Doct. Joh. Joachim Bechers Roͤm. Kays. Maj. Cammer- und Commercien- Raths Naͤrrische Weiszheit Und Weise Narꝛheit: Oder Ein Hundert/ so Politische alß Physicalische/ Mechani sche und Mer- cantili sche Concep ten und Propositio nen/ Deren etliche gut gethan/ etliche zu nichts worden/ Sampt den Ursachen/ Umbstaͤnden und Beschrei- bungen derselben. Ein Tractaͤtlein vor die Liebhaber/ sehr curios und nuͤtzlich zu lesen/ als worinnen viel nach- denckliche Sachen enthalten. Terentius. Incerta hæc si tu postules, ratione certa facere, ni- hilo plus agas, quam quod des operam, ut cum ratione insanias. Franckfurt/ In Verlag Johann Peter Zubrods . Anno M DC LXXXII. Erster Theil Doctor Bechers Naͤrri- sche Weißheit. Oder Concep ten/ welche dem aͤus- serlichen Ansehen nach naͤrrisch/ irraisonna- ble und ohnmoͤglich geschienen/ dennoch in praxi wohl succedirt und mit Nutzen reussiret. 1. Die Erfindung deß Maͤgnets/ und dessen Gebrauchs. 2. Allerhand Segelationes und Entdeckungen der Welt in Ost- und West-Indien. 3. Moscowitischer Land-Weg nach China. 4. Printz Ruprechts Biber- Compagni in America. 5. Deß Churfuͤrsten von Bran- denburg Durchschnitt von der Oder in die Elb. A ij 6. Pflan- 6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth/ Waͤyd/ Safflar/ Riebsaa- men/ Reiß/ Toback/ item Winter-Zucker-Rohr. 7. Koͤnig Henrich deß Vierdtens in Franckreich Seiden- Intro- duction. 8. Koͤnig Edoards und Koͤnigin Elisabeth Introduction in En- geland der wuͤllen manufactur. 9. Bereitung deß Cardis und Beutel-Tuchs zu Kalbe in Schwaben/ welches man biß dato allein in Franckreich ge- than. 10. D. Bechers Instrument die rauhe Wind oder Geißhaar aus der Woll zu scheiden. 11. Ejusdem Web- Instrument mit zwey Personen in einem Tag 100. Elen Lacken zu we- ben. 12. Ejusdem hoͤltzern Instrument wollene wollene feine Struͤmpff zu stricken/ des Tags ein paar. 13. Ejusdem Seiden- Filatotium o- der Abwind- Instrument, die feine Seide mit wenig Men- schen in grosser quantit aͤ t ab- zuwinden. 14. Deß Herꝛn von Zuͤlchern per- pendicular- Uhr die gradus la- titudinis zu finden. 15. D. Bechers perpetuum mobi- le, physico-mechanicum, alle Uhren die an einem Ort ste- hen bleiben/ continuir lich/ oh- ne auffgezogen gehen zu ma- chen. 16. Ejusdem Invention aller Orten Wassermuͤhlen zu bauen. 17. D. Bechers Flußbett und neu- es Wasserrad zu einer Schiff- muͤhle. 18. Salomon Moorlands Engli- sches Stentrophonicon auff ei- A iij ne ne Teutsche Meil miteinander laut zureden. 19. Dousons Instrument Saltz auß dem Wasser zu ziehen. 20. D. Walckots Pumpe aus Saltzwasser Suͤßwasser zu pumpen. 21. Dousons Kunst-Rohr/ welches da schiesset mit gemeinem Pulver und Bley/ als ein an- der Rohr/ und doch keinen Knall thut/ und bestehet die Kunst allein in Bereitung deß Rohrs. 22. Paul Webers Invention von Lufft-Roͤhren. 23. Printz Ruprechts Invention, eiserne Stuͤcke zu giessen/ weich und zehe zu machen/ daß man sie drehen kan wie Kupffer/ und im schiessen besser sind/ als die von Me- tall. 24. Be- 24. Bereitung deß Messings/ gelb und weissen Kupffers/ Zinnes und Eisens. 25. Christian Treulebens eines Schwedischen Obristen uri- natoria, oder Kunst unter dem Wasser zu gehen/ und Stuͤck und versuncken Gut auffzu- holen. 26. Die Erfindung deß Pulvers/ der Artiglerie und der Feuer- wercke. 27. Baͤyrische Stocator- Arbeit. 28. Die Engelaͤndische Lederbe- reiterey. 29. Haͤffnerey und Pottebacke- rey. 30. Faͤrberey. 31. Scheidwasser/ Sublimat, Præ- cipitat, Zinnober/ Gruͤnspan/ Bleyweiß/ Bleygelb/ Bley- glett/ Mennig zu machen. 32. D. Bechers Seegmuͤhl in ei- nem Wald. A iiij Expe- 33. Experis Wassermuͤhl bey Lou- don/ da das Wasserrad Hori- zontal geht. 34. Rabeles Tropffen. 35. Vitriol, Salpeter/ Saltz oder andere Metallen in die Erde zusaͤen/ darinnen wachsen zu machen/ und zu augmen- ti ren. 36. D. Bechers Invention von Feuer/ Kohlen und Toͤrr. 37. Hollaͤndische Papiermuͤhl. 38. Raͤucher-Werck. 39. Neue Art von Fermenti ren. 40. Von der Typographi und Ta- chygraphi. 41. Von einer allgemeinē Spꝛach und Schrifft. 42. Huͤltzener Blaßbalg. 43. Kaͤysers Ferdinandi III. Pro- portional- Zirckel. 44. Printz Ruprechts schnelles schiessen aus Gestuͤcken. 45. Ther- 45. Thermoscopia oder Wetter- Glaͤser. 46. Neue Fortification. 47. Jachten. 48. Microscopia und Telescopia. 49. Brand-Spiegel. 50. Camera obscura. 51. Holtzspar-Kunst. Anderer Theil. Doctor Bechers Weise Narrheit. Oder Concept en/ welche dem aͤus- serlichen Ansehen nach guten Schein hatten/ von raison waren/ und gute intention de- monstrir ten/ dennoch aber in praxi nicht suc- cedir ten/ und derentwegen bey dem gemei- nen Mann fuͤr naͤrrisch und un- bedacht ausgeschrien worden. 1. Deß Koͤnigs in Franckreich A v Ludo- Ludovici XIV. Expedition nach Gigeri in Affrica. 2. Ejusdem Ost-Indische Com- pagni in Madagascar. 3. Ejusdem occupir ung und dese- rir ung von Sicilien. 4. Verkauffung Duͤnkirchen an die Frantzosen. 5. Hollaͤndische Colonir ung in Quiana. 6. D. Bechers Neu-Hanau in West-Indien. 7. Hertzog Friedrichs von Holl- stein weltkuͤndige Ambassada nach Moscau und Persien/ umb Kauffmannschafft zu treiben. 8. Koͤnigs von Franckreich Durchschnitt in die Mittel- See zu kommen/ ohne die Straaß zu passiren. 9. Caroli M. Graben bey Nuͤrn- berg/ die Donau mit dem Maͤyn Maͤyn und Rhein zu vereini- gen. 10. Graf Wolffgang Julius von Hohenloe/ General-Lieute- nants Concept, die Donau mit dem Rhein zu vereini- gen. 11. Fossa Camuz die Wolgau und das Mare Caspium uͤber Asof, oder Tanais mit dem Ponto Euxino zu vereinigen. 12. Chinesi sche Mauer/ item Ha- driani sche Mauer in Enge- land/ item Hollaͤndische O- ber-Ißlische Iranchemen- ten. 13. Wienerische Oriental- Com- pagni nach Constantinopel zu handeln. 14. D. Bechers Kaͤyserl. und Baͤyrische Seiden-Compa- gni. A vj 15. Ejus- 15. Ejusdem Kaͤyserl. Kunst- und Werckhauß in Wien. 16. Deß gewesten Hof-Cammer- Præsident ens/ Grafen von Sintzendorffs Gold- Fabrica zu Neuburg am Inn. 17. D. Bechers Legatur- Werck. 18. Ejusdem Introduction der Ma- nufactur in Teutschland/ und Verbietung frembder. 19. Ejusdem Reichs- Ærarium. 20. Neuvilles in Ambsterdam Pfeffer- Propolium. 21. Reinier von der Schagen Tu- tiæ Propolium. 22. Martin Elers Rheinischer Wein-Handel. 23. Daniel Craffts Hopffen- Handel in Baͤyern. 24. Isaac von Nickeln Kunst Maulbeer-Baͤume und Sei- den-Wuͤrme auffzuziehen auff auff dem Krautberg zu Har- lem. 25. Ejusdem Perspectiv auff 20. Teutsche Meil wegs zu se- hen. 26. Roͤtterst Pflantzung eines Weinbergs zu Maͤyderberg bey Nardten. 27. Hollaͤndische Windmuͤhl mit doppelten Fluͤgeln im Bil- lemmer Meer. 28. Wilhelm Schroͤders Auster- bruͤt in Oesterreich. 29. Leibnitzens Postwagen von Hannover nach Ambsteꝛdam in 6. Stunden zu fahren. 30. Andreæ Reußners Schwedi- sche Wasserkunst uͤber den Brunckenberg zu ziehen. 31. Dousson Schiff zu Rotter- dam. 32. Mersennes Schiff unter dem Wasser. 33. Deß 33. Deß Ertzbischoffs von Saltz- burg Cardinal Grafens Gui- dovvaldi von Thun Wasser- Fontain. 34. Ejusdem Marmorsteinerne Schlang. 35. Joachim Goͤhnholtz Wasser- muͤhl zu Maͤyntz. 36. Das Englische Schiff mit zwey Kehlen. 37. Liffrings Invention umb Gold aus dem Sand in Quinea zu bohren. 38. D. Theodori Grau Microsco- pium 100000. kleine Thier in einem Tropffen Wasser zu sehen. 39. P. Soltfilii, Andreæ Reußners und Hartmanns Perpetuum Mobile. 40. Buͤrgermeister Hutte Schluͤ- sen und Wassermuͤhlen. 41. Buͤr- 41. Buͤrgeꝛmeister Oetgens Block- haͤuser. 42. Duc de Luxenbourg Feuer- Ma- chinen vor Philippsbourg, I- tem/ die Frantzoͤsische neue kupfferne Schiffbruͤcke. 43. Hautschens von Nuͤrnberg Instrument in der Lufft zu flie- gen. 44. Glaßwesen. 45. Reuchers Invention den Acker mit Elephanten zu pfluͤgen/ woruͤber er ins Zuchthauß kommen. 46. Jacobide la Porte Kunst Schaͤtz zu graben. 47. Ludwig Ernst augmenti rung der Capitalien zu Marsee zwi- schen Ambsterdam und U- trecht. 48. D. Ketgens Bergwerck bey Mastricht in dem Land von der Ober-Maaß. 49. D. Galeni Spanisches Saͤiff- machen machen mit dem Colonel Weyd/ und sein Wein und Essig-machen. 50. Deß Obristen von der Haa- gens Kunst Perlen weiß zu machen. 51. D. Bisselii præservation contra Venenum auff 30. Jahr/ ver- mittelst einer eintzigen Dose. Vorrede An den guͤnstigen Leser. W Iewol der liebe GOtt unterschiedliche Argu- menta und Documenta, seiner Guͤtigkeit/ Provi- dentz und Existentz sichtlich in die Natur geleget/ so ist doch das Do- n um Inventionis bey den Menschen n icht das geringste/ wie denn auch d ie heilige Schrifft in Erbauung d er Huͤtten deß Stiffts solches m erckwuͤrdig anziehet/ daß Gott b ereits damalen einige Meister d armit begabt. Hier ist kein Anse- h en der Person noch Profession: K oͤnig und Bauern/ Gelehrte und U ngelehrte/ Heydē und Christen/ F romme und Boͤse/ seyn darmit A be- begabet worden/ welches wir an Archimede, Euclide, Vitruvio, Ge- ber, und zu unserer Zeit/ Albrecht Duͤrrē/ Tyc. Brahe, Dan. Neuber- gern und viel anderen mehr sehen. Die Goͤttl. Gnade hat mir auch et- was von diesem Dono gegeben/ gleich meine Schriften ausweisen/ und Gott der ein Hertzenkuͤndiger ist/ weiß es daß ich solche habe ge- sucht meinem Vaterlande der Teutschen Nation, dem Roͤm. Reich zum Nutzen anzuwenden. Inson- derheit war meine Intention, Ma- nufacturen im Roͤmischen Reiche zu zielen/ und die Frantzoͤsische dar- aus zu halten/ ich vermeinte das waͤre das unum necessarium dieser Zeit/ aber ich hab mich sehr darin- nen betrogen gefunden/ dann ich wuste nicht/ daß die jenige/ welche die Sache befoͤrdern solten/ ebe n die jenigen waͤren/ die es nicht thu n wol - wolten: Gott vergebe es ihnen/ sie haben mich in den aͤussersten Ruin gebracht/ und war ihnen nicht ge- nug mich in Teutschland zu verfol- gen/ sondern sie habens noch in Holl. und Engelland gethan/ und solcher Gestalt pressirt, daß wenn ich solcher Privat-Personē wegen mich haͤtte raͤchen wollen/ wie Bat- clajus sagt/ ich meinem allergnaͤ- digsten Kayser einen grossen Scha- den von Interest und Quecksilber/ und andern Schaden jaͤhrlich haͤtte thun koͤnnen. Ich habe mich aber still gehalten und ge- wunden wie ein Wurm/ GOtt hat mir doch dieses zu meiner con- solation gegeben/ daß mein groͤster Freund der Hoff-Cammer-Praͤ- sident gefallen/ und ich bin gewiß versichert/ daß Gott gerecht ist/ und auff Ihro Kayserl. Maj. ein son- derliches Absehen hat/ auch die uͤbrige drey die im Plott seyn stuͤr- A 2 tzen tzen wird/ ich will sie nun nicht nen- nen noch zu Schanden machen/ a- ber vor wahr kan ich sagen/ daß das Frantzoͤsische Plott so man hier in Engelland Papist. nennen wil/ so groß in Oesterreich sey als in Engeland/ Gott aber wird bald beydes entdecken. Indessen daß man mich von allen Mitteln ge- bracht/ bleibt doch das jenige be- staͤndig/ welches mir Gott gege- ben/ nemlich das Donum Inventio- nis, und wiewol es mir uͤbel gehet und gantz verlassen zu seyn schiene/ hat mich doch Gott allezeit darin gestaͤrckt/ und je groͤsser die Ver- folgung war/ je groͤssere Gnade ge- geben. Seneca sagt wol/ ein jeder kan verfolgt werden und fallen/ a- ber ein jeder kan nicht wieder auff- stehen und sich helffen/ welches wir nun an dem Hof-Cammer-Praͤsi- denten sehen wollen/ ob er so bald auffstehen werde/ als er gefallen sey sey. Ich hab in allen meinen Truͤb- sal und im Exilio dieses Tractaͤtlein und noch ein anders auff dem Meere geschrieben in hoͤchstem Sturm von 28. Tagen/ intitulirt, Lumen trinum, ich glaube/ daß es dem Leser gefallen wird/ dann wie- wol mir nichts von meinen Sa- chen gefaͤllt/ so halt ich doch diese beyde Scripta vor meine besten: der guͤnstige Leser wird hieraus sehen daß ich in der Welt nicht muͤssig ge- sessen/ daß ich in Ungluͤck den Muth nicht verlohren/ daß ich ge- than habe was einem Teutschen Patrioten gebuͤhrt/ er wird auch aus eben diesem Tractat spuͤren daß ich unpartheyisch von mir sel- ber geschrieben/ so wol in die Naͤr- rische Weißheit/ als Weise Narrheit auffrichtig gesetzt/ und f uͤrwar in meiner Conseientz/ nie- A 3 mand mand zu Liebe noch zu Leyd aus einiger Passion geschrieben: Gott sey mein Zeuge/ daß ich das was ich hierinne geschrieben nicht besser weiß/ und ich kenne den meisten Theil der Actorum selbst: die Umb- staͤnde sind auch ehrlich entdeckt/ und ich koͤnte wol grossen Nutzen anweisen/ welcher aus Lesung die- ses Buͤchleins entspringen koͤnte: wan die Curiosi in Teutschland und anderer Orten/ diesem meinen E- xempel folgen wolten/ so wuͤrde kein Pancirollus mehr vonnoͤthen seyn/ der de rebus perditis schrei- bendoͤrffte/ und der Polydorus Vir- gilius de rerum inventione wuͤrde mit einer andern Feder geschrieben haben. Dieses Seriptum habe ich hier zu Londen geschrieben in mei- nem Exilio, worin mich mein un- danckbar Vaterland verwiesen/ uñ wann es ihnen nicht Guts thun kan kan/ so wird es ihnen doch weisen/ wen sie verlohren. Ich allezeit wuͤnsche ihnen/ was jener Grie- che zu Athen/ vermeine der Demo- sthenes gesagt hat/ als er ins Exili- um verwiesen/ ihr Gesetzgeber dem Staats-Boten antwortete/ als er ihm das Exilium ankuͤndigte: Quid referam ingratæ Patriæ? dieser De- mosthenes antwortete: nihil, nisi quod optem, ut Respublica Vestra tam felix sit, quod nunquam opus habeat Demosthenis recordari. Ich nun meines Theils bin ad me- talla condemnatus, derer hier in Engelland/ Schottland/ Irrland viel seyn/ uñ fuͤrwar von wunder- barlicher Natur/ kommt etwas weiters curioses herauß/ so soll der guͤnstige Leser parte davon haben/ und ihm nicht gereuen daß mich der Gluͤcks-Ballen nach Engel- land geworffen. A 4 Do- Doctor Bechers Naͤrrische Weißheit/ oder Concepten/ welche dem aͤusser- lichen Ansehen nach naͤrrisch/ irrai- sonable und unmoͤglich geschienen/ hingegen dennoch in Praxi wol succedirt und mit Nutzen reusciret. 1. Die Erfindung deß Magnets und dessen Gebrauch. D Ie Erfindung deß Ma- gnets so ingenios und nuͤtzlich sie ist/ so naͤrrisch und unglaͤublich haͤtte sie einem Anfangs vor- kommen sollen/ gestaltsam sie noch biß dato auch nach der Erfindung nicht genugsam kan verstanden werden/ was nemlich die ei- gentliche Ursache der Direction deß Ma- gnets nach dem Polo, oder dessen Anziehung deß Eysens sey: wiewol viel darvon geschrie- ben haben/ so kan ich doch beweisen daß we- nig nig das rechte Ziel getroffen: aber hiervon ein mehrers in meinem Lumino trino. Un- terdessen so uͤbernatuͤrlich auch der Magnet scheinet/ so hat doch die Invention dessen gut gethan. 2. Allerhand Segelationes und Ent- deckungen der Welt in Ost- und West-Indien. Diese ruͤhren meistentheils her aus Ge- brauch deß Magnets/ theils aber auch aus andern Ursachen und Reisen: unter andern ist fuͤrwar sehr denckwuͤrdig/ daß Christo- phorus Columbus in diesen letzten Zeiten/ die neue Welt erfunden/ welche so viel 1000. Jahr unbekandt gewesen/ er ist zehen gantzer Jahr mit diesen Gedancken schwanger ge- gangen/ und wenn er sein Concept offenba- ret/ da ist er fuͤr einen Narren gehalten wor- den/ denn was kan naͤrrischer seyn als eine neue Welt wollen erfinden? das Concept gieng doch an/ und gehoͤrt billig unter die naͤr- rische Weißheit. Noch ist uͤbrig die Terra incognita Australis, und daß niemand bey den zweyen Polis gewesen/ und der Weg zu Wasser durchs Eyß-Meer in China. A 5 3. Moß 3. Moßcowitischer Landweg nach China. Viel lange Jahr durch viel Menschen mit grossen Kosten/ durch ungeheure Waͤl- der/ uͤber Berg und Thal/ Stroͤhme und Fluͤsse/ haben die Moßcowiter endlich einen Landweg nach China gemacht/ und dadurch auch eine Ambasciada dahin geschickt. 4. Printz Ruprechts Biber-Com- pagnie in America, Wiewol die Engellaͤnder treffliche rei- che Kauffmans-Compagnien haben sowol in Ost als West-Indien/ auch Levante und Tuͤrckey/ so ist doch diese Biber-Compagnie in den kalten und Eyßlaͤndischen Theilen von America so geringe sie Anfangs geschie- nen/ nicht also zu verachten/ dann sie hat ih- ren Participanten das angelegte Capital nicht allein bereits wieder erstattet/ sondern auch sehr reichlich ver interessirt, solcher Ge- stalt daß ob gleich der Ort aldar rauh/ und gleichsam unbewohnlich ist/ er dennoch mehr eintraͤget als wo in den waͤrmsten Theilen Wein und Zucker waͤchset: dieses machen die Biber-Felle/ welche haͤuffig alldar zu be- kommen seyn. 5. Deß 5. Deß Churfuͤrstens von Bran- denburg Durchschnitt/ von der Oder in die Elbe. Wiewol viel Durchschnitte in der Welt hin und her mit grossen Kosten tentirt worden seyn/ welche doch nicht reuscirt ha- ben/ darvon in der folgenden Weisen Narꝛ- heit ein mehrers: So hat doch dieser Durch- schnitt von der Oder in die Elbe sehr wol reuscirt, und liesse sich noch mit besserer Gele- genheit und Vortheil/ durch das Meckelbur- gische dergleichen Fahrt anstellen/ daß man bequem von Rostock oder Ruͤbenitz in die El- be/ nehmlich aus der Ost See in die West- See kom̃en koͤnte/ ohne den Sund zu passi- ren/ gestaltsam auch der grosse Wallensteiner von Luͤbeck auff Hamburg solches zu thun Willens war. 6. Pflantzung der Faͤrber-Roͤth/ Wayd/ Safflor/ Ribsaamen/ Reiß/ Taback/ item Winter-Zu- cker-Rohr. Man hat in Zeit von 100. Jahren he- ro in Europa insonderheit Teutsch- und En- gelland unterschiedliche Erden-Fruͤchte ge- pflantzet/ welche vormahlen nie gut gethan hatten/ und der Bauersmann davor ge- halten daß es naͤrrisch gethan waͤre/ A 6 sol- solche Sachen anzufangen: dennoch hats der Effect bewiesen/ daß die Faͤrberroͤhte in Schlefien gut gethan/ der Wayd in Thuͤ- ringen/ der Safflor bey Straßburg/ der Reiß in Boͤhmen/ Ribsaamen und Taback unterschiedlicher Orten. Ich habe die Ame- ricanische Potatos oder Erd-Aepffel mit sehr gutem Succeß in Oesterreich gepflantzet/ welche gutes Brod/ Wein und Brandwein geben/ mir zweiffelt nicht man solte in Ita- lien die Indianische Ananas, Cajon, Carsa- via und viel andere Fruͤchte mehr ziehen/ und hab ich nicht ohne Ursach in dem Titul dieses Puncts Meldung von Winter-Zucker- Roͤhren gethan/ darvon ich eine Probe in Ungarn versichert/ welche erst das zweyte Jahr Frucht getragen/ und einen Winter außgehalten: ich bin gewiß versichert/ daß wo Zucker waͤchset auch Wein wachsen kan/ und wo Wein waͤchset auch Zucker-Roͤhre wachsen koͤnnen/ und ob gleich der Safft nicht gantz zeitig wird und in der Refinirung so vielen harten Zucker gibt/ so gibt er doch ei- nen lieblichen Safft/ welcher einen herrli- chen Wein-Tranck giebet. Wie die Maul- beer-Baͤume zupflantzen/ daß man sie zwey- mahl in einem Jahre gebrauchen kan/ besiehe den Atlantem, und fuͤrwar wann die Engel- laͤn- laͤnder noch heutiges Tages in den warmen Theilen Americæ, welche sie besitzen/ Wein pflantzen/ Oliven/ Rosinen/ Mandeln/ Reiß/ Baumwolle und dergleichen an stat deß Tabacks zielen wolten/ sie wuͤrden Franckreich und Spanien einen grossen Ab- bruch thun/ hingegen sich selbst/ ihre Colo- nien und Negotien sehr bereichern. 7. Koͤnig Heinrich deß Vierdten in Franckreich Seyden - Introduction. Es hat dieser Koͤnig gegen jedermans Gutachten/ insonderheit wider seines Cantz- lers persvasion sehr loͤblich und bestaͤndig in seinem proposito verharret/ und gegen jeder- mans Vermeinung die Seyden-Ziehlung Introduciret, und derowegen ein Buͤchlein in Frantzoͤsisch drucken und unter die Under- thanen austheilen lassen/ welches sie hernach verteutschen und in Oesterreich drucken lassen/ alwo gleich wie auch in Ungarn die Maulbeer-Baͤume trefflich gut thun: weil aber das Concept von mir her kam/ so wur- de es verworffen oder vielmehr/ deutlicher darvon zu reden/ von der Nation Faulheit verlassen. Der tapffere Churfuͤrst von Mayntz Hanß Philipps hat es hingegen zu Vayts/ Hochem/ bey Wuͤrtzburg in Fran- A 7 cken- ckenland assumirt und gluͤcklich introducirt: so naͤrrisch nun deß Koͤnigs Heinrichs Sey- den. Concept schiene/ so nuͤtzlich ist es nun fuͤr Franckreich/ und so weißlich ist es gethan. 8. Koͤnig Eduards und Koͤnigin Elisabeth in England Introducti- on der Wollen - Manufactur. Dieweil Engelland an Heyden reich ist/ so hat es die Gelegenheit zur Schaͤfferey/ und weil die Wolle zimlich geschlacht/ so hat man getrachtet Manufacturen daraus zu machen/ und zu verbieten die rohe Wolle hinaus zu fuͤhren. Diß hat dem Koͤnigreich Engelland nicht allein eine grosse Narungin dem Lande selbst verursacht/ und viel Handwercks-Leu- te unterhalten/ sondern es hat auch ausser Landes grossen Handel gemacht fuͤr die Eng- lische Nation, derentwegen sie ihren Stapel von Englischen Lacken durch die gantze Welt haben. Dieses wichtige Negotium nun hat die vorsichtige Koͤnigin Elisabeth absonder- lich fortgesetzt/ worzu ihr der Spanier Ty- rannisches procedere und Reformation in Flandern specialiter zu Bruͤg gedienet/ in- dem die Handwercks-Leute dorten verjaget/ von der Koͤnigin in Engelland auffgenom- men/ und also dadurch unter den Renlaͤndern die die Wallen- Manufactur introducirt worden. So vorsichtig nun solches võ den Engellaͤn- dern gethan ist/ auch noch heutiges Tages wie in dem letzten Parliament zu sehen/ in Obacht genommen wird/ so naͤrrisch ist es hingegen von den Spaniern gethan/ daß sie die Wollen- Manufactur den Hollaͤndern uͤberlassen/ hingegen Saragossa und andere Oerter in Spanien mehr depopulirt, und verderben lassen. 9. Bereitung deß Cardiß und Beu- teltuchs zu Kalbe in Schwaben/ welches man biß dato allein in Franckreich gethan. Wiewol Kalbe in Schwaben an ei- nem unfruchtbaren Orte ligt/ dannenhero naͤrrisch geschienen/ etwas absonderliches dort anzufangen/ so hats doch der Effect be- wiesen/ daß durch eine vorsichtige weise An- stalt ein treffliches Negotium von Wollen- Manufactur, dergleichen sonst in gantz Teutschland nicht ist/ aldar introducirt und stabulirt worden/ wordurch den Frantzo- sen nicht wenig Abbruch geschicht/ und wann wie der Hertzog in Wuͤrtenberg/ der Chur- fuͤrst von Mayntz wegen Erffurt/ der Ertz- Bischoff von Saltzburg/ Bischoff von Bam- Bamberg und Wuͤrtzburg/ und der Her- tzog von Neuburg mit mit correspondirt, und ich resolvirt das Manufactur -Werck fort zu setzen/ wann sag ich/ das Verbott und Reichs- Edict waͤre fort gesetzt/ und manute- nirt, auch die dessentwegen mir auffgetrage- ne Commission, die ich bereits weit incami- nirt, continuirt, und ich nicht dem gewesten Cammer-Praͤsidenten/ dem Grafen von Zintzendorff (welchen doch Gott darnach ge- stuͤrtzt) zu gefallen/ von den Kayserl. Mini- stris waͤre verfolgt und ruinirt worden/ so wuͤrden anjetzo die Manufacturen in Teutsch- land besser stehen/ und die Frantzoͤsische Gold- Grube noch mehr verstopfft seyn. 10. Doctor Bechers Instrument die rauhe Wind- oder Geißhaare auß der Wolle zu scheiden. Es haben die Schaffe gemeiniglich zweyerley Haare/ zarte und rauhe/ die eine sind Wolle/ die andere sind Haare wie der Geisen/ und diese letztere sind wiederspenstig/ spissig/ hart und rauh und solcher Gestalt ist die Ungrische Wolle/ darumb man nichts als Kulten oder Decken daraus macht: hinge- gen die Spanische Wolle ist die beste/ die Polnische/ Flammische/ Pommerische/ Eng- Englische die mittlere Gattung/ und ich hoͤre daß in Tuͤrckey in einer Provintz Albanien genannt/ die tapferste Soldaten und auch die allerfeineste Wolle der Welt sey. In Persien hat die Wolle auch vil Wind-Haare/ darum schreibet Tabernier in seiner Reise-Be- schreibung/ von einer Manier wie die Persia- ner die Haare von der Wolle scheiden/ die Hollaͤnder nennen es Flocken und haben ein eigen Instrument darzu von Staͤben/ aber die Wolle wird gar sehr hierdurch zerschla- gen uñ muͤrbe. Ich habe es aber auff eine an- dere Manier/ durch Huͤlffe nur eines Jun- gens in einem Tage 100. Pfund Wolle also von den Geiß-Haaren zu scheiden/ daß die Wolle so sanfft wie Seyden wird, und gern noch eins so viel werth ist/ als sie vorhin war. Ist ein sehr noͤthiges und nutzliches Instru- ment zu allen Wolle- Manufacturen, und die einzige Ursach daß aus Mangel dessen/ aus mancher Wolle ein spissiges Tuch gemacht wird. 11. Ejusdem Web-Instrument mit zwey Personen in einem Tage hundert Elen Lacken zu weben. Wiewol ich nicht rathen wil Instru- menta zu erfinden umb Menschen zu erspa- ren ren oder ihnen ihre Nahrung zu verkuͤrtzen/ so wil ich doch nicht abrathen Instrumenta zu practiciren, welche vortelhafftig und nuͤtzlich seyn/ dann wie Cicero saget: Instrumenti cujusvis laus est, ut sit expeditum \& facile. Zumalen an solchen Oertern wo viel Arbeit ist/ und wo man das Handwercks-Volck nicht wol haben kan. Und verhaͤlt sich dieses Instrument so ich erfunden auff die Art der Harlemischen Seyden-Band muͤhlen/ aber diß ist der Unterscheid/ daß es so breit Lacken weben kan als man will/ und daß es viel gleicher webt als man mit Haͤnden thun kan. 12. Ejusdem Hoͤltzern Instrument Wollene feine Struͤmpffe zu stri- cken/ jedes Tages ein Paar. Auf der Universitaͤt zu Oxford in Engel- land ist ein Student gewesen/ der hatsich in ein Weibsbild verliebet/ und weil er ihrer nit geniessen koͤñen/ ist er in Melancholi gerathẽ und ans Speculiren kom̃en/ und hat endlich dz wunderbare Instrument erfunden mit ei- ner grossen Behaͤndigkeit und Subtilitaͤt sey- dene Struͤmpffe zu stricken/ welches die En- gellaͤnder Framm nennen/ und Anfangs sehr geheim gehalten. Ich habe das erste nach Wien gebracht/ all wo der Cammer-Praͤst- dem dreyssig Stuͤcke lassen machen: es seyn die die Instrumenta sehr theuer/ angesehen das Stuͤck zum wenigsten auff hundert Rthlr. kommt/ haben sehr viel entia, und seyn von lauterem Eysen gemacht/ auch sehr wandel- bar/ und ist allzeit was daran zu flicken/ sie haben sehr viel staͤhlerne Federn/ welche Ur- sach seyn/ daß man nit wol wuͤllene Struͤm- pffe darauff arbeiten kan/ dieweil sie die Wolle nicht wol zwingen koͤnnen. Ich ha- be derohalben ein ander Instrument erfun- den/ welches ausgenommen der Nadeln und Zaͤncker/ von lauter Holtz ist/ und keine eintzi- ge Feder hat/ derentwegẽ gantz unwandelbar ist/ geschwind und leicht darauff zu arbeiten/ und kostet zum hoͤchsten in allem zwantzig Rthlr. man kan taͤglich ein paar Struͤmpfe darauff machen. 13. Ejusdem Seyden - Filatorium oder Abwind-Instrument/ die feine Seyden mit wenig Menschen in grosser Ouantitaͤt abzuwin- den. Was fuͤr ein nuͤtzliches W erck es sey umb die Seyden- Manufacturen, Seyden- Faͤrberey/ Seyden-Weberey/Seyden-Ra- terey ist bekannt/ es laͤst sich aber darinnen nichts thun/ die Seyde wil erst von den Straͤngen auff die Spuhlen abgewunden wer- werden/ damit sie hernach auff die Zwirn- Muͤhlen gesetzt und gezwirnet werden kan. Dieses Abwindẽ nun ist eine sehr langweili- ge/ verdruͤßliche und Muͤhsame Arbeit/ wird nur von Jungen oder Weibsbildern ge- than/ und faͤlt den Seyden-Bereitern sehr beschwerlich/ ihre Seyden aus dem Hauß unter so vielerhand Haͤnde zu geben/ so weit voneinander zu zertheilen und gewaͤrtig zu seyn/ daß viel darvon verdorben/ unnoͤthige Strazze gemacht/ oder sonsten veruntraut wird. Diesem nun vorzukommen/ haben sie zu Bologne in Italia ein Filatorium er- funden/ welches die Seyde abwindet und auch zwirnet/ aber dieses Instrument ist sehr groß/ kostbar und muͤhsam/ und hat viel tau- send entia, Zaͤhn und Getrieb/ derowegen es offter wandelbar wird: die Italiaͤner halten es gleichwol in so hohen Werth und Secre- tezza, daß es bey Hencken verboten jemand zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma- chinam von den Italiaͤnern nach gemacht zu Muͤnchen gesehen/ aber wegen ihrer grossen Kosten und vieler entien wie gedacht nicht sehr æstimirt, sondern eine andere erfunden/ welche den hundersten Theil nicht so viel ko- stet ohne alle Zaͤhne und Raͤder gehet/ deren doch doch in der Bolognesischen etliche tausend: uͤ- ber dieses ist meine Machina gantz unwan- delbar und ohn einig Gerase gantz leicht zu bewegen/ also daß ein Mensch gar fuͤglich auff einmahl tausend Straͤnge abwinden kan/ da hingegen die B olognesische Machina mit Wasser getrieben werden muß. Mit ei- nem Wort/ zu den Seyden Manufacturen ist es ein herrlich Werck/ und viel tausend werth/ ich habe dergleichen Machinam in praxi zu Harlem auffgesetzt/ und die Stadt hat ein ansehuliches Hauß von 300. Schu- hen lassen darzu bauen/ welches auff die vier- zig tausend Guͤlden gekostet/ also daß ich ver- meint und versichert war/ nunmehro einmal in Ruhe ohne Herrẽ-Dienst ein ehrlich Stuͤ- cke Brod von meiner Arbeit zu geniessen: a- ber meine Feinde am Kayserlichen Hoffe setzten mich nicht allein daraus/ sondern auch aus andern guten Concepten so mich in Holl. vertrieben/ ja noch in Engeland nicht ruhen lassen/ sondern auch alda wann es moͤglich gewesen waͤre/ vertrieben haͤtten/ darvon an einem andern Orte meine Schrifften ein mehrers. 