Das Wohl-eingerichtete SEMINARIUM MILITARE, Oder Pflantz-Schul, Kuͤnfftig geschickter und tapfferer Kriegs-Leute und Soldaten, Wie solche Erstlich bey denen alten Roͤmern, Griechen und Persianern / ingleichen bey denen Jsraeliten zu Zeiten ihrer Koͤnige, nicht weniger auch bey denen alten Teutschen, in denen juͤn- gern Zeiten aber bey denen Tuͤrcken, vermittelst ihres Serail s, (und der darinn zu der Ottomannischen Pforte Kriegs- und Hof-Diensten erzogenen, und theils von Christlichen Tribut s, theils von anderer Condition Kindern genomme- nen Jugend,) in Gebrauch gewesen, und beydiesenletzern noch seyn, auch von gerau- mer Zeit her, bey unterschiedlichen Christlichen Potentaten ebenfalls mit grossen Nutzen ihres Kriegs- Etats eingefuͤhret worden. Wobey hernach ferner Wie, wo und durch wem dergleichen Seminaria fuͤglich an- zurichten und bestaͤndig zu unterhalten seyn, auch was es mit obbe- sagter Nation en ihrer Einrichtung und Verpflegung derselben, item der Ty- ronum oder Kriegs- Seminarist en ihren Exercitiis vor eine Bewandniß gehabt habe, und was etwan sonst noch dieser Materia halber zu bemercken seyn moͤche , kuͤrtzlich gehandelt wird, von P. J. M. Dem Hochgebohrnen Grafen und Herrn, HERRN August Christoph, Des Heil. Roͤm. Reichs Grafen von Wackerbarth, Des Koͤnigl. Pohln. weissen Adler- Ordens-Rittern Sr. Koͤnigl. Majestaͤt in Pohlen und Churfl Durchl. zu Sachsen hoͤchst- ansehnl. bestallten Geheimbden Cabinet s- Ministre, wuͤrcklich Ge- heimbden Rathe, General n der Infanterie und Artillerie, Gouver- neur n und Ober- Commendant en derer Residentz-Vestungen, Neu- und Alt-Dreßden, ingl. Koͤnigstein, Sonnenstein und Stolpen; Ge- neral-Commendant en der Adel. Compagnie Cadet s, General-In- tendant en aller Civil- und Militair- Gebaͤude, und General- Commissario der Baltischen Meer-Porten, Seinem gnaͤdigen Grafen und Herrn. Ubergiebet aus schuldigster Observanz und Devotion diese wenige Jhro Hoch - Graͤfl. EX- CELLENZ preißwuͤrdigsten Gouvernement s Zeiten, und Deroselben darinn taͤg- lich sich zeigenden Piet aͤts- Jusliz-Clemenz- und Magnanimi taͤts-Proben, auch heil- samen Militair - und Policey- Veranstaltungen ( da unter jenen sonderlich das in- Alt-Dreßden errichtete magnisique Gebaͤude der Ritter und Adelichen Cadet s Academie billich zu zehlen ist) gewidmete Bogen der Autor. CAPUT I. Von denen Seminariis Militaribus, oder Kriegs - Pflantz- Schulen insgemein, deroselben Nutzen und Nothwendigkeit, auch wie lang und bey was vor Voͤlckern solche schon laͤngst in Gebrauch gewesen. E Jn Seminarium Militare, oder Kriegs- Pflantz - Schul, ist ein solches Gestifft oder Institutum, da die jungen Leute von den zwoͤlfften oder vierzehenden Jahr ihres Alters an, zu allerhand Kriegs - Wissenschafften und Exercitiis in einen darzu bequemen und besonders apti rten Haus, so lang angewiesen und exerci ret werden, biß sie an Alter, Verstand, Leibes - Kraͤfften und Ge- schicklichkeit gestaͤrcket, tuͤchtig seyn, zu ihres Landes - Herrn oder Stadt - Obrig- keit, (welche sie von Jugend an darzu auferzogen, und mit grossen Kosten verpflegen und unterrichten lassen,) und in Summa zu des Vaterlands Diensten die Waffen zu tragen, und vor desselben Wohlfahrt und Beschuͤtzung, wie es redlichen und tapffern Kriegs - Leuten zustehet, zu streiten, damit es dem Land oder der Stadt, welche ein solches Seminarium angeleget, niemahls an geschickten Soldaten und Offici ren fehlen, sondern selbige sogleich aus einer solchen Pflantz - Schul koͤnnen ausgenommen, in die Guarnis o nen und unter die Feld - Regimenter vertheilt, und gegen dem Feind angefuͤhret, an ihrer, und der in Krieg gebliebenen Stelle aber sogleich wieder frische nachgezogen, und also des Landes - oder der Stadt Kriegs- Macht, perpetui rlich in vollkommenen guten Stand, (eben wie ein Pflantz - Gar- ten, der jaͤhrlich seine Fruͤchte ausgiebet, dabey aber auch zugleich neue wieder zuziehet, also daß niemahls kein Abgang daran zu spuͤhren sey,) unterhalten werden. Hierdurch erzeiget sich nun vornehmlich auch dieser Nutzen, daß man stets geuͤbtes Kriegs-Volck auf den Beinen hat, die jungen Anfaͤnger, unter der alten versuchten Soldaten ihrer Aufsicht und Anfuͤhrung erzogen, durch stetiges Exerci ren von Muͤßigang abgehalten, arme Knaben die gesunder Leibes - Constitution seyn. ihren Eltern abgenommen, und in einer solchen Pflantz - Schul ernehret und ge- kleidet, in ihren Christenthum und nuͤtzlichen Kriegs-Wissenschafften und Exerci- tiis unterrichtet, und gleichsam von der Republic zu ihren Soͤhneu adopti ret wer- den, welches alles ohne ein solches Seminarium nicht geschehen wuͤrde, da wir der A 2 meisten meisten armen Leut Kinder schlecht erzogen und weder in der GOttes-Furcht noch ehrlichen Handthierungen genugsam unterrichtet, sondern in den Muͤßigang und in der Jrre herumlauffen, wie wilde ungeschlachte Baͤume in Wald aufwach- sen, und wann sie sich zumahl hernach auf boͤse Raͤncke und Tuͤcke, Stehlen und Rauben legen, endlich dem Hencker unter die Haͤnde kommen, oder doch die Zucht-Haͤuser und Galeeren damit angefuͤllet sehen, welches alles nicht geschchen wuͤrde, wann dergleichen Seminaria ein jeder Kriegs - Herr in seinem Land oder Stadt aufrichten und unterhalten solte, die daraus genommene Recru ten seynd auch schon gleich parat und exerci ret, und darffen nicht erst weit und mit grossen Kosten zusamm gesucht oder von allerhand liederlichen Gesind zusamm getrieben werden, wiewohl wir uns auch wohl bescheiden, daß nimmermehr ein Kriegs- Herr solche genugsame Seminaria werde aufrichten koͤnnen, in welchen alle ihme noͤthige Soldaten, Recrut en und Tirones solten koͤnnen von ihrer Jugend an er- zogen und auf seine oder des Landes Kosten unterhalten werden, anerwogen, daß bey Friedens - Zeiten einem Land daran gelegen, daß es von schweren Ausgaben und Pressur en, ( wann anders keine gefaͤhrliche und weit aussehende Conjunctu ren sich hervorthun, da es allerdings auch in Friedens - Zeiten noͤthig ist auf den Krieg zu gedencken, und sich darzu gefast zu machen, ) etlicher maßen entlastet werde, uͤberdem auch das Werben, Pressen und Ausschreiben der Soldaten, ein parates und promp tes Mittel in Volck-reichen Laͤndern und Staͤdten ist, ( zumal wann Handel und Gewerb in solchen darnieder lieget, ) eine Zahl-reiche Armee in kur- tzer Zeit auf die Beine zu setzen, wie dann solches vielfaͤltig bey unsern Gedencken nichts ungewoͤhnliches gewesen, daß, wann heute etliche tausend Mann geschlagen worden, morgen schon wieder so viel an die Stelle ins Lager eingeruͤcket, und der in einer Campagne erlittene Verlust von 30. biß 40. tausend Mann, in der kuͤnffti- gen Jahrs- Campagne durch die den Winter uͤber gemachte Recrut en oder erkauffte frembde Troupp en, item durch den Aufbot des zehenden oder zwantzigsten Man- ues oder andere Repartitiones sogleich wieder ersetzet worden, so ist doch indessen das Anlegen solcher Seminariorum, aus theils schon erzehlten Ursachen ein hoͤchst loͤbliches Werck, welches nebenst denen Werbungen und Ausschreiben, auch dar- um kan beybehalten werden, weil man aus solchen eines Kern von geuͤbten und vornehmlich dem Land oder der Stadt, (welche sie so lang erzogen und unterhalten hat,) mit sonderbaren Treu und Pflichten zugethanen Soldaten, sich zu versehen hat, wie dann auch den Nutzen und die Nothwendigkeit solcher Kriegs - Semina- riorum, alle diejenige Voͤlcker und Potentaten wohl erwogen, welche, daß es an solchen Pflantz-Schulen bey ihnen nicht mangeln moͤchte, keinen Fleiß noch Ko- sten gespahret haben; die alten Roͤmer deßfalls zu erst aufzufuͤhren, so schreibet Ve- getius getius lib 1.Cap. 4. de Re militari, von denen Tironibus oder der zum Krieg an zu- fuͤhrenden Jugend, weß Alters dieselbe seyn soll, folgender maßen: Si antiqua Consuetudo servanda est, incipientem pubertatem ad delectum cogendam, nullus ignorat non enim tantum celerius, sed etiam perfectius imbi- buntur quæ discuntur a pueris, deinde militaris Alacritas, saltus, \& Cursus, ante tentandus est, quam Corpus ætate pigrescat, Velocitas enim est, quæ percepto Ex- ercitio strenuum efficit Bellatorem, Adolescentes legendi sunt sicut ait Salustius: nam primum juventus simul ac belli patiens erat, in Castris per laboris usum mi- litiam discebat, melius enim est, ut exercitatus juvenis causetur ætatem nondum ad- veniss e pugnandi, quam doleat præteriisse. Habet etiam spacium universa discen- di neque enim parva aut levis ars videtur armorum, sive Equitem sive peditem sa- gittarium velis imbuere, five scutatum armaturæ numeros omnes, omnesqne gestus docere, ne locum deserat ne ordines turbet, ut missile \& destinato ictu \& magnis viribus jaciat, ut fossam ducere, sudes scienter figere norit, tractare Scutum \& ob- liquis ictibus venientia Tela deflectere, plagam prudenter vitare, audacter inferre Huic taliter instituto Tironi, pugnare adversum quoslibet Hostes in Acie, Formido non erit sed voluptas, welches kuͤrtzlich zu Teutsch so viel sagen will: Was denen Knaben von Jugend anf eingepraͤget wird, das bleibet desto vester, weil sie noch jung seyn, muͤssen sie zur Geschicklichkeit des Leibs durch Lauf- fen und Springen, zum Kriegs- Fatiqu en aber durch Arbeiten angewohnet wer- den, sintemahl es besser ist, daß ein Juͤngling sich beklage, daß seine Jahre, in wel- chen er unter andere tapffere Soldaten soll aufgenommen werden, noch nicht her- bey gekommen als daß er klage, daß sie allbereit vorbey gegangen, wann er jung ist, hat er noch Zeit die Exercitia mit Pfeilschiessen, Grabenziehen, Palisaden zu se- tzen, mit dem Schild wohl umzugehen, den Feind vortheilhafftig anzugreiffen, Reyhe und Glieder zu halten, und was dergleichen mehr ist zu lernen, welches ih- me auch alles so gelaͤufftig seyn muß, daß er hernach mit Lust in das Treffen hin- ein gehet, und deßfalls gantz keine Furcht bey sich verspuͤren laͤst. Jn dem 1. Capitel besagten Buchs, da dieser Autor meldet, daß die Roͤmer allein durch stetige Ubung der Waffen ihre Feinde uͤberwunden haͤtten, schreibet er unter andern auch von denen Tironibus oder ihren Kriegs - Seminarist en also: Adversus omnia profuit Tironem solertem eligere, jus Armorum docere, quotidia- no Exercitio roborare, quæcunque evenire in Acie atque in præliis possint, omnia in Campestri Meditatione prænoscere, severe in Desides vindicare, seientia enim Rei bellicæ, dimicandi nutrit Audaciam, nemo facere metuit, quod se bene didieisse confidit, etenim in Certamine Bellorum, exercitata Paucitas ad Victoriam prom- ptior est, rudis \& indocta Multitudo, exposita semper ad Cædem, das ist: Gegen alle unsere Feinde, (die Gallier, Teutsche, Spanier, Africaner und A 3 Grie- Griechen) ist uns unsere wohl exerci rt gewesene junge Mannschafft vortrefflich zu statten gekommen, dann sie hat schon zuvor gewust, wie es in Krieg und Schlach- ten hergienge, und durch diese Wissenschafft wurde sie kuͤhn und unverzagt, weil sich niemand scheuet, dasjenige ins Werck zu richten, was er wohl gelernet hat, so ist auch ein kleiner Hauff wohl geuͤbter Soldateu besser als eine grosse Menge ungeuͤbter, als die allezeit zu erwarten haben, daß sie von jenen werden geschlagen werden. Diese Tirones oder junge Roͤmische Seminarist en, wann sie hernach erwach- sen und ihre Exercitia, von denen Campidoctoribus, oder Armi-Magistris, (derglei- chen heutigs Tags bey unsern neu-angehenden Soldaten die Corporal s, Feldwe- bels, Sergean ten und Majors seyn,) wohl erlernet hatten, kamen aus ihren Ergastu- lis oder Angarijs heraus, und wurden unter die Armee gegeben, auch in die Solda- ten-Rolle eingeschrieben, vorher aber ihnen auf den lincken Arm die zwey Buch- staben M. R. eingebrand, welches Miles Romanus bedeuten und gleichsam ein Sa- cramentum Militare, Kriegs-Bund und Pflicht (dem Vaterland jeder Zeit treu zu verbleiben) seyn solte. Bey denen Griechen waren dergleichen Kriegs- Seminaria ebenfalls sehr gebraͤuchlich, dann also lesen wir bey dem Cornelio Nepote in dem Leben des Epa- minondæ, daß er seine Thebaner also angeredet habe: Paritur pax Bello, itaque qui ea diutina volunt frui, bello exercitati esse debent, quare si Principes Græciæ vultis esse, castris est vobis utendum, non palæstra, durch Krieg und Tapfferkeit wird der Frieden erlanget, wer diesen lang erhalteo will, der muß immer zum Krieg geruͤstet, und in denen Waffen geuͤbet seyn, wann ihr dannenhero Fuͤrsten in Griechenland seyn wollet, so muͤsset ihr euch mehr bey denen Kriegs - Exercitiis als auf den Schauplatz finden lassen, Armis non ludis promptiores esse decet, man muß fertiger zu ernsthafftigen Kriegs - Sachen, als zu Kurtzweilen und Schau-Spielen seyn, welchergestalt auch Iphicrates zu seiner Athenienser grossen Vortheil, die Kriegs- Exercitia bey ihrer Armee auf guten Fuß gesetzet, die alte Untaugliche, wie auch dergleichen Waffen abgeschaffet und bessere und bequemere dafuͤr eingefuͤhret habe, solches ist ebenfalls bey bemeldten Autore zu lesen, ein gleiches hat auch Chabrias gethan, und der schon zuvor gedachte Epaminondas uͤbte sich gleich nach zuruͤck gelegter Minderjaͤhrigkeit, (welches bey denen Theba- nern das 14 de Jahr des Alters war, in der so genannten Gymnastica oder Kriegs- Exercitien -Schul, welche, worinn sie bestanden, bey dem Vossio de 4. Art popul. C. 3. ausfuͤhrlich beschrieben wird, es hatten aber hauptsaͤchlich die alten Grie- chen deßfalls dreyerley Professiones in steter Ubung, unter welchen die erste war Tactica, oder die Anweisung zu denen Schlacht-Ordnungen, die andere Stratage- tica, diese gab Unterricht von den Amt eines Obristen, wie er sein Kriegs - Volck solte solte regieren, die dritte war Poliorcertica, welche die Fortification der Oerter lehrte, so weit selbige zu selbiger Zeit bekannt war, auch wie die Belaͤgerung eines Orts am besten auszuhalten waͤre, wovon hernach der uhralte Scribent Æneas einen gantzen, und von saaco Causabono ins Lateinische uͤbersetzten Tractat Polior- ceticus sive de toleranda obsidione betitult, geschrieben hat, die Olympische Schau- Spiele, in welchen sich die Kaͤmpffer in Lauffen, Springen, Scheibenwerffen, Ringen und Fechten uͤben musten, waren ebenfalls eine Art der Kriegs-Schulen, die Griechische Jugsnd in dem Gebrauch der Waffen desto besser anzufuͤhren, daß auch der Verstand mit der Geschicklichkeit des Leibs in Kriegs - Sachen verknuͤpf- fet und ein Soldat Arte \& Marte gerecht seyn muͤste, zeigten sie mit ihrer gewaffne- ten Pallas an, als deren sie einen Spieß in die Hand gaben, wovon hernach der Vers bekannt worden: Hasta e t iam vibrans penetrabile monstrat Acumen. Vid. Pancirol. Rer. Memorab. cum Commentariis Salmuthi Part. 1. Tit. 39. p. 132. Es musten auch uͤber dem ( nach unserer heutigen Redens - Art) alle Griechische Tirones und Soldaten zur Fahne schwoͤren, dahero lesen wir bey dem Curtio lib. 7. daß des Alexandri M. Soldaten ihren Koͤnig also anredeten: An non in Tua Verba, Tui omnes, Te præeunte juravimus, nos inimicos Amicosque habituros, quos Tu haberes, haben wir Dir nicht bey unsetn Eyd und Pflichten zuge- sagt, daß wir getreu bey Dir halten, und diejenige vor Freund oder Feind erklaͤren wolten, die Du davor erklaͤren wuͤrdest dergleichen Eydschwur, so man Sacramentum militare nennte, war auch bey denen Roͤmern gebraͤuchlich, und zwar zogen sie eben wie die Griechen dabey ihre Schwerdter aus, und schwungen solche mit erhobenen Armen um die Koͤpffe herum, worauf Lucanus Lib. 1. zielet, wann er schreibet: ‒‒‒ ‒‒‒ His Cunetæ simul assensêre Cohortes Elatasque altè quæcunque ad Bella vocaret, promisere manus. ‒‒‒ ‒‒‒ Der alten Juͤden ihre Kriegs - Schulen und wie in solchen ihre Jugend zu allerhand Exercitiis angehalten worden, giebet uns die heilige Schrifft, samt de- nen Autoribus, die von denen Juͤdischen Antiqui taͤten geschrieben, in unterschiedli- chen Stellen zu erkennen, also wann im 2. Buch Samuelis Cap. I. v. 18. stehet, Da- vid befahl, man solte die Kinder Juda den Bogen lehren, werden hierunter alle Arten von Kriegs- Exercitiis verstanden, welches dentlich aus denen Worten des 46. Psalms v 10. abzunchmen, da unter den Zerbrechen des Bogens, das gantze Aufheben und Steuren des Kriegs verstanden wird, lange zuvor und zu der Rich- ter Zeiten wuͤrden sie schon in Schleudern oder Steinwerffen geuͤbet, wie solches aus den 20. Capitel und dessen 16. Vers des Buchs der Richter erbellet, da allein unter denen damahls zum Krieg ausgezogenen Benjamiten sieben hundert Mann gezehlet wurden, welche lincks waren, und doch mit der Schleuder ein Haar Haar treffen kunten, daß sie nicht