Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Woͤrterbuch; als ein sicherer Kunstgriff, in 24 Stunden ein geistvoller Dichter und Redner zu werden, und sich uͤber alle schale und hirnlose Reimer zu schwingen. Alles aus den Accenten der heil. Maͤnner und Barden des itzigen uͤberreichlich begeisterten Jahrhunderts zusammen getragen, und den groͤßten Wort-Schoͤpfern unter denselben aus dunkler Ferne geheiliget von einigen demuͤthigen Verehrern der sehraffischen Dichtkunst. 1754 . Ut mala quem scabies, aut morbus regius urget, Aut fanaticus error, \& iracunda Diana; Vesanum tetigisse timent, fugiuntque Poetam, Quisapiunt; agitant pueri, incautique sequuntur. Horat. Dem Geist-Schoͤpfer, dem Seher, dem neuen Evangelisten, dem Traͤumer, dem goͤttlichen St. Klopstocken , dem Theologen; wie auch dem Syndfluthenbarden, dem Patriarchendichter, dem Rabbinischen Maͤhrchen-Erzaͤhler, dem Vater der mizraimischen und heiligen Dichtkunst, dem zweyhundertmaͤnnischen Rathe Bodmer, widmen diese Sammlung neuer Accente Die Sammler. Vorrede zum neuen Woͤrterbuche. E ndlich, meine lieben Mitbruͤder! bin ich im Stande, euch ein Buͤ- chelchen zu uͤberreichen, wornach ihr, sonder Zweifel, laͤngst werdet geseufzet haben. Jch bin ein junger Dichter; das ist, ich lasse Zeilen von beliebiger Laͤnge drucken: ich weis es also aus Erfahrung, wie schwer Sachen, die uns in unsern auf- geklaͤrten Tagen Ehre machen sollen, einer gesunden Vernunft fallen. Jch erbarme mich also; und recke mit einer kleinen Sammlung davon hervor, die ich, wills Gott, bis auf einen Folianten zu ver- a 3 mehren Vorrede. mehren gedenke. Es ist doch nichts so schoͤn, als Verstand haben; und nichts so sicher, in itzigen Zeiten dazu zu gelangen, als keine gesunde Vernunft zu haben. Wie waͤren sonst die goͤttlichen Maͤnner, ein B = = ein Br = = ein Kl = = und andere dieser Groͤße zu dem Ruhme gelan- get, den sie doch unwidersprechlich besitzen? Ein Blick in die Schriften dieser heili- gen Maͤnner ist mir wie ein Blick in die goldenen Zeiten, Siehe den 55sten der critischen Briefe. wo noch ein Vers etwas galt, der nach Bisem und Ambra roch. Jch aͤrgere mich recht, und ich sage es hiemit zur Schande meines Vaterlan- des: ich graͤme mich recht, daß man auf dem Lande noch so spricht, als man vor je- nen zehen Jahren in den Staͤdten sprach; und so dichtet, wie unsere lieben Alten dich- teten. Die lieben Alten! Sie waren nur die Zwerge, auf denen wir, Riesen, stehen. Kein Wunder, daß wir sie zu Grunde ge- treten Vorrede. treten haben! Jn Staͤdten, dem Himmel sey Dank! herrschet eine ganz andere Dichtkunst. Bezeugen es nicht so manche Gedichte junger Gelehrten; gelehrter Juͤng- linge, die so gleich durch ihr Schiboleth verrathen, wes Geistes Kinder sie sind? Auf den Kanzeln ertoͤnet das Lob eines goͤttlichen Klopstocks; Siehe Cramers Fortsetzung Bossuets. in den Schu- len, in den Baumschulen der kuͤnftigen Stuͤtzen des Landes, Zu Gotha und Wolfenbuͤttel, imgleichen zu Altenburg. lernet man die Al- ten verachten; so, daß es ein Wunder ist, wie es noch Wahnwitzige geben kann, die sich einem so oͤffentlichen Ausspruche wider- setzen. Aber die Schaalen! die Seich- ten! Leibschimpfwoͤrter der Herren Zuͤrcher. sie haben ihren Lohn dahin. Sie sollen aus dem Buche der Dichter ausge- kratzet, und in die kalten Gruͤnde der Rei- mer verbannet werden. a 4 Jch, Vorrede. Jch, der ich nur zum Bewundern ge- bohren bin; ich habe mich bereits seit 15 bis 16 Jahren, d. i. die halbe Zeit meines Lebens, bemuͤhet, Bluͤmchen zu sammeln, die alle den Stengel zeigen, von dem sie gebrochen worden; Siehe Bodmers ungereimte Gedichte. d. i. Kinder des Verstandes sind. Jch habe daher die mehr als homerischen Teufel- und Bibel- dichter fast alle gelesen, und bin, wenn ichs sagen darf, endlich so weit gekommen, ein Mitglied der vortrefflichen Sprach- schnitzergesellschaft, oder himmlischen Juͤngerschaft Siehe Meßias an vielen Orten. zu werden. Da nun ei- nes jeden Pflicht ist, sein Talent nicht zu vergraben: so wuchere auch ich mit meinem Pfunde. Jch mache gar zu gern Prosely- ten. Jch halte des Nachmittags ordent- lich eine Erbauungsstunde, wo ich meine Schuͤler, an Statt eines Kapitels aus der Bibel, allezeit ein Stuͤck aus der Meßiade vorle- Vorrede. vorlesen, und in die gemeine Sprache uͤbersetzen lasse. Jch habe auch bereits an- gefangen, die Bibel in Hexameter zu brin- gen, und die Luͤcken aus dem Meßias zu fuͤllen. Welches vortreffliche Bibelwerk ich hiemit allen Liebhabern der Froͤmmig- keit bestens anpreise. Nur ein franzoͤsisch Thierchen koͤmmt mir mit seinem Boileau immer in die Queere. Jch bin manchmal verliebt, um nur Gelegenheit zu haben, et- was zaͤrtliches auszukramen. Jch opfre ihr die schoͤnsten Bluͤmchen, die ich mir aus dem Meßias, Noah ꝛc. gesammelt; ich re- de lauter neue Accente. Siehe Noahn an vielen Orten. Sie lacht mich aus; sie zeigt mir gleich Stellen ihrer Art poetique , die mir, in Wahrheit! nicht viel Ehre machen. Und doch dichte ich! Warum? Eben darum, warum meine Vorgaͤnger dichten. Was gehen uns die Franzosen an? Sind wir nicht Herren in unserm Lande? Das waͤre ja eine seltsame a 5 Scla- Vorrede. Sclaverey, wenn unser Verstand gar fran- zoͤsiren sollte: Schande genug, daß es un- ser Leib thut. Und ist es denn wohl so ausgemacht, daß Boileau Verstand hat? Jch moͤchte ihn gern allen Franzo- sen absprechen; denn sie machen mir mit ih- ren verdammten Regeln die schoͤnsten Ein- faͤlle zunichte. Jch kehre mich daher auch gar nicht daran. Jch biete Himmel und Hoͤlle, Sehraffen und Cherubim zu Le- gionen auf; wenn ich auch nur den Tag meines Maͤcenaten besinge. Jch weis wohl, daß er oft saget: ich rasete! aber Gott verzeihe es ihm! Er soll mir beweisen, daß man mit gesunder Vernunft rasen koͤn- ne. Denn ausser der Dichtkunst bin ich so fromm, als ein Lamm. Der gute Herr! Er ist in Paris gewesen; er hat Voltaͤren gesehen; auch Fontenellen gesprochen. Weil diese nun zu verstehen waren; ich aber mich in der Entzuͤckung oft uͤbern Ver- stand schwinge, und die Macht uͤber Geist und Sprache etwas dichterisch ausuͤbe: so lachet Vorrede. lachet er; so saget er: ich wuͤrde seine Kin- der verfuͤhren, denen ich die Ehre thue, sie zu unterweisen. Seine Frau Gemahlin gab gar juͤngst dem Aeltesten ein Paar Ohrfeigen; weil er sie in einem Neujahr- wunsche verleugnet, und immer von Mut- ternatur, Muttererde und dergleichen ge- redet hatte. Siehe Noahn an vielen Orten. “Du, Bube! sagte sie, willst du deine Mutter verleugnen?” Aber ich habe Mittel in der Hand, mich zu troͤ- sten. Lachet mich die lebendige Welt aus: so troͤste ich mich mit der Nachwelt; und machet mich die scheu: so berufe ich mich auf Aristoteln. Jch habe ihn zwar nicht gelesen; denn ich kann sein Griechisch we- gen der Buchstaben nicht leiden. Genug! Aristotel und die goͤttlichen Dichter sa- gen es: ein Dichter herrsche mit unum- schraͤnkter Macht uͤber die Gesetze der Sprache. Siehe alle schweizerische Schriften und Bun- desgenossen. Da sieht mans, welche ei- ne Vorrede. ne wichtige Person ein Dichter ist. Red- ner, Theologen, Weltweise, Geschicht- schreiber, Rechtsgelehrte, Aerzte muͤssen vor der Tyrannin, der Sprache, zittern. Ja, alle, die vernuͤnftig seyn wollen, er- kennen, und verehren sie. Aber wir nicht! Was gehet uns die gesunde Ver- nunft an? Vernuͤnftig sind die Men- schen lange gewesen; aber so witzig, wie wir, noch nicht. Man kann leicht denken, daß ich mir bey dem Worte wir den Bart, wie ein polnischer Landboth, streiche; wenn er sein veto donnert. Siehe alle heilige Dichter. So sehr ich mich auch bemuͤhe, mich in dieser Vorrede zu meinem Leser herab zu lassen: so siehet man wohl, daß mein Geist viel zu groß ist, als daß er seine Groͤße verbergen koͤnne. Es gehet mir wie dem Cyrus, der auch un- tern Ochsenjungen seinen koͤniglichen Geist verrieth. Allein was Cyrus? Das war kein Patriarch; ein Gleichniß von Zo- phenat- Vorrede. phenatpanah waͤre myriadenmal besser gewesen: denn wer wird Joseph sagen? und wer millionenmal? Siehe das Gedicht Jacob und Joseph, und Jacob und Rachel. Mein Bewunderer; ich setze voraus, daß es alle meine Leser sind; mein Bewun- derer wird bemerken, wie sorgfaͤltig ich Verstand und gesunde Vernunft von einander unterscheide. Mancher moͤchte denken: es waͤre ein Ding; aber irrig! Jedermann giebt zu, daß Klopstock Ver- stand hat; nicht aber alle raͤumen ihm eine gesunde Vernunft ein. Diese alle nun sind sehr vernuͤnftige Leute; das spricht ih- nen niemand ab. Allein, unter uns gesagt, sie sollen nicht viel Verstand haben. Man sehe alle schweizerische Schriften: was fol- get also? daß man vernuͤnftig seyn, und nicht Verstand haben koͤnne; und wie- derum Verstand haben koͤnne, ohne ei- ne gesunde Vernunft zu besitzen. So Vorrede. So gewiß nun dieses ist: so muß man sich wundern, daß es noch hin und her Leute giebt, die lieber eine gesunde Ver- nunft, als Verstand, haben wollen. Man muß sie beklagen, und sich nicht von ihnen verfuͤhren lassen. So muntere ich denn alle meine Bewunderer auf, keine ge- sunde Vernunft zu haben. Man folge nur beherzt den großen Maͤnnern, die ohne Vernunft zu Verstande gelanget sind. Denn nehmet ihnen die Fehler wider jene weg: was wird doch von allen unsern Dich- tern bleiben? Einer nehme die neuen Woͤr- ter im Meßias; der andere die verdrehten Ausdruͤcke; der dritte die Luͤgen, die er uns von Gott und Himmel vorschwatzet: Was wird doch bleiben? “ Man findet alles so huͤbsch ausfuͤhrlich bey ihm, wo- von die Bibel nichts sagt, ” sprach juͤngst ein Freund zu mir. Ein Vernuͤnftiger nennet das Luͤgen; ein Witziger, oder ei- ner, der Verstand hat, eine goldene Schaale voll Christenthraͤnen, die er vor Vorrede. vor dem Throne Gottes niedergeleget hat. Siehe Nicolai Sammlung Hrn. Patzke. Ein jeder Dichter ist Schoͤpfer; Ein Lieblingswort der Herren Maler. nicht von Narrenspossen: nein! er ist wirk- lich ein Schoͤpfer, unter dessen Hand aus Nichts etwas wird; aus Unsinn Woͤrter; aus Woͤrtern Raͤthsel. Jch bin also Schoͤpfer: und so schaffe ich. Jch habe mir eine Drechselbank machen lassen. Da nehme ich nun einen noch un- geformten Gedanken; spanne ihn ein; und arbeite. Es soll ein Hexameter werden; ich theile die Materie, das Unselbst, Siehe Hallern. in Fuͤßen ein; die Splitter hebe ich auf; es sind lauter einzelne Woͤrter, die setzet man entweder am Ende hintern Punct; oder willst du es lieber? vor einen Punct: alles nach Bequemlichkeit. Da ich nun wenig dabey denke, so ist es kein Wunder, wenn mir hier und da etwas arabisches, chinesi- sches Vorrede. sches und japanisches entfaͤhrt. Genug: mein Hexameter ist da: ob er gut ist; das uͤberlasse ich der gesunden Vernunft. Jch gehe nicht, wie der selige Guͤnther, um ein Wort zwo Stunden auf und nieder. Nein! das erste, das beste! das laͤngste, das schoͤnste! Ja! koͤnnte man ein Wort drechseln, das allein einen ganzen Hexame- ter ausmachte: so wuͤrde ich hoffen, noch Heldengedichte zu sehen, die aus 12000 neu gedrechselten Woͤrtern einzig und allein bestuͤnden. Gluͤckseliger Drechsler! der du noch nicht bist: welch ein Lorbeer wartet dein! Jch irre, welche Aureola wartet dein? Denn Sehraffen muß man mit Sehraffen, und Maronen mit Maro- nen oder Kastanien belohnen. Siehe Hallern. Zwoͤlf tausend Verse sind die rechte Laͤnge eines Helden- oder Judengedichtes. Warum? Virgil und Bodmer haben den ihrigen diese Laͤnge gegeben. Virgil und Bod- mer: zween Namen, die sich nicht wun- Vorrede. wundern, wie sie zusammen gekommen sind. Doch, wenn sie sich auch wunder- ten, mein schaffender Finger fuͤget sie zu- sammen. Machte also ein Wort einen Vers: so waͤren zwoͤlf tausend Woͤrter ein Heldengedicht. Jch freue mich; ja ich frohlocke recht, daß ich der erste bin, der zu diesem Gebaͤu- de ein Steinchen traͤgt. Jn meinem Woͤrterbuche naͤmlich befinden sich viele Heldengedichte; Meßiaden en mignatu- re. Es sind Saamenkoͤrner, oder Ge- schlechter von noch nicht entwickelten Hel- den. Man rechne naͤmlich ein bekanntes Maͤhrchen so, wie der Parzifall, oder der gehoͤrnte Siegfried, auch die Susanne: je juͤdischer, je besser; es klinget so bi- blischer; man nehme es, sage ich. Man zeichne die Laͤnge der Hexameter oder Pen- tameter auf dem Papiere mit rother Dinte ab. Alsdann suche man Woͤrter; je laͤn- ger, je besser, und setze die hinein. Sind sie zu lang: so hau ihnen ein Glied ab; b koͤpfe Vorrede. koͤpfe sie; reiß ihnen das Herz aus dem Lei- be; das muͤßte ein Ungluͤck seyn, wollte sich ein Wort denn nicht passen. Hoffentlich wird man mit meinem Bu- che so lange auskommen koͤnnen, bis der Foliant ans Licht treten wird. Sonder Vorschuß aber kann er nicht gedruckt wer- den. Hingegen wird man auch alle heilige Dichter ersparen koͤnnen, indem mein Buch ein Elyxir von ihnen seyn wird. Jch mache es der lieben Schuljugend zu gut; ihr Beutel wuͤrde gewiß leer seyn, wann ihr Kopf voll waͤre: man kann aber eher die gesunde Vernunft, als jenen, ver- missen. Jch schmaͤuchle mir, die goͤttlichen Dichter werden mir fuͤr mein Unternehmen Dank wissen. Wir sind schuldig, ihre Verdienste zu verehren. Einer verehret sie in Predigten, der andere in Gedichten, ich, ihr aufrichtiger Bewunderer, und fleißiger Nachahmer in einem Woͤrterbuche. Je- ner Vorrede. ner bildete sich ein, wenn er das Lexicon auswendig koͤnnte: so koͤnnte er Latein. Er betrog sich. Jch aber versichere, daß, wer mein Buch auswendig weis, der kann allezeit, auch blind, wie Milton, Verse machen. Ueberdieß wird man nichts, als große Namen, darinnen finden. Die klei- neren naͤmlich, ob sie zwar in ihrer Sphaͤre auch groß sind, bleiben fuͤr mein groͤßers Woͤrterbuch; als welches ich auf eng- lisch mit breitem Rande will drucken las- sen, Siehe den Vorbericht zur neuen Ausgabe des Meßias. damit ein fleißiger Leser es nach sei- nem Gefallen vermehren koͤnne. Blieben doch die Teufelchen auch Teufel, wenn sie gleich in der Reichsversammlung der Herren Satane Zwerge wurden. Ce Monsieur Jupiter sait dorer la Pillu- le, sagte Moliere. Jch wollte ihm folgen, und um gelehrteres Ansehens wegen, mich mit lateinischen Buchstaben drucken lassen. b 2 Wa- Vorrede. Waren aber urspruͤnglich die runden und eckichten Lettern nicht Geschwister? Druck- te man nicht lateinisch und deutsch mit ei- nerley Buchstaben? Waren nicht beyde Erfindungen der Moͤnche? Was, dachte ich, sollte ich mich mit einem Vorzuge breit machen, der lediglich von einem ungelehr- ten Buchdrucker den eckichten gegeben wor- den? Jch uͤberließ es also meines Verle- gers Belieben. Denn wie leicht kann man noch weiter gehen? und wie schoͤn wuͤrde sich nicht deutsch mit ebraͤischen Buch- staben lesen lassen? Man wird nicht boͤse seyn, daß ich mich meistens des Lobes bediene, wenn ich der Quellen erwaͤhne, die ich kroͤne. Jch bin sehr empfindlich, und es verdreußt mich sehr, wenn man mich nicht lobet. Jch lo- be also, um wieder gelobet zu werden, und thue es, wenn mir was eingeschicket wird, auch sonder Entgeld. Ja, wer mir das laͤngste Wort sendet, daraus sich ein Hexameter zimmern laͤßt: dem verspre- che Vorrede. che ich einen waͤchsernen Abdruck von der Muͤnze, die Zophenatpanah aus- werfen ließ, als er der erste Staatsbe- diente des Koͤniges der Mizren ward. Siehe den Jacob und Joseph. Wenn ich ein Wort, das ganz nagelneu ist, eine seltene Verbindung, oder nie er- hoͤrte Figur bewundere: so gehe ich oft noch weiter. Meine Augen werden von so vielem Glanze blind; ich kann von dem Blatte nicht wegkommen; ich entdecke noch mehr Schoͤnheiten. Dieses ist die Ur- sache, warum oft A das hat, was Y ha- ben sollte. Jch lese, ich bewundere, ich bin entzuͤckt, ich schaffe, ich rase! Bald bringet mich ein Bild auf ein anderes, und ich entwerfe es kuͤhnlich. Bald entdecke ich in meinem Gehirne die Quelle, aus der ein so vortrefflicher Strom koͤnnte geflossen seyn; und ich zeige sie. Bald aber ent- reißt mich mein Zorn; ich fuͤhre Spoͤtter re- dend ein; und ich zuͤchtige sie. Oft aber b 3 lasse Vorrede. lasse ich auch ihre seichten Gruͤnde nackt und bloß stehen, und uͤbergebe sie dem Ge- spoͤtte der Schuͤler. Jch weis also nicht recht, ob mein Woͤrterbuch eine Poe- sie, oder meine Poesie ein Woͤrterbuch ist. Das Lob, was mein Versuch in den ge- lehrten Zeitungen, den Schiedsrichtern des Witzes, und Ausspendern der Un- sterblichkeit einerndten wird, setzte mich zwar in Versuchung, meinen Namen davor zu setzen. Da aber Klopstocks Name doch ist verrathen worden, ob er ihn gleich nicht vor sein treffliches Gesinge gesetzet: so traue ich auch meinen Lesern den Verstand zu; sie werden so neugierig seyn, und sich etwas Muͤhe darum geben. Denn ich beichte eben nicht alles, et mon Nom n’est pas un Peché. Der angehaͤngte Lebenslauf ist nur ein Fragment. Der Versuch ist nicht fertig, wird man sagen. Sind doch aber manche Gedich- Vorrede. Gedichte auch nicht fertig, ob sie gleich ze- hen bis zwanzig Jahre her angefangen wor- den. Siehe Hallers Ode auf die Ewigkeit. Jch bekenne, daß ich mich unterfangen habe, einige Ausfaͤlle in das Gebieth der Redner zu thun. Die Ehre davon wird aber nicht auf mich, sondern einen Freund, fallen, der diese Beute mit mir getheilet. Ehestens wird er selbst den geneigten Ver- ehrern der neuen Kanzelberedtsamkeit mit einem B - tst - enucleato aufzuwarten suchen. Nun, mein Bewunderer! ich schließe. Es ist Zeit, daß du selbst aus den Quellen schoͤpfest, aus denen ich trinke. Schoͤpfe, trinke, und bist du voll, so dichte! Jch ver- lange zur Belohnung nichts mehr, als den Ruhm, auch etwas zum Durchbruche des Geschmackes beygetragen zu haben. Ein Lieblingswort der Herren Schweizer. Jch Vorrede. Jch entwerfe dir eine Aussicht; du, male sie aus! Hat man doch ganze Vorreden von Aussichten, wo nicht ein Woͤrte- lein von dem Gedichte stehet. Siehe Vorrede zur Syndfluth. Jch glaube, du bist in den Stand gesetzet, noch mehr hinzudenken. Siehe den kurzen Vorbericht zum Meßias. Gehabe dich wohl, und denke. Neumo- Neumodisches Woͤrterbuch fuͤr angehende Dichter: oder die Neologie. A. Abart. Ein sehr malerisches Wort, um mißrathe- ne Enkel auszudruͤcken; welches wir mit Verart, von verarten, wuͤrden gegeben haben. Die Feind u. Gold veracht’t, und uns den Ruhm erworben, Den kaum, nach langer Zeit, der Enkel n Abart loͤscht; Da Vieh ein Reichthum war, und oft ein Arm gedroͤscht, Der sonst den Stab gefuͤhrt. Haller, 3te Auflage S. 75. Der Ruhm hat folglich gebrennet. Man sage auch nicht mehr gedroschen: sondern gedroͤscht; ob man gleich nur in den Schenken droͤschet und laͤrmet. Man bemerke auch die Zeugeendung: der Enkeln. Jch freue mich, daß ich gleich an der Spitze meiner Helden diesen vergoͤtterten Dichter fuͤhren kann: denn wir verehren ihn herzlich. Man sehe nur, wie klug er das Wort Stab brau- chet; ob man gleich einen Bettelstab darunter verstehen koͤnnte. Wir werden diese Zierde oft zu bewundern finden. Abbild a. St. Abriß. Allein dieses ist gewoͤhnlich; und darum singet man nicht, um gewoͤhnliche Sa- chen zu sagen. A Wie Ab Wie angenehm ist doch die Liebe! Erregt ihr Abbild zarte Triebe: Was wird das Urbild selber seyn? Haller, S. 70. Diese Verse sind ein vollkommenes Abbild ihres Urhebers. So wahr ist das rede! damit ich dich sehen, und bewundern koͤnne; und eine Nachtigall kann sich niemals verlaͤugnen. Ja, wir wollten Se. Gn. von hinten erkennen, wenn wir auch nur Dero Stimme hoͤrten. Abbildungen einiger guten Stunden des Geistes. S. Vorrede der bremischen Gedichte. Hierzu gehoͤret ein ganz besonderer Pinsel. 1. Stunden zu bilden; und 2. des Geistes Stunden zu bilden. Es sollen aber wohlgera- thene Gedichte heissen. Gedichte sind freylich Abbildungen des Geistes; der Stunden des Geistes: das war neu, und folglich ungemein. Man setzet, und wir loben den Vorsatz, hier auch selbst den Rang des Gedichtes fest: den Untersten unter den nicht unnuͤtzen; man sage nicht, un- tern nuͤtzlichen. So spricht der breite Herr Johann Heinrich Oest, ein hoͤflicher Mann und deutlicher Dichter. Abbrechen ein Leben, a. St. verkuͤrzen. Dieß thut der geschwaͤchte Sinn der Alten. Hal- ler S. 6. Eben so saget man, Faden abbre- chen, und Eisen zerreissen. Der spoͤttische An- tilongin nennet diese Figur eine Catachresis. 70S. Allein er hat Unrecht. Haller nicht; denn wie Ab wie sollte der Unrecht haben? Große Leute fehlen nie; ihre Fehler selbst sind schoͤn. Abdruck einen, durch Zuͤge des Schlafes, ver- dunkeln. Dieses heißt: er schlaͤft! in der heili- gen Sprache. Also, durch Zuͤge des Wa- chens erhellet, heißt: er wachet! Man sehe doch, wie hoch jenes, und dieses tief ist. Doch war sein Abdruck daselbst in Zuͤgen des Schlafes verdunkelt. Meß. 24. S. Abel. Ein frommes Gleichniß ist es, wann Klopstock Jesum mit Abeln, und Gott folg- lich mit dem Kain vergleichet. So neigte sich Abel, als er einsam entschlief. Meßias, 184 S. Einsam entschlafen heißt heutiges Tages, ster- ben, ohne daß jemand dabey ist. Aber dann stirbt man nicht einsam; und es stirbt sich doch so gar zu schoͤn. Abgericht’t, a. St. abgerichtet. Haller, an vie- len Orten. Diese Erfindung haben unserm Popen viele Dichter abgeborget. Der unsterbli- che Schuster zu Nuͤrnberg war ehedem der Erfin- der dieser Figur. Abhang, a. St. Seite des Berges. Man muß kurz in Ausdruͤcken seyn. Denn ist ein kleiner Mensch nicht artiger als ein langer? Sein sanfter Abhang glaͤnzt von reifendem Getreyde, Und seine Huͤgel sind von hundert Heerden schwer. Haller, S. 29. A 2 Wer Ab Wer hatte doch vor den Zeiten des unsterblichen Mannes die Huͤgel gewogen? Ein Kleid, sagt man, ist von Golde schwer: aber ein Berg von Heerden; das war neu und folglich schoͤn. Abglanz. So saget Herr Bodmer im Noah der Abglanz der Gottheit. Was ist er aber nun? Jst es der Glanz vom Glanze? der Wieder- schein? der Abschein wird es seyn: eines so trefflich, als das andere! Clerc koͤnnte das Ka- pitel De Nominibus Nihili aus unsern großen Dichtern um ein großes vermehren; wenn er noch lebte. Allein wir wollten den Spoͤtter schon zu- recht weisen. Abloͤsen. Wachten loͤsen sich ab. Mit einem andern abloͤsen, ist Hallerisch, folglich unge- mein. Jch verbinde mit dem Worte Hallerisch die groͤßte Ehrfurcht, die ich Seiner Unsterblich- keit schuldig bin. Und haben wir nicht seine Ein- willigung, ihn fuͤr einen großen Dichter zu halten? Entzuͤckung loͤst mit Wehmuth ab. Haller 123 S. Abpressen. Den Unterthanen pressen Tyrannen das Geld ab. Daß aber gequetschten Beeren ein jaͤhrend Naß abgepreßt werde, saget Herr von Haller 24. S. ausgepreßt werden sie; denn sind sie schon gequetschet: so wird man ihnen nicht viel abpressen. So dachte man sonst; nun aber denket man anders, und tief. Abtritt. Man vermenge nicht dieß Wort mit einem heimlichen Gemache. Der Dichter findet einen zwischen Haß und Gunst. Wenn Ab Wenn zwischen Haß und Gunst bey ihm ein Abtritt ist, Und manchmal sich sein Herz im Munde gar vergißt. Haller, 90 S. Warum nicht im Abtritte? Abwesend. Ein Blick, der abwesend ist, ist das nicht ein Blick, der nicht daheim, nicht zu Hause ist? Haller, 63 S. Seht den verwirrten Blick, der stets abwesend ist, Und itzt vielleicht den Raum von fernen Welten mißt. Wir haben nach diesem Blicke gesehen; aber ihn nicht gefunden; koͤnnen ihm auch solches nicht uͤbel nehmen, indem er eine solche schwere Beschaͤf- tigung, als die ist, wann man Welten mißt, uͤber sich genommen hat. Wir bewundern indes- sen die vortreffliche Scansion in abwesend. Jm Noah giebt es auch dergleichen Seelen, die nicht daheim sind. Abgetrennt. Der Hoͤfe Lustbarkeit, Spiel, Tanz und helle Pracht, Gefaͤllt ihm abgetrennt von der schlaf- losen Nacht. Zernitz, 9 S. Sie waren auf der Nacht genaͤhet: koͤnn- ten sie sonst abgetrennet werden? Jch be- wundere die Scansion in schlaflosen, wie auch die einzelne Zahl von der Hoͤfe Lustbarkeit, a. St. der Hoͤfe Lustbarkeiten. Eine gewisse Schule will eine Klage eingeben, daß, da sie uͤber die gewoͤhnlichen Sprachen eine ganz besondere deutsche noch lernen muͤsse, ihr eine Sprachlehre A 3 darzu Ac Ad darzu fehle. Sie bittet daher alle Richterstuͤhle des deutschen Witzes, so viel deren auch immer mehr sind, den Erfindern dieser heiligen Sprache von Amtes wegen aufzulegen, ihr eine zu verschaf- fen. Jch thue das Meinige, und mache ein Woͤrterbuch. Accente. Die neuen Dichter reden lauter neue Ac- cente. Was sie da reden, weis man so eigentlich nicht. Vielleicht verba, prætereaque nihil. Mit Entzuͤcken vernahm er des Maͤgdchens neue Accente. Noah 9 S. Sie hatte sonst alte. So musikalisch, und ver- liebt singet der Druide Bodmer. Adelich. Mein Leser! willst du wissen, was ein adeliches Lied ist? Von Gott und Pflicht u. Helden mußt du singen: Das heißt ein adeliches Lied! Brem. Ged. 90 S. a. St. edeles Lied. So wird man auch bald kai- serliche Lieder singen, und paͤbstliche Verse ma- chen. Adern wallen nun auf, und das Blut schwillt. Haller, 32 S. Dieses Stuͤck gehoͤret in die neue Phisik; u. Hr. Ham- berger wuͤrde nicht ermangelt haben, dem Erfinder daruͤber eine Schmaͤucheley zu machen; wenn man Dichtern das anrechnen koͤnnte, was sie in der poe- tischen Wuth schreiben. Ueberhaupt: man muß stark in der Catachresis seyn; einer Figur, wo man ordentlich ein x fuͤr ein u setzet. Bart abmaͤhen, Gras Ae Gras abscheeren ꝛc. alles dieses wird im Antilongin, auf der 70 S. hierdurch ge- rechtfertiget. O Victor! wallen dir nicht des Ruhms be- gierige Adern? Brem. Ged. 54. Warum nicht Nerven? So hat der Ruhm Adern? und dazu begierige Adern? Man glaubet es kaum! Aecht. So wie man sagen kann aͤchte Steine: so sage man auch aͤchte Menschen, aͤchte Hun- de, aͤchte Baͤume; folglich auch unaͤchte. Verlaͤßt des Himmels Aug das sterbliche Geschlecht? Von so viel Tausenden ist denn nicht einer aͤcht? Haller, 65 S. Ein loser Vogel wollte hier durchaus die Figur finden, die Hr. M. Schwabe den Reimzwang nennet. Aber der gottlose Mensch! Er bedachte nicht, daß niemand weniger des Reimes wegen in Verdacht ist, als der Hochwohlgebohrne Hr. von Haller. Sein Geist kennet diesen Nothstall gar nicht. Wie koͤnnte der Reim einen so schoͤ- nen Vers ausschaffen? Allein mit Erlaubniß! Wer wird hier verlassen? Das sterbliche Ge- schlecht vom Auge, oder das Aug vom sterblichen Geschlechte? Je mehr ein Vers zu denken giebt: desto schoͤner ist er. Si non vis intelligi, NON debes legi. Hier ist das zweyte NON sonder Zweifel ein Druckfehler. A 4 Aem- Ae Aemter. Die Aemter stehn umher im weiten Zir- kel, Und senken sich in Nadien zum Schoͤ- pfer, Und stoßen all’ in seinem Ruhm zu- sammmen. Brem. Ged. 3 S. Nimm mirs nicht uͤbel, mein Leser! wenn ich dieß nur bewundere und nicht uͤbersetze. Jch pflege es mit allem, was ich nicht verstehe, so zu machen. Ahme mir nach! Ahme dieß ganze Lehrgedicht nach! Aengstig. Ein wallend aͤngstig Weh erhebt mich von der Erde. Haller 143 S. Wie er so schoͤn ist! Der Ausdruck naͤmlich. Jch wette, daß jeder Leser die Worte verstehet; aber ich wollte meine Wette verlieren, wenn man nicht oft den Vers gelesen, ohne seinen Sinn einzu- sehen, und zu bewundern. Denn was heißt das, wenn mich ein wallend aͤngstig Weh von der Erde erhebet? Was empfinde ich da? Hat denn ein Weh auch Angst? Was ist das fuͤr ein ausser mich bestehendes Wesen? Man bewundere das neue Wort aͤngstig; es ist a. St. aͤngstlich. Auf eben dieser Seite fuͤhlet man Stunden; und warum nicht? Fallen sie dem nicht schwer ge- nug, der diese Raͤthselchen liest. Allein, so reden nur seuchte Spoͤtter, schaale Koͤpfe, kleine Geister, kalte Reimer. S. alle Schr. der Zuͤricher. Aeo- Ae Af Aeonen schlafen. Wie lange schlaͤft man da? Zu- mal in einem gefalteten Orangenblatte. Noah 32 S. Aetherisch. Dieses aus der Philosophie der Gold- macher in die heilige Sprache uͤbertragene Wort haben wir unsern Theologisten zu danken. Es giebt diesemnach aͤtherische Leiber, und Vor- haͤnge. Meßias 11 S. aͤtherische Stroͤ- me, und was nicht mehr aͤtherisch! Auch aͤthe- rische Nasen? Warum nicht? die Engel ha- ben auch Nasen. Aber was ist nun aͤtherisch? Etwas, das man gern beschreiben will und nicht kann. Hell, gleich einem von Lichte gewebten aͤtheri- schen Vorhang, Zieht sich ihr Glanz (der Samen) um den Him- mel herum. Meß. 11 S. Also kann etwas, das von Lichte gewebet wird, ein Vorhang seyn; es ist auch moͤglich etwas von Lichte zu weben. Der Weberstuhl muß et- was kuͤnstlich seyn: Schade, daß der Seher himmlischer Manufacturen uns mit keinem Ris- se davon versiehet. Es ist auch ein verklaͤrter aͤtherischer Strom zu sehen: Meß. 10 S. Die Engel freylich sind keine Fische: lieber eine Bruͤcke, wie Milton; doch es wird Eis seyn; die Engel glitschen naͤmlich. Affen. Wer da wissen will, was der wahren Keuschheit Affen sind; der suche nur die Vorzuͤ- ge falscher Zucht. A 5 Vorzuͤ- Ah Vorzuͤge falscher Zucht, der wahren Keusch- heit Affen. Haller, 21 S. Auch eine von Pracht belaͤstigte Sehnsucht ist da zu haben; auch ein Auge, was Glut in muntern Geistern schuͤrrt. Die Staatssucht wird da nicht zur Ungluͤckskupplerin. Natuͤr- lich, wie der selige Hans Caspar von Lohen- stein, schwuͤlstiges Andenkens. Das Mooß schwillt auch da, so wie manches großen Wort- schoͤpfers Dichtkunst. Allein Geschwollen heißt nicht fett und stark. Gottsched. Ahne, a. St. Anherr. Der Ahne, des Ahnen: eine ganz spannnagelneue Zeugeendung! Des Ahnen Aberwitz wird auch des Enkels seyn. Haller, 58 S. Hier sind auch nasse Flammen, a. St. siedend Wasser, oder Oel zu fuͤhlen: Zuletzt erwacht der Fuͤrst und laͤßt zu nassen Flammen Die Feinde seines Reichs mit spaͤtem Zorn’ ver- dammen. e. d. Wer hat den spaͤten Zorn? Der Fuͤrst, oder die Feinde? Nur nicht so, wie andere Leute gespro- chen: so spricht man allezeit recht. Was gehet Dichtern die gesunde Vernunft an? Da kaͤmen unsere Verleger zu kurz, wenn man bey jedem Aus- drucke jene alte Vettel zu Rathe ziehen wollte. Hallers Gedichte wuͤrden, so wenig ihrer auch sind, auf einem Bogen Platz haben; das wuͤrde aber auch denn eine rechte Weinsuppe seyn! Akant- Ak Al Akantbekraͤnzete Saͤulen. Man bemerket, daß die neuen Pegnitzschaͤfer große Liebhaber von aus- laͤndischen Steinen sind. Wir sind es auch, und ruͤhmen diese Steinbruͤche sehr. Marmorne Wege begleiten zu Tempeln und hohen Pallaͤsten Zwischen langlinichten Reyhen akantbekraͤn- zeter Saͤulen, Ueber welchen sich Laͤngen gesaͤgeten Granits hinziehen. Noah 76 S. Siehest du, lieber Leser! die Baukunst recht ein? Was sind Laͤngen? Balken? Allein man denke doch! Marmorne Wege begleiten ꝛc. All. Das All ist ein Wort, welches neuen Dichtern so viel Ehrfurcht zuwege bringet, daß ich gleich ei- nen Vers fuͤr philosophisch halte, in dem ich es wahrnehme. Es zeiget eine tiefe Einsicht in die abgezogenen Wissenschaften an; und wir erin- nern uns dabey der abgezogenen Wasser. Aller. Ein feiner Gebrauch dieses Woͤrtleins ist hier zu haben, und zu bewundern. Jch lasse, wie man siehet, gar zu gern dem Haupte unserer Neo- logisten Gerechtigkeit wiederfahren. Andere ha- ben Seine Unsterblichkeit, oder Hochwohlge- bohrne Gnaden von der einen Seite verewiget; ich thue es von der andern, und schoͤnsten. Der eingetheilte Witz wird aller angewandt. Haller, 107 S. Eben daselbst findet man jeder Pflicht Maaß von Verstand; nicht Scheffel. Eine Flammen- schrift wird mit dem Nachgeschmacke, des La- sters Al sters Scheu, die bittere Kost der Reue, in uns gegraben. Der Dichter machet sich oft das un- schuldige Vergnuͤgen, seiner Leser Verstand zu ver- suchen. Denn wer erraͤth es wohl gleich, wie ein Verschen eines Wiegenliedes oder Her- manns, daß, wenn man das Laster frißt, der Nachgeschmack die bittere Kost der Reue sey? Das eingebohrne Licht spricht auch allda ein Urtheil. Das eingebohrne Licht ist ein Stuͤckchen von den Ideis innatis. Wie es aber sprechen kann: das weis allein der Dichter; und was weis der nicht? Allgewaltigkeit, braucht a. St. Allmacht der weise Hr. M. Naumann in seinem gar vortrefflichen Nimrod 445 S. Dieses Gedicht haͤtten wir, zum Ruhme unserer aufgeklaͤrten Zeiten, noch vor der Meßiade zu bewundern bekommen, wenn nur die Hn. Verleger sich auch nicht durch die Tyran- nin, die Mode, lenken liessen. Nimrod waͤre sonst, auf unserm christlichen Parnasse, der Vorlaͤufer des klopstockischen Meßias ge- worden. So aber war Meßias der Vorlaͤu- fer vom Nimrod, und Habacuc sein Hofnarr. Allmachtsfluͤgel hat nach Saͤnger Bodmern der Abglanz der Gottheit. Sollte es noͤthig seyn: so wird er ihm auch ein paar Allmachtsfuͤße geben; auch eine Allmachtsnase. Der den Schatten der Allmachtsfluͤgel zum Besten der Menschen Ueber Huͤgel u. Plaͤn’ u. Meer u. Erde verbrei- tet. Noah 49 S. Spoͤtter Al Spoͤtter sagen: die Reimer brauchen nicht allein Fuͤllsteine; denn was sind hier Huͤgel und Plaͤn? Sind Meer und Erde nicht genug? Man siehet doch, wahrhaftig! den ungereimten Versen, bey ihrer großen Freyheit, die Reinigkeit nicht an, die in den gereimten so schwer zu beobachten war. Aber es ist nicht so! Wir herrschen uͤber die Sprache; wir erkennen ihre Macht nicht; wessen Macht wir nun nicht erkennen, dessen Befehlen koͤnnen wir auch nicht gehorchen. Gesetzt; es er- kennet einer nicht den Pabst: so waͤre es sehr thoͤ- richt, wenn man uns zumuthen wollte, seiner Bulle zu gehorchen. Die Sprache also muß uns folgen. Kein Wunder, daß sie von einem jeden Schuͤler so verhunzet wird! Bodmer aber ist kein Schuͤler. Alkove. Der Verfasser des Picknicks haͤtte auch die Goͤttin der Eifersucht eben nicht in einen Alko- ven sperren doͤrfen, wenn es nicht wahr waͤre, daß ihre Verehrer gerne das Finstere suchten. Ein weit schoͤnerer Alkove aber ist hier: Du sollst die Nacht die Gabe des balsamtraͤu- felnden Schlafes Mir zur Seit’ im wirthschaftlichen Alkove su- chen. Noah 34 S. Das heißt: du sollst in der Kaͤse- oder Aepfel- kammer schlafen; denn bessere Alkoven hatte Noah nicht. Was ist aber die Gabe des bal- samtraͤufelnden Schlafes? Alpe wird nun in der einzelnen Zahl gebrauchet: z. E. Zeuch, Al Zeuch, Hannibal! vom heissen Calpe Durch Pennins nie bestiegne Alpe! Haller 11 S. Durch, nicht daruͤber! Der Sprung, den der Dichter hier thut, ist etwas stark. Man stelle sich Hannibaln vor, wie er auf dem Berge Cal- pe, oder Gibraltar stehet; einen Satz nach den Pyrenaͤen thut; und ohne zu ruhen noch einen nach den Alpen versuchet; aber auch da nicht inne- haͤlt, sondern noch einen nach dem appennini- schen Gebuͤrge thut. Welch ein Springer! Das Gift ist auch da von Hannibals Siegen. Allein hat er denn das Gift besieget? Der Unfall schlaͤft allda auch Tyrannen bey: was wird es doch fuͤr Kinder zeugen? Denn beywohnen jemanden, oder beyschlafen ist das nicht einerley? Die sinn- lichen Dichter sind sehr sinnlich. Wozu verleitet ei- nen aber nicht die Redensart: dieses oder jenes wohnet mir bey? die man im gemeinen Leben hoͤret. Wie oft muß Gift aus Freundes Haͤnden Des groͤßten Helden Leben enden, Das tausend Degen nicht versehrt? Man bewundere doch die geschickte Auslassung des Artikels des Freundes. Hat endlich das Leben die Degen, oder haben die Degen das Leben nicht versehret? Es ist eine Paronomasie: naͤm- lich, wenn ein Wort, wie hier das, wie die Zunge eines Holzschreyers, doppelt redet; auch eine Schaukel. Antilong. 88. Solche Freyheiten aber stehen einem großen Dichter sehr schoͤn. Al- lein Al lein war denn der Hr. von Haller auch so groß, als er diese Schnitzerchen machte? Alpen von Glut (a. S. Berge) u. Ebnen, wor- auf Gespenster umirrten, Gorgonen mit Harpyen und Amphisbaͤnen mit Hydern. Noah, 245 S. Jn der heiligen Dichtkunst bedeuten Alpen im- mer große Berge. Besser waͤre es, sie nenneten sie Blocksberge; denn es giebt oft eben so viel Teufel darauf; und ein Hexentanz ist noch lange nicht so fuͤrchterlich, als ein Tanz von Gespen- stern, Gorgonen ꝛc. Man findet diese Unge- heuer nicht selten. Die Suͤndfluth hat sie erzeu- get, und Maler Bodmer gemalet. Alpenmehl ist Milch, oder Kaͤse. Man sucht es nicht. Jndessen, daß der Frost sie nicht entbloͤßt be- ruͤcke: So macht des Volkes Fleiß aus Milch der Alpen Mehl. Hier wird auf strenger Glut geschiedner Zieger dicke, Und dort gerinnt die Milch, und wird ein stehend Oel. Haller, 25 S. Wie vorsichtig die Bauern nicht sind! Allein, wer ist doch entbloͤßt? Der Frost, oder sie? worauf gehet sie? Was ist Zieger? Man verzeihe mir die Fragen: ich wollte mich gerne belehren las- sen. Scheidet man auch Milch, so wie Gold und Silber? Was man nicht alles lernet! Hier kochet auch der Raub; das Haus stehet leer, Al Am leer, gar zierlich a. St. die Leute gehen muͤßig. Die Welt begraͤbt sich in Frost; d. h. es wird Winter. Des Jaͤgers Horn rufet dem Fel- senkinde. Dieß Kind aber ist entweder das Echo, oder die Gemse; nach Hallers Spr. Leh- re ein Gems. Das Bley ist nicht kuͤnstlich: heiß ist es. Der Hunde lauter Kampf heißt Bellen; e. d. u. f. Erzuͤrnter Huren lauter Kampf. Also. Man sage nicht mehr: also sagt er! Nein! das ist altvaͤterisch. So sagten unsere Altvor- dern; und das waren nicht Schweizer. Saͤnger Bodmer aber sagt, wie sein zu großer Schuͤler Klopstock: Also Sipha! Auch wohl: So Sipha! Man laͤßt auch das so ganz weg, und saget: Sipha! Bodmer! Ey! wie kurz! Altvordern, a. St. Ahnen. Man sehe nur! Nimrod 660 S. So kann der Hr. M. auch Junghintern a. St. Enkel sagen. Jch bekenne es; keine Sprache ist geschmeidiger als die Deut- sche, und laͤßt sich mehr haͤnseln. Ambrosialische Ranken; und beamberte Fruͤch- te! Lohenstein! Lohenstein! Noah 62. S. “Die Perlenschwangere Lohe rauschet heutigen “Tag noch uͤber die Alpen. Kein Wunder, daß “sie ein solches Getoͤse machet, weil sie uͤber so vie- “le Ungeheuer hinweg rollet.” Ambra. Jn vier Versen ist hier der ganze Lohen- steinische Raritaͤtenkasten. Perlen, Ro- sen, Lilgen, Ambra, Thau, Attlas; nicht grauer Am An grauer Attlas, sondern Attlas grau; nach Hans Sachsens loͤblichem Muster. Haller, 2 S. Die Rosen oͤffnen sich, und spiegeln an der Sonne Des kuͤhlen Morgens Perlenthau; Der Lilgen Ambradampf belebt zu unsrer Woñe Der zarten Blaͤtter Attlas grau. Ammon. Der Dichter spielet mit entfernten Bildern; und nur Se. Gn. der Hr. v. Haller kann erra- then: daß Ammon Alexander der Große sey. Das zeigt Augusts und Ammons Gunst. Hallers Ged. 14 S. u. Zuschr. Al: liebte den Choͤrilus; war also kein Kenner. Man lohnet hier auch Maͤcenen mit Maronen oder Kastanien; und nicht mit Virgilen. Was schoͤn ist, bleibet immer schoͤn: ich scheue mich also nicht, diese Redensart meinem Buͤchel- chen einzuverleiben. Anbauen. Er will neue theologische Wahrheiten er- finden: so klagte man ehemals uͤber den beruͤhmten Carpov. Besser ists, wenn man schreibet: Er sucht das Land der theologischen Wahr- heiten anzubauen. Buttstaͤdt. Das erste ist gemein, das andere neu, und folglich fuͤrtrefflich. Anblick. Einen Anblick feyern, oder einen An- blick arbeiten. Diese in der Meßiade, oder klopstockischen Evangelio, oder in der Offen- barung Sanct Klopstocks sehr oft befindliche Redensart gehoͤrt zur neuen Aesthetik, die nur von Engeln verstanden wird. Menschen freylich wissen nicht, was das heißt, einen Anblick B feyern An feyern oder arbeiten. Jch fange selbst an, die Sprache zu vermehren; und ein Maulesel jauch- zet, sobald er den andern gewahr wird: sie jauch- zen sich beyde entgegen. Noch eine Verrichtung des Anblickes! Der Anblick hebt die Schwachen auf. Haller, 87 S. Ein Unwissender schaler Kopf wird hier sagen: Zum Aufheben muß man Arme haben; der An- blick hat also Arme: welche Arme! Allein es ist neu, folglich schoͤn. Andachtsbrand gluͤhet in den Adern. Haller, 61 S. Ein Ausdruck, um den es Schade waͤre, wenn er verlohren ginge; darum erbarme ich mich seiner. Frage nicht, du seichter Reimer, wo wird doch Platz fuͤr das Blut bleiben, wenn ein Andachts- brand in den Adern gluͤhet? Die armen Adern! Der ungluͤckliche Mensch, in dessen Adern Braͤnde gluͤhen! Du irrest, und siehst nicht, wie das so schoͤn ist! Anden des Monden. Sind das die Hoͤrner? Man vergebe mir meine Frage. Mancher Leser kann nichts, als deutsch: es koͤnnte aber leicht seyn, daß die neuen Dichter nicht fuͤr Deut- sche schrieben. Desto schoͤner ist es aber, wenn mans nicht versteht. Er flog in die Anden des Monds. Noah, 160 S. Anfachen. Muth und Witz facht einen Tacht an. Dieß ist nun fuͤr so edle Wesen eine ziemlich schlechte Verrichtung, und doch wahr. Doch An Doch ach! es lischt (a. St. verlischt ) in uns des Lebens kurzer Tacht, Den Muͤh u. scharfer Witz zu heftig angefacht. Haller 64 S. Man sage nicht: so war der Tacht vorher ausge- loͤschet? da muß es sehr uͤbel gerochen haben. Bald wird das Leben ein Talchlicht bekommen! Thorheit! Denn haben nicht schon die Berge Talch? Anfangen. Der Engel faͤngt schon an. Haller, 60 S. Ein bloͤder Sprachgruͤbler fraget hier: Was thut also der Engel, wann er anfaͤngt? Es sollte heissen: man faͤngt bey lebendigem Leibe schon an, ein Engelchen zu seyn. Er irret. Diese neue Art des Erhabenen besteht in der Auslassung vieler Woͤrter, die zum Verstande der gemeinen Sprache noͤthig sind. So kann ich z. E. sagen, wenn ein Gottloser stirbt: der Teufel faͤngt schon an. Denn jenes galt von einem Maͤgdchen, welches in einem Kloster eingekleidet wird. Angst ruͤmpft die Stirne, d. h. es wird mir angst; zumal, wann die Stirne aufgewoͤlket ist. Haller, ich weis nicht wo. Man verge- be uns eine solche Anfuͤhrung. Wir haben uns naͤmlich dieses wehrten Mannes Gedichte, wie die Bibel, zu eigen gemachet; haben wir nicht einen Prediger gekannt, der auch, bey einem Glase Wein in der Hand, seine theologische, oder mora- lische Untersuchungen, mit einem wie der un- sterbliche Herr von Haller sagt, gar sinnreich B 2 ver- An verbraͤmete? Wir ahmen ihm nach, so viel wir nur immer koͤnnen. Anmuth. Jch weis nicht, ob die Anmuth jemals haͤßlich ist gefunden worden. Auf der 20 S. der hallerischen Ged. wird sie auch bey Armen schoͤn gefunden. Auf eine anmuthige Art dunkel zu werden, zeigt Verstand, und zwar den feinsten. Die Anmuth wird hier auch in Armen schoͤn gefunden; Man wiegt die Gunst hier nicht fuͤr schwere Ki- sten hin ꝛc. Der erste Vers wuͤrde nicht so schoͤn seyn, enthielte er nicht eine kleine Zweydeutigkeit. Das Vor- wort in wirket dieses; denn wir koͤnnen dadurch eine Anmuth verstehen, die auch in den Armen der Verliebten schoͤn gefunden wird. Die Sa- che ist gewoͤhnlich; der Ausdruck nicht. Von dem Worte hinwiegen besiehe den Buchstab H un- sers Woͤrterbuchs. Annehmen. Hr. von Haller fuͤget dieses Wort so: Die Tugend nimmt sich leicht bey ihrem Bey- spiel an. H. Ged. 81 S. Wuͤrde das nicht in unseren niedern parnaßischen Landen heissen: Man wird leicht tugendhaft, wenn man Beyspiele der Tugend sieht? Aber wie weitschweifig klinget das nicht! Anstarren, a. St. anschauen, oder etwas starr an- sehen. Dieses Lieblingswort der Herren Schweizer haben wir den unsterblichen Gesaͤngen ihres Oberhauptes zu danken. Dieser goͤttliche Mann hatte nicht genug vor einer Sache zu er- starren; An Ap starren; er starrte die Sache selbst an. Denn also singet er in seiner unvollkommenen Ode auf die Ewigkeit: Jch starrte jedes Ding, als fremde Wunder, an. 153 S. Hier laͤßt der große Dichter auch die Zunge, auch ein Nichts reifen. Wenn es nun reif ist, was traͤgts? So fragen nur schale Koͤpfe. Anstreichen. Der Tischler streichet Schraͤnke an; der Schulmeister die Fehler seiner Schuͤler. Ein Schweizer aber streicht der Tugend Farben einem an. Jhm streicht der eitle Ruhm der Tugend Farben an. Haller, 63 S. So, sprichst du, ist der Ruhm ein Maler? Umsonst. Es ist schoͤn: Lohenstein hats auch schon gesaget. Applicationen. Dieses Wort schicket sich trefflich a. St. Anwendung in ein deutsches Gedicht. Jch tadle die Empfindung deines Herzens Und deine falschen Applicationen. Brem. Ged. 13. Allein, das ist ein Griff seichter Koͤpfe, die nicht arabisch oder englisch im Deutschen reden wol- len. Der Jurist sagt im poetischen Dorfjun- ker: haben sie etwa eine Altercation gehabt? Eben so kann ein dichterischer Philosoph von Appli- cationen schwatzen. Apfelfoͤrmicht. Der nimrodische Herr von Maupertuis haͤlt die Erde nicht fuͤr eyrund. Schwinge deswegen dich eilends zur apfelfoͤr- michten Erde. Nim. 485 S. B 3 Dieß Ar Au Dieß saget NB. der unsterbliche Satan; so kann man kuͤnftig auch sagen: der unsterbliche Spitz- bube, oder Galgenschwengel Lips Tullian. Armee und Militz nimmt der Herr Magister Nau- mann wieder zu Gnaden an, nachdem sie bis auf die Zeitungen aus dem Deutschen waren ver- bannet worden. Fuͤr ein deutsches Gedicht ist es keine geringe Schoͤnheit. Er machet auch Staabsofficire. So leihet denn der Poͤbel uns neue Accente. s. Nimrod a. v. O. Gruͤb- ler nennen es zwar mit Swiften die Poͤ- belfigur; allein, es schadet nichts. Es wird wieder die Mode; und dann laͤßt es schon. Athmen tiefer herauf, d. i. schwer athmen. Meßias 163 S. Das Wort tief schicket sich zu allerhand Wendungen in der heiligen Sprache; bald bedeutet es hoch; bald tief. Auen des Aethers, oder Wiesen des Himmels. Noah 220 S. Hier werden vielleicht die himmlischen Kuͤhe weiden. Es giebt auch am- brosialische Auen. Noah, 333 S. Ein gei- stiger Schwarm von ambrosialischen Duͤften. Noah, 377 S. Welche ambrosialische Schoͤnheiten! Welch ein ambrosialischer Dichter! Das Wort zieret einen ganzen Vers. Auflegen, und aufgelegt werden. Diese Woͤrter verstehen die Herren Buchhaͤndler am besten. Sie werden mir es aber vergeben, daß ich ihnen den ei- gentlichen Besitz derselben streitig mache. Es kann seyn, daß sie mit allem Rechte sagen: ich lege dieses Buch auf, dieses Buch ist zum drittenmale auf- Au aufgeleget worden ꝛc. Jch beneide sie wegen des un- rechten Gebrauchs dieses Wortes nicht. Den sinnrei- chen Kanzelrednern, den Schoͤpfern ebentheu- erlicher Wortverbindungen, haben wir die zier- lichste Anwendung dieses Wortes zu verdanken. Der unverstaͤndige Haufe hat ja immer gesagt und geschrieben: Der Mensch ist zur Gluͤckseligkeit er- schaffen worden. Was kann man hierbey denken? Wenig! Auch die kleinen Kinder lernen von ih- ren Schulmeistern, daß sie sind erschaffen worden. Daß sie aber sind aufgeleget, ja zur allerseligsten Gluͤckseligkeit sind aufgeleget worden, wissen sie noch nicht. Sie brauchen es auch nicht zu wis- sen: denn sie sind zu unverstaͤndig, die Stufen dieser Vergleichung auszuspaͤhen. Leute, die mit den Pressen zu thun haben, koͤnnen dabey ein mehres gedenken. Diese verstehen den Redner, wenn er seine Predigt mit den Worten anfaͤngt: Daß der Mensch zur allerseligsten Gluͤckse- ligkeit sey aufgeleget worden, wird nie- mand leugnen koͤnnen. Buttst. Moͤgen doch andere Leute nicht wissen, was der Redner haben will. Eine allgemeine Deutlichkeit muß man niemanden anmuthen. Man prediget eben nicht fuͤr alle Zuhoͤrer. Ja, mancher Redner prediget um sein selbst willen: denn was waͤren sonst die haͤufigen Anfuͤhrungen des Grundtextes, der heiligen Vaͤter, der Rabbinen, des Gro- tius, Marshams, Spencers, Clericus, Hammonds und Buxtorfs, des Lundius und Ligtfots noͤthig? B 4 Auf- Au Aufruhrsaat. Daß Aufruhr Saamen hat, das war bekannt; Saat aber, das heißt, gedacht. So denket Hr. von Haller, 59 S. Die Thraͤnen fangen eb. das. einen Aufruhr an. 141 S. Bald werden sie stuͤrmen. Die boͤsen Thraͤnen! Koͤnnte mans schoͤner sagen? Aufspringen. Vom Aufspringen des Kaiphas lese man des Meßias 103 S. Doch ein wohl- passendes Gleichniß. Schlacht, Tod, Lan- ze, Gotteslaͤugner, Hoͤlle, Blut, Panzer, Rosse, gehoͤren zu einem Gleichnisse, wenn ein Mensch soll beschrieben werden, der zornig von seinem Stuhle springet. Aber je weniger sich es bey einem Priester paßt: desto schoͤner! S. An- tilongins 116 S. Ein Gleichniß naͤmlich muß nicht so knapp, als ein Preuß; vielmehr etwas weit und nachlaͤßig, wie ein Franzos ꝛc. gekleidet seyn. Augen. Man hat in Goͤttingen Augen, die da saugen, in der 1 Ausgabe des befr. Deutschl. ge- tadelt; und freylich! die Figur war etwas schweizerisch. Aber eben die Richter haben fol- gendes vergoͤttert: Aber es standen besonders in einen Klumpen geschlossen Meine Soͤhne mit weit geoͤffneten Augen, die starrend An die schluͤpfrigen Schoͤnen sich haͤngten, und geizige Zuͤge Von dem bezauberten Blick einsogen ꝛc. Noah, 22 S. Was fuͤr Woͤrter! was fuͤr Verbindungen! Wie Au Wie sie alle so schoͤn sind! Schluͤpfrige Schoͤ- nen! So giebts auch trockene? Welch ein Klumpen von Schoͤnheiten! Aurora hat ein Bett. Das war bisher noch zwei- felhaft; der Hr. von Haller aber hat es am Gan- ges gefunden. Jhr Gast, der Herr Apollo, oder Phoͤbus, der alte, der alle Tage zu ihr koͤmmt, seine Pferde bey ihr ausspannet, und ru- het, wird sich dessen bedienen. Haller, 7 S. O! Juͤngling! rufte jener Weise, Warum hat deine Heldenreise Sich in Aurorens Bett gewagt? ꝛc. Wann eine Reise sich zu einer Schoͤnen ins Bett waget, so hat es keine Gefahr; wann aber ein Held, ein Juͤngling ins Bett steiget: dann! dann! Aurorens Gold hat oft die Berge ver- goldet; auf der 23 S. durchstreifet sie die Berge. Wann nun von Titans Glanz die Wiesen sich entzuͤnden, Und in dem falben Gras des Volkes Hoffnung reift; So eilt der muntre Hirt nach den bethauten Gruͤnden, Eh’ noch Aurorens Gold der Berge Hoͤh durchstreift. ꝛc. Wir bewundern diese Art, Haͤu zu machen; erst- lich zuͤndet die Sonne die Wiesen an; dann reifet in der Asche die Hoffnung, und wird Haͤu. Welch ein Haͤu! Ausgraben. Schaͤtze graben saget der Deut- sche. Der Schweizer hingegen: aus uns B 5 Schaͤtze Au Schaͤtze ausgraben. Haller, 86 S. Aber es graͤbt auch die Weisheit: Sie findet Lust und Ruh im Haus, Und graͤbt aus uns selbst Schaͤtze aus, Die nimmer ekeln, nimmer fehlen. ꝛc. Vor allen Dingen gefaͤllt uns das Haus, von dem man nicht weis, ob es der Weisheit, oder uns zugehoͤret; und dann loben wir auch die Ver- bindung von Schaͤtzen, die ekeln; wo ekeln als ein thaͤtiges Zeitwort gebrauchet wird. Ausguß. Ein neues Wort, welches sich aus dem Gehirne der Herren Neologisten herschreibet. Jhr Haupt singet: Wie wird mir? mich durchlaͤuft ein Ausguß kalter Schroͤcken. Haller, 97 S. Einen Topf geußt man aus! Allein, das waͤ- re niedrig; so wie auch, wenn er gesaget haͤtte: ein Strom von ꝛc. Aushauch. So redet Kerenhapuch, oder ent- schleußt ihr Herz: Sey mir gegruͤßt, suͤßduftende Luft im schat- tichten Lichte! Aushauch, der aus dem Schooß der Mutter- tererde hervorquillt. Fluͤsse der Luft, so sanft von bebenden Schat- ten gemildert! Allzulang hab ich euch in dem oͤden Kasten ver- lernet. Noah, 380 S. Man erlaube mir eine kleine Entfaltung dieser Accente. Was ist doch eine suͤßduftende Luft im schattigten Lichte? Duftet denn die Luft, Au Ab Luft, oder die Erde? Was ist Aushauch, der aus Vater Koth hervorrauschet? War um sol- len Fluͤsse der Luft von bebenden. Schatten ge- mildert werden? Warum beben die Schat- ten? Was ist ein schattichtes Licht? Eine Daͤmmerung des Verstandes? Der Kasten war nicht oͤde; denn die Saat einer unterthaͤnigen Schoͤpfung (Noah, 381 S.) lebte ihr Leben meergruͤn darinnen. Man zeige mir in einem andern Dichter vier Verse von solchem Reichthu- me. Diesen Vorzug besitzet allein Maler und Saͤnger Bodmer. Ein Leben leben; Luft verlernen; Hauch quillt! Ausfluß der Leichen dampf entgegen. Meß. 53 S. Was fließt doch aus Leichen? Der Leser kanns er- rathen. Aussicht. Jch las juͤngstens eine Vorrede, worin- nen von nichts, als Aussichten, gehandelt ward. Jch vermuthete zum wenigsten einen Garten; aber ach! es war eine sehr betruͤbte Aussicht: die Syndfluth! die nasse Syndfluth. Aus. Wir lernen alle Tage je mehr und mehr, daß auch eine einzige Sylbe einen Vers verengeln kann. Denn wer haͤtte vor jenen dreyzig Jahren geglaubet, wir wuͤrden noch Dinge ausschaffen, ausbilden, ausformen: da doch seit viel Jahr- hunderten genug war geschaffen, gebildet, ge- formet worden? Abend. Man schreibt gemeiniglich: die Sache wird vor dem Ende der Welt nicht ausge- macht werden, so uneinig sind die Meynungen. Jch Ab Jch rathe eben nicht, daß man sichs angewoͤhne, so plan zu schreiben. Man gebe der Sache eine klei- ne Wendung. Man besinne sich auf den Abend der Welt, und spreche: Der Abend der Welt wird hereinbrechen, ehe sich die Meynungen uͤber diese Sache vereinigen werden. Sagt man auch der Mittag der Welt? die Mit- ternacht der Welt? Herr Bodmer singet da- her in seiner Elegie, auf das Absterben seines Soh- nes, sehr geistig. Er will sagen: Heute werde ich mit Erzaͤhlung dieser Sache nicht fertig. Wie male- risch druͤcket er diesen gemeinen Gedanken nicht aus? — — eh wuͤrden dunkle Schatten Den Himmel uͤberziehn, und diesen Tag bestatten. Warum ist doch unsere Welt bey einem taͤglichen Begraͤbnisse des Tages so gleichguͤltig! Abzaͤhlen. Bedeutet nach meiner Meynung, von mehrern Stuͤcken eine gewisse Zahl absondern. So zaͤhlet man z. E. von zwoͤlf Thalern vier Tha- ler zu einer bestimmten Ausgabe ab. Man wird aber aus verschiedenen Schriften einen bessern Ge- brauch dieses Wortes lernen, welches in Trauerre- den von großem Nachdrucke ist. Jch setze als be- kannt voraus, daß ein Redner die Gabe habe, in traurigen Faͤllen erhaben zu denken, und hoch zu sprechen. Es ist eine allgemeine Meynung, daß der Mensch sterben muß, wann seine Zeit da ist. So matt spricht man zwar im gemeinen Leben; und alsdenn ist auch der Ausdruck gut. Ein Trauer- redner Ab redner aber wuͤrde ein schlechtes Lob erlangen, wenn er sich nicht hoͤher schwingen, und erhabener ausdruͤcken wollte. Wie? wenn man so sagte: Auch der leichte Stich einer Fliege toͤdtet den Menschen, wenn die Stunde ausge- laufen ist, die sein Leben abgezaͤhlet hat. Jst das nicht erbaulicher und lehrreicher? Ein mittelmaͤßiger Kopf denket gleich an die Gestalt des Todes, an dessen Sense und Sanduhr. Die Stunde ist ausgelaufen, und zaͤhlet das menschliche Leben ab. Jst das nicht schoͤn? Je versteckter eine Sache, eine bekannte Sache ein- gekleidet wird, je ausgebildeter sie dem Zuhoͤrer und Leser, durch einen Commentarium, kann ge- macht werden, desto gegruͤndeter ist die Vermu- thung, daß der Redner ein Mann sey, der das Wesentliche der Beredsamkeit in seiner Gewalt ha- be. Aus diesem Grunde schaͤtze ich die Meßiade hoch, weil Meier und Dommerich zum Troste Deutschlandes daruͤber Commentarios schreiben. Man wird kuͤnftig der gelehrten Welt einen Band klopstockischer Exegeten liefern koͤnnen. Ja, schreyen die Kunstrichter, das heißt bey uns schwuͤlstig und dunkel. Man lasse sich den Eigen- sinn dieser Leute nicht blenden. Das Volle einer Rede, oder eines Gedichts, ist keine Schwulst; sondern schon uͤber die Schwulst und uͤber das Dunkle hinweg. Bach Ba B. Bach. Nach der Lehre der Herren Neologisten thut nun ein Bach das, was man sonst vom Sande sagte. Jener staͤubet, und dieser spruͤ- tzet. Wenn also mein Kleid voll Staub ist: so ist es bespruͤtzet; und wenn ich in Koth gefallen bin, und mich im Sande gesielet habe: so bin ich bespruͤtzet. Wenn ich aber ins Wasser gefallen bin: so bin ich bestaͤubt. Die Eigenschaften der Dinge zu veraͤndern ist der Hauptgriff unserer neo- logischen Dichtkunst. Der (Bach) ploͤtzlich aufgeloͤst in Schnee und Perlenblasen, Durch jaͤhe Felsen rauschend staͤubt ꝛc. Haller, 96 S. Wir lernen unter andern hier einen Bach in Schnee und Perlenblasen aufloͤsen. Baͤche der Luft trinken heißt in der denkenden Sprache leben. Die Menschen muͤssen folglich entsetzliche Schluͤnde haben, ganze Baͤche zu ver- schlingen. Man schluͤrfet auch die Baͤche des Lichts, wie Thee oder Kaffee. Seine Gestalt ward heller = = Daß sein Anderer so nahe bey ihm die Baͤche des Lichtes trank. Noah, 83 S. Wie seh ich dann aus, wann meine Gestalt hel- ler wird? Also auch sein Siebenter. Baͤlle von Bley aus blitzleitenden Waffen mit Feuer fluͤgeln; d. i. mit Musketen schiessen. Warum nicht kugelleitende Waffen? Es muß blitzen! Eine Kugel ist also ein Ball, oder viel- mehr Ba mehr ein Baͤllchen. Sie hat auch Fluͤgel von Feuer: welche Fluͤgel! Noah, 355 S. Baͤngste der Leiden leidet der Meßias 183 S. So ist denn dem Leiden, aber nicht den Menschen, bange? So sagt Sanct Klopstock in seiner Offenbarung. Baͤthen dir. Die Gebeendung ist in der heiligen Dichtkunst heilig; wie uͤberhaupt alle moͤgliche Fehler wider die Sprache: ihre Regeln schaden dem Hohen: sie koͤnnen sie daher nicht beobachten. Schade, daß kein ander Volk, als wir, so denket. Auch ein Hallelulachen erhebet einen Vers; Lucian gab schon die Ursache hiervon an, 222 S. d. D. Uebers. Halleluja! mein Schoͤpfer! dir baͤthen un- sterbliche Menschen Von der heiligen Erde! dir baͤthen unsterbliche Menschen. Meßias 164 S. Hier fehlet nichts, als ein Kyrieleison: so ist un- ser himmlische Psalmist so stark, als Lobwas- ser. Schoͤpfer Klopstock hat ausser unserer Erde noch eine heilige geschaffen; und noch eine kleinere Erde, oder vielmehr Sonne in unsrer Erde. Baͤume. Eine gruͤne Nacht belaubter Baͤume findet man in der schoͤnen Doris. Die gruͤne Nacht belaubter Baͤume Fuͤhrt uns in Anmuthvolle Traͤume: Worinn die Seel’ sich selber wiegt. Haller, 67 S. Wir bewundern das Wiegen. Wenn also der Mond Ba Mond scheinet: so haben wir eine weisse oder sil- berne Nacht. Man muß die Figuren recht weit, d. h. ins Ungeheure treiben. Furchtsam seyn ist schuͤlermaͤßig Bagasche. Das deutsche Wort Plunder ist viel zu niedrig, als daß es ein heiliger Dichter brauchen koͤnnte. Der Herr Magister Naumann hat also wohl gethan, jenem Hurkinde das Buͤrgerrecht, aus eigner Macht, zu verleihen. Alle Zwitter sind also bey uns, wie in Spanien die Hurkinder, edel. s. Nimrod 293 S. Balsamisch. Dieses Beywort balsamiret jedweden Vers. Noah, 190 S. auch Antilongin, 125 S. Wir nennen es die Balsamfigur, oder das Balsambuͤchschen. Band. Viele Redner gebrauchen dieses Wort, wann sie eine Verbindung oder einen Zusammen- hang andeuten wollen. Daher kommen viele Re- densarten, denen man das Schoͤne nicht abspre- chen kann. Z. E. Diejenigen, die die ersten Buchstaben in den Grundwissenschaften wissen, koͤnnen das Band der Wahrheiten einsehen. Buttst. Ein anderer wuͤrde vielleicht geschrieben haben: Wer die Anfangsgruͤnde der Grundwissenschaft gelernet hat, kann den Zusammenhang der Wahrheiten einsehen. Das erste ist zierlicher. Die ersten Buchstaben wissen, ist fein gegeben! Der Redner macht es dem Zuhoͤrer leicht: denn wer ist doch so ungeleh- rig, daß er die ersten Buchstaben einer Meta- physik Ba physik nicht lernen koͤnnte? Das Band einse- hen ist also ein untadelhafter neuer Ausdruck. Band. Zernitz, der hallerisirende, saget auf d. 170 S. s. Ged. Denn brennte sich in nichts der Einschraͤnkun- gen Band. Die Flamme wuͤnschte ich zu sehen; noch lieber das Band: weit, weit lieber aber waͤre mir der Ver- stand. Es wuͤrde mir ein Maaßstab seyn, ande- re Verse darnach zu messen. Nur frisch! Die Wahl in Ausdruͤcken verdirbt alles. Bande. Dieß Wort wird gar zierlich von Teufeln gebrauchet. Man nenne sie die schwarze; die Engel, die weiße Bande. Sammlung Ni- colai 33 S. Flieht! spricht sie, (die Zwietracht) zu der schwarzen Bande! Bastart. Auf deutsch, ein Hurkind: eine hoͤfliche Benennung eines Freundes, wo er die Reime lie- bet. So waren denn Gottsched, Schwabe, ja Haller, Kanitz, Guͤnther ꝛc. Hurkinder? Der Grobian! ich irre mich: der hoͤfliche Mann! Und ich, und die Kritik benennet dich Bastart! Brem. Ged. 57 S. Dieser Herr Jch muß ein sehr großer Herr seyn, weil er und die Kritik nicht allein ein Ding ist; sondern, weil er seinen Freunden so grob begegnen darf. Aber nein! Es ist nur der Herr Johann Heinrich Oest! ein verwaͤgener Mann. Noch ein Broͤckchen von diesem breiten Herrn und sei- ner breiten Einsicht. Es stehet e. d. C Wie? Ba Wie? oder hat ein duͤrrer Zweig von Pappeln — — — — dich gefuͤhret Zu Swifts geheimen, weiten, wuͤsten Bathos: Worinn du tapptest, fielest, krochst, und umkamest: Ein Scheusal, wie der finstre Mond und Blackmor. Muß man nicht ein Zauberer seyn, um, wie Vir- gil, den Aeneas mit einem duͤrren Zweige in das Bathos der Hoͤlle zu fuͤhren? Da wissen wir nun, was der breite Herr von Swiften haͤlt. Ein Ungeheuer ist er, wie der finstre Mond und Blackmor. Der neologische Pindar irret sich; Swifts Bathos ist nicht geheim; denn es ist, wie mein Woͤrterbuch, die Ehrensaͤule der Dichter, und Schandsaͤule der gesunden Ver- nunft, gedruckt; allein zum Ungluͤck der Deut- schen nur einmal. Lieber Leser! Hast du wohl den Wohlklang und die Gelindigkeit des Verses tapptest, fielest ꝛc. ꝛc. bemerket? Wie er so schoͤn ist! Baubegnadigungsgelder waren schon eine Erfin- dung Sr. Nimrodischen Majestaͤt. Nim- rod, 139 S. Es giebt auch eine Nimrodi- sche Bibliothek. Nimr. 146. Man glaubet es nicht, was die dichterische Wuth des Hn. M. fuͤr Erfindungen an die Hand giebt. Denn hat Nimrod nicht so gar eine Reisecalesche? Wir irren also, wenn wir die Carossen fuͤr unsere Er- findung halten. Bauch. Ba Bauch. Verfuͤhrung schwacher Zucht, der Got- tesdienst des Bauchs, Fruchtloser Muͤßiggang, der Hunger ei- tels Rauchs, Und so viel Unthier mehr ꝛc. bruͤtet das Herz. Alles Unthiere, die ihr Daseyn Sr. Gn. dem Hn. von Haller 110 S. zu danken haben. Jch wette, daß ein Philosoph uns eher sagen wird, was ein einfaches Ding ist; ein Ding naͤmlich, das keine Theile hat; keinen Raum einnimmt, und in nichts kann eingeschlossen werden: ehe der Dichter sagen kann, was Verfuͤhrung schwacher Zucht ist. Denn was ist Verfuͤhrung schwacher Zucht? = = Verfuͤhrung schwacher Zucht! = = Ein wenig Geduld! = = ich werde es gleich sagen. = = Sollte die schwache Zucht verfuͤhren, oder ver- fuͤhret werden? = = Wahrlich! ich weis es nicht. Wolluͤstige haben bisher ihren Bauch zu ihrem Gotte gemachet; einen ordentlichen Gottes- dienst des Bauches haben sie noch nicht errichtet. So hungert dem Rauche, oder sind wir dar- nach hungrig? Bruͤten! das Herz kann bruͤ- ten; es wird auch wohl Eyer legen. Noch eines vom Bauche: Der traͤge Muͤßiggang schwillt (a. St. schwellt) niemals ihren Bauch. Haller 22 S. Man muß nicht leichtfertig seyn, u. a. St. Bauch ein ander Wort setzen. Hier ist noch ein Bauch; wo aber ein Bauch ist: da ist auch ein H = = = Der Hint = = der Welt! so wie der Bauch C 2 der Ba Be der Welt! Haller, 49 S. Das unreine Gold waͤchst darinn zum kuͤnftigen Gelde, ohne erst gepraͤgt zu werden. Das Gold ist also der Unflath der Welt. Die Sterblichen werden ei- ne Laͤuterung dagegen eingeben. Man muß nicht lachen; denn der Dichter ist sehr ernsthaft. Wenn aber ein ernhafter Mann einen Harlekins- wams anziehet, soll man da weinen? Baumschule, eine ganz vortreffliche, von Cinna- momus und Balsam; lohensteinische Ge- waͤchse! ist Noah, 405 S. Eine Baumschul’ des suͤßesten Vorraths, wo die Natur itzt Jhre verneute Jugend beging mit jungfraͤu- lichen Spielen. Eine Jugend begehen! eine Baumschul’ des suͤßesten Vorraths! auch saures Vorrathes! jungfraͤuliche Spiele! Alles epopoͤische Saͤ- chelchen. Wie sie so schoͤn sind! Bazar. So heißt nicht allein der Marktplatz in den tuͤrkischen Staͤdten. Saͤnger Bodmer singet mit eckichten Buchstaben auch von dem Ba- zar der Staͤdte der alten Mizren, deutsch, Ae- gyptier; in seinem Schaͤfergedichte Jacob und Joseph 39 S. Bebiesamen, eben so gut, als benelken, oder berosen. Die allerreineste Luft bebiesamte dessen Re- viere. Nimr. 582 S. Hier sind auch ambrirte Duͤfte und lebendige Pfeiler. Jch fuͤrchte, wenn sie leben: so wer- den sie sich ruͤhren; es kann ihnen einmal einkom- men, Be men, auf den aͤtherischen Auen spatzieren zu ge- hen, und ambrirte Duͤfte zu riechen: wo werden dann die elfenbeinerne Pallaͤste bleiben? Sollen sie auch mitzotteln? Hat doch Homer auch Stuͤhle, die da spatzieren gehen. Beekelt. Dieses Wortes Sinn muß in dem Zuͤr- cherischen Woͤrterbuche gesuchet werden. Mei- nes wuͤrde viel gewinnen u. desto deutlicher werden. Sein kuͤnstlicher Geschmack beekelt seinen Stand. Haller 19 S. Er hat einen kuͤnstlichen Geschmack war noch nicht gesaget worden. Er hat einen Geschmack an kuͤnstlichen Sachen war zu gemein. Soll aber das kuͤnstlich hier nicht ekel bedeuten? Bebruͤten. Der Geiz bebruͤtet Gold. Haller, 34 S. Welche Eyer! Wenn also der Geizhals sein Geld in den Kasten thut: so legt er Eyer ins Nest. Allein, es ist nicht so, daß er bruͤten will. Die Voͤgel sollen nicht ausfliegen; sie thun es auch nicht, bis ein barmherziger Sohn die Gefangenen erloͤst; und sein Haus mit ihnen durchjauchzet. Befahren. Die Luft mit Liedern beseegeln, be- fahren, bereiten; d. h. in der einfaͤltigen Spra- che singen: Singende Choͤre befuhren die Luft mit zaͤrtli- chen Liedern. Noah, 60 S. So waren denn die Lieder die Wagen, und die Kehlen die Pferde. Befeuert. Das Gebluͤt, das kein Jachzorn be- feuert; oder beschießt. So muß man denken. Jn ihren Adern fließt ein unverfaͤlscht Gebluͤte, C 3 Darinn Be Darinn kein erblich Gift von siechen Vaͤtern schleicht; Das Kummer nicht vergaͤllt; der Jaͤhzorn nicht befeuret; Kein geiles Eiter faͤult; das Schwelgen nicht versaͤuret ꝛc. Haller 22 S. Erstlich bewundern wir, von Amtes wegen, das Nebenwort darinn; weil es sowohl auf Adern, als Gebluͤt gehen kann. 2. daß das Gift, wie ein Gut, erblich wird: man wird es daher bald zu Lehn machen: angeerbtes Gift war freylich zu gemein; 3. loben wir den Artikel das, wel- cher sowohl auf Gift, als Blut gehet; 4. das geile Eiter, das Blut faͤult; faͤult war sonst ein unpersoͤnliches Zeitwort; und man sagte: das Fleisch fault; aber nicht: die Faͤulniß faͤult das Fleisch. Versaͤuret war auch noch bisher kein Zeitwort von der thaͤtigen Gattung. Allein, wir erwarten eine neue Sprachlehre. Beflogen. Etwas befliegen: ein allerliebstes Wort, welches, wahrlich! aus der geheimsten Kammer malerischer Dichterey genommen wor- den. “Ein nie beflogener Gipfel streckt das “Wetterhorn durch einen duͤnnen Wolken- “kranz; bestralet mit rosenfarbenem Glanze “beschaͤmt sein graues Haupt, das Schnee “und Purpur schmuͤcken, gemeiner Berge “blauen Ruͤcken. ” Haller 96 S. Wer mir das sagen kann, der muß sich fuͤr keinen Schwindel fuͤrchten. Befehlen. Das Auge zuruͤck befehlen: vortreff- lich! Bald Be Bald befahl ich das Auge, das ungern sahe zuruͤcke Nach der inwendigen Seite des Paradieses. Noah 17 S. Wenn ich also nicht Toback riechen will: so befehle ich meine Nase zuruͤck, die ungern riechet. Wer etwas mehr, als die Mechanik in der Dicht- kunst, verstehet; der wird an diesen Klippen nicht stoßen: denn es ist ein neuer Zeitpunct in der Dichtkunst entstanden. Begleiten ein Opfer mit Gebaͤth, ist kein Galli- cismus. Denn wie koͤnnten in der Offenba- rung St. Klopstocks Fehler seyn? Meßias 2 S. u. anderwaͤrts. Begischt. Stallknechte pflegten zu sagen: das Pferd ist geritten worden, daß der Jaͤscht auf ihm stehet. Nunmehr brauchet es ein heiliger Dichter, und machet ein Beywoͤrtchen daraus. Er peitschte die knirschenden Pferde, die begisch- ten strampfenden Hengste, Die wohl gestriegelten Schecken, hochbreit vom Ruͤcken und Kreuze. Nimrod 611 S. Welche Beywoͤrter! Hat der Herr M. nicht einen rechten Pferdeverstand? Pater S. Clara sagt: ein Gaimazer machet den andern auch gai- mazen. Begriffe schwaͤrmen beym Herrn. J. H. Oest in mathematischen Puncten. Brem. Ged. 17 S. Muͤssen die Begriffe nicht sehr klein seyn, die in Puncten schwaͤrmen? Wie groß aber ist der C 4 Geist Be Geist nicht, der sie schwaͤrmen laͤßt! Sie schwaͤr- men vorher in seinem Gehirne; in der Zirbeldruͤse, in die Cartesius unsere Seele einsperret. Der wasserklare Dichter redet von der Welt, worinn so du, als ich, und alle Ein ganz Adamisches Geschlecht durch tausend Glieder Nur Puncte sind, gleich mathematschen Pun- cten; Sind noch zu klein mit allem, was sie schliessen, Und die Begriffe, die darinnen schwaͤrmen, Sind Zahlen in unendlich kleinen Bruͤchen Von jenem Einen, jenem großen Ganzen. ꝛc. Sind das nicht Verse in Bruͤchen? Wir haben einen Adami gekannt; vielleicht ist dieß sein Ge- schlecht, sein mathematisches Geschlecht. Behaͤltniß. Ein Behaͤltniß der Gebeine ist nicht ein Beinhaus. St. Klopstock nennet also den menschlichen Koͤrper. Nunmehr klagt er ihn trostlos, u. fast das kalte Behaͤltniß Seiner Gebeine mit sterbendem Arm. Jn s. Offenbarung 38 S. Ein sterbender Arm an einem Koͤrper, der doch leben bleibet, ist das nicht ein Wunder? Das Wort erstirbt mir im Munde; diese Redensart hat den goͤttlichen Seher darauf geholfen. Sollte jemand spitzig seyn, und schelten, daß ich die Offenbarung St. Klopstocks neben St. Jo- hannis seiner setze: der lese nur die Anrufung gleich im Anfange seines Gedichtes. Entweder, die Be die Sachen, und Gesichte, die er darinnen siehet, sind wahr; oder es sind Luͤgen. Er saget aber: es sind nicht allein Wahrheiten; sondern Offen- barungen: ich folge also dem goͤttlichen Seher; dem Evangelisten St. Klopstock; oder viel- mehr dem Theologen. Jch hoffe aber von nieman- den weniger Widerspruch, als von ihm. From- me werden sich an meiner Vergleichung nicht aͤr- gern: sonst bitte ich sie, ja, ich beschwoͤre sie recht, nicht die Meßiade zu lesen. Herrnhut selbst dichtet nicht solche geilgeistliche Lieder. Wurm- saamen. Behausen, a. St. bewohnen; und warum das nicht? Man sagt ja Behausung; und ein Wort muß so viele Gestalten, als ein Seidenwurm, an- nehmen koͤnnen: sonst taugt es nichts. Nur hab’ ich in der umgebenden Fluth das Jn- selgebuͤrge Seine Stirn’ erhoben, u. Wild u. Fluͤgel be- hauset. Noah 113 S. Wie man siehet: so nimmt dieß Behausen eine leidende und thaͤtige Bedeutung an. Man kann auch a. St. Wildbeine, so wie Saͤnger Bodmer Fluͤgel a. St. Voͤgel, sagen. Beherrschen. Um zu sagen: ein Schiff seegelt von Cadix nach Cuba: so sprich, ein Schiff, das Zwischen Cadix und Cuba des Meeres Wuͤsten beherrschet. Noah 158 S. Mit solchem Schiffe vergleichet der witzige Suͤnd- fluthendichter das Luftschiff des Koͤniges Da- gon; der Koͤnig gigantischer Menschen. Hat C 5 also Be also das Meer Wuͤsten: so wirds auch bald Staͤdte haben. Das Wort beherrschen uͤber- haupt ist das Schiboleth der Neueren. So be- herrschen z. E. die Musen die Gesaͤnge im Noah und Meßias; “welche Gedichte Chri- “stenthraͤnen sind, die er in goldenen Schaalen “vor den Thron des Hoͤchsten geleget.” Auch unsere Thraͤnen sind in dieser goldenen Schaale. Samml. Nicol. Sam. Pattzke 38 S. Bekropfen; a. St. seinen Kropf fuͤllen. Man sa- ge demnach auch von einem, der seinen Beutel be- spicket: er bebeutelt sich. Ein Narr machet den andern; also auch ein Wort das andere. Hier ist ein treffliches Gleichniß! So, wie ein Hamster zum Winter sich mit Vor- rath versorget, An seiner Statt seine Jungen aufs Feld schickt, sich zu bekroͤpfen. Nimrod 427 S. Bellen. Was bellt des Poͤbels Wahn im Schwarm verworfner Richter Das blendend reine Licht in ihrem Glanze an. Samml. Nicol. 147 S. Man lasse also lieber den Wahn zischen, oder pfeifen, wenn er nicht bellen soll. Kein Wun- der, daß der Vers etwas mondsuͤchtig ist; das Gleichniß koͤmmt vom Monde. Man sage mir den Sinn dieser Verse! worauf, zum Exempel, gehet ihrem? Allein eben diese Zweydeutigkeit schaͤrfet das Nachdenken. Bein. Die Waͤnde mit Beine bekleidet Von Be Von Elephantenzahn, mit Purpurstreifen besprenget. Noah 21 S. Elfenbein heißt also Bein von Elephantenzahn; man sagt auch mit Elfenbein bekleiden, a. St. auslegen; man besprenget auch mit Streifen; alles ausgesuchete Ausdruͤcke! Benebelnder Staub, oder bestaͤubender Nebel; sehr genaue und wohlpassende Beywoͤrter. Es ist, um zu staunen! Nur ein benebelnder Staub verbirgt die maͤchtige Wahrheit. Noah 191 S. Hier sind auch auf einem Sterbenden: Welkende mit der Farbe des Staubs ge- zeichnete Zuͤge! Wie figuͤrlich! Es giebt vielerley Staub; es giebt auch eine Art von Staub, den man den Leu- ten ins Gesicht wirft. Man siehet Sachen, die man sonst nicht gesehen; Schoͤnheiten, wo man sonst Fehler gefunden; und Witz, wo ein anderer Raserey wahrnimmt. Auch Schritte benebeln. Samml. Nicolai 11 S. “ Ein Schritt der bloßen Allmacht “benebelt unsern Verstand; ohne ihn zu leh- “ren. ” So reden unsere neologische Redner. Wenn man einem mit dem Fuße ins Auge stoͤßt: so ist sein Auge benebelt; mit einem Schritte zu be- nebeln: das ist vortrefflich! Bepfeilt; also auch bekugelt: eine bekugelte Flinte. Die bepfeilten Bogen der Schuͤtzen hatten schon Salve gegeben. Nimrod 427 S. Mit Bogen Salve geben: eine gar richtige Re- densart! Be- Be Beraͤuscht, a. St. berauscht. Es ist eine Figur, des Reimes wegen; eine Metathesys, d. i. Buch- stabenwechsel; oder wie das Ding heißt. Haller irgendwo in seinen Gedichten. Jch verschweige den Ort, meinem Leser ein Vergnuͤgen zu machen. Denn, wie ein junger Mensch immer verliebter wird, je mehr Schoͤnheiten ihm seine Liebste verbir- get: so gehet es auch den verliebten Bewunderern des unsterblichen Hallers, die immer mehr Schoͤnheiten entdecken, je weniger er sie sehen laͤßt. Belohnen mit seegnenden Blicken, d. h. einen freundlich ansehen. Jch glaube, die Geizhaͤlse sind alle Meßianer; sie belohnen lieber mit Blicken, als Gelde. Offenb. St. Klopst. 6 S. Allein in der heiligen Sprache heißt auch seegnen, fluchen; folglich ist es eine Paronoma- sie. Antilongin 88 S. Wer herrscht, der ihm gefaͤllt? Vor ihm ist alles schlecht; Belohnen unverdient, versagen ungerecht. So laͤßt der Froͤsche Volk sein Quaͤken in den Roͤhren So wohl beym Sonnenschein, als wenn es wit- tert, hoͤren. Haller 79 S. Der Dichter hat wohl gethan, ein Fragezeichen in dem ersten Verse zu setzen. Ein anderer wuͤrde ge- setzet haben: Gefaͤllt ihm der, der herrscht? Jenes aber ist verworfener u. also schoͤner. Vor ihm ist belohnen unverdient! Wenn er die Be- lohnung bekoͤmmt, oder wenn er sie austheilen sie- het? Jn was fuͤr Roͤhren quaͤcken wohl die Froͤsche? Be Froͤsche? Quaͤcken sie nicht auch in den Tei- chen, Seen, Fluͤssen, Baͤchen? Jn den Roͤhren wuͤrde ihr Gekroͤchz nicht viel Laͤrmen ma- chen. Heißt die Figur nicht der Reim- oder viel- mehr der Gedankenzwang? Nein! sie heißt die Ausfuͤllung, die Vollstopfung. Bereuter Lasterwurm: ein seltenes Thier, wel- ches nur auf den Alpen so graͤßlich geschaffen worden. Nie stoͤrt sein Gleichgewicht der Sinnen jaͤ- her Sturm; Nie untergraͤbt sein Herz bereuter Lasterwurm. Haller 66 S. Ein gemeiner Dichter wuͤrde sagen: Er bleibt sich selber gleich. Da wuͤrde nun weder ein Gleich- gewicht seyn; noch der Sinnen jaͤher Sturm ein Gleichgewicht stoͤren. Man bemerke wohl die Redensarten. Hier umwoͤlket auch ein sau- rer Blick der Augen heitres Licht. Kann das ein Blick? Berge; gemeine Berge, poͤbelhafte Berge, vornehme Berge. Gemeiner Berge blauen Ruͤcken. Haller, 96 S. Bergtalch. Sonst hatten die Ochsen nur Talch; hier ist gar ein Talch aus Thon und Staub ge- drehet. Gott ist also ein Toͤpfer; ein Drechs- ler; darzu ein recht kuͤnstlicher, weil er aus Staub drehet. Jn der zweyten Zeile ist er ein Goldmacher; in der dritten ein Baumeister; in der vierten ein Schneider. s. Antil. 