DAS·JAHR·DER SEELE · VON STEFAN*GEORGE I M· V ERLAGE· D ER· B LÆTTER· F UER· D IE· K UNST · B ERLIN · M DCCCXCVII · NACH DER LESE · WALLER IM SCHNEE · SIEG DES SOMMERS N ACH D ER L ESE K omm in den totgesagten park und schau: D er schimmer ferner lächelnder gestade D er reinen wolken unverhofftes blau E rhellt die weiher und die bunten pfade D ort nimm das tiefe gelb das weiche grau V on birken und von buchs · der wind ist lau D ie späten rosen welkten noch nicht ganz E rlese küsse sie und flicht den kranz V ergiss auch diese letzen astern nicht D en purpur um die ranken wilder reben U nd auch was übrig blieb von grünem leben V erwinde leicht im herbstlichen gesicht. I hr rufe junger jahre die befahlen N ach IHR zu suchen unter diesen zweigen I ch muss vor euch die stirn verneinend neigen D enn meine liebe schläft im land der strahlen I D och schickt ihr Sie mir wieder die im brennen D es sommers und im flattern der Eroten S ich als geleit mir schüchtern dargeboten I ch will sie diesmal freudig anerkennen D ie reifen trauben gähren in den bütten D och will ich alles was an edlen trieben U nd schöner saat vom sommer mir geblieben A us vollen händen vor ihr niederschütten. J a heil und dank dir die den segen brachte! D u schläfertest das immer laute pochen M it der erwartung deiner Teure sachte I n diesen glanzerfüllten sterbewochen D u kamest und wir halten uns umschlungen I ch werde sanfte worte für dich lernen U nd ganz als glichest du der Einen Fernen D ich loben auf den sonnen-wanderungen. W ir schreiten auf und ab im reichen flitter D es buchenganges beinah bis zum thore U nd sehen aussen in dem feld vom gitter D en mandelbaum zum zweitenmal im flore W ir suchen nach den schattenfreien bänken D ort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten I n träumen unsre arme sich verschränken W ir laben uns am langen milden leuchten W ir fühlen dankbar wie zu leisem brausen V on wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen U nd blicken nur und horchen wenn in pausen D ie reifen früchte an den boden klopfen. U mkreisen wir den stillen teich I n den die wasserwege münden D u suchst mich heiter zu ergründen E in wind umweht uns frühlingsweich D ie blätter die den boden gilben V erbreiten neuen wohlgeruch D u sprichst mir nach in klugen silben W as mich erfreut im bunten buch D och weisst du auch vom tiefen glücke U nd schätzest du die stumme thräne D as auge schattend auf der brücke V erfolgest du den zug der schwäne. W ir stehen an der hecken gradem wall I n reihen kommen kinder mit der nonne S ie singen lieder von der himmelswonne I n dieser erde sichrem klarem hall D ie wir uns in der abendneige sonnten U ns schreckten deine worte und du meinst W ir waren glücklich bloss solang wir einst N icht diese hecken überschauen konnten. D u willst am mauerbrunnen wasser schöpfen U nd spielend in die kühlen strahlen langen D och scheint es mir du wendest mit befangen D ie hände von den beiden löwenköpfen D en ring mit dem erblindeten juwele I ch suchte dir vom finger ihn zu drehen D ein feuchtes auge küsste meine seele A ls antwort auf mein unverhülltes flehen. N un säume nicht die gaben zu erhaschen D es scheidenden gepränges vor der wende D ie grauen wolken sammeln sich behende D ie nebel können bald uns überraschen E in schwaches flöten von zerpflücktem aste V erkündet dir dass lezte güte weise D as land eh es im nahen sturm vereise N och hülle mit beglänzendem damaste D ie wespen mit den goldengrünen schuppen S ind von verschlossnen kelchen fortgeflogen W ir fahren mit dem kahn in weitem bogen U m bronzebraunen laubes inselgruppen. W ir werden heute nicht zum garten gehen D enn wie uns manchmal rasch und unerklärt D ies leichte duften oder leise wehen M it lang vergessner freude wieder nährt S o bringt uns jenes mahnende gespenster U nd leiden das uns bang und müde macht · S ieh unterm baume draussen vor dem fenster D ie vielen leichen nach der winde schlacht V om thore dessen eisen-lilien rosten E ntfliegen vögel zum verdeckten rasen U nd andre trinken frierend auf den pfosten V om regen aus den hohlen blumen-vasen. I ch schrieb es auf: nicht länger sei verhehlt W as als gedanken ich nicht mehr verbanne W as ich nicht sage du nicht fühlst: uns fehlt B is an das glück noch eine weite spanne A n einer hohen blume welkem stiel E ntfaltest du's · ich stehe fern und ahne · · E s war das weisse blatt das dir entfiel D ie grellste farbe auf dem fahlen plane. I m freien viereck mit den gelben steinen I n dessen mitte sich die brunnen regen W illst du noch flüchtig späte rede pflegen D a heut dir hell wie nie die sterne scheinen D och tritt von dem basaltenen behälter E r winkt die toten zweige zu bestatten I m vollen mondenlichte weht es kälter A ls drüben unter jener föhren schatten · I ch lasse meine grosse traurigkeit D ich falsch erraten um dich zu verschonen I ch fühle hat die zeit uns kaum entzweit S o wirst du meinen traum nicht mehr bewohnen D och wenn erst unterm schnee der park entschlief S o glaub ich dass noch leiser trost entquille A us manchen schönen resten strauss und brief I n tiefer kalter winterlicher stille. W ALLER I M S CHNEE D ie steine die in meiner strasse staken V erschwanden alle in dem weichen schooss D er in der ferne bis zum himmel schwillt D ie flocken weben noch am bleichen