fehleten, wie accurat auch der kleine David dem ungeheuren Goliath einen toͤdtlichen Schleuder-Wurff mitten in seine Stirn an- gebracht, solches ist zu lesen in 1. Buch Samuelis im 17. Capitel, also heissen im 2. Buch der Koͤnige am 3. Cap.v.15. nicht allein Schleuderer diejenige, welche mit ihren Schleudern Steine werffen kunten, sondern auch die mit allerhand Gewehr und Ruͤstung wohl umzugehen wusten, von der Ubung in Pfeilschiessen, und dessen sonderlich an denen Hoͤfen der Jsraelitischen Koͤnige gar vielfaͤltigen Gebrauch, ist zu lesen das 2. Buch Samuel. Cap.10.v.10.21.22.36. item im 2. Buch der Koͤ- nige Cap.9. und 19. da in beyden merckliche Exempla von Pfeilschiessen zu finden seyn, bey der Wiederkunfft aus der Babylonischen Gefaͤngniß richtete Esora auf Befehl des Xerxis eine oͤffentliche Academiam zu Jerusalem auf, in welcher nicht allein Theologica, sondern auch Politica gelehret wurden, von der heydnischen Ritter- Academie, die auf Befehl des Antiochi Epiphanis zu Jerusalem recht gegen dem Tempel uͤber aufgerichtet worden, ist zu lesen das 1. Buch der Maccabaͤer Cap.1.v.46. item das andere Cap.4.v.15. man besehe auch, was vor schoͤne Ordnung sie in ihren Kriegen und Kriegs - Zuͤgen gehabt und gehalten haben, da war erstlich der Feld-Hauptmann, dergleichen Joab, Abner, Amasia gewesen seyn, ferner die Chiliarchæ oder Obristen uͤber tausend, die Hecatontarchi, oder Capitain s uͤber 100. die Pentecontarchi uͤber 50. und die Decatarchi uͤber 10. diese insgesamt trieben mit ihren untergebenen taͤglich die ihnen vorgeschriebenen Exercitia, und lehrten sie, wie sie sich so wohl in Bataill en als Belaͤgerungen gegen ihre Feinde verhalten solten, sie musten allezeit 5. Mann in einen Glied marchiren, in den March oder Zug hatten der Stamm Judas, Jsaschar und Zabulon, auf dem ersten Trompeten-Schall die Avantgarde, diesen folgten Ruben, Simeon und Gad, wann sie den andern Trompeten - Schall hoͤrten, auf den dritten Schall giengen Ephraim, Manasse und Benjamin, und auf dem vierdten Dan, Aser und Naphtali, die 24. Knaben, welche vor Joab und Abner spielen, und weil sie beyderseits in Fechten und Ringen wohl geuͤbt gewesen, sich einander die Haͤlse brechen musten, waren Juͤdische Tirones und Kriegs - Schuͤler, Zweiffels ohne Cadet s und Pages bey denen beyden grossen General en oder Feld-Herren, wovon im 2. Buch Samuelis Cap.2. zu lesen ist, woselbst auch des Asahels, daß er sehr leicht wie ein Reh auf seinen Fuͤssen gewesen, gedacht wird, die Helden Davids, deren das 23. Capitel des 2. Buchs Samuelis Meldung thut, waren gewißlich auch in der rechten Kriegs-Schul gewesen, und kunten vor grosse Profesfores dar- inn paßiren, aus des Hauptmanns zu Capernaum seinen Worten, da er die Will- faͤhrigkeit der unter seinem Commando stehenden Kriegs - Knecht lobet, ist das taͤgliche Exerci ren, welches in allen Juͤdischen Besatzungs-Staͤdten mit denen da- selbst in Quartier liegenden Soldaten vorgenommen worden, zu ersehen, wie offt wird wird auch nicht in heiliger Schrifft der jungen Mannschafft gedacht, als im 1. Buch Samuelis am 24. Cap.v.3. und im 25. Cap.v.2. im 2. Buch Samuelis am 6. v. 1. und in 10. C.v.9. im 1. Reg. am 12. C.v.21. im 2. Buch der Cro- nic. am 11.C.v.1. am 13. C.v.3. Esaiaͤ am 9. C. v. 17. und im 31. C. v. 8. Jer. am 11. Cap v. 22. Ezech. Cap. 23. v. 6. 12. und 23. und so weiter, worun er dann viel zum Kriegs - Wesen angefuͤhrte Tyrones mit begriffen seyn, Rehabeam folgte dem Rath seiner mit ihme aufgewachsenen jun- gen Juͤdischer Edelleute, welche Zweiffels ohne mit ihm ihre Exercitia in der Ju- gend zusamm getrieben, und zog sich dadurch den Abfall der zehen Staͤmme auf den Hals, wio zu lesen im 1. Buch der Koͤnige am 12. Cap. voraus ist dieses ein grosses Argument vor die Juͤdische reguli rte Miliz, was Cap. 9. besagten Buchs von Salomonis Reuter-Staͤdten, Chevaliers oder Ritter- Guarden, Kriegs- und Amt-Leuten gemeldet wird. Jngleichen was wir im 17. Capitel des 2. Buchs der Cronicka von des Koͤnigs Josaphat seiner vortrefflichen Kriegs- Verfassung, regulai ren und Zahl-reichen Militz, Vestungen, Zeug - und Korn - Haͤusern lesen, auch wie viel hundert tausend gewaffnete Mannschafft er auf einmal ins Feld suͤhren koͤnnen, in den 14. Capit. des 1. Buch Samuelis v. 53. wird des Koͤnig Sauls gedacht, daß, wo er nur einen starcken und ruͤstigen Mann gesehen, er sol- chen zu sich genommen, so ein grosser Liebhaber war dieser (hernach wegen seines Ungehorsams gegen GOtt ungluͤckliche) Koͤnig von rechtschaffenen Kriegs-Leu- ten und Officirern, wie dann in eben diesen Capitel seiner als eines guten Sol- datens, (welchen uͤber dem eine schoͤne und lange Leibs - Gestalt zierte) eigenen tapffern Thaten gegen die Moabiter, Ammoniter, Edomiter, Philister und Ama- lekiter gedacht wird, gleich also muß auch sein Koͤniglicher Printz Jonathan von Jugend auf in allen loͤblichen und martiali schen Tugenden seyn erzogen worden, welches nicht allein aus seiner g e nereu sen Liebe, die er zu David getragen, und auch aus seinen Helden-Thaten gegen die Philister, sondern auch aus seinen fer- tigen Exercitio in Tracti rung der Waffen, da sonderlich seines Pfeilschiessens nach den Ziel im 1. Buch Samuelis am 20.v.20. gedacht wird, zu ersehen ist, die Kriegs-Reguln der Jsraeliter seynd im 5. Buch Mosis am 20. Capitel, und der Jsraelitische Kriegs- Staat zu Davids Zeiten, im 1. Buch der Cronica am 12. Cap. zu lesen, in dessen folgenden 13 ten v.28. auch des jungen Edelmanns Zadock als eines redlichen Heldens Meldung geschiehet. Von der alten Teutschen ihrer Jugend Anfuͤhrung zu Kriegs-Sachen und Kriegs- Fatigu en, haben wir vors erste die beste Nachricht aus dem Tacito de Moribus Germanorum, oder von der Teutschen ihren Sitten, da er unter andern der Erziehung wegen, und damit sie zukuͤnfftigen Kriegs- Fatigu en desto gehaͤrte- ter werden moͤchten, Cap. 20. schreibet, sie lassen ihre Kinder nackend in Hauß B berum herumlauffen, damit sie Hitz und Kaͤlte so viel besser ertragen lernen, in diesen Zustand wachsen sie recht verwunderlich mit starcken Gliedmaßen, und einen langen geraden Leib auf, auch saͤuget NB. eine jede Mutter ihr Kind selbst, und giebt solche keinen Maͤgden noch Ammen uͤber, wie man denn auch keinen Unter- schied zwischen eines Herrn und Dieners Kind siehet, sie werden gleich erzogen, biß sie endlich das Alter von einander unterscheidet, die um den Rhein wohnende Teutschen pflegten gar ihre neugebohrne Kinder, so bald sie aus Mutter Leib ka- men, in diesen Fluß hinein zu tragen, und daselbst unter das kalte Wasser zu tau- chen, damit sie durch diese Extremi taͤt von der einen zu der andern, gleich als ein gluͤendes ins Wasser gestecktes Eisen so viel mehr gehaͤrtet werden moͤchten, woruͤ- ber sich Galenus Lib. 1. de tuenda Sanitate hoͤchlich verwundert, wann er schreibet: Quis quæso sustineat infantem modo editam, \& ab Utero adhue ca- lentem ad Flumen deferre, ut apud Germanos fieri ajunt, ceu eandens ferrum, in frigidam aquam immergendo, fimul de naturæ vigore periculum facere, fimul- que corpus ipsum roborare. Wann sie ein wenig erwachsen, so war ihre Speise wildes Obst, dicke Milch, und zuweilen bekamen sie auch etwas von Wildpret, das ihre Vaͤter mit ihren Pfeil und Bogen gefaͤllet hatten, man besehe hiervon unsern Planta- gen - Tractat, ingleichen was wir in dem Kuͤch- und Keller- Dictionario von der alten Teutschen ihren Speiß-Arten gemeldet. Wie nun solchergestalt die Speisen gantz simples waren, also gieng es auch mit der Kleidung her, davon abermahls Tacitus Cap. 17. schreibet, daß sie sich mit einem groben Rock, der glat an den Leib anlag, und vorn mit einen spitzigen Dorn, bey denen Reichen aber mit einer Spange zugesteckt gewesen, ingleichen mit wilder Thiere Haͤuten, die sie selbst auff der Jagt erleget, be- kleidet haͤtten. Nun auff ihre Exercitia zu kommen, so wusten sie zwar von denen Kriegs- Ubungen, die damahls bey denen Roͤmern gebraͤuchlich waren, nicht viel, je- doch war die harte Letzens-Art, die ihre Jugend-sich angewoͤhnen muste, schon ein guter Anfang darzu, sonderlich da man sie bey Zeiten mit auff die Jagt nahm, da sie sich dann uͤber Berg und Thal das Wild zu verfolgen, auch offt in lan- ger Zeit unter kein Ob-Dach zu kommen angewoͤhnen musten, wiewohl auch Tacitus Cap. 6. schon meldet, daß man die junge Mannschafft mit in die Schlacht genommen, und solche zwischen die Reuterey postir et habe. Weil sie auch sehr im Gebrauch hatten, ihre junge Noblesse bey Zeiten zur Auffwartung an Fuͤrstliche Hoͤfe (wie etwan heutigs Tags mit denen Pa- gen geschiehet,) zu bringen, so ruͤhmet hiervon abermahl Tacitus Cap. 13. \& 14. daß sie sich alsdann ihrem Herrn durch tapffere Thaten gefaͤllig und beliebt zu zu machen sehr bemuͤhet haͤtten, seine Worte hiervon lauten also: Die Fuͤr- sten stveiten umb den Sieg, und sie, ( nehmlich die junge Mannschafft,) so um und bey ihnen seyn, umb den Fuͤrsten dessen Leib zu bewahren, und ihn in aller- hand Occasion en ritterlich beyzustehen, welches alles eine vorhergegangene Kriegs-Ubung andeutet, wie sie dann auch wann sie eine Zeitlang bey Hof ge- wesen, oder sonst ihre Bravonre in Martiali schen Ubungen und Occasion en er- wiesen haben, wehrhafft gemachet, und ihnen ein Degen angehaͤnget worden, der eben die Bedeutung als der Roͤmer ihr Maͤnnliches Kleid hatte, welches sie ihren jungen Patriciis die nunmehro ihr Tyrocinium wohl vollbracht hat- ten, angeleget. Vor allen aber moͤchte uns von der alten Teutschen ihrer Jugend Anfuͤh- rung zu Ritterlichen Ubungen dasjenige was mit ihren Fuͤrsten Arminio vor- gegangen, eine ziemliche Persuasion machen, dieser junge Herr eines Cheri schen Fuͤrsten Sohn, diente als Volontair in der Roͤmer ihrer Armée, und hielte sich wie Vellejus Paterculus ihme das Zeugniß giebet, in allen Occasion en so wohl, daß ihme endlich das Roͤmische Stadt-Recht, und die Wuͤrde eincs Remischen Ritters von Keyser Angusto ertheilet worden, welche Ehren - Zeichen er doch alle in den Wind schlug. Als er nach und nach der Roͤmer ihre Intenrion die freye Teutsche unter ihr Joch zu bringen, merckte, dahero er sich von ihnen ab- schlich, zu seinen Landes-Leuten kam, und die bekannte grosse Schlacht wieder die Roͤmer (welche von des Augusti Feld-Herrn Quintilio Varro commandi- ret wurden,) gewann, welche Niederlage dem Augusto so sehr zu Hertzen gieng, daß er auch mit dem Kepff wieder die Wand lief, und etliche Tage lang vor grossen Unmuth ausrieff: Redde mihi Varre Legiones meas: Schaffe mir o Varre meine von denen Teutschen erschlagene Legiones wieder. Daß aber hierauff der Arminius seine fieghaffte Teutschen, und sonder- lich seine Cheruscer eben wie der Marobodns seine Marck-Maͤnner weidlich in denen Waffen werde exercir et, und was er in der Roͤmischen Armée von Kriegs- Exercitiis gutes gesehen, auch bey ihnen eingefuͤhret haben, solches ist gantz kein Zweiffel, zumahl weil er sich leicht die Rechnung machen kunte, daß, das damahls auff dem hoͤchsten Gipfel seiner Gluͤckseeligkeit gestandene Rom, diese Schlappe nicht ungerochen lassen wuͤrde, wie dann hernach auch unter Germanico geschehen ist, welcher Gestalt in denen folgenden und mittlern Zei- ten, unter denen Teutschen Roͤmischen Keysern die Kriegs- Exercitia je laͤnger je mehr gewachsen, und sonderlich die streitbare teutsche Jugend darzu ruͤhm- lich angefuͤhret worden, solches geben uns die vielfaͤltige Geschichte ihrer Hel- den-Thaten, die Tranferi rung des Keyserthums von denen Roͤmern auff die Teutsche, die von denen Keysern angeordnete Turnier e und Ritterliche Kampf- B 2 Spiele. Spiele, der Ursprung so vieler hoher Chur-und Fuͤrsten, Grafen, Ritter und Adelicher Haͤuser, die so wohl zur Verbesserung der Studi en und freyen Kuͤnste, als zur Erlernung und Ubung der Kriegs-Kuͤnste der Teutschen Jugend zum besten gestifftete Universitaͤten und Ritter- Academi en, als auch dieser letzteren ihr heutiger Flor, voraus aber die viele Reichs- Conftitutiones, daß die junge Mannschafft so wohl auff den Land, als in denen Staͤdten, (zumahl bey an- scheinender Tuͤrcken-Kriegs-Gefahr) fleißig in dem Waffen solte geuͤbet wer- den, zu erkennen. Der Tuͤrcken ihre Seminaria betreffend, so seynd solche schon seiter der Zeit ihrer durch Constantinopels Eroberung vest gesetzten gewaltsamen Regie- rung in steten Gebrauch gewesen, werden auch noch biß auff den heutigen Tag; an vier Orten ihres Reichs, als zu Constantinopel, Adrionopel, Ibrahim, Bacha und Pera, aus denen jaͤhrlich aus denen Tuͤrckischen Provintzien zufamm ge- triebenen Tribut s-Kinder unterhalten, diese, und auch der aus gebohrnen Tuͤr- cken bestehenden Mili tz, ermangelt es hernach auch nicht an der Wissenschafft martiali scher Ubungen, voraus aber in unterschiedlichen Ritter-Spielen und Gewiß-schiessen mit Pfeil und Bogen, auch mitten in des Pferds staͤrcksten Lauff, so daß unsere Europaͤische Christliche Ritters-Leut darinnen wenig oder nichts vor ihnen voraus haben, wie dann solches an ihren grossen Fest-Taͤgen und andern Solennit aͤten, sonderlich bey Beschneidungen ihrer Keyserlichen Prin- tzen mit Verwundern anzusehen ist, in Ernst und Kriegs-Sachen laͤsset man sie von Jugend auff ebefalls nicht muͤßig seyn, wiewohl solches bey weiten der Christlichen Potentaten ihren, bey ihrer Mili tz eíngefuͤhrten Exerciti en und Re- glements nicht beykommet, wie dann auch die Tuͤrcken selbst bekennen muͤssen, daß seiter ihres sieghafften Selims, und Magnifiqv en Solimanns Zeiten, dann also benennen sie nach Rigauds Bericht diese ihre beyde alte Keyser,) die Kriegs- Exereitia und die Bravoure ihrer Mili tz sehr gefallen waͤre, was die Zaims und Timariot en betrifft, konten solche ebenfalls gewisser massen, unter die Tuͤr- ckische Kriegs- Seminarist en gerechnet werden, weil sie ihre Lehn-Guͤther nur darum besitzen, damit sie hernach den Groß-Sultan in seinen Feld-Zuͤgen, mit einer gewissen Anzahl ihrer auffgebotenen Knechte Dienste thun muͤssen, so sie auch sterben, so ererbet eines solchen Zaims oder Timariot ens Sohn seines Va- ters Guͤther eher nicht, er habe sich dann auch zu denen Kriegs - Zuͤgen und Exercitiis qualifici ret gemacht, welches ja billich ein Seminarium Tuͤrckischer Kriegs-und Lehns-Leute mag genennet werden. Wir kommen aber nunmehro auf unsere heutige in der Christenheit florirende und alle vorbemelde weit uͤbertreffende Seminaria Militaria, es sey gleich der da- bey gehaltenen schoͤnen Ordnung des fertigen Gebrauchs der Waffen, Jtem der unver- unvergleichlich eingefuͤhrten Kriegs- Exerciti en, und der dabey nothwendigen Kriegs-Wissenschafften, oder auch der Bravoure halber, welche eine Ehristliche wohl regulirt e und diseiplinirt e Militz, in Vergleichung gegen Barbarische und und andere Nation en, sonderlich zu der Zeit besitzet, da die Kriegs-Kuͤnste ungleich hoͤher gestiegen. als sie vor tausend und mehr Jahren, (vornehmlich vor Erfindung des Buͤchsen-Pulvers, und der so hoch getriebenen Bevestigungs-Kunst) nicht ge- wesen seyn. Die darinnen befindliche Seminarist en, und zwar in weiten Verstand ge- nommen, seynd erstlich alle tapfere von Adel und Ritters-Leute, welche ihren Landes-Herrn und dem Vaterland zu Dienste bey sich ereignender Feindes-Ge- fahr auffsitzen, und ihrer Lehns-und Vasallen-Pflicht, mit Heldenmuͤthigen Strei- ten, nach eines ieden Landes seiner besondern Verfaßung hieruͤber) nachkommen muͤssen, es seynd es auch ferner alle wohl exercirt e Buͤrgerschafften in Reichs- Residentz-und Municipal Staͤdten, welche wohl ehe grosse Feindliche Armeen nach viel woͤchentlicher Belaͤgerung und ungemeiner vor ihren Waͤll und Mauren ge- brauchten Kriegs-Gewalt tapfer abgewiesen, oder doch so lang sich maͤnnlich de- fendir et haben, biß sie entweder Succurs oder einen honorabl en Acɔord erlanget, unter diesen Buͤrgerschafften, die mehrentheils des Jahrs einmahl von ihren Buͤrger- Capitain en exercir et werden, haben hernach wieder das Præ. Jhre so genannten Schuͤtzen-Compagnien, die woͤchentlich sich in ihren Schieß - oder Schuͤtzen-Haͤusern mit gezogenen Roͤhren nach der Scheiben, Jtem mit Arm- Bruͤsten, auch wohl zu gewissen Zeiten mit Canonen-Schießen uͤben, und dadurch so geschickt werden, daß sie vielmahls von ihren Waͤllen denen Belaͤgerern man- chen Mann darnieder geleget, als Kriegs- Seminaria haͤtte man auch die Jaͤger die sich hin und wieder in Teutschland befinden anzusehen, zumahl wann die Herr- schafftliche oder Landes-Fuͤrstliche Jaͤgerey in dem Land, wo diesəlbe sehr starck ist, in gewisse Compagnien vertheilet, und zu gewissen Zeiten auch auf Soldatisch