27 S. u. f. Du Be Du hast der Berge Talch aus Thon und Staub gedrehet; Der Schachten Erz aus Sand geschmelzt; Du hast das Firmament an seinem Ort erhoͤ- het; Der Wolken Kleid darum gewaͤlzt. Haller 2 S. Wo sollte wohl das Firmament stehen, als an seinem Orte? So waͤlzet man nun ein Kleid um sich? vor diesem zog mans an. Wie wuͤrde auch das geklungen haben: er hat der Wolken Kleid dem Firmamente angezogen? Die er- sten Kleider Adams und der Eva koͤnnen nicht so pumphosicht ausgesehen haben, als dieses Kleid der Wolken; das darzu nur darum gewaͤlzet worden. So ehrerbietig verfaͤhret man mit dem Hoͤchsten, daß man ihn, zu was es einem belie- bet, ja zum Schneider machet! zum Kammer- diener! Beryll und Schoham bedecket eines Gehirnes Gespinst. So singet der Oberwurmsaamia- ner Bodmer von seinem Gotte. Aber der Priester mit seinem gegoßnen Gotte von Golde Trat in die Fluth und vollzog die Rechte des heiligen Waschens Seines Gehirnes Gespinst, mit Beryll und Schoham bedecket, Noah 21 S. Gehet dieß Bedecken auf das Gespinst, oder den Priester, oder den Gott? Hier sind drey Wege; Be Wege; gehet welchen ihr wollet! Was mag doch das Waschen fuͤr Rechte haben? Beseelt. Ein Stein von starker Hand beseelt, bekoͤmmt der eine Seele? Kann ihn eine Hand beseelen? Jst doch ein Kloß auch einmal beseelet worden; warum nicht desto eher ein Stein? Aber es ist auch eines Schweizers Hand. Hier ringt ein kuͤhnes Paar; vermaͤhlt den Ernst dem Spiele; Umwindet Leib um Leib, und schlinget Huft um Huft. Dort fliegt ein schwerer Stein nach dem gesteck- ten Ziele, Von starker Hand beseelt, durch die ge- trennte Luft. Haller 20 S. Ein anderer wuͤrde vieleicht gesagt haben: ver- mischet Ernst und Spiele. Aber dann wuͤrde keine Hochzeit oder Vermaͤhlung seyn vorgefal- len; und das Wort vermaͤhlen hat doch, seines Alterthums halber, oft eine Verbindung, die man verehren muß. Wenn man etwas um- windet: so muß man auch etwas haben, womit man es umwindet: Hier sehe ich aber nichts als Leiber, mit denen man nicht wohl etwas, als mit Bindfaden, umwinden kann. Sonder Zweifel will der Verfasser sagen: Und setzet Brust an Brust, und schlinget Bein um Bein; denn eine Huͤfte mit der andern zu umschlingen, wird auch, in den Spielen der Liebe, unmoͤglich seyn. Ueberdieß haben wir das schoͤne Wort Huft, ich weis nicht welches Geschlechtes, vieleicht dem Reime Be Reime zu danken. Vieleicht ist auch nicht noͤ- thig, einen Stein zu beseelen, wenn er schon durch die Luft flieget. Man bemerke mein ehrer- bietiges Vieleicht; denn ich bin sehr furchtsam. Besaͤmen. Die Maͤgdchen vor der Suͤndfluth ha- ben gar andere Sachen, als unsere, zu thun ge- habt. Sie haben die Tulpen besaͤmet und ge- schwaͤngert. Damals waren sie gleich im Werk, die befruch- teten Saͤmchen Abzubrechen; hernach mit dem Mehl weiß- farbener Tulpen Feuerrothen verwittweten Ritz besaͤmend zu schwaͤngern. Noah 40 S. Jtzund hat sich die Sache gewaltig geaͤndert; und die Maͤgdchen lassen sich lieber ihre Ritzen besaͤ- men und schwaͤngern. Damit niemand auf dieser Erd’ Zu sehr stolzier’ und sicher werd’. Besuch. Man bewundere doch die Klarheit nachste- hender hallerisirender Verse; denn so schreibt Haller, der 2te. Er merket beym Besuch mit stolz gezaͤumten Pferden, Daß sie ihm laͤstiger, als ihnen er kann werden. Zernitz 9 S. Das glaube ich; zumal wenn sie mit in die Stube kommen. Ein sehr hoͤflicher Besuch! “Die Nachwelt ist viel zu gerecht, als daß sie diesem schaffenden Schaͤferdichter veruͤbeln sollte: ein so großes Muster, als Hr. v. Haller ist, sich er- waͤhlet Be waͤhlet zu haben.„ Der Beyfall, um den die le- bende Welt mit eisernen Faͤusten kaͤmpfet, ist ihm Buͤrge dafuͤr. Ja! ich unterstehe mich, allen denenjenigen den Verstand vor der Faust abzuspre- chen, die nicht ihre Stimmen mit der meinigen ver- einigen. Siehet man hier wohl das neue Wort laͤstig? Es koͤmmt von uͤberlaͤstig. Beuge al- so: laͤstig, laͤstiger, laͤstigster. Wir haben von einem Wolluͤstlinge gehoͤret, der, wann er besoffen war, alle seine Pferde in die Stube kommen ließ. Vieleicht ist dieses Zernitzens laͤstiger Besuch. Besuchen. Meine Hand besuchet mein Haar, sagen unsere Neologisten. Die Alten kratzten sich darinnen. Psuy! wie garstig das nicht klin- get! Samml. Nicol. 78 S. Auch alten Woͤrtern muß man einen neuen Schwung geben. Bestralen. Unkoͤrperliche Dinge bestralen auch; Sachen, die an sich selbst keinen Glanz haben. Wer stirbt hier wuͤrdiger? Ein gleicher Hel- denmuth Bestralet beyder Tod, u. wallt in beyder Blut. Haller 59 S. Was heißt doch wuͤrdig sterben? Das Wort wuͤrdig mit einem Zeit- oder Hauptworte zu ver- binden, ohne zu sagen, was oder wessen der Ge- genstand wuͤrdig ist, ist ein sehr artiger Gallicis- mus: und diese Figur ist keine geringe Schoͤnheit in der neologischen Sprache. Bestreuen. Folglich kann man auch sagen betroͤ- pfeln. Dieß saget mit eckichten Buchstaben zier- D licher Be licher, als mit runden der israelitische Schaͤfer- dichter Bodmer. Seine geringste that war mit wohlstand und anmuth bestreuet oder betröpfelt. Jac. u. Jos. 10 S. Beschuͤtzen. Kanitz singet: Euch, ihr Stunden! die verlaufen, Koͤnnt’ ich euch mit Blut erkaufen! Aber die Fuͤgung mit Blut ist gewoͤhnlich; so wie, ich will mein Blut fuͤr dich vergießen. Hr. von Haller machet aus dem Blute ein Gewehr, und beschuͤtzet damit. Ein angenommner Satz, den nichts als Glaube stuͤtzt, Wird bald ein Theil von uns, und auch mit Blut beschuͤtzt. Haller, 44 S. So ist demnach der Satz, daß der Herr Ammon durch seine Gedichte unsterblich sey, ein Glied von mir? Bethauet. Sonst dachte man, der Thau stiege aus der Erde, oder fiele vom Himmel. Allein der dichterische Herr Doctor lehret: das Mor- genroth und das Abendroth bethauet. Doch geh durchs weite Reich, das Gottes Hand gebauet, Wo hier in holder Pracht, von Morgenroth bethauet, Die junge Rose gluͤht. Haller, 49 S. Oder ist gar das Morgenroth selber der Thau? Betreten. Die weite See der Welt betreten. Das Be Das thue Hr. v. Haller, und ich nicht. Swift nennet diese Figur das Unmoͤgliche. Antil. 94 S. Versehn zu Sturm u. See, in allem wohl be- stellt, Betraten wir nunmehr die weite See der Welt. Haller 107. S. Viel Gluͤck zur Reise! Jch weis nicht: ob der Hr. Doctor unter versehen bestimmt, oder ver- sorgt meynet. Der Deutsche sagte bisher: es ist gut mit mir bestellt; die Sache ist gut bestel- let worden. Fuͤr den Witz Sr. Unsterblich- keit war es aufgehoben, in allem wohl bestellt zu sagen. Betrybniß versæuret , also auch Freyde verzu- kert. So singet der lohensteinische Wuͤrzkraͤ- mer Bodmer! Ihn im elend zu wissen, versæurte nur Ja- cobs betrybniß. Jac. u. Jos. 31 S. Bewaffnen eine Rede mit Donner; warum nicht mit Hagel? Der will ich seyn! Und gegen ihn mit der Stimme der Donner Meine Rede bewaffnen! ꝛc. So drohet Jthuriel in der Offenb. St. Klop- stocks 140 S. Der Donner wird Jscharioten nicht viel schaden; denn der Seraph darf nicht Ernst machen, und ihn einschlagen lassen. Aufs hoͤchste darf er ihm die Zaͤhne weisen; ein bischen knallen; aber nicht beissen. Das ist ein Vorzug der miltonischen und klopstockischen Engel und Teufel, daß sie sich wie unsere Zweykaͤmpfer nur D 2 ver- Be verletzen; doch nicht todt machen doͤrfen. Das waͤre sans Raison; wie koͤnnte da ein Engel beste- hen? Bewirthungsrechte mit einem begehen , saget man a. St. einen bewirthen. Das Wort bege- hen ist ein heiliges Wort. Dass er mit euch die heilgen bewirthungs- rechte begehe. Jac. u. Jos. 39 S. Die patriarchalischen Dichter begehen sich gar zu gern. Bewußt. Wenn dieß Wort recht eingepflochten wird: so macht es den schlechtesten Vers schoͤn und stark; auch in matten Dichtern. Beyhuͤlfe. Will man sagen: die Eigenliebe lehr- te uns Mittel, das Meer zum Behuf unserer Reisen zu bestreichen; so druͤckte man sich so kurz aus: Sie bahnete das Meer zur Beyhuͤlfe unsers Reisens. Haller 105 S. Beyhuͤlfe war sonst ein der Mildigkeit gewidme- tes Wort; allein die Mildigkeit hat es der Reise geliehen. Beyspiel. Ein Beyspiel von wohlverdienter Se- ligkeit giebt bey seiner Hochzeit, bey lebendi- gem Leibe, der lebendige, wohlgebohrne und gnaͤdige Herr Jsaak Steiger. Du auch, der sein bemuͤhtes Leben Der Buͤrger Wohlfahrt hat geweiht, Wirst uns nunmehr ein Beyspiel geben Von wohlverdienter Seeligkeit. Haller 119 S. Allein, Be Allein, wann man Hochzeit machet, will man da sterben? und ehe man nicht stirbt, kann man nicht seelig werden: es muͤßte denn in Wein seyn. Von einem betrunkenen Menschen pfleget man zu sagen: er ist seelig! So hoffet vieleicht derglei- chen Seeligkeit auch der Dichter vom Herrn Braͤutigame. Es war moͤglich! Better, a. St. Gartenbeete: vieleicht des Reimes oder des Gedankens wegen: denn wie richtig ist der Gedank nicht, der den folgenden Reim zieret? Noch toller, als hernach, da es die Gartenbetter Zu heilgen Tempeln macht, und duͤngte seine Goͤtter. Haller 43 S. So haben die Heyden die Erde verehret, aus der der Baum gewachsen, aus dessen Holze ein Jupiter geschnitzet worden. Memphis naͤmlich vereh- rete die Gartenbetter, da es die Blumen vereh- rete, die auf jenen gewachsen; indem sie Mist dar- auf ausspreiteten. Eine gar vortreffliche My- thologie. Worauf sich das toller beziehet, ist un- gewiß; denn vorher stehet ein Punct. Toll klin- get sehr poetisch, so wie duͤngte, a. St. mistete, wenn es huͤbsch vorn und nicht hinten gesetzet wird. Bezahlen. Hier werden Wunden verkaufet. Doch Tempel und Altar bezahlt des Maͤrtrers Wunde; Und Quebeis nackter Held stirbt von dem Tod der Hunde. Hall. 59 S. Wir wußten vorher nicht, daß fuͤr eine Wunde sind Tempel gebauet worden. Es heißt aber auf deutsch: er wird vergoͤttert! Und Que- D 3 beis Bi beis nackter Held stirbt, wie ein Hund. Von dem Tode der Hunde ist schoͤn gallisch und ebraͤisch. Die Hunde werden freylich nicht alle gebraten und gefressen, wie die Amerikaner, die ihren Feinden in die Haͤnde fallen. Es stehet da- her zu erwarten, was fuͤr eine Auslegung der Herr Doctor seinen Worten geben moͤchte. Ein jeder naͤmlich ist der beste Ausleger seiner Worte. Er ist eines betruͤbtes Todes, oder einen betruͤbten Tod gestorben, war sonst gewoͤhnlich; nun saget man, von einem Tode sterben. Bild. Ein Bild, das da hoͤret, wann man weinet. Auf jener oͤden Au, an der gelinden Leine, Besucht mich oft ihr Bild, u. hoͤret, wann ich weine. Haller 142 S. Bemerket doch das schoͤne Beywort gelinde, a. St. sanft von einem Flusse! a. St. besucht, setze be- lauscht. Jhm wischt kein schoͤnes Bild die Runzeln vom Gesicht. e. d. 63 S. So kann denn ein Bild wischen? Vieleicht aber ist es auch eine Figur die Enthauptung, a. St. Weibesbild. Es gehoͤret kein gemeiner Ver- stand zu solchen Erfindungen, die Dichtkunst zu er- leichtern. Bilden, besser ausbilden, in der aͤfthetischen Sprache. Den Sohn nach Brandtewein bilden, d. h. einen Sohn von Brandtewein ma- chen. Der Gedank ist sehr richtig. Dort bilden Vaͤter schon den Sohn nach Brandtwein. Brem. Ged. 24 S. Bissen , Bi Bl Bissen , verschwiegene: giebts also auch redende? Aber sie nagete mit verschwiegenen Bissen di synde. Jac. u. Jos. 4 S. Bissen des zaͤrtlichen Mitleids: also beißt das Mitleid? Und wie nagte die Wehmuth des letzten uͤbrigen Mirza Mir an meiner Brust mit Bissen des zaͤrtlich- sten Mitleids. Noah 38 S. Der einfaͤltige Sachs sagte nur: der uͤbrige Kaͤ- se, die uͤbrige Butter; noch schoͤner sagt der wi- tzige Schweizer: mein uͤbriger Bruder, mein uͤbriger Sohn: ein Sohn, den man zu viel, oder uͤbrig hat. Man wird oft zweydeutig: al- lein, desto schoͤner! Bitten. Das Schicksal giebt uns vergebens mehr, als was wir bitten. Das ist niedrig! so spricht die gesunde Vernunft; aber nicht der Witz; und der machet doch einem Menschen mehr Ehre, als jene. Denn so saget Haller, der Un- sterbliche, 111 S. s. Ged. Vergebens uͤbertrifft das Schicksal unser Bit- ten. Blank. Der blanke Nord! der rusterige West! Jch freue mich; ja ich frohlocke recht, diesen so oft bewunderten Vers meinem Buͤchelein einzuver- leiben. Sie sind im Wesen eins; nur an Gestalt ver- schieden, Weiß unterm blanken Nord, schwarz un- term braunen Suͤden. Haller 43 S. D 4 Blaͤhen. Bl Blaͤhen. Trefflicher kann dieß Wort nicht ge- braucht werden: Welch Druck das große Meer zu gleichen Stunden blaͤht. Haller, 64 S. Vieleicht hat es blaͤhende Sachen verschlungen; die machen in einem menschlichen Koͤrper oft Ebbe und Fluth. Gleiche Stunden sind nicht Stun- den, die einander gleich sind. Nichts weniger! es heißt vielmehr: Zu eben den Stunden. Man kann also auch trotz Gottscheden sagen: welch Mann; und welcher Holz. Jch bin heut gluͤcklich in meiner Erndte. Hinfuͤro werde ich, a. St. das Wasser will nicht zuruͤck, gar zierlich: der Schaum blaͤhet sich, sagen. Das Exempel eines großen Mannes rechtfertiget mich dazu. Jch will lieber mit Hallern irren, als mit der gesunden Vernunft Recht haben. Pars pro toto heißt die Figur. Doch, wie ein fester Damm den Sturm ge- drungner Wellen, Wie sehr ihr Schaum sich blaͤht, zuruͤcke zwingt zu prellen. Haller, 76 S. Die Wellen stuͤrmen! gedrungene Wellen, so wie gedrungene Verse! welche Schoͤnheiten! Blaͤst. Wann man Wasser aus dem Maule spruͤtzt: so irret man sich, wenn man nicht saget blaͤst. Dem Fisch, der Stroͤme blaͤst, und mit dem Schwanze stuͤrmet: Hast du die Adern ausgehoͤhlt; Du Bl Du hast den Elephant aus Erden aufgethuͤrmet, Und seinen Knochenberg beseelt. Haller, 2 S. Stroͤme blasen! warum nicht Meere? Mit dem Schwanze stuͤrmen: ein artig Ge- wehr! Was bestuͤrmet er denn? Wellen! Eine richtige Klageendung: den Elephant! Ein feiner Berg! Kann man nicht also sagen: ein Fleischberg? ein Rippenberg? ein Run- zelnberg? denn alles sind Theile vom Elephan- ten. Noch ein sauberes Broͤckchen! Man sage a. St. das Leben geben nur dreist beseelen; und setze also ausser Zweifel, daß Gott einen Athem dem Elephanten in die Nase geblasen. So singet Haller der Grammatiker. Blaue Schatten siehet man; auch hin und her ro- the. Und warum das nicht? wer krause gese- hen, kann auch wohl glatte gesehen haben. Zu meinen Fuͤßen lag ein ausgedaͤhntes Land, Durch seine eigne Groͤß’ umgraͤnzet, Worauf das Aug kein Ende fand, Als wo Jurassus es mit blauem Schatten kraͤnzet. Haller, 95 S. Das Aug? Wie groß ist das Land, das durch seine eigene Groͤße umgraͤnzet ist? Welch ein Zusammenlauf der Selbstlauter! Blaͤtter. Was ist ein Kind? Gelt! lieber Leser! das weißt du nicht! Wie die Dichter nicht klug sind! Ein Kind ist noch ein Baum von eiteln Blaͤttern gruͤn. Haller, 141 S. D 5 So Bl So sind die Blaͤtter eitel? Eine Peruͤcke von ei- teln Haaren weiß! Wie es so schoͤn ist! Mein Feuer brennt nicht nur auf Blaͤttern; Jch suche nicht dich zu vergoͤttern: Die Menschheit ziert dich allzusehr. 72 S. e. d. Wer Henker wird den Liebesbrief lesen, wenn er brennte? Wenn aber das Feuer nun nicht auf Blaͤttern allein brennet: wo brennet es denn mehr? So geschickt weis der Grammatiker den Sinn wegen einer gewissen Figur auszulas- sen, die, wir wollten wohl; aber wir koͤnnen nicht, heißt. Jch glaube nicht, daß das eitelste Maͤgdchen sich auf ihre Menschheit so viel einbildet, daß sie die Vergoͤtterung uͤbel nehmen sollte. Jch frage daher den Hn. Doctor auf sein Gewissen, ob er boͤse wird, wenn man ihn mit Popen verglei- chet? Haller, der deutsche Pope. Bley blitzet. Daran haben die Naturkuͤndiger bis- her gezweifelt. Jch wuͤnsche dem Erfinder Gluͤck. Eine Kugel blitzet also, wann sie aus dem Laufe faͤhrt; das Feuer des Pulvers nicht. Dort fliegt ein schnelles Bley in das entfernte Weisse, Das blitzt; und Luft und Ziel in gleichem Nu durchbohrt. Haller 20 S. Sr. Hochwohlgeb. zu Ehren halte ich dafuͤr, daß dieses das, das blitzt, nicht auf das Weisse, sondern Bley gehe. Jch werde mich dawider se- tzen, so lange ich nur schreiben kann. Was man nicht lernet! die Luft wird wie ein Brett durch- bohrt. Bl bohrt. Wie ein Brett! Ha! ha! ha! Hi! hi! hi! Gleichem Nu, a. St. einem Nu. Blenden, a. St. Blendung. Die Franzosen sa- gen: Windes. Se. Majestaͤt, Kaiser und Jaͤger Nimrod fuͤhrte schon Laufgraben mit Blenden. — Wir machten hierauf große Blenden Von Tuͤchern und Brettern, u. gruben am hellen Tage darhinter. Nimrod 248 S. Ein Heldendichter muß auch seine Kriegsbaukunst zeigen. Blokiren, a. St. einschliessen oder versperren; oder umrennen. Kriegsbaumeister Nau- mann brauchet dieß Maͤngsel sehr zierlich in seinem Hofnarren Habacuc, oder Jaͤger Nimrod 246 S. Zuerst blokirt’ ich die Stadt, um sie, durch Hun- ger, zu zwingen. Blaͤsonirt. Hr. M. Naumann verstehet auch die Wappenkunst; und was kann man nicht einem Manne zutrauen, der noch vor St. Klopsto- cken klopstockisch gedacht hat! Der Steinhagel — Zerbrach (nicht zerschmiß ) mit aͤusserster Kraft die blaͤsonirten Schilde. Nimr. 430 S. Blindheit. Ein Herz hat keine Augen, wie kanns denn blind seyn? warum nicht? Der Mensch hat Augen. Ein ohne Blindheit zartes Herz War meine Lust, und ist mein Schmerz. Haller, 124 S. Bloͤde. Bl Bloͤde. Mein Verstand ist zu bloͤde, dieses Bloͤde einzusehen. Welche Reime! So bleibt der muͤde Geist, bey falschen Guͤtern. oͤde; Der Ekel im Genuß entdeckt das innre Bloͤde. Haller 111 S. Es ist zu bewundern, zu was fuͤr Fuͤgungen das Beywort innre Anlaß giebt. Kein Dichter ist so klein; er schwatzet davon. So giebts auch oͤde Geister? Die antigrammatikalische Seite versie- het uns mit allerley Geistern. Es spuͤket recht in ihren Gedichten; und kein Teufel hat Ruhe vor ihnen: allein, warum sollten sie auch Ruhe ha- ben? Bluͤht. Jn der bluͤhenden Schreibart, die Swift die blumichte nennet, ist der Botanikus und Grammatikus stark. s. Antilongin, 125 S. Gesetzt, daß ungefuͤhlt in ihr die Jugend bluͤhet. Haller, 61 S. Lieber ungerochen! Bluͤhet die Jugend in mir: so ist wohl die Jugend ein ausser mich bestehendes Wesen? Jch weis es nicht: ich lasse mich be- lehren. Blumicht. Wenn ein Maͤgdchen Blumen liebet: so ist es ein blumichtes Maͤgdchen. So Bod- mer! — Sem gab sein Aufsehn Deboren; Cham der Thamar, u. Japhet der blumich- ten Kerenhapuch. Noah 99 S. Oder, war das blumichte Maͤgdchen in gebluͤm- ten Zeug gekleidet? Bluͤmichte Westen waren auch Bl auch Mode vor der Suͤndfluth. Sein Aufsehen einem geben, a. St. ein Auge auf jemanden haben. Einige mußten die Juͤngling’ in hellen Baͤdern bedienen, Mit wohlriechendem Oele sie salben u. blumichte Westen Ueber die Schultern werfen, die jugendlich bluͤhten. - - Noah, 28 S. Bluͤhten die Schuliern? so wird auch wohl der H - -, oder Steiß gebluͤhet haben? oder geht es auf die Westen? So werden sie aͤlterlich auf den Huͤften Milkas gebluͤhet haben. Ein bluͤ- hender Steiß: welch ein Bild, ein angenehmes Bild! Blythe hinansteigen , oder kletern. Das muͤssen wohl Seidenwuͤrmer seyn. Nein! Benjamin ist es. Das Klettern uͤberhaupt ist sehr Sitte: man klettert so gar auf Gedanken. Eile, mein sohn! befödre dein wachsthum an weisheit u. tugend, Wie du die blythe der jugend entfaltend zur manheit hinan steigst. Jac. u. Jos. 10 S. Bluͤmrant. Wer sollte sichs traͤumen lassen, et- was Bluͤmrantes in einem Gedichte vom Nim- rod zu finden? Jch habe den gluͤcklichen Fund gethan, und wuͤnsche mir Gluͤck dazu; unsern Zeiten aber noch mehr, die den Hr. M. Naumann gewiß verewigen werden: sollte es auch nur mit Lachen geschehen. Weiter Bl — Weiter hin bewegten sich die Kreise Millionen geistiger Flammen, wie der Regenbo- gen vielfarbicht; Bluͤmrant, wie ein Tuͤrkis, u. gruͤn, wie ein Chrysolit, oder Jaspis. Nimr. 581 S. Jst das nicht ein recht himmlisches Luftfeuer? Noch ein Feuerchen! s. dergleichen himmlische Jllumination im Antilong. 22 S. Ein ewiger Tag herrschte hier; alles war unele- mentarisch. Die allersubtilsten Substanzen des allerlau- tersten Feuers Brannten, ohn’ zu verbrennen, an sich selbst unverzehrlich. Nimr. e. d. Jst das nicht subtil? Blut. Unsere neologische Witztyrannen finden kein Wort in der deutschen Sprache so geschmeidig, als dieses. Bald ist es ein feiner Duͤnger; bald giebts etwas darinnen zu waschen. Kurz! die Wirkungen sind unzaͤhlich, die das arme Blut uͤber sich nehmen muß. Eines von den groͤßten Haͤu- ptern machet sehr sinnreich einen Duͤnger daraus, nachdem er zuvor mit dem Schwerte gepflan- zet. Bisher glaubte man nur, daß ein Schwert ausrotten koͤnne: allein, es kann auch pflanzen, Und was fuͤr Eigenschaften nimmt ein Ding nicht an, wenn nur ein Schoͤpfer, ein Geistschoͤpfer, daruͤber koͤmmt! Die Nachwelt angesteckt von ihrer Ahnen Wuth Pflanzt Glauben mit dem Schwert u. din- get sie mit Blut. Haller 44 S. So Bl So kann man auch sagen a. St. den Acker duͤngen, den Weizen duͤngen. Diese ganze Seite ist eine rechte Schatzgrube von neologischen Seltenheiten. Ein jeder Vers giebt einem was heim zu denken und zu lachen, wie Saͤnger Bodmer von je- dem Verse verlanget. Unter andern ist hier etwas hohes oder tiefes. Jch habe es von vielen Geistli- chen, aber wohl zu verstehen, wenn sie auf die roͤ- mische Geistlichkeit erzuͤrnet waren, anfuͤhren hoͤren. Fuͤr seines Gottes Ruhm gilt Meyneid und Verrath: Was Boͤses ist geschehn, das nicht ein Prie- ster that? auf deutsch: Was ist wohl Boͤses geschehen, das nicht ein Priester gethan hat? Antwort: Sehr viel! Man muß also auch Luͤgen einmengen, wann man moralisiret. Man hat angemerket, daß Priester und Fuͤrsten es sehr groͤblich mit unsern Witzlin- gen muͤssen versehen haben, indem sie jene bey allen Gelegenheiten anzapfen. Sie sollten doch beden- ken, daß Priester ihnen den Himmel geben; Fuͤr- sten aber ihnen die Luft lassen. Allein Philosophen haben weder Freund, noch Vater; die Wahrheit, das so beschrieene Weib, ist ihnen an Statt alles. Kalk und Steine haben noch nie Blut gegeben. Der unsterbliche Herr Doctor saget so gar, daß der Schutt von zerstoͤrten Staͤdten Blut habe. Er ersaͤufet den Schutt in seinem Blute: in sei- nem Bl nem eigenen Blute. Jst das nicht ein Jam- mer? Wer hat Tholosens Schutt in seinem Blut ersaͤuft, Und Priestern einen Thron von Leichen aufge- haͤuft? Haller, 56 S. Priesterblut, wie Cofent, wohl verstopft, wird schoͤn gaͤhren und brausen. Wie er nicht schim- pfen kann! Grausamer Wuͤtherich! verfluchter Ketzereifer! Dich zeugte nicht die Hoͤll’ aus Cerbers gel- bem Geifer: Nein! Heilge zeugten dich; du gaͤhrst in Priesterblut. e. d. Ha! Ha! Ha! die ganze Hoͤlle schlaͤft beym Cerberus? Der arme Hund! wie wird er das ausstehen? Aber es ist auch der Hoͤllenhund. St. Klopstocks Juͤnger, der Herr Fabricius, waͤschet so gar Berge in Blut: eine feine Waͤ- sche! Nicht, der ein Land verheert, und Voͤlker ausge- rottet, Mit Blut die Berge waͤscht, und Loͤwenkraft verspottet. Samml. Nicol. 122 S. Es giebt eine Figur die Erweiterung. “Man “kann sie beschreiben, als eine Kunst, aus einem “Gedanken alles zu machen, was man nur dar- “aus machen kann. Dieß ist das Spinnrad “des βάϑος; dieß ist das Spinnrad, welches “die Gedanken spinnet, ausdehnet, verlaͤngert, “aufwindet, und einen sehr saubern Faden dar- “aus Bl “aus machet. Es giebt Erweiterer, welche die “gluͤckliche Gabe besitzen, ein halb Dutzend ge- “ringer und schlechter Gedanken so auszudehnen, “daß daraus ein ganzer Foliant wird.” So Swift. Antilongin 55 S. Unter den Erwei- terern aus neuen Zeiten verdienet den ersten Rang mit seinem Octavbaͤndchen auf der Dichterbank der Wohlgebohrne und gelehrte Hr. von Haller. Dieser goͤttliche und kaum fuͤr einen Menschen ge- haltene Mann, dieser eingefleischte Seraph sa- get unter andern: Sein Leib verfaͤllt in Staub; sein Blut ver- fliegt in Rauch: So stirbt ein großer Mann; so sterben Vieher auch. 39 S. Ob das Blut in Rauch verflieget, das uͤberlasse ich den Phisikverstaͤndigen zu erlaͤutern. Jch be- gnuͤge mich, die Redensart, in Staub verfallen, a. St. wie Staub zerfallen, und die mehrere Zahl von Vieh zu bewundern. So sterben Och- sen oder Esel auch, waͤre freylich niedrig. Wir haben Ursache, ihm zu danken, daß er uns Mittel gewiesen, eine mehrere Zahl zu machen, wo keine ist. Sonst waͤrmte man nur Suppen auf. Allein siehe! wie der große Mann eine Kuͤchenre- densart auf den Parnaß erhebet. Glieder laͤßt er, welche Glieder? aufwaͤrmen: Der Wollust sanfte Glut waͤrmt ihre Glieder auf; e. d. a. e. d. S. E Noch Bl Noch eine Benennung des Blutes: Sein Herz pocht schon verwirrt; sein truͤbes Auge bricht; Der Lebenspurpur steht, und jeder Saft wird dicht. e. d. O! des großen Mannes! des Dichters! des Arztes! Jch will ein Buch schreiben, das sich ge- waschen haben soll. Maͤnnling der neue will ich seyn! Der will ich seyn! und einen Halle- rum enucleatum, einen ausgeschaͤlten Haller, schreiben. Kann man ihn wohl genugsam ver- ewigen? O Held! dein Muth ist groß! Es soll, was du gewesen, Auf ewigem Papier die letzte (nicht die erste ) Nachwelt lesen. Alleine, wann im Harz, nun lang genug gequaͤlt, Ein aufgebrachtes Schwein zuletzt den Tod er- waͤhlt; Die dicken Borsten straͤubt; die starken Waffen wetzet, Und wuͤthend uͤbern Schwarm entbauchter Hunde setzet: Oft endlich noch am Spieß, der ihm sein Herz- blut trinkt, Den kuͤhnen Feind zerfleischt, u. satt von Rache sinkt. Haller, 62 S. So wird demnach der Harz gequaͤlt? So er- waͤhlt sich das Schwein den Tod? Das glaube ich! Ueber Hunde ohne Baͤuche kann es leicht setzen. Saͤuft das Schwein am Brat- spieße, Bl spieße, oder Jaͤgerspieße Herzblut? Das ist ja wundersam, und wohl zu bemerken, daß ein ge- bratenes Schwein den Koch zerfleischt. Bluten. Von fremden Ruthen bluten, und doch nicht Schlaͤge bekommen, ist das nicht selt- sam? Es ist doch wahr. Fuͤllt ein Herze Ehrsucht mit Erbarmen? Das dem Ungluͤck reicht die milden Armen, Weint mit andern, und von fremden Ruthen Wuͤrdigt zu bluten. Haller 52 S. Das thaͤte ich nun eben nicht, daß ich meinem oder meines Freundes Ungluͤcke die Armen reichte. Wegjagen wollte ichs, wenn ich koͤnnte. Wie kuͤnstlich das hier angebracht ist! Erbarmen kann es sowohl, als ein Herz auf sich ziehen, von dem man nicht recht siehet, ob es fuͤllet oder gefuͤl- let wird. Aber eben das ergetzet den Leser, wenn er einen Fund thut; und so listig ist, den Sinn zu errathen. Fremde Ruthen, also auch eigene Ruthen! So kann man auch dem Herzen einen Schilling geben? Bluten. Sein Leben bluten. So bestehet folg- lich unser Leben im Blute? So orthodox lehret St. Klopstock in seiner Offenbarung 140 S. Jch will, ist zierlich vergessen worden. Meine rechte Hand aufthun, u. sagen: bey dem, der geblutet; Von den Hoͤhen des Kreuzes herab sein Leben geblutet! Jst das nicht ein Bluten! Noch ein Bluten! Wie aber es blutet! E 2 Er Br — Er jammert im Staube! die steigen- den Adern Bluten Todesangst aus! Er, dem kein Jam- mer verdeckt ist: St. Klopst. 178 S. Nimm vorlieb, mein Leser! Ein andermal sollen sie Freude bluten; denn wir Dichter steigen alle Stufen der Qual und Freude hinab und her- auf. e. d. Brand. Jaͤher Brand; warum nicht jaͤhe Funken; ich dachte sonst, daß dieses eher der schleichende Brand der Wollust thaͤte; denn von einem male faͤllt kein Baum. Der Wollust jaͤher Brand verschwendt des Leibes Kraͤfte. Haller 113 S. Es wird auch gar schoͤn a. St. Funken gebrauchet. Sie fand den ersten Brand im Zweykampf Steins u. Eisens. Haller 105 S. Erst springen Funken; dann muß Zunder seyn; hierauf brennt Holz: alsdann sind Braͤnde zu ha- ben. Allein, wer wird sich so lange auf halten? Die Dichter sitzen zu Pferde, und reiten oft sehr schnell. So rauft sich Stein und Eisen; und ich koͤnnte, im Duelle Steins und Eisens, sa- gen. Hier ist auch ein graͤsern Kleid; denn was ist Raub der fetten Trifft? Gras! Ein Kleid von Gras! Ein paar Hosen von Gras! Sie kleidet Nackende vom Raub der fetten Trifft. e. d. Vom Himmel koͤmmt sein Brand, der keinen Rauch gebieret; Viel edler ist der Trieb, der uns fuͤr andre ruͤhret. e. d. Sollen Br Sollen wir denn rauchen? Wo ist je Feuer oh- ne Rauch? Jn den vortrefflichen Gedichten des Unsterblichen. Den Namen lasse ich gar zierlich aus. Seine Verehrer haben ihn im Herzen; und fuͤr Spoͤtter schreibe ich nicht. Tadeln die doch wohl Klopstocken den Theologen. Braun. Ein maͤnnliches Braun; giebts auch ein weibliches? Redet man im Braune? lieber im Blauen! die Lippen im Zorne naͤmlich wer- den blau. Eine Strenge reden, eine Suͤße singen. Wie das so schoͤn ist! Von ihm nicht fern war einer, der in dem maͤnn- lichen Braune Strenge der Tugend redt’ und Zorn fuͤr das haͤßliche Laster. Noah, 207 S. Brausen, a. St. brausen setze Gebraͤuse, wie der große Wortschoͤpfer. Sage also, a. St. blasen, Geblase! Jm Mittel (a. St. in der Mitte ) eines Thals von Himmelhohem Eise, Wohin der wilde Nord den kalten Thron gesetzt, Entsprießt ein reicher Brunn mit siedendem Gebraͤuse, Raucht durch das welke Gras, u. saͤnget, was er netzt. Haller 32 S. So ist denn ein Himmelhohes Eis ein Thal; und es ist kein Widerspruch, zugleich ein Thal und ein Berg zu seyn. Aeste entsprießen nicht mehr; sondern entspringen. Das letztere thaten vor diesem Brunnen. Zwey Hauptwoͤrter koͤn- E 3 nen Br nen sich ja wohl ihre Zeitwoͤrter leihen. Wer will ihnen das uͤbel nehmen? Flammen verbruͤhen, und Wasser saͤnget. Wenn zwo Regeln zusam- men kommen, von denen mir eine im Wege stehet: so muß die letztere weichen. S. Samml. Nico- lai 45 S. Man kann nicht zugleich hoch und auch richtig denken. Brechen. Flachs brechen die Weiber; einen Starrkopf die Schulmeister; Nacken die Helden, und wer sich mit Ermordung der Men- schen abgiebt. Man bricht auch den Hals, wenn man aus dem Fenster faͤllt. Allein, lieber Leser! weißt du wohl, wer den Winter und den Sommer bricht? Wer anders, als Gecken und Dichter! Nicht so Haller! Wie, daß dann unser Sinn auch nicht Des Unmuths oͤden Winter bricht? Haller 83 S. Die Freude wird folglich einen vollen Sommer haben. Es ist eine Catachresis: 70 S. im Antil. Jch ziehe dieß Buͤchelchen mit Fleiß so oft an; es enthaͤlt naͤmlich die Regeln zum Erhabenen, zu dem unsere fliegenden Fische, Schwalben, Strauße, Papageyen, Taͤucher, Meer- schweine, Froͤsche, Aale, Schildkroͤten, oh- ne Regeln gelanget sind. Das Buch ist selten zu haben; man erlaube mir also, die Eigenschaften dieser Art Thiere herzusetzen. Ein jeder Leser kann die Liste vermehren und auslegen; er muß es aber nicht machen, wie jener, der aus dem Bruͤyere ein Pasquill machte. 1. Die Br 1. Die fliegenden Fische sind Schriftsteller, die sich zuweilen auf ihren Floßfedern erheben, und aus den Tiefen in die Hoͤhe fliegen. Allein ihre Fluͤgel werden bald trocken, so, daß sie wieder her- nieder fallen, und sich wieder ins Wasser tauchen. Dieß sind bey uns W. N. und alle Suͤndfluthen- dichter. 2. Die Schwalben sind Dichter, die sich nur bewe- gen, herum flattern, und bestaͤndig jagen; alle ih- re Behendigkeit aber, und alle ihre Geschwindigkeit ist einzig allein, Fliegen zu erschnappen. Der witzige Herr Gl -- m, Jungfer D-lth-y, und viele, die von Wein und Liebe singen. 3. Die Strauße sind diejenigen deren natuͤrliche Traͤgheit ihnen selten vergoͤnnet, sich von der Erde zu erheben; ihre Fluͤgel dienen ihnen nicht zu flie- gen, und ihre Bewegung haͤlt ein gewisses Mittel zwischen Fliegen und Gehen: dieses nun zu erstat- ten, laufen sie mit einer ausserordentlichen Ge- schwindigkeit. Bey uns sind es der beliebte P-k-nd-r, Br-ck-s, St-pp- und ihre Nachah- mer; Quodlibethecker und Recitativen- schreiber. 4. Die Papageyen sind diejenigen, welche die Wor- te eines andern mit einer so heisern, und ihnen ganz eignen Stimme wiederholen, daß man glau- bet: es waͤre dieses ihre ordentliche und natuͤrliche Stimme. Hierunter gehoͤren in Zuͤchten und in Ehren D. Tr-r, B-dm-r in seinen Fabeln, und viele Dollmetscher. 5. Die Taͤucher sind Menschen, die sich lange un- E 4 term Br term Wasser versteckt halten, und unterweilen wie- der erscheinen, wenn man sie am wenigsten erwar- tet. Das werden seyn K. ein unbekannter Fa- beldichter aus Hamb. und die Gluͤckwuͤnschler. 6. Die Meerschweine sind plump und schwer: sie lassen alle ihre lieblichen Gesaͤnge bey einem großen Geraͤusche, Laͤrme und Sturme hoͤren. So oft sie sich aber bey schoͤnem Wetter, und am hellen Tage zeigen, welches gar selten geschiehet: so sind sie nichts, als haͤßliche und ungestalte Ungeheuer: Gorgonen, Hyaͤnen, Amphisbaͤnen, Hy- deen. Bey uns sind diese Ungeheuer sehr zahl- reich. H-ll-r, B-dm-r, Kl-pst-ck, und al- le Wurmsaamianer. 7. Die Froͤsche koͤnnen weder gehen, noch fliegen; aber sie huͤpfen und springen mit einer wunderns- wuͤrdigen Geschwindigkeit. Sie leben ordentli- cher Weise in dem Grunde eines Grabens, und ma- chen ein groß Geschrey, wenn sie den Kopf aus dem Schlamme stecken. Es waͤhret aber oft nur einen Sommer; oder so lange, als der Verleger Geld giebt. Dieß sind manche Wochenschriften, viele Journalisten, Zeitungsgewaltige Ty- rannen, und die ungereimten Dichter, als Hr. W. u. s. Gelichters, die sich bey akademischen Standeserhebungen hoͤren lassen. 8. Die Aale sind verborgene Autore, die sich in dem Kothe einwickeln, und da versteckt halten; die aber ungemein lebhaft, und behendes Leibes sind. Das sind die Sinnschriftler, die auf die gesunde Vernunft Satiren machen; sie in die Zeitungen setzen, Br setzen, und durch ihre Trompeterstuͤckchen man- chem, der zu stolz wird, ein Runda machen. 9. Die Schildkroͤten sind langsam, frostig und er- starret. Sie sind gleich den Autoren, welche Hir- tengedichte schreiben. Sie haben einen großen Gefallen an Gaͤrten. Sie haben meistens eine schoͤne bunte Schaale; unter dieser Schaale aber ist ein schwerer Klump. Das ist der Herr Baron v. S. Z-n-tz, D-rsch-- und viele Schaͤfer- dichter. 10. Das Dutzend voll zu machen, erwaͤhne ich noch dreyerley Art von Thieren. Die Ratzen benagen den Leuten das Brodt. Verfolget man sie: so entschluͤpfen sie in die Loͤcher; ja, sie stellen sich wi- der die Katzen zur Wehre. Sie haben krause Schwaͤnze; und man findet unter ihnen den Ra- tzenkoͤnig H. B. Die Herren Verleger bedienen sich ihrer, und schicken sie ihren Kunstverwandten in die Buchlaͤden. Sie sind sonderlich schlimm auf die Franzbaͤnde, die sie, bis auf die Buchsta- ben, verzehren. 11. Die Puhue leben in den Einoͤden; naͤhren sich vom Aaße und rohem Fleische. Sie haben Eu- lenaugen und Adlerklauen. Sie sind so ver- haßt, daß, wenn sie sich greifen liessen; alle Kraͤ- hen oder Dichter auf sie stoßen wuͤrden. Sie er- heben ihre Fluͤgel mit einem entsetzlichen Geraͤusche; und klappern, wie die Stoͤrche, mit ihren krum- men Schnaͤbeln. Eine gewisse Art Geister, die Sehraffen, sind nur ihrer maͤchtig. Sie setzen sie auf den Daumen, wie die Falken: und so bald E 5 ein Br ein Taͤubchen sich sehen laͤßt: so ist es verlohren. Dieß sind M. und die G-tt-ng-r. 12. Das Camaͤleon ist das graͤßlichste Ungeheuer, das sich denken laͤßt. Es nimmt nicht allein die Farbe, sondern auch die Gestalten von allen oben- genannten Thieren an. Es treibet die Eigenschaf- ten jedes Thieres aufs hoͤchste. Jn seinem Ge- hirne bruͤten Ungeheuer; aus seiner Nase stuͤrzen Suͤndfluthen, die die Erde vertuschen. Es ist zu fuͤrchterlich, als daß ichs nennen sollte. So Swift! Brennen. Jch habe es oft gesagt, und werde es noch oͤfter sagen, mein Herr Doctor ist ein rechter Meister in der Wortfuͤgung. Anstatt von dem, sage womit. Sie zuͤndt das Feuer an, womit die Helden brennen. Haller, 104 S. Oder soll es das Feuer seyn, womit man saͤnget und brennet. Der Dichter liebet die Figur: das Raͤthsel. Mein mittleidsvolles Lied soll nicht von Rache brennen. Samml. Nicolai 147 S. Es wuͤrde auch nicht gut seyn, denn es verbrenne- te ja: und es waͤre doch ewig Schade darum. Breit. Man braucht dieses Wort auf mancherley Art. An Statt tiefe, saget man breite Ein- sicht. Diese Umstaͤnde erzaͤhle ich so breit, sagt der Vorredner der bremischen Gedichte. Ob er nun das Maul oder die Beine so weit von einan- der sperret, das weis ich nicht. Eines von beyden ist Br ist zu vermuthen; weil ich sonst nicht wuͤßte, was breit erzaͤhlen hieße. Bremische Gedichte. Es ist in unsern Tagen Sit- te, wann ein Dichter seine Geburten taufet, sie ge- meiniglich mit dem Namen des Ortes, wo er sie ge- machet hat, zu zieren. Es ist auch sehr gut; man wuͤrde sonst nicht wissen, ob sie in den Wolken oder im Kothe waͤren gemachet worden. Viele haben sich dawider empoͤret. Sie wollen nicht lei- den, daß nur einer allein in einer Stadt das Recht zu dichten an sich reiße. Das waͤre ein Eingriff in die oͤffentliche Freyheit; und zugleich grob, allen andern aufgeweckten Koͤpfen in einer Stadt die Faͤhigkeit zu dichten abzusprechen. Stadt- und Landaͤrzte haͤtten wir wohl; aber noch nicht Stadt- und Landdichter. Allein den Ausspruch muͤssen wir von den Tribunalen des deutschen Witzes erwarten. Wir geniessen, was wir ha- ben; und ich freue mich, daß wir die bremischen Gedichte einem Jrrthume zuzuschreiben haben. Che felice Errore ! Der breite Herr Vorred- ner gestehet es selbst mit seiner breiten Einsicht. Kein Wunder, daß eine so artige Verwirrung darinnen herrschet. Herr Joh. Heinrich Oest hat mir zu meinem Vergnuͤgen vorgearbeitet. Er bildet sich nicht unbillig etwas darauf ein, und hat oft die koͤrnichten Redensarten groß drucken lassen. Moͤchten ihm doch alle heilige Dichter nachah- men; mein Buch wuͤrde desto eher fertig werden. Aber ach! alles wuͤrde große Buchstaben haben. Brigade. Du wirst es diesem Woͤrtelein gleich an- sehen, Br sehen, weß Geistes Kind es ist: des naumanni- schen Geistes! Und ich ging, ohne zu saͤumen, mit meiner Bri- gade vor Zipor. Nimr. 402 S. Brunnen. Dieses Wort wird in der verbluͤmten Schreibart mit vieler Zierlichkeit von solchen Sa- chen gebrauchet, auf die sich nicht ein jeder gleich besinnen wuͤrde. Ach man bedenke es doch! Ein gelehrter Mann, der sich seit langen Jahren bear- beitet, uͤber die Geheimnisse der Christen vernuͤnf- tige Gedanken zu schreiben, hat das Woͤrtchen Brunnen recht aͤsthetisch angebracht, und uns ein Muster gegeben, wie man die gewoͤhnliche Sprache verlassen muͤsse, wenn man gefallen will. Man merke! Z. E. der Jurist sagt, dem Weibe die eheliche Pflicht leisten, und die Bibel, seinem Weibe beywohnen. Solche gemeine Redensarten sind, wie die Sache selbst, der Welt nur allzu bekannt. Bey einer Frau schlafen, und Kinder zeugen, sind Dinge, die alle Tage geschehen. Weg damit! Man muß es wie Hr. B-ttst-tt machen, und sich dem Brunnen naͤhern, und aus dem- selben die Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes ziehen. Das ist traun! ein Bluͤmchen, daruͤber auch der Vater Vavassor lachen wuͤrde. Bey diesem Bluͤmchen merke man sich auch folgende Regel: Man muß bey Abfassung dogmatischer Schriften alle Regeln vergessen, die uns der praktische Theil der Vernunftlehre von der Abfassung dogmatischer Schriften ge- geben hat. Die Br Die Erfahrung wird es den angehenden Schrift- stellern sagen, wie sehr diese meine goldene Re- gel das Schreiben erleichtere. Man kann den Bogen bald voll machen, und man wird mit Ver- gnuͤgen wahrnehmen, daß ein Mensch, der ins Gelag hinein schreibet, heutiges Tages weiter koͤmmt, als ein bedachtsamer Wortknoͤteler! Brunnen. Siehe, wie Sanct Klopstock einen sonst leichtfertigen Einfall, von dem ersten Spie- gel unserer lieben Eva, in seiner Offenb. hei- liget. 34 S. Sey du mir mein Eden; du Brunnen Da- vids, die Quelle, Wo ich goͤttlich erschaffen zuerst mich sahe; = = War also das Paradieß bey Bethlehem. Sollte es dem Manne Bodmer einfallen, die Fabel vom großen Christoph in Hexameter, schwei- zerische Hexameter, zu bringen; man wuͤrde nicht lachen. Noch einen Brunnen findet man von Thraͤnen und vom Leben im weichen Mark der zarten Lebenssehnen. Welch ein Brunnen! Mark in den Sehnen! nicht Saft! Allein, im weichen Mark’ der zarten Lebens- sehnen Wohnt ein geheimer Reiz, der zwar ein Brunn von Thraͤnen, Doch auch vom Leben ist. Sat satis! Haller, 106 S. Die Wohnung ist etwas enge! Bruͤder. Bruͤder machen hieß sonst, bey der Mutter schlafen. Hier werden dem Donner Bruͤder gemachet. Ein Br Ein neuer Prometheus bestiehlt den Himmel wieder; Zieht Blitz und Stral aus Staub; und macht dem Donner Bruͤder. Haller, 37 S. Hat das Prometheus gethan? Jch glaube, ein Ast ist nicht Staub. Oder gehet das auf die Electricitaͤt? So wußte sie Prometheus auch schon? Daͤchte man doch nicht! Allein das ist eine Synecdoche. Antilongin. 72 S. Noch eine Figur: der Reimzwang! Wuͤrde man sonst Scheffel und Lasten a. St. Schocke erndten lassen? Zu Lasten Korn gehoͤret auch ein sehr groß Stuͤck Land, dem Meere zu entreissen. Wie koͤnnte man aber so geschwind ein beruͤhmter Poet werden, wenn man den grammatikalischen Gril- lenfaͤngern folgen wollte! Jch will einmal Gift und Gegengift neben einander setzen. Der Leser waͤhle! Das Meer wird selbst verdraͤngt; sein altes Ziel entfernt; Und wo manch Schiff verging, itzt Lasten Korn geerndt. Haller. Wer weiß, was diesen Berg, der itzt ein Auge schroͤckt, Den Fels, der ewig scheint, noch fuͤr ein Schick- sal deckt? Vieleicht wird hier, wo itzt die dicken Wolken stehen, Dereinst ein schweres Schiff mit vollen Segeln gehen. Gottsched. Aber das heißt nichts: man kanns verstehen. Bruͤ- Br Bu Bruͤder. Sanftfliessende Bruͤder; ich wundere mich, daß es dem Herrn Bodmer nicht gefallen, den Tagen sanftfliessende Schwestern zu geben; denn die sind noch sanfter. Noch war an stillem Licht den Tag den vorigen Tagen Seinen sanftfliessenden Bruͤdern, vollkom- men aͤhnlich gewesen. Noah, 247 S. Ha! ha! So giebt es auch vieleicht ein Knastern- des Licht? Bulgen. Der Franzose saget: le sang sortit à gros Bouillons; der Deutsche: es sprudelte das Blut; Hr. M. Naumann aber: das Blut mit großen Bulgen von sich heraus gurgeln. = = Nimrod nahm selber das Becken Und fing das Blut damit auf, das sie mit großen Bulgen Von sich heraus gurgelten. Nimrod, 74 S. Des Hofpredigers Jemma Hochwuͤrd. mit Dero dicken Wanste stand dabey. Nimrod und ein Hofprediger: welche Verbindung! Jemma aber war groß; sein dicker Wanst war sein Abgott. Er aß und trank mehr, als sechse zu sich zu neh- men vermochten. Sein Phlegma machte ihn faul, dabey begehr- lich und geizig. Sein Predigen that er fuͤrs Geld; und troͤ- stete fleißig die Suͤnder: Besonders die Großen und Reichen. Nimrod, 77 S. Das Bu Das war ein Vielfraß! Jst das Bild nicht nach dem Leben gezeichnet? Busemsfreund, a. St. Herzensfreund. Wenn ich also zu meinem Maͤgdchen sagen will: ich liebe dich von Herzen; so wird es ihr weit besser ge- fallen; wenn ich sage: ich liebe dich von Busem. Aber Bodmer schreibet nicht fuͤr Maͤgdchen: und giebt es nicht Witzlinge, die ein Lied fuͤr Eu- lern, und das andere fuͤr Louischen schreiben? Sprich! ob es strafbar ist, nicht allen deutlich bleiben, Manch Lied den Schoͤnen weihn, und man- ches Weisen schreiben? Jch fuͤrchte nur, dieser Vergleich moͤchte wie ein Reichstag zwischen Spiritualisten und Mate- rialisten bestehen. Bunt. Hier ist etwas Buntes! Es ist wie ein schielender Taffent, dessen Farbe man nicht wohl bestimmen kann. Wie thoͤricht koͤmmt mir jener vor, Der bey des Zeno buntem Thor Verschwur die Menschheit und die Thraͤnen! Haller, 84 S. Jch sehe wohl, daß in dem Verse ein Thor ist; allein ich weiß doch, zum Sinne zu gelangen, kei- nen Weg. Hatte Zeno ein buntes Thor? Jn was fuͤr einen Labyrinth fuͤhret uns der Dichter! Der Vers ist fuͤr Gelehrte geschrieben; und Halb- gelehrten ist er ein Raͤthsel. Buͤrgerlich, a. St. gesittet; lieber graͤflich; denn die Grafen pflegen, oder sollen vielmehr noch ge- sitteter, als die Buͤrger, seyn. Sie, Bo Br Sie, diese Liebe, war der Menschen erste Kette; Sie macht uns buͤrgerlich, und sammlet uns in Staͤdte. Haller, 105 S. Sie war der Menschen erste Kette; d. h. sie verband uns zuerst mit einander. So wird dann ein Gefangener, der die erste Kette auf sei- nen Fuͤßen fuͤhlet, mit dem Kerkermeister verbun- den. Bewundert doch die Gelindigkeit des Rei- mes! Wie es so reimet sich! Bogen. Jch wasche meine Haͤnde in Unschuld, und laͤugne, daß der Reim diesen Bogen gemachet hat. So tobten die empoͤrten Wogen, Da in des Schiffs geloͤstem Bogen Jhr Schoͤpfer seine Macht verbirgt. Samml. Nicol. 109 S. Herr Tenzel wird am besten wissen, wo des Schif- fes Bogen sey. Ein kleiner Commentar wuͤr- de diesen und den folgenden Vers erklaͤren. Ei- ne Stuͤtze wecken, wollen wir schenken: Die Kleinmuth weckt die nahe Stuͤtze. Jn der Angst kann man freylich einen Baum fuͤr einen Menschen ansehen. Breitblaͤttricht, also auch schmalblaͤttricht. Hier erkennet man recht, wie trefflich sich unsere Spra- che zu Zeugung neuer Woͤrter schicket. Nachtlaͤufer, Huͤftesohn ist nichts dagegen. Nimrod wollte das Wasser abschlagen: Drum nahm er etwas zum Vorwand, und ging aus der reinlichen Leimhuͤtt’, Die der breitblaͤttrichte Weinstock mit schlaͤng- lichten Reben umarmte. Nimr. 16 S. F So Br So umarmen alle Weinstoͤcker. Jch mache mir ein wahres und gerechtes Vergnuͤgen, die Ursachen anzufuͤhren, welche die nie gesehenen Dichter haben, anders, wie andere Leute, zu sprechen. Sie stehen in der Nicol. Sammlung auf d. 45 S. und Herr Johann Samuel Patzke ist der Verfasser davon. “Sie sagen, die Kenner “naͤmlich, daß sich die poetische Freyheit auf die “allgemeine Regel gruͤnde, welche diese ist: wenn “zwey Gesetze zusammen kommen, die ich bey- “de nicht beobachten kann, so muß ich von “dem kleinern die Ausnahme machen. Wenn “der Verfasser des Meßias, beydes, sowohl “eben die Groͤße und das Erhabene der Gedan- “ken, als auch die strengste Reinigkeit der deut- “schen Sprache, so wie sie in der Prose seyn muß, “und itzt in dem Gedichte herrschet, zugleich haͤtte “beobachten koͤnnen; so waͤre es ein Fehler gewe- “sen, wenn er es nicht gethan haͤtte. Allein, “wann die eine Regel die andere aufhebet; wenn “ich, durch den Sprachgebrauch, durch die ge- “woͤhnliche Wortfuͤgung, oder wohl gar, durch “ein recht reines einzelnes Wort, das nicht so viel “bezeichnet, als es bezeichnen soll, abgehalten “werde, den erhabenen Gedanken erhaben aus- “zudruͤcken: so berufe ich mich auf das Urtheil “aller Kenner, von welcher Regel sie mir rathen “werden, die Ausnahme zu machen ꝛc. So un- “recht es in der mittleren, und niedern Den- “kungsart ist, die Regeln der Sprache zu uͤber- “treten; so erlaubt macht es das hoͤhere Gesetz “der Br Bo “der erhabenen Poesie, oder des βαϑος, in “gewissen Faͤllen.” Da sieht man den klaren Kern, und die Herren Prosaisten werden allein die Erlaubniß haben, vernuͤnftig zu seyn. Hr. M. Naumann hat also Recht, wie ein Pegnitz- schaͤfer zu sagen, 17 S. s. Nimr. Dort ruderten quakende Enten mit blaͤu- lichtgruͤnlichen Fluͤgeln; Hier plauderten hinkende Gaͤnse; hochherzig- gekroͤnete Pfauen, Der blutrothbebaͤrtete Truthahn irreten auf dem Gefilde; Der sichelkrumgeschwaͤnzete Hahn rufte den sperbrichten Weibern ꝛc. Sind das nicht recht hochherzige, blutrothbe- baͤrtete, sichelkrummgeschwaͤnzete, sperberichte Verse? Lohenstein wuͤrde sein ganzes Zucker- werk darum geben, wenn zu seinen Zeiten ein Sa- muel Patzke gelebt haͤtte. Borgelicht. Jst das nicht ein geborgtes Licht? wuͤrde ein Spoͤtter fragen. Allein der Spoͤtter muß bedenken, daß der Mond wirklich sein Licht von der Sonne borget; es ist aber ungewiß, wann er es ihr wiedergiebt. Brennet also ein Licht auf meinem Tische: so heißt der Schein an der Wand davon das Borgelicht; denn in der That borget es die Mauer: sie giebt es aber eben so wenig wie- der, als der Mond. Das Borgelicht des hornichten Monden, der die weit gereisete Stralen, F 2 Wie Bo Ca Wie eine geweissete Wand von seinem Koͤrper zu- ruͤck wirft. Nimr. 553 S. So kann ich dann von einem geduldigen Hahnreye sagen: es ist ein hornichter Mann. Stralen reisen zu lassen, ist auch keine zu verachtende Schoͤnheit. Wo nun dem Monden einmal die Lust zu reisen ankoͤmmt? Jch daͤchte, wir legten eine Landkutsche nach dem Monden an, damit es den Stralen nicht so schwer fiele. Wir sind uͤberzeugt, daß der schweizerische Scalder aus den Trinkhoͤrnern getrunken, die von dem Mo- ste, oder Methe gefuͤllet waren, der im Odin bis an den aͤussersten Schlund mit einem Rie- men gepreßt ward; wo dieser Meth zwischen zween Bergen in prasselndem Geraͤusche um- herschoß. S. ein Geschaffenes zum Ge- brauche der rubensischen Delphinen. C. Dieser auslaͤndische Buchstab ist in den Behaͤltnissen der Setzer nicht mehr so selten, als sonst. Die unsterblichen Dichter suchen noch mehr Buchsta- ben, unser Alphabet zu vermehren: o! der wei- sen Buchstaͤbler! Canal. Peter, der Große, grub einen Canal, das schwarze Meer und die Ostsee zusammen- zuhaͤngen. Ludwig, der 14te, das Mittel- laͤndische Meer und Gascognische zusam- menzuhaͤngen. Corbulo, Churfuͤrst Fr. Wil- helm und andere große Herren mehr gruben auch Canaͤle. Niemand aber grub in unserm Flei- sche Ca sche einen Canal der Sinnlichkeit. Der Mann Bodmer, aus Zuͤrich, von Religion ein Mes- sianer, und von Handwerk ein Hexameter- schmied, grub ihn. Allein kein Wunder! hat er doch gar die Suͤndfluth beherrschet, deutsch: besungen. Wenn sie kuͤnftighin auf den groͤßern Schau- platz der Welten Treten, mit Fleisch bekleidet, so sollen sie nicht nur empfinden, Sondern zum Denken hinauf sich schwingen, und alles durchforschen, Was der neue Canal der Sinnlichkeit ihnen zufuͤhret. Noah, 346 S. Wenn mein Schulmeister mir die deutschen Mit- telwoͤrter verhaßt machen wollte, denen ich, als ein Knabe, (wegen ihrer Bequemlichkeit,) schon sehr gewogen war: so nennete er sie Zwitter, de- ren Geschlecht man nicht erkennen koͤnnte; die La- teinischen hingegen truͤgen das Zeichen allezeit, wie ein Haushahn, hinten. Der liebe seelige Mann! Er wußte nicht, daß eben in der Zweydeutigkeit Witz staͤcke. Der Leser lese den Vers noch einmal; er siehet den Sinn; er greift darnach, wie nach einer Fledermaus; er haschet sie und bewundert die Zweydeutigkeit: Hæc decies repetita placebit. Horat. Dieses allerliebste Schicksal hat das Mittelwort mit Fleisch bekleidet. Der groͤßere Schau- platz der Welten kann naͤmlich mit Fleisch be- F 3 kleidet Ca kleidet seyn: aber auch das sie. Welche Tiefe des Ausdruckes! Welche Hoͤhe der Gedanken! Casket. Diese Figur ist die Vollkommenheit aller Figuren. Sie kann nach Swiften im Anti- longin, 115 S. die Tautologie; oder auch der Zirkel heissen. Es ist mit ihr, wie mit dem Zir- kel in der Vernunftlehre, beschaffen. Sie ge- het, wie die Katze um den Brey; und bleibet doch an der ersten Stelle stehen; und saget folglich eben das erste Wort, nur mit einer kleinen Tinctur von Veraͤnderung. So war, z. E. im folgenden Verse Sturmhaube nicht genug: es mußte noch ein Casket folgen. Setzest du den Sturmhut nicht auf? oder ist dein Casket noch zu Babel? Nimr. 424 S. Camoͤnisch. So kann man auch sagen musisch; denn die Camoͤnen sind ja die Musen noch im- mer gewesen, obgleich der Parnaß auf den Berg Sinai ist versetzet worden. Einen camoͤnisch also sehen. Wahrlich! ich weiß nicht, wie man einen alsdann siehet. Wuͤnschler Wilhelmi siehet seinen Freund, den Hn. Steinbruͤck, so in einer Ode. Camoͤnisch sah ich dich; dich seegn’ ich noch einmal! Sonder Zweifel ist der Dichter ein Candidat des Ministerii: er seegnet ja. Allein die Muse von Tabor hat alle Dichter zu Priestern geweihet; und sie seegnen alle, so viel ihrer sind. Catastrophe. Eine Catastrophe des Seegens hat Ca Ce hat der weinende Hr. Nicolai in seiner Samml. 67 S. “Unterdruͤcke die Strafen durch Ge- “baͤth, die du auf die Ursachen des Ungluͤckes “zueilen sahst; und sey erfreut, wenn sie, durch “die Catastrophe des Seegens, hier und in “Ewigkeit, ihren Fehler erkennen ꝛc.” Die Strafen? Haͤtte ich nicht eine unuͤberwindliche Ehrfurcht vor allem, was ich nicht verstehe: so waͤre ich hier bald von einer Catastrophe des La- chens getroffen worden. Cherubsgestalt ist ein Cherub. Jst also mein Zim- mer voll Bildnisse der alten Churfuͤrsten: so ist es von Churfuͤrstengestalten voll. Noah be- schreibet seinen Kindern Raphaels, nicht Ma- ler Raphaels; nein! Engel Raphaels ge- malete Tapete in der Arche. Sie fragten ihn: Welchem Stamm die Leut’ in den schildernden Ramen verwandt sind? Er saget ihnen, das, was den Zuͤgen des Pinsels zu sagen verwehret ist: Unter den Maͤnnern erblick ich einen mit Augen und Lippen Himmlischer lachen; sein Haupt geußt um sich olympische Stralen, Ob er den Menschen in allem sonst gleich, ißt, schlaͤft und sich kleidet; Jhnen dienet, der selbst von Cherubsgestalten bedienet wird ꝛc. Sein Haupt geußt! Olympische Stralen! s. das Wort Olympisch in meinem olympischen F 4 Woͤr- Ci Woͤrterbuche! Jst das nicht ein kuͤnstlicher Ma- ler? Allein der in die Felder der Wesen Aus dem Nichts sie hervorbefiehlt, hat hier gearbeitet. Noah, 209 S. Cirkel. Man siehet mit Vergnuͤgen, wenn man das Schicksal der deutschen Sprache, seit dreyßig Jahren her, uͤberdenket, wie Zirkler Bodmer sie allmaͤhlich mit Cirkel und Cubus mit seiner Sphaͤre verbunden hat: o! des großen Man- nes! So: Wie das ewige Maaß bey allen mit Cirkel und Cubus Oder mit Sphaͤre die Theil in netter Ordnung verbindet. Noah. 246 S. Jener Prediger rief aus Eifer, und zugleich seine Einsicht in die Geisterlehre, in einem Gebethe, zu zeigen: o! du vollkommenste Monade! Ein Meßkuͤnstler haͤtte gesagt: o! du vollkommenster Meßkuͤnstler! Cisterne. Daß Joseph von seinen Bruͤdern in eine Cisterne geworfen worden, stehet zwar nicht in der Bibel: Grube aber waͤre zu niedrig gewesen. Das schickte sich wohl fuͤr Mosen, den Ge- schichtschreiber: aber nicht fuͤr Bodmern, den Hexametristen. Denn so stehet geschrieben: Wollen wir ihn nicht gleich umbringen, und seine gebeine In der cisternen eine, die hier sind, wer- fen? — — Jac. u. Jos. 28 S. Ein sehr dienliches Mittel, die Hexameter beliebt zu Ci zu machen, ist es, biblische Historien darein einzu- kleiden. Vieleicht ist doch wo eine alte Vettel, die sie lieber, als den Ruͤbezahl, liest, wo sie die latei- nischen Buchstaben nur nicht abschrecken. Cither klingende lippen , sind wohlklingende Lip- pen. Schalt also Xantippe: so hatte sie dudel- sackklingende Lippen. Aber man lese nur: — — So oft ich im geiste Seine stets lachenden augen, seine cither- klingende lippen Unter den griffen (nicht Klauen ) des thiers vor todesængsten entstellt fah. Jac. u. Jos. 9 S. So wollte wohl das Thier die Cither schlagen? Da wird es sehr uͤbel geklungen haben. Der Esel schlaͤget schon schlecht die Laute: geschweige ein Pardel. Citadelle. Der Herr Hof, oder Oberlandbau- meister Nahor, laͤcherliches Andenkens, hat in der Nimrodsburg eine Citadelle gebauet. Nimr. 5 Buch: eine Burg, ein Schloß, waͤre nicht kriegsbaukunstmaͤßig gesprochen; denn wie mein Antilongin sagt: so ist es zuweilen sehr nuͤtzlich, Kunstwoͤrter anzubringen, als welche unsere Schreibart von den großen Begriffen, den gemeinen natuͤrlichen Begriffen, so zu sagen, entwoͤhnen und entfernen. 123 S. Aus eben dieser Quelle fliesset des Herrn Magisters vor- treffliche Kriegsbaukunst. Jch stelle mir es im Geiste vor, mit was fuͤr einer Wuth der Dichter den Vegez und Lipsen de re militari wird ge- F 5 pluͤndert Cl Co pluͤndert haben. Kruͤpeln und Blinde wird es in den nimrodischen Jagden oder Kriegen nicht ge- setzet haben. Ob sie aber in den Musterrollen untern Invaliden gefuͤhret worden: das ent- scheidet der Gebrauch, den der Hr. M. von diesem Worte machet. Jn den Sitten der neuen Dicht- kunst ist der Dichter stark. Closet. Ein richtiges Lieblingswort der Maͤnner von Zuͤrich! der heiligen Skalder! Gleich der Rose, die erst den Morgen ihr Closet verlassen. Noah, 7 S Vieleicht ist es die Schlafkammer, in der die Rose schlaͤft, ehe sie aufstehet. Hat doch die Morgenroͤthe auch ein Bett! Commandant, a. St. Befehlshaber. Er hieß Ahalibama, laut Zeugnisses des Herrn Mag. Nimr. 242 S. Ein Baͤr nimmt zwischen die Tatzen den Kopf, den die Hummeln verfolgen, Und kollert auf ihm vom Berge — Welch ein kollern! Jst das nicht ein geschwaͤnztes Gleichniß auf einen Befehlshaber? So hat auch Ahalibama — Verfolgen die Hummeln nur den Kopf? Diese Figur heißt, laut Swiften, die Verheutigung. Compagnie. Hat wohl schon jemand unsere Trie- be compagnienweise gestellet? Der breite Hr. Oest wird der Platzmajor des Herzens. Er saget hier gewiß Wahrheiten. Jedoch, Co Jedoch, ich moͤchte mich zu weit verirren, Wenn ich durchs ganze Heer dich wollte fuͤhren, Vom Feldherrn an, durch alle Compa- gnien: Die Musterung waͤre zu lang u. dir verdruͤßlich. Brem. Ged. 22 S. Das ist wahr! das ist wahr! Zween Druckfehler sind zu verbessern: Setze an Statt, durchs ganze Heer, durch die Armee; und a. St. Feld- herrn, Brigadier. Auf eben der Seite sind schreckliche Zergliederungstabellen zu lesen. Cometisch, von Cometen; so wie trabantisch von Trabant. Jtzt zerreissen die Knotten der angefuͤlleten Schlaͤuche Ueber den Guͤrteln des Lands mit ihren cometi- schen Wassern, Schuͤtten Eymer von Regen herab, und stroͤmen- de Kruͤge, Die stets gossen, u. stets mehr Wasser im Hinter- halt hatten. Noah, 252 S. Da wird es Scherbel gesetzet haben! Hinterhalt! schoͤn! sehr schoͤn! Guͤrtel des Landes! Et- was geographisches. Conisch. Es ist ein Vorzug der heutigen Dichtkunst, und unserer Groteskenmaler, auch die Sper- lingsschnaͤbel mathematisch zu beschreiben; z. E. a. St. Sperlingsschnabel, sage man coni- scher Schnabel. Dann Co Dann die vom Huͤnervolk mit conischem kruͤmmendem Schnabel, Deren Oberkehle gehoͤhlt, wie der Rinnen am Dache. Endlich beschlossen den Zug die Voͤgel vom Sperlingsgeschlechte Mit dem conischen abgestutzten Schnabel; dieß Volk ruͤhmt, Daß es in seinem Mittel die Singer des Vo- gelheers fuͤhret. Noah, 243 S. Der Dichter will sagen: die Schweizer! Man muß in der heiligen Dichtkunst die vorkommen- den Gegenstaͤnde mit allen Tiefen und Flaͤchen, Kruͤmmen, Biegungen, Ebnen und Rissen, Hoͤ- kern und Buckeln schildern. Zur Erhebung neh- me man ein aus der Tiefe genommenes Gleichniß; wie z. E. eine Dachrinne; man bekoͤmmt einen desto deutlichern Begriff von den Kehlen der Reb- huͤner. Vergleichet nicht Homer einen Helden mit einem Esel? Oben habe ich schon die Kunst, Kunstwoͤrter einzumengen, gepriesen; ich thue es noch einmal, und preise sonderlich die an, die ein bischen mathematisch aussehen. Denn auf was fuͤr Begriffe faͤllt man nicht, wenn man weis, daß ein Sperling einen conischen Schnabel hat! Conterfait. Bey diesem Worte haben wir zweyer- ley zu bewundern; erstlich, den Ursprung; zweytens die Anwendung. Es ist eine bekannte Regel, daß man es mit auslaͤndischen Woͤrtern, deren Gebrauch unumgaͤnglich noͤthig ist, wie der Großsultan mit fremden Gesandten, machen muß. Wollen Co Wollen sie nicht Tuͤrken werden: so muͤssen sie doch tuͤrkische Kaftane anziehen. Der seelige Guͤnther sang daher: Kann ich dich dereinst beschaͤmen: Will ich noch dein Conterfay Jn dem Tod ans Herze nehmen, Daß er recht beweglich sey. Wir sehen mit Vergnuͤgen, wie ein großer Dichter diesem Worte den Caftan ausgezogen, und es na- ckend und bloß in die Welt geschicket hat. Wir be- wundern zugleich die geschickte Anwendung. Er saget es seinem Freunde vorher: er werde das Portrait oder Conterfait des Unumschraͤnkten nirgends finden, das unter endlichen Gestalten niemand, als ein Heyde, suchet. Und, unter allen endlichen Gestalten, Wirst du das Conterfait des Unumschraͤnkten Von oben an, bis unten, nirgends finden. Brem. Ged. 15 S. Jst das nicht von den Hexen in der Walpurgis- nacht genommen? Oben hinaus und nir- gends an! Convex. Jch freue mich, daß ich diesen Buchstab mit lauter auslaͤndischen, und meistens mathema- tischen Woͤrtern anfuͤllen kann. Es zeiget die Ar- muth der Deutschen, und den Reichthum der Bodmerischen Sprache an. Kein Jaͤger z. E. weis, daß die Spechte convexe Schnaͤbel ha- ben. Die Jaͤgerjungen hatten laͤngst bemerket, daß sie klemmeten. Jch aber und Hr. Bodmer entdecken, daß es convexe sind. Nach Co Nach ihm folgte das Federheer; zuerst das Gefluͤgel Mit krummhackichten Schnaͤbeln, gefraͤßige, beißende Voͤgel: Dann die Arten des Spechts mit convexen, klemmenden Schnaͤbeln. Noah, 243 S. Man denke doch: ein Heer von Federn, a. St. Vogelheer. So wird man auch bald Beine- heer sagen, denn es giebt Voͤgel, Paradiesvoͤgel, die keine Beine haben sollen: ein Heer von Bei- nen. Wie der tiefsinnige Mann nicht Gefluͤgel von Voͤgeln unterscheidet! Corsaren. Wuͤrde man wohl Corsaren bey einem Patriarchen suchen? Wir haben sie nichts desto weniger im Jacob und Joseph auf der 78 Seite mit Bewunderung entdecket und angestaunet. — Corsaren und streifende banden Haben sie weggezykt. — Bande a. St. Raͤuber bande. Das wegzyken koͤmmt vieleicht von dem Entzuͤcken des Apostels Paulus in den dritten Himmel her. Dieß heissen wir eigentlich verheutigen; d. i. die Patriarchen zu Maltheserrittern schlagen: Ausdruͤckungen, die alle beyde von groͤßer Richtigkeit sind. Die ei- ne bemerket, wie wir uns um die Sitten der Zeiten und Helden bekuͤmmern; die andere zeiget die Ge- walt an, mit welcher wir die Bibel romanisiren. Kraft dieser Staͤrke koͤmmt es, daß Jacob ein Liedchen, ein Schaͤferliedchen, wie Gellert, sin- get, und Josephs Gemahlin Spinnstuben hat. Daher koͤmmt es, daß Gott wie Klopstock spricht; Cy spricht; und Klopstock wie Gott schaffet, und, wie Johannes der Theologe, Offenba- rungen siehet. Daher koͤmmt es endlich, daß Nimrod Ludwig dem 14 und Feldmarschall Jojakim Vendomen gleichet. Antil. 132 S. Cylinderfoͤrmichte Trombe mit gepreßtem Was- sergebunde sprang bleyrecht, nicht stangen- recht, zum Himmel. Noah, 274 S. Wir wurden vor Erstaunung ganz starr, als wir dieses Wassergebund, diese Trombe, dieses bley- recht anstaunten; obgleich unsere Springbrun- nen eben so springen: wir koͤnnen uns auch noch nicht von unserer Erstaunung erholen. Jtzo wunden sich aus den berstenden Baͤuchen (nicht Hintern ) der Huͤgel Fluͤßige Saͤulen empor; sie senkten den schwarzen Gipfel Jn die Wolken ꝛc. Diese wasserreiche Figur ist die Vermischung des Moͤglichen mit dem Unmoͤglichen, worinn uͤber- haupt mein waͤsserichter Homer ein Obermeister ist. Der ganze Noah ist etwas cylinderfoͤr- micht; allein, je cylinderfoͤrmichter ein Gedicht ist, desto besser! Cylindrische Schnaͤbel. Jst das nicht ein Ge- schnaͤbele? Andere mit cylindrischen Schnaͤbeln gestumpft und geschmeidig ꝛc. Auch cylindrische Zungen; nicht Schwaͤnze. Jtzo die Zahnlosen, mit den langen cylindri- schen Zungen; Feinde Cy Da Feinde der kleinsten Ameisen ꝛc. Die Katzen aber haben Hundeszaͤhne. So kann man sagen, eine fuͤßlose Schlange. Was fuͤr eine angenehme Verwirrung von Begriffen! was fuͤr eine seltene Vermischung neuer und wichtiger Beywoͤrter! Und alles das in so wenigen Versen! Cymmerische Abendschatten. Noch bis itzund ist mit diesen Schatten mein Verstand bedecket, und ich suche vergebens, was diesen Schatten wirft. Die Rede ist von Myriaden, nicht Millionen entleibter Seelen der Suͤnder. — Sie deckten die Felder Weit u. breit mit blassen (nicht hellen ) cym- merischen Abendschatten. Noah, 301 S. Es ist demnach auch moͤglich, daß Seelen entlei- bet werden. Vieleicht ist dieses Miltons Licht- dunkel. Wir erwarten eine Beschreibung von den cymmerischen hellen Morgenschatten; bis da- hin faltet die Verwunderung heilige Haͤnde. Unter andern ist zu bestaunen, daß auf dieser Sei- te fremde Fluͤgel mit Geklatsche die Berge her- absteigen. Der Leser vermuthet ein großes Bild; seine Gedanken erheben sich; und er findet ein Ge- klatsch. D. Daͤhnen. Jch freue mich, daß ich endlich dem Obermeister des Bathos auf meinem Wege zur Unsterblichkeit wiederum begegne. Diesen Vor- theil hat allein ein Held und sein Geschichtschrei- ber; und wir wuͤrden von manchen Voͤlkern nichts wissen, Da wissen, waͤren uns ihre Ueberwinder nicht bekannt worden. Wie koͤnnte ich also durch mein Woͤrter- buch mir einen Namen machen: waͤren die Maͤn- ner nicht groß und beruͤhmt, die es verewiget? Das Bild, welches uns folgender Ausdruck vor- stellet, ist desto vortrefflicher: je niedriger es ist. Gut Leder daͤhnet sich, sagt der Schuster; Herr von Haller aber laͤßt die Wehmuth Schu- sterin werden, und den Verlust daͤhnen; ja was das wundersamste und schoͤnste ist, in ferne Folgen, d. i. weit entfernte Folgen. Jch und andere seichte Koͤpfe wuͤrden gesagt haben: die Wehmuth macht deinen Schmerz ewig. Doch vieleicht thut alles dieses die gleiche Zaͤrt- lichkeit; vieleicht die Schoͤnheit; vieleicht die Stimme der Natur: denn alles dieses wird in einem Puncte, durch das allmaͤchtige die verbun- den. Sie daͤhnt dir den Verlust in ferne Fol- gen aus. Haller, 141 S. So hat auch Schlegel, der deutsche Corneille, vollkommen Recht, wenn er in seinem Trauerspiele Electra saget: Denn, was indeß geschehn, Electra! kannst du kaum aus langen Reden sehn, Die sich in steter Reyh, durch Tag und Naͤchte, daͤhnen. Erstlich bewundern wir eine Rede in steter Rey- he, und besinnen uns zugleich auf ein Paternoster, wo eine Kugel an die andere, so, wie eine Periode an die andere gereyhet ist; zweytens ergetzet uns G auch Da De auch eine langgedaͤhnte Rede, indem wir uns mancher suͤßen Traͤume besinnen, die wir waͤhren- den Predigten gehabt haben. Dankgesaͤnge. Man steiget nunmehr zu Dank- gesaͤngen; und hinket zu Trauergesaͤngen. Und auf Sion mit ihm zu Dankgesængen gestiegen. Jac. u. Jos. 6 S. Wir bewundern hier, als eine seltene Meteore, oder Phaͤnomenon, drey Verse, die auch im Noah uns entzuͤcket haben. Wir machen uns ein wah- res Vergnuͤgen daraus, diesen unversehenen Raub dem Eigenthuͤmer zu erstatten. Entweder hat Ja- cob den Noah, oder Noah den Jacob be- stohlen. Demmerung. Die Dichter haben sie besungen. Der Naͤchte trauriges Gefieder Sinkt auf die Welten taumelnd nieder, Die Daͤmmerung erblaßt und stirbt. Die Philosophen halten sie weniger in Ehren. Sie druͤcken mit der Daͤmmerung das Kahle und Trockene der Wahrscheinlichkeit aus. Z. E. Diese Fragen haben Demmerung gegen Morgen, Demmerung gegen Abend, das heißt ohne Gleichniß, setzt mein Autor sehr weislich hinzu, keine von allen kann es im Be- weise hoͤher, als auf eine trockene und kahle Wahrscheinlichkeit, bringen. Buttst. vernuͤnft. Ged. 4te Band, Blatt 112. Man merke sich die Beywoͤrter kahl, trocken, die dem Rauchen und Nassen entgegen gesetzet werden. De werden. Es giebt also eine rauche Wahrschein- lichkeit, eine nasse Wahrscheinlichkeit. Man uͤberlege also, ob es leichter und kuͤnstli- cher sey, nach der alten, oder nach der neuen Mode zu schreiben? Es lebe die letzte! Sie ist am geschicktesten, den Geist eines gelehrten Schriftstellers sowohl, als seines Lesers, zu tum- meln, das heißt ohne Gleichniß: seine Kraͤfte auf die Probe zu stellen. Denken. Hr. Witzling in der deutsch. Schaub. 6 Theil hat folgendes dem Erfinder entwendet: Allein, was wahr und falsch, was Tugend, Pralerey, Was stetes Gut, was boͤs, was Gott u. jeder sey: Da denket keiner an! Haller, 38 S. a. St. daran denket keiner! Jenes gehoͤret zum niedersaͤchsischen Dialecte. Ein neuer Dich- ter muß, wie Homer, alle moͤgliche Dialecte der deutschen Sprache in seinen Accent ver- wandeln. So kann einer z. E. bayerisch, oͤster- reichisch, pommerisch, schwaͤbisch, schweize- risch und pfaͤlzisch in einem Athen reden, ohne zu fuͤrchten, daß er nicht deutsch rede; denn die Sprache sinket unter ihm, oder der Dichter unter der Sprache. Der. Gottsched hat in dem 2 Hauptstuͤcke, 164 S. 11 §. s. groͤß. Sprachk. Unrecht. Man muß sagen: der Klopstock hat Offenbarun- gen gesehen; und also wie der Klopstock alle- zeit das Geschlechtswort vor das Nennwort setzen. Z. E. der Noah, der Nimrod, der G 2 Meßias; Di Meßias; auch wenn Meßias nicht die Wuͤr- de, sondern den Namen, ausdruͤcket. So sa- gen wir auch weit zierlicher der Koͤnig der Daͤ- nen, als, der Koͤnig in Daͤnemark; s. Offenb. St. Klopst. Vorbericht; und Gottscheds Kern der d. Sp. L. 222 S. Dichte. Unsere philosophischen Dichter schreiben fuͤr Philosophen. Denn wie kaͤme sonst das stum- me Dichte, Gefuͤhl und Licht zusammen? Allein das stumme Dichte Hat kein Gefuͤhl von Gott, noch Theil an seinem Lichte. Haller, 101 S. Mein Ruͤcken ist gewiß dichte; er ist auch stumm: hat ihm aber Gott kein Theil an seinem Lichte ge- geben: so hat er doch ein Gefuͤhl von ihm be- kommen; denn es that sehr weh, wenn mir der Schulmeister schwer fiel. Es giebt in der neuen Dichtkunst eine Figur: der Mischmasch; im Antilongin, 86 S. heißt sie das Kauderwaͤl- sche. Der schweizerische Pope besitzet darin- nen eine ungemeine Staͤrke: Z. E. Verschiedne Macht und Ehre, Entschieden stuffen weis die unzaͤhlbaren Heere; Die ungleich satt vom Glanz des mitgetheilten Lichts, Jn langer Ordnung stehn von Gott zum oͤden Nichts. Haller, 101 S. Denn hier entstehet die Frage, wer die Heere sind? Ob man kann satt vom Glanze werden? da doͤrf- te man nur, wenn einem der Hunger ankaͤme, in die Sonne spatzieren gehen. Endlich bleibet zu ent- Di entscheiden, was eine lange Ordnung, und ein oͤdes Nichts sey? Das Dicke nahm sich an, und Licht und Feuer ronnen. e. d. So nimmt sich der Coffee an, wenn sein Grund sich setzet. Licht und Feuer gerinnet eben so, als Talch und Wachs nach der Phisik des Hn. von Haller. “Der Ausdruck naͤmlich ist richtig “und angemessen, wenn er nach dem Maaße “der Tiefe des Gedanken, von welchem er der “Dollmetscher ist, niedrig ist. Er muß nicht “immer den Regeln der Grammatik gemaͤß seyn, “aus Furcht, er moͤchte pedantisch, und einem “wackern Manne, einem Ammanne, nicht an- “staͤndig seyn; er muß auch nicht gar zu klar seyn, “damit er nicht zu gemein werde.” Antil. 116 S. Der Dichter besinget, oder malet viel- mehr, wie ein anderer Bartas die Schoͤpfung: ein fuͤr ein geschaffenes Wesen nicht vergebenes und dabey edeles Unternehmen. Ding. Jst unter den Dingern der neuen Schoͤpfer ein Ding, welches unsere Hochachtung verdienet: so ist es dieses: “Jn der Ordnung der Dinge sind kaum die Raͤmen uns sichtbar.” Noah, 199 S. Ja nur die Kanten! Ein Gedank’ muß eben so viel Flaͤchen und Ecken, als ein Brillant haben; und nicht halb, sondern ganz brillantirt seyn. Dinkel. Was mag das immer fuͤr Getreyd seyn? Was anders, als mizraimisches! G 3 “Was Do Di Dr “Was fyr Dinkel in Kanaan war; kam al- ler vom Nile.” Jac. u. Jos. 5 S. Jst die Verbindung mit aller nicht zu bewundern? Donnerton. Die himmlische Tonleiter fuͤhret unter andern einen fuͤrchterlichen Ton; den Don- nerton. Denn so stehet geschrieben in der Of- fenb. St. Klopst. 168 S. “Spraͤchen Donner aus meiner Rechte, Ge- danken zu sagen, “Die zu sagen, die himmlische Harfe den Donnerton mißte ꝛc.” So haben alle Myriaden Engel nur eine Harfe? Das brummte noch aͤrger als ein Brummeisen; Klopstock aber und Gott finden ein Vergnuͤgen an Donnern. Sie donnern oft nur zur Lust, und mit halben Schuͤssen, wie Milton von Gott saget. Divan. Der Großsultan, der Hoͤllen Koͤnig, haͤlt oft Divan mit seinen teuflischen Bassen. Die Figur heißt die Vertuͤrkung. Jn dem entsetzlichen Divan, ihr Haupt und Koͤnig, der Satan. Noah, 340 S. Drache. Es giebt gewisse Sagen, die von Vater auf Sohn fast ins Unendliche fortgepflanzet wer- den. So ist es, z. E. mit dem fliegenden Dra- chen beschaffen, den die alten Weiber im Nim- rod auch glaubten. Dergleichen Maͤhrchen zie- ren sehr eine Epopoͤe; und der Hr. Magister hat nicht Unrecht, seine Saͤchelchen liebliche Traͤume zu nennen. S. 257. “Der fliegende Drache, welchen der alberne Poͤbel “Fuͤr Dr Du “Fuͤr den Hausgott der Hexen, der sie reich machet, erkennet; “Weil sein Schweif zu dem Rauche der Feuer- essen hinzufaͤhrt.” Nimr. 254 S. Drehen. Wir haben schon oben bewundert und ge- sehen, daß es ein Kunststuͤck in der erhabenen Poe- sie ist, Gott zum Handwerker zu machen. Jn folgenden Versen ist er wieder ein Drechsler: Denkt ihr, euch koͤnne der nicht raͤchen, Der durch sein Winken Welten dreht. Samml. Nicol. 110 S. Denn es ist nichts niedriger, als wenn sich ein Dichter unter den Gesetzen der gesunden Vernunft unterjochen laͤßt. Alles aͤndert sich: sollte sich denn nur die gesunde Vernunft nicht aͤndern? Ein Swift lobet diese Macht, die wir an der Sp. L. ausuͤben, an seinen Engellaͤndern; wir unter- stehen uns, solche an unsern miltonisirenden Deutschen zu bewundern. “Denn die Dunkel- “heit und Niedrigkeit giebt der Rede ein wunder- “sames Anfehen, und bringet einem Gedichte, “worinnen weder Sinn noch Verstand ist, die “Hochachtung eines Orakels zuwege.” So Swift im Antil. 27 S. Dunstbehangen. Man muß neu in Beywoͤrtern seyn. Denn er malte die dunstbehangne Luft mit Gestalten, Die durch den wilden Absatz des Schwarzen und Hellen schon schreckten. Noah, 249 S. G 4 Jst Du Jst das nicht ein wilder Absatz? Der Maler ist der Mond. Dunkel. Das ist ein sehr gewichtiges, denn wer wird sagen wichtiges, Wort; man machet damit einen ganzen Vers hell. So wird, z. E. ein dunkler Schaͤfer und ein heller Bauer ein Ding seyn. “Noch mehr! mein dunkler Schaͤfer wuß- te ꝛc. Zernitz, 32 S. “Wo sich niemals der Geiz verzehrt von dun- keln Sorgen. Zernitz, 2 S. “Seht! Huͤllenddunkel schwebt schon in den Luͤften; “Das Weltmeer schaͤumt aus tiefen Gruͤf- ten. Poet. Ausarb. 33 S. Jm ersten Verse ist das Huͤllenddunkel eine Wet- terwolke; in dem zweyten ist zu bewundern, wie dieser viel versprechende Dichter, ein großer Geist von 18 Jahren, das Weltmeer in Gruͤfte ein- schliessen koͤnnen. Daß ers gethan, das sehen wir; ob es aber angehet, ist eine andere Frage. “ Vom Dunkel eines begeisterten Hayns. Jac u. Jos. 6 S. D. i. ein Wald voll Geister. Noch etwas Dunkeles! Unterdessen erhob sich wallend auf Fluͤgeln der Weste, Auswendig dunkel, inwendig hell zum Durchschaun eroͤffnet, Nebel und Dunkel, die uns mit duͤftenden Wolken umdeckten. Samml. Nicol. 164 S. Da Du Da sehe mir einer! Jst das nicht Dunkel und Ne- bel? Es ist zu bewundern, wie ein junger Mensch von 18 Jahren es so weit in der heiligen Dicht- kunst bringen koͤnnen. Wenn man aber beden- ket, wie der unsterbliche Juͤngling von der Muse von Tabor gleichsam eingeheizet worden: so be- greifet man es; denn ein guter Kiehn machet bald Feuer. Bey den Fluͤgeln der Weste ist zu bemerken, daß es nicht Fluͤgel einer Weste sind; man wuͤrde den Hosenknopf sonst gar zu bald gewahr werden. Wenn die Herren Wurm- saamianer Wind machen: so brauchen sie gemei- niglich Weste dazu. Dufttriefender Hauch ist kein Unding. Denn 1) kann ein Hauch gewaltig triefen, z. E. im Schnuppen; 2) Duft triefen; z. E. meine Frau haͤtte eine stinkende Nase: so ist der Hauch ein Duft, denn er riechet. Die Zephire, diese geplagte Winde, von denen ein neuer Dichter ganz voll ist, koͤnnen gar wohl des Athems Erstlinge auf ihre Fluͤgel fassen, und eilen diese wohl- riechende Beute in die braͤutlichen, nicht fraͤu- lichen, Zimmern zu tragen. “Jhren dufttriefenden Hauch, des Odems Erstlinge faßten “Sanft die Zephir auf ihre Fluͤgel und eilten die Beute “Jn die braͤutlichen Zimmer zu tragen. Noah, 132 S. Durch. Eine einzige Sylbe ist im Stande, uns in Verdacht einer Bekanntschaft mit der Goͤttin von G 5 Tabor Du Tabor zu setzen. Das Wort durch, wenn man es mit allen moͤglichen Zeitwoͤrtern versetzet, ist unter andern von ganz ungemeiner Wirkung. So kann man, z. E. sagen: durchdonnern, durch- zittern, durchfalten, durchjauchzen, und was nicht mehr durch? auch durchteufeln. So sagt der weise und sinnvolle Bodmer: Truͤbe Wasser mit Sand und Erd und Steinen durchsetzet. Noah, 194 S. Daß die Tugend, nicht schwer zu tragen, die Stirn nicht durchfaltet. Noah, 45 S. Ein jedes Gedicht, das, mit schweizerischer Er- laubniß, und Beyfalle der Kunstrichter seit 1730, seine Leser eingeschlaͤfert hat, ist mit dieser Selten- heit durchspicket. Durchschnitt. Man hat jetzt gar besondere Arten, die Wege zu messen. Die Art zu gehen, indem man einen Weg mit den Fuͤßen verschlinget, heben wir, als einen besondern Leckerbissen, auf. Zwoͤlfmal den Durchschnitt der Erde waren wir schon entfernt. Samml. Nicol. 