezogen werden, welche der Schall anfuͤllet. Es sind die Ohren der unvernuͤnftigen Thiere offenbar kegelfoͤrmiger, und zwar so, daß die Spizze des Kegels in den Gehoͤrgang fuͤhrt. Da also die Reflexionswinkel der Klangstrahlen, denenjenigen Winkeln gleich sind, unter welchen sie einfallen, so kom- men diese Strahlen von jeder Stelle des aͤussern Ohrs in die gegen uͤberstehenden, und endlich, da die koni- sche Figur selbst sie nicht entwischen laͤßt, in dem Ge- hergange zusammen, wie solches die Figur selbst besser etklaͤrt SCHELHAMMER, p. 171. seqq. c. c. T. 4. . T t 4 Am Das Gehoͤr. XV. Buch. Am Menschen ist das aͤusserliche Ohr weniger konisch, allein es hat vorragende knorpliche Erhabenheiten. Jn- dessen pflegte uns doch Boerhaave Prælect. T. IV. num. 549. p. 317. add. DUVERNEY, p. 73. zu berichten, daß er mit vieler Gedult am aͤussern Ohre eines todten Koͤr- pers Linien gezogen, welche mit jedweder, aufs Ohr auffallenden Linie gleich grosse Winkel machen wuͤrden, und es waͤren auf solche Art alle diese Linien endlich in den Gehoͤrgang zusammen gekommen. Es scheinen nicht nur die Thiere, sondern auch Men- schen, die von keinem unterrichtet worden, diesen Zu- sammenfluß der Thonstrahlen in dem Gehoͤrgang, als ein Huͤlfsmittel anzusehen, indem die Pferde GIBSON, discurs. of hors. p. 44. 45. und Hirsche ARISTOTELES, histor. anim. L. IX. c. 5. PLINIUS, L. VIII. c. 32. und andere vierfuͤßige Thiere augenscheinlich die Ohren in die Hoͤhe richten, und sie ausgestrekkt, da sie bei ihnen beweglich sind, gegen den Ort hin zu dre- hen, Equus GIBSON, l. c. pu- rorius apud GREW, Cosmol, sacr. p. 24. wo der Schall herkommt, um dadurch desto- mehr Strahlen des Schalles zusammen zu bringen. Jn Jamaika strekkt das Heerdevieh die Ohren nach dem Schalle des Hirten hin, welcher es zum Futter ruft, und wenn sie diesen Schall gehoͤrig vernommen, so ma- chen sie sich kurz darauf zur Abreise fertig SLOANE, Iamaica. . Da- her hoͤren Thiere auch genau, wenn sie die Ohren aus- strekken, und undeutlich, wenn sie solche herabhaͤngen lassen ARISTOTELES, PLIN. l. c. . Die Menschen koͤnnen kaum merklich das Ohr bewe- gen, allein sie strekken sie doch durch ihre bereits er- zaͤhlte Kraͤfte in so fern aus, daß der Zugang zur Schnek- ke mehr geoͤffnet wird. Sie legen, und sonderlich die ein III. Abschnitt. Werkzeug. ein schwaches Gehoͤr haben, ihre Hand HADRIANUS, apud. GALENUM, de usu partium L. XI. c. 12. DUVERNEY, pag. 69. C. HOFMANN, instit. pag. 171. BOERHAAVE, prælect. T. IV. p. 411. Iourn. œcon. 1753. fe- vrier. unter einem rechten Winkel mit dem Kopfe hinter das Ohr an, wenn sie die Worte ihres gegenuͤberstehenden Freundes besser hoͤren wollen. Endlich stekken Personen von schlechtem Gehoͤre einen sehr weiten I. NICIUS ERYTHRAEUS, F. B. LALLIO tribuit, sed GA- LENUS jam habet. , geraden Das Gehoͤrroͤhrchen p. 262. POLINIERE, exper. de phys. p. 320. CLAYTON, miscell. cur. T. III. p. 283. den Weg des ein- gefallnen Wassers entdekkte durch diesen Kunstgriff ABANT, obs. anat. c. 10. und schnekken- foͤrmig gekruͤmmten (KIRCHER), Musurg. L. IX. 305. le CAT. p. 293. Trichter in den Gehoͤrgang; da- mit sie den Schall von einer recht grossen Flaͤche sammeln moͤgen. Daher hoͤren auch gemeiniglich Menschen schlechter, denen die Ohren abgeschnitten sind Davon ruͤhrte ein bestaͤn- diges Getoͤse, und gleichsam ein Heuschrekkengezische, besiehe art. de faire les raports pag. 102. . Dadurch erhaͤlt man nicht nur, daß viele klingende Strahlen in die Schnekke, und den Gehoͤrgang zusam- men kommen, sondern auch, da das aͤusserliche Ohr viel weiter, und der Gang viel enger ist, so nehmen die Thoͤne ungemein an Staͤrke zu, und sie sammeln sich an der Trommelhaut, wie bei einem Brennpunkte. Hier thut die Natur eben das, was ein ins Ohr gehal- tenes Sprachrohr, oder das Dionysiusohr, durch wel- ches derjenige, welcher im Mittelpunkte saß, auch den allerkleinsten Schall, ungemein staͤrker vernahm Mit dem Menschenrohre vergleichet solches der P. della VALLE, Vogage, T. VIII. pag. 192. . Andere bringen eine wiederschallende Trummel Seb. TRUCHET, Bres- lauer Samml. 1718. p. 1000. ans Ohr, damit die gespannte Haut den Schall auffange, den der Widerschall in der holen Kapsel vermehren, und also auf die Trummelhaut staͤrkere Schlaͤge thun muß. T t 5 End- Das Gehoͤr. XV. Buch. Endlich verstaͤrkt der Gehoͤrgang selbst, wie andere Roͤhren, durch das Abprallen der Thoͤne, und das ela- stische Zittren der Knochen und Knorpel, so darauf solgt, den Schall ungemein p. 262. seqq. . §. 2. Die Trummelhaut. Es befindet sich auf dem Grunde des Gehoͤrganges eine Membran, und an dieser raget eine niedergedruͤkk- te Stelle, wie ein Schild, gegen die Trummel, kegel- artig hervor, so daß sie sich in einem einwerts convexen p. 200. 201. Bukkel endigt. Auf diesen Schildbukkel treffen die klin- genden Wellen, Kraft der Natur eines convergirenden Kegels zulezzt auf p. 279. : es ist aber diese Membran von selbst gespannt, und in einem erwachsenen Menschen noch mehr p. 200. . Folglich laͤßt sich nicht zweifeln, daß nicht diese Membran von klingenden Saiten in ein Zittren gebracht werden sollen p. 259. \&c. . Daß auf diesem Wege die klingende Zitterungen zu der Maschine des Gehoͤrs gelangen muͤssen, veranlasset die Analogie zu glauben, da so viele Thiere mit einem dergleichen Gehoͤrgange versehen sind p. 197. , und man schliesset es auch aus den Krankheiten, welche das Ge- hoͤr zerstoͤhren, so oft entweder der klingenden Luft die freie Strasse nach dem Gehoͤrgange abgeschnitten wird, oder die Trummelhaut nicht mehr zittren kann. Wenn sich im Gehoͤrgange Fleisch angesetzt, und den- selben angefuͤllet, so ist das Gehoͤr gehemmet worden MARCHETT, obs. 28. , und man hat dasselbe wieder hergestellet, wenn man das Fleisch herausgezogen ibid. , oder den ins Ohr gefal- lenen III. Abschnitt. Werkzeug. lenen Koͤrper, und den fehlerhaften Ueberzug, der die Trummelhaut bekleidete ZOD. MED. GALL. T. III. p. 183. , fortgeschaft, so wie das Vermoͤgen zu hoͤren von Wuͤrmern geraubt worden, wel- che im Gehoͤrgange nisteten p. 197. 198. . Doch es koͤmmt auch sehr oft vor, daß eine zu grosse Menge und Zaͤhigkeit des Ohrenschmalzes VALSALVA, pag. 12. MORGAGN. Epist. p. 173. DU- VERNEY, pag. 72. 157. KEN- NEDY, ophthalmogr. p. 108. , ein schweres Gehoͤr mache, und die Taubheit erzeuge. Dergleichen sind diejenige Personen, denen die Markt- schreier durch Einsprizzung einiger Seife, wie ich selbst gesehen, das Gehoͤr wieder geben Mit Weinsteinoel in Fen- chelwasser aufgeloßt HOFMANN, de erroribus in praxi vulgar. . Der vortref- liche von Buffon T. II. p. 345. gesteht eine angeborne Taubheit von der Verstopfung des Gehoͤrganges zu. Wenn ja einiges Gehoͤr noch uͤbrig ist, ob schon das Ohr verstopft ist Von einem verschloßnen Ohre. BARTHOLINUS, hist. 36. Cent. VI. , wie bey einem Knaben, welcher keine Ohren mit auf die Welt brachte, und bei dem der Gang verschlossen war UYLHOORN, ad HEI- STERI Chirurg. p. 733. , so koͤnnen einige Thoͤne entweder durch die Trompete zum Werkzeuge|| des Ge- hoͤrs, oder selbst durch das Zittren der erschuͤtterten Knochen gekommen sein p. 253. . Was die Trummelhaut selbst betrist, so laͤßt | es sich noch zweifeln, ob das Gehoͤr verschwinde, wenn dieselbe gelitten. Einige sagen nein, und sie fuͤhren| Exempel und Versuche an SCHNEIDER, de catarrh. L. III. p. 405. phil. trans. n. 461. LIEUTAUD, precis de medec. prat. p. 532. de BUFFON, T. III. p. 343. VIEUSSENS, p. 54. Doch war der Mensch nicht voͤl- lig taub. Nemlich WILLISIUS, da er die Trummelhaut an einem Hunde . Ande- ACHRELL, chirurg. Han- dels. p. 99. 100. Das Gehoͤr. XV. Buch. Andere sagen dagegen, daß Leute taub geworden, wenn diese Membran durchloͤchert worden, und sie nen- nen ebenfalls Erempel physiolog. cap. 29. D. de MARCHETTIS. Daß man nur nach und nach taub werde DU- VERNEY, p. 75. und Versuche, die man Hun- den gemacht habe I. G. PAULI, ad I. v. HORNE, pag. 130. nach Zersto- rung der Knoͤchgen, und in der Krankheit, die VALSALVA er- zaͤhlt, pag. 101. BARTOLINUS, hist. 29. Cent. IV. et in Exem- plis DUVERNEY, p. 75. NA- BOTH, p. 130. . Man sagt, daß dieses Uebel in Jtalien gemein sei, und es soll von dem zu vielen Rein- machen ein schweres Gehoͤr entstehen, welches man dieser zerrissenen Membran Schuld giebt. An einem Tauben fand man RIOLAN, p. 229. keine Trummelhaut. Derjenige verlohr das Gehoͤr, dem man die Trummelhaut mit einem Degen verlezzt hatte KALTSCHMIDT, de otalgia p. 15. ; doch kam das Gehoͤr allmaͤlich wieder, als er geheilet wurde. Durch Ver- eiterung gieng das Gehoͤr verlohren HOFFMANN, disquis. pag. 313. . Da also auch Valsalva bezeugt, daß sich leicht die Wunden an dieser Membran schliessen de aure hum. p. 101. Eine neue Membran wuchs wieder p. 102. oder die Wunde schloß sich pag. 103. Man vergleiche damit MORGAGNUM, p. 75. , so koͤnnen einige Exem- pel von einer unschaͤdlichen Verletzung derselben, zu der- gleichen Kuren gerechnet werden, oder es mag auch noch die Trompete des Eustachs ihre Dienste gethan haben. Es erlaubet naͤmlich weder das besondere Kunststuͤkk dieser Membran, die keiner anderen Membran gleich ist, noch ihre bestaͤndige Analogie in so vielen Thie- ren Damit nicht etwas hinein- falle ess. de phys. nov. ed. p. 750. , noch ihre Verbindung mit den Gehoͤrknoͤchgen, und Hunde durchborte, erfolgte erst nach Ablauf dreier Monate, die Taubheit de anim. brut. p. 133, tum CHIRAC, apud KOENIG, anim. regn. 163. mit gleichem Er- folge, oder fast aͤnlichem SCHEL- HAMMER, p. 207. \& CHESEL- DENIUS, p. 305. 306. III. Abschnitt. Werkzeug. und die besondern Muskeln, welche diese Knoͤchgen be- dekken, zu glauben, daß sie ohne Nuzzen sei, oder wel- ches fast eben so viel ist, als unnuͤzze sein, daß sie einzig und allein die Trummel verschliessen sollte p. 201. 202. . Sie ist in Kindern loser gespannt p. 200. und ausserdem mit Schleim bezogen, und sie zittret schwaͤcher, so daß man glauben kann, daß dadurch die lebhaften Thoͤne, die einem neugebornen Kinde gefaͤhrlich werden koͤnnten, um etwas gebrochen werden. Jn erwachsenen Men- schen wird sie nicht nur an sich selbst hart, sondern sie wird auch in ihrem Ringe staͤrker gespannet, wie wir oben gesagt haben. §. 3. Ob die Natur die Trummelhaut harmonisch spanne. Es thoͤnt eine gespannte Saite besser p. 272. . Aus die- ser Erfahrung, aus der Betrachtung des Baues der Trummelhaut, und von der Verrichtung des Eustachi- schen Muskels, hat man eine Muthmassung hergeleitet, welche gar nicht unwahrscheinlich ist. Wenn es naͤm- lich unser Vortheil ist, genauer zu hoͤren, um die schwachen, und aus der Ferne kommenden Thoͤne subtil zu unterscheiden: so glaubt man, daß sich dadurch der Zugang des Ohres besser oͤffene, ferner daß die Trum- melhaut durch den Muskel des Hammers, entweder vorzuͤglich, oder gar einzig und allein dergestalt gespan- net werde, daß sie einwerts herabgezogen, mit demje- nigen Zirkel, uͤber welchen sie vorragt, einen kleinern Winkel mache. Solchergestalt werden alle Radii, die aus der Mitte des Schildbukkels nach dem Umkreise gezo- Das Gehoͤr. XV. Buch. gezogen worden, laͤnger werden, als solche, welche die Oberflaͤche eines laͤngern Kegels beruͤhren, und es wird die ganze Membran aller Orten gespannt sein. Es wollte aber unser beruͤhmter Lehrer, daß sich die Thiere, und wenigstens der Mensch doch, dieser Membran be- dienen, wenn die von einem verwirrten Geraͤusche er- wekkte Seele, aus Neugierde sich sammelt, und dieses Geraͤusch, so deutlich, als moͤglich, vernehmen will prælect. T. IV. pag. 402. adn. n. 562. Die aͤnliche Erfahrung, auch an Pferden. . Welche Muskeln behaupten, die die Trummel nach- lassen, sehen Kraͤfte vor sich, welche die Trummelhaut bei gar zu lebhaften Thoͤnen entweder schlaff machen, oder mit Huͤlfe des Eustachischen Muskels diese Trum- melhaut wieder in ihre gehoͤrige Lage sezzen Dergleichen lehrte bereits WILLIS, de anim. brut. c. 14. PFRRAULT, du bruit. p. 235. RONHAULT, HOLDER, of speech p. 164. DUVERNEY, p. 78. seqq. DERHAM, theol. physiq. L. IV. c. 3. p. 127. BAY- LE, probl. CHESELDEN, anat. p. 308. MAIRAN, mem. de l’ Acad. 1737. p. 72. le CAT. pag. 277. Diesem widerspricht nicht, daß ein Skeptiker ist, Iohannes BOHN, progymnasin. 26. . Sie fuͤgen uͤbrigens ein sonderbares Exempel von einer gar zu losen Trummelhaut bei HOLDER, elem. of speech. p. 160. WILLIS, anim. brut. l. c. philos. trans. n. 35. BOER- HAAVE, pag. 415. , welche zum Gehoͤr unnuͤzze war, es sey denn, daß man dabei die staͤrkeste Erschuͤtterung der Trummeln anbrachte. Wenn sie da- von gespannet wurde, so konnte sie jezzt auch die mensch- liche Stimme vernehmen. Von zu vielem Wasser, welches sich in der Trummel gesezzt hatte, ruͤhrte eine Taubheit her VALSALVA, apud MOR- GAGN. Epist. VI. p. 141. . Andere Schriftsteller haben dieser Trummelhaut eine andere, noch feinere Spannung zugestanden. Obgleich mit allen Thoͤnen einige Theilchen an harten Koͤr- pern uͤbereinstimmen p. 277. , so ist doch diejenige Harmo- nie III. Abschnitt. Werkzeug. nie p. 275. harter Koͤrper genauer, welche bei gleicher Span- nung einerlei Anzahl von Bebungen, in einerlei Zeit hervorbringen. Da man also glaubt, daß zum Hoͤren Schwingungen der Trummelhaut erfordert werden, so glaubt man zugleich, daß die verschiedenen Thoͤne, an welchen uns etwas gelegen ist, sie zu hoͤren, unserer Seele ganz rein vorgestellt werden, dazu wuͤrden auch verschiedene Spannungen dieser Membran erfordert. Folglich glauben beruͤhmte Maͤnner, daß diejenigen Kraͤfte, von denen wir gesagt haben, daß sie diese Mem- bran spannen, und nachlassen, dazu angewandt werden, daß sie nachgelassen werde, um die groben Thoͤne zu hoͤ- ren, hingegen gespannt werde, um die feinen zu ver- nehmen, und daß selbige mit allen Thoͤnen, so verschie- den auch diese sind, einstimmig sei, einerlei Anzahl von Bebungen in einerlei Zeit vorstelle, und folglich in dem innersten Werkzeuge des Gehoͤrs eben die Thoͤ- ne wiederhole, welche die Luft zur Trummelhaut ge- bracht hat BOERHAAVE, prælect. T. IV. p. 405. HARTLEY, pag. 238. ROGER, de effect. music. pag. 49. . Wenn die Muskeln uͤberhaupt die Trummelhaut ver- mittelst der Gehoͤrknoͤchgen regieren, so fraͤgt sichs, ob sie vom Willen der Seele regiert werden, oder ob diese Bewegung aus der Klasse derjenigen sind, welche ohne den Willen, Kraft der Bauart der koͤrperlichen Maschi- ne, erfolgt. Hieronymus Fabricius glaubte, ver- moͤge einer an sich selbst gemachten Erfahrung, daß diese Muskeln dem Willen gehorchen, da man inwendig im Ohre, durch die Gewalt des Willens, ein Geraͤusche erregen koͤnnte de Aure c. 6. p. 31. . Es laͤßt sich an einem stillen Orte ein Geraͤusche, vor dem Geraͤusche schnell aber undeut- lich empfinden ESTEVE, p. 7. . Fuͤr Das Gehoͤr. XV. Buch. Fuͤr die andere Meynung scheinet die Analogie der Augen zu streiten, in denen eine gewisse geheime Ver- aͤnderung, nach der groͤsseren oder kleineren Kraft des Lichtes, und nachdem die Objecten naͤher, oder weiter sind, in der That statt findet, und dennoch der blosse Wille, ohne diese Verschiedenheit des Lichts, oder der Naͤhe der Objekten, uͤberhaupt keine wirkliche Herrschaft uͤber einen, und eben denselben Regenbogen hat, noch diesen, wie sonst einen Schliesmuskel, nach Komman- do spannen, und verengern kann. Es vermuthet der beruͤhmte Cotunnus, daß die Trummelsaite von der Trummelhaut sowohl durch deren faͤchrige Zusammenhaͤnge, als durch den Hammer- stiel p. 76. , zum Beben gebracht, und solchergestalt von diesem Reize der Muskel des Eustachs, und des Steig- biegels, die vom harten Nerven ihre Aeste bekaͤmen, zusammengezogen wuͤrden, welches in der That seinen feinen Wizz andeutet. Es scheinet aber die Trummel- haut nach dieser Hypothese von den starken Thoͤnen noch staͤrker gespannt zu werden, da es im Gegentheil fuͤr sie besser waͤre, wenn sie nachgelassen wuͤrde. Diese Frage laͤßt sich schwerlich entscheiden, da es nicht in unserm Vermoͤgen stehet, daruͤber Versuche an- zustellen. Wenn es in der That dennoch ein Muskel ist, der die Trummelhaut spannen kann, so wuͤrde ich der Meynung sein, daß selbige in der That gespannt, oder nachgelassen wird, und daß der Hammer weder umsonst auf der Membran stehe, noch von einem Muskel beherrscht wird. Diesem widerspricht auch die Erfah- rung nicht: denn man kann glauben, ob man gleich der Sache nicht gewiß ist; aber glauben kann man den- noch, daß man genauer hoͤre, wenn man genauer hoͤren will, wenigstens koͤmmt es mir, der Erfahrung gemaͤß, so III. Abschnitt. Werkzeug. so vor. Folglich ist es sehr wahrscheinlich, daß sich die Membran bey sehr schwachen Thoͤnen spannen lasse: hin- gegen scheint es mir kaum wahrscheinlich zu seyn, daß sie sich alsdenn nachlassen lasse, indem man, so gerne man auch immer wollte, dennoch auf keine andere Art das feine Getoͤse, anders, als durch Verstopfung der Ohren schwaͤchen kann. Jch werde aber der Meynung schwerlich beipflichten, daß sich diese Trummelhaut harmonisch spannen lasse, da es gewiß ist, daß sich die Seele allerlei Thoͤne, auch ohne Huͤlfe dieser Membran, eben so wohl vorstellen koͤnne, wenn die thoͤnenden Erschuͤtterungen HOFMANN, disquis. anat. pathol. p. 313. KAANO, impet. fac. n. 372. BAUMER, surdi a natur. faciend. audient. da der Schall durch einen Stab geleitet wurde. den Kno- chen des Kopfes selbst unmittelbar mitgetheilt werden, und daß der Schall auf seinem Wege keine groͤssere, oder kleinere Spannung nothwendig brauche, weil sich die Knochen der Hirnschale auf keinerley Art schaͤrfer spannen lassen. §. 4. Die Bewegung der Gehoͤrknoͤchgen. Wenn die Trummelhaut erschuͤttert, und einwerts gedruͤkkt wird p. 280. , so muß der Hammer auch, vermoͤge seines mechanischen Lagers VIEUSSENS, p. 50. seqq. WALTHER, de Membran tymp. n. IX. ALBERTI, p. 130. , mit einwerts gedruͤkkt werden, so wie der mit dem Hammer verbundene Am- bos, und besonders dessen laͤngerer Schenkel, wel- cher den Steigbiegel anstoͤßt, und tiefer in das eirunde Fenster treibt RAU, amphitheatr. Zoo- tom. p. 98. COTUNNUS \&c. . Dieses ist eben diejenige Bewegung, wel- H. Phisiol. 5. B. U u Das Gehoͤr. XV. Buch. welche Fabricius p. 283. hoͤrte, und welche Wilhelm Derham an einem Maulwurfe physic. theol. p. 118. mit Augen sahe. Aus diesem Grunde zerstoͤhret die Zerreissung der Trummelhaut die Annagung der Knoͤchgen DUVERNEY, 184. VAL- SALVA. , ihr Entfallen HEISTER, not. 60. ad Compend. anat. BLAIR, Miscel- lan. p. 142. seqq. delic. Med. chir. p. 169. VALSALVA, p. 101. Iourn. de Medec. 1761. m. octobr. GENGA, anat. chirurg. p. 202. da blos der Hammer entfallen, soll nicht das Gehoͤr gaͤnzlich vergan- gen sein. MANGET, biblioth. p. 264. 265. die Zernagung des langen Ambosschen- kels VALSALVA, p. 101. 102. , und endlich, wenn man den Berichten trauen darf, der Mangel des Ambosses Mar. MERSENNUS, apud BEUERWYCK, de calculo p. 86. , das Gehoͤr. Da- durch wird naͤmlich der allernatuͤrlichste Weg unterbro- chen, wodurch die Erschuͤtterungen der Luft zum Vor- hofe gelangen muͤssen. Daher haben Thiere, die mit einem Gehoͤr begabt sind, Knoͤchgen, welche die thoͤnende Erschuͤtterungen vom Gehoͤrgange zum Vorhofe durchlassen, und dieses sind die Thiere von warmen Blute, und die Voͤgel. Daher hoͤret unter den Thieren von kaltem Blute die Eidechse GEOFROI, in Mem. des Savans etrang. p. 191. am besten, hierauf folgt der Frosch Idem p. 169. 172. , welcher zwei Knoͤchgen hat; die Natter hat schon ein schwaͤcheres Gehoͤr bei ihrem einzigen Knoͤchgen, und weil ihr die halbkreisigen Kanaͤle Idem p. 181. fehlen; der Was- sersalamander p. 185. , der gar keine Knoͤchgen hat, kann kaum etwas weniges hoͤren. Folglich kann man billig behaupten, daß die Ohrknoͤchgen zur Vollkommenheit des Gehoͤrs gemacht sind ESTEVE, p. 16. \&c. . Es vermag der Steigbiegelmuskel den aͤussern Theil des Steigbiegels, tiefer in den Vorhof ein- zudruͤk- III. Abschnitt. Werkzeug. zudruͤkken p. 220. , und dadurch, wenn es uns schaͤrfer zu hoͤren beliebt, den Drukk in den Vorhof zu verstaͤrken. §. 5. Die Verrichtung der Trompete. Es ist das aͤusserliche Ohr nicht der einzige Weg, auf welchem der Schall zur Trummel gelangt: es ist noch ein zweeter vorhanden, durch die Nase, durch den Mund, und durch die Trompete des Eustachs; und dieser Weg steht immer offen. Es ist gewiß, daß ein Mensch, welcher von seinem natuͤrlichen Jnstinkt regieret wird, so oft er ein Getoͤse genau hoͤren will, den Mund weit oͤffnet BARTOLI, p. 301. , ob dieses gleich unanstaͤndig und baͤurisch heraus koͤmmt. Bei alle dem aber erreichet ein solcher doch seinen Endzwekk, besonders wenn er ein schwaches Gehoͤr hat ESTEVE, p. 11. . Es scheint, daß dieser Schall in der Trummel, durchs Abprallen, und Wiederholen seine Bestaͤtigung be- komme Von den Toͤnen uͤberhaupt BUFFON, T. III. p. 343. . Auch hat es das Ansehen, daß es Thiere gebe, bei denen der Schall dieses Geschaͤfte vorzuͤglich ausuͤbt, als in der Schildkroͤte CALDESI, p. 13. leugnet einen Gehoͤrgang in diesem Thie- re: ich verstehe dieses so, daß der- selbe sehr enge ist. Auch des Frosch hat eine weite Trompete. GEOFROI, p. 174. und dem Frosche. Doch im Menschen scheinet eine freie Strasse der Luft durch die Trompete zum inwendigen Ohr, so noth- wendig zu sein, daß das Gehoͤr, nach ihrer Verstopfung nicht weniger verlohren geht, als es vergeht, wenn Gebrechen den Weg durch den Gehoͤrgang verhindern. U u 2 Man Das Gehoͤr. XV. Buch. Man hat Exempel von den zernagten Muskeln der Trompete VALSALVA, pag. 122. davon ein schwer Gehoͤr. , von Gewaͤchsen, die die Trompete ver- stopfen Idem p. 116. BECKET, obs. 18. die Taubheit mit dem Polipus fortgeschaft. , an Wikken, die man in die Eustachstrom- pete stekkt VALSALVA, ibid. so ge- wiß, daß man das Gehoͤr wieder herstellte, wenn die Wikke weg- genommen wurde. , an der oͤftern Entzuͤndung der Halsman- deln HEISTER, apud WIE- DEMANN, de tonsil. , an der Mundschwaͤmme BOERHAAVE, pag. 415. , am Gaumen- geschwulste Mit einem Ohrenklingen TULP. I. n. 35. , welcher nach dem Gange des Eustachs zu laͤuft, an angehaͤuftem und verdikkten Schleime in der Trompete WATHEN, phil. transact. 1755. n. 35. GUYOT, Hist. de l’ Acad. 1724. pag. 53. \& phil. trans. n. 461. . Gemeiniglich wird zwar im Schnu- pfen das Gehoͤr undeutlicher, allein dieses vergeht im Durchfalle MICHEL, obs. sur le pouls obs. 12. , oder Laxiren wieder RIVIN, de audit. vitiis p. 22. SCHROETER, de audi- tu p. 23. 24. HOFMANN, apo- log. GALENUS, L. II. c. 240. von einem schweren Gehoͤre. , wenn die Ursa- che fortgeschaft worden, welche die Trompete verstopfte. Jch kenne ein Fraͤulein, bei der das eine Ohr, von der- jenigen schlimmen Schlundkrankheit, die gegen Anfang des Jahres 1762 zu Bern gefaͤhrlich und toͤdtlich gras- sirte, taub geworden. Zu gleicher Zeit ist damit ein Eitergeschwuͤr verbunden. Mit vielen Umstaͤnden lehret der beruͤhmte Wa- then L. c. die Taubheit von einer Verstopfung der Eusta- chischen Trompete, durch eine eingestekkte Sonde, und durch Einsprizzung eines Wassers mit Rosenhonig ge- mischt, zu heilen. Die Kranken bekommen davon so- gleich Erleichterung. Man berichtet, daß Jemand, der vom Schnupfen ein schwaches Gehoͤr bekommen, nachdem er von freien Stuͤkken eine Anstrengung zum Hin- III. Abschnitt. Werkzeug. Hinabschlingen geaͤussert, und gleichsam einen kleinen Knall gehoͤrt, wiederhergestellet worden DERHAM, p. 123. . Hierbei thut auch das Gurgeln, welches mein beruͤhmter Lehrer anwenden lies, gute Wirkung KENNEDY, p. 107. . Man muß sich aber, wenn wir uns dieser Wohlthat bedienen wollen, ein wenig bei dem Einathmen maͤßi- gen: denn waͤhrend dessen, daß wir Athem holen, koͤmmt nicht einiges Zittren, sondern der ganze Strom der Luft durch die Trompete, und dieser druͤkkt die Trummelhaut staͤrker nach aussen zuruͤkke, als sie von dem Zittren der Luft nach einwerts zu gedruͤkkt wird. Daher lesen wir, daß die zuruͤkkgehaltene Luft, mit Rauschen in die Trompete tritt, DERHAM, in phil. trans. l. c. mit ihrer Kaͤlte be- schwerlich gewesen, und endlich die Trummelhaut zer- sprengt habe, wenn man Mund und Nase zuhielte. Waͤhrend des Gaͤhnens entsteht eine voͤllige Taubheit habet ARISTOTELES, de genere L. V. Isagog. c. 54. daß man nicht gut hoͤre CASSIUS, probl. n. 20. , wie ich oft genug acht gegeben habe, daß ich auf einmal die Worte meines Freundes verlohren, wenn ich gaͤhn- te: SCHELHAMMER, p. 213. denn Gaͤhnen ist ein langsames und sehr grosses Einathmen. Darum will ich aber nicht in Abrede sein, daß nicht die Trompete des Eustachs einen andern Nuzzen haben sollte. Man kann glauben, daß durch selbige die Luft in den groͤbsten Thoͤnen DUVERNEY, pag. 77. , im Donner und Loͤsen des gro- ben Geschuͤzzes ausweichen kann FABRIC. p. 3. c. XI. LAU RENT. L. XI. quæst. XI. . Alsdenn ist naͤmlich die Wirkung von dergleichen Krachen so heftig, daß davon Menschen auf einmal taub werden. Viel schlim- U u 3 mer Das Gehoͤr. XV. Buch. mer wuͤrde dieses Uebel sein, wenn die in der blin- den Trummel BOERHAAVE, pag. 417. REUSNER, obseruat. 45. HILDA- NUS, obs. 5. 6. 7. L. III. Da- bei koͤmmt eine Betrachtung von einer Taubheit vor, die vom Klange einer grossen Glokke ent- standen. Gloͤkkner und Feuer- werker hoͤren ein kleines Getoͤse nicht, besiehe davon WOLFS Wuͤrkungen p. 700. Die Alten sagten, daß die Leute am Nil- fall taub wuͤrden. Vom Blizze, und Donner ging das Gehoͤr ver- loren; siehe die Fränk. Anmerk. T. V. p. 176. Auf einem Ohre wurde Jemand taub, nach dem RIVIN, l. c. p. 16. eingeschlossene Luft, mit ihrer voͤl- ligen Gewalt, denen durch den Gehoͤrgang kommen- den Wellen widerstuͤnde, von denen sie zusammen- gedrukkt wird. Allein jezzo kann sie durch die Trom- pete ausweichen. Man hat auch geglaubt, daß die aͤusserliche Luft auf diesem Wege zur Trummel kaͤme: theils um die Luft dieser Hoͤle durch ein frisches Element anzufrischen, da- mit sie nicht bei Einbuͤssung der Schnellkraft unnuͤzze werde; theils damit diese Luft mit der aͤussern einerlei Elasticitaͤt bekomme Damit sie sich weder zu sehr verduͤnne, noch verdichte. SENAC, Mem de l’ Acad. 1724. p. 254. . Wir wuͤrden naͤmlich viel zu scharf hoͤren, wofern die Luft der Atmosphaͤr schwer, und indessen die Luft in der Trummel leicht waͤre; und es wuͤrde im Gegentheil unsere Empfindung stumpf werden, wenn die Atmosphaͤr so leicht waͤre, wie wenn man Berge besteigt, und die Luft in uns so dichte bliebe, wie sie an den Seekuͤsten ist. Nun wird aber, wenn wir einathmen, die Luft der Trummel mit der aͤussern Luft einerlei. Man sagt auch, die Luft wuͤrde in der Trummel warm, und verduͤnnt, und sie widerstuͤnde also der Luft, welche durch den Gehoͤrgang mit Bebungen ankaͤme. Diese Waͤrme maͤßige die Luft, welche wir eben durch die Nafe und Trompete in uns zoͤgen BOERHAAVE, praelect. L. IV. p. 380. . Daß III. Abschnitt. Werkzeug. Daß dergleichen Luft durch das Trummelloch zur Trummel MAZINUS, instit. 121. gelangen koͤnne, wollen wir jezzo nicht widerlegen, da dergleichen Loch nicht statt findet. Man koͤnnte aber in so fern einiges Athemholen durch das Ohr zulassen, daß sich auch die Trompete ausleere, wenn Kraft des Ausathmens ein Theil von der Luft, welche den Schlund erfuͤllet, fortgeschaffet wird, und daß folglich auch die aͤussere Luft, welche in den Gehoͤr- gang tritt, die Trummelhaut erhaben macht. Wenn dagegen die Luft waͤhrend des Einathmens in die Trom- pete koͤmmt, und die Trummel anfuͤllet, und der aͤusse- ren Luft Widerstand thut, so koͤnnte man glauben, daß die Membran herauswerts getrieben wird LAMY, in praefatione SENAC, p. 627. . Es soll im Frosch die Bewegung der Trummelhaut mit dem Athemholen zu einerlei Zeit geschehen LAMY, ibidem. . Endlich glaubt der vortrefliche Valsalva, daß bei allem Hoͤren die Trompete von seinem neuen ungeboge- nen Muskel des weichen Gaumens eroͤffnet, und nach- gelassen werde, um etwas Luft zuzulassen, und daß die Trummelhaut von den, durch den Gehoͤrgang hineinge- brachten Zitterungen der Luft p. 117. 118. besser gespannt werde. Damit aber nicht das Einathmen in die Trompete Luft einlasse, die diesen Zitterungen widerstuͤnde, so werde die Trompete von dem zwischen der Trompete und dem Zapfen gelegenen, und dem zwischen dem Schlundkopfe und Zapfen befindlichen Muskel p. 120. die an der Trompete liegen, zusammengedruͤkkt. Es sind dieses Subtilitaͤ- ten, welche sich weder leicht widerlegen, noch erweis- lich machen lassen. Dennoch glaube ich schwerlich, daß in allem Einathmen, die jezztgedachte Muskeln des Gaumens wirken, weil der zwischen der Trompete und U u 4 dem Das Gehoͤr. XV. Buch. dem Zapfen gelagerte Muskel die Nase allerdings durch Verstopfung des weichen Gaumens verschliessen kann, dieses aber wider die Natur des Einathmens ist, wel- ches meistentheils durch die Nase, und zwar am natuͤr- lichsten verrichtet wird, und folglich eine freie Strasse durch dieselbe zum Schlunde erfordert. Wenn es noͤthig ist, den Schleim in der Trummel nicht blos der Frucht p. 207. , sondern auch eines erwachse- nen Menschen, fortzuschaffen FABRIC. l. c. ad fin. , so wird man, ausser der Trompete, keinen andern Weg finden. Und auch selbst die Schwere leitet selbigen ein wenig dahin. Daß das Niesen hieher gehoͤre, behaupten beruͤhmte Maͤnner, und es soll dasselbe den Schleim durch Erwekkung des Luftstroms fortreissen BOERHAAVE, præl. T. IV. p. 382. SCHNEIDER, de osse cribrif. p. 455. adde RHA- ZEM, L. IX. ad MAZOR, c. 36. . Doch man kann alles dieses, was man von der Luft der Trummel behauptet, in dem Verstande nehmen, daß wir dabei bedenken, wie diese Hoͤle gemeiniglich mit Schleim angefuͤllt, und hier kein reiner luftleerer Raum vorhanden ist. §. 6. Das Zittren laͤuft bis zum Vorhofe fort. Wir erinnern erstlich von dem runden Fenster, daß es nicht das Ansehn gewinne, daß die Luft. Erschuͤtte- rungen auf diesem Wege zum Werkzeuge des Gehoͤrs leicht gelangen koͤnne Daß dieses der vornemste Weg sei, sagt SCHELHAMMER, p. 238. sqq. . Es passet nicht gerade |auf die Trummelhaut, sondern es ist von derselben uͤber- haupt abgewandt, und siehet nur von hinten dahin pag. 226. VALSALVA, p. 133. , und III. Abschnitt. Werkzeug. und ist durch den ganzen Hoͤkker des Vorgebirges davon getrennet. Ferner scheint der Schleim p. 207. , welchen ich in der Trummel allemal gefunden, die Bebungen sehr zu unterbrechen, welche man in der Luft, so die Trum- mel ersuͤllet, behaupten koͤnnte. Folglich werden wenigstens diejenigen Bebungen zum eirunden Fenster kommen, welche die Trummelhaut und Knoͤchgen getroffen haben, und es wird der Steig- biegel sowohl vom Ambosse, als von seinem Muskel ins eirunde Fenster getrieben werden. Dieses fuͤhrt in den Vorhof, worinnen sich sowohl ein Wasser p. 229. , als eine sehr weiche nervige Membran aufgehaͤngt befindet p. 241. . Dieser Brei wird von der Feuchtigkeit des Vorhofes angestossen, mitbeben COTUNNUS, p. 32. ; und man siehet hier wieder, daß sich die Tuͤchtigkeit des Wassers, klingende Bebun- gen anzunehmen p. 255. , von der Phisiologie nicht trennen lasse, da sich im Vorhofe keine Luft befindet, und der weiche Gehoͤrnerve von nichts anders, als von diesem Wasser in Bewegung gebracht werden kann. Es wird aber diese Membran von hinten zu, von da das treiben- de Wasser koͤmmt, hol, und vorne dagegen erhaben werden COTUNNUS, p. 33. . Diese Bewegung muß nur ungemein klein sein, da der Steigbiegel uͤber den vierten Theil einer Linie in seiner Bewegung nicht beschreibt Idem ibid. . Da nun die halbzirklichen Kanaͤle mit ihrer Feuchtig- keit angefuͤllet sind, p. 231. so wird auch diese Feuchtigkeit nachgeben, und angestossen werden, und sie wird durch die Kanaͤle selbst, sonderlich durch den aͤussern abhaͤngi- gen eintreten COTUNNUS, pag. 35. 42. , und durch den obern, weil dieser senkrecht steht, in den Vorhof zuruͤkke fliessen, und U u 5 dessen Das Gehoͤr. XV. Buch. dessen breyige Membran so flach, als vorher wieder machen Idem p. 36. 52. . Diese Hin- und Hergaͤnge werden so oft wiederholet werden, so oft der Steifbiegel in den Vorhof vorruͤk- ket Idem p. 36. 42. , und so viel es klingende Wellen giebt, welche durch den Gehoͤrgang ankommen, und den Steigbiegel anstossen. Da sich die Schnekke ferner mit einer ihrer Stiegen in den Vorhof oͤffnet p. 237. , und ebenfalls voll von Was- ser ist p. 238. , so wird die Feuchtigkeit auch aus dem Vor- hofe in die Schnekke gedruͤkket werden, und durch die Schale ( scyphus ) p. 236. in die Trummelstiege kommen, wel- che freilich verschlossen ist. Damit nun dieses Wasser ausweichen koͤnne, so muß man entweder annehmen, daß es sich zusammendruͤkken lasse, wie man gemeinig- lich von den limphatischen und gallertartigen Feuchtig- keiten glaubt Wovon die Fasern und Membranen, die aus diesem sero werden, ein Beweis sind. ; doch es gehoͤren auch die Daͤmpfe un- ter die elastische Feuchtigkeiten, oder es muß das Was- ser der Schnekke, wie vor kurzem der beruͤhmte Cotun- nus behauptete, durch die Wasserleitung ausweichen p. 64. , welche, wie er zeigt, aus derselben nach der Hoͤle der Hirnschale fuͤhret. Es geht auch eine dergleichen Was- serleitung p. 60. aus dem Vorhofe heraus, und von dieser glaubt dieser beruͤhmte Mann, daß sie sonderlich in dem zu heftigen Drukke, wenn der Steigbiegel von starken Thoͤnen lebhaft bewegt wird, einen Abfluß fuͤr | das Wasser des Vorhofes verschaffe. Uebrigens scheinet dieses gewiß genung zu sein, daß durch den Steigbiegel, die Membran, welche dem Vor- III. Abschnitt. Werkzeug. Vorhofe statt des Knochenhaͤutchens dienet; durch diese die Feuchtigkeit des Vorhofes, durch diese die ausge- spannte Membran, welche der beruͤhmte Mann Schei- dewand nennt, die sehr weiche nervige Erhabenheiten des Vorhofes p. 241. , und die empfindende breyige Mem- bran p. 231. 241. , der halbzirklichen Kanaͤle, und in der Schnek- ke die haͤutige Scheide der Spiralplatte p. 236. , welche die Stiegen theilt, gedruͤkkt werde. Beruͤhmte Maͤnner schreiben gemeiniglich der Luft, welche durch das eirunde Loch eintritt MAZIN, instit. p. 121. MERY de l’ Oreille p. 429. , und den Vor- hof anfuͤllet, sehr aͤhnliche Verrichtungen zu Daß diese Luft durch dem Steigbiegel in Bewegung gesezzt werde, sagt Physiolog. p. 482. Ein Kreislauf durch die Nervchen des des Vorhofes. LAMY, p. 76. BARTOLI, p. 319. . Da aber Nerven, welche von der Luft beruͤhrt werden, noth- wendig verderben, und zu einer durchsichtigen harten Saite vertrokkenen, so hat die Natur mit gutem Grun- de sowohl die Trummelsaite, als die Nerven des Vor- hofes, und das empfindende Knochenhaͤutchen der halb- zirklichen Kanaͤle, wie auch das Knochenhaͤutchen in der Schnekke, nicht mit Luft, sondern mit Duͤnsten umgeben Daß solches aus den Schlag- adern erzeugt werde, ESTEVE, p. 24. waͤre beinahe richtig, wenn er nur das Luft genannt haͤtte, was Dunst ist. , welche an diesen Nerven die Zartheit und Weichheit, die zur Empfindung nothwendig sind, in Schuzz nehmen. §. 7. Der Sizz des Gehoͤrs. Nothwendig muß das Gehoͤr im Jnnersten| seinen Sizz haben, und im Jrrgange statt finden, da man noch, wenn gleich die Ohrknoͤchgen, die Trummelhaut zer- Das Gehoͤr. XV. Buch. zerstoͤhret worden, bisweilen etwas hoͤren kann Jn den Tauben ein Ohren- klingen. TULP. L. I. obs 35. , oder wenigstens doch noch ein Sausen Vom Ausfallen des Ham- mers ein Klingen. MANGET, bibl. p. 464. 265. , oder ein Gehoͤr der Bewegungen, die in unserm Koͤrper vorgehen, und der Thoͤne, die uͤber unserm Kopfwirbel gemacht werden p. 253. , oder uns durch die feste Knochens mitgetheilet werden, uͤbrig bleibt Id. . Ein Tauber, welcher nicht einmal den Schuß der Buͤchsen hoͤren konnte, vornahm den- noch das inwendige Getoͤse SCHMETIUS, Miscell. L. X. p. 548. . Es empfinden aber diese Theile viel vom Schmerz Ein heftiges Kopfweh von einem Geschwuͤr in den Hoͤlen des Gehoͤres SCHRADER, Dec. III. obs. 10. \& a. wurde geheilt von einem herausgenommenen Wurme. ZACUT, prax. med. mirab. L. I. obs. 7. A. Von Donnerwetter ein unertraͤglich langwieriges Klingen RIVIN, l. c. pag. 16. Vom Stuͤkkloͤsen, bei Kopfwunden sehr schwere Zu- faͤlle, findet man erzaͤhlt in den Schriften des PARE, L. IX. cap. 14. Ein Kind starb davon. HILDAN, Cent. I. obs. 19. todtlicher Schlagfluß AMAT, Cent. III. cur. 22. , und Getoͤse. Jch habe oftermals in hizzigen Krankheiten von dem zarten Blutergiessen der Schlagaͤderchen, die man im inwendi- gen Ohre gewiß nur klein demonstriren kann, ungeheu- res Getoͤse, und als ob der Kopf von Wellen uͤberschwem- met worden, ausstehen muͤssen. Eine ins Ohr gefallene Fliege erregte darinnen gleichsam ein schrekkliches Don- nerwetter BINNINGER, Cent. IV. obs. 81. . Dieses alles uͤbersteiget gar nicht die Vermuthung. Denn hier ist ein blos liegender Nervenbrei: wie scharf aber die Empfindung desselben sei, kann man leicht von einem ganz kleinen Zahnnerven abnehmen, wenn man diesen ebenfalls entbloͤßt, und beruͤhrt. Nun zweifelt Niemand, daß nicht das Gehoͤr von der Beruͤhrung des weichen Gehoͤrnerven durch die schal- lende Bebungen entstehen sollte; denn man findet fast die- III. Abschnitt. Werkzeug. diesen Nerven allein in allen Thieren, welche hoͤren GEOFROI, l. c. p. 191. auch am Wassersalamander p. 186. Rochen, CALDESI, p. 13. . Allein das ist eine andere Frage, in welcher Gegend die Seele den Schall eigentlich vernehme, und wie ein ein- ziger sehr weicher Brei, so viel Thoͤne zu unterscheiden, hinlaͤnglich sein kann. Man koͤnnte vermuthen, daß der Vorhof der Sizz des Gehoͤrs sei ita DEIDIER, anat. p. 312. DUVERNEY, posth. II. p. 542. , da sich in demselben vornaͤmlich der Nervenbrei befindet, und in allen bekandten Thieren, wenn diese gleich fast taub sind, dennoch etwas vorhof- aͤhnliches antreffen laͤßt an der Natter, die keine halbzirkliche Kanaͤle hat GEO- FROI, p. 181. An der Schlange p. 185. Blindschleiche p. 179. . Allein es koͤnnen ohnmoͤg- lich, die so zierlich angelegte Schnekke, und die halb- zirklichen Kanaͤle vergebens gemacht sein; und es hoͤren uͤberhaupt Thiere nur undeutlich, welche nur einen Vor- hof bekommen haben Die Natter hoͤrt schlechten als der Frosch; und dieser schlech- ter, als die Eidechse. Idem p. 191. . Wenn also in dem Vorhofe allein undeutlich gehoͤrt wird, so wird doch noch etwas Kraft zu hoͤren in der Schnekke und in den halbzirklichen Kanaͤlen uͤbrig blei- ben, und vielleicht haͤngt die feinere Unterscheidungs- kraft der Thoͤne von einem dieser Theile, oder von bei- den ab. Welches von beiden wahrscheinlicher sei, liesse sich entweder aus dem Bau, oder aus der vergleichenden Anatomie bestimmen. Wir wuͤrden viel gewinnen, wenn man das Gehoͤr der Fische kennte. Ob aber gleich viele beruͤhmte Maͤnner dasselbe behaupten, und auch den Jnsekten ein Gehoͤr zuschreiben LYONNET, insect. theol. II. 5. Da es unter diesen welche giebt, welche singend sind. , so zweifeln doch andere daran NOLLET, Mem. de l’ A- cad. 1743. p. 201. , oder man leugnet es gar Das Gehoͤr. XV. Buch. gar ARDERN, phil. transact. n. 486. Daß sie ein Geraͤusche blos am Zittern empfinden. : und diese lassen weder an dem Eidechsen PARISINI, machen das Kamaeleon taub. , noch an den Jnsekten Daß Seidenwuͤrmer nicht einmal den Donner hoͤren IUSTI, Neue Wahrh. n. 2. das Gehoͤr zu. Aristoteles schrieb Hist. anim. L. IV. c. 8. part. anim. L. II. c. 10. , daß die Fische, auch ohne ein deutliches Werkzeug zu haben, dennoch hoͤren koͤnnen. Wir lesen, daß die grosse Taschenkrebse ohne Scheeren durch die Musik aus ihren Schlupfwinkeln gezogen werden AELIANUS, hist. animal. VI. c. 30. ; und daß sich gewisse breite Knorpelfische mit einem Stachel am Bauche ( pastinaca ) an musikalischen Thoͤnen belusti- gen L. 17. c. 16. : denn ich mag die Lust der Delphinen daran nicht beruͤhren, da sie in die Klasse der viersuͤßigen Thiere von warmen Blute gehoͤren Accurate balaenæ audiunt ANDERSON, p. 192. et delphi- ni PLINIUS, L. XI. p. 39. . Wir lesen hin und wieder, daß man die Fische durchs Klatschen ver- sammle, und daß man sie in ihren Weihern an beson- dere Namen gewoͤhnen koͤnne PLINIUS, L. X. c. 70. : ja es berichtet Ron- delet aus eigener Erfahrung, daß die Troctae glani und Karpen auf die Stimme ihres Meisters herbei ge- schwommen gekommen p. 107. , und daß die Alosa, beim Sai- tenspiele erscheinen RONDELET, p. 221. Hist. natur. des anim. T. II. P. I. pag. 172. 173. . Vor kurzem hat Jakob Theo- dor Klein Mantiss. de auditu pisc. p. 27. 28. l. n. 9. 10. weitlaͤuftig das Gehoͤr der Fische ver- theidigt, und es bezeugen viele, daß sie auf den Ruf herbei kommen BOYLE, exper. \& observ. phyl. BRADLEY, philosoph. account of the werks nature p. 63. general account p. 97. Far- mers direct. pag. 21. PEYER, Eph. Nat. Cur. Dec. ann. I. 4. 5. obs. 145. UFFENBACH Reisen, T. III. p. 147. HOFMANN, in- stit. p. 194. KLEIN, mantiss. p. 27. 28. . Ande- III. Abschnitt. Werkzeug. Andere versichern, daß die Karpe, und der Lachs RICHTER, Ichthyotheo- log. p. 798. ein Gehoͤr haben, und sich durch ein Getoͤse verjagen lassen ROBERG, de salm. p. 14. . Von dem Eidechsenfische, und einer Art desselben, Warral genannt, versichert ein guter Schrift- steller, daß sie die Musik liebe, und mit den Dervis- moͤnchen herumtanzen SHAW, travels p. 429. . Wenn es erlaubt waͤre, anzunehmen, daß die Fische ein wirkliches Gehoͤr haben; so haͤtte man fuͤr die halb- zirklichen Kanaͤle, und fuͤr diejenige Meinung viel ge- wonnen, welche den Sizz dieses Sinnes in diesen Kanaͤ- len, und mitten in ihrer Laͤnge fest sezzte. Alsdenn koͤnnte man folgende Schlußrede machen: daß ohne Ohrknoͤchgen, ohne Trummel und Schnekke MEAD, de Venenis p. 43. DUVERNEY, p. 99. die kal- te Fische hoͤren; daß die Voͤgel mit den Knoͤchgen, doch aber ohne Schnekke DUVERNEY, ibid. c. de piscibus DUVERNEY, memoi- res avant 1699. T. I. pag. 280. RICHTER, ichthyotheol. p. 63. de raja GEOFROI, p. 188. de Avibus PERRAULT, pag. 211. SENAC, Essays p. 629. 630. , hoͤren; daß beide Thierarten ihre halbzirkliche Kanaͤle haben; daß ohne halbzirkliche Kanaͤle kein einziges Thier (c), es sei denn bei den Schlangen GEOFROI, pag. 179. 182. 183. , und Salamandern p. 185. 191. ein undeutliches Gehoͤr lebe; daß dagegen Froͤsche p. 191. add. 173. 136. 177. und Eidechsen pag. 191. add. pag. 170. \& posth. l. c. bes- ser hoͤren, die dergleichen Kanaͤle haben. Beruͤhmte Maͤnner fuͤgen zu diesem noch, daß auch in den halb- zirklichen Kanaͤlen ein kegelfoͤrmiger Bau, und ordent- lich abnehmende Laͤngen vorkommen, welche mit vielen Saiten einstimmen koͤnnten DUVERNEY, p. 102. 103. . Doch es pflichten dieser Meynung sehr wenige bei, und es hat dagegen Cotunnus vieles vorge- bracht Das Gehoͤr. XV. Buch. bracht p. 43. , unter andern, daß man mit Gewißheit kei- ne Nerven in diesen Kanaͤlen zeigen koͤnne, und daß die Richtung derselben zwar kegelfoͤrmig, aber auch ihre Oeffnung gleichmaͤßig sei Ibidem \& p. 230. . Dennoch hat die so kuͤnstliche Maschine der Schnekke vorlaͤngst schon die Augen der Phisiologen auf sich ge- wandt, und sie glaubten, daß an keinem andern Orte ein so genaues Gehoͤr, und ein so subtiler Unterscheid der Thoͤne statt finden koͤnne. Jnsonderheit aber gefiel beruͤhmten Maͤnnern die membranoͤse Splralplatte, nebst den, zwischen beiden Blaͤttern derselben herablaufenden Nerven p. 243. , welche sie sich erwaͤhlen. Denn da diese Platte ein wirkliches Dreiekk, und nur zusammengerol- let, und recht winklich ist, dessen Winkel gegen die Spizze der Schnekke sehr spizz zu laͤuft: so fanden scharf- sinnige Maͤnner sogleich eine kleine Maschine, worin- nen unzaͤhliche Saiten befindlich sind DUVERNEY, p. 98. BOERHAAVE, nom. 563. D. de MAIRAN, Memoires de l’Acad. 1737. NOLLET, p. 480. COT- TUNNUS, p. 79. MUSSCHEN- BROECK, n. 1479. . Es zeiget sich ein sehr breiter Anfang an der Grundflaͤche der Schnek- ke, und sehr kurze Enden nahe an der Spizze, naͤmlich so, wie sich beruͤhmte Maͤnner diesen Bau vorstellten. Sie meynten demnach, daß die laͤngsten Saiten, die an der Basis liegen, mit den groͤbsten Thoͤnen Iidem auctores. , die kuͤr- zesten hingegen, welche an der Spizze sind, mit den feinsten Thoͤnen harmonisch zusammen beben, und durch diese Bebungen der Seele diese Thoͤne deutlich vorstel- len. Sie machten aber diese Saiten nervig und empfind- lich, weil man glaubte, daß aus der Schnekkenspindel ( modiolus ) zwischen den beiden Blaͤttern der membra- noͤsen Platte keine Nervchen hervorkommen; und aus eben PERRAULT, du bruit p. 246. seqq. DUVERNEY p. 96. COTUNNUS, l. c. III. Abschnitt. Werkzeug. eben dem Grunde waͤren einige laͤnger, als andere. Folglich sei die Spiralplatte das vornehmste Werkzeug des Gehoͤrs PERRAULT, p. 212. 247. BOERHAAVE, l. c. VIEUS- SENS, pag. 87. 88. le CATT, p. 282. BUFFON, T. III. p. 343. MAIRAN, l. c. p. 76. NOL- LET, l. c. . Man koͤnne den Mangel derselben in den Voͤgeln da- mit entschuldigen, daß sie eine schnekkenfoͤrmige Hoͤle um den Kopf gezogen haͤtten, die in Gesangvoͤgeln groͤs- ser sei phil. transact. n. 206. daß dieser die Stelle der Schnekke vertrete CLAYTON, musc. curr. T. III. pag. 331. hat gleichfals MOULIN, phil. transact. n. 199. A labyrintho ad labyrinthum communicans. . Einige beruͤhmte Maͤnner unter den Neuern, welche den scyphus (Schale) sahen, der sich an der Spizze der Schnekke befindet, und welche glaubten, daß der Ge- hoͤrnerve dahin liefe, sahen vorzuͤglich diese Schnekken- spizze als den Sizz des Gehoͤrs an BRENDEL, l. c. n. 5. und dennoch mit den halbzirkli- chen Kanaͤlen. SENAC, p. 754. . Man hat zwar darwider eingewandt, daß die Ner- ven der Spiralplatte kurz sind CRAMER, Iourn. des Sa- vans. 1741. Iun. , und daß sie mit sol- chen Saiten nicht zusammenstimmen koͤnnen, die um so viel laͤnger, als sie waͤren, und ausserhalb den Ohren mitzittern. Man hat auch den Einwurf gemacht, daß man wider alle anatomische Zuverlaͤßigkeit, Nerven an- nehme, welche nach der Laͤnge der Spiralplatte lie- fen ESTEVE, p. 22. 43. 44. , daß das breyige Wesen der Nerven zu den so schnellen Bebungen nicht hinlaͤnglich sei, und daß dieje- nigen Nerven, welche auf einer festen Basis aufliegen, zum Zittren wenig geschikkt zu sein scheinen. H. Phisiol. 5. B. X x Man Das Gehoͤr. XV. Buch. Man hat auf diesen Einwurf geantwortet MAIRAN, Iourn. des sa- vans l. c. , es sei nicht nothwendig, daß die Saiten der Schnekke gleich- stimmig, und gleich lang mit den aͤussern Saiten sind, und es sei zum Gleichstimmen hinlaͤnglich, wenn sie nur einigermaassen mit dem klingenden Koͤrper, z. E. in der Oktave, oder der Oktav von der Oktav, oder wenigstens doch in irgend einem andern einfachen Verhaͤltnisse NOLLET, p. 482. . Jndessen hat doch einer Seits die kuͤnstliche Schnek- ke, anderer Seits die vergleichende Anatomie so viel ausgerichtet, daß diejenigen, welche den halbzirklichen Kanaͤlen viel zutrauen, die Schnekke davon nicht aus- schlossen. So verband Valsalva p. 128. alle seine Zonen mit einander, so wohl die, welche in den halbzirklichen Kanaͤlen, als die, welche in der Schnekke sind. Auch der vortrefliche Senac Essays de physique p. 754. fuͤgte dennoch die Spizze der Schnekke hinzu, wenn er den Sizz des Gehoͤrs mitten in den halbzirklichen Kanaͤlen zu sein behauptet. Ande- re theilen diese Verrichtung wechselweise unter beide, und glauben, das Werkzeug zu einem genauen Gehoͤre befinde sich in der Schnekke, so wie das nicht so deut- liche Gehoͤr in den eben genannten Kanaͤlen verrichtet werde VERDUC, usag. des part. 214. . §. 8. Was man in dieser dunklen Sache gruͤndliches zu sehen scheine. Jch verwerfe also, als das erste von allem, bei dem Werkzeuge des Gehoͤrs die elastische Zitterungen der Nerven, welche bei den Bebungen der aͤussern Koͤrper harmo- DUVERNEY, p. 104. sosth. l. c. MUSSCHENBROECK, inst. 1479. III. Abschnitt. Werkzeug. harmonisch mit beben sollen L. X. p. 359. . Es scheinet naͤmlich ein Nerve, der ungemein weich ist, dadurch zur Schnell- kraft und Spannung vor allen Dingen am ungeschickte- sten zu sein. Hierauf trenne ich die Luftzitterungen von denen, wel- che ganz dicht, und durch keine Zwischenraͤume abge- sondert, die festen Theile des Kopfes in Bewegung sez- zen. Jch glaube, daß diese sonderlich durch die Ohr- knoͤchgen, und durch den Steigbiegel, zum innersten Gehoͤrwerkzeuge fortgepflanzt p. 284. , aber auch bisweilen durch die Trompete p. 285. werden; daß aber der Steigbie- gel durch das zarte Waͤsserchen, sowohl die innerste Ge- hoͤrmaschine des Vorhofes ins Beben bringe, als auch den membranoͤsen Brei des Vorhofes zittren mache p. 241. , scheint mir aus dem Obigen erweislich zu werden. Es ist ferner durch die Versuche ausgemacht, daß das Gehoͤr keine aͤussere Anstalten von Ohren noͤthig ha- be, und daß es der Seele die Thoͤne p. 253. ohne alle Bei- huͤlfe vom Gehoͤrgang, Trummel, oder Knoͤchgen, vor- stellig machen koͤnne. Dieses ist an sich so wahr, daß voͤllig Taube nicht nur vermittelst eines Stabes feine und grobe Thoͤne unterscheiden BAUMER, l. c. , sondern uͤberhaupt an der ganzen Oberflaͤche des Koͤrpers den Thon- und das Zittren empfinden KAAUW, impet. fac. n. 372. , und daß sie so gewiß wissen, daß dieses Zittren bis zu den Fuͤssen und dem Oberthei- le des Unterleibes fortlaufe MONTANARI, Gal. di Minerv. T. I. p. 249. GAZES, Idée de l’homme phys. pag. 133. KAAUW, n. 281. , daß sie aus der Empfin- dung um den Magen lernen, wenn man eine Trummel ruͤhrt MONTANARI ibid. . Kaauw, welcher vollkommen taub war, war nichts destoweniger ein vortreflicher Redner. Folg- X x 2 lich Das Gehoͤr. XV. Buch. lich dienet das aͤussere Ohr mit der Trummel, sonderlich entfernte Thoͤne aufzufangen, und zu verstaͤrken. Jch leite ferner das harmonische Zittren von den har- ten Knochen selbst her, welche von den aͤusserlichen Thoͤ- nen, und den Luftwellen, die entweder von ferne, oder aus der Naͤhe kommen, zu gleichstimmigen Bebungen veranlasset werden. Es sind aber diese Knochen recht dazu gemacht, sehr hart und so zerbrechlich p. 230. 231. , daß kein klingend Metall zerbrechlicher ist, denn ich rede von der Schnekke, und den halbzirklichen Kanaͤlen. Jch werde also gewahr, daß diese knochige Kanaͤle mitbeben, und ihre Nerven durch ihr Beben anschlagen, damit sie empfinden, nicht weil die Nerven zittren, sondern weil ihr weicher Brei von den elastischen Erschuͤtterungen und Stoͤssen der Knochen, die sehr schnell auf einander fol- gen, getroffen wird. Es wird sich die Gegend des Gehoͤrs so weit erstrek- ken, als die Nerven im Jrrgarten; folglich in der mem- branoͤsen Ausspannung des Vorhofes p. 241. in anderen breyigen Huͤgelchen Ibid. dieser Kammer: in den Nerven- aͤstchen der Schnekke p. 243. , welche man sich zwischen den beiden Blaͤttern der Platte vorstellen kann: in den Nerven des pulpoͤsen Knochenhaͤutchen p. 242. der halbzirk- lichen Kanaͤle, welche man billig in diesem Knochen- haͤutchen vermuthen kann, wenn es gleich schwer waͤre, diese Nerven darzulegen. Jch will auch nicht in Abrede sein, daß nicht die laͤn- gere Saiten der knochigen Spiralplatte, und die brei- ten Abschnitte der Kanaͤle mit den groben Thoͤnen von aussen p. 295. , und hingegen mit den feinen von aussen die kuͤr- III. Abschnitt. Werkzeug. kuͤrzern Ibid. Knochensaiten ZINNIUS hat Recht, daß die Nerven und Membranen nicht zittren, sondern die Knochige Fasern epist. cit. p. 35. 36. eben dieser Platte, und die engeren Oefnungen dieser Kanaͤle besser zusammen beben koͤnnen. Schon das blosse Auge kann die Kno- chenfasern queer uͤber an der Schnekke unterscheiden p. 235. . Folglich koͤnnte das Gehoͤr statt finden, wenn ein Nerve in der Gehoͤrmaschine da ist, welcher von einem mitbebenden Knochen beruͤhret wird p. 291. . Allein es wird sich viel vollkommener verrichten lassen, wofern die Knochen des Gehoͤrs, Platten oder kegelfoͤrmige Roͤhr- chen Halbzirkliche Kanaͤle in den Voͤgeln, Fischen und Schlan- gen. , oder wie Triangel abnehmende Die Schnekke in den Vier- fuͤßigen. Roͤhrchen bekommen, damit einige Sektionen laͤnger, als andere in langen Abnahmen dadurch entstehen koͤnnen. Der uͤbrige Theil des Gehoͤrs hat nichts von andern Sinnen verschiedenes; denn es senden die Gehoͤraͤste durch den Stamm des weichen Nerven den Eindrukk des Schalles zum Gehirn zuruͤkke. Man hat naͤmlich gezeiget, wenn der Gehoͤrnerve gedruͤkkt, und auch da- durch eine Stelle im Gehirn verderbet worden, das Gehoͤr aufhoͤre, wenn das Ohr gleich an sich vollkom- men gesund ist. §. 9. Ob der harte Nerve etwas zum Gehoͤr beitrage. Daß derselbe zur Spannung der Trummel etwas helfen soll, wie beruͤhmte Maͤnner zur Hypothese ge- X x 3 nommen Jn einem Tauben waren die Gehoͤr-Nerven vertrokknet. ARENDS de cephalalgia. Das Gehoͤr. XV. Buch. nommen INGRASSIAS p. 9. I. M. HOFMANN. BOERHAAVE T. IV p. 375. Daß er sich nach Will- kuͤhr spannen lasse. GANTIER obs. 18. p. 57. daß der Ambos an der chorda schwebend erhalten werde. RONDELET p. 49. , laͤßt sich wohl nicht bejahen, weil diese menschliche Saite von der Trummel um den ganzen Hammerstiel abliegt, und wenn sie ja bisweilen mit Faͤ- chern daran grenzt, so ist sie doch, als Nerve, zu Spannungen unfaͤhig L. X. p. 359. , und sie vermag eben so we- nig andere Koͤrper zu spannen. Doch ich mag auch die Ursache eines leichten Gehoͤres, wenn man ein klingendes Jnstrument zwischen die Zaͤh- ne nimmt CHESELDEN anat. of hum body p. 234. , nicht auf diese Saite schieben. Denn man kann die Bebungen, welche wir an andern Orten nahe an den Knochen der Gehirnschale hervorbringen, wo doch kein Verdacht auf eine Trummelsaite geworfen werden kann, eben so wohl hoͤren Ueber der Scheitel des Ko- pfes p. 253. 284. 295. . Vielleicht aber moͤgen durch diese Saite die Bebungen zum harten Ner- ven fortgepflanzt werden GUNTZ de humor. pag. 224. ? Vielleicht ruͤhrt es von dieser Saite her, daß die Zaͤhne von einigen gar zu fei- nen Thoͤnen schwirren la CHARRIERE p. 105. ? Vielleicht liesse sich dadurch zeigen, daß der harte Nerve etwas zum Gehoͤr beitrage, weil die Taubheit erfolgt ist, wenn man demselben ge- druͤkkt, weil der weiche Nerve auf keinerlei Art dabei gelitten; dergleichen bei einer Wunde am Ursprunge des Kaͤumuskels SMETIUS miscell. L. X. , und von einer starken Zusammen- pressung der Kehle erfolgt ist Hist. de l’ Academie 1705. pag. 53. ? Dieses laͤßt sich aller- dings fragen. Bei diesen Zeugnissen kann man schwerlich in Abre- de sein, daß nicht ein gesunder Zustand des harten Ner- ven III. Abschnitt. Werkzeug. ven zum Gehoͤr erfordert wuͤrde; doch man muß auch nicht verlangen, daß er blos fuͤr diesen Sinn allein ge- macht sein soll, da er das aͤusserliche Ohr, denn den in- nern Muskel, und den Steigbiegelmuskel, vermittelst seiner Zweige bedient. Es ist naͤmlich auch bisweilen noch das Gehoͤr vorhanden, wenn gleich diese Muskeln, oder Knochen fehlen p. 281. . Doch koͤnnte man fragen, wie und in wie fern der harte Nerve zur Vollkommenheit dieses Sinnes das Seinige mit beitrage, da er sich nir- gendwo mit dem weichen Stamme vermischt. Nichts widerspricht der Wahrheit, daß die Saite, da sie durch die Trummel durchgeht, und der Nerve, da er durch die Wasserleitung laͤuft, von den thoͤnenden Bebungen in so fern geruͤhret werde, wie man in dem bekandten Stumpfwerden der Zaͤhne gewahr wird. §. 10. Ob ein Nerve wieder ins Gehirn zuruͤkklaufe. Es hat Bartholomaͤus Simoncelli Apud MISTICHELLIUM in Epistola ad GULIELMUM DERONUES data, inter lettres de des Noues, a GUILIELMINI p. 206. 207. 208. tum apud El. CAMERARIUM epist. taurin. X. p. 151. in append. ad DANIELIS HOFMANN generi CAMERA- RIANI hypothes. Goney confu- tat. p. 126. tum apud HEISTE- RUM not. 62*. ad Comp anat. der das Jtalienische Kupfer wie- der auflegen lassen. in einem ungedrukkten Buche einen besondern Bau des Jnwen- digen im Ohre hinterlassen. Er will naͤmlich, daß der weiche Nerve durch eine Furche der Schnekke geht, den Kanal der Schnekkenspindel durchwandert, hierauf aus der Spizze geht, sich in die Stiege der Schnekke wirft, zugleich mit der Schnekke gewunden fortgeht, in den Vorhof koͤmmt, sich zu Brei ausspannt, wieder zu Faͤden wird, durch die drei halbzirkliche Kanaͤle herum laͤuft, und hierauf in einer eigenen Muͤndung des groͤ- X x 4 sten Das Gehoͤr. XV. Buch. sten Kanals, oder des untern durch ein besonderes Loch in die Hoͤle der Gehirnschale wiederkehrt, und in Aeste getheilt, in der harten Gehirnhaut, und der obern Ge- hirnflaͤche, und um die Zirkeldruͤse vertheilt wird, und daß solchergestalt der Eindrukk der Thoͤne, nicht durch den gemeinschaftlichen Weg des weichen Nerven, son- dern gleichsam durch diesen Blutadernerven ins Gehirn gebracht werde MISTICHELLI Ibidem p. 211. . Man siehet hier uͤberhaupt viele Zusaͤzze zur Anato- mie. Bis jezzt hat noch Niemand mit Gewißheit gese- hen, daß irgend ein Nerve wirklich durch die Schnek- ke p. 243. , oder durch die halbzirklichen Kanaͤle p. 241. herum- laͤuft. Jn der That ist dieses nervige Faͤdenwerk, wel- ches dem Simoncelli in die Gehirnschale zuruͤkk zu laufen schien, oder bis harten Hirnhaut nur ein Ab- koͤmmling vom zweeten Nerven des fuͤnften Paares L. X. p. 214. , welcher von der harten Gehirnhaut bedekkt wird, in den Wassergang koͤmmt, und sich mit dem harten Ner- ven vermischt. Daß sich dieses so verhaͤlt, kann man vom Antonius Pacchion Epistol. ad PACCHIONUM p. 164. lernen, so wie aus des Valsalva Werken p. 132. diss. I. n. 3. , die erst nach dessen Tode bekandt gemacht worden. Wir haben nicht noͤthig, dasjenige zu wiederholen, was ehedem Elias Camerarius l. c. vor Einwuͤrfe gemacht. §. 11. Warum man nur einen einzigen Schall hoͤre. Hier faͤllt eine doppelte Frage vor: die erste ist, da ein jeder Thon oder Schall aus vielen Thoͤnen, die in einem III. Abschnitt. Werkzeug. einen zusammen kommen, erwaͤchset p. 264. , und da in je- dem Thone sowohl ein urspruͤnglicher Thon, den der Quell des Thons macht, als auch unzaͤhliche Thoͤne vor- kommen, die von den harten Koͤrpern, die dieser Thon trift, zuruͤkkgeworfen werden, und welche endlich im Gehoͤrgange, in der Trummel und Jrrgange noch hinzu kommen p. 295. 296. . Warum empfindet man, sage ich, einen so sehr zusammengesezzten Thon doch nur einfach? Es scheint uͤberhaupt die Seele Eindruͤkke nicht zu unter- scheiden, die sich einander sehr gleich sind; denn wenn sie sie unterscheiden soll, so muͤssen sehr deutliche Merk- male des Unterschiedes darinnen vorkommen, die sie eben so deutlich empfinden muß, als sie die Objekten empfin- det, die unterschieden werden muͤssen: wenn diese nicht augenscheinlich genung sind, so wird sie auch die Ob- jekte nicht zu unterscheiden vermoͤgen. So siehet die Seele an einer weissen Wand eine einfoͤrmige Weisse, wenn sie sie von weiten ansieht; und daher entstehet in ihr nichts, als eine einfache Empfindung der weissen Farbe. Naͤhert sich das Auge mehr, so wird man schon Huͤgelchen und Tiefen an dieser Wand bemerken, und die Seele wird sich uͤberreden, daß einige Theile von der andern unterschieden sind. Nun sind diese urspruͤng- lichen Thoͤne, und die vom Abprallen entstanden sind, in so fern mit einander ganz gleich, daß von dem Ob- jekte des Schalles in harten Koͤrpern harmonische Be- bungen p. 294. 295. , und zwar eben so schnelle Bebungen erregt werden, wenn gleich die urspruͤnglichen Thoͤne schwaͤcher, die nachher hinzugekommenen, aber staͤrker sind. Daher unterscheidet ein geuͤbtes Ohr in diesen zusammengesezz- ten Thoͤnen unaͤhnliche Theile p. 273. , die ein gemeines Ohr nicht zu empfinden verstehet. Wie wenn in dem von unserm Lehrer vorgestellten Exempel eine grosse Menge X x 5 Zuhoͤ- Das Gehoͤr. XV. Buch. Zuhoͤrer zugleich singet, eine Person, die solches von ferne anhoͤret, davon urtheilt, daß alle einen einzigen Thon machen, wofern alle Saͤnger vollkommen harmo- nisch einstimmen, und alle einerlei Thon von sich geben, ein anderer aber dennoch leicht einen Unterscheid bemer- ken muß, wofern unter den Saͤngern ein ungeuͤbter einen fremden Thon mit darunter menget. Doch das Gesezze, Kraft dessen eine einstimmige Saite mit einer klingenden Saite staͤrker, und hingegen allezeit um so viel schwaͤcher mitthoͤnet, je weiter sie sich von der gleichstimmigen entfernet Idem ibid. et p. 276. nostr. , verstattet keine dergleichen Dissonanz in den zusammenfliessenden Be- bungen. Diejenigen Saiten, welche der einstimmigen nahe kommen, aͤussern einen Unterscheid, welcher schwer, und von der Seele nicht leicht zu begreifen ist; und die- jenigen, welche von der einstimmigen entfernet sind, kann die Seele wegen ihrer Schwaͤche nicht empfinden. Doch es ist noch eine andere Frage, warum wir naͤmlich mit zwei Ohren nicht zwo Stimmen, sondern nur eine einzige hoͤren, da doch ausserdem die Lage des einen Ohres, welche den klingenden Koͤrper gerade zu- gekehrt, das andere aber weggewandt ist, in der Staͤr- ke des Schalles einen Unterschied machen kann. Es verhaͤlt sich naͤmlich die Lebhaftigkeit eines Schalles, wie die Anzahl der Theilchen, welche ins Ohr mit Geschwin- digkeit, oder nach dem Sisteme des Leibnizens s’GRAVEZANDE n. 2388. nach dem Quadrat der multiplicirten Geschwindigkeit eindringen; und es ist zu schliessen, daß mehrere Theil- chen in ein zugekehrtes und freies Ohr, und wenigere in eln weggekehrtes, und mit weichen Muͤzzen bedekktes kommen VALSALVA p. 126. . Hier p. 419. NOLLET leçons de phys. p. 482. et p. 275. nostr. III. Abschnitt. Werkzeug. Hier antwortet man ebenfalls, daß die Seele Ein- druͤkke, welche sich einander gar zu aͤhnlich sind, nicht zu unterscheiden vermag; und daß zwei Ohren einander so gleich und aͤhnlich sind, daß auch das Maas der halb- zirklichen Kanaͤle Idem p. 140. 141. an beiden Seiten einerlei Groͤs- se hat. Einige haben sich hier einer in der That feinen ana- tomischen Anmerkung bedient, und die Vereinigung der Gehoͤrnerven in der Schreibefeder Fascic. VII. tab. 3. dazu ange- wandt, wovon bereits die alten Zergliederer Erwaͤ- nung thun G. a ZERBIS anat. p. 135. . Nun besizzen zwar die Ohren ungleiche Kraͤste VAN DER MONDE art. de perfectioner l’ espéce humaine II. p. 383. , und es haben beruͤhmte Maͤnner aus dieser Ungleich- heit BUFFON Hist. natur. T. III. p. 345. den Unterscheid eines nicht musikalischen Ohres, und einer falschen Stimme hergeleitet. Und so gewiß ist es auch, daß die meisten Menschen auf dem einen Ohre recht hoͤren, auf dem andern aber fast taub sind. Allein diese Menschen vernehmen doch mit ihren unglei- chen Ohren nur einen einzigen Thon. Und doch scheinet es hinreichend zu sein, daß ein klingender Koͤrper durch beide Ohren, die Bebungen in gleichmaͤßiger Anzahl in den festen Theilen beider Ohren hervorbringt: und auf solche Art entstehen gleichmaͤßige Thoͤne, und die Seele kann die schwachen nicht unter- scheiden, so bald sie von den starken lebhaft geruͤhrt wird. Durch diese Gruͤnde sehe ich mich von neuem darinnen bestaͤtiget, daß nicht unsere Nerven, denn die- se sind in dem einen Ohre oftmahls zaͤrter, im andern hingegen calloͤser, sondern die festen Theile des innern Ohres von dem Thone zu beben veranlasset werden. §. 12. Das Gehoͤr. XV. Buch. §. 12. Die Verschiedenheit im Gehoͤre verschiedener Menschen. Wenn in einerlei Menschen das rechte Werkzeug des Gehoͤres, dem linken ganz aͤhnlich zu sein pflegt, so ist dergleichen Beschaffenheit nicht eben in verschiedenen Menschen einerlei. Es hat Valsalva bereits laͤngst angemerkt Conf. loc. cit. p. 231. , daß dennoch die Maasse der halbzirkli- chen Kanaͤle bei diesen und jenen Menschen anders be- schaffen sind, und es hat Cassebohm diese Anmerkung in so fern ausgedehnt p. 141. 142. , daß er nicht einmal die von der Laͤnge dieser Kanaͤle hergenommene Benennungen gelten lies, indem er solche veraͤnderlich fand. So hat auch der sehr genaue Cotunnus p. 61. da das runde Fen- ster verschlossen war. manche Gehoͤrknoͤch- gen, sogar noch einmal so groß, als sonst, gefunden; und ich erinnere mich, daß ich unter den Steigbiegeln, deren ich viele vor mir liegen hatte, nicht zween einan- der recht gleiche angetroffen. Dieses waͤre fuͤr uns hinlaͤnglich genung, und wir ha- ben sowohl von dem zu grossen Vermoͤgen zu hoͤren, als auch von dem zu schwachen Erwaͤhnung gethan. Eini- ge Personen hoͤren bisweilen zu scharf in hizzigen Krank- heiten BOYLE determinat. effluv. p. 131. GORTER chirurg. repurg. n. 997. , in einer Entzuͤndung der Gehirnhaͤute ARETÆUS acut. curat. L. I. c. 1. in mania FISCHER de miro sens. augment. , wenn sie Wasserscheu geworden L. X. p. 294. , im Todtenkram- pfe HILLARY natural. hist. of Barbad. p. 241. . Wir haben an einem andern Orte die Krank- heit des juͤngern Albins L. X. l. c. beruͤhrt. Oft werden histe- rische Weiber auch von den geringsten Thoͤnen in Un- ruhe gesezzt. Es scheint dieses ein Uebel der Nerven zu sein, III. Abschnitt. Werkzeug. sein, deren Empfindungskraft zugenommen, allein man kann nicht sagen, wie diese zunimmt. Als Muthmas- sungen koͤnnte man dabei, die Aufschwellung, welche sich den Bebungen entgegen stellet, die Zartheit der Einhuͤllungen, welche das entbloͤßte Mark den Stoͤssen besser unterwirft, und die Spannung, welche durch Trokkenwerden, und aus andern Krankheiten entsteht, anzeigen. Es werden naͤmlich alle Theile des mensch- lichen Koͤrpers, die man nur schlechthin ausspannt, un- gemein empfindlich gemacht, wovon man an der Tor- tur ein bekandtes Exempel hat. Dahingegen stellet sich oftermals ein schweres Gehoͤr schon in der Frucht selbst ein, indem viele Kinder ohne Ge- hoͤr auf die Welt kommen, und aus dieser Ursache auch stumm sind, weil sie niemals die Reden anderer Men- schen vernehmen gekonnt PLIN. L. X. c. 69. . Ausserdem werden alle Menschen im Alter entweder fruͤher, oder spaͤter, schwer- hoͤrend; und dieses war die einzige Krankheit des be- ruͤhmten Fontenelle, welcher fast ein Jahrhundert uͤberlebte, und der franzoͤsischen Muse Scuderi VERDUC. usag. des part. L. II. p. 195. . Und obgleich bejahrte Personen endlich den Gebrauch der Augen verliehren, so scheint es mir doch, daß Leute oͤfterer, und bei weniger Jahren taub werden. Hier bleibt uns noch ein ansehnlicher Theil der Medicin un- bekandt, weil man den gewoͤhnlichsten Ort, und die Natur dieser unter allen Krankheiten des Alters gemein- sten Krankheit nicht kennt. Es erfordert naͤmlich diese Untersuchung eine subtile Anatomie, wozu wenig Aerzte tuͤchtig sind. Man vermuthet, daß sich die Spiralplat- te verhaͤrte BUFFON l. c. T. III. pag. 344. . Doch scheinen alle Nerven calloͤse zu werden, indem weder das Gedaͤrme, noch die Harn- blase den Reiz der Unreinigkeiten eben so wenig empfin- det Das Gehoͤr. XV. Buch. det, das Auge vom Lichte nicht mehr so lebhaft geruͤhrt, noch die Waͤrzchen der Zunge vom Geschmakke, oder die Zeugungsmuskeln von den Reizzen der Liebe in Be- wegung gesezzet werden. Jndessen werden doch diejenigen fruͤher taub, welche oft lebhafte Thoͤne empfinden. Die bei dem groben Ge- schuͤzze kommandiren, und die Glokken laͤuten, koͤnnen kein schwaches Gethoͤne unterscheiden, wie gemeldet worden WOLF. Wuͤrkung p. 700. . §. 13. Das Angenehme und Unangenehme in den Thoͤnen. Ueberhaupt sind die unangenehmsten Nicht von der idiosyncra- sia allein BARTHOL. hist. 28. cent. 111. Thoͤne die sehr scharfen, |als das kurze Getoͤse einer eisernen Platte, die man befeilt: das feine Gezische Vom boͤsegemachten Mur- melthiere BUFFON l. c. T. II. X. pag. 221. , und das Anschlagen der Luft an die Zaͤhne, bei einigen Men- schen, wenn solche den Buchstaben S aussprechen. Die- se Ursache ist in der That mechanisch, denn es werden nicht nur die Zaͤhne davon stumpf la CHARRIERE l. c. pag. 105. SPRAT histor. of the Roy Society p. 213. , sondern es blei- bet auch die Empfindung von dem sehr scharfen Zischen der Eingebornen von den Kanarien, funfzehn Tage lang in dem Ohre zuruͤkke (s). Man glaubet, daß die sehr kurzen Saiten der Schnekkenzone mit diesen hoͤchst scharfen Thoͤnen so heftig zusammen beben, daß sie beinahe zerreissen ROGER p. 101. CHEY- NE sanit. infirm. 177. : fast auf die Art, wie der- gleichen scharfe Thoͤne sogar Glaͤser zersprengen pag. 277. . Die III. Abschnitt. Werkzeug. Die groͤbsten Thoͤne besizzen einen ungemeinen Nach- drukk, aber nur sehr wenig Annehmlichkeit. Es ruͤh- ret der Knall naher Stuͤkke die Ohren dergestalt, daß davon die Umstehenden oft taub werden, und Zeitlebens taub bleiben pag. 387. . Man kennt die mechanische Ursache davon nicht; in- dessen ist doch gewiß, daß unsere Nerven keine zu heftige Eindruͤkke vertragen, sondern von selbigen zernichtet werden, wie das Nezzhaͤutchen vom Glanze der Sonne, und die Zunge von sehr sauren Saͤften. Bisher war alles begreiflich, allein nun koͤmmt eine schwerere Frage zu beantworten vor, warum die in der Musik auf einander folgende Thoͤne entweder gefallen, oder Ohren, besonders geuͤbten, mißfallen. Man hat angemerkt, daß haͤufige Consonanzen, wobei die Be- bungen gleich groß sind, oder doch proportionirte Thoͤ- ne, deren Bebungen gegen einander einfache Verhaͤlt- nisse haben, die sich mit kleinen Zahlen aussprechen lassen, angenehm sind PARTOLI tract. IV. c. 2. \&c. EULER p. 37. ROGER de effectu music. p. 63. , als fast doppelte doppelt, oder wie 2 zu 3, und wie 3 zu 4 Daß die Quart keine Dis- sonanz sei. BARTOLUS p. 229. , so daß endlich das Vergnuͤ- gen abnimmt, wenn das Verhaͤltniß in grossen Zahlen zu groß, als 6 gegen 7 ist. Man hat ferner gefunden, daß die Bebungen in ein- fachen Verhaͤltnissen oͤfters mit einander zusammen tref- fen, als in der gleichstimmigen Stimme allezeit, in der Oktav funfzigmal in hundert Bebungen, in der Quinte uͤber drei und dreißig mal, seltener aber je weiter die Zahlen von der Gleichheit der Bebungen entfernt sind. Diese haͤufigen Uebereinstimmungen der Bebungen machen Vergnuͤgen MERSENNUS L. 1. prop. 5. ESTEVE p. 47. . Man Das Gehoͤr. XV. Buch. Man fuͤgte dieser Anmerkung noch bei, daß uns die Consonanzen, und leichte Proportionen darum gefielen, daß die Seele, ob sie gleich ihrer eigenen Arbeit unkun- dig ist, die Bebungen wirklich zaͤhle, und sich an der Begreiflichkeit der einfachen Verhaͤltnisse belustige Nach der Vermuthung des MERSENNI Harm. pag. 265. HARTSOECKER Physique pag. 139. TAGLINI de aëre pag. 227. KRüGER, Grundriß, pag. 39. physiolog. n. 334. KRATZEN- STEIN Beweiß p. 55. NICO- LAI von der Schoͤnheit, p. 40. von der Musik, p. 17. BUFFON T. III. 340. seqq. : und dieses Arguments bedienen sich einige Stahlische Schuͤler, um uns dunkele Empfindungen zu demon- striren KRUGER, KRATZEN- STEIN, NICOLAI. . Nun scheint es allerdings wider unser Bewußtseyn, und die allereinfaͤltigste Erfahrung zu streiten, daß un- sere Seele zaͤhlen, und in einer Sekunde 7000 Be- bungen zaͤhlen, und doch davon nichts wissen soll, was sie gethan hat. Schwerlich wird ein Arzt, welcher noch so aufmerksam ist, 140 Pulsschlaͤge, oder gar funf- zigmal mehr Bebungen zaͤhlen, ohne zu wissen, daß er gezaͤhlet habe. Ausserdem ist die ganze Sache an sich falsch. Jch habe erfahrne Thonkuͤnstler gefragt add. HALLE von Thieren p. 111. , ob uͤberhaupt diese leichte Consonanzen eine gefaͤllige Melodie geben wuͤrden? sie sagten, nein, und antworteten, es wuͤrde kindisch und laͤppisch herauskommen, auf einerlei Sai- te zu verbleiben. Doch es bezeugt auch der in diesen Dingen erfahrne Bartolus, daß nicht nur beide Terzen, sondern die Sexten uͤberhaupt, deren Verhaͤltnisse wie 5 zu 3, und 8 zu 5 sind pag. 231. , in den Melodeien am angenehm- sten sind. Auf pag. 271. III. Abschnitt. Werkzeug. Auf etwas andere Weise sezzte ohnlaͤngst der vortref- liche Euler die Wollust p. 31. 33. in der erkannten Ordnung, wie sich feine und grobe Thoͤne einander folgen pag. 34. I. IAC. ROUS- SEAU, der in der Musik sehr erfahren ist, sagt in imit. theatr. pag. 9. daß die Annehmlichkeit der Musik nicht von den leich- ten Verhaͤltnissen der Schwin- gungen, die auf einander folgen, herruͤhren. Daß die Quinte nicht genau von der Proportion 2 zu 3, sondern zunaͤchst entstehe. Daß die Quinten des Klaviers nicht accurat sind, und dennoch gefal- len. Mir scheint das wirklich An- genehme von wohlausgedruͤkkten angenehmen Affekten herzuruͤhren. , und daß folglich in der Seele eine angenehme Empfindung entstehe, wenn nach einer gewissen Reihe schnelle Be- bungen, und grobe mit einander abwechseln. Doch auch diese Ordnung selbst, und die Ursache dieser Ord- nung siehet kein anderer, als ein Musikverstaͤndiger ein, und dennoch fuͤhlen alle, und so gar auch Thiere L’ALLEMANT mecan des passions p. 128. , ein Vergnuͤgen dabei. Folglich rechne ich diese Ursache der Annehmlichkeit in der Folge der Thoͤne auf einander, unter diejeni- gen Dinge, von welchen die Erfahrung die Wirklich- keit lehret; ob man gleich ihre phisische Ursache nicht verstehet. Jch will auch nicht glauben, daß man bei diesem Ex- empel mehr von uns verlangen werde, daß wir die me- chanische Ursache in ihr Licht sezzen sollen, als daß wir gehalten sind, Rechenschaft davon zu geben, warum uns einige Farben gefallen, warum ein gewisser Grad der Schaͤrfe Koͤrper wohlschmekkend macht, warum das nach gewissem Grade verrichtete Reiben der Haut- waͤrzchen Wollust macht. §. 14. H. Phisiol. 5. B. Y y Das Gehoͤr. XV. Buch. §. 14. Ursachen von den Wirkungen der Musik. Es ist gewiß, daß in allen Menschen, wenn solche auch noch so unwissend in der Thonkunst sind, diese Thoͤne und Thonabwechselungen, andere Bewegungen in der Seele hervorbringen; und es ist kein Zweisel, daß die Schnelligkeit CHEYNE sanit. infirm. p. 177. und die feinen Thoͤne Froͤlich- keit, hingegen grobe Thoͤne, und langsame Melodien, Traurigkeit erwekken, um bei diesen Exempeln zu blei- ben, und daß andere starke, und zugleich schnelle Thon- arten, so gar Thieren den Muth schaͤrfen. Selbst die Barbaren, welche an dem Flusse Orenoko wohnen, bringen durch sehr grobe Thoͤne, welche sie durch Schlaͤu- che, so an einer Trompete angebracht, eine so traurige Melodie hervor, daß sich Niemand der Betruͤbniß er- wehren kann, die durch dieses Jnstrument verursachet wird GUMILLA Histor. natur. de l’ Orenoq. T. I. p. 320. . Die Thonkuͤnstler selbst lehren lustige, sanf- te, majestaͤtische, und andere Weisen BERARD art. de Chant. p. 28. sqq. , durch eine gewisse Temperirung der Stimme, zu machen; folg- lich unterrichten sie uns von der Methode, wie man eine gewisse verlangte Leidenschaft in der Seele hervor- bringen muͤsse Besiehe davon den IOHAN- NES WALLIS philos. transact. n. 243. . Und daher mag ich nicht den alten Ge- schichtschreibern unter den Griechen und noͤrdlichen Voͤl- kern widersprechen, welche von Thonkuͤnstlern erzaͤhlen, daß sie in den Zuhoͤrern allerlei beliebige Gemuͤthsbewe- gungen hervorzubringen gewußt le CATT p. 286. ROGER p. 102. 103. 104. 105. Auctor I. l’ Amateur. . Amurath der vierte, dieser blutduͤrstige Moͤrder seiner Bruͤder, wur- de von einem kuͤnstlichen Liedersaͤnger dahin gebracht, daß III. Abschnitt. Werkzeug. daß er sowohl demselben, als seinen Freunden, das Le- ben schenkte, und der Sultan selbst konnte sich nicht der Thraͤnen enthalten D. CANTEMIER in hi- storia Turcica. . Mir scheint die Sache selbst nicht eben unbegreiflich zu sein. Die Menschen pflegen, von der Natur selbst unterrichtet, ihre Freude mit hurtigen und geschwinden Thoͤnen, die Traurigkeit hingegen durch langsame und grobe Thoͤne ausdruͤkken; so wie sie, wenn sie lustig sind, die Stirn entfalten, und im Zorne runzeln. Folglich bringen, nach dem Gesezze der Erinnerung Hiervon besiehe L. XVII. , geschwinde Thoͤne im Gehirn und in der Seele denjeni- gen Zustand wieder hervor, dessen Zeichen diese ge- schwinde Thoͤne sind, so wie die groben ebenfalls den Gemuͤthszustand auffrischen, welcher sich durch grobe Thoͤne verraͤth Allerlei erzaͤhlet davon NI- COLAI von der Musik n. 25. add. GUNZ l. c. ROGER p. 93. MA- LONIN ergo ad sanit. de Music. ; so wie uͤberhaupt die Geberden der Pantomimen blos durch die Erneuerung der Jdeen bei den Alten froͤhliche, verliebte und traurige Af- fekten entstehen liessen. Man lieset endlich hie und da, daß verschiedene Krank- heiten durch die Thonkunst geheilet worden, und dieses bezeugen auch grosse Schriftsteller; dergleichen ist der Wahnwizz Hist. de l’Academie 1707. p. 7. 1708. p. 23. , die Raserei Die vom Bisse des tollen Hundes entstanden. HUNAULD de la raye p. 306. ; und man pflegt hieher das Exempel der von der Tarantel gebissenen Kranken zu rechnen Hist. de l’Acad. 1702. p. 16. , welche blos durch gewisse Thoͤne zum Tanzen aufgefordert, und geheilet wuͤrden. Doch es hat der Tarantelbiß keine dergleichen Kraͤfte, indem der beruͤhmte Koͤhler In swenska Acad. hand- ling 1758. Trim. I. p. 34. \&c. Die Tarantelkrankheit rechnet BROGIANI anim. venen. zur Schwermuth p. 63. 64. zum me- lancho- vorlaͤngst gezeiget hat, daß Y y 2 diese Das Gehoͤr. XV. Buch. diese Spinne ganz unschuldig, und die Krankheit viel- mehr eine Art von Melancholie sei, von der einige Leu- te angefallen wuͤrden. Nun gebe ich in so ferne zu, daß Schwermuͤthige durch lustige Thoͤne curiret werden, daß selbige ihr zur Betruͤbniß geneigtes Gemuͤthe von derje- nigen Wollust abziehen, welche Leute von diesem Schla- ge in schwermuͤthigen Jdeen suchen. Es stekkt auch in den starken Thoͤnen etwas Mecha- nisches, das Gehirn zu beunruhigen, das Gebluͤt in Bewegung zu setzen, und eine Art von Fieber hervor- zu bringen. Wir lesen, daß das Blut beim Trummel- schlage geschwinder fliesse, wenn man dabei eine Blut- ader oͤffnet ZODIAC, Med. Gall. T. II. p. 149. . Dieses versuchte ehedem der beruͤhmte Roger p. 95. sqq. , dem das Schicksal kein langes Leben bestimmt hatte, dadurch zu erklaͤren, daß fremdartige Theile unter unsere Lebens- geister gemischt wuͤrden: diese wuͤrden nach seiner Mey- nung verdichtet, und auf solche Art gleichstimmig mit solchen Thoͤnen, mit denen sie sonst nichts harmonisch hatten; wenn also diese Thoͤne erregt wuͤrden, so entste- he in den Lebensgeistern eine Bewegung, wodurch sie feiner gemacht wuͤrden. Doch es haͤtte erst das Phaͤ- nomenon bestaͤtigt seyn muͤssen, ehe man seine Aufloͤ- sung suchte. Etwas lancholischen Wahnwizz. SERAO daß sich dabei moralische Ursachen und Begierde zur Freiheit vermi- schen. MICHELI beim MANETT ad sauvages p. 216. daß diese Fa- bel nicht von der Tarantel, sondern Sonnenhizze entsiehe BIRCH T. III. p. 9. IAMES ca- nin. madn. p. 242. daß es eine Fabel der Bettler und Vagabun- den sei. SWAMMERDAM bibl. pag. 56. III. Abschnitt. Werkzeug. Etwas auf eine andere Art lehrte George Chey- ne, daß von der Musik in den Nervenfasern gleich- stimmige Bebungen entstehen, wie sich die mitbe- benden Schwingungen der Saiten einander aussor- dern CHEYNE l. c. p. 168. 169. . Man koͤnnte aber glauben, daß das Ner- vensystem durch diese Schwingungen bald so, bald an- ders geruͤhrt werde. Jch will nur noch ein Wort sagen. Man |sollte glauben, daß der Mensch im Gehoͤre einen Vorzug habe BUFFON T. IV. p. 31. , wenn uns nicht das musikalische Ohr der Gesangvoͤgel, welches so geschikkt ist, Menschengesaͤnge zu lernen, und nachzuahmen, hier stuzzig machte, und unserm Geschlechte diesen Ruhm versagte. Y y 3 Das Das Gesicht. XVI. Buch. Sechszehntes Buch. Vom Gesichte. Erster Abschnitt. §. 1. E s sind die Ohren gemacht, um die Bebungen der Lufttheile zu empfinden, und die Augen, das Zittren des Aethers zu erkennen: aus dieser Ur- sache sind jene Theile zum Theil elastisch, zum Theil hart gebauet, weil die Luft in weichen Koͤrpern keine klingenden Bebungen hervorbringen kann, und derglei- chen Koͤrper keine Resonanz von sich geben. Dahinge- gen bestehen die Augen aus Feuchtigkeiten, weil Feuch- tigkeiten dem Lichte den Durchweg verstatten, aber auch diesen Weg ziemlich und nachdruͤkklich veraͤndern. Es wird diese Beschreibung langweilig werden, und wir wollen erst diejenigen Theile beschreiben, die dem Auge zum Schuzze dienen, und hernach das Auge selbst, wobei wir uns freuen, daß kein anderer Theil des mensch- lichen Koͤrpers so vollkommen bekannt geworden, als man die Zergliederung des Auges, sonderlich in gegen- waͤrtigem Jahrhunderte, gelehrt hat. §. 2. Von dem Auge uͤberhaupt. Es erstrekket sich der Bezirk des Auges viel weiter, als der Bezirk des Gehoͤres. Denn es haben nicht nur Fische I. Abschnitt. Werkzeug. Fische offenbar Augen, da man sonst noch an ihrem Ge- hoͤre zweifelt, sondern auch die meisten Jnsekten, und sehr viele Schalenthiere. Die meisten Conchilien ha- ben de Cochleis LISTER exerc. anat. II. p. 19. Idem pag. 3. An der Hoͤrnerspizze; von der Was- serschnekke an der Mitte. CO- LUMNA purp. c. 1. Andere Schnekken haben vier Augen, be- siehe davon die oͤconom. Abhandl. VIII. p. 796. auf besondern Hoͤrnern zwei Augen. Die Kreb- se haben wirklich Augen, und werden nach deren Ver- luste blind HOOCKE micrograph. p. 178 . Selbst die Floͤhe CATALAN Journal des sav. 1680. 1681 , und andere Thier- chen BACKER employm forthe microsc. c. XXIII. HOOCKE microgr. p. 206. mit einem Ku- pfer. Ein ungenannter Moͤnch in dem Journal des sav. 1689. n. 38. SWAMMERDAM fand keine, p. 701. , die sechsfuͤßig, und vom Geschlechte der Laͤu- se sind CATALAN. , wie auch die Milben, und blos vom Ver- groͤsserungsglase bekandte Jnsekten HILL essays p. 282. , haben Augen bekommen; und man trift an den jedem der Aerme der vielaͤugigen Thierpflanze ( argi zoophyti ) Koͤrperchen an, die Augen aͤhnlich sind BOHADSCH anim. marin. p. 68. . Jndessen giebt es doch Wuͤrmer ohne Augen, als die fasciola PALLAS de infestis Vi- vent. , welche der Leber wiederkaͤuender Thiere gefaͤhrlich ist, so wie die erste Klasse der Schnekken ohne Haus ADAMSON coquillag. pag. 3. . Es sollen auch die Muscheln das Licht fliehen Conchyliolog. T. II. p. 20. den Schnekken ohne Haͤuser sprach sie uͤberhaupt ab, POUPART Journal des sav. 1693. n. 39. . Dem Maulwurfe thut man Unrecht, daß man ihn blind sein laͤsset SCHELHAMMER Eph. Natur. Curiosor. Dec. II. ann. I. obs. 103. , da man doch seine Augen bereits in den aͤltesten Zeiten gekannt hat Die schwarze Stelle ist sein Auge ARISTOT. hist. L. I. c. 9. Mit einer Kristallinse und der glaͤsernen Feuchtigkeit beschreibt sie . Y y 4 End- Das Gesicht. XVI. Buch. Endlich scheinen doch Thiere, welche keine Augen zu haben scheinen, einiges Gesicht zu besizzen; denn es lieben nicht nur die Polipen das Licht TREM bley des polybes p. 66. BAKER p. 137. sqq. ROE- SEL Insect. Belust. T. III. pag. 549. SCHAEFER Armpolyp. p. 30. 55. , weil sie dem- selben nachfolgen, sondern es wissen auch die Mikrosco- penthierchen der Gefahr auszuweichen, so nahe sie auch derselben sind Ioblot I. p. 33. . Die meisten Thiere haben paarweise Augen bekom- men. Ein einziges Paar haben die vollkommenen vier- fuͤßigen Thiere, die Voͤgel und Fische. Ein einziges Paar siehet man auch an den meisten Jnsekten An einigen Spinnen AL- BINUS POWER obs. X. An der Laus POWER observ. VI. VII. HOOKE obs. 47. An dem Flohe CATALAN Iourn. des savans 1681. n. 12. POWER obs. I. in acaro Casei POWER obs. XII. HILL anim. p. 26. an andern Jn- sekten CATALAN Iournal des savans 1681. n. 12. in lampyride POWER observ. XX. An der Spinnfliege, besiehe REAMUR T. VI. p. 574. , an andern doch nur an Jnsekten und Schalenthieren findet man zwei An anderen Spinnen SE- VERIN p. 346. ALBIN HOOCKE obs. 48. BOWER obs. VIII. , drei Auch an den Spinnen AL- BIN POWER observ. VIII. IX. LEHMANN chronic. p. 631. LYONET l. c. An einigen Skor- pionen SWAMMERDAM blaedel diertiens p. 167. , vier An den Spinnen HILL l. c. POWER obs. VIII. IX. LYO- NET II. 28. 29. LEHMANN p. 631. BRADLEY philos. acc. p. 131. von den meisten: an der Tarantel, BAGLIV pag. 609. c. 1. An anderen Skorpionen SCHWAMMERDAM blae- del l. c. , fuͤnf Zehn Augen an den stein- bohrenden Wuͤrmern, erwaͤhnt im Iournal des savans n. 32. , sechs Am Ameisenloͤwen REAU- MUR l. c. p. 355. An der Wei- denraupe LYONET p. 40. , sieben SWAMMERDAM p. 95. , acht An der Podure. Paare. Wir rechnen aber die zu- sammen- sie GALENUS de vtil. L. XIV. c. 6. habet SEVERINUS ZOOT p. 3 7. I. B. CARPENSIS pag. CCIX. 6. mit einer Kristallinse und glaͤsernen Feuchtigkeit HART- MANN perit. anat. vet. p. 59. IAC. THOMASIUS in lib. de visu talp. a. 1659. edito. RAY wisdom of God. p. 141. ZINN Comm. Soc. Gott. T. IV. BROW- NE epid. err. L. III. pag. 344. DERHAM physic. theol. pag. 94. bene. I. Abschnitt. Werkzeug. sammengesezzten Augen swenka wetensk handling 1743. trim. 4. daß er ausser den drei kleinen Augen an den Flie- gen noch 10. 12 andere kleinere finde PUGET lettre p. 52. an den Fliegen, nur fuͤr ein einziges Paar. Von dem kleinen Wassereinauge zweifelt man noch, ob es nur ein Auge Ein einziges zaͤhlet BRAD- LEY philos. Account pag. 148. SCHAEFFER gruͤne Arm-Poly- pen p. 29. welches aber aus meh- rern zusammengesezzt ist. , oder zwei sehr nahe beisammen- stehende Augen SWAMMERDAM bloede- looze diertjens pag 74. 75. BA- CKER employment p. 303. BER- TRANDI p. 56. vier, doch halte ichs fuͤr einen Fehler. habe. Hat es nur ein einziges, so kennt man zur Zeit nur diesen einzigen kleinen Ciclo- pen noch Daß es kein Einaͤngiges Thier gebe POWER p. 81. . Gemeiniglich hat das Fliegengeschlecht zwei grosse Augen Wie auch die Ameise PO- WER obs. XXII. locustae obs. XXI. XXIII. XXIV. vespae obs. XXVII. lampyrides obs. XX. , die gegittert sind, nebst drei kleinern REAMUR T. IV. p. 289. : denn man weiß aus gewissen Erfahrungen, daß diese kleine Augen, oder Kuͤgelchen Sie haben eine durchsich- tige Hornhaut, und eine Nach- ahmung von der so genannten Traubenhaut im Auge SWAM- MERDAM bibl. p. 496. 497. , wirklich zum Sehen geschikkte Augen sind Wenn sie ausgestochen sind, koͤnnen Fliegen nicht sehen CAT- TALAN et la HIRE in Iournal des savans 1678. n. 29. A. 1680. Dieses leugnet unbillig ein Unge- nannter Iournal des savans 1689. n. 38. . Folglich haben fuͤnf Augen die Heuschrekken RATHLEF, Heuschrekken, T. II. n. 106. 115. , die Fliege von einem Tage REAUMUR T. VI. p. 493. CATALAN. , die Fliegen REAUMUR ibid. philos. transact. n. 284. , Hornissen VALISNER gal. di min. T. VII. p. 9. REAUMUR T. V. p. 147. T. I. f. 1. T. f. 15. 16. , Erdmuͤkken REAUMUR. , gefluͤgelte Ameisen, Mann und Weib GOULD of ants pag. 56. die uͤbrigen nicht. , und eine Menge an- derer Jnsekten Alle memoires avant 1699. T. X. p. 610. . Zwei kleine Augen hatte schon Y y 5 Got- Das Gesicht. XVI. Buch. Gottignies an der Feldwanze GIORN apud TINASI edit. 1669. 140. wahrgenommen. Swammerdam schreibt davon: Valisneri zweifelt, ob die grossen Augen wirkliche Augen sind Daran zweifelte VALIS- NERIUS oper. T. I. p. 221. , und an- dere sezzen diesem Gegenerfahrungen entgegen ROESEL von Fliegen und Schnaken p. 49. Denn wenn die- se abgeschnitten sind, irren die Libellen wie trunken und schwind- lich in der Luft umher. . §. 2. Die dem Auge vorliegenden Theile. Die Augenbranen. Die Augenbranen sind erhabene Huͤgel, von vie- len auswaͤrts gegen die Schlaͤfe geneigten dichten Haa- ren, welche wie Dachziegel auf einander liegen, und zu unterst an der Stirn an beiden Seiten so gelagert sind, daß sie am innern Theile hoͤher, oben von der Nase un- terschieden, uͤber den Augen in einerlei Linie mit dem Bogen der Augenhoͤle stehen, und sich nach und nach ge- gen den aͤussern Rand der Augenhoͤle verliehren WINSLOW Expos. T. IV. tr. de la téte n. 255. . Sie besezzen die Erhabenheit, welche von dem obern Bogen der Augenhoͤle, der sich etwas mehr nach vorne zu ver- laͤngert, als die uͤbrige Stirn entsteht. Sie entstehen aus der Haut, aus vielem und losen Fadengewebe, und aus Muskelfleische PORTERFIELD T. I. p. 4. . Die Augenbranen geben dem Angesichte eine beson- dere Anmuth, und ihr Mangel ein Mißfallen. Man findet sie nicht an den Thieren, an denen die Haut mehrentheils mit vielen Haaren bedekkt, oder der Kopf haarig ist, folglich sind sie dem Menschen eigen. Sie haben eine genaue Empfindung, wegen der Ner- ven, die hier zahlreich sind, und genannt werden sollen, und I. Abschnitt. Werkzeug. und sie lassen sich nicht ohne Gefahr verlezzen Davon kam Blindheit PLATNER progr. de vulner. su- percil Mors ipsa GENGA anat. Chirurg. p. 239. . Sie besizzen eine grosse Beweglichkeit, und sie lassen sich sehr leicht, mit der aufgezogenen Stirne in die Hoͤhe, und wieder gegen das Auge herabziehen. Zu diesen Bewe- gungen sind besondere Muskeln da, die sie bedienen muͤs- sen. Um diese zu kennen, muß ich vorher von einigen Dingen noch Erwaͤhnung thun. §. 4. Die Membran uͤber der Hirnschale. Alle Knochen der Hirnschale haben ihr Knochen- haͤutchen, welches an den meisten Orten so duͤnne ist, als die Knochen selbst duͤnne sind, und an wenig Orten dikker ist, wo diese dikke sind, und von eben dem Fa- dengewebe, als andere Knochenhaͤutchen zusammenge- sezzt sind, nur daß es aus weniger Faͤchern bestehet, und glaͤtter ist. Es wird Am Kupfer der erhabenen Hirnschale beim RUYSCH. , wie sonst uͤberall, von unzaͤhlichen Schlagadern durchkreuzt. Man fraͤgt, ob es fuͤhle Oper. anat. T. I. p. 345. : ich wuͤrde, fuͤr meine Person nach der Ana- logie, nein dazu sagen; allein die ansehnliche Menge Nerven, welche uͤber dem Knochenhaͤutchen der Hirn- schale laufen, machen den Versuch schwer. Es ist die- ses Knochenhaͤutchen, so man vom Knochenhaͤutchen Unterschieden haben es VE- SALIUS L. VII. pag. 777. Exam. obss. FALLOP. p. 164. C. BAR- THOLIN inst. anat p. 247. GLA- SER de cerebr. p. 4. LINDEN physiolog p. 353. nicht recht unterschieden, einfach MARCHET p. 103. , und ohne gewisse Blaͤtter Auch dieser Membran gie- bet zwo Platten WINSLOW n. 199. . An Das Gesicht. XVI. Buch. An dieses haͤngt sich, vermittelst loser Zellfaͤden, mit einiger Beweglichkeit die Membran uͤber der Hirn- schale ( membrana epicrania ) an, und diese ist gemei- niglich loser, als andere Membranen, und von einem Glanze, wie eine Sehne Uebers Kreuz laufende Fa- sern LUDWIG, WINSLOW n. 197. , dennoch aber auch zell- foͤrmig, und zwischen ihr und der Haut befindet sich wie- der ein Zellgewebe, das gar nicht dichte ist, und etwas trokkene und haͤrtliche Fettigkeit in sich schließt. Sie faͤngt sich an bei dem vorragenden Kamme des Hinterhaupts sehen zu lassen, wo sie sich mit den sehni- gen Fasern der Kopfmuskeln, die hier eingelenkt sind, vermischet WINSLOW n. 197. VER- DIER pag. 196. LUDWIG p. 8. LIEUTAUD p. 119. add. . Sie laͤuft nach vorne zu uͤber den Schlaͤ- femuskel, ist nicht so stark am Ohre ALBIN p. 141. und Jochbei- ne LUDEWIG p. VI. LAU- RENT, p. 520. FALLOP pag. 216. ALBIN ibid. WINSLOW n. 200. , wo sie feste anhaͤngt, und also macht, daß der Schlaͤfemuskel zwischen dem Knochenhaͤutchen, und die- ser Membran zu liegen koͤmmt. Diejenigen, welche behaupten, daß unter dem Schlaͤfemuskel kein Knochen- haͤutchen sei LIEUTAUD p. 119. VER- HEYEN pag. 211. ANDR. LAU- RENT p. 188. 520. , glauben, daß sich, eben so, wie an an- dern Orten im menschlichen Koͤrper, muskuloͤse Fasern in den Knochen werfen. Doch man kann an der Frucht leicht sehen, daß sich die Muskeln eigentlich in das Knochenhaͤutchen endigen. Die Alten haben diese Membran hin und wieder fuͤr das Knochenhaͤutchen angesehen, und geglaubt, daß sich zwischen beiden Fett, und der Schlaͤfemuskel befin- LUDWIG de membrana epicrania p. IV. V. coiffe apo- neurotique WINSLOW n. 196. sqq. VERDIER p. 196. GA- LEA aponeurotica, WEIT- BRECHT Comm. Acad Pe- trop T. VI. pag 132. Tenue in- volucrum. ALBIN de musc. L. II. c. 1. p. 138. I. Abschnitt. Werkzeug. befinde G. STEPHANUS L. II. c. 46. FALLOP, p. 216. DIE- MERBROECK pag. 337. RODE- REZ thes. n. 10. COWPER ad Tab. 5. BIDLOI, WINSLOW n. 200. BARBAUT splanchno- log. p. 289. . Jch glaube, daß man daher, das Kno- chenhaͤutchen in drei MARCHET p. 103. und vier T. ANDREAE p. 147. Blaͤtter zu unter- scheiden, Anlaß hergenommen. Und dennoch hat man laͤngst entdekkt, daß sie zur Stirn-Aponevrosis des Hin- terhaupts mit gehoͤre la CHARRIERE operat. chir. p. 268. . Sie senkt sich ferner zwischen beiden Jochbeinen uͤber die Stirn WEITBRECHT p. 332. in zarter Gestalt hernieder, wird vom Stirn- muskel bedekkt, und verschwindet bei den Augenliedern und der Nase Daß sie durch das obere Augenlied sich verlaͤngere, WEIT- BRECHT l. c. , wo sie sich in ein Fadengewebe ver- wandelt. Doch es lassen sich alle ihre Enden nicht recht genau bestimmen, weil sie ihre Glaͤtte verliehren, keine gewisse Faserrichtung mehr bei ihrem undeutlichen Um- risse beobachtet, und gleichsam mit Zerstreuung ver- schwindet. Den wirklichen panniculus carnosus p. 331. 332. , welchen der beruͤhmte Weitbrecht, als vom Fette durch zellfoͤrmige Fasern unterschieden, hinzugefuͤgt hat, kann ich nicht davor erkennen. §. 5. Die Muskeln des Hinterkopfes FALLOP p. 62. b. CO- LUMBUS redet auch davon de re anat. et CASSERIUS de au- ditu T. hom. 3. f. 1. ad C. ob- scure. . Die Stirnmuskeln. Diese breite ALBIN p. 139. t. XI. f. 6. LUDWIG p. VII. COURCEL- LES tab. 5. , ohngefaͤhr parallelogrammfoͤrmi- ge Jrregulaͤr SANTORIN p. 5. COURCELLES l. c. , kurze, fleischige Muskeln, der beide Enden sehnig Das Gesicht. XVI. Buch. sehnig sind, entspringen von der Wurzel des Zizzenfort- sazzes des Schlaͤfenknochens, und von der obern Quer- linie am Knochen des Hinterhauptes, sie laufen einan- der ganz nahe, sind aber doch von einander unterschie- den, und bewegen sich uͤber den Muskeln des Nakkens und Kopfes. Jhre untere Fasern sind gerader, die aͤussern mehr geneigt, und sie laufen schief, indem sie sich vorne von einander sperren EUSTACH t. 29. 31. , und endigen sich in eine aponevro- tische Membran LUDWIG, WINSLOW, n. 260. ALBIN t. 5. 9. 11. p. 6. WEITBRECHT p. 332. COUR- CELLES, SANTORINUS p. 5. . Sie spannen und befestigen diese Membran derge- stalt WINSLOW n. 263. 264. , daß die Stirnmuskeln, die Augenbranen, und damit verbundene Augenlieder, gegen selbige, als gegen einen festen Theil in die Hoͤhe heben koͤnnen. Jch lese in den Werken des Cassebohms, die nach dessen Tode bekannt geworden, daß dieser beruͤhmte Mann bisweilen gar keine Hinterhauptsmuskeln gefun- den, und es stimmet Winslow mit ein n. 261. , daß sel- bige ungemein klein gewesen. Bisweilen haͤngen sie mit den Muskeln zusammen, die die Ohren zuruͤkke ziehen LIEUTAUD p. 121. . Man mag daraus mit dem Stirnmuskel SCHRADER Dec. I. obs. 6. DOUGLAS myogr. compar. c. 4 CHESELDEN p. 173. AL- BINUS. COWPER myot. c. 6. p. 16. WINSLOW n. 262. PAR- SONS physiognom. p. 61. LIEU- TAUD p. 121 einerlei Muskel, oder zween verschiedene machen LUDWIG p. XII. SAN- TORINUS p. 7. WEITBRECHT. , so wird man nicht sehr irren; ich moͤchte sie aber doch lieber mit einander verbinden. Welche nur einen Muskel machen, halten I. Abschnitt. Werkzeug. halten gemeiniglich die Membran uͤber der Hirnschale fuͤr seine breite Sehne CHESELDEN, VER- DIER, p. 196. WINSLOW, LIEUTAUD. . Die Stirnmuskeln Daß es ein wahrer Muskel sei MASSA Epist. p. 5. sammeln ihre Fasern aus der vordern Gegend der Membran, uͤber der Hirnscha- le ALBIN p. 139. et t. I. t. XI. f. 7. LUDWIG p. IX. Solches leugnet allein WEITBRECHT. , wo sie gleichsam aus einer Spizze entsprin- gen ALBINUS vbique. , von da neigen sie sich gegen die Stirn gegen einander EU STACHIUS t. 41. f. 1. t. 28. 30. 35. sind von oben her ALBIN p. 239. tab. I. XI. f. 7. mehr nach oben zu, als andere. unterschieden, und hier- auf, von der Mitte der Stirn an, nehmen sie die gan- ze Breite der Stirn ein WINSLOW n. 257. EU- STACHIUS t. 41. f. 1. daß die Fasern des Stirnmuskels schief laufen, erinnerte C. HOFMANN instit. p. 160. . Jhre innersten Fasern convergiren mehr, die innern weniger p. 139. WINSLOW n. 258. . Sie be- kommen noch Fasern vom innern Ohrkreise, und dem Hebemuskel des Ohrs Daß sie sich mit dem Vor- dern und Hintern des Ohrs ver- einigen LIEUTAUD p. 143. . Die innersten Fasern begeben sich in die Nase, und laufen mit einem gewissen dreiekkigen Anhaͤngsel EUSTACHIUS t. 41. f. 1. t. 28. 35. CASSER org. audit. t. 2. f. 1. D. E. BARTHOLIN p. 38. COWPER Myot. t. 25. f. 5. t. 21. COURCELLES. , welches die Neuern mit einem besondern Namen des musculi proceri SANTORINUS, welcher dennoch besondere, von der Stirn zwischen den Augenbranen ent- standene Paͤkke zufuͤgt addit. t. 1. b. b. Piramidenfoͤrmig nach dem CASSERIUS l. c. belegen, indem sie sich in die breite Sehne der zusammendrukkenden Muskeln der Nase ver- liehren ALBIN p. 140. et tab. I. XI. f. 7. d. COURCELLES. LUDEWIG p. X. SANTORIN ad a. : mir koͤmmt es vor, daß sie sich auch in den Knorpel und naͤchstem Ende des Knochens So sagt ohngefaͤhr CAS- SERIUS. endi- gen. Das Gesicht. XVI. Buch. gen. Die andern Fasern werfen sich in den gemein- schaftlichen Heber der Nasenfluͤgel, und der Oberlippe ALBIN p. 140. t. I. XI. f. 7. 9. WEITBRECHT tab. 15. f. 1. e. e. LUDWIG p. X. , wie auch, wie wenigstens Albin will, in den Stirn- knochen selbst, im grossen Augenwinkel ALBIN, ibid. t. I. t. XI. f. 7. h. COURCELLES t. I. b. negat. Cl. WEITBRECHT p. 333. 334. Videri WINSLOW n. 259. . Endlich senken sich die meisten Fasern in die Fasern des runden Au- genliedermuskels hinein ALBIN p. 140. tab. I. t. XI. f. 7. k. LUDWIG p. X. COW- PER t 21. SANTORIN G. et p. 7. WINSLOW n. 259. EUSTA- CHIUS t. 28. 31. 35. , und zum Theil auch, wie ich mit Zuverlaͤßigkeit gesehen, in den Runzler der Au- genbranen ALBIN, WINSLOW n. 259. SANTORIN p. 8. daß davon der Runzler entstehe CANT. pag. 2. . Man sollte glauben, daß dieser Muskel verschiedene, und einander fast entgegengesezzte Verrichtungen habe. Wenn die Membran uͤber der Hirnschale gespannt ist, und sich zugleich der Hinterhauptsmuskel zusammenzieht, alsdenn scheint er die Augenlieder, die Augenbranen und die Stirn, welche er zugleich, wenn er maͤßig wirkt, ausdehnet, in die Hoͤhe zu ziehen, wie in der Freude geschiehet So daß vermittelst dieses Muskels die Heiterkeit der Stirn, nach dem beruͤhmten Mahler, VAN DYCK gebildet wird. CANT. p. 2. : wenn er sich aber staͤrker zusam- menziehet, so runzelt er die Stirn in Queerfalten. Wenn im Gegentheil der Hinterhauptsmuskel nach- laͤßt, und sich der runde Muskel der Augenlieder stark zusammenzieht, alsdenn koͤnnte eben dieser Stirnmus- kel So sagt auch LUDWIG p. X. et SANTORINUS p. 13. die Stirn gegen die Nase hernieder ziehen, und die Augenbranen uͤber das Auge, wie im heimlichen Zorne geschiehet, und wenn wir ein zu starkes Licht ab- halten wollen, niederziehen. Es I. Abschnitt. Werkzeug. Es will der beruͤhmte Weitbrecht lieber hier eine zusammengesezzte Wirkung annehmen p. 334. , und es soll die Stirn niedersteigen, hingegen die Augenbranen in die Hoͤhe gehen, weil sich die beweglichen Enden des Mu- skels einander naͤherten. Doch dieses leugnet der be- beruͤhmte Parsons, und er will, daß er zugleich alle seine Enden mit einmal aufheben soll, da sich die Stirn- muskeln in einen einzigen Muskel vereinigen of physiognom. p. 61. . Der beruͤhmte Eschenbach fand sie in einem, und eben dem Menschen von ungleicher Groͤsse, und es lag einer hoͤher, als der andere Anat. 590. . §. 6. Die Runzler COITER obs. anat. p. 109. DOUGLAS. der Augenbranen ALBIN p. 148. Stirnmus- kel nennet PARSONS l. c. p. 5. 6. 7. 8. fuͤr einen Theil des orbi- cularis, RIOLANVS pag. 301. sourciliers, WINSLOW, n. 265. et petits sourciliers LIEUTAUD p. 121. . Man pflegt an beiden Seiten nur einen einzigen zu zaͤhlen. Er entspringt theils von dem Rande der Augenhoͤle etiam WINSLOW n. 165. SANTORIN p. 8. nach auswaͤrts zu, und zwar mehr, als der innere Winkel, gegen das Jnwendige des Loches uͤber der Augenhoͤle; mit einem andern Pakke entspringt er uͤber diesem Loche; ferner ALBIN p. 148. t. XI. f. 1. von demjenigen Theile des Stirnknochens Aus der Vereinigung der Nasenbeine mit dem Stirnkno- chen, WINSLOW n. 168. etwas mehr oberhalb ALBINUS pag. 148. , der uͤber der Nase flach gedruͤkkt ist; und endlich auch nach aussen zu mit mehreren, naͤm- lich drei oder vier Pakken. Sol- H. Phisiol. 5. B. Z z Das Gesicht. XVI. Buch. Solchergestalt laufen diese, durch einige Furchen un- terschiedene Faserpaͤkke ALBINUS tab. 2. besonders fuͤr sich, und aus- waͤrts zuruͤkke WINSLOW n. 265. SAN- TORIN tab. 1. Einen einzigen, gar zu kleinen Buͤschel COW- PER t. 25. f. 5. Conf. ALBI- NUS tab. XI. f. 1. , sie werden von dem runden Muskel be- dekkt, und endigen sich in den Stirnmuskel ALBINUS p. 149. , von wel- chem sie vorwaͤrts bedekkt werden, und in dem runden Mu- skel der Augenhoͤle, der unter dem Stirnmuskel liegt Idem ibid. DOUGLAS p. 10. , und zulezzt in die pulpoͤse Haut DOUGLAS pag. 10. PAR- SONS p. 7. WINSLOW n. 265. ALBIN p. 149. LIEUTAUD. der Augenbranen, etwas auswaͤrts von dem mittlern Theile der Augen- hoͤle gerechnet. Es stellet dieser Muskel, wenn er gelinde wirkt, die Stirn und Augenbranen wieder her, wenn die Stirn- muskeln diese Theile aufwaͤrts gezogen haben. Jn einer staͤrkern Zusammenziehung zerret er sowohl die Au- genbranen, als denjenigen Theil der Haut, welcher sich den Augen zunaͤchst befindet, nach der inwendigen Sei- te zu, und vor das Auge, er zwingt die Haut der Stirn zu folgen, daß sie sich an der Nase mit Runzeln nach der Laͤnge falten muß WINSLOW n. 266. , er richtet die Haare der Au- genbranen in die Hoͤhe ALBIN p. 149. , und spannet in so fern die Membran uͤber der Hirnschale LUDEWIG l. c. p. XI. . Solchergestalt beschattet er die Augen, und haͤlt den zu grossen Glanz davon ab. Ob man dieses gleich leugnen wollen HAMBERGER physiolog. p. 531. , so wendet doch Niemand seine Augen gegen die Sonne, wenn diese dem Horizonte nahe ist, daß er nicht die Augenbranen mit diesem Muskel niederziehen sollte. Hierbei macht der beruͤhmte Porterfield die Anmer- kung, daß es keine uͤbele Gewohnheit der Morgenlaͤn- der sei, bei einem so starken Leuchten der Sonne, in einer I. Abschnitt. Werkzeug. einer so heitern Luft, sich nach einer von uralten Zeiten hergebrachten Gewohnheit die Augenbranen schwarz zu faͤrben T. I. p. 12. . Es ist eben dieser Muskel im Zorn und Unwillen wirksam, und er ist es, welcher macht, daß wir Je- manden mit einer graͤßlichen Mine ansehen, welches die Englaͤnder durch das besondere Wort frown, aus- druͤkken. Vielleicht druͤkkt man den Karakter dieses Hasses dadurch aus, daß dieser Muskel das Auge von einem verhaßten Objekte abzieht, welches nicht einmal des Anblikkes wuͤrdig ist. §. 7. Die Augenlieder. Wir haben von den aͤussersten Verschanzungen, oder Aussenwerken der Augen geredet, es folgen nunmehr die, welche ihnen besonders eigen sind. Man findet diese an allen vierfuͤßigen Thieren Das Pferd soll kein unte- res Augenlied haben AELIAN L. IV. c. 49. daß es blos keine Haare habe POLLUX, L. II. c. 4. auch den kalten An der Schildkroͤte CAL- DESI p. 14. An der Natter SE- VERIN p. 238. Ranae, PETIT memoires de l’Academ. 1736. , an Fischen von warmen Blute Tursioni TYSON p. 38. , an den Voͤgeln ARISTOTELES part. anim. L. IV. c. 11. COITER pag. 130. Am Stransvogel PARISI- NI, VALISNER T. I. p. 249. . Die kalte Fische haben keine Augenlieder ARISTOTELES part. anim. II. c. 13. hist. L. II. 13. POLLUX, L. II. c. 4. , |da ihre Augen hart sind ARISTOTELES ibid. POL- LUX, ibid. LINN. syst. natur. p. 239. PERRAULT, Ess. T. III. pag. 64. , so wenig als die Jnsekten Siehe CATALAN Iour- nal des savans ann. 1681. und von denen uͤberhaupt, deren Augen hart sind. PORTERFIELD, I. pag. 23. und Krebse, wie ich glaube, aus eben der Ursache PERRAULT l. c. . Z z 2 Es Das Gesicht. XVI. Buch. Es ist dieser Schuzz den Augen so ohnentbehrlich, daß Augen, denen die Augenlieder fehlen, theils von allen Verlezzungen leiden, theils den so angenehmen Schlaf vermissen. Wenigstens lesen wir, daß der Consul Re- gulus, den die Carthaginenser durch alle Arten der Marter umgebracht haben sollen, in bestaͤndiger Schlaf- losigkeit CICERO de offiic. L. III. , weil man ihm die Augenlieder endlich ab- geschnitten, sein Leben geendigt habe A. GELLIUS L. IV. c. 4. ; wenn dieses nicht eine roͤmische Verleumdung ist, denn andere wol- len, daß er durch ein langsames Gift umgekommen, und es hat uͤberhaupt die ganze Erzaͤhlung wenig Wahr- scheinlichkeit. Man lieset, daß bei den Sinesen, oder Japanern ein heiliger Mann, mit Namen Darma, nachdem er alles vergebens ausgestanden, endlich durch das Abschneiden der Augenlieder zuwege gebracht habe, daß ihn kein Schlaf in seinen hohen Betrachtungen stoͤ- ren mußte KAEMPFER, Amoen. Exot. p. 609. 610. . Es ist daher ein toͤdtliches Zeichen, wenn die Augen- lieder im Schlafe nicht zusammen schliessen wollen HIPPOCR. aphor. S. VI. n. 52. prognost. Sect. II. pag 4. CELSUS L. II. c. 6. p. m. 54. , indem hier die Seele nachlaͤßig wirkt, und den Nach- theil ihres Koͤrpers nicht mehr empfindet. Es hat daher die Noth, wo man bestaͤndigen Schnee hat, und die Sonnenstrahlen immer am Horizonte her- um spielen, und also den Augen Gefahr drohen, die barbarischen Voͤlker gelehret, sich gedoppelte kuͤnstliche Augenlieder zu machen, und diese beweisen fast in die- sem einzigen Stuͤkke allein einen Wizz. Es sind dieses Schuzzwehren von Holze, oder Elfenbein, ELLIS voyage tot Hud- sonsbay etc. p. 137. 143. in denen eine zarte Spalte das Licht durchlaͤßt. Was die Renn- thiere I. Abschnitt. Werkzeug. thiere betrift PONTOPPID. hist. natur. Norveg. T. II. p. 22. , so ist es nicht zu glauben, daß es blos durch ein kleines Loch der Augenlieder, so viel se- hen koͤnnen soll, als es noͤthig hat, wenn es im Schnee die Augen verschließt. §. 8. Die groͤssern Augenlieder. Wenn die Haut von den Augenbranen herabkoͤmmt, von Haaren frei, und allmaͤhlich duͤnner ist; so gehet sie gerade aufs Auge zu: sie ist frei, und scheinet etwas unterhalb dem Aequator des Auges verlaͤngert, daselbst gleichsam abgeschnitten zu sein, und aufzuhoͤren. Allein sie hoͤret hier nicht wirklich auf Vergleichet solches mit dem Commentar. BOERHAA- VE T. IV. pag. 92. prim. lin. n. 496. ZINN. p. 244. , sondern sie beugt sich um, wird zaͤrter, bekoͤmmt eine Menge ro- ther durchsichtiger Gefaͤsse WINSLOW n. 273. , und steiget fast bis zum Rande der Augenhoͤle hinauf. An ihr hat Ruysch Nervenwaͤrzchen gesehen Thes. X. n. 123. 124. t. 3. f. 6. Thes. IV. n. 36. KAAUW n. 108. et PORTERFIELD, l. pag. 15. . Hierauf beugt sie sich endlich, und laͤuft, als ein Vorhang vor dem harten Augenhaͤutchen, und vor der durchsichtigen Hornhaut herab, bekoͤmmt einen neuen Namen des weissen zusammenfuͤgenden Haͤutchens ( ad- nata, coniunctiva ) WINSLOW p. 172. waͤchst mit dem harten, und mit dem Hornhaͤutchen Idem n. 274. MAUCHART de ungue corneae p. 12. PETIT memoires de l’ Acad. 1726. p. 99. MAITREJEAN pag. 14. ZINN. p. 24. 25. LIEUTAUD pag. 127. daß sie sich etwas uͤber die Horn- haut hinaus erstrekke. BER- TRANDI pag. 53. Vielleicht, weil er sie nicht weiter mit dem Messer verfolgt. Bestaͤtiget des beruͤhmten RAMSBECK speciem anat. botan. pag. 14. , mit jenem vermittelst eines lo- Z z 3 sen, Das Gesicht. XVI. Buch. sen, mit diesem durch ein kuͤrzeres BOERHAAVE morb. ocul. p. 24. FLEMING physiolog. pag. 516. Fadengewebe dicht zusammen, und streicht zum untern Rande der Augen- hoͤle hin. Sie ist weiß, und ziemlich voller Gefaͤsse. Zwischen ihr, und zwischen der harten Haut befindet sich etwas Fett, wie auch viele Gefaͤsse, und eben in dieses Fadengewebe ergiessen sich die Feuchtigkeiten in den Krankheiten, indessen daß sich die Hornhaut ganz und gar nicht veraͤndert BOERHAAVE morb. nerv. pag. 81. morb. ocul. l. c. Idem van den oogen, pag. 17. RAMSPECK specim. inaug. pag. 14. . Wir haben| bisher das obere groͤssere Augenlied Unter den Voͤgeln ist es blos an der Nachteule groͤsser, an den uͤbrigen Voͤgeln ist das untere groͤsser. COITER p. 130. beschrieben. Von dem Rande der untern Augenhoͤle beugt sie sich abermals in die Hoͤhe zuruͤkke: sie wird durch sich selbst, wo sie das zusammenfuͤgende war, blos von einem da- zwischen befindlichen Dunste beschuͤzzt, steigt nicht voͤl- lig bis zur Mitte des Sterns herauf, und verwandelt sich daselbst ebenfalls in eine Spizze, welche von der obern Spizze durch eine Queerspalte so weit absteht, daß dennoch die genaͤherten Augenlieder auf einander passen, und nur, wegen des geschwollenen Randes der Augen- lieder, zwischen ihnen, und dem Auge, gleichsam ein dreiekkiger krummliniger Kanal uͤbrig bleibt DUVERNEY posth. pag. 134. Comm. BOERHAAVE T. IV. n. 513. PETIT memoires de l’ Acad. 1734. p. 136. ZINN pag. 249. WINSLOW n. 277. TER- REIN non ergo fistul. lacrim. caut. actuale ann. 1738. TAY- LOR anat. du globe de l’ oeil p. 5. SENAC Essays de physique edit. cum anat. HEISTER. . An diesem Theile ist das Augenlied, wie am obern Augen- liede roth, und voller Gefaͤsse. Von dieser Spizze wird ihm wieder die Natur einer Haut zu Theil, es laͤuft gegen sich selbst hernieder, und verlaͤngert sich ferner in die Haut des Angesichts. Die- ses ist das untere, kleine Augenlied. Wo RATHLANO de Contract. pag. 26. I. Abschnitt. Werkzeug. Wo also das Augenlied nur das Auge bedekkt, da- selbst hat es drei Blaͤtter: die vordere Haut, oder die wahre aber duͤnnere Haut; die mittlere, oder die rothe Dekke des Augenliedes Richtig sagt KATAKER daß das zusammenfuͤgende eine einzige, und nicht zwo Haͤute sind, of the eye p. 30. , welche das Auge beweglich beruͤhrt; und das zusammenfuͤgende Haͤutchen, welches nunmehr von einer Haut ausgeartet, und dem Auge vor- gespannet ist. Wenn der Dunst verschwunden, welcher sich dazwischen legt, so waͤchset das Augenlied im Schla- se leichtlich an das Auge an BARTISCH Augendienst p. 184. b. S. YVES de malad. de l’ oeil c. 15. . Alle diese drei Blaͤtter der Haut haben ihr Oberhaͤut- chen Doch macht nicht blos das Oberhaͤutchen die zusammenfuͤ- gende Haut aus. , welches sich sowohl vor dem zusammenfuͤgen- den Haͤutchen verlaͤngert, als auch vor der Hornhaut MAITREIEAN pag. 14. DUDDEL de Cornea pag. 4. S. YVES p. 5. Comm. ad BOER- HAAVE T. IV. p. 92. PORTER- FIELD I. p. 63. prim. lin. n. 496. ZINN p. 25. et dudum RUFUS davon ruͤhren die vesticulae von der Vereinigung der durchsichti- gen Hornhaut und des Zusam- menfuͤgenden. BONHOMME ce- phalot. p. 221. vorgezogen wird, sich durch die Maceration leicht ab- sondern laͤßt, im Sterben mit Schleim und Schmier bezogen, nunmehr dunkel und dikker ist, und als eine neue Haut den Zuschauer betruͤgt ZINN pag. 26. conf. cum Conjunctiva MAUCHART de de corn. p. 32. DUDDEL ap- pend. Den Runzler der Horn- haut erwaͤhut schon SAL. AL- BERTI de lacrum. n. 90. . Daher findet man an der abgestreiften Haut der Schlangen auch diese Dekken der Augen ARISTOTEL. hist. anim. L. VIII. c. 17. BIRCH T. II. pag. 56. GREW rarit. pag. 49. VESLING epist. post. p. 72. indem ihnen neue wieder wach- sen VESLING ibid. ARI- STOT. hist. anim. L. II. c. 17. . Dieses giebt bisweilen zur Blindheit Gelegen- heit An den Huͤhnern, wie es scheint, Bresl. Sammlung ann. 1721. M. Dec. Am Fische Capito werden die Augen im Winter weiß ARISTOT. hist. animal. L. VIII. c. 9. . Von dergleichen schmierigen Materie, wel- Z z 4 che Das Gesicht. XVI. Buch. che die Augen uͤberzogen hatte, und welche man fort- schafte, erklaͤrt der beruͤhmte Behrens Brunswic. 1734. fuͤr ein aber- glaͤubisches Wunderwerk. Es vereinigt sich das obere Augenlied in beiden Win- keln des Auges, mit dem untern. Man nennet denje- nigen den grossen Augenwinkel Zween Augen nennet be- reits ARISTOT. hist. anim. L. I. c. 9. , welcher der Nase naͤher liegt, und den kleinen, der der Schlaͤfe zuge- kehrt ist. Die Haut der Augenlieder besizzet ein sehr scharfes Gefuͤhl, und man hat hierbei eine wunderbare Erschei- nung angemerkt, daß man blos vom Lichte, obgleich das Oberhaͤutchen in vollkommenem Stande gewesen, ein Niesen CARSIUS problem. n. 36. 37. BOYLE languid and onheed mot. p. 264. , und Thraͤnen HAYMANN in Comm. pag. 113. empfinde. Doch es ist auch an dem zusammenfuͤgenden Haͤutchen, die Em- pfindung des Auges, und Augenliedes groß IAUSSERAND in thes. , so daß das kleinste Sandkoͤrnchen, welches zwischen die Au- gen und Augenlieder faͤllt, eine unertraͤgliche Beschwer- lichkeit verursacht, welches ich mich erinnere erfahren zu haben, und die nicht eher nachlassen wollte, als bis ich mit einer Sprizze laulich Wasser einsprizzte. Jch lese, daß man ein Jukken, das von Jnsekten entstan- den, daran bemerkt habe VERBRUGGE am Ende der Uebersetzung des Werkchens GVLLIEMAEANI de ocul. morb. . §. 9. Beide Knorpel der Augenlieder, und Augenwimpern. Damit das Augenlied mit einem freien Rande sei- ner ganzen Laͤnge nach, und in allerlei Bewegungen verse- I. Abschnitt. Werkzeug. versehen sein moͤge, und es nicht im Zusammenziehen an seinem Queerdurchmesser enger werde: so hat sich die Natur fast eben solches Huͤlfsmittels bedienet, als wir anzuwenden pflegen, wenn wir grosse Gemaͤhlde ausspannen wollen. Wie wir solche naͤmlich an einem Stabe ausspannen, so ist jedes Augenlied an einem Knorpel befestigt, den man tarsus, Augenliedknorpel nennt. Beide sind eine Platte, doch ist der obere groͤs- ser, mehr gesichelt, und aufwaͤrts convex; der untere gerader, und lieget zwischen dem aͤussern Blate des Au- genliedes, und dem innern, ganz dicht am Rande Conf. ZINN descript. ocu- lor. pag 246. WINSLOW n. 296. 270. . Beide Knorpel werden sonderlich gegen Aussen zu duͤnne, und gegen die Nase dikker WINSLOW, SCHOBIN- GER de fistul. lacrum. : beide sind um etwas kuͤr- zer, als das Augenlied. Dieser Rand, der aus einer geschwollenen Haut be- steht, bringet eine vielfache Reihe von Augenwim- pern Trium WINSLOW n. 278. quatuor ALBIN adnot. L. VIII. p. 32. und im Kupfer mehrerer t. 3. f. 4. Blepharides POLLUX |L. II. c. 4. , oder harten elastischen Haaren hervor, die an dem obern Augenliede zahlreicher ALBIN loc. cit. sind, weit herabgehen, hierauf aber einen Bogen beschreiben, und sich wieder in die Hoͤhe zuruͤkke biegen ZINN p. 248. 249. : sie steigen am untern Augenliede zuerst in die Hoͤhe, sie beugen sich hierauf zuruͤkke, gehen herab, und sind an beiden Seiten um desto laͤnger, je naͤher sie der Mitte des Au- genliedes stehen. Diese Augenwimpern beschatten die Spalte, welche zwischen beiden Augenliedern liegt, und halten den Zutritt des Lichtes ab. Sie sind es, wel- che schoͤne Farben BAYLE oper. p. 484. 485. , die von den staͤrkern Strah- len eines hellen Koͤrpers, die vorbei fahren, und sich biegen, entstanden, annehmen, und einen runden Re- Z z 5 genbo- Das Gesicht. XVI. Buch. genbogen formiren, der des Morgens fruͤhe an den feuchten Augenwimpern beim Lichte dem Descartes und mir oͤfter erschienen. §. 10. Die Schmerdruͤsen. Die Natur hat an beiden Augenliedern, damit die an einander geriebene Knorpel die Haut nicht verlezzen moͤgen Wenn die Fettigkeit ver- schwunden, geschicht in der Bewe- gung der Knorpel ein Geraͤusche BARTHOLIN instit. anat. p. 494. , eine Schmier MEIBOMIUS Epist. ad LANGELOTT p. B. 3. b. angebracht, die, wenn sie frisch abgesondert ist helle WINSLOW n. 279. Et- was zaͤhe MAITREIEAN pag. 7. Faͤden zieht es, nach MORGAG- NUS. , trokken aber, und vom Beitritte der Luft, zu weichem Schmier wird, und sich, wie ich selbst gesehen, zu Wuͤrmerchen und Augen- schmalz bildet. Die Alten haben dieses schmierige We- sen schon gekannt BERENGARIUS nennt solches Fettigkeit Isagog. anat. pag. 58. b. , und es wird in einer besondern kleinen Maschine zubereitet. Man erblikkt am Rande beider Augenlieder, und zwar an einem, und in zwo Reihen ZINN p. 251. hinter den Augenwimpern dreißig Ueber dreißig MEIBOHM B. 3. Vier und dreißig ZINNIUS am obern Augenliede. Ueber dreis- sig am obern Augenliede VATER p. 331. zwei und dreißig am obern MORGAGN. adv. l. t. 4. f. 1. Am untern Augenliede weniger, als dreißig, ZINN. bis vierzig Selten sind mehr da MOR- GAGNUS p. 10. Loͤcherchen. Diese Loͤcherchen fuͤhren in einen sehr kleinen holen GUNZ l. c. , meistentheils gebogenen kleinen Darm MEIBOM l. c. MOR- GAGN. p. 10. , welcher sich an beiden Augenliedern, uͤber- haupt nach einer geraden Linie vom Augenliedknorpel zu- ruͤkke begiebt. Die obern und mittlern sind an beiden Augen- I. Abschnitt. Werkzeug. Augenliedern laͤnger MEIBOM B. 3. b. MORGAGN. p. 10. ZINN l. c. . Es giebt auch gespaltene ZINN p. 251. et in ic. tab. 7. f. 8. , oder aus zween oder drei GUNZ de humor. p. 388. vereinigte Daͤrmchen. Sie sizzen nicht laͤngst dem ganzen Augenliede, sondern es befinden sich auf einige Weite von den Augenwinkeln zu beiden Seiten gar keine MEIBOM ic. ZINN pag. 251. . Sie liegen zwischen bei- den Platten des Augenliedes, und zwar naͤher an der hintern, und es passen die Incilia mit ihnen am Knor- pel zusammen WINSLOW n. 279. . Am untern Augenliede sind sie brei- ter ZINN p. 251. GUNZ. l. c. . Doch es ist auch dieses kein einfacher Bau. Es oͤff- nen sich naͤmlich in diese kleine Daͤrme andere kleine Saͤkke von beiden Seiten: sie stehen in einer dichten Reihe, sind kurz, rundlich VATER miscell. Berol. T. IV. p. 330. ROBERG de nov. invent. anat. p. 21. MORGAGN. p. 10. ZINN p. 251. WINSLOW n. 279. Lacunae apud GUNZ. , wie Holgaͤnge anzu- sehen Druͤsen nennt es MEIBOM B. 3. b. Der Name Druͤse ist hier verhaßt dem RUYSCHIUS thes. 10. n. 124. , und voll von aͤhnlicher Schmierigkeit. Jch kann nicht mit Gewißheit sagen, ob einige Elementar- druͤsen in diese kleine Gaͤnge ihren Saft ausgiessen. Wenn man in sie durch die Schlagadern Wachs sprizzt, so koͤmmt selbiges weiß zuruͤkke RUYSCH l. c. BOER- HAAVE praelect. T. 10. p. 105. . C. Stephan redet von vielen sehr kleinen Druͤsen- koͤrperchen in beiden Winkeln der Augen L. I. p. 128. Sie sollen die Thraͤnen ausdruͤkken. , welche sich nicht leicht auf andere Stellen deuten lassen. Es hat daher Julius Casserius Ohne Erklaͤrung de org. vis. T. I. f. 3. 4. im Kupfer wirkliche Gaͤn- ge und parallele Streifen ausgedruͤkkt. Und es koͤnnen die Thraͤnenpunkte im aͤussern Winkel, wie sie F. Fa- bri- Das Gesicht. XVI. Buch. bricius De oculor. fabric. pag. 25. ex eo. C. BAUHINUS et D. de MARCHETTIS p. 129. nennt, keine andere Bedeutung haben. Endlich hat Henrich Meibom, dieser sehr gelehrte Mann, alles im Jahr 1666 Epist. ad l. LANGELOT Helmst. 1666. und in Disput. de fluxu humor. ad ocul. ann. 1687. n. 16. festgesezzt, da es schon drei Jahre vorher Fol. not. B. entdekkt worden: ob es gleich in Frankreich nicht eben sehr bekannt war, so hat es doch Johann Mery Koͤrnerchen, nach der Art eines Rosenstokks gestellt MAI- TREIEAN, pag. 7. 8. Kleine Druͤsechen TARSIN p. 111. , daselbst wieder in Gang gebracht, und der vortrefliche Morgagni hat die Sache weiter erklaͤret. Meibom will, daß man sie in vielen vierfuͤßigen Thieren, sowohl was die Raubthiere Jm Hunde. , als was die wiederkaͤuenden betrift ove, bove, cervo. , antreffe. Aus dem Schmier dieser Druͤsen, und den beige- mischten Thraͤnen entstehet derjenige Kleister, welcher an vielen vierfuͤßigen Der Kazzen NORWYCK de vter. grav. p. 16. , sogleich nach ihrer Geburt, die Augenlieder dergestalt zusammenleimet, daß solche blind auf die Welt kommen; und es findet sich in der That, weder am Hunde, noch der Kazze, eine wirkliche Membran BUFFON Histoir. naturel. T. V. p. 220. , welche von dem Verzerren der Augen- lieder zerreissen sollte. Wenn einige schreiben, daß die Tartarn einige Tage nach der Geburt verschlossene Au- gen haben, so schreibe ich solches einer vorgefaßten Meinung zu De LUCA relat. . §. 11. Es befindet sich zwischen dem vordern und hintern Blate des Augenliedes ein Fadengewebe, in welches sich I. Abschnitt. Werkzeug. sich die Feuchtigkeit leicht ergiesset Von der in der Hizze aus- gedehnten Feuchtigkeit, sind die Augenlieder allmaͤlich in einem wunderbaren spizzen Schwanz an einem todten Koͤrper vorgerukkt, siehe BURGMANN in epist. progr. , es mag solche nun durch die kuͤnstliche Hand des Zergliederers, als Wasser eingesprizzt, oder von einer Krankheit daselbst angehaͤuft worden sein. Es koͤmmt dieser Geschwulst in den Blattern sehr oft vor, und er haͤlt, nebst dem aus- schwizzenden zaͤhen Leime, die Augen oft einige Tage lang verschlossen. Auch oberhalb in diesem Zwischenraume zeiget sich viel Fett. Ferner befindet sich hier ein Muskel, eine Reihe von Thraͤnengaͤngen, und ein Band, welches man das Au- genknorpelband nennt. Jch habe hier nichts als eine faͤchriche, breite Platte finden koͤnnen, der man durch die Kunst zu Huͤlfe kommen kann, und wel- che sich von beiden Raͤndern der Augenhoͤle gegen den Knorpel unterhalb dem runden Muskel verlaͤngert, aber dennoch fruͤher in ein wahres Zellgewebe verwandelt, als sie den Knorpel erreicht Solches gestehet der be- ruͤhmte ZINNIUS p. 248. . Andere leiten sie vom Knochenhaͤutchen WINSLOW n. 271. wel- cher sich diese Entdekkung zueig- net. LUDWIG p. VI. TAYLOR anat. du globe de l’ oeil pag. 6. Vielleicht sind es die Haͤute un- ter der Haut der Augenlieder ORIBASII, p. 178. , oder von der harten Haut her, so die Augenhoͤle bekleidet ZINN p. 247. , und von deren aͤussern Platte her, und man giebt ihr bis zum Knorpel eine Fortsezzung WINSLOW. . Es ist mir niemals ein zuverlaͤßiges und von der Natur festgesezztes Band zu Gesichte ge- kommen. Cassebohm schreibt, daß es in Kaͤlbern deutlicher zu sehen sei, und Josias Weitbrecht hat es weggelassen. Es Das Gesicht. XVI. Buch. Es hat auch das weisse zusammenfuͤgende Augen- haͤutchen mit dem Knochenhaͤutchen der Augenhoͤle nichts gemein, wenn gleich die Alten GALEN util. part. L. X. c. 2. , und einige der Neuern dieser Meinung sind. Nicolaus Massa p. 92. , und J. Fantonus anat. p. 234. reden davon viel richtiger. §. 12. Die Thraͤnendruͤsen. Diese Druͤse, welche ihren Namen in der That ver- dienet, haben die Alten Auch noch WHARTONUS p. 182. die ungenannte, oder auch die obere genannt, weil sie entweder die eine im innern Winkel befindliche Carunculam Von ihr trennet sie vor- naͤmlich CARCANUS L. 2. fuͤr die Thraͤnendruͤse, oder fuͤr eine den Thieren eigene Druͤse Besiehe den DUVER- NEY, nouvell. de la Republ. des Lettr. ann. 1686. et in posth. I. p. 585. hielten. Sie ist haͤrter als die meisten Druͤsen, und in vielerlei Laͤppchen Duos WINSLOW n. 275. Mit besserm Rechte mehrere ZINN p. 253. sechs, und sieben CASSEBOHM. durch deren Zwischenraͤume Nerven durch- laufen, und Gefaͤsse zertheilt, indem sich die Lappen in kleine runde Kernchen zerlegen lassen Glandulas congregatas nennt sie MONRO obs. anat. and. physiol. p. 77. etc. , die eine fa- denartige und ziemlich harte Membran von der Art des Fadengewebes verbindet. Ein dikkerer Lappe lieget aus- wendig gegen die Schlaͤfe zu, und laͤßt an dem knochi- chen Gewoͤlbe, so auf der Augenhoͤle liegt, eine nicht undeutliche Spur von sich zuruͤkke, und dieses nennet man das Lager der Druͤse in dem Winkel WINSLOW T. I. n. 199. T. IV. num. 275. der Dekke an der Augenhoͤle. Auch die Alten wußten es schon, daß sie zu dem Thraͤnengeschaͤfte mit gehoͤre GALEN . de util. part. L. X. c. 11. BERENGAR Isagog. p. 59. CARCANUS l. c. . Man I. Abschnitt. Werkzeug. Man trift sie in den Vierfuͤßigen Auch in den wallsischarti- gen, als im Tursione TYSON. und Voͤgeln an, die ausserdem noch eine andere zwote Thraͤnendruͤse be- sizzen, und von welcher man lange schon bei den Voͤ- geln An der Eule, PETIT me- moires de 1736. in gallopavone. Idem, memoir. de 1735. pag. 135. Am Vogel Demoiselle genannt, PARIS. sie gehoͤrt zum aͤussern Winkel, liegt hoͤher, oder naͤher an der Haut, und an der Ober- flaͤche des Kopfes. geredet hat. Jn den Vierfuͤßigen hat sie Har- der, als was neues beschrieben, sie befindet sich im Hasen I. M. HOFMANN idea path. p. 268. , Kaninchen Idem ibid. , Eichhoͤrnchen Idem ibid. , Hirsch Idem, et act. erudit. 1694. n. 2. p. 49. , Dachsen Eph. natur. curiosor. Dec. III. ann. 3. und Elephanten PARISINI. An der Schild- kroͤte sind zwo Thraͤndruͤsen CALDESI p. 15. . Duverney DUVERNEY loc. cit. hat sie als eine neue Entdekkung wiederhergestellet, und auf diejenigen Thiere eingeschraͤnkt, die ein drittes Augen- lied haͤtten. Man verfaͤhrt unrecht, wenn man be- hauptet, daß man auch die Druͤse des Harders im Menschen antreffe HEUSCHER oper. omn. p. 526. , oder daß Horst die dritte Thraͤnendruͤse erfunden habe pag. 525. . §. 13. Die Ausfuͤhrungsgaͤnge der Thraͤnendruͤse. Es macht die Analogie der uͤbrigen aͤhnlichen Druͤ- senpaͤkke, die ebenfalls ihre ausfuͤhrende Gaͤnge haben, die Nothwendigkeit den Quell der Thraͤnen zu finden, und die Aehnlichkeit der Thraͤne mit dem Speichel, den Schluß wahrscheinlich, daß die Thraͤnen allerdings in dieser Druͤse, welche wir beschrieben haben, bereitet, und durch einige ausfuͤhrende Gaͤnge uͤber das Auge aus- getheilet werden. Es Das Gesicht. XVI. Buch. Es hat ferner Nikolaus, Stenonis Sohn Epistol. BARTHOL. 85. Cent. III. p. 363. Conf. de musc. et gland. p. 35. n. 10. de gland. ocul. p. 88. , am eilften November im Jahre 1661, in Gegenwart des Borrichius Epist. BARTHOL. l. c. am Ochsenauge Gaͤnge entdekkt, deren ihrer sechs de Gland. ocul. f. 1. bis zwoͤlf vorhanden waren, die bei den Zwischenraͤumen der Lappen ihren Ursprung nah- men STENON p. 88. Er zeich- net aber eilf im Kupferstiche f. 1. bis acht und neun PORTER- FIELD p. 40. Sieben und acht DOUVERNEY posth. p. 229. , und in welche man Borsten stekken konnte STENON pag. 88. Coll. priv. Amstel. obs. p. 6. . Sie liefen ferner inwendig am obern Augenliede herab, oͤffneten sich mit deutlichen Muͤndungen in dessen zusam- menfuͤgender Haut, und dieses geschahe weiter nach hin- ten STEN. f. 2. d. e. , oder oben zu, als die Augenwimpern. Diese Gaͤnge habe ich auch am Rinder- oder Schaaf-Auge leicht und vielmals gesehen Vergleichet SCHONBIN- GER de fistul. Lacrum. p. 5. AM- STELOD. in seinem collegio pri- vato u. s. f. Am Tursio TYSON. . Doch es haben auch beruͤhmte Maͤnner von der groͤs- sern Thraͤnendruͤse in den Voͤgeln PARIS. MONRO obs. anatom. ad physiol. f. 4. e. PA- RISINI am Casuario, PETIT me- moires 1735. Gallopavo. einen Gang ge- funden, welcher sich bei dem Anfange der nikkenden Haut oͤffnet HOFMANN ib. , welches man auch an der Schildkroͤte und deren beiden Druͤsen so befunden, darunter die innere ihre Gaͤnge in einen grossen Kanal ausschuͤttet, der sich uͤberhaupt leichtlich verfolgen laͤßt DUVERNEY posthum. I. p. 585. . Dergleichen eigene Thraͤnendruͤse, die ihren Gang hat, befindet sich auch in den vierfuͤßigen Thieren Ibid. . Vor kurzer Zeit wußte man dieses alles, was den Menschen betrift, nicht mit gehoͤriger Zuverlaͤßig- keit: denn ob gleich Stenonius laͤngst geschrieben hatte, I. Abschnitt. Werkzeug. hatte Epist. BARTHOL. Cent. IV. p. 357. , daß er auch im Menschen Ausfuͤhrungsgaͤnge gesehen, und viele Schriftsteller davon so handeln MURALT vadem. p. 48. GLASER vom Gehirne pag. 82. BRIGGS ophthalmogr. c. 6. f. 8. la CHARRIERE p. 269. HEU- CHER ars magn. anat. num. 7. BRISSEAU de la catar. p. 4. tab. 2. f. 1. BONHOMME Cephalo- tom. RIBE, K. swensk acad. handl. 1745. Trim. I. , als ob man sie ohne allen Widerspruch im Menschen eben so wohl, als in den unvernuͤnftigen Thieren faͤnde; so ist es dennoch, wenn man schon alle Sorgfalt anwendet, keine leichte Sache, diese Gaͤnge zu finden, und es konn- te sie weder Morgagni Adv. anat. I. p. 26. advers. VI. p. 41. , noch Zinn pag. 254. Schwer zu sehen DUVERNEY p. 129. , oder ich, noch wie es scheint der beruͤhmte Porterfield T. l. p. 40. und unser ehemalige Freund Schobinger pag. 5. entdekken. Jndessen fieng man nach und nach an, einige am Menschen angestellte Versuche vorzutragen. Sanro- rin erwaͤhnt, daß er einmal Muͤndungen und Gaͤnge zu Gesichte bekommen pag. 79. 80. . Jakob Benignus Wins- low n. 276. , und J. Lieutaud beschreiben den Hand- griff, diese Kanaͤle im Auge, unter reines Wasser ge- taucht, aufzublasen; und es zwang auf andere Weise J. Friederich Cassebohm, wenn er das Augenlied ausdehnte, und die ungenannte Druͤfe druͤkkte, aus den Muͤndungen eine Feuchtigkeit heraus zu treten. Nach der Zeit trug vor Kurzem der fleißige Sohn eines beruͤhmten Vaters seine gemachte Entdekkung um- staͤndlicher vor. Es sahe demnach dieser beruͤhmte Mann, nach einigen Versuchen seit dem Jahre 1753 L. c. p. 76. an einem Auge, welches er in blutigem Wasser macerirte, im H. Phisiol. 5. B. A a a Das Gesicht. XVI. Buch. im Jahre 1758 Ibid. Muͤndungen, und gefaͤrbte Gaͤn- ge pag. 77. , welche gegen die Druͤse zu liefen: und er fuͤllte solche endlich gar mit Quekksilber aus. Es waren sechs bis sieben Gaͤnge pag. 78. So auch CASSE- BOHM, LIEUTAUD, RIBE. Buͤndelweise LIEUTAUD p. 135. , welche aus der ungenannten Druͤse kamen Tab. 2. f. 1. f. 2. , unter sich nirgendwo zusammenhiengen MONRO p. 78. , uͤber die innere Flaͤche der zusammenfuͤgenden Augen- liedshaut RIBE l. c. herabliefen, und die sich einige Linien weit uͤber dem Knorpel in der zusammenfuͤgenden Haut des harten Augenhaͤutchens oͤffneten. Doch es demonstrirte bereits der beruͤhmte Hunter seit dem Jahre 1747, wie ich nunmehr sehe Medic. Comm. p. 54. Er sahe an einem lebendigen Schaa- fe die Thraͤnen aus den Gaͤngen fliessen. , diese Gaͤnge. §. 14. Die uͤbrige Quellen der Thraͤnen. Es ist indessen doch gewiß, daß nicht alle Feuchtig- keit, welche die Augen von aussen befeuchtet, von dieser Druͤse, oder diesen Gaͤngen ihren Ursprung bekoͤmmt, welches man so gar aus dem untern Augenliede erkennen kann, welches eben so mit dem Auge zusammenhaͤngen wuͤrde, und welches dennoch keine Gaͤnge hat, von denen es inwendig befeuchtet werden koͤnnte. Es dunstet demnach von der ganzen inwendigen Flaͤche der zusammenfuͤgenden Augenliedshaut, und zugleich auch sonder Zweifel von der zusammenfuͤgenden Haut des Auges, aus den Schlag- adern RUYSCH Epist. III. p. 28. BOERHAAVE praelect. T. IV. p. 96. SIGNOROTTI apu d MELLI de fistul. lacrum. pag. 89. 