Die Constructionen in Holz . Herausgegeben von Germano Wanderley, Architect. Fachvorstand und Professor an der K. K. Staats- Gewerbeschule in Brünn. Mit 500 Holzschnitten . Zweite gänzlich umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. Halle a /S. G. Knapp's Verlagsbuchhandlung . 1877. Vorrede zur zweiten Auflage. B ei Bearbeitung der ersten Auflage des „ Handbuch der Bauconstruktionslehre “ leitete mich der Gedanke, den Studirenden des Baufaches — den Akademikern, Gewerbe- und Baugewerksschülern — ein Compendium zu geben, welches die hauptsächlichsten im Hochbauwesen vorkommenden Construktionen in systematischer Reihenfolge enthalten sollte. Um dies Ziel möglichst zu erreichen, schien es mir nöthig, einerseits die Construktionselemente, d. h. hauptsächlich die Holzverbindungen, Balkenlagen, Dächer, Steinverbände, graphische Constructionen bei Gewölben, Bedach- ungen ꝛc., ausführlich zu besprechen, andererseits den knapp gehal- tenen Text mit recht vielen, der Praxis entnommenen Beispielen zu verdeutlichen, und die Figuren in kleinem, aber doch deutlichem Maßstabe so zu zeichnen, daß der Studirende die Anwendung und Verbindung der in speciellem Falle besprochenen Construktion mit ihrer Umgebung klar erkenne. Diese Grundsätze hielt ich auch bei Bearbeitung der zweiten Auf- lage meines „Handbuch der Bauconstruktionslehre“ fest; gleichzeitig habe ich nicht unterlassen, einzelne wichtige Abschnitte, so z. B. die Construktionen in Holz und Stein, die in der ersten Auflage je nur 5 — 6 Druckbögen einnahmen und daher allzu knapp waren, ganz umzuarbeiten und sehr zu vermehren. Die beiden erwähnten Abschnitte sind jetzt auf das vier- bis fünffache erweitert, und auch die Abschnitte „Bedachungen“ und „Innerer Ausbau“ haben eben- falls eine beträchtliche Vermehrung erhalten. Abschnitt „Hilfscon- struktionen“ der ersten Auflage ist in der zweiten Auflage mit einigen anderen Abschnitten vereinigt, so z. B. in Zimmerconstruktionen mit den Dachausmittelungen, in Steinconstruktionen mit den Bögen und Gewölben, u. s. w. Eine ganz besondere Vermehrung hat das Werk durch die Auf- nahme der in Oesterreich allgemein gebräuchlichen Construktionen erhalten, von denen man in Deutschland noch sehr wenig Kenntniß hat, obgleich sie ohne Zweifel manche vortreffliche Eigenschaften besitzen. Um die Entstehung dieser abweichenden Construktionen zu Vorrede. erklären, habe ich an den betreffenden Stellen die Bauordnungen der Kronländer beigefügt. Die Aufzählung der deutschen Bau- ordnungen war nicht thunlich, weil diese einerseits sehr zahlreich und fast in allen Städten verschieden sind, andererseits zur Zeit in einer Reihe von Bezirken umgeändert werden; immerhin habe ich manchmal die berliner Bauvorschriften notirt. Obgleich die österreichischen Construktionen gerade durch die eigen- artigen Bauordnungen ein nationales Gepräge erhalten haben und in Deutschland nicht direct nachahmungsfähig sind, glaubte ich doch zur Aufnahme derselben verpflichtet zu sein, da auch selbst in Oester- reich nur wenige Werke existiren, welche die neueren Construktionen systematisch und ausführlich besprechen — dies gilt insbesondere von den Dachconstruktionen; in diesem Werke habe ich versucht, sowohl die deutschen, als auch die österreichischen Dächer nach gleichem Princip zusammenzustellen und zu entwickeln. In Bezug auf Abschnitt „Construktionen in Eisen“ sei bemerkt, daß dort nur die elementaren Anordnungen — Säulen, Träger, einfache Dächer — dargestellt sind und daher großartige Construk- tionen, wie z. B. Hallendächer u. s. w., unberücksichtigt bleiben, zumal diese bereits in „Brandt, Lehrbuch der Eisenconstruktionen“ erschöpfend behandelt wurden. Wegen der bedeutenden Vermehrung des ganzen Werkes habe ich auf Veranlassung des Herrn Verlegers, dem ich hier für die gute Ausstattung meinen Dank sage, die zweite Auflage des „Hand- buch der Bauconstruktionslehre“ in drei von einander unabhängigen Bänden bearbeitet, so daß dem Unbemittelten die Anschaffung eines einzelnen Bandes gestattet ist. Das ganze Werk enthält sonach: 1. Band: Construktionen in Holz (Zimmererarbeiten), 2. Band: Construktionen in Stein (Maurer- und Steinmetzen- arbeiten), 3. Band: Construktionen in Eisen, Treppenconstruktionen, Innerer Ausbau, Grundbau (Fundirung und Grundirung). Brünn , im November 1876. G. Wanderley . Inhalts-Verzeichniss. Seite Erstes Kapitel. Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände 1 Die Verlängerung der Hölzer 2 Verbreiterungen der Hölzer 3 Ueberkreuzungen und Knotenbildungen der Hölzer 4 Verdickung der Hölzer 11 Verschränckung der Hölzer 16 Die Hänge- und Sprengewerksverbände 16 Das Hängewerk oder der Hängebock 18 Das Sprengewerk oder der Sprengebock 39 Zweites Kapitel. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau 48 Die Etagen- oder Zwischenbalkenlagen 49 Die Dachbalkenlagen 58 Die Zwischendecken 66 Die Unterstützung der Balkenlage 69 Die Stärke der Balken und Träger 84 Der Decken- und Bodenbau in Oesterreich 95 Drittes Kapitel. Die Holzwände 107 Die Blockwände 108 Die Riegel-, Bund- oder Fachwerkswände 110 Die Hänge- und Sprengewerkswände 128 Die Bretterwände 142 Viertes Kapitel. Die Dachgerüste 152 Die Dachneigung 152 Die Dachformen 156 Inhalts-Verzeichniß. Seite Das einfache Satteldach 165 Das einfache Kehlbalkendach 171 Der stehende Kehlbalkendachstuhl 174 Der doppeltstehende Kehlbalkendachstuhl 176 Der liegende Kehlbalkendachstuhl 178 Die Fettendächer 179 Der liegende Fettendachstuhl mit Bockstreben 180 Der einfachstehende Fettendachstuhl 183 Der doppeltstehende Fettendachstuhl 184 Der liegende Fettendachstuhl mit Spannbalken 190 Dächer mit versenktem Dachgebälk 196 Satteldächer mit ungleichen Dachneigungen 207 Dachgerüste über freischwebenden Dächern 212 Die Mansarddächer 218 Die Pultdächer 224 Die Sägen- oder Shed-Dächer 229 Die Bogendächer 234 Die Dächer mit Gittersparren 243 Die Dächer mit Hänge- und Sprengewerken 245 Die Thurmdächer 273 Die zusammengesetzten Dächer und Schiftungen 277 Fünftes Kapitel. Die Bogengerüste 302 Sechstes Kapitel. Die hölzernen Hauptgesimse 313 Druckfehler-Verzeichniß 318 Erster Abschnitt. Der Holzbau . In den früheren Zeiten waren die künstlichen Combinationen des Zimmermanns Stolz und hieß der Meister, welcher dieselben mit besonderem Geschick ausführen konnte — heuer ist der Begriff der Meisterschaft ein anderer geworden. Diejenigen Arbeiten, welche der Zimmermann mit seinen gewöhn- lichen Werkzeugen herstellen kann, heißen schlichtweg „ Zimmerconstructionen “, und je nachdem er die unzureichenden Holz- oder Balkenmaße (ent- weder in der Dicke oder Länge) durch Zusammenfügung einzelner Theile vergrößert, oder aus einzelnen Balken ein ganzes, für sich fer- tiges Baugerippe herstellt, lassen sich die Construktionen eintheilen, in: 1. Elementarverbindungen , a. einfache Holzverbände, b. Hänge- und Sprengewerksverbände; 2. Balkenlagen mit Einschluß der Zwischendecken, oder der Boden- und Deckenbau ; 3. Fachwerks- oder Riegelwände ; 4. Dachgerüste . Erstes Kapitel . Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. Die einsichtsvolle Verwendung der Zimmerconstructionen setzt die genaue Kenntniß der einzelnen Elementarverbindungen voraus. Als wichtigste Regel gilt, daß letztere sich leicht und schnell her- stellen lassen, denn einerseits arbeitet der Zimmermann meist nur mit groben Werkzeugen (Schrotsäge, Beil, Axt, Dexel, großen Stemmeisen), andererseits besitzt das Holz in schwachen Dimensionen gar keine Festigkeit, und würden demgemäß alle feinen und compli- Wanderley, Bauconstr. 1 Erstes Kapitel. cirten Theile nicht nur dem Arbeiter sozusagen „unter der Hand“ abbrechen, sondern auch beim Transport und Aufstellen (Richten) absplittern. Je nach der Lage und Anordnung der einzelnen Verbindungen unterscheidet man: A. Verlängerungen, B. Verbreitungen, C. Ueberkreuzungen und Knotenbildungen, D. Verdickungen. A. Die Verlängerungen der Hölzer. Die wichtigsten dieser Verbindungen sind folgende: 1. Der gerade Stoß (Fig. 1). 2. Der gerade Stoß mit Klammern (Fig. 2). 3. Der gerade Stoß mit eisernen Schienen (Fig. 3 A — B ). 4. Das gerade Blatt (Fig. 4). 5. Das schräge Blatt mit geradem Stoß (Fig. 5). Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3 A—B. Fig. 4. Fig. 5. 6. Die schräge Anblattung mit schrägem Stoß, Keilen und Bolzen (Fig. 6). Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. 7. Die doppelte Anblattung oder schräge Hakenkamm mit schrä- gem Stoß und dem Keile (Fig. 7). 8. Die doppelte schräge Seitenanblattung (oder schräger Haken- kamm) mit geradem Stoß, Keilen und Bolzen (Fig. 8). 9. Das gerade schräg geschnittene Hakenblatt mit dem Keile. Beide Hölzer werden entweder mit hölzernen Nägeln oder schwa- chen eisernen Bolzen zusammengehalten. Die Keile bestehen gewöhnlich aus hartem Holze und werden, bevor man sie eintreibt, mit Speck bestrichen, damit die Reibung geringer werde. Diese Längenverbindung ist die solideste, da sie weder der Länge nach auseinander gezogen, noch auf-, seit- und niederwärts ausein- ander gedrückt werden kann. Außerdem wendet manchmal der Zimmermann Längenverbin- dungen mit einem eingesetzten Stück oder Blatt an; die Fig. 10 zeigt eine solche Verbindung mit schrägem Haken und Keil . Diese Fig. 6. Fig. 8. Fig. 7. Fig. 10. Construction ist die beste dieser Art, sie macht aber viel Arbeit; eine Verbolzung oder Vernagelung erscheint überflüssig, da das eingesetzte Stück ohnehin nicht heraus kann. B. Verbreitungen der Hölzer. Hierher gehören die verschiedenartigen Spundungen, wie sie bei Spundwänden, Fußböden u. s. w. vorkommen. Bei schwachen Spundwänden wendet man die keilförmige (Fig. 11) und bei starken Bohlenwänden die quadratische Spundung (Fig. 12) an. 1* Erstes Kapitel. Die Zusammensetzung der Fußenbodenbretter kann sowohl mit gestrichenen , d. h. nur glattgehobelten Kanten, die mit oder ohne Leim miteinander verbunden werden (Fig. 13), mit halber oder gefalzter Spundung (Fig. 15), als auch mit ganzer Spundung (Fig. 14), bei welcher die eine Brettkante eine Nuthe, die andere eine Feder (Zapfen) erhält, geschehen. C. Ueberkreuzungen und Knotenbildungen der Hölzer. 1. Hölzer, welche in einer Ebene liegen . a. Einfacher Zapfen (Fig. 16); seine Höhe beträgt ein Drittel der Holzstärke, in welchem sich das Zapfenloch befindet, die Zapfenbreite ist gleichfalls ⅓ derselben Holzbreite. b. Blockzapfen (Fig. 17 A—B ) wendet man nur an, wenn der Stiel breiter ist als das aufzunehmende Holz. c. Brustzapfen (Fig. 18) kommt bei Balkenauswechselungen vor. d. Eckzapfen (Fig. 19) (bei Eckständern). Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig.14. Fig. 15. Fig. 19. Fig. 16. Fig. 17. Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. e. Schräge Zapfen (Fig. 20) ordnet man für alle Streben an, die keinem starken Schub ausgesetzt sind, so z. B. bei den Streben der Riegelwände, bei Dachbinderstreben u. s. w. Zapfenbreite gleich ⅓ der Holzbreite. f. Scheer- oder Gabelzapfen (Fig. 21) (bei Sparrenkuppelung. g. Einfache Versatzung (sogenannte Anstirnung) (Fig. 22) mit Zapfen dient für steile Streben und leichte Hängewerke. h. Doppelte Versatzung oder Anstirnung mit Zapfen ist für flachgeneigte Streben (Hängewerksstreben u. s. w.) erfor- derlich (Fig. 23 A und B ). In beiden Fällen darf die Tiefe der Versatzung nicht über 1/7, besser ⅛ der Balken- höhe und die Zapfentiefe nicht mehr als ½ der Balken- höhe betragen. Vor der Versatzung muß genug Holz (etwa 0,25—0,5 m ) stehen bleiben. Fig. 18. Fig. 21. Fig. 20. Fig. 22. i. Gerade Ecküberblattung (Fig. 24) mit Nagelverbindung. k. Einfache Ueberblattung (Fig. 25). l. Schwalbenschwanzüberblattung (Fig. 26) ist besser als die vorige. Erstes Kapitel. m. Ecküberblattung mit schrägem Schnitt (Fig. 27) eignet sich sehr gut für Schwelleneckverbindung; die schiefen Flächen verhindern das Abrutschen der beiden Hölzer. Fig. 23 A. Fig. 23 B. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. n. Ecküberblattung mit Kamm (Fig. 28) ist complicirter als die vorige und nur für gering belastete Schwellen empfeh- lenswerth. o. Schwalbenschwanzförmige Anblattung oder Gegenblattung (Fig. 29 und 30) sind bei Kopfband- und Zangenver- hindungen gebräuchlich. Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. 2. Hölzer, welche in verschiedenen Ebenen liegen . Hierzu rechnet man: Die Verkämmung oder Aufkämmung, Schiftung, Auf- klauungen u. s. w. Bei der Verkämmung wird aus dem einen Holze eine Vertiefung von ⅛—1/10 der Höhe gearbeitet, in welche der vorstehende Theil des andern Holzes eingreift. Die Verkämmung kommt hauptsächlich Fig. 28. Fig. 29. Fig. 30. bei den Fachwerkswänden vor, bei welchen das Rahm- oder Kapp- holz der unteren Wand, die Etagenbalken und die Schwelle der oberen Wand in dieser Weise verbunden werden. Sie findet außer- dem Anwendung bei der Ueberkreuzung eines Balkens mit dem Un- terzuge resp. der Mauerlatte oder Mauerrost. Die hauptsächlichsten Verkämmungen sind in Fig. 31 gegeben: AA ist die aufgekämmte Schwelle einer Riegelwand mit Ein- schnitten für die Kämme; in diese Schwelle werden die Stiele und Erstes Kapitel. Fig. 31. Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. Streben des darüber stehenden Stockwerks eingelassen (siehe Fig. 32 B ). BB sind die Etagenbalken, wobei in der Ecke ein Stichbalken D angenommen wurde. Fig. 32 A. CC giebt das Wandrähm oder Kappholz an, welches auf den Wand- stielen ruht (siehe Fig. 32 B ). DD kann entweder ein Unterzug (siehe Fig. 32 B ) oder das Rähm einer Innen-Riegelwand (siehe spätere Fi- guren) sein. F bezeichnet die Schwelle einer auf der Balkenlage stehenden Innen- Riegelwand. Man unterscheidet: Aufkämmungen und Unterkämmungen; erstere erken- nen wir auf der Oberfläche der Hölzer Fig. 32 B. CC und EE , letztere an der Unterfläche der Schwellen AA und F. Die Balken BB sind mit beiden Arten versehen. Die Endverkämmungen heißen : Erstes Kapitel. a. Schwalbenschwanzförmiger Blattkamm. d. und e. Halbe Schwalbenschwanzkämme. b. c. und f. Ganze Schwalbenschwanzkämme. g. Ecküberkämmung mit dem Ort- oder Wandbalken G. Die beiden Hölzer CC und h stoßen im Winkel zusammen und werden miteinander verklammert. h. Gierung- oder Winkelverkämmung. k. Einfache horizontale Ausschneidung, welche gar keinen Halt gewährt und verwerflich ist. l. Schräge Ausschneidung besser als die vorige. n. Halbe gerade Aufkämmung. m. Halbe schräge Aufkämmung. i. Verkämmung mit Absatz unnöthig. o. Eckaufkämmung. w. und p. Gerader Endkamm. z. und v. Schwalbenschwanz-Endkamm. Die Mittelverkämmungen sind : t. Gerader Kamm mit geradem Steg. s. Gerader Kamm mit schrägem Steg. r. Schräger Kamm mit schrägem Steg. q. Gerader Kamm mit vertieftem Steg. u. und y. Kreuzkamm. x. Schwalbenschwanzkamm. Am häufigsten kommen die Kämme h , m , n , o , g , f , s , t , u , v und x vor. Die Fig. 32 A giebt dieselben Verbindungen. In der Regel wird die Verkämmung 2 — 3 Zentimeter gemacht, bei schweren Hölzern auch 4 Zentimeter. Die Aufklauung ist besonders bei den Sparren üblich, welche man mittelst einer Hocke oder Klaue auf die Fetten setzt. Die einfache Klaue zeigt Fig. 33; der Sparren wird recht- winklig ausgeschnitten und stumpf auf die Fette gebracht. In an- derer Weise stemmen sich die Seitensparren einer Kehldachfläche gegen den Kehlsparren (Fig. 34). In beiden Fällen befestigt man die Spar- ren mit sogenannten Sparrennägeln. Auch bei einfachen Sprenge- werksanordnungen kommt die Klaue vor, indem die beiden gegen- einander gerichteten Sprengestreben die durchgehende Fette unter- Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. stützen (Fig. 35). Eine aus dem Mittelalter auf unsere Zeit über- gegangene Verbindung ist die „Klaue mit Zapfen im Nest“, welche noch in Oesterreich und Süddeutschland allgemein Verwendung fin- det; Fig. 36 A — C giebt dieselbe in Ansicht A , im Schnitt B , im Grundriß C. Fig. 33. Fig. 34. Fig. 35 Fig. 36. D. Die Verdickung der Hölzer. Da die einfachen Balken als Träger, Streben ꝛc., bei großer Belastung und freiliegender Länge sehr stark, und daher zu theuer werden würden, so ersetzt man dieselben durch die verzahnten, verschränkten oder verdübelten Hölzer. Die verzahnten und verdübelten Hölzer kommen bei Trägern, Unterzügen, Sattelhölzern, doppelten Hängesäulen, doppelten oder mehrfach aufeinander liegenden Hänge- resp. Sprengestreben vor, während die Verschränkung nur für verticale Eckstiele (siehe Riegel- wände) und starke Hängesäulen verwendbar ist (siehe Fig. 73 u. 79). a. Die Verzahnung . Der verzahnte Balken kann entweder aus 3, 5 oder 7 fest auf- einander verbolzten Stücken bestehen. Erstes Kapitel. Fig. 38. Fig. 37 A—B. Fig. 39. Im ersten Falle hat er oben zwei, unten ein (Fig. 37 B ), im anderen oben drei, unten zwei, und im dritten oben vier, unten drei Hölzer (Fig. 38). Die Verschiebung der einzel- nen Hölzer wird durch soge- nannte Zähne verhindert, welche sich gegen die zahnartigen Ab- sätze der unteren Hölzer stemmen. Damit die aufeinander lie- genden Theile fest zusammen- bleiben, werden dieselben mit- telst Schraubenbolzen gekuppelt; letztere ordnet man hauptsächlich an den Enden der Holzstücke (Fig. 38) und, wenn es nöthig ist, bei jedem zweiten Zahn an. Die Schraubenbolzen (Fig. 39) haben an dem einen Ende einen fest angeschweisten Kopf, an dem anderen ein Gewinde, eine be- wegliche Mutter und Unterlags- scheibe. Der Bolzen ist meistens 1,5 zm , manchmal auch 2 zm stark, und wiegt 2—3 Kilogr. Die Höhe des Trägers be- trägt 1/12—1/15 seiner ganzen freiliegenden Länge, die Zahn- länge macht man 8/10—10/10 und die Dicke 1/10 der Höhe des ganzen Balkens. Die Anfertigung eines dreitheiligen verzahnten Balkens geschieht folgendermaßen: man theile die Höhe der beiden Enden, als auch der Balkenmitte in 10 gleiche Theile ein (Fig. 37 A ), verbinde (siehe Fig. 40) den 4. Punkt ( a ) am Ende mit dem 5. Punkt ( b ) in der Mitte und ziehe mit dieser Verbindungslinie eine Parallele vom 5. Punkt am Ende nach dem 6. Punkt in der Mitte. Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. Der Abstand dieser beiden punktirten Linien (gleich 1/10 der Bal- kenhöhe) giebt gleichzeitig die Höhe der Zähne an. Da die Zahn- länge 8/10 — 10/10 der ganzen Balkenhöhe mißt, vermag man nun die Zähne i h g, g f e, e d c u. s. w. zu verzeichnen, wobei beachtet werden muß, daß i h, g f u. s. w. senkrecht auf a b stehen müssen. Um den verzahnten Trag- balken noch mehr zu versteifen und gegen Durchbiegen zu sichern, pflegt man ihn abzusprengen, d. h. so zu biegen, daß die Mitte höher zu liegen kommt als die Enden. Eine solche Stechung beträgt nur 1/60 — 1/100 der gan- zen freiliegenden Länge und wird dadurch erreicht, daß man die Balkenmitte auf einen Klotz legt und die Enden mittelst einer Wagenwinde hinabpreßt. Zu diesem Behufe werden an den Balkenenden zwei fest abgebun- dene und verbolzte Holzrahmen im Erdboden eingestampft, da- mit die Schraube oben einen festen Widerstand finde; in Fig. 41 ist dies Verfahren skizzirt. In solcher Lage bleibt der Balken so lange eingespannt, bis die sämmtlichen Löcher durch- gebohrt und die Schraubenbol- zen fest eingezogen sind. Weil die Zähne recht dicht aufeinander liegen müssen, ho- belt man die Flächen glatt ab. Fig. 40. Fig. 41. Wie aus der Beschreibung erkennbar ist, verursacht die sorgfältige Herstellung der verzahnten Balken viel Arbeit und nur sehr geschickte Zimmerleute können eine solche Construction ausführen. Um aber auch bei geringerer Sorgfalt einen guten verzahnten Träger zu er- halten, pflegt man die ungleichen Längen der Zähne dadurch auszu- Erstes Kapitel. gleichen, daß man in die entstandenen Lücken zwei schlanke, aus hartem Holze oder Eisen gefertigte Keile mit großer Gewalt ein- treibt (Fig. 37 B ). Dies Eintreiben geschieht noch, so lange der Fig. 42. Balken eingespannt ist. In der Praxis wen- det man stets, auch bei bester Ausführung, verzahnte Balken mit Keilen an. Bei sorgfältiger Herstellung beträgt die Tragfähigkeit eines verzahnten Balkens ¾ von der eines vollen, bei gleicher Höhe und freiliegender Länge. Da wir weiter unten behufs Berechnung der Holzstärken eines vollen Balkens die Formel aufstellen, so ergiebt sich, daß beim verzahnten Balken sein muß. Bei der Annahme gleicher Tragfähigkeit der beiden Hölzer wird bei gleicher freiliegen- der Länge betragen: es ist dann, wenn b : H und b : h = 5 : 7, 0,7 . H 3 = 0,933 h 3 oder 0,19 H = 0,21 h. Daraus folgt, daß unter gleichen Umstän- den (Belastung und freiliegender Länge und Tannenholz) die Höhe des verzahnten Balkens mindestens 1,1, besser 1,1—1,3 mal höher sein muß, als die eines Trägers aus vollem Holze. Erwähnt sei schließlich noch, daß die un- teren Holzfasern auf absolute , die oberen auf rückwirkende Festigkeit in Anspruch ge- nommen werden, und man über jeden Stoß eine eiserne Schiene, dagegen zwischen die Elementarverbindungen. Einfache Holzverbände. Hirnenden der Hölzer eine dünne Bleiplatte legen muß, damit die Hirnenden sich nicht zusammendrücken. b. Die Verdübelung . Die Bearbeitung des eben beschriebenen Balkens oder Trägers ist ziemlich schwierig, deshalb begnügt man sich meistens damit, zwei Balken stumpf aufein- ander zu legen und fest zu verbolzen. Um die Ver- schiebung derselben unmöglich zu machen, treibt man schlanke eiserne oder eichene Dübel zwischen die Balken- hälften. Diese erhalten entweder nach Fig. 42 b qua- dratische, oder nach a rechteckige Querschnitte. Die Höhe des ganzen Balkens beträgt ebenfalls 1/12 — 1/15 der ganzen Spannweite; auch wird die Sprengung gleich 1/60 der Spannweite gemacht. — Die Tragfähigkeit des verdübelten Balkens ist gleich der des verzahnten, also gleich ¾ der Tragfähigkeit eines vollen Balkens unter sonst gleichen Umständen. Da die Berschiebung der beiden Holztheile in der Mitte des Balkens sehr gering ist, dagegen nach den Enden progressiv zunimmt, sind die Keile hauptsächlich an den Balkenenden erforderlich. Wie ersichtlich, besteht in Fig. 42 der obere Theil aus zwei schräggeschnittenen Stücken; dies kann aber nur bei horizontalliegenden Hölzern, z. B. bei Trägern und Unterzügen, geschehen. In der Regel legt man zwei gleichstarke Hölzer aufeinander. Bei allen geneigt liegenden verdübelten Constructionen (siehe Fig. 47 u. 48) muß solches stets stattfinden. In diesem Falle fällt die sogenannte „Stechung“ fort. Die Verwendung der verdübelten Hölzer ist eine mannigfache; die Fig. 44 zeigt die Verdübelung zweier Balken bei Sprengewerken, Fig. 45 bei Sattelhölzern, Fig. 46 desgl., Fig. 47 bei Zusammenkuppelung zweier aufeinander liegender Hängestreben (bei dieser Figur ist der Hängebalken verzahnt), Fig. 48 bei Verstärkung der Hauptstreben in Fettendächern, u. s. w. Fig. 43. Erstes Kapitel. C. Die Verschränkung der Hölzer findet blos bei Verdickung der verticalen Ständer und Hängesäulen statt. Im Allgemeinen vermeidet man die Verschränkung soviel als irgend möglich, da sie zu viel Arbeit macht und durch die Verdübe- lung ganz gut ersetzt werden kann; in dieser Hinsicht verweisen wir auf die weiter unten illustrirten doppelten Stiele. Fig. 44. Fig. 45. Fig. 46. Die Fig. 49 veranschaulicht die Verschränkung, welche darin be- steht, daß man die Holzstärke in neun Theile zerlegt und die mitt- leren Streifen für die Verschränkung benutzt. Die Länge eines Zahnes mißt das Zwei- bis Dreifache der Holzbreite. Durch jeden Zahn zieht man einen Bolzen. Um die Ungenauigkeit der Zahnlängen auszu- gleichen, werden Keile eingetrieben. Die Anwendung der Verschränkung sehen wir bei Riegelwänden mit hohen Eckständern. Die Hänge- und Sprengwerks-Verbände. Freischwebende Decken, Dachgerüste und Wände, welche einer Un- terstützung bedürfen, stehen fast immer mit Hänge- oder Sprenge- werken, oder mit beiden in Verbindung. Daher spielen diese Hänge- Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. und Sprengewerksverbände in der Zimmerkunst eine große Rolle, und nicht selten erkennt man in der Art und Weise ihrer Verwendung die Geschicklichkeit und den Scharfsinn des Constructeurs. Fig. 47. Fig. 48. Fig. 49. Wanderley, Bauconstr. 2 Erstes Kapitel. 1. Das Hängewerk oder der Hängebock ist stets die Combination mehrerer (mindestens vier) Hölzer, die sich gegenseitig abstützen; man bringt ihn über einen Balken so an, daß die auf dem letzteren ruhende Last (Eigengewicht und Extrabelastung) auf feste Stützpunkte übertragen wird; alsdannn macht der horizon- tale Hängewerksbalken, der als Zuganker oder Schließe wirkt, den Strebenschub unschädlich und ist nur ein verticaler Druck auf den beiden Balkenauflagern vorhanden. In jedem Hängewerke sind wenigstens vier Hölzer erforderlich, nämlich: eine Hängesäule , zwei gegeneinander gerichtete Hänge- streben und ein Hängebalken oder Hängetramen ; bei großen Hängewerken kommt noch ein Spannbalken hinzu. Die Größe des Hängewerks und die Anzahl der Hängesäulen und Streben richtet sich nach der Länge des Hängewerksbalkens. Fig. 50 — 56 zeigen die verschiedenen Systeme und deren Zusam- Fig. 50. Fig. 52. Fig. 51. Fig. 53. Fig. 55. Fig. 54. mensetzungen. Man unterscheidet danach einfache, doppelte, drei- fache ꝛc. Hängewerke, je nach der Anzahl der Hängesäulen. Das einfache Hängewerk (Fig. 50) besteht aus den Streben NO und ON , der Hängesäule oder dem Hängeständer MO und dem Hängebalken NN , der mittelst Hängeeisen und Bügel mit der Hänge- säule befestigt ist. Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Das doppelte Hängewerk (Fig. 51) hat ebenfalls die Streben NO und ON , den Hängebalken NN , zwei Hängesäulen OM , OM und den Spannbalken oder Spannriegel OO. Wie wir weiter unten noch näher erkennen werden, wird in Fig. 50 die auf NN ruhende Last in M von der Hängesäule OM aufgefangen und in O durch die Streben ON nach N übertragen. In Fig. 51 hängt der Balken NN an zwei Hängesäulen OM , die von den Stre- ben ON an der einen Seite abgestützt werden. Damit die Streben eine passende Gegenkraft finden, ist der Spannriegel unbedingt noth- wendig. Das dreifache Hängewerk oder der Hängebock wird verschieden ausgebildet; erstens besteht es wie Fig. 52 aus zwei einfachen Böcken, deren beide inneren Streben sich auf die Mitte des Hänge- balkens stützen und aus einem darüber befindlichen großen einfachen Hängewerk, dessen Hängesäule den Druck der Streben aufnimmt, zweitens (Fig. 53) über einem großen doppelten Bock steht ein an- deres einfaches Hängewerk, dessen Hängesäule nur bis zum Spann- riegel reicht, und drittens (Fig. 54) die Hängesäule des einfachen Hängewerks reicht bis auf den Hängebalken und fängt diesen auf. Zu beachten ist, daß die sich bedeckenden Hängestreben dicht auf- einander liegen und fest verbolzt und verdübelt werden (siehe Fig. 47). Das vierfache Hängewerk (Fig. 55) besteht aus der Zusammen- setzung von zwei doppelten Hängeböcken, und das fünf- fache Hängewerk (Fig. 56) hat wiederum mehrere einfache und einen großen doppelten Bock. Im Hochbau finden die Hängewerke bei Dächern, schwe- benden Wänden (Fig. 55) Fig. 56. und Decken (Fig. 57 und 58) Anwendung. In letzterem Falle liegt das Hängewerk in der Regel rechtwinklig zur Balkenlage und der Hängewerksbalken dient dann als Träger resp. Unterzug der sämmt- lichen Balken oder Träme. Der Hängewerksbalken kann entweder über der Balkenlage (Fig. 57) als Träger liegen, wobei die Bal- ken an ihm anhängen, oder er befindet sich unter der Balkenlage als Unterzug , und bietet den Balken ein Auflager (Fig. 58). Die letzte Anordnung findet man am häufigsten, da selbige die Decke in 2* Erstes Kapitel. mehrere große Felder zerlegt, welche sich bedeutend besser decoriren lassen, als die langen schmalen Streifen in Fig. 57. Bezüglich der Anwendung der Hängewerke verweisen wir bei Wänden, bei Decken und Dächern auf die folgenden Figuren. Fig. 57. Fig. 58. In Nachstehendem besprechen wir die einzelnen Theile des Hänge- werks: a. Die Hängewerksstreben . Die vortheilhafteste Richtung der Streben giebt ein Neigungs- winkel von 41° 40 Minuten (Winkel zwischen Strebe und Hänge- balken); dieser Winkel entsteht bei einem einfachen Hängewerke, wenn beträgt, wobei H die Höhe der Hängesäule und l die halbe Länge des Hänge- balkens bedeutet. Bei dieser Richtung der Hängestreben erhält man den geringsten Querschnitt, was sich statisch nachweisen läßt. Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Die vorgeschriebene Neigung wird aber selten eingehalten, da man in der Praxis die Höhe des Strebenangriffspunktes nicht be- liebig wählen kann. Immerhin trachtet man danach, das angegebene Maß zu erreichen. Fig. 59. Fig. 60. Die Verbindung der Strebe mit dem Hängebalken geschieht bei leichten Hängewerken mit einfacher (Fig. 22), bei schweren Hängeböcken mit doppelter Anstirnung und Zapfen (siehe Fig. 23); zum besseren Halte dienen dann noch eiserne Bolzen oder Bänder, welche entweder lothrecht zur Strebe a oder zum Hängebalken b (Fig. 59) gerichtet sein können. Es ist darauf zu achten, daß vor der Anstirnung oder Ver- setzung mindestens 0,3 bis 0,4 m Holz stehen bleibe. Bei dreifachen und noch größeren Hängewerken wird der Hängebalken am Ende durch die Versetzung sehr geschwächt, aus welchem Grunde man ein Sattel- holz unter den Hängetram legt (siehe auch Fig. 46). Das Sattelholz kann ent- Fig. 61. weder über dem Hängebalken liegen (Fig. 60) oder unter dem- selben (Fig. 61). Damit die doppelten resp. dreifachen Streben den Schub gemein- schaftlich auf die Enden übertragen, werden sie zusammengebolzt und verkeilt (Fig. 60 und 61). Erstes Kapitel. b. Die Hängesäulen . Dieselben bestehen bei leichten Hängewerken aus einem Holz, bei schweren aus zwei Hölzern, welche zusammengebolzt und verdübelt oder verschränkt werden (siehe Fig. 49 und 73). Es ist zweckmäßig, die Entfernungen der Hängesäulen von ein- ander so anzuordnen, daß die Mittelöffnung sich zu den Seiten- öffnungen verhält wie 3 : 4 : 3 (Fig. 57), damit der Hängebalken gleiche Widerstandskraft besitze. c. Die Hängewerksbalken oder Hängetramen behandelt man ganz ebenso wie die Träger. Sind lange Balken nicht vorhanden, so verbindet man unter der Hängesäule zwei kürzere Hölzer mit schrägem Hakenkamm und Keilen (Fig. 7 und 8), oder mit Stoß und eisernen Schienen (Fig. 3). Zur besseren Unterstützung der verbundenen Stücke dient dann noch ein Sattelholz (Fig. 71). Falls außerordentliche Dimensionen für die Hängeträger erforderlich sind, legt man zwei Hölzer übereinander an, die verbolzt und verdübelt werden, und somit nach den, bei Fig. 38 bis 43 gegebenen Regeln behandelt werden (siehe auch Fig. 47). In neuerer Zeit kommen derartige schwere Hängewerksconstructionen höchst selten vor, da man bei umfangreicher Verwendung des Schmiede- eisens weit besser und billiger zum Ziele kommt. Daß man die Enden größerer Hängewerksbalken mittelst Sattelhöl- zern verstärkt, haben wir bereits bei Besprechung der Fig. 61 erwähnt. d. Die Verbindung der Hängesäule mit der Strebe . Als Hauptregel ist zu beachten, daß sich die Mittellinien der Streben mit der Mittellinie der Hängesäule in einem Punkte schnei- den (Fig. 62). Fig. 62. An der Hängesäulenspitze muß genug Holz stehen bleiben, damit die Strebe nicht wegrutscht. Aus diesem Grunde dürfte stets anzurathen sein, bei schweren Constructionen den Säulenkopf mittelst einer eisernen Schiene an die Streben zu befestigen. Bei kleinen und einfachen Hängeböcken, deren Hängesäulen in der äußeren Strebenkante endigen, benutzt man meistens die in Fig. 63 gegebenen Methoden, die darin bestehen, daß sowohl ein Winkelarm, als auch eine eiserne Kappe das Weg- rutschen der Streben verhindern. Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Für größere Hängewerke, deren Streben ohnehin eine bedeutende Breite haben, eignet sich dies Verfahren nicht; in diesem Falle ist ein breiter Kopf nothwendig, der sich bei einfachen Hängesäulen durch Fig. 63. Fig. 64. Andübelung und Anbolzung mehrerer Kopfhölzer nach Fig. 64 oder durch Anordnung einer sogenannten doppelten Hängesäule nach Fig. 65, welche die Strebenköpfe vollständig umfaßt, herstellen läßt. e. Die Verbindung der Hängesäule mit den Hängebalken . Für leichte Hängewerke, wie solche in Hängewerkswänden und kleinen Dachbindern vorkommen, genügt die in Fig. 66 skizzirte Ver- Fig. 65. Fig. 66. bindung; dieselbe besteht aus einem Eisenbande von etwa 5 zm Breite und 3—5 mm Dicke, welches an beiden Enden umgebogen ist und von Krampen und Nägeln gehalten wird. Es darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Hängesäule mindestens 3 zm vom Hängebalken abstehen muß, damit bei einem späteren Setzen Erstes Kapitel. der ganzen Construction der Hängetram nicht belastet und durch- gebogen werde. Die Verbindung in Fig. 66 vermag man nicht zu reguliren, und ist daher Fig. 67 weit vortheilhafter; hierbei sind an beiden Seiten der Hängesäule zwei Hängeeisen vorhanden, die mittelst Schrauben- muttern eine unter dem Tram befindliche Unterlagsscheibe halten. In den großen Dachbindern mit doppelten Hängesäulen läßt man letztere den Hängebalken umfassen (Fig. 68). Fig. 67. Fig. 68. Wie wir schon oben erwähnten, kann, wenn ein Balkenrost von einem Hängewerke aufgefangen werden soll, der Hängebalken ent- weder ober - oder unterhalb der Balkenlage liegen. Hiernach ergeben sich die mannigfachsten Anordnungen; in beiden Fällen steht die Hängesäule entweder über oder neben dem Träger, und dienen sowohl die Balken als auch die Träger als Hängeträme, wie die nachstehenden Beispiele veranschaulichen. Die am häufigsten vorkommende Verbindung sehen wir in Fig. 69; Fig. 69. Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. der Hängebalken liegt unten und wird vom Hängeeisen, welches durch die Balken reicht, umfaßt. Jedes der beiden Hölzer kann Hängebalken sein. In Fig. 70 steht die Hängesäule zwar über dem Träger, aber neben einem Balken und ist der Träger gleichzeitig Hängebalken. Ebenso verhält es sich in Fig. 71. Wesentlich anders sind Fig. 72 und 73 gestaltet; in beiden Beispielen liegt der Träger oben und steht die Hängesäule neben demselben. Der Bal- ken, welchen das Hängeeisen umfaßt, ist gleichzeitig Hängebalken und unterstützt den Träger, an dem die sämmtlichen Zwischenbalken mittelst Bolzen hängen. Fig. 70. Der Anordnung Fig. 69 sehr ähnlich scheint Fig. 74 zu sein; hier sind an jeder Seite der doppelten Hängesäule zwei Bänder befestigt, die sich von eisernen Keilen auftreiben lassen. Fig. 71. Während in Fig. 69 der Träger unten angenommen wurde, liegt derselbe in Fig. 74 oben. Sowohl der Träger, als der aufgehängte Balken bietet den Hängestreben genügend sichere Stützpunkte. f. Die Verbindung der Hängesäule mit dem Spannriegel und der Strebe . Auch hierbei gilt als Hauptregel, daß die Mittellinien der Hänge- säule, des Spannriegels und der Streben sich in einem Punkte Erstes Kapitel. schneiden müssen, damit die Fortpflanzung des Druckes nur von einer Stelle vor sich gehe (Fig. 75). Fig. 72. Fig. 73. Fig. 74. Fig. 75. In gewöhnlichen Fällen stemmen sich der Spannriegel und die Strebe mittelst Versetzung und Zapfen gegen die Hängesäule, und damit diese Verbindung unverschiebbar bleibe, ordnet man bei großen Hängewerken auf der Kreuzung der drei Hölzer eine dreiarmige Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Klammer (Fig. 76), und zwar auch selbst dann, wenn über der Hängesäule noch eine hinreichende Menge Holz vorhanden ist. Bei dem dreifachen Hänge- werk, in welchem zwei Streben übereinander liegen, umfaßt die Eisenklammer gleichfalls die obere Strebe (Fig. 77). Falls die Hänge- Fig. 76. säule doppelt ist, umgreift diese sowohl den Spannriegel als auch die Strebe, und werden die beiden letzten Hölzer nur stumpf zusam- Fig. 77. mengestoßen (Fig. 78) Aehnlich muß die Verbindung sein, wenn in die doppelte Hängesäule die aufeinander liegenden Streben eines dreifachen Bocks umgreifen (Fig. 79). Fig. 78. Erstes Kapitel. Die Hängesäulen werden häufig noch verlängert, damit die Pfetten des Dachgespärres auf ihnen liegen können (siehe Fig. 47). Bei Fig. 79. Fig. 80. doppelten Hängewerken, welche keine Belastung zu tragen haben und nur in den Hauptbindern der Dachgerüste vorkommen, kann der Spannriegel zangenartig die einfache Hängesäule und Strebe halten (Fig. 80); natürlicher Weise muß dann für gute Ver- bolzung gesorgt werden, damit das gebildete Dreieck unverschieb- bar bleibe. Solche Anordnungen kommen häufig in den Hauptbindern der Güterschuppen u. s. w. vor. Mit den nachstehenden Fig. 81—83 führen wir die einfachste Ver- wendung der Hängewerke in Dachbindern vor, ohne schon an dieser Stelle auf die Construction der Dachgerüste einzugehen. Ferner ver- weisen wir auf Fig. 47. Die Anwendung der Hängeböcke in freischwebenden Riegelwänden machen die Figuren in dem betreffenden Kapitel deutlich. g. Die Eisenverbindung der Hängewerke besteht aus Schienen und Bolzen. Die Schienen sind in der Dicke und Breite verschieden, und zwar beträgt in der Regel die Breite 2½—6½ zm , die Dicke 1½—1⅓—2 zm . Oberhalb werden sie mit Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Krampen und Bolzen versehen und befestigt. (Siehe Fig. 81, 82, 83, 66—74.) Fig. 81. Fig. 82. Fig. 83 A. Erstes Kapitel. Fig. 83 B. Auch die Bolzen erhalten verschiedene Stärken, so z. B. werden sie für Zwischenbalken an den Trägern 2,5—3 zm stark angenommen; lange Bolzen müssen stärker sein, als kurze. Die Bolzen haben auf der einen Seite einen angeschmie- deten Kopf und am anderen Ende ein Gewinde. Zu bei- den Seiten des Holzes werden sogenannte Unterlagsscheiben gelegt, damit die Mutter und der Bolzenkopf nicht in das Holz eindringen können (Fig. 39). Die Dimensionen der Hängewerke . Im Allgemeinen kann man annehmen, daß die Hängesäulen 4,6—6 m auseinander stehen, und zwar: Das letzte Maß gilt auch für Hängewerke von 5 und mehr Hängesäulen. Wie schon früher erwähnt, müssen die Hängesäulen in dem Ver- hältniß wie 3:4:3 von einander entfernt stehen, wodurch der Hänge- balken allenthalben gleiche Widerstandsfähigkeit erhält. Für den einfachen Hängebock beträgt die Höhe der Hängesäule am zweckmäßigsten H = 0,7 l , in dem doppelten Hängebock macht man H = 0,8 l , wenn l die Weite einer Oeffnung bedeutet. Die hier gegebenen Abstände kann man in der Praxis nur bei ganz freischwebenden Dachbindern einhalten, während bei unterstütz- ten Dachgerüsten, wie solche in Wohngebäuden meistens vorkommen, die Lage der Lang- und Quermauern für die Aufstellung der Hänge- werke maßgebend sind. Elementarverbindungen. Hänge- und Sprengwerksverbände. Für alle „österreichische Dachgerüste“ (siehe weiter unten) lassen sich die notirten Distanzen verwerthen. Die Stärke des Hängebalkens wird nach derselben Formel berechnet, welche wir für die gewöhnlichen Balken weiter unten an- geben. Es muß nur berücksichtigt werden, daß bei dem einfachen Hängewerk der Hängebalken an den Enden aufliegt und in der Mitte fest eingespannt ist, während bei dem doppelten Hängewerke das Mittelstück als an beiden Enden fest eingespannt gilt. Die Stärke der Strebe berechnet man nach empirischen Regeln, wenn H die Höhe der Strebenneigung in Metern bedeutet, mit: h = (16 + 1,5 . H ) zm bis (16 + 1 . H ) zm ; bei großem Neigungswinkel gilt die letzte Formel, bei kleinem die erste. Die Breite ( b ) wird dann 3 zm geringer gemacht, also b = ( h — 3) zm . Die Ermittelung der nothwendigen Querschnitts-Dimensionen der Verbandstücke großer und stark belasteter Hängewerke kann nur mit Zuhilfenahme des statischen Calcüls geschehen; in den nachfolgenden Bemerkungen geben wir hierzu eine kurze Anleitung. Wie schon gesagt wurde, besteht die Function eines Hängewerkes darin, daß der Hängebalken N N (Fig. 50 und 51) an einer oder mehreren Stellen aufgenommen wird, damit die Last von der Hänge- säule, welche in O an den Strebenköpfen hängt, nach den Aufstütz- punkten N übertragen werde. a. Die Berechnung des einfachen Hängewerkes (Fig. 84). Nehmen wir an, daß der Hängebalken aus einem Stücke bestehe und gleichmäßig belastet sei, oder daß die nöthige Verbindung (stets unter einer Hängesäule) der Balken, wie aus einem Stück bestehend erscheint, so ist bei einer Unterstützung die ganze an der Hängesäule wirkende Last Q = ⅝ P . Nennen wir den Neigungs- winkel, den die Strebe mit dem Hängebalken bildet, α, das Eigen- gewicht der Strebe G , so beträgt die Pressung in den Streben NO: Fig. 84. Erstes Kapitel. Dieser Strebenschub zerlegt sich an den Unterstützungspunkten in einen Horizontal- und Verticalschub und zwar beträgt der Horizon- talschub und der Verticalschub Aufgabe . Ein einfaches Hängewerk trage eine hölzerne Balken- decke, das Gewicht derselben betrage 20000 Kilogr.; diese vertheilen sich gleichmäßig auf den Träger resp. Hängebalken, ferner sei die Höhe der Hängesäule 3,75 m und die Länge des Hängebalkens 12 m . Wie stark sind die Dimensionen der Hölzer und des Hängeeisens zu machen? Antwort . Die ganze Belastung beträgt P = 20000 Kilogr., demnach Q = ⅝ P = ⅝ . 20000 Kilogr. Q = 12500 Kilogr. 1. Der Querschnitt der Hängesäule . Die Hängesäule wird auf absolute Festigkeit in Anspruch genommen, d. h. sie (entweder aus Holz oder Eisen) wird in ihrer Längenrichtung (Schwerpunkts- axe) durch das angehängte Gewicht so gezogen, daß schließlich bei einer zu großen Belastung ein Zerreißen stattfinden würde. In der Praxis aber werden die Hängesäulen nur so stark belastet, daß sie bei Holz eine zehnfache, bei Schmiedeeisen eine sechsfache Sicher- heit gegen Bruch gewähren. Unter Berücksichtigung dieser Sicherheit empfehlen sich folgende erthe für den Sicherheitscoefficient k: für Holz k pr. □ zm 70 Kilogr. „ Schmiedeeisen, dünne „ „ 700 „ „ „ dicke „ „ 525 „ „ Eisendraht „ „ 1000 „ Bezeichnet f die Querschnittsfläche in □ zm , p die daran hängende Belastung in Kilogr., k den Sicherheitscoefficient, so ist Elementarverbindungen. Hängewerke. Bei unserem Beispiele ist p = Q zu setzen, oder p = 12500 Kilogr., demnach , f = 178 □ zm , oder wenn die hölzerne Säule quadratisch angenommen wird, f = b 2 , oder b 2 = 178, b = 13,3 zm im Quadrat. Das Maß für b richtet sich stets nach der Ziegelbreite; der öster- reichische Normalziegel ist 14 zm , der deutsche 12 zm breit. Demgemäß würde man für österreichische Verhältnisse die Hänge- säule 14 zm im Quadrat machen. Da jedoch der Querschnitt der Hängesäule durch die Streben- anstirnungen und Verzapfungen bedeutend geschwächt wird, muß in diesem Falle die eine Säulenstärke mindestens 20 zm betragen. 2. Der Querschnitt des Hängeeisens . Das Hängeeisen oder Hängeband, welches die Hängesäule mit dem Hängeband ver- bindet, erhält einen Querschnitt von: Wird das Band an jeder Seite herumgelegt (Fig. 61, 71 u. 73), so ist für den Querschnitt □ zm erforderlich. 3. Der Querschnitt der Streben . Bei der Berechnung der Strebendimensionen ist zu beachten, daß die Strebe auf rückwir- kende Festigkeit in Anspruch genommen wird, welche sich wiederum auf zwei verschiedene Weisen zu erkennen giebt, nämlich als Festig- keit gegen Zerdrücken und gegen Zerknicken . Demzufolge sind beide Fälle zu berechnen und alsdann die größten gefundenen Dimen- sionen des einen oder anderen Falles anzunehmen. Hauptsächlich kommt die Zerdrückungsfestigkeit zur Geltung. Die Ermittelung derselben geschieht nach folgenden Formeln, wenn R der Streben- schub, b die kleinere und h die größere Seite in Zentimetern und S der Sicherheitscoeffizient für Tannenholz 60 Kilogr., für Eichenholz 70 Kilogr. pr. □ zm bedeutet. Wanderley, Bauconstr. 3 Erstes Kapitel. Ist das Seitenverhältniß oder , so wird sein: oder oder bei quadratischem Querschnitt quadratisch: Zur Ermittelung der Dimensionen für die Zerknickungsfestig- keit müssen wir die Höhe der Verticalprojection der Strebe mit a bezeichnen und für den Elasticitätsmodul E für Holz = 105000 Klgr. pro □ zm , ferner für g die Länge des halben Hängebalken oder, was ebenso viel heißt, die Länge der horizontalen Projection der Strebe in Zentimetern annehmen. Die Strebe wird als an bei- den Enden fest eingespannt betrachtet. Es ergiebt sich nun wieder, wenn das Seitenverhältniß oder beträgt, für oder oder bei quadratischem Querschnitt: Bisher haben wir angenommen, daß die Streben nicht belastet sind; es kommt jedoch manchmal der Fall vor, z. B. bei Fetten- dächern, daß dieselben gleichzeitig durch eine Extrabelastung auf Durchbiegen , also auf relative Festigkeit, in Anspruch genommen werden. Bezeichnen wir diese Extrabelastung mit B , die Länge der Strebe mit s in Zentimetern und den Sicherheitscoeffizient S = 70 Kilogr. pro □ zm , so erhalten wir, wenn die Strebe mit beiden Enden freiliegt, Hängewerke. bei dem Seitenverhältniß oder , oder bei quadratischem Querschnitt der Strebe Die nun gefundenen Querschnittsdimensionen sind mit denjenigen, welche durch die Formeln der Zerdrückungsfestigkeit entstanden, zu vergleichen und die größten berechneten Dimensionen erhalten die Streben zum Querschnitte. Bezeichnet man die halbe Länge des Hängebalkens mit g und die Höhe der Hängesäule mit a in Zentimetern, so beträgt die Länge s der Strebe oder trigonometrisch ausgedrückt, ist: Kehren wir nach diesen allgemeinen Bemerkungen zu unserer Auf- gabe zurück, so müssen wir zuvor die Pressung in der Strebe fest- stellen. Nach den in der Aufgabe angenommenen Zahlen ist demnach 3* Erstes Kapitel. Hiernach würden sich die Dimensionen der Streben für die Zer- drückungsfestigkeit, vorausgesetzt, daß h : b = 7 : 5 betrage, sich bestimmen lassen nach der Formel Hinsichtlich der Zerknickungsfestigkeit erhalten wir Hieraus folgt, daß man die Strebendimensionen nach der Zer- knickungsfestigkeit berechnen muß. 4. Die Querschnitte des Hängebalkens . Da der Hänge- balken an beiden Enden frei aufliegt, in der Mitte aber unterstützt ist, so müssen wir die Länge des zu berechnenden Balkens und die in Betracht kommende Belastung mit bezeichnen und außerdem noch das Eigengewicht G des halben Hängebalkens be- rücksichtigen. Nennen wir b die Breite, h die Höhe, g die halbe Länge in Zentimetern und S den Sicherheitscoeffizient 70 Kilogr. pr. □ zm , so erhalten wir, wenn Demnach beträgt, wenn G = 500 Kilogr. gesetzt wird: Die statische Berechnung giebt die geringsten Dimensionen an; es dürfte jedoch zu empfehlen sein, dieselben bei den Streben und der Hängesäule um ein Drittel zu vergrößern. Hängewerke. b. Die Berechnung des doppelten Hängewerkes . Der Horizontalschub H der Strebe NO ist in O ebenso stark wie in N. Gegen den Strebenschub O leistet der Spannriegel Wider- stand (Fig. 85). Die Pressung in den Streben ist beim doppelten Hängewerke: und der Horizontalschub; H = Q cotang α. Fig. 85. Aufgabe . Eine Wand soll auf einem nicht unterstützten Balken stehen, welcher an einem doppelten Hängewerk hängt. Welche Dimensionen erhalten die Verbandstücke? Die Hängewerkswand sei 5 m hoch, 11,25 m lang und ½ Stein resp. 14 zm dick; die Hängesäulen sollen in einem Abstand von 3,77 m von einander entfernt stehen und die verticale Projectionshöhe der Streben betrage 4,40 m . 1 Cub.-Mtr. Fachwerk wiegt circa 1500 Kilogr. Antwort . Das Gewicht der Wand beträgt: P = 5 . 11,25 . 0,14 . 1500 = rund 12000 Kilogr. Die an einer Hängesäule hängende Last ist Genauer ist: . . also 1. Dimensionen einer Hängesäule . also b = 8—9 Zentimeter. Erstes Kapitel. Der ½ Stein starken Mauer wegen giebt man jeder Hängesäule eine Breite von 14 zm und eine Höhe von mindestens 18 zm . Diese größere Stärke ist um so mehr geboten, da durch die Versatzungen die Hölzer bedeutend geschwächt werden. 