165 S. Wo sind wir dann? Jn den Wolken! Nubes \& inania capimus. Durchschlagen, a. St. hinbringen. So haben wir mit unsaͤglicher Muͤhe viele Tage durch- schlagen, eine kleine Sammlung neuer Accente zu machen. Fuͤr heute habe ich das Vergnuͤgen unsern Bewunderern, ein neues Raͤthselchen vor- zusagen. Ein junger Dichter pruͤfe sich, und rathe. Vom Du Dy Vom Ende nah, vom Anfang weit, Und in der Mitte durchquaͤlt, Jn Tropfen, aber dir getrennt, Durchschlag’ ich muͤhsam das Jahr. Brem. Ged. 133 S. Diese Gedichte uͤberhaupt biethen einen Blumen- strauß der seltensten Blumen dar. Durchsichtigsilbern. Das Silber ist bey dem Hn. M. Naumann durchsichtig. Es ist ewig Schade, daß dieser Kuͤnstler, wie gewoͤhnlich, so neidisch ist, und uns sein Geheimniß vorenthaͤlt. Der Herr Hofbecker Pherez ist da ungemein sinnreich im Zuckerwerke. — Zur Rechten stund Canaans Hauptstadt, Das siebenthuͤrmichte Hebron von Zucker geformet. Nimrod, 135 S. Swift wuͤrde dieses die kindische Schreibart nennen; wir aber nennen es die Erhabene. Was kann naͤmlich erhabener seyn, als ein Zuckerbe- cker zu Nimrods Zeiten! Was fuͤr ein Feld fuͤr eine seraphische Einbildungskraft! Und was fuͤr Stoff zur Bewunderung! Dyster. Was wird doch ein helles Betragen seyn, wenn ein Dysters so duͤster ist? Aber die wehmuth redt in ihrem dystern betragen. Jac. u. Jos. 22 S. Wie dyster muß der Kopf nicht seyn, aus dem so was Dysters entspringet! Wer kennet aber nicht den dystern Sænger? Egoist. Eg Ei E. Egoist. Wir kennen keinen aͤrgern Egoisten, als Klopstocks Gott. Er wendet und drehet sich in vielen Versen, die alle einerley sind; nur, da- mit er sagen koͤnne: ich bin ewig! Diese Eigen- schaft Gottes muß wohl dem Meßias ganz was neues seyn. Wuͤrde es der, der Offenbarun- gen gesehen, sonst gebrauchet haben? Wer also den Egoismus, Jch bin ewig, brauchet, dessen Thraͤnen ruhen in jenen goldenen Schaalen, wo auch die meinigen sind, die ich aber oft vor Lachen vergessen habe. Einfarbroͤthend, also auch dreyzehnfarbroͤthend. Jch habe dieses vortrefflichen Beywortes bereits oben unter dem Worte Besaͤen mit gebuͤhrendem Weihrauche erwaͤhnet; ich thue es noch einmal, weil des Guten nicht oft genug kann gedacht wer- den. Besiehe und bewundere diese Figur, nebst andern Seltenheiten, in dem Patriarchenge- dichte Noah, dessen zwoͤlf Gesaͤnge ein Ver- langen nach noch versprochenen 24. erwecken. Es bekaͤme dadurch eine desto groͤßere Aehnlichkeit mit dem Rolando des unsterblichen Ariosts, welche ohnedem groß genug ist. Einfluß. Die saftige Schreibart, oder die kuͤ- tzelnde, hat einen großen Einfluß in die Heilige, oder Gestiefelte; und die uͤbernatuͤrlichen Dichter werden oft sehr natuͤrlich. Allemal, Ei Allemal, wenn der Vater der Menschen beliebet den Einfluß Auf das Hochzeitbett, u. den Tag der Empfaͤng- niß zu schuͤtten: Fleußt der goͤttliche Seegen vom Vater zum Sohne hernieder. Noah, 19 S. Jst das nicht einmal deutlich von der Ehe geredet, zumal von Fraͤulein Debora? Diese Schreib- art der juckenden Begierde, wie sie Antilon- gin nennet, ist der vornehmste Theil der Mode- schreibart; eine Schreibart, die seit einiger Zeit sehr in Ansehen gekommen ist, weil sich Dichter vom ersten Range derselben bedienet haben. Die Mu- sen haben ja auch Fleisch und Blut: sollen sie denn nicht manchmal den Bademuͤttern ins Handwerk fallen? Diese Schreibart bestehet ganz und gar nicht aus Metaphoren, sondern wirklichen Schilde- reyen, die von den beyden fruchtbarsten Quellen hergenommen werden, welche das wahrhafte Tie- fe des menschlichen Leibes sind, naͤmlich von - und von - Hiatus magnus lacrimabilis - aus saftigen Anspielungen, saͤuischen Bildern, Fratzen Bodmers, Klopstocks, Wielands, Nau- manns, welches alles aus besagten Quellen herge- leitet ist. Diese Brunnen des Witzes sind uner- schoͤpflich; und so lange das menschliche Geschlecht witzig gewesen, hat es die beliebtesten Zuͤge des Wi- tzes daher geholet. Jch hoffe auch, daß sie so bald nicht versiegen werden. Einschnitt. Dieses Ragout, oder dieser Ein- schnitt ist ein gelenker Einschnitt, nicht von Kaͤl- berfuͤßen, Ei berfuͤßen, sondern Elephantenfuͤßen, die die Ma- den und Motten, Spinnen und Milben haben. Der Held siehet durch ein Luftcrystall. Die Stel- le ist zu schoͤn, als daß ich sie nicht ganz hersetzen sollte, und meine Leser werden mir Dank dafuͤr wissen. Ploͤtzlich siehet das Auge vor ihm (a. St. sich ) in hohen Gestalten, Gorgonen u. Chimaͤren, mit Zangen, Sti- leten u. Ruͤsseln, Haͤßlichen Zitzen und saͤgenden Zaͤhnen, und hoͤrnenen Klauen, Ueber dem Kopf ein Dach u. fransichte Schild auf dem Ruͤcken; Andre mit Schuppen u. Borsten, u. Straͤußen, u. haarichten Maͤhnen; Zottigte Koͤpfe, wie von dem hintern Theile ge- schnitten, Haͤngen am duͤnnesten Hals, ein Reichthum der laͤngesten Fuͤße, Voller gelenken Einschnitte traͤgt die Schwe- re des Bauches. Noah, 79 S. Welch ein Reichthum! welche Einschnitte! welch ein Bauch! welche Zitzen! welche Verbin- dung der Worte! Einsam. Eines von den schoͤnsten Lieblingswoͤrtern des goͤttlichen Klopstocks. Da giebt es einsa- me Naͤchte; Naͤchte naͤmlich, die keine Gesell- schaft haben. Offenb. St. Klopst. 5 S. Da giebt es einsame Himmel, e. d. 24 S. eine einsa- me Wollust, obgleich diese ungern einsam ist, und Ei und sich lieber paaret. e. d. 25 S. Oft wechselt die- ses einsam ab mit Einsiedlerisch; man kann auf eben die Art bettle- risch a. St. arm sagen. Ey! wie reich ist nicht unsere Sprache geworden! und wie schoͤn wird sie noch werden! Alle Figuren im Antilongin sind nichts gegen die meßianischen. Alles dieses ha- ben wir dem Dichter und Arzte Haller, und seinen Genossen, oder hoͤrst du lieber Gespielinnen im Thale? seinen Gespielen zu danken. Einweihend. Was mag doch ein Aug thun koͤnnen, wenn Blicke einweihen koͤnnen? Jch habe Prie- ster gesehen, die, wann sie das Volk seegneten, aus Andacht die Augen halb zumachten. Wir halten dieses fuͤr den einweihenden Blick. Welchen Koͤnig der Gott uͤber die Koͤnige Mit einweihendem Blick, als er gebohren ward, Vom Olympus her sah, der wird ein Menschen- freund, Und des Vaterlands Vater seyn. Ode an den K. Der Gott der Christen auf dem Olymp! Jst das nicht schoͤn! Man hat die waͤlschen Dich- ter mit Unrecht getadelt, daß sie Pluton und Be- lialn vermengen: denn setzen unsere heilige Maͤn- ner nicht Jupiter neben den Zebaoth? Gott ist noch weit mehr Gott auf dem Olymp, als anders- wo. Jn eben dieser Ode haben wir so viel Sel- tenheiten zu bewundern, daß wir den Seher ver- vergoͤttern wuͤrden, haͤtte er auch sonst nichts ge- schrieben. El schrieben. Rechnete jener die Groͤße des Herku- les aus seiner Zehe aus; und errieth jener Maler aus einem Striche die Meisterhand, von der er kam: so koͤnnen auch wir von dieser Ode ganz si- cher auf das Gehirne schliessen, in dem sie jung ge- worden. Es war falsch, daß unsere Dichter glaubten, mit jeder Strophe muͤsse der Sinn sich auch schliessen. Nein! es sind Oden moͤglich, de- ren Strophen so kuͤnstlich in einander geflochten werden, daß kaum die letzte Strophe einen Punct bekoͤmmt. Denn wer kann das Meer aufhalten, wenn es aus seinen Ufern tritt? so wallet auch Klopstocks Gehirn, und tritt uͤber die Kuͤsten. Wir finden auch ein eisernes Feld, indem wir uns ein Feld vermuthen, welches mit zerknirsche- ten Harnischen und zerbrochenen Speeren bedecket ist. Wir wollen demnach in der ersten Ode, die wir machen werden, uns eines gebeinten Feldes, oder beinernen Ackers, bedienen. Eloa, ein Engel, den Klopstock geschaffen. Nun wissen wirs; die Bibel wuͤrde noch einmal so viel gewinnen, wenn sie uns huͤbsch erzaͤhlte, wor- aus Gott die Engel erschaffen. Der schweizeri- sche Schoͤpfer sah diesen Mangel ein, und er- setzte ihn. Gott schuf ihn erst. (a. St. zuerst ) Aus einer hell- leuchtenden Morgenroͤthe Schuf er ihm einen aͤtherischen Leib. Ein Him- mel von Wolken Floß um ihn, da er wurde. Offenb. St. Klopst. 15 S. Es El Em Es ist eine Lust zu lesen, wie der Schoͤpfer und der Geschaffene sich hierauf ihr Gefuͤhl zu fuͤhlen ge- ben, das sie fuͤhleten. Empfindung. Jetzt beb’ ich groͤßers Gluͤckes voll; ganz bin ich Empfindung. Was fuͤhlst du, mein Herz? Sprich, was du fuͤhlst! Ach! du empfindest zu viel; du dichtest verge- bens Auf einen gefuͤhlvollen Laut. Ode an Steinbruͤck. Der Dichter will sagen, eine Ohrfeige; denn die ist gefuͤhlvoll; sie klinget auch. Was ist man da, wenn man ganz Empfindung ist? Ein Her- renhuͤter! Andere zaͤhlen diese Schreibart zu der taͤndelnden: ich nicht; denn Klopstock, der Seher, der sie geschaffen hat, will nicht taͤndeln; oft aber thut man das, was man doch nicht thun will. Und ein Lied von ihm ist mir lieber, als der ganze Hermann; oder, wie der Dichter saget: Ein Lied von ihm ist mir mehr, als hundert Ge- saͤnge Von muthigen Schreyern gereimt. e. d. Electrisch. Bald wird man des Darius Codo- mannus Stutzbart mit einer staͤhlernen Peruͤke eines Stutzers vergleichen. Die Verheutigung naͤmlich ist eine gelehrte Figur. Nimmermehr haͤtten wir die Electricitaͤt im Patriarchenge- dichte Jacob und Joseph gesuchet. H Wie Em En Wie der blitz des electrischen drats den Kœrper des menschen Plœtzlich durchfæhrt u. die Sinne betæubt, wie er schnell von dem ersten Zu dem folgenden fortgeht u. alle durch- fæhrt u. betæubt: Also durchfuhr der schlag von Zophnats gefundenem bæcher Benjamins Buse m ; nicht Busen. 48 S. Der Herr Doctor Kraft haben wohl gethan, dieses Gleichniß zu verewigen; denn, wie man sie- het, so thun wir es auch. Empiraͤum. So wird nunmehr, nach dem mit fremden Federn so bereicherten Milton, der Himmel genennet. Sallum und Zimri , zween Engel des Empiræum vom Himmel Zu Beschytzern — geschicket. Jac. u. Jos. 37 S Der Himmel herrschet also uͤber die Engel. Scha- de, daß noch nicht ein neues Wort fuͤr unsere Er- de erfunden worden; sie doͤrfte nicht mehr Erde heissen. Endlich. Nichts ist sinnreicher, als ein Schaͤferge- dicht mit einem angenehmen Gewirre anzufangen. Z. E. Das Endliche zum Nichts, das diese Welt umschraͤnkt. 1 S. Zernitz. Das Endliche zum Nichts scheinet uns ein solches Nichts zu seyn, dabey ein jeder, ein Denker aus- genommen, platterdings nichts denken wird. Wir En Wir glauben, das Geheimniß verrathen zu koͤnnen, und machen uns dadurch um unsern Leser nicht we- nig verdienet. Die beyden Woͤrter Endlich und Nichts sind in der heiligen Sprache unum- schraͤnkt und voll. Wer sie folglich brauchet, der hat einen unumschraͤnkten und vollen Kopf. So war z. E. Zernitzens Kopf so voll, daß sich die Woͤrter in seinem Kopfe stießen; und also ganz ver- wirrt herauskamen. Endpunct. Wir hatten Mittelpuncte: nun haben wir Endpuncte, Anfangspuncte, Mittel- puncte. So spricht ein sinnreicher Redner: Reden die Triumphbogen nicht, (zierlich a. St. sagen, ) daß die Groͤße seines Ruhmes noch sehr weit von dem Endpuncte ihres Steigens ent- fernet sey? Samml. Nicolai, 8 S. Endzweck. Weißt du, lieber Leser, was der End- zweck des Schoͤpfers ist? Des Schoͤpfers Endzweck ist ein großer Grundstein, Den mußt du legen ganz aus Quaterstuͤcken, Den Kies u. Sand hindurch, bis auf den Fel- sen. Brem. Ged. 12 S. Ey! wie schoͤn! Ein steinerner Endzweck, ein Endzweck aus Quaterstuͤcken! Noch nicht genug! Aus Kies und Sand, aus Felsen! Dieser philosophische Baumeister und Kalkloͤ- scher ist Herr Johann Heinrich Oest, ein großer Mann. Endzweck. Gewisse Schriftsteller schwatzen auf al- len Seiten von Zwecken. Man merke sich nur H 2 eine En eine Wortfuͤgung. Nach einem Endzwecke stre- ben, ist schlecht geschrieben. Herr Buttstett giebt es niedlicher: Einen Endzweck eintreten. Das ist deutsch! recht kern deutsch. Engelbewacht, a. St. von den Engeln bewacht. So kann man nicht in der heiligen Dichtkunst sa- gen, von Soldaten bewacht. Das waͤre zwar der Sprachlehre gemaͤß; aber es ist zu langweilig. Sprich z. E. Nachtwaͤchterbewacht: das wird schoͤn seyn. Aber im niedersten Abschnitt des engelbewache- ten Berges. Noah, 16 S. Es verraͤth ein niedertraͤchtiges Gemuͤth, wenn Kunstrichter ihren Verstand anstrengen, aus den Schriften beruͤhmter Maͤnner Fehler zu klauben. Das ist eben so, als wenn in dem Heydenthume ein naseweiser Witzling den Goͤtzendienern die Spinne- weben eines hoͤlzernen und verehreten Jupiters haͤtte sammlen, und woͤchentlich den atheniensi- schen Herren Studenten verkaufen wollen. Wir glauben, eine groͤßere Seele zu zeigen; denn bringen wir unsern Goͤtzen nicht Weihrauch? Ja, wir treiben unsere Abgoͤtterey so hoch, daß wir ih- nen, wie Boileau saget, oft mit dem Rauchfasse uͤbers Gesicht fahren. Ent. Endlich, meine Freunde! komme ich auf ein Syllbchen, welches recht, wie die Zauberruthe der Circe, die schlechtesten und oft nie gedachten Woͤr- ter, gleichsam auf einen Schlag, vergoͤttert, und verengelt. So sagen z. E. Se. Gn. der Herr v. Haller En Haller auf der 91 S. in Dero Ged. Arbeiten darf er nicht: er wuͤrde sich entadeln, a. St. sei- nen Adel beschimpfen. So haben wir schon oben entbauchte Hunde bewundert, und finden eben itzund entbauchte Rippen; die Rippen naͤmlich haben Baͤuche. So stehet geschrieben: Wir — — empfinden den mangel, Der mit entbauchten Rippen u. hagerm ge- sicht nach uns greifet. Jac. u. Jos. 13 S. Jm Vorbeygehen loben wir auch die Verbindung mit mit; denn man greifet nicht mehr mit Haͤn- den. Weiter haben wir entfalten. So entfal- tet sich ein Mensch, wenn er die Falten seines Ge- hirnes aus einander faltet, oder auf altdeutsch sich entwickelt. Daher koͤmmt das treffliche Wort Entfaltung. Will man z. E. von einer jungen Dirne sagen: sie sey in dem Fruͤhlinge ihrer Jahre, oder, sie sey in ihrer ersten Bluͤthe; so sage man: sie sey Jn der ersten Entfaltung der sanftaufgehen- den Bluͤthe. Noah, 44 S. Erstlich denket man bey dieser Entfaltung an die Falten, die sich entfalten sollen, und sich oft zu fruͤh entfalten; z. E. wenn eine Jungfer ein Kind kriegt; zweytens suchet man die sanftaufgehende Bluͤthe der Rose des Maͤgdchens; und findet sie - - ich weis nicht wo. Dieser Strom von fruchtbaren Einfaͤllen fliesset aus eben den Quellen, die, wie wir oben beym Einflusse erwaͤhneten, seit viel tausend Jahren gequollen sind. Weiter koͤnnen wir sagen, entfesseln; ja Wellen ent- H 3 fesseln; En fesseln; denn unsterbliche Dichter koͤnnen auch die fesseln, oder in Ketten legen. So Bodmer! An der Morgenseite der Stadt, wo der heitere Pison Aus dem marmornen Bette hervor die entfes- selte Wellen Wieder verbreitet. Noah, 20 S. Man siehet es, ohne uns, wie der große Mann dem Pison ein Bett, obgleich ein etwas hartes, giebt; und dann die daran gefesselte Wellen ent- fesselt. Wir geben daher einem unbekannten Lie- dermacher zu uͤberlegen, ob er nicht den großen Mann seiner Federn beraubet, wenn er saget: Soll ich der Großen Prunk beneiden, Wenn Thoren sich in Seide kleiden? Nein! Nein! Sie buͤssen auf den Schwanenbetten Gar oft in selbst geschmiedten Ketten: Jch will entfesselt seyn. Denn nach seiner beliebten Genauigkeit sollte es ent- kettet heissen. Da uns nun dieses gleich an eine Flohkette erinnert: so sehen wir nicht ab, warum er nicht auch sagen koͤnnen: Jch will die Ketten scheun? Da siehet mans, daß man auch oft in Koth tritt, wenn man ihn gleich vermeiden will. Weiter! Das Wort entschliessen ist gewoͤhn- lich; allein feurige Dichter wissen auch gewoͤhnli- chen Worten ungewoͤhnliche Fuͤgungen zu geben; d. i. einen Edelmann auf einen Bauer zu setzen. So kann man denn sagen, wenn einem die Blaͤhun- gen En gen im Leibe Laͤrmen machen; den Steiß ent- schliessen a. St. aufschliessen. Wie singet der große Mann? Dieser entschloß die Lippen vor mir mit ernstli- chen Worten. Noah, 43 S. Wie saget der saftige Geist? Der sie (die Teufel) aus ihrem geheimen Ent- halt zu uns hervorladet. Noah, 151 S. Enthalt bedeutet die Kemnate, oder das Cabinet der Herren Satane. Entmenschet der fuͤrchter- liche Saͤnger nicht sogar die Herzen? Der Grau- same! Was fyr ein geist des abgrunds entmenschte die herzen der bryder. Jac. u. Jos. 26 S. Nach unsern alten Accenten wuͤrde man sagen: entriß die Menschlichkeit dem Herzen der Bruͤder. Allein besser klinget entmenschen: saget man nicht auch entgoͤttern, entengeln, entteufeln? Entwinket Klopstock, der Geistschoͤpfer, nicht Welten dem Undinge? a. St. Welten schaffen. Aeusserliches Geraͤusch War nicht um den hohen Meßias! war nicht um den Vater, Als er vor dem die kommenden Welten dem Un- dinge entwinkte. Meßias, 152 S. So hat auch der Seher sein meßianisch Weltchen dem Undinge entwinket. Laͤßt dieser goͤttliche Saͤnger, besser Traͤumer, nicht die Teufel den Thronen entstuͤrzen, a. St. vom Throne fallen? Und denket man, daß es H 4 so En so was leichtes ist, einen Teufel vom Throne zu werfen, oder zu entthronen? Man hoͤre nur, wie das nicht wird geknastert haben! Sinnlos, wider Gott was zu denken, entstuͤrzten im Abgrund, Jhren Thronen die hoͤllischen Geister. Als jeder da hinsank, Stuͤrzt auf jeden ein Fels; brach unter jedem die Tiefe Ungestuͤm ein, u. donnernd erklang die unterste Hoͤlle. Off. St. Klopst. 9 S. Die armen Teufel! da siehet man, wie viel hohe und niedrige Hoͤllen es in der Hoͤlle giebt. Es wird den Teufeln ein rechter Possen gewesen seyn, wenn auf sie, wie in einer Maͤusefalle, ein Stein gefallen ist. Geister naͤmlich koͤnnen wohl gequet- schet, aber nicht zerquetschet werden! Wie wer- den die Herren Satane nicht die Steiße in die Hoͤhe, und die Koͤpfe hinunter gekehret haben! Ein Sperling ist gescheidter, als diese dumme Teufel: er fliegt davon, so bald ein Ast bricht. Worzu haben die Boͤsewichter denn Fluͤgel? Ge- nug von der Sylbe ent! Es warten noch mehr Schoͤnheiten: tollhaͤusische Schoͤnheiten. Entgegenseegnen. Hierbey stellen wir uns zween Priester vor, die einander ins Angesicht seegnen. Schade, daß dieß Geheimniß der Cantor in Boi- leaus Pulte nicht gewußt hat; er haͤtte dem Praͤ- laten entgegenseegnen koͤnnen. Die Seele der Frau Eve singet der Seele Adams folgendes Duetto entgegen: so En Er so wollen wir dir in feyrendem Aufzug Jauchzend mit Hallelulahgesaͤngen entge- genscegnen. Offenb. St. Kl. 33 S. So hat Frau Eve eine Kleiderkammer, wo sie ihre himmlische Feyerkleider aufhebet. Denn heißt Aufzug hier nicht eine Equipage? Die Equipage der Frau Eve! Ha! Ha! Ha! Wie sie so schoͤn sind! e. d. 34 S. So singen zween Castraten oder Verschnittene in den Singspielen einander entgegen, wann ein Duettchen getril- lert wird. Entsetzlicher Sohn. Unsere dummen Voraͤltern sagten: ein grausamer Sohn; jenes aber ist schoͤner; denn der Sohn siehet zugleich entsetzlich aus. Allda muͤss’ ein entsetzlicher Sohn den Vater erwuͤrgen. Meß. 100 S. Er wird nunmehr folgendergestalt gebrauchet. Wie er so schoͤn ist! a. S. wie schoͤn ist er! Meß. 34 S. Hier sind drey Verse, die, wie ein Ca- ninichen, einer auf den andern hucken; und doch alles drey Caninichen sind. Aber du hast nur einen, nur einen goͤttlichen Menschen, Einen gerechten, ach! einen unschuldigen theu- ren Meßias, Einen Sohn Gottes, unsterbliche Tochter der Erde! gebohren. Wir nennen diese Figur die kindische. Kinder sagen gern ein Wort vielmal, wie hier fuͤnfmal einen; sie kann auch heissen die Ausfuͤllung: al- H 5 lein Er lein am besten thut man, sie die unschuldige Kinderfigur, auch das Caninichen zu nennen. Einen vortrefflichen Gebrauch des Fuͤrwortes Er haben wir in den Gedichten des unsterblichen Hallers zu bewundern. Es ist unsere Schuldig- keit, die Quelle zu kroͤnen, aus der wir so vieles Dickes und Duͤnnes schoͤpfen. Nie mit sich selbst vergnuͤgt, sucht jeder aus- senher Die Ruh, die niemand ihm verschaffen kann, als er. 98 S. Jn der Schweiz saget man a. St. sich ihm; und a. St. wir er. Jn Frankreich wuͤrden ihn alle Schuͤler auspfeifen: in Deutschland bewundern ihn Gelehrte. Laͤndlich, sittlich! Erborne. Wir haben bisher umsonst die Bedeutung dieses Beywortes gesuchet: wuͤrde der Gramma- tiker es sonst brauchen? Er weis naͤmlich oft das, was wir suchen, zu verstecken. Große Leute muͤssen sich naͤmlich nicht ganz, sondern nur halb ausschreiben. Wir muͤssen immer noch etwas fuͤr uns behalten; und uns freuen, wenn unsere Verehrer uns ersuchen muͤssen, ihnen den Sinn zu erklaͤren. Z. E. Hier sind zwey alte Troͤdelweiber, die Schleyer verleihen; auch ei- ne Scheu, die mit Larven handelt. Erlernte Ehrbarkeit leiht manchem ihren Schleyer, Wann andrer, die die Scheu mit keiner Larve deckt, Er- Er Erborne Haͤßlichkeit die Augen trotzt und schroͤckt. Haller, 110 S. Weis der Leser nun, was das fuͤr Menscher sind? Erbarmungen. Ohne auf die mehrere Zahl zu achten, die uns Longin ausdruͤcklich zu machen erlaubet, ja befiehlet, bewundere man doch die- sen Vers: Komm! sey gegruͤßt in deinen Erbarmungen, Gottmensch! Erloͤser! Offenb. St. Kl. 35 S. Vieleicht sind die Erbarmungen ein Land; soͤnst finden wir hier keinen Sinn: findet ihn der Leser? Erdalter, Sternalter, Eselsalter, Tollhaus- alter. Wie ein Engel des Tods mit den Myriaden der Suͤnder Jn den duͤrren unwohnbaren Monden geflogen, daselbst sie Mit dem versteinernden Stock geschlagen, Erdalter zu schlafen. Noah, 338 S. Sollte man nicht laͤnger, als ein Erdalter, schla- fen, wenn man mit dem versteinernden Stocke geschlagen ist? Man wird ja da zu Steine, wenn man versteinert wird. Wir glauben also, daß wir in den Monden kommen, wenn wir sterben, um allda zu Stein zu werden. Es ist auch letzte- res sehr rathsam, indem wir da nicht Platz haͤtten, wenn wir nicht, wie die Monaden, auf einan- der gethuͤrmet laͤgen. Wir freuen uns, dereinst versteinerte Monaden zu werden: o welche versteinerte Monas der Herr Bodmer nicht seyn Er seyn wird! Trifft ihn der Engel nicht etwas zu fruͤh? Erdenstand, Himmelsstand, Hoͤllenstand, Rau- pen-Natzen-Maͤusestand; denn alle Dinge ha- ben Staͤnde, wie Grafen und Fuͤrsten. Hier- von s. Mach deinen Raupenstand doch nicht zu dei- nem Zweck! Haller irgendwo. d. i. Mach doch dein kurzes Leben, das nicht laͤnger, als das Leben einer Raupe, waͤhret, doch nicht zu deinem Zwecke. Ob nun eine Raupe so lange, als ein Mensch, lebet, uͤberlassen wir den Kennern der Jnsecten, den Jnsectengelehrten, zu untersu- chen. Wir freylich muͤssen es Amtes wegen be- wundern und ruͤhmen. Denn uns lobenden Thie- ren gehet es wie Zernitzens seinen arbeitenden. Der Thiere Dienst, den sie der Menschen Muͤh erwiedern, Macht sie im Erdenstand zu der Gesellschaft Gliedern. 158 S. s. Ged. So sind die Esel auch Glieder der Gesellschaft; und wir bewundernde Thierchen im Dichter- stande auch. Ein Esel, was fuͤr ein angeneh- mer Gesellschafter! Erdreichspfeiler. Wo moͤgen die stehen? Ruhet denn die Erde noch auf Pfeilern? Der Singer, der seinen Kopernic sonsten so noahisiret, versuͤn- diget sich, wider den Gebrauch, an ihm. Oder sie wurden vom Fall der Erdreichspfeiler getroffen. Noah, 298 S. Doch Er Doch ach! es lischt in uns des Geistes kurzer Tacht, Den Muͤh und Schweizerwitz zu rasend ange- flacht. Haller, irgendwo. Ergreifen. Alles greifet im Meßias, s. 145 S. wie man von einer dunkeln Nacht saget, in der man sich vor Gespenstern fuͤrchtet. Banges Erstaunen ergriff die Versamm- lung. Sonder Zweifel ist die Versammlung ergriffen worden: oder, hat sie gegriffen? Noch eines von einer hellen, nicht dunkeln Versammlung. Warum weckt von der Lippe der Cidli die sil- berne Stimme, Warum vom Auge der maͤchtige Blick, mein schlagendes Herz mir Zu Empfindungen auf, die mich allmaͤchtig ergreifen, Die sich rund um mich her, wie in helle Ver- sammlungen draͤngen? Meß. 133 S. So redet Lazarus, der Verliebte! Fuͤrs erste bewundern wir die treffliche und in der Offenb. St. Kl. sehr gewoͤhnliche Verbindung mit von; 2. eine silberne Stimme; eine heilige Verliebte, wie Cidli, mußte eine Silberne haben; an ei- nem Silbertone hatte sie nicht genug; 3. die Empfindungen, die allmaͤchtig sind; da sie 4. um den Lazarus herum sich draͤngen, und auch in ihm wirken; denn in der heiligen Poesie per- sonnisiren wir alles, auch Wolken. Was wird doch Er doch Lazarus am juͤngsten Tage sagen, wenn ihm Klopstock die Cidli gefuͤhret bringen wird? Erlieset, a. St. erkieset, von auslesen. Dieses Wort ist von großer Wirkung in der hallerischen Terminologie. Denn so saget der Termino- logicus: - - Den Raum des oͤden Orts Erfuͤllt verschiedner Zeug, den regende Gewalt Erlieset, trennet, mischt, und sammelt in Ge- stalt. Haller, 101 S. Jst das nicht schoͤn Deutsch, etwas in Gestalt sammeln? Jn der Bibel stehet schon der Zeug. Dem Zeuge Jsrael Hohn sprechen; allein hier stehet es a. St. Stoff. Ertrocknen am Verstande. Ein schoͤnes und nicht laͤcherliches Gleichniß ist dieses: Zwo Thuͤren weit davon wird, wie ein Fisch im Sande, Er fern von seinem Volk ertrocknen am Ver- stande. Haller, 92 S. Also ertrocknet ein Fisch im Sande am Ver- stande? d. i. ein Fisch stirbt, wann er in den Sand geraͤth. Ertrocknet er da nun gleich nicht am Verstande, so wird er doch am Leibe tro- cken; und stirbt. Ein Stutzer aber stirbet nicht, wenn er gleich nicht Zoten reißen kann. Vielen poetischen Gleichnissen gehet es, wie den meisten mathematischen Beweisen; denen man auch den Beweis eben nicht ansiehet, waͤre der Mathe- matiker nicht vorsichtig, und schriebe ihn daruͤber. Dichter thaͤten daher wohl, wenn sie ihre Gedichte auch Ev auch so bemerkten. So ist auch die Allmacht des Woͤrteleins wie zu bewundern. Evan! Evoe! Der Dichter Wilhelmi saget in der Ode an den Herrn Steinbruͤck: Da toͤnt (im Gruͤnen) o! Evan! Evoe! O! Evan! Evoe! so rufen alle Schaaren; Und alle trinken Wein, und alles jauchzt und toͤnt ꝛc. Sind unsere Schaͤfer wieder Heyden geworden? Jst das wahr, daß alle Schaͤfer Wein trinken? Wir haben es niemals gehoͤret, und wollten es dem Dichter zu Ehren wohl wuͤnschen. Trinken doch nicht alle Dichter Wein, wenn sie gleich davon singen: darum sehen ihre Lieder auch so berau- schet aus. Zur Anzeige, daß man auch berauschet thun koͤnne, ohne besoffen zu seyn. Ueberhaupt ist diese Ode stark, und klopstockisch. Es ist ausser Zweifel, daß die wahren Dichter und Auto- ren des Tiefen aufmerksam seyn muͤssen, die gros- sen Musrer in ihrer Art zu schreiben nachzuahmen; und man kann es mit einer großen Anzahl Exempel klar beweisen, daß sehr viele sind, die durch dieses Mittel zu einer Tiefe gekommen, zu welcher ihre eigene Traͤgheit sie niemals wuͤrde gebracht haben. Jn der That, wer siehet nicht, daß Zernitz ein poetischer Sohn oder Schuͤler des Hn. von Hal- ler ist; Naumann Bodmers, Wieland Naumanns, und Klopstock Miltons ist? Wir muͤssen uns selbst diese Frage machen: wie wuͤrde Hr. von Haller dieses verdrehet haben? Druͤcke ich mich so gebrechlich aus, als H--d-n? Laufen Ev Eu Laufen meine Verse mit der ruhigen Dummheit des Herrn Wielands? Backe ich so viel neue Woͤr- ter, als Bodmer? Tummele ich die Teufel, und verhunze ich die Bibel so, wie Klopstock? Schim- pfe ich so, als Meyer? Und uͤbersetze ich so gluͤck- lich, als Sp--r? Ja, spuͤken auch meine Gei- ster so, als Miltons? Lieset man z. E. den Hermann: so frage man sich, wie wuͤrde das der goͤttliche Traͤumer, Klopstock, gegeben haben? Auch Virgils Gold koͤnnen wir in unserm Miste begraben; und aus Tasson die Teufel ziehen. Ein Dichter, der wahrhaftig einen Kopf dazu hat, wird, wenn er etwas majestaͤtisches, eine sehr lebhafte und sinnreiche Stelle in den Schriften die- ser Maͤnner findet, die Geschicklichkeit haben, es sehraffisch zu machen; er wird ihnen alles menschliche Ansehen zu benehmen wissen; er wird, durch einen sinnreichen Umstand, ein eingeschaltet Teufelchen, Engelchen, es in die ewige Forme gießen; oder er wird alles wohl vermengen, schuͤt- teln, ruͤtteln, und ein Chaos zum Schaffen vorbereitetes Stoffes von sich geben; welches denn Orel und Compagnie verlegen, und Bodmer und Meyer bewundern; Narren aber kaufen werden. Euter. Wie schoͤn benennet nicht der israelitische Schaͤferdichter die Bruͤste der Schaͤferinnen, wor- an die Musen vor diesem ihre ganze Zaͤrtlichkeit und Kunst verschwendet haben! Nicht Alabaster! Nicht Schwanenbusen! Nicht Schnee! Nicht Sammet! Nicht Marmel! Nein! Wie denn? Euter! Kuheuter! ihr armen Dinger! — die Ew Fa — die Sæuglinge darben, Weil der mutter vertrockneten euter die nahrung nicht geben. Jac. u. Jos. 13 S. Die hottentottischen Damen wuͤrden empfind- lich seyn, wenn man ihre kleinen Semmelbroͤdt- chen Euter nennete. Allein wir, wir bewundern es. Ja, wir rathen es allen Verliebten an, sich nach den Eutern ihrer holden Schoͤnen zu sehnen. Wir, fuͤr unsere Person, sind mit dieser Benen- nung uͤbel angekommen; und bekamen eine derbe Ohrseige, als wir dieses Bluͤmchen bey einer Da- me anbrachten, bey der wir die Ehre zu sitzen hat- ten. “Gnaͤdige Frau! sollten wir sagen: wie “schwer holen sie nicht Athem; wir verirre- “ten uns und sagten: wie schwellen die euter “ nicht! „ Was war der Lohn? eine Ohrfeige! Laͤndlich! sittlich! Ewignothwendige ist nach der milton-bodmeri- schen Religion ein Wesen, welches die Teufel noch uͤber das hoͤchste Wesen setzen. Die Teufel sind dumm, es ist wahr, daß sie schon den ver- gessen haben, der sie mit seinem Donner aus den himmlischen Verschanzungen trieb und bis in die Hoͤlle verscheuchte: allein saget man nicht, das ist ein dummer Teufel? s. Noah, 141 S. F. Fackel. Es war einmal eine Zeit, da man eine Fackel anzuͤndete. Sie ist vorbey; und wir le- ben in einer, wo man auch einen Wachsstock mit J Feuer Fa Feuer bestecket. Wir rechnen dieses Bluͤmchen zur gestiefelten Schreibart, welche man oft mit der beschwerten vermenget, die eine lange Schlep- pe von Metaphoren hinter sich herziehet, und den tuͤrkischen Handdecken gleichet, die bis auf die Erde hinunter haͤngen. Denn, wie die erste die wahrhafte Maschine ist, das, was hoch und erha- ben ist, zu erniedrigen: so ist die andere das ei- gentlichste Werkzeug, geringe und niedrige Sachen zu erheben und sie in ein Ruͤhrendes zu setzen, wel- ches laͤcherlich ist; so daß, wenn man diese beyde Schreibarten zusammen vereiniget, das Tiefe alsdann auf seinem Gipfel und in seiner Vollkom- menheit ist; wie, wenn ein Mensch sich den Kopf nach unten, und den Steiß nach oben kehret, sei- ne Vertiefung ganz und vollkommen ist. Es ist wahr, daß es ein Ende ist, das so hoch ist, als es nur jemals gewesen: aber es ist umgekeh- ret, und dieß ist, so zu sagen, die verkehrte Welt. Allein, nach allen dem ist wohl kein wahrhafter Liebhaber des Tiefen, der nicht jauchzet, wenn er die niedrigsten Handlungen auf diese Art ver- himmeln siehet. Wir jauchzten also, als wir das erste mal un- serm Jungen, a. St. Junge! zuͤnde das Licht an! zurufen konnten: Erdling! bestecke das Licht mit Feuer! Wahr ist es; wir besteckten seinen Ruͤcken mit haselnen Waffen; und dann vernahm er den neuen Accent. Laß’ ich den Trauungsgesang nach Vermaͤh- lungssitten ertoͤnen: Dann Fa Dann will ich auch am Heerde die Fackel mit Feuer bestecken, Und den Großvater tanzen. Noah, 207 S. Faͤcher. Die Fraͤulein des seel. Herrn Noah fuͤhr- ten noch vor der Suͤndfluth, welches zu bewun- dern ist, Faͤcher und Schattenhuͤte. Wir ha- ben gehoͤret, und wuͤnschen uns Gluͤck dazu, daß diese Damen in einer neuen Auflage, der wir mit Seufzen entgegen sehen, Mantillen und Haͤnschen fuͤhren werden. Diese Schoͤnheit ha- ben wir schon, unter der Figur der Verheuti- gung, mit gebuͤhrendem Weihrauche bestreuet; begnuͤgen uns daher, die vortreffliche Stelle her- zusetzen: Schon steht das Kleeblatt der Maͤgdchen mit Schattenhuͤten und Faͤchern Fertig zur Reis’. Er nimmt den leitenden Stab von der Psoste. Noah, 102 S. Der Stab naͤmlich leitete ihn; a. St. Noah stuͤtz- te sich auf ihm. Faͤhig und Unfaͤhig. Viele Schriftsteller brauchen diese beyden Woͤrter unrecht. Was ist gemeiner, als daß man mit einer zweifelhaften Demuth be- kennet, man sey zu einer Sache faͤhig, oder unfaͤ- hig? Das heißt, wie es alle Menschen verstehen, man sey einer Sache gewachsen, oder nicht, man habe Geschicklichkeit sie auszufuͤhren: oder man werde durch die Empfindung seiner Schwachheit genoͤthiget, sie liegen zu lassen. So redet der Poͤ- bel! Weg damit! Die Schriftsteller muͤssen einer Sache allemal faͤhig seyn. Nur die Sachen J 2 sind Fa sind schuld, wann hie nur große Lucken bleiben. Jn diesem Falle schiebe man getrost alle Fehler auf die Sachen. Man schreibe nicht: Wann ich faͤhig bin, diese Vorgabe aufzu- loͤsen. Wer zweifelt denn daran; und warum schreibt man denn davon? Sondern man schreibe mit einem kleinen Selbstvertrauen zu seinen bekannten Geschicklichkeiten: Wenn diese Vorgabe einer weitern Ueber- legung und Aufloͤsung nicht unfaͤhig ist. Buttstaͤdt. Wie reizend ist nicht diese Art zu schreiben! Der Leser kann, wenn er anders nicht einfaͤltig ist, besser an die Sache selbst gedenken, und den Schrift- steller, mit allen seinen Faͤhigkeiten und Unfaͤhig- keiten, daruͤber vergessen. Diesen Vortheil fin- det man angebracht in der Vorrede des Hrn. B-ttst--tts, zu seinen vernuͤnftigen Gedanken von dem Ursprunge des Boͤsen. Fallen enge. Jst jemand schon enge gefallen: so faͤllt H. J. H. Oest enge; und wenige besitzen die Kunst, wie er, mit Annehmlichkeit zu fallen; denn auch artig zu purzeln, ist eine Kunst. — Du faͤllst, und faͤllst enger, Als dich mein schwacher Arm sonst koͤnnte hal- ten. Brem. Ged. 11 S. Faschinen. Die Herren Soldaten, besonders die Herren Kriegsbaumeister pflegen lieber Faschi- nen, als Reisbuͤndel zu machen; obgleich ur- spruͤnglich beydes einerley ist. Weil nun der Hr. M. Nau- Fe M. Naumann bekanntermaßen ein starker Kriegsbaumeister ist: so brauchet er kuͤhnlich Faschinen in seinen Belagerungen, und auf Zug und Wachten. Laachen, Moraͤste und Suͤmpfe Fuͤllten wir mit Faschinen. Nimr. 294 S. Federgewebe, a. St. Fluͤgel. Denn so beschrei- bet oder bemalet Maler Bodmer einen Olym- pier, oder Engel: — Das dritte Paar (Fluͤgel) deckte Seine Beine bis zu den Fersen mit Federgewebe Lazurblau. Er stand, ein Olympier, unter den Menschen. Noah, 373 S. So stand er! So heissen auch der Sperlinge Fluͤgel Federgewebe braͤunlich gesprenget; wie der alte ehrliche Ringwalt: Des Elias Wagen roth. Wir bewundern den wieder auferstandenen Mei- stersinger, der seines Vaterlandes Ehre ist, und auf den Druͤmmern der gesunden Vernunft ruhet. Feld voll Auferstehung ist ein Feld, wo die Verstorbenen auferstehen; folglich ist eine Schenke, wo sich die Bauern besoffen hinstrecken, ein Haus voll Morgen; denn wenn der Voigt koͤmmt: so werden sie wohl aufstehen. Wir ha- ben dem Meister, dem Obermeister des heiligen Rathes unsere Ehrfurcht schon oft bezeuget; wir koͤnnen noch nicht aufhoͤren. Denn so sagt er in seinen ewigen Gesaͤngen: J 3 Der Fe — Der Donner Der Posaune wird bald, bald wird der Schwung der Gebeine, Und das rauschende (besser klappernde ) Feld voll Auferstehung vom Thron her, Jesus, der auch ein Todter einst war, zum Welt- gericht rufen. Off. S. Klopst. 180 S. Hier uͤberlaͤßt der Prophet, uns zu errathen: wer da moͤchte gerufen werden? Erstlich bewundern wir die Donnerposaune; wir werden aber wohl bald andere Posaunen finden; 2. den niedli- chen Schwung, den sich die Gebeine aus den Graͤbern heraus geben werden; 3. das Feld voll Auferstehung; 4. das wohl eingeschaltete Wort Jesus; 5. aber den Faden des Sinnes, der wie der Faden der Ariaden im Labyrinthe um- her laͤuft; bey dem einen Puncte anfaͤngt, und bey dem andern aufhoͤret. Feldmarschalk. Wir vermutheten einen Seras- kier oder Großvezier an der Spitze der Eberiten anzutreffen: allein, wir fanden einen Feldmar- schall Saleph. Nimr. 313 S. Die Ver- heutigung; eine treffliche Figur; wie Bartas mit seinem Grand Duc. Felsenan. Dieses neue Beywoͤrtlein haben wir auch dem Seher himmlischer Offenbarungen, dem Hallelujahsaͤnger zu danken. Dieser ent- menschte Geist giebt sich alle ersinnliche Muͤhe, unsere wortarme Sprache zu bereichern; und es ist fast keine Zeile in seinen ewigen Liedern, in der nicht etwas von seinem Gepraͤge vorkaͤme. Wir pflegen Fe pflegen ihm gern nachzuahmen. Hielt doch Marc Aurel es fuͤr seine Pflicht, den Goͤttern gleich zu werden. Das that ein Heyd; wir aber sind Christen, und darzu meßianische Christen. Wir ehren also unsern Seher; wir folgen ihm; und wenn wir auch nicht wollten: so muͤßten wir. So sagen wir nach Felsenan, Baͤumean, Fen- steran u. d. gl. “Seine dem Tode noch kaum entgegenrin- gende Seele “Trieb ihn, von dem moͤrderischen Feinde zum Unsinn empoͤret, “ Felsenan. Offenb. St. Klopst. 39 S. Ach! wie der goͤttliche Mann nicht die Seele rin- gen, dem Tode entgegen ringen laͤßt! Wie er den Teufel nicht schimpft; und bis sehr zierlich bey zum Unsinn auslaͤßt! Wird Deutschland wohl solch einen Mann wiedersehen? Gluͤckli- ches Soroe! Wie er da bruͤtet nicht! Wel- ten und Gesaͤnge, Engel und Teufel, Himmel und Hoͤllen. Sehr feste Felsen sind in des barmherzigen Hrn. Nicolai Samml 67 S. zu sehen. “ Felsen, die dem Meere der un- “barmherzigen Verwuͤstung, Jahrhunderte “durch, entgegen stehen.„ Daß Gottes Barm- herzigkeit ein Meer sey: das wußten auch wir Suͤnder. Daß es aber auch ein Meer der Ver- wuͤstung gebe: das war bisher noch unbekannt. Wir danken fuͤr die uns gegoͤnnete Entdeckung. Fenster von steinernen Spiegeln, um Licht und Luft durchzulassen, sind etwas selten; aber doch J 4 im Fe im Noah zu finden. 221 S. Wir zweifelten, ob Noah dadurch seine Absicht moͤchte erreichet haben, in der Arche Licht zu schaffen. Wir glaub- ten daher, es waͤre besser gewesen, glaͤserne Steine oder steinerne Glaͤser zu machen. Wir befanden uns auf eine angenehme Art uͤberra- schet, da uns folgender Vers in die Augen fiel: Ueber den Ramen der glaͤsernen Steine befe- stigte Noah Zottichte Felle, das Kleid der Loͤwen u. scheckich- ten Tyger, Die man in Schleifen rollt, u. wieder entwi- ckelnd herabließ ꝛc. Denn sind dieß nicht natuͤrlich unsere Vorhaͤnge? Beym Kleide der Loͤwen befuͤrchte ich nur, daß, weil man doch ein Kleid ausziehet, dem Loͤwen sehr ungesund seyn moͤchte, sich zu entkleiden. Doch bewunderten wir das niedliche die, als wel- ches sowohl aufgerollte Tyger als Loͤwen zuwege bringen kann; ungeachtet solch ein Vorhang uns sehr fuͤrchterlich zu seyn scheinet. Ein großer Dichter ist uͤber solche Pedantereyen weit weg. Ferne eine dunkle, oder helle Weite. So singet der Geist Klopstock: Darf sich die Dichtkunst auch wohl, aus dunkler Ferne, dir naͤhern? Off. St. Klopst. 3 S. Ein gemeiner und verwoͤhnter Geist wuͤrde gesaget haben: Darf auch die Dichtkunst wohl in dei- ne Geheimnisse dringen? Dich im Himmel und auf der Erde herumtummeln? Allein, da wuͤrde weder Dunkel noch Ferne gewesen seyn. Da Fe — Da er so mit gefluͤgeltem Blicke Jede Ferne durcheilt. — — e. d. 127 S. Es muß folglich viele Fernen geben; und man thut weislich, die Blicke nicht nur fliegen zu las- sen: sondern ihnen auch ein Paar Fluͤgel, wie dem Merkure, anzuhaͤngen; denn giebt es nicht auch gefluͤgelte Toͤne, gefluͤgelte Stimmen, ja gefluͤgelte Husten? Feste. Klopstock, der Theologe, und Bod- mer, der Hexametrist, haben fuͤr gut befun- den, in ihrer sehraffischen Religion die Sonnta- ge abzuschaffen; dafuͤr aber haben sie gewisse Din- ger eingefuͤhret, die sie Feste heissen. Da giebt es Feste des Lichts, und Sonntage der Finster- niß; Feste in Armen; Feste im Antlitze; Fe- ste im Herzen; Feste ich weis nicht wo: Kurz, ewige Feste und Sonntage. Feste im Him- mel ziehen natuͤrlicher Weise auch Werkeltage nach sich. Der Dienst der Seelen bestehet in ewi- gen Hallelujahgesaͤngen; wenn also ein Wer- keltag einfaͤllt, der im himmlischen Kalender mit Schwarz gezeichnet ist: so ist es maͤuschenstill im Himmel, und der liebe Gott wird sein Zeug- haus, die Engel aber werden ihre Kleiderkam- mern besehen. Jener wird die alten und stum- pfen Donner einschmelzen lassen: diese werden die dunkeln Gewande zu den seraphischen Schneidern schicken, ihnen wieder ein festlich niederwallendes Glaͤnzen geben zu lassen. Wir haben diese Erfindung hoͤchlich bewundert, und wollen zum Beweise dessen ein Paar Stellen aus J 5 diesem Fe diesem poetischen Propheten, oder prophetischen Poeten zur Erstaunung hersetzen. Der liebe Gott verspricht den Seelen einen Festtag; deutsch zu re- den: ein Maybier. Alsdann sollen sie hier, im Schooße des Friedens getroͤstet, Feste des Lichts u. der ewigen Ruh triumphie- rend begehen. Off. St. Klopst. 19. u. a. O. Der Saͤnger, der aus den Alpen Accente hervor- donnert oder stammelt, hatte nach seiner wunder- samen Geschmeidigkeit in Nachahmung des Erlog- nen und Wunderbaren am Begehen eines Fe- stes noch lange nicht genug. Denn wer in die Tie- fe will, der muß bey keinem Berge stehen bleiben. Darum ließ er gar Feste umarmen. Es gehet unserm Dichter, wie jenem Koͤnige, der alles zu Golde machte, was er beruͤhrete: nur umgekehrt! Unser allgemeine Geist, oder Genie universel, darf nur etwas beruͤhren: so wird es zu Bley. Noah beging mit Milca schon im Gemuͤthe die Feste, Die in den Armen Siphas, u. seiner holdseeli- gen Toͤchter Auf sie warteten, u. nicht lange verzoͤgern konn- ten. Noah, 105 S. Jene lieblichen Feste, die er im Geiste gefeyret, Wichen aus seinem Gesicht; er sah dafuͤr Fluth u. Verwuͤstung. Noah, 108 S. Wir zweifeln nicht im geringsten, diese Fluth und Verwuͤstung werde auch auf seinem Gesichte zu sehen gewesen seyn: wo naͤmlich so viel liebliche Feste Fe Feste Raum haben; da koͤnnen auch Fluth und Verwuͤstung seyn. Jm Vorbeygehen billigen wir auch die artige Elision, oder Verbeissung von Suͤnd; indem ein schaaler Kopf das Wort Suͤndfluth seines Kopfes nicht wuͤrde beraubet haben. Festlich. Wir muͤßten die Staͤrke in Beywoͤrtern nicht kennen; wollten wir diesem unsern Beyfall versagen. Nur wundert uns, warum man noch nicht sonntaglich saget. Doch zur Sache! Wir besitzen viel festliche Dinge; so haben wir uns z. E. mit festlichem Schalle, festlichem Blicke, und andern festlichen Saͤchelchen mehr versehen. Wir wissen zwar nicht, ob ein Schall am Festta- ge besser klinget, als an einem andern; allein es ist doch festlich, und was festlich ist, das ist festlich. Denn so saget unser Lehrer und Meister: Er hoͤrt auf den Huͤgeln, Mit dem kurzen Gewand wohlriechender gekleidet, Festlichen Schall u. Stimmen der Harf ein- ander begegnen. Noah, 6 S. Wir haben hier allerley zu lernen: 1. Hoͤret man einander begegnen; so hoffen wir denn auch bald Gras wachsen, und Floͤhe husten zu hoͤ- ren; 2. lernen wir, daß er, Japher naͤmlich, mit einem kurzen Gewande von wohlriechen- den Kraͤutern bekleidet gewesen; 3. daß die Harfen Stimmen haben. Alles dieses bewun- dern wir, trotz den allerunbarmherzigsten Kunst- richtern; und wir scheuen uns nicht, folgenden Satz, Fe Satz, als die Stuͤtze, den ersten Grund, und den Eckstein unserer Kunst vorzutragen. Wer in der heiligen Dichtkunst vortrefflich werden will, muß alle Begriffe, alle Geburten, und auch die ge- ringsten Spuren des gefaͤhrlichsten Feindes des Witzes, dieses Verwuͤsters der schoͤnsten Figuren, welcher, ich will nicht sagen, bey allen Deut- schen, unter dem Namen der gesunden Ver- nunft bekannt ist, auf das sorgfaͤltigste vermeiden, sie verabscheuen, und einen Widerwillen davor ha- ben. Er muß sich ganz darauf legen, den wahr- haften verkehrten Geschmack zu erlangen, und sich auf eine gluͤcklichere Art zu denken legen, die nicht so gemein, sondern wundersam ist, und von der er selbst keine Ursache geben kann. Zu dieser baͤhnen uns den Weg die vortrefflichen Buͤchlein Hn. Bodmers, Breitingers, Meyers, welche die Kunst zu malen, zu denken, zu scherzen in sich halten. Feuer graͤbt. Niemand hasset mehr den Verwuͤster der schoͤnsten Figuren, als mein Held, den wir so oft, aber nie genug bewundert haben. Wer haͤtte sonst, als dieser tiefe Mann, einen Tag graben lassen? Wer sonst der Reue a. St. eines Grabscheites Feuer in die Hand gegeben? Ja, wer haͤtte alles dieses in einer Brust verrichten las- sen? Welch eine Tiefe des Geistes! Wer ist, der einen Tag von Tausenden erlebt, Den nicht in seiner Brust die Reu mit Feuer graͤbt? Haller, 98 S. Es Fe Es stehet um das menschliche Geschlecht, leider! sehr schlecht; und wir leben unter tausend Ta- gen nicht einen, den wir nicht bereuen. Welch eine Wahrheit! d. i. wir haben in dreyen Jahren nicht einen guten Tag. Jst das wahr? Ein Dichter muß sich selbst als einen Grotesken- und Fratzenmaler ansehen, der seine Werke verderben wuͤrde, wnen er der Natur nach- ahmete, und die Gleichfoͤrmigkeit des Risses beob- achtete. Er muß allerhand kleine Stuͤcke von un- terschiedenen Dingen unter einander mengen, die gar nicht zusammen gehoͤren, als Landschaften, Historien, Schildereyen und Thiere, welches er durch eine große Anzahl Zuͤge und Blumenbinden an dem Kopfe oder am Schwanze, eines an das an- dere knuͤpfet; wie die Verbindung seiner Einbil- dungskraft gefallen wird, und es zu seinem Haupt- zwecke mit helfen kann; welcher ist durch eine selt- same widerwaͤrtige Zusammenfuͤgung der Farben zu blenden, und durch die Widrigkeit und Ungleich- heit der Bilder in Verwunderung zu bringen. Dergestalt vereiniget er Voͤgel und Schlangen, Tyger und Schafe: Serpentes avibus gemi- nentur, Tigribus agni; er giebt Feuer a. St. eines Grabscheites, und laͤßt einen Tag ins Fleisch graben. Feyern. Wir haben schon oben gesaget, daß man so eigentlich nicht weis, was die Engel thun, wann sie feyern; noch weniger, wann sie sehen und feyern. Denn Biswei- Fe Bisweilen eroͤffnet Gott den daͤmmernden Vorhang, durch ma- jestaͤtische Donner, Vor dem Blicke der himmlischen Schauer. Sie sehen u. feyern. Meßias, 16 S. Haben wir nicht gesaget, daß Gott oft nur zur Lust donnert? Er ziehet den Vorhang ein wenig auf; die himmlischen Schauer sehen; und siehe, es donnert! Oft hat auch der Vorhang eine Morgenroͤthe; denn hat er nicht hier eine Daͤm- merung? Feuer und Wasser, zwo Sachen, die auch den Schriftstellern unentbehrlich sind. Der Natur- kuͤndiger kann daraus nuͤtzliche Entdeckungen ma- chen; was soll uns aber ein Fortforscher oder Ausknoͤteler hierbey sagen? Feuer ist Feuer, und Wasser ist Wasser! Geduld, mein Leser! Feuer und Wasser veranlassen das Erhabene in ei- ner Rede: und beyde, wann sie einen kleinen Zu- satz bekommen, gehoͤren zu den neuen Ausdruͤcken, die den Verehrern des Antilongins theuer und wehrt sind. Ein Exempel macht die Sache deut- lich. Frostige Redner sagen gemeiniglich: Wer diesen Satz behaupten wollte, wuͤrde et- was unmoͤgliches fuͤr moͤglich halten. Will man nun diesen kalten Ausdruck meiden, so nehme man eine Menge Feuer und Wasser, und sa- ge mit dem wortreichen Herrn B-ttst-tt: Wer dieses fuͤr wahr hielte, wuͤrde Feuer und Wasser zusammen binden. Buttst. 7 Th. 18 S. Er Fe Er haͤtte wohl schreiben koͤnnen: Feuer und Wasser zusammen reimen. Allein, das waͤre so unmoͤg- lich nicht: denn die Dichter, die ungereimten Heldendichter! setzen wohl eher Dinge zusam- men, die aͤrger, als Feuer und Wasser, mit einan- der streiten. Man muß unsern erleuchteten Zeiten deswegen Gluͤck wuͤnschen! Feuer binden, Wasser binden! und was noch scharfsinniger ge- saget ist, Feuer und Wasser zusammen binden, das druͤcket die Sache edel und bildreich aus. Der ganze Nachdruck lieget in Binden. Man merke sich also eine Regel, die eine unerschoͤpfliche Quelle der schoͤnsten Schreibart ist: Je weniger sich Woͤrter zusammen schicken, und je weniger man dabey denken kann; desto sorgfaͤltiger und oͤfterer muß man sie zusammen setzen. Zwar murrische Kunstrichter wollen den neuern Schriftstellern die Ehre eines feinen Geistes nicht goͤnnen. Sie schreyen: solche Reden, die man nach meiner goldenen Regel zusammen stoppelt, waͤren ein Nonsens. Wer wollte sich aber nach diesen Leuten richten? Wie vieles bliebe unge- schrieben, ungedruckt und ungelesen! Sie sollen und muͤssen nicht Recht haben! Feyrer. Dieses bisher unbekannte Wort bedeutet einen, der einen Sonntag hat. So kann man auch sagen: Anfeyerer des Sabbaths. Wie man aber ein Feyrer des Gerichtstages seyn kann, ist ungewiß. Wenn Fi Wenn der Gerichtstag ist untergegangen, wird aufgehn der dritte, (Sabbath.) Ewigkeit heisset sein Maaß; sein erster Feyrer Meßias. Offenb. St. Klopst. Einige Verehrer Miltons haben gesaget, wenn Gott englisch spraͤche: er wuͤrde nicht anders, als Milton sprechen; wir unterstehen uns, sol- ches von dem Evangelisten Klopstock zu be- haupten. Ein guter Freund hat den Abend der Welt bewundert, und wir wuͤrden fehlen, wenn wir nicht den Tag dieses Abends erhuͤben. Er ist untergegangen der Gerichtstag! Wann wird doch seine Morgenroͤthe aufgehen? Ewig- keit heisset sein Maaß; so misset man nun die Tage. Wir wuͤrden diese Redensart den He- braͤismus nennen, wenn wir nicht alles das ver- ehreten, was in der Bibel stehet. Fichtenzimmer ist ein Schiff; oder vielmehr die Cajuͤte des Schiffers. Der Gottheit unsichtbaren Schimmer Verschließt ein Schiff im fichtnen Zimmer, Wo deine Weisheit Lehrer schafft. Samml. Nicol. 108 S. Auf deutsch der Heyland trat ins Schiff. Kann aber das Zimmer nicht auch von Eichen, oder Cedern gewesen seyn? Wir wuͤrden Ce- dern gesaget haben. War der Libanon nicht in der Naͤhe? Baut man denn Schiffe von Fichten? Baumeister Naumann bauet seine Fichten gar aufs unbepfaͤlte Wasser. Nimrod 24 S. Er Fi Fl Er baut seine Fichten getrost aufs unbepfaͤlte Gewaͤsser. Es ist sehr dienlich, daß das Gewaͤsser nicht Pfaͤ- le hat; wuͤrden die Schiffe nicht scheitern? Fiebrische Stoͤße. Was fuͤr allerliebste Stoͤße! Erstlich denket man an das Fieber, wie das einen schuͤttelt; 2. an die Stoͤße, die die Erde bekam, als sie das Fieber hatte; naͤmlich die Suͤndfluth. Gott behuͤte den Herrn Verfasser fuͤr ein solches Fieber; wir sorgen nur um sein Gehirn; denn sonst wissen wir, daß ein Fieber zur Gesundheit dienet. Allein das Schoͤnste ist, von Stoͤßen ge- wieget zu werden. So wieget der Schulmei- ster die Jungen. Hin u. her, wie von fiebrischen Stoͤßen ohn- maͤchtig gewieget, Folget ein Sturz. Noah, 252 S. Wir trauen unserm Leser kaum den Verstand zu, das Sinnliche dieses Bildes einzusehen. Be- merket man auch das Wort ohnmaͤchtig? Feuervolkan ist nicht der Gott Vulcan: Wir wis- sen nicht recht, unter welcher Trope diese Figur oder Bluͤmchen gehoͤret; nennen uns aber unterdessen den Zuͤrcherismus; denn wer kann anders, als ein Zuͤricher, errathen, daß es ein feuerspeyender Berg ist? Zwar war sein fester Kern mit Feuervolkanen besetzet. Noah, 248 S. Flaͤhmischfunkelnd. Etwas sehr flaͤhmisches befin- det sich im Nimrod und seinem Hofnarren Ha- bacuc, 7 S. K Mit Fl Mit flaͤhmischfunkelnden Augen entreißt er dem Hauptmann Den Spieß ꝛc. Dieß thut der flaͤhmische Nimrod! Und dar- zu mit den Augen entreißt er. Jst das nicht ein rechtes Hundegleichniß? Flatern. Wie der große Mann das Leben nicht flatern laͤßt! — ihr Leben Flatert’ auf der Spitze der Degen; es floß auf der Klinge Gern, u. hielt es fuͤr Schimpf, durch andre Wege zu fließen. Noah, 71 S. Freylich! Waͤre es durch den Steiß geflossen: so waͤre es schimpflicher. Wie das Leben nicht fliessen kann! Bald wird mans, wie das Was- ser, abschlagen. Wie die kleinen Fluͤgelchen nicht werden gewackelt haben! Was fuͤr Bilder! Was fuͤr Gedanken! Fleischfarben. Die Schule der Maler erklaͤret die- ses Kunstwort. Jch freue mich, eine Gelegenheit zu haben, einen ganz neuen und unerwarteten Gebrauch desselben anzuzeigen. Ein gewisser Schriftsteller, der weitlaͤuftige Herr Buttstett, im 4ten Bande der v. Ged. 108 S. redet von einem Geiste, der mit Fleischfarben kann abgemalet werden. Dieser Ausdruck ist in seiner Art wohl der sinnreich- ste, und will nichts mehr sagen, als dieses: Ein Geist, der die Natur des Blutes hat. Kann man denn aber auch Anlaß finden, dieses Bluͤmchen an- zubrin- Fl zubringen? Ach ja! Man rede zum Exempel von dem Ursprunge der menschlichen Seele. Eini- ge Weisen haben behauptet, daß die Seele aus dem Blute der Aeltern kaͤme; andere haben ihnen ge- antwortet, daß alsdenn die Seele eine koͤrperliche Natur haben muͤßte. Dieses nicht zu roh und zu trocken auszudruͤcken, ahme man dem Hn. Butt- stett nach, und sage: Wenn die Seele aus dem Blute der Aeltern gezeuget wird, so wohnet ein Geist in uns, der aus Materie bestehet, und mit Fleisch- farben kann abgemalet werden. Buttst. Ged. 4 Th. 108 S. Ein Redner kann zwar nach der alten Leyer denken; aber ungewoͤhnlich, neu und malerisch muß er re- den und schreiben, sonst taugt sein ganzer Kram nichts. Flußpferd stampfet den Marmor, der es haͤlt; und doch haben wir noch keines von Marmor gese- hen, das sich geruͤhret haͤtte. Loͤwe, Flußpferd u. Greif erheben sich, uͤber die Haͤlfte des Leibes, Aus dem Marmor hervor, und stampfen den haltenden Marmor. Noah, 77 S. Wir heissen dieses die Figur en Bas reliéf. Halb stecket naͤmlich der Verstand noch in dem Marmor. Fluthumarmet, und wird in den wurmsaamia- nischen Gedichten oͤfters umarmet, wann die Helden ins Wasser purzeln. Sie hat Hoͤrner, K 2 und Fl und stoͤßt wie ein Ochs, und streifet ab, wie ein Jaͤger. Wenn die Hoͤrner der Fluth ihn stoßen, die Flur ihm abstreifen. Noah, 189 S. Sie wird auch bepfluͤget! Da sie schon zwanzig Tage geschirmt die Flu- then bepfluͤget. Noah, 286 S. Dieses Pfluͤgen verrichten sie eigentlich mit Cara- ken und Caravellen, in deren Rippen der Hie- rarch verschlossen ist, der sich auf der Suͤndfluth retten will. Er nahm das Muster zu diesem Schiffe von dem Luftschiffe des weit listigern Teu- fels, als Satan, Adramelechs; dieses aber ist von dem Fuhrwerke hergenommen, das Ariost nach den Monden angeleget. Die Riesen fan- gen ein jaͤmmerliches Laͤrmen an, und nothzuͤchti- gen darinnen alle Weibespersonen: eine zu einer Epopoͤe sich wohl schickende Episode! Og stand zwischen die Schneiden der blanken Schwerter und flehte: Schonet, o! schonet der Fluthentflohnen, der Hoffnung der Erde! Gebt dem Schwert nicht das Blut der Freund’ u. Edeln zu schluͤrfen! e. d. Wenn das Schwert es nur nicht getrunken haͤtte; geschluͤrfet wuͤrde es wohl nicht haben. Sollte das die in dem 1 Verse nicht ein Druckfehler seyn? Auf die Frage wo? gehoͤret sonst die Nehmen- dung. Flug. Es ist gewoͤhnlich, daß Dichter fliegen; sie fliegen aber manchmal so hoch, Daß Fl Daß sich vor Freuden die Koͤpfe an Waͤnden zer- stoßen. Heldged. Wurms. Unter allen den Fluͤgen, die unsere wirbelsuͤchtige Dichter seit zehen und mehr Jahren gethan haben, sind uns keine staͤrker zu bewundern vorgekommen, als zween: ein beschnittener und ein fallender Flug. Wir wuͤrden uns des Neides schuldig machen; erwaͤhneten wir des großen Mannes nicht, der sie gethan. Es ist der Vater unserer neuer Homere; der Kenner der noahischen Sitten; Klopstocks Gespiel im Thalep, ach! koͤnnten wir ihn noch mehr ehren! Herr Bod- mer, die Ehre des großen Rathes zu Zuͤrich. Ein fallender Flug ist also, wenn man aus dem Fenster faͤllt, und ein steigender Fall, wenn man wieder hinauf klettert. Meinen fallenden Flug zur Wohnung der ir- dischen Leute, Und mein Bleiben bey ihnen versuͤßt allein der Gedanke, Daß ein Noah hier lebt ꝛc. Noah, 167 S. Mein fallender Flug, den ich durch das ganze Reich des Anarchen, die Gedichte neuerer Zeiten, thue, wird allein durch die Namen Klopstocks, Hallers, Bodmers, Naumanns ꝛc. ver- suͤßet. Welch ein allerliebster Flug ein ver- suͤßter Flug nicht ist! Denn was ist groͤßers und herrlichers irgends- wo zu finden, Als ganz vernunftlos, dennoch vernuͤnftig zu schreiben? Wurmsaamen. K 3 Fly- Fl Fr Flystern. Es klinget sehr angenehm, wenn wir ei- ne Antwort mit Fluͤstern empfangen. Denn 1. kann derjenige flystern, der sie uns bringet; und 2. der, welcher sie empfaͤngt: sie flystern sich also beyde entgegen. Niemand aber flystert ange- nehmer, als der Flysterer der Alpen. Israels soehn’ empfiengen die antwort mit froe- lichem flystern. Jac. u. Jos. 35 S. Vieleicht flysterten die Soͤhne unter einander; welches denn ein sehr flysterndes Flystern wird erreget haben. Forschendes Messer ist bey Saͤnger Bodmern ein Messer, welches einem in den Hals gestoßen wird. So forschet der Schlaͤchter, wenn er schlachtet, und der Schaͤfer, wenn er die Hammel reiniget; ja auch das Messer forschet, welches Verschnittenen uͤber die Haut faͤhrt. Das eine Messer forschet nach dem Leben; das andere nach den Hoden: wornach forschet Hn. Bod- mers seines? Ungesaͤumt wurden sie mit den langen forschen- den Messern Jn die schneeweisen Haͤlse (nicht Steiße ) ge- stochen. Noah, 145 S. Freundschaft. Wir wissen diese Stunde noch nicht recht, ob wir uns gleich in einem Stoßgebetchen zu den Alfern und Feyen gewendet haben: was fol- gendes fuͤr eine Freundschaft sey? Bedeutet sie Raphaels Freundschaft, d. i. die Engel, mit denen er verwandt ist? Oder soll es des Engels Freund- Fr Freundlichkeit ausdruͤcken? Kurz! wir wissen es nicht; und hier ist die Freundschaft! Unter der Pforte des Bergs erwartet’ ihn Ra- phaels Freundschaft? Noah, 167 S. Wir wissen auch nicht, ob es Darm- oder Drat- sayten sind, mit denen wohlklingende Freunde verbunden sind. Denn so rufet Cham: Er hat die Menschen — — Mit gleichstimmenden Saiten der Freund- schaft zusammen verbunden. Noah, 283 S. Wir werden Achtung geben, und ehester Tages die Saiten unsers Freundes versuchen; nur fuͤrch- ten wir, daß er uns mit dem Fiedelbogen uͤber den Kopf schlaͤgt: denn er klinget sehr scharf. Fronte. Es ist ein Wunder, daß der Herr Kriegs- baumeister Naumann nicht das Bajonet bey den nimrodischen Kriegsleuten eingefuͤhret hat: wir finden doch schon, daß sie sich des Wortes Fronte bedienet haben: denn Nimrod selbst saget: — Jch hatte wirklich des Morgens Die Fronte meiner Armee gegen die Stadt ausgebreitet. Nimrod, 246 S. Wir bilden uns demnach ein, der Herr Magister werde ein Paar Troͤpfchen von des alten Skal- ders Odin Wasserblaͤschen getrunken haben; ja es koͤnnte leicht seyn, daß er auch etwas von den verdickten Klumpen gekostet haͤtte. Frost. Es ist wahr, wir haben wohl eher die Leute im Froste rennen sehen; den Frost aber selbst auf so schnellen Fuͤßen zu sehen, ist uns noch nicht K 4 gelun- Fr Fu gelungen. Wir selbst haben auch oft in dem Fro- ste gebebet; daß er aber bebte, war uns, so ge- lehrt wir auch sind, unbekannt. Ueber dem Anblick rann ihm ein bebender Frost durch die Adern. Noah, 145 S. Auf eben dieser Seite bewundern wir ein neues Bey- wort blutlos; so sagen wir auch athemlos. Fruͤhlingslaͤcheln ist ein gar ander Laͤcheln, als Winterlaͤcheln; die meisten unser laͤchelnder Dichter laͤcheln das erste Laͤcheln: denn so laͤ- chelt die Feya von Tabor; oder fuͤllt ein Ant- litz. Ein heiliges Fruͤhlingslaͤcheln Fuͤllte sein Antlitz. Meß. 36 S. des heiligen Laͤchlers St. Klopst. Fuͤhlplatz. Ein trauriger Fuͤhlplatz der allge- meinen Verwuͤstung, die Hr. Bodmer gere- det oder gestammelt. S. im Noah. Fuͤhlen und Fuͤhlung, zwey poetischmystische Woͤrter der heiligen Traͤumer, oder der Fromm- dichtergemeine. Jtzt trat er hoch uͤber die weichere Fuͤhlung. Noah, 172 S. Wohin trat er also? Jn lauter Mischmasch, das von dem ewigen Gefuͤhle des Gefuͤhles, was ein hoͤheres Gefuͤhl das niedere Gefuͤhl zu fuͤhlen zwinget, gefuͤhlet wird. Fuͤhren. Niemals sind wir in ein angenehmer La- byr i nth von Thraͤnen und Gedanken, klopsto- ckischen Gedanken, als in folgendes, gefuͤhret worden. “Wenn Fu “Wenn die Seele im Kuß, und der Gedank “in der Umarmung spricht: Freund! dann “fodre kein zaͤrtliches Wort. Thraͤnend fuͤhrst “du deine Seele in die meinige, und ich empfin- “de, wie du. Freund! (das hat gefallen,) “ thraͤnend fuͤhrst du deine edle Seele in die mei- “nige, und ich empfinde, wie du. Koͤrper! “bewege dich in bangem melancholischem Zittern! “Gedanken zwoer schwermuͤthig entzuͤckter See- “len sind dir im geheiligten Dunkel nahe. Zwo “Seelen, beyde ein Tempel Gottes! ꝛc. Nun “weine voll Beschaͤmung! Erloͤser! ewige Er- “barmung! ꝛc. Zwischen zweenen Engeln senk- “test du dich, durch den Sturm meiner Brust, “und er wuͤrde ruhig.” Samml. Nicol. 66 S. Senkte er sich lieber zwischen zwoen Myriaden! Jst das nicht herzbrechend? Kann man nicht aus Froͤmmigkeit ein Tremulant werden? Wir nen- nen diese Figur das Zittern; oder den Tremu- lanten schlagen. Funkeln. Auch Redner muͤssen funkeln; wir tau- fen daher dieses Bluͤmchen, und es heißt: der Karfunkelstein. Denn so wie wir aus den be- liebtesten Dichtern unserer Zeiten das, was fun- kelt, heraussuchen, und unsern Lesern in die Au- gen funkeln lassen: so muß man auch in einer Rede, aus einer Menge funkelnder Tugenden, die- jenigen hervorsuchen, durch die unser Held am meisten funkelt. Samml. Nicol. 9 S. Furche. Ein Kunstwort der Pflugtreiber. Ein bekannter Schriftsteller, der einem unserer groͤßten K 5 geist- Fu geistlichen Redner nachaͤffet, und sich recht martert, wie ein Mosheim zu schreiben, ohne wie ein Mosheim zu denken, leget diesem so verachte- ten Worte eine edele und erhabene Bedeutung bey. Er will sagen: die Sache hat einen großen Ein- druck gemacht. Das waͤre wohl schlecht ge- schrieben! Die Sache hat merkliche und tiefe Furchen in dem Acker des menschlichen Herzens ge- zogen. B-st-dt. Das ist schoͤn! Jch empfehle diese Redensart allen Anfaͤngern in der geistlichen Beredsamkeit: beson- ders denen, die mit allem Fleiße die Ausdruͤcke der Bibel vermeiden, und uͤber solche Kleinigkeiten schon weg sind. Es fehlet ihnen nicht an Vorgaͤn- gern. Mein guter Freund, der juͤngere Herr Chrysostomus, sagte mehr als einmal in seiner heiligen Rede: Jch wuͤnsche, daß mein heutiger Vortrag tiefe Furchen in dem Acker eurer Herzen ziehen moͤge! Wann man zu einer Dorfgemeine so spricht: so ist der Ausdruck schoͤn, und aͤsthetisch. Jn einem Lehrbuche sollte er nicht gelten. Wer kann es allen Leuten recht machen? Furcht ist der Seele Frost; was wird doch ihre Hi- tze seyn? Wie saget der große Geist? Die Furcht, der Seele Frost; der Flammen- strom, der Zorn, Die Rachsucht ohne Macht, des Kummers tie- fer Dorn ꝛc. Der Fu Der Liebe Folterbett, der oͤden Stunden Last, Die herrschen nicht so stark im Schaub, als im Palast. Haller, 112 S. Wer wird sich lange bey der Huͤtte auf halten? Man muß hineingehen; der Bauerfrau den Schaub, oder die Schaube nehmen und der Liebe Folterbett hineinstecken. Es ist wahr, man daͤhnet sich auf dem Folterbette der Liebe auch et- was aus: ob es aber so fuͤrchterlich, als eine Fol- ter, ist, das fragen wir alle Verliebte? Wir be- wundern auch hier einen Flammenstrom, einen Strom von Flammen; wie auch einen tiefen Dorn. Denn so kann man sagen a. St. er spruͤ- het Flammen aus; er stroͤmet Flammen aus; und einen Degen, der einem tief in den Leib ge- stoßen worden, koͤnnen wir einen tiefen Degen nennen. Allein hier ist noch einen graͤßlichere Furcht; und so siehet des Herrn M. N. Furcht aus. Seine Furcht war so naͤrrisch, als die Kunst der Prophetin, Die eine haͤßliche Vettel und ein vorwitzig Weib war: Runzlicht, hoͤkrig und zahnlos, mit bleichen begeiferten Lefzen, Mit triefend gelbem Gesicht, und duͤnnen graͤulichen Haaren, Wobey sie einaͤugig, lahm war; und einen En- tenfuß hatte. Nimr. 407 S. Einen Entenfuß, oder einen Entensteiß! Jst das nicht eine naͤrrische Furcht? Fuß- Fu Fy Fußtritt. Vieleicht soll dieses einen Schemel be- deuten? Wer ungewahrsam den Trank der irdischen Froͤhlichkeit trinket, Dem entzieht sich das aͤchte Gefuͤhl; die Stel- le der Freude Nimmt auf seinem Fußtritt die Krankheit mit scheußlichem Antlitz, Garstig. Noah, 62 S. Jst das nicht garstig? Ach! wie die heiligen Trinker nicht trinken koͤnnen! Kaum lasen wir in der Bibel, die Baͤcher des Zornes trinken: so tranken wir Deckelglaͤser der irdischen Froͤh- lichkeit ungewahrsam; d. h. wir nahmen uns nicht in acht; und soffen uns toll und voll, bis sich das aͤchte Gefuͤhl entzog, und wir nun ein unaͤchtes fuͤhlen. Da setzet sich nun auf den Schemel der Freude die Krankheit, und grin- set. Alles grymselbergische Schoͤnheiten und Wesen! Fyrstlich. Die Thraͤnen lassen sich von einer fyrst- lichen Hand noch einmal so gut abtrocknen, als von einer josephischen, oder zophenatpanahi- schen Hand. Wie dem traurigen vater der lange bewei- nete Joseph Mit der fyrstlichen hand zuletzt die thrænen getruknet. Jac. u. Jos. 6. S. Man muß auch nicht sagen getrucknet: nein! der Accent muß auf das k etwas ruhen; sage daher, wie der unsterbliche Accentuist, getruknet. Galgen- Ga G. Galgenfeld. Am verdienten Stricke im Gal- genfelde pralen heißt nach der Sprache der Scharfrichter haͤngen. Dieses zwar ist kurz; allein ein Kramsvogel muß auch Butter haben. Gehangen sind die Diebe lange worden. Man muß also eine Bruͤhe daruͤber her gießen und sie im Galgenfelde pralen lassen. Freylich ist das Pralen nicht weit her; und sie haben nicht viel Ursache dazu: allein sie pralen doch; und pralen ist doch ein so pralendes Wort. Und ist denn der ein Held, Der am verdienten Strick noch pralt im Galgenfeld? Haller, 59 S. Wir haben die Ehre, Sr. Gn. die Frage zu beant- worten, und sagen: Nein! denn hat er den Strick verdienet: so ist er nicht ein Held, wenn er auch in eisernen Ketten hienge und gar auf dem Rade laͤge. Gang ein eiserner. Wir bemerken hierbey, daß ein goldener Gang weit sanfter seyn muß; was aber das schoͤnste ist: so kann ihn ein hoͤrendes Ohr hoͤren. Es kann auch ein Fußtritt, oder Schemel, darunter verstanden werden. Wie singet oder traͤumet der goͤttliche Traͤumer? Wenn du nun hoͤren wirst um dich herum im Dunkeln dahergehn Gottes Fußtritt, (Schemel) den eisernen Gang des wandelnden (spatzierenge- henden) Richters, Und Ga Ge Und den Kriegsklang (nicht den Friedens- klang) der Panzer um ihn! Meß. 123 St. Klopst. Dann werden wohl die Engel sich harnischen; denn sie haben nicht so viel Muth, als unsere Helden, die fast so nackend, als die Hand, ins Feuer laufen. Wir glauben in aller Demuth, daß un- ser, wie nenne ich ihn doch recht? unser mehr, als Homer, von der Feya aus vollen Trink- hoͤrnern des Saftes Odins getraͤnket worden. Was koͤnnte anders, als ein uͤbermenschliches We- sen, einen so harten Rausch zuwegebringen? Gott einen Schemel, wenn er gehen will, zu geben, und die Engel harnischen zu lassen! Drum wenn ihr von einer Heerschaar Engel redet: so nennet sie die englischen Kuͤraßierer, oder Pan- zernen. Gaukeln. Vor diesem gaukelten Seiltaͤnzer, und Puppenspieler. Nun aber lassen die neueren Alfern nicht nur ihre Geisterchen und ausge- schaffene Puppchen gaukeln; sie selber auch gau- keln. Siehe alle heilige oder gaukelnde Saͤn- ger, oder Weltenmacher. Gebaͤhrmutter. Wir haben mit Bewunderung be- merket, und glauben, daß alle neueren Dichter oder Musen Accoucheurs und Hebeammen ge- worden sind. Nach ihren saftigen Lieblingsfigu- ren zu urtheilen, koͤnnen wir getrost unsere Ba- demuͤtter abschaffen, und wann unsere Weiber im Kreißen liegen, geschwinde einen Dichter kom- men lassen. Denn wer verstehet sich besser darauf als Ge als Maͤnner, die so gar die Kinder an der Gebaͤhr- mutter seegnen? Und wer kann besser Sein geschlecht an den brysten und an der gebæhrmutter seegnen? Jac. u. Jos. 10 S. Gebeth. Sich auf Gebethe lehnen. Diese Stuͤ- tze ist zwar etwas unsicher; zumal fuͤr einen so alten Mann, als Jacob ist: sie ist nichts desto- weniger schoͤn. — auf ihre gebethe gelehnet Geh ich getrost. Jac. u. Rachel. 8 S. Wir wollen ihn gehen lassen. Gebeine der Auferstehung sind nicht der Auferste- hung Gebeine: es sind Gebeine, die da auf- erstehen wollen. Siehe eben diese Schoͤnheit unter Feld. Denn so fluchet Philo dem Gama- liel: in der Offenb. St. Klopst. 116 S. So trete der Poͤbel Auf dein Grab hin, und spotte daselbst des Pro- pheten und deiner: Warum liegt ihr so still der Auferstehung Ge- beine? So ist dann Gamaliel der Auferstehung Ge- beine? Das Grab muß freylich etwas groß seyn, auf dem ein Poͤbel stehen koͤnne. Allein es ist figuͤrlich: so wie uns der ganze Meßias eine Fi- gur zu seyn scheinet: eine Figur von einem Helden- gedichte! Hr. Prof. Meyer haben bey ihm die Stelle eines Addisons vertreten; wir ahmen ihm, so unnachahmlich sein epischer Eifer fuͤr den Hn. Klopst. auch ist, durch ein Woͤrterbuch nach. Ge nach. Beylaͤufig! Wir haͤtten gern gesehen, daß es dem groͤßten Dichter, dem Teufelssaͤnger, gefallen haͤtte, seine Weltchen in Kupfer stechen zu lassen: o! was wuͤrden wir da fuͤr Teufelchen zu sehen bekommen haben! Ehestens werden wir uns beschneiden lassen, um zu seinen theologi- schen, und rabbinischen Geheimnissen zugelassen zu werden: wie werden wir dann nicht harfen, und uns allmaͤhlig zum Denker modeln! Uns jauchzete ein gewaltiges Lachen durch unsere Ge- beine, als wir folgendes Jauchzen jauchzeten: Auch mir huͤpfet mein Herz; auch jauchzt durch meine Gebeine Freud und Hoffnung, die goldgewuͤrkete Tage weissaget. Noah, 95 S. Auch uns huͤpfte das Herz; auch schrie durch un- sre Gebeine Scherz und Lachen, das bleygewuͤr- kete Verse weissagte. Wir wundern uns, wie es moͤglich gewesen, so viel mizraimische Schoͤn- heiten, als huͤpfen, jauchzen, Gebeine, Freude, goldgesponnene Tage, weissagen, in zweenen Versen zu verknuͤpfen! Wir sahen den Dichter gleichsam vor unsern Augen in unserm gopher- nen Behaͤltnisse, oder getaͤfelten Kemnate huͤp- fen, und jauchzen; jauchzen und huͤpfen; und bezeichneten diese Figur gleich in unserm Figuren- register unterm Bilde der Bachstelze; denn die Bachstelze huͤpfet und wackelt mit dem Schwanze, wie ein Dichter. Gebruͤckt. Dach hatte, und dazu gleichnißweise, bebruͤckt gesaget. Herrn Bodmer floß es ganz Ge ganz kalt uͤbers Gesicht: er sagte, doch das ist zu wenig, er accentuirte gebruͤckt. Die Riesen stuͤrmen das Paradieß, wie die Soͤhne Titans den Olymp: Schon war der Berg in ihrer voreiligen Hoff- nung uͤberstiegen, Da sie hinauf die hohe, die maͤchtige Steige gebruͤckt sahen. Noah, 137 S. Adramelech war der Bruͤckenmeister; es war also eine recht verteufelte Bruͤcke. Siehe das Woͤrtlein Schon, wo wir es mit gebuͤhrendem Weihrauche bestreuen; erwarten aber einen Be- richt von der Macht dieser Steige; oder Stiege. Gebund von Freuden; also auch eine Strehne Betruͤbniß, welches beydes Spinner Bod- mer auf Swifts Spinnrade drehet und spin- net. Wir hatten ein ganzes Schock von Freu- den, als wir dieses lasen, und durften nicht spin- nen und winden; aus Furcht, alle unsere Freu- den, ist die mehrere Zahl nicht schoͤn? aus unserm Leibe zu spinnen. Wir nennen dieses Bluͤmchen die Spinnstube. Die Weiber vermischten sich schon in Gedanken fleischlicher Weise mit ihren Maͤnnern, die jenen kleine Noachiden, Buͤb- chen mit Gruͤbchen im Kinne, machten. Die Verheutigung eine treffliche Figur reiche dem Manne von Zyrich ein Gleichniß dar: Wie, wenn ein Juͤngling die Tag’ erfuͤllt sieht; da sein Verwalter Wieder zu Haus seyn kann, den laͤngst sein Vater verschickt hat, L Eine Ge Eine Frau ihm von seinen Freunden in der Fern zu freyen: Soll der Verwalter freyen? Gegen Abend aufs Feld geht, da nach der Gegend zu schauen, Wo die gewuͤnschte Braut herkommen soll; sei- ne Gedanken Alle sind bey dem Maͤgdchen, das er noch nie- mals gesehen, Aber aus ihm die Lust der kuͤnftigen Tage schon machet; (Kinderchen.) Augen voll Glut, voll Rosen die Wangen, ihm sinnreich erschaffet, Mit dem Gruͤbchen im Kinn. So gingen mit eilender Liebe Jhren noch ungebohrnen Kindern die Muͤt- ter entgegen; Knuͤpften sich schon ein Gebund von Freu- den in ihrem Gemuͤthe, Und beschenkten sie muͤtterlich mit den schoͤnsten Gestalten. Noah, 383 S. Sobald uns die Schoͤpferlust ankommen wird: wollen wir auch unsern Verwalter, wie Abra- ham, senden; sendet gleich mancher einen Schnei- der. Bewunderst du auch recht, mein Leser! das seinen und ihm, welches uͤber das ganze Gleich- niß gleichsam einen Vorhang ziehet, hinter dem Herr Bodmer, dann und wann, hervorkuket? Der Verfasser des Hermanns hatte kaum gesaget: Und die ungebohrne Welt soll noch deinen Trotz beweinen. So Ge So sehen wir auch schon Muͤtter ihren ungebohr- nen Kindern entgegen spatzieren gehen. Au! nie so stark hat Cynthius gekniffen; Als Asa mir die trocknen Ohren reibt: Ein Skalder ist, so donnert sie verpfiffen, Der klingelnd hell gleich dir in Reimen schreibt. Ein Geschaffenes 3 Gebr. der rubens. Delphinen. Geburthsfels. Man siehet wohl, was folgende Verse fuͤr einen Geburthsfels oder fuͤr ein Ge- burthsgehirn haben. Wir wuͤrden in unserm Geburthsdorfe nicht so accentuiret haben. Rasenden Lerm (sah ich) und wildes Gewimmel mit drohenden Stimmen, Die an meinen Geburthsfels schlugen und zwanzigmal brachen. Noah, 412 S. Da sehet, wie der wundernswuͤrdige Mann erstlich die Stimmen laͤßt zu einem Meere werden. Nun wallen die Stimmen; sie werfen ihre Wellen; und der Geburthsfels zwinget sie, dieses stuͤrmen- de Wesen fahren zu lassen, und sie brechen sich zwanzigmal. Wir stellen uns dabey die Wirbel des Cartesius vor und sehen sie vor uns, wenn wir ausrufen: Bodmer! der Wirbler! wirbelt; ja wir gerathen mit in den meßianischen Wir- bel, der uns allmaͤchtig dahin reißt. Hier ein Teufelchen; dort ein Engelchen: ein allerlieb- ster Dudaim; eine silberne Cidli ergetzen uns in diesem Wirbel. Welch ein Wirbel! Wie er so schoͤn ist! Wir theilen unsere modische Dichterwelt in sechs Wirbel, davon einer den andern dahin- L 2 reißt; Ge reißt; und verschlingen wuͤrde, wenn nicht ein Sehraff jeden in seinem Schwunge erhielte. 