90. uͤberall ein Dunst aus, welcher beide zusam- menfuͤgende Haͤutchen, so wie dergleichen aller Orten in dem menschlichen Koͤrper zwischen benachbarten Mem- branen I. Abschnitt. Werkzeug. branen geschicht, anfeuchtet und von einander trennet. Wir machen diese Ausduͤnstung ohne gar zu grosse Muͤhe mit Wasser nach, welches man in die Caroris sprizzt. Jch weiß nicht, ob die Vermuthung, daß die Schlag- adern vornaͤmlich den Dunst, und die Druͤse diejenigen Thraͤnen hervorbringe, welche sich waͤhrend des Weinens haͤufiger ergiessen. Die Alten leiteten die Thraͤnen vom Gehirn her Gleichfalls, SAL. ALBER- TI de lacrimis. , und zwar von der vordern Kammer. §. 15. Die Natur und Nuzzbarkeit der Thraͤnen. Wir wissen von der Natur dieser Feuchtigkeit nur was weniges, naͤmlich daß sie ein helles, doch salziges Waͤsser- chen ist, welches im Feuer ganz und gar verraucht. Jch kenne keine chemische Auseinandersezzung der Thraͤnen, da man schwerlich so viel davon sammeln kann, als zu einem Versuche hinlaͤnglich ist. Jch lese, daß sie zu Kristallen angeschossen BRüCKMANN Centur. I. Epist. 58. : und es geschicht nicht selten, daß sich, wie in den uͤbrigen waͤsserigen Feuchtigkeiten des menschlichen Koͤrpers, so auch ebenfalls in den Thraͤ- nen, Steine erzeugen PLOT natur. hist. of Ox- fordshire p. 200. Jn der Thraͤ- nendruͤse ein Stein, siehe davon BLASIUS L. VI. obs. 16. Jm Thraͤnensakke, davon zu lesen le DRAN operat. p. 166. FRAN- CUS Iournal des savans 1679. p. 138. . Sonderbar ist der Bericht von gewissen Kristallen, welche sich von saurer Art in einer Augenentzuͤndung an die Augenlieder angehaͤnget hatten, und die dem beruͤhmten Schaper zu Gesichte gekommen De lippitudine cristalli- fera. . A a a 2 Daß Das Gesicht. XVI. Buch. Daß sich unter die Thraͤnen Blut in solcher Menge gemischt habe, daß man von Personen gesagt, daß sie Blut geweint BORELL Cent. II. obs. 56. STALPART cent. I. obs. 19. BARTHOLIN hist. 52. Cent. I. roͤthliche Thraͤnen PAULIN obs. , davon finden sich hie und da einige Exempel, worunter dennoch einige verdaͤchtige mit vor- kommen. BARTHOLIN. . Es berichtet Jemand, daß in der Augenentzuͤndung bisweilen die Thraͤnen einen suͤßlichen Geschmakk gehabt haben SEARAGLI vigil. ment. et oculi p. 391. . Sie stinken am Hirsche, und sehen wie ein Ohrenschmalz GREW rarit. pag. 21. C. BAUHINUS de bezoar p. 50. aus, wie ich davor halte, wegen der Menge des beigemischten Talges, welches diese Thiere nicht von den Augen wischen koͤnnen. Jhr vornehmster Nuzzen scheinet darinnen zu beste- hen, daß sie die aͤusserliche Flaͤche des Auges anfeuch- ten, damit dasselbe nicht von der Luft, wie alle andere Membranen ausgetrokknet werden, und die schluͤpfrige Beweglichkeit am Auge, und an den Augenliedern er- halten werden koͤnne. Die zufliessenden Thraͤnen wischen alle Schaͤrfe weg, es mag diese mechanisch sein, wie von eingeflogenen Thierchen, oder Sandkoͤrnern Jn den Thieren fliessen sie von einfliegendem Staube zu. MEIBOM epist. , oder von einem chemi- schen Reize herruͤhren, dergleichen der Rauch, die Zwie- beln, selbst ein lebhaftes Licht HAYMANN Comm. BOERHAAV. T. I. p. 13. , die Kaͤlte ist. Alle diese Beschwerlichkeiten hebet der Zufluß der Thraͤnen auf eine mechanische Weise. §. 16. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 16. Ursache, warum die Thraͤnen in der Betruͤbniß haͤufiger zufliessen. Wir haben von scharfen Dingen uͤberhaupt geredet. Sie fliessen auch vom Kizzeln der Nase zu DUVERNEY p. 137. . Es ist offenbar, daß die Natur keine andere Maschine noͤ- thig habe Daß dennoch die Thraͤ- neugaͤnge erschuͤttert, aber nicht ausgedruͤkkt werden BONDEU sur les gland. p. 28. , damit sie bei der Beruͤhrung eines schar- fen und verlezzenden Koͤrpers haͤufig zufliessen moͤge, und daß die Absonderung der Thraͤnen ohne Huͤlfe des runden Muskels zunehmen koͤnne. Jch habe naͤmlich gesehen, wenn ich ein salziges Pulver auf die zottige Haut des Grimmdarmes streuete, daß unter meinen Au- gen diese Bekleidung von ganz kleinen Troͤpfchen naß wurde. Eben dieses hat auch der ehedem beruͤhmte Meibom Vas. nov. palpebr. an den Augen erfahren; und ich habe es am Speichel, bei Beruͤhrung der scharfen cevadilla, nicht ohne Ungemaͤchlichkeit selbst wiederholet. Die Ur- sache, warum diese Absonderung haͤufiger geschicht, ist noch nicht bekandt, doch scheint sie in den Nerven zu stekken Offenbar fließt nach dem Reizze der Nerven der oberen Zaͤhne, die Thraͤne zu, CHESEL- DEN anat. ed. VI. p. 234. . Eine andere Ursache koͤmmt auf den Zufluß des Blu- tes nach dem Kopfe an, wenn solcher ploͤzzlich geschicht. So erzeugen sich die Thraͤnen, und fliessen die Bakken herab, bey uͤbermaͤßigem Lachen, Niesen, und im Hu- sten, wie ich gar zu oft an mir selbst erfahren muß. Noch eine andere Ursache beruhet auf eine zarte Lei- denschaft, es mag sich nun selbige mit der Freude, oder mit der Betruͤbniß vereinigen. So fliessen bei der A a a 3 Freu- Das Gesicht. XVI. Buch. Freude uͤber das grosse Gluͤkk eines Freundes, oder uͤber ein bewundernswuͤrdiges Beispiel einer Tugend, so man lebhaft schildert, Personen von empfindlichen Sin- nen, die Thraͤnen haͤufig in die Augen. Und daß dieses die Traurigkeit bewirke, ist Jedermann bekandt. Bei diesem Affekte vereinigt sich zugleich eine beson- dere Art des Athemholens, wobei das Blut mit mehr Schwierigkeit durch die Lunge fließt Ein langes Einathmen, mit unvollkommenem Ausathmen, sie- he L. VIII. p. 308. ; doch geschicht dieses nicht nothwendiger Weise: denn es laufen auch, ohne solches mit einem Geschrei vermischtes Weinen, stil- le Thraͤnen von den Wangen der Frauenszimmer haͤufig herab, da doch bei viel groͤssern Hinderungen des Blu- tes in der Lunge L. VIII. p. 309. , und so gar im Seitenstechen selbst, keine Thraͤnen zum Vorschein kommen. Jch kann mir auch nicht vorstellen, daß die Menge der zum Kopfe gestiegenen Feuchtigkeiten, durch Abfluß der Thraͤnen auf eine ansehnliche Art, vermindert werden koͤnne PARSONS p. 81. . Eben so wenig scheinen, bei dieser Erregung der Thraͤnen, die Muskeln viel zu thun zu haben R. WHYTT essays p. 25. : denn man wird, ausser einem maͤßigen Verschliessen der Augen, welche das sich selbst uͤberlassene obere Augenlied verrichtet, kaum etwas mehr dabei beobachten koͤnnen SCHREIBER de lacrumis et fletu p. 8. PARSONS l. c. pag. 78. . Es hat aber das Erheben der Mitte an der Unterleffze das Niederlassen der Seiten, und der unter dem Auge lie- genden Theile, keine Macht uͤber die Thraͤnenwege. Man sagt, daß auch Thiere in traurigen Affekten weinen, wenigstens sollen dieses die Pferde SCHNEIDER de catarrh. L. III. p. 371. , Hir- sche, der traͤge Vogel QUIQUERAN laud. pro- vinc. p. 36. 37. , und die Schildkroͤte LIGON barbad. p. 36. thun; und I. Abschnitt. Werkzeug. und man will, daß Thiere von verschiedenen Arten, wenn man sie gefangen, und dem Tode uͤbergeben, seuf- zen und weinen. Der Pigmaͤe weint, und bedekkt sein Gesichte mit der Hand BONT. L. V. c. 32. . §. 17. Wohin die Thraͤnen laufen. Ohne Zweifel wird ein grosser Theil der Thraͤnen in gesunden Menschen wieder eingesogen: denn es finden sich uͤberall im menschlichen Koͤrper einsaugende Blut- adern, welche mit den ausduͤnstenden Schlagadern zu- sammen passen, und man hat auch Anzeigen, daß der- gleichen im Auge vorkommen. Jch habe mittelst des erweichenden Wassers oͤfters Gerstenkoͤrner, Entzuͤndun- gen, und unterlaufenes Blut zertheilt; und ich haͤtte der Krankheit nichts anhaben koͤnnen, wenn dieses Was- ser keine resorbirende Poros gefunden haͤtte. Schon die Alten pflegten bei unterlaufenen Blutstellen Tauben- blut einzutroͤpfeln MARCHELL p. 67. DE- METRIUS de accipitr. pag. 560. RHAZES ad Mansor. L. IX. c. 22. , welches man auch bei der Farbe und Entzuͤndung, die vom niedergedruͤkkten Staar zu erfolgen pflegt, zu thun gewohnt gewesen MAITREIEAN p. 202. . Doch es ist noch ein anderer Weg uͤbrig, auf wel- chem der Ueberfluß der Thraͤnen zur Nase abfließt, und diesen muͤssen wir nunmehr beschreiben. §. 18. Die innere oder kleine Thraͤnendruͤse ( caruncula lacrumalis ). Wegen der nahen Lage, wollen wir diese beiden kleinen Theile kuͤrzlich beschreiben. A a a 4 Es Das Gesicht. XVI. Buch. Es hat diese Druͤse im sechzehnten und siebenzehnten Jahrhunderte zu vielen Jrrthuͤmern Anlaß gegeben, in- dem die Physiologi im Auge zwo Druͤsen verlangten, und die Zergliederer ausser dieser caruncula keine andere fanden, welche den Namen einer untern Druͤse bei den Alten fuͤhren koͤnnte. Und dennoch hatte hier Riolan einen Unterscheid gemacht in C. BAUHIN p. 719. tum VERDUG osteolog. pag. 105. Recht hat auch in dieser Sache GUILLEMEAU de oculis Sect. VII. c. 4. MASSA p. 91. aliique. . Sie ist laͤnglich, und nach auswendig zu kegelfoͤrmig, als ob sie in einen Schwanz ausliefe, roͤthlich, und be- steht aus der Membran des innersten Theils des dritten Augenliedes, welche sich mit den beiden groͤssern Augen- liedern und mit einem haͤufigen Fadengewebe verbindet, welches weich ist, und in einen laͤnglichen Koͤrper sich verwandelt, der nach der Queere gelagert ist, in einem Anhaͤngsel der Augenliederspalte, welches sich im innern Winkel befindet. Sie legt sich zwischen denjenigen Theil des Augenliedes ein, welcher inwendig am Thraͤnenloche liegt MORGAGN, adv. VI. t. 2. f. 2. ZINN t 7. f 10. zuruͤkke gezogen, denn sie reichet genau an die Punkte. , und welcher am Menschen Daß die Jndianer einen Bogen und keinen Ring haben, saget GUMILLA Orinoko, T. I. p. 105. aus denen, in einen spizzen Winkel zusammengehenden Augenliedern entsteht. Jn diesem Koͤrperchen stekken viele Diese Druͤsen mit ihren auswerfenden Gaͤngen hat I. ME- RY beschrieben, unter den Auf- saͤzzen des Iournals de medec. 1697. p. 28. et DUVERNEY posth. p. 131. weitlaͤuftig handelt davon MORGAGNUS advers. I. t. 4. f. 1. Blaͤschen, die eine oͤli- ge Feuchtigkeit absondern, auto- res physiologiae batavae p. 524. schmierige, rundliche, ziemlich grosse RUYSCH Thes. II. t. 1. f. 3. DUVERNEY. Druͤsen, die Loͤcher ha- ben, welche kleine MORGAGN. adv. I. p. 28. et in ic. adv. VI. p. 59. WINS- LOW num. 283. SCHOBINGER p. 7. DUVERNEY. , und kaum sichtbare Haare, die I. Abschnitt. Werkzeug. die zuweilen in Krankheiten lang werden ALBIN adnot. L. II. c. 8. p. 32. 33. , hervor- bringen. Duverney sagt, daß sie mit aͤhnlichen Kernchen umgeben ist DUVERNEY posthum. Ioc. cit. . Sie hat mit den Thraͤnpunkten, und mit dem Thraͤn- nenwege Daß sie in die Nase eine Schmier ausschuͤtte ROLFINK, KAUGER, physiol. p. 42. das Behaͤltniß der Thraͤnen SIGN. l. c. p. 91. nichts gemein, und durch sie laufen ganz und gar keine Thraͤnen: sondern sie haͤlt den untern Theil der Augenlieder in der That von einander, und zwar an beiden Seiten, um die Thraͤnen zum Still- stande zu bringen, und solche gegen das inwendige En- de der Augenlieder zu sammeln, woselbst sich genau die so genannte Thraͤnenpunkte frei erheben, und gleichsam gegen das lezzte abhaͤngige Ende der Augenliedspalte, die gegen die Nase gekehrt ist, vorragen. Sie son- dert auch eine schmierige Feuchtigkeit ab Klar, und wenn es frisch ist, oͤlig. , welche, wenn sie sich in dieser Gegend sammelt, unter dem Na- men der Augenschmier ( lema ) bekandt ist. Man findet sie in den Voͤgeln Jn der Gans, SCHNEIDER de catarrh. T. III. p. 349. und vierfuͤßigen Thieren. §. 19. Das dritte Augenlied. Es ist dieses im Menschen einige schwache Nachah- mung von dem Bau der Thiere. Sie besteht im Men- schen aus einer bleichen mondfoͤrmigen Falte einer ge- doppelten Haut MORGAGN. adv. anat. I. t. 4. f. 1. advers. VI. t. 2. f. 3. ZINN t. 7. f. 10. WINSLOW n. 283. PLATNER fistul. lacrum p. 13. , welche vor der Thraͤnendruͤse, oder hinter derselben, indem ihre Lage nicht immer einerlei ist, A a a 5 von Das Gesicht. XVI. Buch. von dem innern Augenwinkel nach auswendig hervor- koͤmmt. Sie ist uͤberhaupt sehr klein, gesichelt, indem ihre Hoͤrner herauf und herab laufen, und ihr holer Mitteltheil nach aussen gekehrt ist. Wir verstehen ihren Nuzzen sehr wenig. Sie ist indessen beweglich, und erhebt oder verbirgt sich Springt blos durch die Federkraft von dem Auge zuruͤk- ke PORTERFIELD T. I. p. 33. oft. Sie ist an den vier- fuͤßigen Thieren groͤsser PETIT memoires de l’A- cad. 1727. , hart, knorplich DUVERNEY I. p. 585. , als am Ochsen MORGAGNUS advers. VI. t. 2. f. 1. , Biber Histor. de l’ Acad. 1704. p. 60. , der Kazze PORTERFIELD, T. I. p. 38. , dem Schwei- ne, tayacu COWPER philos. transact. n. 153. , Philander, opassum Philos. transact. p. 290. , Baͤren Comment. lit. Nor. 1734. hebd. 38. , Elephanten BORRICH herm. aegypt. sapient. p. 238. PARISINI. ; und wiederum groͤsser an den Voͤ- geln Weitlaͤuftig von den Voͤ- geln memoires avant 1699. T. II. p. 119. PERRAULT. ess. de physiq. T. III. et olim ARI- STOT. part. anim. L. II. c. 13. COITER p. 130. CHARLETON Mantiss. p. 83. , denn sie ist an selbigen so lang, daß, wenn sie von einem besondern Muskel uͤber das Auge gezogen worden, das Auge ganz bedekken kann. Daher haben viele Schriftsteller von diesem dritten Augenliede bei dem Adler ALDROV. ornithol. L. I. pag. 115. seqq. Hist. de l’Acad. 1704. p. 60. BORRICH harm. sap. p. 238. , Beinbrecher ALDROW ornithol. T. I. p. 226. , kalekutischen Hah- ne PETIT mem. de 1735. f. 6. , der Nachteule COITER pag. 130. AL- DROW T. I. p. 527. , Straussen PARISINI. , Kasuar Iidem. , der Gans PEYER obs. 44. , Erwaͤhnung gethan. Daher kommt es, daß in das innerste Auge derjenigen Thiere, die des Nachts auf Raub ausgehen, und eine sehr weite Pu- pille haben Wie an der Kazze, der Trappe. , eine Menge Licht dringt, und diejenigen, wel- I. Abschnitt. Werkzeug. welche in vollem Lichte der Atmosphaͤre leben, und so gar in die Sonne sehen muͤssen Am Adler BORRICH l. c. . Diese Thiere ha- ben ein Auge, welches sich zugleich bei dem geringsten Lichte oͤffnet, und dennoch gegen den staͤrksten Glanz des Lichtes gesichert ist. Es kann dieses dritte Augen- lied auch die Hornhaut von den eingefallenen Koͤrper- chen rein wischen, PORTERFIELD L. I. pag. 38. und schaͤdliche Koͤrper vom Auge abhalten. Es ist in den Fischen ebenfalls zugegen, und es hat daselbst auch seinen Muskel, wie am galeus PERRAULT ess. de phys. T. III. p. 40. CHARLETON mantiss. p. 83. Mercure de Fran- ce 1752. m. Decembr. hier wird eine zirkelrunde, sehr harte, und nach einwaͤrts duͤnne werdende Hornhaut. , scom- ber SCHOENEFELD pag. 66. BIRCH. T. IV. p. 534. , Stokkfische BIRCH T. I. p. 116. , an allen Plattfischen uͤberhaupt Weil sie sich in den Sand verbergen. LEEUWENHOECK philos. transact. n. 293. ANDER- SON p. 94. PORTERFIELD T. I. p. 21. . Dergleichen hat auch die Schildkroͤte CALDESI p. 14. 15. PA- RIS. PETIT memoir. de l’ Acad. 1736. mit ihren Mu- skeln, der Krokodil PARISINI. , das Kamaͤleon Iidem. , und der Frosch, ob es gleich durchsichtig ist ROESEL pag. 19. add. PE- TIT. memoires de 1736. IACO- BAEUM. . Ausserdem bedekken sich die Fische oft mit der gemeinschaftlichen Haut selbst SCHAEFFER pisc. tara- rat. p. 80. . Es findet sich auch an den warmen Fischen, als am Meerkalbe PARIS. , der Seekuh Comm. Nov. Acad. Petrop. T. I. p. 303. , an welcher es knorp- lich ist. Der Blakksisch hat seine besondere Au- genbeschuͤzzung SWAMMERDAM bibl. p. 893. . Man hat gesehen, daß es sich an der Kazze SCHURER n. suffus. p. 9. beim Schwefelrauch BOYLE fi- nal caus. p. 524. , Frosche u. s. w. uͤber das Auge gezogen PORTERFIELD, L. I. pag. 38. . Vidus Das Gesicht. XVI. Buch. Vidus scheint es unter dem Namen eines Knorpels anzuzeigen p. 76. . Am Menschen, welcher das Auge mit der Hand reinigen, und auf vielfache Art, sowohl ge- gen das zu viele, als zu wenige Licht Mittel finden kann, ist es nur klein. §. 20. Die Thraͤnpunkte. Es ragt das wirkliche Ende des Augenliedes, und derjenigen Linie, welche von dem inwendig gelagerten Augenknorpel bestaͤtigt wird, bei dem Anfange des An- haͤngsels der Augenlieder, wovon wir geredet haben p. 327. , und dem inwendigen Ende der Thraͤnendruͤse RUYSCH thes. II. l. c. um et- was hervor, mit einem weissen, warzfoͤrmigen WINSLOW n. 281. Eine Vorragung hat ANEL, Nouv. descript. du Conduit lacrimal p. 28. Abgesondert vom Augen- liede ZINN t. 7. f. 10. Huͤ- gelchen, woselbst am Augenliede, das, was uͤbrig ist, in einer andern Richtung gegen sein Ende fort laͤuft PETIT memoires de l’A- cad. 1734. tab. 21. f. 1. 2. HEI- STER Chirurg. tab. 16. f. 6. 9. . An diesem Huͤgelchen zeiget sich, etwas weiter nach in- wendig zu, als die Linie des Augenknorpels liegt, auf beiden Seiten ein aͤhnliches und gleich grosses, nicht eben so kleines Loch, daß man nicht eine Vorste leicht einstekken koͤnnte, und dieses gehet um desto leichter an, weil sich bei jedwedem Loche, zwar kein Knorpel ANEL Nouvelle descript. p. 28. BIANCHI duct. lacrum. p. 6. HEISTER fistul. lacrum. p. 13. Der Ring ist auch nicht knochig beim MELLI p. 30. , aber doch ein haͤrtliches und schwielartiges Fadengewebe befindet, welches diese Punkte niemals zusammensinken laͤsset WINSLOW, ZINN, pag. 254. , noch verstattet, daß sie nach Art einer Spalte, wie andere Loͤcher, denen diese Anlage fehlet, zusam- men fallen. Sie stehen, wenn man das Auge offen haͤlt, I. Abschnitt. Werkzeug. haͤlt, von einander, und beruͤhren sich einander, so bald sich dasselbe schliesset. Diese Sache war bereits dem Galen Util. part. L. X. c. XI. AVICENNA L. III. Fen. 5. tract. I. c. 2. und Ve- getius Sehr fubtile Loͤcher, durch welche doch die Wundaͤrzte ein sehr zartes Roͤhrchen aufbliesen. L. II. c. 21. , welcher von der Vieharzneikunst geschrie- ben, und mehrern bekandt, welche die Zergliederungs- kunst verbessert haben GABRIEL a ZERBIS p. 121. b. I. BERENGARIUS in MUNDINUM pag CCCCLVIII. MARSA introd. p. 91. C. STE- PHANUS von dem untern Au- genliede L. I. p. 128. ; doch hat sie Fallopius in Richtigkeit gebracht Obs. anat. p. 212. de ul- cer. p. 81. VIDUS p. 321. CAR- CANUS L. II. nannte solches Spiramina. ALBERTUS p. 30. , und die Neuern haben sie wei- ter fortgesezzt. Die Thraͤnpunkte kommen auch an den Vierfuͤßi- gen Wenigstens habe ich sie im Ochsen und Schaafe verfolget. und Voͤgeln vor. Am Adler hat sie Borri- chius Hermer. Sapientia Aegypt. p. 277. , an der Eule Petit Memoires de l’Acad. 1736. p. 132. , am scope numidica die Pariser Memoires pour servir a hi- stoire des animaux. beschrieben. Es muß ein sonderbarer Fehler gewesen sein, wenn Mell ganz kleine, oder gar keine Thraͤnpunkte p. 110. gefunden; und Fabricius hat Unrecht, wenn er ih- rer vier, in beiden Augenwinkeln zween, gesehen haben will De oculo p. 25. Gedoppelte Punkte beschreibet C. BARTHO- LIN spec. hist. anim. pag. 109 110. . Sie halten, weil sie enge sind, fremde Koͤrper ab, welche hineinfallen wollen, und thun dem Ruͤkkflusse aus dem Thraͤnensakke Widerstand. §. 21. Das Gesicht. XVI. Buch. §. 21. Die Thraͤnengaͤnge. Ein jedes Thraͤnenpuͤnktchen fuͤhret zu einem Gange, welcher zwischen den Platten ANEL l. c. SAL. ALBER- TI n. 27. des Anhaͤngsels der Augenlieder, hinter den unter der Haut befindlichen Fasern des runden Muskels ZINN p. 256. verstekkt, zart, der Erfahrung gemaͤs reizbar ist WINSLOW n. 282. Wo- fern nicht auch zugleich die Mu- skelfasern gereizt worden. , und welcher eine Fortsezzung des Oberhaͤutchens, und der in der Nase verduͤnnten Haut ist, und mit der Schleimhaut zusam- men laͤuft. Es sind diese Gaͤnge viel breiter, als die Thraͤnpunkte vermuthen lassen Unrecht gleich groß, BI- ANCHUS f. 1. 2. MORGAGN. advers. VI. p. 47. LIEUTAUD p. 123. Gar zu enge macht sie HEISTER de fist. lacrum et fere BERTRAN- DI p. 87. , wie ich oft gesehen, wenn ich den einen zudruͤkkte, und den andern mit blaugefaͤrbtem Fischleim anfuͤllete. Es ist aber ihr Wesen ungemein zart, und weislich ZINN p. 256. MORGAGN. VI. p. 61. . Sie laufen in den Thraͤnpunkten, in einem kurzen Striche gerade aus, der untere auf- waͤrts, der obere herab ZINN p. 225. t. 7. f. 10. , und sie aͤndern hierauf ihre Richtung. Wenn sich das Auge schliesset, so legen sich beide in die Queere: oͤffnet es sich, so steigt der obere herab Daß sie den Pithagorischen Buchstaben mit ihrem Sakke ab- bilden ALBERTI num. 30. Doch besiehe ZINN pag. 235. loc. cit. MELLI f. 2. le CAT p. 500. und der untere legt sich allezeit uͤberzwerch So beschreibt es auch ZINN p. 255. MELLIN in icon. SCHO- BINGER p. 8. Doch etwas auf- steigend zeichnen solches ZINN t. 7. f. 10. et le CAT et MON- RO et HEISTER f. omn. und noch vielmehr zeichnet es BIAN- CHUS f. 1. 2 Absteigend MOR- GAGN adv. l. t 4. f. 1. Nieder- steigend, wofern ich es in rechtem Verstande nehme MELLI p. 30. , wie ich an lebendigen Menschen gesehen habe. Der obere I. Abschnitt. Werkzeug. obere ist um etwas laͤnger Um den vierten Theil laͤn- ger, TAYLOR pag. 9. laͤnger, MONRO Ess. III. p. 281. daß sie verschiedentlich gekruͤmmt sind MELLI p. 110. und kleiner. Sie sind nicht voͤllig gerade Der obere ein wenig krumm, der untere noch weniger DUVERNEY p. 130. , und um etwas laͤnger, als die Haut, welche sie enthaͤlt. Einer von ihnen laͤuft uͤber die Thraͤnendruͤse, der an- dere unterhalb derselben weg, und sie nehmen also selbi- ge mitten zwischen sich. Bald scheinen sie sich an zween verschiedenen Orten in den vordern Theil ZINN p. 256. loc. cit. des Thraͤ- nensakkes (u) zu oͤffnen, wie ich an eingestekkten Bor- sten, und gefaͤrbten Einsprizzungen Man finde einen, oder auch zween, sagt MOLINELLI Comm. Bonon. T. II. P. I. p. 162. gesehen habe, bald nur an einer einzigen Stelle: da naͤmlich zwischen dem obern und untern Gange ein geringer Zwischen- raum vorhanden ist, und beide sich nur mit Gefahr von einander trennen lassen, weil hier das Fadengewebe, welches sie absondert, eine calloͤse Art an sich hat Daß sie in den Thieren durch eine knochige Scheidewand unterschieden sind ALBERTI n. 20. , so reden die meisten Schriftsteller nur als von Einem gemeinschaftlichen Gange, in welchen beide Thraͤnen- gaͤnge zusammenlaufen ANEL p. 28. le CATT p. 400. PETIT f. 2. WINSLOW n. 345. TAYLOR p. 9. BER- TRANDI p. 87. LIEUTAUD p. 123. SHARPE operat. tab. XI. la FORRET memoires de Chi- rurg. T. II. pag. 175. FERREIN in diss. non E. fistulae lacrumali anter. ZINN p. 255. Daß sie in dem Ochsen zusammen stossen, RUYSCH mus. rar. p. 168. . Jndessen meldet doch Mor- gagni Advers VI. pag. 49. Kurz beschreibt sie auch MELLI f. 2. Die Vereinigung eine Linie lang la FORET. Daß sie sich mit dem Drittheil vereinigen BERTRAN- DI Um die Haͤlfte le CATT ibid. Einen ungeheuren gemeinschaft- lichen Gang beschreibt BIAN- CHUS l. c. et le CATT. , daß er sehr kurz sei, und es erhellet zur Gnuͤge, daß Zinn eben dergleichen, als wir daran beob- Lieber aufzublasen befiehlt, als durch Borsten zu erweitern CASSEBOHM meth. secand. vis. p. 52. Das Gesicht. XVI. Buch. beobachtet habe p. 256. . Jch lese, daß sie von einem Schließmuskel eingefaßt sein sollen, ob ich gleich davon nichts weiß DUVERNEY p. 134. . Auch diese Sache war bereits den Alten bekandt; Galen De vsu partium L. X. c. XI. und Vegetius wußten schon davon loc. cit. : indessen hat sie doch vornaͤmlich Fallopius Obs. p. 122. Nach demsel- ben ALBERTI, PLATER p. 185. CASSERIUS de olfact. c. 17. CARCANUS L. II. wieder in den Gang gebracht, und nach der Zeit Steno- nius De musc. et gland. p. 35. de vasis oculor. p. 89. Nach dem- selben a WILLISIO de anim. brut. p. 145. FANTONO in diss. anat. le CLERC osteol. pag. 90. la CHARRIERE p. 270. BRIS- SEAU p. 16. Anon. oper. de Chi- rurg. pag. 133. PALFYN anat. Chirurg. p. 60. . Nach der Zeit, da man die Wundarznei- kunst mit groͤsserer Sorg alt studirte, hat sich Domi- cius Anel Nouvel. descript. des Con- duits lacrimaux. , und andere Neuere, die Beschreibung dieser Kanaͤle besser angelegen sein lassen; und ich habe sie ebenfalls mehrmalen mit Fleiß untersucht. Einige haben, ohne alle Wahrscheinlichkeit, dem Ludwig Bilsius die Ehre der Erfindung zugeschrieben BARBETTE oper. p. 64. . Man findet sie ebenfalls in den Vierfuͤßigen und Voͤ- geln PETIT memoires de l’A- cad. 1735. p. 132. et 1736. . Was will man unter den unwillkuͤhrlichen Thraͤnen- sprizzen an dem aͤusserlichen Augenwinkel eigentlich ver- stehen PECHLIN II. obs. 47. ? Doch ich sehe nicht ein, warum Stahl Progr. ad disp. de ocul. adfect. geschrieben, daß der Eiter in einer Thraͤnenfistel nur aus dem obern Thraͤnengange hervorkommen soll. §. 22. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 22. Der Thraͤnensakk. Dieser wurde zugleich mit den Gaͤngen selbst be- kandt: denn es wußte schon Galen, Avicenna und Vegetius, nebst andern Alten, daß dieselben nach der Nase zu fuͤhren. Es ist vom Salomon Alberti Er nennet es sinus n. 19. 27. etc. Auch in den Thieren. Lacus nennet es GLASER de cerebr. p. 82. genauer beschrieben worden. Nur waren beruͤhmte Maͤnner nicht darinnen eins, ob man ihn schlechtweg den grossen Gang nennen muͤßte Wie vom Ill. MORGAG- NO advers. I. etc. ; oder ob man an diesem Gange zwei Stuͤkke zu betrachten habe, eines unter der Haut, welches man gemeiniglich den Thraͤ- nensakk nennet, und dasjenige, welches durch die da- zwischen liegende Knochen herab laͤuft, und von andern, ein Nasengang geheissen wird. Es ist also der Thraͤnensakk, damit wir die Be- schreibung theilen moͤgen, um ein gutes Theil groͤsser, als die Kanaͤle, welche die Thraͤnen herbei bringen. Seine aͤussere Bekleidung besteht aus einer dichten, fadenartigen gleichsam aponeurotischen Membran; die inwendige aus der eigenen rothen und pulpoͤsen Schleim- haut ZINN p. 257. ziemlich dik- ke, nicht dichte SAL. ALBERTI n. 21. Eine weisse nervige Mem- bran ZINN p. 257. , welche von der Nase dahin hinaufsteigt Jm Thraͤnensakke habe ich oft genung Schleim gesehen. , und an welcher beruͤhmte Maͤnner, wie an der Nase, Druͤsen gesehen haben wollen Hat BIANCHI p. 23. po- ros beim ALBERTI n. 21. add. MOLINELLI Comm. Bonon. T. II. P. I. p. 162. Als etwas wahr- scheinliches WINSLOW n. 349. Solches leugnet BERTRANDI p. 88. , die ganz klein sind, und, welche ich ebenfalls einmal zu Gesichte bekom- men H. Phisiol. 5. B. B b b Das Gesicht. XVI. Buch. men habe. Es stehet diese mittelst des Fadengewebes mit den darunter liegenden Knochen in Verbindung. Sie hat an ihrer Oberflaͤche eine Bekleidung von laͤn- gern Fasern; und man glaubet, etwas aͤhnliches von einer Sehne gewahr zu werden Kleine Baͤnder BERTRAN- DI p. 88. BIANCHI f. 1. p. p. eine Muskelschicht in dem Thraͤ- nensakke C. v. REVERHORST de aegylope Leid. 1738. p. 20. . Sie wird aber vom runden Muskel der Augenlieder bedekkt, dessen Band queer uͤber dem Gange, gegen das Lager der ein- gesenkten Thraͤnenkanaͤle, nach der Queere laͤuft. Die Figur des Sakkes ist einigermaassen eifoͤrmig BERTRANDI pag. 88. fast eirund ZINN t. 7. f. 10. MELLI f. 2. flaschenfoͤrmig, in der Mit- re mit einer Verengerung le CATT f. 3. laͤnger, so daß das Ende hineinwaͤrts krumm ist SHARPE tab. IX. von der Form eines Trichters beim ANEL pag. 28. sehr kurz HEISTER. Nieren- foͤrmig PETIT f. 3. Unfoͤrmlich BIANCHI f. 2. Der vordere Theil zusammengedruͤkkt, der mittlere dreiter, und denn allmaͤhlich en- ger, bei dem GATAKER p. 25. : we- nigstens endigt sich sein oberes blindes Ende LIEUTAUD pag. 124. WINSLOW n. 345. le CATT, HEISTER, f. 7. 8. 16. 17. ober- halb der Jnsertion der Thraͤnengaͤnge in eine hinaufge- kehrte Convexitaͤt, so wie es unterwaͤrts mit einer Oeff- nung in den Nasengang fortgeht. Er stekkt vornaͤmlich im Thraͤnenknochen, und im Nasenfortsazze des obern Kieferknochens WINSLOW n. 342. fast senk- recht, nur daß er gegen die hintern Theile ein wenig herabgeneigt ist. Sein inwendiges Ende liegt am vor- ragenden Joche des Thraͤnenknochens, an welchem es feste anhaͤngt MONRO p. 128. . Sein oberstes Ende erhebt sich ein wenig uͤber dem Bande des runden Muskels. Sein unterstes Ende stoͤßt an den innern schiefen Muskel des Auges, von welchem ich einige Fasern sich offenbar in den Sakk werfen gesehen habe. Andere reden von einem besondern Muskel SCHOBINGER, DUVER- NEY, posth. 130. eine vom fla- chen Knochen entstehende Roͤhre, bei dem DUVERNEY jun. myo- tomol. p. 37. . Diejenige Anmerkung, daß der I. Abschnitt. Werkzeug. der obere Theil von einer Klappe gleichsam in zween Theile getheilt gewesen, in deren hintern der Thraͤnen- gang inserirt gewesen WINSLOW num. 348. ESCHENBACH p. 406. , verdient den Namen einer Seltenheit. Grosse Maͤnner haben vermuthet, daß dieser Sakk auch von andern Orten her, ausser den Thraͤnenpunkten, einige Feuchtigkeit bekomme De humor. p. 164. . So hat P. Pau- lus Molinellus, da keine Thraͤnenpunkte mehr vorhanden waren, dennoch, wenn man den Sakk druͤkk- te, aus der Nase ein haͤufiges Wasser herausfliessen gesehen Loc. cit. . Einen aͤhnlichen Vorfall beobachtete der beruͤhmte Gunz, da die Gaͤnge verstopft waren. Da ferner B. Zinn Loc. cit. Wachs einsprizzte, so fuͤlleten sich zugleich die durch die Augenlieder zerstreuete Gefaͤsse aus. Man koͤnnte glauben, daß es ausduͤnstende Schlagadern sind pag. 253. . §. 23. Der Nasengang. Gemeiniglich laͤuft mit dem Sakke ein Stuͤkk eben dieses Thraͤnenkanals, der in den Knochen enthalten ist, ohne irgend unterschieden zu sein, in eins fort. Dem- ohngeachtet sagen doch beruͤhmte Maͤnner, daß er bei dem Anfange des im Knochen enthaltenen Theils, von einer Klappe, welche aber nicht eben den ganzen Kanal abgrenze, unterschieden werde. Dieses habe ich ein einziges mal eben so befunden Solches scheint auch ZINN gesehen zu haben p 258. Es leug- net MORGAGNUS, daß die- se Strasse irgend gehindert werde advers. I. p. 28. . Aus diesem Sakke begiebt sich der Nasengang, wel- cher etwas schmaͤler, als sein Sakk ist, in eine knochige B b b 2 Roͤhre. Das Gesicht. XVI. Buch. Roͤhre MORGAGNUS advers. VI. pag. 55. BERTRANDI pag. 88. Nicht allezeit, der DUVERNEY p. 131. gar zu enge im Kupfer in des PETITI, HEISTERI. Es heißt le tuyau beim ANEL pag. 28. . Diese bildet anfaͤnglich die Augenhoͤlen- platten des vornehmsten Kieferknochens Auch von diesem allein, BERTIN T. II. pag 143. 167. da gar kein Thraͤnenknochen vorhan- den war. , nebst dem Thraͤnenknochen BERTIN T. II. p. 140. ; unterwaͤrts aber die mit dem Thraͤ- nenknochen verbundene vordere aufsteigende Platte, des untern schwammigen Knochens Idem p. 166. 190. Conf. L. XIV. , und durch dessen Zwischenkunft unterscheidet er sich vom highmorischen Sinus. Er laͤuft uͤberhaupt ein wenig ruͤkkwaͤrts VERHEYEN le CATT l. c. MORGAGN. adv. I. p. 28. adv. p. 51. BERTRANDI pag. 88. WINSLOW n 343. geht zu sehr ruͤkkwaͤrts in den Kupfern BIAN- CHI. MELLI. , und auch etwas weniger nach aussen fort, und er kruͤmmt sich bisweilen erstlich nach aussen, und hierauf etwas wenig nach inwendig zu. Es sind auch seine Durch- messer nicht alle gleich groß Von unregelmaͤßiger Wei- te BERTRANDI p. 88. le CATT icon. : denn er pfleget gerne zusammengedruͤkkt zu sein BERTIN T. II. pag. 166. MORGAGN, adv. VI. p. 53. , und ausserdem ist er oͤf- ters an der Mitte ein wenig schmaͤler BERTIN l. c. zusammen- geschnuͤrt, und wieder weiter. BIANCHI f 1. 2. . Seine Muͤndung befindet sich endlich in dem unter- sten Nasengange, und in dem Winkel, den der unterste schwammige Knochen mit seinem Bogen beschuͤzzt le CATT, f. 2. icon. anat. fasc. IV. nicht weit von dem knochigen Ende der Nase, gemei- niglich oberhalb dem zweeten und dritten Bakkenzahn Auch ZINN, p. 258. eine elliptische Muͤndung MORG. adv. VI. p. 54. . Sein Ausgang ist ungleich, indem die Membran, wel- che den Gang ausmacht, unterwaͤrts weiter vorlaͤuft, und diese haben einige fuͤr eine Klappe ausgegeben Eine Klappe zeichnet BI- ANCHI f. 2. h. et pag. 14. tum MELLI f. 2. Die Klappe ver- wirft MORGAGNUS advers. VI. p. 63. ; oben I. Abschnitt. Werkzeug. oben ist der Ausgang kuͤrzer. Es ist eben diese Muͤn- dung um etwas enger, als der uͤbrige Gang MORGAGN. advers. V. p. 48. et in icon. bisweilen sehr enge DUVERNEY posth. , und ein aͤrts hineingekehrt. Jch habe das Blaͤschen nicht finden koͤnnen Auch leugnet solches MOR- GAGNUS adv. VI. p 51. 52. , in welches sich dieser Gang oberhalb dem Ende, nach Art eines Trichters verstekken soll Trichter, bei dem BIAN- CHI f. 1. 2. MELLI f 2. 3. . Da aber zuverlaͤßige Schriftsteller auch davon reden Eine Flasche le CATT in suis iconibus, petit ampoulle WINSLOW num. 346. 347. , so muß hier eine Verschiedenheit im Bau Statt finden. Die schiefe Jnserirung, und die vorstehende Mem- bran verursachen, daß man an todten Koͤrpern, und noch weniger in lebendigen Menschen, nicht leicht durch die Nase eine Borste in den Thraͤnengang brin- gen kann PONTEAU p. 97. . Die Alten kandten diesen Weg nur oben hin, ob sie gleichwohl wußten, daß hier der Weg zur Nase fuͤhret. Sie leiteten auf selbigem einen Nerven in die Nasen- haut ORIBAS p. 268. GALEN Epid. VI. S. 2. . Fallopius hat ihn kuͤrzlich p. 212. et a. CARCANO. , und Salo- mo Alberti zuerst richtig beschrieben Gang des Schleims n. 16. eine laͤngliche Roͤhre n. 30. . Es hat sonst mit ihm eben die Beschaffenheit, als mit dem Sakke, und man will an diesem Theile des Na- senganges ebenfalls Druͤsen gesehen haben DUVERNEY jun. apud SCHOBINGER, MAITREIEAN. . Man trift ihn auch in den Thieren an, und er fuͤhret ebenfalls in den Vierfuͤßigen und Voͤgeln PETIT an der Eule, mé- moires de l’ Academie 1736. Jm indianischen Hahne mémoires de 1737. zur Nase hin. B b b 3 Daß p. 63. I. p. 28. Waͤrzchen nennt es BOERHAAVE morb. ocul. pag 19. Davon schreibet auch v. REVERHORST l. c. Das Gesicht. XVI. Buch. Daß sich die Thraͤnen auch nach andern Orten ver- laufen, und daß ein Theil derselben aus dem Thraͤnen- sakke, in der Nasenspizze Nempe narium. , unter dem mittlern zu- gespizzten Knochen, (welches sonst der obere ist) VATER l. c. nie- dersteige; daß ein anderer Theil sich in den highmori- schen Sinus ausleere Loc. cit. ist zwar eine Vermuthung von einem guten Schriftsteller, aber weder durch einen Ver- such dieses beruͤhmten Mannes, noch eines andern Zer- gliederers bestaͤtigt geworden. Etwas dergleichen, aber dunkles, traͤgt Mellius vor p 29. Kleine Loͤcher, die sich aus dem Thraͤnensakke, in die Nase oͤffnen. . Sie haben auch im Thraͤnenknochen ihre Loͤcher BERTIN T. II. p. 138. , doch sind der Sakk und die Gaͤnge verschlossen, und behalten die einge- sprizzte Feuchtigkeit in sich. §. 24. Der runde Muskel der Augenlieder. Um die Strasse der Thraͤnen zur Nase zu erklaͤren, muͤssen wir die Beschreibung dieses Muskels voraus- schikken, welchen die Schriftsteller von der Zergliede- rungskunst auf verschiedene Weise, bald fuͤr einen ALBINUS, DOUGLAS, und die meisten andern. , oder zween, ja auch mehrere SANTORINUS, WINS- LOW n. 289. RIOLANUS Enehir. pag. 335. welcher drei macht. PARSONS. Muskeln gehalten haben. Es befindet sich naͤmlich ein eigenes ALBIN t. I. tab. XI. f. 1. BIANCHI p. 8. GAUTIER icon. 2. BERTRANDI p. 85. WEITBRECHT Comm. Acad. Petropol. f. 1. e. et syndesmolog. f. 77. , ziemlich har- tes, fast knorpelartiges Band, in der Gegend der in den Nasensakk inserirten Thraͤnengaͤnge, welches sich von dem Nasenfortsazze des obern vornehmsten Kiefer- kno- I. Abschnitt. Werkzeug. knochens BERTRANDI p. 85. AL- BIN etc. der Queere nach allmaͤhlich schwaͤcher, bei dem innern Winkel, und in das innere Ende der Haut, die das Augenlied ausmacht, hineinwirft. Nun versteht man unter dem Namen des runden Muskels, eine Schicht von Fleischfasern, die viel brei- ter, als der Umfang der Augenlieder SANTORIN, tab. I. PAR- SONS etc. ist, und wel- che allenrhalben unter der Haut um die Augenhoͤle her- umgeht, an den Augenbranen Daß sie unter spizzen Win- keln an den Augenbranen zusam- menstossen WEITBRECHT pag. 338. t. 15. f. 1. c. d. , und am aͤussern Win- kel gegen die Schlaͤfe breiter ZINN p. 250. ALBIN. t. XI. f. 1. PARSONS t. 1. f. 1. etc. , so wie unterhalb der Augenhoͤle: aber oberhalb derselben, sonderlich bei dem innern Winkel schmaͤler ist. Jn diese Schicht mischen sich von obenher Fasern vom Stirnmuskel, und Runz- ler, und vom langen DUVERNEY posth. p. 127. mit ein. Die ganze Schicht ist an der Schlaͤfe beweglich, ohne an einem Knochen anzuhaͤngen CHESELDEN tab. XI. SANTORIN, PARSONS. . Jhre Enden sind verschieden, und gehemmet. Ein Theil verlaͤngert sich an beiden Seiten in beide Augen- lieder COWPERT t. 25. f. 1. CASSER org. vis. t. 1. f. 1. AL- BIN t. 1. et tab. XI. f. 1. , und diesen haͤlt man fuͤr einen verschiedenen Muskel Zwei halbzirkliche MOU- LINUS p. 8. etc. . Er lieget unter der Haut, auf dieser gan- zen Laͤnge bis zum Augenknorpel. Es sind hier die Fa- sern um so viel gekruͤmmter, je naͤher sie dem Rande der Augenhoͤle, sonderlich dem innern Rande liegen; und um desto gerader ZINN p. 250. SANTO- RIN p. 10. , je naͤher sie dem Knorpel kommen: sie sind hier dikker WEITBRECHT pag. 338. f. 1. 6. b. WINSLOW n. 291. ZINN. p. 250. , so daß beruͤhmte Maͤnner aus diesen Fasern einen besondern Muskel B b b 4 machen, Das Gesicht. XVI. Buch. machen, welchem sie den Namen des ciliaris bei- legen Ciliaris RIOLAN, Enchi- rid. p. 335. 344. add. COLLIUS p. 376. . Der groͤssere Theil des Muskels, der zur Augenhoͤle gehoͤret, wirft sich in das beschriebene Band ALBIN p. 146. tab. XI. f. 1. WEITBRECHT Comm. Petr. l. c. p. 339. Syndesmol. p. 204. von beiden Seiten hinein: ein Theil senket sich in den Stirn- knochen ALBIN p. 146. ZINN p. 250. DOUGLAS. und Nasenfortsazz Idem ibid. des Oberkiefers, und sowohl ober, als unterhalb dem Bande ein. Ein welcher sich von der obern Gegend gegen die untere herumzieht, laͤuft sowohl gegen das innere Band, als uͤber dasselbe, und uͤber den Thraͤnensakk fort SANTORIN etc. . Ein Theil des Augenliedmuskels endigt sich am Knor- pel: ein Theil haͤngt am Queerbande feste WEITBRECHT pag. 338. g. e. f. e. SANTORINUS c. l. ALBIN t. XI. f. 1. ; und end- lich durchkreuzt sich ein Theil der obern Fasern, bei bei- den Vereinigungen der zwei Augenlieder, unter sehr un- gleichen Winkeln, mit den untern Fasern eben dieses Muskels ALBIN pag. 147. SANTO- RIN p. 10. et in icon. . Da der feste Punkt dieses Muskels an dem innern und mittlern Theile befindlich ist, der bewegliche Theil hingegen an den Augenbranen, und Schlaͤfen: so zie- het daher der runde Muskel, wenn er wirksam ist, aller- dings das obere Augenlied, und zwar deutlich herab, und strekket solches unterhalb dem Aequatore des Auges aus PARSONS p. 13. 14. : hingegen hebt er das untere, doch schwaͤcher, wiewohl gewiß uͤber sich in die Hoͤhe, bis der Kanal al- lein, wovon wir geredet haben, wenn die Augenlieder zugezogen worden, uͤbrig bleibt. Auf solche Art halten wir die zu grosse Menge Licht von den innern Theilen des Auges I. Abschnitt. Werkzeug. Auges ab, um uns der Annehmlichkeit des Schlafes zu uͤberlassen. Doch wir bedienen uns dieses Muskels auch zu einem schaͤrfern Sehen, und davon werden wir am andern Orte weitlaͤuftiger reden. Da dieser Muskel zugleich inwendig fester ist, so sam- melt sich, alles, was sich uͤber das Auge ergiesset, ver- mittelst seiner uͤbereinstimmigen Thaͤtigkeit, in dem in- nern Winkel ALBIN pag. 147. WEIT- BRECHT pag. 340. Syndesmol. pag. 204. PORTERFIELD T. I. p. 45. 46. , und in diejenige Gegend, welche gleich- sam an der Augenliederspalte ganz inwendig ist, wo sol- che Dinge von der Thraͤnendruͤse, von dem dritten Au- genliede, von den Vorragungen der Thraͤnenpunkte, und von dem untern darunter liegenden Augenliede an- gehalten, und desto leichter gesammelt werden, weil in dieser Gegend eine Stelle zwischen den Falten der blos- sen Haut befindlich ist, welche wenig Widerstand thut, und von den Knorpeln des Augenwinkels PETIT l. c. p. 136. gedruͤkkt wird. Folglich laufen hier die Thraͤnen zusammen, und hier sammeln sich die Fliegen und andere beschwerliche Koͤrper, welche auf das zusammenfuͤgende Haͤutchen fal- len. Es faͤngt sich daher in der That das Zusammen- ziehen des runden Muskels im aͤussern Winkel an, und laͤuft gegen den groͤssern Winkel fort PORTERFIELD p. 45. . Zugleich vereinigt sich mit dem Weinen ein oͤfteres Zusammen- ziehen des runden Muskels PETIT p. 139. . §. 25. Der Weg der Thraͤnen zur Nase. An dieser Stelle ragen diejenigen kleinen Huͤgel her- vor, an denen sich die Thraͤnenpunkte befinden. Wenn man annimmt, daß diese Punkte entweder wie eine B b b 5 gebo- Das Gesicht. XVI. Buch. gebogene Sprizze, und durch den Drukk der Luft, Was- ser in sich saugen, weil an dieser Sprizze der kuͤrzere Schenkel eingetaucht ist; oder wenn man sich vielmehr vorstellt, daß dieses kleine Roͤhrchen nach Art der Haar- roͤhrchen, Wasser in sich zieht, so treten die Thraͤnen in den Thraͤnenpunkt, und wenn sie endlich in den gleich- namigen Sakk gebracht worden, so laufen sie ferner, vermoͤge ihrer Schwere zur Nase herab. Daß sich das Wasser Der Sprizze trauet nicht eben viel MOLINELL Comm. bonon T. II. P. I. l. c. p. 164. aber nicht nach Art der Sprizzen einziehe, laͤßt sich daher schliessen, weil die Thraͤnen in den un- vernuͤnftigen Thieren, die den Kopf hochhalten, und im Menschen, wenn er liegt, durch ihre Schwere in Gaͤngen, die in der That in die Hoͤhe gehen HUNAULD phil. transact. n. 437. , von ihrer Schwere keine Huͤlfe bekommen, und weil dennoch der Thraͤnensakk angefuͤllet wird, wenn sich gleich der Weg der Thraͤnen von Ursachen, die in der Nase entstehen, verstopft hat, und alsdenn das eingenommene Wasser, von welchem er sich zu befreien unvermoͤgend ist, durch die Punkte wieder ausgiesset P. P. MOLINELLI l. c. p. 167. . Andere wollen, daß die Thraͤnen von dem Drukke der Luft in die Punkte gepreßt werden HUNAULD l. c. : ich halte aber diese Punkte fuͤr zu enge dazu; indem die Luft die Feuchtigkeiten nicht einmal in Haarroͤhrchen hin- eintreibt. Vor kurzem glaubte man, daß dieses Geschaͤfte ver- mittelst der Anziehungskraft geschehe SAUVAGES act. des me- dec. p. 12. , weil gefaͤrbte Troͤpfchen zwischen den Augenliedern schnell in die Hoͤhe steigen Idem physiol. pag. 176. de suctione vasor. capillar. p. 10. , und ein Salbencilinder, den man zwischen die geschlossene Augenlieder RUSSE natur. hist. of Al- leppo p. 103. , schiebe ihre ganze Ober- flaͤche I. Abschnitt. Werkzeug. flaͤche von inwendig schwarz faͤrbet. Doch es wird der Weg laͤngst den Augenliedern offenbar von den Muskeln verrichtet Daß sie durch eine peristal- tische Bewegung fortbewegt wer- den P. P. MOLINELLI l. c. p. 165. . Daß das Wasser vermittelst der Anziehung in die Punkte wieder aufgenommen werde, wird durch das Exempel der Haarroͤhrchen wahrscheinlich. Sie breiten sich in einer weinenden Person, bei der staͤrkern Arbeit, billig weiter aus HEBENSTREIT ocul. la- crum. p. 6. . Es geschehe diese Sache indessen wie sie will, so ist es doch gewiß, daß der natuͤrliche Weg der Thraͤnen durch die Punkte in beide Gaͤnge, durch diese in den Sakk, hinauf in den Nasengang, und in die Nase fuͤhre, und daß der unterste Gang der Nase davon angefeuchtet werde. Eben diesen Weg nimmt ein Faden, den man in den Thraͤnenpunkt stekkt Nach dem Exempel der Chineser NIEUHOF iter prim. c. 3. , oder eine Borste, oder Wasser, welches man durch eine subtile Sprizze ein- sprizzt Ex STAHLII, consilio, in progr. cit. Die Sache selbst ver- richtete Dominicus ANEL. leichtlich, und es ist bereits vorlaͤngst ange- merkt worden, daß der Geschmakk der Augensalben im Munde, folglich allerdings durch die Nase zu spuͤren sei SCHNEIDER de catarrho, L. II. pag. 441. GALENUS l. c. MASSA p. 91. G. a ZERBIS pag. 171. b. de alcohole AVI- CENNA L. III. fen. 5. tr. I. c. 2. , und daß in die Augen gesprizztes Wasser den Stuhlgang befoͤrdert habe RULANDUS beim ROL- FINK p. 330. PLEMP. ophthal- mogr. p. 116. . Wenn daher einige unter den Alten und Neuern CARPUS, FALLOPIUS, pag. 212. SAL. ALBERTUS n. 3. 27. orat. p. 118. C. STEPHA- NUS, FABRICIUS pag. 28. C. BAUHINUS theatr. pag. 373. C. BARTHOLINUS pag. 144. LINDEN physiol. 117. SIGNOROTTI apuo MELLI p. 89. 90. Zergliederern den Thraͤnen einen umgekehrten Weg an- gewie- Das Gesicht. XVI. Buch. gewiesen, und sie aus dem Sakke durch die Punkte ins Auge sich ergiessen lassen; so haben sie einen der Natur zuwider laufenden Weg vor sich gesehen, und dieses koͤmmt auch nicht selten vor, wenn sich der Thraͤnen- gang in der Nase verstopft, oder in sterbenden Men- schen die kleinen Schließmuskelchen erschlaffen HEBENSTREIT l. c. p. 6. , da denn die Thraͤnen selbst P. P. MOLINELLI Comm. bonon. T. II. P. I. p. 167. Eiter, oder eine aus Eiter und Schmier gemischte Materie, durch diese Punkte zuruͤkke tritt. Und auf solche Art ist auch die in der Nase verhaltene Luft SAL ALBERTI n. 22. , und das Blut, in getoͤdteten Voͤgeln PETIT mémoires de l’A- cad. 1735. pag. 173. Am indiani- schen Hahne. , oder der Rauch von angezuͤndetem Ta- bak DUVERNEY posthum. p. 135. durch diese Punkte zum Vorschein gekommen. Schon lange her hat J. Franco Chirurg. p. 227. , Tagliaco- tius Chirurg. curt. L. I. c. 7. die Wahrheit davon eingesehen; und Mei- bom In lib. cit. , Glaser De Cerebr. p. 82. und Duverney Naͤmlich bei dem le CLERC osteol. p. 90. fuͤr den Jrrthum gewarnet. Ziemlich richtig schreibt Sal. Alberti n. 39. daruͤber, und Nic. Massa lehret die Wahrheit Loc. cit. . Jn der Nase koͤnnen die Thraͤnen die empfindende Membranen anfeuchten, und den Schleim verduͤnnen. Ob die Thraͤnen so gar in den Mund durch den du- ctus incisorius abfliessen, und ob man diese Kanaͤle mit Recht zu den Speichelkanaͤlen rechnen koͤnne C. DRELINCOURT prae- lud. p. 187. , wie vor kurzem M. Bordeu Recherches sur les Gland. p. 299. behauptete, soll anders- wo untersucht werden L. XVIII. ; indessen sehe man nach, was wir I. Abschnitt. Werkzeug. wir von den Augensalben und dem Alcohol gesagt ha- ben p. 304. . Es ist aber, um kurz davon zu reden, die- ser Kanal blind. Daß ein Gang von den Thraͤnen- gaͤngen zum Zahnfleische herabgehe, scheint eine Muth- massung zu sein SIGNOROTTI l. c. . §. 26. Diejenigen Muskeln, so die Augenlieder hin und her bewegen. Es verschließt der runde Muskel das Auge; und das Sehen, dieses vornehmste Geschaͤfte des Auges, giebt demselben Befehl, es zu oͤffnen. Das obere Augenlied ziehet sowohl der Stirnmuskel selbst, welcher die Augenbranen und den runden Mu- skel in die Hoͤhe zieht pag. 312. 313. , als auch der besondere He- bemuskel des obern Augenliedes in die Hoͤhe. Es entstehet dieser mit den Augenmuskeln von der Bekleidung des Sehenerven, in Gestalt eines sehnigen Wesens EUSTACH t. 39. f. 2. CASSER t. f. 7. ALBIN in icon. t. XI. f. 17. 21. ZINN t. V. f. 1. 3. p. 248. Vom Loche, der ALBI- NUS p. 174. Daß er im Ursprun- ge mit dem obern geraden zusam- menhange. BERTRANDI p. 82. , wie ich oft gesehen habe, neben dem Roll- nerven ( patheticus ). Er laͤuft nach vorne gerade zu; er besteigt die Augenkugel ZINN, tab. 5. f. 1. etc. , und liegt zum Theil in- wendiger, als der gerade obere Muskel, zum Theil oberhalb demselben, und durchschneidet selbigen uͤber das Kreuz. Er biegt sich um den groͤsten Zirkel der erhabenen Kugel, wird vom runden Muskel des Augen- liedes bedekkt, nimmt eine sehnige Beschaffenheit an ZINN p. 249. ALBIN p. 174. tab. XI. f. 17. 21. , breitet sich in Gestalt eines Triangels aus CASSER t. 3. f. 7. GAU- TIER f. 2. BERRETTIN f. 22. f. 1. , und wirft sich Das Gesicht. XVI. Buch. sich entweder in den obern Augenknorpel ALBIN p. 174. t. XI. f. 21. CASSER t. 1. f. 3. EUSTA- CHIUS. , oder in die naͤchste Haut ZINN. p. 249. . Folglich hebt er das ganze Augen- lied in die Hoͤhe, und oͤffnet fuͤr das Licht das Auge. Er wirkt bei Verliebten, und in der Bewunderung PARSONS p. 53. . Er war schon den Alten, und vielleicht selbst dem Ga- len bekandt, da die Araber AVICENNA pag. 13. L. I. doctor. I. fen. 1. wo er sagt, der Knorpel sei die Befestigung des Augenliedmuskels. Ein Mu- skel verschliesset das Augenlied, THEOPHILUS c. 18. L. IV. hat CARPUS p. CCCCLVI. , welche den Galen auszuschreiben pflegten, schon davon reden. Doch lie- set man in den Galenischen Schriften, welche noch uͤbrig sind De vsu part. L. X. c. 9. ORIBAS pag. 178. 179. welcher leugnet p. 181. einen Muskel des innern Winkels gesehen zu ha- ben. Gegen den Anfang der ver- besserten Anatomie hatte man am obern Augenliede zwei Muskeln, als C. STEPHANUS pag. 298. tum LOESEL de renibus p. 58. , daß die schiefe Muskeln in die Augen- knorpel inserirt werden. Die Ehre, diesen Muskel wieder auf die Bahn gebracht zu haben, eignen sich Arantius Ann 1548. obs. c 18. p. 67. und Fallopius zu p. 65 bis zum Jahre 1553. Jhm schreibt es zu CARCANUS. . Jndessen eignet sie doch selbst Vesal dem Eustach zu Daß er durch den Fleiß der Romer aufgemuntert, sol- ches gefunden. Exam. obs. FAL- LOP. p. 48. . Das untere Augenlied ist nicht unbeweglich, wie ich bei einigen lese GALEN loc. affect. L. IV. c. 2 ORIBAS p. 180. . Jch habe wahrgenommen, daß es sich an lebendigen Menschen, und sonderlich in dem empfindlichen Geschlechte niederlaͤßt, und gegen den in- nern und aͤussern Winkel zu bewegt Mit Recht, daß es beweg- lich sei, sagt RIOLANUS p. 271. ANDRY orthoped. II. p. 105. . Jch habe naͤmlich gefunden, daß vom runden Muskel der Augenlieder, allezeit zween oft auch drei Pakke aus dessen untern Theile herauslaufen. Das I. Abschnitt. Werkzeug. Das aͤusserste dieser Paͤkke laͤuft aus der Nachbar- schaft der Wangenknochen, zu dem kleinern Jochmu- skel LIEUTAUD pag. 125. DOUGLAS append. p. 4. EU- STACH. t. 41. f. 1. ALBIN p. 147. Es ist ein kleiner Muskel, der an die Haut, die Wange, und bisweilen an den Wangenknochen angewachsen ist, und zu dem run- den Muskel des Augenliedes hin laͤuft. GARENGEOT myotom. T. II. p. 158. und HEISTER p. 174. et VERHEYEN t. 27. f. 1. et ADAMI KULMUS t. 28. Doch diese weichen von unserer Beob- achtung ab, und es will WEIT- BRECHTUS, daß es blos ein Buͤndel des untern runden set. Zum Jochbeine leitet solches BERTRANDI p. 83. DUVER- NEY posthum. p. 127. herab, und streicht mit selbigem zum Winkel der Leffzen fort. Dieses Pakk zieht zugleich die Augen- lieder nach auswendig hin. Das zweete Pakk, welches ebenfalls fast immer zu- gegen ist, ist gedoppelt, oder dreifach, entsteht von eben demselben, liegt mehr nach innen zu, als der er- stere runde, und senkt sich einwaͤrts gegen die Ober- leffze herab SANTORIN tab. I. o. p. BERTRANDI n. 83. Gegen die Wangenhaut. . Beide koͤnnen den untern runden niederdruͤkken. Das dritte innerste Pakk gesellet sich oft zu dem be- sondern Hebemuskel der Oberleffze ALBIN pag. 147. LIEU- TAUD p. 125. DUVERNEY posthum. pag. 127. . Diese beide zie- hen das Augenlied herab und einwaͤrts. Eben dieses ist der Niederdruͤkker der Augenlieder, welcher von der Wurzel der Augenwimpern entspringt, sich in den innern Winkel der Augenhoͤle inserirt, und das untere Augenlied umgiebt. Von ihm redet Ber- nardin Genga Anat. Chirurg. p. 189. . Vielleicht ist es der fasciculus accessorius des runden Muskels beim Josias Weit- brecht Comm. Petrop. l. c. t. 15. f. 1. 6. . An den unvernuͤnftigen Thieren ist oftermals das un- tere Augenlied beweglicher, als das obere, als an den Voͤ- Das Gesicht. XVI. Buch. Voͤgeln Ueberhaupt ARISTOTE- LES |part. anim. T. IV. c. 11. gemeiniglich COITER p. 130. , am indianischen Huhne PETIT mémoites de l’A- cad. 1735. und andern; an den Schlangen ARISTOTELES l. c. , und auch an der Schildkroͤte CALDESI p. 14. . An der Eule ist das obere beweglicher COITER beide beweglich, PETIT mémoires de l’ Acad. 1735. p. 123. et 1736. : am Straussen bewegen sich beide fast mit gleicher Freiheit VALISNER T. I. p. 249. PARISINI. , so wie an andern Voͤgeln PETIT l. c. 1735. 123. . Das dritte Augenlied hat seinen beweglichen Mu- skel Am Kasuar, die PARISI- NI. Davon schreibt auch PER- RAULT in Ess. de phys. add. mémoires avant 1699. T. II. p. 279. T. X. p. 607. , welcher auch am Frosch vorkoͤmmt IACOBAEUS. . Man lieset hin und wieder, daß die Bewegung der Augenlieder nicht BERGER p. 314. willkuͤrlich geschehe, und daß sie wider Willen verrichtet werde, vielleicht weil es die Hy- pothese fuͤr nothwendig erachtet hat. Allein sie gehor- chen doch in der That dem Willen der Seele, ob sie sich gleich hie und da bei einer undeutlichen Empfindung von Beschwerlichkeit, oder von uͤbermaͤßigem Lichte, mit einem geringen Bewußtsein bewegen. Das Auge schließt sich wider unsern Willen, wenn man sich fuͤrch- tet; und es stehet unter dem Befehl der Seele, wofern wir uns nicht fuͤrchten. Derjenige aber, welcher sich fuͤrchtet, will einem Uebel ausweichen. Unter einer Menge Fechter konnten wenige, ohne Nikken, die Stoͤsse auffangen, und dieses waren die Tapfersten PLINIUS L. XI. c. 37. . §. 27. I. Abschnitt. Werkzeug. §. 27. Die Augenhoͤle. Die Historie der Augen- hoͤle des WINSLOWI, CAM- PERI von Anfange, und ZINN c. 7. . Es ist dieses die lezzte, allernaͤchste und sicherste Beschuͤzzung fuͤr das Auge, und sie leistet dem Men- schen, vor allen andern Thieren, so viel ich deren kenne, den meisten Schuzz Am indianischen Huhne PETIT l. c. 1735. pag. 126. 127. 128. halbknorplich im Geier, be- siehe den SCHEUCHZ. Bresl. Samml. 1126. p. 87. Jm Hunde PETIT mémoires de 1735. pag. 126. etc. . So ist auch am Menschen, vor allen andern Thieren, ein groͤsserer Theil der Augen- hoͤle knochig. Augenhoͤle haben die Zergliederer Puelis RUFUS II. p. 67. denjenigen un- foͤrmigen, dennoch aber von der Enge erweiterten, fast uͤberall knochigen Trichter genannt, in welchem die Au- genkugel mit allem Gefolge von Muskeln, Nerven, Gefaͤssen, und haͤufigem weichen Fette enthalten ist. Die Augenhoͤle zeichnet sich einigermaassen, als ein Dreiekk Besiehe uͤber alles dieses, die Kupfer ALBINI tab oss. I. f. 1. SUE tab. 5. f. 1. CHESEL- DEN tab. 3. f. 1. , und enthaͤlt drei dreiseitige Flaͤchen; dar- unter die obere die Stirnflaͤche, die innere die Nasen- flaͤche, die auswendige die Schlaͤfenflaͤche ist. Das Stirndreiekk lieget unter dem Gehirne, ist hinterwaͤrts etwas hol, wo es mit dem Schlaͤfendreiekke, zusammenstoͤßt, ist es tiefer niedergedruͤkkt, und hier zei- get sich die groͤssere Thraͤnendruͤse. An diesem Stuͤkke offenbaret sich auch das Loch des Sehnerven, welches in den Keilknochen eingehauen ist. Des H. Phisiol. 5. B. C c c Das Gesicht. XVI. Buch. Es verbindet sich mit dem Schlaͤfendreiekke eine be- staͤndige Naht, und hinterwaͤrts trennet es sich davon durch eine ungleiche dreiekkige Luͤkke, die nach aussen zu geschwaͤnzt ist, und rima lacera geheissen wird. Es ist die fortlaufende Naht auch von dem Nasen- stuͤkke getrennet, und endiget sich endlich in die gabella. An dieser Naht sind zwei, oder drei Loͤcher, welche Schlagadern und Nerven einwaͤrts hineinlassen. Das obere Ende endigt sich mit einem maͤßig vorragenden, und mit der Stirn in eine Schaͤrfe zusammenwachsen- den Rand, woran sich eine Rinne zu den Gefaͤssen und Nerven, die zur Stirn laufen, zeigt. Das Nasenstuͤkk der Augenhoͤle ist flach, und gemei- niglich etwas wenig erhaben. Dieses Stuͤkk wird erst- lich vom Keilknochen von einem geringen Stuͤkke des Gaumenknochens DUVERNEY posthum. , das sich von unten gleichsam heranschmiegt, ferner von dem flachen, und dem mit dem flachen zusammengehaͤngten Knochen des obern Kinnbakkens, endlich vom Thraͤnenknochen, der vorne tief eingedruͤkkt ist, und es flach macht, gebildet. Es ist vom Schlaͤfenstuͤkke durch eine lange Luͤkke, welche man die Keikieferrizze nennt, getrennt; doch wird es vorne, von einem Theile des Wangenknochens, der in die Augenhoͤle reicht, vollendet. Ueber die Mitte dieser Spalte hinaus, zeiget sich der Kanal, welcher den Nerven unter der Augenhoͤle, und die Schlagader zum Antlizze durchlaͤßt. Der vordere Rand macht auch einen Bogen, der etwas erhabener, und oberwaͤrts hol ist. Das Schlaͤfenstuͤkke, faͤngt sich vom grossen Keil- fluͤgel an, wird vom Wangenknochen gebildet, ist ein wenig ausgehoͤlt, und wird vom Nasenstuͤkke und Stirn- stuͤkke I. Abschnitt. Werkzeug. stuͤkke theils durch die Nahten, wovon ich geredet, theils von einer Luͤkke getrennet. Auch dieses hat seine Loͤcher, welche Gefaͤsse und Nerven in die Schlaͤfengrube durch- lassen. Die Augenhoͤlen sind nach aussen zu gekehrt, sie sind einander bei dem hintern Anfange nahe, und vorne mehr von einander entfernet WINSLOW Lib. IV. num. 206. memoires de l’Aca- demie 1721. . Jnwendig laͤuft die Augenhoͤle weiter, von aussen ist sie kuͤrzer, so daß der aͤussere Winkel zugleich der hintere ist Idem ibid. . Man sagt, daß an den Kalmukken die Augen wei- ter von einander stehen Sammlung der Reisen, T. VII. p. 89. . Die ganze Augenhoͤle ist von aussen von einem Fort- sazze der harten Gehirnhaut bekleidet, welche durch das Sehloch und die fissura lacera ankoͤmmt, und weiter mit dem Knochenhaͤutchen des Angesichts fortlaͤuft. Sie haͤngt sich nicht feste an, wie sie an den duͤnnen Knochen zu thun pflegt WINSLOW L. IV. p. 205. ZINN p. 158. . C c c 2 Zwei- Das Sehen. XVI. Buch. Zweiter Abschnitt. Das Auge. §. 1. Die Augenkugel. (Augapfel). E s ist das Auge im Menschen, und in allen mir bekannten Thieren, beinahe kugelfoͤrmig BERTRANDI p. 52. ver- gleichet damit ZINN Comm. Cott T. IV. pag. 246. Er nimmt den egyptischen Krebs aus. , und nur vorne flacher, es raget, nachdem sich die Convexitaͤt in der Mitte vermindert, ein etwas erhabne- res Kugelsegment vor, und es ist ausserdem der Durch- messer, welcher von vorne nach hinten geht, und etwas laͤnger, als derjenige, welche von der rechten, nach der linken gezogen wird Schon im Jahre 1725. in den memoir. de l’Acad. des scien- ces, der Aeltere D. PETIT. Um eine halbe Linie groͤsser. BER- TRANDI pag. 52. PETIT me- moires de 1726. p. 70. um eine Linie. Daß sie sich verhalten, wie 136 zu 135, PETIT Lettre que le Crystalin est fort près de l’uvée pag. 4. denn er macht die eine Achse 11 und ein Drittheil, alterum 11 und ein Viertheil, oder etwas kleiner. Zu neun Zehntheil Zoll schaͤzzet die Achse des Auges PEMPERTON de fa- cul. ocul. n. 8. . Uebrigens nimmt es die vor- dere Gegend der Augenhoͤle ein, so wie die inwendige Gegend, so daß der Regenbogen dem innern Winkel naͤher liegt Um Ein Drittheil TAY- LOR p. 61. . Es ist convexer an jungen und starken Personen voller Saͤfte, und in einigen kurzsichtigen BERTRANDI p. 52. , weniger convex hingegen in alten und schwaͤchlichen Per- sonen. Jch finde, daß das eine Auge convexer, das andere flaͤcher gewesen le CLERC sistem. de la Vi- sion. p. 27. . An II. Abschnitt. Das Auge. An den Voͤgeln COITER p. 130. PETIT memoires de l’Acad. 1726. p. 70. an der Eule, miluo, und andern Raubvoͤgeln, ist diese Convexi- taͤt so vorragend, daß sie wie eine Halbkugel aussieht, die auf einer zusammengedruͤkkten Ku- gel lieget, und die beinahe ein Cilinder ist. und Fischen GERING de piscat. salm. PETIT l. c. PORTERFIELD I. p. 65. die mustela ausgenommen, an der die Hornhaut fast kualich ist, und nicht weniger kuglich, als an einem vierfuͤßigen Thiere. ist es vorne viel- mehr flach gedruͤkkt, und an den Fischen ist es hinten ebenfalls BERTRANDI l. c. POR- TERFIELD, PETIT, ibid. . Es ist an einigen vierfuͤßigen Thieren convexer, als im Menschen, wie am Maulwurfe ZINN Comm. Gott. l. c. p. 248. , Hasen, Kaninchen DERHAM physic. theol. p. 91. bei diesen auf beiden Sei- ten RAI wisdom of god. , an der Fledermaus HOOKE exper. p. 82. , und eben diese haben hinten flaͤchere Augen Jm Bokke, Ochsen und Pferde BERTRANDI ibid. . Ausserdem ragen sie am Kaninchen und Hasen an den Seiten vor PORTERFIELD p. 659. . Jch lese, daß sie in allen Thieren zu den Durchschnit- ten Zirkel haben Idem l. c. . Jch finde aber bei einem zuver- laͤßigen Schriftsteller, eine sonderbare Beschreibung von den Augen des egyptischen Krebses HASSELQVIST resa til Palestin p. 430. , und man ist bei dieser Figur nicht gewiß, ob die Sectionen desselben zirkelrund sind. Es waͤre dieses moͤglich, wofern sie Feuchtigkeiten in sich fassen. Was die Groͤsse betrift, so verhaͤlt sich diese verkehrt, wie die Groͤsse der Thiere. So hat der Wallfisch PEIRESC vit. p. 295. Be- siehe dieses hin und wieder in RUYSCHIANIS iconibus. , das Nasenhorn, und der Elephant kleine Augen, und sie sind an den Jnsekten sehr groß, wie auch an den Voͤgeln HARVEI general. anim. p. 56. etc. , so daß uͤberhaupt die Augenhoͤle groͤsser, als die uͤbrige Hirnschale, und an einigen auch das Auge C c c 3 selbst Das Sehen. XVI. Buch. selbst groͤsser, als das Gehirn ist Idem ibid. . Der Adler hat sehr grosse Augen PEIRESC. l. c. ALDROV. I. p. 172. , und dieses gilt auch vom Hahn Einen Zoll und daruͤber PLOT natur. histor. of Oxford- shire p. 215. . Sie wachsen mit den ersten Theilen eines thierischen Koͤrpers MALPIGH. form. pulli f. 8. 17. 18. BUFFONT. III. p. 305. Besiehe de la formation du poulet. T. II. p. 161. , und sie haben am Huͤhnchen eine erstaun- liche Groͤsse FABRIC. form. ovi HAR- VEI p. 56. ARISTOTELES ge- ner. L. II. c. 6. Mit einer Boh- ne vergleichet es Idem hist. anim. L. VI. c. 9. , so lange es im Eie stekkt. Auch unter den Fischen giebt es einige, welche grosse Augen haben, und die groͤsser als das Gehirn sind Vt. 19 ad 2. in Argentina AENONINUS act. Hafn. Vol. II. obs. 225. , und zwar um ein Ansehnliches. Jm Kamaͤleon ist ebenfalls die Au- genhoͤle groͤsser, als das Gehirn PARISINI. , und so auch im Frosche CHESELDEN tab. ad c. 8. osteograph. . Auch sollen in den maͤnnlichen Thieren die Augen groͤsser sein Vom Uferaafe SWAM- MERDAM bibl. p. 244. , als in den weiblichen. §. 7. Der Sehnerve und dessen Zusammenhang. Wir betrachten den Sehnerven von der Stelle an, wo er sich mit dem Pferdssattel vereinigt. Um densel- ben genauer zu beschreiben, muͤssen wir zeigen, daß der Sehnerve die Gestalten der Dinge ins Gehirn bringe; oder, es geschehe auch das Sehen, wie es immer will, daß dennoch dieser Sinn vom Sehnerven abhaͤnge Conf. L. X. p. 297. . Dieses zeigen vornaͤmlich die Krankheiten. So ent- steht von dem im Sehnerven stokkenden Blute TEICHMEYER de Po- lypo. eine Blindheit. Eben dieses eraͤugnet sich, wenn der Seh- nerve II. Abschnitt. Das Auge. nerve gedruͤkkt DANKVERTS de paralys. caus. p. 20. , verhaͤrtet MORGAGNUS Epist. XVIII. n. 40. , zerstoͤhret Essay on the tabes donsa- lis BOTALL de lue vener. c. 16. , und geschwaͤcht worden BONET sepulchrum sect. VIII. obs. 3. 5. 17. 24. KERK- RING, obs. 70. SCHULTET. obs. 36. BOTALL. lues p. 16. CHESELDEN| anat. p. 225. . Dergleichen ruͤhret auch von Geschwuͤlsten her, die den Sehnerven druͤkken HOVIUS de circulo per ocul. p. 119. von einem Wasser- blaͤschen, so die Sehnerven bei ihrer Vereinigung druͤkkte MEAD Imper fol. etc. lun. p. 103. von einer exostosis, die den Sehner- ven beschwerte. BOERHAAVE de morb. ocul. pag. 78. Vom Trichter voller kalkigen Materie, die die Vereinigung dieser Ner- ven druͤkkte. HAEN rad. med. VI. p. 271. . Oder von der schwellenden Schleimdruͤse, VIEUSSENS nouv. sy- stem. pag. 256. et HAEN in rat. med. VI. von einem Steine in diesem Nerven ZODIAC Med. Gall. I. p. 88. ; von einem Gehirn- schwuͤre und gemindertem Sehnerven SCHARSCHMIDT Berl. Nachr. 1746. n. 26. von Was- ser, so auf den Sehnerven druͤkkt KALTSCHMIDT propr. progr. von einem Wasserkopfe TAYLOR pag. 248. 349. KALTSCHMIDT in progr. , von der Verlezzung der Hirnschale, und des Gehirns AMAT. L. VII. cur. 32. Bei einer Wunde am Vorder- kopfe. Von einem Flinteuschusse, besiehe den BLANCHAARD, Jaar-Register, Cent. VII. n. 94. Von einer Maulschelle AMAT. l. c. cur. 44. , von niedergedruͤkkter Hirnschale MEIBOM laes. cran. PEY RONIE memoires de Montpellier 1708. vom Falle und Zersplitte- rung des linken Wandknochens, litte der rechte. Von einem Fal- le auf den Kopf. , von einer Erschuͤtterung, und unter der Hirnschale er- gossenem Blute, ob diese Blindheit gleich gehoben wer- den kann, und von mir geheilet worden, vom Falle von der Hoͤhe. Hieher kann man diejenigen Arten von schwarzem Staare rechnen, welche vom Fallen RIBE act. lit. suec. I. num. 9. ent- standen, und durch Aderlassen und Purgiren gehoben wor- den RIBE ibid. add. le FEU- RE de venae sect. pag. 73. Misc. Berol. T. VI. p. 64. . Jn dergleichen Falle wurde eine Blindheit C c c 4 erst Das Sehen. XVI. Buch. erst den fuͤnf und zwanzigsten Tag Iournal de medec. 1761. m. Dec. gehoben. Bis- weilen werden Personen von Trunkenheit schwach am Gesichte, oder gar blind COWPER ad f. 28. ap- pend. BOERHAAV. de morb. ocul. p. 75. . Nun tritt am Tuͤrkensattel der rechte Sehnerve zum linken, und vereinigt sich mit selbigem dergestalt Icon. anatom. fascic. VII. Vesal. L. VII. f. 13. EUSTACH. tab. 18. in fig. minor. le CATT p. 229. , daß sie nicht blos mit ihren Membranen zusammenwachsen, noch sich blos einander uͤberkreuzen, sondern sich in einem ziemlichen grossen Raͤumchen mit ihrem ganzen Marke vermischen VIEUSENS tab. IX. H. H. t. XV. vielmehr zuviel; ferner le CATT l. c. add. C. STE- PHANUS p. 293. , so viel das Auge unterscheiden kann: und auch dieser Raum ist im Menschen nicht ganz kurz Add. ZINN p. 190. 191. , fast vierseitig, und in einigen Thieren noch laͤnger Per 7. lineas in dem Biber PARIS. . Dergleichen Vereinigung trift man in allen vierfuͤßi- gen Thieren an, und man muß davon weder das Wiesel- chen ausnehmen E. N. C. Dec. II. ann. 1. obs. 49. Doch es verbessert den Fehler MURALTUS Vademec anat. p. 109. noch dem Loͤsel Glauben beimessen, welcher die Sehnerven unvereinigt gesehen haben will De renib. p. 59. . Doch man sieht auch, daß sie an den kalten Vierfuͤßigen vereinigt sind, wenn man genauer darnach sucht, wie am Frosche PETIT mem. de l’Acad. 1737. p. 151. , an der Natter CHARAS p. 20. t. 3. ad I. L. , Eidechse An der grossen gruͤnen Ei- dechse habe ich es selbst gesehen. , Ka- maͤleon VALISNERI oper. omn. T. II. p. 44. et PARISINI; PA- NAROLUS, BARTHOLIN, h. 62. Cent. II. et de Crocodilo Iesuitae obs. de mathem. p. 50. und den Schnekken ohne Haus Oeconom. Abhandlung. T. VIII. p. 796. . Endlich laufen diese Nerven auch an den Voͤgeln in eins Jn der Gans COLLINS pag. 1046. und dem kalekutschen Hahne PETIT mem. de l’Acad. 1735. c. 6. f. 0. . Man II. Abschnitt. Das Auge. Man zweifelt noch, ob dieses an den kalten Fischen statt finde. Es giebt beruͤhmte Maͤnner, welche von den meisten COLLINS p. 1046. etc. STENONIUS myol. spec. 109. , oder von allen Fischen WILLIS de cerebr. et Nerv. p. 75. MONRO compar. anat. pag. 135. 136. BRIGGS pag. 195. behaupten, daß sie darinnen in keiner Verbindung stehen Am Rochen COLLINS t. 62. f. 1. 2. 3. Asello. t. 63. f. 2. Troita f. 5. CYPINO t. 64. f. 1. und andern Fischen. f. 5. t. 65. f. 1. 2. 3. 4. 5. 6. tab. 66. f. 1. 2. 3. 6. t. 67. f. 1. 3. 4. 6. t. 68. f. 4. t. 69. f. 1. 3. 4. 9. de Hai- go Leipzig, Abhandlung oͤconom. T. IX p. 114. : indessen nehmen sie doch einige aus Die Lamia STENONIUS, hingegen den Hecht, COLLINS tab. 70. f. 3. , oder sie gestehen es, daß sie sich, wiewohl nur mit der Oberflaͤche vereinigen WILLIS l. c. . Jch habe sie in keiner Art von Fischen vereinigt gesehen, weil sie sich nicht vereinigen, da wo sie aus der Hirn- schale herauskommen, und auf einander liegen. So- bald aber ihre hintere Wurzel zwischen den Kammern und dem untern Huͤgelchen des Gehirns hervorkoͤmmt, alsdenn finde ich bestaͤndig, daß sie sich mit einem sehr grossen, und ganz deutlichen Queerbalken vereinigen. Doch es wird auch der streifige Theil der Kammern ( thalami ) von diesem Nervenseile, so wie von einer obern Nervensaite zusammengehaͤngt, welche mit dem vordern Gehirnbande weiterlaͤuft. Bei denen Thieren, darinnen sich die Sehnerven vereinigen, koͤnnte man noch fragen, ob sie sich uͤber- haupt und blos so vereinigen, daß das ganz und gar nicht vermischte Mark des rechten Nerven zum rechten Auge, und das Mark des Linken zum linken Auge fortlaufe. Oder ob es gegentheils uͤbers Kreuz gehe, daß das rechte Auge den linken Sehnerven, und das linke den rechten in sich nimmt. C c c 5 Oder Das Sehen. XVI. Buch. Oder ob sich endlich beiderlei Mark vermische, und das rechte Auge zugleich vom linken Nerven einigen Mark- vorrath, und so das linke vom rechten erhalte. Fuͤr die Durchkreuzung sind die Fische ein Exempel COLLINS p. 1045. 1046. im Hechte t. 69. f. 2. Jm Fische Gurnard genannt tab 70. f. 3. Ueberhaupt besiehe WILLIS p. 75. ferner MONRO Compa- rat. anat. p. 135. 136. , und die Krabben, die Einsiedler SWAMMERDAM bibl. tab. XI. f. 9. . Jch habe selbst gesehen, daß in verschiedenen Fischen Durchkreuzen sich auch in dem Frosche BARTHOLIN Epist. der linke Seh- nerve auf dem rechten liegt, und ohne alle Vermischung einiger Fasern, nach dem rechten Auge zu laͤuft; und daß eben so der rechte, doch tiefer liegend, in das linke laͤuft. Cheselden ist Zeuge, daß von einer Verwun- dung des linken Auges, nicht an der linken, sondern rech- ten Kopfseite, Schmerz und Laͤhmung erfolgt ist pag. 294. 295. , und es glaubt der beruͤhmte Petit, daß es schon aus der Zergliederung selbst erhelle, daß der linke Nerve wirk- lich zum rechten Auge hingehe Memoires de l’Acad. 1736. p. 70. besiehe den aus dem be- ruͤhmten LAPEYRONIE wieder- holten Versuch. . Doch es streiten uͤberhaupt gegen diese Hypothese, viele sowohl alte als neue Krankheitsfaͤlle. So war in dem Berichte des Vesals p. 518. VALVERDA IV. c. 3. p. 311. das rechte Auge sowohl vor der Vereinigung, als hinter derselben kleiner, als gehoͤrig ist, da sich doch das linke in vollkommenem Zustande befand. Weiter sahe Caͤsalpin Quaest. med. 10. L. II. und bei dem RIOLANUS p. 263. einen Menschen, dessen rechtes Auge schwach war, und an dem doch an eben der Seite, und nicht an der linken Seite der Sehnerve erschlafft, und der rechte gut war. Eine aͤhnliche Ge- schichte melden Werner Rollfink De gutta serena c. 4. et LOESEL apud BOHNIUM. conf. MORGAGN Epist. XVI. n. 14. , und der grosse Zerglie- II. Abschnitt. Das Auge. Zergliederer J. Dominicus Santorin pag. 64. , und der beruͤhmte Bertrand pag. 66. . An einem blinden Hunde, war der Sehnerve an der Seite des blinden Auges haͤr- ter, und duͤnner MORGAGN Epist. XVIII. n. 40. , und man traf hinter der Vereini- gung nichts fehlerhaftes an. Da sich dieses nun so verhaͤlt, so scheinet daraus zu folgen, daß die Alten Recht gehabt zu sagen, daß das rechte Auge vom rechten Sehnerven, und das linke vom linken das Vermoͤgen zu empfinden herhabe, und die- ses war auch die Meinung der gesammten Schule so GUIDO de CAULIACO p. 36. CAR. STEPHANUS L. II. c. 49. VESALLIUS, CO- LUMBUS L. 8. c. 3. CASSE- RIUS l. c. c. 16. RIOLANUS in C. B. p. 719. verwirren sich nicht, sondern vereinigen sich, ROLLFINK, diss. anat. p. 713. BRIGGS, in nov. theor. vis. HOVIUS p. 52. le CATT p. 371. BOERHAAVIUS, PORTER- FIELD T. I. pag. 192. T. II. p. 283. BERTRANDI l. c. ; indem es vor dem Galen Leute gab, welche lehrten, daß sich diese Nerven durchkreuzen, und dieses wider- legte Galen selbst Idem ibid. . Jndessen geben doch viele beruͤhmte Maͤnner zu, daß hier einige Verbindung statt finde, daß sich das innerste Wesen der Nerven mit einander vereinige, so wie einige glauben, daß beide Augen von beiden Nerven (NEWTON) gneries n. 15. VATER de visus vitiis. TAY- LOR tab. 5. f. 5. ein gemischtes Mark bekommen. Wenigstens schrieb Ga- len De utilit. part L. X. c. 14. AVICENNA p. 16. b. daß sich die Gaͤnge mit einander vermischen, und davon komme es her, daß wenn ein Gang ver- stopft worden, alle Lebensgeister in den andern uͤber- gehen ORIBAS p. 44. . Die Gruͤnde zu dieser Meinung sind folgende: daß wir mit zweien Augen ein einziges Object sehen GALENUS ibid. , daß wenn sich ein Auge beweget, sich auch das andere mit GALENUS de utilit part. L. X. c. 12. AVICENNA pag. 16. b. Das Sehen. XVI. Buch. mit bewegt: daß Krankheiten sehr leicht von einem Au- ge zu dem andern uͤbergehen, und daß sich Entzuͤndun- gen, welche auch von Wunden herruͤhren, so wie so gar die Blindheit, von einem Auge zum andern fort- pflanzet DEIDIER de tumeurs p. 222. MAGATUS de rer. me- dic. vuln. L. II. n. 21. . Als das linke Auge verwundet war, zeigte sich das rechte gelaͤhmt MEIBOM num. 31. de vulner. : die chronischen Laͤhmungen machen gemeiniglich beide Augen unbeweglich HENKEL Epist. ad KES- SELRINGIUM ex Cl. de S. YVES Erfahrung, add. MOR- GAGN. Ep. XIII. n. 19. . Hiezu kann man noch fuͤgen, daß keine andere Ursache, diese Ver- einigung zu bewerkstelligen, welche bei diesen Nerven, als dem einzigen Exempel so weitlaͤuftig bei verschiede- nen Thieren vorkoͤmmt, vorhanden ist. Man sagt auch, daß unter allen Thieren, das Kamaͤleon allein PEIRESC. vit. pag. 345. PARISINI BARTHOLINUS hist. 62. Cent. II. FLACOURT Madagascar p. 155. SPON Voya- ge etc. GODDARD philos. transact. num. 137. VALISNERI T. II. p. 11. p. 396. seine Augen auf verschiedene Weise bewege, und mit dem einen hinauf, mit dem andern aber herabsehen koͤnne. Dieses soll davon herruͤhren, daß sich in dieser Eidechse die Sehnerven nicht mit einander vereinigen BARTHOLINI l. c. . Daß hierunter etwas wahres zu stekken scheine, daß et- was aber auch eine andere Auslegung anzunehmen, ist eine Sache, welche ich noch beruͤhren muß. Daß sich beide Augen im Menschen zugleich bewegen, scheinet nicht so wohl von den Sehenerven, als von der aͤhnli- chen Nothwendigkeit beider Augen, wegen der Veraͤn- derung des Lichts, und der Lage des sichtbaren Objekts abzuhaͤngen: denn es bewegen sich sowohl die Augenlie- der, als der Stern zugleich mit PORTERFIELD II. pag. 390. 391. , und es bekom- men die Muskeln, wodurch diese Bewegungen veranlas- set II. Abschnitt. Das Auge. set werden, nicht vom Sehnerven, sondern vom drit- ten, fuͤnften und siebenten, ihre Aeste her. Man sagt noch, daß sich beide Augen zugleich, kraft der Gewohn- heit PLEMP ophthalmogr. L. IV. propos. 13. PERRAULT, PORTERFIELD. bewegen lassen. Doch es haͤtten diese Schrift- steller, auch die Ursache von dieser Gewohnheit nennen sollen. Ohne Zweifel sehen auch Jnsekten ein einziges Bild, da man doch von diesen gezeiget hat, daß in ih- nen die Sehnerven sehr zahlreich sind, sich nirgendswo vereinigen Von diesen umstaͤndlicher in der Sect. IV. , und es entspringen in ihnen endlich, wel- ches sehr merkwuͤrdig ist, die Sehnerven aus verschie- denen Staͤmmen, welche auch nach andern Theilen hin- gehen LYONNET de la Chenil- le du saule p. 561. . Wir empfinden auch den Schall einfach, ob derselbe gleich in zweien Ohren vorgehet PORTERFIELD, I. pag. 193. . Vom Kamaͤleon haben wir gezeiget, wie es falsch sei, daß sich die Sehnerven in demselben nicht ver- einigen p. 284. Solches erinner- ten schon PARISINI. . Jndessen scheinen doch die Krankheiten, und der Au- genschein selbst, vermuthen zu lassen, daß hier etwas wahres mit unterlaufe Vermischt beschreibet sie PETITUS memoires de l’Acad. 1726. p. 69. 70. . Denn wenn die Natur schlecht weg die Sehnerven, aͤusserlich und bis zur Ober- flaͤche haͤtte vereinigen wollen, so haͤtte sie dieses, nicht mit der Vermischung des Marks, sondern durch ein Fadengewebe leicht erhalten koͤnnen, welches beide Ner- ven bei ihrer Vereinigung verbunden haͤtte. Endlich bekoͤmmt die gemeinschaftliche Bewegung beider Augen nicht von den Muskeln, sondern selbst von dem verei- nigten Marke der Sehnerven ihren Anfang. Man er- weiset nehmlich, daß die Verengerung des Regenbo- gens Das Sehen. XVI. Buch. gens, die vom Lichte herruͤhret, vom Nezzhaͤutchen ge- schehen. Doch es erweitert sich auch der Regenbogen eines geoͤffneten Auges ohne Veraͤnderung des Lichts, wenn sich der Regenbogen des geschlossenen Auges ver- groͤssert PORTERFIELD II. pag. 110. 113. FABRICIUS apud eund. II. p. 92. , und im Staar zieht sich mit dem guten Auge oͤfters auch die Pupille des blinden Auges zusam- men DUDELL of the cornea p. 140. WHYTT, vital. mot. p. 114. . Vielleicht ersezzt in den Fischen der Queer- streif, welcher die Sehkammern vereiniget, da wo die Sehnerven herauslaufen, die Stelle dieser Vereinigung. Daß sich in dieser Sache eine Verschiedenheit zeige, und daß einige Sehnerven einzig und allein nahe an einan- der liegen, andere hingegen unterschiedentlich nach ihren Augen hinlaufen, scheinet zu unbestaͤndig, und der Wei- se der Natur widersprechend zu sein ESCHENBACH anat. pag. 969. . §. 3. Von da zum Auge hin. Es wird der Sehnerve von seiner Vereinigung mit dem Nebennerven, in das Loch, welches in dem keil- foͤrmigen Knochen eingeschnitten ist, aufgenommen, und von da laͤuft er weiter nach vorne, nach aussen, und ein wenig herab durch die Augenhoͤle fort ZINN 192. Comm. Got- ting T. III. p. 116. . Es beweget sich auch derselbe nicht wie man in gemei- niglichen Figuren zeichnet, nicht in gerader, sondern ein wenig schlangenfoͤrmiger Linie WINSLOW memoires de l’ Acad. 1721. p. 313. TAYLOR tab. 5. f. 5. Icon. anat. Fasc. I. l. c. art. bas. cran. et fasc. VII. t. 6. f. 2. ZINN l. c. , aber doch so, daß er gerade ist, wenn man seine Beugungen vergleichet. Er ist zugleich ein wenig zusammengedruͤkkt Vielleicht koͤmmt es da- von . Er naͤhert II. Abschnitt. Das Auge. naͤhert sich aber der Augenkugel, und schließt sich an die- selbe an, und zwar mit einem ziemlich merkwuͤrdigen Stuͤkke, und etwas mehr nach inwendig zu EUSTACH in iconib. t. 39. f. 2. 3. 4. 5. t. 40. f. 1. 2. 3. PLEMP. p. 30. SCHEINER nerv. opt. p. 243. PEIRESC vit. p. 291. SHARPE chir. oper. T. X. D. RAI wisdom of god. WINSLOW memoir. de l’Acad. 1721. p. |314. |et exposit. anat. n. 227. PORTERFIELD Ess. of a societ. at Edim. T. III. p. 170. BOERHAAVE praelect. T. IV. p. 171. welcher den WINSLOW wegen dieser Erfindung erinnert S. GRAVEZANDE tab. 100. f. 5. , als die Achse der Laͤnge zu sehen ist, so daß das Stuͤkk von der Augenkugel nach der aͤusseren Seite des Nerven zu, viel groͤsser als dasjenige ist, welches sich nach dessen innern Theilen zu kehret. Diese Neigung behalten die meisten Thiere ARANTIUS c. 18. , und man siehet sie am Kalbe, Schaafe, der Kazze, Hunde, Pferde BOURGELAT T. II. p. 2. 149. und in den meisten Voͤ- geln Struthione PARISINI. , wie auch Fischen. Jndessen lese ich doch, daß es Thiere gebe, in denen der Nerve beinahe Am Luchsen, die PARIS. Am Schwein tayacu, philosoph. transact. n. 153. in den Mittelpunkt des Auges, oder uͤberhaupt in die Ach- se, und der Crystallinse gegenuͤber, eintritt Phoca PARISINI. . §. 4. Der Bau. Wir muͤssen diesen Bau mit desto groͤsserm Fleisse vortragen, da kein anderer Nerve in dem menschlichen Koͤrper so, wie dieser, gebauet ist. So bringt der Seh- nerve ganz allein FALLOP. p. 136. b. MOR- GAGNI Epist. XVI. n. 16. pag. 184. 185. MERI memoires de l’Acad. 1712. p. 256. etc. Zwei Haͤute des Sehuerven hat, doch ohne Namen zu geben, RUY- SCHIUS thes. I. ass. II. n. 11. ass. II. num. I. Epistol. XIII. tab. 16. f. 4. , so lang als er ist, von dem Loche, wo von her, daß man geschrieben, die Sehnerven wuͤrden, je naͤ- her sie ihrer Vereinigung kaͤ- men, kleiner. TAYLOR anat. du globe de l’oeil p. 26. und nach der Vereinigung groͤsser, wie im Loͤwen, die PARISINI. Das Sehen. XVI. Buch. wo er aus der Hirnschale herauskommt, die hartige Hirnhaut, und deren inneres Plaͤttchen ins Auge mit sich, und er ist in derselben, wie in einer runden Schei- be le CATT pag. 371. ZINN Comm. Soc. Gott. T. III. p. 116. CASSER tab. L. X. tab. 9. f. 1. , die aber doch weich und biegsam ist Am Lamentin sollen die Sehnerven hart, und knorplich sein, wie solches ausdruͤkklich gemeldet wird, a RONDELE- TIO p. 391. Doch sind sie wirk- lich weich. Mercure de France Decembr. 1752. , von allen Seiten eingeschlossen. Doch zeigt sich vornaͤmlich die duͤnne Gehirnhaut Conf. le CATT pag. 373. MERY memoires de 1713. pag. 255. 257. ZINN p. 193. an diesen Nerven Ganz allein FALLOPIUS, observ. pag. 137. sonderlich NI- CHOLLS p. 4. offenbar, und sie macht davon eine einzige Bekleidung, welche sich auch mit einem Mes- serchen abheben laͤßt; und von dieser Bekleidung ist wie- derum der ganze Nerve, und nicht blos dessen einzelne Schnure, wie sonsten die Eigenschaft anderer Nerven ist, eingewikkelt. Jn der That kommen aus dieser Bekleidung subtile und faͤchrige Scheidewaͤnde WINSLOW num. 255. MALPIGH. philos. transact. n. 27. MERY l. c. pag. 221. t. 13. ST. YVES p. 16. ZINN. l. c. hervor, und wenn sich diese zwischen das Mark einsenken, so theilen sie dasselbe auf verschiedene Weise, doch aber nicht in deutliche Schnuͤre, dergleichen man an andern Nerven findet. Wenn man dahero das Mark ausdruͤkkt, so erscheinet der aufgeblasene und trokke Nerve MAUCHARDT de cornea p. 14. MERY p. 259. faͤchrich LEEUWENHOECK phil. transact. n. 117. MERY p. 256. 257. Ess. of a Society at Edimb. T. II. p. 388. Fasern nannte es von HORNE de saliv. Diss. III. . Es sollen diese Scheidewaͤnde in einigen Fischen die Gestalt eines gefalteten und gegen sich zuruͤkkgeschlagenen Tu- ches EUSTACH oss. Exam. MALPIGHI de cerebro p. 8. posth. p. 25. Am Schwerdtfische und thynno, zu einem plagia- rius machte den MALPIGHIUM SBARAGLI vigil. pag. 5. Doch MALPIGHI bedurfte keiner frem- den Schaͤzze. haben. End- II. Abschnitt. Das Auge. Endlich ist in der Scheide, von der wir geredet ha- ben, und welche von der duͤnnen Gehirnhaut entsprin- get, ein Mark enthalten FALLOPIUS p. 138. Vid. Vid. L. III. c. 2. MALPIGH de cerebr. p. 9. MERY memoires de l’Acad. 1712. p. 254. v. HORNE Duct. saliv. III. Weisse Theile, siehe LEEUWENHOECK l. c. gleichsam Milchtropsen, drangen hervor, wenn man den Nerven druͤkkte MAIOR Colleg. med. cur. spec. III. Vielleicht war die- ses die breyige Materie an dem Sehnerven einer blinden Stutte MURALT Vadem. p. 223. und gleichsam eine Gehirnsubstanz im Ochsen philos. transact. n. 108. und vorlaͤngst bei dem SPIGE- LIUS p. 186. , welches in der Frucht wie ein Gehirnmark, in erwachsenen Menschen etwas haͤrter, und am haͤrtesten in einigen Thieren ist, der- gleichen die Wasservoͤgel sind. Jch habe diejenige faserige Schnuͤre in Menschen niemals gesehen Habet VESAL Chin. rad. p. 187. ROLFINCK. MALPIGH negat. MERY p. 257. , wel- che anderen Nerven aͤhnlich sein sollen, obgleich an die- sen Nerven einige Streifen hervorkommen, welche nach seiner Laͤnge laufen. Man kann an einem Ochsenauge die Nervenschnuͤre deutlich sehen, welche sich von der duͤnnen Gehirnhaut einfinden. Dieses zeiget sich an den Fischen, und so gar auch an den kleinen ganz deut- lich: und es sammlen sich eben so, wie in dem grossen Eustachianischen Fische so auch in den kleinsten Tro- ctis die Markplaͤtchens in Falten, in eine einzige Schnur, und eben so unterscheidet sich auch uͤberhaupt der Seh- nerve im Reiher durch seine parallele Falten. Doch es zeiget sich auch das Fadengewebe, welches hier die Plaͤt- chen verbindet, ganz leichtlich. Da sehr viele kleine Schlagadern, von denen ich am andern Orte reden will, durch dieses Mark, entweder zum Auge hinlaufen, oder doch zu dem Wesen des Mar- kes selbst gehoͤren, so erscheinen am Sehnerven pori RUYSCH l. c. Epist. XIII. Tab. 16. f. 4. 5. Thes. X. n. 164 etc. WILLIS BRIGGS ophthal- mogr. f. 6. conf. PORTER- FIELD Ess. T. III. p. 256. et MORGAGN. Epist. XVII. n. 39. ex porco. , wenn H. Phisiol. 5. B. D d d Das Sehen. XVI. Buch. wenn man diesen trokknet, nach einer Linie durchschnei- det, welche mit der Achse perpendiculair laͤuft. Unter diesen kleinen Schlagadern befindet sich eine groͤssere, welche wir am andern Orte beschreiben wol- len Conf. Icon. anat. Fascic. VII. tab. 6. f. 2. 7. 6. , und deren ziemlich grosser Durchschnitt bereits den Alten bekannt war. Sie nannten sie porus, oder einen Gang, durch welchen die sichtbare Gestalten zum Gehirn kaͤmen; und man hatte noch nicht Uebung ge- nug, die Natur der Sache auszulegen, ob sie gleich die Sache selbsten sehr wohl gesehen haben. Es ist naͤm- lich dergleichen Schlagader, deren Oesnung an einem zerschnittenen Sehnerven deutlich uͤbrig bleibt, allezeit im Menschen Habet EUSTACHIUS t. 40. f. 2. 3. 11. 12. oss. exam. p. 227. SPIGEL p. 187. PLEMP. p. 30. SALZMANN obs. I. v. HORNE duct. saliv. III. RIO- LAN pag. 264. daß sie im Ur- sprunge hol sind BARTHOL. Hist. 32. Cent. I. S. ALBERTI pag. 30. , und in Fischen zugegen, wie auch an den grossen vierfuͤßigen Thieren, indem der Eingang des Nerven in ihnen rund ist, obgleich andere, welche dem Galen zuwider sind, weil sie die Sache an einem andern Orte gesucht haben, solches nicht gesehen haben wollen BERENGARIUS pag. CCCCLII. Vom Menschen, und nach dem Gesichte, VESALIUS L. IV. pag. 510. 518. Chin. rad. pag. 181. COLVMBUS FALLO- PIUS p. 138. LAURENT. p. 579. CASSERIUS c. 16. DIERMER- BROECK pag. 497. I. M. HOF- MANNUS in idea phys. path. BOHN pag. 292. phil. transact. n. 108. LEEUWENHOECK phil. transact. n. 117. VIEUSSENS p. 159. SCHACHER admin. anat. n. 4. . Es ist in der That kein Gang, und er kann auch keine Lichtstrahlen durchlassen. Der HEROPHILUS hat es zu- erst porus genannt, eben dieses bei dem EUDEMO. GALEN de libro prop. HIPP. et PLAT. De- cret. L. VII. c. 4. de vsu part. L. X. c. 12. L. XVI. c. 3. de caus. symptom. L. I. c. 2. etc. ORI- BAS pag. 261. Wege von dem Sizze der Seele zu den Augen hin geboret nannte es der Red- ner CICERO tuscul. qu. L. I. Und vorher nannte es Gaͤnge, die von den Augen zu den Gehirn- haͤuten laufen, ARISTOT. gener. L. II. c. 6. Jn allen Kupfern zeichnete diesen Porus der EU- STACHIUS. Jm Kameele be- schreiben es PARISINI; und im Luchse und Kazzenparder, der be- ruͤhmte DUVERNOI habet COR- TESIUS miscell. I. p. 28. II. Abschnitt. Das Auge. Der beruͤhmte Zinn vergleicht diese Streitigkeiten mit einander pag. 194. Vide Fascic. Anat. VII. tab. ocul. f. 2. 7. b. , und will, daß dieser porus in der That erst seit der Jnsertion der Mittelschlagader des Nezzhaͤutchen und nicht ehe sichtbar werde, folglich nur in der Nachbarschaft des Auges zum Vorschein komme. Uebrigens begiebt sich in allen Thieren, auch in dem allerkleinsten der Nervenmark deutlich ins Auge, wie man an den Bienen, Fliegen, Raupen An der Seidenraupe, MAL- PIGH p. 40. , Krabben SWAMMERDAMM t. XI. f. 9. , dem Einauge SCHAEFFER gruͤne Arm- polypen p. 29. mit so vielem unterschiedenen Faͤden- werke als kleine Augen vorhanden sind, die ein einziges grosses ausmachen STANGARI Comm. Bo- non. T. I. p. 301. . Die Nerven sind fast allezeit einfach, und ohne Aeste. Jndessen machen sie doch am Blakfische nicht nur einen Knoten, sondern sie schikken auch Aeste zur Aderhaut des Auges SWAMMERDAM p. 893. ; und es giebt unter den Sehnerven der Raupen einer auch noch einen andern Ast von sich Apud LYONNET. , welcher ausser dem Auge noch zu andern Theilen hinlaͤuft. §. 5. Das Ende der Membranen. Die Sehnerven und die dunkle Hornhaut LEUKOS RUFI, L. II. p. 54. Es dringt der Sehnerve sowohl im Menschen, als in den vierfuͤßigen Thieren, tief in die Augenkugel hin- ein, welches wir am andern Orte weitlaͤuftiger bemer- ken wollen, und er haͤngt sich an diese Kugel, durch ein Fadengewebe aufs genaueste an. D d d 2 Es Das Sehen. XVI. Buch. Es ist aber in dieser Gegend, wo sie den angewachse- nen Sehnerven empfaͤngt, die aͤusserste Bekleidung die- ser Kugel mit der harten Membran des Nerven genau zusammengewachsen. Es bestehet diese weisse Beklei- dung ZINN pag. 6. Doch ist die Haut an der Taube, wie es scheint, vom ausgetretnen Safte purpur- roth. aus einem dichten Fadengewebe, sie ist ohne deutliche Fasern und Plaͤttchen Idem p. 4. Daß sie sich im Maeeriren in verwikkelte Faͤden, und vom Kochen zu Leim ver- wandeln DUVERNEY I. p. 143. dichte und feste, wird von kleinen Gefaͤssen RUYSCH Epist. p. 11. und wenigen und sehr kleinen Nervchens Num. 28. durchstrichen, und hat also wenig Em- pfindung PORTERFIELDT I. p. 139. Der Schmerz entsteht von der coniunctiua, oder von Nerven, die zwischen ihr und der sclero- tica laufen. , sie wuͤrde die ganze Augenkugel umflech- ten, wofern sich nicht an dieselbe vorne die Hornhaut anschloͤsse, zu deren Aufnahme ein rundes und etwas ovales und gegen die Nase zu breiteres Stuͤckchen, naͤmlich die dunkele Hornhaut ( Sclerotica ) ausgeschnit- ten ist. Der hintere Theil dieser dunklen Hornhaut ist dikker im Menschen WINSLOW n. 213. ZINN p. 7. MORGAGN. Epist. XVI. num. 38. und in den vierfuͤßigen Thieren, und sie wird vorne duͤnner, ausser daß sie bei der Einfuͤgung der geraden Muskeln von neuen etwas dikker zu werden scheint RUYSCH thes. II. ass. I. n. 10. MORGAGNUS Epist. XVI. n. 39. . Doch es ist dieser Zuwachs dem Wesen der dunklen Hornhaut zuwider, und sie wird nicht wirklich daselbst dikker ZINN p. 8. PETIT me- moires de l’Acad. 1726. p. 20. . Sie ist vorne in den Voͤgeln dikker, und hinten zaͤrter. Jn den Wasservoͤgeln ist das aͤusse- re Plaͤttchen haͤutig, und das inwendige hornartig. Sie besizzt keine andere Kraft sich zusammen zu ziehen, als die, welche sie mit allen Theilen des menschlichen Leibes gemein II. Abschnitt. Das Auge. gemein hat. Sie macht es, daß in Augenwunden die glaͤserne Feuchtigkeit, die Aderhaut, und die Nezzhaut herausdringt PETIT memoires de 1728. p. 219 ZINN p. 5. . Nun haben die Alten diese Haut GALEN de usu part. L. X. c. 2. FABRICIUS c. 3. BAR- TISCH Augendienst pag. 8. b. MOLINETTUS in icon. mit allgemeiner Uebereinstimmung fuͤr die Fortsezzung der harten Ge- hirnhaut uͤber das Auge angesehen, und selbst einige grosse Maͤnner unter den neuern MORGAGN. le CATT hi- stoire de l’Acad. 1739. p. 19. ME- RY memoires de l’Acad. 1712. p. 255. nebst einem angefuͤhrten Versuche. halten davor, daß man von dieser Meynung nicht abweichen muͤsse. Man fieng daher im vorigen Jahrhunderte an, an dieser Fortsezzung zu zweifeln GUENELON l. c. p. 323. DU HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. Daß die Bekleidungen der Augen vor dem Gehirne vollkom- men sind VALSALVA diss. posth. II. n. 3. DUVERNEY posth. I. p. 143. WINSLOW n. |225. HEISTER de choroid. n. 2. ALBINUS apud LOBE de oculo p. 14. KAAUW per spir. n. 56. HEUERMANN T. II. p. 823. ZINN p. 11. SENAC etc. , weil die harte Haut weniger dikk ist Am Wallfische RUYSCH Thes. II. tab. I. f. 1. 2. 6. |Thes. max. n. 51. RAV. catal. rarior. p. 37. DUVERNEY. , als daß sie die dunkele Hornhaut hervorbringen sollte, da der Bau derselben in Voͤgeln und Fischen von der harten Haut unterschieden, und hin und wieder knorplich zu seyn scheinet. Dahero behaupten die meisten unter den neuern, daß die dunkele Hornhaut ( Sclerotica ) eine besondere FALLOPIUS. WINSLOW n. 225. ALBINUS beim MOH- RING de visu p. 33. KAAUW physiolog Amst. edita p. 510. , und von der harten Haut unterschiedene Bekleidung sei, wobei dennoch einige zugeben, daß die harte Haut, uͤber der dunklen Hornhaut, gleichsam eine aͤussere Schaale oder wenigstens ein Fadengewebe uͤberwerffe ALBINUS l. c. WINS- LOW. , wel- che die dunkle Hornhaut umgeben soll ZINN p. 9. 10. . D d d 3 Mor- Das Sehen. XVI. Buch. Morgagni Loc. cit. n. 16. 17. Fuͤr die- se Meynung erklaͤrt sich auch der le CATT p. 372. est Histoir. de l’Acad. 1739. p. 25. GATAKER of the eye p. 42. , welcher die Zweifel der vorigen in Ueberlegung zog, hatte doch mit den Alten einerlei Mei- nung, und glaubte, daß die dunkle Hornhaut, sowohl in Menschen, als in Hunden, vor der harten Gehirn- haut eine Fortsezzung sei. Man hat auch in der That eine neue Erfahrung, die uns diesen Bau vermuthen laͤßt. Denn da das innere Plaͤttchen der dunklen Horn- haut, von welchem wir sogleich reden wollen num. 6. , offen- bar eine Fortsezzung von der duͤnnen Gehirnhaut ist, so wird dadurch sehr wahrscheinlich gemacht, daß die aͤus- sere Bekleidung des Auges, von der aͤusseren Membran des Sehnerven eben so gebildet werde, wie die inwen- dige Dekke des Sehnerven der Augenkugel ihre innere Haut giebt. Jndessen giebt es doch bisweilen gar zu sichere Graͤn- zen, zwischen den Sehnerven und der dunklen Horn- haut ZINN Comm. Gott. l. c. p. 119. 120. tab. I. inter C. P. hist. ocul. p. 10. 11. An der Gans raget zu beiden Seiten eine lan- ge Linie an der innern Flaͤche der sclerotica hervor, die das Ende der harten Bekleidung des Ge- hirns ist. : es sind faͤchriche Faͤden vorhanden, die den Nerven mit derselben verbinden, und wenn man diesel- ben langsam, und mit Geduld wegschneidet, so bleibt an der dunklen Hornhaut STENONIUS in lamina. Myol. spee. I. p. 102. ein Loch: es laͤßt sich auch eine knorpliche Membran von einer weichen Bekleidung nicht wohl herleiten An der Gans ist sie hart, und fast knorplich, an der Nacht- eule besiehe den ALDROVAN- DUS paralipom. p. 6. Auch an der Nachteule, schreibt SEVE- RIN p. 336. Knorplich in pisce molae nach dem Berichte I. PLANCUS Comm. Bonon. T. II. p. 2. p. 300. Xiphiae. SCHEL- HAMMER disp. de eo pisce. Conf. MORGAGN Epist. XVI. n. 40. in vielen Wasserthieren. An den Fischen uͤberhaupt. STE- NONIUS myol. spec. GUENEL- LON nouv. republ. des Lettres 1686 mars. Fast knochig in dem galeo; die PARISINI. ; es durchbohret auch der Sehe- nerve II. Abschnitt. Das Auge. nerve in vielen Thieren offenbar die dunkle Hornhaut, und dahero aͤndere ich nunmehro meine Meynung, da ich sehe, daß die Hornhaut eine besondere und jederzeit bestaͤndige Bekleidung sei, mit welcher sich die Beklei- dung des Sehenerven mittelst eines sehr kurzen Faden- gewebes vereiniget. Ein Theil dieser Bekleidung ist bisweilen auch im Menschen, knochig befunden worden BLAS L. VI. obs. 8. Er- weicht, nimmt sie mit dem Alaun eine harte Art an sich DUVER- NEY l. c. . §. 6. Das schwarze Plaͤttchen der dunklen Hornhaut. Die alten Schulen haben durchgaͤngig gelehret, daß die Aderhaut GALENUS de usu part. L. X. c. 2. Auch vor kurzem MERY memoir de l’Acad. 1712. BERTRANDI p. 57. negant WINSLOW HEISTER de Cho- roid. etc. Daß sie am Anfange des Augapfels verschwinde DU- VERNEY l. c. p. 145. eine Fortsezzung von der duͤnnen Ge- hirnhaut sey, und sie hatten darinnen nicht Unrecht. Es hat naͤmlich Claudius Nicolaus le Cat uͤberhaupt zuverlaͤßig bezeiget p. 373. add. HEISTER de l’Acad. 1739. p. 19. 25. ZINN p. 11. Comm. 121. t. I. P. prim. lin. phys. n. 504. , daß die inwendige Bedekkung des Sehenerven sich in das besondere Plaͤttchen der Hornhaut verwandele, welches inwendig liegt, zart und braun ist, mit der dunklen Hornhaut einerlei Laͤnge hat, und sich in jungen Personen nur schwach, in er- wachsenen aber feste mit der dunklen Hornhaut verbin- det ZINN p. 6. 12. Comm. fig. cit. , dergleichen man auch in andern vierfuͤßigen Thieren findet. Daß aber die duͤnne Gehirnhaut ein inneres Blaͤttchen haben soll, woraus die Aderhaut wurde le CATT p. 373. , dieses finde ich nicht; und es erhellet mehr als zu deutlich, daß auch nicht der Schriftsteller solches D d d 4 gefun- Das Sehen. XVI. Buch. gefunden habe, welcher die Aderhaut, blos von den Gefaͤssen und kleinen Nerven entstehen laͤßt Ibidem. , welche inwendig aus dem wahren Plaͤttchen herauslaufen. §. 7. Die Hornhaut. Man giebt dieser ganz allein mit besserm Rechte den Namen, den sowohl die Alten Keratoeidis RUFUS SUI- DAS II. pag. 349. POLLUX p. 187. als neuern, sonder- lich unter den Franzosen, mit der Sclerotica getheilet haben: denn sie ist es ganz allein, die durchsichtig ist, und aus Plaͤttchen bestehet; und sie ist uͤberhaupt in al- len Arten von Thieren, welche Augen haben, und so gar auch in den Fliegen Am Ephemero. PUGET Lett. II. p. 82. muscae. HOOKE microgr. obs. 77. ape SWAM- MERDAM p. 490. 496. 497. , Sommervoͤgeln PUGET f. 3. t. 1. p. 118. , Heu- schrekken Idem Iournal des Savans 1702. n. 5. p. SWAMMERDAM p. 336. , Kefern (p), Spinnen HOOCKE obs. 47. und Krebsen PUGET p. 109. SWAM- MERDAM p. 206. , durchgaͤngig hart, trokken LYONNET insect. theol. T. II. p. 29. , und an den Schalen- thieren sehr feste PORTERFIELD on the eye T. I. pag. 144. Weich ist sie allein an der Tarantel HOM- BERG, memoires de 1707. p. 351. . Jhre Figur ist zirkelrund, doch verlaͤngert sie sich ein wenig mehr nach inwendig gegen die Nase zu WINSLOW n. 215. MOR- GAGN Epist. XVII. num. 10. TAYLOR p. 20. SCHARPE tab. X. D. ZINN p. 23. . Sie lieget dergestalt uͤber der dunklen Hornhaut, daß sie erha- bener ist WINSLOW n. 215. FA- BRIC. P. III. c. 2. FALLOP. p. 213. b. 214. , und gleichsam als ein Segment einer klei- nen Kugel auf der groͤssern Augenkugel aufliegt, wel- ches man sowohl am Menschen, an der Frucht und jun- gen II. Abschnitt. Das Auge. gen Personen PORTERFIELD I. p. 168. , als auch an den vierfuͤßigen Dem Luchs PARISINI. , ja noch besser in allen mir bekandten Voͤgeln Bei dem Strauß, und bei einem jedem Vogel PORTER- FIELD T. II. p. 160. MONRO comparat. anat. p. 114. , oder auch am besten an den Raubvoͤgeln sehen kann Jm Falken Paon et pyth. epist. p. 342. Dem Adler PARI- SINI. Der Eule PETIT memoi- res de l’Acad. 1736. p. 137. . Man hat aber ihre Convexitaͤt so bestimmt Am Geier und der Eule habe ich es mehrmalen so be- funden. , daß am Menschen der Durchmesser dieser Kugel sieben, achtehalb und sie- ben dreiviertel Linien MAUCHART de cornea p. 18. sei, deren Segment die Horn- haut ist, so wie man acht Linien zum Durchmesser der- jenigen Kugel auswirft, die das Auge selbst vorstellt PETIT memoires de l’A- cad. 1728. p. 294. MAITREIEAN PORTERFIELD Ess. of a Societ. a Edimb. T. IV. p. 133. . Es sind die Maasse des beruͤhmten Pemberton, wel- cher der Achse des Auges \frac{9}{10} englische Zolle giebt, und die Hornhaut zu einer Kugel von \frac{8}{10} macht De facult. qua ocul. n. 8. , oder des Martinius nicht sehr unterschieden, welcher den Radius zu fuͤnf und dreißig Linien schaͤzzt Optiks p. 347. . Sie ist bei alten Personen IURIN distinct. vis. p. 147. le CAT p. 494. PORTERFIELD I. p. 168. weitsichtiger, und neu- gebohrnen Menschen flaͤcher MAUCHART de cornea p. 22. PETIT memoires de 1727 p. 248. , an den Fischen sehr flach LEEUWENHOECK Phil. transact. n. 293. STENONIS myolog. spec. p. 102. DERHAM physico-theol. L. 18. c. 2. GE- RING piscatur. salm. SMITH remarks p. 11. PLANKUS l. c. p. 300. Ausgenommen die mu- stela, wo sie sehr convex ist. , sehr dikke an der Kazze, und ungemein duͤn- ne am Reiher. Sie verbindet sich schief mit der dunklen Hornhaut DIONIS pag. 566. BRIS- SEAU p. 9. und zwar dergestalt, daß die Hornhaut darunter und inwendig, die Sclerotica aber oberwaͤrts, und aus- D d d 5 wendig Das Sehen. XVI. Buch. wendig PETIT lettre sur le cry- stallin p. 5. memoires de l’Acad. 1728. p. 297. nach dem gewoͤhn- lichen Bau MORGAGN. Epist. XVII. num. 19. PORTERFIELD Ess. n. 19. ZINN p. 23. zu liegen koͤmmt; die lezzte vorne uͤber der Hornhaut, diese aber hinterwaͤrts unter der Horn- haut fortgehet. Auf solche Art ist die Hornhaut von hin- ten breiter, die Sclerotica aber von vorne breiter, so daß der Unterscheid beinahe den zehnten Theil einer Linie be- traͤgt. Man kann dieses an den wiederkaͤuenden sehr deutlich sehen, und es ist gleichsam die Hornhaut vorne eine Fortsezzung von der Sclerotica, so wie sie sich von hinten schief und ruͤkkwaͤrts an sich schließt. Jm Wolfe und dem Dachse ist die Hornhaut zugleich inwendig laͤnger. Jm Haasen enthaͤlt die Sclero- tica sowohl von vorne, als von hinten die Hornhaut in sich. Nach einer langen Erweichung im Wasser, wenn man sie in siedendes Wasser wirft, scheidet sich die Horn- haut, und die Sclerotica von einander Le MAIRE de hypopyo. . Vor der Hornhaut und vor der Sclerotica haͤngt ein Vorhang, den die zusammenfuͤgende Augenhaut und das Oberhaͤutchen hergeben. Dieser Vorhang scheidet sie von der Sclerotica, vermittelst eines haͤufigen Fadengewebes, in welchen sowohl die Gefaͤsse, welche an lebendigen Menschen sehr bekannt sind, und durch Entzuͤndungen groͤsser werden, wie auch sehr empfind- liche Nerven, laufen. Dieser Vorhang haͤngt mit der Hornhaut sehr feste zusammen PETIT memoires de l’A- cad. 1726. p. 710. conf. p. 316. MORGAGNUS etc. , er laͤsset sich aber doch durchs Wasser und Maceriren davon absondern. Jch habe bereits gesagt, daß auch das Oberhaͤutchen vor der Hornhaut herablaufe p. 316. 317. . §. 8. II. Abschnitt. Das Auge. §. 8. Der Bau der Hornhaut. Ob sie sich gleich mit der Sclerotica sehr genau, und oft mit Wechselweise in einander laufenden Flam- men ZINN p. 19. vereinigt, so hat sie doch keinen sehr verschie- denen Bau Recht MAUCHART de ungue pag. 11. 12. FALLOPIUS pag. 213. b. Am gallo ist sie ver- schieden PARISINI. von der Sclerotica. Es findet naͤmlich an der Hornhaut jederzeit und in allen Thieren eine Durchsichtigkeit statt, welche oft und sonderlich an Voͤ- geln, auch nach ihrem Tode, wie auch an der trokkenen Hornhaut noch statt findet MAUCHART de cornea p. 23. , wiewohl sie sonst von sie- dendem Wasser CUNEUS apol. p. 42. , gluͤendem Eisen Idem ibid. , und Benezzung der sauren, oder brennlichen Geister ihre Durchsichtig- keit verliehret Idem ibid. , und nach dem Tode dunkel wird. Sie ist an einem neugebohrnen Menschen weniger durch- sichtig, und entweder roth PETIT memoires de l’A- cad. 1727. pag. 247. et ZINN p. 24. die ganzen Augen sind roth. CHEOUET duct. aquos. pag. 14. de trib. tumor. pag. 22. , oder gelb gefaͤrbt, wie ich einigemal gesehen habe. Sie ist sehr schoͤn an dem Huͤhnchen, welches noch im Ey ist. Mit den Jahren wird sie immer dunkler Vom Jahre 16 DUDDELL hornicoat p. 67. , und im Alter dunkel und grau CUNEUS, DUDDELL. . Dahero ist sie von beruͤhmten Maͤnnern nicht vollkommen durchsichtig gesehen worden. Wenn man sie uͤber eine Schrift haͤlt, so zeigen sich die Buch- staben offenbar groͤsser, wie wohl nicht so groß, als wie bei der Crystallinse; und sie sind sehr groß, wenn man sie durch das Kaninchenauge sieht MAUCHART de cornea p. 28. . Sie Das Sehen. XVI. Buch. Sie besteht ferner aus Plaͤttchen RUFUS II. p. 55. VESAL p. 803. ARANT. obs. pag. 66. FABRIC. c. 2. , deren man deutlich, so viel als man will, drei Jm Fische GUENELLON l. c. , vier MAUCHART de corn. n. 9. 10. ACHILLINUS p. XIV. , sie- ben LEEUWENHOECK ar- can. nat. detect. p. 17. , vierzehn Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 10. , sechszehn PAULI progr. a. 1721. ver- mittelst Siphonis WOLFIANI. , nach der Reihe mit einem Messer abheben kann; oder sie scheiden sich auch in Krankheiten davon MAUCHART de ung. loc. cit. , da sie von einem sehr zarten Fadengewebe ZINN pag. 20. MAU- CHART l. c. an einander gehaͤnget sind. Der dikkere Theil dieses Plaͤttchens befindet sich im Umkrei- se, und der duͤnnere Theil mitten an der Hornhaut ORIBAS p. 38. PARISINI Am Loͤwen, Luchsen BERTRAN- DI p. 55. hier \frac{1}{24} ″ dort \frac{1}{30} . . Sie ist in der Frucht dikker ZINN p. 22. , bis auf eine Linie Idem. , und daruͤber Bis \frac{4}{3} , da sie ist. ⅓ in Erwachsenen PETIT memoires de l’Acad. 1727. p. 247. 248. let- tre pag. 5. zugleich runzlicht PETIT p. 255. etc. , und uͤberstei- get in erwachsenen Menschen kaum drei Linien Jm Erwachsenen 2 und 3 Zwoͤlftheil einer Linie. MAU- CHART de corn. p. 15. bis \frac{1}{20} Zoll. WINTRINGHAM inquiry p. 256. . Sie hielte sieben und \frac{7}{10} theil vom Gewichte der Atmospheraͤ aus, ehe sie zerriß Bei dem Adler HARDER apiar p. 63. BORRICH hermet. aegypt. sapient. p. 258. Bei dem Geier SCHEUCHZER Bresl. Samml. 1726. p. 87. PARISINI. Bei dem Falken PEYER et MUR. epist. p. 342. Bei der Nachteule COLTER pag. 130. Bei dem Strauß philos. transact n. 394. Bei dem Hahn coq. indien PA- RISINI. Bei der Taube Amst. colleg. priv obs. p. 39. Bei der Endte SEVERIN zootom. p. 337. und uͤberhaupt in Voͤgeln MERY memoires avant. 1699. T. II. pag. 24. Jch erinnere mich nicht eine Ausnahme gesehen zu haben. . Jn II. Abschnitt. Das Auge. Jn den mehresten Voͤgeln haͤngt sie, da wo sie sich mit der dunkeln Hornhaut vereiniget, in einem knorp- lichen oder knochigen Ringe WINTRINGHAM, exp. 50. . Uebrigens werden diese Plaͤttchen von vieler Feuch- tigkeit ZINN p. 20. angefeuchtet, welche sich entweder zwischen dieselbe, und zwischen die festen Theile ergießt, oder in den ungemein kleinen Gefaͤßchen enthalten ist, und die man Tropfen vor Tropfen aus den Poris HOVIUS p. 83. druͤkken kann STENONIUS de musc. et gland. pag. 44. LEEUWENH. l. c. p. 76. WINSLOW n. 216. memoires de 1721. pag. 417. SCHARSCHMIDT Berl. Nachr. 1740. n. 49. S. YVES pag. 20. MORGAGN. Epist. XVI. n. 30. ZINN P. 21. BERTRANDI p. 54. , nach dem Stich einer Nadel hervorkommen, in Sterbenden herausschwizzen MAUCHART de ungue p. 13. WINSLOW n. 214. und von selbsten nach dem Tode ausdunsten PETIT memoires de l’A- cad. 1728. , wodurch die Hornhaut so- gleich weniger dikk, und zugleich glaͤtter wird. Diese Membran sauget durch eben diese Schweißloͤcher das Wasser in sich, in welches man sie wirft, geschwind davon auf MAUCHART de ungue l. c. de cornea pag. 23. PETIT memoires de l’Academie 1728 p. 224. , und da das in lebendigen Thieren einge- zogene Wasser nunmehr mit dem Wasser einerlei Kraft Strahlen zu brechen bekommt, so hoͤrt auch die Horn- haut auf, ein convexer Spiegel zu sein PORTERFIELD. p. 127. . Ein be- ruͤhmter Mann rechnet diese Poros zur Tunica adna- ta SENAC Ess. de phys. ed. 1735. p. 691. , doch sie sind auch alsdenn noch zugegen, wenn man auch gleich diese adnata weggeschaft hat. Folglich hat diese Hornhaut eine besondere Beschaf- fenheit an sich, und mit der weichen Schmiere, oder Knor- Das Sehen. XVI. Buch. Knorpeln etwas gemein. Sie ist ohne Gefaͤsse Daß sie rothe Gefaͤsse habe KENNEDY p. 21. IDEMA van t’oog. pag. 15. PEYER parerg. pag. 4. PETIT memoires de l’A- cad. 1727 pag. 74. seqq. BOER- HAAVE morb. nerv. p. 13. , welche fuͤr sich selbst Blut haͤtten; doch zeigen sich einige kleinere, welche in sonderbaren Exempeln, vielleicht weil sie noch nicht bekandt genug sind An einem Neger und jun- gen Menschen PETIT ib. p. 73. Vielleicht sind dieses die Linien, BERTRANDI p. 54. , bei Entzuͤn- dungskrankheiten ALBIN Adnotat. L. II. p. 8. viele und aͤstige. BOER- HAAVE l. c. v. SWIETEN T. I. p. 619. Jn der Physiol. ba- tav. p. 296. sichtbar gemacht werden, so daß auch von Quetschung an der Hornhaut rothe Flekke zum Vorschein kommen PLATNER in progr. ann. 1735. GANDOLPHUS philos. transact. n. 322. PETIT memoi- res de 1727. p. 74. sehr roth hat sie gesehen SKELTON de oph- thahn. p. 10. : bisweilen kann man in der gel- ben Sucht die gelbe Walle, oder eine Faͤulniß von einem ausgearteten Blute, an der Hornhaut bemerken. Nie- mand hat weiter von dem Hovianischen Aestigen Ge- faͤß Erwaͤhnung gethan, welches aus der ungenannten Druͤse entspringen soll Fasc. VII. tab. 7. f. 5. , noch hat kein Zergliederer mit aller Kunst Nerven bis zur Hornhaut befolgen koͤn- nen: doch es aͤussert auch weder Mensch noch Thier Merkmaale von Schmerzen, wenn die kuͤnstliche Hand des Daviels Conf. oper. minor. T. I. p. 451. 502. HOUSSET lettre I. post. obs. 12. VERMALE Iour- nal de medec. T. II. n. 6. die Hornhaut zertheilt, um die dunkle Linse herauszuziehen, oder wenn wir in Versuchen in die Hornhaut der Thiere eine Nadel stekken Exper. de part. irrit. et sensilib. Sect. IX. exp. 204. . Jausserand pag. 10. Nach eines an- dern Relation. , den ein anderer die Feder gefuͤhret zu haben scheint, wie auch der beruͤhmte Thurant Disp. Ergo cataracta po- tius per corneam. , und vorlaͤngst Theodor Mayerne Prax. med. p. 116. gestehen es, daß sie keine Empfindung habe. Whytt giebt es zu, daß sie II. Abschnitt. Das Auge. sie beim Herausziehen des Staars eben keine sonderliche Empfindung haben Physiol. Ess. pag. 123. Ein Zeugniß von der Unempfindlich- keit der Hornhaut, beim Aus- uehmen des Staares koͤmmt auch vor in K. swensk, wetensk, handl. 1757. Trim. 2. et Cl. KE- PHALIDIS in den Fraͤnk. An- merk. T. IV. p. 337. . Wenn die Hornhaut das Rei- ben rauher Koͤrper zu empfinden scheint Sie ist empfindlich VAN- DELLI Epist. I. p. 38. seq. Epist. II. p. 138. WHYTT physiol. es- says p. 122. LAMBERTI p. 19. BIANCHI Epistol. pag. 62. 173. LOTTIERI pag. 295. Sehr em- pfindlich MAUCHART de cor- nea p. 20. , so gehoͤrt diese Empfindung zur zusammenfuͤgenden Haut, die von der gemeinen Haut ein Fortsazz ist. Sie waͤchset, wenn sie verlezzt worden, wie ich da- von ein Exempel vor mir habe, von dem ausgetretenen Safte, durchsichtig wieder ESSCHENBACH rar. anat. med. n. 4. 5. MAYERNE prax. pag. 115. Philos. transact. n. 453. BURRHI de cerebr. et ocul. p. 52. ; und wenn man sie gleich ziemlich weit zerstoͤhret, so waͤchst doch uͤberhaupt, wie das Oberhaͤutchen, eine neue an ihrer Stelle wieder. §. 9. Das Aderhaͤutchen. Dessen Ursprung. Da das Auge in einigen auf einander folgenden Huͤl- len eingewikkelt ist, so kennt man die zweite von diesen Huͤllen lange schon unter den Namen der Choroidea (Aderhaut), und dieser Name druͤkkt eine Bekleidung voller Gefaͤsse aus Ragoeidis der Alten gehoͤ- ret hieher GALEN de usu part. L. X. ORIBAS p. 40. POLLUX II. c. 4. SUIDAE II. pag. 349. Von Choroide hat es unterschie- den RUFUS, daß Ragoeidis mehr der iris, et coroidis mehr cho- roidea sei. App. I. pag. 36. II. pag. 55. . Um solche aber genauer zu be- schreiben, muß ich sagen, auf was fuͤr Art der Sehner- ve seinen Eingang in das Auge haͤlt. Dieser Das Sehen. XVI. Buch. Dieser zieht sich naͤmlich allmaͤhlich zusammen MALPIGHI de cerebro. WINSLOW n. 226. MORGAG- NI Epist. XVII. n. 37. Le CAT p. 371. 372. f. 2. ZINN Comm. Gott. T. III. p. 127. MARTINE p. 355. der das Loch der sclero- tica Ein Siebzentheil Linie breit macht p. 354. BERTRANDI pag. 65. , er verengert sich in die Mitte eines Kegels, doch aber nicht in die Spizze; und er ist auch nunmehro kleiner, als die harte und duͤnne Gehirnhaut, welche er fahren lassen. Endlich, wenn er nunmehro enger geworden ist, so wird weiter nach vorne das Ende des Sehnerven so weit derselbe zum Auge gehoͤret, von einer runden BOERH. Comment. T. IV. p. 168 et 141. wo, wie ich davor halte, von dieser Siebplatte zu- erst beschrieben ist, nicht zwar vollstaͤndig; besser aber rede ich davon in den prim. lin. n. 156. Icon. Fasc. VII. pag. 42. ZINN p. 104. ALBINUS, MOELLER num. 12. seq. f. 1. 2. Jst es die Platte? durch deren Huͤlfe die choroidea sich an den Sehnerven anhaͤngt, nach dem S. YVES p. 40. Auch der beruͤhmte ZINN de ocul. p. 106. t. 1. f. 1. sieb- foͤrmigen MOELLER l. c. ZINN ib. Fasc. VII. lbid. Membrane, die ihm besonders eigen ist, bedekkt, durch deren haͤufige Poros das deutliche Ner- venmark Fasc. VII. l. c. zur Nezzhaut fortgehet. Es kann dieses Plaͤttchen nicht von der dunklen Hornhaut herkom- men Dazu rechnen sie ALBI- NUS ap. MOELLERUM n. 12. MOELLER n. 14. Physiol. batav. p. 510. LOBE de ocul. pag. 18. naͤmlich von den Gefaͤssen der dunklen Hornhaut. , ob ich gleich dieses ehemals nebst beruͤhmten Maͤnnern vermuthet habe, indem sich die dunkle Horn- haut vom Sehenerven, und in den Fischen zwo Linien eher trennt, als dieses Plaͤttchen seinen Ursprung nimmt ZINN, tab. 1. f. 1. . Es erscheinet ferner in den Schweinen und im ibice wo es ganz deutlich ist, unter einem Vergroͤs- serungsglase ganz offenbar: man siehet, daß es vom faͤchrichen Wesen sei, und daß es grosse Gefaͤßloͤcher und kleine unzaͤhlbare markige Loͤcher hat. Doch ich habe es auch in andern vierfuͤßigen Thieren faͤchrich gefun- II. Abschnitt. Das Auge. gefunden. Es ist im Dachse roth, und auch im Wol- fe sehr schoͤn. Von dessen Umfange, und dem Umfange der duͤnnen Gehirnhaut, die sich zur dunklen Hornhaut zuruͤkkbiegt, oder der Membrane, so die dunkle Hornhaut faͤrbet, haͤngt die Aderhaut mittelst eines faͤchrichen einwaͤrts immer enger werdenden und kurzen Gewebes Idem Comm. Gott. III. p. 124. 125. de ocul. p. 38. 39. an der dunklen Hornhaut feste: sie trennt sich durch einen ge- schwollenen Ring von der Nezzhaut, und laͤßt auch, wenn man sie gleich vom Auge forttrennt, ein vollkom- men circulrundes Loch uͤbrig Idem de ocul. p. 39. . Mit den Voͤgeln hat es eine andere Beschaffenheit. Es koͤmmt naͤmlich der Sehnerve, wenn er an der aͤus- seren Gegend einen Halbzirkel beschrieben, ins Auge, und haͤngt sich an die dunkle Hornhaut an. Er dringt aber nach inwendig, oder der Nase zugerechnet, weit durch die dunkle Hornhaut Ein Kupfer und Beschrei- bung giebt PETIT memoires de l’Acad. 1735. p. 144. , und schief ein, und bildet einen Schweif, welcher fast den halben Weg zur Horn- haut macht, viel geschlanker als der Nerve ist, und auf einmahl duͤnne wird. Von den Raudern dieses Schweifs wie auch von dem aͤussern Halbzirkel des Sehnerven ent- stehet die Aderhaut: innerhalb der Aderhaut aber nimmt sie von der Nezzhaut, wie anderswo gemeldet werden soll, ihren Ursprung. Ganz anders verhaͤlt sich die Sache in den Fischen. Man hat sie von eben der Art sowol in den grossen Fi- schen, als in der Trocta lacustri, Lachse, dem Hech- te, und in den kleinern, als im Schmerl und Bar- schen, gefunden Nun finde ich es auch beim GUENELLON nouv. de la Rep. des lettr. 168. p. 322. . Es ziehet sich der Sehnerve bei sei- H. Phisiol. 5. B. E e e Das Sehen. XVI. Buch. seinem Eintritte kaum zusammen, sondern er erweitert sich vielmehr zu einer schiefen und halben Ellipsis. So- bald derselbe durch die dunkle Hornhaut gegangen, so begiebt er sich in die Aderhaut, welches eine silberfarbe- ne reine Membran ist, theils wo sie sich nach der dunk- len Hornhaut hinwendet, theils inwendig, wo sie sich nach der naͤchsten Membran zukehret. Jn einiger Weite davon, die in der Trocta mehr als eine Linie betraͤgt, ent- stehet eine zarte rothe Membran voller Gefaͤsse Dieses hat auch GUENELLON ibid. f. 5. 6. . Es sind dieses rothe Gefaͤsse, naͤmlich eine aͤstige Schlag- und Blutader, die die dunkle Hornhaut durchbohret hatten, sich herumbieget, und auf der Stelle, theilen und wiedertheilen, und sich endlich in einen fleischichen zirkelrunden Brey verwandeln. Dieser Brey oder Mark ist mit einem besondern Haͤutchen bedekkt, und bestehet durch das Vergroͤsserungsglas besehend aus kur- zen flachen und sehr rothen Saͤulen, die dicht neben einander aufgerichtet sind, und nachdem sie kurz darauf von ihrer Haut befreiet worden, mit der Ruysischen in eins fortgehen. Jm frischen Zustande sind sie einem rothen Gallert gleich, wenn sie aber trokken, und durch Weingeist steif gemacht worden, so sehn sie wie ein wirk- liches geblaͤttertes und fasriges Fleisch aus. Hierauf entstehet ganz zunaͤchst an der Nezzhaut, dergestalt, daß sie den Sehenerven, gleichsam bei des- sen Ursprunge wuͤrget, die sehr schwarze ruysische Haut, welche mit einer schwarzen Schmier dergestalt angefuͤl- let ist, daß sie auch die Nezzhaut neben dem Eintritte des Sehenerven von allen Seiten beschmieret. Sie wird von einem weissen faͤchrichen Zirkel, in einiger Weite von Sehnerven umgeben, und erst denn empfaͤngt sie den angewachsenen Trichter, der aus lauter Gefaͤssen bestehet, kurz darauf auch die silberfarbene Aderhaut, mit welcher sie zusammenwaͤchst. Folg- II. Abschnitt. Das Auge. Folglich kann die Aderhaut nicht von der duͤnnen Ge- hirnhaut entstehen GALEN. de vs. part. L. X. BOERHAAVE T. IV. pag. 141. Mit Recht erinnert es Cl. ZINN Comm.| cit. p. 125. , denn diese hat ein anderes Ende, noch vor dem einen Plaͤttchen derselben Le CATT p. 373. ; noch viel- weniger aber von der dunklen Hornhaut LOBE p. 18. , von wel- cher sie durch die Zwischenlage der duͤnnen Gehirnhaut abgesondert wird. Es laͤuft diese Aderhaut, welche weich, und mit einer grossen Menge von Gefaͤssen bemahlet ist Jhre Geschichte soll bei den Schlag- und Blutadern des Auges vorkommen. , laͤngst der innern Flaͤche der dunklen Hornhaut, um die Augen- kugel parallel, ganz nahe und frei, doch aber durch ein deutliches Fadengewebe Conf. et ZINN de ocul. p. 28. Sehr deutlich am miluo. , Gefaͤssen und Nerven, mit der dunklen Hornhaut verbunden fort. Jn diesem Faͤ- dengewebe zeiget sich in den Thieren bisweilen ein ergos- senes Fett STAEHELIN sp. anat. bot. ann. 1721. , so wie im menschlichen Leichname Was- ser ZINN p. 29. . Jhre Farbe ist in der Frucht und neugebohr- nen Menschen roth, voller mit Blut angefuͤllten Gefaͤs- se Idem p. 33. ; in erwachsenen Menschen von aussen schwarz- braun Vom Sizze dieser Schwaͤr- ze ZINN pag. 32. er sezzt sie in das Fadengewebe hin. , und mit der Farbe schwarzer Weintrauben vermischt, welche aber mit den Jahren allmaͤhlich im- mer blasser wird Idem p. 33. PETIT me- moires de l’Acad. 1726. p. 78. 79. BERTRANDI pag. 58. Conf. de tapeto. ZINN p. 44. . Jhre inwendige, der Nezzhaut zugekehrte Flaͤche, befindet sich durchgaͤngig von derselben frei Auch ausgetretenes Wasser ZINN p. 30. , ist in- wendig eben so braun, und mit einer sehr schwarzen Mahlerey Idem p. 33. MORGAGN. Epist. XVII. n. 12. WINSLOW n. 219. MONRO Comp. anat. pag. 8, hie und da, in der Frucht mehr, in alten E e e 2 Per- Das Sehen. XVI. Buch. Personen aber weniger uͤberzogen. Sie ist nicht alle- mal in den Thieren, mit diesem braunen Schleime ange- strichen: oft, wenn diese noch leben, ist ihre Farbe leb- haft grau, oder gelbig An der Loͤwin PARISINI von Jsabellenfarbe. Gruͤn im Schaafe. Gruͤn gold und silber- farben im Ochsen; sonst schwarz, blau, gold und gruͤn bunt: gelb- silberfarben in der Kazze. Jm Kaninchen weiß und rosenfarben. BUEFON l. c. T. VI. p. 9 Jm Neger weiß. ; dahero haben sie vorlaͤngst die Mitglieder der Pariser Akademie mit den Namen der Tapete Idem a pag. 27. et DUD- DELL supplem. pag. 20. Hist. de l’Academie 1740. n. 5. Jn einem Kinde, von keinem uͤbeln Gesich- te, doch weitsehendem. DUD- DELL ib. p. 19. Es leugnet Cl. PORTERFIELD I. pag. 152. daß Thiere ein gutes Gesicht haͤtten, die diese Malerei haben. unterschieden An der Loͤwin. . Sie glaͤnzt nicht im Menschen MONRO Compar. anat. du HAMEL. , Voͤgeln Dunkelbraun, HAMEL Corp. anim. L. II. , und dem Baͤr Philos. transact. num. 377. An dem Coatimondi PARISINI. . Sie wird allenthalben von den faͤchrichen und sehr subtilen Flokken zottig gemacht ZINN p. 43. Comm. Gott. T. IV. pag. 255. le CATT p. 374. , und zeiget in den wieder- kaͤuenden Thieren eine sehr artig gewundene schlangenfoͤr- mige Runzel. Am Wolfe unterscheidet sie sich durch runde Theilchens gleichsam gefaͤchert: am Hunde aber zottig und schwarz. Es haben auch die Gefaͤsse ZINN de ocul p. 46. 47. tab. 1. f. 1. Verglichen mit t. 3. f. 2. et t. 4. f. 2. RUYSCH epist. XIII. t. 16. f. 8. 9. 10. Thes. II. ass. I. n. 4. HEISTER p. 15. an diesem Blate einen anderen Bau, als wir ehemals beschrieben haben: sie sind inwendig gerade, von aussen voller Schluͤnde, und wie Baͤume gestaltet. Da sich also in einigen unvernuͤnftigen Thieren Jm Pferde BOURGE lat. l. c. Loͤwin PARISINI. Schaafe VERHEYEN p. 248. Wallfische RUYSCH beim HEISTER p. 7. in asello GUENELLON. nouvel. de la republ. des lettres 1686. Noch ehe ALLEN. MOULINS p. 59. in verschiedenen Thieren MORGAGNI Epist. XVII. n. 3. Am Wolfe und Schaafe habe ichs erfahren , und bisweilen auch im Menschen selbst Dieses giebt HEISTER zu WINSLOW n. 218. BERTRANDI p. 62. FABRIC. Anat. pract. p. 132. , die vordere Sei- II. Abschnitt. Das Auge. Seite der Aderhaut, von der hintern absondern laͤßt, und der Abstand der Plaͤttchen am Regenbogen noch deutlicher ist, so nannte Heinrich Ruysch Epist. XIII. p. 13. dieses inwendige Plaͤttchen, seinem Vater zu Ehren, das ruy- sische; und Hovius HOV. pag. 181. etc. Conf. das Urtheil HEISTERI in vin- dic. n. 156 sqq. hat diese Ersindung soweit aus- gedehnet, daß er der Aderhaut 5 Plaͤttchen giebt, dar- unter das zweite die Schluͤnde enthaͤlt, das vierte aber dem Ruysch zugehoͤret. Doch es wird dieses ruysische Haͤutchen, durch kein wirkliches Fadengewebe von der Aderhaut abgeson- dert Ein einzig ALBINUS beim LOBE p. 19. n. 39. 40. HEUER- MANN n. 732. Unsre prim. lin. ZINNIUS p. 51. 52. , und es bekoͤmmt das ruysische Plaͤttchen seine Gefaͤsse von den Gefaͤssen der Aderhaut her. Es ist endlich das aͤussere Plaͤttchen der Aderhaut mit einem immer staͤrker aufbluͤhenden Fadengewebe uͤber- zogen, wodurch es sich der Hornhaut immer mehr naͤ- hert, bis es endlich ganz und gar mit der weissen Aus- fuͤllung uͤberzogen, da wo die dunkle Hornhaut mit der Hornhaut zusammengraͤnzt im Menschen Fasc. VII. t. 6. f. 5. 6. Conf. et ZINN p. 29. hernach p. 54. t. 3. f. 2. k. et de lig. ci- liar. pag. IV. et Comm. Gotting. T. IV. p. 254. und den mir bekannten Thieren, wie ein ziemlich breiter weisser und weicher Kreiß zusammenhaͤngt, wiewohl dieses Band nicht sehr zaͤhe ist, noch sich so dazwischen legt, daß man es nicht endlich mit dem Ruͤkken eines Messers, ohne sonderliche Schwierigkeit absondern kann Daß Nervchen, die an die- ser Stelle zur dunklen Hornhaut gehen, ein Band machen, mey- net der BERTRANDI pag. 64. wenigstens in Voͤgeln. . Wir nennen es orbiculus ciliaris MAITREIEAN c. 8. p. 23. c. 13. p. 51. Sternbaͤndchen VES- LING p. 202. WINSLOW n. 218. Coronet DUDDELL suppl. p. 62. Auch PETIT beim PALEYN. Es ist ligamen iridis TENON disp. de catar. p. 3. f. 1. E. F. um den Namen eines Bandes fuͤr einen andern Theil zu sparen Es haͤugte sich schon eher an . E e e 3 Es Das Sehen. XVI. Buch. Es ist in allen Thieren die dunkle Hornhaut, oder Hornhaut selbst num. XV. , mit einer dergleichen braunen, und der| Aderhaut aͤhnlichen Membrane, auch an den Jn- sekten SWAMMERDAM p. 492. 493. An der Spinne POWER obs. 9. denn sie hat einen Augen- stern und iris. inwendig bezogen, wofern dieses nicht ein Schleim ist. Man wird leicht glauben, daß sie empfindlich sei, da sie an Nerven einen Ueberfluß hat IAUSSERAND p. 10. . §. 10. Der Regenbogen, die Traubenhaut. Es leiten die meisten Schriftsteller von der Zergliede- rungskunst Auch die Neuern, le CAT pag. 374. FERREIN beim DAU- BENTON T. III. p. 236. denjenigen zirkelrunden und durchloͤcher- ten Ring, welcher unter der Hornhaut durchsichtig ist, von der Aderhaut her: ob derselbe gleich einer andern Richtung folgt, und mit der Aderhaut beinahe einen rechten Winkel macht. Man koͤnnte noch hinzufuͤgen, daß es einige Thiere gebe Groͤssere ZINN Comment. Gott. Tit. IV. p. 255. Nachteule. , in denen sich der Regen- bogen mehr von der Graͤnze der dunklen Hornhaut, als der Orbiculus ciliaris ist. Es haben sich unter denen neuern einige beruͤhmte Zergliederer dieses dergestalt ein- gebildet, daß sie den Regenbogen zu einer besondern Membrane machen Negat ZINN Comment. Gott. T. IV. p. 255. et de oculo p. 99. 100. 101. doch ist er noch zweifelhaft, und bekraͤftigt bald darauf, daß er von der innern Flaͤche der RUYSCHIANAE entstehe pag. 100. negat OEHM de amaurosi, von welcher Dispu- tation GUNZIUS, wo ich nicht irre, Autor ist. Daß das Ende der Aderhaut beim Stirnbaͤndchen sei. MOEHRING de visu p. 36. . Jndessen habe ich doch augen- scheinlich die Aderhaut und die ruysische sich allmaͤhlich im an, und mit Zuverlaͤßigkeit an dem Mittel- und Seitentheile, doch entstehet der vollkommene Zirkel spaͤter oben und unter- waͤrts. O HALLORAN. II. Abschnitt. Das Auge. im Ochsen in Falten verwandeln gesehen, welche an dem Regenbogen in geraden Strahlen an der ruysischen Haut in die Radios ciliares, die auf der Linse liegen, fort- gehen. Jch finde, daß Cassebohm in seinen nach dem Tode bekannt gewordenen Schriften dergleichen behau- ptet. Es ist in den Voͤgeln der Orbiculus ciliaris brei- ter, und vorne hoͤher gelagert, als die Aderhaut, oder der Regenbogen. An denselben haͤngt sich die nunmehro blaß gewordene Aderhaut von aussen an, und es laͤuft der Regenbogen aus denselben dergestalt hervor, daß einige graue Flokken des Orbiculi nach dem Regenbogen fortgehen, und im Geyer der Zusammenhang des Re- genbogens mit der Aderhaut offenbar wird Entsteht in der Nachteule mit gelben Gefaͤssen von der Ad erhaut. . Von hinten haͤngt die ruysische Haut mit dem Corpore ci- liari zusammen; indessen legt sie sich doch mit einem Kreise, als eine Nath und Graͤnze von beiden dazwi- schen. An den Fischen laͤuft die silberne mit Punkten versehene Aderhaut offenbar in die Nezzhaut fort, und zwar durch einen Kreiß, welcher dem Orbiculo ciliari gleich ist, und es ist die Vereinigung der mit Gefaͤs- sen angefuͤllten Traubenhaut mit der ruysischen nicht undeutlich. Es entspringet also der Regenbogen von der Gegend des Orbiculi ciliaris und dessen vordern Zirkel, doch et- was weiter nach hinten, als die Oberflaͤche des Orbiculi ciliaris (Sternbaͤndchen) ist. Von da laͤuft sie gerades Weges einwaͤrts fort, und beschreibet einen Kreiß von einem Kugelabschnitte, wel- ches die Hornhaut ist, nur daß selbiger gegen die Nase um etwas kuͤrzer wird, und sich bei den Schlaͤfen ver- laͤngert WINSLOW memoires de l’Acad. 1721. p. 317. ZINN p. 82. BERTRANDI p. 57. TAYLOR p. 23. 24. . E e e 4 Ob Das Sehen. XVI. Buch. Ob dieser Zirkel conver WOOLHOUSSE de glau- com. p. 73. WINSLOW memoi- res de l’Acad. 1721. p. 367. sei, daran hat man gezwei- felt Jm Menschen leugnet es PETIT, macht solches flach me- moires de l’Acad. 1728. p. 217. ann. 1723. p. 44. seqq. Doch die Nothwendigkeit der Sache konn- te dieses beruͤhmten Mannes Sinn lenken. . Es schien mir in der Frucht, und in neuge- bornen Kindern, wie auch in nicht wenigen Thieren Solches gesteht PETIT l. c. 1728. pag. 212. seqq. gesehen habe ichs am Kaninchen und der Kazze. Sehr convex machts Syl- vester o HALLORAN of the ca- taract. in seinen Figuren. Daher heißt der Stern ein abgekuͤrzter kegelfoͤrmiger Kanal beim KRü- GERUS physiol. p. 639. , ganz deutlich convex zu sein. Doch tritt Zinn mit eini- gen Bedenken dennoch auf die Seite des Petits pag. 84. . Es ist naͤmlich in den Menschen, der an die Welt gebracht wird, der Regenbogen nach dem Gesezze der Natur zirkelrund durchbohrt Wegen der Sternmembran. , und dieses Loch verlaͤn- gert sich ebenfalls ein wenig gegen die Nase zu Voͤllig zirkelrund ZINN pag. 83. , und man nennt dieses Loch, welches einen veraͤnderlichen Durchmesser hat, dennoch aber anderthalb Linien ge- schaͤzzt wird PETIT lettre p. 5. et me- moires de l’Acad. 1725. Erwei- tert sich auf 3 Linien, Idem. , von dem zuruͤkkspielenden Bilde der Person, welche durchsieht, pupilla oder pupula. An den wiederkaͤuenden Thieren ist eben diese Spalte der Queere nach laͤnglicht GRISELINI in praef. de vsu Zootomes pag. XXXIX. im Pferde BOURGELAT p. 43. , klein in Thieren, welche des Nachts sehen koͤnnen, wie auch bisweilen im Menschen selbst MAIOR progr. p. 16. , in welchem es manchmal eine andere Figur hat PLEMP ophthalmogr. Lib. III. c. 8. Act. hafn. Vol. I. observ. 30. . Auch die Voͤgel und Fische haben einen Au- genstern, nicht aber die Jnsekten SWAMMERDAM bibl. p. 492. nach den besten Schriftstellern. Von II. Abschnitt. Das Auge. Von dieser Gegend kehret die in die Falten gelegte Membran des Regenbogens parallel und aͤhnlich gegen das Sternbaͤndchen zuruͤkk, und ist zugleich an diesem Orte sowohl mit der Hornhaut, als mit der Aderhaut verbunden. Auf solche Weise entstehet ein gedoppeltes Blatt, und es hat daher Jacob Sylvius den Regen- bogen ehedem schon fuͤr eine gedoppelte Aderhaut gehal- ten Isagog. L. I. pag. 21. Eine einzige macht TENON p. 3. : doch laͤßt sie sich im Menschen muͤhsamer, in den Fischen zuverlaͤßig und ganz augenscheinlich auch so- gar mit einem Messer in zwo Membranen zertheilen. An dem vordern Blate des Regenbogens raget ein flokkiches Wesen hervor Flokken BUFFON l. c. T. II. pag. 521. ZINN p. 84. 97. Epist. p. 22. sqq. , welches auf verschiedene Weise, wie kleine Flammen, die nach einwaͤrts laufen, anzusehen ist, und diese Flammen haben einige Aehn- lichkeit mit runden Bogen, welche gegen den Mittel- punkt des Sterns erhaben sind. Ein jedes Flokkchen ist eine Sammlung von schlangenfoͤrmigen einwaͤrts convergirenden Streifen, und untermischten braunen Flekken: hingegen machen die flokkigen Gebuͤnde zusam- mengenommen einen gleichsam zakkigen Bogen aus, der in einiger Entfernung vom Stern vorragt, erhaben vorstehet, und gleichsam nach vorne uͤber der uͤbrigen Flaͤche des Sterns erhaben ist. Man kann die Schoͤn- heit dieses Baues durch keinen Kupferstich ausdruͤkken Fuͤr Gefaͤsse scheint es zu beschreiben BERTRANDI p. 63. fuͤr Fasern ZINNIUS t. 4. f. 1. Dieses sind die ausgezakkten Kraͤn- ze, die man fuͤr hebraͤische Buch- staben und ein Wunder hielt. Philos. transact. n. 67. . Jn der Kazze und im Steinbokk ist der |Regenbogen nicht schlechter gemahlt, als im Menschen. Jn den Ochsen sind diese Radii gerade, und laufen in aͤhnliche Radios des kleinern Ringes fort. Der innerste, und dem Stern naͤchste Zirkel DRELINCOURT praelud. pag. 195. ZINN pag. 84. 85. 88. RUYSCH Thes. II. tab. I. f. 47. hat eben dergleichen, nur E e e 5 nicht Das Sehen. XVI. Buch. nicht so deutlich gestrahlte Flekken RUYSCH ibid. , welche ebenfalls unterm Vergroͤsserungsglase zu sehen sind, sie sind klei- ner, entstehen aus der Convexitaͤt der erstern Bogen, und sind ihnen uͤbrigens gleich, und von gleicher Farbe, indem ihre haͤutige Basis braun an Farbe ist ZINN Comment. Gotting. T. IV. p. 258. . Wir haben gezeiget, daß von diesen Flokken die Far- be des Regenbogens abhaͤnge Idem ibid. p. 257. de ocu- lo p. 97. Fascic. icon. nostr. VII. pag. 48. , wozu aber dennoch einige schwarze Mahlerei, einige Gefaͤsse und Ner- ven das ihrige mit beitragen, um diese Farbe hervorzu- bringen. Diese Streifen sind, wenn der Stern schlaff ist, mehr schlangenfoͤrmig, dagegen fast gerade, wenn sich der Regenbogen verengert. Sie endigen sich am Rande des Sterns, gleichsam mit dikken und braunen Handhaben. Diese schlangenfoͤrmige Streifen hat der beruͤhmte Zinn etwas anders, als wir, beschrieben: sie solle sich nach einwaͤrts neigen, gegen die Schaͤrfe des Regenbogens, in einiger Weite aber von dieser Schaͤr- fe, aus einander fahren, und gablicht werden pag. 87. sich in einen zakkichen und krummen Zirkel verwandeln, aus welchem andere kleinere undeutliche Streifen pag. 88. gegen die Mitte des Sterns laufen, und den kleinen Regen- bogenring machen sollen, welcher um den Stern herum- gezogen, und braun ist. Darinn gehe ich naͤmlich von ihm ab, daß im kleinen Zirkel ebenfalls deutliche Schlan- genlinien vorkommen, und daß sich an denenselben nicht das mindeste muskuloͤse pag. 91. antreffe. Es ist die Farbe dieser Flokken Davon iris RUFO. Jst im Frosch goldfarben. mannigfaltig, und davon ruͤhret der Name des Regenbogens her. Dieser pflegt bei denen Einwohnern der nordlichen Ge- genden II. Abschnitt. Das Auge. genden blau oder blaßgrau zu sein Daß diese Farbe natuͤrlich sei BUFFON T. II. p. 469. . Die Einwoh- ner der heissen Gegend haben einen lebhaften braunen Regenbogen Daher erweiset man aus den schwarzen Augen, daß die Gallier Einwohner von Wallis sind, besiehe davon den BIRCH T. IV. pag. 549. Doch sollen die Congianer auch himmelblaue haben. PIGAFETTA p. 6. , wie die Aderhaut ist, und er ist bei- nahe schwarz: diese Farbe hat sich in den neuern Zeiten bis in den Norden ausgebreitet, und man findet sie nun- mehro in Teutschland und England nicht selten Bei den Mißisippern sind sie fast schwarz ohne Regenbogen Relat. des voy. au Nord. T. V. p. 289. . Es giebt auch welche, die an beiden Augen Regenbo- gen von verschiedener Farbe haben BLANCARD laareg. Tit. IV. n. 75. ARISTOTELES ge- ner. L. IV. c. 1. MONCONIS voy. II. P. 2. p. 121. BORELL. II. observ. 