laken U nd treibt an meine wimper sie ein stoss S o zittert sie wie wenn die thräne quillt · · Z u sternen schau ich führerlos hinan S ie lassen mich mit grauser nacht allein I ch möchte langsam auf dem weissen plan M ir selber unbewusst gebettet sein · D och wenn die wirbel mich zum abgrund trügen I hr todeswinde mich gelinde träft: I ch suchte noch einmal nach thor und dach W ie leicht dass hinter jenen höhenzügen V erborgen eine junge hoffnung schläft · B eim ersten lauen hauche wird sie wach. M ir ist als ob ein blick im dunkel glimme · S o bebend wähltest du mich zum begleite D ass ich die schwere wandrung benedeite S o rührte mich dein schritt und deine stimme D u priesest mir die pracht der stillen erde I n ihrem silberlaub und kühlen strahle D ie frei der lauten freude und beschwerde · W ir nannten sie die einsam keusche fahle U nd wir bekannten ihren rauhen mächten D ass in den reinen lüften töne hallten D ass sich die himmel füllten mit gestalten S o herrlich wie in keinen maien-nächten. M it frohem grauen haben wir im späten M ondabend oft denselben weg begonnen A ls ob von feuchten blüten ganz beronnen W ir in den alten wald der sage träten D u führtest mich zu den verwunschnen thalen V on nackter helle und von blassen düften U nd zeigtest mir von weitem wo aus grüften D ie trübe liebe wächst im reif der qualen. I ch darf nicht dankend an dir niedersinken D u bist vom geist der flur aus der wir stiegen W ill sich mein trost an deine wehmut schmiegen S o wird sie zucken um ihm abzuwinken V erharrst du bei dem quälenden beschlusse N ie deines leides nähe zu gestehen U nd nur mit ihm und mir dich zu ergehen A m eisigklaren tief-entschlafnen flusse? I ch trat vor dich mit einem segenspruche A m abend wo für dich die kerzen brannten U nd reichte dir auf einem sammtnen tuche D ie höchste meiner gaben: den demanten D u aber weisst nichts von dem opferbrauche V on blanken leuchtern mit erhobnen ärmen V on schalen die mit wolkenreinem rauche D er strengen tempel finsterniss erwärmen V on engeln die sich in den nischen sammeln U nd sich bespiegeln am kristallnen lüster V on glühender und banger bitte stammeln V on halben seufzern hingehaucht im düster U nd nichts von wünschen die auf untern sprossen D es festlichen altars vernehmlich wimmern D u fassest fragend kalt und unentschlossen D en edelstein aus gluten thränen schimmern. I ch lehre dich den sanften reiz des zimmers E mpfinden und der trauten winkel raunen D es feuers und des stummen lampen-flimmers D u hast dafür das gleiche müde staunen A us deiner blässe fach ich keinen funken I ch ziehe mich zurück zum beigemache U nd sinne schweigsam in das knie gesunken: O b jemals du erwachen wirst? erwache! S o oft ich zagend mich zum vorhang kehre D u sitzest noch wie anfangs in gedanken D ein auge hängt noch immer an der leere D ein schatten kreuzt des teppichs selbe ranken W as hindert dann noch dass ungeübte V ertauenslose flehen mir entfliesse: O gieb dass grosse mutter und betrübte I n dieser seele wieder trost entspriesse. N och zwingt mich treue über dir zu wachen U nd deines duldens schönheit dass ich weile M ein heilig streben ist mich traurig machen D amit ich wahrer deine trauer teile N ie wird ein warmer anruf mich empfangen · B is in die späten stunden unsres bundes M uss ich erkennen mit ergebnem bangen D as herbe schicksal winterlichen fundes. 2 D ie blume die ich mir am fenster hege V erwahrt vorm froste in der grauen scherbe B etrübt mich nur trotz meiner guten pflege U nd hängt das haupt als ob sie langsam sterbe U m ihrer frühern blühenden geschicke E rinnerung aus meinem sinn zu merzen E rwähl ich scharfe waffen und ich knicke D ie blasse blume mit dem kranken herzen W as soll sie nur zur bitternis mir taugen? I ch wünschte dass vom fenster sie verschwände · · N un heb ich wieder meine leeren augen U nd in die leere nacht die leeren hände. D ein zauber brach da blaue flüge wehten V on grabesgrünen und von sichrem heile N un lass mich kurz noch da ich bald enteile V or dir wie vor dem grossen schmerze beten Z u raschem abschied musst du dich bequemen D enn auf dem weiher barst die starre rinde M ir däucht es dass ich morgen knospen finde I ns frühjahr darf ich dich nicht mit mir nehmen. W o die strahlen schnell verschleissen L eichentuch der kahlen auen W asser sich in furchen stauen I n den sümpfen schmelzend gleissen U nd zum strom vereinigt laufen T ürm ich für erinnerungen S pröder freuden die zersprungen U nd für dich den scheiterhaufen W eg den schritt vom brande lenkend G reif ich in dem boot die ruder D rüben an dem strand ein bruder W inkt das frohe banner schwenkend T auwind fährt in ungestümen S tössen über brache schollen M it den welken seelen sollen S ich die pfade neu beblümen. S IEG D ES S OMMERS D er lüfte schaukeln wie von neuen dingen A us grauem himmel brechend milde feuer U nd rauschen heimatwärts gewandter schwingen E ntbietet mir ein neues abenteuer D u all die jahre hin mir glanz und glaube B ei dir und wo die stummen zeugen waren V on hoffen und von angst bei diesem laube D enn wird das glück sich je uns offenbaren W enn jezt die nacht die lockende besternte I n grüner garten-au es nicht erspäht W enn es die bunte volle blumen-ernte W enn es der glutwind nicht verrät? D en blauen raden und dem blutigen mohne E