2. Dimensionen des Hängeeisens bei einer Säule . . In der Regel nimmt man, selbst wenn die statischen Berechnungen kleinere Querschnittdimensionen vorschreiben, die Dicke des Hänge- eisens nicht unter 1 zm an. 3. Dimensionen der Strebe . Zur Bestimmung der Breite und Höhe derselben gelten folgende Formeln: Der Strebenschub = 0,7588. Demnach = rund 6000 Kilogr. Sollen nun die Seiten der Streben sich wie 5 : 7 verhalten, so ist bei der Zerknickungsfestigkeit = 11 Zentimeter. Demnach = 16 Zentimeter. Aus den schon mehrfach erwähnten Gründen würde man jedoch in der Praxis die Strebe 12 und 19 bis 14 und 17 zm stark machen. Nach der Zerdrückungsfestigkeit ergeben sich folgende Dimensionen: = 12 zm . Hängewerke. Hieraus folgt, daß man die Dimensionen nach der Zerknickungs- festigkeit zu wählen hat. 4. Dimensionen des Spannbalkens . Den Spannriegel kann man ebenfalls entweder nach der Zer- knickungs- oder der Zerdrückungsfestigkeit berechnen. In der Regel wird der letztere Fall zu Grunde gelegt und zwar nach der Formel: . H ist der Horizontalschub = Q cotang α, cotang . Demnach = 8 zm im Quadrat. Richtiger ist es, den Spannriegel nach der Zerknickungsfestigkeit zu berechnen, wobei wir, wenn der, durch das Eigengewicht der Streben entstehende Schub auf den Hängesäulenkopf außer Acht bleibt, die Formel zu Grunde legen: Horizontalschub oder bei quadratischem Querschnitte: . Beim Einsetzen der betreffenden Werthe wird sein: . Immerhin würde man den Spannriegel gleich der Mauerstärke, also 12 bis 14 zm stark, machen. 2. Das Sprengewerk oder der Sprengebock hat ebenso wie das Hängewerk den Zweck, die auf dem Balken liegende Belastung auf unverrückbare Widerlager zu übertragen. Während durch das Hängewerk nur ein senkrechter Druck entsteht, verursacht das Sprengewerk einen starken Seitenschub , aus welchem Grunde dasselbe im Hochbau nur unter gewissen Verhältnissen An- wendung findet. Erstes Kapitel. Man unterscheidet einfache, doppelte und mehrfache Sprenge- werke oder Sprengeböcke je nach der Anzahl der Unterstützungen. Die Figuren 86—89 zeigen verschiedene Systeme, Fig. 90 und 91 giebt die Zusammensetzung des Hänge- und Sprengewerkes. Die wesentlichsten Theile des Sprengewerkes sind die Streben , der Spannriegel und der Sprengewerksbalken . In einfachen Sprengewerken sind keine Spannriegel vorhanden, sondern die Streben unterstützen direct den Balken. Bei größeren Sprengewerken sind Spannriegel und Zangen erforderlich, von denen letztere das Verschieben und Durchbiegen der Streben verhindern. Fig. 86. Fig. 87. Fig.: 88. 89. 90. 91. Die Zangen können entweder senkrecht zur Strebe (Fig. 89 a ) oder lothrecht zum Balken (Fig. 89 b ) gerichtet sein. Die Fig. 86 ist ein einfaches, Fig. 87 ein doppeltes, Fig. 88 ein dreifaches, Fig. 89 ein vierfaches Sprengewerksystem. Das Auflager der Streben am Fußende. Die Strebe setzt sich entweder lothrecht auf eine eiserne Platte oder mit Versetzung gegen einen Ständer (Fig. 92); letztere Art hat den Vortheil, daß der Druck gleichmäßig auf die Widerlags- mauern vertheilt wird (siehe Fig. 94). Befinden sich mehrere Sprengewerke nebeneinander, so können Sprengewerke. zwei Streben, wie Fig. 92 zeigt, ein gemeinschaftliches Widerlager erhalten. Die Verbindung der Streben geschieht bei den einfachen Sprengewerken in der Regel derart, daß die Streben mit einer Klaue den Unterzug unterstützen (Fig. 93). Fig. 92. Fig. 93. Bei den doppelten und mehrfachen Sprengewerken hingegen muß gegen die Streben ein Gegendruck wirken, damit dieselben in gewissen Abständen von einander entfernt bleiben. Zu diesem Behufe legt man einen Spannriegel stumpf gegen die Streben und verdübelt und verbolzt ihn mit dem darüber liegenden Balken (Fig. 94). Fig. 94. Die Querbalken liegen dann entweder auf dem Sprengebalken oder zwischen diesem und dem Spannriegel, so daß alle drei Hölzer miteinander verkämmt und fest verbolzt werden. Auch in diesem Falle setzt sich die Strebe stumpf gegen den Spannriegel. Um ein Erstes Kapitel. Verschieben dieses Knotenpunktes zu verhüten, umfassen einige Zangen die drei Hölzer zu beiden Seiten (Fig. 95). Fig. 95. Bei größeren Sprengewerken ist Gefahr vorhanden, daß die langen Streben sich durchbiegen, weshalb sie durch Zangen aufgefangen und unterstützt werden müssen. Letztere pflegt man alsdann entweder lothrecht zur Strebe a , oder senkrecht zum Sprengewerksbalken b anzuordnen. (Siehe Fig. 89 bei a und b. ) Im Land- und Hausbau kommen Sprengewerke meistens in Dach- bindern mit oder ohne Hängewerkscombinationen, außerdem als Träger zur Unterstützung der Etagenbalkenlagen vor. Den letzten Fall sehen wir in Fig. 94 vorgeführt. In Fig. 96 Fig. 96. Sprengewerke. ist die Deckenconstruction des Vereinssaales im Hause des Berliner Architectenvereins dargestellt; sie besteht aus einem doppelten Sprenge- werke, dessen Streben sich gegen Mauervorsprünge stützen. Da diese aber keine genügende Widerlager bieten, ist ein Diagonalzuganker- system angewendet worden. In Rindviehställen benutzt man sehr häufig die Sprengewerke zur Unterstützung der weitfreischwebenden Decken, da man sich hierzu der verticalen Stiele, die den Stallraum versperren würden, nicht bedie- nen darf. Solche Anordnungen zeigen die Fig. 97 und 98. In Fig. 97. Fig. 98. ersterer sind n n Sprengebalken, g g Sprengestreben, dem Schub der- selben wirkt der Spannbalken entgegen. In Fig. 98 bedeuten die Erstes Kapitel. Buchstaben g g Streben, n Spannriegel, t t Träger, s Ständer, b Balkenrost, l Gegenstrebe; a ist die Schwelle, welche zur Krippen- construction gehört. In den Dachbindern kommt das reine Sprengewerk, wenn man den sogenannten „liegenden Dachstuhl“ als solches nicht gelten läßt, höchst selten vor, dagegen verwendet man desto häufiger das com- binirte Hänge- und Sprengewerk nach den Systemen Fig. 90 u. 91, da in diesen der durchgehende Hängebalken als Ankerschließe (Zug- anker) wirkt und somit eine Construction herstellt, die sich vollständig im Gleichgewichtszustande hält. Um das Gesagte mit Beispielen zu belegen, geben wir im Nach- stehenden einige Dachbinder, ohne jedoch an dieser Stelle auf die Construction derselben näher einzugehen. In Fig. 99 sehen wir das einfache combinirte Hänge- und Sprengewerk, in Fig. 100 das doppelte nach dem System 90. In Fig. 99. Fig. 100. beiden Fällen ist der Hängebalken doppelt (als Zange) behandelt worden. Sprengewerke. Die Berechnung des Sprengewerks. Das einfache Sprengewerk (Fig. 101). Die Last wird in der Mitte des unterstützten Balkens in der Richtung MO und vertical vertheilt. Wie wir beim Hänge- werk gesehen haben, wer- den der Horizontalschub und die Pressung in der Strebe von dem Hänge- balken aufgehoben; dies ist beim Sprengewerk nicht der Fall und kommt hier besonders die Pressung der Strebe resp. der Horizon- Fig. 101. talschub in Betracht, wie die nachfolgenden Bemerkungen darthun. Bedeutet α den Neigungswinkel der Strebe gegen den Horizont, so beträgt die Pressung in der Strebe O M: und der Horizontalschub von O aus: H = ½ Q cotang α, der Verticaldruck V = ½ Q , Q ist hier = ⅝ der ganzen Belastung, also = ⅝ P. Aufgabe . Es sollen die Dimensionen der Verbandhölzer eines einfachen Sprengewerkes bestimmt werden. Die gleichmäßig vertheilte Belastung, welche auf dem Sprengewerksbalken ruht, betrage 25000 Kilogr., die Länge des Balkens sei 8,8 m ; ferner nehme man die ganze Höhe der Widerlagsmauer 6,6 m , die Entfernung des Streben- stützpunktes von dem Balkenauflager 2,8 m und diejenige der Binder 3,1 m an; welche Dimensionen erhalten hiernach die Constructions- theile? Antwort . Die auf der Mitte des Balkens ruhende Belastung beträgt: Q = ⅝ . 25000 = 15625 Kilogr. Der Druck auf jedem Auflager N ist: Q = 3/16 P = 3/16 . 25000 = 4688 Kilogr. Erstes Kapitel. Die Pressung der Strebe wird bestimmt durch die Gleichung . Nennen wir die Länge der Horizontalprojection der Strebe = der halben Spannweite , und die Verticalpro- jection der Strebe = a = 2,8 m , so wird sein: . Demnach = ca. 14350 Kilogr. Der Verticaldruck im Strebenfuße beträgt: V = ½ Kilogr. Der Horizontaldruck im Strebenfuße H = ½ Q cotang α = ½ . 15625 cotang α; cotang Demnach H = ½ 15625 . 1,555 = 12149 Kilogr. 1. Dimensionen des Balkens . Der Balken liegt an beiden Enden frei und ist in der Mitte auf den Unterstützungen als fest eingespannt zu betrachten; somit wird, wenn seine Breite zur Höhe sich verhält wie 5 : 7, und P 1 gleich der halben, gleichmäßig vertheilten Belastung und sein sollen: und · 35 = circa 25 zm . 2. Dimensionen der Streben . Nehmen wir an, daß b eine Seite des quadratischen Querschnit- tes, E der Elasticitätsmodul = 105000 Kilogr. pro □ zm sei, so er- halten wir für die Zerknickungsfestigkeit (wie bei den Hängewerken): . Sprengewerke. 3. Stärke der Widerlagsmauern . Betrachtet man das Widerlager als ein parallelopides, dessen Länge = m , Höhe = r und Breite = s , ist ferner das Gewicht des Kubikinhalts = u , so kann die Stärke w der Widerlagsmauer be- stimmt werden nach der Formel: , oder wenn P 25000 Kilogr., m = 3, Q = 15625 Kilogr., r = 6, a = 2,8 m ist, u beispielsweise = 2500 Kilogr., so: . = rund 1 m . Das doppelte Sprengewerk (Fig. 102). Wie schon erwähnt wurde, wird im doppelten Sprengewerke durch den Spannriegel dem Horizontalschub der beiden Streben Widerstand Fig. 102. geleistet und gleichzeitig der Sprengebalken unterstützt. Sind nun die drei Zwischenräume einander gleich, so beträgt die vertheilte Be- lastung über den Streben-Unterstützungen: . Verhalten sich die Endöffnungen zur Mittelöffnung wie 1 : 2 : 1, so erhalten wir für die Last auf den Mittelunterstützungen: und für diejenigen auf den Entunterstütznngen Die Pressung in den Streben wird sein: . Zweites Kapitel. (Das Eigengewicht der Strebe haben wir dabei nicht berücksichtigt.) Der Horizontaldruck im Spannriegel ist gleich demselben im Streben- widerlager, also: H = Q cotang α, während der Vertikaldruck am Strebenwiderlager V = ½ Q bleibt. Zweites Kapitel . Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Um ein Gebäude in horizontaler Richtung in einzelne Stockwerke zu zerlegen, sind Decken und Böden nothwendig, welche bei Ver- wendung des Holzes, aus Balkenrosten bestehen, die sowohl als Auflager der Fußböden, als auch zum Halten der Decken dienen. Nach den ortsüblichen polizeilichen Vorschriften und der leich- teren oder schwierigen Anschaffung guter und billiger Bauhölzer sind in den verschiedenen Gegenden und Ländern einige von einander abweichenden Konstruktionen entstanden. Im Großen und Ganzen lassen sich zwei Typen unterscheiden nämlich: 1. Die deutschen Balkenlagskonstruktionen , 2. Der österreichische Decken- und Bodenbau , welche unter verschiedenen Voraussetzungen entstanden sind und man demgemäß getrennt betrachten muß. Die deutschen Balkenlagen zerfallen in drei Arten, die ihren Namen nach den Orten, auf welchen sie angewendet werden, erhalten haben, und zwar: a. Kellerbalkenlagen, b. Etagen- oder Zwischenbalkenlagen, c. Dachbalkenlagen. Die Kellerbalkenlagen dienen als Ersatz der Gewölbe und kommen besonders in billigen Bauanlagen vor, bei denen die Kosten eines überwölbten Kellers gespart werden sollen. In großen Städten und allen rational angelegten Gebäuden verabscheut man eine solche Knauserei, in kleinen Städten dagegen, in welchen der Miethzins ohnehin so niedrig ist und das Bauen der Spekulation kein großes Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Feld bietet, legt man Kellerbalkenlagen sehr häufig an. Jedenfalls sollte man dann streng darauf achten, daß die Gebäude nur auf ganz trockenem Erdboden, am besten auf Sand, stehen, damit die aufsteigende Erdfeuchtigkeit und Ausdünstung das Holzwerk nicht all- zubald zerstören. Hinsichtlich ihrer Konstruktion und Anordnung sind die Balken- roste ganz ebenso wie die Etagen- oder Zwischenbalkenlagen . Die einzelnen Rostbalken haben je nach ihrer Lage und Ver- wendung folgende Namen (Fig. 103): Fig. 103. a. Ganzer Haupt- oder Zwischenbalken. b. Halber Zwischenbalken. (Beide Hälften werden mit Spitz- klammern oder eisernen Schienen (siehe Fig. 2 u. 3) ver- bunden.) c. Wandbalken. (Dieser darf nur auf einer Mauer liegen, die nicht weiter aufgeführt wird; in der Regel ordnet man ihn auf dem obersten Rande der Treppenhausmauer an.) d. Streichbalken. (Damit die Decke und der Fußboden einen Halt finden, muß zu beiden Seiten einer durch die Etage reichenden massiven Wand ein Balken liegen; da derselbe aber blos die Hälfte der Balkenbelastung zu tragen hat, Wanderley, Bauconstr. 4 Zweites Kapitel. macht man ihn meistens nur halb so breit als die an- dern Zwischenbalken; in der Regel ist der Streichbalken ein Halbholz. Bei Riegelwänden liegt der Wandbalken stets in der Wand und ist er sowohl Rähm oder Kappholz für die untere, als auch Schwelle für die obere Riegel- wand; damit in diesem Falle die Fußboden- und Schal- bretter beider Seitenräume ein genügendes Auflager haben, muß der Wandbalken an jeder Seite mindestens 5 zm vorspringen, also im Ganzen 10 zm stärker als die Riegelwand sein (siehe Fig. 110). e. Ort- oder Giebelbalken. (Derselbe ist in massiven Gebäuden ganz ebenso wie ein Streichbalken und ein Halbholz; in Fachwerks- oder Riegelwandhäusern liegt der Ortbalken in der Riegelwand selbst. f. Ausgewechselte Stichbalken sind solche, die nicht ganz durch- gehen können, sondern, sei es eines Schornsteins oder Treppenloches wegen, „ausgewechselt“ werden müssen und demzufolge mit einem oder gar beiden Enden in querliegenden Balken, Wechsel g , stecken — siehe Verbin- dung: Brustzapfen Fig. 18. g. Wechsel. (Hierfür gilt auch die vorige Definition.) h. Balkenausschneidungen. (Kommen vor, wenn ein oder beide Balken nur so nahe am Schornsteinkasten liegen, daß schon eine 3 bis 8 zm tiefe Ausschneidung das Holzwerk vom Schornstein hinreichend isolirt.) Bei Riegelwerkgebäuden legt man vielfach keinen Ortbalken (Fig. 104) auf die Wand, sondern ordnet man kurze Stichbalken (Fig. 105) an, welche in den 1 m weiter abliegenden Hauptbalken verzapft werden. Bei Anordnung der Balkenlagen hat man Rücksicht zu nehmen auf: die Lage der Balken, die Entfernung derselben von einander, das Auflager der Balkenenden, und auf die Verankerung der Balkenköpfe. Für die Lage ist der Grundsatz maßgebend, daß die Balken erstens möglichst wenig freiliegen (Fig. 103), zweitens stets rechtwinklig zur Frontmauer gerichtet sein müssen. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Die erste Bedingung wird meistens dadurch erfüllt, daß man die Balken in der kürzesten Zimmertiefe verlegt und ihnen eine parallele Lage giebt. Ueber gleichmäßig gestalteten Grundrißformen verur- Fig. 104. Fig. 105. sacht dies Verfahren keine Schwierigkeit; wenn hingegen Räume von sehr verschiedenen Tiefen vorkommen, wie in Fig. 106 und 107, so bleibt die zuletzt genannte Rücksicht von selbst fort. Bei massiven Gebäuden ordnet man zuerst die Ort-, Streich- und nöthigenfalls auch die Wandbalken an und bringt man zwischen diese so viele Hauptbalken, als die Zwischenräume durch 0,8—1,1 m theilbar sind. Es würden demgemäß die Zwischenbalken nicht gleich weit von einander abstehen. Gleichzeitig mit den Hauptbalken werden die ausgewechselten Stichbalken, sowie die Schornstein- und Trep- penwechsel verzeichnet. Die genaue Lage der letzteren wird durch die Anzahl und Breite der Treppenstufen bestimmt und verweisen wir bezüglich dieses Gegenstandes auf die Angaben und Beispiele im Abschnitt „Treppenconstruction“. Die Schornsteinwechsel müssen etwa 15 zm von der äußeren Kamin- oder Schornsteinwandung abbleiben; nach Wiener polizeilichen Vorschriften (§. 47) muß man bei Rauchfängen ohne Unterschied zwischen dem Holzwerke und der 4* Zweites Kapitel. lichten Oeffnung des Rauchschlotes mindestens eine Mauerziegel- breite und einen stehenden Dachziegel anbringen, und zwar in Fig. 106. Fig. 107. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. der Weise, daß der letztere die Lager- und Stoßfugen der Mauer- ziegel völlig deckt. In Fig. 107 demonstriren wir in einem größeren Beispiele die Anordnung eines Zwischengebälks, welches ohne weiteren Text hin- reichend verständlich ist; erwähnen wollen wir noch, daß man in die Ecke möglichst weitdurchgehende Balken legt, die als Anker wirken, und daß man danach trachtet, nicht alle Zwischenwände mit Balken zu belasten, damit nur einige als wirkliche Tragmauern stärker zu sein brauchen, die anderen blos als Scheidemauern schwächer gemacht werden können. In Fachwerksgebäuden, oder wenn die Scheidewände der mas- siven Häuser aus Riegelwerk bestehen, sind die Streichbalken voll- ständig überflüssig und werden sie durch Wandbalken ersetzt, die sich zwischen den Riegelwänden befinden und für die untere Riegelwand als Rähm oder Kappholz, für die obere als Schwelle dienen (Fig. 110). Fig. 110. Fig. 111. Dasselbe gilt für den Ort- oder Giebelbalken. Im Uebrigen wird der Balkenrost wie vorhin gebildet. Behufs Befestigung der Fußboden- und Schalbretter müssen die Mauerbalken an jeder Seite 5 zm vorspringen, desgleichen die Ortbalken an der inneren Seite; bei den Treppen- häusern bleibt der Wandbalken mit der Treppenhauswand bündig. Die Fig. 111 zeigt die Anlage eines Zwischenbalkenrostes in einem einfachen Fachwerksgebäude. (Ueber die Construction und Anlage der Riegelwände siehe Kapitel: „Riegelwände“.) Zweites Kapitel. Bezüglich der Entfernung der Balken (von Mitte zu Mitte) gilt der Erfahrungssatz, daß bei gesundem Bauholze und nicht größerer Tiefe der Räume als höchstens 5,5—7 m , sowie bei einer Balkenhöhe von 26—30 zm und einer Breite von 21—25 zm die mittlere Balken- entfernung nicht über 1—1,1 m betragen darf; hierbei ist die gewöhn- liche Zimmerbelastung durch Mobilien und Menschen, sowie eine Dielung von 4 zm Stärke vorgesehen. Bei geringer Belastung und kleiner Zimmertiefe wäre unter Umständen eine Entfernung von 1,25 m ebenfalls zulässig; doch dürfte anzurathen sein, für Etagenbalkenlagen durchschnittlich 1 m ein- zuhalten. Im Allgemeinen ist es immer besser, die Balken eher enger als weiter auseinander zu legen, weil die öfters vorkommenden Balken- schließen das Mauerwerk mehr zusammenhalten und die Erschütterungen gleichmäßiger auf die Mauern übertragen. Je näher die Balken zu- sammenrücken, desto schwächer können ihre Querschnittsdimensionen, besonders in der Breite, werden. Dieses Prinzip haben die Engländer und Amerikaner schon lange anerkannt, und nach der weiter unten stehenden Weise in ihren Wohn- häusern praktisch befolgt (Fig. 129). Bei schwerbelasteten Gebälken, z. B. Magazinen u. dgl. beträgt die Entfernung der Balken von Mitte zu Mitte vielfach nur 80, höchstens 90 zm . Auch solche Balkenlagen, welche, wie bei Tanz-, Fecht-, Turnsälen, Schulen u. s. w., heftige Erschütterungen auszu- halten haben, dürfen keine größeren Entfernungen erhalten. Die Stärke solcher Balken muß immer statisch berechnet werden, wie weiter unten dargestellt wird. Das Auflager der Balken spielt eine bedeutende Rolle; stets muß es groß genug sein, damit erstens die Balkenköpfe nicht ab- rutschen, zweitens der Druck auf eine möglichst große Mauer- fläche übertragen werde und drittens die etwa beschädigten Balkenköpfe noch einen genügenden Halt finden. Im Allgemeinen nimmt man an, daß der Balken mindestens ebensoviel aufliegt, als er selbst hoch ist, wobei man aber die Ziegelmaße und vor- handene Mauerstärke berücksichtigen muß. In der Regel bekom- men kurze und schwachbelastete Balken eine Ziegelbreite, lange und starkbelastete eine Ziegellänge als Auflager; ein größeres Maß ist nicht erforderlich und würde nur für schwere Träger (Haupttramen) erwünscht sein. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Damit die Belastung der Balkenroste möglichst gleichmäßig auf das Mauerwerk übertragen werde, muß jeder Balkenkopf auf einem breiten Unterlager ruhen. Letzteres kann sein entweder ein breiter Mauerklotz oder eine Mauerlatte . Obgleich die Mauerlatte viele Vortheile besitzt und namentlich die Balkenenden schließen- oder ankerartig zusammenhält (in Oester- reich heißt die Mauerlatte „Rostschließe“), verdienen isolirte Mauer- klötze den Vorzug, wenn wie in Fig. 112 die übereinanderstehenden Mauern innerhalb bündig, d. h. ohne Absatz, sind. Wollte man in diesem Falle wie in Fig. 113 eine Mauerlatte anwenden, so würde das obere Mauerwerk theilweise auf Holz und somit unsicher stehen. Hingegen eignen sich Mauerlatten ganz besonders, wenn die Wände nach oben um ½ Stein zurückspringen und die Mauerlatten auf dem Mauerabsatze lagern (Fig. 114). Daß die Unterflächen der Balkenauflager (Klötze oder Latten) stets mindestens eine Schaar (Ziegelschicht) über dem höchsten Fenster- oder Thürbogen und dann vollständig in der „Wage“ liegen müssen, bedarf keines Nach- weises. Fig. 112. Fig. 113. Fig. 114. Die Mauerklötze fertigt man aus gutem Eichenholze an, sie sind etwa 15—20 zm breiter als die Balkenköpfe und eine Steinschicht- höhe + zwei Fugen dick — also 65 + 2 . 10 bis 65 + 2 . 13 mm . Die Mauerlatten werden aus kernigem Tannenholz gemacht und müssen, da sie mit einem Kamm in die Balkenköpfe greifen, ca. 25 mm dicker sein als die Mauerklötze, sonach 8,5 zm , welches Maß auch in der Breite eingehalten wird. Neuerdings wurde empfohlen, die Mauerlatten oder Rost- schließen nicht zu verkämmen, sondern nur zu verdollen (Fig. 115); so geschah es beim Bau des Polytechnicum zu Aachen, dessen Mauern aus sehr unregelmäßig gestalteten Ziegelsteinen (Feldbrand) hergestellt Zweites Kapitel. wurden, die ein dichtes Aufmauern fast unmöglich machten und zwar umsoweniger, da nur schlechter Mauersand, der das Mauerwerk nur äußerst langsam austrocknen ließ, zur Verfügung stand. Unter solchen Umständen konnte ein starkes und sehr ungleichmäßiges Setzen der Mauermassen nicht ausbleiben, und war man darauf bedacht, ein Mittel zu ersinnen, mit welchem die horizontale Lage der sämmt- lichen Balken nach dem beendigten Setzen zu erreichen war. Fig. 115. Zu diesem Behufe ließ der bauleitende Architect Esser die Bal- kenroste nur verdollen. Nach dem vollständigen Setzen des Mauer- werks stellte es sich heraus, daß die Balkenenden in der Mauer tiefer gesunken waren, als die Auflager auf den eisernen Trägern, obgleich erstere gleich vom Anfange an 2,5 zm höher zu liegen kamen. Um daher die Horizontalität wieder herzustellen, wurden die Keile a zwischen Mauerlatte c und Balken b getrieben. Beim Verlegen der Balken kommt es darauf an, sie vom frischen Mauerwerk, welches stets Feuchtigkeit enthält und diese dem Holze leicht übergiebt, vollständig zu isoliren. Daher empfiehlt sich die in Fig. 116 A—C dargestellte Einmauerung des Balkenkopfes; versteckt in einer Mauernische, die mit den schräggestellten Steinen b b überdeckt ist, und wird von den ganz trocken eingestellten Ziegeln c und c umgeben; unter dem Balkenkopfe liegt noch ein „Mauer- klotz“, um eine vollständige Isolirung vom Mauerwerk herbeizu- führen. Alle übrigen Hilfsmittel zum Schutze der Balkenenden, wie z. B. Umnageln derselben mit Theerpappe, sind durchaus verwerflich, weil diese Umhüllungen das Verdunsten des überflüssigen Wassers verhindern und somit die Holzfäulniß nur begünstigen. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Auch die Verankerung der Balken ist von Wichtigkeit, da dieselbe eine feste Vereinigung der gegenüber befindlichen Außen- Fig. 116 A—C. wände bezweckt und das Ausweichen der Wände verhindert. Die Verankerung mit dem Mauerwerk wird meistens bei jedem drit- ten oder vierten Balken bewerkstelligt, und zwar in der Weise, daß man eiserne Flachschienen von 5 zm Breite und 1 zm Dicke mit Krampen und Nägeln an die Balkenköpfe, entweder oberhalb nach Fig. 117 oder seitlich nach Fig. 118, befestigt. An seinem Ende ist der Anker oder Ankerschließe mit einem Splint versehen (Fig. 119). Fig. 117. Fig. 118. Fig. 119. Zweites Kapitel. Wenn man zwei nebeneinander liegende Balken mit nur einem Splint verankern will, schiebt man einen Wechsel (Fig. 120) ein. Fig. 120. Nicht nur die Langmauern, sondern auch die Giebel müssen ver- ankert werden; zu diesem Behufe läßt man die Ankerschließe quer über die Balken reichen. Bei Fachwerksgebäuden kommt eine Verankerung niemals vor. Die Dachbalkenlage heißt derjenige Balkenrost, welcher das oberste Stockwerk bedeckt, den Dachbodenraum von diesem Stockwerk trennt und außerdem noch das hölzerne Dachgerüst trägt. Während das Zwischen- gebälk sich nur nach der Stellung der Mauern des unter ihm be- findlichen Stockwerks zu richten hat, kommt bei der Dachbalkenlage noch die Anordnung des Dachgerüstes und der zu diesem gehörigen verticalen oder schrägen hölzernen Stützen (die Stiele, Ständer oder Stuhlsäulen und die Streben) in erster Linie in Betracht. Daher lassen sich die für Dachgebälke geltenden Regeln an dieser Stelle nicht exact mit Beispielen demonstriren, weil wir sonst Gegen- stände, speciell die Constructionen des Dachgerüstes, in dieses Kapitel ziehen müssen, welche erst am Schlusse dieses Abschnittes ihre Er- ledigung finden. Immerhin geben wir folgende Regeln zur vorläufigen Kenntniß- nahme: a ) die Streichbalken kommen im Dachgebälk nie vor, vorausge- setzt, daß die inneren Mauern den Dachfußboden nicht überragen, Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. was manchmal beim Aufführen der inneren massiven Treppenhaus- wände bis unter das Dach, oder bei Anlage von massiven Dach- kammern doch geschehen kann; Letztere dürfen in vielen Orten, z. B. in Oesterreich, überhaupt nicht angelegt werden. b ) Auf jede Wand legt man einen Wandbalken, um an dessen Unterfläche die Deckenschalung der dicht nebeneinander befind- lichen Räume befestigen zu können. c ) Neben den Giebeln oder Brandmauern ordnet man die Ort- balken an, die zur halben Breite auf dem Mauerabsatz liegen; die Ortbalken bestehen, da sie stets Bundbalken sind, stets aus Voll- und nicht aus Halbholz ,. d ) Die Bund- oder Binderbalken müssen ihrer ganzen Länge nach aus einem einzigen Stück oder aus mehreren zusammengelaschten (mit eisernen Schienen nach Fig. 3) Hölzern — in diesem Falle ge- schieht der Stoß stets auf der Mauer — bestehen; die Bundbalken dienen zur Unterstützung der Haupt-Dachbinder und sind in Entfer- nungen von 3—5 m anzubringen; man achtet darauf, daß die Bundbalken gut unterstützt werden und möglichst viel auf der Mauer ruhen; demgemäß benutzt man, wenn es irgendwie geht, die Wand- balken als Bundbalken; Bundbalken dürfen nicht ausgewechselt sein, aus welchem Grunde man bereits bei Anlage der Schornsteine danach trachtet, daß letztere den Bundbalken nicht im Wege stehen. e ) Bei solchen Dachgerüsten, deren Sparren sich direct auf die Balkenköpfe setzen, wie in Fig. 121, ist unter jedem Sparren ein Balken erforderlich und giebt die Sparrenlage für die Balkenabstände den Ausschlag; besser ist es, die Sparren wie in Fig. 122 auf eine Fig. 121. Fig. 122. Schwelle oder Fußfette aufzuklauen und dieselbe mit dem Balken zu verkämmen, damit nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken noth- Zweites Kapitel. wendig wird und die Lage der übrigen Balken von der Anzahl und Anordnung der Sparren unabhängig bleibt; noch freieres Spiel ge- währen die Dachgerüste mit Kniestock oder Drempelwand (Fig. 123), bei welchem ebenfalls nur bei jedem Hauptbinder ein Bundbalken zu sein braucht und die übrigen Balken (Zwischenbalken) entweder ganz durchgehen oder ausgewechselt werden. f ) Die eine verticale Seite der Bundbalken muß mit der ent- sprechenden Seite des Hauptbinders „bündig“, d. h. in einer ver- ticalen Ebene sein; bei allen Bundbalken wählt man dieselbe Seite, meistens die rechte, welche möglichst eben bearbeitet (mit Sägen- schnitt oder dem Breitbeil) wird; von der Bundseite aus werden sämmtliche Maße (für Zapfenlöcher und Versetzungen der Stiele, Streben und Sparren) abgetragen. g ) Bevor das Verzeichnen der Balkenlage beginnt, muß man die sogen. „Dachausmittelung“ (hierüber siehe am Schlusse von „Dach- constructionen“) vornehmen, da sich hiernach die Stellung und An- ordnung des Dachgerüstes richtet; alsdann giebt man die Lage der Hauptbinder an, welche auch für die Bundbalken gilt; zwischen diese kommen die Zwischenbalken in Entfernungen von 0,95—1,25 m . h ) In dem Grat, d. h. in der Halbirungslinie des von einer recht- oder stumpfwinkligen Gebäudeecke eingeschlossenen Winkels ist bei allen abgewalmten Dächern ein Gratstichbalken (siehe Fig. 124) erforderlich, desgleichen muß in den Kehlen (Ixen) ein Kehl- oder Ixenstichbalken liegen. Wenn ein Gebäude ringsum abgewalmt ist, Fig. 123. Fig. 124. so wird der 1 — 1,25 m von der Wand a b oder d c befindliche Zwi- schenbalken mit kurzen, senkrecht zu ihm gerichteten Stichbalken ver- sehen, ferner liegt in jedem Grat a h u. s. w. ein kurzer Gradstich- balken. Da nun an dem Anfallspunkt h in den allermeisten Fällen ein Binder erforderlich ist, so ordnet man hier ebenfalls einen Anfalls- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Bundbalken an. Auch in der Richtung l h ist ein halber Hauptbinder nöthig und darf ein Stichbalken (wenn auch kurzer) nicht fehlen. Ist der Abstand l h so groß, daß der Sparrenrost sich nicht frei tragen kann, so bedarf derselbe einer trägerartigen Unterstützung (Fette) und wo die Fette zweier nebeneinanderliegender Dachflächen sich im Grate treffen, steht ein Unterstützungsstiel, von dem aus nach der einen Seite ein ganzer und nach der anderen ein halber Hauptbinder ab- geht — auch unter diesen sind Bund- resp. Stichbalken unerläßlich. Die Fig. 124 giebt die Ecke der in Fig. 125 dargestellten Grund- form; die eine Seite zeigt das Gebälk, die andere das über dem- selben befindliche Gespärre. Am „Anfallspunkt des Walms“ steht Fig. 125. ein Hauptbinder mit seinem Bundbalken, gleichfalls in der Rich- tung b f , während in der Richtung A m ein Stichbalken m sich be- findet. Die sämmtlichen Stiche und Gradstiche stecken in den Ort- balken; weit besser ist es, den letzteren fortzulassen und die Stiche in dem l m weiter abliegenden Balken (siehe Fig. 126) zu verzapfen. Die Anordnung langer Stichbalken zeigen die Fig. 127 und 128; im letzten Beispiele verweisen wir besonders auf die Deckenrostbildung über dem Eckzimmer. Zweites Kapitel. i ) Die Entfernung der Balken im Dachgebälk kann, da die Balken nicht so belastet werden als im Zwischengebälk, 1 bis 1,2 m betragen; nachdem man die Bundbalken bestimmt hat, theilt man zwischen ihnen die Felder durch 0,9—1,2 m ein, um dann die Mittel- linien der Zwischenbalken zu erhalten. Fig. 126. Fig. 127. k ) Die Dachbalken müssen stets auf Mauerlatten oder Rost- schließen ruhen, damit die Balkenenden eine unverrückbare Lage haben. l ) Die Verankerung geschieht bei jedem Bundbalken. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Eine besondere Gebälkconstruction , welche sowohl in Berlin ganz allgemein, als auch in Amerika und England üblich ist, besteht in der Versprengung der einzelnen Balken. Fig. 128. Die amerikanische Construction wurde vom Ingenieur Rinecker in Pittsburgh in der Zeitschrift des bayr. Architecten- und Ingenieur- Fig. 129 A—B. vereins (1869) folgendermaßen beschrieben (Fig. 129 A—D): Die Balkenlagen bestehen aus 8—10 zm dicken, 25—35 zm hohen und in Zweites Kapitel. Entfernungen von 30—40 zm von Mitte zu Mitte liegenden Bohlen. Um diese Balken am Umkippen zu verhindern, werden in Entfer- nungen von 3 m Lattenstücke von 5 zm Breite und 10 zm Höhe kreuz- weise dazwischen genagelt. Das Ende des Balkens ist nach Fig. B abgeschrägt, damit die sich durchbiegenden Balken die leichten Mauern nicht zum Einsturz bringen. Der Fußboden besteht aus 8—14 zm breiten Brettern, die mit Feder und Nuthe ineinander greifen und auf die Balken genagelt sind. Die Decke wird in gewöhnlichen Fällen eng gelattet und durch einen Mörtelbewurf gebildet. Der letzte (dritte) Verputz ist fast immer mit Gips gemischt. Statt dieser Con- struction wird auch, um das Reißen der Decke zu verhindern, die Decke, wie in obigen Figuren angedeutet ist, zunächst in Entfernungen von 30 zm mit stärkeren Latten benagelt und an diesen die schmalen Spalierlatten befestigt. Die berliner Construction wendet man nur an, um auch über Zimmern von etwa 7 m Breite die Balken mittlerer Stärke benutzen zu können. Die Fig. 130 A veranschaulicht das Verfahren; hierbei Fig. 130 A. liegen die gewöhnlichen Balken 0,9 m auseinander und befinden sich zwischen ihnen in Abständen von 2 m zwei Sprenghölzer von 10/10 zm Stärke. Damit letztere die Balken nicht auseinander treiben, befestigt man starke Bandeisenschienen über den Ecken und der Mitte des Balkenrostes so, daß die sämmtlichen Balken, besonders aber die beiden Ortbalken, zusammengehalten werden. Auf diese Weise kön- nen 21/24 zm starke Balken bei üblicher Stubenbelastung und 1 m Bal- kenentfernung circa 7,5 zm freiliegen. Manchmal bedient man sich der Spannbohlen (Fig. 130 B ), welche zwischen die Balken eingeschnitten werden und in 2 m Abständen vorkommen; die eisernen Zuganker (Zugschließen) dürfen auch hier nie fehlen. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Die Ausfüllung und Verschalung der Balkenroste . Um den Balkenrost in Wohnungen nutzbar zu machen, muß man ihn erstens mit Fußbodenbrettern bedecken, zweitens mit einer Zwischendecke versehen, und drittens von unten verschalen. Fig. 130 B. Die Anordnungen der Fußböden besprechen wir im Ab- schnitt „Innerer Ausbau.“ Die Decke stellt man in Wohnungen fast immer nach der in Fig. 131 E skizzirten Weise her; an den unteren Balkenflächen sind rauhe Bretter von 2 zm Stärke und 8—10 zm Breite befestigt und hieran heftet man mit Rohrdraht die Berohrung, welche den Gipsbewurf oder die Stuckaturung hält. In ganz einfachen Gebäu- den (Arbeiterwohnungen und Wirthschaftsgebäuden) be- gnügt man sich mit einer Ver- schalung, die entweder aus gefalzten (nach Fig. A ), doppelten (Fig. B ), ge- stülpten (nach Fig. D ) oder Fig. 131. aus gesäumten Brettern, deren Fugen Leisten bedecken (Fig. C ), hergestellt wird. Die Bretter sind 3 zm stark und werden am besten mit Drahtstiften befestigt. Wanderley, Bauconstr. 5 Zweites Kapitel. Die Zwischendecke hat den Zweck, einestheils den Schall zwischen den zwei übereinander befindlichen Räumen zu dämpfen, anderntheils die durch die Fußbodenritzen sickernde Feuchtigkeit aufzusaugen; die Zwischendecke der Dachbalkenlage soll das oberste Stockwerk gegen die wechselnde äußere Temperatur, welche sich im Dachbodenraume beständig geltend macht, schützen. Die im Wohnhausbau üblichen Zwischendecken heißen: 1) Stülpdecke , 2) Einschubdecke und 3) Windelböden . Die Stülpdecke (Fig. 132 A—B ) kommt in untergeordneten Wohngebäuden vor, und dann auch nur auf der Dachbalkenlage; Fig. 132 A—B. sie besteht aus übereinander gestülpten, 20—22 zm breiten, 3 zm starken rauhen und nicht gesäumten Brettern b (auf Schalbretter), auf welche eine 5—8 zm hohe Lehmschicht gebracht wird; damit letzterer besser haftet, ordnen einige Techniker die schwalbenschwanzförmigen Latten a auf der untersten Brettlage an. Die Stülpdecke ist besonders für ländliche Wirthschaftsgebäude (Ställe) zweckmäßig und dann noch, wenn der Dachraum einen Ziegelpflasterboden erhalten soll (siehe die Figuren bei den Dachgerüsten). Die Einschubdecke (Fig. 133 A—B ) findet in ganz Deutschland Fig. 133 A—B. am häufigsten Verwendung; ihre Herstellung geschieht folgendermaßen: an die beiden verticalen Balkenflächen nagelt man die Leisten d, die den Einschubbrettern a ein sicheres Auflager bieten; hierauf kommt zuerst eine dünne Lage Lehm oder Letten, alsdann eine Schicht c Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. trocknen Sandes. Wenn auf dem Gebälk ein Ziegelpflaster ruhen soll (wie dies in Oesterreich stets geschieht), so tritt das Füll- material etwa 5 zm über die Balken, andernfalls ebnet man dasselbe mit der Oberfläche der Balken a b und legt hierüber den Bretter- boden e; f ist die Deckenschalung. In einigen Gegenden werden die Balken mit dreieckigen Nuthen versehen, in welche die angespitzten Einschubbretter passen (Fig. 134 A—B ), doch ist diese Methode umständlicher und nicht so gut wie Fig. 134 A—B. die vorige; in dieser Figur giebt a die Lehmschicht, c die Decken- schalung an. Der Windelboden wird selten ausgeführt; er besteht aus Stak- hölzern (deren Länge gleich der Balkenöffnung beträgt), welche mit Strohlehmbündeln dicht umwickelt werden, woher der Name Windel- oder Wickelböden stammt. Befinden sich die Windelhölzer in halber Höhe der Balken, so heißt die Zwischendecke: halber Windel- boden , bringt man die Hölzer hingegen dicht am unteren Rande an, so nennt man ihn: ganzer Windelboden . Den ersteren zeigt die Fig. 135 A B , den letzteren die Fig. 136 A B im Quer- und Längenschnitt. Fig. 135 A—B. Fig. 136 A—B. Es bedeuten die Buchstaben in Fig. 135 A B : b Balken, c Stroh- lehmbündel, a Ausfüllung, d Verschmierung mit Lehm; in Fig. 136 A B: 5* Zweites Kapitel. b Balken, a umwickelte Stakhölzer, c Füllmaterial und d Abgleichung mit Lehm. Letztere bleibt fort, wenn die Decke verschalt wird. Die Stakhölzer stecken entweder in Nuthen oder liegen auf den ange- nagelten Latten e. Bei Anwendung von Fußbodenbrettern steigt die Ausfüllung a über die Balken nicht hinaus. Der halbe Windelboden ist ebenso gut und nicht so schwer wie der ganze. Wenn zwei übereinander liegende Räume möglichst dicht abge- schlossen werden sollen und man eine gewölbte Decke nicht wählen kann noch will, dann sind die Windelböden besonders am Platze. Außer den genannten Zwischendecken giebt es noch einen „ ge- streckten “ Windelboden, welcher aber nur über Ställen anwendbar ist (siehe Wanderley, die ländl. Wirthschaftsgebäude Fig. 199 A—B ). Falls die Balken unverschalt bleiben und profilirte Kanten er- halten, muß man die Zwischendecke möglichst hoch anbringen und die Unterflächen derselben mit gehobelten Brettern bedecken. Den einfachsten Fall zeigt Fig. 137; die unterhalb gehobelten Fig. 137. Bretter sind nur gesäumt und in Falze der Balken geschoben; profi- lirte Deckleisten decken die Fugen zwischen zwei Brettern. In Fig. 138 Fig. 138. kamen gefalzte und profilirte Bretter zur Verwendung, auf deren Fugen die Deckleisten liegen. Eine sehr zweckmäßige Construction Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. zeigt Fig. 139; hierbei liegt eine aus rauhen Brettern bestehende Stülpdecke auf den seitlich an den Balken genagelten Leisten; Fig. 216. die Unterfläche der Stülpdecke wird mit gehobelten Brettern ver- kleidet; breite Leisten zerlegen das lange Balkenfeld in einzelne quadratische Flächen. Ueber die Construction der Kassettendecken berichten wir im Abschnitt „Innerer Ausbau.“ Die Unterstützung der Balkenlage . Wenn die Balken weit freiliegen oder die auf denselben ruhende Belastung so groß ist, daß der ganze Balkenrost sich nicht allein schwebend halten kann, dann bedürfen sie einer Unterstützung. Eine solche Unterstützung liegt stets rechtwinklig zum Balkenrost und kann entweder unter (Fig. 140 A ) oder über (Fig. 140 B ) demselben Fig. 140 A—B. sein; in erstem Falle bezeichnet man sie genauer mit dem Ausdrucke „Unterzug“ , während in beiden Fällen der Stützbalken auch „Träger“ heißt. Die trägerartige Unterstützung der Zwischenbalkenlage befindet sich meistens unter den Rosthölzern; hingegen bei dem Dachgebälk sind beide Anordnungen mit gleicher Berechtigung zulässig, und ist mei- stens die architectonische Anordnung der Decke maßgebend. Da in Dächern die Träger in der Regel am Dachgespärre Zweites Kapitel. mittelst Hängewerken hängen (Fig. 141), verweisen wir auf die im ersten Kapitel mitgetheilten Hängewerksverbindungen. Fig. 141. Fig. 143 A—B. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Die Anwendung der trägerartigen Unterstützungen ist behufs Ersparung starker Bauhölzer vortheilhaft, denn beispielsweise müssen 7 m lange Balken etwa 26 zm hoch und 9 zm breit sein, während bei Benutzung eines Unterzugs die kurzen Rosthölzer einen viel geringeren Querschnitt benöthigen. Damit der Träger eine möglichst geringe Höhe erhalte, unterstützt man ihn in Entfernungen von 4—5 m mit hölzernen Säulen und Kopfbändern (Bügen). Fig. 143 A—C giebt den Grundriß, Quer- und Längenschnitt eines Schafstalles, dessen Balkendecke auf zwei Trägern ruht, die wiederum von Ständern und Kopfbändern unterfangen werden; die Ständer stehen auf Granitsockeln. Fig. 143 C. In einer anderen Weise ist in Fig. 144 A—B die Decke eines Rindviehstalles gebildet worden; der Grundform des Stalles ent- sprechend, liegen die Schwellen a vor den Krippen; auf den Schwellen stehen die Stiele, die zunächst ein Sattelholz s s tragen, welches den Träger t t unterstützt; k k sind Kopfbänder. Daß der Träger auch mittelst Sprengewerken verstärkt werden kann, haben wir bereits früher gezeigt. Nach der in Fig. 143 gezeigten Methode kann man mehrere Etagen übereinander anordnen, wobei die hölzernen Stiele auf die Träger Zweites Kapitel. zu stehen kommen (Fig. 145). Um jedoch dem ganzen Aufbau eine größere Festigkeit zu geben, läßt man vielfach die Stützen in Fig. 144 A. Fig. 144 B. ihrer ganzen Länge durch sämmtliche Stockwerke reichen. In der Regel wählt man die Construction, welche aus zwei zusammen- gebolzten Ständern besteht, die den Träger umfassen; es wird dann mindestens ein Balken dicht an den doppelten Stiel geschoben und mit diesem verbolzt. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Während die gekuppelten Stiele verdübelt sind, zeigt die Fig. 147 eine Verschränkung; gleichzeitig ist hier angenommen, daß die eine Stielhälfte a in dem oberen Stockwerk allein durchgeht. Fig. 145. Fig. 147. Zwei andere Anordnungen illustriren wir in Fig. 148 und 149; in ersterer besteht der Ständer aus einem vollen Holze und wird er Zweites Kapitel. von zangenartigen Trägern umfaßt. Damit selbige nicht abrutschen können, sind zwei consolartige Winkellappen angebolzt, auf welchen Fig. 148. Fig. 149. die Träger ruhen; der Balken liegt unmittelbar neben dem Ständer, hält diesen und die Träger mit Anblattung und Verkämmung. Die Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Fig. 149 ist insofern mit der vorigen ähnlich, als hier die Balken ebenfalls zangenartig den Ständer umklammern; die consolartige gußeiserne Unterstützung der doppelten Träger ist eine äußerst solide und besteht aus zwei Hälften, welche in das Holz eingelassen und an Laschen zusammengebolzt sind. Fig. 150 A. Die Anwendung der in Fig. 149 gezeigten Trägeranordnung veranschaulichen Fig. 150 B , welche eine Speicheranlage in Zürich Zweites Kapitel. (erbaut 1865 vom Architecten Stadler) darstellt; die Beschreibung dieses Speichers übergehen wir an dieser Stelle, indem wir auf: Wanderley, ländl. Wirthschaftsgebäude verweisen, woselbst die bei Fig. 150 B. Speichern vorkommenden Anordnungen und Constructionen sehr aus- führlich mitgetheilt sind. Die Verstärkung der Träger . Die außerordentlich starken Balken sind als sogenanntes „Lang- holz“ oft gar nicht oder doch nur mit bedeutendem Kostenaufwande zu beschaffen, aus welchem Grunde man sie durch Vereinigung Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. mehrerer schwacher Hölzer , die fest zusammengebolzt werden, zu ersetzen pflegt. Da solche Combinationen stets kostspielig sind und viel Arbeit machen, darf man sie nur vereinzelt anwenden. Die Verstärkung kann stattfinden: a ) mittelst Verzahnung, b ) „ Verdübelung, c ) „ Bohlenstreben, d ) „ Armirung, e ) „ linsenförmiger Ausbauchung. Die ersten beiden Fälle ad a und b wurden schon in dem ersten Druckbogen vorgeführt. Eine umfassende Verwendung fanden die verdübelten Träger in der großartigen Wagner-Werkstatt der Wagenbauanstalt von A. H. Pflug in Berlin, die seit 1857 der „Actiengesellschaft für Beschaffung von Eisenbahnbedarf“ gehört; die große Wagner-Werkstatt wurde 1858 erbaut und stellen wir in Fig. 151 A im Querschnitt, B theil- weise im Längenschnitt dar. Das ganze Gebäude ist 141 m lang und 31,25 m breit. Im Kellergeschoß sind mehrere große Säge- maschinen zum Zerschneiden der größeren Stämme aufgestellt. Die weiten Räumlichkeiten bieten hinreichenden Platz zum Niederlegen der größten Hölzer. Das Gebäude wird durch die Doppelstiele, welche die obere Balkenlage und das Dachwerk tragen, in drei gleich breite Längen- schiffe getheilt. Die Seitenschiffe erhalten durch große Fenster hin- länglich Licht, während das Mittelschiff von oben beleuchtet wird. Es ist hier dem Bedürfniß nach großen Räumlichkeiten möglichst ent- sprochen und an jeder Stelle die erforderliche Helligkeit geschafft, die da unbedingt unerläßlich ist, wo man die zu bearbeitenden Gegen- stände nicht drehen und wenden kann, wie man will. Nach dem zweiten Geschoß gelangt man mittelst breiten eisernen Treppen an beiden Enden des Gebäudes; in diesem Geschoß werden die Bretter und Balken zugerichtet mittelst vieler Hobel- und Säge- maschinen aller Art. Da hier eine große Menge Holz aufgeschichtet liegt und schwere Maschinen stehen, so mußten die Constructionen Zweites Kapitel. möglichst solide eingerichtet werden und sind daher überall verdübelte Träger von 0,62 m Höhe angewendet. Fig. 151 A. Da bei der großen Gebäudetiefe ein Satteldach zu bedeutende Dachflächen erhalten hätte, wurde eine Reihe von kleinen Dächern Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. parallel der Tiefe des Gebäudes construirt, durch welche Anordnung lange Hölzer vermieden wurden. Zwischen je zwei Dächern liegt eine sogenannte „Knoblauch'sche Rinne.“ Fig. 151 B. Die Bohlenverstrebung (Fig. 152) geschieht in nebenstehender Weise: an jede Seite des Balkens werden zwei Bohlen in schräger Richtung mittelst Verzahnung eingelassen und alsdann gut verbolzt, um der Verschiebung entgegenzuwirken. Die Hirnenden der beiden Streben stemmen sich gegeneinander und bilden letztere auf diese Art eine „Versprengung“, welche dem verstärkten Balken eine große Steifigkeit verleiht. Des Seitenschubes wegen bleiben die Bohlen- oder Halbholzenden mindestens 20 zm von der Mauer entfernt. Der Balken erhält, je nach der auf ihm ruhenden Extrabelastung und freiliegenden Länge 20/25 bis 25/30 zm zur Stärke. Eine andere Bohlenverstrebung zeigt Fig. 153 A—C; hier deuten f f und g g die Stiele der übereinander befindlichen Stockwerke an; zwischen den beiden geraden Bohlen d d sind die beiden Halbhölzer c c in geneigter Lage so angeordnet, daß die mit Verzahnung ver- sehenen Enden derselben unter die ebenso ausgeschnittenen Enden Fig. 152. Fig. 153 A—C. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. der Träger b b zu liegen kommen. Die Enden der beiden Hölzer b und c werden verbolzt, verdübelt und auf die Stiele f f gelegt. Die Bohlen d d befinden sich unmittelbar neben den Halbhölzern c c und sind mit denselben verholzt. Um einer Verschiebung der an- gebolzten Bohlen vorzubeugen, werden die Dübel k k eingetrieben. Wenn man die Construction von Fig. 152 anstatt Fig. 153 A—C anwenden will, läßt man den Träger b b ganz durchgehen. Die Armirung ist nur ein umgekehrtes Hänge- resp. Sprenge- werk (Fig. 153 D); der hölzerne Balken a b ruht in der Mitte c auf Fig. 153 D. einem kurzen Pfosten c d. Dieser steht auf einer eisernen Platte, welche wiederum von den zwei eisernen Zugstangen aufgefangen wird. Die Zugstangen werden an den Hirnenden der Balken von breiten gußeisernen Platten gehalten; mittelst Contreschrauben vermag man jede beliebige Anspannung vorzunehmen. Wenn der Pfosten d länger als 0,6—0,7 m ist, müssen zwei Seitenstreben (Kopfbänder oder Bügen) vorhanden sein. Bezeichnet man mit l die Länge a b, p die gleichförmig vertheilte Belastung und α den Winkel zwischen Pfosten und Zugstange, so beträgt: der Druck in der Stütze c d = 5/8 p l = 5/8 P der Zug in den Zugstangen a d = 5/16 . Der linsenförmige Balken wird seiner unzweckmäßigen Form wegen im Landbau höchst selten benutzt. Baurath Lawes in Hannover construirt ihn zuerst, indem er ur- sprünglich einen vollen Balken in der Mitte aufsägen und dazwischen einige Pfosten zum Auseinanderhalten der beiden Hälften stecken ließ. Neuerdings wird der linsenförmige Balken aus zwei Hölzern herge- stellt, welche an den Enden verbolzt und in der Mitte mittelst Pfosten und Zangen in Spannung gehalten werden. Wanderley, Bauconstr. 