63. . Er ist rosen- farben bei den weissen Negern Histoire de l’Acad. 1744. n. 5. 1734. p. 15. 16. , bisweilen auch bei den Europaͤern DUDDELL supplem. p. 19. weisse und rothe Strahlen. , so wie an den weissen Kaninchen BUFFON Histoire naturelle T. VI. p. 316. . Oft trift man an Thieren den Regenbogen von sehr leb- hafter Farbe an. Er ist am Wolfe, der Kazze und Eule gelb, leuchtet bei Nacht, ist in Fischen goldfarben, sil- berfarben, und im Frosche goldfarben Daß sie leuchten RON- DELET II. p. 219. . Die hintere Flaͤche der Traubenhaut, welche auf die Crystallinse passet, ist mit einer haͤufigen schwarzen Mahlerei uͤberzogen, welche durchsichtig ist, und sich zu den Farben des Regenbogens in so fern mit beimischt, daß es dennoch gewiß ist, daß die schwarzbraune Farbe in den Flokken selbst ihren Sizz habe. Es ist die Trau- benhaut viel einfacher, und viel reiner eine Membrane, und sie hat nur in einigen Thieren, wie im Stein- bokk, Flokken. Wenn man diese Mahlereien wegwischt, so erscheinet, besser nach einer Macerirung, und nicht so gut an fri- schen Das Sehen. XVI. Buch. schen Koͤrpern ZINN pag. 85. etc. Epist. p. 23. PORTERFIELD II. pag. 211. etc. , an der Traubenhaut gerade ZINN pag. 85. RUYSCH Thes. II. ass. 1. n. 7. tab. I. f. 4. 7. PALLUCCI de cataracta tab. 2. fol. 1. 2. BERTRANDI pag. 59. WINSLOW num. 220. TE- NON f. 1. erhoͤhe- te, und wie es scheint, aus der Falte Nicht allein im Ochsen, Wallfische, nach den Berichten des ZINNIUS; sondern auch in Voͤgeln. Jm Wolfe sind die Strei- fen sehr deutlich. der aufsteigen- den Membrane gemachte Streifen, welche von der Ge- gend, wo sich die Knoten des Sternbaͤndchens trennen, einwaͤrts in die Schaͤrfe der Traubenhaut, und zum Loche des Sterns fortlaufen, nur daß sie im Menschen, und nicht in allen Thieren Nicht in den Voͤgeln, wenn sie nach inwendig laufen. in einiger Weite von der Schaͤrfe der Traubenhaut, etwas dunkler ausfallen, und einen inwendigeren Guͤrtel machen, der nicht so deutlich gestrahlt ist. Es wollen viele Schriftsteller, nach der Hypothese, daß in diesem inwendigen nicht so flokkichen Zirkel des Regenbogens und der Traubenhaut, Fasern vorhanden waͤren, die sich in einen Kreiß herumbiegen sollen RUYSCHIUS nimmt an- dere wenige, zwei oder drei, an. Thes. II. tab. 1. f. 5. andere ver- muthet er beinahe n. 5. andere bestaͤtigt er. Ass. III. n. 11. An einem Kalbe Ass. II. n. 7. und dem Wallfische Thes. max. n. 81. doch auch RAVIUS behauptet sie beim VALENT. et HEISTER de choroidea, et DUVERNEY II. pag. 146. et CHESELDEN anat. of hum. body p. 292. et BRIS- SEAU p. 8. et BERGER nat. hum. p. 405. et S. YVES p. 15. et TAYLOR, et PETSCHE diss. n. XI. et Cl. BERTRANDI p. 59. et WINSLOW n. 220. et POR- TERFIELD I. p. 153. et LOBE de oculo p. 22. sonderlich aber MAUCHART de mydriasi p. 20. ferner WHYTT vital. mot. pag. 109. la METTRIE Penelope T. II. pag. 37. wie auch Cl. DE- MOURS bei der Versi. Act. Edimb. T. I. p. 372. et GATA- KER pag. 52. Viele aus einiger Nothwendigkeit, nicht aber nach Versuchen. Zirkelrunde Falten in dem Lowen haben PARISINI. . Doch ich habe dieselbe oft, mit meinen kurzsichtigen, uͤbrigens aber guten Augen, und glaͤsernen stark ver- groͤssernden Linsen, niemals einige Fasern gefunden, son- II. Abschnitt. Das Auge. sondern auch Auch nicht ZINNIUS p. 89. Noch vor ihm MERYUS memoi- res de l’Academie 1704. p. 261. Noch der sehr genaue MOR- GAGNUS Adv. anat. VI. p. 88. Epist. XVII. n. 9. Sie verwirft Cl. o HALLORAN p. 74. ohne Gebrauch eines erhaben geschlif- fenen Glases, am Ochsen- und Menschenauge aͤhnliche und gleichfarbige Strahlen o HALLORAN p. 75. , durch die naͤchste Zone gehen gesehen. Doch ich unterstehe mich auch nicht zu behaupten, daß die gerade Fasern, von denen ich eben an der Trau- benhaut geredet habe, nach der Meynung beruͤhmter Maͤnner s’ GRAVEZANDE num. 3064. RAU. l. c. PETSCHE n. 12. Doch gestehet, daß sie nicht deut- lich sind DUVERNEY posthum. T. II. p. 532. fleischich sind, und den Stern oͤffnen sollen. Es mangelt naͤmlich, vermoͤge sorgfaͤltig angestellter Er- fahrung Nach unsern Versuchen de part. sentient. et irrit. Exp. 203 seqq. und des Cl. MULLERI de irritab. irid. p. 10. Auch Cl. SAUVAGES sagt, daß der ge- reizte iris keine Bewegung ma- che de amblyop. p. 16. , dem Regenbogen in lebendigen Thieren, alle Reizzbarkeit, und wird sogar von den Lichtstrahlen, die man durch einen Kegel von Pappier einzig und allein auf den Regenbogen fallen laͤßt, nicht in Bewegung gesezzt Cl. Felicis FONTANAE, et Lett. II. CALDANI p. 330. in Racotta Bonon. edita. , und es ist dieses nur einer Muskel eigen, reizzbar zu sein. Dennoch hat vorlaͤngst schon Josias Weitbrecht Comm. Petrop. T. XIII. p. 349. erinnert, daß die Fasern des Regen- bogens nicht muskuloͤse sind, und dieses hat auch nach seinen neuern Erfahrungen der beruͤhmte Demours Memoires des Savans etran- gers T. II. p. 587. 591. bewiesen. Jch habe an dem Regenbogen der Fische, oder ihrer Traubenhaut, selten etwas, das einer Faser gleich gewesen, gesehen. Was an der Traubenhaut Streifen zu sein schienen, sind offenbar zuruͤkkgeschlagene Falten von der schwarzen Haut. Jch Das Sehen. XVI. Buch. Jch| lese hin und wieder, daß der Regenbogen eine grosse Empfindlichkeit besitzen soll Le CATT p. 397. Iournal des Medec. II. n. 6. Da der Theil der Linse, der in die vorde- re Kammer durchgeht, grosse Schmerzen verursachte. : doch aber habe ich ohnlaͤngst von dem beruͤhmten Daviel Iournal de med. 1762. m. mars. Jm Schreiben an mich. , und einem braven Manne, welcher dessen Kunst an sich er- fahren hatte, vernommen, daß sich der Regenbogen ohne Empfindung durchschneiden lasse, wenn es noͤthig ist, denselben zu oͤffnen, oder vom Staare loszumachen Schien nicht sehr zu em- pfinden MULLER l. c. p. 10. , der sich an ihm haͤngt, oder auch ihn zu erweitern, wenn er die Linse durchlassen soll DAVIEL l. c. , folglich kann man auch diese Fasern nicht fuͤr kleine Nerven halten, die an der Traubenhaut sind, weil sie sonst gar zu deutlich die Nerven an ihrer Anzahl uͤbertreffen wuͤrden ZINNIUS gestehet p. 95. . §. 11. Die Sternmembranen. Und dennoch koͤnnte es wunderbar scheinen, wenn man an diesem Ringe eine so geschwinde Bewegung wahr- nimmt, da der Regenbogen keine Empfindung noch einige Reizzbarkeit hat. An der Frucht des Menschen, und der vierfuͤßigen Thiere, zeiget sich kein Stern, wie ich am Schaafe, an der Mißgeburt einer Kazze gesehen, und am Hunde Werner Chrouet Kein Loch in der uvea: de tribus ocul. humor. p. 22. bemerket hat. Es koͤmmt naͤm- lich allenthalben aus der Schaͤrfe des Regenbogens VILDE opuscul. anat. p. 341 seq. , welche im erwachsenen Menschen den Stern endigt, eine ungemein zarte Membran hervor, welche viel zaͤrter als der Regenbogen ist, eine aschgraue Farbe hat, ohne Flok- II. Abschnitt. Das Auge. Flokken, und mit Gefaͤssen bemahlt ist, welche sie von dem Regenbogen von erloschener Farbe bekoͤmmt V. icon. L. L. WACHEN- DORFII et nostram l. c. , die aber dennoch durch die Kunst der Anatomie leicht ausge- sprizzt werden koͤnnen, roth werden, und sich in ein Nezze durchflechten. Hiezu koͤmmt nun nach der Er- fahrung des beruͤhmten Hunters, welche ich erst jetzo, da diese Blaͤtter die Presse verlassen, mir zu Gesichte kommen, ein ungemein zartes Haͤutchen mit seinen Ge- faͤssen, welches fast vom Rande der Kapsel der Cry- stallinse sich erhebt Med. Comm. I. p. 63. , und sich an den Rand des Sterns anschließt. Man findet diese Haut, welche wir beschreiben, be- staͤndig an der Frucht eines Menschen bis zum siebenten Monathe. Sie mangelt demselben, wenn er an die Welt gebracht wird Opusc. p. 342. Add. HEU- ERMANN physiol. T. IV. pag. 468. 469. sollen erst 7 Wochen nach der Geburt verschwinden III. ACRELL om fostrets siuk domar. pag. 33. 34. und nach der Geburt Cl. GATAKER pag 55. Doch ich habe oft genung nach der Geburt keine mehr gefunden. ; so daß man davon nicht ein- mahl einige Spuren mehr davon uͤbrig findet. Doch hat man bisweilen dieselbe an einigen blinden Menschen noch wahrgenommen LITTRE memoires de l’Acad. 1707. p. 495. 496. KEN- NEDY Ophthalmograph. . Jch habe sie an den jungen Voͤgeln nicht gefunden De la form. du poulet p. 170. , und ich wundere mich desto- mehr daruͤber, daß sie ehemahls vom Cortesius am Adler Bei dem ALDROVANDO Ornithol T. I. p. 226. Er nen- net es eine vor den iris vorge- spannte sehr zarte und durchsich- tige Haut. , und nachgehends auch von den Parisern Memoires pour servir à l’ Histoire des animaux T. III. p. II. p. 97. 98. gefunden worden. Geschichts etwa dieser Haut wegen, daß ein neuge- bohrnes Kind nicht sehen kann RIOLAN. n. 409. MUS- SCHENBROECK c. 39. BUF- FON T. III. p. 317. ? Oder ist die Er- fahrung Das Sehen. XVI. Buch. fahrung auch gewiß genug Daß es sehe, SPIGELIUS c. 17. ? Oder kann der Re- genbogen beweglich sein, und das Auge doch nicht sehen pag. 376. 377. ? Wir nennen es Sternhaut, die ehemahls der vor- trefliche Wachendorf Comm. Lit. Noric. 1740. hebd. 18. t. I. f. 7. et 1744. zu allererst Zum ersten Autor macht Cl. HUNTERUS den D. F. … S. --- S... S. ohne seinen Na- men auszuschreiben l. c. beschrieben. Jch habe sie nicht sogleich, als ich sie fand, erkannt, nachgehends aber besser betrachtet, und in einem neuen Kupfer bekannt gemachet Comm. ad BOERHAAV. T. IV. pag. 250. Act. Upsal. ad ann. 1742. Opusc. anat. p. 339. tab. 10. f. 34. Fasc. VII. p. 47. . Endlich bezeigt der vor- trefliche Albin Adnot. L. I. pag. 33. 34. L. III. p. 92. 93. , er habe dieses Haͤutchen bereits vor vielen Jahren entdekkt Loc. cit. , und im Jahre 1737 dem Kupferstecher eingehaͤndiget. Jndessen hat er sich doch niemals Vergl. relat. de libr. nou. Fasc. 13. ann. 1755. seinen Schuͤlern De MAFFE, LOBE, CAMPER, MOEHRING. gezeiget, und es wird auch diese Erfindung von ihnen in der Menge von Disputationen niemals erwaͤhnt, welche sie von dem Au- ge ans Licht gestellt: und hieraus bestaͤtiget es sich, daß weder wir noch Wachendorf daran Schuld gehabt, daß wir nicht das Prioritaͤtsrecht dieses beruͤhmten Mannes gewußt haben. Es handelt auch unser beruͤhmter Zinn pag. 94. , und der beruͤhmte Lawrence MEAD. monita med. pag. 89. davon. §. 12. Die Verengerung und Erweiterung des Sterns. Es ist die Sache sehr alt, und man kann die Ehre der Erfindung weder dem Achillinus Diesem eignet die Erfin- dung zu R. WHYTT vital. mot. pag. 110. , noch dem Sar- II. Abschnitt Das Auge. Sarpius Diesem schreibt sie zu H. FA- BRIGIUS L. III. c. 6. ferner GRI- SELINI in vita p. 25. 26. 27. \& PORTERFIELD T. II. p. 93. zugeschrieben. Es thun davon nicht nur die Araber Wiekahzes In colliget t. c. 17. \& ad MAN sor. L. I. c. 8. aber auch ARTAEUS scheinet diese Sache beobachtet zu haben, weil er saget, daß sie bald zu sehr erweitert, bald zusammengezogen sey duit. t. c. 7. doch schreibt er solches blos den Krankheiten zu. , Avicenna Tr. III. fen. I. c. 6. 1. Meldung, sondern auch die neuern Schriftsteller haben es seit der Wiederher- stellung der Wissenschaften J. B. PORTA de refract. Lib. III. c. 6. SCHEINER nerv. opt. L. I. P. 2. c. 3. J. B. MON- TANUS. PLEMP. p. 16. MOLI- NETTI diss. anat. pathol. I. p. 144. STENONIUS ad BARTHOLI- NUM Epist. I. Cent. 4. de musc. \& gland. p. 68. BOURDELOT beim DENYS conterenc. BOYLE de ipsa natur. \& of posit. \& privative na ture of cold. p. 14. DRELIN- COURT. POLENI Giorn. de let terat. tom. 27. n. 6. CRAANEN pag. 591. PORTERFIELD II. pag. 115. sehr haͤufig beobachtet. Ja es schrieb auch Gallen De util. part. L. X. c. 5. wiewohl undeutlich, daß sich der Stern vom starken Lichte veraͤndere. Es ist nehmlich der Durchmesser des Sterns unbestaͤn- dig. Jn Menschen und denen mir bekannten vierfuͤßigen Thieren Bock exper. nostr. 209. in der Katze genau beobachtet von POTTERFIELD II. p. 205. Pfer- de WOOLHOUSE p. 21. BOUR- GELAT T. l. p. 74. der die Guͤte des Auges nach der Scharfsichtig- keit schaͤtzt. Rabe Exper. nostr. 207. , in den Voͤgeln Eule PETIT Membr. de l’ Academ. 1736. und den Eyerlegen- den Frosch PETIT Mem. de l’ Acad. 1737. Kroͤte ROESEL n. 99. doch habe ich es nicht am Frosch gesehen. wird der Stern um so viel weiter, je schwaͤcher das Licht ist, so, daß der groͤste Theil des Auges schwarz bleibt, und sich der Regenbogen hingegen alsdenn verengert. Bey den Fischen, welche ich geoͤfnet habe, bleibt der Re- genbogen gegen die Veraͤnderungen des Lichts unbeweg- lich Am Krampffische ziehet sich der Regenbogen zusammen. REDI osper. p. 28. , ob ich ihnen gleich die Flamme eines Lichtes ganz nahe brachte. Dahingegen wird der Regenbogen, so wie der Glanz des Lichtes zunimmt, in eben dem Verhaͤltnisse breiter und der H. Physiol. 5. B. F f f Das Gesicht. XIV. Buch. der Stern enger: und wenn gleichsam der erste und hef- tige Eindruck des Lichts wieder verschwindet, so erweitert er sich kurze Zeit darauf ein wenig Mem. des favans etrang. T. II. p. 596. . Es ist nehmlich die ploͤtzliche und erste Wirkung des Lichts sehr stark, daß sie auch im Staar den Stern verschließt PORTERFIELD T. II. pag. 111. . Es laͤst sich diese Bewegung sehr leicht zeigen, wenn man die Augen eines Menschen einem lebhaften Lichte blos stellet, und gegentheils mit vorgehaltener Hand daruͤber Schatten machet. Der Stern wirkt lebhafter in jungen Leuten LA HIRE bei dem HA- MEL p 317. accid. de la vue. p. 531. , in den alten traͤger. Der Regenbogen ist schon in neugebohrnen beweglich BUFFON I. c. T. II. p. 450. Es leugnen WHYTIUS. . Man setzet seine Graͤnzen zwischen ¾ einer Linie PETIT lettre que l’ uvée \&c p. 5 Um den Drittheil POR- TERFIELD I. p. 160 161. und zwischen 1 und 2¾ WEITBRECHT Comm. Petrop. T. 13. p. 354. , oder zwischen 1 und 3 TENON p. 3. . Beruͤhmte Maͤnner glauben, daß sich der Stern auch ohne Unterscheid auf das Licht, bei entfernten Gegen- staͤnden erweitere BAYLE oper. p. 477. DER- HAM phys. theol. p. 101. Auch von der Einbildung entfernter Koͤr- per TAYLOR p. 205. , bei nahen hingegen verengere PORTERFIELD T. II. p. 97. T. I. p. 119. Mem. de l’ Acad. 1755. p 601. la HIRE accid. de la vue gegen das Ende MAITREIEAN p. 91. o. HALLORAN p. 77. . Und da sie diese Sache weitlaͤuftig untersucht, so wollen sie, daß sich der Stern mehr wegen der Verschiedenheit des Lichts verengere und erweitere, als wegen eines un- deutlichen oder deutlichen Anblicks der Gegenstaͤnde PORTERFIELD T. II. p. 102. 103. T. I. p. 163. An der Eule sahe es PETIT Mem. de l’ Acad. 1736. p. 139. . Sie sagen ferner die Pupille werde bei den Gegenstaͤn- den enger WHITT vital. motion. p 133. Bei kleinen Objecten MOU- LINS p. 54. , welche wir genau erkennen wollen, und ich habe befunden, daß dieses allerdings wahr sey. Diese Bewegung schwaͤcht sich, und es bleibt der Stern erweitert und unbeweglich, wenn entweder die Wirkung des I. Abschnitt. Das Auge. des Lichts auf das innerste Werkzeug des Gesichts schwaͤ- cher ist, oder wenn das Nervensystem im Auge weniger empfindlich ist. Es geschicht dieses durch einen Fehler des Staars MORGAGN. Epist. XVIII. n. 22. Epist. XIX. n. 5. DUD- DELL p. 140. MAITREIEAN I. c. 8. p. 144. DAVIEL Stockh- Handl. 1759. Trim. I. PORTER- FIELD T. II. p. 112. , oder des gruͤnen Staars WOOLHOUSE p. 30. , bei wel- chem man das Uebel fuͤr desto unheilbarer haͤlt, je wei- ter und je unbeweglicher der Stern ist MAITREIEAN ib. GOR- DON. Lib. Gall. Partic. 3. p. 274. S. YVES p. 38. Jan. DAMASC. L. IV. c. 9. BRISSEAU p. 174. . Es begeg- net dieses der Netzhaut, oder es hat der Sehenerve dar- an Schuld Dahin rechne man HOF- MANN Cent. VI. Dec. 5. c. 9. und wird amaurosis, schwarzer Staar WEDEL de gutt. seren. WHYTT vital. mot. p. 113. POR- TERFIELD T. I. p. 211. T. II. p. 95. MERY Mem. de 1707. SYL- VA de la saign. p. 306. genannt. Wenn einige sagen, daß in dem amaurosi der Stern noch einige Beweglichkeit uͤbrig behalte HAEN VI. p. 255. DUD- DELL p. 139. , so schreiben sie von einer unvollkommenen Krankheit, bei welcher man einigermaßen noch das Licht empfunden. Es ist nehmlich der Regenbogen unbeweglich, so oft Men- schen so blind sind, daß sie kaum den Schatten unter- scheiden koͤnnen Journ. de med 1762. Juin. . Er erweitert sich auch im Staar HOIN uͤber den DAOTEL pag 5. , in der Ohn- macht ZINN p. 102. WHYTT vital. mot. p. 113. , im Tode selbst GALLEN de util. part. L. X. c. 5. FABRIC. L. III. c. 6. MERY p. 266 PORTERFIELD T. II. p. 95 ZINN p. 102 ANDREAE de irritabil. p. 31. WHYTT I. c. p. 244. Exper. nostr. 203. 205. 210. 216. 218. 219. , in denen vom Schlage geruͤhrten BOERHAAVE morb. nerv p. 527. PORTERFIELD T. I. p. 211. T. II. p. 95. , in der Schlafsucht WHYTT I. c. , in Wasserkopfe Journ. de Médcc. T. XII. p. 452. KALTSCHMID I. c. , in Thieren, die vom genommenen Opio eingeschlaͤfert wer- den Exp. 213. 214. , in den boͤsartigen Fiebern, die mit einer Ver- F f 2 wirrung Das Gesicht. XIV. Buch. wirrung der Sinne Journ. de Medec. 1757. Maj. Jn einem daher entstandnen teta- no Médec. éxperim. p. 123. diese Unbeweglichkeit ist eins der uͤbeln Zeichen mit SYLVA p. 306. , oder mit Tollheit verbunden sind KLOFKHOF. morb. anim. pag. 13. . Wenn sich der Stern einige Tage nach dem Tode wie- der verengert ANDREAE I. c. ZINN p. 3102. WHYTT physiol. ess. p. 144. Exp. nostr. 205. , so ist dieses eine Folge von der Aus- duͤnstung der waͤßrigen Feuchtigkeit, wodurch also der Raum kleiner wird, vor welchen der Regenbogen vorge- spannet ist PORTERFIELD T. I. p. 164. 165. . Aus dieser Ursache wird auch der Stern in erwachsenen Menschen enger PORTERFIELD T. I. p. 213. MUELLER p. 10. als in Kindern. Jn Thieren, die man unter Wasser taucht, ist der Stern ungemein weit MERY Mem. avant. 1699. T. X. p. 656. \& Mem. de l’ Acad. 1704. p 262. ; er zieht sich bei dem Lichte nicht zusammen, bis daß das Thier aus dem Wasser ge- nommen, und wieder in die Luft gebracht worden Idem ibid. . Hingegen vergroͤssert sich die Bewegung des Regenbo- gens, oder sie ergaͤnzt sich wieder und der Stern veren- gert sich von elektrischen Funken Mem. de l’ Acad. 1755 p. 86 87 93. und bei dem HAMEL hist. p. 228. HILL. fabric. of the Eye p. 13. , von dem mechani- schen Reitze der Nerven TAYLOR p. 186. und von einer Entzuͤn- dung Von Unterscheidung eines Nerven des achten Paares Comm. Bonon. T. III. p. 284. . Wenn daher uͤberhaupt in den Versuchen des Fon- tana und in Leuten, die am Staar und der amaurosi lei- den, das Licht auf den Regenbogen faͤllt, und sich der- selbe dennoch nicht zusammenzieht p. 371. , so steckt die Ursache davon nicht in der Jrritirung des Regenbogens, son- dern, wie es das Ansehen hat, vielmehr in einen Nerven- sehler der Netzhaut CALDAN. Lettera II. pag. 368. MUELLER p. 15. Es gesteht es WHYTTIUS auch on vital. mot. p. 117. . Wenn II. Abschnitt. Das Auge. Wenn daher in der Hemeralopia BLANCAARD prax. p. 245. die Sonnenstra- len ganz allein vermoͤgend sind, die Empfindung des Ge- sichts hervorzubringen, und weder angesteckte Lichter, noch eine Daͤmmerung hinreichen, so stehet der Stern be- staͤndig erweitert und offen FOURNIER Journ. demédec. 1756. Mart. Aug. KRAMER med. milit. T. I. p. 92. , welches sogar ein epide- misches Uebel ist. Man hat angemerket, daß dieses Uebel alte Soldaten leichter treffe. Es hat nehmlich ein schwaches Licht, oder eine geringe Empfindung vom Lichte, einerlei Folgen, als eine geringe Empfindung vom Licht. Uebrigens stehet die Pupille in der Frucht KRAMER. , und in ganz jungen Kindern PETIT Mem. de l’ Acad. 1727. p. 247. PORTERFIELD T. II. p. 71. T. I. p. 160 161. weit offen, in den alten hin- gegen nur sehr wenig JURIN. dist. vis. p. 146. 147. daß sich der Stern nach dem sech- sten Jahre nicht aͤudere. VAN- DERMONDE art. de perfect. \&c. p. 162. . Unter den Thieren haben ei- nen weiten Stern diejenige, welche bei Nacht sehen, als die Eule PORTERFIELD ib. p. 165. , und der Stern ist sehr weit, wenn er sich in der Katze oͤfnet Idem T. II. p. 85. 271. , die außerdem einen so beweglichen Stern hat, daß er sich sogar im Finstern so gleich bei Er- blickung einer Maus erweitert KRUEGER physiolog. Ge- dank. p. 28. PORTERFIELD II. p. 205. EVERS submers. pag. 5. La HIRE Accid. de la vue p. 612. . Bei den kurzsichti- gen ROBINSON of the spleen p. 124. 125. und bei der Nachtzeit sehenden Personen PORTERFIELD T. II. p. 71. , welche ohnedem ein scharfes Gesichte oder eine scharfe Em- pfindlichkeit in den Augen haben, ist der Stern breiter, und breiter an denjenigen, welche sich lange im Finstern aufhalten koͤnnen, wovon sie sehr zarte Augen bekommen und zugleich bei Nacht sehen koͤnnen SCHEID vis. vitiat. p. 36. . Um die Ur- sache von dieser bekannten Erscheinung zu erklaͤren, und F f f 3 um Das Gesicht. XIV. Buch. um das Werkzeug selbst vollkommen zu erkennen, bemuͤht man sich bis zur Stunde vergeblich. Daß die Bewegung des Regenbogens willkuͤhrlich sey BOYLE final. caus. obs. XIV. und daß sich die Pupille in den Voͤgeln PORTERFIELD T. II. pag. 201. und Katzen WHIT p. 109. , ohne daß sich das Licht dabei veraͤnderte, verengere und erweitere, daß sich auch im Menschen, wenn man sich einbildt, daß ein Object weit entfernet sey, welches man betrachten wolle Von Papagaien PORTER- FIELD Ess. T. II. p. 151. , sich der Stern oͤfnet. Daß sich uͤberhaupt die Kinder dieses Werkzeuges nach Gefallen bedienen, daß die Erwachsenen dieses Vermoͤ- gen verlernen Idem T. II. p. 147. und ihre Augen dennoch Gegenstaͤnde genau zu betrachten gewoͤhneten TAYLOR p. 105. : und daß endlich die Seele so oft als das Auge vom uͤberfluͤßigen Lichte nicht verletzet werden kann, den Stern erweiteren, damit mehr Licht eindringen moͤge PORTERFIELD T. I. p. 118. . Alles dieses sind Gruͤnde be- ruͤhmter Maͤnner, sonderlich von Stahlens Parthey. Doch dieses ist uͤberhaupt zu weit getrieben, und es laͤst sich von den leichtesten Versuchen widerlegen. Der Mensch nehme sich mit Ernst vor den Stern entweder zu verengern oder zu erweitern, so wird er doch nicht das mindeste ausrichten, so lange das Licht einerlei Lebhaftig- keit behaͤlt. Was die Erweiterung bei entfernten Ge- genstaͤnden betrift, so koͤmmt hier alles auf ein schwaͤche- res Licht an, und es muß nothwendig ein von entfern- ten Gegenden hergebrachtes Bild schwach seyn, nicht nur wegen der Wenigkeit der Lichtstrahlen, welche para- lel auffallen, sondern welches auch den Mahlern bekannt ist, wegen der darzwischen liegenden blauen Luft. So lieget ferner die Schwierigkeit an dem Jnstrumente selbst. Man koͤnnte dasselbe sehr leicht erklaͤren, wenn man I. Abschnitt. Das Auge. man den innersten Zirkel der Traubenhaut zu einen Schließ- muskel, und die Fasern am uͤbrigen Regenbogen gestralt machen wolte. Auf solche Art wuͤrde sich der Schließ- muskel vom gereitzten Regenbogen PORTERFIELD T. I. p. 118. zusammen und zu- gleich den vorgespannten Regenbogen einwaͤrts ziehen. wenn er wieder erschlaffe, so wuͤrde er sich nothwendig, bei schwachem Lichte, in die erste Figur setzen, und so wuͤrden seine graden Fasern mit ihrer Federkraft den Re- genbogen verengern und den Stern erweitern Idem T. II. p. 96. . Doch man muß sich keine neue Bauarten aussinnen, welche unser Gesichte nicht bestaͤtiget. Es zeigt sich an der Traubenhaut kein zusammenschnuͤrender Kreiß WHYTT I. c. DERLIN- COURT p. 195. \&c. Einem Sphin- cterem vasculosum VIENSSENS tr. des liquers p. 211. , und es sind nicht einmal die oͤfnende Fasern deutlich zu se- hen (u). Ja man kann nicht einmal an Katzen, in de- nen sich doch der Stern auf das allergenaueste zusammen zieht, etwas von einer Schließmuskel entdecken. Vielmehr scheint die Ursache in dem Reitze des Lichts zu liegen, welches durch seine Thaͤtigkeit, von der ich bald reden werde, den Regenbogen einwaͤrts treibt, und die schlangenfoͤrmige Runzeln der Gefaͤße und faͤsrige Streife dergestalt entfaltet, daß sie grade werden, und den Re- genbogen erweitern DEMOURS Mem. des sa- vans étrangers T. II. p. 596. ME- RY p. 263. 264. . Auf solche Art wird man auch die Augen der Katzen und der andern Thiere, deren Stern eine Linie betraͤgt, leicht erklaͤren koͤnnen. Es waͤre also der natuͤrliche Zustand des Regenbogens dieser, daß er enge, und der Stern breit waͤre p. 371. . Er wuͤrde aus diesem Zustande durch den Reitz der Ursachen nicht ohne einige Gewaltthaͤtigkeit verdraͤngt werden. F f 4 Es Das Gesicht. XIV. Buch. Es scheint diese Ursache etwas mit einer Entzuͤndung gemein zu haben MERY p. 371. : denn die Entzuͤndung bringt Dieses ist fast Johannis ME- RY Meinung, nur daß er solches Geister benennet. I. c. p. 263. 268. Etwas aͤhnliches davon bey dem J. SNEBBEARE. nicht nur die Schlagadern zum Aufschwellen, sondern sie fuͤllet auch die fasrigen Gewebe an, entstehet ebenfals von Reitzungen, und es hat das Licht ebenfals einen so zuver- sichtlichen Reitz bei sich, daß es das ganze Werkzeug des Gesichts zerstoͤhret, wofern es uͤbermaͤßig ist. Waͤre die Wirksamkeit des Lichts etwas groͤßer, so wuͤrde auch die Wirksamkeit des Regenbogens einigermaßen mit Schmerz verbunden seyn, welcher derjenige empfindet, welcher in die Sonne siehet. Es muß aber der Reitz, welcher das Netzhaͤutchen trift, eine schnelle Anhaͤufung der Saͤfte in den Gefaͤßen und Flocken des Regenbogens hervorbringen koͤnnen. Man kann sich vorstellen, daß dieses am besten durch die Nervenkraft bewirkt werde, so wie offenbar am maͤnn- lichen Gliede von allerlei Reitzungen, wenn diese auch scharf und mechanisch sind, ein schneller Geschwulst entstehet. Jch mag keine Hypothesen Dingen zufuͤgen, die zuver- laͤßig sind. Wenn man von verengerten Blutadern, die die Ursache des Uebels am maͤnnlichen Gliede sind, die Verengerung des Regenbogens erklaͤret DEMOURS Mem. des savans étrang. p. 588. WHYTT p. 142. PORTERFIELD T. II. p. 95. I. p. 211. Man muß sich wundern, daß ZINNIUS die Verengerung der Pupillen fuͤr den natuͤrlichen Zustand haͤlt, l. c. , so hat man dagegen die schnelle Wirkung des Lichts eingewandt Vom Fieber der Stern enge BOYLE caus. fin. p. 574. ed. fol. . Doch hierdurch erhaͤlt man gewiß keine große Kraft, in- dem sich die ganz kurze Gefaͤsse des Regenbogens leicht und schnell anfuͤllen laßen. Der beruͤhmte Weitbrecht erklaͤrt die ganze Erwei- terung der Pupille, daß sie sich von den Regenbogen, welcher gegen die Crystallinse gezogen, verengern, und dadurch II. Abschnitt. Das Auge. dadurch erweitern lasse, wenn sie gegen die Hornhaut zuruͤckgezogen wuͤrde Eben so MUELLER p. 16. . Er hat aber keine Ursachen zu diesem wechselnden Marsche angegeben. Man muß hier nicht eine paradoxe Erscheinung ver- schweigen, welche mir zuverlaͤßig zu Gesichte gekommen. Es war in einer jungen Kalze der Regenbogen, drey und zwanzig Stunden nach der Ersaͤufung, ungemein weit: und es schien die Linse durch dieselbe beinahe opac. Jch wolte nach Art des Petits, diese Undurchsichtigkeit durch eine maͤßige Ofenwaͤrme vertreiben, und da ich ohnge- fehr nach einer Minute das Auge wieder befehe, so finde ich den Stern fast ganz verschlossen, so wie er sich in die- sem Thiere schließt: dagegen war der Regenbogen sehr weit, und hatte einen sehr schoͤnen gezackten Bogen von gelben Streifen. Hier brachte also lange Zeit nach dem Tode der Reitz der Waͤrme die Kraͤfte in Bewegung, welche den Regenbogen erweitern. §. 13. Das Sternband, ( corpus ciliare. ) Es ist dieser Theil vom Fallopius Auch C. L. BARTHES ein scharfsinniger Mann, 12 quæst. und ehemals J. MERY. und Mor- gagni MAUCHART de mydrias. p. 26. wie auch WHYTT p. 127. 128. 129. corpus ciliare genannt worden, so wie es bei andern das Band der Aderhaut WEITBRECHT I. c. p. 356 359. , oder Fortsatz des Regenbogens p. 214. genennt wird. Jn der That ist dieses Band, eine schoͤne Zierde des Auges, rund, ausgenommen, daß es eben so, wie der Regenbogen bei den inwendigen Winkel Und vom ZINNIO p. 60. seqq. etwas enger ist. Es entstehen nehmlich von der Oberflaͤche der Ader- haut, und zwar etwas ehe RUYSCH Epist. XIII. auch FALLOP. ibid. p. 214. VID. p. 319. FABRIC. f. 35. CASSER t. V. f. 2. Tunica ciliaris VESAL. p. 804. als dieses Sternbaͤndchen F f f 5 sich Das Gesicht. XIV. Buch. sich an die Hornhaut anhaͤngt, ohngefehr anderthalb Li- nien vom Regenbogen im Menschen, in den Thieren aber auch etwas eher, gewiße Falten ZINN p. 62 de lig. cil. n. 4. De la form. du poulet II. p. 163. CAMPER n. 12. t. 2. , welche sich allmaͤhlich von der Oberflaͤche der Aderhaut dergestalt erheben MORGAGN. Epist XVII. n. 14. p. 256. ZINN. p. 63. 65. 74. tab. 2. f. 2 d. de lig. ciliar. P. IV. De la forme du poulet p. 169. Fasc. VII. f. 7. 8. \& p. 48. , daß diese Aderhaut vorwaͤrts und die Falten hinterwaͤrts zu liegen kommen, zu einem einzigen Streifen aber zwo, drei, vier Linien erhaben zusammen laufen Eben da. ; da sie aus der gedoppelten Aderhaut bestehen, so haben ihre Blaͤtter ein Fadengewebe zwischen sich liegen TENON f. 1. 2. . Es laufen ferner diese Streifen, welche sich einander aͤhnlich, aber wechselweise gemeiniglich groͤßer sind, nach einwaͤrts, und grade auf dieses Sternbaͤndchen ZINN p. 67. 68. De la form. du poulet p. 163. zu, durch dessen Fadengewebe sie durch scheinen, und an wel- ches sie sich anhaͤngen: sie liegen auf einem schleimigen Plaͤttchen auf ZINN p. 74. , davon sogleich gehandelt werden soll, und welches ebenfals wieder auf der Glaßhaut aufliegt: sie werden in ihrem Gange immer breiter, und fuͤllen den ebenfals breiter werdenden Raum zwischen der Glaß- und Traubenhaut aus Idem p. 66. . Jn dieser Gegend befinden sich im Haase, Wolfe und Steinbock gleichsam große mem- branoͤse Fahnen. Da, wo endlich die Traubenhaut Idem p. 64. aus den Stern- baͤndchen hervorkoͤmmt, lassen diese Strahlen den Zu- sammenhang der Flaͤche, welche mit der Aderhaut in eins fortgehet, im Stiche, vermischen sich nunmehr mit der weißen Haut TENON p. 3 fig. 3. , laufen queer uͤber das kleine Thal, wel- ches die Crystallinse mit der glaͤsernen Feuchtigkeit gemein hat, und legen sich endlich etwas mehr nach vorne zu, als ihr groͤster Kreis liegt, auf die Kapsel dieser Linse ZINN tab. 2. f. 1. , ohne I. Abschnitt. Das Auge. ohne sich in menschlichen Koͤrpern im geringsten daran zu haͤngen ZINN lig. ciliar. p. 3. . Es passet aber auf jeden Streif an der Glaßhaut oder auch an der Netzhaut ein aͤhnlicher Strich, welcher bey den Zwischenraͤumen der Streifen des Stern- bandes hervorragt Idem p. 62. 66. 67. MOR- GAGN. Epist XVII. n. 16. Ad- vers. VI. p. 89. PETIT Mem. de l’ Acad. 1730. , und an der Linse schwarze Spu- ren hervor bringt, die mit ihm uͤbereinstimmig sind ZINN p. 79. t. 2. f. 1. lig. cil. p. X. CAMPER hie und da, Fasc. VII. p. 48. . Sie haͤngen sich aber an diese Striche der Glaßhaut, in eben verstorbenen Menschen genau ZINN p. 76. lig. ciliar. p. VIII. Ic. nostr. f. 7. 8. Add. GA- TAKER p. 49. , doch nach einigen Tagen, aber RUYSCH Epist. XIII. p. 11. Thes. II. ass. I. n. 15. Thes. II. ass. II. n. 7. auch in den Voͤgeln, nur schwach an. Sie schweben, wenn man die Linse wegschaft, eine Linie weit frey herum ZINN p. 76. \&c. WINS- LOW n. 221. . Jm Haasen und Wolfe werfen sie sich augenscheinlich, nachdem sie ihre groͤste Breite abgelegt, in die Streife der Traubenhaut hinein, sie bringen diese zum Vorschein, und haben also uͤberhaupt in der Cry- stallinse nicht ihr Ende. Der also herumschwimmende Theil besitzt an seinen freien Streifen keine solche Haut, wodurch sonst zwei Strahlen des Sternbaͤndchens zusam- men gehalten werden FALLOP. nur schwach. , doch behaͤlt aber auch jeder Streif seine eigene Membran. Zinn hat sie gezaͤhlet, und ohngefehr siebenzig gefunden RUYSCH Ep. XIII. ; an den Fischen zei- gen sich keine solche Fortsaͤtze des Regenbogens: und es bekoͤmmt die Crystallinse ihre besondere Unterstuͤtzung. Es ist dieses in den Arten der Karpen ein Fortsatz der ruysischen und Netzhaut, welcher sich gleichsam zu einen holen Beutel bildet, und endlich einen breiten Bandstreif verduͤnnet, der an der Hinterflaͤche der Crystallinse an- haͤngt. Jn den Fohren ( Trocta ) und Hechte koͤmmt von der Centralschlagader der Netzhaut ein Faden um den Glaßkoͤrper zu liegen, und wenn er von der schwarzen Mem- Das Gesicht. XIV. Buch. Membran und der Traubenhaut Zuwachs bekommen, so verwandelt er sich in eine kleine Glocke, die gefleckt, in- wendig weiß, voller Gefaͤße und nervigt ist, und sich mit ihrer scharfen Spitze in die Capsel der Crystallinse hin- einwirft. Auch diese traͤgt schon ganz allein zwei Tage lang die aufgehaͤngte Linse. Peirescus redet von zweien kleinen Handhacken im Thumfische ZINN t. 2. f. 2. . Ausserdem haͤngt in allen Fischen die Traubenhaut an der Glaßhaut sehr feste an. Da ich dieses betrachtete und in den Koͤrpern der vier- fuͤßigen Thiere die Crystallinse von der Glaßhaut so frey fand, daß sie sich nach Belieben wenden ließ, und die fordere Flaͤche der Linse der Netzhaut zukehrete, und zu gleicher Zeit die waͤßrige Feuchtigkeit truͤbe fand, so bin ich dadurch nunmehr bewogen zu glauben, daß die Cry- stallinse einiges Band haben muͤsse, von dem sie in ge- sunden und vollstaͤndigen Koͤrpern eine sichere und bestaͤn- dige Lage erhalten muß. Jch glaube aber dem ohngeach- tet doch, daß das Sternbaͤndchen ( corpus ciliare ) dieses Band ist, und daß es auf zweierlei Art die Crystallinse trage. Erstlich, daß es mit seinen Spitzen, ob diese gleich frei zu seyn scheinen, dennoch so viel als hinlaͤnglich ist, durch Huͤlfe des schwarzen Schleims an der Linse fest klebe. Jch habe diese Festigkeit in einer Katze gesehen, und wenn ich die Linse zog, so folgten die Strahlen des Sternbaͤndchens dem Zuge, ohne von derselben loszulas- sen. Jhr Anhaͤngen ist viel groͤßer und unverletzlicher im Reiher, bei dem der ganze Koͤrper das Sternbaͤnd- chen an der Kapsel der Krystallinse unaufloͤslich feste haͤngt. Die zwote Kraft bestehet in schwarzen Schleime, welcher die vorragenden Linien eben dieses Koͤrpers an die Furche des Sternbaͤndchens dergestalt anhaͤngt, daß sie nicht, ohne einige kleine Gewalt der Hand, abgesondert werden koͤnnen. Doch es scheinen diese Bande von der Faͤulniß zerstoͤhrt zu werden, welche den Schleim aufloͤst und die waͤßrige II. Abschnitt. Das Auge. waͤßrige Feuchtigkeit truͤbe macht. Jch glaube also, daß in den Koͤrpern, von welchen beruͤhmte Maͤnner geredet haben, die Faͤulniß einen solchen Grad erreicht haben muͤsse, daß die schwimmende Spitzen von der Crystal- linse los gelassen haben: denn ich habe in den großen vier- fuͤßigen Thieren dieselben mit Zuverlaͤßigkeit los gehen ge- sehen. Diese Kraft und Schleim zu verduͤnnen ist um desto groͤßer, wenn die ganze Linse nebst den Glaßkoͤrper beweglich gemacht wird, und ich habe auch gesehen, daß sich dieses in der Winterkaͤlte am fuͤnften oder sechsten Tage zugetragen. Endlich habe ich selbst an den Augen des Reihers, wo die Strahlen des Sternbaͤndchens an der ganzen Crystallinse viel genauer feste haͤngen, am fuͤnften oder sechsten Tage gefunden, daß die schwim- mende Radii des Sternbaͤndchens von dieser Linse los gegangen. Es bildet sich ferner dieses corpus ciliare an großen Thieren offenbar aus einer Haut, welche sich in einen kleinen Schlauch erweitert Idem p. 66. , dergleichen an dem Kam- me der Voͤgel vorkoͤmmt, und dessen Spitze mit schwarz- braunen zottigten Flecken verzieret ist p. 68. , so wie sich des- sen Ende gleichsam in einer dickern Handhabe endigt: Wiewohl sich zwischen denen wurmfoͤrmigen Raͤndern in der That eine weiße Haut daselbst zeigt, wo ohne Ver- groͤßerungsglaß ein Loch zu seyn scheinet. Endlich ist der ganze Koͤrper des Sternbaͤndchen mit fedrigen sehr zarten Zotten allenthalben uͤberzogen, die von der ruysischen Haut geliefert werden. Von muskelhaften Wesen, findet hier nicht das geringste statt Jm Leben p. 394. . Es zeigen sich wechsel- weise laͤngere und kuͤrzere Strahlen TENON f. 2. 6. 7. , welche hie und da durch Aeste an einander gehaͤngt sind Fascic. VII p. 49. De la form. du poulet II. p. 163. ZINN Epist. ad WERLHOF. p. 18. lin. ciliar. p. IV. V. . §. 14. Das Gesicht. XIV. Buch. §. 14. Der schleimige Ring. Es ist die ganze inwendige Flaͤche der Aderhaut RUYSH thes. II. tab. I. f. 7. Conf ZINN p. 65 \& t. 2 f. 2. aus dem Ochsen, HOVINOI. , welche einige ruyschens Haut nennen, so wie auch die ganze hintere oder inwendigere Flaͤche der Fortsaͤtze des Regenbogens, so wie endlich diejenige Flaͤche der Trau- benhaut, welche sich gegen diese Fortsaͤtze zukehret, mit einen schwarzbraunen Damit stim̃t uͤberein ZINN p. 70 lig. ciliar. n. 10. RUYSCH Thes. II. ass. I. n. 15. GATAKER p. 49. und fast schwarzen Schleim be- deckt, welcher die Gestalt von einer weichen unorgani- schen Membran hat, und sich in große Flecken heraus waschen laͤst. Er ist in Kindern dicker als in Erwach- senen ZINN p. 68. de la form. du poulet II. p. 162. , und bleicher gegen den Hinternursprung der Aderhaut zu. Er treibet das Wasser auf, wenn man ihm wegwaͤscht, faͤrbt den groͤsten Theil desselben De la format. du poulet II. p. 163. und macht es braun wie von Toback, oder Sapphierblau ZINN p 33. , welches aber was seltenes ist. Vom Weingeiste verhaͤr- tet er sich mehr, als daß er gerinnen solte Braun MORGAGNI Epist. XVI. n. 12 , und laͤst sich leicht in runde Massen bringen, welche auf der Netz- haut ihren Eindruck zuruͤck lassen. Uebrigens haͤngt er sich nicht wenig an, und er laͤst sich nicht ohne einige Zeit und Macerirung abwischen, indem ich oft in Menschen, in Voͤgeln und in vierfuͤßigen Thieren große schwarze Flecken an der Netzhaut haͤngen gesehen. Diese Flecken laufen im Fische wie eine Membran zusammen, und be- decken die ganze Netzhaut. Man vermisset am weißen Kaninchen ZINN p. 33. mit rothen Sternen diesen schwarzen Schleim, und daher koͤmmt es, daß man durch die Horn- haut die Gefaͤße der Netzhaut und der Aderhaut wahr- nehmen kann. Er mangelt in den vierfuͤßigen Thieren dem- I. Abschnitt. Das Auge. demjenigen Theile, wo sich die leuchtende Tapete sehn laͤst. Uebrigens trift man diese schwarze Farbe meisten- theils an den Augen der Fischen an, und sie herrschet auch bei den Jnsecten UNSEAU von einem Auge. DUVERNEY posth. I. p. 145. ; am Huͤhnchen stellet sich nach vier und neunzig Stunden diese Schwaͤrze zu allererst im Auge ein D. HOFMANN beim GOEY p. 165. exper. . Von diesem Schleime selbst erzeugt sich in den Kindern ein schoͤner Ring Mit getrockneten Blute ver- gliche es CHROUET , wenn man den Koͤrper des Stern- Baͤndchens mit Genauigkeit von der glaͤsernen Feuchtig- keit entfernt. Es zeiget sich alsdenn an der Glaßhaut eine darunter liegende dem Sternbaͤndchen aͤhnliche, eben- falls gegen die Schlaͤfe zu breitere Die Aderhaut ist am grauen Kaninchen nebst der Pupille dun- kelbraun BUFFON T. VI. p. 316. Physic. Belust. T. III. p 1380 \& in nostris observ. und gegen die Nase schmalere Figur von einer schoͤn ausgezackten Blume, die auch einen Theil der Crystallinse selbst bedeckt, und mit ihren Streifen auf die wechselweise Streifen des Stern- baͤndchens passet. Jn den Fischen zeiget sich ein sehr aͤhn- licher und recht runder Ring, der sich leicht in Ordnung bringen laͤst. Oft irren einige von diesem Schleime abweichende Flo- cken an dem Rande des Regenbogens herum, und haben in einem jungen Schweine an der Membran, nach Art einer Nadel am Stern gehangen. Es ist der Ursprung dieser Tinte wenig bekannt. Man koͤnnte, da sie von einem schleimigen Wesen, Driesen fuͤr ihr Absonderungswerkzeug halten, dergleichen Peter Chirac von dem aͤussersten Ende des Regenbogens SWAMMERDAM p. 492. 493. an der Biene p. 3 6. Am Na- senhornkaͤser, und den kleinen Bie- nenaugen p. 196. 497. Dieses hat auch PUGET Lett. II. p. 78. 82. \& HOOKE p. 477. doch so, daß sie den Schleim hie und da Trau- beuhaut nennen, doch der Schleim zerfließt und faͤrbt Wasser und Fin- ger. SWAMMERDAM Biene. , an Das Gesicht. XIV. Buch. an der Aderhaut Cosmopolita Obs. 95. , Valsara Der schwarze Kranz, Fasc. VII. p. 48 ZINN p. 35. 64. t. 7. f. I. lig. ciliar. n. 4. RUYSCH einigermaßen Epist. XIII. tab. 16. f. I. Couronne denteleé PALUCCI Methode d’abattre la cataracte, p. 15. und Guenellon ZINN. , an der Traubenhaut J. H. Sba- ragli Bei dem WOOLHOUSE epist. Francs. ed. p. 48. Diese gleichsam conglomeratas habe ich, naͤmlich zwei, in der waͤßrigen Feuchtigkeit schweben gesehen, als Folgen einer Krankheit. Waͤrz- chen an der Uola le MAIRE Journ. de Frévoux 1727. Febr. , an den aͤußersten Sternbaͤndchen Johann Mery und der beruͤhmte Brisseau p. 274. 275. gesehen haben wollen. Diejenigen, welche in den neuesten Zeiten diese Sache in Untersuchung gezogen haben, haben an diesem Theile des Auges niemals eine wahre Driese gesehen, so wenig als Morgagni Beim MORGAGNI Epist. XVII. n. 4. Katze. , Ruysch, Zinn, oder ich. Es hat auch der hintere Theil des Auges viel von diesem schwarzen Schleime an sich. Daß diese Tinte aus den thierischen Geistern, welche etwas dem Quecksilber aͤhn- liches an sich haben, und aus dem Schwefel des Bluts eben so wie der aͤthiops mineralis gemacht werde, fuͤhre ich aus den C. N. le Cat L. c. am Stockfische. darum an, damit man sehe, daß die Muthmassung ihre Freiheit noch nicht eingebuͤs- set habe. §. 15. Die Netzhaut. Es ist dieses ein alter Name, ob man wohl nicht eben sagen kann, warum die Alten diesen Theil so genannt ha- ben Ocul. \& ment. Virgil. p. XXXVII. . Sie haben es fuͤr eine wirkliche Haut er- kannt Mem. de l’ Acad. 1707. pag. 499. 500. dieses verwirft BER- TRANDI p. 64. . Es ist die dritte gemeinschaftliche Bekleidung des Auges, wenigstens des Hinterauges, und man haͤlt es gemeiniglich fuͤr die innerste Bekleidung desselben. Es hat die Netzhaut aus dem Marke des Sehenerven p. 12. , doch II. Abschnitt. Das Auge. doch in verschiedenen Thierarten, auf verschiedne Weise ihren Ursprung. Wir haben gesagt, daß sich der Sehnerve im Men- schen und in aͤhnlichen vierfuͤßigen Thieren zu einem Kegel zusammen ziehe Etroit \& fronce DUVER- NEY I. p. 146. , wenn er durch die dunkle Hornhaut durchdringt: daß er ferner an dem allerengsten Orte mit einer zarten und durchloͤcherten Membran bedekt wird p. 363. , durch deren Loͤcher sich das Mark ausdruͤkken laͤst. Dieses Mark, so wie es durch diese Loͤcher gegangen ZINN p. 109. Damit sind uͤbereinstimmig MOELLER, SE- NAC ess. de phys. 1735. p. 693. RAHTLAUW cataract. p. 32. le CAT p. 376. u. f. , giebt sich dergestalt zusammen, und verwandelt sich in eine zwar dik- ke Jst dicker als die Aderhaut WINSLOW n. 223. Sehr duͤnne nennt sie PECQUET beim MARI- OTTE p. 502. Gar zu duͤnne macht sie der beruͤhmte Clifton WIN- TRINGHAM, naͤmlich \frac{1}{1171} Zoll dick Enquiry p. 257. , aber doch sehr weiche und durchsichtige Membran MARIOTTE du HAMEL corp. anim. l. 2. c. 5. MORGAG- NI Epist. XVII. n. 35. Halbdurch- sichtig du HAMEL. Jn der Loͤ- win opac. idem l. c. Weis opac. DUVERNEY p. 146. Vorlaͤngst sagt F. SARPIUS, daß die Mem- brauen der Augen undurchsichtig sind, daß sie aber dennoch durch- scheinen, weil sie mit Feuchtigkeit angefuͤllet sind, in vita p. 27. Sie scheint in neugebohrnen Menschen roͤthlich zu seyn. , wenn man ein frisches Auge ansieht, daß man durch sie unter den Wassern die Aderhaut wiewohl gelbgrau sehen kann. Der Ursprung desselben ist ein wenig niedergedruͤckt, und hat gleichsam die Gestalt eines Kelchs FABRIC. P. III. c. 10. p. 110. BRIGGS f. 2. einigermaßen. BER- TRANDI p. 65. WINSLOW n. 223. MORGAGNI Epist. XVII. n. 36. Le CAT p. 371. f. 2. S. YVES p. 161. , die im Men- schen undeutlicher, in den Thieren hingegen gemeiniglich deutlicher in die Augen faͤllt ZINN p. 107. 108. Am Wolfe ist der Eintritt des Sehner- ven eine ganz deutliche niederge- druͤckte Kappe, mit einem weissen geschwollnen Ringe umgeben. Jm Steinbocke hat es fast einerlei Be- schaffen- : denn es ist in den meh- resten Thieren das siebfoͤrmige Plaͤttchen unterhalb den Horizont der ruysischen Haut herabgedruckt. Von star- ken H. Physiol. 5. B. G g g Das Gesicht. XVI. Buch. ken Weingeiste und Eßige, wie auch von selbst nach dem Tode, pflegt die Nezhaut undurchsichtig zu werden. Sie hat in allen Thieren eine weißliche Farbe PECQUET p. 499. 500. , ohne sich mit einer andern zu vermischen. Von diesem Ursprunge spannet sich die Nezzhaut allen- thalben um die innere Flaͤche der Aderhaut und um die glaͤserne Feuchtigkeit aus Jcon. anat. Fasc. VII. tab. 7. f. 7. 8. : doch ist sie von dieser ZINN p. 113. Physiol. Am- stclod. p. 502. und von der Aderhaut los Durch Baͤnderchen verbun- den WINSLOW. Durch Gefaͤsse BERTANDI p. 68. MAITREIEAN c. 9. Sie wirft im Schafe Gefaͤsse zum Glaskoͤrper. , umspannt den groͤßern Theil der Kugel, haͤngt sich fest an den Anfang der Aderhaut- fortsaͤtze an SCHEINER p. 27. , und verrichtet dieses mit einem augen- scheinlichen reinen und etwas dickern Zirkel De la form. du poulet p. 166. ZINN p. 113. t. 2. f. 1 f. MORGAGN. Epistol. XVII. n. 74. Vielieicht der weisse Kreis PAL- LUCCI p. 17. 18. . An den Voͤgeln entspringt sie auf eine andere Art aus den Sehenerven. Es bringt dieser nemlich wie wir ge- sagt haben, indem er schief nach einwaͤrts verlaͤngert, aus seiner Bekleidung die Blutader hervor. Hingegen geht das Mark durch eine lange Spalte hindurch, und ich habe dasselbe leicht im Reiher aus der ganzen Laͤnge der weissen Platte durch Druͤcken herausgepreßt. Dieses Mark verwandelt sich nun, wenn es durch die lange Spalte schaffenheit damit wie im Dachse, an dem der Zirkel mit einem weis- sen Ringe eingefaßt ist. An einer sterbenden Kindermutter war die Pupille sehr weit, und der Regen- bogen gegen das Licht unbeweglich. ROEDERER art. obstetr. p. 191. Daß sich uͤberhaupt der Stern im Ste r ben erweitere, gesteht WHYTT phys. ess. p. 145. MASCHEN- BROECK leugnet, daß sich der Iris von Muskeln verengern lasse l. c. p. 157. Vor kurzem sahe ich an einem Hunde nach dem Tode die Augen ganz schwarz. BAR- THES duodec. quæst. hat mit uns, wegen der Ursache der Verenger- ung des Regenbogens, fast einer- ley Gedauken. Daß die Nezzhaut zur Crystallinse gelauge, sich aber doch nicht vor ihr verlaͤngere LOE- SECKE physiol. p. 225. Der be- ruͤhmte PALUCCI beschreibet eine gemeinschaftliche Haut als ein Plaͤttchen der Netzhaut, welches sich vor die Convexitaet der Linfe werfen, und an ihre Kapsel an- haͤngen soll. Methode d’abbatre la catar. p. 22. u. f. II. Abschnitt. Das Auge. Spalte der Bekleidung durchgegangen Vergl. PETIT Mem. de l’ Acad. 1735. f. 10. D. L. E. Jm Straussen die PARISINI. , in eine durch- sichtige Nezzhaut, welche auch sogleich an dem Orte, wo der Kamm ist, zwischen diesen Kamm und Nerven mit- ten inne hervorkoͤmmt. Sie bieget sich daselbst eben so wohl und mit eben solchen Zirkel um, und scheinet sich bei dem Anfange des Sternbaͤndchens zu endigen. An den Fischen ist der Bau der Nezzhaut schoͤn und bequem zu sehen. An einigen ist, z. E. am Karpen und Schmerl wie auch an anderen, der Sehenerve unter der dunklen Hornhaut erweitert, und nachdem er dieselbe durch- bohret, und die Aderhaut hervorgebracht, so verlaͤngert er sich, laͤuft noch durch einen kleinen Raum entbloͤßt fort, und bringt hernach so wohl den Scyphum vasculo- sum, als die naͤchste ruysische Haut hervor, und nach- dem er selbige ebenfalls durchbohret, so laͤuft er weiter fort, und erzeuget endlich die Nezzhaut. Jnwendig er- scheint durch die unverlezte Feuchtigkeiten hindurch ein weisser undurchsichtiger, und ein wenig niedergedruck- ter Zirkel mit einem Loche zu Gefaͤssen durchbohret, und es umgiebt in verschiedenen Fischarten diesen Kreiß eine vielfache Reihe von braunen Haaren. An dem Fohren ( trocta ), am Lachse und dem Hechte siehet man einerley Bauart, wie an den Voͤgeln, und es laͤst der Sehenerve die Nezzhaut durch eine sehr lange Spalte durchgehen, indessen daß er sich selbst zu beiden Seiten in einem Boden verlaͤngert. So viel von dem Ursprunge der Nezzhaut; nun muͤs- sen wir auch ihr vorderes Ende untersuchen. Es ist of- fenbar, daß an den Voͤgeln, die ich geoͤfnet, an einer großen Menge von Huͤhnern, Tauben, Gaͤnsen, Enten, und so auch an den Raubvoͤgeln, z. E. am Geyer, der dickere Theil der Nezzhaut nicht weiter fortlaͤuft: und daß aus diesem Zirkel p. 165. 166. , mit welchem die Nezzhaut am Sternbaͤndchen sesthaͤngt, eine zartere mehr nach inwen- G g g 2 dig Das Gesicht. XVI. Buch. dig zu, als dieses Sternbaͤndchen liegende aschfarbene und von der Glaßhaut verschiedene Platte, weiter als die uͤbri- ge Nezzhaut fortgehet, daß sie unter das Sternbaͤndchen untergeschichtet und zur Crystallinse zugleich mit fortlaͤuft. Es laͤst sich diese Platte am Huͤnchen, so lange dieses noch im Ey eingeschlossen ist, vom corpore ciliari dergestalt absondern, daß sie an der Glaßhaut unverlezt zuruͤkke bleibt p. 165. 169. . Eben diese Platte kann auch von der Glaß- haut in jungen Thieren getrennet werden, so, daß sie selbst bei dem corpore ciliari bleibt, und nur eine sehr durchsichtige Spur, die einen vollkommenen Zirkel zeich- net, an der Glaßhaut uͤbrig ist, eine Spur, die weniger nach auswendig liegt, als da das Plaͤttchen der Nezzhaut an seinem Orte liegen blieb. Wenn aber das Huͤnchen aus dem Ei gekrochen ist, so haͤngt sich diese kleine Membran so wohl an das corpus ciliare als an die Glaßhaut an p. 166. . Man koͤnnte sagen, daß diese Platte nicht von der Nezz- haut herruͤhre, und daß sie eine neue Membran sei: doch ist sie eine Fortsezzung von der Nezhaut, und zwar aus der aͤussern Flaͤche derselben p. 167. , ob sie gleich duͤnner ist, und von sauern und weinartigen Geistern opac wird. Jch habe aber im Menschen auch dergleichen Fascic. VII. tab. art. ocul. f. 7. 8 Mem- branchen, so wie andere beruͤhmte Maͤnner neben mir, als Winslow n. 237. FABRICIUS L. I. c. 5. L. III. n. 8. LINDEN physiol. p 484. DEIDIER obs. p. 326. Es war eine ehedem augenommene Meinnug ORIBASIUS p. 31. , Pallucci Dieses Buch fehlt mir, doch ziehe ich die Stelle aus meinen ad- versariis aus, daß dieses jetztge- dachte Plaͤttgen a PALLUCCIO, unter dem Namen der membr. com- munis beschrieben werde p. 18. sqq. daß sich die Netzhaut in dem weis- sen Zirkel der gemeinschaftlichen Membran inserire; daß sie von der weissen Linie bis zum gezackten Rande an die Dicke der Hornhaut abnehme, und sich von ihrem Ran- de um die Distanz einer viertheils Linie vom Umkreise der Crystallin- se, an das Wesen der RUYSCHI- ANAE Junicæ anhaͤnge, wie es scheint, durch Flieswassergefaͤsse. Daß sie ferner Falten mache, die sich in die Linse werfen, daß sie die Linse enthalte, daß sie nicht aus ihrem Lager heraus falle. Einen mit uns uͤbereinstimmigen Bau be- schreibet ziemlichermassen CASSE- BOHMIUS in schedis posthumis. und J. Lieutaud p. 141. , Fere- II. Abschnitt. Das Auge. Ferrenius RAMSPECK specim. p. 24. RAHTLAUW I. c. p. 19. welcher sagt, daß sie die ganze Linse ein- schließt. FABRICIUS. , Tenonius De cataracta p. 5. wahrgenommen: und es haͤngt also auch in dem Auge eines erwachsenen Koͤrpers zwar die Nezzhaut an der Glaßhaut und an dem groͤsten Umkreise des Sternbaͤndchens an, sie laͤst aber doch auch eine zaͤrtere Platte durchgehen PALLUCCI p. 19 \&c. LIEU- TAND, WINSLOW bey dem HENKEL II. p. 19. , welche das Stern- baͤndchen von innen zu bekleidet, das unter dem Schleim- ringe liegt, und koͤmmt mit diesem Sternbaͤndchen bei der Linse an, an deren vordern Flaͤche sie sich anhaͤngt. Jch glaubte diese Platte im Jahre 1744 den 9. Apr. in einer Frucht zuerst gefunden zu haben, und nach der Zeit habe ich sie auch an einigen menschlichen Koͤrpern bemerkt. Es leugnete aber Zinn p. 113. 115. ferner MOR- GAGNI I. c. n. 47. \& ALBINI discipuli MOEHRING p. 59. LOE- BE n. 49. HEUERMANN n. 741. MOELLER n. 17. Holl. physio. p. 501. und vorlaͤngst BARBA- TUS p. 194. dieses Plaͤttchen; eben die- ses thun auch andere beruͤhmte Maͤnner, und da ich dasselbe dem Zinn selbst an einem Menschenauge zeigte, so berief sich derselbe auf den Weingeist, welcher sehr zarte Theile zu veraͤndern vermoͤgend sey p. 114. : dasjenige aber, was andere beruͤhmte Maͤnner gesehen haben LIEUTAUD. PALLUCCI, FERREIN p. 115. , eignete er der Glaßhaut, und der von ihm sogenannten Zona ci- liaris zu. Er wirft sogar wegen der Lage selbst Fragen auf p. 114. . Doch macht er wegen der Lage zwischen dem Schleimringe und der Glaßhaut kein Bedenken. Jch habe an den Voͤgeln die glaͤserne Zonula und Nezhaut mehr als zu gewiß unterscheiden koͤnnen: und es kann am Menschen der Zirkel des Petits in allen unverlezten Koͤr- pern gewiesen werden, welches ein Beweiß ist, daß die vordere glaͤserne Zonula unverstuͤmmelt uͤbrig bleibe, wenn die weissen Plaͤttchen der Nezzhaut fast in allen Koͤrpern, an dem schwarzen Schleime haͤngend gesehen werden. Ob G g g 3 nun Das Gesicht. XVI. Buch. nun gleich die Sache an den vierfuͤßigen Thieren viele Schwierigkeiten macht, so habe ich dennoch die Membran von der Nezzhaut bis zur Linse unter dem Schleimringe, vor kurzer Zeit am Dachse verfolgt. An den Voͤgeln hoͤrt an diesem Orte die wirkliche Nezzhaut auf; allein es laͤuft eine duͤnnere Platte weiter fort, und an den Fischen findet keine Zona ciliaris des Zinns statt. Wenn ich alles dieses erwege, so trete ich derjenigen Meinung bei, welche eine von der Nezzhaut verschiedene kleine Mem- bran, zwischen der Trauben- und Glaßhaut, zur Linse laufen laͤst. Die Nezzhaut hat eine große Empfindlichkeit, indem sie ein fortgeseztes Mark des Sehenerven ist. Und wenn sie von der Sonne zu sehr getroffen wird Am Blinden KLOEKHOF morb. anim. p. 53. , so verur- sachet sie heftige Schmerzen und Ohnmachten. Es soll an einem andern Orte gezeiget werden PORTERFIELD Ess. of a s ociet. at Edimb. T. II. p. 221. , an welchem Theile sie unempfindlich ist. Sie hat rothe Gefaͤsse Schon ORIBASIUS p. 34. laͤngst am Loͤwen PARISINI, und an der Gazella. , welche in allen Geschlech- tern der vierfuͤßigen Thiere deutlich sind, wiewohl die klei- nen Aeste weniger Roͤthe haben Am halben Untertheile o HAL- LORAN p. 53. im Schafe gelbroth. und deutlich sind, und dennoch nicht eben mit großer Schwierigkeit die einge- spruͤzten duͤnne und gefaͤrbte Saͤfte annehmen, wovon sie zu einem deutlichen Nezze werden Die Schuͤler ALBINI, MOEHRING p. 59. MOELLER n. 19. f. 3. HEUERMANN T. II. n. 739. 740. RAHTLAUW p. 2 0. Physiol. Amstel. p. 502. . Jch will von ihrem Ursprunge und von ihren Staͤmmen, welche durch die siebfoͤrmige Platte gehen, an einem andern Orte reden. Von diesen an der Nezzhaut deutlichen Gefaͤssen sind ei- nige ganz offenbar Schlagadern, andere hingegen Blut- adern, wie Oribasius vorlaͤngst bemerkt hat pag. 34. . Jch habe dieses an den Fischen nicht sehen koͤnnen, und es ist an den Voͤgeln viel undeutlicher wahrzunehmen. Dieses von II. Abschnitt. Das Auge. von Gefaͤssen gebildete Nez lieget dergestalt, daß es die innerste Gegend, oder die den Glaßkoͤrper beruͤhrende einnimmt, so wie die aͤussere, welche gegen die ruysische Haut zugekehret ist, von vielen angehaͤuften Mark bedeckt wird. Jch lese, daß man hier zwei Membranen finden will Adnot. L. III. c. 14. p. 60. die Schuͤler. RUYSCH Epist. XIII. pag. 15. ; es hat mir aber niemals gluͤcken wollen Auch ZINN p. 112. glaubt nicht daß es angehe. , daß ich den Theil der Gefaͤsse unverlezt absondern koͤnnen, daß der markige Theil unverlezt geblieben. Man kann es aber in der That durch ein weichendes Wasser dahin bringen, daß nach Zerstoͤhrung des Markes RUYSCH Thes. II. n. 8 ZINN p. 110. ALBIN. p. 61. seqq. , ganz allein ein Adernezze uͤbrig bleibt, welches von einem Fa- dengewebe bedeckt ist ZINN p. 111. . Zu diesem Versuche hat Ruysch den Anfang gemacht Unterscheidet das Markige und Haͤutige Thes. II. Ass. I. n. 12 Daß das Markige zerstoͤhret sey Ass. II. n. 8. Daß zwei Haͤute drinnen sind, eine markige und eine voller Gefaͤsse Epist. XIII. p. 15 , und Albin hat den- selben vollendet. Jn den Fischen ist alles Jm Stockfische, Cabeljaauw GUENELLON Nouv. de la lep. des leir. 1685. Mars. p. 320. , auch ohne Kunststuͤck deut- licher. Es zeigt sich naͤmlich am Karpen, da wo der Se- henerve gleichsam mit zwo schwarzen Linien bemahlet ist, an der Nezzhaut kurz darauf einige Absonderung, wenn man sie im Weingeiste maceriret, dergestalt, daß sich ein kleiner markiger Stiel des Nerven gleichsam in eine deut- liche Halbkugel wirft. Wenn man alsdenn mit einem Messer die Nezzhaut laͤngst der Richtung der Fasern spal- tet, so wird sich dieselbe offenbar in eine aͤussere und weisse Membran verwandeln, die nur da nicht mehr weiß ist, wo der schwarze unorganische Schleim an ihr anhaͤngt: Die inwendige Membran ist hingegen ein wirkliches Mark, welches ungemein artig anzusehen ist, und gleich dem aller- reinsten Schnee sich in Streifen und gradeu Fasern aus- dehnt, wo sich aber das Mark anfaͤngt zu zerstreuen, da G g g 4 ist Das Gesicht. XVI. Buch. ist gleichsam ein Loch oder niedergedruͤckte Stelle, wie ein Trichter vorhanden. Folglich ist hier an der Nezzhaut eine inwendige fasrige Platte, und eine andere aͤusserliche breiige Stockfisch GUENELLON. I. c. f. 3. 4. 5. vorhanden. Die deutlichsten, groͤßesten und am meisten freie Fasern kommen am Schleichen vor, wie- wohl man sie auch in den groͤßern Karpen findet. Jch habe diese fasrige Bauart ferner vor kurzem mit allen Fischen, am Hechte und Lachse GUNELLON f. 1. 2. , gefunden, und ich habe auch eben so die beiden Platten an allen absondern koͤnnen. Dieses gehet auch unter den Voͤgeln, doch aber nicht eben so leicht von statten, als in dem indiani- schen Huhn und dem Reiher. Ob auch gleich die Nezz- haut in den vierfuͤßigen Thieren verhaͤltnißmaͤßig weicher und zarter ist, so habe ich dannoch auch in der Kazze, im Schweine und Steinbocke mehrmalen, wenn ich die weiche breiige aͤusserste Haut abschabte, eine inwendige und sehr zarte Platte voller Gefaͤsse abgesondert. Und also lassen sich uͤberhaupt, ohne Furcht zu irren, an der Nezzhaut zwey Plaͤttchen annehmen, ein breiiges und ein spinnenwebi- ges Plaͤttchen, welches wirklich diesen Namen verdienet. Jch glaube auch nicht, daß denen uͤbrigen Thieren die Fasern mangeln, welche ich am Haasen VALSALVA diss. II. n 6. MORGAGNI Epist. XVII. n. 40. tab. 16. fol. 19. und am Schweine, aus der Klasse der vierfuͤßigen Thiere, so wie unter den Voͤgeln am Reiher deutlich gesehen, und die an der Eule noch deutlicher sind. Einige strahligte Falten und weiche Stellen RUYSCH ep. XIII. t. 16. f. 19. hat wohl der Zufall zuwegegebracht, wirkliche Streifen aber FIBRAS beim PECQUET p. 500. 504. BRIGGS f. 2 p. 206. BOHN p. 371. BERTRANDI p. 65. Die Dicke wird auf \frac{1}{32400} eines Haares geschaͤtzt PORTER- FIELD ess. T. IV. p. 252. 253. im Vogel gegen \frac{1}{111661406} eben solches Haares. oder strahlige Fasern sind an der durchsichtigen Nezzhaut des Menschen gar nicht vorhanden Dieses findet nicht im Men- schen ZINN p. 110. , obschon die verglei- chende II. Abschnitt. Das Auge. chende Anatomie die subtilere und unsichtbare Fasern ver- muthen laͤst. Es ist in allen Thieren, die Augen haben, eine Nezz- haut vorhanden, indem sich in dem Jnwendigsten ihrer Augen ein markiger Gehirnbrei zeigt Am Uferaaße SWAM- MERDAM p. 261 262. Krabbe p. 206. Kefer p. 332. Bene p. 4. Uferaaße PUGET letre II. p. 82. HOOKE p. 178. . Ueberhaupt ist die Bauart an den großen Augen der Bienen ungemein artig. Denn obgleich ihre sechseckigte Hornhaut von einer Pyramidalfaser angefuͤllt ist, welche an der Oberflaͤche schwarz, und gegen den Boden des Auges convergirend SWAMMERDAM p. 493. t. 20 f. I. h. h. , so ist sie doch, wo sie ihre Spizze an der halbmondenfoͤrmigen Membran p. 495. f. cit. i. i. hat, weiß: und unter ihr liegt eine duͤnnere und durchsichtigere Ibidem. , und ich glaube, daß diese die Stelle der Nezzhaut ver- trit. Unter dieser, der Nezzhaut aͤhnlichen Membran zeiget sich eine Reihe von weichen Fasern, unter welche sich Luftroͤhrenaͤste mischen, die sich inwendig an diese Membran anschliessen, uͤberzwerg laufen, und diejenigen Pyramiden tragen p. 495. t. 20. f. 5. e. q. , welche mit dem Gehirn zusam- menhaͤngen, p. 496. f. 5. S. und mit dem Gehirn einerlei Farbe haben. So laͤuft am Nasenhornkaͤfer der dicke Sehenerve t. 29. f. 7. zu der Membran p. 337. , so der Nezzhaut aͤhnlich ist, und auf dieser stehen die gallertartigen Pyramiden auf, welche mit ihrer Basis seine Hornhaut anfuͤllen p. 336. t. 29. f. 7. a. . Am Ufer- aase HOOKE p. 178. an der Li- bella. findet man nicht nur ein nezzfoͤrmiges Haͤutchen, sondern auch Faserchen, welche von demselbigen entstehen, und nach einer jeden Hornhaut hinlaufen SWAMMERD. p. 261. 262. . Ueber- haupt hat es auch eben diese Beschaffenheit mit den klei- nen Krebsen, in denen der Sehenerve zu dem Gallerte, welcher unter der Hornhaut liegt, augenscheinliche Faden G g g 5 sendet. Das Gesicht. XVI. Buch. sendet p. 206. t. XI. f. 3. . So zertheilt sich im Rochen der in Faͤden abgetheilte Nerve, unter die Theilchen der Hornhaut aus p. 496. . §. 16. Der Kamm in den Voͤgeln. Man erlaube uns mit wenigem von diesen ungemein ar- tigen Theile zu reden, welchen ich in allen Voͤgeln be- trachtet habe, und welchen Petit, nachdem die Arbeiten seiner Vorgaͤnger nicht gluͤcklich genug gewesen Mem. de l’ Academ. 1735. p. 144. seqq. , ge- nauer beschrieben. Jch werde aber diesem noch etwas bei- fuͤgen muͤssen De la form. du poulet II. p. 140 . Es koͤmmt innerhalb dem Ursprunge der Nezzhaut aus dem Sehenerven der Kamm hervor, dergestalt, daß man die ganze Nezzhaut von diesem Nerven los machen kann, und diese Nezzhaut enthaͤlt diesen Kamm, wie eine Schei- de, die sich auch mit einem blinden Ende endet. Er entspringt von der Nezzhaut aus der Spalte des Sehe- nerven Eine Ritze haben PARISINI am Strauß. mit Flaͤchen, die gleichsam wechselsweise zu der Schneide einer Saͤge auslaufen. Es ist gleichsam eine vierseitige Trapeze PETIT pag. 245. f. 10. 11. beutlige Membran De la form. du poulet p. 140. Journ. des savans I. c. , voller Gefaͤsse, dunkelbraun und fast schwarz, zart, zerfaltet sich uͤberein- ander, nach Art eines Faͤchers, ist einem kleinen Sacke nicht gleich PARIS Mem. pour servir à l’ histoire des animaux T. III. P. 2. p. 2. 154. Strauß. \& p. 98. Adler. , enthaͤlt keine Hoͤhle, und wenn man sie maceriret, so entwickelt sich eine unvollkommene grade Flaͤche. Sie laͤuft nach vorne De la form. du poulet I. c. gegen den hintern Theil der Linsenkapsel, schließt sich an dieselbe breit an, wiewohl sich bisweilen nur ein einziger laͤngerer Faden Diesen Faden leitet vom Winkel her, und mahlt ihn viel laͤnger PETIT p. 145. f. 11. ganz allein an sie fest anhaͤngt, bisweilen aber nicht einmal ein II. Abschnitt. Das Auge. ein Faden zu sehen ist, und ’blos die Linse vom Kamme angezogen wird. Es laufen aus den Sehenerven in den Kamm so viel nach der Ordnung einander paralel gehende Schlag- adern PARISINI p. 84. und deut- licher BORRICHIUS im Adler. Be- siehe Journ. des. sav. 1699. n. 5. Am Milvo habe ichs deutlich gese- hen. und so viele Blutadern, als Falten vorhanden sind, sie laufen laͤngst der Laͤnge des Kamms nach dessen vorder Ende, und vielleicht auch nach der Kapsel der Linse hin De la form. du poulet p. 141. . Der Kamm hat weder Fasern Faͤden nennen es PARISINI in gallo coq indien, \& im Adler, \& PETIT p. 145. noch etwas muskel- haftes Wie PHILIPPUS de la HIRE bei dem HAMEL histoire p. 509. , daß er die Linse bewegen koͤnnte Idem \& PORTERFIELD II. p. 276. DERHAM phys. theol. p. 105. : son- dern er ist uͤberhaupt eine Membran, welche dem Stern- baͤndchen sehr aͤhnlich ist. Es will der beruͤhmte Petit, daß er die Seitenstrahlen des Lichts auffangen soll pag. 174. . Mir scheint derselbe, da er der albinischen Schlagader und dem Saͤckgen in den Fischen gleich ist, der Crystal- linse das Blut zuzufuͤhren. Es haben naͤmlich auch die Fische einen doch sehr un- aͤhnlichen Kamm. Es kommt an den Fohren ( trocta ) und Hechte, aus dem Eintritte des Sehenerven, eine Schlagader hervor, welche mit einer schwarzen Mahlerey uͤberzogen ist, und deren Ein Ast nach dem Glaßkoͤrper hinlaͤuft, da sich der andere Ast um die glaͤserne Feuchtig- keit herum legt, von einem nach und nach hoͤher werden den Fadengewebe groͤsser gemacht wird, und endlich gleich- sam von der inwendigen Seite des Regenbogens sich in eine kleine Feder verwandelt, welche mit ihrer Spitze an der Kapsel der Crystallinse anhaͤngt pag. 381. . Doch es lassen sich am Karpen und an der andern schlechten Karpenart, Capito genannt, die Gfaͤsse des Glaßkoͤrpers noch schoͤ- ner Das Gesicht. XVI. Buch. ner demonstriren. Es kommt nemlich an diesem Fische aus der ruysischen Haut nebst den Traͤger der Crystal- linse, eine Schlagader hervor. Diese zerspaltet sich in zween Aesten, und umgiebt, da wo sich die Nezzhaut vorne endigt, die ganze glaͤserne Feuchtigkeit, nach Art eines Zirkels. Aus diesem Zirkel laufen unzaͤhlige Ge- faͤsse zur Glaßmembran; sie zerstreuen sich allenthalben, biegen sich um die Erhabenheit dieser Feuchtigkeit herum, und vereinigen sich mit den hintern Gefaͤssen, vermittelst Aeste, die wie eine Hand aussehen. Es gehen diese hin- tern Gefaͤsse von der Centralschlagader der Nezzhaut nach dem Mittelpunkte der glaͤsernen Feuchtigkeit. Und nach- dem sie sich aus einem einzigen Anfange wie Strahlen auseinander breiten, so laufen sie theils gerade, theils schlangenfoͤrmig nach dem Umkreise, und sind unter sich selbst, und mit denen vordern Gefaͤssen durch schoͤne Zu- sammenhaͤnge verbunden. Jn ihrem Anfange befindet sich Blut, doch ist das Ende der Gefaͤsse ohne Farbe. §. 17. Die Glaßhaut. Ob diese gleich bei den Alten, Membrana yaloidis, genannt wird RUFUS appell. L. II. p. 55. I. p. 37. Denn es erhellet aus die- ser Stelle, daß man einerlei Mem- bran bald Glaßhaut, bald Nezzhaut genannt habe. , so ist sie dennoch eine Erfindung des Fallopius pag. 214. b. , und eine ungemein durchsichtige, sehr zarte, von keinem Weingeiste zu veraͤndernde und ein- fache Membran Zwo Platten WINSLOWUS n. 218. BERTRANDI p. 68. TAY- LOR p. 33. GUNZ de suff. BAR- BAULT p. 315. Es leuͤgnet ZINN p. 121. PALLUCCI methode p. 30. FLURANT T. II. p. 476. , und so wohl in den Voͤgeln als in den vierfuͤßigen Thieren und Fischen, innerhalb der Nezz- haut, aus sich selbst entstehet, und nirgends, so viel man observiren kann, mit etwas zusammen haͤngt, wenn man nicht etwa das albinische Schlagaͤderchen Besiehe indessen ZINN pag. 126. , oder die durch- II. Abschnitt. Das Auge. durchsichtigen Gefaͤsse der Glaßhaut dazu rechnen wolte, welche im Schaafe und Ochsen Dieses hat auch MORGAG- NUS Epist. XVII. n. 28. \& EU- STACHIUS t. 41. f. 5. zu derselben, indem sie mit der Nezzhaut paralel laͤuft, nicht undeutlich ge- laufen koͤmmt. Es laͤst sich die Glashaut sehr leicht zei- gen, wenn man sie durch eine kleine Wunde aufblaͤst; und man muß sich in der That wundern, daß es Leute gegeben, die solche gelaͤugnet haben BRIGGS c. 3. . Aus ihr laͤuft, wenn sie verletzt worden, die Feuchtigkeit heraus BERTRANDI p. 73. . Einige schreiben, daß sie vorwaͤrts dicker sey O. HALLORAN p. 44. , sie scheint ganz kleine Schweißloͤcher zu haben PORTERFIELD Ess. T. I. pag. 244. , indem die sich selbst uͤberlassene glaͤserne Feuchtigkeit fast ganz und gar verraucht PORTERFIELD p. 243. ZINN p. 120. MAUCHART de cornea p. 14. , und sich gegentheils vom eingezogenen Wasser am Gewichte mehret PETIT Mem. de l’ Acad. 1728. . Sie erfuͤllt die ganze Hoͤhle der Nezzhaut, und laͤuft von deren weissen Kreise unter dem Schleimringe weiter nach vorne hin. Doch verwandelt sie sich an diesem Orte, und in den groͤssern vierfuͤßigen Thieren offenbar in zwei Platten. Die vordere derselben Idem ibid. 1726. p. 80. Be- siehe noch ZINN p. 124. BER- TRANDI p. 72. CAMPER l. c. n. 7. wird von einigen Furchen des Sternbaͤndchens gemeiniglich gestreift, und auch durch eigene kuͤrzere Fasern ZINN p. 123. Fließwasser- gefaͤsse nennt es BERTRANDI. Sehnige Fasern CAMPER. , die auf diese Furchen passen, mehrmalen durchlaufen, sie gelangt zu der vorderen Ebene der Crystallinse Comm. ad BOERHAAVE T. IV. p. 163. ZINN p. 123. , vor dem groͤsten Zirkel, und haͤngt sich daselbst an deren Kapsel an. Diese Platte hat der beruͤhmte Camper c. 2. n. 6. p. 12. mit einem neuen Namen, nehm- lich Corona ciliaris Ibidem. benannt. Zinn nennt sie Zona ciliaris p. 121. \& in progr. ligam ciliar. n. 4. : denn die Sache selbst wurde vom Petit L. c. ent- dekt Das Gesicht. XVI. Buch. dekt und war lange bekannt, wo nicht gar dieser Ring vor dem Am Wallfische p. 38. Leg. RAVIANI Muthmassung bestaͤtigt nunmehr CAMPERUS der an die sem Legato den Ring voller Wasser gesehen p. 13. n. 8. Petit, dem Jacob Raw gezeigt wor- den (i). Er wuͤrde zirkelrund seyn, wenn er nicht ge- gen die Schlaͤfe breiter waͤre ZINN p. 124. CAMPER. . Daß er von der Nezz- haut gemacht werde, ist ein Einfall des Ferrenii, wo- fern dieses nicht gar ein Jrrthum des Schuͤlers ist Bei dem HENKEL II. Samml. p. 79. . Die hintere Platte der glaͤsernen Glaßmembran, be- giebt sich zu dem Ursprunge der Fortsaͤtze der Aderhaut, und zur Linse einwaͤrts hin; sie koͤmmt aber etwas weiter nach hinten hin, ist gerade ausgestreckt, und schliesset sel- bige, nachdem sie sie beruͤhret, mit einem ziemlich zaͤhen Zusammenhange, von hinten ein. Jch lese, daß dieser Ring, mit welchem diese Linse haͤlt, an alten Personen fester sey PALLUCCI I. c. p. 33. . Man kann zwischen diese zwey zarte Membranen ZINN p. 123. tab. 7. f. I. CAMPER n. 7. Luft einblasen, wodurch ein zirkelrunder Kanal entstehet, welcher durch verschiedene kleine Zaͤume gehalten wird, und von diesen wird die groͤste Peripherie der Linse umgeben. Er ist vom Petit benennet worden L. c. p. 33. : und mit kei- nen ZINN p. 124. deutlich zu machenden fluͤßigen Safte angefuͤllt Doch das Wasser aus dem Glaßkoͤrper gedunstet, davon ist ein Zeuge BERTRANDI p. 73. : Jndem es nur eine Vermuthung ist, daß er von der Ele- ctrisirung aufschwellen soll BOISSIER de suffus. p. 16. . Man findet ihn, wie ich davor halte, in allen vier- fuͤßigen Thieren Jm Hunde, Ochsen, Wol- fe, Schaafe, Steinbocke u. s. f. habe ich solches gesehen. Jm Wolfe ist es sehr schoͤn, und eine Linie breit. , doch mangelt er in den Voͤgeln, und es laͤuft nur eine einzige Platte der Glaßhaut zur Crystallinse fort. §. 18. II. Abschnitt. Das Auge. §. 18. Die glaͤserne Feuchtigkeit. Die Natur hat den Fischen, Voͤgeln, vierfuͤßigen Thieren und den Schalenthieren Die Schnecke hat die waͤßrige, glaͤserne und crystallische Feuchtig- keit SWAMMERDAMM Biblia pag. 105. , Feuchtigkeiten in die Augen gesetzt, welche den Jnsecten voͤllig fehlen DERHAM physiotheol. L. VIII. c. 3. p. 363. SWAM- MERDAMM am Uferaase p. 261. 262 \&c. de respir. coroll. 22. 23. , und was einige Schriftsteller PUGET Journal des sa- vans 1702. n. 5. \& Epist. sur les yeux des insectes. JOBLOT I. p. 13 Muͤcke. Crystallinsen genannt haben, daß sind wirklich nichts, als hornartige. Unter diesen Saͤften ist die, von der Durchsichtigkeit sogenannte glaͤserne Feuchtigkeit im Auge, am alleruͤber- fluͤßigsten VESAL. exam. p. 162. . Sie ist in der zarten Menschenfrucht ZINN p. 118. FABRIC. II. Samml. p. 58. Jch sahe sie geldgelb an einem Kinde von vier zehn Tagen, wie auch an einer Woͤchnerin. , und in der Frucht der vierfuͤßigen Thiere Junge Hunde CHROUET \& O. HALORAN. Jm Meerkalbe roth CHROUET de trib. humor. p. 22. SCHELHAMMER von die- sem Thieren. Am Ferkel habe ich solches gesehen. : Denn sie ist in den Voͤgeln vollkommen rein und durchsitig Doch am Milvo mit Blut unterlaufen. Am Hechte gelblich. und macht fast ganz allein die Groͤsse des Auges aus De la form. du poulet II. p. 161. weniger finde ich nicht in Voͤgeln, wie C. BARTHOLINUS exerc. anat. I. ob gleich in Erwach- senen die Proportion gegen die Linse geringer wird. Doch auch in der Frucht der vierfuͤßigen Thiere sind die Augen, wegen des Glaßkoͤrpers, groß. An einer Frucht einer Ziege von wenig Wochen war der ganze Koͤrper 171 cent. das Auge um 11 kleiner als die Lunge. : denn es ist die Linse im Huͤhnchen ungemein klein. Es betraͤgt ihr Gewichte gegen 104 Gran PETIT Mem. de l’ Acad. 1728. p. 221. \& 95. ibid. , wenn das ganze Auge 142 wiegt. Jm Menschen gerinnt diese Feuchtigkeit nicht CHROUET I. c. p. 16. , sie verfliegt allmaͤhlich beim Feuer, und verraucht auch wohl von selbsten MAUCHART de cornea p. 14. MALPIGH. posth. p. 26. WOOLHOUSE in diss. herausge- geben a D. le CHERF p. 36. PE- TIT Mem. de l’ Acad. 1728. p. 221. , laͤst sich eben so wenig als das Wasser zusam- Das Gesicht. VXI. Buch. zusammendruͤcken WINTRINGHAM p. 289. 290. , und dieses thut sie, ob sie gleich Salz, etwas Erde und Luft CHROUET p. 15. enthaͤlt Das Auge schwillt im luft- leeren Raume auf, HOFMANN hypoth. goneis. p. 250. . Der fleis- sige Leeuwenhoeck hat in der glaͤsernen Feuchtigkeit mehrere Kuͤgelchen angetroffen, als in der waͤßrigen LEEUWENHOECK Phil. trans. n 108. . Sie ist schwerer als gemeines Wasser, faͤllt in demsel- ben zu Boden, und ist doch nur um ein geringes dichter als dasselbe 10024 zu 10000| WIN- TRINGHAM p. 296. Schon fand es SCHEINER p. 65. daß sie dich- ter sey. . Sie vergroͤssert Buchstaben, wenn man sie daruͤber haͤlt Daß sie fast eben so Strah- len breche, als die Linse, RAHT- LAAUW p. 31. aber unrecht. , wiewohl nur maͤßig, und weniger als die Crystallinse SENAC p. 582. CARTE- SIUS dioptric. c 3 \& la HIRE Mem. de l’ Acad. 1707. \& PEM- BERTON c. 8 \& HAWKSBEE Phil. trans. n. 328. \& ROBINSON hinter HELSHAM lect. p. 402 die meisten vergleichen sie dem Wasser. . Von der Kaͤlte wird sie eben so hart ZINN. p. 118. und eben so auseinandergedehnt Idem ibid. BERTRANDI pag. 76. . Uebrigens darf man sich nicht wundern, daß sie leim- artig sey Ein so duͤnner Saft, als im Ey, ORIBAS p. 42. , und zwar um vielmehr als das Wasser Um neunmal WINTRING- HAM p. 278. in den Froͤschen C. BARTHOLINUS. , in der Schildkroͤte FEUILLEE Journ. t. 2. , in den Voͤ- geln Adler, BORRICH Hermet. Ægypt. sap. |p. 258. und in einigen Fischen Meerkalb, HARTMANN de phoca p. 16 , ganz und gar leimig oder klebrig. Denn sie ist kein blosses Wasser. Die Kaͤlte ZINN p. 120. MORGAGNI Epist. XVII. n. 28 PETIT Mem. de l’ Acad. 1723. Vom Gerinnen schon MERET, nach BOYLE de frigore p. 5. BIRCH T. I. p. 354. , welche sie dick macht, die Luft, welche sich in einem Windgeschwulste ausdehnet LITTRE Mem. de l’ Acad. 1713. p. 13. , ein saures Gift, wovon die Haͤutgen der Faͤcher dunkel gemacht werden MORGAGNI Epist. XVII. n. 17. PALLUCCI p. 34. SBA- RAGLI supl. I. p. 212. , das II. Abschnitt. Das Auge. das nicht ploͤzzliche, sondern allmaͤhlige Herauslaufen die- ses Waͤsserchens aus entstandenen Wunden BOERHAAVE T. IV. p. 160. MAITREIEAN c. 10. p. 35. ZINN p. 120. , indem ein Troͤpfgen nach den andern durch frisch gemachte Wun- den hervor quillt, und in dem Raume, aus welchem die Luft entzogen ist, einmal uͤber das andere neue Blasen zerplazzen, und Luft heraus lassen MUSSCHENBROECK de aere p. 18. : Alles dieses zeiget, daß die Glaßhaut RIOLAN p. 416. BER- TRANDI p. 68. BRISSEAU p. 10. WINSLOW IV. n. 270. in die Hoͤhle dieses Koͤrpers herab- steige, und denselben in unzaͤhlige Scheidewaͤnde zertheile, so, daß der ganze Koͤrper aus lauter Faͤcherchen besteht, welche unter sich Gemeinschaft haben DUVERNEY posth. I. pag. 149. CHROUET ed. I. p. 16. ed. II. DESNOUES Mem. de 174. p. 60. GUENELLON. MORGAGNI n. 27. 28. WINSLOW n. 230. BER- GER p. 406. MAITREIEAN p. 36. 37. PETIT Mem. de 1723 \& 1728. S. YVES p. 16. LIEU- TAUD p. 129. ZINN p 19. BRIS- SEAU, PORTERFIELD I. p. 244. , und die auswendig breiter Daß im vordern Theile bis- weilen ausser den Faͤchern Wasser sey, BETRANDI p. 74. , inwendig aber schmaͤler sind. Das uͤbrige bestehet aus dem in die Faͤcherchen aufgenommene Was- ser und aus Gefaͤssen, welche sich durch die Haͤute ver- theilen. Waldschmidt thut ihnen eine Ehre an, sie zu Parallelepipedis zu machen Bei dem PASCHIUS in- vent. p. 492. . Wenn man den glaͤser- nen Koͤrper aufblaͤset, so verwandelt er sich gemeiniglich in ein Pakk Traubenaͤste, die zu den kleinen Lappen hin- gehen Auch HOVIUS p. 18. ; es zieht sich also am Feuer, nachdem das Wasser verraucht ist, in einen Knauel Haͤute zusam- men DEIDIER cons T III. p. 107. , und nachdem das gesalzene Wasser, welches von der Gewalt des Feuers fortgetrieben worden, in die Hoͤhe gestiegen, so bleibet ein blaͤsiges und faͤchriges Ge- webe uͤbrig BOURGELAT p. 46. . Dieser Ursachen wegen, wollen einige dieses lieber den Glaßkoͤrper nennen Antoine MAITREIEAN c. 10. p. 34. LIEUTAUD p. 129. Diesen Namen lobet HEISTERUS apolog. p. 225. . Es wird die glaͤserne H. Physiol. 5. B. H h h Das Gesicht. XVI. Buch. glaͤserne Feuchtigkeit von chymischen Giften Wird mit Weinsteinoͤl, Salz- geiste, Salpetergeiste und Vitriol- geiste, doch nicht vom Eßig truͤbe, PETIT Epist. II. p. 31. Jn heis- sem Wasser etwas dunkel, doch ge- schwinde wieder helle MOEHRING de visu p 55. Daß der Salpeter- geist mit der glaͤsernen Feuchtig- keit aufbraust BORRICH Hermet. med. p. 408. und in Krankheiten Entzuͤndete Membranen werden undurchsichtig DAVIEL ep. ad Cl. HOIN p. 12. Staar bei einem Fehler der glaͤsernen Feuch- tigkeit LANCISI. Bei dem PAL- FYN anat. chir. Hal. T. III. p. 170. opac an einem Hunde. MERY Mem. de l’ Acad. 1713. p. 122. bisweilen truͤbe MORGAGNUS Epist. XVIII. n. 37. Etwas opac in der Katze STEEHELIN spec ann. 1724. c 7. , welches die Neue- ren grauen Staar HEISTER catar. pag. 260. BRISSEAU verwirft den Namen. MORGAGNI Epist. XVIII. n. 42. nennen, ein unheilbares Uebel; und endlich hat man befunden, daß sich die glaͤserne Feuchtigkeit in ein knorplichtes So sagt beinahe MOR- GAGNUS Epist. XVIII. n. 40. oder knochiges Wesen verwandelt habe HENKEL de cataract. p. 11. der bei den MORANDUS dieses Uebel gesehen. LANCISIUS beim HEISTERUS in vindic. p. 203. Chirurg. p. 602. . Uebrigens wird sie nicht einmal im hohen Alter so leicht opac. Man hat einstmals nach dem Gebrauch der Faͤrber- roͤthe, an der Glaßhaut einige Roͤthe bemerkt Du HAMEL Memoir. de l’ Acad. 1739. p. 9. . Ein Schriftsteller, der nicht zu verwerfen ist, behaup- tet, daß sie nach der Forttreibung wieder wachsen soll POZZI Comm. Epist. p. 84. ; und es sagen einige, daß der Verlust, der in den Hand- grif des Daviels vorgehet, sich leicht wieder ersezzen lasse FRANK. Anmerk. T. VI. p. 252. seqq. . §. 19. Die Crystallinse. Dieser Theil war dem Hippokrates nicht unbekannt, welcher wenigstens Peri sarkon. im Auge etwas leimiges kannte, welches, wenn es herausgenommen wuͤrde, gleichsam zu einer Art des Weihrauchs wurde. Sie war ausser- dem der ganzen Vorwelt bekannt CELSUSVII. c. 7. n. 13 \&c. . Man findet sie in II. Abschnitt. Das Auge. in Fischen, in den Voͤgeln und vierfuͤßigen Thieren Jm Maulwurf CARPUS p. CCIX. b. GALEN de util. part. L. XIV. c 6. DERHAM phys. theol. p. 94. , aber allezeit viel kleiner als die glaͤserne Feuchtigkeit ist, sonderlich aber in den jungen Voͤgeln. Sie ist in Thie- ren, welche bei der Nacht sehen, als in der Eule COITER p. 130. PETIT Mem. de l’ Acad. 1730. p. 11. , und ferner im Kaninchen und Haasen groͤsser. Dem Ver- haͤlnisse nach, ist sie viel groͤsser in den Fischen, wenn man sie mit der glaͤsernen Feuchtigkeit vergleicht. Es ist dieser Koͤrper von einem hellen und klaren We- sen, auch noch an den jungen Voͤgeln, die in den Eyern sind, denn sie zeigt sich in den Jungen der vierfuͤßigen Thiere CHROUET. Es sahe es auch ZINNIUS p. 129. , und in ungebohrnen Menschen, wie ich oft gesehen habe, in der That roth. Sie ist in den Kinder- jahren viel schoͤner durchsichtig Daß sie in neugebohrnen Thieren dunkel scheine, doch von der Waͤrme gleich wieder helle werde PETIT Mem. de l’ Academ. 1727. p. 213. Dieses ist mir nicht so gelungen. , und in den vierfuͤßi- gen Thieren Jm nach PETITI Beob- achtung Mem. de 1730. p 18. und Voͤgeln farbenlos Jm Adler ALDROVAND. orinth. l. p. 116. : bei den lezten zeigt sie sich sehr nett, und sie wird in ihnen nicht so gelbe als in Menschen. Jndessen wird sie doch zeitig bisweilen schon an neuge- bohrnen Kindern, wie ich zweimal gesehen habe, nach andern hingegen nach dem fuͤnf und zwanzigsten Jahre PETIT Mem. de l’ Acad. 1730. p. 18. WINSLOW n. 234 ZINN p. 129. PALLUCCI pag. 39. 40. PORTERFIELD T. l. p. 230. C. Lit Nor. 1745. p. 287. \&c. ist in dem Staar meist gelb: Jm Dachse fand ich sie gelblich. , gelblich, und so naͤhert sie sich immer mehr und mehr der Farbe eines Topasers. Jch habe aber die Mitte gelber, den Umkreiß hingegen nur blaßgelb gefunden. Jch habe aber doch nicht bemerken koͤnnen, wenn ich sie auftrocknete, daß diese Linsen gelb wuͤrden MORGAGN. l. c. n. 32. , und ich habe welche ganz trockne, gummige und sehr weisse Linsen vor mir lie- H h h 2 gen. Das Gesicht. XVI. Buch. gen Trokken und durchsichtig E. L. CAMER Coll. exper. p. 164. . Jm hoͤchsten Alter wird dieser Crystalkoͤrper opac: denn es vereinigt sich gemeiniglich dieses hohe Alter mit einer Verdunkelung der Augen Vergl. St. YVES p. 267. Wird trokken CUNEUS. . Endlich wird sie auch in den juͤngeren Jahren weiß und undurchsichtig, so wohl am Menschen als vierfuͤßigen Thieren PARISINI am Loͤwen. Cra- timondi CI. BUFFON I. c. T. VIII. p. 349. Dieses habe ich an der Kazze gesehen. : Und es ist dieser Staar gemeiner, wie man bei dem Anfange dieses Jahrhundert Anno 1582 \& 1685 gerieth auf diese Entdeckung MAITREI- EAN c. 3. macht es bekannt an. 1707. Hierauf Petrus BRISSEAU der es im Jahr 1705 bekannt mach- te. L. L. GOUEY p. 312. VIEUS- SENS trait. des hqueuis c. 15. Anno 1707. ILL. Herm. BOER- HAAVE in med. instit. HEISTE- RUS gegen das Jahr 1709. mit Recht gezeiget hat, und welches durch eine grosse Menge MERY Mem. de l’ Acad. 1708. 1709. 1713. p. 122 PETIT beim BRISSEAU p. 164. MARE- CHAL bei eben demselben p. 153. \& BOURDELOT p. 164. und selbst BRISSEAU p. 38. LANCISCI ap. PALFY III. p. 170. 173. C. Lit. Nor. 1745. p. 287. Act. Edimb. V. n. 54. VALISNER T. III. p. 40. I. Adam KULMUS p. 58. BENE- VOLI beim COCCHIUS. HEI- STER vindic. p. 204. seqq. Sa yr. Siles. II. n. 4. STÆHELIN in thes. var. an. 1724. c. 7. SAN- TORIN p. 83. MORGAGNI Epist. XVIII. n. 15. 22 40. VAL- SALV. ib. n. 22. 26. 29. Beim PALFYN anat. chir. III. im Jahr 1718. Bresl. Saml. 1724. p. 220. FIZES de catar. p. 70. FABRIC. progr. im Jahr 1759. ed. , sowohl unserer als anderer Exempel bestaͤtiget worden. Es hatte das vorige Jahrhundert Daß im Staar die Crystal- linse angegriffen werde, lehrte schon GARRE bei dem ROLFINK diss. I. c. 17. p. 179. \& wieder 262. Doch fuͤr unheilbar hielt es LASNIER in histoire de la chirurge p. 204. Der da lehrt, daß sie von den Wundaͤrzten mit einer Nadel durch- stochen werde PALFYN anat. chir. p. 385. Ferner GASSENDUS. ROUHAULT Phys. L. I. c. 35. MARIOTTE nouv. decouv. Die Liuse in Alten verhaͤrtet, sahe auch STENONIUS p. 82 add. Act. Hafn. V. obs. c. \& DERLING præl. p. 193. \& PECHLIN L. II. obs. 33. mit einer gipsmaterie bezogne, winklige, knollige. Jm Alter ver- troknete, CUNÆUS apolog. p. 42. zum Theil nur einige Vermuthungen davon, zum Theil lieferte es einzelne Be- obachtungen davon, und es pflegten die Alten Jrrthuͤmer mit der Wahrheit zu vermischen ORIBASIUS und alle Alten kannten die Krankheit der Crystal- linse, und nannten sie glaucoma, die aber mittelst der Hand geheilt wird . Die Crystallinse wird II. Abschnitt. Das Auge. wird auch von sauren Saͤften und Brandwein opac PETIT Mem. de 1730. p. 21. 22. 23. 34. , so wie vom Feuer Gekocht SBARAGLI vigil. ment. \& ocul. p. XXXVI. PETIT Mem. de 1730. p. 20. , und von der Congelation ZINN p. 131. MERRET ap. BOYLE de frig. p. 5. BOYLE of cola p 81. verdichtet SEVERIN Zoot. pag. 338. SCHURER num. in cur. suft. p. 7. . Jhre Figur ist, in diesen oder jenen Thieren, so wie am Menschen anders beschaffen. So ist sie erstlich in den Fischen nicht kuglich Kugelrund machen sie PEI- RESCUS vit. p. 294. Ferner du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. SERRAULT Essays GREW Cos- molog. p. 24. DERHAM p. 403. LEEUWENHOECK Phil. trans. n. 293. SMITH remarks p. 11. PORTERFIELD I. p. 90. 230. II. p. 261. 263. Am Ga eo PARISINI, am Xiphia SCHELHAMMER. Lachse GERING disp. Am Spi- rincho idem ibid. Hechte SEVE- RIN Zoot. p. 372. Kramffische REDI p. 28. Natter idem I. c. . Sie ist nehmlich allezeit vorne flaͤcher, wie ich nunmehro an vielen Arten, jedoch mit einem geringen Unterscheide PETIT Mem. de l’ Acade- mie 1730 p. 12. seqq. , vor mir sehe. Sie koͤmmt der kugeligen Figur naͤher in dem Ge- schlechte der Schlangen Idem p. 11. BERTRANDI pag. 69. , in der Schildkroͤte PETIT p. 16. CALDESI p. 17. Hist. de l’ Acad. 1706. p. 8. und im Frosche PETIT ibid. . Sie ist auch in den Thieren von warmen Blute, die sich aber im Wasser viel umsehen muͤssen, sehr convex und schwoͤrisch, als im Tursio PETIT I. c. p. 11 Am Thumfische vorne flach PEIRES- CUS I. c. , Meerkalbe PARISINI. und Meer- ragen Idem DERHAM I. c. p 106. PERRAULT Ess. III. p. 66. Mit- telfigur zwischen Linse und Kugel PORTERFIELD T I. p. 230. : indem die Strahlen des Lichts durch das Wasser in die Fische gelangen, und ihre Hornhaut flach ist. Ferner ist in allen Voͤgeln uͤberhaupt, die ich gesehen habe, die Linse mehrentheils vorne flaͤcher An der Gans PETIT p. 10. Jm indianischen Hahne idem ibid. Strauß PARIS. Adler Iidem BORR. sapient. hermet. p. 258. PEIRESCUS p. 294 Mellag s PARIS, ALLEN, MOULINS pag 54. , am aller- H h h 3 flaͤchsten wird cataracta, und diese leiteten sie von einem Haͤutchen her. Be- siehe davon Synops. L. VIII. c. 47. \& anat. p. 42. Das Gesicht. XVI. Buch. flaͤchsten aber in der Elster, wo sie hinten sehr convex ist, und wie es mir scheinet, eine groͤssere Abweichung als in den vierfuͤßigen Thieren macht PETIT. I. c. P. II. und vor meinen Augen. . Jndessen giebt es doch einige, wo sie vorne auch convexer ist, als in der Eule, in andern PETIT Mem de l’Acad 1736. p. 140. Jn den Wasservoͤgeln und flachen Fischen eine Mittelfigur zwischen Kugel und Linse POR- TERFIELD I. c. I. p. 230. und im Koͤnigsvogel PARISINI. . Mehrentheils haben alle vierfuͤßige Thiere dieses unter sich gemein, daß die Crystallinse in ihnen von aussen flaͤ- cher, von hinten aber convexer ist Elephanten PARIS. Pferde PETIT p. 8 Ochsen ibid. Bar- barische Kuh PARIS. Hunde PE- TIT ibid. Haasen ibid. Coati- mondi, Fuͤchse, Opassum Phil. trans. n. 290. . Jndessen ist sie doch vorne convexer, und beinahe kuglich im Haasen PETIT p. 10. , Kaninichen Wie ich gesehen. , Stachelschweine PARISINI. , Coatimondi K. swenska wettenk. Handl. 1747. p. 286 , und im Loͤwen Am oͤwen, Loͤwin, Luchsen, Stachelthier und Gemse convexer beschrieben, welches zu bewundern PARISINI Mem. pour servir a l' hi- stoire des animaux T. III. P. I. p. 12 \&c. und kaum laͤst es sich an der Kazze glauben, die vom Loͤwenge- schlechte ist. . Am allerflaͤchsten schien sie mir an der vordern Halbkugel in der Kazze; im Dachse hinge- gen sehr convex zu seyn, und einen kuglichten Kern zu haben. Jn den Menschen hat sie zwar nicht immer und bestaͤn- dig einerley Figur Bereits THEOPHILUS fabr. corp. hum. L. IV. c. 19. \& AVI- CENNA L. III. Fen. 1. c 1. C. STEPHANUS ic. p. 30. Hernach FALLOPIUS p. 215. Linsenfigur RUFUS. , dennoch ist sie so beschaffen, daß sie eben so, wie in den vierfuͤßigen Thieren, vorne flaͤcher und hinten convexer FABRICIUS de ocul. in ic. L. III. c 8 VITUS p. 318. COI- TER tab. anat. PICCOLH. p. 288. COLUMBUS p. 219. LIND p. 499. SCHALLING p. 12. PLEMP. fundam. medic. p. 108 CARTE- SIUS uͤber alle. MICHELIUS p 71. ZINN p. 128. BERTRANDI p. 69. WINSLOW n. 233. WALTNER c 3. , doch aber weniger convex als in irgend einem Thiere ist PETIT p 4. im Menschen, Affen. ZINN Comm. T. IV. de oculo p. 129. ; und es wuͤrde was seltnes seyn, II. Abschnitt. Das Auge. seyn, wenn bisweilen diese Convexitaͤt entweder gleich groß PETIT p. 5. BERTRAN- DI. p. 70. , oder die hintere kleiner Iidem ibidem. , oder auch die Cry- stallinse parabolisch waͤre PETIT ibid. fast keglich. C. STEPH. ic. p. 303. : denn dergleichen Linse hat weder Zinn p. 128. noch ich gesehen. Sie ist zu beiden Seiten am meisten convex und fast kuglig in einem Menschen, welcher noch nicht das Tages- licht erblicket hat, oder in einem neugebohrnen Kinde Idem p. 128. 129. und in einem Kurzsichtigen PLEMP. p. 108. . Sie wird hierauf von selbsten immer flaͤcher PETIT p. 6. , und man glaubt ZINN p. 129. , daß sie das voͤllige Maaß ihrer Flachheit ohngefehr um das drey- ßigste Jahr erreichte. Jndessen lieset man doch hin und wieder, daß sie in alten Personen flaͤcher seyn solle BAYLE p. 465. BER- TRANDI p. 10. Daß endlich in Alten die vordere Converitaͤt ein Stuͤck von einer Kugel ist, deren Diam. 25 und 30 Linien sey, fin. PETIT p. 5. \& ex eo BERTRAN- DI p. 70. ; es wuͤrde in der That schwer halten Es gesteht es PEIRESCUS I. c. PORTERFIELD I. p. 231. Mannigfaltigkeiten a PETITO an- gezeigt Mem. de l’ Acad. 1730. , mit ihr Ausmes- sung vorzunehmen, wenn man mit dieser Arbeit genau verfahren wolte. Jndessen hat doch Petit, der sich viel Muͤhe gegeben, die Crystallinse auszumessen, gefunden, daß ihre vordere Convexitaͤt ein Stuͤck von einer groͤsseren Kugel sey, deren Durchmesser zwischen sechs und neun Li- nien zu sezzen waͤre, selten aber kaͤme es druͤber PETIT Mem. de l’ Academ. 1730. p. 5. , den- noch betragen sie oͤfters ohngefehr \frac{15}{2} tel und acht Linien Cons. tab. p. 7. . Da er die hintere Convexitaͤt derselben maß, so fand er, daß sie ein Segment von einer Kugel sey, deren Diame- ter zwischen 4¾tel und 5½tel Linie, oͤfters aber doch bis fuͤnf sey Der Radius convexit. ancor. ist 3. 3081. Bei dem HEL- SCHAM ibid. JURIN p. 134. . Ehemals verglich Kepler die vordere Con- H h h 4 vexitaͤt Das Gesicht. XVI. Buch. vexitaͤt mit einer Sphaͤroide, die hintere aber mit einem hiperbolischen Kegel Dioptric. prop. L. X. Ver- gleichet BERTRANDI p. 70. . Peureßius ist vielleicht der erste Jm Schaafe das Verhaͤlt- niß der hintern Convexitaͤt gegen die vordere, anderthalb sechs, im Ochsen anderthalbmal vier, I. c. , welcher die Cry- stallinse auszumessen angefangen, und es erregen diejenige einen Zweifel, welche sagen, daß diese Oberflaͤche nicht vollkommen kugelrund waͤre MARTINE uͤber EUSTACH p. 347. . Walter macht den groͤs- sern Halbmesser Diss. de lente crystall. c. 3. zwoͤlf, in kleinern eilf; Klifton Win- tringham p. 284. im Ochsen. macht den Sinus versus des Bogens, wel- cher die vordere Convexitaͤt misset 0. 189, die hintere Con- vexitaͤt 0. 266. Die mittlere Achse der Linse, oder der groͤste Durchmesser ihrer Dikke, wurde \frac{19}{100} PEMBERTON n. 8. Ad. I. 8255. IURIN \& RICHARDSON l. c. englischer Zolle und 2 Linien in Frankreich befunden PETIT p. 5. . Der Durchmesser ihrer Breite ist PETIT pag. 4. der Groͤssere 575. WINTRINGHAM p. 284. vier Linien und etwas druͤber, folglich macht Scheiner die Linse gar zu dick, wenn er ihren Querdiameter zu der Tiefe wie vier zu drey macht pag. 15. . Gemeiniglich nimmt man eine zirkelrunde Conferenz an der Linse an, es sind aber dennoch bisweilen die Durch- messer ungleich PETIT p. 4. TAYLOR p. 29. . Molinetti hatte sie bereits eliptisch gemacht Diss. ed I. p. 18. BRIGGS c. 4. . Jhre Schwere, welche ihre Groͤsse bey gegebener Dich- tigkeit ausdruͤcket, betraͤgt 4 Gran und etwas druͤber, bis gegen 4¾ Gran PETIT p 5. aus ihm BER- TRANDI p. 71. . Man ersiehet zugleich, daß sie dichter als Wasser seyn muͤsse, weil sie darinnen, und auch sogar in Scheidewas- ser zu Boden faͤllt. Man hat aber von ihrer Dichtig- keit II. Abschnitt. Das Auge. keit verschiedene Maasse angegeben. Der beruͤhmte Wintringham p. 239. zur Glasfeuchtigkeit wie 10. ad p. ej. p. 246. giebt ihr eine kleine Verschiedenheit von Wasser, und es soll nach diesen die ganze Linse sich gegen das Wasser, wie 1106 zu 1000, der Kern aber wie 1148 zu 1000 verhalten. Das Verhaͤltniß macht F. Hawksbee an der Linse eines Rindes so, daß sich die brechende Kraͤfte des Wassers und der glaͤsernen Feuch- tigkeit, denn diese sezzt er einander gleich, sich zu den Kraͤften der Linse wie 16. 50. zu 24. 10 verhalten. Et- was kleiner schaͤzzt sie der beruͤhmte Robinson Beim PORTERFIELD Ess. T. I. p. 232. , und dieser sezzt das mittlere Verhaͤltniß 11 zu 10 HELSHAM l. c. p. 402. , hinge- gen nahm er es im Menschen wie 11083 zu 10000 an; der beruͤhmte Ludolph machte das Verhaͤltniß der Dich- tigkeit des Wassers zur Dichtigkeit der Linse 39 zu 43, das Verhaͤltniß der Dichtigkeit des Glaßkoͤrpers zur Dich- tigkeit der Crystallinse im Ochsen, wie 12 zu 13; im Men- schen wie 9 zu 10, oder wie 7 zu 8 Miscell. Berol. Cont III. p. 288 289. , folglich ist sie viel weniger dicht als das Glaß, indem sich dessen Ge- wicht zur Crystallinse verhaͤlt wie 2. 58 zu 1. 106, also mehr als noch einmal so groß ist WINTRINGHAM p. 242. . Folglich wird sie weder eine solche strahlenbrechige Kraft haben, als das Glaß So sagt CARTESIUS dioptr. c. 3. WOLF opt. n. 61. PITCARNE moib. ocul. p. 12. , wie man gemeiniglich davor haͤlt, wiewohl diese von den brennbaren Theilgen einigermassen Huͤlfe bekommen kann, noch vielweniger die Refraction eines Demanten haben WALTHER l. c. der Jrr- thum ist offenbar, da die refrin- girende Kraft nm desto groͤsser ist, und man dennoch den Brenpunke gleich weit abstehend auf viertehalb Durchmesser der Linse findet. , dem der Si- nus der Berechnung der halbe Sinus des Einfalls ist Jst dennoch groͤsser nach der Berchung und der Sin. incidentiae zum Sin. refract. wie 5 zu 2. MAR- TIN opt. p. 60. 61. . Die Neuern gestehen es, daß die Crystallinse das Was- ser nur um ein weniges uͤbertreffe. Doch muß sie einen H h h 5 klei- Das Gesicht. XVI. Buch. einen Vorzug haben, wenn man das Gewicht, wel- ches gemeiniglich wie 1. zu 10. ist, und die brennbare Theilchens in die Rechnung bringet. Den Winkel des Einfallstrahls so aus der waͤßrigen Feuchtigkeit zur Linse kommt macht der beruͤhmte Porterfield T. I. p. 290 dieses ist ebenflas das Brechungsmaas des Strahls, der aus der alaͤsernen Feuchtigkeit in die Linse faͤhrt. zum Refrac- tionswinkel wie 87. zu 85. eben dieses Verhaͤltniß nennet auch der beruͤhmte Pembertonus L. c. n. 8. , denn dieser sezzt 13. zu 12. oder 21. zu 20. Kliwton Wintringham L. c. p. 249. \& ROBINSON bei dem HELSHAM p. 402. giebt das Verhaͤltniß gegen den aus der Luft kommenden Strahl, wie 7. zu 5. an p. 248. , und dieses Verhaͤltniß macht der beruͤhmte Porterfield nicht groͤsser als 1. 3645. zu 1 L. c. . Die Crystallinse vergroͤssert den Umfang der Buch- staben um einen ziemlich ansehnlichen Theil HOFMANN instit p. 166. Sehr in der Schlange, Hist. de l’Acad. 1706. , sie ist wie man leicht vermuthen kann in der Frucht weicher BERTRANDI P. 71. PETIT p. 16. PORTERFIELD I. p. 228. , in erwachsenen Menschen allmaͤhlig haͤrter PETIT p. 17. WINSLOW n. 234. , und hart im alten Manne PETIT ibid. , ja im Menschen weniger hart, als in irgend einem Thiere CALDESI p. 17. , doch loͤsen sie sich an der Schild- kroͤte fast den Augenblick zu einen zaͤhen Wasser aus. Jn der Trappe ist sie groß und weich ALDROVANDUS l. c. . Jhre Laage ist nicht vollkommen in der Achse des Auges, denn es befindet sich die Axe der Linse, etwas naͤ- her bei dem innwendigen Winkel als diese Achse ZINN p. 126. . Sie wird aber vor der fuͤr sie zu rechte gemachten Grube des Glaßkoͤrpers Vergl VESAL. Exam. obs. Fallop. p. 16 2 . aufgenommen, welche der Zirkel des Petits anfuͤlt. Jch habe, und sonderlich in einigen vierfuͤßigen Thieren den Glaßkoͤrper uͤberall vor II. Abschnitt. Das Auge. vor der Linse dergestalt hervortreten gesehen, daß der- selben gleichsam in einem kreißfoͤrmigen Thal derselben sein Laager hat, und der Traubenhaut von vorne so nahe kommt, daß er sie zu beruͤhren scheint. Doch ich will hiervon weitlaͤuftiger reden. §. 20. Die Kapsel der Crystallinse. Es bestehet die Crystallinse, von welcher wir gehan- delt haben, aus ihrer Kapsel und den Koͤrper. Die Alten haben uns einigermassen, doch aber nicht vollstaͤndig eine Geschichte dieser Kapsel hinterlassen Krustalloeides RUFUS ap pell. I. p. 37. II. p. 55. , und sie haben sie viel zu duͤnne, und gleich einem Spin- nengewebe beschrieben ORIBASIUS p. 42. . Es ist nehmlich die ganze Linse nicht nur mit ihrem vordern Theile Wie GALENUS de usu part. L. X. c. 6. ORIBAS p. 42. VESAL. p. 801. auch ohnlaͤngst DUDDELL p. 136. , sondern auch allenthalben in eine Mem- bran eingeschlossen, welche ihr eigenthuͤmlich gehoͤret MORGAGN. Epist. XVII. n. 25. FALLOP. p. 214. a. b. Aus ihm COITER tab. ocul. FABRI- CIUS de ocul. p. 86. LINDEN p. 488. , und welche nicht von der Glashaut ihren Ursprung be- koͤmmt DU HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. , es ergiebet sich nehmlich, wenn man in sie blaͤset, daß sich der petitische Kreiß allein aufblaͤst, daß die Luft weder in die Linse noch in den Glaskoͤrper ein- dringt, und daß dieser Kreiß also gegen die Linse von der Kapsel verschlossen ist Auch ZINN p. 137. . Es laͤßt sich ferner die Linsen- kapsel allein leicht aufblasen, und alsdenn gehet die Luft weder in den Kreiß noch in den Glaskoͤrper hinein. Es nimmt ferner der Glaskoͤrper das Blasen an, ohne daß die Luft in die Linse oder in den petitischen Ring eindringt. Es ist diese Kapsel ferner, sonderlich von vorne her, von einem hornartigen Weesen PETIT Mém. de l’Acad. 1723. p. 44. fast Knorpig DU- VERN. I. p. 148. durchsichtig, elastisch, und Das Gesicht. XVI. Buch. und dikke ZINN p. 136. COLUMB. p. 218. FABRIC. L. I. c. 5. L. III. c. 8. PETIT an vielen Orten 1723. 1725. 1726. 1730. , und man kann nicht mit Gewisheit sagen, daß sie in dieser Gegend von der glaͤsernen eingeschlossen wird Ganz von der Glashaut ein- geschlossen MAITREIEAN c. 10. GUNZ de suffus. PALLUCCI p. 28. DU HAMEL l. c. BERTRAN- DI p. 68. WINSLOW n. 229 235. Jm Fische STENONIUS myolog spec. pag. 82. MORGAN. Epist. XVII. n. 26. . Hinten ist sie, wo die Glashaut aufgenom- men wird, zaͤrter MORGANUS n. 25. , und sie kann von dieser unverlezt abgesondert werden PETIT Mém de l’Acad. 1730. p. 436. , ob sie gleich mit derselbigen durch ein zartes Fadengewebe verbunden ist ZINN p. 136. . Einige haben sie in zwo Plaͤttchen abtheilen wollen TAYLOR p. 31. . Sie ist uͤberhaupt durchsichtig, und dieses so gar noch mehr als die Crystallinse selbst, folglich weniger dichte CL WINTRINGHAM findet das pondus specificum, zu dem Wasser wie 1046. 1000. p. 239. . Vom Froste PETIT. Mém. de l’ Acad. 1723. p. 44 , und von sauren Saͤften, wird sie schwe- rer und zugleich ihrer klaren Durchsichtigkeit beraubt Es laͤugnet PETIT Mém. da l’ Acad. 1730. p. 443. RATH- LAUW de catar. p. 15. , und dennoch habe ich sie selbst nicht selten Daß sie im Staare dunkel werde, solches laͤugnet GUNZIUS, auch PETIT Mém. de 1730. p. 436 443. beim Staar im Menschen und Thieren, undurchsichtig gefunden Solches sahe MORAND Hist. de 1722 VALSALV. ap. MORGAGN. Epist. XVIII. n. 14. MAY. Comm. Let. 1733. hebd. 4. HUMMEL, ebendaselbst 1736. hebd. XI. HENKEL Saml. II. p. 56. 59. \&c. Am Staare war die zerrissne Kapsel Ursach, VALSALVA in PALFYN. Edict. Ital. Sie zog heraus CL. HOIN assembl. l. c. 1757 \& BRISSEAU p. 64. Unser berumter College TENON de ca- taracta p. 6. 7. 8. Exempel stehen in K. SWENK. Wet. Handl. 1756. trim. 3. CL. DAVIEL ad HOIN p. 30. Jn einem Alten fand sie undurchsichtig HEUERMANN oper. chir. II. p. 561 , und man hat vor kurzem diese Anmerkung dahin erwei- tert, daß die Kapsel allein, uͤberhaupt und oft im Staar fehlerhaft sei, wenn der Linsenkoͤrper selbst, nach dem Her- ausnehmen, seine durchsichtige gelbe Farbe erhaͤlt Lerr. de Mr. de VERMALE p. 30. TENON Mém des savans etran- . Sie ist II. Abschnitt. Das Auge. ist also selbst eine mit von den Ursachen, des haͤutigen Staares TENON diss. de cataracta \& in T. III. des Mém. des savans etrangérs. Ein weisses Fellchen hinter dem Regenbogen, ohne ei- nen Fehler der Linse sahe, VIENS- SENIUS tract. des liquers c. 15. dergleichen Exempel PINSON Iourn. des sav. 1722. Iuill. den Hautstaar behaupten, WOOL- HOUSIUS uberall. VOLTER beim HENKEL II. p. 86. DEI- DIER IOURN. des savans 1722. Iuil. GEISLER Iour. de Trev. 1718. Mai LANCIS bei dem HEISLER vindic. P. 206 IDEMA p. 80. Mis- cell. Berolin. T. VI. p. 68. FIZES de cataracta pag. 58. doch mag das Uebel seltner sein, welches CL. BRISSEAU, HEISTER, WINS- LOW, MORAND, \& PETIT (letre p. 8) \& IL. L. LIEUTAUD. (precis p. 520) und der Augen haͤufig durchfahren hat, TAY- LORUS p. 137. niemals gesehen. , den junge Wundaͤrzte durch ihre Versuche verbessern: Und dieses ist die Art des Staares mit durch- sichtiger Linse, davon Woolhouse ihrer sechs angegeben De cataracta p. 72. . Es sind auch diejenige Flokken, welche den Staar begleiten, abgerissene Stuͤkken von der Kapsel TENON ibid. p. 37. . Jn dieser Kapsel haͤngt die Linse frey PETIT letre p. 5. Mém. de 1730. p. 436. MAITREIEAN c. XI. PORTERFIELD Ess. T. IV. p. 196. , und zwar dergestalt, daß sie entweder in todten oder in lebendigen Menschen, in der Operation des beruͤhmten Daviels nach einigen alten Exempeln AVICENNA beim SCHU- BER disp. cit. pag. 29. Merc. de France 1705. BURRHUS p. 52. \& Roccus MATTHIOLI ibid. Mém. de l’Acad. 1706. 1707. 1708. 1709. BRISSEAU p. 165. WOOLHOU- SE pag. 19. CHESELDEN p. 36. Philtrans. n. 322. MORGAGN. Epist. XIX. n. 2. , welche man nunmehro deut- lich gemacht, so gleich heraus springt, so bald die Kapsel verlezzet ist Ess. of. a societ. at Edimb. T. V. n. 54. S. YVES p. 275. 276. TRIOEN p. 98. HEISTER de ca- taracta p. 186. KENNEDY p. 20. . Wenn die Linse durch einen Zufall her- aus- errangers T. III. p. 32. 35. 37. 42. 44 49. 58. 59. de cataracta. p. 7. 8. Ess. of. a societ at Edimb. T. V. n. 54. Gelbe Linsen im Staare hatte bereits LANCISIUS beobach- tet. MARINI p. 18. Gelbe Linse LANCISIUS bei dem HEISTER vindic. p. 203. T. VI. p. 252. seq. Iour. de. Médec. T. II. n. 6. Frank Anmerk. BENEVOLI Epist. ad COCCHIUM. RIBE K. Swenk. Wet. \&c. 1745. HENKEL Saml. II. p. 56. seqq. ACRELL Sw. Wetensk. Acad. Handl. 1757. 2 HOIN as- sembl. de Chir. 21 avril 1757. Conf. VALSALV. beim PALFYN. Anat. Chir. T. III. p. 45. vor allen CU- NEUS apol. p. 42. \& SCHEINE- RUS daß die suffusion von der ver- aͤnderten Farbe der Spinne ent- stehe nerv. opt. p. 237. Das Gesicht. XVI. Buch. ausfaͤlt, so verliert solche sogleich die Ratur des Lebens Iourn. de Trevoux 1733. p. 641. DEMOURS ed. sac. I. pag. 420. BOYLE final. caus. obs. 4. Ein Staar von einer Wunde oder Stiche, GUIDO p 386. wenn sie gleich nicht von ihrer Stelle ver- ruͤkkt, so wird sie doch durch den Stich zum Staar. MAITREIEAN p. 252. , und sie wird dunkel DAVIEL letre à M. Hoin p. 7. PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 444. WOOLHOUSE pag. 62. 63. HEISTER de catar. p. 63. , welches sich auch von selbst nach dem Tode ereignet HEISTER de catar. p. 338. PETIT Mém. de l’Acad. 1727. 1730. p. 449. . Man findet hin und wieder bei sehr guten Schrift- stellern, daß sich in dieser Gegend etwas Wasser PETIT l. c. PALLUCCI p. 42. 43. Jm grossen Seehunde hat STENONIUS gesehen myol. spec. p. 81 114. serner du HA- MEL l. c. c. 5. \& GUNZ p. 12. de suffus. TAYLOR p. 32. POR- TEREIELD T. I. pag. 237. DUD- DELL app. p. 115. oft gesehen, RAHTLAUW p. 24. 30. , ohnge- fehr einen halben Gran schwer PETIT p. 446. , zwischen der Kapsel der Crystallinse und zwischen den Koͤrper, sonderlich zwi- schen den vordern Theil der Kapsel und zwischen der Lin- se selbst befindet BERTRANDI p. 73. MOR- GAGNI Adv. VI. pag. 90. Epist. XVIII n. 32. CL. WINTRING- HAM pag. 241. IURIN. distinct. vision. p. 139. ZINN p. 138. PE- TIT Mém. de 1730. , und ich habe hin und wieder am Wolfe eine deutliche, und vor kurzem in einer Ente eine milchige, und in einer wassersichtigen Frau, anstatt des Wassers eine breyartige Feuchtigkeit Doch war die Linse gelbe und durchsichtig. Gleiche Feuch- tigkeit hat HEISTER de cataracta pag. 225 Eph. Natur. Cur. Cent. IV. obs. 198. in der Kazze STEE- HELINUS speclm 1724. n. 7. Milchweisser Staar, BARTISCH p. 46. b. 64 FREYTAG de ca- taracta p. 19. HEISTER l. c. pag. 225. GARENHOLZ vis. per. ca- tar. imped. KENNEDY p. 83 93. MORGAGN. Epist XVII. n. 17. RIBE K. Siv. wet. handl. 1745. p. 45. \&c. gesehen, da doch die Linse selbsten durchsichtig war: Doch habe ich, wofern ich meinen Augen in etwas trauen darf, hin und wieder in andern Exempeln, uͤberhaupt gar kein Waͤsserchen Daß es mangle BERTRAN- DI l. c. \& PETIT p. 445. in der Crystallinse finden koͤnnen. Jch moͤchte daher fast glauben, daß dieses ein Theil von dem, aus dem Linsen- koͤrper selbst ausduͤnstenden Wasser sei, davon in einem gesun- II. Abschnitt. Das Auge. gesunden Koͤrper nur wenig vorhanden ist, nach der Art des Dampfes in dem Herzbeutel, und daß dieses Wasser, dem Zusammenhang der Linse selbst, mit ihrer Kapsel verhindern kann PORTERFIELD T. I p. 237. . Wenn man dieses Wasser nehm- lich herauslaufen laͤst, so faͤlt die Crystallinse zusammen, sie wird trokken und opac PETIT Mém. de l’Acad. 1730 p. 448. , und haͤngt sich an ihre Kapsel an Idem ibid. HEUERMANN oper. T. II. p. 561. . Uebrigens vermehret sich dasselbe nach dem Tode, wenn es durch die Kapsel zwar, doch nicht so hurtig, als in lebendigen Thieren ausduͤnstet. Es schei- net nehmlich diese unsere ganze Linse, da sie vom Wasser durchdrungen wird, daß selbe zugleich aller Orten aus- zuduͤnsten PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 19. , doch in erwachsenen weniger BERTRANDI p. 71. , und sie verschlukkt sie auch wieder, dasselbe, durch die Schweiß- loͤcher der Kapsel PETIT Mém. de 1730. p. 20. Der Augenerystall war groͤsser geworden, der in die Vorderkam- mer uͤbergegangen war. Hist. de l’Acad. 1749. p. 104. , wenn man sie ins Wasser legt. Es giebt Exempel daß sie sich zu dergleichen Feuchtigkeiten ganz und gar aufloͤsen lassen Iourn. de Trevoux 1726. pag. 2209. . Jch lese, daß dieses Waͤsserchen, da es von der Art des Fließwassers ist, von sauren Saͤften truͤbe gemacht wird PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 447. . Gefroren zeigt es Luftblasen Idem ibd. 1723. p. 53. . §. 21. Der Bau der Crystallinse. Es ist dieser Bau, wegen der ungemeinen Durchsich- tigkeit der Theile, fuͤr uns ziemlich undeutlich. So viel laͤsset sich leicht sehen, sonderlich an Fischen Jn den Fischen. Jn Xiphie gipsartig, MALPIGM post. p. 26. Auswendig Schleim inwendig fast Horn, PORTERFIELD I. p. 219. Phil. trans. n. 59. , aber doch auch an Schlangen Jn Froͤschen PETIT Mém. de l’Acad. 1737. , vierfuͤßigen Thieren Stachelthier PARISINI. , Voͤgeln und Das Gesicht. XVI. Buch. und am Menschen ROWER p. 87. la HIRE accid. de la vue Mém. de l’Acad. 1706. p. 611. PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 20. 1726. BRIS- SEAU pag. 100. ZINN pag. 133. GUNZ suffus. p. 12. PALLUCCI pag. 39. , daß ihr inwendiger Theil haͤrter und weicher als der aͤusserste sei Auswendig Gallert, inwen- dig Talg. PORTERFIELD Ess. of. a Societ. at. Edimb. T. I. pag. 227. , so daß man jenen uͤberhaupt, durch den Namen des Kerns unterscheiden kann. Jn dieser innersten Gegend aͤussert sich eine groͤs- sere Dichtheit CL. WINTRINGHAM. RIZZETTI GIORN. de letter. supplem. I. p. 392. Auch im Wol- fe habe ichs gesehen. Add. RIBE de cataract. p. 13. , und es faͤngt sich daselbst die erste gelb- liche Farbe Auch ZINN p. 130. und die erste Undurchsichtigkeit MARIOTTE nouv. decouv. pag. 108. , Haͤr- te, und der Staar an MORGAGN. Epist. XVII. n. 18. BRISSEAU p. 141. . Es ist mehr als zu bekannt, daß in Fischen, welche man kocht, nachdem sich ihre aͤus- sere Schaale zu weissen Plaͤttchen verwandelt, ein durch- sichtiger Kern uͤbrig bleibt DRELINCOURT prælud. p. 192 PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 20. 25. CASTELLUS in hyæna CAMPER p 10 MüLLER irrit., irid. p. 9. Gemse PARISINI. Jm Wolfe, Kalbe u. s. f. Jn dem Meerkalbe MARTENS p. 77. \& Schwerdtsisch SCHELLHAM- MER in der Kazze, BIRCH t. III. pag 476. . Ferner zerspringen Linsen die sich selbst uͤberlassen wer- den, und die man aus der Kapsel gezogen, in einen Stern von drei oder vier Strahlen Mém. avant. 1699. I. pag. 431. DERLINCOURT. , oder auch in mehrere Dreiekke ZINN. p. 132. MORGAGN. Epist XVII. n. 30 PETIT Mém. de 1730 pag. 21. Auch im Men- schen. ZINN ibid. , und ich lese nach einer subtilen Un- terscheidung, daß diese Strahlen im Menschen vom Ran- de herkommen, zum Mittelpunkte hinlaufen, in den Thie- ren aber vom Mittelpunkt entstehen, und gegen die Raͤn- der auslaufen sollen Idem p. 133 MORGAGN. l. c. PETIT Mém. de l’Acad. 1730. pag. 24. . Die Sache gehet gut von stat- ten, wenn man die Linfe ins Wasser geleget hat. Kurz darauf, wenn man die Linse im Weingeiste oder Eßig macerirt, so zeigen sich an dieser Linse nicht undeut- lich II. Abschnitt. Das Auge. lich La HIRE l. c. CHROUET de trib. hum. p. 27. LEEUWEN- HOECK Phil. trans. n. 108. ZINN pag. 132. MORGAGN. n. 30. 31. PETIT Mém. de 1730. p. 18. 19. 24. SBARAGLI vigil. p. XXXVI. SCHACHER admin. anat. p. 17. CAMPER f. 8. HOVIUS p. 46. tab. 5. f. 4. BURRHUS p. 59. Wallfisch LEEUWENHOECK Phil. trans. n. 293. p. 66. arcan. nat. detect. p. 64. , einige concentrische Vorne fiach, hinten gegen den Mittelpunkt convergirend, BER- TRANDI p. 74. uͤbereinanderliegende Platten, die man sogar, wie die Blaͤtter eines Buches mit dem Messer aufheben kann. Diejenige Platten, wel- che uns zuerst zu Gesichte kommen, zerblaͤttern sich in im- mer mehrere, und man findet sie in einer ausserordent- lichen Menge, nicht zu hunderten Jm Hunde hundert. SCHA- CHER de cataracta. , sondern bis zu zwei tausend LEEUWENHOECK I. 2. p. 68. Platten. Jch lese, daß sie an dem Hinter- theile naͤher aufeinander liegen, und zaͤrter sind, welches ich von dem Kern verstehe CAMPER p. 10. , der eine gleichmaͤßige Na- tur hat CAMPER p. 10. . Man glaubt daß Stenonius Myolog. spec. p. 104. ZINN p. 133. , was den Menschen ZINN p. 132. die vierfuͤßigen Thiere und die Fische betrift, der Erfinder von der Crystallinse sey: Er hatte aber Peter Castellus an der Hyaͤne noch vorher De hyæna p. 21. die Linse dieses Thieres in drei oder vier Schuppen, die den Stei- nen der Schnekken aͤhnlich waren, zerspringen gesehen. Eini- ge wollen dergleichen im Menschen nicht zugeben, vielleicht wenn sie von den seinen Leeuwenhoekkischen Bau reden Physiol. Amst. p. 504. . Es bestehet wiederum eine jede von diesen Platten aus paralelen Fasern Gerade Linien in einer go- kochten Crystallinse GREW bei dem BIRCH T. IV. p. 296. KEN- NEDY q. p. 19. Fasern PETIT Mém. de 1730. p. 21. 24. 25. 26. 441 Furchen MAITREIEAN pag. 209. Jm Haasen sahe es MOR- GAGNUS Epist. XVIII. n. 28. Jm Wallfische Phil. trans. n. 2. 3. 12. Auch DUVERNEY I. p. 148. Gestralte Fasern am Hintertheile des Staares DAVIEL ad HOIN p. 3. Jm Staar, doch von vorne nach hinten ausgesirekkt MAI- TREIEAN pag. 121. Aus der vordren Mitte, nach der hintern PALLUCCI p. 41. , welche durch Querfaͤserchen oder H. Phisiol. 5. B. J i i Faden Idem pag. 132. 133. MOR- GAGNUS Epist. XVII. n. 31. Das Gesicht. XVI. Buch. Faden vereiniget werden TENON p. 4. f. 4. , und sich ungemein artig kruͤmmen, und welche ausserdem drei Mittelpunkte haben Jn den meisten Vierfuͤßigen LEEUWENHOECK. l. c. p. 72. , die von dem vorigen Sterne Ursache sind: Biswei- len kommen nur zwei Mittelpunkte in einigen vierfuͤßigen Thieren vor Jm Haafen, und Kaninchen. , so wie ich selbst gesehen habe, daß ein vorderes und hinteres Centrum da war, und daß sich die Fasern in dem groͤsten Cirkel endigten: welches auch bei den Fischen geschieht, in denen sie die Achse endigen LEEUWENH. ibid. p. 75. Zwei Pole BRISSEAU p. 14. Ei- ner im Wallfische l. c. , dieses laͤßt sich am Menschen nicht nachahmen WINSLOW n. 233. , und es zweifelte Elias Camerarius Med. eclect. spec. diss. IX. an den Fasern selbst. Doch sie sind in den Thieren augenscheinlich vorhanden, und sie zeigen sich in keiner Kapsel. Man sagt, daß sie an den Seiten dikker als vorne und hinten sein sollen DUVERN. I. p. 149. . Mir scheinen sie sonderlich vorne deutlich zu sein. Ausser diesen ist uns weiter nichts bekannt worden, und man erwehnet nur wenig von Gefaͤssen Solches laͤugnet PETIT Mém. de l’Acad. 1730. p. 440 seqq. , von denen wir anderswo reden wollen. Die Linse bekommt keine Nerven, und sie laͤst sich in den Operationen ohne Schmerz durchstechen DUDDELL. app. p. 50. . Jndessen lesen wir doch, daß ein Fadengewebe die Platten verbinde ZINN pag. 134. Faͤdenwerk MORGAGN. n. 30. und Haͤutchen n. 32. Queerfaͤden TENON p. 4. tab. 4. , und daß selbige mit einen sehr zar- ten Wasser angefuͤllet sind, welches an den aͤussern Plat- ten deutlicher ist ZINN p. 133. , wovon die Luftblasen einen Beweiß geben, welche von dem Frieren entstehen: Hingegen sol- len die innwendigen Platten kleiner Idem p. 134. PETIT Mém. de l’Acad. 1723. p. 53. , und die Fasern innwendig dichter sein TENON p. 4. . Das Fadengewebe habe ich mit Augen gesehen. Da II. Abschnitt. Das Auge. Da die Cry allinse einen, ihr eigenen und festen Bau hat, so muß man sie so wenig unter die Feuchtigkeiten rechnen Es erinnert es TASSIN admin. p. 36. HEUCHER p. 528. SCHACHER l. c. MAITREIEAN c. 10. , als sie nach dem Verluste wieder waͤchst POZZI I. p. 84. . Sie trokknet leicht aus Auch in dem Coatimondi. K. Swenk. wetensk. handl. 1747. p. 286. fast dergleichen BUFFON VIII. p. 349. , sie wird hart VALSALVA. MORGAGN. Epist. XVII. n. 29. hart wie Glaß DAVIEL Epist. ad HOIN p. 4. in den Ar- ten des Staares, und nimmt eine knorpliche MORGAGN. Epist. XVIII. n. 40. LANCIS bei dem PALFYN. III. p. 173. und so gar knochige DAVIL K Sw. wetensk. handl. 1759. Trin. I. CHROUET p. 17. ZINN Hamb. Magaz XIX pag. 439. Und ich in Opusc. pa- thol. obs. 53. SUE uͤber den MON- RO p. 21. und steinige Natur VENETTE f. es pierr. p. 57. Sand in der Crystallinse MAU- CHART de lumbric. in duct. pancrat. die Linse fast steinig MORANDUS. HENKEL de cata- ract. p. 11. MERY Mém. de 17. 7. p. 449. Gipsartig PECHLIN II. p. 33. an, wie ich selbst gesehen habe. Ein beruͤhmter Mann vermuthet, daß in ihren Wee- sen Oel und haͤufige Geister enchalten sind Mehr als in irgend einer menschlichen Feuchtigkeit CHRO- UET p. 18. . Dieser fand nach der Berechnung in sechs Quentchen vierzig Troppen von einem Geschmakklosem Wasser, zwei Quent- chen von einem durchdringenden Geiste, so am fluͤchtigen Salze sechs bis sieben Gran, an sehr stinkendem Oele zwei Skrupel Idem. p. 17. ed. I. , an Kohle zwei Quentchen, welche nach der Calcinirung am Bodensazze acht und zwanzig Gran gab, und kein fires Salz hatte. §. 22. Die waͤßrige Feuchtigkeit. Man muß sich daruͤber wundern, daß Gallen diese Feuchtigkeit, ob sie sich gleich zu allererst den Augen dar- bietet, dennoch zu allerlezzt gefunden habe Eine leere Stelle nannte es CELSUS L. VI. n. 7. Nach Anmerkung des MOR- GAGNI. Spiritus aethereus ORI- BASIUS p. 42. : und J i i 2 man Das Gesicht. XVI. Buch. man koͤnnte sagen, daß unfere Vorfahren nur die Augen der Fische zergliedert haben Keins im Klumpfische PLAN- CUS. Comm. BONON. T. II. p. 2. p. 300. , worinne man diese Feuch- tigkeit nur sehr sparsam antrift, weil die sehr flache Horn- haut auf dem Regenbogen aufliegt. Jndessen habe ich doch etwas klebriges Fast keine in einigen, doch aber in andern. PEIRESCUS in vita p. 294. , wenn ich die Hornhaut wegschaf- te, aus allen Fischen herausgezogen, und es ist diese Feuchtigkeit am Hechte, Karpen, und dem Schmerl, wie auch an den Fohrel ganz deutlich zu sehen. Und der- gleichen haben auch die Froͤsche PETIT. Mem. de l’Acade- mie 1738. p. 151. . Hingegen ist in den Fischen Haͤufig in den Nachtvoͤgeln PEIRESCUS l. c. haͤufig in der Nachteule. , in den vierfuͤßigen Thieren Viel im Loͤwen PARISINI. Viel in der Kazze, wie es mir vorgelommen. , und im Menschen der ganze Raum, welcher sich zwischen der hohlen Flaͤche der Hornhaut, zwischen der vordern Flaͤche der Crystallinse und in einigen Raum zwischen dem freien Lager der Strahlen des Sternbaͤnd- chen und der Traubenhaut befindet, dieser ganze Raum, sage ich, ist mit einem hoͤchst klaren Wasser, und ganz farbenlosen Wasser, im gesunden Menschen angefuͤlt. Man hat angemerkt, daß es in alten Personen undurch- sichtiger wird NUCK duct. aquos. c. 3. . Jndessen ist es doch in der Frucht einigermassen voͤthlich Auch ZINN p. 146. , und ich habe es in Menschen und in Thieren bisweilen truͤbe Truͤbe in MAYERNII Ge- schichte prax. med. p. 115. MAU- CHART. paracent oculi. HEISTFR de catar. p. 310. SCHAARSCHMIDT Berlin. Nachricht. 1740. pag. 48. Jn einer Krankheit MERY Mém. de 1713. p. 122. Jm Alter HOF- MANN med. consult. T. V. Dec. IV. c. 2. oder mit Blut unter- mischt gefunden S. YVES p. 280. . Die Menge dieser waͤßrigen Feuch- tigkeit betraͤgt 3½. 4½. PETIT Mém. de 1723. p. 45. 5 und 5½ Idem. letre p. 5. Mém. de l’Acad. 1727. p. 248. Grane, und vier \frac{8}{100} Theil PETIT l. c. 1728. p. 299. , sie ist in der Frucht sehr sparsam Idem. Mém. de l’Acad. 1727. im ersten Monate. NUCK desens. pag. 25. , wie II. Abschnitt. Das Auge. wie auch in den sterbenden Menschen ZINN p. 147. , und auch in bejahrten Personen sparsamer anzutrefen, welches eine von den Ursachen mit ist, daß ihre Augen einfallen DUVERNEY I. p. 147. . Man wird sich wundern, daß es leichter als Quelwasser sein soll, nehmlich wie 975 zu 1000 und in alten wie 992 zu 1000 BERTR DI p. 75. , da sich doch in dieser Feuchtigkeit noch Salz beigemischt findet. Sie verflieget und verschwindet ohne etwas zuruͤkkzu- lassen beim Feuer DEIDIER l. c. SCHURER diss. cit. p. 7. : sie laͤst sich von keiner Gewalt des Feuers dahin bringen, daß sie gerinnen oder truͤbe wer- den solte SCHURER l. c. : Doch sie gerinnet auch nicht vom starken Weingeiste, noch von irgend einem saurem Geiste, ob- gleich einige vorhanden sind, welche ihre Klarheit auftrie- ben, als der Salpetergeist und das Koͤnigswasser PETIT letie d’un Med. du Roi II. p. 31. weisse Streifen beim Salpetergeiste SCHURER. . Sie enthaͤlt wie andere Feuchtigkeiten Luft MUSSCHENBROECK l. c. , und ein fires Salz DEIDIER l. c. Laͤngenhaft Act. Hafn. l. p. 153. Etwas sal- zig NUCK duct. aquos. c. 3. , doch nur weniges, und darunter zeiget sich auch etwas Meersalz. Sie wird von selbsten faul und stinkend PORTERFIELD T. I. p. 219. . Jn der Schildkroͤte ist sie Gallert artig PARISINI. , so wie auch in den Fischen. Duverney will, daß sie klebrig sei p. 147. , doch ist dieses wenigstens von den Voͤgeln und vierfuͤßigen Thieren nicht wahr. Man weiß aus zuverlaͤßigen Erfahrungen, daß sich ihre Feuchtigkeit bestaͤndig wieder ergaͤnze, und daß sie sich innerhalb einer kurzen Zeit wieder vollkommen her- stellen lasse. Die Alten wusten es sehr wohl, entweder durch den Zufall, oder durch Versuche, welchen sie an Schwalben ARISTOTELES histor anim. L. VI. c. 5. gener. anim. L. IV. c. 6 PLIN. MAJOR L. XXV. n. 50. add. L. VIII. c. 27. PLIN. val. L. l. c. 18. AELIAN anim. II. c. 3. MARCELL. Empir. p. 57. und Eidersen AELIANUS anim. V. c. 47. Daß Eidexsen nach Verlezzung der anstelleten, daß eine J i i 3 Feuch- CHROUET p. 15. Das Gesicht. XVI. Buch. Feuchtigkeit heraus fliesse, wenn man die Hornhaut ver- wundet, und sich diese Feuchtigkeit, wenn die Wunde verbunden wurde, auch so gar in Menschen wieder er- gaͤnze Am Kinde GALENUS symptom. caus. L. I. c. 2. . Es haben einige beruͤhmte Maͤnner unter den Neuern, die Erscheinungen bei dergleichen Wunden COLTER p. 112. VER- BRUGGE ad GUILLEMEAU p. 43. RHOD Cent. I. n. 81. GLAN. DORP specul. obs 15. 16. Eph. Nat. Cur. vol. VII. obs. 47. TULP. l. c. 30. BLANCAARD IAAR- REG. C. IV. VAMEECEARI uͤber den SANCASSANUM. HAGE- DORN. Cent. I. hist. 53. MAU- CHART. fist. corn. p. 18. HEERS obss. p. 80. 81. FREYTAG beim MURALT Chir. Gesch. n. 7. GALMIN. IV. p. 224. Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. II. obs. 132. HILDAN. Cent. I. obs. 26. MAR- CHETT comp. p. 133. le FAURE de venæ sect. p. 74. Phil. trans. n. 453. angemer- ket. Einige haben, der Heilung wegen die Hornhaut durchbohret, um einen bessern Saft als der erste war hervorzubringen p. 410. . Andere, die entweder dem Rufe Wie los. BURRHUS. oder dem Gewinste nachgingen, oder die uͤberhaupt die Wahrheit zu untersuchen die Absicht hatten, haben die Sachen an verschiedenen Thieren versuchet BRASSAVOLA exam. simpl. pag. 203. Ant. MOLINETTUS bei drm MAJORE KERKRING obs 100. . Der Er- folg davon war bestaͤndig dieser, daß das Auge einfiel und welk wurde, daß die Feuchtigkeit herauslief, und daß die verlezzte Hornhaut, in sechs MAJOR coll. med. cur. spec. VI. Ganß. und 22 und 24 MAUCHART. oder 36 MAIOR spec. VII. Stunden wiederzuwuchs, sich anfuͤllte Dergleichen beim COITE- RUS. HEERS an den Huͤnern: BURRHUS in Epist. p. 39. 40. 61. beim BARTH. Epst. IV. pag. 17. Act. Hafn. Vol. I. n. 132. Zod. Gall. an. IV. m. apr. NUCK de ductib. aguos. REDI Esper. natur. MORGAGN. Epist. XVIII. n. 40. RIVA. Eph. nat. Cur. Dec. I. ann. I. obs. 117. Jn der Gans ersezzte sie sich in wenig Stunden wieder ELSHOLZ E. N. C. D. l. ann. 6. 7. obs. 126. Andere Autores von Ergaͤnzung der Augen nach durch- stochner Hornhaut BENIVEN Ab- dit. rer. caus. p. 74. COLUMBUS p. 219. und das Auge so voller Saͤfte wieder war, wie vorher. Endlich wenn die glaͤserne Feuchtigkeit zerstoͤhret wurde, so der Augen wieder sehend geworden. Schwalben CARDANUS variet. L. VII. c. 36. p. 213. II. Abschnitt. Das Auge. so war bisweilen die ganze Hoͤhlung des Auges, weit und breit mit der waͤßrigen Feuchtigkeit angefuͤllt MORGACNUS Epist. XVIII. n. 38. 40. , Burr- hus hat nach den alten einige aberglaͤubische Mittel von Kraͤutern und dem Chelidonio BURRHUS p. 42. \&c. Vergl. BARTHOLIN. Cent. III. epist. 89. 97. hiebei angebracht, und verspricht von der Crystallinse gar zu viel Daß auch diese Linse wie- der wachse. Act. Hafn. l. n. 133. ferner KERKRING obs. 100. HA- GEDORN l. c. . Dieser Versuch ist nunmehr ganz bekannt, seitdem man durch den neuern Fleiß, den Staar auf diesem We- ge herauszuziehen gelehret, indem sich dergleichen Augen, denen man die undurchsichtig gewordene Crystallinse, und die waͤßrige Feuchtigkeit benommen hat, sich sehr leicht mit dieser Feuchtigkeit wieder anfuͤllen. Am achten MAITREIEAN p. 188. zwoͤlften MERY Mém. de l’Acad. 1707. p. 494. , am funfzehnten Tage erzeigte sich die Feuchtigkeit wieder Iourn. de Trévoux 1756. May. , welche der Wundarzt, durch ei- ne Oefnung in die Hornhaut, um die Linse herauszuneh- men, herausgelassen hatte MERY Mém. de 1707. GAN- DOLPHI Mém. de 1709. Phil. trans. n. 322. \&c. . Jnnerhalb zwoͤlf Mi- nuten stellten sich 23 Gran ein O HALLORAN p. 93. . Endlich haͤuft sich diese Feuchtigkeit gar zu uͤbermaͤs- sig an, sie verwandelt sich in eine Wassersucht, und zwingt die Hornhaut, fehlerhaft hervorzuragen Siehe die Augenaͤrzte und des SCHERB. calc. receptac. chyli \&c. . Es ist der gemeine Quell dieser und anderer Feuch- tigkeiten, wie ich glaube, von den Schlagadern herzu- hohlen Aus den Druͤsen MYLIUS die in der scleretica liegen sollen. . Es sind auch die Exempel nicht selten, daß J i i 4 Ter- p. 219. VALVERDUS pag. 247. I. LANGIUS Epist. L. I. pag. 32. ARANTIUS observ. c. 20. p. 70. VERZASCHA obs. 14. BRISSEAU pag. 104. MAITREIEAN c. 12. HEISTER d e cataract. pag. 310. KENNEDY p. 51. 56. PURMANN Lorberkranz p. 62. SCHOTT techn. p. 693. DROUIN pag. 83. PAZZI p. 84. Jn Pferde BOUR- GELAT T. II. P. 2. p. 164. Das Gesicht. XVI. Buch Terpentinoͤl, welches man in die Gefaͤsse des Auges spriz- zet, in die waͤßrige Feuchtigkeit gedrungen sei, oder daß Quekksilber VIEUSSENS obs. d’anat. p. 280 281. WOOLHOUSE. DUD- DELL. hornycoat. p. 113. , welches man in die Haut eingerieben, oder welches durch Gefaͤsse eingesprizzet worden HOVIUS p 28 ZINN pag. 149. VIEUSSENS l. c. , oder auch andere Feuchtigkeiten sich mit dieser Feuchtigkeit ver- mischt haben. Es laͤßt sich nicht eigentlich bestimmen, was fuͤr Schlagadern, diese Feuchtigkeit hervorbringen. Wahr- scheinlicherweise sind es die schwimmenden Gefaͤsse des Sternbaͤndchen So im L. de arter. ocul. p. 48. habe ichs vermuthet, auch B. ZINN p. 148. , welche dieses Fluͤßige aus ihren un- zaͤhlbaren Muͤndungen absondern. Einige leiten es von den vordern Gefaͤssen des Regenbogens, andere von den durchsichtigen Gefaͤssen der Traubenhaut: Wieder an- dere von den Schlagaͤderchen der vordern Augenkammer KAAUW n. 734. her: Ja es muthmasset jemand Jm Menschen, mit der Ader- haut gleichfarbig, im Hunde braun, im Schaafe und Kaͤlbe schwarz HALLORAN pag. 100. doch diese Schwaͤrze koͤmmt von der Schwaͤr- ze des Auges her. , daß sie von der Aderhaut erzeigt werden. Daß sich etwas von der glaͤ- fernen Feuchtigkeit SYVES pag. 29. KENNEDY p. 21. , durch die Schweißloͤcher der Mem- bran mit beimischen sollte, scheinet der dazwischen gela- gerte Ring des Petits zu verhindern. Daß sie von dem Regenbogen entspringen sollte, dawider scheinet dieses zu sein, daß seine Schlagadern nicht offen sind, da die Sternhaut den Regenbogen verschliest, und es zeiget sich auch hinter dieser Membran die waͤßrige Feuchtigkeit in der Frucht: es ist nach der Verschiessung des Regen- bogens hinter derselben Feuchtigkeit, vor derselben kaum etwas zu bemerken MERY Mém. de l’Acad. 1707. BONHOMME p. 144. , und es fcheinen ferner die Flok- ken des Sternbandes zum Ausduͤnsten geschikter zu sein. End- ALBINIANI vide ZINN p. 248. HOVIUS p. 26. tab. 2. f. 2. Physiol. Amst. edita pag. 507 la CHARRIERE p. 278. Aus diesen Gesaͤssen floß sie APPEL, deoculo p. 43. II. Abschnitt. Das Auge. Endlich hat Nukk Duct. aquos. \& in defens. an dem Fische Galeus genannt einen besondern Gang, und hierauf auch mehrere gesehen, welche die dunkle Hornhaut durchbohreten, von den Schlagadern unterschieden waren T. 4. f. 1. , und die Quellen zu der waͤßrigen Feuchtigkeit waren, dergleichen, sowohl die vierfuͤßigen Thiere als die Menschen haͤtten, und die aus den Schlagadern herkaͤmen. Er sagte ferner, daß sie schwaͤrzlich aussehen, und ohne Aeste zu der aͤussersten Hornhaut hinlaufen, daß sie alsdenn die Hornhaut durch- bohren, und einen Zirkel herausbringen, welcher eine Feuchtigkeit fuͤhre, die wie abgewaschnes Fleischwasser aussehe. Doch sind ihm wenige beigetreten MAGNOL. de myopia p. 7. DUVERNEY beim PALFYN pag. 395. VERDUC II. pag. 296. RUYSCH Epist. XIII. p. 11. Thes. II. obs. I. n. 10. . Endlich zeigte Warner Chrouet De trib. ocul. humor. in einen kleinen obschon tuͤchtigen Buche, daß diese Quellen die Schlag- adern sind pag. 9. , daß sie von den Schlagadern angefuͤllt werden, und von angelegtem Bande vom Blut aufschwel- len pag. 10. 11. p. 29. \& 11. . Nach der Zeit behauptete Horius p. 23. 47. tab. 2. f. 1. 2. 3. und Heister De cataracta p. 16. NO- GUEZ p. 295. , daß es keine besondern Gaͤnge waͤren. An- dere SCHELHAMMER analect. und ich habe gezeiget, daß das was Nukk ge- sehen habe, wo ich nicht irre, die langen Schlagadern des Sternbaͤndchens sind. Man hat auch mit Recht die Erinnerung gethan, daß hier ungemeine zarte Gefaͤsse noͤthig waͤren, um eine hoͤchst reine Feuchtigkeit, die von allen undurchsichtigen Partikkeln frey waͤre, durchzu- lassen PORTERFIELD. T. I. p. 283. . So wie sich diese waͤßrige Feuchtigkeit geschwinde er- zeigt, so ist es auch noͤthig, daß dieselbe entweder in die J i i 5 Blut- Tit. 6. f. 1. Aus diesem Merkmal erkennet man die longas arterias. Art. ocul. pag. 45. ZINN p. 147. und ehedem DUVERNEY I. p. 152. Das Gesicht. XVI. Buch. Blutadern aufgenommen wird, oder durch die Hornhaut ausduͤnstet. Es scheinet beides zu geschehen: denn es ist dieses die allgemeine Natur der Blutadern, und es min- dert sich das Auge eines sterbenden Menschen, welches doch sehr aufgeschwollen ist, sogleich am Gewichte, es faͤllt die Hornhaut nieder PETIT Mém. de l’ Acad. 1723. \& 1728. , es verringert sich die Men- ge der Feuchtigkeit, und das unter die Hornhaut ausge- tretene Blut, wird von der waͤßrigen Feuchtigkeit wieder eingesogen. Man sollte glauben, daß Blutadern zuge- gen sind, ob man sie gleich noch nicht genug bestimmt hat HOVIUS p. 97. t. 5. f. 1. An der Traubenhaut ZINN p. 150. am Reganbogen und Sternbaͤnd- chen. , weil die Augen ungemein ausschwellen CHROUET NUCK p. 91. , wenn man die Drosselader unterbindet. Jndessen hat vor kur- zen ein Wundarzt hierauf geantwortet, daß sich die waͤßrige Feuchtigkeit bei Unterbindung der Blutadern, weder ver- mehre, noch bei Unterbindung der Schlagadern ver- mindere O HALLORAN p. 98. , wir haben aber die Ursachen von dieser Er- scheinung bereits an einem andern Orte gemeldet Lib. X. Sect. XI. . §. 