ntgeht dem lispelnden und lichten korn D urchwandert diese waldung sinnens ohne U nd jeden vielverschlungnen pfad von vorn V erharrt nicht vor den zeichen in den birken G eschwunden sei die hand die einst sie schnitt N un fühlt wie andre namen wunder wirken Z u jungen frischen stämmen lenkt den schritt V ergesst der schmerzen und des alten blutes G erissen am verfallnen dorngesträuch U nd blätter dürrer zeiten leichten mutes B etretet sie und lasst sie hinter euch! D u willst mit mir ein reich der sonne stiften D arinnen uns allein die freude ziere S ie heilige die haine und die triften E h unsre pracht und ihre sich verliere D ass dieses süsse leben uns genüge D ass wir hier wohnen dankbereite gäste U nd wort und lied ersinnst du dass gefüge D ie klagen flattern in die höchsten äste D u singst das lied der summenden gemarken D as sanfte lied vor einer thür am abend U nd lehrest dulden wie die einfach starken I n lächeln jede thräne scheu begrabend: D ie vögel fliehen vor den herben schlehen D ie falter bergen sich in sturmestoben S ie funkeln wieder auf so er verstoben — U nd wer hat jemals blumen weinen sehen? D ie silberbüschel die das gras verbrämen U nd eine tageskerze die uns nickt E rkennen uns und forschen ob wir kämen V on einem gütigeren stern geschickt D ie reiser streichen über unsre scheitel L asst sie vereinen was die furcht noch trennt U nd alle frage sei der lippe eitel D ie brennend einer fremden sich bekennt N un sorgen wir dass uns kein los mehr dräue W enn eins des andren heisses leben trinkt U nd schauen einig in die sommerbläue D ie freundlich uns aus heller welle winkt · · G emahnt dich noch das schöne bildnis dessen D er nach den schluchten-rosen kühn gehascht D er über seiner jagd den tag vergessen D er von der dolden vollem seim genascht D er nach dem parke sich zur ruhe wandte T rieb ihn ein flügelschillern allzuweit D er sinnend sass an jenes weihers kante U nd lauschte in die tiefe heimlichkeit · · U nd von der insel moosgekrönter steine V erliess der schwan das spiel des wasserfalls U nd legte in die kinderhand die feine D ie schmeichelnde den schlanken hals. W enn trübe mahnung noch einmal uns peinigt U nd schreck in unsre goldnen lande streut D u sprichst in zuversicht: mit mir vereinigt B efürchte nicht was flüchtig sich erneut N ur dass du meinem schutz dich nicht entfernst B evor das scharfe licht ersterbend loht U nd dir der gartenwald versöhnlich ernst M it seinen schatten wieder abend bot. W ie ein erwachen war zu andrem werden A ls wir vergangenheit in uns gebändigt U nd als das leben lächelnd uns gehändigt W as lang uns einzig ziel erschien auf erden A uf einmal alle stunden so nur galten: E in mühevolles werben um die hohe D ie uns vereinte die in ihrer lohe G estalten um uns tilgte und gewalten. D ie reichsten schätze lernet frei verschwenden W ie nach den langen strahlen auf verdorrte G ewächse sollet ihr am frohen orte D en heissen gliedern milden regen spenden G edenkt vom schönsten pflückend was hier sprosset W enn süss und schwül die dämmrungssterne blicken W enn glühn und dunkeln wechselnd euch bestricken D ass ihr soviel verliehen ist genosset U nd thörig nennt als übel zu befahren D ass ihr in euch schon ferne bilder küsstet U nd dass ihr niemals zu versöhnen wüsstet D en kuss im traum empfangen und den wahren. W enn von den eichen erste morgenkühle D ie feuchten perlen uns ins antlitz blies S o knirrte auf dem pfad der spitze kies E rinnerte die schweigenden gefühle U nd auch die eigene stimme schien dir rauh W enn du im takt verwandter pulse bangen V ernahmst die enger zu den deinen drangen U nd laues schmiegen trocknete den tau. R uhm diesen wipfeln dieser farbenflur S ie lehrten uns das glück in seinem flüchten Z u streifen und es bleibt noch zarte spur A n unsrer hand wie schmelz von reifen früchten S chon weht das wimpel und es säumt nicht mehr A us scheidestunden werden thränen rinnen O b einer zweifelhaften wiederkehr I n offnem schmerze zogest du von hinnen I ch aber horche in die nahe nacht O b dort ein lezter vogelruf vermelde D en schlaf aus dem sie frisch und schön erwacht D er liebe sachten schlaf im blumenfelde. ÜBERSCHRIFTEN UND WIDMUNGEN Ü BERSCHRIFTEN L ieder wie ich gern sie sänge D arf ich freunde noch nicht singen N ur dies flüchtige gedränge S cheuer reime will gelingen H inter reben oder hinter S tillen mauern zu kredenzen Z ur erheitrung weisser winter U nd zum trost in fahlen lenzen W as ich nach den harten fehden I n den schooss des friedens bette U nd aus reicher jugend eden I n das leben über-rette. Z u meinen träumen floh ich vor dem volke M it heissen händen tastend nach der weite U nd sprach allein und rein mit stern und wolke V on meinem ersten jugendlichen streite D ie blumen hergeholt aus reichem leben U mflocht ich frei und stolz an goldnen kreisen D em fern im licht geheiligten efeben V erklang sein schmerz in feierlichen weisen Z u götterthalen blinkenden Mäandern I ch liess in stätten innig hoher sitten U nd in den süden meine seele wandern W o sie gekrönt den martertod erlitten U nd heut geschieht es nur aus Einem grunde W enn ich zum sang das lange schweigen breche D ass wir uns freuen auf die zwielichtstunde U nd meine düstre schwester also spreche: S oll ich noch leben darf ich nicht vermissen D en trank aus deinen klingenden pokalen U nd führer sind in meinen finsternissen D ie lichter die aus deinen wunden strahlen. 