1. haben wir den gleimischen Wirbel; den Wir- bel der Kleinigkeiten. Dichter, die von ihm ge- zogen werden, sehen die groͤßten Dinge zwar durch ein Vergroͤßerungsglas; allein sie kehren das Sehrohr um, und alles stellet sich ihnen von der kleinen Seite vor. Doris spricht bey ihnen so dumm, als ein Moͤpschen; und Moͤpschen so taͤndelnd und witzig, als ihre Bruͤnette. Phi- losophen suchen am Himmel nur die Jungfer: aber nicht die Sterne. Man trifft darinnen so viel Schoͤnen an, als kaum der Großsultan einge- sperret haͤlt; hat gleich der Dichter oft nicht ein Kammermaͤgdchen zu seiner Phillis. Dieser Wirbel verschlinget viele Witzlinge, die mit dur- stiger Kehle von Weine, und mit kaltem Blute von der Liebe singen. Ruach Abdiel, als der barmherzigste Teufel, stehet ihm vor, und beherr- schet ihn aus seinem Orangenblatte, wo auch die- ser ganze Wirbel Raum haͤtte. 2. haben wir den Schaͤferwirbel. Er stoͤßt an den ersten; und man siehet darinnen beschnittene Maͤn- ner mit langen Baͤrten; Viehhirten, die, wie die Tattarn im Lande umherzogen, zu arkadischen Schaͤfern werden. Jhre Schallmeyen schnar- ren etwas; man kann auch immer am Ende des Liedes hoͤren, wer der Setzer davon gewesen. Brummet es: so ist es der alte Schaͤfer Bod- mer; quitschet es aber, wie bey uns die Scha- lumos auf den Bauerhochzeiten: so ist es Schaͤ- fer Ge fer Wieland; der sich auch oft in dem Tone der alten Ritterbuͤcher versuchet, wie sein Parzifall bezeuget. Ehestens wird er auf Anan, der die Maulesel erfand, ein Mauleselgedicht machen. Dieser Wirbel entstehet meistens uͤber Suͤmpfen und Moraͤsten, und die Schoͤnen, weil doch kein Gedicht ohne die seyn kann, die man darinnen antrifft, haben die laͤngsten Euter von der Welt. Ruach Bodmer ist in seiner menschlichen Huͤlle der Vorsteher dieses Wirbels, und erhaͤlt ihn, damit er nicht in Koth dahinfliesse. 3. haben wir den Riesenwirbel. Gestalten von entsetzlichen Riesen irren darinn umher. Wir haben einstens darinnen das Luftschiff Adrame- lechs seegeln sehen. Guanos , Hydern, Am- phisbaͤnen flatern da, wie bey uns die Schwal- ben. Die fuͤrchterlichsten Jnsecten mit Stile- ten und Risseln spinnen in dem Gehirne der Dich- ter: in welchen Spinneweben sich Gedanken fan- gen, und Begriffe verwickeln. Ruach Adra- melech schiebet mit goͤttlichen Armen diesen Wir- bel vor sich her, damit er nicht aus dem Gleise komme; allein er kann doch nicht hindern, daß nicht hin und her ein Riese, ein Amphisbaͤn- chen, und Hyderchen verzetelt wird; welches denn von kleinen Geisterchen aufgefangen, und mit einem Saͤftchen 4. in den Nimrodswirbel versetzet wird. Kraft diesem Saͤftchen, welches wir unter dem Namen der Verheutigung verkaufen, siehet man den Jaͤger Nimrod Hof halten; man siehet, wie L 3 sehr Ge sehr seine Lustbarkeiten, die Riesenspiele ausge- nommen, den Lustbarkeiten unserer Koͤnige glei- chen; man findet Narren, wie unsere Narren, und wundert sich, daß der copernicanische Welt- bau den nimrodischen Kuͤnstlern nicht unbekannt gewesen. Ja man trifft Generale, Jngenieurs, Lieutenante an, und lernet daraus alle franzoͤ- sische Kriegeswoͤrter. Es ist zu hoffen, daß un- sern Faͤhnrichen dieß Buch sehr brauchbar wer- den wird, wenn diese Herren ausserm Morgen- seegen und der Ecole des Filles nur etwas le- sen werden. 5. haben wir den hallerischen Wirbel, der vor funfzig Jahren unterm Namen des Lohensteini- schen bekannt war. Alle, die witziger, als Opitz, Kanitz, Guͤnther, Gottsched, Schwabe seyn wollen, werden von ihm herum- geschleppet. Bald zerscheitern sie an einem Mit- telworte; bald verschlinget sie ein Hellenismus, der sie nach 24 Stunden wieder von sich speyet, und in das Reich des Anarchen stuͤrzet, wo ein roher Stoff zu Gedanken ohne Aufhoͤren stuͤrmet und schaͤumet. Dieser Wirbel toͤnet auf har- monischen Sphaͤren hoch hinuͤber in das Reich der Natur und der gesunden Vernunft. 6. kommen wir in den groͤßten aller Wirbel, in den meßianischen Wirbel. Er reißt wie ein Comet hindurch, und schleppet alle oben geschil- derte Wirbel in seinem allmaͤchtigem Schwan- ze donnernd fort. Das Allerheiligste ist nicht vor ihm sicher. Er faͤhrt in den Abgrund, und drin- get Ge get in den Himmel, und enthaͤlt alles, was eine sich selbst gelassene Einbildungskraft, nur im Hey- denthume, uns von Himmel und Hoͤlle erzaͤhlen koͤnnen. Er ist so anziehend, daß ihm auch viele aus Furcht folgen, und ihre gesunde Vernunft auf- geben. Wir nennen ihn den Teufelswirbel; weil er so gar dem Engelswirbel obsieget. Sind das nicht Wirbel? Wir muͤssen aufhoͤ- ren: sonst schleppen sie uns mit fort. Gedanken; die sich mit den Gedanken der Gei- ster vereinen, sind klopstockische Gedanken. O! du, dieser verherrlichten Erden erwaͤhlter Beschuͤtzer, Seraph Eloa! verzeih dieß deinem zukuͤnfti- Freunde, Wenn er deinen seit Edens Erschaffung verbor- genen Wohnplatz, Von der heiligen Muse gelehrt, den Sterblichen zeiget. Hat er sich jemals, voll einsamer Wollust, in tiefe Gedanken Und in den hellen Bezirk der stillen Entzuͤ- ckung verloren; Hat mit Gedanken der Geister sich sein Ge- danke vereinet; Hat die enthuͤllete Seele der Goͤtter Rede ver- nommen: O! so hoͤr ihn, Eloa, wenn er, wie die himmli- sche Jugend, Kuͤhn u. erhaben, nicht modernde Truͤmmer der Vorwelt besinget; L 4 Son- Ge Sondern den Buͤrgern der goͤttlichen Erde dein Heiligthum aufthut. St. Klopst. 25 S. Wir haben, um es recht zu bewundern, mit Fleiß dieses bescheidene Gespraͤch, denn daß es ein Ge- beth seyn solle, wollen wir nicht hoffen, eines Sterblichen mit einem Seraphen hergesetzet. Denn 1. lernen wir, daß Eloa, der von Se- raph Klopstocken geschaffene Engel, der Pa- tron von unserer Erde ist. 2. daß es heilige Musen giebt; 3. daß die Entzuͤckung einen hellen Bezirk hat; einsame Wollust haben wir unter einsam bewundert. 4. sehen wir, wie Geist Klopstock in seiner Kemnate und irdischen Huͤlle sitzet; harfet; und 5. Gedanken auf Gedanken der Harfe rufet; 6. daß er, wie die Engelchen, singet; 7. daß die Helden die Truͤm- mer der Vorwelt sind; 8. daß er wirklich uns das Heiligthum aufthut: denn was konnten wir anders von einem Freunde Eloas erwarten? Eloa wird sich durch seine Freundschaft, die ihm Schoͤpfer Klopstock widmet, sehr geehret finden. Gedraͤngt. Dieses Wort war bisher noch nicht ein Beywort gewesen; wir finden es aber mit dieser neuen Wuͤrde in den Gesichten St. Klopstocks, 169 S. geschmuͤcket. Wir sehen, wie der armen Bangigkeit bange wird, und beklagen sie herzlich. Aber da immer die Bangigkeit baͤnger u. ge- draͤngter die Angst ward, Dunkler die Nacht, gewaltger der Klang der Donnerposaune. Hier sehen wir, wie sich der Heyland vor der Dun- kelheit Ge kelheit fuͤrchtet; und daß es donnert, wenn die En- gel posaunen: allein donnert doch wol ihre Harfe. Gefoͤlgig. Wir hatten uns zwar ein Gesetz gema- chet, kein Beywoͤrtchen mehr, aus Furcht, Ekel zu erregen, anzufuͤhren: allein, wir haben der Schoͤnheit des gefoͤlgig, zumal in der Verbindung, nicht widerstehen koͤnnen. — Nun bringen gefoͤlgig die Maͤnner Jhr lebendiges Opfer. Noah, 409 S. Vieleicht folgten die Maͤnner einander. Auf eben dieser Seite bewundern wir auch einen freundlichen Thau. Gehorsamer Ruͤcken; diesemnach giebt es auch un- gehorsame, wann uns ein Grobian nicht gruͤßet. Seh ich es recht, so sind auf der Schlange gehor- samen Ruͤcken Maͤchtige Krieger mit glaͤnzendem Schild u. Speere bewaffnet. Noah, 185 S. Wir erstaunen, daß so viele maͤchtige Krieger nur ein Schild und Speer haben. Geist. Wer mich an einen oͤden Geist erinnert, der noͤthiget mich, an einen vollen zu denken: denn, so wie ich schließe, wann ich eine leere Wurst ge- sehen habe; daß es auch eine volle geben koͤnne; so kann ich auch von einem oͤden auf einen vollen Geist schliessen. Herr von Haller stopfet diese Wurst mit falschen Guͤtern. So bleibt der muͤde Geist bey falschen Guͤtern oͤde. 111 S. Dero Ged. Geist verknuͤpft in des Tages Riß. Nimmer- mehr haben wir einen Tag abreissen sehen; noch L 5 weni- Ge weniger einen Geist damit verknuͤpfen; ja einen Geist, der noch unreif zu dem Wesen, wir wis- sen nicht zu welchem, erlesen worden: Ein Geist, noch unreif zu dem Wesen, Wird heut zur Groͤße schon erlesen Verknuͤpft in dieses Tages Riß. Haller, 130 S. Sollte wohl verknuͤpft auf Groͤße gehen? Jn der 1. Zeile dieser Strophe sagt der unsterbliche Mann, daß ihm schwindelte. Wir glauben es; und die ganze Ode ist ein Beweis davon. Geister. Ein aͤsthetischer Philosoph belehret seine Leser, daß Gott zweyerley Gattungen vernuͤnftiger Geschoͤpfe aus Nichts hervorgebracht habe; naͤm- lich Menschen, und zweytens: Wesen, deren Gestalt nur mit den Augen des Verstandes kann gesehen werden. Jch lobe den Mann, daß der die andere Gattung nicht Geister genennet hat. Leben nicht in unsern Zeiten Menschen, die das Daseyn der Geister in Zweifel ziehen? Die Klugheit eines Schriftstel- lers macht sich ein Gesetz, dem Leser nicht anstoͤßig zu seyn. Auch ein einziges Wort bringt uns um den Beyfall. Geistschoͤpfer. So pfleget man auf neu deutsch Gott anzureden: es ist ein sehr artiger Sproß von zweenen zusammen gewachsenen Staͤmmen: der eine Stamm ist ein Gallicismus; der andere ein Anglicismus: woraus die ungemeine Frucht, die wir den Klopstockianismus nennen, ent- sprin- Ge springet. Denn so redet der kleine Geistschoͤ- pfer mit dem groͤßern: Aber, o Werk! das nur Gott allgegenwaͤrtig erkennet, Darf sich die Dichtkunst auch wohl, aus dunkler Ferne, dir naͤhern? Weihe sie, Geistschoͤpfer! vor dem ich in Stillem hier bethe; Fuͤhre sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzuͤckung, Voll unsterblicher Kraft, in verklaͤrter Schoͤnheit entgegen. Ruͤste sie mit jener tiefsinnigen einsamen Weis- heit, Mit der du, forschender Geist! die Tiefen Got- tes durchschauest: Also werde ich, durch sie, Licht u. Offenbarun- gen sehen, Und die Erloͤsung des großen Meßias wuͤrdig besingen. Off. St. Klopst. 3 S. Wir wollen die Spoͤttereyen eines losen Vo- gels hersetzen, und sie alsdann widerlegen. 1. Fragt er: “ wer wird hier allgegenwaͤrtig er- “kennet? Das Werk oder Gott? 2. Wem “naͤhert sich die Dichtkunst? 3. Wozu soll sie, “die Ferne, die wir unter Ferne bewundert ha- “ben, oder die Dichtkunst geweihet werden? “4. Jst das nicht eine fromme Verwegenheit, “die Dichtkunst fuͤr Gottes Nachahmerin, “und dazu in einem Gebethe, auszugeben? “Das Schaffen Gottes, und der Dichtkunst “ Schaf- Ge “ Schaffen ist wohl einerley? Homer bittet “die Musen nur um den Einfluß: Klopstock “aber ist ein Nachahmer Gottes und schaffet. “Wer ist voll? Jst Gott einsam? Was ist “das wieder fuͤr ein Geist, den er nun wieder “anrufet? Welcher Geist schauet die Tiefen “Gottes durch? ” Aber, mein lieber Herr Spoͤtter! er ist ein gruͤner Unglaͤubiger? Siehet er nicht, daß es Licht und Offenbarun- gen sind? Freylich sind sie nicht so, als die Of- fenb. Johannis: aber es sind auch St. Klop- stocks Offenbarungen. Wie billig verfahren wir also nicht, sie so zu benennen! Je ne fais, que rendre ce que le Public, (ou Klop- stock ) m’a preté: wie Bruyere von seinen Characteren sagete. Gekruͤgelt. Wann ein Nelkenstrauch in einem Topfe stehet: so heißt er ein gekruͤgelter Nelken- strauch: so wie, wann er auf dem Beete stehet, ein gebeteter. Kerenhapuch nahm einen gekruͤgelten Nel- kenstrauch mit sich. Noah, 237 S. Gericht Asche. Ein Gericht Asche! Wer hat je so geredet? St. Klopstock! 12 S. seiner Ge- sichte. Aber dereinst, wenn sich die Weltgebaͤude ver- juͤngen, Und aus der Asche des großen Gerichts trium- phirend hervorgehen. da wird St. Klopst. Reich anfangen; da wird das große Gericht zu Asche brennen; da wird Ge wird der eingemenschte Sehraff hoch daher ge- hen; da werden sie sehen - - O! - Sene Rari- te! Auch ein Gericht von Wasser, a. St. Suͤndfluth; so wie ein Gericht von Feuer, eine Feuersbrunst. Durch ein Gericht von Wassern, in welchen die Erde versenkt wird. Noah, 192 S. Ein Gericht kann auch glaͤnzen, und zwar aus dem Auge: — Wie glaͤnzet aus deinem Auge Lauter Gericht! Wie reden die Donner so laut ihre Stimme! Meß. 155 S. Sie bruͤllen oft gar ihre Stimme, und knallen. Gericht. Es waͤre uns leid gewesen, wenn wir nicht auch ein lateinisches Gericht haͤtten bewun- dern koͤnnen. Ein murmelnd gericht flieht (nicht fliegt ) von den lippen zu lippen. Jac. u. Jos. 63 S. d. h. man saget es sich ins Ohr. Au! s. e. Ge- schaffenes. Gemengsel. Ein neues und sehr edles Wort! Er warf sich ins dickste Gemengsel der Streiter. Nimr. 503 S. Druͤcket das nicht schoͤn das Handgemeng aus? und ist das nicht tapfer? Geschmeide. Mit Geschmeide sich wapnen. Es ist wahr, die Waffen sind fuͤrchterlich; zumal, wann sich eine Schoͤne damit wapnet; ob wir uns zwar vor einer nackten Schoͤne noch einmal so sehr fuͤrchten. Juͤng- Ge Juͤnglinge muͤssen den Leib mit starkem Ge- schmeide bewapnen. Noah, 144 S. Wir wollen uns auch so wapnen, und, den ersten Tag den besten, auf unsere Liebste losgehen, die sich nur damit schmuͤcket. Wir tragen daher kei- nen Zweifel, daß wir oben und sie unten zu liegen kommen wird. Wie suͤß wird alsdann unser Treffen seyn! Geschwaͤrzt. Stiefeln und andere Sachen wurden geschwaͤrzet; Se. Gn. aber schwaͤrzen auch des Urtheils Licht: d. i. Sie machen es zu einer Pechfackel. Es ist ein Ungluͤck: denn sonst sollte wohl des Urtheils Licht weiß seyn. Des hoͤchsten Guts Genuß war ewiglich ver- scherzt; Der Sinn ward mißvergnuͤgt; des Urtheils Licht geschwaͤrzt. Haller, 108 S. Gesellig. Es giebt gesellige Wolken und einsame Donner: Wir beneiden jene, und haben Mitlei- den mit diesen. Dunkle gesellige Wolken verhuͤllten noch ihre Gebirge. Jn den Gesichten St. Klopst. 23 S. Vieleicht werden auch die Wolken von den Ge- birgen, von der Wolken Gebirgen verhuͤllet. Auf eben dieser Seite bewundern wir 1. ein nie- driges Thal; denn es giebt auch hohe Thaͤler; und 2. den guten Morgen, den sich die Ster- ne still biethen; denn unsere Erde ist ja auch ein Stern. Jst sie denn schon seelig? Sie ist ja noch nicht gestorben; allein d. i. a. St. gluͤckseelig. Gabriel Ge Gabriel kam nur allein zur seligen Erde her- nieder, Die der benachbarte Kreis voruͤbergehender Sterne Still mit einem allgegenwaͤrtigen Morgen begruͤßte. e. d. Nun folgen die neuen Namen der Erde; denn auch die ist umgetauft. Wir haben einen Mor- genstern gesehen, der hell klingelte; vieleicht werden die Sterne beym guten Morgen auch geklingelt haben. Gesellen. Blicke zu den Stralen der Sonne ge- sellen: d. h. aus der Sonne auf die Erde sehen. Wir bewundern nur, daß die Seelen auf der Zin- ne stehen; ja, wir glauben, daß sie, um besser zu sehen, sich auf den Zehen erheben: haben sie nicht einerley Ursache? Hier fand er auf der Zinne der Burg die Seelen der Vaͤter, Die unverwandt den feurigen Blick zu den Stralen gesellten. Ges. St. Kl. 30 S. Ob man im Feuer gut sehen koͤnne: das uͤberlas- sen wir andern zu untersuchen: wir bewundern es. Gespenst hungriger Begierden. Hat jemand das Gespenst gesehen? Wir haben auch gehungert: aber der Hunger war sehr wirklich: er trieb die Gedaͤrme recht herum. Getrieben vom Gespenst stets hungriger Be- gierden Sucht er in Arbeit Ruh, und Leichterung in Buͤrden. Haller, 98 S. Wen Ge Wen also hungert, der arbeite, und wer da duͤrstet, der trage Buͤrden: welches ein vortreff- liches Mittel, sich zu saͤttigen, ist. Wie wuͤrde mancher Geizhals seine Knechte abspeisen! Jst der Reim nicht genau? Buͤrden, Begier- den! Gespielin. Wir halten Sehraff Klopstocken fuͤr verliebt; und bemerken, daß seine Gespielin auch eine Gespielin der Teufel ist. Da wollten wir nun nicht trauen; indem wir wohl wissen, wie es Satan mit der Suͤnde gemacht hat; al- lein ein jeder hat seinen Geschmack. Wir sehen, daß diese Gespielin eben so die Lieder liebet, als unsere Gespielinnen. Die du himmlische Lieder mich lehrst, Gespielin der Engel! (auch der Teufel, ) Seherin Gottes! du Hoͤrerin unsterblicher Stimmen, Melde mir, Muse von Tabor! das Lied! — Meßias, 12 S. — Du, unsterbliche Ruhe, Meine Gespielin im Thale des Friedens: wo bist du geblieben? e. d. 63 S. So stuͤrmet es nie im Thale? Es ist wahr, wir suchen mit unsern Gespielinnen auch die Thaͤler: noch lieber aber die Buͤsche. Gespindelte Finger. Wo ein sterblicher Kloß sich es erdreisten darf: sind das schoͤne Finger, die wie Spindeln aussehen? Oben duͤnn, unten dicke! und in der Mitten ein Bauch! Siphas Ge Siphas jungfraͤulich Chor war in die Gaͤrten gegangen, Als ihr Vater den Meyneid der 50 Schwestern erzaͤhlte, Daß sie da ihrer Blumen mit ihren gespindel- Fingern Pflegten. Noah, 39 S. Hat Sipha es den Jungfern Toͤchtern darum erzaͤhlet? Die allerliebsten, die kuͤssenswehrten, gespindelte Fingerchen! Wie sie nicht werden um den Blumen gefingert haben! Hierauf schwatzen die drey Nymphen von dem Einflusse in dem Ehebette; und verrathen fast das ganze Ehe- geheimniß. Werden wir nicht bald eine weißar- michte Dame, oder weißfingerichte und weiß- daumichte Jungfer sagen? Gespraͤche Geheimnißvolle erheben sich. Die verstehet Gott: aber das Gebeth nicht; Meßias kann es nicht vorn Thron bringen; und Gabriel muß die Reise uͤber sich nehmen. Jtzo erhuben sich neue geheimnißvolle Gespraͤ- che. St. Kl. Gesicht, 10 S. Gestade neue. Die Seeligen sitzen, gleich den Rohrsperlingen, im Gestade des aͤtherischen Stromes, und dieses Gestade wird nie von ho- hen Versammlungen leer seyn; auch die himm- lischen Harfenisten lassen sich da hoͤren. St. Kl. Ges. 12 S. Gesproße des Himmels ist vieleicht eine Wolke: Jch bin ein Gesproße des Himmels! Nimrod, 487 S. M So Ge So saget die Herrschsucht, ein Gesproße des Gehirnes des Hrn. Magisters. Getoͤse. Wir haben vielerley Getoͤse; das erste z. E. und das zweyte. — Die schaffende Stimme Wandelte noch mit dem ersten Getoͤse kry- stallner Meere. Meßias. Hier kann man sich eine Stimme vorstellen, die mit dem Getoͤse spazieren gehet. Gezelt. Jst folgendes nicht ein fuͤrchterliches Ge- zelt? Von dem entsetzlichem Haupt stieg ein Qualm von Schwefelgestanke Zum Erdboden herab in die Nase der bebenden Menschen. Um ihn her hieng ein Gezelt von dunkelstra- lenden Duͤnsten, Mit salpetrischer Glut ihr Eingeweide durch- beizet. Noah, 249 S. Es ist artig zu sehen, wie der alte Skalder einen Qualm, und der dazu nur in einem Gestanke bestehet, herabsteigen, und dann von unten in die Nasen klettern laͤßt. Es ist auch wohlgethan gewesen, ein Zelt uͤber den Qualm zu haͤngen, weil er die andern Planeten auch haͤtte was fuͤr die Nasen schicken koͤnnen. Wir haben ein Weib gese- hen, die einen Abtritt auf dem Ruͤcken trug, und wenn sich jemand ihrer Buͤrde bedienen wollte, gar liebreich einen Mantel, oder bodmerisch, ein Gezelt, uͤber die ganze Maschine hing; denn sie hatte eben die Absicht dabey, fuͤr die Nasen der Nach- Ge Nachbarn zu sorgen. Noch ein Gezelt; ein Feuergezelt im Orchus; so wie ein Eisge- zelt im Norden. Ey! welch ein Fluch! Ueber ihm moͤge sein Feuergezelt der Orchus aufschlagen! Noah, 192 S. Da wird es heiß seyn! das Zelt wird brennen; aber nicht verbrennen. Gewandlos heißt los vom Gewande, nackt seyn. Ziehe ich also meine Hosen aus: so bin ich hosen- los; und laͤßt die Jungfer den Rock fallen: so ist sie rocklos. Und mit Asch’ auf dem Haupte, gewandlos, ohn’ Urim u. Tummim. Offenb. St. Klopst. 106 S. Gewalthaber. Hier erinnern wir uns eines Gene- ralgewaltigers. Unterm Gewalthaber Nimrod, dem geherr- schigen Koͤnig. Nimr. 493 S. Wir sehen wohl, daß der Hr. M. oft auf den Nimrod schimpfet; allein doͤrfen wir ihm auch trauen? Besinget er nicht Nimrods Helden- thaten? Gezaͤum, a. St. Zaum. Wir glauben entdecket zu haben, warum unsere Hn. Neologisten, be- schnittene Judendichter und dergleichen, sich so viel neuer Woͤrter bedienen. Lucian entdeckte es vor uns; und hier sind seine Worte: Jupiter! du Freundschaftsfreund! du Gastfreyheitbeschirmer! Gesellschaftsbe- schuͤtzer! du Hausgott! du Donnerer! du Meyneidraͤcher! du Wolkenthuͤrmer! du M 2 Ge- Ge Gl Geraͤuschmacher! und wie dich etwan sonst die wirbelsuͤchtigen Dichter nennen moͤgen; vor- nehmlich, wann sie von dem Sylbenmaße in die Enge getrieben sind, und stocken. Denn als dann haͤufen sie deine Ehrennamen; ( dann singen sie ein Halleluja nach dem an- dern.) Dann mußt du das sinkende Gedicht erheben, und die Luͤcken im Verse ausfuͤllen. Samml. Lucians deutsch. Uebers. 222 S. Gelt! hier haben wir die Quelle der aͤtherischen Stroͤme. Gezeptert; a. St. gekroͤnt. Der Hirt heißt folg- lich ein gehoͤrneter Mann; denn er hat ein Horn in der Hand: ein geflegelter Mann; denn er hat einen Flegel. O! so wird sie dadurch erlauchter, als die Ge- sellschaft Einer Versammlung gezepterter Fuͤrsten und Herren der Welt ist. Noah, 396 S. Glanz. Mit Glanze besaͤen; folglich sprechet auch, mit Schatten betroͤpfeln. Alles dieses thut ein schoͤnes Gemuͤth. Jch einfaͤltiger Tropf haͤtte gesaget: eine schoͤne Seele zieret einen schoͤnen Leib; allein, da haͤtten wir nicht Glanz aussaͤen koͤnnen: was wird er doch tragen? Eben daselbst bewundern wir einen zierlichen Wohlklang der Glieder. Wenn also der Steiß klinget, ist das zierlich? Oder klinget ei- ner Jungfer Steiß besser? Welches (Gemuͤth) den Leib mit Glanz besaͤt, der ihn liebenswehrt machet. Noah, 22 S. Es Gl Es ist zu erstaunen, wie das Gemuͤth saͤen kann: da es doch in uns ist. Eben so labet uns ein waͤs- serner Glanz, so wie ein eiserner. Hier in dem waͤssernen Glanz erblickte sie erst- lich sich selber. Noah, 174 S. Auch ein versengter Glanz: Einer sehraffischen Ansehns, doch mit versenge- tem Glanze. Noah, 208 S. Das war ein armer Teufel; ich wundere mich nur, daß der Glanz nicht verbrannt ist: denn Feuer genug ist in der Hoͤlle darzu. Glaͤnzen. So glaͤnzen die seraphischen Ge- wande. Gabriel — Nahm sein helles Gewand, (das Gallakleid ) mit dem er beym Engel der Sonne Stets erschien. Ein festlich niederwallendes Glaͤnzen Floß, da er ging, den Fuß des Unsterblichen praͤchtig hinunter. Offenb. St. Klopst. 30 S. Aus diesen wenigen Zeilen lernen wir, daß Ga- briel auch dunkele Gewand oder Alltagskleider haben muͤsse; daß er zuweilen dem Engel der Son- ne seine Aufwartung mache; daß ein Glanz fließe: und wir sehen, wie das Glaͤnzen von ihm wird getroͤpfelt haben. Auf eben dieser S. sehen die Bewohner des Monden unsern Tag auf den Gebirgen wallen oder spatzieren. Der Tag steigt auch, wie ein Eichhoͤrnchen, die Baͤume hinunter. M 3 Jtzo Gl Gi Jtzo stieg uͤber die Cederwaͤlder der Morgen herunter. e. d. 33 S. Gleicher, d. h. der Aequator: so wie Trittling, und Schnauber. Ueber des Neguz reich an der nordlichen Seite des Gleichers. Jac. u. Jos. 5 S. Auch hier sind Gestade; auch hier sind versengte Zinnen; auch ein Oberhofmeister: zum Zei- chen, daß die oben erwaͤhnte Wirbel eine anziehen- de Kraft gegen einander haben. Glieder von Erde sind Fleisch; Fleisch also ist ein Glied von Erde oder Sande; entsprangen wir nicht aus einem Erdenkloße? Bis ins Paradieß muͤssen wir unsere Figuren treiben: Jn dem Gefild, wo mit den menschlichen sterblichen Fuͤßen Mein Versoͤhner zu wandeln, auf ihm die Glie- der von Erde Jn den Schatten zu legen gedenkt. Noah, 373 S. So hatte der Heyland noch andere Glieder. So giebts auch goͤttliche unsterbliche Fuͤße, und wan- delt man mit dem Kopfe. Mit den Fuͤßen wan- deln, ist das ein Wunder? Giftfaͤhig. Noch nie haben wir gehoͤret, daß je- mand giftfaͤhig seyn koͤnne; und haben es erstlich von Ruach Bodmern lernen muͤssen. Levi u. Simeon steckten sie (gedanken) in die giftfæhigen herzen. Jac. u. Jos. 27 S. Lernen Gi Go Lernen wir hier nicht auch, wie man die gedanken stecken koͤnne? Giganten; so hat nunmehr die Riesen der giganti- sche Dichter umgetaufet; sind nicht in seiner Zir- beldruͤse gigantische Treppen? wo ein giganti- scher Gedank nach dem andern hinuntersteiget? Wo er die Maͤnner vom Riesengeschlecht im Werke verlassen, Eine gigantische Treppe zu baun, von schließen- den Stufen. Noah, 137 S. Wir wollen den gigantischen Dichter verlassen, und seinen gigantischen Verstand bewundern. Golfo. Ein Golfo heißt auf deutsch ein Meerbu- sen; also sage man ein Meerbusen der Suͤnd- fluth; dieser war nun eben da, wo ihr Haven war. Hexe von Endor! besing die Rettung des Dichtergeschlechtes, Die der Richter von Zyrch im Golfo der Suͤndfluth vollbracht hat. Noah, 3 S. Ein Golfo durchstechen heißt aus dem Meerbu- sen hervorragen. Man siehet wohl, daß man zu diesem durchstechen weder Spat, noch Schippe brauchet. Werft euch in einen Meerbusen; ra- get mit dem Kopfe hervor: so habt ihr ihn durch- stochen. — es hatte beynahe den Golfo durchsto- chen — Noah, 361 S. Gott. Zernitz saget: Zu Goͤttern ward einst Gott. 73 S. s. Ged. Jst das wahr? Wir wissen wohl, daß die Heyden M 4 viel Go Gr viel Goͤtter verehret haben; in Jndien sollen ei- nige die Teufel verehren: so koͤnnte man sagen: Zu Teufeln ward einst Gott. Gehet das an? Er ist nicht nur ein Gott der Menschen; selbst, der Muͤcke. Zernitz, 156 S. So kann man sagen: der Ratzen und der Maͤuse; auch ist gar zierlich nein! ausgelassen worden: wir wuͤrden naͤmlich gesaget haben: Nein! selbst der — Noch ist Gott nie gedacht worden. Ein frommer Mann aber saget — Gott ist der schoͤnste der Gedanken, Durch den die kaum erwachte Seele in sich den Reiz der Freude lehrt. Samml. Nicol. 157 S. d. i. sie bauet in sich einen Lehrstuhl; und lehret: wen? Sich! Die Gottheit hat auch allda einen Schatten. Denn sollt ihr ihn zum Thron begleiten, Den meiner Gottheit Schatten deckt. e. d. 3 S. Sie ist also etwas koͤrperlich; denn wie wir wissen: so werfen die Koͤrper nur Schatten. Gopherne Kisten macht der unsterbliche Tischler Bodmer; von einem Holze dazu, dessen Namen etwas gophern ist. Es giebt ganze Baͤume von Gopher im Noah, und die armen Riesen muͤssen sich recht damit schleppen. Sipha — Legte die Schlafende dann in eine gopherne Kiste. Noah, 121 S. Grab. Was ist doch ein Grab? Nicht eine Ruhe- staͤte; Gr staͤte; nicht eine Grube? was denn? das Dunkel der Erde? — die wohlgesitteten Menschen Sind mit dem Tode der umgebrachten Men- schen zufrieden, Und vergoͤnnen den Todten ihr Grab, das Dun- kel der Erde. Noah, 245 S. Der harte Mann! der Karaibe! Laͤßt er nicht die umgebrachten Menschen noch einmal ster- ben? Denn was ist der Tod der Menschen, die schon umgebracht sind? Ach! wie der boͤse Mann das Fleisch nicht ze- chet! Wie wird er nicht erst das Blut fressen! e. d. a. e. d. S. Grat. Ob dieses die einzelne Zahl von Graͤten ist, aus denen die gestiefelten Dichter die Berge aus- bilden: das ist noch etwas dunkel. Doch, kein Wunder! Es singet dieses, wie das ganze Ge- dicht, ein kleiner Knab, auf den die Muse gestie- gen. Es ist moͤglich und glaublich, daß sie im Kletern seine Zunge, oder das Gehirn verletzet hat. Junker Zohar singet in einer Spinnstube von juͤdischen Fraͤulein: Jacob war auf den Grat der sanften hygel gestiegen. Jac. u. Rachel 5 S. Ey! wie der goͤttliche Junge nicht singet! Graͤten. Ganz sonderbare Graͤten; wir wissen aber nicht von was fuͤr einem Fische, finden wir im Noah 76 S. M 5 Hier Gr Hier u. da stehet ihr Ruͤcken, (der jungen Erde) mit hohen Graͤten erhaben, Wohlgestalteten Huͤgeln von sanftabneigendem Hange; Von der Hoͤhe der Pyramiden; die Hoͤchsten erreichen Kaum den Abschnitt, den wir auf diesem Ge- buͤrge bewohnen, Welches die beyden Gipfel mit Abendwol- ken umkraͤnzet; Sonst mit einem Fett der Erd, als einem Pol- ster, bezogen: Reich an Quellen, die Wasserkammern der niedrigen Ehnen ꝛc. Wir bitten um Erlaubniß, diese Nuß aufzuknak- ken, und den klaren Kern herauszuklauben. Jst die Fuͤgung mit von in den ersten Versen nicht zu loben? Jst der Hang, wie eine Pyramide, so hoch? Umkraͤnzet das Gebirg die Gipfel mit Abendwolken? Wo ist denn der allerliebste Kranz? Auf den Gipfeln? oder auf dem Ge- birge? Eine Pomadenbuͤchse, ist das nicht ein angenehmes Polster? Jst das Polster reich an Quellen, die die Wasserkammern sind? Unser Verstand kuͤhlet sich ganz in diesen Wasserkam- mern ab. Jst dieser Grand marieur des mots, l’un de l’autre étonnés nicht ein rechter Grand marieur? Verse, Gr Verse, die muß nicht ein jeder so leichtlich verste- hen; Sondern die Meynung derselben mit Angst- schweiße errathen: Welten, Begriffe, Jdeen und Abracadabra; Dieß sind die alleine die Zeichen von einer erhabe- nen Dichtkunst. Wurmsaamen. Abracadabraist Bodmer ist ein großer Mann: nur Ferner auch fehlen ihm gaͤnzlich die hoͤrsamen Ohren, Daß er den Uebel- u. Wohlklang der Verse nicht hoͤret. Er liegt bestaͤndig u. traͤumet von fremden Ge- stalten, Und Bildern, die er selbst erfindet, und selber be- wundert. e. d. Grenzen. Die Juristen erklaͤren dieses Wort am be- sten. Jch zeige einen seltenen Gebrauch desselben fuͤr die Theologen an. Herr Buttstett redet von gewissen Leuten, die als Christen von der goͤttlichen Vorsehung heydnische Begriffe hegen. Dieses kurz, schoͤn und deutlich zu geben, schreibt er: Sie setzen die goͤttliche Vorsehung in die Grenzen der Heyden. Vernuͤnft. Ged. 6ter Band, Bl. 10. Man kann also von denenjenigen Leuten, welche die Verdienstlichkeit der Werke behaupten wollten, ebenfalls sagen: Sie setzten die guten Werke in die Grenzen der Papisten. Jch Gr Jch darf den Ausdruck nicht vertheidigen: ohne Zweifel gefaͤllt er. Großhoͤrnicht. Mein Bewunderer! denn ich setze zum voraus, daß alle meine Sammlung bewun- dern; weil sie wirklich den Saamen, oder halle- risch, die Saat zu kuͤnftigen Epopoͤen in sich ent- haͤlt. Mein Bewunderer! also; weißt du wohl, was ein großhoͤrnichter Laͤufer ist? Kein Laͤufer, der einen Pferdefuß hat! Auch kein Pferd, das etwa einen Gaͤnsehuf hat! Nein! keinesweges! Was denn? Jch will dirs im Vertrauen sagen: ein Hirsch, ein fahler Hirsch ist. Denn so tau- fet ihn der unsterbliche Magister. Nachdem ers ein wenig getummelt: (das Pferd) sprengt er mit verhangenem Zuͤgel Den Frost durch, der vor ihm floh; um den großhoͤrnichten Laͤufer, Den fahlen Hirsch, zu verfolgen. Gefaͤllte strupfichte Staͤmme Lagen im Wege; daruͤber wollte er setzen. Aber es stolpert das Pferd; sein Reiter stuͤrzt weit hinuͤber. Nimrod, 16 S. Hieß es da nicht recht nunc jacet in drecco, qui modo Nimrod erat? Schade, daß Vir- gil nicht auch erzaͤhlet, wie oft Aeneas auf der Jagd gestuͤrzet; noch niedlicher waͤre es gewesen, haͤtte er die schoͤne Dido stuͤrzen, und uns dabey eine schoͤne Huͤfte, oder sonst ein niedliches Hinter- theil sehen lassen. Was waͤre das nicht fuͤr ein Gegenstand fuͤr des Hn. M. Pinsel gewesen! Was fuͤr Farben haͤtten wir da nicht gesehen! Daß Nim- Gr Nimrod stuͤrzte, war kein Wunder, und das ar- me Pferd mußte scheu werden. Alle Baͤume lie- fen; sie purzelten uͤber die strupfichten Staͤm- me: in solcher Unordnung hatte noch Nimrod von Gluͤcke zu sagen, daß nicht ein Baum auf ihn anlief, und Se. Majestaͤt zu Boden rennete. Großvezier. Schon oben haben wir eine Figur ge- ruͤhmt, die auf dem Grymselbergischen Par- nasse unterm Namen der Verkuͤrzung benennet wird. Sie war zu schoͤn, als daß sie der geistvol- le Saͤnger nicht haͤtte brauchen sollen. Daher fliesset der artige Vers: Tydor, sein Großvezier, (des Magogs ) der erste der Sclaven des Koͤnigs ꝛc. Jst sein zerschmetternder Arm, den Rest der Tu- gend zu daͤmpfen. Noah, 47 S. Wir koͤnnen dieses auch den Japanismus fir- meln: denn woher koͤmmt das Todesgeschenke, Eine goldene Schachtel, darinn ein silbernes Messer, (war) Daß er den Bauch aufschnitt. — — Einmal verbot er, die Spitze des Hutes gerade zu stellen: Fo-am trug sie gerad; er sandt ihm das sil- berne Messer. e. d. a. e. d. S. Der Dichter laͤßt uns errathen, was er mit dem silbernen Messer wird gemacht haben; zum spie- len, und Marcipan damit zu schneiden, sandte ers ihm freylich nicht. So bodmerisch ist noch kein Dairo gewesen. Auf eben dieser Seite be- wundern Gr wundern wir auch eine graue Versammlung: wir werden aber bald gruͤne und blaue finden; in- zwischen bekennen wir uns zur weissen. Graͤuel. Haben wir nicht gelesen, daß unsere dich- terischen Maler, denn unsere Maler werden bald zu dichten anfangen, nur darum so pinseln, da- mit ein jedes Wort ein Bild darbiethe? Was mag doch folgendes fuͤr ein Bild haben? Und verdiente den Tod im garstigsten Graͤuel des Wortes. Noah, 183 S. Das muß ein garstiger Tod seyn. Fraͤulein Debora, was zu bewundern ist, spricht so; aber ihre Accente haben viel von Hn. Bodmers sei- nen an sich. Wir haben es im Spiegel versuchet, und den Tod so garstig, als moͤglich, ausgesprochen; wir grinseten, wie der Tod im Milton, als die Suͤnde ihren Liebsten, den verliebten Satan, fuͤr ihren Gemahl und fuͤr den Vater des Todes erken- net. Jst das der Graͤuel? Grotesk. Es giebet Voͤgel, die immer ihren eige- nen Namen rufen: sollte es nicht den Dichtern oft auch so gehen? Wie schreyet der Kibitz? Was ru- fet der Kukuk? Wie singet der Puhu? Und wie accentuirt Bodmer? Unbehauener Marmor erhob groteske Ge- stalten. Noah, 388 S. oder: Unbehauene Witzsucht erhob groteske Ge- dichte. Gruͤndlich Aug: eben so wie ein seichtes Auge; denn alles muß gruͤndlich an unserm Koͤr- per Gr per werden: auch ein Zopf, ein gruͤndlicher Zopf. Und soll ein Werk der Kunst ein gruͤndlich Aug erfreun, So muß bloß die Natur in ihm die Seele seyn. Zernitz, 5 S. Wir bewundern hier die mannigfaltige Zweydeutig- keit: denn man kann rathen, in wem die Natur die Seele seyn muß? Jm Auge, oder im Werke? Und Kunst gofaͤllt nicht mehr, hat Witz sie uͤber- trieben. e. d. Jst das sie nicht deutlich? Hat der Witz die Kunst, oder die Kunst den Witz uͤbertrieben? Leute, die in Bedienungen stehen, treiben die Dicht- kunst nur als ein Nebenwerk, wie der Großsultan ein Handwerk. Sie koͤnnen die Zeit, die zur Aus- besserung eines Verses gehoͤret, besser anwenden, und wie Herr Zernitz Gerichtshalter seyn. Gruͤne und blaue; gruͤne Unglaͤubige, und blaue Glaͤubige. Eine sinnreiche Anspielung auf die parisische Bluthochzeit ist im Noah, 55 S. u. f. zu bewundern. Jene glaubten, das Blaue des Himmels be- kleidete die Andacht; Diese fanden im Gruͤnen der Flur mehr geistli- chen Schmuckes. Man kann leicht denken, daß die Hyaͤnen einen Schmauß dabey werden bekommen haben: Damals lachten die Hunde, satt von dem Blute der Gruͤnen Anais Gr Anais an; man sah Hyaͤnen vor Asdode gaukeln; Asdod und Anais lachten hinwieder Hyaͤnen und Hunden. Damals sah man vor Schwere des Kropfs die Raubvoͤgel wanken. 57 S. Der Herr Professor sind mit dem Blute der Gruͤ- nen sehr freygebig. Wie oben gesagt, wir halten es mit den Weissen: denn zwischen solchen Gruͤ- nen und Blauen, Anais, Hyaͤnen, Asdoden und Anais, Hyaͤnen und Hunden wohne der Teufel. Grube. Eine ganz sonderbare Grube haben des Herrn Steinbruͤcks Gedanken: kein Wunder, daß sie so tief und oft kothicht sind; denn giebt es in den Gruben nicht auch Koth? Dieß ist der wahre Weg, der zum heiligen Bathos fuͤhret. Jeder Gedanke von dir (der Seele) der Ewig- keit wuͤrdig Entschwing sich der Grube, wie du. Die ganze Seele stack auch in der Grube, ehe sie Sehraff Klopstock begeisterte. Gruß. Wir sind auf den Einfall gekommen, ein Complimentierbuͤchelein zu machen; welches ein Dichter, der noch nicht recht in den neologischen Gruͤßen erfahren ist, fuͤglich bey Geburthstagen seiner respective Maͤcenaten und sonsten wird gebrauchen koͤnnen. Unter andern soll dieser Gruß unser Buch zieren: — Jch gruͤße das Alter des wuͤrdigen Noah Mit Gu Mit dem Vaternamen, und Milkas mit dem Mutternamen. Beyde lehrten mich an der Brust der Mutter den Namen Sipha stammeln, und Mehtabeel mit Zaͤrtlich- keit seufzen. Noah, 16 S. Denn ist das nicht schoͤn, wann man einen Na- men seufzen kann? Wenn man eines Greises Alter Vater, und einer Vettel Alter Mutter zu nennen weis? An wessen Brust lag Japhet, wenn ihn seine Mutter an der Brust einer andern Mutter alles dieses, ja stammeln, lehrte? Das Letztere ist nicht gewoͤhnlich; und wir haben noch keine Mutter gesehen, die ihr Kind stammeln lehret. Hat es Hrn. Bodmer die feinige geleh- ret? Jn der gebundenen Rede stammelt er: und wir sollten seine Frau Mama bald in den Ver- dacht haben. Wir haben es versuchet, ob wir ei- nen Namen stammeln koͤnnten: und es ging recht gut; allein, einen Namen zu seufzen: das war uns zu schwer. Guͤte Gottes wuͤrket, oder spinnet Vergnuͤgen. Das ist schoͤn! Sie wird also auch wohl ein Spinnrad brauchen; wir wollen ihr da- mit aushelfen, und schlagen das aus dem Anti- longin 55 S. vor; ersparen ihr aber die Muͤhe, ihr Gespinnst zu bringen: wir wollen es selbst holen. Milca! wir koͤnnen die Guͤte, die uns Ver- gnuͤgen zu wuͤrken N Heim- Ge Heimlich arbeitet, und wenn es gewuͤrkt ist, es zu uns herabbringt, Besser nicht loben, als wenn wir in ihrem Um- kreis sie fuͤhlen. Noah, 106 S. Vieleicht ist dieser Umkreis ihre Weife. Gestirne. Warum fliehen sie doch und klingeln nicht lieber? Lieblicher, als die Gestirne, da sie vorm Throne des Schoͤpfers Jugendlich neu, und voll Licht, mit ihren Ta- gen vorbeyflohn. Gesicht St. Kl. 15 S. Schleppeten sie denn alle ihre Tage mit sich? Werden sie jemals alt? Sollte der Dichter Recht haben, wenn er den Baron troͤstet: Aber was kann der Zernichtung und dem Falle widerstehn: Da ja Sterne selbst verschwinden und auch Son- ne untergehn? Gewuͤrzt. Wuͤrzkraͤmer Bodmer wuͤrzet auch Tugenden: nicht mit Pfeffer; nicht mit Zim- met: mit Wohlstand: welche Wuͤrze! Tugend im neuen Licht (im 1 Mondviertel ) zu wuͤrdigerm Ansehn gereifet; Guͤte mit Wohlstand, und Einfalt mit Ern- ste geschmuͤcket. Noah, 62 S. Der Dichter will sagen gepfeffert: denn so hat er zwey Gerichte und speiset im Mondenscheine der Tugend. Hyaͤnen und Amphisbaͤnen ma- chen die Tafelmusik, und Riesen Nephilim, Re- phaim, Zuzim, Gibbarim, Zamzummim und Emim warten auf. Siehe Volk! Haͤf- Ha H. Haͤften. Voller Gefuͤhl des Gerichts — Stand er auf die Erde geheftet, — Offenb. St. Kl. 182 S. Wir wissen nicht recht, ob der nicht mehr der unsterbliche Seraph, Gleich dem Menschen von Erde gemacht, — e. d. mit den Fuͤßen, oder mit den Augen an die Erde angenaͤhet gewesen: allein, das wissen wir und lernen es aus diesen Versen: daß ein unsterbli- cher Seraph gleich dem Menschen von Erde gemacht sey; aber es ist auch St. Kl. Sehraff, den jener erst aus einer Morgenroͤthe gehauchet hatte. Gleich darauf schreyet dieser irdene Seraph: Heil mir! daß ich geschaffen bin! Heyl! daß du ewig bist! Heyl dir! Heyl! Heyl! nicht Trink Heyl! s. ein Geschaffenes. Fuͤhlet das Gericht, oder fuͤhlet der Seraph? der Seraph: denn er danket ja, daß er nach- empfunden; und ihm vorempfunden worden. Haͤlfte. Eine Haͤlfte eines trefflichen Verses ist: — schafft Haͤlften Haͤlften gleich. Zernitz, 4 S. Wenn nun die Natur zwo Haͤlften machet, die einander gleich sind, wird das ein Ganzes? Man sehe ein Blatt: ist eine Haͤlfte, wie die andere? Zwar die Verse sind einander sehr aͤhnlich, die der Herr Zernitz gemacht hat: einer verdreht; der andere gestutzt. N 2 Haͤß- Ha Haͤßlich fallen, a. St. sehr fallen. Wenn also ein Jung auf dem Eise auf den Steiß faͤllt: so muß er schreyen: ich bin haͤßlich gefallen! Freylich wird sein Hintertheil alsdann noch haͤßlicher, als sonst, aussehen. Der arme Junge! Dieses Geschlecht, nur juͤngst erschaffen, ist haͤß- lich gefallen. Noah, 107 S. Hier bewundern wir auch eine Sehnsucht, die da spornet; denn wenn ein Verliebter gern zu seiner Schoͤnen will: so setzet sich die Sehnsucht auf ihn, und giebt ihm Spornen. Allein in aller Demuth zweifeln wir, daß er mit seiner Reiterin nicht um einen Schritt naͤher koͤmmt, wenn sie ihn auch peitschete, und mit verhaͤngtem Zuͤgel jagte. Haͤufen. O! moͤcht’ ich doch, durch wuͤrdigs Singen, Dem stillen Orte Ehre bringen, Der seine Last durch Menschen haͤuft! Nicol. Samml. 112 S. Weißt du, lieber Leser! was das fuͤr ein Ort ist? Kein Misthaufen, obgleich der seine Last auch durch Menschen haͤuft! Der haͤllische Kirch- hof ist es! der naͤmlich nimmt die Leichen auf die Schultern, und laͤuft damit fort! Er begraͤbt sie sich auch selber. Welch ein Kirchhof! Hayn. Um zu sagen: aus Cedern nach Salo- mons Art gebauet; sage: Ein weiter Saal Aus des erhabnen Libanons Hayn salomo- nisch erbauet. Meß. 106 S. Also a. St. von Eichen erbauet sage: aus dem Harze Ha Harze erbauet; sind gleich nur ein Paar Schock darauf gegangen. So kann man auch sagen, ein Heldengedicht, aus den 50 gestohlenen Dich- tern des Miltons klopstockisch erdichtet. Mei- ne Leser verstehen doch wohl die Staͤrke des Bey- worts, oder Nebenwortes klopstockisch? Wenn sie es nicht wissen: so will ich ihnen ins Ohr sagen, daß es so viel heißt, als schoͤpferisch. Hafen. Hat schon jemand einen Hafen laufen sehen? Der Hafen eilt dem Wunsch entgegen. Nicol. Samml. 110 S. Wir waren letztens spatzieren gegangen; und er- schracken herzlich, als uns unser Haus entgegen gelaufen kam. Wir liefen hinein, und befuͤrch- teten, eine große Unordnung darinnen anzutreffen: denn es war uͤber ein Paar Bruͤcken gerennet: aber es war alles ganz ordentlich. Das Haus lachte uns an, und wir merkten, daß es mit uns nur hatte gaukeln wollen. Hallelujah. Die Halleluja singen auch ein Hal- leluja; denn so verstehen wir den Lobgesang der Hallelujah. Und der Jubelgesang der Hallelujah ver- stummte. Gesicht St. Kl. 145 S. Denn wie koͤnnte er verstummen, haͤtte er nicht gesungen: lieber Kyrieleison! Hallelujahgesang. Wir wollen hoffen, daß ein je- der Meßianer diesen Hallelujahgesang besser verstehet, als viele fromme und ehrliche Christen das Kyrieleison und Sela. Wir gestehen unsere N 3 Schwaͤ- Ha Schwaͤche, und ruͤhmen uns derselben: wir wissen nicht, was das heisse einem Jauchzend mit Hallelujagesaͤngen entgegen- segnen. Offenb. St. Kl. 33 S. Denn in einem Athem zu jauchzen, und auch Hal- leluja zu schreyen, daͤucht uns fuͤr die staͤrkste Bierkehle unmoͤglich. Jauchzen und singen; singen und jauchzen kann nur ein ewiger Jauch- zer, wie St. Kl. ist. Allein das bekennen wir: wo das ein Hallelujagesang ist, wo auf allen Seiten Halleluja stehet: so ist Meßias, oder der Traum St. Kl. der schoͤnste Hallelujage- sang. Noch ein Hallelujachen! Halleluja! ein feyrendes Halleluja! o! Erster! Sey dir von uns unauf hoͤrlich gesungen! Zur Einsamkeit sprachst du: Sey nicht mehr! und zu den Wesen: entwi- ckelt euch: Halleluja! e. d. 14 S. Da muß dem lieben Gott viel daran gelegen seyn, daß wir in alle Ewigkeit hinein Halleluja schreyen: doch wir wollen in die Gottesgelehrsamkeit, die so vielen Schwaͤrmereyen ein Maͤntelchen geben muß, nicht pfuschern. Nur moͤchten wir uns gern be- lehren lassen, was die Einsamkeit geworden sey: da sie nicht mehr war. Lauter Gesellschaft? und alsdann moͤchten wir wohl wissen, wer das letzte Halleluja gesungen? Hr. Klopstock? oder Gott? Jst dieses: so muß sich Gott selbst eins singen; ist jenes: so wollen wir auf des D. Ambrosius Lobwassers Gruft treten, und jauchzen: “Was Ha “Was liegt ihr so still der Auferstehung der Gebeine?” Halsberg. Wuͤßten wir wohl, was ein Halsberg sey: waͤre der folgende Vers nicht der Verraͤther des erstern? Naͤchst ein Krieger in seinen gestrickten Hals- berg geschlossen, Auf dem Helm saß der Blitz mit zackichten Pfeilen gespitzet. Noah, 206 S. Das wird also wohl ein geschloßner Helm seyn. Allein mit Erlaubniß des Hn. Plattners! Wir koͤnnen nicht glauben, daß ein gestrickter Helm Schuß oder Hieb abzuhalten im Stande sey; wir trauen es dem schlechtesten Filze eher zu: ja wenn jener auch von Leder gestricket waͤre. Wir nen- nen diese Figur den Erzschrein; weil sie uns von den Erzschreinhaltern ihre Abkunft herzuleiten scheinet. Ach! der selige Clajes, wie wuͤrde er nicht dirdirliren: koͤnnte er aus dem Grabe seinen Sohn Bodmer hoch daher gehen sehen! Halbscheid. Ey! wie der Hr. Magister nicht uͤbersetzen kann! Er scheidet die Erde in zwoen Haͤlften und nennet eine Hemisphaͤre Halb- scheid; nicht ein halbes Scheit Holz. Die Feuerkugel der Sonne senkte sich schon hin- term Meere Zur zweyten Halbscheid der Erde. Nimrod, 479 S. Noch eines a. e. d. S. Die Leibgarde wurde so matt, als uͤbertrieb- ne Heerden. N 4 Wir Ha Wir wissen nicht, ob es Ochsen, oder Schweine gewesen. Es sey nun, wie es sey: fuͤr eine nim- rodische Leibgarde ist es immer gut genug. Denn waren die Schlingel nicht Riesen? Ein anders waͤre es, wenn sie aus artigen, kuͤssens- wehrten Stutzerchen, wie unsere Leibgarden, be- standen haͤtte: da muͤßten wir Mittleiden haben, wann sie untern Helmen so keichten; aber der Ringkragen, der Rest von der Ruͤstung der Rie- sen, ist so schwer nicht; ja wenn auch ein Spon- ton dazu kaͤme. Handschuhbewaffnete Faust. Spottweise war in dem Lockenraube behandschuht gesaget worden: Warum dringt der Stutzer Heer weiß behand- schuht um den Wagen? Hr. Bodmer, als ein ernsthafter Mann, reitet auf dem Kinderpferdchen ganz oͤffentlich und sagt: Wer mit handschuhbewaffneter Faust dem Gegner die Brust brach. Noah, 46 S. Wir gehoͤren zwar eher zun Pigmaͤen, als zun Riesen; waͤren wir aber daͤbey gewesen: wir haͤtten uns von keiner Faust, die nur mit einem Handschuh bewaffnet gewesen, die Brust bre- chen lassen; ja waͤren auch die Stuͤlpen uͤbern Ellenbogen gegangen. Nach den Spielen auch zu urtheilen, so war Virgil um ein Paar Ellen klei- ner, als Bodmer: denn auch in Spielen erken- net man den Geist. Noch etwas e. d. Mit dem Schlachtfeld vertraut, ein Muͤndel der Loͤwen; am Schlachttag Hielt Ha Hielt er sein Leben wohlfeil; er trugs auf der Schneide des Schwertes. Noah, e. d. Wir moͤgen das Leben nicht kaufen, das uns so spitzig angebothen wird. Ein Mistjunker aber kann sagen: Mit dem Miste vertraut, ein Muͤndel der Ochsen; am Schlachttag ꝛc. denn, wenn die gnaͤdige Frau schlachtet: so hat er einen Schlachttag; hat er aber einen Tag der Schlacht? Harfen: so kann man sagen waldhorniren; auch: Leid verwandelt sich in Harfen, oder Trompe- ten; Freude aber in Brummeisen, und Du- delsaͤcke. Wenn sich das leid bei meinem betagten vater in harfen, Und die weinende Stimme des werthen in psalmen verwandelt. Jac. u. Jos. 59 S. Wenn also ein junger Herr Faͤhnrich wieder- kommt: soll die Frau Mama Psalmen singen? Harmonie. Der harmonische Traͤumer Klop- stock zeiget, wie man Traͤume in Wahrheiten ver- wandeln; und Wahrheiten mit Luͤgen kuͤnstlich verbraͤmen koͤnne: welches uͤberhaupt ein Mittel ist, alle Tiefen des heiligen Bathos zu durch- kriechen, und den Grimselberg auf den Berg Sinai zu thuͤrmen. Denn woher entspringet das Geklingel seiner Sterne? das er, wie an einem heil. Dreykoͤnigstage, von den himmli- schen Jungen oder Juͤnglingen behorchen und N 5 accom- Ha He accompagni ren laͤßt. Sind das nicht die pytha- gorischen Singweisen des Himmels? Wenn er wandelt, (spatzieren gehet,) ertoͤnen von ihm auf Fluͤgeln der Winde An die Gestade der Sonnen die sphaͤrischen Harmonien Hoch hinuͤber. Traum St. Kl. 12 S. Wir stellen uns hierbey eine Orgel vor, die der liebe Gott tritt, und wovon die Winde den Kasten fuͤl- len, dessen Baͤlge Calcant Klopstock tritt. Die- ses Orgelwerk aber bestehet nur aus einem Pe- dale; denn wir werden hier kein Manual ge- wahr: es wird also sehr brummen. Nur klin- gelt oben der Morgenstern. Hat die Sonne auch Gestade? Hasser, so wie Lieber: mein Hasser, dein Lieber; a. St. er haßt mich; und ich liebe dich. Einer, der edler gesinnt ist, und nicht dein Has- ser, Jehovah! Traum St. Kl. 180 S. Hat Lucian nicht die Quelle dieses Jehovah ge- zeiget? Wir fragen nur! Harmloses Opfer ist ein Opfer, welches keinen Harm, keinen Gram hat. Die Ochsen uͤber- haupt haben nicht viel Gram oder Harm: und der Gott des Harmes faͤllt ihnen nicht so schwer, als uns. Und verbrennen dem Richter und Freund ein harmloses Opfer. Noah, 184 S. Heer. Hat je eine Bademutter ein Heer in einer Frau Leibe gesehen? — zugleich ward Jacobs geschlechte An He An der Bærmutter gesegnet u. drohte, zu Heeren zu wachsen. Jac. u. Jos. 100 S. Man sehe nur, wie der Vers durch das Wort Bær- mutter tief wird. Zu dieser Tiefe zu gelangen versaͤume man keinen Kayserschnitt; und bemerke wohl die innerlichen Lagen der Theile des weibli- chen Geburthgliedes. Wir haben z. E. uns vor- genommen, einen Hodensack aufzuschneiden, ihn wohl zu betrachten, und seine Schoͤnheiten in Verse zu bringen. Ein Gratulant merke sich das zu Heeren wachsen; und wuͤnsche seiner Frau Baa- se ein Paar Heere aus dem Leibe. Die arme Frau! der entsetzliche Bauch! Heerdemann. Schoch hatte nur gesagt: Dein Vieh muß dir in vollen Eitern stehen, Der Heerde Mann, der große Ziegenbock ꝛc. Das sprach ein einfaͤltiger Schaͤfer: nun aber zeucht dieses ein weiser Dichter, wofuͤr er sich ausgiebt, zusammen; und finget: Der junge Heerdemann, wann er den Thau ge- rochen, Verlaͤßt sich auf die Kraft der maͤnnlich (och- sicht) starken Knochen; Sucht seinen Gegner auf ꝛc. Samml. Nicol. 150 S. Jst das nicht der Dorfbruͤmmel? Nichts fehlet, als daß er ihn nicht jauchzen laͤßt; denn alsdann waͤre es ein vollkommener klopstockischer Ochse oder Stier. So heißet denn ein Gaͤnserich der Gaͤnsemann; ein Entrich der Entemann. Heerold. Jn alten Zeiten, die auch im Kriege auf Ord- He Ordnung hielten, schickte man sich Herolde zu, Krieg und Frieden zu schliessen. Wir wissen nicht recht, warum der Tag die Daͤmmerung als ei- nen Herold voranschicket. Soll er der Nacht den Krieg ankuͤndigen? Sie wird nicht Stand halten: denn sie ist schon auf der Flucht, wann die Daͤmmerung koͤmmt. Die fruͤhe Daͤmmerung, der Herold von dem Tag, Entfaͤrbt Aurorens Kleid. Samml. Nicol. 151 S. Was? Soll der Herold Auroren das Kleid nehmen: oder nur die Farbe? Oder soll Aurora noch mehr Aurora werden, als sie ist? Wird man nicht roth oder blaß, wann man sich entfaͤr- bet? Konnte man vorher wohl sagen: ich entfaͤr- be dich? Noch ein Herold! — Die Pracht der himmlischen Bildung Hat die Natur nicht tuͤckisch zum Herold der Falschheit geordnet. Noah, 98 S. Wenn also ein falscher Kerl schoͤn ist: so ist seine Schoͤnheit ein Herold seiner Falschheit. Ein Herold aber ist vor andern Menschen zu erkennen: allein, jener nicht. Das waͤre nicht undienlich, wenn ein Herold immer vor einem falschen Kerle voran ginge. Mancher ehrliche Biedermann, der, wie ein Tuͤrk, eine schoͤne Seele in einem schoͤnen Koͤrper glaubet, wuͤrde nicht anlaufen. Herrscher. Dieß ans der Muͤnze Sr. Gn. gekom- mene, und mit Dero Bildnisse bezeichnete Wort siehet He siehet sehr pigmaͤisch aus, wenn es mit kurz ge- fuͤget wird. Mein stilles Gluͤck, die Lust von wenig Stunden, Jst wie das Gluͤck von einer Sommernacht, Jst ohne Spur, als wie ein Traum, ver- schwunden, Der Bettler oft zu kurzen Herrschern macht. Haller, 148 S. Wie lang ist also ein langer Herrscher? Ein langer Koͤnig, und ein kurzer Herrscher? Ein kurzer Dichter, und ein langer Reimschmidt? Sind die Traͤume in einer Sommernacht nur so gluͤcklich? Wir traͤumeten einmal in einer Winternacht, daß Herr v. Haller ein kurzer Herrscher auf dem deutschen Pindus waͤre. Es war aber kein Traum: denn wir hoͤren, daß er wirklich herrschet, und ein langer Herrscher untern Sylbenhenkern seyn wird. Wird uns unser Traum ausgehen? wie die alten Weiber sagen. Hellen, a. St. erhellen. Wir haben schon oben bewundert, daß unsere heiligen Dichter berechti- get sind, den armen Woͤrtern bald ihren Kopf, bald ihren Schwanz zu rauben; ja das Eingeweid reifsen sie ihnen aus dem Leibe. Der heilige Laͤchler saget unter andern: — Ein goͤttliches Laͤcheln Hellt die selige Stirn und unaussprechliche Freude Floß, da er ging, um sein Haupt. So wie der Himmlischen einer, Der He Der als Waͤchter zween Liebende schuͤtzt, die edler sich lieben, Tief verlohren in seiner Entzuͤckung, auf bluͤhenden Huͤgeln, Unten am ewigen Thron stehet, wenn Seraph Eloa vor Gott singt, Und der toͤnenden Harfe die himmlische Sprache gebiethet. Traum St. Klopst. 124 S. Hier lernen biegsame Koͤpfe, denn mit den harten, die auch die Prose und die gesunde Vernunft in die Poesie bringen wollen, haben wir nichts zu thun; hier lernen wir also, 1. wie ein Laͤcheln ei- ne Stirne, die schon bey lebendigem Leibe selig ist, hellen oder erhellen koͤnne; naͤmlich durch ein goͤttliches Laͤcheln, ob wir gleich nirgends finden, was das sey: wir auch in der Bibel umsonst ein goͤttliches Laͤcheln gesuchet haben; vielmehr ist bemerket worden, daß der Heyland nirgends ge- lachet, sondern oft geweinet. Wir wuͤnschten nur Sehraff Klopstocken laͤcheln zu sehen, um ein kleines Bild davon zu bekommen. 2. koͤnnen wir uns die unaussprechliche Freude, die um das Haupt geflossen, als einen magnetischen Wirbel vorstellen; und wuͤrden um den seligen Fuͤßen auch noch einen haben fließen lassen. 3. loben wir das a. St. Engel des Sylbenmaßes wegen ge- brauchte Wort Himmlischer: denn so koͤnnen wir a. St. Mensch fuͤglich sagen, ein Erdener oder Jrdischer. 4. freuen wir uns, daß die Engel auf den Huͤgeln sitzen, wenn wir unten im Tha- le He le mit unsern Gespielinnen kaͤlbern. 5. sehen wir, daß man in tiefer Entzuͤckung seyn, und doch wachen koͤnne: nur fuͤrchten wir, daß es dem En- gel wie dem unsterblichen Neuton gehen moͤchte, der, in eben einer solchen Entzuͤckung, den kleinen niedlichen Finger einer Dame, bey der er saß, fuͤr einen Tobacksstopfer ansah, und mit ihm getrost die gluͤhende Asche zuruͤck stopfte. 6. werden wir mit Erstaunung gewahr, daß der himmlische Virtuose Eloa oft ein Solo singet: aber wie wird das klingen? die himmlische Harfe redet ih- re himmlische Sprache darein: denn er gebie- thet sie ihr, der Harfe. Doch, wir besinnen uns; haben wir nicht Stuͤckchen von irdischen En- geln gehoͤret, welche Stuͤckchen halb gesungen, halb geredet, und halb gepfiffen wurden? Es klang sehr schnakisch. Heckicht. So, wir wir einen Edelmann bewun- dern, dessen Geschlechtsregister sich bis in der Hun- nen Zeiten verlieret: so hat uns auch folgendes Beywort unsere Bewunderung abgedrungen, da uns sein Ursprung in ein angenehmes Gewirr von Hecken und Dornen verfuͤhret. Wir holeten auch, wie der erste Rebelle, aus; allein, noch diese Stunde haben wir unser rechtes Bein aufge- hoben: denn wir fuͤrchten uns vor den Hecken. Jhre gigantische Treppe war an der nordli- chen Seite Angelegt, in der Gegend, wo Satan, der erste Rebelle, Als He Als er gekommen, im Berg die ersten Menschen zu suchen, Fern von dem rechten Eingang mit einem hoͤhnischem Sprunge Alle Klippen und heckichten Schanzen des Bergs uͤberhohlte. Noah, 138 S. Gigantische Treppen haben wir oben bewundert; dem Rebellen werden wir weiter hinten unsere Aufwartung machen: doch haͤlt uns der rechte Eingang und der hoͤhnische Sprung auf. Wahrhaftig! so springen alle Katzen; und wir ha- ben unsern Hauskater oft bewundert, wenn er ne- ben dem Gartenthore mit einem hoͤhnischen Sprunge die Mauren uͤberhohlte. Sie lie- fen zwar nicht vor ihm so schnell, als die he- ckichten Schanzen vor dem ersten Rebellen: aber sie liefen doch; wie haͤtte er sie sonst uͤber- hohlen koͤnnen? Wir nennen diese Figur den Teu- felssprung, oder den Miltonismus. Sprich a. St. aufm Berg im Berg. Herbst. Niemals haben wir einen schoͤnern Herbst, als folgenden, gehabt: Was sie nicht pfluͤckten, ein Herbst, Heerschaa- ren von Voͤlkern zu speisen: oder: Noah, 217 S. Heerschaaren von Maͤusen. Wie sie nicht fres- sen, einen ganzen Herbst fressen! Die mitleidi- gen Jungfer Toͤchter des Hrn. Sipha befuͤrchten die Verwuͤstung ihrer Saͤmchen; sie fuͤrchten, die Erde ihres kurzen Fruͤhlingsgewandes be- raubet und nackend zu sehen. Wir wuͤrden ge- saget He saget haben: man gebe ihr ein Langes, und lasse das Haͤschen laufen. Aber sie wurden vom Sem die eitle Sorge gelehret. d. i. sie wurden belehret, daß sie nicht gescheidt waͤren. Er tritt darauf mit ihnen einen Streit an; erwaͤhnet der verstaͤubten Saͤmchen; nen- net die Suͤndfluth eine Wasserdecke; also auch Feuer eine Feuerdecke. Er saget: Oft ist ein Volk von Blumen aus einer Blu- me gewachsen. Wir wollen, wegen dieses Volkes, unsern Gaͤrtner fragen; weil wir fuͤrchten: dieses Volk koͤnne uns aus unserm Garten treiben. Weiter spricht Sem von einem Baume, der oft Schatten, fuͤr ganze Heerden, verbreitet. Ja! ja! wenn sechs Schafe eine Heerde sind. Er sa- get: die Luft wehete uns, aus fernen Ge- genden, Amerika, Asien, Afrika, Blu- men zu; bald werden wir nicht mehr saͤen: denn wir warten auf einen Wind, der uns aus Jn- dien die schoͤnsten Blumen zuwehe; die sich wie Blasen elastisch erheben, und spatzieren ge- hen. Da ist es leicht, Gaͤrtner seyn! Noch ein Herbst, und zwar ein Herbst, den sechs Seelen, drey Fraͤulein und drey Maͤnnlein, tragen koͤnnen. Jtzo begunnen sie auch den Herbst in die Arche zu legen. Noah, 222 S. Die Arche muß sehr groß gewesen seyn, wenn sie auch nur die Aepfel haͤtten hineinlegen, und die ar- O me He me Pomona laufen lassen wollen. Allein, was zu bewundern ist: es war ein Herbst, Welchen der unterste Berg in ihrer Naͤhe ge- waͤhrte. e. d. Auch das muß ein entsetzlicher Berg gewesen seyn, der im Stande ist, einen ganzen Herbst zu ge- waͤhren. Herodes ist Satans Opferpriester: der arme Koͤ- nig! eine neue Wuͤrde! Unterdeß ließ ich, nicht muͤßig zu seyn, durch meinen Erwaͤhlten, Meinen Koͤnig und Opferpriester Herodes zu Bethlem, Saͤuglinge wuͤrgen. St. Klopstock in s. Gesichten, 53 S. Ein feiner Zeitvertreib! Jst Herodes jemals Satans Koͤnig gewesen? Uns ist es unbekannt. Wuͤrden sich die alten Helden nicht wundern, wenn sie die Buͤcher lesen, die wir von ihnen und ihren Wuͤrden schmieren? Der Fuchs im Hn. Licht- wehr hat wohl Recht: Was da der Fuchs spricht, wuͤrden wir Von hundert alten Helden hoͤren: Wann sie die Buͤcher, die wir hier Von ihnen lesen, kundig waͤren. Heiter dienen, und finster ungehorsamen. Heiter u. jung dien’ ich dir. Nur Freundschaft belebe Mich, als schon halb sterbenden Greis! Ode an Steinbruͤck. Ach! wie der allerliebste, der empfindende Dich- ter He ter nicht jung, und zugleich ein schon halb ster- bender Greis seyn kann! Herzerhoͤhende Worte. Sonst sagte man herzruͤh- rende: allein, da war nichts hohes oder tiefes darinn. Japhet versetzte darauf die herzerhoͤhende Worte. Noah, 16 S. Wo soll aber das Herz seyn, wann es nun hoͤher ist? Jm Schlunde? Da gehet es beym ersten Hu- sten verlohren. Herzdurchwuͤrzend. Ha! Ha! das Herz ist auch eine Biermerthe, die man wuͤrzet. Das Herz, dachten wir, brauchte nicht gewuͤrzet zu werden: denn wir wollen es weder schmecken noch riechen. Wenn die heiligen Maͤnner lieber den aͤussersten Schlund wuͤrzeten. Jhre Soͤhne beschauten mit herzdurchwuͤrzen- der Wollust Diese zaͤrtliche Scene. Noah, 112 S. Wir wollen den Vorhang herunter lassen; die Soͤhne werden bald ihren Gespielinnen etwas an- ders durchwuͤrzen. Nur ein Blick, nur ein Kuß, in welche die See- le hervorstieg, Sprachen Reyhen Gedanken auf einmal u. oh- ne Verwirrung e. d. Wir wissen nicht, ob die Seele auf dem Blicke oder auf dem Kusse gekletert habe. Wir sind auch verliebt gewesen; allein, wir koͤnnen auf un- sere Ehre versichern: wir dachten nichts; wir empfanden nur, und waren wirklich ein O 2 Sehraff: He Sehraff: wir wollten nur, und waren, bis auf den kleinen Finger, lauter Fuͤhlung. Vie- leicht liebet man in Zyrich und an der Lindmatt auf eine andere Art. Herz. Ein Herz, das mit Steinen eingefaßt, oder cramoisirt ist: das ist ein hartes Herz! Man lasse es brillantiren; es wird noch haͤrter. Juda saget zum Jacob: denke nicht, daß, — Da ich ihn seh, mein herz mit stein ein- gefaßt sey, Dass es in voller maaß mein sohnstheil da- von nicht empfinde. Jac. u. Jos. 17 S. Lies a. St. sohnstheil, bruderstheil; folglich auch tochtertheil, schwestertheil, wie die Herren Juristen bey Erbschaften reden. Jst das weibliche Geschlecht nicht schoͤn? die Maaß! Al- lein die bodmerischen und klopstockischen Woͤr- ter, gerade, wie ihre Engel, Werden, wie es uns beliebt, heute Maͤnner, morgen Weiber. Lockenraub. Herunterbethen: folglich auch einen herauf bethen; denn der Fuͤgungen sind mannigfaltig, die ein Wort in der heiligen Poesie machet. Nikode- mus will den David vom Himmel herunter be- then. Wir zweifeln aber, daß es ihm gelinge; wenn er auch Jahrhunderte bethete. Wir wollen die ganze Stelle, wegen der darinn enthaltenen goͤttlichen Klopstockianismen, hersetzen: — — Sie fuͤhlten ihn grimmvoll. Er zwang sie; sie hoͤrten: Auch wir fuͤhlen Hn. Klopst. grimmvoll. Er zwingt He zwingt uns: wir hoͤren: Sein aus dem Engli- schen ins Deutsche uͤbertragene Heil mir! daß ich mit meinen Augen dich, Goͤtt- licher! schaute! Heil mir! daß ich die Hoffnung der Schwei- zer, den Klopstock, erblickte! Welchen zu sehn im Hayne zu Zyrich selbst Breitinger oftmals Einsam seufzte: den Klopstock, der Mann zum Beten geschaffen, Gern aus den Armen des Vaters herunter ge- bethet haͤtte! St. Klopst. i. s. Gesichten, 118 S. So kann man denn auch fluchen: Boͤses dir! Wohl mir, und Weh mir! klinget naͤmlich zu matt. Ein andaͤchtiger Meßianer ahmet dieß auf seinem Dreyerpfeifchen, und reimend, welches fast eine Ketzerey in der meßianischen Re- ligion ist, folgendergestalt nach: Heil dir! festlicher Tag! der unser m Freund gebohren. Ein Koͤnig, Schwestern! unser Freund! Heil dir! uns neues Reich, zum Schauplatz ihm erkohren, Dem frommen Krieger, niemands Feind. Wir bewundern erstlich nach Heyl dir! den fest- lichen Tag, der unsern Freund gebohren hat, oder unserm Freunde gebohren worden ist. 2. werden wir auf eine angenehme Art durch eine Nennendung uͤberraschet, indem wir eine Geb- endung vermuthen. 3. laͤßt der Herr Dichter O 3 gar Hi gar listig aus, uns ist ein neues Reich; ihm aber ein neuer ꝛc. Der Fall des letztern Verses gleichet einem Raͤthsel, und ist zu bewundern, so, wie der ewige Tanz in den folgenden Strophen. Wir wuͤnschen dem Hrn. Verfasser gute Beine da- zu, und ein besser Schicksal, als seinem Vor- gaͤnger. Es waͤchst manch heylsam Kraut in schweiz- rischen Gefilden: Nur eins fuͤr rasende Poeten nicht. Dieß merkte Mylius; drum hohlt’ ers bey den Wilden: Ach! daß der Tod sein Reisen unterbricht! Wie heylsam wuͤrde dieß Kraut nicht gewesen seyn! Himmel. Die ehrlichen Schaͤfer werden gar Chi- nesen: z. E. Zum Himmel, ihrem Gott, entfloh kein Fluch u. Schwur. Zernitz, 6 S. Sie wollten den Fluch mit den Lippen fest halten: allein, das Ding stand ihm nicht an, und er ent- floh. Himmel. Dieser Tummelplatz der heiligen Dich- ter ist uns nie so bekannt gewesen, als itzund. Die irdischen Sehraffen erzaͤhlen uns in ihren lieblichen Traͤumen so viel Umstaͤnde, als St. Johannes vieleicht selber nicht gewußt hat: al- lein es ist kein Wunder; sie sind entzuͤckt! Sie ha- ben aber auch vielerley Himmel. Hier ist z. E. ein ganzer Himmel Rauch. — ein Hi — ein heiliger Rauch stieg mit dem Gebethe Stillbegleitend vom Altar, dann hub er sich weiter u. wallte Wie von der Erde Gebirgen ein ganzer Him- mel zu Gott auf. Off. St. Klopst. 17 S. 1. ist hier kuͤnstlich auf bey stieg ausgelassen wor- den: stieg vom Altar auf. 2. Stillbeglei- tend weis ich zwar auf nichts zu ziehen: aber es ist doch schoͤn! warum? weil es begleitet. 3. siehet man auch gleich nicht, was das fuͤr ein Himmel ist, der auf der Erde Gebirgen liegt, und zu Gott hinauf wirbelt: so ist es doch schoͤn! warum? weil Himmel wallen, und Gebirge darinnen sind. Jst das nicht Rauch? ein gottloser Rauch? Alsdenn haben wir auch Himmel zu Legionen gegossen. Dazu muß eine entsetzliche Forme seyn; da er zumal noch dabey jauchzet oder ein himmlisch Juchheu! schreyet. — Unfehlbar stand auch der Himmel Aus den ewigen Pforten, zu Legionen, ge- gossen, — und jauchzte dir Lieder. St. Kl. 122 S. Sehen wir nicht gleichsam, wie ein Engel hinterm andern aus den Pforten fliesset? Sie halten naͤmlich die Beine zusammen, und glitschen: Weil ein Geist nicht noͤthig hat, erstlich ein Ge- lenk zu kruͤmmen. Dann haben auch wir Himmel in der Seele; Himmel im Auge; Him- O 4 mel Hi mel im Busen: kurz! Himmel uͤber Himmel, ich weis nicht wo: Ernst in seinem Gesicht; tief in der Seele der Himmel! Meß. 117 S. Folglich haben wir auch aller Orten Hoͤllen. Wir machen auch Bey- und Nebenwoͤrter dar- aus. Z. E. Himmelab: so wie Himmelan: — So wie sich ein Donner im schweflich- ten Berge Himmelab stuͤrzt; e. d. 93 S. ob er gleich nur vom Berge koͤmmt. Himmelbenachbarte Alpen. Einer von den alten, aber abgesetzten Dichtern hatte spoͤttischer Weise einen Berg in die Wochen kommen, und eine Maus gebaͤhren lassen. Parturiunt mon- tes; nascetur ridiculus mus. Das Ding ist moͤglich; und wir sehen aus folgendem, daß, wann die Alpen in die Wochen kommen, sie Schweizer gebaͤhren; und also nicht eine Maus; nicht eine Ratze. Wie ein gebohrner Sohn der Himmelbe- nachbarten Alpen Fern von ihnen in einem umnebelten niedri- gen Clima Schmachtend schnappt nach Odem, und nach der Heymath verlanget, Wenn er noch fern den Connor, den Santus u. Altemann siehet, Vor ungehaltner Freud’ in allen Gebehrden ausschweifet. Noah, 363 S. Wir Hi Wir lernen hieraus, daß ein Schweizer in allen Gebehrden ausschweifet, wenn er das Heim- weh bekoͤmmt. Bald schnappet er nach der Luft, wie ein Fisch ausserm Wasser; bald wackelt er mit dem Schwanze, und sielet sich im Sande: ja, wenn wir ihn aufhalten: so glitschet er uns, wie ein Aal, aus der Hand. Wir, fuͤr unsere Person, wuͤnschten dabey gewesen zu seyn, als der gebohrne Sohn der himmelbenachbarten Al- pen, Se. Gn. der Herr v. Haller, das Heim- weh bekamen, und uͤberdruͤßig waren, zu die- nen einem Herrn, der ihm Brod gab: denn wir zweifeln nicht, daß sie, so, wie Dero Verse, in allen Gebehrden werden ausgeschweifet haben. Freylich schnappeten sie in dem umnebelten niedrigen Clima nach Odem, den sie nun, als Amman, auf dem Grymselberge besser ziehen werden. Unser Trost ist, daß sie uns noch viel ungebohrne Soͤhne der Himmel oberwaͤrts und der Hoͤlle unterwaͤrts benachbarten Alpen in unsern bergebenachbarten Thaͤlern zuruͤck ge- lassen haben, die Dero Andenken aus den Kammern des Todes, (Noah, e. d.) retten werden. Auch wir retten dasselbe, durch einen Kern neuer Accente, unsern ungebohrnen Soͤhnen der Thaͤler zum Besten. Himmelbett. Wir erstaunen, wenn wir die Ge- lehrsamkeit bewundern, die der Herr Magister Naumann aus der Ecole des Filles gezogen. Haͤtte es doch dem unsterblichen Manne gefallen, O 5 die Hi die Erfindung seines Himmelbettes uns in ei- nem Kupferstiche mitzutheilen! — Das Himmelbett befand sich Mitten zwischen zwo Waͤnden — (vieleicht in einer Niche oder Vertiefung.) Jnwendig staͤlerne Federn machten, daß die sich drauf legten Sich hoben, schaukelten, wiegten. Dahin fuͤhrte Tirza den Koͤnig. Nimr. 230 S. Was sie da werden gemacht haben, denke der Leser hinzu. Wann sie sich aber nun so wiegten: soll- ten die beyden verliebten Majestaͤten sich nicht mit den Koͤpfen gestoßen haben? Zum wenigsten mußte ihnen der Teufel diese eheliche Lust, wie dort beym Milton, mißgoͤnnen. Nimrod 232 S. Wir nennen diese Figur und Maschine die Schaukel. Himmling: ein spannnagel neues Wort, welches der Teufel verstehet. Da sieht mans, daß Ho- raz und Gottsched Unrecht haben, wann jener lateinisch, und dieser deutsch saget: Jn neuer Woͤrter Bau sey kein Poet zu kuͤhn. Horaz v. d. Dichtkunst. Und was? sollte es dem Teufel nicht erlaubt seyn, neue Woͤrter zu bauen? Wir ahmen also mit sei- ser Erlaubniß dem satanischen Grammatiker nach, und bauen folgende sinnreiche Woͤrter nach: Mondling, Sonnling, Sternling, Planet- ling, Seeling, Erdling, Bergling, Mo- rastling, und alles, was sich mit ling paaren laͤßt: Wenn Hi Wenn nicht Adramelech den Haß zu den Himmlingen ablegt. Noah, 141 S. Aus eben dieser Quelle fliesset das schoͤne Wort Himmlung, so wie Erdlung, Mondlung, Sternlung ꝛc. Satane nennen sie zwar die Himmlung aus elender Schmaͤhsucht. e. d. Anbey bewundern wir hier die eingeflochtene Zwey- deutigkeit, da man nicht recht siehet, wer nennet oder genennet wird. Dergleichen Orakel kom- men uns vor, wie die Orakel der Heyden, die im- mer gar bequemlich zwo und mehr Deutungen lit- ten. Man koͤnnte daher diese Fuͤgung, die bey al- len meßianischen Christen verehret wird, das Orakel nennen. Man kann leicht denken, daß das Wort Himmel sich wie Ungeziefer vermehret und vervielfaͤltiget. Hoffte Bayle, daß die Sonne endlich Ruhe vor den Dichtern ha- ben wuͤrde: so hoffen andere eben dieses vom Himmel; allein wir nicht: denn wir kennen die Fruchtbarkeit des Bathos, der durch unsere Hirngeburten immer geduͤnget, und gleichsam ge- schwaͤngert wird. Wir haben wohl eher eine Himmelskost gehabt: allein aus einem guͤldenen Munde auf Schuͤler ist sie, nach dem Absterben des seligen Hans Caspar v. Lohenstein, nicht gethauet. Begluͤckte Fahrt! erwuͤnschte Stunde! Da Himmelskost aus guͤldnem Munde Auf euch, ihr Gottesschuͤler! thaut. Samml. Nicol. 108 S. Man Hi Man stelle sich dabey einen goldenen Mund vor, der immer Himmelskost auf die Schuͤler spuckt; auch an einen Schnupfen, den ein Mensch hat, kann man dabey denken: indem wir wohl eher dann es einem aus Nase und Maule haben lau- fen sehen: allein, das war keine Himmelskost; sonder des ehrlichen Rachels gemeiner Rotz. Himmlisch. Schon oben haben wir die himmlische Sprache bewundert, die die toͤnende Harfe re- det. Der Seraph stehet entzuͤckt; aber Die Harfe toͤnt fort mit gefluͤgelten Stim̃en, Schlag auf Schlag, Gedank auf Gedanke! der hoͤrende Juͤngling Jauchzt, und zerfließt im suͤßen Gefuͤhl unaus- sprechlicher Freuden. St. Kl. 124 S. Ach! wie der goͤttliche Harfenist nicht wird die Au- gen verdrehet haben! Ach! was fuͤr niedliche Fluͤ- gel die Stimmen nicht haben! Ach! was das fuͤr Gedanken sind! Das ist gar kein Wunder, daß diese Harfe a. St. Toͤne Gedanken von sich giebt: denn sie kann ja reden; ja nicht allein reden: son- dern gar himmlisch reden. Wie mag aber ein Gedank klingen? Hin. Diese Sylbe streitet mit ent um den Vorzug: und sie hat Recht dazu; sie ist ja so gut eine Sylbe, als ent. Wir lassen sie daher in ihren wohl her- gebrachten Rechten und Vorzuͤgen ungestoͤrt, und sagen einmal fuͤr allemal, daß man sie in der heili- gen Dichtkunst mit allen nur moͤglichen Zeitwoͤr- tern versetzen kann; z. E. Hinbruͤllen, hindon- nern, hinsitzen ꝛc. Zum Abscheue und zum Aeger- nisse Hi nisse der Herren Prosatadler, nach des seel. Dry- dens Ausspruche, setzen wir eine vortreffliche Strophe her: Furchtbar verscheuchst du von dir den kriechen- den Poͤbel; Jhn donnerst du schaarweise hin; Und gehest kuͤhne, doch fromm, klopstockisch dich schwingend, Hoch zum unbegraͤnzten Gestirn. Ode an Steinbruͤcken. Wir fuͤhren gern die Engellaͤnder an; wir wollen dadurch in Verdacht kommen, als wenn wir auch so tief daͤchten, als sie. Zum wenigsten haben wir es im Bathos eben so weit gebracht. Allein war denn Swift auch ein Engellaͤnder? Hineingeschmiegt sitzen. So haben wir ein Puͤpp- chen sehen sitzen, das Dukaten aus seinem aͤusser- sten Schlunde spie; Herr Bodmer aber siehet neben einem unbaͤndigen Schache einen sitzen, Der, den Obersten gleich an Ansehn, doch unten am Thron saß, Jn sich hineingeschmiegt. Noah, 207 S. Unter uns gesagt: es war der Etmat-doulet , dem etwas vorm Strange bange war. Wir nen- nen diese Figur nach unserer Art: und sie heißt das Schachspiel; oder das Haͤngespiel. Hinabstrecken Schatten, a. St. Schatten werfen. Siehest du dort das unendliche breite Gebirge, Welches ins fruchtbare Thal verlaͤngerte Schatten hinabstreckt? St. Kl. 94 S. Das war das Reich Johannis, des Lieblings Jesu. Hi Jesu. Bisher haben wir den Verraͤther Juda nicht zu entschuldigen gewußt: allein was sagte Caͤsar? Si violandum est jus, regnandi caussa violandum est. Satan richtete sich, nach Vollendung seiner Gesichte, Ueber ihm auf. So richtet sich hoch ein olym- pischer Berg auf, Welcher ein Thal war, wann Thaͤler um ihn, bey Erschuͤttrung der Erde, Mit unermeßlich sinkendem Schritt in die Tiefe sich stuͤrzen. e. d. 97 S. So standen der Tod und Satan im Milton ge- gen einander. Ey! wer daͤchte das! Giebt es im Himmel auch Erdbeben? Schreiten die Berge, wann sie sinken? Das sind große Schritte! Hinlaͤßig, a. St. nachlaͤßig. Es ist schon sehr lange, daß wir nach einem Bluͤmchen aus des unsterbli- chen Herrn v. Hallers Garten geseufzet: end- lich brechen wir eines ab, das da stinket wie Tran, und aussieht wie ein Lappe. Sein Duͤn- ger des Verstandes ist freylich so fruchtbar, daß wir uns getraueten, unser Buͤchelein, oder Blu- menstrauß mit lauter hallerischen Bluͤmelein zu zieren. Wenn wir aber diese Ehre nun dem Obermeister des reimenden Bathos einraͤume- ten: wuͤrden die heiligen Maͤnner und Mei- ster nicht boͤse werden? Und wie fuͤrchterlich ist ihr Zorn nicht! Haben sie nicht Sehraffen zu Legionen gegossen, ja die ganze himmlische Ar- tillerie zu ihrem Befehle? Nur ein Knall, ein Pfiff: Hi Pfiff: so muͤßten wir in unser Nichts, d. i. in unsere Kemnate, oder Cabinet zuruͤckzittern. Da nun ein jedes Wesen seine Zernichtung scheuet: so wollen wir unsern Weihrauch diesen unsern Gottheiten mit geballten Faͤusten ins Gesicht wer- fen, und so viel Dampf vor ihren Augen machen, daß sie so schwarz wie ein Jupiter auf einem Feuerheerde werden, uns aber nicht sehen sollen: jenen reimenden Meistern hingegen wollen wir Pfefferkoͤrner, dann und wann, in solcher Menge zu fressen geben, daß sie ihre ganze Pimpla mit Schlamm und Koth, Froschleich und uͤbrigem Un- rathe, ihren Durst zu loͤschen, aussaufen sollen. Wann sie dann Schneiden und Reissen in ihren Ein- geweiden empfinden, d. i. Dichterwehen fuͤhlen werden: so soll unsere Feya ihr kupfernes Ge- faͤß unterhalten, und den Goͤttertrank, der, mit prasselndem Geraͤusche, das Thor des Schlundes durchbrach, in kleinen Brantweinglaͤserchen, ih- ren Verehrern, zur Fruͤhlingscur, mildiglich rei- chen. Wohlan! hier sind Pfefferkoͤrner! Vergebens ruͤhmt ein Volk die Unschuld seiner Sitten; Es ist nur juͤnger schlimm, und minder weit geschritten. Der Lappen ewig Eis, wo allzu tief geneigt Die Sonne keinen Reiz zur Ueppigkeit er- zeugt, Schließt nicht die Laster aus; sie sind, wie wir hinlaͤßig, Geil, eitel, geizig, traͤg, mißguͤnstig und gehaͤßig: Und Hi Und was liegt denn daran, bey einem bittern Zwist, Ob Fischfett, oder Gold des Zwiespalts Ursach ist? Haller, 110 S. Se. Gn. werden uns erlauben, 1. ein Volk, das juͤnger, nicht aͤlter gut ist, zu bewundern; 2. ei- nes, das nicht weit schreiten kann, d. i. das enge Hosen hat; 3. das Eis, wo die Sonne darinnen tief geneigt stecket; 4. das Zwitterwort sie, wel- ches so wohl auf Laster, als Lappen gehen kann; 5. den Widerspruch, daß, da die Sonne die Lappen nicht uͤppig machen soll, sie rauchen Kerle doch, nach dem 6. Verse, wie wir, huren, buben, gei- zen, beneiden und faulenzen: vieleicht aber haben sich Se. Gn. auch Widerspruͤche erlaubet, wie je- ner praͤsidentische Philosoph in seinen Werken es gethan hat; 6. bewundern wir die vortrefflichen weiblichen Reime; 7. daß Sr. Gn. nichts daran liegt, ob man sich um Tran oder Gold bey einem bittern Zwiste raufet. Wir wollen einen Groͤn- landsfahrer darum fragen, der uns sagen wird, daß er nur seine Reise ums Gold thue, indem der Tran allein das Mittel, dazu zu gelangen, sey. Die Erfahrung zu machen, wuͤnschen wir dem Herrn v. H. einen guten Wallfisch, oder ein Schiff mit Thran: nicht mit Fischfett; weil die Hechte und Karpfen auch Fett haben. Hirner; dieses deutet einen Menschen an, “Der Vorrath im Gehirn und Salz im Munde fuͤhret.” Rachel. Se. Gn. schimpfen die Stutzer und junge Her- ren so. “Paris Hi Ho “ Paris ziert selbst sein Haupt; weil eine mindre Stadt “Nicht Kunst, noch Puder gnug fuͤr kluge Hir- ner hat.” Haller, 90 S. Ein artiger Hauptschmuck! Klinget das nicht, als wenn Paris auf seinem Kopfe waͤre? Wir ha- ben eine Cybele gesehen, die ein Mauerwerk auf dem Kopfe trug; es gehet folglich mit Paris auch an; nur bejammern wir die gekraͤuselten Haͤrchen. Freylich! die großen Locken koͤnnten alsdann die Stuͤcke auf den Bollwerken vorstellen. Wenn ich also einen Tuͤrken beschreiben will, der einen Turban traͤgt: so sage ich: Stambol ziert selbst sein Haupt. Hirngespinst. Ein bekanntes Schimpfwort. Um feiner und witziger zu schimpfen, sage man: Der Mensch erdichtet Schaͤttenwerke, die sonst nichts als Fleisch und Blut im Spie- gel haben. Buttst. Gedank. 