6 Zweites Kapitel. Die Formel zur Berechnung des linsenförmigen Balkens lautet: Hierin bedeutet: P die gleichmäßig vertheilte Belastung in Kilogr., E den Elasticitätsmodul, für Holz pro □ zm = 105000 Kilogr., k den Sicherheitscoefficient, für Holz pro □ zm = 70 Kilogr., l die Länge in Zentimetern, h die Höhe b die Breite jeder der beiden Balken in Zentimetern, a der größte Abstand der beiden Balken in der Mitte in Zentimetern. Letzteren pflegt man 1/25 der ganzen Spannweite zu machen. Die Fig. 154 zeigt die Verwendung des Lawes'schen Balkens bei einem Dachbinder; in diesem berechneten Beispiele sind die einzelnen Fig. 154. Balkenhälften 14,5 zm hoch und 29 zm breit, sodaß also an den Enden eine Stärke von 29 zm im Quadrat entsteht. Die Verschiebung an den Enden wird durch Bolzen und Keile verhindert. Die mittlere lichte Höhe beträgt 0,62 m , oder da die ganze Spannweite 15,7 m mißt, ist h = 1/25 s. Die Zangen halten die beiden Gurtungen aus- einander und unterstützen gleichzeitig die Fetten. Derartige Dachconstructionen empfehlen sich besonders dort, wo mit geringem Holzaufwande große Räume überdeckt werden sollen, wie z. B. in Exercierhäusern, einfachen Turnhallen u. s. w. Eine Unterstützung der Decke besonderer Art entsteht, wenn die Hänge- resp. Sprengewerke ganz unabhängig von der Dachconstruction bleiben. So z. B. erkennen wir in Fig. 155 ein einfaches Hängewerk, an dessen Hängebalken die Deckenbalken mittelst Bolzen hängen. Doch ist auch der Fall sehr gut möglich, daß, wie die punktirten Linien angeben, auf dem Hängewerke ein Träger be- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. hufs Unterstützung der Balken liegt, — gleichfalls wäre es gestattet, sowohl den oberen, als auch den unteren Balkenrost anzuordnen. Fig. 155. Eine solche Construktion zeigt die große Decke über dem Mäder'schen Saal in Berlin (Fig. 156 A — E ); der Fußboden des Fig. 156 A — B. Dachraumes liegt 3,8 m über der Decke, es wurde daher in diesem Zwischenraume ein großes doppeltes Hängewerk von 18,75 m Spann- weite angelegt. Sowohl Streben, Spannriegel, als Hängesäulen sind doppelt, miteinander verbolzt und verdübelt. Die Endzwischen- räume des Hängewerks verhalten sich zur Mittelöffnung wie 1 : 2 : 1; 6* Zweites Kapitel. an der Hängesäule ( h ) hängt ein Träger, in der Mitte ist ein anderer c vorhanden, welcher von der, am Spannriegel hängenden Hängestange s gehalten wird. Der Hängebalken d hat in der Mitte eine geringe Stechung erhalten, damit er nach dem völligen Setzen der Decke ganz horizontal bleibe. Auf den Trägern b, b und c liegen die Zwischenbalken in Entfernungen von 0,91 m nach der in Fig. 156 B skizzirten Weise. Der Abstand zwischen zwei Hänge- bindern beträgt 4,6 m . Fig. 156 C—E geben die Details von der Hängesäulen- und der Hängestangenverbindung. In C halten die Hängeeisen eine breite Platte p , auf welcher der Hängebalken ganz und die Träger b b nur theilweise mit ihren Enden ruhen; in Fig. D ist die Hängestange unten mit einem breiten Halter t versehen, um den Hänge- balken d unterstützen und den Balken b b auffangen zu können, zu welchem Behufe zwei gußeiserne Schuhe vorhanden sind. Die Holzstärken betragen: b = 30 m hoch, p = 5 m dick, d = 24/30 zm , s = 4 m dick, eine gekuppelte Hängesäule h = 30/45 zm . Wesentliche Abweichungen von der eben mitgetheilten Anordnung zeigt die Decke über dem großen Malersaale des Wiener Hofopern- hauses (Fig. 157). Dieselbe besteht aus Bohlenbogen (System Delorme), welche 16,3 m Spannweite und 2,6 m Pfeihöhe besitzen; die Bogengespärre sind auf 26/31,5 zm starken Mauerschwellen (Rostschließe) geklaut und in Abständen von 4,2 m aufgestellt und mit eisernen Zugstangen (Schließen) verankert. Zwischen den Hauptbohlenbindern befinden sich noch drei andere Leergespärre. Zu den Bögen verwendete man drei Bohlenlagen von je 5,3/29 zm Stärke, welche ordnungsgemäß (siehe Näheres bei „Dächern aus Bohlen“) mit abwechselnden Fugenstößen zusammengebolzt sind. Auf die Bögenenden brachte man trägerartige Auflager zur Aufnahme der Balkendecke; Letztere trägt eine Dielung sammt einem dünnen Lehm-Estrich und flachen Ziegelpflaster. Die Stärke der Balken und Träger . Nach einer praktischen Zimmermannsregel beträgt die Balken- höhe in Wohngebäuden bei gewöhnlicher Belastung h = (16 + 2 . l ) Zentimeter, wobei h in Zentimetern, die Länge l in Metern gedacht sind, und die einzelnen Balken etwa 1 m von Mitte zu Mitte auseinander liegen. Die Balkenbreite nimmt man circa 5 zm geringer an. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Hiernach wäre bei 5 m freiliegender Länge h = (16 + 2 . 5) = 26 zm , b = (26 — 5) = 21 zm . Sobald auf dem Balkenrost eine außergewöhnliche Belastung ruht, wie z. B. in Speichern, muß man die Balkenquerschnitte statisch Fig. 156 C—E. Fig. 157. berechnen. Zu diesem Behufe ermittelt man zuerst das Eigengewicht des Balkenrostes nebst Zwischendecke und die auf demselben ruhende Extra-Belastung (sogenannte fremde oder variable Belastung). Zweites Kapitel. Die Extrabelastung beträgt (nach „deutsches Bauhandbuch“): Das Eigengewicht der Balkenlagen nebst Zwischendecke beträgt (nach Behse): Das Gewicht der Windelböden vermehrt sich für je 2,5 zm größere Balkenhöhe um 25 Kilogr. pro □ m . Die Gesammtbelastung der Balkendecke ergiebt sich durch Addition der beiden Gewichte. Die allgemeine Formel zur Berechnung des Querschnitts eines Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. gleichmäßig belasteten, an den Enden freiaufliegenden Balkens von beliebigem Material, lautet worin P die gleichmäßig vertheilte Belastung in Kilogr., l die freiliegende Länge des Trägers in Zentimetern, k die größte absolute Spannung des Materials pro □ zm Länge und Querschnitt, und W das Widerstandsmoment (auf die Definition desselben gehen wir an dieser Stelle nicht ein) bedeuten. Da wir hier mit hölzernen Balken (Tannenholz) zu thun haben, und diese meistens einen rechteckigen Querschnitt erhalten, so wird einzusetzen sein, für: k = 70 Kilogr. bei 10facher Sicherheit gegen Bruch, W = ⅙ b h 2 . Somit bekommt obige Formel folgenden speciellen Ausdruck: worin alle Dimensionen in Zentimetern gedacht sind. Nehmen wir aber die Länge l in Metern an, dann muß die rechte Seite der Gleichung durch 100 dividirt werden, folglich: oder 1) . Bezeichnet q das Eigengewicht p die Extrabelastung auf der pro □ m in Kilogr. a der Abstand der Balken von Mitte zu Mitte l die Länge der Balken in Metern, h die Höhe b die Breite des Balkens in Zentimetern, so ist: 2) oder Zweites Kapitel. 3) , 4) . Der vortheilhafteste Querschnitt eines Balkens entsteht, wenn die Höhe zur Breite sich verhält: h : b = 7 : 5. Substituirt man für b = 5/7 h , dann 5) 6) . Aufgabe : Wie groß darf die Belastung einer Balkenlage pro □ m Fruchtspeicher mit ganzem Windelboden sein, wenn die Balken 1,1 m von Mitte zu Mitte auseinander liegen, 5,6 m lang sind und einen Querschnitt von 23/30 zm haben? Antwort : Nach Formel 2 ist: , demnach Kilgr. Da der soeben angenommene Querschnitt nicht die größte Trag- fähigkeit besitzt, so kann eine andere Frage lauten: wie groß würde bei der angegebenen Belastung der vortheilhafteste Querschnitt sein? Antwort : Nach Formel 4 ist: . Bei einem Verhältnisse von h : b = 7 : 5, ist: b = 5/7 . 29 = 21 zm . Nachfolgende Tabelle giebt die Balkenstärken (in abgerundeten Zahlen) für Wohngebäude; die Entfernung der Balken ist 1 m an- genommen. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Die Stärke des Trägers hängt ab von seiner freiliegenden Länge und dem Gewichte der Balkendecke. Die Deckenbelastung vertheilt sich auf die Unterstützungen (Umfassungsmauern, Säulen, Träger u. s. w.), je nach den Entfer- nungen derselben sehr verschiedenartig. Benennen wir die ganze gleichmäßig vertheilte Belastung P , da- gegen die Größe des Balkendruckes auf die Unterstützungen mit D, D' und D'' , ferner die ganze Balkenlänge L , das Verhältniß der Entfernung der mittleren Unterstützungen von einer Endunterstützung zur ganzen Länge v , so wird sein: 1) Für den Fall, daß die durchgehenden Balken in der Mitte auf einer Stütze liegen oder an einem einfachen Hängewerke hängen (Fig. 158): Druck D' = D'' = 3/16 P , Druck D = 5/8 P. 2) Wenn die Enfernungen der zwei Unterstützungen gleich sind, also v = ⅓ L (Fig. 159), D' = 2/15 P , D'' = 11/30 P. Fig. 158. Fig. 159. 3) Bei ungleichen, aber symmetrischen Entfernungen (Fig. 160), , . 4) Wenn der Balken einmal unterstützt ist (nach Fig. 161), die Fig. 160. Fig. 161. Balkenbelastung gleichmäßig vertheilt und die Unterstützung nicht in der Mitte ist: Zweites Kapitel. , , . 5) Der Balken ruht auf 3 Trägern (Fig. 162) und v = ¼ L , Fig. 162. sodann D' = 11/112 P D'' = 32/112 P D = 26/112 P. Dieser Fall kommt aber höchst selten vor, denn da ¼ L öfters 5 m mißt, beträgt die Gesammtbalkenlänge mindestens 20 m ; solche lange Hölzer sind kostspielig und würde man in der Praxis jeden Balken aus zwei Theilen herstellen, welche über der mittleren Stütze D gestoßen werden. Alsdann haben wir wieder den zusammengesetzten Fall von Fig. 158. Wenn nun die auf jedem Träger (von Säule zu Säule) ruhende Belastung ermittelt worden ist, wird sein Querschnitt nach der Formel 5: berechnet. Nicht unbeachtet darf man lassen, daß der über mehrere Ständer reichende Träger mindestens an einem Ende als fest eingespannt gelten kann und somit eine noch größere Tragfähigkeit besitzt, als ein nur freiliegender; ferner unterstützt man den Träger mit Sattelhölzern (Fig. 146) und Kopfbändern oder Bügen, sodaß der Träger eigent- lich 2 m weniger freiliegt. Alle diese Eventualitäten müssen für jeden einzelnen Fall genau in Erwägung gezogen werden, bevor man die Trägerquerschnitte endgiltig festsetzt. Indem wir noch hinzufügen, daß der an einem Ende festeinge- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. spannte, an dem anderen freiaufliegende Träger 1½ mal soviel trägt, als ein solcher, der mit beiden Enden frei aufliegt, und demgemäß oder wenn b = 5/7 h : 7) ist, überlassen wir dem Studirenden die weitere Durchführung eines Beispiels. Die Dimensionen der starkbelasteten und freistehenden Holz- pfosten pflegt man ebenfalls statisch zu berechnen, zumal bei außer- gewöhnlichen Belastungen das practische Gefühl selten den richtigen Aufschluß giebt. Wie wir auf den vorstehenden Seiten gesehen haben, vertheilt sich die Belastung der Balkenlage u. s. w. sehr verschiedenartig auf die Unterstützungen, weshalb man behufs Berechnung der Pfostenquer- schnitte zunächst die auf jedem Stiele ruhende Last P ermitteln muß. Die hölzerne Säule wird auf rückwirkende Festigkeit in An- spruch genommen, und steht ihr Tragvermögen in geradem Verhält- nisse zum Querschnitte und in umgekehrtem Verhältnisse zur Länge; d. h. die Tragfähigkeit vermindert sich mit Zunahme der Stielhöhe, und der Querschnitt erfordert desto größere Dimensionen, je höher der Stiel ist (gleiche Belastung vorausgesetzt). Die rückwirkende Festigkeit kann sowohl eine Inanspruchnahme auf Zerdrücken (Zermalmen) oder auf Zerknicken (Durchbiegen) sein. Erstere findet bei Holzconstructionen im Hochbau selten, letz- tere dagegen desto öfters bei solchen Stützen statt, deren Höhe 10—15 mal größer ist als die kleinste Seite des rechteckigen oder quadra- tischen Querschnitts. Jedoch die Widerstandsfähigkeit hängt nicht allein von der Länge, sondern auch von dem Material und der Befestigungsweise der Stützenenden ab. Da das Tannenholz biegsamer, d. h. elastischer ist als das Eichen- holz, so eignet sich letzteres für Stützen am besten. Nach angestellten Versuchen beträgt der Elasticitätsmodul ( E ) für Tannenholz pr. □ zm 105000 Kilogr. „ Eichenholz „ 122500 „ Zweites Kapitel. Die Befestigung der Stütze kann in vier verschiedenen Weisen geschehen, nemlich: 1) Der Fuß der Stütze ist fest eingespannt (eingemauert ꝛc.) und das obere Ende beweglich. 2) Beide Enden sind frei, jedoch die Endpunkte der Axe bleiben normal. 3) Das untere Ende der Stütze ist fest eingespannt, dagegen das obere bleibt beweglich und verläßt die ursprüngliche Lage nicht, so daß der obere Endpunkt über dem Fuß- punkt normal ist. 4) Beide Enden sind fest eingespannt und die Endpunkte der Axe normal. Die Maximalbelastung, welche einen Bruch verursachen könnte, läßt sich für alle vier Fälle durch folgende Grundgleichung be- stimmen: Maxim. (Nach Navier: Max. ) wenn l die Stützenhöhe in Metern und J das Trägheitsmoment des Querschnitts bedeuten. Da jedoch diese Maximalbelastung niemals erreicht werden darf, sondern bei Holz eine 10fache Sicherheit in Anrechnung kommen muß, so ergiebt sich: , oder nach Einsetzung der betreffenden Werthe: für Tannenholz , für Eichenholz . Nun ist bei dem rechteckigen Querschnitt , und „ „ quadratischen „ , wobei h die kleinere und b die größere Seite des rechteckigen Quer- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. schnitts in Zentimetern heißen; folglich erhält man für den Zweites Kapitel. Die erste Befestigungsart kommt bei hölzernen Säulen nie vor, dagegen gilt der zweite Fall für Säulen, welche blos mit Zapfen in Rähmen und Schwelle resp. Sockel stecken; der dritte Fall wird nur bei fest verankerten eisernen Stützen zu Grunde gelegt, und den vierten Fall läßt man der Sicherheit halber ganz unberücksichtigt, da die Be- festigung des oberen Endes wohl niemals unwandelfest gemacht werden kann. Für hölzerne Stützen wird immer der 2. Fall benutzt. Auf den sichern Stand der Stütze muß man die größte Sorgfalt verwenden; zu diesem Behufe stellt man sie am besten auf einen Eisenschuh, der mit einer so breiten, mindestens 5 zm starken Platte versehen ist, daß die Last gleichmäßig auf das genügend starke Auf- lager (Sockel) übertragen wird. Um das Zermalmen des Hirnholzes zu verhüten, legt man unter die Stütze eine dünne Bleiplatte. Die Größe der Grund- platte richtet sich nach der Festigkeit des Sockelmaterials. Obgleich wir die Druckfestigkeit einiger Steinarten weiter unten im zweiten Abschnitt bei den steinernen Pfeilern mittheilen, führen wir schon an dieser Stelle an, daß gewöhnliche gute Mauerziegel pro □ zm mit 6 Kilogr. gute Rathenower Steine „ „ „ 14 „ weicher Sandstein „ „ „ 16 „ harter „ „ „ „ 40 „ Granit mit Cementmörtel „ „ „ 30 „ „ als ganzer Block „ „ „ 45 „ gedrückt werden dürfen. Hat somit eine Stütze eine Last von 18000 Kilogr. zu tragen und besteht der Sockel oder Pfeiler aus gewöhnlichen Mauerziegeln, so muß derselbe mindestens im Querschnitt haben. Damit die Last gleichmäßig auf den Mauerkörper übertragen werde, erhält die Grundplatte den Pfeilerquerschnitt zur Fläche. Bei Anlage des Sockel- oder Pfeilerfundaments darf nicht unbe- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. rücksichtigt bleiben, daß pro □ m gewachsener, „tragfähiger“ Boden höchstens 25000 Kilogr. tragen kann und man hiernach die auf der Stütze ruhende Last durch dieses Modul dividiren muß, um die er- forderliche unterste Fundamentfläche zu erhalten; die Anzahl der Fundamentabtreppungen ergiebt sich von selbst. (Näheres siehe im zweiten Abschnitt). Der Decken- und Bodenbau in Oesterreich hat durch die baupolizeilichen Bestimmungen einen ganz besonderen Charakter erhalten. So z. B. schreibt die Bauordnung für Wien vor: §. 43. Die Anwendung von Tram-, Sturz- oder Dippelboden, sowie von Böden, die auf Eisenconstructionen ruhen, bleibt der freien Wahl der Bauherren überlassen. Nur in dem letzten Stockwerke sind der Feuersicherheit wegen Dippelböden oder massive Decken an- zulegen. Bei sämmtlichen hölzernen Deckenconstructionen sind die Fußböden durch eine 8 zm hohe Schuttlage zu isoliren. §. 53. Der Dachboden muß feuersicher hergestellt, angeschüttet und mit Ziegeln belegt sein. Der oberste Boden darf mit dem Dach- gerüste nicht in Verbindung stehen. In Mähren bleibt die Wahl der Deckenconstruction ebenfalls dem Bauherrn überlassen, wofern erstere den Anforderungen der Feuersicherheit und Baufestigkeit entsprechen. §. 32 der Bauordnung für Mähren sagt: Auch über dem Erdgeschosse, dann über dem obersten Stockwerke dürfen Tram- oder Sturzböden angebracht werden, nur müssen die- selben nicht allein durch eine Schuttlage von den Polsterhölzern voll- kommen isolirt, sondern auch die Böden im obersten Stockwerke feuer- sicher belegt und in solcher Stärke hergestellt werden, daß sie im Falle eines Brandes bei dem möglichen Einsturze des Dachgerüstes Widerstand leisten. §. 48. Das Gehölz der Dachstühle soll mit jenem der Deckenböden in keiner Verbindung stehen, daher stets (auch bei Umbauten) eine feuersichere Isolirschicht (die schon im §. 32 verlangt wird) anzu- bringen ist. In ähnlichem Sinne drücken sich die Bauordnungen der übrigen Kronländer aus, nur daß in Lemberg „besonders die Tramdecken mit Fällträmen“, Zweites Kapitel. in Schlesien „in Wohnräumen, wenn die lichte Zimmertiefe von 3 Klaftern oder 5,7 m oder darüber beträgt, nur die Tram- oder Sturzböden mit Fällträmen“ verlangt werden. Die Bauordnung für Innsbruck lautet im §. 23. Den Dippelbäumen ist jedenfalls eine 16 zm starke Auflage auf lerchenen Rostschließen oder Rostladen (Rostschließen- oder -laden sind Mauerlatten- oder Bohlen) zu geben. Sie sind von 6 zu 6' (1,9—1,9 m ) der Länge untereinander zu verbinden. Geschnittene Dippelbäume dürfen nur in einer Länge von 16' wiener (5,12 m ) und auch nur unter die Dachböden gelegt werden, sie müssen am schwächeren Ende wenigstens 6″ w. (16 zm ) und zur Seite 4″ w. (11 zm abgerundet) hoch behauen sein. Ueber eine Zimmertiefe von 3—4—5 Klafter (resp. 5,7 m —7,6 m —9,5 m ) dürfen nur ganz behauene Dippelbäume mit der entsprechenden Höye von 8—9—10 Zoll w. (resp. abgerundet 21 zm —24 zm —26 zm ) verwendet werden. Die Breite derselben ist gleichgiltig. Die Verwendung einer besonderen Con- struction von Dippelbäumen oder einzelnen Trägern ist im Plane genau ersichtlich zu machen. §. 24. Die Durchzüge oder Träger müssen die gehörige Stärke haben, somit für kleinere Gemächer 7/8 Zoll (19/21 zm ), für Räume von mehr als 3 w. Klafter (5,7 m ) Weite 8/9 zöllig (21/24 zm ) sein. An Stellen wo Oefen zu stehen kommen, ist die Tragfähigkeit der Durch- züge durch eine besondere Construction zu verstärken. Die Entfer- nung der Durchzüge von Mitte zu Mitte wird auf 2—2½' (0,64 bis 0,8 m ) bestimmt. Die Durchzüge sollen 6″ (16 zm ) auf der Mauer aufliegen und an der Stirnseite durch aufgestellte Ziegel oder auf andere zweckmäßige Weise gegen Feuchtigkeit gesichert werden. An der unteren Seite müssen die Durchzüge mit einer feuersicheren Decke versehen werden. Unverkleidete Tram-, Sturz- oder Dippel-Ober- böden sind nicht gestattet. Hiernach schreiben sämmtliche Bauordnungen der österreichischen Kronländer für alle Wohngebäude in den Städten, Märkten und ge- schlossenen Ortschaften vor: Alle Holzdecken dürfen 1) mit dem Holzwerke des Dachstuhls, überhaupt mit den Mauer- banken, Bundträmen, Wechseln und Stichen insbesondere, in keiner wie immer gearteten Berührung und Verbindung stehen; sie müssen Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. 2) im obersten Geschosse eine solche Stärke haben, daß sie bei Bränden durch herabstürzende Dachbalken nicht durchge- schlagen werden können, und 3) unter dem Dache mit einer wenigstens 8 zm dicken Beschüttung überdeckt und über dieser mit einem Ziegelpflaster in Lehm oder Kalkmörtel oder an dessen Stelle mit einem Lehmstrich von 8—10 zm Stärke belegt sein. Diese Vorschriften gegen Feuersgefahr gelten auch für Kirchen mit Holzdecken. — Es ist demnach durchaus verboten, die Dachstühle zur Deckenconstruction zu verwenden. Bauerleichterungen sind in Industrie- und landwirthschaftlichen Gebäuden erlaubt, und darf in diesen der Dachbundbalken gleich- zeitig zur Dachbalkenlage gehören; auch für Gebäude aus Riegel- wänden, welche bei ganz isolirt stehenden Villen u. s. w. ebenfalls gestattet sind, gilt diese Erleichterung gleichfalls, nur muß hier die oberste Dachbalkenlage mit einem Ziegelpflaster bedeckt werden. Man unterscheidet fünf Deckenarten: a ) Dippel-, Diebel- oder Dübbelbodendecken, b ) einfache Balkendecken oder ordinaire Sturzdecken, c ) verschalte Balkendecken oder Sturzbodendecken, d ) Sturzdecken mit Fachausfüllung, e ) Sturzböden mit Fälltramen. Die Dippel- oder Dübbelbodendecke wurde bereits vor einem Jahrhundert hergestellt und findet auch noch heute in holz- reichen Distrikten vielfach Verwendung. Die ganze Decke besteht aus vielen, dicht nebeneinander gelegten Hölzern, sogenannten „ Dippel- bäumen “, welche meistens in der Weise gewonnen werden, daß man einen Baum in der Mitte auftrennt, nachdem an zwei entgegengesetzten Seiten die „Schwarten“ (siehe Fig. 164) abgeschnitten worden sind. Mit Fig. 164. ihren Enden stecken die Dippelbäume etwa eine halbe Ziegellänge oder 14 zm in der Mauer. Hiernach ergiebt sich, daß, wenn die überein- Wanderley, Bauconstr. 7 Zweites Kapitel. ander stehenden Wände gleiche Dicke haben, sie durch die Diebelbäume sehr geschwächt werden (Fig. 165 A ); auch selbst beim Absetzen der Fig. 165. Mauer an jeder Seite um ¼ Stein findet eine störende Unter- brechung statt (Fig. 165 B ). Aus diesem Grunde sind Dippelböden entweder blos über dem obersten Stockwerk oder nur dort zweck- mäßig, wo die Mauerabsätze ½ Ziegellänge betragen. Um eine Verschwächung der Mauern zu vermeiden, hat man in neuerer Zeit in Wien folgende Vorkehrung getroffen: in Entfernung von 2,5 m werden I -Träger (Traversen) aus Schmiedeeisen auf die Vorder- und Mittelmauern gelegt und zwischen die Träger die Dippel- bäume auf die Flanschen gebracht. Damit die eisernen Träger t die Last auf das Mauerwerk gleichmäßig übertragen, muß jedes Träger- ende auf einem 0,3 m im Kubus messenden Sandsteinblock s ruhen. Bei den in der Fig. 166 angenommenen Cotirungen macht man jeden Diebelbaum 18 zm hoch, 38 zm breit, den Träger bei 6,5 m freiliegender Länge 24,5 zm hoch, 12 zm breit; somit erhält die ganze Decke ein- schließlich der 2 zm starken Stuckaturung, der 6 zm hohen Beschüttung und der 6,5 zm hohen Steinschicht, eine Höhe von 33 zm . Damit die ganze Dippeldecke eine feste und steife Fläche bilde und die einzelnen Bäume sich nicht selbstständig bewegen, werden die nebeneinander liegenden Balken in Entfernungen von 2 m entweder von der Seite, oder von oben mit hölzernen „Dippeln“, „Diebeln“ Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. oder „Dübeln“ zusammengehalten; besser ist es die Befestigung sowohl an der Seite, als auch oben vorzunehmen (Fig. 167). Die Dippeldecke ruht nicht direct auf dem rohen Mauerwerk, sondern auf einer Rastlade ꝛc. aus Lärchenholz; das Hirnholz der Fig. 166. Bäume wird mit trockenen, vertical gestellten Ziegeln umgeben. Selbstverständlich kann dies nur geschehen, wenn dadurch eine Schwächung der Mauer nicht erfolgt. Die Dippeldecken von bedeutender Spannweite (über 5 m ) legt man stets auf Rastschließen (Mauerlatte) von 12 zm Breite, 15 zm Höhe. Die Dippelbäume werden meistens während der Mauerung ver- setzt, und dient dann die Decke als Rüstung beim Mauern. Die Construction der Dippelböden erkennen wir in Fig. 167 A im Querschnitt, B im Längenschnitt; r ist die Rostlade. Auf dem Dippelboden liegt eine 8 zm hohe Beschüttung (Lehm u. s. w.) und hierauf kommen in Abständen von 1 m von Mitte zu Mitte die 5—7 zm hohen und 10—15 zm breiten „Polster“ p , die dem Bretterfußboden als Auflager dienen. Auf mindestens 1 m Entfernung verankert man die Bäume mit dem Mauerwerk. 7* Zweites Kapitel. Die Stärke eines Dippelbaumes schwankt zwischen 26—40 zm Breite und 16—20 zm Höhe (siehe weiter oben: Bauordnung für Innsbruck §. 23). Bei einer Länge von 2,5 m ver- mögen die 18 zm hohen Dippelbäume eine 7 zm hohe Beschüttung und ein flaches Ziegelpflaster sehr gut zu tragen; Dippelbäume von 5,5—6 m freiliegender Länge müssen 23—24 zm hoch gemacht werden. Rechnet man hierzu die 8—9 zm hohe Beschüttung und 6,5 zm (bei Ziegeln) für den Deckenboden, ferner 2 zm für Beroh- rung und Stuckaturung, so erhält man die ganze Höhe eines Dach- dippelbodens. Die Breite ist beliebig, meistens 30—40 zm . Die Dippeldecken brauchen keine Verschalung. Die Vortheile der genannten Decke sind: solide und warme Decke und geringe Arbeit bei der Her- stellung. Die Nachtheile sind: bedeu- tender Holzaufwand und daher in einigen Gegenden große Kostspie- ligkeit. In Fig. 168 A—C veranschau- lichen wir die Auswechselung der Dippeldecke bei Kaminen (Schorn- steinen); auf der Rastschließe liegen die beiden Dippelbäume a a , in welche der Wechsel w mit Brust- zapfen eingreift; in dem Wechsel stecken die Stiche s s , die mit w Fig. 167. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. fest verklammert sind. Fig. 168 C zeigt den Schnitt im größerem Maßstabe. Wie erwähnt, kommen die Dippelböden über dem obersten Stockwerke noch sehr häufig vor, in Wien sind sie sogar polizeilich vorgeschrieben. Die einfache Balken- oder ordinaire Sturzdecke ist ganz ebenso wie die „deutsche Stülpdecke ohne Deckenschalung“; auf den Fig. 168. Balken oder Tramen liegen die übereinander gestülpten Schalbretter (siehe Fig. 132 A—D ) zur Aufnahme einer Lehmbeschüttung; je nachdem die Decke in Ställen resp. als Böden der Wohngebäude Verwendung findet, ordnet man entweder nur eine 8 zm starke Lehmschicht an, oder bringt man auf letztere die Polster und Fußbodendielen resp. eine flache Ziegelschicht in Kalk- oder Lehmmörtel. Die verschalte Balken- oder Sturzboden-Decke ist der vorigen ganz ähnlich und zeigt nur insofern eine Vervollkommnung, indem die unteren Flächen der Tramen nach Fig. 131 A—E verschalt sind; man erhält auf diese Weise einen geraden Plafond. Zweites Kapitel. Auch das System der Sturzdecken mit Fachausfüllung haben wir bereits bei Besprechung der deutschen Balkenlage in Fig. 133 A B (Einschubdecke) illustrirt. In Fig. 169 A B geben wir sie in größerem Maßstabe; an den Balkenseiten sind glattgeschnittene Leisten befestigt, auf welchen die Einschub- oder Sturzbretterenden ruhen; die Zwischenräume der Tramen sind mit Schutt oder Lehm ausgefüllt, welcher die Tramenoberfläche um etwa 8 zm überragt. Hierauf sind die 8 zm hohen und 8 zm breiten Polster p horizontal nach der Wage gebettet und die Fußbodenbretter gebracht. Die Sturzbretter kann man auch in Nuthen einschieben (nach Fig. 170); ferner ist es zweckmäßig, die Polster p parallel zu den Tramen und zwischen diese zu legen (nach Fig. 170), wodurch etwa 4 zm an Beschüttung gespart werden kann. In Dachboden- räumen kommt auf die Beschüttung anstatt der Bretterdielung ein flaches Ziegelpflaster oder eine B é tonschicht. Die Sturzböden mit Fehl- oder Fälltramen (Fig. 171 A B ) bestehen eigentlich aus zwei Balkenlagen, von denen die eine zum Tragen der Beschüttung und des Fußbodens, die andere zum Halten der Decke oder des Plafonds dient. Die oberen Träme liegen 0,9—1 m auseinander, und tragen die Sturzbretter b. Damit die Gesammthöhe der Decke nicht allzugroß ausfalle, legt man die Sturz- bretter am liebsten auf angenagelte Leisten (vielfach sind sie über die Balken gestreckt und aufeinander „gestülpt“ oder „gestürzt“), wie Fig. 171 zeigt. Die unteren Tramen f , sogenannte „Fälltramen“, welche nur für den Plafond vorhanden sind, bleiben mindestens 6 zm von den Sturzbrettern entfernt, damit beim Schwingen der „Sturz- tramen“ s , die Fällträmen f nicht berührt werden. Meistens ordnet man die Sturztramen s eine Ziegelschaar (Schicht) über der Unter- fläche der Fälltramen f an. Falls die übereinander befindlichen Wände keine Absätze haben wie in Fig. 171, legt man sowohl die Sturz-, als auch die Fäll- tramen nur auf eichene Mauerklötze, indem man unter das Auf- lager von f einen so breiten Klotz (Bohlen- oder Lattenabschnitt) schiebt, daß dieser auch das Auflager für s bildet. Beim Vorhandensein der Mauerabsätze sind Rastschließen unter dem Tramenauflager besser; jedoch nur die Fälltramen können auf der durchgehenden Rastschließe ruhen, während die Sturztramen von Rastklötzen in der Höhe einer Ziegelschaar unterstützt werden müssen. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Fig. 169. Fig. 170. Zweites Kapitel. Oefters verlegt man die Fällträme nur 4 zm tiefer als die Sturz- träme und verkämmt man die ersteren soweit mit der 12/15 zm starken Rastschließe, daß die Sturzträme gerade auf diese zu liegen kommen (Fig. 172); dieses Verfahren ist solider als das vorige, und gestattet eine geringere Deckenhöhe. Die Sturz- und Fällträme werden abwechselnd mit dem Mauer- werk verankert. Für ein Zimmer von 6,5 m Tiefe und bei circa 1 m Entfernung von Mitte zu Mitte der Sturzträme erhalten diese eine Stärke von 24 zm Breite, 26 zm Höhe; die Fällträme 11 zm Breite und 16 zm Höhe. Nehmen wir dann nach Fig. 172 an, daß die Höhendifferenz zwischen Sturz- und Fällträmen nur 4 zm mißt und die Sturzbretter b nach Fig. 171 auf Leisten ruhen, so beträgt: bei 4,5 zm Höhe der Decken- schalung incl. Berohrung und Stuckatur, 7 zm Höhe des Polsters, 4 zm Abstand desselben vom Sturztram und 4 zm Dicke des Fußboden- brettes, die geringste Gesammthöhe von 4 + 26 + 4 + 7 + 4 = 45 zm . Für kleinere Zimmertiefen kann man im ersten Entwurfe 40 zm zu Grunde legen. Die Sturztramen legt man meistens 2—3 zm vom Fällträme ent- fernt; Leisten sind 5 zm hoch und 4 zm dick; Polster 6—7 zm hoch, 8 zm breit; Fußbodenbretter 4 zm stark. Die Sturzböden mit Fällträmen erfordern viel Holz und sind da- her kostspielig, zumal die Zurichtung der doppelten Gebälke mehr Arbeit macht, als die einfachen Sturzböden; außerdem haben sie eine bedeutende Deckenhöhe, weil wegen der Fallträmen die Anord- nung der vertieften Fachausfüllung nicht statthaft ist. Dennoch wendet man Fällträme häufig an — in einigen Kronländern werden sie sogar besonders anempfohlen —, da einerseits bei einem Brande in den Stockwerken die Fällträme resp. Deckenbalken abbrennen können, ohne daß die Sturzträme resp. Fußbodenbalken dabei Schaden leiden, andererseits bei einer Erschütterung des Fußbodens die Decke vollstän- dig unbeweglich bleibt und die Stuckaturung geschont wird. Daher ist der Sturzboden mit Fällträmen für alle Bauten, in denen eine reiche und kostspielige Decorirung der Decke (durch Malerei oder Stuckatur) beabsichtigt wird, besonders anzurathen. Besondere Beachtung verdient die Auswechselung des Gebälks; in den Fig. 173 A C stellen wir sie in verschiedenen Skizzen dar. Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. Fig. 171 in circa \nicefrac1{25} nat. Gr. Fig. 172. Zweites Kapitel. Wie der Grundriß B ersichtlich macht, hängt an den beiden Sturzträmen t t ein Wechsel w (in Fig. A ist die Verzapfung punktirt angegeben), der wiederum den Sturztramstich s (Verzapfung in Fig. C punktirt Fig. 173 A—C in circa 1/25 nat. Gr. markirt) hält; die Fällträme f f stecken ebenfalls mit Brustzapfen (Fig. C ) im Wechsel w. Damit die beiden Sturzträme t t nicht seit- lich ausweichen können, werden sie mittelst einer Schließe (Zuganker) zusammengehalten. Schließlich sei noch bemerkt, daß bei allen Deckenconstructionen auch hölzerne und eiserne Träger oder Durchzüge (Unterzüge) ver- Die Balkenlagen oder der Decken- und Bodenbau. wendbar sind; bei den Sturzböden mit Fällträmen bringt man die letz- teren direct so auf den Durchzug, daß für die Sturzträme entsprechend hohe Rastklötze nothwendig sind. Ist der Höhenunterschied zwischen den beiden Trämen nur ein geringer, etwa 4 zm , dann hebt man den Träger bis zur Unterfläche der Sturzträme und verkämmt man die Fällträme etwa 4 zm . Sollen beide Träme mit dem hölzernen Durch- zuge verkämmt werden, so wird derselbe um die Höhe des oberen Kammes nochmals gehoben. Obgleich wir behufs Bestimmung der Tramenstärken bereits all- gemeine Angaben gemacht haben, so unterlassen wir nicht darauf aufmerksam zu machen, daß in zweifelhaften Fällen die oben ange- führten statischen Formeln jederzeit genauen Aufschluß geben. Die Eigengewichte ergeben sich sofort, wenn man 1 Cb m Lehm, Schutt u. s. mit 1800 Kilogr., 1 Cb m Holz durchschnittlich mit 700 Kilogr., 1 □ m Berohrung, Verschalung und Stuckatur mit 50—60 Klgr., 1 □ m flaches Ziegelpflaster mit 100 Kilogr., 1 □ m 4 zm starke Fußbodendielen mit 30 Kilogr. annimmt, und wenn man, um die genaue Berechnung anstellen zu können, die Holzstärken schätzungsweise festsetzt. Alsdann wird sein, wenn l die freiliegende Länge des Balkens in Metern, P die gleich- mäßig vertheilte Belastung in Kilogr., b und h die Breite und Höhe desselben in Zentim. bedeuten, und b = 5/7 ist: Jedenfalls muß der ausführende Techniker von der Tragfähigkeit seiner Construction überzeugt sein, zumal Seitens der Behörden in zweifelhaften Fällen eine Probebelastung gesetzlich verlangt werden kann, deren Kosten der Bauherr zu tragen hat. Drittes Kapitel . Die Holzwände. In holzreichen Gegenden pflegt man, wenn die klimatischen Ver- hältnisse es gestatten, die isolirtstehenden Wohnhäuser und ländlichen Wirthschaftsgebäude, welche wohlfeil sein sollen, aus Holz herzustellen. Oefters ist der leichte Holzbau, sowohl für einzelne freischwebende, Drittes Kapitel. also ganz leichte Constructionen, als auch für ganze Gebäude, welche auf einem leicht compressiblen Untergrund stehen, unbedingt noth- wendig. Ein solcher Holzbau zeigt die mannigfachsten Combinatio- nen je nachdem er entweder ausschließlich aus Holz oder nur aus einem Holzgerippe besteht, dessen Zwischenräume (Fache) mit Füll- materialien, wie z. B. mit gebrannten Ziegeln, Lehmsteinen oder egyptischen Ziegeln, Lehmausstakung u. s. w., ausgefüllt oder blos mit Brettern verkleidet (verschalt) sind. In vielen Fällen construirt man auch in einem sonst ganz mas- siven Gebäude einige Wände (Scheidewände) aus Holz. Sonach zerfallen die Holzwände in: 1) Blockwände; 2) Riegel- oder Fachwerkswände, a ) äußere, b ) innere; 3) Bohlen- und Bretterwände, a ) äußere, b ) innere. Die Blockwände sind nur in sehr holzreichen Ländern gebräuchlich, so z. B. in den Alpenländern (Schweiz, Tyrol), im Schwarzwalde, Riesengebirge, Thüringen und Harz, ferner in unermeßlich holzreichem Rußland, Schweden und Norwegen und in einzelnen Districten von Böhmen, Polen, Ungarn u. s. w. Berühmt sind die romantischen und malerischen Schweizer-Block- häuser und die Blockhäuser der sogenannten „russischen Colonie“ bei Potsdam. In den höheren Gebirgsgegenden ist die Construction der Block- häuser eine sehr einfache; sie besteht aus quer übereinander gelegten rohen Baumstämmen, welche jenach der Länge der Wände gleichmäßig abgeschnitten, übereinander gelegt und behufs besserer Verbindung an der Rundung des überzulegenden Stammes ausgehauen und mit hölzernen Nägeln befestigt sind. Bei weiter vorgeschrittener Technik sind die Wände aus Rund- stämmen zusammengefügt, mit parallelen Auflagsseiten und ebenen Die Holzwände. Flächen versehen, deren Enden sorgfältig ausgeschnitten sind und mit Ueberblattung dichtschließend in einander greifen. Eine solche Zimmerung erkennen wir in Fig. 174; die Blockwände stehen auf einer massiven Plinthe und die sich überkreuzenden Balkenenden überragen das Mauerwerk. Für den geraden Abschluß der Fenster und Thüren sind die Pfosten a a und d d erforderlich; a a stecken mit Zapfen in dem Brüstungsbalken c und dem Oberbalken b. Die Fig. 174. Ueberkreuzung der inneren Wände geschieht ebenso wie an den Enden. Die Schornsteine werden mit 1 Stein starken Wandungen und ganz isolirt von den Holzwänden aufgeführt. Bei sorgfältigerer Construction bearbeitet man sämmtliche Balken vollständig vierkantig und glatt, wobei besonders die Eckbildungen acurat sein müssen (Fig. 175). Drittes Kapitel. Da alle Blockwände in einigen Jahren auf zwei bis drei Stock- werkshöhen etwa 15 zm zusammentrocknen, macht man die aufrecht- stehenden Ständer an den Fenstern und Thüren etwas kürzer, erstere etwa 2—2½ zm , letztere circa 5 zm . Die inneren Querwände verfertigt man häufig nur aus zwei aufein- ander genagelten Brettlagen, oder auch aus einem Riegelwerk (siehe Fig. 225), welches mit Lehmausstakung ausgefüllt wird. Die innern glatten Blockwände werden berohrt und beputzt. In Fig. 176 veranschaulichen wir das Aeußere einer aus vier- kantig bearbeiteten Balken zusammengezimmerten Blockwand. Fig. 175. Fig. 176. Um die Hirnhölzer zu schonen, nagelt man ein Brett vor dieselben. Die Riegel-, Bund- oder Fachwerkswände können sowohl außerhalb, als auch innerhalb eines Gebäudes sein, und enthalten in beiden Fällen gleichartige Theile. Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Constructionsarten, nemlich a ) Riegelwände, deren Ständer oder Stiele nur die Höhe eines Stockwerks haben; b ) Riegelwände, deren Ständer mehrere Etagen hoch sind. Die erste Art bezeichnen wir: Wände mit kurzen Stielen, die zweite Art: Wände mit hohen oder durchgehenden Stielen. Die Riegelwand mit kurzen Stielen besteht aus Schwelle (Unterschwelle), Rähmen (Wandrähmen, Oberschwelle oder Kappholz), Riegeln, Stielen — Eck-, Mittel-, Die Holzwände. Thür- und Fensterstielen (Säulen oder Ständern), und Streben — einfachen und Doppelstreben oder Andreaskreuzen. Die Fachwerks- oder Riegelwand des Parterregeschosses oder un- tersten Stockwerks muß stets auf einer massiven Plinthe (Sockel) von mindestens 0,6 m Höhe ruhen, damit das Schwellwerk vor dem Spritz- wasser geschützt bleibe. Das Fundament wird sowohl aus Werk-, Bruch- als auch aus Ziegelsteinen hergestellt und in den beiden letz- ten Fällen mit einer Rollschicht (Rollschaar) abgedeckt. Unter diese bringt man eine Isolirschicht , um die aufsteigende Erdfeuchtigkeit vom Holzwerk fernzuhalten. Die Rollschicht besteht entweder aus ge- wöhnlichen Ziegeln und liegt dann bündig mit der Vorderkante der Schwelle, oder man bedient sich der abgeschrägten Formsteine und läßt dann die Schwelle zurücktreten. In Fig. 177 A—B veranschau- lichen wir beide Anordnungen; i ist die Isolirschicht. Fig. 177 A—B. Die Isolirschicht erfüllt ihren Zweck um so mehr, je weniger wasserdurchlässig sie ist. Man unterscheidet zwei verschiedene Isoli- rungsmittel; die eine Art enthält harzige oder ölige Substanzen (wie z. B. der natürliche Asphalt und die Isolir-Theerpappe), die andere Art hat eine sehr dichte Textur und verhindert auf diese Weise das Durchdringen der Feuchtigkeit; (hierher gehören Glas, hartgebrannte, sogenannte „gesinterte“ Ziegel und Klinker.) Der Asphalt gehört zu den besten Isolirstoffen und wird in der Dicke von 1,5 zm auf die sämmtlichen Mauern gebracht; bei allen Drittes Kapitel. guten Bauten wendet man Asphaltisolirschichten an. Leider ist der Asphalt theuer, sodaß für alle billigen Bauanlagen die Isolirtheer- pappe den Vorzug verdient. Die Klinker und Glasscheiben müssen in einem guten Cementbett liegen; beide Isolirungen bieten aber nur eine geringe Sicherheit. Auf der Rollschicht ruht die Schwelle , welche den Druck der Wände gleichmäßig auf die Plinthe (oder den Sockel) überträgt und den Ständern (Stielen) einen sicheren Stand gewährt (Fig. 177 und 183). Die äußeren Schwellen fertigt man aus Eichenholz an, weil sie den Witterungseinflüssen sehr ausgesetzt sind; hingegen für die inne- ren Riegelwände ist Tannenholz ebenso gut und der Billigkeit wegen sogar besser. Die Längenverbindung mehrerer kurzer Schwellhölzer geschieht mit dem schrägen Hakenkamm und Keilen (siehe Fig. 7); in den Ecken benutzt man die schräge Ecküberblattung oder die kammförmige Eck- überblattung (siehe Fig. 27 und 28). Die Höhe der Schwelle richtet sich nach der Anzahl der Stock- werke und dem Gewichte der Balkenlagen. So z. B. macht man die Schwelle für hölzerne Kornspeicher und Fabrikanlagen höher, als für ein- bis zweistöckige Wohnhäuser. In der Regel beträgt die Höhe 14 bis 18 zm . Die Breite der Schwelle ist meistens 4 zm größer, als die Ständer- dicke, damit die Fußbodenbretter ein passendes Auflager bekommen; bei 12—14 zm starken Wänden erhält die Schwelle circa 15—18 zm zur Breite. Im Allgemeinen erhält die Schwelle folgende Dimensionen: Weniger als 13 zm Höhe darf nicht angenommen werden. Die Holzwände. Das Rahmholz ( w und w' in Fig. 183), auch Wandrähm, Oberschwelle oder Kappholz (österreichisch) genannt, nimmt die Ständerzapfen auf und schließt die Wand von oben ab. Seine Verbindung mit dem darüberliegenden Gebälk geschieht mit Verkämmungen (siehe Fig. 31 und 32 B ). Da die Rähme genügend unterstützt sind, brauchen sie nur 16 zm hoch zu sein. Die Breite wird gleich der Ständerdicke gemacht und diese ergiebt sich aus der Ziegelbreite Die Ziegellänge schwank zwischen 24—29 zm ; 24 zm in Deutschland, 29 zm in Oesterreich. . Die Ständer , Stiele, Pfosten oder Säulen können sowohl in den Ecken, als auch in der Mitte der Umfangs- resp. Scheidewände stehen, wonach man sie Bund-, Zwischen-, Eck-, Thür- oder Fensterpfosten u. s. w. be- nennt ( e und f in Fig. 183). Die Eckstiele sollen stärker sein als die übrigen Pfosten, weil sie einem größeren verticalen Druck und der Witterung mehr ausgesetzt sind. Daher fertigt man sie bei soliden Gebäuden stets aus Eichen- holz an. Die einspringende Kante des starken Stiels wird ausgefalzt (Fig. 178 A ), was aber so viel Arbeit verursacht, daß man den Eck- stiel meistens gleich der Wanddicke stark macht (Fig. 178 B ). Fig. 178. Die Aufstellung der Stiele geschieht folgendermaßen (Fig. 179 A—B giebt den Grundriß eines zweistöckigen Landschulhauses, wel- ches im Hauptbau die Lehrerwohnungen und im Anbau zwei Klassen übereinander enthält; die Fa ç ade zeigt Fig. 184): zunächst werden die Haupteckstiele e festgesetzt, alsdann dort, wo Zwischenwände ( w ) gegen die Außenwände stoßen, die Bundstiele b aufgestellt; hierbei ist die Regel zu beachten, daß in der Kreuzung zweier Mauern stets Wanderley, Bauconstr. 