3 D es sehers wort ist wenigen gemeinsam S chon als die ersten kühnen wünsche kamen I n einem seltnen reiche ernst und einsam E rfand er für die dinge eigne namen D ie hier erdonnerten von ungeheuern B efehlen oder lispelten wie bitten D ie wie Paktolen in rubinenfeuern U nd bald wie linde frühlingsbäche glitten A n deren kraft und klang er sich ergezte S ie waren wenn er sich im höchsten schwunge D er welt entfliehend unter träume sezte D es tempels saitenspiel und heilge zunge N ur sie — und nicht der sanften lehre lallen D as mütterliche — hat er sich erlesen A ls er im rausch von mai und nachtigallen S ann über erster sehnsucht fabelwesen A ls er zum lenker seiner lebensfrühe I m beten rief ob die verheissung löge · · E rflehend dass aus zagen busens mühe D as denkbild sich zur sonne heben möge. A ls ich zog ein vogel frei aus goldnem bauer W ard der segen mir in reichem maasse F rauen warfen von der mauer R osen auf die strasse. D urch der länder wunder marmor der paläste G rauen in den heiligen gezelten Z og ich fern vom schwarm der gäste U nd ich sang nur selten J ahre flossen · von den heimatlichen essen W irbelt rauch zum grauen wolkenraum I ch erhoffe nur vergessen R uh und blassen traum. Sprüche für die geladenen in T . . . I ndess deine mutter dich stillt S oll eine leidige fee V on schatten singen und tod S ie giebt dir als pathengeschenk A ugen so trüb und sonder I n die sich die musen versenken V erächtlich wirst du blicken A uf roher spiele gebahren V or arbeit die niedrig macht D ie grossen strengen gedanken D ich mahnen und wahren W enn deine brüder klagen U nd sagen: o schmerz! den deinen S ag ihn den winden bei nacht U nd unter der nägel waffe B lute die kindliche brust V ergiss es nicht: du musst D eine frische jugend töten A uf ihrem grab allein W enn viele thränen es begiessen — spriessen U nter dem einzig wunderbaren grün D ie einzigen schönen rosen. I hr lernt: das haus des mangels nur kenne die schwermut N un seht im prunke der säulen die herbere schwermut D er stets nach dem ziel sich verzehre nur fühle das schicksal I ch zeige euch in der erfüllung das grausamste schicksal D es der die stunden vertrauert bei köstlichem kleinod D er schmächtigen fingers spielt mit dem sprühenden kleinod U nd des der angethan mit der könige purpur D as schwere bleiche antlitz senkt auf den purpur. B ei seiner reise mittag bald zurück B ald vor sich zum gewölke bangen fragens H at lange sich der rastende gedreht · D urchwallt ist ganzer erden berg und thal S oviel an glück und thränen hinter ihm · W as kann noch sein? soll er das haupt hier betten A ls an des weges marken oder soll er I n helleren höhen lauter noch frohlocken I n wildern schluchten tiefer noch erstöhnen · · S o war dies alles erst der morgengang? E RINNERUNGEN A N E INIGE A BENDE I NNERER G ESELLIGKEIT Blumen I n märzentagen streuten wir die samen W ann unser herz noch einmal heftig litt A n wehen die vom toten jahre kamen A m lezten kampf den eis und sonne stritt A n schlanken stäbchen wollten wir sie ziehen W ir suchten ihnen reinen wasserquell W ir wussten dass sie unterm licht gediehen U nd unter blicken liebevoll und hell M it frohem fleisse wurden sie begossen W ir sahen zu den wolken forschend bang Z usammen auf und harrten unverdrossen O b sich ein blatt entrollt ein trieb entsprang W ir haben in dem garten sie gepflückt U nd an den nachbarlichen weingeländen W ir wandelten vom glanz der nacht entzückt U nd trugen sie in unsren kinderhänden. Rückkehr I ch fahre heim auf reichem kahne D as ziel erwacht im abendrot V om maste weht die weisse fahne W ir übereilen manches boot D ie alten ufer und gebäude D ie alten glocken neu mir sind M it der verheissung neuer freude B ereden mich die winde lind D a taucht aus grünen wogenkämmen E in wort ein rosenes gesicht: D u wohntest lang bei fremden stämmen D och unsre liebe starb dir nicht D u fuhrest aus im morgengrauen U nd als ob einen tag nur fern B egrüssen dich die wellenfrauen D ie ufer und der erste stern. Entführung Z ieh mit mir geliebtes kind I n die wälder ferner kunde U nd behalt als angebind N ur mein lied in deinem munde B aden wir im sanften blau D er mit duft umhüllten gränzen W erden unsre leiber glänzen K larer scheinen als der tau I n der luft sich silbern fein F äden uns zu schleiern spinnen A uf dem rasen bleichen linnen Z art wie schnee und sternenschein U nter bäumen um den see S chweben wir vereint uns freuend S achte singend blumen streuend W eisse nelken weissen klee Reifefreuden E in stolzes beben und ein reiches schallen D urch später erde schwere fülle strich · · D ie kurzen worte waren kaum gefallen A ls tiefer rührung ruhe uns beschlich S ie sanken hin wo sich am fruchtgeländer D er purpurschein im gelben schmelz verlor S ie stiegen auf zum schmuck der hügelränder W o für die dunkle lust die traube gor I ch wagte dir nicht du nicht mir zu nahen A ls schräger strahl um unsre häupter schoss N och gar mit rede störend zu bejahen W as jezt uns band was jedes stumm genoss U nd was in uns bei jenes tages rüste A uf zu den veilchenfarbnen wolken klomm W as mehr als unsre träume und gelüste A n diesem gluten-abend zart erglomm. Weisser gesang D ass ich für sie den