23. Die Kammer des Auges. Als zuerst die Neuern den Sizz des Staares in der Crystallinse festsezzten, so nahmen sie zum vornehmsten Grunde seiner Ursache auch dieses mit an, daß die meh- resten Staare, hinter der Traubenhaut ihre Stelle haͤt- ten LEAUSON p. 123. . Daß aber hinter der Hornhaut, und vor der Crystallinse, der Raum so klein sei, daß uͤberhaupt da- selbst der Staar keinen Plazz faͤnde, hingegen haben die Gegner, und Versechter des haͤutigen Staares WOOLHOUSE de cataract. p. 70. ad 74. Einen breiteren. Noch fuͤr die hintere Gegend IDE- MA p. 34. dir Jrrthum entstand ex VESALII icone. zwi- schen der Traubenhaut und Linse einen grossen Zwischen- raum II. Abschnitt. Das Auge. raum angesezzt. Um diese Streitigkeit zu endigen, hat man diese Sache sehr genau untersucht. Beruͤhmte Maͤnner nennen denjenigen Raum, welcher sich zwischen der hohen Oberflaͤche der Hornhaut, und zwischen dem Stern und Regenbogen zeiget, Vorderkammer: so wie hingegen die Hinterkammer, zwischen der Trau- benhaut der Crystallinse, und den Fortsaͤzzen der Ader- haut liegt. Fast alle neuere behaupten nunmehr, nach einigen Versuchen des Dorstens De oculo p. 19. , daß die Vorder- kammer viel groͤsser sei HEISTER compend. n. 51. VERHEYEN ic. t. 27. f. 5. MOR- GAGN. Epist. X. WINSLOW Mémoir. de l’ Acad. 1721. Expof. anat. IV. n. 239. SCHARPE in icone tab. X. f. D. , und hierinnen stimmen sie fast alle miteinander uͤberein. Doch hat Petit, der sich insbesondere sehr genauer Erfahrungen dabei bediente Anno 1723. \& 1728. , in derselben 2½ Gran Wasser, und einen Raum von 12¾, Linien: Jn der Hinterkammer aber nicht uͤber 1 \frac{59}{100} Gran, und den Raum 6 \frac{12}{100} groß Anno. 1728. p. 299. gefunden. Noch genauer haben diejenigen in dieser Untersuchung verfahren wollen, welche nach dem Versuche des Mer- vets Nach BOYLE de frigore p. 5. \& ap. BIRCH. T. I. p. 334. den Versuch von 1663. Wie auch MONCONIS. Voyag. P. II. n. 87. Unrecht laͤugnet das Gerinnen du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. Ver- suche machten ebenfals DORSTE- NIUS de oculi p. 19. VERHEYEN Epist. pag. 31. MORGAGNI beim HEISTER compend. not. 51. Epist. XVII. n. 19. Augen dem Frost aussezzten, damit sich die in Eis verwandelte waͤßrige Feuchtigkeit zu denen Versuchen besser bequemen moͤchte, und man sie sowohl messen als waͤgen koͤnnte. Jch habe diesen Versuch oͤfters selbst, doch nicht immer mit einerlei Erfolg verrichtet. Ueber- haupt kann man glauben, daß die Vorderkammer von der Kaͤlte groͤsser werde denn die Augen erweitern sich PETIT Mém. de l’Acad. 1723. p. 46. 47. , theils wegen der Natur des Frostes, welcher waͤßrige Feuchtigkeiten ausdehnet, und in der haͤufigen Feuchtigkeit der Vorderkammer, uͤber das PETIT Mémoir de l’Acad. 3723. p. 38. Das Gesicht. XVI. Buch. das wenige Wasser der Hinterkammer die Oberhand hat: Theils wegen der Gefrierung der glaͤsernen Feuchtigkeit WOOLHOUSE erinnert l. c. pag. 75. add. PETIT Mém. de 1723. pag. 42. 51. BERTRANDI p. 76. , welche verduͤnnet wird, und sonderlich die Hintere- kammer enger macht. Doch wenn alles gut von statten gehet, so siehet man in dem Segment der Kugel der Vorderkammer eine ziemliche Menge Eis, welches in der Mitte gegen eine halbe Linie dikk, gegen Zweidritteltheil aber bis auf eine ganze Linie breit PETIT l. c. ann. 1723. p. 41. Eine Linie TENON p. 6. , und endlich bis fuͤnfviertheil einer Linie am Winkel der Hornhaut in eine Spizze sich verduͤnnet. Zwischen der Trauben- haut, und dem corpus ciliare legt sich ein subtiler Eisguͤr- tel dazwischen, welcher um desto enger und weniger dikke wird, je mehr er nach aussen zu liegt, er ist fast blaͤttrig, und vermindert sich endlich in eine Spizze, nachdem er eine Zeichnung von Furchen, welche die Strahlen des Sterns verursachen, an sich genommen. Bertrandi machet die Dikke ein drittheil von einer Linse groß pag. 75. . Petit fand sie ⅛ ⅙ selten aber ¼ von einer Linie, und endlich bei dem Umfange der Linfe ⅔ und ¾ Linien PETIT Mém. de 1728. p. 212. add. ann. 1723. p. 42. inter lingulas ¼ ad pupillan ½ TENON pag. 6. . Man hat an Ochsenaugen gar nichts von dergleichen gefunden. Ein beruͤhmter Mann schaͤzzet das Verhaͤltniß zum Eise Gar keins sezzen WINS- LOW Mém. de l’ Acad. 1721. p. 317. SENAC. pag. 693. LIEU- TAUD pag. 131. und vor allen DORSTENIUS. Auch keins fand einsmals selbst PETIT 1723. p. 42. , in der Vorderkammer wie 1 zu 2 PETIT ibid. p. 52. . Jn der Frucht, befindet sich, wenn die Sternhaut noch ganz ist, hinter derselben etwas Wasser pag. 76. , welches ein Be- weis ist, daß man eine Hinterkammer nicht verwerfen koͤnne. Die Linse selbst ist nahe an der Traubenhaut befind- lich. An dem eingesunkenen Auge eines todten Koͤrpers erblikkt PETIT letre pag. 6. Mém. de l’Acad. 1722. II. Abschnitt. Das Auge. erblikkt man keinen Zwischenraum zwischen beiden: Doch habe ich in gefrornen Augen, etwas Eis dazwischen lie- gen gesehen Auch PETIT Mém. de 1723. p. 39. add. 1728. p. 209. seqq. , welches Petit zwischen einviertheil und ½ Theil einer Linie Mém. de 1723. p. 42. geschaͤzzet hat. An einem lebendi- gen Hunde bewegte Bertrandi eine Nadel zwischen der Linse und Traubenhaut, und es muß nothwendig ein Zwischenraum vorhanden sein, wenn man nicht will daß die Linse von dem schwarzen Safte verunreiniget wer- den soll. Nach dem beruͤhmten Wintringham pag. 283. ist die Linse von der Hornhaut um o. 355 eines Zolles, und nach dem Helsham noch etwas daruͤber entfernet o. 358. . §. 24. Die graden Augenmuskeln. Bisher haben wir von denenjenigen Theilen geredet, welche das Auge selbst ausmachen: Nun solgen die Mus- keln welche das Auge regieren. Die Jnsekten allein, haben unbewegliche Augen bekommen, die meisten aber besizzen eine solche Menge Augen, daß sie nichts destowe- niger viele Koͤrper zugleich erblikken koͤnnen. An den Krebsen ARISTOTELES hist. anim. L. IV. c. 2. PUGET \&c. Die Platte traͤgt den Sehnerven am besondern Griffel STENONIUS pag. 111. , und Schnekken ohne Haͤuser stehen sie an einem beweglichen Roͤhrchen vorne her An einem Einaͤugigen beweg- te der Muskel das Auge SCHAEF- FER Wasserfloh. p. 30. . Der Horn- fisch ( Zygafna maleus ) traͤgt ebenfalls an einen beweg- lichen Hebel, welche noch aussen auf beiden Seiten des Kopfs sich verschieben laͤst, seine Augen. Jch lese, daß an dem Fische Angelo das Auge auf eine andere Art beweg- lich sein soll, indem es nehmlich uͤber dem Sehenerven sein Gelenke hat PERRAULT Essays T. III. p. 40. t. 15. f. 1. . Die DERHAM l. c. VIII. c. 3. pag. 363. Das Gesicht. XVI. Buch. Die vierfuͤßigen Thiere von kaltem Blute, die Fische Jch finde vier gerade, zween schiefe, die beide das Auge nach vorne, und einwerts ziehen. Zween benennet, PORTERFIELD p. 425. Sechs Muskeln hat der galleus Merc. de France l. c. tr. IV. Voͤgel, und vierfuͤßige Thiere vom warmen Blute, haben uͤberhaupt Muskeln die einander ziemlich gleich sind, und womit sie ihre Augen regieren BONDELET pag. 389 47. KLEIN miss. 3. III. t. 2. f. 3. 4. IACOBÆI Mus. p. 18. du TER- TRE Tom. IV. Jch glaube, da- hin gehoͤrt der Panapana vom THEVETO so genannt franc. an- tartique p. 49. : Die ersteren, von denen ich geredet habe, verstehen das rechte Auge ohne das linke, und so gar nach gegenseitigen Richtun- gen zu drehen Jm Frosch PETIT Mém. de l’ Acad. 1738. p. 153. Chameleon RADZIVIL Itin. p. 119. PARIS. PETRESCUS p. 345 VALISNERI. PANAROLUS II. pag. 396. PER- RAULT Ess. T. III. p. 64 SPON. Voyag. I. p. 375 WHELFR I. p. 274. PORTERFIELD I. vom Ha- ten und Kaͤninchen. , indessen daß die Voͤgel und Menschen gemeiniglich beide Augen zugleich bewegen. Es entstehen diese Muskeln nicht von den Knochen, und man kann hier, wenn man sich der aͤussersten Stren- ge bedienen wollte, diejenigen Schriftsteller verbessern ARANTIUS c. 19. Audere, und ohnlaͤngst cl. GIRARDI refles. annat. p. 51. Auch ILL. ALBI- NUS leitet es von Knochen her p. 178. Doch sollen die Muskeln allerdings von Knochen entstehen, die ihre Fafern eigentlich ins Kno- chenhaͤutchen werfen. , welche sagen, daß sie vom Keilknochen herkommen. Die Sache selbst hat Eustachius gesehen Tab. 39. f. 1. 2. 3. 4. 5. , so wie Vesa- rius pag. 265. , und noch vor diesen Jacob Berengarius Carpensis pag. CCCGLXXV. b. Auch den Ursprung von der harten Hirn- haut, WINSLOW n. 244 AEMI- LIUS, PARISIANUZ, ZINN tab. 5. f. 3. d. f. 2. 9. f. 1. f. p. 171. 172. MORGAGN. Epist. XVI. n. 16. 22. , und A. M. Valsalva Diss. II. n. 2. p. 142. Comm. Bonon. T. I. p. 377. wie es ge- meiniglich die Kupfer EUSTACHII voͤrstellen, und die Kupfer COW- PERII 25, f. 3. 4. hat es einen Ring genannt. Und insonderheit von diesen Muskeln zu reden, so entspringt der obere Muskel oder auch der Aufheber, welchen man auch den Stolzen zu nennen pflegt, und den man den Bewunderer haͤtte nennen koͤnnen PARSONS p. 53. , von II. Abschnitt. Das Auge. von der Scheide des Sehenerven, welche von der har- ten Gehirnhaut herruͤhrt, etwas mehr nach innen zu, als der Aufheber des Augenliedes, und zum Theil auch Zwei Anfaͤnge hat auch ALBINUS p. 178. aus den Knochenhaͤutchen der Augenhoͤhle, indem sich die Fasern desselben mit dem Abwertsbeugenden Mus- kel ein wenig verwirren Mit dem adduct. und levat. palpebræ PARSONS p. 16. 53. wie ich mit Gewisheit gese- hen habe. Er verwandelt sich hierauf aus sehnigen Fa- sern, in fleischige, steigt allmaͤhlig nach dem Augenapfel hinauf, und haͤngt sich durch ein haͤufiges Fadengewebe an denselben. Er gehet uͤber den groͤsten Zirkel des Auges weg, steigt von neuen herab, und wird wiederum sehnig, indem diese Sehne breiter, fast vierseitig ZINN pag. 173. ALBIN. t. XI. f. 13 seqq. ist, und sich in die dunkle Hornhaut disseits der Hornhaut ZINN f. 5. b. ALBIN. t. XI. f. 13. seqq. erst lose, nachgehends aber staͤrker anhaͤngt ZINN f. 5. b. ALBIN. p. 178. . Man kann nicht zweifeln, daß er nicht das Auge in die Hoͤhe heben sollte, nicht darum, weil sein Ursprung hoͤher als die Einlenkung liegt, sondern weil er sich um den Augapfel, als um einen Ruhepunkt herum biegt, und herunterlaͤuft, um sein Ende zu erreichen. Er ist duͤn- ner und schwaͤcher als die uͤbrigen Muskeln des Auges ZINN p. 176. , indem ihm der Aufheber des Auges noch zu Huͤlfe kommt. Die drei uͤbrigen graden Muskeln, nehmlich der inwen- dige, untere und aͤussere Blos den innern und un- tern habe ich entstehen gesehen. haben einen gemeinschaft- lichen Anfang Vielleicht kommen davon die zwei Ringe des VALSALVA der groͤssere, und Regierer des Seh- nerven, und der Kleine, der die Augennerven bewegt Comm. BO- NON. T. I. p. 377. Den gar zu zierlichen Bau verlaͤst sein Heraus- geber MORGAGNUS, wie auch BERTRANDUS p. 80. , welcher sich unterhalb unter dem Sehenerven befindet, sehnig ist, und aus eben der har- ten Gehirnhaut entstehet, welche den Sehenerven an dem Das Gesicht. XVI. Buch. dem innersten Theile der Rizze wo sie rund ist, und in einer besondern Spalte des vierfoͤrmigen Knochens Z.NN p. 164. 165. t. 5. f. 3. f. Davon scheint zu reden MOR- GAGNUS Epist. XVI. n. 23. AL- BINUS im Anfange des adducen- tis, und des abducentis c. f. 25. 26. Der doch bald darauf die Sa- che anders beschreibt. Die Gera- de von Knochenhaͤutchen LIEU- TAUD p. 124. t. 3. f. 3. umwikkelt. Von diesem Bande ZINN pag. 165. t. 5. f. 3, Vom abductor scheint zu reden, ALBINUS p. 178. beugt sich ohngefehr ein jeder um seine Augenachse herum, verwandelt sich auf eben sol- che Art, wie ich von dem Aufheber gesagt habe, in ein sehniges Gewebe, hat die Figur beinahe von einem Vierek, und wirft sich jeder mit seinem besondern Punkt in die Augenkugel. Sie sind indessen doch von einander unterschieden, und es ist der Herbeizieher oder inwendige dikker als die uͤbrigen ZINN f. 3. K. f. 3. 1. , grader und der kuͤrzte Idem. ALBIN. p. 178. f. 17. 18. 19. 20. EUSTACH. in allen Figuren, WINSLOW Mém. de l’Acad. 1721. p. 314. MORGAGN. Epist. XVI. n. 24. , da nicht nur sein Ursprung, sondern auch der Sehenerven in dem innern Theile der Augenhoͤhle liegt. Er ist in seinem An- fange mit der harten Gehirnhaut, welche den Sehener- ven umgiebt, zusamengewachsen ZINN f. 3. Gedoppelt nach ihn ALBINUS f. 25. . Jch habe nebst dem Morgagni gesehen Epist. XVI. n. 24. , daß er etwas naͤher gegen die Hornhaut inserirt war. Der aͤussere oder Herabzieher ist der laͤngste un- ter allen graden Muskeln ZINN ALBINUS pag. 178. EUSTACHIUS l. c. f. 2. 3. 4. 5. ESCHENBACH p. 598. WINSLOW Mém. de l’ Acad. 1721. p. 314. , er kommt aus dem Sehlo- che, nehmlich aus der innern Gegend der Augenhoͤhle her, und wirft sich in den aͤussern Theile des Auges hin- ein. Es stammet dieser Muskel aus einem doppelten Ur- sprunge ab, einem Knochenhaͤutchen des Sehenerven ist ZINN tab. 5. fol. 3. b. f. 2. n. f. 1. m. add. ALBINUS f. 26. , und endlich noch aus einem Bogen ZINN f. 2. c. conf sig. 1. I. , welchen diese zwei II. Abschnitt. Das Auge. zwei Anfaͤnge, die sich unter einem Winkel vereinigen, machen. Eben diese Muskel steigt im Fortlaufen nieder- waͤrts herab Idem p. 176. . Der untere niederdruͤkkende laͤuft ziemlich grade nach vorne weg Idem p. 178. EUSTACH. ALBIN. f. 18. 19. 20. 24. , und seine mittelste Fasern entstehen aus dem Bande, hingegen die Seitenfasern aus dem sehnigen Stuͤkke des Bandes, welches der aͤussere und innere gemein hat. Er haͤngt ein wenig mit dem in- wendigen zusammen. Daß diese Muskeln sehr reizzbar sind, hat Whytt mittelst einer Nadel erfahren On vital motions p. 236. , und ich erinnere mich, daß da Johann Caylor das Auge mit einem besondern Rastello reizte, in dem schwarzen Staare ( amavrosi ) diese Muskel in eine heftige und zitternde Bewegung ge- sezzt worden. Jndem die graden Muskeln des Auges vereinigt wuͤrken, so bringen sie schiefe Bewegungen hervor. Man darf nehmlich daran nicht zweiflen, wenn sich zu gleicher Zeit der obere und inwendige zusammenzieht, daß sich nicht das Auge in der Diagonallinie bewegen sollte, de- ren Seiten diese zwei Potenzen, in der schiefen Richtung PERRAULL du mouvem. des yeux p. 574. HARTLEY pag. 217. WINSLOW n. 250. MAIOR spec. 3 coll. med. DUVERNEY posth. I. p. 139. zwischen der Aufhebung, und der Herbeiziehung sind. Wenn eben diese Muskeln in der Thaͤtigkeit nach der Ordnung auf einander folgen, so dreht sich das Auge um PARSONS p. 22. Auch zu gleicher Zeit Idem nur daß v. c. die innersten Fafern des Aufhe- bers, mit den naͤchsten Fasern des Herbelziehers zugleich wirken p. 20. Das Kamaͤleon dreht seine Augen in die Runde. FABER ad HERN. pag 723. , und es wird der Stern hinauf n. 31. und hinab auf aller- lei Weise, und endlich wirklich in einem Kreiß herumge- zogen. Es H. Phisiol. 5. B. K k k Das Gesicht. XVI. Buch. Es macht Morgagni die Anmerkung, daß sich der Sehenerve von den graden Muskeln, doch aber nur ein wenig von den schiefen biegen lasse Epist. XVIII. n. 3. . Wir wollen von der Kraft vermittelst welcher sie die Entfernung der Nezzhaut von der Linse veraͤndern sollen, an einem andern Orte reden. Dieses haben sie bestaͤn- dig eigen, daß sich beide Augen in einem gesunden Men- schen auf einerlei Weise bewegen, und man kann das ei- ne Auge nicht nach Belieben in die Hoͤhe richten, wenn man mit dem andern niederwaͤrts sieht. Ein blindes Au- ge folgt dem gesunden in der Bewegung ebenfalls nach MOEHRING de visu p. 25. das Gegentheil, und auf verschied- ne Art will PORTERFIELD, be- siehe T. II. p. 169. . §. 25. Die schiefen Muskeln. Der groͤssere obere Rollmuskel. Es ist dieser unter den Augenmuskeln der allerkuͤnst- lichste, laͤngste und zugleich duͤnste FALLOPIUS pag. 70. EU- STACH. t. 39. f. 2. 3. 4. ZINN p. 178. f. 4. , er entstehet eben- falls von der harten Gehirnhaut, und nicht von der Ner- venscheide Von ihm LIEUTAUD l. c. , und zwar etwas mehr nach aussen zu, als der inwendige: er laͤuft vorne hin laͤngst den flachen Knochen, begleitet den Rand der Augenhoͤhle, und ver- wandelt sich in eine flache Sehne CARCANUS Anat. L. II. . Bei dieser Sehne hat die Natur einen eigenen und zierlichen Knorpel gebildet, welcher sich hinterwaͤrts ab- kuͤrzt, vorne her geschwollen ist, und dessen beide Enden breiter sind: Dieser Knorpel ist inwendig glatt und hohl, und durch ein besonderes Band, an dem Rande der Au- genhoͤhle aufgehaͤngt. FALLOp. pag. 70. 71. b. EUSTACHIUS l. c. VESAL. Exam. p. 51. Es sei ein Knorpel CAR- CANUS, ALBINUS pag. 176. be- schreibt Es II. Abschnitt. Das Auge. Es laͤuft durch diese Furche der Rolle, die Sehne dieses schiefen Muskels frei und beweglich, und hierauf durch einen hohlen, membranoͤsen FABRIC. de visu L. III. c. 12. p. 1. I. MORGAGN. advers. VI. pag. 98. WINSLOW n. 245. ALBINUS p. 176. ZINN P. 180. und bandartigen Kegel fort, welcher in die dunkle Hornhaut inseriret ist. Er laͤuft von dem Ende der Rolle nach auswendig, und ein wenig ruͤkkwaͤrts fort Gar zu ruͤkkwerts WINS- LOW Mém. de l’Acad. 1721. t. 16. EUSTACH. l. c. COWPER tab. 25. f. 3. 4. und wenn es mir er- laubt ist zu sagen AIBINUS t. XI. f. 22. pag. 175. uͤbereinstimmiger mit uns ZINN f. 1. 2. 4. Vor- werts in einer Tafel f. 2. doch diese ist nicht wegen der Muskeln gemacht, denn diese liegen ausser ihrer Lage. , verwandelt sich in eine dreiekkigte Sehne, und inserirt sich ganz dichte hinter dem obern geraden Muskel Unter ihm CARCANUS. ein wenig tiefer in die dunkle Hornhaut, und etwas weiter nach hinten, als der Zirkel liegt, der die vordere Halbkugel des Au- ges von der hintern trennt. Er ziehet das Auge einwerts und vorwerts gegen die Nase WINSLOW Ném. de l’Acad. 1721. p. 216. MORGAGN. Epist. XVIII. n. 2. PARSONS. : und er verursachet also wegen der hintern Jn- sertion in den groͤsten Zirkel, daß der Stern ALBIN. p. 176. COWPER in myotom; ann. 1694. pag. 50. DOUGLAS n. 5. PORTERFIELD l. p. 189. PARSONS p. 21. und der inwendige Theil des Auges niedersteigt. Wenn er mit dem untern schiefen zu gleicher Zeit wuͤrkt, so haͤlt er das Auge gleichsam schwebend, und ziehet solches aus der Augenhoͤhle hervor COWPER l. c. pag. 50. MORGAGN. Advers. VI. p. 100. Epist. XVIII. n. 2. ST. YVES p. 11. CANT. p. 10. . Alsdenn ist blos diejenige Kraft, nach Zerstoͤhrung der Seitenkraͤfte uͤbrig, von der das Auge nach vorne gezogen wird. K k k 2 Bis- schreibt es anders, und wieder an- ders, und an beiden Seiten einen gleich sehr geschwollnen Ring ZINN f. 1. 2. 4. \& p. 180. Wieder an- ders WINSLOW n. 246. Jch fol- ge meinen Anmerkungen, und es scheint hier eine Verschiedenheit statt zu finden. Das Gesicht. XVI. Buch. Bisweilen ist ein zweiter Rollmuskel da gewesen Dem Rollmuskel giebt zwo Sehnen WOOLHOUSE Mém. de Trévoux 1728. , oder ein Muskel, der gleichmaͤßigen Ursprung hatte, sich aber in die Scheide dieses schiefen inserirte F. BALDRINUS bei dem MOLINETT diss. ed. I. Pag. 45. WINSLOW. l. c. p. 319. ALBIN. p. 176. Idem |heist vielleicht des CL BERTRANDI p. 79 80. sei- ner. Nichts aͤnliches fand ZINN p. 180. Das zween gewesen, ein Kurzer, sehniger, welcher durch die gedoppelte Rolle durchgegangen, sagt KULMUS de monstr. pag 48. Jch halte es fuͤr eben solche An- merkung URATISLAV. 1722 m. dec. . Bereits Schneider hat angemerkt, daß in den Voͤ- geln und Fischen keine Rolle zu gegen sei De catarrh. L. III. p. 342. ferner PETIT Mém. de l’Acad. 1736. p. 135. . Der klei- ne schiefe entspringt aus einer kleinen Grube des innern Winkels in der untersten Augenhoͤhle, neben dem aͤussern Theile der Furche des Thraͤnenknochens, von dem Pro- cessu orbitario des obern Kinbakkenknochens. Er steigt auswerts in die Hoͤhe, zwischen dem Rande der Augen- hoͤhle, und zwischen dem Unternmuskel ZINN f. 5. WINSLOW n. 248. biegt sich um den Augapfel herum, und inserirt sich zwischen dem Sehe- nerven und der Jnsertion des aͤussern Muskels, etwas weiter nach hinten zu, und dem obern schiefen Muskeln gegenuͤber, von welchem er so wenig entfernet ist, daß bei- de bisweilen zusammengewachsen sind FALLOPIUS p. 71. RIO- LAN. in LAURENT. p. 644. , indessen ist er doch dem hinteren Auge des Endes naͤher Auch ZINN p. 181. CUR- CELLES tab 3. fol. 5. EUSTA- CHIUS fig. 5. . Er ziehet das Auge nach aussen und herab, und auf diese Art drehet sich der Stern in die Hoͤhe und ein- werts ALBIN. p. 182. COWPER, DOUGLAS \&c. , und folglich ist er in sofern von dem grossen schiefen Muskel ein Gehuͤlfe, daß er mit diesem zugleich die Augen aus der Augenhoͤhle hervorziehet CHESELDEN p. 75. . Der F. nostr. 3. ALBIN. p. 182. WINSLOW n. 247. ZINN p. 181. II. Abschnitt. Das Auge. Der Musculus bulbosus oculi, welcher denen vier- fuͤßigen Thieren eigen sein soll, und welchen die Alten GALEN loc. afect. L. IV. c. 2. C. STEPHANUS pag. 295. 296. ORIBASIUS hat jedennoch vier gerade, und zween schiefe p. 126. wie auch Vesal L. II. c. 12. \& in libro de radice Chinæ wiederholt er, daß am Menschenauge pag. 227. eben diese Muskeln sind. Und er sagt noch, nachdem er erinnert worden, er habe Spuren von diesem Mus- kel an einer Frau gesehen Exam. obss. FALLOP. pag. 126. und die Magerkeit sei Schuld, wenn er gefehlet habe. p. 51. hinzugefuͤgt haben, kann weder in Voͤgeln, noch in Fischen oder in Menschen gefunden wer- den. Und es hat Fallopius recht p. 68. b. Ferner G. CU- NEUS Apol. p. 40. , daß er ihn ver- wirft. Er scheint zu der aufrechten Stellung zu gehoͤ- ren. Der Pigmaͤe TYSON p. 54. welcher aufrecht gehet, hat diese Muskeln ebenfals nicht Es hat der Baer beim DU- VERNEY I. p. 139. einen vierge- spaltnen. . Die ungenannte Membran COLUMBI p. 217. oder Albugineu WINSLOW n. 240. ist eine aus den vereinigten Sehnen der graden und schie- fen Muskeln zusammengesezzte breite Sehne, sie ist kurz, indem sie sich von dem Anhange dieser Sehnen anfaͤngt, und in der Hornhaut endiget BRISSEAU c. 1. f. 1. , sie ist zuverlaͤßig eine Fortsezzung der Sehnen, und da sie ungemein feste an die dunkle Hornhaut angewachsen ist, so kann man sie nicht eine besondere Augenhaut nennen RUYSCH Epistol. XIII. p. 10. WINSLOW, MORGACN. Epist. XVI. n. 25. . Casserius hatte davon vorlaͤngst richtiger geschrieben c. 22. . §. 26. Die Nerven des Auges. Jhr Lauf durch das Behaͤltniß. Das Auge uͤbertrift alle Theile eines menschlichen Koͤrpers, an der Menge und Verschiedenheit der Ner- ven, und dieses gilt nicht nur vom Menschen, sondern K k k 3 auch Das Gesicht. XVI. Buch. auch von allen mir bekannten Thieren. Jn den Fischen gehen neunzehntheil vom Gehirne nach dem Auge hin. Es macht sowohl der groͤsseste unter den Nerven nehmlich der Sehenerve die Basis, und den wirklichen Grund des Gehirns aus, welches durch die Schreibfeder unter- schieden wird, und in der Basis des Gehirns oder der Hirnschaale zum Ruͤkkenmarke fortlaͤuft: Es kommen ferner zu dieser Saͤule zwei in einem Bogen gekruͤmte deutliche Wurzeln, die aus dem hintern dreifachen Huͤ- gelchen, und aus den vier verborgenen Huͤgelchens ent- stehen: und endlich theilen die Gehirnkammern, welche nach Art der Voͤgel eifoͤrmig und hohl sind, ihr Mark den Sehnerven mit. Doch findet sich auch ausser diesen Nerven ein Regenbogennerve, welcher nur einfach doch groͤsser ist, und ein anderer Nerve, welcher die Augen beweget. Auch die Jnsekten haben einen vortreflichen und halb- zirkelfoͤrmigen Brei, an welchen die unzaͤhlige Nerven ihrer Hornhaͤute aufgepaßt sind SWAMMERDAM. Tab. 22. f. 6. tab. 29. fol. 7. . Billig hat also das Auge eine ungemeine scharfe Em- pfindung, und es ist das einzige, welches Licht empfin- den kann Von Eintroͤpflung eines kamphirirten Weingeistes entsezz- liche Schmerzen am Auge, und fast Blindheit. COSCHWITZ de hypopyo p. 19. . Jm Menschen gehoͤren viere, nebst einem Aste des fuͤnften hierher. Das sogenannte dritte Paar darunter Man sehe nach a. L. X. p. 207. entspringt wie ich am andern Orte gesagt habe, durch einen eigenen Canal der harten Gehirnhaut Tab. art. cran. , oberhalb dem obern Felsensinus, und oberhalb den Hoͤligen, er ist von diesen durch eine haͤutige Scheidewand abgesondert p. 208. , er laͤuft nach dem foramen lacerum, ist der innerste unter allen, gehet II. Abschnitt. Das Auge. gehet aber dennoch mehr nach aussen, und unterwerts, als der Sehenerve in die Augenhoͤhle hinein Tab. art. cran. . Der vierte Nerve laͤuft Man lese nach a. L. X. |p. 208. tab. art. cran. o. ZINN p. 198. ebenfalls durch einen be- sondern Canal der harten Gehirnhaut, die uͤber den obern Felsensinus, doch aber mehr nach aussen zu, als der dritte, durch das foramen lacerum, quer uͤber den dritten und Sehenerven in die Augenhoͤhle hin p. 208. VAROLIUS, ZINN t. 6. f. 1. . Der vom fuͤnften entspringende Sehenerve Conf. L. X. p. 209. oder der erste Ast dieses grossen Stammes, ist kleiner als die uͤbrigen Aeste dieses Stammes, wird mit Huͤlfe einer eigenen Scheidewand Tab. art cran. \& n. 27. MEKEL. p. 30 von dem hoͤhligen Behaͤltnisse abgesondert, laͤuft gegen das innere des vierten, doch tie- fer Not. 26. BERRETIN. tab. 21. f. 2. 3 Tab. art. cran. in die rima lacera und in die Augenhoͤhle fort. Der sechste Nerve leset nach a. lib. X. p. 222. ist unter allen der unterste Besiehe tab. art. cran. I. not. 26. , und zu gleicher Zeit der aͤusserste, koͤmmt ganz durch ei- nen Kanal der harten Gehirnhaut in das Behaͤltniß, wird von zweien Staͤmmchens und mitten von dem Blu- te der Carotis umgeben Tab. art. cran. ZINN pag. 201. , laͤuft paralel mit dem ersten Nerven des fuͤnften Paars wiewol niedriger, und mehr nach hinten zu, als der Stamm der Carotis, und gehet durch den aͤussersten Winkel des foraminis laceri, um in die Augenhoͤhle zu gehen. §. 27. Der vierte und sechste Nerve. Diese Nerven haben eine sehr einfache Natur, indem der vierte die inwendigen Theile der Augenhoͤhle einnimmt zum Rollmuskel allein hingehet FALLOPIUS. p. 155 b. ZINN t. 6. f. 1. , sich in demselben verlie- K k k 4 ret, Das Gesicht. XVI. Buch. ret, und ohne einen andern Ast zu geben Wie COLUMBUS p, 198. noch mit den Sehenerven des fuͤnften Paars, einen Zusammenhang zu haben Solches vermindert I. B. WINSLOW Expos. T. III. n. 26. Nach dem BARBAULT p 468. , oder wie ich in wiederholten Erfahrungen gesehen habe, so giebt er den Aufheber des Augenliedes BONHOME p. 71. keinen Zweig ab Nebst uns laͤugnet es ZINN p. 199. . Wenn der sechste die aͤussere Seite der Augenhoͤhle ebenfals ohne irgend einen Zusammenhang mit irgend ei- nem Nerven, und ohne irgend einen Ast von sich zu strek- ken Nebst uns laͤugnet solches auch ZINNIUS p. 201. MEKEL p. 30. 38. bestreichet, so geht derselbe blos nach dem aͤussern Muskel des Auges hin ZINN tab. 6. f. 1. 2. . Und es hat keiner von den neuen Zergliedern von ihm weder Zweige zu dem Gan- glion ciliare TAYLOR pag. 52. le CAT p. 299. PETIT. noch zu dem Sehenerven Den aus dem Sechsten her- leitet le CAT l. c. lauffen gesehen. Wenn einige beruͤhmte Maͤnner vor kurzen behauptet haben, daß der Ribbennerve nicht vom sechsten Nerven entstehe, sondern zum Auge hinlaufe L. X. p. 224. , weil er von dem Ruͤkkenmarke entspringt, so haben wir die Gruͤnde der- selben an einem andern ORt erwogen. Wenigstens koͤn- nen diejenigen Gruͤnde, welche man von einer Augen- entzuͤndung durch Unterbindung dieses Nervens hernimmt, leicht von aͤhnlichen Erscheinungen aufgeloͤset werden, die von Nerven entspringen, so mit Zuverlaͤßigkeit nicht zum Auge hinlauffen, sondern die entweder aus einem ge- meinschaftlichen und nicht dem Augenstamm entspringen, oder uͤberhaupt gar nicht, als nur sehr weitlaͤuftig mit dem Auge verwandt sind. Dergleichen ist das Schwin- den, Truͤbe werden, und die Entzuͤndung der Augen, wenn der Nerve des achten Paars gebunden wird, und wovon II. Abschnitt. Das Auge. wovon ein beruͤhmter Mann geschrieben hat MOLINELLI Comm. Acad. BONON. Tit. III. pag. 283. 284. 289. , so ent- steht von der Verlezzung des zweiten Nervens im fuͤnften Paare am Kinnbakken eine Fistel, eine Verdrehung des Augenliedes, und der Staar FAUCHARD chir. dentiste. . Von der Ver- lezzung des Augenbraunnervens, wurde das Auge an der einen Seite blind, und das andere dunkel PLATNER de vuln. su- percil- MORGAGNUS Epist. XVIII. n. , hingegen wurde von der Reizzung dieses Nerven der schwarze Staar geheilet VALSALVA diss. II. p. 144. . §. 28. Der erste Ast des fuͤnften Nervenpaares. Der Augennerve Der Erste beim FALLOPIO p. 141. . Es hat ihm Willis p. 154. besiehe die Beschrei- bung WINSLOWI, VERDIER l. p. diesen bequemen Namen gegeben, ob dieser Nerve gleich auch zu andern Theilen des menschlichen Koͤrpers hingeht. Ob er gleich der kleinste von den dreien Aesten ist, so giebt er doch vorzuͤglich dem Stamm seine Richtung Tab. art. cran. BERREN- TIN t. 21. f. 2. . Er entspringt an der vordern Grenze des Behaͤltnis- ses, doch unterhalb den Sehenerven, und oͤfters ehe er den Thraͤnenast, oder ein andermal mehr nach hinten zu Spaͤter ZINN tab 6. fol. 1. den Unterast von sich giebt, welcher auf dem drit- ten Paar aufliegt Idem tab. 6 f. 1. 2. , und an der innern Seite des Sehe- nervens, quer uͤber denselben Nerven und den dritten geht. Eben dieser hat noch fast allemal eine lange, und ge- schlanke Wurzel DUVERNEY I. pag. 87. WINSLOW n. 36. VIEUSSENS p. 171. T. 22. g. h. i. EUSTACH. t. 18. f. 3. 5. ZINN f. 1. 2. t. pag. 204. MEKEL p. 37. Tab. art. cran. der Ursprung von dem noch nicht zertheilten Stamme. ESCHENBACH p. 974 \& WINS- LOW n. 37. , welche vorwerts nach dem Ganglion K k k 5 ciliare Das Gesicht. XVI. Buch. ciliare laͤuft. Kurz darauf giebt er einen oder zwei Ner- ven des Regenbogens von sich ZINN f. 1. 2. Bereits FALLOPIUS sahe, die Aeste zum Auge gehen. EUSTACHIUS tab. 18. f. 3. \& 5. hat einen Ast, der sich nicht anderswohinbringen laͤst. . Er laͤuft durch die Augenhoͤhle, und begleitet den mus- culus pathetecus. Hierauf giebt er den Nasennerven von sich FALLOP. pag. 142. EU- STACH. l. c. Der Nasennerve ROLFINK p. 229. RAU pag. 37. VIEUSSENS t 22. PETIT PAL- FYN p. 408. WINSLOW le CAT I. c. lat. sin. PETIT ad PALFYN p. 408. , wel- cher durch ein besonderes siebfoͤrmiges Loch, vorne her uͤber den siebsoͤrmigen Fache Tab. art. cran. zur Hirnschaale zuruͤkk kehrt, mit einem andern Aste vorwerts laͤuft MEKEL pag. 42. EU- STACH. , und durch das vordere Loch des Siebbeins Tab. art cran. MEKEL p. 43. nach der Scheide- wand der Nase, und nach dem Sternsinus herab steigt Idem ibid. , und mit einem anderen Aste durch viele Siebloͤcher nach der Nase zu gehet Die Vorderloͤcher. WINS- LOW n. 41. . Jch habe von diesen Nerven nebst einem Zweige des Nervenknoten am Regenbogen, einen besondern Regen- bogennerven ( nervus ciliaris ) entspringen gesehen. Er laͤuft ferner mit seinem Stamm in dem inwendi- gen Augenwinkel unter der Rolle Tab. art cran. daher In- fratrochlearis MEKEL pag. 44. Mém. de Berlin 1752 n. 24. zum runden Mus- kel des Augenliedes, zur Thraͤnendruͤse, zum Sakke eben dieses Namens, und zu dem hohen Muskel fort. Er haͤngt mit dem harten Nerven, und mit dem folgenden zusammen MEKEL l. c. . Kurz darauf giebt er mit einer oder zweien Wurzeln Idem. p. 135. , den obern und aͤussern Thraͤnennerven WINSLOW n. 24. Tab. art. cran. ZINN. f. 1. VERDIER II. p. 378. von sich, welcher durch einen besondern Canal der harten Ge- hirnhaut in die Augenhoͤhle tritt. Sogleich trennet sich von MEKEL pag. 44. \& f. 25. seqq. WINSLOW n. 40. VIEUS- SENS p. 171. II. Abschnitt. Das Auge. von ihm ein Aestchen oder auch wohl zwei, welcher durch das Loch des Wangenknochens BERTRANDI pag. 93. WINSLOW n. 43. VIEUSSENS p. 171. t. 22. St YVES p. 21. aus der Augenhoͤhle, in die Schlaͤfengrube laufen, sich mit den Aesten des zwei- ten Stamms, vom fuͤnften Paare vereinigen MEKEL p. 35. , und der- gleichen Vereinigung auch mit dem dritten ebenfals un- terhalten Idem ibid. . Das Thraͤnenstaͤmmchen selbst ist aͤstig, und laͤuft mit seinen Aesten, welche durch die Zwischenraͤume der gleichnahmigen Druͤse durchgelassen werden, und da- von einige, doch wie ich glaube, wenige in der Druͤse bleiben MEKEL p. 36. , andere aber nach der gemeinschaftlichen weis- sen Augenhaut laufen Idem ibidem. . Der Stamm des ersten vom fuͤnften Paare, oder Obereast ist gedoppelt FALLOPIUS p. 141 Auch MORGAGN. Epist. anat. p. 233. EUSTACHIUS t. 18. f. 3 5. , und laͤuft vorne durch die Augenhoͤhle grade durch ZINN f. 1 Tab. art. cran. . Aus der Augenhoͤhle begiebt er sich mit einem auswendigen und inwendigen Aste. Der aͤussere Stirnnerve MEKEL p. 31. Mém. de Berlin n. 1. ist groͤsser, und wendet sich durch eine in die Augenhoͤhle eingeschlizzte Furche Idem fig. cit. WINSLOW n. 36. zur Stir- ne hin. Ein grosser Zweig desselben, laͤuft nach dem obern Augenliede MEKEL fig. cit. 15. 16. , biegt sich nach auswendig, gehet fast nach der Quere, und verbindet sich mit einem Ner- ven aus dem harten Paare Idem p. 33. fig. cit. 19. 159. WINSLOW n. 36. FABRIC. anat. pract. p. 80. . Die uͤbrigen Aeste laufen weit uͤber die Stirne hinauf, bis zum vordern Haupte, indem einige unter der Haut kriechen MEKEL p 32. Mém. l. c. 9. 12. EUSTACH. tab. 19. , andere tiefer ftreichen MEKEL 10. BERRETTIN tab. 5. f. 1. VIEUSSENS tab. 22. d. c. , und sich fast eben so bis zum Hinterkopfe erstrekken. Einige welche die allertiefsten sind, wandern so gar unter der Knochenhaut der Hirnschaale bis zur Stirne Das Gesicht. XVI. Buch. Stirne fort MEKEL p. 34. , und diese lassen sich wenigstens an die- sem Orte ohne Schmerzen verlezzen. Der inwendige kleinere Ast befindet sich zunaͤchst an der Rolle (Sehnenring) Supratrochlearis MEKEL p. 31. 39. Mém. de Berlin n. 14. . Seine zwei Aeste lau- fen, nach dem Theile der Stirne hin, welcher zwischen den Augenbraunen ist, und nach dem hohen und Runzel- muskel MEKEL pag. 32. Mém. de Berlin n. 2. . Ein anderer wendet sich nach dem Zusammenhange der Augenlieder, oberhalb dem kreißrunden Bande. Ein anderer lauft nach dem obern Augenliede hin Conf. MEKEL p. 31. . Der Stamm steigt entweder durch eine Furche, wel- che in den Rand der Augenhoͤhle eingeschlizzt ist, oder auch ohne solche Furche zur Stirne hinauf, wird vom Stirnmuskel bedekkt, und bewegt sich bis zum vordern Haupte hin Idem p. 32. fig. cit. 20. . Er hat einen Zweig, welcher sich mit den Nasenner- ven verbindet Idem p. 31 32. . Bisweilen koͤmmt noch ein dritter Ast mit hinzu, welchen Mekel anastomoticus nennt Mém. de Berlin n. 3. , sich bei der Stirn, und in der Gegend des Wangenknochens ver- theilet, und mit dem harten Nerven zusammen gehet MEKEL ibid. 7. 118. 8. 84. . Es ist also kein Wunder, wenn das obere Augenlied eine Lehmung erleidet, so bald dieser Nerve verlezzet worden SPIGEL p 190. . Da dieses grosse Nerven sind, so haben ihre Wunden bisweilen toͤdtliche Folgen gehabt GENGA anat. Chir. p. 239. . §. 29. Der Nerve des dritten Paares. Es ist dieser ausser dem Sehenerven der Hauptnerve des Auges, nicht nur wegen seiner Groͤsse, sondern weil er II. Abschnitt. Das Auge. er auch in das innerste des Auges, Aeste von sich strekkt. Wenn daher dieser Nerve Kraͤmpfe leidet, so wird die Hornhaut aufwerts und auswerts gedrehet, und das Auge in die Augenhoͤhle gezogen MONRO on nerves p. 388. , weil alsdenn der inwendi- ge und untere Muskel wirket. Wenn er sogleich hierauf in die Hoͤhle des Auges ge- het ZINN pag. 196. add. FAL- LOP p. 138. b. , so giebt er an dem Untertheile des aͤussern Sehe- nerven, den obern kleinen Ast ZINN. p. 196. tab. 6. f. 1. p. FALLOPIUS pag. 138. b. EU- STACH. t. 18. f. 1. VIEUSSENS p. 167. WINSLOW III. n. 19. 20. , welcher quer uͤber den Sehenerven nach dem obern Muskel des Auges ge- het, und wo naͤchst der Ast nachdem er diesen Muskel durchbohret, nach dem Aufheber des Augenliedes gehet. Er laͤuft mit seinem Stamm unterhalb den Sehe- nerven fort, und giebt fast an diesem Orte drei Aeste dich- te beieinander von sich ZINN p. 197. tab. 6. f. 1. 2. Tab art. cran. Solches hat auch EUSTACHIUS tab. 18. f. 1. 3. , zum Untermuskel des Auges WINSLOW n. 21. : zum schiefen Untermuskel Idem ibid EUSTACH. t. 18. f. 3. FALLOPIUS. : und zum inwendigen FALLOP. 138. b. WINS- LOW n. 21. : oder auf etwas andere Art theilet er den ersten Ast dem Herbeizieher, den zweiten groͤften Ast dem Nie- derdruͤkker mit, und er selbst verlaͤngert sich weit in dem untern schiefen Muskel mit seinem Ende Conf. ZINN p. 197. . Der uͤbrige Stamm oder Ast des schiefen untern fast allezeit ZINN p. 197. tab. 6. f. 1. 2. WINSLOW n. 22. ist die Hauptwurzel, oder die dikke und kurze Wurzel MEKEL p. 38. ZINN pag. 204. des Nervenknotens, es laͤuft dieselbe nach aussen, und macht am Nervenknoten unter dem Wegziehen der Mus- kel daß ganglion ciliare oder ophthalmicum Tab. art. cran. ZINN pag. 203. PLATNER vuln. supercil III. n. 22. PETIT Mém. de l’Acad. 1727 pag 10 WINSLOW IV. n. 302. le CAT p. 300. NOGUEZ p. 343. 345. BONHOMME t. 10. DUDDELL p. 17. VERDIER II. p. 376 377. S. YVES p. 21. WIL- LIS ed. 8. p. 181. der einen Ner- ven- aus, wel- ches Das Gesicht. XVI. Buch. ches Eirund bestaͤndig zugegen und sehr klein ist. Es giebt Faͤlle, wo dieser kleine Nervenknote blos von dem dritten entspringt Auch MEKEL p. 38. . Jch habe niemals gefunden, daß er gefehlet haͤtte GUNZ humor pag. 223. wird von einigen verworfen, a CL. ESCHENBACH p. | 971. , oder daß zwei oder mehrere da ge- wesen waͤren, wie einige neuere verlangen P. LOBE n. 35. Physiologia Amst. p. 513. . Aus diesem Knoten laufen drei, vier Tab. art. cran. add. ME- KEL p. 39. , oder meh- rere Bis auf Neun PETIT p 11. Neun beschreibet ZINNIUS add. t. 6. f. 1. 2. , und andere aus dem Nasenaste des fuͤnften pag. 425. , und bisweilen aus dem Stamm des dritten, wie ich ge- sehen habe, die inwendigen Nerven des Auges oder ciliares Einige Fasern FALLOPIUS p. 139. Solches hat MANFREDI bibl. anat. MANGET. pag. 189. VIEUSSENS pag 186. RUYSCH Epist. XIII. f. 11. 12. MORGAGN. Epist. XVI. n. 59 DUVERNEY l. c. , deren vier oder fuͤnf da sind, und mit eini- gen Nerven, von dem Nasenaste des fuͤnften oft zusammen wachsen Solches hat \& MEKEL p. 40. ZINN pag. 209. WINSLOW n. 24. , es beugen sich diese oft um den Sehenerven herum, durchbohren die dunkle Hornhat, und dieses thun sie zum Theil mit den langen Schlagadern, mit- ten an der dunklen Hornhaut RUYSCH Epist. XIII. f. 11. , zum Theil mit eigenen Loͤchern ZINN p. 207. 211. Conf. t. 4. f. 1. 2. tab 6. f. 1. 2. WINS- LOW n. 24. , deren zehn, zwoͤlf MEKEL p. 40. bis vierzehn ZINN pag. 210. tab. 4. f. 1. 2. da sind, und sie haben, weder ein Geschlechte noch einen Zu- sammenhang So zeichnet denselben le CAT ZINN ibid. . Andere kleine Zweige die vom ganglio ciliari, nicht groͤsser als Spillenfaͤden sind Einer unfoͤrmlich durch- schnitten wird von beiden Seiten gezeichnet a CL. le CAT. ein an- drer laͤuft gleichsam zu einem Mus- kel hin. Jch habe nichts von der- gleichen gesehen. , habe ich den 19ten No- vember venknoten, doch nicht vollstaͤndig beschreibt. Besser a CL. SCHA- CHER de cataracta vorgetragen, aus des DUVERNEYI Lehren; denn dessen posthuma lehren es I. pag. 86. II. Abschnitt. Das Auge. vember 1741. zu allererst zu Gesichte bekommen, sie lau- fen nach der dunklen Hornhaut, und sind von meinen beruͤhmten Zuhoͤrern, nachgehends grossen Maͤnnern, vollstaͤndiger erklaͤret worden Beschrieben a MEKELIO p. 41. ZINNIO p. 208. . §. 30. Die Nerven inwendig im Auge. Jn Menschen und in allen mir bekannten Thieren, Jn allen Thieren A MOU- LINS p. 50. BIRCH T. IV. p. 547. Jn den Fischen ist ein einziger, doch grosser Stamm. An den Voͤgeln sind viele schoͤn zu sehen, doch nur an dem einem Theile des Auges. Man sehe davon nach in dem Werke C. BARTHOLIN specim. anat. p 16 au der Eule. T. III. f. 1. im Schafe f. 2. Jn den Voͤgeln sahe die Baͤnder A MOULINS p. 50. , durchbohren die nervi ciliares beide Platten der dunklen Hornhaut schief durch ZINN pag. 211. MEKEL pag. 41. , kleben an der Ader- haut feste, und laufen uͤber deren aͤussern Flaͤche, gleich- sam platt gedrukkt ZINN p. 211. t 4. f. 1. 2. Physiologia batava p. 514. herab, und es hat diese platte Figur, ob sie gleich an kleinen Nerven gar nicht selten vorkommt, dennoch gemacht, daß man sie hin und wieder unter den besondern Namen der Baͤnder A MOULINS anat. obss. on the eyes p 49. seqq. add. BIRCH l. c. BEANCAARD. Fuͤr die er- weiternde Muskeln des Sterns MANFRETUS p. 190 Daß die- ses Nerven sind C. BARTHOLI- NUS ant. p. 175. 166. beschrieben hat. Sie geben der Aderhaut keine deutliche Aeste ZINN. . Es ist ihr Durchmesser ungleich Idem pag. 211. t. 4. f. 1. 2. RUYSCH Thes II. Ass. I. n. 7. Auch A MOULNS p. 49. , und man findet eini- ge ungleich breiter als andere. Wenn sie nun zum orbiculus ciliaris kommen, so theilet sich ein jeder gemeiniglich in zween Zweige, und es laufen diese Zweige, welche mit dem Fadengewebe die- ses ciliaris orbiculi bedekkt sind, nach der Traubenhaut, sie MANFREDI l. c. RUYSCH Epist. XIII. f. 1. BARTHOLIN in analect. RIDLEY pag. 145. WINSLOW IV. n. 303. MEKEL p 41. ZINN p. 222 f. 1. 2. DE- MOURS ad vers. Act. Edimb. T. l. p. 372. Das Gesicht. XVI. Buch. sie machen, doch weniger gestralte Fasern ZINN ibid. MEKEL ibid. Doch es sind in Vergleichung un- zaͤhlich mehr Fasern, als Nerven. , und bis dahin koͤnnen sie, wenn man blos die Hornhaut wegge- nommen, und das uͤbrige in seiner Laage bleibt, von dem Messer verfolgt werden. Sie geben obgleich Manfredus pag. 149. und andere RAU pag. 38. und beim CANT. p. 10. RUYSCH Thes. II. Ass. I. n. 7. HEISTER de Cheroid p. 19. S. YVES p. 23. es so beschrieben haben, den Fortsaͤzzen der Aderhaut keine Zweige ab ZINN p. 212. . Bisher hat noch niemand an der ruyfischen Crystal- linse, an dem Glaskoͤrper, und der Hornhaut einige Nerven gesehen, Beilaͤufig begeben sich noch einige Nerven zu den Au- genliedern und deren Muskeln, nehmlich zu den obern vom harten Nerven Vid. iconem. MEKELIA- NAM in Mém. de Berlin l. c. zu dem untern sowohl vom har- ten Nerven ibidem. , als dem unter der Augenhoͤhle Lib. X. p. 211. , wel- ches ein Fortsazz des zweiten Astes vom fuͤnften Paare ist. §. 31. Die Schlagadern des Auges. Bei diesen werde ich mich meiner eignen Beobach- tung bedienen koͤnnen, indem ich viele Arbeit verwandt habe. Es ist bestaͤndig nur eine einzige Schlagader fuͤr das Auge da, welche man die Augenschlagader nennt, nehmlich ein Fortsazz von der inwendigen Carotis, wel- cher in der Hoͤhle der Hirnschaale, in dem Behaͤltnisse selbsten entspringt, daß an der Seite des Pferdesattels liegt Fascic. I. p. 38. Tab. art. cran. f. f. Fasc. VII. tab. 6. f. 2. ZINN p. 214. , Sie entspringt weder von dem Stamme unter der Augenhoͤhle Leset Fascic. VII. p. 37. , noch von der Thraͤnenader Ibid. noch von irgend einer andern Schlagader, welche durch die Luͤkke der II. Abschnitt. Das Auge. der Vissura lacera koͤmmt. Und bei dieser Sache kommt keine dergleichen Mannigfaltigkeit vor, welche J. Phi- lipp Jngraßias behauptet. Sie wandert nach ihrem Entstehen allmaͤhlig uͤber den Sehenerven einwerts und vorwerts weiter fort F. 2. . Jhre Aeste sind, damit ich mich kurz fasse, und die Leser zu ih- rer weitlaͤuftigen Geschichte verweise Fascic. VII. , die ich an einem andern Orte geschrieben habe, an dem kleinen Behaͤlt- nisse bei der Hirnhaut bei dem fuͤnften Nerven, bei dem Anfaͤnger der Augenmuskeln pag. 38. f. 2. ZINN p. 214. der Thraͤnenast Nostr. fig. 2. pag. 38. \& ZINN p. 214. tab. 3. f. 1. f. , welcher bisweilen aus der arteria meningea koͤmmt, in dem Eintritte in die Augenhoͤhle entspringt, und sich in der harten Gehirnhaut Fasc. VII. p. 40. und der Thraͤnendruͤse aus- breitet F. 2. \& tab. art. cran. : Ferner bei der Schlaͤfengrube, durch die Loͤcher des Wangenknochens pag. 40. , bei den Augenliedern F. 1. 2. p. 40. , darunter der obere F. 3. und untere F. cit. Knorpelbogen ist, und endlich laufen ihre Aeste noch zu der gemeinschaftlichen Augenhaut. Eben diese Schlagader erzeigt noch ausserdem einige Adern des Regenbogens p. 38. tab. VI. Fasc. VII. f. 2. 3. 4. , deren zwo pag. 45. , drei Gemeiniglich p. 45. , vier Vier, siehe pag. 44. auch sechs ibid. und fuͤnf, weil ihre Zahl ungewiß ist, und diese wollen wir nach und nach beschreiben. Es ist also die Mittel- ader der Nezzhaut pag. 45. f. 2. 4. 7. , die Ader uͤber der Augenhoͤhle p. 43. f. 2. ZINN p. 213. f. 1. f. , die sich zu den obern Muskeln des Auges, und durch die Furche im Rande der Augenhoͤhle weit uͤber den Stirnknochen ausbreitet p. 44. f. 1. MEKEL l. c. . Jhre uͤbrigen Aeste sind meh- ren- H. Phisiol. 5. B. L l l Das Gesicht. XVI. Buch. rentheils zwei Muskeladern, eine obere F. 2. ZINN. und untere F. 2. 3. ZINN p. 215. g. : Zwo Siebadern eine hintere kleine bei den Hinternfaͤchern bei dem sinus Sphenoideus und der harten Gehirnhaut pag. 41. : Die vordere ist schon groͤsser F. 2. 3. p. 50. dessen Loch VESAL. p. 68. t. 5. f. 1. , und laͤuft mit dem ruͤk- laufenden Nerven des ersten Asts vom fuͤnften Paare nach der Hirnschaale zuruͤkk, und streicht durch die harte Ge- hirnhaut, durch die Sichel, durch den Theil der Hirn- schaale, welcher auf der Augenhoͤhle liegt pag. 50. , durch die Siebfaͤcher Icon 6. und die Scheidewand der Nase fort ibid. . Es entspringet hernach der untere Augenliederast p. 50. 51. add. Fig. 1. bei dem Nasensakke und den Augenliedern, so wie bei den untern Knorpelbogen: Der obere hingegen p. 51. f. 1. 2. bei den Augenbraunen, den obern Knorpelbogen pag. 51. und der ge- meinschaftlichen Augenhaut Fig. I. : Der Nasenast bei dem Thraͤnensakke, bei dem Stirnsinus, bei dem Vordertheile der Nase, und der Nase p. 51. 52. f. 1. tab. art. sac. MEKEL l. c. , wo er sich mit dem grossen Winkelbogen vereinigt MFKEL l. c. Fascic. VII. tab. art. fac. , Der Stirnast p. 52. f. 1. \& Tab. art. fac. \& corp. tot. MEKEL l. c. entspringt mit einigen tiefen Aesten, indessen daß andere der Ober- flaͤche naͤher liegen, und sich weit gegen die Stirne aus- breiten. Ob nun gleich in der Ordnung, wie sie entsprin- gen einige Verschiedenheit statt findet, so hat doch unsere Schlagader bestaͤndig die erwaͤhnte Zweige Die Thiere haben, ausser diesem allen, noch ein wunderba- res Nezz am Auge, so unter dem elevatore oculi liegt, von Schlag- adern gemacht, besiehe des der. DUVERNEY posth. I. pag. 577. von HOVIO gezeichnet p 12 t. 1 f. 1. und ein anderes Blutadernez t. 1. f. 2. t. 2. f. 1. . Unter ihnen verdienen die hintern und vordern A- dern des Regenbogens und die Mittelader der Nezzhaut, mit einer besondern Sorgsalt erzaͤhlt zu werden. §. 32. II. Abschnitt. Das Auge. §. 32. Die Schlagadern des Nezzbaͤndchens ( arteriae ciliares ) 1. Die hintern. Es entspringen die groͤssern ciliares VESAL. L. VII. c. III. f. 16. 17. CASSER L. X. t. 12. f. 2. RUYSCH Epist. XIII. t. 16. f. 6 8. , welche vor- laͤngst bekannt sind, entweder von dem Augenstamme, oder von der untern Muskelschlagader Ic. nostr. \& ZINN t. 3. f 1. , oder von der Ader uͤber der Augenhoͤhle oder von der Thraͤnenader p. 44. 45. ZINN t. 3. f. 1. , oder aus der Vereinigung der hintern Siebader mit dem Aste der Augenadern Conf. p. 44. 45. . Sie sind groͤsser oder kleiner, und wenn sie groͤsser sind, so durchbohren sie die dunkle Hornhaut mit einer grossen Menge Zweige deren auch nur aus einem einzigen Staͤmmchen sechszehn sind: Die kleinern haben zween Zweige pag. 44. und schwerlich mehr. Sie spielen auf ihren krummen Gange um den Sehe- nerven herum, und machen bei dessen Falte mit der dunk- len Hornhaut, Aeste welche sich in einen Kreiß verstrik- ken lassen p. 45. t. 6 4. i. ZINN in Epistola de vafis subtil. , und an dieser Stelle einen Kranz machen, in welchen sich auch die Zweige von der Mittelader der Nezzhaut, und von den kleinen Aesten der duͤnnen Ge- hirnhaut, die dem Sehenerven eigen sind, werfen. Sie theilen sich hierauf in eine Menge kleiner Aeste AMOULINS t. 2. f. 5. RUYSCH l. c. pag. 30. tab. nostr. f. 4 6 p. 45. , deren leichtlich vierzig vorhanden sind: andere lau- fen mehr nach hinten, liegen am Eintritte des Sehener- vens naͤher, und machen zwei und mehr Classen aus. Diese laufen gegen die Aderhaut zu, und sind voll Blut so lange sie sich in dieser Membran aufhalten, laufen nach vorne, theilen sich unter sehr spizzen Winkel p. 47. F. nostr. 4. 8. ZINN tab. 1. f. 1. , und machen daß die Aeste mit denen Staͤmmen bei- nah paralel laufen. L l l 2 So Das Gesicht. XVI. Buch. So wie sie allmaͤhlig nach vorne hinlaufen, so bedek- ken sie sich mehr und mehr mit dem Fadengewebe, und weichen von der vordern Flaͤche gegen die hintere p. 46. ZINN p. 42. 45. 46. , oder gegen die ruysische Flaͤche ab. Einige senken sich in den Kreiß der Traubenhaut, oder sie haben mit den Aesten der vordern ciliarium einen Zusammenhang F. 4. . Jndessen sind die meisten doch, wenn man sie unter dem Vergroͤsserungsglase besiehet, mit einem wunderns- wuͤrdigen Nezze von Gefaͤssen, die sich in vierekkigte Raͤu- me verbinden, bedekkt ZINN p. 46. 48. t. 1. f. 2. und indem sie uͤberall Flokken von Gefaͤssen von sich lassen pag. 48. , so kommen sie endlich zum Sternbaͤndchen, und sie sind am Haasen offenbar, und auch an dieser Stelle voller Blut, es laufen mehrere in ein einziges Staͤmmchen zusammen Drei, oder vier A MOU- LINS pag. 57. dreißig in zween Staͤmme, ZINN Epist. p. 17. de oculo p. 73. , und es liegen je zwei und zwei paralel aneinander pag. 46. Conf. RUYSCH Thess. II. t. 1. f. 7. HOVIUS tab. 2. f. 4. tab. 4. f. 3. Jnsonderheit ZINN p. 73. t. 2. f. 3. : Mit ihrem aͤussersten Ende vereinigen sie sich endlich in einen gemachten Bo- gen, so wie sie vor ihrer Endigung noch andere Zusam- menhaͤnge haben ZINN Epist. p. 17. de ocul. p. 73. t. . f. 3. . Von diesen kleinen Staͤmmen trennen sich uͤberall die Aestchen der Fortsaͤzze der Aderhaut, in schwimmende Flokken. Duverney Posth. I. p. 150. behauptete ehedem, daß sie ganz und gar aus Gefaͤssen bestuͤnden. Daß sie der Crystallinse einige Aeste geben Allen. MOULINS pag. 57. 58. HOVIUS. t. 5. f. 4. p. 44. seqq. BERTRANDI n. 39 p. 68. MOEHRING de visu von einem Schlagaderaste, der aber Aeste be- koͤmmt p. 52. Jnsonderheit PE- TIT Mémoir. de l’Acad. 1730. p. 438. 439. Am Stoͤr Er sagt: er habe es an der Kazze und Men- schenfrucht ausgesprizzt. , schien auch den B. Zinn wahrscheinlich zu sein Epist p. 25. \& GATAKER p. 64. Ernaͤhren die Linse DU- VERNEY I. p. 150. , da insbe- son- Fig. nostr. 5. II. Abschnitt. Das Auge. sondere die vordere Flaͤche der Linse eben sowol ohne Ge- faͤsse zu sein scheinet, und die hingegen, welche man zur Zeit gesehen, einzig und allein gegen die Hinterflaͤche lau- fen. Seit dem ich mich aber davon uͤberzeuget habe, daß die Strahlen des Sternbaͤndchens an der Crystallinse nicht anhaͤngen, so wage ich es nunmehr nicht, mich auf die Ver- suche zu verlassen, als bis sie weitlaͤuftiger wiederholet worden. Es waͤre nemlich wenigstens billig, daß die Linse vermittelst dieser Gefaͤsse an dem Sternbaͤndchen festhaͤnge. Doch ich habe auch in keinem einzigen Thiere gefunden, daß die Gefaͤsse der Aderhaut der Nezzhaut Zweige geben sollten AQUAP. L. I. c. 4. BER- TRANDI p. 60. n. 27. Solches laͤugnet schon DUVERNEY I. p. 151. , da diese Haut in allen Thieren von der Aderhaut auf das vollkommenste abgesondert werden kann. Es werden auch eben so wenig bei der glaͤsernen Feuchtigkeit LOBE pag. 29. MOULINS p. 58 HOVIUS p. 56. t. 3. f. 9. , dergleichen Gefaͤsse gefunden, welche wie man sagt, an dem Auge des Wallfisches vom Albin gefunden sein sollen, weder am Menschen Voll von schoͤnen Gefaͤssen sahe dieses. ILL. FABRICIUS Sam- lung II. pag 58. Er sezzt keinen Stamm hinzu. , noch an den kleinern Fischen. Andere Gefaͤsse sind in Fischen ganz unbeschaͤdigt entdekkt worden pag. 293. , nur daß ich sie nicht in das inwendige laufen gesehen habe. Es deucht mir, daß ich in einem Geier Gefaͤsse gesehen habe, welche von den Glaskoͤrper nach dem Kreise der Nezzhaut liefen. Doch sind die Gefaͤsse von denen ich vermuthe, daß sie aus dem Cirkel des Glaskoͤrpers nach der vordern Convexitaͤt der Crystallinse laufen, noch zur Zeit nicht zuverlaͤßig genug. §. 33. Die langen und vordern arteriae ciliares. Es sind die langen ciliares unter den hintern Schlagadern dieses Namens, doch groͤsser, seltner, und L l l 3 gemei- Das Gesicht. XVI. Buch. gemeiniglich findet man ihrer zwei Fascic. VII. p. 45. f. 4. 5. 6. ZINN p. 219. t. 4. f. 2 t. 3. f. 2. : Wir haben ge- sagt, daß dieses die Wasserquellen des Nuks sind p. 413 414. DUVERNEY I. p. 152. \& p. 582. . Sie nehmen allezeit die vordere Gegend der Aderhaut ein, theilen derselben einige kleine Zweige mit, gelangen aber mit ihren Staͤmmen, mit dem orbiculo ciliare be- dekkt, in derjenigen Gegend an, von welcher die Trau- benhaut entspringet. Hier trennet sich gemeiniglich eine jede dieser beiden in zween Aeste p. 46. f. 5. 6. , welche sich bei dem groͤsten Winkel hin und her strekken, sich wieder in andere theilen, und endlich die vordern arterias ciliares in sich aufnehmen Fascic. III. p. 16. Fasc. VII. pag. 40. . Es sind dieses die Aeste der Schlagadern Fascic. VII. l. c. , welche der graden Muskel nachfolgen, entspringen von der Au- genader, deren Staͤmme von dem untern Aste der Ader uͤber der Augenhoͤhle, von der obern Augenliedader ZINN p. 220. , und von der Thraͤnenader. Diese Aeste theilen sich ohn- gefehr in einem Abstande einer Linse vor der Hornhaut, in drei oder vier Aestchen, welche die dunkle Hornhaut eben so durchbohren als die hintere: ich habe von diesen Aederchen sechs bis zehn gezaͤhlt F. 4. m. n. . Sie dringen durch das Fadengewebe in den ciliaris orbiculus ein, breiten sich auseinander, und machen nebst den langen ciliaribus den Kreiß der Traubenhaut aus F. 5. 6. : Einige gehen auch ohne Kreiß nach der Traubenhaut, Aderhaut, und de- ren vordern Theil hin pag. 46. . Endlich kommen einige kleine Schlagadern von den hintern Aederchen der Aderhaut zu diesen Cirkel hin ibidem. . Daher koͤmmt es, daß dieser Zirkel nicht einfach ist, sondern daß der eine hintere Ring, aus den langen cilia- ribus, II. Abschnitt. Das Auge. ribus, wie wol unvollkommen gesehen wird, indem er gleichsam zweien halbe Cirkel macht F. Nostr. 5. ZINN t. f. 2. : Der andere vor- dere Ring bestehet aus den vordern und langen Adern, er ist vollkommner, und bisweilen ebenfals gedoppelt ZINN pag. 220. \& ibid. F. nostr. 6. . Es ist dieser Kreiß einer der schoͤnsten Theile im mensch- lichen Koͤrper. Jhn hat Nuk Tab. 6. f. 1. Jn der Kazze DUVERNEY posth. I. pag. 582. Wieder eine rundgebogne Arteria, die den Iris verengert. I. p. 151. zuerst gleichsam nur im Vorbeigehen, nach diesen Ruysch aus dem Wallfische Thes. II. Ass. I. n. 7. t. 1. f. 6. abgezeichnet: Besser aber Hovius beschrieben, wel- cher nicht nur seinen Ursprung von den langen Gefaͤssen herleitet F. 2. f. 1. G. G. conf. p. 56. , sondern auch seinen gekruͤmmten Gang F. 3. C. C. und die schlangenfoͤrmig gewundene Aeste beschreibt, wel- che zu den Regenbogen hinlaufen F. 2. E. G. . Nunmehr kennt man denselben mehr als zur Gnuͤge WINSLOW n. 299. DUD- DELL p. 25. BERTRANDI n. 28. HEISTER n. 21. 29. o HALLO- RAN p. 72 f. 1. 2 ZINN p. 219. der aͤussere Zirkel, CL. TENON p. 3. Vielleicht ist es der Kreis der Sternbaͤndchens, voller Blut KENNEDY p. 15. , und es hat ihm ein beruͤhmter Mann, als den Ringmuskel der Trauben- haut beschrieben VIEUSSENS tr. des liqueurs p. 211. MAUCHART de synizesi. . Jch habe denselben so abzeichnen lassen, wie ich ihn in dem menschlichen Koͤrper zu finden pflege. Er ist in vielen Thieren ebenfals, und noch schoͤner vorhanden Drei im Schafe, an der Aderhaut, Regenbogen, und ein Jnwendiger ZINN Comm. Gott. T. IV. tab. 8. f. 1. Am Hechte seh ich es. , und er scheint in den Voͤgeln sehr artig, wie man an der Aelster sehen kann. Es laufen aus diesem Kreise ferner zahlreiche Gefaͤsse nach der Traubenhaut hin, welches von verschiedenen Thieren, und insonderheit von den Fischen gilt Wie Baͤumchen, voller Blut, habe ich am Karpen gesehen. , sie sind voller Blut, im Menschen durchsichtig, und sowol L l l 4 dem Das Gesicht. XVI. Buch. dem Ruysch Epist. XIII. tab. 16. f. 17. 18. Aus dem Wallfisch Thes. II. Ass. I. n. 6. Auch BERTRANDI p. 63. \& MüLLER l. c. p. 8. als dem Vieussens Tr. des liqueurs pag. 211. Obs. d’anat. \& de med. prat. p. 286. bekannt gewe- sen. Da der beruͤhmte Ferrenius Hist. de l’ Acad. 1739. dieselbe beschrieb, und die Schuͤler dieses beruͤhmten Mannes dieses fuͤr eine merkwuͤrdige Entdekkung hielten MONTAGNAT lette à M. BERTIN P. 8. 9. Suplemt. a la letre de. M. BERTIN. pag. 68. GAU- THIER ergo ut sanguis ita lym- pha alibilis datur. Paris 1761. , als das einzige Exem- pel von Schlagaͤderchen der kleinen Gattung, so haben an dere die Sachen hingegen fuͤr schon bekannt angesehen Letra à Mr. D *** sur le nouveau systeme de la voix p. 37. Letres sur les artéres limphatiques pag. 13. . Diese Gefaͤsse sind ferner pag. 46. 47. ZINN Epist. p. 23. de oealo p. 92. t. 10 f. 2. durch die Traubenhaut mit vielen Zotten vorne, hinten aber mit einer schwarzen Mahlerey bedekkt, und laufen gekruͤmmt, untereinander verbunden, gegen den Augenstern zu, breiten sich aus und vereinigen sich zu einem zweitem Kreise, und erreichen den Anfang des inneren Kreises der Traubenhaut F. 6. pag. 46. Add. ZINN t. 3. f. 3. RUYSCH Thes. II. t. 1. f. 6. Epist XIII. t. 16. f. 17. 18. BERTRANDI. n. 3. p, 62. HEI- STER n. 24. ZINN Epist. p. 24. de ocul. p. 92. HEUERMANN p. 889. Jnwendige Kreis. TENON l. c. Vergl. am Schafe. ZINN l. c. . Jhr Bau ist nicht bestaͤndig einerlei, noch der Cirkel al- lezeit ganz Solches gesteht. ZININUS p. 93. 211. add. t. 3. f. 3. Voll- staͤndig zeichnet ihn RUYSCHIUS. , indem die Gefaͤsse der Sternhaut WACHENDORF Comm. Lit. Nor. 1740. tab. 1 f. 7. 8. Opusc. anat. t. 10. f. 3. 4. ohne einen zweiten Cirkel aus dem Ringe der Traubenhaut herkommen. Von diesem Kreise streichen grade Gefaͤsse, welche aber allezeit gestrahlt sind, zu dem Augenstern hin p. 47. ZINN Epist. p. 34. RUYSCH Epist. XIII. tab. 16. f. 17. 18. . §. 34. Die Mittelschlagader der Nezzhaut. Es sind dieses beruͤhmte Gefaͤsse, welche von diesen Schlagaͤderchen entstehen, dessen Ursprung ich gemeldet habe. II. Abschnitt. Das Auge. habe. Es koͤmmt dasselbe aus der Augenader her, nicht aber aus der Hirnschaale EUSTACH. de multit. pag. 141. , sondern entstehet in der Augenhoͤhle, aus dem Stamm dieser Schlagader, ehe als die Adern des Sternbaͤndchens Fasc. VII. l. c. f. 2. \& 7. , oder wenn es sich mit ihnen vermischt F. 4. auch von der untern oder innern Ader des Sternbaͤndchens, oder aus der untern Mus- kelschlagader des Auges. Es finden sich auch Faͤlle, wo zwei oder drei derglei- chen Staͤmme in den Sehenerven laufen Fasc. VII. p. 42. . Es streicht auch der vornehmste derselben ZINN p. 222. MORGAGN. p. 299. 300. in der Achse des Sehe- nerven, und wenn man diese nebst dem Nerven zerschnei- det, so laͤsset er eine leere Furche zuruͤkk, welche die Alten porus nannten Conf. BERTRANDI p. 65. . Es finden sich auch in den Thieren oͤfters mehrere Staͤmme MORGAGNI Epist. XVII. n. 44. BERTRANDI p. 65. 66. , ich sehe deren acht im Och- sen vor mir, und man trift in der Kazze, dem Wolfe, und andern Thieren drei, vier bis sechs solcher Staͤmm- chen an Sechs im Hunde MOEL- LER n. 20. . Dieses einzige Schlagaͤderchen, oder wenn auch viele da sind, durchbohret die am andern Orte beschriebene sieb- foͤrmige Platte, durchlaͤuft die inwendige, an die glaͤserne Feuchtigkeit angraͤnzende Flaͤche der Nezzhaut, aͤstig durch EUSTACH. t. 40. f. 3. 5. 8. \&. 10. , und ist in den mehresten vierfuͤßigen Thieren, sowol lebendigen An der Gazelle PARISINI; am Loͤwen Idem; am Ochsen da HAMEL corp. anim. L. 2. 5. Jch habe es am Haasen, Ochsen, Scha- fe, der Kazze gesehen. Jn den Voͤgeln erinnere ich mich nicht, mehr als den Stamm gesehen zu haben, der dem Kamme Aeste zu- wirft. An den Fischen erinnere ich mich nicht, die Nezz h aut mit an dern Gefaͤssen bemalt gesehen zu haben, ausser dem Stamme, den die Crystallinse und Glaskoͤrper ge- mein hat. als todten deutlich voller Blut An einer lebendigen, unter Wasser getauchten Kazze beobach- tet solches, MERY Iournal des sa- vans etrang. 1684. n. 17. Mém. avant. 1699 T. X. p. 656 Am Hunde . L l l 5 Es Das Gesicht. XVI. Buch. Es sind wenige roth Fascic. VII f. 7. 8. , und der groͤssere Theil derselben, zeiget sich entweder bleich oder gar ohne Farbe. Wenn man sie zertheilet zeigen sie nichts schoͤnes an sich, bevor nicht die Kunst das ihrige dabei gethan hat. Uebrigens sind diese Schlagadern auch den alten Schulen bekannt ge- wesen GALEN de us. part. L. X. , und es hat an ihnen der beruͤhmte Meister der an den Aesten, Aeste und rothe Kuͤgelchen fand, viele Versuche gemacht Hamburg Magaz. T. 23. . Daß sie schlagen zeiget F. De. Sauvages Nov. Eph. Nat. Cur. vol. I. obs. 36. Von der wechselweisen Verdunklung, und Erhellung der weissen Wand. . Wenn man aber eine kuͤnstliche Einsprizzung damit vornimmt, so waͤchset die Menge dieser Gefaͤsse immer mehr und mehr an RUYSCH Epist. XIII. t. 16. f. 7. 16. MOELLER l. c. , und endlich wird daraus eine vollstaͤndige Membran voller Gefaͤsse, die von aussen mit Mark bedekkt ist. Endlich endigen sich diese Gefaͤsse in einigen Thieren Am Habicht, Schwein. , bei dem vordern Umfange der Nezzhaut mit ei- nem Kreise ZINN. Epist. pag. 26. de ocul. p. 223. Comm. Gott. T. IV. t. 8. f. 2. , aus welchem einige Aeste zur Nezzhaut zuruͤkkgelaufen, und einige gegen die Linse zu, zwischen dem Sternbaͤndchen und dem Glaskoͤrper zu gehen schei- nen. Man hat geglaubet, daß diese Zweige durch die Nezzhaut gegen die vordere Seite der Linse streichen EUSTACH. t. 40. f. 9. PALLUCCI p. 47. . Jn dieser Gegend ist am Karpen und andern Fischen ein deutlicher Cirkel zu gegen, welcher aus zween ent- springt, die dem vordern Anfang der Nezzhaut umfassen, und von dieser Mittelader entspringen, von der ich so gleich reden werde. Doch es laufen die Aeste dieses Cir- kels Hunde EVERS pag. 2. der Kazze ib. p. 5. \& in nostris Exper. Der Mensch sei eben so geschaffen, daß an ihm, wenn er iebt, an der Nezz- haut die Gefaͤsse roth erscheinen, CL. de SAUVAGES suffuf. p. 23. II. Abschnitt. Das Auge. kels offenbar in die Haut der glaͤsernen Feuchtigkeit wie- der zuruͤkke, und der Cirkel selbst befindet sich vorne. Andere kleine Aeste laufen in einigen Thieren von der Mitte der Nezzhaut, in die glaͤserne Feuchtigkeit pag. 43. ALBIN. bei dem LOBE n. 51. Am Ochsen MOR- GAGN. Epist. XVII. n. 18. BER- TRANDI n. 74. Am Ochsen, und Schafe sehe ich es. , stammen von rothen Gefaͤssen ab, und sind bisweilen selbst roth An der glaͤsernen Feuchtig- keit rothe Gefaͤsse, DAUBENTON T. III. p. 237. Am Haasen BER- TRANDI p. 74. Besonders aber ist der Ast der Crystallinse beruͤhmt, und ich werde denselben wegen der grossen Verschieden- heit in den Thieren, etwas weitlaͤuftiger beschreiben. Es hat der Kamm in den Voͤgeln, oder der Faͤcher pag. 413. , zweimal so viele rothe Gefaͤsse, die aus den Gefaͤs- sen der Nezzhaut entspringen, als Falten sind, und es scheinen endlich diese Gefaͤsse, wenn sie in dem Schweif des Kammes laufen, die Linse zu erreichen, wie wol ich sie niemals so weit habe verfolgen koͤnnen. An den Fischen ist der Bau fast eben so wie an den Voͤgeln, nur noch schoͤner als wir beschrieben haben pag. 414. , nemlich die vordern und hintern Schlagaͤderchen der Glashaut. Jn den vierfuͤßigen Thieren, dem Hunde MOELLER, ZINN p. 141. , Kalbe ZINN. , Schwein und Menschen ALBIN. ZINN p. 144. dringt eine Schlag- ader die mit der Schlagader in den Fohren ( trocta ) sehr uͤberein koͤmmt, mitten durch die glaͤserne Feuchtigkeit, der sie Zweige giebt, begiebt sich nach der hintern Con- vexitaͤt die Linsenkapsel, gehet durch diese Kapsel durch, und vertheilt sich endlich in der Linse selbsten ZINN Physiol. Amft. ed. WINSLOW IV. n. 301. ohne Stamm. , und wuͤr- de Das Gesicht. XVI. Buch. de eine der schoͤnsten Erfindung des Albins sein Essays at Edimb. vol. I. p. 337. P. LOBE n. 51. 60. MOEL- LER n. 21. STELT de amaurosi. HEUERMANN pag. 891 MOEH- RING de visu p. 52. HOLL Phy- siol. pag. 511. APPELL de ocul. fabr. CAMPER. Und selbst. ILL. adnotat. anat. L. I. t. 1. f. 4. 5. p. 31. 32. wo- fern nicht bereits der vortrefliche Duverney solches ge- sehen haͤtte, als indessen posthumis es wenigstens beschrie- ben wird Posth. I. p. 151. Weil ich zum Zeugen habe, den ILL. SE- NACUM, daß vom Herausgeber nichts zu den Werken des DU- VERNEY I. hinzugefuͤgt worden, noch zu des F. S welchen HUN- TERUS nicht ganz nennt, er eig- net ihm aber doch diese Entdek- kung zu l. c. Jndessen wird dem Albin, welcher dieses erst gezeiget, von dem verdienten Ruhm nichts abgehen. Doch ich habe auch eben dieses an einem jungen Hunde, auch in der Kapsel voller Blut an seiner hintern Convexi- taͤt aͤstig, und ohngefehr etwas gegen die Seite des Mit- telpunkts zu, inseriret gesehen. Jn einem Schweine gieng diese Ader mit zween Aesten zur Linse. G. Hunter fuͤgt hinzu, daß von diesen Gefaͤssen zarte Aeste zu der vordern Flaͤche streichen, von da mit einer subtilen Bekleidung von der Linsenkapsel Ab- schied nehmen, und sich an die Sternhaut anhaͤngen Mcdic. Com. I. p. 63. . Wenigstens besinne ich mich Gefaͤsse gesehen zu haben, welche von der Sternhaut weggingen, und herumschwe- beten. Es haben andere beruͤhmte Maͤnner, entweder eben dieses Gefaͤsse BERTRANDI pag. 74. o HALLORAN p. 45. 55. f. 5. An einem, an der unterbundnen Dros- selader aufgehaͤngten Hunde, Soll dem Glaskoͤrper Aeste geben p. 45. wie es scheint RUYSCH Thes. II. tab. 1. f. 8. ZINN t. 7. f. 2. 3. LIBER- KUHNIO. , ohne seinen Stamm zu nennen, oder doch Gefaͤsse, welche sich ausspriz- zen liessen, an der Crystallinse gesehen An der Haut der Linse sahe Gefaͤsse GUNZIUS de suffus. p. 12. Blutgefaͤsse daran DAUBENTON l. c. An Kazzen, und Menschen- fruͤchten PETIT Mémoir. de l’Acad. 1730. Vor 20 Jahren sprizzte FRANSCISUS NICHOLLS die Gefaͤsse der Crystallinse aus. IEN- TY Cnmpend. hist p. CLIV. Am Pferde sahe ein Gefaͤßchen der Cro- stallinse ILL. SENAC ed 1735. pag. 694. . Hier- II. Abschnitt. Das Auge. Hieraus ergiebet sich daß die Crystallinse eben so durch Gefaͤsse ernaͤhret werde, wie die uͤbrigen Theile ei- nes beseelten Koͤrpers, daß es also nicht noͤthig ist, der Analogie zu wieder, blos diesem Theile eine solche Ernaͤh- rung zu zuschreiben PETIT Mem. de l’ Acad. 1730. p. 439 TENON pag. 4. PORTERFIELD T. I. pag. 239. 445. , welche durch Einsaugen geschieht. Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß sie in gesunden Koͤr- pern eine rothe Feuchtigkeit leide S YVES p. 287. durchsich- tige Linsengefaͤsse. Iourn. de Fré- voux 1721. Febr. , niemals hat man in der Linse Blut gesehen, ob dieses gleich in der waͤßri- gen Feuchtigkeit vorkoͤmmt. Es waͤre auch in der That zu viel, wenn man be- haupten wollte, daß diese Linse aus Gefaͤssen bestuͤnde HOLL. Physiol. p. 503. . §. 35. Die zufaͤlligen Schlagadern. Diese wollen wir kuͤrzlich beruͤhren. Viele derselben giebt die Schlagader unter der Augenhoͤhle, welche darum aber nicht die vornehmste Ader des Auges ist WINSLOW III. n. 60 18. n. 297. \&c. BOENNEKEN Frank. Anmerk. \&c. , indem sie das Auge kaum beruͤhret. Sie giebt aber dennoch viele Zweige in die Augenhoͤhle Fascic- VII. p. 53. t. VI. f. 1. V. \& P. f. 3. r. s. ps. , in deren Knochenhaͤutchen in die dunkle Hornhaut, so sich auf al- lerlei Weise mit den Augenadern verbinden, und in den untern Knorpelbogen ab. Wenn sie aber nunmehro in dem Gesichte erscheint, so giebt sie von neuen Aeste dem Unternaugenliede und dessen Knorpelbogen, wie auch dem runden Muskel p. 53. f. 1. Q heist unrecht der Buchstab O , darunter der eine Ast inwendig laͤuft, der andere aber sich zum ganzen Augenliede mittheilet f. 1. S. unrecht 5. . Die tiefe Schlagader der Schlaͤfe strekket durch das Loch der pag. 53. des Wangenknochens, Zweige zur Thraͤ- nen- Das Gesicht. XVI. Buch. nendruͤse und zu beiden Knorpelbogen bisweilen aus, die so groß sind, daß sie die Stelle eines Stammes vertreten. Auch der Ast von der Schlagader in der Oberflaͤche der Schlaͤfe macht keine geringe Zweige p. 53. 54. tab. 6. b. \&c. , deren zwei da sind, und zu den runden Muskeln des kleinen Augen- winkels, und zu beiden Knorpelbogen hinlaufen. Mehr Schlagadern des Auges von Wichtigkeit ken- ne ich nicht. Jndessen ist doch an dem menschlichen Au- ge bei den Schlagadern der glaͤsernen Feuchtigkeit, und bei den vordern Gefaͤssen der Crystallinse noch etwas un- vollstaͤndiges anzutreffen. Die Hornhaut empfaͤngt die Gefaͤsse, die sie hat von den Zweigen der gemeinschaftlichen Augenhaut pag. 362. . §. 36. Die Blutader des Auges. Es sind diese Blutadern weniger als die Schlaga- dern bekannt, und man hat zur Zeit noch keine vollkom- mene Geschichte von denselben, wie wol ich einiges dar- uͤber, Zinn aber viel mehreres geschrieben. Doch hat man von der Blutader des Glaskoͤrpers, der Crystallinse und des Sternbaͤndchens noch keine hinlaͤngliche Kaͤnnt- niß. Der vornehmste Stamm der Augenblutader hat, ob er gleich nicht den Namen eines sinus verdienet Nach meiner Erinnerung Fascic. III. tab. art. fac. n. 26. , den- noch mit den Sinussen der Hirnschaale einen deutlichen Zusammenhang PETIT Epist. I. pag. 12. WINSLOW n. 29. Emissarius pri- mus. SANTORIN L X. p. 154 155. . Jhr hinteres Ende entstehet also aus den Behaͤlt- nissen des Pferdesattels, beinahe an dem Unterntheile des- selben ZINN p. 228. Mit mehr Aesten. DUVERNEY. , doch ist es bisweilen mit der vornehmsten Blut- II. Abschnitt. Das Auge. Blutader der harten Gehirnhaut verbunden BERTIN II. p. 339. . Ein andermal koͤmmt sie aus dem kreißrunden Sinus Lib. X. p. 157. , oder aus dem obern Felsensinus Syllab. part. corp. hum. t. 16. f. 5. n. 109. hervor. Sie giebt die Mittelader der Nezzhaut, in dem Behaͤltnisse selbst von sich. Sie tritt in die Augenhoͤhle, entweder vollstaͤndiger, oder wenn sie sich bereits getheilet hat ZINN p. 229. Alsdenn sind drei Aeste, wie PETITUS hat. , und macht ei- nen Zweig fuͤr die harte Gehirnhaut Fascic. III. l. c. , und den hin- tern Siebast ZINN t. 3. f. 4. b. , wie auch den obern ciliaris Idem ibid. f. Sie spaltet sich hierauf. Jhr oberer Ast, der schon mehr bekannt ist, giebt anfangs die Thraͤnen Blutader, die mit der gleichnamigen Schlagader gleich ist, nur daß sie nach Art der Blutadern, mit den uͤbrigen Aesten ih- res Stammes Zusammenhaͤnge macht ZINN ibid. : und sie giebet auch der Ader des Sternbaͤndchens, und einige Muskel- aͤste von sich. Der obere Stamm zeraͤstet sich ausser den Muskel- aͤsten zum Aufheber des Auges und Augenliedes, zum in- wendigen und Rollmuskel, weiter noch in die inwendige Ader des Sternbaͤndchens pag. 230. , in Aeste fuͤr die Augenlie- der Stirn und Nase, und haͤngt sich quer uͤber der Nase mit einer andern Nebenader auf verschiedene Weise zu- sammen. Der Stamm, welcher sich nunmehr aus der Augenhoͤhle herausbegiebt, endigt sich mit einem sehr deutlichen Zusammenhange in die Blutader des Win- kels Conf Fascic III. tab. art. sac. . Der untere Ast giebt andere Muskelzweige ZINN K. , die besondere Ader des Sternbaͤndchens pag. 229. , und Aeste zur Aderhaut ab, darunter sich einige mit den Gefaͤssen voller Schluͤn- Das Gesicht. XVI. Buch. Schluͤnden zusammenhaͤngen pag. 230. , andere aber mit den langen Aesten des Sternbaͤndchens vereiniget sind. Sie laͤuft mit dem vornehmsten Aste aus der Augen- hoͤhle heraus, und kehret in den Obernstamm wieder zu- ruͤkke ibidem. . Sie vereiniget sich mit den obern, vermittelst der Zusammenhaͤnge, dergestalt, daß gleichsam ein Blut- aderkreiß das Auge umgiebt pag. 231. . §. 37. Die Venæ ciliares. Es durchbohren also vier Fascic. VII. p. 47. , fuͤnfe ZINN p. 232. oder sechs RUYSCH Thes. II. kleine Blutadern des Sternbaͤndchens die dunkle Horn- haut schief, und vertheilen sich in derselben dergestalt, daß sie so gar mit zwoͤlf kleinen Staͤmmen zur Aderhaut ge- langen ZINN p. 233. , darunter einige klein sind, und gleichsam den Anfang zu einigen Schluͤnden machen wollen ( vorticosa, krause Gefaͤsse) p. 233. t. 4 f 2 h. I. n. , andere sind groͤsser und steigen nicht leichtlich uͤber vier, es sind dieses die krausen Gefaͤsse des Steno Diss. can. carch. p. 83. , die man mit einem einzigen Worte ausdruͤkt, und welche fast mitten in die Aderhaut gehen ZINN p. 233. ie. . Die- ses sind erstlich krumme Staͤmme, zertheilen aber und verzehren sich, durch Aeste, welche sie nach einer einzigen Seite, und in einen einzigen Halbzirkel ausstrekken ibid. Am Umkreise zu sehr gestralt beim RUYSCH Epist. XIII. t. 16. f. 8. . Es kehren sich zwei und zwei Schluͤnde mit ihren Aesten gegeneinander ZINN p. 236. f. 1. 3. . Unter diesen Aesten laufen einige vor- werts Idem f. cit. p. 225. : andere verbinden sich auf verschiedene Weise uͤberzwerg mit andern kleinen Gefaͤssen Ibid. f. cit. , und endlich laufen andere wieder ruͤkkwerts Ibid. . Es II. Abschnitt. Das Auge. Es sind keine Schlagadern, ob sie sich gleich durch die Schlagadern aussprizzen lassen, und vom Heister L. c. und Ruysch Epist. XVIII. t. 16. f. 8. 9. 10. , oder andern Petrus LOBE n. 40. BER- TRANDI n. 27. \&c. fuͤr Schlagadern gehalten werden: Jch Prim. lin. 520. Fascic. VII. pag. 49. und Zinn haben bereits erin- nert pag. 234. , daß es Blutadern sind. Von diesen Schluͤnden laufen grade Gefaͤsse F. 2. , wel- che sich mit ihren langen Aesten vermischen, strahlig zu dem Regenbogen hin, ohne einen wirklichen Kreiß zu beschreiben. Das zweite Geschlecht der venarum ciliarium sind die langen Adern p. 237. t. 4. f. 1. 2. , welche Zinn entdekket hat. Sie sehen wie lange Nerven aus, sind aber klein, gra- de vorne oder auswendig liegend, gehen nach dem kleinen Kreise des Sternbaͤndchens, zerscheitlen sich in demselben unter sehr grossen Winkeln, wie uͤberhaupt die gleichna- migen Schlagadern, verstrikken sich mit den Zweigen der Schluͤnde, laufen nach dem Regenbogen hin, und enthalten Blut ibid. . Endlich sind die vordern venæ ciliares Entdekkt a ZINNIO be- siehe dessen p. 238. f. 2. ebenfals denen gleichnamigen Schlagadern sehr aͤhnlich, sie ent- springen von den Muskelaͤsten, vereinigen sich mit ihres gleichen zu Bogen, durchbohren die dunkle Hornhaut, gelangen zum Kreise des Sternbaͤndchens, und laufen theils mit den krausen Blutadern zusammen ibid. , theils ge- hen sie grade zu den Regenbogen hin ibid. . Jm Ochsen machen sie ARUYSCHIO. gemalt. Thel. II. t. I. f. 6. von andern wiederholt, und auch a CASSE- BOHMIO, HEISTERO de cho- roid. ed. nov. n. 26. Doch ge- steht er ein, daß die Sache schwer sei. Auch BERTRANDI p. 61. , und in den Voͤgeln einen deutlichen Kreiß, aber dieses thun sie nicht im Menschen p. 239. 240. 241. . §. 38. H. Phisiol. 5. B. M m m Das Gesicht. XVI. Buch. §. 38. Das Blutaͤderchen an der Mitte der Nezzhaut. Hier von habe ich, und wie ich glaube, zuerst ge- schrieben Prim. lin. n. 520. , und ich habe diese Mittelblutader in allen Geschlechtern der vierfuͤßigen Thiere angetroffen. Es sind nemlich die Aeste der Schlagader in der Nezzhaut nicht einfach, sondern uͤberhaupt doppelt, und es vermischen sich hier die grossen Blutadern mit den Schlagadern. Sie entspringt im Behaͤltnisse aus dem Stamm pag. 243. der Augen- ader, am untersten Orte unter allen, scheinet durch die Bekleidung des Sehenerven durch, taugt sich allmaͤhlig tiefer ein, durchbohret zugleich die Siebplatte pag. 244. , und verbreitet sich mit groͤsseren Zweigen durch die Nezzhaut Solches hat auch BER- TRANDI p. 65. 66. , und ich habe dieselbe oͤfters in verschiedenen vierfuͤßi- gen Thieren, deutlich gesehen. Es sind aber deswegen nicht alle rothe Gefaͤsse der Nezzhaut, Blutadern Es vermuthet ZINN. pag. 244. . §. 39. Ob im Auge Fließwassergefaͤsse vorkommen. Ob gleich der hoͤchst subtile, und sehr durchsichtige Bau dieses Werkzeuges, durchsichtige Gefaͤsse sehr ver- muthen laͤßt, so sind selbige doch noch nicht durch die Er- fahrung bestaͤtdiget worden. Duverney redet von gros- sen Gefaͤssen, welche eine waͤßrige Feuchtigkeit zuruͤkkfuͤh- ren Posth. I. p. 144. . Valsalva glaubte dergleichen an der Nezz- haut des Ochsen gesehen zu haben pag. 50. Solches sagt \& BERTRANDI. p. 68. , Steno L. c. zaͤhlte sie an dem Regenbogen und der Aderhaut, und Vieus- senius an der Traubenhaut Obs. d’ anat. \& de med. part. pag. 286. 287. diese Gaͤnge unterscheidet er von dem arteriis. , der beruͤhmte Bertrandi fand an derselben, und an beiden Platten durchsich- tige II. Abschnitt. Das Auge. tige Gefaͤsse ohne Knoten, welche auch in die Nezzhaut in dem Glaskoͤrper, und gegen die Linse fortliefen, wie auch andere knotige BERTRANDI pag. 61. und wie ich glaube 68. wenn diese Ge- faͤsse nicht wieder andere sind. , weisliche und gekruͤmmte Aeste. Jch habe aber in so vielen Thieren mit Huͤlfe der Ver- groͤsserungsglaͤser, oͤfters Gefaͤsse ohne Farbe gesehen, doch waren sie allezeit eine deutliche Fortsezzung von den rothen Staͤmmen Idem p. 62. 93. . Jch habe auch bisweilen an der Siebplatte Luftblaͤschens haͤngen gesehen, welche man fuͤr dergleichen Gefaͤsse halten koͤnnte. Dritter Abschnitt. Das Licht und die Farben. §. 1. M an muß aus der Naturlehre so viel entlehnen als zur Erklaͤrung des Gesichts nothwendig sein wird, die ohnedem langwierige Arbeit, und daß ich in diesem Felde keine eigene Entdekkung versprechen kann, ge- bieten mir die Kuͤrze, und ich will davor sorgen, daß ich gute Schriftsteller hieruͤber zu Rathe ziehe. §. 2 Das Licht. Dieser schoͤnste Theil unter allen Koͤrpern gehoͤret in so fern zu den uͤbrigen Koͤrpern Man nennt es auch semiin- corporeum du CLOS. Princip. des mixtes pag. 37. und ohnlaͤngst. D. du CHATELET. Es sei kein Koͤrper, und verbreite sich nicht so. FRANZ curios. med. phys. pag. 16. , daß er einigermassen der Natur der inmateriellen Dingen naͤher koͤmmt. Es ist das Licht nemlich so zart, daß man durch ein Nadel- M m m 2 oͤhr Das Licht. XVI. Buch. oͤhr den unermeßlichen Tempel des unerkannten Got- tes halb uͤbersehen kann, und daß die Strahlen von so viel Sonnen MUSSCHENBROECK pag. 460 Er zeigt an einem Exempel, daß die Strahlen, duͤnner als ein Haar sind, wie I. ad. 5. 000. 000. 000. 000. 000. oder zu 5000. Billionen. , die so weit von uns entfernet sind, daß wir dieses mit keinen Zahlen ausdruͤkken koͤnnen, und die so unendlich groß sind, wenn sie auf unsere Erdkugel fal- len, ohne alle Unbequemlichkeit, und ohne sich unterein- ander zu verwirren, durch ein so kleines Loch durchgehen koͤnnen, welches nicht groͤsser, als der zehnte Theil einer Linie ist. Wenn ich dieses oftermals betrachtete, was im Se- hen vorgeht, so blieb ich zwar furchtsam, konnte mich aber kaum halten zu behaupten, daß nicht das Licht vom Lichte durchdrungen werde. Man sezze denn, die Sache ist an sich selbst so einfach, daß man dieselbe ohne Erweiß annehmen kann, man sezze sage ich, in ein Ge- mach tausend Spiegel, so werden sich alle gegen uͤberlie- gende Objecten auf der Oberflaͤche dieser Spiegel bald so, bald anders abmahlen, nachdem das Auge dessen, wel- cher in den Spiegeln sieht, eine andere Stellung hat. Diese Objecten gelangen in Gestalt der Pyramiden ins Auge, deren Spizze die Hornhaut des Zuschauers, und die ganze Oberflaͤche des Spiegels, die Basis ist. Man nehme nun, wo man will, und in allen Punkten des Gemachs, sehende Augen an, so werden alle diese ein Bild sehen, und ein jedes wird seine Pyramide empfan- gen, welche also nothwendigerweise ihren Weg durch die Luft bis zum Auge hin genommen haben muß. Nun muͤssen sich diese Pyramiden auf tausend und tausenderlei Art einander durchkreuzzen, so daß sich in dem Zimmer kein Punkt gedenken laͤst, durch welchen sich nicht hun- dert und wieder hundert, mehr oder weniger breite Py- ramiden bewegen solten. Und dennoch koͤmmt eine jede ohne Verwirrung, ohne Abweichungen gleich vollstaͤndig, gleich III. Abschnitt. Die Farben. gleich lebhaft und gleich getreu in ihr Auge. Und den- noch mahlen sich auf eben derselben Oberflaͤche des Spie- gels nicht einerlei Object, sondern bald diese, bald jene Objecten ab, nachdem das Auge grade oder schief, das rechte oder das linke dahin sieht. Jndessen beweisen doch einige Eigenschaften des Lichts, daß dasselbe etwas koͤrperliches sein muͤsse NEWTON queries n. 29. : es zeiget dieses den es erst in einem gewissen Zeitraume zuruͤkklegt PORTERFIELD T. I. p. 252. : Die bestaͤndige Veraͤnderung, welche es von einem Mittelwesen leidet, durch welches das Licht gehet: Die Anziehungskraft an verschiedenen Koͤrpern S’ GRAVFZANDE p. 706. : Die durch andere Koͤrper verhinderte Bewegung des Lichts PORTERFIELD l. c. : Der Einfalswinkel, der dem Ruͤkkprallwinkel gleich ist: Die grosse koͤrperliche Kraft, welche das Licht in seinem Brenn- punkte ausuͤbt S’GRAVEZANDE n. 3241. seqq. , und wodurch es leichte Koͤrperchen zer- trennt BUFFON Hist. natur. T. III. p. 355. HOMBERG Histoir de l’Acad. 1708. p. 21. , und elastische schwingend macht: Die ver- schiedene Wirksamkeiten der holen und der festen Spiegel, wodurch sie das Licht von seinem Wege ableiten, in einem Punkt zusammendruͤkken, oder im Gegentheil zerstreuen HOMBERG ibid. . Obgleich das Vermehren der Gewichter an Koͤrpern, welche von dem, in einem Brennpunkt concentrirten Lichte kalciniret worden PORTERFIELD T. I. pag. 251. , den Schein hat, eine Erfahrung zu sein, so kann ich dergleichen doch bei der so grossen Subtilitaͤt der Strahlen MUSSCHENBROECK Es- says p. 471. , und bei der augenscheinlichen Leichtigkeit des Brennpunktes an diesen Glasern Auch das Feuer hat keine Schwere. HILLARY on fire pag. 17. , da der Brennpunkt auf die Kohle mit keinem Gewichte stoͤst, zur Zeit noch nicht gelten lassen. M m m 3 §. 3. Das Licht. XVI. Buch. §. 3. Ob das Licht und Feuer einerlei ist. Man hat laͤngst an dieser Frage gezweifelt, daß hin- gegen andere behaupteten, daß beides einerlei Element sei S’GRAVEZANDE p. 658. LIEUTAUD Prolegom. pag. 23. NOLLET Lec. de phys. T. V. p. 14. MUSSCHENBROECK Instit. n. 1082. , andere aber einen Unterschied darunter machten WALLERIUS uͤber den HIARNE pag. 27. Die Waͤrme koͤmmt von der Sonne HILLARY proprieties of. fire p. 63. seqq. . Es ist gewiß, daß das Licht in grader Linie nach un- serer Empfindung, das Feuer aber nach allen Richtungen fortgehe und sich solchergestalt verstaͤrke S. GRAVEZANDE n. 2414. 2415. . Ferner, daß das allerlebhafteste Licht Blindheit von Mondglanze HEERS observ. p. 45. seqq. , ohne alle Waͤrme, sonderlich in dem Brennpunkt eines Holspiegels angetroffen werde, wodurch man die Strahlen des Mon- des sammle VILLETTE in sui speculi descriptione. HOOKE of ligth. p. 80. du CHATELET physiq. HILLARY p. 63. WOLF. Versu- che T. II. p. 409. SMITH optiks n. 95. 96. BOUGUER Degrod. de la lum. pag. 32. Daß sie warm machen, glaubte MONTANA- RIUS, COGROSSI saggi delle med. Ifal. p. 29. doch sie machen auch keine Kaͤlte, wie WEPFER apopplex. p. 239. will. , und daß man hingegen eine brennende Hizze ohne alles Licht an Metallen antreffe, die dem Gluͤ- hen nahe sind pag. 64. . Daß das Licht so abpralle, wie der Winkel des Ein- falls ist, das Feuer aber nicht reflectirt wird pag. 65. . Daß sich das Feuer durch das Reiben, das Licht von der Sonne erwekken lasse pag. 67. . Daß das Licht nicht eben so wie das Feuer alle Koͤr- per durchdringe pag. 68. 13. . Daß sich die Theilchen des Feuers einander zuruͤkk- stossen pag. 35. , nicht aber die Theilchen des Lichts. Und III. Abschnitt. Die Farben. Und dennoch giebt es andere deutliche Zeugnisse, welche zu beweisen scheinen, daß Feuer und Licht einerlei Element seien, ob das Licht gleich einige besondere Eigen- schaften hat. Blos das allerreinste Sonnenlicht verursacht in der Luft, und in allen uns bekannten Koͤrpern Hizze: Und es waͤchst die Wuͤrksamkeit dieser Hizze Die Brennkraft eines Hol- spiegels wurde, nach dem Verhaͤlt- nisse der Oberflaͤche zum Brenn- punkte geschuͤzzet, a CL. WOLFIO. , je grader, reiner, leuchtender und dichter das Licht ist, bis es endlich in einer solchen Dichtigkeit dergleichen die Holspiegel machen, heftiger denn alles Feuer brennt. Es schmelzen nicht nur in einem solchen Brennpunkte alle Metalle Daß Gold im TSCHIRN- HAUSIANI schen Brennglase, wie die Metalle zu Glas werden, Hist de l’ Acad. 1699. p. 90. 92. Act. Erud. 1691. p. 517. seqq. daß Ei- sen werde fluͤßig 1707. p. 41. Am VILLETTIANO speculo, dessen focus ist 43 schmilzt Stal in ei- nen Augenblikke Iourn. des sa- vans n. 9. 12. 24. und in Descript. du Miroir de Mr. de VILLETTES Lion. 1715. 8. beim du HAMEL l. c. p. 178. Phil. trans. T. 1. p. 24. MUSSCHENBROECK est. p. 485. Die Hizze sei um 7396. mal groͤsser, als 600. warme Luft. QUESNAI Oecon. anim. pag. 31. Gold zu Glase gemacht, PLUCHE Hist. du Ciel II. p. 119. HART- SOEKER physique pag. 176. 177. Nach einem Versuche, \& cours de physique p. 70. wie auch des LANDES Mém. II. p. 39. Viel- leicht irrt man im Rauche. Doch warum soll Gold nicht zu Glase werden. , und die meisten Edelsteine Der Schmaragd u. a. Edel- steine Phil. trans. n. 360. GALER di minerv. T. VI. p. 111. , sondern es verfliegt auch der Demant selber in Phil. trans. n. 360. Galer di minerv. l. c. , den doch keine Gewalt des Feuers fluͤßig machen kann, dennoch derselbe, nachdem er in unvielbare Staubpunkte verrie- ben worden. Das Licht leuchtet, und es machet alle Koͤrper, wel- che von diesem Elemente gnug in sich gesogen haben, leuch- tend: wofern sie bis auf einen bestimmten Grad erwaͤr- met worden NEWTON Queries 8. . M m m 4 Wenn Das Licht. XVI. Buch. Wenn eine grosse Menge Seethiere sowol von den grossen als von den meisten Fischen Hirundo piscis RONDE- LET pag. 285. Stokkfisch. Meer- sterne. VALISNER t. III. p. 400. Penna marina RONDELET Comm. Bonon. II. p. 1. REAUMUR 1723. PLIN. L. IX. c. 61. , und andere klei- ne Austerwuͤrmer Iourn des sa- vans 1666. n. 15. PLOT natur hist of stafordshinr p. 117. 118. Jnsekkten. CL. VIANELLI von denen das Seewasser sein Licht be- koͤmmt. Nereides, medusas LINN Amænit. Acad. T. V. p. 71. von dem Geschlechte der Jnsekten Scolopendra (flammarsch) DIPPEL morb. med. p. 103. An zwo am Kopfe leuchtenden Druͤ- sen, BROWNE, Iamaic. pag. 432. der laternentragende Kefer traͤgt am Ruͤssel ein Licht vor sich. ME- RIANIN insect surin p. 49. leuchten: Wenn die Pyralides Pyralides am Bauche. , die Johanneskaͤferchen Cicindela BOTTONI in pydi rosophia. PISO hist. natur. ind. pag. 292. PLOT l. c. ALLEN de cicindela. , die Johanneswuͤrmer MALPIGH. posth. p. 85. 86. Comm. Nor. 1736. hebd 16. Lu- ciolae Italicae NOLLET Mém. de 1750. pag. 56. Die Ueberbleibsel der Krebse SACHS gammarol. pag. 211. , wenn verschiedenes Fleisch F. ab. AQUAP. Musc. act. p. 86. 87. Mém. des sav. etrang. T. II. p. 613. C. BARTHOLIN. Cent. II. h. 12. \& de luce p. 241. Die Faͤulnis benahm das Licht. Add. phil. trans. n. 125. PEIRESC. xit. p. 69. , faules Holz, und die Augen der Jnsekten LIJONNET T. II. p. 27. Druͤsen BROWNE. , ohne eini- ge vernehmliche Waͤrme leuchten, so scheinet dieses die Ursache zu sein, daß eine gewisse Dichtigkeit des Lichts er- fordert wird, wovon es Waͤrme von sich geben soll, und daß die leuchtende Ausfluͤsse des Fleisches gar zu duͤnne und zart sind MUSSCHENBROECK ess. p. 485. daher macht das Monden- licht keine Waͤrme; denn ob es gleich von einer 306 mal groͤssern Oberflaͤche in eins gebracht wor- den, so ist es doch um tausendmal schwaͤcher als das gewoͤhnliche Son- nenlicht, BOUGUIER degrad. de la lumiére p. 30. 32. Conf. SMITH n. 96. denn das Mondenlicht ist 180000mal, nach dem SMITH n. 95. um 300000mal \& BOU- GUER schwaͤcher als Sonnenlicht. . Jndessen stimmen beide Elementen doch in so ferne mit einander uͤberein, daß sich das Licht, eben so wie das Feuer an Koͤrpern anhaͤngt Der Gang des Kugelsflsches BARTHOLIN. Cent. II. obs. 1. De Dactylis REAUMUR Mém. de 1723. Vom Fische, siehe Phil. trans. n. 125. , sich vom Wasser oder Schleim III. Abschnitt. Die Farben. Schleim einwikkeln laͤst MALPIG posth. p. 85. 86. BOTTONI Oyrosoph. 141. , worinnen sich das Licht auf- haͤlt, und daß es sich durch einige Kraͤfte des Lebens er- wekken NOLLET Mém. de l’Acad. 1750. p. 56. de luciolis Itat. , oder unterdruͤkken laͤst ALLEN de Cindela BROW- NE lamaic. pag. 432. Von der Elasticitaͤt. , so wie das Leben eines Thieres zu Ende geht GLOT. nat. hist. of Staf- fordschire pag. 117. 118. du TER- TRE Hist. natur. des Antill II. p. 281. . Das Licht gehet ins Wasser uͤber RE’ AUMUR l. c. Comm. Bonon T. II. P. 1. , und hoͤret ebenfals wie das Feuer in ei- nen luftleeren Raum auf Phil. trans. n. 31. 32. Am faulen Holze, auch wenn Wasser zugegossen wird. Idem ibid. . Jn der That hat das Element dieses eigen an sich, daß es gar nicht leuchtet, wofern es nicht nach graden Li- nien BOERHAAVE Elem. Chem. S’ GRAVEZANDE n. 2414. 2415. von der Kraft der Sonnen, oder der Kraft ei- nes leuchtenden Koͤrpers in Bewegung gesezzt wird: Und dennoch eine Waͤrme hervorbringt, ob es gleich in der- gleichen Linie keine Richtung bekommt. Es ist auch hier- bei nicht ungeraͤumt, daß einerlei Element, welches bald so und so beschaffen ist, verschiedene Wuͤrkungen von sich gaͤbe. Wasser hat von einem Dampfe ganz verschiedene Eigenschaften, da doch dieses Wasser war, und wieder zu Wasser wird. Es wird ferner gezeigt werden, wie viel das Licht an sich selbst unterschieden sei, nachdem es durch andere Mittelkoͤrper durchgeht. Endlich scheint das Licht um zu leuchten fuͤr sich selbst hinlaͤnglich zu sein, dahingegen scheinet eine Hizze nur alsdenn zu entstehen, wenn dieses Licht in feste Koͤrper wuͤrkt, und deren Theilchen in eine heftige und schwingen- de Bewegung sezzt. Ferner, daß sich im Lichte blos ein Element von der Sonne befinde, dahingegen dieses Ele- ment im Feuer mit einem andern und dunklen Koͤrper ver- bunden ist. Es verbindet sich auch das Licht mit dem Feuer, wenn in diesem Koͤrper, sowol eine Bewegung der M m m 5 aller- Das Licht. XVI. Buch. allerkleinsten Theilchen als auch eine lebhafte Reflexion des Lichts von der Oberflaͤche statt findet. Es durchwandert auch das Licht die kleinsten Theile aller Koͤrper S’ GRAVEZANDE n. 3443. WOLF Versuche T. II. n. 154. HOOKE p. 72. 73. \& conf. NEW- TON ontiks L. II. part. 3. prop. 2. BAKER mieroscop. p. 53. , nicht blos die Glaͤser allein, sondern uͤberhaupt alle und jede Metalle HOOKE, WOLF T. III. n. 72. Vom Golde BOYLE de color p. 202. STUEM phys. gener. pag. 393. , und in bekannten Versuchen, auch die Finger der Menschen MUSSCHENBROECK ess. pag. 42. 43. , das Sie- gelwachs, die duͤnnen Platten der dunklen Koͤrper, und es werden diese opakke Koͤrper durchsichtig GOTTSCHED de luce n. 10. , wenn man sie duͤnne ausstrekkt, es verschwinden unter dem Vergroͤs- serungsglase die Farben, und es werden so gar die duͤn- nen Schuppen des Goldes durchsichtig POWER pag. 72. 73. Add. WOLF l. c. . Nun werde ich zwar an einem andern Orte zeigen, warum ein aus durchsichtigen Platten gemachter Koͤrper opakk wird: in- dessen will ich doch das Wasser und Glaß diese durchsich- tige Koͤrper z. E. nehmen, denn die gar zu dichte Schich- ten derselben erstikken das Licht, und sie werden dadurch opakk gemacht. §. 4 Die Lichtstrahlen. Es hat das Licht die Art an sich, daß aus der Sonne und nach dem Exempel der Sonnen, aus allen leuchtenden Koͤrpern, grade Linien, nach einem jedem Umkreise aus- laufen, wie aus einem Mittelpunkte SCHEINER p. 133. \&c. , und daß diese einander gleich und aͤhnlich mit einerlei Eigenschaften fort- laufen, daß in einem und eben demselben Koͤrper unend- liche strahlende Punkte vorhanden sind HOOKE posth. p. 120. , und daß sich die gefaͤrbten Koͤrper ebenfalls in strahlende Punkte ver- wandeln S’ GRAVEZANDE n. 3057. . Doch wir untersuchen hier noch nicht, ob aus III. Abschnitt. Die Farben. aus Koͤrpern wirklich Strahlen herausfliessen, indem sie einzig und allein von dem strahlenden Punkte oder von irgend einer Schwingung befluͤgelt, oder auf eine andere Weise zu einer graden Linie gebogen werden. Da diese Strahlen gerade Linien sind, und aus ei- nem Mittelpunkte herkommen, so siehet man, daß in die- sem Mittelpunkte der Lichtstrom am aller dichtesten sein muͤsse, und daß daher die Dichtigkeit des Lichtes immer mehr und mehr abnehme, wie die quadrirten Durchmes- ser der Kugeln groͤsser werden, welche die Strahlen anfuͤl- len MUSSCHENBROECK Instit. n. 1075. PORTERFIELD II. pag. 398. 399. 400. \&c. Andere viel staͤrker, in schneller wachsender Proportion. Wie die achte Dig- nitaͤt der Zahl, welche die Distanz angiebt, nach der Hist. de l’Acad. 1735. p. 7. : und daß sich also die Kraft des Lichts im Fortgehen schwaͤche, obgleich das Licht selbst uͤberhaupt nicht schwaͤcher wird SMITH n. 93 94. . Man siehet nemlich leicht ein, weil die Strah- len einander gleich sind, und alle auf einerlei Art leuchten S’GRAVEZANDE n. 3123. , daß sich die Kraft des Lichts wie die Anzahl der Strahlen verhalten werde. Dieses ist folglich die Ursa- che, warum auch leuchtende Objecte, welche von uns zu weit entfernet sind, uns entweder nicht mehr leuchtend schei- nen, wie die Milchstrasse und verschiedene Haufen von Ne- belsternen, oder daß sie endlich unserm Gesichte gar ent- gehen. Es laͤst sich nemlich unser Auge, welches an eine gewisse Staͤrke des Lichts gewoͤhnet ist, von einer ge- ringern Menge Lichtstrahlen nicht in Bewegung sezzen. Diese Schwaͤchung des Lichts, wird durch die Undurch- sichtigkeit zwischenliegender Koͤrper, und diese Undurchsich- tigkeit ist so gar in der Luft nicht geringe, sehr befoͤrdert. Es nimmt aber das Licht ab, wenn es durch dunkle Plat- ten durchgehet, nicht wie die Dichtigkeiten dieser Plat- ten, sondern wie die Logarithmen der Dichtigkeiten BUGUER Sect. II. . Diese PORTERFIELD I. p. 399. SMITH n. 93. 94. Es wuͤrde schon blos an der Luft eine vollkommne Undurchsichtigkeit entstehen, wenn die Atmosphaer 227 Meilen dikker waͤre. BOUGUER p. 85. Das Licht. XVI. Buch. Diese Strahlen haben auch, durch Nachsicht der Mathematikker diese Eigenschaft, daß man sie fuͤr paralel haͤlt, wenn sie von weiten herkommen KEPLER dioptr. postul. 23. . Man weiß nehmlich, daß man etwas vor paralel Linien ohne merk- lichen Jrrthum halten koͤnne, was von einer unendlichen Distanze herkommt. Und man haͤlt noch wiederholter Vergleichung eine Distanze, von den Strahlen herkom- mend, fuͤr unendlich. Da ausserdem unsere Augen sehr klein sind, und dennoch die Basis zu Licht oder Farbe- strahlen ausmachen, so geschiehet es, daß man Strahlen die von einer maͤßigen Distanze herkommen, dennoch ohne grossen Jrrthum fuͤr paralel haͤlt, wenn sie von 200 BATLE p. 447. Am kuͤnst- lichen Auge soll es keine Verschie- denheit verursachen. oder von 104 WOLF \&c. oder auch nur 6 Fuß weit herkom- men La HIRE accidens p. 616. . Endlich gestatten es auch die Matthematikker, daß Strahlen, welche in der That, durch verschiedene sphaͤ- rische Flaͤchen, der bald so bald anders dichten Athmo- spheraͤ gebogen durchlaufen, und sich in eine eigene hole Li- nie buͤgen, dennoch fuͤr grade Strahlen angesehen werden. §. 5. Die Bewegung des Lichts. Man hat uͤber diese Bewegung viel gestritten, indem einige beruͤhmte Maͤnner vom ersten Range, das Licht fuͤr einen Strohm hielten, welcher aus der Sonne und den Fixsternen bestaͤndig ausfliessen soll NEWTONUS Quer. 29. MUSSCHENBROECK n. 1076. 1077. S’GRAVEZANDE p. 704. seqq. . Sie massen auch an diesem Strohm die Geschwindigkeit nach einem Maßstabe, wie ihn die Majestaͤt der Sache erforderte Jn kleinen, auf eine einzi- ge Meile angestellten Versuchen, kann man keine Verspaͤtung hof- fen, dergleichen doch gesehen zu haben, sich einbilden. BARTO- LUS de sono p. 47. \& HARSOE- KERUS ebenfalls dioptr. p. 16. . Man beobach- tet III. Abschnitt. Die Farben. tet nehmlich daß die Trabanten des Jupiters ROEMER Iourn. des savans 1676. du HAMEL Hist. de l’Acad. 1675. p. 145. 172. S’GRAVEZAN- DE p. 705. sqq.. NEWTON Opt. L. II. P. 2. prop. XI. MUSSCHEN- BROECK n. 1076. 1078. HUGEN de la lum p. 6. Conf. WARGEN- TIN K. Swenska, wetensk. hand- ling 1744. n. 2. ihre Um- laͤufe langsamer verrichten, und spaͤter wieder herkommen, wenn sie von der Erde weit entfernet sind, und geschwin- der, wenn sie derselben naͤher sind. Von diesem Ver- suche ruͤhrt es her, daß man, weil einige die Ursache des Unterschiedes HOOHE de lumin pag 78. CASSINUS beim du HAMEL p. 172. NARALDUS Mém. de l Acad. 1707. Conf. S’GRAVEZANDE p. 706. 707. auf die unregelmaͤßige Observation die- ser Trabanten warfen, daß man nach der gemeinen Mei- nung den Schluß gemacht, das Licht komme von der Son- ne mit einer solchen Geschwindigkeit, daß es von der Sonne bis zur Erde in acht Minuten und dreizehn Se- cunden gelange. Man hat auch gezeiget, daß sich bei den Fixsternen einige Unrichtigkeiten befinden BRADLEY phil. Trans. n. 406. SMITH optiks. L. IV. c. 7. S’GRAVEZANDE pag. 709 seqq. , welche man auf keine andere Weise deutlicher erklaͤren kann, als von dem We- ge, den das Licht auf die Erde nicht ploͤzzlich, sondern in einem gewissen kleinem Zeitraume macht. Die Geschwindigkeit des Lichts, welche aus diesen Rechnungen folget, ist unglaublich groß, und es muß das Licht in einer Secunde 873497531 COURTIORON d’optique p. 25. 26. , und nach einer andern Rechnung 1000, 000 MUSSCHENBROECK Instit. p. 465. Fuß durchlaufen, und einer Stuͤkkugel Der Weg einer Stuͤkkugel ist 3220 Fuß in einer Sekunde ROBINSON oper. of. med. pag 20. in einem Verhaͤltniße zuvorkommen, welches 642500 fach PORTERFIELD I. p. 261. und uͤberhaupt noch mehr MUS- SCHENBROECK n. 1072. 1078. naͤmlich wie 1. 634. 683. zu 1. , dem Schall aber um 500, 000 fach EULER p. 195. oder 731, 907 fach groͤsser seie ROBINSON l. c. p. 8. . Und den- noch ermuͤden nicht die Fluͤgel des Lichts in einem solchen schnel Das Licht. XVI. Buch. schnellen Fortlaufe, und es geschieht der Weg des ruͤk- kehrenden und abprallenden Lichtes gleich geschwinde, so daß das Licht, welches grades Weges von der Sonne koͤmmt nicht geschwinder fortgeht, als das Licht, welches von den Trabanten des Jupiters zuruͤkkpralt BRADLEY beim MUS- SCHENBROECK p. 468. Jndessen giebt es noch andere beruͤhmte Maͤnner, welche lieber mit dem Cartesius behaupten Diptr. I. n. 3. Wolf Wir- kungen. I. p. 21. pLUCHE hist. du Ciel. T. II. pag. 356. EULER opscuc. T. I. p. 169. Histoire de l’Academie de Berlin I. p. 17. seq. le CAT p. 420. , daß aus den Fixsternen kein Licht kaͤme, welches nur gar zu schnell auch die aller groͤsten Kugeln verzehren wuͤrde pag. 179. , son- dern daß es nur einen Drukk CARTESIUS. oder Stoß EULER. von den Koͤrpern leide, wodurch das Licht, vermittelst des Aethers in Bewegung gesezzt wuͤrde, fast auf eben die Art, wie in der Luft die klingenden Schlaͤge von denen sich wech- selweise zusammengedruͤkkten, und sich wieder herstellenden Koͤrperchen dieses Mittels erregt werden pag. 181. . Daher wuͤrde wegen der zaͤrtern Beschaffenheit des elastischen Mittelwesens, eine gleich grosse Geschwindigkeit des Ae- thers, ohne Zulassung eines Strohms behauptet werden pag. 189. seq. . Es scheinet aber dieser Schlag BOERHAAVF Elem. chem. l. p. 208. 209. 210. , oder was sonst ein strahlender Koͤrper fuͤr eine Gewalt auf das Licht aus- uͤben mag, zu verursachen, daß sich ein vorher zerstreu- tes Licht nunmehr zu paralelen Strahlen verdichtet, und unsere Augen ruͤhret, es sei nun das es einzig und allein die naͤchsten Theilchen des Aethers, an die benachtbarten Theilchen durch einen Drukk treibt, und diese also auf andere weiter fortstoͤst, wie bei der Erzeigung des Schalls geschicht, oder es mag die Natur auf irgend eine andere Art, zu ihrem Endzwekk gelangen, indem es unsere Sache nicht ist, zwischen Newton und Euler einen Ausspruch zu thun. So III. Abschnitt. Die Farben. So viel zeigt die Erfahrung, daß wenn sich die Son- ne entweder von einer vollkommenen Finsterniß, oder von andern ploͤzzlich entstandenen Hindernissen BOERHAAVE ibid. verbirgt, das Licht auch ploͤzzlich aufhoͤre, und eben so ploͤzzlich wie- der hergestellet wird, nachdem das Hinderniß wieder ge- hoben worden. Jn der That scheinet dieses anzudeuten, daß es kein Lichtstrohm gewesen, was uns die Sonne zu- gesandt, indem dieser so geschwinde vom Monde zur Er- de, zu unseren Augen nicht haͤtte kommen koͤnnen. Daß aber uͤberhaupt das Element des Lichts, welches vorlaͤngst gegenwaͤrtig gewesen, nun aber erst vermoͤgend geworden, das Auge mit einer nothwendigen Empfin- dung zu ruͤhren. Daß aber die Sonne auf das Licht einen Stoß oder einen Drukk mache, scheinet auch aus einem einfaͤltigen Versuche zu erhellen, da einige Thiere in Finsternissen, welche uns vollkommen zu sein vorkom- men, dennoch sehen, und es scheinet ihnen nur eine Be- wegung des Lichts zum Sehen schon hinlaͤnglich zu sein. Jch werde das Gegentheil davon am Menschen bei einer andern Gelegenheit beruͤhren, die nicht anders als in vol- len Sonnenschein sehen koͤnnen. §. 6. Das Licht ist eine ungemeine feste Materie. Die Lichtstrahlen kommen fast aus einem unendlichen Raume zu uns her, sie haben den allerkleinsten Grad vom Waͤrme bei sich Denn es hat MARIOTTE mit einem Spiegel von Eis Schies- pulver angezuͤndet. Iourn. des sa- vans 1672. p. 55. , und dennoch koͤnnen sie, wenn man sie beilaͤufig in einen engern Raum bringt Vergl. Wolfs Versuche. T. II. n. 135. Der Breunpunkt ist gleich \frac{5}{3} der Linsendikke, die ihn macht ROUHAULT not. II. c. 27. L. I. , fast alle uns bekannte Koͤrper zerstoͤhren, wenn man die Kohle davon ausnimmt Histoire de l’ Academ. 1705. p. 3. 4. TSCHIRNHAUSEN act. Erud. 1697. mens. Sept. , die von der schwarzen Kohle ihres ver- Das Licht. XVI. Buch. verbrannten Oels beschuͤzzet wird. Die unvollkommenen Metalle darf man nur auf einigen unverbrennlichen Er- den in den Brennpunkt stellen Histoire de l’Academie 1709. pag. 37. . Wenn eben diese Lichtstrahlen zuruͤkprallen, so wir- ken sie mit gleicher Staͤrke, und man hat nach der Art des Archimedes Vergl. BILFINGER. , und nach einigen Versuchen der neuern Von den Kraͤften einer Pa- ralel, CARDAN subtilit. L. II. pag. 127. , als des Manfredi, Seitala Er habe einen Brennspiegel, der in einer Distanz von funfzehn Fuß weit brannte, PASCH nov. autign. p. 732. , Gaͤrt- ners Er habe sich hoͤlzerner pa- rapolischer Spiegel mit Gold be- legt bedient HAASE de tub. sten- tor. p. 33. , Regnault Er koͤnne mit Huͤlfe eines Holspiegels, und Flachspiegels auf sechs hundert Fus weit anzuͤnden, orig. ancienne de la Physique mo- derne. II. p. 185. und anderer Von Parapolischen, und an- dern auf 5 Fus breit brennenden Spiegeln. Mém. de l’Acad. 1726. , und vor kurzen durch die Erfahrungen des D. v. Buffon mit lauter flachen Spiegeln, die man einigermassen, zu einer holen Maschiene zusammensezzte Mém. de l’Acad. 1748. pag. 305. daß er auf 200 Fus weit Holz anzuͤnde, und auf 120 Fus Blei schmelze, bestehe Phil. trans. n. 489. , die alten Wunder- werke der Syracusaner, nachgemacht. Auch die vollkommene Gleichheit S’GRAVEZANDE p. 3241. des Ruͤkpral- winkels mit dem Einfallswinkel, und ihre unveraͤnder- liche Natur in allerlei Abprallungen Idem. L. V. c. 22. und Brechungen Idem. L. V. c. 21. HELS- HAM pag. 300. NEWTON pue- ry 29. , welche an den zweien Seiten eines einzigen Strahls verschieden ist NEWTON optiks p. 364. et query n. 25. 26. Nach den Er- scheinungen des Jslaͤndischen Cry- stalls, (auch andere Kieselsteine und Crystallen) die die Lichtfarben in zwo Helften theilet, darunter die eine nach dem gewoͤhnlichen Gesez- ze, die andere nach einem beson- dern gebrochen wird. , beweisen eben diese Festigkeit in der Materie des Lichts. §. 7. III. Abschnitt. Die Farben. §. 7, Die Gesezze des Ruͤkkprals. Es hat der scharfsinnige Newton die Saͤzze der Al- ten in diesem Stuͤkke mit verschiedenen Erfindungen be- reichert. Es fand dieser Gelehrte, daß sich die Strah- len vor der Beruͤhrung von den Oberflaͤchen fester Koͤr- per anziehen lassen Query l. \& 4. 29. Conf. S’GRAVEZANDE pag 706. n. 3518. \&c. Phil. trans. n. 67. Mém. de l’Acad. p. 341. , und daß sich dieselben ehe kruͤm- men, als sie dergleichen Koͤrper beruͤhren, und daß sie sich an das Glaß anhaͤngen, wenn sie in den luftleeren Raum eindringen Query 29. . Daß diese Anziehungskraft sehr groß, und fast unendlich groͤsser sei, als die Kraft ihres Gewichts ist PORTERFIELD I. p. 321. . Zeiget ferner, daß sie diese feste Koͤrper nicht beruͤh- ren, sondern von der Oberflaͤche der Koͤrper, in einiger Weite L. II. Part. 3 prop. 8. p. m. 237. seqq. , welche mit einem Vermoͤgen zuruͤkk zustossen, begabt sei, unter Abpralswinkeln zuruͤkkgestossen werde, die den Winkeln des Einfals gleich sind. Er lehret, daß diese Kraft, von der sie zuruͤkkgeworfen werden, sich wie diejenige Kraft verhalte, von der sie ge- brochen werden L. I. Prop. III. theor. 3. m. 53. seqq. \& ibid. exper. 9. 10. S’GRAVEZANDE n. 3551. , so daß Strahlen, welche sich mehr brechen lassen, auch mehr angezogen werden, und sich naͤher an der Oberflaͤche der Koͤrper umbeugen, derglei- chen die Violetfarbe thut: Und daß sie sich schon steifer verhalten, wie die rothen, welche sich schon in einer groͤs- sern Entfernung von dem beugenden Koͤrper kruͤmmen L. III. fin. p. 312. . Es scheinet daher, daß die Regel der Reflexion, wel- che wir hiemit fahren lassen, mit der Regel der Anzie- hungskraft einerlei ist, zu welcher wir uns jezzo wenden wollen NEWTON princip. philos. not. prop. 96. theor. 50. COUR- TIVRON p. 45. . §. 8. H. Phisiol. 5. B. N n n Das Licht. XVI. Buch. §. 8. Die Strahlenbrechung Das Ruder sieht im Was- ser krum aus, sagt schon Aristote- les. Mehr beim ALHAZEN \& VITELLIO. Ein Jnstrument be- schreibt HOOKIUS præf. die Brech- kraft zu messen. Siehe RIZZET- TUS Act. Erud. suppl. F. IX. f. 3. . Es gehoͤrt die Strahlenbrechung zu der Anziehungs- kraft, welche ein jeder Koͤrper an dem Lichte ausuͤbt: Und es verhalten sich die durchsichtigen Koͤrper, beinahe wie ihre Dichtheiten NEWTON L. II. P. 3. prop. 10. p. m. 245. gesalzen Wasser bricht staͤrker, als ein suͤsses HOO- KE l. c. , z. E. der Demant der unter allen durchsichtigen Koͤrpern, der schwerste ist, und ebenfals die groͤste Kraft, Strahlen zu brechen besizzet Die Kraft des Demants ist zum Wasser ut 4. 949. ad. 7845. Optiks princ. 9. : Nur daß diese Koͤrper, welche geschikkter sind eine Flamme zu fangen S’GRAVEZANDE n. 2836. NEWTON ibid. , auch das Licht mit groͤsserer Staͤrke an sich ziehn. Es verhaͤlt sich die Schwere des Wassers zum Weingeiste wie 1000 zu 927 DESAGULIERS II. p. 198. , und dennoch bricht sich der Einfalswinkel von 41 Grad, 35 Minuten im Wein- geiste von 42 Grad 45 Minuten, unter dem Grade 30 HOOKE p. 219. . Die Dichtheit des Wassers zum Terpentingeiste, ist wie 8 zu 7, doch aber die brechende Kraft des Terpentin- geistes, gegen das Wasser wie 11 zu 10 S’GRAVEZANDE n. 2851. , und die Kraft der Theilchen des Terpentins, zu der Kraft der Theilchen des Wassers wie 5 zu 3. Die groͤste Kraft zu brechen besizzt das Leinoͤhl. Denn ob sich gleich die Dichtheit des Wassers zu der Dichtheit des Oels verhaͤlt, wie 1000 zu 939, so verhalten sich doch die Brechungen, wie 3, 442, 060. und 3, 889, 277 HELSHAM pag. 292. Wie 1845. zu 1948. NEWTON l. c. . Jm Terpentinoͤl ist die Bre- chung groͤsser als im Weingeiste HOOKE præf. . Das hier einige Ausnahmen statt finden, beweiset der beruͤhmte S’ Gra- vezande, wie an dem Danziger Alaun und Vitriol, wel- che beide einerlei Dichtheit haben, und dennoch ist die Strah- III. Abschnitt. Die Farben. Strahlenbrechung in dem Vitriol groͤsser n. 2823. . Baumoͤl wiegt, gegen das Leinoͤl, wie 6 zu 11, und dennoch sind die Strahlenbrechungen gleich groß 2846. . Unter den ver- brennlichen Koͤrpern refringiren doch diejenigen staͤrker, welche dichter sind NEWTON tab. p. 247. . Von diesem Gesezze lassen sich uͤberhaupt alle Dinge folgern, welche wir zur Erklaͤrung der Strahlenbrechungen wissen muͤssen. Wenn also ein Lichtstrahl aus einem duͤnnern Mittel- wesen, so weniger anziehende Materien besizzt, sich der Oberflaͤche eines dichten Mittelwesens naͤhert, so folgt dar- aus, daß er davon um desto staͤrker angezogen werden muß, je mehr das dichtere Mittelwesen die Dichtheit des duͤnnern Mittelwesens uͤbertrift. Folglich wird sein Lauf von dieser Anziehungskraft beschleunigt, und der Strahl selbst gebogen werden: Das erste darum, weil noch zu der, dem Strahl eigenen, Geschwindigkeit, die bestaͤndig wachsende Kraft der Anziehung hinzukoͤmmt S’GRAVEZANDE n 2779. seqq. HELSHAM pag. 292. MUS- SHENBROECK n. 1085. : Das zweite darum, weil nunmehro die Richtung des Strahls, aus der vorigen Richtung des Strahls und der Anzie- hungskraft des Mittelwesens zusammengesezzet ist: Wohl zu verstehen, wenn er schief ankoͤmmt: Jndem ein Strahl an der Oberflaͤche eines perpendikulairen Mittelwesens nicht gebrochen wird. Es wirkt diese Kraft bereits in den noch entfernten, dennoch nahen Strahl, und sie zwingt ihn von seinem Wege abzuweichen, und sich derjenigen Linie mehr zu naͤhern, welche auf den dichtern Koͤrper senkrecht trift. Selbst in der Luft naͤhert sich ein Strahl, der aus einem luftleeren Raum herkommt, nunmehro der Perpendikul- linie, und es ist dieses ein subtiler Versuch, der nicht al- len nach Wunsch gerathen will Solches behauptet HAWKS- BEE. in exper. MUSSCHEN- BROECK orat. de philos. expe- rim. p. XXIII. RIZZETI Act. Erud. Sudpl. T. III. S. 3. N n n 2 So Das Licht. XVI. Buch. So wie die Kraft des dichtern Mittelwesens, schiefe Strahlen gegen den Perpendikul zu gehen zwingt, welche man in Gedanken, auf die Grenze der Oberflaͤche eines dichtern Mittelwesens zieht, so wird von eben dieser Kraft, welche die Strahlen anhaͤngt, und die Geschwindigkeit Wird gelaͤugnet Iourn. des sav. 1699. n. 20. , womit ein Strahl fortlaͤuft, schwaͤchet MUSSCHENBROECK n. 1089. , zu wege gebracht, daß sich eben dieser schiefe Strahl, wenn er aus einem dichtern Mittelwesen in ein duͤnnes faͤhrt, von der senkrechten Linie bricht. Der Gegenseitige Erfolg hat ei- nerlei Ursachen und Gesezze Conf. MUSSCHENBROECK n. 1099. . Es mag die schiefe Richtung eines Strahls beschaffen sein, wie sie will, und man mag einen Einfalswinkel an- nehmen, welchen man will, so ist seine brechende Kraft dennoch immer einerlei, die Strahlen moͤgen sich in dem dichten Mittelwesen entweder anhaͤufen, oder von den duͤnnen zerstreuen. Es laͤst sich nemlich eine jede schiefe Bewegung in zweien andere eintheilen, wie jedermann weiß, indem sie von demjenigen Vierekke Seiten sind, davon sie selbst die Diagonallinie ist. Wenn dieses nun in einem erst wie gebrochenen Strahl vorgeht, so werden in der schiefen Richtung des Strahls erst eine senkrechte Richtung, auf die Oberflaͤche beider Mittelwesen, und denn eine zweite mit dieser Oberflaͤche paralele Richtung er- folgen. Es aͤndert aber die Anziehungskraft des Mittel- wesens die paralele Richtung nicht, indem auf beiden Theilen gegenseitige Kraͤfte des Gegengewicht einander hal- ten. Es wird aber die senkrechte Distanz eines Strahls von derjenigen Linie, nach welcher der Strahl an sie ge- zogen wird, geaͤndert, wenn das Mittelwesen dichter ist, oder es weicht der Strahl von ihr zuruͤkk, wenn das Mit- telwesen duͤnne ist, folglich wird diese Distanz die sich in dem dichten Mittelwesen mindert, hingegen in dem duͤn- nen vermehret, das Refractionsmaaß sein. Sie ist aber senk- III. Abschnitt. Die Farben. senkrecht. Folglich wird der Sinus des Refractionswin- kels selbst, der in einem convergirenden Strahle abnimmt, in einem auseinanderfahrenden Strahle groͤsser werden. Es ist aber dieser Sinus in einerlei Mittelwesen bestaͤn- dig einerlei, denn er entstehet von der Dichtheit, oder dem brennlichen Theile des Mittelwesens, beide aber wer- den, von der Richtung eines ankommenden Strahls in nichts geaͤndert. Folglich ist das Verhaͤltniß des Si- nus eines Refractionswinkels zum Sinus des Einfalls bestaͤndig einerlei MUSSCHENBROCK. . Snellius ist der Erfinder dieser Regel, und von diesem hat es Cartesius erborgt HUGENIUS dioptr. d 2. 3. MUSSCHENBROECK n. 1101. 1102. . Endlich moͤgen von den vielen Versuchen, die in der Newtonischen Tabelle vorkommen, folgende wenige Punkte zu unserm Behufe hinlaͤnglich sein, weil man sie auf unser Auge einigermassen verwenden kann. Es verhalten sich die Strahlen, welche aus der Luft ins Wasser uͤbergehen, oder vielmehr deren Einfallssinus zum Sinus der Refraction, wie 4934 zu 7071 NEWTON L. I. pag. II. n. 30. 35. , oder wie 4 zu 3 S’GRAVEZANDE n. 2811. la HIRE accid. p. 577. , aus der Luft in das Leinoͤl, wie 40 zu 27 NEWTON. , aus der Luft ins Glaß, wie 114. 76. HUGENIUS. , wie 8097. 5240 NEWTONUS. , oder wie 17 und 11 S’GRAVEZANDE n. 2811. , oder 31. 20 NEWTON p. 247. , oder der Kuͤrze wegen, wie 3 zu 2 La HIRE. : Aus dem Wasser ins Glaß, wie 51 zu 44 S’GRAVEZANDE n. 2857. , oder wie 9 zu 8 HUGENIUS. . §. 9. Die Gesezze der Strahlenbrechung auf krumlini- gen Oberflaͤchen. Es werden Strahlen, die von einer groͤssern Weite herkommen, fuͤr paralel gehalten pag. 448. 449. . Wenn dergleichen N n n 3 Strah- Das Licht. XVI. Buch. Strahlen auf die convexe Oberflaͤche eines dichtern Mit- telwesens fallen, so biegen sie sich gegen den Perpendikkel, und laufen in einen einzigen Punkt zusammen. Da sie nemlich um desto schiefer auffallen, und desto groͤssere Win- kel machen, wenn sie sich nach der Perpendikkularlinie verlaͤngern, je mehr sie nach aussen zu streichen, und da das Verhaͤltniß des Sinus des Refractionswinkels, zum Winkel des Einfalls bestaͤndig einerlei ist, so wird dasselbe um desto groͤsser sein, je schiefer ein Strahl auf eine krum- me refringirende Linie faͤlt: Es wird nemlich diese Kraft, durch welche sie nachdem Perpendikkul gebrochen wird, mit der Distanz eines jeden Strahls vom Perpendikkul wachsen, und endlich wird der Punkt des Zusammen- flusses der Mittelpunkt der Kugel sein, in welcher alle unendliche Strahlen, welche auf die Oberflaͤche auffallen, zusammenkommen. Es wird dieser Punkt der Zusammen- kunft, Brennpunkt genannt, welches aber kein matthe- matischer Punkt eben ist. Es biegen sich nemlich allein die naͤchsten Strahlen an der Achse in den Brennpunkt hin- ein, indessen daß die gar zu entfernten die Achse jederzeit in andern Punkten durchschneiden HEKMANN Serm. in se- cund. Consens. habit. , davon ruͤhrt die erste Art der Abweichung her PORTERIELD I. p. 378. . Sie ist aber dem Mittelpunkte um so viel naͤher, je groͤsser die brechende Kraft ist. An einer glaͤsernen Kugel HUGEN prop. 13. SMITH n. 26. COURTIVRON p. 75. , laufen die durch die Luft herkommende Strahlen, in der Weite des halben Halbmessers der Kugel zusammen HUGEN ib. . Jn einer Was- serkugel laufen sie in der Distanz des Halbmessers selbst zusammen. Wenn es Linsen sind, welche aus zwei Segmenten, einer und eben derselben Kugel, die aneinander appliciret sind, entstehen, oder aus Segmenten zweier ungleichen Ku- geln, so wird die Brechung zwar auch einen Brennpunkt haben, allein dieser wird weiter entfernet sein, weil die brechende III. Abschnitt. Die Farben. brechende Kraft kleiner, und die Schiefheit der einfallen- den Strahlen geringer ist. Wofern es Segmenten von einerlei Kugeln sind MUSSCHENBROECK n. 1146. KEPLER propos. 39. , so nimmt man alsdenn die Distanz des Brennpunkts so groß als den Halbdurchmesser an, und zwar an der Hin- terflaͤche, und so groß als anderthalb Durchmesser an der vordern Seite der Linse an. Wenn die Kugeln ungleich sind MUSSCHENBROECK n. 1144. P D’ORLEANS p. 61. , so stellt man eine Vergleichung an, und man haͤlt die Distanz des Brennpunkts von der Linse, wenn derselbe doppelt so groß als der andere Halbdurchmesser ist, so verhalte sich der andere Halbdurchmesser, zu der Summa der Halbmesser. Wofern alle beide voͤllig convex sind S’GRAVEZANDE n. 3033. , so ist der Brennpunkt in der Distanz der zweien Radien. Dieses ist nun derjenige Brennpunkt, in welchem sich, wenn die Radii darinnen gesammlet werden, auch das Licht so verdichtet, daß es zuͤndet, sobald die Linse ein we- nig groß ist. Es ist dieses eine von alten Zeiten her schon bekannte Sache, denn Theophrastus berichtet schon De igne ad fin. , daß sich Feuer durch ein Glaß anzuͤnden lasse, und es fuͤhrt bereits vor ihm Aristophanes bei Gelegenheit ei- ner lustigen Sache In Comoedia nubium. , die brennende Kraft eines run- den mit Wasser erfuͤllten Glases an, so wie die Alten eine Crystallene Kugel zu einem Brennmittel gebrauchten. Cle- mens von Alexandrien schrieb, daß das Licht, welches aus der Sonne kaͤme, durch ein mit Wasser angefuͤltes glaͤsernes Gefaͤß brenne Stromat. L. VI. Conf. HOO- KE Exper. p. 341. . Jch muß nur noch dieses einzige anfuͤhren, daß sich die Strahlen aus dem Brennpunkte, gleichsam, als aus einem Strahlpunkte S’GRAVEZANDE n. 3014. , sogleich wiederum aus einander- breiten. N n n 4 §. 10. Das Licht. XVI. Buch. §. 10. Die Refraction der Hohlglaͤser. Hierbei kommt just das Gegentheil von allen vor Idem n. 3020. seqq. RO- BINSON post. HELSHAM, MAR- TIN in princ. . Diejenigen Strahlen, welche paralel mit der senkrechten Linie auf ein hohles Glaß fallen, diese weichen von der senkrechten Linie zuruͤkk, fahren auseinander, und be- stimmen ihren Brennpunkt, in der Achse, oder in dem Perpendikul, welcher auf die refringirende Linie gezogen wird, ehe die Strahlen dahin kommen, und sie laufen aus dem Hohlglase als Radii fort, die aus eben dem Punkt entstanden waͤren, aus dem sie von dem Centro der Distanz herruͤhren, nur daß alles disseits der refrin- girenden Oberflaͤche geschicht, so wie sie im vorigem Falle jenseit desselben befindlich waren. Der Brennpunkt eines flachhohlen Glases ist der Durchmesser derjenigen Kugel, davon eine hohle Flaͤche ein Stuͤkk ist, und wofern das Glaß auf beiden Seiten hohl ist, so ist der Brennpunkt im Halbdurchmesser, der Oberflaͤche gleich, wofern beide Oberflaͤchen einander gleich sind, sind sie sich aber einander ungleich, so hat es uͤberhaupt bei der vorgenannten Formel sein Bewenden, und daß der Brennpunkt, disseits der Oberflaͤche seine Laage be- koͤmmt p. 456. SMITH n. 64. . §. 11. Was fuͤr Strahlen in die brechende Flaͤche nicht eindringen. Kein durchsichtiges Mittelwesen nimmt Strahlen an NEWTON opt. L. II. P. 3. prop. I. , welche unter einen groͤssern Winkel auffallen. Jst die brechende Kraft groͤsser, so prallen auch die Strahlen zuruͤkke, welche unter einem kleinern Winkel ankommen, je groͤsser die Verschiedenheit der brechenden Kraͤfte ist, daher III. Abschnitt. Die Farben. daher prallen Strahlen, welche aus der Luft in ein Glaß, oder aus dem Glase in die Luft einfallen Denn diese Abprallung ist groͤsser, COURTIVRON p. 3. \&c. , mehr ab Auf 40. grade, Minute 10. NEWTON I. c. Not. 8. ad ROU- HAULD p. m. 187. SMITH p. 4. , als diejenigen, welche aus der Luft ins Wasser fallen Es prallen ab, die unter den Winkel 480: 30 ankommen SMITH ibid. . §. 12. Die Zertheilung der Lichtstrahlen. Die Alten hielten das Licht fuͤr ein gleichartiges Ele- ment, in welchem ein jedes nur ersinnliches Theilchen, denen uͤbrigen allen gleich sei, Chartesius Demeteor. c. 8. und Gri- malgus nach ihm Ars lucis \& umbr. , trugen einige Vermuthungen von dem Sehen der Lichtstrahlen vor: Doch blieb es dem Jsaac Newton Vom Jahre 1666. zu zeigen vorbehalten, daß ein jeder, auch der allereinfachste Lichtstrahl aus sieben andern Strahlen von verschiedenen Eigenschasten zusammen ge- sezzet sei. Er ließ daher anfaͤnglich in einer vollkomm- nen dunklen Kammer Optiks L. I. prop. 2. theor. 2. f. 21. seqq. f. 13. , durch ein kleines Loch einen Strahl des Lichts durchfallen Auch die Holzfunken, oder stellæ fixæ p. 234. , welchen er mit einem Prisma auffing, dessen Achse mit den einfallenden Strah- len penpendikulair war. Der Lichtstrahl gieng durch dieses Prisma hindurch, und mahlte an der gegen uͤberliegenden Wand, das Sonnenbild dergestalt ab, daß es laͤnglicht, ein Paralelogram, und von unten her, mit einem Halb- zirkel geendiget war. Damit dieses Bild nicht alle Farben untereinander mischen moͤchte Prop. XVIII. probl. I. p. 54. exp. 11. f. 24 S’GRAVEZANDE n. 3507. , so fieng er einen Strahl durch ei- ne sehr enge Rizze, und durch eine vollkommne reine Glaßlinse, hierauf durch ein eben so glattes Prisma auf, welches vollkommen gradelienig war: Und so mahlte sich an N n n 5 der Das Licht. XVI. Buch. der Wand des Zimmers ein schmales und langes Gespenste ab, welches sich durch seine Farbegezirkel distinguirte. Die Farben sind violet, indigblau, himmelblau, gruͤn, gelb, pomeranzengelb, zinnoberroth, ohne die unendli- chen Graden eben dieser Farben BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 147. Iourn. de Frévoux 1739. p. 2578. anzugeben, sie wa- ren aber alle glaͤnzend, und rein, wenn man dabei sorg- faͤltig verfuhr MUSSCHENBROECK n. 1155. . Diese Strahlen haben eine unveraͤnderte Natur an sich BUFFON Mém. de 1743. pag. 148. , und sie lassen sich durch keinerlei auch nicht die allergroͤste wiederholte Refraction, oder Reflexion DESAGULIERS Phil. trans. n. 348 HELSHAM p. 300. \&c. in andere Elemente Das Gruͤne besteht nicht aus Blau und Gelb, p. 356. , oder Farben verwandeln RIZZETTUS glaubte, die Farben entstuͤnden aus veraͤnderten Strahlen, wenn sie durch verschied- ne Mittelwesen durchgehen. , und man hat dieses durch eine unzaͤhlige Menge Versuche be- staͤttiget. Es scheinen auch alle einfache Strahlen zwo Seiten von verschiedener Art zu haben. Sie sind ferner untereinander nicht gleich, sondern lassen sich von einerlei Mitteldingen nach verschiedenen Graden brechen. Diejenigen welche darunter roth sind NEWTON p. 112. S’GRA- VEZANDE n. 3501. , lassen sich von eben diesen Ursachen unter allen am allerwenig- sten von ihrem Wege verdraͤngen Le CAT p. 366. , oder brechen HELSHAM pag. 312 MAR- TIN opt. pag. 255. MARIOTTE Prop. I. DESAGULIERS, MUS- SCHENBROECK n. 1158. , und sind staͤrker als alle Versuche Le CAT p. 353. HARTSOE- KER p. 33. , auch nach dem Ge- staͤndnisse der Augen, und nach dem Beispiel der Ochsen, oder toller Menschen FISCHER de miro sens. augm. , die von dieser Farbe boͤse wer- den. Daher ist dasjenige Auge besser, welches ein Object roͤther sieht La HIRE accid. de la vue pag. 543. . Der III. Abschnitt. Die Farben. Der Sinus der Brechung des rothen Strahls Alles dieses sagt NEWTO- NUS p. 112. S’ GRAVEZANDE L. V. c. 20 , welcher aus der Luft in ein Glaß uͤbergeht Das blaue Licht ist sehr schwach STURM. , verhaͤlt sich zum Sinus des Einfals, wie 50 zu 77 bis 77⅛. Etwas groͤs- ser ist die Brechung der Orangenstrahlen, und eben diese Sinusse sind wie 50 zu 77⅛ und bis 77⅕. Die Sinusse der gruͤnen Strahlen sind, wie 50 zu 77⅕ bis 77½. Die Sinusse der himmelblauen Strahlen, wie 50 zu 77½ und bis zu 77⅔. Die Sinusse der indigblauen Strahlen, wie 50 zu 77⅔ (b) zu 77 \frac{7}{9} . Die Sinusse der violetnen Strahlen, wie 50 zu 77 \frac{7}{9} bis zu 78: Diese Strahlen sind die allerschwaͤchsten unter allen, die biegsamsten von allen Conf. EULER opusc. n. 91. Mém. de l’Acad. des sciences 1743. p. 150. HARTSOEKER pag. 34. HELSHAM p. 313. MARTIN l. c. MARIOTTE, DESAGULIERS, MUSSCHENBROECK. Daher ver- schwinden die blauen Farben im vacus, welche aus dem Salmiak- geiste und Kupfer entstanden. BOY- LE phys. méch. exp. p. 139. , und sie werden an meisten gebrochen. Von diesen verschiedenen Graden, wie die Strahlen gebrochen werden, ruͤhrt es her, daß man die Brenn- punkte so schwer hereinhalten kann PORTERFIELD I. p. 378. , und es laͤst sich ihre Verirrung so wenig vermeiden Dies hat vermieden a CL. DOLLOND. . Uebrigens sind diese Proportionen der Strahlen, die hier durch Zahlen ausgedrukkt sind, nicht so einfaͤltig, daß sich die Seele uͤber das Vermoͤgen belustigen solte, eine Berechnung mit den Verhaͤltnißen anstellen zu koͤn- nen. NICOLAI von der Schön- heit p. 40. . Alle diese Strahlen stekken in einem leuchtenden Strah- le L. 8. prop. II. DESAGU- LIERS. , denn sie entstehen aus seiner Zerspaltung, und sie machen mit ihrer Verbindung einen leuchtenden Glanz aus, Das Licht. XVI. Buch. aus, man mag nun diesen farbigen Jnhalt, vermittelst einer convexen Glaslinie NEWTON, DESAGU- LIERS. MARIOTTE pag. 218. S’ G RAVEZANDE n. 3564. 3568. WOLFS Versuche T. II. n. 156. , in einen Brennpunkt, oder die meisten dieser Farben sammlen S’GRAVEZANEE n. 3572. , oder sie blos durch eine geschwinde Umdrehung in eins bringen Mit Huͤlfe des Kammes NEWTON p. 126. . Die aus einerlei Brennpunkte zerstreute Strahlen er- zeugen Farben vom neuen WOLF l. c. . Daher ruͤhret das Licht, welches den wasserscheuen Leuten unertraͤglich faͤlt Iourn. de medec. T. III. n. 3. . Daher ist unter allen Far- ben die weisse die lebhafteste, diese kann von allen Men- schen in der Finsterniß gesehen werden, und sie wird von denenjenigen zulezzt erkannt, welche blind werden BOYLE final. causes obs. XI. Blinde sehen das Licht und das Weisse, CHESELDFN p. 300. . Daher sehen entfernte Koͤrper, welche aus schwarz und weiß gemischt sind, ganz weiß aus HARTSOEKER physique pag. 127. . Jch habe da- her gesehen, daß von geweisten Waͤnden die Blindheit wenigstens beschleuniget worden Den davon fast blind geword- nen WHISTONUM, beilte mit gruͤnen Tapeten BOYLEUS. , und es werden die Augen vom Schnee schwach BOYLE color. p. 100. 101. , doch es machen auch die Mahlerfarben NEWTON. , welche weder die Reinigkeit des Lich- tes noch den Glanz desselben haben, dennnch wenn man sie mit einander vermischt, und von ferne betrachtet, eine weisse Farbe aus. Dieses alles ist nach einigen aufgeworfenen Zweifeln, welche in Frankreich Daß sich der violetne Strahl in roth und gelb zerspalten lasse, sagte MARIOTTE des couleurs. Die Farben der zweimal gebroch- nen Strahlen bleiben nicht bestaͤn- dig. Doch P. CASTELL konnte so wenig, als der le CAT noch NOLLET noch du FAT die sieben Farben trennen p. 359. 360. Add. Iournal de Frévoux l. c. , von den unvollkommnen Glaͤ- sern ihren Ursprung hernahmen S’GRAVEZANDE n. 3534 , nunmehr nach dem F. Haarksbee, J. Theophilus, Desaguniers, G. J. III. Abschnitt. Die Farben. G. J. S’ Gravezande, Peter von Muschenbroͤk, Zanotti und Algarotti Comm. Bonon. T. I. p. 199. , nach dem einfaͤltigen Er- folge des Versuchs, von allen angenommen, und in Frankreich DESLANDES Mém. T. I. p. 218. Mém. de 1743 p. 148. vom gelehrten Kardinal von Poligeac, und vom P. D. Buffon bestaͤttiget worden. Wiewohl endlich vor kurzem der vortrefliche Leon- hard Euler lehrete, daß die Farben nach der Geschwin- digkeit der Schlaͤge unterschieden waͤren Mém. de Berlin T. X. , und diesen Gedanken hatte bereits Grew Cosmolog. p. 38 und Mariotte Mem. de 1699. p. 26. Opusc. n. 84. , und daß die rothen Strahlen in einer gegebenen Zeit geschwindere Schwingungen machen 10000mal in einer Sekunde, Hist. de l’ Acad. de Berlin T. I. p. 20. Opusc. n. 84. daß sie staͤr- ker vibri ren, NEWTON Que. 13. , und also da- rinnen mit einem feinen Ton uͤberein kommen EULER n. 84. So sagte vormals GREWIUS. , daß die Violetstrahlen nicht so haͤufige Schlaͤge machen Der Logarithmus der Ge- schwindigkeit des rothen Strahles, sei zum Logarithmen der Geschwin- digkeit des Strahles, wie 133 ad 137. doppelt so oft sagt, HART- LEY p. 192. : und daß dasjenige einfache Strahlen sind, deren Schlaͤge in gleich grossen Raume untereinander verschie- den werden n. 67. , so wie das Gegentheil bei den zusammen- gesezzten statt faͤnde: so gehoͤren diese Dinge dennoch viel- mehr zu der inneren Ursache des Farbenunterschiedes, und kehren in den Versuchen nichts um. Vorlaͤngst wie auch vor kurzer Zeit, hat man von einem geriebenen Auge, den Beweiß fuͤr eine Meinung hergenommen, welche die Verschiedenheit der Farben, von der Schwingung herleiten, wenn man nemlich das Auge reibet, und Schwingungen hervorbringt, so folget aufeinander, Lichtrothefarbe, gelbe, gruͤne und blaue Psycholog. pag. 71. MA- RIOTTE Mém. de 1699. l. c. . So wird auch von einem starken Sonnenglanze das erste Bild Das Licht. XVI. Buch. Bild leuchtend, und dieses artet hierauf, in ein rothes, gelbes, blaues und schwarzes Wesen aus WOLFS Würkungen n. 128. . §. 13. Die Ursache der Verschiedenheit der Farben. Newton zeigte durch Versuche, welche er an zarten Plaͤttchen des Kupfers NEWTON L. II. P. I. \& P. III. Prop. 1. p. 226. S’GRA- VEZANDE L. V. c. 25. MUS- SCHENBROECK u. 1173. sepq. , und an den Seifenblasen ge- macht, eine Sache, welche ohnehin aus der Natur der Dinge selbst folgte, daß diese Plaͤttchen vornehmlich ver- schiedene Strahlen reflektiren, nachdem sie dikker oder ge- genseitig dichter HFLSHAM p. 302. 303. sind, sich von staͤrkern Strahlen der Sonne durchdringen lassen, oder nachdem diese Plaͤttchen so zart sind, daß sich von ihnen nicht einmal die schwachen Strahlen nicht erflektiren lassen: daß diejenigen Plaͤttchen noch zaͤrter sind, wenn von ihnen kein Licht uͤberhaupt reflektiret wird, und aus solchen bestehen die schwarzen Koͤrper S’GRAVEZANDE n. 3640. NEWTON p. 235. , oder wenigstens doch die dunkeln violetne Koͤrper, wovon man an der Tinte, und an dem schwar- zen Tuche ein Exempel hat MUSSCHENBROECK n. 1172. , denn wir nennen diese Dinge schwarz, ob sie gleich eigentlich saturirt himmel- blau sind. Folglich waͤren das die diksten Plaͤttchen Conf. NEWTON p. 233. , welche das Licht und die weisse Farbe reflektiren: die, welche die rothen Strahlen zuruͤkk werfen Die groͤste Dikke (ohne das Weisse) S’GRAVEZANDe n. 3671. , waͤren Strahlen, die an Haͤrte einem vollstaͤndigen Licht am naͤchsten kommen, und endlich waͤren diejenigen Plaͤttchen am duͤnsten, welche blos die schwaͤchere violetnen Strahlen Idem n. 3672 zuruͤkk zuwer- fen geschikkt sind Strahlen der verschiednen Dik- ke, NEWTON p. 230 . Folg- III. Abschnitt. Die Farben. Folglich wuͤrde das weisse Pappier unter allen das meiste Licht zuruͤkk werfen, und auf dieses folget das rothe, so wie das purpurfarbene und gruͤne, das wenigste Licht zuruͤkk wirft BOYLE de color. p. 100. S’ GRAVEZANDE n. 3663. seqq. . Es werden daher von der Sonne weisse Koͤrper we- nig erwaͤrmet, weil sie das Licht zuruͤkk werfen, hingegen schwarze Koͤrper sehr, weil von diesen alle Strahlen ein- gesogen werden NEWTON Query 7. BOY. LE pag. 127. S’ GRAVEZANDE n. 3663. . Jn den Tschirnhausischen Brenn- punkten, brennen schwarze Koͤrper am ersten, und weisse am lezzten Histoir. de l’ Acad. 1699. pag. 90. . Es meinet aber Newton, daß Koͤrper eine gewisse Farbe besizzen, von der man ihnen den Namen giebt NEWTON L. I. P. 2. Prop. 10. pag. 156. 