8 Drittes Kapitel. ein Stiel vorhanden sein muß (siehe s und b ); ferner bestimmt man nach der Anzahl der Fenster und Thüren die Thür- und Eckstiele. Wenn zwei Wände im Winkel zusammenstoßen, bleibt der in der Kreuzung befindliche Ständer s versteckt, weshalb man häufig noch den Stiel t neben s stellt und beide miteinander verbolzt. Auch unter jedem starkbelasteten Träger darf in der Riegelwand ein Stiel r nie fehlen. Fig. 179. Um bei der architectonischen Behandlung der Riegelwerkfa ç aden von der Stellung der Stiele nicht gar zu sehr abhängig zu sein, pflegt man die Bundstiele ganz fortzulassen und sie durch andere, Die Holzwände. an der inneren Riegelwandseite stehende Stiele zu ersetzen (Fig. 180); ein solcher Stiel heißt „Klebpfosten“ oder „Klapppfosten“; er darf nur angewendet werden, wenn ein Balken (Tram) auf der inneren Wand ruht und die beiden zusammenstoßenden Wände oben mit einander verbindet (verankert). Fig. 180. Die Verbindung der Stiele mit der Schwelle und dem Rahmholz geschieht mit einfachen Zapfen und hölzernen Nägeln; die Zapfen- breite wird gleich einem Drittel der Stieldicke und die Zapfenlänge circa die Hälfte der Rahmholz- oder Schwellhöhe — in der Regel 6 bis 7 zm — gemacht. Je nach der Größe des Gebäudes und der Art der Fachausfül- lung beträgt die Entfernung der Stiele 1—1,9 m . Falls noch Streben zwischen Stiele gestellt werden, rücken zwei Ständer bis auf 2,5 m auseinander. Die Dicke der Pfosten richtet sich nach der Ausmaue- rung , welche wir weiter unten noch näher besprechen; gewöhnlich stellt man die Riegelwände ½ Ziegel (12—14 zm ) stark her; alle Innenwände sind nie über ½ Ziegel stark. Die Bundstiele läßt man vielfach (nach Fig. 181) in die Innenwand um 5 zm eingreifen, da sie durch die Riegelzapfen sehr geschwächt werden. Die Riegel ( b , r und t in Fig. 183) dienen zum Zusammenhalten der Stiele und zerlegen die ganze Fig. 181. Fig. 182. Wand in kleinere Abtheilungen (Fache). Die gewöhnlichen Riegel stecken mit Zapfen (von ⅓ der Holzbreite zur Dicke und 6—7 zm 8* Drittes Kapitel. Länge) in den Ständern; die oberen Thür- und Fensterriegel erhalten außerdem noch eine Versetzung (Fig. 182). Die Riegelbreite hängt von der Ausmauerung und dem Steinformat ab, in der Regel sind sie ebensostark als die Zwischenstiele. Die Anzahl der übereinander anzuordnenden Riegelreihen steht mit der Höhe der Wand eines Stockwerks in Beziehung; im All- gemeinen erhalten die 2—2,75 m hohen Wände eine zweimalige Verriegelung, 3—3,5 m „ „ „ dreimalige „ 4—5 m „ „ „ viermalige „ Die Streben oder Sturmbänder verhindern die Verschiebung der Riegelwand in der Längenrichtung und dürfen daher niemals fehlen; man ordnet sie vornehmlich in den Außenecken der Wand an, alsdann in den Fachen neben den Thüren und Fenstern in der Weise, daß ihre Enden sich mit Zapfen (und zuweilen auch mit Versetzung) gegen das Rahmholz und die Schwelle stemmen ( s in Fig. 183). Die Neigung, den die Strebe mit dem Horizont bildet, darf nicht über 60° sein. Die Streben sind entweder einfach oder kreuzförmig anzubringen; letztere heißen Andreaskreuze ( k in Fig. 183). In den folgenden Illustrationen veranschaulichen wir einige Combinationen der äußeren Riegelwände . Das Beispiel Fig. 183 zeigt die Anordnung eines mehrstöckigen einfachen Gebäudes; auf dem massiven Sockel liegen die Schwellen a , welche an der Ecke überblattet sind und die Eckstiele e , Fensterstiele f , Zwischenstiele z und die einfachen Streben s und Andreaskreuze k tragen; diese verticalen Verbandtheile werden von den Zwischen- riegeln r , Fensterriegeln t und Brüstungsriegeln b zusammengehalten und vom Rähm (Kappholz oder Oberschwelle) w w überdeckt. Letzteres bildet das Auflager für die Geschoßbalken (Verkämmung siehe Fig. 31), von denen der Ort- oder Giebelbalken o o gleichzeitig Oberschwelle resp. Rähm der unteren Giebelwand ist. Bei einem einstöckigen Gebäude würde die Wand mit dem Gebälke abschließen, hingegen bei Anordnung mehrerer Stockwerke beginnt die Wandbildung mit der Schwelle a' von Neuem, indem die Stiele e' , f' , z' und die Streben s' in der- selben Weise wie vorhin mit Riegeln verbunden und mit dem Rähm Die Holzwände. Fig. 183. Drittes Kapitel. w' bedeckt werden; im Giebel stehen sämmtliche Ständer und Streben auf dem Ortbalken o. Eine andere Wandcombination macht die Fa ç ade der bereits in Fig. 179 skizzirten ländlichen Schulhausanlage ersichtlich (Fig. 184); da die Zimmerhöhen der Klassen- und Wohnräume verschieden sind, müssen die Wände auch äußerlich ungleich hoch sein. Im Uebrigen bleibt die Construction der Riegelwände ebenso wie vorhin. Die Plinthe oder der Sockel besteht aus Bruchsteinen; das ganze Ge- bäude ist kellerhohl. Fig. 184. Oefters pflegt man die untere Hälfte des Hauses massiv und nur die obere im Fachwerksbau herzustellen. Eine solche Anordnung ist den vorigen analog, sofern man das untere Geschoß als hohen Sockel auffaßt. Die Fig. 185 zeigt ein einfaches Wirthschaftsgebäude, welches unten Remisen und Stallungen, oben Kutscher- resp. Arbeiterwoh- nungen oder einen Kornspeicher enthalten kann. Auf dem obersten Gebälk steht noch eine niedrige, sogenannte Drempelwand — im Uebrigen ist die Wandbildung so einfach, daß sie keiner weiteren Erklärung bedarf. Auch das in Fig. 186 dargestellte Gebäude hat einen massiven Die Holzwände. Unterbau, in welchem außer einer großen Wagenremise und dem Pferdestalle noch die Kutscherwohnung untergebracht sind; das obere Fig. 185. Fig. 186. Stockwerk und der Drempelbodenraum enthalten einige Diener- und Gärtnerwohnungen und den Getreideschüttboden. Drittes Kapitel. Da es in dem vorliegenden Falle darauf ankam, dem Gebäude ein einfaches, aber doch gefälliges Ansehen zu geben, ordnete der Erbauer (k. Baumeister Ende in Berlin) offene Hallen, vorspringende Erker und Balkons und decorirte Fachausmauerung an (dieselbe besteht aus gelben Ziegeln mit rothen Ziegelumfassungen, das Holz- werk ist an den Kanten abgefaßt und mehreremale mit brauner Oel- farbe angestrichen). Der obere Giebel ist theilweise mit ausgeschnit- tenen und profilirten Brettern verkleidet, wodurch eine anspruchslose und dennoch angenehme Abwechselung erreicht wurde. Das Vorspringen der Riegelwände . Bereits das vorstehende Beispiel läßt erkennen, daß die Riegel- wände nicht bündig mit dem massiven Unterbau abschließen, sondern etwas vorspringen. Solche Vorsprünge haben auch die aus dem Mittelalter stammenden Holzbauten, welche in vielen Städten Deutsch- lands noch heutigentags in gutem Zustande erhalten sind. Obgleich jene herrlich ausgestatteten Riegelbauten mit ihren vielen Schnitzereien fast durchweg aus Eichenholz bestehen und schon dadurch eine Garantie für eine längere Existenz besitzen als die Tannenholz- bauten, so muß man doch ganz besonders dem Vorspringen der übereinander befindlichen Riegelwände die fast drei- bis fünfhundert- jährige Dauer zuschreiben. Aus diesem Grunde läßt man auch in unserer Zeit bei allen Riegelbauten besserer Art jedes höher liegende Geschoß um etwa 15 bis 20 zm vortreten (Fig. 187 A und B ). Fig. 187 A. Die Holzwände. Vergleichen wir diese Beispiele mit Fig. 188, so fallen die Vor- theile von Fig. 187 sofort auf, denn während an den glatten Flächen Fig. 187 B. Fig. 188. der bündig übereinander stehenden Wände die durch Schlagregen u. s. w. entstandene Nässe bis auf die unterste Schwelle hinabtriefelt Drittes Kapitel. und theilweise in das Holzwerk und die Fugen dringt, ist sie bei vorspringenden Wänden gezwungen, an der Unterkante einer jeden Schwelle abzutröpfeln. Die Ausmauerung der Fache geschieht in gewöhnlichen Fällen in der Breite des Ziegels nach dem sogenannten Schornsteinverband, so daß in der Ansicht nur ganze Steine sichtbar sind, wenn man von den am Rande erforderlichen Theilsteinen absieht (Fig. 454). Bei besserer Ausstattung umsäumt man jedes Feld mit Ziegeln von anderer Farbe (etwa hellgelbe Steine für die Ausfüllung und rothe für die Umsäumung, oder rothe Ziegel für die Fläche und schwarze für den Saum), wie die Fig. 186 und 188 zeigen; vielfach bringt man in dem Fache selbst noch ein Ziegelsteinmuster an. Da das Holzwerk innerhalb berohrt wird, damit der Wandputz besser haftet, muß dasselbe, wenn die äußere Holzfläche mit der Fach- ausmauerung bündig bleibt, stets 0,5 zm schmäler als eine Steinbreite sein (Fig. 189); falls aber eine Abfasung der äußeren Holzkanten stattfindet, treten die Hölzer um 1 zm vor (Fig. 190). Fig. 189. Fig. 190. Um die Ausmauerung möglichst dicht an das Holzwerk zu bringen, ordnen einige Zimmerleute an den verticalen Flächen der sämmtlichen Hölzer dreieckige Nuthen an, in welche das Mauerwerk eingreifen soll (Fig. 191) — wir halten diese Vorkehrung für unnütz, da die Maurer sich selten die Mühe geben, die Steine gut einzupassen. Fig. 191. In holzreichen Gegenden kommt es häufig vor, daß die äußeren Riegelwände für eine ¾ Ziegel (½ + ¼) starke Ausmauerung eingerichtet werden (nach Fig. 192), wobei dann hinter die zwei flach- liegenden Steine ein anderer Stein hochkantig zu stehen kommt. Die Mauerung muß mit gutem hydraulischem Mörtel geschehen. Um möglichst dichte und warme Riegelwände zu erlangen, wendet Die Holzwände. man öfters eine Verblendung an, welche entweder innerhalb oder außerhalb angebracht werden kann. Fig. 192. Die äußere Verblendung ist bei solchen Wänden nicht zu em- pfehlen; die Fig. 193 giebt ihre genaue Construction. Das Holzwerk Fig. 193. bleibt nur an einer Seite frei und wird an drei Seiten vom Mauer- werk umgeben, dessen Herstellung nach den für 1 Stein starken Mauern giltigen Regeln geschieht. In Berlin ist eine derartige Drittes Kapitel. Wandbildung bei Drempelwänden ganz allgemein üblich; es werden dort die zum Dachgerüst gehörigen Drempelstiele gleichzeitig als Riegelwandstiele angenommen und nach Fig. 194 mit der äußeren Verblendung vereinigt. Obgleich diese Combination sich constructiv bei mindestens tausend Zinshäusern gewöhnlicher Art bewährt hat, können wir sie doch nicht empfehlen, denn einerseits gewährt sie zu wenig Sicherheit gegen Feuersgefahr, andererseits wird durch Anbringung der hölzernen Hauptgesimse und Gypsornamente der Scheinarchitectur Vorschub geleistet und dadurch jede wahre Kunstbestrebung im Keime erstickt; immerhin sind die verblendeten Drempelwände in Berlin eine typische Construction geworden. Manchmal sucht man noch dadurch an Ziegel- material zu sparen, indem man die Riegelwand nicht ganz ausfüllt, sondern das Holzwerk nur ummauert (Fig. 195); alsdann darf aber eine Verankerung beider Bautheile nie fehlen. Man bedient sich hierzu eines in Fig. 196 skizzirten Ankers, der bolzenartig endet. Fig. 194. Fig. 195. Fig. 196. Fig. 197. Die Holzwände. Die innere Verblendung ist zweckmäßig, wenn die Riegel- wände möglichst warme Umfassungen bieten sollen; sie wird meistens ganz unabhängig von der Fachausmauerung hergestellt. Da es nur auf die geringe Wärmeleitungsfähigkeit der Wand ankommt, wählt man schlechte Wärmeleiter. Als solche haben sich die Hohlsteine am besten bewährt. Das Beispiel Fig. 197 (S. 124) zeigt eine innere Ver- blendung mit Hohlsteinen; die innere Wand wird von Bolzen (nach Fig. 196) gehalten, welche aber in der inneren Seite des Holzwerks stecken. Dieses Beispiel giebt das Detail zum Querschnitt Fig. 187 und zur Ansicht Fig. 186. Die innern Riegelwände kommen vor in Gebäuden, welche sowohl Fachwerks- als auch mas- sive Umfangswände haben. Sie werden im Allgemeinen ebenso con- struirt wie die äußeren Riegelwände und müssen besonders durch Streben gegen Verschiebung gesichert sein. In den Grundrissen Fig. 179 haben wir bereits die inneren Riegelwände dargestellt und gesehen, daß, wo dieselben sich gegenseitig und die äußeren Wände kreuzen, Eckstiele s resp. Bundstiele b stehen müssen. Eine andere Grundrißanordnung zeigt Fig. 198 A mit dem dazu- gehörigen Querschnitt B; die eingeschriebenen Buchstaben bedeuten: Fig. 198 A—B. St Stuben; die übrigen Räume sind Flur, Küche und Speisekammer. Das Gebäude ist theilweise mit einem Balkenkeller versehen (Fig. B ). Besondere Beachtung verdient die Verbindung der inneren Riegel- wände mit den Schornsteinen, welche mindestens ½ Ziegel starke Wandungen erhalten und hinreichend isolirt von allem Holzwerk Drittes Kapitel. bleiben müssen. In gewöhnlichen Fällen genügt es, wenn die Riegel- wand ½—1½ Ziegel von der äußeren Kaminwand entfernt steht; damit aber das Holzwerk von der aus dem Ofen strahlenden Wärme nicht leidet oder verbrennt, rückt man den letzten Stiel der Riegel- wand etwa um die Ofenbreite (1 m ) von dem Kamin ab, wie die Fig. 198 zeigt. In der Küche wird mindestens die Herdwand massiv und 1 Ziegel stark gemacht. Die Anwendung der inneren Riegelwände in massiven Gebäuden veranschaulichen die Fig. 199 und 200; ersteres gehört zu einer mehr- Fig. 199. Fig. 200. stöckigen Schule, welche in jedem Stockwerk vier Klassen enthält, letz- teres ist ein zweistöckiges Wohnhaus für eine Familie. Die Auf- Die Holzwände. stellung der Riegelwände erkennt man im Grundrisse ganz genau, nur sei erwähnt, daß bei drei Stockwerken die Kaminmauern a jeden- falls 1 Ziegel stark sein müssen. In Fig. 200 wäre es besser gewesen, wenn die Schornsteinanlage s umgedreht würde, nach Fig. 201, wo- Fig. 201. durch eine bedeutend größere Festigkeit erreicht worden wäre. Diese Fig. vergegenwärtigt außerdem noch die Auswechselung der Balken. Auch die Fig. 202 A—B geben verschiedene Balkenauswechselungen und machen ersichtlich, wie die Riegelwände mit den Schornsteinkasten in Verbin- Fig. 202 A—B. Drittes Kapitel. dung stehen. Sehr wichtig ist es, die Auswechselung der Balken solide herzustellen, zumal sie meistens noch einen Zimmerofen trägt und stark belastet ist; daher sind lange Balkenauswechselungen stets zu vermeiden. Unter Umständen kommt es vor, daß man über einem großen Raume zwei oder mehrere kleinere Gemächer anlegen will und die Scheidewände nicht unterstützen kann; es entstehen dann die frei- schwebenden Wände oder die sogenannten Hänge- oder Sprengwände . Für die Construction derselben gelten dieselben Regeln, wie bei den Hänge- resp. Sprengewerken und Riegelwänden und verweisen wir bezüglich des Hängewerkprincips auf das oben Gesagte. Die am häufigsten vorkommenden Hängewerkswände vergegen- wärtigen die Fig. 203 A—B; A ist eine einfache , B eine doppelte Fig. 203 A—B. Hängewerkswand. Erstere ist für geringe Zimmertiefen (etwa 3 — 4 m ) zulässig, letztere dagegen für größere (bis 4—8 m ) Breiten, da bei mehr als 4 m langen Wänden die Streben des einfachen Hängewerks zu geneigt liegen. Die einfachen Hängewände erschweren die Anlage der Thüren, aus welchem Grunde der doppelte Bock (Fig. 203 B ) viel häufiger Verwendung findet; bei 1—1,5 m lichter Entfernung der Hängesäulen kann die Thüröffnung ohne Schwierigkeit in der Mitte angebracht werden; der Spannriegel s ist dann gleichzeitig Thürriegel. Für schwere, d. h. weitfreischwebende oder gar durch eine Balken- lage belastete Hängewände empfiehlt sich die Construction nach Fig. 204, in welcher die Last nicht nur von dem mit Eisenbeschlag un- verrückbar hergestellten doppelten Hängewerk nach dem Fußende des Hängebalkens übertragen, sondern auch vermittelst der Streben a , Die Holzwände. welche mit dem Hängebalken und den Eckständern gut verbunden sind, angefangen wird, die Andreaskreuze verleihen dem ganzen Holzgerippe eine größere Festigkeit. Fig. 204. Die Hängewände können die mannigfachsten Modificationen er- halten, je nach der Länge der Wand, sowie Anzahl und Stellung der Thüren. Wenn an beiden Enden je eine Thür vorhanden sein soll, ist die Construktion nach Figur 203 B nicht ausführbar, sondern sind die Anordnungen in Figur 205 und Figur 206 besser. Bei beiden Fig. 205. Fig. 206. Wanderley, Bauconstr. 9 Drittes Kapitel. liegt dasselbe Princip zu Grunde, nämlich in der Thürhöhe befindet sich ein durchgehender Balken, der die Hängesäulen umfaßt und als Hängebalken für die niedrigen einfachen und doppelten Hängeböcke dient; die Hängesäulen der letzteren reichen bis zum Fußboden, um den Balken aufzufangen. Obgleich man immer darauf achten sollte, daß die Hängewerksbalken auf dem festen Mauerwerk liegen, kommen leider noch häufig Fälle vor, bei denen das eine Ende in einem Wechsel steckt, wie die Fig. 207 zeigt. Eine solche Nothconstruction besitzt eine sehr geringe Solidität, und sollte unter allen Umständen ver- boten werden; in Oesterreich würde sie auch selbst dem leichtsinnig- sten Bauunternehmer nicht in den Sinn kommen, zumal hier Hänge- wände untersagt und nur dann gestattet sind, wenn sie auf massiven Bögen oder eisernen Traversen ruhen (siehe die Bauordnung in Oester- reich am Schlusse dieses Kapitels). In den beiden folgenden Beispielen führen wir zwei, von den sonst üblichen Anordnungen abweichende Wandbildungen vor. Das Princip der Fig. 208 erkennen wir bereits in Fig. 204, indem auch Fig. 207. Fig. 208. hier die Last von den Streben aufgefangen und nach oben gebracht wird; die Thüren befinden sich an den Enden der Wand und im Uebrigen bleibt die Stellung der Stiele und Riegel wie vorhin. Interessant ist das Beispiel Fig. 209, welches wir nach einem von Professor Doderer im Pädagogium zu Petrinja gegebenen Vor- bilde reproduciren. Es kommt hier nämlich darauf an, über einem gro- ßen Raume zwei kleinere Räume von ungleichen Höhen einzurichten und dann für die beiden Balkenlagen ein genügendes Auflager zu schaf- Die Holzwände. fen. Zu diesem Behufe wurde zunächst das Rahmholz r für das tieferliegende Gebälk erforderlich, und legte man auf dieses die zwei Fig. 209 A u. B. Schwellen s , um die obere Balkenlage genügend unterstützen zu könne.n Der Querschnitt 209 B macht dies Verfahren noch mehr ersichtlich. Die Construction dieser freischwebenden Wand beruht auf dem Princip des Gitterwerks — der Hängebalken h (gleichzeitig Unterzug) wird in der Mitte von einer schmiedeeisernen Zugstange z aufgefangen und vom Rahmholz r gehalten, dieses ruht in der Mitte auf den Streben t , welche den Druck nach ihren Fußpunkten wiederum auf den Hängebalken fortpflanzen; sodann bringen die Hängestangen z' die Last und Drucke abermals nach dem Rahmholz r , gegen welches die Streben t' sich stemmen. Die Fortpflanzung der Last ist in der Figur durch Pfeile bezeichnet. Um noch einmal die Aufstellung und Construktion der Riegel- wände dem Leser vorzuführen, geben wir die Zusammensetzung der Wände in isometrischer Projektion (Fig. 210 S. 132). Die äußeren Riegelwände stehen übereinander bündig. Die einzelnen Räume ha- ben verschiedene Breiten, und die Balkenlagen liegen theils auf den Rahmhölzern der Riegelwände, theils auf Trägern oder Unterzügen, die entweder sich frei tragen oder mittelst Stielen oder Hängewerken unterstützt resp. aufgefangen werden. 9* Drittes Kapitel. Fig. 210. Die Holzwände. Der Träger A ist über dem Gebälk angeordnet, welches mittelst Bolzen an dem Träger hängt; B befindet sich unterhalb der Balken- lage und trägt sich frei. Bei C wird der Träger von einer Hänge- wand gehalten, und der Träger D ruht auf einem Stiele und zwei Kopfbändern (Bügen). Wie bereits oben erwähnt wurde, werden die Riegelwände vor dem Abputz zunächst berohrt . Die Berohrung des Holzwerks Fig. 211 A u. B. geschieht stets in senkrechter Richtung zu den Langfasern des Holzes nach Fig. 211 A u. B. Die kurzen Rohrhalme werden von dem an- genagelten Draht gehalten, und kann die Be- festigung desselben entweder in paralleler Rich- tung (Fig. A ) oder in Zickzack (Fig. B ) statt- finden. Die Riegelwände mit hohen Bund- und Eckstielen kommen nur zur Verwendung, wenn große Räume, wie z. B. Säle, Turnhallen, ländliche oder Interims-Kirchen u. s. w. mit Riegelwerk umschlossen werden und demnach die beim Wohnhausbau übli- chen Balkenlagen, welche die Riegelwände in gewissen Höhen mitein- ander verankern, fehlen. In diesem Falle sind Stiele, welche die ganze Wandhöhe zur Länge erhalen, in Abständen von 3—5 m und an den Ecken erforderlich. Die einfachste Vorkehrung vergegenwärtigt die Fig. 212 in An- sicht und Grundriß; die Eck- und Bundstiele sind 30/30 zm resp. 25/25 zm stark, die Balkenköpfe liegen auf den Spannriegeln, die mit Zapfen und Versetzung in die Stiele greifen und mittelst Eisenklammern und Bändern mit letzteren innig verbunden sind. Auch dann, wenn kein Gebälk vorhanden ist, ordnet man in 4—5 m Höhe die Spann- riegel an, auf welchen die Zwischenstiele und Streben stehen. Die ganze Construktion hat schwache Hölzer und darf daher nur bei leich- ten Wänden Anwendung finden. Bedeutend größere Festigkeit besitzen solche Wände, deren Ecken und Bundstiele aus doppelten Hölzern, welche zusammengebolzt wer- den, bestehen und den Spannbalken umfassen. Die isometrische Zeich- nung in Fig. 213 veranschaulicht eine solche Anordnung; es deuten a den Drittes Kapitel. Fig. 212. Fig. 213. Die Holzwände. Eckstiel und b den Bundstiel an, beide stehen auf der Schwelle a und umfassen den Spannbalken d , der das ganze Holzgerippe in hori- zontaler Richtung zusammenhält. Die Figuren 214 A—C geben die soeben vorgeführte Anlage in Fig. 214 A—C. geometrischer Ansicht und Grundriß wieder; sie eignet sich besonders für Getreidespeicher Ueber Anwendung der Riegelwände bei Getreidespeichern giebt „Wanderley, ländliche Wirthschaftsgebäude“ ausführlich Auskunft. und sonstige Magazine mit durchgehenden Ge- bälken. Um die Construktion und Verwendung der Riegelwände mit hohen Bund- und Eckstielen möglichst ausführlich vorzuführen, wählen wir die Anlage einer Interimskirche, wie solche von ärmlichen oder klei- nen Gemeinden öfters erbaut werden. Die Kirche soll beispielsweise 400 Kirchgänger aufnehmen und zwar höchstens 270 im unteren Kirchenraume und 130 auf den zwei seitlichen Emporen. Zu diesem Behufe ist ein Kirchraum von etwa 190 □ m Grundfläche erforderlich und sind in der Mitte zwei Bank- reihen mit einem Mittelgange und noch einige Bänke an den Wän- den, außerdem auf jeder Empore drei lange Bänke erforderlich. Die Drittes Kapitel. Fig. 215 giebt links bei A den halben Grundriß des unteren Kir- Fig. 215. chenraumes, rechts bei B den Grundriß über den Emporen an. Die Trep- pen t führen zu den Em- poren und b nach dem Dachbodenraum. Vor der Kirche steht eine kleine über- deckte Halle, wie die An- sicht Fig. 216 zeigt. Gegenüber dem Ein- gange befindet sich der um einige Stufen erhöhte Al- tarraum mit dem Altar a und der Kanzel k. Neben dem Altarraume sind ange- ordnet zur ebenen Erde die Sakristei S und die Tauf- kapelle T , und in der Höhe der Emporen zwei Logen, von denen die eine links zur Aufbewahrung der Kirchenutensilien, die an- dere rechts für bevorzugte Gemeinde-Mitglieder be- stimmt ist. Gleich über dem Eingange hat die Em- pore O 3,75 m in der Breite, damit die Orgel hier stehen kann. Die Seitenemporen sind nur 2,2 m im Lichten breit Mit Rücksicht auf die einfachste Construktion wurde angenommen, daß die äußere Hälfte des Altarraumes nicht so hoch aufsteige, als der übrige Kir- chenraum, und daß der Thurm sich über der inneren Hälfte des Altarrau- mes befinde. Demgemäß mußte die Aufstellung der doppelten hohen Stiele, wie die Fig. 215 angiebt, geschehen; an jeder Ecke stehen di Die Holzwände. Eckstiele e , der Platz der Ständer f ergiebt sich aus der Breite der Sakristei und Taufkapelle, und der Aufbau des Thurmes Fig. 216. bedingt die Ständer r; die übrigen Bundstiele z werden gleichmäßig zwischen den Ständern f f in Entfernungen von 4 m eingetheilt, und schließlich ordnet man die Fenster- und Zwischenstiele g und g nach der architektonischen Ausbildung der Fa ç ade an. Für die weitere Durchführung der Construktion ist zunächst der Querschnitt maßgebend (Fig. 217). In diesem bestimmt man nach dem Aufzeichnen der äußeren Wände die Höhe der Kirche; im vorliegenden Falle wurde eine horizontale Decke, welche auf Trägern ruht, die ihrerseits wie- derum von den aufsteigenden Emporenstielen getragen werden, zu Drittes Kapitel. Grunde gelegt, wodurch jedenfalls die größte Festigkeit des ganzen Gebäudes erlangt wird. Diese Stiele stehen korrespondirend mit Fig. 217. den äußeren Bundstielen z und f; erstere müssen solide fundamentirt sein und dienen als Stützpunkte für die Emporen, deren Construktion aus der Zeichnung hinreichend ersichtlich ist. Wesentlich deutlicher wird die ganze Construktion veranschaulicht durch die perspectivische Ansicht und zwar giebt Fig. 218 ein per- spectivisches Bild der äußeren Kirche von der Altarseite aus betrach- tet; wir erkennen in dem ganz vorne hochvortretenden Anbau die äußere Altarhälfte, darüber erhebt sich ein viereckiger Thurm mit einem kleinen offenen Reiterthurm. Den vorderen Giebel mit dem Eingange zur Kirche stellt die Fig. 216 dar, und Fig. 219 zeigt ein Detail des vorspringenden Daches in perspectivischer Ansicht. Die Holzwände. Der Giebel ist mit Brettern verschalt; ein Consolengesims trennt das obere Giebeldreieck von der unteren Wandfläche. Aus der per- Fig. 218. spectivischen Ansicht Fig. 217 ist die Construktion der Langwand nicht deutlich zu ersehen, weshalb wir ein Detail derselben in geometrischer Drittes Kapitel. Projektion (Fig 220 A ) vorführen, welche die beiden hohen Bund- stiele b enthält; dieselben stehen auf der Schwelle s und umgreifen Fig. 219. das obere Rahmholz. Zwischen den Bundstielen wird zunächst ein Brüstungsriegel i angeordnet, der die Fensterpfosten f trägt und die Pfosten q q deckt; sodann zerlegen einfache Riegel die schmalen hohen Wandstreifen in kleine Felder. In den beiden Eckfächern fehlen die sämmtlichen Fenster, und sind anstatt derselben zur Sicherung des Längenverbandes mehrere Andreaskreuze vorhanden (siehe Fig. 216 und 217). Der äußeren Wandbildung entspricht auch die innere (Fig. 220 B ); hier stehen vorne die hohen Emporenständer o , welche ein kurzes Sattelholz und den Deckenträger t tragen. Zwischen den beiden Stielen o liegen die vordersten Emporenbalken auf angebolz- ten Knaggen. Die inneren Riegelwandflächen sind alle verputzt. Die Anordnung des Daches und der übrigen Theile der Kirche bedürfen keiner weiteren Beschreibung, da die Zeichnungen sie hin- reichend deutlich wiedergeben. Die Holzwände. Fachwerkswände mit Torf- oder Pisee-Ausfüllung kommen nur im ländlichen Bauwesen bei provisorischen Gebäuden vor; man stellt sie entweder aus einer einfachen (Fig. 221 B ) oder aus doppelten Riegelwänden (Fig. 221 A ) her, die mit kurzen Rie- Fig. 220 A u. B. geln zusammengehalten werden; auf beide äußere Seiten bringt man dann eine Bretterverschalung. Die Verriegelung läßt sich mit dün- nen Hölzern bewerkstelligen. In die, solchergestalt zusammengesetzten Kasten schüttet man trockenes Seegras, Torfgruß, Sägespähne oder Moos, auch ist eine Lehm- oder Kalksandmasse (1 Theil Kalk und 12 Theile Sand) zulässig, welche fest eingestampft wird. Um die äußere Bretterverkleidung gegen die Witterungseinflüsse zu geschützt, bedeckt man sie mit Theerpappe oder Schiefer, welches Verfahren besonders in Westfalen üblich ist. Drittes Kapitel. Die Bretterwände Fig. 221. zerfallen in innere und äu- ßere . Letztere spielen im ländlichen Bauwesen eine größere Rolle, als im bürgerlichen. Nur bei Arbeiterwohnungen oder Giebeln einfacher ländlicher Gebäude (siehe 186) sieht man manchmal die Ringelwände außerhalb mit Brettern bedeckt — in Holzmin- den hat Architect Klette sogar mehrere Familienhäuser für den besser situirten Bürgerstand ganz und gar mit Brettern verklei- det und wäre diese eine Anord- nung wohl nur in vereinzelten Fällen zu befürworten. Bei hölzernen Planken (Um- währungen) sind Bretterwände nach Fig. 222 sehr üblich; für bessere Anlagen verdienen aber die Anordnungen nach Fig. 222 A—B und 224 A—B den Vorzug, wobei gehobelte und Fig. 222. Die Holzwände. gespundete Pfähle in Entfernungen von 1,25 m von einander gestellt (sie stehen entweder auf Schwellen oder sie stecken im Erdboden, in welchem Fig. 223 A—B. Falle das untere Ende verkohlt und ge- theert wird, damit das Holzwerk nicht verdirbt) und oberhalb mit einem Helme abgedeckt werden. Die Anlage mit horizontalen Brettern ist billiger als die mit senkrechten, welche unten je- denfalls einer Schwelle oder mindestens eines Riegels bedarf, damit die vertica- len Bretter einen Halt bekommen. Die Bretter stoßen entweder stumpf aneinan- der und die Fugen werden mit Leisten bedeckt, oder die Bretter greifen mit Spundung ineinander; diese bleibt aber selten dicht und steht daher der Leistenüberdeckung nach. Die verticale Stellung der Bretter ist vortheilhafter als die horizon- tale, da das Regenwasser in die horizontalen Fugen dringt, sodann das Holzwerk durchnäßt und dieses bald verdirbt. Fig. 224 A—B. Drittes Kapitel. Die Stiele und Holme fertigt man aus Eichenholz an. Sämmt- liches Holzwerk wird mit einem dreimaligen Oelfarbenanstrich vor Nässe geschützt. Die inneren Bretterwände benutzt man sehr häufig zur Tren- nung zweier Räume; man zimmert zu diesem Behufe entweder ein vollständiges Riegelwerk aus schwachen Hölzern, füllt dieses mit Torf aus, verkleidet beide Seiten mit Brettern oder nagelt zwei Brettlagen aufeinander (Fig. 226 A—B ). Erstere Art ist jedenfalls solider und Fig. 226 A—B. dämpft den Schall besser, letztere hat dagegen den Vortheil, daß sie über einem freischwebenden Balken stehen kann, ohne besonderer künst- licher Vorkehrungen zu bedürfen. Um auch die letzte Wandart in sich selbst tragfähig zu machen, nagelt man die beiden Bretterlagen schräg aufeinander und zwar die eine vertical, die andere schräge nach der Mitte. Die Befestigung des unteren und oberen Wand- saumes geschieht an den auf dem Balken festgeschraubten Latten 1. Beite Bretterseiten werden berohrt und verputzt. Alle Riegel- und Bretterwände haben den Nachtheil, daß das Holzwerk reißt und sich wirft, in Folge dessen die Berohrung in Bewegung geräth und der Putz Risse erhält . Aus diesem Grunde zieht man, wenn es angeht, sogar eine ½ Ziegel starke massive Wand den Bretter- oder Riegelwän- den vor. Die Holzwände. Hinsichtlich der Baupolizeilichen Vorschriften bei Anwendung der Riegelwände lassen wir die für die österreichischen Kronländer giltigen §. §. nach- stehend folgen: Böhmen: a. innerhalb Prag . §. 59. Wo die Aufführung von vollem Mauerwerke Schwierigkeiten unterliegt, kann zur Abtheilung ein- zelner Localitäten in den Stockwerken zwischen je zwei feuerfe- sten Abtheilungswänden die Errichtung einer Scheidewand, wel- che theilweise aus Holz besteht, jedoch von beiden Seiten mit einem vollem Mörtelverputze versehen sein muß, dann bewilligt werden, wenn in der Nähe keine Feuerung angebracht wird. Nach Umständen kann ein von feuerfesten Mauern umschlossener Raum durch derlei Scheidewände (Riegelwände) in kleinere Räumlichkeiten abgetheilt werden. b. außerhalb Prag . §. 75. … Auch ist die Anwendung von Riegel- oder Fachwänden zur Abtheilung der inneren Gebäude- räume zulässig, wenn nur die durch Stellung solcher Wände in der Nähe von Oefen, Kaminen oder Feuerstätten die Vorschriften der Feuersicherheit nicht verletzt werden §. 76. In Gegenden, wo ein tauglicher Baustein oder ein gutes Ziegelmaterial nicht vorhanden ist, oder wo ein solches Bauma- terial bei der nothwendigen Zufuhr aus fernen Gegenden den Bewohnern in zu hohen Preisen zu stehen käme, endlich in Ge- genden, wo die klimatischen Verhältnisse oder die Art des Ge- werkbetriebes die Aufführung von hölzernen Gebäuden rechtfer- tigen, dürfen mit behördlicher Bewilligung die Wohn- und Wirthschaftsgebäude aus Holz hergestellt werden, wobei jedoch dieselben der größeren Dauerhaftigkeit wegen auf eine wenigstens 3 Schuh (0,95 m ) über den Erdhorizont hervorragende Unter- mauerung (Sockel) zu stellen sind. Die Bauführungen sind bei Gebäuden, welche isolirt stehen, auch außer den Dorfschaften gestattet. Es sind jedoch die Kamine und Feuerstätten in solchen hölzer- nen Wohngebäuden immer von Stein und Ziegeln zu erbauen Wanderley, Bauconstr. 10 Drittes Kapitel. und die Böden mit Estrich zu belegen; auch sind die Wirthschafts- gebäude, und insbesondere die Stallungen von den Wohnge- bäuden mittelst einer Mauer zu trennen. Scheunen, Schuppen, welche von den Ortschaften oder von den Wohnhäusern und Stallungen entfernt erbaut werden sollen, können mit behördlicher Bewilligung ausnahmsweise aus Holz hergestellt werden. Bukowina : 1. Chernowitz im innern Baubezirk . §. 36. Abtheilungswände aus Holz sind nur zwischen zwei feuer- festen Abtheilungswänden gestattet, wenn sie nicht in der Nähe von Feuerstellen gelegen sind. 2. Chernowitz außerhalb des innern Baubezirks . Ausnahmen: §. 32 ad b. Auch Häuser mit hölzernem Gerippe (Riegelwände), deren Fächer mit gebrannten oder ungebrannten Ziegeln, Lehm ꝛc. ausgefüllt sind, sind unter der Bedingung gestattet, daß die Feuerstellen und Rauchfänge vollkommen gemauert sind. Im Uebrigen ist der Holzbau (Riegelbau) gestattet, wenn er hinreichend weit von andern Gebäuden steht, außerdem die Beschaffung feuersicherer Baumaterialien mit gro- ßen Unkosten verbunden ist oder wenn die Vermögensverhält- nisse des Erbauers den Massivbau sehr erschweren. Galizien : 1. in Lemberg . §. 18. Die Aufführung von Fach-, Riegel- oder Holzwänden ist in der Regel nicht gestattet. Kärnthen : Ausnahmen: §. 38. … Auch Gebäude mit hölzernem Gerippe (Fachwänden), deren Flächen mit ungebrannten Ziegeln aus- gefüllt sind, herzustellen, wird unter der Bedingung gestattet, daß im Innern derselben kein Holz zu Tage liege und daß die Feuerungen und Rauchfänge vollkommen gemauert sind. Ganz hölzerne Gebäude aus Balken und Brettern können auch bei ganz isolirt stehenden Gebäuden nur dann zugegeben werden, wenn ihre Entfernung von jedem anderen Gebäude das Beden- ken einer Feuersgefahr aufhebt. §. 41. Hölzerne Scheuern müssen außerhalb der Ortschaften und mindestens 20 Klafter (38 m ) von Wohngebäuden entfernt bleiben. Die Holzwände. §. 43. Außer den im §. 38 bezeichneten Ausnahmefällen kann, wo die Ausführung von vollem Mauerwerk Schwierigkeiten unter- liegt, zur Abtheilung einzelner Lokalitäten in den Stockwerken zwischen je zwei feuerfesten Abtheilungswänden die Errichtung einer Scheidewand mit hölzernem Gerippe (Riegelwand), welche jedoch von beiden Seiten mit einem Mörtelbewurf versehen sein muß, ausnahmsweise bewilligt werden, wenn keine Feuerung in der Nähe derselben angebracht wird. Nach Umständen kann ein von feuerfesten Mauern umgebener Raum in obiger Weise untertheilt werden. Derlei, ober größeren Räumen herzustellende Abtheilungswände (Hängewände), es mögen dieselben aus vollem Mauerwerk oder aus Riegelwänden bestehen, sind in der Regel auf gemauerte Gurte zu stellen. Doch können derlei gemauerte Wände an Orten, welche von jeder Heizvorrichtung entfernt sind, auf starke, hin- reichend tragfähige, hölzerne Röste ausgeführt werden. Des- gleichen sind solide Tragwerke von Eisen zulässig. Bei Erforder- niß, solche Wände durch mehrere Stockwerke übereinander zu führen, muß die Wand eines jeden Geschosses für sich bestehend auf einem eigenem Tragwerke ruhen. Erleichterung für Bauausführungen am Lande . §. 78. Riegelbauten sind unter denselben Bedingungen wie §. 76 in der Bauordnung für Böhmen, zulässig, (siehe weiter oben). Specielle Bauordnung für Klagenfurt : nach §. 53 sind Riegelwände in der Regel nicht gestattet und werden nur dann erlaubt, wenn sie als Scheidemauern zur Trennung einzelner Wohnungsbestandtheile angewendet und auf beiden Seiten ver- putzt werden. In unmittelbarer Nähe einer Feuerung ist ein massives Mauerwerk herzustellen. Scheidewände über leeren Räumen müssen entweder auf Gurten oder entsprechender Eisen- construction ruhen. Mähren : §. 42. Die Errichtung neuer hölzerner Gebäude ist in der Regel untersagt. Bei Hauptreparaturen an schon bestehenden hölzer- nen Gebäuden ist auf Ersatz der hölzernen Bestandtheile durch feuerfeste zu dringen. Riegelwände dürfen nur innerhalb feuersicherer Wände her- gestellt werden. 10* Drittes Kapitel. An Holz- oder Riegelwänden darf keine Feuerung stehen. §. 43. Die Errichtung ganzer Gebäude aus Holz- oder aus Rie- gelwänden ist in Dörfern und Märkten ohne Einschränkung, und ausnahmsweise mit Bewilligung der Behörde auch in Städten, insbesondere in isolirter Lage (§. 74 der mährischen Bauord- nung), dann für Arbeiterwohnungen und industrielle Zwecke gestattet. Jedoch muß bei solchen Gebäuden: 1. bis zur Höhe von mindestens 1½ Schuh, (0,5 m ) über dem Erd- horizonte der Unterbau aus Stein- oder Ziegelmauerwerk oder Eisengerippe hergestellt werden; 2. muß die Bedachung feuersicher und der Dachboden mit einem, in der Regel mindestens 4 Zoll (10 zm ) starken Lehm-Est- rich bedeckt sein; ferner 3. muß jeder Kamin innerhalb der Holz- oder Riegelwände aus feuersicherem Material hergestellt und beiderseits durch eine mindestens 18 Zoll) (0,5 m ) breite Mauer vom Holzwerk oder Fachwerk geschieden sein. Feuerstellen müssen mindestens 3 Schuh (0,95 m ) vom Holz- oder Fachwerk entfernt bleiben. Bei Wohngebäuden müssen überdieß die inneren Holz- oder Riegelwände mit einem Mörtelanwurfe versehen sein. §. 50 zu Bau-Erleichterungen: die mit Brettern verschlagenen Dach- giebel können bei hölzernen Gebäuden geduldet werden. §. 70 (Zusatz zu §§. 42 und 43). Gebäude, welche ganz außerhalb der Ortschaften liegen, wie Villen und sonstige für den Som- meraufenthalt bestimmte Häuser, können überhaupt ganz von Fachwerk oder Holz hergestellt werden. §. 71. Diese Ausführung ist auch bei innerhalb der Ortschaften gelegenen Scheunen und Schuppen, sowie bei Gartenhäusern ohne Feuerstätten zulässig, wenn die Scheunen oder Schuppen min- destens 30 Klafter (43 m ), die Gartenhäuser mindestens 15 Klafter vom nächsten Gebäude entfernt sind. §. 77. Bei allen, auch nicht isolirten, Bauten für industrielle Zwecke sind bei festen Umfassungsmauern, feuersicherer Eindeckung und vorschriftsmäßigen Feuermauern gegen Nachbarhäuser jene Abweichungen von den allgemeinen Bauvorschriften zuzulassen, ohne welche der ordentliche Gewerbsbetrieb gehindert oder em- pfindlich erschwert wäre; insbesondere gehören hierher: Zwischenwände von nicht feuerfestem Material, ausgenommen Die Holzwände. bei jenen Lokalen, die ihrer Bestimmung wegen besonders feuer- gefährlich werden können. Für Oesterreich ob der Enns : Nach §. 31 sind Abtheilungswände theilweise aus Holz gestattet, wenn in der Nähe derselben keine Feuerung angebracht wird. §. 32. Die Herstellung von Gebäuden mit Riegelwänden ist gestattet: 1. wenn die Schwellen auf Grundmauern oder auf Grundschwel- len aus hartem Holze liegen, welche mindestens 1 Fuß (0,32 m ) über das natürliche Terrain reichen; 2. die Höhe solcher Wohngebäude darf außer dem Erdgeschoß nicht mehr als zwei Stockwerke und ihre Länge nicht mehr als 12 Klafter (23 m ) haben; 3. sämmtliche Heizanlagen, Feuerstätten und Rauchfänge, sowie die an selbe anstoßenden Theile der Haupt- und Scheide- wände auf eine Entfernung von 3 Schuh (0,95 m ) müssen vom Grunde aus gemauert sein. 4. bei Neu- und Umbau der Wirthschaftshöfe sind die zum eigentlichen Geschäfts- oder Wirthschaftsbetriebe bestimmten Gebäude sowohl von einander, als auch vom Wohngebäude derart abzusondern, daß zwischen jedem Gebäude ein Raum von wenigstens 5 Klafter (9,5 m ) frei bleibt, und für die ungehinderte Kommunication bei Feuersgefahr auch frei erhalten wird, oder daß zwischen jedem Gebäude Feuer- mauern (Brandmauern) hergestellt werden, welche wenigstens 1 Fuß (0,32 m ) über den Dachfirst reichen. Auf dem offenen Lande wird unter Voraussetzung, daß die Aus- führung gemauerter Gebäude durch den Bezug der harten Bau- stoffe erschwert und kostspielig wird und daß klimatische Verhält- nisse Bauausführungen aus weichen oder gemischten Materialien zulässig machen, der Bau von Gebäuden aus Holz dann gestatet, wenn das Gebäude von jeden anderen Wohngebäuden, sowie von den Nachbarsgrenzen wenigstens 10 Klafter (19 m ), welche nicht verbaut werden dürfen, entfernt bleibt. §. 43 bestimmt, daß auch in nicht isolirten Industriebauten a. alle Wände, mit Ausnahme jener, Bauordnung für Linz . §. 49. Wo die Ausführung von vollem Mauerwerk Schwierigkeiten unterliegt, kann zur Abtheilung einzelner Localitäten in den Drittes Kapitel. Stockwerken zwischen je zwei feuerfesten Abtheilungswänden die Errichtung einer Scheidewand, welche theilweise aus Holz sein kann, jedoch voll und von beiden Seiten mit einem Mörtelver- putze versehen sein muß, ausnahmsweise dann bewilligt werden, wenn keine Feuerung in der Nähe derselben angebracht wird. Nach Umständen kann ein von feuerfesten Mauern umschlossener Raum in obiger Weise untertheilt werden. Für Oesterreich unter der Enns (mit Ausschluß Wien). §. 65 schreibt für Riegelwände dasselbe vor wie §. 49 der Bau- ordnung für Linz. Nach Gesetz vom 20. Decbr. 1869, Nr. 1. L. G. B. für 1870 sind hinsichtlich der Riegelwände folgende Erleichterungen für die Erbau- ung von Wohnhäusern außerhalb Wiens gestattet, sofern das Gebäude von anderen Gebäuden und von den Nachbargrenzen mindestens 10 Klafter (19 m ) entfernt ist, wobei der Isolirraum, in welchen öffentliche Straßen, sowie das Bett von Flüssen und sonstigen öffentlichen Gewässern eingerechnet wird, unverbaut sein und bleiben muß ad e. Unterabtheilungen können von beliebigen Material hergestellt werden, nur ist in unmittelbarer Nähe einer Feuerung massives Mauerwerk herzustellen. §. 8. Bei Häusern aus Fachwerk (Riegelwänden) sind im Dachraume Wohnungen nur zulässig, wenn sie nicht mehr als einen Stock hoch sind; ferner müssen die Dachwohnungen in den mittleren Theilen mindestens 7 Fuß (2,2 m ) und an den niedersten Punkten mindestens 5 Fuß (1,6 m ) lichte Höhe haben, von Innen verschalt und stuccatirt sein, und der Dachboden muß mit einer 3zölligen (8 zm ) Schuttlage und darüber mit einem 1½ zölligen (4 zm ) Lehm- Estrich oder einem Ziegelpflaster bedeckt sein. Für Schlesien . §. 55 besagt dasselbe wie §. 49 der Bauordnung für Linz. Die Erleichterung bei einigen Bauausführungen sind dieselben wie in Böhmen §. 75 (Bauordnung außer Prag). Für Steiermark . §. 63 schreibt vor, daß in den Städten und Märkten Ausschalungen, Riegel- und Pflasterwände in den Zimmern, als auch auf dem Dachboden in der Regel nicht gestattet sind, und nur dann zuge- standen werden, wo es sich um eine kurze unwesentliche und von Die Holzwände. jeder Heizvorrichtung entfernte Trennung einzelner Räume han- delt. In Ausnahmsfällen sind solche Scheidewände auch über großen Räumen des unteren Geschosses erlaubt, wenn sie voll- ständig gemauert und auf gemauerten Gurten stehen; auch kön- nen solche Riegelwände an Orten, welche von jeder Heizvorrich- tung entfernt sind, auf starken, hinreichend tragfähigen Rösten ruhen; Eisenträger sind gleichfalls gestattet. Wenn mehrere Wände über einander angeordnet werden, muß jede für sich bestehen. Auf dem flachen Lande sollen nach §. 3 der II. Abtheilungen der Bauordnung für Steiermark in der Regel nur feuersichere Gebäude errichtet werden, doch sind in Ausnahmsfällen bei weit- auseinander stehenden Gebäuden auch Holzwände erlaubt, wenn diese auf einem 0,9 m hohen massiven Sockel stehen. Für industrielle Bauten gestattet §. 5 des Gesetzes vom 2. März 1866 Zwischenwände in allen Räumen, die ihrer Bestimmung we- gen nicht besonders feuergefährlich sind. §. 7. Bei isolirten Werksanlagen wird für Wohnungen des Werks- herrn, seiner Beamten und Arbeiter der Bau von Riegelwänden unter Beobachtung der gehörigen Vorsicht und der gesetzlichen Bestimmungen bei Oefen u. s. w. gestattet. Diese Wohnungen müssen, wo sie an das Werkslocal anstoßen, von diesem durch Feuermauern getrennt sein. Bauordnung für Graz lautet hinsichtlich der Zulässigkeit der Riegelwände ebenso wie §. 43 der Bauordnung für Kärnthen. Tirol . Bauordnung für Insbruck schreibt bezüglich der Riegelwände das- selbe wie § 43 der Bauordnung für Kärnthen. Voralberg . Der §. 26 lautet fast ebenso wie §. 43 der Bauordnung für Kärnthen. Für Bauten zum Zwecke der Industrie ist nach §. 50 der Rie- gelbau bei allen nicht feuergefährlichen Räumen zulässig. Auf dem platten Lande darf nach §. 55 unter denselben Be- dingungen wie §. 76 der Bauordnung für Böhmen der Riegel- bau Verwendung finden. Wien . §. 57. Als Scheidemauern zur Trennung einzelner Bestandtheile einer Wohnung können Riegelwände oder Wände blos aus Holz Viertes Kapitel. angewendet werden; sie müssen jedoch auf beiden Seiten mit einem Mörtelputze versehen sein. In unmittelbarer Nähe einer Feuerung ist massives Mauerwerk herzustellen. §. 68. Bei nicht isolirtstehenden Industriebauten (Werkstätten, können Schuppen u. s. w.) a ) alle Wände, mit Ausnahme jener, in deren Nähe sich Feuerungen befinden, dann jener, die an eine öffentliche Straße oder an ein nachbarliches Eigenthum angrenzen, aus Riegelwänden hergestellt werden; b ) sind hölzerne Zwischenwände in allen nicht feuergefährlichen Räumen zulässig. §. 69. Wohnungen für isolirte Industriebauten können ebenfalls im Riegelbau ausgeführt werden; diese Wohnungen müssen, wenn sie an die Werkstätten anstoßen, von diesen durch Feuer- mauern getrennt sein, und gegen die Straße massive Mauern erhalten. Viertes Kapitel . Die Dachgerüste. Zum Schutze eines Gebäudes ist ein Dach erforderlich; dieses besteht aus der Bedachung oder Dachhaut und aus dem Dach- gerüste, welches die Dachhaut trägt. Die Construktion des Dachge- rüstes hängt ab vornehmlich von der Beschaffenheit der Dachhaut, sodann von der Grundform des Gebäudes. Beim Entwerfen des Dachgerüstes bestimmt man zunächst dasjenige Gefälle (Neigung oder Dachräsche), welches dem im speciellen Falle zu verwendenden Deck- material zukommt. Die Dachneigung oder Dachräsche ist für jede Bedachung verschieden; sie richtet sich theils nach der Dichtigkeit des Deckmaterials, und theils danach, ob die Dachhaut aus vielen kleinen Theilen oder aus großen und wenigen Bahnen zusam- mengesetzt wird. In erstem Falle sind so viele Fugen und Ritzen vorhanden, daß ohne besondere Vorsichtsmaßregeln von der Dichtig- keit des Daches gar nicht die Rede sein kann. Die Dachgerüste. Aber auch bei einem und demselben Deckmaterial bleibt die Dach- neigung nicht immer dieselbe, denn es ist nicht gleichgiltig, ob das Ge- bäude innerhalb der Stadt, oder auf freiem Felde isolirt steht, wo- selbst der Wind den Schnee und das Regenwasser mit großer Ge- walt in die Fugen der Dachhaut treibt. Außerdem ist noch für die Neigung des Daches der Grad der Brennbarkeit des Deckmaterials maßgebend. Alle leicht zündbaren Bedachungen erhalten ein größeres Gefälle, als die sogenannten feuersicheren. (Fig. 227). Fig. 227. Die nun folgende Tabelle giebt die Neigung der hauptsächlichsten Bedachungen unter Zugrundelegung eines Satteldaches: Stroh- u. Rohrdach ⅗—½ d. Gebäudetiefe od. 50°—45° unt. d. Horiz. Ziegel- einfaches Dach ⅕—½ ‒ 22°—45° ‒ Doppel- u. Kronendach oder Ritterdach ⅜—⅓ ‒ 36°50′—33°40′ ‒ ferner Schiefer- in geschützter Lage, Mittel- u. Süddeutschland In den Ostfeeländern wird das Schieferdach niemals unter ⅓, bei guten Wohnhäusern sogar ⅖—½ der Gebäudetiefe hoch gemacht. ¼—⅕ ‒ ‒ 26°30′—22° ‒ in exponirter Lage In Oesterreich gleichfalls. ⅓—½ ‒ ‒ 33°′ 40—45° ‒ Theerpappendach in gewöhnlich. Lage ⅛—1/10 ‒ ‒ 14° 10′ — 11°20′ ‒ in exponirter Lage ⅙—⅛ ‒ ‒ 18°30′—14° 10′ ‒ Zinkblech- und Schwarzblechdach 1/12 ‒ ‒ 9° 50′ ‒ Asphaltdach 1/24 ‒ ‒ 4° 50′ ‒ Holzcementdach 1/16 ‒ ‒ 7° 50′ ‒ Viertes Kapitel. In Oesterreich führen die Dächer nach ihrer Neigung folgende Namen: Altdeutsche Dächer , wenn die Höhe des Daches gleich der ganzen Gebäudebreite ist, Neudeutsche Dächer , wenn die Dachhöhe gleich derselben Ge- bäudebreite ist und somit ein Dachwinkel von 90° und eine Nei- gung der Dachflächen mit 45° entsteht, Italienische Dächer In Oesterreich heißen die sogenannten „Fettendächer“ vielfach auch italienische Dachstühle. , wenn das Dach ⅓ bis ⅙ der Gebäude- breite zur Höhe hat und Altandächer , wenn die Neigung der flachen Dachfläche nur soviel beträgt, als zum Wasserabfluß unbedingt nöthig ist. Sehr hohe, d. h. steile Dächer werden in bürgerlichem und öffent- lichem Bauwesen neuerdings nur vereinzelt ausgeführt, da die gro- ßen Dachräume ohnehin unbenutzt bleiben In Oesterreich sind die Bodenkammern meistens nicht gestattet. . Nur bei Kirchen und Gebäuden in mittelalterlichem Style (Gothik, deutsche Renaissance) sind die hohen Dächer aus architektonischen Gründen gerechtfertigt. Aber selbst bei Benutzung des Dachraumes gewähren flache Dächer mehr Vortheile, als die steilen, wie das nebenstehende Beispiel (Fig. 228) ersichtlich macht. Fig. 228. Das spitze Dach sei beispielsweise 18 m breit und 9 m hoch, es ent- hält somit ein Profil von = 81 □ m ; denselben Querschnitt besitzt ein flaches Dach von ⅙ Neigung und mit 3 m hohen Drem- pelwänden: . Die Dachgerüste. Die Vortheile treten bei großen Gebäudetiefen weit mehr hervor, als bei schmalen; bei letzteren kann sogar die steile Bedachung zweck- mäßiger sein. Beispielsweise erhalte eine Arbeiterwohnung von 16 m Tiefe im Dachbodenraume eine Kammer an jedem Giebel; wenn man ein Dach mit 45° Neigung wählt, so läßt sich die Kammer in dem Dachdreieck ganz gut ohne jegliche Wanderhöhungen anlegen, hin- gegen werden bei einem Pappdach mit 1/10 Neigung zwei Drempelwände von mindestens 2 m Höhe erforderlich. Im gegebenen Falle muß man, falls die Wahl der Bedachung dem Erbauer freisteht, um die billigste Bauweise zu erhalten, die Minderkosten des flachen Daches von den Mehrkosten der Drempelwände subtrahiren, und den Rest mit den Kosten des steilen Daches vergleichen, um die billigste Bauweise zu erhalten. Für die Construction des Dachgerüstes ist außer der Neigung noch Das Gewicht der Dachhaut von Wichtigkeit. Dieses setzt sich zusammen einestheils aus dem Eigengewichte der Deckmaterialien, anderntheils aus dem Drucke des Windes und der Extrabeladung durch Schnee. Das Eigengewicht beträgt pr. □ m geneigter Dachfläche: Rohr- und Strohdach ohne Lehm 60 Kilogr. Ziegel- einfaches Ziegeldach 100 „ Doppel- und Kronendach 127 u. 140 Kilogr. Schieferdach (deutsches) 75 Kilogr. Zinkdach incl. Schalung 40 „ Wellblechdach ohne Schalung 24 „ Theerpappdach incl. Schalung 30 „ Die Last des Schnees beträgt pr. □ m horizontaler Fläche bei Annahme einer Höhe von 0,6 m und eines specifischen Gewichts von 0,125 0,125 . 0,6 . 1000 = 75 Kilogr. Der Druck wird sich umsomehr bemerkbar machen, je flacher das Dach ist. Die nachstehende Tabelle giebt die wirkliche Belastung des Schnees auf der geneigten Dachfläche für einige Neigungswinkel an, wobei die auf die horizontale Projection bezogene Belastung = 75 . cos α beträgt, wenn α der Neigungswinkel des Daches bedeutet. Der Wind drückt auf eine steile Dachfläche bedeutend mehr, als auf eine flachliegende. Da die Bewegungsrichtung des Windes mit der Horizontalen einen Winkel von annähernd 10° bildet und außerdem Viertes Kapitel. die Dachfläche gleichfalls geneigt ist, so zerlegt sich der Winddruck in eine horizontale ( H ) und verticale ( V ) Kraft; von diesen beiden Kräf- ten kommt die erstere ganz besonders bei Dächern zur Geltung. Für die verschiedenen Dachneigungen ist der wirkliche Wind- und Schneedruck: Nach dem deutschen Baukalender beträgt die Belastung der Dächer incl. derjenigen durch Schnee und Winddruck : Dachformen . Schon in der äußeren Form der Dächer zeigen sich charakteristische Merkmale, welche auf die verschiedenartigen Gerüstconstructionen hinweisen. Die Dachgerüste. Am einfachsten ist 1. das gleichseitige Satteldach (Fig. 229), dessen höchste Sattellinie, der Forst oder First , sich in der Gebäude- Fig. 229. Fig. 230. Fig. 231. Fig. 232. Fig. 233. Fig. 234. Fig. 235. Fig. 236. längenachse befindet, sodaß beide Sattelflächen gleiche Neigung und Größe haben; die unterste Dachkante heißt „die Traufe“, die schrägen Dachkanten am Giebel nennt man die „Bortkante“ oder „der Bort.“ Bei dem gleichseitigen Satteldache ist die Kraftinanspruchnahme in beiden Dachflächen ganz gleich, weshalb man die beiden Hälften des Dachgerüstes vollständig symmetrisch ausbildet. Anders verhält es sich, wenn der Forst nicht in der Mitte des Gebäudes liegt oder wenn die beiden Dachflächen verschiedene Neigungen erhalten (Fig. 237 A—C ). Diese Fälle kommen bei freistehenden Gebäuden niemals vor (schon aus ästhetischen Gründen), sie sind aber bei einge- Viertes Kapitel. bauten Häusern, deren eine Dachfläche der Straße, und deren andere dem Hofe zugekehrt sind, sehr häufig. Alsdann treten drei Modifi- cationen auf: Fig. 237 A—C. erstens (Fig. 237 A ): der Forst befindet sich nicht in der Gebäude- mitte (der Abstand a kleiner als b ) und die Trauflinien t und t 1 liegen in einer Horizontalebene — sodann ist die Dachfläche y klei- ner und geneigter als x; zweitens (Fig. 237 B ): Der Forst theilt das Gebäude in zwei gleiche Hälften (Abstand a = b ), jedoch t liegt tiefer als t' und die Flächen x und y haben verschiedene Neigungen und Länge; drittens (Fig. 237 C ): der Abstand a größer als b , ferner die Trauflinien t und t' sind ungleich hoch, dagegen die Flächen x und y haben gleiches Gefälle. In allen drei Fällen ist der Horizontalschub der größeren Fläche stärker, als derjenige der kleinen, und wird man daher auf die Unschädlichmachung des größeren Druckes (mittelst Streben gegen die Fläche x ) bedacht sein müssen, damit beide Dachhälften im Gleichgewichtszustande bleiben. 