exercir et, hernach ein gleiches mit der Noblesse und anderer Landsaßen ihren Jaͤ- gern vorgenommen, aus beyden Partheyen aber hernach Regimenter formir et wuͤrden, welche in Nothfall mit ihren gezogenen Roͤhren, gegen einen einbrechen- den Feind koͤnten gesuͤhret werden. Die in oielen grossen Reichen auf guten Fuß stehende Land-Militz, die Po- spolite Ruscenie in Pohlen und Litthauen, der Bann und Arriere Bann in Franck- reich, die so genannten Trainbands in Engelland, und in der Schweitz der Aufbot und Außschuß, (welcher in 24. Stunden uͤber hundert tausend Mnnn anfbringet ,) seynd alle unter selbiger Laͤnder Seminaria Militaria zu rechnen. Voraus aber unserer Europaͤischen Potentaten ihre auf denen Beinen ha- bende Zahlreiche Armeen, in welchen durch eine gleichsam perpetuir liche Circulati- B 3 on on taͤglich so viel Soldaten und Recrut en, auch durch das stetige Exercir en und Æmulir en, welches mancher Kriegs- Officier und auch gemeiner Soldat in der Begierde und Faͤbigkeit zu Militairi schen Wissenschafften bey sich spuͤhren laͤst, so viel geschickte Leute auffwachsen, daß ein Feld-Lager und Garnison wegen der darinn taͤglich vorfallenden martiali schen Haͤndel schon eine vollkommene Kriegs-Schul und Seminarium mag genennet werden, allein von diesen also in weiten Verstand genommenen Seminariis, ist dieses Orts unsere Rede nicht, sondern von denen, in welchen (wie zuvor erwehnter massen die alten Roͤmer gethan,) eine sonderbahre Anzahl junger und zu Kriegs- Exercitiis geschickter Leute auff des Landes-Herrn, oder einer grossen Republic und Landschafft Kosten unter- halten, mit tuͤchtigen Lehr-und Exerciti en-Meistern versehen, und so lang in einen solchen Seminario verpfleget werden, biß man sie unter die regulai re Mili tz, zu Garnison en und Feld-Regimentern zu der Artiglerie oder den Ingenieur-Corps bey denen See- Puifsanc en aber auff die Schiffe und zu der Marine abgeben, und hierdurch abgehende Ossiciers und auch gemeinen Soldaten-Stellen (nachdem nehmlich der Seminarist en ihre Condition und Capacit aͤt ist, ) wieder erse- tzen koͤnne. Dergleichen Seminaria hat schon laͤngst Franckreich und zwar der Marine wegen, in allen seinen See-Staͤdten auffgerichtet, da gewisse Professeurs d’Hy- drographie oder der Navigation und Steuermanns-Kunst bestellet worden, wel- che erstlich etliche geschickte Waysen-Kinder desselbigen Orts aus denen Way- sen-und Findel-Haͤusern, dann auch gewisse von den Koͤnig selbst unterhaitene Alumnos (so mehrentheils Cadets oder junge Edclleut, auch vornehmer Buͤr- gers Leut ihre Soͤhne seyn, welche der Koͤnig kuͤnfftig zur See oder bey der Marine zu dienen, angenommen hat,) in der See-Fahrt und Steurmanns- Kunst unterrichten, und selbigen dem Gebrauch der See-Carten, des Globi und Compasses, des Grad-Bogens, Astrolabii, und anderer auff Schiffen ge- braͤuchlichen Instrument en zeigen muͤssen, wie solches in unterschiedlichen Arti- culis Cap. VIII. des Frantzoͤsischen See- Reglement s zu ersehen ist. Eben solche Marinen - Seminaria hat auch Engelland sowohl in Londen als auch zu Chelsey, (woselbst auch das Invalid en-Hauß der Seefahrenden ange- leget ist,) ingleichen Dennemarck zu Copenhagen, voraus aber jetziger Zeit Moscau établir et, wovon das dritte Capitel der neuen Aufflaze unsers Mosco- witischen Kauffmanns von p. 127. an nachzulesen ist, da man unter andern von Seiner Czaarischen Majestaͤt angelegten Academi en der Kuͤnste und Wis- senschafften, Gymnasiis und Seminariis, auch in St. Petersburg, eine mit ge- lehrten Professoribus besetzte See-oder Marin en- Academie antreffen wird, in welcher die von Seiner Majestaͤt auff ihre Kosten unterhaltene Jugend, in der Arit- Arithmetica, Geometria, Schiffbau-Kunst, und andern zur Navigation gehoͤri- gen Wissenschafften unterrichtet wird. Die sonst hin und wieder in Teutschland établirt gewesene Ritter- Acade- mi en waren ebenfalls nichts anders als solche Seminaria, in welchen die Ade- liche und vornehme Buͤrger-Jugend zu allen solchen Wissenschafften solten angefuͤhret werden, welche ihnen dermahleins bey Hof-und in Regenten-oder auch in Militair- Stand zu statten kommen koͤnten, warumb aber solche meh- rentheils eingegangen, und wie solche auff einen und zwar weit bestaͤndigern Fuß als die auffgebobene gewesen, konten retablir et, und die noch taliter qua- liter bestehende, in gute Ordnung gesetzet werden, solches wollen wir uns auff eine andere Zeit anzuweisen vorbehalten haben. Wir schliessen nunmehro dieses Capitel mit unterschiedlicher (aus beruͤhm- ten Autoribus, uͤber die Materiam von Tyronibus oder Kriegs-Schuͤlern gezo- genen Anmerckungen, und zwar so schreibet gleich Vegetius lib. 1. Cap. 28. in fine: Vilius constat armis erudire suos, quam alienos mercede conducere, es kostet weniger seine eingebohrne Landes-Kinder in Waffen zu unterrichten, als frembde vor Geld zu dingen, welchen Worten Lipsius beyfuͤget: Quod Exteri in itu \& reditu consumunt, hoc si in armandis \& exercendis Domesticis impen- dis, egregiam habes \& femper tibi ad manum militarem manum, illi longinquo accersendi, \& cum dispendio fœpè expectandi sunt, domestici in Tua sede uno Edicto evocautur \& adsunt, was du auff jene nehmlich Frembde mit kom- men und wieder weggehen wendest, das wird es dir kosten, deine Unterthanen in Waffen abrichten zu lassen, hierdurch aber hast du eine eigene und bestaͤndi- ge Kriegs-macht allezeit bey der Hand, da die sreɯbde afft von weiten her muß beruffen werden. Von der denen Roͤmern taͤglich zugewachsenen jungen Mannschafft schrei- bet Plutarchus in Pyrrho, Romanis Viros \& sobolem militarem, tanquam e pe- renni fonte Domi affluxisse, es waͤre ihnen solche wie das Wasser aus einer Qvelie zugeflossen, dannenhero auch der Pyrrhus, als er wieder die Roͤmer zu Feld gelegen, soll geklaget haben: Videri sibi pugnam cum Lernæa quadam hydra susceptam, cui Capite uno resecto alind alindque duplicetur \& accrescat; Es kaͤme ihme sein Krieg mit denen Roͤmern nicht anders vor, als wann er mit der Lernæi schen Schlangen stritte, welcher er nicht so bald einen Kopff ab- gehauen, als schon gleich zwey andere an die Stelle wieder gewachsen waͤren, so bald die Roͤmer von ihrer alten Kriegs-Zucht nachgelassen, waren sie auch ungluͤcklich, dieses bezeuget Vegetius im obbemeldten 28. Capitel mit diesen Worten: die Sicherheit des langen Friedens, hat die Menschen eines Theils zu denen Wolluͤsten des Muͤßiggangs, anders Theils auff Buͤrgerliche Sachen gezo- gezogen, dadurch die Kricgs-Zucht geschwaͤcht, und endlich gar vergessen wor- den. Verwundere sich demnach niemand, daß da es zu unserer Vaͤter Zeiten auch also zugegangen, der zwantzig Jaͤbrige Stillstand, nach dem Ersten Puͤni- schen Krieg, unsere zudor sieghafft gewesene tapffere Roͤmer so sehr geschwaͤ- chet, daß sie in dem Zweyten dem Hannibali nicht gewachsen gewesen, weil sie nehmlich ohne junge geuͤbte Mannschafft waren, und viel alte Obristen und Buͤrgermeister verlohren hatten, biß sie endlich die alte Disciplin wieder hervor- gesucht, darauff es schon besser gegangen ist, Forstnerus in seinen Notis Poli- tic. ad Tacit. Ann. IV. fol. 549. schreibet von dem Unterschied zwischen der neugeworbenen und alten exercirt en Roͤmischen Militz folgender Gestalt: Hodie cum Tympanum strepit coeunt protervi, ociofi, legum impatientes, pa- rentibus immorigeri, maximi Mulierum Mœchi, Alcatores, Urbium fuarum Fex \& Purgamentum, quibus neque Boni intellectus est, neque mali Cura, qui ncque in Victoria Decus, neque in Fuga Flagitium putant - Romani vero ex Tribubus, Coloniis \& Sociis militem habebant electum, Belli \& Mune- rum militarium gnarum, Acie invictum,, \& qui Annos non plus ex Fastis, quam stipendiis fuis numerabat, ut Romani Exerci t us a Nostris differant, quod Navis quæ probatis Tiabibus est compacta, ab Ea, quam imtempestivè excisæ Arbores, \& omnia non penstatis vitiis ligna Componunt. Warumb auch nicht alle junge Leute unter die Roͤmische Mili tz, sondern nur diejenige, so etwas Mit- tel hatten, auffgenommen worden, dessen giebt uns Cæsar lib. 3. de Bello Gal- lico, Cap. 17. folgenden Bericht: Populus Romanus per Classes divisus erat, \& pro Patrimonii Facultate censebator, ex iis omnibus quibus Res erat, ad mi- litiam ducebantur, diligenter enim pro Victoria laborabant qui præter liberta- tem bona defendebant, dann diejenige streiten allezeit tapffener, welche sowohl vor die Erhaltung ihrer Freyheit als auch ihrer Guͤther kaͤmpffen. Illi autem quibus nullæ opes eran t , Caput suum quod s olum possidebant, censebantur, \& belli Tempore in mœnibus refidebant, facile enim poterant existere Proditores, quibus Egestas haud facile habetur sine damno, die nichts hatten, ließ man zu Hauß, weil sie sonst leichtlich wann man sie gegen den Feind gefuͤhret haͤtte, aus Armuth verleitet, haͤtten Verraͤther abgeben moͤgen. Von der Nutzbarfeit ei- ne wohl exercirt e einheimische Stadt- Mili tz stets auff denen Beinen zu haben, und was hingegen auch vor eine Rachlaͤßigkeit dabey bezeuget werde, schreibet Bœcklerus Dissert. VII. de Potentia Civitatum folgender Gestalt: Quantum ad fubsidiarium militem attinet, nulla fere est Civitas, quin Propositum exercendo- sum more Militiæ Civium præ fe ferat, fed cum in Rem præfentem veneris, fegnius ferè omnia administrari, animadvertas, five quod ferociores \& ad Ci- vilis obsequii Modestiam imprompti magis credantur, qui nimis ad Audaciam mili- militarem imbuuntur, five quod ex militaribus Civium studiis, impedimentum metuitur opificiis, Negociationibus aliisque civilibus occupationibus, igitur non amplius fere temporis huic Rei videmus tribui, quam quod ludo \& Remissioni convenit. Quamquam in Germania non defint Constitutiones Imperii, \& De- creta Comitiorum, de exercenda in Armis Multitudine Agricolarum \& Civium, idque toties inculcatum fit in Conciliis de Bello Turcico, pertinebat etiam eo mos vulgo receptus Sclopos ad destinatum Seopum explodendi, propositis præ- miis \& institutis Certaminibus, welches eben dasjenige ist, was wir zuvor, (da wir von der Teutschen ihren Rriegs- Exercitiis und Seminariis sowohl in alten als mittlern und juͤngern Zeiten, wie auch der deßfalls ergangenen Reichs-Ab- schiede Meldung gethan,) angefuͤhret haben. Daß die alte Roͤmische Soldaten einmahl des Tags, die Tirones aber zweymahl nehmlich des Morgens und Mittags seyn exerci ret worden, solches giebet uns Vegetius lib. 2. Cap. 23. \& seqq. zu erkennen, da er zugleich dieses Epiphonema beyfuͤget, Intermissa Exercitii Consuetudo Animos Militum debili- tat \& Corpora. Wann der Soldat nicht stets exerci ret wird, so wird er sowohl am Leib als an Gemuͤth schwach. Daß auch die Roͤmer zu ihren Soldaten, keine andere als wohlhabende Leute, und auch vornehmer Leut Sohne, nicht aber allerhand gemeines Gesind, als nur in hoͤchsten Nothfall genommen haben, sol- ches erhellet aus diesen Worten des Livii lib. X. apud Romanos in Legione non nifi ingenui, \& ex ingenuis nisi Juniores \& ex junioribus nisi qui in quinque Classes censerentur, \& ludicræ artis expertes essent, ordine centuriabantur, unde Servi libertini, pueri, Seniores, Capite censi \& Histriones ad Arma non vocaban- tur nisi dubiis Reipublicæ Rebus Necessitate cogente, in des Telemaque Staats- Roman discuri ret der weise Mentor von der Aufferziehung der Tironum fol- gender massen: Sie, nehmlich die jungen Leute in einer Republic gehoͤren we- niger ihren Eltern als der Republic zu, in welcher sie gebohren, sie seynd Kin- der des gantzen Volcks, dessen Hoffnung und Staͤrcke, und wann sie einmahl verdorben seyn, so ist hernach keine Zeit mehr sie zu verbessern, es ist das ge- ringste, daß man sie hernach von Chren-Aemtern ausschliessen will, wann sie sich deren unwuͤrdig gemacht, besser thut man hingegen, daß man den Ubel vorkomme, ais daß man darzu genoͤthiget werde, dasselbe zu straffen, der Koͤ- nig, welcher ein Vater aller seiner Unterthanen ist, ist noch vielmehr der Vater aller Jugend in seinem Land, als welche die Blume ist seiner gantzen Nation, in der Bluͤthe schickt es sich schon an zu der Frucht demnach lasse sich ein Koͤnig dieses nicht veraͤchtlich vorkommen, selbst auff die Erziehung ein wachendes Aug zu haben, und auch andere darauff Acht geben zu lassen, er ordne es also, daß man die Kinder den Schmertzen und den Todt verachten lerne, daß man darin- C nen nen eine Ehre suche, die Wolluͤste und den Reichthum zu fliehen, man lasse sie die Ungerechtigkeit, das Luͤgen, und die Weichlichkeit vor solche Laster halten, welche ehrloß machen, man gewoͤhne sie von erster Jugend an das Lob der Helden zu singen, welche loͤbliche Thaten vor ihr - Vaterland verrichtet, und in denen Treffen ihre Tapferkeit kund gethan haben, man ziehe sie auff, daß sie den Todt weniger, als den geringsten Vorwurff ihres Gewissens fuͤrchten, haupt- saͤchlich aber ist es von noͤthen, oͤffentliche Schulen zu bestellen, die Jugend zu den e n staͤrcksten Ubungen des Leibs anzugewoͤhnen, ihnen die Weichlichkeit und den Muͤßiggang zu verleiten, als welche die allerschoͤnsten Naturen verderben, voraus aber lasse man sie nicht aus den Kriegs- Exercitio kommen, dann dadurch wird sie undermerckt gelchwaͤchet, der Muth wird fallen, die Wolluͤste werden die Sitten verderben, die andere Voͤlcker aber hernach gar keine Muͤhe brau- chen, sie zu uͤberwinden, und da sie das Ungemach, welches der Krieg mit sich zu schleppen pfleget, vermeiden wollen, werden sie daruͤber in eine so viel be- schwerlichere Dienstbarkeit verfallen, nachdem es aber auch sehr gefaͤhrlich ist, im Land selbst krieg zu haben, weil man sich durch solchen, wann man auch gleich in seinem Lager die Victoriam mit K etten angefesselt haͤtte, zugleich mit denen Feinden auffreibet, das Land von Volck entbloͤsset, die Aecker ungebauet lie- gen laͤst, die Commercia stoͤret, die besten Gefetze schwaͤchet, der Einwohner Sit- ten verderbet, und die freyen Kuͤnste unterdruͤcket, die Gerechtigkeit und Policey auch zu Kriegs-Zeiten sehr gekraͤncket wird, als waͤre es der zum Krieg desti- nirton Jugend halber besser, wann man selbige auch auff frembden kriegs- Theatris umbsehen, und die Erfahrung dessen, was sie daselbst gesehen, hernach in dem Vaterlande zu Rutz machen liesse, auff welche Weise man allezeit eine Krie- gerische und tapffere Jugend auff den Beinen haben kan, ohne daß man deß- falls Krieg im Lande haben doͤrffe, dann das wahse Mittel den Krieg zu entfer- nen, ist dieses, daß man einen langen Frieden erhielte, in solchen aber sich doch auff die Waffen lege, und die in solcher Prosession beruͤhmte Leute werth halte, auch allezeit von seiner eigenen Landes-Jugend eine genugsame Anzahl bey der Hand habe, die schon in auslaͤndischen Kriegs-Diensten gewesen, und die Disciplin und Manier wissen, wie man die Feinde bekriegen soll. CAPUT II. Von der Eintheilung solcher Seminariorum in Adeliche und Buͤrgerliche, auch woher die Jugend zu nehmen, weiche in solchen zur Kriegs-Kunst und Ritterlichen Exercitiis soll aufferzo- gen und angewiesen werden. Diese D Jeses desto besser abzuhandeln, wollen wir abermahl erst der alten streitbaren Roͤmer ihre Kriegs-Schulen vor uns nehmen, und was sie in solchen vor einen Selectum der Lehr-Schuͤler halber gehalten haben, kuͤrtzlich beleuchten. Es ist aber gleich Anfangs ein Unterschied zwi- schen den noch in seiner Wiegen gelegenen Rom, ferner dessen Juͤnglings-Jah- ren, und endlich seinen maͤnnlichen Alter zu machen, in des Ersten Periodi er- sten zweyen Seculis kunte die Stadt Rom wohl auff keine ordentliche Kriegs- Schulen, vielweniger auff die Abtheilungen derselben in Adeliche und un-Ade- liche gedencken, sondern muste zufrieden seyn, daß ihre von Romuli Fundations Zeiten an, zusamm gelauffene, und aus allerhand boͤsen Buben und liederlichen Leuten anfangs formirt e Buͤrgerschafft, ihre Waͤlle und Mauren nur se gut de- fendirt en als sie kunten, etwan auch nach und nach der Stadt Gebiet durch die Waffen erweiterten, und demjenigen, der sie angreiffen, und in ihrem Besitz stoͤren-wolte, so gut abwiesen, als es damahls in ihren Vermoͤgen war, welche Kriegs-Art hernach auch unter denen folgenden Koͤnigen, also fortgegangen, jedoch so, daß von Zeit zu Zeit nech immer etwas daran verbessert, und unter- schiedliches zur guten Ordnung und Kriegs- Disciplin dienendes hinzu gethan wor- den, also war Tullius Hostilius der dritte Roͤmische Koͤnig schon sehr bemuͤht, das, aus lauter Soldaten bestehende Roͤmische Volck in gewisse Ab-und Ein- theilung zu bringen, und eine ordentliche Kriegs- Disciplin