161. MUSSCHEN- BROECK n. 1181. , wenn ihre Theilchen so beschaffen sind, wenn sie viel Licht- strahlen von einer solchen Farbe reflektiren: indessen daß andere, und anders gefaͤrbte Strahlen entweder durchfahren, oder sich in den inwendigen Reflexionen ver- lieren. Es waͤren aber sagt er, in allen Koͤrpern einige Theilchen, die alle Farben reflektirten, doch waͤren die- jenigen im Ueberflusse da, welche ihre gleichartige Farbe vorzuͤglich reflektiren. Es mache aber ein einfacher Lichtstrahl, wofern er auf einen mit ihm gleichfarbigen Koͤrper faͤlt, an demselben eine hellere und lebhaftere Farbe: faͤrbe ihm aber schwaͤ- cher, wofern er auf einem Koͤrper von einer andern Far- be faͤlt. Wenn daher ein schon gefaͤrbtes Licht auf einen Koͤrper faͤlt, so vergehen davon die Farben, und es wer- den die Zuschauer bleich, wenn sie bei der zugemischten blauen Flamme des Weingeistes stehen. Die gelbe Far- be eines brennenden Lichts, faͤrbt alle andere Lichter an- ders PORTERFIELD T. I. pag. 127. la HIRE accidens de la vue pag. 534. , und insonderheit vermischt sich die blaue mit der gruͤnen dabei. Die- Das Licht. XVI. Buch. Dieser beruͤhmte Mann behauptet ferner, daß alsdenn zusammengesezzte, und mittlere Farben entstehen, wenn in einerlei Koͤrpern, Theilchen uͤberfluͤßig vorhanden sind, die sowol die rothe als blaue Farbe zuruͤkk werfen: oder wenn ausserdem solche Theilchen da sind, welche gar zu- ruͤkkweichen, und eine Schwaͤrze zu mischen. Es laͤst sich aber leichtlich zeigen, daß aus dem sieben newtoni- schen Farben Jn diesem Exempel ist n. 7. fit adeo in hac formula septennio unus, sexenniones septem, quinternio- nes 21, quaterniones 35, terniones 35, biniones 21, uniones 7, welche zusammen machen 127. Comm. ad BOERHAAV. T. IV. p. 218. 219. , ohne den Schatten und die Weisse, schon hundert und sieben und zwanzig Farben, und noch mehr entstehen koͤnnen, wenn man bedenkt, daß sie sich nicht blos nach gleichen Verhaͤltnissen verbinden lassen, sondern daß das rothe drei Theile habe, das gelbe einen, und das auf solche Weise, bei so oder anders eingerichte- ten Verhaͤltnisse, eine grosse Menge zusammengesezzter Farben entstehen koͤnne, welche sich durch keine Formel bestimmen laͤst Die Meerwasserfarbe Scla- don wird aus gleich vielen Thei- len des Blauen und Gruͤnen, der Purpur cramoisi aus 1 Theil blau, und 4 Theilen roth. Violet cra- moisi ex 3 Theilen roth, 2. Th. blau, CASTELL. . So koͤnnen uͤberhaupt aus rothgelb und blau, III. Abschnitt. Die Farben. blau, alle Farben S’ GRAVEZANDE n. 3745. auch nach der Erfahrung der Faͤr- ber zusammengesezzt werden. Es gehe wegen dieser Verschiedenheit der kleinen Flaͤ- chen, die ihre gewisse Farbe reflektiren, auch an, daß einige blinde Personen die verschiedenen Farben, durch das Gefuͤhl zu unterscheiden vermoͤgend L. XII. p. 94. . Die reflektirende Koͤrper besizzen sehr kleine Schweiß- loͤcher, indessen daß ihre Oberflaͤche sehr zuruͤkk stoͤst, und sehr poliret ist MUSSCHENBROECK ess. p. 604. Instit. n. 1279. . Endlich sind Koͤrper opac, wenn ihre inwendige Pori, mit einer Materie von verschiedener Dichtheit angefuͤllt sind, so daß sich die Reflexionen und Refraxionen Vormals SANTORINUS in artem medic. Gal. ver- vielfaͤltigen, welche das Licht verschlingen, indem dasselbe weder durchgehen noch zum Auge kommen kann S’ GRAVEZANDE n. 3448. 3449. , son- dern sich fast ganz und gar in dem Koͤrper verzehrt, den wir opac nennen. Dahingegen sind alle diejenigen Koͤrper durchsichtig, wenn ihre Pori mit einer Materie angefuͤllt sind, de- ren Dichtheit und brechende Kraft, von der Dichtheit oder der brechenden Kraft der Theilchen dieses Koͤrpers nicht sehr unterschieden sind. Alsdann geschehen weder Brechungen noch Reflexionen. Es geschehen nemlich beide sonderlich, alsdann, wenn sich zwei Koͤrper von ver- schiedener Dichtheit einander beruͤhren NEWTON L. II. P. 3. prop. I. p. 220. . So werden opake Koͤrper durchsichtig, wenn sich ihre Pori mit einer Materie anfuͤllen, die mit dem Koͤrper selbst, eine gleich grosse Wirkung auf das Licht thut Idem 224. S’ GRAVEZAN- DE n. 3449. MUSSCHENBROECK Ess. p. 604. Instit. n. 1280. . So ist das Pap- pier, dessen Pori mit Luft erfuͤllet sind, opac, und es wird durchsichtig, wenn man seine Poros mit Wasser anfuͤllt MUSSCHENBROECK S’ GRAVEZANDE n. 3450. \&c. , hin- H. Phisiol. 5. B. O o o Das Licht. XVI. Buch. hingegen wird eine jede vollkommene durchsichtige Fluͤßig- keit, undurchsichtig, wenn sie mit Luft angefuͤllt wird. Das Wasser ist durchsichtig, und der Schaum opac S’ GRAVEZANDE, NEW- TON. . Uebrigens weichet hier, um nicht zuruͤkk zuhalten, der beruͤhmte Euler von dem Newton insonderheit ab. Er laͤugnet nemlich, daß die saͤrbende Farbe eines jeden Koͤr- pers von der Brechung entstehe Opusc. n. 108. , und er laͤst sie viel- mehr entstehen, wenn die Theilchen eines Koͤrpers, die vom Lichte getroffen worden, innerhalb einer gegebenen Zeit, eine eben so grosse Anzahl von Schwingungen ma- chen n. 114. , als einem jeden Strahl eigen sind: Und es sei eigentlich keiner ganz rein, sondern es herrsche derjenige, und theile dem Koͤrper den Namen mit, dessen Theilchen die herrschenden sind. Zu der weissen Farbe wuͤrden Span- nungen von allerlei Art in einem Koͤrper erfordert n. 120. : Und es muͤsten endlich undurchsichtige Koͤrper von den reflektirenden unterschieden werden n. 107. . Diese sonst un- durchsichtige Objecten, stellen sich als solche dar, deren Theilchen von den auffallenden Lichtstrahlen, zu einer schwin- genden Bewegung veranlasset werden, welche in dem durchsichtigen Mittelwesen, so sie umgiebt, Schlaͤge und sichtbare Strahlen erwekkt n. 111. : Daß hingegen diejenigen durchsichtig sind, welche die Schlaͤge nicht reflektiren, son- dern in das inwendige durchlassen n. 100. . Diese Sachen kommen theils mit den vorigen uͤberein, theils koͤnnen sie von uns uͤberhaupt, und sonderlich an diesem Orte nicht beurtheilt werden. Vier- Vierter Abschnitt. Das Sehen. §. 1. Die Hornhaut. E s fallen die Strahlen des Lichts, entweder in einer graden Richtung von dem strahlenden Koͤrper, oder durch die Reflexion, auf die Hornhaut dergestalt auf, daß sie einen sehr spizzen Kegel machen, dessen Spiz- ze sich in dem Strahlpunkte, hingegen die Basis in der Oberflaͤche der Hornhaut befindet. Man kann sie, wenn sie aus einer groͤssern Weite herkommen, fuͤr paralel hal- ten p. 448. 449. . Diejenigen Strahlen, welche aus der Luft herkom- men, unter denen die schief sind, und unter grossen Win- keln auf die Hornhaut auffallen, diese werden von der Horn- haut zuruͤkk geworfen, und dringen also nicht ins Auge ein. Der Winkel unter welchen die ankommenden Strah- len in das Auge einfahren, befindet sich zwischen 40 und 48 Graden Le CLERC. point de vue p. 28. 30. . Es besizt nemlich die Hornhaut in der That eine refringirende Kraft DUVERNEY posth I. pag. 161. , welche groͤsser, als im Wasser Um so viel groͤsser, daß der Einfalls und Abprallwinkel des aus der Luft kommenden Strahles sich verhaͤlt, wie 81 \& 60. IURIN dist. vis. p. 141. , oder einer waͤßrigen Feuchtigkeit ist, mit der sie manche verglichen haben SCHEINER p. 69. PLEMP. L. III. c. 13. . Jch vermuthe auch, daß sie die refringirende Kraft der Harnhaut an Staͤrke uͤbertreffen: Denn sie ist viel schwerer, und besteht aus festen Theilen, daß sie nur von sieben Atmosphaͤren zer- brochen werden kann. O o o 2 Sie Das Sehen. XVI. Buch. Sie hat ferner im Menschen eine groͤssere Convexitaͤt, als die vordere Convexitaͤt der Crystallinse ist, und eine kleinere als die hintere Convexitaͤt. Sie ist nemlich ein Segment von einer Kugel, deren Durchmesser sieben Li- nien groß ist Radius est. 3‴. 3294. IURIN p. 134. ROBINSON beim HELS- HAM p. 302. . Es ist aber die vordere Convexitaͤt der Linse so be- schaffen, daß sie zu einer Kugel gehoͤrt, deren Radius drei Linien und ein drittel 3‴. 3081. IURIN, ROBIN- SON. ist, und folglich ist sie flaͤcher: Hingegen ist die hintere Convexitaͤt wie an einer Kugel, deren Radius zwei und eine halbe Linie ist, und diese ist convexer 2‴ 5056. IURIN p. 134. . Da also die Convexitaͤt der Horn- haut groͤsser als jene, und kleiner als diese ist MOLINETTI p. 143. , und mit der Festigkeit wenigstens mit der Linse uͤbereinkoͤmmt, so wird man ihre refringirende Kraft mit der Linse nicht uͤbel vergleichen koͤnnen WINTRINGHAM pag. 255. PORTERFIELD I. p. 123. , und man muß sie in der Theorie des Sehens nicht verabsaͤumen. Nun sind die Kraͤfte der Crystallinse groͤsser, als im Wasser, und kleiner als im Glase: Folglich werden sich auch die Kraͤfte der Hornhaut zwischen diesen Graͤnzen befinden Wird mit Fleiß gelaͤugnet, in den Elem. de physiol. p. 529. Angenommen SCHEINER ocul. p. 62. CARTESIUS hom. p. 75. 76. MOLINETTUS Ed. I. p. 13. Ed. II. pag. 143. COLLIES p. 900. VER- HEYEN L. II. p. 224. CHESELDEN p. 298. THOMSON of senses p. 208. PORTERFIELD l. p. 356. BAYLE p. 469. 470. HOOKE posth. p. 125. NEWTON p. 13. Man erinnert solches nicht zu verabsaͤumen Comm. Lit. Nor. 1737. hebd. 3. . Und folglich wird sie um etwas groͤssere Strah- len bekommen, als von vierzig Graden, und kleinere Strahlen als von acht und vierzig Graden Auf 470 48 Grade Aus- schlus, NOLLET L. V. pag. 312. Von den Linsen. . Die uͤbrigen zuruͤkkgeworfene Strahlen werden das soge- nannte Puppenbild ( pupula ) erzeigen, welches nicht von IV. Abschnitt. Das Sehen. von der Crystallinse, sondern in der That von der Horn- haut gebildet wird SCHEINER pag. 195. 196. PLEMP. L. IV. probl. 35. daher malet die Pupille der Sterbenden kein Bild, weil sie nicht glaͤnzt. REINES var. p. 294. . Nach eben den Grundsaͤzzen werden die aus der Luft kommende Strahlen, in der convexen Hornhaut, mehr als vom Wasser, und weniger als vom Glase gebrochen werden: Und es wird der Brennpunkt von dieser Con- vexitaͤt weiter entfernet sein, als der halbe Radius der Kugel pag. 456. , davon sie ein Theil ist, hingegen naͤher als der vierte Theil dieses Radii, und man kann uͤberhaupt ⅜ annehmen. Es ist aber der Radius der Hornhaut 3½, folglich der Brennpunkt gegen 2⅛ Linie. Es ist aber der Abstand der Linse von der Hornhaut Auf 1.0358 ROBINSON l. c. 1 Ganzes \frac{5}{12} tel Linie, folglich faͤlt der Brennpunkt der Hornhaut uͤber die Convexitaͤt der Linse weg, und es concurriren die Radii, indem sie aus der Hornhaut in die Linse convergirend wer- den Den Brennpunkt an der Hinterflaͤche der Linse, sezzt le CLERC Sisteme de la vision p. 117. point de vue p. 85. . Die brechende Kraft der Hornhaut hat auch diesen Nuzzen, daß mehrere Strahlen DUVERNEY l. c. in den Stern zu- sammen kommen, und wenigere, auf den Regenbogen fallen. Wir haben gesagt, daß die Hornhaut an den Voͤgeln erhabener ist PORTERFIELD Edimb. ess. T. IV. p. 135. of de eyes II. 260. , und daß die dunkle Hornhaut derselben flaͤcher ist: An den Fischen ist sie sehr flach, und die Linse hingegen sphaͤrischer pag. 401. . Folglich wird es nicht unwahr- scheinlich sein, daß sich die Erhabenheiten der Crystallinse, und der Hornhaut mit einander aufheben: Dieses giebt uns P. de la Hire an Accid. de la vue pag. 532. PORTERFIELD l. c. T. II. pag. 261. 262. . Es traͤgt auch die Convexitaͤt der Hornhaut etwas bei, um die Menge des Lichts zu vermeh- ren, welches ins Auge faͤllt. Denn dasselbe wird von O o o 3 einer Das Sehen. XVI. Buch. einer groͤssern Oberflaͤche aufgefangen Wie das Quadrat des Radii, des Sterns, zum Quadrate des Radii der Hornhaut. PLEM pag. 100. Com. T. IV. p. 235. , als der flaͤchere Regenbogen thun koͤnnte. §. 2 Die Brechung der Crystallinse. Von denjenigen Strahlen, welche durch die Horn- haut eindringen, werden einige sonderlich die am meisten seitwaͤrts und schief zwischen der Traubenhaut, und dem aͤussersten Stuͤkke der Linse auffallen, von der schwarzen Mahlerei verschlungen werden, welche sich an diesem Orte in allen Thieren befindet: Und zwar theils hinter der Traubenhaut, theils hinter dem Sternbaͤndchen. Daher kommt es, daß blos diejenigen Strahlen zur Crystallinse kommen, deren Winkel mit der Hornhaut nicht uͤber 28 Graden sind Blos die senkrechten Strah- len, le CLERC nouv. system. de la vue art. 18. . Folglich kommen um et- was weniger aber staͤrkere und der Perpendikularlinie naͤ- here Strahlen in die Crystallinse. Wenn wir Dinge auf das allergenaueste sehen wollen, so machen wir den Stern enger pag. 375. , und auf solche Weise werden wiederum die schiefen Strahlen ausgeschlossen. Die durch die waͤßrige Feuchtigkeit durchlaufende Strahlen, aͤndern sich wenig, indem ihre brechende Kraft von der Kraft der Hornhaut nicht eben sehr unterschieden ist, sondern vielmehr etwas kleineres, folglich zu dersel- ben nichts hinzusezzet. Sie finden in der Crystallinse eine brechende Kraft, die staͤrker, als Wasser, und schwaͤcher, als Glaß ist Pag. 401. 402. , dessen refringirende Kraft nach den besten Versuchen so beschaffen ist, daß der Sinus des Einfalls zum Sinus der Brechung, wie 13 zu 12 ohngefehr ist, wenn die Strahlen aus dem Wasser herkommen. Es IV. Abschnitt. Das Sehen. Es schliessen sich von dieser Materie zwei ungleiche Segmenten eines Zirkels an einander, da der Durchmes- ser des vordern ½ 5 tel einer Linie, des hintern aber 5 Li- nien groß ist pag. 400. . Folglich werden sich die Strahlen gegen einander nei- gen, welche auf die Linse fallen, und es wuͤrde ihr Brenn- punk 3 Linien groß sein, woferne die Linse unseres Auges Glaß waͤre, und die Strahlen aus der Luft paralel an- kaͤmen Nach obigem p. 457. wird die Distanz des foci von der Linse sein . . Es ist aber der Abstand des hintern Stuͤkkes der Linse, von der Nezzhaut im Menschen gleich sechs Linien 2617 HELSHAM l. c. . Und dennoch faͤllt der Brennpunkt in die Nezzhaut: folg- lich ist die brechende Kraft des Auges, um so viel schwaͤ- cher, als die brechende Kraft des Glases, um so viel ent- fernter von der Linse, der Brennpunkt ins Auge faͤllt, als ein von einer Glaslinse entstehender Brennpunkt fal- len wuͤrde. Es wird aber auch die Kraft der Linse ver- moͤge einer andern Erscheinung schwaͤcher sein, denn es faͤllt nicht der wahre Brennpunkt in einem einzigen Punk- te auf die Nezzhaut auf, sondern nur ein solcher, der schon einige Breite hat, weil man die rechten und linken Graͤnzen eines sichtbaren Objects unterscheiden kann le CLERC sistem. art. 9. Macht den focus der Linse sehr breit, daß dessen verlaͤngerte Enden einen Winkel 25 Grad bis 30 Grad machen p. 116. . Und auf solche Art mindert sich auch die gar zu grosse Staͤrke des Lichts. Der Glaskoͤrper, dessen Brechung wenig groͤsser, als das Wasser pag. 395. , und bisweilen etwas kleiner, als die Linse ist, aͤndert nichts sonderliches Es glaubt Cl FLEMYNG zu machen, daß der Strahlbuͤschel schneller und naͤher convergiren muͤsse. Physiol. p. 328 daß sie wirk- lich refringire SENACUS Ess. de phys. ed. 1735. p. 701. wenn das Licht aus der Luft koͤmmt. in der Bewegung der- jenigen Strahlen, welche durch die Linse herkommen. Doch O o o 4 es Das Sehen. XVI. Buch. es entwikkelt dieser Glaskoͤrper in der That seine Kraͤfte, wenn die Linse zerstoͤhret ist, und er ihre Stelle einnimmt: Denn alsdenn noͤthigt er selbst die Strahlen sich in der Nezzhaut zu versammlen. Man wird leicht gewahr, daß die Linse um so viel kugliger sie ist, auch desto staͤrker die Strahlen brechen werden, daß alsdenn der Brennpunkt naͤher sei, und daß sich auch die schiefen und von der Seite ankommende Strahlen in den Brennpunkt, oder wenigstens doch in ei- ne kleine Linie brechen koͤnnen. Es ist daher in den Fi- schen, die in einen weniger erleuchteten Elemente leben, da die Strahlen, die aus dem Wasser ankommen, und nicht aus der Luft im Auge weniger gebrochen werden, als in andern Thieren, die Linse fast eine ganze Kugel SMITH remarks p. 11. POR- TERFIELD II. p. 263. Conf. DU- VERNEY posth. I. p. 154. , in der sich ein harter Kern befindet PORTERFIELD T. II. pag. 265. 266. . Daher sieht das Opossum, daß eine fast kugliche Linse hat, wenn die Sonne hoch, und also viel Licht da ist, nicht gar zu wohl Phil. transact. n. 290. . Jch weiß nicht, ob nicht Kepler Dioptric Prop. 60. , die brechende Kraft der Crystallinse zu erst entdekket habe: und ob nicht Felix Plater die Sache aus ihm erborget habe pag. 187. . Nach ihm hat Scheiner Jn ganzen Buche. und Emilius Parisanus De visione p. 231. diese Natur der Linse fuͤr eine Neuigkeit ausgegeben. Doch es gab schon zu des Vesals Zeite n L eute, welche das Werkzeug des Sehens in die Nezzhaut sezzten pag. 517. : Und er beweiset selbst, wiewol dunkel, er glaube nicht, daß es in der Crystallinse sei pag. 706. . Es hielten nemlich die Alten diese Linse fuͤr das Werkzeug des Sehens ORIBAS p. 32. CELSUS L. VII. c. 7. n. 13. Und noch MI- CHAELIUS p. 70. : wel- ches sich aber leicht dadurch widerlegen laͤst, weil auch nach Zerstoͤrung der Linse, vermittelst des herausgezogenen Staars, IV. Abschnitt. Das Sehen. Staars, dennoch das Sehen De la SONE et ARCELIN Paris 1743. \&c. , und zwar nicht sehr verschlimmert o. HALLORAN. p. 43. , uͤbrig ist. Doch da die Refraction des Glaskoͤrpers nicht so stark, als die Brechung des Crystalkoͤrpers ist, und da der nunmehr convexe Glas- koͤrper MORGAGNUS Epist. XVIII. n. 23. , die Stelle der Linse vertritt, so muß man durch den Gebrauch der convexen Glaslinse, den schwachen con- vergirenden Kraͤften des Auges zu Huͤlfe kommen THOMIN de l’ usag. des lunetes pag 91. REGHELLINI p. XXXVI’ BOYIE post. final. caus. obs. 3. PEMBERTON de fac. ocul. \&c. n. 3. Nach Verlust der Linse sieht man eben so gut, RIBE om igenen. doch helfen den Alten nicht einmal die Glaͤser. THOMIN I. c. . Es ist nemlich in den Thieren, aus denen die Feuchtigkeiten ausgeflossen sind, und deren Crystallinse nicht wieder her- gestellet worden, das Sehen truͤbe, und auch nach der Wiederherstellung der waͤßrigen Feuchtigkeit, truͤbe, wo- fern sie ja das Gesichte wieder bekommen POZZI comm epist. p. 84. . Daß aber im Auge keine Brechung vorgehen soll RIVINUS de visu. . dieses gilt nur von einem einzigen Strahle, und daß die- ses von den uͤbrigen falsch sei, laͤst sich sowol durch die er- wiesene brechende Kraͤfte des Auges p. 461. \&c. , als durch einen Versuch beweisen, von den wir sogleich reden wollen. Es scheint der vornehmste Nuzzen des Glaskoͤrpers dieser zusein, daß er die Nezzhaut ausgespannter haͤlt, daß er das Auge in seiner rechtmaͤßigen Groͤsse erhaͤlt, daß er die Crystallinse mit Beweglichkeit unterstuͤzzt, und daß er, wenn diese zu nichte gegangen, ihre Stelle einigermassen ersezzt. §. 3. Das Bild auf der Nezzhaut. Wenn wir alles zusammen nehmen, so kann der Koͤr- per, welchen wir sehen, als eine Linie betrachtet werden, von welcher die von allen Seiten gezogene Radii, welche O o o 5 in Das Sehen. XVI. Buch. in Verbindung der Refractionen der Hornhaut und Cry- stallinse zu einer einzigen, convergiren, und sich kurz dar- auf in einen Brennpunkt zusammen begeben wollen, durch den Glaskoͤrper auf die Nezzhaut fallen KEPLER prop. L. X. PLA- TER p. 187. SCHEINER, CAR- TESIUS, FLEMP. L. III. c. 12. \&c. SANTORIUS in I. Fen. Avic. p. 755. 761. , und auf die- ser Haut das Bild des gesehenen Koͤrpers abmahlen. Daß sich die Sache uͤberhaupt so verhalte, erhellet aus einem Versuche, welcher zwar nicht sehr leicht, aber doch von vielen angestellet ist BERIGARDUS beim REG- NAULT orig. ant. T. I. pag. 173. KEPLER Prop. LX. SCHEINER pag. 11. CARTESIUS Dioptric. pag. 114. PLEMP. L. II. pag. 83. BOYLE de util. phil. exper. MO- LINETTI p. 141. BRIGGS c. 8. BOHN pag. 372. HOOKE beim BIRCH. T. III. pag. 500. An der Kazze, und in posth. Am Boͤkk- chen p. 127. STURM ocul. Teos- kop pag. 12. \& de compar. ocul. cum eam obscur. p. 9. presb. \& myop. p. 23. colleg. exper. p. 9. Am Ochsen WOLF Versuche T. III. POLINIERE exp. de phys. p. 505. PORTERFIELD I. pag. 352. 358 374. \& Ess. of a socit. at Edimb. T. IV. p. 126. KRUGER physiol. p. 650. Catulus. NOL- LET lec. de phys. T. V. gag. 101. Kalb le CAT p. 408. . Es muste der Ort da- zu vollkommen finster sein, und das ganze Licht blos auf die Hornhaut fallen. Hierauf muß man ein Stuͤkkchen von der Sclerotica, und von der Aderhaut wegnehmen, und dessen Stelle mit einem geoͤlten Pappiere, oder der inwendigen Membran aus der Eischaale versezzen, damit der Glaskoͤrper nicht herausfallen moͤge. Auf diese Wei- se wird es geschehen, daß sich in dem Theile der Nezzhaut, von welchem wir die dunklen Bekleidungen weggenom- men haben, das Bild des vor die Hornhaut gestelten Subjects zum Exempel die Flamme eines Lichts abmahlt. Es mahlt sich auch dergleichen Bild in einem kuͤnst- lichen Auge ab SCHEINER, HOOKE posth. p. 127. le. CAT p. 452. CAM- PER de visu p. 2. HAMBERGER p. 166. VERDUG usag. II. p. 138. Von dergleichen Auge den Tractat I. VEELE wie auch den REISSIUM pag. 21. , dessen Feuchtigkeiten man mit Glaß und Wasser nachahmet. Endlich erscheinen in dem Auge einer Nachteule MALPIGH. posth. p. 151. BRIGGS p. 134. , auch wenn solches ganz ist, und man hinein sieht, die Ob- IV. Abschnitt. Das Sehen. Objecte auf der Nezzhaut abgemahlt, weil die dunkle Hornhaut hinterwaͤrts durchsichtig ist. Jch habe diesen Versuch selbst nachgemacht. Von einem gewissen le Mai- re lieset man, daß dieser vermittelst eines gewissen Ver- groͤsserungsglases das Bild auf der Nezzhaut in seinem oder fremden Auge gemahlt gesehen habe Iourn. de Trevoux ann. 1727. m. Febr. . Folglich hat man schon vorlaͤngst gewust, daß im Auge ein dunk- les Zimmer statt finde SCHEINER pag. 161. 162. PLEMP. pag. 81. 82. S’ GRAVE- ZANDE n. 3060. 3071. 3075. Hamb. Magaz. T. VIII. pag. 426. T. XXIV. SANCTOR l. c. Die Laterna Magica erfand I. B. POR- TA. Besiehe dessen L. XVII. c. 6. , an dessen weisser Wand das Bild von Koͤrpern so ausserhalb der Kammer liegen, wenn es durch eine Glaslinse faͤhrt, abgemahlt wird. §. 4 Die Stelle des Gemaͤhldes. Es befindet sich dieses Gemaͤhlde an der aͤusseren Sei- te des eintretenden Sehenervens, da wo die Achse des Au- ges die Nezzhaut durchschneidet, und wo die den Perpen- dikul naͤchsten Strahlen mit dem Perpendikularstrahl selbst zusammenkommen, und sehr lebhaft sind. Man glaubet auch, daß in dieser Gegend die Nezzhaut empfindlicher sei PORTERFIELD l. c. T. II. p. 222. CAMPER de visu p. 8. . Wenigstens wird dieser Theil der Fasern getrof- fen, welcher naͤher vom Gehirne abliegt Wegen schiefer Jnserirung pag. 352. , und es laͤst sich durch Versuche beweisen, daß an der Nezzhaut ein einziger wirklich empfindender Punkt, woran die Objecte sich mit einem guten Erfolg abmahlen REGHELLINI p. XLI. . Es liegt aber der Eintritt des Sehenerven selbst ins Auge, weder in der Achse des Auges selbst, noch so, daß er uͤberhaupt geschikkt sei, ein Bild aufzunehmen, und endlich sehen wir das Bild an dieser Stelle nicht. Jn den vierfuͤßigen Thieren ist dieser Zugang des Sehenerven mit einer fadigen Membran bedekkt pag. 363. , welche ohne Zwei- fel, Das Sehen. XVI. Buch. fel, wie das uͤbrige Fadengewebe ohne Empfindung ist. Jn den Voͤgeln erhebt sich von der Achse der Spalte selbst, die den Sehenerven durchlaͤst, der schwarze Kamm pag. 363. . Jn sehr vielen Fischen wird das runde Ende des Nerven p. 386. , mit braunen Gefaͤssen und Haarpinseln uͤberzogen. Noch genauer hat man die Sache durch einen ziem- lich feinen Versuch gezeiget, und dadurch bewiesen, daß diese Stelle des Sehenerven nicht sehe. Man pflegt die- sen Versuch den Edmund Mariotte Angestellt. 1668. vor S. Reg. Maj. T. BIRCH. T. II. pag. 281. Besiehe oper. MARIOT. p. 496. ed. Holl. zuzuschreiben, doch ist es nicht blos ein einziger Versuch. Der erste Versuch dieses beruͤhmten Mannes, war von der Art. Er befestigte zwei weisse Pappiere, beinahe in einerlei Hoͤhe mit seinen Augen, an einer dunklen Wand, so daß sie zwei Fuß von einander abstanden, und das eine Pappier etwas niedriger war. Er schloß hierauf sein linkes Auge zu: Das rechte aber richtete er auf ein linkes Object, er gieng ruͤkkwaͤts und suchte den Ort, wo das Object genau mit demjenigen Punkte zusammen traf, in welchem sich die beiden Achsen des Auges durchschneiden. Er fand solches in einer Weite von neun Fuß, und an diesem Or- te verschwand das Pappier, dessen Durchmesser dennoch vier Zoll groß war, daß er ausser der Wand nichts mehr sahe. Diesen Versuch haben auch andere wiederholet REGIS, ROUHAULT c. 35. , und Hamberger auf etwas verschiedene Art pag. 537. , bei wel- chem die Cirkel bei sechs Zoll verschwanden, so wie bei dem beruͤhmten Nicolans le Cat bei acht Fuß pag. 387. . Hierauf hat Pikard den Versuch wieder auf etwas andere Weise wiederholt Oper. MARIOTTI p. 506. , er machte an der Wand ein weisses Pappier feste, welches ein bis zwei Zoll breit war, er machte sich an der Seite desselben zwey Gemaͤrke, die von IV. Abschnitt. Das Sehen. vom Pappier zwei Fuß abstanden. Wenn er die Sache auf diese Art zur Richtigkeit gebracht hatte, so stellte er sich grade uͤber hin, gleichfalls neun Fuß weit davon, und hielte einen Finger zwischen den Augen, welcher dem rech- ten Auge das linke Gemaͤrk, und dem linken Auge das rechte verdekken muste. Er richtete ferner beide Augen auf den Finger, so daß dieser Finger die zwei Sehachsen zwischen sich hatte: Und in dieser Stellung verschwand das weisse Pappier ganz und gar. Noch auf eine etwas andere Weise stellte E. Ma- riotte eben diesen Versuch folgendergestalt an p. 516. PORTERFIELD l. c. T. II. p. 228. . Er bevestigte zwei weisse Pappiere, welche drei Fuß von ein- ander abstanden, an der Wand. Er selbst entfernte sich zwoͤlf Fuß weit von den Pappieren, und hielte den Dau- men zwischen die Augen, den er aber aufrecht hielte, und acht Zoll weit davon entfernt hatte. Wenn er nun die beiden Augen zu dem Daumen hinkehr  e, so verschwanden beide Pappiere. Jndem der beruͤhmte Stancarius zeigen wolte, daß der Eintritt des Sehenerven keinesweges blind sei, und er den Versuch des Mariotti wiederholet hatte, so zeig- te derselbe, daß die blinde Stelle von den Mittelpunkte des Sehenerven um dreieilftheil, die man zwischen diesen Mittelpunkt, und dem Mittelpunkt der Crystallinse nimmt Giorn- de Letter Vol. XVII. pag. 295. , entfernt sei. Doch es wuͤrde dieser Versuch dem Ma- riotti guͤnstiger sein, es liegt nemlich allerdings die blin- de Stelle von dem Mittelpunkte des Sehenerven gegen die Nase zu ab. Aus allen diesen Versuchen, und einem andern noch subtilern Versuche des Daniel Bernoulli erhellet Comm. Acad. Petrop. T. p. 314. seqq. , daß das Object alsdenn verschwinde, wenn es dem Ein- gange des Sehenerven gerade gegen uͤber gestellt wird, und Das Sehen. XVI. Buch. und daß dieser Eintritt HAMBERGER p. 538. 539. PORTERFIELD l. c. p. 224. \&c. KRUGER de sensat. p. 21. CAM- PER de visu p. 8. , in einer Breite von den vier- ten Theil der Linie blind sei Le CAT p. 390. : Bernoulli verglich die- se Stelle mit dem siebenten Theil dis Diameters des Aug- apfels pag. 315. . Folglich erhellet daraͤus sehr leicht, warum die Seh- achse nicht dem Eintritte des Sehnerven grade gegen uͤber liegt. Denn wenn sich die Sache so verhielte, so wuͤr- den wir alle Objecten durchloͤchert sehen, und dieses merk- te bereits Peter Herigonius ehedem, daß es aus der Jnsertion des zu seiner Zeit so genannten Pori, und aus der Blindheit folgen muͤste. Jch glaube auch eben nicht, daß sich am Meerkalbe PARISINI, PORTERFIELD l. c. T. II. p. 252. , oder im Stachelschweine eine Ausnahme von der Regel finden sollte, und daß die Jn- sertion der Sehnerven mit der Sehachse zusammen passen werde. Es liegt aber der blinde Ort vielmehr nach inwendig zu, als das Ende der Sehachse, als daß es mehr auswaͤrts sollte gesuchet werden, weil wir gemeiniglich, wenn wir eine Sache genau besehen wollen, das Auge einwaͤrts kehren, wenn wir nemlich lesen, feine Geschaͤfte verrich- ten, und uns beider Augen bedienen wollen. Jn dieser Verwendung des Auges, verlieren wir das Object nie- mals, es sei denn, daß sich eine Verhinderung, welches sich aber selten zutraͤgt, an der Nase zeigt: Denn in allen andern Faͤllen, sehen wir wenigstens mit einem Auge doch. Es ermuͤdet auch ein Sehnerve viel weniger, wenn er an einer Stelle einwaͤrts inserirt ist, als er sich span- nend ermuͤden wuͤrde, wofern er von aussen inserirt, der- jenigen Bewegung folgen muͤste, wodurch die Sehachsen vereinigt werden HAMBERGER p. 544. . §. 5. IV. Abschnitt. Das Sehen. §. 5. Das Bild mahlt sich dennoch auf der Nezzhaut ab. Es hat sich dieser fleißige Mann, seinem Versuch so zu Nuzze zu machen gesucht, daß er uͤberhaupt glaubte, gezeigt zu haben, nicht die Nezzhaut, sondern die Aderhaut sei das eigentliche Werkzeug des Sehens. Er sagte nem- lich, daß blos diese Stelle im Auge blind sei, wo zwar die Nezzhaut, aber keine Aderhaut vorhanden waͤre. Dieser neuen Theorie wiedersezzte sich Pecguet und Perralt, der eine, weil die Aderhaut gar zu hart, un- gleich, und also nicht geschikkt sei, daß sich darauf ein Bild abmahlen sollte: Der andere pag. 519. , weil die Nezzhaut gemeiniglich alsdenn blind sei, wenn das Bild den Punkt selbst trift, aus welchem die Fasern der Nezzhaut ausge- spannet werden pag. 504. : und er schlug hierauf ebenfalls wie die Neuern die Schlagadern der Nezzhaut vor BOERHAAVE l. c. LOBE de oculo \&c. , wel- che blind waͤren, und die Strahlen bei dem Eintritte des Sehnerven auffingen. Er sagte ferner, es sei die Ader- haut in vielen Thieren so lebhaft gefaͤrbt, daß sie Strah- len zuruͤkk werfen, da die Nezzhaut in allen Thieren weiß, einfach, und undurchsichtig sei pag. 499. . Darwider vertheidigte sich Mariotte tapfer, und er zeigte ohne Muͤhe, daß die Gefaͤsse der Nezzhaut gar zu klein, und zu so grossen in einer geringen Entfernung zu verstekkenden Pappieren ungeschikkt waͤren p. 526. 527. , und daß diejenigen Objecte kleiner sind, welche dieser Aderstaͤmme wegen zu verschwinden scheinen p. 529. 530. . Endlich sei die Ader- haut an ihrer Oberflaͤche nicht so ungleich, und koͤnne nach Art eines Spiegels die Objecte vollkommen abmah- len p. 530. 531. . Es Das Sehen. XVI. Buch. Es haben unter den neuern Franzosen viele S. YVES c. 8. le CAT pag. 397. Auch TAYLOR c. 26. tot. pag. 210. fuͤr den Mariotti gedacht, und es bedienet sich der beruͤhm- te von S. Yves dieses Grundes, daß der Regenbogen von uͤbermaͤßigen Lichte, enger wuͤrde, der Regenbogen aber sei nicht ein Fortsazz von der Nezzhaut, sondern von der Aderhaut, und es sei offenbar, daß der Eindrukk des Lichts auf eben diejenige Membran geschehe, an welcher von diesem Lichte die Bewegung erfolget. Dieses hat der beruͤhmte Nicolaus le Cat, vermoͤge seiner Hypothese so weit getrieben, daß die Nezzhaut, als ein Fortsazz dos Gehirns ohne Empfindung sei pag. 392. , und als ein durchsich- tiger Koͤrper die Strahlen durchlassen sollen pag. 394. : Hinge- gen besizze die Aderhaut eine empfindliche Natur, und sie sei weil sie schwarz ist, geschikkt, Strahlen aufzufangen p. 296. GRANDCLAS E. Chorioides visus organum imme- diatum. . Andere haben die Nezzhaut dergestalt heruntergesezzt, daß sie nur ein Oberhaͤutchen Le CAT p. 399. RIBE om ögonen p. 9. TAYLOR pag. 263. SIMSON obs. p. 254. von der Aderhaut seie, und die eingefallene Strahlen des Lichts maͤßigen soll. Es glaubet auch der beruͤhmte S. Yves das Bild in einem kuͤnstlichen Auge queer uͤber auf die Aderhaut ge- worfen gesehen zu haben p. 38. Doch der Versuch ist nicht an einem finstern Ort gemacht. , und es hatte schon Sturm erwehnet, daß das Bild queer uͤber diese Wand wegfal- le, wofern die Wand durchsichtig ist, auf der sich das Bild der Camera obscura mahlt De camer. obscur. p. 9. . Hierauf haben verschiedene verschiedenes geantwortet P. dr la HIRE beim du HAMEL p. 73. Mém. de l’Acad. 1709. BAYLE p. 468. MORGAG- NI Epist. XVII. n. 35. Ange CHERUBIN optique BOERHAA- VIUS, PORTERFIELD \&c. : Es sei die Nezzhaut in verschiedenen Thieren halb opac Am boͤwen du HAMFL corp. anim. L. II. c. 5. , oder wenigstens halb durchsichtig HAMBERGER p. 523. daß sie nicht verbrannt werde. : Es ver- laͤngere IV. Abschnitt. Das Sehen. laͤngere sich das Mark des Sehnerven RAHTLAAUW du cataract. p. 32. CAMPER part. ocul. p. 15. nicht in die Ader- haut, sondern in die Nezzhaut, und es streite wider alle Versuche, wenn man die Nezzhaut fuͤr ein Oberhaͤutchen ausgeben wollte: Es sei diese Haut in allen Thieren einer- lei DUVERNEY I. p. 164. , etwas grau Weiß oder schwarz gehoͤre dazu, HARTLEY p. 191. , und verhalte sich gegen alle Far- ben gleichguͤltig: Die Aderhaut wuͤrde als ein farbiges Wesen gefaͤrbte Strahlen wegen ihrer eigenen Farbe an- ders und schlecht auffangen, sie reflectire ferner in den meisten vierfuͤßigen Thieren das Licht, habe wenige Nerven, und eine grosse Menge Gefaͤsse, die doch Em- pfindungslos werden, und sonderlich bekommen sie bei ih- rem Anfange, kaum einige Nerven, und dennoch muͤste sich auf diesem Anfange das Bild des Objects abmahlen. Es haͤtte ein Kind mit einer rothen Aderhaut dennoch se- hen koͤnnen DUDDEL. Supplem. p. 51. , es koͤnnten Caninchen mit einer rothen Aderhaut sehen pag. 20. , und es haͤtte ein anderer Mensch, bei dem diese Haut ihre Schwaͤrze verlohren hatte, vom Lichte Empfindung gehabt. Es sei der Regenbogen die- ser Fortsazz der Aderhaut, nicht reizzbar pag. 171. 172. , wenig em- pfindlich pag. 372. , und es werde dessen Bewegung, wenn er gleich keinen eigenen Fehler an sich hat, zerstoͤret, wo- fern man den Sehnerven druͤkkte, mit dem er doch nir- gends zusammenhinge: Man koͤnne ferner nicht behaup- ten, daß die Aderhaut vom Regenbogen entstehen sollte OEHM de amaurosi Conf. pag. 367. . Es sei die Stelle des Sehnervens, welche blind sei, hohl, damit nicht das Licht auf die Fasern fallen koͤnne MUSSCHENBROECK n. 1223. : Oder es sei die Nezzhaut daselbst calloͤse und hart PORTERFIELD T. II. p. 254. . Wir haben aber staͤrkere Gruͤnde, welche uns zum Beifall zwingen. Erstlich thut der ganze Versuch des Ma- H. Phisiol. 5. B. P p p Das Sehen. XVI. Buch. Mariotti nichts zur Sache. Denn es befindet sich an der blinden Stelle, oder im Eintritte des Sehnervens kei- ne Nezzhaut Besiehe daher KRUEGER de sensatione pag. 21. physiolog. pag. 562. : Sondern es ist, wie ich bereits vor zwanzig Jahren erinnert habe Comm. ad BOERHAAVE T. IV. p. 467. , eine weisse, saͤchrige und poroͤse Membran, und wenn man diese nur betrach- tet, so wird man der Nezzhaut schon ihre Untauglichkeit nicht zuschulden kommen lassen. Ferner ist das Argument ganz zu verlaͤßig, wenn man zeigt, daß die Lichtstrahlen in den meisten Thieren uͤberhaupt zur Aderhaut nicht hinkommen. Jch habe nicht nur im Menschen, sondern auch in Voͤgeln, wie im Rei- her, sonderlich aber in den Fischen gesehen, daß die ganze inwendige Flaͤche der Aderhaut mit einem sehr schwarzen Schleim angestrichen ist, welcher in einem recht preparir- ten Auge, eine halbkuglige Ruͤnde pag. 383. macht, womit die Nezzhaut dergestalt uͤberzogen ist, daß man glauben sollte, sie waͤre mit einer schwarzen Membran uͤberkleidet Es scheinet die Haut schwarz zu sein, die im Stokkfische cabel- jauw CL. GUENELLON zwischen der Nezz- und Aderhaut sezzt. Nouv. de la Repub. des letres 1686. m. Mars p. 321. Davon schrieb ohn laͤngst CL. GATAKER p. 57. , und es verstattet dieser Schleim denen Strahlen keine Ge- meinschaft mit der ruysischen Platte der Aderhaut. Wenn ja das Licht die Oberhand bekaͤme, dieses kann es aber uͤberhaupt nicht thun, so wuͤrde doch diese Ver- schanzung, auf die braune, zottige und lederartige Ober- flaͤche der ruysischen Haut, und unter derselben auf ei- ne unglaubliche Menge Gefaͤsse, aber auf keine oder sehr wenig Nerven treffen, welche nirgendwo eine zusammen- haͤngende Breite machen koͤnnten, die ein Bild aufzu- fangen geschikkt waͤre. Es bedekkt auch in den meisten wilden Thieren diese Tapete, den naͤchsten auswendigen Theil des Sehnervens, welcher wirklich siehet von allen Sei- IV. Abschnitt. Das Sehen. Seiten, und dieser reflectirt in der That die Strahlen, ohne sie zu verschlingen Am Wolfe umgiebt sie den ganzen Sehnerven, ein klein Stuͤkk- chen ausgenommen. Jm Dachs oder Steinbokk ist sie auswendig gelagert, wo sonderlich das Sehen geschicht. . Da uͤbrigens das Object vielmehr verschwindet, als daß es schwarz aussehen sollte, so finden wir hievon ein Exempel, woraus erhellet, daß die Eindruͤkke der aͤusser- lichen Objecte nicht diesen Punkt einzig und allein in Be- wegung sezzen, welchen sie treffen: sondern daß auch hie und da eins der allernaͤchsten Theilchens mit getroffen werde, daß man also durch diese Stelle der Nezzhaut glaubt, eine weisse oder schwarze Wand zu sehen, da sie doch nichts sieht, sondern weil sie nur klein ist, mit dem benachtbarten Bilde Comm. in BOERHAAV. T. IV. HAMBERGER p. 541. 542. , und gleichsam mit dessen Halb- schatten ausgefuͤllt wird. Es faͤlt aber das Bild auf die fasrige Membran der Nezzhaut, nicht aber auf die markige, wie es wohl das Ansehen hat. Man weiß nemlich von der fasrigen Haut mit Gewißheit, daß sie die ersten Lichtstrahlen bekoͤmmt: Jch glaube aber nicht, daß sie durch dieselbe durchfahren sollte, theils weil diese Fasern in vielen Fischen weiß pag. 389. , und nicht durchsichtig sind: Um so viel mehr, weil sie neben dem Eingange des Sehnervens dichter aufeinanderliegen: Jm Menschen aber die rothen Gefaͤsse der Nezzhaut, ein gu- tes Stuͤkk von dieser Membran bedekken: theils weil die Fa- sern aus dem Mittelpunkte des Sehnervens selbst herkom- men ibid. , theils weil eine accurate Distinction an einer Faser leichter zu machen scheint, als an einem weichen Marke. Jndessen gestehe ich es gern, daß dieses alles nur Muthmassungen sind. §. 6. Die Groͤsse dieses Bildes. Wenn das Bild vermoͤge des Baues im Auge, auf dem Grunde der Nezzhaut abgemahlet ist, so hat dasselbe P p p 2 seine Das Sehen. XVI. Buch. seine Verrichtung gethan, und die Versuche lehren nichts weiter darauf. Dieses Bildniß stellt sich der Seele, es sei auf welche Art es wolle, nicht durch einen Anblikk dar Die Seele siehet ARISTOTE- LES de anima L. II. c. 4. PLINIUS L. X. c. 39. CICERO Tuscul. L. I. PORTERFIELD L. I. pag. 371. CASSIUS n. 22. le CAT p 429. , denn es verlangt das Licht einen freien Weg ins Gehirn zu haben, wofern es etwas im Gehirn in Bewegung sez- zen soll pag. 347. . Man muß indessen bei Betrachtung dieses Bildes mit Genauigkeit verfahren. Und zwar hat man erst seine Groͤsse zu betrachten. Man siehet leicht ein, daß dieses Bild klein sein werde, es ist indessen aber doch kein wirklicher Punkt, als in welchem sich keine Theile geden- ken lassen So sagt le CLERC point de vue. p. 57. und selbst de perfecta visione IORINUS. welches er von distincta visione unterscheitet, di- stinct. vision. p. 116 . Es wird sich aber dasselbe, weil der klei- ne Bogen der Nezzhaut fuͤr eine Chorde angesehen werden kann, wie die wahre Groͤsse des gesehenen Objects verhalten, welche man nach der Laͤnge der Augenachse fortziehet, und die Distanz von Object theilt MUSSCHENBROECK n. 1240. t. 16 f. 9 und etwas an- ders, da er dem Auge 6 Linien giebt. PORTERFIELD T. II. p. 339. . Wenn diese Bilder unter einander verglichen werden, so nimmt man gemei- niglich die Distanzen verkehrt fuͤr das Maaß, da die Laͤn- ge des Auges nur von kleiner Bedeutung ist le CAT p. 451. 452. . Dieser giebt man den Sehwinkel zum Maasse, welchen beide En- den des Objects, mit dem sehenden Punkte der Nezzhaut machen SMITH n. 9. S’ GRAVE- ZANDE n. 3117. . Folglich werden diejenigen, die sehr weit entfernet sind, einen schwachen Eindrukk verursachen, weil sich in dem engen Winkel wenig Licht enthalten laͤst BUFFON l. c. T. III. pag. 323. 324. BOERHAAVE morb. ocul. p. 157. , es haben auch beruͤhmte Maͤnner angefangen, die Graͤnzen der Distanzen zu bestimmen, wie weit man deutlich sehen koͤn- ne. IV. Abschnitt. Das Sehen. ne. Smith sezzet, daß man seinen Diameter nicht uͤber 5156 mal SMITH n. 97. , und andere uͤber 3436mal sehen koͤnne de BUFFON T. III. p. 322. . Man verlanget aber hierbei sonderlich daß man eine Graͤnze fuͤr das kleinste Object sezze, welches gesehen wer- den koͤnne, und woraus sich auch von dem kleinsten moͤg- lichsten Bilde muthmassen lasse. Es fand schon vorlaͤngst Robert Hooke, daß diejenige Personen selten sind, die ein Object unterscheiden, welches unter einem kleinerm Win- kel, als der Winkel einer Minute ist, erscheinet, ob es gleich Leute giebet, welche schaͤrfer, und unter einem Win- kel von zwanzig Secunden sehen BIRCH T. III. p. 120. In consessu sodalium HOOKE Præf. et posth. p. 12. 27. Es koͤnne auch ein kleiner Object gesehen werden, BUFFON T. III. p. 325. . R. Smith behauptet, daß ein Object unter einem kleinern Winkel, als vierzig Secunden sind n. 97. , gesehen werden koͤnne. Entfernte und nicht leuchtende Koͤrper, welche also schwach erscheinen, koͤnnen kaum gesehen werden, welche einen kleinern Winkel als sechszig Tobias MAYER vir Cl. Comm. Gott. T. IV. p. 134. , vierzig MUSSCHENBROECK, SMITH n. 97. MAYER ibid. zum kleinsten Maasse des deutlichen sicht- baren Objects. , dreißig Am Exempel der | Sterne MUSSCHENBROECK n. 1242. , zwanzig NOLLET lec. de phys. T. V. p. 126. , Secunden machen. Andere sagen, daß man den drei hunderten Theil ei- nes Zolles unterscheiden koͤnne, und davon entstehe ein Bild, welches nicht groͤsser sei als \frac{1}{1800} tel Zoll Am Gehirn Hamb. Magaz. T. XXI. p. 357. . Die naͤchsten Dinge koͤnnen, weil sie wirksamer sind, sonderlich wenn sie ausserdem noch leuchten, und in einer Distanz eines deutlichen Sehens liegen, unter dem Win- kel drei und ½ und zwei ⅓ tel IURIN n. 163. p. 149. Secunden gesehen werden: Und endlich unter einem Winkel der entweder nicht groͤsser oder nicht kleiner als eine Secunde ist, wo- P p p 3 ferne Das Sehen. XVI. Buch. ferne sie sowol leuchten, als paralele Strahlen durch ein langes Rohr schikken BUFFON l. c. p. 325. , es kann nemlich ein Seiden- faden, der \frac{1}{1948} tel Linie dikk ist, dennoch vierzig Zoll weit vom Auge gesehen werden, da er einen Winkel von drittehalb Secunden zieht. Es scheinen mir auch Dinge, die noch kleiner sind, deut- licher zu sein, denn wir sehen den Durchschnitt eines ver- goldeten Silberfadens deutlich, und wir unterscheiden das Gold vom Silber, wenn die Dikke des Goldes \frac{1}{11050100} Theil einer Linie ist, nemlich eine um vier und funfzig mal kuͤrzere Linie REAUMUR Hist. de l’Acad. 1713. p. 13. , als diejenige, von welcher Jurinus sagt. Wenn man nun nach den obigen Regeln die Groͤsse und Distanz des Objects in eine Formel bringt, so wird die Kleinigkeit des Bildes auf der Nezzhaut, um desto ansehnlicher werden, je kleiner der Winkel ist, unter wel- chen man annimmt daß dieser Koͤrper gesehen werde. P. de la Hire brachte aus einem sechsfuͤßigen Muͤhlenfluͤgel, welche man vier tausend Klaftern weit sahe, seine Groͤsse so heraus, daß sie gleich \frac{1}{8000} Zoll war Des accidens de la vue p. 566. , und andere haben dieses Maaß beibehalten SMITH n. 97. . Es fand der ber. Por- terfield das Bild kleiner, wenn er einen kleinern Win- kel machte, und es war gleich \frac{1}{7200} Zoll T. II. p. 63. , und end- lich \frac{1}{32400} eines Haars oder \frac{1}{3888000} Theil eines Zol- les gleich, wenn man zehen Kopfhaare fuͤr eine einzige Linie rechnet ibid. . Er fand diese Groͤsse, wenn dieser vorgespannte Winkel, ein Drittheil von einer Minute macht, und in keinen Thieren, wegen den kleinen Durch- messer des Auges gleich \frac{1}{1166400} eines Haares, und \frac{1}{1281968101010} Zoll. Wenn Jurinus aus der erblikkten Groͤsse eines Sil- berdrathes, der gegen \frac{1}{1948} eines Zolles dikker und zehn Fuß IV. Abschnitt. Das Sehen. Fuß weit unter einem Winkel von drittehalb Secunden gesehen wird, weitere Folgerungen zieht, so findet er, was den Menschen betrift \frac{1}{144000} Theil eines Zolles L. c. . Endlich folgt aus unserer Beobachtung eine Subtilitaͤt, welche alles vorige uͤbertrift. Beruͤhmte Maͤnner glauben PORTERFIELD l. c. p. 63. MONRO on nerves CLIFFORD of the exility \&c p. 20. , daß eben dieses auch die Kleinheit einer Faser in der Nezzhaut sei, weil es ih- nen bequem deucht, daß ein einziger und ganzer Ner- venfaden auch von einem einzigen Bilde eingenommen werde. Sie reden dahero von einem so unsichtbaren Fa- den, welcher blos durch den Verstand ausgemessen wer- den kann: Denn es sind die Faͤden der Nezzhaut groß, deutlich zu sehen, und doch nicht eben sehr viel kleiner als ein Kopf war, im Schleien sehr dikk, und im Haa- sen sehr zart. §. 7. Dieses Bild erscheint verkehrt. Da die, aus dem Ende eines sichtbaren Objects ge- zogene Linien convergiren, und sich in eine ganz kleine Li- nie vereinigen muͤssen pag. 467. , so kann man nicht vermeiden, daß nicht der mittlere Strahl, welcher die Sehachse ge- nennet wird, von dem rechten Ende gegen das linke En- de des Bildes, und derjenige, welcher von dem linken Ende dieses Objects koͤmmt, nach dem rechten laufen solte MUSSCHENBROECK t. 16. f. 9. STURM colleg. curios. pag. 13. \&c. . Daher mahlt sich auch in dem kuͤnstlich nachgemach- ten Auge An der Camera Obscur. CHEINER p. 135. Hamb. Magaz. T. XXIV. Am kuͤnstlichen Auge, STURM de presbyop. \& onyop. p. 22. CAMER. de visione p. 2. Unrecht laͤugnet es GOTTSCHED de visus modo fiend. , oder in dem Auge eines jeden Thieres STURM. ocul. Teoskop. p. 12. Am Ochsen, WOLF. Ver- suche T. III. p. 111. An der Kazze HOOKE ap. BIRCH. T. III. p. 500. Am Kalbe NOLLET leçons T. V. pag. 101. , P p p 4 wie Das Sehen. XVI. Buch. wie auch der Nachteule MALPIGH posth. pag. 151. Jch habe den Versuch gemacht, und es faͤllt freilich das Bild einer kleinen Flamme auf die linke Sei- te, wenn das Licht rechter Hand vor dem Auge steht. Doch habe ich niemals ein glaͤnzend Bild sehen koͤnnen. , das Bild auf der Nezzhaut verkehrt ab. Es ruͤhrt auch diese Umkehrung nicht von der Crystallinse her Besiehe PEIRESC. vit. n. 292. : Denn ob dieselbe gleich in der That wie leicht zu erweisen ist, verkehrt mahlt, nach Art der Vergroͤsserungsglaͤser Von der Linse, KEPLER. prop. 44. S’ GRAVEZANDE n. 3047. 2978. von Microscopio. S’ GRAVEZANDE n. 3184. \&c. , so aͤndert sich doch im Au- ge, wenn man die Linse heraus nimmt GAUTIER obss. T. IV. p. 160. , und den Glaß- koͤrper allein behaͤlt, nichts in der Laage der Gegenstaͤn- de, und es kehren sich die Objecte eben sowol um. Man hat vorlaͤngst schon die Frage aufgeworfen, wie die Seele in diesem Falle den in dem Werkzeuge des Koͤr- pers eingewurzelten Jrrthum verbessere. Einige wollen, daß der Betrug des Auges von dem Versuche des Fuͤh- lens verbessert werde HARTSOEKER dioptriq. p. 82. S’ GRAVEZANDE n. 3101. SMITH popul. tracat n. 136. le CAT p. 117. , und gemeiniglich lehrt man die- ses heut zu Tage so. Andere wollen lieber, daß man nach einem gegebenen Gesezze HOOKE l. c. p. 502. , Dinge recht sehe, weil die Seele die Objecte nicht auf der Nezzhaut PORTERFIELD T. II. pag. 298. 329. 330. Hamburg. Magaz. T. VIII. p. 426. , sondern in derjenigen Stelle und Laage sieht, von der die Strahlen herkommen SCHEINER. p. 215. ROU- HAULT T. I. pag. 32. REGIS L. VIII. c. 28. MOLINEUX ap. DER- HAM. phys. theol. p. 113. MA- RIOTTE P. I. Suppos. IV. CON- DILLAC. des animaux pag. 46. NOLLET lec. de phys. T. V. p. 104. seqq. . Jn diesem Verstande erklaͤret George Berkley die Sache, aus einerlei Gruͤnden: Es seie die sichtbare Erde, und die fuͤhlbare Erde zwei verschiedene Dinge: Man sehe die- se niedriger liegen, weil der Kopf eines aufrechtstehenden Menschens, von derselben aufs weitste entfernt sei Theory of vision p. 312. , es waͤren IV. Abschnitt. Das Sehen. waͤren ihr die Fuͤsse am naͤchsten, sowol an der wirklichen Erde, und wirklichen Menschen, als an der sichtbaren Erde und den sichtbaren Menschen, die sich im Auge ab- mahleten. Es erscheinen die obern Punkte eines Objects in der That auf dem untersten Theile des Auges, abge- mahlt, aber doch deutlich, wenn man das Auge in die Hoͤhe hebt, und die untern Punkte, wenn man herab sieht pag. 299. , da dieselben an dem obern Theile des Auges gemahlt sind. Wir nennen aber den Menschen aufrecht, dessen Kopf von der Erde den weitesten Abstand machet, und dessen Fuͤsse der Erde am naͤchsten sind. Diesen Saͤzzen zuwider, glaubt Nicolaus le Cat, es durch einen Versuch zeigen zu koͤnnen, daß die Seele al- lerdings Sachen verkehrt sieht. Denn wenn man mit einem einzigen Auge ohne alle Aufmerksamkeit und An- strengung einen nichten Punkt betrachtet, und den Fin- ger, welchen man an der rechten Seite des offenen Au- ges haͤlt, gegen die linke Hand bewegt, so scheine alsdann uͤberhaupt der Finger pag. 419. 420. , von der linken Seite gegen die rechte zu fahren, und so umgekehrt: und es zeige sich in einem andern Versuche eine kleine Nadel, welche man durch ein kleines Loch sehe p. 507. 508. Besiehe auch SCHEINER p. 146. 147. , wirklich verkehrt, uͤbri- gens sehe die Seele im Auge und nicht an der wahren Stelle, so wie sie es mit den Finger beruͤhrt pag. 429. . Es macht diese Sache Schwierigkeiten, weil wir in einigen Exempeln grade sehen, in andern verkehrt: Und weil wir durch eine leichte Verdrehung des Auges, Dinge convex sehen, welche an Siegeln hohl sind, und im Gegen- theil, wenn man grade siehet, so wie gemeiniglich das Vergroͤsserungsglaß, bauchige Dinge hohl erscheinen laͤst Phil. trans. n. 476. n. 50. , indem wir die Convexitaͤt von der Coneavitaͤt, blos durch die Laage des Schattens, auf der linken oder rech- P p p 5 ten Das Sehen. XVI. Buch. ten Seite des Objects unterscheiden. Jndessen scheint es doch ganz zuverlaͤßig zu sein, daß dieses nicht von der Gewohnheit herkomme, indem vor kurzen aus dem Ei gekrochene Huͤner, gradesweges zu der Speise hineilen, welche sie auf der wirklichen fuͤhlbaren Erde suchen, und nicht auf der sichtbaren Erde, die in der Luft sein wuͤrde. Doch es fliehet auch eine Gans grade auf die Dinge zu, die sie sucht, und es sehen blindgebohrne Menschen die Objecte nicht verkehrt Nach Anmerkung ILL. WERL- HOFII daß Kinder verkehrt sehen, doch ich weis nicht nach welchem Versuche, ILL. de BUFFON hist. natur. T. III. p. 317. , wenn man ihnen eben den Staar sticht. §. 8. Die Vorstellung ist einfach bei dem doppelten Gemaͤhlde. I. Wir sehen einen einzigen Punkt deutlich. Wir muͤssen die Erklaͤrung dieser Erscheinung in mehrere Fragen zergliedern. Erstlich ist es an sich gewiß, daß wir nur ein sehr ge- ringes Theilchen zu einerlei Zeit und deutlich sehen, so wie dasjenige groͤsser ist, als was wir undeutlich sehen. Es wird daher uͤberhaupt das Bild vieler Koͤrper zu ei- nerlei Zeit im Auge abgemahlt: Die Seele aber empfin- det nur einen einzigen Koͤrper deutlich CARTES de homine p. 80. Seb. le CLERC point de vue p. 62. Systeme de la vue art. 8. BOER- HAAVE I. R. M. n. 541. morb. ocul. p. 144. 153. PORTERFIELD Act. Edimb. I. c. III. p. 184. IV. p. 130 S’ GRAVEZANDE n. 3107. PARSONS physiogn. p. 23. Das wir keine Sache ganz sehen, lehrten die STOICI bei dem HELIODORUS optic. n. 11. . Die Sache ist bei den Lesen der Buͤcher augenscheinlich zu bemerken. Wir sehen zwar mit Verwirrung das ganze Buch, um aber deutlich die Fehler eines Buchstabens zu bemerken Le CLERC. point de vue pag 79. , so sehen wir nur einen einzigen Buchstaben: Und endlich an diesem Buchstaben nur einen einzigen Flekk: Es IV. Abschnitt. Das Sehen. Es folgt also derjenige uͤberhaupt, welcher liest, in der Stille mit seinem Auge der Reihe der Buchstaben nach, und spricht einen nach dem andern aus. Es ist zu ver- muthen, daß sich derjenige Punkt, welchen wir auf das allerdeutlichste sehen wollen, gegen das Ende der Seh- achse zu drehe, wo uͤberhaupt die staͤrksten und senkrechte Strahlen auf die Nezzhaut fallen SCHEINER p. 248. POR- TERFIELD T. I. p. 103. . Wenn wir uns ja uͤberreden, viele Dinge und dennoch deutlich zu sehen SCHEINER p. 244. S’ GRA- VEZANDE n. 3107. , so ist dieses ein Jrrthum, welcher aus der Dauer des Eindruks entstehet, den unser Auge empfunden hat. Es vergehet nemlich nicht ploͤzzlich, und ohne einen klei- nen Zwischenraum von Zeit, so wie sich der erblikkte Koͤr- per entfernt, auch zugleich das Bild desselben mit: son- dern es bleibt noch dasselbe zuruͤkke, und zwar um desto laͤnger, je lebhafter es war. Es ist nichts bekannter als ein Stab, an dessen Ende blos die gluͤhende Kohle leuch- tet PLEMP. IV probl. 20. MA- RIOTTE p. 524 PORTERFIELD Essays T. III. p. 186 \& in selbigen Diario. II. p. 70. 71. NEWTON p. 123. . Wenn man diesen Stab etwas schneller herum schwingt, so sieht man sein Bild nicht unter der Gestalt eines Stabes, sondern eines feurigen Kreises: welches ein offenbarer Beweiß ist, daß der Eindrukk des Stabes so lange fortgedauret habe, bis dessen Spizze nach Vol- lendung des Cirkels an eben dem Punkt wieder zuruͤkke gekommen, aus welchem man ihn das erstemal erblikkte. Auf eben diese Weise machen auch gefaͤrbte Radii, wenn sie wie ein Rad umgedrehet werden, einen weissen Schein aus Phil. trans. abrigd. by LOW- THORP T. I. p. 152. . Man hat diese Zeit wie lange das Bild dauern soll, auf eine Secunde geschaͤzzt NEWTON Quer. 16. MUS- SCHENBROEK p. 418. Besiehe LOCKE II. c. 14. . Auf solche Weise schwebt uns ein von der Sonne oder an einem uͤbermaͤßig hellen Koͤrper betrachteter leuchtende Flek- Das Sehen. XVI. Buch. Flekke, sehr lange vor den Augen MARIOTTE Mém. de l’Acad. 1699. p. 26. \& oper. pag. 318. PORTERFIELD I. pag. 343. ROBERG de cataract. p. 6. add. Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obs- 41. HAMBERGER p. 176. Son- derlich BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 151. 152. , und es werden die Farben allmaͤhlig dunkler, indem sie nach der Reihe der abnehmenden Staͤrke einer jeden Farbe, also auf ein- ander folgen, daß erstlich ein leichter Schein, hierauf ein gelber Flekken, alsdenn die gruͤnen, hiernaͤchst die blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge- riebenen Auge Psychologie p. 31. , oder an aufgehaͤngten Personen auf einander fogen VERULAM Hist. vit. et. ment. pag. 394. Erzaͤhlt es unge- schikkt. . Einige Menschen koͤnnen verschiedene Bilder PEIRESCUS vit. p. 296. le CLERC point de vue pag. 79. \& MICHAELIUS in paralipom. MA- RIOTTE pag. 314. Von Nieder- druͤkkung des Staares, blieben die Eindruͤkke viel zu dauerhaft, in dem Berichte des WARNERUS, Sie- he case 4. , wie auch die Scheiben der Fenster mit ihren Blei eine Zeitlang vor Augen schwebend erhalten, daß sie selbige so gar zu zaͤhlen vermoͤgen. Wenn wir daher unser Auge geschwind herum wen- den, so glauben wir viele Objecte zugleich deutlich gesehen zu haben: Denn es ist noch nicht das Bild der ersteren Dinge, aus der Gegenwart unserer Seele verdraͤngt wor- den, wenn sich schon das lezzte einstellt BOERHAAVE l. c. SCHEI- NER p. 244. . §. 9. II. Wir sehen auch mit einem einzigen Auge. So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut- lich sehen, so bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir deutlich sehen wollen, nur eines einzigen Auges GASSENDI vit. PEIRESC. p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV. n. 65. le CLERC systeme de la vi- sion, der den HUETIUM als Au- tor anfuͤhrt, du HAMEL Corp. anim. L. II. c. 6. Gemeiniglich le CAT p. 421. 422. . Es ist IV. Abschnitt. Das Sehen. ist dieses ein Versuch der Mahler, welche durch Erfah- rung gelernet haben, daß sie das Sehen nicht vollkom- men nachahmen, noch auf ihrer gemahlten Tafel in den Auge eben dieselbe Empfindung hervor bringen, welche durch die Koͤrper selbst hervorgebracht wuͤrden, woferne sie die Schatten, die helle Stellen, und die Anblikke von der Seite nicht auf eben solche Weise vertheilten, wie sie sich vertheilen, wenn wir sie mit einem einzigen Auge an- sehen Le CLERC in beiden Buͤchern. . Es pflegt dieses Auge, wie ich davor halte, wegen Bequemlichkeit der rechten Hand, auch das rechte Auge zu sehen Auch le CLERC art. 5. Jst auch am Pferde schwaͤcher, LOWER Phil trans. n 32. vom Menschen, CRAMER memor. L. XIV. n. 27. das linke ist besser. I. A. BOREL- LUS in diario TINASSI 1669. p. 11. Iourn. des sav. 1672 m. Nov. das Auge aͤndert sich, womit wir sehen le CAT p. 422. Jch gebrau- che bestaͤndig mein rechtes. , welches deswegen auch in mir, und wie ich vermuthe in andern Menschen von dem vielen Gebrauche stumpf ist. Man hat auch Versuche vorgetragen, wor- aus erhellet, daß man mit einem Auge viel deutlicher se- hen koͤnne, als mit zweien Art. 1. 2. point de vue pag. 48. : Und dergleichen Versuche haben vorlaͤngst Jaͤger und andere Leute gemacht, welche den Sehpunkt auf das genaueste wissen wollen. Jndem diese nemlich blind sind, so bedienen sie sich nur eines Auges. Man behauptet auch, daß die Augen niemals gegen einander convergiren Du HAMEL corp. anim. L. II. c. 6. Ferner GASSENDUS \& TACQUETUS. , und man will, daß die Sehachsen paralel fortlaufen, und sich zu gleicher Zeit bei- de Augen, entweder auf die rechte oder linke Seite dre- hen. Es wuste jemand nicht, daß er den Staar hatte, bis er zu weilen das gesunde Auge zu machte, und sich ploͤzlich in der Finsterniß befand BOYLE post. caus. final. obss 7. . Es sahe jemand nur mit einem Auge, und diesen fuͤhrt le Clerc an Point de vue p. 54. : so sehen mit einem, und bessern Auge diejenigen deren Au- gen ungleich gut sind BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 239. , und die Einaͤugigen Le CAT p. 436. . Jch habe Das Sehen. XVI. Buch. habe auch die Probe gemacht, und bin dadurch uͤberzeu- get worden, daß ich mich nur eines Auges bediene, ob ich sie gleich beide offen habe. Jch halte mir eine Nadel vor das rechte Auge, ich schliesse dieses zu, und ich sehe diese Nadel mit dem linken Auge. Ploͤzzlich mache ich das linke Auge zu, und oͤfne das rechte, so verrichtet die Nadel einen deutlichen Sprung auf die linke Hand. Jch oͤfne hierauf beide Augen wieder, so aͤndert sich die Laage der Nadel nicht im geringsten, und diese Laage muͤste doch, in den Raum mitten zwischen den Augen uͤberge- gangen sein, wofern ich mich der beiden convergirenden Achsen der Augen zum Sehen bediente. Darum aber sehen wir doch niemals Bisweilen sehen wir mit bei- den Augen. Idem. p. 423. mit beiden Augen, denn wir sehen mit dem linken Auge dasjenige IURIN p. 41. Mit beiden Augen sahe jemand doppelt, und mit einem einzigen sahe er recht. Fichet. de FLECHY obs. p. 129. , was das rechte Auge nicht sehen kann, und folglich nehmen wir mit beiden Augen, wie man sagt, ein groͤsse- res Feld ein, wir entdekken an einerlei Object mehrere Theile und mehrere Objecte, wir urtheilen von der Di- stanz besser Le CAT pag. 474. DES MOURS Mém. d’ Edimb. I. p. 365. LEVERT art. de l’accouch. p. 277. , und sehen endlich zwar nicht doppelt so hell IURIN, PORTERFIELD T. I. p. 71. 101. BUFFON Mém. de 1743. pag. 240. Add. CHERU- BIN visparfaite Paris 1677. , aber doch etwas heller PORTERFIELD I. pag. 73. Add. LEVRET. art. d’ accouch. l. c. . Daher sagen einige beruͤhmte Maͤnner unserer Zeit, daß sie sich beider Au- gen zum Sehen bedienen Add. WEDEL de visione mit gedoppelten Augen. NOLLET lecons de phys. T. V. pag. 497. le CAT p. 425. . Was mich betrift so bediene ich mich offenbar eines einzigen Auges zum Lesen, Schreiben, oder zu den Ver- groͤsserungsglaͤsern, und ich koͤnnte mich nicht des linken bedienen, indem dasselbe von der alten Ruhe so weichlich geworden, daß es von der geringsten Arbeit angegriffen wird. IV. Abschnitt. Das Sehen. wird. Nothwendig muͤssen die Voͤgel PORTERFIELD T. II. pag. 275. of Edimb. T. IV. pag. 291. LEVRET p. 274. nur mit einem Auge sehen, indem ihre Augen so seitwaͤrts liegen, daß sich ihre Achsen nicht vereinigen koͤnnen, und eben diese Beschaffenheit hat es auch mit vielen Fischen Am Fische Flinder HANOV. Seltenh. T. III. p. 142. An der Zygaena und andern. C. Aug. a BFRGEN. . Es haben auch Menschen sehen koͤnnen, da doch keine Ver- muthung gewesen, daß in ihnen auf irgend eine Weise beide Augen zugleich Empfindungen haben koͤnnen. Von dergleichen Art waren diejenigen Menschen, die durch verschiedene Zufaͤlle, kein ander Gesicht als durch die Na- se gehabt PLEMP. probs 64. CRATO Epist. T. VI. n. 34. HAMBERGER vitia ocat. pag. 210. THUMMIG Eilaeuter. T. II. , dergleichen derjenige war, welcher blos durch die linke Nase sehen konnte, weil seine Augenlieder verkehrt waren SMETIUS Miscell. L. V. Epist. 13. L. X. p. 531. . Ein anderer sahe mit aufrechten haͤngendem Auge H. de HEERS obs. p. 49. und sonst de la VAUGUYON oper. p. 838. , und ein anderer, dessen Stern so einwerts gezogen war, daß dieser Stern fast den inwen- digen Augenwinkel beruͤhrte BOYLE post. caus. obs. 7. . Es sind auch die Exem- pel nicht selten, daß ein Geschwulst, das eine Auge aus der Augenhoͤhle heraus treibet, und dennoch sehen diese Leute nicht gedoppelt PAW. obs. 23. . Alle diese wuͤrden gewiß doppelt gesehen haben muͤssen, wofern nicht ein Auge al- lein sieht. §. 10. III. Es lassen sich die aͤhnlichen Eindruͤkke nicht von einander unterscheiden. Ob wir gleich mit beiden Augen nicht deutlich se- hen, so sehen wir doch mit beiden, und es mahlen sich also zwei Bilder des gesehenen Koͤrpers ab. Man hat die Frage aufgeworfen, warum daraus in der Seele nur eine Das Sehen. XVI. Buch. eine einzige Empfindung und eine einfache Vorstellung dieses Koͤrpers entstehe. Die Alten bedienten sich GALENUS de us. part. L. X. c. 14. Zu unsrer Zeit TAY- LOR mecan p. 106. 107. Wieder- legts PORTERFIELD I. p. 195. um diese Erscheinung zu erklaͤren der beiden Sehnerven. Andere meinen, daß ein einziges entstehe, weil wir uͤberhaupt nur mit einem Auge sehen Le CLERC systeme art. 2. point de vue p. 42. , und alles dop- pelt sehen wuͤrden, wofern wir beide Augen brauchten. Andere sagen, weil die Seele das Object sehe, in dem Zwischendurchschnitte der Achse MUSSCHENBROECK, PORTERFIELD Essays of. Edimb. T. III. p. 233. on the Eye I. p. 195. beider Augen. Andere, weil die Fasern der Nezzhaut auf verschiede- ne Weise gespannt, und die aͤussersten Fasern des rechten Auges mit der aͤussersten des linken, so wie die innersten mit den innersten, und die uͤbrigen mit ihren gleicharti- gen gespannt sind. Wenn daher an dem rechten und linken Auge, harmonische Seiten BRIGGS nouv. vision theor. RIGIS, ROUHAULT. von den Strahlen des sichtbaren Objects getroffen werden, so entstehet nur eine einzige Empfindung: Hingegen werden alle Dinge doppelt, wenn am rechten Auge andere, und am linken wieder andere Fasern getroffen werden. Die Neuern wißen dieses so zu deuten, daß sie die Fasern weglassen, und correspondirende Punkte an der Nezzhaut annehmen La HIRF accidens de la vue p. 623. SMITH n. 137. BUFFON T. III. p. 310. KLAUHOLD vis. dupl. S’ GRAVEZANDE n. 3105. HARTLEY p. 265. PORTERFIELD II. p. 309. Durch einen Versuch le CAT p. 427 , welche in beiden Augen von gefaͤrbten Strahlen ge- troffen werden, und sie glauben, daß sie Dinge doppelt sehen, wenn sich das Bild nicht in gleichartigen Punkte beider Augen abmahlet De la HIRE p. 540. \&c. . Andere laͤugnen uͤberhaupt, daß man im Auge das Sehen verrichten koͤnne, oder ausser den Augen, sondern es IV. Abschnitt. Das Sehen. es soll dasselbe vielmehr inwendig in der Wohnung der Seele geschehen CONDILLAC tr. des anim. p. 46. der deswegen schrieb, daß uns Dinge nicht verkehrt erscheinen. , welche nicht gedoppelt sei. Andere sagen, man koͤnne uͤberhaupt sehr aͤhnliche Empfindungen nicht von einander unterscheiden, und es wuͤrden beide Augen auf gleiche Art geruͤhret PLEMP L. IV. probl. 14. KEPLER prop. 62. S’ GRAVE- ZANDE n. 3104. le CAT p. 435. . Andere wollen endlich, daß wir Dinge gedoppelt se- hen, daß wir aber durch Erfahrungen, den Fehler des Auges verbessern Mém. de l’ Acad. 1743 p. 245. BUFFON T. III. pag. 309. CONDILLAC des senat. II. p. 47. . Es geschehe auch blos aus Gewohnheit HARTLEY p. 221. , daß wir die Sehachse auf einen einzi- gen Punkt richten lernen. Hiezu sezze man noch, daß manche einige von diesen Bedingungen mit einander verbunden haben. Wenn ich fuͤr meine Person die Krankheiten erwehne, so finde ich, daß auch ein einziges Auge, ein doppeltes und vielfaches Sehen haben koͤnne. Jch sehe einen vor- nehmen Mann vor mir, an dessen Hornhaut, wegen des ausgezogenen Staares So auch la HIRE p. 550. , die Narbe glaͤnzend ist. Die- ser siehet die Fakkeln doppelt, so wie man sie durch ein vielseitiges Glaß sieht Vielleicht koͤmmt ein gedop- pelt Sehen, wenn ein Stuͤkk Glas im Auge bleibt, FALLOPII vuln. p. 264. . Und wenn sie noch weiter entfernt, so erscheinen sie ihm gar vierfach, welches aber nicht mit den uͤbrigen Objecten eben so zugehet. Eben so geschieht es auch, wenn man durch zwei oder drei sehr nahe Loͤcher ein Object besieht, welches in dem deutlichen Sehungspunkt sich befindet, so erscheinet dasselbe einfach La HIRE pag. 623. Add. SCHEINER p. 165. , vielfach aber, wenn es sich ausserhalb diesem Punkte befindet Ein Kurzsichtiger Danzig. Gesellsch. Versuche T. II. n. 6. . Denn es fallen nunmehr die Bilder auf die H. Phisiol. 5. B. Q q q Das Sehen. XVI. Buch. die verschiedenen Punkte der beiden Nezzhaͤute. Man hat auch noch andere Exempel von einem doppelten Sehen, wovon die Ursache in einem widernatuͤrlichen Stern REGHELLINI p. XXXIII. XLI. , in schwankenden Sternen Vielfach Sehen SOMIS rag- gionam. p. 52. , und in einer aus ihrem Lager verruͤkkten Crystallinse S’ GRAVEZANDE n. 3105. , die an der Traubenhaut angewachsen WARNER. cas. 4. gestekkt haben muß: End- lich ist auch dieser Fehler von dem heftig leuchtenden Bil- de des Mondes entstanden, und dieser scheint die Nezz- haut des einen Auges so stark getroffen zu haben, daß es viel zaͤrter und schwaͤcher als das andere geworden, und eine andere Empfindung angenommen HEERS observ. p. 45. seqq. . Es ist ferner ein anderer Fehler, wenn bei einem ein- zigen Auge das Object einfach, und bei zweien doppelt er- scheinet Act. Lit. Suec. 1721 p. 230. KLAUHOLD vis. dupl. pag. 33. MARC. DONAT. L. II. c. 8. BRIGGS theor. vis. p. 308. VA- TER vis. duplic. . Es geschiehet, so oft die Augen, es geschehe aus welcher Ursache es wolle, sich nicht so wenden, oder convergiren koͤnnen, daß die Sehachsen zusammenfallen, und folglich die Bilder auf aͤhnliche Punkte der Nezzhaͤu- te beider Augen fallen, und dennoch der Mensch mit beiden Augen sehen will Wenn zwei Augen auf ein einziges Object gekehrt werden, so erscheinet das andre doppelt Le CAT p. 427. BUFFON T. III. p. 309. 310. Conf. PORTERFIELD I. pag. 197. 408. Ein mit Willen Schielender konnte Dinge doppelt sehen, le CAT p. 439. FERREIN 12 quæst wegen der verschiedenen Richtung beider Crystallinsen. . Es geschiehet dieses durch eine willkuͤhr- liche Verdrehung, und es kann dieses ein jeder an sich erfah- ren: Oder wenn man es mit den Finger macht KLAUHOLD, STURM de sens. unius gemin. PORTERFIELD l. p 1 4. , oder durch Krankheiten Vom Krampfe. KLAUHOLD p 33. CHESELDEN p. 296. AL- BERTI med. leg. L. III. c. 10. BOYLE post caus. final. STURM de sens. unius gemin. , wenn die Pupille verdrehet worden Vom Blizze VATER. , oder wenn die eine Pupille hinauf, die andere hin- gegen herabgebogen ist KLAUHOLD obs. 20. add. BIERLING adn. MEARA p. 169. : Oder von einer Exostosis PETIT mal des os II. p. 392 , oder IV. Abschnitt. Das Sehen. oder von Schlagadern, welche auf die Sehnerven klopfen VATER. , wohin vielleicht, aber auch zu der weniger vesten Umbeu- gung der Muskeln in einem einzigen Punkt, die doppelten Bilder der trunkenen und furchtsamen Leuten, indem die- jenigen, welche die Daͤcher hoher Thuͤrmer ausbessern, gemeiniglich sogleich schwindlich herunterfallen, wenn sie Dinge doppelt zu sehen anfangen. Eben so ist auch das doppelte Sehen beschaffen, woran der Fehler eines Mus- kels schuld ist, der seine Bewegung verlohren hat De la HIRE p. 614. POR- TERFIELD T. II. pag. 313 MEA- RA l. c. . Es beziehet sich alles dieses darauf, daß wir ein ein- ziges Object sehen, so oft die Empfindungen einander aͤhnlich sind, doppelt aber, wenn dieselbe unaͤhnlich sind, und dieses geschiehet ebenfalls, es moͤgen unaͤhnliche Em- pfindungen in einem Auge entstehen oder in zweien. Es entstehet aber eine andere Empfindung, wenn entweder in einerlei Auge die Bilder auf zwei verschiedene Punkte der Nezzhaut auffallen, oder wenn in beiden Augen die Sehwinkel einander ungleich sind, und folglich unter Bildern ein Unterschied ist PLEMP. L. IV. propos. 16. . Es erhellet auch, daß das Auge nicht eine andere besondere Natur habe, da wir auch mit zwei Naseloͤchern einen einzigen Geruch, und mit zwei Ohren einen Schall vernehmen. Es thut hier die Vereinigung der Nerven nichts, da dergleichen in Gehoͤrnerven nicht statt findet L. XV. p. 299. 300. , noch dieses bei den Augen der Raupen vid. p. 351. , oder anderer Jnsek- ten vorkoͤmmt: Noch hierdurch nach Gewohnheit gehandelt wird, indem die neulich ausgekrochene Biene mit ihren tausend Augen eben so genau nach dem verlangten Bie- nenkorbe flieht, als sie nach langer Erfahrung fliegen wuͤrde. Und es haben auch diejenigen nicht doppelt gese- hen, die mit einem Staare gebohren waren, und ihr Gesichte ploͤzzlich wieder bekommen. Wenn einige schie- Q q q 2 lende Das Sehen. XVI. Buch. lende nach einen doppelten Gesichte ein einfaches erlangt hatten BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 245. , so ist es glaublich, daß sie wegen eines feh- lerhaften Muskels, Dinge doppelt gesehen, und diesen Fehler durch eine gegenseitige Bemuͤhung, so wie sie sich gemeiniglich selbst verbessern koͤnnen. Das einfache Sehen der Jnsekten laͤst sich schwer er- klaͤren: Denn da sowol die gegitterten Augen CATALAN Iourn. des sav. 1680. p. 24. SWAMMERDAM p. 501. ROESEL Insect. Belustig. p. 49. von Fliegen und Schnaken. , als die glatten wirkliche Augen sind CATALAN Iourn. des Savans 1680. n. 24. : Da ein einziges Au- ge sehr zahlreiche Hornhaͤute hat An der Fliege 3000. HO- DIERNA, \& 14000. HOOKE mi- crograph. obs. 39. GRIENDEL f. 8. IOBLOT an musca notonecta 32000. p. Jn Cancro. 1260. PU- GET p 109. Jn astaco 2500. im Quadratzolle BASTER uyt spann. T. II. p. 7. Am Papilion 34650. PUGET p. 118. t. I. f. 3. 22000. und daruͤber. LYONNET chenille p. 566. , darunter eine jede die Faͤhigkeit besizzet, ein Bild aufzufangen PUGET Letre au P. LAMI Iourn. des sav. 1704 n. 5. HOO- KE obs. 39 : und da diese Hornhaͤute nach Art einer Halbkugel gegen alle Thei- le gelagert sind, so kann es unmoͤglich geschehen PUGET L. II. p. 62. , daß die Sehachsen zusammentreffen sollten, und es koͤnnen die Ruͤhrungen, die der gesehene Koͤrper verursachet, nicht in einem und eben demselben Nerven vereinigt werden. Und da ferner in der Weidenraupe LYONNET chenille p. 561. , und der Wasser- schnekke Bibl. p. 165. , der Sehnerve offenbar nach Art eines zwei- ten Nervens, sechs Aeste zu sechs Augen sendet, und aus- serdem noch Zweige zu den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers abgiebt, so wird man das obige wahr befinden. Es haben beruͤhmte Maͤnner sich gewaget, diesen Kno- ten damit aufzuloͤsen, daß die Fliege bei ihren unzaͤhligen Augen dennoch nur mit wenigen sehe, und daß sie das eine grade gegen die Sache hin richte, und mit den zwei oder drei naͤchsten dahin schiele PUGET L. II. p. 88. HOO- KE p. 179. . Sie glauben auch, daß IV. Abschnitt. Das Sehen. daß diese Menge Augen die vollkommene Unbeweglichkeit der Augen und des Kopfes selbst ersezzen HOOKE pag. 179 POWER p. 78 79. DERHAM physico theol. p. 459. . §. 11. Wie das Bild auf das deutlichste waͤre. I. Die durchsichtige Feuchtigkeit. Auf der Nezzhaut mahlet sich niemals ein Bild ab PORTERFIELD I. p. 374. 388 , welches nicht ohne alle Verwirrung sein sollte. Es bricht nemlich eine jede sphaͤrische Linse die Strahlen un- gleich, weil die Seitenstrahlen mit einer gar zu grossen Kraft, auf eben den Punkt getrieben werden muͤssen, auf welchen die mittlern Strahlen zusammen kommen, welche sonst von dem Perpendikul wenig abweichen. Es bricht sich ferner nach einem andern Gesezze, der rothe Strahl nach einen andern der violetne, und es waͤre also die Kraft der Linse, die einen violetnen Strahl zu den bestimm- ten Punkte der Achse biegt, nicht hinlaͤnglich den rothen Strahl auf eben diesen Punkt hinzubiegen. Jndessen kommen doch hier, und im Auge sowol, als ausser dem Auge, Bedingungen vor, welche machen, daß sich ein deutliches oder verworrenes Bild auf der Nezz- haut abmahle. Hiezu gehoͤren nun vollkommene, und vollkommen reine und hoͤchst durchsichtige Feuchtigkeiten, und wenn diese nur ein wenig truͤbe sind, so verursachen sie ein bloͤ- des Gesichte: Jch zaͤhle aber zu diesen Feuchtigkeiten die Hornhaut mit. Nun finden sich dergleichen Feuchtigkei- ten, in einem erwachsenen Menschen niemals, da die Cry- stallinse von selbst gelbe wird, und endlich in alten Per- sonen ziemlich gelbe ist p. 397. . Wir sehen aber darum Din- Q q q 3 ge Das Sehen. XVI. Buch. ge nicht gelbe, wie auch gelbsuͤchtige Personen Sehen gelb CASSIUS n. 79. SUIDUS III. p. 690 und von sich selbst PHARTON Arzt aus der Kaiserl- Akademie FEHR de absinth. p. 130. HOFMANN med. syst. T. IV. P. IV. p. 353. Von gelber Linse NOLLET Leçons de phys. T. V. p. 505. \& PORTERFIELD I. pag. 354. laͤugnet es, aus eigner Erfah- rung FEHR l. c. Es leugnete COL- LADO advers. p. 313 \&. ENTIUS oper. p. 605 \&c. und SAUVAGES de suffus. p. 21. daß es selten sei MAUCHARTUS. Weder ich habe davon Exempel gesehen, noch ILL WERLHOFIUS, noch auch MOR- GAG. sed et caus. morb. T. II. p. 75. ob er gleich aus andern Au- toren Exempel anfuͤhrt. Durch Ge- wohnheit, sagen sie verliert die See- le, die Empfindung einer nicht na- tuͤrlichen Farbe. la HIRE l. c. p. 539 SAUVAHES l. c. doch man braucht nicht das Argument von der Empfindung der gruͤnen Farbe herzunehmen, so man durch ein gruͤn Glaß sieht, und allmaͤlig matt wird. Denn die gelbe Sucht faͤrbt blos einige Gefaͤsse der adnata. die ganz zart vor der Hornhaut herum krichen, und es ist also die- se gelbe Farbe sehr verduͤnnet. , die Objecte nicht gelb sehen: Woferne jemals die Hornhaut an gelbsuͤchtigen wirklich gelbe gewesen ist. Sie ist an vielen Fischen gelblich, und gemeiniglich an neugebohrnen Thieren roͤthlich. Jndessen laͤst sich doch zweifeln, daß sie alles durch eine gelbe Linse, blas und die Farben un- rein sehen sollten, so wie alte Personen S YVES p. 267. allezeit die Farben der Dinge schwaͤcher, und alle Dinge uͤberhaupt verworrener finden. §. 12. II. Es ist das Auge von allen Seiten ausser in der Achse dunkel. Es gehoͤret ferner eine vollkommene Camera obscura dazu, wenn keine andere Strahlen ausgenommen auf den Boden der Nezzhaut auswendig bei dem Eintritte des Sehnervens fallen sollen. Wenigstens hat die Natur im Menschen, in den Voͤgeln Du HAMEL l. c. L. II. c. 5. , Fischen, im Schwein und Haasen unter den vierfuͤßigen Thieren, alle Grenzen der Seitencrystallinse mit grossem Fleisse, mit einer schwarzen Farbe ausgefuͤlt, und die ganze inwendige Flaͤche der ruy- sischen Haut betuscht De FIEU physiol. p. 751. , damit nicht einige Strahlen die IV. Abschnitt. Das Sehen. die von dieser Haut zuruͤkkprallen, die rechtmaͤßigen aus- genommen, ins Auge fallen moͤchten. Vielleicht sind sie darum auch klebrig, damit die schwar- zen Theilchen vom Blute geschieden wuͤrden PORTERFIELD T. I. p. 206. II. 211. \& de marsupio avium nigro II. 273. , und sich im Auge reinere Feuchtigkeiten blikken lassen. Jn andern vierfuͤßigen Thieren, welche des Nachts auf Raub ausgehen An der Kazze, Eule. , oder weiden Wiederkaͤuende Thiere, son- derlich Schafe u Pferde, schlafen, sich selbst uͤberlassen, wenig, und weiden bei Nachtzeit. , ist die Ader- haut in der That glaͤnzend oder leuchtend p. 365. 366. DERHAM l. c. p. 102. PECOUET beim MARIOTTE p. 499. , daß aus dem Auge der Kazzen sogar der Glanz hervorzudringen scheint, welches auch vom Wolfe VALISNER opusc. scientif II. p. 18. Oper suor III. pag. 216. 217. Sieht bei Nacht scharf, AE- LIAN anim. L. X. c. 27. Die Wolfsangen sollen Entsezzen ma- chen. Daß man bei dem Schein der Augen des Wolfes lesen koͤnne. VALISNERIUS. und in einigen Jn- sekten LYONNET insector. theol. T. II. p. 27. Jhr Glanz hat eine andre Ursache. anzutreffen ist. Jn diesen Thieren koͤnnen sich die Bilder auf der Nezzhaut nicht voͤllig rein abmahlen PORTERFIELD I. p. 152. , weil die Strahlen, welche auf den leuchtenden Theil der Tapete auffallen, vermoͤge der Refraktion auf einen fremden Theil der Nezzhaut geworfen waͤren. Der Glanz von dem einigen Menschen geglaubet, daß er aus ihren Augen TACK beim TEICHMEYER anthrop. p. 254. a CASTRO ign. lamb. p. 11 PLEMPL. IV. prop. 58. nach Art dieser Thiere geflossen, und welchem sich nach dem Gedanken des Augustus, das Auge des Zuschauers unterwerfen muß, ruͤhret einzig und allein von dem sehr reinen und gespannten Bilde her, welches von der Hornhaut abpralt. Es zeigt sich nemlich im Men- schen keine Tapete, und er hat im Auge nichts farbiges| MONRO compar. anat. pag. 8. : er siehet auch weniger, als andere Thiere bei Nacht, und es leitet das Pferd den Reuter besser, als der Reuter das Pferd. Es muste aber der Mensch auch die kleinsten Q q q 4 Din- Das Sehen. XVI. Buch. Dinge genau sehen, und er hat die Vernunft und das Feuer in seiner Gewalt, um sich des Nachts Licht zu verschaffen. Doch wir nikken auch mit den Augenliedern, und ver- aͤndern den Stern IURIN p. 145. , um die unnuͤzzen Strahlen aus- zuschiessen, und man hat die Beobachtung gemacht, daß die tief liegenden Augen, welche hohl sind, und sehr im Schatten liegen, die besten sind PORTERFIELD I. p. 181. , so daß es auch einige gegeben hat, welche bei Tage die Sterne sehen koͤnnen, und zwar blos durch Huͤlfe dieses Vortheils Idem I. p. 182. . §. 13. Es ist die Nezzhaut weder zu sehr noch zu wenig empfindlich. Es muß ausserdem die Empfindlichkeit der Nezzhaut ihre bestimmte Grenze haben: Diese muß nicht zu reiz- zend noch zu calloͤse sein, und sie muß sich zu jedem Thiere, besonders zu dessen Lebensart proportioniren. Es ist nicht moͤglich, daß einerlei Auge sowol zu grossen, als zu ganz kleinen, oder allein zu den violetnen Strahlen, und zu den rothen gleich geschikkt sein sollte HALES Wisdom of COD in the formation of man. . Wenn die Nezzhaut gar zu wenig Empfindlichkeit hat, als in alten Personen und in Thieren Stumpfer sehen die, deren Angen hart sind. RONDELET pag. 48. , alsdenn ist das Sehen nur bei grossem Lichte verwirrt und schwach. Dieses Uebel koͤmmt nicht selten vor, und alsdenn koͤnnen Menschen nur, beim Sonnenglanze sehen, indessen daß sie bei der Daͤmmerung selbst, und beim brennendem Lichte voͤllig blind sind Phil. trans. p. 159. Obs. of a societ. at London T. I. n. 13. Mercure de France 1756. Fevr. VANDERMONDE Iourn. de Med. 1756. Mars HOECHSTETTER cas. 7. dec. 9. Bresl. Sammlung 1720. Sept. 1725 Mart. Eph. Natur. Cur. Vol. VII. obs 28. An der ganzen Familie SPORI Hin descr. pag. 9. BLANCARD Cent I. n. 10. . Man sagt, daß dieses Uebel in Chi- na IV. Abschnitt. Das Sehen. na Recueil d’observ. cur p. 358. , ferner auf Barbades HILLARY natur. hist. of Barbad. p. 299. bei den Maldivern PIRARD Voyages p. 132. , und auf den Molukkischen Jnsuln SAAR Ostind. Reise p. 39. Alle beide WURFBAIN p. 42. 43. , bei Mosambik Hist. de l’Ethiop. occid 1684. in Brasielien RICHSCHOFER Brasil. Reise. , und auch in Pohlen Von Sommerhizze Primit. Polon. I. p. 236. haͤufig vor- kommen soll. Dieses wiederfaͤhret auch den Alten KRAMER morb. milit. I. p. 92 SAUVAGES amblyop. p. 41. , und es ist ein Zufall bei einigen Krankheiten DEFIEU physiol. p. 790. , man heilet daher die Uebel durch Reizungen, und Blasen zie- hende Mittel SAUVAGES l. c. , so daß man uͤberhaupt durch diese Huͤlfe STORK ann. I. pag. 57. durch Haarseile WEPFER cicut. pag. 127. , den in Nerven stekkenden schwarzzen Staar cu- riert, und dieses versucht auch Taylor mit einem gereizz- ten Auge zu thun. Von dieser Art muͤssen auch die Augen der Brachmanen sein PLINIUS bardiuni L. VII. pag. 372. , welche den ganzen Tag uͤber in die volle Sonne unbeweglich sehen. Es scheint die gemeine Ursache diese zu sein, daß Au- gen, welche von der strahlenden Sonne bestaͤndig beschie- nen werden, ein geringeres Licht nicht achten HILLARY l. c. p. 301. , und eben dieses ist auch die Ursache, warum ein jeder, der aus einem hellen Orte in einen weniger erleuchteten koͤmmt MUSSCHENBROECK n. 1244. Giorn. de letter. supplem. I. p. 134. PORTERFIELD II. p. 190. , nicht gut sehen kann. Jemand der den Mond beschauet, die- sem koͤmmt das weisse Pappier dunkel vor La HIRE p. 541. . Sieht man in die Sonne, so folgt darauf ein stumpfes Gesicht SALMUTH L. III. n. 83. SOMIS raggion p. 42. , Wolken MAITREIEAN p. 275. und schwarze Punkte Mém. 1743. p. 156. BIRCH T. IV. p. 242. . Jn Egyten giebt es viel Blinde PERRY. . Von dem Glanze des Schnees haben viele Sol- daten ihr Gesicht verlohren XENOPHON anabast. L. IV. HANAWAY it. persic. T. I. p. 165. Von den Koͤniglichen Laͤn- fern BOYLE de color. p. 100. 101. . Eine Nacht in der es Q q q 5 sehr Das Sehen. XVI. Buch. sehr blizzte, brachte eine fast epidemische Augenentzuͤndung hervor Tausend in einer Nacht. WOLF obs. p. 53. . Es ist auch das Nachtlicht viel schwaͤcher THOMIN pag. 41. 42. Glaͤser von 18 Zoll Brennpunkt, geben bei Nacht nicht mehr Klar- heit, als Glaͤser von 20 poll. bei Tage. . Es konnte zwar Johann Swammerdam In vita a BOERHAAVIO Scripta. , weil er mit Vergroͤsserungsglaͤsern viel zu thun gehabt, in der Mittagssonne sehen, nachher aber fand er in der Hel- ligkeit des Tages nicht Licht genug zum Sehen. Warum aber moͤgen die Huͤner des Nachts besser sehen koͤnnen als am Tage SAUVAGES ibid. ? Eine andere Ursache kommt auf einen engen Stern an, der wenig Licht durchlaͤst La HIRE p. 587. WHYTT p. 144. GORTER chir. 1080. , und wenig beweglich ist WHYTT l. c. Iourn. de Médec. 1756. m. Mars. . Diese Ungeschikklichkeit bei wenigem Lichte zu sehen, ( nyctalopia ) erwehnen Antonius Maitreiean P. II. c. 3. , und Jacob Goillemeau Morb. ocul. c. 10. , und unter den alten Oriba- sius Synops. L. VIII. c. 46. , und Alexander Trallianus L. II. c. 6. . Es nennen nemlich andere dieses Uebel De amblyopia p. 12. Kazzenaugen ( hemeralopia ) BOERHAAVE morb. ocul. p. 125. , und vormals haben sich Hippokrates WEDEL nyctalop. p. 5. , Prißia- nus n. 19. , Janus von Damaskus L. IV. c. 10. und Gallenus In Introductione. Nyctalops est, qui noctu videt. method. me. dend. c. III. der bei Nacht nicht sehen kann, heist nyctalops Conf. CAGNATUM obs. L. II. c. 9. dieses Wortes in ihren verschiedenen Werken auch ver- schiedentlich bedient In Introductione. Nyctalops est, qui noctu videt. method. me. dend. c. III. der bei Nacht nicht sehen kann, heist nyctalops Conf. CAGNATUM obs. L. II. c. 9. . Eine dieser ganz entgegen gesezzte Krankheit, verur- sacht eine gleichsam zukkende, oder uͤbermaͤßig empfindliche Nezzhaut BOERHAAVF morb. ocul. p 125. PORTERFIELD II. p. 198. SAUVAGES, MAITREIEAN l. c. , und dieses nennet man Kazzenaugen, wenn wir nemlich bei Tage nicht gar zu wohl, besser aber bei Nacht IV. Abschnitt. Das Sehen. Nachte sehen ( hemeralopia ). Es ist diese Krankheit ei- nigen Thieren angebohren, die bei Nacht jagen, und an denen die Nezzhaut ohne Zweifel empfindlich, sehr weit, und die Hornhaut erhaben HOOKE posthum. An der Eule. , der Stern groß Kazze la HIRE bei dem du HAMEL p. 323. accidens de la vue p. 612. PORTERFIELD II. p. 209. , die Feuch- tigkeiten sehr durchsichtig Conf NOLLET T. V. p. 85. , die Crystallinse groß SCHEID vis vitiat. p. 36. PORTERFIELD. II. p. 198. An der Kazze ROBINSON of the spleen. p. 124. 125. , und diese Dinge alle beisammen, oder doch wenigstens einige solche Eigenschaften beisammen sind. Bei Nacht sehen die Jnsekkten, weil sie keinen Regenbogen haben SWAMMERDAM biblior p. 502. , und die Lichtstrahlen ohne allen Anstoß, inwendig in das Auge fallen koͤnnen. Es hat der nur bei Tage sehende Kefer einen grossen Sehnerven Idem p. 338. . Es siehet das Opos- sum mit seiner kuglichen Linse des Mittags schlecht Schil. trans. n. 290. Wie wir im Finstern mit Huͤlfe eines converen Glases lesen, wenn wir mit blossen Augen nicht Buchsta- ben erkennen koͤnnen. HOOKE method. \&c. p. 13. , und es giebt ein bloͤdes Gesicht im Mittage SAUVAGES p. 18. . Es giebt so gar ganze Voͤlker, welche nur bei Nacht sehen koͤnnen, und deren Aderhaut wie auch Regenbogen rosenfarben sind, und bei denen also nicht das mindeste vom Lichte verschlungen wird. Dergleichen sind die weissen Neger LUDOLF ad Hist. æthiop. p. 197. unter den Afrikanern v. de GREUBEN Guineische Reise p. 78-96. Hist. de l’ Acad. 1734. n. 5. 1734. n. 7. BUFFON T. III. p. 503. Negre blanc im ganzen Buche. , Amerikanern WAFER of the isthmus p. 134 136. histoir. de l’ Acad. 1734. p. 15. 16. Venus physsque \&c. und Asiaten CAMELLI Phil. trans. n. 307. Venus phys. Auf der Jnsel Java heissen sie chacrelas. BUF- FON hist. nat. T. III. p. 399. : Jndem ihre Augen den ganzen Tag uͤber tranen, und nur bei Nacht recht sehen. Wahrschein- lichermaassen sind die Kaninchen mit rother Aderhaut, dergleichen Sonnenscheue Thiere DUDDELL p. 145. . Man Das Sehen. XVI. Buch. Man weiß auch hin und wieder von andern Menschen zu sagen, welche des Nachts besser sehen koͤnnen PLIN L. VII. c. 1. Jn Al- bania glauci. Jn England, Bar- bados. HILLARY p. 302. WALD- SCHMID Epist. de rebus medicis \& philosophicis. BLANCARD Cent. II. n. 13. BARTISCH Au- gendienst P. VII. c. 13. BOYLE obs. post caus. fin. XI. Phil. trans. n. 164. , und darunter giebt es einige, bei denen die Entzuͤndung daran Ursach ist Le CAT p. 317. ex Iourn. des savans Eph. Nat Cur. Dec. I. ann. I. obs 92 THUEMMIG Ver- such einer grundl. Erlæuterung \&c. SAUBER obs. med. pract. 3. NI- COLAI vom Schmerze n. 48. , ja man hat dieselbe wieder geheilet, sobald man die Entzuͤndung vertrieben THUEMMIG l. c. . So konnte ein Mensch, wenn er vom Wein erhizzt war, des Nachts Brie- fe lesen WILLIS accens. sang. p. 100. : und jemand der kleine Dinge nicht wohl sehen konnte, konnte sie hernach mit einem entzuͤndeten Auge gut sehen La HIRE p. 588. . Dieses Uebel, und daß man das Licht nicht vertragen kann, entstehet aus einer Empfindlichkeit, welche durch langwierige Finsterniß verursacht worden BOYLE l. c. obs. 14. Lond. Mag. 1735. p. 627. , oder von einem breiten SCHEID l. c. la HIRE p. 6. 2 SAUBER ib. FOURNIER ni fallor Iourn. encyclop. 1756. Ang. weil ich ihn nicht bei der Hand habe, GOTTER Chir l. c. oder unbeweglichen Stern HEUERMANN II. p. 495. . Bisweilen ist dieses Uebel blos von weissen Augen- wimpern entstanden, und es konnte jemand besser sehen, sobald er sich diese Haare schwarz mahlte, wenn man die- sem Berichte trauen darf PORTERFIELD I. pag. 10. Aus dem MONALTO. . Wenn Thiere und Menschen bei Tage, aber auch zu- gleich bei Nacht sehen koͤnnen, so muß ihre Nezzhaut im geringern Grade, aber doch noch zu sehr empfindlich sein. Von Menschen hat man viele Exempel aufzuzeigen. Es soll Tiberius bei Nacht haben sehen koͤnnen, wenn er aufgewacht: Und diesen Vorzug sollen auch viele ge- lehrte Maͤnner gehabt haben, als Asclepiodorus BARTHOLIN de luce anim. pag. 206. , Ska- IV. Abschnitt. Das Sehen. Skaliger Vater und Sohn Idem l. c. , Cardanus Variet. pag. 315. contradict. L. II. p. 47. , Ca- lius Rhodigius, J. Baptista Porta, Sabelli- cus De motu anim. spont. , S. Petit, Takkus L. c. , D. von Mairan Beim BARTHES . Dicad. quæst. p 4. und andere unbekannte Maͤnner mehr GEMMA charact. p. 124 de CASTRO ign. lamb. p. 25. 114. RASCZYNKI hist. nat. T. I. pag. 339. Mém. nvant. 1699. pag. 2. BIRCH T. IV. p 387. Couf. MA- RIOTTE p. 319. BRIGGS c. 5. BOYLE de natur. determ. effluc. pag. 131. Bresl. Samml. 1720. m. Ang. VALISNERI oper. T. II. p. 16. , darunter eini- ge funfzehn Minuten Die Pammesaner Giorn. di Parma 1687. p. 16. 214. und ganze Stunden, bei Nacht- zeit gelesen haben sollen. Vermuthlich muͤssen dergleichen Leute bei einer em- pfindlichen Nezzhaut kurzsichtig gewesen sein, und es muß ihre convexere Hornhaut An der Eule HOOKE posth. p. 126. , bei einerlei Lichte mehr Strahlen aufgefangen haben BOERHAAVE morb. ocul. p. 185. : Und dennoch muͤssen sie einen beweglichen Stern gehabt haben, um sich vor dem Tageslichte in Acht nehmen zu koͤnnen. Denn es schuͤzzt der Stern, welcher sich aus seiner Rundung in die Figur einer engen Spalte PORTERFIELD II. p. 269. la HIRE p 612. KRUEGER physico. theol. Ged. p. 28. zusammenzieht, das Auge der Kazzen bei Tage, und dennoch faͤngt derselbe, wenn er sich des Nachts von der Spalte zu seiner Rundung er- weitert, so viel Licht auf, als gnug ist. Jndessen ist es doch nicht nothwendig, daß sich der Stern zu einer sol- chen Rizze zusammenziehe PORTERFIELD II. p. 272. , weil bei Eulen schon das dritte Augenlied dazu hinlaͤnglich ist. Man glaubt, daß die glaͤnzende Aderhaut in einigen Thieren etwas dazu beitragen soll PECQUET beim MARIOT. TE p. 495. BRIGGS c. 3. . Haͤtten Leute, welche aus der Finsterniß ans Licht treten, diese Huͤlfe nicht, so wuͤrden sie auf der Stelle blind Das Sehen. XVI. Buch. blind La HIRE p. 613. Blieben lange blind Lond. Mag. l. c. , oder wenigstens doch wie vom Blizze geruͤhret, getroffen werden GALILÆUS beim BARTHO- LINUS l. c. pag. 69. add BOYLE final. cauf obs. 14. , oder in Ohnmacht sinkken KLOECKHOF morb. anim. p. 53. , und heftige Schmerzen leiden SOMIS raggionam pag. 42. mit zitternder Pupille und stum- pfen Gesicht Heftiger Kopfschmerz, und gruͤner Staar S YVES p. 267. . Unter den Torturen, des wachsamen Tyrannen Dionysius THEOPHILUS L. IV. c. 19. , war auch dieses eine Marter mit, daß er die Leute in ein sehr dunkles Gefaͤng- niß werfen, und nachgehends mit einmal an das Licht stellen ließ. Es kann sich nemlich der Stern, welcher sich im dunklen sehr erweitert, nicht so geschwinde wieder enger machen, und es verbrennt ein Licht, welches ploͤzzlich auf die hoͤchst empfindliche Nezzhaut auffaͤlt, so zu reden, den zarten Nervenmark. Dahero muͤssen auch diejenigen, deren innwendiges Auge, nach Wegraͤumung des Staa- res nunmehr das Licht zulaͤst, nothwendig Huͤllen vor den Augen haben, oder sich einige Zeitlang die Augen ver- binden lassen SUE bandages p. 266. : Jndem auf ein gutes Auge, welches man zuhaͤlt, gleichsam den Blizz eines Demanten sieht PORTERFIELD II. p. 115. , wenn man es oͤfnet. Es erweitert sich nemlich der Augenstern im Menschen in vollkommener Dunkelheit bis dahin, daß jener Mann beim Boyle in seinem Gefaͤngnisse unter der Erde Postil of final causes obs 14. dergleichen Exempel SAUVAGES amblyop. p. 4 doch hier wird von der bastille erzaͤlt. , sogar Maͤuse unterscheiden konnte, deren Farbe doch schon an sich finster ist. Und daher gehoͤret auch zu den naͤcht- lichen Beobachtungen mit den Sehroͤhren weniger Licht S’ GRAVEZANDE n. 3224. . Einem Auge, welches relaxirt geworden, scheint ein Object netter zu sein, als durch ein Teleskop PORTERFIELD I. p. 128. , und dieses ist der Grund, warum wir besser sehen koͤnnen, wenn wir aus dem Dunklen ins Licht sehen, als wenn wir aus IV. Abschnitt. Das Sehen. aus dem Licht ins Dunkle blikken: weil unser Stern im dunkeln weit, und an einem lichten Orte enger ist. Wer aus einer Gruft in die Hoͤhe sieht, glaubt das Tageslicht auf sich herabblizzen zu sehen ROUHAULT c. 27. n. 6. . Wir lesen auch, daß oft beide Augen eine sehr un- gleiche Staͤrke haben, und man mit dem einem das Gel- be, anders als mit dem andern, oder das Gruͤne blau sehen soll: Mit dem andern will man hingegen, vielleicht weil es empfindlicher war, Sachen roͤther gesehen haben PORTERFIELD I. p. 133. . Hier war vielleicht das rechte Auge calloͤser p. 482. 483. . §. 14. Der Punkt des deutlichen Sehens. Es koͤmmt die Vollkommenheit im Sehen darauf an, daß das Bild recht groß sei, um daran viele Theile un- terscheiden zu koͤnnen, daß es aber dennoch sehr deutlich sei, damit wir uns die Eigenschaften, die ein jeder Theil dieses Bildes an sich hat, bekannt machen, daß ferner dieses Bild sehr lebhaft sei, um die Seele so viel als moͤg- lich ist, auf das staͤrkste zu ruͤhren, und dennoch muß das Auge davon nicht verlezzt werden. Endlich wird zu einem guten Gesichte noch erfordert, daß derjenige Koͤrper, dessen Bild sich auf der Nezzhaut mahlen soll, vom Auge so weit abstehen soll, daß die brechende Kraͤfte des Auges zusammengenommen, den Brennpunkt der Strahlen, die von diesem Koͤrper her- kommen, auf die empfindende Stelle der Nezzhaut, nem- lich auf die Achse, und auf die zu naͤchst angrenzende Stel- le des Auges werfen. Man ersiehet nemlich aus den obigen sehr leicht, daß Strahlen je weiter sie herkommen, desto peraleler unter sich fortlaufen: daß sie also um desto weniger von der Achse ab- weichen, und von desto weniger Kraͤften der Hornhaut und der Das Sehen. XVI. Buch. der Crystallinse, in einen Brennpunkt gebracht werden: Denn je weiter ein Koͤrper absteht, unter desto kleinern Winkel kommen die Strahlen her. p. 448. 449. . Jst hingegen der sichtbare Koͤrper sehr nahe, so wird der Winkel, der von ihm herruͤhrenden Strahlen groͤsser, und folglich fahren sie weiter auseinander, um ins Auge zu fallen, und sie brauchen groͤssere Kraͤfte zum Brechen, eine convexere Hornhaut, eine rundere Crystallinse, und es muß dieses alles schon dichter sein. Nun ist die Distanz der Lichtstrahlen, die von sicht- baren Koͤrpern zu uns kommen, bei jedem Menschen so beschaffen, daß sie, wenn sie ins Auge dringen, auf der Nezzhaut ihren Brennpunkt machen. Man nennet die- ses den deutlichen Gesichtspunkt. Wer dieses in Betrachtung ziehet, wird bemerken, daß wenn ein Koͤrper weiter abliegt, als dieser Punkt, mehr paralele Strahlen eher in einen Brennpunkt zusam- men lauffen, als sie die Nezzhaut erreichen, und daß sich solchergestalt die Strahlen hinter dem Brennpunkte wie- der auseinanderbreiten: es kommen also die Strahlen zer- streut auf die Nezzhaut, und werden einen Flekken, nicht aber einen Brennpunkt machen. Und davon ruͤhrt ein verweitertes Sehen her S’ GRAVEZANDE n. 3088. SCHEINER p. 173. . Jst hingegen der Koͤrper, welchen wir sehen, gar zu nahe, so werden von ihm gar zu divergirende Strahlen herkommen, indessen daß die Kraͤfte des Auges nicht hin- laͤnglich sind, sie in einen einzigen Punkt zusammen zu bringen, folglich wird der Brennpunkt hinter die Nezz- haut fallen, und es werden auf diese Nezzhaut Strahlen fallen, die noch nicht gesammlet sind. Niemand sieht die ganz nahen Dinge deutlich, noch dasjenige was das Auge beruͤhrt BOERHAAVE morb. ocul. p. 159. . Nun IV. Abschnitt. Das Sehen. Nun ist dieser Punkt sowol in verschiedenen Menschen, als auch oͤfters in einem Menschen I. Alph. BORELLUS in diarie FINASSI ann. 1669. PHIL, la HIRE p. 542. S’ GRAVEZANDE n. 3098. BUFFON Mém. de l’ Acad. 1743. pag. 239. RIZZETTI supplem. al Giorn. de letter. I. pag. 139. das linke Auge war am Sebastiano le CLERC weit, das rechte kurzsich- tig. Systeme \& art. 27. verschieden, indem zwei Augen verschiedene Kraͤfte haben, und das eine die entfernte Dinge, das andere die nahen besser siehet. Man kann sich auf Schriftsteller verlassen, welche berichten, daß das eine Auge sieben, das andere dreizehen Zoll LEIDENFROST bei dem ZIMMERMANN variat. zur Distanz dieses Punkts gehabt, und daß in einem an- dern Exempel diese Distanzen zwoͤlf, und drei Zoll gewe- sen THOMIN p. 77. . Jn den schielenden ist diese Verschiedenheit von zwanzig Zoll, bis drei Fuß BUFFON Mém. de 1743. , und von vier Fuß bis zwoͤlf. Auf fuͤnf dreiviertel Linie HELSHAM fin. , sechs LYONNET Verhand. van de holland. maatschappy T. III. p. 402. MARTIN. dioptric. p. 144. und ein halb, und sieben PORTERFIELD I. p. 419. , sieben und ein halb, und acht Zoll HUGENIUS \& WOLF dioptr. n. 408. , sezzt man an einem guten Auge den Punkt des deutlichen Sehens, und an jungen Leuten auf fuͤnf LYONNET I. c. anno 35. Fuͤnfe IURIN p. 144. . Jurin sezzt ihn auf fuͤnf bis sieben Zoll pag. 134. , und la Hire auf einen Fuß pag. 585. . Da aber kleine Dinge auf andere Art besser, und grosse Dinge wieder anders gesehen werden, und man kleine Dinge weiter, grosse aber naͤher stellen muß, so giebt es in einerlei Menschen einige Breite in dem deutli- chen Sehen Die grossen Buchstaben sind deutlich, wenn die kleinen schon verworren waren. IURIN p. 116. . Von neun Zoll bis fuͤnf, sahe der beruͤhmte Porterfield T. I. p. 419. Und vorher 6 bis. 8. Ess. of. Edimb. IDEM sezzt die aͤusserste Grenze auf 227 Zoll. , andere sezzen dieses von acht bis zwan- zig H. Phisiol. 5. B. R r r Das Sehen. XVI. Buch. zig Zoll BUFFON l. c. p. 233. , zwischen einem Fuß und druͤber, und einem halben Fuß schraͤnkt es S. Yves ein. Wenn die Ob- jecten sehr erhellet sind, konnte Jurinus auf vierzehn Fuß und fuͤnf Zoll weit sehen IURIN p. 236. . Es wuͤrde in dem menschlichen Leben viel Nuzzen stif- ten, wenn man gleiche Augen, und zugleich eine sehr grosse Breite zwischen denen verschiedenen Punkten des deutlichen Sehens haͤtte BUCCAN Mém. de 1743. pag. 242. . §. 15. Die Kurzsichtigen. Diejenigen Personen bei denen der Punkt des deut- lichen Sehens vom Auge wenig entfernt ist, heissen my- opes Suidas III. p. 588. , weil sie mit den Augen plinken: indem nemlich ihre Hornhaut groß, und der Stern breit ist, und viel Licht auf ihre Nezzhaut faͤlt, so pflegen sie sich mit den Augenliedern, und Augenbraunen, vor den uͤbermaͤßigen Lichte zu beschuͤzzen. Wie ich glaube so ist Aetius, der erste, welcher die Kurzsichtigen mit Grunde so erklaͤret, daß es Leute sind, welche kleine, und mehr an die Augen gehaltene Dinge sehen L. VII. c. 45. , es ist der Punkt ihres deut- lichen Sehens, von dem Beruͤhren der Nase gegen vier Zoll. Denen Kurzsichtigen scheinen alle diejenigen Dinge groͤsser zu sein, welche das Licht auffangen, und brechen: und es ist ihre Hornhaut viel erhabner HELSHAM p. 326. ROU- HAULT l. c. 31. NEWTON p. 13. BOERHAAVE morb. ocul. pag. 175. HAMBERGER physiolog. p. 535. PORTERFIELD I. pag. 168. MUSSCHENBROECK le CAT p. 493 KENNEDY p. 24 25. Zu sehr gespannt, nennt das Auge SMITH n. 89. , wie ich mich erinnere, am ganzen Haͤusern von Kurzsichtigen, diesen Fehler schon mit blossen Auge entdekkt zu haben. Wel- IV. Abschnitt. Das Sehen. Welche vorragende Augen haben, koͤnnen nicht weit sehen ARISTOTELES gener. anim. L. V. c. 1. , Kinder sind, wegen ihrer convexen Hornhaut kurzsichtig BOERHAAVE morb. ocul. p. 175. BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 241. \& hist. natur. III. p. 331. IURIN p. 147. PORTER- FIELD I. pag. 168. Essays T IV. p. 234. . Es traͤgt ferner zu einem kurzen Gesichte, eine con- vexere Crystallinse KEPLER dioptr. 82. SCHEI- NER p. 22. 131. 163. SANCTOR in I. Fen. p. 763. HAMBERGER l. c. CHERUBIN p. 4445. STURM de presbyop. \& myop p. 32. , deren Convexitaͤten, Theile von einer kleinern Kugel sind, ferner wenn diese Linse dichter ist, und vielleicht auch die uͤbrigen Feuchtigkeiten, wenn sie dichter sind Truͤbe PLEMP p. 163 du HAMEL hist. p. 38. , das ihrige mit bei. Beide Ursachen koͤnnen auch mit einander verbunden sein La HIRE p. 532. HAMBER- GER. . Endlich wird das Auge BOERHAAVE morb. ocul p. 174 STURM l. c. p. 33. KRUE- GER physiol. n. 368. la HIRE p. 559 SCHEINER l. c. IURIN p. 146. von der aufliegenden Last der Feuchtigkeit, und von der Anhaͤufung des Bluts auf die Augen Hamb. Magaz. T. XXIII. p. 279. laͤnger, und zu diesen Fehler hilft es viel, und ist vielleicht die Ursache, warum Kuͤnstler die mit feinen Sachen zu thun haben Dieses sei die Ursache des Uebels, KEPLER l. c. prop. 64. Wachse davon SMITH remarks p. 10. STURM p. 32. Nach IURINI Hipothese soll der Schliesmuskel der Traubenhaut staͤrker werden. , als die Petschierste- cher, und Leute die viel lesen KRUEGER. , gemeiniglich kurzsichtig sind. Und vielleicht ist auch dieses die Ursach, warum unter wohlgesitteten und gelehrten Voͤlkern Jezzo sind mehr Kurzfich- tige, als ehedem HALLE Geschich- te der Thiere p. 107. , mehr Leute kurzsichtig sind, als in Nationen, welche von der Jagd leben, Gebirge bewohnen, oder unter den Natio- nalamerikanern Letres sur les physionom. p. 190. . Daher werden einige Menschen erst gegen das fuͤnf und zwanzigste Jahr kurzsichtig La HIRE p. 559. PORTER- FIELD II. p. 10. Conf. HAMBER- GER vit. ocul. p. 193. Er koͤnne jezzo ohne Brille sehen, deren er sich sonst bedienet habe, der Ma- ler le CLERC l. c. art. 27. , R r r 2 weil Das Sehen. XVI. Buch. weil ihr Auge von diesen Ursachen allmaͤhlig laͤnger ge- worden. Jch bin auch nicht darwider, daß man von der Menge der glaͤssernen Feuchtigkeit, welche die Nezzhaut von der Crystallinse trennet, kurzsichtig werden koͤnne La HIRE p. 558. . Gemeiniglich haben solche Leute auch einen breiten Stern PORTERFIELD l. p. 178. BUFFON Histoire natur. T. III. p. 331. la HIRE beim du HAMEL pag. 320. SAUVAGES amblyop. pag. 20. Er sagt noch, daß der Brennpunkt an optischen Jnstru- menten naͤher komme, wenn die Oeffnung des Diaphragmatis brei- ter gemacht wird. p. 24. , indem die Menge der Feuchtigkeiten, den Stern erweitern, und ihre Wenigkeit verengern hilft pag. 376. . Von allen diesen Ursachen ruͤhrt es her, daß sie ent- fernte Dinge dunkel, und ganz nahe deutlich sehen: Jn- dem ihr Bild, welches fast von paralelen Strahlen ge- mahlt wird p. 448. 449. , von einem gesunden Auge auf die Nezz- haut getrieben werden muͤste: so hat nun das Auge eines Kurzsichtigen, mehr brechende Kraͤfte, und eine groͤssere Convexitaͤt und Dichtigkeit in sich: und folglich zeichnet sich das Bild oder der Brennpunkt eher ab, als die Strahlen die Nezzhaut erreichen koͤnnen, und dennoch zerstreuen sich, die in den Brennpunkte versammlete Strahlen von neuen wieder, und daher sehen sie entfernte Dinge undeutlich. Diese Leute sehen hingegen ganz nahe Dinge sehr wohl und auf das deutlichste, weil der Winkel der nahen Dinge, unter welchen die Strahlen ins Auge fallen, groß ist, und diese Strahlen sehr divergiren, zu deren Wie- dervereinigung, der Kurzsichtige, die uͤbermaͤßigen Kraͤf- te seines Auges mit Nuzzen verwendet. Jch sehe ganz nahe Dinge auf das subtilste, und habe diesen Versuch mit andern oͤfters wiederholet. Der- IV. Abschnitt. Das Sehen. Dergleichen Leute sollen Dinge groͤsser sehen BOERHAAVE morb. ocul. p. 189. Sehen kleiner BUFFON T. III. p. 329. , und man kann dieses glauben, weil ihre Hornhaut convex ist Unter beiden Augen eines Menschen sahe das Kurzsichtige, die Dinge groͤsser LEIDENFROST l. c. PORTERFIELD T. II. p. 368. : und dieses ist die zweite Ursache, warum sie schaͤrfer sehen. Es lassen sich an einem groͤssern Bilde mehr Thei- le unterscheiden. Sie haben nur ein geringeres Licht noͤthig BOERHAAVE de morb. ocul. p. 185 PORTERFIELD Ess. T. IV. p. 230. , weil in ihnen wegen eben dieser Weite der Hornhaut und des Sterns, mehr Strahlen in das inwendige des Auges fallen, und hiezu koͤmmt noch die schaͤrfere Empfindlich- keit der Nezzhaut. Die Einwohner von Neuholland sind kurzsichtig, weil sie wegen der grossen Menge Fliegen bestaͤndig mit den Augenliedern plinken, und dadurch erhaͤlt sich ihre Nezzhaut zaͤrter DAMPIER travels I. p. 521. . §. 16. Mittel gegen dieses Uebel. Weil diese Krankheit sehr gemein ist, so wird man mir erlauben, daß ich mich bey diesen Betrachtungen noch ein wenig aufhalten darf, die vielleicht nicht physio- logisch gnug sind. Das erste Mittel ist dasjenige, welches man von dem Alter selbsten zu hoffen hat, wofern das Uebel von einer gar zu convexen Crystallinse oder Hornhaut entstanden ist. Da nemlich mit dem Alter alle feste Theile eines thie- rischen Koͤrpers hart, die fluͤßigen aber vermindert wer- den, weil sich allmaͤhlig die waͤßrige Feuchtigkeit vermin- dert, und der waͤßrige Theil der glaͤsernen Feuchtigkeit abnimmt, so wird sich auch die Feuchtigkeit der Crystal- linse mindern, und sich die feste Fasern der Hornhaut, welche vor dem groͤssere Bogen machten, nunmehro in R r r 3 kuͤr- Das Sehen. XVI. Buch. kuͤrzere Bogen verwandeln, die nicht so convex sind, und folglich wird sowol die Hornhaut, als Crystallinse flaͤcher werden. Daher koͤmmt es, daß Kinder die kurz- sichtig sind, wenn sie zu erwachsenen Jahren kommen, allmaͤhlig entfernte Dinge sehen lernen BUFFON Mémoire. de l’Academie ann. 1743. p. 241. . Es ist diese Kur freilich nicht so vollkommen, daß eine Person, welche in der Jugend kurzsichtig gewesen, leicht zu einem mittelmaͤßigen Gesichte gelangen sollte Die Kur laͤngnet AYS- COUGH of the eye p. 13. daß es selten sei la HIRE p. 627. , oder gar weitsichtig werden koͤnnte: Denn da hier durch einer- lei Ursachen Fluͤßigkeiten und Membranen verdichtet wer- den, und sie sich wie die Dichtigkeiten verhalten, so koͤn- nen die brechende Kraͤfte der Koͤrper, und so kann einer- lei Alter, welches einen Theil der Krankheit mindert, den andern Theil der Krankheit hingegen vergroͤssern. Es ist auch hiebei schaͤdlich, daß der Stern uunmehr weniger beweglich ist, ein gar zu haͤufiges Licht durchlaͤst, und schwach ist BOERHAAVE de morb. ocnl. p. 193. , um undeutlich zusehen: und schaden thut es auch, daß die Nezzhaut calloͤser geworden Jn diesem Zustande hilft kein Hohlglaß. la HIRE p. 553. . Da- her sind das bessere Kurzsichtige, die einen kleinen Stern haben De la HIRE p. 562. . So viel aber laͤst sich dennoch erhalten, daß das Uebel nicht groͤßer wird. Dahero hat schon Con- rad Gesner Epist. p. 136. b. die Augen der Kurzsichtigen fuͤr unver- besserlich erklaͤrt. Wenigstens sind meine Augen durch den haͤufigen Gebrauch der Vergroͤsserungsglaͤser, bei hellem Sonnenscheine, und nach dem haͤufigen Lesen und Schreiben, nicht im mindesten schlechter geworden, als sie in der Jugend waren. Dem Kurzsichtigen hilft es ferner, wenn sie sich von nahen kuͤnstlichen Arbeiten enthalten, und verschaffen, daß sie recht paralele Strahlen ins Auge bekommen. Wenn dem- Daß es doch geschehe THO- MIN p. 120. seqq. IV. Abschnitt. Das Sehen. demnach das Auge nur noch einige Kraͤfte hat, die es kuͤrzer machen koͤnnen, so werden sie es nach und nach kuͤrzer machen, und es wird das Uebel nicht zu, sondern mit der Zeit abnehmen. Dieses erhaͤlt man aber, wenn man durch schwarze Roͤhre Phil. trans. n. 37. , welche leer und ohne Glaß sind, oder ohne Roͤhren mit Aufmerksamkeit auf entfernte Koͤrper sieht, und eine solche Lebensart waͤhlt, daß man weit entfernte Dinge betrachtet, oder wenigstens was man sieht, auf die aͤusserste Graͤnze seines deutlichen Gesichtpunkts stelt STURM presbyop. \& myop. pag. 38. HAMBERGER ocul. vit. p. 199. seqq. PORTERFIELD II. pag. 5. . Es sind auch hiezu alle diejenigen Dinge zutraͤglich, die ein Auge flaͤcher machen, wozu so gar der Finger ge- hoͤret La HIRE accidens de la vue pag. 5 2. : sonderlich aber, wenn man die Crystallinse herausnehmen oder niederdruͤkken laͤst VOOLHOUSE de cataract. \& glauc m. p. 64. , daher koͤmmt es, daß sich die Kraͤfte, von denen die Strahlen ins Au- ge getrieben werden, um ein grosses vermindern. Man hat eine ziemliche Erleichterung, wenn man durch ein kleines Loch sieht SCHEINER pag. 141. 149. PORTERFIELD Ess. of Edimb. T. IV. p. 233. of the eye II. p. 42. NOLLET leçons de physique T. V. p. 487. SAUVAGES amblyob. pag. 31. . Auf solche Art siehet man freilich ganz nahe bei, wie man gewohnt ist, aber dennoch siehet man auch deutlicher, weil man nun mehr weniger Strahlen bekoͤmmt, die dergleichen Loch durchlassen kann. Man hat sich schon lange her Es bediente sich GESNE- RUS einer Brille, wodurch kleine Dinge zu sehen sind, l. c. , wegen eines bes- sern Mittels umgesehen, doch hebt dieses die Krankheit nicht, sondern es verdirbt vielmehr das Auge, wofern es nicht vorsichtig gebraucht wird: es macht aber doch auch, daß Kurzsichtige entfernte Koͤrper nicht so undeutlich se- hen, und daher Pflanzen aufsuchen, und Menschen die ihnen begegnen erkennen koͤnnen, und was dergleichen R r r 4 mehr Das Sehen. XVI. Buch. mehr ist. Denn da hohle Glaͤser Strahlen zerstreuen, und auswerts divergirend machen, so verursachen sie, daß der aͤussere Winkel des Objects mit dem Auge groͤsser ist, als der inwendige Winkel, welcher ohne den Gebrauch der Hohllinse entstehen wuͤrde KEPLER prop. 45. 46. S’ GRAVEZANDE n. 3144. \&c. \& 3140. la HIRE p. 456. HELS- HAM p. 334. : sie machen also daß sie von entfernten Koͤrpern eben so ankommen, als sie von den naͤchsten abprallen, und verursachen also allezeit mit der Hornhaut grosse Winkel: und daher verzehren sie die grosse und uͤbermaͤßige brechende Kraͤfte des kurzsichtigen Auges, und es trift nunmehr der Brennpunkt in einer groͤssern Entfernung Dieses geht auch bei der Camera obscura an, wenn man sie zwischen das convexe Glaß, und das Gemaͤhlde zwischen stellt auf der Nezzhaut auf. Jn die- sem Fall ist das Gemaͤhlde kleiner und weniger helle, da der zerstreuete Theil der Strahlen verlohren gehet SCHEINER p. 160. HEL- SHAM p. 334. , uͤbrigens aber bis zum Bezaubern nett. Jch haͤtte niemals zehen Baͤume nennen gelernt, wenn ich dieses Huͤlfsmittel nicht gehabt haͤtte: vermittelst desselben aber, habe ich nicht nur die kleinsten Stauden, sondern auch Mos und Schwaͤmme die kaum zu sehen sind, entdekket. Es schmerzen aber die Augen von dem Gebrauche dieser Glaͤser, und werden allmaͤhlig calloͤse, weil dieser kleine Brennpunkt dennoch lebhaft ist, weil Strahlen die in einen Flekken zusammen kommen, nunmehr in einen Punkt zusammenfliessen. Man muß sich daher vor gar zu hohle Glaͤser in Acht nehmen, indem diese die Krankheit vergroͤssern SMITH remarks p. 9. , daß sie die Empfindung der Nezzhaut schwaͤchen. Je weniger nemlich die Nezzhaut empfindt, einen desto spizzern Strahlpinsel bedarf sie, wenn ihre Nerven mit Nachdrukk bewegt werden sollen. Kuͤnst- ler, welche sich mit den feinsten Koͤrpern abgeben, bedie- nen sich der convexen Glaͤser mit langen Brennpunkten, und sie glauben, daß dadurch die Augen geschont werden THOMIN p. 16. . So IV. Abschnitt. Das Sehen. So wie diese ganze Theorie von der Sorgfalt der Ge- lehrten, ihre Vollkommenheit bekommen hat, so wissen wir auch das Maaß von der Kugel genau, davon das Glaß ein Theil sein muß, womit ein jeder Kurzsichtiger auf das deutlichste sehen soll. Wenn nemlich alle beide Flaͤchen hohl sind, so muß der Radius gleich sein, der Distanz des deutlichen Sehens, und er muß doppelt so groß als dieselbe sein HUGEN prop. 32. BOER- HAAVE de morb. ocul. p. 129. zu grossen Entfernungen HELSHAM pag. 378. , wenn die eine Flaͤche platt, die andere hohl ist. Eine andere laͤngere Formel ist folgende, nemlich die Distanz des deutlichen Sehens fuͤr ein gewafnetes Au- ge, wird dividiret durch die Differenz beider Distanzen, die fuͤr ein bewafnetes und unbewafnetes Auge dienlich sind HELSHAM pag. 327. POR- TERFIELD II. p. 41. . Man erforscht endlich die Kraͤfte der Augen zweier Menschen oder eines Menschen, zu den verschiedenen Zei- ten seines Lebens, wenn man ein Object, so wenigstens sechs Fuß weit entfernt ist, besiehet, und dieses waͤre die naͤchste Distanz, woher die Strahlen einigermassen pa- ralel ankommen, und wenn man die Augen durch zwei kleine Loͤcher eines Papiers leitet. Solchergestalt muß man erfahren, ob man mit dem blossen Auge einerlei Koͤrper einfach sieht: ob man mit einem convexen oder hohlen Glase sehen muͤsse, um den Koͤrper einfach zu sehen, und von was fuͤr einem Radius man dieses Glaß zu erwaͤhlen noͤthig habe. Auf solche Art wird der Weit- sichtige aus dem Radio des convexen Glases, welches er noͤthig haben wird, den Fehler seiner Augen, so wie der Kurzsichtige, aus dem Radio des Hohlglases abmessen koͤnnen: und es werden sich die verglichenen Kraͤfte ihrer Augen, verkehrt wie ihre Radii verhalten Conf. la HIRE pag. 626. Iourn. des savans 1685 n. 23. das beste Auge soll nach dem Aus- spruche des la HIRE ein Object auf vier Zoll weit einfach sehen. . R r r 5 §, 17. Das Sehen. XVI. Buch. §. 17. Das weite Sehen ( presbyopia ). Es ist bejahrten Personen, wenn sie nicht ehedem kurzsichtig gewesen sind, dieser Fehler gemein, daß sie weit entfernte Koͤrper gut sehen, die naͤchsten aber nicht wohl unterscheiden koͤnnen. Man sagt, ich weiß aber nicht, ob es der Erfahrung gemaͤß, das kuͤnstliche Arbei- ten an entfernten Objecten diesen Fehler hervorbringen sollen KEPLER prop. 64. STURM de presb. \& myop. P. 35. . An diesen Menschen sind die Augen platt, die Hornhaut wenig erhaben An sich selbsten IURIN pag. 148. BAYLE p. 474. le CAT pag. 494. SCHEID vis. vit. pag. 25. Nach dem Cl. BUFFON ist die Harnhaut zu hart, um leicht bau- chig zu werden, T. III. pag. 332. doch soll es Weitsichtige mit con- vexer Hornhaut geben, la HIRE pag. 584. , die Crystallinse flaͤcher Die Alten nennen blos diese Ursache, wie in der myopia, blos die gar zu grosse Convexitaͤt der Crystallinse zur Ursache angiebt, SCHEINERUS p. 113. PLEMP L. l. c. 17. L. IV. p. 165. HONORA- TUS FABRI l. c. pr. 92. BRIGGS, SCHOTTUS, WOLF. dioptr. n. 399. 402. CHERUBIN p. 44. 45. Die Neuern nehmen sie, doch nicht allein, an: le CAT p. 494. STURM de presb. \& myop. p. 35. BAYLE la HIRE p. 58. BOERHAAVE \&c. Mehr schreibt ihr zu de la HIRE pag. 585. , und das Auge so kurz CARTES dioptr. c. I. pag. 96. PLEMP L. IV. prop. 40. L. V. c 27. \& vormals PLATER \& WOLF n 398. 401. le CAT pag. 494. STURM l. c. BUFFON III. pag. 332. , daß der Boden der Nezz- haut an die Hornhaut angrenzt. Man nennet aber den- jenigen weitsichtig, wenn der Punkt seines deutlichen Se- hens einen Fuß weit abliegt: an einigen entfernt er sich auf zwei PORTERFIELD T. II. pag. 420. und drei Fuß PLEMP. prop. 55. und daruͤber IURIN sagt, daß bei ihm der focus auf 38 und 39 Zoll weit gehe p. 148. . Die Ursache dieses Uebels ist grade aus dem Gegen- theil des obigen deutlich zu ersehen. Es sind an einem fla- chen Auge, die brechenden Kraͤfte kleiner, weil es ein Stuͤkk von einer groͤssern Kugel ist pag. 456. , deren Brenn- punkt eine laͤngere Distanz macht. Diese geringe Kraͤfte sind IV. Abschnitt. Das Sehen. sind hinlaͤnglich, wenn die Strahlen von weitem herkom- men, daß man sie also fuͤr paralel halten kann pag. 448. , folg- lich lassen sie sich von einer geringen Kraft vereinigen. Von den naͤchsten Koͤrpern kommen die Strahlen un- ter einem groͤssern Winkel an, und fahren weiter aus- einander: folglich ist der Brennpunkt der Nezzhaut, in welchem sie sich vereinigen, weiter entfernt, und da das Auge ausserdem kuͤrzer ist, so faͤlt dieser Brennpunkt hin- ter die Nezzhaut weg, und es treffen die Radii diese Nezz- haut eher, als sie sich zu einem Strahlbuͤschel vereinigen SCHEINER l. c. S’ GRAVE- ZANDE n. 3139. . Auch in einer Camera obscura erfordern flaͤchere Glaͤser, eine groͤssere Distanz des Pappieres SCHEINER p. 127. . Bei alten Leuten pflegt ausserdem wegen Mangel der Feuchtigkeiten La HIRE beim du HAMEL p. 320. Die Minderung der waͤß- rigen Feuchtigkeit, ist Ursache am Weitsehen, MAITREIEAN p. 90. add. PORTERFIELD I. p. 164. 165. Aus dieser Ursache ist bei stumpfer Empfindung bei Alten die Pupilla nicht groß. IDEM p. 175. , der Stern enger zu sein PORTERFIELD Edimb. ess. T. IV. p. 254. La HIRE pag. 587 Unter den Ursachen SAUVAGES l. c. p. 33. wenn die Pupille enge ist la HIRE p. 563 , und solchergestalt sehen sie die Helle der Dinge weniger, so wie der Eindrukk des Sterns, wegen der Verengerung klei- ner ist PLEMP L IV. probl. 24. . So wie die Oefnung in optischen Jnstru- menten kleiner wird, so entfernt sich der Brennpunkt weiter Man sehe nach SAUVA- GES l. c. p. 24. . Doch es ist auch bei ihnen die Linse undurchsichtig pag. 397. , und gefaͤrbt, daß also ihr Sehen schwaͤcher sein, und das Licht muͤhsamer eindringen muß. Endlich ist auch nach der Natur des Alters selbst die Empfindung der Nezzhaut nicht scharf gnug: und so sehen sie wieder undeutlicher, weil noch nicht gesammlete Strah- len auf die Nezzhaut fallen, welche sie schwaͤcher beruͤh- ren, und diese Haut selbst ausserdem weniger empfindlich ist Das Sehen. XVI. Buch. ist Weitsichtige, deren Auge calloͤse und hart ist. KEPLER prop. 60. . Daher hat man vielleicht die Presbyopie, durch Blasen ziehende Umschlaͤge geheilet BRIGGS c. 4. . Wiederum waͤchset dieses Uebel mit dem Alter, weil die Plaͤttchen der Crystallinse und Hornhaut staͤrker wer- den, als die ausdehnende Kraft der Gefaͤsse und Fluͤßig- keiten, davon ohnedem eine Portion schon verschwunden ist, und so ziehen sich diese Haͤute von der Convexitaͤt in eine platte Figur zusammen HILL fabrick of the eye pag. 24. . Jurin vermuthet auch, daß das Sternbaͤndchen, durch die Gewohnheit in die Ferne zu sehen staͤrker, und die Linse flaͤcher werde, wovon dieses Uebel in der That zunehmen muß Distinct. vision. p. 146. . Dahingegen verspaͤtet sich auch der Fortgang dieses Uebels, Kraft seiner eigenen Ursache von selbst, weil die Dichtigkeit der Haͤute und der Linse selbst, so wie ihre Brechungskraft durch eben diese aͤlternde Trokkenheit ver- mehret wird. Vielleicht ist es auch von dergleichen Ver- besserung geschehen, daß weitsichtige Personen, oͤfters von selbst wieder gesund geworden. Nicht selten sieht man, daß Leute convexe Glaͤser entbehren koͤnnen, die sie in der Jugend nicht missen konnten. Jch kenne einen Mann, der in vornehmen Amte stehet, und welcher in seinem drei und neunzigsten Jahre ohne ein erhaben geschliffenes Glaß lesen kann. §. 18. Mittel gegen dieses Uebel. Auch hier ist nicht ohne Nuzzen, wenn man durch schwarze, leere, und convergirende Roͤhren sieht Phil. trans. n. 37. Vom bloͤ- den Gesichte BOERHAAVE du morb. ocul. p. 13. : denn auf solche Weise gewoͤhnt sich die Nezzhaut an ein kleine- res Licht, und bleibt zart. Doch IV. Abschnitt. Das Sehen. Doch man hat schon lange her eine Erleichterung bei diesem Uebel, in den convexen Glaͤsern und Brillen ge- sucht, es mag nun dieses eine Erfindung des Rogevii Bacon PLOT natur. hist. of Ox- fordsh. p. 220. sein, oder es mag es dieser SMITH remarks p. 13 seqq. vom Alhace- nius Opt. L. VII. n. 7. her haben, oder es sei auch eine Entdekkung des Alessandri Gal di minerv. Spina der solches im Jahr 1313 durch die Kunst eines zu Florenz verstorbenen erfunden, oder es mag solches Salvinus Deglie Armati MANNI opusc. IV. , oder M. Geraldus erfunden haben, welcher die feinsten Schriften vermittelst eines convexen Glases lesen konnte Beim EROTEM c. 63. . Es ist auch diese Kunst den Alten nicht gaͤnzlich unbekannt gewesen. Denn obgleich das Conspicillum des Plautus Beim PANCIROCUM II. pag. 268. eine Fabel ist SMITH p. 12. , so schrieb doch schon Seneca Quæst. natur. L. I. , daß sich Buchstaben durch eine Kugel voller Wasser vergroͤssern lassen. Jn der That vergroͤssern convexe Glaͤser eigentlich nicht, sondern sie machen blos Conf. la HIRE pag. 580. SCHEINER p. 163. , daß das Auge in einer sehr kleinen Entfernung deutlich sehen kann, wo es ohne dieses Glaß nur verworren sehen wuͤrde. Denn da die naͤchsten Objecte sehr auseinander fahrende Strahlen auf die Nezzhaut werfen, so sind Kraͤfte des Auges, wel- che zu einem sechs Zoll weit abliegenden Punkte des deut- lichen Sehens, tauglich sind, nicht hinlaͤnglich, Strah- len in eins zu bringen, die von zwei Zoll weit, herkom- men, und also sehr divergiren, und folglich findet der Buͤschel des Lichts erst hinter der Nezzhaut seinen Brenn- punkt. Nun bringen convexe Glaͤser die Strahlen zusammen, um so viel staͤrker, je convexer sie sind, folglich dienen sie einem Auge, daß zu ganz nahen Objecten untauglich ist BOERHAAVE de morb. ocul. p. 200. . Folglich Das Sehen. XVI. Buch. Folglich empfangen diese Glaͤser, weil sie convex sind, aus einem groͤssern Raume Strahlen S’ GRAVEZANDE n. 3131. BOERHAAVE morb. ocul. p. 200. , sie treiben die- selben in einen lichtern Brennpunkt zusammen, vermeh- ren also das Licht, und machen das Sehen heller, so daß man vermittelst einer Linse uͤberhaupt bei Nachtzeit lesen kann, wenn man ohne Linse nicht zu lesen vermag HOOKE method. \&c. p. 13. , es bedarf auch die calloͤse gewordene Nezzhaut der Alten ei- nes mehreren Lichtes. Da man endlich von der Groͤsse des optischen Win- kels, das Maaß der Groͤsse zu nennen pflegt, nemlich von demjenigen Winkel, welchen die zwei Graͤnzen, eines sichtbaren Koͤrpers PORTERFIELD II. p. 376. HELSHAM p 331. , mit dem sehenden Punkte des Auges machen, so erhellet leicht aus dem Gegensazz des obigen, daß dieser Winkel bei dem ganz nahen Dingen so groß ist, als er bei entfernten Dingen klein ist pag 448. . Es begreift ein jeder naͤherer Winkel nemlich, den ent- ferntern in sich S’ GRAVEZANDE n. 3133. Conf. MARTIN. p. 174. 175. . Nun machen die convexen Glaͤser, daß wir nahe Dinge dennoch deutlich sehen, und daß folglich diejenigen Dinge, welche sich unter einen grossen Winkel abmahlen, deutlich werden. Solchergestalt ge- schiehet es, daß man glaubt, daß diese convexe Glaͤser, die scheinbare Groͤsse der Dinge vermehren, ob sie selbige gleich nicht im geringsten groͤsser machen, als ein blosses Auge, welchen eben dieser Koͤrper ganz dichte vorgehalten wird S’ GRAVEZANDE n. 3178. le CAT p. 455. . Es ist also die Eigenschaft einer convexen Linse, die fuͤr weitsichtige Personen tauglich ist, gleich der Distanz, des deutlichen Sehens, eines blossen Auges, die auf eben dieser Distanz eines gewafneten Auges gesezzt, und durch die Differenz beider Distanzen dividiret wird, vollkom- men so, wie wir von der hohlen Linse geredet haben HELSHAM pag. 328. POR- TERFIELD II. p. 67. , und IV. Abschnitt. Das Sehen. und also folglich um so viel platter, je weniger das Auge weitsichtig ist. Man muß sich auch huͤten, nicht gar zu convexe Lin- sen zu gebrauchen, weil sonst das Auge eben so wie in dem vorigen Exempel, von einen sehr spizzen Lichtbuͤschel getroffen und calloͤse wird SMITH remarks p. 9. . §. 19. Die Wuͤrkung der Vergroͤsserungsglaͤser. Bei ganz nahen Dingen sind wir alle weitsichtig SCHEINER p. 208. , und selbst kurzsichtige Augen sehen dieselbe undeutlich, wie jedermann an den Buchstaben eines Buches bemerken kann, welches er sich dichte an das Auge haͤlt, endlich verschwin- den uns gar zu nahe Dinge voͤllig, wie solches Boerhaa- ve an einer Nadel versucht hat De morb. ocul. p. 34. 35. . Um aber die ganz nahen Dinge zu sehen, bedienen wir uns der sehr con- vexen Linsen, von Luft oder Wasser Phil. trans. n. 228 POLI- NIERE exp. de phys. pag. 553. Comm. Noric. 1743. hebd. Aus den Regentropfen entstehet Rost, und die Tropfen dienen statt der Brennspiegel. Philog. trans. n. 456. , und damit sie dauerhafter, und zum Gebrauche tauglicher werden, der Glaßlinsen. Es schreiben einige die Erfindung der Mi- kroskopien, den Cornelius Drebbel zu, indessen hatte doch schon Rogerius Bacon geschrieben, wie es moͤglich sei, daß ganz kleine Dinge, recht groß aussehen koͤnnen, welches doch auf keine andere Weise angeht. Hier beziehen wir uns wieder auf eben dasjenige, wel- ches wir bereits oben erinnert haben. Diese Kuͤgelchen vermehren nicht die Groͤsse derjenigen Dinge, welche wir damit betrachten ADAMS of microscop. pag. 21. , sondern sie machen nur, daß wir ganz nahe Dinge dennoch deutlich sehen. Es koͤnnte aus- ser dem allerkleinsten Lichte ein jedes Loch die Stelle eines Mikroskops vertreten, wenn man durch dasselbe sieht, und Das Sehen. XVI. Buch. und es werden dadurch Objecte mit leichter Huͤlfe, eben so groß erscheinen, nur daß sie nicht so helle sind Idem l. c. . Denn die Convexitaͤt vermehret in der That die Ge- walt des Lichts. Um diesen Beweiß zu schaͤzzen, so muß man wiederholen, daß der Brennpunkt der convexen glaͤsernen Kugeln, den vierten Theil des Radius zur Di- stanz hat pag. 456. . Sind diese Kugeln nun sehr klein, so wird ihr Brennpunkt, die allerkleinste Distanz, von ei- ner Linie, von einer halben Linie, und weniger, und end- lich die allerkleinste Distanz \frac{1}{15} einer Linie betragen. Daher wird es kommen, daß je naͤher ein jeder Brennpunkt ist, Koͤrper durch ein Mikroskopium desto staͤrker vergroͤssert werden. Und so erwaͤchst daraus eine ganz einfaͤltige Regel, nach welcher man die Kraft eines Mikroskopii in seiner Vergroͤsserung zu schaͤzzen hat. Wie sich nemlich die Distanz des deutlichen Sehepunkts, zu der Laͤnge des Brenn- punkts d. i. zu der Distanz des Objects so durch das Mikro- skopium gesehen wird, verhaͤlt, so verhaͤlt sich der Durch- messer des Objects, welches man durch das Vergroͤsse- rungsglaß siehet, zu dem Durchmesser des mit blossen Augen betrachteten Koͤrpers NOLLET lec. de phys. T. V. p. 562. HELSHAM pag. 317. SMITH c. 118. denn es ist einerlei Verhaͤltnis, wie der mikroskopische Sehwinkel, zum Sehwinkel mit blossem Auge n. 104 108. NOL- LET. T. V. p. 317. : Und es gilt dieses von dem Cubo des Diameters BAKER microscop. made casy c. 8. , wofern von der ganzen Groͤsse die Rede ist. Wenn also der Punkt des deutli- chen Sehens acht Zoll weit entfernet ist, und wenn der Brennpunkt, des durch ein Vergroͤsserungsglaß erblikkten Objects, von dieser Linse, um den zehnten Theil eines Zolles entfernt ist, so verhaͤlt sich die mit einen bewafne- tem Auge erblikkte Groͤsse, und die durch ein blosses Au- ge scheinbare Groͤsse, wie 80. 3 1. 3 Wie 512000. 1. Leu- IV. Abschnitt. Das Sehen. Leeuwenhoͤkk MOLINEUX BIRCH. T. IV. p. 365. BAKER micros. mad. casy p. 8. Phil. trans. p. 456. bediente sich einfacher Glaͤser, welche nur maͤßig vergroͤsserten. Unter seinem Vorrathe hatte die groͤste Linse einen Brennpunkt von \frac{1}{20} Zoll, sie vergroͤsserte aber den Durchmesser um ein hundert sechs- zig mal Employement p. 432. 436. Phil. trans. l. c. . Die englischen Vergroͤsserungsglaͤser, haben zum Brennpunkte gegen \frac{1}{40} Linie, \frac{1}{50} Linie, bis sie den Diameter um drei huntert zwanzigmal BAKER ibid. , und vier hun- dert mal Phil trans. l. c. , oder gegen \frac{1}{80} Theil, daß sie selbigen um sechs hundert vierzigmal Ibid. n. 284. , oder im Brennpunkte \frac{1}{100} Theil, dadurch der Durchmesser um acht hundertmal mehr vergroͤssert wird BAKER II. p. 36. . Endlich hat G. A. Turre mit Glaͤsern die keinen laͤngeren Brennpunkt hatten, als ⅒ tel einer Linie oder ein \frac{1}{15} tel, eine Vergroͤsserung erhalten, die 1280 und 1920 mal groͤsser war Epistola ad NOLLETUM pag. 8. . Man wendet aber dergleichen Glaͤser, wegen der Be- schwerlichkeit des Lichts selten an Daher zieht man convexe Linsen den Kuͤchelchen vor. MAR- TIN dioptr. p. 177. , und man muß von ihrer gar zu grossen Kraft etwas abziehen, weil acht Li- nien So nimmt es ADAMS p. 24. BAKER \&c. fuͤr den Punkt des deutlichen Sehens zu groß sind LYONNET Verhandel. van de Hollandze maarschap. T. III. p. 409. 410. daß sie gemeiniglich nicht uͤber fuͤnf Zolle steigen IDEM. . Nach dieser Betrachtung werden alle Kraͤfte um drei achtel abnehmen, und die turganischen Vergroͤs- serungen, welches die groͤsten sind, werden auf tausend reduciret werden. Ein sehr erfahrner Mann fuͤgt hinzu, daß es was seltenes sei, wenn Glaͤser uͤber sechs und acht- zig mal groͤsser machen ibid. . Staͤr- H. Phisiol. 5. B. S s s Das Sehen. XVI. Buch. Staͤrker vergroͤssert, das vom Lieberkuͤhn erfundene Sonnenmikroskop ADAMS l. c. . Jch habe dadurch Blutkuͤgel- chen von der Groͤsse der Erbsen gesehen, nur daß es am Regenbogen machen, und nicht hell gnug strahlenden Umfange einen Fehler hat. Wie klein uͤbrigens Dinge sind, welche man mit Huͤl- fe eines Mikroskops unterscheiden kann, laͤst sich schon aus eben diesen Kraͤften schaͤzzen, welche um eine Million mal vergroͤssern a TURRE Ad. 71 583, 750. IOBLOT descript. des microscop. Ad. 16, 003, 008 plum. PUGET pag. 103. , und da wir mit einem blossen Auge Koͤrper sehen koͤnnen, die nicht laͤnger als \frac{1}{2700} pag. 476. 477. 478. eines Zolles lang sind, so werden wir durch ein Vergroͤsserungs- glaß, Koͤrper sehen, die nicht laͤnger sind, als \frac{1}{720000} eben desselben Zolles, oder eine Oberflaͤche sehen, die gleich ist 1. 584. 000 000 000 000 Theils eines Qua- drat-Fusses Bis \frac{1}{4,000,000,000,000} , eben dieses Maasses Cl. WIN- TRINGHAM inquiry. p. 304. . Doch es lassen sich durch ein Lieber- kuͤhnsches Mikroskop, noch viel kleinere Koͤrper deutlich machen, ob ich gleich das Maaß derselben nicht mit hin- zu fuͤge. §. 