2. Das Pultdach (Fig. 230) ist ein halbes Satteldach und kommt vor, wenn der Abfall des Re- genwassers und Schnees nur nach einer Seite stattfinden soll. Alle Dachflächen, die parallel oder schräg gegen eine Nachbarsmauer an- laufen, erhalten eine Pultform. Die Dachgerüste. Da der Horizontalschub in der Forstlinie sehr bedeutend ist und keinen Gegendruck empfängt, so muß man mittelst Streben (gegen die Pultfläche gerichtet) den Dachschub aufheben. Wenn zwei gleichgroße Satteldächer sich rechtwinklig kreuzen (Durch- dringung zweier gleichschenkeliger Prismen), so entsteht 3. Das einfache Zeltdach (Fig. 231), dessen Trauflinien in einer horizontalen Ebene liegen. Die quadra- tischen oder annähernd quadratischen gestalteten Dächer werden immer nach dem Princip des einfachen Zeltdaches abgewalmt und con- struirt. Wird ein gleichseitiges Satteldach mit gleich geneigten Flächen an einem oder beiden Enden so abgeschrägt, daß an den Giebelsei- ten dreieckige Dachflächen sich bilden, so erhält man 4. Das ein- und zweiseitige Schopf- oder Walmdach (Fig. 232). Die dreieckigen Abschrägungen heißen „Walmflächen“ und erhal- ten entweder dieselbe, oder auch eine andere Neigung, als die läng- lichen Sattelflächen. In der Regel giebt man sämmtlichen Dach- flächen denselben Neigungswinkel, um die Dachgerüstconstruction da- durch zu vereinfachen. Die Walmdächer spielen im modernen Bau- wesen eine große Rolle und sind besonders bei den eingebauten Häu- sern (Stadthäusern) vielfach im Gebrauche. Eine andere Abart des Walmdaches ist 5. Das Krüppelwalmdach (Fig. 233), bei welchem nur die obersten Spitzen des Dachbortes abgewalmt sind; im bürgerlichen Bauwesen trifft man diese Dachart selten an, dagegen besitzt sie für ländliche und landwirthschaftliche Gebäude manche Vortheile. 6. Das abgewalmte Pultdach (Fig. 234) ist die Combination von Fig. 230 und 232, und gilt für dasselbe das dort Gesagte. Auch 7. Das halbe Zeltdach (Fig. 235), welches über niedrigen poligonal gestalteten Anbauten (Kirchenchor) Viertes Kapitel. u. s. w. öfters hergestellt wird, ist nur ein modificirtes Zeltdach nach Fig. 231. Eine ganz neue Form zeigt 8. Das Mansarddach (Fig. 236); bei demselben sind die Sattelflächen gebrochen und erhalten die obe- ren Dachhälften eine geringere Neigung als die unteren. Die Man- sarddächer in Deutschland sind besonders seit den beiden Pariser-Welt- ausstellungen im Gebrauche; einige österreiche Bauordnungen verbieten die Herstellung des Mansarddaches. In Deutschland wurde die Einführung der Mansarddächer durch die billige Anlage der Dachkammern und Um- gehung der polizeilichen Vorschriften in Bezug auf die Anzahl der Stockwerke leider sehr erleichtert. Die große Feuergefährlichkeit der Wohnungen unter Mansarddächern hat noch vor kurzem der rapide Brand des ganz neu erbauten „Kaiserhofes“ in Berlin eklatant be- wiesen. Außer den genannten Dachformen existiren noch zwei andere, welche aber selten angewendet werden, es sind 9. Das Bogendach (Fig. 238) und 10. Das Kuppeldach . Fig. 238. Indem wir bezüglich der Construction und Anwendung der ge- nannten zehn Dacharten auf die nachfolgende Beschreibung verweisen, betrachten wir zunächst Die Dachgerüste. I. Das Satteldach . Bezüglich der Construction der Dächer und Dachboden schreiben die Bau- ordnungen in Oesterreich Folgendes vor: Böhmen . §. 51. Bei neuen Bauführungen soll das Gehölz des Dachgerüstes mit je- nem der Dachboden (Deckengebälk über der obersten Etage) in keiner Ver- bindung stehen. §. 52. Der Dachboden bei neuen Gebäuden ist mit Ziegeln zu pflastern. Alles Gehölz ohne Ausnahme ist bei den Rauchfängen auszuwechseln und keineswegs in dieselben einzulassen. §. 53. Die Dachböden sollen in der Regel zu Wohnungen nicht benutzt wer- den und ist die Einrichtung von Dachzimmern nur dann zu gestatten, wenn solche allen Rücksichten der Feuersicherheit entsprechend, hergestellt werden. §. 54. Bei Gebäuden, welche aneinander gebaut sind, müssen die Dachungen durch Feuermauern geschieden werden, welche, mit Pfeilern verstärkt, bis über den Dachfirst ragen. In diesen Feuermauern an Seiten eines An- Die Unterstützung der Dachhaut geschieht mittelst eines Holzrostes (Sparrenrostes oder Dachgespärres), dessen einzelne Theile so stark sein müssen, daß sie das Deckmaterial tragen und dem Drucke des Windes und Schnees widerstehen können, ohne sich durchzubiegen oder (für die Eindeckung nachtheilig) zu bewegen. In der Praxis bedient man sich zu den Sparren nur der dünnen Bauhölzer, der sogenannten Sparrenhölzer , welche nach der vier- kantigen Bearbeitung noch eine Stärke von 13/13 bis 16/16 zm oder 10/15 bis 13/19 zm behalten. Da die Belastung des Daches sich um so besser auf die einzelnen Sparren vertheilt, je dichter diese zusammenliegen, pflegt man, den ebengenannten Holzstärken entsprechend, die Sparrenweite für die ein- zelnen Bedachungen folgendermaßen anzunehmen: beim einfachen Ziegel- und Pfannendache 1 m höchstens 1,2 m beim Ritter- od. Kronendach u. Doppeldach höchstens 1,1 m besser 0,9 m beim gewöhnlichen Schieferdach höchstens 1,25 m besser 1 m beim Theerpappdach 1,25 m bei dem Metalldache nicht über 1,25 m beim Stroh- und Rohrdach in der Regel 1,5 m Wanderley, Bauconstr. 11 Viertes Kapitel. in Holstein und Mecklenburg bei ⅔ Dachneigung sogar 2,2 m bei dem Holzzementdach 1 m bei dem Schindeldach 1,5—2,2 m . Nach angestellten statischen Berechnungen betragen die Querschnitts- dimensionen (in abgerundeten Zahlen) der freiliegenden Sparren: Stärke der Balken, wenn die Breite b zur Höhe h sich verhält wie 5 : 7. rainers (Nachbars) dürfen weder Fenster noch sonstige Oeffnungen ange- bracht werden. §. 54. Die mit Brettern verschlagenen Dachgiebel sollen nicht geduldet wer- den und sind dieselben bei gemauerten Gebäuden zu verbauen, bei hölzer- nen Gebäuden aber mit Lehmkleberwerk herzustellen. §. 77. Es wird gestattet, bei Baulichkeiten in Dorfschaften die Deckboden an- statt mit einer Pflasterung mit einem 3 — 4 Zoll (8—10 Zentimeter) hohen Lehm-Estrich zu belegen. §. 79. Auch bei jenen Bauführungen außerhalb Prags, die mit behördlicher Bewilligung aus Holz hergestellt werden, soll das Gehölze der Dachungen von jenen der Deckböden zweckmäßig getrennt und auf die Herstellung eines Ziegelpflasters oder eines wenigstens 4″ (10 zm ) hohen und gut ausge- schlagenen Lehm-Estrichs in den Dachbodenräumen gedrungen werden. Bukowina. Bauordnung für Chernowitz : §. 39.... Es ist bei allen öffentlichen Gebäuden über, dann bei den Privatgebäuden im innern Baubezirke verboten, die Bundträme der Dachstühle zur Deckenconstruction zu benutzen und muß letztere Die Dachgerüste. Erfahrungsmäßig kann man beim Projectiren der Dachgerüste die Höhe der Sparren annehmen für pr. laufenden Meter der freilie- genden Länge 4—4½ zm , je nach dem Gewichte des Deckmaterials und der Sparrenentfernung. Nach dieser Tabelle dürfen Sparren von 13/19 zm oder 16/16 zm Stärke je nach der Sparrenentfernung lang sein: beim Kronendach und Doppeldach höchstens 3,75—4,5 m „ Schieferdach 4,5 —5 m „ Zink- und Theerpappdach 5 —5,5 m . Nur bei Gebäuden mit geringer Tiefe reicht ein einfacher Spar- renrost zur Unterstützung der Dachhaut aus; sobald die Gebäude- breite aber so groß wird, daß jede Dachfläche in aufsteigender Rich- tung 3,75—5,5 m in der Länge überschreitet, dann muß der Sparrenrost mittelst rähmartigen Trägern oder Durchzügen (sogenannten Fetten oder Pfetten ) oder mit Streben und Spannbalken gestützt werden, wodurch die mannigfachsten Dachgerüstconstructionen entstehen. Im Allgemeinen lassen sich sämmtliche Dachconstructionen einthei- len in: immer vom Werkholze vollkommen isolirt und feuersicher belegt sein. Auch sind alle mit dem Dache in Verbindung stehenden Scheingewölbe oder derlei Bohlen- decken untersagt. §. 49. Wo die Länge des Daches 20 Klafter (38 m ) übersteigt, muß der Dachboden durch eine Feuermauer abgetheilt werden. §. 50. Der Dachboden muß feuersicher belegt und die Abschlußthür des Dach- bodens feuersicher hergestellt werden. Oberlichter zur Beleuchtung eines Theils des Gebäudes müssen außer jeder feuergefährlichen Verbindung mit dem Dachboden und den Gebäuden der Anrainer angebracht werden. Dach- zimmer als Wohnräume sind nur dann gestattet, wenn dieselben vom Dache und vom Dachboden feuersicher abgeschlossen und durch eine feuer- sichere, unmittelbar zur Dachwohnung führende Stiege zugänglich sind. §. 66. Bei allen, auch nicht isolirten Bauten für industrielle Zwecke ist bei feuersicherer Eindeckung und festen Umfassungsmauern gestattet, den Pla- fond (oberste Balken) nach Bedarf gleichzeitig für den Dachstuhl und die Decke zu benutzen. Galizien. Bauordnung für Lemberg : §. 26. a. Bei Herstellung der Dachstühle ist sich nur solcher Profile zu bedienen, welche nach der Erfahrung und den Regeln der Kunst als solid bewährt sind (Anmerkg. d. Verf. sic! wo bleibt der Fort- schritt?). b. Die Anlage der sogenannten Mansarddächer wird nicht gestattet. Große 11* Viertes Kapitel. A. Dächer, deren Sparrenwerk sich auf die Dachbalken stützt, B. Dächer mit versenktem Dachgebälk, C. Dächer ohne Dachgebälk. Bei der ersten Art (Fig. 239 A ) befindet sich der Abschluß der Langmauern in gleicher Höhe mit dem Dachfußboden oder die Höhen- Fig. 239 A—C. differenz zwischen beiden ist nur gering; die zweite Art (Fig. 239 B ) hat erhöhte Mauern, sogenannte Drempel- oder Kniestockwände, und das Dachgebälk liegt im Verhältniß zu dem Sparrenwerk ver- senkt; die dritte Art (Fig. 239 C ) hat gar kein Dachgebälk, sondern Dacherker, Lichtfänge und Aufzüge dürfen nur mit besonderer Bewilligung und unter Vorlage gehörig detaillirter Pläne mit Anwendung der für jeden speciellen Fall zu bestimmenden Vorsichten hergestellt werden. c. Die Neigung des Daches soll in der Regel nie größer als 45° sein. d. Zu den Dachstühlen soll vollkommen gesundes Holz verwendet werden. e. Das Dachgehölz darf mit den Zimmerdecken in keiner Verbindung stehen. h. Die Dachböden sind mit Ziegeln zu pflastern und mit einer eisernen oder beiderseits mit Blech beschlagenen Thür gegen die Stiege feuersicher abzu- schließen. Die Bodenthür darf nur dann oben im Niveau des Bodenraumes stehen, wenn der Stiegenfalz gemauert und gewölbt ist i. Auf den Dachböden dürfen keine Wohnungen bestehen. Istrien . §. 24. Es ist nicht statthaft, Zimmer in den Dachböden zu Wohnungen zu bestimmen, außer es wären dieselben rings mit Mauern eingesetzt, getäfelt und der Fußboden mit Ziegeln oder mit einem anderen, der Feuersgefahr nicht unterliegendem Material abgepflastert. Nach §. 30 dürfen die Bundträme niemals als Plafondträger des darunter- liegenden Stockwerks verwendet werden. Nach §. 43 dürfen alle Gebäude, welche bis 30 Klafter (57 m ) an Eisenbah- nen errichtet werden, keine Dachöffnungen an der Bahnseite haben, um den Zutritt der Funken zu verhüten. Die Dachgerüste. entweder bildet bei ihr das Dach gleichzeitig die Decke eines großen und hohen Raumes oder es ist eine Decke vorhanden, die mit der Dachgerüstconstruction in inniger Verbindung steht (Turnhallen, Kirchen, Säle, Scheunen, Schuppen und Remisen). A. Dächer, deren Sparrenwerk auf dem Dachstuhl- gebälk liegt . 1. Das einfache Satteldach oder der leere Dachstuhl . Dasselbe findet eine beschränkte Anwendung und kommt nur bei einfachen Gebäuden (Ställen, Arbeiterwohnungen u. s. w.) mit geringer Tiefe vor, da, wie bereits erwähnt wurde, die Sparren blos auf eine bestimmte Länge frei schweben können. Um einen einigermaßen brauchbaren Dachraum zu erhalten, darf die Höhe des Daches nicht unter ⅓ der Gebäudebreite sein. — Die statische Berechnung, sowie die zuletzt mitgetheilte Tabelle, ergeb e n, daß die 13/19 zm starken Sparren eines Winkeldaches, wenn sie durchschnittlich 1,1 m auseinander liegen, beim Schieferdache etwa Kärnthen mit Ausschluß Klagenfurt. §. 18 lautet ebenso wie § 43 in Istrien. §. 46 schreibt im Dachbodenraume über Anschüttung auf den Deckenbalken ein Ziegelpflaster oder ein Kalk- oder Lehm-Estrich vor. Die Bundträme der Dachstühle dürfen zur Deckenconstruktion nie benutzt werden und muß letz- tere vom Werkholze vollkommen isolirt bleiben. Dieses Verbot trifft auch insbesondere die Kirchen, bei denen alle mit dem Dache in Verbindung stehenden Schaugewölbe oder derlei Bohlendecken untersagt sind. §. 55. Die Mauerbänke des Dachstuhls müssen immer über dem Dachboden- pflaster gelegt werden. Bedachungen ganz ohne Dachgesimse (soll heißen vorspringende Dächer) herzustellen, kann nur bei isolirt stehenden Scheu- nen, Magazinen u. dgl., dann bei den im Schweizerstyle hergestellten Landhäusern (Villen) und den dazu gehörigen Nebengebäuden, jedoch nur unter der Bedingung gestattet werden, daß jedes derlei Gebäude so entfernt von anderen Gebäuden steht, daß wegen des Mangels eines Gesimses keine Feuersgefahr zu besorgen ist. Größere Vorsprünge, welche den Zweck haben, einen gedeckten Vorplatz vor dem Gebäude zu gewinnen, können ebenfalls nur bei isolirt stehenden Wirthschaftsgebäuden und Magazinen, und nur dann gestattet werden, wenn der Raum, welchen sie bedecken sollen, außer der Straßenlinie liegt. Derlei breite Dachvorsprünge werden auch an Wohngebäuden an der Hofseite bewilligt, wenn sie den Zweck haben, einen daselbst angebrachten Viertes Kapitel. 4—4,5 m ohne jegliche Unterstützung freiliegen können; hiernach be- trägt die größte Spannweite eines einfachen Satteldaches 6 — 7 m . Die Fig. 240 A—B zeigt die Construktion eines einfachen gleich- schenkeligen Satteldaches; dasselbe besteht aus den beiden Sparren, Fig. 240 A — B. welche in der obersten Dachspitze mit Scheerzapfen zusammengehal- ten sind und mit ihren Fußenden sich gegen einen Balken (Tram) freitragenden Gang zu decken, doch müssen sie in diesem Falle unterhalb verschalt und stuccatirt werden. §. 56. Der Dachboden muß feucrsicher belegt sein. Die Abschlußthüre des Dachbodens ist im steinernen Stocke von Eisen herzustellen. Ein Dachbo- den, dessen Lage 15 Klafter (29 m ) übersteigt, ist durch eine Feuermauer von ½ Ziegel mit ½ Ziegel Verstärkungspfeilern und in der Höhe von 1½ m (0,4 m ) über die Dachfläche abzutheilen. Die Dachboden sollen zu Wohnungen nicht benützt werden, und ist die Errichtung von Dachkammern nur dann gestattet, wenn solche allen Rücksichten für Feuersicherheit ent- sprechend hergestellt werden. Feuerstätten daselbst zu errichten, ist unbe- dingt untersagt. §. 57. Lichtfänge gegen benachbarte Häuser, durch Dacherker mittelst Bretter- verschalungen auf Stiegen, Vorhäuser oder in Behältnisse geleitet, sind bei neuen Gebäuden nicht zu gestatten. Oberlichte über Stiegen müssen auf allen Seiten massives Mauerwerk haben, welches über das Dach ragt. Oberlichter für andere Räume des Hauses müssen außer jede feuergefähr- liche Verbindung mit dem Dachboden und den Gebäuden der Anrainer ge- bracht werden. §. 72 gestattet für industrielle Bauten ohne Rücksicht auf Isolirung, daß die oberste Decke gleichfalls mit dem Dachstuhl verbunden wird (isolirter Werk- satz also nicht nöthig). Die Dachgerüste. stützen. Fig. 240 A giebt den Querschnitt, B den Längenschnitt oder Kreuzriß; in letzterem sieht man alle Sparrenspitzen im Querschnitte Fig. 241. und über jedem Tram einen Sparren. Die Sparrenentfernung a ist bereits weiter oben besprochen. In der Regel stehen die Sparren so über jedem Tram, daß die eine Seite beider Höl- zer (Figur 241 A ) bündig ist, selten ordnet man die Mitten beider Hölzer übereinander an (Fig. 241 B ), weil dadurch das „Abbin- den“ des Dachstuhls bedeutend erschwert wird. Da vor den Sparrenfüßen immer etwas Holz (mindestens 20 zm ) stehen bleiben muß, damit sie nicht ausgleiten, so entsteht am unteren Rande der Dachfläche immer eine Einbiegung (Knick), welche man, wie Fig. 240 a zeigt, durch eine keilartige Aufsattelung, den sogenannten Aufschiebling oder Aufschübling auszugleichen sucht. Ganz verschwindet der Knick in der Dachfläche aber nicht, weshalb §. 78 schreibt vor, daß auch bei Fachwerkswohngebäuden das Dachgehölz von der Decke zweckmäßig getrennt und diese mit einem Estrich belegt sein muß. Bauordnung für Klagenfurt : Nach §. 33 darf nur bei freistehenden Wirthschafts- und Stallgebäuden die Unterbringung von Heu und Stroh in ungewölbten Dachräumen geschehen. In Hofräumen oder Gebäuden, wo sich in der Nähe über den Futterräu- men Wohnungen oder Wohnungsfenster befinden, müssen die Futterräume gewölbt werden. Nach §. 49 soll die Neigung der Dachsparren einen Winkel von 45° nicht überschreiten. Vorragende Balken oder Sparren sind verboten. Dachvor- sprünge bei Wirthschaftsgebäuden nur erlaubt, wenn die Bundträme eben- falls vorspringen und verschalt und stuccatirt werden. Die Mauerbank des Dachwerksatzes soll eine ganz freie Lage über dem Bodenpflaster er- halten. Das Dachgehölz muß von dem Oberboden vollständig isolirt bleiben und dürfen die Bundträme niemals Deckenträger sein. §. 50. Dächer von mehr als 20 Klafter (38 m ) Länge sollen wenigstens mit- telst einer Feuermauer in der ganzen Gebäudetiefe und in der Höhe von mindestens 9 Zoll (24 zm ) über den Dachflächen abgetheilt werden; jede die- ser Feuermauern ist mit einer von beiden Seiten zu öffnenden eisernen Thür in feuerfesten Gewänden zu versehen. Die Anbringung von Dach- Viertes Kapitel. man bei Anwendung des Kronen- und Schieferdaches die Sparren bis an die vorderste Tramkante rückt und dem Abrutschen derselben ent- weder mittelst einer Untersattelung ( b ) oder einer Verbolzung nach c und d vorbeugt; in den drei letzten Fällen setzt sich der Sparren mit einer Hacke auf den Tramen. Um der Längenvorschiebung des ganzen Sparrenrostes entgegen- zuwirken, nagelt man unter denselben einige „Schwertlatten oder Sturmlatten“ in beliebiger Richtung so, daß unverschiebbare Drei- ecke entstehen. Das vorstehende Beispiel entspricht den in Oesterreich geltenden Bauordnungen (siehe dieselben in der Anmerkung) nicht, denn wäh- rend in ganz Deutschland gestattet ist, die Dachgerüstbalken gleich- zeitig für die Decke des obersten Geschosses zu benutzen, schreiben die sämmtlichen Bauordnungen Oesterreich's eine vollständige Trennung beider Bautheile vor; und zwar erstens: das Dachgehölz darf nicht gleichzeitig der Decke gehören (hiervon sind Bauten für industrielle und landwirthschaftliche Zwecke ausgenommen), zimmern oder Kammern als Wohnräume ist untersagt. Feuerungsanlagen in den Dachräumen sind ganz unzulässig. §. 66 e ) erlaubt bei Industriebauten (auch nicht isolirte) die Benutzung der Verwendung des Bundtrams in dem Oberboden. Mähren . In den Städten : §. 28. Oberlichter zur Beleuchtung von Treppen oder anderen Räumen sind aus feuerfestem Material herzustellen und außer jeder feuergefährlichen Verbindung mit dem Dachboden und den Nachbar- gebäuden zu bringen. §. 33. Stallungen, Futterkammern und Magazine müssen eine nach oben und unten feuersichere Decke erhalten. §. 47. Eingänge in den Dachboden sind mit eisernen Thüren in feuerfestem Gewände zu verwahren. Dachzimmer sind nur gestattet, wenn sie allen Rücksichten der Feuer- sicherheit entsprechen. §. 48 schreibt die Isolirung des Werksatzes vom Oberboden und Belegung desselben mit einem Ziegelpflaster vor. Bauerleichterungen in Dörfern, Märkten und bei städtischen Gebäuden isolirter Lage: §. 69 ad g. Bei Dachboden der Stallungen und Futterkammern ist eine 4 Zoll (10 zm ) hohe Lehmestrichbedeckung zulässig. Die Dachgerüste. zweitens: der Dachboden muß mit einem flachen Ziegelpflaster be- deckt sein (in ländlichen Gebäuden ist auch ein 10 zm hoher Lehm- estrich gestattet). Demgemäß erlangt das einfache Satteldach oder der leere Dach- stuhl in Oesterreich die in Fig. 242 gegebenen Gestalt. Die ganze Fig. 242 A—D. §. 77. Bei Industriebauten kann der Bundtram (Gespärrbalken) im Ober- boden liegen. Oesterreich ob der Enns : §. 23 lautet fast ebenso wie §. 48 der Bauordnung für Mähren. §. 29. In Städten, Märkten und geschlossenen Ortschaften müssen: a. Die Mauerbänke des Dachstuhls mindestens 6″ (16 zm ) über dem Dachboden- pflafter liegen, b. Die Dachbodenabschlußthüren sind in steinernen Gewänden oder eisernen Rah- men herzustellen. c. Dachlängen über 15 Klaftern (29 m ) müssen in der ganzen Breite des Dach- bodens mittelst Brandmauern in der Höhe von 1′ (0,30 zm ) über den Dach- flächen abgetheilt werden und ist jede dieser Brandmauern mit einer eisernen Thür (von beiden Seiten zu öffnen) in feuerfesten Gewänden zu versehen. d. Dachzimmer müssen so hergestellt werden, daß sie vom Dachgehölze vollständig feuersicher getrennt und durch feuersichere Gänge und Stiegen zugänglich find. §. 43 erlaubt für nicht isolirte Industriebauten die Herstellung von Tram- böden und einfachen Bretterfußböden ohne Schuttlage und ohne Stuckatu- rung, dann die Benutzung des Dachstuhls zur Deckenconstruction. Viertes Kapitel. Aenderung besteht darin, daß nur bei p , dem dritten oder vierten Sparren ein ganz durchgehender Balken (der sogenannte Bund- tram ) vorkommt und die übrigen Zwischensparren sich auf Stich- balken ( s ) stützen, die von den Wechselbalken ( w ) gehalten wer- den; den Wechselbalken verklammert man mit dem Bundtram und empfiehlt es sich, beide Hölzer mit den aufgenagelten Bohlen t zu verbinden. Sowohl Bund- als Stichbalken ruhen mittelst Verkäm- mung auf der Mauerbank m. Fig. 242 C giebt die Grundrißanlage, „den sogenannten Werk- satz“ der Bund- und Stichtramen; in Fig. 243 A erkennen wir die ganze Anlage in isometrischer Ansicht Da der Bundtram frei Fig. 243 A u. B. Bauordnung für Linz . Nach §. 46 ist die Anbringung von Dachzimmern ausnahmslos untersagt. Sonst besagt dieser § dasselbe wie §. 29 a, b und c der eben erwähnten Banordnung in Oesterreich ob der Enns. Oesterreich unter der Enns (ohne Wien). §. 51 verbietet die Verbindung des Dachgerüstes mit dem Oberboden. §. 63 lautet ebenso wie §. 29 a, b und c der mitgetheilten Bauordnung für Oesterreich ob der Enns. Für Industriebauten treten die oben mitgetheilten Bauerleichterun- gen ein. Bauordnung für Wien . Außerhalb Wien : §. 7 lautet ebenso wie §. 43 der Bauordnung für Oesterreich ob der Enns. Innerhalb Wien : §. 53 lautet ebenso wie §. 29 der Bauordnung für Oesterreich ob der Enns. Die Dachgerüste. schwebt und sich freiträgt (die Stichbalken können unbeachtet blei- ben), braucht er nur schwach zu sein; seine Stärke ergiebt sich nach der Formel: wobei P sein Eingewicht ( p. Cb m Holz circa 700 Kilogr.) und l seine Länge in Metern bedeuten, h ist die Höhe in Zentimetern die Breite b = 5/7 h. Die in Fig. 243 B skizzirte Anordnung des Sparrenendes, eine so- genannte „Anschieblung“, wird angewandt, wenn das Hauptgesims bedeutend unter der Mauerbank liegt. Sowie die Gebäude über 7 m breit, die Sparren länger als 5 m sind, müssen letztere mittelst Streben oder Kehlbalken unterstützt werden. Die Strebenstützen (Fig. 244) kommen bei jedem Sparren vor, sie versperren den Dachraum und belasten den Tram in der Mitte, sodaß dieser hier einer Unterstützung bedarf; daher ist Das einfache Kehlbalkendach vortheilhafter. Dasselbe (Fig. 245) verlangt zwar ebenfalls bei jedem Gespärre einen Kehlbalken, dieser hindert aber die Passage nicht, §. 68 d erlaubt für Industriegebäude in nicht vollständig isolirter Lage die Herstellung von Tramböden ohne Schuttlagen und Benutzung des Dach- gerüstes zu Deckenconstructionen. Bauordnung für Salzburg . Nach §. 44 muß ein Ziegelpflaster auf dem Dachboden liegen; sollen die un- mittelbar an Nachbarhäuser anstoßenden Giebelflächen mindestens 12 Zoll (0,1 m ) das Nachbarhaus überragen; ferner ist auf je 20 Klafter (39 m ) Länge eine Feuermauer im Dachboden nöthig, die das Dach 9″ (24 zm ) überragt und eiserne Verbindungsthüren enthält. Nach §. 44 sollen die Mauerbänke mindestens 3″ (8 zm ) über dem Ziegel- pflaster liegen. Außerdem soll der Dachstuhltram vom Oberboden isolirt sein. §. 59. Im äußeren Stadtbezirk und bei isolirter Lage (10 Klafter ringsum von anderen Bauten entfernt) sind Dachbodenwohnungen gestattet, sie müs- sen jedoch in den mittleren Theilen mindestens 7 Schuh (2,1 m ) und an den niedrigsten Punkten mindestens 5 Schuh lichte Höhe haben, und von innen verschalt und stuccatirt sein, und der Dachboden muß mit einer dreizölligen (8 zm ) Schuttlage und darüber mit einem ein- und einhalb- zölligen (4 zm ) Lehmestrich- oder einem Ziegelpflaster bedeckt sein. In Fach- Viertes Kapitel. wenn seine Unterkante noch etwa 1,5—2 m vom Dachboden entfernt bleibt. Die Verbindung des Kehlbalkens (Spannbalkens) mit den Sparren a Fig. 245. Fig. 244. geschieht am häufigsten durch Verzapfung d , empfehlenswerther er- scheint für größere Dächer, deren Kehlbalken belastet werden, die schwalbenschwanzförmige Ueberblattung c. Da der Kehlbalken auf rückwirkende Festigkeit (Zerknicken und Zerdrücken) in Anspruch genommen wird, erhält er etwa 10/18—11/24 zm zur Stärke. Es ist zu empfehlen, den Kehlbalken nicht länger als 4 m zu machen; bei kleinen Dächern ordnet man ihn auch in der Nähe der Dachspitze an — sodann heißt er Spitz - oder Hahnen- balken . Die Kehlbalken-Dächer sind besonders bei einfachen Gebäuden mit Giebelkammern zweckmäßig, in welchem Falle die Kehlbalken gleichzeitig als Deckenbalken der Kammer dienen (in Oesterreich müssen beide von einander getrennt bleiben). In einer originellen Weise verwendete der verstorbene kieler Stadt- baumeister Märtens das Kehlbalkendach bei einer Dorfschule zu Thisebüttel in Holstein. Die Fig. 246 B giebt den Querschnitt des Klassenzimmers, welches dadurch eine größere Höhe erhielt, daß die Kehlbalken als Deckenbalken benutzt wurden; die unteren Seiten der Dachflächen sind verschalt; auf den Kehlbalken liegt ein Lehmestrich werkshäusern sind Dachbodenwohnungen nur in 1 Stock hohen Häusern gestattet Bei Industriebauten ist die Deckenbildung wie oben. Schlesien . In Bezug auf das Dach und den Tachboden ähnlich wie Oesterreich ob der Enns. Die Bauerleichterungen ähnlich wie in Mähren. Auch in Steiermark und Tirol sind die Bauordnungen fast ebenso wie in Salzburg und Oesterreich ob der Enns, weshalb wir sie hier nicht auf- führen. Die Dachgerüste. und dieser trägt ein Ziegelpflaster. Das Dach ist mit Rohr ein- gedeckt (in Holstein bei isolirt stehenden Gebäuden auf dem platten Fig. 246 A—C. Lande gestattet). Die Construktion des Dachgerüstes ist aus den Details zu erkennen. Fig. 247. Die Stärke der Sparren ergiebt sich aus den freiliegenden Enden l und l ' (Fig. 247 A ). Legen wir die eben angenommene Holz- stärke von 13/19 zm zu Grunde, so beträgt die größte zulässige Spannweite ( s ): beim Ziegeldache l = 4 m , l ' = 2,5 m , dann s = 9,5 m , beim Schieferdache l = 4,5 m , l ' = 3 m , dann s = 12 m . (Theerpappebedachungen kommen bei Kehlbalkendächern der stei- len Sparrenlage wegen sehr selten vor). Viertes Kapitel. Wenn l = l ' ist (wie in Fig. 245) und beim Ziegeldache l = 3,5 m (Sparrenlänge 7 m ) „ Schieferdache l = 4 m ( dito 8 m ) dann sind auch 11/16 zm Sparrenstärke zulässig In welcher Weise der Kehlbalken-Dachstuhl für österreichische Verhältnisse modificirt werden kann, zeigt Fig. 248; der Werksatz besteht wiederum aus Bund-, Wechsel- und Stichbalken. In je- Fig. 248. dem Binder ist ein Kehlbalken vorhanden, wie der Werksatz zu erkennen giebt. Die Dachfläche d ist belattet, die andere e verschalt. Da die mehr als 4 m langen Kehlbalken sich leicht durchbiegen, so sind zuweilen die Kopfbänder (Bügen) ' g erforderlich, doch dürfen sie nur bei kurzen Dächern vorkommen, da sie sonst zu holzverschwen- derisch sind und man die Kehlbalken weit zweckmäßiger mittelst einer Stuhlwand unterstützen kann Sodann entstehen Die stehenden Kehlbalkendachstühle . Bei denselben unterscheidet man Haupt - und Leergebinde . Das erstere besieht aus einem Kehlbalkendach nach Fig. 245, in wel- Die Dachgerüste. chem die Kehlbalken in der Mitte von einer Stuhlwand getragen werden. Diese setzt sich zusammen aus einem trägerartigen Rähm (Fette oder Pfette) von 16/18 bis 18/21 zm Stärke, und aus Stielen (Pfosten Bändern oder Stuhlsäulen). Die Kopfbänder (Kopfbügen) k verhindern die Längenverschiebung des Daches und sind daher Schwertruthen über- flüssig. Fig. 250 A giebt den eiufachstehenden Kehlbalkendachstuhl. Zwischen den Hauptbindern befinden sich die Leerbinder nach der Construktion eines gewöhnlichen Kehlbalkendaches. Je näher die Hauptbinder stehen, eine desto größere Festigkeit besitzt das Dachge- rüst, weshalb man bei schwerbelasteten Dächern (Kronen- und Dop- peldächern) die Binderentfernung höchstens 4,5 m annimmt. Der einfachstehende Kehlbalkendachstuhl hat den Nachtheil, daß die Bal- kenlage in der Mitte oder nicht weit davon entfernt mittelst einer Wand (massiv oder Fachwerk) unterstützt sein muß. Auch bei den, für österreichische Verhältnisse umgestalteten Dachstuhl (Fig. 249) verlangt Fig. 249. der Bundtram t in der Mitte ein Auflager a; es genügt hierfür die Aufmauerung niedriger Pfeiler unter jedem Bundtram. Falls eine directe Unterstützung der Balken unmöglich ist und die Decke freischweben soll, verwandelt man den einfachen Stuhl in eine Hängesäule, sodaß ein einfacher Hängebock entsteht Fig. 250 A—C. Viertes Kapitel. Die Fig. 250 C vergegenwärtigt diesen Fall; neben der Hängesäule liegt der Träger, an dem die Zwischenbalken hängen. Die Spannweite s ergiebt sich aus den Längen l und l ', welche ganz ebenso wie in Fig. 242 A sind. Der in der Mitte unterstützte und an den Enden durch die Spar- ren belastete Kehlbalken erhält eine Höhe von mindestens 24 m bei 5 m Länge. Ein besseres Dachgerüst als das eben besprochene ist: Der doppeltstehende Kehlbalkendachstuhl . Derselbe (Fig. 253) weicht nur in der zweifachen Aufstellung der Stuhlwände (die etwa 0,25 zm von den Kehlbalkenenden entfernt blei- Fig. 251. ben) von der vorgenannten Dachart ab. Auf jeder Stuhlwand ruht eine Fette (Stuhlfette); die Stiele kommen blos in Abständen von 3 — 5 m vor, also bei jedem Hauptbinder. Der Längeverband wird durch die Kopfbänder (Fettenbügen) bewerkstelligt; letztere macht man etwa 1,5—1,6 m lang. Die Stiele erhalten 15/15 — 18/18 zm zur Stärke, Kopfbandstärke 12/12—16/16 zm , Fetten 13/19 — 18/18 zm stark; die Stärke der Sparren ergiebt sich aus der freiliegenden Länge derselben. Der doppeltstehende Kehlbalkendachstuhl hat eine einfache Con- struction und erleichtert die Anlage der Dachkammern in den Giebeln, indem die Stuhlwände gleichzeitig als Riegelwände dienen; die Ent- fernung der Stuhlwände macht man gleich der Kammerbreite, und können dann die Kehlbalkenenden bis 1 m frei liegen. Fig. 252 und 253 stellen den doppeltstehende Kehlbalkendachstuhl für österreichische Verhältnisse dar. Auch hier gehen nur die Bundtrame in der ganzen Tiefe des Gebäudes durch, während die Leergespärre sich auf die Stichbalken setzen. Letztere sind aber Die Dachgerüste. bei Vorhandensein einer Fußfette f nicht unbedingt erforderlich, und bleiben dann auch die Wechsel- und Mauerbänke fort, da die Fußfette f die Fig. 252 A—B. Fig. 253 Wanderley, Bauconstr. 12 Viertes Kapitel. Tramenenden genügend zusammenhält. Die Sparren setzen sich mit Klaue auf die Fußfette und werden in den Hauptbindern mit dem Bundtramen verbolzt; die Befestigung der Fußfette mit den Tramen geschieht mittelst Verkämmung. Bei Anwendung der Fußfette muß man jedenfalls für einen ganz sichern, unverrückbaren Stand der Stuhlwände sorgen, was durch Streben- oder Stuhlbändern c , welche die Ständer a , den Bundtramen und die Kehlbalken mit Anblattung umfassen, am besten geschieht. Sollte das obere Sparrenende über 3,5 m , also 4—4,5 m lang sein, so ist ein nochmalige Unterstützung durch einen Spitz- oder Hahnenbalken h (in jedem Binder) geboten. Die Fig. 253 veran- schaulicht den Längenschnitt (Kreuzriß) des hier vorgeführten Dach- gerüstes. Trotzdem in Fig. 252 das ganze Gewicht des Daches zwischen zwei Hauptbindern größtentheils auf einem Bundbalken ruht, bedarf derselbe höchstens 23 zm zur Stärke, während bei der deutschen Ge- rüstart (Fig. 251) die Ständer nicht über 1,5 m von den Mauer- unterstützungen entfernt stehen dürfen, zumal die Balken noch durch die Decke belastet werden. Aus diesem Grunde verwandelt man bei ganz freischwebenden Decken die doppelte Stuhlwand in ein doppeltes Hängewerk (Fig. 254), Fig. 254. indem man einen Spannriegel a und die Streben b noch hinzufügt und neben die Hängesäulen die Träger t zum Auffangen der Zwi- schenbalken legt; c und d geben die Details. Die Spannweite s richtet sich nach den Längen l und l '. Zur Berechnung der Dimensionen des Hängewerkes dienen die früher gegebenen Formeln. In den früheren Zeiten stellte man öfters Stuhlsäulen schräg und zwar dicht unter die Sparren; eine solche Gerüstart heißt der liegende Kehlbalkendachstuhl und wird im modernen Bauwesen nur selten ausgeführt, da sie viel Holz braucht. In Oesterreich kommt der liegende Kehlbalkendachstuhl (Fig. 255 A Querschnitt, B Werksatz, Fig. 256 der Längenschnitt oder Kreuzriß) noch zuweilen vor, wenn der Bundtram ganz unbelastet Die Dachgerüste. bleiben soll. Er unterscheidet sich vom stehenden Dachstuhl durch die Fußschwelle a , durch die liegenden Stuhlsäulen b (zu deren Fig. 255. Befestigung der Brust - oder Spannriegel c dient), durch die fünf- kantige Fette d , durch die Büge e , die Riegel - und Wand- streben g in der Dachwand. Die Unterstützung der Sparren über dem Kehlbalken geschieht so, wie beim stehenden Stuhl durch einen Spitzbalken l oder Hohen balken h ; der Längenschnitt Fig. 256 zeigt dieselben Verbandtheile und in dem Werksatze Fig. 255 B sind die Kehlbalken, Schwellen und Fetten markirt. Die Fettendächer haben vor den bis jetzt genannten Dacharten sehr viele Vorzüge; sie gestatten: 12* Viertes Kapitel. erstens : eine freiere Ausbildung des Dachraumes, zweitens : eine zweckmäßigere Construction aller Dachgerüste und besonders der überhängenden Dächer, drittens : eine große Holzersparniß. Aus diesen Gründen pflegt man neuerdings meistentheils Fetten- dächer zu construiren und Kehlbalkendächer nur dort anzuwenden, wo es sich um eine besondere Decke innerhalb des Dachraumes, z. B. über Dachkammern, handelt. Fig. 256. Fetten oder Pfetten sind nichts anderes, als Unterzüge oder trägerartige Hölzer, welche direct unter dem Sparrenroste lie- gen. Die Anzahl solcher Fetten ergiebt sich aus der Länge der Sparren, und ordnet man in 4—5,5 m weiten Abständen je einen Fettenträger an. Solche Fetten bedürfen einer besonderen Unter- stützung, entweder durch senkrechte oder schräge (geneigte) Stuhl- säulen und Bockstreben . Dadurch entstehen vier verschiedene Modificationen, nämlich: Fettendächer mit liegenden und detto „ stehenden Stühlen. Erstere zerfallen wiederum in liegende Stühle ohne Spannbalken (Bockstreben), „ „ mit Spannbalken (nach dem Sprengewerksprincip). 1. Der liegende Fettendachstuhl mit Bockstreben ist das einfachste und besteht aus der Firstfette, den Hauptsparren Die Dachgerüste. (Bockstreben) und den Sparren. Fig. 257 zeigt eine Hauptsparre, Fig. 259 das Leergespärre; beide weichen von einander nur darin Fig. 257. Fig. 258. Fig. 259. Fig. 260. ab, daß in letzterem die liegenden Stuhlstreben (Hauptsparren) feh- len, welche in den Hauptbindern sich mit Zapfen auf den Bundtram setzen und unter der Firstfette überblattet (siehe Details) sind. Die First- fette kann entweder in der diagonalen Richtung oder gerade auf dem Bock liegen. Da in Fig. 258 kein ordentlicher Längenverband vorhanden ist, es sei denn mittelst Schwertlatten unterhalb der Sparren, wie in Fig. 240, so darf die Entfernung der Hauptbinder nicht über 4 m betragen; alsdann wird die Firstfette 21/21 zm , die Fußfette 16/16 zm stark. Das einfache Fettendach nach Fig. 257 gestattet zwar die Anord- nung eines ganz freien Dachbodenraumes und der überhängenden Dächer (es erfordert bei seiner Verwendung in Oesterreich auch nur einen Bundtram, da die sämmtlichen Leersparren auf der Firstfette ruhen und somit die Wechsel- und Stichbalken unnöthig sind, wenn die Firstfette 20/20 m stark ist), jedoch seine Spannweite darf bei 11/16 bis 13/19 zm starken Sparren nicht über 7 m betragen. Für größere Gebäudetiefen muß man daher auf die Bockstreben noch ein bis zwei Viertes Kapitel. Zwischenfetten legen (in Fig. 260 ist eine vorhanden), die von angenagelten Knaggen gehalten und mit den Bockstreben und Spar- ren verkämmt werden. Bei der Annahme, daß jedes freiliegende Stück des Sparrens (d. h. der Abstand zwischen zwei Fetten) etwa 3,5—4 m betrage, mißt die ganze Gebäudetiefe, je nach der Dach- räsche, circa 10—14 m . Um die Bockstreben nicht allzustark machen zu müssen, unterstützt man sie mit einem Spannbalken (Zangenholz); die Zwischenfette ruht auf der Unterstützung, und sind dann die Knaggen überflüssig (siehe Detail). Bei ganz freischwebenden Decken verwandelt man die Bockstreben in Hängestreben, wodurch noch eine Hängesäule in der Mitte noth- wendig wird; der Hängebalken trägt die ganze Balkendecke und die Hängestreben werden entweder durch eine Strebe oder ein Zangen- holz (Spannbalken) unterstützt. Für größere, freischwebende Dachgerüste und Balkendecken ist ein doppeltes Hängewerk erforderlich (Fig. 261); solche Anordnungen eig- nen sich besonders über großen Sälen u. s. w. Fig. 261. Bezüglich der Anwendung der Fettendächer mit Bockstreben und Zwischenfetten in den Bodenräumen österreichischer Gebäude sei bemerkt, daß man, um möglichst schwache Bundträme zu benutzen, öfters ebenfalls Hängewerke herstellt (Fig. 262). Die Sparrenfüße der Leergebinde setzen sich entweder auf die Stichbalken oder mit Klaue im Rest auf die Fußfetten; erstere Anordnung findet sich in dem vorliegenden Beispiel vor. Ist ein freier Dachbodenraum nicht unbedingt nothwendig, so er- halten die Fetten eine direkte Unterstützung mit Stuhlsäulen. Das einfachste Gerüst dieser Art heißt: Die Dachgerüste. Der einfachstehende Fettendachstuhl . Bei demselben (Fig. 263) hängen sämmtliche Sparren an der Firstfette, die ihrerseits auf einer Stuhlwand, bestehend aus Stuhl- Fig. 262. Fig. 263. säulen (in Hauptbinderentfernung von 3,5—5 m ), aus Stuhlfette und Kopfbändern (Fettenbügen) ruht; die Fußenden der Sparren liegen entweder mittelst Versetzung und Verzapfung auf den Balkenköpfen oder mittelst Verklauung auf einer Fußfette. Letztere Construktion ist zweckmäßiger, da alsdann die Leersparren von der Balkenlage voll- ständig unabhängig bleiben, und außerdem noch die Aufschüblinge überflüssig sind. Der Deckenbalken muß dort, wo die Stuhlsäule steht, unterstützt sein; es ist aber auch zulässig, die Unterstützung bis auf 1,25 zm von der Mitte abzurücken. Viertes Kapitel. In österreichischen Dachgerüsten braucht der Bundtram, weil er nur das Gewicht des Daches zu tragen hat, nicht unterstützt zu sein. Bei einer Sparrenlänge (Fig. 264 B ) von l = 4—5,5 m , beträgt die Spannweite s etwa 8—9 m . Der einfachstehende Fettendachstuhl bietet der Gerüstconstruktion in Fig. 249 gegenüber keine besondere Vortheile, hingegen unter- liegt der Nutzen der Doppeltstehenden Fettendachstühle keinem Zweifel (Fig. 264). Bei diesem Dachstuhl lagert der Sparren- Fig. 264. rost auf den Fetten, die wiederum von den stehenden Stuhlwänden getragen werden. Fig. 265 A—C veranschaulicht eine Stuhlwand; Fig. 265. Die Dachgerüste. falls die Stuhlfetten mit gewöhnlichen (1 — 1,25 m langen) Fettenbü- gen (Kopfbändern) abgesteift werden, wie in Fig. A , dann beträgt die Binder- resp. Ständerentfernung 4—5 m , wählt man dagegen eine Sprengewerksunterstützung (B) , so können die Ständer 6—8 m aus- einander stehen; in letzterem Falle sind a die Fetten, m die Spreng- gestrebe und b der Sprengebalken. Die Verbindung und Stärke der einzelnen Theile giebt die Fig. B an. Um den sicheren Stand der Stuhlwände zu ermöglichen, verbindet man beide Stiele mit einem Zangenholze a und bringt man zuweilen noch die Bügen (Kopfbänder) b zwischen Zangenholz und Fette. In der Regel liegt die Fette auf der Stuhlsäule und umgreifen doppelte Zangenhölzer das obere Ende derselben so, daß auch die Sparren mit schwalbenschwanzförmigem Blatte gehalten werden. Die Sparren setzen sich mit einfacher Klaue auf die Fette, und sind mit dieser vernagelt. Die Sparrenfüße liegen meistens auf der Fußfette, wie die Details in Fig. 264 zeigen. Manchmal legt man die Fette nicht auf die Stiele, sondern dicht neben dieselben auf die Enden des Zangenholzes (Fig. 265), wobei die Ständer den Bundsparren mit Verblattung umfassen (siehe De- tails). Die Zangen sind entweder einfach oder doppelt (letzter Fall kommt in Deutschland am häufigsten vor) und werden mit den Stän- dern recht fest verbolzt. Fig. 266. Fig. 267. Sehr unvortheilhaft ist es, das Zangenholz (in welchem Falle dasselbe auch nur einfach sein kann) auf die Fette (nach Fig. 268 A—C ) zu bringen, da auf diese Weise wohl die Bundsparren, aber nicht die Stuhlwände, worauf es doch hauptsächlich ankommt, mit einan- der verbunden werden. Viertes Kapitel. Jedenfalls sind dann die Strebebänder s nothwendig, um die Verschiebung der Stuhlwände zu verhindern; A giebt den Haupt- oder Bundbinder, B den Werksatz und Fig. 269 das Detail. Fig. 268 A—B. Fig. 269. Die Verbindung in Fig. 270 gewährt eine genügende Festig- keit; hier besteht die Zange aus einem einfachen Holze, welches mit dem Ständer zur Hälfte überschnitten und verbolzt ist; die Ständer und Zange sind mit dem Sparren verzapft. Noch besser Die Dachgerüste. wäre es, das Zangenholz und die Sparren mittelst schwalbenschwanz- förmiger Ueberblattung zu verbinden (siehe Detail zu Fig. 264). Die zulässige Spannweite des in Fig. 264 dargestellten Dachge- rüstes hängt von der Neigung (Dachräsche) und der freiliegenden Länge der Sparren ab. Das Stück l' macht man immer etwa 1—2 m kürzer als l , somit würde je nach dem Deckmaterial (wie oben angegeben) s = 11 bis 14 m sein können. Bei größeren Spannweiten ordnet man entweder eine Firstfette (wie in den Fig. 274 und 275) oder auch in jedem Binder eine Kehlbalken- unterstützung (mit Hahnen- oder Spitzbalken) an (siehe Fig. 273), was übrigens nicht so zweckmäßig ist. Damit die Balken von dem Dachgerüst nicht allzustark belastet werde, dürfen die Stiele nicht mehr als höchstens 2 m von den mittleren Balken auflagern (Trägern, meistens Corridorwände u. s. w.) entfernt bleiben. Für österreichische Verhältnisse erhält der doppeltstehende Fetten- dachstuhl in der Regel die in Fig. 271 scizzirte Ausbildung, in wel- Fig. 270. Fig. 271. cher die Sparrenfüße in Stichbalken (und diese in Wechselbalken) stecken und mit diesen verklammert sind. Die Stiele stehen auf dem freischwebenden Bundtram, der einer Stärke von nur 23/25 zm bedarf, da er weiter nichts als das Dachgerüst trägt. Obgleich der Bundtram die Benutzung des Bodenraumes durch- aus nicht erschwert, da die Oberkante des letzteren nur 0,35 m über dem Dachfußboden liegt und mit kleinen, 0,9 m breiten Treppen über- stiegen wird (Fig. 272), pflegt man neuerdings öfters, besonders in Viertes Kapitel. Wien, um Materialien zu ersparen, den Bundtram nicht ganz durchgehen zu lassen, sondern nur so lang zu machen, als zur sicheren Aufstel- Fig. 272. lung der Stuhlwand unbedingt erforderlich ist. Selbstverständlich darf dann der getheilte Bundtram keinem nachtheiligen „Zug“ durch Streben oder Sparren ausgesetzt sein; auch ist diese Anordnung nur gestattet, wenn die Decke hinreichend unterstützt wird. Der Wortlaut der Bauordnungen, die blos eine Isolirung der Decke von dem Dachgehölz, aber nicht die freischwebenden und in sich selbst tragfähigen Construktionen vorschreiben, verbietet die in Fig. 273 dargestellte Dachgerüstart nicht. Für Schieferbedachung beträgt die Fig. 273. Dachräsche dieses Dachgerüstes circa 1 : 2 oder Dachhöhe ¼ der Ge- bäudetiefe; nachdem in Abständen von 4,5—5,5 m eine Fetten-, darüber eine Kehlbalkenunterstützung angenommen wurde, und somit die Stublwände bestimmt sind, legt man auf einige niedrige Ziegelpfeiler die Schwellen s , hierauf kommen in kurzen Balken b b , welche die Fußfette a und die Stühle t tragen. Die Hölzer b, t und z sind nur in jedem Hauptbinder (4 m Entfernung) nothwendig. Die Enden der Zwischensparren (Leersparren) liegen auf der Fuß- fette a , und können dann die Stichbalken in dem Dachgerüst fort bleiben. Die Hauptsparren werden mit dem Balken b verklammert. Sowie das obere Sparrenende über 3—3,5 m lang ist, muß Die Dachgerüste. muß die Dachspitze unterstützt werden. In Fig. 273 geschieht dies in jedem Binder mit einem Spitz- oder Hahnenbalken, der die Spar- ren mit Schwalbenschwanzblatt und Verbolzung festhält. Einen viel besseren Verband gewährt die Unterstützung der Sparrenrostspitze mittelst einer Firstfette, an welcher sämmtliche Sparren hängen; die- selbe ruht entweder auf einem Ständer oder einem Strebenbock (er- sterer Fall ist in Fig. 273 dargestellt). Die Bockstreben-Unterstützung für deutsche Dächer und Industrie- gebäude in Oesterreich nach (Fig. 274 für österreichische Dachböden Fig. 274 über Wohnhäusern) besitzt zwar die genügende Festigkeit, gestattet aber keinen Längenverband unter der Dachspitze und ist daher nicht so gut, wie die Construktion in Fig. 275, wo die Firstfette auf einem einfachen Hängewerke, bestehend aus Hängesäule a , Hänge- Viertes Kapitel. streben b und Hängezangen c , liegt. Die Details geben die Ver- bindung der einzelnen Hölzer genau an. Fig. 275. Da l' = l sein kann, beträgt die Spannweite oder Gebäudetiefe s beim Ziegeldache 13—14 m , „ Schieferdache 15—16 m . In einem soliden Dachgerüste sollte die Firstfette eigentlich nie fehlen , besonders nicht bei flachen Dachneigungen; die Firstfette fängt den Sparrenschub größtentheils auf, und vermindert somit den Horizontal- und Seitenschub des ganzen Sparrenrostes. Eine First- fette ist in großen Dachstühlen sogar unentbehrlich und zwar haupt- sächlich dann, wenn am unteren Saume des Daches kein Schub sich geltend machen darf. Die liegenden Fettendachstühle mit Spannbalken werden nach dem Sprengewerksprincip ausgebildet, und bestehen in einfachster Weise (siehe Fig. 276) aus einem Spannbalken a , den Fig. 276. Fig. 277. Sprengestreben und den Kopfbändern oder Bügen b , welche den Die Dachgerüste. Spannbalken unterstützen. Auf den Enden dieses Sprengebocks ruhen die beiden Fetten zur Unterstützung der Sparrenroste. Der Spann- balken ist entweder einfach oder doppelt und umgreift in letztem Falle die Sprengestreben und die Bundsparren. Die freiliegende Länge l' macht man 1—2 m kürzer als l ; sonach trägt die Gebäudetiefe s beim Ziegeldach, wenn l = 4 m , l' = 3 m , dann s = 10 m , bei Schieferbedachung, wenn l = 5 m , l' = 3,5 m , dann s = 14 bis 15 m . Die Vortheile dieses Dachgerüstes machen sich besonders geltend in freien Dachräumen und außerdem noch, wenn die Balkenlage oder der Bundtram nicht belastet werden darf. Als Nachtheil ist der mangelhafte Längenverband zu nennen, da die Fettenbügen zu schräge liegen, weil die Herstellung des liegenden Dachgerüstes in abgewalmten und zusammengesetzten Dächern umständlich ist, Fig. 278 A—B. Viertes Kapitel. benutzt man die liegenden Fettstuhldächer hauptsächlich nur bei ein- fachen Grundformen. Die Fig. 278 A u. B veranschaulichen den liegenden Fettendach- stuhl für österreichische Verhältnisse; in dem Binder a liegen die Sprengestreben dicht unter und parallel mit den Sparren, wodurch aber nur eine mangelhafte Unterstützung der Fetten f mittelst Fet- tenbügen möglich ist. Auf den Spannbalken ruhen die Fetten f , und da die Sparren von hieraus bis zur Dachspitze über 4 m lang sind, ist in jedem Binder, auch in den Leergebinden, ein Spitz- oder Hahn- balken s erforderlich. In dem vorliegenden Beispiele betragen die freiliegenden Sparrenlängen bei Schieferbedachung l = 5 m , l' = 3—3,5 m , l'' = 1,5—2 m . Figur 278 B giebt den Werksatz, in welchem die Bundtramen 4 bis 4,5 m auseinander liegen und entweder ganz frei schweben oder Fig. 279. wenn Unterstützungsmauern vorhanden sind, auf den durchgehenden Auflagern a a ruhen; anstatt dieser Auflagen, welche wegen der Ka- mine häufig nicht ganz durchgehen können, wären auch kleine Ziegel- pfeiler unter den Bundtramen zulässig. Die Fig. 279 veranschau- licht ein Detail der Fußverbindung; m ist die Mauerbank s die Staub- lade, welche behufs Befestigung der Schalbretter vorhanden sein muß. Da große Binder sehr lange Spannbalken benöthigen, und diese sich leicht durchbiegen, so bildet man die obere Partie der Haupt- binder hängewerkartig aus (Fig. 280), indem man die Sparren als Hängestreben, und den Spannbalken als Hängebalken annimmt. Bei größeren Spannweiten ordnet man noch einen Spitz- oder Hahn- balken an. Das vorliegende Dachgerüst giebt in einfachster Weise das Prin- Die Dachgerüste. cip eines Hänge- und Sprengewerksdaches. Die zulässige Spann- weite beträgt beim Ziegeldach, wenn l = 4 m , l' = 4 m , l'' = 2 m , Fig. 280 dann s = 14 m ; beim Schieferdach, wenn l = 5 m , l' = 4,5 m , l'' = 2 m , dann s = 16 m . Die vorstehende Figur ist insofern unzweckmäßig, weil in jedem Binder die Hängewerksanordnung vorhanden sein muß; zweckmäßiger ist daher die in Fig. 281 (Dachbinder über der Bade- und Speiseanstalt der kgl. Verkehrsanstalten in Stuttgart) dar- gestellte Construktion, nach welcher der Forst mittels einer Fußfette und Fig. 281. Wanderley, Bauconstr. 