14. Deß 14. Deß Herren von Zuͤlichen Per- pendicular - Uhr die gradus latitudinis zu finden. Ein kuͤnstlicher Uhrmacher zu Aug- spurg welcher lange zu Florentz deß alten Groß-Hertzogs Kunst Uhrmacher gewesen/ Namens Treffler/ erzehlt mir daß sie lange vor dem von Zuͤlichẽ eine Perpendicular -Uhr gehabt/ und daß der Hollaͤnd Resident von dannen die erste mit nach Holland gebracht: kan also nicht sehen wie der Herr von Zuͤli- chen dieser Invention sich ruͤhmen mag/ als dieses wol/ daß er sie in den Gebrauch ge- bracht und Observationes gethan die gradus latitudinis zu finden/ wornach in der Schiff- fahrt so sehr verlanget worden/ und woruͤber er seine Observationes an den Koͤ- nig von Franckreich geschrieben und in Fo- lio drucken lassen: aber als ich letztens nach Schottland reisete/ und bey 28. Tage auff der See ware/ in sehr grossen Stuͤrmen/ Schlingerungen und Bewegungen deß Schiffes/ hatte ich Gelegenheit genug expe- rimenta zunehmen/ ob eine perpendicular - Bewegung auff einem Schiff und dessen Sturm und Bewegung sich correct practi- ci- ciren liesse/ hab aber das Contrarium befun- den/ und absonderlich noch andere Maͤngel notirt, die ich in einem absonderlichen tractat beschrieben/ und in London drucken lassen/ un- ter dem Titul De nova temporis dimetiendi ratione: denn ich halte dafuͤr/ daß diese meine Invention von Uhren die correcte ste sey/ die in der Welt ist/ auch die unwandelbarste ist/ denn in der gantzen Uhr nicht ein einziger Zahn ist/ auch die gantze Uhr uͤber einen Rthlr. nicht kostet/ die Unruhe ist Meister uͤ- ber das Gewichte/ und haͤlt ihren Schwang wie der Perpendicul, aber an statt eines mo- tus retrogradi, so laͤufft dieser Perpendicul in die Ruͤndung/ ist eine der neuesten inven- tion dieser Zeit von Uhren. 15. Doctor Bechers Perpetuum mobile, Physico-Mechanicum, alle Uhren die an einem Orte stehen bleiben con- tinuirlich ohne Auffhoͤren gehen zu machen. Ich habe nit allein einen gewissen Gang gefunden in den Uhren die Zeit zumessen/ sondern ich habe auch ausgesunden alle Uh- ren continuirlich gehen zu machen ohne Auff- zug zug so lange nehmlich nichts daran bricht o- der gehindert wird/ aber diese Uhren muͤssen auff einem Platze stehen bleiben/ und wiewol es unglaublich scheinet/ so ist es doch leicht practicirlich dann wann ich nur eine Uhr ha- be/ die ein Jahr gehet/ welches leicht seyn kan/ und ich ihr gleich zweyhundert Pfund Gewicht 10. Schuhe tieff zugebe/ so kan ich doch leichtlich Antisacoma machen/ von einer Ohm Wasser/ die haͤlt zwey Aymer thut net- to 200. Pfund/ nun supponir ich ohn fehlbar daß leichtlich in einem Hauß/ welches nur ein wenig ein Dach hat/ es jaͤhrlich so viel regnen werde/ daß das Wasser in eine Ci- stern versamlet ein Ohm Wasser mache/ wel- ches genugsam ist zwey hundert Pfund auff- zuziehen/ und also die Uhr wieder auffs Jahr zu revolviren. Ja ich habe observirt daß es bißweilen in einem Sommer oder Herbst so viel regnet/ daß es gnugsam eine Uhr auff 10. Jahr auffziehen koͤnte: wie nun in praxi die- ses Werck bestelt/ und an ein ander Mecha- nice angehaͤnget sey/ darvon kan man meine Mathematische Schrifften lesen und inson- derheit/ was Pater Schott der Jesuite in sei- ner Technica curiosa darvon meldet/ wie- wol er es selbsten nicht recht gewust/ sondern von von einem Kauffmann von Basel Namens Jeremias Muͤtz/ welchem ich es in Geheim vertraut/ vernommen/ und wider unser bey- der Gewissen und Willen in den Druck ge- geben/ so ungeschickt/ daß er auch die Vitia im Riß nicht geaͤndert hat/ aber hiervon ein mehrers in meine Physica subterranea. Der tapffere Churfuͤrst von Mayntz Hantz Phi- lipps von Schoͤnborn/ hat diese Invention so hoch æstimirt, daß er die erste Machinam so kuͤnstlich als koͤstlich zu Mayntz hat ma- chen/ und einen eigenen Thurn darzu hat bauen lassen/ aber ein gewisser damah- liger Hoff-Bedienter hat dem Uhrma- cher einem Schweitzer/ Nahmens Ja- cob Britzly/ welcher diß Werck in Verwahrung hatte/ befohlen/ solches zu negligiren, verderben zu lassen/ und die Me- talline Kugeln heraus zu nehmen/ also daß dieses koͤstliche und kuͤnstliche Werck auß ei- nem Perpetuo mobili, solcher Gestalt nun- mehro zu einem Perpetuo stabili worden: also kan man durch boͤse Leute auch in einer gerechten Sache in Schand und Schaden gerathen. Aber gleich wie der gerechte Gott den Kayserl. Cammer-Praͤsidenten/ der mich so auff den Tod verfolgt/ abscheulich B fuͤr fuͤr der gantzen Welt gestuͤrtzt hat/ also ist dieser Hoff-Bedienter endlich seiner Inso - lentz halber auch sehr gefallen/ sich hat haͤß - lich prostituirt, ist mit Schand und Spott i n die Erde kommen/ und umb etliche tausen d Thaler gestrafft worden und in Schaden ge - rathen. 16. Ejusdem Invention aller Orte n Wasser-Muͤhlen zu bauen. Wie nuͤtzlich die Wasser-Muͤhle n seyn/ ist bekandt/ und sind dieselbige ausse r allem Zweiffel/ zu allerhand Gebrauch un - gleich viel bequaͤmer/ als die Wind-Muͤh - len/ denn sie haben einen weit stetern und ge - wissern Gang/ und thun ihre Bewegun g viel sachter/ derowegen ist auch das Meh l das auff den Wasser-Muͤhlen gemahle n worden/ nicht allein feiner und besser/ als da s man auff den Wind-Muͤhlen laͤßt mahlen , sondern dasselbige gibt auch 10. pro cent o am Gewicht mehr aus/ als daß von de n Wind-Muͤhlen auff welchen viel verstaͤu - bet: so koͤnnen auch die Steine auff eine r Wind Muͤhlen nicht so nett auff einande r ge - gemacht oder gestellt werden als auff einer Wasser-Muͤhlen/ dann wann die Steine von wegen der grossen Krafft der Winde auffeinander stossen/ so wird das Mehl san- dig und schlagen die Steine offtmahls Feuer/ so daß die Muͤhlen mit Gefahr in Brand gerathen. Uber das kostet eine Wind- Muͤhle viel/ es ist ungewiß wann der Wind wehet: auff bergichtem Lande sind sie gantz nicht gut/ und auff ebenem Lande muͤssen sie fuͤr die Staͤdte und auff den Waͤllen im Ge- sicht deß Feindes stehen/ und koͤnnen nicht verborgen werden. Vor die Wasser- Muͤhlen ist auch an allen Orten keine Gele- genheit zu finden/ wokeine Stroͤhme oder Fluͤsse seyn/ dahero man viel schoͤne Be- wegungen hat muͤssen unterlassen/ als Ham- merwerck/ Schmeltzwerck/ Walck-Muͤhlen/ Seyden-Muͤhlen und dergleichen: hingegen haben viel das W asser zu erheben gesucht/ umb solcher Gestalt Wasser-Raͤder zu trei- b en/ und ein still stehend Wasser lauffend zu machen/ welches wiederumb zu seinem Ur- s prung solte koͤnnen gebracht/ und stets lauf- f end gemacht werden: aber sie sind hier- d urch zu einem Perpetuo mobili gelangt/ w elches niemahls wol ausgeschlagen ist. B 2 Mei- Meine Erfindung aber hingegen/ besteh et in einer aͤusserlichen Krafft/ wodurch da s Wasser aufgehoben wird/ und kostet mich e i- ne gantze Woche Tag und Nacht uͤber nic ht mehr als drey Rthlr. und eine gute Mah l- Muͤhle mit Wasser/ Rad/ und seiner voͤll i- gen Zugehoͤr/ kostet nicht mehr als zweyhu n- dert Rthlr. und kan auffgerichtet werden/ wo man will: nehmlich man macht eine Cister ne oder Schiff/ darein thut man 200. Tonne n Wasser/ setzt daruͤber ein umbschlage nd Wasser-Rad/ das oben wiederumb ein en kleinen Trog hat; dann wird durch d ie Wasser-Kunst das Wasser aus dem u n- tersten Trog in den obersten gehoben/ vo n dannen schiests auf das Wasser-Rad/ we l- ches umblauffend durch das beygefuͤg te Kamm-Rad die darzu gehoͤrige Art d es Muͤhlwercks treibet. Unterdessen faͤlt d as Wasser wieder von dem Rad herab/ u nd schießt wieder in den Trog/ von wannen es wieder auffgehaben und also stets im Lau ff gehalten wird. Und ob gleich die Bew e- gung es fuͤr der Faͤulung bewahret/ so kan es gleichwol auch mit einer Parthey Saltz ge- saltzen werdeu; und wann mit der Zeit d as Wasser etwas abnimmt/ austrucknet od er we g- w egspruͤtzt/ kan solches durch Eingiessung fr ischen Wassers wiederumb ersetzt werden. N un moͤchte vielleicht jemand diese zwey E inwuͤrffe thun: Erstlich/ daß man das Wasser als ein Mittel gantz nicht noͤthig hat/ s ondern nur/ daß man die aͤusserliche Krafft/ w elche das Wasser treibet/ gerad auff das Kamm-Rad solte koͤnnen gehen lassen; w ann nun dieses die Macht hat/ das W as- s er auffzuheben/ so wirds auch die Macht ha- b en umbzutreiben das jenige/ so das auffge- h abene Wasser treibt. Darauff antworte i ch/ daß deme zwar also/ wann man alleine a uff die Macht siehet: Hingegen aber wann m an auff die gleiche Bewegung siehet/ wor- d urch die Wasser-Muͤhlen vorgezogen und geachtet werden/ so wird man einen grossen Unterscheid befinden/ zwischen einem Rade/ das vom Wasser/ und einem/ das von aͤus- serlicher Krafft unmittelbar getrieben wird/ massen die aͤusserliche Krafft bißweilen nicht so staͤtig gehet/ als die vom Wasser. Worauf man zweytens einwenden moͤchte/ daß wann die aͤusserliche Krafft nicht stetig im Gang bleibet/ dieselbe denn auch ungleich das Was- ser in die Hoͤhe treiben wuͤrde/ und dasselbige in ungleicher Quantitaͤt auf das Rad fallen B 3 solte/ solte/ welches ungleiche Krafft und Bewe- gung wuͤrde thun. Aber dieser Einwurff wird hiermit gleichfals beantwortet/ daß das W asser als ein Mittel darzwischen ist/ und aus der Ungleichheit eine Gleichheit macht. Daß nun ein Wasser welches in ungleicher Quantitaͤt in die Hoͤhe getrieben wird/ eben wol in gleicher Quantitaͤt auf dz Rad faͤllet/ kommt daher/ daß sich das Wasser im obern Trog versamlet/ uñ durch eine gewisse Maaß oder Schliessung/ auf das Rad lauffen muß. Nun muß das Wasser- W erck dergestalt ge- ordnet seyn/ daß es nicht weniger Wasser in die Hoͤhe bringt/ als die Maaß erfordert/ sedoch wann mehr Wasser hinauff kommet/ so wird es durch die Schliessung verhindert/ und kan es an einem andern Orte ablauf- sen/ also daß der Wasser-Fall so gleich ist/ als durch natuͤrliche Fluͤsse geschehen kan/ welche durch Regen und Duͤrre koͤnnen vermehret und vermindert werden/ da hingegen diese Bewegung so wol im Winter als Sommer ihren gleichen Gang behalten kan. Und ob schon dieselbe auch deßwegẽ drey Reichsthlr. wochentlich kostet/ so kommet gleichwol die Unterhaltung/ der gemeinen Wasser und Wind-Muͤhlen nicht viel weniger zu stehen/ wann man zusammen rechnet was dieselbe jaͤhrlich j aͤhrlich kosten. So dienet auch ein solch Muͤhlwerck einer Stadt nicht allein zur Zierde/ sondern auch zur S icherheit/ weil es verborgen mitten in derselben stehet/ und Dienste thun kan/ vornehmlich in B ewe- gungen die eine Gleichheit erfordern/ als Stossen/ Schleyffen/ Poliren/ Walcken. Zum Beschluß hab ich es so weit gebracht/ daß man nun an allen Orten der Welt Wasser-Muͤhlen haben kan/ und uͤber diese Erfindung haben mir die Edle/ Großmoͤ- gende Herren Staaden von Holland und West-Frießland ein Privilegium ertheilet. 17. Doctor Bechers Fluß-Bett und neues Wasser-Rad zu einer Schiff-Muͤhle. Wann man Wasser-Muͤhlen haben will/ zumahlen auff den Fluͤssen und Rwie- ren/ mit unterschlaͤchtigem W asser/ und sol- ches langsam laͤufft/ so muß man einen Damm oder Waͤhr schlagen/ das Wasser zu sprengen/ daß es schnelleren Gewalt thut/ welches viel Geld kostet. Nun habt ich dieses zu verhindern/ ein hangendes Fluß-Bett er- funden/ zu einer Schiff-Muͤhle sehr bequem/ welches das thut/ was ein Waͤhr thut/ be- B 4 que- quemer ist und auch viel weniger kostet: ich habe auch eine andere Art von Wasser-Raͤ- dern zu Schiff-Muͤhlen/ welche nur vier Schuhe im Diameter seyn/ hingegen dreyssig Schuhe breit/ derowegen schnell herumb lauffen/ und doch eine sehr grosse Gewalt thun/ seyn viel bequemer als deß Experings Horizontal Wasser-Raͤder. Die Probe von meiner Schiff-Muͤhle/ wird nechstens hier auff der Tems zu sehen seyn. Mehrer B e- richt von Wasserwerck ist zu sehen/ an dem Ende dieses Opusculi. 18. Salomon Morlands Englisches Stentrophonicon auff eine Teutsche Meile miteinander laut zu reden. Dieweil der Inventor hiervon ein ei- genes Buch hat lassen aus gehen/ und der Ti- tul dieses Paragraphi selbst ausweiset/ was der Inhalt dieser Invention sey/ so wil ich darvon nichts weiter melden/ als allein die- ses anziehen/ daß wie ich in Engelland ver- nommen/ von einem der von Tanger kom- men/ daß diese Invention in neulichem Belaͤ- gerung der Mohren/ da sie das Aussenwerck von der Vestung abgeschnitten/ gute Dien- ste gethan/ dieweil dadurch beyde Comman- dan- danten miteinander reden koͤnnen/ und die Mohren kein Engellisch verstanden. Ich ha- be zu Nuͤrnberg bey dem beruͤhmten Optico Frantz Gruͤndler dergleichen gesehen/ da der eine ein Instrument zum Reden/ der ander ein Instrument zum Hoͤren gehabt/ und ha- ben beyde solcher Gestalt auff eine zimliche distantz miteinander reden koͤnnen/ daß dar- zwischen niemands etwas gehoͤret eben be- sagter Gruͤndler hat ein Concept vor/ etliche Worte als ein Echo durch eine s piral -Linie in eine Flasche zu verschliessen/ daß man sie wol eine Stunde lang uͤber Land tragen koͤnne und wann man sie eroͤffne/ die Worte erst gehoͤret werden/ ob er aber dieses Con- cept zum Effect gebracht/ ist mir unwissend/ das Concept aber scheinet so unmoͤglich und naͤrrisch als durch eine Trompet die Wort blasen/ wie durch das Englis. Stentrophoni- con: und dennoch hat solches gut gethan/ wanns dienet nichts unversucht/ zumahlen darum einiger Gestalt raison hat. 19. Dousons Instrument/ Saltz auß dem Wasser zu ziehen. Dieser Douson ist der jenige Frantzos/ der das bekandte naͤrrische Schiff zu Roter- B 5 dam dam hat angegeben/ aber fuͤrwar so grosse Schande er darmit auffgehoben/ wie wir in dem andern Theile/ nehmlich in der weisen Narrheit hoͤren werden/ so grosse Ehre hat er mit diesem Instrumente sich zu wege gebracht/ wodurch in Behaͤndigkeit die Feuchtigkeit von dem Saltz-Wasser geschie- den/ und mit gantz geringen Kosten ohne Feuer noch Sieden dz Saltz corporalisch und trucken gemacht wird. Ist eine sehr nuͤtzliche Invention bey den Saltz-Suden und Brun- nen/ die Pfannen und Holtz zu ersparen/ und wird in Engelland dem Koͤnige in Franck- reich wenig nutzen/ hingegen selbiger Nation prositabel seyn/ dieweil es Saltz-Wasser ge- nug hat. 20. Dr. Walckorts Pumpe aus dem Saltz-Wasser suß Wasser zu pumpen. Wenn ich nicht beyde vorhergehende Personen kennte/ und auch die Machinas selbsten gesehen haͤtte/ so wuͤrde ich es fuͤr un- moͤglich halten/ durch Mechanische Instru- menten/ Physicalische Operatio nen zu thun/ gleich wie vorhergehende dañ seynd/ nehmlich das Saltz-Wasser auffzutrucknen und zu Wind Wind zu machen/ daß das Saltz wie Hagel trucken nieder faͤllt: und dann mit dieser Pumpe/ wann man sie in Saltz-Wasser setzet und pumpet/ sie alsobald suͤß Wasser wie ei- ne Mandelkerne heraus ziehet/ welches der Koͤnig in Engelland selbsten gesehen und ap- probirt. Man ist so lange mit der Kunst umbgangen/ in den Schiffen auff dem Meer suͤß W asser zu machen/ und haben viel auff Præcipitationes gedacht/ aber Herꝛ Wal- ckort thut es mit einer Mechanischen Be- wegung/ womit er zwar ehe er es erfunden/ lange Zeit zugebracht/ und uͤber die 1500. Pfund Sterlings Kosten angewendet/ den- noch aber nun lebender unsterblichen Ruhm von seiner Nation und guten Nutzen ver- hoffet/ zumahlen von allen Staͤdten und Plaͤtzen wo Brach-Wasser ist. Item auff den Schiffen und anderswo. Weil ich al- hier gedencke durch Mechanische Instru- menten/ Physicalische Operatione; zu thun/ so muß ich noch zweyer andererer Instru- menten gedencken/ die zu meiner Zeit hier in Engelland practicirt seynd/ uñ welche ich bey- de bey dem Herrn Boyle gesehen habe: das eine ist durch eine Lufft-Pompe die Beine so weich zu machen/ daß man sie wie Kaͤse B 6 schnei- schneiden und essen kan. Das andere ver- mittelst einer gewissen Pressung der Lufft in einem Geschirꝛ/ daß man in der helffte Zeit/ und mit der Helffte Hitze/ das haͤrteste Fleisch gantz muͤrbe und gar kochen kan: weil aber von beyden Instrumenten besondere Tractaten hier in Engelland ausgegeben/ also will ich hier nicht weiter davon handeln/ habe es nur allein darinn wollen anziehen/ daß man so viel mehr glauben solle und koͤnne/ daß durch Machanische Bewegun- gen auch Physicalische Operationes gesche- hen koͤnnen. 21. Dousons Kunst-Rohr/ welches da schiesset mit gemeinem Pulver und Bley als ein ander Rohr/ und doch keinen Knall thut/ und be- stehet die Kunst alleine in Berei- tung deß Rohrs. Diese Invention schicket sich zu den vo- rigen zweyen/ deñ ob sie wol Mechanisch ist/ so thut sie doch einen wunderlichen Physica- lischen Effect: man hat zwar vor diesem viel von stillem Pulver gesagt/ es ist aber gedach- tes Pulver still blieben und nie vor den Tag kommen/ so viel mir allezeit wissend/ und so so fleissig ich nach demselben nachgefraget: dieses Dousons Rohr aber hat gantz eine andere Bewandtnuͤs/ dann er nimmt gemein Pulver und gemein Bley in der ordinari- Ladung und thut weiter nichts dar zu/ schies- set so starck als ordinari, und wird doch kein Knall gehoͤret/ und bestehet die Kunst allein in dem Rohr/ dessen Structur den Knall sup- primirt. Ich habe zwar selbst den Effect die- ses Rohrs nicht gesehen/ aber Se. Hoheit der Printz Rupprecht haben mir etliche mal gesagt/ daß sie dergleichen Rohr haben/ und die Probe darmit gethan/ wie es mir denn auch Douson selbsten bekraͤfftiget. 22. Paul Webers Invention von Lufft-Roͤhren. Wer der erste Inventor von Lufft- Roͤhren sey/ ist unbekannt/ gewiß aber ist/ daß in Praxi die schoͤnste und bestaͤndigste Lufft- Roͤhre mit Metallenẽ Ventilen ein Schwa- be Namens Paul Weber zu Wien gemacht habe/ er war ein sehr ingenioser Mann in al- lerhand Manufactu ren/ zumahlen in Firnuͤs- sen und Lufft-Roͤhren. Er hat auch Lufft- Bette gemacht und den Firnuͤß so zu tempe- riren gewust/ daß das gefirniste Leinwand B 7 sich sich hat strecken lassen/ und wieder zusammen gezogen/ und dennoch der Firnuͤß allzeit zu und nach gegeben. Er hat Lufftroͤhre ge- macht die 16. Schuͤsse haben in einer Ladung/ er hat auch Lufft Granaten gemacht/ unter andern ein koͤstliches Kugelspiel/ da die Ku- geln von Augstein waren/ sehr geringen Ge- wichts: auf mein Angebẽ abeꝛ deß Mersennes Invention von Lufft Roͤhren/ die da allzeit die Lufft sollen in sich halten/ uneracht man schießt/ hat er nie treffen koͤnnen/ denn wie- wol es in raison bestehet/ so ist es doch im- practicable, derowegen so muͤssen wir es in dem andern Theile auffzeichnen/ zu seiner Linea hyperbole, und zu seinem Schiff un- ter dem Wasser. Obgedachter Paul Weber war Hatschierer unter Kayser Ferdinan- do III. und wegen seiner Kunst der Lufft- S chuͤtz genannt. 23. Printz Ruprechts Invention eyser- ne Stuͤcke zu giessen/ weich und zehe zu machen/ daß man sie dre- hen kan wie Kupffer und im Schiessen besser sind als die von Metall. Es haben sich die Leute lange bemuͤhet aus Eysen Stahl zu machen/ vermittelst ei- nes nes Cements von Kohlen: der Freyherr Caspar von Fürstenberg/ Thum-Probst zu Mayntz ist der erste welcher sich damit bemuͤ- het/ und die Sache in der Welt in einen Be- ruff gebracht/ mein sehr grosser Freund und Patron/ dessen Herr Bruder annoch lebet/ und Bischoff zu Münster ist: nachmalen hab ichs assumirt, und genugsamb Lehrgeld dar- inne gegeben. Printz Ruprecht aber hat eine gantz contrare operation aus dieser Inven- tion genommen/ und an statt daß wir suchen das Eysen zu Stahl und hart zu machen/ hat er das Eysen weich und geschmeidig ge- macht/ dergestalt dz man es drehen und treff- lich wohl zum Schiessen dienlich machen kan/ dann den eysernen Stuͤckẽ hat biß dato nichts gefehlet als die Bꝛoßheit und Ungeschmeidig- keit/ welche durch diese Invention hinweg genommen wird/ dergestalt/ daß solche ey- serne Gestuͤcke besser als Metallene seyn/ nur allein daß sie dem Rost noch unterworffen: der Printz hat hieruͤber in Engelland ein Pri- vilegium und laͤssets in Groß arbeiten. Ich soll hierbey nicht vergessen/ daß auff seiner Hoheit/ deß Printzens Ange- ben/ gleich wie er ein sehr ingenioser Herr ist/ ein Teutscher hier im Lande Namens Blauen- Blauenstein erfunden hat/ mit Steinkoh- len-Flammen/ Eysen-Ertz zu schmeltzen/ daß es geschmeidig Eysen gibt/ man hat lang mit zu thun gehabt/ dann der Arsenic in den Steinkohlen macht alles Eysen bruͤchig/ end- lich ists doch gefunden worden/ dann ich habe fuͤr kurtzer Zeit die Probe bey dem Printzen gesehen/ nehmlich ein Instrument von sol- chem geschmoltzenem Eysen gemacht war sehr geschmeidig/ welches der Printz noch auf meine Invention verkupffert: man hat aus Steinkohlen kein feines weisses Crystallin Glaß machen koͤnnen/ dann der Rauch schlaͤgt in die Glaͤsser/ nun aber hat ein En- gellaͤnder Nahmens Hoͤbdin einen Glaß- Ofen auffgerichtet/ mit einer Invention von verdeckten Tiegeln/ worinnen er mit Steinkohlen das schoͤnste Crystalline Glaß macht/ und daruͤber ein Privilegium vom Koͤnige hat. Sonsten haben das Metall ze- he zu machen/ und im wenigen Gewicht Stuͤ- cke daraus zu giessen/ in Perfection gewust/ ein Teutscher zu Venedig Namens Flicker/ Baron Printz Cantzler zu Neuß und ein I- taliaͤner Namens Don Michael Castriotti, welcher in Teutschland erschossen. 24. Be- 24. Bereitung deß Messings/ gelb und weissen Kupffers/ Ziens und Eysens. Daß die Teutsche erst das Messing erfunden/ ist gewiß/ wiewol der Inventor unbekandt: zu dem Messing gehoͤren Glo- ckenspeise/ Gunderfait und Stuͤck-Metall/ so die Italiaͤner Bronzo nennen/ es ist biß dato nicht wol geglaubet worden/ daß man solte ein natuͤrlich Messing oder Bronzo, von der Natur in Ertz gebracht finden. Ich habe aber in Schottland eines gefunden/ welches sie in ihrer Sprache Bell mettel nennen/ und woraus ich angewiesen habe/ die Zaffra oder blaue Schmalta zu bereiten/ welche bißhero aus Sachsen in diese Laͤnder gebracht wor- den/ und die Haͤffner zu blauen Glasuren ge- brauchen. Merrettus hat in seiner Commen- tation in deß Philippi Nerii Artem vitrari- am vermeinet/ daß die Zaffra ein Artificial - Werck sey/ hat aber weit gefehlet. Cesalpi- nus haͤlt sie fuͤr eine speciem Magnesiæ, indem er schreibt/ daß sie zu viel ins Glaß gethan schwartz mache/ welches wir in Teutsch Strickblau nennen: aber die Magnesia und Zaffra sind gantz differente Sachen/ daß eine faͤrbt roth/ das andere blau/ das eine nimmt nimmt dem Glaß die Farbe/ das andere gibt ihm eine/ und ist wol zu mercken/ daß ob wol die Zaffra oder Kobold gifftig/ wann es den- noch ins Glaß geschmoltzen/ und solches zur Schmalta gerieben/ es nicht mehr gifftig sey. Herr Boyle hat zum ersten hier in Engel- land die Magnesiam gefunden/ welche vor diesem pflegte aus Piemont gebracht zu werden/ und ich kan sagen/ daß ich der erste sey/ der hier zu Lande die Zaffra gefunden. Gleich wie nun das Kupffer durch Gallmey zu Messing/ und durch Zinn zu Bronzo gelb gemacht wird/ also wird es durch Arsenic weiß gemacht/ dannenhers der Name Weiß- Kupffer kommt/ nehmlich wie insgemein biß dato bekandt durch Zusetzung Arsenic oder Antimonii. Aber Ludovicus de Comitibus in seiner Metallurgia gedencket eines andern Weges/ dem Kupffer nichts zuzusetzen/ son- dern solchem die Farbe durch ein Solvens zu extrahiren, daß es weiß bleibe und nimmer- mehr gruͤn oder roth werde: ich habe mit Sr. Hoheit Printz Ruprecht diß Experi- ment gemacht/ und wahr befunden. Gleich wie man nun das Kupffer gelb und weiß machen kan/ also kann man auch das Zinn weisser und haͤrter machen/ auch daß es klingt und und nicht unter den Zaͤhnen knirscht/ auch kan man das Eysen weiß und gelb faͤrben/ worinnen hier ein Engelischer Obrister be- ruffen ist/ Namens Petritz/ der aus dem Ey- sen Messing macht/ und der Herr Boyle hat mir ein Zinn-Ertz gegeben/ welches die En- gellaͤnder Mundick nennen/ daraus schmeltzt man ein Zinn/ welches so gelb ist als Gold. Dieses ist auch zu wissen/ daß in Engelland weder Messing noch verzinnt Blech gemacht wird/ uneracht sie Gallmey/ Zinn und Ey- sen in Quantitaͤt haben/ es wird auch kein Schweffel drinnen bereitet/ uneracht sie Schwefel-Steine genug haben. Christian Treulebens eines Schwe- dischen Obristen Urinatoria oder Kunstunter dem Wasser zu ge- hen/ und Stuͤcke und versuncken Gut auffzuholen. Es haben zwar viel de Arte Urinato- ria geschrieben/ und sich viel mit selbiger In- vention bemuͤhet/ hat auch unter andern die Invention mit der Glocke/ der Professor Sturm zu Altorff in seinem Tractat: aber es gehoͤret mehr als ein paar Schuhe zum Tantze/ nehmlich ein paar gute Fuͤs- se/ das ist/ eine habitudo. Derowegen er- erzehlet mir dieser Herr Treuleben/ daß er lange Jahr in Schweden Leute hierzu abge- richtet/ welche sich gewehnet habẽ den Athem in den Glocken zu halten/ dann sonsten den Leuten durch die Compression der Lufft/ das Blut zu Nasen und Ohren heraus gehet. Ich habe mit diesem Herr Treuleben wel- cher die Sache in Grosso in Schweden pra- cticiret und viel 100. Stuͤck Geschuͤtz aus versunckenen Schiffen hat herauff heben lassen/ ein Concept vorgehabt das versuncke- ne Spanische Admiral-Schiff/ welches fuͤr etlichen Jahren auß America kommen/ und bey den Aprolhos mit etlichen Millionen Silber verungluͤckt/ wiederumb zu erheben/ Schiff und alles war auch darzu bereit/ al- lein an der Equippage hat was Geld ge- mangelt/ und Herr Treuleben ist mit dem jungen Sporck nach Prage verreiset/ woruͤber das Werck ins Stecken gerathen. Die be- ste und schoͤnste Schwimm-Guͤrtel von Blech hat ein Klaͤmptner hier in Engelland inventirt, sehr leicht und compendios. Die Frantzoͤsische Kupfferne Schiffe seyn auch bißher auffgekommen: und ist denckwuͤrdig was von einem Sicilianer Piscicula genannt/ die Historien schreiben/ daß er habe koͤnnen durch durch das Meer durch schwimmen und ge- hen/ auch lange Zeit unter dem Wasser seyn/ als wie ein Animal Amphibium. Die Ana- tomici geben diese Ursache/ daß wenn man in der Jugend/ einem neugebornen Kinde Nase und Maul zuhalte/ und solches offters/ so eroͤffne sich ein Weg in der Brust zum re- spiri ren/ ohne Athem hohlen/ welches ich zwar nicht probiren wolte/ dieweil/ wann es gleich gut thaͤte/ man gleichwol befunden hat/ daß der Athem/ welcher einmahl geschoͤpffet und aus gelassen/ nicht mehr zum andern mahl gut sey. Doch sagte mir Graff Wolff- gang Julius von Hohenlohe der General Lieutenant/ daß Oehl in den Mund genom- men/ den Schwimmern lange Zeit Platz ge- be/ unter dem Wasser zu bleiben/ gleich wie die Laͤuffer in Engelland sich von Jugend auff gewoͤhnen/ lange den Athem zu halten/ wie denn auch ihre Rennpferde so schnell lauffen/ daß weder Haase noch Vogel/ noch einig beweglich Thter es schneller thun kan/ so aber in Teutschland nicht wird geglaͤubet werden. 