6ter Band, Bl. 18. So muß man das Gedachte mit dem Raͤthsel- haften geschickt vereinigen! Hochschenklichte Maͤnner sind Riesen; also klein- schenklichte, Zwerge. “Dieß sind der Nephilim Werke der hochge- schenkelten Maͤnner, “Soͤhne der schluͤpfrigen Schoͤnen aus Ka- ins wildem Gebluͤte.” Noah, 78 S. Wir lernen hieraus, da s K ain kein sanftes Blut gehabt; rathen daher allen Schoͤnen, sich nach Zwergen umzusehen: so wie wir unsern Jungge- sellen rathen, sich trockene Schoͤnen zu erwaͤhlen. P Jm Ho Jm Vorbeygehen bemerken wir, daß die Groͤße allein in hohen Schenkeln bestehe. Will man sich also einen Riesen abzeichnen: so male man sich ein Paar große Schenkel, darauf man fuͤg- lich einen Kinderkopf setzen kann; denn es bleibet doch ein hochgeschenkelter Mann. Fuͤrwahr! ein artig Bild! ꝛc. Horaz. Dichtk. Hochzeitgebraͤuche. Wir haben schon oben die ge- schickte Besaͤmung verwittweter Ritze mit ge- buͤhrendem Weihrauche bestreuet; die Schoͤnheit des folgenden Ausdruckes aber reißt uns vollends dahin. Wer koͤnnte sonst als Rath Bodmer, der zweyhundertmaͤnnische Rath, der den Hochzeiten der Nesseln und Nelken beywohnet, uns die Gebraͤuche verrathen, die von den fuͤhl- losen Pflanzen bey ihren Hochzeiten beobachtet werden? Die Fraͤulein Toͤchter Noahs wußten zwar viel von der Zeugung der Menschen; “Dennoch wußten sie nichts vom Leben der fuͤhllosen Pflanzen, “Jhrer geheimen Zeugung und ihren Hoch- zeitgebraͤuchen.” Noah, 40 S. Die Blumen haben freylich ihre Geburtsglieder, und ihre hochzeitliche Sitten: und was fuͤr Hochzeitliches bekommen wir nicht in folgendem hochzeitlichen Verse zu denken! “Lobet den Gott, den Retter, von welchem die Milde des Segens “Auf die hochzeitliche Nacht und Empfaͤng- nißstunde herabfleußt. Noah, 386 S. Ob wir gleich einen naͤhern Ort wissen, von dem der Ho der Segen fleußt: so lernen wir doch hieraus, daß, so oft ein Mann Kinder machet, er eine hoch- zeitliche Nacht hat. Wenn er nun aber einen Fehlschuß thut: wie heißt denn die Nacht? eine unhochzeitliche Nacht. Sonst sang man nur in Hochzeitgedichten so hochzeitlich, nun aber auch in Epopoͤen. Hoͤhe. — “Es wird die Tiefe sich buͤcken, “Und die Hoͤh gefaltete Haͤnde gen Him- mel erheben.” Offenb. St. Kl. 183 S. Jst dieses Personnisiren nicht zu weit getrieben? Nein! und wenn die Hoͤhe auch die Fuͤße in die Hoͤhe reckte; und die Tiefe in dem Buͤcken den Steiß sehen liesse. Nur entstehet die Frage: ob der Prophet etwas bey diesem Ausdrucke gedacht hat? Denn buͤcket sich wohl die Tiefe, wie ein Tanzmeister? Ja bethet die Hoͤhe, wie ein altes Muͤtterchen, oder, wie der Koͤnig David vorm Lobwasser? Hat den Dichter ein Hofprediger wohl mit Unrecht den Goͤttlichen genennet? Wir ahmen ihm nach, und goͤnnen (seinem Goͤtzen) die Ehre der Obermeisterschaft im ungereimten Bathos. “ Hoffnungen auf den Glanz der præch- tigsten Blythe gegryndet. ” Jac. u. Jos. 10 S. Eine Bluͤthe ist ein sehr seichter Grund; wird es wohl sicherer seyn auf Glanz zu bauen, zumal fuͤr eine Menge Hoffnungen? Honigtes Land. Die Schrift hatte gesaget, ein Land, worinnen Milch und Honig fleußt. P 2 Rath Hu Rath Bodmer drehet dieses auf seinem Raͤde- lein, und es kommen Menschen heraus, die, wie die Bienen, mit ihren Steißen in Honig sitzen. Wohlmeynend aber wollten wir rathen, keine sammtene Hosen anzuziehen, wenn man in Ho- nig sitzen will; das Gefaͤß ist etwas klebricht. “ Dieses honigte Land, worinne wir itzt Fremdlinge sitzen. ” Jac. u. Jos. 12 S. Doch ich besinne mich: die Patriarchen trugen nicht Hosen; allein sie hatten lange Roͤcke an: die werden noch aͤrger eingetunket haben. Wir koͤnnen uns folglich auch auf ein milchichtes Land freuen. Huͤlse eine entseelte. Die Huͤlsen haben also See- len; d. i. es giebt beseelte Huͤlsen. Bald wer- den unsere Hirsekoͤrner zu plaudern anfangen; denn der Mensch ist eine Nuß; knacket sie auf: so habt ihr den Kern, die Seele. Rath Bod- mer redet von einem Raume, “Wo die entseelte Huͤlse von Mehtabeel bey- gesetzt war.” Noah, 190 S. Ein Erbbegraͤbniß ist also ein Raum, der mit ent- seelten Huͤlsen gefuͤllet wird. Huͤgel. Sonst pflegten sich die Sonnenstralen an den Huͤgeln laͤnger, als in den Flaͤchen, zu bre- chen. Klopst. der Theologe, aber lehret in s. Offenb. und Traͤumen 6 S. das Gegentheil; denn um neuerschaffene Huͤgel zu schildern, sa- get er: “Um und um lagen die Huͤgel in lieblicher Abenddaͤmmerung, “Gleich, Huͤ “Gleich, als waͤren sie schon neuerschaffen, und bluͤhend, wie Eden. ” Alterschaffene Huͤgel werden also wohl in der Morgendaͤmmerung um und um liegen. Huͤpfende Sachen giebt es in der heiligen Dicht- kunst mancherley: nirgends aber solche seltsame Spruͤnge, als hier. “Oberhalb huͤpfte der Berg mit ebnen Ter- rassen von Auen, “Wie mit Stufen an uͤberwallende Huͤgel gelehnet, “Sanft hinauf zu beyden allmaͤhlich spitzen- den Gipfeln. Noah, 7 S. Erstlich huͤpfet der Berg; dann huͤpfen die Ter- rassen mit ihm; zu gleicher Zeit ist er an Huͤgel, die auch huͤpfen, und ihn uͤberwallen, gelehnet; dennoch huͤpfet er zu Gipfeln, die da spitzen. Wir nennen diese Figur, diese Geburt eines huͤpfen- den Gehirnes, die Bachstelze; und preisen sie allen denen an, die gern huͤpfen. Nur wuͤnsch- ten wir Rath Bodmern auf diesem Berge ste- hen zu sehen. Huͤter. Wir suchen noch umsonst, was dieses fuͤr Huͤter seyn moͤgen? “ Balack, das Haupt im Rath der Aeltesten, hatte den Huͤtern “Jn der gewahrsamen Brust die Wache zu halten befohlen.” Noah, 72 S. Jn unsrer Brust haben wir Nachtwaͤchter, die da wachen, wann wir bewundern. Wir bewun- dern daher auch Balacks erfahrnen Befehlstab, P 3 der Hu Hy der schwindlichte Heere trannte. Denn sagen wir nicht eine geschickte, eine maͤnnliche Feder? Was zu einem paßt, das paßt auch zu dem andern. Vieleicht werden diese Huͤter lauter Ammaͤnner seyn, die an der Thuͤre stehen und die anmelden, die vor den Hn. Schultheiß wollen. Huͤllen. Jn Huͤllen, oder im Kleide der Mensch- heit, wandeln: saget Klopstock, der Seher, a. St. im Fleische seyn. So wandelt eine Schoͤ- ne in Huͤllen der Mannspersonen, wann sie eine Amazonenkleidung anziehet. “Erde! dein schoͤnstes Gefilde, wo Gott in Huͤl- len der Menschheit “Wandelt.” Offenb. St. Klopst. 74 S. Was ist eine Huͤlle? Hungrige Jahre. Wir lernen mit Verwunderung aus dem Judengedichte Jacob und Joseph, daß den Jahren hungert: die armen Jahre! “ Izt schwebt yber den feldern das dritte von hungrigen Jahren.” e. d. 5 S. Besser yber den hæusern! yber den kychen! Wenn also am Neckar der Wein nicht geraͤth: so schwebt yber dem Neckar ein durstiges Jahr; und uͤber dem, der vor Hunger in der Sonne speisen gehet, schwebt eine durstige Stunde. Hymnen lobbelastete. Addison belastete schon einen Tag mit Catons und der Welt Schicksale; wir bewunderten sehr diesen Lastwagen; allein, wie wuchs nicht unser Erstaunen, als wir gar Hymnen lobbelastet fanden! Denn so saget ein blauer Glaͤubiger: “Nie- Hu Ja “Niemals schwiegen mir dort die lobbelaste- ten Hymnen.” Noah, 322 S. Wir lernen auf e. d. S. daß der Zirkel ein Werk von alberner Einheit; das Dreyeck aber ein Werk ist, das von drey klugen Winkeln bekroͤ- net wird. Dieses sey unsern Hnn. Prosatadlern ins Ohr geraunet! denn diese Herren unterstehen sich gewoͤhnlich, eine feurige Poesie nach ihrer kalten Prose zu beurtheilen; z. E. Langens Horaz: Oden nach Guͤnthers Liedern; da doch jene eine treffliche Neologie in sich halten. Husan. Wir haben bisher noch nicht gewußt, daß, wenn man an einem Dinge angebunden sey, man desselben Eigenschaft annehme. Wir ler- nen es mit Bewunderung; und wuͤnschen darum an dem Herrn Rathe angeschlossen zu werden; um einige Theilchen seiner Klugheit zu empfangen. Denn ungeachtet unsere neue Dichtkunst, daß ich mich des Ausdruckes bediene, ein Hurkind ist; indem sie mehr als einen Vater aufzeigen kann: so wird doch niemand leugnen, daß der Herr Rath am meisten im Verdacht stehe, ihr Vater zu seyn. Und was fuͤr Verstand zeigt es nicht, dem Hn. Bodmer so nahe anzugehoͤren! “ Husans Geschlecht lag an die Dummheit mit Seilern gebunden.” Noah, 308 S. J. Jaͤhnender Golfo ist ein Meerbusen, der das Maul weit aufsperret. Man pfleget zu jaͤhnen, P 4 wenn Ja wenn man schlafen will; zu jaͤhnen, wenn man geschlafen hat; zu jaͤhnen, wenn der Leib voll suͤßes Weins ist, und bey mehreren Gelegenheiten, z. E. wenn man Hexameter liest. Wann jaͤhnet aber ein Meerbusen? Dann, wenn ihn ein Schweizer bemalet! “Oben erbebten die Giebel des Bergs mit nei- gendem Nicken “Neunmal; im zehnten entstuͤrzten sie in den jaͤhnenden Golfo. Noah, 292 S. Waͤre mein Maul ein Golfo gewesen: vor La- chen haͤtte ich es eben so weit aufgesperret. Malet Rath Bodmer nicht richtig? Siehet man nicht recht die Giebel sich neigen, nicken, so wie man nicket, wann man zu schlafen anfaͤngt, neunmal nicken; und dann im zehnten, d. i. Male, ent- stuͤrzen? Wir nennen diese Figur die Hochzeit; denn eine Schaukel vermaͤhlet sich hier mit einer Catachresis. Jenes ist eine Figur, durch wel- che man die sich zuwider seyende und entgegen ge- setzte Dinge mit solcher Geschicklichkeit in einem Gleichgewichte haͤlt, daß der Leser nicht weis, nach welcher Seite er sich wenden soll; welches ihm denn ein unaussprechliches Vergnuͤgen verursachet. Dieses aber ist eine Figur, durch die man gerade das saget, was man nicht denken sollte. Man koͤnnte sie auch das Unmoͤgliche nennen; denn, wie ist es doch moͤglich, daß ein Golfo jaͤhnen koͤnne? Jm Antilongin, 84 S. finden wir auch jaͤhnende Wolken; welche denn Rath Bod- mers jaͤhnenden Golfo vollkommen rechtferti- gen. Ja gen. Wir haben mehr als einmal gejaͤhnet, wann wir den Noah lasen; wir haben ihn bewun- dert und gejaͤhnet. Jahr; ein verwittwetes Jahr; wir hoffen also ehe- stens ein beweibtes zu finden; so wie Naͤchte, Tage, Reize und Ritze, die alle verwittwet sind. Noah, 12 S. Jahr sinkt in das westliche Meer; d. i. es ist da- hin! Nun wissen wir, wo die Zeit bleibet: in dem westlichen Meere! “ Bald war ein jahr mit auf- u. niedergehen- den tagen “In das westliche meer gesunken. Jac. u. Jos. 3 S. Jahrhundert. Wir koͤnnen noch nicht aufhoͤren, folgende treffliche Redensart zu bewundern. Wir erstaunen, wie der große Rath Bodmer uns arm an Weihrauch machet. Unser Leser wird nicht sagen, daß unser Rauchfaß viele Ruhe habe. Da wir aber nur eine raͤuchernde Jnsecte sind, und vom Lobe leben: befuͤrchten wir uns wohl mit Unrecht, der große Rath werde uns das Leben nehmen? Der harte Mann will ja alles Lob allein an sich reissen; denn wir koͤnnen unmoͤglich seine Groͤße, des Riesendichters Groͤße, beraͤuchern! Wir raͤuchern ihm vorne; wir raͤuchern ihm hin- ten: doch bleibet genug zu beraͤuchern uͤbrig. “Willig gaͤb ich mein Leben fuͤr Bodmern, den Freund zu erkaufen, “Den Jahrhundert’ er mangelt’, u. mich Jahrhunderte hatte. Noah, 171 S. Jst diese Fuͤgung mit mangeln nicht ungemein? P 5 “Ja- Ja “ Japhet! wie war dir bey diesem Gesicht? welch suͤßes Entzuͤcken “Zog dir die Seel in das Aug, in das sie gesamm- let hervor trat, “Und unersaͤttlich im Schaun im froͤhlichen Schimmer da ruhte.” Noah, 8 S. Du armer Japhet! Trat dir deine Seele ins Au- ge, wodurch sie, wie durch ein Kappfenster, kuckte? Ruhte sie auf dem Ellenbogen im froͤhli- chen Schimmer: oder saß sie? Du armer Ja- phet! dessen Seele zerstreuet war; denn wie haͤtte sie koͤnnen gesammlet werden? So ist es denn nicht wahr, daß sie ein einfaches Wesen ist. Hier ha- ben wir in einem Auge eine Treppe und ein Bett; man sollte kaum denken, daß alles Raum haͤtte. Jauchzen. Nimm nicht uͤbel, lieber Leser! wenn auch wir etwas jauchzen werden; die heiligen Jauchzer naͤmlich jauchzen gar zu jauchzend. Wir erinnern uns dabey der Zoͤglinge Anas und Zibeons, die auch jauchzen, wenn nur einer zu jauchzen anfaͤngt. Kaum fing ein goͤttlicher Klop- stock zu jauchzen an: so jauchzete unser gan- zer Parnaß; denn in dem jauchzenden Gesichte Meßias jauchzet alles: auch die Pforten der Tiefen tief unten. “Und ein wandelndes Jauchzen durchdrang die Pforten der Tiefen.” 6 S. Das Jauchzen gehet demnach spazieren; die Tie- fen muͤssen auch Pforten haben, damit die Stim- me hinein koͤnne. Ein unsterbliches Jauchzen, ist das nicht ein ewiges Schreyen? e. d. 19 S. Es Jn Ju Es zeiget einen edlen Muth an, wenn man Woͤrter zusammen paaret, die einander nie gesehen haben; und je mehr man sich von der gesunden Vernunft entfernet: desto naͤher koͤmmt man dem heiligen Bathos, welches nur kalte Spoͤtter den klop- stockischen Wust nennen. Jnsecten. Ein undeutsches Wort. Man um- schreibe es, und nenne die Jnsecten den kriechenden Unflath, der von den Aus- duͤnstungen der Erde lebet. Wer dawider was erinnern will, wird doch geste- hen muͤssen, daß die Umschreibung deutsch sey. Jrren. Man sage nicht mehr eine Jrre: es ist klop- stockischer, und folglich goͤttlicher, die Jrren. Jubelgesang. Wenn Noahs Fraͤulein Toͤchter Hochzeit machen: so singen die Voͤgel einen Ju- belgesang. Warum denn einen Jubelgesang? Darum, sie gehen mit ihren unbeschnittenen Hel- den nur alle hundert Jahre zu Bette. Sind das nicht traͤge Kerle? Noah, 132 S. Jubiliren. Dieser aus der Pegnitzschaͤferey ent- lehnte Zwitter druͤcket im Traume St. Klopst. viel aus; z. E. 22 S. “Da die Stimme von deiner erhabnen Ge- sandtschaft erschallte, “ Hub sich mein Geist jubilirend empor ꝛc. ” Man denket hierbey an eine Lerche, die eben so ti- riliret, als Klopstock und der sel. Clajes jubi- liren. Eines machet uns zweifelhaft; wir wissen naͤmlich nicht recht, ob diese Stimme der Gesand- schaft, Ju schaft, oder dem Geruͤchte von der Gesand- schaft zugehoͤre. Juͤngerschaft, die himmlische. So sollten v. R. W. viele deutsche Gesellschaften heissen, die bey lebendigem Leibe schon himmlische Juͤnger sind; d. i. klopstockisiren. “Doch nicht jener zugleich, der, der himmli- schen Juͤngerschaft unwehrt, “Jesum verrieth.” Off. St. Klopst. 73 S. So koͤnnte man auch die Teufel die hoͤllische Juͤn- gerschaft nennen. Wir bekennen uns zur Himmli- schen. Eben in dieses Fach gehoͤret die himmlische. Jugend, d. i. Engel. Folglich giebt es auch Greise unter ihnen; folglich waͤre Eloa der Aelteste: Eloa das Geschoͤpf Klopstocks. e. d. 11 S. “ Selige friedsame Thaͤler, vordem von der Jugend des Himmels “Liebreich besucht ꝛc.” Der goͤttliche Dichter brauchet friedsam a. St. ruhig, und selig a. St. gluͤckselig. Jm Vor- beygehen merken wir an, daß der Verfasser des Hermanns Unrecht hat, den Himmel nicht bey Dingen ins Spiel zu mengen, die durch Men- schen koͤnnen verrichtet werden. Er hat da- durch seinem Gedichte ein gewisses Feuer geraubt, welches Homer und Klopstock, durch die Men- ge Teufel und Goͤtter, die sie mit einflechten, den unsterblichen Gesaͤngen ertheilet haben, die die heydnische und meßianische Religion enthalten. Furchtsame Dichter sollten sich daher nicht auf den Parnaß wagen; und ein Held hat weit mehr Ehre davon, Ju davon, wenn es eine Gottheit an s. St. thut, als wenn er es thaͤte. Junggeschaffen; folglich auch alterschaffen. “Die, ihr mich zaͤrtlicher liebt, gesellige Freun- de! “Entdeckte mein suchender Blick “Euch junggeschaffen sogleich? Nach eurer Umarmung “Ward halb meine Jugend verweint.” Ode an Steinbruͤck. Dieses Gesellige gehoͤret Klopstocken, dem Theologen: uns kleinen Dichtern ist nur das Mausen erlaubt. Juweel saget man gar zierlich im Deutschen a. St. Kleinod; ja es ist artig, den Patriarchen von Ju- welen reden zu hoͤren. Es ist die Verheutigung, der wir schon oft erwaͤhnet, und in welcher Rath Bodmer nicht einer von den zweyhundert Maͤn- nern ist, die den Zuͤricher Johann Hagel vorstellen. Aber das schönste, das beste Juweel von meinem vermögen ist Rachel. Jac. u. Jos. 7 S. Unser bestes Kleinod ist Bodmer, der Riesen- dichter: der am ersten den Parnaß bestuͤrmet, und den Grymselberg und den Gletscher auf ihm aufgethuͤrmet hat. Seine gereimten Ge- dichte, die wie ein sanfter Bach dahin rauschen, waren die Stufen, auf denen er sich zum Unge- reimten erhob. Da sitzet er nun, und bruͤtet Welten und Hexameter: der große Mann! Nur bleiben seine Hexameter unlesbar, und seine Welten Ka Welten unglaubbar. Eben dieses Ungluͤck hatte Chapellain, ein gelehrter Mann! K. Kalmaͤuser. Wenn es moͤglich waͤre, daß ein Dich- ter, oder besser, daß ein Reimschied die Poͤbelfi- gur brauchen koͤnnte, der, Sr. Wohlgeb. Un- sterblichkeit, dem Hrn. Amman v. Haller, nachzuahmen, gepriesen worden: wer wuͤrde sonst einen guͤltigern Anspruch darauf machen, als der Herr Gerichtshalter Zernitz? Seine Verse, die er gewiß nicht so schnell, als ein Protocoll, ent- worfen; ja vielmehr mit einem Hammer zusam- men gekeilet hat, ehe sie eine reimende Gestalt annahmen, zeigen uns, daß er nicht allein halle- risch geschrieben; sondern auch hallerisch ge- dacht hat. “Ein Schulfuchs duͤnkt sich klug zur Herrschaft einer Welt; “Der Feige sonder Feind, so tapfer, als ein Held; “Der Dichter einst gekroͤnt, begluͤckt durch Lorbeerreiser; “Voll hoher Wissenschaft der staubichte Kal- maͤuser.” Zernitz 78 S. Hat der Nothstall des Reimes nicht einen vortreffli- chen Kalmaͤuser hinein gezwungen? die vorher- gehenden Mittelwoͤrter waren der Kappzaum. Kalenderzeichen. Aus folgender Strophe lernen wir, daß die Kalenderzeichen, d. i. die Mon- desviertel, etwas in den Jungfern bedeuten. “Doch Ka “Doch Daphnis war noch jung u. schoͤn; “Kann dieß ein Alter auch noch sehn, “Fuͤr welchen die Kalenderzeichen “Jn ihr bedeutend Nichts entweichen?” Zernitz, 48 S. Wir haben dieses treulich uͤbersetzet; wir wollten auch sagen, was es hieße, wenn das Mittelwort bedeutend nicht einen Flohr daruͤber zoͤge, der uns den Sinn gaͤnzlich entziehet; wir wuͤrden es sonst zur Saufigur rechnen. Kanot. Jst das nicht ein Nachen oder ein Kahn? Dieses aber ist gemein; jenes hingegen belehret uns, daß Rath Bodmer auf seinen epischen Reisen auch Amerika besegelt hat; denn die Kaͤhne der Wilden pflegen einige so zu nennen. Die ganze Seite enthaͤlt eine Figur, die wir den Amerikanismus nennen; indem sie Amerika und Gog und Magog noch vor der Suͤndfluth zusammen koppelt. “Vor Ueberfall schien sie die Natur geschirmet zu haben, “Als sie zwischen ihr Land und Magog den Golfo gegraben, “ Ueber welchen zu setzen die Kraft des schwimmenden Pferdes, “Oder der staͤrkern Kanots nichts taugt.” Noah, 51 S. Jst das neue Wort geschirmet nicht schoͤn? Jst das atlantische Meer nicht ein kleiner Meerbusen? Jst das nicht ein Candidat des Tollhauses, der auf einem Pferde nach Amerika uͤbersetzen will? Ka will? So dumm ist kein Caraibe! Wer aber ist so klug? Der Zweyhundertmaͤnnische Rath Bodmer! ein großer Mann! Denn wie groß muß man nicht seyn, wenn man einsiehet: man koͤnne nicht auf einem Pferde nach Amerika schwimmen! Kappzaum den Begierden anlegen, und die See- le an der Leine laufen lassen, sind aus der Reit- bahn auf den Parnaß erhobene Redensarten. Denn auch bey Woͤrtern giebts Standeserhoͤ- hungen; zumal koͤmmt ein solcher Schaffer und Schoͤpfer, als Rath Bodmer, zum Wort- reiche: Wortreich, ein neues Wort! “Aber den Kappzaum den ungezaͤhmten Be- gierden anlegen. Noah, 350 S. Dann sattelt sie Rath Bodmer, setzet sich auf, und lehret sie den spanischen Schritt. Das Gleichniß ist gar zu schoͤn, als daß es ein hallerisi- render Zernitz nicht haͤtte vorher denken sollen. Die Erfindung gehoͤret also ihm; sie ist auch ur- spruͤnglich schoͤner; denn er leget einer Schoͤnen einen Kappzaum an; einer zarten Schaͤferin! die arme Nase! der Liebe selbst leget er ihn an! “O! geh ich in die Unschuldszeiten; “Da dich noch nicht ein Kappzaum fing: “Und da ein Herz voll Zaͤrtlichkeiten “Vor Reichthum, Stand u. Ehre ging. 70 S. Jst denn die Liebe in Waͤldern, wie ein Wildfang, umher gelaufen? Reitet man sie denn zu, wie rohe Pferde? Die Schaͤfer, die doch zuerst von der Liebe Ke Liebe geschwatzet, haben wohl nie ihren Schaͤfe- rinnen den Kappzaum angeleget. Die mehre- re Zahl von Zaͤrtlichkeiten haben wir dem Reime zu danken; einer Quelle, aus der viele gedachte Verse geflossen sind, und noch fließen. Kelchglas; eben so, als sagte ich der Kelchbaͤcher; auf deutsch, der Baͤcherbaͤcher. “Bald wird das Kelchglas uns Muth u. star- ke Geister einhauchen ꝛc.” Noah, 272 S. “Also sagten sie Zotten, u. meynten, sie redeten Scherze. Ganz recht! ganz recht! wenn es von den Hrnn. Wurmsamianern verstanden wird. Alles hat in der heiligen Sprache einen Athem; es haucht starke Geister ein, die zum Zotenreissen oder mizraimisiren taugen; denn es heißt von den hei- ligen Maͤnnern: “Also jauchzen sie Zotten und meynen, sie jauchzeten Weisheit. ” Kerkerfrey. Der gegen Klopstocken, den goͤttli- chen Seher, wasserklare Virgil sperret die Winde in Hoͤhlen. Allein Hoͤhlen sind lange nicht so enge, als Kerker. Hr. Tenzel leget da- her die Winde in Kerker, und Aeol muß Ker- kermeister werden: “Wohin die Wuth bewegter Schluͤnde, (oder Gruben ) “Die Kriege kerkerfreyer Winde, “ Durch dich gedaͤmpft, mein Auge ziehn.” Samml. Nicol. 107 S. Q Wir Ke Wir bewundern anbey die Zweydeutigkeit; denn Hr. Tenzel kann sowohl die Schluͤnde oder Gru- ben, und auch die Winde gedaͤmpfet sehen. Wie unerschoͤpflich sind doch die Mittelwoͤrter an Erfindungen! Kern. Jch werde keine Erklaͤrung von diesem unent- behrlichen Worte geben. Man weiß es doch wohl, daß in unsern Tagen das Kernichte scharf untersu- chet wird. Das Kernichte in Gedichten, das Kernichte in Reden, gehoͤret in die Kritik, und nicht ins Woͤrterbuch. Man schlage den Clerc nach, in seiner arte critica, den ersten Band, den andern Theil, das 8te und 9te Capitel. Ge- wiß kann ich nicht behaupten, ob Clerc dieses Wor- tes gedacht habe. Genug! das Kernichte gehoͤret zu diesen beyden Capiteln. Jch will nur den Red- nern zum Troste die Schoͤnheit dieses Woͤrtchens anzeigen. Diejenigen, die mit dem Grundtexte, und dessen mannigfaͤltigen Erklaͤrungen viel zu schaffen haben, ehe sie eine Sache an ihren Ort ge- stellet seyn lassen; diese, sage ich, koͤnnen hier ei- ne Zierlichkeit finden. Ein altmodischer Schrift- steller bleibt bey seiner Leyer und Einfalt. Er schreibet: Der Spruch hat keinen Verstand, wann wir diese Meynung annehmen. Das ist ein einfaͤltiger und grober Ausdruck! Wer wollte so unartig freveln, und die Ausleger so hart widerlegen! Heutiges Tages muß man hoͤflich seyn. Man schreibe doch lieber mit Buttstaͤdten: Der Kern des Jnhalts, der sonst in dieser Stel- Ke Kl Stelle lieget, wird taub und verlohren wer- den: wann man diese Meynung annimmet. Wer hier den unterschied, das Schoͤne und Sinnliche, nicht einsehen kann, der ist nicht weit gekommen. Alte und abgebrauchte Gedanken muͤssen mit neuen und seltenen Ausdruͤcken frisch uͤberkleidet werden. Alsdenn erpressen sie den Beyfall der Leser und Zuhoͤrer. Keuchen schroͤckliche Worte. Es wundert uns, daß Rath Bodmer uns die schroͤcklichen Wor- te wiederkeuchen kann, da sein Held dabey so ge- keuchet hat; wenn man naͤmlich keuchet: so re- det man nicht. “— Er keuchte die schroͤcklichen Worte.” Noah, 74 S. Klang. Uns ist zwar niemals vorgekommen, als klaͤnge das Gold so vortrefflich, daß man einen goldenen Klang schmieden sollte. Allein das Gold ist schoͤn; daher muß alles, was von Gold koͤmmt, schoͤn seyn: ein goldner Klang, ein goldner Laut, ein goldner Hauch. Es ist unnoͤthig, einen anzufuͤhren; unsere Bibel- und Teufeldichter blasen gern einen goldenen Klang. Was meynest du aber von folgendem Klange der Waffen? “Jm Klang der Waffen voll von Unsterb- lichkeit “ Sucht sich mit eisern Haͤnden des Peleus Sohn “Die Ruhe, die das Morden fliehet, Q 2 “Und Kl “Und sich bey kuͤhlenden Wassern weidet.” Samml. Nicol. 154 S. Hier lernen wir, daß der Klang ꝛc. voll Unsterb- lichkeit sey; daß sich Achilles, wie jener, der auf dem Esel saß, und den Esel suchte, mit eisern, nicht mit eisernen, Haͤnden gesuchet habe; daß er, wie unsere alte Ritter, eiserne Handschuhe getragen; und endlich, daß die Ruhe am Ba- che, wie eine Kuh, grasen oder weyden gehe: Alles Dinge, die wir vorher nicht wußten. Kleid der Dinge; das Auge stoͤßt sich am Kleide der Dinge, und thraͤnet doch nicht; aber es ist auch Sr. unsterbl. Gnaden Aug, das wohl ei- nen Stoß vertraͤgt. “Und wie sich unser Aug’ am Kleid’ der Dinge stoͤßt.” Haller, 103 S. Bey diesem Stoßen ist das e, der Zippel vom Kleide, verlohren gegangen. Der Freund des Hn. Ammanns, Rath Bodmer, umgiebt die Erde mit einem Kleide von Wolken, und, was am wundersamsten ist, mit Windeln von Schatten, die er hernach in der Suͤndfluth waͤscht; oder doch waschen muß. “— Er webte “ Ueber dem Meer’ ein Kleid von Wolken u. Windeln von Schatten.” Noah, 365 S. Gerade wie Blackmor im Antilongin, 23 S. Freylich haben uns die Britten ihre Kunst, tief zu denken, mitgetheilet: nur unsere Tiefe ist noch geraͤumi- Kl geraͤumiger, als ihre; noch morastiger, als ihre. Kloß der Hoffnung. “Und braͤche dann am Ende deiner Hoffnung “Der falsche Kloß: was wuͤrdest du beginnen? Brem. Ged. 7 S. Folglich giebt es auch wirkliche oder treue Kloͤße. Ueberhaupt bauet der breite Hr. Johann Hein- rich Oest so leicht und fest, daß wir uns wun- dern, warum noch nicht alle Dichter eigene Haͤu- ser haben; es wuͤrde denn nicht heißen: Mira mirorum! Poeta emit domum! Der Bauherr lehret auch, wie man glauben muͤsse: “Erst glaube eins; hernach glaub’ auch das andre; “Erst glaube kluͤglich: wenig von allem: “So lernest du desto mehr von allem wissen. ” e. d. Haben die Maͤrtyrer auch so glauben lernen? Weiter! Die heil. Dichter haben die Entdeckung gemacht, daß Adam aus einem Kloße gebildet worden; sie nennen uns daher sterbliche Kloͤße: sie aber sind die unsterblichen Kloͤße und Schnee- baͤlle. Man siehet wohl, daß wir ihre Leimerde so fest zusammen druͤcken, damit ihre Theilchen nicht zerfallen moͤgen; unser Lob ist der Firniß, den wir daruͤber streichen, dami t sie halten und glaͤnzen sollen. Q 3 Kiesel. Ki Kiesel. Rath Bodmer hat einen Nacken von Kiesel oder Feuerstein. “Der Chusite, dein Sclav, hat einen Nacken von Kiesel; “Beym geringste n Misgluͤcken zerreißt er seine Gedaͤrme.” Noah, 320 S. Jst das nicht grausam? Kinder hingen, wie marmorne Bilder, an den Lippen Noahs. So hingen die Ketten, die an Herzen gefesselt waren, an den Lippen des galli- schen Herkuls, um seine Beredsamkeit auszu- druͤcken; und so haͤnget der Faden eines Spinnro- ckens aus dem Munde eines alten Muͤtterchens, wann sie spinnet und Maͤhrchen erzaͤhlet. Wir befuͤrchten nur, die Kinder moͤchten etwas vom Speichel bekommen, wann sie uns so nahe zuhoͤ- ren; wir auch selbst nicht reden koͤnnen, wann es unsern Soͤhnen und Frauen der Soͤhne einfallen sollte, an unsern Lippen zu haͤngen. Es ist auch sehr unangenehm, manchen Leuten so nahe zu kommen, und ihren stinkenden Athem an der Quelle selbst zu riechen. Die Rede ist von Noahs Soͤh- nen, und Frauen der Soͤhne: “Diese zerflossen in Lust, wann er mit reden- den Zuͤgen “Jhnen die Rahmen enthuͤllt’, und hingen, wie marmorne Bilder, “An den Lippen Noahs.” Noah, 339 S. Jst der Ausdruck nicht richtig: Rahmen mit re- denden Zuͤgen enthuͤllen? Solche redende Zuͤ- ge sind es, die ein Maler brauchet, wenn er eine gemal- Kn gemalte Tapete aus einander rollet und erzaͤh- let, was darauf stehe. Dieses that naͤmlich Noah, indem er ihnen Engel Raphaels ge- malte Tapete ausleget. Quæ! qualis! quanta! Kniefall, a. St. Kniebeugen. Also sage auch, wenn du auf den Hintern gefallen bist, einen Steißfall. “Ueber sie ward der Koͤnig, der itzt den Himmel besitzet, “Zornig, weil sie sich fuͤr die Rechte des Schicksals erklaͤrten, “Und ihm kuͤhn den strenge gefoderten Knie- fall abschlugen.” Noah, 148 S. Es bleibet zu entscheiden, ob sie ihn ihm, oder dem Schicksale, abschlugen. Diese Ungewißheit, dieses Raͤthsel haben wir dem Woͤrtlein ihm zu dan- ken. Jst das Beywort in dem letztern Verse nicht lang genug? Knochen. Rath Bodmer erzaͤhlet in seiner Bodmerias, oder dem Noah: der Karaibe nage Knochen. Der gestrenge Herr Rath machet also fleischichte Knochen, welches sonder Zweifel das Fleisch, das an den Knochen sitzet, vorstellen soll. Wir wuͤrden es lieber ein kno- chichtes Fleisch nennen; und zechen lassen. — “Also nagt unter den sittlichen Menschen “Nur der wilde Karibe die fleischichten Knochen der Leute. Noah, 245 S. Karibe zierlich a. St. Karaibe. Wir frohlo- Q 4 cken Kn cken recht, daß der Herr Rath die Karaiben un- ter die sittlichen Menschen zaͤhlet; und wuͤnschen ihm Gluͤck zu dieser Erfindung. Wir freuen uns auch, klippichte oder bergichte Knochen ange- troffen zu haben. “— Neuthuͤrmende Berge “Standen unter dem Wasser auf — “Mit zerspaltenem Haupt’, mit abgerissenen Seiten, “Klippichten Knochen, die aus den magern Schenkeln hervorragten.” e.d. 359 S. Da haben wirs! da sehen wir, daß die Berge keine Waden haben. Die Berge werden die Beine gebrochen haben: denn da ragen die Splitter hervor: die armen Berge! Knorricht. Daß die Eichen ein Eingeweid haben, war unbekannt; daß es knorricht sey, noch unbe- kannter: am allerunbekanntesten aber war es, daß es eine Strafe sey, einen ins Eingeweid zu ste- cken: allein es ist auch der Eichen Eingeweid. “Gottes Gesandter trat mit dem Kleinsten der Schroͤcken zu ihnen ꝛc. “ Murmelt ihr unter der Last: so will ich den Eichbaum zerspalten, “Und euch beyde tief in sein knorrichtes Ein- geweid klemmen: “Bis ihr drey langsame Tage darinn ver- heult habt.” Noah, 173 S. Wie groß mag also das Groͤßte der Schroͤcken seyn? Wo mag er doch das Schroͤcken gefuͤhret haben? Auf dem Helme? Murmelt druͤcket weit mehr Kn mehr aus, als murret. Es nimmt uns Wunder, warum nicht Raphael alle Teufel in Eichen ge- klemmet; sie wuͤrden nicht mehr die hoͤllische Schildwacht, Abdieln, hintergehen. Drey Tage in Eichen zugebracht, sind freylich lang- samer, als drey Tage in Pflaumbaͤumen. Flemming brauchte schon verweinen, verwa- chen: so kann also auch wohl Rath Bodmer verheulen brauchen. Eben so drohet Ariel, der Sylphe, den Sylphen und Sylphiden im Lockenraube, wo sie nicht Belinden recht be- wachen werden: “Welcher Sylphe nun aus Leichtsinn seine Pflicht zu schlaͤfrig treibt; “Von dem strengen Posten weichet, oder nicht stets bey ihr bleibt: ꝛc. ꝛc.” Jst das Wort klemmen nicht hoch? zum wenig- sten ist es tief. Knatternd. Man wird bald merken, daß dieses Wort aus dem knatternden Gehirne des Hrn. Magisters entsprungen ist. Zum Beweise fuͤhren wir diesen knatternden Vers an: “Der Schwerter knatternd Geraͤusche hatte ihn also erschrecket, “Daß er seinen eignen Soldaten zwischen den Beinen hindurch kroch.” Nimr. 435 S. Sollte er sich nicht da etwas geklemmet haben? Der arme Mann! Er hatte das Ungluͤck, daß er keinen Degen konnte klingen hoͤren. Auf der 429 S. giebt es auch etwas knirrendes und knor- rendes. Q 5 So Kn Ko “So wie ein laͤrmender Hagel, der auf dem Dachziegel rasselt, “Mit einem knirrenden Tone die Fenster der Haͤuser zerschmettert: ꝛc. “Da schwirrten die Sehnen der Bogen, wie das Schnarren knorrender Hunde. Jst das nicht recht was Knorrendes, Schnar- rendes, Schwirrendes, Schmetterndes, Knirrendes, Rasselndes, Laͤrmendes? Ohe! jam satis! Knotichte Sayten. Nun koͤmmt ein Stuͤckchen fuͤr die Herren Geigenisten, oder, wie sie sich lieber nennen, fuͤr die Herren Virtuosen. Sie moͤgen uns sagen, wie diese Sayten klingen: “Der Unterschied entspringet aus den Lauten: “Auf knotichten ungestimmten Sayten “ Greift jener fein, u. hoͤrt doch grobe Toͤne. Brem. Ged. 12 S. So geht es unsern Hexametristen; sie greifen fein; und man hoͤrt doch grobe Toͤne; sie wollen ei- ne Laute schlagen, und man hoͤret eine Sackpfeife; sie stimmen hoch, und die Sayten reissen. Wir aͤrgern uns daher recht, wann man sie tadelt. Was koͤnnen sie davor, daß es nicht Leute giebt, die Midasohren haben? Koͤpfe. Hier ist fuͤr ein Heldengedicht ein sehr erha- bener Ausdruck, und er zeiget, wie der Hr. Ma- gister annehmlich fallen kann. — “Hierauf entstand nun im Kriegsvolk “Ein Getoͤs; u. sie steckten die Koͤpfe einhaͤl- lig zusammen.” Nimr. 7 S. Uns Ko Uns koͤmmt es vor, als saͤhen wir den Hofnarren Sr. Maj. Hrn. Habacuc, auf einem Ber- ge ein Getoͤs machen; ehe wir es uns aber verse- hen, ihn vom Berge uͤber Hals uͤber Kopf her- ab purzeln. Koͤrper. Rath Bodmer malet hier ein seltenes Volk: “Jedes Gliedmaß an ihnen ist ungeduldig; die Worte “Sind zu traͤge fuͤr sie: ihr Koͤrper wird aller zu Ausdruck. ” (Der Steiß auch? Ein feiner Ausdruck!) “Witz ist ihr bester Verstand, und unsere goͤttliche Reden “Sind unsinniges Zeug in ihrem verkehrten Geschmacke.” Noah, 55 S. Was mag doch ihr schlechter Verstand seyn? Freylich! so geht es den goͤttlichen Reden Klop- stocks und Bodmers an vielen Orten. Jm Vertrauen, Herr Rath! bestehet ihr Volk nicht aus Narren? Kochen. Der Uebersetzer der Jlias ist freylich kuͤhn, daß er den Zorn zum Koche machet. “Und in den Adern kocht der Zorn ein schnelles Blut.” Noch kuͤhner, ja tollhaͤusisch ist es, wenn man gar Laster kochen will. Bald wird man auch Tu- genden sieden, und Gemuͤthsgaben braten. “Aber die Herzen des Schwaͤch’rs u. der Braͤu- te kocheten Meyneid.” Noah, 70 S. Sie Ko Kr Sie machten einen Brey daraus, und gaben ihn ihren Liebsten zu fressen, die ihn fraßen. Kommlichkeit, a. St. Bequemlichkeit. Dieses gehoͤret in das naumannische Faͤchelein: “So wie der fleißige Landmann, zur Kommlich- keit seines Lebens, “Jn einen lockeren Boden geflammte eichene Pfaͤle, “Oder in sumpfichte Oerter Staͤmme von Er- lenholz einpfloͤckt.” Nimr. 293 S. Wir haben niemals Pfaͤle, geschweige geflamm- te Pfaͤle und Staͤmme einpfloͤcken gesehen; ob wir gleich oft dabey gewesen sind, wann der kommliche Landmann Pfaͤle eingeschlagen, und Staͤmme eingerammet hat. Kranz. Die Kenner der Alterthuͤmer haben von dem Gebrauche der Kraͤnze gehandelt. Was der Lateiner mit seiner illibata virginitate ausdruͤ- cket, das sagt der Deutsche mit seinem Kranze. Findet sich Gelegenheit von dieser Sache zu reden, so wird uns dieses geringe Woͤrtchen neue Gedan- ken und unerwartete Ausdruͤcke an die Hand ge- ben. Z. E. Sichem schwaͤchete die Dina. So einfaͤltig und anstaͤndig erzaͤhlet die Bibel. Wie matt und kalt ist dieses fuͤr einen hochbaͤumenden Redner? Er sagt lieber: Sichem zerriß einen Kranz, den die Gesetze der Ehe nicht fuͤr ihn gewunden hatten. Besser gegeben! Buttst. Kreis. Wie denket man doch da, wann man im Kreise denket? Jst unsere Seele ein Kraͤusel? “Der Kr “Der Philosoph blaͤht sich u. denkt im engen Kreis: “Was einen Helden macht, ist oft des Poͤbels Preis.” Zernitz, 78 S. Denket er dieses nicht auch im weiten Kreise? Jst die Scansion von blaͤht sich nicht wohlklin- gend? Krieg rennt durch offene Felder, und wird doch nicht muͤde. Der grobe Krieg! Der tollkuͤhne Krieg! “Es steigen dir zum Hohn dort tausend Frevler auf “Vom Schlamm, der sie gebahr: da im toll- kuͤhnen Lauf “Krieg durch die offnen Felder rennt.” Brem. Ged. 77 S. Der breite Herr Johann Heinrich Oest haben uͤber diese Ode Pindarische Ode geschrieben. Es ist zur Bequemlichkeit des Lesers geschehen, der sie sonst eine lykophronische haͤtte nennen koͤn- nen; so wie man manchen fuͤr einen Narren hal- ten wuͤrde, wenn er nicht Doctor waͤre. Krieger eherne rauschen mit eisernem Getoͤse. Dieser ganz eiserne Vers gehoͤret zur eisernen Phraseologie St. Klopstocks; denn so saget er in seinen Offenbarungen 68 S. “Jtzo sandten sie, hoch von himmelnahen Ge- birgen, “ Eherne Krieger; sie rauschen mit eisernem wilden Getoͤse “Ueber Kr Ku “Ueber die Felsen, u. krachen, u. donnern, u. toͤdten von ferne. Jst das nicht graͤßlich? Erstlich sehen wir sie, diese eherne Krieger; sie rauschen mit eisernem, nicht mit goldenem Getoͤse; sie krachen; sie donnern; sie toͤdten! Das glaube ich! Dann wollten wir auch krachen, donnern und toͤdten, wenn wir ehern waͤren. Kriegsklang der Harnische und Friedensklang der reichen Westen, e. d. 123 S. Wir haben schon oben bewundert, daß die Engel so zaghaft sind, und Harnische anziehen, ob sie gleich nur ein bischen Milch a. St. Blut geben; die Wunden auch gleich zuheilen. Wir haben mehr Herz. Kriegswagenburg; vieleicht hat der Teufel auch eine Friedenswagenburg; Kutschen, Phaeto- ne und Wurstwagen. — “allein die Kriegeswagenburg Sa- tans.” e. d. 57 S. Wir haben auch den Milton und Taubmann gelesen; wissen aber nicht recht, ob sich die Engel mit einer Wagenburg bedecket haben. Jn Polen ist es gewoͤhnlich: ob es im Himmel auch ist, das lernen wir eben nun. Kuͤhl. Den Augenblick lesen wir, daß ein Oel- baum kuͤhl ist, und mit einem Keller oder einer Grotte eine Eigenschaft hat. “Um ihn verbreitet ein Oelbaum sein Kuͤhl.” Noah, 206 S. Dieses that er dem Heylande zu gefallen, indem ein Seraph am Saͤuseln einer Crystallenen Quelle Ku Quelle ein Lager von Mooße machet. Siehe eben dieses Bluͤmchen in den Gesichten St. Klopstocks, 5 u. 6 S. “Um und um nahm ihn der Oelbaum ins Kuͤhle ꝛc. ꝛc. — “Beym Grabe der Seher “Waͤchst dort unten ruhiges Mooß im kuͤhlen- den Erdreich. ꝛc. ꝛc.” Giebt es also auch ein unruhiges Mooß? Kuͤnftigkeit. Sr. wohlgeb. Unsterblichkeit ist die Asche der Vergangenheit ein Keim von Kuͤnftigkeiten. Unser Gesicht zwar ist zu kurz, diese Asche und diesen Keim zu sehen. Allein es muͤssen doch zwey unvergleichliche Dinger seyn; weil ihrentwegen zwey so schoͤne neue Woͤrter, nebst einer neuen mehreren Zahl, gebacken worden. Wie es so schoͤn ist! “Furchtbares Meer der ernsten Ewigkeit! “Uralter Quell von Welten u. von Zeiten! “ Unendlichs Grab von Welten u. von Zeit! “Bestaͤndigs Reich der Gegenwaͤrtigkeit! “Die Asche der Vergangenheit “Jst dir ein Keim von Kuͤnftigkeiten.” Haller, 150 S. Was fuͤr ein Meer! Was fuͤr ein Quell! Was fuͤr ein Grab! Was fuͤr ein Reich! Was fuͤr ei- ne Asche! Ja! was fuͤr ein Keim! Was endlich fuͤr Reime! So hat die Ewigkeit die Welten geschaffen! So ist ein Grab unendlich! Und so kann man Woͤrter haͤufen, mit denen keine Begrif- fe zu verknuͤpfen sind! Eya! waͤren wir da! Kuß. Ku Kuß. Niemand kuͤßt lieber, als Dichter: das war laͤngst wahr; unsere heilige Maͤnner kuͤßen noch weit aͤrger, als Guͤnther jemals gekuͤßt hat. Hier ist ein recht suͤßes Kuͤßchen; die Thraͤne kuͤßt eines Geliebten Spuren; denn, wenn sie auf den Spuren aufgekuͤßt wuͤrde: so koͤnnte leicht ein bischen Koth mit unterlaufen. Wir rechnen es zur suͤßen Schreibart. Die Liebe weint in eure Lieder: Jhr Sayten! ahmt ihr Schluchzen nach! (Wessen? der Lieder?) Haucht sanfte Toͤne durch die Fluren! (Toͤne hauchen; Athem singen.) Wo sie bey des Geliebten Spuren, Die ihre Thraͤne jammernd kuͤßt, Um sein Entfernen trostlos ist; Der Nachhall wird zum Mitleid wach: Und stammelt ihre Seufzer wieder. v. a. Samml. Nicol. 152 S. Das heiße ich zaͤrtlich! der Nachhall muß stam- meln: lallen? das koͤnnte er wohl im Schlafe thun; darum wecken wir ihn auf: denn er hatte den Kopf ins Kuͤssen gestecket. Auf der f. S. weinet die Liebe Zeugnisse. Noch ein Kuͤßchen! — “wo unsre Liebe “Sich mit der Weisheit muͤtterlichem Kuß “Jn deiner Redlichkeit gesetzten Kuß getheilt “Von uns zu fernen Kuͤssen eilt. Dreyerley Kuͤsse! Ein muͤtterlicher Kuß! ein gesetzter Kuß; ferne Kuͤsse: sind das nicht Kuͤsse? Ferner sagt er: kein Ocean rast so sehr, als ein Ku ein Freund, wenn er sich von dem andern tren- nen muß: und das finden wir gar nicht uͤbertrie- ben. Noch ein Paar Kuͤsse! Ein ganzes halbes Dutzend! Und das ist kein Wunder: denn, wie die letzte Arie zeiget, so ist er besoffen. Vom Taumel (lieber, Baͤcher! ) entzuͤckender Regung berauschet, Mit Ruhe, die niemand fuͤr Kronen vertauschet, Umschatte, o! Himmel! den redlichsten Freund. J. F. E. Fabricius. Am schoͤnsten ist es, daß dieser Herr seinem Freun- de, oder dem Himmel, einen Rausch, oder Tau- mel anwuͤnschet. Das Wort Taumel druͤcket uͤberdieß in der heiligen Sprache einen goͤttli- chen Rausch oder Begeisterung aus; und die- semnach haben wir viel besoffene Dichter. Noch ein Kuͤßchen! denn wie koͤnnte man ein Schaͤfer- dichter seyn, und nicht kuͤssen? “Gestalt und Pracht, der Farben Staͤrke, “Die Mund u. Brust u. Wangen schmuͤckt, “Thun zwar so lange Wunderwerke, “ Als man im Kusse Blumen pfluͤckt. Zernitz, 70 S. Wir haben es versuchet; wir bestreuten den Mund unsers Engelchens mit Blumen, und kuͤßten: aber es schmeckte nicht; denn wir kuͤßten nur Blumen, und pfluͤckten sie nicht. Wir kniee- ten daher auf eine Wiese, wo Veilchen stunden, und kuͤßten und pfluͤckten. Wir pfluͤckten aber auch Kuhblumen: denn indem wir kuͤßten: so sahen wir nicht; wir haͤtten auch wohl in et- R was La was aͤrgers greifen koͤnnen. Ueberhaupt merken wir, daß man in dieser Strophe nicht recht siehet, wer da schmuͤcket, oder geschmuͤcket wird. L. Labyrinthische Tafel: ist das nicht eine verwirrete? “Dort an den goldenen Pfeilern, da sind laby- rinthische Tafeln “Voll vom Schicksal. — Offenb. St. Klopst. 17 S. Gott haͤnget sie auf, damit Eloa darinnen buch- stabieren kann. Unter andern buchstabieret er auf der 18 S. “ Und die zur Rache geruͤstete Glut! — — Er buchstabieret es, sage ich: denn wir sehen nir- gends einen Zusammenhang. So buchstabieret St. Klopstock! Laͤcheln; dieses ist ein vielschaffendes Wort in der Klopstockisie; einer gewissen Krankheit, die Dichter immer zu laͤcheln und oft zu lachen ma- chet. Man laͤchelt in diesem Paroxismus Thraͤ- nen, Worte, zerbrochene Haͤlse, Donner, und noch mancherley. Dieser Zufall ist gefaͤhr- lich; wer einmal zu laͤcheln anfaͤngt, laͤchelt und lachet die Zeit seines Lebens. Koͤmmt noch das Gaukeln dazu: so ist der Mensch verlohren. Wir fuͤhren es einmal fuͤr allemal an, um durch das ewige Laͤcheln kein Lachen zu erregen. Es ist kein anderer Rath, als wir fuͤhren die Laͤchler in die Hoͤhle des Trophonius. Wir fuͤrchten nur La nur sie, als Weiner, herauskommen zu sehen. Denn diese Krankheit hat zween Aeste; verschnei- det man den einen Ast: so waͤchset der andere; und es giebt Dichter, die immerfort bald eine laͤnglichte, bald eine eckichte Thraͤne, bald eine leutselige, bald eine menschenfeindliche Zaͤhre vergiessen. Sieh zu Ende von L. die wei- tere Ausfuͤhrung. Laͤrmerisch. Man hatte lange genug laͤrmend ge- sagt: es war einmal Zeit, den Ton zu veraͤndern. “Dieß laͤrmerische Gepolter hoͤrten nur Nimrod und Thirza. Nimr. 233 S. NB. Und der Herr Magister! das spuͤket! das poltert! Ladan. Ein gar kostbares, obgleich etwas unbe- kanntes Gewaͤchs fuͤhret Rath und Wuͤrzkraͤ- mer Bodmer in seinem dichterischen Laden, von dem Lohenstein der Ladenhuͤter ist. Jsmae- liten fuͤhreten es sonst: nun aber Jsmaelen: so sage man nicht mehr Jsraeliten; sondern Jsraelen. “ Ungefæhr kam ein trupp Ismaelen von Gilad; sie fyhrten “ Storak, gummi und ladan auf ihren kamelen, womit sie “ In Mizraim wollten. Jac. u. Jos. 29 S. Nicht nach Mizraim; auch merke man sich das deutsche Wort trupp , dem der Herr Rath das Buͤrgerrecht in der bodmerischen Sprache ver- leyhet. Gilead kann auch ex auctoritate ins R 2 Kurze La Kurze gezogen werden; und der Herr Rath ist keine geringe Autoritaͤt. Langgehalstes Cameel, so wie eine kurznackichte Doris. — — “die Bruͤder “Nehmen dem langgehalsten Cameel die kostbare Last ab.” Noah, 112 S. Wir wollten lieber einer kurznackichten Schoͤnen das Halsgeschmeid abnehmen: denn es ist auch eine kostbare Last. Jener hielt sich uͤber folgen- den Vers auf: “ D’une Epée, ornement \& defense à la fois, “Pendoit à son côté le magnifique Poids. ” Iliade de la Motte. Jst unserer besser? Jch zweifele! Laͤngen von seufzenden Zuͤgen, und Tiefen von sinkenden Toͤnen schleifen. Jst das nicht eine herrliche Musik? Eine Laͤnge schleifen; eine Kuͤrze purzeln! Aber wer schleifet denn so? Der Necromant! Er beschwoͤret die Teufel! Allein sie kamen nicht; und das ist nicht zu verwundern. Wer Teufel hoͤret gern eine solche Musik, davon das Zetergeschrey die Baß- oder die Grobstim- me ist? Wir wollen, zur Bewunderung, die ganze Stelle hersetzen: “Dann beschloß (a. St. verschloß ) sich der Necromant in ein finsters Zimmer, “Seine Beschwoͤrung der Hoͤll im Grauen der Nacht vorzunehmen. “Er zerritzte die Brust mit spitzig geschliffenen Steinen, “Zwang La “Zwang die Glieder verkehrt in seltsam ge- kruͤmmte Gestalten, “Und die Kehle zu unharmonischen haͤßlichen Toͤnen; “ Wieherte, zischt’ und ball, und bruͤllte, heulte; dann schleift’ er “ Laͤngen von seufzenden Zuͤgen, und Tiefen von sinkenden Toͤnen.” Noah, 142 S. Klingt das nicht unharmonisch? Der Necro- mant war erstlich ein Pferd: er wiehert; eine Schlange: er zischet; ein Hund: er bellt; ein Ochs: er bruͤllet; ein Wolf; denn er heulet: worauf es ihm dann beliebet, eine Nachtigall zu werden. Verrichtungen und Verwandelungen genug, die einem Teufel, geschweige einem Zau- berer, schwer fallen wuͤrden! Endlich hoͤren es die Teufel und sie erscheinen; obgleich ein bischen grob. Einer setzet sich auf ihn: er lehret ihn auch dafuͤr die Anrede: “Hoͤret, ihr Herren der Welt, Zamzummim, und Zuzim und Emim! ” Denn von den Staͤmmen in im waren diese Herren. Langhaͤndicht. Daß die Koͤnige lange Haͤnde vor den uͤbrigen Menschen voraus haben, ist be- kannt. Ein Beywoͤrtelein hieraus zu schnitzen, das war noch uͤbrig. Der Herr Magister merk- te es, und schnitzte es: — “das befiederte Rohr dieses Bolzen “Traf den langhaͤndichten Koͤnig, den unge- stuͤmigen Nimrod.” 503 S. R 3 Ob La Ob ein Bolzen von Rohr ist, das wissen wir nicht: wir lernen es aber. Langlinicht. Man daͤhnet sich langlinicht, wann man zur Schlange wird. Wir haben zwar kei- nen Kuͤtzel, es zu versuchen; daher wir uns denn begnuͤgen, die treffliche Verwandelung des Herrn Raths herzuschreiben: — — “dem Unmenschen “Spitzten sich Haupt und Haͤnd’ in Schlangen- koͤpfe, der Koͤrper “ Daͤhnete sich langlinicht, mit kupfern Schuppen bepanzert, “Bis sich die Menschengestalt in der Amphis- baͤne verlieret.” Noah, 66 S. Da hoͤren wirs, daß eine Amphisbaͤne, eine Ge- burt Rath Bodmers, kupferne Schuppen hat. Solch ein Thier ist noch nie gemalet worden. Langschleppende Zuͤge sind nicht Zuͤge, die etwas schleppen; auch nicht Zuͤge, die geschleppet werden. Was denn? das weis Gott und Rath Bodmer! “Aber er sah itzt uͤber die Flur sich Schaaren ergiessen, “Seltsam durch einander sich kreuzen, mit fliefsenden Fahnen, “Wagen von Erz mit Pferden bespannt, langschleppende Zuͤge, “Schwer beladne Kameel’ und Elephanten mit Thuͤrmen.” Noah, 6 S. Diese Figur heißt nach dem Antilongin, 52 S. die Umschreibung; denn da sehen wir, 1. eine Flur, La Flur, auf der sich Schaaren, wie Wellen, ergies- sen; 2. sehen wir sie auf einander kreuzen, wie die Maltheser auf die Algierer. 3. mitten in diesen Wellen kommen erzene Wagen, nicht ge- schwommen, sondern gefahren; sie koͤnnten sonst untergehen. 4. erscheinen Kameele und ge- thuͤrmte Elephanten: 5. Fahnen, die da fliessen, und endlich finden wir, daß alles dieß ein Hoch- zeitschmaus ist. Alles ist deutlich, sehr deutlich: nur faͤllt es uns unmoͤglich zu sagen, was lang- schleppende Zuͤge sind. Landhaft. Wir wissen nicht recht, was folgendes fuͤr ein Lager sey: — “Am Saͤuseln “Einer krystallenen Quell erwies sich ein Seraph geschaͤftig, “Jhm vom zartesten Moos ein landhaftes Lager zu sammeln.” Noah, 206 S. Der Verfasser der Bodmerias wird uns erlau- ben, seinem Kinde den Namen zu stehlen. Wir wollen die Ursachen unsers Diebstahles anfuͤhren. Verdienet ein Gedicht, wodurch der Name des Dichters mehr, als des Helden, verewiget wird, nicht eher des Dichters, als des Helden Namen? Wir sind uͤberzeugt, daß Rath Bodmer mehr durch den Noah, als Noah durch Rath Bod- mern verherrlichet wird: was sollte uns also hin- dern, sein landhaftes Gedicht eine Bodmerias zu nennen? Es sey also eine Bodmerias! Laut. Wir haben bereits oben der goldenen Klaͤn- ge erwaͤhnet: es ist unsere Schuldigkeit, dem gol- R 4 denen La denen Laͤuten auch diese Ehre wiederfahren zu las- sen. Denn so sagt der große Rath in seiner Bodmerias, 242 S. “Alle die Zeit, so lange die Posaune den gol- denen Laut blies. Das ist nun freylich schoͤn; aber noch schoͤner, daß die Posaune und nicht Noah diesen goldenen Laut geblasen. Jm Vertrauen! Wie siehet denn ein goldener Laut aus? Lautenklang. Niemand hat bis jetzt das Wasser eine Laute spielen lassen. Daher rufet Rath Bodmer der Muse “ vom lautenklang fallender wasser. Jac. u. Jos. 6 S. Denn alles, was noch niemals gesagt, niemals ge- glaubt, niemals gedacht worden: daraus machet sich eine Ehre, zu sagen, zu glauben, zu denken der große Rath. Laut. Lieber Leser! du weißt nicht alles, was ein Laut kann: weinen kann er; und rauschen, und winseln. “ Was fyr ein ængstlicher laut mit bangem winselndem rauschen “ Weinet aus deinem mund, u. welche ver- borgene geschichte “Hat ihn aus dein gedryckten gemyth auf die lippen gejaget. ” Jac. u. Jos. 25 S. Eine feine Hetze! Jch moͤchte wohl die Hunde se- hen, die einen Laut jagen; er mag vortreffliche Spruͤnge thun, ehe er auf den Lippen sein Lager findet. Ein großer Mann muß sich gar nicht um die La die Bedeutung der Woͤrter bekuͤmmern; das ge- hoͤrt fuͤr Schuͤler. Woͤrter sind Bilder unserer Gedanken: folglich koͤnnen wir sie malen, wie wir wollen; die Woͤrter zu verstehen, und ihre Bedeu- tung ist willkuͤhrlich. Lasurne Laͤnge. Hat jemand eine lasurne Laͤnge gesehen? Wir werden es kuͤnftig kuͤhnlich brau- chen, wann wir einen blaulichten Balg werden sagen wollen. Allein was sollen wir denken, wann wir sagen: er kriecht nachahmend? Kann denn ein Wurm anders, als ein Wurm, kriechen? Oder soll dieses Nachahmen des Malers Nach- ahmung ausdruͤcken? — — — “Auswendig “Um die bauchichte Woͤlbung von sanft- erhabener Arbeit “ Kriecht nachahmend ein Wurm; er win- det die lasurne Laͤnge “Jn triumphirenden Wellen nach einem nahen Gebuͤsche.” Noah, 38 S. Wenn also ein Kind sich der Wuͤrmer entlediget: so kann die Amme sagen: — — — “Auswendig “Um die steißichte Woͤlbung von sanfterha- bener Arbeit “ Kriecht nachahmend ein Wurm; er win- det die bedr - - Laͤnge “Jn triumphirenden Wellen nach einem na- hen Gehaͤuse. ” Nur ein Zweifelsknoten stoͤßt uns auf: naͤm- lich, warum triumphiren Wellen? des Wur- R 5 mes Le mes Ruͤcken sind also Wellen? Ein garstiger Wurm! Leben. Ein Leben leben; folglich auch ein Leben sterben; — — — “ein Leben “Von ein Paar uͤbelgesicherten Odemszuͤgen zu leben.” Noah, 253 S. Wir ersehen zugleich, daß von nicht mehr die Nehmeendung zu sich nimmt; auch haben wir unter der Hand vernommen, der große Rath ar- beite an einer antigottschedianischen Sprach- lehre. Wir theilen dieses Geheimniß unserm Le- ser nur, unter der Bedingung, mit, es bey sich zu behalten. Leben. Wenn du fragen willst: leben Sie noch? so sp r ich in der neueren Sprache: — “o! hauchen sie noch das irdische Licht ein? “Soll mein Auge noch einmal ihr Antlitz gruͤßen, auf welchem “Jch mit der reinsten Lust zu ruhn vor diesem gewohnt war? Noah, 16 S. Das waͤre nun ein bischen nachdruͤcklich! Wir zum wenigsten wollten keinen Schweizer, ge- schweige den großen Rath, auf unserm Antlitze ruhen lassen: Doch, wenns endlich ein huͤbsches Schweizermaͤgdchen waͤre! Sie muͤßte uns aber versprechen, es wieder auch von uns zu leiden. Leben. Ein dunkles Leben ist ein betruͤbtes Leben; ein helles wird folglich ein froͤhliches seyn. “ Denn Le “ Denn wiewol wir das leben des Josephs entdeckten, so wære “Dieses leben fyr Jacob ein dunkles , trost- loses leben. Jac. u. Jos. 31 S. Leben toͤdten. Wir wissen zwar nicht, warum der Dichter so grausam seyn will, ein Leben zu toͤdten, das ihm nichts gethan hat: allein genug! er toͤd- tet es! “Vergebens toͤdt’ ich alles Leben, durch das mich die Natur vergnuͤgt. Samml. Nicol. 156 S. Es lebet doch wieder auf! Das ist nun noch un- dankbar und unbarmherzig zugleich seyn, etwas toͤdten zu wollen, was mich vergnuͤget. Das ist eine doppelte Suͤnde! eine Suͤnde, die demjenigen, der sie begehet, weder Lust, noch Vortheil, bringet: und also von einer betruͤbten Rachgier zeuget. Leblos. Hier ist etwas Lebloses! “ Leblose Stille hieng uͤber der Luft, den Auen, und Haynen, “Die nicht der kleinste Schall von einigem Leben erhellte. Noah, 387 S. So erhellet demnach ein Leben! so giebt das Le- ben einen Schall; und so kann man eine Stille, ein unpersoͤhnliches Ding, als einen Koͤrper aufhaͤngen. Denn das ist ein ganz besonderes Geheimniß der Neueren, Dingen, die man nicht sinnlich machen kann, alle fuͤnf Sinne, ja auch den Sechsten, den schweizerischen, oder besser bodmerischen Sinn, zu ertheilen. Leerheit. Wir haben uns lange gesehnet, etwas von Le von Klopstocken, dem Theologen, bewundern zu koͤnnen; Nicht etwa, als wenn wir nicht ganz allein ein neologisches Woͤrterbuch aus seiner Offenbarung ziehen koͤnnten: nein! gar nicht! Wir trauten uns wohl einen der fuͤrchterlichsten Folianten davon zu liefern. Aber wir tragen so viel Ehrfurcht gegen die heilige Sachen, die er vortraͤgt, daß wir uns nicht anders, als mit Zit- tern, seinen Heiligthuͤmern naͤhern. Wir wissen es, wie man, leyder! heutiges Tages sehr freyge- big mit den belohnenden Namen eines Frey- geistes und Gotteslaͤugners ist; daß so gar auch ein heiliger Eifer Verirreten oder Unuͤberzeugten die sittlichen Tugenden abspricht. Doch koͤnnen wir auch von Amts wegen unsern mehr als Mil- ton nicht unbewundert lassen. Wir bewundern daher das schoͤne neologische Woͤrtelein Leerheit; und versichern, daß wir es oft in den Gedanken des Dichters wahrnehmen. Lehen. Es ist uns ein unaussprechliches Vergnuͤ- gen, den Hn. Amman dem lieben Gott eine Lehenskanzeley errichten zu sehen. Ach! wie unerschoͤpflich Se. Gn. nicht an Erfindun- gen sind! “ Georgens Thron ist Gottes Lehen, “Und der Gebrauch sein Eigenthum. Haller, 131 S. Georgens? oder Gottes? Hier wollten wir lieber Amman, als in Bern, seyn; wofern es nicht vortheilhafter waͤre, Lehenskanzler zu wer- den. Es ist also nicht wahr, daß Hannover von Le von dem Reiche zu Lehen gehet. Wir irren uns: Großbrittanien ist ein unmittelbares Lehen von Gott. Leibfarb keuscher Jugend. Was mag das fuͤr eine Farbe seyn? Die keusche Jugend sieht oft blaß; oft roth; auch gelb und braun, und weiß, und schwarz aus. Wir staunen! Du staunst! es regt sich deine Tugend: Die holde Leibfarb keuscher Jugend Deckt dein verschaͤmtes Angesicht. Haller, 68 S. Verschaͤmt, a. St. schamhaft; ein Gesicht, das verschaͤmt ist, hat sich ausgeschaͤmet. Frey- lich! hatten E. Gn. sagen koͤnnen: eine Roͤthe. Allein das waͤre keine Leibfarb gewesen: und Pa- ter St. Clara hat auch eine Leibfarbe. Lehrgedicht in einem Sommerkleide, oder freyerm Anzuge, schreibet Hr. Johann Heinrich Oest an Hn. Eoban. Ob nun das Gedicht, oder der Dichter das Sommerkleid an habe; und was ein Gedicht in einem Sommerkleide heisse: das beurtheile der Leser der bremischen Gedichte. Leibesmacht. Mit aller Macht des Leibes war bekannt. Der Herr Magister ist etwas laco- nisch, und sagt kurz: mit Leibesmacht. — — “Und rudern mit Leibesmacht fort. Nimrod, 241 S. Hier giebt es auch herzlose Maͤnner, oder Maͤn- ner ohne Herz, und andere Seltenheiten mehr; denen wir unsern Weihrauch nicht versagen: denn Le denn wer ist es wuͤrdiger, als der laconische Herr Magister? Leidenschaft erobern. Wir hoffen sie bald zu bela- gern, und Laufgraben davor zu eroͤffnen. Es ist kein Scherz! Es verrichtet es ein klopstocki- scher Held von 18 Jahren. “Du! (Klopstocks Muse!) die du die Seelen mit heiligem Feuer begeisterst, “Die du die Leidenschaften in reizenden Stuͤrmen eroberst! Held. Ged. auf Klopst. Samml. Nicol. 160 S. Sind das nicht reizende Stuͤrme? Wohlan! Wir wollen ehester Tages eine sproͤde Schoͤne klop- stockisch reizend bestuͤrmen. Leutefreundlich; denn leutselig ist veraltet. — “ die lippen “Yberflossen den mænnern vom lob des Zophenatpanahs, “Der sich zu ihnen so leutefreundlich heruntergelassen.” Jac. u. Jos. 46 S. Uns uͤberflossen die Lippen auch vom Lobe Zo- phenatbodmers, der sich zu schylern so Dichterfreundlich heruntergelassen. Leutselige Zaͤhren; es wird folglich wohl auch men- schenfeindliche geben. Hr. Klopstock weinet jene leutselige Zaͤhren, laͤnglicht und eckicht, nach Belieben. Wir bedauern nur seine Augen, die von so vielem Weinen roth seyn muͤssen; wel- ches auch ein Dichteraug in der Laͤnge nicht aus- halten kann. Wir warnen ihn von Amtswegen. Denn Le Denn es schadet doch, wenn er sie auch gleich, die- se Thraͤnen, einzeln weinet. “ Eine getreue leutselige Zaͤhre, die seh’ ich noch immer, “Netzte sein Antlitz; ich kuͤßte sie auf; die seh’ ich noch immer ꝛc.” “Ja! so sagt er, Dudaim. Und der ist unser Erloͤser; “Durch den sind wir so selig: umarme mich, lie- ber Dudaim! ” Offenb. St. Klopst. 30 S. Wir nennen diese Wiederholungen die Jmmerfi- gur; oder die Dudaimsfigur: eine sehr un- schuldige Kinderfigur: auch, wie oben gesagt, das Kaninichen; indem ein Wort auf das andere hucket; und doch Worte bleiben. Der heilige Prophet besitzet eine ungemeine Staͤrke darinnen; und es koͤmmt uns vor, wie der letzte Ton aus ei- ner Sackpfeife, oder Schalumo, deutsch Schallmey, wo auch der letzte Ton ein Toͤn- chen hoͤher nachschnarret, obgleich das Stuͤck aus ist. Daher koͤnnten wir diese Figur den Du- delsack nennen; da waͤre St. Klopst. der staͤrkste Bockpfeifer. Leyer. Sollte wohl jemand eine Leyer in einer Of- fenbarung gesuchet haben? Wir finden und be- wundern sie, wie billig, in St. Klopstocks Ge- sichten, 159 S. — “ Dich haben die Cedern, “Und am einsamen Ufer, die Baͤche Jedidoth geweinet. “Ach! Le Li “Ach! dich haben, in Schleyer gehuͤllt, auf die Leyer herunter, “Deiner Toͤchter jungfraͤuliche Thraͤnen, o! Sumith! geweinet. Was fuͤr Wunderwerke! da sehen wir Cedern und Baͤche, in Schleyer verhuͤllte Jungfernthraͤ- nen, und in Hosen verwickelte Junggesellen- thraͤnen weinen; weinen, ach! weinen auf die Leyer herunter: wir wollen sie wieder herauf lachen! Lenden. Nach der neuen und heiligen Hebam- menkunst gebaͤhren die Maͤnner, und die Wei- ber zeugen: ein niedlicher Tausch, der eben darum schoͤn ist, weil es nicht wahr ist. “ Einen zahlreichen trupp aus deinen len- den gebohren.” Jac. u. Jos. 15 S. So ist das Wort Truppen auch deutsch! und recht sehr deutsch. Licht. Ein zwingend Licht ist ein ungemeines Licht; bald wird man auch ein fechtend Licht sa- gen. Denn so singen Se. Unsterblichkeit: O! Schoͤnheit! fuͤr den Geist gezieret, Wen einst dein zwingend Licht geruͤhret, Bleibt keinem mindern Gute treu. Haller, 129 S. Hier ist 1. kuͤnstlich der ausgelassen: denn eine Figur, die viel Ungluͤck anrichtet, und vielen Ver- sen bald den Kopf, bald den Bauch, bald den Schwanz kostet, glaͤnzet hier in ihrer Groͤße. 2. ist die Treue zu bewundern; denn einem Gute treu bleiben, ist eine unvergleichliche Redensart. Lichter. Li Lichter. “Zu oft malt ein getreuer Dichter “An seinem Helden Nebenlichter.” Haller, 131 S. Hierbey haben wir das Vergnuͤgen, uns einen Helden vorzustellen, der mit lauter Lichtern be- malet ist. Das wird huͤbsch werden, wenn sie ausbrennen sollten. Lichtweg; ein Weg von Licht: warum nicht Nachtweg? “Laßt euch diesen Lichtweg hinab.” — Offenb. St. Klopst. 20 S. Dieses saget die klopstockische Gottheit zu un- sern Vaͤtern; sie sollten auf einem Strale in die Sonne glitschen, und aus dem Feuer auf die Er- de sehen. Geht das an? Licht. Die heiligen Dichter haben gern, wie die roͤmischen Heiligen, einen Schein um sich: wenn die Stralen von Gold sind: so lasse ichs gelten. “So dank’ ichs meinem schoͤnen Lichte, das diese Nebel bald zerstreute, “Und jene unbefleckte Klarheit der guͤnstigen Natur verneute.” Samml. Nicol. 156 S. Das Licht umwoͤlbet auch; oder es wird um- woͤlbet: waͤre das Letztere: so muͤßte es, daͤchte ich, finster werden. “Des Koͤrpers viel zu maͤchtge Kraͤfte bestreiten oft das helle Licht, “Das doch die Sinnlichkeit umwoͤlbte, wann ihr die Einsicht widerspricht.” Ein fein Gewoͤlb! S Lie- Li Liebesverwundet, a. St. von Liebe verwundet. Ueberhaupt muͤssen wir eine Quelle entdecken, die viel Stroͤme von schoͤnen und gewichtigen Bey- woͤrtern hervorbringet. Man nehme zwey Woͤr- ter, ein Hauptwort und ein Beywort, die sich gar nicht zusammen schicken, und ziehe sie in eins zusammen: so habt ihr die Quelle vieler Stroͤme: z. E. glanzbesaͤet, eisenbepflanzet. Es ist wahr, daß man nicht Glanz saͤet; noch Eisen pflanzet: Beydes aber fuͤhret uns doch auf den Be- griff von Saͤen und Pflanzen: wir pflanzen; wir saͤen: und das ist schoͤn! So gehet es auch hier mit liebesverwundet. Es ist wahr, daß die Liebe nur einmal, naͤmlich von dem ungeschlach- ten Diomedes, verwundet worden: Allein sie hat myriadenmal verwundet: folglich ist das Bey- wort von Liebe und verwundet schoͤn. “Aengstlich warnt’ ich: allein die liebesver- wundete Herzen “ Hoͤrten mich nicht.” Noah, 24 S. Jst das Hoͤren nicht wichtig? Lieder von Schwung, und Verse von Fall begei- stert: sind die Lieder, denen ein ganz neuer Schwung gegeben worden. Denn so sprach man, als man noch deutsch dichtete. Aber Blatter fallen ab; und neue entstehen: so gehet es auch mit den Sprachen: nun gruͤnet die Klop- stockische. “Unsere Lieder von Schwung u. Harmo- nien begeistert, “Suchen Li “Suchen dein Bild; doch umsonst. Offenb. St. Klopst. 13 S. Wo der Prophet jemals wahr von Gott gedacht hat: so hat ers hier gethan! Denn wie sollen doch Har- monien Gott begreifen: da er uns unbegreiflich bleibet? Aber unter uns! was sind Harmo- nien? Liederwuͤrdiger; je laͤnger ein Beywort, je schoͤner! “Wie, Liederwuͤrdiger! ruͤhret dein gleimi- scher Scherz! “O! hoͤrte doch schwatzendes Volk “Unsre geheiligte Gespraͤch, das den, der in Wolken “Hoch uͤber uns wandelt, bejauchzet. Ode an Steinbruͤck. Die seltene Verbindung muß einen jeden in dieser Ode reizen, und wen dieß Maͤngsel nicht reizet: der ist fuͤhlleer. Es giebt gewisse Leute, denen auch das Kindern Ehre machet; da sind z. E. Gleim, Gellert, u. a. Leute, die am Steuerru- der des Witzes sitzen. So gehet denn der liebe Gott in den Wolken spazieren? Und kann ein Gespraͤch auch jauchzen? Lippen. “Da ich so bey dir saͤß, u. die weisen Lip- pen vernaͤhme. Noah, 38 S. a. St. Reden vernehmen: warum nicht lieber Zungen? Allein, warum das nicht? Hat man nicht schon Ohren gehoͤret? Und die Lippen schmatzen ja: so kann man sie ja auch wohl hoͤren. Lippen. Noch etwas von innern Lippen: so wird man auch innere Nasen sagen koͤnnen: z. E. S 2 “Richter Li “Richter im Herzen, auf Vernunft gegruͤndet, “Welchem kein Vortheil innre Lippen bindet, “Welchen die Sinne mit geschmuͤckten Luͤgen “Nimmer betruͤgen! Zernitz, 101 S. Hier fraͤgt sich, 1. wer auf Vernunft gegruͤndet sey? das Herz, oder der Richter? 2. ob dem Herzen, oder dem Richter die inneren Lippen sollen gebunden werden, und die wir noch nicht entdecket haben. 3. ob das Welchen auf Vor- theil, der so gut maͤnnlichen Geschlechts, als der Richter ist, gehe? Und 4. lernen wir, daß wir die erste Strophe jederzeit mit Namen des Gegenstandes, der in der 2ten Strophe koͤmmt, anfuͤllen koͤnnen. Linien der Lenden; Linien, die unzaͤhlich aus meinen Lenden entspringen: sind das Spuhl- wuͤrmer? Wir haben uns eine Lende gemalet, und viele Linien, die daraus entsprangen: wir wiesen sie einem guten Freunde. Der Dumm- kopf! Er war so boshaft, daß er nicht that, als saͤhe er, daß es Kinder waͤren. “ Linien, die unzaͤhlich aus meinen Lenden entspringen. Noah, 346 S. Lispeln. Es laͤßt sehr schalkhaft, wenn Maͤgdchen lispeln; allein, wenn Dichter lispeln: so lispeln ihnen die Winde nach. “Kuͤhlende Abendluͤfte umlispelten den Bu- sen der Erde. Samml. Nicol. 161 S. Die leichtfertigen Luͤfte! Wir wuͤrden dreister ge- wesen seyn, und lieber gekuͤßt haben. Aber die heiligen Lispeler fahren nicht so gleich zu. Lobtoͤne Lo Lu Lobtoͤne greifen; dazu davidische. So greifen wir swiftische Lobtoͤne, wann wir, so viel an uns ist, den heiligen Lispelern hofieren; und auf prosaisch jauchzender Harfe greifen. “Dich, dessen gluͤckliche Hand auf jauchzender Harfe “Davidische Lobtoͤne greift, “Die wiederholend mit Macht der Himmel nachjauchzet. “Dich sah ich, Wilhelmi! zuerst. Ode an Steinbruͤck. Das ist recht, daß der Himmel nachjauchzet; denn, wann ein Dichter seine Leyer stimmet: so muß die Hoͤlle krachen, und die Erde beben. Loͤwe. Opitz sagte ein koͤniglicher Leu: und das hat Grund; bald wird man eine kaiserliche Katze sagen; und das hat auch Grund: Denn Rath Bodmer accentuiret einen fuͤrstlichen Loͤwen. Noah, 41 S. “Wuͤßte er mich hier: so wuͤrd’ ihn die fremde- ste Gegend nicht halten, “Kein hiebevor unbemerketes Wild, kein fuͤrstlicher Loͤwe, “Daß er nicht schnell umkehrt, auf meinem Antlitz zu ruhen. Ein Fuͤrstlicher nicht: vieleicht aber ein grausamer. Luftcrystall. Ein Sehrohr aus Luftcrystall, ist das nicht durchsichtig? “Durch optische Parallaxen “Wußte er aus Luftcrystall telescopische Glaͤser zu schleifen. Noah, 79 S. S 3 Haben Lu Haben wir nicht oben gesaget, daß es gar schoͤn ist, Kunstwoͤrter anzubringen? Man giebt dadurch zu errathen, daß man, wie der große Rath, ein Brillenmacher sey: ein telefcopischer Brillen- macher! Luftgestalt ist nach Werenfelsen eine Meteore, wie z. E. der ganze Noah, Meßias, Nimrod ꝛc. “Alsdann wimmelts von Luftgestalten im Berg und im Thale, “Wie die Gespenster in Truppen um Merlins Angesicht flatern. Ey! Ey! Herr Rath! was machet Merlin im Noah? 297 S. Luftmeer. Der luftige Dichter brauet auch ein Luftmeer, worinn die Fluͤgel, nicht das Gefluͤ- gel, die Fische sind; daher entstehet auch sein Luft- schiff. Er wird dieses Meer auch bald bepfaͤlen. “Wie — — unzaͤhliche Heere “Fremder Fluͤgel das ungepfadete Luftmeer bestreichen. Noah, 301 S. Wir sagen ja ungebaͤhnt; folglich koͤnnen wir auch unbepfadet sagen. Luftpfad. Alle Woͤrter, die man sonst mit Luft verband, zeigten ein Nichts, ein Hirngespinst an: allein hier ist es ein Orangenwald. “Hier gefielen sie sich (die Engelchen) im duͤn- nen gereinigten Luftpfad; “Oder Orangenwald; Sie saßen auf Blaͤt- tern und Bluͤthe; “Und sie sogen das duftende Suͤß von den Lip- pen des Fruͤhlings. Noah, 149 S. Hat Lu Hat der Fruͤhling einen stinkenden Athem? Das sich gefallen ist nichts weniger, als ein Gal- licismus. Lyke. Hier ist eine entsetzliche Lyke! “ welche græßliche lyke mit eingestyrze- tem rande, “wie der gehnende schlund des pardels mit Zæhnen umzæunt. Jac. u. Jos. 84 S. Eine feine lyke! ein feiner Rand! ein feiner Schlund! ein feiner Zaun! Jst der Parder oder der Schlund mit Zaͤhnen umzaͤunet? Diese Zwey- deutigkeit ist eine angenehme und nothwendige Fol- ge der deutschen Mittelwoͤrter, wie wir schon oben erwaͤhnet haben; und desto mehr nachzuah- men, je doppelsinniger es einen Vers machet. Lus war Stadtsyndicus in der Residenz Sr. Nimrodischen Majestaͤt; welches ich zur Verheutigung zu zaͤhlen bitte. Es ist eine Fi- gur, die der Herr Magister vollkommen in sei- ner Gewalt hat. Nimrod, 153 S. Einschaltung, oder Anhang zum Laͤchler. Es war eben, wie Heinrich von Alkmar sa- get, an einem Pfingsttage, als man Waͤlder und Felder mit Laub und Gras gezieret sah; und man- cher Vogel sich in Gebuͤschen und auf Baͤumen mit seinem Gesange froͤhlich bezeugte. Die Kraͤu- ter und Blumen sproßten uͤberall hervor, und ga- ben den lieblichsten Duft von sich. Der Tag war heiter, und das Wetter schoͤn: wir ergetzten uns daran; wir hatten eben unser Fenster auf, und S 4 dachten La dachten uͤber die Hoͤhle des Trophonius so stark, daß wir, trotz den reizenden Stimmen der Nachtigallen, und dem Hauch der Zephire, ein- schlummerten. Da wir nun vorher nichts, als angenehme Vorstellungen, gehabt hatten: so war auch unser Schlaf angenehm. Wir befanden uns in eine schoͤne Gegend versetzet. Hier erklangen Haberroͤhre; dort sprang ein muntrer Haufen Schaͤfer und Schaͤferinnen; hier schnarreten Harfen und Saytenspiele; dort schmetterten helle Trompeten, deren Silbertoͤne so oft wiederschalle- ten, daß wir uns vergaßen, und uns einbildeten, wir waͤren in den Elisaͤischen Feldern, die man nur einmal betritt. Es war eben ein Fest, wel- ches der Dichtkunst und Wahrheit geheiliget war. Was aber das Sonderbarste zu seyn schien: so war die Hoͤhle des Trophonius der Tempel, wo die Einwohner dieser Gegend ihrer Geluͤbde ent- lediget wurden; und so, wie wir an den kecken und zuversichtlichen Gebehrden vermerketen: so bestand das ganze Volk aus Dichtern und Dichterinnen; es war eine antiplatonische Republik. Jeder, der auf der Erde eine Gottheit verehret hatte, fand sie auch hier; er ward gleich zu den Fuͤßen derselben gebracht, ihr fuͤr den guͤtigen Einfluß zu danken, den sie ihm geschenket. Jn der Hoͤhle erkannte man, was man sich und der Gottheit schuldig war; ja mancher theilete seine Lorbeern vergnuͤgt mit de- nen, welchen er sie in seinem Leben geraubet hatte; das Gestaͤndniß davon war die Buße, die eine Art von Ehrenbezeugung war, wodurch man die Groͤße seiner La seiner Vorgaͤnger verherrlichte. Die aber an We- sen geglaubet hatten, die unerhoͤret waren, wur- den gefesselt in eine noch tiefere Hoͤhle geworfen, bis sie ihren Fehler erkenneten. So ward z. E. eine Muse von Tabor gesuchet; aber nicht ge- funden; so ging es den Verehrern einer Muse von Sinai: sie ward gesuchet und nicht gefun- den. Und wirklich war es nur eine abgoͤttische Neuerung, indem die Menschen seit 3000 Jah- ren her mit neun Musen zufrieden gewesen wa- ren. Man sah auch wohl, daß sie den neuen Propheten nicht immer beygestanden hatten: und ich hoͤrte ganz vernehmlich diese geistige Wesen la- chen, wenn unsere heilige und lustige Maͤnner vor der Hoͤhle die schoͤnsten Stellen ihrer Gesaͤnge her- sagen mußten, ehe sie eingelassen wurden. Es kam uns vor, als waͤren wir der Pfoͤrtner: zum wenigsten wird man es uns erlauben, im Traume zu seyn. Kaum hatten wir uns gesetzet, unser Pfoͤrtneramt zu beobachten: so kam ein kleines Maͤnnchen; er huͤpfte; er sprang und wackelte, wie das Moͤpschen mit dem Schwanze wackelte, das er unter dem linken Arme trug; da der rechte mit einem Seherohre geruͤstet war. Er sah nach den Sternen, und sah lauter Maͤgdchen; Er fing an zu singen, und sang lauter Maͤgdchen; er fing an zu schaffen, und schuf lauter Maͤgdchen: er liebte nichts als Schoͤnen: Er liebte die Helenen, Die Hannchen und die Fiekchen, Die Lieschen und die Miekchen. S 5 Kurz! La Kurz! er war jungferntoll; und nannte sich der deutsche Anakreon. Den Augenblick erschien der griechische, und fuͤhrte ihn in die Hoͤhle. Als sie wieder heraus traten, that jener so ernst- haft, als ein Bonze oder Marbut. Er ge- stand: er heiße nicht Anakreon: sondern Gleim. Er haͤtte gehoͤret, daß Anakreon von griechischen Fraͤulein, und griechischen Champagnerweine gesungen: er haͤtte es ver- suchet und ihm nachgeahmet; aber leider! die Lehren vergessen, die sein Meister mit Scherz und Lust verknuͤpfet. Jener haͤtte gescherzet, um zu lehren; er aber nur gescherzet und getaͤndelt, um zu scherzen und zu taͤndeln. Als er dieses sagte, ging er bey uns vorbey. Aber ach! Haͤtte gleich der Fuchs seine Suͤnden Grimbarten, dem Vaͤtter, gebeichtet: so sprang er doch nach den Huͤhnern, daß die Federn von ihnen stoben: so sah auch uns Gleim fuͤr ein Maͤgdchen an, und wollte gaukelnd, wahrhaftig! wahrhaftig! uns kuͤssen; ob wir gleich mit einem graͤßlichen Capuzinerbarte versehen waren. Hierauf erschien ein finsterer Mann, der haͤmi- sche Blicke in unser Herz warf. Wir erschra- ken; er entriß uns den Schluͤssel; ging als ein Edelmann eigenmaͤchtig hinein, und kam, als ein Doctor, wieder heraus. Er hatte sein Von vor dem Altare gelassen; auch die Praͤsidenten- stelle niedergeleget; er beklagte, daß ein unzeitiger Weihrauch ihn gehindert haͤtte, Fehler zu sehen; er bekannte, daß er ein Schweizer und kein Deut- scher La scher sey; er warf seine Gedichte, sowohl die Ue- bersetzung, die er selbst machen lassen, als die Urschrift, die aus lauter Jugendfruͤchten bestand, veraͤchtlich von sich; und ergriff Gottscheds Kern der deut. Sprachlehre. Als er aber sah, wie sehr er geschlaͤgelt hatte: so ward er ver- zweifelt; wir liefen ihm nach, und dachten, er wuͤrde sich aufhaͤngen: allein, er vertauschete nur seinen Purpur und ward ein Thuͤrhuͤter. Jndem wir uns von unserm Erstaunen erhohl- ten: so erhub sich ein graͤßlicher Krieg. Ein Mann, so hoͤflich, wie ein Kunstrichter, und so ei- gensinnig, als ein Prinz, erschien mit einem Hee- re von Riesen; vor ihnen her flogen Hydern und Amphisbaͤnen, mit ledernen Fluͤgeln. Man drohete die Hoͤhle zu stuͤrmen, und wir mußten der Gewalt nachgeben: wir uͤberreichten den Schluͤssel ganz demuͤthig. Auf einmal stuͤrzte der Schwarm auf die Oeffnung; allein sie war zu klein: und die Riesen stießen sich so gewaltig an den Koͤpfen, daß Riesen und Riesinnen in ihr Nichts zuruͤck be- beten. Nur ihr Schoͤpfer, der sie hervor ge- rufen, blieb uͤbrig, und drang mit einem graͤßli- chen Gepolter hinein. Er drohte, sich selbst auf den Altar zu setzen. Diese Gotteslaͤsterung allein war zu haͤftig, und es ging ihm, wie dem Dagon der Philister. Zu gleicher Zeit brachte ein barmher- zig Muͤtterchen einen Kranken gefuͤhret, der sich selbst zum Schoͤpfer machte; Offenbarungen und Gesichter vorgab, und gar gotteslaͤster- lich log. Wir hatten Mitleiden mit ihm, und sperre- La sperreten ihn daher auf acht Tage in die tiefste Kammer der Hoͤhle; doch ohne Hoffnung einer Besserung; denn die Krankheiten eines Dichters sind oft so unheilbar, als die Narrheit, wenn sie reiche Leute befaͤllt. Wir waren noch mit diesem Ungluͤckseligen be- schaͤfftiget, als uns eine Menge Maͤhrchenerzaͤh- ler, oder, wie sie sich lieber nennen, Fabeldich- ter, umgab. Da sahen wir den freundlichen Gellert; der so gern lobet, um wieder gelobet zu werden: und ein deutscher Voiture und Fontaine seyn will. Er ging hinein; kam wie- der mit einer Bleyfeder in der Hand; er strich viel taͤndelndes Wesen aus seinen Gedichten weg, und wollte sich mit Neukirchen vertragen; auch lieber dieses großen Mannes Fehler seinen Zeiten, und dem Schicksale eines jeden Anfanges Schuld geben, als laͤnger auf ihn, mit seinen Briefen und Vorreden schimpfen; er erlaubte geistreich zu seyn, ohne seinen Geist zu besitzen; strich auch von vielen seiner Lustspiele den Titel hinweg, um dafuͤr Gespraͤche zu setzen. Nun kam der geile Rost, der aber nicht ein- mal vorgelassen; sondern als ein Ehrendieb an den Pranger gestellet ward. Jeder Dichter gab ihm einen Nasenstuͤber, wovon Rostens Nase entsetzlich aufschwoll. Er waͤre auch sonst nicht vorgekommen: Die Musen naͤmlich leiden nichts geiles. Endlich erschienen so viele unbe- kannte Dichter und Dichterinnen, daß ich, um sie auf einmal zu bekehren, sie alle hinein trieb; und ich Ma ich hatte die Lust, die Dichterinnen theils als Bethschwestern, theils schwanger mit ihren Maͤnnern an der Hand; theils als Koͤchinnen herauskommen zu sehen; ich freute mich uͤber diese Veraͤnderung, die ihrer Bestimmung weit naͤher kam; und ich war eben im Begriffe, ihnen Gluͤck zu wuͤnschen; und mir meine Gebuͤhren einzufo- dern. Nur die Dichter fingen um den Rang in dem Allerheiligsten einen solchen Laͤrmen an, daß wir haͤtten hineingehen, und darinn zum Rechten sehen muͤssen, wenn wir nicht in der Bewegung mit dem Kopfe ans Fenster gestoßen haͤtten, und also aufgewacht waͤren. Es war auch sehr gut, daß wir nicht hinein kamen; vieleicht wuͤrde unser Woͤrterbuch davon Schaden gelitten haben. Wir wuͤrden zu ernsthaft geworden seyn, und we- der mehr laͤcheln noch lachen koͤnnen. Genug von unsern heiligen Laͤchlern! Kuͤnftig eines von den Lispelern. M. Machpela. Das Gut Machpela, das Belve- dere und Sans Souci des Patriarchen Jacob, lag bey Mamre. — “ an dem gute Machpela, bei Mamre , “Wo der felsigte Bogen auf seinem eignen gewicht hængt. Jac. u. Jos. 81 S. Wie ist das moͤglich, Herr Rath? Haben sie auch einen Begriff, wenn Sie sagen: es haͤngt auf Ma auf seinem eigenen Gewichte? Wir wollen einen Ball, ja eine Feder, als das leichteste, nehmen: haͤnget dieß beydes auf seinem eigenen Gewich- te? Ey! Ey! Sie haben eine ganz neue Lehre; und wir bewundern Sie und Dero Lehren herzlich. Madratzen sind schon von Sr. nimrodischen Maj. erfunden worden; denn ihre Kriegsbau- meister brauchten sie schon in Belagerungen, sich vorm feindlichen Geschosse zu bedecken. “Sie fuͤllten Schlaͤuche mit Spreu, auch sie- benfache Madratzen. Nimr. 251 S. Ewig Schade, daß der Herr Magister nicht den Folard gelesen: die Riesen wuͤrden nicht so viel Muͤhe gehabt haben, das Geschuͤtz zu spannen. “Das Windewerk wurde durch Riesen, durch Panzerpferde gezogen. Nimr. 253 S. Ein Panzerpferd ist ein kostbares Pferd! Malende Nadel. Unsere Naͤther- und Sticker- maͤgdchen naͤheten und stickten nur mit Nadeln: allein in Zyrich laͤßt sie der große Rath malen mit Nadeln. “Mit der malenden Nadel von Sephas Kindern entworfen. Noah, 203 S. Eben daselbst laͤßt der Maler “ Deck’ und Wand mit Gemaͤlden von Fleisch u. Leben bewerfen. Ueberhaupt ist hier eine kurze Geschichte der Ma- lerey zu lesen, welches eben darum gefaͤllt; weil es kein Teufel im Noah suchen sollte. Daher ha- ben wir dem Verfasser des Hermanns gerathen, zu desto besserm Abgange seines Versuches, eine Geschich- Ma Geschichte von der Buchdruckerey hinein zu brin- gen. Velleda kann in ihrem Thurme schon ei- ne Presse beherbergen, und ihre Wahrsagungen woͤchentlich, wie unsere Zeitungen, gedruckt her- ausgeben. Hinten koͤnnte ein Artikel von gelehr- ten Sachen angebracht werden, worinnen sie die Lieder der Barden verdammen oder loben koͤnnte. Maͤhen mit Zungen. Wir koͤnnen es gleich an der Fuͤgung der Woͤrter erkennen, aus welcher Muͤnze ein Wort koͤmmt. Niemand, als Se. Gn. Maͤ- hen mit Zungen und laͤcken mit Sensen. Aber es sind auch Ochsenzungen! eine feine Sense! “Er treibt den traͤgen Schwarm von schwer beleibten Kuͤhen “Mit freudigem Gebruͤll durch den be- thauten Steg; “Sie irren langsam um, wo Klee u. Muttern bluͤhen, “Und maͤhn das zarte Gras mit Scharfen Zungen weg. Haller, 23 S. Wie schoͤn der Hirt nicht bruͤllet! Jst eine schwer beleibte Kuh nicht fett? Umirren a. St. umher irren! Haben Se. Unsterblichkeit auch den Antilongin von der Catachresis 70 S. und des Zuschauers 617 und 595 Stuͤck gelesen? Sie lieben ja die Engellaͤnder, wie Voltaͤr: lesen Sie doch die auch! Vieleicht aber machen Sie es, wie jener Edelmann, mit Streitschriften, die uͤber sein Gut gewechselt wurden. Er wollte sie nicht lesen, um nicht an der Rechtmaͤßigkeit seines Be- sitzes zu zweifeln. Was geschah? Er las nicht; behielt Ma behielt aber auch sein Gut nicht. Se. Gn. aus Liebe zu Dero Ruhm lesen auch nicht: Sie koͤnnen daher auch noch ihren Ruhm verlieren. Lesen sie doch! Erkennen sie sich, und lernen Sie von uns, daß nimmer mehr thun, die beste Buße ist! “ Maͤnner von angebranntem Gehirn; ihr schwaͤrmender Kopf fliegt “ Schwindlich auf Fluͤgeln des Jrrwisch- lichts in sumpfichten Pfuͤtzen. Noah, 70 S. Wenn die Koͤpfe nun so weit wegfliegen, wo blei- ben denn die Maͤnner von angebranntem Ge- hirn? Bis hieher haben wir nur angebrannte Braten, und dergleichen Leckerbissen gehabt; nun besitzen wir auch ein angebranntes Gehirn. Der Franzos verknuͤpfet mit Cerveau brulé keinen sonderlichen Begriff: ist es erlaubt, ihn bey den meisten unserer neuen Dichter anzu- wenden? Mangel. Es ist kein besser Mittel, sich des Man- gels zu erwehren; als wenn man ihn erwuͤrget; denn der Herr Rath sind kein Wortspieler. “ Soback kennte den Mangel, als den, der den Mangel erwuͤrgte. Noah, 306 S. So wollen wir den Hunger nach Fleisch, den Hunger nach Brod erwuͤrgen lassen. Mantel. Es giebt allerley Maͤntel; einige sind Zeichen der Wuͤrde; einige sind Strafen; z. E. die spanischen Maͤntel. Was ist aber folgender Mantel fuͤr ein Zeichen? “Ueber Ma Me “Ueber der Erde war, wie ein heller krystalle- ner Mantel, “Alles Gewaͤsser verbreitet. Noah, 359 S. Ein Mantel von Glas! Eben so, wie ein glaͤ- sern Dach. Vieleicht tragen die 200 Maͤnner krystallene Maͤntel, wenn sie den großen Rath vorstellen. Mark. Vor diesem ging es nicht an, etwas Fluͤßi- ges auszuhoͤhlen; denn wie konnte das hohl bleiben, was in einander fließt. Der theure Herr Arzt von Haller aber hoͤhlet Mark aus; Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehoͤhltes Mark. Meander. Dieses soll ein Fluß in Kleinasien seyn, der in seinem Laufe mancherley Kruͤmmen und Wendungen machet. Der große Rath, wie auch der Theologe, und Anhaͤnger brauchen diesen Strom, wenn sie zierlich von einer artigen Wendung, Vermischung der Sachen reden wol- len. Da nun schwerlich ein Fluß eine gleichlau- fende Linie machet: diese Maͤnner aber doch nach- zuahmen, einen besondern Verstand anzeiget; so geben wir hiermit, kraft unsers Kunstrichteram- tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He- xametrisiren einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de- nen sie wohnen, gleiche Ehren zu erweisen. Die Lindmat wird so gut seyn, als der Maͤander, und die Luppe so stolz auf ihre Beugungen seyn, als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg- liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geschni- T tzet Me tzet werden. So kann zum Exempel ein Maler reden: “ Neuton hat erst des Lichts verschiedene Fa- den getrennet, “Als er ihm in den lichten Meander der Mischung gefolget. Noah, 410 S. Da sehen wir, 1. wie das Licht als ein Gebind Garn verwickelt gewesen; und dann 2. wie Neu- ton dem Meander, naͤmlich dem Faden, nach- gelaufen ist. Man darf diese Redensart nur sinnlich machen, und das Bild, wovon sie genom- men worden, malen: so haben wir den wahren Begriff davon, und ein Mittel, die Richtigkeit jeder Figur zu bestimmen. Man siehet wohl, daß der Herr Rath den Milton, aber nicht des Zuschauers 595 Stuͤck uͤbersetzet hat. So kann weiter ein Tapezierer sagen: einen Maͤan- der weben: — — “Noch hat der Gott, der die Schi- ckungen lenket, “Keinen Maͤander, der unerforschbar sey, hier hingewebet. Noah, 284 S. Man stelle sich, nach obiger Regel, Gott als ei- nen Leinweber vor, der an einem Weberstuhle si- tzet, und webet: so hat man diesen Maͤander erforschet. Wir koͤnnten noch mehrere Maͤan- der in den Offenb. St. Klopstocks finden; unsere Leser moͤchten aber uͤber so viele Schoͤnheiten gar zu entzuͤcket werden, daß sie den uͤbrigen Maͤandern unserer neologischen Tiefen ihre Aufmerksamkeit nicht goͤnnen mochten. Wir eilen daher zu dem Beywoͤrtelein Mean- Me Meandrisch, welches, wie ein Sohn den Vater nach den Rechten vorstellet, jederzeit den Maͤan- der selbst vertritt. So sagen wir rheinisch; werden aber auch nun sagen, lindinatisch, lup- pisch, barisch, oderisch: denn ein Fluß ist so gut, wie der andere. Meer. Es ist an dem, daß Wellen nicht Berge sind; allein sie werfen sich doch im Sturme so hoch auf als Berge: ein gebirgichtes Meer ist also ein wallendes Meer: so wirft der Kaf- fee auch Berge; so sagen wir auch ein gebir- gichter Kaffee: denn er wirft auch Wellen, wann er kochet; die ja in ihrem Weltchen gegen ein stillstehendes Wasser auch Berge sind. “Also siehet ein gefuͤrchteter Fels vom hohen Olympus “Jn das gebirgichte Meer auf schwimmende Leichname nieder! “Aber bald wird ihn der Donner fassen; bald wird er zertruͤmmert “ Tief im Meer ein Thal seyn, und liegen; ihn werden die Jnseln “Fallen sehn, und ringsum dem raͤchenden Donner zujauchzen. St. Kl. in s. Offenb. 