13 Viertes Kapitel. Stuhlwand unterstützt wird. Von der eigenthümlichen Bildung der Drempelwände sehen wir ganz ab. Für große landwirthschaftliche Gebäude mit Stroh- oder Schin- delbedachung würde die Dachgerüstconstruktion in Fig. 282 empfeh- lenswerth sein. Dieselbe ist eine Modification von Fig. 280 und Fig. 282. enthält noch eine Zwischenfette, welche auf der Sprengestrebe ruht Damit Letztere nicht allzu stark gemacht zu werden braucht, unterstützt man sie noch mit Bockstreben. Die Spannweite s ist ausführbar beim: Rohrdach, wenn l = 4,5 m , l' = 4,5 m , l'' = 4 m , l''' = 2 m , dann ist s = 17 m . Schindeldach, wenn l = 5,5 m , l' = 5 m , l'' = 5 m , l''' = 3 m , dann ist s = 25 m . Ziegeldach, wenn l = 4 m , l' = 4 m , l'' = 4 m , l''' = 2 m , dann ist s = 19 m . Fig. 283 A. Die Dachgerüste. Für österreichische Verhältnisse geben wir in den Figuren 283 A und B noch zwei verschiedenartige Dachgerüste mit Bockstreben beson- derer Art. Fig. 283 B. In der Fig. 283 A sind die beiden Dachhälften verschiedenartig ausgebildet, die rechte Hälfte, in welcher das Zangenholz z unter der Fette sich befindet, hat eine solidere Verbindung als die linke. In beiden Hälften liegen die Streben s s' und t t' in verschiedenen Neigungen und verdient wiederum die rechte Seite den Vorzug. Die Forstfette ruht auf einer konsolartigen Auskragung des Kamins, eine in Wien häufig vorkommende Anordnung, die der Stielun- terstützung an Solidität entschieden nachsteht, zumal der Bundtram in der Mitte auf einem niedrigen Pfeiler ruht. Im vorliegenden Falle liegen die Sparrenenden 5 m resp. 4 m frei, wonach bei Schie- ferbedachung die zulässige Dachbreite sich von selbst ergiebt. Bei größerer Spannweite kommt die doppelte Bockstrebenunter- stützung (Fig. 283 B ) zur Verwendung; jeder Bock besteht aus zwei Kreuzstreben s und s' , welche sich überblatten und verbolzt sind und mittelst eines Zangenholzes z mit einander verbunden werden. Die Strebe s trägt die Fette f und s unterstützt die Fette f' ; erstere wird von dem Zangenholz z , letztere von zwei Knaggen gehalten. Obgleich das obere Ende der Strebe s mit den Sparren verbolzt ist, muß man dennoch einen Spannbalken b zwischen die Streben s s mittelst Verfalzung und Verzapfung bringen. Die Sparrenfüße setzen sich auf die Fußschwelle v und werden sonach die Wechsel- und Stichbalken für die Leersparren überflüssig. Der Bundtram ruht auf zwei Pfei- 13* Viertes Kapitel. lern. Die freiliegenden Sparrenenden können bei Schieferbedachung sein: l = 5 m , l' = 3,4—5 m , l'' = 4 m , sonach Dachbreite 18—19 m . B. Dächer mit versenktem Dachgebälk . Um bei weniger geneigter Bedachung einen brauchbaren Bo- denraum zu erhalten, und zur Verschönerung der Facade, führt man häufig die Frontmauern über die Dachbalkenlage (Dachoberbo- den), wodurch eine sogenannte Drempelwand oder Kniewand (Kniestock) entsteht, und das Dachgebälk, da es mit den Sparrenrost selbst in gar keiner Verbindung steht, versenkt erscheint. Die Fig. 284 A und B stellen diese Hebung des Dachrostes dar, und zwar kann man annehmen, daß entweder die ganze Dachrost- Fig. 284 A und B. fläche um den First in die Höhe geklappt (Fig. 284 A ) oder daß auch der First gleich- falls gehoben wird, wie Fig. 284 B veranschaulicht. Der untere Saum des Sparren- rostes liegt stets auf einer Mauerbank oder Fußfette, und diese ruht entweder direct auf der Mauer oder auf einer beson- deren Kniestockwand, welche aus der Mauerbank oder Fette d und den Kniestocksäulen oder Pfosten e bestehen. Da der auf der Kniewand ruhende Sparrenrost sehr beträchtlich in horizontaler und schräger Richtung schiebt, ist es unbedingt nöthig, daß in jedem Hauptbinder der Sparrenschub mittelst der Drempel- strebe f und dem Zangenholz z (siehe Fig. 285 A—D ) unschädlich Fig. 285 A—D. gemacht wird, indem die beiden Hölzer im Verein mit der Kniewand- säule e ein unverschiebbares Dreieck herstellen und somit das Um- kippen der Kniewand nach Außen hin verhindern. Die Dachgerüste. In den Fig. 285 A—D sehen wir zwei verschiedene Arten Knie- stockwände; die Anordnung A B bei Kniewänden über 0,7 m , die An- ordnung C D bei geringerer Höhe. Beide Fälle weichen nur darin von einander ab, daß in C D die Kniewand auf einer Schwelle s steht, während in A B letztere fehlt und die Stiele direct auf dem Balken stehen. In C D ist die Schwelle s deshalb nöthig, damit die für den Längenverband in der Drempelwand erforderlichen Streben g g , welche an den Seiten eines jeden Hauptbinders vorkommen, einen sichern Stützpunkt finden; dagegen wird der Längenverband in A B durch die Kopfbänder oder Kniestockbügen k , welche sich gegen die mindestens 0,7 m hohen Stiele l stützen, erreicht. Obgleich in den meisten Fällen die Strebe f (Fig. 285) sich gegen den Sparren stemmt, kommt es doch auch vor, daß sie sich an eine Stuhlsäule anlehnt, besonders geschieht dies bei stehenden Stühlen. Bei Hängewerksconstructionen dient die Hängestrebe gleichzeitig als Sprengestrebe, ebenso verhält es sich bei liegenden Stühlen. (Fig. 288). Fig. 288. Wenn die Drempelmauer nicht über 1 m hoch und etwa 1 ½—2 Stein stark ist, wie man sie in Oester- reich häufig antrifft, so kann die Mauerbank direct auf der Drem- pelmauer liegen und braucht man eine hölzerne Kniestockwand nicht zu machen. Die Mauerbank ver- bindet man mittelst des Zangenholzes mit dem übrigen Dachgerüst, und kann das Zangenholz entweder über (s. Fig. 288) oder unter (s. Fig. 289 und 307) der Mauerbank liegen; unter Umständen läßt man bei niedrigen Drempelwänden, und falls der Dachschub schon anderweitig gehörig aufgefangen wird, das Zangenholz ganz weg (siehe Fig. 290 bei A ), immerhin gewährt eine solche Anordnung keine genügende Sicherheit. Unzweckmäßig ist es, die Fette nach der in Fig. 290 B dargestellten Weise auf das Zangenholz zu legen, da auf diese Weise der Längenverband mittelst Fettenbügen fehlt. Im vor- liegenden Falle ist dieses wegen der Rinnenbildung geschehen. Die Drempelwände können mit allen vorgenannten Dachgerüst- arten in Verbindung treten, man kann demnach wiederum stehende und liegende Kehlbalkendachstühle, ferner stehende und liegende Fet- Viertes Kapitel. tenstuhldächer, sowie Hängewerksdächer mit Drempel- oder Kniestock- wänden construiren. Fig. 289. Die Kehlbalkendächer sind hierbei aber nicht sehr zweckmäßig, da der, durch die Sparren verursachte Horizontalschub durch die Kehl- Fig. 290. balken durchaus nicht aufgehoben wird; vielmehr geschieht dies nur durch eine Zangenverbindung, wie solche bei den Fettendächern in Fig. 274 und 275 gezeigt wurde. An dieser Stelle sei noch auf den Unterschied zwischen einem Kehlbalken und einer Zange hingewiesen: der Kehlbalken dient nur zur Unterstützung der Sparren und braucht demnach nur mittelst Zapfen in demselben zu stecken, da zufolge der rückwirkenden Inanspruchnahme des Kehlbalkens ein Herausfallen des- Die Dachgerüste. selben nicht zu befürchten steht. Während also der Kehlbalken in der Richtung seiner Holzfasern gepreßt wird, hat die Zange den Zweck, die Sparren zusammenzuhalten, und demgemäß einen, der Zugfestigkeit entsprechenden Querschnitt zu erhalten. Hieraus geht hervor, daß Kehlbalken nur bei solchen Dächern anwendbar sind, deren Sparrenfüße unverrückbar stehen, sonach der Druck des Spar- renrostes nach Innen besonders maßgebend ist; die Zangenhölzer müssen stets in solchen Dachgerüsten vorhanden sein, deren Sparren sich nur auf verschiebbare Auflage stützen, so daß der nach Außen wirkende Horizontalschub durch Zusammenhalten der Dachflächen unter allen Umständen unschädlich gemacht werden muß. Unverrückbar sind aber die Sparren nur dann, wenn sie auf den Balkenenden stehen. Aus dem Angeführten ergiebt sich, daß Kehl- balken nur in steilen Dächern, und wenn die Sparren direct sich gegen die Balken stützen, zweckmäßig sind, dagegen die Zangenhölzer in allen Dachgerüsten mit Trempelwänden vorhanden sein müssen. Deshalb wendet man in letztem Falle stets die sogenannten Fettendachstühle an, welche sowohl auf liegenden als auch auf stehenden Stuhlwän- den ruhen können (siehe Fig. 264, 265, 273, 274, 275, 281, 283 A und B ). Immerhin kommen zuweilen Kehlbalkendächer bei geringen Ge- bäudetiefen vor; die Fig. 291 illustrirt ein solches Beispiel, in wel- Fig. 291. chem der Kehlbalken mit liegenden Stuhlwänden in Verbindung gebracht worden ist. Um an Holz möglichst zu sparen, gehen nur die Kehlbalken in den Hauptbindern ganz durch, in den Leergebinden Viertes Kapitel. sind sie jedoch durch ausgewechselte Stichbalken ersetzt. Jedenfalls ist diese Construction nur dann zulässig, wenn die Verbindung der Kehlbalken mit den Hauptbindern nicht aus Verzapfung, sondern aus schwalbenschwanzförmiger Ueberblattung und Verbolzung besteht. Ein sehr einfaches Dachgerüst zeigt die Fig. 292; dasselbe wurde von Professor Hansen in Wien ausgeführt, und besitzt gar keinen Fig. 292. Bundtram. Die Firstfette ruht auf starken Ziegelpfeilern und die Mauerbänke liegen auf den massiven Kniestockmauern. Dieses Beispiel entspricht dem einfachstehenden Fettenstuhldache. Auch Fig. 293 u. 294 geben einfachstehende Fettenstuhldächer mit Drempelwänden für geringe Gebäudebreiten. Die Anwendung der zwei- und dreifachstehenden Fettendachstühle in den manigfachsten Modificationen erkennen wir in den Beispielen Fig. 297—307. Das erste Dachgerüst (Fig. 297) enthält manche Mängel; hierher gehört vornehmlich das Fehlen der Drempelstrebe, da anderweitig für einen soliden Querverband nicht gesorgt ist. Einen sehr zweckmäßigen Dachstuhl mit hoher Drempelwand zeigt Fig. 298 u. 298 a; in demselben wurde, wie bereits früher gezeigt wurde die Drempelzange bis zur Stuhlsäule geführt, wodurch die hölzerne Kniewandeinen sehr soliden Stand erhält. Will man einen noch solideren Querverband herstellen so kann man auch Streben zwischen den Sparren und Stuhlwänden (nach Fig. 299) anordnen, und zwar würde dies besonders bei sehr exponir- ten Dachgerüsten zu empfehlen sein. Wie bereits oben erwähnt wurde, darf in großen Dachgerüsten eine Firstfette nie fehlen, damit der Horizontalschub der Sparren- Die Dachgerüste. flächen möglichst aufgehoben werde. Auch bei größerer Gebäudebreite als in Fig. 298 muß man eine Firstfette anordnen. Ein sehr zweck- Fig. 293. Fig. 294. Fig. 295. Fig. 296. Fig. 297. Fig. 298. Viertes Kapitel. mäßiges Dachgerüst dieser Art veranschaulicht Fig. 299, in welcher zur besseren Sicherung des Querverbandes in der oberen Dachspitze eine Fig. 298 a. Verstrebung vorhanden ist. Weit vortheilhafter wäre die vorliegende Construction, wenn die Zange dicht unter der Drempelwand oder der Mauerbank läge. Fig. 299. Für österreichische Dachgerüste besitzen die Kniestockdächer noch den Vortheil, daß nur Bundtramen in jedem Hauptbinder und keine ausgewechselten Stichbalken für die Leergebinde nothwendig sind. Die Fig. 300 vergegenwärtigt ein dreifach stehendes Fetten- stuhldach mit Kniestock über einem Wohngebäude in Oesterreich. In Fig. 300. Die Dachgerüste. diesem Beispiele wäre es zweckmäßiger gewesen, wenn die Stuhl- wände s mehr nach einwärts ständen, wodurch die Sparren eine bessere Unterstützung erhalten. Der mittlere Stiel drückt so stark auf den Bundtram, daß dieser einer kleinen Unterstützung, beste- hend aus einigen Ziegelschaaren (Schichten) bedarf. Die Skizze Fig. 300 zeigt außerdem noch auf der linken Hälfte eine Aufmaue- rung, die sogenannte Attika. Will man einen freien Dachraum haben, so läßt man den mitt- leren Stiel nicht ganz hinab reichen, sondern in der Höhe des Fet- tenzangenholzes enden, in welchem Falle die obere Partie des Dach- gerüstes hängewerkartig ausgebildet werden muß. Derartige Con- struktionen erkennen wir in den Fig. 301—303 (die ersten beiden für österreichische Wohngebäude). Eine Abweichung von den bis jetzt besprochenen Drempelwänden enthält Fig. 301; es ist nämlich in ihr die Zange z ein Zangenbal- Fig. 301. ken, als solcher an dem einen Ende mit dem Stiele s verzapft und verklammert, und an dem anderen Ende mit dem Hauptsparren ver- bunden; für die Leersparren sind dann noch ausgewechselte Stiele erforderlich. Der Bundtram ruht auf einem Ziegelpfeiler; m ist die Mauerbank. Eine bedeutend solidere Drempelwand besitzt Fig. 302 A u. B; B ist der Werksatz, in welchem die doppelten Drempelzangen d d angegeben sind; die Fettenzange z besteht aus einem Holze, und ist mit den Streben s s zur Hälfte überschnitten. Das Con- structionsprincip der beiden vorstehenden Beispiele liegt auch der Fig 303 zu Grunde, und ist dieselbe ohne jede weitere Beschreibung hin- reichend verständlich. Viertes Kapitel. Fig. 302. Fig. 303. Fig. 304. Die Dachgerüste. Bereits früher wurde von uns erwähnt, daß die Unterstützung der Firstfette mittels Bockstreben, des mangelhaften Längenverban- des wegen, nicht vortheilhaft sei. Demnach führen wirin den Fig. 304 und 305 zwei Verbinduugen dieser Art nochmals vor, um die Un- zweckmäßigkeit derselben augenscheinlich zu machen. Wenn in Fig. 305 noch eine Hängesäule hinzukommt, ähnlich wie in Fig. 302 A , so Fig. 305. empfiehlt sich dieses Dachgerüst, vermöge seines ausgezeichneten Quer verbandes, mittels durchgehender Streben, besonders für hohe und schwere Dächer mit Kniestock. Neuerdings wird in Wien, um an Holz zu sparen, das Dach- gerüst nicht auf durchgehende Bundtramen, sondern auf kurze Schwell- hölzer gestellt; einige Fälle dieser Art zeigten bereits die Fig. 273 und 290, im Nachfolgenden sollen noch etliche solcher Anordnungen vorgeführt werden. So z. B. geben die Fig. 306 und 307 zwei aus- Fig. 306. Viertes Kapitel. geführte Binder, welche sich ziemlich ähneln. In ersterer Figur sind zwei Zwischenmauern, in letzterer nur eine vorhanden, ferner haben in Fig. 306 die Kniestockwände eine größere Höhe, als in Fig. 307. Fig. 307. In beiden Bindern wird behufs Erlangung eines guten Querver- bandes eine kräftige, seitliche Verstrebung der Stuhlsäulen nothwen- dig, und zwar geschieht dies durch die Streben s und den Sparren- balken b. Eine hölzerne Kniestockwand findet sich in beiden Dachge- rüsten nicht vor, sondern die Mauerbank m liegt in Fig. 306 auf dem Zangenholz und in Fig. 307 auf der massiven Mauer. Nach den polizeilichen Vorschriften müssen die Gerüstschwellen a mindestens 10 zm von dem massiven Dachfußboden entfernt bleiben. Endlich sei noch auf die eigenthümliche Firstfettenunterstützung hingewiesen. Die Anwendung der liegenden Fettenstuhldächer bei Drempelwänden veranschaulichen die nachfolgenden Beispiele. Fig. 308. Die Dachgerüste. Wie wir bereits erwähnten, sind bei liegenden Stühlen die Drempelstren ben unnöthig (siehe Fig. 288), indem die schrägen Stuhlsäulen gleichzeitig als Drempelstreben dienen. Eine Gerüstart für eine Spannweite von mindestens 12—14 m giebt Fig. 308; dieselbe wurde nach dem Hänge- und Sprengewerksprincip ausgebildet und enthält in dem oberen Theil des Daches ein Hängewerk, dessen Streben bis auf die Knie- wand reichen, und sowohl von Sprengstreben unterstützt, als auch von Zangenhölzern gehalten werden. Die Vortheile dieses Daches beruhen in der freien Ausbildung des Dachraumes und in der Nichtbelastung der Deckenbalken. Eine Konstruction ganz besonderer Art erkennen wir in Fig. 309; dieselbe eignet sich besonders für österreichische Dach- Fig. 309. gerüste und wird aus Bockstreben zusammengesetzt, welche in den ent- gegengesetzten Richtungen zu einander stehen, alsdann die Fette tra- gen und die Drempelzange halten. Dieses Bockgerüst kann entweder auf ganz durchgehenden Bundtramen oder auf Gerüstschwellen s ruhen, und besitzt in beiden Fällen eine bedeutende Solidität. Die Dachbreite ergiebt sich aus den freiliegenden Enden: l = 4,5—5 m , l'' = 2,5—3,5 m ; bei größerer Länge ordnet man in jedem Binder noch einen Spitzbalken (siehe Fig. 273) an. Satteldächer mit ungleichen Dachneigungen oder mit ungleich- großen Dachflächen kommen vor: Erstens: wenn die Langwände ungleich hoch sind, zweitens: wenn der Dachforst nicht in der Mitte des Gebäudes liegt. Viertes Kapitel. Den ersteren Fall trifft man sehr häufig an in eingebauten Häu- sern, bei denen die Hofmauer mit dem Deckboden abschließt; die letzte Anordnung wird vielfach nöthig sein, falls in der Mitte des Gebäu- des keine passende Unterstützung für den Dachforst vorhanden ist. Bei Herstellnng dieser Dachgerüste gelten folgende Grundsätze: Erstens: Es darf niemals die Forstfette fehlen, zweitens: der ungleichmäßige Druck der verschieden geneigten und ungleichen Dachflächen muß unter allen Umständen unschädlich gemacht werden; hauptsächlich gilt dies für die größte und steilere Dachseite. Deshalb ist es vielfach empfeh- lenswerth, die größte Seite als Pultdach anzusehen und mit- telst Streben abzustützen, wenn eine Verschiebung zu befürch- ten steht. Das Gesagte finden wir in den Fig. 310—318 bestätigt. Das erste Beispiel 310 stellt einen großen Dachraum dar, mit ungleich Fig. 310. hohen Drempelwänden; die Dach- flächen haben gleiches Gefälle. Der Wandunterstützung entspre- chend, ist der Forst mittelst Fette und Stuhlsäule unterstützt, in der Höhe des höheren Kniestocks befinden sich unter beiden Dach- flächen zwei Fetten, die ebenfalls auf Stuhlwänden ruhen und mittelst Zangenhölzern zusammengehalten werden; eine Strebe gleicht den größeren Druck der längeren Dachfläche aus. Fig. 311. Die Dachgerüste. In Fig. 311 ist der Deckenboden abgesetzt, weil die vordere Zim- merreihe höher ist als die hintere; es wurde demgemäß die Fette in derselben Höhe der Mauerbank angenommen und die Zange z für die rechte Dachhälfte als Trambalken benutzt. Die Dachneigung ergiebt sich bei der Feststellung des Forstes über der Mittelmauer. Der Vergleichung wegen geben wir ein anderes Beispiel, in dem die die Zimmer der oberen Etage ungleich hoch sind, die Trauflinien jedoch in einer horizontalen Ebene liegen. Die ganze Dachgerüstconstruk- tion ist unzweckmäßig, und hätte mit Anwendung von Firstfetten und Streben besser gemacht werden können (Fig. 312). Fig. 312. Wenn sich breite Säle neben kleineren Localitäten befinden, kann man die Dachconstruktion nach den Fig. 313 und 314 ausbilden. Im Fig. 313. ersteren Falle liegt das einfache Hängewerk über der Decke des Saa- les der ganzen Construktion zu Grunde, und erscheint der Ueber- deckung der niedrigen Lokalität als Anbau. In Fig. 314 hingegen hat die ganze Dachconstruktion einen ein- heitlichen Charakter; der Forst befindet sich über der Saalmitte und die ganze Saaldecke wird von einem dreifachen Hängebock getragen; behufs Unterstützuug der größeren Dachfläche wurde die Fette f an- geordnet. Weitere Beispiele dieser Art siehe Fig. 320—322. Wanderley, Bauconstr. 14 Viertes Kapitel. Die Ueberdeckung der Geschäftsräume und des Treppenhauses der berliner Börse veranschaulicht Fig. 315; die Forststütze steht auf der rechts- seitigen Treppenhausmauer; die rechte Dachhälfte wird von einer Strebe abgestützt. Fig. 314. Für wiener Wohngebäude illustriren wir das Dachgerüst Fig. 316; der ungleichmäßige Schub der beiden verschieden großen Dachflächen Fig. 315. Fig. 316. Die Dachgerüste. wird hinreichend durch den Spannbalken a und die Streben s s unschäd- lich gemacht. Das Dachgerüst ruht auf den Schwellen b , welche von den durchgehenden Lagerhölzern l l getragen werden. Wenn das Dachgerüst vollständig frei schweben und die Decke nicht belastet werden soll, so verwandelt man die in Fig. 316 gege- bene Anordnung in ein Hängewerk, was bei österreichischen Dachgerüsten sehr häufig geschieht, wie die Beispiele 317 und 318 veranschaulichen. In 317 liegt das rechtsseitige Hauptgesims nur 8 zm über dem Decken- Fig. 317. boden und kann die Hängestrebe h gleichzeitig zur Unterstützung der Zwischenfette f dienen (siehe auch Fig. 141 und 327); in Fig. Fig. 318. 318 liegt auf der einen Hängesäule die Forstfette (Binder in der ko- mischen Oper zu Wien [s. auch Fig. 329.]). Eine eigenthümliche Dachausbildung hat Fig. 319 erhalten; in die- ser ist die mittlere Dachfläche gehoben, und wurden zwei einfache Hänge- 14* Viertes Kapitel. böcke zur Unterstützung der Sparrenroste angeordnet. Der Tram ruht in der Mitte des Daches auf einem niedrigen Ziegelpfeiler. Dachgerüste über freischwebenden Decken . Wie wir bereits in Fig. 141, 142 und 143 gesehen haben, ver- wandelt man vielfach den stehenden Fettendachstuhl, behufs Entlastung Fig. 319. des ganzen Dachgerüstes, in ein Hängewerk. Diese Anordnung kommt über freischwebenden Saaldecken sehr vielfach vor, auch gehören die in Oesterreich üblichen Dachgerüste nach Fig. 265, 317, 318, 319 ebenfalls hierher. Mit den Beispielen Figur 313 und 314 indentisch sind die Figur 320—322; im ersteren ist nur ein zweifaches Hängewerk vorhanden, Fig. 320. dessen eine Hängesäule sich gerade in der Mitte des ganzen Gebäudes befindet, und somit die Firstfette unterstützt. Der Ständer s und die Hängesäule h stehen von der Dachmitte gleichweit ab. In Fig. 321 liegen die Deckenbalken ungleich hoch; für die Decke des kleineren Raums genügt ein einfaches Hängewerk, während die Decke Die Dachgerüste. des Saales von einem dreifachen Hängebock getragen werden muß. Der Dachforst ergiebt sich in diesem Falle aus der Lage der mittleren Fig. 321. Hängesäule; man hätte aber auch bei flacherer Dachneigung (siehe punktirte Linien) die äußere Hängesäule zur Unterstützung des Forstes benutzen können, um ein niedrigeres Dach zu erhalten. Vollstän- dig symetrisch ist das Dachgerüst in Fig. 322; hier liegen zwei ganz Fig. 322. gleich hohe Räume an beiden Seiten des Saales und wird die Saal- decke von einem zweifachen Hängewerke aufgefangen. Eine Hängewerksconstructivn ganz besonderer Art wurde für den Königssaal des Kroll'schen Lokals ausgeführt (siehe Fig. 323 A und B und 324); der Binder besteht aus einem großen doppelten Hänge- werke, dessen Spannbalken wiederum von einem einfachen Hängewerk Viertes Kapitel. aufgefangen, und zwischen dessen langen Streben einfache Hängebalken Fig. 323 A. zwischengeschoben sind, wodurch man drei ein- fache und ein doppeltes Hängewerk oder ein so- genanntes fünffaches Hängewerk erhält. Die Hängesäule a ist doppelt. Besonderes Interesse hat die Befestigung des Hänge- und Decken- balkens mit der Hänge- säule a; das Detail er- kennen wir in Fig. 324, in welcher dargestellt ist, daß der Hängebalken b mittels doppelten Hänge- stangen an der Fette f und in ähnlicher Weise der Deckenbalken an Hängewerksstreben und Spannbalken hängen. Im Uebrigen sind die Figuren ohne weiteren Text hinreichend ver- ständlich. Oefters kommen solche Anordnungen vor, in denen die Construction der Decke sichtbar bleiben soll und man demge- mäß die Hängewerks- verbindungen bei der architektonischen Aus- bildung der Decke cha- rakteristisch verwerthet. In einfachster Weise zeigt dieses die Fig. 325, Die Dachgerüste. in welcher nur der Hängebalken sichtbar, dagegen die Hängewerkscon- struktion im Dachraum versteckt ist. Zur Verschönerung der Decke sind Fig. 323 B. spitzbogenartige und verzierte Hölzer an die Unterkante des Trägers Fig. 324. Viertes Kapitel. gebracht, welche aber mit der Dachgerüstconstruktion selbst nichts zu thun haben. Besonderes Interesse gewährt der Binder Fig. 326, welcher Fig. 325. bei dem Saale der Gartenbaugesellschaft am Parkring in Wien ausgeführt wurde. Die Spannweite der Decke beträgt 15,2 m . Die Fig. 326. Construktion dieses Binders besteht aus einer Verbindung von zwei verschiedenen Construktionssystemen. Unterhalb ist nämlich eine sprengewerksartige Unterstützung des Binders angeordnet, während oberhalb ein Hängebock durch doppelte Streben, welche mit den loth- rechten Ständern der Construction durch Bolzen verbunden sind, her- gestellt ist. Die Bildung von Dreiecken wurde auch hier thunlichst versucht und es ist nicht zu leugnen, daß diese, sowie auch die Construktion im Ganzen dem Architekten auf eine originelle Weise Die Dachgerüste. gelungen ist. Auf den unteren kurzen und den darüberliegenden oberen Doppelzangen ruhen die zu den Langseiten parallel gelegten Balken. Dieselben sind unterhalb profilirt und tra- gen die Deckenschalung. Die Decke selbst ist durch die erwähnte Anordnung der Balkenauflager rechtwinklig gebrochen und zwar dergestalt, daß der mittlere Theil derselben durch Mitbenutzung des Dachraumes eine größere Höhe, wie die seitlichen Deckenpartien erhalten hat. Der Saal ist dadurch freier und hallenartiger ge- worden und wird sich inmitten sicherlich auch für die Aufstellung größerer Gartenpflanzen uud dergl. vortheilhaft erweisen. In einer anderen, jedoch öfters vorkommenden Methode ward die Decke über der Aula des Schullehrerseminars in Carlsruhe aus- gebildet (Fig. 327). Der Deckenrost ist nicht horizontal, sondern liegt an den Seiten geneigt auf den Streben und in der Mitte hori- Fig. 327. zontal auf dem Spannriegel des Unterstützungsbockes, der gleichzeitig zum Dachhängewerk gehört; der horizontale, auf dem Spannbalken liegende Balkenrost trägt den Fußboden des Dachraumes. Nach dem Hänge- und Sprengewerksprinzip ist Fig. 328 einge- richtet worden; dieses Dachgerüst besteht in der Mitte aus einem einfachen Hängewerke, welches mit den Spannbalken s überblattet ist und sich auf den Hängebalken des doppelten Hängewerks stützt. Der doppelte Hängebock trägt die Balkendecke und bildet somit die Umgrenzung der Decke. Sowie in Fig. 329 wird auch hier der Schub des doppelten Hängewerks mittelst einer Zugstange z aufge- fangen. Eine Hängewerksconstruktion im großartigen Maßstabe zeigt Viertes Kapitel. Fig. 329 und befindet sich über der Bühne der komischen Oper in Wien. Der Binder besteht aus einem großen Hängewerke a a , zwei Fig. 328. kleineren Hängewerken b b und zwei eingeschobenen kleinen Hänge- werken c , bei denen die eine Strebe des Hängewerks b als Hänge- strebe dient; es sind demnach fünf einfache Hängewerke mit fünf Hängesäulen vorhanden, von denen die drei mittleren theilweise aus Stabeisen bestehen. Die Hängestreben a und b liegen nicht dicht aufeinander, sondern sind mittelst Klötzen auseinander gehalten, und dann zusammen verbolzt. Auf der Balkenlage liegt die Schalung, und hierauf die Beschottung nebst Ziegelpflaster. Für solche Säle, welche an den Seiten eine Stielaufstellung haben dürfen, würde die Fig. 330 besonders empfehlenswerth sein. Der Raum ist an den Seiten 3,2 m und in der Mitte 12 m breit; der Binder besteht aus dem einfachen Hängewerk a a , dessen Horizontalschub von einer Hängestange oder Schließe aufgefangen wird. Die Unterstützung des Sparrenrostes geschieht mit der Firstfette f und den Fetten b und c. Die Erstere ruht auf den Streben, welche mit a überschnitten und verbolzt sind, und sich gegen die Hängesäule stemmen; für die Fette c sind die verticalen Stiele vorhanden, welche bis auf den Saalfußboden reichen. Die Streben d d braucht man nur der Deckenverschalung wegen an- zubringen. Eine Decken- und Dachconstruktion besonderer Art, deren sinn- reiche und geschmackvolle Anordnung in den weitesten Kreisen be- kannt zu werden verdient, illustrirt Fig. 331. Sie stellt dar die Die Dachgerüste. berühmte Saaldecke im „Kaufhaus Gürzenich“ zu Cöln und ist vom Baurath Raschdorf construirt worden. Zufolge der seitlichen Stielaufstellung wird die Con- struktion wesentlich vereinfacht und reicht ein combinirtes ein- faches und doppeltes Hängewerk zur Unterstützung des Daches und zum Auffangen der Decke aus. Letztere hängt an den hinab- reichenden Hängesäulen a a und b. Die Decke ruht auf einer Hänge- und Sprengewerksconstruktion, welche theils an a a und b , theils an den verticalen Stielen ihren Halt finden, zumal die Bogen- stützen in Wirklichkeit nur der Dekoration wegen vorhanden sind. Die Räume A A dienen als Logen. Die Hängestreben s s stecken in eisernen Schuhen, und da der Hängebalken c der Decke wegen nicht ganz durch- gehen kann, ist er durch eine eiserne Zugstange z ersetzt worden. Die Mansarddächer . Die gebrochenen französischen Dächer, nach ihrem Erfinder Mansard Mansarddächer ge- nannt, sind in Frankreich schon seit langer Zeit im Gebrauche, und werden nach den französi- schen Ausstellungen auch in Deutschland sehr häufig ausge- führt. In Oesterreich verbieten die Bauordnungen einiger Kron- Fig. 329. Viertes Kapitel. länder die Anwendung der Mansarddächer. Und zwar mit vollem Rechte, da sie nur höchst mangelhafte und unwohnliche Dachwohnungen Fig. 330. gewähren, welche im Sommer heiß, im Winter kalt und außerdem sehr feuersgefährlich sind. Die Form der Mansarddächer ist verschiedenartig; in der Regel beträgt α = 30°, β = 60°. (Fig. 332.) Häufig wird folgende Construktion gewählt: Wenn die Lage des Kehlbalkens a a' (Fig. 333) gegeben ist, so errichte in A das Loth A a , mache a S = a' G = ⅓ A a , und D c = ⅓ G G' , alsdann sind die Punkte G , G' und C bestimmt. Die Mansarddächer können mit liegendem und stehendem Stuhle ausgeführt werden. Fig. 334 giebt einen zweckmäßigen Dachverband des Mansard- daches in Verbindung mit dem stehenden Kehlbalkendachstuhl. Im landwirthschaftlichen Bauwesen haben die Mansarddächer den Vortheil, daß die kostspieligen Drempelwände ganz fortbleiben können, indem die Wandflächen durch schräge (ziemlich steile) Dachflächen er- setzt werden. Letztere bedeckt man alsdann mit Stroh, Rohr, Pfannen, Schindeln oder sogar mit Theerpappe, während für die oberen flachen Dachneigungen entweder Schiefer, oder besser Theerpappe am ge- eignetsten erscheinen. Den einfachsten Fall erkennen wir bei dem modificirten stehenden Fettendachstuhl (Fig. 335), bei dem die in Fig. 284 vertical gestellte Drempelwand geneigt angenommen worden ist. Die Fette (Sparrenschwelle) a liegt auf den schrägen Stielen b , Die Dachgerüste. Fig. 331. Viertes Kapitel. die gleichzeitig als Sparren der unteren Dachfläche dienen. Um das Kanten der Stiele (b) nach inwendig zu verhüten, ordnet man bei Fig. 332. Fig. 333. Fig. 334. jedem Hauptbinder und dem mittleren Zwischenbinder die Gegen- streben d an, wodurch ein Bock entsteht, der die Sparren abstützt Die Drempelstrebe e wird mit der Strebe d überschnitten und die Zange f ergänzt bei jedem Hauptbinder den Dreiecksverband. Sämmtliche Stiele b stehen direct auf den Balken. Um den Längen- verband in schräger Wand herzustellen, sind die Kopfbänder ein- geschaltet worden. Im Nachfolgenden veranschaulichen wir die Verbindung dieser Drempelwand mit verschiedenen Dacharten: Fig. 336 zeigt einen doppelstehenden Fettendachstuhl. Fig. 337 zeigt einen liegenden Fettendachstuhl. Fig. 335. Fig. 336. Fig. 337. Die Dachgerüste. Die Figuren 338 und 339 geben zwei für berliner Wohnge- bäude ausgeführte Mansarddächer. Im ersteren Falle ist nur die Fig 338. eine Dachhälfte, im zweiten Falle sind beide Dachhälften mansard- artig construirt. Die Mansardfläche wird unterstützt mit der Fette f , Fig. 339. die auf dem Stiele s ruht; die Strebe t verhindert das Umkippen des Stiels und die doppelten Zangen z verbinden die Drempelwand mit dem Stiele s , wobei sie gleichzeitig einen festen Dreiecksverband herstellen. Viertes Kapitel. Eine ähnliche solide Construktion enthält der Binder Fig. 339, in welchem beide Mansardflächen auf diese Weise unterstützt werden. In den beiden Beispielen bildet der Dachquerschnitt eine ganz un- regelmäßige Figur; zweckmäßiger wäre es daher gewesen, die Fetten m unter den höchsten First zu legen, was am besten dadurch zu er- reichen gewesen wäre, wenn die Dachflächen F eine geringere Nei- gung erhalten hätten. Die Pultdächer . Wenn ein Dach nur nach einer Seite ein Gefälle haben soll, so entsteht ein halbes Satteldach oder ein Pultdach. Dasselbe kann mit allen bisher erwähnten Dachgerüstarten unterstützt werden, es kann flach, steil, sogar mansardförmig sein. Bei der Herstellung der Pult- dachgerüste ist hauptsächlich der Schub der Dachfläche auf die hohe Pultwand aufzuheben, was ausschließlich durch Streben geschieht. Die einfachste Construktion eines Pultdaches zeigen die Figur 340 und 341, in welchen die unteren Sparrenenden auf den Balken, die oberen auf den Firstfetten ruhen. In Fig. 342 sind die Sparren so lang, daß sie noch einer Fetten- unterstützung bedürfen. Von großer Wichtigkeit ist es, die Firstfette Fig. 340 und 341. auf eine Stuhlwand, welche bei über 2 m Höhe wie eine Riegelwand ausgebildet wird, (siehe Fig. 352) zu legen, weil sonst die massive Pultwand sehr stark sein müßte. Die weitere Verwendung des in Fig. 343 gegebenen Binders erkennen wir in dem theilweisen Quer- schnitt eines Flügelbaues (Fig. 342), in welchem an einem Corridor eine Zimmerreihe liegt. Die zulässige Breite der hier dargestellten Pultdächer ergiebt sich aus der freiliegenden Länge der Sparren. Für Drempelwände mit Pultdächern gilt das bisher Gesagte ebenfalls. Fig. 343 veranschaulicht den einfachsten Fall (siehe auch Fig. 350), Die Dachgerüste. er würde bedeutend zweckmäßiger ausgebildet sein, wenn ein Zangen- holz behufs Verbindung der Drempelwand mit der Pultwand vor- handen wäre. Eine weitere Modification der flachen Pultdächer veranschaulicht Fig. 344, in welcher sich ein Corridor zwischen zwei Zimmerreihen befindet, und letztere verschiedene Höhen haben, wodurch eine ein- fache Unterstützung der Fetten mög- lich wird. Ein gefährlicher Schub der Dachflächen wird sich hier nicht bemerkbar machen, und sind daher Verstrebungen unnöthig. Bei eingebauten Häusern kommt es häufig vor, daß die Mauer an der Straße um mindestens eine Etage höher aufgeführt wird, als die an der Hofseite. Falls nun flache Bedachungen angewendet werden sollen, würde die Hofmauer eine bedeutende Höhe erhalten, Fig. 342 und 343. wenn man sie nicht abtreppt. Letzteres erschwert jedoch die Anlage eines hellen Corridors. Demgemäß empfiehlt sich eine in Fig. 345 Fig. 344. gegebene Anordnung, welche zwei in verschiedenen Höhen liegende Pultdächer enthält, von denen das hintere den niedrigeren Boden- raum überdeckt. Wanderley, Bauconstr. 15 Viertes Kapitel. Die Figur läßt auch erkennen, in welcher Weise der Corridor durch hochgelegene Seitenfenster beleuchtet werden kann. Nach statischen Gesetzen sind die steilen Pultdächer construktiv nicht so gut als die flachen, und hat man bei Ersteren ganz be- Fig. 345. sonders auf eine Verstrebung Rücksicht zu nehmen. Ein für öster- reichische Wohnhäuser construirtes Pultdach mit kleiner Spannweite zeigt die Fig. 346, in welcher die Sparrenfüße auf einer Mauerbank oder Fußfette liegen. Die Pultwand muß mittelst Fettenbügen oder Kopfbändern gegen die Längenverschiebung gesichert sein; die Strebe s und die Zange z stellen einen Dreiecksverband und somit die Un- verschiebbarkeit der Pultwand her. Für eine größere Dachbreite ist die Construktion in Fig. 347 zu- lässig, welche ein sogenanntes Fettendach mit Zwischenfetten ist. Die Fig. 346. Fig. 347. Die Dachgerüste. Fetten f von 16/16—18/18 zm Stärke liegen etwa 3—4 m frei, die Strebe s unterstützt den Hauptsparren h , welcher nur in den Hauptbindern vorkommt, und das Zangenholz z stellt ein unverschiebbares Dreieck her. Der vorliegende Binder eignet sich aber nicht für ganz freie Bodenräume oder wenn Dachkammern angelegt werden sollen; es besitzt Fig. 348 in diesem Falle mehr Vorzüge, auch ist sie bei größeren Flügelbreiten zulässig. Tadellos wäre dieser Binder, wenn die Fettenstreben mittelst Zangenhölzern mit den Drempel- und Kammerwänden vereint wären. Für größere freischwebende Construktionen mit Hängewerken kann das Beispiel Fig. 349 als Muster dienen; sie werden mit- telst der Mittelfette, die auf dem Fig. 348. einfachen Hängewerk ruht, unterstützt, das Zangenholz z verbindet das Dachgerüst mit der Pultwand, und die Strebe s hebt den Fig. 349. Seitenschub der oberen Hälfte des Sparrenrostes auf. Dieselbe Con- struktion ist auch dort zweckmäßig, wo das Hängewerk eine Balkendecke zu tragen hat, in welchem Falle man anstatt des eisernen Hänge- eisens h eine kräftige hölzerne Hängesäule anordnet. Die nachstehenden Figuren 250 A—B geben zwei originelle, in Wien ausgeführte Pultdächer. Die Erstere (nach Vorlegeblätter von Rievel und Schmidt) [Fig. 350 A ] unterscheidet sich sehr wenig von 15* Viertes Kapitel. einem Satteldache, es besteht aus zwei ganz gleichgroßen und gleich- artigen Pultdächern, welche sich gegen eine gemeinsame Wand, die Fig. 350 A. mittelst Bogenöffnungen durchbrochen ist, anlehnen. Das Gerüst eines jeden Pultdaches besteht aus einem halben, liegenden Fettendach- stuhl mit Kniestock, der Schub der beiden Seitenhälften hebt sich voll- ständig auf, und ist somit eine Verstrebung für die Pultwände nicht erforderlich. Das in Fig. 350 B scizzirte Beispiel besteht eigentlich aus zwei ganz verschiedenen Pultdächern, die miteinander in gar keiner Ge- Fig. 350 B. meinschaft stehen, und demnach für sich selbstständig construirt sind. In der Dachfläche a , die nach der Hauptstraße gekehrt ist, ist t der Die Dachgerüste. Bundtram, h die Versteifungsstrebe, z das Zangenholz, f die Fetten- strebe; der Bundtram ruht mit dem einen Ende auf der Mauer, mit dem anderen auf einem Holzknaggen, und ist mit der Säule s verklammert. Die Leersparrenfüße stützen sich auf ausgewechselte Stichbalken. Die Dachhälfte b zeigt ein halbes Mansarddach und hat einen circa 1,25 m betragenden Vorsprung, um einer tiefer liegenden Gallerie als Schütz- dach zu dienen. Sägen- oder Shed-Dächer . Für bestimmte Gebäudearten, die viel Licht gebrauchen, reichen die gewöhnlichen Dachconstruktionen, bei denen eine größere Anzahl Oberlichter angeordnet werden müßten, nicht aus. Ferner kommt noch der Umstand in Betracht, daß z. B. für Webereien dasjenige Licht das beste ist, welches von Norden herkommt, denn die von den andern Himmelsrichtungen einfallenden grellen Lichtstrahlen zerstören gewisse Farben der zu verfertigenden Stoffe und in Elastiquewebereien den Kautschuk der Kette. Aus allen diesen Gründen zerlegt man die großen Dachflächen in kleinere von sägenartiger Gestalt, nach welcher diese Dachform den Namen Sägedach führt; die Engländer nennen dasselbe ein Shed- Dach. Ein Sägendach ist eigentlich weiter nichts, als ein Satteldach von 5—8 m Spannweite mit ungleich großen Dachflächen, die verschiedene Neigungen haben. Die kleinste und am wenigsten geneigte Dach- fläche wendet sich stets nach der Nordseite und ist mit möglichst großen Fenstern versehen. Da die senkrechten Fenster das in 45° einfallende Licht stärker brechen als die geneigt gestellten, so giebt man der letzteren Stellung den Vorzug; für den Winkel y bewährt sich eine Neigung von 15—20° am besten (Fig. 351). Die Glasfläche soll mindestens so groß sein, daß der unter einem Sägendache befindliche Webestuhl vom ganzen einfallenden Lichte be- leuchtet werden kann. Die mittleren Strahlen des Lichtprismas nimmt man gewöhnlich unter einem Winkel von 45° an, sie sollen in den Arbeitsraum so eindringen, daß die Unterzüge ꝛc. auf die Webestühle keinen Schatten werfen und vor allen Dingen durch den Arbeiter selbst keine Schlagschatten auf seine Hände fallen. Die Neigung des Winkels x hängt von dem Bedachungsmaterial ab, das für die größere Dachfläche Verwendung finden soll. Die Spannweite (s) richtet sich nach der Größe des Webestuhles und der Breite des Arbeitsganges; sie schwankt zwischen 5—8 m . Viertes Kapitel. Nach diesen Notizen vergegenwärtigen wir in den nachfolgenden Nummern die Anlage des Shed- Daches. Die Figuren 352 und 253 veranschaulichen den Aufriß, Grundriß und die Details eines Sägendaches der Kunstwollenfabrik des Herrn Schüll in Birkesdorf bei Düren. Professor Jul. Koch giebt eine Mittheilung über ein von ihm in Wien ausgeführtes Shed- Dach, nach der wir nachstehenden Auszug Fig. 351. geben: der hier in Rede stehende Shed erheischte um so mehr eine sorgfältige Ueberlegung, als in demselben eine an Gespinnstwerth Fig. 352. reiche Seidenfabrik Bujatti (Wien) untergebracht werden sollte, in welcher jeder eindringende Wassertropfen verhängnißvoll werden kann. Zuerst beabsichtigte man, das ganze Shed- Dach aus Eisen zu construiren, welches den Vortheil gehabt hätte, daß alle Sparren dem Eindringen des Lichts nur sehr wenig hinderlich gewesen wären; da jedoch der Bauplatz in einem äußerst lebhaften Stadttheile liegt und nach Ablauf von 20—30 Jahren das Grundstück in anderer Weise besser verwerthet werden kann, so entschloß man sich zur Her- stellung der billigen Holzconstruktion. Um einen möglichst freien Arbeitsraum zu erlangen, wiederholen die Hauptbinder sich in Entfernungen von 6,6 m , und kamen anstatt Die Dachgerüste. der Leergespärre, die die Unterzüge durchgebogen hätten, Fetten auf die Bindersparren in Abständen von 0,95 m . Auf der steilen Seite wurden in Zwischenräumen von 0,95 m (im Mittel) zwischen Mauer- bank und Firstfette 13/16 zm starke Stiele gestellt, welche den Fenstern als Auflager dienen sollten. Als oberes Fensterauflager ist die Firstfette benutzt worden, und unten ruhen diese auf dem von Säule zu Säule gezogenen Unterzuge (Fig. 354). Besondere Sorgfalt ist auf die Rinne verwendet worden; da diese aus örtlichen Gründen nur nach einer Seite ihren Abfall erhalten Fig. 353. konnte, mußte sie an der entgegengesetzten Seite so beträchtlich ge- hoben werden, daß nur eine Fensterhöhe von 1,25 m blieb. Da- gegen erhielt das an der Nordwand befindliche Oberlicht, wo die Rinne also nicht vorkommt, unterhalb noch ein kleineres Fenster von circa 0,45 m Höhe. In Anbetracht, daß die hohe Sommertemperatur innerhalb des Raumes unerträglich werden kann, zumal das Dach selbst schon Decke ist, wurden die auf den Bindern liegenden Fetten oben und unten verschalt und ließ Koch den Zwischenraum zwischen den Ver- schalungen mit Sägespähnen ausfüllen. Außerdem ward die innere Decke gerohrt und mit einem Kalk- und Gypsmörtel verputzt. Um eine größere Versteifung in der ganzen Dachfläche zu er- zielen, diente eine einmalige Verankerung zwischen je zwei Haupt- bindern, der First- und Fußfetten, wodurch auch die Zwischenfetten einen bessern Halt erhielten. Viertes Kapitel. Das Dach wurde mit Zinkblech Nr. 12 abgedeckt, dagegen die Rinnen aus sogenanntem Schüsselblech hergestellt. Von der Ver- wendung des Schiefers oder der Dachpappe sah der Erbauer ab, Fig. 354 A. Fig. 254 B. Die Dachgerüste. weil er befürchtete, daß diese Bedachungen leicht undicht werden und die Nässe in die Sägespähneausfüllung dringen lassen könnte. Endlich wäre noch zu erwähnen, daß die Gefährlichkeit des in den Shed eindringenden Wassers eine sehr sorgfältige Construktion der Fenster vorschrieb, um so mehr, als diese den Nordstürmen aus- gesetzt sind. Die Anordnung der Fenster ist aus der Fig. 356 und den Details Fig. 355 A und B ersichtlich. Die beiderseits über die Fig. 355 A und B. Stehsäulen sich legenden Winkelschenkel des Rahmens wurden mit einer Platte gedeckt und diese mittels Schrauben an die Säule be- festigt. Die Platte läuft nach unten etwas sich verjüngend zu, damit das ablaufende Wasser von der Fuge sich entfernt. Die oberen Fugen sind durch Wetterschenkel bedeckt. Beim Oeffnen der Fenster müssen zuerst die Schraubenmuttern entfernt, dann die Deckplatten aufgehoben werden, bevor man mittels der in der Zeichnung (Fig. 356) ersichtlichen Handhaben die Fenster selbst abheben kann. Die Einglasung geschah mit dickem ordinärem Glase in der Weise, daß einzelne Tafeln (je drei in einer Abtheilung) auf durch die Stege des Fa ç onseisens quergesteckte dicke Drahtstücke unten aufge- legt wurden. Am Zusammenstoß zweier Glasplatten wurde mit einem schmalen Kittstreifen deren Uebergreifung ausgefüttert. Um das an den Fenstern während der kalten Jahreszeit con- densirte Wasser gut zu entfernen, wurden an den Riegeln (Fig. 354) Viertes Kapitel. Schweißrinnen mit horizontalem Gefälle und Ablauf erforderlich und der ganze Riegel mit Zink fest überkleidet. Fig. 356. Nach den Mittheilungen des Prof. Koch hat sich die Wasserdich- tigkeit auch bei den extremsten Elementarfällen vollkommen bewährt. Die Bogendächer . In den allermeisten Fällen wird die Dachhaut von geraden Sparren resp. Fettenrosten unterstützt, nichtsdestoweniger wären auch gebogene Sparrenroste manchmal zulässig. Diese Dachform war im Anfang dieses Jahrhunderts vielfach (durch Gylli) im Gebrauch, in neuerer Zeit kommt sie aber nicht so häufig mehr vor. Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Bogendächern, nämlich solche, die aus kurzen Bohlenstücken bestehen, solche, die aus langen Hölzern gebogen werden. Erstere Art stammt von de l'Orme, die zweite Art von Emy. Die Dachgerüste. Bogendächer nach de l'Orme. Als bestes Verhältniß für die Bogenform empfiehlt Gylli einen Spitzbogen nach nebenstehender Construktion (Fig. 357): x y gleich halbe Spannweite des Daches, x z die Höhe desselben; x y : x z = 5 : 6; der Radius des Bogens beträgt 7½ Theile. Die Bogenform wird auf dem Schnurboden vorgerissen und in gleiche, ca. 1,5 m lange Theile zerlegt; ein solcher Theil giebt die Schablone, welche man in angedeuteter Weise (Fig. 358) auf einer Bohle oder einem Brette verzeichnet. Fig. 357. Fig. 358. Solche Bohlenstücke werden zu ganzen Bögen zusammengesetzt und mit hölzernen, oder besser eisernen Nägeln mit einander ver- bunden, wobei man aber beachten muß, daß die einzelnen Fugen im Verbande zu liegen kommen. In Fig. 359 sind zwei, in Fig. 360 dagegen drei Bretter resp. Bohlen auf einander gelegt worden. Fig. 359. Fig. 360. Die Dicke und Anzahl der Bretterlagen für entsprechende Spann- weiten ergeben sich aus der nachstehenden Tabelle: Für jede 5 m größere Gebäudetiefe wird der Sparren um 1,5 zm verstärkt, auch bei kleineren Gebäudetiesen als 7,5 m darf der Bohlen- sparren nicht unter 15 zm stark sein. Am Forst überdecken sich die Viertes Kapitel. einzelnen Bohlenlagen (Fig. 361 C ) und stellt man den Längenver- band am besten mit einer Forstfette ( r ) her (ebenfalls Bohle), die bei jedem Bohlensparren auf einer Bohlenzange z ruht. Der Bogen- fuß steckt mit Zapfen in den Balkenenden (Fig. 361 D ); der Auf- schiebling ( a ) füllt die Lücke zwischen Sparren und Balken aus. Fig. 361 A—F. Wegen der gebogenen Dachflächen können Schiefer und Pfannen auf den Bohlensparren nicht liegen, jedoch Stroh, Rohr und Dachpappe sind zulässig. In Fig. 361 A—B wird die Anlage eines spitzbogigen Bogen- daches illustrirt; C und D geben die Details dazu an. Dagegen veranschaulicht Fig. 361 F ein anderes Bogendach nach einem Halbkreise, und zwar in Verbindung mit einer Drempelwand; E stellt die Details zu dieser Figur dar. Die Binderentfernung für beide Fälle beträgt beim Pappdach 1,5 m und in Fig. 361 A für Rohrbedachung 2 m . Manchmal werden die Decken nur theilweise mit Bohlenbögen versehen, welche lediglich nur zur Herstellung einer Bogendecke, aber nicht der Construktion wegen nothwendig sind. Eine solche Con- struktion enthält beispielsweise eine Kirche in Passau (Fig. 362.) Die ganze Spannweite der Kirche beträgt 11 m . Eine sehr interessante Anwendung des Bohlenbogendaches finden wir über der Börse des Viehmarkts in Berlin, entworfen vom Bau- Die Dachgerüste. meister Orth und mitgetheilt in der Zeitschrift für Bauwesen Jahr- gang 22. Hiernach geben wir die folgende Beschreibung: Fig. 362. Der Hauptraum, der Börsensaal, hat bei einer Länge von 56,28 m eine Tiefe von 12,55 m und ist mit einem aus halbkreisförmigen Bohlensparren gebildeten Holzdach überdeckt. Diese Sparren, deren Construktion in den Detailzeichnungen Fig. 363 und 364 A—C angegeben ist, liegen 0,876 m von Mitte zu Mitte entfernt, sind 9 Zoll (0,235 m ) hoch, 4 Zoll (0,105 m ) breit, und bestehen aus drei Lagen Bretter, von denen die mittlere 2 Zoll (0,052 m ) breite, 9 Zoll (0,235 m ) hohe Sparrenschwelle aufgeklaut und an dieser mittelst Holzknaggen befestigt. Die Schwelle ist in jedem Binderpfeiler, deren Entfernung von Mitte zu Mitte 3,51 m beträgt, mittelst zweier ca 5,65 m langer, eiserner Anker befestigt. Die Binderpfeiler sind nach außen zu nach Maaßgabe der punktirt angedeuteten Drucklinie durch Strebepfeiler, deren obere Endigung als Pilaster das Hauptgesims trägt, verstärkt. Der Längenverband des Daches wird hauptsächlich durch die innere 26 zm starke und die äußere ebenso starke Schalung hergestellt; doch sind auch noch zu diesem Zweck an der äußeren Laibung der Bogen- Viertes Kapitel. Fig. 363. Die Dachgerüste. sparren über Kreuz gelegte Bandeisen, die in die Sparren einge- lassen und mit diesen verbolzt sind, angeordnet, welche namentlich Fig. 364 A — C. beim Richten des Daches von guter Wirkung waren. Behufs des Aufstellens wurde jeder Sparren auf einer in der Höhe der Um- fassungsmauern angebrachten den ganzen Saal überdeckenden Rüstung vollständig zusammengesetzt und dann im Ganzen aufgerichtet. Auf den Bindersparren sind über der äußeren Schalung zur größeren Steifigkeit Verstärkungsgurte aus zweien über einander liegenden je Viertes Kapitel. 26 zm starken, 21 zm breiten Brettern, die mit den Bindersparren durch lange Nägel und Holzschrauben verbunden sind, angebracht. Das Dach ist mit Pappe gedeckt; um im Scheitel der Bögen ein günstiges Gefälle zu bekommen, sind dort die Sparren durch aufgesetzte Knaggen etwas überhöht. Behufs Feststellung der Stärke für die Bohlenbögen wurde vor der definitiven Aufstellung derselben ein Versuch mit vier nach der vor- stehend beschriebenen Construktion angefertigten und mit einander verbundenen Bohlenbögen angestellt. Es geschah dies auf dem Zim- merplatze des Herrn Strauch und unter Mitwirkung des letzteren. Wie die Skizze Fig. 365 zeigt, waren die Bohlenbögen auf der einen Seite fest, auf der anderen beweglich aufgestellt, so daß sie Fig. 365. leicht jedem Schube nachgaben. Es waren an beiden Auflagern der Bögen Latten a angebracht, welche in der Mitte des Bogens durch einen horizontalen Balken b (Hebel) der Art verbunden wurden, daß sie mit diesem in 9½ Zoll (0,248 m ) Entfernung verbolzt waren. Es diente dieser 9½ Zoll lange Theil des Balkens als kleinerer Hebelsarm, während die Länge des größeren 23 Fuß (7,22 m ) betrug. Dieser Hebel konnte durch Gewichte in seiner ursprünglichen Lage fest- Die Dachgerüste. gehalten werden, und gaben dieselben bei stattfindenden Belastungen die Höhe des resultirenden Schubes an. Das Gerüst zum Aufbringen der Belastungen und zum Messen der Durchbiegungen im Scheitel ist als unwesentlich nicht mitge- zeichnet. Bei den Versuchen wurde zunächst der bewegliche Fußpunkt der Bögen durch Gewichte in seine normale Lage gebracht, dann die Bögen in der Scheitellinie mit 30 Ctr. (1500 Kilogr.) belastet, wobei 55 Pfd. (27,5 Kilogr.), am langen Hebelsarm angebracht, den be- weglichen Fußpunkt in seiner normalen Lage hielten, bei ⅝ Zoll (0,016 m ) Durchbiegung im Scheitel. Bei einer Belastung der Bogen- scheitel mit 41 Ctr. (2050 Kilogr.) waren zur Erhaltung der nor- malen Lage des beweglichen Auflagers 75 Pfd. (32,5 Kilogr.) am langen Hebelsarm, bei einer solchen von 52 Ctr. (2600 Kilogr.) 95 Pfd. (47,5 Kilogr.) erforderlich. Bei der Belastung von 41 Ctr. wurde die Durchbiegung im Scheitel nicht gemessen, bei der Belastung von 52 Ctr. betrug dieselbe 1 Zoll (0,026 m ). Nachdem die Be- lastungen entfernt und die Spannvorrichtung beseitigt waren, ging der bewegliche Fußpunkt der Bögen um 6 Zoll (0,157 m ) aus seiner normalen Lage bei 2 Zoll (0,052 m ) Durchbiegung der Bögen im Scheitel. Die resultirenden Schube ergeben sich nach obigen Daten für 30 Ctr. Belastung im Scheitel = = 15,98 Ctr. = 799 Kilogr., für 41 Ctr. Belastung im Scheitel = = 21,79 Etr. = 1089,5 „ für 52 Ctr. Belastung im Scheitel = = 27,60 Ctr. = 1380 „ Der mittlere Schub ist etwa derjenige, der dem wirklichen Druck bei verticaler Belastung incl. der zufälligen Belastung entsprechen würde. Dieser Horizontalschub ist jedoch viel kleiner als der durch starken Winddruck (bei nahezu horizontaler Richtung desselben) bewirkte. Es ist deshalb bei Berechnung der erforderlichen Wandstärken und Verankerungen der letztere allein berücksichtigt, da der Horizontal- schub, welcher aus den verticalen Belastungen entsteht, auf beide Wanderley, Bauconstr. 16 Viertes Kapitel. Umfassungsmauern entgegengesetzt wirkt und in Betreff des resul- tirenden Gesammtschubes sich gegenseitig aufhebt. Der Winddruck würde, zu 25 Pfd. pro Quadratfuß (1,83 Kilogr. pro Quadratzenti- meter) und schwach geneigt zum Horizont angenommen, auf ein Bindersystem von 11 Fuß 2 Zoll Länge auf die Dachfläche und die freistehende Fläche der Umfassungsmauern des Saales etwa 97 Ctr. (4850 Kilogr.) betragen, bei einem Momentenarm von 16½ Fuß, welcher sich auf einer Bruchfuge in der Höhe des Sockels der oben beschriebenen Strebepfeiler bezieht. Dabei ist, da die Bohlensparren als elastische Körper dem Winddrucke nachgeben, als fester Angriffs- punkt des letzteren das Auflager der Bögen auf die Umfassungs- mauern gedacht. Daraus folgt dann ein Windmoment von 1600 Fuß — Ctr. (25000 Kilogr. — Meter). Um diesen beträchtlichen Schub aufzuheben, war die oben beschriebene tief heruntergeführte Veranke- rung der Sparrenschwelle, ebenso die strebepfeilerartige Ausbildung der Wandpfeiler, deren Stärke nahe über dem Dache der Seiten- bauten 3½ Fuß (1,098 m ) beträgt, erforderlich. Es genügt dies, um auch dem stärksten vorkommenden Winddrucke entgegen zu wirken, obwohl derselbe an dem steilen Dache beträchtliche Angriffs- flächen findet. Die seit Beendigung des Baues (September 1869) in berliner Gegend stattgehabten starken Stürme, namentlich der orkanartige vom 17. Dec. 1869, haben auch keinerlei nachtheilige Einwirkungen auf das Dach ausgeübt. Während in dem vorigen Beispiel der Bogenform ein Halbkreis zu Grunde liegt und letztere äußerlich sichtbar bleibt, ist der Bogen- binder Fig. 366 nach einem hohen Segment construirt worden und Fig. 366. die Dachfläche nach einem flachen Satteldache hergestellt. Die ganze Spannweite beträgt 14,5 m . Die Bögen stecken in eisernen Schuhen Die Dachgerüste. und eine kräftige Zugstange hebt den bedeutenden Bogenschub auf, so daß nur ein verticaler Druck entsteht. Die Bögen kommen nur in den Hauptbinderentfernungen von 4 m vor und tragen die Ketten- säulen. Die hohe Drempelwand besteht aus einer vorgeblendeten Riegelwand. Das Deckmaterial besteht aus Vulkancement und Erde. Die Bogendächer nach Emy . Bei dieser Construktionsweise werden Balken in schmale Streifen geschnitten, diese mit einer Erdwinde gebogen und dann in ihrem gekrümmten Zustande fest zusammen verbolzt (Fig. 367). Derartige Fig. 367. Bogengespärre werden in Entfernungen von 3 — 5 m als Binder aufgestellt, hierauf werden Fetten, welche wiederum die Sparren unterstützen, gelegt. Die Bohlen- und Bogensparren werden im Hochbau nur noch selten angewendet, da die Construktion in Eisen mit Holz bei großen Spannweiten eleganter, solider und billiger ist. Dächer mit Gittersparren . In neuerer Zeit hat man mehrfach versucht, die Sparren gitter- artig auszubilden und zwar nach den bei den Eisenconstruktionen geltenden Grundsätzen. Ein hierher gehöriges Beispiel veranschaulicht die Fig. 368 A und B . Dieses Beispiel wurde vom Baurath v. Raven in Hannover con- struirt und statisch berechnet, und besteht hauptsächlich aus Bohlen. Die Binderentfernung beträgt 3,05 m . Auf dem massiven Sockel steht die Schwelle d (12/15 zm stark), welche den äußeren Stiel trägt. Die Fette f ist ebenfalls 12/15 zm stark. Der Hauptbinder besteht aus der durchgehenden doppelten Zange, welche aus zwei Bohlen von je 8/20 zm Stärke hergestellt ist. Auch der Hauptsparren hat zwei Bohlen von je 8/20 zm Stärke, während die Leersparren einfache 8/20 zm starke Bohlen sind. Die Hauptsparren b sind mit der Zange z mittelst Vergitterung verbunden; die Gitterhölzer sind einfach, bestehend aus 16* Viertes Kapitel. dem 12/15 zm starken Hängeholz und den ebenso starken Streben a , welche sich gegen h mit Versatzung stützen. Oben und unten werden die Fig. 368. Die Dachgerüste. Gitterhölzer von den doppelten Zangen und Sparren erfaßt und mit diesen verbolzt. Die Strebe s ist 15/17 zm und die Zange c 12/15 zm stark. Für das Auflager der Leersparren sind Fetten e e , welche am Forst zangenartig die mittleren Hängesäulen umfassen, vorhanden. Die Gesammtbreite des Daches beträgt 14,8 m . Dächer, die nach dem Hänge- und Sprengewerksprincip construirt werden , kommen häufig und in den mannigfachsten Größen und Formen vor. Zunächst wären diejenigen Dachgerüste zu nennen, welche für große freie Dachbodenräume der landwirthschaftlichen Gebäude her- gestellt werden. Das Princip dieser Dächer besteht in Folgendem: es ist ein Hauptsparren a vorhanden, welcher zur Unterstützung der Fetten dient, die nur 1,5 m auseinander liegen und den Sparren- rost ersetzen; diese Hauptsparren werden in dem oberen Dachtheile hängewerksartig ausgebildet und mittelst des Zangenhol- zes c mit einander zusammen- gehalten (Fig. 369). Um den Druck des Hängewerks auf- zufangen, sind die Streben b erforderlich, die die Last des Daches auf die Balkenlage übertragen. Die Hölzer a b c bilden dann ein Sprengewerk. Fig. 369. Die Spannweite s hängt von der Anzahl der Fetten (Riegel) ab Dächer, die keine Sparren, sondern anstatt derselben 1 — 1,5 m auseinander liegende Fetten haben, heißen in Oesterreich: „ Riegeldächer .“ . Das vorgenannte Princip ist in noch größerem Maßstabe ver- wirklicht in dem Beispiele Fig. 370, in welchem die Dimensionen der hauptsächlichsten Hölzer angegeben sind. Eine noch größere Rolle spielen die Hänge- und Sprengewerks- dächer in Dachgerüsten ohne Balkenlagen, wie solche in Reithallen, Turnhallen, Exercierhäusern so vielfach angewendet werden. Es ruht dann der ganze Dachrost auf einem Gerüste, welches den Schub der Dachfläche und des Gerüstes selbst möglichst tief hinabführen, und zwar in der Weise, daß die Umfangswände des Gebäudes mög- Viertes Kapitel. lichst wenig gedrückt werden. Außerdem muß der bei diesen Dächern vorhandene starke Horizontalschub durch Zangen und Streben gehörig aufgehoben werden. Zu diesem Behufe sind Klappstiele erforderlich, welche den Schub der Streben und der Gespärre auffangen. Die Klappstiele (Fig. 371) stehen nach Innen geneigt, um einen bessern Fig. 370. Widerstand leisten zu können und nach dem Setzen des ganzen Daches nicht nach Außen überzuhängen. In der Regel wird das (Riegel-) Fettendach mit den Sprenge- werkconstruktionen in Verbindung gebracht, wobei dann die Binder- entfernung meistens 3 m mißt. Fig. 372 zeigt ein derartiges Sprenge- werksdach für 14 m Spannweite. Fig. 371 Fig. 372. Die Dachgerüste. Fig. 373 — 375 veranschaulichen die verschiedenen Anordnungen der Sprengewerksdächer für größere Spannweiten. Macht man den Stuhlpfosten d (Fig. 372) aus einem ganzen Holze, so wird derselbe schon bei geringen Spannweiten so stark sein müssen, daß man besser thut, doppelte Klappstiele (Fig. 377) anzuordnen. Fig. 373. Fig. 374. Fig. 375. Fig. 376. Mit den Sprengewerksdächern hat Ardant umfassende Versuche angestellt; er giebt für den Horizontalschub des geraden Gespärres folgende Formel an: . Hierin bezeichnet (Fig. 378): P das ganze, durch das Gespärre getragene, Gewicht, m u. n die Horizontal- u. Verticalproportionen des Sparren R T , Viertes Kapitel. p und w die Horizontal- und Verticalproportionen der Stuhl- säule Z R. Die Neigung des Pfostens Z R , also des Winkels zwischen dem geneigten Pfosten und der Lothrechten, beträgt circa 3° oder p = 0,052 w. Ist das Gespärre so geordnet, daß der Pfosten und der Haupt- sparren an einem Halbkreise tangiren (Fig. 378), so ist: für ein Winkeldach S = 0,197 P , „ „ Dritteldach S = 0,220 P , „ „ Vierteldach S = 0,227 P , oder in Worten, der Horizontalschub von dergleichen gleichmäßig belasteten Gespärren beträgt circa ⅕ — ¼ der Belastung derselben. Fig. 377. Fig. 378. Für die Stärke der Widerlagsmauern stellt Ardant folgende Tabelle auf, wobei jedoch zu bemerken ist: 1) Die erhaltenen Mauerstärken gelten nur dann, wenn das Erdreich unpreßbar ist; 2) die Absätze des Fundamentes und möglicherweise selbst die Stärke der Mauer, zwischen dem Boden und dem Fuß- punkte des Gespärres, müssen vergrößert werden, wenn der Grund unter dem Gewichte des Mauerwerkes aus- weichen könnte; 3) der Mauertheil, vom Fußpunkte der Gespärre bis zum Kranzgesimse, darf keinen Horizontalschub erleiden, der Pfosten muß also noch einen gewissen Abstand von der Mauer haben, damit er beim Senken des Daches keinen Druck auf die Mauer ausübt (Fig. 374). Die Dachgerüste. Tabelle der Mauerstärken für die Umfassungswände von Gebäuden (in abgerundeten Zahlen), deren Dächer durch Gespärre ohne Durchzüge getragen werden. Die nachfolgenden Figuren veranschaulichen die Anwendung der Sprengewerksconstruktionen in verschiedenen Gebäudearten. Die Anlage eines großen freien Schuppens geben die Figuren 379 — 381; der Binder in Fig. 379 besteht aus den Bockstreben a a , welche mit doppelten Zangen b verbunden werden, stehen auf der Eichenholzschwelle i und tragen die Fetten c und d; die doppelten Zangenhölzer f halten die beiden seitlichen Sprengeböcke in Span- nung und verbinden die gegenüberliegenden Dachflächen mit ein- ander. Die Sparrenspitzen werden mit dem Kehl- oder Spitzbalken g unterstützt. Wie die Fig. 380 zeigt, stehen die Binder 4,75 m aus- einander und auf Mauerpfeilern von 1,9 m Länge und 0,63 m Breite. Zwischen den Hauptbindern sind nur 2 Leergebinde in 1,58 m Ab- ständen vorhanden. Die Enden des Schuppens sind zeltartig abge- walmt und bestehen aus vier halben Bindern. Die Fig. 381 A u. B giebt den Werksatz. Der Abstand des Dachsaumes von dem Terrain be- trägt 3,32 m . Die Hölzer haben folgende Querschnitte: aa = 20/23 zm ; b = 2 à 10/26 zm ; c und d je 18/18 zm ; e = 13/16 zm ; f = 2 à 10/26 zm ; g = 13/16 zm ; h = 16/16 zm ; i = 20/25 zm . Eine andere Hänge- und Sprengewerksverbindung giebt der Binder des neuen Locomotivschuppens in Königsberg (Fig. 382); er besteht in dem oberen Theil aus einem doppelten Hängebocke, welcher Viertes Kapitel. Fig. 379. Fig. 380. Die Dachgerüste. Fig. 381. Viertes Kapitel. da, wo die Hängestreben sich aufsetzen, durch Sprengestreben unter- stützt wird. Letztere tragen gleichzeitig die mittleren Dachfetten. Der Fig. 382. Hängebalken z ist doppelt und umgreift sämmtliche Hölzer zangen- artig. Die oberste Dachspitze trägt einen niedrigen Dachreiter. Mit dem vorstehenden Binder ähnlich, jedoch ingenieuser aus- gebildet, ist der Binder Fig. 383. Der Hängebalken ist hier durch Fig. 383. Die Dachgerüste. eine Zugstange ersetzt worden, und die Streben ss dienen haupt- sächlich zur besseren Unterstützung der Hängewerksenden; sie tragen aber auch noch die Sparrenfetten und sind in zweifacher Anzahl vorhanden. Da es im vorliegenden Beispiele darauf ankam, einen großen Waggonschuppen zu überdecken, so sind ungefähr zehn so construirte Dächer neben einander angeordnet und befindet sich eine tiefe Zinkröhre zwischen zwei Dachflächen. Der erhöhte Theil o ist ein Oberlicht und mit Glas eingedeckt. Für große und breite Schuppen, für landwirthschaftliche Zwecke ꝛc. empfiehlt sich der Binder Fig. 384. Derselbe besteht aus drei Theilen, Fig. 384. von denen der mittlere die beiden seitlichen Theile überragt, und die Anbringung der seitlichen Oberlichter gestattet. In der ange- deuteten Art construirte man den Schuppen für landwirthschaftliche Geräthe und Maschinen auf der Wiener Weltausstellung. Sehr einfach und zweckmäßig ist die Construktion des Binders der neuen Gießerei in Georgs-Marien-Hütte bei Osnabrück (Fig. 385). Bei Herstellung dieses Binders mußte man auf einen ganz freien Raum in der Mitte des Gebäudes bedacht sein, um den Gießerei- laufkrahn hin- und herbewegen zu können. Für den schnellen Abzug der Dämpfe wurde der mittlere Theil des Daches so gehoben, daß seitliche Ventilationsöffnungen, die gleichzeitig als Fenster dienen, angebracht werden konnten. Der mittlere Theil des Dachgerüstes besteht aus einem Hänge- und Sprengewerk; in dem Hängewerke wird der Hängebalken a von einem Hängeeisen aufgefangen. Die Viertes Kapitel. beiden seitlichen Pultdächer zeigen die Fettenconstruktion. Folgende Maße sind hier bemerkenswerth: Binderentfernung = 5 m ; der Lauf- krahn trägt 400 Ctr.; Hängebalken a = 18/21 zm stark; Doppelstreben b = g 10/21 zm ; Hauptsparren c = 16/21 zm ; Fette d = 16/21 zm ; Spar- ren e = 10/10 zm ; Fette f = 18/18 zm ; Ständer g = 21/21 zm ; innere Zange h = 10/21 zm ; äußere Zange i dito; Sparren k = 10/10 zm ; Hauptsparren l = 15/21 zm ; Ständer m = 21/21 zm ; Schwelle n = 21/21 zm ; Strebe o = 12/16 zm , Fette r = 16/21 zm ; Balken p = 25/30 zm . Fig. 385. Mit dem mittleren Theil des vorigen Dachgerüstes sehr ähnlich ist der Dachbinder zu einem Locomotivschuppen der Heppens-Olden- burger Eisenbahn (Fig. 386). In demselben bildet ein einfaches Hängewerk mit der Hängesäule h und der verlängerten Hängestange den hauptsächlichsten Theil der Construktion; zur Unterstützung der Fetten e sind dann die doppelten Streben c angebracht, welche von dem doppelten Zangenholze i in besserer Verspannung gehalten werden. Es sind dadurch viele feste Dreiecksverbindungen entstanden, die dem ganzen Dachgerüst eine bedeutende Festigkeit verleihen. Die Streben c stemmen sich gegen einen Fußklotz l , der fest vermauert und mit den Streben verbolzt ist und auf einem 0,4 m hohen und Die Dachgerüste. 0,5 m breiten Granitblock liegt. Der Pfeiler ist incl. Vorlage 3 Stein stark. Die Zwischenmauer selbst ist 1½ Stein stark. Die Holz- Fig. 386. dimensionen sind folgende: die Fußfette a 20/24 zm , Sparren b 16/19 zm , Doppelstreben c je 15/24 zm stark, Hängestreben d 16/25 zm , Zwischenfette e 20/29 zm , Fußfette f 16/20 zm , Zugbalken g 24/24 zm , Hängesäule h 16/24 zm , Doppelzangen i je 11/24 zm , Fettenbügen k 16/16 zm , Fußklotz l 22/22 zm . Das Dach ist mit englischem Schiefer gedeckt worden. Eine weitere Ausbildung der vorstehenden Construktion giebt Fig. 387, in welcher das Hänge- und Sprengewerksprincip noch Fig. 387. mehr hervortritt. Wiederum ist ein einfaches Hängewerk mit den Streben s s , den Zugbalken g g und der Zugstange z vorhanden. Die Streben s tragen die in 1,5 m Entfernung liegenden und von Knaggen unterstützten Fetten (Riegel) f. Die starkbelasteten Streben s sind zweimal mit Sprengestreben a und b unterstützt, welche den Druck auf einen, auf einer Sandsteinconsole stehenden Klappstiel k Viertes Kapitel. übertragen. Damit die schräg geneigten Streben b b nicht nach inwendig stürzen, ist die doppelte Zange t , welche das ganze einfache Hängewerk umfassen, vorhanden. Auch in diesem Binder wurde besonders auf die Herstellung unverschiebbarer Dreiecke gesehen. Eine Hänge- und Sprengewerksconstruktion besonderer Art zeigt die Fig. 388, welche einen Binder der Eisengießerei des Herrn Fig. 388. Wurmbach in Frankfurt a/M. darstellt. Bei der Construktion des- selben mußte auf einen freien Raum für den Gießkrahn und auf eine Dacherhöhung zur schnelleren Abführung der Dämpfe gesehen werden. Die Construktion besteht hauptsächlich aus den Hänge- streben s , welche bis auf die Balken b reichen und mit diesen ver- bolzt sind; weil letztere Hölzer aber nicht durchgehen, so wurde der Strebenschub durch die doppelten Zangen z unschädlich gemacht, und an diesen Stellen das oberhalb entstehende einfache Hängewerk durch die Streben t abgesteift. Weil die Streben s dort, wo die Zangen z und die Fetten des überhöhten Dachtheils sich befinden, geschwächt werden, hat man sie noch mittelst Sattelhölzern verstärkt. Der erhöhte Dachtheil ist flacher als die seitlichen Pultdächer; letztere werden von Zwischenfetten m , die auf dem unteren Theil der Streben s ruhen, getragen. Um den oberen Theil des erhöhten Daches gegen Verschiebung in der Quere zu sichern, ist eine doppelte Die Dachgerüste. Zange g vorhanden. Der Kopf der Hängesäule h ist durch ange- bolzte Hölzer verstärkt worden. Die Figuren 389 A und B geben Fig. 389 A u. B. einige Details zu dem vorstehenden Binder; k ist ein über der Säule liegender, mit Consolen verstärkter eiserner Schuh, welcher den Balken b und l als Auflager dient. Die Holzstärken sind folgende: Balken b = 19/23 zm , Streben t = 19/23 zm , Streben s = 19/29 zm , Hängesäule h = 19/29 zm , Doppelzangen z je = 15/21 zm , Zwischenfetten m = 16/19 zm , Fußfette f = 16/16 zm , Doppelzangen g je = 10/16 zm , Ständer d = 16/16 zm , Doppelschwellen v je = 16/16 zm , Fetten w 16/19 zm , Stiele a = 13/16 zm , sämmtliche Sparren 8/12 zm . Das Dach ist mit Theerpappe eingedeckt. Falls in dem zu überdeckenden Raume Stiele stehen können, läßt sich die Construktion des Binders bedeutend vereinfachen, wie der Hallenbinder in Fig. 390 vergegenwärtigt. Der ganze Raum Fig. 390. ist 20 m breit, und die Stützen stehen 3,7 m von der Wand entfernt. Die Firstfette ruht auf einem einfachen Hängewerk, dessen Streben s Wanderley, Bauconstr. 17 Viertes Kapitel. mit den Stielen t überblattet sind und dessen Schub durch die Doppelzange z und die eiserne Zugstange aufgefangen wird. Die Fette f liegt auf den Stielen t , während für die Fette m eine Strebe nothwendig ist, welche sich auf s stützt und von einer andern Strebe unterfangen wird. Angebolzte Knaggen verhindern das Wegrutschen dieser Streben. Eine treffliche Hänge- und Sprengewerksconstruktion ohne durch- gehende Zuganker besitzt die Turnhalle zu Brünn (Fig. 391). Das Fig. 391. hohe mit Schiefer bedeckte Dachgerüst besteht aus den doppelten Klappstielen k , die auf einem Sandsteinblock stehen und in dem vor- stehenden Ziegelpfeiler vermauert sind. Die Klappstiele umfassen die Sparren und Zangen z , sowie die Streben s. Durch Ueberblattung und Verbolzung werden sämmtliche Hölzer unverschiebbar zusammen Die Dachgerüste. gehalten. Den oberen Theil des Dachgerüstes halten die Kreuz- zangen a a und die horizontale Zange b zusammen. Behufs besserer Uebertragung des Dachdruckes auf die Mauer sind consolartige Knaggen unter die Hölzer a und b , s und z gebracht und mit diesen verbolzt. Die Knaggen sind nach einem Halbkreise ausgeschnitten, so daß eine verschalte Bogendecke leicht hergestellt werden konnte. Der First wird mit einer Firstfette und Hängesäule unterstützt. Die ein- fache Ausbildung der seitlichen balkonartigen Gallerien macht die Figur ersichtlich. Für den starken Dachschub sind kräftige, nach Außen springende Ziegelpfeiler, die der in mittelalterlicher Backsteinarchitectur durch- gebildeten Fa ç ade ein äußerst solides Ansehen verleihen. Die Turn- halle wurde nach den Entwürfen des Architecten Prokop ausgeführt. Die nachfolgenden Figuren geben drei Binder für freie Reit- hallen an. Fig. 392 zeigt einen Binder zu einer Reithalle in Wien. Die Spannweite des Binders beträgt zwischen den Umfassungen der Fig. 392. Langseiten 12 wiener Klafter oder 22,75 m . An diesem Binder ist das Mollersche Knotensystem in ganz normaler und zweckmäßiger Weise zur Anwendung gelangt. Die Construktion des Binders besteht aus den oberen beiden Hauptstreben a , welche die Dach- 17* Viertes Kapitel. fetten Solche Fetten, die als Ersatz der Sparren dienen, heißen in Oesterreich Riegel , wonach die Dächer auch „Riegeldächer“ genannt werden, im Gegensatze zu „Sparrendächern.“ tragen, aus zwei anderen Streben, welche am Fuße der ersteren mit diesen durch Verzahnung und Bolzen verbunden und an ihrem andern Ende durch Zapfen und Versatzung mit den gegen- überliegenden Hauptstreben vereinigt sind. Die vier Streben bilden hierdurch zwei größere Dreiecke, welche durch eine in der Mitte des Binders angeordnete Hängesäule h noch eine weitere Befestigung erhalten. Die durch die Streben gebildeten Dreiecke werden aber ferner noch durch eine horizontal gelegte Doppelzange z , welche in der Mitte der äußeren Hauptstreben eingelegt ist, unter sich verbun- den, und es wird hierdurch auch unter dem First ein drittes größeres Dreieck gebildet, welches die Festigkeit der Construktion hauptsächlich mit sichern hilft. Behufs möglichster Beseitigung eines durch die Verbindung der Streben unter sich und mit der horizontalen Doppel- zange resp. der doppelten Hängesäule etwa noch zulässigen Schubes und zur Errichtung eines beinahe ganz senkrechten Druckes der Binderconstruktion auf die Umfassungsmauern sind am Fuße der Hauptstreben noch kurze, am untern Ende auf Consolen geneigt stehende Pfosten s unter diese gestellt, und durch Streben und Zangen mit ihnen verbunden. Die Construktion des Binders ist hierdurch so gesichert, daß kaum die geringste Bewegung innerhalb der einzelnen und ganzen Verbindung, den lothrechten Stand und die Festigkeit der Umfassungsmauern gefährden dürfte. Fig. 393 zeigt einen Binder zu einer Reithalle im Jesuitenhof in Wien, welchen wir einer Beschreibung von Liebold in der Holz- mindener Zeitschrift entnehmen. Dieser Binder ist in der Hauptsache ebenfalls nach den zuerst von Moller aufgestellten Grundsätzen über die Construktion von Dachbindern, oder nach dem sogenannten Mollerschen Knotensystem gebildet. Zwei nach der Dachform und gegen einander geneigte Streben bilden dabei den oberen Abschluß des Binders und dienen gleichzeitig dazu, um die über die Streben gestreckten Dachfetten aufzunehmen. Die Dachfetten oder Riegel sind mit diesen Hauptstreben überblattet und dann durch lange Nägel befestigt. Für die Festigkeit der Dachbinder dürfte es aber vortheil- hafter sein, wenn die Fetten durch Knaggen, wie in Fig. 392, die nöthige Unterstützung erhalten hätten, da dann eine Schwächung Die Dachgerüste. der Hauptstreben durch die Ueberblattung ganz ausgeschlossen war. Am Fuße sind die Hauptstreben durch lothrecht an und auf die Um- Fig. 393. fassungen gestellte Ständer unterstützt, und am Kopfe greifen beide in eine aus Doppelzangen gebildete Hängesäule. Unter dem First ist zwischen den Hauptstreben eine horizontale Zange h eingeblattet, welche in ihrer Mitte ebenfalls von der Hängesäule gefaßt und, wie der Kopf der Hauptstreben, durch Bolzen mit dieser verbunden wird. Durch diese Zange ist am First ein unverschiebliches Dreieck gebildet. Der Fuß der Hauptstreben wird mit den lothrechten Ständern eben- falls durch Zangen v mittels Ueberblattung verbunden, und entsteht hierdurch auf jeder Seite ein zweites Dreieck, welches, wie das Dreieck am First, noch durch Doppelzangen w und Bolzen befestigt wird. Zur Vermehrung der Widerstandsfähigkeit des in der ge- nannten Weise aus Hauptstreben, Ständern und Doppelzangen zu- sammengesetzten Dachbinders und behufs einer möglichst innigen Verbindung dieser Hölzer unter sich sind weiter, beinahe in Halb- kreisform, dicht unter den Ständern, Zangen v und z und Streben s und zwischen den Zangen und der Hängesäule bogenartige Hölzer h angeordnet und durch die Zangen am Fuß und First befestigt. Außerdem sind noch zu beiden Seiten des Firstes, ungefähr in der Viertes Kapitel. Mitte zwischen dem First und Fuß des Binders, zur festen Verbin- dung der Hauptstreben mit den unteren Kreisstücke bildende Hölzer als zwei andere Doppelzangen eingelegt. Durch die Anwendung der einen Bogen darstellenden Hölzer erhält der Binder unterhalb einen passenden Abschluß und eine sehr angenehme Form. Die Construk- tion dieses Binders ist daher auch als sehr gelungen zu bezeichnen. Während in den beiden vorstehenden Figuren die Dachconstruk- tion sichtbar bleibt, ist in dem Beispiele Fig. 394 die Decke verschalt Fig. 394. worden; die Construktion besteht zunächst aus einem einfachen Hänge- bocke, dessen Hängesäulen und Hängebalken theilweise durch Eisen- stangen ersetzt sind. Die Hängestreben tragen Zwischenfetten und werden von den Streben a und b unterstützt, welche sich überschnei- den und gegen den Klappstiel k mit Versatz setzen. Die Streben a und b übertragen den Dachdruck möglichst gleichmäßig und tief auf die Klappstiele k , so daß die vorspringenden Verstärkungspfeiler keiner außergewöhnlichen Stärke bedürfen. Zur besseren Sicherung der Dreiecksverbindungen dienen die doppelten Zangen zz. Aus gleichem Grunde sind die Hängesäulen h vorhanden. Die Hölzer a , c , h , g benutzt man zum Befestigen der Deckenverschalung. Eine interessante, wenn auch schwerfällige Ueberdeckung bietet die Die Dachgerüste. vom Architecten Hauers entworfene und im Jahre 1864 ausgeführte Turnhalle in Hannover. Der Turnsaal hat eine Länge von 30 m und eine Breite von 19,7 m ; er ist bis zum Kämpfer des mittleren spitzbogigen Brettergewölbes 5,9 m hoch. In der Verbindung mit der Vorhalle, dem Fechtsaale und dem Berathungszimmer ist an der Schmalseite der Halle (siehe Fig. 395) in Fußbodenhöhe des zweiten Geschosses des Vorderbaues eine Empore für Zuschauer in 3 m Breite angeordnet. Das ganze Gebäude ist in gothischem Style in engem Anschlusse an die Construktionen des im Mittelalter so eigenartig entwickelten norddeutschen Backsteinbaues ausgeführt. Die Con- struktion selbst besteht hauptsächlich aus kräftigen Sprengstreben, welche sich gegen breite Ziegelstein-Widerlager stützen. Mittelst Zangen und Stielen werden die Dachfetten unterstützt, und die bogenförmig ausgeschnittenen Hölzer sprengen die Construktion bogen- artig ab. Sämmtliches Holzwerk der sichtbaren Dachconstruktionen wurde sauber abgehobelt und durch einen durchsichtigen Firniß-, Lack- resp. Wachsanstrich geschützt. Auf diesen Grundton ist dann die decora- tive reich auftretende Malerei mit reinen Farben und Gold aus- geführt. Das Dach ist mit Dachpfannen eingedeckt. Da Behufs möglichst freier Benutzung der der Heizbarkeit und Kosten wegen nicht allzu hoch auszuführenden Turnhalle durchgehende Balken oder Zugstangen in derselben vermieden werden sollten, war eine starke Widerlagsconstruktion gegen den Schub des ganz in Holz ausgeführten Dachstuhles erforderlich, und erschien es zweck- mäßig, das Widerlager theilweise in die Halle hineinzuziehen und in derselben als Stützen in 0,9 Meter Entfernung von der Wand zwei Stein starke Backsteinsäulen anzuordnen. Diese sind in Längen- richtung der Halle mittelst Gurtbogen mit einander verbunden und tragen zunächst die eigentliche Stützmauer der Dachconstruktion. Die zwischen dieser und der Außenmauer sich bildenden Joche wurden mit ½ Stein starken spitzbogigen Tonnengewölben, deren Gewicht das Widerlager vermehrt, überdeckt. Behufs thunli ter Vermin- derung der Höhe der Außenmauer wurde dieselbe in den einzelnen Jochen entsprechende Giebel aufgelöst, deren hinterliegende Dächer in das Hauptdach der Halle einschneiden. Die Abwässerung erfolgt zwischen diesen kleinen Dächern durch offene in Wasserspeier endende Rinnen, welche auf der schrägen Abdeckung der Strebepfeiler ruhen Viertes Kapitel. Fig. 395. Die Dachgerüste. und das Wasser in darunter stehende Fässer führen, in denen das- selbe zum Benetzen des Turnplatzes und des Fußbodens der Halle gesammelt wird. Durch die gedachte, theilweise nach innen gezogene Widerlags- construktion wurde eine, über die Forderung des Programms um 1,25 m hinausgehende lichte Weite der Halle von 19,7 m erlangt. Die durch die Säulen entstehende Abtheilung und der hinter denselben gewonnene Raum ist beim Turnen selbst, ferner der Communications- gang während desselben, und nach dem Turnen zur Aufnahme der beweglichen Geräthe sehr vortheilhaft zu benutzen. Das einfache Hänge- und Sprengewerksprincip finden wir in dem Binder Fig. 396, welcher zur Ueberdeckung eines großen mit Fig. 396. seitlichen Emporen versehenen Saales dient. Die Emporenconstruktion wurde als Widerlager für das Sprengewerk benutzt, wodurch der Viertes Kapitel. Strebenschub vollständig aufgefangen wird. Auf dem Hauptsparren a ruhen die mit Knaggen unterstützten Dachfetten (Riegel) in Entfernungen von 1,5 m . Der Sprengebock besteht aus den Sprengestreben b und dem Spannbalken c , welche beide sich gegen ein Sattelholz d stem- men, welches zur Verstärkung des Hauptsparrens a dient und mit diesem verbolzt und verdübelt ist. Damit die Hölzer b und c nicht abrutschen können, stecken sie mit ihren Enden in gußeisernen Schuhen s , die mit breiten Platten versehen sind und an dem Stiel t und dem Hauptsparren a verbolzt werden. Zwischen den Hirnhölzern von b und d sowie d und c befindet sich je eine dünne Bleiplatte. Der Spannbalken c wird von einer doppelten Hängesäule gehalten, außerdem verhindert die dopplte Zange z das Durchbiegen der Strebe b. Die Diagonalstreben e und f bilden ein unverschiebbares Widerlager für das Sprengewerk. Eine bedeutend bessere Ausbildung, besonders in architectonischer Hinsicht, besitzt der Binder Fig. 397. In ihm wird durch die An- ordnung zweier verschieden geneigter Streben a und b nicht nur der Hauptsparren c zweckmäßig unterstützt, sondern auch der ganze Dach- druck auf zwei, in verschiedenen Höhen befindliche Stützpunkte gleich- mäßig übertragen, und somit der ganzen Construktion eine bedeutend größere Stabilität verliehen. Der Spannbalken d umgreift zangen- artig die Hölzer a , c und h. Die linke Hälfte des Binders giebt die Verschalung der Decke an. Eine zweckmäßige Decken- und Dachconstruktion befindet sich über der Aula des Gymnasiums und der höheren Bürgerschule zu Han- nover (Fig. 398). Die Aula hat zu beiden Seiten eine auf Mauer- bögen ruhende Gallerie. Sie ist oben 11 m , unten 9 m breit und im Ganzen 10,5 m hoch. Zur Unterstützung des Dachrostes, welcher auf der Firstfette f , der Fußfette p und der Mittelfette m ruht, ist ein Hängewerk vorhanden, dessen Hängesäulen auf der Firstfette f liegt, dessen Hängebalken z zangenartig angeordnet ist, und zwar in der Höhe der Mittelfette m. Die Hängestrebe s reicht, parallel laufend mit dem Sparrenrost, bis zum Stiele t und ist mit diesem als auch mit dem Stiele u überblattet und verbolzt. Die Unterstützung der durch die Mittelfette doppelt belasteten Zange z geschieht durch die Sprengestrebe r , welche, ebenfalls bis t reichend, mit den Hölzern t , u , s und z gehörig verbolzt ist. Der Schub der Strebe s wird außerdem noch durch die Kreuzstrebe v , welche mit den Stielen t Die Dachgerüste. und u fest verbunden ist, ganz unschädlich gemacht. Endlich geben die beiden doppelten Zangen w w dem Fuße der Construktion des Fig. 397. ganzen Binders einen unverschiebbaren Standpunkt. Auch die Dop- pelzange x trägt wesentlich zur Verstärkung des oberen Theils des Binders bei, indem sie gemeinschaftlich mit r ein zweites Sprenge- werk bilden hilft. Durch die Ueberkreuzung dieser beiden Sprenge- werke und die mehrfache Zusammenkuppelung mittelst Zangenhölzern ist eine große Anzahl fester Knotenbildungen und unverschiebbarer Dreiecke entstanden, welche sämmtliche seitlich wirkende Drucke voll- ständig aufheben. Der Stiel u steht auf einem kräftigen und fest eingemauerten Granitconsol k. Bemerkt sei noch, daß unter der Aula A sich die Bibliothek B befindet, und das ganze Gebäude im gothischen Style und Ziegelrohbau durchgeführt ist. Viertes Kapitel. Fig. 398. Die Dachgerüste. Binder mit ausschließlicher Benutzung von Hängewerken haben wir zwar früher schon besprochen, an dieser Stelle sollen aber noch solche vorgeführt werden, welche keine durchgehende Balkenlagen haben. Eine einfache Anordnung enthält der Dachstuhl der mechanischen Werkstatt der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück (Fig. 399). An Fig. 399. dieser Stelle kommt nur der obere Theil des Binders in Betracht, welcher aus dem Hängewerk c h g besteht. Dasselbe stützt sich auf den Stiel d und seine Strebe c reicht bis auf den Balken a. Die Strebe c trägt die Fetten, deren Druck von den Streben k und b unterfangen wird. Damit innerhalb der Werkstatt ein Laufkrahn von 120 Ctr. Tragfähigkeit hin und her bewegt werden kann, darf der Balken a nicht durch das ganze Gebäude reichen, und sind daher eiserne Säulen zur Unterstützung nöthig. Die Holzstärken sind folgende: Balken a = 30/30 zm , Doppelstreben b je = 11/23 zm , Hauptsparren c = 20/25 zm , Ständer d = 20/20 zm , Sparren e = 10/10 zm , Fetten f = 21/23 zm , doppelte Zangenhölzer g je = 11/23 zm , Hängesäule h = 25/25 zm , Doppelzangen i je = 8/15 zm , Streben k = 15/15 zm , Schwelle l = 21/23 zm . Binderentfernung gleich 4,5 m . Viertes Kapitel. Drei einfache Hängewerke enthält der Binder Fig. 400, welcher aus einem erhöhten Mitteltheil und zwei seitlichen Pultflächen besteht. Fig. 400. Zur Unterstützung der Firstfette ist das ein- fache Hängewerk, be- stehend aus der ein- fachen Hängesäule h , den Streben s und dem doppelten Zangenholze z vorhanden. Die Pult- flächen ruhen auf der oberen Fette n , der Mittelfette m und der Fußfette o. Zur Unter- stützung der Mittelfette m sind wiederum ein- fache Hängewerke er- forderlich, deren Bal- ken a auf eisernen Säulen u liegen und den Stiel t tragen. Dieser Binder ist für eine Gießerei bestimmt. Binderentfernung 5 m . Ebenfalls einfach, jedoch mit Vermeidung der hölzernen Hänge- säulen u. Verwendung eiserner Zugstangen an deren Stelle, ist das Dachgerüst des Kohlen- schuppens der Gasan- stalt in Magdeburg, welches wir in Fig. 401 im Quer- und Längen- schnitt reproduciren. Der Schuppen hat hohe massive Giebelwände, jedoch niedrige Seitenwände, welche aus einer hohen Plinthe und einer angemauerten Riegelwand bestehen. Das Dach ist in der Mitte erhöht und an den Seiten mit Pulten versehen. Der Sparren- rost sämmtlicher Dachflächen ruht auf Fetten, die wiederum von ein- Die Dachgerüste. Fig. 401 Viertes Kapitel. fachen Hängewerken unterstützt werden. Besonders beachtenswerth, wie die Zeichnung genau wiedergiebt, ist die Aufstellung des dop- pelten Stieles s , welcher die Balken a a und die Strebe c umklam- mert. Im Uebrigen bedarf die Zeichnung keiner weiteren Erklärung. In großartigem Maaßstabe verwendete Herr Baumeister H. Krämer die Hängewerke bei dem Dachgerüste der Kanonengießerei auf der Gußstahlfabrik von F. Krupp in Essen a/R. Die Figuren 402 u. 403 entnehmen wir dem Sammelwerke „Neuere Dachbinder“, heraus- gegeben vom Architect Hittenkofer. Fig. 402. Die gesammte Binderconstruktion hat eine lichte Weite von 46,40 m , wovon auf das Hauptdach (welches den mittleren Raum überspannt) 26,89 m kommen. Die Binder stehen in einer Entfernung 13,445 m von einander, und ist jeder zweite Binder abgesprengt. Die ganze Construktion ist äußerst instructiv und hat sich seit der Ausführung vorzüglich bewährt. Noch sind die mit dem Binder in Zusammen- hang gebrachten und gleichzeitig den Längenverband herstellenden vier Laufbühnen zu bemerken, die sich im Mittelraum befinden. Die Oeffnungen im Dache sind mit verstellbarem Verschluß versehen. Die angewandten Holzstärken sind: Hauptbinder: Die Dachgerüste. Binderbalken = 21/24 zm + 21/21 zm . Hauptstrebe = 21/24 zm . Strebe (unter der Hauptstrebe und mit dieser verbunden) = 21/31 zm . Kehl- balken = 18/29 zm . Doppelstrebe = 2 × 10/24 zm . Strebe (c) = 15/25 zm . Strebe (d) = 15/15 zm . Fetten = . Sparren = . Ver- stärkungsholz des Binderbalkens = . Hängezangen = 2 × 21/21 zm . Kehlbalken (zunächst des Firstes) = 18/24 zm . Fet- ten = 13/13 zm . Pfoste unter dem Binderbalken = 18/21 zm . Träger der Laufbühnen = 13/14 zm . Geländerhölzer (der Laufbühnen) = 80/80 mm . Der Hauptbinder, wel- cher aus 5 Theilen be- steht, ist in seiner ganzen Länge nur 130 m , die Hauptstreben nur 7,5 zm gesprengt. Die ganze Höhe bis zur Oberkante des Firstsparrens be- trägt 19,64 m . Fig. 403. Querschnitt des vorbenannten Bin- Fig. 403. ders, wobei die Absprengung jedes zweiten Binders äußerst instructiv sein dürfte. Die Thurmdächer . Die bereits aus dem 13. Jahrhundert stammende Construktion der Thurmdächer war noch im Anfang dieses Jahrhunderts gebräuchlich; vor etwa 50 Jahren wurde aber von Moller in Hessen-Darmstadt eine neue Construktion ersonnen, welche unter dem Namen „Moller'sche Thurmspitzen“ bekannt ist. Die alten Thurmpyramiden bestehen aus mehreren Stockwerken von sogenannten liegenden Stühlen, welche jedesmal durch eine Kehlbalkenlage von einander getrennt sind. In der Mitte befindet sich ein starker, durch alle Stockwerke gehender Pfosten, der soge- Wanderley, Bauconstr. 18 Viertes Kapitel. nannte Kaiserstiel , auch die Spille oder Helmstange , in welche die Gebälke meistens eingezapft sind oder mit Anblattung eingreifen. Das unterste Gebälk ruht auf einer vertieft liegenden Mauerlatte, so daß die oberen Kanten derselben mit dem Mauerwerk in gleicher Höhe sich befinden. Auf diesem Gerüste liegen die Sparren, deren obere Enden mittelst Verzapfung in den Kaiserstiel greifen. Anders verhält es sich mit der Moller'schen Construktion, welche sich von der vorigen dadurch auszeichnet, daß sie weniger Holz be- darf und infolge dessen die Thurmspitze leichter und billiger con- struirbar ist; ferner lassen sich einzelne schadhafte Hölzer durch neue sehr leicht wieder ersetzen. Fig. 405 giebt den Schnitt durch eine Moller'sche Thurmspitze. Fig. 404. Die Höhe der ganzen Spitze verhält sich zur ganzen Basisbreite wie 3½ bis 4½ : 1, höchstens wie 5 : 1; direct auf das obere Mauerwerk des Thurmes werden zwei Mauerlatten gelegt, deren Enden sich überkreuzen und fest überblatten. Die Mauerlatten dürfen mit dem Mauerwerk selbst in keiner Verbindung stehen, vielmehr ist die isolirte Lage der besseren Conservirung wegen durchaus erwünscht. Auf die Mauerlatten werden zwei Balken in paralleler Lage so gelegt, daß ihre Außenflächen an den gegenüberliegenden Ecken des Achtecks liegen, wie Fig. 404 zeigt. Ganz ebenso verlegt man in rechtwink- liger Lage zu diesen beiden Hölzern zwei andere Balken, welche aber nicht ganz durchgehen können, sondern in erstere verzapft werden. Alsdann ordnet man in Entfernungen von 1 bis 1,5 m einige Die Dachgerüste. Stichbalken an. Dieses Ge- bälk dient nun zur Aufnahme der ganzen Thurmspitze und darf durchaus nicht mit dem Mauerwerk verankert werden, weil sonst jede Bewegung der Thurmspitze gleichfalls auf das Mauewerk übertragen würde. Die Thurmspitze wird dann in Etagen von je 3 bis 4,5 m Höhe eingetheilt. Das ganze Dachgerüst zer- fällt in kreuzartige Stützen, welche aus zwei Kreuzstreben und einer Ober- und einer Unterschwelle bestehen. Diese Kreuzböcke werden beispiels- weise bei einem achteckigen Thurme in jeder Etage ab- wechselnd an vier Seiten aufgestellt. Auf den Stre- ben liegt die Oberschwelle, welche zum Tragen einer aus vier Hölzern bestehen- den Balkenlage (Fig. 404) besteht. Diese Balken lie- gen so, daß sie die Eck- oder Gradsparren a (Fig. 406 A ) zangenartig umfas- sen. Auf diesem zweiten Gebälk ruhen die Schwel- len b der oberen Kreuzböcke, die wiederum eine Balkenlage unterstützen. Bei hohen Thür- men würde man mehrere sol- cher Stockwerke über einander anordnen, hin- gegen bei Thurm- Fig. 405. 18* Viertes Kapitel. spitzen von 12—15 m genügen zwei. In der Höhe der oberen Ab- theilungen sind nur zangenartige Hölzer, welche an die Eck- oder Gradsparren angebolzt werden und zum Halten der Helmstange oder des Kaiser- stiels dienen, nothwendig. Die Schwellen sind etwa 4 zm in die Gradsparren einge- lassen, ferner werden sämmtliche auf ein- ander liegende Hölzer des Schwellwerks und der Gebälke mit einander verkämmt und verbolzt. Die Gradsparren werden nicht abgekantet, sondern bleiben vollstän- dig viereckig und sind bedeutend stärker als die Schift- oder Zwischensparren. Fig. 406 A. Fig. 406 A giebt das Gebälk der ersten Etage, Fig. 406 B das Gebälk der zweiten Etage, Fig. 406 b die oberste Zangenverbindung. Fig. 406 B. Fig. 406 C. Moller giebt folgende Regeln an: 1) Die Verbindung der Holzstücke geschieht nicht mittelst Zapfen, sondern durch Schwalbenschwanzüberblattung, welche nur 4 zm ver- tieft sein dürfen, um das Holz nicht zu schwächen. 2) Man setze das Zimmerwerk der Thurmspitze unmittelbar auf den oberen Theil der Mauer, so daß die Holzconstruktion ganz für sich besteht und das Mauerwerk keine weitere Verbindung mit ersterer hat, als daß es derselben zur Unterlage dient. 3) Das Innere des Thurmes werde möglichst leicht construirt, und man verstärke dagegen die äußern Dachwände. 4) Die langen und schweren Helmstangen sind wegzulassen und auf eine kurze Hängesäule zum Tragen des Knopfes und zum An- setzen der Sparren zu beschränken. Die Dachgerüste. 5) Die Eckpfosten oder Ecksparren dürfen nicht durch horizontale Hölzer unterbrochen, sondern sie müssen, wenn sie zu kurz sind, unmittelbar verlängert werden, so daß Hirnholz auf Hirnholz zu stehen kommt. 6) Die äußeren Dachwände sind so zu verbinden, daß sie keinen Seitendruck ausüben, sondern nur senkrecht auf die Mauer drücken können. 7) Dieselben sind durch horizontale Verbindungen (Kränze) in gewissen, nicht zu großen Entfernungen so abzuschließen, daß dadurch die Thurmpyramide in mehrere kleine abgestumpfte Pyramiden ab- getheilt wird. 8) Alle Zapfenlöcher, in denen das Wasser sich sammeln könnte, sind zu vermeiden; wo dieses nicht möglich ist, müssen sie unten geschlitzt werden, damit das Wasser ablaufen kann. 9) Die Mauerlatten und Balken dürfen nicht eingemauert wer- den, sondern müssen auf der Mauer nur frei ruhen. 10) Der Luftzug ist zu befördern. 11) Alle Hölzer sind so zu verbinden, daß die schadhaften leicht weggenommen werden können, mithin müssen die Gebälke, Sparren- balken, nicht unter die Hauptpfosten oder Ecksparren gelegt werden, sondern neben dieselben. 12) Bei größeren Thürmen ist jedesmal außer den Ecksparren noch eine von denselben unabhängige Unterstützung anzubringen, so daß durch dieselbe, sowohl beim Aufschlagen, als bei Reparaturen, die Festigkeit des Ganzen gesichert wird, und sie zugleich als Gerüst dient. 