26. Die Erfindung deß Pulvers/ der Artiglerie und der Feueꝛwercke. Man sagt in dem Sprichwort: Von weitem her luͤgt sichs leicht: so ists mit China, dar- darvon uns etliche so viel Fabeln schrei- ben/ als sie selber wollen/ absonderlich ein Author in seinem Atlante Sinico all- wo er unter andern meldet/ daß die Por- cellan-Geschirre mit Glasto oder Wayd so ein Kraut ist/ und da haͤuffig gefunden wer- de/ blau gefaͤrbet werden/ gleich denn auch die Kleider darmit gefaͤrbet werden/ welches ei- ne so grosse Luͤgen/ und grosse Ignorantz ist/ daß ich nicht weiß wie sie excusirt werden kan: dann wer hat sein lebenlang gehoͤret/ daß Kraͤuter im Feuer und in der Glasur eine Farbe geben; dann ob gleich/ das Glastum oder W ayd-Blau faͤrbet das woͤllene Tuch/ so ist doch keine consequens, daß es auch im Feuer blau faͤrben muͤsse/ es waͤre denn Sa- che/ daß Author durch Glastum die Schmal- ta verstehe/ und da kan ich nicht sehen/ wie sie die Kleider mit faͤrben koͤnnen: denn Lacken faͤrben/ und Glafur faͤrben/ seyn so weit von- einander/ als Seyden faͤrberey/ Lacken faͤrbe- rey und andere Faͤrbereyen/ dann was Bein faͤrbt/ faͤrbt nicht Leder/ und was Seyden faͤrbt/ faͤrbt nicht Baumwolle/ und so fort. Aus diesem groben und Handgreifflichen Irꝛthum deß Authoris kan man nun sehen/ was zu halten ist von anderer Großsprecher Ruͤhmen/ welche Mauluacher/ wann sie in ei- einem frembden entlegenen Lande seyn/ lie- ber ihrem eigenen Vatterlande alle Ehre entziehen/ nur damit sie aus der Frembde et- was luͤgen und großsprechen duͤrffen/ dan- nenhero kommt das gemeine Geschrey/ man haͤtte etliche 100. Jahr zuvor das Buͤchsen- Pulver in China gehabt/ eben als wann Chi- na aus der Welt/ und nit an Ost-Indien fest waͤre/ oder Alex. Mag ein Narr gewesen waͤ- re/ der eine so bekandte Invention, nicht solte an die Hand genommen und practiciret ha- ben. Ich wil nicht sagẽ daß auf den heutigen Tag/ die Chineser selbst weder in Pulverma- chen/ noch in Stuͤck glessen/ noch in Feuerwer- cken/ noch in der Artiglerie und Constablerey/ den hundersten Theil den Teutschen vorgehẽ. Gewiß ists/ daß ein Teutscher das Buͤchsen- Pulver erfunden hat zu Mayntz/ uñ daß auch aldar die Buchdruckerey erfunden sey/ und daß D. Cassius ein Teutscher das rothe Glaß erfunden/ und daß D. Balduin den Phospho- rum erfunden/ und daß D. Brand zu Ham- burg/ die Noctilucam oder einen leuchtenden Liquorẽ erfunden: noch ist uͤbrig ein Oel/ des- sen etliche wenige Pfund ein gantz Jahr lang brennen; es ist uͤbrig ein Liquor, welcher ver- schlossen Wasser ist/ so bald er aber eroͤffnet wird/ brennt; es ist uͤbrig eine Feuersp: itzt wel- welche einen feurigen Liquorem heraus spritzt/ und viel Tropffen Feuer in eine gros- se Distantz auswirfft. Es ist uͤbrig ein Pulver , welches hundert mahl staͤrcker ist/ als das al- lerbeste bißher bekante/ ich habe alle diese In- ventiones mit meinen Augen gesehen/ und muß man den Teutschen die Ehre lassen/ daß sie Feuerwerck/ Buchdruckerey und Kupfferstecherey erfunden haben/ nehmlich Arte \& Marte versirt seyn. Hier muß ich noch zum Beschluß erinnern/ daß Pater Kir- cher in Arte magna lucis \& umbræ geschrie- ben/ es sey unmuͤglich Feuer anzuzuͤnden ohne Actual -Feuer/ da doch viele Menstrua, der lebendige Kalck/ und andere Dinge mehr durch zugiessen/ vom Wasser sich ent- zuͤnden/ und der Boyle hier in Londen selbst wird mir Zeugnus geben/ daß er ein Metall von mir gesehen habe/ welches gepulvert in momento aus der Lufft Feuer gezogen/ und gebrennt und angezuͤndt hat/ ohn einiges anderes Zuthun. Ich muß auch noch die- ses erinnern/ daß der Rumor von den ewi- gen Lichtern der Alten und ihren Ampelen platt erlogen sey/ dann ich habe zu Mayntz in Erbauung der Vestung/ viel von derglei- chen Ampeln gesehen/ welche man aus den Mo- Monumenten ergraben/ derer etliche nie- mals angezuͤndet gewesen: unter dessen wars eine Bedeutung deß ewigen Lichts/ welches sie der Seele wuͤnschten. Daß aber etliche sagen/ sie haben Ampullen und nicht Am- pelen gefunden/ welche/ so lange sie zu gewe- sen/ geleuchtet/ so bald sie aber auffgethan/ verlosch en seyn: So muß der Leser hier wol wissen und unterscheiden/ daß zwey eꝛley Sa- chen seyn/ Brennen und Leuchten/ was brennet verzehret sich: denn Brennen kan nicht geschehen ohne Rarefaction , aber es kan wol eine Sache leuchten/ die weder bren- net noch warm ist: das ist kein rechtes ewi- ges Licht/ welches kan ausgeloͤschet werden/ wenn es eroͤffnet wird/ die weil es seine Krafft verliehret/ aber ich wil deme zu- gegen ein contrares sagen/ nehmlich ein ver- schlossen Glaß voll Liquor geben/ welches wol hundert Jahr also stehen/ und dennoch eroͤffnet alsobald Feuer geben wird/ und darumb heisse ich es der Philosophorum Feuerzeug/ aber ich muß hiervon still schwei- gen/ denn man wirds doch nicht glauben/ so wenig als wann ich sagen thaͤte von einem blinden Fechtmeister/ welcher doch heutiges Tages der beste hier in Londen ist/ Namens C Mr. Mr. Weal, der beruͤhmte Circkel-Fechter: und wann ihr darmit nicht zu srieden seyd/ so kan ich euch noch zwey wunderlichere Sa- chen vorstellen/ nehmlich einen blinden Mahler und einen blinden Setzer in der Buchdruckerey/ welche nicht nur dieses zur Curiosi taͤt/ sondern auch zu ihrer Nahrung thun/ und darinnen noch daruͤber excelli- ren/ welches eben so unglaubig vorkommen wird/ als wenn man von dem Wasser- Speyer/ und Feuer-Fresser/ wie auch von den bekandten Pragischen Peltz-Fresseren/ die heutiges Tages in der W elt herumb lauffen/ und umb Geld sich sehen lassen/ sa- gen wolte/ einem der solche nie gesehen. 27. Bayrische Stocator - Arbeit . Der alte Churfuͤrst Maximilian in Bayern/ war ein sehr ingenioser Herr/ welcher neben seiner Magnificentz und Ge- nero sitaͤt die Kuͤnste auch sehr liebte/ und un- ter andern eine mehr als Kayserliche Resi- dentz gebauet/ von allerhand Koͤstlichkeiten/ Raritaͤten und Antiquitaͤten/ darunter nun seynd einige grosse Stuͤcke von Gips auf Marmor Art oder Florentinisch Stein- werck/ und es nun zwar eine gemeine Kunst ist/ so kan es doch niemand in solcher perfe- ction machen/ und in so grosser Haͤrte und Poli- Polirung als aldorten/ der Churfuͤrstl. Suc- cessor Ferd. Maria haͤtte zugelassen/ dz ich nit allein dieses Werck mit den Operanten selb- sten/ sondern noch viel andere Dinge haͤtte fortsetzen und exco liren koͤñen/ aber sein Vi- ce -Cantzler D. Casp. Schmid/ der Schwaͤbis. Franzose/ welcher den altẽ ehrlichen D. Oxel aus gebissen/ nehmlich den rechten Cantzler/ hat auch mich vertriebẽ uñ verhindert. Hier- bey muß ich erinnern/ was mir mein Lands- man der ehrliche alte Herꝛ Hacke hier in Lou- den erzehlet/ daß nehmlich einer hier sey/ der aus Wasser koͤnne grosse stuͤcken Stein ma- chen/ so dz man Quater -stuͤcke daraus hauen koͤnne/ und daß er dem Koͤnige darvon einen gantzen Seehafen bauen wolle: was darvon kommen sey/ weiß ich nit/ aber daß aus Kalck und neuem Kaͤse ein Stein oder Kiß kan werden/ welcheꝛ an Haͤrte dem Demant nicht vil weicht/ ist mir bekandt. Wann ich erzehlẽ solte/ was ich fuͤr wunderliche Arten von Er- den und Steinen in Schottland gesehen uñ selbsten mit Haͤnden betastet habe/ die theils unsichtbar und hoͤrend und unempfindlich machen/ und wie zu Path auf deß Hertzogs von Lauderdale Felsen/ die Gaͤnse die Eyer mit einem Fusse ausbruͤten/ und wie andere Gaͤnse auff den Baͤumen und Hoͤltzern C 2 wachsen/ wachsen/ wuͤrde man mich fuͤr Muͤnsterum, Wolfium, Ortelium und dergleichen Nar- ren halten/ wiewol es doch wahr ist. Printz Printz Ruprecht alhier in Engelland hat ei- ne Manier die natuͤrliche Marmorsteine zu beitzen und zu poliren/ daß gantze Historien darauf gemahlt werden/ sehr schoͤn/ welches noch uͤber die Bayerische Stocator gehet/ ich habe auch dergleichen gebeitzte Marmor stei- ne zu Nuͤrnberg gesehẽ/ Toback-Buͤchslein/ Schuͤsseln und Flaschen/ man kan auch den Crystal ohne Schmeltzen faͤrben/ davon Glauber in dem ersten Appendice uͤber Pharmacopœæ Spagyricæ Siebenden Theil/ p . 23 und Philippus Nerius in Arte vitraria ingleichen Meldung thut. Es ist alhier dem Koͤnig in Engelland proponirt worden. 28. Die Engellaͤndische Lederbe rei- terey. Man muß den Engellaͤndern zulassen/ daß sie ingenios seyn/ zumahl im Nachfol- gen/ unter andern haben sie lange mit den Hollaͤndern gestritten/ wegen der Wollen- Manufactur und wegen der Haͤffnerey/ ich will zwar darinnen kein Urtheiler seyn/ wer sie besser hat/ aber von der Lederberei- terey/ kan ich wol sagen/ daß die Engellaͤn- der der den Vorzug haben/ dann sie haben ein Kraut erfunden/ wor mit sie an stat der Lohe in gantz kurtzer Zeit das/ Pfund-Leder gar machen/ weil aber hiervon ein absonderlich Buch ausgangen/ und der Inventor dar- uͤber ein Privilegium hat/ so wil ich ihm sei- nen Marckt nicht verderben: diß muß ich auch erinnern/ daß sie in Engelland den Saamen haben/ dessen Oehl dem Leder den edlen Geruch giebet/ von den Reussischen Juchten/ also daß wir nun auch wissen was das Preusische Leder ist. Zu dem Weiß- gaͤrben haben sie hier in Engelland die gesot- tene Kreyde erfunden/ und Hr. Hacke er- zehlet mir/ daß jemands hier sey/ welcher eine Leder mache/ das durchfuͤchtig sey wie ein Glaß/ welches zwar unglaͤublich zu seyn scheinet/ ich aber wol begreiffen kan/ dann deß beruͤhmten Medici zu Ulm Dr. Beutels Tochter hat mir eine Rose von Pergament verehret/ welches so durchsichtig war als das all erklarste Venetianische Glaß. Es haben auch die Engellaͤnder aus gefunden eine Art Leim zu machen von Wallfisch-Fett/ von Beinen und ist noch etwas geheimes un- ter der Hand in der Lederbereiterey/ darvon die Welt bald hoͤren wird/ dieweil ich darvon nicht schreiben darff. Sie haben auch ei- C 3 nen nen sehr schoͤnen Firniiß von Sandrach au f ihre Furnierung von Oliven-Holtz/ worvo n sie sehr feine und schoͤne Arbeit machen/ und welches Gebrauch ich zu dem Florentinis chen Lackwerck erstens applicirt habe/ die schoͤn- ste Cabinet darvon zu machen. 29. Haͤffnerey und Pottebackerey. Wiewol dieses eine alte Invention ist/ hin und her in der Welt wol bekandt/ so ist dennoch taͤglich darinn zu finden/ und etwas neues zu practiciren . Die schoͤne weisse Ma- jolik Glasur ist zu Delpht in Holland/ zu Hanan in Teutschland/ und ich habe die er- ste nach Wien gebracht. Unter Cronwels Zeiten/ ist die Haͤffnerey in Engelland erst recht auffkommen/ sie haben allerhand schoͤ- ne Erden in Engell and/ einen kreyden-weis- sen Leymen/ einen blut-rothen Bolum, eine goldgelbe Ochra, eine graßgruͤne Letten/ sie haben einen Leymen/ der sich im Feuer hart brennt wie ein Stein/ und kohlschwartz wird wie ein Marmor/ halte dafuͤr/ daß es der Alten Bramnium sey. Ich habe eine Mixtur von Erden hier in Engelland erfunden/ wel- che so weiß ist als Kreyden/ man kan sehr diinne Geschirꝛ davon machen/ laͤßt sich staꝛck brennen/ klingt wie eine Glocke/ und ist doch doch leichter als Holtz. Printz Ruprecht hat einen Haͤffner aus Ungarn/ welcher eine Mixtur auß Erde gefunden hier in Engeland welche so weiß ist als Kreyden/ die gebrennt/ halb durchscheinend ist/ wie der Ost-Indi- sche Porcellan, und werden dergleichen Ge- schirr hier in Londen oͤffentlich verkaufft. Es soll auch ein Geistlicher zu Milan seyn/ wel- cher das Porcellan -Geschirꝛ machen kan. Es gibt auch an einem Orte in Teutschland die warhafftige Porcellan -Erde/ nehmlich einen Leymen/ welcher halb durchsichtig ist: sonsten hab ich die Porcellana sehr nach ge- macht/ mit einem Glaß welches ich zu Wien habe machen lassen/ von Bein-Aschen/ des- sen ich Meldung thu in meiner Physica sub- terranea, es spielet wie ein Opal und lei- det siedend Wasser. Die Alten haben un- ter der Toͤpffer-Arbeit das Opus Mos a i- cum hoch gehalten/ wie man noch zu Vene- dig siehet/ und hier in London ist ein Glaß- mahler/ welcher allerhand Figuren mit ho- hen so wol in die Glasur bringt/ auch das ir- dene Geschirꝛ als immer moͤglich ameliren kan. Aus Spanien kom̃et ein irrdẽ Geschirꝛ/ welches wie Gold anzusehen/ und doch ver- glasurt ist. Glauber meldet von dergleichen met allischẽ Glasuren. Man hat auch erfundẽ C 4 das das Glaß zuzurichten als wanns Metall Gold oder Silber waͤre/ den natuͤrlichen s o aͤhnlich daß boͤse Leuth Gelegenheit genom - men falsches Geld daraus zu machen. Es ist wunderlich daß mein Bein-Glaß an- fangs gantz klar ist wie ein Crystall/ wann mans aber ins Feuer haͤlt/ so wirds erst truͤbe wie Porcellan, und also habe ich auch ein weisses Glaß ins Feuer halten sehen/ welches darinne roth worden/ wie denn die Kunst roth Glaß zu machen heutiges Ta- ges auch wieder erfunden worden/ und erin- nere ich mich am Chur-Pfaͤltzischen Hofe/ ein Stuͤck Glaß gesehen zu haben/ welches man hat haͤmmern und kalt ausdaͤhnen koͤnnen. Doch ist der Alten rothes Glaß etwas anders gewesen/ dann es nur auff ei- ner Seithen deß Glases ist/ welches wann es davon geschliffen/ weiß und klar ist. Es hat aber D. Cassius ein rothes Glaß erfun- den/ welches durchaus roth ist. 30. Faͤrberey. Man ist heutiges Tages sehr hoch in der Faͤrberey kommen. Kuͤffler hat die Scharlach-Farbe erfundenn aus Cotsche- niglie: mir ist eine Art Cothscheniglie ge- wie- wiesen worden/ so aus der Uckraine kommet. Die Faͤrber Roͤthe ist auch zu unserer Zeit erst in Gang kommen/ hingegen/ weil wir unsere Manufacturen nicht achten/ noch un- ser Vatterland ins Auffnehmen zu bringen/ gedencken/ sondern vielmehr die solches thun wollen/ daran verhindern/ so gehen un- sere Manufacturen auch mehr hinter sich als vor sich/ so geben wir das Geld an die Hol- laͤnder vor die Lumpen-Farbe den Indigo, und lassen hingegen den Waydbau in Thuͤ- ringen zu Grunde gehen. Es wird fuͤr ei- ne Kunst gehalten/ wuͤllen Tuch ohne Cothscheniglie roth zu faͤrben/ hingegen Seyden mit Cotscheniglie bundso zu faͤr- ben/ es ist doch beydes moͤglich und mir be- kandt. Man hat nun auch außgefunden die Baumwolle roth zu faͤrben/ wie die De- cken aus Tuͤrckey und Ost-Indien kommen. Ich habe eine Art von Tapetzerey erfunden von Leinen/ welche ich kalt mahlen kan/ daß es der besten Tapezerey gleicht/ wie ich denn zu Wien viel schoͤne Stuͤcke dergleichen machen lassen/ sie sind schoͤn/ taurhafft und kosten nicht viel/ seyn auch bald gemacht/ ich habe einen Nuͤrnberger Namens Ritter darinnen abgericht/ welcher es sehr hoch ge- C 5 bracht/ bracht: den Hanff oder Flachs wissen einig e also zu zu bereiten/ daß er dem besten Baum - wollen oder Floret nichts nach giebet. Es i st nicht wol zu beschreiben/ was vor ein un - glaublich Geld die Ost-Indische Compag . vor die Ost-Indis. Sitzen oder Baumwolle - ne gefaͤrbte Zeuge aus dem Lande ziehet/ un d darmit den gantzen Lein-Handel ruinirt da doch das Leinen leicht zuzurichten waͤre / daß es dem besten Cadun nicht weiche. 31. Scheid-Wasser / Sublimat, Præcipi- tat, Zinnober/ Gruͤnspan/ Bley- weiß/ Bleygelb/ Bleyglett/ Mennig zu machen. Die Te u tschen haben ungezweiffelt das Scheidwasser gefunden/ dafuͤr sind sie zu Venedig gefangen gehalten worden/ und diß war der Venetianer ihr Goldma- chen/ wormit sie auß dem Spanischen Sil- ber das Gold geschieden/ biß die Kunst aus gebrochen und gemein worden/ wiewol man nun auch einen Weg gefunden im Fluß ohne Aqua fort zu scheiden/ das Aqua fort aber auch selbsten so gutes Preifes zu ma- chen/ als der Salpeter selbsten werth ist. Sub- limat, Præcipitat und Zinober werden aus Quecksiilber gemacht/ so wol zu Venedig als zu Amsterdam haͤuffig und mit grossem Nu- Nutzen woran viel tausend gewonnen wer- den/ weil nun alle die Species von Quecksil- ber gemacht werden/ und alles Quecksilber deß Kaysers ist/ so koͤnte derselbe auch leicht- lich allen Nutzen zu sich ziehen. Ich habe Leuthe an der Hand gehabt/ welche sich jaͤhr- lich offeriret deß Kaysers Quecksilber auff 50000. Rthlr. zu erhoͤhen/ uͤbeꝛ den ordina- ri -Handel/ weil die Sache aber durch mich proponiret worden/ so hat die Sache muͤs- sen supprimirt werden/ und hat man lieber den Gewinn/ den Hollaͤndischen Was- ser-Laͤndern/ Quaͤckern und Manisten las- sen wollen ohne einige Erkandtnus/ als daß man das Geld angenom̃en/ etwas davon zu Manufacturen angewendet/ und D. Bechern manutenirt haͤtte/ damit aber der gewe- ste Cammer-Praͤsidente Sintzendorff/ sei- nem boͤsen Gemuͤthe Satisfaction gebẽ moͤch- te/ haben seine Creaturen und favor iten die- ses Concept gehindert und hintertrieben/ uñ die 50000. Rthlr. jaͤhrlich Frembden gelas- sen werden muͤssen/ und dennoch klagt man allezeit am Kays. Hofe man habe kein Geld/ und D. Becher thue nichts. Betreffend nun weiter die Bereitung deß Gruͤnspans und Bleyweiß/ deß Mennigs und anderer Sor- ten/ so sind solche in Teutschland auch zimlich C 6 in- incaminirt, und waͤren gewißlich nun in de n Kayserl. Erblanden alle in perfection, ge- staltsam mir Herꝛ Ammon in Franckfurth Zeugnuͤß geben wird/ daß ich zu allen An- stalt gemacht und die Leute bestellt. Weil aber vom Kayserl. Hofe aus an stat ver- sprochener Protection und Promotion, von mir auffgerichteten Kayserl. Kunst- und Werckhauses/ die Manufactu ren mehr ver- hindert als befoͤrdert worden/ gestaltsam mir so gar auch nur vor die Handwercks- Leute der verlangte Paß abgeschlagen wor- den/ so haben diese Manufacturen in den Erblanden muͤssen liegen bleiben/ hingegen anderwaͤrtig auffgerichtet worden/ wie dann die Sache endlich so weit kommen wird/ daß wann man mich endlich auffs eusserste verfolget/ und mich nirgends bleiben las- sen will/ als wie der Kayserl. Secretarius Natitz, bereits hier in Engelland auff Ordre deß Kayserl. Hofs/ wie er sagt/ gethan/ ich gar ein Zinober-Ertz/ aus den Kayserl. Erb- landen entdecken/ und daraus ein neues Quecksilber- Negotium zu meiner subsi- stentz werde auffrichten muͤssen/ gleich wie ich den Sachsen zu gefallen/ welche durch den Rentmeister Cotten mit mir ttact iren lassen/ lassen/ und darnach retractirt, so eine gute Zaffra und Schmalta alhier gefunden/ als immermehr in Sachsen biß dato gewesen/ also daß selbiges Monopolium nunmehr ein Loch bekommen wird/ wie auch bald hier- nechst das Kayserliche Quecksilber- Nego- tium wann man so procediren wird. 32. Doctor Bechers Seege-Muͤhle in einem Wald. Es ist ein sehr nuͤtzliches Werck umb die Seege-Muͤhlen/ und sind doch erst in un- serm Seculo auffkommen/ und weiß doch niemand eigendlich wer der erste Inventor gewesen/ allein dieses inconveniens hat eine Seegmuͤhle/ daß sie einen Wasserfall und diesen nicht zwar gering haben will. Ich habe derohalben eine Invention erdacht/ Seege Muͤhlen zu machen/ welche mit Ochsen getrieben werden/ und die man in den Wald verfuͤhren kan/ zu den Baͤumen selbst; denn man mit kan leichterer Muͤhe/ die geschnittenen Bretter verfuͤhren/ als gantze B aͤume. Diese Invention hat sehr gut gethan/ und ist approbirt worden. C 7 33. Ra- 33. Rabeles Tropffen. Es ist vor einiger Zeit ein Frantzoß hieher an den Englischen Hof kommen/ Na- mens Rabele, der hat grosse Sachen auß- ge geben von einem Wund-Wasser und von einer Medicin die er seine Tropffen genennt hat. Wie nun die Frantzosen grob und insolent, also hat sich dieser Gesell auch ein- getrungen/ zumahlen durch das Frantzoͤsi- sche Frauenzimmer/ und hat etliche 1000. Cronen bekommen/ ist darauff wieder nach Franckr. uñ wie vermeldet wird/ so sey er mit dem veneficio alldorten begriffen in die Ba- stille gesetzt worden. Hier aber in Engelland ist von seiner Medicin sehr ungleich geredt worden/ theils haben zu viel/ theils haben zu wenig darauff gehalten: unter den Æsti- matoren ist Printz Ruprecht/ welcher mir einen Darm gewiesen/ Fingers lang/ auff- geblasen/ und auff beyden Enden mit einem Faden zugebunden/ in einer Schachtel vor eine Raritaͤt verwahrt/ dieser Darm hat der Laͤnge nach/ so lang er ist/ einen Schnitt/ und ist wieder zugeheilt/ mit occasion, daß der Printz in præsentz vor etlichen Medicis ein junges lebendiges Schwein eroͤffnet/ auffschneiden mit deß Rabeles Wundbal- sam sam bespruͤtzen/ und wieder zu heilen/ her- nach uͤber ein Jahr als das Schwein groß worden/ wiederumb in præsentz der Medi- corum schlachten lassen/ so hat sich dieser Darm befunden/ welchen der Printz zum B eweiß auff hebet/ gegen die jenige// welche statui ren/ Weyd-Wunden koͤnnen nicht ge- heilet werden. Sie haben unterschiedliche andere Thiere durchstochen/ und nur von dem Wasser hinein gespritzt/ seyn so bald wieder geheilet worden/ vieler anderen wun- derlichen Historien zu geschweigen/ welche unglaublich scheinen/ und mir dennoch wahr zu seyn/ der Printz bekraͤfftiget. Herꝛ Christian Harel/ deß Koͤnigs in Engel- land Hoff Apothecker in St. Dames Bark er- zehlet mir/ daß die Præparation folgender Gestalt sey/ wie er sie selbsten auff Befehl deß Koͤniges bereitet hab. Man distilli- ret nehmlich auff die gemeine Weise/ das Oleum Vitrioli, und giesset einen Spiri- tum Vini allgemach darauff/ biß es getoͤd- tet/ denn distillirt man es miteinander heruͤber/ und gibt darvon etliche Tropf- fen ein/ soll ein grosses Conservativ seyn/ und innerlich heilen: aus dem Capite Mortuo aber ziehet man ein Saltz uñ solvirt solches in einem Wasser/ worin man wil/ uñ die- dieses ist sein Wunder-Wasser/ mit einem Wort/ eine Art von Elixier Proprietatis Pa- racelsi und von dem Pulvere Sympathetico Kenelmi Digbæi. Mir gefaͤlt der Spani- sche Wund Balsam/ welchen der Aqua- pendente beschreibt/ und der Portenschlag zu Saltzburg macht und verkaufft: viel bes- ser Joachimus Polemannus der bekandte Chymicus der das Novum Lumen Chy- micum geschrieben/ und dem Fuͤrsten von Sultzbach dedicirt, hat: schier auff diese Weise ein Operation gehabt er hat Oleum Vitrioli mit Spiritu vini abgetoͤdtet/ und zur Consistentz abgezogen/ so ist ein schwartzes Pech zuruͤck blieben/ das hat er in Aqua Re- gis solvirt, so ist die Solution roth worden/ die hat er wie der abstrahirt, und in destillirtem Wasser solvirt, so hat es das Wasser sehr hoch tingirt, und Fæces gegeben/ die hat man geschieden/ und das Wasser wieder zum Saltz inspissirt, dieses Solviren und ein Coaguliren hat er so offt gethan/ biß keine Fæces mehr in dem Saltz gewesen. Von diesem Saltz hat man wunderliche Opera- tiones, auch menschliche und metallische Leiber erzehlet/ und daß Colleman notable Dinge darmit gethan. Bey Occasion und Er- Erzehlung dieses schnellen Wund-Was- sers deß Rabele, faͤlt mir bey eine andere Art von Wasser/ die Todten-Coͤrper damit zu conserviren, wie in Holl and der Famose Anatomicus B iltz gethan/ und ich gantze Leiber so gesehen/ habe zwar auch bereits zu- vor zu Nuͤrnberg/ bey dem Taliensker dergleichen Liquorem gesehen: ich habe eine Art von Saltz erfunden/ welches mehr præ- serviren soll als das gemeine Saltz/ die Probe wird nun davon gethan/ und wird die Zeit lehren/ was der Effect seyn wird/ es ist ein wunderliches Saltz/ kein Acidum und kein Alcali und doch beydes zugleich/ gibt auch in der destillation einen absonder- lichen Spiritum und Solvens von wunderli- chem Operationen . Sonsten sind unserer Zeit noch viel rarer Medieinen erfunden worden/ als der Jesuiter Fieber-Pulver/ hier in Londen Simon Semans Fieber- Wasser/ Walckods Pest-Wasser/ Ame- lungs zu Leipzig Stein- Tinctur, Porten- schlagers zu Saltzburg Spanischer Wund- Balsam/ Puͤchlers zu Lintz W asser gegen das Podagra: aber ein mehrers hiervon in meinem Dispensorio secretorum Medico- rum. 34. Ex- 34. Experis Wasser-Muͤhl. Nicht weit von Detfort/ neben dem Koͤ- niglichen Proviant-Hause/ hat dieser Ex- peri eine Muͤhle gebauet/ welche auff dem Lande stehet/ und durch einen Canal von dem Tems -Wasser/ so wol in dem Zu als Abfluß getrieben wird/ worzu er ein abson- derliches Rad hat/ und ist er sehr compen- dios, mit wenig W asser/ treibet dennoch einen sehr grossen Stein/ und sustenirt der Iuventor daß er in 6. Stunden 6. mahl so viel als auff gemeine Weiß damit mah- len will/ er hat daruͤber ein Patent/ und hat mir die Machinam selbst gewiesen. 35. Vitriol, Salpeter, Saltz oder an- dere Metallen in die Erde zu saͤen/ darinn wachsen zu machen und zu augmenti ren. Vom Clauß Narren sagt man/ daß er einmahl Ducaten gesaͤet habe/ in Hoffnung/ daß sie auffgehen solten: und die Lateiner haben ein Sprichwort von vergebener Arbeit/ Salem screre; Gleichwol so naͤrrisch als es scheinet/ so hat sich doch befunden/ daß die Metal- len len und Salien von Lufft/ Wasser und Erden ein Increment nehmen/ und gleichsam wachsen. Glauberus erzeh- let vom Liquore Silicum, daß die cal- ces der Metallen darinnen wie Baͤu- me auffwachsen/ und ist bekandt was vor Gewaͤchse der Mercurius sowol in via liquida als Sieca macht. Daß durch die Sonne in dem Saltz Gold generi ret werde/ schreibet Linschott von Sicilien bey der Stadt Rapun- dien/ und hier bey London zu Dettfort hab ich ein Virriol -Werck gesehen/ welches von der Lufft generiret wird/ und unter der Erden hol ist/ da das Wasser herunter troͤpfft/ und durch Rinnen in die Pfannen laufft alwo es eingesotten wird. Martin Schmuck lehret in seinem Thesauriolo eine kuͤnstliche Salpeter-Huͤtte zu bauen/ dergleichen etlicher Orten nun in Teutschland seyn/ mit gutem Suc- cess; Worvon ich aber allhier mel- meld/ bestehet darinnen/ das Saltz/ Salpe- ter und Vitriol in gemeinem Wasser sol- virt, und die rechte gebuͤhrliche Erde darmit besprengt/ und den Sommer uͤber oͤff- ters wieder eingetrucknet/ dann ausge- langt/ multiplicirt befunden werden. Die Metalla kan man in ihren Menstruis corro- sivis auff solviren, mit vielen Wasser delui- ren und eben so procediren . Ich habe auß der Erde Ziegelsteine lassen formiren/ aber nicht brennen/ sondern nur unter einem Dach an die Lufft gesetzt und zu Zeiten an- gefeuchtet. Hierbey kan ich nicht vorbey gehẽ deß Experiments zu gedencken/ darvon ich in meinem Supplemento I. in Physicam subterraneam geschrieben/ nehmlich aus ge- meinen Haffner-Leym Eysen zu machen/ welches ich auch vergangenen Sommer zu W indsor vor dem Koͤnig gethan. Man nimmt gemeinen Haͤffner-Leymen/ pulvert ihn/ und feuchtet ihn an mit Leinoͤhl/ daß er sich ballen laͤßt; denn formir et man Kugeln daraus/ thuts in eine Irretort, treibts her- uͤber/ das Caput Mortuum muß schwartz seyn/ wann es recht gethan/ diß muß gestos- sen und mit Wasser zum Schlich gezogen werden/ so faͤllt ein schwerer schwartzer Schlich/ Schlich/ aus diesem kan mit dem Magnet- Eysen ziehen/ welches Eysen Gold haͤlt/ und ist sich zu verwundern/ daß der Leymen auch den Schweffel Arsenic und Quecksilber an sich ziehet/ und figirt, auff eben diese W eise tractirt, wie eben die fluͤchtige Ertze mit Ley- men versetzet/ dergest alt figirt werden/ daß viel ein mehrers an Metall folgender Ge- stalt erhalten wird/ gibt auch dem Ertz zu- gleich einen guten Fluß/ nicht nur aber der Leimen/ sondern gantze Gebuͤrge gibt es voll von Gestein die einen Goͤldischen Ex- tract geben/ welcher zu Gold oder Silber ge- schmoltzen/ in allen Proben darbey bestehet: insonderheit hat der gemeine fluͤssige Sand/ als eine Gebaͤhr-Mutter der Mineralien, grosse Lieb mit den Metallen/ dergestalt/ daß sie darmit tractirt, allzeit verbessert herauß komme. Besiehe hiervon meine Mineram Arenariam . Ich habe vermeint in Hol- land dem gemeinen Wesen zum besten/ der- gleichen Werck auffzurichten/ war auch schon in fieri, und mit den Staaden daruͤber tractirt, und geschlossen/ Proben und Gegen- Proben gethan/ gut und accurat befunden/ und daruͤber Attestata ertheilt worden/ demnach hat sich das Werck zerschlagen/ aus aus den Ursachen die in der Minera Arenaria erzehlt seyn/ und die in dem anderen Theil dieses Tractats der Weisen-Narrheit wer- den allegirt werden. Die Welt sucht heuti- ges Tages nichts als hohe subtile Kuͤnste/ und dencket nicht daß die Kunst der Natur folgen muͤsse/ und daß die Natur gantz ein- faͤltig sey/ ohn einiges subtiles Destilliren in Stein/ Leymen und Sand/ in/ unter und uͤber der Erden Metalla generire, welcher/ wann die Kunst nachfolgete/ so koͤnte man aller Orten in der Welt Metalla haben/ und nuͤtzliche Scheidwercke anrichten/ das angelegte Capital mit cento pro cento ohne Wucher/ Betrug und seines Nechsten Be- schwerung vergroͤssern/ und viel gute Sachẽ thun: aber der Welt ist das Schinden und Schaben/ Impor ten und Beschwerungẽ viel lieber uñ suͤsser/ derowegen dz Geld/ so solcher Gestalt herausser kommt viel angenehmer/ weil es nun heisset Mundus vult decipi, mag es auch dabey verbleiben/ decipiatur ergo . 36 Dr . Bechers Invention von Feuer/ Kohlen und Theer. In Holland hat man Turff/ und in Engelland Stein Kohlen/ beyde taugen nicht viel zum Brande/ weder in Zimmern noch zum Schmeltzen: ich habe aber einen Weg Weg gefunden nicht allen beyde Sorten/ zu guten Kohlen zu brennen/ die nicht mehr rauchen noch stincken/ sondeꝛn mit den Flam- men darvon so starck zu schmeltzen als mit dem Holtz selbsten/ und so eine grosse Exten- sion der Feuerflammen/ daß ein Schuh solcher Kohlen 10. Schuhe lang Flammen machen/ das habe ich im Haag demonstrirt mit Turff/ und hier in Engell bey dem Hn. Boyle mit Steinkohlen/ auch in Windsor/ darmit in grosso abgetrieben. Bey dieser oc- casion ist auch Merckens wuͤrdig/ daß gleich wie die Schweden ihre Theer aus Kifern Holtz machten/ als hab ich hier in Engelland aus Steinkohlen Theer gemacht/ welche der Schwedis. in allem gleich gehet/ und noch in etlichen Operation en daruͤber ist/ ich habe die Probe darvon gethan/ so wol auff Holtz als auff Stricke/ und ist in der Probe gut be- sunden worden/ gestaltsam denn auch der Koͤnig darvon eine Probe gesehen/ welches vor Engel . eine grosse Sache ist/ und die Koh- l en/ wann die Theer daraus gezogen ist/ seyn b esser zum Gebrauch als vorhin. 