weissen traum ersänne · · M ir schien im schloss das herbe strahlen tränken U nd blasse blüten-bäume nur umschränken D ass er mit zweier kinder frühtag ränne E in jedes einen schlanken strauss umschlänge H ell-flitternd wie von leichtgeregter espe D araus als wimpel eine silber-trespe H och über ihre schwachen stirnen schwänge U nd beide langsam kämen nach dem weiher A uf breitem marmelstiege manchmal wankend B is bei dem flügelschlag der nahen reiher D er arme sanfte bürde heftig schwankend D uft-nebel wirbelte von kühlen narden M it denen die Vereinten höherem raume E ntgegen schwebend immer lichter warden B ald eines mit dem reinen äther-flaume. Nachtwachen I D eine stirne verborgen halb durch die beiden W ölkchen von haaren (sie sind blond und seiden) D eine stirne spricht mir von jugendlichem leide D eine lippen (sie sind stumm) erzählen die geschichte D er seelen verurteilt in gottes gerichte · E rregender spiegel dein auge spiel damit nicht! W enn du lächelst (endlich flog über dir der schlummer her) D ein lächeln gleicht dem weinen sehr U nd du neigst ein wenig dein haupt von kummer schwer. II N icht nahm ich acht auf dich in meiner bahn I n zeiten feucht und falb worin der wahn D es suchens fragens sich verlor K ann jemand in den zeiten feucht und falb A m dunklen thore harren meinethalb? N un denk ich dein weil unterm dunklen thor W o ängstend säule und gemäuer knarrt D u meinethalben mein geharrt A ls niemand ging und als es schweigsam fror. III W elche beiden mitternächte! A ls der selber schmerzdurchbohrte A n der dulderin sich rächte D ass dein blick sich weich umflorte D ass dein wink ihr mildrung brächte! E ines sah des andren wunden D urch des dunkels dichte mähne Z ucken rieseln unverbunden · · U nd nicht wort nicht thräne. IV E rwachen aus dem tiefsten traumesschoosse A ls ich von langer spiegelung betroffen M ich neigte auf die lippen die erblichen E rtragen sollet ihr nur mitleidgrosse! S eid nur aus dank den euch geweihten offen: U nd die berührten dann in solchen gluten 4 D ie antwort gaben wider höchstes hoffen D ass dem noch zweifelnden die sinne wichen O rinnen der glückseligen minuten! V W enn solch ein sausen in den wipfeln wühlt I st es nicht mehr als dass ein sehnen drohe A ls blaue blicke blumen blonde frohe? W enn solch ein branden um die festen spült D ass du verlassen irrend an dem strand D ie rettung suchst in leerer himmel brand? D ass ich wie nie dich blass und bebend finde K aum mehr noch als am wegesrand die blinde D ie unbeachtet ruft im lauten winde. V ERSTATTET D IES S PIEL: E URE F LÜCHTIG G ESCHNITTENEN S CHATTEN Z UM S CHMUCK F ÜR M EINER A NGEDENKEN S AAL S oll nun der mund der von des eises bruch Z um neuen reife längst erstarkt im wehe S ich klagend öffnen und nach welchem spruch D em kinde? unterbrich mich nicht — ich flehe. D u stehst am strand · die segel blähn im porte E s geht in tollen winden auf ein riff — B edenke dich und sage sanfte worte Z um fremdling den dein weiter blick begriff. D ie du ein glück vermehrst auch nicht es teilend F ür schmerzen balsam bist auch kaum sie fassend U nd gar aus schlimmen zeichen schönes rätst E rfinderisch und gross im reich der güte D u darfst dich rühmen: manchen geist am strand D er nach dem schiffbruch hingeschleudert wurde D en götter und genossen liegen liessen I ch jenes mädchen hab ihn aufgerichtet. A ngenehm flossen bei dir unsre nächtlichen stunden D ass wir der ampel vergassen doch dir zum gewinn nicht · T rieb dich verblendung mit misslicher wende zu reden W as mir zu hören nicht noch zu erwidern vergönnt ist? K annst du bedächtige sprache nicht weiter erfinden M eide mich! so nicht mein schmerzlich erstaunen dich zwinge L enke die eigne verachtung ob müssigen werbens U nd die gelächter von deiner zerknitterten seele. W. L. D er seltnen Einer die das loos erschüttert V erbannter herscher ihr erhabnes trauern U nd unbemerkter tod · schon weil du bist S ei dir in dank genaht · durch deine hoheit B estätigst du uns unser recht auf hoheit V erwirfst und nimmst mit königlichem wink D u richte unsrer manchmal schwanken tritte U nd leitstern über jeder edlen fahrt. P. G. I m offnen leben wo ihr all euch gleichet W o ihr fast niemals wie ihr fühlet saget W ar manches kommen doch von starkem zittern W ar manche trennung voll zerdrückter thränen E s waren tage gross wo ihr euch gabet W o ihr die schleier eurer klugheit risset U nd abende wo nichts geschah doch töne U nd blicke fielen ewgen angedenkens. M. L. W ie unsre glorreichen himmel bruder im stolz S o breitet dein glänzendes gelb und wie reifender lohn E s zittern in deinem lila und wehen grün G estaltlose stunden mit ihrem mühsamen rinnen U nd lange seufzer aus kerkern ohne erhebung D ein strahlendes blau umkleidet die wunschlosen götter I n deinem veilchendunkel voll purpurner scheine I st unser tötliches sehnen bruder im leid. H. H. E rfinder rollenden gesangs und sprühend G ewandter zwiegespräche: frist und trennung E rlaubt dass ich auf meine dächtnisstafel D en frühern gegner grabe — thu desgleichen D enn auf des rausches und der regung leiter S ind beide wir im sinken · nie mehr werden D er knaben preis und jubel so mir schmeicheln N ie wieder strofen so im ohr dir donnern. K. W. W ir seligen! die gottentsandten sprecher N ur wagen diesen laut · auf deinen