unter denselben einzu- fuͤhren, welches wir einiger massen daraus ersehen koͤnnen, daß als er die Stadt Albam zerstoͤhret, und ihre Einwohuer nach Rom gebracht, er die streitbarsten aus solchen ausgesucht, selbige in 10. Turmas oder Hauffen eingetheilet, mit denen uͤbrigen aber die mangelhaffte Roͤmische Legiones ergaͤntzct, und solche darunter gestecket, und also alles nach des Romuli angefangener Kriegs- Disciplin angestellet, auch da er keinen oͤffentlichen Krieg hatte, dannoch nicht unterlas- sen, die junge Mannschafft taͤglich hinaus ins Feld zu fuͤhren, und selbige der- gestalt in Waffen und andern Kriegs- Exercitiis und Arbeiten zu exerci r en, als wann er wuͤrcklich einen Feind vor sich gehabt haͤtte, worzu die damahls in Rom eingerissene Pestilentz ihme grossen Anlaß gab, indem er davor hielte, daß den Leib gesund zu erhalten kein besseres Mittel, als das stetige Arbeiten und Kriegs-Ubungen in Feld waͤre. Der nach ihn kommende Ancus Martius war mehr auff Einrichtung ihrer Policey und Goͤtzen-Dienst, als auff den Kriegs- Etat bedacht, dahero auch hier schon der Unterschieb zwischen dem geistlichen und Militair -Stand seinen Anfang nahm, wiewohl er diesen letztern doch auch ziemlich beybehalten, wie er dann auch dadurch sich im Stand gesetzet, denen Lateinern viel Staͤdte durch die Waffen abzunehmen. C 2 Lucius Lucius Tarquinius Priscus, der fuͤnffte Roͤmische Koͤnig, war der Erste, der nachdem er die Sabiner und Lateiner bezwungen, und nunmehro in Rom guien Frieden hatte, daselbst auff das Auffbauen gewisser Angariarum oder Basilica- rum (das ist, solche Haͤuser, worinn die junge Mannschafft in Kriegs-Sachen solte unterwiesen und exerci ret werden,) bedacht war, wiewohl er dieses sein loͤbliches Vorhaben, wegen des durch einen Meuchel-Moͤrder an ihn veruͤbten Todtschlags nicht vollziehen kunte, indessen moͤchte man doch von seiner Re- gierungs-Zeit an, den Ursprung der Roͤmischen Seminariorum Militarium rech- nen, auch daß er solche in Buͤrgerliche und Adeliche einzutheilen willens gewe- sen sey, welches letztere wir daraus beweisen, weil er seinen Sohn einen Juͤng- ling von 13. Jahren, als sich solcher im Kriege wieder die Sabiner und Hetruscer wohl gehalten, mit einer Prætexta und Bulla, das ist mit einen langen, mit Pur- pur verbremten Rock, und einen guͤldnen Halß-Gehaͤng beschencket, welches hernach auch bey allen Raths-Herren und anderer vornehmen Ingenuorum ih- ren Kindern also eingefuͤhret, und bierdurch gleichsam denen Adelichen Semina- riis der Anfang gegeben worden. Welche hernach zu seines Nachfolgers des Servii Tullii Zeiten nebenst de- nen Buͤrgerlichen, erst ihre rechte Eintheilung und Wachsthum erhalten, dann dieser theilte die Roͤmische Buͤrgerschafft in fuͤnff Classes oder Standes-Ord- nungen ein, in der ersten Claß wurden alle diejenige begriffen, die 1500. Gold- Guͤlden Rheinisch oder auch daruͤber in Vermoͤgen hatten, aus dieser nahm er 80. Centuri en oder Compagni en, davon 40. in solchen Maͤnnern bestanden, die uͤber 40. Jahr alt gewesen, 40. aber in junger Mannschafft, zwischen 20. und 40. Jahren, jene ließ man zur Bewahrung der Stadt zu Hause, diese aber fuͤhrte man wieder den Feind ins Feld, oder logirt e sie in Friedens-Zeiten zwar in die Staͤdte, jedoch daß sie taͤglich in denen Angariis oder Trill-Haͤusern mu- sten exercir et werden, ihre Waffen und Mondir ung war eine Sturm-Haube, Schild oder Tartsche, ein Eiserner Pantzer und Bein-Schiene, ein langer Spieß, und ein Schwerdt oder Seiten-Gewehr, in der andern Claß waren die- jenige, welche unter 1500. biß auff 1100. Gold-Guͤlden in Vermoͤgen hat- ten, aus diesen nahm man 40. Centuri en, 20. zur Bewahrung der Stadt, 20. aber an junger Mannschafft zum Kriegs-Zuͤgen, und zu denen Angariis. Jhre Waffen und Ruͤstungen wareu, ein kleiner runder Schild, eine Sturm-Haube, ein Harnisch, Spieß und Schwerdt. Die Dritte Claße machten diejenige aus, die unter 1100. Gold-Guͤlden biß auff 750. in Vermoͤgen hatten, diese wurden eben so wie die vorige abge- theilet, ausser daß sie keinen Harnisch noch Bein-Schienen trugen. Die Dierdte Claß bestand aus Buͤrgern, die nur etwan 375. Gold- Guͤl- Guͤlden vermochten, aus diesen theilte man ebenfalls 40. Centuri en nach der vorigen Weise ab, welche aber nur lange und auch Wurff-Spiesse hatten. Die Fuͤnsfte Claß ward genommen aus denen, die 165. Guͤlden ver- mochten, diese musten 60. Compagni en hergeben, davon 30. zu Hauß blieben, 30. aber nehmlich die jungen, wurden ins Feld und in die Trill-Haͤuser oder Angarias geschicket, in welchen sie mehrentheils in Schleudern, und auch Stei- ne aus freyer Hand zu werffen, exercir et worden. Denen Feld- Centuri en insgesamt, gab man hernach aus den gemeinen Poͤbel 2. Compagni en Zimmer-und Bau-Leute, item noch 3. Centuri en ge- meiner Raths-und Stadt-Diener, Pfeiffer und Posaunen-Blaͤser zu, welche wiewohl ohne Gewehr mit ziehen, und in ihrer Profession bey der Armée Dien- ste thun musten. Solcher Gestalt sehen wir, wie erst die Seminaria sowohl Buͤrgerliche als Adeliche, durch die Classificationes zu des Servii Tulli Zeiten ihren Anfang ge- nommen, als hernach die Stadt Rom an Macht, Vermoͤgen und Einwoh- nern zunahm, da wurde dieser Unterschied noch mehr observir et, daß man der Consulum, Prætorum, Quæstorum, Tribunorum, und Senatorum, wie auch an- derer vornehmer und reicher Leute ihre Kinder besonders auserlesen, und in eine Nolle zusamm eingeschrieben, auch mit ihnen schon edlere Exercitia, als mit denen, aus denen geringern Claßen ausgezogenen, getrieben habe, weil auch solchen Patriciis hernachmahls gantze Gouvernements von Staͤdten und Provin- tzien, item hohe und importantes Kriegs- Chargen anzuvertrauen waren, so hielten die kluge Noͤmer dafuͤr, daß nicht allein hierzu Leute von guten Sitten und Verstand, sondern auch von edler Abkunfft erfordert wuͤrden, indem das Point d’ Honnenr, und der Familie auch viel darzu coutribuirt e, daß man in dem Kriege keine Lacheté und Unverstand von sich mercken liesse. Es wurden auch fuͤrnehmlich darumb Adeliche Seminaria von ihnen auffgerichtet, weil sie darauff hielten, daß solcher vornehmen Leute Kinder, wann sie erst in die Zahl der Tyronum, und folglich der Kriegs-Leute auffgenommen worden, vor des Vaterlandes Wohlfahrt, ja vor ihr eigenes von ihren Eltern dermahleins zu gewartendes Patrimonium, umb solches nicht zu verlieren, desto eyfriger strei- ten wuͤrden, welcher Punct auch umb so viel nachdruͤcklicher war, als die al- ten Roͤmer nicht viel Feder-lesens machten, denen die sich der Defension und dem Dienst des Vaterlandes entziehen wolten, oder denselben nicht mit aller Treu, Sorgfalt und Tapfferkeit vorstanden, ihr Haab und Gut, ja das Le- ben selbst zu nehmen, zum wenigsten verlohren sie ihren Adel-Stand, wurden zu Leibeigenen Knechten verkaufft, oder mit Gefaͤngniß und Landes-Verwei- sung gestrafft. C 3 Die Die dritte Motive Adeliche Cadets und vornehme Tirones in ein Corpus und Semioarium zusamm zu bringen, war auch dieses, weil man von solchen jungen vornehmen Soͤhnen versichert war, daß sie in ihrer Cltern Hause schon wuͤrden in guten Sitten, Kuͤnsten und Sprachen (sonderlich in Lesen und Schreiben) wohl seyn unterrichtet worden, welches letztere ihnen aucb darumb umb so vielmehr zu statten kam, weil alle Militair -Bestallungen und Ordres schrifftlich abgefasset gewesen, es moͤchten gleich solche die Expeditione s selbst, oder Proviant und Munition und andere Dinge betreffen. Dann da muste ein jeder Kriegs-Mann in denen Roͤmischen Arméen sowohl von Adelichen als Gemeinen Officir ern und Soldaten selbst auffschreiben, und vor sich ein Buͤch- lein halten, was er an Sold empfangen, und wie viel ihme noch restirt e, was er an taͤglicher Frucht und Getreyd eingenommen, und wie viel ihnie noch hintersteluͤg sey, er muste auch seine Wachten und Qvartiere, die Tage und Oerter wann, und wohin er auff die Arbeit commandi r et worden, auff- schreiben, und weil er den Nahmen seines Huuptmanns an seinem Faͤhnlein, und vorn an seiner Sturm-Hauben geschrieben hatte, seiner Mit-Soldaten ihre Nahmen auch auff jeder ihreu Schilde und Tartschen verzeichnet waren, (da- mit sie in der Schlacht sich nicht verirren koͤnten,) so war es ja allerdings noͤ- thig, daß ein Soldat schreiben und lesen koͤnte, welches daß es auch bey unse- rer Teutschen Militz, ja bey allen Buͤrgern und Bauren moͤchte eingefuͤhret werden, vielfaͤltig schon unser wohlgemeynter Vorschlag und Wuͤuschen ge- wesen ist. Diesen jetzt beschriebenen Roͤmischen Adelichen Seminariis und Tironibus wurden hernach die Buͤrgerliche aus denen oberzehlten Zuͤnfften, zu nechst an die Seite gesetzt. Es hatten zwar die Roͤmer allen Respect vor ihren Adel und alle vornehme Famili en, aber in so weit als die aus solchen entsprossene sich tapffer Adelich und wohl aufffuͤhrten, wo dieses nicht geschahe, so war ihnen ein tugendhaffter Buͤrger, und Buͤrgers Sohn eben so lieb und werth, als der beste von Adel, er wurde auch vor diesen zu hohen Stadt- und Kriegs-Aemtern gezogen, und fing sich bey demselben Buͤrger sein Adel-Stand durch loͤbliche Thaten an, da er bey den traͤgen und nichtswuͤrdigen Edelmann hingegen auff- hoͤrte, wie solches viel hundert Exempla in denen Noͤmischen Historien zur Ge- nuͤge beweisen koͤnnen. Wiewohl auch zu solcheu Buͤrgerlichen Tironibus nicht allerhand Juͤng- linge die nur vorkamen, auch nicht aus allen und jeden Profession en und Hand- werckern genommen wurden, dann Erstlich sahe man in beyden Seminariis wohl darauff, ob ein anzunehmender Tyro seine r e chte Leibes-Laͤnge und Proportion hatte, ob er nicht zu klein oder zu schwach Waffen zu tragen waͤre, man be- merckte merckte auch, ob er ein ehrliches wackeres Gesicht, auffgerichteten Halß, breite Brust, starcke und fleischigte Schultern, starcke Finger und Faͤuste, lange Ar- men, einen kleinen duͤnnen Bauch, duͤnne Beine, und mehr Seh ni gt nnd Aede- rigte, als Fleischige Waden haͤtte, der Conful Marcus wolte sie gar 5 ¾. oder 6. Fuß lang haben, wiewohl nicht eben allezeit auff die Laͤnge, sondern ob ein Keri starck von Gliedmaßen, gesunder Leibes- Constitution, und wohl untersetzt war, gesehen worden. Die Handroercker betreffend, aus welchen man Tirones oder Kriegs- Schuͤler angenommen, und folglich solche der Noͤmischen Militz einverleibet, so waren solches die Schmiede, Zimmer-Leut, Tischer, Steinmetzen, Schiffs-Leut, und Boots-Gesellen, die Fleischhauer, Jaͤger, und in Summa, alle diejenige, welche mit schwerer Arbeit, bey welcher viel Bewegung ist, umgegangen, was hingegen stillsitzende Handwercker und Prosession en als Riemer, Sattler, Lei- nen- und Wollen-Weber, Posamentirer, Schuster, Schneider, Fischer, Vo- gelsteller, Pasteten-Becker, Gar-Koͤche, Wein-Schencken, Seidensticker, Ta- pezirer, und dergleichen subtil e Handwercker mehr gewesen, die wurden nicht geachtet, hingegen beliebte man um so vielmehr junge starcke und gesunde Bau- ren-Kerls, als welche der Sonnen Hitze gewohnt, nichts nach den Schatten fragten, welche nicht wusten was Wolluͤste oder warme Baͤder seyn, welche einfaͤltigen Gemuͤths, und mit schlechter Kost zusrieden waren, ihre Haͤnde und Schultern auch schon allerhand Last zu tragen, Graͤben zu machen, schwere Buͤrden auffzuheben, Holtz, zu hauen, zu pfluͤgen, und andere schwere Arbeit zu tbun, gewohnet hatten, mit diesen kunten auch die Campidoctores viel ge- schwinder fort kommen, und zu denen Kriegs- Exercitiis schreiten, da sie herge- gen der Stadt Jugend, erstlich hin und wieder zu lauffen, zu arbeiten, der Son- nen Hitz zu vertragen, unter den freyen Himmel zu schlaffen, grobe Speise zu essen, und andere unter Soldaten vorfallende Fatiguen mehr angewoͤhnen musten. Je mehr nun bey der Stadt Rom ihrer anwachsenden Macht, an einer solchen Kriegs- Pflantz-Schul gelegen war, je mehrere Sorgfalt trug man auch tuͤchtige Subjecta darzu aus- und auffzusuchen, also daß man nicht mehr ( wie bey der ersten Roͤmischen Koͤnige Zeiten geschahe,) nur enrollirt e, wer sich zum Kriegs-Stand angab, oder alle Buͤrger und Einwohner zu Soldaten mach- te, sondern es wurden gewisse Conquisitores oder Commissarii bestellet, welche erstlich in der Stadt Rom die tuͤchtigsten Tyrones oder Junggesellen aussuch- ten, solche auffzeichneten, und in die Angarias hinein sandten, hierauff aber sich auff das Land, und in die von denen Roͤmern uͤberwundene Laͤnder und Pro- vintzien begaben, und daselbst mit der Jugend gleich also verfuhren, nehmlich daß daß sie die beste davon ausgelesen, und nach Rom in das Seminarium oder die Kriegs- Academiam gesandt, woselbst sie ihre Tyrocinia oder Lehr-Jahre, ( wel- cher etwan 2. oder 3. waren, nachdem nehmlich ein Tyro die Exercitia hurtig fassen kunte,) gedultig aushalten musten, wann sie anders dermahleins in den Soldaten, von diesen in den Officier-Stand wolten auffgenommen seyn, oder wohl gar das Gluͤck haben, kuͤnfftig Roͤmische Feld-Herrn, Buͤrgermeister und Raths - Herren zu werden, (nach dem noch heutigs Ta g s bekannten Sprichwort: Es muͤste ein schlechter Kerl von einen Soldaten seyn, der nicht mit der Zeit Oberster oder General zu werden gedaͤchte,) wie dann auch das Besetzen hoher und vornehmer auch so gar geistlicher und Civil - Chargen bey denen Roͤmern, mit dem Krieg so genau verknuͤpffet war, daß man gemeiniglich darzu keine andere als wohlverdiente Kriegs-Leut befoͤr- derte, welches mit denen Exemplis so vieler Keyser, die sich auch zugleich Pon- rifices maximos nennen liessen, und als wuͤrckliche Hohe Priester in ihren Goͤ- tzen-Tempeln Opffer verrichtet haben, zu beweisen stehet. Bey uns in Europa seynd heutigs Tags ausser denen schon in vorigen Ca- pitel gedachten Ritter- Academi en und Seminariis der so genannten Cadets oder jungen Edelleute, (die wie sonderlich in Dreßden und zu Berlin zu ersehen, zu allen Adelichen und Kriegs- Exercitiis von der hohen Landes-Obrigkeit erzogen, und ihnen deßfalls geschickte Lehr-Meisters vorgesetzet, sie auch uͤber dem zu ih- rer Subsisten tz mit einen zulaͤnglichen Tractament versehen werden,) keine be- sondere Seminaria oder Kriegs-Pflantz-Schulen, sonderlich vor gemeine Buͤr- gerliche Jugend, die doch kuͤnfftig den groͤsten Theil der Potentaten ihrer Ar- méen und Kriegs- Force ausmachen, und dannenhero nicht so gar aus der Acht gelassen werden solten, bekannt, sondern es ist an deren statt, das Ausschrei- ben, und Werben ( wann zumahl Kriegs-Gefahr und weit aussehende Conjun- ctur en vorhanden,) in Gebrauch, da dann die neu geworbene Tyrones denen Corporal en, Feldwebeln, und Sergeant en, untergeben werden, welche dieselbe eintzeln und auch Rott- und Corporalschafften - weiß vornehmen, und ihnen alle Handgriffe mit der Flinten, samt denen uͤbrigen Kriegs- Exercitiis weisen muͤssen, in welchen sie auch sonderlich in hochbesagten zweyen Koͤniglichen Re- sidentz-Staͤdten so accurat abgerichtet und dressir et seyn, daß ich nicht weiß, ob es die alten Roͤmer mit ihren Gregariis oder gemeinen Soldaten, in einen drey oder vier Jaͤhrigen Tyrocinio oder Schul-Jahreu haͤtten weiter bringen koͤn- nen, ja es wuͤrden sich gewiß ihre beruͤhmteste Campidoctores und Armi Ma- gistri, auch so gar ihre tapfferste Feld-Herren, wann solche wieder auffstehen, und unsere heutige teutsche Militz und deroselben vortreffliches Exercitium an- sehen solten, hoͤchst verwundern, wie hoch die Kriegs-Kunst bey diesen unsern Zeiten Zeiten gegen die ihrige gestiegen sey, und wie man seiter dem, daß das grobe und kleine Geschuͤtz erfunden worden, jetzt gantz andere Waffen, (als ihre Schild und Tartschen, lange Spiesse, Bogen, Pfeil und Schleudern, in Belaͤgerun- gen aber, ihre Mauerbrecher oder Arietes, Testudines, musculi, und Sturm-Lei- tern \&c. gewesen seyn,) erfunden habe, dahero ein gewisser teutscher Poet nicht unbillích gesungen: Was soll uus jetzt die Schlacht mit Schleudern und mit Stoͤcken, Und der bepralte Sturm, mit Leitern und mit Boͤcken, Man seh jetzt unsern Krieg und eine grosse Schlacht, Der Donner und der Blitz wird mit zu Feld gebracht. An statt ihrer Dictatorum, Imperatorum, Legatorum, Tribunorum Militum, Centurionum, Præfectorum Equitum, De c urionum, Præfectorum Legionum, Castrorum, Tessera r iorum, Conquisitorum, Vragorum, Mensorum, Metato- rum, Structorum Annonæ, Antesignanorum, Signiferorum, Tubicinum, und Cornicinum \&c. haben wir so beruͤhmte, theils noch lebende, theils durch ihre tapffere Helden-Thaten ins Buch der Helden und Redlichen eingeschriebene Feld-Herrn, Generals, Obristen, und andere vornehme Stab-und Regiments- Officiers, welche