39. Neue Arten von Fermentiren. Es ist zu beklagen/ daß die Leute so gar c urios auf neue Zeitungen seyn/ die doch nur l uͤgenhafftig/ hingegen auf neue Inven- tionen tio nen/ welche doch wahr uñ nuͤtzlich/ geben s ie nit achtung/ wañ sie gleich selbige mit Auge n sehen/ dannenhero ist kommen/ daß nicht al - lein die Inventores der Sachen vergessen/ sondern auch die Erfindungen der Sachen verlohren werden: derowegen Panzirollus einen gantzen Catalogum de scientiis perdi- tis geschrieben/ welches ja billich eine Schan- de ist: unter andern ruͤhrets auch dahero/ daß man nicht weiß/ wer das Papiermachen er- funden/ welches eine feine doch wund erliche Invention ist/ aber auff die gemeine Weise viel Muͤhe/ Klopffens und Gerassels mit den vielen Staͤmpfflen gehabt. Ich habe aber eine neue Art von einer Papier-Muͤhle zu Serndamm in Holland gesehen/ welche ohn einigen Staͤmpffel gehet/ sondern durch eine W altze in kurtzer Zeit und mit leichter Muͤhe die Lumpen zu einer Pappe gepreßt werden/ welches sehr compendios und wol Anmerckens wuͤrdig. 38. Raucher-Werck. Fleisch und Fische zu conserviren, sind drey Wege/ entweder an der Lufft zu truck- neß/ oder in dem Rauch zu raͤuchern/ oder ein- einzusaltzen und einzumachen: ich erinne- re mich daß ich zu Stockholm Schaffleisch gegessen so an der Lufft gedoͤrret gewesen und gantz weiß war/ die Stockfische wer- den an der Lufft gedrucknet und eine grosse quanti taͤt Hechte in Schweden. Das ein- saltzen der Fische ist allein bey dem Laberdan, Salmen, Haͤring und in Schweden Stroͤm- ling/ in Italien Sardellen gebraͤuchlich/ doch hab ich auch in Schottland gesaltzene Austern gegessen. Kayser Carolus V. hat die invention Haͤring einzusaltzen so hoch æstimirt, daß er nach des Inventoris Grab in Holland gefragt und dasselbe besucht hat. Ich vernehme/ daß in Engelland in Corn- vvall eine Art im Gebrauch sey/ die Fische einzumachen mit Pressen/ welcher gestalt sie in einer Stunde etliche tausend einma- chen/ welches ich bald selbst sehen werde. Es ist auch eine Art die Fisch einzumachen in Italien gebraͤuchlich so man mariniren nennet/ und weꝛden gemeiniglich die Lingva duti, Aal und Lampreten also ein gemacht/ nemlich in Oehl gebraten/ mit Pfeffer be- sprengt/ mit Lorbeerblaͤtter belegt/ mit Essig uͤbergossen und in Faͤssern zugepresst. Mich wundert/ daß sie in Holland die D Schol- Schollen oder Tungen/ die alda haͤuf. fig seyn/ solcher gestalt nicht zu- richten. In Italien hat man kleine Voͤgel dergestalt eingemacht/ welche sie nennen Ave di Cypro, und pfle- get mans auch etlicher Orten in Teutsch- land mit den Lerchen zu thun/ wel- che man gebraten in einen Hafen legt/ Lorbeerblaͤtter und Wacholder- Beer darzu thut/ den Hafen mit Es- sig voll giesst und denn oben mit But- ter verrennt/ so bleiben sie eine lange weile gut. Ich habe mit Verwun- derung erfahren und selbsten in der That gesehen/ daß der Zucker das Fleisch trefflich præservirt, viel besser als Saltz/ dann er frisst noch veraͤn- dert die substantz des Fleisches nicht wie das Saltz thut/ sondern laͤsset/ wenn er von dem Fleisch ausgelangt wird/ dasselbige wolgeschmackt in sei- ner Krafft. Ich habe zu Wien ei- nen gantzen Sommer uͤber/ da doch die Waͤrme aldar sehr putrificiren macht/ ein groß Stuͤck Wild-Schwei- nen Fleisch nur allein mit Zucker ein- gemacht præservirt, welches noch sehr wol- wolgeschmackt gewesen. Wann man ein reingemachtes Spannferckel in eine Zu- cker-Pfannen duncket/ worinnen der ge- schmoltzene Zucker ist/ so wird es durch und durch condirt und haͤlt sich sehr lan- ge. Ob gleich nun das Einmachen mit Zucker theurer ist als die Poͤckel/ so ist sie hingegen gesunder/ und kan der Zu- cker wann man verstaͤndig mit umbge- het nach dem Gebrauch/ wiederum er- halten werden. Daß sonsten der Zucker besser vor der Faͤule præservirt als Saltz/ siehet man an den eingemachten Fruͤch- ten/ welche in Zucker bleiben/ hinge- gen in dem Saltz nicht stehen wuͤr- den. Was nun das Raͤuchern an- belangt/ so ist dasselbe nun so wol an Fleisch als Fischen ein sehr gutes/ nuͤtz- liches und gesundes Werck/ und da der Genuß des eingesaltzenen Poͤckel- Fleisches den Schaarbock macht/ so vertreibt dasselbige solchen/ und wider- stehet ihm/ welches herkommet von dem Sale volatili das im Ruß ist/ und das geraͤucherte dergestalt penetrirt hat. Auf meinen Zweck nun zu kommen/ so hab ich in Oesterreich ein kleines Instrument geschen/ D 2 worin- worinnen man in wenig Stunden zum allerbesten raͤuchern kan/ als Karpffen/ Spanferckel/ Gaͤnse ꝛc. Solte sich in den Oertern als Holland/ Engel- land/ Sottland alwo vielerhand Fische seyn/ mit Nutzen practici ren lassen/ und die Schollen/ Weiding und Cabliau viel besser geraͤuchert als eingesaltzen schmecken. Es ist noch eine Art ohne Saltz/ Essig/ Oehl/ Zucker ohne doͤr- ren an der Lufft/ noch raͤuchern in dem Rauch/ Fleisch und Fisch Jahr lang zu præserviren, mit so wenigen Kosten als wann sie gesaltzen waͤren/ weil aber die Invention ich einem andern uͤberlasse/ so wil ich durch publication ihrer/ ihm alhier keinen Schaden thun/ doch dem curioͤsen Lefer so viel zur Nachricht sa- gen/ daß es ein nasses Raͤuchern sey/ nemlich ein Rauch der zu Wasser wor- den/ mag unter die wunderlichste In- venta unserer Zeit wol gerechnet wer- den. 39. Neue Arten von Fermentiren . Es ist bekant/ daß alles Getraͤnck je laͤnger es ferment irt/ je staͤrcker e s wird/ hingegen aber auch zu besorge n/ da ß daß es sauer wird/ darvon die Ursa- chen in meiner Physica subterranea cap. de Fermentatione umstaͤndig angezeigt worden. Ich hab aber eine Invention erfunden ein Getraͤnck es sey Wein/ Bier oder Aepffel-Most ein Viertheljahr lang in der fermentation zu erhalten/ das dann so starck wird als der allerstaͤrckste Wein seyn kan/ bleibet bestaͤndig und ist sehr starck/ gesund und annehmlich zu trincken. Ich habe die Proben etlicher Or- then und zwar in Grosso gethan und bin versichert/ daß die Unterthanen eines Orths keinen Wein verlangen werden noch von noͤthen haben/ wo nur Aepffel vorhanden seyn. Printz Ruprecht wird mir dessen ein Zeugnus geben/ welchem ich diesen gantzen Winter uͤber/ der doch dieß- mal hier in Engelland zimlich kalt gewesen ein gantz Faß vol Aepffel-Most in der fermentation erhalten/ welcher dadurch so starck worden/ daß er nun dem besten Wein nicht weichet/ und halte dafuͤr Sei- ne Hoheit werden diese Invention hier im Koͤnigreich introduciren und dadurch dem Frantzoͤsischen Weine nicht wenig Abbruch thun. Diß muß ich noch hierbey D 3 erin- erinnern/ daß ich hier in Londen eine sonderliche invention von einer Muͤhle ge- sehen/ die Aepffel mit leichter Muͤhe und geschwinde zu Most zumahlen/ und solte diß Instrument in Teutschland zum Most machen und Auspressung der Trauben sehr dienlich ist. Der Inventor darvon hat vom Koͤnige ein Privilegium daruͤber erhalten und ist in Engellisch ein Buch darvon ausgegangen unter dem Titul Pomona . 40. Von der Typographi und Tachy- graphi . Man wil den Chinesern das Lob der Druckerey geben in derer ersten Erfin- dung/ welches wahr seyn kan/ wann an- ders auff Leinwandt und Seyden/ figuren drucken/ oder der Chineser Characteren vor eine Druckerey gehalten werden kan. Gewiß aber ist es/ daß die Art und Manier von der Europæi schen Druckerey aus Teutschland von Mayntz ihren Ursprung nehme/ wie nicht weniger auch die Teutschen das Kupfferstechen und Etzen erfun- erfunden haben/ und kan wol seyn/ daß hernach zu Harlem wie einige wollen/ die Druckerey erstlich in die rechte Form kom- men wie dann noch taͤglich etwas zu in- ventiren koͤmmt. Die Hollaͤndische Druckerey und Antwerpische haben den Vorzug wegen Schoͤne der B uchsta- ben und Guͤte des Pappiers: Franck- furth aber ist das Emporium von Druckerey in gantz Europa, wie auch von B uchfuͤhrerey/ in Engelland hinge- gen wird wenig darinnen gethan/ die- weil sie keine Buchfuͤhrer haben/ son- dern nur Buchbinder/ worinnen sie doch feine Sachen haben/ und solte ein teutscher Buchfuͤhrer nicht uͤbel thun welcher die Translation etlicher solcher Operen auf sich nehme. Unterandern haben die Engellaͤnder die Tachygraphi gefun- den/ oder eine Kunst so schnell zu schreiben als man reden kan/ welches sie den fliegenden Schreiber heissen/ worvon in Engellischen absonderliche Beschreibungen außgangen. Sie ha- bens in Engelland in solchen Ge- brauch gebracht daß junge Leute/ oder welche sich darauff legen/ gantze Predigten in der D 4 Kirch Kirch/ und gantze Orationes in dem Par- liament so schnell auffschreiben/ als sie geredt werden/ welches eine artliche und nuͤtzliche Invention ist/ und hat mir Anlaß zur Speculation gegeben zu practiciren, in der Druckerey so geschwind zu setzen als man sonsten mit der Feder schreiben kan: weil aber die edle Kunst der Dru- ckerey bereits so gemein worden/ wil ich sie durch publication dieses Inventi nicht noch geringschaͤtziger machen. 41. Von einer algemeinen Sprach und Schrifft. Hier moͤchte einer anfangs einwerf- fen und sagen/ wann alle nationen ei- nerley Character schrieben und einerley Woͤrter redeten/ so haͤtte man einerley Sprach und Schrifft und doͤrffte man keine neue erfinden: darvon aber wird alhier nicht gehandelt/ sondern die Sa- che und Proposition bestehet in zweyen Gliedern/ erstlich in einem Mittel durch Character einander schrifftlich zu verste- hen/ daß doch jede nation jhre Sprache behal- behalte/ und keine der andern Wort/ sondern nur das significatum und den sensum verstehe. Hiervon haben sehr viel geschrieben. Commenius hat nach Anlaß der Chineser einen Orbem sensualium pictum ausgehen lassen/ woraus noch wol der nechste Weg zu einem allgemei- nen Character zu finden. Ein Spa- nier wie auch Pater Kircher haben sich in- gleichen darinnen bemuͤhet/ aber Pater Schott in seiner Technica curiosa giebet den Preiß vor allen andern meinem neu- erfundenen Character, welchen ich Anno 1660. heraus gegeben/ und geliebts GOtt dieses Jahr in forma eines vollkomme- nen Lexici auff die Art meines Novi Or- gani Philologici in sechs Sprachen/ als Teutsch/ Englisch/ Polnisch/ Latei- nisch/ Frantzoͤsisch/ Italiaͤnisch heraus gehen wird/ ein sehr nuͤtzliches Werck zu vielerhand Gebrauch. Die zweyte Art ist eine Sprache zufinden welche man reden koͤnte/ als zum Erempel wie die Lingva Franca und welche doch gantz leicht zu begreiffen/ etwan in vier Wo- chen Zeit zu erlernen/ leicht auszuspre- chen/ die Sachen doch wol und umstaͤndig D 5 expri- exprimirt, und aus der Natur der Sachen selbst genommen waͤre: hieruͤber nun ha- ben sich bemuͤhet unterschiedliche/ als Georgius Dalgarnus in seiner Arte signo- rum oder Charactere universali, \& Lexi- co Grammatico Philosophico, item Franciscus Lothvvick, item Johann Wil- king alle Engellaͤnder/ und wie ich ver- nehme/ so sind sie bey der S ocie taͤt alhier noch geschaͤfftig das W erck auszufinden/ aber wie mich deucht/ so greiffen sie es zu kuͤnstlich und zu weitlaͤufftig an/ derge- stalt daß das Werck unpracticabel wer- den wird/ wie dann des Wilkings Lin- gva Philosophica kuͤnstlicher ist/ als alle andere Sprachen/ und wolt ich eher Teutsch/ Sclavonisch/ Arabisch/ Ma- laisch/ Otaribisch und Lateinisch lernen mit welchen sechs Sprachen man die gan- tze Welt durchkommen kan/ als allein diese des Dr. Wilkings, denn es ist eine unendliche multitudo darinnen/ und hat solche zuerlernen noch niemands die Pro- be gethan als der Herr B oyle/ wel- cher doch selbst bekennt/ daß sie sehr schwer sey/ so grosses ingenium er auch hat. Meines Erachtens muß eine Sprache seyn erst- erst lich von 10. oder 12. Buchstaben wo kein R/ Z oder schwere Buchstaben seyn/ sondern mehrentheils L a biales, Dentales, Vocales, also daß sie auch von einem der eine schwere Zunge hat doch leichtlich gesprochen werden kan. Zweytens/ muß es einen Character ha- ben der einfaͤltig zu schreiben ist/ also daß er auch von Bauren in einem Tag gelernet werden kan. Drittens/ die unnoͤtige Woͤr- ter so in einer Sprache einen Uberfluß und W ei t laͤufftigkeit machen/ muͤssen aus- gemustert und nur die noͤthige zum taͤgli- chen Gebrauch erfordrende Woͤrter zu- sammen gebracht und in radices gestelt werden/ darvon ich einen eigenen Tractat geschrieben de Verborum Sufficientia, und bewiesen/ wie wenig Substantiva, Adje- ctiva, Verba, Adverbia, Præpositiones, Conjunctiones, Interjectiones, Pronomi- na in einer Sprache von noͤthen/ und die Nomina Propria aus genommen/ wie vieler- ley Woͤrter seynd ihrer wol so in der gantzen heil. Schrifft seynd/ oder wie vielerley Woͤr- ter sind in einer Sprache von noͤthen/ daß man sie wie eine Mutter-Sprache reden uñ alles darinne exprimiren koͤnne/ mit drey/ vier oder zum hoͤchsten mit 500. Woͤrtern/ also daß man gar in einem D 6 Mo- Monat eine Sprache so weit wird lernen koͤnnen/ nemlich des Tages zehen oder zwoͤlff Woͤrter/ daß er eine Sprach zu gnugsamer Nothdurfft verstehen und reden kan: und hat diese meine ausge- fundene sufficientia vocabulorum nicht nur jhren Haupt-Nutzen in dieser Lin- gva universali, sondern in jeder Spra- che/ welche solcher Gestalt leicht erler- net werden kan. Vierdtens muß das viele variiren in den Declinatio- nen und Conjugationen abgeschafft werden/ dann worzu dienen bey den Griechen so viel variationes, das me- dium, die Aoristi, die Futura, die De- clinationes und Contracta, worzu bey den Lateinern so ein Hauffen Termi- nationes so ein Hauffen Genera, so ein Hauffen Articuli, so viel Con- ctructiones, so viel exceptiones, Ano- malia, so viel Declinationes und Con- jugationes, auch Comparationes und dergleichen. An dieser universal Lai- cal -Sprache hingegen ist genug ein Genus, eine Termination, eine Declina- tion, eine Comparation ein Singulatis, ein Plura- Pluralis, 4. Casus, ein Activum und Passivum, ein Indicativus, Imperati- vus, Infinitivus, ein Præsens, Præ- teritum und Futurum, und die drey Personen/ und insgesampt etwan sechs Reguln in Syntaxi: diß ist die gantze Grammatic auff einem einzigen Blat/ und wil doch so viel exprimiren als ei- ner in seiner Sprache thun mag. Fuͤnfftens soll man auch sehen daß man in dieser Laical- Sprache Sylben und Woͤrter finde die wenig B uchstaben haben und leicht auszusprechen seyn/ auffs hoͤchste dissyllaba, und welche doch ein Ansehen haben/ und auff die La- teinische oder Spanische Manier kom- men. Sechstens/ wann die Sprach dergestalt leicht ist zu lernen und zu re- den/ auch lieblich in der Aussprache/ so wird sie bald in der Gemein seyn/ als wie die Lingva Franca, und darumb nenne ich sie eine Laical- S prache/ aber sie kan auch eine Philosophical- Sprache genennet werden/ dieweil ich alsobald aus dem Wort und Buchsta- ben deß Worts/ die Variation und Etymologi, die Logi sche und Physi sche D vij Natur Natur desselben erkennen kan/ welches de facto keine Sprache in der Welt hat: zum Erempel / ich habe so vielerley Sachen als in der Welt seyn/ nemlich Genera der Sachen/ Radices gemacht/ also daß wann ich ein Wort hoͤre oder lese/ ich alsobald sehen kan ob der Radix ein Thier/ ein irr- disches Thier/ ein vierfuͤssiges Thier/ ein huͤffigtes oder gespaltner Klauen/ gehoͤrt/ wiederkaͤuend/ und endlich was sei- ne specialissima præcisi mit andern Ge- schoͤpffen ist/ welches wer mein Philoso- phisch A b c hat/ alsobald erkennen kan/ wer aber nicht darauff achtung geben wil/ kan sie als eine andere Sprache reden/ aber hiervon ein mehrers in meinem Novo Organo Hexaglotto, sub titulo de Verbo- rum Sufficientia. Sonsten hat Helmont ein Alphabetum naturale Hebraicum ge- schrieben zu Sultzbach/ aber wie er in al- len seinen Sachen confus ist/ also ist er auch alldorten/ uñ wer ihm opponiren wol- te/ wuͤrde auff seine objectiones keine satis- faction haben/ dann er umb einen gantzen Baurenschritt fehlet/ circa definitionem, fi- gurationẽ \& sonũ literarum, vocalium, gut- turalium, labialium, dentaliũ \& lingvalium, dar- darvon der kuͤnstliche Leser ein mehrers in meiner Lingva Laica mit bessern fundament lesen wird. Ich habe einen Orgelmacher ge- kennt/ welcher zwar nicht gestudirt/ aber von Natur ingenios war/ welcher lange Zeit daruͤber gesessen/ ob er durch Kunst einige Buchstaben redend exprimiren koͤnte/ daß gewißlich ein grosser Theil Buchstaben im a b c seine Orgelpfeiffen gesungen und theils sehr naturel exprimirt haben. Wie man die stummen Leute sol redend machen durch Kunst/ erzehlet Stephanus Rodericus Ca- strensis Commentario in librum Hippocra- tis de Alimentis sect. 2. p. 247. Daß in Spa- nien dergleichen sey practiciret worden/ wie ihme der Budianus erzehlet/ ist auch zu unsrer Zeit in Sultzbach dergleichen Exempel und Probe geschehen. 42. Huͤltzner Blasbalg. Ich habe in Teutschland bey den Berg- wercken und Schmeltzhuͤtten huͤltzern e Blasbaͤlge gesehen/ welche gar ohn alles Leder starck blasen/ vom Wasser getrie- getrieben werden und wenig kosten/ man kan auch solcher gestalt doppelte Blaßbaͤl- ge machen. Diese Invention ist artlich und nuͤtzlich und in Engelland noch nicht bekant/ es kan auch sehr viel dienen zu Wasser- Wercken umb die Linderung der Pumpe zu ersparen.. 43. Kaysers Ferdinandi III Proportio- nal - Zirckel. GOtt ist in seinen Gaben zumalen mit dem dono inventionis wunderlich und siehet damit die Person nicht an: schlech- te Bauren und ungelehrte Handwercks- Leute haben bißweilen einen wunderlichen Geist zu inventiren: diß Donum ist auch unter Kayser/ Koͤnige und Fuͤrsten aus- getheilet/ unter andern ist auch absonderlich mit begabt gewesen Kayser Ferdinandus III. gottseeliges Andenckens/ er war nicht allein ein grosser Chymicus, sondern auch ein kuͤnstlicher Drechßler und trefflicher Mathematicus, dieser hat einen Proportio- nal- Zirckel aus gefunden/ wornach man gar leichtlich die gantze Mathesin demonstriren kan/ ist ein schoͤnes ingenioses inventum und und instrument, darvon Pater Schottus ein eigenes Buch geschrieben/ unter ei- nem gewissen Titul welches an den Hertzog von Meckelburg-Schwerin dedicirt. 44. Printz Ruprechts schnelles Schiessen aus Gestuͤcken. Ich kan wol sagen daß ein gemeiner Handwercks Mann/ welcher taͤglich mit seinem Handwerck umbgehet/ selbiges nicht sowol/ verstehe noch alle Vor- thel darinne wisse/ als hochgemeldter Printz thut/ welchem nicht wol eine ma- teri oder proposition zu sagen ist/ die er nicht bald selbsten weiß auffzuloͤsen/ wann er nur den Titul hoͤrt. Es schriebe mir einst der Saͤchsische Ingenieur Gruͤnd- ler vor ein grosses Secret, daß er eine In- vention habe/ sehr schnell aus Stuͤcken zu schiessen/ ich hatte es kaum dem Prin- tzen gesagt/ so hat er eine Manier erfunden dreymal scharff aus einem S tuͤcke zu schiessen/ ehe ein Musquetierer einmal auff gemeine Weise seine Musqvete la- den und losschiessen kan. Eben so wieß ich ihm die Bewegung der Stangen-Kunst wie wie sie in Ungarn zu den Wasserwer- cken gebraucht wird/ da hat er sie al- sobald zu applici ren gewust/ zu einer B ewegung an einem Sessel/ umb wann man nicht wol zu Fusse ist/ sich mit leichter Muͤh im Zimmer herum zufuͤh- ren/ welches fuͤrwar eine ingeniose Bewegung und application ist/ welche mir selbsten nie in Sinn kommen waͤre. Ich habe eine Art von Regiments- Stuͤcken erfunden die ein Mann tra- gen und ein Pferd gar gemaͤchlich etli- che fuͤhren kan/ seynd eine species eines Musquetons/ und schiessen doch eine sonderliche Art einer Kugel von sechs oder acht Zoll im Diameter, thun grossen Schaden. In dem wir hier von Schiessen handeln/ kan ich nicht vorbey gehen/ was auch seine Hoheit Printz Ruprecht erst dieser Tage zu Windsor inventirt auff einer Chese in der Lufft im Flug Voͤgel zuschiessen/ die invention bestehet in einem Sessel/ der sich herummer drehet auff einem Centro, daß man aller Orthen im Circkel schiessen kan. 45. Thermoscopia oder Wetterglaͤser. Wer solche zum ersten erfunden/ ist auch unbe- unbekant/ gleichwol wil mans dem Corne- l io Drexel von Alckmar zu schreiben/ und es kan wol seyn/ daß er den Gebrauch dersel- ben zu erst entdeckt: erinnere mich etwas darvon in den Mathemati schen Erquickstun- den gelesen zuhaben/ nemlich von einer Ma- china die er dem Kayser Rudolpho præsen- tirt habe/ welche er Perpetuum mobile ge- nennet habe und lange noch zu Prage in der Kunst-Kammer zusehen gewest. Es wird auch viel geredt von des Cornelii Trepels seinem Ring. Aber die Engellaͤnder haben die Wetterglaͤser heutiges Tages zum allers genausten excolirt mit Queckstlber/ und mit Gewichtern einen Zeiger darzu gemacht/ welcher sehr accurat die gradus der Veraͤn- derung des Wetters von Waͤrm und Kaͤlt weiset/ ja sie haben auch ein Instrument er- funden/ die Feuchte und Truͤckne/ Dickheit und Duͤnheit der Lufft zu erfahren/ und ich habe zwey usus von der Thermoscopia er- funden/ eines/ das damit in einem Chymi- schen Ofengantz gleiche Waͤrme regierẽ kan/ dañ das Thermoscopiũ selbsten ziehet das ventil, wodurch die Hitze in dẽ Ofẽ gehetnach verlangter Proportion auf und zu/ laͤsset also mehr mehr oder wenig Hitze hinein/ welcher gestalt man sehr stet Feuer geben kan. Zweytens kan ich mit einem Thermosco- pio eine kleine perpendicul- Uhr auffziehen/ daß sie allezeit gehet so lang nemlich nichts darvon bricht: und dieses ist ein rechtes Mobile perpetuum Physico-Mechanicum, ist eine Curiositaͤt und Raritaͤt in eine Kunst-Kammer oder Bibliothec, und sol- te wol stehen zu Greenwich an der Temß in dem schoͤnen Astronomi schen Gebaͤu/ wo die zwey Uhren stehen die Jahrlang gehen und des Koͤnigs Astronomi sche In- strumenta und Perspectiven zu sehen. 46. Neue Fortification. Es hat der Koͤnig in Engelland ei- ne neue Art zu fortificiren gefunden/ da- von eine abfonderliche Beschreibung aus ge- gangen: und der vorige Churfuͤrst zu Mayntz Johannes Philippus hat Mayntz und Wuͤrtzburg auff eine neue Art mit eingebogenen Cortinen, welche Kessel machen/ und mit Contre-Scarpen die four- neaux neaux haben zu meiner Zeit fortificiren lassen/ wie ich dann nach dem Obristen Raris, den General-Wachtmeister Hem- merling und Monsieur Tafincort wel- che mit beschaͤfftigt waren gekennt/ diese als erfahrne und beruͤhmte Ingenieurs und tapffere Soldaten/ derer zweyte vor Fuͤnffktrchen in Ungarn/ der dritte in Neu-Serinwar geblieben/ haben diese Art zu fortificiren zum hoͤchsten com- mendirt, habe auch das model einigen hier in Engelland gewiesen/ so von dem Koͤnig als dem Printzen approbirt wor- den. 47. Jachten. Ich habe in Sweden zu Stockholm zu zeiten der Koͤnigin Christinæ Regie- rung unter vielen andern gelehrten Leu- ten als Carthesium, Salmasium, Nau- teum, Boschardum, Mersennes, Meu- bomium, Heinsium, Freinsheimium, Bœclerum auch Schefferum gekennet/ der de re navali geschrieben/ und vieler- hand Arten von Schiffen vorgestellt/ ge- staltsam jederzeit eine Verbesserung des Schiff-Baues studirt worden/ biß mans end- endlich nun wie ich davor halte/ auffs Hoͤchste gebracht/ und zwar in einer Gestal t von Schiffen die man Jagden neñet/ welche sehr gewiß und schnell segeln. Die Hollaͤnder haben die erste dem Koͤnige in Engelland ge- geben/ der Koͤnig hats hernach per- fectionirt / und hat numnehro auf drey- zehen solcher Jagden/ Ainbassadeurs und vornehme Personen mit uͤber zu bringen/ oder schnelle Reysen mit zu thun: sie koͤnnen nach Indien gehen/ seynd wol accommodirt, schoͤn meublirt und an statt Palas mit B ley beladen/ umb we- nigen Platz einzunehmen/ sie gehen doch tieff unter dem Wasser/ bewegen sich nicht viel/ haben nicht viel Seegel noch Strick- werck/ brauchen auch nicht gar viel Volck/ seegeln auff einen Zoll breit scharff/ es kommt eine auff tausend Pfund Sterl zu stehen/ ich bin mit einer aus Schottland nach Engelland gefahren/ welche den Her- tzog von Jorck dahin begleitet/ wir haben bißweilen in einer Stunde zwey Teutsche Meilen geseeglet/ so schnell als ein Teut- sches Post-Pferd zu lauffen pflegt. 48. Microscopia und Telescopia. Auff Brillen und Perspectiven ist man je- jederzeit beflissen gewesen: unter dem Kayser Rudolpho, war der beruͤhmte Astrono- mus Tycho de Brahe: unter dem Kayser Ferdinando III. Gervasius Mattmuͤller in Italien/ Galilæus de Galilæis: in Holland der Herr von S uͤlchem: in Dantzig der Hr. Hoͤvel: bey dem Churfuͤrsten zu Mayntz Johann Philips war der beruͤhmte Capu- einer Pater Maria, der den Tractat Oculum Enoch \& Eliæ geschrieben: und nun ist bey Sachsen auch ein gewester Capuciner Nah- mens Frantz Grundler: diese alle haben das Perspectiv- Wesen sehr hoch ge- bracht/ und dadurch viel neue Dinge erfun- den/ die man vorhin in der Welt nicht ge- wust/ darvon alhier in London eine eigene Mappa ist aus gegangen/ worinnen alle Astronomi sche Observationes sehr curios zu sehen: Es haben auch die Engel- laͤnder einen neuen Globum gefunden/ mit absonderlichen demonstrationibus, worvon ein eigen Buͤchlein zu lesen. Es wird auch in den Engellischen Ephemeridibus deß Ol- denburgs eines Perspectivs gedacht/ welches gar nit von Glaß ist/ sondern nur von Holtz: unteꝛ dem Churf. von Mayntz ist dz Binocu- lar aufkommen/ und in Holland hat man die Mi- Microscopia wundersam vergroͤsserend erfunden/ wodurch man viel nachdenck- liche Sachen entdecket. 49. Brand. Spiegel. Die Brennbrillen haben einen grossen Nutzen an stat eines Feuer-Zeugs ge- braucht zu werden/ der grosse Brand- Spiegel aber dienet zum calciniren und ein groß Flammen-Licht von sich zu werf- fen/ daraus man die Feuer-Laternen ge- macht/ grossen Schein zu geben/ sie ha- ben auch die Art daß sie aus dem Spiegel heraus præsentiren, Kleider und alles umbkehren. Zu Paris haben sie den groͤsten Brennspiegel/ und ist in den Engli- schen Ephemeridibus mit mehren zu lesen was vor wunderliche unglaubliche Dinge darmit gethan werden/ und wie augen- blicklich alles schmeltzet. Kayser Ferdi- nandus III. hat einen Brennspiegel ge- habt/ welcher augenblicklich gebrennt/ also daß man darmit Buchstaben auff Holtz hat brennen koͤnnen/ sein Opticus der gemeldete Mattmuͤller hat einen S pie- gel von Eiß gemacht und darmit gebrennet/ dann dann uneracht ein Brennspiegel brennt/ so wird er doch in sich selbst nicht warm. Man hat auch in Engelland convexa, durch wel- che man auff ein mahl ein gantzes Blat lesen und vergroͤssern kan/ ist wie ein Leuchter an das Pult gemacht/ worauff das Buch lie- get/ also/ daß man das Glaß nicht in der Hand halten darff/ welches viel besser ist als die Bruͤllen/ die man stets auff der Nase muß sitzen haben. 50. Camera Obscura. Unter die rare Optischen Inventiones gehoͤret auch billich die Camera Obscura, worinnen man in einem Zimmer im Dun- ckeln sehen kan/ was auff der Gassen im L ichten geschicht. Man hat es auch daß es i m Finstern auff ein weisses objectum, Tuch oder Wand allerhand Figuren von l ebendigen Farben ins Grosse præsentirt. Der beruͤhmte Uhrmacher Topffler in Aug- sp urg/ hat mir eine Invention gewiesen/ welche sehr artlich ist/ er hat in einer sol- c hen Laterne in das foͤrdere Glaß einen U hrzeiger gericht/ und die Stunden auf das Glaß gemahlet/ so hat es auff die Wand E ein ein Zeiger-Blat von zweyen Schuhen groß geworffen/ war nichts als Schatten und Licht/ und der Zeiger war auch Schatten/ und gieng doch auff der Uhr herumb/ und wiese die Stunde: es ist sehr schoͤn anzuse- hen gewesen/ und vor grosse Herren ein cu- rioses Stuͤcke in ihrer Schlaffkammer bey der Nacht eine scheinende Uhr zu haben/ welche gantz stille ist: und was hieran noch sehr bequem/ dieweil das Ochl in den Am- peln in einem Zimmer uͤbel riecht/ so kan ein Loch durch das Schlaff-Zimmer ge- macht/ die Laterne hinaus gesetzt/ und nur der Schein ins Zimmer gelassen werden. Der mehrgemeldte Kayserl. Opticus Matt- muͤller hat einen Triangulum rotundum ge- habt/ nehmlich einen Ring von Crystall/ dreyeckicht/ wie die Prismata seyn/ damit hat er auff eine Wand/ Hauses hoch einen Re- genbogen werffenkoͤnnen/ von den aller- hoͤchsten Farben. 