20. Die innerlichen Veraͤnderungen des Auges. Die meisten Phisiologisten, und besonders diejenigen, welche ausserdem noch in der Mathesie unterrichtet wa- ren, glauben, die Natur habe einigermassen ein Mittel dem Auge selbst anerschaffen, wodurch man dem weiten und kurzen Gesichte zu Huͤlfe kommen koͤnne. Sie habe nemlich in Menschen, in den vierfuͤßigen Thieren, und in den Fischen die Augen dergestalt geschaffen, daß sie sich durch ihre eigene angebohrne Kraͤfte, so veraͤndern lassen koͤnnten, daß sich dergleichen Auge sowol zum deutlichen Beschauen der nahen, als der entfernten Dinge, beque- men koͤnne. Ueber- IV. Abschnitt. Das Sehen. Ueberhaupt waͤre das Sehen ohne dergleichen Kraͤfte nimmermehr vollkommen geworden SCHEINER L. III. P. I. c. 18. Le CAT p. 489. PORTER- FIELD I. p. 390 SMITH n. 85. S’ GRAVEZANDE n. 3089. MUS- SCHENBROECK n. 1209. seq. . Es muß nem- lich sowol in der Camera obscura SCHEINER p. 125. , als an dem kuͤnst- lichen Auge BAYLE p. 476. , die Nezzhaut, wofern das Bild auf sie fallen soll, beweglich sein, damit sie sich der Linse naͤhe- re, wenn man entfernte Dinge zu sehen hat, und hinge- gen davon abgeruͤkkt werde, wenn man nahe Dinge be- sieht, und daß an einem dergleichen Auge, eine groͤssere Veraͤnderung, als an einem lebendigen Auge erfordert werde. Wenigstens muͤsse man eine Linse gebrauchen, wofern man das Object zuruͤkk ruͤkkte, wenn man nicht wollte, daß das Bild sich verwirren sollte Le MOINE diss. cit. . So gehe es nicht einmal am menschlichen Auge an, daß einerlei Auge sowol nahe, als entfernte Dinge deutlich sehen soll- te Sehen wir zugleich auf na- he und entfernte Dinge, so erblik- ken wir selbige nur verwirrt. le CAT p. 492. , wofern es sich nicht veraͤndern liesse, weil es auf keinerlei Weise moͤglich sei, daß Strahlen von entfern- ten Koͤrpern, welche von drei Fuß herkaͤmen, den Brennpunkt auf eben den Punkt der Nezzhaut fallen lassen sollten, auf welchen der Brennpunkt naher Koͤrper, die nur drei Zoll weit abstehen, faͤllt KEPLER prop. 63. SCHEI- NER p. 173. IURIN p. 133 134. S’ GRAVFZANDE l. c. MUS- SCHENBROECK Ess. pag. 570. SMITH remarks n. 13. 14. DER- HAM physic. theol. p. 103. . Nothwendig muͤsse jener naͤher, dieser aber von der Hornhaut entfern- ter sein. Nun sehen aber Menschen, dem ohngeachtet doch, wie jedermann weiß, sowol nahe, als entfernte Dinge deutlich Le CLERC point de vue pag. 79. . Selbst die Kurzsichtige, koͤnnen feine Schrif- ten in Entfernungen lesen, da eine doppelt so weit als die andere abstehet, und folglich koͤnnen sich auch die Augen S s s 2 die- Das Sehen. XVI. Buch. dieser Leute sich noch zu naͤheren Dingen bequemen PORTERFIELD II. p. 3. . Ein eiserner Drath, dem man einem entfernten Thurm gegen uͤber hielte, wurde mit einem Auge deutlich, und der Thurm undeutlich erblikkt, und so sahe dagegen der Thurm deutlich, und der Drath nur wie ein Schatten- strich aus, woraus man offenbar ersehen koͤnne, daß sich das Auge aͤndern lasse Le CAT p. 511. , und sich bald bequeme ganz nahe, bald aber wieder weite Dinge zu sehen, und daß es folglich nicht geschikkt sei, beiderlei Dinge mit einmal zu sehen. Folglich muͤsse sich das Auge, um ganz nahe Dinge vollkommen zu sehen, in das Auge eines Kurzsichtigen verwandeln, und sich folglich lang machen SCHEINER ibid. p. 23. 167. 244. KEPLER prop. 64 PLEMP. p. 103. MOLINETTI ed. 1 p. 18. 19. le CAT p. 466. 495. HELS- HAM, S’ GRAVEZANDE n. 3093. , so wie die Crystallinse convex SCHEINER p. 244. CAR- TES dioptric. c. 3. de homine 78. HARTSOEKER pag. 77 HELS- HAM p. 325. S’ GRAVEZANDE n. 3094 le CAT p. 491. 495. , und die Hornhaut ebenfals con- vex werden muß: Hingegen muß es bei entfernten Din- gen weitsehend, folglich kurz, und einerlei Linse und Horn- haut flaͤcher gemacht werden. Daher geschehe es, wenn man nahe Dinge betrachtet, deren Brennpunkt also in diesem Falle von der Hornhaut weiter abstehe, daß nach dem obigen, dieser Brennpunkt dennoch auf die Nezzhaut faͤlt. Es wird aber dieses geschehen, entweder wenn die Strahlen brechende Kraͤfte einen naͤheren Brennpunkt ma- chen, oder wenn die veraͤnderte Figur des Auges, die Nezzhaut von der Hornhaut weiter entfernt, oder wenn man beide Kraͤfte miteinander verbindet. Dahingegen begebe sich, wenn man entfernte Dinge sehen will Le CAT p. 467. 490. 496. CARTESIUS \&c. , deren Brennpunkt disseits der Nezzhaut faͤlt, an dem kuͤrzer gewordenen Auge, die Nezzhaut in die Gegend des Brennpunkts, indessen daß sich zu glei- cher Zeit die Figur des Auges aͤndert, weil die schwaͤche- ren IV. Abschnitt. Das Sehen. ren Brechungskraͤfte, dieses nunmehr flaͤchern Auges, den Brennpunkt von der Hornhaut weiter abruͤkken. Man finde auch fast in allen Thieren dergleichen Wechsel CHESELDEN p. 296. An Fischen. An Voͤgeln und Fischen DERHAM l. c. p. 105 , in einigen koͤnne man so gar diese Bewe- gung selbst wahrnehmen BIDLOO an Voͤgeln. , und es habe, eine Libelle (Was- serjungfer) ihre Augen aufgeblasen, damit sie convex wer- den moͤchten POUPART. die Stelle ent- faͤlt mir. . Dahingegen koͤnnten Jnsekten, deren Augen unbeweglich sind, blos entfernte Dinge sehen DERHAM. pag. 364 Von den Schnekken SWAMMERDAM p. 107. 131. , und sie bedienen sich zu den nahen Dingen ihrer Fuͤhl- hoͤrner: indessen nehme man doch einige Fliegen aus, in- dem diesen ihre drei glatten Augen zu entfernten Dingen, die grossen convexe und gegitterte Augenkugeln aber, zu den nahen Dingen dienen sollen HILL essays p. 217. . Man pflegt dieses gemeiniglich, und einstimmig an- zunehmen, wie wohl die Autores, in der Art, und der Ursache dieses Augenwechsels von einander abgehen. §. 21. Die Wirksamkeit des Sternbaͤndchens ( corpus ciliare ). Es hat der Zusammenhang dieses sehr artigen Koͤr- perchens mit der Crystallinse dem Kepler zuerst bewogen prop. 64. SCHEINER pag. 163. PLEMP. L. III. c. 9. VES- LING syntagm. p. 102. HORTEN- SIUS de oculo p. 15. HIGHMOR disquis. anat. p. 274. MOLINET- TUS Edit. I. p. 18. 19. Ed. II. p. 147. COLLINS p. 885. VERHEYEN II. pag. 213. STURM prespyop. \& myop. n. 13. acul. Deoskop. p. 14. nur etwas undeutlicher DER- HAM l. c. pag. 101. PERRAULT l. c. p. 580. PORTERFIELD Ess. of Edimb. IV. p. 197. of the eye pag. 446. MUSSCHENBROECK n. 1209. BARTHES duodecim quæst. n. 3. S’ GRAVEZANDE n. 3093. 3094. dieses uͤberredet sich ebenfals. PLATNER de process. ciliar. HEISTER. , daß er sich desselben, vorzuͤglich bediente, um die S s s 3 Er- Das Sehen. XVI. Buch. Erscheinungen des Sehens zu erklaͤren, und es sind die- sem Manne, der durch so viele andere Erfindungen be- ruͤhmt geworden, viele grosse Maͤnner, einige aber dar- unter doch auf andere Weise nachgefolgt. Es glaubte also Kepler, daß dieses Sternbaͤndchen, als ein beweg- licher, und auf der Crystallinse liegender Muskel das Au- ge laͤnger mache, wenn die Linse, nach Zuruͤkkstossung der glaͤsernen Feuchtigkeit vorspraͤnge. Zinn bestaͤtiget dieses in so fern De lig. ciliar. n. 10. , daß die Radii des Sternbaͤndchens, wenn sie von der Feuchtigkeit aufschwellen, den Glaßkoͤr- per zuruͤkkstossen, und die Linse vorwaͤrts trieben. Diese Hipothese erweiterte Porterfield dahin, daß der natuͤr- liche Zustand des Auges in einer Erschlaffung dieses Baͤnd- chens bestehe, wobei zugleich das Auge kuͤrzer, und weite Dinge zu sehen geschikkter werden soll: Dahingegen sollen wir nahe Dinge nur mit Muͤhe und Ermuͤdung unter- scheiden koͤnnen Of the eye T. II. p. 4. 5. , weil wir zu diesen Objecten, die Huͤl- fe des Sternbaͤndchens noͤthig haben: und es straͤnge sich hier die Seele an, das Auge auf entfernte und nahe Din- ge zu richten IDEM Ess. of a Societ. at Edimb. T. IV. p. 154. 155. 164. . Andere haben dieser Sache eine solche Wendung ge- geben, daß das Sternbaͤndchen vielmehr die Linse ruͤkk- waͤrts ziehen, und die Distanz von der Nezzhaut vermin- dern soll, damit das Auge von dieser Action kuͤrzer wer- den moͤge La CHARIERE p. 284 PER- RAULT p. 579. HARTSOEKER pag. 76. BRISSEAU p. 77. DER- HAM l. c. L. IV. c. 2. pag. 101. wenn ichs treffe. . Wenn eben diese Sternbaͤnder gelaͤhmt oder gesund sind, so leitet er das Schielen daher PORTERFIELD T. II. p. 14. und vorlaͤngst du HAMEL corp. anim. L. II. c. 5. der auch diesen Fehler deutlich an der Linse im gruͤ- nen Staar gesehen hat. , und er behaup- tet, daß dieses Baͤndchen ein Muskel sei, ob es gleich keine Farbe habe p. 450 Auch wie es scheint MORGAGNUS Epist. XVII. n. 16. . Da- IV. Abschnitt. Das Sehen. Dahingegen will der beruͤhmte Moulins, daß die Crystallinse von ihren Baͤndern gegen die Linse gezogen werde, und daß auf solche Art, der Buͤschel der Strah- len kuͤrzer werde MOULINS p. 51. . Sie sagen, daß der Kamm in den Voͤgeln Iourn. des savans 1699. n. 5. DERHAM physic. thcol. p. 105. , wel- cher im Glaßkoͤrper verborgen liegt, offenbar die Linse ge- gen die Nezzhaut herbei ziehe, und daß er sie zugleich ein- waͤrts ziehe Iourn. des sav. PORTER- FIELD II. p. 276. , wenn das Thier auf der Seite siehet, damit das Auge die grade vor sich liegende Gegenstaͤnde besser sehen moͤge: es sei dieses endlich ein wuͤrklicher Mus- kel PORTERFIELD I. p. 248. 249. , und sie behaupten ihn auch als einen solchen. Scheiner Dioptric. c. 3. de hom. p. 78. und Carthesius Diese Baͤnder koͤnnen die Linse conglobare p. 163. 201. haben wieder eine andere Theorie davon gehabt. Sie wollen nemlich, daß das Auge, wenn sich das Sternbaͤndchen zusammen zieht, geschikkter gemacht werde, nahe Dinge zu sehen: Doch aber so, daß die Crystallinse convexer wuͤrde, und diese Veraͤnderung hat auch Scheiner durch einen Versuch bestaͤtiget, und viele Nachfolger gehabt GREW Cosmolog. facr. COLLINS pag. 906. BIDLOO de oculis p. 30. HEUCHER oper. p. p. 528. gemeiniglich verbinden die Neuern die Augenveraͤnderung mit der vorigen Betrachtung DER- HAM p. 101. GORTER Chir. pag. 1032. le CAT p. 960. 967. : so daß uͤber- haupt Bidloo ibid. versichert, daß man diese Veraͤnde- rung in der Figur, an den Voͤgeln, so gar mit Augen sehen koͤnne. Hier haben wieder andere grade das Gegentheil be- hauptet, und sie lassen die Linse lieber von eben diesen Fort- saͤzzen flaͤcher gemacht werden, und dieses war die Hipo- these des P. A. Molinetti p. 147. BRISSEAU p. 77. PHELIPEAUX apud STENO- NIUM Can. carchar. diss. p. 82. WINTRINGHAM p. 30. S’ GRA- VEZANDE n. 3094 MUSSCHEN- BROECK n. 1212. , anderer und vor kurzem des Santoriers Meinung, welcher so gar die Spuren S s s 4 der Das Sehen. XVI. Buch. der eingedruͤkkten Radien des Sternbaͤndchen an der Linse gesehen, als jemand blind geworden war. Hieher gehoͤ- ret auch die Meinung des Jurins pag. 140. , welcher will, daß die Crystallinse, um entfernte Dinge zu sehen, von den Baͤndern in der Mitte niedergedruͤkkt, und auf den Sei- ten erhoben werde, sich aber hernach durch ihre Feder- kraft wieder herzustellen vermoͤge. Der beruͤhmte Pemberton, behauptet in der Cry- stallinse selbst, Muskelfasern De facultate qua oculus se accom. c. 2. , welche die Figur dieser Linse so veraͤndern koͤnnten, daß ihr vorderer Durchmes- ser kleiner, und der hintere groͤsser werde P. m. 171. , und daß davon ein kurzes Gesicht entstehe, wenn sich dieses vor- nehmste Werkzeug, vermoͤge der verminderten Zusam- menziehung der Linsenfasern, zu den verschiedenen Weiten nicht bequemen kann Idem. . Man hat selbst in dem Kanal des Petits CAMPER p. 24. , einige Huͤlfe bei der Veraͤnderung der Figur der Crystallinse gesucht: indem dieser Kanal von einer elektrischen Fluͤßigkeit aufschwellen soll, so bald wir etwas mit Fleiß betrachten SAUVAGES suffus. p. 16. . §. 22. Die Thaͤtigkeit der Augenmuskeln. Andere Schriftsteller uͤbergehen die Kraͤfte, von de- nen das anatomische Messer keine Nachweisung geben kann, und bedienen sich dagegen bei der Veraͤnderung des Au- ges, der wirklich sichtbaren Augenmuskeln. So hat Molinetti L. IV. c. 2. p. 147. BRIGGS c. 2. BRISSEAU pag. 23. ROU- HAULT P. I. c. 28. p. 208 BER- GER p. 411. VERHEYEN L. II. p. 214. le CAT p. 495. nebst seinen Anhaͤngern be- hauptet, daß die vier graden Muskeln mit ihren vereinig- ten Kraͤften, den vordern Theil des Auges gegen das hintere ziehen, und das ganze Auge kuͤrzer und die Horn- haut IV. Abschnitt. Das Sehen. haut flaͤcher machen. Und auf solche Art bequeme sich das Auge entfernte Dinge zu sehen. Sie sagen noch, daß die Aderhaut in den Fischen einen Muskel habe Leipzig oeconom Abhandl. IX. p. 114. ARDERON Phil. trans. n. 486. DERHAM phys. theol. pag. 104. , welcher das Auge kuͤrzer macht, und dieses geschehe im Stoͤr, bis auf zwei Zoll RICHTER ichthyotheol. pag. 53. . Grade das Gegentheil davon, lehren andere wieder, es ziehe sich nemlich die dunkle Hornhaut zuruͤkk, damit die Hornhaut vorspringe, und das Auge laͤnger werden moͤge. So dachte Bohmius pag. 367. Boerhaave n. 520. ferner BAYLE pag. 472. CAMPER part. vis. Pag. 21. HELSHAM p. 324. Wenn sich alle 6 Muskeln vereinigen MOEHRING de visu p. 27 durch Zusammenruͤk- kung. und andere. Viele behaupten hingegen, daß das Auge von der vereinigten Kraft, einiger Muskeln laͤnger werde ROUHAULT pag. 209. BRIGGS, KEILIUS, BERGER l. c. HAMBERGER de ocul. vit. p. 180. der Sohn, Georg EHRHARD phy- siol. p. 5. 7. Le MOINE \& CA- MUS in disp. Paris 1743. E. obli- qui oculi masculi retinam a cry- stallina removent. TAYLOR p. 112. HELSHAM p. 325. , auf- schwelle, und die Linse von der Nezzhaut, abgezogen wer- de, so daß auch unter den Ursachen eines kurzen Gesichts, das krampfige Zusammenziehen, dieser Muskeln mit vor- komme Beim SAUVAGES de am- blyop. p. 22 welcher diese Muth- massung verwirft. . Doch es ist diese Meinung nicht ohne ein Gegentheil geblieben: Denn Cheselden will pag. 75. , daß die schiefen Mus- keln, die Linse gegen die Nezzhaut ziehe, und die Linse flaͤcher machen sollen. §. 23. Der Schließmuskel der Traubenhaut. Endlich hat sich Jurin an der Traubenhaut einen eigenen Muskel ausgedacht, nachdem er gezeigt, daß die S s s 5 Ver- Das Sehen. XVI. Buch. Veraͤnderungen an der Crystallinse, wie man sie gewoͤhn- lich vortraͤgt, nicht hinlaͤnglich waͤren, die Erscheinungen und grosse Verschiedenheit des deutlichen Sehpunkts zu erklaͤren pag. 137. 138. . Es glaubt dieser beruͤhmte Mann, daß sich dieser Schließmuskel zusammen ziehe, und die Horn- haut, um nahe Dinge zu sehen, convex mache, so wie diese Kraft schon hinlaͤnglich sei, daß die Distanz des deutlichen Sehens von sieben Zoll auf funfzehn wachsen koͤnne pag. 141. . Es waͤre aber schon gnug, wenn nur die Hornhaut um \frac{3}{100} convexer gemacht werde pag. 142. . Moulins glaubte, daß die Hornhaut von ihren Baͤndern, welche in die Hornhaut inserirt werden (und dieses sind Nerven) aufschwelle, indessen daß dieselben die waͤßrige Feuchtig- keit nach vorne treiben pag. 53. Add. HARTLEY p. 238. WINTRINGHAM p. 300. \& exp. 54. . Er glaubte, daß sie auch zugleich den Stern erweiterten p. 52. BIRCH T. IV. p. 547. . Jurin fuͤgte noch hinzu, wenn nunmehr keine Noth- wendigkeit vorhanden waͤre, so liesse der Schließmuskel die Hornhaut fahren, und diese springe, vermoͤge ihrer eigenen Federkraft zuruͤkk, und werde flach pag. 139. , §. 24. Das Zusammenziehn des Sterns. Wir haben bereits oben gezeiget, und es wird kein Mensch die Sache laͤugnen, daß sich nemlich die Pupille, wenn wir nahe Dinge besehen wollen verengere, und bei den entfernten Dingen weiter macht. Ohngefehr wird bei dieser Verengerung des Sterns CARTES de hom. pag. 79. BAYLE p. 477. DERHAM phy- sico. theol. p. 101. PORTERFIELD I. p. 169. II. p. 97. 175. Mém. de l’Acad. 1755. p 599. 601. la HIRE. , dasjenige geschehen, was bei dem Sehen durch ein kleines Loch geschicht ROUHAULT P. I. c. 35. p. 247. , es wird sich nemlich das undeut- liche IV. Abschnitt. Das Sehen. liche Bild verbessern, wie in einer Camera obscura, die Verengerung des Lochs, wodurch das Licht herkoͤmmt, schon hinlaͤnglich ist, nahe Objecte nett abzumahlen Mém. de l’Acad. 1755. p. 598. . Auf solche Art vermindert sich die Menge der Strah- len, und ihre Gewalt, auf die Menge der Nezzhaut: es werden die Seitenstrahlen dadurch weggelenket PORTERFIELD T. II. p. 175. \&c. , zu de- ren Convergirung auf der Nezzhaut, die Kraͤfte des Au- ges nicht hinlaͤnglich sind, und blos diejenigen Strahlen zugelassen, die der Augenachse am naͤchsten sind, und die folglich eine geringe Kraft, in die Achse einfallen las- sen wird Wenn hingegen der Stern erweitert ist CARTES de hom. pag. 79. LEMP. L. IV. prop. 59 BAYLE l. c. DERHAM l. c. la HIRE Mém. de 1755. l. c. , und viel Licht durchlaͤst, so wird dadurch der nothwendigen Bleich- heit des Subjects abgeholfen, welche an entfernten Ob- jecten, aus der Kleinheit des Sehwinkels, und folglich aus den wenigen Strahlen entstehet. Wenn daher der Stern in Krankheiten bei einigen zu- sammen waͤchst, so bekommen diese das Vermoͤgen, in verschiedenen Weiten deutlich zu sehen, durch eine geoͤfne- te Pupille wieder. Es haben dieses einige dergestalt mit der Veraͤnderung der Augenfigur verbunden, daß sie glauben, das Auge wuͤrde von einem zusammengezogenen Stern laͤnger gemacht o HALLORAN p. 79. , Bourdelot muthmasset, daß wenn man den Stern, um nahe Objecte zu sehen veren- gere, so werde davon die Crystallinse in der Mitte erha- bener DENIS confer. 4. . §. 25. Anmerkungen uͤber diese Hipothese. Was die Kraͤfte der kleinen Flokkenstrahlen des Nezz- baͤndchens, auf die Veraͤnderung der Crystallinse betrift, so TAYLOR p. 207. Das Sehen. XVI. Buch. so zweifeln wir sehr daran, ob sich dieselbigen gleich an diese Linse anhaͤngen lassen A MOULINS, A LAUREN- TIUS de l’ oeil. c. 4. . Jn allen Arten von Thieren, sind diese Fortsaͤzze der Aderhaut ganz und gar nicht muskelhaft, sondern beste- hen blos aus Gefaͤssen, welche von schlangenfoͤrmig ge- wundenen Gefaͤssen durchlaufen werden, und aus einer welchen Membran bestehen RUYSCH Thes. II. ass. I. n. 15. la HIRE p. 622. Le ROI Mém. de l’Acad. 1755. p. 597. . Jhr Anhaͤngen an der Kapsel der Crystallinse hat nicht viel zu sagen, und koͤmmt blos auf einen Schein an pag. 381. 382. , welcher sich leicht verzer- ren lassen wuͤrde, wenn man sie auseinander zoͤge, wo- durch die Dauer der Linse unfehlbar vernichtet werden muͤste. Die wuͤrkliche Jnserirung der Radien an einigen Thieren, als am Haasen, geschicht offenbar in die Trau- benhaut. Koͤnnten gleich diese Fortsaͤzze etwas ausrichten, so wuͤrden sie doch schwerlich die Figur der Linse veraͤndern Daß sie hart sei MOULINS p. 55. Es widerlegt PORTER- FIELD die Aenderung der Figur, Ess. T. III. p. 187. , und die elastische Kapsel der Crystallinse schwerlich niederdruͤkken Die Weiche der aͤussern Lin- senschale beim ILL. MORGAGNUS Adv. VI. p. 91. Epist. XVIII. n. 19. \& C. WINTRINGHAM pag. 249. doch die Kapsel ist zehnmal haͤrter, als die Membran der proc. ciliari. : wenn hingegen an ihnen eine Wir- kung von Gefaͤssen angenommen werden koͤnnte, so wuͤr- de diese Folge davon grade das Gegentheil sein, was man haben will. Es wuͤrde nemlich von dem aufgenom- menen Blute, diese Gefaͤsse aufschwellen, und weil sie sich in engen Kruͤmmen verwikkeln, die Linsenkapsel aus- dehnen, und flach machen. Nun aber strengen wir uns, wofern wir gar im Sehen eine Anstrengung verrichten, in einer genauern Aufmerksamkeit auf die nahen Dinge an ZINN. . Hierzu koͤmmt noch, daß die Fische kein Sternbaͤnd- chen haben pag. 381. , und sich dennoch in eben solche Nothwen- digkeit IV. Abschnitt. Das Sehen. digkeit gesezzt sehen, in verschiedenen Weiten zu sehen. Man kann ferner, wenn die Linse des Staares wegen entweder herausgenommen oder niedergedruͤkket worden, dennoch in verschiedenen Entfernungen sehen, wie ich an einem vornehmen Mann bemerkte, ohne daß derselbe, eine andere Beihuͤlfe noͤthig gehabt, diese Faͤhigkeit wie- der zu erlangen La HIRE Mém. de 1706. KENNEDY suppl. p. 58. TAY- LOR disease of the crystallin c. XI. HAMBERGER physiol. p. 519. . Denn obgleich alsdenn der Kranke PEMBERTON n. 3. , wegen der geschwaͤchten Kraͤfte, eine Glaßlinse noͤthig hatte, so ist ihm doch dieses und eben dasselbe Glas zu al- len verschiedenen Weiten hinlaͤnglich. Es haben auch die Mathematikker gezeiget, daß we- der eine veraͤnderte Laage IURIN p. 137. man durch- laufe c. 87. , noch eine andere Figur der Crystallinse ibid. , zu einerlei Veraͤnderung, des deutlichen Sehpunkts hinreichend ist, dergleichen man von einem gesunden Menschen erwarten koͤnne. Folglich ist daß Sternbaͤndchen, von dem Anspruche, ein Haupt-Jnstrument bei Veraͤnderung des Auges zu sein PORTERFIELD T. II. pag. 10. , so weit entfernt, daß es uͤberhaupt dabei gar nichts zu thun hat, und es scheinet blos die Linse zu halten Physiologia zu Amsterdam p. 499. : indessen daß die Traubenhaut in den Fischen eben diese Verrichtung auf sich nimmt. Ueberhaupt treffe ich weder an der Crystallinse, noch ausserhalb derselben irgend einige Kraͤfte an, welche ihre Figur aͤndern koͤnnten. An den Fischen sollte man glau- ben, daß die kleine Glokke pag. 391. 392. , welche in die Linse inse- rirt ist, diese Linse nach der inwendigen Seite ziehen koͤnn- te, wofern sie muskelhaft waͤre. Doch es kann diese Be- wegung keinen Plazz haben, weil die Traubenhaut an der glaͤsernen angewachsen ist, und die glaͤserne an der Linse Das Sehen. XVI. Buch. Linse wieder fest ist, ja es koͤnnte sich die Linse nicht auf die Seite ziehen lassen, daß sich nicht zugleich die glaͤserne Haut sehr verzerren sollte, und wenn die Natur die Linse haͤtte beweglich machen wollen, so haͤtte sie solche nicht mit der Glaßhaut verbunden. Der Kamm in den Voͤgeln, den ich wohl tausendmal betrachtet habe, ist weiter nichts als eine Haut, und nicht im geringsten haͤrter oder muskuloͤser, als das Stern- baͤndchen Pag. 391. , wie ich an einer Elster vor mir sehe. §. 26. Von den Muskeln des Auges. Es ist schwerlich zu glauben, daß sich die inwendige Figur der Augen von den umliegenden Muskeln veraͤn- dern lasse: Wenigstens laͤst sich an Fischen und Voͤgeln De la HIRE p. 622. S’ GRA- VEZANDE n. 3091. PLANCUS Comm. Acad. Bonon. T. II. P. 2. pag. 300. le CAT p. 497. POR- TERFIELD l. p. 429. 143. nicht das geringste veraͤndern, denn in diesen ist die dunkle Hornhaut, und so gar vorne, und um die Trau- benhaut herum knorplich und knochig. Doch es laͤst sich auch nicht vom Menschen gedenken, daß die graden Muskeln seine dunkle Hornhaut zuruͤkkziehen koͤnnten, daß nicht zugleich die so fest damit verbundene Hornhaut folgen sollte Conf. WINSLOW Mém. de l’Acad. 1721. pag. 310 PORTER- FIELD I. p. 427. MAITREIEAN p. 98. 99 BOHN p. 367. . Wenn man nemlich unter zwei verbundenen Koͤrpern nur den einen in Bewegung sezzen will, so muͤssen sie der- gestalt mit einander verbunden sein, daß die Bewegbar- keit, an der Stelle ihrer Vereinigung anzutreffen sei. Dergleichen ist aber hier gar nicht. So koͤnnen auch nicht die schiefen Muskeln den vor- dern Theil der Sclerotica von dem hintern Theile abzie- hen: weil ihre Sehnen beinahe uͤber zwerg liegen. Die IV. Abschnitt. Das Sehen. Die Mathematiker haben die Erinnerung gethan, es wuͤrden von so grossen Kraͤften nur grobe Bewegungen entstehen, wodurch das aͤusserstzarte Sehen, in Verwir- rung gebracht werden muͤste PEMBERTON n. 2. TAY- LOR p. 112. , und es sei die veraͤn- derte Laͤnge des Auges nicht hinlaͤnglich, wofern es sich nicht um den zehnten Theil veraͤndern liesse NOLLET lec. de phys. T. V. p. 481. . Einige Personen haben auch mit einem unbewegtem Auge voll- kommen gesehen BOYLE post. final. caus. obs. 8. . An den Fischen scheint, der Muskel der Aderhaut das Auge wirklich kuͤrzer zu machen pag. 364. : Denn diese Thiere haben einen unbeweglichen Stern, und vermissen also denjenigen Vortheil, den die Natur den uͤbrigen Thierclassen angewiesen hat pag. 135. . Jn der That ist der Kreiß der Traubenhaut an den Voͤgeln bald knorplich und knochig, bald bestehet er aus Gefaͤssen, es laͤst sich aber von diesem Kreise keine Wir- kung auf die Hornhaut, welches eine so harte Membran ist, erwarten, und es ist uns auf keinerlei Weise erlaubt, Bauarten zum Behufe einer zum Grund gelegten Noth- wendigkeit zu erdichten. §. 27. Schon die Bewegung des Sterns ist dazu hinlaͤnglich. Daß man alle diese Hipothesen erfunden, daran war dieses Ursach, daß die Physiologisten glaubten, ein Mensch sehe in den sehr verschiedenen Weiten dennoch deutlich, und folglich werde eine Veraͤnderung in den brechenden Kraͤften dazu erfordert. Nun ist dieses alles geringer, als es gemeiniglich ge- schicht, da ich mich wohl hundertmal der Camera obscura bedien- Das Sehen. XVI. Buch. bediente, um, wie ich damals vorhatte, einen Garten und Akker bei Goͤttingen abzuzeichnen, so habe ich immer mit einerlei Glase sowol entfernte als nahe Dinge sehr schoͤn und deutlich gesehen, welche durch die Kunst eines Mahlerpinsels in dem Stuͤkke auf verschiedene Art abge- mahlt werden Le CLERC systeme \&c. p. 50. point de vue p. 78. , daß entfernte Dinge naͤher bei den nahen liegen, und die ganze Flaͤche vom Horizont bis zum Auge eine sehr kurze Breite hat. Doch es siehet auch das Auge entfernte und nahe Dinge zugleich, ob sich gleich die Grade der Unterscheidung hinter dem Punkte des deutlichen Sehens bestaͤndig vermindern Le CLERC systeme art. 7. . Ferner bequeme sich uͤberhaupt das Auge nicht zu den verschiedenen Entfernungen: Denn ein jeder gehe entweder naͤher zum Object, oder von demselben weiter zuruͤkk, oder ziehe dasselbe naͤher gegen das Auge, und suche auf solche Art den deutlichen Sehpunkt, so oft wir ein Object nicht recht genau unterscheiden koͤnnen IDEM syst. art. 27. . Wir wuͤrden uns aber der Veraͤnderung des Auges zur Veraͤnderung dieser Arbeit bedienen, wofern diese Arbeit in unserer Gewalt stuͤnde. Es ist ferner gewiß, daß wir durch ein Pappier, wel- ches mit zwei Loͤchern durchstochen worden, das Object in den Punkt des deutlichen Sehens einfach, in allen andern Punkten aber doppelt sehen De la HIRE pag. 628. 629. 630. Verschiedentlich beim du HA- MEL pag. 324. \& Iournal des sa- vans 1685 MAITREIEAN P. 95. 96. Daher ist die Probe eines gu- ten Hohlglases, wenn es durch ein Pappierloch, ein Bild einfach vor- stellt, welches sich vorher doppelt sehen lies, nach dem Urtheile des la HIRE p. 623. Iourn. des savans 1685. n. 23. Beftehe P. 501. So wird auch SCHEINERI Sache er- klaͤret, Danziger Gesellsch. Ver- such. T. II. n. 6. , zum offenbaren Beweise, daß der Zustand des Auges, gewiß und bestimmt sei, um auf eine gewisse Weite deutlich sehen zu koͤnnen, daß sich aber dieser Zustand nicht aͤndern lasse, um auch in einer andern Weite deutlich zu sehen. Jch IV. Abschnitt. Das Sehen. Jch lese, daß sich der beruͤhmte Porterfield mit fol- gender Ausflucht entschuldigt Ess. of Edimb. T. II. p. 7. . Die weise Seele aͤn- dere ihr Auge nicht, so bald sie ohne dem deutlich sieht, deutlich aber sehe sie durch ein kleines Loch. Jch lese ebenfals, was der beruͤhmte Smith Remarks p. 3. f. 6. 7. , von den Strahlen geschrieben, die durch ein kleines Loch nach auswendig gebogen wuͤrden, und also von einem naͤ- heren Koͤrper herzukommen scheinen. Doch ich glaube uͤberhaupt, aus den Figuren dieses beruͤhmten Mannes selbst ersehen zu koͤnnen, daß seiner Hipothese zuwider, die Vorstellung von einem entfernten Koͤrper einfach, von ei- nem nahen aber doppelt geschehen muͤsse. Wenn man nun, wie oben gezeiget worden, bedenkt, daß keine Kraͤfte da sind pag. 515. , die Figur oder Kruͤmmung der Linse zu veraͤndern: und daß keine gewisse Bewegung im Auge vorgehe, ausgenommen die Verengerung des Sterns: wenn man noch bedenkt, daß auch in der Ca- mera obscura, die Verengerung der Pupille le ROI p. 598. , oder des Loches, durch welches das Licht einfaͤlt, macht, daß nahe Objecte deutlich erscheinen, so wird man mit mir wahrscheinlich finden, daß die Verengerung der Pupille dazu hinreichend sei, so wie sie in den Menschen statt fin- det, und sich zu dem Phaͤnomenon passet la HIRE. le ROI. . Warum man aber hin und wieder die Veraͤnderung an der Linse, oder an dem inwendigen Auge SMITH pop. tract. n. 85. remarks n. 13. 14 PEMBERTON, DERHAMO 3. p. 1. fuͤr nothwendig ange- sehen, davon scheint die Ursache in der gar zu grossen Breite des deutlichen Sehpunkts zu stekken, wie sie be- ruͤhmte Maͤnner angenommen haben. Wer ein Buch von kleinen Schriften lieset, wird leicht befinden, daß eine geringe Distanz unschaͤdlich sei, wenn man dieses Buch naͤher oder weiter vom Auge halten darf, ohne daß H. Phisiol. 5. B. T t t Das Sehen. XVI. Buch. daß dadurch das deutliche Sehen einen Abgang leiden solte. Fuͤr mein Auge ist diese Distanz nicht einmal ein Zoll. Um aber die Vorstellung von einem gedoppelten Object hervorzubringen, so scheint dazu eine groͤssere Di- stanz erfordert zu werden IURIN l. c. p. 134. . Endlich gesteht es der beruͤhmte Jurin selbst, daß schon die Verengerung des Sterns allein bisweilen zu ei- nem deutlichen Sehen schon hinlaͤnglich sei, weil ein gar zu haͤufiges Licht das Sehen oͤfters verwirrt macht pag. 145. . Doch wir koͤnnen es auch nicht dabei bewenden lassen, was der beruͤhmte Daviel, vor Kurzem behauptet, daß Menschen mit einem unbeweglichen Regenbogen, der we- gen des anhaͤngenden Staars verlezzet oder zerrissen wor- den K. swensk. wetensk. hand- ling 1759. Trim. I. Iourn. de me- dec. 1762. m. Mars. , gut sehen koͤnnen. Vielleicht hat dieser gute Freund von einem Gesichte geredet, welches zu den Ge- schaͤften des Lebens zureichend ist, und sich uͤbrigens nicht um ein Gesicht bekuͤmmert, welches auf verschiedene Wei- ten anzuwenden ist. §. 28. Das Urtheil der Seele von dem Bilde auf der Nezzhaut. Bisher haben wir nur dasjenige Bild in Betrach- tung gezogen, welches uns die umliegenden Koͤrper auf der Nezzhaut abmahlt. Doch es ist uͤberhaupt dieses Bild nicht das, was sich die Seele vorstellet, wie man leicht aus der Betrachtung des Bildes, oder aus den Erfah- rungen dererjenigen Menschen erkennet, die blind ge- bohren worden, und denen man mit einmal den Gebrauch der Augen giebt. An IV. Abschnitt. Das Sehen. An diesem Bilde druͤkkt die Groͤsse nichts Es ist keine wesentliche Ver- bindung zwischen der sichtbaren, und der fuͤhlbaren Groͤsse, BERKLEY p. 264. CONDILLAC des sensat. T. I. p. 166. von der wahren Groͤsse des Objects aus, und es ist eine Nadel BERKLEY p. 283. , welche man gegen einen entfernten Thurm haͤlt, eben so groß als dieser Thurm. Doch es befindet sich auch an diesem Bilde kein Unterschied in den verschiedenen Wei- ten IDEM pag. 247. CONDIL- LAC ibid. , indem sich alles gleich nahe, auf einerlei Flaͤche, die unglaublich duͤnne ist, abmahlt. Bei dem Bilde be- findet sich auch weder Convexitaͤt noch Concavitaͤt, son- dern man bemerkt nur lichte und schattigte Stellen auf die- ser vollkommnen Ebene, ja die Ebene wird nicht einmal durchs Gesicht unterschieden, indem dasselbe der Seele nichts als Farben vorhaͤlt p 348. 349. . Diejenigen, welche die Sache auf eine feine Art untersuchen, wollen nicht ein- mal, daß sich Figuren BERKLEY theory of vis. p. 313. 323. 334. So auch CHE- SELDEN p. 301. DAVIEL in li- teris. Es laͤugnet PORTERFIELD II. p. 416. sondern die Seele soll erst durch angestrengte Vernunft, die Eigenschaften beider Koͤrper unterscheiden koͤnnen. in dem Bilde der Nezzhaut dergestalt ausdruͤkken, daß der Unterschied eines Wuͤrfels von einer Kugel, und der Unterschied dieser von einer Pyramide, durch gefaͤrbte Strahlen bestimmt werde Ein Blinder, der ploͤzzlich sehend gemacht, wuͤrde es nicht unterscheiden. BERKLEY p. 328. 329. , wie es doch in der That gewiß ist, und daß sich kein fester Koͤrper jemals ganz abmahlen lasse, daß sich an einem Wuͤrfel aus den vordern Linien, nichts auf die hintern verborgenen Linien unterscheiden lasse, oder daß man et- was aus dem Bilde, auf die gleiche Zwischenraͤume schlies- sen lasse. Doch es druͤkkt auch eine sichtbare Bewegung, keine fuͤhlbare Bewegung zugleich aus p. 332. . So glaubte ein Blinder, der es von der Geburt her war CHESELDEN p. 300. seqq. Der Regenb. angewachsen. Hist. de la Chirurg T. III. p. 115. da- hin zielet auch, Add. ACRELL om fosters siukdom. p. 15. , als man ihm nach niedergedruͤkktem Staare die T t t 2 Kraft Das Sehen. XVI. Buch. Kraft zu sehen mittheilte, daß alle Koͤrper auf seinen Au- gen laͤgen p. 301. DAVIEL im Briefe an mich. Iourn. de medec. 1762. m. MARS. Er laͤugnet es von dem bei den REAUMUR sehend ge- machten Blinden LIGNAC lettre d’ un Amer. VII. pag. 28. Doch dem DA VIELI, als einem erfahr- nem Manne, der keine Ursache zu luͤgen hatte, muß man in der That Glauben beimessen. Conf. auch Miscell. Berol. T. VI. p. 68. , er hatte keinen Begrif von der Distanz, er erkannte keine Koͤrper des Gesichts, deren Figur er sich schon durch das Gefuͤhl bekannt gemacht hatte Ibid. \& in hist. de la Chir. l. c. DAVIEL l. c. ib. Iuin. , er vermuthete nicht, daß diese Figuren in den Mahlereien feste Koͤrper vorstellen pag. 302. , und er verwunderte sich, wie die Aehnlichkeit eines Menschen vom Mahler auf ein schma- les Tuch gebracht werden koͤnne pag. 303. , und er konnte nicht begreifen, daß etwas groͤsser als diejenige Kammer sein koͤnnte, welche er vor sich sahe pag. 303. . Doch es scheint auch gar nicht zweifelhaft zu sein, daß wenn unsere Augensaͤfte, die Kruͤmmung der Linse und Hornhaut anders waͤre, und die brechende Feuchtigkeiten auf verschiedene Weise braͤchen, und das Auge andere hole oder prismatische Figuren bekaͤme, und die brechen- de oder abprallende Kraͤfte der Strahlen veraͤndert wuͤr- den, und die Zartheit der Nezzhaut anders beschaffen waͤre, und was dergleichen mehr ist, so wuͤrden auch an- dere Bilder und andere Urtheile der Seele von den aͤus- serlichen Objecten entstehen, und es wuͤrde bei einigen Thieren dasjenige ein grosses Licht sein, was fuͤr andere eine dikke Finsterniß bliebe. Ueberhaupt kann man also den George Berkley die scheinbare Ausschweifung nicht eben fuͤr uͤbel halten, wenn er das ganze Geschaͤfte des Sehens fuͤr ein willkuͤhrliches Gespraͤche zwischen Gott und der Creatur haͤlt pag. 341. , und die Creatur von den Dingen nichts wahrnehme und em- pfinde, als was Gott will, daß sie wahrnehme und em- pfinden IV. Abschnitt. Das Sehen. finden soll, damit der Mensch durch diese Zeichen, wie durch die Hand Gottes zur Erhaltung seiner selbst gelei- tet werde pag. 341. . Es laͤge also in den Sachen selbst kein nothwendiges Principium, warum wir uns von den koͤr- perlichen Dingen, diese und keine andere Vorstellung machen. Zu dieser Meinung bequemte sich auch der P. Malebranche und Boerhaave. Folglich hat man, so wie die Blinden durchs Tappen NOLLET leçons T. V. p. 133. , die Eigenschaften der Koͤrper zu erkennen, sich all- maͤhlig des Gesichts bedienen gelernt, und zwar jener Mann beim Akrell, geschwinde, so wie der beim Che- selden langsamer, indem dieser kaum nach einem oder dem andern Monathe erst die Betruͤgereien der Mahler- kunst entdekken gelernt. Folglich wird in der That vermittelst des Gefuͤhls eine Harmome zwischen den Eigenschaften der Koͤrper, und zwischen dem auf der Nezzhaut abge- mahlten Bilde, erweislich gemacht. §. 29. Wie die Groͤsse der Bilder beurtheilet werde. Ueberhaupt wird die Groͤsse von einem einzigen Auge geschaͤzt, und damit wir uns einfaͤltiger erklaͤren moͤgen, vermittelft desjenigen Winkels, welchen zwei Enden des gegen uͤberliegenden Koͤrpers, mit dem sehendem Punkte der Nezzhaut machen p. 504. D’ ORLEANS p. 12 15. PORTERFIELD II. pag. 376. S’ GRAVEZANDE n. 3118. . Man koͤnnte sie auch nach der Groͤsse des Bildes schaͤzzen, welches sich auf der Nezzhaut abmahlt STURM colleg. exper. pag. 156. , indem dasselbe einerlei Verhaͤltnisse, als gedachter Winkel hat. Folglich findet sich bei diesen Ur- theile nicht das mindeste wahre Der die Entfernung nicht weis, irrt gemeinialich in der Groͤs- se. BUFFON T. III. p. 319. , wofern nicht zwei Ob- jecte, die man mit einander vergleicht, gleich leuchtend T t t 3 sind, Das Sehen. XVI. Buch. sind, und in einerlei Distanz vom Auge gestelt werden, denn es beweiset die gleiche Groͤsse dieses Winkels alsdann, daß die Koͤrper gleich groß sind: waͤre er groͤsser, so wuͤr- de auch das Object groͤsser sein, und so wuͤrde das Object im Gegentheil kleiner sein, welches unter einem kleinern Winkel erscheinet. Jch sage aber darum nicht, die See- le messe diese Winkel aus, denn sie kennet dieselben nicht BERKLEY p. 256. : ich will nur so viel sagen, daß die Jdee der Groͤsse, Kraft des ewigen Gesezzes von Gott, mit diesem Winkel verbunden sei. Nun irren wir, wenn wir blos aus diesem Winkel urtheilen wollen, und wir irren hiebei auf eine vielfache Art: erstlich wenn diese Koͤrper auf verschiedene Weise leuchten. Denn da der Sehwinkel mit dem Maaß der Strahlenwinkel einerlei ist, die beide Koͤrper von sich las- sen, so geschicht es, daß uns aus gleichem Grunde, auch diejenigen Koͤrper groͤsser zu sein scheinen BAYLE p. 483. BERKLEY p. 259. SCHEINER p. 132. 133. , welche hel- ler sind, und hievon geben uns die Fakkeln und Lichter ein Exempel. Wir irren aber um so viel mehr, je ent- fernter diese leuchtende Koͤrper von uns sind. Denn da uns entfernte Dinge gemeiniglich dunkel vorkommen, und uns wenig ruͤhren, so urtheilen wir, daß sie sehr groß sein muͤssen, weil sie weit von uns und dennoch helle sind. Jch habe oͤfters bemerket, wenn ich spazzieren gegangen, daß mir die Flamme einer Wachskerze um desto groͤsser vorgekommen, je weiter ich davon zuruͤkk getreten, und sie wurde immer kleiner, je naͤher ich ihr kam. Eden so erinnere ich mich, bei der Feuersbrunst entfernter Doͤr- fer, daß mir die Leute dabei fast von Riesen Groͤsse ge- schienen. Wir irren auf eine andere Weise wieder, sobald Koͤr- per von deren Groͤsse wir urtheilen, nicht gleich weit ab- stehen. Denn da der Winkel, nach welchen wir die Groͤsse messen, IV. Abschnitt. Das Sehen. messen, bestaͤndig um so viel abnimmt pag. 476. , als sich das Object vom Auge zuruͤkkdruͤkkt, so scheinen uns Koͤr- per, welche weit abliegen, wenn alles uͤbrige gleich ist, allezeit kleiner zu sein, bis sie uns endlich aus den Augen verschwinden p. 477. seqq. . Folglich muß man allemal, wenn man von der Groͤsse urtheilen will, die Distanz mit in Rechnung bringen NOLLET lec. de physique T. cit. p. 124. . Unter gleich weit entfernten Dingen, erblikken wir einen hohen Koͤrper, z. E. einen Thurm nicht so gut, als wenn eben dieser Koͤrper auf eine Ebene gelegt wird BERKLEY p. 274. Jch fuͤh- re hier den Mond zum Exempel an. Dieser erscheint auch auf einer vollkommnen Ebene groͤsser, wenn er vom Horizonte des Meeres auf- geht. Folglich nicht von zwischen- liegenden Baͤumen. PORTER- FIELD T. I. p. 381. S’ GRAVE- ZANDE n. 3119. . Wir urtheilen schlecht von dem Unterschiede entfern- ter Koͤrper, was ihre Groͤsse betrift le CAT p. 448. , daß dasjenige klein sei, wodurch sich die so kleine Bilder unterscheiden. Es scheint auch die Seele von der groͤssern Empfin- dung der Nezzhaut, auf die Groͤsse des erblikkten Koͤrpers zu schliessen: Daher sehen diejenigen, denen vor kurzen der Staar gestochen, und das Gesichte wiedergegeben worden, Dinge groͤsser CHESELDEN p. 304. . Es sahe auch ein Epilepti- scher, die Objecte groͤsser Iourn. des médec. 1760. m. Nov. . Diese eingebildete Groͤsse mindert sich, wenn man die Empfindungen wiederholet. Die uͤbrigen Ursachen, warum die Seele von der Groͤsse der Dinge bald so, bald anders urtheilet, scheinen mir entweder zu subtil, oder auch nicht wahr zu sein. Da uͤberhaupt die Groͤsse des auf der Nezzhaut abgemahlten Bildes, wenn alles uͤbrige gleich ist, wie der Sehwinkel und wie das Maaß der Groͤsse beschaffen ist, so hat man sich auf eine subtile Art ausgedacht, es muͤsse sich alles in T t t 4 einem Das Sehen. XVI. Buch. einem kleinern Auge auch kleiner abmahlen, und folglich muͤsten die Kinder, und die kleinen Thiere, Dinge kleiner sehen BUFFON hist. nat. T. III. p. 330. VANDERMONDE art de perfectionner l’ espéce humaine p. 436. : Dahingegen glaubte der beruͤhmte Cheyne Philos. princip. of religion p. 344. , daß sich die Empfindung von den sichtbaren Groͤssen verkehrt, wie die Groͤsse des Koͤrpers verhalte, so daß eine Maus also die Dinge um so viel groͤsser sehen muͤste, als sie gegen Elephanten kleiner ist. Jch wuͤrde leicht glauben, daß ein jeder Mensch die Einheit seiner Groͤsse von sich selbst hernimmt, und daß er alle Koͤrper mit den seinigen vergleicht: Daher scheinen uns diejenigen Dinge groͤsser, welche groͤsser, als unser Koͤrper sind. Jch erinnere mich sehr wohl, daß mir die Baͤume, Haͤuser, Staͤdte und Berge groͤsser vorgekom- men, als ich noch ein Kind war, und vor Kurzem schie- nen sie mir alle kleiner geworden zu sein, da ich nach ei- ner langen Zwischenzeit von so vielen Jahren, mein Va- terland das erstemal wieder sahe. Jch gebe es leicht zu, daß verschiedene Menschen auch verschiedene Groͤsse sehen PORTERFIELD II. p. 345. 346. 374. . Jch glaube auch nicht, daß uns Dinge groß scheinen solten, die man undeutlich sieht le CAT p. 471. 476. : Auch sehen unsere Augen nicht in der Kaͤlte Dinge kleiner IDEM p. 470. SAUVAGES suffus. p. 22. : oder daß die veraͤnderte Weite des Sterns Sihe PORTERFIELD II. p. 179 180. , die Vorstellung von der Groͤsse veraͤndern sollte, indem sich diese Erscheinung sehr leicht beurtheilen laͤst le CAT p. 471. PALUCCI hist. de l’ oper. de la catar. p. 27. : Es koͤnnen uns auch nicht diejenigen Dinge kleiner vorkommen, welche wir mit Auf- merksamkeit betrachten, so wenig als die Kurzsichtigen, Objecte kleiner sehen werden le CAT p. 470. . Von allen diesen habe ich nichts durch die Erfahrung bemerken koͤnnen. Doch es IV. Abschnitt. Das Sehen. es aͤndert auch nicht einmal das enge Loch, durch welches man siehet SCHEINER p. 141. , unser Urtheil von der Groͤsse. §. 30. Das Urtheil von dem Orte der Dinge. Es befindet sich der Ort eines erblikkten Objects, wel- ches wir mit einem einzigen Auge anschauen, in derjenigen Linie, die zwischen denen zwo geraden Linien ist, welche man von dem empfindendem Theile der Nezzhaut an, bis zu den Graͤnzen dieses Objects zieht PORTERFIELD II. p. 293. . Wenn wir mit zweien Augen sehen, und vielleicht ge- schicht dieses niemals, als dann ist der Ort am Ende der Sehachsen, oder in dem Punkte, wo sich beide Linien durchschneiden, die man von dem empfundenen Punkte der Nezzhaut auf das Object zieht. Folglich wird uns ein Object doppelt vorkommen, wenn sich diese Punkte einander nirgends durchschneiden. Es ist der Versuch leicht zu machen. Jch fange blos mit dem linken Auge zu sehen an, ich bemerke den Punkt, in welchem das Object erblikkt wird. Wenn ich nun das linke Auge schliesse, und blos das rechte gebrauche, so huͤpft das Bild, und es wendet sich linker Hand hin. Es muß aber der Koͤrper nicht gar zu groß sein. Man glaubt, daß die Seele auch hier durch die Er- fahrung, den Effect des Auges verbessere MUSSCHENBROECK 33. fin. MARTIN p. 149. . Wenn daher ein Object unbeweglich ist, sich aber die Nezzhaut bewegt Senac. ess. de physiq. pag. 585. 704. , so werden sich die Objecte zu bewegen, und ruͤkkwaͤrts zu laufen scheinen, wenn wir geschwinde vor demselben vorbei fahren, wie man an den Fluͤssen siehet STURM vision. sens. p. 42. , deren Ufer zuruͤkk fliehen, und wenn wir uns selbst in die Runde umdrehen, so scheinen die Objecte nach ei- T t t 5 ner Das Sehen. XVI. Buch. ner gegenseitigen Richtung, in Kreise zu laufen PORTERFIELD II. p 425. : so wie wir glauben, daß sich der Mond gleich mit uns be- wege, weil sich das Bild desselben, in unserm Auge nicht veraͤndert STURM de visione p. 41. . Koͤrper die in unsern Augen selbst zu gegen sind, glau- ben wir alle ausserhalb unserm Auge zu sehen, z. E. die Kuͤgelchen, und durchsichtige Linien, denn dieses sind die Kuͤgelchen und Gefaͤsse der Nezzhaut Besiehe die vortrefl. Dis- sertat. Cl. MEISTERI im Ham- burg. Magaz T. XXIII. pag. 269. \& Conf. PITCARNE theor. morb. ocul. p. 17. SENAC Ess. 1735. p. 705. 507. BOERHAAVE morb. ocul. p. 34 35 38. SAUVAGES suffus. p. 13. : man sollte glauben, daß dieselben in dem kleinen Loche, durch wel- ches das Licht koͤmmt, genau liegen muͤsten. Daß sie zwi- schen der Nezzhaut und der glaͤsernen Feuchtigkeit ihre wahre Stelle haben, behauptet Smith Remarks. , und wie es scheint auch Meister. Wir haben aber an der Nezz- haut zuverlaͤßig rothe Schlagadern, die man an dem Glaßkoͤrper noch nicht erwiesen hat, und es entstehen der- gleichen Flekke, wenn man ein sehr starkes Licht ansieht BUFFON Mém. de 1743. p. 156. . Dieser Anblikk ruͤhrt die Nezzhaut, wo der Brenn- punkt ist, und nicht den glaͤsernen Koͤrper, es hat schon Pecquet laͤngst Beim MARIOTTE p. 504. la HIRE accid. p. 572. , und ohnlaͤngst der beruͤhmte Por- terfield Edimb. Ess. T. III. p. 263. f. 14. , diese Geschwuͤlste an der Nezzhaut abge- zeichnet. §. 31. Das Urtheil von der Entfernung. An dem Bilde selbst zeigt sich keine Verschiedenheit der Distanz, daher konnte sich jener Blinde beim Che- selden, auf keinerlei Art aus dem Jrrthum heraus fin- den BUFFON T. III. p. 312. , und es glauben die Kinder, daß alle entfernte Dinge IV. Abschnitt. Das Sehen. Dinge klein sind HARTLEY p. 201. . Doch auch wir sehen in der That entfernte Dinge klein BUFFON T. III. p. 313. . Die Seele wird durch den langen Gebrauch der Dinge kluͤger STURM ocul. Teoskopos p. 17. de vision ocul. p. 34. , bleibt aber den- noch allezeit noch unvollkommen unterrichtet, wenn sie von dem Unterschiede der Distanzen urtheilen lernt PORTERFIELD I. pag. 23. SMITH popul. tract. n. 139. HART- LEY p. 201. . Cartesius glaubte, die Seele beurtheile die Distanz nach der Art eines Blinden, nemlich aus der Groͤsse des Winkels MUSSCHENBROECK n. 1242. le CAT p. 473. HARTLEY p. 202. , den die im Objecte zusammenkommende Sehachsen machen: Es ist aber dieser Winkel allezeit groͤsser, je naͤher das Object, und kleiner, je entfernter das Object ist. Diesen Winkel koͤnnen weder Voͤgel noch Fische PORTERFIELD of the eyes T. I. p. 77. 116. , noch einaͤugigte Personen, wie auch diejenigen nicht haben, welche mit einem einzigen Auge sehen. Deswegen bedienen sie sich entweder des Winkels, der vom strahlendem Punkte auf die Graͤnzen der Hornhaut gezogen wird KEPLER. PLEMP. L. IV. probl. 46. , oder desjenigen Winkels, den die Enden eines sichtbaren Ob- jects, mit dem empfindenden Punkte der Nezzhaut ma- chen, weil beide Winkel um so viel groͤsser sind, je naͤher das Object, und so im Gegentheil. Jndessen kennet die Seele doch diese Winkel wirklich nicht BERKLEY p. 223 , und es gehoͤret das Urtheil, welches man dem Winkel zuschreibet, einzig und allein zu der Empfindung von der Groͤsse, von der eben dieser Winkel das Maaß ist pag. 521. . Wir bedienen uns uͤberhaupt der Regel, daß die Distanzen verkehrt, wie die sichtbare Groͤssen sind SMITH n. 139. PORTER- FIELD II. p. 392. IURIN pag. 32. \& 38. , ob wir gleich nicht genan in einer gedoppelten Entfernung, Dinge Das Sehen. XVI. Buch. Dinge gedoppelt kleiner sehen le CAT p 444. . Wir haben nemlich gelernt, daß ein gleich grosser Mensch, der uns nahe ist, viel kleiner zu sein scheine, wenn er sich auf hundert Fuß weit von uns entfernt, und daß er wieder kleiner aussieht, so bald die Distanz tausend Fuß betraͤgt. Wenn wir al- so eine Groͤsse wissen, so bedienen wir uns derselben als einer bekannten Quantitaͤt, welche wir vergleichen, um die Distanz herauszubringen. Wir irren also, so oft wir die wirkliche Groͤsse nicht wissen pag. 520. 521. . Die Niederkeit hoher Koͤrper traͤgt zur Distanz etwas mit bei. Jch glau- be nicht, daß einaͤugige Personen Distanzen unrichtig schaͤzzen sollten BOYLE final. caus. obs. VII. TAYLOR p. 206. DEMOURS ad Edimb. obs. I. p. 365. le CAT p. 474 PORTERFIELD I. p. 77. , da man Voͤgel die so genau auf ihre bestimmte Beute zu fliegen, wegen ihrer seitwaͤrts gela- gerten Augen, fuͤr einaͤugig halten kann, und da Jaͤger nur ein einziges Auge gebrauchen, ob es ihnen gleich dar- an gelegen ist, die Weite genau zu wissen. Es gehoͤren also auch in das Urtheil uͤber die Distan- zen andere von der Erfahrung hergenommene Groͤssen. Die Erfahrung lehrt, daß alles bleich und undeutlich wird, je weiter eine Sache abliegt. Die Bleichheit ist gedoppelt, eine, welche von den wenigen Strahlen her- ruͤhret, die von entfernten Objecten kommen De la HIRE p. 533. HART- LEY p. 202. PORTERFIELD II. p. 396. BAYLE p. 481 S’ GRAVE- ZANDE n. 3115. , welche bestaͤndig ist, und Ursache wird, daß lebhaft gefaͤrbte Objecte naͤher erscheinen Elém. de psychologie p. 83. . Die andere Blasheit, entstehet von der blaͤuligen da- zwischenliegenden Farbe der Luft PORTERFIELD II. p. 400. le CAT pag. 473. Dahin zieht er die scheinbare Groͤsse des Mondes, der am Horizonte steht. p. 433. , deren Wirkung um so viel groͤsser ist, je tiefer die Luftsaͤule zwischen uns und zwischen dem Objecte liegt. Daher sehen uns die Berge blau aus. Es IV. Abschnitt. Das Sehen. Es lassen sich auch die Theile eines entfernten Koͤrpers nicht recht unterscheiden La HIRE p. 536. le CLERC system. art. 21. PORTERFIELD l. c. T. II. pag. 404. 405. IURIN p. 40. le CAT p. 473. HARTLEY p. 202. , theils weil ihr Bild nicht recht klar ist, theils weil diese Theile gar zu klein erschei- nen, und einen Winkel machen p. 477. seqq. , welcher kleiner ist als derjenige, unter welchen wir deutlich sehen. Daher scheinen uns Berge nach dem Regen nahe, und bei schwu- lem Himmel entfernt zu sein, weil wir durch die gereinig- te Luft, Baͤume und andere Koͤrper gut unterscheiden, hingegen durch einen schwulen, und mit Daͤmpfen uͤber- ladenen Himmel weniger Dinge erkennen koͤnnen. Hiezu koͤnnte man noch sezzen, daß unser Auge die Distanzen der Koͤrper weniger bemerken koͤnne, von de- ren Distanz wir gewiß wissen, daß sie groß sei, und als- dann uͤberzeuget uns dieselbe, daß solche Objecte entfernt sind, wenn sie uns gleich wirklich nahe zu sein scheinen. So sehen wir daß Alleen zwischen Paralellinien Conf. SENAC l. c. p. 584. sich von uns weit entfernen, weil die Distanz der beiden lezz- ten Baͤume, von der wir wissen, daß sie groß ist, uns nur klein vorkoͤmmt. Dieser Huͤlfsmittel bedienet sich die Seele: Und ver- mittelst derselben druͤkken Mahler die Entfernungen der Dinge richtig, durch eine kleinere und bleiche Figur, durch Beimischung blauer Daͤmpfe, durch schwache und ver- worrene Umrisse, und dadurch aus, daß sie die Distan- zen grosser Dinge vermindern: Einigermassen bedienen wir uns auch dabei einer Menge von zwischenliegenden Koͤrpern: Denn diese deu- ten uns eine groͤssere Distanz an NOLLET ibid. La HIRE, HARTLEY pag. 202 CONDILLAC II. pag. 74. NOLLET Leçons T. V. p. 113. . Daher schei- nen uns Teiche viel schmaͤler zu sein. Hiemit verbindet die Seele, Kraft ihrer wiederholten Erfahrung das Still- liegen Das Sehen. XVI. Buch. liegen der Koͤrper, wenn wir wissen, daß diese Koͤrper groß sind, und uns stille zu liegen scheinen, und andere von der Erfahrung hergenommene Sachen. Die uͤbrigen Huͤlfsmittel, z. E. das Bestreben, wo- durch wir uns Muͤhe geben, unser Auge zu aͤndern, wenn wir die Laage, oder Convexitaͤt der Crystallinse aͤndern HARTLEY p. 202. S’ GRA- VEZANDE n. 3111. 3112. BAYLE p. 481. PORTERFIELD II. pag. 386. 387. , oder die Sehachse anders stellen BAYLE p. 480. S’ GRAVE- ZANDE n. 3114. la HIRE p. 536. HARTSOEKER p. 85. , darf ich, weil sie sich auf eine Hypothese gruͤnden, nicht gelten lassen p. 514. 515. . Ob es endlich gleich wahr ist, daß alles je naͤher es uns liegt, disseits der Distanz des deutlichen Sehens al- les in der That verwirrter erscheint BERKLEY p. 224. 241. , so habe ich doch niemals erfahren, daß die Seele daraus urtheilt, das Object sei uns naͤher. Wir pflegen niemals in gemeinen Leben gar zu nahe Objecte zu beschauen: Wie wir oͤfters aus Noth nach gar zu entfernten Koͤrpern sehen muͤssen, und wir lernen aus dem Gebrauch, auf was vor Art sie sich im Auge vorstellig machen. §. 32. Die Bewegung der Ruhe. Wir urtheilen, daß sich ein Koͤrper bewege, wenn man ihn, den Augenblikk bald in diesem bald in einem an- dern Punkte durch die Sehachse erblikken. Folglich kann sich viel verfuͤhrerisches hiermit einmischen. Alles scheint zu ruhen, was in einer gegebenen Zeit einen sehr kleinen Raum durchlaͤuft, so daß der Zwischenraum des zweiten Punkts, unter welchem wir es sehen, vom ersten, mit ei- nem gar zu kleinem Winkel gemessen wird. So scheint uns das Sper an einer Uhr stille zu stehen, so wie das Blut in den Blutadern eines lebendigen Frosches, und die Thierchen im Saamen. Wenn man ein Vergroͤsse- rungs- IV. Abschnitt. Das Sehen. rungsglas gebraucht HOOKE method. of im proving. \&c. p. 13. 16. , damit die Distanz, welche diese Koͤrper durchlaufen, groͤsser werden moͤge, so sehen wir, daß sich Dinge, welche stille lagen, geschwinde genug be- wegen. Daher scheinen sich auch entfernte Koͤrper nicht zu bewegen SENAC l. c. p. 584. , weil wegen des zu kleinen Winkels, den sie machen, die Distanz des ersten und zweiten Orts nicht distinguirt werden kann. Dieses bestimmt G. Porter- field genauer, nemlich wenn der Raum, den ein beweg- ter Koͤrper in einer Secunde durchlaͤuft, sich zur Distanz vom Auge, wie 1. zu 1400. verhaͤlt L. c. T. II. p. 423. . §. 33. Die Convexitaͤt und Concavitaͤt. Es ist dieses Urtheil sehr willkuͤhrlich und betruͤglich. Es hat uns die Erfahrung gelehrt, ein Koͤrper sei uͤber- haupt hohl, wenn er seinen Schatten auf der mit unserer rechten Hand uͤbereinstimmigen Seite, und convex, wenn er seinen Schatten auf derjenigen Seite hat, die unserer linken Hand gegen uͤber liegt. Selbst unsere blosse Augen verfuͤhren uns nicht sehr, wofern wir sie nicht verdrehen. Denn wenn man sich diese Muͤhe giebt, und das Auge umdreht, und dieses ist mir jezzo, ob ich es gleich oft wiederholet habe, doch zum Behuf meiner Beschreibung nicht moͤglich, so ver- kehren sich so gleich bei mir die Convexitaͤten, und es scheinen mir die Graben, und z. E. am Siegel alles er- haben zu sein, was doch wirklich tief ist. Hier verfuͤhret auch das Vergroͤsserungsglas sehr Conf. HOOKE microgra- phy vom Fliegenauge. \& SBA- RAGLI vigil. p 626. 627. , und uͤberhaupt macht es Dinge flache die convex sind, je staͤrker es vergroͤssert Cl. POZZI opist. ad Cl. SERAC p. 8. , und dieses ist die Ursache, war- um maͤßig vergroͤssernde Glaslinsen, Blutkuͤgelchen con- vex, Das Sehen. XVI. Buch. vex, gar zu feine Glaͤser aber selbige flach vorstellen. Doch sie zeigen auch bisweilen Dinge convex Conf. IOBLOT. P. l. c. 13. pag. 49. , die hohl sind, so daß nicht nur verschiedene Menschen, davon verschie- dentlich urtheilen, sondern auch einerlei Mensch der sich in einer andern Laage befindet, ein ander Urtheil faͤllet. §. 34. Das Licht und die Farben. Ob die Natur gleich das Auge bestimmt hat, Farben zu unterscheiden, so erscheinen diese darum doch nicht im- mer auf einfoͤrmige und bestaͤndige Art. Man erlaube uns, weil es die Sache wohl verdienet, das gemeine, fuͤr einen Beobachter aber wichtig werdende Phaͤnomenon anzufuͤhren, Kraft dessen gestossene Nach dem gemeinen Ver- suche. , geriebene Augen LANGGUTH de luce ex press. oculi. MORGAGN. Adv. VI. p. 92 PORTERFIELD Ess. of. Edimb. T. III. pag. 211 MAL- VICIN collect. p. 52. MICHAELII paralipom. , die krampficht sind Jn krampfiger Krankheit, MORGAGN. Epist. XVIII. n. 5. BARTHOLIN. luc. anim. pag. 109. h. 45 C. III. HAGEDORN hist. 15. Cent. I. MARC. DONAT. p 206. SAUVAGES suffus pag. 18. Glanz vor dem tetaro. HIPP. Epi- dem. V. , oder vom Schwindel An schwindlichen PLATNER de vuln. supercil. BARTHOLIN. de comet. p. 131. Vor dem Staar GALEN Hipp. Plat. decr. L. VII. c. 4. vor der amaurosis BARTISCH VII. c. 15. Vor dem Schlage LAN- CIS subit. morb. l. c. 20. Vor der Epilepsie. ARECTÆUS. TRON- CHIN colic. pictor. p. 38. , Hu- sten BOYLE de color. p. 13. , Erbrechen WOODWARD cases 37. , oder von der Bearbeitung klei- ner Koͤrper La HIRE pag. 579. Befiehe auch davon TAYLOR p. 358. gereizzet worden, oder wenn man des Nachts von selbst erwacht SALMUTH n. 58. Cent. II. CIORN. di Parma 1687. n. 217 218. , wirkliche Funken sehen, die bis zwei Secunden lang oder bestaͤndig dauren SCALIGER in Arist. de plant. p. 143. , und die nicht weniger lebhaft zu sein scheinen, als sie sind, welche Stahl und Crystall von sich geben, wenn man Feuer an- schlaͤgt. So gar haben einige Menschen bei diesen ein- gebil- IV. Abschnitt. Das Sehen. gebildeten Funken des Nachts Objecte ziemlich unterschei- den koͤnnen PLEMP. L. IV. probl. 58. Ez. a Castro ign. lamb. pag. 114. TACK bei dem TEICHMEYER anthrop p. 251. , wofern dieses Stuͤkk der Geschichte wahr ist. Es lassen sich diese Lichter in so viel Kreise verwan- deln MORGAGN. Adv. VI. p. 92 LANGGUTH l. c. , als Punkte des Auges gedruͤkkt werden, und sie leuchten um so viel lebhafter, je tiefer man das Auge mit den Finger druͤkkt, und erscheinen um so viel kleiner, je kleiner der Koͤrper ist, mit welchem man den Drukk verrichten laͤst LANGGUTH. l. c. . Diese Lichtpunkte verwandeln sich zu Kreisen, weil die lebhafte Empfindungen nicht gleich wieder verschwinden. Jch glaube fast, daß dieses von der ge- drukkten Nezzhaut herruͤhre MORGAGN. l. c. Von den Bebungen des fluͤßigen Nervensaf- tes in PETITI Kreise, SAUVA- GES l. c. , weil diese ganz allein vom Lichte oder Farben Empfindungen hat, und daß da- zu ein guter und kein gelaͤhmter Sehenerve PORTERFIELD T. II. p. 297. dazu er- fordert werde. Es ist aber dieses eine sonderbare und nuͤzzliche Lehre, daß unsere Seele gleiche Empfindungen mit einander verwirrt, oder daß sie die Folgen einer unbekannten Ursache, einer besser bekannten Ursache zu- schreibt, so oft bei Wirkungen eine Gleichheit statt fin- det. Daher ist uns der Drukk auf die Nezzhaut, wel- cher von dem aͤussern Lichte entstehet bekannter, als der Drukk, welcher von einem harten aber nicht leuchtenden Koͤrper herruͤhret: da doch Drukk und Drukk in der Art uͤbereinkommen, so glaubt doch die Seele von der gedruͤk- ten Nezzhaut ein Licht zu bekommen, wie wol dieser Drukk von einem andern Koͤrper herruͤhret. Die Farben stellen sich eben so wie das Licht, ohne eine aͤusserliche Ursache dem Auge vor: bisweilen geschiehet dieses H. Phisiol. 5. B. U u u Das Sehen. XVI. Buch. dieses von einer inwendigen Ursache, von Fiebern Regenbogen in Pestfiebern, BOYLE de color p. 18. , von Augen, die in Finstern gerieben werden PORTERFIELD II. p. 343. NEWTON query 6. , und von Ohnmachten CAMER memor. Cent. II. n. 48. : Diese Farben verwandeln sich ebenfals in Kreise Von dem Reiben. , man muß hier nicht vergessen, daß man aus diesen Pfauenfarben sehen koͤnne, wie ein starkes Reiben unser Auge auf eben die Art ruͤhre, als das Licht oder die rothe Farbe, endlich folgen so wie die Empfindung vom Reiben abnimmt, nach und nach immer schwaͤchere Farben, bis endlich keine mehr uͤbrig ist, wie solches auch vom Sonnenbilde zu geschehen pfleget pag. 461. , und daß folg- lich der kleinste Drukk der Nezzhaut von der Seele fuͤr eine Violetfarbe, und der groͤste Drukk fuͤr Licht angese- hen wird. Da also ein zartes Auge von einerlei Ursache mehr angegriffen wird, als ein calloͤses, so glaube ich, daß nicht alle Menschen einerlei Farbe sehen PORTERFIELD II. p. 345. 346. . Sieb Siebzehntes Buch. Die innerlichen Sinne. Erster Abschnitt. Der Verstand. §. 1. V on neuem muͤssen wir uns hier in die Hipothesen und Muthmassungen einlassen. Es koͤnnte uns aber wunderbar vorkommen, daß uns das naͤch- ste Geschaͤfte der Seele so wenig bekannt sei, und da wir die Bewegungen des Himmels selbst besser verstehen, so sind wir in der Erkenntniß unsrer eignen Seelen, d. i. unsrer selbst, und deren Arbeit, wenn sie empfindet, und sich erinnert, voͤllig unwissend. Wir scheinen so geschaf- fen zu sein, daß wir unsre Sinnen zur Erkenntniß der Welt, gebrauchen sollen: und nicht, daß sich unsre See- le selbst beschauen, und ihre Haushaltung und Leben er- lernen soll. Was wir von ihr mit Gewisheit wissen, ist gewis nur was weniges, ein grosser Theil ist uns verbor- gen, und ein nicht geringer Theil, wird uns in Ewigkeit verborgen bleiben, wenn es uns von dem kuͤnftigen Wachs- thume in der Erkenntnis darnach zu urtheilen erlaubt ist, was die verflossnen Jahrhunderte geliefert haben. Jn- dessen glaube ich doch, daß uns ein grosses Licht hierinnen aufgehen wuͤrde, wenn wir uns der Gelegenheit naͤrri- sche Menschen, tolle und solche zu oͤfnen, die ihr Gedaͤcht- nis verlohren haben, fleißiger bedienen wollten: wenn wir das Gehirn derjenigen Thiere, deren Sitten und Ge- schikklichkeiten uns bekannt sind, mit dem menschlichen Gehirne genau vergleichen: und wenn endlich der kluͤge- re, und zu Ueberlegungen geschikktere Mensch, das Leben und die Verrichtungen seiner Seele in einer langen Reihe U u u 2 von Der Verstand. XVII. Buch. von Jahren, und von Jugend auf, ohne Hipothese be- trachten, und genau und offenherzig eine Geschichte von seiner eignen Seele schreiben wollte. §. 2 Die Vorstellung geschicht im Gehirne. Alle die uns bekannte fuͤnf Sinnen, stimmen darin- nen mit einander uͤberein Alle Sinnen sind Arten des Gefuͤhles, nach dem BATHURST prælect. p. 22. MONROO. nerv. p. 375. DUVERNEY T. I. p. 314. BUFFON Histoire natur. T. III. p. 353. 355. , daß ihr aͤusserster Nerve, in dem Werkzeuge eines jeden Sinnes, von einem fuͤhl- baren Koͤrper beruͤhrt wird: und dieses laͤsset sich vornaͤm- lich durch das deutliche Exempel des Sehens, vermittelst eines auf der Nezzhaut gezeichneten Gemaͤhldes bestaͤtigen. Es mus aber diese Beruͤhrung des empfindenden Nervens ihre Wirkung dergestalt, dem Gehirn mittheilen L. X. p. 296. , daß die Seele von diesem aͤussern Objecte geruͤhret werde. Es ist naͤmlich gezeiget worden, daß die Seele blind sein koͤn- ne, wenn das Auge gleich an sich gut ist pag. 297. , wofern der Weg vom Auge ins Gehirn gehindert, oder die Gegend des Gehirns uͤbel beschaffen ist, zu der sich der Sehnerve hin begiebt. Darum koͤmmt aber nicht, das auf der Nezzhaut ab- gezeichnete Bild, oder die inwendig im Ohre hervorge- brachte Bebung des Schalls, oder der Geschmakk, der die Zunge ruͤhret, ins Gehirn. Die Sache ist im Se- hen am deutlichsten, denn es kann das Bild durch den langen und dunklen Weg zum Gehirne nicht durchgefuͤh- ret werden, und es wuͤrde gleich hinter der Nezzhaut schon ganz verworren gezeichnet werden L. XVI. p. 495. , wenn gleich der Sehnerve von allen Seiten durchsichtig waͤre. Was wird also, und wie wird es ins Gehirn uͤber- getragen? Wenn wir von den uns bekannten Empfindun- gen I. Abschnitt. Der Verstand. gen dasjenige absondern, was sie besonders an sich haben, und blos dasjenige uͤbrig behalten, was sie unter sich ge- mein haben, so wird dieses ein Eindrukk in einen weichen Nerven sein BERGER c. 23. \&c. . Man sollte so gar glauben, daß diese Bewegung bis zum Gehirne fortlaufe, wenn im Gehirn vom Krachen des groben Geschuͤzzes L. XV. p. 287. \&c. , so deutliche und heftige Erschuͤtterungen geschehen: die denjenigen Erschuͤtte- rungen aͤhnlich sind, die auf wirkliche Schlaͤge auf den Kopf zu erfolgen pflegen. Dieses laͤsset sich wiederum durch das Exempel eines sehr aͤhnlichen Funkens LXVI. p. 527. , von dem wirk- lichen Zusammenschlagen des Feuersteins und Stahles, und eines andern eingebildeten Funkens der vom Reiben des Auges, oder ohne einen Fehler am Auge, im schwe- ren Gebrechen, und den Kraͤmpfen hervorgebracht wird, bekraͤftigen. Hier ist uͤberall nichts, als eine Bewegung da, welche sowol die Seele im Gehirn, als in der Em- pfindung des aͤusserlichen Objects, den empfindenden Nerven ruͤhrt. Es koͤnnte die Bewegung vermittelst der Schwingun- gen der festen Faserchen des Sehnervens L. X. p. 361. ins Gehirn gebracht werden: sie kann aber auch durch die schnelle Bewegung des, in diesem Nerven enthaltnen Fluͤßigen, davon wir an einem andern Orte reden wollen, verrichtet werden: wir haben aber erwiesen, daß bei den Nerven keine Schwingungen vorgehen; und folglich geschehen die Eindruͤkke der Sinnen, vermittelst des fluͤßigen Elements L. X. pag. 365 durch eine Reihe Kuͤgelchen, nach dem Ver- suche des HUGENII Mém. avant. 1699. T. I. p. 284. de la lumiere I. p. 11. 12 PERRAULT, WOLF Würkung n. 124. , und diese Eindruͤkke gelangen bis zu dem Orte, wo sie sich der Seele darstellen. Und diese Stelle ist im Mar- ke des grossen, und des kleinen Gehirns L. X. p. 393. 394. . Dieses Mark besteht aus Fasern L. X. p. 31. : und es sind die- se Fasern weich L. X. p. 361. seqq. . Folglich kann zulezzt das Fluͤßige U u u 3 der Der Verstand. XVII. Buch. der Geister in die Fasern des Gehirnmarkes eindringen, solche kruͤmmen, oder zusammendruͤkken, denn hiervon wissen wir nichts gewisses, und es laͤst sich ausser diesem weiter nichts, nicht einmal durch Vermuthungen Siehe die wizzige Hipo- these von Fasern, die im Auge und zugleich im Gehirn von dem Drukke der Sinnlichkeit hervorge- bracht werden, Hamburg. Magaz. T. XXV. p. 364. heraus bringen. §. 3. Warum sich der Seele nicht das aͤusserliche Ob- ject darstellen kann. Es ist diese Betrachtung sehr merkwuͤrdig, und sie laͤsset sich in eine tiefe Erkenntnis der menschlichen Seele ein. Die Sache ist an sich gewis, und man hat sie schon vorlaͤngst angemerkt FRA FAOLO in vita GRISELINI pag. 51. GALILEUS suplem. ad Giorn de letter. I. HOO- KE method. of improv. Iohannes LOCKE de l’entendement L. II. c. 8. NEWTON pag. 108. 109. BOERHAAVE Instir. n. 510. S’ GRAVEZANDE II. n. 2310. 3078 3079. Vormals SOCRA- TES: die weisse Farbe ist nicht am weissen Koͤrper, noch sonst irgend wo. Theatect. . Man mus aber genau dabei unterscheiden, und zeigen, daß sich weder die Bilder von den Dingen im Gehirn, noch in der Seele vorstellig ma- chen lassen koͤnnen. Jm Sehen fallen die gefaͤrbte, und unter gewissem Grade, und auf gewisse Art gebrochne Lichtstrahlen, auf die Fasern der Nezzhaut, und sezzen selbige in Bewegung. Jn unserm Gehirn entstehet nichts als eine Bewegung pag. 530. . Ein wizziger Mann behauptete, daß das Bild, zum Exempel, von einem Vierekke durch zusammenhaͤngende Faͤden auf die Art ins Gehirn ge- bracht werde, daß zu beiden Seiten im Auge und im Gehirn eine gleichmaͤßige Neigung der kleinen Linien beobachtet wuͤrde; und so zeichne sich das Gemaͤhlde in das Gehirn ein Hamb. Magaz. T. XII. p. 363. . Es nimmt aber dieser beruͤhmte Mann an, daß sich diese Bewegung durch feste Fasern fort- I. Abschnitt. Der Verstand. fortpflanze, da wir doch gezeiget haben, daß solche durch diese Fasern nicht fortgefuͤhrt werden kann. Folglich ist die Bewegung, welche wie wir gesagt haben, von der Nezzhaut fortgepflanzt wird, und im Gehirn entsteht, nicht das Bild des gesehenen Koͤrpers PLUCHE Spect. de la natur. T. V. p. 161. 162. Bilder behaup- tete CARTESIUS homin. p. 133. CEAANEN p. 576. \&c. , wie bereits gezeigt worden: sondern es ist vielmehr, so viel wir einsehen, die im Gehirn verursachte und von derjenigen Bewegung her- vorgebrachte Bewegung, welche der erblikkte aͤusserliche Koͤrper in dem Auge erregt hat. Nun ist diese in den Faͤserchen des Gehirns hervorge- brachte Bewegung, bald so, bald anders beschaffen, wenn gleich die Gegenstaͤnde, und das Licht einerlei ist, nachdem unser Auge mehr, oder weniger erhaben, mehr oder we- niger zart, mehr oder weniger gefaͤrbt ist, und was sonst bei dem Werkzeuge des Sehens mehr vor Bedingungen sind pag. 519. \&c. . Folglich findet zwischen den aͤusserlichen Koͤr- pern, und zwischem dem, was im Gehirn durch ihren Eindrukk vorgeht, zwar ein gewisses Verhaͤltnis, aber kein Bild, noch Maas oder Modell statt. Es ist ferner bei dem Geschmakke des Meersalzes L. XIII. p. 120. eine kubische Figur, und eine prismatische bei dem Ge- schmakke des Salpeters zu gegen. Zwar behaupte ich nicht, daß aus der Verschiedenheit dieser Figuren, auch die Verschiedenheit in ihrem Geschmakke einzig und allein gefolgert werden muͤsse pag. 123. ; allein das wird doch Nie- mand laͤugnen, daß der Unterschied in der Figur der Theile, auch einigen Einflus auf den Geschmakk selbst habe ibid. . Nun legen sich also auf die Zunge, wenn sie schmekkt, vierekkige oder runde Koͤrperchen, an die Zun- genwaͤrzchen an, und es wird dadurch der Nervenbrei, von einer gewissen Bewegung geruͤhrt, welche nur die Zunge allein zu leiden geschikkt ist; indem sich diese Ver- U u u 4 schie- Der Verstand. XVII. Buch. schiedenheiten der Vierekken und Dreiekken an den ge- schmakkmachenden Theilchen, von der naͤchsten Haut nicht unterscheiden lassen. Wenn die Haut, wenn die von dem Zungenuͤberzuge entbloͤste Nerven keinen Geschmakk kosten oder unterscheiden pag. 114. , so kann auch das Gehirn eben so wenig auf diese Art durch ein fortgehendes Sistem von Nerven geruͤhrt werden, daß es vier und dreiekkige Figu- ren empfinden sollte: und es wird wiederum, wenn man die Bekleidungen der Zunge, und die Beschaffenheit des Speichels aͤndert, bald dieser, bald jener Geschmakk von einem und eben demselben Objecte im Gehirn empfun- den werden pag. 123. . Vielweniger empfindet unsre Seele die Bilder und Spuren der aͤusserlichen Objecte, wenn sie wirklich empfin- det. Es empfaͤngt das Gehirn, wenn wir sehen, einige Bewegung L. XVII. pag. 530. , unsre Seele aber empfaͤngt nicht ein- mal diese Bewegung, viel weniger die Entfernungen, die Groͤssen, und andre Dinge, welche wirklich an den Koͤrpern, die wir sehen, vorhanden sind. So siehet das Nothe, aber nicht die Plaͤttchen der Koͤrper, welche rothe Strahlen reflektiren L. XVI. p. 462. , nicht andre verschlukkende Strah- len, nicht die vom Koͤrper zuruͤkkgeworfne rothe Lichtstrah- len ibidem. : viel weniger die schwingende pag. 464. , und mit einer gewissen Geschwindigkeit bebende Plaͤttchen. Sie siehet das Blaue, und kleine schwache Strahlen pag. 459. , die sich mehr als die rothen brechen lassen, oder duͤnne zuruͤkkbeu- gende Plaͤttchen pag. 461. ; sondern etwas, was ihr helle deucht, und was sie leicht vom Rothen unterscheiden kann, ohne dabei weder die Bauart des blauen Koͤrpers, noch etwas von den Strahlen, die davon zuruͤkkstrahlen zu bemerken. Sie siehet eine Kugel: aber nicht ihre Convexitaͤt, welche man I. Abschnitt. Der Verstand. man mit Fingern misset, sondern nur den auf gewisse Art an ihr vertheilten Schatten pag. 296. . Wenn also unser Ohr Musik hoͤret, so scheinet zwar das Gehirn einige Erschuͤtterungen zu leiden, welche von der elastischen Luft, welche Bebungen macht, demselben beigebracht werden L. XV. p. 271. seqq. : und diese Erschuͤtterungen sind an Geschwindigkeit und an Lebhaftigkeit unterschieden pag. 240. . Und doch weis unsere Seele, sonderlich wenn man in der Musik unerfahren ist, nicht, daß es Zitterungen gebe, und sie weis noch viel weniger, daß die Anzahl dieser Zit- terungen den Unterscheid unter den Toͤnen verursache, sondern sie empfindet blos die angenehm oder unange- nehm aufeinander folgende Reihen der Toͤne. Und dieses mag von den secundis qualitatibus, der Koͤrper genug sein, welche wir, wie alle gestehen CARTESIUS, LOCKE \&c. , auf eine sich beziehende Weise empfinden. Sie bemer- ken mit diesem Nahmen die Farben, Toͤne, den Ge- schmakk, deren Verschiedenheiten von der Figur, dem Ge- webe, und der Bewegung der unmerklich kleinen Theil- chen der Koͤrper vielleicht herruͤhren koͤnnen L. c. n. 10. . Doch es empfindet auch unsre Seele die ersten Eigen- schaften eben so wenig, es nennen aber die Metaphisici erste Qualitaͤten, welche man in empfindbaren Dingen wirklich befindlich zu sein glaubt, als die Groͤsse, die Haͤr- te und Figur LOCKE l. c. n. 9. . Wir haben gezeiget, wie verschieden die Groͤsse des Bildes im Gehirn, von der wirklichen Groͤsse des gesehenen Koͤrpers sei, und so siehet auch, bei diesem Exempel nicht die Groͤsse des im Auge abgemahl- ten Bildes, sondern etwas viel groͤsseres, und welches groͤsser, als das ganze Auge ist. Und so wie auch die Bewegung vom Gehirn auf keine gewisse und feste Art empfunden wird, so wird sie noch viel weniger von der U u u 5 Seele Der Verstand. XVII. Buch. Seele empfunden, welche nicht einmal von der Bewegung eine Jdee hat, sondern blos die Wirkung von dem erst hie, und denn dort befindlichen Koͤrper sich vorstellt. Daher koͤmmt es ferner, daß die Sinne hin und wie- der unter einander unterschieden zu sein scheinen, und das Auge auf andere Art, das Ohr wieder auf andere Art, hingegen der Finger anders von eben demselben Koͤrper zu einerlei Zeit geruͤhret wird: ja es verbindet schon eine oft wiederholte Erfahrung allein, fuͤhlbare Eigenschaften der Koͤrper, mit den sichtbaren BERKLEY theor. of Vis pag. 251. . So beschrieb ein Blinder, als er hoͤrete, daß der Scharlach vor andern eine brennende Farbe habe, diese Lebhaftigkeit durch den Schall einer Trompete apud BOYLEUM. . Und dadurch geschieht es endlich, daß in uns bald diese, bald andre Jdeen entstehen wuͤrden, wenn uns die Natur andre Empfindungswerkzeuge verliehen haͤtte. Es lieget naͤmlich in den Dingen selbst gar keine Nothwendig- keit, daß solche nicht anders, als durch diese Sinne er- kannt werden koͤnnten, und ich zweifle nicht im geringsten, daß wir nicht mit andern Sinnen Auch verschiedne Menschen haben ein verschiedenes Gefuͤhl; Traͤgern schadet nichts, was an- dern zarten Personen zur Last faͤllt. PORTERFIELD T. II. p. 348. , das magnetische und elektrische Fluͤßige, und den Aether eben so deutlich empfinden koͤnnen sollten, als wir Baͤche Wasser, oder die blizzende Stachel des Feuers erkennen. Wenigstens muͤssen andre Seelen diese fuͤr unsre Sinne zu zarte Ele- mente, mit gewissen Sinnen eben so leicht empfinden koͤn- nen DEMOCRITUS apud PLU- TARCHUM peri ton areskonton d MONTAGNI, BOHN p. 298. . So wuͤrde das ganze Reich des Lichtes, und der Farben fuͤr uns so gut, als nichts sein, wofern uns die Natur alle blind gemacht haͤtte: und was wuͤrde der gan- ze Umfang des Schalls uns helfen, wenn wir taub waͤren. Schon lange haben manche geurtheilt, daß es mehr Sinne, als I. Abschnitt. Der Verstand. als unsre geben koͤnne, ob es uns gleich auf keinerlei Art moͤglich ist, von dem Bau der Werkzeuge, oder der Natur eines solchen Sinnes einige Begriffe zu haben. Und es ist ein blosser Scherz, was einige von einem besondern Sinne der Verliebten getraͤumet haben Acht LAMY, Liebe, Hun- ger, Durst ame sensitive. Gedaͤcht- niß ist ein successio sensus. HOO- KE posth. p. 139. seqq. . §. 4. Das Empfinden. Folglich kommen diese verschiedene Sachen, erstlich auf die aͤusserlichen Gegenstaͤnde, nebst deren wirklichen Eigenschaften pag. 533. : zweitens auf ihren Eindrukk auf die Werkzeuge der Sinnen pag. 529. : drittens auf die koͤrperliche Wirkung dieser Eindruͤkke, welche in das Gehirn uͤber- getragen werden pag. 521. : viertens auf die Vorstellung dieser Wirkung in der Seele pag. 532. an. Und hier wird es wie- derum wahrscheinlich, daß beruͤhmte Maͤnner mit Recht geschlossen BERKLEY Alciphron. Auch BOERHAAVE. , daß alles willkuͤrlich sei, was uns Gott von der Welt zu erkennen verstattet, und nicht nothwendig. Es koͤnnte sich die rothe Farbe im Auge auf eine andere Weise abmahlen, in das Gehirn einen andern Eindrukk machen, und in der Seele eine andere Jdee hervorbringen. Jndessen werden wir darum doch nicht hintergangen werden, ob wir gleich nur die Merkmaale, und nicht die Sachen selbst empfinden: wenn nur diese Empfindung der Merkmaale so bestaͤndig ist, daß von einerlei Ursachen allezeit aͤhnliche Vorstellungen, und in jedem Menschen und in allen Menschen erzeuget werden: ich sage aͤhnliche, nicht aber eben dieselben: und wenn nur bei diesen Merk- maalen der Dinge, zur Regel fuͤr das menschliche Leben, zu unserm Schuzze und Gluͤkke, sichere Vorschriften ge- geben werden koͤnnen. So versichern uns die Pappire, auf Der Verstand. XVII. Buch. auf denen unter oͤffentlicher Beglaͤubigung, der Werth von Gold oder Silber aufgedruͤkkl ist, eines eben so wirk- lichen Reichthums, als das Gold selbst, oder Waaren die mit dem Golde einerlei Preis haben. Nun stellt sich unsre Seele die Empfindung vor, es entstehet naͤmlich in derselben ein neuer Zustand, welcher vorher nicht vorhanden war, und in diesem Zustande stel- let sich, so lange derselbe waͤhret, etwas der Seele vor, was in der Welt vorgeht: nicht das was vorgeht, denn es mus dasselbe oft wiederholt werden, sondern etwas, dem Vorgegangenen aͤhnliches pag. 534. , welches durch ein be- staͤndiges, doch willkuͤrliches Gesezze damit verbunden ist ibidem. . Es ist dieses, so vorgehet, in unserm Koͤrper eine Beruͤhrung eines Nervens: und ausserhalb unsers Koͤrpers ist es irgend eine Erscheinung, die mittelst eines, unsrer fuͤnf Sinnen in der Seele die gegebne Veraͤnderung her- vorbringen kann. Hier fangen wir an, die Seele vom Koͤrper zu unter- scheiden; denn was im Gehirn geschicht, ist die Bewe- gung einer markigen Faser; und was in der Seele vor- geht, ist eine, von dieser Bewegung hoͤchst verschiedene Jdee. Diese Jdee schwebt der Seele vor Augen, sie stellt sich selbige vor, und sie ist sich bewust, daß sie sich dieselbe vorstellt; uͤbrigens ist ihr alle Bewegung, so im Gehirn, oder Nerven vorgefallen, voͤllig unbekannt Das Gehirn empfindet sich selbst nicht, und die Nerven ken- nen sich selbst nicht. Lettres d’ un Americain T. VI. p. 160. 162. , so wie ein Kind, eben so gut neben mir hoͤrt, und Farben sieht, ohne daß es weis, daß es inwendig im Ohre hoͤret, oder die Farben sieht, wenn es solches nicht durch Ver- nunftschluͤsse erlernt hat. Folglich ist die Seele etwas ganz anders, als der Koͤrper. Waͤre sie ein Koͤrper, und koͤnnte sie sich demohngeachtet Vorstellungen machen, so wuͤrde sie in der That eine Bewegung im Gehirnmar- ke, welche doch ganz allein im Koͤrper geschicht, sich vor- stel- I. Abschnitt. Der Verstand. stellen: so empfindet sie aber diese nicht, sondern die Far- be, welche sich dennoch nicht im Gehirne abdruͤkkt. Es scheinet, daß sich die Seele nicht alle Jdeen vor- stellet Nur Erwachsene haben voll- staͤndige Empfindungen NOLLET l. c. T. l. p. 173. , sondern nur diejenigen, welche etwas lebhafter, und uns nicht gar zu gewoͤhnlich oder bekannt sind. Wir scheinen nicht bei den gewoͤhnlichen Faͤllen des menschlichen Lebens, die Bewegungen im Athemholen, ob sie gleich nach Belieben geschehen, und leicht zu empfinden sind, sobald wir sie empfinden wollen, zu empfinden. Wir empfinden nicht diejenige schwache Unbequemlichkeiten, die von einem staͤrkern Lichte, oder anderswoher entstehen, und die uns, die Augenlieder zu verschliessen noͤthigen, nicht die Toͤne, nicht das Reiben der Kleider an unsrer Haut, und die- ses alles empfinden wir doch, so bald wir wollen: folglich stellet sich dieses der Seele dergestalt dar, daß dadurch ihr Zustand nicht bis auf den Grad geaͤndert wird, als er geaͤndert werden mus, wenn wir uns dieser Veraͤnde- rung bewust sein sollen. Bishieher scheine ich den Stahlianern zu viel ein- zuraͤumen, welche die Unwissenheit unsrer Seele uͤber den Bau unsrer Werkzeuge des Lebens, dem Mangel oder der Schwaͤche dieser Vorstellung zuschreiben, und sie nen- nen sensus vitalis GOHL von dem an Vorur- theilen kranken Verstande p. 31. GODART de l’ame p. 62. \&c. , die Empfindung des eignen Koͤr- pers, dessen Zustand die Seele durch die nach allen Sei- ten vertheilte Nervchen dergestalt empfindet, daß sie sich derselben nicht bewust ist. Allein ich weiche doch von die- sen beruͤhmten Maͤnnern darinnen ab, daß unsre Seele unsre dunkle Vorstellungen empfinden kann, so oft es ihr beliebt; da sie doch im Gegentheil den Zustand der Leber, oder der Gedaͤrme, wenn alles gesund ist, und sie gleich noch so sehr will, sich nicht vorstellen kann. Jn diesem Falle scheint die Vorstellung schwach, und ohne Spuren, hingegen im Fall der Stahlianer gar keine zu sein. §. 5. Der Verstand. XVII. Buch. §. 5. Die Ordnung der Jdeen. Wir haben gezeiget, daß die Eindruͤkke der Sinnen nicht so gleich wieder verschwinden, sondern einige Zeit lang in der Seele gegenwaͤrtig bleiben, wenn auch schon die koͤrperliche Ursache dieser Eindruͤkke weggeraͤumt wor- den, wovon der leuchtende Zirkel ein Exempel ist, der aus den Funken eines umgedrehten, und am aͤussersten Ende gluͤhenden Stabes, gebildet wird HARTLEY prop. 3. . Jn der That gewinnt durch diese Fortdauer die Seele Zeit, die Vor- stellung von koͤrperlichen Dingen eine laͤngere Zeit als ge- genwaͤrtig zu behalten. Es kann aber die Seele, nach Belieben WOLF. psychol. Empir. pag. 167. , die Vorstellung, oder wenigstens doch die Zeichen davon, noch uͤber diese Zeit hinaussezzen, behal- ten, und sich als gegenwaͤrtig vorstellen. Es ist Auf- merksamkeit, wenn die Seele, die ganze Zeit uͤber, als die Vorstellung dauert, blos auf diese Vorstellung ihre Aufmerksamkeit richtet, und indessen alle andre Vorstel- lungen bei Seite sezzt LOCKE de l’entendement L. II. c. 10. , denn dieses kann die Seele thun. Mit Huͤlfe dieser Aufmerksamkeit werden nun ei- nige Zeichen der Vorstellung dergestalt erhalten Die Lebhaftigkeit des Ein- drukks, BONNET Anal. de l’ame p. 107. , daß sie im Menschen lange und vollkommen uͤbrig bleiben, ich sage Zeichen, denn es bleiben die fuͤhlbare, Geschmakk er- regende, und von Koͤrpern refringirte Eindruͤkke HARTLEY p. 57. , meh- rentheils nicht so uͤbrig, wie wir sie empfangen haben; und so erhalten sich die gehoͤrten Toͤne einiger maassen, damit auch die Voͤgel, einen mit Aufmerksamkeit angehoͤr- ten Gesang wiederholen koͤnnen Nachtigallen lernen von ih- ren Eltern, und ohne deren Um- gang singen sie viel schlechter Ae- dologia p. 10 Conf. von Hunden BONNET p. 179. , ob wir uns gleich den Ton selbst, wenn wir gleich wollen, muͤhsamer, und nur I. Abschnitt. Der Verstand. nur die Zeichen vorstellen, die wir doch selbst durch das Gesicht gelernt haben. Jndessen behalten wir am deut- lichsten, und dauerhaftesten diejenigen Empfindungen, welche in uns durch das Gesicht entstehen Conf. HARTLEY pag. 210. 57. 58. WOLF psychol. Empir. p. 60. die dahin gehoͤrigen Fasern sind beweglicher, vom oͤftern Ge- brauche, BONNET p. 425. . Wir traͤu- men BONNET ibid. zwar auch von Toͤnen, doch aber am meisten von Objecten, die uns durch das Gesicht oͤfters vorgestellt werden. Die Einbildungskraft beschaͤftigt sich fast einzig und allein mit sichtbaren Dingen. Wer diese Faͤhigkeit besizzet, kann sich einen abwesenden Freund, Haus und Baͤume dergestalt vormahlen, daß er sie in seiner Seele als gegenwaͤrtig sieht, er kann die Sache nach dieser Jdee mit dem Pinsel abschildern MORELLUS unser Lands- mann zeichnete alle Kaͤiserkoͤpfe der- gestalt ab, daß man sie erkennen konnte. , nicht ohne ausdruͤkkliche Aehnlichkeit, und mit Worten dergestalt beschreiben, daß man sie erkennen kann. Ohne diese Faͤhigkeit koͤnnen kei- ne Dichter sein. Cardan konnte wachend alles sehen, was er wollte, wobei doch die Bilder davon vor den Au- gen auf und niederstiegen Subtil. p. 314. . Ein dergleichen Beispiel giebt der vortrefliche Bonnet pag. 427. . Es scheint aber das Gesichte an den deutlichsten und kleinsten Bildern einen Vorzug zu haben pag. 477. 478. , indem dasjenige ein sehr kleines Theilchen vom Nerven ist, das von den gesehenen Bil- dern getroffen wird, und es liegen die Theilchen dieses Bildes in einer gewissen Ordnung, dergleichen in andern Sinnen nicht vorkommt. Man haͤlt die Empfindungen des Gehoͤrs fuͤr verwirrter, weil sich viele Toͤne in einen einzigen vereinigen BERKLEY p. 339. . §. 6. Das Gedaͤchtnis. Folglich erhalten sich im Menschen, Begriffe, welche er mit Aufmerksamkeit angesehen: und welche ihn heftig ruͤhren Der Verstand. XVII. Buch. ruͤhren Der Barsilianer BOER- HAAVE de morb. nerv. T. II. p. 412 Den Stoͤr stellte sich be- staͤndig vor. WOODWARD cases p. 260 261. Acht Jahre nach ei nem tollen Hundesbisse stellte sich die Einbildung an der Wunde be- staͤndig den Schmerz und Hunde- geruch vor. ALBINUS de saran tism zum Behalten, muͤssen Bil- der von haͤßlichen oder von laͤcher- lichen Dingen lebhaft sein SCHEN- KEL art memr. de ect. p. 86. , als Feuersbruͤnste, grosse Schmerzen, und ungewoͤhnliche Thiere BONNET p. 205. und ein grosser Lerm. Ja man hat auch in Schulen angemerket CHARDIN von den Persern voyag. L. V. p. 20 , daß diejenigen Kin- der besser lernen, welche ihr Aufgegebenes laut ablesen. Jn der Kunst, welche lehret das Gedaͤchtnis wohl zu ge- brauchen, verlangt man, daß diejenigen Bilder, welche man behalten will, ruͤhren sollen SCHENKEL atr. Mém.| de- lect. p. 84 . Man kann glau- ben, daß sich dasjenige tiefer eindruͤkkt, was lebhafter empfunden wird. Jch sage mit Fleis, im Menschen, denn man streitet noch daruͤber, ob diese Erhaltung der Bilder im Gehirn, oder vielmehr in der Seele geschicht BUFFON l. c. T. IV. p. 60. CRUSIUS homo non machina n. 30. \&c. Add. PLUCHE L. V. p. 162. . Jndessen laͤst sich doch kaum laͤugnen, daß nicht diese Spuren von den Empfindungen im Gehirne ihren Sizz haben, wenn man bedenkt, was blos eine Veraͤnderung in dem koͤrperlichen Bau, auf diese hinterlassene Spuren fuͤr einen Einflus hat BONNET p. 77. . Der Mensch wird mit einem sehr beweglichen Ner- vensisteme auf die Welt gebracht, es geschehen die Ein- druͤkke seiner Sinne sehr lebhaft, und sie brechen so gleich in Thraͤnen, und Kraͤmpfe aus. Es ist aber in diesem Alter das Gehirn ungemein beweglich, und von einem fluͤßigen Brei uͤberhaupt wenig unterschieden: es scheinet daß in ein solches hinfaͤlliges Element nichts eingezeichnet werden koͤnne: und es verschwinden uͤberhaupt die Spu- ren von so heftigen Empfindungen den Augenblikk wieder. Mit I. Abschnitt. Der Verstand. Mit den Jahren wird eben dieses Gehirn immer fester, und einigermassen hart. Und alsdann ist die Wirkung der Empfindungen weniger schnell, und weniger stark, es bleiben im Gegentheil die Spuren der Dinge zuruͤkke, und es ist nun diejenige Faͤhigkeit der Seele, welche man Gedaͤchtnis nennt, gemeiniglich seit dem achten Jahre, und bisweilen noch fruͤher, im vollkommnen Stande da. Endlich wird das Gehirn gegen das funfzigste Jahr immer haͤrter und haͤrter, so daß man diese Festigkeit bis- weilen mit den Fingern, angehaͤngten Gewichtern, und dem Messer beweisen kann Jn einem kindisch geword- nen Menschen, war das Gehirn trokken, gelb, zerreiblich, und die ersten Anfaͤnge der Nerven trokken, und duͤnner, H. de HEERS obs. p. 45. . Alsdann lassen sich die Spu- ren der neuen Empfindungen, wie in eine harte Materie muͤhsamer eindruͤkken TULP. L. IV. c. 15. ; und sie bleiben darinnen we- nig haͤngen. Dahingegen bleibt das Andenken von alten Dingen, als ob es zugleich mit dem Gehirne verhaͤrtet worden, viel dauerhafter noch uͤbrig. Wenn daher das Gedaͤchtnis, von einem Stosse an den Hinterkopfe ver- schwunden, so koͤmmt dasselbe, mit der wieder erlangten Gesundheit, von neuem wieder, und man erinnert sich der laͤngst vergangenen Dinge, nicht aber derjenigen wieder, welche zu naͤchst vor denselben vorgefallen sind. Endlich wenn das Gehirn abnimmt, und wie der ganze Koͤrper nach meiner Vermuthung, wegen der schar- fen Saͤfte, und traͤgen Auswuͤrfe, zu einer Faͤulnis sich neiget Es verzehrt und mindert sich. HARTLEY p. 392. , so stellt sich dasjenige Alter ein, darinnen we- der neue Empfindungen, noch alte mit einiger Dauer der Seele vorgestellt werden, sondern der Greis, wird wie ein Kind, bei den kleinsten Dingen geruͤhrt, wenn man ihm nicht Recht giebt, weinet er, und vergißt gleich darauf die Ursache des Weinens Vom MARLBOROUGHIO ROBINSON spleen. p. 83. Unter den Bewohnern der Mark, BEC- MANNUS haͤufig. wieder. Wir lesen von einem Greise, H. Phisiol. 5. B. X x x Der Verstand. XVII. Buch. Greise, welcher ohne Gedaͤchtnis, und ohne Empfindung lebte, daß er nicht einmal nach Speise fragte, noch irgend et- was begehrte FISCHER de senio p. 67. 111. . Folglich scheinet sich das Gedaͤchtnis nach der koͤrperlichen Beschaffenheit des Gehirns zu richten, und mit demselben zu wachsen, und abzunehmen. Es gehoͤren ferner hieher, die von uns angefuͤhrte Exempel von Menschen, welche durch Krankheiten und Verlezzungen des Kopfes, das Gedaͤchtnis verlohren, oder doch einen ansehnlichen Verlust daran erlitten haben. Je- mand, welcher ein vortrefliches Gedaͤchtnis besas, und sich bis ins dreißigste Jahr vom Weine enthalten hatte, verlohr ein ziemliches von seinem Gedaͤchtnisse, da er den Wein wieder zu trinken anfing SCHULZE de granis Kerm. pag 28. . Durch ein Flußfieber haben auch vortrefliche Koͤpfe ihr Gedaͤchtnis verlohren Mém. de l’Acad. 1754. p. 514. . Jn der Pest zu Athen buͤsten viele ihr Gedaͤchtnis ein THUCYDIDES . Nach einer hizzigen Krankheit verlohr sich das Gedaͤchtnis IUCH de singulari memor. laesione HARDER apiar. p. 122. , und es wurde so schwach, daß man von neuem Mensa dekliniren lernen muste, welches dem be- ruͤhmten Hanow begegnete STRODTMANN in vita desselden. . Nach einem starken Kopfweh wurde ein anderer wieder besser, welcher sich seines Vaterlandes und seiner Verwandten nicht mehr erin- nern konnte SALMUTH II. n. 41. . Von einer hizzigen Krankheit, dabei sich einige kleine Knochen zwischen den Platten der Sichel zeig- ten, verging das Gedaͤchtnis Histoire de l’Acad. des scien- ces 1711. p. 27. . Von einem Aufhaͤn- gen ARVIEUX Mém. I. p. 402. vergas alles, was ihm begegnet war. , und nach dem Schlage verlohr sich fast das gan- ze Gedaͤchtnis, daß jemand die Buchstaben nicht mehr lesen konnte EBERHART Vorles. p. 902. 903. WEPFER apopl. p. 245. 246. , und gemeiniglich leidet, oder vergehet, das Gedaͤchtnis WEPFER apopl. p. 248. de morb. cap. obs. 67. 101. 103. 167. 98. 99. 100. 102. 109. nach dem Schlage. Von einem Lie- bes- I. Abschnitt. Der Verstand. bestranke UNZER pag. 107. HEERS pag. 131. , vom Saamen Cansie LEEUWENHOECK Phil. trans. n. 305. und der Selbst- beflekkung Onanisme p. 32. , verging das voͤllige Gedaͤchtnis. Die- ses geschahe auch von uͤbermaͤßiger Sonnenhizze Hist. de l’Acad. 1705. p. 58. . Von einer Pinte Wasser. Zwischen den Gehirnhaͤutchen, wurde jemand vergeslich Phil. trans. n. 185. , wie auch von Wasserblaͤschen im Gehirne WEPFER de morb. capit. obs. 96. . Man vergaß durch einen Herabfall die Buchstaben, die Mutter und die Anverwandten Plin. L. VII. c. 24. . Ein grosser Stein in der Zirbeldruͤse hatte den Verlust des Gedaͤchtnisses zur Folge CONTULI lap. pod. p. 42. . Wenn daher dieser Fehler im Koͤrper gehoben wor- den, so stellet sich auch das Gedaͤchtnis wieder ein. Leute, welche vergeslich geworden waren, wurden wieder herge- stellt, als ihnen die Fuͤsse zu schwellen anfingen G. v. SWIETEN T. III. p. 973. , weil die Feuchtigkeit, die das Gehirn uͤberschwemmet hatte, sich herab zog. Ein andrer bekam nach einem Durchfalle BENIVEN abd. morb. cons hist. , sein Gedaͤchtnis wieder. Jemand der vom Dache gefal- len war, und sich gequetscht hatte, wurde gesund, und bekam sein geschwaͤchtes Gedaͤchtnis wieder CORNAR hist- rar. c. 15. . Der Schlag, und die Vergeslichkeit wurden nach sechs Mo- naten mit Schroͤpfkoͤpfen und Feuer Hist. de l’Acad. des scien- ces 1719. Add. HEERS obs. 21. geheilet. Bei mittlerer Sonnenhizze Histoir de l’Acad. des scien- ces 1705. l. c. fand sich das Gedaͤchtnis IUCH l. c. , so wie bei denen wieder ein, welche es von einer boͤsartigen Krankheit verlohren, oder nach Wiedereroͤfnung geschloß- ner Wunden Glorn. de Lett T. XVIII. pag. 64. . Es hat das Ansehn, daß sich Dinge behalten lassen, welche tiefer eingedruͤkkt worden, indessen daß die uͤbrigen Bilder zerstoͤrt werden. Ein Mensch, welcher durch X x x 2 eine Der Verstand. XVII. Buch. eine Krankheit, das Andenken der Worte und Sprachen verlohren hatte, behielt dennoch seine Kenntnis von der Tonkunst noch uͤbrig HAMBERGER physiol. p. 572. . Das erste, was man vergist, sind die substantiva LINN K. Swensk. wetensk. handl. 1745. pag. 116. 117. Add. BOERHAAVE morb. nerv. p. 697. das Indicium blieb, CONSTANT. med. helv. obs. ult. und die Namen der Dinge; wenn das Uebel groͤsser ist, so gehen auch die erlernte Kuͤnste, und die eignen Arbeiten aus dem Gedaͤchtnisse verlohren. Wir lesen von einem Dichter, mit dem es so weit kam, daß ein andrer, bei seinen Lebzeiten seine Gedichte MONTANGNE Essays L. II. c. 13. her- ausgab, ohne daß es derselbe merken konnte. Hermo- genes, Artemidorus CÆLIUS AUR. Chron. l. c. 5. , Messala, Corvinus, Or- bilius, George von Trapezunt BASSIANUS p. 60. , Julius Librius Spontaneor ort. q. 39. , Liceticurio, der Vater BASSIANUS ibid. , alles gelehrte Maͤn- ner, vergassen alle ihre erlernte Wissenschaften. Johann Calculator verstand, wie er alt wurde, seine eigene Er- findung nicht mehr CARDAN. sub til . L. XVI. . Andre vergessen ihre Kuͤnste Bresl. Saml. 1725. m. Aug. , und uͤberhaupt das Vermoͤgen zu lesen EBERHART l. c. WEPFER morb. cap. obs. 103. apoplex p. 245. 246. zu schreiben vergas MOT- TE obs. 163. HEERS obs. 131. , oder so gar ihren eignen Nahmen BRINIUS spirit. anim. Pag. 217. TULPIUS L. IV. obs. 15. Einer der vom Schlage geruͤhrt, konnte nur seinen Namen schrei- ben, le CAMUS l. p. 98. 100. ; andre konnten eine Periode nicht zu Ende bringen WEPFER cicut. de morb. cerebr. n. 100. EBERHART l. c. , weil ihnen der Anfang der Rede eher verging, als sie das Ende zufuͤgen konnten. Ein andrer vergas die ihm sehr gemeine Namen dergestalt, daß er den Stiel fuͤr den holen Theil des Loͤffels, und Pappier fuͤr ein Brusttuch hielt WEPFER obs. 98 apoplex. n. 245. 246. . Ein andrer verlernte das Angeben der Toͤne, und das Vermoͤgen zu reden La MOTTE obs. 163 \& Hist. de l’Acad. 1711. p. 27. HEERS . An- I. Abschnitt. Der Verstand. Andre empfanden uͤberhaupt nichts vom Hunger und Durst FISCHER l. c. BONNETUS in sepulchr. . Da also in den verschiednen Beschaffenheiten des Koͤr- pers, das Gedaͤchtnis waͤchset, oder abnimmt, verschwin- det, wiederhergestellt wird, und es nicht wahrscheinlich ist, daß die Seele von dem Stosse eines Dachziegels Em- pfindungen habe, oder den Drukk eines ausgetretnen Blutes fuͤhle; so mus folglich in dem koͤrperlichen Gehirne der Sizz der Spuren angetroffen werden, welche die Empfindungen hinter sich gelassen haben, besonders aber muͤssen darinnen die Merkmaale der Zeichen anzutreffen sein, welche unsre Seele mit den Empfindungen zu verbinden gelernt hat. Und dieses ist der erste Grund von der wechselweisen Wirkung des Koͤrpers in der Seele bei Em- pfindungen, und der Herrschaft der Seele uͤber den Koͤr- per, indem sie die Merkmaale, welche niemals ohne die Seele entstehen wuͤrden, in das Gehirn eindruͤkkt. §. 7. Das Gedaͤchtnis. Die Einbildungskraft. Jch glaube gezeiget zu haben, daß das Gedaͤchtnis im Gehirne seinen Wohnsizz habe, es stekken aber in die- ser Sache viele Wunder, deren Wahrheit sich zum Theil erweislich machen laͤst, ob gleich niemand im Stande ist, die Art und Weise selbst zu erklaͤren BONNET analyse pag. 39. le CAMUS Pag 89. 100. MURA- TORI fantasia p. 32 HELVETIUS esprit. l. p. 11. 12. HOOKE posth. p. 140. HARTLEY p. 374. . Jch glaube erstlich, daß man nicht entdekken werde, was die Sachen fuͤr Spuren von sich hinterlassen. Diese Spuren sind keine Bilder pag. 531. \&c. , denn dieses Wort druͤk- ket blos den einen Sinn aus, und man kann es, ohne zu irren, nicht auf die Spuren der Toͤne anwenden. Es sind ferner nicht etwa Bewegungen, ob sie gleich aus der X x x 3 Be- Der Verstand. XVII. Buch. Bewegung entstehen, und vor kurzem HARTLEY p. 59 \&c. kleine Schwin- gungen genannt worden. Es laͤst sich naͤmlich auf keiner- lei Art begreiflich machen, wie in einem weichen Gehirne, nach dem funfzigsten Jahre, von der im Kinde ein ein- zigesmal entstandner Bewegung, eine Schwingung uͤbrig bleiben koͤnne, und daß diese Bewegung niemals ruhig gewesen. Folglich hinterlassen die Empfindungen Spu- ren nach sich, es moͤgen dieselben nun, auf welche Art man wolle, im Gehirne haͤngen bleiben. Die Natur dieser Spuren ist so beschaffen, daß sich die Seele, so oft sie will, auf dieselbe wieder besinnen kann, so lange sie noch vollstaͤndig, oder unverstuͤmmelt und lebhaft sind. Asien macht sich an den fuͤnf Buch- staben kenntlich. Jch verlange den Nahmen von dem groͤsten Theile unsrer Erdkugel zu wissen; so gleich faͤllt mir der Nahme Asien willig ein. Jch will seine Theile, Grenzen, Meere, Reiche und Kaiserthuͤmer wissen: und ich kann mir eine unvollkommne, aber sich doch ziemlich aͤhnliche Landkarte von Asien vorstellen, und zu wege brin- gen, daß sich die Seele dieselbe zu erklaͤren scheint. Auf solche Art habe ich mir bei den Nahmen das Merkmaal, und bei der eingebildeten Landkarte, nach Belieben die Em- pfindung wieder ins Gedaͤchtnis gerufen. Gemeiniglich ist sich die Seele bei diesem Geschaͤfte bewust, daß sie sich dieser Jdeen vermoͤge ihres Gedaͤchtnisses erinnert habe, daß sie sie ehedem sinnlich empfunden BONNET p 60. 63. ; ich sage, ge- meiniglich, denn mit den Jahren werden diese ruͤkkehrende Spuren sehr schwach, und man erinnert sich nicht dabei, daß man sie lange Zeit im Gedaͤchtnisse aufbehalten habe. Oft dringen sich, so zu reden auch die Spuren der Dinge uns von selbst auf IDEM p. 261. , und es geschicht nicht sel- ten, daß uns starke Jdeen, wenigstens eine Zeit lang, zur Unzeit auf dem Fusse verfolgen, und von unsrer Seele Auf- I. Abschnitt. Der Verstand. Aufmerksamkeit verlangen. Die zuruͤkk gebliebene Jdee von einer geliebten Gemahlin Drei Tage wider Willen beim G. v. SWIETEN T. II. p. 224. , herrschet in einem Ehemanne von guten Eigenschaften lange Zeit, und sie schwebet dem- selben taͤglich vor Augen. So wird ein jeder erlittner Verlust, als das Andenken einer Feuersbrunst, und der Unwille wegen einer abschlaͤgigen Antwort, gleichsam mit der Seele zugleich alt. Doch es muͤssen solche Jdeen, welche wider unsern Willen uns vor Augen schweben, von den staͤrksten welche sein. Diese Spuren moͤgen nun von sich selbst, oder auf Ver- langen der Seele in unsrem Gedaͤchtnisse wieder erwachen, so nennt man es Gedaͤchtnis, wenn man sich auf diese Zeichen wieder besinnet, und Einbildung, wenn die Empfindungen selbst wieder rege werden. Es sind dieses abgesonderte Faͤhigkeiten: denn manche Menschen besizzen eine Staͤrke in der Wiedererinnerung der Zeichen, und sie koͤnnen sich bis zum Bewundern auf Namen besinnen: bei andern ist dagegen die Einbildungskraft sehr lebhaft, und sie koͤnnen sich alte Empfindungen fast eben so sinnlich vorstellen, als sie waren, da sie sich zum erstenmale in dem Organo der Sinnlichkeit abbildeten. Jene Kraft macht Gelehrte, diese Poeten Ein Bauer war beides Gent- lem. Magaz. 1751 m. Febr. . Es ist aber die Vor- stellung der Zeichen schwaͤcher und weniger wirksam, als die Vorstellung der Bilder CONDILLAC. des senat. I. pag. 55. . So ist auch die Vor- stellung, die vom Gedaͤchtnisse hervorgebracht wird, in gesunden Menschen schwaͤcher, als die Empfindung, wel- che jezzo von einem Koͤrper in unsren Sinnen entsteht BONNET p. 57 504. . Es kann sich aber die Einbildungskraft, Empfindun- gen so lebhaft vormahlen, daß man sie von dem gegen- waͤrtigen Eindrukke eines Koͤrpers nicht unterscheiden kann. Man hat an den Toͤnen ein Exempel, da man den lange Zeit gehoͤrten Klang einer Glokke, schwerlich aus den X x x 4 Ohren Der Verstand. XVII. Buch. Ohren bringen kann, und es faͤllt uns schwer zu unter- scheiden, ob man wirklich Glokken hoͤre, oder ob die hin- terlassne Spuren im Gehirne eben diesen Ton nachklingen. Wenn uͤberhaupt eine Empfindung eine sehr lebhafte Spur von sich hinterlaͤst, so kann diese so stark, als eine neue Empfindung Schwach nach dem Wolf. Psycholog. Empir. p. 58. Giebt einer starken nicht nach. , und eben so sinnlich NICOLAI Einbild. \&c. p. 27. HARTLEY prop 14. werden, man kann sie ebenfalls fuͤr einen so wirklichen Eindrukk eines aͤusserlichen Objects halten, als man einen durch die Sinne eingedrungenen Eindrukk fuͤr was wirkliches haͤlt. Hieher sind die Gesichte zu rechnen. Dahin gehoͤren die Flammen, welche in fieberhaften Personen der Seele vor Gesichte schweben; hieher gehoͤret der Schwindel, da man gleichsam fallen will; und hieher sind die truͤglichen Jdeen der Schwermuͤthigen Zod. Med. Gall ann. IV. m. Mart. MEAD de venen. p 33. 34. BOERHAAVE nennt es eine zwote Einbildungskraft. Prælect. T. IV. p. 470. n. 533. ROBINSON of the splean. p. 186. 187. zu ziehen, die sie, wenn sie gleich ihres Jrrthums bewust sind, dennoch nicht los werden koͤnnen. Hieher gehoͤren auch noch die Bilder, die wir in den Traͤumen sehen, und denen wir gemeinig- lich unsren Beifall nicht versagen koͤnnen. Dergleichen Lebhaftigkeit ruͤhret aber sonderlich von der Wiederholung her NICOLA l. c. HARTLEY p. 397 Elém. de psychologie p. 19. Add. LALLEMANT. mécan. des pass. p. 142. . Kinder lernen Conf. HOOKE p. 145. ihre Lektionen auswendig hersagen, wenn sie selbige oft uͤberlesen. Wir erkennen Menschen, die wir oft ansehen. Es scheinet eine jegliche Empfindung, die erste Spur gleichsam immer etwas tiefer einzudruͤkken, doch ich verstehe durch diese Worte nicht eine wirkliche Furche und einige Einschnitte, sondern eine unbekannte auf das Gehirn gemachte Ope- ration, wodurch die Empfindung lebhafter, und dauer- hafter wird. Dieses ist aber einerlei, es mag sich die Seele auf eine Empfindung wieder besinnen, oder sie mag von I. Abschnitt. Der Verstand. von einem Objecte der koͤrperlichen Welt ausser uns her- vorgebracht werden. §. 8. Die Ordnung der Spuren. Jdee nennen wir diejenige Veraͤnderung in der See- le, welche entweder aus einer gegenwaͤrtigen Empfindung, oder aus der Erneuerung der Spur einer Empfindung, oder aus einer Verbindung beider, so die Seele macht, entsteht. Vorstellung heist die Handlung der Seele, da sie diese Jdee auffaͤngt. Dergleichen Jdee ist entweder einfach, wobei nichts unaͤhnliches vorkoͤmmt, als die Jdee vom Weissen, von der rothen Farbe, von dem Schalle einer Trompete: oder sie ist zusammen gesezzt, wenn die- se Jdee gleichsam einander unaͤhnliche Theile zu Jngre- dienzen hat, z. E. die Jdee von einem Menschen, an dem sich Gesichte, Brust und Fuͤsse oder Haͤnde unterscheiden lassen. Nun verdienet es an dem Gedaͤchtnisse hoͤchst bewun- dert zu werden, daß die Spuren, ohne alle Sorgfalt der Seele, in gewisse Klassen abgesondert sind, und allen verwandten Jdeen gleichsam ihre Bezirke im Gehirn ange- wiesen worden. Neue Empfindungen, oder ihre Zeichen gesellen sich so gleich, ohne unsere Bemuͤhung, zu denje- nigen Jdeen, welche von eben der Art sind. Dieses ver- haͤlt sich in der That so, und wenn die Seele sich darauf besinnet, so erkundigt sie sich gemeiniglich bei der Klasse selbst, oder sie laͤsset sich wenigstens doch durch eine, mit dieser Klasse verwandte Jdee, wie von einem Faden auf diejenige leiten, welche sie aufzusuchen willens ist. Wenn wir also den Namen Eiche suchen, so stellet sich der Seele der Name des Baums vor, welches die Klasse ist, wenn uns nun nicht gleich die Eiche beifaͤllt, sondern Buͤche, Kastanienbaum, Tanne und andre Baͤume, so suchen wir so lange, bis sich die Eiche zeigt, und dann erkennt X x x 5 die Der Verstand. XVII. Buch. die Seele so gleich, daß es eben die Jdee ist, welche sie suche. Bonnet nennt dieses Erkennen Wiedererinnern pag. 60. . Bei Gelegenheit der Farben, stellen sich Farben vor dem Auge der Seele ein, und Toͤne erinnern uns an Toͤne; die Erwaͤhnung von einem Geschmakke bringt uns aber nicht die Zeichen der Farben ins Gedaͤchtnis. Folg- lich ist unser Gehirn, der Erfahrung gemaͤs, eine unge- heuere Bibliothek Der Mechanismus beim Cl. BONNET die gereizten Fasern sez- zen andre mit in Bewegung. p. 337. in der Zeichen und Bilder, gleichsam als Buͤcher, nach ihren Klassen und Verwandschaften auf- gestellt sind. Doch es ist im Gehirn noch mehr, als in einer Bibliothek vorhanden; denn in dieser sind die Buͤcher durch kein Band unter einander verbunden, hingegen stehen die Spuren der Zeichen und Bilder in einem Zu- sammenhange, und ob wir gleich solches nicht begreifen koͤnnen, so sind sie dennoch unter sich dergestalt verbun- den, daß die Erinnerung des einen, das andere nach sich zieht. Sie sind aber in der Ordnung unter sich verbunden, wie sie dem Gehirn beigebracht werden. Wenn man ein Kind um den Namen eines nicht sehr bekannten Bau- mes, als des Kastanienbaums befraͤgt, so darf kaum der Lehrmeister die Silbe Ka aussprechen, so folgen die uͤbri- gen Buchstaben so gleich nach. Sie sind auch vermittelst ihrer Erklaͤrung unter sich verbunden. Man will einen gerechten und frommen Fuͤr- sten wissen, so gleich faͤllt uns T. Antonius, M. Au- relius ein; und es faͤllt uns der verehrungswuͤrdige Name George des Dritten ein. Fraͤgt man nach kriegeri- schen Koͤnigen, so bietet sich von selbst die Jdee Alexan- ders, Caͤsars, und Friederichs an. Der Durst, welchen wir empfinden, erinnert uns an die Jdee der Quelle, und an das sanfte Murmeln kuͤhler Gewaͤsser IDEM p. 133. . Sie I. Abschnitt. Der Verstand. Sie sind auch den Zeiten nach unter sich verwandt, und Jdeen, welche zu einerlei Zeit entstanden, bringen einander wechselweise wieder ins Gedaͤchtnis. So macht das Fuͤhlen, wenn man einen runden Koͤrper auf gewisse Weise empfindet, und es mit dem Gesichte, so gewisse Gegenden des Schattens entdekkt, uͤbereinstimmig ist, daß sich mit diesen Schatten die Jdee von einer fuͤhlbaren Rundung verbindet n. 580. . Die Jdee des Fruͤhlings bringt uns gruͤne Blaͤtter, neue Baumbluͤhte, und den Scherz der Natur ins Gedaͤchtnis. Es wurde jemand, wovon Boerhaave ein Exempel giebt, bei einer alten Eiche beraubt. Derselbe wird auch nach zwanzig Jahren noch, diese Eiche niemals wieder zu Gesichte bekommen, daß er sich nicht dabei des Raͤubers, der Gefahr, und der ganzen tragischen Geschichte erinnern sollte. Er hat einen Rei- ter gesehen; dieser wird nicht zu Fusse ihm vor die Augen kommen, sondern es wird das Pferd den Mann, und den Mann der Reiter begleiten. Auf diese Art sind nun die Zeichen entstanden, naͤm- lich die ersten Zeichen, die den Schall, den Baum, und den Menschen bestimmen, wobei zugleich das Bild des Baumes oder Menschens ausgesprochen wurde: und die zweite Zeichen von einem geschriebnen Buchstaben, die mit der Aussprache der Namen sich verbanden, und wor- aus wir Baͤume oder Menschen erkennen. Und diese zweite Zeichen ziehen die erste nach sich, so daß die Figu- ren den Schall, und der Schall das Bild ins Gedaͤcht- nis bringt. Da endlich die mehresten Jdeen mit einander verbun- den sind, so haben die Menschen den grossen Vortheil davon, daß das ganze Sistem der besondern Begriffe Ein Pallast, darinnen jedes Zimmer das Seinige mit beitraͤgt MURATORI p. 25. , die eine einzige Totalidee ausmachen, mit einander in Ver- bindung steht, und alle zugleich wieder ins Gedaͤchtnis bringt Der Verstand. XVII. Buch. bringt BONNET p. 156. . Jch nenne London, so faͤllt mir so gleich die Jdee der Paulskirche, das Schloß Whitehall, der bei- den Bruͤkken, des Tours, der Temse, und alles dessen ein, dessen wir uns von London erinnern. Man nennt einen Zirkel, so koͤmmt mir die Definition, die Eigen- schaften, und Aequation, die des Zirkels Charakter ist, der Diameter, Radius, und andre Dinge in die Gedan- ken, die zum Wesen des Zirkels gehoͤren. Dieses aber geschicht von selbst, ohne Anstrengung der Seele, und es werden die Spuren von dem Sinne, ohne den Wil- len der Seele pag. 360. , und noch lebhafter wieder erneuert. Dieses findet bei den Thieren eben sowol statt Auch BUFFON Hist. natur. II. p. 440. . Sie empfinden Zeichen, naͤmlich gewisse Worte, und die Verbindung des Stokkes mit ihrem Schmerzen. Endlich erinnert man sich, wider seinen Willen, und so lebhaft, der Spuren bei aͤhnlichen Zeichen, daß solche so gar in Bewegung ausbrechen. So erregen die Namen, der Geruch, oder das, worinnen man ekelhafte Arzeneien eingenommen, Ekel und fast Erbrechen SCHOCK avert. cas. p. 268. , es zwingt uns solches allerdings zum Erbrechen HARDER apiar. pag. 183. STAHL de autocratia natur. pag. 296. Ed. germ. , oder zum Stuhl- gehen SCHURIG chylolog. p. 136. BARTHOLIN L. V. hist. 64. Alex. BENEDICTUS de pestil. ALBERT I. von der Seele p. 167 WEPFER cicut. p. 105. M. Don. pag. 630. Act Hafn. P. X. n. 49. PECHLIN obs. L. III. obs. 13. v. SWIETEN III. p. 415. , und so gar haftet der Ekel an demjenigen Orte, wo derselbe das erstemal von dem garstigen Anblikke ent- standen ist G. v. SWIETEN T. II. pag. 222. . So stellet sich ein Krampf, der vom Kizzeln entstanden, ein, wenn man das Kizzeln wieder erwaͤhnt G. v. SWIETEN Comm. III. p 402. Eine Epilepsie von Schrek- ken, kam wieder, wenn man den Becher an den Mund sezzte. DU- BINSKI remin. vital p. 41. , wiewol man dieses bisweilen zu weit aus- dehnt Jn der Historie NICOLAI Einbild. n. 21. . Die I. Abschnitt. Der Verstand. Die Seele besizzet auch ein Vermoͤgen, Dinge mit ein- ander zu vereinigen, welche natuͤrlicher Weise nicht verbun- den sind. Dieses beruhet gemeiniglich auf folgender Beobach- tung. Die Seele vereinigt mit dem Namen der Menschen, die sie behalten muste, gewisse Haͤuser und Theile von Haͤu- sern Petrus RAVENNAS de me- moria PAEP. von eben der Kunst GUARINONI cas. 299 , als Fenster und Saͤulen. Da die Theile dieser Haͤu- ser gros sind, so druͤkken sie sich nicht nur gut ins Gehirn ein, sondern sie lassen sich auch leichter behalten, und bringen uns die damit verbundne Namen der Menschen zugleich mit ins Gedaͤchtnis. Hierinnen bestand die Gedaͤchtnis- kunst einiger Lehrer. Nun kann die Anatomie nichts aufweisen, woraus diese Verwandschaft der aͤhnlichen Spuren erklaͤrt werden koͤnnte. Wir haben gezeigt, daß sich nicht einmal aus der Anatomie richtig genung erweisen lasse, daß es gewis- se Bezirke gebe L. X. p. 397. Fasern zum Geruch, Farben geschikkt. BON- NET p. 52. , worinnen Jdeen, die von gewissen Nerven aufgenommen, ihren Sizz haͤtten, weil die Ner- ven eines und eben desselben Sinns wegen ihrer zertheil- ten Wurzeln, aus hoͤchst verschiednen Orten ihrem Ur- sprung bekommen, wie man an dem Geruchnerven, im Menschen pag. 205. , und in den Fischen ein Exempel hat, wo derselbe uͤberhaupt aus drei Huͤgelchen, dem obern, un- tern und einer der Schleimdruͤse aͤhnlichen Druͤse hervor- koͤmmt. Doch es theilet eben dieses Huͤgelchen verschied- nen Nerven sein Mark mit, wie am Menschen die Ge- schmakkaͤste des fuͤnften Paares pag. 213. , und die Geruchsaͤste sind pag. 218. , und die blos fuͤhlende. Folglich liegt in einem Nerven keine besondere Natur Wie es scheint BOERHAA- VIUS n. 571 \& HARTLEY p. 42. , warum derselbe nur zu einer einzigen Art von Empfindungen geschikkt sein sollte. Denn es haben einige Jnsekten, aus dem Sehnerven selbst, der in andern hoͤchst einfach ist, Aeste, welche nach andern Theilen des Kopfes hingehen LYONNET p 561. SWAM- MERDAM vom Sehnerven der Schnekke bibl. p. 165. , und nicht sehen; andre Der Verstand. XVII. Buch. andre sehen ohne Augen, mit eben den Werkzeugen, wo- mit sie Dinge betasten Polipen, und ihre Abschnit- te folgen dem Lichte nach SCHÆF- FER Armpolyp. p. 30. 55. . Folglich ist ein Theil eines und eben desselben Nervens zu Bewegungen, und der an- dre auch zu verschiednen Sinnen geschikkt. Da ferner die markige und nervige Fasern, so weit das Vergroͤsserungsglas zureicht, vom oͤbersten bis zum untersten unterschieden L. X. p. 188. , und blos durch die Baͤnder- chen des Fadengewebes zusammengehaͤngt sind; und oh- ne diesem Bau die Art nicht verstanden werden kann, wie sich die genauen Unterschiede der an den kleinsten Theil- chen geschehenen Empfindungen, z. E. an den Augen, ohne Verwirrung der Seele vorstellen lassen; so wuͤrden wir unrecht thun, zu behaupten, daß sich die Nervenfa- sern oder Markfasern irgendwo anhingen. Aus diesem Grunde gebe ich alle Hoffnung zu einer mechanischen Erklaͤrung auf, und verlasse mich nur auf die Wahrheit der Erscheinungen Conf. WOLF. l. c. p. 64. 65. IURIN ad SMITH not. 171. . Findet man ein Belieben daran, wizzige Hipothesen zu lesen, so besehe man die Hookische Posth. o. 140 \&c. , die Hartleyische Prop. 10. p. 680. und die zierliche Hipothese des beruͤhmten Bonnets pag. 378. \&c. . §. 9. Die Vergessenheit. Auch hierbei treffen wir einen reichen und unermesli- chen Vorrath von den Spuren an Richtig nach dem CÆSAL- PINUS quæst. peripat. pag. 116. Ferner CLAUDINUS im eignen Buche. . Diejenigen, wel- che daruͤber Berechnungen anstellen wollen, haben kaum Zahlen, die hinreichend waͤren, finden koͤnnen THEODORIG. Chir. pag. 195. Conf. L. X. p. 397. . R. Hooke nimmt an, daß sich innerhalb einer Secunde Posth. p. 143. , eine Jdee formiren koͤnne. Allein dieses gehet innerhalb vier- I. Abschnitt. Der Verstand. vierzig, dreißig, und zwanzig Terzen an CHLADEN disp, prop. de v e loc. cogit P. XVI. . Folglich wird ein Mensch, wenn man zwanzig Terzen auf die Er- zeugung einer Jdee rechnet, in hundert Jahren 9, 467, 280, 000 Spuren sammlen, welches aber des Schlafes wegen zu viel waͤre; man koͤnnte solches aber auf den drit- ten Theil reduciren, und so waͤren 3, 155, 760, 000 Spuren, oder Abdruͤkke Diese Zahl sezzt HOOKIUS bei langsamer Erzeugung der Jdeen. . Wenn ich auch den Umfang meines nur gemeinen Gedaͤchtnisses uͤbersehe, und die Namen und Bilder der Pflanzen, und ihrer Theile; die Namen der anatomi- schen Theile in den verschiednen Thieren und im Men- schen. Die geographische Lage der Oerter, Fluͤsse und Staͤdte; die Geschichte der Begebenheiten, die Verdol- metschung der Woͤrter und Redensarten in verschiednen Sprachen, und die Auftritte meines eignen Lebens, bei meinem nur mittelmaͤßigen Gedaͤchtnisse, mir vorstelle, so finde ich doch eine solche Menge von Zeichen und Bildern, die man, wenn man sie mit dem Gehirne vergleichen will, gros nennen kann. Folglich werden nach der Rechnung des Hooks, wenn man das Gehirn vier Pfunde schwer macht, und ein Pfund fuͤr die Gefaͤsse und das Blut, und noch eins fuͤr die Rinde abzieht, in einem Theilchen Mark, das ein Gran schwer wiegt, 205452 Spuren an- zutreffen sein Eine Menge Jdeen an ei- nem Reisenden, der viele Laͤnder be- sehen hatte, beim MURATORE p. 24 seqq. . Und dennoch hat es Leute von einem unendlich bes- sern, reichern und bestaͤndigerm Gedaͤchtnisse gegeben. Eine Probe von einem geschwinden Gedaͤchtnis, vie- ler und auf keine Art zusammenhaͤngender Dinge, gab ein Schuͤler des Schenkels Art. Memor. detect. , welcher 240 Senten- zen, und 300 Woͤrter, in eben der Ordnung, wie sie vorgesagt wurden, wiederholen konnte. So war auch das Der Verstand. XVII. Buch. das Gedaͤchtnis des Peter Ravennatis bewunderns- wuͤrdig. Beispiele von Personen, welche eine lange Re- de ganz wieder hersagen koͤnnen, sind nichts Seltenes MORTON natur. hist. of. Northamptonshire p. 462. . Jn Paris lebte ein Mensch, welcher die abgelesene Na- men eines ganzen Bataillons Iournal. des savans n. 33. behalten konnte, und dreißig arithmetische Figuren in der Ordnung vor sich hat- te, daß er damit die gewoͤhnliche Operationen vornahm, so wie wir sie an vorgezeichneten Figuren ausfuͤhren. Jo- hann Wallis Phil. trans. n. 178. Ein fast gleiches Exempel im Gentlemans Magaz. 1751. m. Febr. zog im Finstern eine Quadratwurzel von 53 Zahlen aus. Ein anderer konnte verschiedne, und sehr viele fremde Namen, in eben der Ordnung wieder- holen, wie man sie ausgesprochen hatte Beim BAYERUS de memo- ria \& SCHENKELIUM art. detect. pag. 151. . Heidegger, welcher in Englang lange Zeit oͤffentlich die Ergoͤzzlichkei- ten lehrte, soll von einem, einmal durchwanderten Dorfe, so wenigstens eine halbe Meile lang war, alle Zeichen, die doch so wenig einen Zusammenhang unter sich hatten, ge- gen ein niedergelegtes Pfand wieder hergenannt haben. Zwei tausend Namen, welche ihm vorgelesen worden, konnte J. Picus von Mirandola wiederholen BASSIANUS p. 63. 64. . Der beruͤhmte Bonnet behaͤlt 25 bis 30 Seiten, und 45 Pa- ragraphen in seinem Buche auswendig pag. 517 518. . Wir lesen, daß Jos. Skaliger BRANCACCI de arte meor. in 21 Tagen den Homerus aus- wendig gelernt, und innerhalb vier Monaten alle grichi- sche Poeten behalten habe. Nunmehro komme ich auf ein ausserordentliches Ge- daͤchtnis. Es soll jezziger Zeit ein Mann zu Leipzig, mit Namen Muͤller leben, welcher nicht sechs oder sieben Sprachen Ioutn. des Savans l. c. , sondern zwanzig und daruͤber in seiner Gewalt haben soll. Eine I. Abschnitt. Der Verstand. Eine uͤbermaͤßige Kenntnis fast von allen Kuͤnsten besas ehedem Sarpius Vira p. 38. dieser hatte ein scharf Gesicht, und Gefuͤhl p. 37. Leibniz, und in einer an- dern Art Magliabeccchi Jn dessen vita. , welcher ganze, verlohren gegangne Buͤcher andren in die Feder diktiren konnte. Zu einem dauerhaften Gedaͤchtnisse, gehoͤren die Exem- pel dererjenigen Personen, welche nichts von alle demje- nigen vergessen haben sollen, was sie wusten, als Sar- pius L. c. Lorenz Bonincontrins CARDAN subtil. L. XII. und Blasius Pas- kal, welches ich in dem Verstande nehme, daß man darunter Dinge verstehe, welche werth sind, behalten zu werden. Es ist gewis, daß die Kunst und Ordnung Ars memorial hat SIMONI- DES geschrieben \& METRODO- RUS, SCIPSIUS bei dem PLINIUS L. VII. c. 24. hierzu viel beitragen kann: nicht diejenige uͤbertriebne Kunst, welche P Ravenna, oder Paepius oder andre lehren; sondern dieses kann mit Huͤlfe der Zeichen, der Uebung PELSHOVER, WOLF l. c. p. 134. , und der Wiederholung geschehen. Mein Vortheil bestand von der ersten Jugend an darinnen, daß ich merk- wuͤrdige Dinge, wenn ich sie las, auf Pappier schrieb, und diese oͤfters in eine Ordnung, Klassen und Arten ein- theilte: nachgehens, wenn ich mich derselben bedienen woll- te, auf das genauste bei einem jedweden Theile meiner Arbeit anbrachte. Dadurch habe ich zwar nicht erhalten, daß mein Gedaͤchtnis vortreflich geworden, aber doch so viel, daß ich weniger davon, was ich gelernt hatte, ver- gessen. Diejenigen haben ein schlechtes Gedaͤchtnis, welche die Zeichen ausser Acht lassen. Ein zehnjaͤhriger Knabe, welcher unter den Baͤren erzogen war, hatte gar kein Ge- daͤchtnis CONDILLAC des sensat. H. p. 225. . Ein Maͤdchen, welches man in einer Ein- oͤde H. Phisiol. 5. B. Y y y Der Verstand. XVII. Buch. oͤde in Frankreich antraf, und der Polnische Knabe CONNOR histor. Polon. T. I. p. 342. , konnten, als man sie durch einen gluͤkklichen Zufall wie- der zu der Gesellschaft brachte, nichts von ihrem Vater- lande, Eltern oder Wege erzaͤhlen. Daher besizzen die- jenigen Thiere ein schlechteres Gedaͤchtnis, die wenig Zei- chen wissen. Doch es vorschwinden, sowol in den Personen von einem gluͤkklichen Gedaͤchtnisse, als in denen von gewoͤhn- lichem Gedaͤchtnisse die Spuren noch geschwinder aus dem Gehirne Er erklaͤrt es mechanisch, daß eine Faser von dem vorgegell- ten Bilde nunmehr kuͤrzer werden soll. UBER. Hamb. Magaz. T. XXV. p. 196. ; so daß sie anfaͤnglich schwaͤcher wer- den, und alsdann kann man sich nur durch andre damit zusammenhaͤngende Spuren, wieder darauf besinnen; endlich verschwinden sie ganz und gar, so daß sie in Ab- sicht auf uns so wenig uͤbrig bleiben, als ob sie niemals uns angehoͤrt haͤtten. Doch wenn noch etwas davon uͤbrig ist, so kann eine neue Empfindung, oder eine neue Vorstellung in der Seele, diese erloschene Spuren gleich- sam wieder auffrischen. Jndessen koͤnnen doch auch diese Spuren gleichsam in uns einschlafen, und dieses begegnet dem Menschen sonderlich in Krankheiten, doch aber auch wenn derselbe gesund ist BEHRENS consider. anim. medica p. 55 , daß bisweilen von ergossnem Blute, Eiter oder von andern dunklen Ursachen im Gehirne, entweder alle, oder doch einige Spuren, lange Zeit verborgen bleiben, daß sich die Seele darauf, wenn sie sich gleich so anstrengt, ganz und gar nicht besinnen kann; wenn aber eben diese Ursache in unserm Koͤrper wieder gehoben worden, so werden diese Jdeen wieder lebendig, und stellen sich der Seele von selbst dar. Jch lese von einem Menschen, der das Gedaͤchtnis in wechselweisen, wiewol ungewissen Paroxismis verlohr, und wieder bekam Iourn. de Trévoux 1711. Iuin. , und ich habe I. Abschnitt. Der Verstand. habe eine Jungfer vor mir, welche diesem Uebel fast bei jeder Reinigung periodisch unterworfen ist. Bisweilen scheinen sich die Spuren schon durch ihre Menge einander zu verdrengen, und dieses gilt sowol von Menschen, die gar zu viel lesen, als von Thieren Wenn ein Kanarienvogel zu viele Gefaͤnge lernt, wird er von zwei oder drei Liedern, die ihm auf einmal vorgesungen werden, veritret. HERVIEUX p. 361. die gar zu vielerlei lernen. Und dennoch besizzen kleine Men- schen von kleinem Gehirn, und Kinder oft ein vortrefli- ches Gedaͤchtnis. Man hat auch wizzige Iourn. de Médec. T. XII. p. 167. seqq. schalkhafte Zwerge, wovon Esop ein Exempel giebt. Folglich schei- net hier die Menge nicht so viel Schaden zu thun, als von einer langsamen Bewegung des circulirenden Blutes, und der so oder anders von den Speisen mittelst der Er- naͤhrung, nach der Partikel des empfindenden Markes ersezzten Materie, geschicht, dadurch die Spuren gleich- sam allmaͤlich wieder erneuret werden; so wie sie geschwin- de zerstoͤrt werden, wenn der Drukk, von einer heissen Luft, von boͤsartigen Krankheiten, und von dem, im Schlagflusse ausgetretenem Blute zunimmt pag. 539. . Es ver- schwinden aber die ersten Spuren, welche ohne Aufmerk- samkeit, ohne Affekt, gemein, schwach und mit andern Jdeen nicht verknuͤpft sind; und endlich wuͤrden in allen Menschen, alle Spuren voͤllig verschwinden, wenn das hohe Alter weit genug hinausgesezzt waͤre pag. 538. 539. . §. 10. Die Seele. Dieses war der Vorrath von Spuren, wodurch die Seele ihre Faͤhigkeiten in Ausuͤbung bringt. Wir be- nennen damit ein Wesen, welches mit unserm Koͤrper in Verbindung steht, welches denket, urtheilt, will, sich seiner bewust ist, seine Jdeen erkennt, und die sie ehedem Y y y 2 gewust, Der Verstand. XVII. Buch. gewust, wenn sie wieder aufgefrischt werden, fuͤr die ih- rige erkennt, so wie ihr diejenige angehoͤren, welche durch Empfindungen, oder Gedanken eben jezzo in ihr entstehen. Daß dieses Wesen nichts Koͤrperliches sei, kann man aus vielen Gruͤnden schliessen, welche wir kuͤrzlich beruͤh- ren wollen. So ist gezeigt worden, daß ein jeder Koͤr- per seiner Richtung unveraͤndert folge H. DITTON, MUSSCHEN- BROECK de anima se ipsam igno- rante p. 20. , so lange bis er durch eine andre Kraft von seinem Wege abgeleitet wird. Hingegen aͤndert die Seele nach Belieben den Faden ihrer Gedanken, sie geht von diesen zu andern uͤber, und es stekkt in diesen Gedanken keine Ursache, warum sie ei- nen neuen aufsuchen soll. Es stellt sich ferner die Seele nicht eine einzige Jdee, sondern unendlich viele vor, die sie die ihrige nennt, und mit sich selbst vereinigt. Wenn nun der Vorrath des Gedaͤchtnisses Ehedem BAYLE Conf. Mém. de l’Acad. de Berlin. T. XIII. p. 386. keine Seele haͤtte, die sich diese Spuren eigen machte, so scheinet es zu geschehen, daß unter den Arten der Dinge, welche sich in diesem Vorrathshause befinden, eine jede einzeln fuͤr sich bleiben muͤste, und es wuͤrde unser ganzes Gedaͤchtnis gleichsam eine Landkarte vorstellen, auf welcher kein Dorf zum andern gehoͤrte. Man kann sich auch nicht vorstellen, wie ein Koͤrper ein einziges Ding, und sich seiner Einfachheit und Person bewust sein koͤnne, und sich dennoch so viel verschiedne Ar- ten von Dingen wesentlich machen werde. Nun ist die Seele weder eine einzige Empfindung, noch alle, sondern dasjenige Ding, welches sich diese alle zu eigen macht. Doch es scheinet auch nicht die Urtheilskraft Koͤrperlich macht es HEL- VETIUS l. c. p. 13 14. und die Be- urtheilungskraft uͤberfluͤßig. IDEM pag. 18. dem Koͤrper anzugehoͤren. Es lieget die blaue Farbe neben der I. Abschnitt. Der Verstand. der rothen, sie ist davon verschieden, und es sind die Ar- ten von beiden in dem Gehirn verschieden; keine von bei- den Farben aber koͤnnen sagen, ich rothe Farbe bin von der blauen unterschieden. Folglich mus ein Wesen in uns sein, das von der rothen, und blauen Farbe ver- schieden ist, und welches beide mit einander vergleicht, und beide unterscheidet. Ausserdem entdekken wir in einigen unsrer Wuͤnsche etwas, welches die Religionsspoͤtter unsers Jahrhunderts vergebens zu den koͤrperlichen Wolluͤsten Vom HELVETIO. rechnen wol- len. Das Verlangen z. E. nach Ruhm, auch nach un- serm Ableben, nach Ehre, die man sich durch Schmerzen, durch den Tod erwirbt, und welche doch zu keinen koͤr- perlichen Wolluͤsten fuͤhret: so wie weder die Begierde zum Verstande in gelehrten Leuten, noch die Standhaf- tigkeit in rechtschaffenen Maͤnnern, noch die Kuͤhnheit des Regulus, welcher einem grausamen Tode drozzte, oder der toͤdtliche Sprung des Kurtius irgend ein koͤrperli- ches Vergnuͤgen verschaffen koͤnnen. Endlich obgleich ein grosser Theil der Seelengeschaͤfte von den Krankheiten des Koͤrpers leidet, so ist es dennoch gewis, daß die Seele oͤfters in der groͤsten Schwaͤche des Leibes, die kurz vor dem Tode vorhergeht, auf eine be- wundernswuͤrdige Weise mit grosser Lebhaftigkeit TRALLES hom. mach pag. 218. denkt, empfindet und redet. Von allem diesem habe ich viele Zeugnisse mit angesehen. Doch ich rede nur kuͤrzlich da- von: weil ich leicht einsehe, daß es vielen Aerzten einerlei sei, von welcher Natur die Seele ist, da sie sich immer unbekannt bleibt, wenn sie nur ihre Geschaͤfte verstehen. Hier koͤnnte man, von der obigen Erinnerung pag. 535. et- was noch hinzufuͤgen. Y y y 3 §. 11. Der Verstand. XVII. Buch. §. 11. Die Faͤhigkeit der Seele. Die Denkungskraft. Kartesius hat von dem Denken Die Seele ist faͤhig zu den- ken. BONNET p. 74- das Wesen der Seele hergeleitet. Andre laͤugnen, daß die Seele bestaͤn- dig daͤchte, ob sie gleich gestehen, daß sie gemeiniglich SAUVAGES physiol. p. 145. denkt. Sie fuͤhren dabei die Ohnmachten, den tiefen Schlaf, die Schlagfluͤsse, davon jemand innerhalb sechs Monaten unfaͤhig war zu denken Histolte de l’Acad. 1719. , worauf die Seele, als ob indessen nicht das mindeste mit ihr vorgegangen, noch eine Zwischenzeit da gewesen, wieder erwachte; man beziehet sich ferner auf das Exempel einer kataleptischen Frauensperson, welche ein Gespraͤche, so sie in dem An- falle der Krankheit abbrach, an der gehoͤrigen Stelle wei- ter fortsezzte, wo man es abgebrochen hatte Ebender. anno. 1705. p. 50. . Mar- quet, welcher ein und zwanzig Tage lang im Wahnwizze zu gebracht hatte, und nun wieder gesund wurde, konnte sich kaum uͤberreden lassen, daß die Krankheit 24 Stun- den gewaͤret haͤtte, denn es hatte die Krankheit die uͤbri- ge Spuren ausgeloͤscht Observ. p. 193. . Doch es ist nicht glaublich, daß die Seele nicht im Schlafe denken sollte. Sie beunruhigt sich gemeiniglich im Menschen und in Thieren mit Traͤumen, und wenn es scheint, daß diese mangeln, so koͤnnen doch sanftere Traͤu- me vorhanden sein, die keine Spuren von sich zuruͤkke lassen. Wenigstens werden wir zeigen, daß wir durch eine Demmerung von Wahnwizze (Phantasie) zum Schla- fe uͤbergehen; und dieses ist kein Zustand einer unwirksa- men traͤgen Seele. Doch es sind auch Frauenspersonen in ihren Ohnmachten TRALLES hom. machin. pag. 218. nicht ohne Gedanken, und wenn ich sie befragte, so erzaͤhlten sie mir oͤfters, daß sie gehoͤ- ret, und gleichsam von weiten unter einander redende Freunde I. Abschnitt. Der Verstand. Freunde gehoͤrt haͤtten, und dergleichen geschicht auch an sterbenden Personen Nouv. de la Républ. des lettres 1704. m. Iuillet. . Endlich ist gewis, daß das An- denken willkuͤrlich verrichteter Dinge verschwinden kann, da sich doch die Seele, zu der Zeit, da sie diese Geschaͤfte befahl, dieser Handlung bewust war. Man siehet dieses an dem Exempel der Nachtwandrer, welche von alle dem nichts im Gedaͤchtnisse behalten, was sie unterdessen ge- than haben PIGATTI in der Geschichte dieses Menschen. p. 42 NICOLAI Einbildungskraft. p. 96. . Das Denken koͤmmt in uns Erwachsenen gemeiniglich darauf an, daß wir auf die Reihe der Zeichen, und die Reihe der Empfindungen aufmerksam werden, und gleich- sam die Scene mit anhoͤren, welche die Arten der Dinge, die entweder durch die Sinne uns mitgetheilt werden, oder durch das Gedaͤchtnis sich abmahlen, gleichsam spielen, und von welchen Auftritten die Seele gleichsam der Zu- schauer ist. Es ist aber nothwendig, daß ein Gewar- nehmen dazu komme, damit wir gewis werden, daß die- ses unsre Bilder sind, und dieses nennen wir, sich seiner, und seines Gedankens bewust sein. Aufmerksamkeit ist, wenn nach dem Willen der Seele, eine von diesen Arten der Dinge, oder auch eine einzige allein, die betrachtende Seele beschaͤftigt, oder we- nigstens doch deutlicher WOLF l. c. p. 168. und lebhafter, als die uͤbrigen derselben vorgestellet wird. Wofern hierinnen eine Frei- heit statt findet, so beruhet sie darinnen, daß die Seele ihre Aufmerksamkeit, entweder auf diese oder eine andere Jdee richten, oder gegentheils davon weg wenden kann Folglich ist sie nicht koͤrper- lich QUESNAI Essai T. III. pag. 324. n. 442. . Gemeiniglich liegt die Ursache von dieser Wahl, wie hernach erklaͤrt werden soll, in dem naͤhern Zusam- menhange dieser Jdee mit unsrer Gluͤkkseligkeit, daß es uns also mehr daran gelegen ist, sie gegenwaͤrtig zu haben, Y y y 4 als Der Verstand. XVII. Buch. als irgend eine andre. Studirt man, sagt Sancto- rius, ohne Affekt, so dauret solches kaum eine Stunde; mit Affekt, aber viele Stunden; und mit verwechselten Affekten Tag und Nacht Med. stat. Sect. VII. n. 45. . Nun ist die Aufmerksamkeit die Mutter von allen Wissenschaften BOERHAAVE hie und da HELVETIUS de l’esprit I. p. 354. 361 . Unsre Seele kann als ein endliches Wesen, und fast nach Art des Auges, vieles verworren, deutlich aber nur ein einziges Object PARSONS physiogn. p. 23. FRANKE Abbildung. p. 44. Jch uͤber Præsect. T. IV. p. 472. erkennen. Wel- che sagen, daß wir mehr erkennen Zwei BONNET p. 139. 140. , und sonsten kein Wille pag. 143. , noch Wiedererinnern BONNET ibid. , noch die eigene Persoͤn- lichkeit IDEM ibid. , noch Urtheilskraft pag. 141. , noch Vergleichung pag. 141. 