98 S. Sollte wohl die Muse von Sinai vom Olympus singen? Jst ein gefuͤrchteter Fels nicht ein fuͤrch- terlicher? Liegt der Olympus am Meere? War- um soll ihn denn der Donner greifen? Was ist das fuͤr eine Prophezeyung? Kann ein Berg ein Thal seyn? Das hieß vormals ein Widerspruch! T 2 Warum Me Warum sollen denn die Jnseln jauchzen? Er drohete ja ihnen nicht: er drohete nur dem Meere: und ist sein Fall so schroͤcklich: so werden sie eher beben, als jauchzen; denn bey Erdbeben pfleget niemand sehr zu jauchzen. Wir nennen diese Figur den Regenbogen. Er hat vielerley Far- ben; er spielet schoͤn: wer ihn aber zu erreichen hoffet, vor dem fliehet er; und so ist es mit dem Sinne der schoͤnsten Redensarten im Meßias beschaffen. Sie glaͤnzen; sie leuchten; sie bli- tzen; und oft donnern sie: nahet hinzu, greifet darnach: so ist es eine Wasserblase, und oft noch weniger. Meerengichter Sund. Jn Norden heißt eine gewisse Meerenge der Sund. Meerenge und Sund sind Stammwoͤrter; sie koͤnnen also Kin- der zeugen: sie zeugen demnach meerengicht und sundicht, ein Zwillingspaar; diese nun mit ein- ander verheyrathet haben erstlich bodmerische Meerengen zu Kindern. “ Nod ist durch einen meerengichten Sund von Chus abgeschnitten, “Der von strudelnden Stroͤmen mit lautem Bruͤllen durchkreuzet wird. “ Hier sind die Waͤlder voll Wildbraͤt ꝛc. Noah, 51 S. Da haben wirs, daß Horaz Unrecht hat mit sei- nem Delphinum silvis adpingit \& fluctibus aprum. Hier giebt es ja Waͤlder voll Wild- braͤt mitten im Strudel bruͤllender Stroͤme. Wir stellen uns hierbey auch Stroͤme vor, die sanft Me Ma sanft bruͤllen oder schreyen; und beklagen nur die Schiffe, die in diesem Sunde segeln. Schade, daß Gog hier keinen Zoll angeleget. Meere zerfliessen in lange Gebirge. Wir haben schon oben einen Probierstein angegeben, das aͤch- te und unaͤchte einer Metaphor von einander zu unterscheiden. Wir wollen zur Abwechselung die- se darauf streichen. Wir malen uns ein Meer; dieses ist Wasser: nicht wahr? Da soll nun etwas zerfliessen, was schon zerflossen ist: das ist nun schon unbegreiflich; noch unbegreiflicher aber wird es, wenn Wasser Sand oder Fels werden soll, von welchen Materien doch Gebirge bestehen. Der goͤttliche Klopstock, dem wir und seine Be- wunderer so oft mit dem Rauchfasse uͤbers Ge- sicht fahren, hat fast jede Zeile seiner Offenb. mit dieser Figur, die wir den Unsinn nennen, ver- braͤmet. Wir schliessen daher, daß die Muse von Tabor nicht deutsch kann; denn koͤnnte sie es: sie wuͤrde es wohl reden. “— Die Meere zerflossen in lange Ge- birge, “Da sein kommender Fuß die schwarzen Flu- then zertheilte. Off. St. Kl. 48 S. Ein kommender Fuß ist das nicht ein allerlieb- ster Fuß? Mauern. Herr Lazarus, der in die silberne Cidli goͤttlich oder sehraffisch verliebt ist, baut auf eine wundersame Art in sich selbst eherne Mauern. Diese ganze Liebeserklaͤrung zeiget, wie die Liebe mit der Schwaͤrmerey artig zu ver- T 3 binden Ma binden sey; und daß auch eine Offenb. nicht ohne Liebe bestehen koͤnne. — “Wie hat mich der Schmerz mit ehernen Mauern “Jn mich hinein verschlossen! — Das mußte so seyn; denn haͤtte er dich draussen gelassen: so waͤre die arme Cidli Gefahr gelau- fen; und die sehraffische Liebe wuͤrde in eine fleisch- liche Begierde seyn verwandelt worden: dieß aber ist bey den biblischen Dichtern allein dem Sa- tan erlaubet, der sich mit Vergnuͤgen, wie ein ausgemergelter Buhler, der Buhlereyen erinnert, die er im Himmel, vorm Throne Gottes, mit seiner schoͤnen Tochter, der Suͤnde, getrieben. Auf eben d. S. finden wir einen Schmelztie- gel, eine Seele aufzuloͤsen: wir danken fuͤr die Erfindung, und hoffen dadurch bald zu den Theilen zu kommen, woraus unser Wesen bestehet. “Und in Schauer der Angst, ohne Namen, in Schlummer des Todes “ Loͤste meine Seele sich auf — Off. St. Kl. 135 S. Eine Angst, die gar nichts heißt, eine Angst ohne Namen, ist das nicht eine entsetzliche Angst? — “Wenn ich jenen Gedanken, “Jenen andern Gedanken der Nacht, und der Einsamkeit dachte. e. d. Was ist doch der erste Gedanke, wenn man in der Nacht an ein Maͤgdchen denket? Du armer Lazarus! Warst du denn noch so heilig verliebt, als Me als du schon deine irdische Huͤlle einmal abgeleget hattest? Man hat Maͤhrchen von Leuten, die wie- der aufgelebt seyn sollen; allein diese neugeschaffe- ne Menschen waren bis zu ihrem zweyten Tode allem Jrdischen abgestorben: es muß doch nicht so seyn! Melancholisch. So kann man zu einem Schwer- muͤthigen sagen: Sie haben heut ein melan- cholisches Aug. — “Sein tiefes und melancholisches Auge “Funkelte, da sprach er mit zornig gefluͤgel- ter Stimme. Off. St. Kl. 107 S. Jst das wahr, daß ein Aug funkelt, in dem sich die Schwermuth lesen laͤßt? Werden wir nicht auch bald freundlich gefluͤgelte, oder gefiederte Stimmen bekommen? Maͤhl. Maͤhl hat noch niemand gesaͤet: allein der große Rath, der telescopische Brillenma- cher, saͤet gar Semmelmaͤhl. Was wird er doch erndten? Wurmsaamen! Noah, ir- gendwo. Mensch. Was ist ein Mensch? Ein “ Zweydeutig Mittelding von Engeln und von Vieh. Haller, 104 S. Ob wir gleich nicht recht wissen, was ein zweydeu- tig Mittelding fuͤr ein Ding ist: so bewundern wir doch diesen Ausdruck; finden aber, daß vor uns die Teufel noch sind; hinter uns hingegen die Affen diese Leiter der Wesen hinaufklettern. Se. Gn. stehen sonder Zweifel auf einer Sprosse mit den Engeln, da Sie ja bey lebendigem Leibe halb Ewigkeit sind. T 4 “Aus Me “Aus ungleich festem Stoff hat Gott uns auserlesen; “ Halb zu der Ewigkeit, halb aber zum Ver- wesen. e. d. Dieser ungleich feste Stoff ist der Leib und die Seele. Jener ist folglich so unzerstoͤrlich, als diese. Gott “ Schuf uns zu etwas mehr, als Herren von dem Wild. e. d. Dieses ist gar zierlich a. St. Herren der Thiere gesagt. Se. Gn. haͤtten figuͤrlich also weiter sa- gen koͤnnen: zu Herren der Hasen ꝛc. Menschennachahmer ist der Aff; und ein Goͤtter- nachahmer der Mensch; ein Teufelsnachah- mer der Gottlose. “Die aufrecht der Aff auffuͤhrte, der Men- schennachahmer, “Durch die engeste Graͤnze getrannt von dem dummesten Menschen. Noah, 242 S. Jst getrannt ein Druckfehler, oder ein Zürche- rismus? Jst die Graͤnze nicht enge, die zwischen einem dummen Menschen und Affen ist? Wir glauben, daß sie zwischen einem dummen und lebhaften Dichter und einem Affen noch enger ist. Es ist freylich wahr, daß man einem solchen Witzlinge eine menschliche Gestalt ansiehet; allein er machet so viel krumme Spruͤnge, und hat eine so unvernehmliche Stimme, daß man eher einen Affen, als einen solchen Dichterling, verstehen wird. Eines jeden Menschen Gesicht soll mit dem Gesichte Me Gesichte eines gewissen Thieres eine Aehnlichkeit ha- ben; man will gar von derselben auf die Gemuͤths- art schliessen. Umgekehrt! so waͤre es recht! von der Gemuͤthsart auf die Aehnlichkeit! Menschenbild. So kann man sagen, ein Ochsen- bild; denn sagen wir nicht ein Weibesbild, ein Mannsbild? “Sie will (die Gottheit) ihr goͤttlich Bild in Menschenbilder huͤllen. Samml. Nicol. 88 S. Huͤllet man etwas in Bilder: so reisset man die Bilder erstlich ab. Allein die Gottheit will Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sey. So spricht die Bibel! aber sie irret: und das goͤttliche Bild, der Geist, ist in Menschenbil- der eingehuͤllet: natuͤrlich, wie eine Lattwerge; oder eine Oblate, in der man Pillen einwickelt, wenn einem Kranken vor ihnen ekelt. Menschengewebe; folglich auch ein Goͤttergespinn. “Wenn er das Menschengewebe der irdischen Seligkeit fliehet. Off. St. Kl. 28 S. Menschliche Mahlzeit. Jst das wohl eine mensch- liche Mahlzeit, bey der die Herren Satane Menschen verzehren? Und darum nennet sie doch der große Rath eine menschliche Mahlzeit. “Diese geschlachteten Koͤrper, die Leichen auf Leichen gehaͤufet; “Die Gefaͤße mit Blut, den Duft des sieden- den Erztes, “Der aufsteigend den leckern Geruch zu den Satanen wehet. T 5 “Wahr- Me Mi “Wahrlich! ein wuͤrdiger Trank fuͤr deine Goͤnner, die Teufel! “Wuͤrdig, daß sie im Schwarm zu der mensch- lichen Mahlzeit sich draͤngen. Noah, 152 S. Weiter! Mit dem Beyworte menschlich verknuͤpf- te man bisher die Begriffe des Mitleidens, der Schwaͤche, und anderer Leidenschaften: was ist aber ein menschliches Zimmer fuͤr ein Ding? “Sammelte dann sein Haus in die menschli- chen Zimmer des Kastens. Noah, 240 S. Ach! wir fuͤrchten, daß es auch unmenschliche Zimmer geben koͤnne; wie fuͤrchterlich werden die nicht seyn! Minen. Furcht saß in den minen. Jac. u. Jos. Jst das nicht ein trefflicher Stuhl fuͤr die Furcht? Milton. Hier ist eine offenbare Beschimpfung des Miltons; allein so gehet es: Lumen majus obfuscat minus: und ein halbes zusammenge- stohlenes Gedicht ein ganzes zusammengestohlenes. “Leider! ein Tag wird kommen, der Miltons erhabene Gedichte “Auch mit Vergessen bedeckt, die ewig zu leben verdienen ꝛc. “Weder der Nachwelt Lastern, noch ihrem anarchischen Goͤtzen “Wird es gelingen, die hohen Gesaͤnge vom Blute des Bundes “Vor der Aufloͤsung der Erd in den Staub des Vergessens zu werfen. Noah, 239 S. Ey! Ey! Herr Rath! Was haben sie hier fuͤr einen Goͤtzen? Mitseyn. Mi Mitseyn. Gaͤbe sich ein Narr so viel Muͤhe, klug zu seyn, als er sich giebt, einen Narren vorzustellen: wie leicht wuͤrde er weise werden! Gaͤbe sich also ein dunkler Dichter so viel Muͤhe, deutlich zu seyn, als er sich giebt, dunkel zu seyn: wie leicht wuͤrde er sich lesen lassen! Das wissen Se. Gn. wohl; daher sagen Sie: “Kein endlich Wesen kennt das Mitseyn aller Sachen. Haller, 102 S. Miskennen; was heißt das? ich miskenne dich! Wie er so schoͤn ist! a. St. verkennen vieleicht. “Und voll (besoffen) von ihrem Glanz; ver- druͤßlich aller Schranken, “Miskennten sie den Gott, dem sie ihn sollten danken. Haller, 108 S. Nach dieser Regel nimmt das Beywort verdruͤß- lich die Zeugendung zu sich. Mißtoͤnen. Die Sylbe miß kann man mit vielen Woͤrtern versetzen; z. E. mißklingen, mißspre- chen, mißschlagen, ꝛc. “ Schwere Geruͤchte — “Kreuzen von Land zu Land und wachsen hin- an zu den Wolken, ꝛc. “Worte der Laͤsterung, des Grimms, mißtoͤ- nende Stimmen der Hydern “Der unflaͤtigen Guanos, der Uhu, und der Hyaͤnen. Noah, 43 S. Das sind unflaͤtige Dinger! Der Dichter brau- chet sie a. St. die Suͤnden der Erde schreyen zu Gott um Rache. Dabey giebt er den Guanos ein Aemtchen; und laͤßt sie die Stimmen der Hy- dern Mi dern zum Generalbaße dienen; welches denn ei- ne vollkommene mißtoͤnende Musik vorstellet. So kann man auch sagen: Mißtritt a. St. faux Pas; denn es giebt toͤdtliche Mißtritte, die das Antlitz entfernen: z. E. wenn man einem auf die Nase tritt. “O! wie befuͤrcht’ ich, wie fuͤhl’ ich, es hab’ ein toͤdtlicher Mißtritt “ Gottes Antlitz vom Menschengeschlecht entfernet. Noah, 309 S. Mittag. Mein Mittag ist vorbey, sagte Kanitz, um zu sagen: die Haͤlfte seines Lebens sey voruͤber. Der Herr Rath aber bedienet sich einer Sonne, und waͤlzet sie, ohne sich zu fuͤrchten, die Finger zu verbrennen. “Nunmehr waͤlzet die fuͤnfzigste Sonn’ um die Stunden des Mittags. Noah, 17 S. Fuͤnfzig koͤmmt von fuͤnf; und ein Sprachlehrer, wie B. biethet der Gewohnheit Trotz. Man muß in allem das Ungewoͤhnliche, folglich auch im Zaͤhlen suchen. Mittag. Ein heitrer Mittag. Besser: Ein klarer Mittag, der das anbrechende Licht der Sonne gleichsam ausloͤschet. Buttst. 6 B. 17 S. Bey dieser Redensart kann sich der Leser erforschen, wie weit ers in Entdeckung des Schoͤnen und des Gedachten gebracht hat. Der Mittag, der das anbrechende Licht der Sonne ausloͤschet, ist erst ein rechter Mittag! Man koͤnnte sagen: der Aus- druck ist uͤbertrieben! Aber man gebe auf das Ne- benwoͤrt- Mi benwoͤrtchen gleichsam Acht. Dieses ist geschickt, eine Sache zugleich zu bejahen, und zu verneinen. Ein Candidat, mein guter Freund, schrieb mir, daß seine Excellenz der Hr. Graf = = = ihm eine erledigte Pfarrstelle gleichsam versprochen haͤtte. Der Herr Candidat bekam nichts; und daran war das Woͤrtchen gleichsam schuld: denn der Can- didat war in allen Wissenschaften gleichsam ein Polyhistor, nur in der Bibel nicht. Mittelding. Der Herr Rath lieben sehr die Mit- teldinger, die Maͤgdchen; Sie bringen ja diese niedlichen Dinger allenthalben, wie der Ritter von der traurigen Gestalt seine Dulcinee von Toboso, an, und sagen: “Sie sind ein Mittelding zwischen Juͤngling und Engel. Noah, 91 S. Sie sind also halb Engel, halb Juͤngling. Halb Engel, das gehet an; denn die Engel werden frey- lich heute Maͤnner, morgen Weiber: allein halb Juͤngling: nein! denn wir haben nie gehoͤ- ret, daß ein Maͤgdchen zeugen koͤnne: es muͤßte ein Bodmerisches seyn. Mitternaͤchtlicher Berg; der ist im Norden. Da fuͤhret der Weg zu einem Loche, das in den Mit- telpunct der Erde gehet, da waͤlzen sich Oceane; da ist ein menschenloses Gestade; da ist die ganze klopstockische Schoͤpfung; da ist eine mit fluͤßigem Schimmer bekroͤnte Sonne; da ge- het sie nie auf und unter; da sind der Koͤnigreiche Beschuͤtzer, die Engel des Krieges und des Todes. “Auch Mi Mo “Auch die Seelen, die zarten kaum sprossen- den Koͤrper entflohen. 2 S. d. Off. St. Kl. o! sene Rarité! Die Seelen waren noch nicht reif; sie werden schon wiederkommen; denn un- term groͤßern Schauplatze der Welten verste- hen wir die Erde. “Jhre Beschuͤtzer begleiten sie zu sich, und leh- ren sie reizend “Unter dem Klange belebender Harfen, in lieblichen Liedern: “ Wie und woher sie entstanden; wie groß die menschliche Seele “Von dem vollkommensten Geiste gemacht sey; wie jugendlich heiter “Sonnen und Monden nach ihrer Geburt zum Schoͤpfer gekommen. e. d. So daß es ein Wunder ist, daß die Jungen so dumm sind, wann sie zur Welt kommen, und der Schul- meister sie kaum mit Einblaͤuen auf das A B C verhelfen kann; ja manche Seele kann sich Zeit Lebens nicht darauf besinnen. Wir nennen die- ses den Raritaͤtenkasten; lassen also einen fluͤßi- gen Schimmer, ein menschenloses Gestade, ein jugendlich, und andere Seltenheiten mit Ver- gnuͤgen bewundern. Modeln; sich zum Manne modeln; sich zur Jung- fer modeln; sich zum Narren modeln; sich zum Weisen modeln; sich zu Hallern modeln; ach! wie Se. Unsterblichk. sich nicht zum Dichter gemodelt haben! “Sie Mo “Sie sinds, bey dem man sich zum Manne modeln muß, “Steif, ehrbar, ordentlich, in seinem Thun bedaͤchtlich, “ Gewirbig; zum Gewinn ist ihm kein Weg veraͤchtlich. Haller, 92 S. Worauf gehen denn alle diese schoͤne Beywoͤrter? Z. E. das Gewirbig? Sind die weiblichen Rei- me nicht schoͤn? Wir sind barmherzig; wir wol- len also ein Mittel angeben, sich zu einem Haller zu modeln; 1. lerne man weder conjungiren, noch decliniren: denn dieß Geheimniß gehoͤret al- lein den gelehrten und fremden Sprachen; 2. erlaube man sich alle nur moͤgliche Fuͤgungen der Woͤrter; 3. sey man durchaus nicht deutlich; dieß uͤberlasse den Prosaisten, Franzosen und Gottscheden; 4. uͤberlese man nie seine Arbeit, aus Furcht, hernach Fehler zu finden, die man erst fuͤr Schoͤnheiten hielt; 5. nenne alle Ari- starchen Dummkoͤpfe, wenn sie auch nur die Schale, und nicht den Kern deiner Gedichte an- packen; 6. schreibe nicht viel; und gieb deine Ar- muth an Einfaͤllen fuͤr eine Weisheit aus: so wirst du Haller werden. Moͤrderisch einen ansehen; d. h. einen toͤdten wollen. — — “Bald werden die Menschen “Moͤrderisch mich ansehn! — Offenb. St. Klopst. 99 S. Wenn also ein Mann seine Frau verliebt ansiehet: so will er Kinder machen. Jener sagte: “Leute “von Mo “von großen Gemuͤthsgaben verdieneten allein “gehangen zu werden.” Wir wollen so grau- sam nicht seyn; doch sagen wir, “daß Dichter “von großer Einbildungskraft allein verdienen “eingesperret zu werden, wenn sie dieselbe uͤbel “anwenden.” Die groͤßesten Thorheiten, die aͤrgsten Schnitzer, werden durch die aͤusserliche Schminke, die ein falscher Witz ihnen zu geben weis, schoͤn: daß unvorsichtige Gemuͤther sich in die Farbe vergaffen, ehe sie wissen, daß es Schminke ist. Ja, gebet mir sechs Gelehrte, die ich uͤberreden kann, daß undeutsch schreiben und Schnitzern schoͤn ist: so wird es ganz Deutsch- land zur Hoheit zaͤhlen. Mizren heißt in der Bodmerischen Erdbeschrei- bung die Aegyptier; also Mizraim das Land, und mizraimisch aͤgyptisch. “ Von den grenzen des Nils und der Mizren zuryke gekommen. Jac. u. Jos. u. mehr. Monaden. Diese fehleten noch im Nimrod, und koͤnnen mit den Atomen einen ungemeinen Glanz einer biblischen Epopoͤe ertheilen: ginge es nicht an, die vorher bestimmte Harmonie des Hn. von Leibnitz darinn einzuflechten; z. E. in der Hexe von Endor? “Ein heftig Entsetzen durchdrang Satans subtilste Monaden. Nimr. 439 S. Wir haben geglaubt: ein Geist bestuͤnde nur aus einer Monade; ein Koͤrper hingegen aus mehre- ren; wir haben es geglaubt und geirret; denn wie wir Mo wir sehen; so bestehet Satan aus vielen Mona- den: d. i. er ist ein Koͤrper. Ey! Ey! Herr Magister! das war nicht wolfianisch! Mond. Sind das nicht hoͤfliche Worte? Og spricht so mit Noahn; gerade, als ob jener den Koran gelesen haͤtte. “Ruf den Monden vom Himmel, u. gieb ihm deine Befehle! “Vor dich zu treten, u. gegen dich eine Neigung zu machen; “Alsdann dich laut mit den Worten zu gruͤßen: o! Gottes Prophete! “Auf dir ruhe der Friede! Nach diesen hoͤfli- chen Worten “Heiß ihn in deinen Rock, durch den rechten Aermel, hineingehen; “Durch den linken dann wieder heraus; nach diesem sich theilen, “Eine Haͤlfte nach Morgen, die andre nach Nie- dergang fliegen, “Jn der Luft herum huͤpfen, wie leichte Gras- huͤpfer springen, “Endlich sich wieder vereinen in einen zirkeln- den Monden, “Und in dem Thierkreis des Himmels die vori- rige Stelle bekleiden. Noah, 155 S. Warum nicht lieber ein unsterbliches Maͤgdchen von oben herab laͤchlen? Wir nennen diese aller- liebste Erfindung die Mondsucht. Die Sonne ist nicht allein die Schatzkammer der Gleichnisse; unsere heilige Maͤnner wissen auch, was mit dem U Monde Mo Monde anzufangen; und niemand ist mondsuͤchti- ger, d. i. niemand liebet mehr die Gleichnisse, die vom Monde genommen werden, als der Theolo- ge. Z. E. “Still, wie der friedsame Mond in daͤmmern- den Mitternachtswolken, “Jst Joseph von Arimathia. Offenb. St. Kl. 104 S. Eine Mitternachtswolke ist weit schwaͤrzer, als eine Morgenwolke. Da wir einmal am Him- mel sind, so wollen wir auch einen Cometen be- trachten. “Jtzt uͤberstieg er sechsmal die volle Scheibe des Monden, “Trat mit verbreitetem Gang uͤber die naͤchtlichen Schatten “Und vermehrte die taube Stille mit dreyfa- chem Schauer. Noah, 222 S. Da sehen wir, wie der Comet 6 mal ansetzet, uͤber die Scheibe zu springen; und, da es nicht gehet, mit aus einander gesperreten Beinen uͤber die Schatten tritt; und zu der Stille, die, wie wir lernen, nicht Ohren hat, einen dreyfachen Schauer schuͤttet. Aber was ist doch ein drey- facher Schauer? Jst es nicht eine vox Nihili? Morenfarben, a. St. schwarz; so sprich schwe- denfarben a. St. weiß. Nimrod, 633 S. “Die morenfarbene Nacht, die thauichte Freundinn der Sterne; “Der halbaͤuicht schnarchende Schlaf, der leidbegrabene Stumme, “Hatten Mo “Hatten den nachtschweifigen Liebsten der Abenddaͤmmrung gesendet. “Der wetterweißagende Mond mit blassen blinkenden Wangen ꝛc. Sind das nicht Beywoͤrter? Jst das nicht Ge- schmack? Streichet die Haͤlfte der Beywoͤrter weg: was bleibet? was von Folgenden bleibet! “Jhr Matten voll Schatten, begrasete Wasen, “Jhr naͤrbigt u. faͤrbigt gebluͤmete Rasen: “Jhr buntlichten Sternen, “Jhr Felderlaternen! ꝛc. ꝛc. Es zeiget einen Reichthum an Einfaͤllen an, wann man so lange Beywoͤrter zusammen raffet, bis man das letzte Wort des Hexameters ertappet hat; denn dieses laͤuft vor dem Dichter, und dieser hin- term Worte her. Morgen. Wieder ein Beweis, daß Longin uns mit Recht die mehrere Zahl zum Erhabenen an- preiset; denn sagen wir nicht die Abende? “Erhabner Seelen theure Morgen “Zu edel fuͤr gemeine Sorgen “Stehn hier zum Dienst der Wahrheit frey. Haller, 131 S. Se. Hochgeb. Unsterblichkeit werden uns ver- goͤnnen, diese theure Morgen erhabener See- len, wie billig, zu bewundern: wir bewundern sie! und den Erfinder. Wir wußten wohl, daß Dero Freund, der große Suͤndfluthenbarde, nicht unterlassen wuͤrde, diese Metaphor hoͤher zu trei- ben; Raͤuchern Sie nicht, nach Sr. Gn. Vor- U 2 bilde, Mo bilde, mit einem Morgen- und Abendweihrau- che? a. St. Gebeth zu sagen? “ Wo ein Altar, vom glattesten Marmor der Klipp aufgerichtet, “ Taͤglich mit Morgen- u. Abendweihrauch zum Himmel hinauf steiget. Noah, 17 S. Der Altar steiget also alle Morgen zum Him- mel hinauf? Wann porzelt er denn wieder her- unter? Morgenklage und Abendklage: was ist das? Das ist Zophenatpanah, den Jacob Mor- gens und Abends beklaget. “ Joseph , die morgenklage — “Und die abendklage — Jac. u. Jos. 8 S. Warum nicht auch die mitternachtsklage? Hier finden wir auch, daß die Maͤnner, wie die Froͤsche, mit der Rechten Kinder zeugen. “ Benjamin, Sohn der Rechten des va- ters. e. d. Haben der Herr Rath ihren Sohn so gemachet? Sie sind ja ein unvergleichlicher Mann! Morgenroͤthe. Die Dichter haben seit undenkli- chen Zeiten ein Recht gehabt, dieses Wort nach Belieben zu gebrauchen. Vor kurzer Zeit hat ein großer Geist und ein starker Dichter die Kunst erfunden, an statt der Schminke, das Angesicht mit Morgenroth zu faͤrben. Eine Wissenschaft biethet der andern die Hand. So solls seyn! Vielleicht lernen wir noch Stoffe mit Morgen- roͤthe Mo roͤthe faͤrben. Meine Einsichten reichen nicht zu, in der Naturlehre Entdeckungen zu machen. Jch will auch hier nicht von Licht und Farben schreiben. Meine Absicht ist, den angehenden Rednern die Morgenroͤthe anzupreisen. Die Streitfrage ist bekannt: ob naͤmlich die Heyden zu den Zeiten Augusts, des ersten roͤm. Kaisers, erleuchtete Ein- sichten in philosophische Wahrheiten gehabt haͤtten, oder nicht? Foster hat fuͤr die erste Meynung eine Predigt gehalten: und ein wahrhaftig großer Redner der Deutschen, der Herr von Jerusa- lem, hat sich fuͤr die letzte erklaͤret. Jch habe in den Reden dieser fuͤrtrefflichen Maͤnner kein Bluͤm- chen sinden koͤnnen, welches die Frage deutlich ent- schiede. Der alte boͤse Geschmack herrschet in ihren Reden. Endlich ist mirs doch gelungen. Bey einem dritten Manne fand ich das Bluͤm- chen, man kann durch Huͤlfe desselben von der phi- losophischen Wissenschaft der Heyden gruͤndlich ur- theilen. Wenn man also die Stufen ihres Er- kenntnisses, und dessen Deutlichkeit, scharf bestim- men will, so nehme man eine Hand voll Morgenroͤthe, eben so viel Licht, und etwas gebrochene Strahlen, vermische oder schmeiße sie wohl unter einander: so hat man einen deutlichen und vollstaͤndigen Begriff von der philosophischen Wissenschaft der alten Heyden. Jhre Lehren, sagt mein wortreicher Schrift- steller, gleichen der Morgenroͤthe, die das Licht zeuget, von dem sie selbst ist geboh- U 3 ren Mu ren worden, und mit ihren schwachen und gebrochenen Stralen die Ankunft des vollkommenen Lichtes anzeiget. Buttst. Dieß ist ein Muster einer sehr deutlichen und sinn- reichen Antwort. Ein Denkender kann nach Belieben etwas dazu, oder nach Gefallen auch etwas davon denken. Muͤndel des Saͤbels. Jst der Herr von Saͤbel nicht ein feiner Vormund? Wir bewundern die- se Vormundschaft hoͤchlich; und freuen uns, wann wir Soldaten sehen: “ Soͤhne des Raubs, des Unrechts Freund, u. Muͤndel des Saͤbels, “Auf der Schneide des Schwerts mir den Trank des Todes zu bringen. Noah, 32 S. Den trinke Rath Bodmer! Jst der Raub nicht ein huͤbscher Papa? Weiter! “ Schon war der Staub genaht; es stiegen Reuter und Pferde “ Aus ihm hervor. Schon roch ich den Tod von den Waffen Abirams. e. d. Die Reuter waren abgestiegen: denn wie haͤtten sie sonst vor den Pferden aus dem Staube her- vorsteigen koͤnnen? Wie riecht denn der Tod? Sauer oder suͤß? Noch ein allerliebstes Muͤndel! “Kennt ich den Geist, den Seraph, der zwischen Gott und mir stuͤnde, “ Der die Weiten verschluͤnge, die zwischen Gott und mir liegen, “Die Mu “Die zu den Soͤhnen des Staubs mich sper- ren, zu Muͤndeln des Viehes. e. d. 308 S. Nun sage man mir, daß der Witz keine Kraft sey, die Aehnlichkeiten der Dinge wahrzunehmen. Nehmen nicht, kraft dieser Faͤhigkeit, der Herr Rath wahr: daß ein Sehraff das Maul auf- sperret, Weiten zu verschlingen? Sehen Sie nicht, daß der Staub unser Vater ist? Ja! erfahren wir nicht, daß ein Bruͤmmel unser Vormund ist? Was ist also der bodmerische Witz? Eine Faͤhigkeit, einem Dinge Eigen- schaften beyzumessen, die es nicht hat, und Aehnlichkeiten zu finden, die kein Henker su- chen sollte. Muͤtterliches Land heißt in der heiligen Accen- tuation das Land, wo man gebohren worden; denn Vaterland druͤcket lange so viel nicht aus: wir werden es kuͤnftig ein schwesterliches Land nennen. “ Muͤtterliches Land, o Erde! nach dir seh’ ich sehnlich hernieder. Jn den Ges. St. Kl. 22 S. Mundwissenschaft, ist das eine Freßwissenschaft, eine Brodkunst? “Wenn nun die Eule nicht der Menschen Mund- art findet; “ Jn ihrem Wesen war die Eule nur ge- gruͤndet. Ey! Ey! wie koͤmmt der Vers hieher? eine ge- gruͤndete Eule, ist das nicht eine schoͤne Eule? U 4 “Em- Mu “Empfaͤng ein kuͤhner Hahn, was Rednern oft gebricht, “ Mundwissenschaft und Witz: wie buͤndig spraͤch er nicht. Zernitz 153 S. Er hat sie empfangen, die Mundwissenschaft: denn streut ihm nur brav Futter; er wird schon fressen. Ach! lerneten doch unsere Dichter eher conjungiren und decliniren, ehe sie Verse mach- ten; denn oft sind sie sehr gelehrt; sie wissen al- les, nur die Grammatik nicht: aber auch ohne die kann man gelehrt seyn. Videantur Haller, Bodmer, Klopstock, Naumann u. a. Murmelungen a. St. Murmeln. Jst das nicht ungemein? “ Murmelungen von o! Weh! - - “Vom schoͤnen Thurm - - Gott sey uns gnaͤ- dig! - - Brem. Ged. 126 S. Jst das nicht eine schoͤne Murmelung? Gott sey uns gnaͤdig! Gott sey uns gnaͤdig, wofern der Dichter diese Ode zu einem Gewitter gemacht haͤtte, daß er es nicht gethan, bittet er a. d. 118 S. um Vergebung. Man horche! denn auch horchen ist besser, als hoͤren. “Man wird bey “diesem Gedichte nicht eben glauben, daß ich es “im Ganzen, als eine Copie von einem Originale “der Wirklichkeit, verfertiget habe.” Frey- lich! ach! nein! Wir nehmen es nicht uͤbel! denn es waͤre ein gedrucktes Ungewitter gewor- den: es prasselt so genug darinnen! Muße einem geben, d. h. einem ein Gnadengeld von 400 Thl. geben, daß man Muße genug habe, Mu habe, eine Sprache zu verhunzen. S. Vor- ber. zur Ode vorm Meßias. Myndling; a. St. Muͤndel; denn der Witz des Hrn. Rathes ist fruchtbar, den Woͤrtern Schwaͤnze anzuhaͤngen. “ Aber ich folge den brydern itzt nach dem flusse Mizraims , “In der næhe die weisheit von meinem Myndling zu hören. Jac. u. Jos. 38 S Myriade. Dieses ist eines von den maͤchtigsten Woͤrtern in der Klopstockisie; nur ewig Scha- de, daß Luther es nicht gebraucht hat: er wuͤrde auch, wie St. Klopstock, der Seher, gesaget haben: “Wer kann auf Erden sie zaͤhlen? wer untern Himmeln? Jhr Nam’ ist: “ Myriade! — — Klopstockisie, 139 S. So aber redet leider die Schrift nur von Legionen und Hunderttausend. Vieleicht heißen die Himmel auch Myriade; zum wenigsten gehet das Fuͤrwort Jhr auch auf Himmel; denn so wohl ein wohl angebrachtes Fuͤrwort, als eine geschickte Vermischung der Namenendung mit der Klageendung machet im Deuschen eine aller- liebste Zweydeutigkeit. zum ersten Exempel dienet obiges; zum zweyten, wenn ich sagen woll- te: Helden naͤmlich schaffen Voͤlker; denn man siehet nicht, wer geschaffen wird, so wenig als man hier eine Endung entdecken kann. Wir haben dergleichen Schoͤnheiten auch im Hermann U 5 entde- Na entdecket; und der Verfasser hat uns versprechen muͤssen, sie nach seinem dichterischen Gewissen zu beurtheilen. Allein, er habe das Herz, und be- wundere sie nun! Es ist noch Platz genug fuͤr ihn in unserm trefflichen Woͤrterbuche; wir biethen ihn allen, die darnach ehrgeizig sind, unentgelt- lich an. N. Z. N. Den Augenblick, da wir diesen Buchstab anfangen wollen, erhalten wir einen Brief, dessen Siegel eine Amphisbaͤne ist, die eben mit einer Hyaͤne Hochzeit machet. Wir brechen ihn auf, und lesen: “ Spitziger Herr! “ O rel und Compagnie berichten uns, daß “ihr einen spoͤttischen Auszug unserer heili- “gen Dichter machet; wir hoͤren auch: daß ihr “Leser finden werdet. Glaubet ihr denn aber, “daß wir nicht Hyaͤnen, Guanos und Am- “phisbaͤnen genug haben, sie euch auf den Hals “zu schicken? Richten die nun in unsern Gedichten “eine solche Verwirrung an: was werden sie euch “nicht erst thun? Jhr sehet wohl, daß wir uns “zu euch in eurer niederen Sprache herab las- “sen; indem ihr unsere goͤttliche Reden doch “nicht verstehen wuͤrdet. Wir warnen euch al- “so! Leget euch mit uns nicht auf, die wir hie- “rarchisch auf Sinai herrschen! Denket, daß “wir noch einmal die Charactere der deutsch. “Ged. vermehren und veraͤndern koͤnnen! “Nach Na “Nach Gottscheden wollen wir euch einschalten. “Haltet mit der Arbeit ein: sonst drohen wir euch, “wie der Praͤsident Voltaͤren: Zittert! ” Grimselberg d. 6 Martius 1754. Bodmer. Da haben wirs! Wie ein Mensch nicht unschuldig in Ungluͤck gerathen kann! Thun wir wohl etwas anders, als bewundern? Klauben wir nicht aus dem bodmerischen Miste die Karfunkelsteine, mit denen der große Rath sich schmuͤcket? Und dafuͤr werden wir bedrohet? Und dafuͤr haben wir den Dank? Allein, es ist noch ein Tag! Arbeiten wir nicht fuͤr unsere undankbare Mitbruͤder: so ar- beiten wir fuͤr eine dankbare Nachwelt. Wir wol- len also fortfahren, und alle Vorurtheile des Anse- hens, die alte Großmutter, wie Persius saget, aus unsern Herzen reissen. Nacht. Se. Gn. geben der Nacht einen Pinsel, und sie muß sich selbst malen. “ Wo sich in jedem Busch die Nacht des Grabes malt. Haller, 149 S. Es ist freylich! wahr; diese Nacht malet sich in jedem Verse dieser dunklen Ode und unvollkom- menen Liedes. Folgende Nacht verehren wir auch mit gefalteten Haͤnden: “Die Nacht hatte ihres Gemahls fleckichtes Schild schon versilbert; “Er ( der Hr. Gemahl ) stund beyn Kerzen des Himmels, wie der Vater untern Soͤhnen. Nimr. 151 S. Mit Na Mit Erlaubniß, Herr Magister! war das der Herr Mond? Naͤchtlich. Als wir juͤngst so herum gingen, und auf Stoff zu unserm Buͤchlein dachten: erblick- ten wir einen großen Saal. Auf der Thuͤre stand mit mizraimischen Lettern gemalet: Der Dichtersaal. Herr v. Haller war der Thuͤr- huͤter; allein eben, weil er des Amtes noch nicht gewohnet war, war er eingeschlummert. Wir gingen also hinein. Jn der Mitte stand ein sehr großer Tisch, und eine Drechselbank, worauf jeder Dichter sein Weltchen drechselte. Die Splitter hoben einige Kunstrichter, oder woͤchentliche Tyran- nen, auf. Es ging ganz entzuͤckt zu; einer ver- drehete die Augen; der andere wackelte mit dem Stuhle: nur Bodmer verderbete alles, was noch zu trocken war, mit seiner Suͤndfluth; sie ergoß sich uͤber den ganzen Tisch, daß also alle da- von naß wurden. Jn den Winkeln waren Tisch- chen gesetzet, woran Anfaͤnger saßen, die sich mit neuen Beywoͤrtchen abgaben. Die Ehre war freylich klein; aber es war doch eine Ehre. Unter andern fanden wir da den menschenfreundlichen Gellert, der sich Hexameter zu machen bemuͤhte. Allein es gelang ihm nichts besser. Jst Saul auch untern Propheten? sprach ich: Ja! ant- wortete er: was thut man nicht, um zu gefal- len? Jch trat eben auf ein Splitterchen, das vom Meßias flog, und siehe! es was naͤchtlich! Denn so singet der, der Offenbarungen gesehen: “Nie- Na “Niemals hat noch ein Auge, von kleinern Himmeln umgraͤnzet “Diese verlaßnen Gefilde gesehen, wo naͤchtli- ches Erdreich “Unbewohnt ruht. e. d. 26 S. Nun, mein Leser! weißt du wohl, was ein naͤcht- liches Erdreich ist? Jch will dirs sagen: so bald du mir erklaͤren wirst: ob St. Klopstocks Aug von kleinen Himmeln umgraͤnzet ist? Ach! auch eine naͤchtliche Lampe! ey! die des Nachts brennet. Wer brennet bey Tage eine Lampe? “Jtzo liegen die Staͤdte noch ruhig; bey naͤcht- licher Lampe “Wacht noch der Weise; e. d. 93 S. Hierauf unterreden sich goͤttliche Freunde bey Champagnerweine von der Seele: das ist et- was selten; und das wird eine heftige Disputir- kunst werden, wenn die Duͤnste in die Koͤpfe steigen werden. Mit dem Glase in der Hand disputiret sichs gut. Nacht Gottes ruhet auf einem himmlischen Berge. 16 S. Off. St. Klopst. warum nicht im Thale? St. Klopstock ziehet die Nacht und den Tag aus dem Kaͤfichte hervor, wohin sie der blinde Milton, unter Gottes Throne, versperret hat- te. Wir loben ihn deswegen; haͤtte er aber nicht lieber gar die Nacht weglassen koͤnnen? Die En- gel schlafen ja nicht: wozu brauchen sie denn eine Nacht? Weiter! Eine naͤchtliche Thraͤne ist weit ruͤhrender, als eine taͤgliche: z. E. “Jhm Na “Jhm winkt schimmernder Ruhm, u. die Un- sterblichkeit, “Viel zu theuer durchs Blut bluͤhender Juͤng- linge “Und der Mutter und Braut naͤchtliche Thraͤn’ erkauft, “Jn das eiserne Feld umsonst. Ode an den Koͤnig. Wem gehoͤret diese Unsterblichkeit? Den Juͤng- lingen? Und erkauft: wohin gehoͤrt das? Hier bewundern wir auch eine Strophe, der der Nachsatz fehlet. “Wenn der Saͤugling im Arm hoffender Muͤtter schlief “Einst ein gluͤcklicher Mann! ( Miltonia- nismus; ) wenn sich des Greises Blick “Sanft in Schlummer verlohr, u. itzt verjuͤn- get ward: “Noch den Vater des Volks zu sehn. e. d. Freylich ist hier ein Punct: allein wo ist der Sinn? Wir bewundern anbey das Verjuͤngen des Bli- ckes. Ferner haben wir oben schon die horazia- nische Art gepriesen, aus einer Strophe in die an- dere zu laufen. Aber ach! wie schoͤn ist nicht, wenn man eine Strophe folgendergestalt anfangen kann! “ Jst ein Christ u. belohnt redliche Thaten erst. Wer ist ein Christ? Der Koͤnig der Daͤnen! Ey! war er das nicht schon von Koͤnig Haralds Zeiten her? Welche Neuigkeit! Nachlaß war vor Olimszeiten, bis Bodmer kam, mit Na mit Erbschaft einerley: nun aber bedeutet es auch Kinder. “ Benjamin — “Meiner zærtlichen Rachel, du bleibst ihr einziger nachlaß: Jac. u. Jos. 10 S. Nackendes Auge. Hat wohl jemand ein bekleide- tes gesehen? Freylich! Wer denn? Der große Rath! “Jtzo ward er des Nachts mit nackendem Auge gesehen. Noah, 210 S. Namen. Neue belohnende Namen heißen im St. Klopstock die Standeserhoͤhungen, die er zuweilen mit den Planeten und Engeln vor- nimmt. Denn die Engel sind gerade solche Nar- ren, wie wir: sie lassen sich auch durch klingende Namen fangen; z. E. Unsterblichkeit, a. St. Excellenz. Da sind — — “dann Buͤcher des Lebens, die unter dem Hauche “ Maͤchtiger Winde sich oͤffnen, und Namen kuͤnftiger Christen “ Neue belohnende Namen, des Himmels Unsterblichkeit, aufthun. Meß. 18 S. Werden die Winde sie auch nicht verblaͤttern? So sind auch die Engel die Excellenzen des Him- mels; da waͤre Eloa die vornehmste, erlauchte- ste Excellenz. Naß. Dieses Woͤrtchen kann einen Menschen be- zeichnen, der gerne trinket. Kurz: einen Saͤu- fer. Will man also sagen: die Kinder des Trun- kenbol- Na kenboldes pflegen immer auch gerne zu saufen; so kann mans feiner geben: Die Kinder lieben gemeiniglich Wein und Bier, die ein nasser Vater gezeuget hat. Buttstaͤdt. Naß. Was ist doch folgendes fuͤr ein Naß? — “Er netzt dich, wirst du zun Vaͤtern begraben, “Mit Menschen unreinbarem Naß. Ode an Steinbruͤck. d. h. auf deutsch: er wird auf dein Grab pis- sen; denn wahrhaftig! dieses Naß ist Menschen unweinbar; aber nicht unpißbar. Noch ein al- lerliebstes Naß! “Entstuͤnd ein schwaͤcher Naß, als Feur in Elementen. Zernitz, 96 S. So ist denn das Feuer naß, und Wasser feu- richt: ist das nicht philosophisch gedichtet, und grob gelogen? Natur wird itzund von allen, die nach der Hoheit oder Tiefe streben, a. St. Welt gebrauchet. — “Jndem die Ewigen sprachen: “Ging durch die ganze Natur ein ehrfurcht- volles Erbeben. Meß. 9 S. Das Erbeben lief; denn es hatte Ehrfurcht. — “Entfliehend und ferne “Geht die bewoͤlkte Natur voruͤber. 11 S. Wer ist das? So kann man auch sagen Mutter- natur: denn der Dichter, oder der Herr Rath wird ihr, als ein kleiner pausbaͤckichter Junge, an dem Geburthstage an die Warzen geleget; freylich! Na freylich! um mit der Milch die Heimlichkeiten einzusaugen. Wie? oder leget ihn Mutternatur an die Warzen der Muse? Noch eins! wer ist diese himmlische Muse? Wer wehet denn die Gei- ster Elihus an? die Muse? oder Mutterna- tur? Spuren sagen, ist das nicht schoͤn? “Von der großen Geschicht hat in den Tafeln der Zeiten “Wenige Spuren der Schwamm, der sie durch- waͤschet, ( die Zeiten, oder die Geschichte, oder Spuren? ) gelassen; “Schier unmerkbare Spuren; allein die en- dorsche Muse, “Weis sie u. sagt sie gern dem Dichter, der an dem Geburthstag “Von der Muttermama ihr an die Zitzen ge- legt ward. “Sie ists, die vor den Wassern der Fluth die Geister des Lohnsteins “ Angewehet, u. ihn die schwaͤrmenden Lieder gelehret, “Die mit dem Vater Klopstock den Herrn im Dunkeln nun singen. Noah, 4 S. “ So Klopstock! — Wie bethet ihr Antlitz, “Und die gefaltete Hand vor ihm an. Auch scheint die Natur hier “Ueberall still zu schauern, als waͤre Gott wo zugegen. Jn s. Offenb. 178 S. So bethet die Hand? So schauert die Natur auch irgendwo laut? X Natio- Na Ne Nationen erzeugen. Man betruͤge sich nicht, und denke, als haͤtte sie ein einziger Mann erzeuget. Das waͤre seiner Faͤhigkeit zu viel zugetrauet: und das koͤnnte nicht ein Kapuziner bereiten. Aus des Gerechten Lenden sind sie entsprungen: “Daß er da goͤttlicher lebt’ u. Nationen er- zeugte. Noah, 3 S. Nefrem. Man sollte es nicht denken, was fuͤr eine Ordnung in Wuͤrden oder Etiquette, die mizrai- mischen und patriarchalischen Meistersinger bey ihren Hoͤfen halten. — “ Hœrt die befehle “Pharao Nefrems , u. Zophenatpanahs , des Nefrems Vezieres. Jac. u. Jos. 39 S. davon stand in der Bibel nichts. Menes war Zophenatpanahs Hoffverwalter oder Ober- hofmeister. Nelken. Von Nelkengeruche umflossene Lippen einem antragen: ist das nicht eine schoͤnriechen- de Wortart? So riechen die Lippen? Wir wis- sen wohl, daß Leute, die einen stinkenden Athem haben, Nelken fressen: aber wir wollten sie doch nicht kuͤssen, wenn sie uns auch gleich mit Nel- kengeruche umflossene Lippen antruͤgen. “Zalmon, ein Sclav in der Bluͤthe der Jahre, verschmaͤhte die Kuͤsse, “Die ihm mit Nelkengeruch umflossene Lip- pen antrugen. Noah, 308 S. Man male sich doch diese Lippen, und den Nel- kengeruch, wie er sie umfleußt; oder um sie her- fleußt. Neige Ne No Neige war sonst der Hefen; nun aber hat die Erde ein Ding, das man Neige nennet, und hinter dem vieles entfliehet. “Jhre Pallaͤste entflohn ihm hinter die Neige der Erde. Noah, 6 S. Neunmal neun, a. St. zwey und siebenzig; bald wird man das Einmaleins in Verse bringen. “ Hanuch faßte sie nicht in ihre neunmal neun Thore. Noah. Noachiden. Wer ist das? Geck! Es sind die Kin- der Noahs. Sagen wir nicht Hexakliden? So koͤnnen wir auch Alexandriden, Augustiden, Noachiden, Abraimiden, Alphaͤiden, Bod- meriden sagen: denn eine griechische Endung klinget gar vortrefflich. “Alsobald fammeln die Noachiden mit ihren Vermaͤhlten. Noah, 184 S. “Den du Abraham schwurst u. nach ihm den Abrahamiden. St. Kl. 116 S. Netz. Hier ist eine noch sinnreichere Erfindung, als der Schild ist, den ein Engel im Tasso holet. “Raphael nahm das goͤttliche Netz im Zeughaus der Allmacht, “Welches (das Zeughaus? ) auf einmal Pro- vinzen u. Koͤnigreich’ uͤberspannet, “Wunderbar, unaufloͤßlich, wiewohl von zaͤr- term Gewebe, “Als der klebrichte Faden der Spinn ist, tuͤch- tig das Spaͤhen “Satans selber zu taͤuschen ꝛc. Noah, 159 S. X 2 — Eben No — “Eben dieses himmlisch gestrickete Netze “Faͤngt einen, der Alter durch im gefalteten Blatte gelegen. ꝛc. Wie lange lag er? Alter durch! wie lang ist das? ich weis nicht! Was ist doch himmlisch ge- strickt? Hat also Gott eine Fischreuse? So ist denn die Luft eine See; und wir sind die Gruͤnd- linge. Was machet denn das Netz im Zeug- hause, wo Gott seine Donner auf haͤnget? Jm Fischhause muß es seyn. So versteigen wir uns in die Luft, und fallen ins Netz, ins goͤttlich gestrickete Netz, das uͤber uns gestreuet ist; Noah, 161 S. und regnen aus der Luft in die Hoͤlle; Wachs und Mann vertraͤufeln. e. d. Dieses ist ein Meisterstuͤck der tiefen und heiligen Dichtkunst; und wohl zu betrachten. Noch: ein Wort, welches von unsern franzoͤsiren- den Witzlingen zum Anfange eines Satzes sehr ge- mißbrauchet wird; z. E. von G. von H. von B. von K. und Anhange. Nicht ihres Ge- schlechts, d. h. des weiblichen Geschlechts. “Mischte sich dann erfreut mit ihrem Bruder- geschlechte “Welche mit Wunder den Glanz nicht ihres Geschlechts an ihr sahen. Noah, 407 S. So kann man auch ein ja sein Geschlecht bilden: ein vortrefflicher Ausdruck! Norden. So hat ein Schiff alle vier Winde. — “Den No Nu — “Den Wind zu empfangen, “Den im Norden des Schiffs unsichtbare Fluͤgel erschuffen. Noah, 158 S. Jst denn der Wind oder die Luft nicht bereits da, ehe ihn unsichtbare Fluͤgel erschaffen? Noch ein tiefer Ausdruck: “— — und hinter ihm brannten “ Nordens Gestirn’ unverdeckt durch sein durchsichtig Geschleppe. Noah, 217 S. Jst das Geschleppe nicht schoͤn? Noditen sind Leute aus Nod; Zyrchiten, Bod- merianer, oder Leute aus Zyrich. “ Neun Noditen, die nackt dort in den Waͤl- dern umschweifen. Noah, 353 S. Wir bewundern auch hier einen Traum, der mil- de mit Wundern besaͤet ist; denn Wunder ist ein schoͤner Samen. Noth. Die ferne Noth mit altem Ueberflusse speisen: sollte diese Speise wohl einen Hungri- gen saͤttigen? Wuͤrden Se. Gn. nicht hungern, wenn wirs mit Sr. Gn. versucheten? Se. Gn. singen: “Sie zeuget uns, wie heut fuͤr morgen sor- gen muß, “ Und speiset ferne Noth mit altem Ueber- fluß. Haller, 104 S. Nullen. Der Uebersetzer der Jlias laͤßt den Ulys- ses zum Thersites sagen: “Jm Felde, wie im Rath, bist du fuͤr nichts zu zaͤhlen. X 3 Dieses Nu Ob Dieses drehet, und spinnet der Herr Magister auf seinem Raͤdelein folgendergestalt: “Die sind im Kriegsrath Nullen; nichts be- deutende Stimmen. Nimr. 415 S. Antilongin hat, wie wir oben erwaͤhnet, eine Figur Macrologie, oder Pleonasmus genannt, die man so oft gepaaret findet, als man ein ma- gers Kaninichen einem fetten beywohnen sie- het. Nullen sind hier das Fette, und nichts- bedeutend das Magere. Antil. 114 S. Nur in Kleinigkeiten verliebte Geister geben auf ihre Ausdruͤckungen Acht; und es ist nur eine Er- findung der Abendlaͤnder, poetische Woͤrter mit der gesunden Vernunft zu beleuchten. Jst die Dicht- kunst nicht die Sprache der Goͤtter? Wenn nun Dichter, wie andere Menschen, spraͤchen: wuͤrden sie nicht eine Kunst entweihen, die nur Wahnwi- tzige fuͤr eine Sprache der Narren halten? Da nun entzuͤckt seyn und ausser sich seyn, eins ist: so sind auch unsere Dichter ausser sich: so bald sie ihr Raͤdelein in die Hand nehmen, und ihre Ge- danken darauf drehen. O. Ob ihm wird zierlicher a. St. auf ihn, oder uͤber ihn gebrauchet. Unter andern bewundern wir auch hier die Reichsacht, in die Se. Gn. die Seele erklaͤren. “Nachdem der matte Geist die Jahre seiner Acht, “Ver- Ob Of “Verbannt in einen Leib, mit Elend zuge- bracht, “Schlaͤgt erst ob ihm die Noth mit voller Wuth zusammen: “Verzweiflung brennt in ihm mit nie ge- schwaͤchten Flammen. Haller, 98 S. Wir sind mit der Acht vollkommen zufrieden; und Se. Unsterblichk. wuͤrden nicht so unsterblich geworden seyn: stuͤnden Sie nicht diese Verban- nung aus. Wir lassen die Frage unentschieden, ob die Noth uͤber den Leib, oder uͤber den Geist zusammenschlage. Oberhofmeister. Haben wir nicht gesaget, daß Zophenatpanah Großvezier gewesen? Er war auch Oberhofmeister: denn auch die mizraimi- schen Großen waren, wie unsere, im Stande, mehr als einer Wuͤrde vorzustehen. “ Simeon, einer der æltesten war zuryke geblieben, “ Ihn befahl der oberhofmeister in bande zu legen. Jac. u. Jos. 3 S. Offenbarungen. Nun sage man uns: ob wir Un- recht haben, die Traͤume St. Kl. Offenbarun- gen zu nennen! Man gebe nur auf das Woͤrte- lein auch acht! “Der Juͤnger — — “Der in der einsamen Patmus die Offen- barungen auch sah. Meß. Hier ist gar zierlich Jnsel ausgelassen; denn so kann man sagen: die heiße Sardinien; die em- poͤrte Corsika: subintelligitur Jnsel. X 4 Ohr. Oh Ol Ohr. Jst auch jemals erhoͤret worden, daß Ohren lesen koͤnnen? Hr. Samuel Patzke, der Lob- redner des Meßias, laͤßt sie lesen; denn ein Glied kann ja wohl des andern Stelle vertreten. “Es “ist, sagt er, eine zu große Verwerfung und Ver- “setzung der Redensarten da, wider alle Vor- “schriften der Sprachlehre; so daß sie, (die “Meßiade,) nicht ein deutsches Ohr, nicht ohne “Mißvergnuͤgen lesen kann.” Samml. Nicol. 44 S. Wir freuen uns uͤber dieses deutsche Ohr, und werden jauchzen, wann wir ein ame- rikanisches sehen werden. “ Midas, le Roi Midas, a des oreilles d’asne. Boileau. “Die Ohren eilen zur Gruft, u. mit den Oh- ren die Toͤne. Brem. Ged. 54 S. Ey! das ist artig! daß die Ohren mit ins Grab kommen: freylich; die Todten sollten sie draussen lassen. Olympisch. So bald mir meine Leser sagen wer- den: ob es erlaubet ist, den christlichen Himmel den Olympus zu nennen: so will ich ihnen das Beywort treulich uͤbersetzen. Allein, wir zwei- feln; denn waͤre es erlaubt: so koͤnnten wir auch Jehovahn mit dem Namen Zevs ehren; es rechtfertigen es einerley Ursachen. Wir wundern uns indessen, daß die Heyden nicht so oft vom Olympus, als die israelitischen Dichterlinge, reden. “Um ihn her stand von seinen Nachkommen ein Kreis in dem andern ꝛc. “Jn Ol “Jn Gestalten olympisches Lichts; ihr ir- discher Leib lag “Unter dem Staub der Erde verwest, verzetelt und finster. So kann ein Leib verzetelt und finster liegen? Ein olympisches Gezelt, und eine olympi- sche Schlafkammer sind huͤbsche Wohnungen. Noah, 302 S. Hier sind viel olympische Saͤchelchen; der Leser beliebe nur den ganzen Murmelthierkasten, olympischen Murmelthier- kasten, nachzusehen. Auch ist hier das Dunkel der menschlichen Farbe; auch steigt der Mensch auf zu kleinen Engelsgedanken, und der En- gel herunter zu großen Menschengedanken. Wir halten es mit den großen Menschengedan- ken; die naͤmlich sind allezeit groͤßer, als kleine Engelsgedanken. Jn eben dem Kasten klinget der Harfenton der menschlichen Stimme; da- her wir uns denn auf einen Geigeton freuen. Ach! auch ein Sopha, oder Cannape fuͤr den Hn. Raphael; denn die Engel sitzen auch gern weich: “Raphael saß zu ihm auf ein Sopha, und hielt nicht fuͤr noͤthig, “Seinen Reden erst sorgsam des Menschen Ohr zu erbitten. Noah, 303 S. Noah waͤre auch nicht gescheidt gewesen, haͤtte er ihm sein Ohr gegeben: es waͤchset nicht wieder, wie eine Kredsscheere. “— Das Auge “Gottes, das eines Gesellen nicht mangelt, — X 5 So Op Or So hat Gott zwey Augen? Raphael saget: “Elend, das vom Olympus koͤmmt, ist nicht Elend. 306 S. Was waͤre es denn? Das ist fuͤr einen Engel ein bischen dumm. Zu gleicher Zeit unterwerfe ich mich; und erklaͤre das Wort Olympus fuͤr das neue Jerusalem. Denn, wenn die Engel den Himmel so nennen: so haben der Herr Rath vollkommen Recht. So heißt denn auch ein Olympier ein Himmling. 373 S. So hat auch der Theologe Recht, wann er saget: “So richtet sich hoch ein olympischer Berg auf. Offenb. 97 S. Denn er knieete erstlich. Opferwolken sind nicht Wolken von Opfern; sondern Rauch. “Daß das Heiligthum ganz von Opferwol- ken erfuͤllet ward. e. d. 143 S. Orakel. Nach der Bibel des zweyhundertmaͤn- nischen Rathes verehreten Jacobs Kinder ein Orakel. Jst das nun gleich der alten Bibel ein Paar Ohrfeigen gegeben: so ist es doch der wahre Weg, zum Tiefen der heiligen Dichtkunst zu gelangen. “ Naphtali: (sagte,) wie unglyklich hat uns das orakel verschwiegen, “Dass uns die freund’ in Mizraim so un- treu hintergehen wyrden. Jac. u. Jos. 49 S. Orcane, die Wasser im Abgrunde suchen. War- um sie es im Abgrunde suchen, da sie es doch auf der Or Pa der Oberflaͤche haben: das weis allein ein tiefer Geist; nicht ein Geist, der tief ist; sondern, der in die Tiefe dringet, und naß, wie Bodmer, aus der Suͤndfluth zuruͤck koͤmmt. Noah. Orion ist ein gewisses Gestirn am Himmel; wir haben es nie donnern gehoͤret; allein der Theo- loge, der dort oben gewandelt, laͤßt, wenn er was schroͤcklich machen will, Orione wandeln und donnern. — “Jhn ( den frommen Teufel ) schroͤckte der Glanz, und gefluͤgelte Donner “Gegen ihn wandelnder Orionen — J. d. Klopstockisie, 63 S. Wir nennen diese Figur: der Orion! Er kann zugleich das Knarren der Sterne sinnlich ma- chen, wenn man ihre Wendung um ihre eigene Axen beschreiben will. P. Partikel. Es ist laͤngst den Philosophen Schuld gegeben worden, daß sie nicht gebohren sind, ei- ne Sprache zu verschoͤnern. Daß es aber ein Jrrthum sey, zeiget der philosophische Magi- ster Naumann, der da vollkommen weis, wie scheinbare Koͤrper entstehen. Er redet von der Herrschsucht: “Diese Gauklerin sammelte in der Luft itzt vie- le Partikel, “Und machte daraus eine Masse zu ihrem scheinbaren Koͤrper. Nimr. 233 S. Pa- Pa Pe Pf Patrouillen im Nimrod! Kein Wunder, denn der Herr Magister fuͤhret sie auf. “— Wir zogen aus von Ramalja, “Und schickten viele Patrouillen, die Straßen reine zu halten. Nimr. 293 S. Paͤanische Kuͤnste; was sind das fuͤr Kuͤnste? schwarze? “Also lebte Philocles in seiner foͤrenen Huͤtten ꝛc. “Jnnig belustigt, durch seine paͤanische Kuͤn- ste das Leben, “Das am Rande schon stand, schon beweint war, zuruͤckzurufen. Noah, 338 S. Wenn das helfen wollte: so lerneten alle Geizhaͤlse diese Kuͤnste. So lebte Philocles in einer Bun- deslade? Wie das Leben nicht stehet! Peitschen: eine artige Peitsche! Zumal, wann das Blut dieser Peitsche sich bedienet. Der Peit- schenmacher ist der Herr Rath! denn wer koͤnn- te es sonst seyn? “Jn den Adern kocht das Blut und peitscht im Tumulte “ Jhr Gemuͤthe. Noah, 41 S. Jst das nicht ein Tumult? Pflanzen. Die Toͤchter sind den Muͤttern weit naͤher gelegene Pflanzen, als die Soͤhne; die Ursache ist unbekannt; doch schoͤn: darum, weil sie Bodmer anfuͤhret. “Meine Gehuͤlfin gebahr dreymal; und jedes- mal Maͤgdchen, “Jhre Pf “Jhre troͤstende Freud’ , und naͤher gelegene Pflanzen. Noah, 34 S. Pferd. Ach! wie der sel. Zernitz nicht die Pferde beschlaͤgt! “Was will beym Weltmann doch der so gesetzte Gang? “Der Pferde leiser Zug, beym Gruß der spaͤte Dank? Zernitz, 76 S. Wir sagen: nichts will er! ein leiser Zug ist wohl ein Druckfehler, a. St. langsamer; die Pferde naͤmlich koͤnnen nie leise gehen: die Huͤ- fe muͤßten denn mit Filze beschlagen seyn. Pfoͤrtnerin. Weis man, wer des Lichtes Pfoͤrt- nerin ist? Es ist das schoͤnste Gesicht der Luft! “Das schoͤnste Gesichte der Luft, des Lichtes Pfoͤrtnerin, hatte “Mit lieblich praͤchtiger Roͤthe noch nicht den Landmann ergetzet. Nimr. 203 S. Aurora, das klang heydnisch! Pforte erklang mit waͤlzendem Lachen; warum nicht mit sielendem? — “Ein wildes Gelaͤchter “Faßte die Red’ auf; die Pfort’ erklang mit waͤlzendem Lachen. Noah, 60 S. Pfropfen; ein Recht, wie Pflaumen pfropfen. Siegmar saget nur im Hermann, 3 S. “Jst der Trieb, den dir dein Vater in die zarte Brust gedruͤckt, “Schon durch Roms verdammtes Schmaͤu- cheln, ewig dir zur Schmach, entruͤckt? Allein druͤcken ist nicht pfropfen; nicht nur Soͤhne Pf Soͤhne pfropfen; sondern auch Tugenden pfropfen. “Damals pfropften die Vaͤter das Recht, die Tugend und Sitten “ Jn den Busen der Soͤhne; sie wuchsen darinn zum Jnstincte. “Das ist: die Soͤhne wurden Hunde. Noah, 45 S. Wir wuͤnschten uns hiervon ein Paar Pfropf- reiser. Pfeilen. Um zu sagen, ehe die Sonne unterge- het: so sprich: “ Eh die sonne den tag mit den feurigsten pfeilen entflammte. Jac. u. Jos. 11 S. Wann sie also untergehet: so hat sie ihre Pfeile verschossen. Wir haben manchen warmen Tag erlebet: das koͤnnen wir uns aber nicht ruͤhmen, einen feurigen Pfeil der Sonne gesehen zu haben. Pfuͤlbe. Jst das nicht eine niedliche Pfuͤlbe? Ab- diel Abbaddonna stack in ihr: ein allerliebster Teufel! “Wehe mir! daß mein fuͤhlloser Schlaf nicht ewig gewaͤhret hat, “Daß er so hart, so unerweckbar nicht war, wie das Eis, “Das zur Pfuͤlbe mir dient, in den sanften Stunden der Ruhe, “Die ich noch seit dem Abfall geruht. Noah, 329 S. So fromm wie der Teufel auch ist: so bleibet er in der Froͤmmigkeit auch ein Teufel. Merket der Leser Ph Pi Leser die Luͤge nicht? Abdiel nennet seinen Schlaf fuͤhllos; waͤre er aber fuͤhllos gewesen: so wuͤrde er wohl unerweckbar geblieben seyn. So war denn entweder der Schlaf erweckbar, und nicht fuͤhllos; oder Abdiel luͤget. Was meynen Sie, Herr Rath? Phantome; denn wir haben keine Gespenster. “Jtzo flattern Phantomen des ewigen Ruhms um sein Auge. Off. St. Kl. 126 S. Ey! Herr Professor! Wuͤrden Gespenster nicht auch geflattert haben? Aber diese Phantomen waren in ihrem Kopfe. Phrenetisches Haupt gehoͤret ins Tollhaus; denn es ist ein verruͤckter Kopf ein phrenetisches Haupt. “Jn dem phrenetischen Haupt war alles Ver- brechen und Laster. Noah, 73 S. Pistacien. Wer sollte denken, daß Jacob Pista- cien gekannt habe? Er hat sie doch, und saget es: Jac. u. Jos. 35 S. “ Packet ein kleines geschenk von den be- sten frychten des lands ein: “Honig, Storak, und ladan, pistacien, mirrhen und mandeln. Das wird Fingerlecken kosten! Pinsel. Jst das nicht ein entsetzlicher Pinsel? “So mußt du dann — — “Den Pinsel mit gereckten ewigen Armen “Jn schreckliche Unendlichkeiten tauchen. Brem. Ged. 15 S. Nichts fehlet, als der Farbenstein und die Staf- feley; Pi Pl feley; gereckte ewige Arme, die naͤmlich im- mer tauchen, malen die etwas? Nimmermehr! “Dieß Conterfait beschaun dann nur die Goͤtter. e. d. Der Heyde! Herr Oest! wohin? nubes \& ina- nia captat. “So stellst du gleichsam den Uneinge- schraͤnkten “Jn Mignatur vor eingeschraͤnkten Au- gen. e. d. Das nenne ich, Gott en migniature gemalet! ja wohl recht ins kleine! Das sind Maler! Nun folget der verjuͤngte Maaßstab: denn der fehlete noch. e. d. 16 S. “Doch wisse: diese Kunst ist nicht so leichte; ( das glaube ich. ) “Dein Auge muß das Ebenmaaß verstehen, “Und alles fuͤglich, nach Proprotionen, “ Verkleinern, groͤßern, trennen, schieben, fuͤgen. “Der Anfang deiner Kunst besteht im Maaß- stab, “Und in dem Puncte, den du mußt machen; “Da setzest du den Zirkel ein und missest; “Und freust dich dann des richtigen Gemaͤl- des. e. d. Welch ein richtig Gemale! Jch freue mich dessen. Und wer wird sich uͤber den Hn. Johann Hein- rich Oest nicht freuen? Platteforme. Die heiligen Maͤnner sind liebens- wuͤrdiger, als man glaubet; sie trauen ihrem deutschen Po deutschen Leser mehr Faͤhigkeit zu, als er oft hat. Denn wissen wir, wo das Haus stand, wenn wir wissen? “ Noahs Behausung war auf der Plattefor- me gebauet. Noah, 5 S. Pokal. Wann wir einen Baͤcher mit Weine kroͤ- nen, ist dann der Baͤcher nicht mit Weine ge- kroͤnet? Oder sind die Reben unterm Weine zu verstehen? “Selig, indem der Pokal, mit Wein gekroͤ- net, herumging, “Und die Speisen der Zunge liebkosten; vor Leckernheit kraͤnklich. Noah, 59 S. Jst das liebkosien nicht schoͤn? Was halten der Herr Rath vom Sinne des 2ten Verses? Waren Sie nicht etwas berauschet, als Sie diesen Vers machten? “Sie bestreuen mit Rosen das Bett, und schla- fen unsanfte, “Wann die Knospen sich unter die Blaͤtter mengen. — e. d. Sie haben auch Recht, denn auf Knospen mag sich es auch unsanft schlafen: sie sind ja stachelicht! Es gehet leicht an, daß ein Ausdruck, im Kuͤnsteln, sich eben von der schlechtesten Seite zeiget. Der Herr Rath wollen ohne Zweifel von Leuten reden, “Die ein Bett von Rosenblaͤttern oftermals verletzen kann. Baron. Posamenten. Jst es nicht unvergleichlich, wann der sinnreiche Verheutiger Naumann einem Herolde einen guͤldenen Mantel mit Posamen- Y ten Po ten umhaͤngt? Ach! was fuͤr ein geschickter Po- samentierer! “Zuerst ritt ein Herold auf einem aschfarbenen Pferde “Jm langen Mantel mit guͤldenen Posamen- ten und Franzen. Nimr. 218 S. Jst es nicht, als wenn wir in einer Zeitung die roͤmische Kaiserwahl in Hexameter gebracht laͤsen? Posaune. Wir haben oben allerley Posaunen be- trachtet; eine, die von sich selbst blies; eine, die einen goldenen Laut blies: Hier haben wir eine Allmachtsposaune: eine Art von Posau- nen, die der Herr Rath blaͤset. “Lieget das Alter der Erd im Todesschlafe begraben: “Bis die Allmachtsposaune zum andern Gericht’ euch wecket! Noah, 301 S. Hier ist sinnreich zu verstehen gegeben, daß der Tod das erste Gericht ist; wir haben geglaubet, daß gleich darauf die Belohnungen ihren Anfang naͤhmen: allein, wie wir hoͤren, so versparet sie Gott bis zum zweyten Gerichte. Auch das Al- ter der Erde haben wir oben bewundert: denn wir sagen ja ein Mannsalter. Verknuͤpfen wir nun gleich mit diesem eine gewisse Anzahl von Jahren: so kann ja die Muse von Sinai wohl den Herrn Rath, als er an ihren Zitzen lag, gelehret ha- ben, wie viel Jahre zu einem Erdalter gehoͤren. Postament. Bildhauer Naumann fuͤhret mit vielem Verstande Statuen und Postamente ein; wir Ph Pr wir haben naͤmlich keine Schnitzbilder noch Fuß- gestelle. — “Ueberall siehet man Alleen, “Grasbaͤnke, steinerne Tische, auf Postamen- ten Statuen. Nimr. 212 S. Ach! wie die Hofdamen Sr. Maj. der Koͤni- gin Thirza nicht werden in den Alleen oder Gaͤngen auf und nieder geschlendert seyn! Hier stellen wir uns vor, wie der Herr Magister wuͤrde im Gruͤnen gesessen und gesungen haben: natuͤrlich, wie eine Holzscheere. Physiognomon. Herr Magister! was heißt das? Wir wohnen ja in Deutschland, und ihr Kerl siehet aus, als wenn er auf einem Dorfe bey Athen gebohren waͤre. — “Der beste Physiognomon, “Der aͤltste Empyrikus schließt sicher aufs Jnnre der Menschen. Nimr. 232 S. Empyrici, sind das nicht Marktschreyer? Man vertausche die Woͤrter! Praͤlaten im Nimrod! Ha! Ha! Ha! Warum nicht auch die Monstranz und die Transsubstan- tiation? Ey! Herr Magister! wie wissen Sie nicht alles zu verheutigen! Lassen Sie doch auch Ordenskreuze austheilen! “ Thirza kam ihrem Gemahl in der offnen Saͤnfte entgegen “Mit den Praͤlaten des Reichs; empfieng ihn unter dem Stadtthor. Nimr. 224 S. Priester. Das waͤre, daͤchte ich, nun eben kein La- ster, wenn man in den Priester verartete. Ge- Y 2 woͤhnli- Pr woͤhnlicher Weise sollen das die sanftesten Ge- muͤthsarten seyn. Was koͤnnen Priester davor, daß es unter ihnen Pabste und Dairos gegeben hat? Gab es untern Engeln nicht Teufel? “Aber mein Herz verflucht den Gedanken, dein bluͤhendes Leben “ Abzumaͤhen; mein Vater mag in den Prie- ster verarten. Noah, 30 S. Allein Fuͤrsten und Priester haben es nun einmal mit uns verschuͤttet. Also ist das Leben Gras? Priesterlich. Freylich! Ein so fruchtbares Stammwort muß nicht vorbey gehen, ohne ein Beywoͤrtchen zuruͤck zu lassen: ein ganzer Vers wird durch das Wort priesterlich tief. Gehet das weiter so fort: so griechenzen wir aͤrger, als die griechenzensten Griechen gegriechenzet haben. Wir wuͤrden gesagt haben, vors Altar treten; St. Klopstock aber accentuiret: — “Er sah ihn, und ging in festlicher Schoͤnheit “ Priesterlich zum Altar. Offenb. 16 S. Er haͤtte auch in sonntaͤglicher Schoͤnheit gehen koͤnnen. Praͤtor. Es wundert uns, warum der Herr Magister nicht lieber einen Schultheiß gema- chet hat. “Der Praͤtor folgte ihm nach, und wies um- staͤndlich die Mittel. Nimr. 286 S. Probe. Eine Probe schaͤnden: eine ganz spann- nagel neue Nothzucht! “ Ich Pu — “ Ich seh itzt Jacobs geschlechte “Gnugsam erweicht, u. hoffe: sie werden die probe nicht schænden. Jac. u. Jos. 38 S. Wir hoffen es auch vom Herrn Rathe. Purpur. Man darf nicht denken, als wenn unsere Purpurkraͤmer mit Lohensteinen und Maͤnn- lingen ausgestorben waͤren. Wir werden unsern Lesern mit so feinem Purpur aufwarten, dem man nur in Zyrich eine solche Hoͤhe ertheilen koͤnnen. Z. E. das waͤre zu niedrig, wenn ich mit Neukir- chen sagen wollte: du bist fruͤher, als Aurora. Hat Aurora nicht ein rothes Gewand an? Wir nennen es Purpur; ob wir gleich wissen, daß Purpur nicht morgenroth ist: genug, es ist Pur- pur; Purpur ist schoͤn: folglich sey es Purpur! Da gehen wir nun zun Thoren des Morgens; zupfen Auroren bey dem Purpur, und machen ihn, aber nicht Auroren, wach, die bis an den hellen Mittag schlaͤft: und dieses thut ein Koͤ- nig . . . . “Er eilt, und macht schon an des Morgens Thoren “ Den Purpur wach. Samml. Nicol. 3 S. Purpurgewand. Dieses von Lohensteinen sehr zerrissene Gewand flicket der Rath Bodmer; schmelzet es und gießet es auf seinen Leib, wie folget: Y 3 “ Fuͤnf- Pu “ Fuͤnfzehn Tag’ im Purpurgewand mit Stroͤmen des Lichts “ Kamen das Feld der wieder entwickelten Luft zu umfassen. Noah, 302 S. D. h. Der Himmel ward klar, und die Tage heiter. Um dieses verbluͤmt zu geben: ziehe man den Tagen eine Purpurhose an; gieße Stroͤme des Lichtes daruͤber her, daß sie naß werden, wie die Enten; darauf moͤgen sie ihre Arme von einander breiten, und den Acker der Luft, die man aus einander wickelt, umfassen. So gehts! Erst kam Haller, und lehrte uns schwei- zerisch; dem folgen Bodmer und Klopstock, und lehren uns rothwaͤlsch. Puͤffe. Puͤffe brauchet der Herr Magister im Nimrod, ohne zu fuͤrchten, der gesunden Ver- nunft ein Paar Puͤffe zu geben, und von der Sa- tire ein Paar Puͤffe wieder zu bekommen. Hier sind seine und unsere Puͤffe. — “Doch stuͤrmt ins Schiff ein Winds- braut “Und deckts mit Sande und Schaum bey den schroͤcklichsten Puͤffen der Wellen. Nimr. 240 S. Hat der große Kenner nicht Recht, der da gesagt: daß im Nimrod mehr Schoͤnheiten, und im Hermann weniger Fehler waͤren? Denn giebts im Letzteren wohl solche Puͤffe? Schnitzer wohl; aber nicht Puͤffe. Wenn nun in einem Gedichte mehr Schoͤnheiten; und in dem andern weniger Fehler sind: welches ist besser? Pyra- Py Pyramide. Jst das nicht eine treffliche Pyrami- de, die nicht allein in der Luft haͤngt: sondern die man auch durchwandeln kann? Eine Pyra- mide des Schweifes! “Damals war die Haͤlfte der Erde genoͤthigt ungluͤcklich “Nicht nur die Pyramide des neblichten Schweifs zu durchwandeln, “Sondern die Ufer der Atmosphaͤr des Sterns zu betreten. Noah, 248 S. Der Herr Rath haben, wie man siehet, Wist- hons Meynung von Entstehung der Suͤndfluth angenommen; lassen daher die Erde auf das Ufer der Atmosphaͤre treten; denn die Luft ist Was- ser; so muß sie auch Ufer haben: Wisthon er- klaͤrte es nur durch die anziehende Kraft des Sternes. Allein ein Tritt ist nachdruͤcklicher. Pyramidene Gipfel brauchet unser pyramidene Dichter und Rath nach seiner wundersamen Macht, Beywoͤrter zu bilden. “ Japhet sah von ihr nur die pyramidenen Gipfel. Noah, 6 S. Das war Thamista, eine maͤchtige Stadt, die in ihrem Dunkel lag; d. i. in der Entfernung. Ob nun das einerley heißt, Dunkel und Entfer- nung, das weis Gott und unser Herr Rath. “An des Horizonts Schluß lag im Dunkel Thamista. Der Horizont naͤmlich hatte allda ein Ende: und folglich war jenseits die Welt mit Brettern ver- schlagen. Y 4 Pyra- Py Pyraten wird gar zierlich, a. St. Seeraͤuber, ge- brauchet. Jch finde ein Wort in einer fremden Sprache; es gefaͤllt mir; ich uͤbersetze es nicht; ich ziehe ihm nicht einmal einen Caftan an: es ge- faͤllt mir; das ist genug! ich brauche es kuͤhnlich. Jst es fremde: desto besser! desto weniger verste- het mans, und desto mehr bewundert man den Dichter. Eben so, wie ein Landjun- ker seinen Sohn aufs Pferd setzt; dem Jungen einen Degen umhaͤngt; 100 Thl. auf den Weg giebt, und ihn in den Krieg jaget. Gluͤcket es ihm; so heißt es: Das ist mein Sohn! ich ha- be ihn gemachet. Gluͤckt es nicht: wir haben das Unsrige gethan, und die Welt mit einem Schlingel vermehret. So gehet es auch mit ei- nem neuen Worte: entweder, es machet sein Gluͤck, oder es koͤmmt um. Folgendes hat sein Gluͤck gemachet: — “ Durch Gottes regierendes Schicksal “ Wurden hievon Pyraten der fernen tyrrhenischen meere — aufgehoben. Jac. u. Jos. 39 S. Pyrmontisch. Aus pyrmontischen Baͤchern trinken, heißt das Pyrmonter-Wasser trin- ken? Folglich aus Tokayerbaͤchern trinken, heißt Tokayer trinken. Allein, wenn es er- laubt ist: so glauben wir in aller Demuth: daß man aus Tokayer-Baͤchern Wasser, und aus pyrmontischen Wein trinket. “Von Py Qu “Von holden Freunden, Jken! umarmet “ Faͤhrst du anitzt auf ruhigen Stunden, “Und trinkst aus pyrmontischen Baͤchern “Gesundheit und Freude. Brem. Ged. 75 S. Faͤhrt sich es sanft auf dem Wagen der Stun- den? Wir rathen allen Dichtern, in Ermang- lung des Pyrmonterbrunnens, unser Woͤrter- buch des Fruͤhjahres zu brauchen. Jener reini- get nur den Leib; dieses aber den Kopf. Wir nehmen an der Gesundheit unserer heiligen Maͤn- ner herzlich Theil; bitten sie daher, folgende Spe- cies zum Clystiere vor dem Brunnen zu ge- brauchen: Species zu einem Clystiere; welches aber nicht von hinten; sondern durch die Nase zu appliciren. “Nimm eine Hand voll Kraͤuter aus Boileaus “Dichtkunst; sonderlich von da, wo ein Kraut “fuͤr die Teufel waͤchset; vom Antilongin, “ quantum satis; je mehr, je besser. An St. “ der Milch, koche dieses in einem Noͤsel der “Wasserblaͤschen, die mit dicken Klumpen “vermenget, vom Odin wegrolleten. Laß “es so lau werden, bis du es auf dem Auge leiden “kannst. Und dann spruͤtze! ” Q. Quade. Was kann ein Mensch davor, wenn er ei- nen quaden Namen hat? Jst aber auch der Dich- Y 5 ter Qu ter entschuldiget, wenn er mit dem Namen spielet? Wohl! je laͤcherlicher ein Name ist: desto ehrwuͤr- diger machet ihn der Dichter. “Der Mann, o Quade! welcher in Unschuld lebt. Samml. Nicol. 