denen alten Griechischen und Roͤmischen Helden keinen Schritt weichen doͤrffen, so seynd auch unsere, bey regulirt en Trouppen stehende Ober- und Unter-Officiers, mehrentheils so beschaffen, daß sie an Bravoure und Er- fahrenheit in Kriegs- Exercitits, denen Roͤmischen Campidoctoribus noch vieles lehren koͤnten. Die Roͤmische gemeine Militz (welche vornehmlich in Triariis, Veteranis Gregariis, Tironibus, Limitaneis, Classiariis, Stationariis, Præsidiariis, Gravis \& Levis Armaturæ Militibus, in Funditoribus, Balistariis, Sagitariis, Hastatis, Lanceariis, Scutariis, Cataphractis, Adventitiis, Desultoribus, Pro \& Excubito- ribus, in Cuni c ulariis, Speculatoribus, Corycæis, \&c. bestanden,) darff nur un- sere Chevaliers Gardes, Gens d’ Armes oder reitende Trabant on, unsere gantze Cavallerie selbst, von der Infanterie aber die Grenadir er, und gantze Regimen- ter sonderlich die, welche unsern Teutschen und andern Europaͤischen Fuͤrsten und Potentaten zur Garde dienen muͤssen, in dem Lager schlagen aber, unsere General-Quartier- Meisters, in Belaͤgerungen unsere Feld-Zeugmeisters, Ar- tiglerie Obersten und Officiers, und das gantze Corpus habiler Ingenieurs, (als welche gewißlich in der heutigen Attaque und Defense der Staͤdte und Vestun- gen ihren Prædicat nach Verstand in Koͤpffen haben muͤssen,) ansehen, so wird sie den Unterschied, der zwischen ihren und den heutigen Kriegfuͤhren ist, gar leicht begreiffen koͤnnen. Wolte man dagegen ferner einwenden, daß unsere heutige Soldaten, der D Arbeit Arbeit und Kriegs- Fatiquen so nicht gewohnt waͤren, als wann sie erst einige Jahr vorher ihr Tyrocinium in denen Angariis haͤtten absolvir en muͤssen, so antworte ich, daß das stete Exercir en, so man mit denen Neugeworbenen thut, und daß man sie sonderlich ehe man sie an Feind fuͤhret, erst ein paar Jahr in die Vestung leget, (welche offtmahls nur mehr als zu viel Ergastula oder Zucht- Haͤuser vor die rohe junge Kriegs-Pursche seyn, die denen Eltern nicht haben gehorsam seyn wollen, und hernach dem Kalb-Fell folgen muͤssen,) ihnen ein genugsames Tirocinium und Lehr-Zeit sey, in welcher man sie bey offt schlech- ten Commiß- Brodte, und geringen Monat-Geld, vielen Schildwachtstehen, taͤglichen Exercir en, offtmahligen Schantzen, und andern Kriegs- Operationibus dergestalt zur Fatique angewoͤhnet, daß sie solche auch in denen rauhen Norden- Laͤndern, und zur harten Winters-Zeit, (da die, des warmen Climatis gewohn- ten Roͤmer und Griechen wie die Fliegen wuͤrden hingefallen seyn,) haben er- tragen und ausstehen muͤssen. Diesem allen aber ungeachtet sagen wir doch auch, daß ein gemeines Buͤrgerliches Seminarium und Kriegs-Pflantz-Schul, unserer heutigen Euro- paͤischen Kriegs-Verfassung und Staats- Conjunctur en nach, denen Christlichen Potentaten vieler Ursachen wegen, wuͤrde hoͤchst noͤthig seyn, Einmahl wie wir schon in dem Eingang des 1. Capitels dieses Tractats erwehnet, weil hierdurch ein Landes-Herr sogleich fertige und exercirt e Recrut en hat, aus welchen er Jaͤhrlich den Abgang seiner Armée ersetzen kan, und dann auch daß durch die Education der darinn befindlichen Seminarist en viel gutes an diesen Leuten und denen Jhrigen selbst gestifftet wird, daß man nehmlich armen Eltern, wann ih- nen etliche ihrer Soͤhne solchergestalt abgenommen wuͤrden, eine grosse Erleuch- terung, denen Tyronibus aber beydes an Seel und Leib durch die gute Education die man an sie wendet, und durch die Versorgung ihres Leibes mit Speiß, Tranck und Kleidung, ein grosses Beneficium erzeiget, dem Publico selbst wiederfaͤhrt hierdurch eine sonderbahre Wohlthat, indem man es von vieleu Bettel-Kin- dern, die sich bey zunehmenden Jahren auff Diebstahl und Mausereyen legen moͤchten, befreyet, des Anschaffens der Recrut en ( in so weit die aus den Se- minario genommene hinlaͤnglich seyn, ) uͤberhebet, und was etwan sonst noch vor Vortheile mehr seyn moͤchten, die zu Anfang díeses Tractats beruͤhret worden. Woher aber diese Tirones sowohl vor die Adeliche als Buͤrgerliche Semi- naria zu nehmen seyn, also daß auch darinn eine gute Ordnung und Respectus der Einzunehmenden sowohl ihres Alters und Leibes-Vermoͤgens, als an- derer dabey vorfallenden Umbstaͤnde halber gehalten werde, solches ist dasjenige, welches wir nunmehro als das andere Stuͤck dieses Capitels abzuhandeln haben. Jn Jn denen Adelichen Seminariis giebet es allbereit der Augenschein und die Erfahrung, daß in solche heutigs Tags mehrentheils solcher Edelleute, und auch zuweilen anderer vornehmer Leute Kinder eingenommen werden, welche die Jhrige selbst zu allen Guten, und sonderlich in mili t ari schen Wissenschafften, worzu sie dieselbige etwan destinir et, erziehen zu lassen, und biß zu ihrer Mann- barkeit zu erhalten, nicht genugsame Mittel haben, oder ob sie gleich solche haͤt- ten, jedoch umb den Glantz ihres Adelichen Hauses und Stammes sortzufuͤhren, ihren aͤltesten und erstgebohrnen Schne wegen des allbereit bey vielen Fuͤrst- lichen, Graͤfflichen und Adelichen Haͤusern, sonderlich in Engelland und Franck- reich eingefuͤhrten Primogenitur- Rechts, die groͤste Massam ihres Vermoͤgens sowohl an Lehn- als allodial- Guͤtern, Geld und Mobilibus lassen, und ihre Cadets oder die nach den aͤltesten Sohn gebohrne, mit einen Stuͤck Geldes abfinden, und so ein solcher schon erwachsen, denselben sein Gluͤck entweder bey Hof oder in Krieg, oder noch bey jungen Jahren, durch Einbringen in ei- ne solche Ritter-und Cadets-Academie ( da er freyen Unterhalt und Informa- tion geniesset,) kuͤnfftig in des HErrn Diensten, der eine solche Wohlthat an ihn erzeiget hat, weiter suchen lassen. Hieraus fliesset nun gleich diese Anmer- ckung, daß ( 1) so lang ein Landes-oder Kriegs-Herr genugsame Kinder oder Soͤhne seiner eigenen Vasall en Lehns-Leute und Unterthanen bekommen kan, er keine frembde Auslaͤnder einnehmen, und denen Einheimischen gleichsam da- durch das Brodt vor dem Maule wegnehmen soll, oder da es ( 2) vieler Ur- sachen und erheblichen Umbstaͤnde halber doch geschehen muste, daß man solche auslaͤndische Beneficiatos (gleich denen Einheimischen) dahin constringir e und anhalte, daß sie kuͤnfftig, wann sie erst in einer solchen Academie geschickt und tuͤchtig zum Krieg gemachet worden, dem Herrn und Potentaten, der ihnen die Wohlthat erwiesen, auch hernach in Militaribus oder Civilibus worzu er sie tuͤchtig befinden, und choisir en wird, vor andern dienen, oder so es die Umb- staͤnde ihrer Person nicht zuliessen, doch nimmermehr einen andern wieder ihn dienen wolten, es moͤchte solches gleich mit Rath oder That, directè oder indi- rectè geschehen, weil solches die Natur eines solchen und aller anderer Benefi- ciorum mit sich bringt, daß ein Alumnus seinen Ernehrer und Erzieher vor al- len zu Diensten zu stehen, und ihme gewaͤrtig zu seyn schuldig ist, voraus, wann deßfalls Avocatoria an ihn ergehen, er auch anders nicht, als auff diese Condition in die Academie recipir et worden waͤre. Von welchen Vinculo aber diejenige ausgeschlossen seyn, welche, sie seyn gleich Einheimische oder Auslaͤndische ihre Kinder oder Soͤhne in eine solche Ca- dets-Compagnie oder Ritter- Academie, mit Verguͤnstigung des Landes-Herrn einbringen, und dafuͤr sowohl ihre Exercitia und Lehr-Meisters bezahlen, als D 2 ihre ihre Cadets selber in Kost und Kleidung unterhalten, und nur ihre Absicht dabey haben, daß solche wann sie etwan zu Hause frey und ungezogen gelebet, in sol- cher Tugend-Schule (dergleichen alle Cadets und andere loͤbliche Seminaria seyn solten,) zur Sittsamkeit in Moribus und guten Wissenschafften moͤchten ange- halten, und nebenst denen Beneficiatis zum Gebrauch der Waffen und andern Kriegs- Functionibus ( jedoch als freywillige ) angefuͤhret, hierdurch auch dem Hof und Landes-Herrn bekannt, und dermahleins so viel eher von ihm, weil sie in seiner Academie ihr Tyrocinium gehalten, befoͤrdert werden, dergleichen Wege mit der Selbstversorgung der Jhrigen auch die meiste von Adel gehen muͤssen, weil ein Landes-Herr eine grosse Cassam haben muͤste, wann er alle Ca- dets seiner Noblesse in gantzem Lande frey erziehen, kleiden und informir en las- sen solte, dannenhero auch nur ein gewisser Numerus zu diesen letztern bestim- met, und auff solchen auch nur eine gewisse Landschaffts - Bewilligung oder Fundus, jedoch dergestalt ausgemachet werden muß, daß er zulaͤnglich sey, die bey einen solchen loͤbl. Instituto gefuͤhrte Absicht zu maintenir en. Jndessen merckt man auch hiebey, daß das Anlegen der Ritter- Academi en, in welchen ebenfalls Adeliche, und auch zum Krieg dienende Wissenschafften, als die Mathematie, Fechten, Reiten, Voltigir en \&c. docir et werden, ein sehr noth- wendiges Werck, und Requisitum in einer jeden grossen Stadt, Land und Pro- vintz sey, zu welcher als zu einer Specie eines Seminarii Ein- und Ausheimische sich nahen, und vor ihr Geld dasjenige lernen koͤnnen, was ihnen ihren Stand nach dermahleins nuͤtzlich seyn kan, nur hat eine hohe Landes- oder Stadt-Obrig- keit dahin zu sehen, daß bey solchen Academi en nicht die Unfuͤglichkeiten, mit kost- baren Exercitiis, Tractir ungen und angemaßten Freyheiten der Academist en, Nachlaͤßigkeit und Pretiositæt der Maitres, und andern dergleichen Dingen vor- gehen, welche noch bey unsern Gedencken, die meiste Ritter-Schulen in Deca- den tz und Ruin gebracht haben. Zweytens so seynd auch die Cadets-Seminaria solche Fundationes, in wel- che vornehmer Verstorbenen von Adel, Ministrorum, und hoher Kriegs-Befehl- haber, die wenig Mittel hinterlassen, ihre Soͤhne hinein genommen, und von ihren Landes-Herrn, als ihren obersten Vormund, zur Danckbarkeit wegen ih- res Vaters geleisteten treuen Dienste mit Kost und Information crhalten werden, woraus hernach diese Remarque fliesset, daß kein Cadet (dessen Eltern noch Mittel haben, denselben selbst zu unterhalten, und was rechtschaffenes lernen zu lassen,) umbsonst, und auff des Landes-Herrn oder der Landschafft Unko- sten in eine Cadets-Academie solte auffgenommen, sondern die seinige, die ge- woͤhnliche Præstanda vor ihn zu præstir en, schuldig seyn solten. Drittens so bemercket man vielmahls bey den Einkommen solcher Cadets, wie wie rohe sie noch in Pietate, Moribus und solchen Studiis seyn, die doch einen jungen Menschen, wann er auch gleich keiner von Adel waͤr, unentbehrlich seyn, ich will nur setzen, etwas lesen, schreiben und rechnen, auch etwan die Funda- menta in der Lateinischen Sprache zu wissen, da ihnen nun solches auch bey wohlhabenden Eltern mangelt, so ist es ein Zeichen von deroselben uͤblen Con- duite in Ansehung ihrer Kinder-Zucht, und eine gantz und gar nicht an Stands- Personen zu lobende Art, als welche billich, wo nicht durch ein Landes, doch durch das einem jeden Menschen eingepraͤgte Moral- Gesetze solte abgeschaffet, und ihnen das Exempel der Heydnischen Roͤmer vorgestellet werden, denen ihre in die Kriegs-Schul geschickte Soͤhne, alle schon fertig lesen und schreiben wissen, auch einigen Vorschmack von frembden Sprachen haben musten, in Betrachtung, daß wer auff dergleichen und andern hohen Schulen nicht selbst eine vorge- sammlete Wissenschafft in dieser oder jener Disciplin und Studio mit sich brin- get, auch selten was rechtschaffenes darinn mit sich hinaus nehme. Von der Beschaffenheit des Verstandes auff die Beschaffenheit des Leibes zu kommen, so ist zuvor schon gemeldet worden, wie delicat in diesem Stuͤck die alten Roͤmer gewesen, ehe sie einen jungen Menschen in ihre Kriegs-Schul und unter ihre Tirones auff- und angenommen, ob heutigs Tags solches bey vielen Cadets- Compagni en oder Academi en, die der Landes-Herr auff seine Un- kosten haͤlt, observir et werde, stelle ich dahin, wann manchen die Natur das- jenige, was zu einen kuͤnfftigen robust en Kriegs-Mann gehoͤret, versaget hat, und daß er solches wann er gleich funfftzig Jahr noch lebte, nicht erlangen wer- de, von ihn nicht zu hoffen stehet, warumb solte dann ein solcher Mensch, in eine militairi sche Academie, und nicht vielmehr in eine solche, in welcher er dem Vaterland in Civilibus und mit dem Kopff zu dienen lernen kan, auffge- nommen werden. Da auch einen Landes-Herrn daran gelegen, daß seine Noblesse im Land stets in guten Flor erhalten werde, solches aber anderst nicht als durch eine tugendhaffte Education, ( welche hernach alles dasjenige, was einen Nobilem qualificir et machet, in sich schliesset,) erlanget werden kan, indessen aber wie der Augenschein beweiset, viel Vermoͤgende von Adel ihre Kinder ohne sonder- bahre Education und Information biß in ihr Mannbares Alter bey sich behal- ten, in der Meynung, daß wie sie selbst ohne andere Wissenschafft, ausser nur was etwan ein Stuͤck von der Hauß- Oeconomie seyn moͤchte, fortgekommen seyn, also es auch ihren Soͤhnen nicht darinn ermangeln wuͤrde, so ist solches ein so schweres Land-Gebrechen, welches auch einer publiqu en Remedir ung be- darff, und dannenhero nach dem Exempel der Roͤmer dergleichen vornehmen Leuten publica lege solte aufferleget werden, entweder ihre Kinder, so sie solche D 3 zum zum Civil- Stand erziehen wollen, auff des Landes Universitaͤten, oder so sie zum militair- Stand destinir et, in die angelegte Ritter- Academi en, oder Ca- dets- Kriegs-Schulen einzuschicken, oder so sie beydes negligirt en, durch ein publicum Examen darthun und docir en solten, daß sie an privat - Informationi- bus auff ihren Guͤtern an ihren Soͤhnen nichts haͤtten ermangeln lassen, welche nun solches nicht beweisen, und dem Landes-Herrn oder der Republic qualificirt e Kinder darstellen koͤnten, die wuͤrden sichs hernach nicht verdriessen lassen, wann man ihnen eine Straff von etlich hundert Reichsthlr. zu Unterhaltung der Ca- dets - Academi en abforderte. Endlich so waͤre auch dieses ein Mittel, die Lands - Ritter- und Cadets- Academi en bald in Flor und Auffuehmen bringen, und selbige mit genugsamen Seminarist en anzufuͤllen, wann abermahl publica lege geboten und verordnet wuͤrde, daß forthin niemand von der Noblesse ihren Soͤhnen sich einiger Be- foͤrderung in dem Vaterland solte zu getroͤsten haben, der nicht, ehe er frembde Laͤnder, Universitaͤten und Academi en besuchet, vorher drey Jahr in einer hiesi- gen Landes- Academie oder Universitaͤt seine Studia excolir et, oder auch durch privat e Hauß- Information einen solchen Grund in Adelichen Studiis und Exer- citiis geleget haͤtte, daß ihme hernach nicht mehr noͤthig sey, viel Geld deswe- gen ausserhalb Landes zu verzehren. Was die Tuͤrcken vor eine Sammlungs-Art mit ihren Tributs- Kindern halten, solches wird uns folgende Beschreibung anzeigen: Man schicket nehmlich von Hoff einen Officier mit 30. oder mehr Ja- nitscharen nach einer gewissen Provintz, und giebet demselben eine Keyserliche Ordre an alle Staͤdte und Doͤrffer mit, daß solche ihre Christen-Kinder die ih- nen wuͤrden abgefordert werden, ausliefern solten, dieses Tribu t s-Recht schei- net seinen Ursprung von denen Christlichen Keysern zu Constantinopel genom- men zu haben, als welche ehmahls aus allen ihren Landen die beste und geschick- teste Knaben auslesen, und solche in allen Wissenschafften unterrichten liessen, wie hievon Chytræus in Orat, de Statu Ecclef. in Græc. p. 14. zu sehen, ein glei- ches mag auch vor diesen in Persia geschehen seyn, wie in den 1. Cap. des Pro- pheten Danielis von dem Hof des Nebucadnezars zu lesen ist, so bald nun ob- bemeldter Officier daselbst angelanget, so muß ein jeder Protogeros (das ist der vornehmste und ansehnlichste Grieche in einer Stadt oder Dorff, und gleichsam der Richter oder Schultz daselbst,) die Eltern nebenst denen Kindern in seiner Gemeine zusamm ruffen, aus welchen hernach die Tuͤrcken, die staͤrck- sten und schoͤnsten nach ihren Gefallen auslesen, zumahl wann ein Vater mehr als einen Sohn hat, dann wann er nur einen einigen haͤtte, wird ihme solcher gemeiniglich gelassen, hiebey geschiehet es nun vielmahls, daß Eltern und Kin- der der umb diesen Tribut zu entgehen, sich in die Waͤlder salviren, oder der Sohn verbirget sich allein, da dann der Vater so lang geplaget wird, biß er den Fluͤchtling wieder herbey schaffet. Merckwuͤrdig ist, daß sowohl die Griechi- sche Eltern als Kinder, bey diesen Kinder-Zehenden sehr ungleich gesinnet seyn, nehmlich einige sind dabey unerschrocken, andere hingegen untroͤstbar, Gerla- chius erzehlet von einer Wittwe zu Palorma, welche zwey Soͤhne hatte, daß sie GOtt Tag und Nacht gebeten, daß er sie moͤchte sterben lassen, damit sie de- nen Tuͤrcken nicht in die Hand kaͤmen, und ein gewisser