142. statt finden koͤnnte, so scheinen diese beruͤhmten Maͤnner, theils nicht die aͤusserste Geschwindigkeit, mit welcher die Seele von Jdee zu Jdee uͤbergeht, in Betrachtung gezo- gen zu haben, theils haben sie nicht, wie am Auge, eine dunkle Empfindung von einer sehr klaren unterschieden. Jch kann mir auf einmal einen Triangel einbilden, damit aber eine vollstaͤndige Jdee davon entstehe, so betrachte ich entweder blos den Cathetus allein, oder die Hipothe- nuse, und ich stelle mir niemals die deutliche Jdee von ei- nem ganzen Triangel in einem einzigen Zeitpunkte vor, wenigstens ich nicht, weil ich merke, wie sich geschwinde Seite an Seite, doch nach einiger Ordnung in meiner Einbildung an einander fuͤgt. Die Seele denket ferner durch Woͤrter, die sie ausspricht, es ist aber unmoͤglich, ein ganzes Wort zugleich zu gedenken, und es mus ein Buchstabe nach dem andern in der gedenkenden Seele gleichsam hersillabirt werden. Wenn ich nicht irre, so ist das, was sie von der Urtheilskraft, und dem Wil- len einwenden, von eben dieser Art. Es dauret eine im Ge- I. Abschnitt. Der Verstand. Gehirn entstandene Jdee, wie ein vor den Augen schwe- bendes Bild L. XVI. p. 280 281. , eine ob wol sehr kurze Zeit lang, und sie hinterlaͤst eine schwaͤchere Empfindung von sich uͤbrig, wenn eine neue auftritt, welche nun die Seele mit aller Lebhaftigkeit beschaͤftigt. Nach diesem erstern schwaͤchern Bilde, und dem gegenwaͤrtigen starken, urtheilt die Seele durch Vergleichungen: endlich scheinet die Empfindung einer Jdee, die vormals unser war, und die nicht eben jezzt entstanden ist, wovon die Empfindung der eignen Persoͤnlichkeit abhaͤngt BONNET p. 147. 170. , gar nicht unterschieden zu sein, von einer Jdee selbst Histoire de l’ame p. 117. , welche erneuret wird; sondern daß uͤberhaupt eine wieder erneuerte Jdee anders, eine neue anders empfunden werde, und daß die Seele nach Bemerckung dieses Unterscheides, wie bei andern Urthei- len, empfinde, sie habe jene lange schon gekannt, und diese kenne sie nur seit kurzen. Jn den mathematischen Beweisen ziehen wir alles vorhin erklaͤrte, in einen einzi- gen Sazz zusammen, den wir als ein Axioma betrachten, und dieses beziehet sich auf das Exempel zwoer Jdeen, wel- che wir vergleichen. Es hat auch zwischen dem Beruͤh- ren und Empfinden: zwischen dem Willen und der im Koͤrper dadurch entstandenen Bewegung, der beruͤhmte Eberhard eine kleine Zeitfolge erfunden Physiolog p. 269. . Noch un- terdruͤkkt eine groͤssere Empfindung die kleinere WOLF l. c. p. 47. ; und sie wuͤrde solches nicht thun, wenn beide Plazz haͤtten. Welche der Seele viel zuschreiben, uͤbersteigen doch nicht BONNET p. 333. die Zahl der fuͤnf oder sechs Jdeen, welche sich die Seele zu gleicher Zeit vorstellt. Wollten sie aber die Probe mit sich selbst machen, so wuͤrden sie, wie ich da- vor halte, finden, daß eine darunter die herrschende un- ter den uͤbrigen sei, und die andren an Lebhaftigkeit uͤber- treffe. Y y y 5 Wenn Der Verstand. XVII. Buch. Wenn nun die Schranken der Seele so enge sind, daß sie eine einzige Art von Dingen deutlich und klar em- pfinden kann; so folget daraus, daß sie sich, wenn sie zugleich mehrere sich vorstellen will, keine einzige vollstaͤn- dig, und lebhaft vorstellen kann. Folglich ist dazu eine Aufmerksamkeit nothwendig, wenn eine Jdee eine Zeit- lang der Seele gegenwaͤrtig, ganz allein, und lebhaft ihr Bild der Seele vorhalten soll. Und es wird eine Aufmerksamkeit um desto nothwendiger sein, wenn eine Jdee, die aus vielen Theilen besteht, vollstaͤndig sein soll. Dergleichen Begriff wird niemals vollkommen empfunden werden, wofern nicht diese Theile alle, und einzeln der Seele klar bekannt sind: folglich gehoͤrt dazu eine Auf- merksamkeit, oder eine Entfernung aller fremden Jdeen. Davon kam es, daß Wallisius pag. 548. , im Dunkeln die bewundernswuͤrdige Rechnungen, und bei ruhigen Augen die grosse Geschaͤfte des Gedaͤchtnisses Bonnet zu ver- richten vermochte ibidem. . Und daher wirken bei denen, wel- chen es an einem Sinne fehlt, die uͤbrigen Sinne desto staͤrker. Blinde lernen oͤfters singen Ein blinder Musicus PECH- LIN ibid. , und die Laute spielen, schnizzen, daß sie auch Bilder nach dem Gefuͤhl aͤhnlich verfertigen SERVIUS unguent. armar. p. 60 61. GANNIBASIUS beim KIRCHNER cit in Nov. de la Ré- publ. des lettres 1685. p. 1165. : andre konnten mahlen ALBERTI jurisprud. Med. leg. T. VI. p. 657 , und andre alle Geschaͤfte des Lebens mit Ruhm verrichten Vom blinden SCHOEN- BERGERO besiehe T. BARTHO- LINUS Hist. 45. Cent. III. add. HILDANUS de anat p. 85. Ein Blinder erlernte ganze Predigten. PECHLINI Hist. III. obs. 8. Blin- de hoͤren besser. KAAUW n. 1098. seqq. , so wie einige sich die Gelehrsamkeit erwarben NARDI noct. genial. I. p. 32. NICASIUS de VOERDE ein vom dritten Jahre an Blinder, schwang sich durch seinen Verstand zu den hoͤchsten Kirchenwuͤrden. , und Saunderson ein Blinder die Mathematik lehren konnte. Sie befinden sich naͤmlich in bestaͤndigen Finsternissen, und werden von keinem Gesichte zerstreut. Ein Taub- und Stumm- I. Abschnitt. Der Verstand. Stummgebohrner, lernte dennoch einige Rechnungen machen K. Swensk. Wetensk. hand- ling. 1759. p. 265 Von einem Dum- men LOCKE phil. trans. n. 272. . Es ist aber diese Aufmerksamkeit beschwerlich, und wir koͤnnen uns kaum fuͤr die Spuren von Dingen in acht nehmen, welche von unbekannten Ursachen in uns hervor- gebracht werden, und sich wider unsern Willen, und zum Verdrusse uns aufbuͤrden. Daher ist die Morgen- roͤthe den Studirenden guͤnstig, und die Dichter begeben sich in Waͤlder, naͤmlich in die Einsamkeit, wo sie von keinen fremden Objecten gestoͤrt werden. Diejenigen, wel- che schwere Rechnungen aufloͤsen wollen, unterstehen sich kaum Athem zu holen, und verhindern, daß keine fremde Empfindung die Dauer ihrer Jdee unterbrechen moͤge. Vieta hat ganzer drei Tage lang weder gegessen, noch getrunken, noch was anders gehoͤret, wenn er geheime Zeichen dechiffrirte POPEBLOUNT. pag. 604. aus THUANO. . Daher sind Poeten und Entdekker von melancholi- schem Geiste, dessen Eigenschaft eine staͤrkere Aufmerksam- keit ist. Und dahin gehoͤrte Tassus, der mehr als ein- mal wahnwizzig war, Hugenius ZIMMERMANN de bile atra p. 8. LISTER Iourny to Pa- ris. p. 110. und Swam- merdamm. Es scheint die Starrsucht ein Exempel von einer ti- rannischen Jdee zu sein, welche sich ganz allein zur herr- schenden macht, und alle andre Sinne DEIDIER Conf. l. p. 332. Recueil d’obs. de Méd. 1756. m. Iul. davon Unlust zum Essen. SCHLE- GEL beim SCHURIG l. c. , oder den Wil- len G. v. SWIETEN T. III. p. 312. lourn. de Médec. ibid. um Bewegungen hervorzubringen, hindert, da- durch der Kranke gleichsam in eine Bildsaͤule verwandelt wird, und jede Lage, in welche man ihn bringt De HEERS pag. 39. de HAEN IV. p. 186. 187. Recueil. d’obs. de médec. ibid. TRIOEN p. 1. DEIDIER l. c. Iourn. de med. 1759. m. Oct. PETZOLD obs. 32. GUISARD gegen das Ende La METTRIE nouv. prat. obs. 35. \& déscr. d’ une catal. histeriq. Ren- nes. 1737 12. bei- Der Verstand. XVII. Buch. beibehaͤlt, indessen zu gleicher Zeit alle Sinne ruhen und aufhoͤren FEHR absinth. pag. 59. de HAEN l. c. Recueil d’obs. de méd. ibid. . Der Ursprung stekkt davon gemeinig- lich in der Liebe SCHILLING æg. catalept. TULP l. obs 22. , oder in andren Anstrengungen SCHURIG chylol. p. 225. , und in der Devotion FONTAN anal. c. 13. , die gemeiniglich ein Werk des Aberglaubens ist. §. 12. Die Urtheilskraft. Es zeiget die Vergleichung zwoer Jdeen BONNET c. 187. , entweder daß sie einerlei, oder daß sie verschieden sind. So oft also die Jdeen complex sind, so mus man sie nach ihren einzelnen einfachen Notionen vergleichen, und es kann diese Operation uͤberhaupt subtil sein, wenn man entwe- der viele besondre Notionen untersuchen, oder wahrschein- liche Begriffe abwaͤgen mus. Wahrscheinlich nennen wir aber diejenigen, welche einige Merkmaale von Wahrheit, doch in so fern an sich haben, daß man noch andre ver- langt, von denen es nicht bekannt ist. Da aber der Jrrthum gemeiniglich darinnen stekkt, daß wir zwo Jdeen fuͤr einerlei annehmen, welche aber doch wirklich von einander unterschieden sind, so erhellet, daß das, was wir Urtheilskraft nennen, eine langsame, schwere Sache von grosser Aufmerksamkeit, und von viel- facher Erkenntnis, den einzeln Stuͤkken nach sei. Jhre Vollkommenheit beruhet auf einer genauen Vergleichung der besondern Begriffe, woraus der ganze Begriff zusam- men gesezzt ist. Daher gebuͤhrt der langsamen Beurthei- lungskraft vielmehr, als dem geschwinden Wizze der Ruhm Kluge werden, weil sie Be- trachtungen anstellen, vor dumm gehalten ARETAEUS II. duit. c. 6. , indem die erstere beide Jdeen nach ihren ein- zelnen Theilchen untersucht. Der Vernunftschluß ist eine Reihe von Urtheilen. §. 13. I. Abschnitt. Der Verstand. §. 13. Der Wizz. Die Beurtheilungskraft beschaͤftiget sich, Jdeen von einander zu unterscheiden, und der Wizz verbindet sie. Es findet naͤmlich diese Faͤhigkeit der Seele an den ver- glichenen Jdeen Gleichheiten, welche einen desto groͤssern Wizz erfordern, je verstekkter sie sind, und je tiefer sie in der Natur beider Jdeen verborgen liegen. Wenn sich Leibniz uͤber die vergebliche Bemuͤhungen in Verglei- chung der Rechnung des Unendlichen, des Virgilischen Verses bedient: Koͤmmt es aber zu den vulkanischen Waffen; so zerspringt dagegen das Schwerdt der Sterblichen, wie ein nichtswuͤrdiges Stuͤkk Eis, so findet er hier auf eine wizzige Art diejenige Gleichheit, die sich zwischen den gemeinen Zahlen, so sich durch den gemeinen Algorithmus entwikkeln lassen, und zwischen den subtilen und verborgnen Berechnungen zeiget, welche sich blos durch die Rechnung des Unendlichen aufloͤsen lassen: diese vergleicht er mit einem Goͤtterschwerdte, wel- ches alles zerschneidet, jene Zahlen aber mit einem schwa- chen und zerbrechlichen Jnstrumente. Wenn Newton aus dem Falle eines Apfels vom Baume, auf die Schwe- re, als das vornehmste Gesezz der ganzen Welt schlos, so entdekkte sein Geist eine sehr verstekkte Aehnlichkeit BONNET p. 313. . Es erhellet hieraus, warum der Wizz schnell wirke, denn es darf nur in einem einzigen Begriffe eine gewisse besondere Aehnlichkeit vorhanden sein, und warum es oft den wizzigen Koͤpfen an Beurtheilung fehle. Es beruhen naͤmlich die Erfindungen auf irgend einer Aehnlichkeit, und man erwaͤget nicht alle besondere Begriffe in einer langsamen Untersuchung, um ihre Unterschiede zu finden. Da Der Verstand. XVII. Buch. Da das Gedaͤchtnis in dem Koͤrper seinen Sizz hat, und Beurtheilung und Wizz, Wirkungen der Seele sind, so kann es geschehen, daß diese drei Kraͤfte von einander abgesondert sind, und selten sind sie alle beisammen. Jn- dessen bin ich nicht dawider, daß sie nicht auch beisam- men sein sollten De HAMEL de corp. anim. L. I. c. 4. . Jch sehe, daß einige den Wizz ebenfalls vom Koͤrper abhaͤngen lassen, und daß gewisse Laͤnder, die zwischen dem 30 und 45 sten Grade liegen, von jeher eine Menge wizziger Menschen hervorgebracht haben. Daß die Athe- nienser De la GUILLETIERE Athe- nes WHEELER Voyage T. II. p. 106. Von den Cilentinern MOSCA II. p. 197 sowol ehedem, als auch jezzt durch ihren gluͤkk- lichen Wizz beruͤhmt sind: daß ein gewisser Grad des Weins eine gewisse, doch nicht uͤbermaͤßige Geschwindig- keit in den Saͤften des Gehirns erwekkt; daß eine der- gleichen Dose Wein den Wizz schaͤrfe, und Verse ein- floͤsse: daß auch ein maͤßiges Fieber dergleichen thue, und fruchtbare und beredte Jdeen KLOEKMOS morb anim. p. 153. erzeuge, welches mir selbst mehr als einmal wiederfahren ist, daß es mir ganz leicht wurde, Verse auszuschuͤtten CHIFLET peruv. pouv. p. 20. . Paul der Zwee- te erlangte waͤhrend der Fieberhizze, eine bewunderns- wuͤrdige und dauerhafte Beredsamkeit Poeten durch Krankheit. FRANK de vaticiniis. Vom hizzi- gen Fieber ARETÆUS acut. L. II. c. 4. Jm Wahnwizze sang ein sonst dazu Ungeschikkter. Phil. trans n. 484 SCHURIG chylolog p. 205. in unbekannten Sprachen sollen ei- nige geredet baben, siehe CARDA- NUM variet p 321. Gal Minerv. VI. p. 82. Einige sind durch Krank- heiten Astronomen, Philosophen und Musici geworden ARETÆUS acut. L. I. c. 6. ; ich lese, daß Mabillon Histoir de l’Ame p. 110. durch eine Krankheit wizzig geworden: daß ein Mensch, der so lange er gesund war, ohne Wizz war, durch einen am Kopfe empfangnen Schlag, wizzig geworden ROBINSON of the spleen pag. 70. 71. : und daß dergleichen in einer histerischen Krankheit, von einer Veraͤnderung an einer Nervenfaser gleich- I. Abschnitt. Der Verstand. gleichfalls erfolgt sei Le CAMUS II. p. 20. . Ueberhaupt zeiget sich an dem Exempel des Popen, Virgils, Paskals, Barat- terius, daß bei schwaͤchlicher Gesundheit CHEYNE engl. malad. pag. 104. , ein guter Wizz gegenwaͤrtig sein koͤnne Le CAMUS p. 17. . Ferner sollen dergleichen Menschen, die durch Krank- heit oder Wein wizzig geworden, wieder in die erste Mit- telmaͤßigkeit zuruͤkke fallen ROBINSON l. c. CARDAN Gal di Minerv. CHARDIN T. IV. pag. 204. , wenn die Kraft der Krank- heit oder des Weins ausgetobet hat; und von dem Ge- brauche einiger Apothekerdinge, sonderlich des Opii BERNIER Mémoires T. I. p. 47 dieser macht ein Mohninfu- sum; einen verdikkten Saft aber davon BONTIUS ad C. ab ORTA L. IV. c. IV p. 42. Man menget Hanfsaamen zu, CHARDIN IV. pag. 207. 208. Doch der Saame, Rinde, getrunkne Blaͤtter von Hanf thun, ohne Mohn, eben das. Die Jndigner nennen es Gingi, und die Perser Bangue, besiehe davon den RUMPF L VIII c. 34 Das semen Canaje soll dem Hanf aͤhn- lich sein. LEEUWENHOECK Phil. trans. n. 305. ist aber wirklicher Hanf. RUMPF. , und des Jndianischen Hanfsaamens nach und nach wie- der kindisch werden, sich aller Sorgen entschlagen, und kaum ein Verlangen nach dem Gegenwaͤrtigen aͤussern ARVIEUX Mém. T. III. p. 21 22. . Man lieset ein Exempel, daß nach einer lebhaften Freude von dem Weine Champagniens, den folgenden Tag eine Dummheit und der Todt erfolgt ist BOERHAAVE prax. mad. I. p. 244. . Ferner wuͤrden auch die Kinder alle ohne Wizz geboh- ren, dieser Wizz nehme mit einer mittelmaͤßigen Festig- keit des Gehirns allmaͤhlig zu, und er bilde sich vom zehnten, bis zum vierzigsten Jahre immer vollkommner aus; endlich vertrokkne die fruchtbare Ader des Wizzes nach und nach, und endlich verschwindet in dem hoͤchsten Alter, wie vom Gedaͤchtnisse gesagt worden, der Wizz gleichfalls, und es sei dieser bewundernswuͤrdige Erfinder der vorborgnen Aehnlichkeiten, Swift endlich zu einem laͤppischen und ungereimten Greise geworden. Folg- Der Verstand. XVII. Buch. Folglich haͤnge die Vollkommenheit des Wizzes, so wie des Gedaͤchtnisses, von der Beschaffenheit des Koͤr- pers ab. Mir deucht, daß man auf diese Einwuͤrfe gruͤndlich antworten koͤnne. Es erlangt der Wizz eine groͤssere Ge- schwindigkeit, in den Jdeen, welche der Seele gegenwaͤr- tig sind BONNET pag 340. Eine klare Jdee soll in einer halbe Se- cunde entsteden. CHLADENIUS de celerit. cogit. eine alte in drei Terzen fertig werden IDEM. . Solchergestalt kann die Seele, da ihr in- nerhalb einerlei Zeit mehr besondre Begriffe vor Augen schweben, die Aehnlichkeiten entdekken Conf. ebenfalls CHLADE- NIUM. , welche andre viel langsamer erreichen, weil gleichsam das Raͤderwerk der Jdeen in ihnen traͤger umlaͤuft. Caͤsar besas einen ungemeinen Wizz PLINIUS L. VII. c. 25. , weil er vier Schreibern Briefe diktirte, und so gar sieben, so oft er von allen andern Ar- beiten frei war. Dieses ist aber ein Werk der Geschwin- digkeit, indem er nicht sieben Geschaͤfte ausrichtete, son- dern von einem zum andern geschwinde uͤbergieng. Es wird ferner zum Wizze eine groͤssere Empfindba- keit, als in einem mittelmaͤßigen Menschen erfordert, da- mit uns diese Aehnlichkeit stark und lebhaft ruͤhren moͤge, welche sonst einen Dummen nicht in Bewegung sezzen wuͤrde. Beides aber geschiehet von denjenigen Ursachen, von denen der Wizz, wie wir gesagt haben, vergroͤssert wird. Jn den Fiebern und in der Gehirnentzuͤndung, empfin- det man HOME facts p. 183. eine unertraͤgliche Empfindung L. X. p. 293. KLOEKHOF pag. 112 , ein Zit- tern Phil. trans. Vol. XLIX P. l. n. 12 BOURDELOT in conterenc. de Denis p. 129 HOME facts p. 184 an sich selbsten. bei dem Tone einer gemeinen Stimme, die Au- genschmerzen beim Lichte HOME l. c. an sich selbst p. 184. , und wir riechen und schmek- ken schaͤrfer, wenn wir gleich wieder gesund werden. So giebt es Wahnwizzige, welche, wenn sie sich besser befinden, die I. Abschnitt. Der Verstand. die gelbe und rothe Farbe, und starke Toͤne nicht ohne Erschuͤtterung vertragen koͤnnen FISCHER de miro sens. augment. . So faͤllt den was- serscheuen Personen das Licht DESAULT de la verol. p. 289. Iourn. de Médec. T. III. n. 3. MEAD of poisons. p. 135. IAMES canine madness. p. 91. , eine lebhafte Farbe und Schall Lerm MORGAGN. sed. \& caus. morb. l. p. 63. , die Luft MORGAGNUS ibid. IA- MES ibid. und das Kizzeln HUNAULD de la rage pag. 49. von einer jedweden Beruͤhrung, unertraͤglich. Folglich gren- zet diese Empfindlichkeit zu naͤchst am Wahnwizze, und der Wuth KLOEKHOF p. 153. . Die Empfindung ist an einem Hipochon- dristen so scharf, daß der Kranke fast bestaͤndig eine kalte Luft empfindet Comm. Nor. 1738 hebd. 49. . Hieher gehoͤrt der vor dem Regen, und in einer nebligen Luft scharf empfindende Melancholi- kus WOODWARD cases p. 38. Ad. KRUEGER n. 357 \&c. . So enistehen in den heissen Himmelsstrichen, als auf den Jnseln Bourbon Iuornal. de Medec. 1757. Decemb. und Barbados HILLARY barbad. p. 221. , von der geringsten Wunde durch den ganzen Koͤrper Ner- venspannungen. Nun sind die Jdeen in so warmen Laͤndereien, oder vom Wein und in Fiebern, nicht nur geschwinder, son- dern auch lebhafter, und in so fern haͤngt der Wizz vom Koͤrper ab. Doch ist es allezeit die Seele, welche Jdeen vergleicht. §. 14. Das Abstrahiren, die allgemeinen Begriffe, und die Zeichen. Die Zeichen entstehen blos aus der Adsociation der Jdeen, und druͤkken sich durch Widerholungen ins Ge- daͤchtnis ein. Zuerst entstand die Rede, welche wir bei- nahe H. Phisiol. 5. B. Z z z Der Verstand. XVII. Buch. nahe mit den Thieren gemein haben, und die allen in Gesellschaft lebenden Menschen ebenfalls eigen ist: indem Menschen, welche ausserhalb der Gesellschaft erzogen wer- den Es bloͤkkte puer TULPIA- NUS L. IV. c. 10 das in Frank- reich gefundne Maͤdchen schrie, re- dete aber nicht, und sang, so, wie die Voͤgel singen, man lese davon nach Algem Magaz T. VII. Eine Baͤrinstimme hatte der, in Polen unter Baͤren erzogene Knabe CON- NOR. nat. hist. of. Poland. T. I. p 342. 349. oder gar keine RA- SCYNSKI pag. 355. \& HART- KNOCH. , nicht reden koͤnnen. Man nennt daher einem Kinde den Namen Mutter, indem es zu gleicher Zeit sei- ne Augen, Finger und Mund auf dieselbe richtet. Sol- chergestalt lern es, der Mutter nachreden, die es Mama nennt Auch in Peru. Ein Stumm- und Taubgebohrner, da er in zwoͤlf- ten Jahre sein Gehoͤr bekam, sprach das Wort, Mama aus, siehe MON- CANIS Voyages T. I. p. 16. , und diesen Ton mit der, durch so viele Wohl- thaten, und so viele Zaͤrtlichkeiten ihm bekannt gewordnen Mutter verbinden, daß dieses Band durch eine oft wie- derholte Abschilderung endlich unaufloͤsbar wird. Es ist dem Menschen der Gebrauch der Sprache so angebohren, daß unter wenig, beisammen erzogenen Kindern eine be- sondre Sprache entstanden ist. Hierbei sind die ungesitteten Hordenvoͤlker, die von keinen Staͤdten wusten, und nur von der Jagd und dem Fischfange lebten, bestehen geblieben. Hingegen gingen die, welche Aekker bauten, und Staͤdte bewohnten, meh- rentheils weiter; sie geriethen naͤmlich auf die zweete Zei- chen, die den Ton der ersten Zeichen durch sichtbare und bestimmte Figuren ausdruͤkken. Die aͤltesten unter diesen Zeichen Jn Egipten, Mexiko. , druͤkkten die Aehnlichkeiten derjenigen Dinge aus, die sie nicht zu bezeichnen verstanden. Sie lernten das Bildnis der Sonne mit einem Zirkel nachmachen. Auf solche Weise entstand das zweete Zeichen, welches so- wol das Urbild, naͤmlich die Sonne wieder ins Ge- daͤchtnis brachte, als auch mit dem ersten Zeichen, dem angenommnen Namen der Sonne, nach und nach durch die Gewohnheit eins wurde. Hier- I. Abschnitt. Der Verstand. Hierbei |bleibt die Sorgfalt noch nicht stehen; denn weil die Mahlerei Schwierigkeiten machte, so erfanden die Voͤlkerschaften, sonderlich die, welche sich eines ge- sellschaftlichen Lebens bedienten, in den alleraͤltesten Zei- ten die Bilderschriften ( hieroglypha ) naͤmlich willkuͤr- lich erdachte Zuͤge, welche einen ganzen Begrif ausdruͤk- ken Jn Egipten, China. . Doch da auch diese Characters grosse Schwie- rigkeiten machten, und die Anzahl der Begriffe zugleich mit den Kuͤnsten zu sehr anwuchs, so entstand die gewis wunderbare Erfindung der Phoͤnicier, welche bewegli- che, wenige und leichte Characters erfanden, aus deren Zusammensezzung unendliche Namen gemacht werden konnten, die zwar den Sachen ganz und gar nicht aͤhnlich sind, die aber dennoch der Gebrauch und die wiederholte Verbindung mit den Sachen vereinigte. Solchergestalt druͤkkten sie mit den Buchstaben (Schim und M) die Sonne selbst, und den Ton des Wortes Schemesch aus. Dieses in der That grosse Kunststuͤkk, wurde nach Euro- pa gebracht, und blieb bei dessen Einwohnern. Durch diese Huͤlfsmittel erweitern sich die Kraͤfte der Seele auf eine wunderbare Weise. Man behaͤlt die er- stere Zeichen, die man durch das Gehoͤr lernt, oder die Namen der Dinge, im Gedaͤchtnis viel leichter, als die Bilder, weil sie einfaͤltiger sind, noch die Mahlerarbeit noͤthig haben, welche sehr beschwerlich sein wuͤrde, wenn man sich das Bild eines Freundes ins Gedaͤchtnis brin- gen wollte. Der Polnische Knabe, und das Franzoͤsische Maͤdchen, konnten, weil sie keine Zeichen zu gebrauchen wusten, auch nicht erzaͤhlen, wie es ihnen vormals gegan- gen war CONNOR. p. 342. WALD- SCHMID de miraculis. Algem. Ma- gaz. T. VII. . Die Seele hat sich dergestalt an die Zei- chen gewoͤhnt, daß sie blos durch Zeichen denkt, und blos die Spuren der Toͤne, die Abbildungen aller Dinge der Seele vormahlen, seltene Exempel ausgenommen, wenn irgend ein Affekt der Seele, das Bild selbst ins Gedaͤcht- Z z z 2 nis Der Verstand. XVII. Buch. nis bringt. Die Zeichen koͤnnen aber viele Eigenschaften der Dinge ausdruͤkken, die kein Bild kann, als das, was Dingen gemeinschaftlich ist, die Folgen auf einander, und die Begriffe des Verstandes. Doch es haben auch die zweete Zeichen den Nuzzen, daß sie dauerhaft sind; daß Jdeen, welche sie ausdruͤkken, so oft man will, wieder- holt, verglichen, getheilt, und in kleinere Begriffe re- solvirt werden, und unsere Jdeen endlich mehren, und auch abwesenden und nach unsrem Tode lebenden Perso- nen mitgetheilt werden koͤnnen. Folglich hat die Seele vornaͤmlich durch Huͤlfe der Zeichen abstrahiren gelernet. Dieses heist, wenn wir von vielen Jdeen dasjenige sammeln, was sie unter sich gemein haben: so abstrahirt man vom Hunde und Pferde oder Ochsen, ein lebendiges oder vierfuͤßiges Thier; von dem Rothen, Weissen und Blauen, den Begriff Farbe. Es geschicht solches durch eine bestimmte Operation der Seele, denn ob das Rothe, Weise und Blaue gleich durch die Lichtstrahlen vorgestellt wird, so uͤbernimmt es den- noch blos der Wille auf die Aehnlichkeit der drei Farben und ihren Unterschied acht zu geben, das lezztere zu ver- werfen, und blos die Aehnlichkeit uͤbrig zu behalten. Es bekoͤmmt aber die Seele Huͤlfe von den Zeichen, weil es viel leichter ist, auf gegenwaͤrtige und fortwaͤrende Din- ge seine Aufmerksamkeit zu richten, als eine Menge Jdeen zu behalten, sie der Seele wieder erneuert vorzustellen, und auf selbige von allen Seiten mit Aufmerksamkeit um- zublikken. Es kann auch von einer zusammengesezzten Jdee der groͤste Theil weggenommen werden, so daß nur ein gerin- ger Theil noch uͤbrig bleibt; und daß man von einem Menschen nichts mehr uͤbrig behaͤlt, als die schwarze Far- be, die einen zum Mohren macht. Auf eben solche Weise abstrahiren wir auch die Ver- haͤltnisse, z. E. zwischen Ursache und Wirkung, Vater und Sohn, und unzaͤhlich andre Dinge mehr, die von wenig I. Abschnitt. Der Verstand. wenig geuͤbten Menschen selten, von solchen, die ausser der Gesellschaft leben, vielleicht niemals, so wenig als von Kindern, oder Thieren abstrahirt werden, und welches ein Vorzug der ausgebildeten Menschenseele ist. Man nennt Jdeen, die aus Abstraktion entstehen, notiones BONNET. pag. 165. Jch lese, daß ein Hund, der Befehl bekam, den Hut zu bringen, als er solchen nicht fand, an dessen Stelle eine andre Kopfhuͤlle ge- bracht, daß man also glauben soll- te, er habe eine Art mit seiner Gattung verglichen. SCHELHAM- MER phisiol. p. CXLV. doch dies ist nur die einzige Historie. . Alle entstehen einigermassen aus Empfin- dungen, und bilden sich selbst durch Zeichen in unsrer Seele ab; doch sind sie ein Werk der Seele; und die Thiere kennen diese Begriffe nicht pag 180. . Ausserdem zeiget sich in der Seele noch, eine aus den Abstraktionen, und Begriffen, entstandne gewisse Macht der Ordnung, wo- von die Thiere ebenfalls nichts wissen BONNET p. 197. . §. 15. Die Wahrheit. Der Jrrthum. Man erlaube mir hier, dasjenige mit kurzen Worten zu beruͤhren, was zum Theil die Aerzte, zum Theil alle Menschen angeht. Wahrheiten wissen, nennt man, wenn unsre Jdeen mit den Sachen selbst uͤbereinstimmen, aus deren Vorstel- lung sie entstanden sind. Wir irren, wenn unsre Jdeen von den Sachen selbst verschieden sind. Wir beruͤhren hier nicht die Jrrthuͤmer der Sinnen, die wir bei dem Sehen weitlaͤuftig erzaͤhlt haben. Wir geben auch leicht zu, daß uns das Gefuͤhl betruͤgen koͤnne Daß wir eine Kugel fuͤr zwei halten STURM Sensus unius geminus p. 8 Daß nicht das Fuͤh- len sichrer sei, als Sehen PORTER- FIELD II. p. 501. , und wenigstens von der willkuͤrlichen Dikke der un- empfindlichen Bekleidungen abhaͤnge. Z z z 3 Wir Der Verstand. XVII. Buch. Wir reden hier also uͤberhaupt von den Jrrthuͤmern unsrer Seele. Wir irren bei den einfachen Jdeen seltner: und gemeiniglich darum, daß wir uns die Theile der zu- sammengesezzten Begriffe nicht alle nach der Ordnung vorstellen, dennoch aber von den wenigen, die uns bekannt geworden, auf alle schliessen. Dieses ist der Betrug bei den Hipothesen, so oft in einem zusammengesezzten Be- griffe einige Dinge mit der Sache selbst uͤbereinstimmen, und wir daraus schliessen, daß auch das uͤbrige damit uͤbereinstimmen werde. Es ist dieses, wie man leicht sieht, ein Jrrthum unsers Willens, welcher theils von der Traͤgheit, die Arbeit weiter fortzusezzen, um sich alle beson- dre Jdeen, die den zusammengesezzten Begriff ausmachen, gehoͤrig bekannt zu machen; theils von der Eitelkeit her- ruͤhrt, welche sich zu bestimmen, und zu lehren anmast, was sie selbst nicht erst gelernt hat. Gemeiniglich stekkt der Jrrthum bei phisiologischen Dingen darinnen, daß wir in dem Bau einen Theil, als bekannt und zuverlaͤßig annehmen, welcher weder be- kannt, noch gewis ist: hierauf aber mechanische, hidrau- lische oder andre Regeln appliciren, um die Erscheinung zu erklaͤren, welche wahr und gewis waͤren, wosern es mit der Erscheinung selbst seine Richtigkeit haͤtte. Hier- von haben wir bei dem Schlagen des Herzens, und der Bewegung der Muskeln Exempel gegeben. Auch daher haben sich unendlich viele Jrrthuͤmer in die Arzeneikunst und Phisiologie eingeschlichen, daß man einmal gesehene Phaͤnomena, fuͤr bestaͤndig gehalten. So hat man die peristaltische Bewegung der Gedaͤrme gelaͤug- net, und so hat man die vom Athemholen zunehmende Bewegung des Gehirns widerlegt: und dieses haben Maͤnner unternommen, die nicht den mindesten Zweifel erregen wuͤrden, wenn es ihnen nur beliebet haͤtte, beide Phaͤnomena oft und zu wiederholtenmalen in Augenschein zu nehmen. Ein I. Abschnitt. Der Verstand. Ein andrer Quell der Jrrthuͤmer ist eben so willkuͤr- lich, naͤmlich der sich auf das Ansehn andrer verlaͤst. Dieses Vergehen ist heut zu Tage nicht mehr so herrschend, als ehedem, allein doch noch nicht voͤllig ausser Mode ge- kommen. Boerhaave, den sie verehren, sagt so und so; folglich ist es wahr. Sie thun daran Recht, daß sie diesen Mann lieb haben, indem niemals ein Lehrer mehr verdient hat, seinen Schuͤlern werth zu sein, als dieser: er war aber ein Mensch, und man mus seinen guͤldnen Mund nicht hoͤren, sondern es verlangt derselbe blos von uns den Beifall. Sie hassen den Stahl einen hizzigen Mann, der sich weder durch seinen Vortrag, noch durch die bestaͤndige Verachtung aller derer beliebt zu machen weis, welche er anfuͤhrt, und denen er sich ganz allein entgegen stellt. Und dennoch sagt Stahl nicht selten die Wahrheit, und oft sehr nuͤzzliche Wahrheiten. Auf solche Art entstehen oft aus dem Obigen schlim- me Partheien, und diese finden endlich eine Fortdauer in der Folge der Zeit. §. 16. Die Raserei. Wir irren im gesunden Zustande, weil wir betrogen sein wollen. Allein, wenn der Koͤrper von anderer Be- schaffenheit ist, so ist es unvermeidlich, auf die schreklich- ste Jrrthuͤmer zu gerathen: und hiervon mus ich eine kurze Erwaͤhnung thun. Hieran ist nun gemeiniglich eine schnelle Bewegung des Blutes nach dem Gehirn Schuld HALES hæmast. p. 137. , es mag solches vom starken Weingeiste CARTHEUSER mat. med. Sect. XI. BARON uͤber den LE- MERY chem. p. 689. , und dieses ist der gewoͤhn- lichste Fall, oder von den Walddaͤmpfen der Spaawas- ser Geronster HEERS P. 14. Sau- veneire le PRESSEUX p. 2. Alt- wasser primit. Polon. II. p. 235. ; oder von hizzigen Arzneimitteln VALISNERI T. II. p. 272. ; von reinem Z z z 4 oder Der Verstand. XVII. Buch. oder durch einige Gewuͤrze versezztem Opio; von giftigen Pflanzen, als der Belladonna Iourn. de Médec. 1759. m. Aug. FABRI strychnomam \&c. , Bilsenkraute BARRERE obs. anat. ed. II. pag. 48. seqq. davon Wuth. SPRAT hist. of the roy. serit. p. 162. der Autor ist mir nicht bei der Hand. , der Datura KAAUW impet. n. 349. , den Schwaͤmmen Daher Wahnwizz, Sin- gen und Lachen. L. IOUBERT du ris p. 272 , oder vom Fieber, von Affekten, von der Furcht Eph. Nat Cur. Dec. II. ann. 4. obs. 29. BLANCARD Iaarry. C. V. obs. 17. GOEKEL Cent. I. cons. 7. BOLZ histor. Salzburgens. L. I. p. 142 halb naͤrrisch war der nach 8 Tagen lebendig ausgegra- ben wurde PORTIUS ap. L. II. p. 273 , oder von uͤbermaͤßiger Kaͤlte BARTHOLIN. C. VI. hist. 88. , von verstopfter guͤldner Ader SENAC trait. du coeur II. p. 494. ; oder von heisser Witterung Oft in Apulien. BAGLIV. Tarant. c. 2. , von Schmerzen Ex colica Pictonum lourn. de Médec. 1762 m. Mai. Wuth am Hunde vom Binden des Achten und Ribbennerven, SWIETEN I. p. 255. , von Wuͤrmern La METTRIE obs. 75. : von verschiednen Uebeln des Haup- tes Von der Wunde eines Ku- gelstuͤkkes voller Schiespulver, be- siehe davon Chir Anweis. II p. 742. herruͤhren. So verfielen auch durch Enthaltung vom Schlafe Von Ausleerung, Wachen, und Hunger eine Tollheit. TRAL- LES P. IV. p. 74. , diejenigen elende Einwohner Frank- reichs, welche unter einer gedruͤkkten Kirche lebten, in Raserei; und so macht man auch die Jagdfalken Hamburg. Magaz. T. V. p. 196. durch eben dieses Mittel so verruͤkkt, daß sie sich blindlings in Gefahr, und auf den Reiher herabstuͤrzen. Hier koͤnnte die Geschichte von einem Kranken zu einem wichtigen Exempel dienen, welcher wechselweise wahnwizzig und ge- sund wurde, nachdem er mehr auf dem Ruͤkken, oder gerade lag BOND of the nigthmare p. 5. Doch man muͤste mehr der- gleichen Historien haben. . Diese gar zu lebhafte Action im Gehirn, fuͤhret durch viele Grade von einem dichterischen Genie pag. 558. 559. , bis zu der gefaͤhrlichen Art von Tollheit, dergleichen ich einigemale mit I. Abschnitt. Der Verstand. mit angesehen, und wobei kein Jrrthum uͤberhaupt zu gegen war; aber doch die zu grosse Munterkeit der Jdeen, wilde und grausame Handlungen veranlaste, von welcher Art ich jezzo eine Person im Gefaͤngnisse habe, die aus Begierde zur Rache wuͤthend ist MONRO on madness. p. 7. . Dennoch ist auch in dieser Klasse uͤberhaupt der noth- wendige Zusammenhang der Jdeen unterbrochen, und man kann solches in den erbaͤrmlichen Graͤbern gewahr werden, wo man lebendige Menschen einschliest, die ih- ren Verstand verlohren, oder von Sinnen gekommen. Man siehet wie diese von einer Jdee, auf eine andre hoͤchst ungereimte Dieses scheint zu glauben, MURATORI l. c. p. 93. verfallen, die mit der ersten in gar keiner Verbindung steht, und keine Vergleichung leidet, folg- lich wo gar keine Beurtheilung, kein Vernunftschluß, und keine Verbindung des Kuͤnftigen mit dem Gegen- waͤrtigen statt findet. Eine andre Art von Tollen, legt sich einen falschen Sazz zum Grunde, und leitet daraus uͤberhaupt Schluͤsse her, die natuͤrlich daraus folgen wuͤrden, aber zugleich mit ihrem Grundsazze nichtig sind. Es koͤmmt diese Art haͤufig vor, und solche Leute sind durch eine, in den Aber- glauben ausgeartete Andacht, durch eine uͤbermaͤßige furchtsame Begierde nach einem andern Leben Vom Lesen medicinischer Buͤcher, entfland Furchtsamkeit, Melancholie, und Wuth: TULP L. IV. c. 54. , durch eine ungluͤkkliche Liebe, durch ein Schikksal, welches sich nicht nach ihrem Ehrgeize bequemen will, durch eine ver- gebliche Rachgierde, durch unzeitige Meditationen, an irgend eine Jdee Melancholia ost atumii epi min fantasin ARETÆUS diut l. c. 5 add. CHEYNE sanit infirm. p. 185. LALLEMANT mécant des pass. p. 142. TRALLES vir. opii IV p. 49. Conf. CORNACHINI della Pazzia pag. 27. QUESNAI des fievres p. 184. so gebunden, daß dieselbe immer wie- der aufsteigt, und sich dergestalt in die Seele einschleicht, daß die Seele dieselbe mit Gewalt glauben mus p. 543. NICOLAI phantas. pag 105. , als Z z z 5 sonst Der Verstand. XVII. Buch. sonst geschehen wuͤrde, wenn diese Jdee durch die koͤrper- liche Objecte wirklich erregt wuͤrde. Es sind aber solche Menschen, eine einzige Jdee zu behalten so geschikkt, daß einer auf einer, mit Kohlen gezogenen Linie einen Seil- taͤnzer agirt Hamburg. Magaz. T. V. p. 164. ; der andere, dessen ich mich wohl erinne- re, viele Jahre darauf verwandte, daß er in seinem Ge- faͤngnisse auf ein Brett sprang, welches ein wenig an der Wand vorragte, und sich so gleich auf den Kopf stuͤrzte. Jch habe welche gesehen, die sich fuͤr Prinzen Vor Hochmuth Unsinnige, Eph. Nat. Cur Vol. III. obs. 57. hiel- ten Jemand bildete sich mit Fleis ein, er sei ein Prinz, und brachte es endlich damit so weit, daß er solches auch wirklich von sich selbst glaubte. KRUEGER patholog p. 28. SCAMBATUS hielte sich fuͤr einen Kardinal, MURATORI p. 99. , und alle, auch die uͤber sie zu befehlen hatten, fuͤr ihre Unterthanen ansahen. Weiter waren schon diejeni- gen in ihrer Tollheit gekommen, welche sich fuͤr Goͤtter ausgaben GALEN loc. aff. L. III. c. 7 . Derjenige, von dem Trallianus L. l. p. 109. und Galen GALEN ibid. reden, glaubte, daß er den Himmel truͤge. Ein andrer wollte Gott hoͤren ZIMMERMANN bilis atra Pag. 30. . Es giebt auch lustige Arten von Tollen, welche sich einbildeten, musikalische Gesaͤnge zu hoͤren SALMUTH II. n. 79. PISO- NI spicil. curat. obs. 3. ROBIN- SON p. 58 MARC. DONAT. pag. 900. MORGAGN. Sed. et caus. morb. l. p. 53. Sie misbrauchen das Ohrenklingen. , und welche sich mit vieler Entzuͤkkung uͤberredeten, daß alle Schiffe, welche in den Hafen Piraͤum einliefen, ihnen angehoͤr- ten AELiAN. var. Lect. L. IV. c. 25. . Andre blieben bestaͤndig traurig, und weil sie glaub- ten, die Haͤscher waͤren da, um sie zur Lebensstrafe zu fuͤhren WEPFER obs. 89. , so unterstanden sie sich nicht aus der Stube zu gehen Auch aus andrer Furcht. PECHLIN L. III. obs. 16. . Andre fuͤrchteten sich, vergiftet zu werden Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 9. 10. obs. 46. . Andre I. Abschnitt. Der Verstand. Andre, welche reich waren, standen in bestaͤndiger Furcht, arm und elend zu werden WEPFER morb. cap. | obs. 91. Ja man kann sich nichts so unsinniges und laͤcherliches erdenken, welches einem oder dem andern dieser Ungluͤkk- lichen nicht in den Sinn gekommen waͤre. Einer glaubte, er sei zum Glase geworden LOCKE L. II. c. 11. glaͤser- nen hintern BARTHOL. hist. 79. Cent. I. LEVINUS LEMNIUS. , und daher war er nicht aus der Stelle zu bringen, damit man ihn nicht zerbrechen moͤchte. Boerhaave erzaͤhlte von jemanden, welcher sich ein- bildete Beine von Stroh zu haben Er sei Stoppeln CÆLIUS tard. I. c. 5. , ein andrer hatte, seinen Gedanken nach, biegsame Knochen TULPIUS L. I. obs. 18. , oder keine Waden CÆLIUS l. c. : oder doch wenigstens lahme Fuͤsse COLLOT. art. de tailler das linke Bein und Hand sei ihm von einer Schlange verderbt wor- den, besiehe davon den ARTEMI- DORUS. , oder einen abgehaunen Kopf TRALLIAN L. I. p. 110. , so wie ein andrer sich die Vorstellung machte, er koͤnnte von keinem Feuer warm werden ZACUT parx. med. mir. obs. 48. . Ein andrer glaubte, man habe ihm die ver- nuͤnftige Seele genommen, und er behauptete mit aͤusser- ster Hizze, daß er todt sei Act. Hafn. Ann. 5. obs. 60. . Ein andrer wollte in ein hoͤlzernes Pferd ROBINSON of the spleen pag. 191. , in ein irdenes TRALLIAN. I. p. 109. CAEL. tardar. l. c. 5. , in eine Gans SALMUTH C. III. hist. 92. Hahn und Sperling. CÆLIUS. , Vogel ZACCHIAS ipoch. p. 385. verwandelt sein, und daß seine Lebensgei- ster in die Gestalt der Voͤgel, oder der Fliegen verwan- delt worden HARRINGTONUS Autor. OCEANÆ Act. Erud. 1701. p. 45. . Ein anderer bildete sich ein, er sei blind HIPPOCE epid. V. und unvermoͤgend CONSTANT AFRIC. pag. 318. SALMUTH II. n. 78. HIPPO- CE Epid. V. FRITSCH selts. Hand. pag. 218. geworden: ein anderer, er habe ein Der Verstand. XVII. Buch. ein Geschwuͤr in der Seite AMAT Cent. V. cur. 42. , einen Abceß in der Leber VOLTER Hebamm. Schule pag 203 , oder ein Mondkalb TULP I. obs. 19. , ein verfaultes Gehirn PIGRAI præcep. p. 335. . Ein andrer wollte nicht, weil sein Gedaͤrme zerrissen Comm. Nor. 1733 hebd. 44. , Speise zu sich nehmen, oder trinken, weil er sich vor Kot hielt ARETÆUS diut. I. ibid , und glaubte einen Nagel verschlungen zu haben BARTHOL. Cent. I. hist. 79. , oder in eine Roͤhre eingeschlossen zu sein ZEVIANI l. c. . Viele glaubten, Wuͤrmer DEIDIER tumor. obs. 7. , Kaͤfer IDEM ibid. , Froͤsche FERDIN. EPIPHAN. hist. 68. GATINARIA p. 32. , Maͤuse ZEVIANI fiato ipoch. p. 56. , Kaninchen SAUVAGES class. morb. p. 297. , Fliegen Die Kur eines Pr. von SPOLETO bei dem VALISNER T. II. pag. 368. Vom Numan Pascha etwas anders CANTIMIR hift. ottom. L. IV. p. 465. , eine Frucht MEAD. medic. sacr. p. 72. PORTII opusc \& fragm. p. 185. oder sehr lange Nase BARTH Cent. I. hist. 79. QUERCETAN l. c. DOERING médic. p. 202 zu haben, oder Gespenster zu sehen, dergleichen ich ebenfalls gesehen WEPFER obs. 87. , andre hatten mit Teufeln zu thun Selbst T. TASSUS. MURA- TOR. fantas. p. 308. Ein Exem- pel hat PENA beim QUERCET diætet p. 68. 69 LAMZWEERDE pag. 227. BARTHOLIN. Cent. I. hist. 85. , oder mit andern solchen Din- gen EPIPHAN. l. c. . Boerhaave hatte eine wunderliche Empfindung von einer unermaͤslichen, sehr weichen Ausdehnung, und ei- ner ins Unendliche anwachsenden Pflaumfeder, in sich, vor dem Anfalle der Kraͤmpfe De morb. vero. II. p. 401. 402 . Es geschieht bei Leuten, welche bei einer einzigen Jdee phantastren, gemeiniglich daß sie blos in diesem einzigen Stuͤkke rasen, uͤbrigens aber klug sind ARETÆUS diut. I c. 6. CHEYNE sanit. infirm. p. 185. , und ihre Kuͤnste verstehen, wie Aretaͤus I. c. von seinem Baumei- ster I. Abschnitt. Der Verstand. ster erzaͤhlt, und aus dem Exempel des Jesuiten Spam- bati, oder eines andern erhellt, der die Evangelien wie- derholte Hamb. Magaz. T. V. p. 160. . Andre bezeugten sich gegen alles andere, gegen die natuͤrlichen Reize des Hungers, oder Durstes unempfind- lich, sie hatten keine Empfindung von Kaͤlte HELMONT demens idea. , und einen verschlossnen oder harten Leib G. v. SWIETEN T. III p. 264. , daß man einer unsinnigen Frauensperson neun BOERHAAVE morb. nerv. p. 537. 538. bis zwoͤlf G. v. SWIETEN T. III. p. 524. Gran vom Merkurius vitaͤ ohne Gefahr geben konnte; oͤfters wissen sie von keinem Schlafe INGRAM cases p. 101. . Endlich aͤussern einige fast uͤbermenschliche Kraͤfte PANAROLUS Pentec. IV. obs. 49. . Wir haben an einem an- derm Orte von Jemanden geredet, der in einer Gehirn- entzuͤndung eiserne Gitterstaͤbe zerbrach L. XI. p. 484. . Die Rasenden und Wuͤthende von fluͤchtiger Dauer, werden gemeiniglich durch solche Kuren geheilt, welche die uͤbermaͤßige Lebenskraͤfte mindern VALSALVA die Unsinni- ge heilte er mit Kuͤhlungen MOR- GAGN. sel. \& caus. morb. l. p. 55. mit Warmbaͤdern Iourn. des sav. 1717. m. April. , durch Aderlas- sen Nach Verlust eines gan- zen Pfundes Blut. Es fuͤgt die- sem noch Umschlaͤge um den Kopf mit bei, MORGAGNI siehe den MORGAGNUS l. c. P. 56. , Oeffnung der Schlagader RAULIN obs. de medec. p. 234. 236. , durch eine grosse Menge Wasser, worinnen man purgirende TULP. I. obs. 18. Ar- zeneien eingeruͤhrt, und diese Heilungsart habe ich einige male von gutem Erfolge befunden, so wie sie die Natur bisweilen selbst anwendet Durch einen galligen Durch- lauf verging es MORGAGNUS ibid. I. p. 57. ; oder durch Bezwingung der Kraͤfte, oder wenn man solchen Personen durch Schlaͤ- ge Schrekken einjagt RICHTER médic. plogos. n. 5 LOEBER diætet. II. p. 79. SANCASSANI dilucid. l. p. 150. , und dieses ist die gewoͤhnliche Kur Zu London, Hamburg, siehe PECHLIN L. III. , tolle Leute zu heilen; endlich durch Untertauchen in Der Verstand. XVII. Buch. in Wasser HELMONT hom. \& morb. p. 33. parad discurs. p. 77. GAU- BII sermo. p. 107. , wodurch man auch die Trunkenheit ploͤzzlich heben kann Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 2. obs. 217. . Andre haben durch harte und taͤgliche Arbeit SANCASSANI l. c. die Gesundheit des Gemuͤths wieder erlangt. Nicht selten werden Kranke vor dem Tode gesund, und sie er- langen ihr Gedaͤchtnis und gesunden Verstand wieder BEHRENS consider. anim. p 55. FONTAN. anal. p. 17. , vielleicht durch diejenige Schwachheit, welche in der gan- zen Maschine uͤberhand nimmt. Selbst die Beizfalken, verlieren, wenn sie frische Federn bekommen, aus Schwach- heit, ihre Raserei, und wollen nun keine Reiher mehr verfolgen Hamburg. Magaz. T. V. pag. 156. . Welche wegen einer falschen Jdee, die sie fuͤr wahr annehmen, wahnwizzig sind, lassen sich durch keine Ver- nunftschluͤsse bessern. Es kann die Empfindung nie durch Zeichen uͤberwaͤltigt werden, so wenig als die Jdee, wel- che eben so stark, als die Empfindung ist. Jch erinnere mich noch, da ich ein schlimmes Frieselfieber hatte, daß ich in Phantasien verfallen, wenn man mir ein warmes Dekokt zu trinken gab, und ich bildete mir dann ein, wie ich mich noch wohl erinnere, daß es bei hellem Tage fin- ster sei, und ich mich in dieser Finsternis befaͤnde. Jch sezzte mich kraft der noch ruͤkkstaͤndigen Vernunft, wider diesen Jrrthum, und befahl Lichter anzuzuͤnden, doch konn- te ich mir nicht diese Jdee von Dunkelheit aus dem Sinne schlagen, ob ich gleich uͤbrigens ohne Phantasie war. Eben so kann die Seele oͤfters nicht das Ohrenklingen von dem wirklichen Klange der Glokken unterscheiden. Die Unsinnigen, und in einem einzigen Stuͤkke, Wahn- wizzigen, werden oft mit einmal wieder gesund, wenn sie durch eine augenscheinliche Empfindung entweder wirklich von ihrem Jrrthum uͤberzeugt werden, oder wenn ihnen we- nigstens doch eine neue Jdee, die eben so stark ist, beigebracht wird, I. Abschnitt. Der Verstand. wird, die die irrige Jdee verdrengen kann. Man hat eine Menge von dergleichen Exempeln aufzuweisen. Der, welcher keine Waden zu haben glaubte, wurde gesund, als man ihn darauf schlug TULP. l. c. 50. ; der nicht warm werden konnte, wurde klug, als man den Brandtwein anzuͤn- dete, womit man seine Kleider benezzt hatte ZACUT l. c. ; der kei- nen Kopf zu haben vorgab, wurde geheilt, als man ihm einen bleiernen Hut aufsezzte PHILODOTUS Medicus beim TRALLIANO L. I. p. 110. ; und der mit Gewalt ein Vogel sein wollte, als er zur Flucht Fluͤgel zu haben verlangte ZACCHIUS l. c. . Andre hat man durch Betruͤgereien wieder vernuͤnf- tig gemacht, da man unter ihren Kot Froͤsche GATENARIA p. 32. , Kaͤfer DEIDIER l. c. , Naͤgel DOERING l. c. BARTHO- LIN. Cent. I. hist. 79. , Schlangen TRALLIANUS l. c. mischte; Fliegen aus dem Ohre zog SPOLETUS l. c. DANIEL racolt. p. 173 etwas anders bei dem VALISNER II. p. 368. anders wieder beim CANTIMIR. , in den Unterleib gelinde schnitt VOELTER AMATUS. , oder die Nase verwundete QUERCETAN l. c. ; einen Schwamm aus dem Schlunde zog CABROL obs. 12. , ein waͤchsern Bild zum Vorschein brach- te, dem man den Possen zuschrieb EPIPHAN. , oder andre aber- glaͤubische Mittel erdachte, worauf der Kranke allein sein Vertrauen sezzte CONSTANTIN Afaic. Dergleichen Historien siehe beim RIVINO de imag. vir. med. CAR- DAN subtil. p. 530. TULP I. c. 18 LAMZWEERDE PENA beim QUERCET \&c. . §. 17. Die Dummheit. Jn der Tollheit ist die Bewegung durch das Gehirn zu heftig, und das Mark viel zu empfindlich. Jn diesem Zustande der Dummheit koͤmmt das Gegentheil von dem Obigen vor Unsinn ist zu starke Em- pfindung und Dummheit zu we- nige, saget mit Recht BATTIE n. 52. , es ist der Umlauf der Saͤfte zu schwach, und Der Verstand. XVII. Buch. und die Werkzeuge der Empfindung sind zu wenig em- pfindlich. Es leben viele solche Albernen in dem an uns angren- zenden Walliserlande, welche man Kretin zu nennen pflegt, sowol auf den Ebenen, als zwischen den Bergen, und welche nach Proportion der Gesunden, fast unzaͤhl- bar, und von gesunden Eltern gebohren sind. Jhr Ge- sicht ist kaum menschlich, ihr Mund weit, voller Spei- chel, und oft haben sie Kroͤpfe; ihre Stimme klingt laͤp- pisch, und ihre Vernunft taugt zu keinen Geschaͤften des Lebens. Andre, die eben so zahlreich sind, bringen ihr ganzes Leben im Bette zu, und sind zu allen koͤrperlichen Bewegungen ungeschikkt Ein Kind, stumm, Taub, an Hand und Fus ohne Bewegung, und beinahe nur ein Vegetabile. FISCHER van der Natur. n. 795. . Uebrigens leben sie lange Daß Naͤrrische alt werden. VERULAM hist. vit. \& mot. pag. 155. BATTIE on madness. p. 61. SWIFT war sehr mager, da er sei- nen Verstand hatte, und wurde fett, da er demselben verlohren hatte. BAKER adsect. anim. p. 20. , sind nicht viel besser, als das unvernuͤnftige Vieh, und wissen sich noch weniger, aus eigner Vernunft, den Unterhalt zu verschaffen. Sie sind aber so stumpf an Empfindungen, daß ohnlaͤngst jemand wegen angehaͤuf- ten Kotes starb, von welchem er so wenig Reiz fuͤhlte, bis sein Mastdarm anderthalb Fus weit davon aufgetrie- ben wurde. Diesen folgen Menschen mit Wasserkoͤpfen zu naͤchst, wenigstens die mehresten Wasserkoͤpfigen. Andre lei- den dergleichen Gemuͤthsschwaͤche, von vorangegangnem Schlage Am L. HOFMANNO ein Weinen wider Willen. BAYER biograph. p. 47. , vom schweren Gebrechen Ein Exempel hat RUMLER obs. 53. G. v. SWIETEN T. III. p. 397. BATTIE on madness. pag. 61. phil. trans. Vol. L. P. 2. p. 841. , von krampfi- gen Zufaͤllen FORST de sensib. intern. pag. 56. , welche sich bei dem Gebrauche des Horn- roggens ( secale corniculatum ) aͤussern. Bisweilen ent- steht dieses Uebel auch aus andern Krankheiten, und mo- ralischen Ursachen. Auch tolle Leute werden oft durch Pruͤgel I. Abschnitt. Der Verstand. Pruͤgel Dumm von Tollheit HEL- MONT l. c. , Furcht, und haͤufiges Aderlassen Es widerraͤth eine schwaͤchen- de Kur. ROBINSON l. c. p. 406. albern: so wie Weiber, die im Kindbette SWENKE pag. 94. TIT- SINGH Diana p. 583. viel Gebluͤte verloh- ren haben; endlich auch gelehrte Maͤnner BOERHAAVE de morb. nerv. p. 657. G. v. SWIETEN II. p. 265. ist ein sehr bekanntes Exem- pel. , die sich durch uͤbermaͤßiges Arbeiten entkraͤften, und deren Gehirn voͤllig untauglich wird, Jdeen zu behalten. Jch lese, daß jemand, von einer zwoͤlfjaͤhrigen gezwungenen Ruhe, ganz dumm und hirnlos geworden Gentlem. Magaz. Iun. 1751. , daß er wie ein Hund endlich as; dergleichen berichtet auch Boerhaave von uͤbermaͤßigen affektirten Schlafe Ad. n. 590. . Endlich bringt ein hohes Alter diese Krankheit zuwege FISCHER de senio p. 67. . Der durch seine Siege beruͤhmt gewordne Marl- borough weinte vor seinem Tode, wie ein Kind Siehe p. 530 im ROBIN- SON of the spleen p. 83 . Daß dieses Uebel aber von einer zu traͤgen Empfin- dung des empfindenden Sistems herruͤhret, erhellet auch schon daraus, daß man es gemeiniglich durch Reizmittel, als Wein Le CAMUS II. p. 122. 123. , Lustbarkeiten Der Besizz eines geliebten Maͤdchen. ARETÆUS diut. II. c. 5. Hoffnung zur Freiheit im Heimweh. GASTALDUS. blos durch die Hoffnung einer gegensei- tigen Liebe erwekkt vom Schlafe, c. aroche TULP. I. obs. 22. durch immerwaͤhrende Gesellschaft mit Freunden hergestellt. NEWTONUS SCARDONA pag. 120. Wahnwizz geheilt durch das Singen. Hist. de l’Acad. 1707. p 7. 8. , und nach des beruͤhmten Muzells merkwuͤrdiger Erfindung TOGGENBURGER casus stupor. scabici inoculat. sanati. davon nahm der schwache Puls zu. , durch Jnokuli- rung der scharfen Materie heilt, welche die Kraͤzze verur- sacht. Daß aber, obgleich so zu reden, das thierische Sistem gehemmt worden, dennoch das Lebensgeschaͤfte zu wirken fortfaͤhrt, koͤnnte man der groͤssern Reizzbarkeit dieser Werkzeuge zuschreiben L. XI. p. 534. . Da H Phisiol. 5. B. A a a a Der Verstand. XVII. Buch. Da ich endlich glaubte, aus der Erkenntnis der koͤr- perlichen Ursachen beider Uebel im Gehirn, vieles zur Er- kenntnis der Absichten und Dienste der Gehirntheile, mit Nuzzen folgern zu koͤnnen, so habe ich es gewagt, das zu sammlen, was ich von den Ursachen der Raserei und Dummheit gefunden. Jch habe aber wenig Fortgang gemacht, weil ich ausser den neusten Berichten, welche wir dem vortreflichen Morgagni zu danken haben, we- nig Berichte ausfindig machen koͤnnen, und es mir an Gelegenheit gefehlt, die Sache selbst zu untersuchen. Man fand in einer Fieberraserei, die Gefaͤsse der duͤnnen Gehirnhaut voller Blut MORGAGNUS Sed \& caus. morb. I. p. 53 54. 49. , ein verhaͤrteter Gallert zeigte sich unter der Gehirnhaut IDEM. p. 49. , es war das Gehirn hart MORGAGN p. 80. 59. das kleine Gehirn war weich. , die Rose hatte sich ins Gehirn und Gehirnhaut gezogen, die Gehirnrinde war roth und entzuͤndet STORK ann. I. p. 101. , und es hatten sich knochige Schup- pen ins Gehirn gesenkt MANNE obss. p. 122. . Jn einem Trunknen, denn die Trunkenheit ist eine Art vom Phantasiren, fand man die Blutgefaͤsse des Sehnervens, und der Nezzhaut so beschaffen, daß man sie mit blossen Augen sehen konnte COWPER adf. 28. ap- pend. . An einem Wasserscheuen, einer damit verwand- ten Krankheit, war das Gehirn trokken MORGAGN. ibidem p. 61 63. , und das Blut wie geronnen; so wie die Gefaͤsse der Gehirn- haͤute voller Blut IDEM p. 62. 63. . Oft schien die Gehirnentzuͤndung, von einer Entzuͤn- dung der duͤnnen Gehirnhaut BONNET obs. 4. 5. 9. 17. 18. 19. 30. die Gehirnhaͤute voller Blut MORGAGN. I. p. 51. 52. , des Gehirns BONNET obs. 7 11. 12 17. 21. 24. 25. 32. 33. 36. MEAD of pois. pag. 139. am Wasserschenen G. v. SWIETEN Conf. L. X. p. 218 , des kleinen I. Abschnitt. Der Verstand. kleinen Gehirns BONNET obs. 5. von ausgetretnen Wasser darinnen ID obs. 16. 27. 28. RICHA Const. Epid. III. p. 114. 34. \&c. WILLIS anim. brut. p. 307. An- saͤzze von Gallert neben den Ge- faͤssen der duͤnnen Gehirnhaut, MORG. I. p. 49. 51. , von angehaͤuften Blute im Gehirn und dessen Haͤu- ten BONNET conf.. L. X. l. c. , von einem Abceß des Gehirns L. X. l. c. entstanden zu sein. Jn einer Tollheit war das Gehirn trokken BONNET obs. I. , hart MORGAGN. I. p. 55. 56. nicht im kleinen Gehirn. , zerreiblich, man fand in den Gehirnhaͤuten Blut, oder auch im Gehirn selbst IDEM obs. 26. MEKEL l. c. Jn die Gehirnhaͤute BAKRERE obs. p. 52. seqq. : es hatte sich ein Theil des Gehirns verzert, das uͤbrige war weich und macerirt INGRAM cases p. 101. : im Adergeflechte waren Druͤsen MORGAGN. I. p. 54. , die Carotides waren knochig geworden HARMEL cas. mania. , und man entdekkte im Gehirn Wuͤrmer BONNET obs. 7. . Bei Hipochondristen war das Gehirn hart SCHMIEDEL de peri- card \&c. trok- ken; Blut in Sichelsinus geronnen; pechartiges Gebluͤte in der duͤnnen Gehirnhaut G. v. SWIETEN II. p. 264. ; man sahe die Gehirnge- faͤsse angeschwollen BARRERE in der nostalgia ed. II. obs. 5. p. 20. obs. 6. p. 24. LOTICH G. IV. C. III. obs. 3. , in den Gehirnkammern Wasser BARRERE ibid. . Jn der Nostalgie einer Art von Melancholie, waren die Gefaͤsse des grossen und kleinen Gehirns ungemein aufgetrieben IDEM l. c. obs. 6. p. 24. . Man hat an tollen Personen ferner, eine unfoͤrmliche Figur des Kopfes Bei der. Obs. 4. , eine zusammengedruͤkkte Hirnschale HILD Cent. III. obs. 21. , die harte Gehirnhaut blauangelaufen, verfault, oder entzuͤndet LIEUTAUD précis p. 209. FANTON obs. 25 BONNET obs. 8. 17. derbe, LANCIS de sere cogitan. p. 158 159. ; das Gehirn ungemein trokken; das Ge- A a a a 2 hirn Der Verstand. XVII. Buch. hirn uͤbel gebildet POZZI p. 88. , angehaͤuftes Blut im Gehirn BONNET obs. II. FORST l. c. BARRERE ed. nov. an der rad. Hyosciami p. 54. seqq. ; das Gehirn weich BONNET obs. 2. 5. 16. L. X. p. 318. Histoir. de l’Acad. 1705. obs. 17. 1704. obs. 12. Die Zirbel- druͤse war gros, u. Gedaͤchtnis und Beurtheilung vergangen. VIEUS- SENS nov. system. vas. fin. , oder aber hart MORGAGN l. p. 55. ; einen scirr- hoͤsen Geschwulst uͤber der Hirnschwiele BONNET obs. 4. PLATER obs. 51. WEPFER de apoplex. p. 277. BAUHIN theatr.. p. 305. oder anderswo, wovon das Gehirn ebenfalls gedruͤkkt wurde DOUVERNEY de l’ouie p. 10 FLAMERDING de apoplex. ; Blasen an der Hirnschwiele Obs 12. oder im Gehirn. Opusc scientif III. p. 162. ; Scirrhos am Adergeflechte BOEHMER l. c. ; ein zu kleines Gehirn BONNET obs. 9. 10. Auf den dritten Theil verzehit mit Was- ser zwischen den Haͤuten. KING Phil. coll. 1686. ; ein entzuͤndetes, und angefres- senes Gehirn RUMLER l. c. COITER p. III. ; eine Menge Wasser im Gehirn SANTORIN p. 54: BOEH- MER præf. fascic. I. p. XVI. XVII. BONNET obs. 1. 4. 7. 13. 14. 15. 20. CHIFFLET obs. Die Geschichte des Tauben und Stummen, der als Wasser aus den Ohren floß, wieder hoͤrend wurde Histoir de l’ Academie des sciences 1703. p. 18. ; einen Wasserkopf L. X. p. 319. ; einen Stein in der Gehirnkam- mer BONNET obs. 5. MEKEL ibid. p. 94. , in der Sichel VATER prop. ad disp. ZIE- GENHORN ; Steine in der Zirbeldruͤse MEKEL Mém. de Berlin T. X. p. 93. KING l. c. GUNZ lap. gland pinealis, an fuͤnf Menschen. Jn der Gehirnkammer MEKEL pag. 94. , einen Scirrhus L. X. p. 319. an dieser Druͤse, und ein knochiges Wesen DUVERNEY ibid. ; ingleichen allerlei Krankheiten am Gehirn, Druͤsengeschwuͤlste u. s. f. angetroffen IDEM Mém. avant 1699. II. p. 25. FANTON. ad PACCH p. 112. Opusc. III. p. 18. . Einige Faͤlle uͤbergehe ich, als da die Nervenpaare nicht parallel waren POZZI Comm. Ep. p. 88. , welches auch an gesunden Per- sonen oͤfters vorkoͤmmt Frank. Anmerk. T. V. pag. 288. WILLIS de cerebro P. 188. ed. 8. MEKEL l. c. . Dieses wenige, haben wir groͤstentheils dem Mor- gagni zu danken. Doch unterstehe ich mich daraus we- nig I. Abschnitt. Der Verstand. nig zu folgern, weil man ausserdem in den Koͤrpern der Unsinnigen oft nicht den mindesten Fehler antrift, so wie auch in den Unempfindlichen HOME med. facts. p. 53. ; ferner, weil keine ge- wisse Verbindung zwischen einer Krankheit der Seele, und der Krankheit eines bestimmten Theils des Gehirns zu entdekken ist; weil endlich die Merkmaale entgegen ge- sezzter Krankheiten in den Kranken, als in der Hirnwuth und Dummheit gemeinschaftlich anzutreffen sind: doch liesse sich dieser Einwurf der Neuern mit den Erscheinungen bei der Trunkenheit, und der Gehirnentzuͤndung entschul- digen, denn in diesen entsteht aus einerlei Ursache erstlich ein Wahnwizz, denn bei wachsender Krankheit eine Schlaͤf- rigkeit und eine Fuͤhllosigkeit. So viel sieht man wol, daß das Gehirn gemeiniglich in den Krankheiten des Ge- muͤths leide; und wenn dieses bisweilen, in seltnen Faͤl- len nicht zu leiden geschienen, so konnte das Uebel in den kleinern Elementen gestekkt, oder es dem Zergliedrer an Gedult gefehlt haben. Der vortrefliche Morgagni fuͤgt noch diesem bei Sed \& caus. morb. I. p. 59. , daß das Gehirn in allen Sinn- losen, oder doch das Mark, nach einer besondern Regel, haͤrter, als gewoͤhnlich befunden werde. A a a a 3 Zwei- Zweiter Abschnitt. Der Wille. §. 1. Der Schmerz. M an koͤnnte den Verstand mit dem Lichte, den Wil- len mit dem Feuer in Vergleichung stellen. Je- ner wirkt auf eine sanfte Art; hingegen der Wil- le mit grosser Heftigkeit. Die den Thieren anerschaffne Natur beruht auf der Empfindung, und dem Wollen BASTER uytspanning. T. I. pag. 64. . Es ist der Wille eine Handlung der Seele, vermoͤge welcher sie ihren Zustand, einem andern Zustande vor- zieht BONNET p. 115. . Und gut ist dasjenige, was wir bei uns zu sein, und uͤbel, was wir von uns entfernt zu sein wuͤnschen. Jn koͤrperlichen Dingen ist der Schmerz das groͤste und wirkliche Uebel, welches wir zu meiden suchen; indes- sen fallen uns doch auch andre Dinge noch beschwerlich. Es ist aber der Schmerz, eine jede, so starke Empfin- dung HARTLEY p. 35. GORTER Chirurg. p. 189. , daß die Seele veranlast wird, dieselbe weit von sich weg zu wuͤnschen. Man wird sagen, ich circulire mit meinen Erklaͤrungen; wir haben aber keinen andern Terminus. Jn Schmerz verwandelt sich ein uͤbermaͤßiges Licht, ein scharfer Geschmakk, ein starkes Reiben der Haut. Die von ihrem Oberhaͤutchen entbloͤste Haut schmerzt, wenn man sie gleicht mit einem noch so weichen Tuche zu- dekkt. Es verursacht das Licht, die Luft, und die lebhaf- te Farbe bei wasserscheuen Personen Schmerzen, weil ihre Nerven empfindlicher sind Lond. mag. 1735. pag. 291. Iourn. de med. T. III. n. 3. add. p. nost. 559. . Viele II. Abschnitt. Der Wille. Viele bestimmen diesen Zustand des Schmerzens so, daß darinnen die Nerven entweder zerrissen CARTESIUS de homine pag. 63. , oder doch dem Zerreissen HARTLEY p 36. ganz nahe sind. Es scheinet diese De- finition aus der Tortur hergenommen zu sein, wo die aus- gespannten Gliedmassen Fasern schmerzen, wenn vie- le eine Spannung leiden, die zu- vor viele zusammen ausstanden, BOERHAAVE virt. medicam. pag. 162. , und zugleich die Nerven un- gemeine Schmerzen ausstehen, und kurz darauf zerreissen. Doch es sind am Popen, welcher alle Tage, funfzig Jahre lang, Kopfschmerzen an der halben Kopfseite litte, dieselben weder zerrissen, noch haben sie den lezzten Tag staͤrker oder weniger geschmerzt, als den ersten Tag: und sie wuͤrden nun staͤrker geschmerzt haben, wenn die Fasern mehr ge- spannt, und weniger, wenn sie zerrissen gewesen waͤren Es widerspricht auch LOBE on painfuil diseases p. 16. GOR- TER. . Jn der That zehrt ein grosser und bestaͤndiger Schmerz den Koͤrper aus Zu einer Art von Skelet. BLANCAARD. Iaarreg. I. Cent. II. n. 94. , und wenn derselbe sehr heftig ist, so raubt er ploͤzzlich die Kraͤfte BODRHAAVE morb. nerv. I. p. 428. z. E. wenn die Hunde dem Bullen die Hoden fassen, die- ser faͤllt kraftlos hin, wie man schon im alten Gedichte der Reinekevos findet; siehe den den Reinekevos. , noͤthigt geschwinde zum Stuhlgehen LABAT Voyag. d’Italia T. VII. p. 6. und Harnlassen, wie ich an den Elenden sehe, bei deren Tortur ich Amtswegen, den Vorsizz ha- be; und endlich toͤdten die Schmerzen, wie PETIT Malad. des os II. pag. 232. bei einer heftigen Beugung des Schienbeins zu geschehen pflegt. Es starben die Hunde, denen ich die Nerven unterband, bis auf einen einzigen, alle, ob dieses gleich nur Nerven der Haut waren, und diese Thiere ihren heilenden Spei- chel dabei anbringen konnten. Gott hat uns Menschen an dem Schmerz, einen ge- treuen Waͤchter RAI Wisdom. of GOD \&c. p. 244. zu gegeben, welcher uns wegen der A a a a 4 zer- Der Wille. XVII. Buch. zerstoͤrenden Ursache Erinnerungen thut. Es scheinet dieses was geringes zu sein; es hat aber allerdings viel zu sagen. Wuͤrde uns der Schmerz in Krankheiten nicht warnen, den Koͤrper zu wenden, damit wir nicht die Last des ganzen Koͤrpers bestaͤndig auf eine Stelle druͤkken liessen, so wuͤrde gewis in jeder Krankheit, der heisse Brand, weil die Bewegung des Blutes, und Nervensaftes an der gedruͤkkten Hautstelle gehemmt wird, entstehen und den- noch ist dieses Uebel selten genung. Es ist der ganze Koͤrper mit einer sehr empfindlichen Bekleidung umgeben, damit wir uns auf allen Seiten fuͤr das Stossen an harte Koͤrper, fuͤr verwundende Schneiden, fuͤr dem Gerinnen des Blutes im Froste, fuͤr das Brennen des Feuers huͤten moͤgen. Die inwendigen Theile, die den aͤusserlichen Be- schaͤdigungen schon nicht so ausgesezzt sind, schmerzen auch, z. E. wie die Eingeweide, schon weniger. Zum Schmerz koͤnnte man auch, ob es gleich kleine wirkliche Schmerzen voriger Art sind, dennoch den Hun- ger, welcher endlich zu einem wahren Schmerze werden wuͤrde, den Durst, die Aengstlichkeit Am Erhaͤngten G. v. SWIETEN II. p. 198. , welche von dem Blute herruͤhrt, so durch die Lunge zu laufen unver- moͤgend ist, die Muͤdigkeit von den bewegten Muskeln, das Jukken und Kizzeln, noch rechnen, indem das erste, wie es scheint, ein gelindes Zeichen des entbloͤsten Nerven, dieses aber schon ein heftiges Reizzen ist, welches sich end- lich in einen Krampf verwandelt: wozu man noch die un- angenehme Geruͤche, Geschmakke und Toͤne sezzen koͤnnte. Denn wir wuͤnschen, alle diese koͤrperliche Beschaffenhei- ten weit von uns. §. 2 Die Lust. Sie ist derjenige Zustand des Koͤrpers, den man sich wuͤnscht. Es laͤst sich nicht leicht sagen, was uns in den Nerven Wollust macht. Das sehen wir, daß sie eine sanftere II. Abschnitt. Der Wille. sanftere Bewegung als im Schmerz, und eine staͤrkere, als in dem Zustande der Unempfindlichkeit ist. Allein wir koͤnnen doch nicht bestimmen, warum uns die Farben eines Regenbogens schoͤn beduͤnken Auch Blindgebohrne, zie- hen nach erhaltnem Gesichte, die Scharlachfarbe vor, besiehe davon die Histoire de la Chir. III. p. 115. Iourn. de Méd. Iuin. 1762. , warum uns ge- wisse auf einander folgende Toͤne angenehm sind, warum uns der Geruch der Rose besser, als der Geruch der Nesseln, und der Geschmakk des Weins besser, als der eines andern starken Getraͤnkes gefaͤllt. Doch man kann auch nicht mit Grunde sagen, daß das eine geringe Wol- lust ist, wobei die Bewegung in dem empfindenden Ner- ven sanfter geschicht, und eine grosse, wobei sie heftig ist; indem das sanfte Wehen der Luft in der Hizze, oder ein Trunk fuͤr einen durstenden Menschen, keine heftig ruͤh- rende Sache ist. Man findet ein grosses Vergnuͤgen, sich beim Jukken zu krazzen, und dennoch schmerzet es nach dem Krazzen noch mehr Daß es Jnsekten sind, die das Julken verursachen, und die zugleich im Mehle wohuen. LINN mirac. insect. p. 20. nach Hyacin- thi CESTONI Entdekkungen. GIORN di Letter d’ltal. T. IX. p. 35. VALISNERI T. III. p. 431. . Doch es laͤst sich auch hier nicht sagen, warum die Wollust der Verliebten, bei der ganze Glieder zittern und in Krampf gesezzt werden, mit dem Vergnuͤgen verbunden ist; indem alles andre Zittern, und jeder andre Krampf nichts angenehmes bei sich hat Die Wollust entsteht von schnellen Schwingungen, die aber nicht gar zu schnell geschehen muͤs- sen. BONNET p. 91. . Eine kleine Wollust ist unserm Koͤrper zutraͤglich, eine grosse zerstoͤrt hingegen denselben. So sterben fast alle maͤnnliche Jnsekten nach der Begattung, und es sind auch einige Menschen in diesem Zustande umgekommen, so wie die mehresten eine Zeitlang traͤge werden, und es auf keinerlei Weise ertragen wuͤrden, wenn sie solches laͤn- ger fortsezzen wollten. Hier hat die Wollust, mit den uͤbrigen Kraͤmpfen, gleiche Folge. A a a a 5 Wir Der Wille. XVII. Buch. Wir haben gesagt, daß ein gelinder Schmerz bestaͤn- dig, und die Wollust seltener, dennoch aber haͤufiger sei, als ein beschwerlicher Schmerz. Jch kann nicht sagen, ob bei der Empfindung unsrer Exsistenz MULLER Entwurf. \&c. T. II. n. 88. , einige Wollust statt finde. Doch ist sie beim Essen, und Trinken; und so oft wir dem Verlangen unsrer Natur ein Genuͤgen lei- sten, z. E. wenn wir frische Luft athmen, oder auf schwe- re Arbeiten ruhen. Doch finde ich nicht, daß bei allen Empfindungen BATTIE on madness. p. 27. ARTLEY pag. 41. BONNET pag. 409. , entweder Wollust, oder Schmerz gegenwaͤrtig ist. Ein Dreiekk, welches ich betrachte, erregt keines von bei- den in mir Beide unterscheiden sich von der Empfindung. Mém. de Berlin T. XIII. p. 389. . Jch finde im Schmerz und dem Vergnuͤgen, deutliche Spuren von der goͤttlichen Weisheit. Der Schmerz er- innert uns, Krankheiten zu meiden, und Verwundungen zu verhuͤten. Das Vergnuͤgen ist uns von der Liebe des Schoͤpfers zu solchen Geschaͤften geschenkt worden, die uns entweder selbst zutraͤglich sind, als im Essen und Trinken geschicht, oder die das menschliche Geschlecht er- halten helfen, als in der Begattung. Der Schoͤpfer hat es staͤrker, und in den maͤnnlichen Geschoͤpfen fast unbe- zwingbar gemacht, damit sie die weiblichen Gegenstaͤnde uͤberreden, oder zwingen sollen. Nur mit dem Unter- schiede, da die meisten Thiere in der Ehe nicht dauren, und die Erziehung der Jungen in kurzer Zeit geendigt ist, so hat der Schoͤpfer den unvernuͤnftigen Thieren zu die- ser Begierde gewisse Zeiten im Jahre zugelassen, doch dem Menschen keine vorgeschrieben, weil dieser fuͤr die Ehe ge- macht, unter allen Thieren am laͤngsten ein Kind, und fremder Huͤlfe beduͤrftig ist. Daher findet man, so viel man aus allen Reisebeschreibungen sehen kann, keine ein- zige II. Abschnitt. Der Wille. zige Nation, die ohne Ehe waͤre; deren bestaͤndiges Band zugleich eine bestaͤndige Ergoͤzzung ist. Nun scheinet kein sicherer Beweis der Weisheit, als die Reizze zu sein, wel- che uns dasjenige hoͤchst angenehm machen, was uns zu thun nothwendig ist. Es hat der Schmerz viele Dinge mit dem Vergnuͤgen gemein, beides sind starke Empfindungen, in beiden fliest das Blut nach dem Theile staͤrker hin, der das Vergnuͤ- gen oder den Schmerz leidet: dieses laͤsset sich durch die Werkzeuge, die den Beischlaf verrichten, durch die ge- riebne Augen, und das Reiben der Haut, erlaͤutern. §. 3. Andre Begierden. Aus diesen Reizzen bestehet gemeiniglich das Leben der Thiere. Sie sind von der Natur bestimmt, eine Zeit- lang, und gewisse Jahre uͤber, ihren Theil an Futter von Kraͤutern, oder thierischen Materien zu verzehren, und ihre Art zu erhalten. Zu diesem Geschaͤfte werden sie vom Schmerz, Hunger, Durste, und der Wollust an- getrieben. Der Mensch hat dieses nicht allein mit den Thieren gemein, sondern er ist auch noch zu andern Dingen be- stimmt, und folglich wird er auch durch andre Reizze be- lebt. Der vornehmste ist, wodurch er sich unterscheidet, die Hoffnung, und die Betrachtung einer entfernten und kuͤnftigen Folge. Stellet man uns die Ameisen, und Bienen; die zimmernde Biber, die Bergmaͤuse, die Hamster mit ihren vollen Bakken, entgegen, so siehet man, daß ihr ganzer gesammelter Vorrath, nur zur Nah- rung und Fortpflanzung ihrer Art dienen soll, wofern die- ses Hoffen ist, und wofern diese Thiere bei ihrer Ar- beit auf das Kuͤnftige sehen. Dahingegen schliest der Mensch nach Gruͤnden, von der gegenwaͤrtigen Ursache auf die entfernte Folgen, auf diese Der Wille. XVII. Buch. diese dehnt er seine Hoffnungen aus, und diese zieht er dem Gegenwaͤrtigen vor. Wir arbeiten alle, wie Horaz laͤngst erinnert hat, nicht damit es uns jezzo, sondern kuͤnftig wohlgehe, damit auch unsre Kinder, Nachkom- men, Nebenbuͤrger, und das Vaterland Nuzzen daraus ziehen moͤge, zu welchem der Schoͤpfer einigen Voͤlkern eine bewundernswuͤrdige Zuneigung eingefloͤst hat. Eben diese Hoffnung ist der Grund der ganzen Religion, und Religionen, und sie befiehlt uns die gegenwaͤrtige Luͤste zu bezaͤhmen, damit sie uns nicht in ein kuͤnftiges Elend stuͤrzen moͤgen. Man siehet aber auch leicht ein, daß man diese Hoffnung durch Aufmerksamkeit und oͤftere Betrach- tungen derjenigen Begriffe unterhalten muͤsse, worauf sie sich gruͤndet. Wenn dieses unterlassen wird, so verfallen wir wieder unter die Herrschaft der gegenwaͤrtigen Wol- lust, wodurch die Hoffnung des Kuͤnftigen traͤge gemacht wird. Dies ist das: ich sehe das Bessere vor mir, und gebe ihm meinen Beifall; und dennoch folge ich dem Schlechtern. Der zweete Jnstinkt, wovon wir bei den Thieren we- nige, im Hunde aber einige Spuren antreffen, ist die Neugierde, oder die Begierde etwas Neues zu lernen, und diese sezzt auch den Menschen ausser sich, daß er sein Vaterland vergiest und auf unwegsamen Meeren und durch tausend Gefahren seine Neugierde zu stillen sucht. Die- ses ist ebenfalls ein starker Beweis von der goͤttlichen Weis- heit. Da die Thiere auf wenig Pflanzen und etliche an- dre Thiere, um diese zu zerreissen, eingeschraͤnkt sind, und da der Schauplazz der Natur nicht ohne Zuschauer sein sollte, so ist der Mensch allein uͤbrig, die Wunder der koͤrperlichen Welt zu beschauen. Jhn hat also Gott zu dieser Verrichtung mit diesem Jnstinkte versehen, den die Europaͤer vor andren Voͤlkern in staͤrkerem Grade besiz- zen. Man koͤnnte zwar den Ursprung desselben in dem Verdrusse uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand, und in der Ermuͤdung der Faser von einerlei fortgesezzten Biegung suchen II. Abschnitt. Der Wille. suchen Conf. BONNET p. 107. ; es wuͤrde aber daraus eine andre Unruhe, als die Neugierde erfolgen. Denn man siehet haͤufig unru- hige Menschen, die aber deswegen von keiner wirklichen Neugierde angetrieben werden. Die dritte ist der Trieb zur Ehre, und dieser ist dem Menschen wiederum eigen, und findet in der koͤrperlichen Wollust keine Nahrung. Sich also unter seines gleichen hervorzuthun, unter den Europaͤern, und unter den Nachkommen, ist eine Begierde, wodurch Gott selbst die Menschen ermuntert, die schwere Aemter des buͤrgerlichen Lebens zu verwalten. Und da die Talente uͤberhaupt ver- schieden sind, wodurch sich Menschen hervorthun, so be- geistert eben dieser Jnstinkt Leute, sich auf gelehrte Wis- senschaften zu legen, das Vaterland im Kriege zu verthei- digen, alle Arten von Kuͤnsten zu treiben, und uͤberhaupt alle Tugenden eines buͤrgerlichen Lebens auszuuͤben. Alle diese Reizze vereinigen sich endlich in dem einzigen, naͤmlich in dem Verlangen nach unsrer Wohlfahrt, oder in der Eigenliebe, welches der Endzwekk aller unsrer Em- pfindungen, und der Quell aller unsrer Handlungen ist BONNET p. 253. . §. 4 Die Affekten. Gut sind demnach, die koͤrperliche Wollust IDEM p. 301. im Koͤrper. Denn man empfindet das Gute der Gesundheit nicht ehe, als bis man Krankheiten ausgestanden, und was die Seele betrift, die Hoffnung eines kuͤnftigen Gu- ten, die Ehre, und die Erlangung neuer Jdeen; so wie das Gegentheil davon Uebel heist, naͤmlich Verzweiflung an den begehrten Guͤtern, Schaam uͤber boͤse Thaten, und das groͤste unter allen Uebeln, welches nur die Deut- schen mit Recht lange Weile nennen, und dieses ist eine Ab- Der Wille. XVII. Buch. Abwesenheit gefaͤlliger Jdeen in der Seele. Jene Guͤter zu suchen, dieses Uebel zu meiden, beschaͤftigt sich der Wille. Das Verlangen nach Guͤtern ist eine Verab- scheuung der Uebel. Es gruͤnden sich aber darum diese Guͤter oder Uebel nicht einzig und allein, wie man vor Kur- zem hie und da behaupten wollte, auf die Empfindung; sondern sie entstehen zugleich auch aus abstrakten Begrif- fen, dergleichen die Hoffnung eines ewigen Lebens, und die Liebe oder Furcht Gottes ist. Es hat die Ehre naͤm- lich nichts mit diesen Sinnen gemein, wie sich Helvetius zu uͤberreden bemuͤht; indem die alten Roͤmer weder von der Hoffnung der Verliebten, noch der Speise gereizt wurden, noch einige koͤrperliche Wollust suchten, wenn sie sich den Martern der Kartaginenser unterwarfen, oder in Hoͤlen stuͤrzten, aus welchen ein Schwefelgestank daͤmpf- te, wie Curtius. Doch es wurden auch nicht die christ- liche Anachoreten (Einsiedler) von der Liebe zur Wollust getrieben, um bei einer sehr elenden Nahrung, von allem weiblichen Umgange frei, in Schmerzen und den blossen Sonnenstrahlen ihr Leben zu zubringen. Die Nothwen- digkeit der Ursache hat ohnlaͤngst die Philosophen veran- last, subtil zu werden, und es ist ihnen daran viel gele- gen, daß in uns nichts, als koͤrperliche Eigenschaften statt finden. Die Vermengung der Empfindungen mit den Be- griffen, macht diesen Streit zwischen zweierlei Willen BONNET pag. 301. , den Streit des gegenwaͤrtigen Reizzes, und des zuvor ge- sehenen kuͤnftigen Uebels, und bringt den Begrif eines moralischen Uebels hervor.: daher entstehen die gegensei- tigen Triebe, oder Willen der Wasserscheuen zu beissen, theils aus der gegenwaͤrtigen Wuth, theils sich davon zu enthalten, aus den Begriffen des Wahren und Billigen, die in ihrem Gemuͤthe vorlaͤngst Wurzel gefast haben; sie warnen ihre Freunde, sich ihnen nicht zu naͤhern, weil sie II. Abschnitt. Der Wille. sie sie wider ihren Willen beissen muͤsten CODRONCHI p. 100. FA- BER ad HERNAND pag. 492. P. SALIUS de affect. particul. c. 19. GOKEL Hundsbisse pag. 25. 26. MEAD of poisons p. 133. Lond. Magaz. 735. p 391. Iourn. de Med. T. III. n. 3. RHODIUS G. I. obs. 46. BAGLIO p. 634. HUNAULD sur la rage p. 28. RADLEY obs. p. 110. SAVIAD obs. 99. Iourn. des Savans 1757. m. Dec. Art. de faire les Raports p. 221. Mercure de France 1755. n. 1. BROGIANI de venen. animal. SAUVAGES physiol. p 153. Histoire de l’Acad. 1749. p. 108. \&c. . Jn der That vermag ein eigensinniger Wille viel auszurichten, wenn derselbe von Begriffen angespornt wird. Den an- gebohrnen Fehler, da jemand, wenn er Blut sahe, in Ohnmacht fiel, uͤberwand der Arzt, durch das Gegen- theil des Willens Bei dem FRITSCH seltsame Haendel. p. 22. . Ein andrer bezwang die Selbst- beflekkungen durch den Rath zu wachen, damit sich die Einbildungskraft erhizzen konnte TISSOT de l’onanisme. pag. 208. . Es erregen also die Jdeen des Guten, nach dessen Erlangung und Dauer, und so auch die Jdeen des Uebels, nach dessen Abwendung und Fortraͤumung wir begierig sind, in der Seele diejenige Bewegungen, welche man Affekten nennt; und alle diese Affekten sind gleichsam hef- tige in Bewegung gebrachte Wellen der Seele, wodurch diese angereizt wird, ihre Absichten zu erreichen. Der erste Affekt, der vom Besizze eines Gutes ent- steht, ist die Froͤhlichkeit, welche dadurch in eine wirkli- che Freude ausbricht, wenn das Gut gros ist, und uns wider unser Vermuthen wiederfaͤhrt. Hoffnung ist die Erwartung eines kuͤnftigen Gutes, und gemeiniglich von so schwacher Art, daß man sie un- ter die Affekten nicht zaͤhlen kann, weil Begriffe in Ruͤh- tung der Nerven, keine solche Gewalt haben, als die Empfindungen. Ueberhaupt besteht die Liebe in einem Verlangen, ein Gut zu erlangen ob wir gleich durch dieses Wort in eigentlichem Verstande, das beiderseitige Verlangen der beiden Der Wille. XVII. Buch. beiden Geschlechter, sich zu vermischen, ausdruͤkken. Die- ses Verlangen ist einer der lebhaftesten Affekten, und er macht uns bei unserm Zustande so ungedaldig, daß wir lieber den Tod wuͤnschen, um nur diesen Zustand der oh- ne Genuß ist, zu aͤndern, und eben so stark ist auch das Verlangen nach Ehre. Die Gegenwart eines mittelmaͤßigen und langen Ue- bels, bringt die Traurigkeit, die Jdee eines heftigen und ploͤzzlich einbrechenden Uebels, das Schrekken her- vor, welches ebenfalls ein sehr wirksamer Affekt ist. Das Erwarten eines Uebels, wobei ein Unvermoͤgen ist, dassel- be abzuwenden, jagt uns Furcht ein; die Verabscheuung eines Uebels, mit einem Bestreben, dasselbe abzuwenden, erregt in uns Zorn: Schaam ist das Bewustsein einer begangnen Schuld: und Mitleiden eine traurige Empfin- dung, welche in dem Elende eines andern ihren Grund hat. Endlich ist die Verzweiflung die Vorstellung eines sehr grossen Uebels, wider welches man kein Mittel weis, und kein Affekt ist so wuͤthend als dieser, und so geneigt den Menschen zu zernichten; er verdient am meisten, mit dem Feuer der heiligen Schrift verglichen zu werden. §. 5. Die Folgen der Affekten. Diese Betrachtung gehet vornaͤmlich die Aerzte an. Es erfolgen naͤmlich auf die Leidenschaften der Seele ge- wisse merkwuͤrdige und gewaltsame Bewegungen im Koͤr- per. Wie uͤbergehen hier diejenigen, deren sich der Wille zur Erreichung seines Endzwekkes bedient, wir erklaͤren hier nicht den Streit, oder die Liebkosungen, wodurch wir uns einer bestimmten Liebe zu bemaͤchtigen suchen. Es sind vielmehr andre Bewegungen, die man hier in Er- waͤhnung ziehen mus, und die aus der Leidenschaft der Seele im Herzen, in der Bewegung des Blutes, den Nerven, Muskeln, und im ganzen Koͤrper mit grosser Lebhaf- II. Abschnitt. Der Wille. Lebhaftigkeit vorgehen, ohne daß wir es wollen, oder, ohne daß wir uns unsrer dabei bewust sind. Es ist demnach die Folge der Freude, desto heilsamer, je mehr dieselbe gemaͤßigt, und je reiner dieselbe zugleich ist. Sie ist es naͤmlich, welche alle Bewegungen des Le- bens ermuntert, die Ausduͤnstung vermehrt SANCTOR de perspir. Sect. VII. n. 11. 24. 25. sonderlich 6. 19. , und in Krankheiten die Genesung befoͤrdert Laurentii a MEDICIS. PEI- RES vit. p. 261. Die aphonia ge- hoben. SCHELHAMMER adfect. anim. p. 219. die Schwermuth ge- heilt. TRALLIAN. L. I. Die Starrsucht SCHELLING æger ca- talept. , indem sie dem Herzen gleichsam neue Kraͤfte ertheilt. Von der Freude haͤngt vornaͤmlich ein langes Leben ab, und dahin rechne ich vorzuͤglich das hohe Alter der Mitglieder von der Pari- serakademie CREBILLONII, DUVER- NEYI, WINSLOWI \&c. : sonderlich des alten Greises Fontenelle, welcher sich aller heftigen Begierden entschlug, und den weder der Zorn uͤberwaͤltigen, noch die Begierde aus der Gemuͤthsruhe sezzen konnte. Der Affekt der Freude ist schon heftiger. Jndessen verursacht sie doch ein maͤßiges Herzklopfen KEMPER de valv. p. 25. , eine Roͤ- the im Gesichte, eine Hizze WOODWARD cases p. 96. , eine staͤrkere Ausduͤn- stung ROBINSON on food and discharg. p 77. conf. L. XII. p. 71. , Thraͤnen mit einer wunderlichen Empfindung von einem hoͤchst zarten beigemischten und erwuͤnschten Schmerze, ein hizziges Fieber RHOD obs. 5. L. I. , wofern sie gros und ploͤzlich ist, Ohnmachten, und endlich ploͤzliche Todes- faͤlle Conf. STIEF de somno p. 30 PECHLIN L. III. c. 3. LO- TICH L. III. c. 4 obs I. BOER- HAAVE de morb. nerv. pag. 553. SANCTOR sect VII. n. 1. GA- LEN. valet. tuend. p. 440. ; dergleichen eraͤugnet sich, bei wieder erlangter Freiheit FOUQUETI. nach erhalt- ner Freiheit BEHRENS diætet: pag. 436. , bei einer wieder erlangten Geliebten THORESBY natur. hist. of. Leeds p. 625. , wenn man Soͤhne oder Toͤchter, die man vor todt gehal- ten, H. Phisiol. 5. B. B b b b Der Wille. XVII. Buch. ten, wieder bekoͤmmt L. IOUBERT du ris p. 79. ROBINSON of the splcen p. 91. Von einer Roͤmerin nach der Schlacht beim Trasimenes. , oder unverhoft Erbschaften er- langt NICHOLLS anim. med. p. 16. die Enkelin. LEIBNIZII Hist. de l’Acad. 1716. add. PECHLIN L. III. obs. 3. . Wir begreiffen nicht recht, woher dieses kom- me. Jch weis, daß man diese Bewegungen von der vermehrten Ausduͤnstung SANCTOR Sect. VII. n. 26. 28. CHEYNE saint. infirm. p. 189. , von dem, gegen die aͤus- sersten Enden des Koͤrpers getriebnen, und nicht zum Herzen wieder ruͤkkehrenden Blute PARSONS physiognom. pag. 81. zu erklaͤren sucht. Allein es fehlt uns an Erfahrungen. Man sollte viel- mehr Schlagfluͤsse vermuthen, weil das Blut stark nach dem Gehirn getrieben wird. Und dazu giebt die Roͤthe, die Hizze, und die Ohnmacht Anlaß. Die Liebe spornet ebenfalls das Blut an, und beschleu- nigt den Pulß, mit einem ungleichen Schlage, welchen man der beigemischten Furcht zuschreiben kann. We- nigstens lieset man, daß Struthius, und vormals die Liebe des Antiochus aus dem Pulse entdekkt worden Sphymol. p. 218. . Eine heftige Liebe, die dem Besizze nahe ist, verursacht eine grosse Hizze, Herzklopfen, Roͤthe, eine Staͤrke, mit Zittern, und gleichsam eine Empfindung von einem durch die Gefaͤsse der Gliedmassen laufenden Feuer, um von den Geburtsgliedern zu schweigen. Jch weis, daß da- von die Monatliche Reinigung vor der rechten Zeit be- foͤrdert worden Siehe BIERLING advers. n. 39. . Das Bemuͤhen hat mit der Liebe einige Stuͤkke ge- mein, es verstaͤrkt den Umlauf des Blutes, erregt den Schweis, heilte so gar ein Fieber Q FABIO MAXIMO in quar- tana PLINIUS L. VII. c. 50. , und minderte Die Neugierde zwang para- litische Personen zu gehen, als der Gesandre von Marokko ein Kran- kenhaus besuchte ANDRY ortho- ped. p. 98. oder heilte eine Laͤhmung HILDAN epist. med. damit er in der Belagerung einer Stadt auf dem Walle mit fechten koͤnnte. . Das Erwarten verzoͤgerte so II. Abschnitt. Der Wille. so gar den Tod selbst PECHLIN L. III. obs. 3 die Spiellust LOUIS signes de la mort. pag. 129. . Zu dem Bemuͤhen koͤnnte man des Philipp Neri Pulsadersakk an der Aorte, wo- bei einige Ribben zerbrochen waren, rechnen, da dieser Mann sonderlich von Betrachtungen geistlicher Dinge, ein Herzklopfen bekam ANGELUS VICTORINUS im eignen Buche p. 30 . Es macht an einem schwachen Gehirne uͤbermaͤßige Bewegungen, und zieht so gar das schwere Gebrechen nach sich HOFMANN Med. Cons. G. IV. D. II. c. 6 Kraͤmpfe, PECH- LIN Cent. III. obs. 6. . Die Schaam scheint auch an einigen Thieren vor- zukommen. Sie macht am Menschen in dem Gesichte eine besondre Roͤthe, und nicht nur an den Wangen, sondern auch wie ich an einem Maͤdchen gesehen, an dem ganzen Angesichte, der Brust, und vielleicht auch am ganzen Leibe, denn man lieset, daß die monatliche Reini- gung von der Schaam stehen geblieben SCHELHAMMER p. 180. BALLONIO. . Man sollte glauben, daß dieses von dem verhmderten Ruͤkklaufe des Blutaderblutes herruͤhre VIEUSSENS p. 182. , weil man lieset, daß die Blutadern davon zerrissen sind An den Schafen CORNAX Enchirid. p. 26 SCENK p. 141. Sal. ALBERTI de sudore cruento. . Man koͤnnte das Mitleiden fuͤr eine Tr au rigkeit halten, allein es ist davon unterschieden. Es bewegt die Seele viel staͤrker, und gleichsam tiefer, bewegt die Ein- geweide, und erwekkt Thraͤnen, so gar auch bei denen, die durch ihre eigene Ungluͤkksfaͤlle niemals dazu gebracht werden koͤnnen, daß sie weinen sollten. Es gesellet sich zu der Traurigkeit die Liebe. Dieser Affekt ist beinahe dem Menschen eigen. Jndessen sehe ich doch einige Thiere, wenn eins von ihres gleichen leidet, zusammen laufen, und mit klaͤglicher Stimme gleichsam ihr Beileid bezeugen, ob sie gleich keine Huͤlfe leisten. B b b b 2 Der Der Wille. XVII. Buch. Der Kummer oder die Traurigkeit unterbricht das Schlagen des Herzens, daß wir uns genoͤthigt sehen, durch Seufzer den Durchgang durch die Lunge zu erleich- tern; sie schlaͤgt den Appetit nieder SCHELHAMMER p. 176. , und schwaͤcht Kraͤfte, und Ausduͤnstung ROBINSON food and dis- charges p. 77. SANCTOR de per- spir. VII n 15. Von Kummer eine Diarhoe. BAGLIO. , wie auch die monatliche Reinigung SCHELHAMMER SCHU- RIG parthenol. p. 156. MERCU- RIALIS morb. mul. L. IV. ; Sie eroͤffnet die Schweisloͤcher, um das Gift der Pest in sich zu nehmen Jnnerhalb zwo Stunden vor grossein Kummer an der Pest gestorben Recueil sur la Peste p 244. , sie macht blas- se Farbe, und schleinige Wassergeschwuͤlste; sie verschlim- mert die Scirrhos und den Krebs PECHLIN L. III. obs. 21. , und ist die Ur- sache des Scorbuts, und der boͤsartigen Krankheiten in belagerten Staͤdten BAGLIO. prax p. 150. . Eine groͤssere Traurigkeit verursacht Herzklopfen WOODWARD p. 98. , einen ungleichen Pulß, der an beiden Aermen verschieden ist MORGAGN. Sed \& caus. morb. 1. p. 254. , den heissen Brand an Wunden DIONIS p 472. , und schwar- zen Staar SCHNEIDER de catarrh. p. 428. ; endlich toͤdtet sie entweder im Kurzen, oder bisweilen ploͤzzlich CARDAN. subtil. Pag. 375. ROBINSON of splcen. p. 91. NI- GHOLLS de vi animæ medica p. 16. . Sie haͤngt der Seele so hartnaͤkkig an, daß sie sich nicht einmal vom Opio bezwin- gen laͤst YOUNG opium p. 28. . Das Heimweh ist eine Art von Kummer SULZER uͤber SUHEUCH- ZER Naturgesch. pag. 87. 88. AUENBRUKKER p 44. , welches bei den Unterthanen meiner Republik, und auch den Buͤrgern gemein ist, und aus einem Verlangen nach den Seinigen entsteht. Dieses Uebel verzehrt allmaͤhlich die Kranken, und toͤdtet sie BARRERE nov. ed. obs. V. VI \&c. , bisweilen verwandelt es sich in eine Erstarrung IDEM obs. 5. p. 20. auch gehenunter Harn. und Tollheit, sonsten aber in lang- II. Abschnitt. Der Wille. langsame Fieber. Die Hoffnung heilt dieses Uebel AUENBRUKKER. . Auch Thiere, die eines engern Umganges und des geselli- gen Lebens gewohnt sind, sehnen sich darnach, und sterben, wie die Meerotter von Kamkhatka, wenn man ihr die Jungen raubt. So folgt auf eine verachtete Liebe, eine unheilbare langsame Auszehrung, welche die Englaͤnder das Verderben nennen Nov. Comment. Acad. Pe- rop. T. II. pag. 395. MARCELL. DONAT. p. 282. . Die Furcht hat viel von dem Kummer an sich B. ROBINSON. ond food discharges. : sie schwaͤcht die Kraͤfte des Herzens, machet den Pulß ungewis PECHLIN. L. III. obs. 17. TULP. L. IV. obs. 49 BINNIN- GER V. obf. 66. Blos vom Be- ruͤhren der Hand des Arztes BOR- DEU pouls p. 95. , erwekkt eine bleiche Farbe Iour. d’un voyage aux in- des T. III. p. 214. und Schauern, wie von einer Kaͤlte TABOR p. 244. Iourn. cit. , Ohnmachten FRITSCH p. 22. , bei einigen ein geschwindes Grau werden BOERHAAVE morb. nerv. p. 543. 544 GARMANN mirac. mort. p. 30. : und sie verzoͤgert den Umlauf des Blutes dergestalt, daß es aus der Blutader nicht heraus fliessen kann; die Furcht hemmt das Bluten PUNAROL. Pentec. V. obs. 17 MORHOF stentor valoklas p. 232 233. VALDSCHMID de imagin. HUNAULO vapeurs p. 366. , die monatliche Reinigung Vom Erdbeben BAGLIVUS p. 537. SPINDLER obs. 70. , Milch MORTON p. 460. la MOT- TE obs. 38. RIVIN. de peste p. 843. und das Ausduͤnsten ROBINSON sood and di- scharg. p. 77. SANCTORINUS I. n. 8. Allgemeiner Geschwulz Eph. Nat. Cur. Vol. VII. n. 43. , sie schlaͤgt die zum Beischlafe noͤthige Kraͤfte darnieder FRITSCH. seltsame Handel. p 218. KUNDMANN pag. 1311. Nach Verbesserung der Furcht eine Begierde zur Liebe FRITSCH : sie oͤffnet die Schweisloͤcher der Haut, oder doch der Lunge, um das Gift der Pest ein- zuschlukken, oder das Gift andrer Krankheiten Blattern PECHLIN 23. Pest KUNDMANN Seltenheiten pag. 1147. 1148. Dec. VII. pag. 47. FRITSCH. VI. p. 540. SPINDLER obs 35. HOECHSTETTER, SCHREIBER p. 19. boͤsartige Krankheiten von einer nur einge- bildeten pestilenzialischen Seuche, KUNDMANN Zustand. p. 224 205. daher rothe Ruhr BEHRENS diæt. p. 433. ; sie B b b b 3 erregt Der Wille. XVII. Buch. erregt Schweis PECHLIN l. c. obs. 18. , oͤffnet den Leib, und bringt die gel- be Sucht BIANCHI T. II. MOR- GAGN. sed \& caus. morb. T. II. pag. 73. Es folgte Wahnwizz, Kiampf, Tod. oder auch ploͤzzliche Scirrhos hervor G. v. SWIETEN T. I. Pag. 190. HEISTER Chirurg. p. 783. Schmerz an der Brust Verh. of. de Hollandz. Mgatsch T. III. p. 32. , wie ich glaube, von verhaltner und geronnener Milch; und macht den heissen Brand SCHELHAMMER p. 182. ; die Wunden werden toͤdtlich FERRARA sylva. p. 26. , und die Krankheiten hoͤchst gefaͤhrlich Jn der Pest RIVIN de peste pag. 880. SPINDLER, HOECH- STETTER, SCHREIBER do peste obs. 17. Von andern BAGLIO. prax. p. 150. . Sie schwaͤchet auch die Kraͤfte des Magens und der Daͤrme, macht Blaͤhungen, und Aufftossen PECHLIN. . Jch lese, daß sich der Saamen in der Furcht ergos- sen BOERHAAVE de morb. nerv. T. II. p. 481. , ich halte dieses aber fuͤr eine Wirkung des Schrek- kens. Endlich zerstoͤrt sie die Bewegung der Muskeln, so daß man vor Furcht nicht fliehen, noch sich wehren kann. Davon entstand ein Zittern LYSER obs. 8. , welches so gar in zwanzig Jahren nicht weichen wollte v. SWIETEN T. II. p. 182. , eine Laͤh- mung BOYLE exp. post I. de caus. fin. , Blindheit PERRNY in I. de pas- sio. histerica. praef. SCHAAR- SCHMIDT Berliner Nachrich- ten 1740. p. 22. , Sprachlosigkeit SPINDLER obs. 96. Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. IV. c. 27. , eine an- haltende Schwermuth BOERHAAVE l. c. p. 411. TULP. L. IV. c. 54. , ein langwieriger Unsinn Eph. Nat. Cur. l. c. , und das schwere Gebrechen BOERHAAVE morb. nerv. p. 801. BARTHOLIN. Cent. III. hist. 41. HAGEDORN C. I. hist. 19. G. v. SWIETEN III. p. 393. BINNINGER I. n. 1. Iourn. de medec. 1683. n. 1. SALMUTH II. n. 73. Auch ein Kind WEDEL morb. inf. 37. TRALLES l. c. . Endlich zieht eine grosse Furcht bisweilen den Tod nach sich. Es starb jemand, an eben dem Tage, an welchem man ihn den Tod geweissagt hatte, daß hier al- so die Furcht die Stelle einer Krankheit vertrat KERKRING obs. 41. . Ein andrer II. Abschnitt. Der Wille. andrer starb, dem man das Todesurtheil ankuͤndigte LUSSAN in der Historie CAROLI VI. auf das Jahr 1403. ROCHEFORT Antilles pag. 544. WARLIZ morb. bibl. p. 339. \& RAMI MEHEMET vafirorum prin- ceps beim CANTIMIE hist. des Ottomanns IV. p. 385. , dem ein Fus in einem Grabe stekken geblieben CARDAN contradict. L. II. tr. 2. p 51. , der seine durchschnittene Sehnen beschaute MENIOT oper. T. I obs 1. , der an sich die Merkmaale der Blattern gewahr wurde Da die Freunde die Krank- heit verhehlten KIRKPATRIK ana- lyf. p. 21. Ed. II. p. 26. , und an- dre von andern Ursachen BARTHOLIN Cent. III. p. 76. LANCIS C. LIT NOR 1737. n. 33. Bresl. Samml. 1721. m. April. BEVERWECK schat der ongez 39. THORESBY pag. 625. 626. \&c. Anecdotes de Médec. p. 31. 32. . Ja es starb ein Hund, als man ein Stuͤkk loͤsete Phil. trans. n. 235. . Jn dergleichen Faͤllen findet man im Herzen ange- haͤuftes Blut SENAC II. p. 464. MAL- PIGH. p. 45. , Herzgewaͤchse BARTHOLIN l. c. , und im Gehirn angehaͤuftes und geronnenes Blut LANCIS mors subit. l. c. XI. . Noch hemmt die Furcht andre traurige Empfindungen, den Schmerz, Tollheit p. 568. FICHET DE FIE- CHY obs. p. 342. . Die Zahnaͤrzte finden bis- weilen, wenn sie ihr Jnstrument herauslangen, schon den Kranken halb geheilt und ohne Schmerzen BUNON Essay sur l’art du dentiste p. 176. . §. 6. Verfolg von den Affekten. Jch trenne das Schrekken von der Furcht So distinguirt auch MOR- GAGN. princip. I. p. 378. seqq. Ein Tertianfieber von Furcht, ge- heilt durchs Schrekken SETZOLD obs. 20. Auf andre Art. HART- SOEKER p. 104. nennet crainte, Furcht vor abwesenden Uebel, peut vors Gegenwaͤrtige. ; denn in selbigem zeigen sich die Kraͤfte der Natur staͤrker, und nicht weniger, als im Zorn. Davon entstehen im ganzen Koͤrper, und selbst am Herzen Seine Kraͤfte verhalten sich gegen die ordinair, wie 132 82 Jn einer Minute 25 Plusschlaͤge mehr, SAUVAG. infl. p. 234. die lebhafteste B b b b 4 Be- Der Wille. XVII. Buch. Bewegungen, so gar daß Stumme den Gebrauch der Rede wieder erlangen Der Sohn des CROESI, BATTUS von erblikkten Loͤwen. L. X. p. 581. PAUSANIAS, CA- MER. Epist. taurin. p. 79. A. Von zerschnitt. Zunge TULP I. e. 41. , Sterbende wieder gesund wer- den Bresl. Samml. 1723. m. Iul. ; gelaͤhmte Glieder gesund werden HOFMANN de thorac. p. 72. BECKER cultrivor. Nach einer Laͤhmung von 30 Jahren DIEMER- BROECK p. 500. , Schlag- adern sich mit starken Blute oͤffnen HILDAN Cent. I. obs. 18. , gehemte monat- liche Reinigung wieder hergestellt wird SCHELHAMMER oper. T. III. pag. CCCH. Starkfliessonde Menses SALMUTH C. III. obs. 49. Blutgang TRALLES Vorsorge der Mütter p. 311. BUDEUS III. cas. 23. Ohnzeitige Geburt TRALLES ibid. , das Podagra ploͤzlich verschwindet BOYLE util. exp. p. 282. Bresl. Samml. 1718. m. Febr. SEI- DEL morb. incur- pag. 101. HIL- DAN. Epift. 47. LEHMANN Chron. p. 912. von angebranntem Bette KOEPER Nachtwandl. von einer Feuersbrunst PECHLIN L. III. obs. 22. Kreuzigung TACHEN podagr. p. 81. , das Reissen in den Gliedern BOYLE obs. \& exp. PECH- LIN III. n. 24. , das Wechselfieber LEHMANN. IUCH de utilib. et subtilib. febrilib. n.16. CHIFLET pulv. febrif. orbis Americ. p. 20. 21. G. v. SWIETEN L. II. p. 327. PECHLIN L. III. p. 22 24. PET- ZOLD obs. 20. , Wahnwizz Hist. de l’Acad. 1752. n. 2. und der Durchlauf LOESECKE Arzneymittel p. 115. vom Schrekken vergehen. Dagegen erzeugt sich vom Schrekken das schwere Gebrechen HAEN rat. med. V. p. 122. Epilepsie vom Anblikke epi- leptischer HILD III. obs. 8. DU- BINSKY remin. vit. p. 41. . Der Zorn hat beinahe eben solche Zufaͤlle, als das Schrekken: der Pulß ist geschwinder Die Staͤrke an Sterbenden groͤsser SCHWENKE hæmatol. p. 20. KAAUW impet. p. 429. bis 104. , es zeigt sich Roͤthe, Hizze, Zittern, Stammeln, starke Leibeskraft An Phrenitischen. L. XI. p. 484. , das Blut tritt in fremde Wege uͤber, es erfolgen Blutungen Comm. BOERHAAV. T. II. pag. 451. 452. HILDAN. Epist. l. PECHLIN III. p. 25. Davon mit cinmal die Menses LALLAMANT mecan. des pass. p. 168. Blutgang der Mutter RUDOLPHI Nasenblu- ten am ATTILA. Blutschwizzen RASCZYNSKI T. II. p. 456. Von einem heftigen Zorn der Amme, kam an einem Kinde das Blut durch Mund, Augen, Nase, Oh- ren, Hintern, und Schaam her- vorgedrungen ALBIN pravit. sang. p. 32. IDEM. s. miss. n. XI. , Schlagfluͤsse BECKER cultrivor. WEN- CES- , das Herz dehnt sich ge- waltig II. Abschnitt. Der Wille. waltig aus HARVEI diss. III. p. 154. , die Narben springen auf HILCAN Epist. I. , es erzeu- gen sich Entzuͤndungen IDEM Cent. I. obs. 17. , die Ausduͤnstung nimmt zu SANCTOR S. VII. n. 1. ROBINSON food \&c. p. 77. , die Galle bewegt sich ploͤzzlich PECHLIN III. n. 25. Gel- besucht ALBIN. pravit. sang. p. 50. , und davon ruͤhrt das Erbrechen YOUNG opium p. 113. und der Bauchfluß her HILDAN. Cent. I. n. 18. Nach Verstopfung SCHURIG chy- lol. p. 628. ist gesund BEHRENS diætet. p. 429. BAGLIO. p. 150. da sonst ein Fieber erfolgte. . Daher lieset man, daß vom Zorn, wie vom Schrek- ken, die Stummheit Act. Hafn. I. n. 71. Hist. de l’Acad. 1738. hist. 5. , das Gliederreissen SALMUTH l. c. 48. BAR- THOLIN. H. 28. Cent. VI. , die Laͤhmung WOLF L. II. c. 5. MAR- CELL DONAT. p. 640. , das Podagra BARTHOLIN ibid. PECH- LIN L. III. obs. 26. KRUYSINGH de odontalg tact. fanand. HEIS- TER ad HIIDANUM. vergangen, der Tod verzoͤgert ALBERTI kleine Schrift. pag. 549. worden ganzer sieben Tage lang; und daß von eben diesem Affekten das schwere Gebrechen G. v. SWIETEN T. III. p. 393. , eine toͤdtliche Darmgicht TULP. II. c. 41. , ein heftiges Fieber FALIONET princip. p. 19. War nach 20 Stunden toͤdtlich. , ein schnel- ler Todt ZACUT prax. med. H. I. obs. 147. TURNER force of ima- gin. farther. considerd. p. 43. erfolgt ist. Noch gehoͤren zu einem geschwinden Blutumlaufe, die feineren Ergiesungen des Blutes, Blutflekken PETZOLD obs. 20. , ein schnell auffahrender brauner Flekken am Fusse, und davon ALBERT med. leg. T. III. e. 134. der heisse Brand. Flekken und toͤdtliche Streifen IDEM ibid. QUESNAI de la gangrene p. 330. , oder schwarze Stellen vom Fusse bis zum Knie Gal. di Minerv. VI. p. 132. . Mit diesem Erfolge vergleiche ich die Roͤthe am Halse der Ka- lekutischen Haͤhne, welche der Zorn veranlasset, und die Phaͤnomena an der Haut des Kamoͤleons: indem diesel- B b b b 5 ben, CESLAUS IMP. \&c. WIER de ira p. 795. WOLFL. II. n. 5 asphy- xia MALPIGH posth. p. 45. Laͤh- mung an einer Seite. Der Wille. XVII. Buch. ben, das Wunder bei Seite gesezzt, darauf ankommen, daß sich die Farbe der Haut aus der schwarzen Mausfar- be, die ein ordinairer hat HASSELQUIST. le BRUYN klein Asien. p. 162. , bleich und gelbe verwan- delt HASSELQUIST palæstin. p. 300. Es stimmt diesem bei HOUS- TOUN. , und der ganze Koͤrper welk wird, und zusam- men faͤllt. Dieses eraͤugnet sich, wenn er die Luft in sich verhaͤlt, und die Lunge aufblaͤset VALISN. II. p. 416 und vor- mals ARISTOTELES. , die durch Anhaͤng- sel unterschieden ist, oder weil er auch vielleicht Luft unter die Haut laͤst, diese Bekleidung ausspannt, ihre gegit- terte Falten VALISNER II. p. 394. 414. GREW rar. p 40. verdrengt, und die nun glatte Haut das Licht anders reflektirt; bald aber wieder die Lunge fallen laͤst, und die Luft aus der schlafen Lunge tritt, wobei das Thier den bleichen Theil der welken faltigen Haut praͤsen- tirt HASSELQUIST. VALISN. T. II. pag. 396. erhlassen auch im Tode SPON. . Haß und Abscheu, erregen sonderlich ein Erbrechen Von erblikkter rother beta RIVIN. imag. vir. med. , eine Diarrhoe Als man ersuhr, daß man eine Kazze gegessen VALENT. pand. Méd. leg. P. I. S. 6. c. ult. , bisweilen auch starke Ohnmach- ten, daß der Speichel aus dem Munde fliest ZACUT prax. admirab. L. III. obs. 107. vom Kaͤse. , und an- dre grosse Uebel erfolgen Phil. trans. n. 29. Da ein Maulwurf in den Becher geworfen war mit toͤdtlichem Erfolge LIBAV cruent. cadaw. p. 269. . §. 7. Der Mechanismus dieser Affekten. Die erzaͤhlten Dinge sind jedermann bekannte Sachen; allein man koͤnnte uns fragen, wie und durch was fuͤr Organa geschehen, bei Gelegenheit eines solchen in der Seele aufsteigenden Affekts, dergleichen Bewegungen im Gehirn, wie wir gesagt haben. Hier antwortet der Stahlianer ohne Verzug Cons. L. XI. p. 519. , es geschieht auf Befehl der Seele, denn diese will sich von diesem Uebel losmachen, und II. Abschnitt. Der Wille. und dem Guten zu eilen. Doch stimmt dieses keines weges mit den Erscheinungen uͤberein. Wollte man in der Furcht, um einem bevorstehenden Uebel zu entweichen, die Selbster- haltung zum Endzwekke dieser Bewegungen machen, so ist ja nichts ungereimter, als daß sie die Kniee zittern laͤst, und eine Schwachheit hervorbringt. Was ist beim Zorn an der in Bewegung gebrachten Galle, und dem Bauchflusse vor ein Vortheil, um sich am Feinde zu raͤ- chen, oder was traͤgt dazu die Epilepsie bei? Ueberhaupt bringen mich die Phaͤnomena der Furcht, die auch an Thieren vorkommen, welche sich gemeiniglich ihrem Schikksale nicht entgegen sezzen, wenn sie es mit einem staͤrkern Feinde zu thun haben, auf den Gedanken, der Schoͤpfer habe diese Abnahme der Kraͤfte, die bei der Furcht zugegen ist, nicht zur Selbsterhaltung des fuͤrch- tenden Jndividui, sondern zu dessen leichterer Zerstoͤrung, bestimmt. Dem Gleichgewichte der Kreatur zum Besten, muͤssen fruchtbare Thiere, von weniger fruchtbaren auf- gerieben werden; folglich muͤssen sich diejenigen nicht zu leicht wehren koͤnnen, die ein Opfer des Raubes sein sol- len. Folglich huͤlft die Furcht derjenigen Arten, die dem Raͤuber bestimmt sind, den Sieg der fleischfraͤßigen Arten erleichtern. Dahingegen gehoͤrt der Zorn, die Liebe, und auch das Schrekken zur Selbsterhaltung der Kreatur. Doch dieses ist noch kein Mechanismus. Diesen sezzte ehedem Willis De cerebro p. 170. ed. 8. ferner VALISNERI de chamæleon- re pag. 394. STAHL de obstruct. vas. n. 35. durch die Faserflechtun- gen. und Vieussens pag. 182. in die Nerven- strikke, welche sich um die Schlagadern VIEUSSENIUS p. 193. oder Blut- adern herumlegen, und welche durch ein Zusammenschnuͤ- ren, das Blut in den Blutadern in einem Theile zuruͤkk- halten, z. E. in der Schaamhaftigkeit IDEM neurolog. p. 182. , und dem Steif- werden in der Begattung; oder durch ein Verschinren der Der Wille. XVII. Buch. der Schlagader, das Blut von einem Theile abhalten Add. ID. p. 193. , wie im verhinderten Harn des Hundes IDEM neurologr. p. 200. VomSchrekken SCHAARSCMIDT Berl. relat. T. V. p. 262. 263. ; oder endlich dieses Blut, z. E. in der blassen Farbe bei einigen Affek- ten, zum Herzen zuruͤkktreiben SCHREIBER de fletu n. 51. : oder dagegen durch Erweiterung dem Harn Plazz machen, und dem Safte des Gedaͤrms Freiheit lassen, oder wenn sie, ohne alles wechselweise Erschlaffen, stark verschnuͤrt worden, das Vlut durch die Schlagader in einigen Theilen haͤufig sam- meln VIEUSSENS l. c. p. 193. . Doch es haben beruͤhmte Maͤnner gegen diese Strik- ke allerlei eingewendet Von Schaam WHYTT vi- tal. mot. p. 102. Ueberhaupt BA- KER anim. adfect. p. 18. 19. , und ich habe diese Hipothese laͤngst verrufen. Die Sache selbst ist nicht so leicht. Freilich wird dieses Vermoͤgen durch die Nerven ausgeuͤbt, und diese bedienen die Seele ganz allein; man beweiset durch dieses Exempel, daß die Nerven auf die Organa des Lebens ei- nige Gewalt haben, z. E. auf das Herz, das Gedaͤrme, den Magen, und die kleinste Schliesfasern der Haut, und der Darmzotten; wie auch auf einzelne Theile NUGENT hydrophob. pag. 61. , indes- sen daß die uͤbrigen wenig geaͤndert werden, als in der verliebten Steifheit, und im Erbrechen beim Anblikke haͤs- licher Dinge; daß also in den Affekten die Nerven einige Gewalt aͤussern, dergleichen der Wille ganz und gar nicht hat. Jndessen beweisen sich doch die Affekten fonderlich auf das Herz wirksam, sie veraͤndern das Klopfen dessel- ben, und man kann sie fast auf zweierlei Arten bringen, indem einige den Kreislauf des Blutes schwaͤchen, andre aber vermehren. Zu jenen gehoͤrt der Gram und die Furcht, zu diesen der Zorn, die Freude, Liebe, und das Schrekken CHEYNE sanit. tuend. pag. 178. . Daß II. Abschnitt. Der Wille. Daß sich aber an den kleinsten Gefaͤssen etwas zeige, welches wenigstens in der Thaͤtigkeit, mit den Nerven- strikken eine Aehnlichkeit hat, erhellet aus der Hemmung des Blutaderblutes, die eben solche Folge als die Unter- bindung hat, ferner aus den Huͤgelchen der Haut, die sowol vom Schrekken, als von der Kaͤlte herruͤhren koͤnnen. Wir nehmen wahr, daß die Nervenkraft, welche Mus- keln beherrscht, im Magen und dem Gedaͤrme, staͤrker oder schwaͤcher gemacht werden kann; darum ruͤhren aber die Affekten WOODWARD eafes p. 31. 33. 34. 35. 242. 288. nicht vom Magen her. §. 8. Die Sprache der Leidenschaften. Gott, der Stifter aller Gesellschaften, hat gewollt, daß sich die Affekten in der Stimme selbst, durch die Ge- berden, und vornaͤmlich am Angesichte kenntlich machen sollen, und daß also ein Mensch dem andern, seine Liebe, und Zorn, und die uͤbrige Leidenschaften in einer untruͤg- lichen Sprache, die alle verstehen, entdekken soll. Doch es verstehen auch unvernuͤnftige Thiere dergleichen Spra- che, um damit ihre Liebe, gesellige Freundschaft, muͤtter- liche Zaͤrtlichkeit, Zorn, Schmerz, Furcht, welches die vornehmsten Affekten sind auszudruͤkken. Diese Sprache Conf. CORDEMOI de lo- quel. p. 16. NICOLAI \&c. ist allen vierfuͤßigen Thieren und Voͤgeln gemein, sie verstehen sich einander, und den Menschen, so wie sie von diesem wieder verstanden werden. Der Hund lieset naͤmlich dem Menschen aus seinem Gesichte, wenn dersel- be zornig ist, er schliest es aus seinen Worten; und der Mensch erkennt den Grimm eines Stieres aus dessen Bruͤllen, so wie sich alle vierfuͤßige Thiere vor dem Bruͤl- len des Loͤwen fuͤrchten. Jch werde mich, was die Toͤne anbelangt, kurz fas- sen, da es doch gewis ist, daß jeder Affekt seine gewisse Toͤne Der Wille. XVII. Buch. Toͤne hat. Hingegen aͤussern sich sonderlich im Angesich- te die Kennzeichen der Affekten, die sich so leicht lesen lassen, daß die Mahler alle Gemuͤthsbewegungen blos durch das Gesicht, und wenn man dieses von der Seite ansieht, sehr wohl auszudruͤkken verstehen. Diese Spe- culation ist artig, und wir wollen ihre erste Grundstriche zeichnen. Die Liebe, und Bewunderung giebt sich durch eine in die Hoͤhe gezogne ausgedehnte Stirn, und durch Augen, welche wie die Augenlieder, in die Hoͤhe steigen, zu er- kennen. Hier wirket der Muskel des Hinterkopfes, und der gerade obere Augenmuskel, wie auch der Hebemuskel des Augenliedes Add. PARSONS on phy- siognom. p. 53. . Die Neugierde und Bewunderung eines Redners, oͤffnet zugleich den Mund, damit die klin- gende Luft zur Trompete gelangen moͤge IDEM p. 54. . Die Freude, und das Lachen PARSONS ibid. p. 72. , verschliest fast die Augen, es wird der Mundwinkel in die Hoͤhe gezogen, man runzelt die Haut der Nase, und der Mund wird durch den Trompeter und Lachmuskel verzerrt. An vie- len Personen entsteht alsdann eine Grube an der Wange, und vermehrt die Anmuth, indem dieses, wie ich davor halte, zwischen den schwellenden Jochmuskeln vorgeht. Jm Weinen IDEM p. 77. , und trauriger Leidenschaft, ziehet sich die Unterleffze herab, daß das Gesicht laͤnger zu werden scheint, es verzerren sich die Leffzenwinkel vermittelst der dreiekkigen Muskel; es ist das Auge geschlossen, und es verbirgt sich der Augenstern unter das obere Augenlied. Jm Zorn und Hasse, erregt sich die Unterleffze uͤber die Oberlippe; die Stirn senkt sich herab, und bezieht sich mit Runzeln. Die Verachtung macht ein ungleiches Gesicht, indem sich das eine Auge fast schliest, und das andre spoͤttisch herabsieht Conf. IDEM. p. 64. Jm II. Abschnitt. Der Wille. Jm Schrekken oͤffnen die Muskeln den Mund und die Augen mit Gewalt, und die Haͤnde werden aufge- hoben IDEM p. 60. . §. 9. Daraus entsteht die Phisionomie. Es ist nicht gar zu lange, daß man mit Recht einge- sehen, wie sich die meisten herrschende Affekten aus dem Anblikke eines Gesichtes lesen lassen, daß man einen freu- digen und scherzhaften, einen traurigen und ernsthaften, einen stolzen, sanftmuͤthigen und gutartigen, einen neidi- schen, unschuldigen und schamhaften Menschen, und kurz, fast alle auch gemischte Affekten, oder angewoͤhnte Laster, oder Tugenden, durch deutliche Merkmaale am Gesichte und ganzen Koͤrper, sehr leicht unterscheiden kann. Es koͤmmt dieses daher, weil Muskeln ZAMBECCARI bei dem CORTE p. 222. lettres sur les phy- sionomies p. 188. ANDRY ortho- pod. T. II. p. 30. , die einem gewissen Affekte zugeordnet sind, in einem Menschen, bei dem die- ser Affekt zur herrschenden Natur geworden, oͤfters wir- ken oder gebraucht werden, und es muͤssen sich also an jachzornigen Menschen die Muskeln des Grimms oͤfters zusammen ziehen. Von diesem oft wiederholten Gebrau- che geschicht es nun, daß diese Muskeln staͤrker wachsen, und sich uͤber die andern, gleichsam schlafende Muskeln des Temperaments einen Vorzug heraus nehmen, und wenn der Affekt gleich nachgelassen, dennoch eine Spur von dem herrschenden Affekte im Gesichte uͤbrig bleibt. Dahin kann man rechnen, was Lancisius fuͤr die Chiromantie geschrieben, da er naͤmlich will, daß die gros- sen Falten in der Haut Staͤrke, und gute Gesundheit der Frucht, und des Menschen, kleine oder gar keine Falten dagegen eine Schwaͤche anzeigen sollen. Folglich ist es nicht noͤthig, zu der Seele als einer Baumeisterin die Zuflucht zu nehmen STAHL de animi morb. , und zu glau- ben, Der Wille. XVII. Buch. ben, wenn sie ihren Koͤrper bildet, daß sie ohngefehr ih- res gleichen erbaut, und daß sie ein Gesicht eines unver- nuͤnftigen Thieres modeln wuͤrde, wenn sie dumm waͤre. §. 10. Die Erregung der Affekten. Dem Menschen ist eine Leichtigkeit oder Neigung zu Nachahmungen angebohren, die ohne Zweifel aus der Zueignung der Jdeen entsteht. Gaͤhnt jemand, so gaͤh- net, wie ganz bekannt ist, der ganze Haufe der Gesell- schaft mit. Menschen, sonderlich wenn sie jung und zaͤrt- lich sind, weinen, wenn sie andre weinen sehen BOERHAAVE morb. nerv, T. II. p. 512. . Se- nak hat von der blossen Erzaͤhlung eines schauderden Dinges Kraͤmpfe KLOEKHOF morb. anim. p. 55. von Einbildung. , Ohnmachten, und den Tod selbst beobachtet T. II pag. 464. Blut ange- haͤuft in den Herzgefaͤssen. . Ja man weis, daß auf den Anblikk der Kraͤmpfe, und der Epilepsie aͤhnliche RIVIN. imagin. vir. med. Uebel HILD. L. III. obs. 8. erfolgt sind. Es ist dieses der Grund, Affekten durch das Lesen, durch die Musik, und selbst durch die Geberden zu er- wekken; denn es hat Quintilian Komoͤdianten, wenn sie Trauerspiele vorgestellt, weinend den Schauplazz ver- lassen gesehen. Ein Tragoͤdienspieler starb auf der Schau- buͤhne KLOEKHOF morb. anim. p. 55. KAUW impet. fac. n. 406. . Daher koͤmmt es, daß die Muskel in Erwekkung und Besaͤnftigung der Leidenschaften eine grosse Gewalt hat. Sie erinnert uns an diejenigen Personen, deren Karakter man mit der Stimme oder dem Jnstrumente vorstellt L. XV. p. 304. 305. . Drit- Dritter Abschnitt. Der Schlaf. §. 1. B isher haben wir die wachende Seele, oder doch den- jenigen Zustand eines Menschen beschrieben, da sich die Veraͤnderungen, die von den umliegenden Koͤrpern in den Organis der Empfindung hervorgebracht werden, der Seele vorstellen, und von derselben begriffen werden. Doch nimmt dieser Zustand nicht viel uͤber die Helfte unsers Lebens ein; die andre Helfte gehoͤrt fuͤr den Schlaf. Wie es scheint, so schlaͤft die Frucht SUPPRIAM p. 26. : es schlaͤft das Huͤhnchen im Ei Hamb Magaz. T. VI p. 3. : und fruͤhzeitiggebohrne Kmder schlafen fast in eins fort. Kinder schlafen viel; und abgelebte Greise schlafen ebenfalls oft. Es kam mit dem vortreflichen Mathematiker A. le Moivre dahin Hist de l’Acad. 1754 Ein Mann welcher 83. und einer der 150 Jahr alt war THOMAS PA- REC verschlief den groͤsten Theil seines Lebens L. Magaz 1753 p 601. , daß er von vier und zwanzig Stunden nicht mehr, als vier Stunden wachend zubrachte. Man verschlaͤft im mittlern Alter den dritten Theil, und daruͤber vom Tage. Die meisten unvernuͤnftigen Thiere, welche nicht des Nachts auf Beute ausgehen, schlafen so lange, als sie wachen: sie wenden naͤmlich die ganze Zeit, so lange es finster ist, auf den Schlaf, und sie wachen so lange, als die Sonne uͤber dem Horizonte ist. Einige Thiere schla- fen auch in ihren Winterquartiren noch viel laͤnger. Den Winter uͤber schlaͤft das Murmelthier, und wenn es sich endlich erwekken laͤst, schlaͤft es doch gleich wieder ein Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 4. obs 122 Iourn. Helv. 1743 p. 553 HARDER apiar. obs 122 CI- TOIS abstin. consolentan p. 75. GESNER Quadr. p. 842. ad. BUF- FON T. VIII. p. 224. ; so schlaͤft H. Phisiol. 5. B. C c c c Der Schlaf. XVII. Buch. schlaͤft das Zobelthier STRAHLEMBERG Jn der Beschreibung Siberiens. , die Spizzmaus AGRICOLA anim. subtert. pag. 34. , die karpa- tische Maus BEL. in hist Ungar. , die Ratte BOKRIGH. diss. VII. p. 309. MERSEN. in genes. p. 625. NOL- LET leçons de phys. T. I. p. 92. FANTON. diss. anat. ed. pov. p. 41. RE’ AUMUR Mém. pour ser- vir à l’histoire des insect. T II. p. 29. Wahre Razze BUFFON T. VIII. p. 159 161. 162. Kleine Raz- ze IDEM ibid. p. 182. , Fledermaus BRUKMANN Cent. Ep. II. p. 161. LEEUWENHOEK epist. 67. BUFF. T. VIII. p. 117. , der Jgel BUFFON T. VIII. n. 31. und der Dachs IDEM Hist. natur. T VII. p. 106. doch nicht den ganzen Win- ter durch. . Die Baͤren liegen fast vierzig Tage verborgen AGRICOLA anim. subterr. p. 411. LEHMANN Bergm. Chron. pag 540 , und in Schweden von der Mitte des Novembers bis in die Mitte des Aprilmonats FIELLSTROEM tappernes biörnfange. De anim. latent. L. III. c. 14 15 17 Den ganzen Winter PONTROPPIDAN natur hist. T. II. p. 32, andre sagen, daß sie sich ihrer Haut wehren, add. BUFFON T. IV. p. 254. . Jn Groͤnland verschwanden sie mit der Sonne den dritten November, und erschienen wieder, da die Sonne aufgieng Trois voy. au Nord. p. 127 LINSCHOTEN Voy II. p 23. Jn Barensens Historie fast den gan- zen Winter hindurch. 22. Jan. wa- ren sie munter. . Doch es schlafen auch die Jnsekten lange Allerlei Jnsekten leben im Winter ohne Bewegung, SWAM- MERDAM bibl. p. 600. 604. astaci. Bresl. Samml. 1722 m. Sept. Auch im heissen Aethiopien schlaͤft die Kemboul im Winter, und dekkt sich als Schnekke mit ihrem Dek- kel zu. ADAMSON Senegal. p. 18. Folglich brauchen einige Thiere auch ohne Kaͤlte, einen langen Schlaf. , wofern man nach dem Aussenbleiben der Empfindung und der willkuͤrlichen Bewegung schliessen darf, daß sie wirklich schlafen. Raupen schlafen einige male Dreimal MALPIGHI de bom- byce p. 3. 5. , bevor sie sich haͤuten; und es ist das Leben einer Raupenpuppe nichts, als ein Schlaf RE’ AUMUR Histoire des Insectes T. II. Mém. I. . Man glaubt, daß auch die Fi- sche schlafen ARISTOTELES Hist anim. L. IV. c. 10 OPPIAN L. IV. H L- LE von Thieren p. 170 Von den thymis delphinis PLINIUS L. X. p. 75. BELLON. obs. p. 159. , sonderlich nach den neuern Erfahrungen RICHTER p. 308. , und es verfallen einige in einen tiefen Schlaf Aci penser. , wo- III. Abschnitt. Der Schlaf. wovon sie ploͤzzlich erwachen, und erschrokken die Flucht nehmen HALLE l. c. . Jndessen haben doch bisweilen Fische ein schnelles Schiff, sieben ganzer Tage lang verfolgt OVINGTON voy. to surat. I. p. 45. . Die Froͤsche schlummern in der Kaͤlte, und leben ohne Speise und Bewegung Oecon. Nachricht n. T. VI. pag 335 , nicht aber so in einer Waͤr- me Hist. natur. des anim. II. pag. 2. 137. So auch nicht das Murmelthier, RE’ AUMUR l. c. T. II. Mém. 2. P. 29. Thiere schla- fen mehr, je naͤher sie dem Nord- pol sind, und weniger, je naͤher sie den warmen Gegenden kommen. BERGEN de anim. hiem. sopit. pag. 18. . Die Schleichen verbergen sich im Schlamme PECHLIN aer \& alim de- sect. p. 54. BORRIGH p. 320. . Eben dieses erzaͤhlt man auch von den Schwalben L. IV. p. 437. L. VIII. p. 266. . Endlich so schlaͤft, wenn man genau rechnen will, der Keim der menschlichen Frucht, die laͤngste Zeit uͤber, bis derselbe in der Befruchtung wach wird. Es scheint also der Zustand aller Thiere dieser zu sein, daß sie einen Theil ihres Lebens in Traͤgheit und Schlaf zubringen. Jndessen theilt die Natur doch diesen Theil sehr ungleich unter sich aus, indem das Pferd kaum drei oder vier Stunden lang schlaͤft, und sich einige Pferde HALLE Geschichte der Thie- re p. 232. BUFFON Hist. natur. T. IV. p. 253. gar nicht niederlegen BUFFON ibid schlafen ste- hend. BATHURIST prælect. p. 165. . §. 2. Die Schlaͤfrigkeit. Es ist uns derjenige Schlaf der natuͤrlichste, welcher uns nach ausgestandner Tagesarbeit, und auf ein gutes Abendessen uͤberfaͤllt. Man kann die Zufaͤlle dabei nicht so leicht beobachten, weil der Beobachter zugleich mit ein- schlaͤft; indessen bin ich doch oͤfters auf mich selbst auf- mercksam gewesen. Demnach erwekkt das Blut des Abends, wenn es durch seine viele Bewegungen, die durch zufaͤllige Ursachen hervorgebracht worden, in einen C c c c 2 hefti- Der Schlaf. XVII. Buch. heftigen Umlauf gerathen, gleichsam ein kleines Fieber pag. 598. , es schmerzen die ermuͤdete Muskeln, und besonders ermat- ten die langen. Hierauf aͤussert sich eine unangenehme Betaͤubung an den Knieen. Dazwischen noͤthigt uns die Natur einmal uͤber das andere zu gaͤhnen, es schlaͤgt der Puls langsamer TRALLES de opio pag. 250. STRUTHIUS ars sphygmic. p. 200. STEMZEL peri hipnos Conf. GORTER Exerc. de somn. vigil. tot. PUSCHER de pervigil. und schwaͤcher, und bleibt in Kindern aus BAGLIO prax L. I. p. 73. . Hierauf werden die Geschaͤfte des Kopfes hin- faͤllig, es vergeht die Wißbegierde, die Sorge verlaͤßt uns, wir sind nicht mehr zu denken aufgelegt, und Leib und Seele fuͤhlen eine Neigung zur Ruhe. Es werden die Eindruͤkke aller aͤusserlichen Sinne matt, die Augen sehen und lesen nicht wohl, und die Seele stellt sich, die vom Gedaͤchtnisse entspringende Empfindungen, weder mit ei- niger Lebhaftigkeit, noch ordentlich mehr vor. Hingegen laͤst sich ein sanfter Zug, der unwiderstehlich ist, zum Schlafe verspuͤhren, wobei an der zusammenfuͤgenden Haut der Augenlieder, nicht weit vom grossen Winkel einiges Brennen vermerkt wird; man kann die Augen nicht mehr mit Bequemlichkeit offen halten Die kleinen Muskeln schla- fen erst ein. SUPPRIAN pag. 41. als der levat. palpeb. , sie schlies- sen sich wider unsern Willen, und es verbirgt sich die in die Hoͤhe gezogne Pupille PARSONS p. 16. . Zugleicher Zeit sinkt der Kopf vorwerts nieder, er nikkt einmal uͤber das andere, der Kinnbakken oͤffnet sich, und es wuͤrde der ganze Koͤr- per fallen, wenn man stehen bleiben wollte. Jndessen wacht und lauscht noch lange Zeit das Ohr Diesen Zustand unterschei- det er vom Schlafe, nennt ihn Schlummer Cl. MEYER Nacht- wandler. , man hoͤrt die Stimme der nahe stehenden Personen, man ver- steht sie, wenn bereits die Kraft der Augen gleichsam gebrochen ist. Und nunmehr trennen sich die Jdeen von einander, die Seele phantasirt einiger maassen, und es sind alsdann die innerlichen Empfindungen, die das Ge- daͤcht- III. Abschnitt. Der Schlaf. daͤchtnis liefert, staͤrker, bis endlich die im Archive des Gehirns aufbehaltnen Bilder der Seele vor den Augen schweben, und blos an diesem Merkmaale pflege ich zu er- kennen, daß ich so gleich einschlafen werde; denn weiter ist mir nicht verstattet, mich selbst zu beobachten. §. 3 Der Schlaf. Wenn wir die Erscheinungen eines voͤlligen Schlafes wissen wollen, muͤssen wir auf andere Menschen acht geben. Jn diesem Zustande bewegt sich der Koͤrper um desto weni- ger, je vollkommner der Schlaf ist Ein Zustand ohne Empfin- dung SUPPRIAN p 39. ; man empfinder keine Reizze der Sinnen, keinen Schall YOUNG opium p. 25. , kein Kizzeln Vom Liegen leiden wir nicht RAI wisdom \&c. p. 236. , wenn dieses alles nicht lebhaft ist Die Bergmaus wird durch siedend Wasser wach. Iourn. helv. l. c. Eine Razze kam nicht zu sich, da man sie zerschnitte MERSENN. l. c. Der Baͤr wacht nicht von Wunden lauf PLINIUS L. VIII. c. 36. Exempel von schwer zu er- wekkenden Menschen liest man beim SCHURIG chylol. c. 4 FICHET Obs of societ. at Lond. n. 22. weder durch Salzgeist, noch Nie- sewurz vom Schlafe, erwekket, siehe Phil. trans. n 304. ; ja es werden auch die innern Reizze schwach, als der Durst Oft habe ich an mir erfah- ren daß sich der Durst durch Schla- fen uͤberstehen laͤst. Meerwasser loͤscht den Durst, wenn man dabei schlaͤft. LEWIS. mat. med p 77. , oder der Husten, und der Schlaf schlaͤfert beide Uebel ein, wofern diese nicht zu uͤbermaͤßig gros sind; man hat eine gerin- gere Empfindung vom verhaltnen Harn; selbst die peri- staltische Bewegung des Magens und der Daͤrme werden schwaͤcher, daß man uͤberhaupt recht lange Zeit Baͤren leben schlafend, lange Zeit ohne Speise. BUFF T. I. V. p 254. Vierzehn Tage de anim. latent. 6. bis 7. Manate HILLER- STROEM læmtalands diurfa’nge p 15 CHARLEVOIX Histoire de la nouv. France II. p 117 Bei Kluͤmpen von Harz und abgefall- nen Blaͤttern die sie verschlukken, bleiben sie ohne Essen und werfen erst diese Herbstpillen im Fruͤhlinge aus. FIELLSTROEM lappernas diurfa ' nge Ra zen essen nichts. FANTON l. c. p 41. Noch Froͤ- sche Oecon. Nacur l. c noch Fle- dermaus, Dachs, Maulwurf, Jael LINN faun. p 8. Jn einem Schla- fe von 27 Wochen genoß BAKE- RUS nichts. Stolwyck slaapsi k e. Iourn. de Savans. 1707 m. April. , den C c c c 3 Hunger Der Schlaf. XVII. Buch. Hunger nicht verspuͤhrt, so lange man schlaͤft, und zwar ganze Winter durch. Ein Mensch kann eben so leicht GORTER Exerc. II. p. 23. Tr. des maladies de l’ estomac. p. 196. funfzehn Stunden vom Abendessen bis zur Mittagsmahl- zeit aushalten, und sieben Stunden vom Mittags bis zum Abendessen. Auch der Koth des Gedaͤrmes wird oh- ne Empfindung weiter getrieben, er haͤuft sich an, und er wuͤrde in gesunden Menschen, in der ersten Stunde nach dem Erwachen unertraͤglich werden, wenn man gleich das Bette fruͤhe des Morgens verlassen wollte. Daher wirken Purgirpillen erst den andern Tag Ess. of a societ. phys. aut liter. at. Edimb. T. I. p. 440. . Ein Mensch, welcher siebzig Tage lang schlief, harnete innerhalb zwei und vierzig Tage nur einmal, und hatte keinen Stuhl- gang Phil. transact. n. 304. . Man ist noch wegen des Herzschlages ungewis, weil beruͤhmte Maͤnner in ihren Meinungen daruͤbex nicht eins sind. Hippokrates schrieb schon E idem VI. n. 4. 5. \& MAR- TINE anim. simil. p. 257. , daß das Jnwen- dige im Schlaf waͤrmer sei. Nach ihm sagte Sancto- rius Sect. IV. n. 47. 48. \& AVI- CENNA l. c. MAJOW oper. pag. 335. , daß im Schlafe die thierische Kraͤfte, und im Wachen die Kraͤfte des Lebens, mit den thierischen Kraͤf- ten matt werden. Die Neuern fuͤgen noch hinzu, der Puls sei im Schlafenden haͤufiger, und es wachse derselbe von 70 und 80 bis 80 und 96 MORGAGN principl. p. 193. 399. , und von 70. 86 bis 80. und 96 in einerlei Zeit an BROWNE LANGRISH med. pract. p. 273. ; es sei auch der Puls groͤsser, und das Athemholen ossenbar staͤrker SENAC du coeur II. p. 219. STRUTHIUS l. c. TRALLES p. 250. Von tiefem Schlafe. , daß man an diesem Zeichen einen schlafenden Menschen erken- nen koͤnnte. Es gehe auch die Verdauung der Speisen HARTLEY. pag. 55. seqq. C. HOFMANN instit. L. V. c. 28. im Schlafe besser von statten; die Ausduͤnstung sei noch III. Abschnitt. Der Schlaf. noch einmal so gros Sect IV. n 2. \& ad 40 Sect III. n. 1. funfzig Unzen verrauch- ten deß Nachts S. IV. n. 1 42. 56. III. n. 69. Ein Pfund in einer Stunde, Conf. Sect. IV. n. 7 29. 31. 37 54. V. n. 21. VI. n 6 waͤchst um den 4. Theil. DODARTUS p. 235. ; der Schweis AVICENNA L. I. Fen. II. d. 2. c 13 und die Wun- den waͤren heisser YOUNG opium p 142. , sie schwellen, die schlafende Kinder haͤtten in sanftem Schlafe, wie Rosen bluͤhende Wangen, und die feuchte Haut duͤnste sehr aus. So waͤren auch Menschen, wie ich oft selbst gesehen, wenn sie am Fieber laͤgen und schliefen, heis, und befaͤnden sich, wenn sie erwachten, schlechter. Dahingegen wollen andre, Galen Der Puls im Schlafe matt, klein. Caus puls. III. c. 9. 10. und vornaͤm- lich der vortrefliche Johann von Gorter Exerc. II. de somno \& vi- gil tot. de perspir. Ed. II. n. 354. 355. 356. PUSCHEL de pervigil. LUDWIG in thesib. Ess. phys. and. litt. of a societ at. Edimb. p. 436. seqq. , das Herz aͤussere im Schlafe weniger Kraͤfte, es geschehe der Puls langsamer SCHWENKE Hæmatol. pag. 56. GORTER Exerc. II. n. 14. BOERHAAVE prælect. T. IV. p. 505. STENZEL p. 65. Pulse 60 \& 50. in morbo Stolwicensi Iourn. des sav. 1701. Avr. Iourn. de Trev. 707 Avril. keiner in tiefen Schlafe Ess. of à Societ. at Lond. I. n. 8. im Schlafe nehmen die Pulse ab. B. de MOOR institut. med. p. 15. , nicht so oft, es sei die Ausduͤnstung klei- ner KEIL p. 174 175. GORTER de perspir. n 307. nicht uͤber 16. Unzen, im Sommer kaum 14. Jn Stolwicensi morbo war die Haut trokken. Iourn. des Sav. l. c. , und wie 2 zu 3, oder wie 2 zu 4 Jn einer Stunde transpirirt ein wachender 3, bei Bewegung 4, und waͤhrend des Schlafes zwo Un- zen. GORTER n. 112 313. Exerc. II. p. 28 , das Athem- holen schwaͤcher IDEM Exerc. II. p. 28. 30. , und die Ruͤkkehr des Blutaderblutes beschwerlicher Daher schwellen die Beine unterm Bande, RAVENSTEIN p. 189. davon Vollbluͤtigkeit YOUNG l. c. , es empfindet ein Schlafender Frost, wenn er sich nur eben so wie im Wachen bedekkt haͤlt, wel- ches ich selbst erfahren habe GORTER de perspir n. 356. Wir haben daher im Schlafe mehr Kleider noͤthig. SANTANELLI Guler. de minerv. P l. p. 196. . Doch es soll auch das Blut aus der Blutader eines Menschen, welcher schlaͤft Es fluͤsse nicht ARISTOTE- LES hist. anim. L. III. c. 19. , mit groͤssrer Schwierigkeit C c c c 4 fliessen, Der Schlaf. XVII. Buch. fliessen, die Wunden und Geschwuͤre nicht schmerzen RAI Wisdom \&c p. 237. , und der Eiter besser, naͤmlich dikker fliessen BERENGAR. CARP. froct. cran. c. XIX. . Daher sollen duͤnne Saͤfte fast stokken YOUNG l. c. p. 25. , die Absonderungen sparsamer geschehen LUDWIG physiol. n. 540. MORGAGN. principl 189. 190. LAMURE secret. pag. 41 keine. BORDEU Recherch. sur les gland. p 395 zu viel , sich das Fett sammeln, und selbst Thiere im Schlafe fett werden PECHLIN aet \& alim. de- fect. c. 5. der Baͤ r HILLER- STROEM l. c. PLINIUS l. c. AELIAN L. VI. c. 3. Doch ster- ben Murmelthiere, wenn sie lange ohne Essen bleiben BUFFONT. VIII 224. . Es sei dieses die Zeit der Resorbtion, daß der Durchlauf, so fluͤßig er ist, dik- ker wird MORGAN. p. 291. ; und es sind alsdann die schaͤdlichen Aus- fluͤsse der Suͤmpfe LANCIS palud. nox. L. I. P. l. c. 20. TARGIONI TOZ- ZETTI in s. Reisen. gefaͤhrlicher. Jch habe mir von allen Seiten Muͤhe gegeben, diese Zweifel aufzuloͤsen. Es scheinen uͤberhaupt im Wachen mehr Ursachen zusammen zu kommen, die den Umlauf des Gebluͤtes beschleinigen, und die im Schlafe nicht zu- gegen sind. Jm Schlafe ist allein das Herz thaͤtig: im Wachen das Herz BELLINUS miss. sang. prop. 46. , das Muskelsistem, und die ganze Sinnlichkeit zugleich, die uns allerdings stark in Bewe- gung sezzen, und hierzu gehoͤren noch die Affekten, und das Bemuͤhen. Es scheint also auf keinerlei Weise gesche- hen zu koͤnnen, daß die Bewegung des Herzens im Schla- fe, da die Ursachen geringer sind, groͤsser sein sollte. Da- her geht der Puls zur Abendzeit geschwinder L. VI. p. 263. , er nimmt im Schlafe allmaͤhlig ab, und er ist des Morgens fruͤhe am schlaͤfrigsten Ebendaseloͤst. . Lebt man unter einem solchen Him- melsstriche, wo das Queksilber des Thermometers auf 120 Farenheitsche Grade, und daruͤber unterhalb den Grad faͤllt, bei welchem das Wasser gefriert, wie in der Stadt Jeniseisk geschieht, welche durch den fuͤrchterlich- sten Winter beruͤhmt ist. Dahingegen mus ein solcher um- III. Abschnitt. Der Schlaf. umkommen, und ohnfehlbar umkommen, welcher in ei- ner Luft schlaͤft, die um zwanzig Grade kaͤlter ist, als die Kaͤlte, welche Wasser zum Gefrieren bringt. Hieraus erhellet, daß der Schlaf zur Kaͤlte geneigt sei, und daß ein Mensch, welcher bei Leibesuͤbungen die kalte Luft leicht ertraͤgt L. VI. p. 294. Jm Schlafe greift die Kaͤlte staͤrker an. SANC- TOR Sect. IV n. 52 , umkommen muͤsse, wenn er in selbiger Luft schlaͤft, weil das Blut geliefert und dikk wird L. V. pag. 17. Comm. Lit. Nor. 1736 hebd. 22. Gerinnt im 25 Grade MARTIN essays p. 351. , wel- ches die Bewegung des Wachenden fluͤßig erhalten haͤtte. Daher haben Thiere, die in ihren Winterherbergen schla- fen, kaum einen Puls Berigt van de stolwykze slaapzichte. Ohne Herzschlag HAR- VEI gener. p. 150. , und frieren voͤllig NOLLET Leçons T. I. p. 32 Von den Razzen. Daher soll der Jgel ein kaltes Blut haben, BUFFON T. VIII. pag. 31. Die Razzen le loir IDEM ibid. p. 559. . Doch es ist das Schlagen des Herzens und das Athemholen fast in gleichem Grade thaͤtig. Selbst die Bewegung der Daͤrme wird, wenn man wacht, von der Speise, Trank, von der Bewegung der Muskeln des Unterleibes, von der Arbeit der Seele, erwekkt und unterhalten Alle Empfindungen mehren die Thaͤtigkeit des Gehirns Idée de l’homme physique p 222. Man schwizzt bei Versen und Problemen. ; im Schlafe aber ist keine solche ermekkende Ursache vorhan- den. Daher sehe man die sichere Merkmaale von einer langsamern peristaltischen Bewegung. Vergleiche man den schlaͤfrigen Hund einer Frau, mit dem Jagdhunde, der mit dem ersten von einem Wurfe ist, so sehe man deutlich, wie die Fettigkeit des erstern vom Schlafe ent- standen sei. Ein langwieriger Schlaf vermehre den Um- lauf des Blutes so wenig, daß vielmehr die Ausduͤnstung abnimmt SANCTOR. Sect. V. de exero. \& quiete n. XI. Sect. IV. n. 50. Stolwyk slaapzickte. , der ganze Koͤrper friert De somno \& vigil n 50. , die stokkende Saͤfte dikk werden GORTER de perspir. n. 357. , und durch den Schlaf eine Ver- anlassung zum Schlafe, auch in gesunden Menschen her- vorgebracht wird, die sich gemeiniglich in eine Schlaf- C c c c 5 sucht Der Schlaf. XVII. Buch. sucht GROEBEN Oriental. Reise- beschreib. p. 48. an sich selbst. , Erstarrung Histoire de l’ Acad. 1713. , und Dummheit BOERHAAVE Prælect. T. IV. p. 513. FICHET p. 200. verwandelt, und wodurch fast alle Empfindung zerstoͤrt wird Durch vesicatoria erwachte nicht FICHET ibid. noch von Salz- geist, oder Niesewurz. Phil. trans. n. 304 noch von Schmerz, und Reizungen. Obs. of a Societ. at. Lond. n. 22. FRITSCH selts Hænd. T. II. p. 597. SCHURIG chylo- log. c. 4. . Aus diesen erzaͤhlten Stuͤkken koͤnnte man schliessen, daß alle Bewegung einer thierischen Maschine durch den Schlaf vermindert wird. Und daher schreibe ich die groͤssere Waͤrme, den groͤs- sern Puls, und das Hauchen im Schlafe AVICENNA macht den Puls im Anfange des Schlafes, schwach, klein, langsam; staͤrker wie die Verdauung zunimmt; schwach bei laͤngern Schlafe, und hat da- bei nicht unrecht l. c. c. 12. , vornaͤm- lich den Dekken, und der waͤrmern Luft zu, die sich um die Haut sammelt, wodurch die Gefaͤsse der Haut erwei- tert werden, das Blut in dieselbe dringt, und vornaͤm- lich gegen das Ende des Schlafes Jn den lezzten Stunden tran- spirirt man mehr GORTFR Exerc. II. p. 32. ; zum Theil ist dar- an eine ziemlich starke Abendmahlzeit Schuld, die bei mir eine grosse Hizze mit Schweis hervorzubringen pflegt, und die starke Sanktorianische Ausduͤnstung verursacht IDEM de perspirat. n. 338. Nuͤchtern kaum 18. Unzen, nach dem SANCTOR S. III. n. 420. die ersten fuͤnf Stunden nach dem Abendessen kaum ein halb Pfund, die drei folgenden duͤnster man drit- tehalb Pfunde aus S. IV. 29. Vier Stunden nach dem Essen bei Schla- fenden staͤrker DODART p. 235. . Doch es ist auch das Liegen zum Athmen unbequem, weil die gleich hohen Eingeweide des Unterleibes dem Zwerch- felle staͤrker widerstehen. Endlich koͤnnen uns Traͤume Denn duͤnstet man mehr. GORTER de perspirat. aphor. 333. Exercit. II. p. 9. , die von Affekten begleidet wurden, in grosse Hizze ver- sezzen, Schweis machen, und dieses um so viel mehr, weil die Traͤume groͤssere Kraͤfte, den Koͤrper zu veraͤn- dern, als im Wachen die Empfindungen haben, wie ich weiter zeigen werde. §. 4. III. Abschnitt. Der Schlaf. §. 4 Die Ursachen des Schlafes. Nach dem Naturgesezze bringt die Arbeit, welche wachende Personen verrichten, den Schlaf hervor, und es verhaͤlt sich beinahe die Nothwendigkeit zu schlafen, wie die Geschaͤftigkeit am Tage. Daher fliehet dieser suͤsse Palsam die Pallaͤste der muͤßigen Grossen, und bethauet die Huͤtte der Landleute. Daher geniessen Kinder, die immer munter sind, eine leichte und sanfte Ruhe. Und davon ruͤhrt der unwiderstehliche Trieb zum Schlafe her, indem dieses eine der vornehmsten Ursachen mit war, wa- rum die tapfern Englaͤnder, die man in eins weg allar- mirte, das Fort S. Philipp nicht laͤnger beschuͤzzen konn- ten Lond. Magaz. 