155 S. Folgender ist noch schoͤner! “Was beginnst du kuͤhne Thaten! “Nicht so sorglos! Lappenberg! Lap- penberg! Brem. Ged. 110 S. Siehet der Leser wohl, kraft welcher Figur, in dem ersten Verse, fuͤr ausgelassen worden? Quarren. So quarret der Herr Magister! — “Da quarrten die hanfenen Sehnen “Wie Froͤsche abendlich quarken. Allein der zwitzschernde Bolzen ꝛc. Jst das nicht ein quarrender, quarkender, und zwitzschernder Vers? Nicht anders! Man muß mit seinen Worten eben so quarren, quar- ken und zwitzschern, als die Froͤsche quarren, quarken, und die Bolzen zwitzschern: d. h. die Natur nachgeahmet: So macht es Virgil: “ Quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum. Jst folgendes nicht ein Gleichniß aus der Bad- stube? “Wie ein vielredender Zahnarzt einen in der Stube herumzerrt ꝛc. “Eben so zerrte Gantham den angespießten Zemari. Nimr. 514 S. Noch etwas Schrapendes. — “Die Qu — “Die scharf gezogene Sehne “ Schrapte, wie das Schnarpen der Schafe, wann sie die Kraͤuter zerkaͤuen. e. d. Virgil machte auch neue Woͤrter, um Lappe- reyen und Possen nachzuahmen: natuͤrlich, wie der Herr Magister. Quelle der Dichter. Rousseau saget in seinen Briefen: “Es ist nicht genug, daß ein Gefaͤß “von Gold ist; es muß auch so fein, als moͤg- “lich, gearbeitet seyn.” Dieses wissen unsere heiligen Maͤnner. Sie feilen daher und haͤm- mern an ihren Ausschmuͤckungen so lange, bis ihre Gedichte alle nur moͤgliche Verdrehungen der Sprache zeigen. So sagen z. E. der große Rath: “— Die Quelle zu Vaterhoffnungen ist dir “Nicht verstopft. Noah, 101 S. Bey Maͤgdchen; ja! da geht es an; allein bey Bodmern muß sie abgeschnitten werden. Weiter! “Da in ihrem Gemuͤth’ die ergiebige Quelle von Trost saß. e. d. 220 S. Auf einem Stuhle? Sonst waren die Bergwer- ke ergiebig. “— Er hatte die Glut des Glanzes besaͤnftigt, “Und insgeheim in ihr Auge vom goͤttlichen Quelle des Lebens “ Etliche Tropfen gegossen, die Sehensner- ve zu staͤrken. e. d. 373 S. Der Glanz war vorher zornig; das Leben wird, wie Qu wie man siehet, in einer Flasche verwahret. Hebet sie wohl auf, daß sie nicht einer mauset. “Denn die Quelle der Freud’ und ihr Mittel bleiben unstoͤrbar. e. d. 223 S. Sonst zerstoͤrte man nur Haͤufer, und Quellen verderbte man: Umgekehrt! so wird ein Schuh daraus! “Sie sind mit Diamant der Quelle des Lichtes gewiedmet. e. d. 24 S. d. h. Sie sind auf ewig der Sonne geheiliget. Diesen vortrefflichen Diamant haben der Herr Rath dem Steinschneider Lohenstein ent- wendet. Wir Verfasser des Woͤrterbuchs werden ein Gericht setzen, vor dem man untersu- chen soll: was fuͤr Diebstaͤhle geschehen sind, seit dem Lohenstein seine Bude geschlossen. Nicht wahr, Herr Rath! Herr Professor! Herr Magister! sie zittern! Gottsched soll Rich- ter, Lohenstein der peinliche Klaͤger, und Schoͤnaͤich Nachrichter seyn; denn der juͤngste Rathsherr war vor diesem der Henker. Einige Zeitungsschreiber, und Herr Meyer soll von Amtswegen den armen Suͤnder vertreten, den Herr Cramer zum Tode begleiten soll. U. das V. R. W. Quetschung, a. St. Zerquetschung; auf ein Sylbchen koͤmmts ja nicht an! “Beyde waren im Schiff gewesen, u. beyde ge- fallen: “Aber zu ihrer Erhaltung in einen Brunnen gefallen, “Der Ra “Der sie vor Quetschung in seinem zerflosse- nen Schooße bewahrte. Noah, 172 S. Das ist eine schlechte Huͤlfe, wenn man, um sich nicht zu quetschen, in einen Brunnen faͤllt, in dem man ersaufen kann. D. h. aus dem Regen in die Traufe kommen. Auf ein Wort! Herr Rath! Was war der Schooß, eh’ er zerfloß? War er nicht Wasser? R. Rahm, a. St. Raͤhmen. Die Raͤhmen oder Kanten der Dinge haben wir bereits oben be- wundernd betrachtet. Hier finden wir Gelegenheit, einen Auftritt zu bewundern, der in einer Rahm glaͤnzet. Und dieses Meisterstuͤck schreibet sich da- her: Es haben sonder Zweifel der Herr Rath die Camera obscura sich dabey vorgestellet, wel- che, so oft der Schwarzkuͤnstler ein Blatt wegzie- het, einen andern glaͤnzenden Auftritt vorstellet. Wir taufen und firmeln daher diese Figur: die Camera obscura. “ Also glaͤnzt in jeglicher Rahm ein beson- derer Auftritt. Noah, 204 S. Rasche , a. St. vorwitzig. Denn weder ge- schwind, noch schnell hat hier einen Sinn. — “ wie rasche “ Sagtet ihr in Mizraim , dass ihr den bru- der noch hættet. Jac. u. Jos. 17 S. Allein der arme Jacob soll seinen Benjamin da- hin Ra hin geben: wie kann er also seine Worte auf die Wageschaale legen? Rathschlag; a. St. eine Rathsversammlung. Es halten sie Weiber, die sich Harams von bluͤhenden Juͤnglingen halten: etwas ganz un- erwartetes! “Jhr Gemuͤth beherrschet der Leichtsinn; ihr Rathschlag beginnet “Mit gefalteter Stirn’ u. endet mit Affenge- behrden. Noah, 59 S. Das werden lauter Senatusconsulta Macedo- niana werden; so rathschlaget auch Harlekin auf der Buͤhne: allein, was ist das fuͤr eine Affenge- baͤhrde, die der Rathschlag machet? Die Affen haben, wie der Herr Rath, vielerley Gebaͤhr- den? Welche meynen Sie? Wir koͤnnen es nicht laͤugnen; wir moͤchten diesen Rathschlag mit die- ser Affengebaͤhrde gern gemalet sehen. Rausch. “O! du, an dessen wallender Brust mein schmachtendes “Herz jene himmlische Wollust der Freundschaft mit maͤchtigen “Zuͤgen in sich sog, bis ihn oft der Rauch er- habener “ Gedanken weit uͤber die Empfindung der Sterblichen “ Hinuͤber entzuͤckte. Samml. Nicol. 73 S. Wohin ging also die Reise? Jns Bathos? Wir freuen uns uͤbers Gestaͤndniß, daß die heiligen Maͤnner oft berauschet sind. Zum wenigsten versichern Ra Re versichern wir, daß keine Zeile in diesem Neu- jahrswunsche sey, die nicht den Rausch des Wuͤnschlers verrathe. Rauschen. Wenn ein Klang oder Laut von Gold seyn kann: so will ich den sehen, der mir ein eiser- nes Rauschen verwerfen sollte. St. Klopstock laͤßt es weislich Sturm laufen: “Wie er unter der Last vom eisernen Rauschen umstuͤrmet. Offenb. 47 S. Kuͤnftig werden wir ihn damit umduͤften. e. d. 5 S. Recruten. Hier sind Recruten fuͤr den Antilon- gin: M. Naumann trommelt. “ Jojakim, der Feldherr, steckte die neugekom- menen Recrouten. Nimrod, 644 S. Recken. Wir haben keinen weisern Gebrauch des edeln Wortes Recken, als im folgenden Recken, gefunden: “Du reckst den Finger nach Jsai Enkel. Brem. Ged. 4 S. Noch etwas Reckendes! “Gereizt verlaß’ ich ploͤtzlich die Tiefe, “Und schwinge mich zum Haupte des Huͤ- gels, “Der fuͤrstlich frey sich so dorten hervorreckt. e. d. 86 S. Wir loben dieses Fuͤrstliche Recken, und hielten es vorher fuͤr ein Oestisches. Regen. Gemeine und allzubekannte Dinge machen eine Rede matt. Ein Redner soll aber immer auf- geweckt und munter seyn: wie kann man sich also helfen? Re helfen? Antwort: man vermeide die bekannten Namen der Sachen; man umschreibe sie figuͤrlich, und brauche ein Dutzend Woͤrter, wo man mit vie- ren auskommen koͤnnte. Z. E. Ein Redner will in seiner heiligen Rede sagen: Lasset uns Gott um einen fruchtbaren Regen bitten. Ein Bauer, der die Nothdurft seines Ackers beherziget, wuͤrde den Redner zwar verstehen; aber deswegen ist ein Redner, der den schoͤnen Vorsatz hat, seine Beredsamkeit auszukramen, mit einem so matten Ausdrucke nicht zufrieden. Ein solcher Mann sagt lieber: Lasset uns Gott flehentlich angehen, daß er die Duͤnste, welche die Sonne von der Er- de auf hebet, und in Wolken zusammen bindet, und die die Erde zur Empfaͤngniß der Fruͤchte bequehm machen, uͤber uns herab schuͤtte. Wenn diese Periode nicht aͤsthetisch und malerisch ist, so weiß ich nicht, was es sonst seyn kann. Eine Sonne, die Duͤnste aufhebt, und in Wol- ken zusammen bindet, ist ja recht sinnlich. Eben so schoͤn ist der Ausdruck des Herrn B-ttst-tts. Der Mensch ist aus Staub und Asche zu- sammen gebunden. Eine solche staubichte Materie laͤsset sich schwer zusammen binden: darum ist auch der Ausdruck wunderbar. Man darf solche Ausdruͤcke nicht gering schaͤtzen, oder glauben, daß sie ihren Ver- fassern aus dem Aermel fallen. Ach nein! Man siehet es ihnen wohl an, daß sie mit Aengsten und Wehen Re Wehen sind zur Welt gebracht worden. Der Bey- fall, den sie uͤberall ohnfehlbar erhalten, belohnet diese Muͤhe reichlich. Regnen. Nach Gottscheden und der gesunden Vernunft war regnen sonst ein unpersoͤhnliches Zeitwort. Allein man haͤtte Rath Bodmern bey der Sprachlehre zu Rathe ziehen sollen. Dieser wuͤrde gesagt haben: daß er auch Kuͤsse regnen koͤnne: und warum das nicht? Er kann ja Schnitzer hageln, und Unsinn regnen. So kann man nicht sagen: es regnet Pruͤgel; son- dern ein Mann regnet Pruͤgel auf seine Frau. “ Milca regnete Kuͤß’ auf die Maͤgdchen, u. ward es nicht muͤde. Noah, 111 S. Wir wollten letzthin auf unser Maͤgdchen auch Kuͤsse regnen; allein es ging nicht: und wir mußten es wirklich kuͤssen. Wer dieses liest: der gehe hin, und thue desgleichen! Reicher. Ein Reicher an Jahren ist ein Greis; wir wetten, daß mancher ein Armer an Jahren zu seyn wuͤnschet. “Unter dem Werk’ koͤmmt im Begleite des Rei- chen an Jahren, “Japhet durch den Garten; Noah, 40 S. Reifen geweißt. Bisher weißten nur Maͤurer; nun weißet auch der Reif. “Die zu besehn stieg er mit unermuͤdeten Fuͤßen, “Bis er vom Reifen geweißt den ersten Bo- den erblickte. Noah, 186 S. Reise hoͤren. Eine Reise hoͤren; das war verwe- gen: eine zirkelnde Reise hoͤren; das, das ist Z schoͤn! Re schoͤn! Der Teufel selbst kanns nicht ver- stehn. “Seine zirkelnde Reis’ um die Guͤrtel der Er- de zu hoͤren. Noah, 43 S. D. i. eine Reise, die um die Guͤrtel der Erde zirkelte. Reitvolk. So wie man saget Fußvolk; so kann man auch sagen Reitvolk; wir sagen schon Wa- genvolk. NB. dieses Reitvolk ist kriegerisch. — “Es hatte die Koͤnigin Thirza “Sich auf ihr Reitpferd geschwungen, u. mit dem kriegerischen Reitvolk “Sich aus dem Lager begeben. Nimr. 644 S. Der Herr Magister hat uͤbrig Recht. Denn, wenn sich ein Herr Magister mit seinen Zuhoͤ- rern zu Pferde setzet: so ist dieß freylich kein krie- gerisches Reitvolk; aber doch oft ein schwaͤr- mendes. Reuen i. d. m. Zahl. Wir Gelehrte muͤssen wissen, was fuͤr ein Wort einer mehreren Zahl bedarf. Das waͤre artig, wenn der Poͤbel unser Sprachleh- rer wuͤrde; und der Herr Usus ist gar oft, so alt er auch ist, nicht gescheidt. “O! sanfte Moͤglichkeit, den Sinnen ange- nehm! “O! goͤttlich Bild! allein zur Tugendlehr bequem; “O! Leben voller Gluͤck! o! Wollust sonder Reuen! “Koͤnnt’ auch der Dichter dir die Wirklichkeit verleyhen. Zernitz, 21 S. So Ri So waͤre die sanfte Moͤglichkeit zur Tugendleh- re bequem? Wozu ist doch die harte bequem? Laster gehoͤren auch zur Moͤglichkeit. Rippe gebiehrt des Elends juͤngere Troͤster. Was? gebaͤhren auch die Rippen? Ja! wenns kleine und große Phoͤbus waͤren, die da von ih- nen wirklich gebohren wuͤrden. Wird der Steiß nicht auch bald gebaͤhren? Er ist so nahe dazu, als die Rippen. “Oder die Rippe, die mir das eitle Leben ver- suͤßt hat, “Die mir die Kinder gebohren, des Elends juͤngere Troͤster. Noah, 172 S. So? machen die Rippen auch suͤß? den Augen- blick wollen wir Ribben in den Caffee thun; aber Schweinsribben. Denn mein Maͤgdchen ha- be ich zu lieb, als daß ich es um eine Ribbe brin- gen sollte. Richter. Und der Richter richtete! Offenb. St. Klopst. 184 S. So gern wir das Schrecken dieser Worte einsehen wollten, so wenig wissen wir, was Gott thut, wann er uͤber den Meßias Gericht heget. Diesem Gerichte zu gefallen ist er doch vom Him- mel bis auf den Berg Moria gestiegen; als wenn er das Gericht nicht oben haͤtte halten koͤn- nen. Noch eine vortreffliche Figur, wo man Woͤrter brauchet, die nichts heissen. Z. E. e. d. 120 S. “ Religion der Gottheit! Nicht Religion mehr! Z 2 Dieses Ri Ro Dieses 16 Zeilen lang auf alle moͤgliche Art veraͤn- dert, ist ein Meisterstuͤck des Bathos. Was sind das fuͤr zwo Religionen? Hat die Gottheit auch eine Religion? Nicht Religion mehr! d. i. wohl eine garstige Religion mehr? Riß. Wann zwo von meinen Maͤgdchen, den sterblichen Maͤgdchen, sterben: so heißt das letzte der zweyte Riß. “Mirza, der fuͤnfzigste Riß von meinem huͤlf- losen Leben. Noah, 30 S. Rocken. Endlich finden wir auch etwas fuͤr die al- ten muͤtterlichen Kloͤße: einen Rocken, einen fliessenden Rocken; einen gehorchenden Ro- cken. “Lehrt uns mit streichelnden Fingern die zarten Faden zu drehen, “Die aus dem Rocken fließend der leitenden Spindel gehorchen. Noah, 118 S. Allerliebst! Sind das nicht drey unvergleichliche Erfindungen? 1. streicheln die Finger das Werk, damit es erlaube, seine Faden zu dre- hen; wir haben diese Demuth der Finger nie gese- hen, wohl aber manch altes Weibchen am Werke zupfen sehen. 2. fließen die Faden aus dem Rocken: viel Gluͤcks zur Erfindung! Alle faule Maͤgde werden Jhnen danken, Herr Rath! 3. sehen wir, wie die Spindel den Faden leitet. Wie man nicht irren kann! Bisher glaubten wir, die Hand thaͤte es. Aber es bleibt wohl wahr: ein Philosoph ist ein Mensch, der nicht glau- bet, was er siehet: und das siehet, was wir nicht Ro nicht mit menschlichen Augen entdecken koͤnnen. Ach! wie sie in der Schweiz nicht spinnen! Noch ein Broͤckchen von Maͤgdchen! Denn wann der Herr Rath auf diese allerliebsten Mitteldin- ger kommen: so steiget unsere Bewunderung aufs hoͤchste. e. d. 119 S. — “wofern die Ahndung nicht irret, “Daß das Maͤgdchen allein die Haͤlfte; der Juͤngling die Haͤlft’ ist; “Daß die beyden zusammen gesetzt vollendet und ganz sind. Die armen Hagestolzen, die Zeit Lebens nicht ganz werden! die immer Haͤlften bleiben! Wer wollte nicht Lust haben, ein Ganzes zu werden? Jst die Zusammensetzung nicht natuͤrlich? Noch natuͤrlicher ist es, wann man weis, daß Debo- ra, Fraͤulein Debora, diese Ahndung fuͤhlet. Die Ahndung wird eintreffen. Aber im Ver- trauen! Jst dieses naseweise Juͤngferchen nicht Rath Bodmers Tochter? oder des heil. Laͤch- lers Geliebte? Roͤsliche Bluͤthe; d. i. roth, roͤslich; ein neu Wort! “ Rachels lippen u. augen in ihrer rösli- chen blythe. Jac. u. Jos. 8 S. Augen, in roͤslicher Bluͤthe, sind das nicht ro- the Augen? Roͤthe; eine freundliche Roͤthe, denn wir haben auch eine unfreundliche, z. E. im Zorne. Z 3 “ Thamar Ro “ Thamar bringet Rosinen u. Mandeln mit freundlicher Roͤthe, “Jn wohlgemachten Koͤrben. Aus einer ge- schmiedeten Flasche “Geußt Debora die Frucht des Weinstocks mit ernster Gebehrde. Noah, 15 S. Man sah es Fraͤulein Deboren wohl an, daß sie die Saufphilosophie aus dem Grunde verstand. War denn die freundliche Roͤthe der Thamar mit bey den Mandeln? Roͤthlicher Kopf; folglich auch schwaͤrzlichter Kopf. Nicht, als waͤre die Haut roth oder schwarz. Wir meynen die Haare, und es muß niemand etwas anders meynen, als was wir meynen. “Maͤnnlichs oder schwaͤchers Geschlechts, nur roͤthliches Kopfs. Noah, 142 S. So muͤssen die Opfer fuͤr die Teufel seyn. Wir danken fuͤr diese Ehre. Roode. Was Teufel ist das? “Auf der gebirgichten Roode, des alten Gal- lus Besuche. Noah, 338 S. Rollen. Berge rollen nennen kleine Geister einen Mischmasch: denn wer kann Berge rollen? Herr Tenzel! ein maͤchtiger Mann! “Wo ist der Muth? wo ist der Glaube, “Der Martern trotzt, und Berge rollt? Samml. Nicol. 109 S. Denn Berge versetzen: das ist zu schwer. Man kann eher etwas Schweres rollen, als versetzen. Rosen. Um zu sagen: er erblaßte! sprich: “Ueber Ro “Ueber die Rosen der Wangen umwand sich toͤdtlicher Schatten; “Jtzt verkroch ihr Leben sich in die innersten Winkel. Noah, 181 S. Jst das Verkriechen nicht richtig? Rosinenschatten. Da haben wirs! Ein Schat- ten von Rosinen! Wir wollten hier auch einen oͤlbaumnen Schatten anbringen, wenn wir ihn nicht als einen Leckerbissen aufhuͤben. Wir ma- chen inzwischen einen Pfirsichkernschatten. “ Wenn ich unter den Zweigen des oel- u. mandelbaums Sitze “In dem rosinenschatten. Jac. u. Jos. Rachel 7 S. Rothkaͤlchen. Jst das nicht ein allerliebstes Gleich- niß, welches sich wohl zu einem Feldherrn paßt, der sich erhangen hat? Es ist wohl wahr: ein Rothkaͤlchen haͤngt; ein Feldherr auch: al- lein das Thier ist zu klein, wir wuͤrden ihn daher mit einer Drossel verglichen haben; oder mit ei- nem Dummpfaffen. “Wie ein Rothkaͤlchen haͤnget an der Spren- kel des Vogels, “Jndem das Fuͤßchen ihm einschnappt; oder, wenns in die Schlingen der Dohnen “Sich verfetzt u. erdrosselt — So zuckte Ar- phachsad am Strange. Nimr. 457 S. Da sieht man also, wie ungerecht Boileau ist, wenn er sich uͤber eine Malerey aufhaͤlt, die ein franzoͤsischer Herr Magister, St. Amand, gemacht hat. Z 4 “ Ni- Ru Sa “ Nimitez pas ce Fou, qui decrivant les mers, “Et peignant au milieu de leurs Flots en- tr’ouverts “L’Hebreu sauvé du Joug de ses injustes maitres “ Met pour les voir passer les Poissons aux Fenêtres; “Peint le petit Enfant, qui va, saute, re- vient, “ Et joyeux à sa mere offre un Caillou, qu’il tient. “Sur de trop vains Objets c’est arreter la veüé \&c. Art. Poet. Was meynen Sie, Herr Magister? Ruhe. Wie viele Ruhen hat wohl das menschli- che Leben? “ Jede Ruhe des Lebens ist hin! Offenb. St. Klopst. 184 S. S. Saͤumen auf eines Angesichte; d. h. einen laͤnger ansehen. Z. E. Wann man kuͤßt: so saͤumet man gerne auf der Schoͤnen Antlitze. “Desto laͤnger auf Kerenhapuchs Gesichte zu saͤumen. Noah, 40 S. Sandglas, a. St. Sanduhr. So kann man auch Schlagglas, a. St. Schlaguhr; Repe- tierglas, a. St. Repetieruhr sagen. Se. Gna- Sa Gnaden, nach denen wir gleichsam geseufzet ha- ben, rechtfertigen unsere Nachahmung. “Die Zeit muß seit dem Fall ihr Sandglas jaͤher stuͤrzen. Haller, 113 S. Wie wir sehen: so hat die Zeit viel zu thun. “Und wenn die unvermeidliche Hand der Zeit, die “alles auskehret, alle Werke unserer heiligen “Maͤnner von Heute, so zu sagen, mit dem “Besen wird ausgekehret haben: So muͤsse dieses “Zeugniß einer zu ihrer Zeit geschriebenen Critik, “zu ihrem Ruhme, sich bis auf Uebermorgen er- “strecken.” Antilongin 168 S. Sand und Stricke. Nicht ein jeder wird, bey Er- blickung dieser Woͤrter, an ihren zierlichen Ge- brauch denken. Gewiß! ein Redner, der nicht mit dem Poͤbel sprechen will, muß viel wissen, und ein getreues Gedaͤchtniß haben. Leute von dieser Art besinnen sich freylich auf ihren Erasmus und Seybold. Sie gehen so gleich in ihre Schatz- kammern der allzeit fertigen Realien. Taͤg- lich spricht man: Jch wuͤrde mir eine vergebliche Muͤhe machen, wenn ich die Sache nicht beweisen koͤnnte. Der Ausdruck ist deutlich: das ist wahr! aber er ist schaal, leer und trocken. Das Feine und Neue fehlet ihm. Man halte aber die folgende Periode dagegen, und sage alsdenn unparteyisch, ob man das Schoͤne, das Bildende, das Neue, das Volle, und das Gedachte nicht bewundern muß. Mein Schriftsteller, Herr Buttstett, sagt: Z 5 Jedoch Sa Jedoch wir werden blinde Luftstreiche thun, die keinen Koͤrper treffen, und aus Sande Stricke drehen, wenn wir den Beweis nicht beysetzen. Arrige aures Pamphile! Ein harter Kunstrich- ter wuͤrde diese Periode ausstreichen. Er wuͤrde sagen, ein Luftstreich sey schon ein blinder Streich, wie ein Feldstein ein steinerner Stein. Aber du guter lieber Mann! deine Kritik ist zu zeitig. Wir wissen ja nunmehr, daß die Luft in ihrem Flusse unzaͤhlige Koͤrper mit sich herum fuͤhret, die alle um unser Gesicht herum fließen. Ein blin- der Luftstreich ist also ein solcher Streich, der keinem von diesen herumfließenden und flaternden Koͤrpern einiges Leid thut. Jch gestehe es gerne: diese Erklaͤrung ist luftich. Desto koͤrnicher ist der zweyte Ausdruck. Er kann einem Redner ge- doppelt nuͤtzen; je nachdem seine Zuhoͤrer gelehrt, oder ungelehrt sind. Der gelehrte Zuhoͤrer mer- ket so gleich, daß der Redner kein Fremdling in den Schriften der Alten ist. Suidas hat dieses herr- liche Sprichwort aufbehalten: εξ αμμου σϰοι- νιον πλεϰεις. Hat der Redner einmal das Vorurtheil fuͤr sich, daß ihn der Zuhoͤrer fuͤr einen gelehrten Mann haͤlt: so rede er getrost in den Tag hinein. Was Hiero von dem Archimedes sagte, wird auch bey dem Redner eintreffen: man wird ihm naͤmlich glau- ben, er rede auch von einer Sache wie er kann und will. Dieser Gluͤckseligkeit erfreuen sich besonders die Dichter. Man sagt z. E. Haller ist ein großer Sa großer Dichter. Man lese ihn auf dieser Empfeh- lung selbst, und ein jeder Leser, der NB. denken und empfinden kann, wird ihm den Titel eines großen Dichters geben, der mit einer Groß- muth auf seine Sprachschnitzer von seiner Hoͤhe herab siehet. Jch komme auf die zweyte Gattung der Zuhoͤrer, auf die Laien, auf die einfaͤltigen Leute, worunter ich auch die schaalen Koͤpfe rechne. Diese Leute werden vor dem Ausdrucke, aus Sande Stricke drehen, so gleich staunen, und vor dem Wun- derbaren und Gemalten, das in dem Ausdrucke lieget, starren; und nachdenken, ob das Ding moͤglich sey. Nun nehme man den Vater der roͤ- mischen Beredsamkeit zu Huͤlfe. Dieser große Redner sagt in dem ersten Hauptstuͤcke seines Bu- ches de optimo genere oratorum: Optimus est orator, qui dicendo animos audientium et docet, et delectat, et per- movet \&c. Man sey nicht verdrießlich, daß dieser Artikel so weitschweifig ist. Jch habe mir vorgenommen, wider die strengen Kunstrichter zu behaupten, daß allerdings die neologischen und aͤsthetischen Redner vor den Alten einen großen Vorzug haben. Jch will mit dieser einzigen Redensart den Verfech- tern des alten Geschmacks ein ewiges Stillschwei- gen auflegen. Cicero sagt: der beste Redner lehre. Dieses thut mein Held. Er erweitert das Erkenntniß des Zuhoͤrers mit einer neuen Wahrheit. Diese lie- get Sa get ja in den Worten: aus Sande Stricke dre- hen. Verlohnte es sich der Muͤhe, solches von dem Hanfe zu bejahen? Der beste Redner belustiget. So einfaͤltig ist kein Bauer, der in seiner Seele uͤberzeuget waͤre, daß man auch aus Sande Stricke machen koͤnne. Er lacht also in seinem Herzen daruͤber. Delecta- tur! Bey dieser guten Gelegenheit gebe ich den neuen Rednern den wohlgemeynten und weisen Rath, in geistlichen Reden immer etwas lustiges und aufgewecktes anzubringen, damit die theolo- gischen Wahrheiten durch den trocknen und ernst- haften Vortrag die Zuhoͤrer nicht einschlaͤfern. Die Einwuͤrfe, die mir viele hier machen koͤnnten, will ich meiner deutschen aͤsthetischen Patholo- gie, die ich zum Nutzen der angehenden Redner und Dichter heraus zu geben, und mit schoͤnen Exempeln zu erlaͤutern gedenke, getreulich beant- worten. Drittens erfodert Cicero, daß auch ein Redner bewege. Auch diese pflicht erfuͤllet mein Held. Der gelehrte Zuhoͤrer wird bewegt. Warum? und wodurch? Er denket an die erasmischen Chilia- den. Der Einfaͤltige wird beweget: denn er sie- het die Unmoͤglichkeit vor Augen gemalet. Man sage daher getrost: Ein Christ, der bey einem gottlosen Lebens- wandel, durch die Reinigkeit der gefaßten Glaubenslehren, den Himmel zu errin- gen sich einbildet, der thut blinde Luftstrei- che, Se che, die keinen Koͤrper treffen, und drehet aus Sande Stricke. Welch eine Kunst! den Verstand so geschickt auf das Abgeschmackte zu lenken. Noch eine kleine Anmerkung will ich zur Erweiterung der deutschen Sprache mittheilen. Unsere Zeiten haben die Gluͤckseligkeit erlebet, daß große und grobe Sprachmaͤnner aufgestanden sind, die viel hun- dert schoͤne neue Woͤrter ausgemuͤnzet haben. Jch gebe nur eine Probe aus dem Buche, aus dem sibyllinischen Buche! eines geistvollen Mannes. Der olympische Dichter, Herr Bodmer, dessen Verdienste nur diejenigen einsehen, die mit ihm gleiche Talente zum Dichten von den Musen empfangen haben, schreibet in seinem unvergleichlichen Noah auf der 308ten Seite: Husams Geschlecht lag an die Dummheit mit Seilern gebunden. Man kann also, anstatt: aus Sande Stricke dre- hen, auch sagen: aus Sande Seilere drehen. Es ist eine Figur, eine schoͤne Figur! o pifex pro opificio. Was will man wohl dawider ein- wenden? Seegnen. Wir haben mehr als einmal dieses ge- dankenschwangern Wortes erwaͤhnet: allein trotz unserer bewundernden Aufmerksamkeit fol- genden Segenspruch aus der Acht gelassen. “Gott umgiebt seegnend die Hoͤlle mit maͤch- “tiger Ruͤstung.” Off. St. Klopst. 43 S. Eine Ruͤstung ist ein Kuͤras. Er ziehet also der Hoͤlle Se Hoͤlle einen Kuͤras an, und seegnet. Ja! aber im Hiob heißt seegnen fluchen: wir wollen daher ein Recept zu dem lautern und unver- faͤlschten Klopstockianismus vorschlagen: Recept. Nimm eine gute Hand voll Redensarten aus dem Hiob oder Psalmisten. Hierzu thue etwas von der Offenb. St. Johannis eine Messerspitze. Vermische dieses mit drey Finger voll Prophe- ten; sonderlich vom Ezechiel. Schuͤttele dieses wohl zusammen, und geuß einen Glanz von Re- ligion daruͤber her: so hast du eine vortreffliche Suppe; auf deren Grunde der Kern des Klop- stockianismus sich setzen wird. Milton kann den Jngwer dazu geben; und die Rabbinen den Zimmet. Schicke dieses Recept nach Halle! Apotheker Meier verstehet allein die Charactere. Der Leser muß nicht uͤbel nehmen, daß wir ihm mit einem Recepte aufwarten. Aber es gehet in der Dichterwelt, wie in einer jeden andern; es giebt Quacksalber darinn, und redliche Aerzte. Koͤnnen wir gleich nicht viel: so sind wir doch red- lich! und rufen: venienti occurrite morbo! Zum wenigsten kann unser Woͤrterbuch die Stelle eines Lavements vertreten. Un pe- tit lavement! benin! benin! Seegen. Man zaͤhlet auch die Seegen. — “ Der Zwölfte “Seiner seegen ist weit mehr werth, als lændern gebiethen. Jac. u. Jos. 44 S. Schach- Sc Schachmatt. Jn einem Heldengedichte ist der Ausdruck, einen Schachmatt machen, gar vortrefflich; aber es ist auch der Nimrod. “Wir machten ihn endlich schachmatt, u. trie- ben ihn ab von den Mauern. Nimr. 255 S. Schaͤferin. Jacob singet seiner Schaͤferin ein ebraͤisches Schaͤferliedchen. Nichts zeiget mehr ein tuͤckisches Gemuͤth an, als wenn man ei- nen ins Angesicht erhebet, und hinterm Ruͤcken verachtet. Uns wird und soll man dieser Suͤnde nicht zeihen: denn wir sagen das oͤffentlich, was wir denken, und ruͤhmen folgendes Schaͤferlied. Erst singet Rachel: “ sie sang: die reineste liebe, “Der mein herz sich fähig befindet, ist dir nur gewiedmet. “Jacob, als ob sie auf ihm die lieblichen worte gesungen, “ Schæferin, wenn du mich meinst, so sagt er, wie bin ich so glyklich! “ Aber , versetzt sie, du irrst! es steht nur so in dem liede. “Nachgehends sang auch Jacob: In dei- nem gesicht stralt die schönheit; “Aber dein schœnerer geist entzyndet mich mehr, als dein Antlitz. “Rachel zog es auf sich, u. fragte den sæn- ger: Mein schæfer! “ Redest du so mit mir, so ist die sprache mir fremde. “Jacob Sc “Jacob erwiedert: Ich redte mit dir nicht; so stehet im liede. Jacob war listig! Jndem Rachel dieses zu ih- rem Lieblinge sang: — “ der war das weißeste læmm- chen “Unter den blœkenden Heerden: Jac. u. Jos. 89 S. So concertirten die bloͤkenden Heerden. Jm Vertrauen! Singet nicht Jacob wie Bodmer? Wir haben letzthin ein altes Manuscript gefunden, welches vor vielen Jahrhunderten von einem ehr- lichen Moͤnche zun Zeiten der Kaiser aus dem Hause Staufen schien aufgesetzt zu seyn: Zei- ten, wo die Ehrlichkeit mehr, als ein falscher Witz, galt. Da es ja Sitte ist, die Maͤhrchen der Al- ten, z. E. den Parcifall, zu uͤbersetzen, oder ihnen die Accente unserer Leute zu leyhen: so wollen wir es auch wagen. Sollte man glauben: wir zielten auf gewisse noch lebende Vorbilder; so wer- den wir antworten: jenseit des Wassers woh- nen auch Leute. Und hat es vor diesem Men- schen gegeben: so kann es auch wohl eben und die- selbe Fehler gegeben haben. Rustefeil. Vor Zeiten, in den alten Jahren, als die Hun- nen noch nicht in Deutschland gefallen waren, wohnte ein Mann, mit Namen Rustefeil, in ei- nem Waͤldchen; er stammte in gerader Linie von dem Rustefeile her, in dessen Hofe Reineke, der Fuchs, Braun, den Baͤren, so wohl mit Ho- nigschei- Sc nigscheiben einst bedienete. Niemand hatte die Ruhe dieses Waldes gestoͤret: und so lange er gruͤ- nete, hatten ihn Rustefeile besessen. Dieser Ru- stefeil zeugte eine Tochter. Sie war schoͤn, und uͤberaus bescheiden. Die Sonne hatte ihre Farbe zwar nicht verderbet; aber ihren Zuͤgen doch einen solchen Glanz ertheilet, den unserer Ritter Frauen und Fraͤulein, durch keine Schminke, erlangen. Sie besaß eine kleine Heerde, und war die einzige Erbin ihres Vaters. Schoͤn, und eine einzige Erbin seyn, ist fast zu viel fuͤr eine Person; ja in unsern Jahren waͤre es an dem letztern genug. War es also ein Wunder, daß sie Verehrer hatte? Sie zaͤhlte unter ihnen so gar Freyen und edle Baren. Allein ein Schatz ist so leicht nicht zu heben; und unsere Schoͤne war auch weise. Zwar war sie keine Roswithe, auch nicht eine Wins- beckin: allein kann man nicht weise seyn, ohne eben jemanden zu verdunkeln? es giebt ja vieler- ley Sterne am Himmel. Jhre Weisheit bestand hauptsaͤchlich in einem leichten Gedaͤchtnisse, alle weise Maͤhrchen zu fassen, und sie des Abends dem Vater zur angenehmen Zeitkuͤrzung wieder zu erzaͤhlen. Sie erfand auch neue. Jn ihrer Ein- samkeit, und bey der sanften Gemuͤthsart ihrer Ge- sellschaften, ging es auch leicht an. Es war also nicht genug stolz und grob zu seyn, diese Beute da- von zu tragen: man mußte auch Maͤhrchen er- zaͤhlen, d. i. Verstand zeigen. Ueberdieß hatte ihr Vater ein Horn in dem Walde gefunden, oder es war ihm vielmehr von einem Waldgeiste, de- A a ren Sc ren unsere ehrliche Alten viel hatten, gegeben wor- den; unter der Bedingung aber, niemanden seine Tochter zu verheyrathen, als wer auf diesem Trink- horne einen Ton herausbringen wuͤrde. Es war, wie man muthmaßet, von Golde: denn was von Geistern koͤmmt, muß wohl gut seyn. Rustefeil bestimmte also einen Tag; er ließ ausrufen: daß, wer dieses wunderwuͤrdige Horn wuͤrde blasen, und Mathilden, so hieß seine Tochter, das schoͤn- ste Maͤhrchen erzaͤhlen koͤnnen: der sollte die Braut heimfuͤhren; wer hingegen ungeschickt waͤ- re, der sollte sich, Ritter und Freyen, seiner Strafe unterwerfen. Allein, wer achtet die Ge- fahr, wenn man um ein solches Kleinod kaͤmpfet? Der Tag erschien, und die Kaͤmpfer noch vor Tage: Heyden, Juden und Christen, und ver- sammelten sich auf dem Kampfplatze. Die Schoͤ- ne erschien auch. Sie ward von ihrem Vater ge- fuͤhret, und setzte sich auf eine kleine Erhoͤhung, von der man sowohl die Braut, als das versprochene Land, sehen konnte. Mops war zu ihren Fuͤßen, und die Heerde lag um den Huͤgel her. Wie man leicht denken kann: ihr Zeug war nicht kostbar; doch war sie so gekleidet, daß ihre Kleidung ihre Glieder erhob; und diese von jener nicht zu sehr verstecket wurden. Jn der Rechten hielt sie das fuͤrchterliche Horn; in der Linken ein Buch mit Maͤhren. Der erste, der sich ihr naͤherte, war zwar ein ganz wohlgezogener Juͤngling; der sich aber bunter gekleidet hatte, als es sich fuͤr einen kuͤnftigen Schaͤfer Sc Schaͤfer schickete. Er wollte vielen gefallen, und diese Schoͤne war nicht die einzige, nach der er ge- strebet. Jn seinem Anzuge war so was fremdes, daß man ihn bald fuͤr einen fremden Schaͤfer, fuͤr einen franzoͤsirenden Deutschen, erkennete. Jedoch die Probe mußte gesungen seyn; ehe er bla- sen konnte. Man hoͤrte ihm zu; er fiel dann und wann auf ganz artige Toͤne. Als er aber so ver- waͤgen war, einen Schaͤfer so dumm zu schil- dern, daß er eine Syrene mit zu Bette nahm, ohne sie zu erkennen: (S. Gellerts Fabel, der Schaͤfer und die Sirene;) so befahl Rustefeil, ihn noch ein Jahr in den Wald laufen zu lassen, damit er die Sitten der Schaͤfer besser einsehen lerne. Ueberdieß schilderte er die Schaͤferinnen so wi- tzig, als er selbst war, und sah Mathilden mit allen ihren Maͤhrchen heimlich fuͤr dumm an; ob er sich zwar oͤffentlich sehr bestrebte, zu gefallen, und ordentlich von den Leuten war, die wir die Mitmacher nennen. Der zweyte sah ganz fuͤrchterlich aus. Die Ziegenfelle, mit denen er bekleidet war, trieften von Wasser. Er sagte, er kaͤme eben aus der Suͤndfluth, und koͤnnte schoͤn malen. Erzaͤh- len sollst du, sagte Rustefeil. Allein er wollte, weil er allenthalben immer gern der erste war, erstlich das Horn haben, das, wie er sagte, ei- nen goldenen Laut blies. Er wehrte sich lange; und wollte mit der Sprache nicht heraus, die etwas undeutsch, und hoͤlzern war: endlich fing er in einem sehr dumpfichten Tone ein Schaͤferlied von A a 2 Juͤden Sc Juͤden an, das sich mit Riesen und Riesinnen schloß. Unter andern sagte er zur Schoͤnen: er wolle ihre Euter bald melken und ihre Ritzen besaͤmen. Mathilde klagte uͤber Kopfschmer- zen; Rustefeil uͤber das Klingen der Ohren; und die Schafe waren gar davon gelaufen: weil der Saͤnger Donner und Wetter in sein Lied ge- menget hatte. Mops bekam also eine Arbeit, und zupfte ihn so lange an seinen Fellen, bis er in die Gebirge entfloh, aus denen er gekommen war. Vorher entriß man ihm den Schaͤferstab, und gab ihm eine Peitsche, die schwerbeleibten Kuͤ- he in seinem Vaterlande zu huͤten, die er begie- rigst melkete. Der dritte, der sich heran wagte, trat ganz tiefsinnig daher; er hatte solche weite Hosen, Schweizerhosen, an, daß fuͤglich 3 Paar dar- aus haͤtten koͤnnen geschnitten werden. Er seuf- zete, und sah nach seinem Vorgaͤnger, der sein Busemsfreund war. Endlich fing er mit un- saͤglicher Muͤhe einen Gesang an, worinn man be- merkte, daß er die Alpen fuͤr ein Arkadien aus- gab. Man sagte es ihm: die Alpen waͤren nicht Arkadien; er fing auch an, sich zu bequemen, als ein Schwarm ihm zurief: er waͤre vollkom- men; und so schrie, daß der Saͤnger vor vielem Geschreye es endlich selber glaubte, und mit Ge- walt nach dem Horne drang. Aber mit Gewalt richtet man bey Schoͤnen nichts aus; Rustefeil stieß ihn vom Huͤgel, den er, als er ihn nicht besitzen konnte, verachtete; er folgte seinem Freunde. Nun Sc Nun kam der vierte: ein feiner Juͤngling, des- sen Kleid auch so ziemlich nach Schaͤferweise ge- schnitten war. Nur war es nicht moͤglich, den Zeug zu erkennen, woraus es bestand; ja, was noch mehr schroͤckte: so ward man unterm Gewan- de auch Schweizerhosen gewahr. Er wollte kluͤger, als die andern Schaͤfer, seyn; und ob er kaum ein Maͤhrchen zuwege bringen konnte: so wollte er doch die Natur der Schaͤfergedichte lehren. Nachdem er sich sehr lange geraͤuspert, fing er an: “ Das Endliche zum Nichts, das diese Welt umschraͤnkt ꝛc. Was? Was? schrie Rustefeil; Weg mit dem Thoren! Was gehet doch Schaͤfern dein Endlich und dein Nichts an? Geh selber in dein Nichts! Und er ging auch. Der fuͤnfte, der hinzutrat, war munter geklei- det, nur war auszusetzen, daß er die Glieder nicht eben verbarg, die erstlich die Schoͤne nach Son- nen Untergange sehen sollte. Sie ward daher schaamroth; hielt die Hand vors Gesicht: er aber sagte: er wollte ihr Zeisignest bald finden, und die Voͤgel ausnehmen. Vor Angst haͤtte sie ihm das Horn auch gegeben, wenn nicht Ruste- feil eben den Unverschaͤmten fuͤr einen beruͤchtig- ten Spoͤtter erkannt, und ihn den Schaͤfern, ihn zu peitschen, gegeben haͤtte. Der sechste kam und hatte einen Strick in der Hand, ob er zwar sonst ganz gesetzt schien; er sagte: A a 3 “Ach, Sc “Ach, stolze Sylvia, laß deinen Zorn sich wenden! “Jch will dir, wo du willst, auch wohl Ge- schenke senden; “Nicht etwa, die der Wald und unser Gar- ten hegt, “Nicht, wie das reife Feld ihn in die Scheu- ne legt: “Nein! sondern einen Putz mit Puder uͤber- schlagen, “Wie in der Stadt itzund die Buͤrgertoͤchter tragen. Mathilde sagte: sie wohne auf dem Lande; sey eine Schaͤferin; brauche also keinen Puder. Worauf er mit einem tiefen Seufzer versetzte, und den Strick zeigte: “Doch, wo du auch hierdurch nicht zu bewe- gen bist: “So weis ich Aermster nicht, was weiter uͤbrig ist, “Als daß ich meinen Rumpf an einen Eich- baum henke; “Vieleicht liebst du mich todt, weil ich dich le- bend kraͤnke. Ey! Ey! mein Sohn! sagte Rustefeil: ein sol- ches Verfahren ist zu gottlos fuͤr einen Schaͤfer. Du bist eine ehrliche Haut; aber in einer schlim- men Schule gewesen. Was machen da die Edel- steine auf dem Schaͤferhute? Das muß nicht seyn! Wir wollen nicht Hochzeit machen; son- dern den Tanz verschieben, und essen. “Mein “Kind! Sc “Kind! sprach er zur Tochter: wir wollen diesen “erziehen; zeigt er sich deiner wuͤrdig: so soll er “dich haben. Wo nicht: hast du doch das Horn; “es werden wohl mehr kommen.” Das Horn ist also noch zu haben. Man aͤrgere sich nicht an der Einfalt dieser Erzehlung. Zun Zeiten der schwaͤbischen Kaiser sprach man noch nicht neue Accente. Schall; ein andaͤchtiger Schall: so giebt es denn vieleicht auch einen gottlosen Schall; denn so singet der juͤdische Schaͤferdichter: “ Komm auch zu mir, u. stimme die leyer zu meinem gesange “Mit andæchtigem Schall. Jac. u. Jos. 6 S. Sie kam, hat aber schlecht gestimmet. Schall. Ein lauter Schall, ein starker Schall, sind keine Seltenheiten. Seltener findet man einen stummen Schall, der sonst nichts als die Ohren fuͤllet. Buttst. vern. Gedank. 6ter Band, Bl. 19. Mein guter Freund hat sich uͤber dieses Bluͤmchen gewaltig geaͤrgert: weil er nicht so scharfsichtig war, das Band dieses Ausdruckes einzusehen. Ein Schall, sagte er, der stumm ist, und doch die Ohren fuͤllet, widerspricht sich. Und soll denn der Schall auch das Gesicht, den Geruch, und die Zunge fuͤllen? Aber mein Freund verstand nicht, was zum Rednerhandwerke gehoͤret. Eine Sache kann ja dem Redner schoͤn und deutlich seyn, wenn gleich der Zuhoͤrer nichts davon verstehet. Von bekannten Dingen zu reden, ist nicht uͤberall A a 4 Mode. Sc Mode. Vieleicht ist es mit dem Schalle, wie mit den Toͤnen, beschaffen. Haben wir nicht goldene Toͤne? ja was noch unbegreiflicher ist, gefaͤr- bete Toͤne? Sagts uns nicht ein großer Dich- ter, daß Castelli Toͤne faͤrbt, und Koͤrber Seelen mißt. Eine ausgemeßene Seele ist mir eben so unbe- greiflich, als ein stummer Schall, der sonst nichts als die Ohren fuͤllet. Und dennoch hat der erste Begriff seinen Grund: denn Koͤrber hat uns ja den Maaßstab, in seinen Abhandlungen von der Ausmeßung der Seele, angegeben. Es erhellet hieraus, daß man mit den aͤsthetischen Rednern und Dichtern sehr unbillig verfahre, wann man ihre Schriften deßwegen tadelt, weil man sie nicht verstehet. Die Verfasser derselben werden doch das verstanden haben, was sie in die Welt hinein schreiben? und haben sie nicht die mei- sten Schriften um ihrer selbst willen drucken las- sen? Es stand also allerdings bey ihnen, ob sie es uns erlauben wollen, daß wir ihre Schriften ver- stehen, oder nicht verstehen. Schalymo; so wird gar zierlich eine Schallmey ge- nennet. Es war die Lockpfeife, mit der Jacob seine Soͤhne zusammenrief; denn wenn der Laut floß, oder fliessend lief: so kamen sie, wie die Hunde kommen, wann der Jaͤger pfeifet. “ Als durch den wœlbenden wald des scha- lymos fliessender laut lief, “In Sc “In das versammlungsgezelt die Sœhne Ja- cobs zu rufen. Jac. u. Jos. 35 S. Ach! der arme Laut! wohin lief er? Schatten einen gedacheten; d. i. ein Schatten, der ein Dach hat. Wir haben uns vorgenom- men, aus Schatten Saͤulenwerke zu bilden, und Obelisken zu hauen. “ Unfern erhub ein hayn mit mandelbæu- men und palmen “Seinen gedacheten Schatten. Rachel u. Jac. 6 S. Denn wird nicht schon eben daselbst ein Schatten gewoͤlbet? — am fuß der stattlichen bæume Wœlbten den kyrzern Schatten rosinen und taxusgestæude. Aber unmoͤglich koͤnnen wirs anstehen lassen, fol- genden Schatten laͤnger vorzuenthalten. Hat der Leser nicht schon einen dornstraͤuchichten Schatten bemerket? Wir warten ihm mit einem oͤlbaͤumenen auf. “Dann wies ich ihr den Luftpfad zu diesen oͤl- baͤumenen Schatten. Noah, 400 S. Engel Raphael weist der Taube den Luftpfad. Ueberhaupt ist anzumerken, daß unsere heilige und denkende Maͤnner so viel Schatten in ihre Gedichte werfen, daß man oft in einer aͤgypti- schen Finsterniß sitzet, wann sie uns mitten in die Sonne versetzen. Jhre Gemaͤlde sind Nacht- stuͤcke. Ja, der kleinste Hexametrist hat am hellen Tage sein Laͤmpchen vor sich stehen, das ihm A a 5 Schat- Sc Schatten werfen muß. Sie zeichnen, sie malen; oft aber koͤmmt eine Sau, und bedecket alles. Schatten. Krause, gruͤne, und andere farbich- te Schatten sind gewoͤhnliche Dinge, wie die schwarzen und gruͤnen Gedanken. Aber Schat- ten, die alle Dinge mit gleichen Farben abma- len, moͤgen Wunder seyn. Ein beruͤhmter Ver- fasser vernuͤnftiger Gedanken, uͤber die Geheim- nisse der Christen, schreibet: Der Verstand muͤsse in finstere Schatten gehen, die alle Dinge mit gleichen Farben abmalen. Wir ersuchen die Maler der Sitten, uns von die- sen ihren Kunstverwandten eine kleine Nachricht zu geben. Unsere Bemuͤhung, einen Schatten, der malet, ja der alle Dinge mit gleichen Farben malet, aufzutreiben, ist leider! vergeblich gewe- sen; obgleich das Malen heutiges Tages allge- mein, und nicht nur fuͤr die Augen, sondern auch fuͤr die Ohren, fuͤr die Nase, kurz! fuͤr die aͤußerlichen und innerlichen Sinne gemalet wird. Warum sind denn aber die natuͤrlichen und regelmaͤßigen Bilder noch so selten und theuer? Darum: weil alle Stuͤmper malen, denen man, bey Ergreifung des Pinsels, aus dem Dichter zuru- fen sollte: Viel lieber einen Flegel Dem Maler in die Faust! Schatz. Ey! Hier haben wir einen schoͤnen Schatz gehoben; ohne Wuͤnschelruthe, ohne Kobold. “— Ein Sc “— Ein Schatz von Geduld lag in ihren Gemuͤthern. Noah, 372 S. Sonst sagte man wohl ein Schatz von Tugen- den; allein man muß auch die Tugenden her- zaͤhlen. So kann man nun sagen: ein Schatz von Großmuth; ein Schatz von Keuschheit: gerade, als wenn es vielerley Großmuth, vie- lerley Keuschheit, so wie vielerley Tugenden, gaͤbe. Denn zu einem Schatze gehoͤret mehr als ein Stuͤck Muͤnze. Scheckicht. Dieser scheckichte Ausdruck gehoͤret ins blumichte Fach. Die Rede ist von bunten Matten, Auf die der junge Lenz erfreut Ein scheckicht Heer von Blumen streut. Samml. Nicol. 34 S. Ein Heer streuen, ist das nicht richtig? ein Volk saͤen! Schein, der als eine Erbschaft von einem Tage einem Lichte verlassen wird. Also ist das Licht des Tages Sohn? Vor diesem machte das Licht den Tag. Hat man wohl Unrecht gehabt zu sa- gen, daß, wenn man zwoͤlf Leute uͤberreden koͤnne: die Sonne mache nicht den Tag: so wuͤrde man bald Anhaͤnger finden? Se. Gn. wagten es: und halb Deutschland glaubte es. “Sie sahn ein Licht den Enkeln glaͤnzen, “ Dem dieser Tag den Schein verlaͤßt. Haller, 130 S. Scheuchen. Die Frauen in tief besorgte Ge- danken scheuchen. “Sem Sc “Sem sprach; und scheuchte die Frauen in tiefbesorgte Gedanken. Noah, 220 S. Die Stimme muß eine rechte Scheuche seyn, die dieses kann. Jn unserm Lande scheuchet man nur Voͤgel; in der Schweiz Frauen: laͤnd- lich, sittlich! aber in tiefbesorgte Gedanken, in Gedanken, die sich etwas tief besorgen: das ist artig; sehr artig! Ach waͤre doch unser Woͤrterbuch auch eine Scheuche! Dichter wollten wir scheuchen, und heilige Maͤnner wegpreschen. Jst das nicht hoch? Jst der Herr Rath nicht ein rechter scheuchender Popanz? Man sehe nur, wie er die Frauen vor sich her scheuchet. Der große Mann! der Scheucher! Schimmer der Opfer: ist das nicht Feuer? Unmoͤg- lich kann sonst ein Boͤckelein, oder ein Ziegelein schimmern. “Da umgab ihn vom hohen Moria ein Schim- mer der Opfer, “Die den ewigen Vater noch itzt im Bilde ver- soͤhnten. Offenb. St. Kl. 5 S. D. i. Es rollte Feuer vom Moria und umgab den Heyland. Stehet das in der Bibel? Nein! aber in der Meßianischen stehet es, welche doch, wie viele unserer heiligen Maͤnner behaupten, ordentlich eine Fortsetzung der alten h. Schrift ist. Allein im Vertrauen! Sollte wohl diese Fortsetzung nicht das Schicksal aller Fortsetzun- gen haben? Gemeiniglich taugen sie nicht viel. Doch vieleicht redet eben derselbe h. Geist durch St. Kl. der durch St. Matthaͤus und uͤ. gere- det Sc det hat. Warum aber erzehlet er uns das erst nach 2000 Jahren, was er damals haͤtte erzehlen koͤnnen? Und wie? wer opferte denn damals? Schleppet Gott den alten Opferschimmer immer mit sich? Wir fragen nur, und sind in den Ge- heimnissen des christlichen Olymps freylich nicht so erfahren, als der Evangelist und Seher Klopstock. Schlaͤngelnd. Folgendes Schlaͤngelnd haben wir sehr bewundert; und werden es nicht aufhoͤren zu bewundern, so lange unsere Glieder nur noch eini- ge thierische Bewegungen verrichten koͤnnen. “ Schlaͤngelnd haͤtten die Stirn’ ihm Hoͤr- ner des Steinbocks geschmuͤckt. Noah, 266 S. Diesen Schmuck nagelt man in Portugall Neu- vermaͤhlten an die Thuͤre: fiat applicatio, wann er auf die Stirne koͤmmt. Schlafmacherin ist beym Hn. Magister die Nacht, so wie bey uns Wachmacher der Tag. “Doch hatten die Kinder von Eber, die un- schlaͤfigen Waͤchter, “Die Nacht, die Schlafmacherin, verlohren, samt ihren Schatten. Nimrod, 553 S. Das war freylich ein Ungluͤck: allein, was heißts denn? Unschlaͤfig von ohne und Schlaf; schoͤn, sehr schoͤn! Schleuse. Weinen heißt in der h. Spr. der dry- kenden brust die Schleusen aufthun. Wir werden hinfuͤhro die dæmme durchbrechen las- sen. Regent, d. i. Joseph. “Eilends Sc “ Eilends gieng der regent ins næchstge- legne Zimmer, “Daß er der drykenden brust die Schleu- sen aufthæte. — Jac. u. Jos. 44 S. Schluͤpfen. — “Wir reisten mit schluͤpfenden Fuͤßen; “Unter den Fersen entstand kein Staub; kein Fußtritt verrieth sich. Noah, 44 S. So reisen die Engel; sie halten die Fuͤße zusam- men, und glitschen, wie die Kinderchen auf dem Eise glitschen. Kommen sie an ein Gebirg: so huͤpfen sie. “Wesen naͤmlich solcher Art gehen niemals, sondern schwimmen; “Weil ein Geist nicht noͤthig hat, erstlich ein Gelenk zu kruͤmmen. Baron. Schluͤrfen. Wir haben uns schon oben an einem Schluͤrfen der Schwerter erquicket: hier ist ein anderes. — “Es “War ein bitterer Trank, den ich nicht gern in mich schluͤrfte. Noah, 22 S. So kann ein Vater sagen, wenn er nicht gern in die Heyrath der Soͤhne williget. Schluͤrfen schmecket uͤberhaupt besser, als trinken; und der Hr. Rath verstehen auch das Feine der Wollust. Schluchzen. Man schluchzet, wenn man weinet; Damon schluchzet, wenn er von der Doris sich trennet. Der Herr Rath schluchzen gar das letzte Lebewohl; Sie stoßen an; Sie wollen es sagen; Sie stammeln; Sie schluchzen. “ Kaum Sc “ Kaum vergönnt’ ihm sein herz das letzte lebwohl zu schluchzen. Jac. u. Jos. 37 S. Schlug mit unwiderstehlichem Falle. Mit ei- nem Falle jemanden schlagen, heißt uͤbern Haufen werfen, und im Falle jemanden mit her- unter reißen. Folgendes koͤmmt aus dem Eze- chiel; und ist mit etwas Propheten versetzet. “Furchtbar war sein Antlitz; und furchtbar die Stirne des Stuhles, “Und der cherubischen Raͤder, in welchen sich Donner waͤlzten. “Von da ging Verderben aus, und schlug in die Seel ein; “Schlug mit unwiderstehlichem Fall My- riaden zu Boden. Noah, 205 S. So fiel also das Verderben uͤbern Haufen: wie konnte also der Fall widerstehen? Dahin rechnen wir auch ein Seeleinschlagendes Schmettern des Donners. Wird die Seele nicht brennen? denn der Blitz pflegt zu zuͤnden. “Dann folgt die Stimme des Donners mit seeleinschlagendem Schmettern. Noah, 252 S. Schoͤn. A. St. der Schoͤnheit brauche man das Schoͤne. So haben wir das Suͤße a. St. Suͤs- sigkeit; das Bittere a. St. Bitterkeit; das Tollhaͤusische a. St. Narrheit. Jn dieser Schreibart sind bey uns stark folgende große Maͤn- ner, denen die Tiefe der deutschen Dichtkunst viel Sc viel zu danken hat. Wir wollen ihre Namen, weil doch das Britannisiren Verstand anzeiget; wir auch in aller Demuth darnach streben, auf englisch hersetzen: aber umgekehrt; die Mittlauter nicht! =e==e==; =o==e=; =a==e=; =a=e=o==: ein großer Kenner des Schoͤnen; ===e=e=: die Ehre des deutschen Trauerspieles; ==o==e=: der Dichter fuͤr alte Weiber; und viele, deren Werke nicht Uebermorgen erleben. Schoͤnmaͤhnichter Zelter, und ein schoͤnschwei- fichtes Pferd sind treffliche Gaͤule. Der pferde- verstaͤndige Herr Magister, der, wie der selige Koͤnig, ein Pferdebaͤndiger ist, befindet sich hier gezeichnet. “Die so verschiedne Art zu stuͤrmen und zu schlagen, “Die tausend Koͤnigen unsterblich Lob ge- bracht; “Hat er mit einem Heer und spielend nachge- macht; “Er sie; du, Koͤnig! ihn. Wem ist, wie dir, vergoͤnnet, “Daß er der Pferde Koͤpf und Sitten alle kennet, “Du, Pferdebaͤndiger! ꝛc. Charact. d. d. Ged. Dieses koͤnnen wir unserm Pferdebaͤndiger auch nachsagen; denn wer kennet, wie er, die Sitten der Pferde? z. E. daß Pferde, wie man siehet, abwuͤrfich, großohricht sind. “— — Jch habe dich nur erst neulich “Mit Sc “Mit einem schoͤnmaͤhnichten Zelter, der apfelgrau ist, beschenket. “Die Maaßrichtigkeit seines Kopfes, mit einem Stern an der Stirne, “Sein hoher Nacken, sein Schweif, seine brennenden Augen “Haben schon viele bewundert. Er ist nicht harttrabig, stetisch, “Noch großohrich, hartmaͤulich, abwuͤrfich. Nimrod, 476 S. Alles niedliche Stallredensarten; nur den Na- cken bitte ich auszunehmen; denn so redet kein Reitknecht. Schmaragdne Blaͤtter. Wieder ein Raub, der dem sel. Hn. v. Lohenstein, dem besten Stein- schneider Deutschlandes, geschehen ist. “Mit leichten ausgeruheten Schwingen “Erheb’ ich mich in heitere Luͤfte, “Und gleich dem Kaͤficht’ entflohenen Voͤgeln “Such ich den nahen Ast; “ Und huͤpfe durch schmaragdene Blaͤtter, “Und kuͤß’ entzuͤckt balsamische Duͤfte, “Und in den kuͤhlenden Arm des Zephirs “Seh ich ein Morgenroth, “Das durch die halbverschlossene Zweige “Mit flatterhafter Neugier gucket, “Und schalkhaft froͤhlich bey meinem Er- schrecken “Scherzte mit dem großen Blick. Brem. Ged. 86 S. Dem Himmel sey Dank; endlich ein Punct: un- B b sere Sc sere Lunge lief Gefahr. Jst der Uebergang aus einer Strophe in die andre nicht ungemein? Die schmaragdenen Blaͤtter werden brechen, wenn ein Dichter von solcher Staͤrke darauf huͤpfet; und Hr. Johann Heinrich Oest ist kein Sper- ling. Viermal Und: ey! wie biblisch! Beym Kuͤssen fuͤrchten wir, daß der Mund nichts; die Nase aber alles bekommen wird. Ey! Ey! wir haben gedacht, daß Aurora nur mit dem Titon zu Bette gegangen waͤre. Der Henker traue kuͤnftig den Jungfern und Frauen, wenn dieß eine Goͤttin thut. Betreffen wir sie nicht, wie sie sich in den Armen des losen Zephirs ab- kuͤhlen laͤßt? Das glaube ich! Auf eine starke Bewegung muß man sich freylich abkuͤhlen. Aber sehet doch, wie sie durch die Blaͤtter gucket; und den großen Blick, wie Harlekin, machet! Wie klug sind Sie nicht, Hr. Oest! Machen Sie einmal den großen Blick! Schoͤpferkraft. “Es hat sich eine gewisse Schoͤ- “pferkraft auf unsere Dichter ergossen ꝛc.” Samml. Nicol. 37 S. Wahr ist es; wenns nur gut waͤre! Schneide des Schwertes: ein treffliches und beque- mes Gesaͤß. “Er ritt auf der Schneide des Schwerts auf sie an. — — Der arme Hintere des Magogs! Gesetzt nun: es waͤre ein Schweizerschwert gewesen: welche Wunde! Jm Hermann zwar stehet auch 102 S. “Auf Sc “Auf den Spitzen ihrer Klingen saßen Jammer, Krieg und Tod. Allein, das sind unkoͤrperliche Wesen, um deren Steiße es eben nicht schade ist: aber Magogs Steiß war wirklich ein Steiß. e. d. — “ Chus theilte mit Nod die blinkenden Schwerter “ Ungleich, fuͤr sich behielt es das Heft; ihm gab es die Klinge. Noah, 53 S. Eine feine Theilung! So wollte ich mit meinen aͤrgsten Feinden theilen; auch mit dem Hn. Ra- the; so wenig ich mit ihm zu theilen haben moͤchte. Schoͤpfung. Auch dieses Wort ist uns uͤbers Wasser gebracht worden, und bedeutet in Halle, wie in London, die Welt: denn unsere Dichter sind Handelsleute; sie nehmen gerne fremde Waaren an; wir moͤchten aber wohl wissen, was sie dage- gen vertauschen. Große Herren reiten gerne auf Engellaͤndern; die Pferde sind uns zu theuer; wir kaufen daher englische Redensarten, die bey uns keiner Umschmelzung, wie jenseits des Rheins in Frankreich, bedoͤrfen. Schon. Dieses Wort ist uͤbern Rhein zu uns ge- flogen; Herr = e = = e = = fieng es auf; hat es auf deutschem Boden gepflanzet, wo es eine gar vortreffliche Frucht traͤget, die Witzlinge be- gierigst sammeln, und speisen. Sie hat einen an- genehmen Geschmack; sie stecket ein ganzes Gehirn an; und zeuget darinnen lauter Gallicismus. Schon ist er Ewigkeiten vorhanden ꝛc. Schon ist; Schon haucht; Schon donnert; Schon B b 2 knastert. Sc knastert. Nur kuͤhnlich es vor ein Zeitwort zum Anfange eines Satzes gesetzet. Z. E. “Eile; Schon hat der Engel des Tods mit heilendem Wurfspieß “Deinen Busems-Freund zu den Heiligen Gottes gesammelt. Noah, 236 S. Jst das nicht ein kuͤnstlicher Spieß, der da heilet und sammelt? Schreck. “Du, Quell des Seyns; du, Wort der Staͤrke: “ Unendlich Triebwerk deiner Werke! “Du, Schreck des Nichts! dich beth’ ich an. Samml. Nicol. 107 S. Du, lieber Gott! was soll doch der Schreck des Was seyn, wenn der Heyland der Schreck des Nichts ist? Wir erschracken vor der Quelle des Seyns, oder alles dessen, was ist, in der niedri- gen Sprache. Das unendliche Triebwerk, ein Triebwerk, das kein Ende hat, trieb unser Staunen noch hoͤher. Unsere Gestalten aber wurden gar dunkel, als wir den Schreck des Nichts lasen. Warum erschrecket sich denn das Nichts vorm Heylande? Fuͤrchtet es, ein Was zu werden? Wenn es fuͤrchten kann: so muß das zaghafte Nichts schon Was seyn: denn Nichts ist Nichts. Der Name dieses Schoͤpfers des Nichts muß nicht mit Selbstlautern angedeu- tet werden: er heißt: T-nz-l! ein großes fleischliches Was, welches mit einer vortreffli- chen Schoͤpferkraft begabet ist, aus Nichts Was zu machen. Schreck- Sc Schreckniß; ist das eben das, was der Oesterrei- cher mit Schrecknuß ausdruͤcket? Wie es nicht fesseln kann! “ Freunde! geht unbesorgt, daß magische Schroͤckniß euch fesseln. Noah, 139 S. Ha! Ha! nun sehen wirs: es ist ein magisches, oder vielmehr Rathbodmerisches Schreckniß; wir ziehen die Wuͤrde mit dem Namen aus List zusammen; denn dieser erhebet jene: und wir fuͤrchten, unser Leser wuͤrde nicht unsere List bemer- ken, wenn wir ihn nicht davon unterrichteten. Schreiben; sich arm schreiben, heißt, viel Pa- pier verderben; hier aber sich fuͤr arm ausgeben. “Wie ungemein war deine Liebe, “Die Schoͤnheit, Stand und Gut vergaß, “Und mich, so arm ich mich selbst schriebe, “Allein nach meinem Herzen maß. Haller, 123 S. Se. Gn. machen sich hier die poetische Freyheit bey schriebe, a. St. schrieb, zu Nutze: eine Frey- heit, die von Stuͤmpern errichtet, und von Faulen beschuͤtzet wird. Schoham: s. oben a. St. Baͤcher. Schuͤtten Voͤlker aus hundert Thoren. Hier se- hen wir, wie der Thorschreiber die Thore an- packet, und Voͤlker ausschuͤttet. Thamista that es: “Diese schuͤttete Voͤlker aus hundert eher- nen Thoren. Noah, 80 S. So schuͤttet ein Tollhaus und mancher Pindus Narren. Der Herr Rath haben sonder Zweifel B b 3 von Sc Se von egyptischen, oder, hoͤrest du dieß lieber? von mizraimischen Staͤdten gelesen, die hundert Thore hatten, und aus jedem Thore zehen tau- send Mann in den Krieg schicken konnten. Sie lasen es, merkten es sich und trieben es noch hoͤher. Schwindelgeist; einen mit Schwindelgeiste traͤnken: ein feines Getraͤnk! Rath Bod- mers Schwindelgeist ist so dick, daß man ihn mit Loͤffeln essen koͤnnte. “Ein Volk, “Das, von dem Schwindelgeiste getraͤnkt, von Gott sich verirrt hat. Noah, 10 S. Schwindlichte Tiefe ist nicht eine Tiefe, die da schwindlicht ist; sondern die schwindlicht machet. “Jn einer raͤumlichen Jonke versuchet er die schwindlichte Tiefe. Noah, 52 S. Eine Jonke! dieses ist etwas vom Japanis- mus, so wie Caravelle von ich weis nicht was. Rath Bodmer versuchte diese Tiefe auch, und ihm ward schwindlicht, wie Noah und unzaͤhli- che Auswuͤrfe zeigen. Jhm ward uͤbel, und er brach sie dick und duͤnne von sich: der arme Mann! Seegnungen Gottes; so wie Fluchungen des Teufels. Noah, u. m. Allein, was heißt es? Wir wissen, daß wir nicht allerdings den Pflichten eines Lexicographen nachkommen, wenn wir nicht ein Wort zu erklaͤ- ren wissen. Denn, wenn wirs nicht wissen: so sollen wirs doch errathen. Jedes Ding aber hat seine Graͤnzen: sollte sie ein Lexicograph nicht auch haben? See- Se Seegruͤnes Maͤgdchen; ein violettener Patri- arch, ein purpurner Cardinal! Feine Dinger! “Mit ihm war ein Gefolg seegruͤner Maͤgd- chen geschwommen. Noah, 266 S. Sehender Milton. Da sieht mans, wie allge- mein oft Jrrthuͤmer werden! Hat die ganze Welt nicht geglaubet: Milton waͤre blind gewesen? Sie hat geirret, diese Welt, so klug sie auch ist, oder seyn will; und Rath Bodmer belehret sie eines andern; denn er hat die Oerter gesehen, “Die ihm die Muse Sions, die meine Gesaͤnge beherrschet, “Eben die, die unlaͤngst sie dem sehenden Mil- ton auch zeigte. Noah, 184 S. Oder soll es weißagen heißen? Wie bequem ein Wort nicht ist, das wie ein Januskopf zwey Ge- sichter hat! Das Unlaͤngst ist ohngefaͤhr 100 Jahr. Seher; ein goͤttertraͤumender Seher ist ein Seher, der Goͤtter traͤumet. Welcher Jude oder Teufel aber hat gesagt, daß der Heyland Goͤtter traͤumte? Ja, wenns Seher Klop- stock waͤre! “Doch, du wurdest ein Mensch, ein Goͤtter- traͤumender Seher. Off. St. Kl. 40 S. Der Teufel spricht etwas unrichtig; denn alle Menschen sind nicht Goͤttertraͤumende Seher, wie sein Klopstock: allein, die Teufel sprechen auch schlecht deutsch. Schwerleibige Dichter sind beym J. H. Oest die Reimer; ob wir gleich gewiß wissen, daß viele, die duͤnnes Leibes sind, sich unter ihnen befinden. B b 4 Wir Se Wir haben die Ehre, unserm Leser dieses starken und großen Geistes Glaubensbekenntniß vom Reime vorzulegen, welches auf dem Grymsel- berge so gut, als die Augspurgische Confeßion, gilt. Er ward ihnen zu schwer, der Reim; darum schafften sie ihn ab. “Den Reim, das glaube mir frey, hat tuͤcki- sche Dummheit erfunden; “Den Dichtern zum lethaͤischen Trank. “Er reizt, verzaͤrtelt Gehoͤr; jedoch sein gifti- ger Nebel “Umringt die Vernunft; verloͤschet den Witz. Brem. Ged. 54 S. Daß sich Gott erbarme! So waren, so sind so vie- le Voͤlker so tuͤckisch! Du tuͤckischer Opitz! Du tuͤckischer Rachel! du tuͤckischer Kanitz! du tuͤckischer Guͤnther! du tuͤckischer Gottsched! Ja! du tuͤckischer Haller und tuͤckischer Bod- mer! “Das sagt auch Klopstock nicht, der unge- schickte Reimer. Jn der Anmerkung vergleichet der Dichter den Reim mit einer Werbtrommel; wir, das Syl- benmaaß mit einem Kuͤhhirtenhorne: sehr sinn- reich; sehr breit! Seele in eine andere verweben: das ist also ein Tuch von Seelen. “ Seine Seele schien in der Seele Benonis verwebet. Jac. u. Jos. 4 S. Mit Erlaubniß, Herr Baron! gehoͤret ihr Weben nicht auch hieher? Jch freue mich immer, wenn Se wenn ich auch Jhnen begegne. Es ist ein Merk- mal, daß die Tiefe die wahre Natur des Menschen ist; weil auch Leute, die diese Tiefe vermeiden wollen, hinein plumpen. Sie sind jung; Sie koͤnnen sich bessern: besehen sie diesen Vers: hier ist er! “Wann die halb erstorbnen Bruͤste mir durch Seufzer aufgelebt; “Wann ein boͤser Traum die Sinnen in ver- neuten Gram verwebt. Die Sinnen sind huͤbsche Faden, Herr Ba- ron! Sonder Zweifel wollen Sie sagen: Wann ein boͤser Traum ihren Schoͤnen etwas betruͤb- tes vorgestellet; und sie aufs neue betruͤbet hat. Nicht wahr? Haͤtten sie da nicht sagen koͤnnen? “Wann ein Geist in boͤsen Traͤumen aͤchzend um ihr Bett geschwebt. Denn, wie Sie wissen, so fuͤrchten sich die lieben Kin- derchen oft vor Gespenstern. Sie wuͤrden da- durch den Weberstuhl vermieden haben, den ihre Schoͤnen, um so kuͤnstlich zu weben, doch nur aufs Bett haͤtten setzen muͤssen. Bedenken Sie: bey so zarten Gliedern ein Weberstuhl! Seicht. Ein Mode- und Lieblingswort, das wie eine alte Ritterlanze zu Scherz und Ernst zu gebrau- chen ist. “Wo Trieb, u. seichter Witz bey gruͤner Baͤu- men Frucht, “Die trinkbar weiße Milch beym zahmen Vieh gesucht. Zernitz, 2 S. Um Vergebung! Der Witz ist nie melken gegan- B b 5 gen. Si gen. Allein Sie wollen sagen, daß der Mensch habe anfangen zu melken; da werden Sie mir nun erlauben, die Partey unserer ersten Aeltern zu nehmen: sagen Sie! war das ein seichter Witz, der da schloß: eine Kuh oder ein Schaf haben et- was in den Eutern, nicht allein Kaͤlber und Laͤm- mer, sondern auch Menschen zu ernaͤhren? Eine Milchmagd aus Adams Zeiten halten wir einer Philosophin aus unsern Zeiten gleich. Noch eins! Hat der Leser schon eine schwarze Milch ge- sehen? Sicheln. Wer sollte vor hundert Jahren gedacht ha- ben, daß eine Fluth Sichel habe? Da sie aber nun Sichel hat, ist es nicht gefaͤhrlich, auf Si- cheln zu kaͤmpfen, deutsch, zu schwimmen? “— — wie wenn im schiff bruch “Lang ein mensch auf den Sicheln der Fluth um sein leben gekæmpfet hat. Jac. u. Jos. 55 S. Silberner Schleyer. Jst das nicht ein Schleyer von Silber? von gediegenem Silber: ein schoͤner Schleyer. Wir unterstehen uns, in al- ler Unterthaͤnigkeit, die wir Offenbarungen schuldig sind, zu zweifeln, ob Cidli, die Phillis des Lazarus, einen silbernen Schleyer getra- gen habe. Denn waͤre sie auch reich genug dazu gewesen, wie wir nicht zweifeln, weil sie eines Obersten Tochter war: so waͤre sie, wahrlich! nicht gescheidt gewesen, einen silbernen Schleyer, durch den nur ein Sehraff sehen kann, uͤbers Ge- sicht zu haͤngen. Sie hang ihn doch uͤber sich, nachden Si So nachden sie ihre Gedanken dem allerliebsten La- zarus gelispelt hatte. Ein Lazarus; ein fei- ner Liebster! Wir wuͤnschen Seher Klopsto- cken eine Lazara. “Also denkt sie; (sie lispelte? ) Es bricht ihr das Herz; sie kann sich nicht halten, “ Stille Thraͤnen zu weinen. Es sah sie La- zarus weinen, “Ob sie mit ihrem silbernen Schleyer ihr Ant- litz gleich deckte. Offenb. St. Kl. 132 S. Hieher rechnen wir auch ihre silberne Stimme, und goldenen Hauch, und diamantenen Schweiß. Sittimholz; ein artiges mizraimisches Holz; es waͤchset auf den Alpen, und Tischler Bodmer machet Saͤulen daraus. “— Es ( das Dach ) stand auf zirkelnden Saͤulen, “Welche von Sittimholz ins Ovale gesetzt empor stiegen. Noah, 14 S. Wenn die Saͤulen steigen koͤnnen: so koͤnnen sie auch wohl zirkeln. Sonnen. Fuͤnfzig Sonnen abwesend seyn: wie lange ist das? Gehet alle Jahre eine neue Sonne auf? Rath Bodmer glaubet vieleicht, wie einige Voͤlker, daß alle Tage eine neue Sonne aufgehe. “ Fuͤnfzig Sonnen war Noah schon mit dem Engel abwesend. Noah, 4 S. Sonnegebohrner, oder Sonnenbewohner. Ein Teufel ist also ein Hoͤllegebohrner; dahin gehoͤ- ret So ret auch eine Sonnengebuhrt; auch das Bey- woͤrtelein sonnicht. “ Lamech steht auf der Burg im Gespraͤch mit Sonnengebohrnen ꝛc. “Und er fragt unruhig darnach bey den Son- negebuhrten. e.d. Noah, 311 S. u. f. Sonne raͤumt die Mittagszimmer; d. i. es wird Mittag. Wie viel Begriffe liegen nicht in dieser Redensart? Denken wir nicht erstlich an die Sonne? dann an die Zimmer, die gegen Mittag gelegen sind? dann an eine Magd, die gleichsam, als einen Auskehricht, die Sonne aus der Stube raͤumet. Aber auf ein Wort! wird in den andern Zimmern nicht auch Mit- tag? Das heißt recht, den Tag mit Mulden austragen! Noch eines von raͤumen. Dieses Wort ward mit aus, ein, weg verbunden. Durch die Abkuͤrzung oder Enthauptung des armen Wortes entstehet eine bezauberte Zweydeutigkeit; indem man nicht weis, ob die Sonne die Zim- mer aus- oder ein- oder weggeraͤumet habe. “Als des Tages die Sonne die Mittagszim- mer geraͤumet. Noah, 40 S. Was andere, z. E. franzoͤsische Schriftsteller und Dichter, von den unsrigen auf eine sehr kenntliche Art unterscheidet, ist die Aufmerksamkeit, die sie anwenden, die eigentlichsten Umstaͤnde, zur Er- laͤuterung und Erhoͤhung ihres Vorhabens, in ei- ner Beschreibung zu waͤhlen und abzusondern. Die natuͤrlichen Umstaͤnde stellen sich von sich selbst dar; also haben sie nichts erstaunendes, nichts be- sonders. So sonders. Denn ist das was erstaunendes, wenn ich sage: der Mittag kam heran? Nein! das thut er alle Tage. Die Sonne muß in ein Zim- mer gesperret, und ihr ein Besen in die Hand gegeben werden. Diejenigen Umstaͤnde aber, die von weitem hergeholet sind, deren man sich nicht vermuthet, und die eine Art eines Widerspruchs haben, ruͤhren, setzen in Verwunderung, und er- schrecken ganz wundersam. Der Widerspruch be- sonders ist eine der annehmlichsten Zieraten unse- rer heiligen Dichtkunst; und ein Schuͤler ist oft darinnen noch ein groͤßerer Meister, als ein Pro- fessor: ein Schicksal, das unsere Kunst mit der Liebe gemein hat. Sonnenmeile. Jch will dir, lieber Leser! so gleich sagen, wie viel Erdmeilen eine Sonnen- meile ist: so bald du mir sagen wirst, was eine Sternenmeile sey. “Wenn wird toͤnen um euch der Pole don- nern; wenn vor euch “Wird der Gesang der Sphaͤren, in Stim- men der Meere verwandelt, “Brausend vorbeygehn, u. schnell die Reyhen wandelnder Sternen “ Tausend Sonnenmeilen herauf u. tausend hinunter, “Durch die Unendlichkeit werden erzittern. — Off. St. Klopst. 172 S. Doͤrfen wir das Große mit dem Kleinen verglei- chen? Uns naͤmlich koͤmmt St. Klopstocks Weltchen als ein ungeheurer Garten vor, der vormals So vormals einem großen Herrn gehoͤret; den aber nun ein geiziger Landjunker um ein bischen Gras verwildern lassen. Hier lieget ein zerbrochenes Saͤulenwerk, worinn die Kroͤten hecken, und Fle- dermaͤuse nisten; dort verfuͤhret uns ein Ueber- bleibsel eines Labyrinthes, durch die unordentliche Wendungen seiner Gaͤnge: allenthalben giebts go- thische Seltenheiten; und nirgends die geringste Ordnung. Doch locket uns das Ungeheure und die Scheußlichkeit der grotesken Stuͤcke immer weiter. Kaum bewunderten wir die Sonnen- meile: so wurden wir tausend Sonnenmeilen herauf, und tausend herunter mit den Reyhen wandelnder Sterne geworfen. Kaum forsch- ten wir nach, was diese Reyhen waren: so hoͤr- ten wir nicht den Klang, nein! den Gesang der Sphaͤren. Kaum zog unser leckerhaftes Ohr den Gesang mit geizigen Zuͤgen: siehe! so ward er in eine Stimme der Meere verwandelt, und ging brausend bey uns vorbey. Wir sprangen zuruͤck: und es donnerte! Die Pole knarreten und donnerten. Hat der Himmel auch Pole? Ein wenig Geduld, lieber Leser! Wir koͤnnen von der Sonne so bald nicht wegkommen, und in un- sern Gedichten ist immer Sonnenschein. Denn freylich! “ Sonnenschein in der Seel’ u. Freud in der Stille des Herzens “Jst der Froͤmmigkeit Lohn. Noah, 284 S. Was ist also eine Regenwolke? Hier entzuͤcket uns auch die Geschicklichkeit eines Dichters, — “Der So — “Der alle Scenen des Men- schen gesungen, “Diesen Maͤander, der mit verborgenem Pla- ne gemacht ist. Folglich auch die Scenen der irrenden Dichter, und den Maͤander der Witzlinge. Hierauf er- waͤhnen der Herr Rath zweener englischen Bar- den, “ Pop u. Jung: unsterbliche Namen — Die, wie ein loser Schalk hinzusetzte, Namen, “Die niemals unentweiht von B-dm-rs Lippen kamen. Solo-art. Dieses Wort druͤcket das Greifen eines Dichters folgender Gestalt aus: “So greif ich mit der Hand in meine Saiten, “Nach starker Solo-art, damit es bebe “Vom Jubel Daniens u. seinem Ahnherrn, “Und Jkens werde gedacht. Brem. Ged. 91 S. Ja! auf der Bockpfeife! Solo kann auch naͤm- lich sanft gespielet werden; und der Ton bebet mehr in sanfter, als starker Beruͤhrung der Saiten. Sorgen. Wir haben eine vortreffliche Bruͤhe ent- decket, Sorgen damit zu begießen. Se. Gn. gießen: “Unselig! wenn nicht wahre Liebe “Die Zuflucht seiner Seelen bliebe, “Die Lust auf seine Sorgen gießt. Haller 119 S. Mit Erlaubniß! wer gießt? Sor- So Sp Sorgen, die die Stirne durchpfluͤgen. Zu ei- nem Pfluge gehoͤren auch Ochsen: wo sind die Ochsen der Sorgen? Jn Dero Stalle, Herr Rath? “Sie bemerkten die Sorgen, die seine Stirne durchpfluͤgten. Noah, 168 S. Spæhen. Vor diesem spaͤhete man nur Fehlern nach oder aus: nun spæhet man die blösse des landes. “ Denn er hatte verdacht, sie wæren ge- kommen, die blœsse “Von Mizraim zu spæhen. Jac. u. Jos. 4 S. Speculationen hat J. H. Oest. “Daß auch die Nacht die Speculationen “Und unsere Finsternisse sah, und flohe. Brem. Ged. 17 S. Uns ging es, wie der Nacht; wir sahen Dero Finsternisse, und flohen sie. Spitziglaͤnglicht. — “Auch in der Ausdaͤhnung schienen “Am unermeßlichen Himmel Cometen mit baͤr- tigen Koͤpfen, “Mit spitziglaͤnglichten, theils breitgestraͤh- leten Schweifen. Nimr. 49 S. Dieses sind des Hrn. Magisters spitziglaͤnglich- te, baͤrtige, und breitgestraͤlete Verse. Zu die- sen fuͤgen wir Spitzigheißhungrige Bolzen; denn Bolzen kann so gut nach Fleisch hungern, als Schwertern nach Blut Sp Blut duͤrsten; denn unserer Feder duͤrstet nach Dinte, wann wir den Hrn. Magister sehen. “ Spitzheißhungrige Bolzen bedeckten die Feinde mit Haufen, “Wie ein Schwarm schwarzer Kraͤhen den Acker auf einmal bedecket. Nimr. 429 S. Bolzen und schwarze Kraͤhen: ein niedliches Gleichniß! Sprache. Das Wort Sprache wird fuͤr eine Mey- nung, fuͤr ein Bekenntniß genommen. Z. E. er will mit der Sprache nicht heraus. Jch will auch hierbey eine getreue Anleitung geben, das Feld der geistlichen Beredsamkeit anzubauen. Es traͤgt sich zu, daß wir unsere Gedanken von der Lei- besbeschaffenheit des ersten Menschen entdecken sol- len. Fehlet es uns an Gedanken und Beweisen, so sey man reich an Woͤrtern. Ohne mein Erin- nern versteht mans, daß die Sachen schon in den Woͤrtern liegen. Will man ferner in seiner heiligen Rede den Zuhoͤrern hoͤflich zu verstehen ge- ben, daß man kein Alltagsthema erwaͤhlet habe, so sage man: Die Gelehrten machen aus dem Leibe Adams eine Gebaͤude, uͤber dessen Bau sich die Sprachen verwirren. Man halte einen andern Ausdruck dagegen. Z. E. Die Ausleger sind nicht einig, von was fuͤr einer Beschaffenheit der Leib Adams gewesen sey. Wer den letztern Ausdruck dem erstern vorziehen wollte, der waͤre nicht wehrt, daß er eine Seele haͤtte, die C c schoͤn Sp Sq schoͤn denken koͤnnte. Was fuͤr Gedachtes liegt nicht in dem ersten Satze? Der Leib Adams, ein Gebaͤude, ein Bau, der babylonische Thurm, die Verwirrung der Sprachen, und die Zerstreuung der Voͤl- ker. Wenn man bey einem jeden dieser Stuͤcke sich nur zehn Minuten aufhalten wollte, so haͤtte man eine ganze Stunde geprediget. Und wer kann mehr verlangen? Findet man aber diesen Vortheil in den Anweisungen zur geistlichen Bered- samkeit? Nein! so offenherzig sind sie nicht gegen die Anfaͤnger. Die arme Jugend! Sproß. Wir haben die Ehre, unserm Leser einen Sproß von einem Stamme zu uͤberreichen, des- sen Wurzeln, des Stammes naͤmlich, in der Tiefe eingewurzelt sind. “Verdirbt bey stillem Reiz, vom Laster, das er flieht, “Kein unbemerkter Sproß ihm dort sein groß Gemuͤth. Zernitz, 84 S. Bey lautem Reize wollten wir rathen, diesen Sproß abzuschneiden. Squadron. Sowohl die Rechtschreibung, als die Anwendung dieses Wortes, ist viel zu bewun- dernswuͤrdig, als mein Buͤchelein dieser Zierde zu berauben. Verachtet doch die vollkommenste Schoͤne auch ein Schminkpflaͤsterchen nicht. “Auf dieß Versprechen kuͤhn bewegten die wil- den Giganten “Jhre St “Jhre starke Squadron; ( NB. Diese Squadron war zu Fuße. ) und wollten den Busch itzt betreten ꝛc. “Unter dem Fuß erbebte der Grund; u. dum- pfichte Stimmen “Wurden gehoͤrt, die bruͤllten im Bauche des Berges; — Diese dumpfichte Stimmen werden auch bey uns gehoͤrt; und bruͤllen sonderlich im Bauche, wann wir Merettich geschmauset haben. — — “Bald stachen “Lebende Flammen aus allen Zweigen u. Ran- ken; sie leckten “Mit geschlaͤngelten Zungen die Voͤdersten von den Giganten. Ein feines Lecken! Alles aus dem Virgil im Noah, 140 S. geschleppte Redensarten. Noch eins! Haͤtten doch der Herr Rath diese Squadron zu Pferde gelassen! Die Giganten wuͤrden auf die Saͤttel gestiegen seyn; und von ih- ren gigantischen Rossen das Paradieß uͤberho- let haben. Stadien; einen Stadien hinunter trennen. Dieses heißt den Schneider und den Aristotel zu- sammen geflickt. “Die (Unendlichkeiten) stoßen in ein schrecklich Meer zusammen, “Und trennen dich in Stadien hinunter. Brem. Ged. 18 S. Stapfen, a. St. Fußstapfen; denn man koͤnnte auch Handstapfen sagen. Bey der itzigen Um- C c 2 schmel- St schmelzung der Sprache ist man fuͤr nichts sicher, es sey so wundersam, als es wolle. “Doch uͤberall wirst du die Stapfen finden. Brem. Ged. 24 S. Wir finden sie freylich vom H. J. H. Oest breit, sehr breit! Stationen. Dieses war nur ein Kunstwort der Herren Hofmeister, wann sie von freyer Station sprachen. Frey Licht, frey Zucker, Caffee und Thee war darunter begriffen. Was gehoͤ- ret aber zu folgender? “Nun auf! erinnere dich der Stationen, “Worinnen Schoͤpfer u. Geschoͤpfe stehen. Brem. Ged. 14 S. Noch eine Station! “Noch unterschiedner sind die Stationen! Wir wollen sie ganz hersetzen. “Wie? oder wenn du astronomisch irrtest, ( narrenhaͤusisch ) “Und schloͤssest: itzund steht die volle Sonne; “Bald haben wir der Sonne letztes Viertheil. “Jch meyne: jeder Kluge wuͤrde lachen, “Und auch die Kinder wuͤrden dich belehren: “Ein anders sey der Mond u. unsre Sonne; “Noch unterschiedner sind die Stationen! Jch meyne: der Kerl waͤre aus dem Tollhause entwischet, wenn er nicht gerade so klug, als Hr. Oest waͤre. Jst das nicht narrenhaͤusisch? Stralen. So gar die Stralen pinseln; oder be- malen unsere Leiber und Steiße. Warum brau- che ich aber so oft das garstige Wort Steiß? Dar- um! St um! 1. ist mein Steiß so gut, als Hn. Bod- mers Gebuhrtsglied; 2. giebt es Leser, die nicht eine Messerspitze; sondern eine ganze Hand voll Salz der Spoͤttereyen haben wollen: und mein Buch ist nicht allein fuͤr Leute von feinem Ge- schmacke; sondern auch fuͤr eine etwas groͤbere Art geschrieben: z. E. fuͤr Bodmerianer! “Jch sehe schon den Glanz der Stralen, “Die unsre Leiber dann bemalen, “Wann Gottes Macht im Donner spricht. Samml. Nicol. 114 S. Doch vieleicht werden die Stralen von unsern Lei- bern bemalet. Was fuͤr eine angenehme Verwir- rung von Stralen, Glanz, Leiber, Donner: heilige Woͤrter! Weil wir einmal zu straͤlen ha- ben, wollen wir folgendes Stralen auch her- stralen. Stralen vor Freude; da haben wirs, daß wir vor Angst koͤnnen dunkel werden. “Kaum vernahm dieß der Seraph: so stralt er vor wallender Freude. Jm stralenden Seher Klopstock 142 S. Stechen in die Luft sind nicht Luftstiche; man brau- chet es a. St. sich in die Luft erheben. “Laͤngen von Obelisken mit schlankem coni- schen Koͤrper “ Stechen hinauf in die Luft, und suchen den Himmel der Wolken. Noah, 77 S. So giebts noch viele Himmel, und ist der Singer ein Ptolomaͤer? Kann etwas schlank und zu- gleich conisch seyn? C c 3 Stim- St Stimme klopfet. — “Und klopftest mit war- nender Stimme “An die Thuͤre der Brust. Noah, 169 S. So klopfet ein strafender Schulmeister mit war- nender Stimme an die Thuͤre des Hintern. Stimme eine sprechen. Eine schoͤne Stimme sprechen; und eine boͤse in donnernden Wet- tern: “Denn es war nicht mehr die Stimme des Fluchs, die Stimme von Stuͤrmen “Furchtbar verkuͤndigt, und in donnernden Wettern gesprochen. Offenb. St. Kl. 6 S. Eine feine Sprache! eine saubere Stimme! Dieses war mit etwas Propheten verdicket. Staub. Wir haben erstlich einen vornehmen und geringen, und alsdann folgenden Staub zu be- wundern. Sind diese Verse nicht zwey Kanini- chen! die Naͤrrchen! wie sie auf einander hu- cken! — “Die sollen von mir sich in Staub hin “Niederlegen, ohnmaͤchtig sich kruͤmmen, und winden, und jammern; “Wenn sie sich winden, u. kruͤmmen u. jam- mern: so sollen sie sterben. Offenb. St. Klopst. 