fähren E rklang er täglich aus umkränztem becher U nd dennoch fühl ich reue in mir gähren D ein leben ehrend muss ich es vermeiden D ein lächeln und das glück (für dich das wahre) I ch muss zurück auf meere dumpfer leiden I n meine wunderbaren wehmutjahre. E. R. O ft scheint es so als ob wir unsre besten E rhebungen mit ihren süssen reizen A us früher frühe holen und mit resten D ie öde ganzer lebensräume heizen B ald so dass höchster schatz den wir besessen N ur noch in seltner nacht uns mag bekümmern U nd wir auf eines schönen alters trümmern H in schreiten kühl mit grausamem vergessen. A. H. D u sanfter seher der du hilflos starrest I n trauer über ewig welke träume G ieb deine hand wir zeigen dir gefilde U m saaten der erlösung hinzustreuen W ir wollen gerne sie — verborgne wunder — M it unsrem blut und unsren thränen pflegen U nd heiter lächelnd wirst du uns umarmen W enn sie vor den erstaunten blicken blühn. A. V. I hr ahnt die linien unsrer hellen welten D ie bunten halden mit den rebenkronen D en zefir der durch grade pappeln flüstert U nd Tiburs wasser weich wie liebesflöten? D a hebt sich euer blondes haupt: kennt IHR D er nebel tanz im moore grenzenlos I m dünenried der stürme orgelton U nd das geräusch der ungeheuren see? R. P. W as frommt die weisheit dem bezirk des wahnes nahe D ie uns mit grellem blenden schreckt und überwältigt D es einen unkund wo sie bürde wird und frevel? W ie friedenlos du allerbleichster unsrer brüder D urchirrst du deine traurigen und weiten lande! W ann wirst du müde neue felder zu erobern U nd lernest einmal pflanzen pflegen und dich freuen A n dem was blüht und grünt und reift in dreien gärten? C. S. D u teuer uns doch rätsel das uns martert D ein lächeln spielt: die klüfte zwischen uns E rkennt wie ich als unergründbar an U nd haltet ihr geheimnis hoch — ja jubelt E s nie zu fassen · und wir suchen schmerzlich M it unsrer liebe sie zu überbrücken U nd folgen deinem wandel ohne furcht A us deinem antlitz dringt der blick der sieger. L. K. D och unser aller heimat bleibt das licht Z u dem wir kehren auf verschlungnen stegen · M agst du dich einig nennen mit den recken U nd trotzigen gewalten bracher ebnen — S agt nicht bei jedem treffen die umschlingung U nd dass ich oft dich suche wie du viel I n mir erregst und mir gehörst? verrät nicht D ass du mich fliehst wie sehr ich in dir bin? T RAURIGE T ÄNZE D es erntemondes ungestüme flammen V erloschen doch sie wirken in uns beiden N ach kurzer trennung schritten wir zusammen A m alten flusse mit den neuen leiden Z um ersten male strittest du darüber I ch selber konnte dir nicht mehr erklären W arum die sturm- und wintertage trüber W arum die frühlingslüfte froher wären D u streichest zürnend über deine locken D a ich dich heute schon so ruhig finde I ch klage fast: sind meine thränen trocken D ie thränen fern von Lilia dem kinde? D er raum mit sammetblumigen tapeten S o waren sie zur zeit der ahnin mode — A n meinem arme bist du eingetreten N un reden wir vom guten tode D ie starren eisesranken an den scheiben E ntrücken uns den welten wo wir gingen D es herdes flammen zuckend sich umschlingen V or ihnen lass uns eine weile bleiben S o glaubst du fest dass auch das spiel der musen I hn den sie liebten niemals wieder freue — U nd ist das reiche licht in deinem busen A uch ganz erloschen? sag es mir in treue! E s lacht in dem steigenden jahr dir D er duft aus dem garten noch leis F licht in dem flatternden haar dir E ppich und ehrenpreis D ie wehende saat ist wie gold noch V ielleicht nicht so hoch mehr und reich R osen begrüssen dich hold noch W ard auch ihr glanz etwas bleich V erschweigen wir was uns verwehrt ist G eloben wir glücklich zu sein W enn auch nicht mehr uns beschert ist A ls noch ein rundgang zu zwein. G ieb ein lied mir wieder I m klaren tone deiner freudentage — D u weisst es ja: mir wich der friede U nd meine hand ist zag W o dunkle seelen sinnen E rscheinen bilder seltne hohe D och fehlt das leuchtende erinnern D ie farbe hell und froh W o sieche seelen reden D a lindern schmeichelhafte töne D a ist die stimme tief und edel D och nicht zum sang so schön. D as lied das jener bettler dudelt I st wie mein lob das dich vergeblich lädt I st wie ein bach der fern vom quelle sprudelt U nd den dein mund zu einem trunk verschmäht D as lied das jene blinde leiert I st wie ein traum den ich nicht recht verstand I st wie mein blick der nur umschleiert I n deinen blicken nicht erwidrung fand 5 D as lied das jene kinder trillern I st fühllos wie die worte die du giebst I st wie der übergang zu stillern G efühlen wie du sie allein noch liebst. D rei weisen kennt vom dorf der blöde knabe D ie wenn er kommt sich ständig wiederholen D ie eine wie der väter hauch vom grabe D ie eh sie starben sich dem herrn befohlen D ie andre hat die tugendhafte weihe A ls ob sie schwestern die beim spinnrad sassen U nd mägde sängen die in langer reihe V or zeiten zogen auf den abendstrassen D ie dritte droht — versündigung und rache M it altem dolch in himmel-blauer scheide M it mancher sippe angestammtem leide M it bösen sternen über manchem dache. S tätte von quälenden lüsten W o ihr gestrandet seid L ass deine sonnigen küsten F olge dem strengen bescheid M ach dass dein ruder erstarke L angsam ohne gefahr S chaukelt dann deine barke F