Griechischer Fuͤrst wolte lieber sich mit allen seinen Soͤhnen umbbringen lassen, als einen davon denen Tuͤrcken hingeben, arme Griechen hingegen machen desfalls keine Schwuͤrig- keit, wann sie durch die Tuͤrcken von der Menge ihrer Kinder auff solche Weise etlicher massen entlastet werden, ja theils unverstaͤndige Griechische, und ver- muthlich der Veraͤnderung begierige Jungens, wuͤnschen nur, daß die Tribut s- Einforderer bald kommen, und sie unter die Zahl der Sclaven mit wegnehmen moͤchten, wann aber der Mangel daran in Constantinopel nicht allzugroß ist, so geschiehet es auch wohl, daß der Officier durch die Finger siehet, und wann er zumahl mit 50. oder 100. Ducaten geschmieret wird, einem Vater seinen Sohn zu Hauß laͤst, den er sonst ohne solche Bestechung wohl wuͤrde mitge- nommen haben, man hat auch bemercket, daß bey diesen Tribut- Einfordern die Christen selbst unter einander so neidisch seyn, daß auch gar ein Nachbar den andern verraͤth, wo er etwan seinen Sohn hin verborgen habe, diejenige so schon verehligt seyn, werden wegen des Kinder-zeugens nicht weggenommen, welches auch die Ursach ist, daß viel Eltern ihre Kinder fruͤhzeitig heyrathen las- sen. Es fordern aber die Tuͤrcken nicht von einer jeden Stadt oder Dorff- schafft eine gewisse Anzahl, sondern sie nehmen nur so viel als sie vermeynen, daß darumb doch noch genug zur Zucht nachble i ben, und das Land nicht gar erschoͤpffet werde, gleichfalls sind auch die Soͤhne die unter Sieben Jahren seyn, damit verschonet. Die Zeit, da solcher Zehenden oder Tribut eingefordert wird, kommt alle 5. Jahr herum, wodurch ihnen immer frische Knabens wieder anwachsen, wie sie dann alle mit Christen unter ihren Gebieth besetzte Landschafften so einge- theilet, daß sie aus solchen genug Kinder nehmen, und doch nur alle fuͤnff Jahr herum kommen koͤnnen, wiewohl die zu Constantinopel wohnende Christen, sonderlich die in der Vorstadt Galata, auch die Stadt Nauplium, und die Oerter, welche die Venetianer denen Tuͤrcken mit Accord uͤbergeben, ingleichen Ara- bien Egypten und Ungarn von diesen Kinder- Tribut befreyet seyn. Jn Asien hingegen muͤssen alle Provinci en biß an Persien, Babylon und Arabien diesen Ze- henden geben, sie moͤgen seyn Griechen, Armenier, Jacobiten oder Mahometaner, inglei- ingleichen sind auch die Einwohner in Dalmatien, Bosnien, Servien und Bul- garien darzu verbunden, es waͤre dann, daß gewisse Famili en dadurch befreyet waͤren, weil sie mit andern Frohn - Diensten bey Kriegs - und Friedens - Zeiten dafuͤr beladen seyn, dergleichen unter andern auch diese seyn, die Kayserliche Pferde auf ihren Weyden zu unterhalten, der Armée Proviant und Bagage nachzufuͤhren, und was etwan dergleichen Dienste mehr seyn moͤchten. Sobald diese also zusamm getriebene Knaben in Constantinopel angelangt, schliesset man sie in das Serrail ein, daselbst unterrichtet man sie in Lesen und Schreiben, und in der Tuͤrckischen Sprache, laͤsset sie auch in Kayserlichen Hof- Garten arbeiten, oder fuͤhret sie zu anderer Hand - Arbeit an, und dieses biß in das 20ste Jahr ihres Alters, da man sie praͤchtig bekleidet, und alle zu Pferd nach Hof durch die Stadt fuͤhret, worauf sie dann mit allerhand Hof - oder Kriegs- Charg en, nachdem jeder seiner Leibs - und Verstands - Quali taͤten nach, darzu capable ist, versehen werden, man schneidet ihnen auch alsdann den Zopf ab, den sie in waͤhrender Zeit, da sie in ihren Seminario in den Serail gewesen, vor denen Ohren haben tragen muͤssen. CAPUT III. Von der Einrichtung der Seminariorum selbst, sowohl dem Ort als dem Gebaͤu nach, wo und wie solche solten angeleget werden, auch was es damit bey denen alten Roͤmern vor eine Beschaf- fenheit gehabt habe. V On diesen nehmlich der alten Roͤmer ihren Seminariis erst zu reden, so wurden solche ausserhalb der Stadt angeleget, dann also schreibet Ve- getius Lib. I. Cap. 3. Tyrones plurimum detinendi sunt in Angariis, proculque habendi â Civitatis illecebris, die Tyron en oder Kriegs- Schuͤler muͤssen meistentheils in denen vor sie aufgerichteten Gebaͤuen, (welche man damahls Angarias nennte) eingeschlossen werden, damit sie von denen Up- pigkeiten der Staͤdte nicht angesteckt, sondern gar von solchen unbefleckt erhal- ten werden. Idem lib.3. cap. 16. in Bello qui plus in Angariis vigilaverit plus in exercendo Milite laboraverit, minus periculum sustinebit, wer zur Zeit des Kriegs am meisten in denen Angariis gewachet, und seine untergebene Kriegs- Schuͤler am besten geuͤbet hat, der hat sich der wenigsten Gefahr zu befuͤrch- ten, diese Angarias oder Kriegs - Schul - Gebaͤude, mit ihren gantzen Jnbegriff, nennten sie auch Castra Tyronum, Laͤger - oder Stadt - und Schul - Quartiere der Kriegs - Schuͤler, und distingui rten sie dadurch a Castris Militum, von denen rechten rechten Feld- und Heer-Laͤgern der Roͤmischen Soldaten, welche entweder vor belaͤgerten Staͤdten, oder gegen ihre Feinde in Feld aufgeschlagen worden, wel- che Benennung uns abermal zu erkennen giebet, daß solche entfernet von denen Staͤdten, (und zwar nicht nur von Rom allein, sondern auch von andern Roͤmi- schen Municipal- Staͤdten,) seynd angeleget worden, daß auch solcher Kriegs- Schulen unterschiedliche muͤssen gewesen seyn, sintemal der Angariarum und Castrorum allezeit in plurali gedacht wird, dann also schreibet Tacitus: Juvenem Urbano luxu lascivientem, melius in Caslris haberi, damit der in grossen Staͤd- ten durch die daselbst vorgehende Uppigkeiten wolluͤstig gewordene Juͤngling et- was wieder gezaͤhmet werde, so waͤre es besser, daß er in eine Kriegs - Schul eingeschlossen wuͤrde, welches auch Kayser Severus gethan, der seine junge Prin- tzen von seinen Hof weg, und in die vor der Stadt angelegte Castra geschicket, damit sie des weichlichen Hof-Lebens entwoͤhnen, und ein stammhafftiges Sol- datisches anziehen moͤchten, welche Betrachtung auch dem vortrefflichen Epami- nondam Fuͤrsten in Griechen- Land bewogen, die Seinige also anzureden: Si vultis Principes Græciæ esse, Castris Vobis est u r endum non palæstra, so ihr Fuͤr- sten in Griechen- Land seyn wolt, so muͤst ihr nicht auf denen Schau - Plaͤtzen, wo Comoͤdien und andere Lustbarkeiten vorgehen, sondern in Kriegs - Feld- Schulen euch aufhalten, non Ignavia enim magna imperia continentur, Virorum Armorumque faciendum certamen est, durch Faulheit wird kein grosses Reich erhalten, es muß gefochten und in Waffen eine Ubung seyn, wie also gar schoͤn Tiridates bey dem Tacito lib. 15. redet, und bey dem Lucano lib. 7. wirfft der Cæsar denen weibischen und weichlichen Griechen ihre Gymnasia \& Palæstræ Stu- dium ebenfalls mit derben Worten vor, von Æliano Sejano lesen wir, daß er eben um dieser Ursach willen, nehmlich die Uppigkeiten der Staͤdte zu vermeiden, befohlen habe, der Kriegs- Schuͤler ihre Castra weit von denen Staͤdten wegzu- legen, seine Worte lauten hievon also: Severius acturos si Castra statuantur pro- cul ab urbis illecebris, diese denen Castris zugeeignete Zucht zeiget hernach auch selbst ihre Nahmens-Bedeutung an, Castra enim dicta sunt quasi casta, eo quod ibi castraretur libido, dann gleichwie in denen Roͤmischen Feld - Laͤgern kein Soldat kein Weib bey sich fuͤhren durffte, auch kein einiges Frauen Mensch bey denen Roͤmischen Arméen gelitten wurde, also solten auch die Castra Tiro- num rein, und entfernet von der fleischlichen Lust - Seuche seyn, und in solchen die jungen Kriegs-Schuͤler gleichsam als Verschnittene leben, die keinen stimulum Carnis bey sich fuͤhlten. Diese Verlegung der Roͤmischen Kriegs - Schulen von denen Staͤdten giebt uns allhier Anlaß von denen Adelichen und buͤrgerlichen Seminariis, ob solche in oder ausserhalb denen grossen Staͤdten angeleget seyn solten, etwas we- E niges niges zu reden, die Rationes, welche vor das Anlegen in denen Staͤdten seyn, be- stehen darinn, daß der Land - und Krieges - Herr die auf seine und des Landes Kosten unterhaltene Cadets und Tirones dadurch immer vor Augen haben, und taͤglich erfahren koͤnne, wie ihre Conduite oder Auffuͤhrung beschaffen sey, und wie ihre Education und Information von statten gehe, ingletchen daß man sich solcher (sonderlich der Adelichen Cadets ) bey gewissen zu Hof oder in der Stadt vorge- henden Solenni taͤten und Aufzuͤgen zur Parade, wie auch taͤglich zum Aufziehen auf die Wacht, sonderlich auf gewisse honorables Posten, als bey Hof und dem Gouvernement gebrauchen, und ihnen solchergestalt nach und nach die Kriegs- Exercitia in Praxi angewoͤhnen koͤnte, uͤberdem so profiti rte die vornehme und Adeliche Stadt - Jugend, welche vor ihr Geld in den Cadets-Seminario oder Ritter- Academie die Exercitia mit erlernen wolte, von der, darzu vor der Thuͤr habenden Gelegenheit, und konte indessen bey ihren Eltern und Freunden be- wohnen bleiben, welches aber nicht also seyn koͤnte, wann dergleichen Castra weit von denen Staͤdten entfernet seyn solten, durchgehends haͤtten auch die in denen Staͤdten in ihren Academi en einquartirte Tyrones so wohl buͤrgerliche als Adeliche ihre Freunde bey der Hand, welche ihnen in ein und andern Leibs-Be- duͤrffnißen, sonderlich in Kranckheits - Faͤllen Handreichung thun koͤnten, wel- ches abermahls in denen weit von der Stadt entfernten Castris nicht angienge, uͤberdem so haͤtten auch beyderley Tyrones an der Stadt - Guarnison und deren militarischen Occupationibus mit Paradi ren, auf die Wacht ziehen, Exerci- ren, auch an denen offtmahls vorkommenden militarischen Straf- Executionibus lebendige Vorspiele und Exempla vor Augen, was der Militair - Stand, in dessen Lehre sie jetzt stuͤnden, und welchen sie sích gewiedmet haͤtten, auf sich habe, und vor Pflichten mit sich suͤhre, es mangelte ja auch nicht an Exemplis, daß derglei- chen Ritter- und Cadets - Academi en schon in grossen Residentz - Staͤdten, ( als Dreßden und Berlin seyn,) waͤren angeleget worden, und noch biß dato daselbst stattlich flori rten. Welchen an sich selbst recht wichtigen und vernuͤnfftigen Rationibus, an- dere hingegen die vor die Entfernung solcher Kriegs-Schulen von denen grossen Staͤdten porti ret seyn, folgendes entgegen setzen, nemlich. daß schon die Roͤmer zu ihrer Zeit und obgedachter maßen, aus denen dabey gefuͤgten Ursachen vor besser gefunden, ihre Angarias ausserhalb denen Staͤdten anzulegen, und uns deßfalls mit guten Exempeln vorgegangen waren, welches auch in juͤngern Zeiten die Fundatores der Universi taͤten und Gymnasiorum, sonderlich der so ge- nannten Fuͤrsten-Schulen, wohl bedacht, indem sie solche mehrentheils an stille und weit von dem Hof-Leben entfernte Herter verleget, wie also Koͤnig Friede- r icus II. in Daͤnemarck mit kiner in Sora A. 1623. aufgerichteten Ritter- Aca- demie demie gethan, dahero soíche auch ( wegen der durch die Einsamkeit befoͤrderten Ge- legenheit zum Studieren) viel Jahre lang in guten Flor gestanden, Engeland haͤtte sein Invalid en - Hauß und Collegium, in welchen auch die zur Marine de- stini rte Jugend in allerhand darzu gehoͤrigen Wissenschafften unterrichtet wuͤrde, zu Chelsev, eine Meile von Londen, an der Tems angeleget. Wann auch ein solches Seminarium der vielen darzu gehoͤrigen Gebaͤu wegen, einen grossen Raum erforderte, solcher aber in Residentz - und andern grossen Staͤdten mehrentheils sehr kostbar waͤre, uͤberdem auch die Victuali en in solchen weit theurer als auf dem Land und in kleinen Provinzi en seyn, in grossen Staͤdten auch die zu militarischen Studiis und Exercitiis gewiedmete Jugend, weit mehr durch allerhand Gesellschafften und Objecta, von ihren Haupt - Zweck als auf dem Land distrahi ret wuͤrde, als waͤren solches ebenfalls schon Beweg- Ursachen, warum man dergleichen Seminaria und Academi en nicht so suͤglich in denen Staͤdten, als auf dem Land anlegen solte. Allein wer siehet nicht hieraus, daß diese vor das Entfernen der Ritter- und Cadets - Academi en von denen grossen Staͤdten angefuͤhrte Rationes, bey weiten nicht denen vorigen, die das Gegentheil behaupten, die Wage halten koͤnnen, dann was kuͤrtzlich die angesuͤhrte Roͤmische Angarias betrifft, so waren solche bey dieser grossen Weltbeherrscherin der Stadt Rom, mit etlich tausend Tyronibus angesuͤllet, dagegen in unsern heutigen Academi en derselben kaum etliche hundert seyn, welche auch uͤberdem gantz andere und hoͤhere Studia ( zu- mahl bey jetzund so hoch gestiegener Kriegs-Kunst und Exercitiis, ) als jene treiben muͤssen, dannenhero auch gantz andere Gebaͤude und Zimmer als jene darzu noͤthig haben, der Einwurff von denen Fuͤrsten-Schulen, die vornehm- lich auff die Humaniora eingerichtet, item von fast eben zu dergleichen Zweck angestellten Academi en, zu welchen hernach nur etliche Adeliche Exercitia gefuͤ- get worden, beantwortet sich damit, daß hier die Absicht mehr auff Militaria und was einen kuͤnfftigen zu des Vaterlandes Diensten gewiedmeten Soldaten an Kriegs- Studiis und Exercitiis zu wissen noͤthig, als auff Civilia gerichtet sey, und endlich faͤllt auch der Einwurff von denen Invaliden (die freylich nicht in grosse Staͤdte, wie kuͤnfftig in einen besondern Tractat soll gewiesen werden, gehoͤren,) gantz weg, weil wir hier mit gesunder frischer Jugend deren Thun und Lassen man allezeit vor Augen haben muß, nicht aber mit alten Emeritis und preßhafften Leuten zu thun haben, was auch wegen des grossen Raums, welchen eine solche Cadets-Academie einnehmen mochte, will vorgewendet wer- den, so darff man nur die heutige bequeme und compendieus e Bau-Art, die in dergleichen Militair -Gebaͤuden gehalten wird, vornehmlich aber die allhier in Alt-Dreßden an einem stillen, gesunden und lustigeu Orte, angelegte Ritter- E 2 und und Cadets - Academie mit Verwundern, als eines der magnisique sten und an- sehnlichsten in Europa besindlichen Gebaͤuden ansehen, da man so gleich befin- den wird, daß alle auch ex hoc passu, gegen das Verlegen der Ritter- und Cadets - Academi en in die Staͤdte gebrauchte Objectiones von sich selbst weg- fallen, und was zuletzt von denen schaͤdlichen Ausschweiffungen der Academi- sten in denen Staͤdten gesaget werden will, nach genauer Inspection des in ob- besagter Dreßdnischer, Berlinischen und andern dergleichen loblichen Academiis gemachten heilsamen Reglement s und Verfassung, auch keinen Platz finde, und also keineswegs, zumahl bey wohl moralisirt er Christlicher Jugend und edlen Gemuͤthern hieher zu ziehen sey. Damit aber auch der geneigte Leser von dem Gebaͤu der alten Roͤmer ih- rer Angariarum und Cadets - Academi en selbst eine kurtze Historische Nachricht haben moͤge, so diene zu wissen, daß solche ihrer Kriegs - Scribent en Beschrei- bung nach einen gar grossen Umbfang gehabt, dahero sie freylich besser weit hin- aus vor der Stadt, und zwar an der Tiber oder an andern Fluͤssen angeleget worden, theils damit sie desto bessere Zufuhr zu Wasser, als auch die Tirones dabey Gelegenheit sich in Schwimmen zu uͤben haben moͤchten. Sie waren aber mehrentheils nur von Holtz und Brettern auffgebauet, und mit Stroh-oder Schilff-Rohr bedecket, welchen Bau die Tyrones selbst vernich- ten musten, und zwar mehrentheils darum, damit ihnen, wann sie einmal ins Feld kommen solten, die Hand-Arbeit (zumal bey erheischenden Rothfall) nicht spanisch vorkommen moͤchte, weil es ein grosser Unterschied zwischen einen stillen buͤrgerlichen und den Soldaten - Leben ist, und moͤchte man bey solchen denen, welchenicht wissen, wie es dabey zugehet, gar wohl zuruffen: Dulce Bellum in- expertis, der Soldaten - Stand kommet denen suͤß vor, die niemahls darinn ge- wesen seyn. Es bestanden aber in denen Angariis der Tyronum zu Fuß, ihre Huͤtten oder Baraqu en in vier Classen, jede von sechs Reyhen hinter einander, jede Reyhe hat- te 17. Huͤtten, und in jeder Huͤtte logi rten zehen Tyrones oder Kriegs-Schuͤ- ler, die sich zusamm Contubernales nennten, welches Wort noch auf Universi- taͤten unter denen Purschen die zusamm auf einer Stuben wohnen, gebraͤuchlich ist, daß also in einer Angaria 4080. Tyrones waren. Die zu Pferd oder von der Cavallerie hatten ebenfalls 4. Classes, und in je- der Claß nur 4. Reyhen Huͤtten oder Baraqu en hinter einander, in denen ersten und dritten Reyhen jeder Claß logi rten die Tyrones selbst, und hinter ihnen in der 2. und 4. Reyhe standen ihre Pferde eben wie noch heutigs Tags in unsern Feld-Laͤgern bey der Cavallerie gebraͤuchlich ist. Auf beyden Seiten der Tyronum zu Fuß ihren Huͤtten waren die Baraqu en der Armidoctorum, Campidoctorum und Armimagistrorum. Und Und so auch neben denen Reuter - Baraqu en ihrer Lehrmeister ihre Woh- nungen. Ferner waren