41 S. Gelehrte pflegen oft nach bloßen Empfindungen zu urtheilen. Sie haben ein großes Vorbild gese- hen; sie sehen ein Nachbild; sie vergleichen es mit dem ersten; und nachdem sie nun Aehnlichkeit da- zwischen finden: so billigen, oder verwerfen sie es. Der St Der Satz ist richtig; nur mit den Folgen siehet es unsicher aus. Denn, wie ein Maler, der nur den Geschmack des Vatto hat, wohl Alexan- dern nach vattoischem Geschmacke malen wird; so ziehet auch ein Dichter dem Meßias ein Gewand von miltonischen Lappen geflicket an. Strecken. “Die Gegend ruͤhrt ein heilig Schroͤcken, “Man sieht die Haͤupter wartend stre- cken. Samml. Nicol. 110 S. Wir stellen uns hierbey Gaͤnse vor, die die Haͤlse wegstrecken, wenn sie durch ein Thor gehen. Denn die Juͤnger streckten die Haͤlse so, als der Heyland dem Sturme geboth. Fallen wir dabey mit unsern Gedanken auf die langen Baͤrte der Aposteln: so bekommen wir von diesem Strecken der Koͤpfe mit hinunter hangenden Baͤrten ein gar angenehmes Bild. Strauchroß. Herr Magister, Herr Pferde- baͤndiger! Was ist das fuͤr ein Roß? “Da — “Rannte der geschaͤftige Ludim auf seinem Strauchroß darzwischen. Nimr. 510 S. Zwo Seiten weiter hin treffen wir ein recht home- risches Stuͤckchen an. Chapelain war auch sehr stark in der Beschreibung der Wunden. “Der Stich traf uͤbers Brustbein die schwam- michten Lappen der Lunge. Nimr. 512 S. Etwas von der Anatomie in einem Heldengedichte kann nicht schaden; es dienet vielmehr zur Erhe- bung. Man glaubet, der Dichter sey ein Mann C c 4 in St in omniscibili bewandert: hat er gleich nur zween Froͤsche und ein paar Katzen zerschnitten. Strom; ein bruͤderlicher Strom: was ist das? Wir machen uns manchmal das Vergnuͤgen, ein Raͤthselchen zu suchen. Folgendes haben wir die- sen Morgen gefunden, und bewundert. “Ein anders Chor der Menschen schwimmt im Ehrgeiz. (wie Enten.) “Der ist der Gegenpart vom Trieb zu Schaͤtzen. “Ein bruͤderlicher Strom von gleichem Wasser. Brem. Ged. 27 S. Verstehest du auch, was du liesest? Jn der That, Herr Oest verdienet einen Platz untern philosophi- schen Dichtern; so bald man Jacob Boͤhmen zun Philosophen zaͤhlen wird. Strauch. Wir sind uͤber der Bewunderung des wilden Schmuckes dieses Strauches ganz wil- de geworden. “Und den wohlriechenden Strauch des wil- den Schmucks zu entlasten. Noah, 116 S. Noch wilder wurden wir, als wir e. d. ein Fraͤu- lein ohne Maͤnnlein folgendes erzaͤhlen hoͤrten: “Der sie, (Engel) durch seinen Hauch, in ihr er- steres Nichts blaͤst; “Aber sie lieber der Ewigkeit giebt; der hiesch mich dem Dunkel; “Hiesch mich der Nacht, die nicht zeugt ꝛc. Mit Erlaubniß, mein Fraͤulein! Das Dunkel der Frau Mama wollen wir nicht antasten; da Sie aber doch so viel von Ehesachen einsehen: wer hat St Su hat sie doch uͤberreden koͤnnen, daß die Nacht nicht zeuge? Werden die meisten Kinder nicht in der Nacht gemacht? Die folgenden Geister des gol- denen Tages bewundern wir herzlich. Stumpf Ohr, weil wir ja auch sagen, ein scharfes Ohr. Rath Bodmer hat kein stumpfes; denn er hoͤret Gras wachsen und Floͤhe husten. “O! so ist nicht sein Ohr so stumpf, daß er sie nicht hoͤre. Noah, 169 S. Stock. Jst das nicht hoch, wenn der Herr Rath die Tugend in den Stock werfen laͤßt? “Auch sie winselt im Stock. — Noah, 284 S. Sturm besegeln. Ey! diesen Sturm muͤssen wir besegeln: es koste Wams und Hosen. “Geh! ich halte dich nicht, und weine nicht eitele Thraͤnen, “Daß du am Porte schon stehst, indem ich den Sturm noch besegle. Noah, 224 S. Dazu werden wir uns des Herrn Rathes Luft- schiff ausbitten: denn auf einen groben Ast gehoͤrt ein grober Quast. Unsere Dichter sitzen wie Ad- disons Cherub auf den Wolken, und es kostet ih- nen gar nichts, Blitze zu streuen, und Stuͤrme zu hauchen: es sind recht stuͤrmende Maͤnner. Suͤnde suͤndigen. Es ist nicht genug zu suͤndi- gen; man muß auch sagen, was man suͤndi- get; Suͤnden suͤndigen; denn man koͤnnte auch wohl Tugenden suͤndigen. C c 5 — “Vor Su — “Vor seinem Gesichte “Sah er die Suͤnden der Menschen — — so die schlimmere Nachwelt “ Suͤndigen wird. — Offenb. St. Klopst. 72 S. Jm Vorbeygehen moͤchte ich wohl wissen, wie man das beweisen kann; daß die Nachwelt schlimmer sey. Unsere Voraͤltern waren Menschen; wir sind es auch; meines Wissens werden es unsere Kinder auch seyn. Da sind nun Menschen viel zu ehrgeizig, als daß sie andern den Vorzug so gar im Boͤsen lassen wuͤrden. Nein! Nein! die Welt war, wie ein Mensch, immer einerley. Suͤndfluth. Wir bewundern folgende Nachah- mung der Suͤndfluth: zum wenigsten schwim- met darinnen alles eben so ordentlich, als im Noah unter einander. — — “wohl hat man in dem Kleinen “Eine Nachahmung gesehen; als Vesuvens Mauern von Rauche, “Undurchsichtigen Dampf mit Wasserkruͤ- gen umwunden, “Ueber den Tempeln der marmornen Hera- clea gewoͤlbet. “Eine Nacht hing uͤber der andern an eher- nen Ketten. Noah, 251 S. Das ist recht koͤrperlich und unkoͤrperlich Zeug sinnreich durch einander gewebet; und mit Misch- masch und Wirrwarre durchstuͤcket. Die Was- serkruͤge unter andern, wo haben Sie die her, Herr Sy Herr Rath? Fuͤrchten Sie sich nicht vor den Scherbeln? Symphonie. Hier ist eine ganz vortreffliche! — “Das ganze Gebirge “Ward musikalisch; die Symphonie saß den flaternden Westen “ Auf die Schultern, und hutschte sich zum Weihrauch der Bluͤthe. Noah, 132 S. Das war wohl etwas unhoͤflich fuͤr ein so artiges Ding, als die Symphonie ist; allein der West kanns ihr auch nicht uͤbel nehmen: denn sie muß riechen. Systematischer Gesang; folglich auch ein proble- matischer und verworrener Gesang. “Ein Heer verworrener Jdeen, die das be- draͤngte Haupt kaum faßt, “Von keiner Kunst noch klug vereint, “Erheben sich aus meiner Seele, zum systema- tischen Gesang: “Wie aus dem dunkeln wuͤsten Chaos der Ele- menten Heer entsprang. Brem. Ged. 93 S. Das ist wahr! das ist wahr! Wir frohlocken im- mer, wenn wir eine so leichte Art des Lobes an- bringen koͤnnen. Denn die schoͤnsten Redensarten unserer heiligen Neologisten gleichen einem Buͤn- del Disteln, das man von keiner Seite, ohne sich zu verletzen, angreifen kann. Und da sie so listig gewesen sind, lauter heilige Materien zu ihrem Stoffe genommen zu haben: so muͤssen wir gar oft das dem Stoffe schenken, was wir am Zuschnitte zu Ta zu erheben finden; oder das dem Manne verge- ben, was sein Kleid versehen hat. So halten Schmaͤuchler, nur umgekehrt! das einem ver- braͤmten Kleide zu gut, was sie dem nackenden Spoͤtter hoch wuͤrden angerechnet haben. T. Tage, die sich in Monathe faͤdeln, oder reihen. “Mengen unwuͤnschbarer Tage, die sich in Monathe reihten, “Jmmerfort auf der Fluth in enge Kasten ge- fangen. Noah, 337 S. Wir nennen dieses den Meisekasten; worinnen man die Tage faͤngt. Tage mit Bley am Fuße sind langsame Tage. Das ist natuͤrlich! Wer Bley am Fuße hat, kann nicht sehnell laufen. Der Herr Rath haben daher wohl gethan, den Tagen Bley anzuhaͤngen. “Tage mit Bley am Fuß, in lange Reyhen verknuͤpfet. Noah, 390 S. Tanz. Ach! was fuͤr ein trefflicher Tanzmeister der Herr Magister nicht ist! Nun neune man mir noch einmal die gelehrten Pedanten! “Sie schlaͤngelten; schwankten und rungen; sie hinkten, huͤpften und spielten “Mit Koͤpfen, Augen und Haͤnden, mit den gelenksamen Fuͤßen. Nimr. 52 S. Waͤre noch mehr wackelnd an ihrem Leibe gewe- sen: es haͤtte auch gewackelt! Wie die starklei- bichten Damen nicht wackeln! Warum zogen sie Ta sie nicht Schnuͤrleiber an? Wer sich etwas leb- haft vorstellen kann: der denke sich einmal einen solchen Tanz! So wie sich Harlekin dennoch am Segen in der bischoͤflichen Tracht verrieth: so verraͤth sich der Hr. Magister auch am Wackeln. Wir moͤchten den Hn. wohl einmal tanzen sehen. Gehen die Verse auch nicht recht zu Tanze? Hier- auf folget ein schoͤn Soldaten- und Jaͤgerballet. Jm obigen Tanze trug Tirza ein Lamm unterm Arme. Wo das nun in der Angst was verlohren hat? Wie werden dann die Damen nicht auf Schaafmiste getanzet haben! Taub. Jn den alten Postillen lesen wir, daß der Heyland einen Tauben geheilet habe. Unsere hei- ligen Redner, die eben so zahlreich, als die Postil- lenschreiber, werden, unterscheiden sich in ihrer Schreibart himmelweit von der Einfalt der Alten. Es ist ihre Schuldigkeit, und die gelehrte Welt hat den groͤßten Nutzen davon. Man nehme die Re- densart: der Heyland hat einen Tauben geheilet, und halte folgendes Bluͤmchen dagegen: “Der Heyland heilete einen Menschen, “dessen beyde an dem Haupte sonst “kuͤnstlich geoͤffnete Gaͤnge, deren wir uns “bedienen, den uns von der Luft zugetra- “genen Schall zu sammlen, zu verneh- “men, und zu unterscheiden, von seiner “Gebuhrt an verstopfet waren.” Jch bekenne es, daß ich nicht eben taͤglich so gluͤck- lich bin, solche herrliche Beschreibungen auszuspaͤ- hen. Das Kerniche, Volle, Schoͤne, und das Uner- Ta Unerwartete wird man leicht ohne meine Anwei- sung entdecken. Nach solchen vollen, malerischen und aͤsthetischen Mustern muß ein junger Redner seine Geschicklichkeit auszubilden suchen. Die Schriften des Herrn B = = von A = =, S = =, und H = = werden ihm Gelegenheit zur Nachah- mung geben. Die Dichter der biblischen Epo- poͤen sind auch nicht zu verachten. Jch empfehle allen meinen Lesern die Gedichte des Herrn Bod- mers, fuͤrnehmlich seinen unvergleichlichen Noah. Man kann seine Schriften ohne Schmaͤucheley den besten Ausspruͤchen der heydnischen Orakel an die Seite setzen. Ein neuangehender Kanzel- redner muß sie etlichemal gelesen haben. Noah erinnert mich einer Parallelstelle, sie handelt von einem Menschen, Dem der Erkenntniß Thor von seiner Ge- buhrt an gesperrt stand. Noah, Bl. 96. Ein allerliebster Hexameter! der weiter nichts sagen will, als dieses: Er war blind gebohren worden. Man versuche es, und lese auch den Hermann; man wird keine Seltenheiten von die- sem Gepraͤge darinne antreffen. Es leben die Hexameter! Tausendstimmichter Sturmwind. Ein Sturm- wind hat also 1000 Stimmen; ein Zephir kaum ein Stimmchen. Allein macht denn eine Stimme Wind? Was nun eine nicht macht, koͤnnen auch nicht tausend machen; da jede der tausend eine Stimme ist. — — “Jhm kam in sein Antlitz “Durch Te Th “Durch die Himmel — “Ein tausendstimmichter Sturmwind ent- gegen. Off. St. Kl. 160 S. Temperamente. Hat man je von Temperamen- ten in der Religion gehoͤret? Laß, ehrwuͤrdiger Gott! mich itzund ein Herze Voll der tiefesten Demuth vor dir ausschuͤtten: Aber auch unerschrockene Gedanken eroͤffnen Mit einem die Natur besiegenden Gemuͤthe, Welches dich, Vater! nennt. Das von dir in die irdische Form mit Groß- muth herabkam, Nun auf der Bahn erhabner Religion dir wie- der zueilt, Großmuͤthig, wie die unumschraͤnkteren Seelen Scheu und zitternd sich zu dir nahn. Das macht Temperamente in der Reli- gion. Brem. Ged. 119 S. Diese irdische Form ist Oest. That; eine laute That; also eine stumme That. — — “Er selber hat das Verderben “Ueber sein Haupt gerufen! durch laute Tha- ten des Schicksals. Off. St. Kl. 140 S. Thaten. Es sind erhabne Thaten an der Ge- buhrt: Wir dachten schon an der Gebaͤhrmutter. “Noahs Soͤhne, die damals im mittlern Pa- radieß gingen, “Sahn das fliegende Schiff, und erriethen nicht, was es seyn koͤnnte. “Jtzt stands hoch an dem Rand’ des Bergs; erhabne Thaten “ Waren Tr Th “ Waren schon an der Gebuhrt. — Noah, 159 S. Der Baumeister dieses Luftschiffes war der Teu- fel und Bodmer. Traubengebirg, a. St. Weinberg; folglich Pflaumengebirg. Und dich, o Herbst! auf Traubengebir- gen. — Meßiade, 27 S. Traͤublicher, oder apfelichter Herbst: alles einer- ley! ein Herbst naͤmlich, wo Wein und Obst gut geraͤth. — “Da glaͤnzend “Felder mit goldener Ernt’ einladen, und traͤublichem Herbste. Noah, 53 S. Wann eine goldene Ernte bey Jhnen seyn wird: so wollen wir auch hinkommen; und unser Woͤr- terbuch vor Dero Augen vermehren. Traubengelaͤnder sind nicht Gelaͤnder von Trau- ben; sondern Gelaͤnder, woran Wein gezogen ist. “Jene mit hohen Traubengelaͤndern umhan- gene Huͤgel. Off. St. Kl. 95 S. Traͤufeln; ein Boden traͤufelt. Von unten her- auf? Das ist fein! sehr fein! “Unter den Fersen stieg aus dem traͤufelnden Boden ein Nebel. Noah, 33 S. Thraͤnen haben Geschlechter; weibliche und maͤnnliche. “Und entkuͤßten die maͤnnliche Thraͤne dem Auge der Vaͤter. Off. St. Kl. 164 S. So kuͤssen unsere Bruͤder, die vollkommenen Menschen, die nicht sterben. Allein, mit Erlaub- niß! wird ihnen ihre Erde nicht zu enge? Thau- Th Thauend. Jst das nicht eine schoͤne Kniebeugung von einer Scene? “Anmuthsvoll buͤckte sich vor dem Gesicht die thauende Scene, “Und zerfloß auf die untengelegne Felder sanft- schmelzend. Noah, 410 S. Thronen Erstgebohrner ist freylich Eloa: allein schlafen denn die Thronen bey einander? Die Thronen sind vornehme Engel; das weis ich: Erstgebohrne sind Kinder; das wissen wir auch: wo also Eloa der Thronen Erstgebohrner ist: so schlafen sie bey einander? — “Drauf kamen ihm der Thronen “ Erstgebohrner, ihn feyrlich vor Gott zu fuͤh- ren, entgegen. “Gott nennet ihn seinen Geliebten; der Him- mel: Eloa. — Off. St. Kl. 14 S. Diese Thronen steigen von ihren Stuͤhlen. Ey! Ey! Rath Bodmer! und Prophet Klopstock! haben Sie eine neue Logik? Das ist ja ein Wider- spruch! Ein Thron ist ja ein Stuhl: wie kann doch ein Stuhl vom Stuhle steigen? “Unterdeß waren die Thronen von ihren Si- tzen gestiegen. e.d. 21 S. Thuͤrme erschuͤttern das Priesterthum. Sonst wurden Thuͤrme erschuͤttert; aber alles veraͤn- dert sich. — “Ja! dieß Priesterthum — “Das in der langen Gefangenschaft selbst ba- bylonische Thuͤrme, D d “Das Th To “Das im Sturme der Waffen die schreckli- chen sieben Huͤgel “Nicht zu erschuͤttern vermocht. Offenb. St. Kl. 104 S. Man sollte glauben, der Tempel habe in Rom gestanden. So stuͤrmen auch Waffen? Noch ein sonderbarer Thurm, der da vom maͤnn- lichen Tritte bestiegen wird. — “er ging mit dem maͤnnlichen Tritte, “Welcher nur juͤngst den Thurm der Mit- tagshoͤhe bestiegen. Noah, 12 S. So hat die Mittagshoͤhe einen Thurm? Wie alt ist man da, wenn unser maͤnnlicher Tritt ihn bestiegen hat? Alt genug; nur nicht klug genug! Tod. Lieber Leser! bist du gleich noch so listig: so sollst du doch nicht errathen, was der Tod nach der klopstockischen Theologie ist. Jener Stuͤm- per antwortete bey der Pruͤfung dem Superinten- denten auf die Frage: quid est mors? E. H. so weit habe ich es noch nicht gebracht! Es koͤnnte leicht seyn, daß du es auch nicht so weit gebracht haͤttest, wenn du auch gleich Professor waͤrest. Quid est mors? - Des muͤden Wanderers Schlaf! Recht! denn alle Wan- derer sterben, wann sie muͤde sind. — “Komm! Ruhe vom Elend! “ Tod! des muͤden Wanderers Schlaf! und erbarme dich meiner! Off. St. Kl. 145 S. Der Tod ist ein allerliebstes Ding; niemals aber gefaͤllt er mir besser; als wenn er eine Maske vor- nimmt To nimmt und einen Domino anziehet; denn als- dann wird er ein gar angenehmer Gesellschafter. “Balsamiere mich nicht! es fodern dich andre Geschaͤfte; “Laͤnger nur traͤgt balsamiert der Leib die Maske des Todes. Noah, 227 S. Wir haben schon oben einen Tod von den Waf- fen Abirams gerochen; unsere Nase ist fein, und spuͤret folgenden Geruch des Todes noch aus. Denn dieser Tod, oder der Geruch des Todes, wehet liebliche Duͤfte zun Nasen der Lebendigen, die, ich weis nicht: sinds die Nasen, oder die Lebendigen? mit Gott ein- herwandeln. “Ob ihr der Schmerz gleich vorher verkuͤndigt war, und verkuͤndigt “Schon das Herz ihr geklemmt: so ergriff sie itzt nicht sanfter, “Als waͤr’ er unverwarnt dem zaͤrtlichen Her- zen gekommen. “Alle gehn dann den Leichnam zum letzten male zu gruͤßen, “Und den Geruch des Todes zu riechen, der liebliche Duͤfte “Zu den Nasen der Lebenden weht, die mit Gott einherwandeln. Noah, 233 S. Die Leichen vor der Suͤndfluth muͤssen sehr schoͤn gestunken haben. Wie er nicht greifet, der Tod! Und welch ein Gruß! Unverwarnt: Wie das so schoͤn ist! Ja noch mehr! Die heili- gen Maͤnner lehren uns im Leben sterben, da sie D d 2 uns To uns mit dem Tode so bekannt machen. Wir ler- nen weiter: daß der Leib eine Baßgeige ist, de- ren Saiten die Nerven sind. Dann und wann spielet der Tod darauf; man kann leicht denken, was das fuͤr ein trefflicher Geigenist ist. Er ist der Capellmeister, und die Krankheiten sind die Spielleute. “Noch erschien in Siphas Gestalt kein Herold des Todes, “Keine Krankheit; nicht einer von seinen warnenden Bothen, “Die an den Nerven reißen, den zarten Sai- ten des Lebens. Noah, 228 S. Die Krankheiten sind noch duͤmmer; sie sehen uns fuͤr eine Stahlharfe an. Gelt, mein Leser! du jaͤhnest? Noch eine Messerspitze Tod! “ Tod, das entsetzliche Wort, zog mit sieben- faͤltgen Schatten “Ueber mir auf. Noah. Lieber dreyzehnfaͤltig! “ Tod — — — “ Pfoͤrtner, der uns das Thor des ewigen Lich- tes entfaltet. Noah, 120 S. Ein feiner Thorwaͤrter! Wie die Schluͤssel nicht an seinen Knochen klappern! Noch eins! Der Tod macht uns zu Sommervoͤgeln und Zwey- faltern. “Denn der Tod schlaͤgt uns von den Fersen das irdische Bley ab, “Daß wir die Fluͤgel daran entfalten und Himmel auf fliegen, “Ge- To “Gegen welchen die Auen des Paradieses nur Nacht sind. Noah, 121 S. Da schwaͤrmen wir denn auf den aͤtherischen Auen herum; setzen uns mit den aͤtherischen Maykaͤfern auf die Blumen und aͤtherische Graͤ- selein; und flatern und huͤpfen. “Sipha verehrte die Macht, die so sanft sein Liebstes gepfluͤckt. Denn sie war eine hundertjaͤhrige Rose; und gehoͤrte zum himmlischen Strauße. Wir muͤs- sen den Artikel beschliessen, wie wir ihn angefan- gen, und unsern Stuͤmper nun fragen: quid est mors? “ Gottes unsterblich Werk verthun; wo- ferne das Tod heißt? Noah, 180 S. Wenn ich also mein Geld verthan habe: so ist mein Beutel gestorben. Ton. Klang und Laut haben wir besonders be- wundert: Ton wuͤrde boͤse werden, wenn wir ihm nicht auch Gerechtigkeit wiederfahren liessen. — — “ein goldner festlicher Ton floß “Laut mit langgedaͤhnetem Zug aus dem hoh- len Metalle. Noah, 241 S. “Da den Goldklang die Frau und Kinder Noahs vernahmen, “Fuͤhlten sie ihre Seelen sich auf den schwel- lenden Toͤnen “Hoch gen Himmel erheben mit heiligen Flam- men befluͤgelt. e. d. Die Seelen huͤpften auf die schwellenden Toͤne und flaterten weiter. Wir muͤssen auch ein D d 3 Soͤhn- To Tr Soͤhnchen von dem lieben Tone haben, und finden den Augenblick Tonreiche Namen, a. St. wohlklingende: ein Namen giebt also Toͤne. — — “dann wuͤrde der tonreiche Namen, “Mutter des Menschengeschlechts, und Mutter der lebenden Wesen — e. d. 184 S. Traͤufelnder Staub. Wie oben gesagt: Wasser staͤubt, und Staub spruͤtzt. Jst das der Regen- bogen? “Oder sind ihre Farben ( der Maͤgdchen ) ver- schiedner und feiner vertheilet, “Als der traͤufelnde Staub, der die Sonnen- stralen gebrochen? Noah, 91 S. Freylich! Ein Maͤgdchen daͤucht uns immer schoͤ- ner, als ein Regenbogen; erstlich hat es oft ei- nen Regenbogen auf sich, wann sie bunt gekleidet ist; und dann ist sie auch ohne den Bogen etwas Wirkliches. Auch im Meßias triefet ein Thal. 95 S. Traͤnken. So traͤnket Zernitz die Zuͤnfte: “Hier wird man oft mit Schimpf nothwend- ge Zuͤnfte traͤnken. Zernitz, 81 S. D. h. einen Schneider einen Bock nennen. Traum. Unsere lieben Alten hatten ein gut Mittel zu traͤumen: “Und nicht vom suͤßen Traum verdruͤßlich zu erwachen: “ Glaubt’ unsre Vorderwelt Gespenster, Alp und Drachen. Zernitz, 12 S. Wir hielten das Gegentheil bisher fuͤr besser; haben Tr haben aber doch noch ein bequemer Mittel gut zu traͤumen: Lies die Epopoͤendichter und unser Woͤrterbuch! Trenscheen. Diese eroͤffnet der Herr Magister im Nimrod, 403 S. “Laufgraben macht’ ich gedoppelt; Tren- scheen von innen und aussen. Tresore, oder Schenktische. — “vorm Speisesaal stunden Thresore, “Credenztische, Tafelgeraͤthe — Nimrod, 103 S. Credenztische zu Nimrods Zeiten! Ha! Ha! Ha! Jn der laͤcherlichen Schreibart sind der Herr Ma- gister sehr stark. Der Herr Hofnarr, Haba- cuc, purzelt auch hier. Und wir wundern uns, daß die Narren aus Nimrods Zeiten mit un- sern so viel Aehnlichkeit haben. Auch Porcellan ist hier, und Nimrod speiset, wie Ludwig der XIV. Unsere Hauptsorge muß demnach seyn, auch die Hofnarren unserer Helden zu beschreiben; kein Zotchen zu vergessen; ja durch dergleichen Male- reyen eine loͤbliche Weitlaͤuftigkeit zu erhalten. Wir muͤssen nicht allein das Gesicht einer Schoͤ- nen; sondern auch ihren Steiß malen; d. i. alle moͤgliche Bilder von allen moͤglichen Seiten zu zei- gen. Denn die Wahl, und eine aͤngstliche Unter- scheidung ist pedantisch; sie martern nicht allein den Witz; sie schraͤnken nicht allein die poetische Wuth ein, wodurch so manche schoͤne Beschreibung verlohren gehet; sondern machen auch noch die Buͤ- cher kleiner, welches fuͤr einen Dichter oft von ge- D d 4 faͤhrli- Tr Tu faͤhrlicher Folge ist. Ja, wir trauten uns auf unsere Kapelle die 24 Buͤcher des Nimrods auf ein halbes, ja noch weniger zu bringen. Tritt druͤcken, a. St. stehen. Seit dem die Arche den festen Tritt auf Ararat druͤckte. Noah, 371 S. Denn die Arche hatte Beine. Tropfen, a. St. traͤufen; folglich, ich tropfe, du tropftest, er tropfte. “Mit dem Arme, der von dem Blute der Un- schuld noch tropfte. Noah, 57 S. Truͤmmer modernde der Vorwelt besingen. Seher Klopstock thut zwar den alten Helden viel Ehre an, daß er sie fuͤr die Truͤmmer der Welt haͤlt; er aber haͤlt sich fuͤr einen Freund Eloas: “O! so hoͤr’ ihn, Eloa! wenn er, wie die himmlische Jugend, “Kuͤhn u. erhaben, nicht modernde Truͤm- mer der Vorwelt besinget. Meß. 25 S. So singet er denn, wie die Engelchen. Tuͤmpfel des Krieges. Ey! Ey! Das ist ein Tuͤmpfel des Verstandes. “So fraß in dem Tuͤmpfel des Kriegs der wuͤ- thende Spieß des Aradi. Nimr. 652 S. Tumm. Vor diesem glaubte man: das Ungluͤck mache klug. Allein Se. Gnaden sind vom Un- gluͤck tumm getroffen worden. Denn so sagen Sie: erstlich sind Sie taub, und dann tumm. “Mein Sinn zur Freude taub, von Ungluͤck tumm getroffen. Haller, 143 S. Ein Ue Um Ein seltenes Gestaͤndniß, welches ein Dichter so sel- ten, als ein Maͤgdchen, daß sie nicht schoͤn sey, oͤffentlich abzulegen pfleget. Wir verwundern uns daruͤber; und wuͤrden glauben, dieser Vers sey in der Hoͤhle des Trophonius geschrieben worden; wuͤßten wir nicht gewiß, daß wir Se. Gn. erst itzt hineingesperret haͤtten. U. Ue. Diese Sylbe ist eigentlich ordentlich abgedanket; der stolze Herr von Y hat sie verdrungen. Nir- gends haben wir diesen jungen Herrn und Stutzer verwegener gefunden, als hier. Ein keusches Maͤgdchen beschreibet die Gefahr des Umganges mit Mannsbildern. “ O! ein wildes verheerendes Ybel mit sturme bewaffnet “ Sitzet in seinem arm! u. ist zum verder- ben gerystet. Jac. u. Jos. 10 S. Ein Schalk sprach: es saͤße gar anderswo, das Ybel , als im Arme; allein, man kehre sich an die Spoͤtter nicht: verspotten sie nicht die Offenb. St. Klopstocks? Ueberlieferung, a. St. Sage; auch dieses Wort haͤtte im neologischen Fache bleiben sollen. Umfließen. Das Sylbelein um mit einem Zeit- worte, ist wie eine rothe Tinctur, die auch Was- ser faͤrbet. D d 5 — “Ge- Um — — “Gelindre Luͤfte, “Gleich dem Saͤuseln der Gegenwart Got- tes, umflossen sein Antlitz. Offenb. 5 S. Wir wollen so gleich sagen, was dieses umfliessen sey: so bald wir das Saͤuseln der Gegenwart Gottes werden auf unserm Gesichte empfunden haben. Umformen. Hier haben wir ein sicheres Mittel, das Ganze zu umformen. “Und wenn es sich nicht zu dem Ganzen passet: “So nimmst du Meisel, Hobel, Beil u. Sage, “Machst Fugen, Ecken, Ebnen, Loͤcher, Risse, “Und formst das Ganze um nach seinem Theile. So gehts an! So machet ein jeder Dichter sein Weltchen, wie ein Metaphisiker: Chacqu’un à sa Guise. “Erst Thaͤler, Huͤgel, Damm, u. endlich Berge; “Erst Wurzel, ferner Stamm, u. endlich Zweige. Brem. Ged. 4 u. 5 S. Man lese das ganze Kunststuͤck; und will sichs nicht passen: “So nimmst du Meisel, Hobel, Beil u. Sage ꝛc. Umgang. Sonst hielten Pfaffen und Gespenster nur Umgaͤnge: nun aber auch die Jahre. “ Aber zuvor wird der Umgang von man- chem Jahrhundert sich schliessen. Jac. u. Jos. 60 S. Umglaͤnzen. Wir wußten nicht, daß uns Freu- den umglaͤnzten, wenn wir freudig wurden. “Jhrer Kinder Gemuͤth ward von denen Freu- den umglaͤnzet. Noah, 187 S. Umhau- Um Un Umhauben den Kopf mit Eisen, a. St. den Helm aufsetzen. — “Er legte sein schuppichtes Erz an; “ Umhaubte mit Eisen den Kopf. — Nimrod, 492 S. So umledern wir die Hand, wann wir uns Handschuh anziehen. Ahme nach, lieber Leser! Ahme nach! Durch fleißiges Nachahmen uͤbertrifft man sein Vorbild. “Kannst du kein Klopstock seyn; kein wuͤster Bodmer werden: “O! es ist Raum genug vom Wieland bis zur Erden. Umgegoßner Geist. Wir bewundern den Schmelz- tiegel, in dem Se. Unsterblichkeit die Geister umgießen. Mit Erlaubniß! Was brauchen Sie fuͤr Kohlen? “Vieleicht, daß dermaleinst, die Wahrheit, die ihn peinigt, “Den umgegoßnen Geist, durch lange Qualen reinigt. Haller, 114 S. Wir nennen dieses das dichterische Fegefeuer. Unbill: ein allerliebstes Wort! Wir sind noch nicht so weit, es zu verstehen; mit Verschuß gehet es uns auch so. “Noch Unbill, noch Verschuß, kann vom All- weisen kommen; Haller 116 S. Nein! von Gott nicht! Vom Herrn Amman wohl! Und setzte sonst Hans Sachs vor den Abschnitt; nun thun es Se. Gnaden: “Gerech- Un “Gerechtigkeit, Gnad’ und “Der Arm der Gottheit ruht. Haller 102 S. Nicht anders als: Der Jaͤger und sein Hund, Die jagten beyde: und Sie hatten ihn fast; aber Der Has’ lief in den Haber. Unding. Rath Bodmer malt die Teufel schon oben so dumm, daß sie ein Ewignothwendiges uͤber Gott verehren. Seher Klopstock schil- dert sie noch duͤmmer: indem sie bey ihm gar ein Unding verehren. — “Hier ehret die Hoͤlle, “Die dich, Jehovah! verwarf, ein ewiges un- endliches Unding. Off. St. Klopst. 47 S. Waren die Maͤler denn schon ausgeheilet, die ih- nen nach Miltonen der Donner auf die Stirne ge- zeichnet hatte? Es ist ein Wunder, denn sonst sind sie bey Klopstocken immer kluͤger, als die En- gel. Unempfindbar. Ein maͤchtig neologisches Wort! Sprechet es aus: so stehet ein Gedank dar. Unerschaffen. Jtzt singen die Dichter schon, wenn sie noch nicht erschaffen sind. “Dann singt die heilige Brust im unerschaff- nen Chor “Des ewgen Schoͤpfers Ruhm in ewgen Liedern vor. Samml. Nicol. 149 S. Unhold: das klingt hexenmaͤßig! Der Tag ist nach dem Hn. Magister der Nacht unhold. “Die Un “Die Nacht, die Traͤumerin, war von der guͤl- denhaarichten Sonne, “Vor ihrem Unhold, dem Tage, ins Reich der Schatten entwichen. Nimrod, 488 S. Gelt! Hr. Magister! das ist homerisch! Schimpfen sie doch den armen Tag nicht so, dem wir beyde so viel zu danken haben; Sie, den Nimrod; ich, das Woͤrterbuch, das Sie und mich verewiget. Oder haben Sie etwan den Nimrod nur bey Nachte gemacht? Es koͤnnte wohl seyn: denn es ist finster genug darinnen. Noch eins von guͤldenhaaricht: koͤmmt das nicht von den meißnischen Guͤlden? Unruhe. Wir haben schon oben die Furcht des Hn. Magisters betrachtet; hier ist seine Unruhe, die wir im Jaͤger Nimrod Beute gemacht haben. — “Da ward die tiefaͤugichte Unruh “Mit todtfarbnen, schwarzblauen Lippen, mit eingekrochnen Wangen “Seine vertraute Gefaͤhrtin. Dieß schlimm- haͤlsicht, kahlkoͤpfichte Weibsbild “ Umgab Nimrods runzlichte Stirn im Schwarm herzfressender Sorgen. Nimrod, 11 S. Sollte uns jemals ein solches Unthier unsere Stirne umgeben: so wuͤrde uns gewiß uͤbel wer- den; und ich zweifle, ob sich der Herr Magister nicht wuͤrde brechen muͤssen. Unnatuͤrliches. Hier ist davon ein sehr natuͤrlicher Ausdruck. “Doch Un “Doch Unnatuͤrliches, wie schwer mans oft erkennt: “Weit schwerer wird dennoch Natur von Kunst getrennt. Zernitz, 7 S. Sind die Woͤrter nur deutsch: so darf die Fuͤgung nicht deutsch seyn. Unmuͤndig Kind der Ewigkeiten. Hat die Ewig- keit auch Kinder? Das ist ja eine Lust! mit allen Kindern! “ Unmuͤndig Kind der Ewigkeiten! Noch un- muͤndig! Was faͤngst du an? Brem. Ged. 48 S. Untermengt. Allein ist Witz u. Kunst vertheilet und vermengt, Daß mancherley Geschmack an manchen Fuͤhrer haͤngt: So richtet sich der Zweck des Meisters nach den Kunden. Brem. Ged. Vorr. Um dieses zu verstehen, maͤnge man Haͤckerling und Haber unter einander; der Haͤckerling wird haͤn- gen bleiben. Kunden wuͤrde Swift zur Poͤbel- figur rechnen; allein das war ein Spoͤtter: und wir schreiben nicht, um verspottet zu werden. Unverkürztes gesicht ist nicht ein Gesicht, dem das Kinn oder die Stirne nicht fehlet. Was denn? Was folget! — und schaute “Benjamin nach mit unverkürztem ge- sichte. Jac. u. Jos. 37 S. Unterfressen. Wir sind ein Lexicograph; ein sol- ches Geschoͤpf ist schuldig, die schoͤnsten Redensar- ten Un ten auszusuchen; wir thun es; und finden zugleich das Maul des Gestelles zu bewundern. “ Pfeiler — glitschen “Unterfressen von ihrem Gestell. — Noah, 293 S. Unwirthbar. Wohlan! Wieder ein Diebstahl! Ey! wie wird doch Lohenstein nicht gepluͤndert: Hier ein Bluͤmchen; dort ein Steinchen: bis er ganz ins Schweizerische wird uͤbersetzet seyn. Denn so sagt Thamar: “Mir ist kein Ort unwirthbar — Noah, 194 S. Wer bewirthet hier? das Fraͤulein den Ort? oder der Ort das Fraͤulein? Und so sagt Lohen- stein im Jbrahim: “Fuͤr des unwirthbarn Meeres Mund “Der Donau suͤße Lipp’, u. gruͤne Fluth zu kuͤssen. Pfuy! das schmecket garstig. Das gruͤne Zeug zu kuͤssen! Das nennen wir Lohensteinisiren; und es geschiehet oft, daß das, was man in der Jugend verworfen, im Alter geliebt wird. Denn z. E. so lobten wir nichts weniger, als den Herrn von Lohenstein, als wir die Sitten maleten; nun aber ahmen wir ihm nach, da wir den Noah verheutigen. Umsetzung. Man sagt: in der Welt gehen taͤglich Veraͤnderungen vor. Schlecht gegeben! Male- rischer: Jn Va Ve Jn der Welt ereignen sich taͤglich tausend Umsetzungen der Dinge. Buttst. vernuͤnft. Ged. 6. Band, 20 Bl. V. Vaterhoffnungen. Wir haben bereits oben die Quelle der Vaterhoffnungen bewundert; hier bewundern wir die Vaterhoffnungen an sich selbst. “Ehemals waren die Vaterhoffnungen mei- nem Gemuͤthe “Auch nicht fremde. Noah, 100 S. D. h. vormals schlief ich noch bey meiner Frau. “Diese Hoffnung, der Hoffnungen schoͤnst’ ist dir nicht verschlossen. e. d. 101 S. Jst das nicht schoͤn? Das Beywort hinten! Vaͤter erloͤsten des Mittlers. Klinget das nicht, als haͤtte Jesus mehr, als einen Vater? Das schieben wir dem Hrn. Klopstock ins Gewissen; und haben damit nichts weiter zu thun, als daß wir die Stelle hersetzen. Ja! was das wunderbarste ist: so sagt es Gott selbst. “Seraphim, und ihr Seelen, erloͤste Vaͤter des Mittlers! “Fangt ihr die Feste der Ewigkeit an! Offenb. St. Klopst. 19 S. Denn wir schreiben nicht fuͤr uns, die wir den Sinn wissen; sondern fuͤr den Leser. Verbluͤhlich, a. St. hinfaͤllig. “Kran- Ve “Kranke, verbluͤhliche Lust! die du dir, ge- blendet, “ Kurzsichtiger Juͤngling gewaͤhlt; “Reitzt nicht. — — Ode an Steinbruͤck. Man vermenge ja kein Strichelein. Verbrennen ein jaͤhriges Stierkalb seinem Na- men: heißt das, dem Namen opfern? Noah. Vergaͤllen das Gesicht; folglich die Zunge auf- klaͤren. Was Se. Gn. nicht fuͤr ein wunderli- cher Arzt sind! “ Kurzsichtiger! dein Gram hat dein Ge- sicht vergaͤllt. Haller, 144 S. Also! “Langsichtiger! Dein Scherz hat dein Ge- sicht versuͤßt. Vergessen; sich zum Schuͤler vergessen: warum nicht zum Narren? “Wie konntest du zum Schuͤler dich ver- gessen? Brem. Ged. 12 S. Vergleichender Leser: was ist das? “Und um das “Gegengift gleich bey dem Gifte zu haben: so ist “folgende Anmerkung — allerorts, wo ein phi- “losophisch, oder theologisch vergleichender Leser “anstossen, oder stolpern will, einzuruͤcken:” “Das Schoͤne und Erhabene der Dichtkunst, “nebst der edlen Kuͤhnheit, der sie sich bey Aus- “druͤckung ihrer Lehren bedienet; ermuͤdet oͤf- “ters die Vernunft und Aufmerksamkeit eines “Lesers, (ja wohl!) daß er glaubt, in sol- “chen Saͤtzen Fehler bemerket zu haben, die E e “doch Ve “doch leidlich wuͤrden gewesen seyn, wenn sie in “ungebundener Rede waͤren vorgetragen wor- “den.” Wir danken fuͤr den Rath, und wollen ihn allent- halben einruͤcken, wo Sie sich uͤber die Vernunft schwingen. Verjuͤngen mit einer Nachricht den Lebensodem. Das nennen wir ungemein; das war noch nie ge- sagt worden; und das sagen der Herr Rath. Sie verjuͤngen Odem; und veraͤltern - - Aber es ist auch ein Lebensodem: dem freylich das Leben hauchet. Unser Odem ist dadurch verjuͤnget worden, und wir wuͤnschen dem Hrn. Rathe eine gleiche Verjuͤngung, noch mehr Li- nien der Lenden, oder Fruͤchte des Verstandes von Jhnen zu sehen. “Wahrlich! Heut ist Seths Gott mit deinen Tritten gewesen, “Daß du den Lebensodem mir mit der Nach- richt verjuͤngest. Noah, 19 S. Mit deinen Tritten gewesen klinget auch besser, als mit dir seyn. Verkannt. Vor diesem sagte man: ich habe Sie verkannt; es hieß noch nicht: ich kenne Sie nicht: unser Seher aber nennet einen Mann, der in der Eingezogenheit lebet, einen verkann- tern Mann. Jesus “trat itzt in die stillere Wohnung “Eines verkannten u. redlichen Mannes. — Off. 142 S Darne- Ve Darneben waren Bierhaͤuser, welche sehr laut waren. Verlangen. Die mehrere Zahl von Woͤrtern, die keine haben, ist, wie bekannt, das Schiboleth. Es wird an dem kleinen Tischchen, Pfeifer- tischchen, gedrechselt, das in dem oben beschriebe- nen Dichtersaale stehet. Es sind die Spielwer- ke, die die heiligen Maͤnner ihren Juͤngern vor- werfen: da indessen die groͤßeren Schnitzer bloß fuͤr die Propheten bleiben; denn man muß auch mit Verstande stolpern. “ Deine Verlangen will ich, du Erstling der Auserwaͤhlten! “Sprach der Seraph mit freundlicher Stimme, dem Mittler erzaͤhlen. Off. St. Kl. 22 S. Erstling pflegte man sonst von der ersten Frucht zu sagen; nun aber heißt es uͤberhaupt der Erste; denn unsers Wissen haben die Auserwaͤhlten nicht Adam, den Opferpriester, gezeuget; sondern es ist vielmehr umgekehrt! Wir bewundern anbey die neue Wuͤrde Adams; stellen uns daher schon im Geiste vor, daß Herr Klopstock gewiß zum we- nigsten ein himmlischer Chorjunge seyn wird. — “Doch dann erst; dieß hoff’ ich zu meinem Erloͤser, “Wenn von ihm mein heiliges Lied zu Ende ge- bracht ist. “Alsdann sollen die Lippen sich erst, die den Men- schenfreund sangen; “Dann erst sollen die Augen, die seinetwegen vor Freuden E e 2 “Oft- Ve “Oftmals weinten, sich schließen; dann erst sollen meine Freunde, “Und die Engel mein Grab mit Lorbeern u. Palmen umpflanzen. e. d. 71 S. Das werden die Engel fein bleiben lassen! Sie werden diese Ehre den Teufeln uͤberlassen, die dem Seher mehr, als die Engel, zu danken haben. Wo ihn diese in der himmlischen Werkstaͤte, oder Schneiderherberge, zum Gewandschnei- der machen: so ist es viel. Ueberhaupt ist die Demuth zu loben, die aus dieser lucanischen und miltonischen Ausschweifung hervorleuchtet. Vermaͤhlen. “Voͤlker in Suͤden kennen kein Ver- maͤhlen. Zernitz, 101 S. Was, Henker! Heyrathen sie nicht? Wo bekom- men sie denn die Kinder her? Aus den Waden, wie Lucians Volk? Verrathen. Nichts ist schoͤner, als einen Satir und eine Nymphe zusammen zu koppeln: ein Wort, vor dem man laufen moͤchte; und eines, das uns an sich locket. Es entstehet daraus etwas Anzie- hendes, daß man der Verbindung nachzuforschen genoͤthiget wird. Wir werden dieses in folgendem Bluͤmelein gewahr. Denn so saget der breite Vorredner der Brem. Ged. “So habe ich “noch nie einsehen koͤnnen, daß die Freundschaft “zum Lobe verrathen werden koͤnne.” Gelt! der Leser auch nicht? So wenig, wie folgendes: “Es ist auch kein solches Lob, bey dem einer von “diesen Namen beschaͤmt husten muß.” Hier lernen wir, daß ein Name husten kann; und daß wir Ve wir husten, wann wir roth werden, und uns schaͤmen. Verscheucht sitzen. Wenn man sitzet, so sitzet man; und wann man verscheuchet wird: so laͤu- fet man. Herr Oest aber sitzet, wann er ver- scheuchet wird. “Er sitzt verscheucht; u. da er denket: Gott sey nicht weise, noch gut; “So schlaͤgt sein Blut. Brem. Ged. 50 S. Wenn Gott weise ist: so wird er auch gut seyn; noch ist also ein Anticlimax. Siehe Antilon- gin, 98 S. Verschwistert. Der Leser merke! “Und merke dir die Einigkeit u. Zwietracht “Der Koͤrper u. erlerne deinen Ursprung: “ Denn halb ist dir das Sichtbare verschwi- stert. Brem. Ged. 10 S. Jst das nicht ein wohl angebrachtes denn? Das Sichtbare ist demnach meine Halbschwester, und ich und Herr Oest ihr Halbbruder; und Einigkeit und Zwietracht unser Stiefpapa. Verstand. Dem Verstande die noͤthige Waͤr- me verleihen; das heißt, Gedanken bruͤten. “Wem ich unverstaͤndlich bin: ( wahrhaftig der “ganzen Welt! ) der wird fortlesen muͤssen, “bis er aus der neunten Ode, S. 77. eine Ge- “sellschaft hat kennen lernen vereinter Musen: “An Deutschlands Graͤnzen gegen Norden, wo sie der Bataver erblickt, E e 3 “Fast Ve “Fast kuͤhn beschaͤftigt dem Verstande die noͤthge Waͤrme zu verleyhn, “Jhn lebhaft, munter, hold zu machen, mit Wangen, gleich Aurorens Schein. Vorr. der Brem. Ged. So ist Hr. Oest auch eine Muse? Daß uns Apollo vor ihrem Einflusse behuͤte! Den Ver- stand mit Wangen munter machen, gleich Aurorens Schein! So hat der Verstand Wan- gen? So macht man ihn mit den Wangen munter? Wo bringen wir gleich Aurorens Schein hin? Welch eine Tiefe des Ausdruckes! Das gehoͤret zum Breiten. Verstecken den Dolch in deine Brust. Ein huͤbsches Verstecken! a. St. “Den Dolch will ich dir in die Brust stoßen! Welches ist besser? “Jede den Dolch in der Brust des Bettgenos- sen verstecken. Noah, 29 S. Vor wem denn verstecken? Verstummen die lauten Thraͤnen im sehenden Auge. Daß die Thraͤnen reden: das wissen al- le Verliebten; ob ihre Sprache laut, oder stumm sey: das entscheidet der Seher. Wir wuͤrden mit ihrer stummen Redekunst zufrieden gewesen seyn. Allein der Prophet wird dann und wann, wie die Juden in der Synagoge, laut. Ein se- hendes Auge, und ein hoͤrendes Auge sind in der itzigen Zeit der klopstockischen Verwandelun- gen sehr noͤthige Ausdruͤcke. Denn es koͤnnte leicht Ve leicht kommen, daß ein Ohr saͤhe, und ein Aug hoͤrte. “Da die lauten Thraͤnen im sehenden Auge verstummten. Offenb. 142 S. Hier sehen wir Thraͤnen, die im Auge laut sind, oder schreyen. Verthaͤtigung, a. St. Vertheidigung: ein Niedersaxonismus; hier aber ein Oestmus. Brem. Ged. Vorr. Vertuschen. Freylich! der Herr Rath haben Recht; die Suͤndfluth ist eine feine Tusche. Und es ist, leider! wahr: Gott hat die erste Erde mit ihr sehr vertuschet. — — Gefilde, “Die die Verwuͤstung der Fluth mit dem schoͤn- sten Lenzen vertuschte. Noah, 399 S. Hier ist sie gar ein Maler; wir glauben aber, daß es besser sey, sie zur Tusche zu machen. Denn et- was Nasses kann wohl nicht malen; ob man gleich damit malen kann. Verwaltung der Neigung verlieret der Geist. Das ist ein Ungluͤck; allein der Geist ist auch ein schlechter Verwalter. “Der schwache Geist verlohr der Neigungen Verwaltung; “Wir wendeten in Gift die Mittel der Erhal- tung. Haller, 109 S. Wenn ein Verwalter vergiften will: so muß er abgesetzet werden: Se. Unsterblichkeit haben wohl gethan. Aber merkest du wohl, mein Leser! daß dieses weibliche Reime seyn sollen? E e 4 Ver- Ve Verwehen. Wir lernen nur diesen Morgen, daß die Winde die Furcht verwehen. O! verwe- heten sie doch unsere Furcht, die wir vor dem großen Rathe haben! — “Das leichte Gemuͤthe “ Ueberliefert die Furcht vor Leid den verwe- henden Winden. Noah, 28 S. So! So! So ist das Gemuͤth der Lieferant! Verwelkendes Licht siehet man im Noah, 215 S. Wir werden also eine verloͤschende Rose sagen. Der große Rath redet von der Quelle der vollen Ergießung der Seligkeit, “Gegen die selbst die helleste Lust des irdischen Lebens, “Die aus ihr fernher fleußt, ein blasses ver- welkendes Licht ist. Hierauf accentuiren Sie von einem Orte, wo “ Nectar funkelt, die Engel zu uns freund- schaftlich sich halten, “Und die Stroͤme des Lichts mit uns empfin- licher hauchen; nicht spuken. So verwehen wir auch die Staͤr- ke des Armes: “Zorn u. Reu uͤberfiel die wilden hochbeinich- ten Maͤnner, “Daß sie die Staͤrke des Arms, worauf sie trauten, verweht sahn. Noah, 156 S. Verwuͤstung reden, so wie Gluͤckseligkeit stam- meln, an vielen Orten aller heiligen Epopoͤen. Verzetelt. Die Pfeile des Todes um sich her liegen sehen: das waͤre niedrig. Der Tod muß sie, Vi sie, wie ein altes Weib das Werk, um uns her ver- zeteln; und dann wird es tief. Beym Worte tief ist zu bemerken, daß unsere Dichter es mit Recht von ihren Versen brauchen. Denn, weil doch ihre Gedanken in der That sehr morastig sind; der Morast aber tief und oft unergruͤndlich ist: so sind ihre Verse tief und unergruͤndlich. Was Wunder! daß man den Sinn nicht siehet? Der ar- me Schelm kann ja wohl einsinken. “Damals sah ich um mich die Pfeile des To- des verzetelt. Noah, 32 S. Vierschreitige Sallum. Dieser vierschreitige Vers stehet im Nimr. 506 S. “Der langhaͤndichte Koͤnig “— Fuhr voll Grimmsuͤchtigkeit mit seinem flammichten Reißspieß “Unter die geschilderten u. gepanzerten Helle- partirer. ꝛc. “Die Spießknechte wichen zuruͤck; die Lanzen- traͤger der Feinde “Wehrten ihn nicht von sich ab. Er schlug un- ter die Kinder von Eber “ Ono, Realja, Stebai, u. den vierschreiti- gen Sallum. - - “So wie ein Blackfisch im Wasser sich selbst mit Dinte bespeyet; “So roͤhrte hier dem Caphthorim das schwarze Blut aus. Nicht wahr? mein Leser! Hier hat sich unser Hr. Magister selbst uͤbertroffen. Das graue asch- E e 5 farbe- Vl Vo farbene Mark, den doppelten Ballen, und die Zirbeldruͤse wollen wir ein andermal bewundern. “Seine Ruͤstung wurde vergarstigt ꝛc. e. d. Vließ. Hier haben wir ein vortreffliches Vließ erobert. “ Heerden mit weissem vließe beglænzt umirrten die auen. Jac. u. Rachel, 5 S. Das muͤssen Schafe oder weiße Kuͤhe gewesen seyn; aber nein! sie waren nur beglaͤnzt davon. Wo kam also der Glanz her? Volk. Jst das nicht ein fuͤrchterliches Volk? Voͤlker, deren Namen sich in im endigen, sind schroͤcklich. “Groß’ u. maͤchtige Staͤmme, die Nephitim, Rephaim, Zuzim, “Mit der Gibbarim Staͤrk’ u. mit Zamzum- mim u. Emim. Noah. Das sind nicht zwey; sondern ein ganzes halbes Dutzend Kaninichen. Vollendete Vaͤter, und angefangene Kinder. Wann faͤngt man also Vaͤter an? “Euch erwarten vollendete Vaͤter. Offenb. St. Klopst. 29 S. Vorgrund. Jst das etwas anders, als Grund? Doch, wir sind nicht Maler, und der große Rath hat einen Pinsel! “Keine Vertiefung, kein Vorgrund, das Feld ein flaches Stuͤck Leinwand. Noah, 204 S. So malten sie vor der Suͤndfluth. “Ueber Vo Wa “Ueber dem Anblick mit sanft durchfahren- dem Wunder betreten, “ Flatern sie uͤber den Glanz der Tafeln mit schweigenden Augen. e. d. So flatern die Menschen? Wir fuͤrchten; sie werden im Flatern purzeln, und Hals und Bein brechen. Vorwurf; welches gar zierlich a. St. Gegenstand gebrauchet wird. Man sollte sich schaͤmen, es den Neologisten zu entwenden. W. Waare. Von nichts redet man mehr, als vom Witze, und nichts ist so unbekannt, als der Witz. Welcher Mensch, welcher Dichter wuͤrde nicht boͤse werden, wenn man ihm sagte: er waͤre nicht wi- tzig; ob es gleich ausgemacht ist, daß wir mehr Narren, als Dichter haben? Es ist wohl wahr, daß kein Mensch klug ist, wenn er nicht ein bischen ein Narr ist. Allein, auch diese Regel hat ihre Ausnahmen. Denn ist Rath Bodmer nicht klug? Und dennoch kein Narr! Demjenigen, der sich so vergehen wollte, ihn dafuͤr zu halten, woll- ten wir nur folgenden Vers vorlegen. Denn wel- cher Dichter, und welcher Witzling hat einen Wald eine Waare genennet? “Wild, von der Kunst nicht bezaͤhmt, besetzten die Ebnen u. Neigen, “Hayne von Caus, u. Straͤuche mit Cinna- momus u. Myrrhen: “Eine Wa “Eine Wildniß wohlriechender Waare! Noah, 7 S. Wir rochen hier schon ladan u. storax. Diese Wildniß koͤnnen der Herr Rath behalten; Co- cus, Cinnamomus und Myrrhen muͤssen Sie dem Hrn. Wuͤrzkraͤmer Lohenstein wiedergeben. Es ist naͤmlich nicht fein, sich mit fremden Federn zu schmuͤcken. Waffen, die das Bluten verlernen. So bluten die Wunden nicht mehr? Nein! nach Herrn Bodmern die Waffen! Sie koͤnnen es folglich auch lernen. “An ein Pfoͤstchen von Jaspis, wo in friedfer- tiger Ordnung “Seine Waffen bey Gartengeraͤth das Blu- ten verlernten. Noah, 14 S. Wagen. Was Teufel! Sitzet der Nordwind auf Wagen? Das ist ein fauler Wind! — “wenn brausend auf ehernen Wa- gen der Nordwind “Ueber sie faͤhrt — Off. St. Kl. 49 S. Ha! Ha! So brauset das Erz; und so wird sich der sanfte Zephir auf einen goldenen Wagen setzen. Waͤhnen, a. St. denken. Denn auch veraltete Woͤrter erheben die Schreibart. Sie gleichen dem Pfeffer in einer Wassersuppe; und gehoͤren zur fremden Schreibart, mit der man ein Gedicht, so gar nach Aristoteln, erheben kann. — “wir waͤhnten, er truͤge die Lasten “Seiner Schuld — Off. St. Kl. 143 S. Auch Wa Auch a. St. Wahn, wie der deutliche Zernitz sagt: “Nach Regeln wirk’t (die) Natur; der Men- schen Kreuz ist Waͤhnen, “Und man verklaget Gott; und meistert ihn durch Thraͤnen. 79 S. So rechtfertigen wir ihn mit Lachen. Waͤlzen; ein Lieblingswort der Hrnn. Neologisten und Wurmsaamianer; zwey gefaͤhrliche Voͤl- ker! “ Multa fero, ut placem genus irritabile vatum “Cum scribo. Horat. Nirgends aber haben wir ein so schoͤnes Gewaͤlz als hier gefunden: “Wenn das hindernde Fleisch von meiner Seele gewaͤlzt wird. Noah, 309 S. Erstlich aber bitte ichs von den Knochen zu waͤlzen oder zu winden. Oder “Jch will dem Sohn befehlen, das Schwert im Vater zu waͤlzen. e. d. 354 S. Jst das nicht ein Gewaͤlz? Wachsen; mit strebenden Schritten wachsen. — — “ er sahe “Ihn mit strebenden schritten zu Josephs tugenden wachsen. Jac. u. Jos. 4 S. Waldichter Hang; sonst: haͤngender Wald. Hier sehen wir Verliebte, als Eichhoͤrner, klettern. — “Die Wa — “Die liebenden Frauen “Giengen — — “Durch den waldichten Hang mit zoͤgernden Schritten hinaufwaͤrts. Noah, 176 S. So haben auch der Herr Seher einen waldichten Gipfel, wo wir vieleicht einen gipfelichten Wald gebrauchet haͤtten. — “Die hoch und erhaben “Stand, u. mit leisem Geraͤusch vom stillen waldichten Gipfel “Schlummer und Thau auf die Ruhenden traͤufte — in Dero Ges. 92 S. Wallfisch ein gebirgichter; so, wie ein gewall- fischtes Gebirg; der Wallfisch naͤmlich hat ei- nen hohen Ruͤcken. “Damals errettete nicht den starken gebirgi- gen Wallfisch ꝛc. “Wenn er die Fluthen peitschte; noch sein ge- pfluͤgeltes Schwimmen. Noah, 299 S. Das half dem Xerxes auch nicht. Das gepfluͤ- gelte Schwimmen gefaͤllt uns gerade so, als ein gehufeistes Reiten. Wandelnde Himmel umfließen ein Antlitz. Dieses wollen wir uns naͤchstens malen. — “als sein erhabeners Antlitz “Wandelnde Himmel umflossen — Offenb. St. Klopst. 162 S. Wasserprovinz. Unsere Wasserdichter haben al- lerliebste Wassersachen. 1. eine Wasserpro- vinz; da man ja sonst des Neptunus Wasser- reich Wa reich sagte. Wo nun ein Reich ist: da sind auch Provinzen. “Diese Wasserprovinzen, die nur der Himmel begraͤnzte. Noah, 282 S. 2. Wasservieh; und das sind nicht nur Fische: “Thier und Voͤgel, und Menschen mit einem Schlag zu verknuͤpfen, “ Stopfte (a. St. fuͤllte ) nicht den Rachen des Tods; er stieg in die Tiefen, “Auch an dem Wasservieh den ewigen Hun- ger zu speisen. e. d. 298 S. So verknuͤpfen dann Schlaͤge; so speiset man den Hunger, und traͤnket den Durst. 3. Ha- ben wir auch Wasserspiele; z. E. die gruͤnen Kinder des Utanotangs — — “begiengen “Seltsame Spiel’ um die Arche mit Wasser- treten u. Plaͤtschern. e. d. Wir moͤchten den Hrn. Rath gern Wasser treten und plaͤtschern sehen. Das Plaͤtschern sonder- lich gefaͤllt uns. 4. bauen wir auch Mauern von Wasser. “Stuͤrzen die wassernen Mauern von beyden Seiten zusammen, “Und begraben den Krieg in die See. e. d. 333 S. 5. haben wir Wassergebirge, Wasserurnen u. d. gl. “Aber nun thaten die Wolkengezelte sich auf, und man sahe “Umge- We “ Umgewendete Wasserurnen zur Erde ge- neiget, “Jn unzaͤhlicher Zahl mit vollen strotzenden Baͤuchen. e.d. 326 S. Ach! welche strotzende Baͤuche! und gießende Steiße! 6. heißt also dieses eine Wasserwelt. e. d. 110 S. “Welches der Fluth widersteh, und uͤber die Wasserwelt schwebe. Auch ein waͤssern Bett! da schlafe ein Schwei- zer: und ich nicht! “Weiter hin, unter dem suͤdlichen Ende des waͤssernen Bettes. e.d. 174 S. Wechsel. Jst folgendes nicht eine feine Vermaͤh- lung? “Eh’ noch der Wechsel sich mit ihrem (der Jah- re) Lauf vermaͤhlte. Samml. Nicol. 87 S. a. S. ehe noch Jahre auf einander folgten; al- lein wann war das? Ueberhaupt merken wir an, daß das Wort vermaͤhlen, und alle seine Sproͤß- linge, wunderlichen Fuͤgungen in der deutschen Sprache unterworfen ist; Fuͤgungen, die allein das Alterthum rechtfertiget: denn dieses rechtfer- tiget auch Thorheiten. Weg. Lieber Leser! Du hast mit uns schon einen Sehraff bewundert, der da Weiten ver- schlang: bewundere doch folgenden Weg! “Aber sein Weg ist von einer die Zahl ver- schlingenden Laͤnge. Noah, 310 S. Der We Der Schlund dieser Laͤnge zeiget das Feine des Witzes an, der ihn erfunden. Wegfallen. Man irret, wenn man glaubet, daß dieß wegfallen heiße; es heißt vergessen. “ Jm zehnten Gesange beym 545 Verse “sind folgende Zeilen weggefallen.” Noah, 413 S. Wir schlugen nach; wir glaubten, sie sollten wegbleiben; aber siehe! wir irrten uns, und sie sollten eingeschaltet werden. Da siehet man, daß man mit den deutlichsten Worten oft undeutlich werden kann. Woͤrter sind Zeichen der Gedan- ken; das ist wahr! Wenn aber meine Gedanken nun anarchisch sind: koͤnnen wohl ihre Zeichen diese Anarchie verlaͤugnen? Z. E. Wenn ich sagte: Bodmern ist die gesunde Vernunft in der Dicht- kunst weggefallen: wuͤrde das nicht durch halb Deutschland heißen, sie sehlet ihm? Jn der Schweiz hingegen: sie ist ihm einzuschalten. So wahr beydes in einem gewissen Verstande nun seyn kann: so viel durchnebelter bild- und wort- reicher Witz ist ihm dagegen zugefallen, daß er der gesunden Vernunft gar wohl entuͤbrigt seyn kann. Denn wird nicht jeder lieber witzig, als vernuͤnftig seyn wollen? Rath Bodmer hat da- her, mit Huͤlfe seines Pinsels, die alte und neue Dichtkunst dermaßen vertuschet, daß man jene vor dieser nicht siehet. Wegschrecken einen, oder wegscheuchen. Wir denken hierbey an einen Popanz, mit dem man die Kinder jaget. Se. Gn. brauchen ihn, die Armuth zu verjagen. F f “Die We “Die Pracht u. Ueppigkeit hat Armuth wegge- schreckt. Haller, 94 S. Es kann auch das Gegentheil heissen. Weinende Wolken. Die armen Wolken! Was mag ihnen doch wiederfahren seyn? “Auf ihm ruhet die Nacht mit kalten weinen- den Wolken. Offenb. St. Klopst. 95 S. Wir werden so bald von Weinen nicht loskom- men. Boni viri lacrimabiles, und unsere heilige Maͤnner sind sehr zaͤrtlich. — “Hier weinten die Seelen mit Thraͤ- nen der Engel. e. d. 21 S. Haͤtten sie nicht besser gethan, sie haͤtten mit ihren eigenen Thraͤnen geweinet? Denn wie weinen die Engel? Solls heißen, sehr weinen? Wenn ein Mann also weinet: so weinet er mit Thraͤ- nen der Weiber. Wer aber wie Klopstock weinet, der weinet wie Eloa. Wir sagen auch, Thraͤnen weinen; wir weinen naͤmlich auch Blut; wir koͤnnten leicht vor Freuden uͤber unsere Erfindungen ein gar ander Wasser weinen. Das gen Himmel auf- und herunter weinen ist weit uͤber unsere Lobspruͤche. Weitscheinig flimmernde Waffen. Der Herr Magister sind immer zu bewundern; Sie sitzen am großen oder kleinen Tischchen; Sie zim- mern ein Weltchen, oder ein Woͤrtchen. “Sie zogen truppweise her mit weitscheinig flimmernden Waffen. Nimr. 428 S. Welten von Sclaven hat ein Koͤnig; Welten voll We Wi voll Narren aber giebts auf dem Pindus. Oft hat ein Koͤnig nicht das Tausendtheilchen der Welt zu beherrschen; und ein Dichter nicht ein Graͤselein auf dem Parnasse gepfluͤcket. Noah, 48 S. Wellen sind Wellen; nicht wahr? Wer Henker hat je Wellen zusammen gerollet? Der Herr Rath! Sie rollen eine Welle von Papyrus; weil Rolle zu niedrig klinget. “Aber Debora trug von den Blaͤttern des Baumes Papyrus “Unter dem Arm zwo sanft zusammen gerol- lete Wellen. Noah, 238 S. Da war also das Papier schon vor der Suͤndfluth erfunden. Welt. Hier lernen wir, daß die große Welt Schaͤfergedichte mache: “Der stille Schaͤferstand wird von der großen Welt “Auf ein gewisses Ziel entfernet vorgestellt. Zernitz, 2 S. Man siehet wohl, daß der Dichter in der großen Welt gelebet hat. Wiehern donnerndes der Pferde. Kein Dichter hat Pferde donnern lassen; Virgil laͤßt sie nur mit feurigen Athem den Morgen anhau- chen. Wo nun Feuer ist, da kann es auch kna- stern oder donnern. — “itzt warens verschiedliche Stimmen: F f 2 “Sum- Wi “ Sumsen der zarten Jnsect’ ein pfeifendes Schlagen der Voͤgel, “Oder ein wirbelndes Lied, der Pferde don- nerndes Wiehern. Noah, 401 S. Windichter Sturmwind. Das ist neu! das wußten wir vorher nicht, daß ein Sturmwind windicht sey. Diese Entdeckung sind wir dem Hrn. Rathe schuldig. “Nach der Veraͤndrung am Erdball, dem Werk der reissenden Fluthen, “Mag die Luft und das Meer der windichten Stuͤrme beduͤrfen. Noah, 368 S. Das Werk der Fluthen hat etwas lockendes; man weis nicht, ob der Erdball oder die Veraͤn- derung ihr Werk sind. Winseln ein sterbendes; das arme Winseln! Es stirbt also? “Aber bald wird sich der furchtbare Tod am Ta- ge des Jammers “Ueber sie breiten, am Tage der Qual und des sterbenden Winselns. Off. 93 S. Noch ein sterbendes Winseln! des heil. Win- selers. “Jn ihr muͤsse man auf den Gebirgen ein ster- bendes Winseln “Hoͤren! Ein sterbendes Winseln in tiefen verfallenen Graͤbern “Muͤsse man hoͤren! e. d. 190 S. Zwey allerliebste Kaninichen! wie sie nicht hucken! Wiehernd. Noch etwas wieherndes! Wie- hernde Blicke und verliebte Pferde! Ey! Herr Rath! Wi Rath! Wiehern Sie einmal mit ihrem Blicke! “Jn die (in Muschelgrotten) entschluͤpften mit gluͤhender Stirn wolluͤstige Maͤgdchen; “ Juͤnglinge folgten nach mit wiehernden Blicken der Wollust. Noah, 60 S. Virgil saget: “ Speluncam Dido, dux et Trojanus eandem “Devenient. \&c. Winke. Cidli spielet um des armen Lazarus Winke; allein was ist das? Wir wollten auch gerne spielen. “Wie ein jugendlich Lamm um deine Winke zu spielen. Off. 131 S. Dieses lispelt, wie noch zwanzig Zeilen das Herz der schoͤnen Cidli: ein allerliebstes Gelispel! Spielen die Laͤmmer so? Man kann leicht glau- ben, daß von diesem Worte viele Zweige entsprin- gen; als z. E. Beyfall winken, Haß winken, u. d. gl. Winter ein belebender. Dieses ist eine Schmaͤu- cheley, die der Prophet dem Winter machet. Es war dem toͤdtenden Winter noch nie nachgesa- get worden, daß er belebe. “Wie zur Zeit des belebenden Winters ein heiliger Festtag hervorgeht. Offenb. 26 S. Winterhuͤgel; auch Huͤgel von Winter, und Berge von Sommer. “ Winterhuͤgel von Eis bedeckten die weiten Provinzen. Noah, 328 S. F f 3 Ein Wi Wo Ein Eishuͤgel oder Eisberg waͤre nicht kalt, oder grymselbergisch genug gewesen. Wirbeln. Alles wirbolt bey wirbelsuͤchtigen Dichtern; die Spuren so gar. “Und Freude floß in wirbelndkrause Spuren “Durch wollustschwangre Fluren. Samml. Nicol. 6 S. Wirth. Der Maden Speise und Wirth ist der Mensch. Sind das nicht undankbare Gaͤste? Erst bewirthen wir sie, und dann fressen sie uns. Es sollte also heissen: der Maden Wirth und Speis’. “Soll Gott, der diesen Leib, der Maden Speis’ u. Wirth, “So vaͤterlich versorgt; so praͤchtig ausge- ziert, “Soll Gott den Menschen selbst, die Seele nicht mehr schaͤtzen? Haller, 116 S. Se. Gn. die uns bis zum Ende unsers Woͤrter- buchs huldreich begleiten, machen sich die Freude, uns errathen zu lassen: ob etwan Gott der Ma- den Speis’ und Wirth sey? variantes le- ctiones! Wolken. Die Wehmuth muß eine entsetzliche Hand haben: sie streuet Wolken aus dieser Hand. “ Wehmuth streut auf das Grau der haare mir wolken von asche. Jac. u. Jos. 85 S. An einer Handvoll waͤre es auch genug? Wolkenlos. Einem so heiligen und vielsagenden Worte, als Wolke ist, dorfte nicht ein Beywoͤr- telein Wu telein schwer fallen. Der Seher sagt wolken- los; wir bergelos. “Jtzo stand auf einmal, bey des Allerheiligsten Eingang, “Wie ein Berg Gottes, der Altar des Mitt- lers, vor Gabriels Auge “ Wolkenlos da — Off. 16 S. Denn im Himmel hat, wie in der roͤmischen Kirche, jeder Heilige einen Altar. Wuͤrzen. Lohenstein beambriret alles, bis auf den Koth; Rath Bodmer durchwuͤrzet gar die Luft; ja wohl die Suͤndfluth. Wuͤrze sau- gen; und Suppen riechen: das ist schoͤn! “Und sie sogen die Wuͤrze der Luft mit geizi- gern Zuͤgen. Noah, 195 S. D. h. sie rochen! So trinken wir den Cham- pagnerwein. Wundmaͤler; das sind hohe Tropheen; d. h. Wunden sind ruͤhmlich. Aber noch nicht ge- nug! Diese Tropheen wischen auch; denn man muß alles personnisiren. “Furcht kennet ein Geist so wenig auf Erden, als im Himmel, “Wo er die hohen Trophaͤen erfocht, die tiefen Wundmaͤler, “Die von dem vorigen Glanz’ ein wenig zu wischen vermochten. Noah, 157 S. Freylich sind die gefallenen Engel etwas dunkel; und ihre himmlische Kleidung ist etwas ver- senget. F f 4 Wurm- Wu Y Wurmstichichte Anlage. Sind das nicht die neuen Epopoͤen? “Wenn die Lieblinge Gottes im finstern Reiche des Orchus “Jhrer wurmstichichten Anlag’ u. ihrer ver- welkten Wonne, “Allzu schnelle verwelkten, mit ihnen fluch- ten. — Noah, 147 S. Sind unsere Seelen wurmstichicht? So haben der Herr Rath gewiß einen großen Wurm! Denn ihre Seele ist sehr groß, und folglich sehr wurmsticht. Wieder ein Kaninichen! Y. Jndem wir auf ein Mittel dachten, diesen stolzen Junker zu demuͤthigen; und auf ein Wort in der deutschen Sprache sannen: so erschien uns das Kraͤutchen Ysop in einer edelmaͤnnischen Ge- stalt. Die zween Spitzen, aus denen es gebildet ist, glichen den Sonnenstralen, auf denen die Engel herauf und herab glitschen. Sein Ruͤcken war so stolz, daß, ungeachtet in dem Lande, wo es herkam, die Kraͤuter und Blumen, alle Glied- maßen, z. E. Gebuhrtsglieder ꝛc. annehmen, und den Menschen nachaͤffen; es doch vor uns nicht die geringste Bewegung, oder Beugung machen konnte. Wir saßen, als ein Richter, greiß- grimmig, und mit uͤber einander geschlagenen Beinen, und befahlen dem Ankoͤmmlinge, zu ac- centuiren; denn wir merkten wohl, daß man mit diesem Y diesem Herrn in seiner Sprache reden muͤsse; so wie ein jeder Dichter nach seinem Apollo beur- theilet seyn will. Allein der Herr von Y war stumm; ob er gleich gar wohl ohne Huͤlfe eines an- dern Buchstabs reden konnte. Aber wir rochen den Braten. Seine Stimme naͤmlich hatte mit den Stimmen der Zoͤglinge Anas und Zibeons gar zu viel Aehnlichkeit, als sich, wie ein Esel auf der Gasse, hoͤren zu lassen. Es war aber dieser stolze Junker sinnreich, und trug seine Bitt- schrift, denn er liebete das Auslaͤndische, wie die Persianer, auf dem Kopfe. Wir nahmen und lasen: Bittschrift: An die Herren Wortrichter und Buchstaben- henker. Welchergestalt und wasmaßen die sinnreichen Her- ren Bodmer und Wieland unsere Gestalt und den Wohlklang unserer Glieder vorzuͤglich ge- funden haben, erhellet aus Beylage ꝛc. Synd- fluth \&c. und alle, die mit hetruskischen Lettern gar weislich gedrucket worden. Das zusam- men geflickte uͤ hat uns weichen muͤssen; unser Buchstabenehrgeiz aber strebet auch nach dem Platze des kleinen Herrchens i. Allein hier werden wir gedemuͤthiget; und zwar, was am betruͤbtesten ist, von den Goͤnnern unserer Goͤnner. Jene werfen uns einen Eselsklang vor, ohne zu bedenken, daß unser Vater ein hitziger Mann sey, und gewiß nicht, wie ein Esel, spreche. Unsere Vaterstadt F f 5 Zy- Y Zyrich ist sonst so einig mit Halle; unsere Wei- sen so weise, als jene: und doch empoͤret man sich wider unsere Universal-Buchstabenmo- narchie. Ja, wie eine Verwegenheit immer stoͤlzer um sich greift, je geduldiger man bey der ersten ist: so unterstehet man sich so gar uns von den Plaͤtzen zu verdringen, die wir doch Jahr- hunderte durch auch in Leipzig erhalten hat- ten; in Leipzig, das wie Tag und Nacht von Zyrich unterschieden ist. Da nun unser Thron auf so unerhoͤrte Art erschuͤttert wird; da man uns diesseits der Alpen vergoͤttert, und jenseits der Alpen gar an unserm Daseyn zweifelt; un- sern Tempel entheiliget; es mit unsern Goͤn- nern haͤlt; und ihre Lieblinge verachtet: so muͤßten wir den Wohlklang unserer Glieder nie gehoͤret haben, wenn wir nicht merkten, daß uns hier zu viel Ehre; dort zu viel Schimpf wie- derfahre. Denn der stoͤlzeste Mensch ist, bey zu- geschlossenen Thuͤren, sein schaͤrfster Richter; folglich auch wir, die wir so viel menschliches an uns haben; ja, wir muͤßten nicht mehr unsern Klang, durch die schimpfenden Stimmen der Sacktraͤger, entweihen hoͤren: wollten wir nicht in uns gehen. Wir gehen also euer Wort- und Sylben- gericht flehend an: uns entweder das kleine Herrchen i bey Seite zu schaffen, oder Wider- sachern V. R. W. aufzulegen, seine Rechte und Auspruͤche zur Einsicht einzuschicken. Nach Y Nach Durchlesung dieses, und Klaͤgers Ab- tritte, fiel unser richterlicher Bescheid, wie folget: Urtheil; welches zwischen Junker y, Herrn von uͤ, und dem kleinen i gefaͤllet worden. Nach Berathschlagung mit der gesunden Ver- nunft und dem gebiethenden Gebrauche erken- nen wir Schoͤppen und Beysitzer des Wortge- richtes: daß, nachdem deducenda nicht deduci ret wor- den; Herr von uͤ und das kleine i aber ein wohlhergebrachtes Recht haben; eigensinnige Leu- te auch nicht zu bekehren sind: daß “ Junker y seine Herrschaft hintern Alpen: “das kleine i allein an der Sale sein Haͤus- “chen, behalten solle; mit ausdruͤcklicher “Verwarnung; daß, wer sich sollte geluͤsten “lassen, seine Graͤnzen zu uͤberschreiten, der “soll alsofort vor unser Gericht gezogen, “und den Satyren uͤbergeben werden. U. “d. V. R. W. Gegeben in unserer neologischen Kanzeley, d. 6 Mart. als der bod- merischen fatalen Epocha. Wir, die Richter. Rationes decidendi sind zu lesen: Gottscheds gr. Sprachl. 675 S. Zaͤh- Za Z. Zaͤhlen. Endlich, lieber Leser! stehen wir mit ein- ander am Rande der Tiefe. Freue dich! bald wirst du so gut, wie wir, auf- und nieder- steigen, und die Perlen fischen koͤnnen. Denn wie unser Dryden sagt: “Die Fehler siehet man, wie Stoppeln, oben fliessen. “Wer Perlen suchen will, wird in die Tiefe muͤssen. Wir haben sie gesucht, diese Perlen, und gefun- den; ja wir finden noch ein niedliches Perlchen. “O! Fuͤrsten! unter Millionen “Kiest Gott sich einen aus zu Kronen, “Und zaͤhlt ihm aller Schicksal ein. Haller, 131 S. Dieses Zaͤhlen hat zwar sonst keinen Sinn; es be- koͤmmt aber einen, wenn man sich einen Beutel vorstellet, den ein Fuͤrst haͤlt, um sich von Gott die Schicksale seiner Unterthanen hineinzaͤhlen zu lassen. Zu diesem Beutel zaͤhlen wir auch fol- genden, aus dem die Weisheit gezaͤhlt wird: “Und Wolf, dem die Natur die Weis- heit vorgezaͤhlt. Bodmer. Zaͤrtlichkeit gewinnt in einem neuen Munde ein vortheilhaftes Kleid. Denn die Hosen waren ihr in dem alten Munde zerrissen worden. Herr Zernitz ist ein trefflicher Schneider. “Die Za Ze “Die in dem dunkeln Trieb verborgne Zaͤrt- lichkeit “Gewann im neuern Mund ein vortheil- hafter Kleid. Zernitz, 6 S. Hier ist auch das Muster des Kleides! “Des Kleides Muster war nichts als der Menschen Leib. e. d. So gingen unsere Schaͤfer, wie die Heydu- cken? Wir zweifeln! Die ersten Kleider waren wohl immer etwas weit, bis Narren daran kuͤn- stelten, und der Gebrauch hinzukam, und Mo- den heiligte. Zangen. Folgende Zangen hat kein Grob- schmidt gemacht, sind sie gleich von Eisen. Rath Bodmer hat sie geschmiedet, und Adam gebrauchet: “Also sagt er, das Herz mit eisernen Zan- gen beklemmet. Noah, 180 S. Wir glauben, die Seele hielt diese Zangen. Zechen. Fleisch zechen und Blut fressen: Sie- he Knochen. Zerzanken, zerschelten, und vielerley Zeitwoͤrter mit der Sylbe zer. “Sie zerzankten sich in Synodalversamm- lungen lange. Noah, 55 S. Denn Ze Zi Denn lange vor Noahn waren Reformirte und Synodalversammlungen, wie die Dor- drechtische. Zerquetscher. Lange, lange haben wir nicht einen so vortrefflichen Fund gethan; und kann unser Lob ihn nicht erheben: so erhebet er es zum we- nigsten. Denn weißt du, wer die Schaͤcher sind? Des Satans Zerquetscher! Du ar- mer Satan! “Sie ertranken im Kerker an ihre Fessel (nicht mit ihren Fesseln ) geschlossen; “Lobeten Gott, und lehrten die Schaͤcher des Satans Zerquetscher. Noah, 30 7 S. Zeugungsschooß; d. i. Erde. Es wird folglich auch einen Zernichtungschooß geben. “Der alte Tempel bricht in halb bemooßten Steinen, “Die mit dem Zeugungschooß sich wiederum vereinen. Zernitz, 96 S. Zimmer; in gleichem Zimmer mit einem seyn. Wir sehen wohl das Zimmer; koͤnnen aber den Schluͤssel dazu nicht finden. Vieleicht aber ha- ben ihn Se. Gnaden: Doͤrften wir ihn uns ausbitten? Wir wollten gern mit Jhnen in ei- nem Zimmer seyn. “Und gleichwohl machst du dich zum Mittel- punct der Dinge; “Da Zi “Da deine Welt doch kaum ein Haus der Kleinsten ist, “Und du mit Bodmern noch in gleichem Zimmer bist. Haller, 145 S. Unsere Welt ist nur ein Haͤuschen, und unser Zimmer ein Kaͤmmerchen. Zieperkatze. Hat man Homern wegen seiner langgeschwaͤnzeten Gleichnisse gelobet; so darf der Herr Magister auch nicht schaamroth ste- hen. Denn eine Zieperkatze ist gewiß ein lang- geschwaͤnztes Gleichniß. So schlagen die Hel- den! Die Katzen aber sprudeln noch bey ver- liebten Zufaͤllen. Der Herr Magister auch? “Wie Zieperkatzen sich frisch zur Gegen- wehr stellen. Nimrod. Vergleicht Homer nicht Ulyssen mit einem Esel? Denn ein Gleichniß in der Dichtkunst wird nicht eben gebrauchet, die Sache deutlicher zu machen. Es ist genug, wenn nur eine Aehn- lichkeit dazwischen stecket, und uns Bilder giebt, damit zu spielen. So spielen gern der Hr. Ma- gister mit Katzen; wie z. E. “Da spruͤhte die Sehne des Bogens, so wie das Sprudeln der Katzen. e. d. 518 S. Unter uns gesagt! Gleichet wohl das Sprudeln und Spruͤhen einander? Allein der Wohlstand ist eine Erfindung kalter Critikaster. Zone. Zo Zw Zone. Hier ist eine Zone, die viel unmoͤgliche Sachen uͤber sich nimmt; sie ermuͤdet; sie schi- cket zuruͤck; u. dergl.! — Zonen, “Die die Schneide des Augs ermuͤden, und stumpf zuruͤck schicken. Noah, 5 S. Da lernen wir, daß ein Aug eine Schneide hat; und daß sie nicht nur stumpf wird; sondern auch ermuͤdet. Zungenurtheil. Was ist das? So kann eine Zunge denken? Man setze nicht a. St. Zunge ein ander Glied. “Aber man lehrt uns, nach entzogenen Bruͤ- sten, “Jm Zungenurtheil, Ekeln und Geluͤsten; “Ja! wir sind endlich mit verkehrten Trie- ben “Halbe Kariben. Zernitz, 104 S. Wir zechen, doch nie Menschenfleisch! Zwecken, von Zweck: ein neologisches allerlieb- stes Zeitwoͤrtelein, das sehr viel sagen will. Se. Gn. brauchen es sehr weise und philoso- phisch. “Der Art Vollkommenheit ward als zum Ziel gesteckt, “Wo aller Geister Wunsch aus eignem Zuge zweckt. Haller. Wir Zw Wir bewundern dieses Zwecken; weil wir ver- pflichtet sind, alles zu bewundern, was wir nicht verstehen. Zweydeutig. Jn der zierlichen und neuen Schreibart darf man nicht sagen: die Sache ist zweydeutig. Dieß waͤre matt, kalt, tro- cken, leer u. s. w. Die Sache liegt unter einer Zweydeutig- keit. So spricht ein Redner, der lebhaft, feurig, naß und voll sprechen will. Buttst. Gedank. 7 Band, Blatt 10. Zweyhaͤngichtes Dach, ist das ein doppeltes; ein Dach à la Mansarde? Dieses hatte die Arche, welches wir noch nicht gewußt haben. “Mit zweyhaͤngigem Dach und flachem Boden; die Ende “ Jn ein Viereck gebaut; die Laͤnge maß sechsmal die Breite. Noah, 197 S. Eine schoͤne Baukunst! eine treffliche Meß- kunst! Zwielinge. Finis coronat opus! Und Rath Bodmer das Unserige mit einem allerliebsten Paare Zwillinge. “ Zwielinge, die um die erstgeburt in mutterleib rangen. Jac. u. Jos. 25 S. G g Jst Beschluß. Jst dieser Kampfplatz fuͤr ein Paar so ruͤstige Kaͤmpfer nicht zu finster, und zu enge? Sie koͤnnten sich leicht ein Auge ausstossen, und die Frau Mama entzwey sprengen. Beschluß. Wir haben also unsern heiligen Maͤnnern treu- lich, statt eines Schildtraͤgers, gedienet; und ihnen recht demuͤthig das Schild nachgetragen. Da nun kein Autor schreibet, um nur ein ge- schriebener Autor zu seyn; da nun kein Ding so schlecht ist, das nicht gelobt wird; und keines so gut, das nicht getadelt werden kann: so koͤn- nen wir nicht leugnen, daß uns einige Aufwal- lungen autorischer Duͤnste auf uns selbst auf- merksam machten. Ja! waͤren wir auch so un- fuͤhlbar, als die Pfuͤlbe des barmherzigen Teu- fels, Abdielabbaddonna: so ist doch ein Ver- leger ein gar zu großer Theil der schreibenden Maschine, die man einen Schriftsteller nen- net, als daß wir bey seinem Verluste gleichguͤl- tig bleiben koͤnnten. Wir waren daher so unru- hig, als dergleichen Leute nur zu seyn pflegen, deren Leben und Tod von einem Zuge der Feder abhaͤngt. Und kann man es denn einem Dinge verdenken, das in sein Daseyn ein bischen ver- liebt ist? Wir stellten uns die verschiedenen Ur- theile vor, die oft nach der Strenge; aber auch oft nach der Groͤße der Gebuͤhren gefaͤllet werden. Die Nacht kam heran; wir suchten die Ru- he; Beschluß. he; und es ging uns wie Leuten, die des Nachts kluͤger, als bey Tage, sind. Wir sahen Gesichter und Offenbarungen; und nach einigen unor- dentlichen Vorstellungen befanden wir uns, so lang, als wir waren, in Raphaels himmlisch gestricketem Netze. Wir hatten uns in eben der Schleife verwickelt, aus der der Engel Abdieln in die Anden des Monden aus Großmuth hatte fliegen lassen. Uns ward es so gut nicht! Ob wir uns gleich in einen Punct, wie unser Vorgaͤnger, zusammen gezogen; so empfang unser Puͤnctchen dennoch das Knar- ren und die Donner wandelnder Orionen, und die Gesaͤnge der Sphaͤren. Es klingelte alles im Himmel wie ein Morgenstern; wir wollten die Melodie auswendig lernen, als uns ein tausendstimmichter Sturmwind aus den klebrichten Faden des Netzes in einen Planeten warf. Wir erkannten ihn gar bald fuͤr das Pa- radieß der Amerikaner; zum wenigsten glich er ihm an seinem Wesen: denn alles war Geist! Wir begriffen uns kaum: so sahen wir Addode wackeln, und Hyaͤnen Amphisbaͤnen winken. Ja! eine grinsete uns so graͤßlich an, daß wir, aus Furcht von ihr genothzuͤchtiget zu werden, einen Stein ergriffen, und nach ihr warfen: aber auch der Stein war Geist. Wir entschul- digten die Amerikaner, eine solche Welt zu glauben: denn wir waren gerade auf einer, die ihrer vollkommen glich. Wir sahen Waͤlder G g 2 voll Beschluß. voll Fische, und Stroͤme voll Wildbraͤt; (Noah, 51 S.) “Fernerhin aufgehangene Tapeten von Ranken geflochten, “Die ein fruchtbarer Schmelz von golde- nem Obste bemalte. Noah, 7 S. Wir glaubtens; uns hungerte; wir liefen zu; wir griffen; und es war nichts. Der Boden triefte; die Luft floß; die Voͤgel machten ihre Kniebeugung, so oft wir auf dem Luftpfade ihnen begegneten; sie waren eben so hoͤflich, wie sie vorm Vater Noah waren, als sie in die Arche gingen. Wir fanden oͤlbaͤumene Schatten, ganze Gewoͤlber von Schatten, von Taxus und Rosinenschatten, und soffen die Luft mit geizigen Zuͤgen. Hier schwaͤrm- ten cytherklingende Lippen; dort goldene Toͤ- ne; hier tanzeten Accente; dort wieherten und gaukelnden Blicke: (Noah, 60 S.) kurz, wir merkten, daß wir in einer Dichterwelt, in ei- ner bodmerischen Welt, angekommen waren. Jndem wir uns nun darinn umsahen: so kam auf einem Pfeile der Sonne, von denen die Gegend ganz bedecket war, eben der Engel ge- glitschet, der im Norden uns in der Klop- stockischen Welt die goͤttlichen Lieder geleh- ret. Er erkannte uns; ergriff, und fuͤhrte uns zu seinem Schoͤpfer, um mich dort pruͤfen zu lassen. Aber leider! ich hatte alles vergessen; ich lief Gefahr, einen Schilling zu bekommen; als Beschluß. als eben Mylius vor mir vorbey glitschte; (denn auch ich glitschte; ) der aber eben so we- nig die Probe bestand. Er kam aus der koͤrper- lichen Welt; und dem kleinen Maͤnnchen wars leichter gefallen, eine Reise nach dem unkoͤrper- lichen, als koͤrperlichen Amerika anzutreten. Er war noch auf englisch gekleidet; faßte mich bey der Krause, und fragte: bist du auch un- ter den Propheten? Kaum erholte ich mich: so sah ich, es sey alles nur Zauberwerk. Den Augenblick schwebte eine Wolke uͤber mich; Sie war von Kruͤgen durchflochten, und ihre stro- tzende Baͤuche platzten. Jch fuͤrchtete schon die Scherbel: und siehe! es war auch nichts; in der Ferne sah ich Gemaͤlde mit Fleische be- worfen; und es war auch nichts; ich sah eine Hochzeit der Blumen; und es war auch nichts; es war alles, alles nichts! Schatten mit Federn hintern Ohren, Geisseln in der linken, leere Klin- gebeutel in der rechten fielen mich an; und ich merkte an ihrem ungestuͤmen Betragen, daß es Kunstrichter waren. Allein ihre Macht, die oft kaum morgen erlebet, erlebet noch weniger uͤber- morgen; am allermindesten wirket sie dann, wann sie nicht mehr sind. Jch lachte ihrer also, wie der Philosoph seines Tyrannen lachte, der ihn stampfen ließ. Ein Haͤfft meines Woͤrter- buchs nur entglitschte mir; ich sah graͤßliche Verzuͤckungen der Gebehrden, als man mir, zu meinem groͤßten Erstaunen, mein Buch wieder- gab. Jch ward fast genoͤthiget, diese Großmuth G g 3 zu Beschluß. zu bewundern, als ein Accent erklang: “ So “wenig die Sonne verschwaͤrzet wird, “wenn man sie als Sonne vorstellet: so “wenig koͤnnen unsere Soͤnnchen verfinstert “werden, wann man sie nur malet. ” Damit ich aber dieses Land nicht laͤnger entweih- te: so ward es meinem guten Freunde, dem Mylius, aufgetragen, mich in eine andere Ab- theilung dieser Welt zu stuͤrzen. Jch that mei- nen Dichtersprung so behende, als moͤglich; und siehe! ich stand auf meinen Beinen, in einer koͤrperlichen Welt. Bald haͤtte ich mir Bod- mers Luftschiff wuͤnschen moͤgen: denn ich merk- te, ich wuͤrde hier so leichtes Kaufes nicht davon kommen. Die Geisseln der Satiren platzten; und die Faunen banden die Verurtheilten. Hin und her sah ich Dichter ihre Gedichte mit den Zungen ablecken, und schmaͤuchelnd die un- barmherzige Hand der Richter anflehen. Das Maul waͤsserte mir schon; als ich mich unter ei- ner Menge runzelichter Maͤnner befand, die mir das Lexicographenroͤckchen auszogen. Einer kam, und nahm mir die Erfindung; der ande- re kam, und dingte sich Hallern aus; der drit- te kam, und zog mir Swiften weg; der vier- te kam, und zog Klopstocken aus; der fuͤnf- te kam, und nahm mir meine Ausschweifun- gen; der 6. die Wortspiele; der 7. die leicht- fertigen Redensarten; ein jeder nahm etwas, daß ich endlich kaum das Geripp eines Lexico- graphen, eine arme, duͤrre Woͤrterliste, be- hielt. Beschluß. hielt. Jch trampelte mit den Beinen vor Zorn, daß ich endlich an die Bettpfoste stieß, aufsprang, wie der Teufel bey Even, und sah: es sey al- les ein Traum! He quoi? lors qu’ autrefois Horace après Lucile, Exhaloit en bons Mots les Vapeurs de sa Bile, Et vangeant la vertu par des Traits ecla- tants, Alloit ôter le Masque aux vices de son Temps: Ou bien, quand Juvenal, de sa mordante Plume, Faisant couler des Flots de Fiel et d’A- mertume, Gourmandoit en Courroux tout le Peuple Latin: L’un, ou l’autre fit - il une tragique Fin? \&c. Mais, c’estassez parlé! Prenons un peu d’Haleine; Ma Main, pour cette Fois, commence à se lasser. Finissons! Mais demain, Muse! à recom- mencer. Boileau Sat. 7.