51. Holtzspar Kunst. Es ist zu Nuͤrnberg ein Buͤchlein vor etlichen Jahren ausgangen/ intituli ret/ Holtzspar Kunst/ worinnen der Inventor demonstrirt, daß je laͤnger man die Waͤrme in dem Ofen koͤnne circuli ren machen/ je mehr mehr Effect sie thue/ da hingegen sie nun in unsern gemeinen Oefen alsobald zum Ofen- Loch heraus/ und verlohren gehet. Diesem nun vorzukommen/ hat er einen Ofen inven- tirt, von dreyen Roͤhren/ so zwar seinen Effect thut/ aber das Feuer leichtlich er- sticket/ dann das Feuer von seiner Natur wolte gerne auffwarts/ aber nicht gern nie- derwarts gehen: wans derhalben mein Werck waͤre/ so wolte ich gar eine spiral- Linie machen/ so hoch der Ofen waͤre/ und etwa zwey Schuhe im Diametro, so wuͤrde die Superficies noch so groß/ und der Effect umb so viel besser seyn. Ich habe die Extension der Feuerflammen gantz auff eine andere Weise probirt, und b in versichert/ was anbelangt abduͤnsten o- der kochen/ als wie im Saltzsieden/ Faͤrben und Bierbrauen zu geschehen pflegt/ daß i ch mit einer Claffter Holtz/ so viel thun wil/ i n eben der Zeit/ als ein anderer mit fuͤnff Clafftern/ dann ich habe das Experiment d avon genommen/ welches billig eine nuͤtzli- c he Holtzspar-Kunst genennt mag werden. Hier in Londen ist eine Badstube auf Tuͤr- c kische Art/ aber die Invention mit so we- n ig Feuer ein so grosses Spatium zu waͤr- m en/ hat ein Engellaͤnder Namens Thomas E 2 Mud- Muddiffoort aus Jamaica gebracht. Der beruͤhmte Glockengiesser in Amsterdam Francois Hemone erzehlt mir daß sie in dem Metall schmeltzen/ so zu Glocken als Stuͤ- cken/ das Feuer so weit ersparet haben/ daß sie mit einem Pfunde hart Holtz 15. Pfund Brand so schmeltzen koͤnnen: und sustenirt Glauber, daß er mit einem Pfund Kohlen 10. Pfund Olci Vitrioli destilli ren will/ welches mir zwar nicht bekandt/ dieses aber will ich wol auff mich nehmen mit 1. Pfund Kohlen/ 1. Pfund starckes gutes Aquafort zu brennen. Schluß. A Lso hat der guͤnstige Leser 51. Genera von Concep ten/ welche dem ersten aͤus- serlichen Ansehen nach ungereimt/ thoͤricht und unvermoͤglich einem vorkommen sol- ten/ und dennoch in der That gut gethan/ wahr befunden/ und wuͤrcklich concipirt seyn/ curios und nuͤtzlich: darumb man nicht alle Speculanten vor Gecken und Narren halten soll/ als welche einen Sparren zu viel haben/ sondern man muß wissen/ daß durch solche solche Leute der Welt grosser Nutz und Dienste gethan worden/ und daß sie darmit ihre Muͤhe/ Zeit und Geld verlohren/ nur daß sie dem gemeinen W esen dienen moͤch- ten. Denn was meinet wol der guͤnstige Le- ser/ daß nur vorerzehlte 51. Inventio nen und was darvon dependiret zu erfinden und zu practici ren/ und endlich zur Vollkommen- heit zu bringen/ vor Zeit/ Muͤh und Geld ge- kost/ fuͤrwar viel Millionen/ etliche hundert Jahr und manches Manns gantzes Leben: dieses nun hat der Leser hier umbsonst/ so viel nehmlich theils bereits darvon bekandt/ und so viel man promiscuè davon durch den Druck hat publici ren doͤrffen/ von Hertzen wuͤnschend/ daß dem gemeinen Wesen zum besten/ auch andere diesem meinem Exem- pel folgen/ und nicht nur was sie von andern hoͤren/ sondern auch was sie selbsten erfun- den/ aufmercken und der Welt bekandt machen wollen. E 3 Doctor Doctor Bechers Weise Narꝛheit/ Oder Concepten/ welche dem aͤus- serlichen Ansehen nach guten Schein hat- ten/ von Raison waren/ und gute Intenti- on demonstrir ten/ dennoch aber in praxi nicht succedir ten/ und derentwegen bey dem gemeinen Mann/ fuͤr naͤrrisch und unbedacht ausgeschrien worden. 1. Deß Koͤnigs in Franckreich Lu- dovici XIV. Expedition nach Gigeri in Africa. D Ie Frantzosen hatten kein uͤble Intention auff die Affricani schen Kuͤsten/ nicht weit von dem F reto Giberaltar ein Haven und Fort zu haben/ so wohl die Mohren/ als die Straßfahrer selbst zu incommodi ren/ und auch desto naͤher an Spanien zu seyn/ schick- schickten derohalben ein ansehnliche Schiff- flot mit vielem Volck nach Gigeri, nahmen Possession, baueten eine Fortresse und als sie nun vermeinten/ das Spiel gewonnen zu haben/ so uͤberfielen sie die Mohren/ und schlugen sie unversehens/ daß sie nicht ein- mahl Zeit genug hatten ins Schiff zu sprin- gen/ sondern musten ihrer viel versauffen/ und der Rest wurd auff ein mahl tod geschla- gen: hatten also die Frantzosen zwar wol ge- ziehlt/ aber sehr uͤbel getroffen/ und mag bil- lich diese Gigeri Expedition, den Anfang von folgenden weisen Narrheiten machen. 2. Ejusdem Ost-Indische Compagni in Madagascar. Nachdem die Frantzosen gesehen/ daß die Hollaͤndische und Engellische Ost-In- dische Compagnia so grossen Profit thun/ haben sie auch eine wollen auffrichten in der Insul S. Lorentz, Madagascar genandt/ hinder dem Capo bonna Esperance, sie ha- ben ein grossen Apparat dazu gemacht/ die Frantzosen/ Privilegien ertheilt/ eine Com- pag. furnirt, viel Millionẽ zusam̃en geschos- sen/ wie Ignatius Wagensenl von Nuͤrnberg geschrieben: aber nach uͤbergrossen Kosten und Muͤh/ ist alles zu Grund gangen/ und haben mit hoͤchster Schand und Schaden/ E 4 wie- wieder aus Madagascar gemust/ und das Werck stecken lassen. 3. Ejusdem Occupir ung und Deseri- rung von Sicilien. Zu der Spanier und Italiaͤner hoͤch- sten Schrecken/ haben mit vieler Correspon- dentz und Machinir ung die Frantzosen das Koͤnigreich Sicilien eingenommen/ und mit grosser Macht und Kosten manu- tenirt, endlich von sich selbsten/ freywillig/ ungezwungen und ungedrungen/ und ohn einigen Schwertschlag heimlich wieder ver- lassen und evacuirt, zu ihrer grossen Schand/ und Nachtheil der eingebohrnen Sicilianer/ welche es mit ihnen gehalten/ und darnach so schaͤndlich von ihnen deserirt worden. 4. Verkauffung Duͤnkirchen an die Frantzosen. Als die Spanier die ersten waren/ welche dem Cromwell zum Protectorat gra- tulir ten/ fieng er zur Dancksagung mit Spanien einen Krieg an/ nahm Jamaica hinweg in America, und hieraus in Euro- pa pa assistirte er den Frantzosen gegen Spa- nien/ dafuͤr bekam er Duͤnkirchen/ welches die Frantzosen mit der Zeit/ gern mit Cales redimirt haͤtten/ also daß die Engellaͤnder hierdurch jenseit deß Canals einen festen Fuß zu Land gehabt haͤtten. Der Cantzler Heyde aber/ uͤberließ es wieder umb eine Summa Geld an Franckreich/ wie man vorwenden will/ nichts zu haben wollen/ was Cromvvel conquestirt haͤtte/ umb dem Tyrannen keine Ehr zu lassen. Aber diese Entschuldigung halff nicht/ dann sonsten muͤste man auch Jamaica wieder geben. Derentwegen ist der Cantzler Heyde disgradirt, ausser dem Koͤ- nigreich in exilio geblieben/ und darinn ge- storben. 5. Hollaͤndische Colonir ung in Quiana. Als die Hollaͤnder mitten in dem schwersten Krieg hieraus in Europa und auf ihrem eigenen Grund und Boden/ mit dem Koͤnig in Franckreich begriffen/ und an Volck und Geld arm waren/ wurden im Namen deß Printzen von Uranien/ wie man sagt duꝛch Angebung eines Engelli- schen Praͤdicanten/ zwey ansehnliche Colo- ni en in Tobago und Quiana auffgericht/ E 5 und und die Frantzosen alldorten vertrieben und todt geschlagen. Hier mit ward der Koͤnig in Franckreich auch in America ruͤhrisch ge- macht/ schickte eine maͤchtige Flott unter dem Comte de Estrêe dorthin/ schlug die Hol- laͤnder in Quiana erbaͤrmlich todt/ uñ spreng- te das Fort in Tobago mit sampt dem Ca- pitain Pinckert in die Lufft/ und damit hat- ten auch die Hollaͤnder/ wie man sagt/ etlich und viertzig Tonnen Golds/ zu Wind ge- macht/ indem dasselbige gantze Dessein zu unrechter Zeit angefangen/ mit Schand und Schaden zu Wasser worden. Wozu man wol setzen koͤnte/ die unnoͤthige und lie- derliche Verlassung und Verkauffung deß edlen Brasilien, und das verwahrloste Fa- mosa, dessen Beschaffenheit mir Hr. Fride- rich Cojet in Holland/ als gewester Gou- verneur alda mit weinenden Augen selber erzehlt. Dr. Bechers Neu-Hanau in West- Indien. Daß Spanier/ Portugesen/ Fran- zosen/ Engellaͤnder/ Hollaͤnder/ Schweden und andere Natio nen in West-Indien Co- lo- loni en haben/ ihre arme Leuth und Under- thanen auff eine Zeit hin schicken/ und sich dort bereichern lassen/ auch von dannen nach ihrem Land Handel und Wandel treiben/ das ist weißlich und wol gethan. Wann es aber die Hoch-Teutsche thun wollen/ so ist es die groͤste Narrheit von der Welt/ da doch keine Nation ist/ zu guter Regierung/ Militz und Feldbau/ so bequem/ als eben die Hoch-Teutsche/ so gar daß andere Nation en Hoch-Teutsche zu ihren Guber- natoren in Indien eingeladen haben. Es fehlt auch in Teutschland an armen Leuten nicht/ die Lust darzu haben/ und nun un- ter dem schweren Joch der Ost-Indischen Compagni/ nach Ost-Indien gehen/ man hat auch in Teutschland Gelegenheit genug/ was auß West-Indien kommt/ wiederumb dahin zu verhandeln/ und an- dere Waaren dargegen hinein zu schi- cken/ es fehlt auch an Gelegenheit zur See nicht/ dann wir haben vorneh- me Reichs-Staͤdte/ so an der See gelegen: so fehlts/ in West-Indien/ an gutem Land nicht. Darinn aber war es unweißlich gethan/ daß da es durch den Grafen von Hanau angefangen/ E 6 dessen dessen eigene Befreunde/ die Sach verklein - nerten/ und hintertrieben/ und dann/ da ß die West-Indische Compagni in Holland kurtz hernach gantz cassirt, eine neue Regie- rung formirt, und aller der vorigen transa- ctiones aufgehoben worden/ zugeschweigen/ daß nun die Frantzosen Quiana gar hinweg genommen/ welcher Gestalt man gleich Mil- lionen angewendet haͤtte/ sie alle verlohren gewesen waͤren: es war derohalben damahl mehr nutzlicher/ daß es nicht vor sich gienge/ und doch nutzlich/ daß es proponirt wurd/ damit die Natur der Proposition recht er- kennet/ und was pro und contra passsi ren kunte/ erfahren wuͤrde/ wann sich die hohe Teutsche und Fuͤrstliche Haͤuser noch eine Zeitlang dergestalt vermehren/ und man den Cœlibatum doch nicht zulassen will. Item wann der Frantzosen Proceduren nicht ge- steuret wird/ so doͤrffte man noch wol mit der Zeit an die Hoch-Teutsche Indische Con- cept gedencken/ und alsdann vor weise hal- ten/ was nun naͤrrisch geschienen. Ein meh- rers hiervon in meinem Com- mercien-Tractat. 7. Hertzog 7. Hertzog Friederichs von Holstein Weltkuͤndige Ambassade nach Moßcau und Persien umb Kauffmannschafften zu trei- ben. Dieses Concept hat hundert mahl mehr Anstoͤß/ und W eitlaͤufftigkeit/ als das vorige meinige/ dann von Hanau kan ich zu W asser nach Franckfurth/ so ist auch Hanau eine zimliche Manufactur- Stadt/ und selbsten erst von neuem colonirt, von allerhand Nation en. Franckfurth nun ist in gantz Teutschland/ wegen der Negotien und Messen bekandt/ von Franckfurt faͤhrt man leichtlich und taͤglich auff dem Rhein nach Holland/ und von dannen ist eine gemeine Fahrt nach W est-Indien/ war also naͤrrisch und unweißlich nit gethan/ diese Fahrt anzu- weisen/ und waͤre weder Holland noch dem gantzen Rheinstrohm/ insonderheit Franck- furt und Hanau selbsten schaͤdlich/ sondern hoͤchst nutzlich und leicht practicabel gewe- sen/ ists auch noch. Aber unsere Holsteini- sche Argonautæ mit ihrer Schifffahrt/ die wolten erstlich aus Holstein auff der Ost- See hinauf nach Moßcau in Archangel zu See/ von dannen auff der Dinau nach E 7 Moßcau Moßcau/ von dannen auff der Wolgau in der Tartarey nach Astrahan und ins Ma- re Caspium, von dannen nach Tarband in Persien. Wie leicht das gesagt und auf das Papier geschrieben/ wie gefaͤhrlich und un- practicirlich es hingegen zu thun sey/ hat der Hamburgische Inventor Bruckmann auff seiner hin- und her-Reiß/ selbsten als Abge- sandter erfahren/ derentwegẽ ist das Werck/ worvon die gantze Welt geredet/ mit Schand und Schaden stecken blieben/ hat dem Hertzog viel hundert tausend gekost/ uñ der Inventor ist daruͤber gekoͤpfft worden. Dieses war nun der naͤrrische Außgang/ von einem so hochweisen Concept, woruͤber so viel vornehme Ambassaden hin und her verrichtet worden. Koͤnigs in Franckreich Durch- schnitt in die Mittel- See zu kommen/ ohne die Straß zu pas- siren. Weil dieser Durchschnitt Weltkuͤn- dig/ auch Buͤcher darvon vorhanden/ so will ich mit der Beschreibung dessen hier einhal- ten/ und den Leser dorthin verweisen: zwey Stuck Stuck aber halten verstaͤndige Leut darvon/ Erstlich/ daß es nicht werde gut thun/ weil unterwegs viel Quellen und Oerter seyn/ welche nit wol einzufangen: zweytens/ wann es gleich fertig/ so koͤnte kein grosses gelade- nes Schiff durch/ und muͤste man bey der Einladung und Außladung mit den grossen Schiffen gantz neuen Handel anfangen/ wuͤrde auch diese Durchfahrt entweder theuerer oder wohlfeiler seyn/ als die ordina- ri durch die Straaß: ist sie theuer/ so wird man sie nit gebrauchen/ ist sie wolfeihler/ so werden die Hollaͤnder und andere Nation en kein Gut zufuͤhren/ umb die Straßfahrt/ nicht auffzuheben/ worvon die Convoye le- ben muß: derentwegen man gern siehet/ daß es unsicher auff selber Fahrt ist/ da mit man die Convoy vonnoͤthen hab/ auff daß nicht jederman dahin fahre/ und daß der Handel nicht gar zu gemein werde/ wiewol ohner- acht diesen allen die Negotia nach Le- vanto heutiges Tages sehr schlecht ge- hen/ derentwegen dieser Frantzoͤsische Durchschnitt/ wann er gleich angienge/ von frembden Nation en nicht wuͤrde am- plectirt werden/ so wenig als wann man von der Ost-in die W est-See einen Durch- schnitt schnitt machen wolt durch den Sund/ un- terd essen kost doch dieser Frantzoͤsische Durch- schnitt ein grosses Geld/ und heißt es dabey/ was Cicero sagt : Quid enim stultius quam incerta, pro certis habere. 9. Caroli Magni Graben bey Nuͤrn- berg/ die Donau mit dem Mayn und Rhein zu vereinigen. Weil hiervon in dem Atlante die Be- schreibung und Geographi ist/ so will ich nicht davon gedencken/ als allein melden/ daß er bey Keelheim/ durch die Alt-Muͤhl/ Regnitz und Pegnitz/ bey Forchheim wie- derumb in den Mayn gewolt hat: wiewol er nun/ wie die Historien melden/ mit viel tau- send Mann an einem Durchschnitt arbei- ten lassen/ ist er doch wiederumb eingefallen/ und durch vielen Regen und streng Gewaͤs- ser verdorben worden/ glaub auch daß man zu Nuͤrnberg lieber sehe/ daß man die Land- fahrt erhalte/ dann darvon leben viel Men- schen und Pferde. Waͤsser wo Zoͤlle seyn nu- tzen nichts/ zumahlen wann sie unterschied- lichen Herren zugehoͤren/ die nicht unter ei- nen Hut zu bringen. Dieses siehet man an den den zwey maͤchtigen Stroͤhmen/ dem Rhein und Donau/ da man auch fluvio secundo dennoch mit leichtern Kosten/ Wein und Guͤter zu Land als zu Wasser den Strohm hinunter fuͤhren kan. 10. Graff Wolffgang Julius von Hohenlohe General-Lieute- nants Concept, die Donau mit dem Rhein zu vereinigen. Der Churfuͤrst von Mayntz Johann Philipps/ wie auch der Graff von Hohen- lohe selbst/ haben oͤffters aus diesem Con- cept mit mir geredet/ ich hab auch die In- spection selbsten eingenommen/ sind auch aus Holland Baumeister zu Schleissen ge- holet worden/ von Wertheim aus, durch Schleissen die Tauber Schiffreich zu ma- chen/ biß auff Weickersheim/ von dannen einen Durchschnitt zu machen in die Wer- nitz/ welche bey Donauwerth in die Donau laͤufft: aber wie gedacht/ ohneracht es moͤg- lich ist/ und man gleich die Zoͤll auffheben wolte/ so laufft doch das gemeine Interesse der Laͤnder gegen einander/ dann der Tau- ber-Wein wuͤrde dem Francken. Wein scha- schaden/ als wie dieser dem Rhein- W ein/ so wuͤrde auch das Korn. Negotium in Bayern und Francken nicht vertragen: und mit einem Wort/ ich hab gesehen/ daß die Politica das gute Concept uͤber Hauffen geworffen. Eben solcher Gestalt ist auch ein Durchschnitt zu machen/ von der Donau durch Mehren in die Oder/ bey Bolsching und bey der Kosel/ das Concept ist aber nach blieben/ wie hoch es auch getrieben worden/ dieweil es die Eigner der Durch- schnitt/ ihrer Muͤhlen halben/ nicht haben zulassen wollen/ und dann daß die Landfuh- ren sollen geschwaͤchet/ und wo der W ein zu Wasser wohlfeil abgefuͤhret/ in Oesterreich eine Theurung verursachen solte. Man sind et auch noch an dem Rheinstrohm einen alten Durchschnitt in die Maaß/ ist aber un- braͤuchlich und wiederumb verfallen/ ist Anno 1627. zu graben angefangen/ und Fossa Eugeniana, oder Beatæ Mariæ ge- nennt worden/ ist von Rheinberg auf Gel- dern/ biß Vento an der Maaß ge- fuͤhret worden. 11. Fos- 11. Fossa Camuz die Wolgau und das Mare Caspium uͤber Asof oder Tanais mit dem Ponto Euxino zu ver- einigen. Wie in alten Zeiten der Handel noch auff der Donau und schwartzen Meer gan- gen/ ist Asof oder Tanais jenseit ein sehr be- ruͤhmte Kauffmann-Stadt gewesen/ damit sie den Handel nun noch weiter und ins Caspische Meer erstrecken moͤchten/ hat ih- nen ein Fluß die Gelegenheit gegeben/ wel- cher von Asof aus/ nahe an der Wolgau laͤufft/ da haben sie einen Durchschnitt ge- macht/ biß an die Wolgau und Fossa Ca- muz genandt/ haben also koͤnnen nach A- strahan die Haupt-Stadt in der Tartarey/ und von dannen in die Caspische See kom- men. Aber der Krieg hat diese grosse Han- del Stadt Tanais, mit sampt dieser Fossa Camuz, eben als wie deß Caroli M. Gra- ben bey der Alt-Muͤhl uͤber einen Hauffen geworffen. Sonsten sind noch viel Durch- schnitt intendirt, aber alle nicht zu W asser/ sondern zu Erden worden/ und also blieben/ als wir von Dieß aus dem rothen Meer/ ins Mittellaͤndische Meer zu zu fahren/ welches ein herꝛlicher kurtzer We g nach Ost-Indien waͤre/ wuͤrdens aber di e Europaͤische Ost-Indische Compagnien nicht gern sehen. Item der Durchschnitt in America uñ Panama und Nomre dedios, aus der grossen Suder-See in den Oceanum zu kommen/ und das wuͤrden die Spanier nicht gern sehen: hindert also allezeit eines das ander. 12. Wienerische Oriental-Compagnia nach Constantinopel zu gehen. Dieses ist eines von meinen Conce- pten/ wie aus meinem Commercien-Tractat zu sehen/ ein sehr nuͤtzliches practicables Werck/ wormit ich grosse Muͤh gehabt/ biß der Kayserl. Bottschaffter Graf Leßle/ an der Ottomanischen Porten die Freyheit er- langt/ diß Negotiũ zu thun/ und da man an dem Kayserl. Hof gesehen/ daß es profita- bel und practicabel sey/ da hat man/ gleich wie man mit allen andern gethan/ Dr. Be- chern daraus gelassen/ und unter sich eine Compagni geschlossen/ von sehr grossen Mi- nistris und reichen Kauffleuten/ grosses Ca- pital zusammen gelegt/ und solchen apparat gemacht/ g emacht/ als wann man Constantinopel a uskauffen wolte. Das Directorium war g egeben einem Namens Triangel Fuchs v on Passau/ einem stoltzen/ verwegenen a rglistigen/ unverschamten Menschen/ er w ar sonst ein Kauffmann in der Wieneri- s chen Niederlag/ ein Mann von grossen Mitteln/ mein Todfeind/ die Comissarii von d er Kayserlichen Hoff-Kammer uͤber die- s es Werck/ waren zwey Hoff-Cammer- Raͤth/ Selv und der Ascher/ die Unter-Be- dienten Consul und Facto ren waren/ Lælio, P estaluzi, und solche Kerl. Der Anfang war gemacht/ die erste Faut von der Margeson b estund in drey Stuͤcken/ worinnen der Triangel præliminariter ein absonderliches S tuͤck seiner Weisen Narrheit bewieß/ n ehmlich/ er amodirte den gantzen auripig- ment- Berg in Tuͤrckey/ und wolte also d as Monopolium in der gantzen Welt von Auripigment haben/ eben als wann Masti- c ot und Ogra nicht eben so gut waͤr/ damit b rachte er viel tausend Pfund Auripigment z usammen/ daß man gantz Oesterreich gelb d amit haͤtte faͤrben koͤnnen/ und lag viel tau- s end Capital darauff umbsonst. Item b rachte eine grosse Parthey knoͤpflichte Baum- Baumwoll/ da wolte er zu Augspurg Bar- chet darvon lassen machen/ aber niemand kunts spinnen. Item bracht er ein Parthey Buͤffels-Haͤut/ und wolte Pfund-Leder daraus lassen machen/ aber wegen un- gleicher Dicke der Haͤut am Halß/ Ruͤcken und Bauch gieng es auch nicht an: kuͤrtzlich davon zu reden/ er trieb der weisen Nar- ren-Possen zu viel/ und die Bedienten der Compag. haußten so uͤbel/ daß die Com- pag. einen Knacher thaͤt. Grossen Herren nun ihr Capital zu retten/ wurde dieser O- riental Compag. das Monopolium von dem gantzen Ochsen-Handel gegeben/ und dieses war nicht genug: Triangel abaldir- te auch alle deß Kaysers Zoͤll/ und dieses nicht genug: er triebe den Joanelli von dem Kupffer-Handel hinweg/ und nahm auch selbigen zu sich/ als er nun alles zusammen und in Gang gebracht/ sich andere Kauff- leuth zu Feinde gemacht/ und der Cammer- Praͤsident vermeint/ er sey nun zeitig/ da ziehet er die Schlinge zu/ laͤst ihn in grosse Wechsel einlauffen/ und darnach auff einmahl wieder auf ihn ziehen/ da lag nun in einem Huy der Triangel Banckerot, wird daruͤber ein gantzes Jahr zu z u einem Narren und tollen Menschen/ Selv hingegen visitirt die Buͤcher/ nimbt u nd schneid heraus was ihm beliebt/ der Rest wird unter die Participanten auß- getheilt/ und die Negotia fallen dem Kayser heimb. Wie dieses die Bediente d er Compag. zu Constantinopel hoͤren/ greiffen sie der Compagni eigene Guͤ- t er an/ und machen sich darmit be- z ahlt/ unterdessen nach Verfliessung ei- nes Jahrs/ wird Triangel wiederumb aus einem Narren gescheid/ klagt den Selven eines grossen Diebstahls an/ demonstrirt sein Vermoͤgen aus den Buͤchern/ und redt sehr laut von den Sachẽ. Ihme nun als einem verwegenen/ unverschaͤmten Men- schen das Maul zustopffen/ haben sie ihre Gelegenheit gemacht/ wuͤllene Manufactur z u fabrici ren/ und wiederumb ein solennes Klagen zugelassen/ daß er aus dem Kayserl. Werckhauß meine Fabrican ten/ die dem Kayser so viel Geld gekost/ abtruͤnnig ge- macht. Was nun seither meiner Abwesen- h eit/ darzwischen kommender Pest/ deß Sel- ven Tod/ und deß Cam̃er-Praͤsidenten Fall weiter darinn passirt/ ist mir unwissend/ diß aber wol bekandt/ dz die Oriental-Compag. zu zu einer Ochsen-Compag. worden/ und mehr auff das Monopolium der Ochsen/ als auff eine den Erblanden und Teutsch- land nuͤtzliche Negotiation nach Tuͤrckey gesehen/ derentwegen sie auch aus Teutsch- land niemands in diese Oriental-Compag. nehmen wollen. Hieher und zu der Oester- reichischen Oriental-Compag. gehoͤret bil- lich die vor etlich Jahren auffgerichtete Ve- netianische Commercien-Compagni/ diese Republic so reich und maͤchtig sie vor diesem in Kauffmannschafft gewesen/ so impotent und gering ists nun/ dieweil die Hollaͤndi- sche Ost-Indische Compag. den Handel nach Levante verdorben/ und die Spece- reyen/ welche die Venetianer vor diesem uͤ- ber Alexandria brachten/ nunmehro uͤber den caput bonæ spei bringen. Es hat gleichwol vor etlichen Jahren die Republic wiederumb die Commercien auffzurichten/ eine ansehnliche Compagni von vielen por- tio nen auffgericht/ aber es hieß damit: schliesset einen Rath/ und es werde nichts daraus: der Lust zur Kauffmannschafft ist ihnen vergangen/ und sind aus Kauffleu- ten Edelleut worden/ nach jenem Sprich- wort: Devotio Religioni divitias peperit, sed filia matrem suffocavit. 13. Dr. 13. Dr. Bechers Kayserl. und Bayri- sche Seyden- Compagnia. Ohngezweifelt ist das Vornehmen g ut gewesen/ Manufactu ren ins Land zu z iehen/ dann ob gleich in Schweitz und Hol- l and keine Seyden- W uͤrm und Maul- b eer-Baͤume seyn/ so ist doch ein grosses Ne- g otium mit der Seyden. Raͤderey/ Weberey u nd Faͤrberey deßwegen zu thun. Es ware a uch am Kayferl. und Bayerischen Hof vor n uͤtzlich befunden und approbirt, derentwe- g en ordentliche Privilegia daruͤber ertheilt/ Tompagnien auffgerichtet/ und mir zur Dancksagung ein Recompens versprochen w orden/ aber man ließ mich nicht lang bey b eyden Compagnien/ so bald sie incaminirt u nd demonstrirt waren/ so wurd ich von der O esterreichischen Seyden. Compag. ver- st ossen/ und das Directorium zweyen Kauff- le uten/ Berthalothii und Mittermeyer uͤber- la ssen/ die Namen von Manufactu ren/ was ih nen nutzlich war/ in ihre Gaͤrten vor sich/ un d was schaͤdlich war/ dirigir ten sie vor di e Compag. Der Cammer-Praͤsident fischte au ch in diesem truͤben Wasser/ und nahm vo r etlich tausend Rthlr. Seyden heraus/ v or seine Struͤmpff- Manufactur, woruͤber F er er das Privilegium Monopolii vor sich al- lein hat/ hingegen protegirt er die Directo- res, daß sie der Compag. keine Rechnung thun doͤrffen/ und die Glieder der Compag. musten den Praͤsidenten respecti ren/ dann sie dependir ten von ihm/ und waren meh- rentheils Cammer-Raͤth/ als Schwar- tzenhorn und andere. Ob nun der Cam- mer-Praͤsident dieses Geschwaͤr auffge- drucket/ ob die Directores Rechnung und Satisfaction gethan/ und wie die Compag. stehe/ ist mir unwissend/ gewiß ist/ daß man dieses Orts nicht auff die Participanten/ sondern auf eigenen prosit gesehen hat. Die Bayrische Compag. hab ich auch fundirt, wie die Acta in meinem Commercien-Tra- ctat außweisen/ weil es aber den Kauffleu- ten schaͤdlich vorkam/ Seyden- Manufa ctur in loco zu ziehen/ welches sie nun biß dato mit uͤbergrossen Gewinn aus Italien brin- gen/ haben sie als wie Gugler zu Muͤnchen/ mich durch den Cantzler Caspar Schmidt/ so viel moͤglich verfolgen/ unnvon dem Werck stossen lassen/ wie ich dann noch Geld in selbi- ger Compag. hab/ so man mir nit wieder ge- geben: darauff hat man einen Italiaͤner auffgenommen zum Directore Namens Luca Luca von Uflen/ der hat bey der Compag. s o schoͤn und vertreulich gehaußt/ daß er mit etlich tausend der Compag. hat wollen d urchgehen/ ist aber zu Augspurg attrapirt, e tlich Jahr lang auf den Thurn gefangen gesetzt/ und sich doch endlich durch Huͤlff der Churfuͤrstin/ wieder loß ge- s chwaͤtzt/ der Compag auff ein neues vor- gestelt/ und de novo in ihren Diensten wie- der nach Italien geschickt/ wie ich dann vor Jahren in der Durchreiß zu Saltzburg g esehen. Ob er nun wieder kommen weiß ich nicht/ diß aber ist mir bekandt/ daß er dersel- b en grossen Schaden gethan/ und den Dr. Jobsten/ Churfuͤrstl. Bayrischen Revisions- Rath und geheimen Secretarium, welcher g egen ihn von wegen der Compag. proce- d irt, in Grund ruinirt hat. 14. Ejusdem Kayserliches Kunst- und Werck-Hauß in Wien. Als ich zu Wien dem Kays. Hof/ die N utzbarkeit uñ Noͤthigkeit/ der Aufrichtung e ines Commercien-Collegii demonstrir te/ F 2 wel- welches speciali ter auff das Auff- und Ab- nehmen der Negotien, Handels/ Wan- dels Colonir ung/ Populir ung/ Introduci- r ung der Manufactu ren/ auf die Werckhaͤu- ser/ und das muͤssig gehende bettlende Ge- sind/ Achtung gebe/ und Ihro Kayserl. Maj. in dero geheimen Rath/ diese meine Proposition uͤberlegen lassen/ gut befunden/ und ein Commercien-Collegium auffzu- richten/ ist bald anfangs deliberirt, worden/ ob man den Hoff-Cammer-Praͤsidenten/ darzu nehmen/ welcher ohne diß besoldet/ und dieser Sachen kuͤndig/ weil sie sehr mit in die Cameralia laufft/ oder ob man gar neue Praͤsidenten und Raͤth zu diesem Col- legio Commerciorum bestellen soll: und gaben die Ursach/ daß obwol die Commer- cien mit den Cameralien einlauffen/ so sey es eben darumb gut/ damit sie nicht zu con- fundi ren/ daß sie voneinander geschieden/ und durch absonderliche Lente tractirt wuͤr- den/ dann es sey gleichwol ein anders ein Kauffmann/ ein anders ein Finanzirer: zu dem haͤtten die Cameralisten/ und zumahl der Hoff-Cammer-Praͤsident/ bereits so viel zu thun/ daß wann sie ihr Ampt ge- biihrlich in Obacht nehmen wolten/ sie nicht eine ei ne Stund Zeit haͤtten auff Commerei en zu dencken/ und sey uͤber diß alles zu be- f uͤrchten/ daß wann der Hof-Cammer- Praͤsident/ auch die Direction deß Com- mercien-Collegii bekommen wuͤrde/ daß er a lles vortheilhafftiges auff sich und seine Guͤter ziehen/ und der Kayser nur den Schaden/ er hingegen den Nutzen darvon h aben werde. Wiewol nun ohneracht dieser wichtigen Objectionen / der Hof Cam̃er- Praͤsident benennt worden/ so ist doch die Prophezeyung mehr als zu viel wahr wor- den/ indem er nit ein Puncten in der Instru- ction nachgekommen/ ja viel mehr die Kundschafft und das Auffnehmen der Commercien, und das Collegium selbst supprimirt, daß selten oder schier niemah- len collegialiter Rath gehalten/ sondern alles mit den Kauffleuten in der Stille/ unter dem Huͤtlein gespielt/ und durch den Selv und Bruckner/ was zu deß Præsiden- ten Vortheil/ in dieser Sach administrirt worden. Als man nun endlich bey Hof gesehen/ daß man sich mit dem Praͤsidenten betrogen funde/ und doch noch nicht Zeit war ihn zu verwerffen/ uñ man gleichwol die Manufactur ẽ gern in andern Gang gesehen/ F 3 und und daß sie unvermerckt aus seinen Klauen kaͤmen/ hat man resolvirt bey Wien ein oͤf- fentliches/ allgemeines Kaͤyserl. Kunst und Werckhauß zubauen/ worinnen als in ei- nem Semina io, die Manufacturen und Kuͤnste erfunden und introdueirt/ die Leuth abgericht/ und dann auff das Land/ in die mitleidende gepopulirte Staͤdt diffundirt und stabilirt worden/ woruͤber mir die Di- rection allein gegeben wordē. So gut/ noͤthig und nuͤtzlich nun dieses zweyte Concept war/ und so hoch und weit ichs auch in pra- xi gebracht/ wie die Ambassadores und die Herrn Geheimen Raͤth/ zum theil selbsten mit eigenen Augen gesehen/ und ohneracht man den Cammer-Praͤsidenten nicht zu disgusti ren/ das Gebaͤu deß Kunst- und Werckhauses selbsten auf seinen Grund uñ Boden in seinen Garten setzte/ so kunte doch dieses alles nicht helffen/ ihm die Ja- lousie zubenehmen/ man suche solchergestalt durchzubrechen/ und ohne ihn den Manu- facturen einen freyen Gang in die Erblan- de zumachen. Dieses nun zu verhindern/ ward er auß meinem groͤsten Freund/ mein aͤrgster Feind und Verfolger/ umb das Werck in Fundament uͤbern Hauffen zu werffen/ werffen/ ließ er solche Privilegia und Re- versalien concipiren/ worauff das Werck nicht wol bestaͤndig kunte angefangen wer- den. Als man eine Erlaͤuterung derer be- gehrt- und zwar nicht so vor mich/ als vor die jenigen/ so mit mir einstehen und Capi- talien herschiessen wolten/ nahme man es uͤbel auff/ und wolte es auff ein Crimenlæ- sæ Majestatis deuten/ als wann Erlaͤute- rung einer