ort mit dem sinkenden jahr N icht vor der eisigen firnen D rohendem rätsel erschrick U nd zu den ernsten gestirnen H ebe den suchenden blick! D ie wachen auen lockten wonnesam I m veilchenteppich kam sie an das gitter G eschmückt wie jährig für den bräutigam U nd dachte sein bis nach dem fest der schnitter N ur eine lerche die im haine schlug B emerkte ihr erröten und erschrecken U nd wie in sommer-langer tage zug S ie sann und welkte bei den eiben-hecken V on ihrer schlanken anmut spricht allein B ei perlen-schnüren eine seidne locke D ie eine fromme freundin birgt im schrein U nd schlichtes gras mit einem marmorblocke. D a kaum noch sand im stundenglase läuft S o zieh ihm nach dem wandrer tau-beträuft D ie heisse luft verwehte ihn geschwind D en freund der blumen und der sterne kind D er eines morgens vor dem schnitt der saat D ie hände traurig vor die stirne that U nd durch wer weiss welch frühen fluch gemahnt I m heut den lezten jugendtag geahnt D er durch kein sonnenschmeicheln mehr erweicht S olang er schön war ohne klage leicht G leich einem sommervogel überm ried A n jenem tag aus unsren kreisen schied. T rauervolle nacht S chwarze sammetdecke dämpft S chritte im gemach W orin die liebe kämpft D en tod gab ihr dein wunsch N un siehst du bleich und stumm S ie auf der bahre ruhn E s stecken lichter drum D ie lichter brennen ab D u eilest blind hinaus N achdem die liebe starb — U nd weinen schallt im haus. W ir werden nicht mehr starr und bleich D en früheren liebeshelden gleich A n trübsal waren wir zu reich W ir zucken leis und dulden weich S ie hiessen tapfer hiessen frei T rotz ihrer lippen manchem schrei W ir litten lang und vielerlei D och schweigen müssen wir dabei S ie gingen um mit schwert und beil D och streiten ist nicht unser teil U ns ist der friede nicht mehr feil U m ihrer güter weh und heil. I ch weiss du trittst zu mir ins haus W ie jemand der an leid gewöhnt N icht froh ist wo zu spiel und schmaus D ie saite zwischen säulen dröhnt H ier schreitet man nicht laut nicht oft D urchs fenster dringt der herbstgeruch H ier wird ein trost dem der nicht hofft U nd bangem frager milder spruch B eim eintritt leis ein händedruck B eim weiterzug vom stillen heim E in kuss — und ein bescheidner schmuck A ls gastgeschenk: ein zarter reim. D ies leid und diese last: zu bannen W as nah erst war und mein V ergebliches die arme spannen N ach dem was nur mehr schein D ies heilungslose sich betäuben M it eitlem nein und kein D ies unbegründete sich sträuben D ies unabwendbar-sein B eklemmendes gefühl der schwere A uf müd gewordner pein U nd dann dies dumpfe weh der leere — O dies: mit mir allein. N icht ist weise bis zur lezten frist Z u geniessen wo vergängnis ist V ögel flogen südwärts an die see B lumen welkend warten auf den schnee W ie dein finger scheu die müden flicht A ndre blumen schenkt dies jahr uns nicht K eine bitte riefe sie herbei A ndre bringt vielleicht uns einst ein mai L öse meinen arm und bleibe stark L ass mit mir vorm scheidestrahl den park E h vom berg der nebel drüber fleucht S chwinden wir eh winter uns verscheucht. K eins wie dein feines ohr M erkt was tief innen singt W as noch so schüchtern schwingt W as halb sich schon verlor K eins wie dein festes wort S ucht so bestimmt den trost I n dem was wir erlost D es wahren friedens hort K eins wie dein fromm gemüt B espricht so leicht den gram D er eines abends nahm W as uns im tag geglüht. M ir ist kein weg zu steil zu weit D en ich nicht ginge mein geleit M it dir — uns ängstet keine kluft U nd sühne steht auf jeder gruft S o kreuzen wir in wehmut nur D er freudlos grauen aschen flur M it ihrem dürren gras und dorn D och rein von reue rein von zorn M ein feuchtes auge späht nur fern N ach diesem Einen aus der gern D ie harfe reich und wol gestimmt D er unsre goldne harfe nimmt. D ie stürme stieben über brache flächen U nd machen heller ahnung voll die runde D a wollen sich erstickte fluren rächen D a zittert seufzen aus dem bergesschlunde E s scheint als ob die schrecklich fernen grollen D och eine stimme mahnt aus friedensföhren: H ast du mir ehdem nicht versprechen sollen D er gräber ruh mit klage nie zu stören I ch zog vorbei am winterlichen pfahle V or dem wir nie in leerem weinen knieten I ch bat dich nur der bald ihn sieht dem strahle D es frohen lenzes meinen gruss zu bieten. G eführt vom sang der leis sich schlang D ir ward er leicht der ufergang I ch sah der höhen dichten rauch V erjährtes laub und distelstrauch D ein auge schweift schon träumerisch A uf eine erde gabenfrisch D enn dein gedanke flattert fort V oraus zu einem sichern hort I ch frage noch wer kommt wenn sanft D ie gelbe primel nickt am ranft U nd sich das wasser grün umschilft D er mir den mai beginnen hilft? E ntflieht auf leichten kähnen B erauschten sonnenwelten D ass immer mildre thränen E uch eure flucht entgelten S eht diesen taumel blonder L ichtblauer traumgewalten U nd trunkner wonnen sonder V erzückung sich entfalten D ass nicht der süsse schauer I n neues leid euch hülle — E s sei die stille trauer D ie diesen frühling fülle. L angsame stunden überm fluss D ie welle zischt wie im verdruss D a von dem feuchten wind gefrischt E in schein bald blendet bald verwischt W ir standen hand in hand am strand D a sah sie ähren in dem sand S ie trat hinzu und brach davon U nd fand auf diesen tag den ton B eginnend klang er hell und leicht W ie von dem ziel das wir erreicht D ann ward er dumpfer als sie sang V om fernen glück wie bang! wie lang! D er hügel wo wir wandeln liegt im schatten I ndess der drüben noch im lichte webt D er mond auf seinen zarten grünen matten N ur erst als kleine weisse wolke schwebt D ie strassen weithin-deutend werden blasser D en wandrern bietet ein gelispel halt I st es vom berg ein unsichtbares wasser I st es ein vogel der sein schlaflied lallt? 