um dieses Schul - Lager zu sehen (1) Basilica pedestris der Infanterie, nemlich ihr Fecht - Boden, Trill - oder Exerciti en - Hauß, ingleichen (2) Basilica Equestris. die Schul vor die Exercitia zu Pferd, diese war 400. Schuh lang und 80. breit, und standen in solcher mehr als 100. hoͤltzerne Voltigier- Pferd, auf welchen die Tyrones, wann es regnigt Wetter war, sich in Voltigi ren uͤben musten. Der Tyronum zu Fuß ihre war eben so groß und weit als jene, und waren in solcher die hoͤltzerne Pfaͤle aufgerichtet, wider welche sie sich mit Schwerdtern und Wurff- Pfeilen uͤben musten. Nach diesen sahe man (3) deß Rectoris Wohnung, (4) das Nicht - Hauß, (5) der Roͤmischen Legat en oder Raths- Deputi rten Zimmer, wann solche der Tyro- num ihre Academiam, und wie sie darinn ihre Exercitia trieben, besuchten, (6) der Burgermeister Logement, wann selbige ebenfalls diese Kriegs - Schul ihrer Be- suchung wuͤrdigten, (7) das Ruͤst - Hauß zu denen Waͤgen. (8) Der Elephanten Stall. (9) Die Schuppen zu denen Streit-Waͤgen, (10) der Tyronum zu Fuß ihr Proviant, und (11) ihr Ruͤst-oder Zeug-Hauß, und so auch (12) und (13) der zu Pferde ihre, (14) die Werckstaͤtte der Schmidte und Zimmerleut, (15) der Ty- ronum ihre Handmuͤhlen, auf welchen sie selber ihr Brod - Korn, so man ihnen in Natura zu ihren Unterhalt gab, mahlen musten. Endlich so hatten sie auch ihre freye Tummel-Plaͤtze, und rund herum um diese Lager - Schul ihre aufge- worffene Graͤben, uͤber welche sie sich zu springen taͤglich uͤben musten, auch war nicht weit davon die Tyber oder ein anderer Fluß entfernet, der ihnen, um sich in Schwimmen zu uͤben, dienen knnte. jn jeder Huͤtte waren 10. Schlaf- Baͤncke, da auf dem bloßen Holtz oder harten Banck die Tyrones ohne etwas weiches unter sich zu haben, schlaffen musten, daß sie sich also fein zeitlich der Weichlichkeit entwoͤhnen, die Kriegs- Fatiqu en aber angewoͤhnen musten, eine sol- che Huͤtte rechnete man 60. Schuh lang, und 10. breit, das gantze mit einen Gra- ben umgebene Kriegs- Schul - Lager aber von einer Circumferen tz von 9000. Schuh, deren 24000. auf eine Meilwegs gehen. Bey dieser kurtzen Beschreibung der Roͤmischen Kriegs- Schulen bemercken wir, daß alles darinnen Martiali sch ausgesehen, und die Zaͤrtlichkeit der Buͤrger- Haͤuser in denen Staͤdten weit davon entfernet gewesen, daß auch die Præceptores, Lehr-und Exerciti en-Meisters ihre Lehr - Schuͤler stets vor Augen gehabt und auf dero Conduite Achtung geben koͤnnen. Die Tyrones wurden auch sehr offt von des Roͤmischen Raths - Deputi rten, oder auch von Burgermeistern selbst besuchet, in deren Gegenwart gemustert und E 3 exer- exerci ret, und die sich darinn wohl verhalten, beschencket, es waren aber solche Præmia militaria, vel majora vel minora, diese waren die Centurionatus, Decu- rionatus \& Præfecturæ, daß man wohlverdiente Soldaten zu Haupt - Leuten oder von gemeinen zu Unter- Offici ern, auch etwan zu Amt- Leuten machte, ihnen ihren Sold verbesserte, sie unter die Leib - Guarde nahm, ihnen Geld - Geschencke, neue Kleider und Waffen gab, oder sie gar, wann sie grosse Præmia durch Wohlver- halten verdienet, mit Cronen beschenckte, welches aber eigentlich zu denen Tyro- nibus noch nicht gehoͤret, sondern schon von rechten ausgemachten alten Soldaten, die unter denen Legio nen standen, zu verstehen ist. CAPUT IV. Von der alten Roͤmer ihren Kriegs - Exercitiis, welche sie mit ihren Tyronibus und Soldaten vorgenommen, und wie weit solche heutigs Tags von denen unsrigen differi ren, auch in vielen Stuͤcken uͤbertroffen werden. A Nfaͤnglich wurde denen neu - angekommenen Tyronibus oder Kriegs- Schuͤlern in der untersten Claß angewiesen, hurtig und in guter Ord- nung einherzugehen, Reyhe und Glieder zu halten, und des Marchi ren in Schlacht-Ordnung: Erstlich Schritt vor Schritt zu gewoͤhnen, zu welchen Ende man sie taͤglich des Sommers erstlich in 5. Stunden Zeit 20. tausend Schritt marchi ren ließ, wann sie hernach in solchen Gehen geuͤbt waren, so muste die Distan tz in eben solcher Zeit vergroͤssert, und 24. tausend Schritt ohne Absetzen oder Ruhen gegangen werden, sobald als sie auch in solchen fertig waren, so un- terrichtete man sie in Lauffen, damit sie sich dessen sowohl gegen den Feind, ( um solchen einen Vortheil abzugewinnen, als ihn mit Ungestuͤmm anzulauffen, selbi- gen den Paß zu verrennen, den Wall hinauf zu klettern, auch wann sie etwan fluͤchtig werden solten, und sich reteri ren musten, gebrauchen koͤnten, auf dieses Lauffen folgete hernach die Ubung in Springen uͤber die Graͤben und auf die aufgeworffene Waͤlle und Hoͤhen, damit sie auch durch Springen die Feinde de- sto hurtiger angreiffen, und sie dadurch confus und erschrocken machen moͤch- ten. Zu diesem Ende wurden 12. Schuh breit Graͤben aufgeworffen, daruͤber der Hauptmann oder Centurio einer Compagnie Cadets oder Kriegs - Schuͤler zu erst, und dann alle seine hundert Untergebene, und zwar mit dem Gewehr in der Hand, ihme nachspringen musten, wann dieses geschehen, so musten sie ebenfalls mit vollen Gewehr und Ruͤstung gegen einen aufgeworffenen Wall, an/ und so auch wieder zuruͤck lauffen, und hierauf Compagni en oder Centuri en- weiß mit hoͤltzern Wurff-Pfeilen, die nicht spitzig waren, gegen einander char gi ren, und sich mit ihren Schilden bedecken. Alle Alle diese Exercitia geben sich heutigs Tags bey unserer Teutschen Militz von sich selbst, durch das stetige Exercir en mit der Flinten, welches von denen Neugeworbenen an, biß auff die alte schon geuͤbte Soldaten inclusivè, vielfaͤl- tig, sonderlich bey langen Sommer-Tagen vorgenommen wird, und wuͤrde sich dermahlen ein alter Roͤmischer Soldat oder Kriegs-Held, wanns auch Julius Cæsar, oder Pompejus selbst waͤre, (welche doch die Kriegs-Ubungen ihrer Zeit, sehr wohl verstanden haben,) hoͤchlich verwundern, wann er alle die Exercitia, die mit unsern Musqueti rern und Grenadir en, mit Compagni en, Bataillon en, und Regimentern, auch gantzen Division en und Armeen vorgenommen werden, und wie accurat alles dabey auff einen Tempo, in der schoͤnsten Ordnung und Accu- ratesse zugehe, ansehen solte, indessen hat d e r Roͤmer ihr Exercir en, in Marchi- ren, Lauffen und Chargi ren auch schon seinen Nutzen gehabt, also, daß auch sol- ches gewisser massen unsern Seminariis gleich dem was hernach folgen wird, je- des in seiner Art zur Auffmunternng und Imitation dienen kan. Auff solches Lauffen folgte hernach die Ubung in den Schwimmen, wel- ches zur Sommers-Zeit mit denen Tironibus in dem zunaͤchst an den Campo Martio (auff welchen die Kriegs- Exercitia geschahen,) vorbey lauffenden Ti- ber-Fluß vorgenommen wurde, da sie Erstlich nur zu Fuß gehend, und ihre Bagage auff dem Kopffe oder Buckel tragend, an denen Orten, wo die Tiber seicht war, selbige durchwaden musten, hierauff fuͤhrte man sie weiter hin, wo man nicht durchwaden konte, sondern der Tieffe wegen schwimmen mu- ste, hierzu musten sie sich nun nackend ausziehen, und jeder ein Buͤndelein Rei- sig bey sich habe n , auff welchen er seine Bagage an Kleidern und Waffen legen kunte, dieses Buͤndelein band er hernach mit einen duͤnnen Strick an seinen Halß, und schleppte es also mit sich schwimmende fort uͤber den Fluß, wor- auff er sich wann er ans Land kam, wieder ankleidete, und seine Ruͤstung zu sich nahm. Daß auch unsern Kriegs-Schuͤlern dieses Exercitium des Schwimmens hoͤchst uoͤthig waͤre, laͤst sich daraus bewaͤhren, weil manchmahl das Fuß- Volck uͤber Fluͤsse zu setzen hat, worzu nicht eben gleich Pontons oder Bruͤcken (als welche gemeiniglich der Feind hinter sich abwirfft,) vorhanden seyn, wer auch nur ein wenig in unsern neuen Kriegs-Geschichten bewandert ist, der wird bald daraus sehen, wie viel Kriegs-Stuͤcklein und Stratagemata durch Soldaten, die gut schwimmen koͤnnen, (auff ihrer commandir enden Officier Ordre, und zuweilen auch gegen reichliche Bezahlung ) ausgefuͤhret worden. Die Dritte Ubung der Roͤmischen Tironum war das Last- und Buͤrde- tragen, da sie angehalten wurden, Erstlich leichte Waffen und Kriegs-Geraͤth- schafften, hierauff schwerere, und Drittens nechst ihren Proviant auff etliche Tage, Tage, auch gantze Lasten von Holtz, Eisen, Steinen, und Wasser, item Stroh und Heu zum Lager zu tragen. Jhre eigene Geraͤthschafften bestanden in ei- nen Mehl-Sack, und den darinn befindlichen Proviant, in einer Pfanne, ihre Kuchen und Brodt darinn zu backen, ferner in einen Beil, Wasser-Krug, lan- gen Strick, einer Schauffel oder Schuͤppe, und einer Kette, damit des Nachts das Lager geschlossen und umbgeben war, einige waren auch mit Pfaͤlen oder Palissad en, ledigen Koͤrben, Saͤgen und Sicheln, auch wohl mit einen Pferd- Zaum belastet, diejenige Pferde, welche sie etwan ins Feindes Lande erbeuten wuͤrden, damit zu bezaͤumen. Unsern heutigen Soldaten schenckt man desfalls in solchen Last-tragen (wann zumahl die Noth an Mann tritt,) auch nichts, wiewohl sie auch in March so viel als es die Gelegenheit leiden will, durch Nachfuhr der Bagage soulagir et werden, indessen ist es bey Verschantzungen und Belaͤgerungen auch kein geringes, wann die Fachin en und Sand-Saͤcke, Kugeln und Munition, Fourage und andere Kriegs- Requi s ta von weiten her muͤssen geholt und zuge- tragen, und sonderlich in Gesicht der Belaͤgerten, das Geschuͤtz auff die Batte- ri en geschleppet, und andere dergleichen beschwerliche und gefaͤhrliche Arbeiten mehr verrichtet werden. Fuͤnfftens so musten auch die Roͤmischen jungen Soldaten taͤglich graben und schantzen, das Bevestigen der Laͤger dadurch zu erlernen, zu welcher Ar- beit sie durch unterschiedliche Gradus angefuͤhret worden, als Erstlich blosse Gra- ben zu machen, (2) Waͤlle dabey auffzufuͤhren, (3) in Mangel der Erde, Sand-Saͤcke zu fuͤllen, und einen Wall davon zu machen, (4) Waͤlle von Reiß Werck und Baum-Aesten zu flechten, (5) diese Waͤlle mit eingesteckten Pfaͤlen zu bevestigen, (6) einen Lauff-Graben zu machen, und (7) unter- irrdische Minen oder Untergrabungen zu verfertigen. Dergleichen Schantz-und Graben-Arbeit findet sich bey unsrer heutigen Militz eben so und noch viel ordentlicher, als bey der Roͤmischen, nachdem unser Fortificiren und Verschantzen auff einen gantz andern Fuß als es zu ihrer Zeit gewesen, gesetzet worden. Sechstens so war auch eine Occupation der Roͤmischen Kriegs-Schuͤler, Holtz-Waͤllen oder Fachin en und Baͤume abzuhauen, und dieses umb neuner- ley Ursachen willen, als Erstlich umb sich anzugewoͤhnen, die von dem Feinde durch Buͤsch und Waͤlder verhauene Passage wieder zu eroͤffnen, (2) solche ver- hauene Waͤlder hinter sich zu lassen, damit ihnen der Feind nicht nachfolgen koͤnte, (3) weil zur Bevestigung des Lagers Holtz und Pallisaden noͤthig wa- ren, (4) solche gespalten, und (5) behauen seyn musten, dahero die Tiro- nes schon in die Zunmermanns-Arbeit hinein gefuͤhrt wurden, (6) musten sie sie Fachin en machen, die Waͤlle damit zu bevestigen, (7) grosse und kleine Hurden, und (8) Zaͤune flechten, und (9) damit sie Brenn-Holtz im La- ger haben moͤchten. Siebendens, so wurden auch die Tyrones in Steinwerffen und Schleu- dern geuͤbet, welches schon bey denen Juͤden ein gebraͤuchliches Gewehr gewesen ist, wie solches aus dem, was Cap. 1. dieses Tractat s von der Juͤden ihren Kriegs- Exercitiis gesaget worden, zu ersehen. Es gaben auch die Einwohner der Baleari- schen Jnsuln ihren Kindern und Tyronibus nicht ehe zu essen, biß sie zuvor die Speise mit einer Schleuder getroffen hatten, bey denen Koͤmern wurden ihre Kriegs-Schuͤler erstlich geuͤbet schwere Steine aus freyer Hand gegen ihre Feinde zu werffen, (2) durch Schleudern vermittelst einer Hand, und hernach ver- mittelst zweyer Haͤnde, dergleichen Schleudern noch hin und wieder in denen An- tiqui taͤten-Zimmern, da sie zur Curiosi taͤt verwahret werden, anzutreffen seyn. Heutigs Tags hat man an der Schleudern Stelle das Granat enwerffen, welches mehrern Effect als die Steine thut, sintemahl solche zerspringen, und mit um sich Schlagen viel Leute zuschanden machen, da hingegen die Steine, wann sie zumal fehl gehen, leichtlich wieder koͤnnen aufgenommen, und auf dem, der sie geworffen, zuruͤck geworffen werden, indessen waͤre es doch nicht uͤbel, wann man auch unsere Cadets und Kriegs-Schuͤler sich in Schleudern exerci- ren ließ, es waͤre zum wenigsten ein Zeitvertreib, so ebenfalls zu seiner Zeit und an seinen Ort seinen Nutzen haben koͤnte, alle alte Gebraͤuche seynd darum nicht so gar abzuschaffen, weil sie alt seyn, indem sie zum wenigsten zu fernern Spe- culationibus Anlaß geben koͤnnen, wann man auch die unterschiedliche Tempo- ra, welche die Roͤmer in dem Exercitio mit der Schleuder in acht nehmen muͤs- sen, ansiehet, wird man befinden, daß unser heutiges Exerci ren mit dem Granat en- werffen, eine grosse Verwandschafft mit denselben habe. Dieses waͤren also die Exercitia, welche mit denen Roͤmischen Tyronibus in der ersten Claß vorgenommen worden, wann sie sich nun in solchen wohl ver- halten, und man daraus abmercken kunte, daß sie mit der Zeit gute Kriegs-Leu- te werden, und dem Vaterland nuͤtzliche Dienste leisten wuͤrden, so wurden sie hierauf unter die Roͤmische Militz, vermoͤg eines ihnen auf den Arm mit einen gluͤenden Eisen gebrandten Zeichens, so Sacramentum militare genenn e t wurde, eingeschrieben, es bestand aber solches Zeichen in zwey Buchstaben M. R. welches so viel als Miles Romanus heißen solte, dieses Stygma oder Brand-Zeichen behielt man so lang bey, als die Buͤrgermeister regierten, nachdem aber die Kayser an ihre Stelle kamen, wurden die angehende Soldaten, mit ihrer der Kayser Nah- mens Anfangs-Buchstaben, ober auch sonst einer andern Marque, nachdem es nemlich dem Feld-Herrn beliebte, bezeichnet. F Es Es geschahe aber solche Brandmarckung der Roͤmischen Soldaten vierer- ley Ursachen halber, einmahl damit keiner laͤugnen kunte, er sey nicht zu der Re- public Soldaten und Kriegs-Schuͤler eingeschrieben, zweytens damit man auch daraus wissen koͤnne, wem die Republic die Kriegs- Exercitia habe lernen lassen, und ihme so lang Unterhalt und freye Information gegeben, drittens, damit her- nach ein solcher, wann er aus dem Krieg entlief, desto eher moͤchte gekannt wer- den, und vierdtens, daß ihn auch solches Brandmarck, wann er etwan in der Schlacht umkommen solte, auf der Wahlstatt so viel eher als einen Roͤmischen Soldaten von andern todten Coͤrpern unterscheiden moͤchte, und man ihme also die letzte Ehre einer praͤchtigen Begraͤbniß koͤnte wiederfahren lassen. Die Zeichners waren ihre, der Tyronum eigene Lehrmeisters, ( Armi - Do- ctores oder Armi - Magistri genannt,) vor welchen der Tyro erst alle Exercitia der ersten oder untersten Claß machen muste, ehe er zu der Ehre der Zeichnung und Enrolli rung gelangen koͤnte, die Zeichen-Tage selbst kamen nur zu gewissen Zeiten, da man etlich hundert Tyrones zusamm in die Musterung nahm, und solche hernach einen nach dem andern fortzeichnete, die Ungeschickte, Traͤge, und bey welchen man wenig Courage und Adresse vermerckte, wurden ausgemustert, und kunten nicht der Ehre, ein Roͤmischer Soldat zu seyn, faͤhig werden. Belangend die Tyrones der zweyten Claß, so wurden dieselbe in solcher zu folgenden Exercitiis angefuͤhret, als erstlich musten sie wider hoͤltzerne in die Er- den gegrabene Pfaͤle fechten, womit es also zugienge. Man gab ihnen von Weiden-Holtz wie eine Hurte rund geflochtene Schil- de, die jedoch zweymal schwerer an Gewicht als ihre, sonst gewoͤhnliche waren, diesen hielt der Kriegs-Schuͤler in der einen, und das Schwerdt in der andern Hand, und avanci rte damit gegen den Pfal, den er bald oben in den Knopff, bald in die Seite, bald wieder unten an Fuß hiebe, anders nicht als wann er einen Menschen vor sich haͤtte, an dem er seine Streiche gebrauchen solte, wobey dann der Armi - Magister mit zugegen war, und ihnen anwieß, wie sie geschicklich auf ihren Feind loßgehen, ihre Streiche gluͤcklich anbringen, und sich vor Gegen- Streichen hinter ihren Schilden beschirmen solten. Es musten auch wohl zwey Tyrones selbst gegen einander mit hoͤltzern Dusecken und ihren Weidenen Schil- den in der Hand fechten, und eben wie bey unsern Klopff-Fechtern gebraͤuch- lich, sich einander suchen Streiche und Stoͤsse beyzubringen. Weil auch die Roͤ- mer in Krieg mehr von Stechen als Hauen hielten, indem durch das Stechen ein Mensch eher als durch Hauen kunte ums Leben gebracht werden, als musten die Tyrones eben so, wie mit dem Hieb, also auch mit dem Stich auf den Pfal lotzgehen, und selbigen Stiche anzubringen sich befteißigen, heutigs