Sache bitten eben so viel waͤre/ als den Kaͤyserl. Worten nicht zutrauen/ da doch jederman bekandt/ wie offt durch uͤble Information der gute Kaͤyser hinter- gangen werde koͤnnen. Uber dieses zahlte der Praͤsident auch nicht die pactirte Bau- kosten zum Werckhauß/ sondern verhin- derts/ daß auch andere nichts bezahlten/ und daß man auch sie ohne Ihro Kaͤyserl. Majestaͤt Entgelt nicht bezahlte/ bringt al- so die arme Leuthe und mich selbsten in et- lich 1000. Schaden/ und hetzet uͤber diß die Bauleuthe mir durch einen Proceß auff den Halß/ als wann ich das Kaͤys. Werck- hauß vor mein Privatum gebaut haͤtte/ und derentwegen die Baukosten de proprio be- z ahlen muͤste: noch weiter/ wie wol die Kaͤys. Pri- Privilegia dem Kunst- uud Werck-Hauß ertheilt/ expresse lauten/ wann ich pro- motoriales werde vonnoͤthen haben/ fabri- can ten uͤberzubringen/ so wolle man mir dieselbige ertheilen: als ich nun eine Parthey Handwercksleuth in Franckfurth/ Coͤlln und Holland zusammen gebracht/ und der Promotoriali en vonnoͤthen hatte/ auch dar- umb schriebe/ antwortete mir die Kayserl. Hof-Cammer/ daß sie solche schicken wolte/ und als ich darumb sollicitir te/ wurden sie wiederumb abgesagt/ must also mit Schand und Schaden/ die geworbene Fabricanten wieder gehen lassen/ und den- noch wurde geschrieben/ ich solte unverrich- ter Sachen nicht wieder zuruͤck kommen/ wann ich nicht in grosse Ungnad fallen wol- te: unterdessen wurd mir nicht ein Heller Geld geschickt/ meine Besoldung hinderhal- ten und brachte der Cam̃er-Praͤsident/ beym Kayserl. Hof vor/ welches er sich leicht ein- bilden koͤnte/ ich redte uͤbels oder sca- lire von dem Kayserl. Hof/ eben/ als wann der Praͤsident/ der Kayserl. Hof waͤr/ und man das Seinige fordern/ und umb Billigkeit anruffen/ scalir en hieß: doch mu- ste das dem Cammer-Praͤsidenten/ und sei- nen nen Creaturen zu gefallen/ also bey dem Kayserlichen Hof gelten/ und kein einige bessere Information angehoͤret werden: die Direction deß Werckhauses muste einem ignoran ten solcher Sachen Namens Wilhelm Schroͤdern anvertraut werden/ welcher sich selbst in kurtzer Zeit damit rui- nirt, ich muste unterdessen exuli ren, und noch in Exilio verfolgt werden/ wie dann noch von Hoff aus/ bier nach London zu meiner Verfolgung geschrieben: sie sind a- ber alhier gescheider/ und sehen besser/ was zu ihrem Vortheil dient. Stehet also dieses gute/ heilsame/ den Erblanden/ so noͤthig und nuͤtzliche Concept, nehmlich das Kayserl. Kunst und Werck-Hauß/ aus vorberuͤhrten Ursachen/ nunmehro zu offent- licher Schand und Schaden/ still/ und hat es der Cammer Praͤsident freylich einoͤd gemacht/ weil man die Manufactu ren dar- inn/ nicht gleich wie die Seyden- Manufa- ctur auff seiner Guͤter eins/ bey St. Pelten gelegen/ und Einoͤd genandt/ hat transferi ren wol- len. F 55 15. Deß 15. Deß gewesten Hof-Cammer- Praͤsidentens/ Grafen von Sin- zendorffs Gold- Fabrica zu Neu- burg am Ihn. Jacob Muͤller von Lindau am Bo- densee/ hat einen mercklichen Dienst Kay- ser Ferdinando III. gethan/ der Kayser sagt ihm/ er solte umb ein Gnad bitten/ dieser bat/ daß er Leonisch Gold- und Silber-Trat in den Erblanden moͤchte zielen/ und doch in dem ordinari Preiß deß guten verkaͤuf- fen: der Kayser/ welcher kein Liebhaber von dem Luxu reflectirte nicht darauff/ ob die jenige Schaden liedten/ welche schlechter Gut umb hoͤhern Preiß kauffen/ zumahlen da das Gut nicht noͤthig/ und wol entbehrt werden kan: war also gleichsam ein Aufflag und Impost darauff. Der Kayser gibt dem Muͤller das Privilegium, der Cammer- Praͤsident/ welcher vielmehr daran haͤtte seyn sollen/ daß man dem Kayser eines an- dern informirte, und das Privilegium wie- der cassirte, handelt solches selbsten von dem Muͤller/ und setzt die Fabricam mit grossem Effer auf zu Neuburg am Ihn/ machts aber aber so grob/ daß Muͤller selbsten solches nit zu verantworten getraut/ sondern nach dem Kaͤyserlichen Hoff gewolt/ wird aber von dem Praͤsidenten unterwegens auffgefan- gen/ und gefangen gesetzt/ im Gefaͤngnuͤß zu einem Eyd/ und zu Extradition aller Documenten gezwungen/ und wie er endlich loß kommen/ salvirte er sich in Saltzburgische Dienste/ wird von dem Praͤsidenten wieder verjagt/ salvirt sich endlich in Bayerische Protection zu Muͤn- chen/ allwo er gestorben/ und mir kurtz vor seinem Tode eine Deduction eingehaͤn- digt in den Druck zu geben/ derer Titul ist: Neuburgischer gewaltthaͤtiger Ver- lauff/ welcher Goͤttlichen und allen welt- lichen Rechten zuwider/ beschehen vom Monath Martii Anno 1661. biß Monath Novembris Anno 1677. Unterdessen ist der Praͤsident mit seiner sauberen Gold-Fabrica/ allen deß Kaͤysers Erb- Landen pr æ judicirlich/ fleissig fortgefah- ren/ und hat noch uͤber dieses zu besagten Neuburg/ auff Angeben deß gemeldtē Tri- angels eine Muͤntz auffgebaut/ vor vieltau- sent gute Bayrische Groschen in der Nach- G 6 bar barschafft auffgewechselt/ und in schlimme Fuͤnffzehner vermuͤntzt/ woruͤber sich die Bayren hoͤchlich beschwert: als man nun zu Wien auff dem Hof vor dem Profeß- Hauß ein Metallene Marien-Saͤul auff- richtete/ hat er die vorhin da gestandene Steinene ausgebettē/ und bey dem schlim̃en Muͤntz-Hauß zu Neuburg auffgerichtet/ es scheint aber unser liebe Frau/ hab ohneracht dieses dem schlimmē Muͤntzen und Goldzie- hen nit laͤnger zusehen wollen/ sondern dem Kayser die Augen auffgethan/ den Praͤsi- denten gestuͤrtzt/ und ihm das Neuburg mit sampt der Graffschafft weggenommen. Es waͤre wol nicht naͤrrisch/ sondern profit- lich und thunlich/ schlecht Gold vor gut Gold zu verkauffen/ aber fuͤrwar nicht weißlich/ viel weniger reputir lich. 16. Dr. Bechers Legatur - Werck. Als ich gesehen/ daß die vorige Streich dem Cammer-Praͤsidenten angangen/ mit seiner Fabrica, hab ich gedacht ich wolts noch besser und ehrlicher machen/ und hab ein Concept eingegeben/ daß man 6. oder 8. Loͤthig. Silber-Geschirꝛ machen soll/ und soll soll den Rest mit weissem Kupffer legi ren/ so erspart man an jeder Marck 10. Teutsche Guͤlden in Silber/ und das Silber ist doch so schoͤn als 16. Loͤthig: dann/ was lieget nun einem fuͤr ein Capital nur auff tausend Marck silber Geschirꝛ/ welches nun ohne Interesse liegt/ ja verschliessen wird/ noch darzu in Gefahr von Stehlen steht: und da- mit kein Falschheit darinnen begangen/ und der Kauffer betrogen wird/ so schlag man ein Zeichen darauff/ wie viel gut Silber da- rinn sey/ so kan mans im Umbschmeltzen al- lezeit wieder haben/ dann hat man in Wien/ Augspurg/ Preßlau und andern Orten/ von 16. biß auff 11. Loͤthig dispensir en koͤn- nen/ warumb nicht biß auff 6. Loͤthig/ und hat man zulassen koͤnnen/ daß man das Kupffer zu einem gelben Messing macht/ warumb nicht zu einem weissen. Aber hier moͤchte einer einwerffen/ daß zu dem weissen Kupffer gemeiniglich. A r senic kommt/ wel- cher gifftig ist/ wie hier zu London derglei- chen weisses Kupffer ein Frantzoß macht/ Namens Olivier, und das Pfund vor 20. Schilling verkaufft/ aber es laufft in der Lufft wider an und wird schwartz: aber das rechte weisse Kupffer/ muß nicht per super- F 7 de de compositionem, sondern per separatio- nem geschehen/ daß dem Kupffer seine Roͤthe extrahirt werde/ und der Coͤrper weiß bleibt/ und nimmermehr gruͤn werden kan/ welches Ludovicus de Comitibus in seiner Metallurgi, ein metallum anonymum neñt/ und ein Blechschlager zu Bruͤssel in quan- titaͤt gemacht und verkaufft: aber mir wol- te diß Concept nicht zugelassen werden/ erst- lich weil das Concept von mir kam/ und dann zweytens/ weil gefuͤrchtet wurde/ weil es so gar schoͤn Silber/ die Leuthe moͤch- ten solche Geschirr auffkauffen/ und falsche Muͤntz darauß machen: ohneracht ich dero- halben den Jesuiten in Professhauß zu Wien/ die Helffte deß Gewinns darvon antruge/ daß sie ex Theologia morali, durch den Beichtvatter Pater Gentilotto, als deß Hoff Cantzlers Beichtvatter/ ihn persuadi ren solten/ hat es doch nichts ver- helffen wollen/ sondern war wie der Augu- stinus zu den Manichaͤern sagt/ Bonum es- set, si vos non essetis: die invention waͤre gut/ wann sie von mir nicht waͤre herkom- men. Indessen muß mans doch zulassen/ daß es andere thun/ und wuͤrde doch ge- duldet/ daß der Kaͤuffer bey des Praͤ- siden- sident en Gold- Fabrica mercklich gefaͤhrd und uͤbernommen wuͤrde/ da doch hin- gegen bey dieser meiner Legatur/ kein Mensch umb einen Heller beschwert/ son- dern vielmehr wegen Ersparung deß Silbers erleichtert wird/ und das gan- tze commune bonum dadurch befoͤrdert werden koͤnte/ indem an so viel tausend Marck Silber/ so Jaͤhrlich im Reich und zu Augspurg/ absonderlich in Silber- Geschirr verarbeitet werden/ zwey Drit- theil erspart/ und zu deß Lands-Fuͤrsten und eigenen selbsten Nutzen in die Muͤntz gebracht/ und vermuͤntzt wuͤrden/ die nun am Silber Noht leiden. Aber wie ge- beten/ also abgeschlagen. Dat veniam Cor- vis vexat censura columbas. 17. Ejusdem Introduction der Manu- facturen in Teutschland und Verbietung Frembder. Wer deß Wasenbergs Frantzoͤsische Goldgrub/ und meine zwey Volumina vom Commercien-Tractat gelesen/ wann er an- ders gesundes Verstands/ und ein Teut- scher Patriot ist/ wird genug sehen und ur- theilen/ daß Teutschlands Wolfahrt groͤster Theil Theil daran gelegen/ die Experienz aber weiset leider! das contrarium, daß nehm- lich dieses gute und nuͤtzliche Concept gleichsamb inpracticabel sey; Erstlich/ wie- wol jederman solches approbirt, dennoch niemand darzu thut/ oder bald darvon ab- laͤßt/ weil es muͤhsamb und nicht augen- blicklich profit bringt: ferner/ daß die Teut- sche Kauffleuth selbsten lieber mit auslaͤn- dischen Waaren handeln/ und derentwegen wo und wie sie koͤnnen/ dieses Concept verhindern/ dann es ist eine General Regel/ Ein Kauffmann siehet mehr auf seinen pri- vat profit / als auff das publicum: seynd nuͤtzliche und schaͤdliche Leute/ koͤnnen ein Land auffbringen und ruini ren/ wann sie wollen/ und man nicht achtung auff sie gibt. Zweytens/ frembde Waaren herein zu fuͤh- ren/ zu verbieten scheinet eine Unmoͤglich- keit/ dann das Roͤmische Reich ist groß/ in unterschiedliche Domini en zertheilt/ der Paͤß- und Einfuhren viel/ und der Kauff- leuth Arglistigkeit noch mehrer/ derentwe- gen nicht zu glauben/ was man auch durch Edicten thue/ daß man fremde Manufactu- ren daraus halten werde/ unterdessen wer- den gleichwol die Frembde/ durch Herein- fuͤh- f uͤhrung solcher Guͤter reich/ hingegen wir Bettler/ und wissen die Kauffleuth dieses alles zu beschoͤnen/ mit der Objection, daß man den Handel mit den Frembden nicht brechen koͤnne. Damit ichs aber hier kurtz mache/ so habe ich genugsamb in meinem zweyten volumine, Tractatus Commercio- rum erwiesen/ daß es de jure gentium \& na- turæ sey/ von solchen Handel mit Waaren/ von Frembden abzuhalten/ die man selbsten hat/ welches gegenwaͤrtig in der gantzen Welt practicirt wird: und dann daß es ein heilsames Edict waͤre/ wann verboten wuͤrde/ nichts ins Roͤmische Reich/ von W aaren und Munufactu ren zu handeln und zu tragen/ welche man selbsten darinn haben kan. Es ist alles gut und vernuͤnff- tig/ ich bin auch daruͤber in einer Kayserl. Commission ins Roͤmische Reich geschickt worden/ und alles/ sonderlich zu Augspurg/ Ulm/ Nuͤrnberg und Coͤlln gruͤndlich un- ternommē/ was in dieser Materi zu thun/ al- lein man haͤtte lieber gehabt/ daß ich gegen deß Roͤmischen Kaysers expressen Befehl/ vor viel tausend Frantzoͤsische Effecten ein- gezogen/ und dem Cammer-Praͤsidenten welcher sich damahl den Kayserl. Hof ge- nen- nennet/ eingelleffert haͤtte/ ohneracht her- nachmahl die Frantzosen doppelt so viel Repressalien auff die Teutsche Effecten ge- than haͤtten/ solte gleich das gantze Aug- spurgische Wexel-Negotium uͤber einen hauffen gefallen seyn/ wie man dann von dergleichen procedere die Effecten deß Habbæi zu Hamburg/ und des Churfuͤr- sten von Mayntz Damiani Hattardi zu Franckfurth ex post facto gesehen hat/ hin- gegen weil ich allein auffs Fortsetzen der Manufacturen in Teutschland/ Continui- rung und rechte Einrichtung/ auch Sta- bilirung deß Kaͤyserl. Edicts/ wegen Dar- außhaltung frembder Waaren/ gehalten/ auch die Treue Teutsche Reich- und Han- dels-Staͤdte/ darinnen compromittirt, Chur- und Fuͤrsten solches approbirt/ so muß ich nun doch gegen so theuere Kaͤyserl. schrifftliche Versicherung/ mit Weib und Kindern/ wegen meiner so treu gehabter Intention/ Kosten und Arbeit/ mit viel tausend Verlust/ nicht allein aus Teutschland exuli ren/ sondern noch in der Frembde verfolget werden/ und mich nun in das aͤusserste Ende Europ æ reteriren. Das ist nun mein Danck und Lehrgelt. Egre- Egregiam verò laudem \& spolia ampla re- fertis. Ich bin ohne Ruhm zu melden der erste/ welcher Teutschland die Augen in Negotien aufgethan/ werde auch wol hof- fentlich der letzte seyn/ dann sich ein jeder ehrlicher Teutscher Patriot an mir spiegeln wird/ es waͤre dann Sach/ daß er auch so eine weise Narrheit/ wie ich begangen/ be- gehen wolte/ dafuͤr aber jeglichen ehrlichen Teutschen Gott behuͤte/ dann mich kost es Ehr/ Haab/ Gut und Leben. 18. Ejusdem Reichs- Ærarium. Nemo sapit omnibus horis, dann Gott ist in seinen Gaben wunderlich/ und theilt sie nicht nach der Maaß aus/ dann gibt er Weißheit uͤberfluͤssig/ dann laͤst er sie wie- derumb irren unendlich/ dannenhero kommts/ daß die gescheideste Leuth/ oͤffters die groͤste Fehler begehen/ und darumb sagt die Schrift. Mirabilis Deus in sanctis suis. Der guͤnstige Leser wird in der vorherge- hender naͤrrischer Weißheit/ nemblich/ in den ersten Theil dieses Tractaͤtleins/ mei- nen Nahmen unterschiedlich mal gefunden haben/ nun bekeñ ich mich auch frey unter die weise Narrheit/ in diesē 2. Theil/ absonder- lich in diesen Punct/ dañ weil ich gesehē/ daß meine Conceptē/ so gut sie auch gemeint/ uñ so so resonaible sie auch waren/ an dem Kaͤy- serlichen Hoff nicht angiengen/ oder viel- mehr daß man sie nicht wolte lassen ange- hen/ damit ich weder Ehr noch merita haben solte/ so dachte ich mich zu dem Roͤm. Reich zu kehren/ und verhofft/ es wuͤrden ja zum wenigsten in demselben noch Leuth gefun- den werden/ welche das gemeine Beste be- obachten/ und dessen Befoͤrderer æstimi ren wuͤrden: nun konte ich es nicht besser und vorsichtiger angreiffen/ als au dem Ort zu helffen/ wo es am meisten fehlt/ nemblich im Reichs- Ærario, daruͤber der Reichs-Pfen- ning-Meister bestelt ist/ welches Cassa so arm/ daß er bißweilen den Nahmen nicht mit der That hat/ nemblich zuzeiten nicht einen Pfenning darin ist/ unterdessen soll gleichwol das Speyerische Cammerge- richt/ Justitz und Militz davon bezahlt werden/ und seynd auch die Roͤmer-Monat lang anticipirt, oder weil das Reich grosse Kosten und Außgaben gethan/ lang nicht zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren schon D. Obrecht von Straßburg/ von ei- nem Reichs- Ærario geschrieben/ und ich hab auch deßwegen mein Gutachten ge- geben an den Kaͤyserl. Plenipotentia- rium rium zu Regenspurg/ an den Hn. Bischoff v on Aichstaͤtt Marquardum: aber gleich wie der Philosophus Claudius Peri Mardus in seinem Circulo Pisano, in dem Titul de transmutatione metallorum schreibt/ daß zwey Stuͤck darzu gehoͤren/ ein anziehende und von sich stossende Krafft: so glaub ich wol/ daß man in Politicis in puncto Roma- ni Ærarii, eines theils nicht gern siehet/ daß das Roͤmische Reich ein Ærarium und per- petuum militem hab/ andern theils/ daß mans nicht achtet/ negligirt und selbsten von sich stoͤst/ und solcher gestalt ist die ttans- mutation leichtlich geschehen/ nemblich/ deß Reichs- Ærarii in ein non-ens. Mein Vor- schlag bestund in drey Stuͤcken/ erstlich/ daß das General-Postampt in Teutschland/ welches ein Reichs-Lehen/ und biß dato nit einen Heller zu deß Reichs Lasten tribu- irt/ viel Tausend hingegen aus dem Reich ziehet/ demselbigen auch etwas beytragen solte: oder deutlicher zu sagen/ daß dasselbi- ge gantze Werck dem Reichs- Ærario inse- rirt werdẽ solt/ welches man durch Teutsche Leuth/ so gut oder besser als es nun geschicht bestellen lassen wuͤrde: wann man rechnen wil/ was der Graff Taris zu Bruͤssel Jaͤhr- lich lich aus dem Postwesen ziehet/ uñ was noch jeder Postmerster in Teutschland aufstecket/ wañ solches/ sage ich/ dem Reichs- Ærario zukaͤme/ die Teutsche Nation wuͤrde danck- barer seyn/ als nun der Graff Taxis/ dann man wol weiß/ was er von den Teutschen haͤlt und redt. 2. Die Handwercks Gesellẽ in dem Roͤm. Reich sind keine Knechte/ sind auch keine Herrn/ uñ haben doch B uͤrgerl. Nahrung/ gewiñen mehr als die Bauren/ geniessẽ des allgemeinē Friedens/ und gebẽ doch nit einen Heller Aufflag/ sondern uͤber- nehmen noch ihre Meister/ sind insolent/ und versauffen auf den Sontag mehr/ als mancher Bauer die gantze Woche verdient: diese Leuthe nun/ solten billich/ weil sie von Buͤrgerlicher Nahrung leben/ auch etwas zu der allgemeinen Beschwerung tragen/ welches leicht geschehen kan/ ich hab sie auch geneigt darzu befunden/ dann sie halten es selbst vor billich/ weil sie in dem Roͤm. Reich ihre Freyheit und Privilegia haben/ daß sie auch dartragen/ umb solche zuerhalten: weil nun ihre S achen in grosser Ordnung ste- hen/ sokan leichtlich darin solche Anstalt ge- macht werden/ daß die Gesellen Sontaͤg- lich bey ihrer Zusammenkunfft etwas in die Buͤchsẽlegẽ/ welches quatembeꝛlich zusam- men men getragen/ an die Creiß Zunft oder dem Empfanger gelieffert werdẽ kan. Es ist ein leicht practicirliches Mittel/ ohnempfind- lich/ und kan doch jaͤhrlich auf die 100000. Reichsth. eintragē/ dañ ich bin hierauf sehr curioß gewest/ uñ habe michs was kostẽ las- sen/ um der Handwercks Gesellen Gelegen- heit zu wissen/ darvon in meinem Com̃erci- entractat 3. Volumine Drittens/ wañ Chur Pfaltz dẽ Wildfang pr æ tendirt/ so kan viel- mehr dz R. Reich und dessen Ærarium was pr æ tendirẽ/ an die Advenas, die aus fremdẽ Laͤndern ins R. Reich wohnen kom̃en/ dar- innẽ hausiren/ handeln uñ wandeln/ inson- derheit solte man auf die herumschweiffende Buckelkraͤmer/ Frantzosen/ Italiaͤner/ Sa- vojarden/ Friauler/ Spazacamin/ Quack- salbeꝛ/ Gauckleꝛ/ Com̃oͤdianten Achtung ge- bē/ uñ nirgends im R. Reich einẽ Jahrmarkt zulassen/ wo nit ein jeder was ins Reichs- Ærariũ contribuirte/ es wuͤrde jaͤhrlich ein grosses machẽ. Endlich so fehlt alles an rech- ter Industri deß Reichsfiscals/ es wil warlich mit blosseꝛ Doctoꝛey nit gethan sein/ es gehoͤ- rẽ Mechanische uñ Mercantilische studia daꝛ zu: ich weiß noch auf eine million Reichsth. confiscabilia, allein unter den Kauff- leuthen/ wormit Niemands com- mi- miseration haben kan/ weil solche Sachen nicht nur zu confisci ren/ sondern auch zu bestraffen seyn. Ihro Hochfuͤrstl. Durchl. deß Hertzogs von Neuburg haben diese Sachen gnugsam dem Kaͤyserlichen Hoff- Cantzler Hocher recommendirt/ aber seine passion gegen mich/ ist groͤsser als die raison: kein Churfuͤrst von Mayntz Johann Phi- lipps/ als Reichs-Cantzler lebt mehr/ der das Hertz hatte/ eine solche Sache zutrei- ben/ die andern scheuen sich/ wann sie ver- mercken/ daß mans am Kaͤyserl. Hoff nicht gern siehet: zu Regenspurg solten zwar sol- che Sachen in consideration kommen/ aber es beruht alles darauff/ biß entweder der proponent gestorben/ oder die Sache sich nicht mehr practiciren laͤst/ das ist/ sie wird tractirt/ wie alle andere Sachen/ aber ceci- nimus vobis \& non saltastis: ich hab mei- nem Schwager Wilhelm von Hoͤrnegk et- was darvon gesagt/ aber er ist dem Meister zu fruͤhe auß der Schul/ und hernach mit dem Spanischen Bischoff Roxas/ im Reich damit gelauffen/ glaub nicht daß sie viel damit werden außgericht haben. 19. Neu- 19. Neuvilles in Amsterdam Pfeffer- Propolium. Ehrliche Nahrung zu suchen/ ist ei- nem jeden Menschen erlaubt/ uͤberfluͤssig aber/ und zu seines Nechsten Schaden/ ist straffbar bey GOtt und den Menschen: diß weiset folgendes erschreckliches E x em- p el aus, so noch zu unserer Zeit in Ambster- dam geschehen. Neuville ein vornehmer be- kandter reicher Kauffmann/ nimbt sich auf eine Zeit vor ein Propolium, und dadurch ein Monopolium von Gewuͤrtz Naͤgelein/ er kaufft alle Naͤgelein von der Ost-Indi- schen Compagnie auff/ und verkaufft solche hernach mit sehr grossen Wucher wieder- umb/ gewinnt viel tausent daran/ damit war er nicht zufrieden/ er kaufst auch auff ein andere Zeit den Pfeffer auff/ aber der war ihm gepfeffert/ dann andere Kauff- leuthe trieben darmit durch/ er machte ein Banquerot von etlich Tonnen Golds/ er wurd daruͤber rasend und unsinnig/ und starb in seiner Thorheit elendig/ daran neh- met nun ein Exempel ihr Schacherer und Wucherer/ die ihr nicht genug habt/ biß G daß daß ihr auff einmal Ehr/ Gut- und Leben verliert. 20. Reinier von der Schagen Tu- tiæ Propolium. Heroum filii noxæ. D. von der Schagen/ Prediger unter den Ministen/ und ein trefflicher Medicus/ ein sehr ehrli- cher auffrichtiger Mann/ und mein sehr lie- ber Freund/ verlaͤst nach seinem Tod einen ungerahtenen Sohn/ welcher sich an vor- hergehendem Exempel nicht gespiegelt/ sucht ein Monopolium mit der Tutia/ und verliert damit etlich Tausent/ also daß ihm die Tutia Augen und Beutel erleucht: faͤngt darnach eine noch groͤssere Narre- they an/ und will sperma cete refini ren/ aber es hat geheissen: Cum labor in damno est. crescit mortalis egestas. 21. Martin Elers Rheinischer Wein Handel. Dieser Martin Elers ist ein verun- gluͤckter Kauffmann/ von Geburt ein Ham- burger/ b urger/ hat zwar nichts studirt/ aber doch e in gutes Ingenium zu allerhand Vor- s chlaͤg und Concepten/ wormit er sich lange Jahr schlept/ aber wenig darmit gefruchter. Er ist der erste/ welcher das Seydenwatten- machen in Europa erfunden/ und haͤtte er s ich dabey gehalten/ so waͤre er wol gewe- sen: aber es lag ihm ein Monopolium im Kopff/ und proponirte den Churfuͤrsten von Mayntz/ daß er alle Rhetnische Wein wol- te aufkauffen/ wie er auch ist: der Churfuͤrst und das Land moͤchtens wol leiden/ dann die Kauffleuthe nehmen nun den besten Wein hinweg/ und lassen den schlechten li- gen. Aber das Concept wurd aus Wein zu Wasser/ gleich wie auch alle seine andere Dinge/ als/ wie er zu Florentz propo- nirt/ zweymal im Jahr Seyden zu zielen/ und andere Dinge mehr/ die er zu Wien/ Muͤnchen und Pariß proponirt. Die Con- cepten sind wol gut/ und der Mann ist scharffsiunig gnug/ aber die Praxis ist ein anders/ als die Speculation. 22. Daniel Krafftens Hopffen- Handel in Bayern. Dieser Daniel Crafft ist von G 2 Wert- Wertheimb aus Franckenland/ und hat viel gegolten bey dem vorigen Churfuͤrsten Johann Philipps/ er ist ein judicio ser er- fahrner Mann/ und hat sich viel bemuͤhet/ des Elers Concepten außzufuͤhren/ dann sie waren Cammeraden mit einander: er hat vorgehabt ein Monopolium in Baͤyern mit Hopffenhandel anzurichten/ und ist lange mit derselbigen Hopffenstange ge- lauffen/ biß sie zu nichts worden/ dann die Baͤyerische Bierbrauer solten zwar Boͤh- mischen Hopffen brauchen/ aber es gehet viel innlaͤndischer mit/ zu dem ist das ne- gotium mit Baͤyern und Oesterreichern zuthun gewesen/ da ich in der Experientz weiß/ daß im puncto commerciorum mit beyden nichts zu thun ist. 23. Isaac von Nickeln Kunst Maulbeer-Baͤume und Sey- denwuͤrme auffzuziehen auff dem Krautberg zu Harlem. Dieser Isaac von Nickeln ist mir wol bekandt/ es sitzet in ihm ein sehr hoffaͤr- tiger subtiler Ministen-Geist/ er hat eine sonderliche Invention erfunden/ mit eben den den Raͤdern und Zaͤhnen einer gemeinẽ Uhr/ ein Uhr viel Jahr lang gehen zumachen/ aber mit dem Concept von Seydenwuͤrmen/ hat er seinen Credit haͤßlich verlohren in Holland/ wiewol er viel feine Observatio- nes im Seydenwesen zusammen getragen. 24. Ejusdem Perspectiv auff 20. teut- sche Meilen zusehen. Er ist auch ein guter Opticus, sonsten ein gescheiter verstaͤndiger Mann/ und wil doch bestaͤndig gegen deß Teuffels Danck behaupten/ er koͤnne ein Perspectiv machen/ wordurch man 20. Teutsche Meilwegs se- hen kan/ seine rationes lassen sich zwar hoͤ- ren/ aber ich hab ihm allezeit Objection ge- than/ daß die Lufft/ so darzwischen ist/ so ei- ner weiten Distantz/ das Gesicht verhindern wird. Es ist wol eine rechte Narrheitan weisen Leuthen/ daß sie sich mit ungewissen Concepten viel Jahr schleppen/ darvon re- den/ sich darmit prostitui ren/ und dennoch nie zur Prob schreiten/ wormit sie aus dem Zweiffel kaͤmen/ aber es scheint/ sie wollen nicht daraus/ sondern dem Ciceroni fol- gen/ welcher de animæ immortalitate G ij schreibt/ schreibt/ Quod si in hoc errem, quod ani- mas hominum immortales esse credam, li- benter erro, neque mihi hunc errorem quo delector, dum vivo, extorqueri volo. 25. Roͤtters Pflantzung eines Weinbergs zu Mayderberg bey Nardten. Dieses ist auch ein Minist und Hol- laͤnder/ pflantzt gegen der See einen W ein- berg/ und darzu gegen Norden und auf ei- nen sandichten Grund/ den das Wasser abspielt/ hat solcher gestalt etlich 1000. ver- lohren. Sonsten habe ich gesehen anderer Orien in Holland/ daß sie fuͤrwahr mit einer grossen Industri Weinreben pflan- gen/ und welches unglaublich/ bereits im Julio reiffe Weintrauben haben koͤnnen/ welches wir an dem Rheinstrom nicht ein- mal zuthun vermoͤgen. Gleich wie nun einige naͤrrische Plantat i onen angefangen/ also haben hingegen andere nuͤtzliche Plan- tationen außgerottet/ als wie der Oberste de Avila den schoͤnen Garten zu Wuͤrten- berg/ ein Frantzoß zu Stockholm die Auß- hauung der schoͤnen und kostbaren Maul- beer- beerbaͤum-Waͤlder/ beym Landgraffen von Darmstatt/ beym Fuͤrsten von Lichten- stein/ und des gescheiden Sala in Mecklen- burg Plantagien/ da er die Waͤlder auß- hauete/ und Korn darauff saͤhen wolte. 26. Hollaͤndische Windmuͤhl mir doppelten Fluͤgeln in Billemmer Meer. Nichts daucht ohn versucht/ also ge- hets den Hollaͤndern auch/ sie haben mit grossen Kosten dieses Werck gebanet/ wel- ches gantz nicht gut gethan: ich habe gleich- wol bey dem P r intz Ruprecht ein Modell gesehen von einer Windmuͤhl/ wie ein Ho- rizontaler Haspel/ welches trefflich gut ge- than/ und wuͤrde in Grossen eine schreckliche Gewalt thun/ ist aber darum in Grossen nit practicirt/ weil der Printz dafuͤr haͤlt/ man werde diese Muͤhl/ wann sie im Gang ist/ nicht stillen koͤnnen. Sonsten seynd die ge- meine Windmuͤhlen eine nicht geringe Invention/ und wer die Ursach weiß/ war- umb eine Windmuͤhl herumb gehet/ doͤrff- te vielleicht auch noch wol finden/ eine mit doppelten Fluͤgeln zumachen. G 4 27. Wil- 27. Wilhelm Schroͤders Auster- brutt in Oesterreich. Dieser Wilhelm Schroͤder ist deß ge- wesenen Cantzlers zu Gotha Sohn/ von ei- nem guten Talent/ aber nicht wol applicirt/ mischt sich in allerhand Dinge/ die er nicht versteht/ insonderheit hat er sich in die So- tietaͤt Royal hier in Engelland einge- schwaͤtzt/ welches nicht allein mich sondern auch andere geaͤrgert/ daß sie so allerhand Leuthe promiscuè hinnein nehmen/ derent- wegen einige lieber allein bleiben/ als in solcher Gesellschafft leben wollen. Unter an- dern Gruͤllen/ hat er auch dem Cammer- Praͤsidenten vorgegeben/ zu Wien in seinen Garten in einem Teich ein Austerbrutt an- zustellen: er hat gehoͤrt/ daß zu Glocester/ hier in Engelland die Austern gemaͤstet/ uñ in einem Teich erhalten werden/ hat aber nicht Achtung gegeben/ daß ein Fluß von dem gesaltzenen Seewasser dahinein fleust. Den Oesterreichern zwar/ welche gern Au- stern essen/ waͤre diese proposition wol zu stat kommen/ aber es hat nicht gut thun wollen/ dann sie haben die Austern von Ve- nedig nedig lassen bringen/ seind todt gewesen ehe sie ankommen. 28. Leibnitzens Postwagen von Hannover nach Ambsterdam in 6. Stunden zu fahren. Dieser Leibnitz ist durch seine Literatur bekandt/ ein sehr gelehrter Mann/ hat das Corpus Juris wollen reformiren/ hat eine eigene Philosophi und andere Dinge mehr geschrieben/ aber ich weiß nicht/ wer ihn auff diesen Postwagen gesetzt/ darvon er doch nicht absteigen will/ ohneracht er schon et- lich Jahr darauff sitzt/ ohneracht er siehet/ daß der Wagen nicht fortgehen will/ man muͤste dann deß Weigelii Professoris zu Jena hoͤltzerne Pferd davor spannen/ oder meine Invention gebrauchen eines Wa- gens/ sonder Langwied/ da der Kobel/ sur- sum, deorsum, retrorsum, antrorsum, dex- trorsum, sinistrorsum gehet. 