6 D er dunkelfalter zwei die sich verfrühten V erfolgen sich von halm zu halm im scherz · · D er rain bereitet aus gesträuch und blüten D en duft des abends für gedämpften schmerz. F lammende wälder am bergesgrat S chleppende ranken im gelbroten staat V or ihrem schlummer in klärender haft H ebst du die traube mit leuchtendem saft L ang eh sie quoll mit dem sonnigen seim B rachtest du strauss und kranz mit heim U nd du begrüssest den lohnenden herbst D a du von sommers schätzen erbst I hm ward die frucht zum genuss nicht bestellt D er sich froh auch den knospen gesellt F ragst du ihn so sagt er dir: weil M an mir nahm mein einzig heil. D er abend schwül der morgen fahl und nüchtern S ind einziger wechsel ihrer trüben reise S ie ganz in thränen ganz in schmerz und schüchtern B estimmten die gezogenen geleise A n hohen thoren wo sie eintritt heische I st niemand der für ihre treue zeuge U nd keine hand die fleisch von ihrem fleische S ich bis zu ihr herniederbeuge S o wird sie bald ergriffen vom getöse B ald kehrt sie um mit seiner schlimmen beute U nd so wie früher murmelt sie noch heute D en spruch der nahend sie erlöse. O b schwerer nebel in den wäldern hängt D u sollst im weiterschreiten drum nicht zaudern S prich mit den bleichen bildern ohne schaudern S chon regen sie sich sacht hinangedrängt W enn gras und furche auf dem pfad versteinen G ehäufter reif die wipfel beugt versteh Z u lauschen auf der winterwinde weh D ie mit den welken einsamkeiten weinen S o hältst du immer wach die müde stirn U nd gleitest nicht herab von steiler bösche O b auch das matt erhellte ziel verlösche U nd über dir das einzige gestirn. D a vieles wankt und blasst und sinkt und splittert E rstirbt das lied von dunst und schlaf umflutet B is jäher stoss das mürbe laub zerknittert V on ehmals wilde wunde wieder blutet — B is plötzlich sonne zuckt aus nassen wettern E in schwarzer fluss die bleichen felder spreitet U nd seltne donner durch die fröste schmettern E s merkt nur in dem zug der grabwärts gleitet D ie fackeln zwischen den geneigten nacken D er klänge dröhnen aus dem trauerprunke U nd sucht ob unter rauhen leides schlacken N och glimme ewig klarer freude funke. Z u traurigem behuf E rweckte sturm die flur A us finstrem tag entfuhr E in todesvogel-ruf K aum zeigt der hügelrund D er grauen stunden flucht E in baum tiefhängend sucht N ach halmen überm grund S chon taucht die wüstenei Z urück zum dunklen schacht E in ton von qual und nacht B richt wie ein lezter schrei. O b deine augen dich trogen D urch fallender äste hauf T reiben die kämpfenden wogen D en strom hinauf? D u jagest nach und sie steigen V on fremden kräften erfasst W irbelndem rieselndem reigen F olgt die begehrende hast H üte dich führe nicht weiter D as spiel mit schwerem kauf — Z iehen nicht deine begleiter S chon ihren alten lauf? I hr tratet zu dem herde W o alle glut verstarb L icht war nur an der erde V om monde leichenfarb I hr tauchtet in die aschen D ie bleichen finger ein M it suchen tasten haschen — W ird es noch einmal schein! S eht was mit trostgeberde D er mond euch rät: T retet weg vom herde E s ist worden spät. W ie in der gruft die alte L ebendige ampel glüht W ie ihr karfunkel sprüht U m schauernde basalte! V om runden fenster droben E ntfliesst der ganze glanz V on feuriger monstranz M it goldumreiften globen U nd einem weissen lamme — U nd wenn die ampel glüht U nd wenn ihr kleinod sprüht I st es von eigner flamme? D ie jagd hat sich verzogen D u bleibst mit trägem bogen — B lutspuren unter tannen H orch welch ein laut! von wannen? D as ist kein lärm der rüden K ein schrei der flüchtig-müden D u lauschst am grund beklommen S ollst du entgegenkommen? N ur still! schon dringt er näher D ir schien verirrter späher I m widerschall der hiefe D ass jene stimme riefe. E s winkte der abendhauch M it dem geneigten glücke N imm und bewahr es auch E h dir ein andrer es pflücke D och wie in fesseln geschnürt J ammert die seele erblassend D ie glückes nähe spürt E s schauend und doch es nicht fassend D a brachte der abendhauch I hr die erlösende kunde: M eine trübste stunde N un kennest du sie auch. W illst du noch länger auf den kahlen böden N ach frühern vollen farben spähn A uf früchte warten in den fahlen öden U nd ähren von verdrängten sommern mähn? B escheide dich wenn nur im schattenschleier M ild schimmernd du genossene fülle schaust U nd durch die müden lüfte ein befreier D er wind der weiten zärtlich um uns braust U nd sieh die tage die wie wunden brannten I n unsrer vorgeschichte schwinden schnell D och alle dinge die wir blumen nannten V ersammeln sich am toten quell. GEDRUCKT IM JAHRE ACHTZEHN HUNDERTSIEBENUNDNEUNZIG BEI OTTO VON HOLTEN BERLIN C IN ZWEIHUNDERT UND SECHS ABZÜGEN DAVON DREI AUF VAN GELDER DREI AUF JAPANPAPIER