Tags ist vor dieses Roͤmische gegen den Pfal-Fechten, unser Quintan - Rennen eingefuͤhret, in- gleichen gleichen wann man die Anfaͤnger auf den Fecht - Boden gegen die Wand aus- stossen laͤst, damit sie in Stossen gewiß werden, bey der Pique aber und dem Exerci ren mit denen auf die Flinte aufgesteckten Baguenett en, das Avanci ren und Anschlagen auf den halben Mann, und dergleichen Exercitia mehr ihnen beybringet. Nach der Ubung gegen dem Pfal mit Hauen und Stechen musten sie sich auch in Pfeil-und Wurff-Pfeil-Schiessen uͤben, als mit welchen die Roͤmer wie Cato in seinen Buͤchern von der Kriegs - Disciplin meldet) jederzeit viel gegen ihre Feinde ausgerichtet, wie dann Scipio Africanus seine vielfaͤltige wider die Numantier befochtete Siege, denen in seiner Armée gehabten Pfeil-Schuͤtzen zu dancken hatte. Dieses Wurff - Pfeil - Schiessen kommt ebenfalls in unsern Quintan - Rennen vor, im Krieg hat es aber keinen weitern Gebrauch, und seynd dafuͤr die Hand - Granat en besser. Ferner musten die Roͤmische Tyrones sich auch angewoͤhnen, mit schwerer Ruͤstung gewaffnet in Schlacht - Ordnung zu marchi ren, dann auf kostbare Chamari rung von Gold und Silber hielte man nicht viel, sondern es muste alles martiali sch und Soldatisch bey ihnen aussehen, und wolten die alte Roͤmer lie- ber uͤber Leute, die viel Gold und Silber besaͤssen, herrschen, als solches selbst an und um sich haben. Da nun unter andern ihren Armatu ren auch die Schil- de und lange Spiesse waren, als lernte man ihnen, wie sie mit ihren Schilden sich zusamm schliessen, dahinter bedecken, auch solche so auf einander fuͤgen sol- ten, daß sie endlich gantze Mauren, hohe Geruͤste davon machen, und uͤber solche Sturm - lauffen kunten, welches heutigs Tags bey unsern Breche schiessen nicht mehr noͤthig ist, ob aber auch nicht noch zu gewisser Zeit und in gewissen Kriegs-Faͤllen, die Schilde etlichermaßen nuͤtzlich zu gebrauchen waͤren, davon wollen wir dieses Orts unsere Meynung zuruͤck halten. Nicht weniger hielt man auch die Kriegs-Schuͤler an, Sturm - Leitern zu tragen, und dieselbe an die Mauren auzubringen, item Sand- Saͤcke, Balcken und Reisig - Holtz herbey zu schaffen, und damit die Graben auszufuͤllen, auch in vollen Harnisch und Ruͤstung Berg auf - und abzulauffen, ingleichen auf denen gepflantzten Leitern, die Mauren der Staͤdte zu uͤbersteigen. Die Exercitia der Tyronum zu Pferd bestanden in der crsten, zweyten und dritten Claß in folgenden: Erstlich musten sie und so auch alle Roͤmische Sol- daten lernen gantz leicht und unbewaffnet auf ein zu diesen Ende hingesetzten hoͤltzern Voltigier - Pferd auf - und abspringen, wann sie dieses perfect kunten, musten sie es auch mit voller Ruͤstung angethan, und zwar rechts und lincks er- lernen, und noch darzu Spieß und Schwerdter in der Hand halten, wann sie auch darinn fertig, so setzte man sie auf rechte Pferde, auf welche sie in Ermang- F 2 lung lung der Saͤttel und Steig - Buͤgel ebenfalls bewaffnet und unbewaffnet bald auf der rechten bald auf der lincken Seiten auffspringen, hierauf in vollen Cur- rier, ( nach der Weise unsers heutigen Quintan - Rennens ) auf die in dem Mar- tis - Feld gepflantzte Pfaͤle loßrennen, und auf selbige ihre Wurff - und andere Pfeile, (daß solche darinn bestecken blieben,) loßschiessen, sich hierauf mit dem Pferd wenden, und von hinterwaͤrts ein gleiches sowohi mit Werffen als Schiessen der Pfeile verrichten musten. Es bestand aber die Roͤmische Cavallerie in zweyerley Reutern, als (1) in leichten und (2) in schwehren, jene waren nicht gewaffnete und hießen Velites Ja- c latores und Sagittarii, diese hingegen warenuͤber und uͤber geharnischt und hies- sen Cataphracti, hiebey musten sie auch lernen zu Wagen streiten, vor welchen 2. 3. biß 4. Pferde neben einander gespannet waren, diese musten in vollen Courier von den Tyrone in einem grossen Circo oder Kreiß herum gejaget, und noch wohl dabey ein Wurff-Pfeil, wie man heutigs Tags bey unsern Carouseln siehet, geworffen werden, oder so er einen Kutscher hatte, der die Pferde in vollen Courier zu lauffen antrieb, muste der in den Streit-Wagen aufrecht stehende Tyro, doch auf dem ih- me entgegen rennenden andern Tyronem, einen Pfeil abschiessen, und des adversa- rii abgeschossenen Pfeil mit seinen Schild aufffangen, es gehoͤrten aber diese Exerci- tia schon in die vierdte und fuͤnffte Claß. Jn der sechsten Claß musten sie lernen auf Elephanten wider ihre Feinde streiten, dann obgleich die Roͤmer anfaͤnglich mit diesen ungeheuren Thieren nicht umzugehen gewust, selbige auch vor des Koͤnigs Pyrrhi Ankunfft in Jtalien nie- mahls gesehen, nach der Zeit aber als Hannibal, deren viele mit sich brachte, Antiochus auch in Orient und Jugurtha in Numidien selbige starck in denen Schlachten gebrauchte, viel Schaden von diesen Bestien erlitten hatten, so wur- den sie endlich ihrer auch gew ohnt, also daß sie solche ebenfalls in Krieg gegen ihre Feinde gebrauchten, und dahero auch ihre Tyrones darinn exerci ren ließen. Nicht weniger wurde auch bey ihren Exerci ren, das Springen mit denen Pferden uͤber hole Graͤben, Berg auf und ab zu galoppi ren, und mit solchen uͤber einen Fluß zu schwimmen, sehr starck getrieben, welches Ubersetzen auf zweyerley Art geschahe, nemlich einmal daß der angehende Reuter oder Lehr - Schuͤler kni- end oder sitzend auf dem Pferd mit solchen durchfchwemmete, oder da es denen Pferden zu schwer wurde, und das Wasser breit war, so musten sie sich na- ckend ausziehen, ibre Bagage an Harnisch, Waffen und Kleidern auf Binsen oder Reisig - Buͤschel legen, selbige mit kleinen Stricklein an ihre Pferde binden, und sie die Tyrones selbst sich an des Pferdes Maͤhne haltend, nebenst demselben durchschwimmen, welches schwehre Exercitinm sie doch so perfect gelernet, daß es ihnen hernach in unterschiedlichen Kriegen wohl zu statten gekommen. Ein Ein ander Exercitium war dieses, daß die Fußgaͤnger in Schlacht - Ordnung angefuͤhret, 5. Mann hoch gegen vorgesetzte mit Stroh - bewundene Pfaͤle, (als wann solches eine feindliche Schlacht-Ordnung waͤre,) fechten musten, da dann das letzte Glied auf denen Knien hinter ihren Schilden verdeckt lag, das andere Glied hatte Wurff - Pfeile, welche es auf die feindliche Stroh - Garben loß- schoß, hinter diesen waren in dritten Glied die Schuͤtzen mit den Bogen, in vier- ten diejenige, die Steine aus der Hand wurffen, und in fuͤnfften die Schleu- derer. Endlich so war auch dieses der saͤmtlichen Tyronum beydes der Infanterie als Cavallerie ihr Haupt - Exercitium, daß man sie in voller Schlacht - Ordnung uͤber zehen tausend Schritt weit Compagni en und Squadronen - weiß abge- theilet, marchi ren ließ, alle in voller Ruͤstung, da dann die Reuterey bald vor, bald hinter, bald auch zur Seiten der Infanterie marchi ren, zuweilen auch auf ebenen Feld oder auch Berg auf, Berg ab, in vollen Currier einen Anfall thun, sich wieder schwencken, und in Summa diejenige Exercitia thun muste, welche bey heutigs Tags verbesserter Kriegs-Kunst, ebenfalls, wiewol weit in hoͤhern Grad, von un- sern Arméen vorgenommen werden. CAPUT V. Was vor Wissenschafften und Exercitia in unsern heutigen Ritter-und Cadets-Academi en, mit denen darinn befindlichen Aca- demist en und Seminarist en am meisten getrieben, und vor Professo- res, Lehr - und Exerciti en - Meister darzu erfordert und gehalten werden, auch wie die Einrichtung der Oeconomie dabey bestellet sey. D Jese drey Puncta desto deutlicher abzuhandeln, so geben wir erstlich billich Achtung auf den Unterschied solcher Ritter- Academi en selbst und dann auch auf der darinn studirenden Jugend ihre Condition, Scopum oder Absicht, und Vermoͤgen. Das erste nemlich den Unterschied solcher Academi en betreffend, so seynd bißanhero die in Europa am beruͤhmtesten gewesene Ritter- Academi en, am meisten auf solche Studia und Exercitia gegangen, welche einen jungen Cavalier oder vornehmen und reichen Manns Sohn (der zumal wohl er- zogen, von guten Naturel, Cons ti tution und Capaci taͤt des Verstands gewesenl auch zu Hauß oder auf andern Schulen schon in Humanioribus und andern nuͤtz li- F 3 chen chen Wissenschafften ziemlich zugerichtet worden, dannenhero etwan nur en passant auf seinen Reisen, noch ein oder 2. Jahr sich ferner darinn umsehen und perfectio- ni ren wollen,) dermaleins der Republic zu dienen, und das Prædicat eines geschick- ten Menschens zu erwerben capable machen moͤchten, man nennte solches bey de- nen noch etwas roh und jung in solche Academi en kommende, Cultivier l’Esprit, nemlich durch die mit ihm getriebene Studia, Dresser le Corps, durch die Exercitia, als Reuten, Fechten, Tantzen, und regler les Moeurs durch den Umgang mit vie- len moralisi rten und civilisi rten Leuten, welche dreyerley Requisita so leicht nie- mand, er sey so reich und so vornehm als er wolle, bey der Privat - Education seiner Kinder auf den Land und auch selten in denen Staͤdtischen Gymnasii, oder Trivial- Schulen, (wann sie nicht Academie - maͤßig eingerichtet seyn,) erlangen kan, dan- nenhero auch hohe Landes-Regenten aus vielerhand loͤbl. Absichten, (die wir in un- sern Tractat von Reisen in frembde Laͤnder angefuͤhret,) sehr wohl thun, wann sie dergleichen Ritter-Schulen in ihren Land anrichten, dadurch Kuͤnste und Wissen- schafften befoͤrdern, ihren Vasall en und Unterthanen aber viel tausend Thaler in Beutel ersparen, welche sonst (und zwar vielmahls mal a propos ) vor dergleichen Dinge in der frembde zu erlernen, aus dem Land getragen werden, ja es seynd sol- che Ritter-Schulen hernach auch unter denen, anderwaͤrts von uns erwoͤhnten na- tuͤrlichen und politischen Mitteln, durch welche jaͤhrlich ein grosses Geld von aus- waͤrtigen kan ins Land gezogen werden, weil aus dem, was gesagt worden, schon præsumi ret wird, daß ein solcher Academist, der in eine solche Ritter-Schule ver- langet, Geld haben muͤsse, indem ihme nichts umsonst darinn gegeben wird, son- dern Hauß, Kost und Information zu schaffen, dem Academie - Herrn Geld kostet. Ene andere Beschaffenheit hingegen hat es mit denen oͤffentlichen Lands- Fuͤrsten Frey-und Genaden - Schulen, da bekannter maßen von gantzen Land- schafften, Staͤdten und Republiqu en, auch wohl von grossen Herrn, ingleichen rei- chen Stands-und Privat- Leuten gantz allein, solche Schulen gestifftet worden, in welchen die Jugend freye Information, auch noch wohl freye Kost darzu bekom̃en kan, wiwohl solches ein Beneficium vor die arme Einlaͤndische ist, und dahero von Reichen u nd Auslaͤndischen gantz nicht erschlichen oder erbettelt werden muß, es werden auch auf solchen Schulen nur solche Sachen tracti ret, welche zwar eben- falls dem Publico kuͤnfftig geschickte Leute zu bereiten, von dem aber doch, was man Ritterlis Academi sch heiset, gar weit unterschieden seyn, dahero diesen letzern die bißheronegenannte Cadets - Academi en weit gleicher kommen, als in welchen ne- b e nst def- Ritterlichen Exercitiis auch andere einen Cavalier und kuͤnfftigen Welt- und Ho, Mann, nothwendige Studia mit getrieben werden, jedoch mit diesen Un- terschied daß, weil solche Corpora mehrentheils auf dem Militair - Stand gestiff- tet, tet, die mit solchen und der Kriegs-Kunst einige Verwandniß habende Studia mehr als andere, ( bey denen Staats - oder Ritter- Academi en eingefuͤhrte) getrie- ben werden, wobey noch dieses Haupt - Momentum zu consideri ren, daß die darinn erzogene Cadets aus Ursachen, die in diesen gantzen Tractat, und son- derlich dessen ersten Capitel angefuͤhret worden, alles frey an Kost, Kleider, und Information haben, eben wie der Roͤmer ihre Tyrones oder zum Krieg ge- wiedmete Jugend solches in ihren Angariis gehabt, dafuͤr aber hernach auch der Republic in Kriegen zu dienen verbunden seyn, dergleichen Vinculum andere vor ihr Geld in denen Academi en oder Ritter-Schulen studirende Academist en nicht auff sich haben, (ausser was das natuͤrliche ist, mit welchen ein jeder Vasall und Unterthan seinen Herrn und Vaterland in aͤusersten Nothfall mit Gut und Blut zu dienen verbunden ist,) daß also der Unterschied zwischen beyden Academi en, was den Bezahlungs- oder Freyheits- Passum betrifft, item auch die in der einen mehr als in der andern cultivir t e besondere Studia, wohl bleiben wird, jedoch auch durch ein kluges Directorium diese Harmonie zwischen beyden eingefuͤhret wer- den kan, daß beyde Civil- und Militair - Academist en, gewisse Lehr - Stunden, Studia und Exercitia miteinander gemein haben, und von solchen und denen darinn docir enden Lehr-Meistern zugleich participir en und profitir en koͤnnen, was her- nach solche Lectiones seyu, welche vor die Erste allein ausgesetzt, koͤnnen solche auff die Stunden verschoben werden, in welchen die letztere ihre militari sche Functiones ausserhalb Hauses in der Stadt oder bey Hof, auff der Parade oder Exercir - Platz abwarten muͤssen, indessen geniessen sie doch beyde eines Hauses und Obdachs, wann dasselbe zumahl mit einer solchen Geraum- und Bequem- lichkeit, schoͤner Ordnung und Zierlichkeit, (als das allhier in Alt - Dreßden neu - errichtete Ritter- und Cadets - Academie - Hauß) auffgefuͤhret ist. Der Academist en beyderley Sorten Lectiones und Exercitia betreffend, seynd selbige entweder solche, die sie beyde unter sich gemein haben, oder auch solche, denen eine Parthey mehr als die andere obliegen muß, die beyden Thei- len gemein seynde, seynd die Pietät und Moralität oder Ethica, das Lesen, Schrei- ben und Rechnen, die Geometria, Geographia, Historia, das Jus Naturæ, Civile Militəre und Publicum, einige Theile der Mathematic, sonderlich der Civil - Ar- chitectur, und Mechanic, ferner das Zeichnen, die Frantzoͤsisch und Jtaliaͤnische Sprachen, oder was sonst vor eine Sprach der gegenwaͤrtige Status Patriæ Po- liticus erfordern moͤchte, von Exercitiis aber seynd es Fechten, Reiten und Tan- tzen, von welchen allen die M i litairi sche Cadets (die Geographiam und Geome- triam und aus denen Theilen der Mathesin, die Fortification, Navigation, Ar- tiglerie, aus dem Jure ihres und anderer Laͤnder Kriegs-Rechte, aus der Hi- storia, was die vornehmsten Kriegs-Geschichte, Maximes und Stratagemata seyn, und und so auch von Exercitiis das Fechten, Voltigir en, item ein Pferd auff gut  goldatisch zu reuten, Piqu en, Fahnen-schwingen, und dergleichen, ) vor denen S ilist en am staͤrcksten treiben muͤssen, hingegen muͤssen sich diese mehr auff das us Civile und Publicum, item auff solche Sprachen, die beydes zur Gelehrsam- eit dienen, als Usuales seyn, ferner auff die Partes sublimiores der Mathesin, vrnehmlich auff Astronomiam, Opticam, Perspectivam und Mechanicam, in- leichen auff das Studium Genealogicum, Chronologicum und Heraldicum von ixercitiis aber ebenfalls auff das Fechten und Tantzen, sonderlich aber auff die ey Hoff und Solennität en beliebte Theile der zierlichen Reit-Kunst legen, worzu hernach geschickte Lehr-Meisters und Professores in Hisloricis, Geographicis und Mathematicis, vornehmlich in der Kriegs-Bau-Kunst, in Sprachen und Exer- citiis ( dergleichen das loͤbliche Corps der Adelichen Cadets in Dreßden, schon von vielen Jahren her in allen ihnen zu docir en obliegenden Wissenschafften und Exercitiis vortreffliche aufzuweisen hat,) die beste Method en durch lange Ubung her, werden zu gebrauchen wissen, was hierauff ferner noch von neuen und mehrern Wissenschafften und Exercitiis einzufuͤhren seyn moͤchte, dafuͤr traͤgt hernach bey grossen und neu-anzulegenden Ritter-Schulen, ein hohes Directorium die ge- buͤhrende Vorsorg, daß an habil en Docentibus, ( zumahl bey dem in Teutsch- Land davon zu findenden grossen Numero ) kein Mangel erscheinen moͤge. Endlich so kommt auch der Oeconomie wegen, bey solchen grossen und kostbaren Institutis (dergleichen Zahlreiche Ritter- und Cadets- Academi en seyn,) dieser Unterscheid in Consideration, daß eine andere Speiß-Ordnung bey denen auff des Landes Unkosten unterhaltenen, eine andere bey denen vor ihr Geld in der Academie lebenden einzufuͤhren sey, wie aber in beyden das rechte Maaß zu treffen, solches will allhier weiter auszufuͤhren die Zeit und der Raum nicht lei- den, wir werden uns aber solches kuͤnfftig zu thun vorbehalten, und sonderlich bey solcher Gelegenheit anweisen, wie dergleichen Ritter- Academi en in perpe- tuir lichen Flor zu erhalten, die Statuta Leges und Ordnungen derselben, wie auch die Collegia und Lectiones wohl einzurichten, und endlich diejenige Klippen, bey welchen etwan vormahls ein und andere Auslaͤndische Schiff- bruch gelitten, gluͤcklich zu evitir en seyn.