29. Andreaͤ Reußners/ Schwedi- sche Wasserkunst das Wasser uͤ- ber den Bruͤckenberg zu ziehen. Dieser Obriste Andreas Reußner/ G v mein mein sehr guter Bekandter/ hat zu meine r Zeit zu S t ockholm diese Prob gethan/ un d durch einen Bleyenen Siphonem oder He - ber/ das Wasser uͤber den Bruckenberg/ auf den Norder-Malm wallen ziehen/ es hat ihn viel Gelt gekost/ und hat daruͤber noch eine grosse Wett verlohren/ mit dem General Major Wuͤrtz/ welcher das Con - trarium gehalten/ hat also neben dem Scha - den noch Schande darzu gehabt: wer solt nun nicht glauben/ daß es haͤtte sollen in Grossem gut thun/ in dem es in Kleinen gut thut? aber dle grosse Hoͤhe ziehet das Wasser außeinander/ und macht es zu Luft. 30. Toussons Schiff zu Rotter- dam. Von diesem Schiff ist ein gantzes Weltgeschrey gewesen/ der Mann ist sonst in Mechanicis erfahren gnug/ und wun- dert mich/ wie er sich in diesen Paralogis- mum vorfallen. Einige halten dafuͤr/ es sey ein Frantzoͤsisch Stuͤcklein gewesen/ Geld von den Leuthen zubekommen/ welche diß Schiff Schiff gesehen/ und was das schlimmste ist/ so hat es von allem dem jenigen in Ef- fect/ nichts præstirt, was von ihm gesagt worden/ dann es ist nicht allein nicht fort- gangen/ sondern so bald es ins W asser kommen/ wie ein Bley gesuncken/ also daß es ein Sprichwort in Holland worden/ daß sie sagen/ Es gehet fort/ wie des Toussons Schiff. 31. Mersennes Schiff unter dem Wasser. So gelehrt dieser Mann auch gewe- sen ist/ in eine so grosse Narrethey ist er mit diesem seinem Schiff gefallen/ und noch in eine groͤssere/ in dem er eine gantze Stadt sampt Buchdruckereyen/ und alles hat un- ter dem Wasser bauen wollen/ also daß ei- ner dafuͤr gehalten/ Mersennes sey ent- weder zum Narren worden/ oder wolle die gantze Welt vor Narren halten : gleichwol ist es moͤglich unter dem Wasser zufahren/ und hat Cornelius Treb- bel hier in Engelland auf der Tems eine Probe darvon gethan: es ligt auch noch ein Schif auf der Tems/ welches gegẽ dẽ Wind uñ Strom die andere Schiff herauf ziehet/ G 6 also also daß Tousson so gar unrecht nicht ge- habt/ wann er nur die Bewegung recht ap- plicirt haͤtte/ und ist darumb nicht allemal eine Sache gantz unmoͤglich/ ob sie gleich ei- nem oder dem andern nicht gut thut: ich koͤnte viel von diesem unter Wasser fahren melden/ dann ich bin auch in diesem Schiff lange kranck gelegen/ will sich aber die Ge- legenheit allhier nicht geben. Man besihe zu Ende in meiner Schutzrede das Atte- statum Patris Cruxillæ. 32. Deß Ertz-Bischoffs von Saltz- burg/ Cardinals/ Graffens Gui- dovvaldi von Thun/ Wasser- Fon- tain. Wer diesen Herrn gekennt hat/ als wie ich und andere/ werden wol wissen/ was vor Stoff an ihm gewesen ist/ er war sehr großmuͤthig/ extraordinari Ding zu thun/ unter andern ließ er einen B runnen machen/ wiewol der Wasserwerck zu Saltz- burg uͤberfluͤßig gnug seyn/ welcher viel 1000. gekost/ ein grosses magnifiques Werk/ als eines in der Welt ist/ von weissen Mar- mor/ eines grossen Umbkreises und Hoͤhe/ darvon der oberste Außguß Wassers ein Schuh Schuh im diametro hat/ gleich davon die Kupfferstuͤck außgangen seyn/ und ich das Werck selbsten gesehen hab/ wie es noch in seinem ersten Anfang war/ da es der Ertz- Bischoff dem P. Valeriano Magni und mir gewiesen. Wie nun alles außgemacht und auffgericht war/ so findet sich kein Wasser dar zu/ eben als wie die Glock dorten/ die just so groß ist als der Thurn/ daß man sie nicht laͤuten kan/ oder wie die Sonnen Uhr in Tyrol/ woruͤber sie ein Dach gebauet/ daß nicht darauff regnen soll: diß sind nicht al- lein weise/ sondern auch kostbare Narrhei- ten. 33. Ejusdem Marmorsteinene Schlang. Mansagt im Sprichwort/ es sey nichts einem Menschen so aͤhnlich/ als ein Aff und Schweitzer : diesen koͤnte man noch wol einen Hollaͤnder zu- gesellen/ nicht die Schottische Hochlaͤnder/ fondern die Maßlaͤnder/ die man im gemei- nen Sprichwort Haasen-Koͤpff nennt/ wegen ihrer naͤrrischen Concep ten: ein sol- cher grober/ unverschaͤmbter und verwege- ner Gesell/ ist bey dem Guidovvald gewe- G 7 sen/ sen/ und hat ihm proponirt, er wolle ihm ein Marmo r steinerne Schlang/ Arms dick/ 10. Schuh lang/ zwey mahl umbwunden/ Zoll- dick durchbohren/ von dem Schweiff her- aus zu kommen/ ohne sonst ein Loch zu machen/ und solte die Spiral Drehung der Schlang/ noch darzu ein Zweiffel-Strick seyn: der Cardinal hats dem Kerl geglaubt und viel tausend darauff spendirt, aber der Bohrer ist noch nicht einm a hl fertig wor- den/ und weiß ich nicht/ ob der Hollaͤnder oder der Cardinal/ welcher nehmlich von beyden besser in diese Weise Narrheit anzu- noti ren sey. 33. Joachim Goͤhnholtz Wasser- Muͤhl zu Mayntz. Dieser ehrliche Mann/ welchen ich wol gekennt/ hat sein Stuck Brod ehrlich zu verdienen gesucht/ hat einen Geist von Invention en/ und war/ wie die Hollaͤnder im Sprichwort sagen/ mit einem Muͤhl- Rad geschlagen/ nehmlich/ er hatte einen Sparren zu viel: doch meint es der ehrliche Mann gut/ und sahe daß zu Mayntz keine Muͤhlen waren/ so bauete er ein Schiff- Muͤhl von zwey Schiffen/ und macht in der Mitten ein haͤngendes Fluß-Bette/ da das W asser mit grosser Gewalt und Schwaͤl- lung durch lieff/ und viel Raͤder nacheinan- der treiben kunt/ wie man sonst mit grossem Kosten die Wasser Waͤhr schlagen muß: das Concept war gut/ der Effect war gut/ und that viel Monath seine Prob/ niemand aber wolte helffen/ der gute Mann hat kein Geld/ das Werck zu secundi ren/ also wurd sein Machina leck und sunck/ und ist nichts mehr darvon uͤbrig zur Gedaͤchtnus/ als dz mans zu Mayntz deß Joachim Goͤhnholtz Archa Noe nennt. Er war von Coͤlln/ und doch sonsten ein ingenioser Mann/ der zwar nichts studirt hat: er banete die Schiff bruck zu: Mayntz auf ein sonderliche Weiß/ er machte eine Ochsen-Muͤhl/ und lehrete die Ochsen in einem Cran Rad gehen/ that darmit grossen Gewalt/ und er inventir te tausend Malter/ deß allerfeinsten Meels/ in 24. Stunden ohne einig Muͤhlwerck zu ma- chen/ hierzu gehoͤrt die also genañte Schot- tische Follou oder Narrheit/ welche vor et- lichen Jahren hier auf der Tembs gestan- den/ war ein Lust Hauß schoͤn gebauet/ stunde auf etlichen Schiffen/ war wie ein Pa- latiũ an zuschauen/ hat schoͤne Zimmer/ und Cam- Cammern/ wie eine vornehme Herberg/ sehr lustig umb ein divertiffement auff dem Wasser zu haben/ brachte anfangs viel Geld ein kam aber hernach in Mißbrauch/ und wurde aus einem Wirthshauß und Lust-Hauß ein offentliches Huren Hauß/ also daß niemand mehr rechtschaffenes da- hin kommen wolte. W eil nun kein rechter Abgang mehr war/ so befließ sich der Wirth nicht mehr auff guten Wein/ viel weniger auff die Conservation deß Hauses/ so daß es endlich gar abgefuͤhrt und zerlegt war/ der gemeine Mann nennet es die Schoͤtti- sche Falloco oder Narrheit/ dieweil der In- ventor darvon ein Schott gewesen. 35. Das Englische Schiff mit zwey Keelen. Weil von diesem Schiff bereits ge- druckte Sachen seyn/ ist es unnoͤthig viel davon zu melden/ es soll unglaublich schnell seegeln/ und wol in einem Monath nach Ost-Indien lauffen koͤnnen/ ich hab es zwar nicht gesehen/ und man kan auch nicht wissen/ warumb der Usus deßwegen suppri- mirt sey/ ob es geschehe/ die Narrheit dieser In- Invention zu bedecken/ oder aus Neid/ der Welt solches nicht bekandt zu machen/ ich halts mit dem ersten/ doch das Concept ist gut/ wann das Meer so glatt als ein Spiegel waͤr. 36. Liffrings Invention, umb Gold aus dem Sand in Guinea zubohren. Dieses Concept ist nicht naͤrrisch/ sondern hat ein sehr gutes Fundament/ dann die Schiffer auff der Kuͤst von Guinea haben befunden/ daß auff der Rivier bey Castelmino, das Wasser den Gold Sand abspiele/ und als ein schwere Sach in die See fuͤhre/ halten derohalben dafuͤr/ daß die gantze Kuͤst darumb vor der Rivier in der Tieffe Gold sey/ welche ihre Meinung ein notables Experiment confirmirt hat/ daß die Schiffer/ wann sie dort mit neuge- doͤrten Tauen Aucker geworffen/ gediege- nes anklebendes Gold wieder herauff gezo- gen haben: auff dieses Fundament haben sich in Holland Leuthe vereiniget/ ein Com- pag. gemacht/ und von denen Staaden einen Ottroi daruͤber erhalten/ als die da eine Invention practicirt haben/ von dem Schiff Schiff aus einem Bohrer in die Tieffe zu bohren und den Goldschlich auffzuholen/ sie haben mir die Acta und Bohrer/ wie auch dem Landgrafen von Homburg Hertzog Georg Christian gewiesen. Liflring ist dar- uͤber hinein gereist/ von dem Capitain auf dem Schiff wie ich hoͤre/ wegen entstande- ner Strittigkeit todt geschlagen worden/ und seinen Sohn hab ich in Oesterreich gesehen/ welcheꝛ sich mit einem Waschweꝛck schleppt. Dieses ist der traurige Außgang von so ei- nem koͤstlichen Concept. 37. Dr. Theodor. Gran Microscopium 100000. kleine Thier in einem Tropffen Wasser zu sehen. Der Herr Dr. Gran ist mein sehr gu- ter Freund und Bekandter/ ein vornehmer Professor zu Leyden/ und sehr gelehrter Mann man haͤlt dafuͤr/ daß er die Exerci- tationes in dem Hochlande de Existentia Dei \& animæ immortalitate gemacht hab: er hat mich durch einen Studiosum zu Ley- den/ viel wunderliche Dinge und Experi- menta, die ich nie geglaubt haͤtte/ sehen las- sen/ unter andern in einẽ Essig-Tropffen ein le- lebendige weisse Schlang oder Wurm/ aber die hundert tausend Thier in ei- nem Tropffen/ hab ich nicht gesehen: und ich laß allen Mustermeistern/ Re- chenmeistern und ihm selbsten zu/ wie er dieselbige zehlen will. Der vorneh- me Poet Balde zu Neuburg an der Donau/ schreibt in seinem Jambicis Die Welt still steht und nicht umbgeht wie recht die Gelehr- te meinen/ ein jeder ist seins Wurms vergwist / Cope r nicus deß seinen: und also Herr Gran auch deß seinen. 38. P. Soltscky, Andreæ Reußners und Hartmanns Perpetuum mo- bile. Acht Sachen sind/ wornach die Gelaͤhrte und Curiosen streben/ nehm- lich der Lapis Philosophorum, liquor Alcahest, dz Glaß weich zu machen/ ein ewi- ges Licht/ eine Linea Hyperbole in einem Brennspiegel/ die gradus longitudinis zu zu finden/ die Quadratura Circuli, und das mobilc perpetuum, wer nun Geld/ Zeit und Lust hat/ der kan hierinnen occasion finden: zumahlen haben sich nicht wenige an das mobile perpetuum gemacht/ es ist aber zu wissen/ daß mans allein verstehe/ quoad durantem materiam, und dann einen mo- tum perpetuum purè artificialem, dann den Physico Mechanicum, hab ich durch das Regen Wasser/ und Wetterglaͤser bereits erfunden/ wie in dem ersten Theil dieses Traetaͤtleins gemeldet: nun halten die Ita- liaͤner den motum perpetuum artificialem so vor unmoͤglich/ daß wann einer damit umbgehet/ mato perpetuo heist/ gleichwohl hat der beruͤhmte Jesuiter P. Caspar Schott in seiner Technica curiosa, einen andern Jesuiter in Pohlen/ Namens P. Solsky al- legirt, daß er den motum perpetuum purè artificialem erfunden hab/ hat auch den Abriß von der Machina, gibt sein ju- dicium daruͤber juxta leges Mathematicas, approbirts, gibt der Polnischen Nation die Ehr/ daß sie allein eine Sach erfunden/ welche man so viel tausend Jahr gesucht/ ja das Werck nochmal zu bekraͤfftigen/ setzt er darzu/ daß diese Machina in grossem auff den den Tag St. Ignatii zu Warschau im Je- suiter Collegio dem Koͤnig in Pohlen selbst gegenwaͤrtig sey demonstrirt worden. Als ich nun einen andern Jesuiter P. Cochans- ky, welcher eben auff dergleichen Weiß/ sei- nem Landsmann nachfolgen wolte/ und auch seinen Abriß drucken ließ/ demonstrir- te, was fuͤr ein grosser paralogis- mus in dieser Invention stecke/ P. Schot- tens Buch aber bereits gedruckt war/ hat er dennoch zum Anfang eine hoͤfliche revo- cation gemacht: Mich wundert daß P. Schott ein so vornehmer Jesuit/ und dann auch P. Solsky Procurator unter den Je- suiten mit so offentlichen handgreifflichen Luͤgen und Betrug vor der gantzen erba- ren Welt umbgehen moͤgen/ und zumahl P, Schott der so ein trefflicher Mathemati- cus ist/ soll einen so sichtbaren Fehler/ in der Machina, nehmlich compressionem linea- rum in aqua nicht gemerckt haben: dann fuͤrwar natuͤrlicher W eiß/ und juxta con- slitutionem machinæ, hat dieselbige so we- nig in festo S. Ignatii, mit Wasser vor dem Koͤnig von sich selbsten gehen koͤnnen/ daß sie der Jesuiter Ignatius mit allen seinen Wunderwercken nicht haͤtte koͤnnen gehen ma- machen. Luͤgen sind es/ die Jesuiter wolten gern die Ehr haben/ den motum perpetuum gefund en zu haben/ als wie ihr P. Montag- nana die Quadraturam circuli: und ohner- acht die Jesuiter den lapidem Philosopho- rum verachten/ kan ich ihme doch anzeigen/ derentwegen gar à recitatione breviariiab- solvirt seyn/ nur umb zu laborir en/ dann dieser Stein waͤr ein schoͤnes Kleinot in der Cron der Monarchi der Solipser. Andreas Reußner und Hartmann von Leipzig seynd auch in dem motu perpe- tuo gewesen/ glaub ich/ wie mir aus Hol- land geschrieben worden/ der letztere sey gar daruͤber zum motu perpetuo in litera longa Erasmi an dem Triangulo infausto wor- den: zehen Jahr bin ich auch mit dieser Nar- rathey umbgangen/ viel Zeit/ Geld und re- putation daruͤber verlohren/ darff doch aber ohne Ruhm zu melden sagen/ daß ich nicht glaub/ daß unter allen suchenden/ ei- ner so nahe sey kommen/ als ich/ dergestalt daß ich selbsten noch nicht glauben kan/ daß der motus perpetuus unmoͤglich sey/ gleich hiervon anderer Orten/ meiner Mathe- matischen Schrifften: ja ich habe oc- casi- casione daß motus perpetui Dinge er- funden/ die subtiler seynd als der motus perpetuus selbsten/ nehmlich die declinati- onem centri gravitatis à centro mundi. Ich hab einen Abriß gemacht/ sampt einer demonstration von meinen Invention en motus perpetui purè artificialis und habs den vornehmsten Mathematicis in Holland zu censi ren geben/ die ha- den mir ein schrifftlich attestatum und die affirmativam daruͤber gegeben/ wel- ches attestatum ich noch in Handen hab und auffweisen kan/ unterschrie- ben und gestegelt von dem Herrn Schot- ten Professor Matheseos in Leyden/ von dem Herrn Bil Professor Matheseos in Amsterdam/ von dem vornehmen Ma- thematico Herrn Zulchein im Haag/ und von dem Herrn Hutte nunmeh- ro Burgermeistern in Amsterdam: ja ein Jesuiter P. Cruxilla, Professor Ma- theseos zu Wien/ nunmehro Beichtvat- ter deß Bischoffs von Labach/ und P. Ko- gantsky Professor Matheseos zu Mayntz haben solche selbsten approbirt, und mir daruͤber congratulirt, und wird kein einziger ver- verstaͤndiger Mathematicus einen Paralo- gismum darinnen finden/ unterdessen thuts doch in praxi nicht gut/ ist diß dann nicht ein weise Narꝛheit? 39. Burgermeister Huttens-schluͤs- sen und Wasser-Muͤhlen. So ein gescheider und tapferer Mann/ dieser Hr. Hutte in Mathesi ist/ so einen groben und kostbaren Fehler hat er mit die- sem Bau begangen/ er hat die Stadt et- lich Tonnen Golds gekost/ und wann mans nicht deß Burgermeisters halben stehen ließ/ so waͤr es nuͤtzlicher abgerissen: er hat das Saltz oder Brachwasser/ welches in Amsterdam ist/ von dem suͤssen Wasser/ das von Utrecht kommt scheiden wollen/ aber so offt die Schluͤssen auffgehen/ wel- ches deß Tags oͤffters geschicht/ vermischt sich das Wasser mit einander/ und ist mit einem Wort/ nichts nutz . 40. Burgermeister Oetgens Blockhaͤuser. Daß ihro Weißheit der Herr Bur- germeister/ auch bißweilen Narrheit be- ge- g ehen koͤnnen/ weiset diese und vorige Ru- b ric auß/ dann so eine maͤchtige Stadt wie Ambsterdam ist/ mit hoͤltzernen Blockhaͤu- s ern/ und die darzu auff Daͤm̃ und Schleu- ss en gesetzt/ defendiren wollen/ halten die Hollaͤnder selbst vor eine grosse Narrethey. 41. Duc de Luxenbourg Feuer-Machi- nen vor Philippsburg/ item die Frantzoͤsische neue Kupfferne Schiffbruͤck. Was der Duc de Luxenbourg vor e in sauberer Gesell sey/ ist zusehen in mei- n em erbaͤrmlichen Schauplatz Frantzoͤsi- s cher Schand-Brand- und Mortthaten zu Franckfurth gedruckt/ und in Kupffer ge- st ochen. GOtt hat gleichwol diesem boͤfen M enschen seinen W illen nicht in allem ge- la ssen/ sondern in grosse Confusion einlauf- fe n lassen/ erstlich mit seiner Feuer-Machi- n a vor Philippsburg/ da er die Kaͤyserl. Schiffbruͤck wolte mit abbrennen/ wel- ch es aber nicht angieng/ sondern durch ei- se rne Ketten intercipirt war/ und also die M achina fruchtloß verbrandte/ und mu- st e Luxenbourg zulassen/ daß/ ohneracht er H mit mit der gantzen Frantzoͤsischen Armee dar - stund/ ihm dennoch Philippsburg vor de n Augen weggenommen ward. Zweytens / ist er endlich in die verfluchte Gesellschaff t der Gifftgeber zu Pariß kommen/ und i n die Baistille. Die Kupfferne Schiff betre f- fend/ weiß man davon/ daß sie bey Nimwe - gen der Wind einmal umbgewehet/ de - rentwegen ein Teutscher Satyricus gesagt : die Frantzsen sind in dem Teutschen Krieg e so haͤuffig in die Hoͤll kommen/ daß de s Marons sein Schifflein nicht groß genu g gewesen sey/ sie uͤberzufuͤhren/ haͤtten sic h derohalben der neuen Frantzoͤsischen Kupf - fernen Schiffbruͤck bedienen muͤssen. 42. Hautschens von Nuͤrnber g Instrument in der Lufft zuflie - gen. Viel unglaubliche Dinge haben di e Menschen bereits erfunden: eine neu e Welt/ das B uͤchsen-Pulver/ mit Lufft z u schiessen/ auf und unter dem Wasser zu ge - hen/ Wasser speyen/ Feuer kaͤuen/ auf f Saͤil zu tantzen/ die Buchdruckerey/ di e Schnellschreiberey/ auff ein Meil wegs mi t ein - e inander zu reden/ und mit einem Wort/ v iel wunderliche Dinge. Nun ist nichts uͤ brig mehr/ als die Kunst zu fliegen/ woruͤ- b er sich viel subtile Koͤpffe bemuͤhet haben: d iesen Hautschen zu Nuͤrnberg/ der sonst ei n ingenioͤser Mann ist/ und die kuͤnstliche Bewegung vor dem Dauphin in Franck- r eich/ von einer Bataille machen hat helf- f en/ zu geschweigen/ in Augspurg ist ein Schuster gewesen/ welcher geflogen hat: in d em Haag hat auch einer geflogen/ und w ie die letzte Transactio Philosophicalis der Engellaͤnder außweiset/ hat auch einer in Franckreich geflogen. An dem Koͤnig- li chen Polnischen Hoff hat auch ein Ita- li aͤner Namens B orattini/ ein Schiff odeꝛ M achinam von Stroh oder Past gemacht/ u nd die Sache doch so weit gebracht/ daß e r sich selbst dritter damit von der Erde ge- sc hwungen/ aber es hat allezeit etwas dar- a n gefehlt/ und ist nie zur Perfection kom- m en/ wiewol er anfangs vorgeben/ er wolle in nerhalb zwoͤlff Stund zeit/ von War- sc hau nach Constantinopel fliegen/ der be- ka ndte Englische Wachs-Possierer M. Si- m on hat mir diese Historie erzaͤhlt/ und die M achinam sampt dem Inventore in Poh- H 2 len len selbst gesehen: besiehe hiervon meinen Tractat de Horologiis am Ende/ zu Lon- den gedruckt. Ich bin mit dieser Be - wegung auch viel umgangen/ und wil her- nach mein Sentiment darvon geben/ wel- ches ich einmal einigen von der Societaͤt Royal gegeben hab. Plinius schreibt scho n zu seiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui ligueam columbam volatilem fecit: und man sagt/ daß ein durch Kunst gemachte r Adler dem Kaͤyser Carolo V. eine Teutsch e Meilwegs entgegen geflogen sey: Es seynd aber in dem Fliegen unterschiedliche Ding e z u consideri ren. Erstlich/ ob de r Mensch den Athem im Fliegen werde ge - brauchen koͤnnen. Zweytens/ was vo r ein Centrum gravitatis er halten werde/ da ß er nicht umbstuͤrtze. Drittens/ ob einig e Thier oder Coͤrper so schwer als ein Mensch von der Lufft getragen werden koͤnnẽ . Vierdtens/ ob die Nerven deß Men - schen so starck seyn/ daß sie die Bewegun g außstehen koͤnnen/ welche darzu erforder t wird. Endlich ist der Beschluß mei - nem Gutachten nach/ dieser/ daß alles wa s fliegen sol/ muͤste eine groͤssere, vim elastica m haben/ als es wieget: zum Exempel/ zehe n Pfund Pfund Krafft thun/ und doch nur ein Pfund w iegen/ welche Krafft/ gleichwie sie in den s taͤhlenen Federn ist/ also ist sie auch in den Nerven und Saͤhnen der Voͤgel/ welches wir sehen an den Stoßvoͤgeln, die mit ih- r en Fluͤgeln einem Rehe die Rippen ein- schlagen/ einem Hasen das Genick brechen/ einer Endte den Kopff abschlagen/ ja es giebt in den Tyrolischen Gebuͤrgen Voͤgel/ welche ein Schaaff mit in die Lufft nehmen: wir sehen wie erschroͤckliche Krafft in dem Gebiß in einem Loͤwen/ und in den Bratzen eines Beeren. Wie aber dem Menschen die Krafft seiner Nerven solcher gestalt zu staͤrcken/ daß sie vierfach verdoppelt wird/ und zu dem Fliegen die Kraͤffte giebt/ dar- von wil ich hier nicht handeln/ dann der Platz ist zu eng/ es mag einem so naͤrrisch vorkommen/ wie es will/ so behaupt ich doch/ daß es moͤglich sey/ auf diese Weise durch die vim elasticam. Was aber der Jesuiter P. Lana in seinem Tractar von einem flie- genden Schiff/ und in der Lufft zu schwim- men oder fahren meldet/ welches geschicht durch Kugeln/ welche leichter seynd als die Lufft selbsten/ da moͤchte ich wol vom P. La- na dergleichen Kugel eine sehen/ welche nur leer leer vor sich selbsten in die Hoͤhe gieng/ wann sie gleich nichts mit sich nehme: wie unmoͤglich aber solches seyn koͤnne/ beweiset gar wol der Herr Boyle durch sein Ma- ch inam. Gehoͤrt also dieses Jesuiters Luft- Schiff/ vor allen andern unter die weise Narrheit/ es waͤre gleichwol eine schoͤne Invention umb in den Mond zufahren/ und die Monarchiam Solipsorum auch dor- ten zu stabiliren. 43. Glaßwesen. Wiewol das Glaßwesen an sich sel- ber eine bekandte Sache ist/ und Antonius Nerius einen gantzen Tractat darvon ge- schrieben/ so ist doch noch viel darin zuthun/ sonderlich wer Nutzen mit schaffen will/ und ob gleich etliche wol dabey gefahren seyn/ so haben doch andere grossen Schaden darbey gelitten/ und darbey noch Schande und Spott gehabt: nemblich an dem Spiegel und Glaßmachen/ seyn viel mit wenigen Profit und Reputation fest gewesen/ als Doctor Becher in W ien/ Graff Bucquoy in Boͤhmen/ Hertzog von Buckingham in Engelland/ Habbæus zu Oßnabrug/ Bur- germeister Beininger zu Ambsterdam/ Hacceshe im Haag/ Cattenburg/ Lotgy/ Four- Fourley und Weyts zu Harlem/ Daniel Krafft im Spessert. 44. Reuchers Invention den A- cker mit Eiephanten zu pfluͤgen/ woruͤber er ins Zuchthauß kom- men. Dieses war ein Hollaͤnder/ kam in die Unter-Pfaltz/ und bauete auf der Rehe- huͤtte/ nicht weit von meinem Vatterland Speyer/ eine koͤstliche Ochlinuͤhl/ welch e sehr wol und gut gethan/ er hat sie aber end- lich verlassen muͤssen/ Schulden hal ber daruͤber kombt ein Kerl/ der einen Elep hanten ten im Lande herumb fuͤhrt/ da faͤlt die sem Hollaͤndischen Haasenkopff bey/ es waͤre Frofit mit zu thun/ wann man dem Ele- phanten zum Ackern brauchte/ 10. oder 12. Pfluͤg neben einander anhenckte/ so koͤnte man auff einmal einen gantzen Morgen Lands pfluͤgen/ wie gedacht so gethan/ er kauffte den Elephanten umb 400. Reichs- thaler/ und wie er ihn das erste mal auf den Acker bringt/ so ist der Elephant so schwer/ daß er biß an den Bauch in Grund nein faͤllt/ da muß man ein Geruͤst umb ihn ma- chen/ und mit grosser Muͤh und Kosten H 4 wie- wiederumb berauß ziehen: gehoͤret also bil- lich inter experimenta non succedentia, oder unter die weise Narrheit. Seine Freund aber verstunden das Ding anderst/ beruffen ihn zuruͤck nach Holland/ und setzen ihn ins Zuchthauß. 45. Jacobi de la Porte Kunst-Schatz zugraben. Unter den Alchymisten heutiges Ta- ge s/ welche vor offentliche B etruͤger und Soph isten passiren/ als Rochefort, Marsi- ni Cro neman, Marsali, Gasner, Gasman, kan man auch billich diesen La Porte rech- ne n/ welcher absonderlich Profession macht Schaͤtze zu graben/ und dieses zwar durch die Claviculam Salomonis. Nun lasse ich dasselbige Cabalistische Werck dem Helmont uͤber/ welcher ein Liebh aber dar- von ist/ und ein grosses Buch zu Sultzbach daruͤber drucken lassen/ und den Narren daran gefressen hat: ich will mein Judi- cium daruͤber suspendi ren. Aber auff das Schatzgraben zu kommen/ und dieses zwar mit W uͤnschruthen/ habe ich mein Lebenlang keinen unverschaͤmbtern Lecker gesehen/ gesehen/ als Popevvits in Sachsen/ welcher durch die Wuͤnschelruthe so unverschaͤmb- te Dinge gerathen hat/ daß mich wundert/ daß ihm die Wuͤnschelruthe die Zaͤhne nit eingeschl ag en/ dann ich mein Lebenlang so einen frechen/ unverschaͤmbten Luͤgner nicht gesehen habe. Nicht viel besser war La Porte, welcher aber dadurch so arm worden/ daß er auffs aͤusserste kommen/ insonder- heit wolte er deß Paracelsi Schatz in Kernd- ten zu finden wissen/ nicht merckend/ daß Paracelsus von dem Philosophischen Werck geredet/ und wie wolich auff deß La Porte Sache gantz nichts halte/ so will ich doch nicht verwerffen/ die heimliche Krafft etli- cher Characteren/ Worten und Talisman- ler. Wir haben noch zu unserer Zeit erlebt die Historie/ von einem Physiologo zu Wien/ Namens Lutz/ welcher sich bey dem General Heuster auffgehalten/ und bey Padua den beruͤhmten grossen Schatz ge- graben hat/ wieweit er damit kommen/ habe ich jeine eigene Hand gelesen/ wie er alles gebannt/ außgenommen/ den Schlaf- Teuffel vergessen/ der ihm hernacher zu todt schlaffen machen: und was es ferner darbey vor eine wunderliche Bewandtnuͤß H 5 gehabt gehabt habe/ werden der General Heu- ster und die Graffen von Poͤttingen / besser als ich wissen/ als welche diesen Lutz familiarer gekandt haben. Sunt aliquid Manes lethum non omnia finit. 46. Ludwig Ernsts Augmentt- rung der Capitalien zu Marsee zwischen Ambsterdam und U- trecht. Dieser verwegene/ Ehrvergessene Mensch/ von Nation/ Profession und Statur/ wie er in oͤffentlicher Hollaͤndt- scher Zeitung beschrieben/ an dem Boden- see gebuͤrtig/ hat der gantzen Teutschen Na- tion in Holland eine Schande angehenckt/ in dem er den Kauffleuthen weiß gemacht/ er wolle ihnen ihre Capitalla vermehren/ nahm ein Hauß zu Marsee und hielt sich koͤstlich/ viel Leuthe gaben ihm grosse Capi- talien/ er zahlt die Interesse fleißig/ gieng aber mit dem Rest deß Capitals auf einer Jagt fort/ und weiß noch diese Stunde niemand/ wo er ist hinkommen. Ich ver- wundere mich nicht uͤber seine Boßheit/ sondern uͤber der Leuthe Narrheit/ daß vers- verstaͤndige Leuth in Holland/ die auf ihre Capital/ als wie der Teuffel auff eine arme Seel lauren/ einem solchen frembden Kerl und darzu Alchymisten/ solche Capital- Summen vertrauē. Ich habe in Holland zwey Jahr gewohnt/ offentliche Hauß- h altung gefuͤhret/ zu Harlem ein Gebaͤu lassen aufrichten/ das auf die 40000. fl. ge- kost/ habe mit den Staaden zuthun gehabt/ gute bestegelte Brieff und Testimonia in Haͤnden/ bin uͤber dieses noch durch S chꝛif- ten in der Welt bekandt/ und habe doch re- spectu dieses Betriegers nicht den tausen- den Theil koͤnnen auffbringen: aber das machts/ Ludwig Ernst hat der Hol- laͤnder Natur besser gekennt/ dann Nar- ren muß man mit Kolben lausen . Ich halte auch/ daß ihnen Ludwig Ernst solcher gestalt hundert tausent Reichstha- ler abgelaust habe/ Doctor Ketgen und andere unbericht. 47. Doctor Ketgens Bergwerck bey Mastricht in dem Land von der Ober-Maaß. Vorhergehender Ludwig Ernst/ war H 6 zu zu Passau und Wien/ ein Anachoret oder Einsiedler/ und trug unserer Lieben Fran- en Bild von Passau herumb/ umb dassel- bige zu veneri ren/ dieweil nicht alle Leuthe Zeit haben nach Passau zu lauffen: diß Handwerck dauerte so eine Weil/ darnach kam er in Holland/ und hatte ein Weib/ das wolte er auf der Lauten lehren schla- gen/ die Finger aber waren zu dick/ und schwur der Lauten-Meister/ er wolte eher einen Elephanten die Kunst lehren. Ich warschauete Doctor Ketgen als einen ehrlichen verstaͤndigen Mann/ der vor die- sem zu Constantinopel gewesen/ und selb- sten ein Medicus und Chymicus war/ er sol- te deß Kerls muͤssig gehen/ und daß ich ihn kaͤndte: aber umbsonst/ diese Narrheit mu- ste nicht allein/ sondern noch eine viel andere groͤssere begangen werden/ nemblich er wol- te in dem Sand/ wie der Titul außweist/ Bergwerck bauen: nun war dieses so un- eben nicht/ es giebt auch umb und umb in Holland Plaͤtze genug/ wo Mineralien seyn/ wie in meiner Minera Arenaria zu lesẽ/ aber der gute Doct. Ketgens hat mit Schel- mẽ zuthun gehabt/ welche ihm Silber-Kalck unter Leimen gemischt und falsche Proben gemacht gemacht haben/ darvon ich noch einen an- dern Dr. anziehen koͤnte/ wann mir mit anderer Leute Ungluͤck bedient waͤr/ und ich nicht die Hoffnung haͤtte/ daß er sich bessern wuͤrde. Der gute Dr. Ketgens ist indessen durch sein eigen Freund ruinirt worden/ eben als wie der Triangel zu W ien/ seinen Cammeraden/ den groben Westphaͤlischen Secretarium Meerbold ruinirt hat/ und gleich wie Meerbold vor Hertzenleyd ge- storben/ also auch Dr. Ketgens. 