13) In jedem Stockwerke ist wenigstens ein eisernes Fenster anzu- bringen, um jeden Schaden des Dachwerks leicht erkennen zu können. Die zusammengesetzten Dächer und Schiftungen . a ) Die geraden Walmdächer . Falls an dem Giebel die Dach- fläche berum geführt werden soll, so daß rings um das Gebäude die Traufkante in eine Ebene zu liegen kommt, so entsteht ein Walm - oder Schopfdach . Bei der Durchschneidung der gleich geneigten Dach- flächen entstehen hervorragende Kanten, sogenannte „Grate“, deren Horizontalprojectionen stets gerade Linien sind und in der Hal- birungslinie des Eckwinkels liegen. In Fig. 407 giebt a b c d den rechteckigen Grundriß eines Daches, welches bei a b und c d abge- walmt ist. a h , h b , h d und h c sind die Projectionen der Grate. Viertes Kapitel. Die Linie h h heißt der Forst; die Punkte h und h nennt man „ An- fallspunkte “. Bei Anordnung des Dachgerüstes muß stets an jedem Anfallspunkte ein Binder, der sogenannte „ Anfallsbinder “ i i sein, welcher vielfach ein Hauptbinder ist. Unter jedem Grat be- findet sich ein „ Gratsparren “, gegen welchen sich die „ Schift- sparren “ anlehnen. Die wirkliche Länge des Gratsparrens wird gefunden, wenn man ein Dreieck bildet, dessen eine senkrechte Kathete gleich der Dachhöhe und dessen horizontale Kathete gleich der Horizontalprojection des Gratsparrens ist; so z. B. geben in Fig. 408 das Loth b' b' die Fig. 407. Fig. 408. Dachhöhe und die horizontale Kathete a b' die Horizontalprojectionen a b , so daß die Hypothenuse a b' den Gratsparren in wirklicher Länge darstellt. Die Größe der einzelnen Dachflächen wird durch Umklappungen bestimmt, wie Fig. 409 A und B zeigt. Es sei a b c d die Grund- Fig. 409 A und B. Die Dachgerüste. fläche eines Walmdaches, e b und e c die Gratlinien; Fig. 409 B , f g = die halbe Dachbreite und g i die Höhe des Daches, so ist i f die Länge der Sparren und i h die Länge des Gratsparrens. Man ziehe also c h l , mache h l gleich der Sparrenlänge f i und ziehe durch l eine Parallele mit h d , und l c als die Länge des Gratsparrens h i , dann wird sein d c l m die Fläche über n e c d. Das nämliche Verfahren beobachtet man auch über a b e n , um die entgegengesetzte niederge- klappte Dachfläche a b o p zu bekommen. Die Fläche über dem Walm entsteht, wenn man die Länge des Gratsparrens h i in den Zirkel nimmt und aus c und b Kreis- bögen beschreibt, wodurch die Walmfläche c g b in wahrer Größe sich ergiebt. b ) Schiefe Walmdächer . Die Abwalmung von schiefwinkligen Giebeln (Fig. 410) erfolgt auf folgende Weise: Zunächst wird der Fig. 410. Forst parallel mit den Lang- seiten gezeichnet, alsdann wird in b ein Loth gefällt und die- ses so lang gemacht, daß b d gleich der halben Gebäudebreite, also gleich e f mißt, sodann wird aus d eine Parallele mit b c gezogen, welche den Forst in g schneidet. Die Ver- bindungslinien g mit b und c geben die Horizontalprojectio- nen der Grate; g ist der Anfallspunkt, an welchem der senkrecht zu den Langwänden gerichtete Anfallsbinder x g x liegt; die Schift- sparren y und z (in der Walmfläche) stehen senkrecht zu den Um- fassungswänden. c ) Die windschiefen Walmdächer entstehen, wenn die beiden Front- oder Langwände nicht parallel zu den Langwänden gerichtet sind, wobei es aber ganz gleichgiltig ist, ob die Giebelwände rechte, spitze oder stumpfe Winkel mit den Langseiten bilden (Fig. 411 A — C ). Fig. 411 A — C . Viertes Kapitel. Um die Dachgerüstconstruktion möglichst zu vereinfachen, legt man den Forst a b stets parallel mit einer Langseite (Fig. 412 A — B ), Fig. 412 A — B. damit wenigstens die eine Dachfläche ganz gerade wird. Die andere Fläche dagegen, d. h. diejenige, bei welcher der Forst nicht parallel mit der anderen Traufseite liegt, ist unter allen Umständen eine windschiefe Fläche . Denn da der Forst a b horizontal liegt, die Sparren a x , a1 , a2 u. s. w. verschiedene Längen (Fig. 413) und Neigungen (Dachrösche) haben, so entstehen (zwischen je zwei Sparren) sehr viele schmale verschieden geneigte Recht- ecke, deren eine Seite sämmtlich im horizon- talen Forst, deren andere, dieser gegenüber befindliche Seite in der Traufkante liegen. Fig. 413. Die Walmfläche eines windschiefen Daches ist, da sie durch drei Punkte geht, stets eine gerade Ebene . Dagegen giebt die Durchschneidung der Walm- und windschiefen Dachflächen niemals eine gerade , sondern immer eine krumme Linie, wodurch auch der Gratsparren nach einer näher zu bestimmenden Kurve hergestellt werden muß. Es können aber Fälle vorkommen, bei denen ein krummer Grat- sparren nicht unbedingt erforderlich ist, — in der Praxis wird man sogar die mühevolle Bearbeitung des krummen Gratsparren zu vermeiden suchen.. Man unterscheidet zwei Arten von windschiefen Walmdächern: 1) solche mit geraden 2) solche mit krummen Gratsparren. ad 1 ist folgendermaßen (Fig. 414): Zuerst wird die mittlere Breite des Gebäudes bestimmt, z. B. e f , man halbirt dieselbe in g Die Dachgerüste. und zieht den Forst parallel mit a b. Man theilt sodann den rechten Winkel b a c , um den Grat a h zu erhalten, und ermittelt den Fig. 414. Grat b i nach Fig. 410. Die directe Verbindung der Anfallspunkte h mit d und i mit c geben die geraden Grate h d u d i c. Damit Letztere gerade Linien werden, ist es unbedingt nöthig, zuvor die Anfallsbinder k l und m n festzustellen und bei i n und h l eine geringe Gratkante (Dachbruch) anzunehmen, um die dreieckigen Dach- flächen d h l und i c n von der großen windschiefen Fläche h i n l zu trennen. Diese Dreiecke müssen, ebenso wie die Walmflächen a h d und b i c , ganz ebenflächig sein. Auf diese Weise reducirt sich die wind- schiefe Fläche nur auf das Stück h i n l. Die Sparren in dieser Fläche bleiben parallel mit e f und m n , hingegen die Schiftsparren s kann man senkrecht zur Umfangswand anordnen, falls die Dachgebälke eine solche Lage gestatten. Die Vortheile des geraden Gratsparrens springen sofort in die Augen, wenn man den andern Fall ad 2 betrachtet (Fig. 415). Das Viereck a b c d sei die Grundfläche eines Daches, sodann wird die mittlere Breite derselben angenommen, z. B. in der Rich- tung f g , also e f = e g. Durch e wird der Forst parallel mit a b gezeichnet, v w giebt die Richtung der Forstlinie an. Um die Anfalls- punkte m und l zu erhalten, errichte man auf a d in a und auf c b in b Lothe, und mache man a u und b u gleich der halben Spann- weite, d. h. gleich e f; alsdann ziehe man mit a d und b c aus u die Parallelen, welche die Forstlinie in l und m schneiden, wodurch die Anfallspunkte und die Forstlinie l m entstehen. Die Fläche a b m l ist eine ebene, da sie durch die Parallelen l m und a b geht. Um die Grate in der windschiefen Fläche zu bekommen, legt man zuerst die Anfallsbinder i h und l k an und theilt man die Seiten des Vierecks Viertes Kapitel. m w c h in gleich viele Theile, z. B. je in vier, so daß auf den gegenüberliegenden Seiten die Theilpunkte t s r und p q o entstehen. Sodann verbindet man die zusammengehörigen Punkte t t , s s , r r , q q , p p , o o mit geraden Linien, welche sich in z y x schneiden. Die Fig. 415. Vereinigung der Punkte c x y z m giebt die Horizontalprojection des Gratsparrens. In derselben Manier verfährt man mit dem Viereck v l k d. Die Walmflächen a l d und b c m sind gerade Ebenen, dagegen ist die Fläche l m c d windschief. Die Curve des krummen Gratsparrens wird auf folgende Weise ermittelt: Man ziehe im Grundriß (Fig. 415) die gerade Linie m c , errichte auf derselben die Lothe x y , y' , z z' , trage die Linie m z' y' x' c besonders ab (Fig. 416) und errichte in x' y' z' m' Lothe; m' i ist gleich der größten Dachhöhe im Forste; sodann theile man m' i in ebenso viele gleiche Theile, als in der Horizontalprojection die Seite m w getheilt wurde. Wenn nun durch 1, 2, 3 parallele Linien mit c' m' gezogen werden, welche auf die Lothe x' y' z' schneiden, so liegen die Punkte c' x'' y'' z'' i in der obersten Kante des Grates. Um die wirkliche Länge des Gratsparrens zu erlangen, muß man nicht die gerade Linie m y' c (Fig. 415), sondern die krumme m y c auftragen und im Uebrigen so verfahren, wie oben angegeben wurde. b ) Die zusammengesetzten Dächer . Falls der Grundriß mit Vorsprüngen und Einbiegungen versehen ist, entstehen sogenannte zusammengesetzte Dächer, welche sich ebenso durchdringen, wie die Die Dachgerüste. liegenden gleichschenkligen Prismen, deren Grundfläche die größte Seite und deren andere beiden Seiten gleiche Neigungen haben. Der einfachste Fall entsteht, wenn zwei Gebäudeflügel von gleicher Breite so zusammenstoßen, daß sie eine Ecke bilden, welche entweder ein spitzer, stumpfer oder rechter Winkel sein kann (Fig. 417 und Fig. 416. Fig. 417. 418 A B ). Da beide Flügel dieselbe Breite haben und beide sich durchdringende Prismen gleich hoch sind, entsteht die Durchdringungs- Fig. 418 A B. linie, wenn die äußere und innere Kante a und c direct miteinander verbunden werden. Man nennt die hervorspringende Dachkante a b den „ Grat “ und die nach Innen gebogene Kante b c die „ Kehle' oder „ Ixe“ , und weil die Durchdringung an beiden Seiten in der- selben Richtung durchgeht, heißt eine solche Dachbildung „Wieder- kehr.“ Eine Wiederkehr entsteht auch, wenn zwei Dächer von un- gleichen Breiten aber gleicher Höhe sich durchdringen (Fig. 419) Der Forst beider Dachflächen liegt in der Mitte; die Forstlinien schneiden sich in b , a b ist der Grat, b c die Ixe. Falls an einem Gebäude ein Anbau von geringerer Tiefe vor- handen ist (Fig. 420), kann die Durchdringung lediglich nur an einer Dachfläche als zwei Kehlen sichtbar sein, und bleibt der Forst a x unter dem Forst y liegen. In der Richtung x y x ordnet man jeden- falls ein Gebinde an, welches bei x gehörig unterstützt werden muß. Hat der Anbau dieselbe Breite des Hauptbaues (Fig. 421), also Viertes Kapitel. a b = g f , und haben beide Dächer gleiche Höhen und Neigungen, dann kreuzen sich die Forstlinien in h; h i und h e sind die Kehlen. Fig. 419. Fig. 420. Dieser Anordnung sehr ähnlich ist der Fall in Fig. 422, in welcher ein Pultdach gegen ein Satteldach stößt. Fig. 421. Fig. 422. Sobald ein niedriges Dach mit einem größeren zusammentrifft (Fig. 423), wird die Durchdringung auf folgende Weise gemacht: Zuerst zieht man die Forstlinien in der Mitte der Gebäudebreiten, sodann die Kehlen in 45°, bis der niedrigere Forst in x geschnitten wird, alsdann denkt man sich die vordere Fläche des kleinen Daches bis zum Forst des großen Daches aufsteigend. Die Linie x x heißt die „ Verfallung “; die Regel zur Ermittelung der Verfallung heißt: Man denke sich das große Dach ganz durchgehend und zeichne zu diesem, ohne Rücksicht auf das kleine Dach, an beiden Seiten den Walm; alsdann ziehe man die Forstlinie des kleinen Daches, so wird an der Stelle, wo der Forst die Walmkante schneidet, der Ver- fallungspunkt liegen. Die Figur 424 giebt die Illustration zu dieser Regel: man vervollständigt das große Dach a b c k bis f g , zieht die Grate l f und l g und construirt die Forstlinie, welche die Grate in m und n schneidet; c m und k n sind die Kehlen oder Ixen, l m und l n die Verfallungen, m und n die Verfallungspunkte. Bezüglich der Dachgerüstanordnung sei erwähnt, daß man in der Richtung x y (Fig. 423) halbe Binder und in der Richtung c f und g k (Fig. 424) oder 0,3 m nach auswärts, ganze Bundgespärre aufstellt. Die Dachgerüste. Die Fig. 425 giebt die Ermittelung der Verfallung für zwei schief zusammenstoßende Dächer; es gilt hier dasselbe, was bei den Figuren 410 und 424 gesagt wurde. Fig. 423. Fig. 424. Wenn zwei Gebäude von ungleicher Breite sich an der Ecke schneiden, so bildet sich eine Wiederkehr mit Verfallung . Fig. 425. Fig. 426 giebt A eine rechtwinklige und B eine stumpfe Gebäudeecke. Bei beiden denkt man sich das große Dach wiederum bis m durch- gehend, und stellt man für dieses, ohne Rücksicht auf den schmalen Flügel d c , den Walm m n e her, ferner wird der Forst g gezogen, der den Walmgrat m n in i schneidet, so daß die Verfallung n i und der Grat n e , sowie die Kehle i b entstehen. In Fig. 426 B wird der Grat m n nach Fig. 410 bestimmt. Hinsichtlich der Binderaufstellung sei erwähnt, daß man zunächst den Anfallsbinder x y und die Verfallungsbinder x z anordnet (Fig. 427). Viertes Kapitel. Nachdem die allgemeinen Gesetze für die Dachausmittelung gegeben sind, lassen wir hier noch einige größere Beispiele folgen. Fig. 426 A — B. Figur 428 a b e f g h q i a sei der Grundriß; zuerst wird das große Dach a b r s angenommen, hierzu die Firstlinie c k gezogen und die Walmgrate d b , d a , l r , l s gezeichnet; alsdann ziehe man zu dem kleinen Anbau e f g r die Forstlinie m , welche den Grat l r in o Fig. 427. Fig. 428. schneidet, mithin die Kehle e o entsteht. Ebenso verfahre man mit dem Anbau h q i s , wodurch man den Verfallungspunkt t erhält. Die Giebel über f g und q i können entweder abgewalmt oder senk- recht bleiben. Fig. 429 giebt einen, theilweise angebauten Grundriß mit der Nachbarsecke r m w , nach welcher kein Abfall des Wassers stattfinden darf und somit an dieser Seite Pultdächer haben muß. Zunächst denken wir uns das große Dach F G H c vervollständigt und hierzu den Walm b c H hergestellt, sodann denken wir uns das Dach e g h d Die Dachgerüste. alleinstehend und an e g und d h abgewalmt. Es werden die Kehlen k A und l J hergestellt und die Verfallungspunkte k l mit Fig. 429. einander verbunden. Ferner vervollständigt man die Grundfläche B E m s , wobei B E als Breite eines halben Satteldaches, oder s m gleich der Pultbreite gilt; vom Punkte w wird der Walmgrat ge- zeichnet, welcher im vorliegenden Falle zufällig in die Gebäudeecke B fällt, da w E = m s ist. Die Verbindung der Walmfläche w B E und der Dachfläche a F c b geschieht mit einem schmalen Satteldach von der Breite E B; die Durchschneidungen der Kehlen aus E und B geben in z die Höhe des Forstes y , welcher den Walmgrat w B in x trifft. Auch die Grundfläche r m w n gehört einem Pultdache an, dessen Forst an der äußeren Mauerseite r m liegt. Wenn aus n ein Grat und aus C eine Ixe oder Kehle gezogen wird, ergiebt sich die Forstlänge q t. In welcher Weise die Kehlen D p und f o ent- stehen, bedarf keiner weiteren Erklärung. Die in Fig. 430 gegebene Gehäudefläche stößt nur bei h g s an ein Nachbarhaus, so daß die Trauflinien h b a und s e d entstehen. Man denke sich d e bis c verlängert, lege zwischen d c und a b die Forstlinie, halbire die Winkel d c b und c b a , um die Gratlinien l c und l b zu erhalten, man ziehe alsdann in bekannter Weise (durch Halbirung der Winkel) die Kehllinie e m , lege von m aus über den Viertes Kapitel. Nebenbau die Firstlinie, welche durch die Kehllinie n k begrenzt wird und construire schließlich die Verfallungslinie n o; g o ist dann der First eines Pultdaches. Eine andere Grundrißform giebt Fig. 431. Hierbei liegt der Hof zwischen dem Hauptgebäude und den Nebenflügeln, welche bis zur Fig. 430. Fig. 431. Nachbarsmauer e h i reichen. Eine weitere Erklärung wird zu diesem Beispiel überflüssig sein, da die bereits erwähnten Grundsätze auch hier zur Anwendung gelangen. Anstatt der geraden (dreieckigen ebenflächigen) Walme kann man auch Kegel- und Kugelwalme anordnen; dieselben kommen jedoch im praktischen Bauwesen, da sie unzweckmäßige Dächer veranlassen und sich schwierig eindecken lassen, nur äußerst selten vor, weshalb sie hier unberücksichtigt bleiben. Im Nachstehenden führen wir noch zwei Beispiele vor: Fig. 432. In a' b' d' f' l' k' m' t' o' s' a' ist die Horizontal- projection des Gebäudes und der Hauptgesimse gegeben; es sollen Die Dachgerüste. sämmtliche Ebenen, deren Begrenzungen in a' b , b' d' , d' f' , f' l' ꝛc. (Dachsäume) gegeben sind und deren Seitenwinkel (Dachflächenwinkel) an den Scheitellinien 45° bilden, ermittelt werden. Fig. 432. Zu diesem Behufe werden die Forstlinien in der Mitte der beiden Gebäudeflügel angenommen und die Grate a' c' , b' c' , r' s' , r' t' nach der in Fig. 410 gezeigten Manier bestimmt, so daß die Anfalls- punkte c' und r' entstehen; alsdann halbirt man den Außenwinkel a' o' s' und zieht die Kehllinie von o' aus, bis sie den Forst in p' trifft; desgleichen verfährt man mit dem stumpfen Winkel b' m' t'. Die directe Verbindung der Forstendpunkte n' p' giebt die Verfallung. Der Vorbau d' f' l' k' ist abgewalmt, indem man die rechten Winkel halbirt; g' f' , g' l' sind die Grate, d' K' , K' k' die Kehlen oder Ixen, K' g' der Forst. Das Dreieck c' D j (oder II ) ist der halbe Querschnitt des großen Daches; Dreieck p D v gehört zum schmalen Flügel. Die Dachfläche N' ist in a' c n p' o' umgeklappt und in wirklicher Größe dargestellt. Fig. 433. In a' b' d' n' .... ist ein Gebäude im Grundriß ge- geben, welches mit der Seite a' c' ein Nachbarhaus berührt; man soll alle Dachflächen in einer Neigung von 45° annehmen und die horizontale sowie verticale Projection der Ausmittelung bestimmen. Lösung . Alle Dachflächen, welche an ein Nachbarhaus stoßen, Wanderley, Bauconstr. 19 Viertes Kapitel. müssen so sein, daß das Wasser auf die Gesimskanten, welche als Tracen der Dachebenen anzusehen sind, fließt. Daher ist c' e' der Fig. 433. Forst eines Pultdaches, welches bei a' b' abgewalmt und bei e' h' in schräger Richtung (z. B. 45°) hinabläuft. Die Abwalmung an q' w' geschieht nach Fig. 410. Um die Grate p' v' und m' v' , sowie die Verfallungen l' v' und p' u' zu finden, denke man sich das Viereck m' v' i' s' vervollständigt und ringsum abgewalmt, wobei die bei Fig. 424 gegebenen Anweisungen zu befolgen sind. Im Uebrigen machen die beigeschriebenen Buchstaben das Verfahren klar. Die Verschiftung . Man unterscheidet drei Verschiftungsarten: a) die Schiftung auf dem Leergespärre, b) dito auf dem Werksatze, c) dito auf dem Gratsparren. Die Dachgerüste. Die letzte Art ist eine für sich bestehende und findet statt meistens bei complicirten zusammengesetzten Grundformen mit Abrundungen und vielen Ecken. Die beiden ersten Arten führen zum gleichen Ziele; in neuerer Zeit wendet man öfters die Schiftung auf dem Leergespärre an, während die Schiftung auf dem Werksatze veraltert ist und eigentlich nur noch von Landmeistern angewendet wird. Aus diesem Grunde wollen wir hier besonders die Schiftung auf dem Leergespärre besprechen. Um die Manipulation besser verdeutlichen zu können, nehmen wir einen bestimmten Fall an (Fig. 434). Zunächst muß man die Mittelschnüre der Grat- und Ixen- (Kehl-) sparren im Werksatze angeben; sodann wird die Dicke derselben an beiden Enden ange- tragen, z. B. bei a 23 zm und bei c 18 zm , ferner die Schnüre b c geschlagen. Behufs Ermittelung der Länge der Schiftstücke nimmt man die Weite aus dem Werksatze (434 A ) — und zwar von der längeren Seite des Schiftstückes, welche „Bundseite“ heißt — d e , f , d g , d h u. s. w., bringe selbige in das Leergespärre (Fig. 434 B ) von d nach e , f , g , h u. s. w. und ziehe von e , f , g , h , i senkrechte Linien von a a nach den Sparren d o , dann giebt man d p , d q , d r u. s. w. die Länge der in dem Werksatze (Fig. 434 A ) d e , d f , d g u. s. w. betreffenden Schiftstücke und ist in dem Leergespärre (Figur 434 B ) p 1 , q 2 , r 3 , s 4 , t 5 die lothrechte Schmiege. Wo der Grat- oder Kehlsparren die Schiftsparren diagonal durch- schneidet, haben die Schiftsparren eine schräge „ Backenschmiege “, welche folgendermaßen (Fig. 435 A giebt einen Theil des Werksatzes in vergrößertem Maßstabe) ausgetragen wird: Nachdem die Grat- schnüre (resp. Kehlschnüre) h i , h i geschlagen sind, nimmt man ein beliebiges Maß, hier z. B. a c , um die Backenschmiege aufreißen zu können; sodann wird dem Werksatze (435 A ) die Weite a c entnom- men und dieselbe auf das zu reißende Schiftstück (Fig. 435 B ) von a nach c winkelrecht mit der lothrechten Schmiege a b gebracht, welche schon beim Abbinden der Leergespärre aufgerissen worden ist; man zieht von diesem Punkte c nach e parallel mit a b und macht bei c mit der Seite b g die winkelrechte Linie c f , alsdann nimmt man aus A die Weite c d , trägt selbe nach B von c nach d , macht dort einen Punkt und zieht die Linie b d. Sodann sind a b d die Linien, nach welchen das Schiftstück geschnitten werden muß. In Fig. C ist dasselbe geschnitten vorgeführt. 19* Fig. 434 Die Dachgerüste. Die Abstände a c , c d (Fig. 435 A ) nimmt man gewöhnlich gleich beim Abschnüren der Grat- und Kehllinien heraus. Für die Kehl- oder Ixenschiftstücke gilt das nämliche Verfahren, wenn dieselben eine glatte Backenschmiege erhalten. Da aber der Kehlschiftsparren (oder Reitersparren) ganz auf dem Kehl- sparren ruht und bloß durch einen Nagel gehalten wird, so erkennt man sofort daß diese Befestigung gar keine Festigkeit bietet, indem dieser Nagel nicht nur das Kehlschiftstück oder den Reitersparren , sondern auch die ganze Last, welche auf dasselbe zu liegen kommt, zu tragen hat. Daher ist es viel besser, die Reitersparren mittelst einer „Klaue“ oder „Gabel“ (Fig. 436) auf die Kehlsparren zu setzen. Hierdurch 435 A — C. Fig. 436. entsteht die „ Gabelschmiege .“ Das Austragen derselben geschieht folgendermaßen (Fig. 437): Nachdem die Kehllinie x x im Werksatze A gezogen worden ist, wird zu beiden Seiten derselben die halbe Stärke des Kehlsparrens angetragen; sodann zieht man die Reiter- Viertes Kapitel. sparren R R , welche bis zu der Kehllinie x x reichen; b a und c d sind die Horizontalprojectionen der Klaue, in a d befindet sich die Fig. 437. Die Buchstaben x y o haben in Figur C und B nicht die genaue Stellung erhalten, sie müssen daher an der vordersten Firstspitze des Kehlsparrens gedacht sein. Lothschmiege derselben. Alsdann zeichnet man das Profil, welches dem Leergespärre in soweit entspricht, daß die Mittellinie x x des in schräger Lage gestellten Kehlsparrens K'' mit der obersten Kante Die Dachgerüste. des Binders x x'' zusammenfällt und die Kanten y y und o o des Kehlsparrens in verticaler Projection nach y y'' und o o'' kommen. Um die Höhe der Klaue zu erhalten, muß zunächst der Kehl- sparren in wirklicher Länge und Neigung ausgetragen werden; Fig. C giebt ihn in K' . Auf der Grundlinie des Kehlgespärres trägt man die Entfernungen x b (Fig. A ) nach x b 0 (Fig. C ), x c nach x c 0 , o a nach x a 0 und o d nach x d 0 ; man errichte ferner in b 0 , a 0 , c 0 , d 0 Lothe, welche die Kehlspar- renkante x x' in b' a' c' d' schneiden. Die Höhendifferenzen zwischen b' a' giebt die Schräge der Klaue, wie man leicht sehen kann, wenn horizontale Linien von b' nach der Linie x x'' in Fig. B bis b'' und von a' nach der Kehlsparrenkante o o'' (Fig. B ) bis a'' gezogen werden. Errichtet man in a die Vertikale a'' m'' , so ist diese die Lothschmiege der Gabel oder Klaue und b'' a'' m'' die eine ganze Seite der Klaue; die andere Seite c'' d'' n'' wird auf dieselbe Weise gefunden. Abstich der stehenden Stühle . Bei einem Dachstuhle, welcher mit Stuhlwänden vereinigt ist, muß, sobald die Balkenlage (bei österreichischen Dächern die Bundträme und Stiche) aufgelegt und verkämmt sind, zuvor ein Leergespärre „ zugelegt “ werden, wozu man gewöhnlich einen Binder benutzt. (Im vorliegenden Falle ist in der linken Hälfte des Werksatzes ein österreichisches Gebälk [Bund- träme mit Stichbalken] und zur rechten Hälfte ein deutsches Dach- gebälk angenommen worden.) Fig. 438 A giebt den Werksatz, B das Hauptgespärre, C das Profil des Werksatzes, D die Dachwand von einer Walm- oder Schopfseite; Fig. 439 A — D die Construktionen des Abstiches in vergrößertem Maßstabe. Man merkt in Fig. 438 B bei d d die Punkte an, bei welchen die Fette oder das Rahmstück unter den Kehlbalken zu liegen kommt. Alsdann wird das Hauptgespärre wieder zerlegt, und der Balken ge- langt wieder an seinen gehörigen Ort, von welchem er vorher aus dem Werksatze genommen wurde. Nun werden die Fetten in dem Werksatze Fig. 438 A bei d d nach dem im Hauptgespärre bestimmten Maße genau zugelegt und alle Kehlbalken darauf aufgekämmt. Sind die Kehlbalken aufgekämmt, so theilt man die Stuhlsäulen aus, auf welchen die Fetten ruhen; die Stuhlsäulen können soweit aus ein- ander stehen, daß allemal zwei bis vier leere Gespärre zwischen zwei Säulen zu liegen kommen. Unter dem Gratsparren, wo die Viertes Kapitel. Fetten zusammenstoßen, muß nothwendig eine Säule stehen, und an der Schopf- oder Walmseite kann man eine andere ganz in die Fig. 438. Die Dachgerüste. Mitte setzen, ob ein Sparren dahin trifft oder nicht, weil die Fette durch eine einzige Säule an der Walmseite hinreichend unterstützt wird. Beträgt die freiliegende Länge des Rähmholzes oder der Fette an der Walmseite nur 4—6 m , so ist die erwähnte Stuhlsäule über- flüssig. Da es sich öfters trifft, daß die Ecken oder der Zusammen- stoß der Fetten am Gratsparren über Plätzen zu stehen kommen, unter welchen sich kein Balken befindet, worauf die Gratsäulen gesetzt werden können, so muß ein Wechsel zwischen den Balken angebracht werden, um die Gratsäulen darauf zu stellen, was auch in der Mitte geschieht, wenn eine Säule hier eingetheilt worden ist. Bei öster- reichischen Dachgebälkanordnungen muß bei jeder Stuhlwand ein Bundbalken sein. Sind nun die Gespärre für die Stuhlsäulen ausgetheilt, so werden auf diejenigen Kehlbalken, unter welche eine Säule zu stehen kommt, die Fluchtrisse und Abstiche gemacht. Dies geschieht, wenn man (Fig. 439 A B ) das Winkelmaß unter die Fette hält und die Fig. 439 A — D. Linie a b zieht, bei o aber einen Punkt an dem Winkelmaße ver- merkt und nach diesem an den Kehlbalken den Abstich macht, wie solches in den Figuren deutlich dargestellt ist. Alle übrigen Abstiche werden nach dem nämlichen Punkte des Winkelmaßes angezeigt, wo- durch sie alle eine gleiche Höhe erhalten. Diese Abstiche kommen beim Abbinden in dem Hauptgespärre wieder zum Vorschein, wie man Viertes Kapitel. dieses in Fig. 439 C D über der Säule bei k sehen kann und dienen zur Bestimmung der oberen Zapfen an den Stuhlsäulen. Die Säulen werden nämlich zuerst unten in den Bundbalken eingezapft und oben willkürlich abgeschnitten, ohne auf die Fetten Rücksicht zu nehmen. Man legt nun das Winkelmaß auf den Fluchtriß bei k so, daß der bemerkte Punkt des Winkelmaßes auf den Abstich des Kehl- balkens zu stehen kommt, und zieht an der Säule die Linie c d für den Zapfen, dessen Höhe 8 zm dann aufwärts getragen und so ge- zeichnet wird, wie es in Fig. 439 C angezeigt ist. In Fig. 438 D ist die Zulage einer Stuhlwand dargestellt. Sind die Zapfen an den Säulen geschnitten, so werden sie mit der Fette unter einem rechten Winkel mittelst des Riebmaßes zusammengesteckt und nach diesen die Stützbänder (Fettenbügen) aufgelegt. Diese Bänder dienen nicht nur, die Fetten mit den darauf liegen- den Kehlbalken zu tragen, sondern auch, das Dach wider das Ver- schieben nach der Länge desselben zu verwahren. Der Zusammenstoß des mittleren Schiftsparrens mit den Grat- sparren an der Spitze der Walmfläche geschieht nach Fig. 440 A — C; die Art A ist die beste und einfachste. Häufig wechselt man den mittleren Schiftsparren aus. Fig. 440 A — C. Um die Abwalmung möglichst deutlich ersichtlich zu machen, wird an dieser Stelle die geometrische Ansicht von der Ecke aus vor- geführt; da man gerade auf die eine Gratkante sieht, erscheint der Grat selbst ganz vertikal. Im Uebrigen ist die Figur auch ohne eine weitere Erklärung genügend verständlich. Falls das Dach mit einem Kniestock versehen ist, muß der Grat- sparren noch mit einer Strebe unterstützt werden (ganz ebenso wie in den anderen Hauptbindern). Die Dachgerüste. Die Fig. 442 A—B und 443 A—B zeigen eine Wiederkehr mit Dachverfallungen. Fig. 442 A ist der Werksatz eines österreichischen Fig. 441. Dachgebälks (nur mit Bundträmen und Stichbalken), Fig. 442 B zeigt den Binder des breiten Daches, Fig. 443 A ist derselbe Werksatz mit Kehlgebälk, Fig. 443 B die Ansicht des äußeren Daches und Fig. 443 C der Kehlbalken auf dem Bundbalken. Beide Dächer haben gleiche Steigung (Räsche), wobei natürlich das größere Dach höher ist als das kleinere. A ist die Zulage oder der Werksatz; B das Hauptgespärre des größeren Daches; das Leergespärre des kleineren Daches ist punktirt angegeben. Die Ermittelung der Verfallungslinien geschieht nach der in Fig. 426 gezeigten Manier. Die punktirten Linien o m und e n sind die Forste der beiden Dächer, und da die Punkte e und o in verschiedenen Höhen liegen, entsteht der Verfallungsgrat o e . Damit dieser eine sichere Lage erhalte, ist es am besten, auf den Kehlbalken die kurzen Stiele t t (Fig. 443 C ) zu stellen, welche den kleinen Rähm a a (Fig. B ) tragen. Die Kopfbänder (Bügen) b b stützen das Rähm ab. Im Werksatze Fig. 442 A sind die Stiele genau angegeben. Bezüglich des Dachgebälks in österreichischen Wohngebäuden sei erwähnt, daß nur bei jedem Hauptbinder durchgehende Bundträme ( b in Fig. 444) erforderlich sind; bei der ganzen Wiederkehr ordnet man gleichfalls einen ganzen Bundtramen ( w ) an, während für die Grate die Gratträme ( g ) ausgewechselt werden können. Wenn die Viertes Kapitel. Fig. 442. Die Dachgerüste. Fig. 443 A—C. Fünftes Kapitel. Sparren sich direkt auf die Balken stützen, sind noch die ausgewechselten Stichträme s erforderlich. Bei Dächern mit Kniestock (Drempel- Fig. 444. wänden) fallen auch die Stichbalken und Stichwechsel fort und brauchen nur die Bundträme b , der Wiederkehrtram w , die Gratträmen g und die nicht ganz durchgehenden Bundträme b' vorhanden zu sein. Auch der ausgewechselte Grattram g muß dann bis b' reichen. Fünftes Kapitel . Die Bogengerüste. Zu den Arbeiten des Zimmermanns gehört auch die Herstellung der größeren Bogengerüste, welche zum Wölben großer Gewölbe (Tonnengewölbe der Brücken) dienen. Die directe Aufnahme des Gewölbedruckes geschieht mittelst Bohlen- bögen, bei denen die Bohlen im Verbande (mit abwechselnden Stößen) aufeinander gelegt und mit Nägeln befestigt werden. Der Schub dieses Bohlenbogens wird an den beiden Fußenden mit einem hori- zontalen Holze (Zange) aufgefangen, und je nach der Bogenweite Die Bogengerüste. und dem Umstande, ob eine mittlere Unterstützung des Gerüstes möglich ist oder nicht, kann die Absteifung des Bohlenbogens man- nigfach sein. Sie findet z. B. statt entweder direct mit Stützen (wie die Fig. 450), mit Hängewerken (wie Fig. 446, 447, 448, 449) oder mit radialen Streben (Fig. 451). In nachfolgenden Beispielen führen wir verschiedene Bogengerüste von 3,25—10 zm Spannweite vor, welche wir bereits in der Berliner Baugewerkszeitung 1873 unter dem Zeichen — y mittheilten. Sie sind theils bei Kelleranlagen in Wohngebäuden, theils bei Brücken- gewölben anwendbar, und in den Zeichnungen so genau wieder- gegeben, daß sie keiner weiteren Erläuterung bedürfen. In Fig. 445 mißt die Spannweite 3,25 m , Strebe a = 5/20 zm stark, Bohlen b = 5/23 zm , Gerüststiel c = 15/15 zm , Verstrebung d = 5/18 zm , Latten e = 7/5 zm , Bogenentfernung f = 1,25 zm . Fig. 445. Fig. 446: Spannweite = 3,75 m , Doppelhängesäule a = 8/20 zm , Spannbalken b = 8/20 zm , Bohlengerüst c jede Bohle in der Mitte 6/30 zm , Gerüststiel d (etwas geneigt) = 15/15 zm , Verstrebung e = 15/18 zm , Latten f = 8/7 zm , Bogenentfernung g = 1,4 zm . Fig. 447 A: Spannweite = 3,75 zm , Doppelhängesäule a je 8/20 zm , Spannbalken b = 8/20 zm , Bohlen c = 8/32 zm , Gerüststiel d = 15/15 zm , Fünftes Kapitel. Gerüsträhm e = 15/15 zm , Verstrebung f = 5/12 zm , Bogenentfernung = 1 m , Latten = 7/15 zm stark. Fig. 446. Fig. 447 B: Spannweite 4 m , Gerüststiele a und b je = 15/15 zm , Gerüsträhme c = 15/15 zm , Bohlen d = 10/32 zm , Verstrebungen e = 5/12 zm , Latten = ⅞ zm , Bogenentfernung = 1,5 zm . Fig. 447 A—B. Die Bogengerüste. Fig. 447: Spannweite 6,25 zm , Doppelhängesäule a je 11/23 zm , Hängestrebe b = 18/18 zm , Hängebalken c = 18/18 zm , Doppelstrebe d je = 11/23 zm , Verstrebung e = 15/15 zm , Doppelzange f je = 6/13 zm , Bohle g = 8/40 zm , Verstrebung h = 8/11 zm , Gerüststiel i = 20/20 zm , Gerüsträhm k = 20/20 zm , Lattung = 5/5 zm , Bogenentfernung = 1,3 m . Fig. 448. Fig. 448: wenn die Spannweite = 9,5 zm , dann: Doppelhänge- säule a = 10/20 zm , Hängestrebe b = 20/23 zm , Hängebalken c = 20/23 zm , Doppelstrebe d je = 10/20 zm , Verstrebung e = 18/18 zm , Doppelzange f = 10/18 zm , Bohle g = 9/50 zm , Verstrebung h = 8/18 zm , Gerüststiel i = 23/23 zm , Gerüsträhm k = 23/23 zm , Lattung = 10/10 zm , Bogen- entfernung = 1,5 m . Fig. 449: Spannweite 6,5 zm , Doppelhängesäule a je = 10/23 zm , Hängestrebe b = 18/23 zm , Hängebalken c = 18/23 zm , Doppelzange d je = 10/23 zm , Fette e = 15/15 zm , Bohlengerüst f jede Bohle = 8/32 zm , Verstrebung g = 5/12 zm , Gerüsträhm h = 18/18 zm , Lattung 10/10 zm , Binderentfernung 1,5 m . Zum Schlusse geben wir noch zwei von einander abweichende Wanderley, Bauconstr. 20 Fünftes Kapitel. Bogengerüste: Fig. 450 wurde beim Baue des Reiße-Viadukts bei Görlitz benutzt und Fig. 451 für die Gerdaubrücke bei Ueltzen (Hannover). Fig. 449 In dem letzten Beispiel bestehen die Leerbögen im Wesentlichen je aus nahezu radial gerichteten Streben (21/23 zm ), die über den in der Mitte der Brückenöffnung eingerammten Pfählen ihren Stütz- Fig. 450 A. Die Bogengerüste. punkt finden. Der Gewölbedruck wurde durch die 5 zm starken Schal- bretter auf jede Bogenhölzer übertragen; diese ruhten an den Enden Fig 450 B. auf 8 zm langen Sattelhölzern, welche durch die radialen Streben direct unterstützt wurden. Weil die Sattelhölzermit Langholz auf dem Hirnholze der Streben lagen, so sind sie über den drei mittleren Stützpunkten, wo sie einen Druck bis über 6500 Kilogr. zu über- tragen haben, aus Eichenholz gemacht. Die Streben standen in einem Schuh aus Eichenholz, ihn unterstützte das Schwellholz, welches mit den Enden etwa 21 zm ins Mauerwerk reichte und aus zwei Hälften hergestellt werden mußte. In der Mitte stoßen diese beiden Hälften stumpf voreinander und sind durch seitlich angebrachte (16 zm ) Laschen verbunden. Die untersten Bogenhölzer am Kämpfer stützten sich mittelst eichener Keile auf die Schwellhölzer. Die Verbindung der Hölzer durch Zapfen ist nur an den Fußpunkten der Streben in Anwendung gebracht, sonst sind die Hölzer ungeschwächt gelassen und durch Laschen und Bolzen verbunden. Die Leergerüste haben sich von dem Augenblicke an, wo man anfing, sie mit Backsteinen zu belegen, bis zum Ausrüsten 1,2—2 zm gesenkt. Die Dimensionen der Hölzer waren ziemlich gut getroffen, nur hätten die Entfernungen der Bögen größer als 1,1 m sein können. Bei einer größeren Weite 20* Fünftes Kapitel. zwischen den einzelnen Bögen würde es sich jedoch empfehlen, die Bogenhölzer etwas stärker und namentlich breiter zu machen, um sie an den Auflagern nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen. Indeß könnte dies schon durch eine größere Länge der Sattelhölzer zum Theil vermieden werden. Uebrigens wurde die vorstehende Con- struktion durch den besonderen Umstand hervorgerufen, daß man sich entschlossen hatte, die Sandtöpfe (hiervon weiter unten) zum Aus- rüsten zu benutzen, und es dabei von Bedeutung schien, die Haupt- last auf die Mitte zu bringen, wohin die Cylinder gebracht wurden. Das Ausrüsten der Gewölbe . Die Gerüste dürfen erst fortgenommen werden, wenn der Mörtel eine gewisse Härte erlangt hat, doch muß letzterer noch so weich sein, daß er einem starken Drucke etwas nachgiebt und sich wenig zusammendrückt. Das Ausrüsten geschieht nicht plötzlich, sondern allmählig, damit das Gewölbe sich langsam setze. Um dies bewerkstelligen zu können, geschieht das Lösen nach vier verschiedenen Methoden: 1) mit Keilen , 2) mit Schrauben , 3) mit Sandbüchsen und 4) mit Exzentriks . Erstens : Das gewöhnliche und bis etwa zum Jahre 1854 fast aus- schließlich beim Ausrüsten von Gewölben jeder Art angewandte Ver- fahren besteht darin, daß die Leerbögen von zwei eichenen Keilen getragen werden, welche man nach Vollendung des Gewölbes so durch gegen dieselben geführte Schläge verschiebt, daß die Leerbögen nieder- sinken und sich vom Gewölbe ablösen. Diese Methode war früher selbst bei großen Brücken allgemein gebräuchlich, wird aber jetzt nur noch bei Gewölben im Hochbau angewendet, wo die Gewölbe meistens nur geringe Spannweiten haben und das stoßartige Hinab- sinken der Leergerüste ohne Nachtheil ist. Die Anbringung der Keile kann man in den Figuren 448—450 deutlich erkennen. Alle Gewölbe in Gebäuden werden auf diese Weise aus- gerüstet. Bei größeren Gewölben hingegen, wie solche bei Brücken vorkom- men, ruht auf den Keilen ein sehr bedeutendes Gewicht, und ver- hindert dann die starke Reibung das Gleiten der Keilflächen, so daß ein Senken der Leerbögen nur mittelst gewaltsamer Beseitigung durch heftige Stöße oder durch Zerstückelung unter Anwendung scharfer Die Bogengerüste. Werkzeuge zu ermöglichen ist. Hierdurch werden aber Erschütterungen herbeigeführt, welche die verderblichsten Einflüsse auf die Gewölbe äußern können. Man kam daher Anfang der fünfziger Jahre auf die zweite Methode . Hierbei müssen die Leerbögen so construirt sein, daß die einzelnen Bogenstücke, auf denen das Gewölbe ruht, zwischen, an den darunter liegenden Riegeln befestigten Böcken nie- dergelassen werden können. Beispielsweise wurden die 16,1 m weiten Fluthbrückenöffnungen mit Segmentbögen aus Ziegeln auf solchen Leergerüsten im Jahre 1852 hergestellt und nach Fig. 452 ausge- rüstet (Zeichnung 1/12 nat. Größe). Die Bogenstücke ruhten während des Baues auf 3½ zm starken schmiedeeisernen Schrauben mit vierkantigem Gewinde, welche sich auf gußeiserne, mit viereckiger, äußerer Form in die Riegel eingelassene Muttern stützen. Die Bogen- stücke erhielten 4 zm starke gußeiserne Platten, in welche die Schrauben abgerundet eingelassen waren. Während des Baues waren die Schrauben gut geschmiert und wurden noch besonders unterstützt, um ein Verbiegen und Brechen der schiefbelasteten Schrauben zu ver- hüten. Beim Ausrüsten wurden die Schrauben vorsichtig gelöst und dadurch die Bogenstücke langsam von dem Gewölbe getrennt. Dies Verfahren hat den Vortheil, daß man das Leergerüst bei seiner Aufstellung und während des Baues reguliren kann, es ist aber bedeutend theurer als die dritte Methode mit Sandtöpfen . Sie wurden zuerst von den Franzosen mit sehr gutem Erfolge angewendet und sind bis jetzt ganz allgemein bei größeren Brückenbauten im Gebrauche. In Deutschland benutzte man sie Ende der fünfziger Jahre zuerst, so z. B. bei der Gerdaubrücke bei Ueltzen (Hannover) [siehe s in Fig. 451]. Die Cylinder standen auf dem unteren, die vier Pfähle verbindenden Holme und trugen eine 10 zm hohe eichene Schwelle, auf welche für jeden Leerbogen ein Paar 30 zm breite Keile gelegt waren. Unter jedem Leerbogen stand ein Cylinder (Fig. 453), der einen Druck von ungefähr 15000 Kilogr. zu übertragen hat. (Proben und Versuche angestellt bis 50000 Kilogr.) Was ihre Construktion anbelangt, so bestehen sie aus 3 mm starken Eisenblechen, deren Enden durch übergelegte Laschen verbunden sind. Am unteren Ende ist das Blech rechtwinklig umgebogen und mit dem eisernen Boden vernietet. Der Durchmesser der Cylinder beträgt 31 zm , ihre Höhe 25 zm . Fünftes Kapitel. In geringer Höhe über dem Boden sind vier schmiedeeiserne röhrenförmige Ansätze von 2,5 zm Oeffnung angenietet, die durch Fig. 451. Korke zu verschließen sind. Der untere Raum bis zur Höhe der vier Oeffnungen ist mit einer Holzscheibe ausgefüllt. Die Ueber- tragung des Druckes auf den Sand geschieht durch cylindrische Stempel von Eichenholz, 28 zm im Durchmesser, 21 zm hoch und oben und unten mit eisernen Ringen versehen. Sämmtliche Holz- und Eisentheile sind mehrmals mit Oelfarbe angestrichen, um das Ein- dringen von Feuchtigkeit zu verhüten. Zum Gebrauch wurden die vier Ansätze der Blechcylinder mit gesunden Korken fest verschlossen und die Cylinder so hoch mit Sand gefüllt, daß der darauf gestellte hölzerne Stempel noch wenigstens so weit aus dem Cylinder hervorragte, als die Senkung des Bogens voraussichtlich betragen könnte. Der dazu verwandte Sand ist am Feuer getrocknet; anfangs wurde feiner weißer Streusand genommen, später etwas gröberer. Mit beiden Sorten ging das Ausrüsten nachher sehr gut. Nachdem der Sand lose eingefüllt und so geebnet war, daß die eingesetzten Stempel bei den vier zu einem Leergerüste gehörigen Die Bogengerüste. Cylindern gleich hoch standen, wurden die 1,5 zm Zwischenräume zwischen den hölzernen Stempeln und dem eisernen Cylinder mit geknetetem Thon ausgefüllt und dann über jeden Apparat ein Stück Fig. 452. Fig. 453. grobes Wachsleinen gedeckt, die Cylinder mit Bindfaden festgebunden und mit Theer bestrichen. Diese Vorkehrungen haben vollkommen genügt, um selbst bei anhaltendem Regenwetter den Sand Monate lang trocken zu halten. Bei den 12 Cylindern, die zweimal gebraucht sind, hat sich beim Ausrüsten auch nicht ein einziges Mal die geringste Spur hindurch- gedrungener Nässe gezeigt. Um beim Ausrüsten die Bewegungen der einzelnen Leerbögen controliren und ein gleichförmiges Senken erreichen zu können, Fünftes Kapitel. Die Bogengerüste. wurden zwischen je 2 Rippen Nonien-Apparate angebracht, die ein Ablesen von ¼ mm gestatten. Um ferner zu vermeiden, daß beim Niedergehen der hölzernen Stempel, welche die Hauptlast des Ge- wölbes und des Leergerüstes aufnehmen, schädliche Spannungen in den Hölzern entständen, die eine freie Bewegung der Streben hätten verhindern und eine zu große Inanspruchnahme der unteren Schwelle bewirken können, wurden die Schraubenbolzen aus den schrägen Windstreben und aus den, die beiden Hälften der Schwelle verbin- denden Laschen entfernt. Nach diesen Vorbereitungen zog man mit einem Korkzieher je zwei einander gegenüber sitzende Korke aus den Blechcylindern heraus, die kaum so fest saßen, wie die Korke in einer Weinflasche. Als die Oeffnungen frei waren, fing der Sand an auszurieseln, bald aber zeigte es sich, daß in den etwa 2,5 zm langen Ansätzen sich kleine Sandkegel bildeten, die die Oeffnungen des Hauptcylinders zum Theil versperrten. Es wurde deshalb nöthig, mit Nägeln und Haken das Auslaufen des Sandes zu be- fördern; ein Umstand, den man durch kürzere Ansätze leicht beseitigen könnte, der sich aber als nachtheilig durchaus nicht erwiesen hat, indem man jetzt das Quantum des ausfließenden Sandes nach den Senkungen der einzelnen Leerbögen, die an den Nonien-Apparaten zu erkennen waren, genau reguliren konnte. Da die Ausrüstung sowohl mit Schrauben, als auch mit Sand- töpfen ein gleichmäßiges Sinkenlassen der Leergerüste noch nicht in genügendem Maße gestatten, erfand Ingenieur O. Intze, Professor am Polytechnikum zu Aachen, beim Bau der Hamburger St. Annen- brücke die vierte Methode mit „ Exzentriks .“ Die Beschreibung und Zeichnungen dieses originellen Verfahrens sind in der „Deutschen Bauzeitung“ 1870 Seite 49, sowie im Auszuge im „Jahrbuch der Baugewerbe“ 2. Jahrgang (1872) Seite 359 gegeben, und verweisen wir den Leser, welcher sich für diesen Gegenstand interessirt, beson- ders auf die erwähnte Deutsche Bauzeitung. Sechstes Kapitel. Die hölzernen Hauptgesimse. Sechstes Kapitel . Die hölzernen Hauptgesimse. Nur in wenigen größeren Städten gestatten die baupolizeilichen Verordnungen die Anlage der hölzernen Hauptgesimse; unter allen Hauptstädten Deutschlands zeichnet sich hierin die Residenzstadt Berlin aus. Oefters läßt man bei ländlichen Gebäuden die Dachfläche vor- springen (Fig. 454) und bringt außerhalb gar keine oder nur Fig. 454. eine untergeordnete Bretterverkleidung an, die theilweise von kleinen Winkellappen ( l ) gehalten wird. Bei besserer Ausstattung kommt auf die geschnitzten Sparrenköpfe b Fig. 455. eine Hängeplatte und Sima, die aus einem Holzblocke ( a ) bestehen (Fig. 455) und welcher gleichzeitig die Rinne enthält. Sechstes Kapitel. Vielfach ordnet man noch unter den vorspringenden Sparren eine consolartige Unterstützung k (Fig. 456) an, welche lediglich den Fig. 456. Zweck hat, die Gesimshöhe zu vermehren. Die Drempelwandmaue- rung reicht entweder bis unter die Dachverschalung oder schließt mit der Sparrenunterkante ab, so daß ein besonderes Stirnbrett ( b ) zum Abschlusse des Bodenraumes erforderlich ist. Zur weiteren Ausschmückung wird der Sparrenkopf profilirt. Für die Construktion der hölzernen Hauptgesimse mit griechischen Formen ist maßgebend, ob die Sima (der Rinnleisten) gleichzeitig Rinne sein, oder ob eine besondere Rinne angeordnet werden soll. Im letzteren Falle ordnet man in 2 m Entfernung die Drempelstrebe c und die Zange d an (Fig. 457), welche in der Höhe der Hängeplatte an c und dem Drempelstiel b mit Bolzen ihren Halt bekommt. Die Zange d springt bis zur Hängeplatte vor und trägt den Knaggen f. Das Unterglied des Hauptgesimses wird in Putz gezogen, die Hänge- Die hölzernen Hauptgesimse. platte und Sima hingegen bestehen aus Brettern, welche theils stumpf, theils mit Spundung zusammenstoßen. Auch die Oberfläche des Gesimses besteht aus Brettern, die zum Schutze gegen die Nässe u. s. w. mit Zinkblech ( g ) abgedeckt wird. Fig. 457. Da die Rinne h schräg liegt, um das Ablaufen des Wassers zu gestatten, und die fallende Linie schlecht aussieht, versteckt das verti- cale Blech l die mit Gefälle versehene Rinne vollständig. In Fig. 458 hält die Zange z den Hauptgesimsbretterkasten, darüber liegt der Keil k , der die Abdeckung a und das Bortbrett b trägt; beide sind mit Zink belegt, welches bis unter die Rinne reicht. Den Sparrenkopf s fertigt man aus Gyps- oder Cementguß an und befestigt ihn mit Holzschrauben. Die Sima kann aus Zinkblech hergestellt werden und ist unten ausgelocht, damit das auf die Rinne fallende Regenwasser abtriefelt. Auf dem Gesimse steht eine Attika A , gegen welche sich die Dachrinne anlegt. Sechstes Kapitel. Für geneigte Hängeplatten und Sparrenköpfe wäre die Anord- nung in Fig. 459 anzuempfehlen. Der vordere Theil der Zange z Fig. 458. ist nach abwärts gerichtet, an ihm sind die Bretter der Hängeplatte befestigt. Die Sima besteht aus Holz oder Zinkguß. Eine Zink- blechrinne deckt die Oberfläche des Gesimses ab. Alle in Fig. 457—459 mitgetheilten Construktionen findet man in Berlin sehr häufig; in der Regel ist die Drempelwand nur eine Die hölzernen Hauptgesimse. ½ Ziegel vorgeblendete Riegelwand, wie wir solche bereits früher in Fig. 194 und 195 beschrieben haben. Fig. 459. Schließlich verweisen wir noch auf einige hölzerne Gesimse, die im 3. Bande dieses Werkes, Abschnitt „Dachbedeckungen“, Kapitel „Rinnen“ gegeben sind. Verzeichniß der im 1. Bande durch ganz besondere Umstände leider uncorrigirt gebliebenen Druckfehler ꝛc. Seite 1, Zeile 9 von oben anstatt er, lies: man. „ 10, „ 9 „ unten anstatt Hocke, lies: Hacke. „ 20, „ 6 „ „ anstatt 41 0 40 1 , lies: 35 0 16 1 . „ 32, „ 6 „ oben anstatt V = H sin α, lies: V = R sin α. „ 34, „ 16 „ „ lies: oder „ 34, „ 18 „ „ lies: „ 35, „ 5 „ „ anstatt lies: „ 36, „ 5 „ „ anstatt = 17 zm , lies: = 16 zm . „ 36, „ 7 „ unten anstatt lies: . „ 36, Zeile 5 von unten lies: . „ 36, Zeile 4 von unten anstatt b = 36 · 5/7 = 26 zm , lies: b = 45 · 5/7 = 32 zm . „ 37, Zeile 3 von oben anstatt Strebenschub O , lies: Strebenschub H. „ 38, „ 16 „ „ anstatt lies: Kilogr. „ 38, Zeile 18 von oben anstatt , lies: b = . Verzeichniß der Druckfehler. Seite 38, Zeile 19 von oben lies: „ 38, „ 1 „ unten anstatt , lies: „ 39, „ 9 „ oben anstatt , lies: „ 39, Zeile 10 von oben anstatt , lies: b = „ 39, Zeile 12 u. 14 von unten in den Formeln anstatt l 2 , lies: g 2 . „ 39, „ 10 von unten in der Formel anstatt 0,786, die Zahl 0,857 zu setzen. „ 45, Zeile 8 von unten, Seite 46, 5. Zeile von oben und Seite 47, 8 Zeile von oben anstatt 2,8 m , lies: 2,82 m . „ 46, Zeile 7 von unten in der Formel anstatt l lies: s. „ 47, „ 3 „ oben anstatt Breite = s , lies: Breite = w. „ 47, „ 6 „ „ in der Formel muß anstatt Ql heißen: Qg. „ 47, „ 9 „ „ lies: „ 48, Zeile 3 von unten anstatt rational, lies: rationell. „ 88, „ 1 „ oben muß hinter 1,072 Pl stehen: und wenn b = h „ 88, „ 9 „ „ anstatt , lies: „ 88, „ 16 „ „ anstatt = 616 Kilogr., lies: 560 Kilogr. „ 88, „ 19 „ „ anstatt Formel 4, lies: Formel 5 „ 88, „ 20 „ „ lies: . „ 88, „ 22 „ „ lies: b = 5/7 · 31 = 22 zm . „ 89, „ 16 „ „ und Seite 90, Zeile 4 von oben lies: v = ¼, anstatt v = ¼ L. „ 169, Zeile 8 von unten anstatt (0,30 zm ), lies: (0,30 m ). „ 294, „ 4 „ „ anstatt Firstspitze, lies: Fußspitze. Verzeichniß der Druckfehler. Seite 65 ist die Fig. 130 B falsch abgedruckt, sie muß so sein wie neben- stehend dargestellt: „ 89 ist Fig. 160 aus der 1. Auflage falsch abgedruckt, sie soll wie nebenstehend sein: Halle a/S. Druck von Otto Hendel.