1757. p. 541. , da sie kaum mehr das Gewehr halten konnten, Saldaten unter dem Donner des schweren Geschuͤzzes BOERHAAVE morb. nerv. p. 644. schlaͤfrig werden, und die Elenden, welche die Officiers vom Schlafe abhielten FRIKE Ostind. Reisebesch. p. 99. , nachdem sie lange, einmal wie- der zu schlafen, Verlangen getragen, endlich mitten un- ter den Schlaͤgen einschliefen. Auf ein dreitaͤgiges Tan- zen folgte ein Schlaf von vier Tagen SCHNEIDER de Catarrh III. p. 475. SALMUTH III. n. 66. . Ein verloh- ren gegangenes Maͤdchen, welches man sieben Tage dar- auf wieder fand, hatte die ganze Zeit uͤber geschlafen, wie ich glaube vor Ermuͤdung Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs. 68. . Vom langen Wachen er- folgte eine Schlafsucht AMAT Cent. I. Cur. 9. . Unter die staͤrksten Entkraͤf- tungen gehoͤrt der Schlaf auf die Tortur LABAT Voy. d’Ital. T. VII. p. 5. SCLAMOVIUS ad HORST Ep. p. 415. , welcher fast toͤdtlich ist LABAT l. c. . Die zwote Ursache zum Schlafe, die aber etwas we- niger wirksam ist, aber doch das ganze thierische Reich angeht LISTER humor. p. 145. , ist das Essen, indem ein wohlgefuͤtterter Polipe Der Schlaf. XVII. Buch. Polipe matt wird, so lange sein Magen den Raub ver- zehrt, und er die ausgesogne Haut durch den Mund auswirft BAKER polyp. p. 107. 108. . Beruͤhmte Maͤnner unter den Neuern schreiben diese Zunoͤthigung zum Schlafe, welche von der genossnen Speise herruͤhrt, der von ausgedehnten Magen, gedruͤkk- ten Aorte MORGAGNUS principl l. p. 159. BOND nigthmare p. 51 53. da an lebendigen Menschen alles voll ist, Iourn. de Trev. 1729. p. 1821. Add. GODART de l’ame p. 319. , oder denen Aesten dieser Schlagader MORGAGNI sed. \& caus. orb. T. I. p. 251. zu, vermoͤge deren das Blut nicht nach den untern Thei- len kommen koͤnne, und also nach dem Kopfe steige, da denn der anwachsende Drukk, den Schlaf verursache, und das Alpdruͤkken erzeuge, wenn harte und schwer zu ver- dauende Speisen den Magen beschweren. Es ist mir diese Erklaͤrung laͤngst als verdaͤchtig vor- gekommen Comment. in Prælect. T IV. p 515. . Es schien mir mit der weisen Natur sich schlecht zusammen zu reimen, wenn zu der Zeit, da die Absonderungen im Unterleibe groͤsser sein muͤssen, das Blut den Unterleib verlassen sollte. Wenigstens braucht der Magen, der die Speise kochen soll, und das Gedaͤrm eine reichliche Absonderung, fuͤr den Magensaft, den Darmsaft, das Gekroͤse und die Galle. Ferner erfolgt der Schlaf an vielen Thieren nach dem Futter, da doch ihr Bau nicht so beschaffen ist, daß sich die Aorte sehr druͤkken lassen, oder deren Drukk den Schlaf hervorbringen sollte. So schlafen Schlangen Die Klapperschlange schlaͤft, wenn sie ein Eichhorn aufgefressen KALM Reise T. II. p 218 So die groͤfte Schlange in Congo LA- BAT Kthiop. occid. p 200. PI- GAFETTA relaz. di Congo. nach dem Futter ein, da doch ihr Magen die Haut fehr leicht ausdehnet, und in dieselbe vorragt; und der Polipe hat keine Aorte, so wie andre Jnsekkten mehr. Doch III. Abschnitt. Der Schlaf. Doch es kann auch der Drukk des Magens, am stehenden oder sizzenden Menschen, auf die Aorte nicht son- derlich gros sein. Denn es aͤndert der Magen im Men- schen offenbar seine Lage, und haͤngt mit seinem groͤssern Bogen gegen das Darmfell, so daß er sich vom Ruͤkkrad weit zuruͤkke begiebt, und blos die Aorte Besiehe indessen Prim. lin. Physiolog. n. 620 mit seinen zwo Muͤndungen zwischen sich nimmt, in denen doch keine Speise befindlich ist. So urtheilt, wie ich jezzo wahr- nehme, schon Philipp Hecquet Réponse â M SYLVA. p. 311. und A. Stuart nach guten Gruͤnden Phil. transact. n 427. . Es wuͤrde auch der Schlaf zu einer Krankheit wer- den, wenn die Aorte in solchem Grade gedruͤkkt werden sollte, daß sie uns emschlaͤferte. Nun ist aber ein Schlaf auf eine gesunde Mahlzeit, eine angenehme Sache Sein Lob bei dem HOF- MANN Instit p. 715. SANCTOR de somno n. 28. GORTER aphor. 334. Exerc. l. p. 47. . Da- her kann ich die freilich in etwas gehemmte Bewegung des Zwerchfelles BOND p. 51. 53. Conf. NI- COLAI II Stuck. n 57 leitet die Roͤthe daher. , nicht hieher ziehen, denn dieses wuͤr- de nur eine Aengstlichkeit verursachen, weil diese auf Hin- ternisse folgt, die das Blut in der Lunge aufhalten. Doch man kann auch in keinem natuͤrlichen Schlafe, die Theilchen der Speise dem Umlaufe des Blutes, als hinderlich betrachten B. de MOOR inst. Med. p. 86. STUART Phil. transact. n. 414. , ob sie gleich schlaͤfrig machen koͤnnten, nun aber bei einer maͤßigen Mahlzeit nicht statt finden. Oder will man das Vergnuͤgen, und den schlafenden Reizz zur Ursache machen MEAD of poisons p. 250. ; oder sagen, daß das Gehirn nun von dem auf den Unterleib sinkenden Blute frei gemacht worden, dergleichen auf das Fuswaschen erfolgt. Denn es befindet sich nach dem Essen im Unterleibe mehr Blut, es bezeigt einen Trieb zu staͤrkern Absonderungen GORTER Exercit. p. 42. , und folglich wendet sich das Blut alsdann vom Gehirn weg. Zur Der Schlaf. XVII. Buch. Zur dritten Ursache des Schlafes giebt uns der Stah- lianer, den Willen, an die Hand MORGAGN. principl. pag. 345. QUESNAI Essay sur l’ Oecon anim. T. III. pag. 271. IUNKER Physiol. Conspect. p. 487. TABOR p. 304. NENTER physiol. p. 315. SAUVAGES de somno NICHOLLS anim. med. p. 26. . Die Seele, welche nun uͤber ihre Geschaͤfte und Empfindungen verdruͤs- lich und ungeduldig geworden, laͤst von freien Stuͤkken die Anstrengung der Sinne fahren, weil sie diesen nuͤzz- lichen Schlus in der Absicht fasset, um ihre Kraͤfte zu ergaͤnzen, welche sie durch die Arbeit verlohren hat. Man kann die ungemeine Annehmlichkeit hieher zie- hen, welche wir durch den Schlaf gemessen, so oft wir desselben beduͤrftig sind: die Schlaͤfrigkeit, die uns bei schlimmen Gedichten, und langen Erzaͤhlungen uͤberfaͤllt. Den Abtritt zu den Betten, und Hoͤhlen, wornach sich Thiere und Menschen sehnen: und das Erwachen bei ge- wissen Stunden, die man sich vorgesezzt hat. Und dennoch habe ich allezeit gemerkt, daß dieses Ver- gnuͤgen, wenn ich oft nach dem Essen zur Sommerszeit und in der Waͤrme darauf acht gab, nicht in meinem Willkuͤhr stand, sondern sich meiner mit Gewalt bemei- sterte; und es ist sonderlich bei Personen von zunehmen- den Alter nichts gemeiner, als daß sie dem Schlafe wi- derstehen wollen, und ihn zuruͤkke zu weisen suchen, die- sen Versuch habe ich den ganzen Sommer uͤber gemacht, wenn sich der Schlaf des Mittags bei mir einstellte, und ich nicht so viel vom Tage muͤßig zubringen wollte. End- lich habe ich diese Zunoͤthigung der Natur voͤllig bezwun- gen, daß ich nun seit vielen Jahren nichts mehr davon weis; und folglich uͤberfaͤllt uns der Schlaf nicht mit un- sern Willen: sondern wider denselben: und wenn der Wille denselben meiden will, so kann er es doch nicht allemal. §. 5. III. Abschnitt. Der Schlaf. §. 5. Ursachen, welche zum Schlafe behuͤlflich, oder nicht immer dabei zugegen sind. Alles, was die Bewegung des Blutes und der Gei- ster maͤßigt, befoͤrdert auch den Schlaf. So thut dieses, was das Empfindungssistem betrift, der Mangel aller Reizze, des starken Geraͤusches, des Lichtes, der Sorge und Bekuͤmmernisse, der sanfte Lerm der rauschenden Was- ser, die sanfte Empfindung einer kuͤhlen Luft im Sommer, und der Waͤrme im Winter, oder das Lesen solcher Dinge, welche in der Seele keine Bewegungen verursachen. Jn dem Bewegungssisteme befoͤrdert den Schlaf die Ruhe, das Liegen, wobei nur wenig Muskeln zu arbeiten haben, das Fuswaschen, weil dieses das Blut auf die Fuͤsse und deren leicht zu erweiternde Blutadern, und vom Kopfe herabzieht. Hierzu sind ebenfalls die Emul- sionen der oͤligen geschmakklosen Saamen behuͤlflich, weil sie alle Bewegung im Blute maͤßigen: die frische Mohn- milch, die noch nicht bitter geworden; und alle schwaͤchen- de Dinge, als starkes Purgiren Am Tollen ein Schlaf vom Purgiren SENAC ess. de physique p. 685. dieses habe ich giuͤkklich an einem vornehmen Juͤnglinge ehedem versucht. , ein vorangegangnes Fieber, welches die Kraͤfte erschoͤpft hat, und der Ver- lust des Blutes von Wunden, und dem Aderlassen Von 2 Pfund gelassnes Blut, starb jemand im Schlafe, BENI VEN abd morb caus. So star- ben die Roͤmer, die sich die Adern zu dem Ende oͤssnen liessen. . Alle diese Ursachen, sonderlich aber die Erschoͤpfung der Kraͤfte von hizzigen Fiebern, und ein starker Blut- verlust, erregen einen sehr sanften und erwuͤnschten Schlaf ohne Traͤume. §. 6. Von Ursachen, die das Blut nach dem Gehirn treiben. Jn der Theorie des Schlafes macht dieses eine grosse Schwierigkeit, daß derselbe von so widrigen Ursachen be- foͤrdert Der Schlaf. XVII. Buch. foͤrdert wird. Wir haben gezeigt, wie derselbe von Din- gen verursacht wird, welche die Bewegung des Bluts und der Geister mindern; nun sollen die gegenseitige Ursachen folgen. Zwischen beiden ist die Kaͤlte das Mittelding, und die Hauptursache Conf. p. 593. not b. , warum Thiere im Winter einschlafen Glis (le loir) BUFFON T. III p. 559 Murmelthier p. 224. Fledermaus Hist. natur des anunaux. , da die meisten, wenigstens im Winter keine Noth- wendigkeit zu schlafen, fuͤhlen, wenn man sie bei sich er- haͤlt. Ueberhaupt mindert die Kaͤlte den Umlauf des Blutes, und sie hemmt denselben voͤllig wenn es voͤllig zum Gerinnen und Gefrieren koͤmmt. Es kann aber auch der Frost auf andre Weise einen unwidersteh- lichen Schlaf machen. Er treibt naͤmlich offenbar alle Feuchtigkeiten von der Haut Verschnuͤrt die Hautblut- adern STAHL de motu tonico p. 28. , und den aͤussersten Thei- len gegen die inwendigen zuruͤkke, daß die Finger unem- pfindlich, unbeweglich werden, nicht ausduͤnsten, und endlich weis und von heissen Brande angegriffen werden. Da also das Blut nach einwerts zu getrieben wird, so steigt es nach dem Gehirn, die Schlagadern desselben be- kommen den staͤrksten Zufluß davon, die verengerte Blut- adern fuͤhren wenig zuruͤkke, da es doch hier immer warm ist, weil der Kopf von den knochigten Dekken gegen die Wit- terungen beschuͤzzt wird. Davon entsteht eine sanfte Ein- ladung zum Schlafe, und wenn man sich diesen uͤberlaͤst, so erfolgt ein vollstaͤndiger Schlaf, worinnen man, weil in diesem Zustande die Lebenskraͤfte abnehmen, gewis den Tod findet WEPFER eicut. aquat. pag. 44. apoplex. p. 391. BOYLE on frost append. p. 28. KLOEKHOF frigus nervi inimicum. pag. 35. BOERHAAVE Prælect. T. III. p. 523. 524. : weil das Blut endlich gerinnet, und die- ses ist ein Uebel, welches unsern Alpenbewohnern oͤfters begegnet, wenn sie durch abgelegne Fussteige, die mit uͤbermaͤßigem Schnee bedekkt sind, wandern. Man haͤtte sie III. Abschnitt. Der Schlaf. sie erhalten koͤnnen, wenn man sie aufgewekkt, und ge- noͤthigt haͤtte, die Muskeln anzustrengen, um wieder warm zu werden. Von dieser Art ist auch derjenige Schlaf, welcher sich einstellt, wenn man eine Schnur um die Drosselblutader legt. Ein Mensch der vom Strikke gerettet wurde, er- zaͤhlte, daß er eingeschlummert gewesen WEPFER apoplex. p. 174. davon Ohnmacht ARISTOTELES somn. vigil. , unempfind- lich geworden CÆSALP. quæst. med. p. 220. b. Add. SWIETEN II. p. 198. , und wie seine Worte mehr waren. Dieses ist auch das Schikksal gar zu fetter Personen. Denn bei diesen ist der Ruͤkklauf des Blutes vom Kopfe schwer, weil die Blutadern REDUS oper. vol. VII. pag. 61. vom Blute gedruͤkkt wer- den. Folglich werden sie schlaͤfrig, wie ich an einem Pro- fessor gesehen, welcher aus dieser Ursache lange vor seinem Tode bestaͤndig einschlief. Jch habe dieses Uebel an einem andern dadurch gemindert, daß ich ihm Seife und purgi- rende Arzeneien vorgeschrieben, wodurch sich die Fettig- keit etwas legte Besiehe BOERHAAVE Præ- lect. T IV. p. 527. . Jener Tirann von Heraklea Dio- nisius war so verschlafen, daß man ihn mit Nadeln durch das Fett stechen, und also aufwekken muste ATHENÆUS L. XI. p. 272. . §. 7. Der Dampf von brennbaren Dingen. Dieses Brennbare schwebt HOFMANN von Holz und Steinkohlen CARTHEUSER mat. med. Sect. XI. diese Kraft schreibt er auch dem opio und mephitis zu \&c. in der Luft unter allerlei Gestalt, und in allen uns bekannten Koͤrpern umher. Es mag nun selbiges herkommen, wo es will, so bringt doch eine gewisse Menge den Schlaf hervor, welcher aber tief und dummwachend ist. Dieses thut der Dampf von Koh- H. Phisiol. 5. B. D d d d Der Schlaf. XVII. Buch. Kohlen Vom Ofenrauche HILDAN IV. obs. vom Dampfe feuchten und heissen Heues. Cent. VI. obs. 85. , und der Dunst der mineralischen Wasser ponhon. PRESSEVX p. 13. Conf. BERGEN p. 446. . Der Dampf von der Schwefelleber, wenn man diese cal- cinirt, ist berauschend CARTHEUSER. . Jn einigen Thieren stekkt ein aͤhnliches Gift. Der Biß von einer Schlange aus dem Nattergeschlechte, ziehet einen toͤdtlichen Schlaf nach sich Philos. transact. o. 245. as- pis HASSELQUIST resa p. 546. ; und dieses war die Folge von dem Bisse der Aspis, deren sich die Kleopatra, um dem Schimpfe eines Triumpfs zu ent- gehen, bediente. Wenn sich das Gift einer Persischen Spinne, Enkurek genannt, uͤber die Haut ergiest, so verfaͤllt man in einen toͤdtlichen Schlaf OLEARIUS ibid ex ed. WI- QUEFORT p. 477. . Dieses Schlafmittel koͤmmt unter den Vegetabilien oͤfter vor, und es haben die meisten Raͤuchereien, wenn man sie stark einzieht, eine Neigung dazu. So gar ha- ben geoͤffnete Kisten mit Nelken und Muskatenbluͤhten TRALLES de vi \& usu opii p. 113. , die Traͤger eingeschlaͤfert. Drei Matrosen starben vom Gewuͤrzdampfe auf einem hollaͤndischen Schiffe MÆRKLEIN Ostind. Reise p. 471. Von den Gewuͤrzen STRA- BO L. XVI. . Man sagt eben dieses vom Safran GEOFROI mat. med. T. II. p. 286. , und ich lese, daß auch durch Muͤzzen, so man in Safran liegen gehabt, und hernach auf den Kopf gesezzt, der Schlaf befoͤrdert wor- den NEUMANN oper. edit. ZIMMERMANN p. 250. . Der richende Dunst, der vom gaͤrenden Weine haͤu- fig ausdaͤmpft, berauscht, schlaͤfert ein, macht dumm und toͤdtet ebenfalls; und eben dieses erfolgt auch, wenn man den schon vollkommnen Wein, der voller Alkohol ist, oder auch den vom Weine geschiedenen Alkohol trinkt. Davon entsteht eine grosse Schlaͤfrigkeit WEPFER de cicut. pag. 50. WEDEL opial p 37. FABER uͤber den HERNANDEZ p. 254. , und die Schlafsucht. §. 8. III. Abschnitt. Der Schlaf. §. 10. Die dummachende Einschlaͤfrungen ( narcotica ). Die vorgemeldte Raͤuchereien, wissen sich gefaͤllig zu machen. Die folgende stinken, und erregen, in kleinern Dosen genommen, Schlaf. Es ist auch allen gemein, daß sie die Empfindung mindern, indem sie den Schlaf erregen. Einige sind darunter bitter, andre ohne Ge- schmakk. Dahin gehoͤrt also die Waldlaktuk vom Geruche des Opii LOBER. Advers. p. 89. soll so gut Opium geben, als der Mohn Ess. of a Societ. at. Edim. T. V. p. 124. , der Hanf FLACOURT madagasc. p. 146. CHARDIN Itin. T. IV. pag. 207 208. HOOKE exper. p. 210. RUMPF herbar. Aenboin L. VIII. c. 34. Benque ARVIEUX T. III. p. 21. 22. RUSSEL alepo p. 83. , die Wurmabtreibende Mit- tel BROWNE lamaic. p. 157. , sonderlich aber das Geschlecht des Solanum: das Solanum selbst Siehe Enum. plant. helvet, p. 508. , die Belladona, die Alraunwur- zel ( mandragora ) Jn Jndaͤa MYLLER iter. in Palæst. p. 214. Ein Tieger von der mandragore zahm THOMA- SIUS de Mandragora. An sich selbst bekraͤftigt die einschlaͤfernde Kraft Levinus LEMNIUS plant. bibl. Unschaͤdlich. I. TERENTIO \& I. FABRO die ganze Aepfel ohne Fol- gen gegessen, ad HERNANDEZ plant. mexic. L. VIII. c. 28. p. 279. in heissen Laͤndern, ob sie gleich in kalten Himmelstrichen nicht so schaͤdlich ist, das Stramo- nium, und das sehr wirksame Bilsenkraut ( hyoscyamus ) Enum. plant. helv. p. 512. . Bei allen diesen mischet sich der Schlaf unter den Wahnwizz, und die heftige Wallungen der Lebensgeister. Wir wollen aber die uͤbrige fahren lassen, und nur das Opium, als den Chef des ganzen Geschlechtes vor uns nehmen. Es ist dieses der Saft vom weissen oder schwarzen Gartenmohne, welcher aus den gerizzten Mohn- koͤpfen, fonderlich aus der Rinde LEWIS mat. med. p. 419. , milchig und suͤs fliesset Jn Persien CHARDIN Voy. T. IV. p. 31. doch da waͤchst der Mohn bis vierzig Fus hoch. Man baut ihn haͤufig zu Schiras in Per- sien. TREVENOT T. IV. L. 3. c. 2. und in Apulien. AGRIG AMMON. p 181. So schlaͤfert auch das Dekokt von Wohnkoͤpfen ein, coquenar in Persien genannt: CHARDIN l. c. p. 206. , an der Sonne aber schwarz, zu einer Art von D d d d 2 Gummi Der Schlaf. XVII. Buch. Gummi oder Extrakt, bitter und fuͤr hizzig gehalten wird Besser noch in England LEWIS. Den Versuch machte auch TRALLES p. 6. . Der deutsche Mohn, hat mir, so gut als der Mohn in Asien Jn Persten soll es staͤrker sein CHARDIN. oder China ein eben so vollkommnes Opium zu den Versuchen geliefert FONTANA durch neue Ver- suche Mémoire sur les part. sens. \& irritabl. T. III. n. 30. CALDA- NI refless. XXXV. gegen den WYT - TIUM. Folglich ist es unrecht, daß es die Zahnschmerzen stillen soll PFAFF p. 98. doch vielleicht ver- brennt es den Nerven. Cl. LORRY sagt, es sei falsch. Iourn. de Mé- dec. 1756 \& l. c. p. 72. Vermehr- te im Krebse den Schmerz MU- RALT Chir. Gesch. p. 264. Wirkt durch seine Schaͤrfe Schmerzen. TRALLES IV. p. 196. Machte im Magen ein Loch. FRITSCH T. IV. . Von aussen thut es, wenn man die Nerven damit begiesset, nichts: nimmt man es aber durch den Mund, oder durch ein Klistir LORRY Iourn. de Médec. 1756. p. 77. 78. gr. 30. SMELLIE cases p. 298. WHYTT pag. 297. 298. ein solch Klistir ist gefaͤhrlich. TRALLES IV. p. 208. zu sich, bringt man es an die Haut LORRY l. c. p. 74. , oder zieht man es durch die Nase ein TIMÆUS L. II. cas. 9. , oder wird es in das Fadengewebe gesprizzt LORRY Iourn. Méd. 1756. p. 78. 79. Jn das Fadengewebe 30. Gran gesprizzt, schlaͤfern ein. , oder in den Unterleib WHYTT ess. of a Socit. at Edimb. T. II. p. 299. 307. er wir- ke staͤrker, als in die Blutadern gesprizzt. , so schlaͤfert es eben so ein; ergiesset es sich ins Gebluͤte WHYTT l. c. pag. 303. BERGER de vi opii raref. ALS- TON Ess. a Societ. at Edimb. ed. nov. II. p. 301. LOESEKE Arz- neymitt. ed. II. p. 569. BORRICH de sanguine p. 85. SPROEGEL de venen. p. 70. Laͤugnet es, viel- leicht wegen kleiner Dosen LORRY p. 78. Es toͤdtet GARMANN ep. 30. , oder zieht man den Dunst in den Mund NEUMANN T. I. P. 2. p. 426. , so geschicht eben dasselbe. Gelangt es in den Magen Jn den Schlund gestossen, toͤdtete es ein Thier. Act. Edimb. T. V. p. 154. , so wirkt es, daß sich kaum seine Schwe- re mindert, woraus man sieht, daß die einschlaͤfrende Kraft auf ein so zartes Element ankoͤmmt KAAUW impet. fae. n. 437. . Das so genannte Banque RUSSEL l. c. bringt schon dergleichen blos durch den Rauch, nach Art des Tabaks hervor. Es III. Abschnitt. Der Schlaf. Es stekkt in diesem Safte eine gedoppelte sehr wirk- same Kraft. Er schwaͤcht also unser empfindendes Wesen, und schlaͤsret es ein TRALLES p. 184. WHYTT p. 281. 297. 298. 299. 302. 303. SPROFGEL p. 26. 27. 29. 35. 37. . Dieses habe ich durch meine und des Sproͤgels Versuche erfahren. Das Opium macht, daß der Regenbogen, seine Kraft sich zusammen zu ziehen verliert, und bei dem nahen Glanze eines brennenden Lichtes unbeweglich bleibt Exp. nostr. in Opusc. min. 213. 214. . Es machte Blindheit WILLIS anim. brut. p. 231. , und heilte eine Kolik An Pferden BIRCH II. p. 268. . Auch die Theile, welche vom Herzen weit weg liegen, werden davon taub. Es mindert ferner die Reizzbarkeit, und zerstoͤrt sel- bige bisweilen gar, an verschiednen Muskeln WHYTT l. c. p. 281. 291. 297. 298. 302. 303. 311. , am Ma- gen HOFMANN de curat. im- prud. ANDREÆ de i rit. pag. 39. SPROEGEL p. 26. 28. Exper. nostr. n. 325. 326 , den Gedaͤrmen VIVIENTI in epistola an mich ausgestellt. HOFMANNS, AN- DREÆ, KAAUW n. 435. SPROE- GEL p. 26. 28. 30. 37. Exp. nostr. n. 397 399 405. 406. 411. , an der Harnblase Die Blase voll Urin. KAAUW n. 434 drei Tage nach dem Opio kein Harnen. BARON ad LEMERY Chymie p. 759. , und der Gallenblase KAAUW ibid. die Gallen- blase voll SPROEGEL p. 27. . Daher erfolgt am Magen, von ge- nossnem Opio, eine starke Aufblehung KAAUW n. 434. , der Koth wird unverdaut sauer IDEM n. 435. SPROEGEL p. 35. 70 WILLIS pharm. p. 57. oder faul, und an Pferden Benimmt den Pferden in Jndien den Appetit CAMBRIDGE Hist. of the East. ind. und Menschen Benimmt den Appetit P. ALPIN hist. natur. Aegypt. l. p. 133. CHEYNE sanit infirm. pag. 238. 239. TRALLES p. 142. 143. de Banque ARVIEUX l. c. Ver- stopft den Leid TRALLES p. 132. nimmt der Appetit ab. Es soll auch das Opium an thierischen Theilen, die man aus dem Koͤrper herausgerissen, die Reizzbarkeit erstikkt haben ANDREÆ p. 50. . Daher ist es bisweilen nuͤzzlich, wenn man, Kraͤmpfe lindern, und die uͤbermaͤßige Reizzbarkeit baͤndigen mus. Jm Hun- deskrampfe hat man eine grosse Menge desselben ohne uͤble Folgen eingegeben Obs. of a Soiet. at Lond. vol. l. n. 1. . Es that bei krampfigen Kinn- D d d d 3 bakken, Der Schlaf. XVII. Buch. bakken, und verschlossnem Munde gute Dienste Obs. of a Societ. at Lond. II. p. 137. haͤlt in der Epilepsie den paroxis auf de HAEN V. p. 127. Doch alle diese Erfolge geschehen nicht allemal Das Zwerchfell bleibt reiz- bar SPROEGEL pag. 37. und die Ribbenmuskeln WHYTT p. 300. Daͤrme SPROEGEL p. 27. Exp. nostr. n. 398. 400. 409. \& Magen exper. nostr. n. 322. 329. . Man hat die Frage aufgeworfen, ob es auch die Reiz- barkeit des Herzens zerstoͤre. Schon ehedem schrieb man Opium sei heis. SANCTOR I. Fen. p. 125. , der Puls mindere sich vom haͤufigen Gebrauche des Opii Zwanzig Pulfe in einer Mi- nute FLOYER puls. watch. p 118. Act. Edimb. V. p. 154. ANDREÆ pag. 39. KAAUW. Impet. fac. n. 434. 435. , das Blut verliehre seine gesammte Geschwindig- keit PECHLIN de apoplexia. n. 22. , und man koͤnnte dieses an Froͤschen durch Ver- groͤsserungsglaͤser beweisen Ess. of a. societ at Edimb. T. V. p. 154. . So hat Opium Fie- ber kurirt BARTHOL. Cent. I. hist. 84. . Diese Erfahrung hat auch Robert Whytt auf vie- lerlei Weise wiederholt. Er fande, daß das Opium verur- sacht, daß das Schlagen der Schlagadern an einem Hun- de, von 150 Schlaͤgen auf 76, und von 165 auf 70 her- abgesezzt wurden WHYTT Edimb. Ess. II. p. 299. 300. , in einem andern Exempel geschahe dieses auf 74 pag. 282. . Wenn man Froͤsche, nach Zerstoͤrung ihres Ruͤkkenmarkes, in eine Opiumaufloͤsung wirft, so schlaͤgt das Herz langsam pag. 292. , so daß der Puls auf 30. 26. 20. 18. 16. pag. 287. und 21. 14 p. 292. 293. , oder auf 8. 15. 14. 13. pag. 289. reducirt wurde, welches die hoͤchste Traͤgheit war; das Herz bliebt eine kurze Zeit uͤber unbeweglich pag. 295. 296. innerhalb 10. ANDREÆ p. 40. ; und da man es aus dem Leibe riß, und in eine Solution des Opii warf, so hatte es nach diesem Schriftsteller 9 und 7 Edim. Ess. T. II. p. 288. 6. 9. und 2 pag. 286. , 9 und 6 pag. 290. , 10 und 11 Schlaͤge pag. 291. , und da man es in den Magen sprizzte, so machte es III. Abschnitt. Der Schlaf. es statt 60 und 70 siebzehn Schlaͤge pag. 281. . Folglich wurde er uͤberhaupt uͤberfuͤhrt, daß Opium die Reizzbarkeit des Herzens pag. 302 Vital. mot. p. 371. 372. physiolog. ess. p. 205 , und noch geschwinder, als die Zerstoͤrung des Markes, und das Abschneiden des Kopfes Edim. Ess. II. p. 303. 304. zer- stoͤre; und das Opium endlich geschwinder toͤdte, und den Herzschlag zernichte, wenn das Gehirn noch in gutem Stande ist, langsamer aber, wenn solches zerstoͤrt ist pag. 305 . Dieser Mann erfuhr ferner, daß auch das Athem- holen dergestalt abnehme, daß man in einer Minute nur einmal Athem hole Vital. motion. p. 194. mit Seufzen bis zum Tode hin. . Auch nachdem das Herz zerstoͤrt war, und das Opium nun ins Blut nicht wirken konnte, so wurde doch die Reizzbarkeit aufgehoben ibid. p. 376. Edimb. ess. T. II. p. 281. 309. . Folglich wirke das Opium auf die Nerven, und verursache dadurch den Schlaf, weil das Thier dadurch zu allen Reizen un- empfindlich gemacht wird T. II. p. 309. 314. . Es zerstoͤrt aber sowol die Kraft der Nerven, als der Muskeln Ib. p. 310. , und zeigt sich eben so durch die aͤusserliche Beruͤhrung wirksam Ib. p. 301. 302. . Diese Versuche scheinen nicht von der Art zu sein, daß sie etwas gewisses beweisen. Ein Thier, welches dem Tode nahe ist, verrichtet allerdings wenige, und ausblei- bende Pulsschlaͤge Ein schwacher Puls vom opio. ist ein Todeszeichen WALD- SCHMIDT invent. circa opium. , und dergleichen waren diejenigen Froͤsche, denen Whytt die Koͤpfe abschnitt, und den Ruͤk- kenmark nahm, da sie also in Umstaͤnde gesezzt waren, daß sie auch ohne Opium umkommen musten. Und den- noch lebte ein solches elendes Thier, welches man bei auf- geschlizzten Bauche in Opium warf, zwo ganzer Stunden, zwo Stunden und ein und dreißig Minuten Edimb. Ess. T. II. p. 288. , fuͤnf Stun- den pag. 286. p. 290. , und ein Hund nach Zerstoͤrung und Ab- schlagung des Kopfes lebte laͤnger, als funfzig Minuten pag. 283. ; D d d d 4 ein Der Schlaf. XVII. Buch. ein Frosch aber zwoͤlf Stunden pag. 285. , und nach durchschnitt- nem Ruͤkkenmarke sechs Stunden pag. 289. , so wie das ausge- rissene Herz 35 Minuten lang fortklopfte pag. 296. . Ausserdem zeigte der beruͤhmte Fontana, daß das von aussen ap- plicirte Opium, wie es Whytt in seinen Versuchen meh- rentheils brauchte, keine Veraͤnderung habe hervorbrin- gen koͤnnen pag. 608. . Ja es schlug in einem andern Versuche des Andreas das Herz eines Hundes von beigebrachten Opio noch staͤrker pag. 39. de irrit. . Doch auch bei mir hat nie ein Thier vom Gebrauche des Opiums sterben wollen, und folglich wurde in diesen Exempeln, und bei dieser Dose, die Reizzbarkeit des Her- zens nicht aufgehoben. Weit gefehlt, daß dieses also die Folge sein sollte, so macht vielmehr das Opium nach den fast einstimmigen Be- richten aller Schriftsteller Der erste, der da sagt, es sei hizzzig, ist WEPFER cicut. c. 4. , das Gebluͤte duͤnne PECHLIN circ. sang. p. 128. TRALLES p. 192 BARON ad LE- MERY pag. 799. CARTHEUSER MEAD of poisons p. 299. WHYTT II. pag. 313 iweder roͤther, noch fluͤßiger an davon gestorbnen Hun- de. Iourn. de Médec. l. c. , es dehnt den Puls aus BORDEU pouls p. 428. , es beschleunigt TRALLES l. p. 56. die Bewe- gung des Herzens, es erhizzt IDEM p. 67. , erregt Schweis IDEM p. 132. WEDEL \&c. , und die Lust zum Beischlafe CARTHEUSER TRALLES p. 129. Macht Saamenergiessung. IDEM p. 131. , treibt das Blut nach dem Kopfe hin TRALLES p. 89. , und erweitert die Gefaͤsse desselben TRALLES p. 243 CATHER- WOOD apoplex. . Ein Hund, in dessen Blutadern Alston Opium sprizzte, bekam einen geschwindern Puls Ess. of a Societ. lit. and phys. at Edimb. II. p. 301 . Ein Schwindsuͤch- tiger wurde nach dem Gebrauche des Opii von einer toͤdt- lichen Verblutung hingeraft BINNINGER Cent. IV. obs. 47. , bei der Tollheit nahm die Wuth davon zu iourn. de Médec. 1756. I. pag. 71. , es thut in hizzigen Fiebern und in III. Abschnitt. Der Schlaf. in Blutstuͤrzungen Schaden HOFMANN de opii mecha- nica rat. agendi. , weil es die Bewegung des Blutes vergroͤssert. So gar sind die Gefaͤsse davon zersprengt worden BORELLUS Hist. 57. Cent. IV. . Von einem Skrupel Opium be- kam ein Hund eine Entzuͤndung am Auge, Gaumen Act. Budissin. p. 68. , sein Blut war roth, schoͤn, sehr fluͤßig ELLER Mém. de Berlin T. VII. p. 17. add. BERGER de vi opii raref. p. 10. Budissin. Act. p. 68. Geliefert das Blut. Act. Edimb. T. V. p. 160. doch ich traue dem ELLERO und daß es solches verduͤn- ne, lehrt der Versuch in Edinb. V. p. 156. hat nichts neues MILITIA p. 32. MEAD of poisons. , so daß es kaum gerinnen wollte Act. Budissin. l. c. . Von eben diesem Gifte fand man eine Menge Blut in den Gefaͤssen des Gehirns CATHERWOOD pag. 40. COLLINS p. 1128. BERGER de vi opii raref. Auch an Nezzhaͤu- ten, und Sehenerven. IDEM. , Dreiviertheil Bluts vor aus den Sinussen ausgetreten CATHERWOOD. , und am Grunde des Gehirns fand man ausgetretnes Ge- bluͤte COLLINS. . An einem Hunde waren die Sinusse voller schwarzen Blutes KAAUW n. 434. . Mit einem Worte, Opium wirkt, eben auf die Art, als Wein Ess. of a Societ. at. Edimb. T. V. p. 169. . Die sich daher an das Opium gewoͤhnen, befinden sich ohne dasselbe matt CHRISTORAL a COSTA p. 12. 13. Der Mensch kam um. HASSELQUIST resa p. 183. , und sie wuͤrden um- kommen, wenn sie desselben laͤnger entbehren wollten, und sie erquikken sich schon durch Wein wieder, welcher die Stelle des Opiums vertritt CHARDIN. Voy. T. IV. p. 205. a COSTA ibid. . Man kann auch keine andre Wirkungen von einem hizzigen, bittern Opio erwarten, welches einen sehr durch- dringenden, und sehr stinkenden Dunst in sich hat BORRICH de somnif n. 14. . Aus sechs Unzen bekam man durch die Distillirung zwo Unzen von einem so fluͤchtigen Geiste, als das Hirschhorn giebt Fuͤnf Unzen von einem Pfun- de BITGARNE wie auch WEDEL in opiolog. , an stinkenden Oele fuͤnf Quentchen, sechs und dreis- sig Gran, an Kohle, die ohne Salz war, zwo Unzen, D d d d 5 zwei Der Schlaf. XVII. Buch. zwei Quentchen, und vier und zwanzig Gran MEAD. venen. p. 254. . Jn einem andern Versuche gaben sechszehn Unzen Opii, im Distilliren an etwas saͤuerlichem Phlegma zehn Quentchen, an Geiste vier Unzen, und zwei Quentchen, an stinken- den Oele zwo Unzen, an fluͤchtigen Laugensalze vier Gran, an Todtenkopfe sechs Unzen, worinnen 105 Gran Erde, und ein unfixes Salz stak Edimb. Ess. T. V. p. 148. 149. 150. . Wie sollte nun Opium bei einer solchen Menge von hizzigem Oele und fluͤchtigen Salze nicht reizzen, erhizzen, und das Schlagen des Her- zens vermehren? Es ist aber die Resina viel wirksamer, als das Extrakt, und kann mit wenig Gran toͤdten Medit. de virib. hypnot. pag. 167. . Das waͤssrige Extrakt ist fast ohne Wirkung Ibid. p. 180. . Eben dieses ist, wie ich nicht ohne Nuzzen hinzufuͤge, die Ur- sache, warum der vortrefliche Stork die Extrakte von Bilsamkraut und Stramonio ohne Gefahr verschrieben; weil die vornehmste Kraft davon raucht Ibid. . Ge- kochtes und wieder getrokknetes Opium ist unkraͤftig SCHWARZ de opio p. 17. . Die dritte Folge des Opii ist diese, daß es auf das Gehirn einen Einfluß hat. Es verursacht naͤmlich eine geringe Quantitaͤt Wein, oder Opii, eine Betaͤubung des Schmerzens, eine Ruhe TRALLES hist. choler. p. 119. conf. PETIT napenthes p. 100. , eine aufgewekkte Seele Phil. transact. n. 221. , Froͤhlichkeit, einen Taumel Am Hunde. SPROEGELIUS p. 70. BIRCH II. p. 267. , schnelle Gedanken, mit sonderbarer Wollust Bangue beim ARVIEUX T. III. HOOKE exper. p. 210. Conf. CHARDIN T. IV. p. 207. 208. , Schlaf und Gesichter G. v. SWIETEN T. I. p. 818. MORGAGN principl. pag. 353. IONES myster. of opium reveald. Phil. trans. n. 221. MEAD of pois p. 256 THEVENOT Voy. II. p. 392. VENETTE p. 132. SPOLE- TUS beim MORGAGN. caus \& sed. morb. T. I. p. 55. ARVIEUX l. c. ex Bangue, auch RUSSEL nat. hist. of Alepo. p. 83. , und Lust zum Beischlafe TRALLES p. 129. . Eine III. Abschnitt. Der Schlaf. Eine groͤssere Portion bringt gemeiniglich einen star- ken Schlaf SPROEGEL pag. 30. BAR- THOL. hist. 84. Cent. I. Vom Skrupel. Act. Mogunt. II. , der unruhig ist Wilde Jdeen TRALLES choler. p. 131. de opio p. 115. , Saamenergiessungen IDEM p. 131. , auch einen sehr langen Schlummer THEVENOT Schlaf von 2 Tagen, nach einer in die Nase gestekkte turunda TIMÆUS L. II. cas. 9. drei Tage TRALLES opium p. 285. hervor, wie ich an einem Maͤdchen gesehen zu haben, mich erinnere. Bei dem Schlafe, oder auch ohne demselben, oder nach dem Schlafe aͤussert sich vom Opio ein Taumel TRALLES p. 101. BRUN- NER pancr. p. 9. , Schwindel, Traurigkeit LORRY Iourn. de Médec. 1756. g. 71. CHANDIN T. II. p. 704. P. ALPIN. hist. natur. Aeg. p. 133. , eine Schwaͤche der Nerven, Fuͤhllosigkeit CHARDIN T. IV. p. 204. P. ALP. 133. , Mangel des Appetits, Gelbesucht Phil. transact. n. 221. BER- GER he vi opii rarefac. pag. 16. Hamburg. Magaz. l. c. wenigstens ein gelbes Gesichte ARVIEUX vom Genusse des Bangue. , Magerkeit Hamb. Magaz. \&. Unfaͤhigkeit zum Beischlafe A. 30. granis. STALPAART Cent. II. obs. 47. , eine Ab- nahme des Gedaͤchtnisses WILLIS anim. brut. p. 232. add. CHARDIN Voyag. T. IV. p. 205 , die Kraͤfte der Seelen schla- fen, so zu sagen ein An Emir oder Arabischen Fuͤrsten ARVIEUX l. c. An den Tuͤrken spuͤrt man kaum Leben oder Seele noch BIRCH II. p. 8. , und es aͤussert sich allerlei Narr- heit TRALLES p. 127. , eine Laͤhmung VALISNERI oper. T. III. p. 586. Edimb. ess. T. V. p. 158. 162. KAAUW n. 438. TILING, STEN- ZEL somn. p. 153. 154. , und endlich folgt nicht lange darauf der Tod selbst CHARDIN, BRADLEY. . Nimmt man Opium im Ueberflusse zu sich, so macht es uͤberhaupt Fuͤhllosigkeit, Wahnwizz Nat. hist. vero. Linn. T. I. P. II. p. 132. , Unempfind- lichkeit An allen unsern Hunden. , Kraͤmpfe LORRY p. 71. 74. , Laͤhmung WHYTT l. c. p. 312. WIL- LIS anim. brut. p. 231. Pharmac. pag. 144. CHARDIN. IV. p. 205. 206. Frank. Anmerk. III. p. 88. , und endlich toͤd- tet es TANARON princip. de Chir. I. pag. 263. HELWIG obs. p. 328. . Man weis es nicht eigentlich, welche Dose das Der Schlaf. XVII. Buch. das Leben raubt. Es sind einige von vier Gran BIRCH T. II. n. 459. , von sieben CATHERWOOD p. 39. , von 60 Gran Tinktur GHERLI obss. C. II. obs. 97. gestorben, wenn sie stark gewesen. Von zwoͤlf Gran Opii COLLINS p. 1128. , von zwanzig Ess of a Societ. at Edimb. , von zwei und zwanzig WEPFER apoplex. p. 235. , und von einem Quentchen erfolgte der Tod Edimb. Ess. T. V. p. 162. AGRIC. AMMON l. c. von zweien. FALLPIUS nat. hist. l. c. . Die sich gar nicht daran gewoͤhnt, koͤnnen nur wenig davon vertragen. Doch finden sich Leute, welche einen Skrupel Act. Mogunt. II. HEUER- MANN III. p. 211. , 24 Gran Vom Extrakte. DUC- GINI p. 57. , ein halbes PATIN. valet. med. p. 398. HOFMANN acid. \& visc. p. 51. 52. RAYMANN præjud. opin. SI- NAP. remed. dol. und ganzes Quentchen CHEYNE sanit. infirm. p. 38. 39. FALLOP. de lue Gall. VA- LISNERI III. p. 427. TRALLES p. 285. RICHTER progr. propr. SINAP. SPOLETUS l c. LAM- BERGEN eruk. cancr. curat. , 34 Gran Phil. trans. n. 275. Vom Laudano. 102 Gran in 3 Tagen. HOFSTETTER. zwei Quentchen und daruͤber, drei Hamb. Magaz. t. 18. Phil. trans. n. 221. vier Taͤglich. IUNKER casus rariss. matron. Opii. largiss. usu per piures annos tractat. ad RON- CALL p. 119 BRADLEY morb. med. p. 87. Add. Phil. trans. n. 275. fuͤnf Bei den Tuͤrken ist dieses die staͤrkste Dose BIRCH T. II. p. 767. acht IOSSELYN voyage p. 60. sechszehn NEUMANN oper. p. 947. ed. ZIMMERMANN. vier und zwanzig IONES. Quentchen vertragen gekonnt. Ein Mensch erbot sich, zwei und dreißig Quentchen GARCIN de opio. einzunehmen. Hunde koͤnnen viel vom Opio vertragen MORGAGN. philos. prin- cipl. p. 267. Ein Quentchen Me- dit. l. c. . Bei mir ist kein einziger umgekommen, denen ich dasselbe ein- gezwungen habe. Doch starb ein Hund des Mead von zwei Quentchen Of. pois. p. 266. Diese Dose stand ein Hund aus Cl. COURTEN Phil. trans. n. 335. Die sich erbre- chen, sterben nicht ROBINSON sudden death. p. 39. Doch dieses Thier ist auch sonst stark. Doch starb ein Hund SPROEGEL p. 72. und vom Drachma LOESEKE p. 569. Doch von Einsprizzen. . Fuͤnf Quentchen aufgeloͤstes und in III. Abschnitt. Der Schlaf. in die Blutadern gesprizztes Edimb. Ess. T. V. p. 156. Von viel kleinerer Dose GAR- MANN. , oder in das Fadenge- webe gegossnes Opium LORRY l. c. p. 79. , richteten das Thier hin. Von der Resina, und wenig Granen krepiren Hunde leichtlich Medit. l. c . Froͤsche sterben leicht, sowol wenn man ihnen ge- gen zehn Gran Opii S PROEGEL p. 27. 28. in die Kehle stekkt, als wenn man sie in aufgeloͤstes Opium wirft Edimb. Ess. T. V. p. 152. 153. . §. 9. Die naͤchste Ursache zum Schlafe. Um endlich die naͤchste Ursache des Schlafes zu erfor- schen, so haben wir aus den todten Koͤrpern diejenige Veraͤnderungen im Bau der Gehirnmasse gesammelt, die man in der Schlafsucht und uͤbermaͤßigem Schlafe bemer- ken koͤnnen, und welche man aus wahrscheinlichen Gruͤn- den, fuͤr denjenigen Zustand des Gehirns halten kann, welcher den Schlaf verursacht. Wird das Gehirn einiger maassen gedruͤkkt, so er- folgt ein Schlaf mit Schnarchen untermengt. Jch habe dieses oͤfters an Hunden gesehen, und dieses scheint Anna Karl Lorry ebenfalls beobachtet zu haben Mém. des savans étrang. T. III. , ob er gleich diese Folge blos auf das kleine Gehirn einschraͤnkt. So erfolgte auch an einem Menschen, dessen karioͤses Gehirn entbloͤst lag, der Schlaf auf das Druͤkken BORETIUS epileps. a depress. cran. Von zu voller Hirnschale, davon das Gehirn gedruͤkkt wird, sollen Kinder so viel schlafen nach dem Cl. David HARTLEY siehe dessen p. 47. . Auf gleiche Weise erfolgt auch ein toͤdtlicher Schlaf, von verschiednen Zusammendruͤkkungen des Gehirns BONNET ibid. obs. 17. 18. 19. 30. add. obs. 2. 7 , vom Gebluͤte, welches sich uͤber die harte Hirnhaut COLLINS p. 1132. , vermittelst einer Wunde ergossen; von einem Geschwulste, so Der Schlaf. XVII. Buch. so auf das Gehirn druͤkkt FANTON ad MANGET Epist. 9. Von Bindung eines Schwammes, der ein Fortsazz des cerebri war. FANTON obs. 26. , oder von einem Scirrhus BONNET obs. 21. 29. WEP- FER apopl. p. 277. BAUHIN theat. p. 305. WILLIS anim. brut. p. 207. , von Suͤkken der Hirnschale, die auf das Gehirn druͤkken Act. Chir. T. I. P. 2. 152. . So erfolgte bei entzuͤndeten Gehirnhaͤuten, und die voller Blut waren WILLIS anim. brut. p. 313. , ein Schlaf: wie auch nach boͤs- artigen Fiebern Jm Ungarischen Kopfwehe. RHUMEL cent. p. 68. , als einer gewissen Pest SENAC. recueil de la peste p. 201. , nach einer Hirnentzuͤndung, und nach uͤbelgeheilten Fiebern WILLIS anim. brut. p. 207. . Gemeiniglich erscheinen die Gefaͤsse des Gehirns voll Blut, und rothe Flekken an den Haͤutchen des Gehirns, an der- gleichen todten Koͤrpern. Es ist unter den Mauren, die die heisseste Laͤnder bewohnen, die Schlafsucht sehr ge- mein ATKINS navy surgeon pag. 364. . Hierzu rechne ich, wenn man Baumoͤl in die Blutadern eines Hundes sprizzt, wovon derselbe in einen toͤdtlichen Schlaf verfaͤllt Phil. trans. n. 335. . So uͤberfaͤllt einen vom Eiter, so sich in die Gehirn- kammer ergossen SCHAAKSCHMIDT relat. 1740. n. 26. WEPFER hist. 17. , von einem Abceß im Gehirn BARTHOLIN hist. 34. Cent. II. la PEYRONIE Mém. de l’Acad. 1741. p. 214 Zod. Med. Gal. l. obs. 182. Acad. de Chirurg. T. I. P. 2. p. 130. BONNET L. Sect. 3. obs. 32. 33 34. 37. 38. 44. HIP- POCR epid. IV. \& VII. , oder im kleinen Gehirne Des HALS hemipleg. p. 14. , vom heissen Brande des Gehirns Nach einer Schußwunde. PLANQUE bibl. de Méd. T. III. p. 77. , und vom ziemlich destruirtem Gehirne FANTON obs. 26. , ein eiserner Schlaf LOWER de corde p. 254. BONNET L. I. Sect. 3. obs. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 24. 25. 43. 45. 46. Addit. obs. 1. 6. \&c. CHESELDEN p. 224 fuͤr bestaͤudig WILLIS p. 217. 306. la MOTTE chirurg. complet obs. 126. HILDAN. Cent. I. obs. 10. WEPFER de morb. cap. obs. 96. . Doch III. Abschnitt. Der Schlaf. Doch ist die Ursache gemeiner, wenn das Gehirn mit Wasser uͤberschwemmt, und die holen Stellen Gallert WEPFER apopl. p. 344. Wasser WILLIS anim. brut. p. 217. Ums Gehirn MORGAGN. Sed. \& caus. morb. l. p. 46. 47. Add. WILLIS l. c. , die Kammern WEPFER, SCHAAR- SCHMIDT l. c. 1738. n. 6. du HAMEL Hist. de l’Acad. p. 214. Trois demisetiers DUVERNEY II. p. 539. welches uͤbermaͤßig ist. , die Theile zwischen den Hirnhaͤuten PACCHIONI. damit erfuͤllt, oder die Wasserblaͤsgen zugegen sind BONNET l. c. obs. 47. . Ueberhaupt verbindet sich mit einem Wasserkopfe Fuͤhllo- sigkeit, und eine Neigung zum Schlafe HILDAN Cent. I. obs. 10. WEPFER apoplexia p. 64. . §. 10. Die Ursachen der Schlaflosigkeit, oder des Nachtwachens. Damit man durch die gegenseitige Ursachen der wahren Ursache des Schlafes naͤher kommen moͤge, so muͤssen wir auch deiselben in Betrachtung ziehen, wie sie den Schlaf hindern. Es schlafen diejenigen nicht lange, und nicht leicht oder sanft genung ein, die den Koͤrper wenig Bewegung geben. Greise wachen fruͤhe auf Senium salomon. p. 267. . Diejenigen schlafen uͤberhaupt nicht, denen es an Speise mangelt STUART phil. trans. n. 414. 427. , wie man viel Exempel davon auf- zeigen kann Cons. L. XIX. Sect. III. . Eben so wenig koͤnnen diejenigen schlafen, in denen eine Ursache zu irgend einer bestaͤndigen Bewegung vor- handen ist. So koͤnnen die nicht schlafen, welche die Speisen schlecht verdauen. Da ich in den Jahren 1749. und 1750. sehr oft ganze Naͤchte schlaflos zugebracht, so habe ich nichts anders in mir empfunden, als eine immer- waͤhrende Peristaltische Bewegung, mit kleinen aber den- noch lermenden, doch nicht schmerzhaften Blaͤhungen. Jch habe dieses Uebel mit Aussezzung des Fleisches und des Der Schlaf. XVII. Buch. des Fettes, mit einer grossen Menge chemischer Saͤure, die ich zu mir nahm, mit einem maͤßigen Gebrauche des warmen Weines, und der Enthaltung vom uͤbermaͤßigen Studiren, gehoben. Diejenigen koͤnnen nicht schlafen, denen ein Theil friert, wenn indessen der Kopf warm ist. Daraus ent- steht ein ungleicher Blutumlauf, eine Anhaͤufung im Ge- hirn, und die Ruhe wird dadurch gehindert. Auch solche schlafen, wenigstens nicht lange, denen ein grosses Getoͤse, oder andre Dinge beschwerlich fallen, wodurch die Sinne sehr geruͤhrt werden. So erfand man in Frankreich, bei denen im Jahr 1685 angebrachten Mar- tern, wodurch man die Elenden entweder dem Willen des Koͤniges zu gehorchen, oder die Sinnen zu verlieren zwang, auch das Trommeln. Diejenigen schlafen nicht, die ihr Gemuͤthe mit Sorgen und grosser Anstrengung beschaͤftigen, wie wir vom Franz Vieta lesen. So verstatten alle schwere Sor- gen keine Ruhe. Diejenigen elenden Frauenspersonen, welche in einem engen Schlafzimmer unter einer Menge Schnee, ganzer sieben und dreißig Tage lang, vergraben lagen Somis raggionam p. 74. , konnten wenig schlafen. Eine Schwangre blieb fuͤnf und vierzig Tage schlaflos BARTHOLIN Cent. IV. hist. 70. . Eine Melancholi- sche sechs Wochen G. v. SWIETEN. T. III. p. 264. . Tolle Leute koͤnnen oft nicht schla- fen, und einige derselben schlafen niemals Phil. trans. n. 317. INGRAM. cases p. 100. . Eine histerische Frau blieb drei Monate wachend, und es half bei ihr nicht einmal Opium MILITIA morb. graviss. p. 27. Andere Exempel. PLEMP. va- let logat. p. 28. n. . Eine hat niemals ge- schlafen MOUSIN. hort. p. 289. , allein dieses ist nicht glaublich. Der beruͤhmte Home blieb, wie er glaubte, von einer Entzuͤndung des Gehirns mit einer uͤbermaͤßigen Empfindung, aller Koͤrper, und so gar des Lichtes, schlaf- III. Abschnitt. Der Schlaf. schlaflos Facts p. 184. . Eine traurige Nachricht uͤberwaͤltigte alle Wirksamkeit des Opii YOUNG opium p. 28. : Jener elende Gardelle, der seinen Gast umgebracht hatte, konnte ganzer vierzehn Naͤchte nicht schlafen, nachdem er vierzig Gran Opium eingenommen hatte Gentl. Magazin 1761. April. . Eben diese Kraft aͤussert auch der koͤrperliche Schmerz, wie Boerhaave bei dem Gliederreissen erfuhr, und Pech- lin berichtet von einem achtmonatlichen Wachen. Wegen eines kleinen Fiebers konnte Maecenas PLINIUS L. VII. c. 51. drei Jahre nicht schlafen. Dergleichen lieset man von dem verstekk- ten Gifte, von dem Bisse eines tollen Hundes IAMES madness. p. 48. . Auch scharfe Fieber Die Seele wache wegen be- vorstehender Gefahr, CARL dieat. pag. 142. benehmen den Schlaf, bis die Sache zum Tode ausbricht, oder Hoffnung zur Genesung sich zeigt. Thiere schlafen nicht in ihren Winterhoͤlen, wenn man die aͤusserliche Kaͤlte von ihnen abhaͤlt; weil ihre Saͤfte von der Waͤrme in Bewegung geraden p. 603. Schlaget nach not. 593. pag. b. . Den Schlaf vertreibt ein warmer Trunk, der bald ins Blut geht, und dieses soll die Ursache gewesen sein OTINGTON tea p. 32. , den Thee zu erfinden KÆMPFER amoen. exot. p. 609. 610. . Diese Kraft, hat der bekannte Kaffee WILLIS pharmac. ration. pag. 163. , und noch besser. Sechs Tage lang erwehrte sich Alexander von Rhodes Beim du FOUR de thea \&c. p. 229. 230. des Schlafes. Man findet nach langen Wachen das Gehirn ange- griffen, weich, voller Wasser, macerirt, und zum Theil verzehrt INGRAM. . Daher entsteht vom langen Wachen Un- sinnigkeit BARTHOLIN. Cent. IV. hist. 70. . §, 11. H. Phisiol. 5. B. E e e e Der Schlaf. XVII. Buch. §. 11. Jn welchen Stuͤkken die Ursache des Schlafes uͤbereinkommen. Wenn man dieses alles mit einander vergleicht, so koͤmmt man der Ursache des Schlafes um etwas naͤher. Es ruͤhrt selbige entweder von der sehr geminderten pag. 602. , oder sehr vermehrten Bewegung des Blutes nach dem Gehirn her pag. 603. seqq. , wobei es ausserdem keinen leichten Um- lauf hat, wie man an den Nachtwachen sieht, die von warmen duͤnnen Getraͤnke verursacht werden, welches sich leicht unter das Blut mischt pag. 616. . Der Schlaf entsteht auch, wenn alle aͤusserliche pag. 602. , oder innerliche Bewegung ibidem. gehemmt wird, so daß auch die Peristaltische Bewegung traͤge wird pag. 615. , und dieses ist eine Ursache mit, warum das Opium einschlaͤfert. Jch habe untersucht, was diese Ursachen, welche ein- ander so widrig zu sein scheinen, mit einander gemein ha- ben. Es scheint mir dieses, die etwas gezwungne Bewe- gung der Nervengeister im Gehirn zu sein GORTER Exerc. V. pag. 27. 34. , es sei nun, daß solches von dem Mangel dieser Geister, wie nach der Arbeit L. XI. p. 562. , oder nach der geminderten Geschwindigkeit derselben p. 602. erfolge, oder es mag das Gehirn etwa ge- druͤkkt werden; sonderlich aber erfolgt der Schlaf von ei- ner langsamen pag. 613 614. , und nach und nach angehaͤuften Ursache, weil ein geschwindes Druͤkken den Tod hervorbringt. Dahingegen stellet sich das Wachen wieder ein, wenn die Geister ihre Bewegung, durch Reizze 615. 616. , durch ihre frische Ergaͤnzung Von Speise; vom Gewuͤrze. , und durch ein Gehirn wieder be- kommen, daß von allem unnatuͤrlichen Drukke frei wird. Bei III. Abschnitt. Der Schlaf. Bei dieser Sache mus man Grade festsezzen Zu antworten auf die Ein- wuͤrfe des. D. de la CAZE idée de l’homme méthaphysique pag. 248. seqq. , und es wird die geringste Geschwindigkeit des, zum Gehirn ge- henden, Blutes den Schlaf eine mittelmaͤßige, das Nacht- wachen, und ein groͤsserer Wahnwizz, die groͤste Schlaͤf- rigkeit machen, wie man an der Trunkenheit deutlich sieht. Dahingegen macht ein geschwinder und hurtiger Umlauf der Geister, das Wachen, ein langsamerer, den Schlaf, ein starker; doch mit Beschwerlichkeit und Widerstreben verbundner Umlauf derselben, einen unruhigen Schlaf voller Bilder. Daher koͤnnen das Zusammenfallen der Geisterroͤhr- chen ad DESCARTES de hom. pag. 22. Schlaffe Nerven p. 180. Die Zwischenraͤume in den Nerven sind im Wachen breitere Sechsekke, und werden im Schlafe enger, und dreiekkig, nach dem Urtheile des CRAANEN p. 426. im Schlafe, die Erschlaffung der Fasern im Ge- hirn GODART. de l’ame p. 306. CHIRAC. de incubo p. 47. , das Sinken der Gehirnkammern HARTLEY p. 48. als waͤ- ren sie jemals ausgedehnt gewesen c. 50. VERHEYEN L. II. p. 245. de MOOR. p. 84 Schlaf wegen dieser Kammern ISAG. ANAT. , der Mangel der Geister BAYLE p. 520 , oder die verminderte Absonde- rung ZENKER de opio pag. 19. STUART Phil. trans. n. 427. , die Verstopfung der geistigen Roͤhrchen VIEUSSENS histoire de l’Academie des sciences 1709. p. 12. , und was sonst die Autores fuͤr Ursachen des Schlafes mehr an- geben, theils die Ursachen nicht vollstaͤndig machen, theils nichts, als Muthmassungen heissen. §. 12. Die Folge des Schlafes. Folglich mildert der Schlaf diejenige Zerstoͤrung der menschlichen Maschine, welche von der Bewegung der Seele, und des Leibes hervorgebracht wird, und beide Bewegungen macht der Schlaf schwaͤcher, oder er hebt sie so gar auf. Blos das Herz schlaͤgt noch, und spornet das Blut an, welches im Wachen Muskeln und Nerven E e e e 2 ausser- Der Schlaf. XVII. Buch. ausserdem noch thaten. Folglich unterhaͤlt der Schlaf das Leben, welches so gewis geschicht, daß man schon durch blosse Kaͤlte die Entwikkelung einer Raupenpuppe RE’AUMUR T. II. Mém. I. pag. 19. , fast nach Belieben verspaͤten, folglich das Leben einer Raupe auf einige Monate verlaͤngern Jns dritte Jahr. IDEM. kann, welches fuͤr die- ses Thierchen mehr, als fuͤr uns ganze Lustra, zu bedeu- ten hat. Der Holzwurm, der Kaͤfer bleibet ganze Jahre unter der Erde, und er wuͤrde bei einer guͤnstigen Jahrs- zeit lebendig werden LISTER humor p. 42. . Es verwandelt also der Schlaf die Bewegung des Blutes, von dem Abendfieber zu derjenigen sanften tem- perirten Bewegung, mit welcher wir des Morgens er- wachen pag. 598. . Daher empfinden Personen, welchen der Schlaf fehlt, wie ich solches gar zu wohl an mir selbst erfahren habe, ein Fieber, sie koͤnnen nicht Kaͤlte ertragen GORTER Exercit. II. p. 7. , und wenn das Uebel lange waͤhrt, verfallen sie leicht in Unsinn, in Tollheit Auf dem Schiffe. Schif- brueh des Schifs SCHELLING p. 8. \& L. Magaz. 1753. p. 145. Add. BARTHOL. Cent. IV. hist. 70. MORGAGN. p. 128. Vom 4 mo- natlichen Wachen Tollheit ZA- CUT princ. med. hist. L. I. obs. 13. Ein Kind das 18 Monate wach- te, dumm PANAROLUS Pente- cost. V. obs. 4. , Kraͤmpfe, und sterben AMATUS Cent. I. cur. 9. . Man macht Falken durch langes Wachen sinnlos Hamburg Magaz. T. V. pag. 147 , und so unbe- dachtsam, daß sie sich, der Gefahr unbewust, uͤber die Reiher her werfen. Wenn die Bewegung im Blute kleiner ist, und sich die Feuchtigkeiten langsamer bewegen, so stokken die zar- ten theils, wie vom Fette bekannt ist, und theils haͤngen sie sich an die festen Theile des Koͤrpers an, und dieses ist die Ernaͤhrung GORTER Exerc. II. p. 4. . Daher schlafen Kinder viel, sie neh- men zusehends zu, und wachsen geschwinde. Wenn III. Abschnitt. Der Schlaf. Wenn die peristaltische Bewegung abnimmt pag. 598. , so halten sich die Speisen laͤnger an ihrem Orte auf, und geben Gelegenheit, resorbirt zu werden. Auch alle andre Saͤfte werden staͤrker wieder eingeso- gen, wenn man schlaͤft, und diese Ruhe entwendet sie nicht den Blutadern. Daher wird der Schleim in der Lunge so dikke, daß er sich darinnen anhaͤuft. Die Muskeln finden an der Ruhe, und dem Schlafe eine Erleichterung von ihrer schmerzhaften und bestaͤndi- gen Anstrengung und Nachlassung. Jn dem Nervensisteme wird so viel geistiges Element SUPPRIAN n. 21. \&c. wieder ergaͤnzt, als noͤthig ist, daß die dem Willen unterworfne Muskeln und Sinne ihr Geschaͤfte verrichten koͤnnen. Zu gleich stellet sich die Munterkeit wieder ein, und wir fuͤhlen uns zu allen Arbeiten der Seele und des Leibes, gleichsam von neuem belebt: Daher scheint auch das Erwachen eine Wirkung des Schlafes zu sein. Boerhaave zweifelte, wenn kein Reizz von aussen dazu kaͤme, ob wir jemals wieder von selbst aufwachen wuͤrden. Er gruͤndet sich auf Erfahrun- gen, da ein ausserordentlicher langwieriger Schlaf, den- noch wieder schlaͤfrig gemacht, und den Schlaf von neuem nothwendig gemacht hat. Man findet auch Exempel, die nicht sehr selten sind, von Menschen, welche aus unge- wissen Ursachen, sehr lange geschlafen haben. Man weis von jemanden, der vom 29. Junius, bis zum 13. Julius fortgeschlafen, nachher noch sechs Monate lang geschlafen, und nach kurzem Erwachen vom zwoͤlften Jenner zum 22 Februar und laͤnger schlafen koͤnnen Act. Erudit. 1707. p. 278. seqq. Iourn. des savans 1707. apr. Jst nicht bei der Hand. . Ein Langschlaͤ- fer brachte siebzig Tage schlafend zu, nahm aber dazwi- schen oͤfters Speise zu sich. Da ein andrer in der sieb- zehnten Woche aufgewekkt wurde, so wurde er gesund Phil. trans. n. 304. . E e e e 3 So Der Schlaf. XVII. Buch. So endigte sich ein Schlaf von vier Monaten und dar- uͤber, der wenig unterbrochen war, mit der Genesung BURETTE Iournal de Mé- dec. T. I. P. IV. . Ein vierjaͤhriger Schlaf von kleinen Pausen FICHET p. 200. . Jch uͤbergehe den Schlaf von vier RHUMEL centur. p. 68. , sieben Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs. 68. , acht SCHURIG chylolog. c. IV. , dreizehn Histoire de l’ Academie 1739. n. 2. und vierzehn Tagen PLOT Natur. hist. of staf- fordshire pag. 285. der periodische Schlaf. Cl. MISSÆ Iourn. Méd. T. II. . Unser hochverdiente Lehrer PRÆLECT. T. IV. p. 512. Von langem Liegen auf einerlei Stelle. wollte, daß wir durch Reizze aufgewekkt werden, es sei dieses von dem Kothe, Harn, oder vom Hunger, Schall, Lichte, oder wenn man uns anruͤhre L. X. p. 303. 304. . Da uns diese Reizze allezeit begleiten, so lassen sich keine Versuche anstellen, um zu bestaͤtigen, daß schon die blosse Ergaͤnzung der Geister dazu hinlaͤnglich sei. Doch liesse sich solches fast nach der Analogie vermuthen, indem man von dem gedruͤkkten Gehirn schlaͤfrig gemacht wird. Solche Leute wachen aber, sobald ihr Gehirn wieder frei ist, ohne daß ein andrer Reizz hinzukommen darf, so gleich auf, daß man glauben sollte, man gerathe in den Zustand, des Wachens, so bald das geistige Element frei, und in gehoͤriger Menge durch die Nerven umlaͤuft. §. 13. Erscheinungen an den Erwachenden. Gemeiniglich pflegen solche Leute die Augen zu eroͤff- nen, und mit den Fingern auszuwischen. Hierauf deh- nen sie alle Gliedmaassen, nicht ohne Gefahr des Kram- pfes aus, wofern dieses Ausstrekken gar zu geschwinde geschieht. Sie machen ferner an den Aermen und Bei- nen einige wechselweise Bewegungen, von Biegen und Aus- III. Abschnitt. Der Schlaf. Ausstrekken: bisweilen gaͤhnen sie, viele niesen, husten und leeren den Schleim aus. Sie harnen und leeren den Leib aus. Und so stellt sich in wenig Minuten der voͤllige Gebrauch der Vernunft, und der, dem Willen untergeordnete Muskel wieder ein. Menschen und Thiere dehnen sich alsdann, weil sie gemeiniglich mit gebognen Gliedern schlafen, und aus die- ser bestaͤndigen Lage an den Muskeln eine Unbequemlich- keit erwaͤchst, die sie durch das Ausstrekken heben. Sie gaͤhnen GORTER perspir. n. 338. 339. 340. EBERHARD physiol. p. 1003. , um dem Blute, welches Kraft des Schlafes etwas langsamer durch die Lunge geht, den Weg zu erleichtern. Sie niesen, und werfen die uͤbrigen Faeces aus, wel- che sie die Nacht uͤber gesammelt haben, und mit ihrer Menge, Dichtheit, einige auch mit ihrer Schaͤrfe be- schwerlich fallen. §. 14. Die Traͤume. Bisher haben wir einen vollkommnen Schlaf beschrie- ben, wobei sich die Seele entweder aller Empfindungen enthaͤlt Daher werden Traͤume zu dem unvollkommnen Schlummer gezaͤhlt, MEYERUS Nachtwandler. , oder sich doch dieser Empfindungen nicht er- innert, daß man also sagen sollte, sie haͤtte dieselben ganz und gar nicht DEFIEU p. 163. . Dergleichen Schlaf koͤnnte in einer ganz sanften Ruhe Bei grossem Ueberflusse der Geister, und bei grossem Mangel finden keine Statt, nach dem FORMEY. Leute die niemals ge- traͤumt. LOCKE T. II. c. 1. GAS- SENDUS \&c. , des Leibes und der Seele bestehen, die uns nach einem grossen Verluste der Kraͤfte ankoͤmmt. Vielleicht ist dieses auch der Zustand in den ersten Stun- den des Schlafes FORMEY Mém. de l’Acad. de Berlin 1746. p. 326. \& Hamb. Magaz. T. XVI. , ich sage vielleicht, weil die Erfah- rung hier schwer zu machen ist und wir auch an den un- E e e e 4 ver- Der Schlaf. XVII. Buch. vernuͤnftigen Thieren offenbare Exempel haben Vierfuͤßige lebendig gebaͤh- rende traͤumen ARISTOTELES hist. anim. L. IV. c. 10. , daß sie traͤumen. Es moͤgen nun Traͤume bestaͤndig sein, oder doch oͤf- ters vorkommen, so ist es doch an sich gewis, daß die Seele oftmals im Schlafe nicht muͤßig ist, sondern eben so, wie im Wachen, ein Schauspiel auf einanderfolgen- der Empfindungen und Begriffe vor Augen hat, und sich im Slafe BONNET p. 42. Reihen von Bildern vorstellt, welche aus den hinterlassnen Spuren der vorigen Empfindungen, die dem Gehirn eingedruͤkkt worden, ihren Ursprung bekom- men. Bei dieser Vorstellung der Bilder ist sich die See- le ihrer selbst bewust, sie urtheilt, und schliest Letres d’ un Americain T. VI. p. 229. , sie ge- braucht sich ihres Willens, sie leidet alle Affekten, die viel lebhafter, als im Wachen sind, und sie sieht sich bald in die aͤusserste Kuͤmmernisse und Aengstlichkeit, oder in ein heftiges Schrekken, und uͤbermaͤßige Freude versezzt. Jch werde kuͤrzlich erzaͤhlen, was ich an den Traͤu- men beobachtet habe; denn ich habe von meiner Jugend an, auf mich, wenn ich traͤumte, acht gegeben, und den Betrug der Phantasie wahrgenommen, die uns uͤberre- den wollen, daß sie ausser uns anzutreffen sei. Jndessen konnte ich mich doch ein andermal, wenn ich verstor- bene Freunde sah, mich nicht von dem Jrrthum uͤberzeu- gen, und war dennoch nicht uͤber ihren unverhoften An- blikk erschrokken Dieses sagt auch MURATO- RI p. 60. . So erwachte derjenige, welcher, wie wir gemeldet haben, den steifen Vorsazz hatte, die Nachtbeflekkungen zu meiden, sobald er eine Empfindung von dem luͤsternen Bilde zu bekommen anfieng ONANISME p. 208. . Bisweilen entstehen Traͤume aus einer gegenwaͤrtigen Empfindung FORMFY p. 328. MEYER Nachtwandler doch auch die inner- liche Empfindung begreift unter die- sem Nahmen WOLF Empir. p. 78. 79. , oͤfters aber aus einer vergangnen: Aus einer III. Abschnitt. Der Schlaf. einer gegenwaͤrtigen Empfindung entsteht der bekannte Alp ( incubus ), wenn man von dem gehemmten Umlaufe des Blutes Aengstlichkeit fuͤhlet NICOLAI pag. 34. Ein Schlagfluß davon BOND p. 64. 65. Feiner erklaͤrt BOND dieses An- haͤufen in der Holader, Herzohr, und rechten Kammer. Es sei da- her zu rathen, sich auf die rechte Seite zu legen, damit das Herz am Mittelfelle eine Unterstuͤzzung bekommen moͤge p. 81 , sonderlich wenn man auf dem Ruͤkken liegt, da sich das Blut schneller nach dem Gehirn bewegt, und muͤhsamer vom Gehirn zuruͤkke koͤmmt L. X. p. 169. BOND p. 10. Conf. obs. of a Societ at Lond. I. n. 5. , wiewol ich von diesem Dinge keine Erfahrung an mir habe: doch nehmen dessen Stelle aͤngstliche Traͤume ein, von Haͤusern, die durch tausend krumme Gaͤnge, kei- nen Ausgang vorstatten; oder von unterirdischen Reisen, unter Gewoͤlbern, die immer niedriger werden. Doch es erregen auch gegenwaͤrtige Empfindungen Traͤume. Da- her entstehen aus dem Ueberflusse eines haͤufigen gesam- melten Saamens, verliebte Traͤume, Saamenergiessun- gen, auch in Juͤnglingen, die von dem Beischlafe nichts wissen, daß also hier keine ehemalige Spuren etwas dazu beitragen koͤnnen. Von diesen Empfindungen lassen sich unendlich verschiedne erdenken, als ein Toben im Gedaͤr- me Verdorbne Speisen machen Traͤume SANCTOR Sect. IV. n. 40. von starken Mahlzeiten, das Aufblaͤhen des Ma- gens von Blaͤhungen Von Linsen haͤßliche Traͤu- me, PETIT nepenth. p. 109. 110. Vom Taubenessen; schon CATO MAIOR. , eine Fieberhizze; eine uͤber- maͤßige Bettwaͤrme, ein hartes Lager, woran man nicht gewoͤhnt ist SANCTOR de somno n. 26. , das Liegen auf dem Ruͤkken, ein schlecht bedekkter Theil, jeder Schmerz, jede Ungemaͤchlichkeit, wie auch eine lustige Vorstellung von seiner eignen Ge- sundheit. Die Regeln der Traͤume, welche aus Empfindungen hervor gebracht werden, sind diese: es ist der Traum staͤr- ker, als die Empfindung Kleine Bewegung ist im Schlafe groß. ARISTOTELES de divinis per somn. , und er ruͤhrt die Seele E e e e 5 lebhaf- Der Schlaf. XVII. Buch. lebhafter. Man mus dieses auf die Einsamkeit, auf die Ruhe, und die Aufmerksamkeit auf ein einziges Objekt schieben. Schwerlich wird ein gesunder Mensch jemals bei noch so wohlluͤstigen Gedanken den Saamen von sich lassen. Und dieses geschicht dennoch im Traume, in ei- nem gewissen Alter, und nicht leichtlich im hohen Alter, hin- gegen leicht an jungen Leuten: selbst die Muskeln, welche ihn heraustreiben, wirken staͤrker, als im Wachen selbst Histoire de l’ame pag. 117. 281. . Diese Lebhaftigkeit der Traͤume ist daher so uͤberre- dend, daß wir sie glauben muͤssen. Doch es stellt sich die Empfindung, die am Traume Schuld ist, weder ganz allein, noch ungemischt der Seele dar Conf. BONNET pag. 412. 413. NEEDHAM obs. pag. 449. NICOLAI Einbild. p. 32. FOR- MEY p. 321. . Es bildet sich nach dem Gesezze aͤhnlicher Verbin- dungen in den Jdeen, bei Gelegenheit eines einfachen Rei- zes, die Jdee einer|schoͤnen, und geliebten Frauensperson, in der Seele ab, um welche man sich bewirbt, und welche willig ist: die Seele sucht sich ein Lager der Liebe, und sie schaffet alles zu der Eroberung gehoͤrige bald herbei. Nach und nach naͤhert sich auf das erste Gespraͤche die gehofte Wohllust mehr und mehr So verstehe ich den Cl. FOR- MEY, welcher sagt, die im An- fange des Schlafes unkraͤftige Em- pfindung, werde allmaͤlich groͤsser p. 328. , so wie die Bildersprache der Aengstlichkeit der Seele nach und nach, und schrittweise immer beschwerlicher wird. So sahe ich im Fieber, da ich uͤbermaͤßige Hizze ausstehen muste, ein Feuerreich vor mir, und vom ganzen Horizonte hergewaͤlzte Flammen uͤber mich schlagen. Der Durst stellt uns BONNET p. 133. Spring- brunnen, und uͤberhaͤngende Waͤlder auf das allerlebhaf- teste vor. Eine voͤllige Gesundheit mahlt sich bei mir unter dem Bilde des Fluges ab, und ich wundre mich, daß ich mich mit den Fuͤssen uͤber die Erde erheben, und ohne sie zu be- ruͤhren, durch die Luft streichen kann. Die III. Abschnitt. Der Schlaf. Die Ordnung des Traums ist so, wie sie die Aehn- lichkeit der Jdeen schaffet, und es haben diese Veraͤnde- rungen ihren zureichenden Grund WOLF p. 82. in sich. Oft sind die Traͤume sehr zusammenhaͤngend, wie Jdeen, welche das Gedaͤchtnis liefert. Jch lese oft Buͤ- cher Etwas dergleichen doch zu uͤbertrieben, findet man beim KUNDMANN Zustand pag. 120. und CARDANUS sagt, er habe im Schlafe ein Buch ausgearbeitet, und hernach drukken lassen, siehe dessen subtil. n. 18. , auch gedrukkte Gedichte, Reisebeschreibungen, und dergleichen, ich besehe Pflanzen aus entfernten Laͤn- dern, die sich fuͤr solche Laͤnder schikken. Andre schreiben, wie sie Aufgaben im Traume aufge- loͤst LIGNAC l. c. KRUEGER physiol. p. 241. , Verse gemacht MAFFEI fulmini p. 181. , welches mir ebenfalls begeg- net, wie sie Sachen auswendig gelernt KAAUW impet. p. 321. , und alles dieses sezzt eine beobachtete Ordnung zum Grunde. Wenn sich gemeiniglich die Bilder der Traͤume ver- worren durch einander mengen, so kann solches geschehen, weil sich in das, aus der ersten Empfindung entstandne System der Jdeen, andre fremde Jdeen mischen, die zu dem Sisteme einer andern Empfindung gehoͤren. So kann der erste Traum von der Hizze entstehen, und ein andrer von der abgeworfnen Dekke, also von der Erkaͤl- tung, dazu kommen BOHN p. 416. . §. 15. Fortsezzung vor den Traͤumen. Jch habe gesagt, daß die meisten Traͤume von den im Gehirn aufgefangnen Spuren BONNET p. 137. ihren Ursprung be- kommen. Meine meisten Traͤume beschaͤftigen sich mit allerlei Sorgen, die des Nachts lebhafter werden. So sieht man im Traume seinen verlohrnen Freund, sein ver- lohrnes Der Schlaf. XVII. Buch. lohrnes Hausgeraͤthe wieder; so verfolgt uns das verhaste Bild eines Feindes im Traume; und es verleitet mich die Liebe zu den Pflanzen in unwegsame Gegenden. Da- her koͤmmt es, daß uns die Traͤume gemeiniglich nur an die sichtbaren Bilder BUFFON T. IV. pag. 68. doch ist unrecht, daß man wenig hoͤren soll, denn man plaudert im Traume gern. , und die Gespraͤche, selten aber an Speise und Trank, oder die nothwendige Ausleerung der Unreinigkeiten, es sei denn bei einer gegenwaͤrtigen Empfindung erinnern; indem uns die Einbildungskraft auch im wachenden Zustande gemeiniglich Bilder und Toͤ- ne vorstellt. Die durch die Einbildung aufgefrischte Spuren der Dinge, bringen uns ebenfalls, Kraft der Aehnlichkeit ver- wandter Jdeen, alle dahin einschlagende Jdeen wieder ins Gedaͤchtnis; und wir erinnern uns an die Kleidun- gen des Freundes, an die mit ihm zugebrachten Tage, an die Spiele, an die Kartenspiele, Wiesen, Landguͤter, Gerichtshoͤfe, und obrigkeitliche Geschaͤfte, die wir mit ihm verwaltet haben. Wenn man nun nach der mechanischen Ursache der Traͤume fraͤgt, so pflegt man uns zu antworten, es sei dieses SUPPRIAN p. 48. 49. ein aus Schlaf und Wachen gemischter Zustand, und es gehoͤret dazu, daß in dem uͤbrigens ruhigen Ge- hirne, nur einerlei Art von Lebensgeistern ergaͤnzt werden FORMEY l. c. p. 326. add. BAYLE p. 526. , und daß ein Theil des Gehirns fuͤr selbige offen blei- be, da das uͤbrige Gehirn voͤllige Ruhe geniesset DESCARTES de hom. p. 122 BOERHAAVE Prælect. T. IV. p. 564. WILLIS anim. brut. p. 171. Prim. tin. n. 565. , und die Lebensgeister darinnen keinen Umlauf verrichten. Man wird leicht gewahr, daß Traͤume entstehen muͤs- sen, so oft irgend ein gegenwaͤrtiger Reizz, oder die Spur von einer vorigen Empfindung, so lebhaft wird, daß sie die Ruhe der Seele stoͤren, und derselben ihre Vor- stellung III. Abschnitt. Der Schlaf. stellung mit Gewalt aufbuͤrden kann. Wir haben an einem andern Orte Pag. 595. gesagt, daß die Seele im Schlafe die geringern Reizze nicht wahrnehme. Es ist aber hier die Mittelmaͤßigkeit der Staͤrke dennoch einigermaassen noch da, weil eine staͤrkere Empfindung den Menschen zu erwachen noͤthigt. So hebt eine Aengstlichkeit, wenn sie die Seele durch viele Jrrgaͤnge der Traͤume verfolgt hat, endlich, sobald sie auf das hoͤchste gestiegen, den Schlaf auf, und wir erwachen. Eben dieses thut die verliebte Lust bisweilen, wenn sie eben ihren groͤsten Grad errei- chen will. §. 16. Die im Schlafe noch uͤbrige Bewegungen. Jn den Traͤumen treffen wir noch einige Empfindun- gen und Gedanken an: aber auch in dem wirklichen Schla- fe ist die Ruhe nicht so gros, daß nicht ein grosser Theil des menschlichen Koͤrpers noch seine Bewegungen fortsez- zen sollte. So schlaͤgt das Herz im Schlafe noch L. IV. p. 473. , wie wir anders wo gezeigt haben: wir holen Athem L. VIII. p. 264. , es hat, wenigstens oft die peristaltische Bewegung ihren Fortgang: und es hoͤret die Bewegung des Blutes, des Chili, und der duͤnnern Saͤfte, ob dieses gleich langsamer geschicht pag. 598. , dennoch nicht auf. Doch es geschehen auch einige willkuͤrliche Bewegungen, und man sieht Geberden, wo- durch sich die Affekten ausdruͤkken, und Menschen und Thiere essen, ja so gar aͤussern dieses manche Menschen noch heftiger. Einige Pferde schlafen stehend BATHURST l. c. p. 165. , und die Kinn- bakken ruhen bei uns im Schlaafe ID. p. 166. . Wenn man schla- Der Schlaf. XVII. Buch. schlafende Menschen reizzet, so wenden sie oft die Hand dahin, wo sie sich gereizzt befinden SWAMMERDAM bibl. p. 846. . Kinder, denen man im Schlafe das Nachtgefaͤsse unterhaͤlt, gehorchen LUCRETIUS. dem Triebe, den sie fuͤhlen, und strengen ihre Mus- keln, den Harn fortzutreiben, an. Es verlezzte jemand seinen Freund mit einem Dolche, da er seinen Feind zu erstechen glaubte HERVEY medit. II. p. 43. . Oft hoͤret man Leute im Schlafe klaͤglich seufzen und weinen; und auch Redende, welche alle ihre Heimlichkeiten offenbaren. Vom dem Zustande dieser Menschen sind die Nacht- wandrer nur um wenig Grade unterschieden, eine Art der Krankheit die oft vorkoͤmmt ARISTOTELES gener. anim. L. V. TITHOREUS PERICIIS Knecht beim LAERTIO. L. IX. HORST. hist. med. p. 171 seqq. MURATORI pag. 65. NICOLAI Einbildungskraft. n. 95. ROEPER Opusc. scientif. filolog. X. p. 23. Bresl. Saml. 1722. Febr. . Es verrichten diese Leute nach Proportion der Traͤume, womit sich die Seele alsdann zu thun macht, solche willkuͤrliche Bewegungen, als die Spuren, so die Seele beschaͤftigen, erfordern. Die Geschichten sind ohne Ende; aber darinnen kommen alle mit einander uͤberein, daß sie mit geschlossnen Augen aus dem Bette aufstehen, und tief schlafend, in ihren Schlaf- zimmern, und in ihren Haͤusern herum gehen, nicht leicht auf ihrem Wege verirren ROEPER Gesch. eines Nacht- wandl. HILD Cent. II. obs. 84. 85. , oder anstossen, und auch durch gefaͤhrliche Fenster steigen P. SALIUS adfect. partie. c. 18. MUSITANUS. Auf den Baum, um ein Elsternest auszu- nehmen. HORST. doch kam ein andrer um, beim HOECHSTET- TER disp. , und auf Daͤchern reiten. Doch sie unternehmen auch noch schwerere Dinge Sie ziehen sich Kleider an, gehen aus den Haͤusern KRUEGER p 79. TOZZI med. theoret. pag. 131. IUNKER physiol. pag. 127. WILLIS anim. brut. p. 173. mit unbewegten Au- gen DEFIEU p. 176. , zuͤnden Lichter an FRITSCH II. p. 597. , steigen mit ausgezognen Kleidern in Baͤder Gazette salut. 1762. n. 15. , pruͤgeln WiLLIS. , zaͤumen Pferde auf, machen sich III. Abschnitt. Der Schlaf. sich auf die Reise MURATORI fantas. p. 68. seqq. Es ritte DEFIEU p. 176. , schreiben, machen Verse BOHN de somnambul. HEERS obs. p. 33. , verrichten ordentlich allerlei Geschaͤftte, die im menschlichen Leben vorkommen ESCHENBACH obs. rar. 19. HELMONT orig. form. n. 57. PIGATTI pag. 40. 42 Von eben demselben MAFFEI de fulmini p. 144 145 Opusc. scientif e filol. \&c. , und beweisen darinnen eine Scharf- sinnigkeit PIGATTI p. 45. . Unterdessen schlafen sie feste, entweder mit geschlossnen, oder doch mit offnen Augen, womit sie aber nicht sehen, ihr Regenbogen G. v. SWIETEN T. III. p. 456. ist richt reizzbar, der Puls schlaͤgt PIGATTI p. 46. , wie im Schlafe, schwaͤcher, und es hoͤren alle Sinne auf Geschmakk IDEM p. 19. 20. 23. Geruch p. 26. Sind ohne Em- pfindung DEFIEU p. 176. . Sie lassen sich auch nicht leicht erwekken, und nicht einmal vom Tabak, oder in die Nase gestekkte Federn, noch durch Slaͤge PIGATTI p. 40. 41. . Wenn sie erwachen, so mus man sich wundern, daß sie von dem Geschehenen nichts wissen IDEM p. 42. 45. NICOLAI Einbildungsk. n. 96. , da wir doch Traͤume so gut behalten koͤnnen, daß Epiktet, nnter seinen Klugheitsregeln auch diese mit sezzt, daß man seine Traͤume kemen wieder erzaͤhlen muͤsse. Es koͤmmt hierbei nichts unglaubliches vor, und man trift nur mehr willkuͤhrliche Bewegungen, als gewoͤhn- lich sind, im Schlafe an; theils weil dergleichen Men- schen, uͤberhaupt, vermoͤge ihres Temperamentes, solche Affekten in staͤrkern Grade empfinden, theils weil zu sol- cher Zeit dieser Affekt kraͤftiger wirkt, und dennoch die Ursache zu schlafen so bindend ist, daß dieser Affekt den Menschen nicht aufzuwekken vermag. Es mus, mit einem Worte, in einem Theile des Gehirns, eine lebhafte Be- wegung vorgehen, da der ganze uͤbrige Theil in Ruhe ist. Und auf solche Art muͤssen, Kraft des lebhaften Willens, Bewe- Der Schlaf. XVII. Buch. Bewegungen erfolgen, die dieser Kraft unter geordnet sind, wobei dennoch der Schlaf fortdauren kann. Sie helfen sich uͤbrigens auf ihren Wanderungen mit dem Fuͤh- len, und kennen bereits die Winkel ihrer Stuben, so wie wir im Wachen durch finstre Oerter zu gehen pflegen. Jndessen hat doch diese Krankheit, wegen des sehr heftigen Affekts, und weil in einem Theile des Gehirns solche gewaltfame Bewegungen vorgehen, vieles mit dem Wahnwizz gemein, sie schlaͤgt leichtlich in eine wirkliche Tollheit aus Sat. files T. VII. n. 7. , und man bezwinget sie eben sowol durch Schlaͤge, oder starke Furcht, welche diesen sonderbaren Affekt baͤndigen kann MEIBOM de potest. flagr. p. 103. . Ende des fuͤnften Bandes. Regi- Register des fuͤnften Bandes, zwoͤlftes Buch. Das Gefuͤhl. Erster Abschnitt. Das Werkzeug des Gefuͤhls. §. 1. Seite Das Gefuͤhl uͤberhaupt 231 §. 2. Das Wort Gefuͤhl in besonderm Verstande 233 Die Haut laͤuft einwerts weiter fort 234 ihr faͤchriger Bau 234 sie nimmt keine Sehnen auf 235 §. 3. Die grossen Schlagadern unter der Haut 236 Die kleinen Hautschlagadern der Haut 237 Blutadern Kleine Gefaͤsse 237 §. 4. Jhre Nerven sind sehr zahlreich 238 Daher ist die Haut sehr empfindlich 239 §. 5. Hat die Haut was muskuloͤses 240 die Fleischhaut ist an wenig Orten und die Haut nicht muskelhaft §. 6. Waͤrzchen 242 solche sind vorhanden unter den Naͤgeln an der Mannseichel an andern Stellen H. Phisiol. 5. B. F f f f §. 7. Register §. 7. Bau der Hautwaͤrzchen Seite 245 bekoͤmmt Nerven, Schlagadern, Die das Fadengewebe zusammenhaͤngt §. 8. Oberhaͤutchen 248 von aussen, von innen, dessen Bau, Hautfurchen, Verbindung mit der Haut soll Schuppen haben, ist aber flach. §. 9. Ob Gefaͤsse darinnen sind 252 Wie man glaube, daß sie aus Gefaͤssen entstehe §. 10. Plaͤttchen 255 verschiedene Dikke, erzeugt sich leicht von neuem wieder wird zu dikker Schwiele. §. 11. Plaͤttchen des Oberhaͤutchens an Moren 257 schwarzes Nezzwerk, undurchbort, mancherlei Farben §. 12. Die Morenfarbe stekkt im Nezzwerke 259 Das Oberhaͤutchen besteht aus dem verhaͤrteten Nezzgeflechte §. 13. Ursache von der Morenschwaͤrze 261 Ob vom hizzigem Himmelsstriche, haͤufigen braunen Schweisse, schwarzem Blute §. 14. Ob uͤberhanpt die Kraft in Saamen liege 265 die sich auf Kinder fortpflanzt, Verschiedenheit im Menschengeschlechte, schwarz von Krankheiten Urfache der Morenfarbe §. 15. Die Naͤgel 270 Wurzelende furchige Theile Nezzgeflechte Oberhaͤutchen Waͤrzchen §. 16. Naͤgel wachsen wieder 275 Nuzzen der Naͤgel §. 17. uͤber den fuͤnften Band. §. 17. Haare Seite 279 Der Mensch ist ein haarig Thier Haare wurzeln im Fette §. 18. Bau der Haare 282 Haarzwiebel Darinnen ist Blut Das Haar bis zum Oberhaͤutchen Scheide des Oberhaͤutchens Riude Markk §. 19. Farbe in verschiednen Laͤndern 286 Dikke Staͤrke graue Farbe gerade und krause Haare Wachsthum chemische Zerlegung §. 20. Blaͤschen der Haut 292 Schleimgaͤnge an Fischen Schnekken Zaͤhe Hautsaͤfte am Menschen Quellen, Holgaͤnge Schmeerdruͤsen §. 21. Schweismachende Druͤsen 296 ob es giebt §. 22. Fett so die Haut einschmiert 298 Fließt durch Schweisloͤcher aus und laͤngst den Haaren §. 23. Schweisgefaͤsse 300 Schlagadrige, Schweis durch die Druͤsen Zweiter Abschnitt. Schweis. Aus- und Einduͤnstungen. §. 1. Schweis uͤberhaupt 302 Ursache des Schweisses Waͤrme §. 2. Materie des Schweisses 305 Waͤrme Geruch Von Speisen F f f f 2 Von Register Von Krankheiten Seite Beigemischtes Fett Blut andre Dinge §. 3. Der Schweis koͤmmt nicht von der Natur her er hilft 309 und schadet Menge des Schweisses 311 §. 4. Unmerkliche Ausduͤnstung uͤberhaupt §. 5. dessen Grundstoffe 311 wie man sie sichtbar mache, ausduͤnstend Wasser §. 6. Elektrische Materie 314 erscheint von selbst nach der Elektrisirung §. 7. Fluͤchtige stinckende Theile 317 ausgespuͤrt von Hunden, §. 8. Theilchen des Getraͤnckes, Wassers 318 Der Speise §. 9. Wie die duͤnstende Materie vom 319 Schweisse unterschieden sei Wie die Haut ausduͤnstet durch Einsprizzung nachgemacht, geschicht durch die Schlagadern §. 10. Maas der Ausduͤnstung 322 Sanktorius Versuch Dodarts, Keils, Linings Franz Home Art, wie man solche Versuche machen muͤsse §. 11. Wofuͤr man sich zu huͤten habe 325 um ein rechtes Maas zu treffen §. 12. Ausduͤnstung in Nordlichen 327 Himmelsstrichen Schottland Jrrland durch das ganze Jahr Versuchschluͤsse Keils Versuche, Robinsons, Hartmanns Dodarts §. 13. uͤber den fuͤnften Band. §. 13. Jn heissen Gegenden Seite 333 Versuche des Sanktorius Linings §. 14. Was die Perspiration verstaͤrkt 337 1. staͤrkere Muskelbewegung daher ist die Perspiration im Winter groͤsser der elektrische Feuerstrudel Zorn, heisse Luft §. 15. 2. Vermehrte Menge der Dunstmaterie. 342 von genossnen, verdauten leichtgemengten Speisen §. 16. 3. Schlaffe Haut 345 vom Bette daher ist die Perspiration im Schlafe groͤsser und vom Bade. §. 17. Was die Ausduͤnstung mindert 349 feuchte Luft Kaͤlte Fehler an Speise schlechte Verdauung andre reichliche Absonderung harte Haut §. 18. Nuzzen der Perspiration 354 auf die Haut allein auf den ganzen Koͤrper Krankheiten von verhaltner Perspiration §. 19. Andre halten solches fuͤr uͤbermaͤßig 358 Schwache Ausduͤnstung ohne Krankheit wachsen mit Unbequemlichkeit Aus dem Gewichte der Ausduͤnstung kann man nicht ihre Abname schluͤssen Die Schwaͤche ruͤhrt von der Fiebermaterie her, welche die Kraͤfte benimmt. §. 20. Das Einduͤnsten inhalatio 362 Die menschliche Haut ist durchloͤchert durch die Schweisloͤcher, welche in die Blutadern fuͤhren nach dem Exempel des Queksilbers Arseniks Oeles, Pflanzengiftes, Franzosengiftes, gesunder Daͤmpfe F f f f 3 des Register des Wasserdunstes Jnhalation bei feuchter Luft Beweis vom Urin, dessen mehr ist als man getrunken, Eindaͤmpfen unter der Haut. §. 21. Anwachsen der Eindaͤmpfung 371 Dritter Abschnitt. Das Fuͤhlen an sich selbst. §. 1. Was das Fuͤhlen eigentlich so genannt sei 372 Es reibt sich der Nervenmark an Koͤrpern, die wir nicht erkennen wollen. Vorzuͤge der Finger ob sich die Waͤrzchen ausstrekken §. 2. Was man vor Eigenschaften der Koͤrper durch das Fuͤhlen erkenne. deren Figur Rauhigkeit Waͤrme Entfernung §. 3. Ob das Gefuͤhl weniger als die uͤbrigen Sinne truͤge 378 Es zeigt uns von auswaͤrtigen Koͤrpern so viel an, als es uns wegen der Hautbekleidung verstattet ist zu subtil, zu scharf, Gewohnheit §. 4. Veraͤnderungen am menschlichen Koͤrper, 381 so vom Gefuͤhl entstehen. Wollust, Schmerz §. 5. Nothwendigkeit des Oberhaͤutchen 383 des Malpigischen Schleims. der Haare Drei- uͤber den fuͤnften Band. Dreizehentes Buch. Der Geschmakk. Erster Abschnitt. Werkzeug dieses Sinnes. §. 1. Jst die Zunge Seite 387 und zu scharfen Geschmakke noch andre Theile des Mundes §. 2. An der Zunge sind Waͤrzchen 389 deren Klassen. 1. abgekuͤrzte §. 3. 2. stumpfe 391 schwammfoͤrmige 3. Kegelfoͤrmige 4. ganz kleine Runzeln §. 4. Bau der Waͤrzchen 394 sie sind zusammengepakkt aus dem Fadengewebe Gefaͤssen, Nerven §. 5. schleimige Bekleidung der Zunge 396 oder Oberhaͤutchen Erfinder dieser Bekleidung §. 6. Der Bau an den vierfuͤßigen 398 lange Waͤrzchen Scheide vom Oberhaͤutchen der Nezzkoͤrper durchloͤchert §. 7. Einfache Zungendruͤsen 399 blinde Loch der Zunge §. 8. Zungenschlagader 402 unter der Zunge Froschader andre Schlagadern der Zunge mehr. §. 9. Die Zungenblutadern 404 die unter dem Kinne die an der Oberflaͤche der Zunge Die Froschblutader die tiefe Blutader F f f f 4 die Register die Ruͤkkenadern Seite der Koschwizzische Gang entsteht aus Blutadern Flieswassergefaͤsse der Zunge §. 10. Nerven der Zunge 407 welcher, der fuͤnfte oder der neunte den Geschmack bediene. Gruͤnde fuͤr beide Meinungen der fuͤnfte ist es mehr oder alle beide §. 11. Waͤrzchen der Vakke und der Lippen 409 Zweiter Abschnitt. Der Geschmakk an sich selbst, §. 1. Das Gefuͤhl wird durch die Zunge 411 §. 2. nebst dem Geschmakke verrichtet 412 Dinge, die einen Geschmakk machen sollen muͤssen fluͤßig sein durch die Haut der Zungen dringen, Die Feuchtigkeit im Munde giebt dem Speichel Geschmakk, Salz muß darinnen sein §. 3. Arten des Geschmakkes 415 Annehmlichkeit des Geschmakkes §. 4. schmekkende Koͤrper 417 saure Vegetabilien Thiere Foßilien suͤsse Dinge sind sauer bitter, salzig wenig Mineralien haben Geschmakk §. 5. Figur der Salzkristallen 420 Ob jedes Salz seine besondre Figur hat ruͤhrt solche von jedes besondrer Saͤure hes oder ruͤhrt von dieser Figur jedes sein besondrer gewisser Geschmakk her. Denn einerlei Salz hat bald diese bald eine andre Kristallfigur. verschiedne Salze haben einerlei Figur Woher koͤmmt also ihr Geschmakk §. 6. Nuzzen des Geschmakkes 425 um nuͤzzliche Speisen zu unterscheiden und dennoch irren Thiere in Unterscheidung derselben Vier- uͤber den fuͤnften Band. Vierzehntes Buch. Der Geruch. Erster Abschnitt. Werkzeug dieses Sinnes. §. 1. Die Nase Seite 429 Nasenknochen Nasenfortsazz des obern Kinnbakkens §. 2. Knorpeln der Nase die obern, mittlern, Nasenscheidewand §. 3. Muskeln der Nase 432 der Heber des Nasenfluͤgels der lange Zusammendruͤkker Niederdruͤkker des Nasenfluͤgels das Pakk der Nasenmuskel der Oberlippe §. 4. Die Hoͤhlung der Nase 435 ganze Hoͤhlung §. 5. besondre Gaͤnge 436 unterste mittlere oberste §. 6. Siebknochen 438 dessen absteigende Platte der mittlere siebfoͤrmige Theil dessen vorragender Fortsatz Mittlere Platte §. 7. Seitentheile 440 cellulæ ethmoideæ flache Knochen Kleine Horn des Sphenoides obere oder mittlere Schwammknochen dessen absteigende Platte §. 8. Der unterste Schwammknochen 445 dessen blaͤttrige Tafeln F f f f 5 §. 9. Register §. 9. Die Nasenscheidewand Seite 447 der knochige Theil der knorpliche Theil ist oft krumm §. 10. Die Schleimsinus 448 Die Stirnsinus deren Muͤndung historische Anekdoten. §. 11. der Sinus sphenoideus. 451 verschiedne Lage Muͤndung §. 12. Der Sinus maxillaris 453 Muͤndung. Die deutliche bekannte Anhaͤngsel dieses Sinus cellulæ obitariæ §. 13. Schleimhaut der Nase 456 §. 14. Druͤsen an dieser Schleimhaut 458 daran zweifelt man, man bestaͤtigt sie Schleimgefaͤsse an den Thieren. §. 15. Zotten der Schleimhaut 460 zweifelhaft §. 16. Schlagadern der Nase 461 Von der innern Kinnbakkenaber obere Ast, untere von der vordern ethmoidea von der hintern von der Augenader, zur Stirnsinus zur Nase von der innern carotis von der infraorbitali von der obern, hintern Zahnader von der Gaumenader diese Adern schwizzen leicht Blut aus. §. 17. Die Nasenblutadern 467 §. 18. Nerven der Nase 467 vom ersten Paare §. 19. Von dem Augenaste des fuͤnften Paares, 469 vom zweiten Aste des fuͤnften die hintern Nasennerven von den, unter der Augenhoͤhle streichenden von den palatinis von den alvcolaribus Zweiter uͤber den fuͤnften Band. Zweiter Abschnitt. Riechende Koͤrperchen. §. 1. Die Geschichte derselben fehlt noch Seite 472 §. 2. Aus den meisten Koͤrpern duͤnsten riechende Theile aus 472 auch aus den Metallen Steinen Thieren, Vegetabilien Ausfluͤsse ohne Geruch Ob der Geruch vom Phlogison komme, ist noch nicht ausgemacht. §. 3. Die riechende Dinge oder Geruchtheile sind ungemein zart 476 wird gezeigt durch Berechnungen, andre Exempel dringen doch nicht durch ein Glaß §. 4. Aeussern grosse Kraft 479 medicinische Kraͤfte oder giftige machen schnelle und grosse Veraͤnderungen giftige einschlaͤfernde gewuͤrzhafte und scharfe ernaͤhrende §. 5. Klassen der Geruͤche 485 Geruͤche verschiedner Koͤrper lassen sich dennoch auf eine Gattung bringen Klassen der Geruͤche. Die Ambrageruͤche von Thieren Pflanzen Minern verschiedene wohlriechende Pflanzen Thiere Mineralien §. 6. Allerlei Mittelgeruͤche 490 §. 7. Gestanck 492 vom Aase Miste ranzigen Oelen Kaͤse Kraͤfte Register Kraͤfte der aphrodisiacorum Seite Knoblauch oder hystericus andre uͤbelriechende Dinge §. 8. Ursachen der Geruͤche 494 an Pflanzen Thieren Geruͤche von Faͤulnis scheinen eine Spizze Figur der Grundstoffe zu erfordern und ein fluͤchtig Wesen andre Ursachen der Geruͤche Vermischung andre §. 9. Ursachen des Wohlgeruches 498 einige sind willkuͤrlich andre stekken in der Natur. Die Annehmlichkeit scheint das Mittel im Geruche zu halten wie einem ein Geruch gefallen, dem andern misfallen kann §. 10. Hat Geruch und Geschmakk einerlei Ursache 500 wer solches bejahet doch ist ein Unterschied dabei zum Geruch gehoͤrt ein fluͤchtig Wesen, nicht aber zum Geschmakke. Dritter Abschnitt. Der Sinn des Geruches selbst. §. 1. Art, wie wir Dinge riechen 503 Kraft des Einathmens §. 2. Steigen Geruchstoffe bis zum Gehirn 504 das scheint nicht zu geschehen §. 3. Die Nafe ist das Geruchinstrument 505 an welchem Theile, Zeichen dieses Theils, an den Schwammknochen doch auch andre Theile sind nicht ausgeschlossen doch ist der Geruch an einigen Stellen schaͤrfer an andern schwaͤcher, §. 4. uͤber den fuͤnften Band. §. 4. Der eigentliche Geruchsnerve Seite 510 ist der erste, und fuͤnfte warum diese Nerven in der Nase den Geruch empfinden liegen blosser als anderswo bei einigen Personen mehr, bei andern weniger §. 5. Unentbehrlichkeit des Schleims 513 um die Gewalt der Geruͤche zu maͤßigen. damit der Schleim aus der Nase laufe Resorbirung in der Nase §. 6. Der Schleim koͤmmt nicht vom Gehirn 516 §. 7. Nuzzen des Geruches 517 um gesunde Speisen zu erkennen stinkkende Sachen sind wenig gesund man kann sich nicht vorstellen, daß Wohlgeruͤche ungesund sein koͤnnen der Geruch entdekkt die medicinische Kraͤfte ist den uͤbrigen Thieren noch noͤthiger alle haben ihn §. 8. Nuzzen zur Wiederbelebung der Kranken 521 zur Staͤrke und Annehmlichkeit der Rede Funfzehntes Buch, Das Gehoͤr. Erster Abschnitt. Der Bau des Ohres. §. 1. Einleitung 523 §. 2. das Ohr 523 welche Thiere eins haben dessen Beschaffenheit Baͤnder Fadengewebe hintere Band und vordere §. 3. Theile des Ohres 527 Helix An- Register Anthelix Seite Scapha. Hoͤhlung ohne Namen Concha Tragus Antitragus Ohrlappen §. 4. Muskeln des Ohres 529 die Ohren koͤnnen einige Menschen bewegen, haben wirklich Muskeln §. 5. Grosse Muskeln 530 der zuruͤckziehende erhebende vordere Fasern vom Hinterhauptmuskel. vom breitesten Halsmuskel. andre §. 6. Kleine Muskeln, die in knorplichen Theile des Ohres bleiben autitragicus tragicus der grosse Muskel des helix der kleine, der Queermuskel des Ohres §. 7. Knochiger Theil des Gehoͤrganges 536 haͤutiger Theil knorpliche Theil drei Ringe zween Einschnitte Muskel des grossen Einschnittes §. 8. Knochige Gehoͤrgang 538 dessen Haut empfindende Haut Oberhaut §. 9. Ohrenschmalzdruͤsen, ceruminosæ 541 Ohrenschmalz §. 10. Ring zur Trommelhaut 543 §. 11. Trommelhaut 543 deren Figur doppelter Eindrukk vier Platten ist in den meisten Thieren Entdekkung §. 12 uͤber den fuͤnften Band. §. 12. An dieser Haut soll ein Loch sein Seite 546 alte Spuren davon praktische vom Rivin genauer beschrieben §. 13. Gegenmeinungen andrer 549 werden nicht durch Versuche bestaͤtigt Die Erscheinungen werden anders vorgetragen §. 14. Die Ohrtrommel 551 deren Lage und Theile Knochenhaͤutchen §. 15. Trommelknoͤchgen 553 der Hammer an kalten Thieren an vierfuͤßigen Erfindung, Figur Kopf Kurzer Fortsazz, laͤngster Fortsazz dessen Erfinder Stiel maenbeium §. 16. Ambos 557 dessen Stelle Kopf, kurze Schenkel lange Schenkel §. 17. Steigbiegel 559 Erfinder Lage Schnekelchen Grundflaͤche Haͤutchen Bau an den Voͤgeln §. 18. Historie der rundlichen Knoͤchgen 562 andre Knoͤchgen zwischen Hammer und Ambos am innern Hammermuskel am Steigbiegelmuskel unter dem kurzen Schenkel des Ambosses §. 19. Hammerbaͤnder 546 das vordere hindere Ambosbaͤnder Steigbiegelbaͤnder Verschiedenheiten §. 20 Register §. 20. Muskeln des Hammers Seite 565 der innere des Eustachs dessen Lage Jnsertion seiner Sehne ist ein wahrer Muskel und spannt die Trommelhaut §. 21. Der aͤusserliche Muskel 568 Folianus des Hammers hat wenig muskuloͤses der aͤussere Kasserische Muskel hat auch wenig zu sagen §. 22. Der Steigbiegelmuskel 571 dessen Verrichtung §. 23. cellulæ mostoideæ 572 die erste oder antrum Faͤcher oberhalb dem Zizzenfortsazze an diesem Fortsazze §. 24. Eustachische Trompete 575 deren Ursprung an der Trommel Theil ausserhalb der Hirnschale Entdekkung und Geschichte §. 25 Wie sich selbige in die Trompete oͤffnet 578 wie die Luft eintritt ist allezeit offen ob sie sich von ihrem Muskel verengern lasse wie sie zusammengedruͤkkt wird §. 26. Fenster. Das eirunde 581 runde §. 27. Kleine Aderloͤcher 583 §. 28. Vorhoff 584 dessen Winkel Mark Loͤcher, die sich in ihn oͤffnen. §. 29. Die Halbzirkligen Kanaͤle uͤberhaupt 587 §. 30 Jnsonderheit 589 der obere untere, aͤussere §. 31. Schnekke 591 in der Frucht Lage §. 32. deren Theil. Spindel 592 Trichter §. 33. uͤber den fuͤnften Band. §. 33. Vollstaͤndige Schnekkengang Seite 594 knochige Scheidewand, haͤutige Scheidewand Ende der Scheidewand Communication der Stiegen. §. 34 Schnekkenstiege 597 Stiege des Vorhofes, Stiege der Trommel §. 35. Hoͤhe des siebenten Nerven 598 oberer Winkel, unterer dessen blindes Vorderende, Hinterende. §. 36. Die Gehoͤrnerven 601 zwei, drei bis fuͤnfe §. 37. Nerven im Vorhofe 602 Vorhofsnerven insbesondere markige Vorragung, schwebende Haut, Nerven der halbzirkligen Kanaͤle §. 38. Schnekkennerven 605 dieses ist nicht deutlich zu machen §. 39. Nerven des aͤussern Ohres 606 vom fuͤnften Paare vom zweiten und dritten Nakkennerven der hintere, der vordere §. 40. Schlagaderchen im Gehoͤrinstrumente 608 von der hintern Ohrenader, von der Schlaͤfenader, von der occipitali von der innern Kinnbakkenarterie a stylomastoidea, a meningea, a carotide interna, a pharyngea vom Stamme der Ruͤkkenwirbeladern oder der Gehoͤrschlagader §. 41. Blutadern zum Gehoͤr 613 §. 42. Flieswassergefaͤsse, keine sind knotig 615 Wasserleitung des beruͤhmten Cotnus Wasserleitung des Vorhofes, der Schnekke. Zweiter Abschnitt. Phisische Theorie des Schalls. §. 1. Begriff der Abhandlung 616 §. 2. der Schall ist ein Zittern 616 und oscillatio eines wechselweise weiter werdenden Koͤrpers blos harte Koͤrper schallen wieder. H. Phisiol. 5. B. G g g g §. 3. Register §. 3. Um einen Schall zu machen Seite 619 mussen die kleinsten Stoffe mit in eine Bewegung geraten daher zerbrechen klingende Koͤrper leichtlich Glaͤser zerspringen vom Geschrei der Menschen §. 4. Der Schall faͤhrt durch klingende Koͤrper 621 Was bei schallenden Gewoͤlbern zu bemerken. §. 5. Der Schall faͤhrt auch durch Wasser ohne der Lust im Wasser anzugehoͤren 626 §. 6. Vornaͤmlich pflanzt sich der Schall 628 durch die Luft sort wie er in gedruͤkkter Luft staͤrker wird, und schwaͤcher in verduͤnnter, endlich gar verschwindet, und nach wieder zugelassner Luft wiederhergestellt wird §. 7. Wie in der Luft ein Schall entsteht 632 und sich darinnen ausbreitet die klingende Luftwellen §. 8. Fortpflanzung des Schalles 633 Abnahme; weitere Ausbreitung Staͤrke der groben Toͤne wie weit sich der Schall fortpflanzt. §. 9. Wie Toͤne an Staͤrke zunehmen 636 die klingende Wellen scheinen sich nicht zn biegen, Kraft einer elliptischen Woͤlbung eines parabolischen Spiegels einer parabolischen Trompete Verbindung der Ellipse mit der Parabel der Schall erhaͤlt sich in holen Cilindern, wird staͤrker in kegelfoͤrmigen Roͤhren in Spiralroͤhren §. 10. Wie er zunehme 641 von dem Schalle, vom Zittern der Koͤrper in der Naͤhe harte Koͤrper schallen wieder die weichen nicht §. 11. Abspringender und zu seinem urspruͤnglichen Orte ruͤkklaufender Schall, oder Wiederschall, Echo. 643 Nothwendige Entfernung dazu wie ein oft wiederholtes Echo entsteht §. 12. Geschwindigkeit des Schalls, 645 wie man sie misset, verschiedne Maasse, Unterschiede starke Toͤne pflanzen sich nicht geschwinder fort. Der uͤber den fuͤnften Band. Der Schall ermuͤdet sich nicht im Fortlaufen Seite §. 13. Anzahl der Schlaͤge 650 klingender Koͤrper ist in feinern Toͤnen groͤsser, in groben Toͤnen kleiner Zahl der Vibrationen in Ziefern ausgedruͤkkt §. 14. Ursachen vom Unterschiede der Toͤne, 653 die Spannung der Saiten, und verschiedne Haͤrte der klingenden Koͤrper. Laͤnge der Saiten, Dikke zusammengesezzte Zahlen daher §. 15. Verhaͤltnisse der Anzahl 656 der Schlaͤge, der Oktav u. s. f. §. 16. Das Mitzittren 657 durch feste Koͤrper fortgepflanzt durch die Luft durch dieses Zittren zerbrechen Trinkglaͤser. Dritter Abschnitt. Das Gehoͤr an sich. §. 1. Die klingende Wellen sammeln sich im Gehoͤrgange 663 Nuzzen des aͤusserlichen Ohres §. 2. Die Trommelhaut wird getroffen 666 man zeigt diesen Weg des Schalles man wird von Zerreissung dieser Haut taub. §. 3. Ob sie sich nach Belieben spannen kann 669 ob sie sich mit dem Gleichklange mit andern Toͤnen bequeme vom Willen, oder aus mechanischer Nothwendigkeit man kann kaum glauben, daß sie sich nach Belieben schlaf machen kann §. 4. Die Knoͤchgen empfinden das Zittren 673 bringen es weiter das Gehoͤr vergeht, wenn die Knochen zerstoͤrt werden ist schaͤrfer bei Thieren, die Knoͤchgen haben. §. 5. Verrichtung der Trompete 675 nimmt den Schall an Taubheit, wenn sie sich verstopft hat, wirkt nicht waͤhrend des Einathmens, durch sie soll die Luft ausweichen, sich erneuern, maͤßigen, und zum Athemholen bequemen G g g g 2 §. 6. Register §. 6. Verrichtung des runden Fensters Seite 680 das Zittern gelangt zum Vorhofe und zu den halbzirkligen Kanaͤlen, zur Schnekke, die Nerven ihrer Theile zittern zugleich mit hier ist keine Luft. §. 7. Rechter Sizz des Gehoͤrs 683 im Jnwendigen, im Gehoͤrnerven doch nicht blos im Vorhofe ob in den halbzirkligen Kanaͤlen Ob Fische hoͤren in der Schnekke uͤberhaupt Ein Einwurf gehoben doch auch in den halbzirkligen Kanaͤlen §. 8. Ueberhaupt am ganzen weichen Nerven 690 den die knochigen Theile anstossen §. 9. Was der harte Nerve zum Gehoͤr beitrage 693 wie er von feinen Toͤnen getroffen werde §. 10. Ob irgend ein Nerve vom innern Ohr ins Gehirn wieder zuruͤkk laufe 695 Dieses scheint nicht statt zu finden §. 11. Warum man einen einzigen Schall hoͤre 696 wie sich die urspruͤnglichen Toͤne mit den zufaͤlligen in einen einzigen vermischen warum man mit zwei Ohren einen einzigen Schall hoͤret Ohren haben ungleiche Kraͤfte. §. 12. Verschiedne Menschen hoͤren auf verschiedne Weise 709 gar zu scharfes Gehoͤr, gar zu grob §. 13. Unangenehme Toͤne, die gar zu fein, 702 gar zu grob sind warum gefallen uns gewisse Tonweisen und Suiten Vielleicht weil sich ihre Zahlen zaͤhlen lassen, dieses scheinet nicht zu gelten Man weis die Ursache davon nicht §. 14. Wirkung der Musik 706 Affekren zu erregen Traurigkeit, Freude Dieses scheint nach dem lege adsociationis idearum zu geschehen. Krankheiten durch Musik geheilt Fabel von der Tarantel Ob der Mensch ein vorzuͤglich Gehoͤr habe. Sechs- uͤber den fuͤnften Band. Sechszehentes Buch. Das Sehen. Erster Abschnitt. Schuzz der Augen. §. 1. Einleitung Seite 710 §. 2. Die Augen uͤberhaupt ibid. Welche Thiere Augen haben, oder keine die meisten sehen dennoch Anzahl der Augen ein Paar, zwei, drei, vier, fuͤnfe, sechs, sieben, acht. Einaͤugige, Fuͤnfaͤugige Thiere §. 3. Augenbranen 714 §. 4. Die membrana epicrania pericranium 715 das glaͤnzende Gewebe auf der Hirnschale. epierania. §. 5. Muskeln des Hinterhauptes 717 der Stirn, Ende derselben, Verrichtung §. 6. Die Runzler der Augenbranen 721 dessen Thaͤtigkeit §. 7. Augenlieder uͤberhaupt 723 grosse Ohnentbehrlichkeit derselben §. 8. Die grossen, entstehen aus der Haut 725 ihr Oberhaͤurchen scharfe Empfindung §. 9. Der Augenknorpel, tarsus cilia 728 §. 10. Die Talgdruͤsen der Augenlieder 730 Erfindungsgeschichte, ihr Schmier §. 11. Zwischenraum der Augenlieder 732 Knorpelband §. 12. Wahre Thraͤnendruͤse. 734 welche Thiere solche haben §. 13. Jhre Ausfuͤh ungsgaͤnge 735 an Thieren vom Stenonius entdekkt am Menschen, Monro des Juͤng. und Hunters Entdekkung §. 14. Versliegender Theil der Thraͤnen 738 §. 15. Natur der Thraͤnen 739 Wiedererzeugung, Nuzzen G g g g 3 §. 16. Register §. 16. Ursache, wie Thraͤnen fliessen Seite 741 von scharfen Dingen angehaͤuftem Blute traurigem Affekte auch Thiere weinen. §. 17. Wohin die Thraͤnen laufen ein Theil wird wieder eingesogen ein Theil fliest in die Nase ab §. 18. Caruncula lacrumalis ibid. §. 19. Drittes Augenlied 745 Verschiedenheiten dessen an Thieren §. 20. Thraͤnenpunkte 748 Erfinder, Verschiedenheiten §. 21. Thraͤnengaͤnge 750 der obere, untere Jnserirung in den Sakk Historie §. 22. Thraͤnensakk 753 ob er anders woher Thraͤnen bekomme §. 23. Nasengang 755 dessen Muͤndung Andre Thraͤnenwege §. 24. Der runde Muskel 758 der Augenlieder, das Band eine Schicht ausserhalb um die Augenhoͤle gezogen Schicht so auf den Augenliedern liegt Geschaͤfte des Muskels §. 25. Strasse der Thraͤnen zur Nase 761 scheint angezogen zu werden fliessen in die Nase und kommen nicht aus dem Sakke durch die Punkte hervor §. 26. Muskeln, so die Augenlieder von einander ziehen 765 der Aufheber Muskeln des untern Augenliedes die Bewegung der Augenlieder geschicht nach Belieben §. 27. Die Augenhoͤle 769 der Stirntheil Nasen, Schlaͤfetheil Zwei- uͤber den fuͤnften Band. Zweiter Abschnitt. Das Auge an sich. §. 1. Augapfel Seite 772 Figur, Groͤsse §. 2. Sehnerve, verrichtet das Sehen 774 Verhindung beider Sehnerven Jederzeit in Vierfuͤßigen, in Voͤgeln, Fischen ob sich die Sehnerven durchkreuzen ob gegentheils jeder nach dem Auge seiner Seite laufe ob sich beider Mark vermischt Fuͤr diese Meinung, Antwort darauf wird doch nicht widerlegt. §. 3. Weg des Sehnerven 782 durch die Augenhoͤle, ins Auge §. 4. Bau desselben 783 faͤchrige Scheidewaͤnde, Mark Schlagaͤderchen, Porus verglichne Anatomie §. 5. Selerotica tunica 787 ob sie von der harten Hirnhaut ein Fortsazz sei Gruͤnde derer, so es bejahen, scheinet nicht ein Fortsazz zu sein §. 6. schwarze Platte der Scleroticae 791 §. 7. Hornhaut 792 convexe Fiqur schiefe Verbindung mit der Sclerotica ihre besondre Bekleidungen §. 8. Farbe der Hornhaut 795 Platten, Feuchtigkeit Schweisloͤcher, Gefaͤsse, Nerven und Empfindung Wiedererzeugung. §. 9. Chorioidea tunica 799 Eintritt des Sehnervens ins Auge Siebplatte am Umfange deren Loches entsteht die chorioidea. Wie es in den Voͤgeln damit beschaffen sei in den Fischen G g g g 4 da- Register daselbst sind zwo oder drei Haͤute statt der Aderhaut. Seite und der zirkelrunde Muskel entsteht nicht von der Sclerotica ihr Bau und Farbe inwendige Flaͤche, Tapete ruyßische Platte der orbiculus ciliaris die chorioidea ist bestaͤndig zugegen §. 10. Der Regenbogen 806 ob er von der chorioidea entsteht ist ein eifoͤrmiger Ring, erhaben, durchloͤchert Augenstern, pupilla, Traubenhaut uvea Flokken im Regenbogen, Streifen, Bogen veraͤnderliche Figur, Farbe hintere Flaͤche der Traubenhaut gestrahlte Streifen der Traubenhaut kleine Ringstreife die gestrahlten sind nicht muskelhaft die Empfindlichkeit des Regenbogens ist nicht eine von den genauen §. 11. Sternhaut, pupillaris membrana 814 wenn sie verschwindet, Erfinder derselben §. 12. Bewegung des Sterns pupilla 816 verengert sich beim Lichte wird weit im Dunkeln, Grenzen wird weit zu entlegnen Dingen und enge, um ganz nahe Dinge genau zu sehen wie diefe Bewegung schwach werde und aufhoͤre von Krankheiten wird weit im Tode selbst verengert sich bei starkem Reizze Ursache dieser Bewegung liegt nicht im Regenbogen warum in einem nicht sehr empfindlichen Auge die Bewegung der Pupille verschwindet wie sie sich mit dem Alter aͤndere ob sie vom Willen abhaͤnge dieses scheint nicht ob es eine muskelhafte Bewegung sei ob der Stern einen Sphincter habe es scheinet solches nicht die Ursache ist der Nervenreiz Art der Entzuͤndung An- uͤber den fuͤnften Band. Andre Hipotesen, ein zweideutiger Versuch Seite §. 13. Das corpus ciliare 825 dessen Ursprung, Streifen Fische haben kein solches Sternbaͤndchen die Streifen haͤngen sich nicht an die Crystallinse an, sondern haͤngen mittelst des Schleims feste Wie dieses Anhaͤngen durch Faͤulnis aufgehoben werde der haͤutige Bau dieses Koͤrpers. §. 14. Der schwarze Schleim des Auges 830 der Schleimring, woher er entstehe keine Druͤsen sind im Auge §. 15. Nezzhaut, Namen 832 wie sie vom Gehirnmarke entstehet, seit ihrem Ursprunge weiter geht wie sie in Voͤgeln entspringt, in Fischen wie sie sich vorne endigt die besondre Platte der Voͤgel ob diese auch im Menschen zugegen ist Nein, scheint aber doch gefunden zu werden Die Nezzhaut empfindet scharf hat eine Menge Gefaͤsse und in Fischen Fasern, auch in Voͤgeln und einigen vierfuͤßigen Thieren und eine doppelte Platte Bau der Jnsekten §. 16. Kamm der Voͤgel 842 ist ein Traͤger der Crystallinse kein Beutelchen, noch Muskel Traͤger dieser Linse in Fischen die arteria ciliaris des Glaßkoͤrpers die arteria centralis eben desselben §. 17. Die membrana vitrea 844 Erfinder ist wirklichen im Menschen zugegen Vorderende, zwo Platten vordre, hintere der zwischenliegende gestreifte Kanal §. 18. Der humor vitrcus 847 dessen grosse Menge, waͤssrige Natur groͤssere Dichtheit, Zaͤhigkeit G g g g 5 innere Register innere Haͤutchen und Faͤcher Seite Bei Gelogenheit des Giftes soll sich wieder ergaͤnzen §. 19. Crystallinse, lens cristallina 850 verschiedne Groͤsse, Farbe wird im Menschen gelbe, und truͤbe wie sie sich gegen das Gift verhalte verschiedne Figur, in verschiednen Thieren im Menschen, Durchmesser, Maas groͤssere Dichtheit, als Wasser hat nicht so grosse Refraktion, als Glaß welche, wird mit den Jahren haͤrter die kleine Austiefung des vitrei humoris §. 20. Die Kapsel der Crystallinse 859 feste, fast hornig, durchsichtig wird doch dunkel, von der Kapsel frei Zwischenwaͤsserchen scheint der ausduͤnstende Dampf zu sein §. 21. Bau dieser Linse 863 Kern, zerspringt zu Strahlen zu Platten, zu Fasern Fadengewebe, tela cellulosa ist kein humor ergaͤnzt sich nicht wieder chemische Auseinandersezzung §. 22. humor aqueus 867 laͤngst bekannt, in Fischen klein in Voͤgeln uͤberfluͤßig und im Menschen bisweilen truͤbe dessen Menge gerinnt nicht von sauren Saͤften ergaͤnzt sich in kurzer Zeit wieder in Wunden in Erfahrungen an Thieren oder nach herausgenommner Crystallinse entsteht aus Arterien ob aus den Nukischen Quellen solches sind die langen arteriae ciliares wird resorbirt §. 23. Augenkammern, was 874 Vordere, Hintere, Maas die Hintere ist kleiner Versuche am gesrornen Auge §. 24. uͤber den fuͤnften Band. §. 24. Muskeln des Auges, in Thieren Seite 877 entstehen nicht von den Knochen die geraden Muskeln uͤberhaupt der obere, inwendige auswendige, untere, Bewegung eines jeden fuͤr sich und zusammen genommen. §. 25. Der schiefe obere 882 der seeundus trochlearis obliquus minor musculus bulbosus keine ungenannte Membran §. 26. Augennernen uͤberhaupt 885 deren Lauf an der Seite des Pferdesattels dritte Paar, vierte der ophthalmicus des fuͤnsten, sechsten §. 27. Aeste zum Augen 887 des Fuͤnften, Sechsten die nicht vom Sechsten kommen §. 28. Der nervus ophthalmicus 889 vom Fuͤnften Ast zum ganglion andre Aeste, der Thraͤnenast der aͤusere Augenast, der innere §. 29. Nerve des dritten Paares 892 obere Zweig, untere Stamm ganglion ophthalmicum rami ciliares, rami capillacei §. 30. Jnnere Augennerven 895 zur Traubenhaut, accessorii §. 31. Schlagadern des Auges 896 der Stamm der ophthalmicae Aeste. Der lacrumalis ethmoidea anterior, palpebralis frontalis, nasalis §. 32. Arteriae ciliaris. 899 Die posticae unter denen kleinere, deren Ende ob sie zur Crystallinse Aeste senden zum humore vitreo §. 33. Arteriae ciliares longae 901 die vordern der Register der Kreis, so die Traubenhaut umspannt Seite Erfinder Aeste davon zur Traubenhaut innere Kreis der Traubenhaut gerade Gefaͤsse §. 34. Die arteria retinae centralis 904 Ursprung, Aeste in die Nezzhaut das Nezzgeflechte vordre Kreis der Nezzhaut hintere Arterie der Crystallinse Erfinder, Aeste zur membrana pupillaris §. 35. Fremde Augenaͤste 909 von der infraorbirali, a temporali §. 36. Blutadern des Auges 910 die vornehmste Blutader Ende von hinten vordere Aeste Obere, untere §. 37. vena ciliaris, vasa vorticosa 912 venae ciliares longae, und vorderen §. 38. Vena centralis retinae 914 §. 39. Ob es Flieswassergefaͤsse im Auge gebe ibid, man zweifelt daran. Dritter Abschnitt. Licht und Farben. §. 1. Ueberhaupt 915 §. 2. Licht ibid. ob es zu durchdringen und dennoch koͤrperlich §. 3. Ob es mit dem Feuer einerlei ist 918 Unterschied beider Elementen, Aehnliches beider, worinnen sie uͤberein- kommen, und unterschieden sind §. 4. Lichtstrahlen 922 wie die Lebhaftigkeit des Lichts abnimmt Lichtstrahlen aus der Naͤhe, und die man fuͤr gerade haͤlt welche krumm sind §. 5. Bewegung des Lichtes, Zeit 924 geschicht ungemein schnell ist es ein Strom, oder Anschlagen das leztere scheint zu sein §. 6. uͤber den fuͤnften Band. §. 6. Wesen des Lichtes ist sehr feste Seite 927 aus der brennenden Kraft des Foci der abspringende Winkel ist den einfallenden gleich §. 7. Gesezze des Abspringens, reflexion 929 die am staͤrksten abspringen, brechen sich auch am staͤrksten §. 8. Das Brechen, refractio 930 verhaͤlt sich wie die Dichtigkeit brennbare Natur, Ausnahmen die Gesezze der Brechung aus der Anziehungskraft bei einerlei Mittelwesen bestaͤndig bei Mittelwesen von verschiednen Kraͤften §. 9. Auf krummlinigen Oberflaͤchen 933 auf Kugeln, und Linsen §. 10. Refraktion der Hohlglaͤser 936 §. 11. Strahlen, wie sie von reflektirenden Oberflaͤchen abspringen ibid. §. 12. Wie sich die Lichtstrahlen zertheilen 937 Grundstoffe der Farben, unveraͤnderlich verschiedentliche Brechung der Strahlen Vereinigt machen sie weisse Farbe davon entsteht die Staͤrke des Lichtes Einwuͤrfe, daß der Farbenunterschied von der verschiednen Geschwindigkeit der Vibrationen herruͤhre §. 13. Was an gefaͤrbten Koͤrpern macht, 942 daß sie dem Auge diese, und keine andre Farbe vorstellen, verschiedne Dikke der Plaͤttchen zusammengesezzte Farben. Die reflektirende Koͤrper durchsichtige, undurchsichtige Andre Theorie des Eulers Vierter Abschnitt. Das Sehen. §. 1. Welche Strahlen von der Hornhaut abspringen 947 convexe Figur der Hornhaut brechende Kraͤfte, in Thieren §. 2. Welche Strahlen zur Crystallinse kommen 950 Refraktion dieser Linse, Erfinder §. 3. Das Bild des Objekts mahlt sich auf der Nezzhaut 953 §. 4. Register §. 4. Ort, wo es sich mahlt Seite 955 ausserhalb am Sehnerven der Eintritt des Sehnerven ist blind Versuche des Mariotte, des Pikard Stankart, Anderer warum die Sehachse nicht im Eintritte des Nerven ist §. 5. Wo das Bild gemahlt wird 959 an der chorioidea nach einigen dagegen antwortet Mariotte und dessen Anhaͤnger was dessen Gegner behaupten Andre Gruͤnde die Strahlen koͤnnen nicht auf die Aderhaut fallen warum nach dem Mariotte das Objekt verschwinde §. 6. Ausmessung des Bildes auf der Nezzhaut 963 das kleinste sichtbare Objekt der unmerkliche Sehwinkel ist sehr klein scheint sich auf einer einzigen Faser zu mahlen §. 7. Die Umkreise des Bildes kehren sich um 967 warum sieht man aber nicht verkehrt siehet die Seele wirklich §. 8 Warum sehen wir mit zwei Augen nur ein Ding 970 deutlich sieht man nur einen einzigen Punkt wie lange dauret das Bild §. 9. Wir sehen mit einem einzigen Auge 972 naͤmlich deutlich, das andre hilft mit Nethwendig muͤssen viele Menschen und Thiere mit einem einzigen Auge sehen. §. 10. Aehnliche Eindruͤkke, lassen sich nicht unterscheiden 975 aber wohl unaͤhnliche warum sieht man mit einem Auge gedoppelt nicht weil die Nerven verbunden sind denn dieses koͤmmt bei Jnsekten nicht vor §. 11. Ganz deutlicher Bilder Erfordernisse 981 durchsichtige Saͤfte, sehen gelbsuͤchtige Dinge gelb §. 12. Das Auge ist uͤberall schwarz tapezirt 982 leuchtende Augen §. 13. Erfordert wird eine 984 nicht gar zu verhaͤrtete Nezzhaut davon wird man des Nachts blind die Alten davon, die Nezzhaut mus nicht gar zu empfindlich sein, sonst ist man am Tage blind Exem- uͤber den fuͤnften Band. Exempel, wer bei Nacht sehen kann, Seite warum, das Sehen im Dunklen §. 14. Punkt des deutlichen Sehens 991 dies und jenseits desselben, sieht man verwirrt, warum solches ist verschieden an verschiednen Menschen und an den Augen eines und eben desselben Menschen §. 15. Myops, wegen vorragerder Augen 994 wegen langer, wegen der sehr convexen Crystallinse Erklaͤrung davon §. 16. Mittel gegen dieses Uebel 997 vom Alter selbst, von veraͤnderter Lebensart von Hohlglaͤsern, Ausmessung der Hohlglaͤser Kunst die Fehler des Auges zu messen §. 17. Presbiopia 1002 von zu flacher Hornhaut, und Linse kurzem Auge, Mangel an Feuchtigkeiten waͤchst mit dem Alter, wird doch bisweilen besser §. 18. Mittel gegen dieses Uebel 1004 convere Glaͤser, deren Ausmessung §. 19. Kraͤfte der microscopiorum 1007 dadurch sieht man nahe Dinge deutlich, heller, Maas der Vergroͤsserung die kleinsten Koͤrper werden sichtbar §. 20. Warum man glaubt, daß sich das Jnnere des Auges umwechseln lasse 1010 und daß solches nothwendig sei um weite und nahe Koͤrper deutlich zu sehen wie man sieht, folglich mus das Auge kuͤrzer werden koͤnnen, und wieder laͤnger und dazu im Auge ein Werkzeug sein §. 21. Man traͤgt solches Amt auf 1013 dem corpori ciliari um das Auge lang zu machen andre, um es kurz, andre um die Linse convex andre um solche flach zu machen andre suchen die Ursache der Veraͤnderung in der Crystallinse §. 22. Andre in den geraden Muskeln 1015 die das Auge kuͤrzer machen, oder laͤnger oder in den schiefen, das Auge hervorzuziehen §. 23. Andere im Schliesmuskel der Traubenhaut 1017 der die Hornhaut vorragend macht §. 24. Register §. 24. Zusammenziehen des Sterns Seite 1018 verbessert freilich ein undeutlich Bild §. 25. Zum Vorigen 1019 der processus eiliaris traͤgt nichts bei die Cristallinse zu veraͤndern, auch wenn die Cristallinse ausgeschnitten worden, sieht man noch nahe und entfernte Dinge in der Crystallins liegen keine Kraͤfte die sie aͤndern koͤnnten. §. 26. Die Muskeln helfen nicht, das Auge zu aͤndern 1022 §. 27. Es koͤnnte das Verengern des Sterns hinlaͤnglich sein 1023 nahe und weite Dinge, sieht man zu gleicher Zeit das Auge bequemt sich nicht nach den verschiednen Distanzen, die zu grosse Ausdehnung des wandelbaren deutlichen Sehpunktes wird hier schaͤdlich §. 28. Urtheil der Seele 1026 von dem Bilde auf der Nezzhaut das Bild deutet keine solche Eigenschafeen an, die die Seele an den Koͤrpern gewahr wird Ein Blindgebohrner sieht nach erlangtem Gesichte keine Distanzen, und viel andre Dinge nicht dabei ist viel willkuͤrliches §. 29. Urtheil von der Groͤsse der Koͤrper betruͤgt oͤfters 1029 bei sehr hellen Koͤrpern bei ungleichen Weiten denn entfernte Koͤrper scheinen kleiner andre feine Jrrthuͤmer, Einheit, von der man die koͤrperlichen Groͤssen hernimmt. §. 30. Urtheil von der rechten Stelle 1033 wer mit einem Auge sieht, wo dem die Stelle zu sein deucht, Jrrthuͤmer daher die Koͤrper gehen zuruͤkke, wenn wir fortgehen Koͤrper die im Auge sind, sehen wir ausser demselben §. 31. Distanzen der Koͤrper 1034 keine auf der Nezzhaut mit welchem Winkel man sie messe was man noch fuͤr andre Huͤlssmittel dabei gebrauche gedoppelte Bleichheit dessen was wir sehen von den undeutlichen Theilen und uͤber den fuͤnften Band. und verminderten Distanzen grosser Koͤrper Seite von der Menge dazwischen liegender Dinge §. 32. Urtheil von der Bewegung, und von der Ruhe 1038 §. 33. Von der Converitaͤt, Concaͤvitaͤt 1039 wir irren leicht darinnen. §. 34. Eingebildetes Licht 1040 vom Drukke entstanden eingebildete Farben, entstehen eben so. Siebzehntes Buch. Die innerlichen Sinne. Erster Abschnitt. Der Verstand. §. 1. Wie wenig gruͤndliches man hiervon wisse 1043 §. 2. Die Empfindung ist ein im Sensorio erwekter motus 1044 der ins Gehirn fortgeht durch einen fluͤßigen Koͤrper §. 3. Der Seele stellt sich nicht das aͤusserliche Objekt vor 1046 und nicht einmal dem Gehirn die secundæ qualitates sunt relativae doch die Seele empfindet auch nicht die qualitates primas, es sei denn die relativas §. 4. Empfindung 1051 dabei unterscheidet man den sinnlichen Koͤrper den Eindrukk desselben auf das Werkzeug der Sinnen Fortpflanzung dieses Eindrukks ins Gehirn Vorstellung in der Seele endlich die Empfindung selbst, welche bisweilen dunkel ist §. 5. Ordnung der Jdeen 1054 die Eindruͤkke der Dinge dauren eine Zeitlang die Seele kann die Gegenwaͤrtigen lange behalten die staͤrksten Jdeen kommen vom Sehen §. 6. Gedaͤchtnis 1055 Ob es im Koͤrper seinen Sizz habe ob es durch die Kraft des koͤrperlichen Lebens wachse, und hart werde H. Phisiol. 5. B. H h h h und Register und durch Krankheit zu nichte gehe Seite ob einige Ordnung dabei sei §. 7. Spuren von Dingen, was es sei 1061 man weis, wie man sich darauf wieder besinne wie sie uns von selbst wieder einfallen das Gedaͤchtnis geht um mit Zeichen die Einbildungskraft mit Empfindungen die Spur kann einer Empfindung das Gleichgewicht halten, Staͤrke vom Wiederholen §. 8. Bewundernswuͤrdige Ordnung 1065 die Spuren sind verbunden nach Klassen nach Definitionen, nach der Zeit, wie sie zum erstenmal entstanden nach signis primis, nach singnis secundis nach Verbindung zu Geschlechtern Kraft der Zeichen, auch so gar Bewegungen hervorzubringen Verbindung nach dem Befehl der Seele kann nicht mechanisch erklaͤrt werden es giebt auch nicht gewisse Jdeenrevire im Gehirn nach dem besondern Klassen der Jdeen §. 9. Grosse Menge der Spuren 1070 Leute von vortreflichem Gedaͤchtnisse von Dingen ohne Zusammenhang Dauer der Spuren, Gedaͤchtniskunst ohne Zeichen ist kaum ein Gedaͤchtnis Doch vergißt man bisweilen alles eingeschlaͤferte Spuren Mechanismus der Vergessenheit §. 10. Die Seele ist nicht koͤrperlich 1075 §. 11. Das Denken 1978 ob es immer geschicht, ist nicht gewis, bisweilen denkt man nicht, wir denken durch Zeichen Aufmerksamkeit, dessen Nuzzen ob wir mehr auf einmal gedenken daher ist die Aufmerksamkeit nothwendig Nuzzen der Finsternisse Aufmerksame entschlagen sich aller fremden Gedanken Catalepsis §. 12. Die Beurtheilungskraft 1084 §. 13. Wizz 1085 warum er oft vom Iudicio unterschieden wird ob uͤber den fuͤnften Band. ob durch koͤrperliche Kraft Seite warum man solches geglaubet wie es wirklich zugehe schneller Gedanke, schaͤrfere Empfindung §. 14. Zeichen 1089 die Rede, characteres, die ersten imitatores die zweiten hierogliphici, die dritten alphabetici grosser Nuzzen dieser Zeichen mit Huͤlfe derselben abstrahirt man und werden zu Begriffen §. 15. Was Wahrheit und Jrrthum ist 1093 woher entstehen Jrrthuͤmer am meisten irret man bei den ideis completis daß man nicht stuͤkkweise gehet daß die Autoritas bei uns statt sindet §. 16. Wahnwizz, delirium 1095 dessen Ursachen, was das Blut erhizzet was eine Jdee gar zu stark macht verschiedne Arten einer irrigen Jdee wodurch die Wuth gehoben wird und Tollheit mania, frommer Betrug §. 17. Dummheit, fatuitas 1103 ist unterschieden von der Tollheit Exempel, wasserkoͤpfige Personen andre Ursachen, Kur Sizz des Wahnsinnes im Gehirn und von verschlednen Arten dieses Uebels Fieberdelirium, phrenitis Tollheit, in der Hipochondrie Unsinn, ist nicht zureichend Zweiter Abschnitt. Der Wille. §. 1. Was ist Schmerz 1110 dessen Folgen, Nuzzen §. 2. Wohllust, was 1112 Nuzzen der Wohllust, und des Schmerzens §. 3. Andre Begierden 1115 Hoffnung, Neugierde, Ruhmgierde §. 4. Affekten 1117 nicht alle sind koͤrperlich H h h h 2 wi- Register widriger Wille woher Seite Geschlechter der Affekten §. 5. Folgen; der Freude, 1120 der Lustigkeit, der Liebe, der Bemuͤhung des Mitleids, des Kummers des Heimwehes, der Furcht §. 6. Folgen der Furcht 1127 anders von Furcht, und vom Zorn Erscheinungen am Kamaͤleon Haß und Abscheu §. 7. Mechanismus bei den Affekten 1130 diese Bewegungen entstehen nicht zum eignen Nuzzen Bewegungen, Strikke koͤnnen nicht zugestanden werden doch ist etwas den Schliesmuskeln aͤhnliches dabei. §. 8. Sprache der Affekten 1133 ist allen Thieren gemein §. 9. Die Phisiognomie 1135 §. 10. Erwekkung der Affekten 1136 durch Nachahmung Dritter Abschnitt. Der Schlaf. §. 1. Dessen Verhaͤltnis gegen das Wachen 1137 ist groͤsser an der Frucht, Kinde an den Thieren, und Jnsekten, Fischen Alle Thiere schlafen §. 2. Schlaͤfrigkeit, Erscheinungen dabei 1139 Phantasiren vor dem Schlafe §. 3. Wirklicher Schlaf 1141 Erscheinungen der Hunger wird so lange ausgesezzt Ob der Herzschlag zunehme 1142 ist nicht glaublich im Schlafe nehmen die Kraͤfte ab ob die Saͤfte im Schlafe stokken weniger Ursachen zur Bewegung davon friert es uns nach dem Schlafe und man stirbt von aͤusserlicher Kaͤlte im Schlafe woher die Erscheinungen entstehen, welche uͤber den fuͤnften Band. welche eine staͤrkere Bewegung Seite des Pulses andeuten §. 4. Ursachen des Schlafes 1147 Arbeit, Essen ob der Schlaf vom Drukk auf die Aorte herruͤhre Es scheint nicht Andrer Grund, daß nicht die gedruͤkkte Aorte daran schuld ist ob durch Revulsion, vom Willen scheint nicht wahr zu sein §. 5. Andre Ursachen zum Schlafe 1151 Schwaͤchung §. 6. Ursachen die das Blut zum Kopfe treiben ibid. Kaͤlte, Strikk §. 7. Verschiednes Phlogiston 1153 aus Mineralien, Thieren, Pflanzen §. 8. Jnsonderheit die Schlafmittel 1155 narcotica, Optum, auf allerlei Art genossen schlaͤfert ein das principium sentiens, und die Reizze, ob im Herzen so sagt Whytt, nach Versuchen taugen nicht zum Beweise das opium strengt vielmehr die Kraͤfte des Herzens noch staͤrker an auch laͤst sich nichts anders von dessen chemischen Grundstoffen erwarten Wirkungen des opii aufs Gehirn in kleiner Dose genommen, in grosser, in staͤrkster Dose der Tod erfolgt doch koͤnnen einige Porsonen eine grosse Menge Opium vertragen, auch Thiere §. 9. Naͤchste Ursache des Schlafes 1165 nach Erfahrungen, Drukk des Gehirns von Krankheiten, sonderlich von Wasser §. 10. Ursache des Wachens 1167 alles was die Bewegungen im Koͤrper fortdaurend macht, auch in der Seele Entzuͤndung des Gehirns, Schmerz waͤssriges heisses Getraͤnke §. 11. Worinnen die verschiedne Ursachen des Schlafes uͤbereinstimmen 1170 einige von verminderter Bewegung H h h h 3 andre Register uͤber den fuͤnften Band. andre von verstaͤrkter Seite scheinen in dem gehinderten Umlaufe der Geister zusammen zu treffen, und eine Mittelmaͤßigkeit findet hierbei statt. §. 12. Wirkung des Schlafes 1171 die Zerstoͤrung des Koͤrpers die von der Bewegung herruͤhrt zu maͤßigen, ernaͤhrt also und befoͤrdert die Resorbirung ergaͤnzt die Lebensgeister Exempel von sehr langem Schlafe ob ein Mensch blos erwache vom Reizzo §. 13. Was beim Erwachen vorgeht 1174 §. 14 Traͤume 1175 darinnen schweben die Bilder der Seele von Augen nicht ohne Bewustsein ist kein voͤlliger Wahnwizz entstehen von Empfindungen, die gegenwaͤrtig sind, vergangen Traͤume erregen staͤrkere Bewegungen als die Empfindung im Wachenden doch ist eine Ordnung dabei aus dem Gesezze adsociationis idearum woher die Verwirrung entstehe §. 15. Wie Traͤume von den Spuren entstehen 1179 auch nach dem lege adsociationis von einer staͤrkern Empfindung die dem Gehirne keine Ruhe laͤst §. 16. Ueberbleibende Bewegungen im Schlafe 1181 das Herz schlaͤgt fort und die Gedaͤrme bewegen sich das Athemholen dauret auch verschiedne willkuͤrliche Bewegnngen Nachtwandrer Erscheinung dabei Ursache ihrer Krankheit Gefahr. Zusaͤzze. Zusaͤzze zu diesem Bande. Da die Zusaͤzze zum Theil, schon an ihrem Orte von mir eingeruͤkkt worden, so folgen die noch ruͤkkstaͤndigen zum 16. und 17. Buch. Zum 16. Buche. Vom Sehen. Zum §. 14. Thraͤnen, mit Wasser vermischt, werden stinkend. Palucci fistul. lacrum. pag. 51. 52. ‒ §. 19. Note (l*) Schœffer pisc. bavar. ‒ §. 21. Den Sakk und Kanal zeichnet der beruͤhmte Palucci, er zeichnet kleine krumme Hoͤrner so, daß sie sich gegen einander kehren. fig. 1. 2. das obere senkt sich ein wenig abwaͤrts, das untere hin- auf. fig 1. ‒ §. 22. Der Sakk steigt auch oberhalb der Jnsertion der Hoͤrner convex hinauf, fig. 1. 2. herabwerts, theils eifoͤrmig, theils kegelfoͤrmig fig. 1. 2. 3. 4. Er zeichnet Druͤsen daran. fig. 2. Es soll nicht alle Thraͤnen Feuchtigkeit durch die Hoͤrner herkommen. p. 32, der Kanal soll ferner theils in der Mitte en- H h h h 4 ger Zusaͤzze ger werden, theils am aͤussersten Ende ausgebreitet sein. p. 15 und Loͤcher haben. p. 16. und Koͤrnerchen enthalten ib. am schmalen Ende offen sein. t. 1. f. 1. de fistula lacrumali. Zum §. 25. Auch an todten Koͤrpern laͤuft Tinte, die man an die Augenlieder streicht, durch die Nase heraus. Henckel Sammlung 8. p. 19. Zum zweiten Abschnitt. ‒ §. 2. Fuͤr die Vereinigung der Sehnerven. An bei- den Seiten erfolgte die amaurosis. da die Mitte des Sehnerven nur an einer Seite gelitten hatte. Mor- gagn. sed caus. morb. l. p. 74. ‒ §. 11. Der beruͤhmte Rolfink schreibt die Haut des Sterns dem Wapendorf zu, fet. \& adult. diff. p. 10. daß die Sternhaut bisweilen in der Geburt ganz bleibe, und der Stern sonst sehr weit offen ste- hen bleibe, sagt Camper verhandel. T. VII. P. II. p. 473. ‒ §. 18. Ueberhaupt pflegte bei dem Handgriffe des be- ruͤhmten Daviel etwas von der glaͤsernen Feuchtig- keit aus dem Auge zu fliessen und beim Forel act. Helvet. T. V. p. 171. allein sie ergaͤnzte sich wieder phil. Trans. vol. LII. p. 2. ‒ §. 19. Bei der Note an statt 5086, lese man 5056. ‒ §. 20. Exempel eines Hautstaares der nach Nieder- druͤkkung der Linse wieder gewachsen, einem Perga- mente aͤhnlich duͤnn war, und auch an dem Stern feste hing, beim Naknoni Simpl. obs. 20. ‒ §. 22. Die Crystallinse saugt in der That Fluͤßigkeit in sich, und sie ist sehr groß geworden, als sie in die vordere Kammer gesunken war. Zum zu diesem Bande. Zum §. 34. Daß beim Albin Gefaͤsse von den Bekleidun- gen der Crystallinse in deren inwendiges Wesen lau- fen Muschenbroek introduct. p. 754. Dritter Abschnitt. ‒ §. 3. Vom Lichte der Meerfische siehe nach den beruͤhm- ten Martin in Swensk wetensk acad. 1761. t. 3. Ueber die Vergleichung des Lichtes und Feuers. Das Feuer bedarf Nahrung, gehet langsam fort, und steigt mit einer Flamme in die Hoͤhe. Das Licht laͤuft reissend fort, verlaͤst Koͤrper geschwinde, pflanzt sich nach allen Seiten fort, und behaͤlt seine Richtung. ‒ §. 12. Von der Verschiedenheit der Brechbarkeit bei einfachen Stralen als an violetnen und rothen. phil. Trans. vol. LIII. pag. 178. 179. Eine Frauensperson, sahe vor ihrer monatlichen Reini- gung, wegen des angehaͤuften Blutes, alles roth; und wenn solche zu Ende gieng aus Schwaͤche alles gruͤn. Orteschi giorn. di Venet. I. pag. 14. Vierter Abschnitt. ‒ §. 4. Es hat der beruͤhmte von Sauvages den Ma- riottischen Versuch auf folgende Art gemacht. Er machte an einer weissen Wand ein schwarzes Pap- pier, im Durchschnitte einen Zoll feste; und hierauf in der Distanz von anderthalb Fus, ein andres blaues zehnzoͤlliges; so verschwindet seinem rechten Auge, da das linke geschlossen bleibt waͤhrend des ruͤkkwerts Gehens, da er bestaͤndig auf das schwar- ze Pappier sieht, ohngefehr beim dritten Fusse vom Schwarzen, das Blaue aus dem Auge. nosol. III. P. I. pag. 259. H h h h 5 Zum Zusaͤzze. Zum §. 7. Denen man den angebornen Staar niederdruͤkt, diese sehen alles so gleich richtig, und nicht verkehrt, nach dem Schreiben des vortreflichen Werlhof, nach eigner Erfahrung. ‒ §. 8. Eine weisse Ruthe, wenn man sie schnell um- dreht, macht, daß die ganze Zirkelflaͤche, in der man sie bewegt, weislich erscheint, an den Seiten heller wird, und sich mit zwo weissen Ruthen, wel- ches die Enden der umgeschwungenen Ruthen sind, endigt. Ess. of a societ. phys. and litter. II. pag. 70. 71. ‒ §. 9. heller sehen wir mit zwei Augen, deutlicher mit einem einzigen, und wir bedienen uns eines einzi- gen allein. Memoi des Sav. extrang. IV. pag. 507. 508. ‒ §. 13. Eine amblyopia crepuscularis, beim beruͤhmten Boisier II. P. 2. pag. 263. Kranke die des Nachts nicht sehen koͤnnen, werden durch Blasensalben kurirt, journ. med. an. 1763. Octob. ein schwach Gesicht des Mittags, nebst der sonderbaren Ursa- che, pag. 289 dergleichen sind die Kackerlacken oder weisse Mohren pag. 178. ‒ §. 17. Die Ergaͤnzung oder Besserung des Sehens bei alten Personen kann man der Dichtigkeit der Saͤfte und Haͤute zuschreiben, so wie ein Patricier, der wichtige Aemter verwalter hatte, die Brille nach dem achtzigsten Jahre wegwarf. Eben dieses wie- derfuhr auch dem Sebastian le Clerc. ‒ §. 27. Es ist auch bey optischen Jnstrumenten bekannt, wenn man das Loch, wodurch gesehen wird, enge macht, daß sich der Brennpunct weiter entfernt, Sauvages nosol. II. P. 2. pag. 273. aus dem be- ruͤhmten la Hire. Die Ursache davon ist auch nicht dunkel. Denn da eine enge Oefnung blos die dem Centro naͤchste Stralen durchlaͤst und eine breitere, auch zu diesem Bande. auch die Seitenstrahlen, und da diese, um in einerlei Brennpuncte zu kommen, eine groͤssere Zusammen- biegung des Glases noͤthig haben, weil sie sonsten in einem weit mehr abliegenden Puncte zusammen kommen wuͤrden, wenn sie von einerlet Glase ge- sammlet werden, so erhellet, daß je mehr die Sei- tenstrahlen ankommen, je spaͤter sammlen sich diese Strahlen. Zum §. 30. daß ein schattiges Nezzchen, an| einer von der Sonne erleuchteten Mauer erscheine, welches sich uns naͤhert und zuruͤkke zieht, und daß dieses offen- bar die schimmernde Blutadern der Nezzhaut sind, zeigt Sauvages l. c. Tom. III. P. I. p. 261. Denn es lassen sich an keinem andern Theile des Auges, zum Exempel in der waͤssrigen Feuchtigkeit und an der Cristallinse dergleichen schimmernde Gefaͤsse sehen. ‒ §. 33. Jch erblikkte gleichsam eine Reihe wie Deman- ten blizzender Koͤrperchen, als ich bei der Mittags- linie, die Gefaͤsse der glaͤsernen Feuchtigkeit betrach- tete, denn dieses war ein Anfang zur Entzuͤndung an dem Nervenmarke. Zum 17. Buche. Von den innerlichen Sinnen. ‒ §. 4. Ein staͤrkerer Eindrukk schwaͤcht einen schwachen, und hebt denselben beinahe ganz auf. ‒ §. 4. der Geschmakk dauret sechs Minuten lang. Ad- ansor pres. p. CCXXXV. ‒ §. 6. Es beschreibt der beruͤhmte Zimmermann, wie an einem gelehrten und verstaͤndigen Manne die Staͤrke der Klugheit, und des Gedaͤchtnisses, nebst den Sinnen abgenommen. Erfahr. II. pag. 545. Nach dem Schlagflusse vergieng das Gedaͤchtniß voͤllig, daß Jemand seinen und seiner Mutter Na- men vergaß, und die Muttersprache wieder allmaͤh- lich lernen muste. Journ. de Medec. 1764. Janoier. Zum Zusaͤzze Zum §. 8. Die adsociatio der Jdeen und die davon her- ruͤhrende Gewohnheit findet auch bei den Thieren Plazz. Man erzieht Kameele, die tanzen lernen sollen, sogleich an sehr warmen Stellen, damit sie die Fuͤsse aufheben lernen, weil sie heis werden. Unterdessen spielt sein Tanzmeister auf einem Saiten- instrumente; die Empfindung von Hizze mit der Jdee der Saiten verbunden, macht also, daß das Kameel die Fuͤsse aufhebt, sobald es die Toͤne hoͤrt. Jn den Nerven scheint die Ursache der verschiednen Sinnlichkeit zu liegen. Ueberall sind die Nerven einerlei, und die Empfindungswerkzeuge verschieden. Man sieht ganz deutlich am Auge und Ohre, daß die Ursache der besondern Sinne derselben in dem Bau dieser Werkzeuge stekkt. ‒ §. 16. Jch habe viele Berichte von Wahnwizz und Unsinnigkeit gesammelt, da das Gehirn angegrif- fen war. Man muß sich wundern, wie die Ame- rikaner ihre Priester gleichsam weihen: sie nennen es buskanawing. Sie zwingen sie einen Jnfusum von giftigen Kraͤutern zu trinken, bis sie den voͤlli- gen Gebrauch des Verstandes verlieren. Allmaͤh- lich geben sie ihnen andre Speisen zu essen, wovon sie sich wieder erholen, und zu Verstande kommen. Britisch empire I. pag. 420. Auf solche Art, doch vermittelst des Wachens, verruͤkt man den Falken den Kopf, daß sie keine Gefahr scheuen, und sich rasend uͤber den Raub herwerfen. An tollen Personen ist das Gehirn oft harte Mor- gagn. sed caus. I. pag. 55. 58. 159. dieses befand sich auch an einem von beruͤhmten Pringle geoͤffne- ten Menschen, davon er mir die Geschichte freund- schaftlich mitgetheilt. An tollen Leuten sind oft die Gefaͤsse der duͤnnen Gehirnhaut der Rinde des Markes voller Blut Sau- zu diesem Bande. Sauvages nosol. Tom. II. P. 2. pag. 372. Bader obs. 26. Morgagn. l. c. I. pag 56. Nicht selten findet man in der Zirbeldruͤse Steine. Mekel Mem. de Berlin Tom. X. doch nicht bestaͤndig Morgagn. l. c. II. pag. 406. Sonst im Gehirn geschwollne Druͤsen. Ebendas. pag. 54. An Wasserscheuen sind auch die Gehirngefaͤsse voller Blut. Mead Morgag. sed caus. I. pag. 63. Zum §. 16. Ein Unsinniger fuͤhlte im strengsten Winter kei- ne Kaͤlte, und die Blasenmittel zogen keine Bla- sen. Hannoͤv. Samml. 1755. n. 84. ‒ §. 17. Bei Melancholischen ist oft das Blut in den Gefaͤssen des Gehirns angehaͤuft. G. v. Swieten Comm. Tom. III. pag. 264. Lotich L. IV. c IV. obs. 3. das Gehirn trokken Bader obs. 41. Schmie- del pericard. pag. 22. 23. Zweiter Abschnitt. ‒ §. 5. Traͤge Affecten sind niemals gut Gaubius regim. ment. pag. 62. 63. Auch an Pferden sind die Flieswassergefaͤsse bei der Traurigkeit aufgeschwollen. Mem. pres. T. IV. pag. 292. 293. ‒ §. 7. Die Affecten verderben auch die Saͤfte. Von dem Bisse eines ergrimmten Hahnes ward man wasserscheu, so wie vom scharfen Bisse in seinen eig- nen Finger Gaubius regim. ment. II. pag. 22. Dritter Abschnitt. ‒ §. 8. Auch Baͤren werden vom Weingeiste berauscht. Buffon Tom. VIII. pag. 258. und Fliegen Hooke posth. pag. 185. Opium macht die Muskeln schlaff, und man konnte bei dessen Gebrauche eine eingetriebne Bleykugel her- ausziehen. Martini Streitschrift pag. 28. es er- schlaft den ganzen Koͤrper Awister pag. 57. Da- her Zusaͤzze zu diesem Bande. her giebt man es im tetano. Und doch macht Opium im Magen Hitze, p. 22. entzuͤndet denselben p. 27. und seine Kraft koͤmmt auf ein corrosives Oel an, und auf ein fluͤchtiges Salz, pag. 31. Von zu haͤufigen Gebrauche des Opium wurde der Puls staͤrker; med. mus. I. n. 1. der Puls ge- schwinder, Tralles insit. variol. pag. 276 und zu- nehmend, obgleich der ganze Koͤrper fror, und oh- ne Pulsschlag war. Idem pag. 277. erhizzt uͤber- haupt epist. apologet. Von einer starken Dose Opium ein tiefer Schlaf, und doch ein grosser und schneller Puls G Smellie cas. III. pag 539. End- lich gestehet der beruͤhmte Whytt daß ein maͤßiger Gebrauch des Opii Hizze, und einen vollern Puls macht pag. 284. Zum §. 9. Ganz bekannt ist es, daß man von gedruͤkkten Gehirn schlaͤfrig werde. Eiter in den Gehirnkam- mern, und das Gehirn in Eiter verwandelt. Hor- nung cist. pag. 479. Eiter zwischen die Gehirn- membranen, und uͤber der Hirnschwiele ergossen, Clossy obs. 3. Auch vom Eiter Schlaͤfrigkeit Bil- guer Wahrnehm. pag. 24. Von einem Knoͤchgen ins kleine Gehirn getrieben, nach dessen Ausneh- mung der Kranke gesund geworden, Bilguer Wahr- nehm. pag. 114. 115. Von ausgetretnen Blute, und verdorbnem Gehirn Clossy obs. 4. 5. 7. Von Feuchtigkeit uͤber der harten Hirnhaut obs. 4. Von einer Menge Wasser in den Gehirnkammern. Du- verney II. pag. 539. ‒ §. 12. Ein langer unwiderstehlicher Schlaf an einer Frau in Holland, die man nicht einmal durch Feuer aufwekken konnte, wobei der Koͤrper steif war. Ga- zette litteraire 1764. n. 24.