43. Dr. Galeni Spanisches Seiffma- chen mit dem Colonell Weyd/ und sein Wein- und Essig-machen. Dieser Dr. Galenus ist mein sehr gu- ter Freund und B ekandter/ ein gelehrter Mann/ guter Medicus, trefflicher Chymi- cus, unter den Ministern der vornehmste Theologus und beredeste Prediger und Orator der bey nah in Holland ist: gleich- wol so gescheid er auch ist/ hat er sich nicht huͤten koͤnnen/ daß er nicht in unsere Com- pag. der Weisen Narrheit kommen waͤre. Es hat den guten Mann viel tau- send gekost/ und ist durch leichtfertige Leuth H 7 hin- hinter das Licht gefuͤhret worden/ nicht daß die Sach naͤrrisch oder boͤß war/ die er vor hatte/ sondern daß er untreue Leut hatte/ die es nicht wol menagir ten. Er an sich selbsten ist ein ehrlicher Mann und weiß zum besten/ wie auch meine Sachen in Holland stehen/ und ich halt dafuͤr/ daß er mir das Zeugnus geben werde/ daß er nit ungelehrt er sey von mir kommen/ und daß ich den Hollaͤndern mehr Gutes gethan/ als Gutes von ihnen empfangen habt. 49. Deß Obristen von der Hagen Kunst Perlen weiß zu machen. Unter die Weise Narrheit / gehoͤ- ren auch billich die Perlenmacher/ worunter es unverschaͤmte Leuth gibt/ als wie der Wagnereck zu Prag/ der sich nicht scheuet die Welt weiß zu machen/ kleine Perlen zu stossen und grosse dar aus zu ma- chen/ da doch bekandt/ und ich in Schott- land / wo man Perlen faͤngt/ selbsten ge- schen/ daß sie nicht Homogen seyn/ sondern von Schalen/ als wie Zwieffeln zusammen gesetzt seyn: gleichwol muß ich zulassen/ daß man die Fettigkeit aus diesen. Schalen her- heraus ziehen koͤnne/ daß die Per- len wiederumb ihren Luter bekom̃en. Was aber die Zeitigung der Perlen antrifft/ wann sie von der Sonnen verbrandt/ schwartz oder gelb seyn/ so glaube daß nicht wol mehr zu helffen. Dieser Obrist von der Haagen / welchen ich gekennt/ hat etwas in diesem Werck zu thun gewnst/ und Martin E- lers hat zu Venedig mit dem Massoni einem B rabaͤnder etwas darein gethan/ und hier in Engeiland ist ein Weibsbild/ welche weit darmit kommen. Ich aber weil ich noch kein rechten effect darvon hab se- hen koͤnnen/ muß dieses Secret setzen/ so un- gern ichs auch thu/ unter die Weise Narr- heit / kommt ein anderer/ der mir etwas besser beweisen wird/ so will ichs wieder- umb heraus thun/ und unter die Naͤrri- sche Weißheit setzen: eben als wie Cle- mens Marott in Franckreich/ deß Koͤnigs Schalcks-Narr/ ein Journal fuͤhrte/ auff Befehl deß Koͤnigs/ umb alles Naͤrrische auffzuschreiben/ was bey Hof geschehe/ und der Koͤnig einsmahls einem frembden un- bekandten Mann/ der sich darumb angab/ etlich tausend Thaler gab/ Pferd aus Affri- ca zu holen/ welches Clemens Marott ins Nar- Narren - Journal notirte: als nun der Koͤ- nig auff eine Zeit dasselbige laß/ und diese Action darinn fande/ fragte er den Cle- mens Marott / warumb er dieses hinein ge- setzet? er antwortete/ daß ers nur so lang auffgemerckt haͤtte/ biß er sehen thaͤt/ daß der frembde Kerl/ welcher nach Affrica ver- reist/ umb die Pferde zu holen/ ein solcher Narr sey/ daß er wieder kaͤm/ so woll er als- dann denselbigen ins Narren- Journal hin- ein setzen/ und hingegen den Koͤnig heraus thun. So will ichs auch mit der Perlen- Kunst machen. 50. Dr. Bisselii Præservation contra Ve- nenum auff 30. Jahr/ vermitelst einer eintzigen Dose. Es ist hiervon ein eigenes B uch ge- druckt zu Passau/ und dem Alten Ertz- Hertzog Leopold dedicirt: ich weiß nicht was ich darzu sagen soll/ ob ein Medicini- sches Miasma, so lang in einem Menschli- chen Leib dauren koͤnn e ? das weiß ich wol/ daß ein Gifft in einem Leib vier Jahr lang wuͤrcken kan/ ehe es ausbricht/ auch noch laͤnger/ und daß man hingegen auch wie- der- derumb das Gebluͤth wunderbarlicher weiß Alexi-Pharmaci sch machen kan. Dr. Bisselius stehet fest in der Opinion, es bleibet aber dabey/ was ich oben gesagt aus dem Balde: Ein jeder ist seines Wurmbs vorgewißt : Bisselius deß Seinen . Schluß. H Iermit hat nun der guͤnstige Leser wiederumb 50. Weise Narrhei- ten / welche fuͤrwahr nicht weniger Geld gekost/ als die vorige 50. Naͤrrische Weiß heiten : und ob sie gleich unter Narrheiten gesetzt seyn/ soll der Leser doch wissen/ daß darunter viel W eißheit verborgen/ und was heut die- sem oder jenem/ auf diese oder jene Art nicht gut gethan/ das kan vielleicht auff eine an- dere Zeit/ durch andere Leuth/ und auff andere Manier noch gut thun. W ir sehen hieraus GOTTES Allmacht/ der Men- schen wunderbarliches Ingenium, und der Sachen wunderliche Conjunctu ren. Ich haͤtte die Sachen noch viel weiter aus- fuͤh- fuͤhren koͤnnen/ aber der Lust ist mir ver- gangen/ und ich hab hierdurch ein Prob zei- gen wollen/ wornach sich die Societates Cu- riosorum zurichten/ wiewol ich selbsten in keiner solchen Societaͤt bin/ sondern vor mich eine fundir die ich Societatem Psycho- sophicam nenne/ worzu ich den guͤnstigen Leser einlad/ und mit nechstem darvon das Alphabethum Psychosophicum unter dem Titul/ Lumen Trinum, auß gehen lassen werde/ wormit GOTT empfohlen. Fol- Folget zum Anhang Dr. Bechers kurtzer doch gruͤndlicher Bericht von Wasser- wercken und Wasser- Kuͤnsten. 1. D Er Alten bekandten Weltmeld- nung nach/ hat man allzeit dafuͤr gehalten/ daß vier Ele- menta seyn/ als Feuer/ Lufft/ Wasser und Erd: und daß dieselbige nicht allein Physische Bewegung haben/ kalt und warm/ feucht und trucken machen/ und vielerley Art in einander verwandeln/ und unterschiedliche Coͤrper und Comple- xionen verursachen/ womit die Physici und Naturkuͤndiger zu thun haben/ und daruͤber inquiriren und disputiren. Sondern es ist auch bekandt/ daß die obgedachte vier Ele- menta in Mathematicis und Mechanicis ihre eigene absonderliche Natur haben/ so wol wegen der Leichtigkeit und Schwere/ als als ihre Bewegung. Dann die Erde oder Gewichter ziehen die B ewegungen/ das Wasser treibet ingleichem dieselbige/ der Wind auch also/ und durch das Feuer koͤn- nen unterschiedliche Bewegungen verrich- tet werden: dannenhero ist die Feuerkunst/ Lufft-Kunst/ Wasserkunst/ und Gewicht- kunst auffgekommen/ von beyden hab ich ein Tractat geschrieben/ intitulirt, de usu Elementorum Physico \& Mechanico. Hier aber in der Kuͤrtze zu handelen/ will ich al- lein vor dieses mahl von dem Element deß Wassers und desse Natur inusu Mechanico etwas auffsetzen: was nehmlich selbiges eigentlich darinnen vor eine Natur und Bewandtnus habe. 2. Das Wasser nun zu consideriren, so hat dasselbige zweyerley Natur/ als vorange- sagt/ ein Physicalische und Mathematische: nach der ersten steigt es in die Hoͤhe/ als zu sehen in den Quellen und Springbrunnen: aber nach der andern/ faͤllt es zu Grund/ als wie wirs sehen/ in den fallenden Wassern und Fluͤssen/ nicht weniger als wie das Blut in einem Menschen so von Natur in die Hoͤhe steigt/ aber wiederumb auff der an- andern Seiten zu Boden faͤllt. Die steigen- de Wasser nun haben einen warmen Geist in sich/ derentwegen sie lebendige Quell- Wasser genennt werden; aber die Was- ser so da fallen oder gehoben werden muͤs- sen/ sind todte Wasser: von diesen letztern soll hier gehandelt werden. 3. Das Wasser stehet entweder still/ oder ist in Bewegung: im Stillstehen/ eraͤugnet sich die Frage. 1. Was ein Schuh Wasser wiege? 2. Wie schwer das Wasser den Boden presse/ worauff es stehet? 3. Wie hart es die Seiten presse. Die erste Frag betreffend/ so haͤlt ein Schuh in qua- dro ordinariè 50. Pf. oder ein halb Centner Wasser/ doch ist ein W asser schwerer als das andere. 2. Das Wasser truckt mit gleichem Strahl auff den Boden/ und wie- get alda so viel/ als in seinem gantzen Tubo, Strahl oder Linie schwer ist: das Wasser ballamiret auch gegeneinander/ aber wel- ches wol zu mercken/ Linien auff Linien/ das ist/ so groß als das Wasser ein Loch hat umb durchzugehen in ein ander Roͤhr oder Ort/ so viel wieget es gegeneinander/ das uͤbrige Wasser aber stehet alles still/ und dru- drucket den Bodẽ. Aber von dieser compres- sione Linearum werden wir im Nachfol- genden ein mehrers hoͤren. Deittens wie schwer das Wasser die Seiten druͤcke. 4. Das Wasser wird auff viererley Weise gehoben/ durch Feuer/ Lufft/ Was- ser/ und irdische Gewalt/ in selner Bewe- gung aber kan es erleichtert/ hingegen auch schwaͤrer gemacht werden. Das Feuer kan in der Distillation das W asser zu Lufft machen/ wodurch es in die Hoͤhe steiget/ und purifici rt wird: die Luft kan das Was- ser ziehen/ ex metuloci vacui, als wie zu sehen in den Hebern/ oder ex Rarefactione \& Compressione: als wie zu sehen in der Machina Heronis, nemblich in den Spring Brunnen und Kugeln/ die mit Lufft- getrieben werden. Drittens/ das Wasser treibet einander selbest/ als wie man siehet in den Fluͤssen/ Daͤmmen/ und Flußbetten. Vierdtens/ das Wasser wird auch getrie- bẽ durch irrdische Gewalt/ als daseynd Raͤ- der/ Pumpen/ Gewichter/ Menschen und Vieh/ auch allerhand Art Muͤhlwerck/ wo- von nun in specie soll gehandelt werden. 5. Schuf- 5. Schauffel-Raͤder. Wann das Wasser nicht hoch/ aber doch haͤuffig soll gehoben werden/ und man zur Bewegung einen Strohm oder Fluß hat/ so braucht man die Schauffel-Raͤder/ nemblich ein grosses hohes Wasser Rad- mit Schauffeln/ welches umb saine gantze Circumferen tz situlas oder kleine Eymer hat/ die schoͤpffen unten das Wasser ein/ und giessen es oben auß. Es giebt viel Wasser/ aber wil einen starcken Trieb ha- ben. Dergleichen Raͤder seyn in Teutsch- land in den Badstuben gebraͤuchlich: zu Breßlau ist eiu sehr grosses solches Was- ser-Rad in gemeiner Stadt Wasserkunst: In Egypten pflegẽ sie mit dergleichen Raͤ- dern auß dem Nilo das Land zu begiessen. Man hat noch eine Art von Wasser Raͤ/ dern/ die sind erst kurtz auffgekommen/ sie giessen das Wasser vom Centro aus von der Ar. Das Rad hat eine Spiral-Linie in sich/ wie eine Schnecke/ ich habe derglei- chen in Holland zum ersten gesehen. 6. Wasserschraub. Die Wasserschraub genannt Coch- lea Archimedis, giebt auch ein sehr grosses Wasser/ und mit leichter Bewegung/ aber nicht nicht hoch: ist gut umb Wasser-Funda- menten außzupumpen/ derentwegen zu Venedig und in Holland sehr im Gebrauch: ich habe eine neue Manier gefunden/ auff eine leichte compendiose Weise/ mit gar geringen Kosten/ dergleichen Wasserfchrau - ben zu machen/ und zwar mit doppelten Schnecken/ davon ich die Prob zu W uͤrtz- burg gethan/ und in einer Stund Zeit die gantze Pferdschwaͤmme außgeschoͤpfft: ich kan in einem Tag eine solche Wasserschraub machen/ da ein ander sonst 1 4 . Tage damit zuthun haͤtte. Kasten-Kunst. Man hat auch eine Wasserkunst/ die nennet sich die Kasten-Kunst/ da sind un- gefehr 24. oder 36. lange Kaͤsten 3. Schuhe lang/ einer Breite und Tieffe/ mit eisernen Gelencken an einander gemacht/ die gehen uͤber einen viereckichten Welbaum. Die- se Kunst giebet uͤber die massen viel Was- ser/ braucht aber eine sehr grosse Gewalt/ und kan uͤber ein Schuh das Wasser nicht lieffern/ dienet versunckene Laͤnder außzu- schoͤpffen: Es ist zu Riga inventirt und practicirt worden/ vor ungefehr 30 Jahꝛen/ davon ich in Schweden ein Kupffer gese- hen. hen. Im neuen Gebaͤu zu Wien in Oe- sterreich sind noch zu meiner Zeit Schoͤpff- Brunnen gewesen auff solche Weise/ wel- che so viel Kupfferne Eymer gehabt/ als Tag im Jahr gewesen seyn. 8. Schoͤpffwerck. Wann man aber auß einer merckli- chen Tieffen das Wasser heben will/ und zwar in grosser Quantitaͤt/ so ist nichts be- quemlicher und fuͤglicher/ als das Schoͤpff- werck/ nemblich/ wie man die Brunnen pflegt außzuschoͤpffen/ wann man sie fegen und reinigen will. Das Fundament von dieser Machina ist zufinden in dem Polione Vitruvio, allwo er durch den Flaschenzeug die Hebung acceleriret: aber es gehet umb so viel schwerer. Doch ein Bruñen oder Schacht/ der mit Wasser erfuͤllt/ und der grossen Ein- und Beyfluß hat/ mit Gewalt und in der Eyl vom Wasser zu befreyen/ ist dieses Schoͤpfwerck das nechste Mittel/ aber nicht allezeit zu continuiren/ denn es ist zu muͤhsam und zu koͤstlich. Ich habe auf diese Weise zu Kitzingen in Franckenland ein grosses Stuͤck von dem Mayn trucken J gemacht/ gemacht/ und ein Pfeiler von der Kitzinger Bruͤck gebauet/ welches ohne Schoͤpfwerck unmoͤglich zu thun gewesen waͤre. 9. Taschen-Kunst. Es ist noch eine Wasserkunst/ welche man nennet die Taschen-Kunst/ da gehet eine eiserne Kette durch eine hoͤltzerne Roͤh- re/ uͤber einen Wellbaum/ der ist auff alle drey S chuh mit einer Ledernen Tasche umbunden/ die Oval und mit W ind und Wasser wie ein Ballon auffgeblasen ist. Diese Taschen gehen mit dem Kel durch das Roͤhr/ und nehmen das Wasser mit sich: Diese Wasserkunst giebet sehr viel Wasser/ nicht hoch/ brauchet grosse Gewalt/ und ist sehr unbequem/ man hat sie derentwegen in den Ungarischen Berg- wercken abgeschafft: wiewol sie noch in Engelland im Gebrauch sind. 10. Pumpwerck. Vorhergehende Wasserkuͤnste zielen allein dahin/ wo man auf eine kleine Di- stantz eine grosse Quantitaͤt Wasser heben muß/ muß/ folgende Wasserkuͤnste aber die ge- h en auff eine grosse Hoͤhe/ und werden e i - entlich die rechte Wasserwercke genennt/ v on welchen das Fundament das Pump- w erck ist/ nun ist solches unterschiedlich/ und g ar vielerley/ so wol wegen der Art von B ewegung der Pumpen/ als von wegen d er Ventilen/ der Liederung und dieser A pplication und Combination: dannenhe- ro entstehet wegen der B ewegung/ das so ge nannte Wasserwerck die Stangekunst/ d ie Korbekunst/ die Schwungkunst: aber w egen der Ventilen und Liederung hat m an das Pumpwerck/ das Saugwerck/ da s Druckwerck/ welche alle wir in specie be trachten wollen/ und zwar dieses Orths da s Pumpwerck/ welches zweyerley ist: ein es/ nemblich das gemeine/ welches das V entil unten hat/ und in dem Embulo/ we lcher in dem Roͤhr ist/ wiederumb ein V entil/ welches das Wasser hinauf hebt/ un d das untere hinein laͤst: anderst dar nic ht/ als die Bewegung deß B luts in der H ertzkammer. Diese Pumproͤhren sind vo n oben biß unten zugleich weit/ und die S tange gehet in der mitten in der Pump/ si e koͤnnen in einer ziemlichen Hoͤhe ge- J 2 macht macht werden/ aber die Ungelegenheit ist mit der Liederung und mit den Ventilen / welche verschleimen und verrotten: so ka n man auch nicht wol weite Pumpen ma - chen/ dieweil man so dicke Baͤume nich t wol finden kan. Ich habe derhalbẽ ein Mit - tel hier auff gef un den/ viereckichte Pumpe n zumachen von Brettern/ die Ventilen sin d hoͤltzerne Kugeln/ und ist keine Liederun g in der gantzen Pumpe/ derentwegen seh r tauerhafft und bequem. Noch hat ma n eine andere Art von Pumpen/ Appressio n- pumpe/ da der Embolus unten außwend ig an die Pump gehet/ und in der Pump n ur ein Ventil ist/ welches auch sehr beque m. Dann man solcher gestalt das Wass er krumm und gerad in die Pumproͤhr fuͤh - ren kan/ dieweil der Pumpstengel nicht i n/ sondern ausser der Pump ist/ und kan ma n die Pumpen so hoch machen/ als man wil / und die Bewegung deß Emboli/ unten b ey dem Wasser thun/ die man oben in Ori fi- cio der Pumpe thun muß. Man k an auch viel com̃oder zu den Embolis scha u- en. Dergleichen Pumpe ist dem Chu r- fürsten von Mayntz/ Hanß Philipps pr ae sentiret worden/ ist eine Art von einem hoͤ l- tzern tzernen Blaßbalg/ und hat uͤber die Massen viel Wasser gegeben. 11. Saugwerck. Es findet sich auch eine Art Pum- pen/ die ihren Ventil und Embolum oben haben/ und ziehen das Wasser von unten in die Hoͤhe. Diese Wasserkunst wird genannt das Saugwerck/ dann der Em- bolus oben ziehet die Lufft auß/ so muß das Wasser ex metu loci vacui folgen. Diese Pumpen sind sehr handsam/ dann der Em- bolus und das Ventil sind oben/ man kan allezeit darzu/ und das Unter-Rohr legen wie man will: aber diß Inconvenien tz ist dabey/ es laͤst sich nicht in Quantitaͤt thun/ und nicht in grosser Hoͤhe/ und werden gar leicht wandelbar/ dann wann das geringste Loͤchlein in das Rohr koͤmpt/ so ziehen sie Lufft und kein wasser. 12. Druckwerck. Das Wasser aber in grosse Hoͤhe zu bringen/ ist der nechste Weg/ die alsogenan- te Wasserkunst das Druckwerck/ wie sol- J 3 ches ches zu Augspnrg/ Wuͤrtzburg/ und andern Oerter diesen Som̃er mehr zusehen: auch nun hier in Engelland zu Wiedsor auff dem Koͤniglichen Castell der Ritter Sa- muel Morlard dergleichen gemacht/ wel- ches dem Koͤnige so wol gefallen/ daß er ihn deßwegen zum Præfecto Mechanico- rum gemacht/ und andere Gnaden mehr angethan. Der Embolus und Stieffel/ und Ventil sind auch unten an der Pump/ aber differiren von der vorigen Art Pum- pen/ daß sie mehr Wasser in den Stieffel nehmen/ als sie der Roͤhr geben/ derent- wegen das Wasser sehr comprimi ren/ und uͤberaus grosse Gewalt erforderen: beneben diß Inconvenientz haben/ daß man auf sol- che Weise kein Wasser in Quantitaͤt heben kan/ und wann man den Embolum zu leise liedert/ so schluckt er und gibt kein Wasser: liedert man ihn aber zu hart/ so ist es schwer zu bewegen/ und kost mehr Krafft den Em- bolum/ deñ das Wasser selbsten zu treiben/ welches die Compressio Linearum noch darzu vergroͤsserte: doch wann man den Stieffel in gleicher Groͤsse mit der Roͤhr machte/ und die Appression brauchte/ wie gemeldt wordẽ/ von der Mayntzische Pump von von aussen auff die Art eines hoͤltzernen Blaßbalgs ohne Liederung/ so geht die Bewegung leicht/ und ist sehr handsam/ dergleichen Prob ich zu Wien gethan/ aber die B ewegung vom Embolo muß dann schneller seyn. Doch kan sie verdoppelt w erden/ mit zweyen ja auch drey Stief- feln/ und die Ventill-Kugeln von Geckholtz seyn; und wann man auch gleich bey der Liederung bleiben wolte/ konte der Em- bolus auff die Art gemacht werden/ wie der Studenten ihre Latern gemacht werden. und so viel von Art der Wasserkuͤnste ihrẽ Roͤhren/ Ventilen/ Embolis und Liede- rung. Nun folgen einige Arten von ih- ren Bewegungen. 13. Und zwar erstlich die Koͤrbe-Kunst/ welche zu der Pumpen sehr bequem ist/ zu- mahlen/ wann sie doppelt/ so hebt sie auff der eine Seite/ und traͤgt auff der ande- ren/ kan also zwo Pumpen regieren/ und continuirlich Wasser geben: ist auch sehr bequem zum Druckwerck/ allwo es drey Koͤrbe haben/ nnd drey Stieffel treiben kan/ welche also wechseln/ daß continuirlich einer im Drucken ist/ und die Roͤhr nicht J 4 schlu- schlucken kan: es ist auch diese Koͤrbe-Be- wegung sehr bequem/ dieweil mans in eine Regular-Circul-Bewegung gar leichtlig bringen kan: nun sind alle runde Bewe- gung leichter zu bewegen/ dann die Re- gulare. 14. Hiernechst ist die Stange-Kunst; darumb also genannt/ dieweil sie von Stan- gẽ bestehet/ welche an Ketten hencken/ und uͤber eine grosse Distance die Pumpen zie- hen koͤnnẽ. Diese Stange-Kunst ist erstlich bey den Hungarischen Bergwercken in- ventiret und practiciret worden/ allwo ein kleiner Fluß ist/ eine starcke teutsche Stund von dem Bergwerck/ an diesem Fluß ist ein groß Wasser-Radt gebaut/ wol hundert Schuh am Diameter/ und hat an der Ax einen Korb/ an welchen eine Stange Ho- rizontaliter applicirt ist. Die Stange mit einem Gelenck wieder an einandere/ und dieses sofort biß an den Berg. Zu mercken/ daß die Stangen an Ketten uñ an Wippen henckẽ. Die letzte Stange nun an dem Berg und dessen Schacht/ hat ein Winckelhaken: und dieser greifft den Pumpstengel/ und die Haupt-Stange/ welche alle andere Pum- Pumpen ziehen. Die Winckelhaken aber z ieren auff der andern Seite eben solche Stange voriger Gestalt/ also/ daß wann die eine Pumpe auffgehet/ die andere nie- dergehet. Diß gehet nun den Berg her- unter etzliche hundert Klafftern/ und weil man solche grosse und lange Pump-Roͤhrẽ oder Teichlen nicht haben kan/ auch das Wasser in einer Roͤhr in so grosser Tieffe zu schwer zu heben/ und zu grosse Gewalt gebrauchen werde: so sind die Teichlen nicht laͤnger dann 12. Schuh/ und giessen das einander in Kaͤsten zu/ und solcher Ge- stalt wird das grosse B ergwerck in Ungarn gehalten/ welches sonst durch keinerley an- dere Art von Wasserkuͤnsten salvirt hat koͤnnen werden. Diese Stange-Kunst nun hat der famose Rebell Pater Johlina zerstoͤret. Nach solcher Wasserkunst nun ist noch eine in Bayern gebaut worden/ von dem Churfuͤrsten Maximiliano bey Reichen-Hall/ allwo eine gantze Tagereise davon die Waldung ist/ und Gelegenheit vor Holtz zur Saltzpfanne/ es ist aber/ wie gedacht/ der Saltz-Brunnen von der Waldung eine gantze Tagereise/ und dar- zwischen grosse Berg und Thaͤle/ dergestalt J 5 daß daß mit grausamen Kosten das Holtz dar- uͤber zu der Saltzpfann hatt muͤssen ge- fuͤhrt werden: weil nun solches gar kostbar und beschwerlich/ hat sich der Churfuͤrst re- folviret das Saltzwasser von dem Brun- nen nach dem Wald zu fuͤhren: und das zwar solcher gestalt/ er hat unterschiedliche hoͤltzerne Thuͤrn gebauet/ und darinnen Pumpen gestellt/ die das W asser in Kuͤ- sten/ und von dannen durch Horizontale Teichlen wiederumb in andere Thuͤrn und Pumpen fuͤhren: Und dieses wird bewegt durch die S tangen-Kunst/ theils mit Was- ser/ theils mit Pferden: Also laufft das W asser eine gantze Tagereise über Berg und Thal/ biß zur Pfanne/ ist auch eines von den vornehmsten Wasser weicken in Europa. Bey Beschluß der Stangen- Kunst erinnere ich mich einer Bewegung/ welche ich inventirt/ nemblich mit doppeln Koͤrben und doppeln Stangen/ da die Be- wegung der Koͤrben im Anfang und Ende der Stangen cireular gehet/ und in der mitte der Stangen/ irregular/ nemb- lich motu retrogrado gehet. Diese Be- wegung dienet darzu/ daß wo man keine bewe gende Krafft hat/ als Wasser/ Wind? oder oder Pferd/ welcheregular und circular ge- het/ und das mobile welches bewegt soll werden/ exempli gratia eine Mahl-Muͤhl/ auch gerade gehen muß/ und es sich biß we i len begiebet/ daß das mobile nicht bey der causa movente dicht stehen kan/ sondern eine Distance davon seyn muß: so kan man die Stange-Kunst brauchen/ und doch eine runde Bewegung halten: zum Exempel/ ich habe in einem Thal einen Fluß oder fallend Wasser/ ich darff wol ein Wasser-Radt setzen: ist aber eine Gebaͤu zum Muͤhlwerck zu setzen/ sondern die Si- tuation gibts/ daß es ein funfftzig oder hundert Schuh davon stehen muß/ entwe- der in der Hoͤhe oder Landwaͤrts ein: so kan man die Stange Kunst auff diese W eise brauchen/ und auff dem hoͤchsten Berge ei- ne rundumb gehende Muͤhl haben/ wann gleich am alleruntersten deß Berges das Wasser-Radt ist. Als ich diese Invention seiner Hoheit dem Printz Rupert gewiesen/ hat er sie appliciret zu den Sesselen/ womit man sich herumb fuͤhren kan/ und zweiffelt- mir nicht/ sie noch zu anderen Dingen mehr zu gebrauchen. 15. Man 15. Man hat noch eine Bewegung/ wel- che man den Storchschnabel heist/ und die- net darzu/ wo man schnelle pumpen/ und sehr tieffe Zuͤge thun muß/ das Instrument ist wie ein Paralellogramum, und hat an dem Anfang eine eiserne S chraub mit der- gleichen Gewinde/ daß es auff einmal ein Zoll ziehen thut/ so ziehet es an dem Ende ein oder zwey Schuh/ nach dem man die Lei- ter lang macht/ welche Horizontal aufflie- gen muß. Die Schraube wird getrieben mit einem Schwengel/ gleich wie andere Pumpen/ diß thut eine uͤberaus grosse Gewalt/ vermittelst der Schraub/ und eine grosse Schnelligkeit am Ende der Bewe- gung/ und giebet extraordinariè viel Was- ser. Darumb hat man diese Machinam in Hungaren in Gebrauch wollen brin- gen: aber wie man es auch angestellt/ so seynd die Naͤgel in der Leiter gebro- chen/ oder haben die Bewegung und Schnelligkeit nicht außstehen koͤnnen/ also daß da scheinet/ extreme langsam und schnell wollen sich nicht in einer Machina verglei- chen. Hier faͤllt mir bey/ die beruͤhmte Machi- Machina und Wasserkunst/ nemblich das Druckwerck/ welches ein Apotheker zu Ulm erfunden/ und davon ein Buch drucken las- sen/ unter dem Titul Vereinigung deß Lang- samen mit dem Geschwindẽ/ und deß Star- cken mit dem Schwachen: ich habe die Ma- chinam in praxi zu Augspurg gesehen: Die Pumpen gehen per appressionem, und statt einer gekroͤster Korben/ hat er lauter ovale Scheiben/ als wie in der Drehe- Kunst: ich habe aber nicht befunden/ daß er eine Avantagie als die Korben mehr ge- than hat/ ohne daß er die Korben erspah- ret/ und seine Ax mit den Scheiben so starck hat machen koͤnnen/ als er gewolt/ mit viel veringern Kosten als die Korben/ welche gegossen/ leichtlich brechen. Derentwegen der Obriste Reußner in Holland keine Korben hat finden koͤnnen/ welche seine W aagwasser-Kunst gehalten haͤtten/ wel- ches auch bey Pauley \& Dullow Wasser- Kunst zu befahren/ wann es in Groͤsse wer- de gemacht werden. 16. Noch ist eine Manier das W asser zu heben durch gezaͤhnte Raͤder/ die in einan- der schliessen/ uud ein Diaphragma ma- J 7 chen chen/ wodurch das Wasser geprest hinauff muß/ diß wird genannt ein Wasser-Schloß oder Machina Pappenheimiana sie will sehr fleissig gemacht seyn/ gibt viel Wasser/ aber nicht hoch: hierzu koͤnte man auch rechnen den allso genannten Wasser-Riegel/ wel- chen Printz Ruprecht erfunden/ ist ein Schieber/ welcher eine excentrische Bewe- gung macht/ und doch circulariter herumb gehet/ hat weiter kein Ventill/ gibt rein W asser und hoch/ schleifft sich aber bald auß/ und will keinen Sand oder unrein Wasser leiden. 17. Dieweil biß dato von Wasserwer- cken und ihren Hebzeichen gehandelt wor- den/ und solche gemeiniglich durch Raͤder geschehen/ so ist noͤhtig hier zum Beschluß derselbigen Gattung und Unterscheid zu be- trachten. Als erstlich/ seynd die gemeine Wasser-Raͤder perpendicular stehende/ mit offenen Schauffeln/ und die wollen ein underschlaͤgig Wasser haben: darnach Wasser-Raͤder mit zugemachten Schauf- feln: die wollen uͤberschlaͤgig Wasser ha- ben. Doch habe ich zu Re u line ein Was- ser-Radt gesehen/ da das Wasser nur in- der der mitte darauff gefallen/ nemblich auff die voͤllige Staͤrcke deß Rads/ hat also die Hoͤhe deß voͤlligen halben Diametri deß Rads im Wasserfall erspahrt/ und doch eine gantze Papier-Muͤhl getrieben/ dergleichen ich eines zu Ambsterdam nach machen lassen/ aber zu mercken/ daß die Schauffeln geschlossen seyn. Drittens/ ich habe eine neue Art von W asser-Raͤdern erfunden/ die nit hoch im Diameter seynd/ und doch eine grosse Gewalt thun/ dann sie sind nun so viel breiter/ dienen abson- derlich auf die Stroͤhm und Fluͤß/ welche langsam rinnen/ dann dadurch wird die Schnelligkeit wegen der Kuͤrtze deß Dia- metri erhalten/ und dennoch grosse Krafft gethan. Vierdtens/ hat man auch Wasser-Raͤder/ die Horizontal stehen/ als wie in deß Elburies Muͤhle. Die Schauf- fel seynd schrahe/ weit/ und wann man nur ein Fall vom Wasser hat Schuh hoch/ nemblich so dick das Rad ist/ so kan man schon selbiges treiben/ es braucht keinen hohen Fall/ laufft schnell herumb/ ist nicht mehr dann drey Schuh im Diameter/ braucht kein Kam-Radt noch Dieler/ son- dern dern gehet immediatè an den Muͤlstein oder Bewegung/ worzu es appliciret wird: aber es kan keine starcke Bewegung thun. Und so viel von den Gattungen der Wasser-Raͤ- der. Nun sind noch andere Raͤder/ als die W ind-Fluͤgel/ so vom Winde getrie- ben werden: Item/ die Schwung-Raͤ- der/ welche die Bewegungen sehr erleich- teren: Item die Krahn Raͤder/ welche grosse Gewalt thun/ so hat man auch Ha- spel-Raͤder/ welche Horizontal stehen/ und vom Pferde getrieben werden. Item/ man hat platte Raͤder/ welche in der Linea Hypotenusa stehen/ und worauff Ochsen oder Pferde gehē. Aber unter allen Bewe- gungen/ gefaͤllt mir Joachim Kuͤhn- holtz zu Mayntz Ochsen Muͤhl zum besten/ alwo in einem Kranen-Radt perpendicu- lariter gestellt ein Ochs gehet/ und so viel Gewalt darinn thut/ als er selber wieget/ welches ein Pferd nicht thut/ wann es auff dem Ende den Haspel ziehet: es ist auch ein Ochs leichteres Preises im Kauff/ leichter zu unterhalten im Futter/ steter im Gang/ schwerer am Gewicht/ und wann er was stehet/ kan man ihn schlachten und zu Nutzen bringen/ welches alles mit Pfer- den den nicht sowolkan gethan werden. Eben dieser Joachim Kuͤhnholtz hat auch zu Mayntz ein hangendes Flußbett auff dem Rhein practiciret umb Schiffmuͤhl zu ha- ben/ und das Wasser zu zwingen/ und sei- nen Fluß zuverstaͤrcken. Dieses sind ungefaͤhr die Gattungen und Unterscheid/ auch Naturen und Eigen- schafftẽ deß Wassers/ der Wasser-Kuͤnste/ Wasser-Leitungen/ Wasser-Hebungen/ und derer darzu erforderten Bewegungen und Instrumenten/ welcher Application unmoͤglich zu beschreiben/ dieweil sie sich nach Art und Condition deß Orts/ der Zeit und der Beduͤrfftigkeit reguliren muͤssen. Derentwegen ihre Combinatio dem Judi- cio und Verstand eines vorsichtigen Was- ser-Kuͤnstlers heimgestellt bleibẽ muß. Die- ses aber was bißhero gemeldet/ sind die Principia und Fundamenta, welche er vor allen wissen muß/ deren Application dann und Praxin wird ihm die Gelegenheit weiter selbst an die Hand geben. ENDE.